TH D. H. HILL LIBRARY
NOBTH CROLINA4 STATE COLLEGE
SPECIAL COLLECTTS
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ENTOMOLO@ICAL COLLECTION
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taken from the Library
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| Johann Matthaͤus Bechſtein's
kurzgefaßte gemeinnuͤtzige
Naturgeſchichte
der Gewaͤchſe
Sn: und N
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Ein
Lehrbuch zum Unterricht
und
Hulfsmittel zum Gebrauch bey andern Wiſſenſchaften. |
Erfier Band. —
Mit zwep Kupfertafeln.
teipzig
bey Siegfried Leberecht Cruſius.
1796
n D——
Rurzgefaßte gemeinnüsige
Naturgeſchichte
sn und —
me
Säulen und vaͤuslichen Unterricht
‚von.
Sohann Matthäus Bechftein.
ENDE FT —
Erften Bandes erfte Abrheilung.
Sängethiere. Vogel. Amphibien. ;
Mir Kupfern.
ea}
Seipzig,
bey Siegfried Lebrecht Cruſius.
1792.
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ei Der
Durchlauchtigtten Fuͤrſtin und Fran
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Suliane
tegierenden Fürftin zu Schauenburg · Sppg
der Weifen und Verehrten
der —— und guͤtigſten Mutter Ihret Unterthanen
| der thätigften Befördererin |
alles | |
Wahren, Guten und Nuͤtzlichen
beſonders
Emehungsweſſe zu Schnepfensal
in tiefſter Verehrung gewidmes
dom
Verfaffer
N
N)
en
Borrede
N: Naturgeſchichte iſt jege in Deurfchland, ja faft
in ganz Europa ein Sieblingsftudium geworden —
und ich glaube, fie hätte es ſchon längft feyn follen,
wenn ivir bey der Cultur unfers Geiftes und Herzens
den natuͤrlichſten Gang haͤtten nehmen wollen; denn
nichts in, der Welt liege unferer Wißbegierde näher,
nichts iſt für uns als Menfchen, mit einem Körper
begabt, der fo mancherley Bedürfniffe fühle, von eie
nem bedeutendern Einfluffe, und nichts lehrt uns den
mächtigen, weifen und gütigen Weltſchoͤpfer beffer
fennen. Es muß daher Gottes Wille und eine unfes
ver vorzüglichen Beftimmungen feyn, ‚die Werfe der
Natur, vie bloß für ung in fo unzahlig ver⸗
ſchiedene Geſtalten gebracht, und mir fo unzaͤhlig
verſchiedenen Eigenfchafften ꝛc. begabt feyn koͤnnen, an
welchen wir nicht nur unſere Sinne zu uͤben und zu ver⸗
gnuͤgen, ſondern auch für Seele und Körper Nahrung
einzufammeln im Stande find, ganz und vollſtaͤndig
kennen zu lernen, wenn unſer Geiſt fuͤr dieſe Erde ſich
ſeine eigentliche und wahre Vollkommenheit verſchaf⸗
fen ſoll, wozu ohne Zweifel die Naturgeſchichte wer
\nigftens die Grundlage darbietet. Die Werke Gottes
find ja — fo wollte es der weife Schöpfer von je her
— die Pädagogen des Menfchengefihlechts, und mir
| De ihre
2 —— Vortede |
ähre Echüler; ſie ſind es, die unſer Empfinbungsver⸗
moͤgen entwickeln, unſerm Geiſte den Stoff zum Den“ - |
fen barbieten und feine fammtlichen Kräfte auf dies
fem Wege ausbilden, indem fi e zu gleicher Zeit un⸗
ſern Koͤrper beſchaͤfftigen und naͤhren. Wenn aber
dieſe Naturkunde im weiteſten Sinne unſer ganzes
koͤrperliches und denkendes Weſen nach und nad) ente
wickelt, und wenn wir durch die unaufhoͤrlichen Colli⸗
fionen mit Gegenſtaͤnden der Koͤrperwelt aus bloß em⸗
pfindenden, nach und nach denkende Weſen werden;
wie unſchaͤtzbar muß nicht auch Naturkunde im engern
wiſſenſchaftlichen Sinne ſeyn? Unſere philoſophiſchen
Syſteme wuͤrden, deucht mir, nicht fo lange von fo
viel. Irrthuͤmern, und unnügen Hppotbefenfram ges
wimmelt haben, wenn man für unfere Seele erft ein
Magazin von Vorftellungen und Begriffen gefammelt
hätte, die ihr vor den Augen und den übrigen Sinnen
Tagen, ehe man ihr etwas zu fpecufiren und zu abflras
hiren gab, zu einer Zeit, wo fi), wie man leider jege
nur gar zu deutlich einfi eht — noch gar nicht ſpecu⸗
lren noch abſtrahiren ließ. |
Anfangs gieng es der Naturgeſchichte, wie der
politifchen — man gab ſich mit ihr bloß zum Zeitver«
treibe ab, ſuchte, und fand in derfelben allerhand artie
ge, unterhaltende Anekdoten, und Alt und Jung hat⸗
gen eine angenehme Unterhaltung an ihr. Bald aber
bemerbte man, daß ſi e auch zu etwas Beſſern nuͤtze,
u
Vorrede vıx
daß in be allein der Grund ‚von dem zu ſuchen ſey,
was wir zu unſerer Nahrung, Nothdurft und Bea
quemlichkeit noͤthig Haben; man ſtudirte fie alſo, wie
billig, um den Werth der natürlichen Dinge, und ih—
> ren Nugen und Schaden, den fie in Hinfiht auf uns“
and aufs Ganze haben, zu erforfchen. Endlich fand
man auch) in ihr ein vortreffliches päbagogifches Huͤlfs⸗
mittel, die Kinder bis zu einem gemiffen Alter aufs
zweckmaͤßigſte und nüglichfte zu unterrichten, fie em⸗
pfinden zu lehren, ehe fie zum Denfen fähig waren,
durch fie Ihnen ein Magazin von Sachfenntniffen zu
verfchaffen, ehe fie ihr Gedaͤchtniß mit Symbolen ana
gefüllt hatten, fie zum Nachdenken über Urſach und
Wirkung zu bringen, fie beobachen, unterfcheiden und
unterſuchen zu lehren, und überhaupt fie auf ‚eine fols
che (anſchauende) Art zu unterhalten, die niche nur
ihrer Faſſungskraft am angemeffenften ift, fondern
. auch ihrem Geift und Herzen eine folhe Stimmung
giebt, daß fie ins Künftige fürs Wahre, Gurte und
Nügliche empfänglicher, und er Irrige und Boͤſe
verwahrlicher werden:
Der Pädagoge follte — die Kunſt verſte⸗
hen, dieſe dreyfache Kückficht der Anwendbarkeit na⸗
turhiſtoriſcher Kenntniſſe mit einander zu verbinden,
wenn Naturgeſchichte uͤberhaupt, und insbeſondere in
den fruͤhern Jugendjahren das wirken foll, mas ſie ih—
rer Beſtimmung nach wirken kann. In Schnepfe⸗
thal
vırı Vorrede.
thal ſuchen wir, ſo viel an uns iſt, dieſen Beruf zu
erfüllen, zeigen nicht nur unfern Zöglingen bie Ans,
nebmlichkeiten von Gottes ſchoͤnen Werken, fondern |
auch ihre große Nutzbarkeit fürs Ganze und Einzelne,
und verfhaffen dadurch den kleinern (denn dieß iſt ihr
erſter Unterricht, den fie erhalten) von den Naturpro⸗
ducten, die um uns ber gefnnden werden, eine Menge
anfchaulicher Begriffe, die ihnen nicht nur für die Zus >
kunft ihres Werths halber nüglich, werden, fondern
auch jetzt ſchon ihre Sinnen und ihr Beobachtungs⸗ und
Urtheilungsvermögen unterhalten, üben und fchärfen,
Wenn man des Guten nicht zu viel thun kann,
ſo hoffe ich, daß auch dieſer Verſuch einer Schul—
und Samilien-Naturgefchichte Sefer und Beyfall fin»
ven fol. Wir haben zwar jchon viele Anleitungen
für Kinder und Schüler zur Erlangung Naturhiftos
riſcher Kenntniſſe, Werfe von einem Goeze, Ebert,
Funk, Raff u. a. m., die alle auf Verbreitung dies
fer nöthigen Biffenfchaft binzielen, ich felbft ſuche |
diefelbe in meiner. gemeinnuͤtzigen Naturgeſchichte
Deutſchlands zu verbreiten; allein jene, ſo wie dieſe,
ſind Buͤcher, die einen andern Plan, und mithin auch
einen andern Zweck haben, und die, wenn mich mein
Selbſtgefuͤhl nicht taͤuſcht, dieſe meine jetzige Arbeit
keinesweges uͤberfluͤſſig machen, |
Ich denfe mir nämlich zwey Curfus des
Naturhiſtoriſchen —J9— einen ſollten ei—
. ‚genta
Vorreden 1x
gentlich alle nur einigermaßen eultivirte Menſchen,
des maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts mit machen,
und auf dieſen will ich durch gegenwaͤrtige Schrift zu
leiten ſuchen; der andere aber ſcheint mir nur fuͤr
diejenigen nothwendig, welche Berufs halber Natur—
geſchichte ſtudieren muͤſſen und hierzu rechne ich Theo—⸗
loͤgen, Mediciner, Oekonomen, Forſtmaͤnner und in
gewiſſen Verſtande auch Kaufleute*) und auf dieſen
denke ich durch mein groͤßeres Werk zu fuͤhren. Fuͤr
beyde Curſus ſellen dieſe Bücher nicht fo wohl den
Lehrlingen als vielmehr denLehrern ſelbſt nüglich werden.
Sch will meinen Plan in möglichfier Kürze et⸗
was näher beleuchten.
Erftlich alfo das Vorzüglichfte über den erſten
Curſus oder den Zweck und die Behandlung diefer
vorliegenden Furzgefaßten Naturgefchichte.
Vom fünften bis zum fechzehnsen Jahre beduͤrfen
Kinder oder Schüler aus der Naturgeſchichte
1) anfchauende Kenntniffe. Leber vie Noch:
wendigkeit derfelben, habe ich nicht nöthig, mich bier
weiter auszulaffen, da fie faft allgemein eingefehen
wird. Diefe anfchauende Kenntniſſe erhalten fie am
beften und natürlichften durch Naturalien, die ſich um
fie befinden, alfo vorzüglich durch inlaͤndiſche. Der
Lehrer zeigt ihnen daher bald eine Pflanze, bald ein
: dk, „ar. Ihier
) Von denjenigen Perfonen nämlich rede ich hier nicht,
die einen oder den andern Theil der Naturgeſchichte
aus Neigung oder ex profellu treiben muͤſſen.
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we Borrde
hier, bald ein Mineral vor, giebt ihnen Anleitung.
diefe Dinge zu befehreiben, ihre Unterfcheidungsmerf-
male aufzufuchen, und Lehre fie in ver Kürze das Haupt⸗
fühlihfte von ihrer Entftehung, Nutzen, Schaden
und von ihren merfrürdigen Eigenfehaften. Hierzu
iſt allerdings eine fuftematifche genaue Eintheilung
ber Naturalien noͤthig, nicht nur um Weitlaͤuftigkei·
een, Verwirrungen und unnuͤtzen Wiederholungen auss
zumeichen, fondern auch Lehrer und Zöglinge ohne
viele Mühe die Naturalien felbft auffinden zu lehren,
und legtere befonders, von Jugend auf an Ordnung
im Denfen und Handeln zu gewöhnen, und ihnen
hierdurch auf die angenebmfte und leichteſte Art eine
natürliche Logik beyzubringen. Man hat es immer
ber foftematifchen Naturgeſchichte vorgeworfen, daß
fie nicht fuͤr die frühern Jugendjahre paſſe, weil fie
den Rindern die Naturgeſchichte, anſtatt fie ihnen un«
terhaltenb und leicht zu machen, vielmehr ſchwer und
laͤſtig mache. Dieß wird aber fein Pädagoge mit
Grund behaupten Fönnen, der fein Gefchäft einigera
maßen verftehe. Ich glaube mit Zug und Neche
Bier eine Auctorität entgegen fegen zu fönnen, die auf
einer Erfahrung beruht, welche ich num ſchon feit 8
Jahren als Lehrer der Naturgefchichte zu Schnepfens
ehal gemacht habe. Hier fernen nicht nur unfere
Zöglinge von fieben bis. neun jahren die ganze Claffi-
Acation der drey Neturreiche, ſondern ſind auch
one
—
Vorrede. xg
dadurch ſchon in den Stand gefegt, jeden natürlichen,
Körper, der ihnen auf Spaziergängen oder fonft aufe
ſtoͤßt, zu ordnen, und dieß verſchafft ihnen denn Fein
‚geringes Vergnügen, und ift für die Folge von gros
fer Wichtigkeit. Freylich koſtet es Eltern und Leh⸗
gern, die in frühern Jahren nicht den gehörigen na⸗
£urhiftorifchen Unterricht genoffen haben, einige Mühe,
nad) diefer Methode zu lehren, da es viel leichter iſt,
i ärgend ein unterhaltendes naturbiftorifches Leſebuch
aufzuſchlagen, und dem Kinde daraus etwas ange⸗
nehmes vorzuleſen oder vorleſen zu laſſen. Allein
alsdann bat auch die Naturgeſchichte nicht DB
wohlthaͤtige Wirkung auf den Schüler, ſondern una
terhaͤlt nur auf eine angenehme Art, etwa wie ein
Seenmärchen oder ein Kapitel aus Siegfried von fine
denberg. Wer ſich eine Eleine Mühe nicht verbrießen .
laͤßt, der wird es aud) hierin noch zu der nöchigen
Sertigfeie bringen, Ich babe alles hierzu Noͤthige
‚in meinem Buche fo deuclich als möglich auseinander
gefeßt, habe bie Kennzeichen der Elaffen, Ord⸗
nungen, Oattungen und Arten beſtimmt angeges
ben, babe befonders die Unterfcheitungsmerfmale der
beyden letztern mit größern Lettern drucken laffen, weil -
in der beſtimmten Angabe verfelben für denjenigen,
der felbft unterfuchen, mit feinen Schülern die Natur
ſelbſt ftudiren will, alein.die Huͤlfsmittel liegen, durch
welche er auf die leichtefte Ars einen natürlichen Koͤr⸗
er." per
Kir, : Borrede |
per von dem andern unterfeheiden und alfo denfelben
in der Natur felbft auffinden Fann, Derjenige Sch»
ver alfo, welcher noch gar nichts von Naturgefchiehte
weiß, muß fich vorzüglich mit den Charakteren der
Elafien und Ordnungen befanne machen, damit
er bey Erblidung eines Thiers fo gleich wife, ob es
3. B. ein Säugetbier, und unter diefen ein Nagethier,
Raubthier ꝛc. ſey. Dann, wann er dieſe inne hat,
muß er die Kennzeichen der Gattungen ſtudiren; und
iſt er mit dieſen aufs Reine, fo wird es ihm auch ge⸗
wiß nicht ſchwer werden, jeden vorkommenden natürs
lichen Koͤrper wenigſtens im Thierreiche von den Ord⸗
nungen der Saͤugethiere, Vögel, Amphibien und Fi»
fche aufzufinden. Ich babe mich auch überdieß bes
muͤht, immer den Ort und die Zeit genau anzugeben, _
kann und wo die Naturproducte anzutreffen find, fo
dag auch) hierdurch dem Selbftfucher und Forfcher feis
ne Arbeic erleichtert wird. Kupfer thun meiner Ein⸗
ficht nad) zur Beförderung anfchauender- Kenntniſſe
Das nicht, mas die Naturproducte felbft hun, zu ge⸗
ſchweigen, daß fie auch als Foftfpielig nur von weni⸗
gen angefchaffe und benuge werden koͤnnen. In der
Inſectologie, Helmintholegie und Botanik hat man
freylich mit mehrern und groͤßern Schwierigkeiten zu
kaͤmpfen, und nur der anhaltendſte Fleiß kann hier
den Lehrer in den Stand ſetzen, die Naturproducte
wor aufzufinden und zu beſtimmen. Allein auch
dieſe
Porrede Oo xıık
diefe Schwierigkeitrn find in neuern Zeiten zum Theil
glücklich gehoben. Man hat mwohlfeile und gute Miero«
fcope*), wohin ic) in gewiſſerRuͤckſicht die Junkeriſchen
rechne, und ver befannte und gründliche Inſectologe
‚Here Notarius Hübner zu Halle, der fic) durch feine
Faufbaren Inſectenſammlungen ſchon fo gemeinnuͤtzig
gezeigt hat, wird ſich gewiß zum Beſten der guten Sache
auch bereit finden laſſen, ſeine Kabinette nach dieſem
Lehrbuche zu ordnen und einzurichten, Zur Erleichterung
der botanischen Kenneniffe Fann man von dem verdien:
ten Heren Paftor Heim zu Gumpelftadt im Meinun⸗
gifchen und Herrn Botanicus Biber zu Gorba Herz
barien erhalten, wovon fid) Die des erftern an Genaus
igkeit fo fehr auszeichnen, als man es nur von Ra
fen diefer Art verlangen kann.
Weiter ift zur Beförderung der anfchauenden
Kenntniffe eine fo viel als möglich genaue Befchreis
bung des Gegenftandes, den man vor ſich bat, noͤ—
thig. Hierzu wird Kenneniß der naturhiftorifchen
Terminologie erfordert, wenn wir nicht über lang oder
kurz in ein Gewirre gerathen wollen, welches nur mit
vieler Mühe und zulege gar nicht mehr wird geloͤſt
werden koͤnnen, wie es faſt den Anſchein hat, wenn
fh jeder fuͤr befugt hält, naturhiſtoriſche Gegenftäns
de
* Herr Univerſitaͤts Optifus Hofmann in Leipzig,
deſſen Microfcope allgemein gefchägt werden, würde
ſich ein großes Verdienft um die Naturgeſchichte erwer⸗
’ ben, wenn er durch leichtere Zufammenferung Lehrern
und Schülern wohlfeilere Misrofeope verſchaffte.
J Vovrede. —
de zu befehreiben, der doch Eaum das AB T von Re
turgefhichte, gefchweige die beſtimmte fefigefegte
Sprache verfelben verfteht. Ich babe diefe Termine»
logie in der Einleitung zu jeder Claſſe, jo weit es ge=
genwärtiger Zweck erforbert, aufs vollftändigfte anges
geben, auch bey jeder Ordnung ein Mufter beyge«
fegt, tie und in welcher Folge man den Zögling die
Deichreibung der Naturalien felbft machen laffen und
ihm nur nachhelfen muß *), wenn anders Naturge⸗
fchichte feinen Beobachtungsgeift ſchaͤrfen fol. Da
wo die Terminologie zu verwicelt if. und durch Wor⸗
te nicht deuslic) genug. gemacht werden Fann, habe
ich auch für Abbildungen geforgt, daher findet mau
auf der erfien Kupfertafel den Stieglis abgebildet, an
welchem alle die verſchiedenen Gegenden bes Körpers
angezeigt find, eben fo auf der zweyten den. Maifäfer -
u. ſ. w. Wenn ber Schüler mit der Befchreibung
des natürlichen Körpers fertig ift, fo folgen dann die.
\ 2. uͤbris
*) Man ſehe die Beyſpiele vom Zund S. 67. Stieg⸗
litz S. 516. Maikaͤfer ꝛc. Wer mehrere derſelben
ſucht, der findet ſie in den gemeinnuͤtzigen Spw
ziergaͤngen, welche ich mit dem verdienſtvollen Herrn
Rath Andre“ zu Gotha in der Braunſchweigiſchen
Schulbuchhandlung herausgebe, und wovon jetzt der
vierte Jahrgang unter der Preſſe iſt. In dieſen wird
nicht nur Naturgeſchichte, ſondern das ganze Gebiet
anſchauender Kenntniſſe, Gewerbe, Haus: und Land⸗
wirthſchaft aufs forgfältigfte abgehandelt. Auch im
"meiner gemeinnügigen Naturgeſchichte Deut ſch⸗
lands findet man die genaueſten Beſchreibungen der
Deutſchen Naturalien.
Vorrede. xvx
‚übrigen Eigenſchafften deſſelben, die er entweder an
demſelben ſchon ſelbſt beobachtet hat, oder die man dem
Gegenſtande anſehen kann, und zuletzt ſetzt der
lehrer aus dem Buche auf eine angenehme und un«
terhaltende Art den Werth, den er auf das Ganze
und den nuͤtzlichen ober ſchaͤdlichen Einfluß, den er
fuͤr den cultivirten Menſchen bat, hinzu. Dieſe gans
ze Geſchichte muß alsdann von denjenigen Kindern,
die fchreiben fünnen, in einem eigenen Buche (Tages
buche) aufgelegt und” dadurch wiederholt werben, da
man freilid) nach den verfchiedenen Graden ver Faͤhig⸗
feiten und Sabre auch mehr oder weniger verlangen
kann, Dieß giebe auch Gelegenheit die Kinder im
Stil und der Orthographie gelegentlich zuüben. Von
Kindern von fünf bis ſechs Jahren laͤßt man ſich auch
wohl über ven vorgezeigten Gegenftand etwas in die
Feder dictiren, um fie ſchon früh zu gewöhnen ihre
Gedanken gehörig zu ordnen und auszudräden.
Nicht allein aber. fuche ich durch diefe Narurge
fehichte die fü nörhigen anfchauenden — zu Deg
fördern, fondern auch \
2) den Werth kennen zu (ehren, den di Nas
turalien für die ganze Haushaltung Gottes auf
Erden, und befonders fuͤr ung, unfere Nothdurft,
Bequemlichkeit ꝛtc. und die Wiffenfchaften überhaups
baben; daher habe ich zugleich mit dem Intereſſ⸗ ana
ten der inlaͤndiſchen Naturgeſchichte auch alles Nuͤtz⸗
(ne
xvı - Berrede
liche ver ausländifchen verbunden. Man wird da⸗
Ber nicht leicht ein Maturprodukt ausgelaffen finden,
. das nur irgend in merfantilifcher, technologifcher,
geographifcher, hiftorifcher, phrlologifcher une
bibliſcher Hinſicht oder auf fonft eine Art für ung
merkwuͤrdig wäre *). Hierdurch wird dieſe Wiſſen⸗
ſchafft erſt anziehend, und praktiſch fuͤr den kuͤnftigen
Gelehrten und Geſchaͤfftsmann, und verbindet ſich
mit andern nuͤtzlichen Wiſſenſchafften. Vorzuͤglich
nuͤtzlich wird fie in der Geographie und Technolo⸗
gie, wo man, meiner Meinung nad), die Produfre
nicht weitlaͤuftig befchreiben, fondern als befchrieben
voraus feßen follte; denn eigentliche Befchreibung der
Producte darf, wenn wir nicht unnuͤtze Wiederholung
und Verwirrung in Die Wiſſenſchafften bringen wollen,
weder das Geſchaͤffte des Geographen noch Technologen
ſeyn, ſondern bey jenem nur Angabe des Werths
derſelben in jedem Sande, und bey diefem bloß Bear⸗
beitung, ſonſt gerathen beyde in ein fremdes Feld,
deſſen Bebauung dem Maturforfcher mit Recht nur
allein zugeftanden werden muß, und, deffen Fruͤchte jene
von dieſem ſich nur zu Nutze machen duͤrfen. Wuͤrde
man es denn der Naturgeſchichte verzeihen, wenn
he bey Bahr der Produfte fi) auch zugleich
über
4) Daher laͤßt ſich aber auch, wenn man anders gruͤnd⸗
lich und planmäßig zu Werke gehen will, das Ganze
nicht in einen maßigen Octavband zufammen preilen;
‚wie RUN wohl glauben möchte, Pi:
\
DBorrede yxx
uͤher ihre merkantiliſche Ruͤckſichten und ihre Bearbeia
tung ausbreitete? Die Mühe, welche ich mir zue
Seftfegung einer paffenden und annehmlichen deut⸗
fchen Nomenklatur „auch in diefem Buche, fo wie
in meinen übrigen Schriften gegeben babe, foll, hof—
fe ich, auch ein willkommnes Huͤlfsmittel für Geogras
phen und Technologen feyn, ihre Produkte fo gleich
"durch einen einzigen allgemein geltenden Namen
kenntlich zu machen. “ |
Zu diefem erften und allgemeinen Curſus
der Naturgefchichte iſt nun diefer Werfuch das Hands
buch für den Lehrer — denn der Schuler bedarf im
Grunde feines $eitfadens, befonders wenn man, mie
es wohl mehrentheils der Fall iſt, die natuͤrlichen Rör«
per mit denſelben durchgehen muß, fo wie fich gerade
Zeit und Gelegenheit darbieren, und noch Feine. volla
fändige Naturalienſammlung befißt, durch welche
man in den Stand gefegt wäre, das Buch nad) ver
Drönung abzuhandeln. Der Echüler verferfige fich
alsdann feine eigene Naturgeſchichte, indem er dasje⸗
nige, was er in den fectionen gehört bat, zu einer
Dazu feſtgeſetzten Zeit ſorgfaͤltig aufzeichnet *). Soll⸗
se * vo gi und da ein geitfaden nörbig jcheinen,
p
*) So haben wir zu keiner Wiſſenſchafft in Schnepfen⸗
thal ein Lehrbuch, das bie Zoͤglinge in die Hände bes
kaͤmen, fondern fie zeichnen fich in den Lehrſtunden
dasjenige, was fie nicht behalten zu können glauben, :
auf, and asbeisen dann Or Leerign in eigenen dazu Des
ffimm
AUISE Vorrede.
ſo kann ihn ja der Lehrer leicht ſelbſt mit ein Paar
Worten ohne ı vielen Zeitverluſt i in die Feder dictiren.
Hierzu rechne ich die Kennzeichen der Caſſen, Ord⸗
nungen und Gattungen und bie größer gedruckten Un:
terfcheidungsmerfmale der Arten.
Fuͤr diejenigen, „denen, eine genauere Bekannt-
ſchaft mie der Naturgeſchichte berufshalber nochwenz
dig wird, als Aerzten, Technologen, Forſtmaͤnnern,
Oekonomen ꝛc. auch für die Schuͤler der obern Claſſe
und fuͤr Zuhoͤrer auf Academien, welche einen tiefern
Blick in den Zuſammenhang der natürlichen. Dinge,
in die große und weife Haushaltung Gottes hun wol⸗
len, beſtimme ich dieſes Werk als Leitfaden, wozn
mein groͤßeres, die gemeinnuͤtzige Naturgeſchichte
Deutfchlands, deffen dritter Band jeßt ‚unter, der .
Preſſe ift, den Eommentar für den sehrer abgeben
Fan. Und dieß machte denn nach meiner Idee den
zweyten Curſus des naturhiſtoriſchen Unterrichts
aus. Damit alsdann der Lehrer auch die Geſchichte
der auslaͤndiſchen Naturproducte erhalte, ſo werde ich
mit eben der Ausfuͤhrlichteit und eben dem Plane,
nach welcher meine gemeinnuͤtzige Naturgeſchichte
‚N Deutfih-
ftimmten Arbeitsſtunden aus. Außer vielen andern
Vortheilen bekommt auch dadurch der Lehrer einen ſi⸗
chern Maasftab; nach tyelchem er Fleiß und Aufmerb
ſamkeit des Schuͤlers beurtheilen kann. Nur denje⸗
nigen werden die Lehrbuͤcher verſtattet, die den Curſus
ſchon geendigt haben; um das Gehoͤrte theils zu wie⸗
derholen. theils in der Wiſſenſchaſft fuͤr ſich weiter fort
gl
— Borrede — JJ
Deutſchlands ausgearbeitet iſt, auch eine e gemein⸗
nuͤtzige Naturgeſchichte des Auslandes, welche
alle intereſſante Gegenſtaͤnde außer Deutſchland ent⸗
halten ſoll, aus den beſten ‚und reinſten Quellen liefern,
Hierdurd) hoffe ich dem weniger beguͤterten Siebe
baber der Naturgeſchichte zwey Bücher in die Haͤn—
de zu geben, (dieſe Eurzgefaßte und jene vollftändigere
gemeinnuͤtzige Naturgefchichte), welche ihm nicht nur
‚alle die theuern Werfe in diefer Wiffenfchaft entbehr-
lich machen, ſondern auch in alle dem Gnuͤge thun, |
was für denjenigen zu wiffen nöthig ift, welcher fein _
Naturforſcher von Profefjion werden till.
| Man kann dieſe kur zgefaßte Nacturgeſchichte
theils als Auszug theils als — meines groͤ⸗
ßern Werks betrachten.
Bey der Bearbeitung derfelben habe ich alfo
nicht nur meine eigenen Beobachtungen und Erfah:
rungen, fondern auch die Werfe eines Blumenbachs,
Goeze, Funks, Borfhaufens, Leske u: a, m. benutzt,
und ich fehmeichle mir, daß ſich meine Arbeit auch da⸗
durch vorzüglich empfehlen ſoll, daß fie nicht nur das
gemeinnügigfte enehält, und von allen naturhiſtoriſchen
Fabeln und Mährchen gereinigt, fondern daß fie auch
durch eine achtjährige Selbfterfahrung in Schnepfen⸗
thal ausfuͤhrbar und bewährt gefunden worden iſt.
Fuͤr diejenigen, welche das ganze bearbeitete
Feld der a überfehen möchten, babe ich °
nicht
X
Sn
xx Vorreder
nicht nur alle Arten ſorgfaͤltig auſezahlt ſondern ai
die Namen derjenigen Gattungen angegeben, von deren
Arten ich nach den oben angegebenen Rubriken nichts
intereſſantes zu ſagen wußte; vielleicht daß ich alſo
durch dieſes Buch den Kern der ganzen —
ſchichte geliefert hätte. '
Oohngeachtet es eben nicht mein Plan erheifchte,
naturhiſtoriſche Neuigkeiten vorzulegen, fo ſchmeichele
ich mir doch, daß der Kenner bie und da auf neue
Bemerkungen, Zufäge, Berichtigungen u, d. g. ſtoßen
foll, die er in andern Schulbuͤchern vergeblich fuchen
wird. Eben fo, hoffe ich, wird er finden, daß ih mir _
alle Mühe gegeben babe, diefes Schul- und Familien«
buch feiner Vollkommenheit fo nahe als möglich zu
bringen, ob ich es gleich für weiternichts als für einen
Verſuch ausgebe, der aber mit der Zeit, wenn er
Beyfall finder, ſich jener — — gewiß i im⸗
mer mehr naͤhern ſoll.
Endlich wuͤnſche ich noch, daß auch diefe Arbeit
viel Mugen fliften und vorzüglic eine vernünftige
Verehrung des weifen und gürigen — *— er
fhönen Natur DapIEDEnN Mine:
Schnepfenthal
den 7ten Junius 1792»
J. M. Vechflein.
—
Einleitung
in die
Naturgeſchichte.
J
Bechſteins rurzgef 120 ®. 12%. 4 _
MER ie
“
* ·—.
was. Zur —
a \
— [© 9 ————
Einleitung in die Naturgeſchichte.
Das erfte Kapitel,
Von der Naturgefhichte Überhaupt
Man verfteht unter Naturgeſchichte diejenige Wiſ⸗
fenſchafft, die uns die Naturalien in einer gewiſſen
Dronung Fennen lehrte, Das Wort Natur wird
aber bier nicht in dem allgemeinen Sinne genommen,
in welchem es alle erfchaffene Dinge, einfache und zu⸗
fammengefegte, Elemente, Geijter, Welt und Erd-
förper bedeuter, fondern in dem eingefchränftern, in.
welchem es nur diejenigen Körper unfers Erdballs be=
zeichnet, ' die fich auf oder unter der Oberfläche deffelz
ben befinden. Unter Naturalien (natürlichen Köre
pern, Naturprodukten) begreife man alle Körper un«
ferer Erde, die der Menſch durch feinen Kunſtfleiß
noch nicht zu feinem öfonomifchen Gebrauche verän-
dert bat, und unterfcheider fie Dadurch von denjenigen
Körpern, die a aa rg (Eünftliche oder
2 Dur
D. H. HILL LIBRARY,
North Carolina State College
4 Einleitung.
durch Kunſt verfertigte Kunſtprodukte) nennt, zu des
nen fie den Grundftoff leihen, und welche einen Ge-
genftand der verfchiedenen Künfte und Handwerfe aus-
machen, Hiernach machen alfo diejenigen Körper,
welche der bloße Zufall formt und abändert, wie 5.
DB. eine abgedruckte Mufchel in einem Kalffteine, und
diejenigen, welche die" Kunſt der Thiere zur Befoͤrde⸗
rung eines ober des andern ihrer Beduͤrfniſſe umbil⸗
det, wie 3. x ein? Vogelneſt, noch mit Recht An⸗
foruch auf den Namen der Naturalien. Ausgefchlofe
fen aber werden noch der Aether, die Luft, das Feuer
and Waſſer, weil dieſe Körper theils als Beſtand⸗
theile, theils als Sammelplaͤtze und Behaͤlter der
Naturalien angeſehen werden muͤſſen.
Die gewiſſen einfachen Beſtandtheile der na⸗
tuͤrlichen Körper (die fogenannten Elemente) find
Erde, Waffer, und ein brennbares Weſen Geuerſtoff,
Phlogiſton); denn ob man die Luft als einen eigenen
Beſtandtheil anſehen dürfe, ift noch zmeifelhaft, da
ſie mehr aus den feinſten in Daͤmpfe aufgeloͤßten Thei⸗
len zu beſtehen ſcheint. Die verſchiedene Zuſammen⸗
ſetzung und Miſchung dieſer Beſtandtheile erzeugen
die mancherley Naturprodukte, und machen dieſelben
bald zu einem Thier, bald zu einer Pflanze, und bald
zu einem Mineral; bald zu Fleiſch, bald zu Holz und
bald zu Stein; und die natürlichen Körper werden
in dieſer Hinfiche feft genennt, wenn fie aus mehr
erdigen ‘als mäfferigen Grundftoffe beftehen, und
flüßig, wenn das Verhaͤltniß umgekehrt iſt.
Dieſe natuͤrlichen Koͤrper nun lehrt uns die Na⸗
turgeſchichte kennen, d. h. fie giebt uns die Kennzei⸗
chen an die Hand, wodurch fi) einer von den andern
——— beſtimmt die Art und Weile, mie einer
mit
-
Von der Eintheilung der Naturalien, 5
mit dem andern verbunden iſt, unterrichter ung von
ihren Eigenfchafften, von ihrer Entftehung, Fort—
dauer. und Zerftöhrung, von ihrem Nugen und Scha-
den u. ſ. w.; und. dieß thut fie in einer gewiſſen
Drdnung, weil ohne Ordnung Feine Meberficht der
großen Menge diefer Dinge ftatehaben kann, fondern
vielmehr Verwirrungen und Wiederholungen unver⸗
meidlich werden.
! j y
Das zweyte Kapitel.
BVon der Eintheilung der Naturaliew.
Beym erſten Anblick der verſchiedenen Naturalien
bemerkt man ſogleich in Anſehung ihrer Entſtehung,
ihrer Structur und ihres Wachsthums zwey
Hauptverſchiedenheiten. Einige naͤmlich erhalten
ihr Daſeyn von andern Körpern ihrer Art, fo wie
diefe feit der Schöpfung von ihnen gleichen Körpern
abftammen. Sie haben 2) viele Organe, d. h.
röhrenförmige, in eine beftimmte Ordnung geftellte,
Gefäße, durch welche fich gewiſſe Flüffigkeiten, die
von außen in den Körper dringen, bewegen, und ihnen,
ihre Ernährung, Wachsthum und Erhaltung von
innen befördern. Andere hingegen eneftehen und
nähren, oder eigentlicher zu reden, vergrößern fich
nur durch Anhaͤufung und Werbindung mehrerer
gleichartigen Theile yon außen, Man findet daher
auc) Feine Organe, noch vielweniger aber ven Fünfte
lichen, zufammengefegten Körperbau bey ihnen, den
‘ man bey jenen antrifft. Jene natürliche Körper
nennt man daher organiſirt (Thiere und Pflanzen),
und diefe unorganifirt —— Jene heißen
3 au
ö Einleitung.
auch lebendig, weil die Bewegungsfaͤhigkeit eines
Körpers, die ihren Grund in den innern Bau deſſel⸗
ben hat, von den Noturforſchern Leben genannt
wird, und dieſe im Gegentheil todt (leblos).
Ferner findet man auch wieder unter den orga⸗
niſirten Kötpern eine große Verſchiedenheit, die
theils auf der Art, wie ſie ihre Nahrungsmittel zu
ſich nehmen, theils auf der Art, wie ſie ſich bewegen,
beruht. Die einen naͤhren ſich bloß von ſehr einfachen
fluͤßigen Theilen, und haben, um dieſelben einzufau=
gen, viele Werkzeuge; die andern hingegen naͤhren
fich neben den verſchiedenen fluͤßigen auch noch von
verſchiedenen feſten Theilen, und nehmen dieſe dur
eine einfache, aber im Verhaͤltniß weit größere Oeff⸗
nung zu ſich. Die Nahrungsmittel, welche jenen
zukommen, leiden innerhalb des Koͤrpers faſt keine
Veraͤnderung, ſondern naͤhren ſo zu ſagen als ro—
her Stoff; dahingegen diejenigen, welche dieſe zu ſich
nehmen, ſich noch in verſchiedenen Gefaͤßen vielen
Veraͤnderungen unterwerfen muͤſſen, ehe ſie die be—
zielte Ernaͤhrung bewirken koͤnnen. Dieſe letztern
haben außerdem noch die Faͤhigkeit der willkuͤhrli⸗
chen Bewegung ihrer Gliedmaßen durch eigene Kraft
und eigenen Antrieb, dahingegen bey jenen nur eine me⸗
chaniſche Bewegung, d. i. durch eine fremde Kraft von
außen und Bewegung der fluͤßigen Theile innerhalb
den feften State findet. 1 |
Nach diefen Worausfegungen ift man nun fchon
im Stande, die natürlichen Körper in drey Abthei⸗
lungen zu bringen, in das Thierreich, Pflanzen:
reich und Mineralreich.
!
ae
r
[ —9—
Von der Eintheilung der Naturalien. 7
Das Thierreich ) begreift hiernach alle
organ irte Körperin fich, die wilkührliche Bewegung
befigen, | und ihre verfchiedenen Nahrıdugsmittel durch
eine Deffnung, den Mund, zu fi nehmen. Man
lerne diefes Reich in der Zoologie 9) Fennen.
2) Das Pflanzenreich *) enchält zwar eben=
falls organifirte Körper; es fehle ihnen aber die wills
kuͤhrliche Bewegung gänzlich, und ſtatt derſelben ha—
ben ſie nur eine mechaniſche; auch nehmen ſie ihren
Nahrungsſaft durch viele Oeffnungen, die Wurzeln,
und nicht durch eine einfache zufih. Die Botanik )
iſt die Wiſſenſchafft von der Kenntniß der Pflanzen
oder Vegetabilien. |
3) Das Mineralreich endlich umfaßt alle
unorganiſirte Koͤrper, die bloß dadurch entſtehen, daß
einfache Theile von außen ſich anſetzen, und mit ein-
ander verbinden, Wir lernen fie in der Mineralo⸗
gie⸗ ) kennen.
Zur Eintheilung oder Claſſifikation der Na⸗
turalien gehoͤren ferner folgende Begriffe.
Man nennt nämlich in der Naturgeſchichte eis
nen jeden natürlichen Körper ein einzelnes Ding 9
Wenn mehrere folcher einzelnen Dinge i in ihren we=
fentlichen Eigenfchafttenund Theilen eine große Aehn—
lichfeit mit einander haben, ſo rechnet man fie zu ei⸗
ner Art ). Kommen mehrere Arten in gewiffen
Haupteigenſchafften mit einander überein, fo machen
44 ‚fie ;
a) Reenum animale. b) Zoologia.
c) Regnum wegetabile, d) Botanica.
e) Regnum minerale, F) Mineralogia,
‚g) Individuum, ) Species,
8 Einleitung.
fie eine Gattung ’) gus. Mehrere ähnliche Gat-
‚tungen geben eine Ordnung ), und mehrere ähn-
liche Ordnungen eine Elaffe ). Findet es fich zu=
meilen, daß die Drönungen zu weitläuftig werden, fo
zertheile man fie in Abfchnitte ”), und find die Arten
einer Gattung zu zahlreich, fo fondert man fiein Kar
milien ”) ab. So ift z. D. die Gattung der Mäufe
and Gärfe zu weitläuftig, und wird daber in Fami-
lien abgerheilt. Finden fich aud) unter den Arten ein-
zelne Körper, die eine große Veränderung doch nur
in ihren zufälligen Eigenfcyafften erlitten haben, wo⸗
durch fie von ihrer Art gar merklich abweichen, fo
nennt man fie Spielarten (Abanderungen, Warietä- |
ten), So find 5. B. Die weiße Hausmaus und der
meiße Sperling Spielarten u...
- Diefe Eintheilung der natürlichen Körper nach
ben angeführten Stufen, die man ſich durch die Ord⸗
nung beym Soldatenftande deutlich machen kann,
wo nämlich die Armee die Elaffe, die Brigade die
Ordnung, das Regiment die Gattung, die Compag⸗
nie die Art, und jeder Soldat ein Individuum vors
vorftellt, heiße ein Syſtem ?). Die Einrichtung eis
nes folchen Syſtems hängt von ben Kennzeichen )
ab, die man bey Beſtimmung der Elaffen, Ordnun⸗
gen, Gattungen und Arten zum runde legt, Durch
Diefe wird man in ben Stand gefeßt, jedes Naturpro⸗
dukt von allen andern mit Seichtigfeit und Gewißheit
zu unterſcheiden. —
Da
N Genus, k) Ordo.
D Clafüs. m) Sedtiones.
#) Familiae, J 0) Varietates.
?) Syſtema. Characteres.
- Bon der Eintheilung der Naturalien. 9
Da diefe Kennzeichen gewiß ſeyn müffen, fo
werden fie von folchen Eigenfchafften der natürlichen
Körper bergenommen, die ihnen mefentlich find,
d. b. ihnen jederzeit und unser allen Umftänden zu⸗
fommen.
Sie dienen aber theils zur Eintheilung, theils
zur Erkennung der Maturalien, und es giebt daher
befondere Eintheilungs + und befondere Erfene
nungszeichen. Da nun das Wefen der Thiere und
Pflanzen in ihrer. Organifation und der Bildung des
- Körpers befteht, fo werden die Eincheilungszeichen
von dem Bau der mwefentlichften meiftens innern
Theile (f. Elaffen und Ordnungen), und die Erfen«
. nungszeichen von der Außern Beſchaffenheit ihrer
Theile bergenommen (f. Gattungen und Arten). Beil
ferner das Weſen der Mineralien in der Mifchung
und Verbindung ihrer Beftandrheile befteht, fo wer«
den gewöhnlich auch hieraus die Kennzeichen ihrer
Eintheilung hergeleitet, zu ihrer Erfennung aber bee
gnüge man ſich mit außern Kennzeichen, welche von
erftern gewöhnlich abhängen. |
Man ſieht alfo leicht ein, daß in diefer Ruͤckſicht
die Naturgefchichte noch die Zergliederungsfunft-
- (Anatomie) und die Scheidefunft (Chemie) zu Huͤl⸗
fe rufen muß; jene lehrt nämlich den innern. Bau
des thieriſchen Körpers und diefe die innere Befchaf:
fenheit, die Mifchung und Zufammenfegung: eines
Maturproduftes Fennen.
Geſtalt, Anzahl, Lage und Berhältniß der
äußern Theile eines natürlichen Körpers geben immer:
- bie beften Kennzeichen (Erfennungszeichen) an die
Hand; und es find daher diejenigen, die uns das
Geſicht darftellt, BUNTE TINNCNIR jedoch) muͤſ⸗
5 fen
10. Einleitung. ©:
fen wir auch zur vollkommenen Kenntniß der Natura⸗
lien die uͤbrigen Sinne zu Huͤlfe nehmen. Ob da—
her gleich die Farbe der Thiere, Pflanzen und Stei—
ne, wie bekannt, zu den veraͤnderlichen Eigenſchafften
gehoͤrt, ſo nimmt man ſie doch bey vielen zu Unter—
ſcheidungszeichen an, weil ſie — und am —
in die —* Hell
Das dritte aapiel —
Don den Hauptveränderungen und Beſtimmungen ver
organifirten Körper.
Eu wir zur nähern Betrachtung der Thiere frei
ten, müffen wir. noch einige Merkwürdigkeiten berüb-
ren, die den organifirten Körpern (Thieren und;
Pflanzen) gemeinfhaftlich zufommen.
” Man bemerfe namlich allemal drey Haupt⸗
veränderungen an ihmen, fie entftehen, leben und
ſterben. Die taufendjährige Eiche; und der zwey—
taͤgige Schimmel, der Menſch, der hundert Jahre
alt wird, und das Uferaas, das kaum einen Tag
uͤberlebt, alle organiſirten Koͤrper haben dieſe Zeit⸗
punkte ihres Dafeyns, Eneftehung, Leben und Tod
gemein. Eben fo hat jedes Thier und jede Pflanze
drey große Beſtimmungen zu erfüllen, naͤmlich
fih zu nähren, zu wachfen und ihres Gleichen
zu zeugen. Die beyden erftern find fo fehlechter=
dings nothwendig, wie ihre Entftehung, ihr geben
und Tod, die leßtere findet aber nur unter den gebo-
rigen Bedingungen ſtatt; denn jeder organifirte Koͤr⸗
per, fein eben mag fo furz feyn alses will, muß
Nahrung zu ſich nehmen, welche aber Wachschum,
und
Von den Hauptveraͤnd. u. Beſtimm. der ec. 11
und wenn es auch nur in dem geringſten Maaße ſeyn
ſollte, vorausſetzt; allein nicht alle pflanzen ſich in
ihrer Art fort. Denn es giebt erſtens Thiere, die
ſich naͤhren, wachſen und ſterben, ohne das Geſchaͤff⸗
te der Zeugung oder Empfaͤngniß vollbracht zu ha⸗
ben, z. B. die Arbeitsbienen. Zweytens gehoͤrt bey
den Thieren und Pflanzen ein gewiſſes Alter dazu,
ehe die Fortpflanzungsfaͤhigkeit eintritt, viele aber
ſterben und verderben, ehe ſie dieſen Zeitpunkt er⸗
reichen, ob ſie ſich gleich waͤhrend ihres Lebens naͤh⸗
ven, und dadurch in einem gewiſſen Verſtande wach»
ſen muͤſſen; andere hingegen überleben auch dieſe
Faͤhigkeit, und werden zuletzt zu der benannten Ver-
richtung untuͤchtig.
\
Das
a — —
/
Das Thierreid).
— —
9
Das vierte Kapitel,
Von den Thieren uͤberhaupt und ihrer Ein⸗
theilung.
Mas bisher von den organifirten Körpern gefagf
wurde, hatten Thiere und Pflanzen gemein. est
noc) einige merfmwürdige Eigenheiten, die den Thie-
ren nur allein zukommen. Freylich find die Thiere
fo mannichfaltig verfehieden, daß es faſt unmoͤglich
fcheint, etwas näheres von ihnen zu fagen, das allen
zufäme, Doch zeichnen fie fich vorzüglich durd) zwey
Hauptmerkmale aus, dur die willführliche Be—
mwegung und Empfindung. Die erfte Eigenfchafft
beruht auf den befondern Bau ihrer Gliedmaßen, die
zweyte auf ihren Ginneswerfzeugen, und beyde fez-
zen zum voraus, daß das Thier nicht bloß belebt,
fondern befeelt feyn muß. |
Die Grundmaffe des thierifchen Körpers ift im-
. mer der Rumpf. Er ift zwar an fi, ober dem
| äußern
) Regnum animale,
Yon den Thieren uͤberhaupt u. ihrer Einth, 13
äußern" Anfehen nad), am wenigften viel’ eigerer
Demwegung fähig, obgleich in ihm die größten Wun—⸗
der der Bewegung vorgehen, Mit demfelben find
Kopf und aͤußere Gliedmaßen fo verbunden, dag
fie zwar mit ihm in Zufammenbang ftehen, aber doch
viel Beweglichkeit für fich haben. Den Kopf (oder
doch wenigftens denjenigen Theil, an welchen fich der
Mund befinder, und den wir fo nehnen fönnen) und
den Rumpf freffen wir bey allen Thieren an; aber in
Abfiche der äußern Gliedmaßen zeigt fid) eine bewun⸗
dernswürdige Verfchiedenheit. Einige Thiere haben
Arme und Beine, andere noch einen Schwanz, noch
andere haben diefen allein, einige haben Sloffen, an⸗
dere Flügel und hoch andere Fuͤhlfaͤden. Go ver«
fhieden alle diefe Gliedmaßen find, fo kommen fie
doch darin überein, daß ihnen durch die leichte Arc
ihrer Verbindung mit dem Rumpfe ein hoher Grad
der Bewegungsfaͤhigkeit eigen ift. Faſt durchgängig
find diefe äußern Gliedmaßen wieder in mehrere klei⸗
ne Theile zergliedert, melde die Menge der Bewer
‚gungen ungemein befördern. Und eben fo find fie
die Werkzeuge, durch welche der ganze Körper des
Thiers in Bewegung gefegt wird. Allein durch alle
diefe Bemegungsfähigfeit wuͤrde das Thier doch noch
feinen wefentlichen Vorzug vor den Pflanzen haben,
wenn fie nicht mie Willkuͤhr verknüpft wäre.
Gaͤnzlich fehle ven Pflanzen die Empfindungs⸗
fähigkeit; denn fie koͤnnen fich weder felbft noch
etwas außer fid) vorſtellen, auch haben fie Fein
Gefühl, das fie einen Unterſchied zwiſchen ans
nehmen und unangenehmen Eindrüden mas
en lehrte, und in beyden beſteht doch das Wefent-
liche der Empfindungsfähigkeit, welche allen Thieren
ver⸗
14 Einleitung;
verliehen ift. Da aber die Mannichfaltigfeie der
Thiere ſo groß iſt, ſo ſind auch eben ſo große Grade
in den Abſtufungen dieſer Empfindungsfaͤhigkeit, die
theils auf dem Daſeyn oder Mangel der mehr oder
wenigern Empfindungswerkzeuge, als Augen, Ohren ꝛc.
theils auf ihrer Vollkommenheit beruht. Doch fehlt
fie feinem Thiere gaͤnzlich. Der Regenwurm, an
dem wir weder Augen, noch Ohren, noch Naſe be—
merken, hat wahrſcheinlich gar keine Vorſtellungen,
und ſeine Empfindungen beſchraͤnken ſich vielleicht
bloß auf das Gefuͤhl einiger wenigen angenehmen und
unangenehmen Eindruͤcke; wie vielerley Vorſtellun⸗
gen und Empfindungen iſt dagegen der Hund, nicht
fähig?
Noch muß bier zweyer vorzüglichen Eigenfchaften
erwähnt werden, die alle Thiere, von dem vollfom-
menften bis zum unvollfommenften in Thätigfeit erhal -
ten. Dieſe find Selbfterhaltung und Fortpflan⸗
sung. Darauf zielen alle Triebe ab, die ihnen der
Schöpfer eingepflanzt hat. Hunger, Durft und
Schlaf befördern ihre Erhaltung, und andere gehei⸗ |
mere Triebe ihre Fortpflanzung. Auch befißen eis
nige zu jenem Zwecke gewiffe Kunſttriebe 3. B. die
Spinne ein Netz auszufpannen; die dem Menfchen
freylich fehlen, der aber dafit eine weit größere Faͤ⸗
bigfeit, eine Vernunft empfangen hat.
Bon jeher iſt das Thierreich von den verſchiede⸗
nen Naturforſchern, wie natuͤrlich, auf verſchiedene
Weiſe eingetheilt worden. Unſer Zweck aber erlaubt
es nicht, dieſe Eintheilungen bier aufzuzaͤhlen und
auseinander zu ſetzen. Wir erklären alſo bloß dieje—
nige, welche wie in diefem Werfe befolgen wollen,
und bieb ift die Linne iſche, die gründlichfte und faft
allge⸗
Von den Thieren überhaupt u.ihrer Einth. 15
sallgemem angenommene, Der Ritter von Linne“)
bemerfte nämlich, daß man, um gemiffe Kennzei
‚chen bey einer Hauptabtheilung, der Clafinka:
tion des gefammten Thierreichs, zu baben, nicht
‚aufs Aeußerliche, das fo betrüglich wäre, ſondern auf
etwas durchaus mefentliches, auf innern Bau und
Bildung fehen müßte. Er nahm daher feine Ein—
theilungsfennzeichen aus der innern Befchaffenheie
des Herzens und Blutes her, und fegte darnach ſechs
Elaffen feft, die auf folgende Art eneftanden. Die
Thiere baben nämlich
— J 1) Lbendigge ( Saugethiere.
mit zwey Kam⸗ baͤhrende Erſte Claſſe.
mern und zwey
Vorkammern
- Fundein warmes
rothes Blut,
guy) gun
I2)E \ Vögel,
| | eigens —
1) Durch Lun⸗ Amphibien.
II
mit einer Kam | = gen Dritte Claſſe.
=. |Mer und einer 7 i
5 Vorkammer u. (3 \ 2) durd) Kie- Fifche.
I ein kaltes ro 3 men Vierte Elaffe,
& thes Blur,
{ 1) Mit Fuͤhl⸗
m. = Cr
miteiner am- | I |. hoͤrnern Safe gen.
mer ohne Bor- 13, ‚u. verwandeln ſich; CFuͤnfte Claſſe,
Eammer und /S\ 2) mit Zühlfe- _.
(meift) ein fa I] den Würmer,
ted weißes Blut, ; 5 J und leiden Feine CSechſte Claſſe,
( ( Verwandlung.
Die
*) Ein Schwede, und einer der beruͤhmteſten Natur⸗
forſcher diejes Jahrhunderte. |
16 Einleitung.
Die Anzahl der Thiere beläuft ſich nach dem
legten von Sinne‘ ſelbſt beſorgten Verzeichniffe ſchon
auf 6137 Arten; ſeit der Zeitaber find wieder fo viele
Entdeckungen gemacht worden, daß der befannten
wohl fchon 12000 find; und wie viele mögen ‚nicht
ams und unfern Nachtommen je zu entdecken übrig
..
——e an
Saͤuge⸗
Saͤugethiere.
Bechſteins kurzgef. N. G. J. Bb. B
Nee 2
——
—
*
/»
'
Sä ugethiered.
N
2.
; Erſte Claſſe.
Das fünfte Kapitel
Von den Kennzeichen, Eigenfhaften und der Ein
teilung diefer Thierclaſſe.
Die Bruͤſte ſind die aͤußern Theile des Koͤrpers der⸗
jenigen Thiere, die lebendige Jungen gebaͤhren und die
ſie von allen andern unterſcheiden. Es hat daher auch
die ganze Claſſe den ſchicklichen Namen Saͤugethiere
befommen, weil die Weibchen ihre Jungen eine Zeitz
‚lang an diefen Theilen fäugen.
Es wird nidye nörhig feyn, bier eine genaue Aus-
einanderfeßung ihrer aͤußern und innern Theile zu lie»
fern, da fie theils an fich ſchon befannt genug find;
theils eine befondere und weitläuftige Erflärung der
felben wider unfern Zweck ſeyn würde, und theils das,
was ung zu wiſſen nöthig if, in den’ einzelnen Be-
fehreibungen der Thierarten vorfommen wird, Wir
bemerfen daher nur vorläufig folgendes.
—
RT | B 2
Die
“
2»... Einleitung. |
Die Säugethiere haben in Ruͤckſicht ihres Koͤr⸗
perbaues, befonders des innern, gar vieles mit dent
Menſchen gemein, und einige Gattungen 3. B. die
Affen, find ihm faft gleih. Alle haben ein Herz
mie zwey Herzkammern und zwey Vorkammern
und ein rothes, warmes Blut, athmen durch Lun⸗
gen, koͤnnen vermitttelſt derſelben eine Stimme von
pi geben, und baben die befannsen fünf. Sinne.
ur Unterftügung ihres Körpers haben. die Fleiuften
fo wie die größten Säugerbiere wahre Knochen,
die mis Fleiſch und Sehnen bedeckt und verbunden -
find, und ſich faft allezeit in einen Schwanz, als eine
Fortſetzung des Ruͤckgrates verlängern. - Zur außern
Bedeckung dienen den meiften Haare; denn nur fehr
wenige haben Stacheln, Schuppen. oder dichte
Schilde, Die Wafferthiere aber, die nie aufs Trocke-
ne gehen, find gar nackt, 5. B. der Wallfifch. Bey
Den Landthieren find die gewoͤhnlichen Werkzeuge der
Bewegung die ſich bey einigen in Zehen,
bey andern in Klauen oder Hufe endigen; nur die⸗
jenigen Fuͤße werden Hände genannt, wo der Daus
men von densandern Fingern weit entferne iſt, wie
‚bey den Affen. Bey einigen find. die Zehen mit einer ”
Schwimmhaut verbunden; und die Hufe find ent:
weder gefpalten oder ungefpalten.s Außerdem haben
auch die Zehen entiveder breite, Naͤgel oder fpisige
Krallen. Das merfwürdigfte ift, daß es auch einige
Saͤugethiere giebt, die vermittelſt einer zwiſchen dem
Border und Hinterfuͤßen ausgedehnten Haut,
Flughaut) mie die Vögel, fliegen koͤnnen. Die bier=
her gehörigen Wafferthiere haben ſtatt der Worderz
füße handförmige Floffen und ihre Hinterfüße find
in einem flachliegenden in zwey Floffen ausgehenden |
Schwanz
Bon den Kennzeichen Eigenfchaften sc. ai
Schwanʒ verwachſen, der ihnen ‚sum‘ ——
f ech na"
Die meiſten Säugetbiere oo auf Ra
sandey nur wenige, unter denen aber die größten find,
halte ſich im Meere auf. ° Einige nehmen ihre
Nahrung ausidem Thierreiche, andere nur aus dem
Pflanzenreiche, und noch andere aus beyden zugleich.
Die Werkzeuge, womit ſie dieſelbe zum Magen und
zur Verdauung befoͤrdern, ſind die Zaͤhne, die Vor⸗
derzähne, Eckzaͤhne und Backenzaͤhne, die nur wei
nigen Gattungen fehlen. Merkwuͤrdig find in dieſer
Hinſicht einige Saͤugethiere, die ihre Nahrung grob
gekaut verfchlucen, dann wieder durch den Schlund
in den Mund bringen, fie Flärer zermalmen, und zum
zweytenmal verſchlucken. Man nenne fie wieder⸗
Fäuende Thiere, "Sie haben vier Mägen, der erfte
it der Wanſt, er iſt von weitem Umfange, und in
dieſen Fommen die grob gefauten Speifen; aus vier
jem gehen fie etwas durchweicht in den zweyten, Die
Müge, er iſt eine Fortſetzung des erſten, und ſchickt
die durchweichten Nahrungsmittel wieder in den Mund
zurück; aus dem Munde fommen fie Fläter durch eine
eigene Roͤhre in den dritten, den Pſalter, und von
dieſem gehen fie in den vierten, in den Fettmagen,
ver dem Magen anderer Thiere ähnlich iſt, anſtatt
daß die andern mit vielen rauhen Warchn beſcht
fd).
‚Die Waffen deren fü ch diefe Thiere * ihre
‚inte bedienen, find Zähne, Han, Klauen,
D3 voͤr⸗
De Zweek diefer: verſchiedenen Meae laͤßt ſich durch
den Augenſchein fo gleich einſehen; man darf daher
nur einmal dem Ausſchlachten einer Kuh beywohnen.
22 rn Einleitung. I ig o
Hoͤrner, u u. a. me; alle werben in der beſondern se
fhichte derfelben weitläuftiger angegeben werden.
Endlich hat noch die Wichtigkeit diefer Ger
ſchoͤpfe zweyerley Ruͤckſichten, entweder baben fie
namlich. auf die Haushaltung der Natur großen Ein:
fluß, ober fie werben den Menfihen unmittelbar nuͤtz⸗
lich. , Für uns find unftreitig unter allen Thierarten
die mebreften Säugerhiere von der größten Wichtig:
feit, wie wir weiter unten in der einzelnen Gefchichte
genauer. fehen werden, ob gleich nicht zu läugnen iſt,
daß Ber viele. wieder auf eine fchädliche Reife auf
uns wirken, welches fie ihrem Dafeyn ‚gemäß auf bie
Natur im Ganzen nicht thun koͤnnen %).
Wir folgen in der Eintheilung diefer Elaffe
wiederum dem Ritter von Linne“, und nehmen daher
fieben Ordnungen an, deren Eintheilungsgruͤnde
in der Beſchaffenheit der Füße und, vorzüglich: der
Verſchiedenheit der Vorderzaͤhne liegen.
Die Saͤugethiere haben alſo | *
I. entweder —— Füße, und alddan
1) gar feine Vorderzaͤhne. Dieß giebt Dies na nid
Zweyte Ordnung hl
| 2) Oben feine Borderzähnen
„Sünfte Ordnung:
f — a Pe
w) Wer hehretes von den Thieren uͤberhaupt als auch
von den Saͤugethieren ind beſondere, fo wohl was ih⸗
ven äußern oder Innern Bau anlangt, wiffen will, den
verweife ih auf Blumenbachs Handbuch der Natur⸗
gefchichte. Göttingen 1788. Wetter auf Lesfe Ans
fongsgründe der Naturgefchichte iıften Theil, Leipzig
1784, und endlich auf meine gemeinnägige Naturs
gefchichte Deutfchlandes. J. Band 1789, wo er alles
genau und deutlich auseinandergefeist finden wird:
Bon den Kennzeichen —E—— x.
*35) Swen, Vorderzaͤhne oben und * 9
WVierte Ordnung.
4) Bier re oben ran |
———
5) * aa derzähne :
Sechſte Ordnung.
0) Meiſt fechs ſpitzige Vorderzähne oben:
REEL Dritee ronung
BE oder vera a; e zum Schteimmen, nite den
u der He ich find: ;
a 112 aine QanHung,
Die SEN, der Gattungen werden aus
her ie "Bildung der. Zähne hergenommen.
Es folgen nun die Ordnungen und Gattungen
mit denjenigen Arten, d die uns zu heil Zwecke
| hen find.
Das fehlte Kapitel,
1, Drdunung
. Die Primaten ‚menfchenähnliche Thiere V).
Die Thiere diefer Ordnung haben das beſondere
ie daß fie meift alle äußerlich und innerlich dem
hl ahnlich Find, ‚Der Menſch ſelbſt gehoͤrt
u” en. a x
3 Sie haben in der obern Kinnlade vier parallel
ſtehende Vorderzaͤhne, einzelne fpisige Eckzaͤhne,
und ſtumpfe Ba enzähne. Die Vorderfuͤße und
bey vielen aud) die Hinterfuͤße ſind Hände, deren Fin⸗
ger geſpalten und —— mit Mer Mögeln aha
ſind HA
8. Ar Bike Man
) Primates,
”
3 oe Der Waldmuench nut
Dan hat vier Battundgen, unter welche bis
jetzt zwey und achtzig Arten gezaͤhlt⸗ werden. Die
intereffanteften fir uns find folgender iR Ai
Die erſte Gattung: a
RR ER
E. ſi ind jetzt * Arten befa anne, zig alle darin
übereinftimmen,., daß ſie ‚dier,. „dicht an einander:
ſchließende, gleich Tange, Vorder 6, ‚längere von
den übrigen abſte ende „Ex Mia und flumpfe
Baden: sähne, in beyden Kinnladen haben Die
Fuͤße ſind bier⸗ Hände mit feeyen Fingern. — D a dieſe
Gattung. weicläuftig ift, und man vorzůe iglichi der
Beſchaffenheit ihres Schwanʒes noch einige auffallen⸗
de Verſchiedenheiten bemerkt, ſo theilt man ſie gewoͤhn⸗
lich in fünf Samilien.
Erſte Familie: Affen Ohne Shi:
Eigentliche Affen >). |
) Der Waldmenfch): — -Utang) ).
Dieß iſt —R—— hier, welches ſeiner
Geſtalt und feines ‚aufrechten | = ‚halber SE 5
dem Menfchen. ſelbſt ift verwe erden, RR
| Fennt zweyerley Gattungen von —— en, eine Kane
und eine A yon — on noch nicht weiß,
Ä ‚ob
ww) Simia., ir Al 4— Simiiae,. —*
Simia Satyrus Linnaei. Bongo et Jocko Buffon.
Sch führe allemal die lateinifche und franzoͤſiſche Ber
nennung dieſer beyden berühmten. Maturforfcher ar,
weil fie nicht nur die arbzÄugthchRen, fondern auch die
beftimniteften find. |
2) Dieß Bi auf Widlayifd) fo viel als Waldmenſch.
Der Waldmenſch 25
ob fie bloß Varietaͤten oder als wirkliche Arten ver⸗
fehieden find. Die Eleinere Miſt von der Größe eis
nes drey bis vierjährigen Kindes, 2. bis 3 Fuß ®)
hoch, und kommt vorzüglid) von Borneo, die größes
re ©) aber gleiche: einem ermachfenen Menfchen, ift 5
bis 6 Fuß bach, und hat vorzüglich Angola zum Bas
terland.: Ueberhaupt aber ift das Vaterland viefer
Affenart die heiße Gegend von Afrika, befonders an
der Weſtkuͤſte hin, die Inſeln Sumatra, Java, Celes
bes, Borneo,,das Königreich Bengalen und das uͤbri⸗
ge fefte fand von Oſtindien. Er haͤlt ſich an den un=
bewohnteften Orten in den dickſten Wäldern auf, eins
zeln und trüppmeife,: fehlaft) auf den Bäumen und
naͤhrt ſich von Kräutern, Früchten, Nüffen; Auſtern
und Krabben. PAR ba
ne er in der Ordnung der, Thiere mit Recht
den nächften Plag nach dem Menſchen behauptet, ſo
wird es nicht überflüffig feyn, bier die Unterfcheidungs=
merfmale, die beyde von einander trennen, anzugeben.
Der Kopf des Waldmenfchen unterfcheider fich von
Dem des vernünftigen Menfchen durch den flachen
Scheitel und den weit hervorftehenden Worderkopf,
durch die flache, ſehr kurze Stirn, die über den Augen
ee Wulft bat, durch die Augen, niedergedruͤckte
vorne platte Mafe, durch den weiten Abftand der Mas
fenlöcher vom Munde, durd) den Mangel des Randes
an. den Lippen, durch —— nicht hevorſte⸗
> 5
hende
ra) Pongo. Buff. —V—— h
) Nah Parifer Maas, wornach gewöhnlich alles in der
vo Maturgefihichte gemeffen wird. . Es ftehen einiae Zoffe,
deren aufıden Fuß 12 gehen, aufder 1. Rupfertafel
Sig. I. abgezeichnet. ARE ) Ä
ce) Iocko. Buff,
N — ———
hende Kinn; durch eine Zahnluͤcke zwiſchen den Bora
der » und Seitenzaͤhnen, und durch die weit abſtehen⸗
den runden Ohren. Der Leib zeichnet fich durch Die
‚ weniger merklichen Huͤften aus. Die: Arme reichen
wegen der Kuͤrze der Beine bis an die Knie;
an den großen Haͤnden iſt der verhaͤltnißmaͤßig kurze
Daumen, und an den langen Füßen: der. große Sehen
im, Geſtalt ‚eines: wahren Daumens das Unterſchei⸗
denſte. Mon den übrigen Affen unterſcheidet er: en |
vorzüglich durch den Mangel:der Baden en
und durch das haarige Gefäß, das feine S
Yen hat 9, Die Farbe des Haares iſt bald being
lich bald bräunlic), das Behr und: die: — 8*
find meift kahll. ni tschre
ur Aud) i in Ruͤckſicht der Gelerigei und ber ei |
ten graͤnzt dieſer Affe näher an den Menſchen als an⸗
dere Arten. Die groͤßern lernen Waijʒen ſtampfen
Waſſer in Flaſchen auf dem Kopfe herbeytragen und
die Braten wenden. Buͤffon der 1740 einen. zu
Paris fah, lobt feine Ernfthaftig keit Sanftheit und
Folgſamkeit gar ſehr. Er gab den erſonen, die ihn
beſuchten, die Hand, ging ganz ern {haft und, als zur
Gefellfchaft gehörig mit ihnen fpazieren, und. begleitete
fie wieder zur Thüre, Er feste ſich mit ‚zu Tiſche, be⸗
diente ſich des Meſſers und der Gabel um das Eſſen
sum Munde au, ER, ſchenkte fü ch ſein —
ſelb
9 Durch bieſ⸗ abi Lettern werde ich allezeit in den
Beſchreibungen der Naturalien die Kennzeichen Der
Art oder diejenigen Unterſcheidungsmerkmale ausdrüfs
"ten, wodurch) fich ein natürlicher Körper-vondem andern
unterfheider und wodurch er am leichteſten ectannt
werden kann.
Der Waldmenſch. 27
ſelbſt in ein Glas, trank es aus, ja er ſtieß auf gege⸗
benen Anlaß mit andern an, breitete die Serviette
aus und wiſchte ſich den Mund damit ab, holte ſich
Ober⸗ und Untertaſſe, that Zucker hinein, ſchenkte ſich
Thee ein und trank ihn, wenn er abgekuͤhlt war. Um
alle dieſe Handlungen vorzunehmen, brauchte es nur
eines Wortes oder Winkes ſeines Herrn; oft that er
auch alles von: ſelbſt. Er beleidigte niemanden, na—
hete fich den. Fremden ſehr befcheiden, und ließ fich
gern liebfofen, Er ging immer aufrecht. Er genoß
faft alles, am liebſten aber reife und trockene Fruͤchte.
Er trank Wein, doch nicht viel, und ließ ihn gern fuͤr
Milch Thee und andere ſuͤße Getraͤnke ſtehen.
‚Man findet in Reiſebeſchreibungen und Natur⸗
— noch mehrere Beobachtungen aufgezeichnet,
welche beweiſen, daß dieſem Affen ein größeres und hoͤ—⸗
heres Maaß von Seelenkraͤften mitgetheilt iſt, als den
übrigen Thieren, und daß er nicht nur dem Leibe ſou⸗
dern auch der Seele nach mit Recht Anſpruch auf die
naͤchſte Stelle nach dem Menſchen auf der Erde mas,
chen kann. Ich führe nur noch eine Anekdote an,
- Hr de Ir Broffe hatte zwey, odngefähr zweyjaͤhrige
Maldmenfchen gekauft, und brachte fie mit ſich an
Bord. Wenn fie etwas noͤthig hatten, fo gaben ſie
den Schiffsjungen durch ein lautes Zeichen zu
verftehen, was fie haben wollten; und wenn diefe fie
zuweilen nicht befriedigten, fo wurden fie boͤſe, biffen
fie, oder faßten fie beym Arme und warfen fie bin,
Das Männchen wurde Frank, und ließ fih, mie ein
Menfch aufwarten; es wurde ihm fo gar zweymal am
rechten Arme zur Ader gelaffen, Wenn es nach der-
Zeit ſich nicht wohl befand, fo zeigte es ‚allemal auf
nl und anfnfihe, daß ihm wieder zur Ader ges
laſſen
23 Langarmiger, und gemeiner Affe.
kaffen wuͤrde. Es mußte doch alſo wiſſen/ daß har
ehemals ein Aderlaß geholfen hatte. >.
"2. Det langatmige Affe Der Gibben) —*
Nach der Uehnlichkeit mic dem Menſchen
* Affe den ziwenten Rang. Von dem Menfchen,
dem er dem Gefichte nach noch ähnlicher als der Wald⸗
menſch fihe, unterſcheidet er ſich durch die Backen⸗
£afchen und Schwielen am Hintern, von den Affen
Aber durch die Sänge der Arme/ welche faft fo lang.
als der Keib find und bey einer geringen Beugung
des Thiers an die Erde reichen, ſo daß es auf allen’
Vieren und doch dabey faſt ganz aufgerichtet gehen
kann. Es giebt dreyerley Spielarten. Die groͤßte
wird ungefaͤhr 4 Fuß hoch und meiſt ſchwarz mit
grauen Händen; die mittlere iſt 3 Fuß hoch von
ſchoͤnem Wuchs und etwas Fürzern Armen als die —*
den uͤbrigen, an Kopf, Haͤnden und Fuͤßen ſchwa
übrigens ſilberweiß; vie Hleinfte "23 Fuß E
am Dberleibe braun und am Unterleibe‘ en
mit braun vermifche Sie. kommen alıs —5*
und ſind von einem ſtillen und a ge
3) Der gemeine Aef).
Er gehört eigentlich nach — Sinen |
Arabien, und Indien zu Haufe, ift aber bey uns fo.
bekannt als ein einheimifches Thier, weil ihn gewoͤhn⸗
lic) die fogenannten Bärenführer bey fich haben, und
für ‚Geld fehen und fanzen laffen. Sie befommen
ihn von den Engliſchen und Hollaͤndiſchen Matroſen,
und zahlen kaum einen Dukaten für einen. — Aus—
gewachſen wird er 13 Fuß hoch, und 20 Pfund.
Her. Ä fchwer.
m) Simia Lar. Lin,
1, Simia Sylvanus, Lin, Le Pithegue. Buff,
ee’ 29
ſchwer. Er hat einen laͤnglichen Kopf, ein kurzes
plattes, menfehenähnliches Geficht, das in der Mitte
kahl und runzlich iſt, abſtehende Menſchenohren,
einen kurzen Hals, kurze Arme und keinen
Sc ‚Die Finger * vorwaͤrts kahl und
‚haben fängliche halb eylindrifche vorne breite Nägel;
an den Daumen find fie. flach und rundlich. In der
Jugend ift ihre Farbe Fichtockergelb, im mittlern Als
ter mit Grau melirt, im Alter grau-ins Braune fals
lend. Hinten bat er Fable fleifchfarbene Geſaͤßſchwie⸗
len. — In feiner Heymath genießt er Dbft, Wur-
zeln, Blätter Eyer und allerhand Inſekten, und trinkt
Waſſer; in Deutſchland bekoͤmmt er auch Obſt, gelbe
Rüben, gutes Rogaenbrod und gekochtes Gemüße zur
‚feiner Speife, und Waſſer mit Milch vermifche, auch
Bier zu ſeinem Tranke. Fleifch ißt er gar nicht. Die
Leckerbiſſen, die er bekoͤmmt, ſammlet er in ſeine wei⸗
ten Backen (Backentaſchen) und holt ſie alsdann wie⸗
der einzeln hervor und verzehrt ſie. — Er pflanzt
Kö auch in Deutſchland fort. Die Mutter liebe ibr
unges —— giebt ihm ein halbes Jahr
nichts als Muttermilch zu trinken, und greift das kleine
artige Thiershen einmal während der Zeit nach einem
Secterbiffen, fo reißt fie. ihm denfelben weg, und fehläge
es zur Warnung auf die Pfoten. . Drey Sabre behäle
es die Mutter bey fih. Diejenigen Affenmütter, die
Fein junges ‚haben, fuchen. den andern dergleichen
wegzuftehlen, und es entfteht oft daruͤber ein fo gro—
fies Laͤrmen, Zanken und Schlagen, daß das Junge
erdruͤckt wird.
Es ſind gelehrige, liſtige und gegen ihren Wohlthaͤ⸗
ter artige und ſanftmuͤthige Thiere; fie haben eine ſolche
Staͤrke, daß der ſtaͤrkſte Mann mit ihnen zu ſchaffen *
ind
Be: Gemeine Affe· Der Choras.
ſind hurtig, nachahmend, ſitzen beſtaͤndig aufrecht,
ſchlafen auch ſo, drohen und ſchmeicheln mit allerhand
Geberden. Ihre gewoͤhnlichſte Grimaſſe, womit ſie
Freude, Unwillen, ‚Verlangen und Abfcheu zu erfen-
nen. geben, ift-eine fehr ſchnelle "Bewegung der Sip-
pen nach allen ‚Seiten, die mit einem gefchwinden
Zähneflappern verbunden iſt. Ihr Laut, den fie in
Gefahr und 5* von ſich geben, iſt ein helles Kin⸗
dergeſchrey: Ji Aa! Vor nichts pflegen fie ſich
mehr zu fuͤrchten, als vor großen Raubvoͤgeln. So⸗
bald ſie daher einen erblicken, fliehen ſie mit dem groͤß⸗
ten Angſtgeſchrey in einen Winkel, und verbergen ſich
ſo lange, bis er voruͤber geflogen iſt. — Sie fallen
oft in ihrer Heymath zu hunderten aus den Waͤldern
in die Plantagen ein, und thun an Baum-⸗ und Feld:
früchten großen Schaden; nutzen doch aber aud)
durch ihre Felle, Die zu verfhilbeniene Gebrauche ver
wendet werden.
Zweyte Samilie. Rursgefehtänze Affen m mit
FahlenGefäßfchwielen ung Wackentafehen: ai
Der am artigften gezeichnete ift
4) Der Choras b).
Er iſt ohngefaͤhr zwey PEN — 32 ki
und 30 Pfund ſchwer. Der Kopf ift ftarf, die
Schnauze verlängert; die lange, flache, fchöne ſchar⸗
lachrothe Naſe, hat in der Mitte einen bimmelblauen
Streif; die breiten Fahlen Baden find himmel:
blau, mit zinnoberrothen fehiefen Duee eifen;
der Mund roth; die kleinen Ohren, fo wie die vier
Haͤnde inwendig, glatt und ah der After
ſitzt
g) Papiones.
b) Simia Marmon. Lin. Mandtill Buft,
a Ä
Der Chr)
* —
ſitzt in einem zinnoberrothen kahlen Herz, und die kah⸗
len Geſaͤßſchwielen ‚find fleiſchfarben. Unter
dem Kinn hänge ein ftärfer zugefpigter gelblichweißer
Bart; von der, Stirn zwifchen den Ohren weg bis
zum Hinterkopf verlängern fi) die fleifen Haare und
bilden eine zugefpißte Haube, wie eine Grenadierfap-
pe. Der Oberleib ift grau, ins olivengrune fpielend,
der, Unterleib gelblichweiß. Bis ins fünfte Jahr
fiehe diefer Pavian grau aus, und erft im fechften
fangen fich die fhönen Farben im Gefichte und am
Seibe an zu zeigen. — Er ift gelebrig, neugierig, liſtig,
überaus ſchnell und leicht im Gange, und in allen ſei⸗
nen Bewegungen, aber unruhig, und fehr zornig. Er
gebt gern auf. allen Vieren, und. grunze wie, ein
Schwein. Wenn er ſchlaͤft, läßt er den Kopf unters
wärts herabhaͤngen, und ſchmiegt fih an.etwas z. B.
auf einen Baum am Stamme an. Er ift fo fehnell,
daß, wenn man ihn wegen begangener Unarten be=
ftrafen will, man faft nie im Stande ift, ihm einen
Schlag anzubringen; denn fobald er denn Stod auf
heben ſieht, fo ſetzt er fich in Pofitur und weicht dem
Schläge durch einen Sprung und mancherley Wen-
dungen glücklich. aus. Seine Geſchwindigkeit ift auch,
mit Stärfe verbunden, doch häle legtere nicht lange
aus; — Seine Nahrung beftebt in Garten » und
Feldfruͤchten, und bey uns liebet er Brod, Obſt, gel=
be Ruͤben (oder Moͤhren), Milchſpeiſen, Waſſer und
Milch, und Bier. Wein und Brandwein kann er
in Menge vertragen. Alles, was er genießt, beguckt
und beriecht er vorher. — Er koͤmmt aus Guinea,
Ceilan und Malarca zu uns, Man nenne ihn auch
‚den Teufel.
Dritte
BR Genieine Meerkatze.
- "Dritte Samilie, Langgeſchwaͤnzte Affen mie
Fohlen — und ae ch kei
katzen ). JH I —
5, Die gemeine Meertatz ‚hy
iſt and) eine von denjenigen Aieiärten, —
in Deutſchland zur Schau herumgefü rt werden. Sie
wohnt an der weſtlichen Kuͤſte von Afrika beſonders
häufig, und ſoll in Guinea an dem Reis viel Schar
den thun, dagegen aber auch von den Negern gegeffen
werden. Cie wird in Schlingen gefangen oder mif
Pfeilen gefchoffen. Dem vermunderen fommen bie
andern zu Hülfe, füchen den Pfeil aus der Wunde zu
ziehen, oder beißen wenigftens das Holz ob, Gie
muͤſſen ins Geficht getroffen werden, fonft bleiben fie
auf den Baͤumen haͤngen. — An Bröße übertrifft dies
fer Affe eine Kage, und der Schwanz if zugefpige
und grade fo lang als der Körper. Er ift alfo ohn⸗
gefaͤhr 16 Zoll lang und ro Pfund ſchwer. Dem
gemeinen Affen iſt er fehr ähnlich, doch unterfcheidee
ahn der ange Schwanz binlänglich von ihm. Der
Sberleib ift olivengrün, grau durchſchimmernd, der
Unterleib aber weißgrau. Die Nafenlöcher find
erhaben und gefpalten. Das ganze Geficht ift mic
Haaren befegt, auch die Hände, bis auf die innere
Fläche. — Seine Stimme ift grunzend, doch laͤßt er
in der Angſt und auch zuweilen ſonſt ein hohes Hah⸗
neh! hören. Er ift ſehr gefellfchaffelih, und thut
in feiner Heymard an Cocosnuͤſſen, und füßen Feld-
and Gartenfrüchten, auf die er aus den Waldungen
fälle, großen Schaden. Die Neger ftellen ihm
" * daher
i) Cercopitheci.
#) Simia Cynomolgus. Lin. * Macaque Buff.
Gemeine Meertate · Wirfeliffe. "35
daher ſehr nach und um deſto mehr, weil ſie das
Sleiſch mit Reis gekocht oder geraͤuchert eſſen. —
Das Weibchen gebiert auch zuweilen i in Deutſchland
ein Junges, liebt es gar ungemein, kuͤßt und leckt es,
kaut ihm, wenn es keiner Muttermilch mehr bedarf,
die Speiſen vor, und waͤſcht es, um es an unſer kal⸗
tes Clima zu gewöhnen, im Winter mit Schnee, es
mag fhreyen, wie es will. Erft im: zweyten Jahre
laͤßt ſie es von fich. — So gefellfchaftlich diefe Affen
unter fich find, fo gern halten fie fich auch zu andern
Thieren. Vorzuͤglich lieben fie die Schweine, und, -
wo ſie frey herum: laufen duͤrfen, reiten ſie alle Mor⸗
gen auf denſelben mit auf den Weideplatz, und fehs
ren wieder zuruͤck, wenn ihnen ihr Hunger fagt, daß
der Tifch fuͤr ſie gedeckt ſey. Sie befonimen eben die
Speifen, welche. ihre, Gattungsverwandten erhalten,
und‘ genießen auch im Sreyen faft daſſelbe. Auffal⸗
lend aber iſt, daß fie an den ſchwarzen Erdſpinnen eine
beſondere Delikateſſe finden. Sie zergliedern dieſel⸗
ben, und verzehren ſie mit dem groͤßten Appetite. Im
Springen find fie ſo leicht, daß ſie aus einem Fenſter
von 20 Fuß Hoͤhe zum Vergnuͤgen herabſpringen.
Vierte Familie. Affen mic langen Wickel:
I ohnen —— — und ee
en: ? wi, R
ei qt Der Winſelaffe RP) i
ift alsein artiges, ſchoͤnes, ie aber me
lancholiſches Aeffchen in großen: Städten befannt ge-
nug. — Es koͤmmt aus dem’ fürlichen Amerika zur
une pftant ſich — * * og — —— faſt wie
ars "m eine
+D Cebus.
m) Simia — Lin, „Le Sai..Bufl. .
Berhfleins kurzgef. M. ©. 1.238.
6 Winfelaffe, Rother Bruͤllaffe |
eine Heuſchrecke, ſo ofe mantes anſiehez daher der·
Name. Es iſt ohngefaͤhr vonder Große einer Katze
Das Geſicht iſt menſchaͤhnlich, indem Mitte glatt,
fchwärzlichfleifehfarben, und rund herum ee
bem Haaren bewachfen. Der Kinnbart fehlt s; wie
Kopfplatte, die Haͤnde und der Schwanz finds
ſchwarz Die Nafe Hat zwiſchen den Augen eiue
hervorſtehende Schaͤrfe, und uͤber denſelben liegt eine
warzige, bewegliche Queerfalte. Stirn und Bruſt
ſind blaß⸗ oder rothgelb, der uͤbrige Körper aber
ſchwarzbraum. Der Schwanzift länger als der beib⸗
und mit langen wolligen Haaren 'befegr.ist Das: Aeffe
hen trägt ihn immer zufammengerollf, und ſchlingt
ihn oft um den Hals. — Wenn man dieſem Thier⸗
chen eine gelbe Ruͤbe (Möhre) und ein Meſſer giebt,
ſo ſchabt es erft die aͤußere Schale ab, ehe es dieſelbe
genießt; auch zur Oeffnung der Nüfe und Mandeln
nimmt es oft zwey Steine, lege einen unten den an=
dern oben bin, und fehläge die Schaale entʒwey. Im
Zorn ergreift es alles, was ihm in der Nähe liege,
und wirft es nach feinem Beleidiger, Meſſer, Haͤm⸗
mer, Trinkgeſchirr, Steine ꝛc. Es nimmt außevors
dentlich gern Schnupftaback, oͤffnet daher die Duͤt—
hen, in welche man denſelben wickelt, ſehr ſorgfaͤl⸗
tig, legt ihn neben ſich, nimmt eine Driefe nach der
andern, und beſtreicht den RoPf mit dem
Papiere.
7.Der rothe Brullaffe (reis ”),
Er ift von mittler Größe, Man- kim
in Amerika,‘ befondersin Cahenne und am Amazonen:
fluß an. Dem Gefichte * koͤmmt er der Men⸗
ea ſchen·
Simia ——— — —
fchengeftalt am nächiten; und ſieht aus wie ein alter
Mann mit einem Barte. Seine Farbe iſt fuchs⸗
roth. Erſhat einen eignen Knochen im Halfe, weicher
feine Stimme ſehr verſtaͤrkt. Er brülfe die Voruͤber⸗
gehenden von den Bäumen herab an, verſteckt ſich
aber gleich. ‚Am, Tage-fihläfe er, und des Nachts
ift er munter. Die Gefangenfchafft verträgt er nicht.
Die Wilden in Amerika und die dorfigen Einwohner
eſſen ihn häufig. ‘Das Fleiſch iſt weiß, nicht fehe
fett, und aͤhnelt im Gefchmade dem Hammelfleifche.
Die Köpfe werden’ in, Suppen: gethan. Geſengt
wird das Thier einem fleinen Kinde ähnlich, weiches
weinen wil. ie
Fuͤnfte Samilie:: Affen mit langen fihlaffen
Schwaͤnzen ohne Backentaſchen und Geſaͤßſchwie⸗
len ® N. “ at ei 1 } nes, 39239 4
u Be Der, Saga 9,"
Dieß kleine artige Thierchen aus: Brafilien hac
ohne Schwanz noch nicht 8 Zoll, und iſt alſo klei⸗
ner als ein Eichhoͤrnchen. Die Farbe iſt aſchgrau⸗
lich; der kleine Kopf ſchwarz; die Lefzen und Stirn
weiß; zwiſchen den: Augen gelblich; der lange und
krumme Schwanz ſchwarzbraun und gelblich ge⸗
ringelt; die Ohren rund und mit langen Haͤa⸗
ren verdedt; Die Nägel der Daumen rund, die
übrigen fpisig. Es klettert fo leicht, wie ein Eiche
born, und koͤmmt ihm auch in Dev übrigen gebensare
nahe. Seine Nahrung find Früchte, Brod, In⸗
ſekten, Schnecken, auch rohe Fiſche, und es riecht
ET | C 2 nad)
0) Callithrix. Ihr
2) Simia Jaceulus. Lin, Quifiti.Buff,
nach Bifam., "Man trifft es nice —* in den Hau
ſern der Reichen und Vornehmen I RER
x } * 9—
na 2 MIR — More |
eo Fir ain BEIBER LI TDELERTT achp
Die zweyte Sartung
KB SR Fledermaus 9). ch
Die Hände find länger als der sei, * —
Daumen iſt ſehr kurz. Die duͤnne Flugkaut, in
weldye die Arme, Hände, vier Finger und die Füße
ohne die Zehen verwebt find, unterſcheiden die Thiere
diefer Gaftung von allen übrigen Säugerhieran, "Se
find, die einzigen vierfüßigen: Thiere, welche liegen,
denn die fliegenden Eichhörnchen thun vermittelſt ih⸗
rer weiten Haut, mit welcher ihr Körper umbangen
iſt, nichts als weite Sprünge, — In ihrer Sebens-
art nähern fie ſich den Spismäufen; die vier Worder- _
zaͤhne aber einiger Arten, und die zwey Eifer der
Eeibehen an der Bruſt, und befonders der abgeſon⸗
derte Daumen ſind die Urſachen, warum ſie in dieſer
Claſſe angeführt werben; Es giebt 23 Arten, welt
dje in zwey Familien: ı)in ungeſchwaͤnzte, die
fremd ſind, und in — 5—— eingetheilt
werden. J —
Aus der erſten it H NEN ir i
1. Der Blurfanger (die Teichternafe —*
aus Reiſebeſchreibungen auch bey uns, Alan
feiner fo‘ ſchaͤdlichen Ede den —* und
Thieren
q) Vefpertilio, Bf s'
5 eaea Siehe, Lin, Vampire Buft.
Aus rn Blender "na ar
Thieren im ne Blut auszufaugen, befannt.
Er wird) obngefähr 55 Zoll lang, und ift in vie⸗
len Gegenden der neuen Welt in Menge zu Hauſe.
Z. B. in Surinam, Neuſpanien, Braſilien, Terra
Firma und Gujana. ‚Der Kopf gleicht einem lan?
gen Dundekopfe, die Ohren find oval, weit, 1 mit
einem ſchmalen Deckel, der ſo lang als das Ohr
ſelbſt iſt, und auf der Naſe iſt ein aufgerichtetes
Blatt), deſſen Raͤnder ſich unten — bie⸗
gen, und einen kurzen Trichter bilden. Im
übrigen iſt er andern inländifchen Fledermaͤuſen aͤhn⸗
lich. Die Farbe iſt aſchgrau. — Wenn fie Men-
ſchen oder Thieren das Blut ausſaugen wollen, ſo
verwunden eh fie nach einigen durch einen Biß, nach)
‚andern aber durch Lecken mit. ihrer warzigen Zunge.
Berk fagein feiner. Reife nad) Berbice » Man bar fi ch
am meiſten vor ihnen zu fuͤrchten, wenn man ſich in die
Hangmatte ſchlafen legt; weil alsdann die ‚Zehen,
aus denen fie das Blut zu faugen wiflen, fehr Leiche
zu Schaden kommen. Erftiehun fie einen Big und
dann fliegen fie weg, um zu ſehen, ob der, den fie ge-
biffen haben, auch aufwacht. Geſchieht dieß nicht, fo
jegen fie fi auf die Zeben und ſaugen ſich dick voll
Blut. Junge zahme Tauben fand man oft auf dieſe
Art in Menge getoͤdet. In Surinam würde, man
Schweine i in großer Menge haben, wenn dieſe Fle—
dermaͤuſe, die ihnen die Saugwarzen abbeißen es
nicht Dinderten: Einer Miſſion am ‚Aprazönenfluffe
ſollen fie. einmal: das’ Rindvieh gaͤnzlich aufgerieben
haben. — Sehr weislich Eu aber: Blut nicht
ihre einzige Nahrung. — Die Caraiben in —
halten fie. für boͤſe Geiſter.
* ——— 04 En Der
398 Vampyr. Langährige Fledermaus.
2. Der Dampyr (ver fliegende Hund von Ternate )
Ein Bewohner des weltlichen Afrikas, mit
täglichen Afiens, der Inſeln des Indiſchen und Süd:
meers. Maneriffe ihn von unterfcyievlicher Groͤße
an, gewoͤhnlich aber gleicht er einer Taube, Dieß
iſt die große Fledermaus’ der alten Welt, die man fo
Lange für den Blutſauger gehalten bat. ' Sie lebt in
fehr großen Gefellfchaften, die des Abends wie Wol-
fen durch) die $ufe ziehen. Ihre Nahrung befteht
in Früchten, faftigem Obſte und dem Safte ver
Palmbaͤume; in legterm-foll fie fich oft fo beraufchen,
daß fie wie todt zur Erde fälle. Deswegen
efjen fie auch die Schwarzen, und zwar fehr gern,
nachdem fie ihr die wollige Haut abgezogen haben,
die fie für giftig halten. "Sie hat einen widrigen Ges
ruch, und beißt ſcharf wenn man fie reizt; fonft aber
iſt ſie harmloß. Die Einwohner von Neukaledonien
verfertigen aus ihren Haaren Stricke und Quaſten,
womit ſie ihre Keulen auszieren, und verweben ſie
zu dem Ende mit Fäden, die aus dem Halm einer Ark
Cypergraſes gemacht werden. |
Der Kopf diefer Fledermaus gleicht einem
Hundekopfe, die Ohren find kurz, und die Flug:
haut feheint im Flůge zwiſchen den Füßen faft
bis an den After ausgefchnitten, Die Farbe ift
cheils ſchwarz, theils ſchwarz und roͤthlich gefleckt,
cheils ſtrohgelb. 7%
3) Die langöhrige Sledermaus ).
Die Ohren find faft fo lang als: der Leib,
Der Körper iſt 2 Zoll, und der Schwanz 13 Zoll
Tu CHA? “nr lang,
s) Vefpertilio Vampyrus.' Lin.’ _Rouffette et Rou-
gette. Buff, | '
3) Vefpertilio auritus, Lin, Oreillard, Buff,
Langdhrige Fledermaus. 39
Jung, und bie" ausgefpannten Flügel Flaftern etwas
über 10 Zoll. Das Eigene an dieſer nicht unge⸗
woͤhnlichen Fledermaus ift, daß fie doppelte Ohren zů
haben ſcheint. Wor den eigentlichen Ohren, die durch
fichtig, petgamentartig, eyrund und tief gewoͤlbt find,
ſteht naͤmlich ein 3 Zoll langes, 'perpendifuläres, lan⸗
zettfoͤrmiges Blaͤttchen, das ein Ohrdeckel iſt, und vie
Ohroͤffnung gegen: Inſekten u. d. g. ſchuͤtzet. Im
Fluge kehrt fie die Ohren vorwaͤrts, ſitzend aber haͤlt
ſie dieſelben wie Widderhoͤrner va dem Rüden: ges
kruͤmmt.· —R
Folgendes haben ſaſt alle:iäntänsifjen Fleder⸗
mit ihr gemein. Der Kopf verliert ſich im
eibe jwelchery außer daß er kuͤrzer, dem Leibe einer
Maus nicht unaͤhnlich iſt. Die Bruſt iſt breit und
muskuloͤs, und der Unterleib um die Lenden eingezo⸗
gen. Die Haͤnde laufen außer dem Daumen, der
fenkrecht in die Höhe ſteht, drey Linien lang, nach Vera
haͤltniß größer, als bey den übrigen Arten iſt, und einen
ſcharfen Nagel hat, in vier ange umwebte Finger,
deren mittelſter der laͤngſte iſt, ohne Nägel aus, und
die Flughaut hat an der Spitze des zweyten und drit .
ten Fingers eine Kerbe. Die Hinterfuͤße haben fünf
parallelſtehende Zehen, an deren äuferftem die Flug⸗
haut unmittelbar befeſtigt iſt, mit ſcharfen weißen Naͤ⸗
geln. Sie braucht fie, um ſich an andere Körper ein—
zubäceln. und dadurch auszuruhen. Auf der Hands
wuurzel der langen Vorderarme, deren Haut fih in
eine doppelte Falte: dicht zuſammen lege, und auf den
Hinterfuͤßen/ der Bruſt und dem Bauche ſitzet fie, und
rutſchet drauf fort, indem fie die Hinterfuͤße wider⸗
ſtaͤmmt, und die Vorderarme auf einmal vorwaͤrts
hebt. Sie kann ſehr Rn: laufen, und noch des
BY 64 ſhwin
40 Langoͤhrige Fledermaus.
ſchwinder klettern. Da fie auf den Vorderarmen,
welche den groͤßten Theil ihrer Flughaut einnehmen,
ſitzet, ſo kann ſie von der Erde nicht leicht auffliegen,
ſie laͤuft daher geſchwind nach einer Wand, haͤckelt ſich
mit ihren Hinterfuͤßen ein, läßt fich, wenn fie. hoch ges
nug geklettert ift, loß, die Luft age im Fallen
unter ihren Flügeln, und fo flattert fie denn ſchwan⸗
fend in der Luft fort. Sie bedient fid) des Schwan
zes als Ruder, um ihrem. Fluge die noͤthige Richtung
zugeben. Ihre Flügel. beftehen aus seiner doppelten
dünnen Pergamenthaut, zwifchen welcher die Arme;
und der gelenkige, Schwanz, deſſen ee etwas vor⸗
ragt, mit den gehoͤrigen Muskeln, Sehnen und Adern
liegen. Dieſe Fluͤgel ſind kalt anzufuͤhlen und
feet, ‚bleiben daher immer gefhmeibig und — —
kein Waſſer an. HE ad de
8 Bhee: Wohnung: klei —— Fi—
dermaͤuſe in Staͤdten und Doͤrfern in den Ritzen und
Kluͤften der Gebaͤude, in den Gaͤrten und Waldungen
aber in hohlen Bäumen auf. Im Winter erſtarren
fie wie alle einheimiſchen Arten, hüllen ſich dabey in
ihre Flügel wie in einen Mantel ein, hängen ſich an
ihren Hinterfuͤßen in Geſellſchaft auf, und erwachen
nicht eher, bis: fie der warme Frühling erweckt. Sie
‚find gern luſtig, necken ſich daher einander in ihren
Hoͤhlen, und jagen ſich in der Luft in allerhand ſonder⸗
baren Schwenkungen und Wendungen herum. —
Sie fliegen, wie alle Fledermäufe nur des Abends aus,
‚and ihrer Nahrung nach. Dieſe beſteht aus Kaͤ⸗
fern, Schaben, Miden, Fliegen und kleinen Nacht⸗
fhmetterlingen. Sie finden Diefe Inſekten immer: fe
häufig, daß fie ſich in einer halben Stunde auf vier
und d gwanzig Stunden und länger fättigen ee. —
Rt: —J Das
\
BGemeine Fledermaus, 4
Das Weibchen bringt zwey Junge zur Welt, die ſich
an ſie anhaͤckeln, und zuweilen von ihr mit in der
Luft herumgetragen werden. — Außer daß fie den
Nachteulen zur Speife dienen, werden fie auch dem
Menfchen dadurch nuͤtzlich, daß fie viele Nache-
ſchmetterlinge verzehren, deren Raupen m Gewaͤch⸗
ſen ſchaden.
4) Die gemeine Fledermaus A «
unterfcheidet fich dadurch, daß ihre Ohren f
lang als der Kopf find, und der Schwanz faſt fo
fang als der Leib iſt. Man finder eine große und
eine Eleine Varietaͤt. Auch die legeere pflanzt ſich
fuͤr ſich fort, und ſcheint daher ausgewachſen zu ſeyn
und eine eigne Art auszumachen. Doch kann ich die
Sache noch nicht völlig. entſcheiden. An der großen
iſt der Körper 34 Zoll und der Schwanz '24 Zoll lang,
und die Breite der ausgefpannten Flügel ı Fuß und
faſt 3 Zoll; an der Eleinen aber ift ver Leib nur 2x
Zoll und der Schwanz 15 Zoll lang, und die Flügel
flaftern faft ı Fuß. Doc fommen beyde in ver Le⸗
t und den übrigen Eigenfchaften mit einander
uͤberein. Die Schnauze ift lang und breit. Die Oh⸗
ren ſind oben abgerundet, und ihr Deckel ſchmal, ſpi⸗
tzig, und faſt halb ſo lang als das Ohr. Der Ober-
deib ift heil maufefahl und der Unterleib graulichweiß.
Sie riechen fo-ftarf und angenehm nach Biſam, wie
der Baummarder, welches: vermufhlih von ihrer
Nahrung herruͤhrt, welche vorzüglich aus Weiden
ſchwaͤrmern ®), die diefen Geruch haben, beſteht.
— abed⸗ freſſen 9— * — große
"und
v) Velpermis wurinus. Lin, * Chauye- fouris. Buff.
2) Sphinx Convolvuli. L,
42 Speckmaus. Zwergfledermaus.
amd kleine Kaͤfer, Aas-Mai⸗ und Roßkaͤfer, und
Nachtſchmetterlinge. Eben aus dieſen Nahrungs»
mitteln iſt auch ihr Nutzen, den fie leiften, zu erfeben.
Sie find es aber aud), die, wenn ihnen die lebendigen
Nahruungsmittel fehlen, in den Schornſteinen und
Fleiſchkammern nad) Speck und andern Fertigkeiten
fliegen. — Um die Städte und Dörfer halten fie
ſich vorzüglich häufig auf >
mn. Die Spedimaus®). \
Dieſe Fledermaus gleicht an Groͤße der Flei-
nern gemeinen, und ift Dadurch unterſchieden, daß die
Ohren Fürgerals der Kopf, oben abgerundet, und
‚miteinem ganz Eleinen breiten und rundlichen Deckel
werfehen find. Die Schnauze iſt dick, kurz und breit,
nd die Beine find kurz. Die Farbe iſt ſchmutzig
‚braun, oben s etwas dunfler als unten; ‚die Mafe,
Dhren, Flughaut und Beine find: glänzend ſchwarz.
Ob fie gleich von der Befchuldigung den Mamen bat,
daß fie noch Settigfeiten in Häufern fliege, ſo iſt fie
doch unſchaͤdlicher, als alle andern Fledermaͤuſe; dent
ſie haͤlt ſich mehr in Waldungen um den Holzhau⸗
fen und hohlen Baͤumen, als in Staͤden und Dit-
‚fern auf· Sie nuͤtzt durch ihre Nahrung / die
Muͤcken, Schnaaken, Bremſen und Abendſchmetter⸗
linge ausmachen. — hr füßlicher Geruch, den ſie
im Sommer von ſich giebt, iſt unangenehm, *
6.Die Zwergfledermaus
gleicht, die Groͤße und Farbe ausgenommen,
faſt gaͤnzlich der vorhergehenden. Der Koͤrper iſt
13 Zoll und. der, Schwanz :1#-Zoll-lang, und die
Ä — Fluͤ⸗
w) Veſpertilio noctula. Lin. La Noctule Buff.
x) Veſpertilio pipiftrellus, Lin, „La pipiſitelle. Buff.
J
“ Die Hufeiſennaſe ·43
Fluͤgel klaſtern 8. Zoll. Der Kopf iſt klein / die
Schnauze kurz und mit einzelnen laͤngern und kuͤrzern
weichen Barthaaren beſetzt, die Ohren find fo lang
als der Kopf, und haben einen ſchmalen oben abge⸗
rundeten Ohrdeckel, der faft bis zur Mitte des: Ohres
reicht. Der Oberleib iſt braͤunlich⸗ oder ) blaͤulich⸗
ſchwarz, und der Unterleib ‘etwas blaͤſſer; die uns
duͤrchſichtigen Ohren, Schnauze, Beine und Flug:
Haut find glänzend ſchwarzbraun. — Diefe kleine are
tige Fledermaus! halt ſich vorzüglich: in waldigen
Gegenden in den einzelnen Käufern auf, liebt bie
Gefellſchafft nicht fo fehr, wie die andern, und fängt
fpät in der dunfelm Nacht Mücken und andere Eleine \
Inſekten weg. Ai
0.0021 Die Aufeifennafe ?). - '
Dieſe Fledermaus, welche ſich durch ihre ſtum⸗
pfe und ganz eigen gebaute Naſe vor allen andern
"auszeichnet, ift in: einigen Gegenden Deutſchlands,
3. B. in Thüringen fehr haͤufig. Es giebt aud) von
ihr, wie von der gemeinen, zwey Spielarten, Die eine
iſt am Körper faft 2 Zoll, und die andere nur 15 Zoll
groß, beyde ſcheinen ausgemachfen und pflanzen fih for,
amd haben auch eine, obgleich unmerkliche Verfchies
denheis in ihrem Nafenbau, welchen aͤußerſt merkwuͤr⸗
dig ift. Der äußere Rand der Nafe befteht nämlich
aus zwey flachen in der Mitte etwas erhabenen halben
Monden, die mitten über der Oberlippe zufammen-
ſtoßen, bafelbft eine fleine Kerbe machen, und die
Geſtait ‚eines Hufeifens haben; woher fie denn auch
äbren Namen erhalten‘ hat. Der aufgeworfene inne«
re Rand derſelben ſtoͤßt unmittelbar an die Mündung
auetindis OBER der
9) Vefpertilio ferrum equinum, Lin, Le Ferä che-
val, Buff, r
- —
ah ur ö 5 .
I
24 — STRENG
der Naſenloͤcher. Zwifchen beyden Naſenldͤchern iſt
eine kleine lan deren vorwärts offener Rand
fich binten, den Spigen der halben Monde: gleich,
fteil (mie einer kleinen Einbiegung) erhebet, und das
vordere breite Ende eines zuſammengedruͤckten Sat⸗
tels mit ſcharfen Ruͤcken bildet, deſſen hinteres Ende
wieder einwaͤrts gebogen heruntergeht, und zu beyden
Seiten eine kleine Hoͤhle bildet. Etwas höher bin:
auf gleich hinter dem Sattel iſt eine ſchiefliegende
Stirnbinde, und endlich über dieſer ſteht in dee Mitte
zwiſchen den kurzen zugefpigten Ohren noch seine drey⸗
eckige Laſche, pyramidenfoͤrmig in die Hoͤhe. Alles
dieß beſteht aus einer. hellaſchgrauen mit ſehr einzelnen
weißen Haaren beſetzten dünnen Haut. Da ich be:
merft habe, daß dieſe Fledermäufe des Abends ſtets
über den Teichen fehweben, und Muͤckenlarven ‚ber
ausfifchen, fo bedecken vielleicht diefe ſo wunderbar ge⸗
bildeten Naſentheile die Naſenloͤcher im Untertauchen.
Der Ruͤcken iſt roͤthlich afchgran, der Bauch aber
weißgrau und die Ohren und Fluͤgelhaut dunkelbraun.
— Sie wohnen zuweilen in großer Menge auf den
Boͤden und in den Kellern alter Schloͤſſer, auch in
den Felſenritzen, und erwachen fruͤher aus ——
Bora als die — Erden a
——
* dieſer Debnmig fehfe nun * ie A
Watt 2), deren ro befannte Arten im Gange,
und in der übrigen Lebensart den Affen, in der Ge—
ftalt des Kopfs aber dem: Fuchfe ähnlich: find. Da
fie uns aber als fremde Thiere theils nie zu Gefichte
Een, se ihre Pr 5* als auch
in one ir ara: (NE:
2) Lemur, 9 us Liv
bar
Das Faulthier. N
ins beſondere ihr: Nutzen fein eigentliches gonereſſe
fuͤr uns hat; ſo uͤbergehen wir ſie hier, wie alle, an
denen wir dieſe Eigenſchafften vermiſſen. Befeprier
ben findet man alle dieſe Sängethiere in des Herrn
Hofrath Schrebers vortrefflichen Werfe die Sau
gethiere in Abbildungen nach: der Natur mit
Beſchreibungen. — 1775. gt * A
en —————
Das —— Kapitel: —*
| 1. Ordnung —*
Die Thiere ohne EHER *.
Deſn Tdieren ‚fehlen bie Vorbdersäbne, den mei⸗
ten auch die Eckzaͤhne. Die Bademahne in
funpf, „und ‚mangeln an einigen. Die Fuße find
in an me ‚Zehen gefpalten, „welche mit febr ftarfen
ewaffnet find. — Die meiften naͤhren ſich
dem —52 — und nur von kleinen
ler J
N in dieſe 2 nur fauter auslän-
di re gehoͤren, wei eils waͤrmere Gege
ae Be Wallroß, im Mine
, fo find doc) einige fo merfwürdig und
—*— für ung fo nuͤtzlich, daß wir ihrer hier nothwen⸗
Dig erwähnen müffen. Ueberhaupt zaͤhlt man hierher
fieben Öattungen und drey und zwanzig Arsen:
Die.dritte Gattung.
" Das Faulthier . Bu
Da die 2 Thiere dieſer Gattung dem Anſehen nach
einige ag mie ben Affen und Makis baben,
ſo
a) Eruta. —
#6 en.
fo‘ verbinden fie diefe Ordnung ganz matuͤrlich mit ber
erſten. Einzelne ſtumpfe Eckzaͤhne/ fünf ſtumpſe
Backenʒaͤhne hinter jedem Eckzahn und ein⸗ mit
Haaren beſetzter Koͤrper machen die Unter ſcheidungs⸗
merkmale dieſer Gattung aus Sie gehen auf allen
Vieren ſehr langſam, klettern aber leicht aufdie Baͤu⸗
me; deren Blätter und; Früchte ihre Nahrung aus⸗
machen. Sie haben, wie die wiederkaͤuenden Thiere,
vier Mögen, . aber ſehr kurze Därne, Ihre zwey
Saugwarzen liegen an der Da „Bir —
len nur DEHNG
“ de en Xi. ‘
aus Eidamer ika. hat d ee eine$
Fuchſes vor mirger Statur. Er ruft des Nachts
Heinen Namen Ai nach, ben Abſtufungen der Tonlei⸗
ter d e, f, g gravitaͤtiſch aus, weswegen er auch
im Eicher der ‚Erfinder ‚der Mufit k geliannt Wird, und
N bangend. Der ganze Körper ift He zot⸗
igen graiten Haaren befetzt, an dern dicken Kopfe wer ·
den die aͤußern Ohren nur als Wuͤlſte jichebar, der
"Schwanz ift Fürz und alle vier Be, — mit
dreh ſtarken pfriemenfoͤrmigen
Ein Thier don Fläglicher Ge alt! Em Gag Eid
‘fo Tangfam, daß es in einem "Tage kaum fünfzig
Schritte zurüdlegt, und dabey ſchleppt es den Bauch
"auf der Erde. Den Boum, auf weichen es feine
Nahrung fucht, "verläßt es nicht eher, als biser
ganz abgefreffen iſt, alsdann rolle, es ſich zuſammen,
fälle herab und klettert auf einen andern. Cs fan
einen Monat — * niemals RR — ein aus
| | ©. Die
a ® — Till Lin, Ai Buf
akt!
say Die große Anika a
N „Die vierte. Sartung.,
| Der Amfinfteffe d. 0°
€; ai von. dleſer auslandiſchen aber Keen Ri;
‚gen Thie iergattung BF, die alle Datinübereinfomz
“men, daß die Zähne i beyden Kinnladen des lan⸗
——— len, AD ge hd, ‚und der Leib
überall mit langen en Dee iſt. Sie haben
ſtarke, gekruͤmmte und ſpitzige Krallen, womte ſie die
Ameiſenhaufen 32 und dadurch dieſe Thier⸗
chen in die 5b fingen.” Sie egen ihre lange
Zunge alsdann auf i herum zu ſtrecken, dieſe das
von voll kriechen; zu laſſen und darauf; zuruͤckzuziehen.
Ihre ‚großen Krallen brauchen fie auch zur Wertheie
BE ‚gegen ihr? Feinde, ſelbſt gegen Tiger. Ahre
‚being Da J5 in Ameifen. Das
ſch von die ilben in Südamerifa,
z "fe fich faſt Fi ‚aufbaleen, Wir bemerken nue
zwey Arten, die man beyde wenigten⸗ die le te al⸗
lemal) in nur mittelmäßigen Natüralienfam lungen
antrifft.
* 1. Der große Ameiſenfteſſer —
Ein zottiges Thier von ohngefaͤhr 4 Fuß Länge.
5 bat einen langen. enlindeifchen Ruͤſſel, an
| ar vordern. Füßen vier, und: an den hinterm
keallen, ‚die Haare auf den Ruͤcken ma⸗
den ‚eine Mähne, und der Schwanz ift einen
ferdefchweifeahnlich. Mitlegterm dedeckt es fich
im Schlafe gegen ven Regen,
2. Der
— Mysmecophaga.'
e) —— jubata, Lin, and Buff.
/
43 Kleiner dunriſenfreſſer· Schoppenthier.
2. ‚Der kleine Ameifenfrefier f)
Er ereicht ine Schwanz nur die Größe von
8 Zell; ae Rüffel iſt kürzer; faſt wie bey einem
jungen S en an den vordern Füßen find
Ei den hintern vier Krallen; das, Haar
Mt auf dem a — am Bauche weißgrau; -
— — ein Wickel⸗
ſchwanz weht, a der —————
kann Ber a * | it \o3ı 2
4
Ts Bu
Die fü ufte Gartuns. | 6
* "Das A —* 8
sr ME
ie an Bann By ftarf — a 0
- ben. Sie Biber viel — mit den Ameiſen⸗
freſſern, naͤhren ſich auch wie dieſe, und die Bedek⸗
kung ihres Körpers iſt der Hauptunterſchied von ih⸗
nen. Die Schuppen haben in Geſtalt und Lage viel
Aehnlichkeit mit den Fichtenzapfen, und dienen ben
fonft wehrlofen Thieren zur Vertheidigung, wenn fie
fie, wie die Sigel, von einartder firäupen. Eine
Stimme hat man noch nicht von ihnen gehört. ' Ihr
Gang ift Tangfam und ihr Kleifch efbar, befonders
das vom Schwanze. Ar zwey Bruͤſte ſihen an ‚Den,
Vorderbeinen.
"Das
5 ——— J— Lin, Fourmillie, Buft,
BD Manis. s ;
6 Guͤrtelthier. 4909
Das kurzgeſchwaͤnzte Schuppenthier &),
Es iſt in Indien und andern warmen Gegen⸗
den zu Haufe, wird 8 Fuß lang, hat roͤthliche gro⸗
fe Schuppen, zwiſchen welchen einige Borſten
fiehen, und der Schwanz iſt Fürzer als der £eib,
Die ſechſte Gattung.
NET Gürtelthier (Panzerthier .
Diefe Gattung zable bis jege 8 Arten. Sie wer«
‚den auch Schilöferfel genannt, weil der Kopf ver
meiften fo ziemlicd) einem Schweinefopf ähnlid) ſieht.
Kopf und Leib find mit einem hornartigen Schilde, das
° in der Mitte einige beiyegliche Gürtel hat, von oben
bedeckt, der Schwanz aber Damit ganz umgeben. Vor⸗
der: und Eckzaͤhne jehlen; in beyden Kinnladen find
- dafür auf jeder Seite 7 bis 8 chlindriſche Backenzaͤh⸗
ne. Die Füße haben ftarfe Krallen. Man finder
yon dieſen eigen geftalteten Thieren, Die vorzüglich
aus Süpdamerifa fommen, immer einige in Rabinete
ten in Spiritus. Die Arten unterfcheiden ſich in
Anfehung der Anzahl der. Gürtel. Sie graben fid
mic großer Gefchiwindigkeit in die Erde, und Kr
und durch das Zufammenrollen, wie die Igel, vera
theidigen fie ſich. Sie gehen des Nachts nach) Erde
and DBaumfrüchten, auch nach Fleifc aus. Das.
Weibchen wirft monatlich 4 Junge. Obgleich ihr
Sleiſch nad) Bifam riecht, fo ift es doch eßbar. Ich
. „befihreibe nur zur Probe eins von diefen Thieren. *
— HEN, Das
) Manis pentadadtyla. Lin, Pangolin. Buff,
ö) Dafypus.
Bechſteins kurzgef. N. G. 1.206. D
L
9. | Das Rashorm
Das Guͤrtelthier mit ſechs Guͤrteln ).
Es wird in Suͤdamerika gefunden, und hat
oohngefaͤhr die Groͤße von 16 Zoll. Der Kopf gleiche
fo ziemlich dem eines Spanferfels. Der bräunliche
Panzer befteht-auf den Schultern und Kreuze
aus fechs Gürteln oder Reifen. Zwiſchen dieſen
fiehen einige weißliche Haare, fo. wie an der Kehle
und am Unterleibe. Die Süße haben 5 Zehen.
Es thut den Gärten und Pflanzungen Schaden, ins
dem es Melonen und andere Früchte, Bataten und
"andere Wurzeln zu feiner YTabrung auffucht. Da⸗
‘gegen ift aber auch fein Fleiſch wieder vorzüglich
fhmadhaft. . RE
Die fiebente Gattung. >
Das Nashorn .
Das doppelte, ſeltner einfache Horn vorn auf
Dem Kopfe ift das Haupffennzeichen diefer Gattung,
welche nur eine Art unter fich begreift. Die Bor: -
derzähne feblen; denn die fogenatinten Vorderzähre
find eigentlich Eckzaͤhne, die weit von einander ab»
fiehen und ftumpf find. Die fehs Backenzaͤhne
in jever Kinnlade find überall an die Ecken geftellt.
Die Füße haben drey Klauen. N ee
* Das Vlsshorn”). a
Schon die Alten Eannten dieß ungeheure. Thier,
das dem Elephanten an Größe gleicht, nur niedrigere
Beine hat ;- denn das Einhorn (Ebraifch Reem), deflen
Hiobim 39 Kap. 9», erwähnt: wird, iſt ge
* —— —
. D Da fypus ſexcinctus. Lin, Encouvert ou Tatou
a fıx bahdes. Buff. ar Da >
D Rbinoceros,
) Rhinoceros unicornis et bieornis, Lin, 5
—
Das Nashorn. si
“anfer Nashorn. Seine Länge ift 11 bis 12, und
‚feine Höhe 6 bis 7 Fuß. Der Kopf iftdem Schwei⸗
‚nefopf ahnlich; der Hals kurz und die; ver Leib did
‚und der. Wanft hänge herab; der Rücken ift hinter
den Schultern gefenft; der Schwanz iſt kurz und has
am Ende an ziwey Seiten fajt ellenlange ſtarke ſchwar⸗
‚ze Haare; die Beine find kurz und dic, und die vor
dern krumm, wie Dachsbeine. Nach dem funfjehne
‚ten Jahre, wo es ausgemwachfen ift, bat es auf der
Maſe mehrentheils zwey Hörner, die fi) nach dem
Kopfe zu kehren ”). Das vordere ift Fegelförmig, an
15 Zoll lang, und unten ı9 Zoll breit; das hintere
ſteht 24 vom erftern ab, ift länger, flärfer, abwärts
mehr gebogen, der Laͤnge nad) fehneidend, und wird an
3 Fuß lang. Diefe Hörner hängen nicht auf dem
‚Mafenknochen, fondern wie die Kuͤhhoͤrner auf der
‚Haut, und find auch wie diefe unten hohl. Die meis
ften, welche nad) Europa gebracht worden find, hatten
nur ein Horn, vielleicht, weil gerade diefe Varietaͤt nur
feltener gefunden wird. Die Haut if graufchwarz,
dick, ohne Schuppen, und auf dem Ruͤcken fehr hart.
Nur allein am Bauche, den Augen und dem Rando
der Ohren geht die Kugel oder der Dolch durch, Die
Scilver, Panzer und Reutzeuge, die man auf den
Zeichnungen der alten Maler finder, find Bilder der
Einbildungskraft; denn das Fell ift bleß gefaltet,
chagrainartig mit Eleinen ſchwieligen Warzen befegt,
äwifchen welchen kurze, fteife, graue oder ſchwarze
‚Haare ftehen, die fich mit der Zeit abreiben, — Es
Be; ne To bölt
m) Man hat neuerlich zwey Arten daraus machen wollen,
das einhörnige und zweyhoͤrnige Nashorn. Der
Unterſchied verhält ih aber, den neueften Nachrichten
zu Zolge, wie er hier angegeben iſt.
58 Das Nashorn.
haͤlt ſich in der alten Welt, zwiſchen und an den
Wendekreiſen auf, liebt waͤßrige ſumpfige Gegenden,
in welchen es ſich wie ein Schwein herumwaͤlzt, naͤhrt
fi) von harten ftrauchartigen Gewaͤchſen, frißt aber
auch Reiß und Zucker, grunzt wie ein Schwein, hat
einen fehr feinen Geruch und ein fehr fcharfes Ge—
hoͤr, ift aber dumm und träge. — Das. Weibehen
bringt nur ein Junges zur Welt. — Es lebe mie
allen TIhieren, die einerley Aufenthalt mir ihm haben,
friedlich, und fein Haß gegen ven Elephanten ift da-
her erdichtet. Sein Lauf ift, ohngeachtet der unge-
heuern Körpermaffe, fchnell, es entflieht einem Pfer- .
de und man verfichert, daß es in einem Tage dreykig
Meilen zurücklegen Eönne Die Hörner find feine
Waffen, mit denfelben gebt es feinem Feinde entgegen,
faße ihm und wirft ihn in die Luft. Alles, was ihm
in der Wuth aufftößt, Baumes, Sträucher, wuͤhlt es mic
denſelben aus. Da es aber nur grade ausgeht, ſo darf
es nur der Jaͤger nahe kommen laſſen, und alsdann auf
die Seite ſpringen, fo raßt es vor ihm vorbey. Wer:
mittelſt diefes Horns richtet es in den Indianiſchen
Plantagen oft große Verwuͤſtungen an. Es läßt fid)
zaͤhmen und wird zur $uft gejagt. Gewöhnlich aber .
gehen die Jaͤger der Spur nach und überfallen es im
Schlaf. — Sein grobes ſchwammiges Sleifch wird.
ſelten gegefien.. Bon der Haut macht man Spazier-
ftöce, Spießrutben, Mefferfchaalen und Riemen, und
das Horn wird in Indien zu allerhand Kunftfachen, -
3. B. zu Bechern verarbeiter. — Merfwärdig find
noch die im Rußifchen Reiche häufig an den Ufern
der Ströhme befindlichen Knochen und Hörner von
diefem Thiere. aim Jahr 1771 wurde am Fluß
Wilvi, ein ganzes zwenhörniges Nashorn gefunden,
ee | > am;
Der Elephant, 3
| Er in dem die Haut mie Büfcheln Haare und vielen Muss
keln und Sehnen noch befindlich waren.
Die achte Gattung.
Der Elephant 9).
De Vorderzaͤhne mangeln ihm. Die obern Eck⸗
zaͤhne ſind lang, ſtehen hervor und ſind in die Hoͤhe
gebogen. In der untern Kinnlade fehlen die Eck—
zaͤhne. Die Naſe iſt in einen langen biegſamen Ruͤſ⸗
ſel verlaͤngert. Es giebt nur Eine Art.
‚Der BElephant ?).
So heißt er faft in allen Sprachen, ift naͤchſt
dem Menfchen wegen feiner Größe, Stärke, Gelch-
rigkeit, Klugheit, wegen feines hohen Alters, das
er erreicht, und anderer Eigenfchafften wegen, gewiß das
merfiwärdigfte Gefchöpf auf unferer Erde, Ein ers
wachjener erreicht oft eine Höhe von 15 und eine
Laͤnge von 17 Fuß, wird 4500 Pfund ſchwer, und.
foll mehr Fteifch als fünf Dchfen haben. Nach Ver:
haͤltniß des Körpers ift der Kopf Elein, faft viereckig,
mit einer platten Stirn, in welcher (und niche im
Ruͤſſel) ſich ſeine groͤßte Staͤrke zeigt. Er gleicht bey⸗
nahe einem verlaͤngerten Schweinskopfe, und haͤngt
herabwaͤrts. Der Nacken woͤlbt ſich in zwey Erhoͤ⸗
hungen, die zwiſchen den großen, weiten, ungeſaͤum—
ten und am Rande etwas ausgeſchweiften Ohren ſte⸗
hen. Die Augen ſind uͤberaus klein und matt. Der
nad) allen Seiten bewegliche, ſich verlaͤngernde und
\ aucfirgenbe * it halbrund, vorne fleifchig und
| D3 £nors
ur
= 0) Eisbah
'® Elephas maximug, Lin. ‚ Elephant, Buff:
4 - Der Elephant.
knorpelig, weich, biegfam und in die Queere abges
fhnitten, wo die Mafenlöcher liegen, über welchem
ein Nand, und an welchem letztern ein Haaken be⸗
findlich iſt, mit welchem er, wie mit einem Singer,
allerhand Dinge faffen und aufheben fann. Inwen ⸗
dig iſt er durch eine Scheidewand in zwey Hoͤhlen
getheilt. Der Mund iſt klein, und die untere Kinn⸗
lade unter dem Ruͤſſel verſteckt. In der obern Kinn⸗
lade liegen die zwey weißen zuweilen zehn Fuß lange
und unten vier Spannen dicke Eckzaͤhne, die hun⸗
dert und achtzig bis zwey hundert Pfund wiegen, un
ten hohl (oder eigentlicher mit einem Knorpel ausge
fuͤllt), und oben dicht wie ein Stein find. Diefe
liefern das eigentliche oder gute Elfenbein, das auch
bey uns befannt genug iſt. Zum Kauen find vier
DBacenzähne oben und vier unten, Der Hals ift fe
furz, daß man ihn kaum bemerft. Der $eib ift bau⸗
ia, der Hücken erhaben. Die vordern Beine find:
etwas länger als die hintern. Die Füße find Flein,
und haben einerunde Sohle und fünfbreite mit Queer ·
furchen verfehene Klauen, die an den Hinterfüßeie
fürzer find. Der Schwanz reicht bis an die hintere
Biegung der Hinterbeine, ift faft nackt und hat am.,
Ende einen Buſch von vier bis fechs Zoll langem
Borften, die von der Dice eines Nabenfiels find,
und von den Indianern hoch gehalten werden, Die
Haut ift am ganzen Seibe dit, runzlich und hart, wie
Baumrinde, unter dem Bauche aber weicher. Ue—
berall durchfchneiden fie tiefe Surchen, als wenn fie
aufgefprungen und von einem natürlichen Leim, den
man beym Abziehen der Haut bemerkt, wieder zuges
eilt wären. Die Sarbe ift mäufefahl, felten bräun.
ih grau, und nod) feltner weißlich oder gefledt.
Der Elephant, —6
Yon? Der Etephant bewohnt die heißen, Zonen der
alten Welt, das fübliche Afien und Afrika von. See
negal bis ans Vorgebirge der guten Hoffnung, und |
die Afrikanifchen übertreffen die Afratifchen an Größe,
Zu ihrem. Aufenthalte. fuchen fie große, einfame,
fchartige Wälder in fumpfigen: Gegenden und amt
Waſſer auf, wo fie fich baden. und abkühlen können.
Sie leben in. Heerden zu. hundert bis tauſend Stuͤck
Benfammen, welche die Holländer auf Ceilan Ställe
nennen. — Ihre Nahrung beſteht in jungen Bäu«
‚men, DBaumäften, Laub und Zweigen, tmelche fie mie
dem Ruͤſſel abbrechen, und an ven vorbern Beinen
von Inſekten und Staube durch Anfchlagen reinigen,
auch in Reiß, Getraide, Sumpfgräfern und andern
Gewaͤchſen. Befonders gehen fie ven Cocos = Pir
fang - und Palmbäumen nah. Mittelmaͤßige Baur
me reifjen fie mit dem Nüffel aus, größere aber ftor
fen fie mit der Stien und dem Leibe um. Oft mar
chen fie große und gefährliche Märfche, um in anges
bauten Gegenden zu wuͤthen. Der ältefte und ſtaͤrke⸗
fie Elephant foll alsdann an der Spitze gehen, ‚und
ein„anderer, der ihm ohngefaͤhr an Stärfe gleicht,
den Trupp fehließen; die ſchwaͤchern und die Mütter,
mit ihren ungen auf den Rüffeln, geben in der Mit⸗
te. Sie verheeren oft die Tabadsfelder, berau⸗
ſchen ſich durch das Kraut, ſchlafen ein und werden
den Negern alsdann zu Theil. Alles, mas ſie freſ⸗
ſen wollen, fuͤhren ſie mit dem Ruͤſſel zum Munde,
und haben immer großen, Appetit. Ein Elephant
im Caſſeliſchen Ihiergarten von ro Jahren fraß füge
lid) 64 Pfund wohl ausgebacfenes-Roggenbrod, 24
Dfund gutes Kraͤuterheu nebft 3 Megen gelben Nüs
2m a welches er faufen will,
| pflege
36 Der Elephant.
pflegt er vorher mit den Füßen truͤbe zu machen, faugt -
es alsdann mit dem Ruͤſſel ein, und leert es, ohne
einen Tropfen fallen zu laſſen im Munde aus. Außer
feinem Waterlande pflege man ihn auch zumeilen ftare
Te Getränfe, Araf, Wein und Brandewein ‚zu ges
ben, mweldye er ſch mit großen ——— in den
Hals fprüge,
Die Klephantenmutter bringe nur ein Sure
ges zur Welt, das die Größe eines großen Schweing
hat, und welches fie zwey Jahre an ihren zwey Brü-
ften, die zwifchen den Worderbeinen fißen, fäuget.
Erft im dreyßigſten Jahre ift es völlig ausgewachfen.
Hieraus kann men auf fein hohes Alter fchließen, und
man weiß auch fehon, daß es hundert Jahre leber. —
Des plumpen Rörperbaues ungeachtet, ift der Ele—
phant doch im Stande in einer Stunde drey taufend
Schritte durch feinen galoppmaͤßigen Gang zuruͤckzu ⸗
legen, kann eine halbe Meile weit in die See ſchwim⸗
men, und beſitzt (wie oben ſchon erwaͤhnt worden und
welches noch vorzüglicher ift) unter allen befannten
Thieren die meifte Klugheit und Gelehrigfeit.: Sein
Naturell ift mild und biegfam, er folgt feinem Herrn
und Führer willig, vergißt nie empfangene Wohltha⸗
ten, und beleidigt niemanden, wenn er nicht vorher
gereizt wird; alsdann aber ift auch fein Zorn unvers
föhnlih. Doch foll er auch felbft im höchften Grade
des Zorng, den Zutuf feines Herrn nicht verfennen,
und fi) mäßigen. Man erzählt hiervon verfchiedene
Geſchichten. Ich will bier die neuefte mittheilen, die
mir der geſchickte Herr Menagerieverwalter Schilds
bach in Caffel erzähle hat. Der Elephantenwärter
in der Caffelifchen Menagerie verfaumte einmal den
Elephanten zur rechten Zeit zw füttern. ' Diefer HH f
fh
¶ Der Elephant. 57
ſich loß; kroch durch eine enge Thuͤr in des Waͤrters
Wohnzimmer, fraß und ſoff ſich erſt ſatt, ſchleppte
dann des Waͤrters ſaͤmmtliche Sachen, Betten, Klei⸗
dungsſtuͤcke und alles, was er fand, in ſeinen Stall in
eine Ecke, ließ ſeinen Urin und Miſt drauf, zerſtampfte
es hierauf in tauſend Stuͤcken und machte bey der
Ankunft des Herrn Schildbachs eine Miene, wie wenn
er etwas recht loͤbliches gethan haͤtte. — Der Ruͤſſel
dient dem Elephanten ſtatt einer Hand. Er hebt dar
mit eine $aft von zwey Centnern, umfaßt Menfihen,
vertheidige ſich damit, hebt mic deſſen Haaken Muͤn⸗
zen von der Erde, ſteckt fie feinem Führer in die Tax
ſche, loͤßt Schnallen auf, pflückt Blumen ab und made
allerhand Künfte mit vemfelben. —
Die Art, ihn zu fangen, iſt zweyfach, theils ein⸗
zeln in großen ledernen Schlingen, theils in Menge,
da man die Elephanten in ordentlichen Treibjagden
aus der Ferne zuſammen in ein beſonders dazu ange⸗
legtes Gehege treibt, wo einige zahme abgerichtete Ele⸗
phanten die wilden in einen Gang locken, der alsdann
geſperrt wird; daſelbſt werden ſie durch Seile um den
Hals gefangen und in enge Ställe zur Zaͤhmung ges
bracht. Jeder ift in feinem Stall am Hinterfuß mie
einer Kette befeftige. Br". es
Die Srientalifchen Fürften treiben mit den Eles
phanten großen Staat, und der Groß-Mogol, um fich
vor andern ausjuzeichnen, nähre einige Tauſende, die
- Abm eine unermeßliche Summe foften. Ein weiße
(eigentlich reeißlicher, denn ganz weiße giebt es nicht)
Elephant wird in Indien faft göttlich verehre. In
Siam refidire ein folcher in einem prächtigen Pallafte
mie goldenen Sambris, fpeißt aus Gold und Silber,
\ En aufs Foftbarfte bediene und unter —
in
Der Elephant, J
chin auf —— geſuͤhrt. Dieſe Verehrung
gruͤndet ſich auf die ſonderbare Meinung, daß die
Seele eines großen Mannes oder eines Koͤnigs in
den Koͤrper eines ſo merkwuͤrdigen Thieres fahre.
Man weiß auch, daß die Indianiſchen Koͤnige lange
und grauſame Kriege um den Beſitz eines ſolchen
Elephanten gefuͤhrt haben, und der Beynahme, Herr
eines weißen Elephanten, iſt der glaͤnzendſte unter al⸗
len Orientaliſchen Koͤnigstiteln. — Jeder zahme Ele⸗
phant hat einen Fuͤhrer, dem er Treue und Gehorſam
leiſtet. Dieſer ſitzt auf ſeinem Halſe, und regiert ihn
theils mit Worten theils mit einem ſpitzigen Eiſen,
womit er ihn zwiſchen die Ohren ſchlaͤgt. Wenn man
aufſitzen will, ſo legt er ſich nieder, auch lehrt man
ihn mit Kuiebeugen mit dem Ruͤſſel, und mit Ge⸗
ſchrey, das dem Laut eines ſtarken Stoßes in die Trom⸗
pete gleicht, gruͤßen. — Wenn die vornehmen In⸗
dianer auf ihm reiſen, ſo wird ſein Ruͤcken mit einem
Sitze verſehen, der einer Kutſche aͤhnelt, die Seiten
werden mit prächtigen Decken und Glocken behangen;
und die Zähne mit Ringen und Edelfteinen befteckts
Man macht täglich eine Wanderung von zehn Meis
len mit ihm. — Die Alten bedienten ſich mit gutem
Erfolge der Elephanten im Kriege, festen ihnen
Thuͤrme mit bepanzerten und bewaffneten Soldaten
auf den Ruͤcken, und beftecften ihre Seiten und Rüfs
ſel mit Senſen. Allein: bey der jeßigen Art Krieg
zu führen, kann man fie nicht. mehr brauchen, weil fie
das Feuer ſcheuen und der Knall des Geſchuͤtzes ſie
wuͤthend macht. Jetzt braucht man ſie vielmehr, um
Laſten zu ſchleppen, da fie 1500 bis 2000 Pfund fort⸗
sragen, Schiffe vom Sande ins Waffer ‚ziehen, und die
größten Sadungen auf die Berge wälzen. rs
e
x
Das Wallroß. 9
Fleiſch wird nur von den Negern gegeſſen; des
Schwanzes hingegen bedienen ſich die Negerkoͤnige
- zum Sliegenmedel, und die Angolifchen Damen putzen
ihren Hals und ihre Bruft mit den Haaren deſſelben.
Man kauft ihn daber um zwey bis drey Sclaven.
- Er muß aber zu diefem Gebrauch dem Thiere bey les
bendigem $eibe abgehauen werden, wobey die Negern
oft ihr Leben in Gefahr fegen, Der nutzbarſte Theil
an ihnen find die Zähne; die Badenzähne, aus wel⸗
chen Tabacksdoſen gedreht werden, und vorzüglich die
Edzähne, die man, wie befannt, zu allerhand Kunfta
fachen verarbeitet. Wir befommen diefe Zähne
meift aus Guinea, und die Küfte hat mehrentheils
ihren Reichthum diefem Handel zu verdanfen.
Aeußerſt merfwürdig ift, daß man in vielen Laͤn⸗
dern, die weit von ihrem Vaterlande entfernt find,
noch jegt Zähne und Gerippe von ihnen ausgräbt, fo
in Pohlen, Franfreih, England, und Deutfchland
(zu Burgtonna im Gorhaifchen). In Rußland und
dem nördlichen Afien findet man fie fogar in Menge,
und ‚giebt ihnen den Namen Mammontsfnochen.
- Diefe Zähne haben ein frifches Anfehen und. fönnen
verarbeitet werden. Auch in Amerifa hat man Ele—⸗
phantenzähne gefunden, ob man gleich nicht weiß, daß
diefe Thiere je dafelbft einheimiſch geweſen wären.
Die neunte Gattung.
— Das Wallroß N). |
Einzelne Eckzaͤhne ftehen (bey den meiften) nur in
der obern Kinnlade, und vier Backenzaͤhne auf jeder
| Seite
9) Trichechass
6. Das gemeine Wallroß.
Seite in beyden Kinnladen.: Der Kopf iſt breit;
ſtumpf und erhaben. — Wegen dieſer Kennzeichen
und des Mangels der Vorderzaͤhne zähle man dieſe
Thiere in diefe Ordnung. Ihr Aufenthalt im Walz
fer, der Mangel des äußern Obrs, der langgeftredte
wallfifchähnliche Körper, welcher nad) vem Schwanze
zu immer abnimmt, und die kurzen Schwimmfüße zei⸗
gen eine große Aehnlichkeit zwifchen ihnen und den
Mobben, an melche fie dadurch eben fo wie an Die .
Wallfiſche angränzen.: Man kennt 4 Arten, wovon
ung nur zwey inteveffane find.
DE 1. Das gemeine Wallroß 7).
Ein Thier, das bis 18 Fuß lang wird, und in
dem Meere und an den Küften um den Nordpol fich
sufbölt. Der Kopf ift laͤnglich rund; der Mund
fo Flein, daß man die Fauſt nicht ganz hinein bringen
fkann. An der Ober- und Unterlippe, auch an beyden
Seiten der Mafe fterfen in einer Hand breit dicken
Haut eine Menge Bartborften, die eine Spanne breit,
einen Strohhalm dick, dreyfach gewunden und durch⸗
ſichtig find, und dem Thiere fein praͤchtiges und fuͤrch⸗
terliches Anſehen geben. Die Naſe iſt etwas erha-
ben und die Naſenloͤcher ſind mondfoͤrmig, aus welchen
es wie der Wallfiſch Waſſer, doch ohne Geraͤuſch aus-
ſpruͤtzt. Die Augen ſind ſo groß als am Ochſen, und
koͤnnen, vermuthlich zur Sicherheit bey ———
tief in den Kopf hinein gezogen werden. Die Oeff⸗
nung der Gehörgänge iſt ganz hinten am Kopfe und
fo Elein, daß man Mühe hat, fie zu finden. Aus
der obern Rinnlade ſtehen zwey unterwaͤrts ge⸗
bogene Echzahne hervor. Sie find 20 Zell u
839
") Trichechus Rosmarus. Yin; Morfe, Buff.
1
Das gemeine Wallroß. 61
8doll dick, aJ Pfund (fächfich) ſchwer iwendig hoht,
uͤbrigens aber dicht, weiß mit einem braͤunlichen Kern
und von feinerm Gewebe als das Elfenbein. Der
Zahn zur rechten Seite iſt allezeit etwas breiter und
laͤnger, als der zur Linken. Der Hals iſt dick und
kurz; der Körper im der Mitte dick, nach hinten duͤn⸗
ner; die Haut einen Finger und am Halſe noch ein—
mal fo dick und. knorplich, überalt, befonders am Halfe
geſchrumpft, und mit wenig, furzen, fteifen Haaren
von roͤthlicher und grauer Farbe befest. An den
Füßen find-fünf Zehen mit Furzen Nägeln und einer
Schwimmhaut. Die Hinrerfüße liegen am Ende
des Körpers, find hinterwaͤrts geſtreckt, und dienen
(ihm, wie ein Fiſchſchwanz zum Rudern. a)
Die Wallroſſe leben in Heerden zu hunderten
und mehrere beyfanımen, gehen an das Sand, ſchlafen
auf dem Eife, doc) auch in der See, Man finder fie
"gewöhnlich fehlafend, doch aber nicht ohne Schildwa⸗
chen, welche ihnen bey annähernder Gefaht Machriche
geben; dieſe wecken die, welche ihnen am nächften
find, die ferner ihre Nachbaren u. f. w. bis die ganze
Heerde erwacht ift. Ihr Gang ift fehr lahm, doch
beſchleunigen fie ihn durch Huͤlfe ihrer langen Ed»
Zaͤhne, mie denen fie ſich einhäfeln. Ihre Nah⸗
rung befteht in Seegewächfen (Seetang) und it
Schaaltdieren, Das Weibchen bringe ein bis zwey
Junge zur Welt, welche nleih aus Mlutterleibe ſo
groß wie ein einjähriges Schwein find, — Es find
beherzte, grimmige und fühne Thiere, die nichts als
den Menfihen fürchten. Doch gehen fie auch auf die
Schaluppen los, die fie verfolgen, und ſchlagen Loͤ—⸗
echer drein. — Man töder fie ihrer Zähne und ihres
Speces halber, welcher oft eine ganze Tonne —
giebr,
t
62 FOR Manati. e.
‚giebt. Auch die Haut, die vier hundert Pfund wiegt,
iſt zu Gurten und guten Riemenmwerf brauchbar. Das
‚Zeugeglied ift ein: ellenlanger Knochen, und wird zu
‚Mefferfdyaalen und andern Dingen verarbeitet. — — In
Spisbergen macht man vorzüglich Jagd auf fie, und
erſchlaͤgt fie auf ven Eisfchollen, zu denen man mit
Schaluppen führt, im Schlafe. Wenn man fie
‚weckt, ftellen fie fi) grade in die Höhe auf die Vor⸗
derfuͤße, brülfen, ‚wie Ochfen, fehlagen mit den Zäh-
‚nen aufs Eis, ſtecken den Kopf zwifchen die Beine,
unnd rollen fic) fo ins Waffer herab, Man wirft fie auch
‚mit Harpunen und zieht fie mit Seilen ans Sand,
* 2. Der Manati (Seekuh)*).
Man unterſcheidet zweyerley Varietaͤten *)
a) der kleinere Manati wohnt dieſſeits Amerika,
und wird 8-17 Fuß lang und 500-800 Pfund ſchwer
und b) der Manati von Kamtſchatka halt ſich
jenfeits Amerifa auf, und wird 23 Fuß lang und 8000
Pfund fhwer. Beyde haben Feine hervorftehen-
de Eckzaͤhne, jener aber ift haarig und bat Füße mit
4 Zehen, die mit Nägeln beſetzt find, diefer aber hat
meder Zehen noch Nägel an den Fuͤßen und ift nackt.
-Die Bildung diefes Thiers weicht noch mehr von den
: ‚$andthieren ab, als bey den vorhergehenden, und es
‚nähert fi) dadurch immer mehr den Wallfifcharten.
doc) ift der Kopf einem Dchfenfopfe ähnlich. Hals
and Schultern fiehe man gar nicht, und die Hinter:
füße find mit in den Schwanz verwachfen, — Es
naͤhrt fi) von Seegemächfen. — Die Haut, welche
‚noch
s) Trichechws Manatde id; Lande; Buff.
rien.
?) —* Wahrſcheinlichteit nach find es zwey verſchiedene
v
Die Raubthiere. 63
‚noch einmal fo dit, als eine Ochfenhaut iſt, wird zu
«geder verarbeitet. Das Fleiſch ift blaßroth und wohl⸗
ſchmeckend, und wird gebraten, eingeſalzen und geraͤu⸗
chert gegeſſen. Das Lett iſt weiß, und zwey bis drey
Finger dick. Vorzüglich wird der Schwanz eines
jungen Manati fir ein Secerbiffen gehalten. Man
‚glaubt, daß von diefen Ihieren die Fabeln von ven
4 ‚Sirenen der Alten al Urfprung haben.
a2
Dr
da⸗ achte Kapitel,
FE
1.Drdnung
Die. Kaubthieren.. Nu
| ©: haben meiftens fechs fpigige Bordergähne ü in
beyden Kinnladen, auf jeder Seite derfelben, einen ke—
‚gelförmigen, etwas gefrummten Eckzahn, hinter wel⸗
chem bey einigen noch kleinere Seitenzähne ftehen,
und Badenzähne, welche fait alle ſchmal find, und
eine oder mehrere Spigen haben. Die Füße find mit
ſpitzigen Krallen verfehen. — Zwar find nicht alle
Tiere, die hieher gehören reiffend und dem Menfchen
"oder groͤßern Thieren furchtbar, doch ernäbren fie ſich
faſt alle vom Raube anderer Thiere, welche fie entwe—
der mic ihrem fcharfen Gebiffe oder mit den Krallen
Fangen; wiewohl auch einige Speiſen aus dem Ge⸗
waͤchsreiche genießen. Die meiſten halten fih auf
der Erde und im Trocknen auf, doc) graben fich auch
aniae in die Erde, und andore leben abwechſelnd im
Waſſer
PTR, Ban rg
* 'u) Ferae.
he
164 Die Robben
Waſſer und anf dent Sande, Es find zehn Gattun⸗
n und hundert ſieben und dreyßig Arten bes
kannt. Fuͤr uns ſind die merkwuͤrdigſten folgende
; Die zehnte Gattung.
— Die Robbo ).
Es giebt 12 Arten von Robben. In der obern
Kinnlade haben fie fechs und in der untern vier fpißige
Dordersähne von ungleicher Größe. Die einzelnen
Efzähne find lang, fpisig und gefrümmt, und die
Backenzaͤhne dreyzackig. Die äußern Ohren
fehlen oder find fehr klein, und die Zunge ift gefpale
ten. . Hierdurch unterſcheiden ſich die en fehe
deuclich vom Wallroß, dem fie ſonſt in Anfehung des
Aufenthaltes und der Bildung des Leibes N ähneln,
She Kopf ift einem Hundekopfe ahnlich, die Haue ift
dornig; die Füße find Furz und mehr zum Schwim⸗
‚men als zum Gehen eingerichter. Unter dem Waffer
koͤnnen fie aber nicht lange aushalten, entfernen ſich
daher auch nicht weit vom Lande. Man findet fie faſt
in allen Meeren. Die befanntefte ijt der fo genannte
1) Seehund”)
auch gemeine Robbe, und Seefalb genannt, 96 |
ex gleich eigentlich ein Bewohner der nördlichen Ges
waͤſſer ift, fo wird er doch nicht ſelten aud) in der Dit«
fee und an den Kuͤſten Deutſchlands gefangen; auch
ſieht man ihn in den Apotheken, und Materialiftens
Fäden oft. ausgeftopft als eine Zierrath haͤngen. An
Größe gleicht ex einem mittelmäßigen Kalbe und
wird oft 6 Fuß lang. Ei a dat er von
ale v) Phoca.
w) Phoca vitulina, Lin, La Ras Buff,
«
\
feinem
Der Seehund. 66
feinem Kopfe, der dem eines kurzſchnauzigen Bu⸗
dels nicht unaͤhnlich und glatt it. Auch hat er
eine bellende Stimme. Die äußern Ohren feh⸗
len gänzlich. Der Hals iſt dick, aufgefihwollen,
runzlich; der $eib dick und fegelförmig; die beyden
Vorderfuͤße fird gleich am Kopfe, find kurz und has
ben fünf. Zehen von ungleicher Laͤnge mit langer
Klauen. Die Hinterfüße machen mit den Furzen
und platten Schwanze ein Stück aus, und es ftehe
nur die Ferfe und das Fußblase mit ven Zehen, wel⸗
che viel länger find, unter dem Schwanze hervor,
Alte vier Füße find mifeiner lederartigen haarigen Hau
verbunden, alfo-wahre Schwimmfüße. Der ganze -
Leib ift mit kurzen, dichten, fetfigen Haaren befenk,
Die dunfelbraun mie weißlich befprengt, und am Ober⸗
feibe dunfler, als am Lnterleibe find. — Im Sons
mer lebt er mehr auf dem Sande, im Winter mehr
im Meere, Seine Nahrung find Fiſche und See—
graͤßer. Er legt fi) gern auf-die Klippen und Eisa
ſchollen an die Sonne, und ſchlaͤft. Hier wird er ofe
mit Keulen erfchlagen. Doch ſchießt man ihn
auch, und wirfeihn mit Sarpunen. Aus Hama
burg gehen jährlich etliche Schiffe nach Grönland auf,
den Robbenfang; denn man nutzt niche nur fein
Sett, das von jungen fo gut, wie Baumoͤhl ift, fondern
auch und vorzüglich feine ftarfe Haut, die weit und breit
verführt, und außer anderm Gebrauch), hauptfächlich zu
Ueberziigen der Koffer und Reittafchen verwandt wird.
Den Noroländern ift der Seehund in vielerfen Hinz
ſicht noch müglicher, wie uns das Schaf. Vormals
wurde das Kleifch in Norwegen und England ſelbſt
auf den Tafeln der Vornehmen gefpeift,— Auch gehört
hieher —
Bechſteins kurzgef. N. ©, 1,25. € 2. der
66 Serbär. Zottiger Seelowe. Blatter Seelowe.
⸗) ver Seebaͤ sc. Pual man
der im flillen Meere ımd in der Sudfee wohnt,
9 Juß lang wird, ein zottiges ſchwarzes Haar
und einen — mit kurzen zůgeſpitzten
Ohren bat. Die Ruſſen bezahlen das Sell theuer,
ſchneiden den Muͤttern die Frucht wegen der ſchoͤnen,
ſchwarzen Haare aus dem Leibe, und machen praͤchtige
Kleider darausı Das Kleifch der Alten ift ecfel, das
von Zungen aber ſchmeckt wie Schweinefleifh.
3 Der zottige Seeloͤwe ).
Das groͤßte Thier dieſer Gattung, das bis 25
Fuß lang wird. Es wohnt in dem noͤrdlichen Theile
des ſtillen Meeres, und naͤhrt ſich von Fiſchen, See⸗
oltern and andern Thieren. Das Männchen hat eine
krauſe Lowenmaͤhne im Nacken. Die Farbe iſt die
rothe Rindviehfarbe. — Fleiſch, Sett, Haut, Be:
daͤrme und Sehnen werden gefchägt befonders von
sen Kamtſchadalen. %
4) Der glatte Seelöwe 2,
Er ift Eleiner als der vorhergehende, doch gegen
20 Fuß lang. Er bar auf den Vorderkopf einen
aufgeblafenen haarigen Kamm, und einen dun-
Felbratinen Körper, Er bewohnt den Antarktiſchen
Kreiß und die Ufer von Chili. Seine Nahrung
beſteht in großen Fiſchen. Er wird fo fett, daß die
Haut hin und ber ſchwankt, wenn er ſich bewegt. Der
Thran wird am Feuer oder an ber Sonne ausgelaf-
fen und ift friſch eßbar. Das Sleifch ift. grob, Die
MR Haͤute
x) Phoea urſina. Lin. Öurs marin. Bufl,
9) Phoca Jubata. Lin; Franz. Lion marin.
2) Phoca Leonina, Lin, öranz. Laupmarin,
we. — *4 FA— TR,
4“ [4 ei Ri yo I aLsE ZT
\
Den (eigentliche) Hund, 67
Haͤute koͤnnen zu Ueberzuͤgen der Reiſeſaͤcke und Kof⸗
fer und gegerbt zu Schuhmacherarbeit gebraucht
werden. hit / je
Die eilfte Gattung.
In der obern und untern Kinnlade ſtehen ſechs un⸗
gleich lange Vorderzaͤhne, wovon einige tief gefurcht
find. Die Erfzähne ſtehen einzeln, find lang, ſpitzig
und gekruͤmmt. Die-Badenzähne find zacig, und
ſechs bis fieben auf jeder Seite. An den geſpalte⸗
nen Füßen find vorne fünf und hinten vier mit unbe«
mweglichen Nägeln verfehene Zehen. Ihre Nahrung
beſteht vorzüglich in Fleiſch, daher fie auch heißhungrig
und reißend find. Man zähle jest 25 Arten.
ey 1. Der (eigentliche) Hund ?).
Er ift feit langen Zeiten auf der ganzen Erde,
wie ber Menfch verbreitet, und es ift Daher ſchwer,
fein eigentliches Waterland auszumahen. Mar
nimmt dafür Oftindien an, weil er daſelbſt in den ala
teften Zeiten befannt war, und von da nad) Afrika
und Europa verhandelt wurde. *
Die aͤußere Geſtalt dieſes bekannten Thieres iſt
folgende ©).
Sk € 2 Der
a) Canis, '
b) Canis familiaris. Lin. LeChien, Buff.
©) Eben weil es fo befannt ift, will ih die Beſchreibung
ſehr genau Kiefern, um fie zum Mufter für die Behands
lung der andern Thiere, die ich nach der Abficht diefes
Buchs nur berühren darf, aufzufiellen. Der Lehrer
wird alsdann feine Zöglinge anleiten, die Thiere, die
fie vor fi) haben, zur Schaͤrfung ihres Beobachtungss
geiſtes auf ähnliche Art zu befchreiben. |
u: Der. (eigentliche) Hund.
Daer Kopf ſteht horizontal, iſt immer laͤnglicht,
hat einen flachen vorwaͤrts abhaͤngigen Scheitel, an
deſſen Hintertheile meiſt eine ſcharfe Erhoͤhung der
gange nach fuͤhlbar if, Die Schnauze, von den
Augen angerechnet, macht ohngefahr die Hälfte des
Kopfes aus, Die Unterlippe wird an tem nackten
„gezäbnelten Seitenrande von der obern bedeckt.
Die Naſe vage über der untern Kinnlade hervor, iſt
chagrinartig und immer feucht. Die Naſenloͤcher ſind
| halbmendförmig und auswärts umgebogen. An den
Seiten des Mundes befinden ſich fünf oder fechs Rei⸗
hen borftenartiger Haare. In beyden Kinnladen fte-
har ſechs Vorderzaͤhne parallel und ſenkrecht, wovon
einige an einer oder beyden Seiten eingekerbt find, die
äußerften, in der obern Kinnlade nicht genau an die
innern ſchließen, und die Außerften in der ungern Zaͤckchen
zur Seite haben, Die gekruͤmmten laͤngern Eckzaͤhne
(Hundezähne) ſtehen einzeln. In der obern Kinnlade
find auf jeder Seite ſechs und In der untern meiſt fie»
ben Badenzähne, wovon die vordern ſchmal und ein-
fpisig und die hintern breit und vielfpigig find. Ue—
berhaupt hat der Hund gewöhnlich 42 Zahne. Die
Zunge ift.lang, etwas flad) und glatt, Die Augen
jtehen ein wenig (djief, und am inneren Augenwinkel
bemerkt man eine kleine Nickhant. Die Ohren find
zugeſpitzt, bald haͤngend, ba aufgevichtet, der obere
Rand der Gehoͤroͤffnung iſt umgebogen, der Hintere
Hand zweyfach und: der vordere dreyfach. Im Ge-
ſichte find fieben mit Haaren beſetzte Warzen. Der
Hals ift rund, beynahe fo lang als der Kopf, der Leib
aft rund, und, fo weit als die Bruft geht, ſtark und
inten dünner, Das Weibchen hat an jeder Seite
5, ſelten nur 4 Bluͤſte, namlich an ‚jeder ( ir der
Bruft
Der (eigentliche) Hund. 69
Bruſt zwey und des Bauchs drey. Die hintern Bei⸗
ne find etwas hoͤher, als die vordern. Vollkommene
Zehen haben fie eigentlich nur vier, der fünfte iſt ein
unoolffoninner Daumen an dem Hintertheile der
Füße, ı Die Ferſe fiehe man höher an den Beinenz
als ‚eine kahle Zehe ohne Klane, "Den Schwanz
‚tragen alle Hunde mehr oder "weniger in "ie
Hoͤhe, und mehr oder weniger Frumm — ** She
ganzer Körper iſt dicht mit Haaren befege ), wovon
die auf dem Rücken härter, als die übrigen find. |
0 Die Farbe ift, wie bey alten zahmen Thieren,
fehr ‚verfchieden, und in den Haaren der Haut laffen
ſich 15 Maͤthe deutlich unterſcheiden, eine auf jeder
Seite hinter dem kleinern Augenwinkel, eine auf jeden
Seite in einem halben Cirkel um das Ohr berum, eine
auf jeder; Seite von dem: Ohr an mis: verſchiedenen
Biegungen an dem Halſe herunter bis’ zu dem obern
Ende des Bruftbeins, wo fie von: beyben Seiten in!
einen Winkel zufammenftößt, eine, die von dem: obern
Ende des Bruftbeins über daffelbe herunter big zu der
unterſten Spige läuft, eine auf jeder Seite des Bauchs
zwifchen dem abet und den Weichen, eine uͤberzwerg
auf jeder Seite am After, eine hinter an jedem Beine;
. bis am die Ferfe Man bemerkt diefe Naͤthe beſon⸗
vers ſehr deutlich an den kurzhaarigen Hunden, und
dieſe Thiere unterſcheiden ſich dadurch fehr merklich
von den andern, die zu dieſer Gattung gehoͤren, vom
Fuchſe und: Woelfe —Die Stimme iſt bey den mei⸗
ſien knurrend, bellend und heulend, bey einigen bloß
* rise un ie m. je Bi den —— ra
ı m39n99 N E3 IYURG leife
1 * der eistifge nackte und made * sine
mean u 32 0
70 . Ber Ceigentlihe) Hund.
leife murrend. Sie geben dadurch ihre Seidenfchafften
zu erfennen, und es ift wunderbar, daß viele Hunde
den hellſcheinenden Vollmond, fürchterliche Geftalten,
blafende Inſtrumente, das Geläute der Gloden ıc.
verabfcheuen, und dieß durch gräßliches Heulen zu er⸗
fennen geben. — Ihr zunehmendes Alter kann man
einigermaßen daran erfennen, daß ihre Haare dunkler,
ſtumpf und ungleich, und im hoben Alter an ber.
Schnauze, auf, der Stirn und um die Augen grau
die Zähne fehmarz, ftumpf und ungleich werben, ut
im Alter ausfallen. Sie überleben zuweilen ziwanzig
Sabre, und werden im Alter gern blind und taub.
Alle die fo mannichfaltigen Verſchiedenhei-
ten der Bunde gehören zu einer Art, weil fie ſich
nicht nur alle unter einander begatten, und fruchtbare
ungen zeugen, fondern weil fie auch alle, wie der Aus:
r
genfchein fo gleich lehrt, einerley Triebe, Lebensart u.
ſ. w. haben. Zwar iſt eine Race gelehriger, geſelli⸗
ger und folgfamer als die andere, indeſſen bemerkt
man doch auch hierin eine gemwiffe Aehnlichkeit, und
der Unterfchied liege bloß in dem Mehr und Weniger.
Am auffallendften ift immer die verfchiedene Größe:
und die verfchiedene Geftalt der Schnauze der Hunde;
doch wer weiß, wie viel Klima, Nahrung und Lebens⸗
are auf die Thiere wirft, der wird fi) auch hierin leicht:
beruhigen fönnen; denn wenn mir auch mit andern!
feinen Hund, fondern den Fuchs, Wolf, Goldfuchs )
zum Stammipater diefer Thierart annehmen wollten, fo
würden uns doch alle dieſe Abweichungen unerklaͤrbar
bleiben. — Ich führe hier. nur die merfwürdigften ein⸗
heimifchen CORMERaTUN denen man die aus bens
‚felben
⸗) Canis aureus. Lin. Such der Richter * 4.
Der (eigentliche) Hund, RE
felben durch die Wermifchung unter einander entſte—
henden 'Spielarten, die. man Blendlinge nenn,
leicht wird unterordnen koͤnnen.
a4) Der gemeine Schäferhund Bauernhund⸗
—2 Hofhund ). Er iſt größer als ein
Fuchs, hat eine lange etwas die Schnauze, und
Heine Ohren, die zue Hälfte umgebogen find. Die
Haare an Kehle, Hals, Bauch), Schenfeln, und
Schwanz find laͤnger als an den andern Theilen des
geibes— Es ift ein fehr gelebriger und müglicher
Hund. ER Haushunden nimme man duinfelfarhene,
damit fie nihe von Dieben, und zu Schäferhunden
hellfarbene, damit fie nicht vom Wolfe erfanne wer-
den, —ı Der Spitz (Heidehund, Pommern) ift eine
Spielart, und unterfcheidet fich durch feine zugeſpitz ·
te, Schnauze und iſt bald ſteif⸗ bald wollhaarig.
b) Der Bullenbeißer Baͤrenhund, Warhte
Hund 28) Er iſt größer als ein Rolf, bat eine dicke,
Furze, aufgeworfene Schnauze, eine ſtumpfe Nafe,
und dicke berunterhängende Wangen. Der Kopf iſt
dick und breit, die Scheufel find voll ſtarker Muskeln,
fo wie ‚überhaupt dev ganze Hund ftayfleibig iſt. We⸗
sen er. — Staͤrke muß er —
uſer — und ve det men Be rl
as
ni Dem, nah BR, 2 "anıt Ye
— &4: ne Dat
Cari⸗ ae Lin, Chien 36 — Buff.
Canis moloſſus. Lin. Dogue. Buff.
3 Canis maſtivus. Lin. Dogue de forte —* en
#) Canis fricator.'Lin? Doghin. Bufloe 0.)
4
-
72 De eigentliche) Hund.
c) Der Jagdhund k). Der Kopf iſt rund, |
hinten mehrentbeils mit einer deutlichen Erhöhung ;
Die Schnauze fo lang, aber ftärker als am Bauern⸗
— die Ohren dick, breit, und haͤngen lang
herab; der Leib lang geſtreckt und maͤßig ſtark, die
Heine fleiſchig, der Schwanz ſtark, und wenig ge⸗
kruͤmmt und die Afterzehen, die weit oben ſtehen, ha⸗
ben Klauen. Das Haar iſt bald ſchlicht, bald zottig,
bald einfarbig, bald gefleckt. — Dieſe Hunde find
den Jaͤger fo wichtig, daß er ohne denfelben nicht
wirde Jäger ſeyn koͤnnen; denn fie haben viel Staͤr⸗
fe, einen fehnellen Lauf, und befonders einen fehr feis
Der große Budel (Wafferhund) 7) iſt der
gelehrigſte und treueſte Hund. Er geht aus natuͤr⸗
lichem Antrieb ins Waſſer, ift daher zur Waſſervoͤgel⸗
jagd fest gut zu gebrauchen. eine Größe iſt mit⸗
Eng, ‚der Kopf dick und rund, die Schnauze mit
fefmäfig und fumpf, die Ohren breit uno Berabhän?
gend, der Schwanz grade, ber Leib dick und kurz, das
Saar Fraus und wollig. Er wird alle Fahre ge⸗
ri und das Haar wird von Hutmachern und
Strumpfwirkern benußt. — Der Eleine Budel
Kommen ibm 53 ir 2 RN
Mur nt. m T ud F ine) Der
k) Canis fagax: Lin. I Tl. Ri.
N Canis aquaticuss Lin. Grand Barbet, Lin
Der leigentliche) Hund, —
e) Der ſpaniſche Wachtelhund (Seiden⸗
hund, langhaariger Bolognefer, Seidenbudel ”), Er
gleicht dem großen Budel an Größe, hat einen ſtar⸗
fen, runden Kopf, und breite, herabhaͤngende, mit
langen, zettigen Haaren verfehene Ohren, eine ſtarke
Bruſt, kurze Schenkel und einen in die Höhe ſtehen⸗
den Schwanz. Das Haar it lang, gekraͤuſelt
und fehr weich, und gewoͤhnlich weiß gefärbt... Es
giebt vorcreffliche Huͤte und Strümpfe. — Das Elei=
ne Bologneferhündehen ”) und das eigentliche
Loͤwenhuͤndchen °), welches vorne lanahaarig und
hinten furzbaarig ift, obne fo, wie jenes (das Bologne-⸗
ſerhuͤndchen) darzu gefchoren zu werden, Ara ihn
gum Stammvater.
6 Der gemeine Windhund ?). Man hält
ihn für den ſchoͤnſten Hund; denn alle Theile feines
Körpers fi ind duͤnn und ſchtank, und wohl proportio⸗
nirt. > Der Kopf ift gewoͤlbt, lang und zugefpigt;
bie Schnauze ſchmal; die Lefzen Furz, die Ohren
ſchmal, dünne, aufgerichtet, und nur am obern Ende
etwas umgebogen; der Hals: lang, dev Ruͤcken ges
bogen, ‚der Bauch enge; die Schenkel body und
mager; der Schwanz glatt, lang und berunterhän-
gend; das Haar bald glatt, bald ſchlicht. Sie lau-
fen ſehr fehnelt und: bellen niche viel; daher werden
auch die großen unter ihnen zum Hetzen der Hirſche
and Aarau und die mittlern zum Sagen ber, ale
| 59 |
Re, “
5 Canis ae. L. Epagnst, B.
») Canis melitaeus. L.' Bichon. B
- @) Chien Lion,
9) Canis grajus. L, Levrier. B.
OR: Der (eigentliche) Hund.
und Fuͤchſe gewählt. — Der türkifche nackte
Bund. ?) unddas Windfpiel”) ſtammen von ihm ab.
8) Der Dachshund ) ift ein Fleiner niedri-
ger Hund, ver einen dicken Kopf, eine lange ftarfe
Schnauze, hängende Ohren, einen langgeftredten _
Körper, Eurze und vorne eingekrümmte Beine,
und ein glartes, felren ein zottiges Haar hat. Meb-
teneheils iſt er ſchwarz oder braun, Der Jaͤger
brauche ihn zur Biber: Dachs» Fifchofter- Fuchs · und
Kaninchenjagd. Sein Näturell fcheine ihn von felbft
anzutreiben in die Höhlen diefer Thiere zu Friechen.
Da ſich ver Aufenthalt der Hunde allezeit nach
ihrer Beftimmung richtet, fo laͤßt fich nichts allgemei-
.. nes darüber fagen; doch verlangen fie ihn fauber, da
fie die Reinlichkeit fo febr lieben, Ihr Schlaf ift ſehr
leiſe, oft unruhig, und fie feheinen immer böfe Träume
zu haben ; denn fie brummen und bellen oft im Schlafe,
wie wenn ſie es mit einem Gegner zu thun haͤtten.
Da fie zu ven Raub - oder fleiſchfreſſenden Thies
ven gehören, fo iſt freylich ihre natürlichfte und lie
Nahrung Fleiſch, doch nehmen fie auch im Norbfa
Speifen aus dem Gemwächsreiche zu ſich, befonders
wenn fie die Zubereitung für Menfchen erhalten ha⸗
ben. Am beften und‘ gefündeften erhaͤlt man ſie bey
den Ueberbleibfeln von Fleiſch, Knochen, guter Brühe
und Brod, As Arzeney entweder zum Vomiren,
oder die ſpitzigen Knochenſplitter einzuhuͤllen freffen fie
Quecken⸗ und anderes rauhes Halmengraß. Viele
Landleute halten dieſe Erſcheinung für eine Anzeige
J x der
a) Canis aegyptius L. Chien ture, BB 7) «
r) Levron. B. REN
s) Canis vertagus, L. Baſſet. .
Der (eigentliche) Hund. 75
der Veraͤnderung des Wetters, welches man aber
ſchon aus den Minen, die ſie dabey machen, fuͤr das
erfennen muß, was es iſt. Sie ſaufen oft, weil fie
trocfner und hitziger Natur find, und aus Mangel an
klarem frifchen: Waſſer, werden fie leicht Eranf, ja gar
toll. ir 2
Wenn der Hund ein Jahr alt ift, fo ift er zur
Begattung tüchtig, und die Huͤndin wird des Jahrs
zweymal laͤufiſch. Sie trägt gewöhnlich 63 Tage
und wirft drey bis zmölf unge, die blind zur Welt
fommen, und forgfältig von ihr gefäugt, gepflegt und
vertheidigt werden, ' Diejenigen, welche im Fruͤhling
gebohren werden, erhalten einen beffern Wuchs, als
diejenigen, welche zu einer andern Jahrszeit zur Welt
fommen, | | *
Wegen der Menge vorzuͤglicher Eigenſchafften,
womit die Hunde dem Menſchen nuͤtzen, hat
man fie ſchon ſeit undenklichen Zeiten ihrer natuͤrli⸗
chen Wildheit entriſſen, oder wie andere wollen, ſich
dieſelben durch die Begattung der gezaͤhmten wilden
Thiere zu verſchaffen geſucht, und fie zu einem vor⸗
zuͤglichen Hausthiere gemacht. In ihnen vereinigen
ſich auf eine ſehr nuͤtzliche Art Schoͤnheit, Staͤrke,
Gelehrigkeit, Feinheit der Sinne, und die bewun-
dernswuͤrdige Zuthätigfeit und Treue gegen ihren
Heren. Sie wiffen ihn durch Geruch) und Gehör von
taufend Perfonen zu unferfcheiden, verftehen feine
Winfe und Mienen, unterwerfen fich geduldig feinen
Züchtigungen, vergeffen die Beleidigungen fehr bald,
und gedenfen ber Wohlthaten Tange, Sie find wach-
fam, und beſchuͤtzen Heerden, Häufer und Gılter,
Keine Heerde kann ohne fie beſtehen. a man har
die ſtarken englifchen Hunde fogar zumeilen im Krie-
| \ ge
\
76 ‚Der Ceigentlihe) Hund,
ge gebraucht. Heinrich der Achte, Koͤnig von Eng:
land ſchickte Kaiſer Carl dem Fuͤnften vierhundert
Soldaten und eben ſo viel Doggen gegen Frankreich
zu Huͤlfe. Auch Die Spanier brauchten ſie in den
Kriegen gegen die Bilden in Amerika. Sie laffen ſich
auch zu allerhand Fünftlichen und luſtigen Handlun⸗
gen abrichten, als den Bratfpieß und Schleifftein zu.
Drehen, zu tanzen, zu frommeln u. ſ. w. In einigen
Ländern bedient man ſich ihrer auch zum Ziehen, fo
in Grönland, Kamtfchatfa und auch) in Frankreich
and Bruͤſſel. Vier Hunde ziehen drey erwachfene
Derfonen und fechzig Pfund Gepäce fehr behende
fort, und ihre gewöhnliche Sadung iſt zweyhundert
und vierzig Pfund. Sie laufen meit leichter. über
den Schnee hinweg, als Pferde und Rennthiere und
machen in einem Tage beladen zehn bis zwölf Meilen.
ie fuchen Trüffeln und zeigen den Ort an, wo fie
diefelben durd) ‚ihren feinen Geruch fpüren. Den
größten Mugen leiften fie.aber dem Jäger. In Nor—
wegen gewöhnt man fie fogar zum Vogelfang und
zum Klettern auf folche fteile Anböben, wo. fie. die
Neſter der Waffeloögel ausnehmen müffen, und: wo-
Din ihnen fein Menfch folgen ann. Es bäle man-
eher Pachter oft fechzehn folcher Wogelhunde, die Elein,
geftrecft und furzbeinig find. - Diefe Jagd träge ſol⸗
hen Pächten oft das meifte ein. - Auch zum Fiſch—
fang laffen fie fich abrichten, Da ihr Sleifch fo
ſchmackhaft iſt, wie Schöpfenfleifh, fo hält man: in
Grönland, Dftindien, China und auf der Goldfüfte
ganze Heerden, die man mäfter, ſchlachtet und ißt.
Das Fett ſchmeckt wie Gaͤnſefett, und heilt innerli⸗
che Gebrechen, ſonderlich auf der Bruft, Die Haut
bereitet dev Roth = und Weißgerber, und. behaart wer⸗
| | VISTA: ‚ven
Der (eigentlihe) Hund. i 97-
ven jie auch ſchon zu allerhand Beſchlaͤgen gebraucht,
In Oertern, wo vieler Saffian bereitet wird, als in
Frankreich und der Levante hält man viele Hunde
bloß um ihres fiharfen Rothes willen, den man
fammelt und damit das Haar der Felle wegbeizer,
Bösartige Flechten und Engbrüftigfeit hat man gluͤck⸗
lich dadurch vertrieben, daß man junge Hunde mit
ins Bette genommen hat. Sie bekamen dieſe
Krankheit und die Kranken genaßen. Eben ſo ſind
rLaͤhmungen der Arme durch das Schlafen des Hun⸗
des auf dem leidenden Theile, und die Schmerzen des
Podagras durch das Lecken der Füße gelindert wor—
den. Eben vieß Lecken beile auch) Wunden und u.
ſchwuͤre.
Odhngeachtet aller bleſe Vorzüge ift es gar niche
rathſam Hunde bloß zum Ver gnuͤgen zu halten; denn
nicht zu gedenken, daß dieß einen unnoͤthigen Auf-
wand mache; fo iſt ſchon der Gedanke, daß ein ſoge—
nanntes Schoßhuͤndchen toll werden koͤnnte, ſchauer⸗
lich. Es wird nicht uͤberfluͤſſig ſeyn, hier das vorzuͤg⸗
lichſte von dieſer Krankheit, die beſonders in ihren
Folgen ſo ſchrecklich iſt, anzufuͤhren. Die Hunde werden
vorzüglich im Alter damit befallen und zwar entwe _
‚der im Sommer bey allzugroßer Hitze oder im Win
ger bey allzugroßer Kälte, vornaͤmlich wenn fie ſich
aus ber Kälte ſogleich unter den warmen Ofen legen.
Auch Mangel des friſchen Waſſers, Genuß des ver⸗
moderten Fleiſches in heißen Tagen, und heftige
Zahnſchmerzen, womit die Hunde haͤufig befallen wer⸗
den, ſind oft die — dieſer fuͤrchterlichen Krank⸗
eiten.
Man — gewoͤhnlich zweyerley Arten:
1) die pabiaen oder die reißende und 2) die ie
14
78. Der (eigentliche) Hund,
de Wuth. Die erftere iſt die allergefährlichfte, was
einem folchen Franfen Hunde begegnet, beißt und ver:
giftet er, es ſey Menfch, Hund oder ein anderes
Thier. Seine wie Glas glänzenden Augen find etwas’
gebrochen, er trägt den Schwanz in die Höhe und
ſchaͤumt nur wenig. Die mit der legtern Art behaf⸗
teren Hunde laufen beftändig, meilenweit von einem
Orte zum andern mit niedergefenftem Kopfe, haben
rothe entzuͤndete Augen, laffen die blaue Zunge ber
aus und den Schwanz herunter bangen, ſchäͤumen
ſtark, fuchen die Hunde auf und beißen fie, aber nicht
leicht die Menfchen. Diejenigen Hunde, welche fie
blutig beißen, werden auch toll. Beyde Arten von
Tollheit laſſen fih durch Merkmale vermuthen, auf
bie jeder Beſitzer und Liebhaber aufmerkfam ſeyn muß.
Der follmerbende Hund wird nämlich traurig und
ſchlaͤſrig, ſucht die Einſamkeit, verkriecht fi; gebt
mer nach warmen Dertern, ſchleicht immer nad)
dem Futter ohne zu freffen, läßt den Schwanz und
bie Ohren hängen, murrt immer, doch chne zu beilen,
und falle ungewöhnlich fremde Menfchen und Thiere
an, die ihm zu nahe fommen, Mer diefe Kennzei«
en an feinem Hunde bemerkt, der thut am beften,
er laͤßt ihn todt ſchießen, um dadurch der Gefahr eis
nes größern Ungluͤcks zu entgehen. Vorzüglich
ſollten fich Siebhaber der Schooßhuͤndchen diefe Kenn:
zeichen empfohlen feyn laſſen, damit fie nicht die Vor-
boten der Wurh für eine gleichgultige Unpäßlichkeit
oder Kränflichkeit ihres Sieblings anfehen.
Man bat diefem Uebel vor langen, Zeiten ber
durch Ausſchneidung des fogenannten Tollwurms, eis
nermeißlichen Sehne unter ver Zunge, vorzubeugen
geſucht. Allein man verurfacht durch diefe Opera:
% j tion
We
Der (eigentlich) Hund. 79
tion dem Hunde vergebliche Schmerzenz' denn diefes
Zungenband, daß nur den Thieren diefer Gattung al-
lein eigen iſt, dient darzu, ihnen ihre befondere Arc
© Saufens, das in einem geſchwinden Hin- und
Herziehen der Zunge beſteht, zu erleichtern, Mic ei«
nem wieflich tollen Hunde eine Cur anzuftellen, iſt
nicht zu rathen; denn es find leider Exempel bekannt,
daß Menfchen dabey fo unglücklich gemefen und ges
biffen worden find. Man fchießt ihn Daher lieber fo=
leich todt. Iſt aber eine Kuh, Pferd, oder fonft ein
Thier gebiffen worden, an deffen Erhaltung feht viel
gelegen ift, fo kann man freilich, ehe man die Kenn»
‚zeichen der eintrerenden Krankheit bemerfe die beſten
— mit Vorficht anwenden, Bis jetzt
hat man hoc) das Ausfehneiden oder Ausbrennen und
ein lang unterhaltenes Eitern der Wunde für das ſi⸗
herfte Mittel gehalten; beſonders wenn man fich da:
bey der Wurzel der Tollkirſchſtaude (Atropa Belladon-
1a. Lin.) bedient. Dem größern Vieh aiebr man
einen Tag um den andern drey Quentchen davon, dem
Fleinern vierzig Gran ein. Auch Menſchen find noch
am erften durch das Ausbrennen, durch Auszieher
des vergifteren Blues, vermittelft der Schröpfföpfe,
durch Spanifchfliegenpflafter (äußerlich) und dutch die
Maymurmslatwerge *) und die von einem geſchickten
> Arzt beftimmten Dofen der gepülverten Belladonna⸗
3
wurzel (innerlich) geheilt worden. |
ws | | s Des
?) ©. unten Maitwurmfäfer.
80 Der Wolf.
2. Dee Wolf .
Er übertrifft an Groͤße den gewöhnlichen Yges.
j
Big einen wilden Hund nennen, fo ſehr gleicht er
Hım
iemlich. lang, am Halfe ſteif aufrecht ftehent
Be ichbrann, HN
und fein Fleiſch verabfcheut, ob es gleich arme Wil⸗
de giebt, Die es genießen. — Er iſt in allen Welt:
eheilen uud ia allen Zonen in großen Wäldern zur
Haufe. In Deutſchland wird er immer feltmer, und
in das mifklere und nördlichere kommt er faft gar
niche als durd) Verirrung auf feinen Streiferenen aus
olen, Ungarn und Defterreid, — ine außeror⸗
dentliche Gefraͤßigkeit zeichnet den Wolf vor allen
andern
iR Tpieren unausftehlichen Geruch; daher auch) der
#) Canis Lupus, Lin, Loup. Buff,
v) Denn 28 giebt auch Schäferhunde > BD. im ſuͤdlichen
3 Brantreich von der Größe eines engliſchen Hundes.
!
Der Wolf, di
andern Raubthieren aus. Er iſt im Stande zwey
Schafe, wenn er Muße dazu hat, fuͤr eine Mahlzeit
ganz reinlich aus der Haut auszuſchaͤlen, und aufzu—
freſſen. Freilich dauert eine ſolche Mahlzeit etwas
lange, fie haͤlt aber auch deſto länger nach; denn hier⸗
auf ann er wieder drey bis fünf Tage Hunger leiden,
Bey feinem Raube wendet er viele Liſt an, fehleiche
dem Wilde auf ihren gewöhnlichen Wegen (Wechfeln)
nach), und wenn es ihm zu flüchtig fcheint, fo nimme
er zu einer folchen Jagd noch mehrere Wölfe zu Huͤl—
fe. Den aller feiner Lift und Stärfe ift er aber ſehr
furchtfam; denn fo bald er Widerftand finder, ergreift
er die Flucht, der äußerfte Hunger oder die Verzwei—
felung müßte ibn denn wuͤthend machen. Alsdann
ſcheut er auch die Menfihen nicht; doch Fönnen ihn
diefe durch Feuer verjagen, Da erauch das Raffeln,
der Ketten fürchtet, fo bangen diejenigen, welche durch
das wolfreiche Polen reifen, viele Ketten an die Waa
gen. Er friße faſt alles, was Leben hat, Hirfche,
Rebe, Bären, Schweine, Schafe, Hafen, Mäufe,
Hühner, Gänfe, ja in der aͤußerſten Hungersnorh
friße er fogar Lehm, Schilf, Moos und Baumes,
Enofpen und der Stärfere fälle den Schwächen felbft
an. Das frifche Waffer ift ihm eben fo unentbehrs
lich, als dem Hunde, und beym Mangel veffelben
heult er lauter als bey großem Hunger, Er raubt
lieber des Nachts als am Tage, und da er auch den
$eichen nachgeht, fo mag vielleicht eine Erfcheinung
auf dem Gottesacker Anlaß zu der alten Sage vom
Waͤhrwolfe gegeben haben. — Die Wölfin bringe
nach eilf Wochen in einfamen duͤſtern Wäldern in eis
nem felbft gegrabenen Loche nach Merfchiedenheit ihres
Alters drey bis neun junge zur Welt. Mac) ei«
Bechſteins kurzgef. N. G. 1.230. 8 nem
mi. 0 DO.
‚nem Monate fräge fie ihnen fehon Haafen und Reb—
huͤhner ins Lager und gewöhnt fie dadurd) ans Rau⸗
ben, und nad) zwey Monaten geben fie mit ihr auf
die Kagd aus, — Da die Wölfe, wie wir aus der
Wohl ihrer Nahrungsmittel gefeben haben, fo aͤußerſt
ſchaͤdliche Raubthiere find, fo werden fie auch über-
all verfolge Daher in Sachfen, wenn einer bemerkt _
wird, fogleich Ssäger und Bauern aufbrechen und ihm
mit allerhand Morögewehr entgegen gehen, Ges.
woͤhnlich . felle man alsdann eine Treibjagd an.
Außerdem fängt man fie aber auch in Sallen und
Gruben, wohin man fie durch Kirrungen (Lockſpei⸗
fen) zu locken ſucht. Die Hunde gehen fie nicht gern
an, weil fie vermittelt ihres ftarfen und fcharfen Ge—
biffes fürchterlich um fich bauen, Sie haben fogar
einen natürlichen Abſcheu vor ihnen, und fträuben
beym Anblicke derfelben die Haar. — Nichts als
- ber Balg iſt eigentlich von ihnen zu brauchen. Die—
fer giebt aber ein gutes und warmes Pelzwerf, daß
‚noch den befondern Vorzug bat, daß es Feine Inſek⸗—
ten befuchen, Man braucht ihn vorzüglich zu Wild«
ſchuren, Müffen und Pferdedecken, und das Stud
Foftet fünf bis fechs Thaler. Je weißer das Haar ijt,
deſto fchöner und Eoftbarer find vie Baͤlge. Sie kom—
men aus Rußland, Polen, Franfreih und Virgi—
nien zu uns. — Bisweilen benußen die Mahler,
Goldſchmiede, KRupferftecher, Wergolder und. Buch—
binder auc) die Zaͤhne zu Glättung und Polirung
ihrer Arbeiten Auch faßt man fie in Silber ein,
und laßt zahnende Kinder zur Beförderung.der durch⸗
brechenden Zähne darauf beißen. Das Fleiſch ver
achten fogar gebraten die Hunde, doch eſſen es Die.
Kalmuden, Tungufen und die ärmften Sappländer,
—T —* 3. Der
Der Fuchss. 883
8. Der Such >) x
iſt fo befanne in ganz ee daß ihn faft
jeder, der Luſt hat, ihn zu beobachten, von dem Jaͤ⸗
ger feines Orts erhalten fann. Ich erwähne alfo
von feiner äußern Geſtalt auch bier weiter nichts, als
- feines Unterfcheidungsmerfmales, welches in einem
er wolligen Schanze befteht, der fo wie
anze Körper, fuchsroth, und nur mit einer
weißen Spige verfehen iſt. Uebrigens koͤmmt er
an Größe und Figur einen Spishunde am.nächften,
Sein Geruch iſt widerlich; doch bat er am Obertheil
des Schwanzes ohngefaͤhr 24 Zoll von der Wurzel
deffelben eine Drüte in Geftalt eines $eichdorns mit
einer Eleinen Deffnung, in welcher fich eine geronnene
Feuchtigkeit befindet, die einen fehr angenehmen Vig«
„Jen Geruch von fich giebt. Der Fuchs beißt nad)
diefer Drüfe, wenn er verwunder wird; es fey, daß
der Geruch und Geſchmack dieſer Feuchtigkeit ſchmerz⸗
lindernd iſt, oder daß er durch dieſen Balſam ſeine
Wunde heilen will. Seine Stimme ift kleffend, doch
ſchreyt er auch, befonders beym Werterwechfel, wie ein
Pfau. Er läßt ſich zaͤhmen und erreicht ein After
von vierzehn Sabren. — Sein gewoͤhnlicher Auf⸗
enthalt iſt unter der Erde, in Höhlen, die er fich
entweder felbft gegraben oder einem Dachfe abgejage
bat. Im letztern Falle neckt er ven Dachs fo lange,
und verunreinigt ihm die Höhle mit feinem Kothe,
daR er fie zu verloffen genötbigt ift. Ein eigentlicher
Fuchsbau, wie die Jaͤger eine vom Fuchs ſelbſt ge⸗
grabene Hoͤhle nennen, bat zuweilen 50 Fuß im Um⸗
fange, ift drey bis fechs Fuß tief, und beftehe rheils
52 aus
) Canis vulpes, Lin, Renard, Buff,
34 DER,
aus "Kammern oder Keffeln nad) ver Jaͤgerſprache.
Je nachdem ver Bau groß üft, hat er mehrere folche
Keffel, in welchen theils die Füchfe ſchlafen, theils die
Fuͤchſin ihre Jungen bringt, Merkwuͤrdig ift aber
der Eingang zu dem legtern. Dieß ift eine überaus
enge Köhre, welche etwa drey bis viertehalb Fuß lang
iſt, meift erft fenfreche in die Erde geht, und dann |
wiederum in einem Bogen aufwärts fleige und zur
Kammer führt, Dieß ift der legte Zufluchtsort des
Fuchfes, wenn er von den Dachsbunden in feiner
Höhle verfolgt wird, Er verdämme fi) auch ge⸗
woͤhnlich in derfelben, fo daß man im Nachgraben den
Eingang dazu verliert. — Er nährt ſich von aller-
band Thieren, Simmern, Auerhühnern, Nebhühnern,
- Gänfen und anderm Federvieh, Hafen, jungen Neben,
Fiſchen, Schlangen, Fröfchen, Kröten, Eidechfen, In—
feften und Gewürmen. Im Winter geht er auch) das
Aas an. MWeinbeeren und befonders Honig, wenn
er darzu fommen Fann, find feine fecfereyen. Wenn
er im Sommer unge bat, fo ſchleicht er bey Tage
um die Dörfer in dem Getraide herum, und ftiele dem
armen Sandmann’ fein Hühnchen wor den Augen weg.
Er hat einen außerordentlich feinen Geruch, und ver⸗
ſteht gefchickter als eine Katze, dem Winde entgegen,
auf dem Bauche an ein Thier zu Friechen, und daffel-
be durch einen ſchnellen geſchickten Sprung zu fangen,
fo daß das flüchtige Rebhuhn oft noch in der $uft von’
ibm ergriffen wird. Gelingt ihm zuweilen ein folder
Sprung nicht, fo fol er, wie die Jaͤger fagen, lang:
ſam und beſchaͤmt auf feiner Spur zuruͤck gehen, und
gleichſam alle Schritte zählen, um zu fehen, um wie
viel er fich verfprungen babe, Das meifte Wildpret
fängt er auf der Lauer und durch Liſt. Sieht er z. B.
| — einen
rn" De Fuchs. \ 85
eiten»Haafen längs einer Hecke herfommen, fo legt er
ſich dicht an diefelbe auf die Erde nieder, und verfehle
felten, wenn ihm diefer zum Sprunge koͤmmt, feinen
Fang. Er kennt die Stellen fehr genau, wo fich das
Wild, feiner Natur nach hinlagert, und durchſchleicht
ganz langfam und bedächtlich jede Gegend aus Be⸗
ſorgniß ein Stüc zu übergehen ober aufzujagen, fo
daß auf»diefe Arc ihm nach und nad) alle im Lager
fisenden,Haafen und alle brütenden Feld - und Wald»
huͤhner zu Theil werden. Aeußerſt merkwürdig iſt,
daß er aus Fuͤrcht entdeckt zu werden, niemals in dem
nahen Bezirke ſeines Aufenthalts raubt, daher das
Spruͤchwort entſtanden ift: der Fuchs jagt nie⸗
mals auf feinem Daun. Die Gaͤnſe ſollen vor ihm
ficher ſeyn, wenn man ihnen den Kopf mit Theer be:
fchmiert. In feinem Magen bar man mehrmals
nicht nur eine Karte mit ihren Jungen, fondern aud)
das ganze Neft gefunden, 4
| Die Füchfin träge neun Wochen und wirft zu Ans
fang des Mais drey bis neun unge. Wenn fie eis
nen Monat alt find, fo führe fie die Murter vor den
Eingang des Baues und fügt fie an der Sonne. Um
diefe Zeit fängt fie auch an für fie auf den Raub aus«
zugehen, und ihnen junges Wildpret und Federvieh
vorzutragen. Sie fpielen mit einem folchen lebendi»
gen Ihiere, z.B. einem Rebhuhn lange, födten es auf
dieſe Are nur nach und nach, jedes reife alsdann ein
Stuͤck ab, und träge es in einen Winfel, und läßt es
fich von den andern unter beftändigem Knurren, wie
ein Hund, nicht nehmen. * Da man oft die Füchfe
gern ausroften will wegen des großen Schadens ven
fie in einer Wildbahn thun, fo pflege man in dieſem
Falle die weißgelben, wolligen plumpen Jungen im
* eg Junius
86 Der Suche. Der Solbwolfs
Junius auszugraben. — Die Fäger aber jagen oder
fangen fie lieber im Winter, weil fie alsvann den
Balg nuͤtzen koͤnnen. Die graufamfte Arc fie zu bes
kommen ift dieſe. Man verftopft namlid) alle Aus⸗
er ihres Baues bis auf einen einzigen, der dem
inde entgegen geht; in diefen ftecft man einen Fuß
tier ein Stuͤckchen Tud), das mit Schwefel übe
iſt, zündet es an, und wirft Blätter und Genift dar⸗
auf, die den Dampf vermehren. Iſt der Bau fovoll
Dampf daß er wieder berausquifle; fo verftopft man
auch Diefen Ausgang.” Den folgenden Tag wird man
ben Fuchs erſtickt dihe am Eingange finden. —
Außer dem Bage benutzt der Jaͤger auch das Fleiſch
des Fuchſes für die Hunde. Von ten nördlichen
Voͤlkern wird es auch ohne Ekel gegeffen, und wer es
nicht weiß, wird ohne Bedenken einen gut zubereites
ten Fuchsbraten für. einen Hafenbraten fpeifen. Im
Sommer fann der Hutmacher die Haare brauchen, _
wenn die Bälge für ven Kürfchner zu fehlechr find,
Man unterfcheider drey KHauptoarietäten,
y) den gemeine Fuchs oder Birkfuchs mit der weif-
‘fen, und 2) den Roth» oder Brandfuchs ?) mit
der ſchwarzen Schwanzfpige. 3) Der Kreuz⸗
fuchs ) bat einen ſchwarzen Streif yon der Schnauze
an über ben Rüden bin.
4. Der Goldwolf a, ’
den einige für einen von den Stammvätern des Hun-
des halten, und deffen in der Bibel an ein Paar
Stellen erwähne wird ?), iſt in Menge im ganzen
Orient
ne
3) Canis Alopex. Lin.
22 Vulpes crucigera. L. un
45) Canis aureus. Lin. Chacal. Buff.
95 wat 15, 4, und wahrſcheinlich auch Pf.63, ro. u. ſ.w.
Der Goldwolf. Die gemeine Hyaͤne.
Orient und in Nordafrika zu Hauſe. Er iſt 3 Fuß
lang, und gleicht im aͤußern mehr dem Wolfe als dem
Fuchſe, iſt auch größer und hochbeiniger als dieſer.
Kuch in feiner Lebensart bat er mehr Aehnlichkeit mie
dem Wolfe; dern er gebe beervenweife des Nachts
auf den Raub aus, und greift auch im äuferften Huna
’ ger Menfchen an. Seine Unterfcheidungsmerfmale
don andern Thieren feiner Gattung find, der gerade,
—— Schwanz, welcher länger als beym
Wolf ift, und die blafgoldgelbe Farbe mit
grauer Miſchung. Der Kopf iſt fuchsroth mie
langen Haaren befegt; das übrige Haar ift Fürzer,
gelbrörklich, und ſchwarz und graulich geflecktz vie
Borſten am Barte, Kinn und Augen find ſchwarz. —
Er wohnt nicht nur unter der Erde, fondern hält ſich
auch am Tage in tiefen Gebirgen und finftern Wäls
dern verborgen und fälle des Nachts in Gefelffchafe
von zwey hunderten in Städte und Dörfer ein, greift
alles Vieh, fo gar im Benfenn der Menfchen an, und
raube felbft Lederwerk, als Stiefeln und Schuhe. Die
$eichen in den Gräbern und die unfchultigen Kinder
- vor den Thuͤren verfchonen diefe Raubthiere nicht, und
um der todten Körper willen reifen fie den Carovanen
und Armeen nady. Außer daß man fie zum Vers
gnügen zahm macht, nutzt man nichts von ihnen;
denn ihr fehön gezeichneter Balg ift wegen der groben
und fteifen Haare nicht einmal zu gebrauchen, Sie
heißen auch Schafale, und Schneltwölfee :
5 . Die gemeine Syane (das Grabthier, der
| Abendmwolf ©)
iſt über 3 Fuß lang, alſo ven der Groͤße eines großen
i 4 Hundes
Canis Hyaena, Lin, L’Hyaene, Buff,
38 ‚Die gemeine Hpäne
Hundes, Der gerade Schwanz, bie Mähne ER
dem Halfe und Rüden, die nadten fpigen Oh⸗
ten und die vierzehigen Füße unterfcheiden diefes
graufame Kaubthier binlänglid. Es ift. dem Wolfe
am ähnlichften, doc) ift der Kopf breicer, die Schnauze
fürzer , und vorne wie beym Dachfe ausgeſchweiſt.
Der Hals iſt dick und ‚der Leib zuſammengedruͤckt
Zwiſchen dem Halſe und After iſt eine Quserfpalte 9
mit einer —— und ſchmierigen Feuchtigkeit
angefuͤllt. Die Farbe iſt weißgrau und gelblich mit
ſchwaͤrzlichen Flecken und Streifen, am Kopfe ſchwarz⸗
braun. — Sie hat einerley Vaterland mit dem
Goldwolf, dem fie aud) in der Lebensart ähnelt; doch
ift fie unbandiger, graufamer, zerniger und fo ftarf,
daß kaum der Söwe über fie Herr werden kann. Sie
geht des Nachts auf Raub nah Schaafen, Efeln, Zie-
gen u. d. 9. aus, und graͤbt vorzüglich gern had) den
Leichnammen. Was fie einmal gepadt bat, das laßt
fie nicht wieder los, man mag fie fhlagen, wie man
will. Die Mohren fangen fie daher, indem fie ihr
einen. Sack vorwerfen, mit welchem fie fie fchleppen
fönnen, wohin fie wollen. Sie baut unter die Erde
oder bringe ihre Jungen in Kluͤften und Felſenhoͤhlen,
und wird vom gemeinen Manne in Egypten gegeſſen.
— Ohne Grund iſt es, daß ſie die Stimme anderer
Thiere, und ſelbſt des Menſchen nachmache, um ſie
taͤuſchen und dann zu uͤberfallen. Sie laͤßt am
age, fo wie des Nachts, ein ſonderbares abwechſeln⸗
des Geheul hören. Das Volf um Algier bildet. fic)
ein, daß das Gehirn zur Zauberey dienlich fen, daher
nach den Gefeßen der Kopf in Gegenwart einiger
Zeugen — werden muß.
6. Die
ur.
Die gelbgefleckte Hyäne, "Der Rorfals; 89
6. Die gelbgefledte Hyaͤne ).
Man hielt fie fonjt für eine Varietaͤt der vorfer
gehenden, der fie zwar an Grauſamkeit gleicht, die,
Schafe des Nachts holt, die Gräber aufgräbt, die Lei⸗
chen herausfrißt, und felbft die Menfchen anfällt, aber
ſich durch folgende Eigenfhaften gar merklich unter
ſcheidet. Sie hat die Größe eines ſtarken Hundes,
einen flachen, großen Kopf, kurze, fpigige Ohren, ift
am Geficht und Oberfopfe fehwarz, am Körper roͤth⸗
lichbraun mit runden ſchwarzen Flecken und mit
einem Eurzen haarigen Schwanz verfehen. Die
Stimme ift gadernd, wie das menfchliche Sachen.
Sie wohnt in Guinea, Aethiopien, und am Vorge—
birge ber, guten Hoffnung und zwar in Erd - oder or
ſenhoͤhlen. CH
—* Der ſchwarze Fuchs ©).
An Groͤße und Geftalt ſcheint er das Mittel.
ie zwiſchen dem Fuchſe und Wolfe zu ſeyn. Er be—
wohnt die kaͤltern Zonen von Europa, Aſien und Ame⸗
rifa. Der ganze Körper iſt ſchwarz und Ed
dem Rücen fteht eine Art von Mähne, Die
Chineſer bezahlen die foftbaren Selle mit ı bis 100
Rubel. Ja man ſoll einen Balg von diefen feinen
Pelzwerke ſogar mit 400 Rubeln bezahlt haben.
8. Der Rorſak)
bewohnt die Wüfteneyen Rußlands von Kaib an
bis Jreifch in großer Menge. Der Geftale nah _
gleicht er dem Fuchſe, iſt aber kleiner; im Sommer iſt
das Haar hellgelb, im Winter aber grau, und der
Sn; dicke
d) Canis Crocuta, Lin.
e) Canis Lycaon. Lin. LeLoup noir, Buff,
f} Canis Corfai. Lin,
55 Steinfuchs. Virginiſcher Juchs Rage.
dicke Schwanz, der fo lang als der Körper ift,
hat eine ſchwarze Spige und Wurzel, Er macht
Gruben in die Erde, ftinfe, belle und heult. Der
Balg ift ein fehr wichtiger Handelsartifel, da eft
jährlich 50000 Baͤlge an die Ruſſen verhandelt wer-
den. Die Kirgifen brauchen fie im Handel und
Mandel ftate des Geldes und beftimmen darnad) den
Preiß der Waaren. |
9. Der Steinfuchs 2). u
Er gleiche mehr einem Hunde als Fuchfe, iſt
2 Fuß lang und der dicke Schwanz ı Fuß. Im Som-
mer ift er bläulich im Winter aber weiß. Die Fuß-
fohlen der Border: und Hinterfüße find dicht
behaart, und zwar deswegen, weil er in den Fälteften -
Erdſtrichen der alten und neuen Welt lebt, und zwar
auf kahlen Bergen und in Felfenflüften. Am Eis«
meer ift er fehr häufig. Die Bälge machen einen
wichtigen Hanvelsartifel aus. |
10. Der Virginifche Suche “).
Er ift weißgran, wohnt in Carolina und dem
übrigen nördlichen Amerika in hohlen Bäumen, aus
‚welchen man ihn mit Rauch treibt. Er wird fehr
feet, laͤßt ſich leicht zähmen, fein Kell diene zu Fuͤtte⸗
rungen der Kleider und die Haare verarbeiten die _
Hutmacher.
Die zwölfte Gattung.
Die Katze
Es ſtehen ſechs Vorderzaͤhne in beyden Kinnladen,
die an ihren Enden gleich abgeſchnitten, doch ſpitzig
* | | md. ’
N . 8) Canis Lagopus. Lin. Ifatis.. Buff.
} ) Canis Virginianus, Lin. Le Renard gris. |
ĩ) Eelis, j ' ,
find. Die Eckzaͤhne find einzeln, lang, keilfoͤrmig,
die obern ven den vordern und die untern von den
DBadzähnen aboefondert. Oben und. unten ftehen
drey Badenzähne auf jeder Seite. Die Vorder:
- füße haben fünf, die Hinterfüße vier Schen, auf des
nen diefe Thiere geben, und krumme fehr ſpitzige Krals
Ien, die fie in eine eigene Scheide zurückziehen koͤn⸗
nen. Ihr Kopf ift rundlich, platt und niche fo ge-
ſtreckt, wie bey den Arten der vorigen Gattung. Gie
laufen geſchwind, und einige klettern auch geſchickt.
Ihre Nahrung ſind allerhand Thiere, denen ſie gern
das Blut ausfaugen. Die Weibchen haben acht Seug⸗
warzen und werfen mehrere Junge. Es find 20 rs
‚ten bekannt, und für ung folgende merkwuͤrdig.
Der LSweh. |
Man nenne ihn den König der Thiere wegen
feines majeftärifchen Anfehens, feiner Donner ähnlichen
Stimme, furchebaren Stärfe und wegen feiner Maͤ—
Figung und des edlen Stolzes, den er in Vergleich
mit andern blutdürftigen Raubthieren bezeigt.
Ob er gleich die heißeſten Zonen der alten Welt,
.- und vorzüglich die Sandwuͤſten des innern Arifa bes
wohnt, fo fieht man ihn dech oft in Deutfchland als
ein merfwürdiges Thier, Das von den Savojarden
berumgeführt wird. Er unterfiheidee ſich durch einen
großen Ropf und langen Schranz, der ſich in
einen. Buͤſchel längerer Haare endigt. Die Laͤn⸗
ge des Loͤwen ift 8 bis 9 Fuß, der Schwanz 4: Fuß
und die Höhe 4 bis 5 Fuß, die Loͤwin aber ift immer
um den vierten Theil Fleiner. Bey dem $ömen bils
den die Haare am Haupte und Halfe eine lange Mäh»
&k) Felis Leo, Lin, Lion, Buff,
92 Der Loͤwe. |
ne; bey der Loͤwin aber find fie nicht über etliche Zoll
lang; die übrigen Haare liegen bey beyden dicht an
‚der Hauf an und find fehr Furz, oben bräunlich und
unten weißgelblih. Der Kopf ift groß, das Geſicht
platt, vierefig und langlich; die Augen groß und
feurig; bie Ohren kurz und rund, — Der Loͤwe ift
träge; belauert lieber in einem Hintechalte feinen
Raub, als daß er ihn durch Saufen erjagen follte,
Ein Kind kann er mit der Tage auf einen Schlag zu
Boden werfen und forttragen. Er fpringt aud) des
Nachts über die Mauern in die Höfe, toͤdet einen’
Ochſen und wirft ihn über diefelbe heraus, Nur
wenn ihn der Hunger quält, fallt er Menfchen an,
Läße fich aber auch leicht durch Feuer —
Da er der Schrecken aller Thiere iſt, ſo kann man
ihn mit dem Pferde nicht leicht entgehen. Nur vor,
den Bären fcheint er fich zu fiheuen, ja au entfegen,
— Das Weibchen wirft drey bis vier Junge, von
denen aber meift nur eins erwachfen und ‚die andern
am Zahnen fterben follen. Sie laffen fich überaus
zahm machen und fogar zum Zuge und der Jagd ab⸗
richten. — Man faͤngt die Loͤwen gewoͤhnlich in Gru⸗
ben, oder mit abgerichteten Hunden, denen man mit
abgerichteten Pferden Huͤlfe leiſtet. — Das Fleiſch
ſoll den Mohren ſo gut wie Kalbfleiſch ſchmecken.
Die Haut war ſonſt ein Putz fuͤr Helden; jetzt braucht
man fie noch zu Pferdedecken und allerhand Riemen⸗
arbeit, — Die Beyſpiele von Großmuth, Treue,
Erkenntlichkeit, ſo wie von lange verſchobener Rache
der Loͤwen gegen die Menſchen 8 merkwuͤrdig, aber
ve — genug.
2. Der
Der Tiger. 93
2. Der Tiger |
Da ſowohl der Tiger, als der Leopard, Pans
ther, Kaguar, Ozlot und andere gefleckte Thiere der
heißen Zonen mehr, fo oft mit einander verwechſelt
werden, fo wird eine etwas genauere “Befchreibung
ihrer Farben, auf welche doch das meifte anfömmt,
bier nicht unſchicklich ſeyn, befonders da fie oft in
Deutfchland für Geld gezeige werden, und eines für
das andere ausgegeben wird. Der Tiger übertrifft
an Größe den Sömen, und man bat ihn ſchon 10
Fuß und die Sänge des Schwanzes mitgerechnef 15
| Fuß lang angetroffen. Er wohnt in den heißen .
Wäldern von Afien, und ift überaus regelmäßig und
fchön geftreift. Die Grundfarbe ift gelblichbraun,
am Bauche weiß und der ganze Leib mit off unter⸗
brochenen fchwarzbraunen Dueerftreifen, welche
von dem Rüden nad) der Bruft und dem Bau⸗
che zu ſchief herunter und auflegtern queer uͤber⸗
ae egeichnet. Am Kopfe und den bintern
Schenkeln find fie (hmäler, am Schwarze aber, den
- fie, wie Ringe umgeben, breiter. Das Haar bin=
ter den Ohren und Baden bilder eine Art von Maͤh⸗
ne. Die Nafe ift ungefleckt. Er. ift ein fuͤrchterli—
ches und blutdürftiges Raubthier, wuͤrgt die größten
Thiere, 3. B. Büffel, fällt junge Elepbanten und
Nashoͤrner an, ja ift gar fo kuͤhn, dem Loͤwen Trog
zu bieten. Er fürchtet eine Menge Menfchen nicht,
geſchweige einen, und man hat Benfpiele, daß er in
den Ganges gewatet, und aus einem am Ufer geleges
nen Fahrzeuge einen Menfchen von mehrern weggehole
hat, Da er mehr um des Blutes als Fleifches wil—
len wuͤrgt, fo wird er um deſto furchtbarer, Mur
| RA mit
l) Felis Tigris, Lin. Tigre. Buff,
Bu: ; Der Panther,
mit Feuer ift er einigermaßen abzuhalten. ” Zum
Gluͤck giebt. es ihrer niche viel, ‚denn fie find niche nur
auf die heißeften Gegenden Indiens eingeſchraͤnkt, fons
bern der Vater friße auc) oft die Mutter mit ihren
drey bis vier ungen felbft auf; und man riecht ihre
widrige Ausdünftung auc) febr weit, um auf Rettung
denken zu fonnen, Obngeachtet man gewöhnlid) vors
giebt, Daß fich die Tiger nicht zähmen ließen, fo hat
man. doc). Beyfpiele, daß Perfonen, die fie herum
führen, eben fo mit ihnen, ‚wie mit den Bären, ges
ſpielt haben. — Sie werden gefchoffen, oder: im
Gruben gefangen. Die Indianer effen das Sleifch,
und finden es gefund und wohlſchmeckend. Die Fels
le werden öfters zu Pferdedecken gebraucht und fehr
hochgeſchaͤtzt. Die Holländer und Engländer bringen
fie aus Oſtindien und der Sevante nad) Europa und
das Paar koſtet 30 bis 50 Thaler, je nachdem es
ſchoͤn iſt. ii |
3. Der Panther (Bantherthier, Parder) ”).
| Er hat die Bildung und Geftalt einer großen
‚englifhen Dogge, und ift mit dem 3 Fuß langen
Schwanze ro Fuß lang. Die Farbe des Oberleibes
iſt bräunlich gelb; der Mücken und die Seiten find
mif runden und eyrunden ſchwarzen Ringen ges
zeichnet, die drey Zoll im Durchmeſſer haben, und
in Deren Mitte oft ein fchwarzer Fleck befindlich
iſt. Kehle, Hals, Baud) und Bruſt find weiß mit
fhwärzlichen Flecken beſtreut. Die Haare furz,
glänzend und ſchoͤn. — Er wohnt in Afrika und
den wärmern Gegenden von Afen, ift etwas furchts
ſamer, doch eben fo wild als der Tigers die Indianer
Ä die
m) Felis Pardus, Lin, Panthere. Buff,
_
Der Leopard. 9%
die ihn zur Jagd zaͤhmen, müffen daher die aͤußerſte
Vorſicht anwenden. Der Jaͤger führe ihn in einem.
‚Käfig bey fich, und öffner die Thüre, fobald er ein
Wild fiehe; mie drey bis vier Sprüngen erhafcht er
es, wirft es zu Boden und würgt es. Mißlinge ihm
‚ber Fang, fo geräth er in Wuth, und fälle feinen
Führer an, wenn diefer nicht ein lebendiges Thier
oder Fleiſch bey fich hat, das er ihm gleich vorwerfen
kann, — Sein Raub find Hausthiere und Wilde
pret. Er ift.fo geſchickt und ftarf, daß er einem Pfer⸗
de unverfehens auf die Schultern fpringen, und es
davon tragen kann, wenn es gleic) dreymal größer
als er felbft ift. Die Menfchen fcheut er, felbft wenn
er gereizt wird. — Das Sleifdy foll wohlſchmeckend
ſeyn. Das Fell iſt theuer, aber nicht ſo koſtbar wie
das von Leoparden. Man ſieht gewoͤhnlich bey uns
die Kutſchenpferde der Vornehmen damit geſchmuͤckt.
4. Der Leopard ”)
bewohnt Afrika, befonders die weſtliche Kuͤſte
von Senegal bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung.
Er ſtreicht aus den dichten Waldungen an die Strö«
'me und einzelnen Wohnungen der Menfchen und
lauert da den zahmen und wilden Thieren auf. Nur
dann, wenn ihn der heftige Hunger treibt, fälle er die
Menfchen an. Er Flettert gefchieft auf die Bäume,
und hole die Affen, welche vor ihm dahin fliehen, vor
denfelben herab. Seine Laͤnge ift 4 Fuß und der
Schwanz mißt 23 Fuß. Er iſt alſo viel Fleiner als
der Panther, und ohngefähr von der Groͤße eines
» Steifcherhundes, Er bat einen vorzüglich runden
Kopf. Die Grundfarbe auf dem Ruͤcken and
den
m) Felis Leopardus. Lin, Leopard, Buff,
den Seite des Leibes ift bräunlichgelb, an
dem Kopfe, Halfe und Beinen mit einfachen, auf
dem Rüden mit vier bis fünffach zuſammen ſte⸗
henden ſchwarzen Flecken, die einen dunfelbrau-
nen Kaum einfließen, dicht beftreuf. Die Nafe
ift ungefleckt; Kehle, Bruft, Bauch und die inwen⸗
dige Seite der Beine auf weißem Grunde ſchwarz ges
fleft; das Haar fo Eurz, wie am Panther. — Sei—
ne Augen find aͤußerſt lebhaft, und fein Blick fuͤrch⸗
terlih graufam. — Die Hottentotten effen das
Steifch, welches fo weiß wie Kalbfleifch feyn und gut _
fhmeden fol. Das Fell wird zu Pferdedecfen von
den Kürfchnern unter dem Namen Tigerfell verarbeis
tet, und das Paar koſtet 50 bis 200 Thaler, — Er
. wird in Gruben gefangen und mit Wurffpießen und
Pfeilen erlegt. SE
5. Der Jaguar (Tigerfaße) °).
Ein Thier, das im füdlichen Amerifa wohnt,
dort den Tiger macht, und etwas größer als ein
Wolf ift. Des Nachts geht er in die Staͤdte und
Dörfer, Hole allerhand Fleine Thiere, Hühner, Huns
de, nimme aber auch Kinder mit, und man fagt, wenn
er einmal Menfchenfleifch gefofter babe, fo ſchmecke
ihm das von andern TIhieren nicht mehr, und er wer:
de alsdann felbft erwachſenen Perfonen gefährlich.
Inndeſſen beſitzt er zum Gluͤck nicht die Herzbaftigfeie
des Tigers, und fürchret das Feuer fo fehr, daß man
ihn mit einem Brande leicht verfcheuchen Fann. Wenn
er face ift, fo läßt er fich auch mit einem Hunde ver-
jagen, Er unterfheidet fih dadurch, daß der Ruͤk—
fen und die Seiten längliche, edige und runde
Flecken
o) Felis Onca. Lin. Jaguar. Buff,
Der Dylot, 97
Flecken von allerley Größe haben, und die Oh⸗
ren fehr kurz find, Beſtimmter iſt die Befchreis
bung feiner Farbe folgende: die Grundfarbe ift bräuns
lich gelb außer an der Kehle, der untern Seite veg
Halfes, der Bruſt und ven Bauche, auch der ina
wendigen Seite der Beine, welche weiß find. Die
Stirn ift mit einem doppelten unterbrochenen Streia
fen, zwifchen welchem Flecken von verfchiedener Größe
befindlich find; jeder Baden mit einem doppelten und
der Hals an jeder Seite mit einem dreyfachen Strei=
fen gezeichnet, der hinter den Schultern aufhört; mita
ten auf dem Ruͤcken geht ein oft unterbrochener Streie
fen bis an den Schwanz, neben welchem viele und an
den Seiten längliche, eckige und runde Flecken von al-
lerley Größe ſtehen, wovon verſchiedene inwendig
braͤunlich find, da ſonſt die Farbe der ſaͤmmtlichen
Streifen. und Flecken ſchwarzbraun, oder doch, beſon⸗
ders an den Seiten, dunkelbraun iſt. An den Bei—
nen find fie Ducchgebends Fleiner. Die weißen: Stets:
len haben eben dergleichen Flecken. Die Barthaare
find befonders lang, und theils dunkelbraun, theils
6. Der ÖslorP), ı A
ift faſt fo groß als der Jaguar, ohne den Schwanz,
über 2 Fuß lang. Seine Grundfarbe ift braͤunlich⸗
geld, unten weiß; der Mücken nebft den Seiten
mit Länglichen graden ‚oder gebogenen, bräunlichen
ſchwarz eingefahten Streifen, dergleichen ſchon auf
der Stirne und den Baden stehen, die Beine mit
ſchwarzen Zupfen, der Bauch aber und der
Schwanz mit dergleichen länglichen Flecken ges
zeichnet.
p) Felis pardalis. Lin, Ocelot. Buff.
Bechſteins Fursgef. N. G. L Bd. G
—
98 Die Pantherfage. Der Kuguar.
zeichnet. Er lebt in den Gebirgen von Meriko und
© raflien, iſt gefraͤßig, und lauert auf den Baͤumen
den kleinen Thieren auf. Die Affen —— er
durch einen verſtellten Schlaf. ost
De Pantherkatʒe N), —J
Sie wohnt im ſuͤdlichen und mittlern Ameiite,
ift fo groß wie ein Bauernhund, ohngefaͤhr 4 Fuß
lang, hat kleine abgeſtutzte Ohren, einen dicken, Fagen-
artigen Kopf, Furze Beine und-fcharfe Klauen, einen
langen Schwanz, und einen ng roͤthli⸗
chen Haaren untermengten Pelz. — Sie heult
wie ein Kind * maͤckert aber auf eine ganz andre Art
hinterdrein. In dicken Waldungen lauert ſie auf
den Bäumen den Hirſchen, Schweinen und andern’
Thieren auf, füngt fie gefchickt im Sprünge‘ und hat
eine ungemeine Stärke. Von einem getoͤdteten
Thiere zehrt fie nur wenig, und haſcht immer nach
friſchem Raube. Gewoͤhnlich faͤllt ſie die Reiſenden
nicht an, aber wenn man ſich dem Lager der Jungen
nähert oder fehlt, wenn man nach ihr ſchießt, fo if
man in Sebensgefahr. Doch darf man ihr nur fcharf
ins Geficht fehen, und ſich allmäblig rücklings ent⸗
fernen, fo bleibe fie in Furcht, und ſcheut den Ans
griff. „So retten fich die Indianer gewoͤhnlich. Ihr
Fleiſch wird von vielen gegeſſen und ihr Fell giebt
eine gute Decke.
8. Der Kuguar (Wolfsbär) —
Man trifft ihn in Amerika von Canada bis Pa⸗
tagonien als ein Schrecken der Hirſche, Elenne und
Muſethiere an. ‚Er hat bie Größe des Wolfe und -
das
Felis difcolor. Lin,
5 Felis concolor. Lin. Couyoaar. Buff,
Die Unze, Der Luchs. 99
das aͤußere Anfehen des Tigers, einen langen
Schwanz, und einen gefledten gelbrothen
Balg. — Er greift entweder aus einem Hinterhalte
oder von einem Baume herab an, fpringe ven Thieren
auf. den Macken, beißt ihnen die Kehlader ab, und
ſchlingt ihnen feinen langen Schwan; um dem Hals,
Die einzige Rettung für die Thiere ift ein nahes Wafs
fer, in weiches fie mit ihm auf dem Ruͤcken fpringen,
Dieß ſcheut er und läßt los.‘ Er iſt auch den Bären
fü Achtbar, daR fie fogar mit dem fürd)terlichften Ges
bruͤll davon laufen, wenn fie ihn todt liegen fehen,
RT Mac 3; '
Sice iſt viel Eleiner als der Panther und Leo⸗
pard (32 Fuß), hat aber einen verhältnifmäfigen
längern Schwanz. Der langbehaarte Körper
hat auf weißlichem Grunde unregelmaͤßige
ſchwarze Flecken. Ihre Heymatb iff das noͤrd⸗
liche Afrika, Perſien, Siem ꝛc. Sie iſt unter allen
reiſſenden Thiere der Katzengattung das biegſamſte;
deswegen brauchte man fie auch ſchon lange im Orient
zur Jagd auf Fleine Thiere, Gazellen, Hafen ꝛtc., ber
Jaͤger nahm fie hinter fih aufs Pferd, lie fie, wenn
er nem There nahe Fam, loß, fie fing es, und ließ fich
dann wieder rubig aufs Pferd fegen, Auch in Italien
brauchte man fie in den mittlern Zeiten zur Jagd.
Das gell koͤmmt unter den Pelzwaaren vor und die
Kuͤrſchner nennen es das Afrikaniſche Tigerfell.
10. Der Luchs ).
Dieß iſt das einzige getiegerte Thier, das auch
die kalte Zone von Europa, Aſien und Amerika bes
I en G 2 wohnt,
5) Felix Uncia, Lin. Once. Buff. tn.
2) Felis Lynx. Lin. Loup-cervier. Buff,
100 Der Luchs.
wohnt, da alle uͤbrigen nur warme Gegenden lieben.
An Groͤße uͤbertrifft er den Fuchs und iſt etwas uͤber
3 Fuß lang, der Schwanz aber nur 7 Zoll. Sein
aͤußerliches Anfehen hat mit ver Kaße vieles gemein,
nur daß er größer, hochbeiniger, und kurzſchwaͤnzi⸗
ger iſt. Die Ohren find dreyeckig, zugeſpißt,
und auf der Spise ſteht ein Büfchel grader
Haare in die Höhe. Der Oberleib ift rothbraun;
nad) den Seiten herab verläuft fich die braune Ruͤcken⸗
farbe in weiß, und braun und weiß bilden undeutliche
Flecken und Streifen, die fid) nach dem, Unterleibe
fhlangeln; über die Backen laufen nad) den Ohren
zu einige bald mehr bald weniger deutliche ſchwarze
bogenförmige Streifen; die Beine haben fchwarz-
braune Punfte und Flecken; die Bruft und Unters
beine find weißgelb mit ſchwarzen Flecken, der übrige
Unterleib weiß mit großen ſchwarzbraunen Flecken.
Der Furze Schwanz hat gelblichen Grund, undeut«
liche rorbbraune Riegel und eine glänzend ſchwarze
Spige. — In Deutſchland ift dieß Raubthier, das
befonders dem Rothwild fo fehr nachftellt, faft ganze ⸗
lich ausgerottet; nur auf dem Thuͤringerwalde trifft
man es noch bin und wieder an. — Er wohnt in
Selfenflüften, die in der Nähe von dichten Holze fte=
‚ben. Hier bringt auch das Weibchen feine drey bis
vier Junge, Ob er gleich fo gefchickt, wie eine Kage,
‚einen Baum erklettern kann, fo thut er es doch nicht,
wie man gewöhnlich vorgiebt, um von da herab ven
vorübergehenden Thieren aufs Genick zu fpringen,
und fie zu erwürgen, fondern vielmehr ausdtotb,wenk.
er verfolge wird. Seinem Raube lauerf er auf einem
furzen Baumftrunfe, oder binter einem Bufche, wie
fhlafend auf, fpringe dem Hirfche, oder Neb, das v %
über
Die Katze. ..Ior
über geht, auf den Rücken, haaft fih mit feinen lan⸗
‚gen fharfen Klauen feft ein, und beiße ihm die Hals
flechten entzwey, fo daß es bald todt zur Erde nieder—
{kürzen muß. Alsdann fauge er ihm das Blur aus,
friße etliche Pfunde davon, verfcharre das übrige, und
ſucht es nur alsdann wieder auf, wenn er nichts fri⸗
ſches fangen kann. — Die Jaͤger ſuchen ihn einzu⸗
ſchließen/ und, dahin zu bringen, daß er auf einen
Daum flüchtet (bäumt, wie fie fprechen), alsdann koͤn—
nen fie ihn leicht berabfchießen. — Der Balg ge:
hört unter die vorzüglic) ſchoͤnen und Foftbaren Pelz—
werfe. Er fümme aus Natolien, Spanien, Polen,
Schweden, Grönland und vorzüglich aus Archangel
zu uns, und wird zu Müffen, Kleiderfutter, und Be—
brämung der Winterfleider gebraucht. Das Stüd
koſtet zehn bis fünfzehn Thaler, und in der Türfey Fo
ſtet eine, mit diefem Pelzwerke heſuͤtterte Weſte, oft
dreyhundert Thaler.
Die Jaͤger unterſcheiden einen KRatʒenluchs,
der einen lichtgelben Balg mit rothen Flecken hat,
und einen Rälberluchs, der ziegelroth und weißflek⸗
figift. Die KRuͤrſchner Bingegen nennen unfern
Luchs Kaͤlberluchs zum Unterfchied von dem Perfi«
ſchen, der bey ihnen Hatzenluchs beißt, welcher Fleis
ner, und fehöner ift, indem er einen weißen Balg mit -
ſchwarzen Flecken hat,
11. Die Rage”).
Mar giebt folgende Unterfheidungsmerfmale
dieſer Thierart an: Der Schwanz ift lang und
geringelt, der Rüden — Laͤnge nach, und
die
) Felis Catus, Lin, — u
102 Die zahme Katze.
die Seiten haben der Queere nach laufende |
Streifen. Es giebt zwey Racen,
a) Die zabme Rage ).
Sie ſtammt aus der Wilonif, und iſt wie A
Hund durch die häusliche Erziehung und durch den
gewohnten Umgang mit Menfchen ein Hausthier ges
worden, ob fie es gleich) nur halb ift, denn fie ſchweift
freper umber als ein anderes Hausthier, lauert im
Felde und Walde auf Geflügel, junge Hafen u. d. 9»
7 x
am Waſſer auf Fifche, und verläßt das Haus, wohin
fie gehört, wenn es ihr in einem andern beffer gefällt,
nad) Belieben. Sich babe nicht nöthig fie zu befchreis
"ben, da fie fo befannt ift, aber eben deshalb kann man
Kinder und Zöalinge in Befchreibung derfelben am ers
fien üben, Die Farbe ift, wie ben allen Haustbieren ver»
ſchieden, und derjenige Kater, der drey verſchiedene Far⸗
ben hat oder ganz blau iſt, wird fuͤr eine Seltenheit
gehalten.
Ein merkwuͤrdiges Phaͤnomen zeiat fü ſich bey die⸗
ſer <hierart mebr, als bey andern Saͤugethieren.
Wenn man ihnen im Dunfeln mit trockner Hand vom
Schwanz nach dem Kopfe zu uͤber dem Ruͤcken hin
faͤhrt, fo fahren viele Funken mit einem Kniſtern aus
ihren Haaren, Dieß ift eine elektriſche Ausduͤnſtung,
aus welcher wohl die Antipatbie mancher Perfonen.
mit diefen Thieren zu erklären feyn möchte, die, wenn.
fie ihnen nahe find, auch ohne fie zu fehen, Ohnmacht
oder Aengſtuͤchkeit befommen, Eben deshalb hat man
auch Urfache, fie bey ſchweren Gewittern von ſich zu
entfernen, weil fie in einem Haufe, welches der Blitz⸗
ſtrahl trifft, ſehr leicht durch Anziehung der Blitzma⸗
terie
catus domeſticus. Lin. Chat domefiique.
uff, | —
u Die zahme Katze. 103
serie ſchaͤdlich werden koͤnnen; daher eben ihre Unruhe
und Aengſtlichkeit bey ſtarken und nahen Gewittern.
Zu ihren Eigenheiten gehört auch ned) das Schnurs
ren oder Spinnen, das fie wenn fie ruben, von fich
- bören laffen, und- welches durch ein Paar beſondere
zarte, ausgeſpannte Haͤutchen im Kehlknopfe bewirkt
wird.
Man hegt die Katze um ihrer Raubbegierde
willen; aber eben deshalb follte man fie auch weder in
Zimmern, noch in der Küche, vielmeniger aber in
Schlafzimmern leiden, Die Urſachen davon find fols
gende. Sie Yerfragen mit ihren fcharfen Krallen,
. „wenn fie ſich dehnen, oder diefelben fchärfen wollen,
die Stühle. und anderes. weiches — Fer⸗
ner legen ſie ſich, aus Liebe zur Waͤrme, gern auf den
Feuerheerd und in den Ofen, hängen da leicht gluͤ—
hende Kohlen an ſich, und tragen ſie an feuerfangende
Oerter; ja fie gehen fo gar nach brennenden Talglich—
tern. Wenn man fie einfperre, ſo fangen fie niche
nur Feine Mäufe, weldyes doch ihre eigentliche Bes
ftimmung ift, fondern werden auch zuweilen, wenn fic)
kleine fchlafende Kinder an folchen Drten befinden,
dadurch Mörder, daß fie fich denfelben auf den mars
men Hals legen, und ſie erftichen oder fie durch ihren
Biß födten, wenigſtens ihnen die Augen leicht auskra⸗
gen, und ſie ſo, wie auch alte fchlafende Perfonen übel
zurichten Fönnen.: Aus den Schlafzimmern wären
fie alfo vorzüglich zu verbannen, und wenn fie auch
nur zur Traͤgheit und Nachläffigkeie in Mäufefangen
verwöhnt wuͤrden. Sie bloß zum Zeitvertreib und
Spielen zu gebrauchen, ift- auch gefährlich, da man
Beyſpiele hat, daß fie beym Scherz fo erzuͤrnt wurs
den daß fie die — Perſonen biſſen, und durch
ML G4 ihren
8
104 Die zahme Katze
ihren in der Wuth zu Gift werdenden Speichel toͤdt⸗
lich verwundeten. Sie werden auch wie die Hunde
toll, und find dann fo ſehr als dieſe zu fuͤrchten. Sie
mit zu Bette zu nehmen, ift nice nur aus’ obigen
Gründen nachtheilig, fondern aud) veswegen, weil ihr
Athem und ihre Ausdünftung der Lunge ſo ſchaͤdlich
ſeyn follen, daß, wie man fagt, die Schwindſucht dar—
aus entfliehen Fann. Daß man die Speifefammern
und Küchen, jo wie die Taubenſchlaͤge, Kaninchenſtaͤlle,
und Fiſchbehaͤlter vor dieſen naͤſchigen Thieren ſehr
wohl verwahren muͤſſe, weiß jeder, der je eine Katze
gehabt hat. — Ihr Blick, der im Finſtern leuchtet,
verraͤth Falſchheit und Tuͤcke, die fich auch bey der größe
ten Zahmheit zuweilen äußern, und welche fich wieder in
ihrer ganzen Stärke zeigen, wenn diefe Thierevon ohn—
gerähr wieder in die Wildniß Fommen. Ihr Gang ift
leifeund fchleichend, und fieerhafchen ihren Raub meh⸗
rentheils durch einen Sprung aus einem Hinterhalte.
Sie koͤnnen ſehr geſchickt klettern, fpringen von einem
Baume zum andern, und gehen uͤber die ſchmaͤlſten
Stangen. Stuͤrzen fie aus Unvorſichti gkeit von einer
Hoͤhe herab, fo beſchreiben fie in ver Luft lauter halbe
Zirkel und ftehen auf allen Vieren, wenn fie auf den.
Boden fommen. Der Schwanz koͤmmt ihnen hier-
bey gut zu ſtatten; denn er fteht grade: in die Höhe
und vertritt die Stelle des Ruders. — hr Shlaflift
leife und kurz; Geſicht und Gehör ſehr fein, defto
ſtumpfer aber ihr Geruch, durch welchen fie ihren Raub
nicht, wie andere Raubthiere ausfpüren fönnen. Nad)
geroiffen Pflanzen, 5. DB. der Katzenmuͤnze, dem Balz
drian und vorzüglich dem Marumverum, find fie fo
lüften, daß fie ſich auf denfelben herum wälzen und
vor ee gar FARM — machen. Hinge⸗
gen
Die zahme Katze. 105
gen verabfcheuen fie den Geruch der Käufe fo. fehr,
daß fie nichts freffen, was damit beftrichen ift. Die
Naͤſſe und Unreinlichfeie ift ihnen auch zumider, daher
pugen und lecken fie ſich oft, und verfcharren fogar ih—
ren wibrigftinfenden Koth. — Die zahmen Kagen
begatten ſich des Jahres zweymal, und wo fie Geles
genbeit haben, auch mit den wilden. Das erftemal
geſchieht es zu Ende des Hornungs, und man hört
alsdann oft ein fehr “unangenehmes Gebeul des
Nachts. Die koͤmmt daher, Ein Kater ift zur Bes
fruchtung mehrerer Kigen binlänglich. \ Diefe laufen
ihm nach und verfammeln fich alle in einen Kreiß ‚um
ihn herum, wedeln mit den Schwänzen, und ftimmen
die fuͤrchterliche Nachtmuſik an, welche der Kater mit
feiner gröbern Stimme dirigirt. Die Kitze traͤgt ge⸗
woͤhnlich fuͤnf und funfzig Tage, und waͤhlt, wenn ſie
werfen will, den erſten beſten Platz, wo ſie mit ihren
Jungen, deren drey bis zwoͤlf ſind, weich liegen
kann. Sie traͤgt ſie, wenn ſie ſchaͤdliche Thiere
oder Menſchen oft bey denſelben bemerkt und beſon—
ders vor ihrem Gatten, der zuweilen den widernatuͤr⸗
lichen Appetit bekoͤmmt, ſie aufzufreſſen, von einem
Orte zum andern. Zur Zucht wähle man die Mai⸗
katzen, weil fie einen fehönern Wuchs als die fpätern
erhalten, und diejenigen, Die ſchwarze Pfoten erhalten,
welches Staͤrke andeuten ſoll. Im achtzehnten Mo⸗
nate ſind ſie ausgewachſen, im zehnten ſchon zur Fort⸗
pflanzung tuͤchtig und im zwölften Jahre zum Tode
reif; doch hat man auch Benfpiele, daß fie achtzehn
Jahre alt geworden find. — Der Nutzen der Haus=
fagen ift befannt genug. Sie freffen nicht nur die
verfchiedenen Arten der Hausmäufe, fondern auch
Feldmaͤuſe, Wafferratten, Maulwuͤrfe, auch fehädliche
65 Haus
Rn. ,
106 Die wilde Katze.
Raupen und Schmetterlinge. Das Katzʒenfleiſch
ſoll wie Kaninchenfleiſch ſchmecken; aber das, Hirn iſt
giftig. Der Balg iſt gut zu Unterlagen: bey Ges
ſchwulſten, und die Sandleute machen Wintermügen
aus bemfelben. Die -eleckrifcye Kraft deffelben bat
man auch in neuern Zeiten bey den Electriſirmaſchi⸗
nen zu benutzen gewußt.
Katzen, welche eine vorzüglich abftechende und
indie Augen fallende Miſchung fchöner Farben ha⸗
ben, nennt man ſpaniſche; ganz aſchgraue ins blau⸗
lichſpielende Cartheuſer katzen; Katzen mit ſchwar⸗
‚zen Streifen: auf einem heilen. Grunde, welche auf
tem Rücken grade, auf den Schenfeln gekrümmt find,
Cyperkatzen. Die Angoriſchen haben ein lan«
ges feidenartiges Haar, und, fheinen dadurch größer
als ke milden zu ſeyn.
) Die wilde Rage»).
In den großen Waltungen Deurfchlandes aft
man dieſe Raubthiere allenthalben einzeln an; ſonſt
bewohnen ſie ganz Europa, die kaͤlteſten Gegenden
ausgenommen, und: das nördliche Afien und Afrika.
Character und Naturell haben fie völlig mit den zah⸗
men Kaßen, da fie die Stammeltern derfelben find,
gemein, und laffen fich daher auch leicht, und wenn fie
auch alt find, zähmen. Sie find größer als die zah⸗
men, dunfel- oder röthlichgrau mit ſchwarzen Strei⸗
fen, die vom Ruͤcken an den Seiten herab laufen, und
mit ſchwarzen Ringen am Schwanz und Fuͤßen, haben
ein feineres laͤngeres Haar, fteifere Ohren, um ein _
Drittheil kuͤrzere Gedärme, und die Pfoten find ins -
wendig allezeit ganz ſchwarz. Sie bewohnen
\ gern
' w) Felis Catus ferus, Lin, Chat fauvage; Buff,
Das Stinfthier 107
gern die dicken Wälder, Felfenrigen, hohlen Eichen,
und fuchen die leeren Dachs » und Fuchsbaue zu ihrem
Winteraufenthalte auf. Der Wildbahn ſchaden fie
gar fehr, indem fie junge Rehe, Haafen, und alles -
Federwildpret erfchleichen und tödten. Es wird ihnen -
daher auch) von den Jaͤgern gar fehr nachgeftelle. —
Ihre dicken Baͤlge werden gefchägt, und es kommen
ihrer viele aus Polen, Frankreich, Moskau, Spas
nien und Holland, Man braucht fie zu Unterfucter,
Muͤtzengebraͤmen, Müffen, befonders ſchwarz gefärbt.
Als Unterfutter zu Brufteüchern follen fie von feiften -
Perſonen getragen, zebren, und in gichterifchen Ans
fällen, bey Geſchwulſt und Flüffen angelegt, beilend
feyn, Auch das Fett wird in den Apotheken als zer—
‚sheilend angerühmt ; man brennt es aber lieber in Lam⸗
pen, wenn man demfelbeu vorher durch Schmelzen
‚ feinen unangenehmen Geruch benommen bat. ine
einzige wilde Rage giebt oft drey Kannen Fett.
Die dreyzehnte Gattung.
Dr, Das Stinkthier ). 3
Sechs Vorderzaͤhne in beyden Kinnladen; der
zwiſchen dem mittelſten und aͤußerſten auf jeder Seite
in der untern Kinnlade befindliche liegt weiter ein⸗
waͤrts. An jeder Seite oben und unten ein langer
Eckzahn. Oben und unten ſechs ſcharfe und zackige
Backenzaͤhne. Die Zunge iſt ſtachlich. Die fpie
Kigen Krallen find unbeweglich. Eine Spalte zwi⸗
fen dem After und den Geburtsgliedern bat einen
doppelten Sack mic einer fehmierigen ftarfriechenden
| Feuch ⸗
x) Viverra,
Bars
108 Das Zibeththie.
Feuchtigkeit. Der Kopf ift langgeſtreckt und glatt,
ver Leib lang und faft von gleicher Dicke, die Beine
kurz. Die Ihiere diefer Gattung laufen geſchwind,
einige Flettern und graben auch. Cie naͤhren ſſich
von’ allerley Fleifch, Eyern, auch von Gemächfen.
Man zähle jest 30 Arten, und obgleich feine von ih-
nen in Deutfchland einbeimifch ift, fo find doch drey
‚ihrer befondern Eigenfchafften halben bey uns fo be:
kannt geworden, daß ich ſie nicht uͤbergehen darf.
1. Das Zibeththier (Die Ziberhfage >). _
Es übertrifft an Größe die wilde Kage, der
Körper ift 2% Fuß und der Schwanz ı Fuß 2 Zoff
lang. Seine Unterfcheidungsmerfmale find, der
lange Schwanz mit ſchwarzen und weißen Rin⸗
eln, und der graue Rüden mit fehwarzen wel
enformigen Streifen. Der Körper iſt laͤnglich,
tie Schnauze ſtumpf und an der Epige ſchwarz; die
- Augen’ blau; die Ohren kurz, rundlich und bedeckt.
Der Kopf und Oberhals find ſchmutzig weiß, mit
braun und ſchwarz vermengt. Auf der Miete des
Halfes fängt ein fchwarzer Streif an, der fich in der
Mitte des Schwanzes endigt; anjeder Seite des Hal:
fes läuft ein gleicdyer bis an die Schulter, wo er fih
rechtwinklich nach den Anfang des Bruftbeins wen-
der; über diefem liege ein grader furzer Streif auf
weißem Grunde. Der Rüden ift weißgrau, mit
fchwärztichen mellenförmigen an den Geiten fenfrecht
beruntergehenden Streifen. Auf den vordern und
Hintern Beinen gehen die Streifen in die Queere. —
Das füdliche Aften und die mittlere Zone von Afrifa
‚ find fein Vaterland. — Es ift von Natur wild und
. raus
,) Viverra Zibetha, Lin, Le Zibet. Buff,
Das Zibeththier.109
raͤuberiſch, naͤhrt ſich von kleinen Thieren, ſchleicht
in die Hoͤfe nach dem Federvieh, frißt aber auch
Wurzelwerk und trinkt wenig.
Von dieſen Thieren koͤmmt der Zibeth, eine
ſchmierige ſtarkriechende Feuchtigkeit und bekannte
Apothekerwaare. Sie ſammelt ſich in den dazu bes
ſtimmten Saͤcken ſo haufig, daß man fie woͤchentlich
zwey bis dreymal mit einem kleinen Loͤffel heraus⸗
nehmen kann. Anfangs iſt fie fo dick, wie Honig, zuerſt
weiß, wird aber in der Folge bräunfich und zulege ſchwarz.
Wegen diefes Ziberhs werden diefe Thiere, die ſich leicht
zaͤhmen laſſen, in Holland in ziemlicher Menge unter⸗
halten. Sie werden mit kleinen Thieren, jungen
Federvieh, Reiß, Eyern, rohem und gehacktem Flei⸗
ſche gefuͤttert; und je beſſer man ſie fuͤttert, deſtomehr
Zibeth bekoͤmmt man. Um denſelben zu ſammeln,
wird das Thier in einen engen Käfig geſetzt, in wel⸗
chem es ſich nicht umdrehen kann. Man oͤffnet hin⸗
ten den Kaͤfig, zieht es beym Schwanz heraus, ver⸗
ſchraͤnkt ihm durch einen Stock, den man in den
Kaͤfig ſteckt, die Hinterbeine, und ſchoͤpft den Zibeth
aus. Der Geruch deſſelben verurſacht anfänglich
Schwindel und Kopfſchmerzen, mit der Zeit aber
wird er milder und lieblicher. Den reinſten und ber
ften erhält man aus Amfterdanı; denn derjenige, der
aus der Sevante und Dftindien koͤmmt, pflege mit als
lerhand mohlriechenden Pflanzenfäften und Speze=
teyen vermifche zu ſeyn. Man bedient fich deffelben
/ (dod) fonft mehr als jege) zum Parfimiren der Klei⸗
der, Handfchube, des Puders, der Seife, Balfame
und zu allerhand medjeinifchen Bermifchungen. - .
2. Die
gu. 12" DM Pharcorate
2. Die Pharaorage ( Ichnevmon/ Mungo 8),
7 Dieß berühmte Thier darf keinesweges mit dem
minderbefannten Ichnevmon 4) (welcher das ganze
5 Anfehen und die Groͤße eines Marders, auch feine
ſtumpfere Schnauze und ſchmutzig weiße, fteife, bor⸗
ſtenaͤhnliche Haare hat) verwechfelt werden, ©ie
übertrifft an Groͤße eine Kaͤtze. Der Kopf ift ber.
porragend und laͤnglich; die Augen find Flein und
ſchief; die Ohren kurz, zugerundet und haarigz
die Beine kurz; der Schwanz lang und zugefpißtz
der $eib lang, und‘ dünne; das Haar am Leibe lang
und borftenartig, weißlich und dunkelbraun geringelt,
wodurch das Thier eine ſehr artig dunkelbraun und
grau gewaͤſſerte, von ipeiten ins grünlichfpielende Far⸗
ie erhält,
"Die — — ii in Oſtindien und vorzüglich
in Mieveregypten zu Haufe, wo fie fih in feuchten
und ſchattigen Feldern und an den Ufern des Nils
aufhaͤlt. — Sie naͤhrt fi) von Mäufen, Vögeln,
Eydechfen, Froͤſchen, Schlangen (fogar von der ‘Brille
ſchlange), Inſekten, Wuͤrmern und Gewaͤchſen. Be⸗
ſonders liebt fie die Eyer der Vögel uud des Kroko⸗
dils, vermindert aber die Vermehrung dieſer ſchaͤdli⸗
chen Amphibien niche fo ſehr, als man gewoͤhnlich
vorgiebt. Vielmehr frißt eine weißliche Schild⸗
kroͤte, Terfab genannt, die jungen Krofodille foglih
auf, wenn fie ausgefrochen find, und läßt von funfs
zigen feine fieben übrig. Dieſe befinder ſich in den
obern Gegenden des Nils, wo die Krofodille fehr ges
mein find, Mehr nüge die Pharaorage durch Ver⸗
—8 tilgung
2) Viverra lehneumon. Lin. Rat de Phäraon. Buff.
a) Muftela Ichneumon, Lin. F
Das Stinkthier. | m
eilgung einer unzähligen Menge Mäufe, obgleich das
Vorgeben ungegruͤndet iſt, daß fie deßhalb i in Aegyp⸗
ten als Hausthier, wie bey uns die Katze, gehalten
werde; denn man haͤlt ſie ſo einzeln, wie bey uns
die ‚Eichhörnchen, bloß. zum Vergnügen und nicht
zum Mugen; ja es würde auch nicht rathſam feyn,
viele dergleichen zu halten; denn da fie dem Gefluͤgel
fo ſehr nächfteilt, fo wuͤrde ſie auf der einen Seite
miehr verderben, als ſie auf der andern gut machte.
Die Einwohner in Aegypten beſinnen ſich auch nicht,
daß ſie je ihre Voreltern aufgezogen haͤtten. Dem⸗
ohngeoachtet· wurde dieß Thier, wegen der wichtigen
Dienſte, die es auf beyderley Are feinem Vaterlande
leiſtet, ſchon von den Alten fuͤr heilig gehalten, und
gab in der Folge zu den Maͤhrchen von Streite des
Ichneumons mit dem Krokodille und der Aſpis, vor
der Liſt, mit. welcher es ſich in den Sand verberge und
ihm auſlaure, ihm in den Leib krieche und feine Eine
geweide, befonders die Leber verzehre, und ih gar
durchfeeffe u ſ. f., Anlaß,
3. Das Stinkthier ?). i
Es bewohnt die Waldungen von Noͤrdamerl
ka in Menge, und geht auch in Haͤuſern oft ſeiner
Nahrung nach. An Groͤße gleicht es dem Hause
marder. Die Farbe iſt ſchwaͤrzlich und laͤngs
dem Rüden und den Seiten laufen: s weiße
Streifen. Es bat einen ſchleichenden ang, fürd)«
tet weder Menfchen noch Thier, und näbrt fich von
Geflügel, Inſekten und Früchten. Der Geftanf,
den feine Drüfen von ſich geben, Farin nicht abfeheue
lich genug befchrieben werden. Perſonen, die das
A Ungluͤck
6) Viverra Putorius. Lin, Conepate. Buff.
\
12 Der Marder
Ungluͤck gehabt Haben, davon inficire zu werben, ver-
ſagt man die Rechte ver Gaſtfreyheit, und verfchließt
die Thuͤren vor ihnen. Prof. Kalm erzähle in ſei⸗
ner Reiſe nach dem nördlichen Amerika, daß er Ger
fahr gelaufen hätte von dem Geftanfe jeines ſolchen
Thieres, welches in das Haus, worin er ſich befand,
verfolge)wurde, erſtickt zu werden. Eine Dienfte
magd, welche eins diefer Thiere in einer Speifefam>
mer anfraf, und erfehlug, ward von dem Dunfte ſo
ſehr angegriffen, daß fie mehrere Tage hindurch krank
blieb, und die Speifen mußten alle weggemworfen wers
den, Reiſende finden fich oft mitten in den Wäldern
genöthige,die-Nafen zuzubalten, um den Wirkungen
diefes Geſtanks vorzubeugen. . Selbft das Hornvieh
fange ängftlich an zu brüllen, ‘wenn es ein Stinkthier
riecht. Diefes fcheußlichen Geftanfs obnerachret,
wird fein Fleiſch gegeflen, wenn die Drüfen gleidy
nad) dem Tode ausgeſchnitten und das Fell abgezogen
- worden, Aus dem Selle machen die Indianer Ta⸗
badsbeutel. Baer. i
& Die vierzehnte Gattung.
| ‚Der Marder ). —
Die Vorderzʒaͤhne find mie bey den Stinfrhierens
Backzaͤhne find oben vier bis fünf, und unten fünf
bis fehs. "Die Zunge ift glatt, An den Füßen
find fünf abgefonderte, mit unbeweglichen fpigigen
Krallen verfehene Zehen, auf welchen die Thiere hü-
pfend geben. — Die Thiere diefer Gattung, deren
es 14 Arten giebt, haben einen kleinen, plat
2 YE | ten
) Muſtela. —*
Der Steinmarder. ‘213
ken Kopf, leben im Trockenen, Elertern gut, ſchluͤpfen
durch enge Wege, wohnen in Höhlen, und naͤhren
fih von frifchen Fleiſch, Eyern und Obftfrüchten,
die fie des Nachts aufſuchen. Die merkwuͤrdigſten
d: NE: |
— * t. Der Steinmarder ?).
Ein bekanntes Thier in den gemaͤßigten Theilen
von Europa und Aſien, das die Groͤße einer mit—
telmaͤßigen Katze hat. Im Winter findet man es
gewiß bey allen Jaͤgern und den Balg Sommer und
Winter bey allen Kirſchnern. Die Kehle und der
Hals iſt unten weiß, die wolligen und der untere
Theil der Stachelhaare aſchgrau, der mittlere Theil
braun und die Spitzen ſchwarz. — Der Steinmara
der iſt, ſo wie der Baummarder, ein munteres, liſti—
ges und ſehr fluͤchtiges Raubthier, und waͤhlt zu feis
nem Aufenthalte Höhlen und fonft verborgene Der=
ger in alten Stadtmauern, Thürmen, Kirchen, Ger
bäuden, unter den Dächern, in Holzftößen, Steine
haufen, Sceunen, Ställen und Kluͤften zwifcher
Häufern und andern Gebäuden. Am Tage liegt er
gewoͤhnlich ruhig, Des Nachts aber geht er auf Raub
aus, Merfwürdig ift, daß die eleftrifche Materie
bey ſtarken Gemittern einen fo mächtigen Einfluß
auf ihn bat, daß er wie rafend herum läuft, und ſich
an ſolchen Orten, wo er haufig ift, aus Angft in Ge⸗
ſellſchafft zufammenzieht, und einen großen Laͤrmen
verurfacht. — Da er einen vorzuͤglich guten Geruch
und Geficht hat, mit ungemeiner Schnelligkeit fpringt,
die Mauer und Wände leicht heranklettert, fo fehle
es ihm auch nicht an Nahrung. Er fange Mäufe,
NR, ih Maul⸗
d) Muſtela Foina. Lin. Fouine. Buff,
Bechſteins kurzgef. 1.8.1.3. H
—
114 Der Steinmarder⸗
Maulwuͤrfe, Voͤgel, Fröfche, und richter unter ben
Tauben, Hühnern, jungen Gänfen, Enten u. ſ. f.
oft große Niederlagen an. Am liebften frißt er zab-
mes Geflügel und ihre Eyer, und ift ein ſchaͤdliches
Raubthier, befonders da er immer mehr wuͤrgt, als
verzehrt. Wenn er in ein Tauben oder Hübner:
haus einbricht, fo wuͤrgt er alles, was er findet, und
verurfacht durch feine ſtinkenden Ausdänftungen und
bifamartig viechenden Erfremente, die er allemal zu«
ruͤcklaͤßt, und die ihren Geruch von einer Feuchtig-
keit, welche fih in zwey Bläschen am Rande des Af-
ters befindet, empfangen, daß, ohne.eine beſondere Rei-
nigung und Ausräucherung, Feine Taube und Henne
ihre Wohnung wieder bezieht. Für Leckerbiſſen haͤlt
er Sauer - und Herzfirfchen, Pflaumen und Wogel-
beeren. — Zur Begattungszeit, welche in Hor—
hung fällt, pflegen die Steinmarder durch ihr Kaͤm—
pfen und Schreyen fehr viel Geräufch zu machen, und
man ſieht fie alsdann im Mondfcheine, wie die Kagen,
auf den Dachforften weglaufen. Das Weibchen
trägt neun Wochen, bringe dren bis fünf blinde Junge
zur Welt, und better fih, wenn es ſich unficher glaubt,
mit ihnen oft fort. Die ungen lafjen fich zaͤhmen,
und find, wenn man ihnen die fcharfen Vorderzähne
ausbricht, fehr poffierliche Stubenthiere. — Sowohl
wegen ihres Schadens, den fie anrichten, als wegen
de3 guten Pelzwerfes, das ihr Balg giebt, wird ih-
nen vom Jäger befonders im Winter, mo der Balg
nur gut iſt, fehr nachgeftelle. Und fie werden daher
nicht nur mie Trommeln und $ermen aus den Ge—
bäuden ‚gejagt und erfchoffen, fondern auch in Sals |
len, die man vor ihre Schlupfwinfel ftelle, und mie
einer Kirrung belegf, gefangen. Der Balg dient zu
Mannse
IM
: Der Batımmarder. 215
Mannsmüffen, Mügen, Kleiderbefag, und koͤmmt haͤu—
‘fig und auf, vorzüglich aus Schweden und Rußland.
Der Rotb wird zur Verfälfchung des Biſams und
als Raͤucherwerk gebraucht.
2. Der Baummarder (Feldmarder) *).
ift etwas größer, die Kehle und der untere Theil
Des Halfes Dottergelb, und der übrige Körper
außer den ſchwarzen Deinen und Schwanze von
fchöner kaſtanienbrauner Farbe. Er ift ſeltner
als der vorhergehende, lebe bloß in dichten Wäldern
auf ven Bäumen und gehe nur höchft felten im Wine
ter in die Walddörfer. Er bewohnt bie nördlichen
Gegenden von Europa ı und Afien, und haͤlt fich in hoh⸗
len Bäumen auf. Seine Nahrung find Maͤuſe,
Eichhörnchen, Hafelmäufe, große und kleine Voͤgel
und ihre Eyer; er iſt daher fuͤr die Federwildbahn,
beſonders für die jungen Auer- Birf- und Haſelhuͤh⸗
ner ein ſehr ſchaͤbliches Raubthier. Wenn er im
Herbſt den Schneußgang ausſpaͤhet, ſo durchgeht er
ihn, wie der Vogelſteller, alle Tage, und nimmt aus,
was ſich gefangen hat. Man ſtellt ihm alsdann ge⸗
woͤhnlich einen Schlagbaum Schnellfalle) in den
Weg, der ihn zerquetſcht. — Sein Balg iſt eins der
ſchoͤnſten Rauchwerke, und wird dem vorigen weit vor«
gezogen. Er wird gefärbt und ungefärbt vorzüglich
zu Frauenzimmermuͤffen, Palatinen und. Kleiverges
braͤmen verbraud)t. Schade, daß er zumeilen nackte
Flecken hat, welche die Jäger dem öftern Genuffe des
- Honigs zufchreiben, das er aus den Hummelneſtern
eur foll. |
9.2 3. Der
Ö Muftela BEREITEN La Marte. Buff,
us Der
| 3, Der Tltis (Rage) f}. un:
Er iſt kleiner als der Steinmarder, aͤhnelt ibm
‚in feiner Bildung und Lebensart und untevfcheider ſich
durch den Dicken Kopf, die fpigige Echnauze das
duntelfaftanienbraune Haar,den weißen Mund,
und die myeiben Dhrränder. Am ganzen Leibe iſt
die Grundwolle lichtgelb, und das längere Haar dun—
kelkaſtanienbraun. Von weiten ſcheint er daher im
Winter ſchwarz, im Sommer aber, wenn die laͤngern
Haare abgeſtoßen ſind, und der gelbliche Grund mehr
vorſchimmert, gefleckt zu ſeyn.
Er kann nicht ſo gut, wie der Baum⸗ und Stein:
marder Flettern, aber vefto geſchwinder laufen, und
mehr durch Lift feinen Raub erfchleichen. eine
Wohnung ſchlaͤgt er in den gemaͤßigten Gegenden
von Europa, in Gebaͤuden, in Waͤldern und auf dem
Felde auf. In Gebäuden ſucht er die Ställe, Scheus
nen und Holzſtoͤße auf, im Felde die Hamflergruben,
und im Walde die hohlen Baͤume, und die Erdhoͤhlen
aller Art. Er graͤbt auch ſelbſt, wirft oft in Scheu⸗
nen, Staͤllen und Kellern große Haufen, wie die Ham—⸗
fter auf, und wird alsdann von dem gemeinen Manne
mie dem Namen Hausunk belegt. Im Winter ziehen
fich diejenigen, welche im Freyen wohnen, meift nach
den Städten und Dörfern, befonders nad) ven Feld
muͤhlen. — Er frißt am tiebften Voͤgel und ihre
Ever und man findet oft ı in feiner Höhle einen großen
Haufen Hühner - und andere Ever, die er unbefchä=
digt dahin getragen hat, Wenn er in ein Tauben
oder Huͤhnerhaus geräth, fo mordet er nicht, wie der
‚graufamere Steinmarder ‚ fondern ergreift den ink
beſten
) Muftela Putorius. Lin. Putois, Buff, %
if
Der Is, Be,
beften Einwohner, würge ihn, packt ihn im Genicke,
und eile mit ihm zu feinem Schlupfwinfel. Er macht
‚auch Jagd auf Hamfter, Maulwürfe, Ratten, Wafler-
ratten, Feld- und Hausmäufe; gebt aber auch nad)
den Fifchen. Im Nothfall nimme er auch mit bloßen
Froͤſchen vorlieb, und man findet beym Nachgraben
ilen, daß er mitten in einem Kreiſe von Froͤſchen
fist, die er um fich ber gelegt bat. — Das Weibcyen
traͤgt zwey Monate und wirf im April vier bis fechs
Tunge. Um nicht entdeckt zu werden, träge die Mufa
ter ven Koth der jungen weit von ihrem tager weg;
ſo wie die Alten ſelbſt ſich ihres gränlich ftinfenden
Unratbs, ver feinen Geruch von ver, in zwey After-
prüfen ſich abfondernden, Feuchtigkeit. erhält, nicht in
der Näbe ihres gewöhnlichen Aufenthalts entledigen.
Man faͤngt die Iltiſſe in Tellerfallen die man
4 ihre Gänge legt, und da, fie niche fo vorfichrig, wie
die Steinmarder find, fo bat man um tefto weniger
‚Mühe. Da mar bemerft hat, daf fie einen natuͤr⸗
lichen Abſcheu gegen: das Wegen eiſerner Inſtru⸗
mente auf Steinen haben, und auf ſolche Perſonen,
die es vor ihren Hoͤhlen thun, mit funkelnden Augen,
fletſchenden Zaͤhnen und graͤßlichem Ziſchen und Knur⸗
ren losgehen, ſo kann man ſie auch dadurch hervor⸗
locken, erſchießen, oder todtſchlagen. — So wie alle
Raubthiere in der Defonsmie der Natur ihren Nu⸗
zen leiften, fo thun es auch dieſe durch Vertilgung
vieler Feldmäufe. Der Balg giebt im Deeeniber,
Jaͤnner und Hornung ein gutes Pelzwerf, indem ſich
die Haare nicht fo leicht abtragen, wie der Fuͤchſe und
"Marder ihre, und aud) das Jeder dicker iſt; dech wird
er wegen feines unangenehmen. Geruchs, den er lange
- Zeit behält, nicht fonderlich gefehägt, und nur zu Ge—
H 3 bramen
nr. Das größe Wieſel.
brämen an Müsgen und Handſchuhe für, die Landleute
gebraucht. . Die langen Haare, befonders am
Schwanze * ſeht gute Mahlerpinſel. FON
4. Das große Wiefele). -
Der Bau * ſchaͤdlichen Thieres, das ſich
vorzuͤglich uͤber den kalten und gemaͤßigten Theil der
Erde verbreitet hat, iſt geſchmeidig und ſchlank;
Schade; daß es einen ſo dicken Kopf und langen Hals
hat. Sein Geſicht hat außerordentlich muntere Zuͤge,
ſo wie ſein ganzes Betragen munter und keck iſt. Die
Groͤße des Koͤrpers beträgt etwas über 1 Fuß, und
der Echwanz ift 5 Zoll lang. Die Farbe ift am
Dberleibe im Sommer braun (Roteler, Sranz.), am
Bauch weiß oder gelblich; zuweilen wird das Thier»
hen im Winter am ganzen Leibe weiß, und wird als-
dann das Sermelin ) genanne. Die Schwanz⸗
ſpitze ift allezeit ſchwarz, und dieß iſt das Unter-
ſcheidungsmerkmal diefer Thierart. In Thuͤringen
- ändert ſich hoͤchſt ſelten die braune Sommerfarbe im
Winter in Weiß; dech giebt es nicht felten weiße
Wiefeln, vie aber Sommer und Winter diefe Klein
dung tragen,
Eeinen Aufenthalt hat das große Wieſel in
Feldern, Waͤldern und Haͤuſern, in Steinhaufen,
Maulwurfshoͤhlen, Felſenkluͤften, unter den Ufern der
Fluͤſſe und in hohlen Baͤumen. In den Waͤldern
findet man es ohne Unterſchied der Holzart in Gegenden,
wo Fluͤſſe, Wieſen oder leere Haiden in der Naͤhe ſind.
Im Felde trifft man es am haͤufigſten da an, wo
Meiden » oder Feldbäume ftehen. — * ſind außeror⸗
dentlich
2) Muftela Erminea. Lin. Roſelet ou —— Buff.
» TERN ‚Franz.
-»
% N
- Das große Wieſel. 119
dentlich kecke Thierchen, welche alle ihre Handlungen
mit der größten Schnelligkeit und Gewandheit vers
richten. Sie erfteigen die Bäume fo gefchict, als die
Eichhoͤrnchen, Fönnen graden Wänden hinauf laufen,
und durch alle Rigen Eriechen, wodurch der Kopf geht.
Daher find die großen und Kleinen Mäufe und die
Maulwürfe in ihren Höhlen vor ihnen nicht ficher.
Diefe machen denn aud) ihre vorzügliche FTabrung
aus, Ferner fangen fie Eleine und junge Vögel, junge
Hafen und Kaninchen. Die Eyer der Hühner, Taue
ben, Fafane, Rebhuͤhner und anderer, Vögel fragen
ſie unter dem Kinne weg, und faufen fie aus, Alles,
was fie fangen, beißen fie ins Genick, und bringen
mehr um als jie verzehren. Man bat Benfpiele,
daß fie fogar junge Rehe angefallen, und ihnen die
Halsflechfen fo durchbiſſen haben, daß fie todt hinge-
ſtuͤrzt find. So nüglich alfo diefes Thier auf der
einen Seite ift, fo ſchaͤdlich wird es auf der andern;
daher ihm auch allenthalben mit Fallen u, d. g. nach—
geftellt wird. Wenn es die Eyer holt, fo darf man
nur eins mit Gift oder Queckſilberſublimat füllen, und
an den Ort legen, wo es diefelben zu holen gewohnt
iſt. — Die Weibchen machen fi) in einer Kluft ein
Wochenbett von Wolle, Federn, Moos und Graf und
bringen drey bis acht unge zur Welt. Anfangs
fäugen fie diefelben drey Wochen bloß mie Milch, als-
dann fragen fie ihnen lebendige Feldmäufe vor, mit
welchen fie fpielen, und fie alsdann freſſen. Der
Balg der brammen wird fat gar nicht benukt, deſto
Foftbarer aber ift der weißen ihrer. Allein von den
Beutfchen weißen MWiefeln befomme ihr der Kürfchner
nie zur Bearbeitung, nicht ſowohl weil er zu fchlecht
iſt, als wielmehr, weil ihn die Landleute zur Vertrei—
| H 4 bung
20 Das kleine Wieſel.
bung des Geſchwulſtes, beſonders an den Eitern dee
Kühe, und bey ſchwindenden Gliedern mit dem beſten
Erfolg, wie fie fagen, brauchen. Die mehreſten und
beften Sermelinfelle fommen aus Rußland, Sibirien,
Norwegen, Jappland und dem hinten Lithauen, und
der Zimmer d. h. go Stück koſtet vier und zwanzig
bis dreyßig Thaler. Je größer, weißer, dichter von
- Haaren, und ftärfer von Jeder fie find, defto höher ihr
Dreis. Die Engländer und Holländer treiben fin
Europa den ftärfften Handel damit. Sie werden zu
Unterfutter, Muͤffen, Auffchlaͤgen und Pelzen verars
‚beitet, und ein Pelz, aus lauter Hermelinfchwänzen
zuſammengeſetzt, war forift ein großer Schmuck.
- 5. Das Kleine Wieſel ’).
ift dem großen in Farbe und Geftale ähnlich, nur
iſt das Schwanzende nicht ſchwarz, fondern fo wie
die Fuße mit dem Rüden, einfarbig, d. h. graus
braum, im Sommer heller oder röther. Der Unter»
leib ift weiß, Unter, dem After befinden fich zwey
Drüschen, die feinen fo unangenehmen, aber viel ftär-
fern Biſamgeruch von ſich geben, als bey dem großen
Wieſel. Es ift nur 6, bis 7 Zoll lang und der
Schwanz ız Zoll. — Esbewohnt fo wohl die kaͤl⸗
teften ala gemäßigten und warmen Gegenden von Eu⸗
ropa und Aften, und ift in Deutſchland ziemlich haͤu⸗
fig, in Häufern, Gärten, Wäldern, Hecken, an Slüf
fen u. d. g. In Morden ändert es, wie das große .
Miefel feine Farbe im Winter in weiß, in Deurfchs
land aber nie.— eine vorzuͤgliche Nahrung find
Feldmaͤuſe und Maulmwürfe, es geht aber aud) den
jungen Bögeln, und den Eyern nach. — In der Man
\ — an⸗
) Muflela vulgaris. Lin. Belette. Buff, *
. Das Frett. 121
pflanzung und uͤberhaupt in ſeiner Lebensart kommt
es mit dem vorhergehenden überein. — Um dieſes
Thierchen von den Huͤhnerneſtern abzubalten, fol
man Raute um diefelben legen. Sie beißen auch
bisweilen die Kühe in die Eiter, und verurfachen
ſchwer zu heilende Geſchwulſte.
6. Das Frett ®),
Die groͤßte Aehnlichkeit hat es mit dem Iltis,
außer daß der Leib geſtreckter und ſchlanker, der Kopf
ſchmaͤler und die Schnauze fpigiger ift. Die Haare
des Körpers find weißlichgeld, und der Stern
im Auge roth. Der Körper ift 14 und ver Schwanz
7 Zoll lang. Das Weibchen ift viel Fleiner, als dag -
Männchen. — Sein urfprüngliches Daterland ift
Afrika. Won da wurde es nad) Spanien gebracht,
um die Kanindyen zu vertreiben, nnd jeßt ift es in
ganz Europa befannt. Auch in Deutſchland mird
es,. wo ſich wilde Kaninchen finden, gezogen. , Zahm
frißt es Semmeln und Milh. Den Thieren, die
"man ihm vorwirft, oder die es fängt, ſaugt es das
Blut aus, und wird kurz darauf fehr boͤſe. Es friße
oft, ſchlaͤft lange und tief, umd riecht ftarf nach Bir
fam. Mit dem Itis foll es ſich vermifchen, und eine
braunhaarige Baſtardtart hervorbringen. —
Denn man Kaninchen mit dieſen Thieren fans
gen will, fo ſchickt man fie mit einem Schellchen am
Halfe in den Bau, um jenen eine defto größere Furcht
einzujagen, Die Kaninchen gerathen bey ihrem An⸗
blick gleid) in Todesfurcht, wollen entfliehen, und
Laufen in die vorgeftellten Netze.
—6 3,7. Dee
) Muftela Furo. Lin. Le Furet Patois, Buß,
'm2 Der Zobel.
1 2 Der Zobel). 0.
Seine Länge beträgt ohngefähr 16 Zul, —*
in der Geſtalt hat er die groͤßte Aehnlichkeit mit dem
Baummarder. Der Kopf iſt did, die Schnauze
fpisig, die Haare find duntelkaftanienbraun,
und der Mund und der Kand der Ohren weiß.
Es giebt aber auch braune und ganz ſchwarze mit eis
nem Goldglanze; aſchgraue mic roͤthlichem Glanze;
ſchwarze mit Silberglanz;, und ‚ganz, weiße, welche
aber fehr felten vorfommen. — Er wohnt in den
einfamen dichten Wäldern und felfigen Gegenden des
noͤrdlichen Aſiens und Amerika, und haͤlt ſich auf
und bringt ſeine drey bis fuͤnf Jungen in Erdhoͤhlen,
hohlen Bäumen und unter ihren Wurzeln. Ge—
ſchwindigkeit, gift und Verſchlagenheit zeichnen ihn
aus; er läßt ſich aber doch zaͤhmen. Seine Nah⸗
rung find im Sommer Wieſeln, Eichhörner und ver-
naͤmlich Haafen; im Winter Vögel, am liebften
Birkhuͤhner; im Herbfte allerley Beeren. Seinem
Haube gehe er in ver Mache nad, und ruht und fchläft
am Tage. — In Sibirien betreiben ganze Gefell:
fchafften’ zu dreyßig bis vierzig Mann, bienicht allein
Eingebohrne, fondern aud) Koſaken find, den Zobels
fang. Große und enefernte Wüfteneyen werden vor»
nämlich von folchen ftarfen Gefellfchafften befucht;
Sie haben ein gemeinfthaftliches Dberhaupt, zer⸗
eheilen fich aber in Eleinere Gefellfchafften, die
- wiederum einem Anführer gehorchen. Sie ver-
feben fi) mit den nöthigen Jagdgeraͤthſchafften,
Hunden und Vorrath an Mehl, Gruͤtze und Salz
auf 3 bis 4 Monate. Zwey Leute haben allemal
| ein
'D Muftela Zobela, Lim. La Zibeline. Buff.
Der Zobel. 223
ein Netz und einen Hund. An ben Orten, wo der
Fang gefeheben foll, bauen fie fih Hürten, und warten
den nöthigen Froft und Schnee ab. Vor dem Fange
verſammlen fie fi), beten um glüdlichen Erfolg, und
geloben der Kirche den erften Zobel, den ein jeder fängt.
Sodann zerfireuen fie ſich und jede Bande begiebt fich
in die ihr angewiefene Gegend. Um den Ruͤckweg zu
finden, pflegen fie Bäume zu zeichnen. Jede Parthey
erbaut fich in ihrem Diftrifte fo viele hölzerne Hütten,
‚als nötbig find, welche mit Schnee umlegt werden.
Um diefe herum ftellen fie Schlagbaͤume auf, an
deren Schnellzunge fie ein Stuͤck Fleiſch oder einen
Fiſch binden, und welche fie von Zeit zu Zeit beſu—
chen, um das Gefangene herauszunehmen und fie wies
der aufzuftellen. Jeder Jaͤger ftellt deren ohngefähr
des Tages zwanzig auf, Die Anführer der Banden
ftreifen die Bälge ab, und der Körper wird begraben, _
Einige führen ven uͤbrigen die Sebensmittel aus den zu
ihrer Aufbewahrung angelegten Gruben auf Schlitten
zu, die fie felbft ziehen, oder durch Hunde ziehen lafe
fen. In dieſer Berrichtung wechfeln fie mit den Jaͤ—
gern ab, Wenn die Zobel nicht mehr in die Schlag:
bäume gehen; fo werben fie in Netzen gefangen, Der
Fänger folgt der im Schnee befindlichen Fährte (Fußs
ftapfen) des Thieres bis zu dem Loche, in welchem es
ſteckt, umjtelle diefes mit dem Netze, welches drenzehn
Klaftern lang und über vier bis fünf Fuß breit iſt,
und wartet mit dem Hunde, bis es heraus koͤmmt.
Am Geläute zweyer Glöcchen, die am Mege hängen,
hört der Jäger, ob das Thier fich gefangen hat, und
läßt es den Hund erwürgen. Aus Bauen, die mehr
Söcher haben, treibt man die Zobel durch Kauch von
faulem Holze. Auch haut man die Bäume um, in
welchen
—
eng | Det Zigeitie,
weichen fie ſiecken und ſtellt inter den’ Spitzen der
Aeſte ein Netz auf, in welches ſie laufen. Bey ein
fretendem Frühlinge hat der Fang ein Ende, Die
ganze Gefellfchafft verfammele fich dann wieder an dent
beſtimmten Berfammlungsplage, und kehrt nach Haufe
zurüc, Von den gewonnenen Bälgen wird nad) Ab:
zug derer, bie der Kirche und Krone gebühren, der
Werth gleich vertheilt. — Die feinften Zobelbälge
ſind um den Jakuzt, Nortſchinsk, beym Fluffe Ud,
China.
beym See Baikal und im Mangaſeiſchen Gebiete.
Die beſten faͤngt man vom November bis Februar,
wo das Haar dicht und lang ift, und die ſchwaͤrze⸗
ften werden am höchften geſchaͤtzt; Doch färben fie aud) die
Ruſſen. Den feinftenZobelbälgen, welche man paarwei⸗
Be zuſammenneht, werden die Bäuche ausgefchnitten ;
die fchlechten aber bleiben ganz. Im Handel werden
fie zimmermeife verkauft. Ihr Preiß ift aber fehr
verfchieben, fo daß man das Stück mit ein Viertel bis
funfjig und mehrere Rubel auf der Stelle bezahle.
Die Bauche von guten Zobeln, wenn fie haarig und
ſchwaͤrzlich find, gelten fünf bis zehn Rubeldas Stück.
Die Schwänze verfauft man hundertweife, und das
hundert wird mit achtzehn bis zwanzig Nubela bes
zahle. Die Vorderfuͤße verfauft man das hundert
für funfzehn, die Hinterfüße aber für fiebenzehn Ru⸗
EL Die beften Zobel gehen nad) Rußland und wei:
ter, befonders in die Türfey, bie fchlechtern nach
8. Der Tigeriltis ”).
Der Körper, wird etwa 13% und der Shmanz
6 Zoll lang. Er bewohnt die Steppen zwiſchen
der
‘=#) Muftela Sarmatica. Km; Perouaska. Buff.
# S
>
-
Der Rulon. Der Diter, Br
‚der Don, Wolga und Volhynien, und naͤhrt ſich
von Mäufen und Vögeln. In feinem Vaterlande
wird das Pelzwerf nicht geachtet, in Deutfchland aber
fteht es ziemlich im Preife, Der Dberleib ift hell -
Eaftanienbraun mit einem weißen Streifen auf
jeder Schulter. Bruſt, Bauch und Beine find
—* 8. Der Rulon”. |
An Geſtalt ein Hermelin, doch find Füße und
Schwanz länger, Der Leib ift hochrothgelb, ge
gen den’ Schwanz und unten lichter, Er bewohnt
die waldigen Gegenden Sibiriens, Er frißt gern .
die Thiere aus den Schlingen und Fallen, geht aber
auch in die Dörfer nad) Steifch und Butter. Das
Pelzwerk, welches in Rußland nicht geachtes wird,
geht häufig nad) China. |
Die funfzehnte Gattung.
ar Der Dtter °).
Oben und unten find fechs Vorderzaͤhne; Eckzaͤhne
an jeder Seite einer, gekruͤmmt und eckig; Waffen?
zaͤhne oben und unten fünf, fpißig und zackig; die fünf
Zehenan ven Füßen find mit einer Schwimmhaut
verbunden und haben unbewealiche Krallen. Heberhaupe
unterfcheiden Lebensart, Nahrung, welche aus Fifchere
befteht, befonders Schwimmfuͤße und Falte des Weib⸗
chens unter dem Geburrtsgliede,die Arten diefer Gattung '
hinlaͤnglich von den Thieren der vorhergehenden. Sie
Jeben am Waffer, ſchwimmen auch unter demſelben⸗
N
‘) Muftela Sibirica, Lin. iz
0) Lutra.
126 +» » De Fiſchotter.
Eönnen aber nur Furze Zeit des Achems halber darim⸗
nen aushalten. Man fennt 4 Arten. |
1. Der Sifchotter ?).
Er wird in den nördlichen und gemäßigten Ge-
genden der ganzen Erde einzeln angetroffen, und ijt
in Deutſchland an den Flüffen und großen Teichen
nicht unbefannt. Die Größe des Europäifchen bes
träge 2 Fuß, in Amerika aber follen fie 3 Fuß und.
drüber meſſen. Der Kopf ift flach) und, breit; die
Heffnung des Mauls klein; die Lippen haben ftarfe
Muskeln, welche beftimme find, den Mund fejt zu
verfchließen, fo lange das Thier untertaucht. Die
Augen find Flein, und nahe an die Winfel des Mun«
des geitelle; die Ohren kurz und zugerundet. Der
Hals iſt kurz, der Leib lang, die Fuͤße breit, kurz
und dick, die vordern unbehaart. Der Schwanz
iſt halb ſo kurz als der Leib, niedergedruͤckt und
laͤuft allmaͤhlig in eine Spige aus. Der Balg bat
ein meift hell Faffeebraunes, glattes und glänzendes
Haar, an jeder Seite der Naſe einen weißen Fleck
und einen andern unter dem Kinne. — Seinen Aufs
‚ enthalt hat er an Bächen, Flüffen, Teichen und
Seen, die füßes Waffer führen, in deren Ufern er
bald in Eleinern, bald in größern Diftanzen verbor-
gene Baue hat, die er von Zeit zu Zeit beſucht, und
alfo an dem Waffer ftunden = und meilenmweit herum
ſchweift. Er graͤbt fich feine Höhlen nicht felbft, ſon—
bern erweitert ſich nur natürliche, vom Waffer ausge-
ſchwemmte dLoͤcher unter den Ufern oder unter den Wurs
zeln ber Bäume. — Zür die Fifche find die Fifchors
| fern
?) Lutra vulgaris. Muftela Lutra. Lin. La Lou-
tre. Buff,
Der Fiſchotter. —
tern gefaͤhrliche Raubthiere, und ein einziger kann in
etlichen Tagen einen ganzen Forellenbach leer machen.
Sie freſſen auch Krebſe, Froͤſche und Waſſermaͤuſe
und gehen vorzuͤglich des Nachts ihrer Ylahrung
nach. — Das Weibchen trägt neun Wochen, und
bringt an einer Höhle am Waſſer, oder aud) in eines
Fuchshoͤhle, die zuweilen erliche bundere Schritte da⸗
von entfernt ift, zwey bis vier Junge zur Welt
Diefe find zwar fehmer aufzubringen, koͤnnen aber ges
zähme zur Fifchjagd abgerichter werden. Man giebt
ihnen Milh, Brod, Zugemüße und Fifche zur Speis
fe, und fie gewöhnen ſich zulegt an alles, was der
Menfc) genießt. Ja man bat fogar die Bemerfung
gemacht, daß, wenn man ihren Appetit nad) Fifchen
nicht unterhält, ihnen zulege dafuͤr eckelt. — Man
toͤdet diefe Thiere wegen des Schadens, den fie
hun, wegen des Fleifches und vorzüglich wegen des
Balges. Hbgleich ihr Sleifdy zaͤhe und unſchmack⸗
haft iſt, ſo ſuchen es doch die Katholiken in der Fa—
ſtenzeit, wo es fuͤr Fiſchfleiſch gilt, und machen es
durch Zubereitungen ſchmackhaft. Die Carthäufers
mönche, welche nad) ihrem Geluͤbde gar fein ande—
res Fleifch, als Fifche effen dürfen, bezahlen das Pfund
zu 3 bis 4 Groſchen. Es wiegt einer oft 40 Pfund,
Der Balg, ver Sommerund Winter feine Güte bew
1% da fie fich nur im NHerbfte unmerflich haaren,
it wegen feines ſchoͤnen Glanzes, der lange dauert,
und fich Durch Feine Witterung wegwifchen läßt, ein
ſehr Foftbares Rauchwerk. Die Kürfchner mas
hen Schlafdecken, Müffe, Strümpfe und Schuhe
daraus, und verbrauchen ihn auch zu Miüsengebra=
men, Anffchlägen und fonft zu vielerlen Verbraͤmun⸗
gen. Die feinen Haare geben Hüte, und aus den
| Schwanz.
u‘ Der Sumpfotter. *
Schwanzhaaren werden Pinſel verfertigt. In
Thuͤringen wird ein gewöhnlicher Balg mit 12Rehl.
und ein großer mit 16 Rthl. vom Kürfchner bezahle,
Die Bälge der. Fifchottern, welche an Fleinen Fluf-
fen. ſich aufhalten, follen einen großen Worzug vor
denjenigen haben, welche an großen Flüffen und Seen
wohnen. Aus Virginien und Kanada fommen die
beiten, und heißen, wegen ihres fhönen Glanzes,
Spiegelottern. Im Lande der Irokeſen wird die
Biberjagd am ſtaͤrkſten getrieben.
2. Der Sumpfotter (Mörz 7).
Ein Tier, das man böchft felten in Deutſch⸗
land antrifft, häufiger aber in Polen, Finnland, Ruß:
Land, in den nördlichen Afien und Amerika, Es hat
faft die Größe und Geftalt eines Hausmarders, ift
aber kuͤrzer und ftärfer von Haaren. Der Umfang
des Mauls und das Kinn find weiß; der obere
heil des Kopfs bey einigen gries, bey andern hell-
braun; der Körper mit Eurzen, heilbraunen und laͤn⸗
gern dunfelbraunen Haarenbedeeft. Die Schwimm*
Füße find breit und haarig. Der dunfelbraune
Schwanz käuft in einer Spige aus. — Er hält ſich
an den Ufern der Flüffe, in hohlen Bäumen oder an
dem Waffer in den von ihm gemachten Loͤchern aufs
Die Feinheit des Balges ift ein wenig geringer als
Zobel, und er wird zu Gebrämen an Muüsen, zu Aufe
fhlägen und zu Ueberzügen über Weften gebraucht,
Er koͤmmt vornämlic aus Pohlen und Virginien,
und das Zimmer koſtet 40 bis 5o Rthl. .
KA 3, Der
| D Lutra minor, Muftela Lutreola. Lin.
J
Der Mieerotte. 19
53. Der Meerotter ?). BERN
Sein Aufenthalt iftzwifchen den 50 bis 5 6ften
Grad der Breite, an den Küften des Meers, welches:
Alien von Amerika trennet. Die Lange von der
Naſe bis zum Schwarze ift ohngefähr 3 Fuß; der
Schwanz 13% Zell, alfo um zwey Drittheile
kuͤrzer als der Körper und vollig kahl. Die
obere Kinnlade ift langer als die untere; Die
Diafe ſchwarz; Der Augenſtern nußbraun; die Ob-
ren Elein, aufrechtſtehend und koniſch; die Bartbor⸗
ften weiß und lang; im der obern Kinnlade ſechs,
und in der untern vier Vorderzaͤhne; die Vor⸗
derfüße dick, an jedem vier durch eine Schwimmbaue
verbundene, mit Haaren befegte Zehen; die Hintera
füße find denen von den Seehunden vollig. ähnlich),
und er macht dadurch einen natürlichen Uebergang zu
den Robben. Die Zeben find durch eine flarfe,
chagrinartige Haut gerbeilt, und die Außenſeite der
außerften Zehen ift, wie bey einigen Waffervögeln,
mie einer Haut eingefaße, Das Fell ift außerordent⸗
lic) dick, und mit langen, ſchwarzglaͤnzenden Haaren,
"unter welchen. noch ein weiches Dunenhaar ſteht, dicht
befegt. Es variire auch zuweilen ins ſilberfarbige.
Die große Schwaͤrze des Fells ift in Nordamerika
zum Sprücdhwors ‚geworden: „So ſchwarz, wie ein
Meerotter.” — Er läuft und ſchwimmt fehr ges
ſchwind, fehläft auf dem feften Sande, ift ſchlau, aber
furchtſam, fromm und unfchädlih. Die Siebe des
MWeibchens zu feinen ungen gebe fo weit, daß es fie
niemals verläßt, ja wenn man fie ihm raubt, Feine
; . Nah⸗
7) Lutra marina, Muſtela Lutris. Lin, La Saraco-
vienne. Buff.
Bechſteins kurzgef. 1.8.1288. - 3
BER Ser Bir. a ü
Nahrun mehr ae und an dem in 109
ihm die Unglück begegnet, feinen Geiſt aufgiebt.
Die Alten ſelbſt find ſehr taͤndelnd, umarmen einan-
der und kuͤſſen ſich. Sie ſetzen fich niemals zur Ge⸗
genwehr, wenn fie angefallen werden, fondern fuchen
fih bloß durch die Flucht zu retten. Sind fie bis
auf eine gewiffe Entfernung entwifcht, fo drehen fie
fih herum, und halten, um feharf zu feben, einen
ihrer Worderfüße über die Augen, wie wir es, um
deutlicher fehen zu fönnen, im Sonnenſchein mit der
Hand zu machen pflegen; denn ſie haben ein ſchlechtes
Geſicht, Dagegen aber einen deſto ſchaͤrfern Geruch.
Sie freſſen Fiſche, Sepien, Krabben und Schaal—
thiere. Man ſtellt ihnen wegen ihres koſtbaren
Baͤlgs, wovon ſehr wenige nach Deutſchland kom⸗
men, ſehr nach. In China traͤgt der Hof und die
vornehmſten des Staats Verbraͤmungen an den Rlei:
dern davon, ° Ein fehöner Balg gilt go bis 140 Au:
bel, und die zu Mügengebrämen und Handfchuhen
gebräuchlichen Schwänze — mit 2 bis 7 en |
——
Die ſechzehnte Gattung. R
* Der Baͤr ie
Es giebe-g Arten Bäre, welche fi durch folgende.
‚Merkmale unterſcheiden. Oben und unten ſtehen
ſechs Vorderzaͤhne; in der untern Kinnlade liegen
die beyden mittlern 34 ne mit dem untern Theile wei=
ter einwaͤrts, als die äußern und mittelften. Die
Eckzaͤhne find ae a Die Backenzaͤhne ba:
ben, Feine gewiffe Zahl, und fiumpfe Zacken. Die
Zunge.
—X
9 Urfar.
£ u pe Landbär, | ae
er e iſt glatt. An den Füßen find fünf Zehen,
und Die Thiere treten auf den ganzen Fuß bis an die
Ferſen auf. Die hieher gehoͤrigen Thiere wohnen
in Trocknen und die meiſten klettern auch. An den
Augen ift außer dem Augenliede noch eine innere Aue
gendecke (Nickhaut). Sie ernähren ſich vorzüglich
von ‚Seife, doc) aud) von Gewächjen.
‘ 1. Der Landbär ’).
| Dieß iſt der gewoͤhnliche Bär, welchen die Pol«
niſchen Baͤrenfuͤhrer für Geld ſehen laſſen. Et iſt
in allen vier Welttheilen, die heißen Zonen» ausge—
nommen, in einfamen Waldungen 33 Haufe. In
Deurfchland ift er fait gänzlich ausgerorter, und wird
nur noch einzeln in ’Defterreich und Böhmen anger
troffen. Ein dicker Kopf, eine abgeftumpfte
Schnauze und ein Furzer Schwanz find feine Una
£erfcheidungszeichen. Man finder ihn von unterſchied⸗
licher Größe, und der größte üft 53 Fuß lang. Der
Kopf bat in feiner Bildung und der fehrägen Sage der
fleinen Augen einige Aehnlichkeit mie dem Kopf des
Wolfes, iſt länglidy und. hinten did. Die Ohren
‚find Flein und zugerunder; die Nafe breit; die
Schnauze vorne aufgeworfen; die untere Kinnlade
kuͤrzer als die obere; der Hals kurz und dic; das
Kreutz gefenft; die Worderbeine etwas einwärts gebo⸗
gen; der ganze Leib mit langen Haaren bedeckt, wel—
che ihm ein_ungeftaltes Anfeben geben. Die Farbe
iſt entweder braun, oder ſchwarz. Die weißen
Landbaͤre in den kaͤltern Gegenden find eine Selten⸗
tenheit. — Er liebe die waldigen einfamen Gegen⸗
den, wuͤſte, bergige Sander, —— Sompßt *
klip⸗
‚#) Urfus Arctos Lin, un Buß,
132 | Dr Candbär, N
klippen md. g: Den Winter bringt er nicht fehles
fend, aber in ununterbrochener Ruhe, gemeiniglich
in Höhlen zu. Geſicht, Gehör und Gefühl ift bey
ihm fehr vollfommen, und fein Geruch vielleicht fei⸗
ner, als bey irgend einem ‘andern Thiere, weil die
innere Mafenfläche weit ausgedehnt if. Ohngeachtet
ſeines plumpen Anſehens iſt er nichts weniger als
traͤge. Er geht geſchickt auf den Hinterbeinen, laͤuft
ſchnell in Ebenen und Bergen, ſteigt wie eine Katze
behend auf Baͤume, koͤmmt ruͤckwaͤrts wieder herun⸗
ter, und kann uͤber ein Waſſer ſehr leicht ſchwimmen,
wenn es nicht lange dauert. Seine Waffen ſind die
vordern Fuͤße, mit welchen er ſeinen Feind, wie eine
Katze ſchlaͤgt, oder mit Umarmungen toͤdtet. Den
Menſchen faͤllt er nur an, wenn er gereizt wird. —
Er naͤhrt ſich aus dem Thier- und Pflanzenreiche,
frißt friſches Fleiſch und Aas von Pferden, Rindern,
Schafen ud, g., aber auch Beeren, wildes Obſt,
Getraide und Wurzeln, und der Honig von wilden
Bienen und Hummeln iſt ſein Leckerbiſſen. Er bleibt
in gewiſſen Gegenden, und ſtreift nicht weit herum.
Seinen Raub ſchlaͤgt er mit der Tatze nieder, und
ſaugt ihm zuerſt das Blut aus. Den Ueberfluß ſei⸗
nes Fraßes vergraͤbt er unter die Erde. — Die Baͤ⸗
ren leben in der Monogamie. Die Begattungse
zeit fängt um Bartholomäi an, und dauert den ganz '
zen September hindurch, weit fieniche alle zu gleicher
Zeit hitzig werden. Die Bärin trägt fechszehn Wo⸗
chen, und wirft in einem einfamen Orte eins bis fünf
nicht unfoͤrmlich gebildere Junge, die vier Wochen
blind find, und erft im fünften Jahre zur Fortpflane
zung taugen, Sie leben zwanzig und mehrere Jah⸗
re, Sie werden bey — Brode und af
a
Dat 3
fer, mit Honig oder Bier vermiſcht, groß gezogen,
und alsdann ſo zahm, wie man ſie in Geſellſchafft der
Baͤrenfuͤhrer ſieht. Man lehrt ſie tanzen, Trommel
ſchlagen, Allmoſen einſammeln, Purzelbaͤume ma⸗
chen und dergleichen Kuͤnſte. Die Pohlen geben ſich
vorzuͤglich damit ab: — Der Fang dieſes Thiers ge
ſchieht auf mancherley Art. Die am wenigſten ger
faͤhrliche iſt, ihn durch Brandewein, den man auf
den Honig in den Baumſtaͤmmen gießt, zu berauſchen.
Er laͤßt ſich denn leicht durch einen Schlag auf feinen
fehr empfindlichen Kopf toͤdten. Die Bauern an der
Lens und dem Ilim in Sibirien legen an eine An⸗
hoͤhe an feinen Weg Schlingen, deren jede mit einem
Stride an einem ſehr ſchweren Klog hänge, So—
bald der Bär die Schlinge um den Hals bat, und im
Fortgehen bemerft, daß ihn das Kloge hindert, fo er:
grimmt er, hebt ihn auf; und wirft ihn mic der größe
sen Gewalt den Berg hinunter, wird aber zugleich
durch das andere Ende, welches an: feinem Halfe be
feſtigt ift, mit herunter geriffen und fälle ſich todt.
Geſchieht dieß nicht gleich zum erſtenmal, ſo trägt er
den Rloß fo lange auf den Berg und wirft ihn herab,
bis er liegen bleibt. In Kamtſchatka geben einige
Jaͤger mit einem ſtarken, feharf zugefpigten Eifen und
‚einem Meffer mushig auf einen Bären los, ſtoßen ihm
‚die Hand mit dem fpigigen Eifen in den Rachen, und
ſtechen ibn ohne alle Gefahr mit tem Meffer todt. —
‚Das Fleiſch des Bären wird, ohngeachtet feines une
‚angenehmen Geruchs, von den Nordländern gegeflen;
„die Schinfen, Zunge und der Kopf werden allenthal⸗
„ben gefchägt, und die Tagen werden auf den Tafeln
‚der Großen von Europa als eine Delikateſſe aujgetra-
gen, Es giebt Bären von 200 Pfund und drüber.
1,6 SER N Das
134 Der Eisbär,
Das Sett, deffen fie fehr viel haben, ift weiß, ange .
nehm und gefund, und hat außerdem noch den Bor»
zug, daß es nicht leicht ranzig wird. Es wird an
Guͤte dem Baumoͤhl gleich gefchägt, und theils an
Speiſen, theils als Heilungsmittel verbraucht. Die
| Berenbant ift ein vorzügliches Pelzwerf für alte
Gegenden. Die Rauchhaͤndler und Kuürfchner in
Polen und Rußland treiben großen Handel damif.
‚Die Soldaten — ſie im Felde zu Matragen und
Satteldecken. Sonſt werden Müffe, Müsen, Wild-
ſchuren „Pelze, Schlittendecken aus ihr gemacht.
In Polen, Moskau und faſt ganz Nordemerika diene
fie als Bett. Die alten Deutſchen kannten ihren leg»
fern Gebrauch auch, und man vermutbet, daß daher
der Name Baͤrenhaͤuter, für faule, unchätige Men-
fhen, entftanden fen.
2. Der Eisbaͤr ”).
Diefer Bär, welcher innerhalb des nördlichen.
Polarcirfels wohnt, und deffen die Wallfifchfänger
und Neifebefchreiber jener Gegenden fo oft erwähnen,
ee fi vom Sandbär, durch feinen längern
Kopf und Hals, kuͤrzern Schwanz, und fehr
kurze zugerundete Ohren, Er wird 7 bis 8 Fuß
lang, und wiegt ohne Kopf, Haur und Eingeweide
oft 600 Pfund und drüber, Der Kopf iſt einem
. Hundefopfe ähnlich, der Schädel mehr gemölbt, und
bie Schnauze dicker als am Landbaͤr. Die Naſe
groͤßer, die Mafenlöcher offener, auch) nicht vu zlich.
Naſe und Maul find vorn fofchwarz, wie die Klauen.
Das Haar ift lang, und gelinde wie Wolle, milch:
weiß, ing gelbliche Be und Dane — Er be⸗
wohnt
x) Vrſus maritimus, Lin, Out⸗ blanc. Buff.
Der Eisbär, Der Dachs. BE
wohnt die Küften des Eismeers, befonders ne
‚davon Spitzbergen und Die übrigen benachbarten |
feln des Eismeers, nebft ven weit ausgebreitet Eis⸗
feldern deſſelben, Vermuthlich bis an ten Nordpol.
Mit ven großen Eisfchollen ſchwimmt er zuweilen bis
an die nordlichen Kuften von Island und Norwegen;
bleibe aber nicht daſelbſt, ſondern Fehrt auf andern
Eisfchollen wieder zuriick. Tiefer ins Sand geht er
nie. Er frißt vorzüglich gern Fiſche, befonders ger
frorne, und dann Wafferebiereund Waſſervoͤgel, tod⸗
te Seehunde, Wallfiſche u. d. g. Im Herbſte, wenn
er dieſe in Ueberfluß findet, faͤllt er die Landthiere nicht
an; im Fruͤhjahr geht er aber auch auf Menſchen los,
ohne ſich an überlegene Zahl oder Gewehr zu fehren,
wie die. Wallfifchfünger oft erfahren, faͤut zahme und
wilde Thiere an, graͤbt Leichen aus und frißt ſogar
ſeines Gleichen. Er ſchwimmt fertig, und hält es
lange aus. Die Eisbärin verbirgt ſith im Winter in
Schneegeuben in Waͤldern und unter den Ufern der
Fluͤſſe, und gebiert auf einmal zwey Junge. Bis zum
März bleibt fie da, alsdann geht fie mit ihren Zwil⸗
Aingsjungen ins Meer und fucht ihren Gatten, ver
den ganzen Winter hindurch auf den Eisfchollen fich
"hat herumtreiben laffen, wieder auf. Dieſer verfügt
fih) denn im Junius mit ihr an die Küften. Das
KFett diefer Thiere gleicht dem Wallfiſchthran. Das
Zleiſch iſt eßbar, und die Haut giebt ein warmes
und: dauerhaftes Pelzwerk, und wird bey Winterrei⸗
ſen in den dortigen Gegenden gebraucht. er
( 3. Der Dachs v),
Ein befanntes Thier in den waldigen Gegenden
- Deuflands Er geht in Europa bis den zoſten
J 4 Grad
.o) Urfus Meles. Lin, Blaireau, "Buff.
2 DE
Grad nördlicher Breite hinauf, und wird auch in dem
nördlichen Afien angetroffen. Der Kopf ift dreyedig
und läuft in eine duͤnne Schnauze aus. Der Hals
iſt kurz, mit dem Kopf von einerley Dicke; der Rüfe
fen etwas erhaben; ver Leib Die, befonders die Keus
Ien, fo daß er von der Spige der Schnauze an ims
mer Dicker wird; der Schwanz furz, dick und ſtumpf;
die Beine kurz und wegen ber langen Haare, die fie
perbergen, füyeint der Bauch faft auf der Erde aufzu⸗
liegen. Die Vorverbeine find zum Graben geſchickt,
und haben fehr lange Krallen. An Geftale ähnelt er
dem Schweine. Die dicke Haut ift mit borftenarfie
gen, fettigen, unfanbern Haaren befegt. Diefe find
weißgran, und ſchwarz melirt, und am jeder
Seite der Schnauze fängt hinter der Nafe ein
ſchwarzer Streif an, derüber die Augen und Oh⸗
ven geht, und fi) auf dem Halfe verliert. Kinn,
Kehle, Bruft, Bauch und Füße find ſchwarz. Er
wird über 2 Fuß lang, ift träge, ruht den ganzen
Winter in den unterivrdifchen Höhlen, die er fich in
waldigen Gegenden, wieder Fuchs, graͤbt, und faugt,
wenn er nicht fehläft, die ſchmierige Feuchtigkeit, die
fih in dem unter feinem kurzen Schwanze befindlichen
Safe fammelt, In einem Eleinen Bezirke legen oft
mehrere Dachfe ihre Wohnungen an, doc) fo, daß
jedes einzelne Thier, wo nicht einen eigenen Eingang,
doch einen eigenen weiten, Keflel, wie es die Jaͤger
nennen, befigt. Da er ſich nicht auf die Geſchwindig⸗
keit feiner Füße verlaffen Fann, fo gehe er auch nur des
Nachts aus feinem Bau und feiner KTahrung nah.
Dieſe beſteht aus Wurgelarten, Inſekten, Schnef-
en, Regenwürmern, Vogeleyern, jungen Vögeln,
“Jungen Hafen, Froͤſchen, Schlangen und ——
er en Eichel
n,
Der Vielfraß. in ”
Ä Eicheln, na u. d. g. Er lebt in Monoga⸗
mie, und das Weibchen wirft 5 Zunge, — Man
fängt den Dachs, wenn man weiß, daß er fi) in
einer Höhle befindet, in Tellerfallen, die man vor
den Eingang legt; oder grabt ihn aus, indem man
Dachshunde in den Bau ſchickt, und durch das Bel«
len verfelben, den Ort bemerkt, wo eriliege. — Das
Dachsfleifdy wird, ohngeachtet feines füßlichen eckel⸗
baſten Geſchmacks, gegeffen; und in Frankreich wird
eine Dachskeule mit Blumenkohl, und in der Schweiz
mit gefochten Birnen, für eine befondere Delikateffe
‚gehalten. Das Darhsfett wird von den Aerzten zu
Heilung innerlicher und außerlicher Schäden geruͤh
Die Dachshaut ift fo feſt, daß weder Näffe noch
Degen durchdringen kann, und wird daher vom Satte
ler zu Ranzen, Jagötafchen, Weberzügen über Kof⸗
fer u. d. g. gebraucht. — Der Unterſchied zwiſchen
Sunde⸗ und Schweinedachſen beſteht bloß in der
— —
4. Der Vielfeaf w),
9b man gleich dieß nördliche Thier nicht mehr
in Deutfihland antrifft, fo bedarf es bier doch einiger
Erwähnung, weil es wegen feiner Gefräßigkeit fo
ſehr berufen iſt. Es frißt aber inder That nicht mehr,
als ein anderes gefraͤßiges Raubthier, und es iſt eine
Erdichtung, daß es feinen Leib zwiſchen zwey Bäume
klemme, und ſich dadurch Erieichterung verſchaffe,
wenn es zu viel zu ſich genommen habe. Vielmehr
‚ Scheint die ganze Sache ein Mifverftandniß, das von
" feinem nordiſchen Namen herruͤhrt. Die Lappländer.
nennen es nämlich Fiälfras, woraus unfer Deutfches
Vielfraß entſtanden iſt. er heißt bey we
) Urfus’ Gulo, Lin; Gluton, Bufl,
m
138 Der Vielfraß. Der S Schupp.
aber ein Felſengebirge, und Fras ein Befucher, wel⸗
che Benennung ſich auf feine Lebensart gruͤndet.
Er Hat ohngefaͤhr die Größe eines Dachshundes und
in feiner Geſtalt und Lebensart vieles mit dem
Dachfe gemein. Die Schnauze iſt laͤnglich, die Jiafe
flein,. die Backen eingedruct, die Augen Elein, die -
Ohren furz und abgerundet, der Hals kurz, der Leib
dick, die Beine kurz und ſtark, und der Schwanz kurz
und grade ausftehend, Der K opf bis an die Au⸗
"gen, and mitten auf dem Rüden ein großer
Ref, find glänzend ſchwarzbraun, die übrigen
Haare Faftanienbraun, Vom Bäre und Dachfe uns
terfcheider er fich, daß er auch im Winter herumſtreift.
Er wohnt in waldigen Gegenden und in Wildniffen,
Durd) feine Lift bezwingt er Nenntbiere, Elenne,
Pferde und andere große Thiere, indem er ihnen auf
den Bäumen auflauerf,- im Voruͤbergehen auf den
Ruͤcken ſpringt, und fie. todt quaͤlt. Er frißt auch
Hafen, Maͤuſe, Voͤgel u. d. gl Den Sappländern
pluͤndert er oft die Vorrathskammern von Fleiſch,
Butter und Fifchen aus. Das Weibchen wirft im
Mai 2 bis 3 Junge, die fi zähmen laffen, und
alsdann fehr poffierlich find. Sein Selg wurde
fonft höher geſchaͤtzt als jetzt; doch ſteht er in einigen
noͤrdlichen Laͤndern noch in großem Werthe und man
muß ihn mit 3 bis 4 Thaler bezahlen.
5. Der Schupp *).
| Er wohnt im nördlichen Amerika in den Ge-
“ genden des Meeres und auf den Inſeln. - Seine
Größe ilt 2 Fuß, und der Schwanz ift ı Fuß lang.
Der Leib ift braun mit gelblidyen und ſchwarzen Haa⸗
ren vermiſcht. Ueber die Augen laͤuft eine ſchwar⸗
) Urfus Lotot. Lin, Le Raton, Buff.
—5
Das Beutelthier. 139
se Linde, und der Schwanz ift durch lange
ſchware Haare abwechfelnd geringelt. Er frißt
Maps, Zuͤckerrohr, allerhand Baumprüchte, Maͤuſe,
Maulmürfe, Vögel ꝛc. und wird in Nordamerifa haͤu⸗
fig in Häufern gehalten; von wannen er auch zuwei—
len bey uns zur Schau herum geführt wird, und fo
zahm ift, daß Rinder mit ibm fpielen koͤnnen. Sein
Fleiſch ift eßbar, aus ven Baͤlgen macht man Muüffe,
Huſarenmuͤtzen u. d. g. und die Schwänze träge
- man um den Hals.
Die fiebenzehnte Gattung.
Das. Beutelthier ?).
&; ftehen zehn Vorderzähne in der obern und acht
in. der untern Kinnlade, die ſaͤmmtlich klein und abge⸗
rundet find. Eckzaͤhne einer, an jeder Seite ver
Vorderzaͤhne, wovon die obern ftarf und groß find.
Meift freben Backenzaͤhne auf jever Seite, die vor—
dern dreyeckig und fpigig, die hintern breit und zackig.
An den Fuͤßen fuͤnf Zehen, die hintern haben Haͤnde,
wo der abgeſonderte Daumen ohne Nagel iſt, an den
uͤbrigen Zehen ſind ſpitzige Krallen. Die Weibchen
haben ihre Eiter am Bauche, und fie find gemei—
niglich durch einen Beutel, der geöffnet und gefchlofs
fen werden kann, verdeckt, oder doch mit einer erhabes
nen Salte umgeben. Dieſer befondern Eigenheit
halber ift es eben noͤthig, daß wir ihrer auch erwaͤh⸗
nen; denn fonft find fie eigentlich Ausländer, befoite
ders Bewohner des wärmern Amerifa. Sie haben
einen langgeftrecften Kopf und ſchlanken Leib. She
| Schwanz ift nur an feinem Anfange haarig, ar
er; theilg
! » Dill,
149 Die Beutelratte. —
theils aber mit kleinen Schuppen bedeckt, die’ mit
Haaren eingefaße find. Bey den meiften find es
Mickelfhwänze. Die Weibchen werfen mehrere
biinde nackte unge, die ſich bald nach der Geburt an
Die Zigen der Mutter hängen, fo lange bis fie behaart
find, fehen und laufen Fönnen. Sie gehen langfam,
wohnen unter der Erde, halten fi) aber auch ‚viel auf
Bäumen auf, die fie gefchickt befteigen koͤnnen. Ihre
Nahrung find Früchte, Wögel, allerley Inſecten und
Gewürme. Es find 15 Arten befannt; wir bemers
Fen aber nur als vorzüglich e‘
201 Die Beutelratte ). Ns
Ein Ihier, das obngefähr fo groß mie ein
Marder if, Suͤdamerika bewohnt, ſich von Vögeln,
Inſecten, Zuckerrohr, und andern Gräfern und Pata=
zen naͤhrt. Der Kopf ift zugeſpitzt; die Schnauze
koniſch und land; der Rachen ein Fuchsrachen; die
Augen Elein, und glänzend fehwarz; die Ohren groß,
rundlich, aufrecht, nackt. Die Haare find gelb
mit Schwarz unterlaufen, am Bauche graus
‚gelbli, Es ift ein fanftmüthiges Thier, und wenn
'man es fängt, ftelle es ſich todt. — Das Weibchen
macht von dirrem Grafe, in dichtem Gefträuche ein
Neſt und bringt vier bis fechs Junge zur Welt, wel-
cche blind, nackt und ungeftalten find. Sie fteckt fie
‚gleich nach der Geburt in den Beutel, bier bleiben fie '
"einige Wochen bis fie Haare befommen und fehend
werden. Alsdann laͤßt fie die Mutter zuweilen her»
» aus, fteckt fie aber bey der geringften Gefahr fo gleic)
wieder hinein. — Aus dem Haar fpinnt man in Loui⸗
Fiona Beutelund Guͤrtel. ars
RER ER ln
) Didelphis marfupialis, Lin, Sarigne. Buff.
\
Die Bufchratte. Das Rängurub. 148
2. Die Bufchratte °),
Dieieß Beutelthier hat die Größe einer Ratte,
und wohnt in Surinam in Höhlen unter der Erde,
Der Oberleib ift gelbbraun, der Unterleib gelbe
weißlich und der Schwanz am Ende haarig.
- Das Weibchen bringe 5 bis 6 Junge zur Welt,
In Gefahr pfeift fie den Jungen, diefe Flestern ihe
andem niedergefenften Schwanze geſchwind den Küfs
ken Binauf, umfchlingen, mit ihren Fleinen Wickel—⸗
ſchwaͤnzen den langen Wickelſchwanz der Mutter und
werden fo von ihr in ihre Höhle getragen, Won dies
ſer Eigenfchafft bey drohender Gefahr die ungen auf
dem Rüden fortzutragen, haben ihr einige Maturfora
fcher den Namen Aeneas gegeben, der feinen Water
Aunchiſes auf dem Rüden aus dem brennenden Troja
getragen haben foll. ——— |
3. Das Kaͤnguruh 9. |
Ein Beutelthier, vas ausgewachfen fo groß wie
ein Schaf wird und go Pfund wiegt, und erſt durch
Cooks erfte Reiſe nad) der Suͤdſee befannt worden iſt.
Es lebe vorzüglih in Suͤdwallis. Die Bildung
des Kopfes ift wie beym Windfpiel, der Vorderleih
dünn, und der NHinterleib dick, und der Schwanz
lang und dünn. Die Farbe ift gelblihgrau, gegen
den Bauch zu weißlih. Die Hinterfüße find faft
dreymal länger als die Vorderfuͤße. Es gebe
nie auf vier Füßen, fondern hüpfe nur mit: großen
Sägen auf den Hinterfüßen fort, und gräbt und bringe
die Speifen mit den vordern zum Munde Gein
Fleiſch ift ſehr ſchmackhaft, und das Thier daher für
Neuholland ein vortrefflliches Produkt.
ie
«) Didelphis dorſigers. Lin, Philandre de Surinam,
u “ 5) Didelphis gigantea, Lin,
2... De Mau.
Die achtzehnte Gattung.
De Maulwurf‘). J
Sechs ſpitzige ungleich große Vorderzaͤhne ſtehen it.
der obern, acht in ver untern Kinnlade; auf jeder
Seite ein längerer Eckzahn; hinter diefem oben auf
jeder Seite drey, und unten zwey Fleinere ſpitzige
Seitenzaͤhne. Badenzähne auf jeder Seite vier,
N mif drey, und die untern mit fünf Spigen,
Die Borderfüße find befonders ſtark, in fünfungleiche,
mit langen. Krallen bewaffnete Zehen getheilt, und
zum Graben geſchickt; die Hinterfüße Eleiner, auch
fünfzehig. Der Kopf endige ficy in einen langen be⸗
weglichen Nüffel, und ift hinten ohne einen merflichen
Hals mit dem Seibe verbunden. Die Augen find
überaus Elein. Man bemerft nur einen erhabenen
Kand um die Deffnung des Gehoͤrganges. Die
Beine find fo unter den. Hals verfteckt, daß nur die
Süße zu fehen find. Die Maulwürfe graben fih _
unter die Erde Röhren und naͤhren fih von Gewuͤr—⸗
men. Es werden 6 Arten in Büchern angeführt.
* Der gemeine Maulwurf), _ ——
Ich brauche ihn nicht zu beſchreiben, da man
ihn allenthalben kennt. Er unterſcheidet ſich von den
andern Arten dadurch, daß der Schwanz kaum den
fuͤnften Theil des Koͤrpers lang, ſchuppig und
haarig iſt. Es giebt ſchwarze, weißfleckige, weiße
und graue Maulwuͤrfe. Die Augen liegen wie ein
glänzendes Pulverförnchen an den Seiten des Kopfes.
Sm Herbft und Frühjahr, wenn fie ihre Wintermwoh-
nung oder ihr Wochenbett zurecht machen, werfen fie
große Haufen auf; im Sommer aber graben fie ih—
| ver
'c) Talpa. d) Talpa Europaea. Lin, Taupe. Buff.
»
De Maulwurf. a.
rer Nahrung wegen flächer. Die eigentliche VOohe
nung ift ein Fünftlid) tapezirtes rundes Gewölbe von
Moos, Mift, Strob, Laub, Gras und zarten Wurzeln,
das ohngefaͤhr ı bis 12 Fuß im Durchmeffer hält,
Es ift mit vieler Kunft und Ordnung gebauet, und
mehrentbeils in dem Innern eines ausgezeichnet gro⸗
Gen Hügels angelegt. Die Decke und Seitenwände
find ſehr feft zufammengedrückt und geglättet. Diefe
Wohnung: liege mehrentheils erhaben, und gegen
Ueberfchwernmungen fiher. — Die Nahrung des
Maulwurfs befteht in Würmern, Inſecten, Erdfchnefe
fen und Wurzeln, _ Die Regenwürmer, Mayfäfer,
‚Miftkäfer, und die meiften Inſektenlarven, die in dee
Erde fich aufhalten, find freylich feine eigentliche und
liebſte Nahrung, allein er muß auch oft miebloßen Kraus
terivurzeln, ja oft mit Baummurzeln vorlieb nehmen.
- Unter den Kräutern ſchmecken ihm! noch die Wurzeln
der. Hulfenfrüchte und die Selleriemurzeln am beften.
Diejenigen, welche an Ufern der Flüffe wohnen, wo
Krebfe in ihre Höhlen Friechen, laben ſich vorzüg-
lih. Da er der natürliche Feind des Negenwurms
üt, fo fommen diefe fehlanfen Thierchen, wenn fie fein
Mühlen fühlen, mit der größten Schnelligfeit aus der
Erde hervorgefrochen, (aud) Schnaafen = und andere
Larven habe ich fo hervorfommen fehen) um ihm zu
entfliehen... Ja fie fürchten ihn fchon, wenn man ein
Grabfcheid in die Erde fticht, und hin und her bewegt.
So reinlich das Thier ausſieht, fo reinlich ſpeißt es
auch. Erhaſcht es z. B. einen Regenwurm, ſo faßt
es ihn zwiſchen die beyden Vorderfuͤße, zieht ihn mit
dem Ruͤſſel durch dieſelben, daß der Unrath heraus ge»
druckt wird, und genießt ihn dann erſt. — Das
Weibchen wirft gewoͤhnlich zwey bis dreymal des
Jahrs
— Der Maulwurfßß.
Jahrs 3 bis 5 blinde, nackte Junge. Man bemerfe e
im Grabeland und Gärten leicht, wo ein Meft voll
unge ausgelaufen ift, denn fie ftreichen ohne alle.
Ordnung unter der Oberfläche der Erde nur fo flach
weg, daß fie kaum von derfelben bevecit werden. —
Da die Maulwuͤrfe nur als bloß ſchaͤdliche Thiere
verſchrieen werden, fo ift nöthig, daß man unterfucht,
ob fie denn wirklich in der Natur gar keinen Nutzen
leiften; und da finder man denn daß ihr Mugen, den
fie den Wiefen (die Grabegärten freylich ausgenoms»
men), wo fie nicht zu haufig find, verfchaffen, erheblis
cher iſt, wenn nämlich ihre Hügel im Herbft und -
Fruͤhjahr gehörig zerftreuc werden, als ihr Schaden,
je machen! den Erdboden durch ihr Wühlen loder,
verurfachen dadurch, daß der Regen denfelben beifer
durchfeuchten kann, und die aufgeworfene und zer
ſtreute Erde dinge und erfrifcht die Wurzeln der Graͤ⸗
fer. Sie reinigen dabey die Erde von fhädlichen
Inſectenlarven, welche allezeit da, wo fie wühlen, in
Menge angetroffen werden, und welche als Raupen, ‘
und vollfommene Inſecten den Gewaͤchſen ſchaden,
3. B. die frhädliche Sarven des Maifäfers und der
Maulmurfsgrille. Denjenigen Walvdern, welche ſchon
erwachfenes Holz haben, leiften fie durch ihr Wühlen
den größten Mugen, weil fie dem feften Boden derfelben
Soderheit und Feuchtigkeit verfchaffen. Die Baͤlge
koͤnnte man auch beffer benußgen als geſchieht; bey
uns braucht man fie zu nichts als die Blasröhre das .
mil zu füttern, um der Kugel einen defto beffern Zug
‚zu ! verſchaffen. — Dem allen ohngeachtet werden die
Maufmürfe in Gärten, und auch auf den Wiefen und
Aeckern, wo fie häufig find, ſchaͤdlich. Die beften Mit:
tel dagegen fünd ſicher folgende zwey. Man laͤßt ſich in
N PAR Mn ein
x
Die Spitzmaus. 145
ein rundes Stuͤck Holz von Fuß im Durchmeffer
und 3 Zofl Dice 6 bis 8 lange fpigige jtarfe Stacheln
und oben drauf einen Stiel, wie an einem Grabſcheid
befeftigen. Mic diefem Inſtrumente gehe man des
Morgens, Mirtags und Abends an den Ort, wo einer -
wuͤhlt, ſchleicht ſich ſachte über ihn, und ftöße ihm dag
Inſtrument in dem Augenblicke, da er aufwuͤhlt, in den
Leib. Man befömme ihn dadurch allemal, Wer
mit der Hacke gut umzugehen weiß, kann ihn auch
im Wühlen aushaden. Auf Wiefen wender man
folgendes an. Man nimmt gebrannte gederfalchfteine,
lege fie an die $uft und Sonne, und läße fie da vog
Feuchtigkeit bewahrt, in Mehl zerfallen, und ſich aufs
Löfen. Wenn man dann die Maulwurfshuͤgel auf
den Wiefen und in Gärten zerſtreut hat, fo bemerfe
man diejenigen Söcher, aus welchen die Maulwuͤrfe
am erften wieder aufitoßen, ſcharrt fie auf, und thut
einen Loͤffel voll dieſes Flaven Kalchs binein, und erire
fie hierauf wieder feit zu, damit die Näffe den Kalch
nicht fo gleich anfeuchte. Weiß man den Hauprgang des
Maulmurfs, fo lege man in denfelben unten bin einen
Stein, auf denfelben den Kalch, und oben zur Dede
wieder einen drauf. Hierdurch wird ben ſtarkem Res
genwetter das Binden des Kalchs verhütet. So bald
alsdann der Maulwurf diefe Derter wieder begeht, fo
‚ kommt ihm der Kald) in den Hals und die Kehle, und er
ſtirbt nad) und nad) an der Nuszehrung, Diek Mittel
äft, wie ich aus eigner Erfahrung weiß, probat.
Die neunzehnte Gattung.
| Die Spigmaus °), —
In der obern Kinnlade befinden ſich zwey, und in der
e) Sorex. ı | untern
Bechſteins kurzgef. XI. ©. 1.28, 8
146 Die gemeine Spitzmaus.
untern vier oder zwey Vorderzaͤhne. Mehrere Eck⸗
zaͤhne und Backenzaͤhne ſtehen auf jeder Seite, wo⸗
von letztere mehrere ſpitzige Zacken haben. An jedem
Fuße befinden ſich fünf Zehen, Die Thiere dieſer
Gattung haben einen geſtreckten Kopf, der ſich in eis
nen fpißigen Ruͤſſel endigt. Die Augen find, Flein,
und die Ohren furz. Die Geftalt des Körpers aͤh⸗—
nelt den Mäufen und die Bildung des Kopfs den
Maulwuͤrfen. Sie fönnen vermittelſt ihres Rüffels
gefchicft graben. - Das Weibchen hat auf jeder Seite
des Bauchs vier Saugwarzen. : Man Fenne über:
haupt: 28 Arten. "4 N
1. Die gemeine Spismausf).
‚Man findet fie in ganz Europa,und zwar allent⸗
halben in Häufern, in Hecken, in Wäldernund Ges
bürgen. In Gebäuden wohnenfie einzeln in Seal:
len, Scheunen, Kellern, Miftgruben, und allenthalben
in Winkeln, wo es feucht ift. Sie verratben fich leicht
durch ihre hellziſchende Stimme, — Sie haben eine
lange dünne Naſe; die obereKinnlade ragt weit über
die untere ber; die Obrenfind furz, kaum etwas vor:
ſtehend; die. Fleinen Augen im Pelze verſteckt; der
Kopf und Dbertheildes Körpers dunkelbraun; die
Seiten bräunlichroftfarbenz der Unterleib gelb⸗
lichweiß; der Schwanz bald fo lang als der Leib
und Furz behaart. — Diefe Thierchen geben im Fruͤh—
jahre einen hoͤchſt widrigen Rnoblauchs - oder vielmehr
Biſamgeruch von fich, und eine einzige, die man eins
ſperrt, kann in kurzer Zeit ein ganzes Zimmer übel-
riechend machen. — In Häufern fuchen fie Getraide,
"Mehl, Fleifch, Brod und allerhand Eßwaaren zu ih—
ver Nahrung Auf, lieben befonders, alle Fettigkeiten,
—
Y und
f) Sorex araneus. Lin. La Mufaraigne. Buff,
Die grabende Spigmand, 247
und faufen fo gar das Oehl aus den Lampen. Im
Felde und Walde aber geben fie des Mbends und Mor«
gens auf Die Negenwürmerjagd, die zur Zeit der Be⸗
gattung nach Gewittern und warmen Negen- aus der
Erde hervorfriechen, graben ihnen und den Inſekten⸗
larven und Puppen auch unter dem Moofe, Raſen
und altem abgefallenem Laube nad), fangen große und
Eleine Käfer und andere Inſecten, wo fie ihnen auf«
fioßen, weg, ſuchen das Has auf, und benagen die
Wurʒeln der Weinſtoͤcke und Obſtbaͤume. Daß fie
‚im Felde den jungen Voͤgeln, die auf der Erde aus⸗
gebruͤtet ſind, nachgehen muͤſſen, wird darus uͤber⸗
aus wahrfcheinlich, weil fie die Stubenvögel, Roth⸗
kehlchen u. d. g. todt beißen, in ihre Hoͤhle ſchleppen
und freſſen, wie ich ſelbſt erfahren habe. — Das
Weibchen wirft feine fünf bis zehn nackte junge,
entweder in einem weichen Diet in feiner Hoͤhle, oder
auch frey in tiefem Graſe. — Ihre Seinde find Katzen
und Füchfe; fonderbar aber ift es, daß fie diefe nur
todebeißen, aber nicht freffen. — Man weiß bis jetzt
noch feinen fonderlichen Nutzen von ihnen.
ae Le geabende Spigmaus 2).
An Größe: haͤlt fie das Mittel zwiſchen der vor⸗
, hergehenden und folgenden, Der Körper iſt 34 und
‚der Schwanz 24 Zoll lang. Sie ift ftärfer als vie
vorhergehende und gleicht an Geftalt, Farbe nd Ser
bensart dem Maulwurfe. ch babe fie noch nirgends
befchrieben gefunden, ob fie gleich auf den Thuͤringi—
ſchen — eben * —5 Be Die
chnauze
9 Sorex fodiens. Ich habe die Rateinifhen Namen
diefer und der folgenden Spitzmaus nach threr Lebens⸗
art abändern muͤſſen, um fie beſtimmt ganz von einan⸗
der zu unterſcheiden.
ur
148: Die Waſſerſpitzmaus.
Schnauze iſt im Berhältniß mit andern Spitzmaͤu⸗
fen es Diefer, ‚Die Kuga find größer, dee
anze Dberleib mit den Süßen und Schwanze
chwarz, doc) nicht fo glänzend als beym Maulwurf.
Die Einfaffung des Oberfiefers und ein ſchmaler
Streif am Unterleibe bis zum After find ſchmutzig
roftgrauz die Nägel und Spitzen der Barthaare
weiß. Die Ohren find ganz unter den Haaren
verſteckt,/ ohne daß man den geringften Wulft bes
merkt. Es koͤmmt ihr der Name grabende Spiß:
maus vorzugsweife zu, denn fie haͤlt ſich, wie det
Maulwurf unter der Erde auf, gräbe wie derfelbe,
näbrt ſich mie derfelbe, und wird in-eingegrabenen
Toͤpfen gefangen. Ich babe fie am Tage nie außer
‚Der Erde ea a des Nachts muß fie aber doch her-
auskommen, weil ich fie in den Magen der Eulen oft _
angetroffen babe. | RN |
3. Die Waſſerſpitzmaus >). 0
Sie unterſcheidet ficy von den vorhergehenden
dadurch, dag der Schwanz fo lang ift, als der Koͤr⸗
ver, und Die Zehen mit Schwimmhaaren verſe⸗
ben find, d. i. die Zehen der Vorder- und Hinterfuͤße
Haben lange, fteife, wielein Pfeil zugeſpitzte Haarchen,
'wie ein Kamm bingeftellt, weiche dem Ihiere im
Schwimmen beförderlicy find. Diefe Maus belt
ſich ımter den Ufern ver Flüffe auf, und fhwimme
ſehr geſchickt. In waldigen Gegenven fiebt man fie
vaber beym Spasierengehen immer über die Fluͤſſe
und Bäche rudern. Sie bewohnt faft alle gemaͤßigte
Theile von Europa, und ift größer als Die vorherge-
hende. Ihre Geftale ift einem Eleinen Maulwurf
| voll⸗
b) Sorex Daubentonti ſ. fluviatilis. La Muſaraigne
d' eau. Buff. eu
: ars Sie Biſamratte. 2249
vollkommen gleich; «der Ruͤſſel lang und zugeſpitzt;
die Ohren und Augen. Elein und mit Haaren bedeckt;
der Dberfeib glänzend fehwarz und und der Unterleib
gelblich, weiß. — Es find unenbige Thierchen, die
fich in fonnigen T Zagen in den Mittagsſtunden € einan⸗
der necken, und tin Waſſer auf und ab jagen. in ven
Fruͤh⸗ und Abendſtunden gehen ſie ihrer Nahrung
| nad), welches vorzüglich Inſectenlarven find, die ſich
im Waſſer ausbilden; doch freffen fie auch) Gras und
Fifchroggen. Von leßterm bekommen fie ven natuͤr⸗
lichen »Fifchgeruch, wenn man fie öffnen — Das -
Weibchen gebiert im Frühling fechs bis neun Junge,
e auf dem Rücken heller als die Alten ausfehen.—
Da hat bis jegt noch feinen wichtigern Nutzen von
ihnen entdeckt, als daß fie zur Verminderung der dem
Menfchen und Vieh fü beſchwerlichen ine das
Sat beytragen.
68 4. Die Biſamratte)
wohnt in der Gegend der le und des
Dun auch infappland und Äbertriffe an Bröße einer
amfter. Sie gleiche am Kopf, auch am uͤbrigen
Körperbau einem Maulwurfe, hat aber einen ges
druckten langen lauzetformigen Schwanz und
ag einer © * ber bene Füße, Oben
ft fie vorhbraun, ımten weißlih aſchgrau. Sie
Kine auf und unter dem Waffer herum, und bat
ihre Höhle im Trocknen unter dem Ufer, in welcher fie
auch den Winter über zubringt. Die 7 bis g in
deppelfer Reihe liegenden Bläschen des Schwarze
koilbens enthalten ein zaͤhes Wefen, das an Staͤrke
bes Geruchs den Bibergeil noch übertreffen fol. Det
Pelz iſt zwar glaͤnzend, wird aber des unleidlichen
83 Geruchs
1) — — Lin, Desman. Buff, (
i
150 Der Igel." Der gemeine Igel.
Geruchs halber, den er behält, nur in ſchmalen Streis
fen, eines Fingers breit, zu Berbrämung der Schlaf
röce, die man in den‘ Stuben frägt, gebraucht. Den.
Schwanz thut men in die Kleiverfchränfe, um die
Morten abzuhalten und zu vertreiben; der [Geruch
Davon zieht aber in die Kleider. Das weiche Haar
- würde zu Huͤten eben fo tauglich ſeyn wie Biberhaar.
Ihre Nieren bringt man unter dem Namen der Bi⸗
famnieren in den Handel (Rognons de mulc),
Die zwanzigfte Gattung.
DEIKEPIFTTER
Oben ſind zwey walzenfoͤrmige und unten zwey dicht
an einander liegende Vorderzaͤhne; oben fuͤnf und
unten drey Eckzaͤhne ; Backenzaͤhne auf jeder Seite
vier mit vier kurzen Spitzen. Der Zehen find fünf.
Die Thiere biefer Gattung haben einen fegelförmigen
Kopf, der fich in einen abgeſtumpften Ruͤſſel endigt,
und. diejenigen Theile an ihnen, die ſtacheifrey find,
enthalten Borften. Ihre vorzügliche Nahrung find
Inſecten und Gewuͤrme. In Europa trifft man nur
eine — an; fonft ‚giebt-es deren 6.
Der — gel ’).
Aus jedem Naſenloche ragt auf der Aufenit
Geite der umgebogene Rand als ein Furzer,
hautartiger Kamm hervor, und die ann
ven find kurz und zugerundet. Der Schwan it
2 Zoll lang, und das. ganze Thier. 103 Zoll.
Mücken ift mit weißen, ſchwarz interbrochenen Sa
ccheln, Geficht, Seiten und. Bauch aber mit fteifen,
ſtarken Haaren, beſetzt. — Der gel ift ein dummes,
furcht⸗
k) Erimacens,
D Erinaceus europaeus. Lin. Le Heriffon. Buff,
7
FH
Der gemeine Ioel. ** 151
furchtſames Thier, das bey dem RR Geräufihe
ſich in eine ftachliche Kugel verwandelt, und in dieſem
. Zuftande abmwarter, ob feine Furcht gegründet ‚oder
ungegruͤndet war, Er riecht grade wie ein Hund,
geifert ftets belles Wafler aus Mund und Nafe, und
beriecht alle Gegenſtaͤnde, die ihm aufftoßen, mit ſtetem
Naſenzucken. Er haͤlt ſich in Saubhölzern und in
‚Gärten auf, und wuͤhlt fie ein Lech unter die Baum—
ſtuͤmme, unter altes Laub und Genift, Sm Herbft
‚macht, er ſich ‚eine eigne Grube in, Dickes Geſtraͤuch
oder unter die Gartenhaͤuſer und Gartenmauern, träge
einen großer Haufen Stroh, Heu, Laub und Moos
zuſammen, uͤttert ſie damit aus, verſcharret ſich im
erſten ſtarlen Froſte tief in dieſelbe und liegt bis zum
warmen Fruͤhling in einer ſteten Betaͤubung darin
begraben. Des Abends fchleicht er aus feinem. Hin⸗
terhalte hervor und naͤhrt ſich von abgefallenem Obſte,
Wurzeln, Heuſchrecken, Würmern und Fleiſch; denn
er fange Froͤſche, Kröten und Maͤuſe. Diefes legtern
Umftandes halber wird er auch von den Landleuten in
die Ställe und Scheunen gefeßt, wo er wie eine Katze
in kurzer Zeit alle Mäufe wegfängt, beſonders wenn
man ihm dabey Milch zum Tranke hinſetzt, welche ihn
mathig mache. Merkwuͤrdig iſt, ‘daß ihm die fpanie
{hen Fliegen, die andern Thieren Zucfungen und in
Menge genoffen, den Tod verurfachen, eine angeneh⸗
me und zufrägliche Speife find. — Die vier big ſechs
ungen, die das Weibchen in einem Jahre wirft,
findet man in Hecken, Mifthaufen, und im Getraide
in einem großen mit duͤrrem zerbiſſenem Graß weid)
gemachten Nefte. . Sie zeigen neugebobren nur erſt
‚Spuren von Stacheln, die ſich aber in erlichen Tagen
— — Man Anno * Jeeiſteiſch eſſen, be⸗
ſonchere
152 Maladifcher Igel. Langöhriger Igel
fonders find fie im Herhfte fehr fert, und wohlſchmek⸗
Fend, wenn fie fih vom Obſte genährt baben. Ihr
Sett, das unter der Haut, wie Schweinefett anfegt,
iſt in der Mediein ein qutes erweichendes Mittel, das
en Menſchen und Vieh gebraucht wird. — Einige
. glauben in der Bildung des Kopfs einen Unterfchied
zu bemerfen, und fagen, diejenigen, welche einen Ruͤß⸗
ſel haͤtten, ſeyen Schiveineigel, und diejenigen mit ei⸗
ner Schnanze, Hundeigel. Allein dieſer Unterſchied
hat, wie beym Dachſe, bloß in der ns De
Grund.
"Der Malackiſche Igel *
iſt in Arcife, Alien und 'befonders in Malacka
zu Hauſe Seine Laͤnge iſt 8 Zoll. Er hat große,
glänzende Augen, hängende Dhren, und Stacheln
von x Zoll bis 13 Fuß Länge, und von ſchwarzer, weißer
pder weißröthlicher Farbe. Seine Nahrung beſteht
in allerhand Feldfruͤchten und Obſt. Der in der Gal⸗
— lenblaſe dieſes Thiers zuweilen erzeugte Stein, der un-
ter dem Namen Lapis porcinus oder Schweine
ſtein bekannt ift, wurde ehemals für ein herrliches Arze⸗
neymittel gehalten und ı Loth mit einigen hundert
Thalern bezahle. Er fieht ſchwaͤrzlich aus, iſt ſehr
bieter, und theilt Geſchmach und Farbe dem Waſſer
mit, worin er liegt. In Europa iſt er ſchon laͤngſt
außer Gebrauch. Die Stacheln dienen zu Haarna⸗
deln fuͤr 9 Weiber, zu Zahnſtochern ꝛc.
3. Der langoͤhrige Igel )
unterſcheidet ſich von dem gemeinen bloß Steh die
Tangen ovalen Dhren. Er wohnt an der Wolga,
dem
| ") Ehen Malaccenfis. Lin, Le Heriffon de Ma
lacca. '.
%) Erinaceus auritus Lin, Heriffon de Siberie.
*
Der Tendrak. Die nagenden Thiere. 153
dem Jaik, in Indien und am See Baikal. Man
ißt ihn theils als ein wohlſchmeckendes Wildpret,
theils haͤlt man ihn um der Maͤuſe willen in Haͤuſer
wobey man ihn vorzüglich mit Milch ernaͤhrt.
4. Der Tendrok®), \
iſt noch nicht 6 Zoll lang und lebt in Oſtindien und
Madagaskar. Er har einen langen Nüffel,” ſehr
kurze Ohren und einen fachlichen kurzen
Schwanz. Sein Körper ift eigentlidy ein bloßer
Fettklumpen, den die Einwohner von Madagaskar
verfpeifen. N 4
Das neunte Kapitel.
vw. Drduaung
——Die nagenden Thiere )
Sie haben zwey ſchraͤg zugeſchaͤrfte Vorderzaͤhne
in jeder Kinnlade. Die obern ſind kuͤrzer als die un⸗
tern. Einige Arten haben auch zwey Paar, die in der
obern hinter, in der untern aber neben einander liegen.
Die Eckzaͤhne fehlen gaͤnzlich. Drey bis ſechs ftume
pfe Backenzaͤhne liegen auf jeder Seite. Die Fuͤße
haben drey, vier, bis fünf Zehen mit zuſammenge—
druͤckten, fpigigen Krallen oder platten Nägeln. Sie
halten fidy meift auf der Erde auf; andere graben
ſich unter der Erde Eünfkliche Wohnungen, Taufen,
fpringen ımd Elettern geſchickt; einige leben zuweilen
auch im Waſſer, und noch andere wandern aus
einer Gegend in die andere. Ihr Leib ift mit weichen
‚ Haaren bedeckt, das Stachelthier ausgenemmen. Die
Oberlippe ift gefpalten. Zwiſchen den Schultern ha⸗
| | 85 beit
- .e) Erinaceus fetofus, Lin, Le Tendrac, Buſt.
2) Glires,
14 Das Stachelthier. "Das Stachelfchwein.
ben fie ofe Schlüffelbeine.” Sie nähren ſich von.
Wurzeln, Rinde, Holz, Früchten, allerley Saa⸗
men, und einige freffen auch Sleifich. Sie lieben die
Reinlichkeit gar fehr, und putzen und kaͤmmen (ich da-
yer beftändig. Es find bis jest acht Gattungen
und bundert und dreyzehn Arten befannti. Fuͤr
unfern Zweck find die merfwürdigften folgende: ı
.. Die, ein und zwanzigſte Gaftung.
— Das Stachelthier N). |
Man Eenne 4 Stacheltbiere, welche folgende Kenn-
zeichen gemein haben. In jeder Kinnlade ftehen
zwey ſchief abgefchnittene Vorderzaͤhne; vier Bak⸗
kenzaͤhne auf jeder Seite in jeder Kinnlade. Der
ee ift mie Stacheln und Haaren bedeckt. Hierher
gehoͤt — ar Be
"00m Das Stachelfwein ”),
welches die Savoyarden oft zur Schau herumfragen.
"Es ift in den wärmern Gegenden von Afien, Afrika
und Europa zu Haufe. Mit dem Schweine hat es
die Aehnlichkeit des Kötperbaues, den Kopf ausge
nommen, gemein, und auc) eine Ark von leifen Grun⸗
zen und Murren, Es ift 2 Fuß, und der Schwanz
Zoll lang, Die Schnauze ift Furz und flumpf;
die Yugen find Elein und ſchwarz; die Ohren eyrund,
breit, kurz und am Kopfe angedruckt; die Deine furz
und die; an den Borderfüßen find vier Zehen,
und ſtatt des Daumens ein Fleiner Knoten, an den
hintern fünf Zehen, und kurze ſtumpfe Nägel. Auf
dem Nacken und dem Halfeftebe eine aus grauen
und weißen Borften zufanımengefegte Maͤhne, die das
R 0 Sophie
q) Hyfrix. “ |
\ 7) Hyftrix eriftata. Lin. Porc- epic. Buff.
Das verlarvte Stachelthier. 155
Thier aufrichten und zuruͤcklegen kann. Den Ruͤk⸗
ken bedecken lange Federkielen aͤhnliche braune, weiß⸗
geringelte/ ang Zoll lange Stacheln; die übrigen
Theile haben Borſtenſtacheln; der Schwanzift kurz,
mit ſtumpfen hohlen Kielen befest. — &s iſt zahm,
furchefam, und gräbe ſich in Gefellfchafft einen weit⸗
läuftigen, mit einem Eingange, aber, vielen Kams
- mern verfehenen Bau unter der Erde, wo es am Tas
ge liegt, und des Nachts erft ſeiner Nahrung nach«
gebt, welche in Wurzeln, Obftund Kräutern beſteht.
— Es wirft zwey bis vier Junge, welche man fehr
zahm madyen kann. — Die Stacheln Fann das Stas
chelſchwein nad) allen Richtungen beivegen, aber nicht,
wie man fonfi glaubte, "im Zorn nad) feinem Feinde,
wie Pfeile, wegſchießen. Vielmehr Elappert es ins
Zorn mit den Schwanzftacheln, ſtan pft, ballt fich
in eine Kugel zuſammen, und fuͤrchtet in dieſem letze
tern Zuſtande ſelbſt den Loͤwen nicht — Das Fleiſch
iſt eßbar, und wird am Cap geraͤuchert als ein Lecker⸗
biſſen auf den vornehmſten Tafeln geſehen; die Sta⸗
cheln werden wie bekannt zu Pinſenſtielen gebraucht,
und in der Gallenblafe dieſer Thiere findet man auch
ven oben angegebenen °) ſehr theuren Schweinfteim
2. Das verlarvte Stacheltbier ?).
Dieß Thier hat die Geftale des Bibers, ift 2
Fuß ımd mit dem Schwanze 2 Fuß 8 Zoll lang.
Es hat einen dicken Kopf, eine furze Schnauze und
faſt unmerfliche Ohren. Der Rüden it bloß ak
lein mit Stacheln befeßt, wovon die längiten 3 Zoll
haben. Der übrige Leib har dunfelbraune Wollhaa—
te, Es frißt im Sommer Knospen und kleine Zwei⸗
| r
)f. Maladifher Igel. S. 152. 4
) Hyftrix dorfata, Lin, L’Urfon, Buff,
BIN
/
156 Die Szavie. Das Meerfchweinden.
ge, im Winter aber Fichtenborke, daher alsdann ſei⸗
ne Knochen grün gefärbt find. Die Wilden efjen
Das: Fleiſch und brauchen die Stacheln flatt der
Nadeln. *9 3 a i J J —2
Die zwey und zwanzigſte Gattung.
| | Die Spavie ). BT
Ja der obern Kinnlade befinden ſich zwey keilfoͤrmige,
getrennte und zugeſpitzte Vorderzaͤhne, und unten
zwey oder vier, diean einander ftehen. Anden Vor⸗
derfuͤßen find vier und an den Hinterfüßen meh⸗
rentheils drey Zehen. , Der Schwanz fehlt oder: ift
nur kurz und kahl. Der Gang dieſer Thiere iſt huͤ⸗
pfend / und langſam. Sie leben in hohlen Baͤumen
amd unter der Erde, Alle find urſpruͤnglich in Ame⸗
rifa zu Haufe, und.nur das Meerſchweinchen ift bey
ans 'einheimifc) geworden, und wird als ein zahmes
hier erzogen. Es giebt 6 Arten. *
ı. Das Meerſchweinchen ?).. |
Sein Name rühre daher, daß es wie ein Fer-
kelchen grunzt, und von Den Holländern aus Braſi⸗
dien zu ung übers Meer gebracht worden ift. Es hat
Groͤße und Geftalt eines halb ausgewachfenen Ka: -
ninchens, iſt ungefchwänzt, hat kurze zugerunde⸗
te Ohren, und die Haare des Leibes find-theils
weiß, theils orangengelb mit ſchwarz melirt.
Das Haar ift hart, und auf dem Nacken und Hals
etwas länger, als auf dem übrigen Körper. — Diefe
zärtlichen und fanftmüthigen Thierchen werden in Eu-
ropa zum MVergnügen im Sommer in Gärten und
im Winter in geheizten Zimmern gehalten. Sie
Rt, freffen
ix b
N) Caviar‘ -
=) Cavia Cobaya, Lin, Cochon @’Inde, Bufk
— J i . w zu D J zZ 24
Der Paka. Der Aguti. 197
freſſen alles das, was man den zahmen Kaninchen
giebt, ſitzen dabey aufgerichtet, trinken wenig und
kaͤuen wieder. Sie ſind immer in Bewegung, lau⸗
Ei hin und ber, Fümmen und pugen fi, und wenn
ran ein Päärchen Hat, fo hält, wenn ein Gatte
fehläft, der andere immer unterdeffen Wache. Das
Weibchen bringt eins big vier Junge zur Welt,
die das Männchen oft wieder auffriße. — DieSage,
Daß die Karten und Wanzen aus den Häufern wichen,
wo man fie hielt, ift ungegründet. Bun
2.Der Paola”) _
wohnt im ganzen füdlichen Amerika anden Ufern der
Fluͤſſe. Er iſt 1 Fuß lang, hat einen Furzen
Schwanz, an allen Füßen 5 Finger und einen
rothbraunen mit gelben Flecken beſetzten Leib.
Er geht des Nachts nach ſeiner Nahrung, die in
füßen Feldfruͤchten und Obſt beſteht, und rettet ſich
bey Verfolgung im Waſſer. Er wird ſehr fett, und
fein Fleiſch, woraus eine Delikateſſe gemacht wird,
iſt durchaus mürbe, und fo weiß, wie Kalbfleiſch.
3+ Der Aguti 9
¶An Größe und Geſtalt iſt er einem Kaninchen
aͤhnlich. Die Haare find oben rothbraun, am
Bauche gelblich; der Schwanz iſt kurz und
bloß, und die Ohren ſind laͤnglich und oben
ausgeſchnitten. Seine — iſt Brafilien,
Gviana und die Antilliſchen Inſeln, wo er ſich vor
Gewaͤchfen naͤhrt, und in hohlen Bäumen und in
Erdlöchern lebt. Er läßt ſich leicht zaͤhmen, und
frißt dann alles, was man ihm giebt, nur Fein Fleiſch.
Beym
J
w) Cavia Pick. Lin. Le Bhca Buff
x) Cavia Aguti. Lin, Agouti. Buff.
”
A
—
158 Der Aperea. Der Kapybara. Der Biber.
Beym Freſſen ſchnurrt er, wie eine Katze, wenn ſie
ſpinnt. Das Fleiſch fi ſchmeckt ſehr gut.
tel 4. Der Aperea ?).
Seine Länge beträgt ı Fuß, der Kopf ift ſpiz⸗
ziger als am Haſen, den er in der Ruͤckenfarbe und
fonftiger. Geſtalt gleicht; der Bauch iſt weiß. · Er
hat feinen Schwanz. Erlebe in Brafilien in Fels
fenhoͤhlen. Sein Fleiſch iſt wohlſchmeckender, als
Kaninchenfleiſch, wird haͤufig gegeſſen; weswegen
auch das Thier mit Hunden gefangen wird.
5. Der Rapybara 2).
Er wohnt in weſtlichen ——— wird oft
100 Piumd ſchwer, und über 24 Fuß lang. Man
nennt ibn auch das AmeriEanifcbe Waſſerſchwein,
weil die Hinterfuͤße mit einer Schwimmhaut ver⸗
bunden find. Er bat einen ſehr dicken Kopf, kei⸗
nen Schwanz und gleicht fonft dem Schweine. Sei⸗
ne Nahrung find allerley Gemwächfe, die er auf den
Hinterbeinen figehd verzehrt. Er fihreye wie ein
Eſel. Das Fleiſch wird gegeſſen.
Die drey und seele ‚Gattung.
Der Biber 9.
A Vorderzähne oben und unfen, keilfoöͤrmig ale !
geſchaͤrft, die obern hinter der Schärfe etwas ausge:
hoͤhlt; Backenzaͤhne vier auf jeder Seite, ſeltner
unten fuͤnf; an den Fuͤßen fuͤnf Zehen; die hintere
ſind Schwimmfuͤße. Der Schwanz iſt platt und
ſchuppig. Man hat 2 Arten, und d e merkwürdig:
fie, auch in Deurfchland bekannte ift: age !
| ee
3) Cavia Aperea. Lin. L’Aperen. Buff.
z) Cavia Capybara. Lin. ' Cabiai. Bull; u
a) Caſtor. k
Der gemeine Biber. 159
| Der gemeine Biber 2). a shi
‚Er hat die Größe eines mittelmäßigen Hun⸗
des, und wiege 60 bis 70 Pfund, Die Schnauze
ift kurz und dick, fo wie der Hals; die Augen klein;
die Obren kurz und verſteckt; der Kopf wie ein Hause
rattenkopf geftalter; der Nücten gewoͤlbt; die Wordera
füße mit fünf Zehen, und die hintere desgleichen, doch
find diefe weit länger, und haben zwifchen fich eine ftars
‚fe Schwimmhaut. Der Schwanz iſt 11 Zoll lang,
3 bis 4 Zoll breit, und fonderbar geftaltet. Er ift
junächft am $eibe den vierten Theil behaart, weiter
hin Jänglich oval und platt, in der. Mitte der
Laͤnge nach erhaben, und dDünnfchuppig, von Ges
ftalt wie ein auf der Seite liegender Karpfen. Das
Thier trägt ihn horizontal, und das Fleiſch deffelben
hat einen Fifehgeruch und Geſchmack. Nahe am Ap
fer und der Harnröhre ſammelt ſich in zwey Saͤckchen
von der Groͤße eines Huͤhnereys aus beſondern Druͤ⸗
ſen ein gelbliches, zaͤhes und ſchmieriges, nach dem
Austrocknen dunkelbraunes und broͤckliches Weſen, von
einem unangenehmen ſtarken Geruch, das unter dem
Namen Bibergeil in den Apotheken als eine ſehr
wirkſame Arzney bekannt iſt. Das beſte iſt das Rufe
ſiſche, welchem das Preußiſche an die Seite geſetzt
wird. Drey Biber liefern etwa zuſammen ein Pfund.
Die Biber bedienen ſich wohl dieſer Fettigkeit, um
ihr Haar damit fett zu machen. Mit den Voͤgeln
haben fie diefes gemein, daß fie aus einer Deffnung
Koth und Harn von fich geben, und es find daher
beyde Gefchlechter ſchwer von einander zu unterfchei-
den. Die Haare find. am Kopfe ftruppig, und überall
von einer glänzend tief Faftanienbraunen Farbe; denn
2 —D—— die
6b) Caftor Fiber Lin. Le Caſtor. Buff.
A
166 - . Der genseine Biber. |
- die. roftfarbigen und noch mehr die meißen find felten,
— Sie leben in Falten und gemäßigten Sändern von.
Europa, Aſien und Amerika. Jetzt ift befonders
Nordamerika ihr Hauptfis; denn fie fliehen die Mene
fihen, oder hören doch wenigftens beyihnen aufingroßen
Geſellſchafften zu leben, und ihre Fünftlichen Wohr
nungen zu bauen. Daher find die Europaͤiſchen Bis
ber nur einfame Grubenbewohner, welche einen
ſchmutzigen und von der, Erde abgeriebenen Balg has
- ben, und an den Ufern. der Seen und Flüffe, als der
Elbe, Der und Donau leben. - Hier machen fie
fid) Gruben in die Erde, wie die Fifchottern, und zus
weilen auch einen Graben etliche Fuß tief, um einen
Eleinen See zu bilden, der bis in die Deffnung ihrer
Höhle dringt, welche ſich in der Laͤnge bisweilen über
‚200. Fuß erftrecft, und immer weiter nad) und nad)
in Die Höhe geführt iſt. Hierdurch find. fie bey
Ueberſchwemmungen fiher. Die in Gefellfchaftt le⸗
benden Biber aber vereinigen fich im Junius und Sue
Yius in Truppen von 100 bis 300 an dem Ufer eines
Fluſſes oder Sees, um bier ihre Käufer (Burg) ans
zulegen. In Anlegung derjelben wählen fie in einer
Ebene befchattetes, feichtes, langſam fließendes War
fer, in welchem fie bequem arbeiten koͤnnen. Etwas
tiefe Buchten in den Flüffen find ihnen dazu die be⸗
quemften Pläge. Damit ihnen das Waſſer nihe
gu niedrig werde, führen fie zuförderfk unter der ans
zulegenden Wohnung einen Damm von hinreichen⸗
der Laͤnge ſenkrecht von dem Ufer auf, den fie mit ere
ftaunlicher Kunft verfertigen. Der Grund darzu bes
ftehe aus Stücken von Baumſtaͤmmen, an welchen
Dfähle eingeftoßen find, und zwar fo, Daß die gegen
das Waſſer gerichteren ſchraͤge ſtehen. Hierauf wird
| der
Der gemeine Biber, 61
der Damm 4 bis 5 Ellen dick von Zweigen und da=
zwiſchen gekneteter Erde fo dicht aufgefuͤhret, daß er
eine fehr lange Dauer bat, und oben. fehr artig mie
Rafen bedeckt, —. Die Wohnungen liegen zuweilen
einzeln, zumeilen 10, 12 und noch mehrere beyſam—
men. Sie find von verfchiedener Größe; Fleine, in
denen nur ı bis 2 und größere, in welchen 5 bis 6
Paar beyfammen wohnen. Der Umfang derfelben ift
oval oder rund, und beträgt bis 30 Fuß, fo wie.die
Höhe 8 und mehrere Fuß bat, Der Grund wird wies
derum von Stuͤcken gefällter Bäume fehr ordentlich
gelegt, die Wände werden fenfrecht darauf aufgefuͤhrt,
worauf ein rundes Dad) gewoͤlbt, und alles mit Erde
dicht ausgefneter und dick überzogen wird... Die meh⸗
veften haben 3 Gefchoffe, eines unter dem Wafler,
das andere mit dem Waffer gleich, das dritte ber
der Waſſerflaͤche. Zwey Zugänge find an jeder Sei—
ce, deren einer vom Ufer, der andere vom Grunde des
Waſſers aus hinein führet und tiefer ift, als im Wine
ter die Dicke des Eißes berräge. Solche große Woh—
ringen werden von ganzen Bibergefellfchafften gemreis -
niglich verfertiget, wobey ein jedes Individuum fein
eignes angewieſenes Geſchaͤffte hat. Einige faͤllen
Bäume und zernagen fie; andere waͤlzen die zernag—
ten Stuͤcke in Geſtalt der Balken oder Pfeiler nach
dem Waſſer; ein dritter Theil ſcharrt Loͤcher in den
Grund; ein vierter rammelt die Pfaͤhle ein; ein fuͤnf⸗
ter fchaffe Zweige berbey, und verfliche die Pfaͤhle;
ein fechfter fchleppt Erde, "Steine und. Thon herbey;
ein fiebenter ſchafft dieß an einene Pläße; andere vers
kleben und vermauern es. Sie fiheinen auch bey ih«
ren Bauen einen oberften Baudireftor zu haben, defr
ſen Befehle alle gehorchen müffen, und hierin den Bier
Bechſteins Furzgef, N. G. 7.38, J nen
162 Der gemeine Bibet.
nen ähnlich zu ſeyn. Die Bäume, welche dem Bi⸗
ber die Baumaterialien zu feinem Hausbaue liefern,
ſind harte Arten von Laubholz, Eichen, Eſchen u. d. g.,
wovon ihm die ſtaͤrkſten Schwellenbaͤume nicht zu
groß ſind. Die weichen Holzarten, die er faͤllet, ge—
braucht er nur zur Nahrung. . Er geht bey diefer Ar⸗
beit vorfichtig zu Werke, um nicht von den fallenden
Bäume getroffen zu werden. Deswegen ferbt erden
Stamm an der Seite, wohin er fallen foll, unten ein,
und nagt ihn-alsdann an der andern Seite, und fo
rings berum ab. Die daben abgebenden Späne räumt
er mie den Vorderfüßen aus dem Wege, - Wenn der
Baum liegt, fo beiße er die Aecfte fo Enapp ab, nd _
entzwey, als wenn fie mie der Art gehauen waren;
dann zertheilt er den Stamm in elfenlange oder kuͤr—
zere, auch wohl längere Stücen, je nachdem er ftarf
iſt. Won den dicken Stämmen, die ſich wegen ihrer
Stärfe und Entlegenheit nicht gut fortſchaffen laffen,
nimmt er nur die Aeſte. Die zu diefen Verrichtun—
gen erforderliche Zeit ftehet natürlicherweife mic der
Härte und Dicke des Stammes im Verhaͤltniß. Ci»
nen weichen Stamm, von einer Viertelelle im Durch⸗
meffer, foll ein Biber in einer Stunde fällen koͤnnen.
. Miet harten ſtaͤrkern Stämmen hingegen bringe er,
wie man fagt, nach und nad 3 Monate auch webl -
länger zu. Zumeilen wird diefe Arbeit von mehrern
Bibern zugleich verrichtet, welche in wenig Minuten
mit Durchnagung eines Baums fertig werden koͤn—
nen. Das fo zurechtgemachte Holz fchaffer er ſodann
fort. Dieß thut er mie den Vorderfüßen, womit er
das Holz umElaftert, und theils zieht, theils vor fich
berfchiebet. Zu diefem Behufe lege er Wege an, die
er von allem Strauchwerke reiniger, und fo führer, daß
; fie
Der gemeine Biber 463
fie endlich alle in einer einfigen Straße zuſatnmenlaute
“fen, Die Erde, deren er zum Damm und Holzbaue
‚beröthige iſt, ballet er mit den Vorderfüßen, faßt fie
zwifchen felbige und ven Kopf, und träge oder fchiebe
fie bis an den Dre ihrer Beſtimmung. Dirch den
Abfall derfelben wird der Weg immer gebahnter und
glaͤtter. Wenn diefe Dinge zu Waſſer foregebrache
werden müffen, fo. hält er fie auf die erwaͤhnte Art,
und ſchwimmt mit den Hinterfügen und dem Schwane
ze auch" gegen den Strom ohne Schwierigkeit. —
Nahe bey der fo Fünftlich erbauten Wohnung pflege
der Biber in das Ufer Röhren’ zu graben, die ihm
theils zum Aufenthalte, theils zur Communication mie.
benachbarten Wäldern dienen. Er führe fie fchräge
aufwärts und wenn fie den legtgemelderen Gebrauch
haben ſollen, gern an einem Waſſer oder Sumpfe wie⸗
der heraus, da ſie dann zuweilen eine Laͤnge von mehr
als 100 Schritten erlangen. Dieß thun aber nicht
alle Biber, ſondern nur einige, die man in Canada
Caſtors terriers nennt. Die untere Oeffnung einer ſol⸗
chen Höhle iſt, wie der untere Eingang eines Biber⸗
haufes, fo tief unter dem Wafler, daß fie nicht vom
Eiße verſtopft werden Eann., Etwa 5 bis 6 Fuß
lang gehe fie enge fort, erweitert ſich ſodann 3 bis 4
Fuß ins Gevierte, um einen Fleinen Teich zu bilden,
und gehe fodann wiederum enge in die Höhe, biswei—
len über 1000 Fuß weit. — Alle diefe Arbeiten thun
fie des Nachts, und am Tage ruben fie. Eben fo
bleiben fie aucy den ganzen Herbſt und Winter in
ihren Hütten; denn fie ſammeln ſich fuͤr dieſe Jahrs⸗
zeit im Sommer einen hinlaͤnglichen Vorrath, den ſie
im unterſten Stock ihres Baues, als in einem Maga=
un — und friſch erhalten. + Ihre Nahrung
2 iſt
164 Der gemeine Biber, —
iſt allerhand zartes Holz, frifche Rinde, Blätter, Knos⸗
pen, Waſſerkraͤuter und Graͤſer u. ſ. w. Sie fref-
fen aber auch Fiſche und Krebſe. — Gegen den An»
fang des Fruͤhlings bringt das Weibchen zwey bis vier
Junge, die es allein erzieht, unterdeſſen das Maͤnn _
chen ausgeht und friſche Mahrung genießt. Nach
ſechs Wochen befücht die Mutter auch das Freye mie
ihnen >, ‘m Junius und Fulius beffern ſie gemein⸗
ſchafftlich ihre alte Wohnungen aus, oder bauen ſich
neue, und beziehen fie dann im September. — So
merfwärdig nun der Biber in Anfehung feines Kunſt⸗
- triebes für uns iſt, fo nuͤtzlich ift er auch, befonders
durch fein Fell. Bon feinem Sleifche wird nichts
als der, Schwanz geſchaͤtzt, welcher wie Fiſch zugerich⸗
tet wird, vier Pfund wiege und von Liebbabern mit
einen Dufaten bezohlt wird. Muͤtzlicher ift fein Sell,
- mit weldyem, als mit einem ſehr koſtbaren Pelzwerke,
ſtarker Handel getrieben wird. Der reine Balg wird
zu Muͤffen, Muͤtzen und andern Verbraͤmungen ges
braucht; die ſchwarzen (ſchwarzbraunen) werden am
meiſten geſchaͤtzt, und die weißen ſind die ſeltenſten.
Ein gutes ſchwarzes Winterbiberfell koſtet neun bis
. 3mölf Thaler, in Amerika auf der Stelle unter Brü=
vern Z Carolin. ı Zwölf folcher Felle gehören wenig⸗
ftens zu einem guten Pelze. ' Das Haar auf denfel-
ben ift von zweyerley Art; die eine ift lang, faft glän-
zend und wird zu feinen Strümpfen, Tüchern, Hand⸗
ſchuhen verarbeitet; die andern furz, wollig und feis
denartig, und wird vom Hutmacher zu den fogenannz
ten Caftorhüten geſucht. Ein erwachfener Biber bat
niche über 12 Pfund Haare, und man bezahle das
Pfund mit g bis 10 Thaler. Die Kaufleute geben
—9— noch eine — N ‚und reden.
baber--
Magen aus Durft, Muthwillen und zum Zeitvertreib,
—
Sn tog
—
daher von friſchen, getrochneten und. fetten Bibern⸗
Die friſchen Biber, auch Winterbiber oder Mosko⸗
witiſche Biber gendnnt, ſind diejenigen, welche im
Winter gefangen werden, und die ſchoͤnſten zu Untere
furter, da fie ned) feine Haare verlohren haben, Die
getrockneten. oder magern Biber werden im Soms
mer gefangen, haben durch die Haͤrung eine Menge
Sommerbibgr genannt; . Diefe braucht man in Nutz
fabriken.
den Wilden ‚in Nordamerika eine Zeitlang getragen,
und als, Bettdecken gebraucht werden, wodutch fie
gleichſam wie geöhle find. „Sie werden vom Kuͤrſch⸗
ner, amd Dutmacherwerarbeitet,
Beeunelı bren, und werden baher auch haarloſe oder
Die vier und zwanzigfte Gattung.
0 Een 13 nn
Oben und unten find zwey Worderzähne, die obern
. Keilförmig, die untern pfrie menfoͤrmig. An den Vor⸗
derfüßen mebrentheils vier und an den Hinterfuͤßen
- fünf Zehen. ı Die ‚hierher. gehörigen Thiere leben
mehrentheils nod) unter, der Erbe, einige wenige Davon
an dem Waſſer oder auf den Bäumen und in den
Hoͤhlen und gehen beſonders des Nachts
aus ihren Lchern. Ihre Nahrung nehmen fie vor⸗
züglich. aus dem Pflanzenreiche, dod) auch aus dem
Thierreiche. Sie lieben die Geſellſchaft ihres Glei-
hen, und machen fich immer etwas zu ehun, fpielen,
putzen fich, machen wunderlihe Stellungen, und be—
was nur benagbar iſt. Die Zungen werden blind
gebohren. Um die Arten Diefer Gattung, deren 61
€) Mur.
ie fetten, Biber find. Diejenigen, ‚die von
” | : 3’ ! ſind,
*
168 Die Difameirkte
find, deſto beſſer zu unterſcheiden, theilt man ſie in
| Samilen ein, Ich bemerfe folgende.
Erſte Samilie: Flachſchwaͤnzige Maͤuſe⸗
Dar — ft an der Spitze zuſammengedruckt.
Die Bifamrarte (ver Ondatra) 9).
Eh wohnt, in Sıordamerifa, ift ı Fuß lang
und der Schwanz 9 Zell. "Die Haare find oben
fchwarzbraun, am Halſe und an der Bruſt grau, und
am Bouche rethbrann. Die Geſtalt iſt wie bey einer
Hous atte Der Schwanz iſt von der Mitte ar
bis zur Spitze an beyden Seiten breit gedrudt,
und die find geſpalten. Dieſe Thiere hals
ten ſich in Goſelſſchaft am Woſſer auf, und machen
fih Haͤuſer wie ein Bockofen geftaltet, Die 2 Fuß breit
und aus, Erde ımd Binſen verfertigt find, worin ſie
des Winters wohnen. Diejenigen die in waͤrmern
Sändern fi) aufhalten, haben am Ufer nur Fluchtroͤh⸗
ren.” Im Sommer rlechen ſie nach Ziberh, der in
> Drufen in der Gegend des‘ Afters als eine oͤhlige
———— abaeföndert: wird. Die Kuͤrſchner vers
arbeiten die Selle, und die Hutmacher das Haar, zus
weilen wie Biberhaar. -Man ftelleihnen daher Sale
Ten, an weichen Aepfel die Lockſpeiſe fi fi nd/ oder toͤdtet
fie in ihren Röhren durch Schwwefeldampf. ' Die ſe
Thiere erleichtern den Perleufiſchern zumeilen’ ihre
Muhe, weil fie groͤße Liebhaber der Bewohner dieſer
Muſcheln find, - Die Perlen ſpucken fie nämlich aus,
und diefe ſuchen alsdann die Perlenfifcher im Sanve
an fer auf.
Zweyte Samilie. ‚Autienfdytsänsige Mauſe —
Die Vorderzaͤhne find ſcharf, die untern beſon⸗
ders
Ar) Mus Zibethicus, Lin, Ondatra, *
e) Motes myoſuri.
‘
Die Hansratte 167
ders fpigig, die Ohren im Verhaͤltniß des Kopfes
ziemlich groß, der Schwanz lang, fo dünnhaarig, daß
er ‚faft nackt eufiheins, und in fehuppige Ringe abges
, theilt. Hierher gebören: 0
2. Die Hausratte ).
Es kennt diefe ſchaͤdlichen Haustbiere jedermann,
Der ‚Schwanz ift länger, als der oben mit
fchwarzen und em Bauche mit afchfarbenen
Haaren befegte Leib ; daher ift der Leib nur 7 und
der Schwanz 8 Zell lang. Man findet fie jegt in als
len Welttheilen, wo fie durch die Schiffahrt hinge—
bracht worden. Wahrſcheinlich aber ſtammen ſie aus
Amerika, denn dort werden ſie ſelbſt noch jetzt nicht
nur in bewohnten Gegenden, ſondern auch in der
Wildniß auf den hoͤchſten Felſengebirgen angetroffen.
Borzüglic haͤufig find. ſie in den Zuckerplantagen.
Auf Jamaika werden in einer einzigen Plantage in
Zeit von 5 bis 6 Monaten oft 39000 Stud gefan-
gen. In Europa ziehen fie, um gegen Mangel ge=
ſchuͤtzt zu fepn, den Menfchen allenrhalben nach, und
\
"man findet fie ſogar in den tiefften Schachten. — Es
find außerft gefräßige Thiere und ihre Nahrung bes
ſteht beynabe in allem, was der Menſch genießt. Sie
. freffen Fleiſch, Speed, Butter, Käfe, Obft, Wurzels
und Knollengewaͤchſe u. ſ. f., aber vorzüglich lieber fie
Mehlfpeifen und Getraide. Auf Getraidehöven kann
daher eine Fleine Geſellſchafft in Furzer Zeit einige
Malter Körner, ſonderlich Hafer aushöhlen, und in
den Ruͤckenhaaren ihres dichten Balges, das fie aufs
firäupen und feſt zufammen drüden Eünnen, in ihre
Schlupfwinkel tragen, und alfo wichtigen Schaden,
verurfachen, , Außerdem rauben fie. ven Tauben und
| J9 andern
) Mus Rattus Lin. Le Rat, Buff. Era
‚168 Die Hausratte.
andern kleinen Vögeln, die unter ven Dächern niſten,
ihre Eyer und Jungen, und wagen ſich ſogar an junge
Kaninchen. In Hungersnoth zernagen fie Kleider,
Leder, Holzgeraͤthe, gehen andere Maͤuſe an, und freſ⸗
ſen ſich unter einander ſelbſt auf. Letzteres thun ſie
beſonders alsdann, wenn ihrer ‚mehrere in 1 Öefangen- E
ſchafft geraten, und ohne Futter find. Im Winter
trinken fie fehr wenig, und leden Schnee; im Sem»
mer aber ift ihr Durſt wegen ihrer higigen Natur oft
brennend, und man fieht fie zuweilen heerdenweife
nad) dem Waſſer wandern, um zu frinfen und zu ba=-
den. An Orten, wo fie alsdann fein Woffer finven,
nagen fie an den feften Körpern, um den Mund feucht
‚zu erhalten, und thun aus diefer Urſache in Biblio:
theken großen Schaden. Um fie alfo bier
zu machen, darf man ihnen nur alle Tage ein fla
Gefäß mit Waſſer hinftellen, und um fie zu *
duͤrfte man es nur vergiften; allein man hat die Be—
merkung gemacht, daß dieſe liſtigen Thiere der Tod
einiger Vergifteten abſchreckt, von dieſem toͤdtlichen
Waſſer zu trinken. Wo ſie Gelegenheit haben, ſuchen
ſie auch ſehr gern die Milchtoͤpfe zu oͤffnen, um ſich an
diefem Tranfe zu laben. Ihrer Nahrung gehen fie
gewoͤhnlich i im Finſtern nach, doch auch am Tage an
folchen Orten, wo fie die Rage nicht zu fürchten has
ben, ja hier werben fie oft fo dreifte, daß fie auch die _
Gegenwart des Menfchen nicht feheuen. — Sie ver:
mehren fich außerordentlich ftarf, und man findet.
daher, wo fie warm wohnen, Sommer und Winter
unge, deren fie auf einmal vier bis,acht bringen, und
die fie mit großer Zärtlichfeit warten und vertheidigen.
Men hat unzählige Mittel angegeben um dieſe
ſchaͤd lichen Gaͤſte zu vertilgen; die beſten ſind *
wo
J
Die Hausratte. 469
“R wohl — In Gebaͤuden, wo kein Getraide
liegt, kann man ſie in den bekannten hoͤlzernen und
eiſernen Maͤnuſefallen durch Lockſpeiſen von Speck
oder in Fett geroͤſtetem Brodte leicht vertilgen. Auf
Getreldeboͤden iſt aber dag vorzuͤglichſte Mit.el dieſes.
Man nimmt ein ziemlich großes Faß, richtet es auf
*
dem Boden in die Hoͤhe, umwickelt es mit alten Tü«
chern, fuͤllt es halb mir Waſſer, legt einen Stein bins
ein, deſſen Spitze uͤber das Waſſer hervorragt, und
uͤberſpannt die ‚obere Oeffnung mit einem: fteif ange»
zogenem weißigegerbten Schaffelle, welches in der
Mitte übers: Kreuz etliche Einſchnitte hat, wodurch
es bier ſchlaffer wird, und eine unſichtbare Oeffnung
erhaͤlt. Dieß Fell befireut man am Ende mit Hafer,
und auf den Stein fegt man eine lebende Katte, die
durch ihr Winfeln, da fie ſich mit Waſſer umgeben
und ohne Nahrung fieht, ihre übrigen Kameraden zur
Huͤlfe berbey lockt, welche dann, wenn. fie auf die
ſchlaffen Einſchnitte des Felles laufen, unverſehens in
das Waſſer ſtuͤrzen und erſaufen. — Wegen ihrer
Sonderbarkeit fuͤge ich noch eine Art bey, die Haus⸗
ratten und Maͤuſe zu vertilgen, welche ein Landmann
durch Erfahrung erprobt haben will. Man faͤngs
eine lebendige Ratte, ſetzt fie in einen wohlverwahrten
Käfig, läßt fie eine Zeitlang hungern und wirft ihr
dann lebendige Mäufe und Ratten vor. Der Hunger
zwingt jene, ſich dieſer bald zu bemaͤchtigen. Wenn
man dieß einige Zeit fortſetzt, fo thut ſie endlich aus
Appetit, was fie anfangs nur aus Roth hat, und
wird ein vollfommenes Raubthier. Wenn man fie
alsdenn losläßt, fo wird fie bloß nad) diefer Speife
gelüften, und alfo wie eine Katze, und nod) befier, die
Mäufe in ihren Schlupfwinkeln auffuchen und vers
5
zeh⸗
170 Die Wanderraffe, |
zehren. — Fir ung: find die Haustatten von keinem
befondern Nutzzen, denn weder ihr Fleiſch ned) ihr
Balg wird benußt. In Sibirien, Riederaͤthiopien,
auf den Inſeln Jamaika und Martinique werden fie
gegeffen, und auch fehon manchem Seefahrer. haben fe
in Yutigersnorh das Leben gerettet. | —3
3. Die Wanderratte 2).
Eine groͤßere und noch ſchaͤdlichere Maus als die
Hausrarte. Sie hat einen langen fehr ſchuppi⸗
gen Schwanz, it oben hellbraun mit Dunkel⸗
raun und Afchgrau gemifcht, unten ſchmutzig
weiß. Sie iſt eben ſo boshaft, raubſuͤchtig und ſchaͤd⸗
lich, ja in gewiſſer Ruͤckſicht noch ſchaͤdlicher als die
Hausratte, und faſt von gleicher Geſtalt. Erſt ſeit
dieſem Jahrhunderte iſt ſie in Europa befannt, und
fol durch Oftindifhe Schiffe dahin gebracht worden
feyn. Jetzt ift fie faſt fo haͤufig in Deutſchland,
befonders in den Mühlen, als die Hausrafte, und
ob fie gleich eigentlich ein Hausthier ift, fo finder
man fie doch aud) auf dem’ Felde und an den Ufern
der Fluͤſſe. Vorzüglich gern wehnen fie in den Ab-
zügen der Häufer und in den Mühlbereen und Rade—
Tuben. — Alles was die Hausratten freffen, ift aud)
ihre Koſt, doch feheinen fie in der Thar die Nahrung
aus’ dem Thierreiche mehr zu lieben, als aus‘ dem,
Pflanzenreihe. An einen Orte, wo ihnen ihr feiner
Geruch Steifchfpeifeu verräch, laſſen fie alle Getreide—
arten unberührt, und geben jenen nach. Ja ſie toͤdten
junge Tauben, Hühner, Enten und Gänfe, und ic)
habe eine einmal unter den jungen Enten, die an einem
Teiche faßen, wie ein Marder wuͤrgen und da ich fie
| verfolgte, fih ins Waſſer ſtuͤrzen, und auf dem Boden
ð
Od Mus decumanus. Lin. Le Surmulot, Buff. i j
“#4
si Die Hausmaus. aa 171
ſo geſchickt ek fehen," wie eine Waſſerratte b),
Auf dem Felde beißen fie die Aehren ab, in Gärten
Höhlen fie die Knollengewaͤchſe aus, und in "Gerbereyen
nagen fie große $öcher in die Haute, die in oder außer
dem Waffer liegen: Am Winter, wo ſich Diejenigen,
vie auf dem Felde wohnen, nach) den Gebäuden‘ ziehen,
halten nie fich des. Kothes halber gern fin Aberitten
auf — Sie vermebren ſich ganz ungeheuer, und
ei ein einziges Weibchen wirft alle fünf Wochen
acht bis zwölf Junge. Man vertilgt fie mie hoͤlzer⸗
nen und eifernen Mäufefallen, und fie laſſen fich leicht
in Die Falle“ locken, wenn man fich des —
Speckes als Lockſpeiſe bedient.
4. Die Hausmaus ?’).
Sie iſt die Hausratte im Kleinen, — fehe
fan en fehuppigen Schwanz, nur vier Zehen an den
— und keinen Nagel an dem ſtumpfen Dau⸗
Aue an den Hinterfüßen fünf Zehen, iſt oben
bläffer als die Hausratte, alfo dunkelbraun, aſchgrau
eder ſchwaͤrzlich am Bauch weißlich. Es giebt
auch ganz weiße. Sie wohnt überall in Europa,
Aſien und Afrika an bewohnten Oertern, iſt ſchuͤch⸗
tern, furchtſam und verlaͤßt ihre Schlupfwinkel nicht
Aber ar bis fie en ‚Sie naͤhrt fich ‚von alfen
ee RE ‚ „genieße
b) Den2 21.und 22. Junius d. hat mir ein Wanderrate
tentweibchen am hellen Mittage zwey junge, Hühner von
8 Wochen weogefangen und gefeeffen. Ich ſahe am
Fenſter zu. Sie hafchte fie von der Heerde weg, warf
fie auf den Ruͤcken; die Hühnchen mehrten fich ‚fange,
mußten aber endlich doch unterliegen. Sie wollte den
23. noch eins tödten, hatte es auch ſchon unter fich,
allein der Hahn fam dazu, ſprang auf ſie los, hackte ſie,
und fie lief davon.
1) Mus mufculus, Lin La ‚Souris.. Buß,
—
172 Große heldmaus na,
genießbarem Sachen, was in bie Wohnungen der Men⸗
ſchen gebracht wird, beſonders von fetten, und dient
Rapem; — gen) Wieſeln u. d. ee
—* J a
N Die große — hy; a
| Eine dein Landmanne ſehr befannte Maus, bie
im Sommer auf dem Felde wohnt, und fich im Win:
fer gern nadyfeiner Wohnung, fonderlich in die Scheu⸗
nen zieht. Sie ſieht ſchoͤn aus. Der Ruͤcken iſt
gelbbraͤunlich im Winter grauer), im der Mitte
dunkler, der Bauch und die Fuͤßchen weiß, «Der
Schwanz hat die Länge des Körpers; die Dau⸗
menmarze hat einen runden. Magel. Cie vermehrt
ſich ſehr ftarf, und ſchadet im Felde dem. Getraide
und der Saat, in Gärten faft allen Gewächfen, und
im Walde der Ausfaat von Bucheckern u. d. 9. Sm
Herbſt läßt fie fi) mie Dem Getreide gern: in die
Scheune fahren. Sie träge: eine große Menge Ges
traide und. Wurzeln unter die Erde in ihre Woh⸗
nungt Woͤlfe, Fuͤchſe, Marder, Iltiſſe, Wieſeln,
Katzen, Raubvoͤgel, beſonders die Raben und Kraͤ⸗
hen, —— natürlichen Feinde.
"6 Die Brandmaus N). |
EN ah findet fie in Laubwaͤldern, — An im
Hinter in Waldgegenden, auch in den Häufern.
Sie wird. durch den ſchwarzen Streif, der ihr
ii: den rothlichbraunen hen läuft, ſehr
Fenttlich. Am Bauche ift fie weiß. Der Schwanz
ift faft fo lang als der Leib, und etwas mehr behaart,
‚als ander Hausmaus, auch find die Obren Fürzer und
runder. Sie iſt ſo groß, wie die Hausmaus, und '
*38 ri t u
k) Mus Sylvaticus. Lin. _ Mulot, Buß, N iß
) Mus: ERSTER Lin;
Die Waſſerratte . NN vd |
feißt gern Obſtkerne, daher fie in den Baumſchulen
ſehr ſchaͤdlich wird. In der Schneuß frißt fie, wie
die vorige Art, die Beerenab.
' Dritte Samilie: Saarfchroinsige Mauſe m);
Die untern Vorderzaͤhne haben eine breite
Schneide. Der Schwanz ift furz, mie kurzen Haa-
‚ten fo dicht bedeckt, Daß Die Ringe nicht deutlich zu
erfennen find. Der Kopf ift did und era die Oh⸗
ven, Süße und Zehen find Elein. ug
Ya Die Mafferratte ist 9 +7
Eine wahre Amphibie, denn man trifft fie niche
allein und am meiften am undzim Waffer an, fondern
auch in. Feldern, Gärten und Wäldern; daber fie
auch noch gewöhnlicd) den Namen Neuemaus und Erd-
wolf bat. Sie hat ohnge aͤhr die Groͤße der Haus⸗
ratte, einen dien runden: Kopf, einen Schwanz
von der halben Länge des Körpers, kurze Oh⸗—
ren, die kaum aus dem Felle hervorragen, an
ven Vorderfuͤßen eine en Daumenwarze mit
einen Fleinen rundlichen Nagel Sie ift grau
und dicht mit Haaren befegt. — Anden Slüffen trifft
man fie in Menge an, wo fie gr oße und tiefe Hoͤhlen
unter das Ufer graͤbt; fie gebt von da in das Waſſer
und frißt Fiſche, Froͤſche, Waſſerinſekten, auhWur«
zeln und Kraͤuter. Auf den Aeckern und Gärten graͤbt
ſie flach unter der Erde weg, und verzehrt vorzuͤglich
die Wurzelgewaͤchſe. Von letztern traͤgt ſie ſich auch
einen großen Wintervorrath ein. Sie gehört daher
in Gaͤrten unter die ſchaͤdlichen Thiere. In ihrem
fluͤſſigen Elemente faͤngt man fie am beſten in Fiſch⸗
venfen. Man ſchließt * große — derſelben
man) an
+ m) Mures ————
) Mus amphibius ſ. terreftris. Lin, Le Ratd’ —*
174 Die Heine, Feldmaus.
an das Ufer fo art, daß fie etliche —E Roͤhren
einfaßt. Den mittlern Theil der Reuſe verbirgt man
gaͤnzlich unter dem Waſſer, bedeckt ihn mit ſchweren
Steinen, und das Hintertheil verſtopft man ſehr gut
mit Graß. Hierein ſchluͤpfen ſie nun, wenn fie ing
Waſſer wollen, koͤnnen aber nicht wieder zuruͤck und
erſaufen, da ſie nicht lange in dieſem — —
Luft zu ſchoͤpfen, ausdauern koͤnnen. —D
8. Die kleine Feldmaus ). J
So wie die Hausmaus eine kleine ——
fo iſt dieſe eine kleine Waſſerratte. Sie hat ohnge⸗
faͤhr die Groͤße einer Hausmaus; der Schwanz
iſt aber nur J Zoll lang, die Ohren ragen etwas
aus den Haaren hervor, der Daumen an den
Vorderzʒehen iſt kaum merklich; der Oberleib iſt
rothbraun mit Schwarz gemiſcht (roſtgrau), und der
- Bauch dunfelafchfarben. Es iſt die gewöhnliche Feld⸗
maus, die im Winter fo großen Schaden an der gruͤe
‚nen Saar thus, fie nicht allein aufwuͤhlt, fondern auch
abfrißt, und im Herbft einen großen Vorrath von
Getraide in ihre Höhle ſchleppt. Wenn man im
Herbit Getraidegarben aufbebt, fo fist fie allezeit in
großen Öefellfchafften darunter und frißt esaus. Sie
hraͤßt ſich gern mit in die Scheune fahren und thut
auch da noch Schaden. Ihre Vermehrung iſt fo
ungeheuer, daß fie zuweilen Mißwachs verurfacht hat.
Die Raben und KRrähen fangen ihrer fehr viel. Auch
ift ein erprobtes Mittel gegen fie, fo wie übere
Haupt gegen alle Arten von Mäufen, folgendes. Man
kocht Eichenholzafhe mie Waſſer zu einer guten Lau⸗
ge. Wenn ſich die Aſche zu Boden gefege bat, fo
ſchuͤttet man die Lauge ab, und weicht darin Koggen,
an
6) Mus atvalis. Lin, Cämpaguol. Bu,
J
J
Der Lemming. 17
Walzen ober Gerſte vier und zwanzig Stunden lang
ein, Wo ſich nun in den Feldern Mäufe aufhalten,
ſtreut man die fo gebaizte Frucht in die Löcher. Auf
diefe Art präparivte Wallnußkerne dienen gleichfalls
auf den Fruchtböden gegen die Hausratten, und in
Gärten gegen die Wafferratten.
9. Der Lemming ).
Ein merkwuͤrdiges Thier, das die Sappländfs
Shen und Norwegifihen Gebirge bewohnt, etwas
groͤßer als die große Feldmaus ift, einen vorne zu⸗
gefpigten Kopf, Eleine Augen, kurze verſteckte ind
hinterwaͤrts ftehende Ohren, vier duͤnne Zehen am
den Borderfüßen, und flatt des Daumens eine
fiharfe Klaue gleich dem Sporn eines Hahns
hat. Der Körper ift grad, fihwars, und
weißgefleckt, und der Schwanz fehr fu. Es
wohnen ganze Gefeilichafften dicht beyfannmen unter
der Erde, Im Winter laufen fie unter dvem Schnee
herum, und machen fih, um Athen zu holen, Roͤh⸗
von durch denfelben. — Sie naͤhren ſich von Gewaͤch⸗
ſen, Wurzelwerk u. d. g. — Wenn ſie ſich an einem
Orte zu ſehr vermehrt haben, welches in zehn bis
zwanzig Jahren ein- oder zweymal der Fall iſt, fo
wandern ſie in großen Schaaren von den Gebirgen
nach den Ebenen herab, und verheeren ſich auf dieſe
Art ſelbſt. Sie gehen alsdann eine nach der andere
ſo, daß ihr Pfad ein Paar Finger tief, ein oder zwey
Viertel breit, auch zu beyden Seiten, auf etliche Ela
fen von einander, andere dergleichen Pfade find, die:
alle ſchnurgerade vor fich binlaufen. Wenn die Mut⸗
fer unferweges unge bekoͤmmt, ſo nimmt fie eins ins
Maul, und die andern auf den Ruͤcken. Ihr Weg
ah eht
?) Mus Lemmus. Lin. Le Lemig. Buff, 1a
- #76 Sanfemäuf nit Badentafihen. ar
gehe von den Gebirgen nach der See. Selten kom⸗
men fie aber dahin, fondern werden zerftreut, fterben
oder werden von den- Bären, Fuͤchſen, Mardern, Wie
fein, Vielfraßen, die ihren Zügen folgen, gefreffen.
Die Nordländer fehen daher ihre Wanderungen ſehr
gerne, weil fie viel Rauchwerf von ihren Berfolgern.
erhalten. Den graden Weg verlafjen fie niemals.
Koͤmmt ihnen ein Menfch in den Weg, fo verfuchen
fie zwiſchen feinen Beinen durchzufommen, - oder fegr -
zen ſich auf die Hinterfüße. Stößt ihnen ein Heu⸗
ſchober auf, ſo graben und freſſen ſie ſich gerade durch.
Siege ein großer Stein im Wege, fo umgeben fie ihn
in einen. halben Cirfel, und verfolgen auf der andern
Seite ihre grade Linie wieder. Wenn fie einen See |
antreffen, fo ſchwimmen fie in gerader Richtung durch
denfelben. Auch) den Fahrzeugen gehen fie auf den⸗
ſelben nicht aus dem Wege, fondern fuchen fih an
felbigen hinauf zu arbeiten, und werfen fih dann auf.
her andern Seite wieder binab. Sa felbft ein brau⸗
fender Strom ſchreckt fie nicht ab, ihren geraden Zug
fortzufegen. Sie find dabey zornig, widerfegen ſich
mie vieler Wuth, und bellen, wie ein junger Hund.
Vierte Samilie: Hamſtermaͤuſe, mit Dadın
taſchen ?),
Die beyden Vorderzaͤhne in der obern ——
de find breit. Sie haben einen kurzen Körper, Furs
ze Füße, einen fehr kurzen Schwanz, einen dicken,
doch zugefpigten Kopf, innerhalb der. Backen geräu-
mige Tafchen, in welchen fie ihre Mahrung in die
Wohnungen, die fie ſich unter der Erde graben, tra=
gen. Eie erftarren bey ftvenger Kälte:
9 Mares buccati.
10. Der
Der: gemeine bank a 7a
10. Det gemeine Bamfker ).
e Ein nur leider in einigen Gegenden Deutſch⸗
lands, die guten Boden haben, allzubekanntes Thier.
m Gothaiſchen bewohnt er nur die Fluren von zwan—
zig bis vier und zwanzig Dörfern, und doch find ihe
rer in manchen Jahren zwanzig bis dreyßig Taufend
getoͤdtet worden, ohne daß man im folgenden Jahre
eine merklich geringere Anzahl bemerkt haͤtte. Sonſt
lebt er noch in Polen, in dem ſuͤdlichen Sibirien und
der Ukraͤne. — Er iſt 10 bis 12 Zoll lang, und der
Schwanz mißt nur 2 Zoll. Kopf und Körper find
dick und plump; der Bauch allzeit ſchwarz, weiches
befonders merkwuͤrdig iſt, da fonjt fait alle Saͤuge—
. ehiere am Bauche bläffer als auf dem Ruͤcken find;
*
oben und an der Seite iſt der Leib gemeiniglich fuchs
roch mit dren weißen Flecken, * ganz ſchwarz mit
weißen Munde und Fuͤßen. Un den Seiten des
Ruͤckens fichen zwey haarlofe Flecken, auf denen
nur ſehr kurze ſchmutzigbraune Borſten liegen. Die
Kinnladen ſind mit einer weiten Haut überzogen, die
inwerdig an beyden Seiten die ihm fo nörbigen und
nuͤtzlichen Backentafchen bilder, Es fi nd dieß zwey
haͤutige laͤnglich eyrunde Saͤcke, deren äußere Flaͤ—
che glaͤnzend glatt, die innere aber mit ſchleimigen
Drüschen, befege iſt, weiche die eingepreften harten
und fpigiaen Körner anfeuchten, Damit ſie nicht in die
Haut einftechen, und viefelbe rigen mögen. Es ift
nämfich befannt, daß ber Hamſter in denfelben einen
| großen Vorrath von Getroide, Holſenfruͤchten u. d. g.
in feinen Bau, welcher aus verſchiedenen el
Den,
Höhlungen unter der Erde beſteht, eintraͤgt. Es iſt
nichts
») Mus Cricetns vulgaris. Lin, Le Le Buff,
Bechſteins kurzgef. N. G. .. Bd. M
178 Der gemeine Banftet⸗
nichts ſeltenes, daß man in einem Hamſterloche einen
Centner der beſten Fruͤchte, an Erbſen, Wicken,
Gerſte, Hafer, Waizen, Roggen, Leinknoten u. d. g.
gefunden bat, und weiches nur einer allein einfrägt,
da fich mehrere in einem Baue, wegen ihres zornigen
Naturels, nicht vertragen fönnen. Ohngeachtet fie
nun einen fo großen Vorrath eintragen, fo brauchen
fie ihn doch im Winter nicht, denn in dieſer Jahrs⸗
zeit liegen fie in ihrer Höhle, deren Eingänge fie feft
verfcharren, wie code erſtarrt, und wachen erft in den
warmen Tagen des Märzes wieder auf. Es ift alfo
nur ein Vorrath für den Herbft und das Frühjahr. —
Sie vermehren ſich des Jahrs zwey bis dreymal, und
das Weibchen bringe auf einmal fechs bis zwölf Jun⸗
ge zur Welt. Befonders ftarf vermehren fie ſich in
nafien Jahren, daher alsdann auch die Verwuͤſtung
an Getraidedefto größer ift. — Die gewöhnliche und
nügliche Art fie auszurotten, ift das Ausgraben,
welches im Herbfte von den fogenannten Hamſtergraͤ⸗
bern gefchiebt, die eine Zeitlang ihre Nahrung davon
haben. Die Obrigkeit hat aber noͤthig, auf diefe
$eute ein roachfames Auge zu haben, indem fie oftnur
das Getraide wegnehmen, und die fehädlichen Ham-
fter (aufen leffen, um das folgende Jahr wieder ernd=
ten zu Eönnen, wo fie nicht gefaet haben. — Der Ham⸗
fferbalg fönnte als Pelzwerk weit mehr benußt wer-
den, als bisher gefchehen ift. Die Felle, welche im
Fruͤhjahre, wenn fie nad) ihrem Winterfchlafe wieder
ausgehen, eine vorzügliche Guͤte haben, find fehön und
dauerhaft. Das Stuͤck koſtet aber doch nicht mehr
als drey bis vier Pfennige. Der Kuͤrſchner wirft
den unterſten Theil des Bauchs, bis auf einen kleinen
ſchwarze Streifen auf jeder Seite, weg. Es werden
| allezeit
Das Murmeltbier, 179
allzeit 60 Felle zuſammengeneht, und. zwey Schock
werden unter dem Namen eines Sackes fuͤr drey bis
vier Rthlr. von ihm verkauft.
Sünfte Samilie: Alpenmäufe, Murmelthiere °).
Ihr Körper ifi groß, Dick, der Kopf ftump; und
groß, die Außern Obren Flein, oder feblen. Die Wore
derzähne find groß, nicht ganz bedeckt; der Schwanz
kurz und haarig. An den Borderfüßen find vier Zes
ben und ein fehr Furzer Daumen, an den Hinterfüßen
- fünf. Die Schhüffelbeine find. vollfommen. Sie
wohnen unter der Erde, graben, klettern, nähren ſich
von Wurzeln, Körnern, verrichten ibre Gefchäffte
am Tage, und erftarren im Winter.
11. Das Murmelthier *),
Ein Thier, das zwar in Deurfchland im-Freyen
‚felten, aber von den Savojarden, die es herumtras
gen, allenthalben für Geld zu fehen if. Es wohne
eigentlich in den hohen Alpen Europens und Afiens,
und naͤhrt fich von Inſekten, Gewächfen und Wurs
zen. An Geftalt gleicht es einigermaßen dem Has
fen, vorzüglid) in dem länglichen und in der Stirnge—
gend gebogenen Kepfe. Die Ohren find kurz, und
faum über dem Haare fihtbar, obgleich daffelbe auf
dem Kopfe febr kurz ift. Der Hals ift kurz; der
Leib dick und gedrungen, der Schwanz Fury, grade
und langhaarig; die Vorderfüße vierzehig mic ei⸗
nem Fonifchen Daumen und runden undeutlichen Na⸗
gel; Bruſt, Bauch und Schwanz ſchleppen fie faſt
auf der Erde. Der Leib ift oben rörhlichbraun, unten
gelblichgrau, und wird bis 18 Zolllang. — Es ift
- ein gefelfchafftliches Ihler, das fansilienweife die höch«
Hr vr 3 MR ften
s) Mures alpini, foporofi.
; #) Mus Marmotta, Lin. Marmotte, Buff.
⸗
*
!
» L . \
180 ab Das Murmelthier, ——
ſten, unbewohnten Thaͤler, ud die Felfenklippen der.
hoͤchſten Berge bewohnte. Am Sommer hat jedes
einzelne Thier ober. jedes einzelne Päärchen feine be=
fondere Wohnung, im Winter aber beziehen fie ale
eine einzige Höhle, welche inwendig ſehr glatt gemacht
und mit duͤrrem Graße beſtreut ift, und wie ein Back⸗
ofen ausfieht, dergleichen die Landleute vor ihren Haͤu—
‚ ‚fern zu haben pflegen. Darin liegen die Thierchen fo
viel ihrer find, rings herum, eins an dem andern und
zufammengerollt, vom Oktober bis zum April. Das
Heu, womit fie ihr Winterlager ausfüttern, tragen
fie in dem Munde zuſammen, und laden es alſo ein-
ander nicht auf den Bauch und laſſen ſich dann auf
dem Ruͤcken zur Hoͤhle ſchleppen, wie man ſonſt ge—
glaubt hat. Dieß widerlegt ſich auch ſchon durch die
zahmen, welche, wenn ſie ſich ein Winterlager berei—
ten wollen, ſich mit allem, was ſie vorfinden, mit
$umpen, Saube, Stroh u. f. w. den Mund vollitos
pfen, und es: zufammen in einen verborgenen Wins
kel ſchleppen. — Sobald fie im Frübjabre aus ihrer
Erftarrung erwachen, begatten ſie ſich, und das Weib⸗
chen bringe im. Junius zwey bis vier Junge zur
Welt, die im Julius fchon ziemlich hurtig laufen koͤn⸗
nen. Die Savoyarden zaͤhmen fie, lehren fie aller-
ley poffierliche Stellungen, tanzen, an Steden gehen,
den Schernftein hinauf fleigen u. d. g. Sie freffen
alsdann alles in aufrechter Stellung, Fleiſch, Obſt,
Brod, Wurzeln und befonders Milch und Butter. —
Das Fleiſch wird in der Schweiz mit Kohl gekocht,
"und. gebraten gegeffen, und foll wie Schweinefleifch
ſchmecken. Gegen den Winter ift es befonders fett,
und giebe artige Schinken. Der Balg ift ein gurer
Futterpeiz, und man verferfigt aus dem rohen und
ſchwarz Ben Muͤffe und allerhand Gebraͤme.
12. Die
Ö
‚ Die Ziſel maus. —2
Re}! Die Ziſeln us 9.
Man findet ſie nur noch einzeln i in Boͤhmen und
Oeſterreich, häufiger aber in den duͤrren, fandigen Ge⸗
genden von Polen, Ungarn und dem füdfichen Ruß⸗
land. Es ift ein fehr artiges Thier, welches zwifchen
dem Murmeltbier und dem Hamſter in der. Mitte
ſteht. Mit jenen bat es Farbe, äußere Geftale und
Eitten gemein, und viefem gleicht es an Größe, ins
nerm Körperbau ımd Backentaſchen. Seine Länge
beträgt 7 bis 10 Zoll und der Schwanz 3 Zoll. Der
Körper iſt lang, der Kopf Elein und dick. Ale
Theile des aͤußern Ohres find da, doch flach am Kopf
angedrückt und unter den Haaren verborgen, fo daß
man ftett der äußern Ohren nur einen dicken behaar«
gen Wulſt ſieht, der das Anfehen bar, als ob die vor«
| ber abgefchnittenen äußern Ohren ſich wieder vernarbt
bätten, das Haar ift weich, glatt und lang, oben ger
woͤhnlich afchgrau und unten ziegelfarbig. Doc fine
ten ſich verfchiedene Epielarten in Ruͤckſicht des Far⸗
benwechfels. — Jedes Thier bat feine eigne felbft
gegrabne Wohnung, ſcheut das Waffer fehr, und
geht beym Negenwerter niemals aus. Man fängt
es daher auch leicht, wenn man Maffer in feine Hoͤhle
gießt. Beym Sonnenſchein koͤn mt es aus der Höhle,
fißt auf den Hinterfuͤßen, und fpielt mit andern. Es
lebt von zarten Pflanzen und faftigen unfehmackhafs
ten Kräutern. — Das Weibchen bringt im März
drey bis fehs Junge. — Die Kalmuden effen das
Sleifch, und die Ungarifchen Bauern brauchen das Kell
zu Geldbeuteln. | |
Be, M 3 | Sechſte
«) Mus Citellus. Lin, Le Souslie. Buff,
wi: De Siehenfehfäfer
Sechſte Samilier: Winterfebläfer „
Sie‘ haben lange Ohren und Schwänze, wovon
letztere ganz mit Haaren bedeckt ſind, und ſich meiſt
in einem Haarbuͤſchel endigen. Sie erſtarren in der
Kaͤlte nn ia den ganzen Winter bindurd. . |
Der Siebenfchläfer ”). |
Einzeln finder man ihn bin und wieder in den
Saubhölzern von Deutfchland, fonft wohne er mehr im
füdlihen Europa. Der Koͤrper ift 6 Zoll, und der
Schwanz 43 Zoll lang. In der Geſtalt gleiche er
‚einem Fleinen Eihhorne. Der Schwanz iſt lang und
dick behaart, der Körper oben gran, unten weiß.
Er klettert gern auf den Bäumen herum, fpringt von
einem zum andern, made fich feinen Aufenthalt in
hohle Baumſtaͤmme, uud genießt Bucheckern, Ha⸗
ſelnuͤſſe, Kaſtanien und andere wilde Fruͤchte; auch
Vogelbeeren, daher man ihn im September zuweilen
in der Schneuße faͤngt. Den ganzen Winter bringt
er in einer Erſtarrung zu, welche pon Erkaͤltung des
Bluts herruͤhrt. — Das Weibchen gebiert im
Sommer vier bis acht Junge. — Sin Italien ißt
man fein Fleiſch und es ift dieß der berühmte Glis
der alten Roͤmer, welchen fie mäfteten, und als eine
Delifateffe verfpeißten. Noch, jetzt macht man in Ita⸗
lien unter dem Abhange eines Felſens im Walde Gru⸗
ben, beſtreut ſie inwendig mit Moos und Bucheckern,
wo ſich denn die Siebenſchlaͤfer in großer Anzahl vers
fammlen,und in ihrer Erftarrung zu Endedes Herbſtes,
da fie fehr fert find, weggefangen werden, Der Dalg
ift ein gutes Pelzwerf, und wird gewöhnlich ſchwarz⸗
Redig gebeizt.
14. Die
u) Mures Lethargici,
w) Mus Glis, keLeir. Buß:
Große Haſelmaus. Kleine Haſelmaus. 183
14. Die große Haſelmaus x),
Sie wohnt im gemäßigten Europa, und fEin in
„alten deutſchen Waldungen gemein. An Größe
gleicht fie einer Hausvatte. Der Schwanz ift lang,
und * in einem ſchwarzen und weißen Haar⸗
buͤſchel; durch die Augen geht ein ſchwarzer
Streif, der Oberleib iſt rothgrau, der Unterleib weiß.
Digjerigen, welche am Oberleibe aſchgrau find, find
noch nicht ein Jahr alt. Sie leben auch nur für den
Sommer; denn im Winter liegen fie entweder in einem
hoblen Baume, de auch in einem Felsrigen oder in eis
ner Maulwurfsböble in einer Betäubung, aus welcher
fie ext der warnıe Srübling weckt, Sie befteigen die
- Bäume fehr geſchickt, leben von Bucherfern, Haſel—
nuͤſſen, Fichtenfaamen und Beerfernen. Der Beer
ferne halber werden fie in Schneußen ſehr gefährlich,
weil fie vor den Schlingen die Beeren wegfreſſen, ſich
aber auch nicht ſelten fangen. Wo ſie den Gaͤrten
nahe wohnen, thun ſie an Prfihen, Aprikofen, Pflaus
men, Mandeln u. dergl,, deren Kerne fie lieben,
großen Schaden. Entweder in einer Höhle, oder in
einem verlaffenen Bogel- oder Eichhornnefte bringe
das Weibchen des Jahrs zweymal drey bis fechs
unge.
15: Die £leine Haſelmaus ?).
Ein überaus ſchoͤnes, munteres Thierchen, das
fih Teiche zaͤhmen laͤßt, in dem waͤrmern Europa
wohnt, und in Italien ſehr haufig iſt. Wo es viel
Hafeljträuche in. ftillen Gegenden giebt, finder man
es auch in Deutfchland. Der Körper ift kurz, Dick,
bald hellfuchsroth, —53 * Kan
x) Mus quercinus, * er Buff,
3) Mus avellanärius, Lin, Le Muscardin. Buff.
184 Der Aſiatiſche Springer, ?
Kehle weißlich, der Schwanz tft breit und dick ber
haart. Es ift etwas wichtiger als die große Feld»
maus. An Artigfeit, Munterfeit, Poſſit lichkeit und
Schnelligkeit die Baͤume und Stauden zu erfleigen,
iſt es dem Eichhörnchen gleich. Es erſtarrt noch
leichter als die vorige Art, im Winter auch. in fempe>
tirten Zimmern, Im October huͤllt es fic) in einem
Skeinrigen, und unter den Wurzeln eines Baumes
oder Bufches in eine Huͤlſe, die es von Tannenna>
bein, Moos, Laub und Genift bereitet, und fehläft
bis in die Mitte des Aprils ununterbrochen fort.
Seine Nahrung befteht in Hafelnüffen, Bucheckern,
Baumſaͤmerehen, Knoſpen der Bäume und Sträus
cher. Die Mutter baut in einer fchattigen Gegend
zwiſchen etlichen dichten Aeſten einer Hafelnußftaude
ein kleines Neſt von Laub, Moos, Graf und Fars
renfraut, wie einen Ball, umwickelt es mit etlichen
langen Graßhalmen, und läßt zur Seite eine einzige
Oeffnung. In demfelben bringe fie im Julius ges
woͤhnlich vier Junge zur Welt, die man in Vogel⸗
kaͤfgen anfangs mie Mich und, dann mit Nuͤſſen
leicht aufzieben. kann. \ | |
6. Der Afistifhe Springer 2.
Ein fonberbares Thier, von der Größe "einer
Haugratte, mit einem 10 Zell langen Schwanz, der
am Ende einen dicken weiß und ſchwarzen Haar⸗
büfchel hat, mit einem Kaninchen ähnlichen Kopfe,
fchr Furgen Borderfüßen, die ganz im Haar ver-
ſteckt find, niemals die Erde berühren, fondern als
Hände gebraucht werden, um Speife und Trank zum
Munde zu bringen. Die Hinterfüße find deſto län-
ger. Die Haare am Leibe find oben blaßgelblichgrau,
’ — an.
2) Mus Jaculus, Le Gerbo. Buff,
Das gemeine Eichhorn. 185
on den Seifen und unten weiß. Sein "Vaterland
iſt Aften, vielleicht auch ein Theil von Afrifa. Er
frißt Wurzeln, Graß, und Getreide, graͤbt ſich in die
Erve, fehläft am Tage und ift des Nachts munter,
ſpringt auf den Hinterfüßen vier bis acht Fuß weit,
fü daß ihn Die gefchmwindeften Pferde kaum einholen
Fönnen, und fchleiche fi auch in die Häufer, Die
Araber und Kalmucken effen fein Fleiſch.
Die fünf und zwanzigfte Gattung.
RE Das Eichhorn *). bite
Die obern Vorderzaͤhne find Feilförmig, die untern
Feilförmig und beweglich. Vier Backenzaͤhne ſtehen
auf jeder Seite. An den Vorderfüßen find vier,
imd an den hintern fünf Zehen. "Die Eichhörner
halten fi gern auf den Baumen auf) und haben
meift einen Ianghaarigen Schwanz, mit welchen fie
‚den Körper bedecken. Es giebt auch einige, die mit
einer Flughaut zwiſchen den Border = und Hinter⸗
fuͤßen verſehen ſind, und daher fliegende Eichhoͤrner
heißen. Man zaͤhlt 31 Arten.
1. Dos gemeine Eichhorn ?).
Es iſt indem gemäßigten und nördliden Europa,
Aſien, und Amerika allenthalben, wo Waͤlder find, zu Hau—
ſe, und in Deutſchland ſehr bekannt. Seine Laͤnge iſt
8 Zoll, und der Schwarz eben fo lang. An den Spi⸗
Ben der Ohren ift ein Daarbüfchel; die Haare find
im Sommer am Kopfe, Ruͤcken und Füßen fuchsroth,
im Winfer grauz'die Bruft und der Bauch weiß;
der Schwanz hat die Ruͤckenfarbe, ift im Sigen zus
| ya RSS TRN ruͤck⸗
4) Sciurns.
) Sciurus vulgaris. Lin. L’Ecureuil, Buff.
136 Das gemeine Eichhorn.
ruͤckgeſchlagen, und die e Haare liegen nach zwey entge⸗
gengefegten Seiten. jn Thüringen giebe es faft eben
fo viel ſchwarze als fuchsrothe Eichhörner. — Es
find muntere, lebhafte, wechfame und gefchäfftige
Thierchen. Sie fisen immer aufrecht, und bringen
ihre Speifen, die aus Knospen, Kernfrüchten, und
Saamenjder Bäume z. B. Fichtenfaamen beftehen,
mit den Vorderpfoten zum Munde. Im Herbſt ver:
ſcharren ſie einen großen Vorrath in die Erde und
hohle Baͤume. Wo ſie in Menge ſind, thun ſie ſo
wohl in Waldungen, als in Gaͤrten, wo ein Paar
in einem Tage einen ganzen Wallnußbaum abzu—
leeren im Stande ift, "großen Schaden. Ob:
gleih Nüffe und Kerne ihre Steblingsfpeifen aus=.
machen, fo find ihnen doch die Pfirfichen - und Apri-
Tofenferne Gifte. Sie koͤnnen vermöge ihrer fpi-
‚Eigen Krallen mit der größten Gefchrwindigfeit die
Bäume befteigen, und vermöge ihres zotfigen Schwan⸗
zes von einem Baume zum andern gleichfam fliegen,
und wenn er zwölf Fuß weit entferne ift: Sie bauen
ſich Neſter von dünnen Neifern, Moos, und Blät-
tern bald in die Mitte bald im Gipfel des Baums.
Diefe find oben, wie die Eifternefter, mit einer fonis
schen Haube verfehen, und mit einer Fleinen Deff-
. nung, die immer dem Winde entgegen ift. {jedes
“Paar hat deren drey bis vier, und die Mütter brins
‚gen in demfelben des Jahrs zweymal drey bis ſieben
Junge zur Welt. Wenn fie in einem geſtoͤhrt wer-
den, beziehen fie das andere. Die ungen laffen fich
Leicht zähmen, und vergnügen den Siebhaber durch ihr
poflterliches Betragen. Man legt fie an Kettchen,
und ftellt fie an folche Orte hin, wo fie durch ihr Na—
gen Pick Ryan werden Fön en. — Ihr Sleifdy
iſt,
| Das Europaͤiſche fliegende Eichhorn. 187
iſt, da ſie aus dem Pflanzenreiche ſehr gute Speiſen
genießen, eßbar, und ein Eichhornbraten ſchmeckt wie
eine gebratene Henne, beſſer aber ſchmecken fie nech mit
einer ſauern Zwiebelbrühe. "Die Baͤlge der deut—
ſchen Eichhörner werden nicht genug, deſto mehr aber
die grauen Winterbälge der nördlichen, die unter dem
Nahmen Grauwerk oder Vehe *) befanne find.
Aus Sibirien fommen vie beſten. "Die Kürfchner
nennen die hellen weißes Grauwerk, und die dunfe
lern ſchwarzes, ob gleich weder die erftern ganz weiß,
nod) die legtern ganz fehwarz ‚find. Der Ruͤcken,
welcher im verzuglichften Verftande den Dramen Graue
werk bat, wird eigentlich zu Unterfucter fir Manns⸗
und Srauenkleider, die Dehwanımen oder die Baͤu⸗
he, weiche weiß und ſchwarz find, aber zu den anfehn«
lichften Futtern, zu Auffchlägen und Müffen, und die
Ohren ftatt der Hermelinfchwänze zu Auszierung der
Unterfutter gebraucht. Aus den Schwanzhaaren
verfertiget man Mahlerpinfel, Die Kichhörner
find auch lebendige Werrergläfer und empfinden die
ſtuͤrmiſche Witterung einen halben Tag vorher. Sie
ſpringen alsdann wie vafend herum, und geben vers
fehiedene ſchmatzende und hellpfeifende Töne von ſich.
Zu diefer Zeit, und wenn im Frühjahr der Trieb
zur Fortpflanzung in ihnen erwacht, muß man fi)
vor den zahmen in Acht nehmen, venn ihr Biß wird
giftartig. /
2. Das Europaͤiſche fliegende Eichhorn ?)..
Es wird fo groß, als das gemeine Eichhorn,
— hellperlgrau, und unten ganz weiß. Di
hren ſind nackt. Die ſchlappe Flughaut, wels
che nicht wie bey den Fledermaͤuſen duͤnn, ſondern dick
| > und
e) Petit- gris. a) Sciurus volans, Lin,
J
\
135 AR Der Haſe.
und dicht mit Haaren beſetzt iſt, geht von der Mit⸗
te der Hinterfüße, bis zu der Grundfläche der
Dorderfüße, und breiter ſich wie ein rundes Seegel
aus. Es kann, wie alle fliegende Eichhoͤrner, ſchief
herunter weit fliegen, aber nicht in die Hoͤhe und wa ⸗
gerecht. Es lebt einzeln, ſchlaͤſt am Tage in hohlen -
Bäumen, worein es ein weiches Neſt von Moos
mache. — Seine Nahrung beſteht in ven Knospen
und Räschen den Birken und Erfen, und in den jun—
gen Sproffen und Knospen der Fichten, wovon die
Säfte einen ftarfen vefinsfen Geruch bekommen. Ab:
ve Er kremente brennen auch ffarf mit einem pecharti⸗
gen Geſtanke. Das Weibchen bringt zwey bis vier
Junge zur Welt, die wegen Mangel des paſſenden
Futters ſchwer am Leben zur erhalten und zu zaͤhmen
ſind. — Die Selle dieſer fliegenden Eichhoͤrner r wer⸗
den oft mit denen der vorhergehenden Art in Buͤndel
gebunden, und der Kaͤufer wird durch ſie, — * ih⸗
— ger ingern Werthes, betregen⸗ ir
Die ſechs und jmwanzigfte Gattung,
SR Er
Si haben — zwey Vorderzaͤhne oben und unten, und
hinter ben ebern liegen noch zwey kleinere. An den
| Vorderfuͤßen find fünf und an den hintern vier Ze⸗
ben. Die hierher gehörigen Thiere machen einen nas
tuͤrlichen Uebergang von Den nagenden zu den wieder—
kaͤuenden Thieren, da,man wirklich auch zumeilen ein
Widerkauen an ihnen bemerkt, befonders wenn jie
harte Speifen, z. B. Getraidekoͤrner verzehrt haben.
Man kennt 12 Arten.
Erſte
e) Lepus.
Der gemeine Daft. 189
Erſte Familie: Geſchwaͤnzte Haſen.
2.0.01, Der gemeine Hefe!)
Weceer Eenht dieß Thier nicht, das auf der ganzen
Erde verbreitee ift, und im Herbfte einen gewohnlichen
Braten abgiebe ? Seine Unterſcheidungsmerkmale
find: Die Ohren find länger als der. Kopf, und
an der. Spise ſchwarz, die Hinterfuͤße halb ſo
lang als der Körper, und daher länger als bey ber
folgenden Art, der Schwanz Furz und auf der
obern Seite ſchwarz. Die großen Augen haben
eine befondere Augendecke (Nickhaut), ſtehen fters ofa
fen, auch ſogar im Schlafe. Ihr Geſicht iſt ſchlecht,
deſto feiner aber ihr Gehör, Die Stimme hört man.
nur, wenn man fie verlegt und wenn fie fic) begatten.
Sie machen fich befondere Sager, wozu fie die Erde et—
was auffcharren,; im Winter gegen Mittag, im Some
mer gegen Morgen. Die Befchaffenheit der Kuft und
des Klimas bat auf die Hafen einen großen Einfluß.
Die Berghafen find größer und ſchwerer als die Feld—
haſen, und man bat nicht felten Benfpiele, daß einer .
16 Pfund wiegt. Diejenigen, welche in Norden woh—
nen, find im Winter weiß, feliner find die ſchwarzen.
Bebörnte Hafen find eine Ausartung. — Wie ber
Fannt, ift der Haſe furchtfam, er entgeht aber ſeinem
vorzüglichen Feinde, dem Hunde, oft durch Queer—
fprünge und geſchickte Wendungen. Vermittelſt feis
ner langen Hinterfüße Fann er vorzüglich bergan ſehr
ſchnell laufen. Er ſteht im Saufen oft ftill, ſieht fich
aufgerichtet nach - feinem Feinde um, und thut beym
Stillſtehen allezeit mie einem von feinen Hinterfüßen
einen Schlag auf die Erde. Packt ihn fein Gegner,
fo ſchnickt und fehreye er bloß ohne andere Gegen—
Br | | | wehr.
f) Lepus timidus. Lin. Lievre. Buff,
196 Der gemeine Haſe. Das Kaninchen,
N f
ehr. — Seine Nahrung beftebt in grünen und
reifem Getraivde, und an-dem Kohl, Kraut und ver
gruͤnen Saat thut er oft großen Schaden; auch im
Winter an den jungen Baumftämmen (in den Baum:
ſchulen) die er ſchaͤlt. — Er vermehrt ſich des Jahres
etlichemal, und begattet ſich ſchon im Jaͤnner und
Hornung; doch bringe das Weibchen ſelten mehr als
zwey bis drey Junge auf. — Man benugf von dem
Hafen das Fleiſch und ven Balg Das Fleiſch ift
gebraten gefund, nahrhaft und leicht verdaulich. Da -
man lieber einen jungen als einen alten Hafen Eauft,
fo darf man ihnen nur die Ohren von einander ziehen;
giebt das Fell nach, fo ift er jung, hält es aber feft,
fo ift er alt. In Rußland ißt man das Fleifch nicht,
fondern die Hafen werden nur ihrer Bälge halber ges
toͤdtet. Man fhäse daß jährlich in Rußland mehr
als eine halbe Million Hafen gefangen werden, welche
‚dem Reiche 50000 Rubel einbringen. Der Wins
terbalg kann gefärbt -werden und dient zu allerhand
Delzwerf. Die Haare geben ſchoͤne Huͤte, gefponnen
Beinkleiver, Mügen, Struͤmpfe und Zeuge, die man
vorzüglich in Franfreich verfertigt, weswegen auch
dahin aus Deutſchland fo viele Bälge geben, Die
Hutmacher bezahlen jegt bey uns das Pfund Haare für
einen Dufaten. Noch einen eigenen Nutzen haben
die Baͤlge zur Vertilgung der Slöbe. Man bin»
der nämlich ein Stückchen Haſenfell auf die Bruft,
die Floͤhe ziehen fich den Tag über vom ganzen Koͤr⸗
per dahin, und des Abends ſucht man beym Schlafen-
gehen das Stückchen Fell ab. | |
2. Das Raninhen e\.
Auch dieß Thier ift befannt genug. Die Obs
iR ren
&) Lepus Cunigulus. Lin. Le Lapin, Buff,
Das Kaninchen. 191.
ven find weiß, unbehaart, und die Hinterfüße
ſtets kuͤrzer, als am Hafen. Es giebt eine zahme
und eine wilde Race
a) Das wilde Kaninchen ift der Stammes
ter von jenem. Es ift grau wie ein Dafe, und bewohnt
das warme und gemäßigte Europa, Aſien und Aftifa.
Es lebt gefellfchafftlich und da, wo es fich fehr ver—
‚mebrt, wird es zur Landplage, indem es nicht allein
dich ſeine Nahrung, die aus Getraide und Kohl—
gewächfen beftebt, fonvern vorzüglich durch fein Wüha
len, da es unzählige Gänge und Höhlen in die Erde
gräbt, den Feldern den größten. Nachtheil bringt.
Vorzüglich gern hält es fich in fandigen Gegenden
auf, weil es bier feinem Xriebe eher gemäß leben
fann. — Das Sleifch wird für delifat gehalten und
der Balg und das Haar wie vom Hafen benugt.
b) Das zahme Kaninchen hält man entweder
in Ställen, die, um das Graben zu verhindern, mit
ftarfen Holz ausgefchält und mit Stroh dicht belege
ſeyn müffen, oder in eigenen darzu angelegten Kanin—
chenbergen, die entweder mit Waſſer oder mit einer
- Mauer umgeben feyn müffen, um das Durchgraben
zu verhindern. Man hat fievon allen Farben, weiße
mit rothen Augen, blaue, ſchwarze, vothe, gelbe,
braune und bunte. Sie werden fozahm, daß fie auf
einen gerwiffen Ruf aus ihren Höhlen fommen, das
Futter aus den Händen befannter Perfonen nehmen,
und fich ftreicheln laffen. Doc) Fragen und beißen fie
auch bey Beleidigungen heftig, Wenn fie Gefahr
merfen, fo fehlagen fie mit einem von den Hinter«
fügen auf ven Boden, und nehmen ſogleich die Fluche
in ihre Höhle, die fie fich) entweder ins Stroh graben,
oder die man ihnen von Bretern macht. — Man giebt
ihnen
192 Das Kaninchen.
ihnen abwechſelnd trocknes und gruͤnes Futter, Heu,
Hafer, Spreu, Kraͤuter, Kohlblaͤtter und Wurzeln.
Sie bringen des Jahrs ſechs bis ſiebenmal Jun⸗
ge, wenn fie warm wohnen auch im Winter. Die
Mütter lieben die Jungen fehr zärtlich, rupfen fid)
die Haare aus, und machen ihnen ein weiches warmes
MNeſt. Der Kamler aber bekoͤmmt zumeilen den un«
natürlichen Appetit und friße fie auf. Ja ich Habe auch
Beyſpiele erlebt, daß es die Mutter that. — Das
Fleiſch ver mit Hafer gemäfteren Kaninchen ift ſchmack ·
haft, und wird zur Delifatefje, wenn man fie vorher
verfchneider, Die Baͤlge dienen gefärbe und unges
farbe als Pelzwerf, und die Haare brauche der Hut⸗
macher und Zeug = und Strumpfwirker. Die ſchoͤn⸗
je und mehreſten Bälge kommen aus England,
Mosfau, Polen und Slandern. Unſere Hutmacher
bezahlen das Pfund Haare für 3 Rehlr. 8 gr. She
Miſt duͤngt auch fo gut als Ziegenmift.
Das nutzbarſte zahme Kaninchen iſt —*
c) Das Angoriſche, ober das genannte Seiden⸗
kaninchen (Seidenhaſe). Es hat wie die Kagen,
Hunde und Ziegen jener Öegend ein oft vier Zoll lan—
ges fetdenartiges weiches Haar, das man alle vier
zehn Tage ausfämmen, und alle fieben Wechen aus—
rupfen kann. Es iſt etwas größer, hat aber vie
Geftalt und das Naturel unfers zahmen Kaninchens,
und verträgt unfer Klima fehr gut, ohne daß man es
iin Winter in einem warmen Stafle zu halten braucht.
Man flttert es, wie das gemeine, und es vermehrt
ſich aud) eben fo ſtark und oft. Das Sleifchy verfels.
ben hat zivar einen etwas ecfelfüßen Geſchmack, kann
aber doc) gegeffen werben. Nutzbarer ift fein Haar,
welches Das feinfte Garn zu Struͤmpfen, —
| R en
Der Dapeti. 95
Ben und Zeugen, das vortrefflichſte Gewebe mit ſpa⸗
nifcher Wolle, Seide und Baummolle vermifcht und
Lie feinften Huͤte giebt. Die Strümpfe und Hand⸗
ſchuhe haben ven Preiß der ſeidenen. Ein verfchnies
tenes Männchen liefert des Jahrs faft ı Pfund Wol⸗
le. Reiz genug, um ihre Zucht in Deutſchland allge
meiner zu machen. i |
Zweyte Samilie: Ungefchrwänzte Hafen,
“sn. 14. Der Taperi ®).
Er iſt an Geſtalt, Größe und Farbe dem gemei⸗
nen. Hafen gleih. Am den Hals geht ein weißee
Ring. Er wohnt in Braſilien und einigen anderrz
Gegenden von Amerika, undin Guinea foll fein Fleiſch
der vorzüglichite Unterhalt ver Einwohner feyn.
—®
Sn diefer Ordnung fehlt noch die Gattung Setttbiee
(Hyrax) mit 2 Vorderzehen oben und 4 unten. Gie
begreift 2 Arten. ine davon ift der Alipdas (Hy-
rax Capenfis. Lin.) am Vorgebirge der guten Hoffe
nung, der die Geftalt eines Fleinen Bären und die
Größe eines Kaninchen hat. Man ißt das Sleifch
pr Das zehnte Kapitel,
vV. Ordnung.
Die wiederkaͤuenden Thiere?),
&; fehlen ihnen die Borderzähne in der obern
Kinniade, in der untern aber ftehen fechs bis acht,
von den Backenzaͤhnen entfernt, und haben einen
breiten feharfen Rand. Auch die Eckzaͤhne feblen
mehren⸗
b) Lepus Rraſilienſis. Lin. Tapeti. Buff,
i) Pecora.
Bechſteins kurzgef. 8.13 DM
194 Das Kamech Das —* ———
mehrentheils· Die Backenzahne ſind flach abge
ſtumpft, breit, und auf der Oberflaͤche mit erhabenen
Streifen beſetzt. Ihre Fuͤße haben geſpaltene Klau⸗
en. Die Eiter liegen zwiſchen den Hinterfuͤßen.
Groͤßtentheils haben ſie Hoͤrner. — Sie leben in al⸗
len Gegenden der Erde im Trockenen, ſteigen nie auf
die Baͤume, und naͤhren ſich von Gewaͤchſen, die ſie
mit ihren Zähnen losreißen und vermittelſt des Baues
ihrer vier Maͤgen mwiederfäuens(fi oben ©. 21).
Den Menfchen nuͤtzen fie gar ſehr durch ihr ——
Milch, Fett, Haare, Wolle, Haͤute, Hörner u. ſ. ms
Auch dienen ſie als laſttragende Thiere. Es ſind bis
jetzt acht Gattungen und drey und ſechzig Arten
bekannt, von welchen wir folgende bemerken.
Die fieben und zwanzigſte Gattung |
| Das Kamel). 3
der untern Kinnlande ſind ſechs ſhacſeiſdemige
orderzaͤhne. Die Eckzaͤhne ſtehen von einanderab,
en ſind auf jeder‘ Seite drey, unten zwey. Balken
> ne find oben fünf = unten vier auf jeder Seite, |
Die Hörner fehlen, „Die Oberlippe ift gefpalten
und die Füße find nur vorne gefpalten. ‚es giebe
7 a Y
. Das gemeine Rameel (der Drometan) { N,
Das wilde bewohnt die Wüften Aſiens, vorzuͤg⸗
Lich zwiſchen China und Indien, und das zahme iſt
für den ganzen Orient das müglichfte hier, Es
bat nur Einen Höcer auf dem Rüden. ' Seine
Länge von der Bruft bis zum Schwanz ift 62 Fuß,
die Höbe vom Fopfwirbel bis zur Supfohle 72 Suß,
k) Camelus,
2) Camelus Dromedarius, Lin. Dromadaire, Buff ı
a
Das gemeine Kameel. 195
und von der Erhabenheie des Buckels sE Fuß. Der
Kopf ift klein; die Schnauze laͤnglich; die Oberlefze
weit vorudgend; die tippen, das Zahnfleifch und der
Mund find feiner rauhen Nahrung halber inwendig
mit Rnorpeln überzogen; die Obren kurz; der Hals
und die Beine ungemein lang; jener und der Kleine
Kopf machen das Thier unanfebnlich ; 5 der Leib. ift
bauchig; das Kreuz mager und abfallend; der
Schwanz furz. So wohl diefe als die folgende Art
hat eine große Schwiele vorn auf der Bruft, vier
fleine an den Vorderfuͤßen, und zwey dergleichen an
den Hinterfüßen, die ihr zum Anſtemmen - dienen,
wenn fie müde ift, und ſich niederlegt, und die ſchon
an den ungebohrnen Kameelen zu fehen find, und alfo
nicht durch das Niederknien entſtehen. Das Haar
iſt vörhlichgrau, weich, unter der. Kehle und am Halſe
‚etwas länger, am längiten aber auf dem Rüden. —
Das Kameel ift von fanfter folgfamer Natur, und
wird nur zur Brunſtzeit wüthend, wo es aber auch
oft feinen Führer und Heren verfenne. Es fann
lange bungern, und frißt ftacheliche unnuͤtze Gemäch«
fe, Difteln, Neffeln, Afacien u. d. g. Durft fann es
funfzehn Tage leiden, ſaͤuft aber ungeheuer viel auf
einmal, und behält gleichfam zum Vorrath eine Menge
Maffer i in den befondern Zellen feines Magens. Das
Meibchen geht ein Jahr trächtig, und bringe nur ein
Junges zur Welt. Es giebt viel Milch, die did,
und ein gutes Mahrungsmittel für die Menfchen ift,
‚ wenn fie gehörig mit Waffer vermifcht wird. Die
Weibchen werden felten zur Arbeie gebraucht, und die
Männchen zu dieſer Abfiche verfchnitten. Ein einzie
ges ift im Stande 1200 und mehr Pfund zu tragen,
und wenn es nicht beladen ift, in einem fünften Trabe
Na in
196 Das Trampelthier. Das Schafkameel.
in einem Tage 18 Meilen zurückzulegen, beladen
‘aber nur 10 big ı2, Den Arabern ift das einzige
Kameel das, was uns das Schaf, Pferd, wid die Kuh
iſt. Sie genießen das Fleiſch der Jungen (beſon⸗
ders iſt der Buckel eine Delikateſſe) und brauchen das
weiche Haar zu allerhand Strickereyen und Zeugen.
Aus dem Harne wird Salmiak gemadjt, und ver
Miſt dient den Pferden zur Streue, und ftatt duͤrren
"Holzes zur Feuerung. Man’ läßt diefe und Die füls
gende Art in Deutſchland oft für Geld fehen. |
2, Das Trampeltbier ”). |
Es hat zwey Höcker, ift größer und flärfer
als die vorige Art, fonft ihr aber in Geftalt und Le—
bensart fo ähnlich, daß es auch einige Naturforſcher
für eine bloße Spielart gehalten haben, Es findet
fich im nördlichen Afien bis nad) China meift wild,
und wird niche fo häufig wie jenes zum $afttragen,
ſondern feines fanften und doc) fehr fehnellen Trabes
und feines natürlichen Sattels wegen mehr zum Reis
ten gebraucht. Ein Hoͤcker liege am Widerriffe und
der andere auf den Senden. - Es wird zu den Poften
gebraucht, und legt in einem Tage fünf und dreyßig
bis vierzig Meilen zurück, |
Man ſollte diefe beyden nüglichen Thierarten
auch in Deutſchland einführen, da fie unfer Klima
fehr gut vertragen. Ä ;
3. Das Schaftameel (Vicunna, Peruanifches
Schaf, Paco)» |
Es hat beynahe Größe und Geftale von der
Ziege, die Deine und den langen Hals aber vom Kas
meel, aber feinen Hoͤcker. Es beißt Deswegen
— NR Schaf:
m) Camelus Bactrianus. Lin. R
) Camelus Pacos, Lin. La Pacos,
—
» Die Romeelhiege ee 7
Schafkamed, weil es die ſchoͤnſte und feinfte Wol⸗
le trägt, die man kennt. Dieſe Wolle, hat eine
rothbraune Farbe, oder die einer vertrockneten Roſe,
nimme aber jede andere Fünftliche an. —. Es bes
wohnt in großen Heerden die höchften Gebirge von:
Peru, wo eine veine und Falte Luſt herrſcht, läuft
außerordentlich ſchnell und ſcheut den Menfchen. —
Man fängt und ſchießt diefe Thiere in großen Treib⸗
jagden. Ihre ſchoͤne Wolle macht einen anfehn-
lichen Zweig des Spanifchen Weftindifchen Handels
aus, und ift fo heuer als Seide. Das Pfund ders
felben Eoftee in Hamburg drey bis vier Thaler, und
‚von dem Tuch bezahle man Pie Elfe mit zwanzig Tha⸗
lern. In ihren Magen findet man jumweilen Bezo⸗
arſteine, die eine dunfelgraue Farbe und nad) dem:
Orientaliſchen den nachften Rang haben. — Sie laſ⸗
fen fich ſchwer zaͤhmen.
4 Die Kameelziege (der Lama, Slacma,
Glama)
Das nuͤtzlichſte Hausthier der Amerikaner, bes
ſonders der Suͤdamerikaner, welches aber auch noch
wild auf den hoͤchſten Bergen in Peru gefunden wird.
Es wird ohngefaͤhr 4 Fuß hoch 6 Fuß lang, und
erreicht alſo die Größe eines Efels, und dient auch
eben fo wie diefer zum Safttragen. Es. gleiche in der
Bildung dem Kameele und der Ziege. Durch den
langen Hals und die gefpaltene Dberlefje an dem kurs
zen Kopfe, wodurch es durch wiederholte Mißhand⸗
lung aufgebracht einen ägenden Geifer gegen feine
Feinde ausfprügt, gleicht es dem Kameele. An der
Bruſt liegt auch eine große Schwiele, aus wei⸗
her Arten ‚eine gelbliche öhlige Feuchtigkeit
"Inn M 3 ſchwittt.
#) Camelus Glama. Lin, Lama, Buff,
>
198 Die Kameelziege. Das Bifamthier.
fhwist. Der Rüden ift glatt, wie bey ver Ziege,
die Fuͤße ſind eben fo fehlanf, aud) das Haar ijt nicht
wollig fonvern ſchlicht, aber fehr fein, auf dem Ruͤk⸗
‚fen und am Schwanze furz, an den Seiten und am
Unterleibe aber lang. Die Farbe ift weiß, ſchwarz
oder grau und röthlich gefprenge. — Es kann deicht
mit allerhand Graß und Kräutern unterhalten wer⸗
den, und bringt des Jahrs ein Junges. In feiner
kymath ift es ſchon viele Jahrhuͤnderte hindurch
austhier, deffen Sleifch, Haare und Geſchicklich⸗
feit zum Safttragen gar fehr benugt werden. In den
reichen Bergwerken au Potofi werden beftändig etliche
hundert Taufend zum Tragen unterhalten. Eine Ka—
meelziege trägt, nachdem fie ſtark iſt, 150 bis 250
Pfund. Man muß ſich aber ſehr in Acht nehmen,
ſie zu uͤberladen, denn alsdann legen ſie ſich nieder
und koͤnnen durch die haͤrteſten Schlaͤge nicht wieder
zum Aufſtehen gebracht werden, ſondern muͤſſen auf
der Stelle geſchlachtet werden. Uebrigens ſind ſie
geduldig, fanft, und folgfam, und erfteigen die fteilften
Seifen mit einem fihern Schritte. Mit der größten
Saft geben fie drey bis vier Tage hinter einander füge
lich drey deuffche Meilen; alsvann aber ruhen fie
einen Tag. Das Fleiſch ſchmeckt wie Hammelfleiſch,
und die Haare laſſen ſich zu allerhand feinen und zar⸗
‚ten Zeugen‘ fpinnen und verwirken.
nt: acht und zwanzigſte Gattung.
„Das Bifamthier »), |
J. der undern Kinnlade find) acht Borderzähne,
Die Eckzaͤhne in der obern Kinnlade (beym Maͤnn⸗
en)
2) Moſchus. — Mi
NW TER 7
Das Canariſche Biſamthier · 199
hei): ſind einzeln und bervorftehends » Die Hörner
fehlen. Man befchreibe 6 Arten. Merkwuͤrdig iſt:
"1. Das Tatarifche Bifamthier ").
Es hat die Geftalt und Groͤße des, Nches, und
Der herorragenten, Cazahne ‚bedient ſich das Muͤnn⸗
hen. state der, Waffen. Dieß hat in der. Nabels
d-einen Beutel vonder Größe eines Huͤhner⸗
eyes, worin fid) zumal in der Begattungszeit ein brau⸗
‚nes ſchmieriges Weſen, der Musk oder Biſam ſamm-
let. Die ſehr langen falſchen Hufe an den Vorder⸗
fuͤßen helfen ihm ſich in die hoͤchſten Felſen in den ber⸗
gigen Gegenden und in den Schwarzwaͤldern von Ti⸗
bet und dem ſuͤdlichen Siberien verkriechen. Es
naͤhrt ſich vom Laub der Baͤume und von den Moos⸗
flechten. — ‚Der Bilam ſcheint eine Arc von Reini⸗
gung der Thiere zu ſeyn, die mit einer Entzuͤndung
verbunden ift, denn das Thier reibe fih, um den
Schmerz der Entzündung zu lindern. an Baͤumen
und Felſen. Der reine Bifam ift noch wenig befannt,
denn er wird mehrentheils mic Blut und andern Spe«
cereyen vermiſcht. Der, reinfte ift ter, welchen man
an Steinen und Baumftämmen findet und der befte
und dauerhafteſte koͤmmt aus Tibet; der ſtaͤrkſte Han⸗
del aber wird zu Boꝛitan getrieben. Beym Abſchnei⸗
den der Biſambeutel und ſelbſt beym Einkauf muß
man ſich den Mund und die Naſe wohl verbinden,
denn der aͤußerſt ſtarke Geruch verurſacht Kopfſchmer⸗
zen und heftiges Naſenbluten. Ehedem wurde der
Biſam mehr zum Parfuͤm gebraucht als jetzt. In
der Medicin fteht er aber noch immer wegen feiner
großen Heilfräfte in Anfeben,
| —
\
oh er | 2. Das
¶) Mofchus mofchiferos. Lin, Le N.
200 Das Öuineifche Muskusthierchen.
2. Das Guineiſche Muekuethierchen |
Gwerghirſchchen) ).
Iſt das ‚Kleinfte Thier unter denen * —
nem Hufe, von Rebgeftalt, die Länge des Jeibes nur
9: Zoff, und wohnt in Oftindien und Guinea. Die
Deine find lang und fo dünn, def fie als eine Sels
renheit in Gold eingefaßt und zu Tobacksſtopfern ge -
Brauche werben. Der Leib ift kur zhaarig oben roth⸗
braun und unten weiß. — Esift ein fehr niedliches,
zaͤrtliches und fanftes Thierchen, thut Sprünge bis
zum Erftaunen; ded) kann es nicht lange laufen, denn
Die Indianer, die ſein Fleiſch ſehr gern eſſen, fangen
es im Laufen. Es ſtirbt in Europa in kurzer Zeit, da.
es nur fehr heiße Gegenden verträgt. ran: — es
RL in allen Kabinetten.
Die neun und wanzieſte Gattung. .
Der Hirſch °)- oa |
Man fenne 13 Sirſcharten. Sie haben 4
gende Kennzeichen gemein. In der untern Kinnla⸗
de ſtehen acht Vorderzaͤhne. Bey einigen Arten
find auch einzelne E —— in der obern Kinnlade.
Die Hoͤrner ſind Vie und fallen jährlich ab. - Die
Weibchen haben meift Feine Hörner. — Diefe Thiere
eben meift in Wäldern, Laufen gefchwind, und es
fol ihnen bie Gallenblafe fehlen. Bemierlungswerth
find felgenbe, Arten. |
» Der gemeine Yirfch *).
Ein bekanntes ſchoͤn gebautes Thier, mit aſti⸗
gem ruckwartsgekruͤmmten und ganz runden SE
* Moſchus — Lin, Le Chevrotain des In-
"+ des orientales. Buff. s) Cervus.
2° Cervus Elephas. Lin, u Cerf, la Biche, Buf,
Der gemeine Hirſch. 201
weyhe. Es wird wegen ſeiner Nutzbarkeit und des
Vergnuͤgens, mas feine Jagd großen Herren gewaͤhrt,
in Deutfehland das wichtigſte Waldthier, lebt!}heers
denweiſe in Wäldern, und iſt in beyden Welttheilen
gemein, doch nicht in ganz Falten Laͤndern. Seine
Farbe ändert ſich nach Alter und Jahrszeit. Im Soms
mer iſt ſie roth oder rothbraun und im Winter grau,
am Bauch weißlich. Selten findet man ganz weiße
Hirſche. Nur die Maͤnnchen haben der Regel nach
ein Geweyhe, welches fie im Fruͤhjahr abſchlagen, wel»
ches bald darauf wieder als ein weicher mit einer rau⸗
chen Haut ungebener Knorpel aufſchießt, und im Aus
guſt ſchon wieder vollkommen hart und groͤßer oder
vielzackiger, oder wie die Jaͤger fagen, vielendiger iſt,
als das, was fie abgeworfen haben, Gewoͤhnlich rich»
“ get fich die Zahl der Enden nad) dem Alter der Thiere
bis ins achte Jahr, fo daß ein Hirſch im vierten Jah⸗
ve fechs bis acht, und im achten zwölf. bis vierzehn
Enden an einem Horne hat. Mach dieſer Zeit ift
die Anzahl verfelben; 'unbeftimmt. Die größten
Geweyhe find von fechs und fechszig Enden, und ein
mittelmäßiges wiege zehn bis achtzehn Pfund. — Der
Hirſch bezeigt in feinem Betragem Muth und edlen
Anſtand, er hat ein vorereflihes Geficht, Gehör und
Geruch. Am Tage kiegt er gewöhnlich im Walde vere
borgen, und koͤmmt erft des Abends feiner Frabrung
halber hervor. Diefe befteht aus Knospen, Blüten und
Blättern, Graf und Kräutern, aus reifer und unrei⸗
fer Saat, und im Winter aus Moos und Rinden der
Bäume. — Obhngeachteter fonft fanftmürhig ift, fo ger
raͤth er doc) zur Brunftzeit, welche im September
fällt und ſechs Wochen dauert, ganz außer fih. Das
Männchen fireitet alsdann mit andern, die ihm auffto⸗
J N5 hen
202 Der gemeine Hirſch.
fen bis auf den Tod und das Weibchen bruͤllt, daß es
fuͤrchterlich durch Die Berge ſchallet, laͤuft wuͤthend
durchs Gehoͤlze, greift ſelbſt Menſchen an, und vergißt
oft ſein Futter zu ſuchen, daher iſt es auch nach der
Zeit ſehr mager, ohngeachtet es vor derſelben außer⸗
ordentlich fett, und am beiten zu verſpeiſen iſt. Das
Weibchen (die Hindin) geht acht Monate traͤchtig und
ſetzt gewoͤhnlich nur ein Kalb im Mai oder Junius an
einem verborgenen Orte. Es ſaͤugt daſſelbe bis zur
kuͤnftigen Brunftzeit, und behaͤlt es zwey bis drey Jah⸗
re bey ſich. Daher findet man immer die Weibchen
in großer Geſellſchafft, da hingegen die alten Maͤnn⸗
chen, die auch außer der Begattungszeit zuſammen
halten, nur kleine Truppen bilden. Das maͤnnliche
—
Junge heißt an einigen Orten bis Michaeli, an ans
dern bis zum März ein irſchkalb und das weibliche
ein WildEalb. Das Wildfalb befomint von da bis
zur Zeic der Begattung im zweyten oder dritten Jah⸗
re den Namen Schmalthier, das Hirſchkalb aber
nach dem erſten Jahre, wo es nur einzelne Spieſe auf⸗
fest, ven Namen eines Spieſers, im zweyten, wenn
es’ einen Spieß mit einem Ende hat, eines Bablers;
heißt im ſecheten ein ſchlechtzjagdbarer Hirſch,
im ſiebenten ein jagdbarer und von der Zeit an
ein Kapitalhirſch. Sie wachſen fünf bis ſechs Jah⸗
re, werben dreyſig Jahr alt, 7 Fuß lang, 4 Fuß hoch
und 3 bis 5 Centner fhwer, Man kann fie zähmen
und von den fpätern Nömifchen Kaifern und auch
neuerlich wurden ‚fie von großen Herren ‚zum Zuge ge=
braucht. — Die Hirſche machenden vorzüglichiten Ge⸗
genftand der Jagdluſtbarkeiten großer Herren aus.
Erfreulic) ift es, daß die graufamen Parforceiagden
———— aufgehoͤrt vr und daß mar auc) kim
ein
Der gemeine Hirſch. 207
fein fonderliches Vergnügen mehr daran findet, die⸗
felben (die doch die Jaͤger felbjt edel nennen) durd) die
zerfleifchenden *Biffe ver Heg: und Jagdhunde langes
fam todt zu martern. Die guten jagobaren Hirfche
werden vom Mai bis in die Mitte des Septemberg
gefchoffen, die Schmalthiere aber bis Weihnachten;
doch pflegt hier die Seckerhaftigkeit der Menfchen auch
Ausnahmen; zu verurfachen. Ihr Wildprer ift nach
Alter, Geſchlecht und Jahrszeit von verſchiedenem
Werthe. Das Fleiſch vom Weibchen iſt immer mil«
der und befler als vom Maͤnnchen; von den Hirfchkäls
bern bekoͤmmt man die ſchmackhafteſten undvon Spie⸗
fern mittelmäßige Braten. Vom vierten jahre an wird
das Fleiſch fchon härter, und die großen Hirſche geben
zur Zeit der Hirfchfeifte, von Jacobi bis zur Brunfts .
zeit, die ſchmackhafteſte Speifez außerdem find fie kaum
zu genießen. — Die Haut bereitet der Roth⸗ und
Weißgerber, und der Schufter, Riemer und Beutler
verarbeiten fie. Auch als Pelzwerk wird fie roh zu gros
ßen Müffen gebraucht. Die Haare dienen zum Aus=
ftopfen der Sättel, Stühle u. ſ. w. Die Geweybe
geben Griffe zu Meffern und Hirſchfaͤngern. Die Koͤ—
che machen daraus Gallerte. Man macht auch mit ges
brannten und pulverifirten Hirſchhorn den Kaffee klar,
das Bier hell und fehlt es damit vor dem Sauerwer⸗
den. Die Hirſchkolben (jungen, weichen Gewerbe)
werden zu einer Foftbaren, ftärfenden Speife abge—
kocht, geſchabt, mit Baumöl und Eſſig getraͤnkt und
wie Sallat aegeflen. Das Hirfchhorn giebt eine qure
Farbe, die Hirſchhornſchwaͤrze, und die Apothefer
- machen für die Mebiein verfchiedene Präparate dars
aus, Hirſchhornſpiritus, Hirſchhornmagiſterium,
Hirſchhornliquor, Hirſchhornoͤhl, Hirſchhornſalz. Das
Eon‘ — — Mark
204 Der Dammhirſch .
Mark iſt eine gute Salbe für aufgeſprungene Hände,
und das Eiſen vor dem Roſt zu bewahren. Der Talg
wird nicht nur von den Lichtziehern zu Lichten, ſondern
auch von den Apothekern zu Pflaſtern und Salben
gebraucht.
F 2. Der Dammhirſch . Ar
Man nenne ihn auch Tannhirſch von feinem ge
wöhnlichen Aufenthalte in Tannenwäldern. Er iſt
kleiner als der gemeine Hirfch, doch aber größer als
das Reh, wird 3 Fuß body und auch zuweilen 300
Dfund ſchwer. In Geftalt und Defonomie gleiche er
dem vorhergehenden ; allein ſein Geweyhe iſt duͤn⸗
her, platter, dehnt fich mehr in die Breite, ift nad)
Verhaͤltniß mie mehr Enden befegt, und endigt fich
mit einer langen und breiten zackigen Schaufel.
Es ift auch ruͤckwaͤrts gekrümmt. In der Farbe
variirt er, denn es giebt nicht nur cöthliche, braune,
dunfelbraune, gelbe und graue, fondern auch ſchwaͤrz⸗
liche, weißgeflecdte und ganz weiße, Der Unterleib
fällt aber allezeit ins weiße. — Er ift von Natur flüch«
£ig, munter, ſcheu und muthig, und ftreitet oft um ei=
nen Weideplag und eine Gattin viele Stunden lang;
in Thiergärten aber wird er fo zahm, wie ein halbes
Hausthier. Sein Alter erftreckt fih) auf zwanzig Jah—
re, und vom zweyten bis zum funfzehnten fann er
unge zeugen. Er brunfter einen Monat fpäter als
ver gemeine Hirfch, und das Weibchen (Damgeis)
bringe nach acht Monaten eines, felten zwey “unge.
Mach dem dritten Jahre fangen die Geweyhe an oben
breit zu werden, und wenn ſich an der Schaufel drey-
fig Enden anfegen, fo wird er ein guter Schaufel«
hirſch genannt. — Das Wildpret ift zärter, ſchmack⸗
3 2 — J after
4) Cervus Dama. Lin. Le Dain. Buff. en
Das Reh. 205
hafter und feiſter als vom vorhergehenden, und beſon⸗
ders werden die noch an der Mutter ſaͤugenden Kaͤlber
allem andern Wildpret vorgezogen. Auch die Haͤute
‚geben feinere Beinfleider und Handſchuhe, und auch
das Unſchlitt ziehe ver Apotheker dem Hirſchunſchlite
vor, Haar und Geweyhe werden wie beym gemeia
nen verbraucht.
32. Das Reh). |
Es bewohnt in dem gemäßigten Erlape und
Wien die Fleinern bergigen Waldungen, und die Vor—
- wälder von großen Gebirgsketten. Dieß artige ſchmuk⸗
fere Thier hat mit dem Hirfche und der Ziege viele Eia
genſchafften gemein. In der Art der dern
X
der Ernährung und Größe iftes der Ziege ahnlich),
in der Geftalt und Farbe aber dem Hirfcye ; doch ftrei«
tet es in vielen Stuͤcken mitlegterm noch um den Vor⸗
zug; denn es ift feuriger, lebhafter, mutbiger nnd ftols
zer. Es kaͤmpft fogar mit jungen Hirfchen und behaus
ptet immer als Sieger fein Recht. Im Sommer ift
es roſtbraun, und im Winter grau. Um dem After
herum find allemal die Schenkel weiß, and die
Geweyhe oft recht knotig, und endigen fich in
zwey Spigen. Der Rehbock wirft fie allemal im
Herbfte ab, und im Winter wachfen fie ihm wieder. —
Die Nehe vereinigen fid) nicht, wie die Hirfche, in far»
fe Truppen, fondern leben nur familienweife. Der Do
ift beftändig um feine Geis, deren er eine, zwey, hoͤch⸗
fiens drey ‚bat, lebe unter denfelben und feinen Jun«
gen, wie ein Hausvater, und vertheidigt fie bis in den
Tod, Eine folche Geſellſchafft ftebe daher fo lange in
. ber fchönften ‘Bertraulichfeie, bis die ungen wieder
neue Bwnilen errichten können, Mach ihrer Nah⸗
tung
2) Corvus ——— Lin, Le Chrevteuil, Buft,
206 Das Reh. Das Elenthier.
rung gehen ſie des Abends auf trocknen Wieſen, in
jungen Gehaͤgen und Holzſchlaͤgen, wo ſie ſich an den
beſten Kräutern und Graͤſern, an dem Laube der Weis
den und Pappeln erquicken. Vor andern lieben fie
Berberis- und Brombeerftauden, und thun in der
Saat, und öfters i in den Erbfen, Linſen und.an dent
Gartengemife großen Schaden. — Zu Ende des No«
vembers und Anfang des Decernbers £ritt der Rehbock
auf die Brunft, belle alsdann, daß man es ſehr weit
bört, und die Redziege bringe im Mai gewöhnlich zwey
Junge. Nach einem halben Jahre bekommt das
maͤnnliche Rehkalb ſein einfaches Geweih und heißt
Spießbock, das weibliche aber heißt bis es traͤchtig |
wird, Schmalreh. Man fann fie noch leichter zaͤh⸗
men als die Hirſche, und ich kenne J Jäger, die fie jo
gewöhnt haben, daß fie mie ihnen wie die Hunde in
den Wald laufen. — Das MWildpret diefer Thiere iſt
eine vortrefliche Speiſe, und man nuͤtzt es das ganze
Jahr. Beſonders delikat iſt das Fleiſch der Kaͤlber
von zwoͤlf bis achtzehn Monaten und die Rehzunge.
Im uͤbrigen braucht man Fell und Haare wie vom
Hirſch. Bey langwierigen Krankheiten iſt noch au⸗
ßerdem wider das Wundliegen ein Rehbocksfell das
beſte Mittel. Man nimmt naͤmlich ein langhaͤriges
Rehbocksfell, lege auf die rauhe Seite ein Tuch, wels
ches man mit Hirſchtalg beſtreicht, und wickelt den Pa⸗
tienten nackend in daſſelbe. |
Außer Deutſchland ſind uns nun noch folgende
. bieher gehörige Thiere merkwürdig:
4. Das Klenthier”).
Im eilften Jahrhundert fand man es noch in
— in den Rheingegenden. Seit dieſer Zeit
at
| Yon Cervus Alces. Lin. L'Elan, b
bat es aberıder Cultur immer weiter weichen müffen,
und jetzt überfchreiter. es in Europa, Aſien und Ame⸗
tifa kaum den 64ſten Grad nördlicher Breite, Es hat
faſt dieſ Größe eines Pferdes, -wiegtüber 1200 Pfd⸗
und koͤmmt in feiner Lebensart mit dem Rennthier
überein. Die Geweyhe haben kurze Staͤmme und
endigen ſich in eine breite Schaufel. Auswaͤrts
haben ſie ſcharfe hervorragende Spitzen oder Enden;
die innere Seite iſt eben. Ihre Laͤnge macht 2 und die
größte Breite ı Fuß aus. Die groͤßten wiegen 75
Pfd. Der Kopf iſt lang; die Oberlippe ‚groß, vierek-⸗
kig, tiefgefurcht und haͤngt weit uͤber die Unterlippe
herab; die Augen find klein, die Ohren lang und ſchlot⸗
ternd; der Hals iſt kuͤrzer als der Kopf, und auf feis
ner obern Kante ſteht eine kurze, dicke Maͤhne; an der
Kehle iſt ein kleiner Auswuchs, an welchem ein
Buͤſchel ſtraffer, ſchwarzer Haare herabhaͤngt.
der Wiederroß iſt erhoben; der Schwanz. kurz; die
Beine fang, die Hinterbeine aber kuͤrzer und die Hua
fen ſtark gefpalten. Die Maͤhne ift lichtbraun; die
Farbe des Seibes überhaupt braun, weißlich überlaus
fen, wie bereift; der Schwanz oben dunfel, unten weiß.
Der außerordentlich große Umfang des Kopfes, die .
. Kürze des Halſes und die Länge der Ohren geben dem
Thiere ein haͤßliches dummes Anfehen. — Das Weibs
‚chen ift kleiner und trägt fein Geweyh. Sie laufen
einen fonderbaren fehaufelnden Trott, und doch follen fie
in einem Tage funfzig Meilen zurücklegen. Bey ihrem
gewöhnlichen Gange haben fie die Füße ſehr hoch, und
£reten ohne Schwierigkeit felbft über ein Thor von: 5,
Fuß Höher. Sie find harmlofe Geſchoͤpfe außer zur Zeit
der Begattung, weiche im Auguft fälle, und wenn fie vers
wunder werden; im legtern Fall geben fie auf ae
| elei⸗
— r
20o8Das Rennthier. |
Beleidiger los, greifen ihn mit ihren Geweyhen an _
und trampeln ihn: mit ihren ftarfen Süßen todt.
Sie naͤhren ſich vorzuͤglich von den Blaͤttern der
Bäume und Sträucher, und kommen nur des Nachts
zum Vorſcheine. Das Weibchen bringt zu Ende des
Mais eins, felten zwey Junge. Diefe werden, wenn
fie gezaͤhmt werden follen, nad) vierzehn Tagen von
der Mutter genommen und den Kühen zum Säugen
gegeben. Man füttert fie mit Brod, Heu, Kohl, zars
tem Grafe und Hafer, fie legen ihre Wildheir völlig
ab, und man fann fie mit den Rennthieren auf die
Weide treiben, — Das Fleiſch ift ſchmack⸗ und nahr⸗
haft; und das Kell fanft, leicht, und fo ftarf, daß es
den Flintenkugeln widerſteht. Es giebt rar nal |
lets, — Beinkleider ır. d. gl. %
5. Das Renntbier *),
Seine Heymath ift ver Norden von ——
Welttheilen. Hier haͤlt es ſich den Sommer durch im
Gebirge und Walde und des Winters mehr in Ebenen
auf. Die Geweyhe wer vorwärts gebogen, großr
dünn, und beftehen beym Männchen aus blos
fen runden Stangen, die es wieder Hirſch im Wins
ter abroirft, beym Weibchen aber gi an das
kleinere Geweihe oben in zadige aufeln.
Eriteres hat auch am Hals und Buge große weiße
Streifen. Der Körper diefes Thieres ift Diet und»
ziemlich vierfantig; die Beine fürzer als am Hirfch,
die Groͤße ohngefähr, wie ein zweyjaͤhriger Ochfe, und
die Höhe 4 bis 5 Fuß. Beym erſten Wechfel ift das
Haar roͤthlich afchgrau, und ändere fich mehrmals in
ein bereiftes weiß. Es ſteht fo dick und dicht neben eins
endet, baf es aud) die Haut bedeckt, und wenn es *
Cervas Toraedus. Lin. Le Renne, Buft.
v
Das Rennthier. 209
u;
f‘
6 forgfältig auseinander räumen wollte. Dieß war
für ihr Faltes Clima fehr nöchig und nuͤtzlich. Die Eins
faffung der Augen it ſchwarz; der Furze Schwanz und.
Bauch weiß; über den Füßen ein weißer Strich.
Laͤngs der untern Seite des Halfes ift das Haar ſehr
lang. Die Hufe und falfchen Hufe find lang und ſchwarz;
legtere bangen nur lofe und machen, wie beym Elena
thler, ein lautes Geflapper, wenn das Thier läuft Ns
Es wird im September trächtig und bringe im Mai
meift 2 unge zur Welt, die es an feinem: Eyter mie
6 Steihen, wovon aber zwey unbrauchbar find, fäuge.
Die Jungen laffen fi) leicht zaͤhmen, und überhaupt
ift auch fehon das Rennthier in Sappland ein Haus—
thier, und zwar ein foldyes, das den Lapplaͤndern alle
ihre Beduͤrfniſſe befriedigt. Sie naͤhren fid) von feis
nem Fleiſche und feiner Milch, Fleiven ſich mie feinem
Selle; verferrigen allerband Geräthe aus feinen Hoͤr⸗
ner, Nadeln aus feinen Änochen, Fäden aus feinen
ehnen und Beutel und Flafchen aus feiner Harn⸗
blaje. Aber nicht allein den Säppländern, fondern auch
den Koräten, Tungufen, Samojeden u. d. gl: iſt eg
von unbefchreiblicher Nutzbarkeit. Die Renntbiers
butter ift unſchmackhaft, die Kaͤſe aber find defto deli⸗
kater. Sie brauchen es aud) zum Lafftragen und zum
Zuge. Sein Gang ift ungemein ſchnell und leicht, und
es legt in einem Tage obne Mühe 30 Meilen zuruͤck;
dabey laͤuft es mit der groͤßten Sicherheit uͤber den
gefrornen Schnee weg. Das Fuhrwerk ſelbſt iſt leicht,
| o
N Das Sibirifhe Rennthier, weldes übrigens alle
Eigenfchafften des oben befchriebenen Lapplaͤndiſchen
„Bat, ift bloß darin von jenem verfchteden, daR es ein rei⸗
cheres äftigeres Geweih hat und ganz weiß ift.
Bechſteins kurzgef. N. G. J. Bd. O
—
—
310 Der Birginifche Hirſch.
fo daß man es ohne Beſchwerde behandeln kann. Un⸗
een wird es mit jungen Nenntbierhäuten bezogen. Das
Rennthier ift mie einem Riemen, der ihm unter dem
Bauche und zwiſchen ven Beinendurchgezogen und wor:
ne am Schlitten befeftige ift, angefpannt, " und der
$applänvder hat Fein andres Leitzeug, als einen Strick,
der am Geweih angemacht ift, undden er auf dem Rüfs
fen verfehiedenclich linfs und rechts herum wirft. Da
die Sappländer diefe Thiere für ihre größten Schäge
balten, fo behandeln fie fie auch ſehr gur, hüten fie
heerdenweife im Sommer auf den Gipfeln ihrer Alpen
und an den Ufern ihrer Flaren Seen und Fluͤſſe. Im
Winter befommen fie dürres Jaub und Rennthier—
moos (Waldfledyte) *), und laffen ſich alfo wohlfeif
erhalten. In der Wildniß fiharren fie dieß legtere
im Winter unter dem. Schnee hervor, und freſſen im
Sommer Jaub und Graf, 344
6. Der Virginiſche Sirfch *). |
Er wohnt in Carolina und Virginien, und iſt
dem Dammhirſch fehr ähnlich, doch hat er längere
Beine und einen längern Schwanz, und die Farbe iſt
‚mehr aſchgrau. Die Geweyhe find äftig, nach
vorne zu gekehrt und etwas fchaufelförmig. Er
wird fo zahm, daß ihn die Indlaner brauchen, die
wilden Hirfche zum Schuß beyzuloden, Die Haͤute
inachen einen beträchtlichen Handelsartifel aus, Gie
grafen in unzähligen Nudeln mit Hiefchen und Buͤf⸗
fein. Die Wilden trocknen das Flelſch, in Fleine
Stuͤckchen zerfihnitten, bey mäßigem Feuer oder reis
ben es zu einer Art Pulver, Als eine Delikateſſe
eſſen fie auch die Hirfchfälber, die aus Mutterleibe gez
—J ſchnitten,
2) Lichen rangiferinus. Lin,
ay) Cervus Virginianus: Lin. | a
—
Der Sof 2IR
ſchaitten/ und in den natuͤrlichen Beutel —J
gekocht find.
Die dreysigſte Gattung.
| ‚Der Kameelparder ’), |
De einfachen Hörner‘ find mit einer Haut bedeckt,
und mit einem fchwarzen Bündel Haaren begraͤuzt.
An den acht untern Vorderzaͤhnen iſt der aͤußere
aͤußerlich tief gelappt. Kine Arr.
Der Giraffe (Siameelparder) *).
Ein Außerft fonderbares Ihier, Es hat die
Größe eines mittelmärigen KRameeles; einen längs
lichen Kopf, auf demfelben zwen einfache, länge
liche Hörner, einen dünnen ſehr langen Nals, ver
gegen den Kopf zu ſchmal, nach) unten breiter und
fenkrecht getragen wird. Der Ruͤcken ſteigt vom.
Schwanz an gegen den Hals allmählig in die Hoͤhe,
ſo as der Hinterleib ganz niedrig jtebe. Die votre
dern Beine find beynahe noch einmal fü lang
als die Blntern. Der Schwanz ift duͤnn und hänge
bis an das Kniegelenfe herab. Eine Maͤhne von.
ſteifen langen aufrechten Haaren geht vom Kopfe über
den Hals und den ganzen Rücken fort. Die Haare
des Leibes ſind kurz und ſteif, und die Farbe iſt ſchoͤn
ſchwaͤrzlich und roͤthlichbraun gefleckt. Ben aufge⸗
richtetem Kopfe iſt das Thier 16 Fuß hoch, der Hals
allein 7 Fuß lang. Die Laͤnge des ganzen Körpers
beträgt 22 Fuß. — Es befinder fih im Innern von
Afrika, und koͤmmt äußerft felten nad) Europa, daher
er feine Gefchichte noch mit fo vielen Fabeln und
2 wibers
» Camelardalis.
c) Gamelopardalis Giraffe, Lin, Le —* Buß,
2i2 Die: Genie
wider fprechenden Nachrichten durchwebt iſt.
Aufenthalt hat es in Laubwaͤldern und ſeine
rung ſind Blaͤtter, die es mit ſeiner zwey Buß | fangen
Zunge von den Bäumen abreißt, und Graß. Sein
Gang fell fi) dadurch von allen Säugetbieren unter-
ſcheiden, daß e8 von Natur den Paß geht, und alſo
beyde linke oder rechte Füße zugleid) hebt. Alte feine
. Bewegungen find langfam und gezwungen. Es fann _
Eeinem Feinde entgehen, laͤßt fich leicht zähmen, und
lenken, Fann aber zu Feiner Arbeit gebraucht werden.
- Die ein und dreyßigfte Gattung.
Die Antilope (Gazelle) 9). |
Dep dieſen Thieren, deren es 27 Arten giebt, ſtehen
in der untern Kinnlade acht Vorderzaͤhne. Die
Eckzaͤhne fehlen. Die Hoͤrner find einfach, Dicht,
inmendig Fnochenartig, : mit. einer. hornigen Schei=
de verfehen, die mehrentheils geringelt ‚oder. ſpin⸗
delfoͤrmig gedreht iſt, und werben nicht abgeworfen.
Das Kinn bat feinen Bart, Die Arten dieſer Gate
fung ſtehen zwiſchen den Hirſch- und Ziegenarten
mitten inne. Dem Anſehen und den Haaren nach
gleichen ſie den Hirſchen; den Hoͤrnern nach aber den
Ziegen. Sie bewohnen das waͤrmere Aſien und
frika, und nur eine Art iſt Europaͤiſch und ad
Deutſch, naͤmlich:
1. Die Gemfe ‘). .
Die Gemfe, welche man auf den Gebirgen: von
Tyrol, Kaͤrnten, Krein, Steyermarf, Salzburg, und
außer Deutfchland auf den Schweizeradpen noch bäu-
figer als den Steinbock —2 gleicht an Groͤße
*
"d) Anmtilope.
) Antilope — Lin. Le Chamois, Buß.
es
alhinameite emp’? > Br
und Geftale dem Ziegenbocke am meiften, und ſcheint
nur um desmillen etwas größer, weil ihre Fuͤße höher’
find und ihr Hals geftrechter ift. Das deurlichfte und.
am meiften in die Augen fallende Kennzeichen, wos
durch fie fich von allen Thieren unterfcheider find ihre
Hörner. Dieſe ſtehen gleich über den Augen
hervor, find ſchwarz und aufrecht, mit runzli-
hen Ringen umgeben, mit einem glatten Haͤa⸗
fen, der nach dem Rücken, und nicht nach vorne zu,
wie man fonft glaubte und fie gemalt hat, gekruͤmmt
iſt. Sie ſind 9 Zoll Tang. Sie werden mie dem
Alter immer größer, und bekommen jährlich einen
King mehr. Man unterfcheider zweyerley Kacen Gemfe.
Die eine heiße Gratthier, it Flein und rothbraun,
liebe die höchften und ſteilſten Felfen, naͤhrt ſich von
den beften Kräutern, und verlaͤßt die hoͤchſten Gipfel
der Berge auch nicht bey Eis und Schnee. Die andere
Gattung iſt bräunlich und etwas größer, wird Wald⸗
thier genannt, und haͤlt fich in den Büfchen und
Waͤldern der Berge auf. Sie nährt ſich von guten
* Kräutern und Fleinen Zweigen des Schnarzholzes.
Beyde Arten find gefellfchafftliche muntere, flüchtige,
vorfi fige, wilde, fehüchterne und Menfchen ſcheue
Thiere. Sie blöden leiſe, pfeifen aber auch bey Ger
fahr und Furcht heftig und zwar durch die Nafen-
Löcher. Ob ſie gleich) furchtſamer im Kleftern und
Springenfind, als die Steinboͤcke, ſo fpringen fie doch
über fteile Felfen 20 bis 30 Fuß hoch Binuneer, ohne
ſich Halten zu koͤnnen. Während eines folchen $ufte
ſprunges fchlagen fie nur drey- bis viermal mit ihren
Klauen an den Felſen an. — Ihre Begattungszeit
ift, wie bey den Ziegen, um Martini, und zu Ende
des Aprils die Setzzeit. Die Gemsziege briugt ge—
4 Ado ERW DE O 3 X woͤhn⸗
zıs Die Gemſe. Die Bervargazelle,
woͤhnlich ein Junges, fäuge es 6 Monate, und lehrt
es nach und nad) über die Felfen fpringen. Wird
eine Mutter von ihrem “jungen weggefchoffen, fo fin⸗
det ſich ſo gleich eine andere, die es an Kindesſtatt
annimmt. —. Die Gemfeniagd, die in manchen Ge⸗
genden mit der größten zeidenfdyafie getrieben wird,
it mit vieler Gefahr ver tknůpft ‚und es ſtuͤrzen jährlich
Jaͤger von den Felſen in die Abgründe, indem fie. von
den Gemfen herab geworfen werden, wenn, fie ihnen
den Daß befegen wollen. ‚Die eigentlichen Gemfen«
jäger, weiche Gemſenſteiger heißen, ſcheuchen ſie
von einer Klippe zur andern immer indie Hoͤhe, Elets —
tern mit ſcharfen Fußeifen. nach, und wenn fie ſie ſo
weit, gebracht, ‚haben, daß ſie nicht weiter koͤnnen, fo
treten. ſie ihnen ganz nabe, fegen ihnen das Thillmeß
fer (eine "Hr Hirfihfängen), ‚an die Seite; die Thies
te teiben es ſich ven ſelbſt ‚ein, und ſtuͤrzen dann vom
Felſen herah · — Das Fleiſch der jungen Gemſe iſt
eine ooisveffliche Speiſe und wird theuee bezahle. , Es
giebt Gemfen von 50 und... Der Talg, veflen eine
ferte v0 bis 12 Pfund hat, iſt beffer als Ziegentalg.
Die Hoͤrner brauche man zu Stodfnöpfen, und die.
Schmiede zum. Aderlaſſen der Pferde... Die, Selle
find fehr dicht, und geben, ‚vortreffliche und dauerhafte
Keithefen, Handſchuhe, ‚und Eollette. — In dem
Gemfenmagen findet ſich bisweilen ein enförmiger
bräunlicher Körper, Die Gemskugel, deutfcher Des
zoar genannt. Er beſteht aus zuſammengewickelten
Faſern unverdaueter Kraͤuter, hat einen guten und
bittern Geruch und man erwartet allerhand Heilkraͤfte
von ihm.
2. Die ————
Dieſe Antilope, welche die Groͤße einer Ziege
5) Antilope Gazella. Lin, Algazel. Buff, bat,
Die Besonrgasche —
bat, wohnt in Indien, Perſien, Egypten und Aethio—
pien. Sie hat kegelfoͤrmige etwas gebogene
runzliche Hoͤrner, eine fuchsrothe Farbe mit weißer
Bruſt, lebt heerdenweiſe zuſammen, laͤßt ſich leicht
zaͤhmen, fett machen, wo ſie oft 200 Pfund wiegt,
und hat ein ſehr ſchmackhaftes Fleiſch. In dem
Faltenmagen dieſes Thiers wird der eigentliche Orien⸗
taliſche Bezoar erzeugt, der gruͤn und blaͤulich aus⸗
ſieht und den beften gewuͤrzhaften Geruch bat 5).
* 94 | Die
8) Alle übrigen Thiere diefer Gattung nüsen durch ihr
Fleiſch und Fell. Site find: a) dieblaugrane Antilos
pe (A. Leucophaea) am Borgebirge der guten Hoffrung,
- bjder Rob (A. Lerwia) aus den nördlichen Afrika, c)
die Dammpirfhantilope (A. Dama) am Senegal, d)
der Nagor (A redunca) am Senegal, e) der Biggel
(A.-tragocamelus). in Indien, f) der Nilgau (A.
picta) in Indien, g) die Saiga (A. Saiga) in der
Tartarey und Rußland, 5) die Riopfgazelle (A.
gutturofa) in China, i) die Fleinfropfige Gazelle
(A. fubgutturofa) in Perfien, k) der Springbod
(A. pygarga) in Afrika, D die Gazelle (A. Dorcas)
in Afrika, Arabien und Syrien, m) der Revel (A.
Kevella) in Afrika und Perfien, n) die Rorinne (A,
Corinna) in Afrika, o) der Bubal (A. bubalis) if
Afrika und Arabien, p) der Gnu (A. Gau) in den
Ebenen Afrikas beym Vorgebirge ver guten Hoffnung,
9 der Pafan (A. Oryx) in Egypten, am Cap, in
» Arabien, und Indien. Man finder auch in feinem
Magen etwas Drientolifchen Bezoar. r) der Rlipps
fpringer (A. Oreotagus) in Afrika, s) die werße
Gazelle (A: Leucoryx), t) der Empophos (A.
Oreas) in Indien, Congo nnd Afrika, u) der Gvib
(A. feripta) am Senegal, v) die Grummifdre Anis
lope (A. Grimmia) in Guinea, w) die Zwergantis
lope (A. pygmaea) im heißen Afrika. Diefe wird
Summe 9 Zoll hoch, und Bat 2 —— *
2 30
N
216 ‚Der Ziegenbock und die Ziege.
Die zwey und dreyßigſte Gattung.
Die Ziege’).
Si. bat unten acht Bordersähnes feine. Echzah⸗
ne; zuſammengedruͤckte vaube Hörner, an beyven Ge⸗
ſchlechtern. Am Kinn ftehe ein Dart. Die 3 bes |
| kannten * ſind:
« Der Ziegenbock und die Ziege *
Diß muthwillige, nüchtige Hausthier iſt allent⸗
halben, beſonders in bergigen Gegenden, eingeführt.
Es hat hoͤchſtwahrſcheinlich den wilden Bod® *) zum
Stammpater, der in den Kaukaſusſchen Gebirgen
ohne. Dieſer ift etwas größer, aber ganz ſo ge⸗—
ftalter, bat große gebogene und feharf geränderte
Hörner, ijt rochlich grau, und hat über den Ruͤk⸗
fen einen ſchwarzen Streifen, und einen ſchwarzen
Schwanz Man erhält aus feinem Magen ben aͤch⸗
ten orientalifchen Bezoarftein.
Die zahmen Ziegen, welche in füptichern haͤn⸗
bern kleiner, in noͤrdlichern aber, z. B. in Ruß⸗
land, groͤßer werden, find wegen ihrer Lebhaftig⸗
keit mihſem in Heerden zu leiten. Sie find über-
mürbig, ſpringen und flreiten gern, , feßen über’ Zaͤu⸗
ne, Elettern auf die fehroffften Felfen, und füchen i ims
mer den al eg. Man treibt L; ie gern
in
2 Zoll — Das Haar iſt —— Man
darf fie nicht mit dem oben angeführten Guineiſchen Mos
ſchus thierchen verwechfeln. x) die Waldantilope (A.
fyivarica) in der Gegend des Kaps, y) der Rudu
(A Strepficeros)am Kap, und die gemeine Antilope
(A. cervicapra) im nördlichen Afrika und Indien.
b) Capra. N
s) Capra Hircus. Lin. Le Bouc et la Chevre. Buff.
EN Bezoarbock, Capra Aegagrus, Lin.
Der Ziegenbock und die Ziege, 217
in erhabene Felder, und auf ſteile unfruchtbare Berge,
wo ſie in den Gebuͤſchen, Brachfeldern und Heiden hin⸗
laͤngliches Futter finden. Sie lieben trockene Kraͤu⸗
ter, Rinden, Laub, Moos und dorniges Geſtraͤuch,
auch den, dem Menfchen und andern Thieren ſchaͤd⸗
lichen Schierling. So wie man fie von fetten und
ſumpfigen Weiden abhalten muß, damit ſie geſund
bleiben, fo muß man fie von Weinbergen, Gärten,
Waldungen und bebauten Feldern abhalten, weil fie
an den jungen Schößlingen und zarten Rinden gros
Sen Schaden thun. Im Stalle muß man fie im
Sommer mit Bergfräufern und duͤrr ermachfenem
Graße, und im Winter mit Gartenheu, Baumlaube,
Kohl, Rüben, wilden Kaftanien u. d. g. füttern.
Da es Ziegen und Boͤcke mit und ohne Hörner giebt,
fo wähle man diejenigen gern zur Zucht, die Feine
Hörner haben, meil fie fonft die Wände gar fehr zer⸗
ſtoßen; auch wenn man ſie, beſonders die Boͤcke, in
Pferdeſtaͤlle thut, welches des Abjalls vom Futter hal⸗
ber mit Vortheil gefchieht, fo Fönnen fie den Pferden
durch ihr Stoßen Schaden zufügen, oder fie wenig⸗
ftens wild und ſcheu machen. Die Ziege verlange
den Bock vom September bis zum November, wirft
nach fünf Monaten ı, 2 auch 3 Junge, und fäuge
fie vier bis fünf Wehen. Wenn man auf gutes
Fleiſch und eine dauerhafte Haut fieht, fo verſchneidet
man die Böckchen nach dem fechsten Monate, Dem
Bock verftattet man die Ziege erft im dritten und die—
fer jenen erſt im zwmeyten Jahre. — Die Ziege nuͤtzt
durch ihr Fleifch, ihre Milh, Haut und Haare, Das
Fleiſch der Jungen ift ſchmackhaft und dem Lamm⸗
fleifche gleich); das der Alten aber härter und nichr fo
gut, als Schöpfenfleifch, 2 Talg, wovon man
—— — "95 Mn in
i
n3 De Angoriſche Ziege, er
in einer gemäfteren nicht felten zehn Pfund‘ finder,
brauche der Gerber zur Zubereitung des Jeders und
der Sichtzieber. Die Milch iſt ein vortrefjiiches Ges
tränfe für gefiinde und Franke, befonders für hektiſche
Derfonen. Sie ift dünner und leichter zu verdauen,
als Kuhmilch. Wieviele Haushaltungen der Wald⸗
Dörfer ernährt beynahe allein die Milch einer Ziege
und trocknes Brod! Bey der Ziegenzuchtmuß man
Darauf fehen, daß man lauter folche Ziegen halte, die
wohlſchmeckende Milch geben, und diejenigen, deren
Milch den wilden und fogenannten medernden Ges
ſchmack hat, auszurotten fuchen. Die Ziegenmild)
giebt wenig und fehlechte Butter, aber defto mehr und
beffere Räfe. Aus den Boc’- und Ziegenfellenwird
Eorduan, Saffian, Pergament, eine Art Juften, Cha⸗
grain und gemöhnliches weißgegerbtes Jeder, z. B.
Hofenleder bereitet. Die weichen kurzen Haare fann
der Hutmacher brauchen, die laͤngern aber der Perucken⸗
und Tuchmacher. Dieſer zu Salleiſten an die Tuͤcher.
Lange und kurze verbraucht der Sandmann zu Struͤm⸗
pfen und Soden, und les verlohnte ſich wohl der
Mühe, dag man die Ziegen reinlicher bielte, fie, wie die
Tuͤrken, kaͤmmte und fehöre, die Haare fpönne, und aus
dem Garne grobe Zeuge webte. Der Ziegenmift ift
eine gute Düngung auf Falten naffen Aeckenr.
Die nuͤtzlichſte Varietaͤt ift
Die Angoriſche Ziege))
welche eigentlich nach Angora zu Hauſe gehoͤrt. Sie
bat einen kuͤrzern Leib und längere Beine, als die ge-
meine, und ein wellenförmiges, fehr langes, feines,
- feidenartiges Haar, das mehrentheils blendend weiß
iſt. Nach dem Beyfpiele der Venetianer, Englän-
u 4 ar der,
N) Capta Angorenfis. Lin. Chevre d'Angora. Buff,
Der Steinbod. ag
Ber, Hofländer und Schweden fängt man aud) [in
Deurichland an, fie als Hausthier anzuziehen, und
in Defterreich, Franken, Bayern und an den Rhein
findet man fie ſchon an vielen Orten, Gie verlangen
weiter nichts vor den gemeinen Ziegen zum voraus,
als im Winter einen vor großer Kälte verwahrten
Stall. Wir fönnten alfo, wenn wir uns forgfältig
auf ihre Zucht legten, bald durch ihre Haͤute den ſcho⸗
nen, morgenländifchen Saffian, und durch ihre Haa⸗
ze, welche ihnen des Jahrs zweymal abgefchoren wer«
den, das ſchoͤne Rameelgarn erhalten. Denn das fos
genannte gute Kameelgarn koͤmmt nicht vom Kameel,
fondern von diefen Ihieren, welche in ihrem Vater⸗
ande Kaͤmel beißen. Diefchinften Zeuge, die meis
fien Brüffeler Kämelotte, viel Türfifches Garn, wer
den aus diefen Haaren verfertigt, und Fleiſch und
Milch haben ſie auch mit unſerer Ziege gemein. Ih⸗
rer ſo großen Nutzbarkeit, beſonders des Kameelgarn⸗
handels halber, iſt es verboten, die —— Zie⸗
gen außerhalb Sands zu führen.
2. Der Steinbod”).
Dieß merkwürdige Ihier, das nur in Deutſch⸗
kand, die hoͤhern Schneegebirge von Tyrol und Salz
burg bewohnt, wird immer felener, and nur in den
Savoiſchen Alpen’ trifft man zuweilen noch Heerden
von zehn bis fünfzehn an. Es liebe bloß die fteilften
unzugänglichen Selfen, und koͤmmt nur in der größe
ten Hungersnoch, wenn es auf der Flucht niche weiter
flettern kann, und wenn es von den Schneelavinen
ergriffen wird, in die Thäfer herab. An Größe
übertrifft e8 unfere Ziege, und wiegt im Alter oft einis
ge Centner. Der Kopf ift einem Hirfchfopfe ähnlich
| mit
m) Capra Ibex, Lin, Le Bouquetin. Buſt.
»0: De Kaukaſiſche Steinbock.
mit einem großen Barte/ der uͤbrige Leib aber dem
Ziegenbocke. Man unterſcheidet zweyerley Varietaͤ⸗
ten, die eine hat ein glattes — Fell, diean-
dere ein langes zottiges Ziegenhaar. Die letztere iſt
die gewoͤhnliche, roͤthlich braun oder grau und mit
einem braunen Streifen laͤngſt dem Rüden bin. —
Die Nahrung des Steinbods find Kräuter und al-
lerhand wildes Gefträuch, das auf den höchften Bergen
waͤchſt. Die Ziege wird im October hitzig und gebiert
nad) 21 Wochen, wie die gemeine Ziegeeins bis zwey
"Junge. Diefe laffen fich zaͤhmen, und wie im Wal
Kiferlande verfucht worden, mit den Heerden der Haus
ziegen auf die Weide führen. — Das Sleifdy des
Steinbods wird dem Hirfchwildpret an die Seite ge=
fest. Die großen ftarken zurüdgebogenen knoti⸗
Hörner, welche 3 Maas Waſſer halten, und wohl
. 20.Pfd. wiegen, brauchen die Jaͤger und Hirten zu
Teinfgefhirren. Auch große Herren laffen fie dazu in
- Silber und Gold einfaffen. Die Zaut wird mit den
Haaren zu Sutter und {ohne diefelben weiß gahr ges
macht, ift aber dünne.
3MDer Raukaſi ſche Steinbock 9.
“Der die Groͤ e eines Ziegenbocks, die braune
Hirſchfarbe, ruͤck⸗ und auswärts gekruͤmmte
Hoͤrner hat, und auf den nackten Höhen des Kauka—
ſiſchen Gebirges ıc, wohnt, gewährt durch fein Fleiſch
den Bergvölfern und Georgianern einen Leckerbiſſen
und die Hörner dienen zu Pofalen, |
Die drey und dreyßigfte Gattung.
| Das Schaf’).
Aue befinden fich acht Vorderzaͤhne und die Eck⸗
| ' ja säbne
mc Caucafica, Lin, > Pe
Das gemeine Schaf, 221
zähne mangeln. Die Hoͤrner find hohl, zufammenz
gedrückt, einwaͤrts gedreht, runzlic) zurückgebogen, und
an Anzahl und Geitalt verſchieden. Das Fell ift wol:
lig. Es giebt 4 Arten.
ı. Das gemeine Schaf).
‚Die zahmen Scyafe, die jest beynahe in der gan»
ze Welt verbreitet find, und nad) Verſchiedenheit ih—
res Vaterlandes auch eine verfchiedene Güte und
Brauchbarfeit erhalten haben, ftammen vielleicht alle
von dem wilden Sibirifyen Schafe 1)ab, das groͤ⸗
fer, flüchtig und wilder ift, und fid) aud) in Griechen:
land, Sardinien und Korfika in Eleinen Heerden auf
den Gebirgen aufhält. Man eheilt fie in. ihrem
Vaterlande in verfchiedene Racen, die nach ihrer Groͤ⸗
fe und Geſtalt, nad) der Form und Anzahl der Hoͤr⸗
ner, nad) der guten oder fchlechten Wolle unterfchies
den find. In Deurfchland kennen wir außer unfern ges
wöhnlichen Schafen noch die fleinen, die fogenannten
Schnucken oder Saideſchnucken mit furzen
Schwaͤnzen, die vorzüglich auf duͤrren ſandigen Bo⸗
den, wie in der Mark Brandenburg gut fortkommen,
und jetzo zu unſerm großen Vortheil auch die Spani⸗
ſchen und kleinen Engliſchen die eine ſchoͤne wei—
che Wolle haben, und mit welchen man unſere Heer—
- den an vielen Orten zu verbeffern ſucht.
Idhr Naturel ift milde und folgfam, daher fie ih⸗
— Leithammel, dem bellenden Hunde, und pfeifenden
chaͤfer treulich folgen, und ſogar die Spruͤnge und
Bewegungen, die ihnen der Leithammel vormacht, alle
maſchinenmaͤßig nachmachen; dagegen ſind ſie aber
auch wieder ſehr dumm, blöde und furchtſam. Bey
jedem
?) Ovis Aries. Lin, Ia Brebis et le Belier, Buff. »
) Argali, Mufflon, Ovis Ammon, Lin.
222 Das gemeine Shah
jedem unerwarteten Auftricte werden fie ftußig ; draͤn⸗
gen ſich zufammen, oder ergreifen die Flucht, Bey
——— gehen ſie gerade in die Flamme und ver⸗
brennen. Auch ihre Affecten find beynahe in ſtaͤter Rus‘
be. Ihre harte Stirn oder Hörner, deren fie 2 und 4
haben (einige ausländifche auch 6) brauchen fie eben fo
felten zum Stoßen, als ihre ſchwachen Süße, um nach)
ihren Beleidigern zu fehlagen. Zur Zeit der Begat⸗
tung, welche zu Ende des Dctobers fälle, find fie et—
was muthrillig, aber feiner fonderlichen Hise unter
mworfen. Das Schaf trägt zı bis 22 Wochen und
bringt ein, felten zwey Sammer zur Welt. Vor dem
zweyten Jahre darf Fein Schafboc (Widder) zu den
Schafen fommen, wenn es gute Hiachzucht geben folk,
Wenn man etliche Spanifche Widder unter die
Heerde läßt, fo fallen nad) und nach foldye Laͤmmer,
deren Wolle der fpanifchen Schafe gleich koͤmmt, und
dieß ift die gewöhnliche und beite Art der Veredlung
der Schafzucht. — Das Schaf verabfchent tiefliegende
und fumpfige Fluren, und gedeiht bey Berggraß und
trocknen Kräutern am beften. Daher fiheint e8 auch
unnatuͤrlich zu feyn, fie in Ställe und Heerden einzus
ſchraͤnken und mit Klee, wie das Kindvieh, zu für
fern. Friſches und reines Waffer ift ven Schafen ges
find, fo wie zuweilen Salz aufs Futter geftreue over
‚in Krippen zu lecken gegeber. — Das fogenannte
Schmiervieb, das immer kleine Blaͤtterchen auf der
Haut bat, und faft allgemein ift, follte man billig ab«
ſchaffen, und dafür gutes reines einführen. Denn ob⸗
gleich) diefe Bläschen nicht toͤdlich ſind, fo wird doch
die Wolle, wenn fie die Schafe auffraßen, durch den
verurfachten Grindverdorben, und das reine Vleh ans
geſteckt; ja es kann zuweilen auch eine gefährliche Rau⸗
2 de
Das Beine Schaf. 23 |
‚de daraus entſtehen. Ein Oekonom in Thoͤringen hat
den Verſuch gemacht, und den Schafen immer reines
friſches Waſſer gegeben, ſie alle vierzehn Tage in ei⸗
nem reinen Bache gebadet, und har dadurch fein Vieh,
das mit lauter Schmiervieh umgeben war, gereinigt
und rein erhalten. Die Schäfer machen die ſogenann-
te Goffe, womit fie das grindige Vieh ſchmieren aus
ſchlechten Tabak und Lauge. Das groͤßte Ungluͤck fuͤr
eine Heerde ift, wenn vie Pocken (Blattern) unter
fie fommen. Sie haben mit den Kinderpocken viel
Aehnlichkeit und die Schafe befommen fie au) nur
einmal in ihrem Leben. Es giebt bösartige und gutar⸗
tige. Diefe ftehen einzeln, jene fließen zufaummen., An
jenen fterben fie gewöhnlich. Ein Pfund Talg oder
Fett mit 4 Pfd. Kienöhl oder Terpentin geſchmolzen
und Außerlic) gebraucht, beilet fie. — Das Dreben
GRingkrankheit) der Schafe, welchesvon Blaſenwuͤr⸗
mern im Gehirn entſteht, fol durch Einfprigen des
Hirſchhornſpiritus in die Naſe vertrieben werden. Ans
beiten thut man aber, man fchlachtet ein Thier fos
gleich, als mandas Wenden des Kopfes bemerfer, weil
das Fleifch immer aefund und gut ift. — Die Sun.
gen= und Leberfäule entftehe von naffer und mie
Mebiehau befallener Weide, Durch Salzlecken kann
man ihr vorbeugen. — Das Blutpiſſen entjieht auf
fester Weide von noch unbekannten Kräutern. Warm
Bier mit etlichen Eyern und vieler Butter hilfe alles
zeit. — Die Schafegeln, ovale, platte, bräunliche
Wirmer in der feber ver Schafe, find diefen Thieren
fo natürlich, wie den Kindern die Spulwürmer, Die
Menge derfelben wird freylich ſchaͤdlich, und dann giebt
man ihnen eine ziernliche Portion warn gemachten
er worin eine — Kuͤchenſalz aufgeloͤſt
worden,
224 | Das gemeine Sa
worden. en gehen ihnen —5 durch Maut und °
Hafen ab. — Die Schafläufe, mit welchen ſie oft gar
ſehr geplagt werden, vertreibt man durch Waſchen mit
Waſſer, in welchem Toback abgekocht iſt — Die Scha⸗
fe werden 12 big 16 Jahr alt; wenn fie aber die Haͤlf⸗
te davon erreicht haben, fo mäftet und fchlachtet man
fie. Die Hammel aber mäfter man.aud) ſchon im zwey⸗
ten Jahre; und diefe geben denn das gefundefte und
beite Fleiſch. Man mäfter fie mie eben dem Vortheil
als das andere Maftvieh, und jeder verftändige Oeko—
nom weiß, daß ein Hammel, der 16 Gr. mehr an gu⸗
tem Futter, als 3. B. Hafer mit Rüben und Salz
vermifcht verzehrt, oft 2 Nehlr. theurer verkauft wird,
als ein’anderer, der durch fparfame Koft mit bloßen
MWirrgebunden von Stroh zur Schlachtbank geführt
wurde. — Durch) die Wolle wird aber eigentlich das
Schaf am nüglichften, und es ernährt dadurd) viele
zaufend Menfchen. Die Eigenfchaften einer guten.
Mole find, daß fie lang, weiß, Elar, weich, feft und
elaftifch ift. Und diefe Eigenfchaften alle erlangt auch
unfere Thuͤringiſche niche eber, als bis wir uns über-
winden, Spanifche oder Englifche Stöhre zu unfern
Heerden zugefellen. Doch ift fie nicht ſchlecht. Man
nimmt ſie hier nur einmal ab, und zwar im Junius.
Dabey waͤſcht man die Schafe ‚vorhero, da hingegen
in andern Gegenden die Wolle nach der Schur gemas
fchen wird. Keine Are der Wäfche hat vor der andern
etwas zum voraus. Man hat geglaubt, die Schafe,
welche zweymal gefchoren würden, gaben mehr Wolle
als die Einſchuͤrigen, allein fihere Beobchfungen be—
mweifen das Gegentbeil, und die Einfchürigen bringen
noch überdieß den Wortheil der längern und theurern
Wolle. Indeſſen ſchiert man die mMeyſchurthen zum
erſten⸗
Das gemeine Schaf. 277
erſtenmal 3 Wochen nach Oſtern und befomme vie
Winterwolle, und zum zweytenmale eine Woche vor
Michaeli, und erlangt die Sommerwolle, melde
beffer ijt. Die Sammer fcheeren einige im erſten Jah—
ve, andere laflen fie bis zum zweyten mir der Wolle
gehen, und legtere haben groͤßern Vortheil. Man
unterſcheidet dreyerley Sorten auf jedem Felle, ı) vie
KRernwolle, vom Rüden und Hals, 2) die Mit⸗
telwolle, vom Schwanz und den Schenfeln, 3) die
ſchlechte, von der Kehle, dem Bauch und den übrie
gen Theilen des feibes, und man fondert bey der_
Schafſchur jede Sorte befonders ab. Das Wachs-⸗
thum ver Wolle nad) der Schur wird dadurch befür«
dert, daß man die Schafe mie Hopfenwaffer, Weine
befen und Oehldruͤſen, und etliche Tage mi: Salzwafe
fer wäfht. Von unfern/ einheimifchen Triftſchafen
giebt das Lamm nicht mehr als 13, ein Hammei 4
und ein Doc bis 5 Pfund Wolle. In Spanien
hingegen rechnet man auf ein. Schaf vier bis fechs,
auf einen Hammel fechs bis jieben, und auf einen
Widder acht bis zehn Pfund Wolle. Eben fo vor
fihieden ift auch der Preiß. Das Pfund einheimifche
gilt bey uns drey bis zwölf Grofchen, und das Prund
feine ſpaniſche anderehalb Thaler und drüber ”). —
Die Schafielle werden auch mit der Wolle als Pelze
werf, und ohne Wolle weiß - und rothgahr verarbeiz
ter. Der Talg braucht der Eichtzieber ; die Einge⸗
weide der Darmoreber zu Saiten, Won den Rno⸗
chen wird in ven Papiermüblen der Papierleim ge⸗
? kocht.
r) In Spanien ſollen 6000 Schafe nach Abzug aller, Ko⸗
fen, einen Gewinn von 36009 Thalern unfern Gels
des abwerfen. )
Bechſteins kurzgef. N. ©. 1.28. P
1226 Ä | Das gemeine Schaf. a
kocht. Die Milch iſt fehr fert, und giebe gute But⸗
‚ter und Käfe. Allein wer auf: die Wolle fiebt, muß
diefen Vortheil fahren laffen. Der Miſt endlich ift
‚ein vortreiflicher Dünger.
Merkwuͤrdig find noch aufier den Spaniſchen
und Englifhyen Schafen, folgende Abaͤnderungen:
a) das Islaͤndiſche Schaf °), welches 4,6 und
8 Hörner bat, wovon die mittlern mebrentheils auf
recht, die an den Seiten aber gewunden find. Es bat
eine fehlechte fteife Wolle, lebe ftets in freyer Luft zwis
fchen den felfigen Anböhen, und wird im Sommer
Durch abgerichtete Hunde gefangen.
. b) Das breitfhwänzige Schaf’), Es bat
‚herabhangende Ohren, 4, 5 bis 6 Körner, und einen
‚Schwanz, der beynahe eine Elle breit, vie, und ein
/
mit Wolle bekleideter Fertflumpen ift, der 40 und
mehr Pfund wiegt. Arabien, Derfien, China, Syrien,
Aegypten ift fein Vaterland, und in Derfien hänge mar
ihm einen Fleinen Rollwagen an, um den Schwanz
nachzufuͤhren, daß es ihn nicht an Steinen verlege.
c) Das langfchwänzige Schaf“) hat mit
dem vorigen einerley Vaterland, und einen Schwanz
von 3 Ellen fange. In Rußland und Bohlen hat man
es auch. In Podolien und der Ukraͤne naͤhet man die—
ſe Schafe, um die Guͤte der Wolle zu befoͤrdern, in
Leinewand ein und begießt fie täglich einmal mit war—⸗
men Waffer, wodurch ſich die Wolle Eräufele und diche
zufammenlegt. !
4y Das Buchariſche Schaf ®) ift eine lange
und breitfehwänzige Art Schafe, die die Foftbarfte fei-
denartige Wolle krägt, welche fih an der Spiße zu⸗
w ſammen⸗
s) Ovis polycerata. Lin, 2) Ovis platyura. Lin.
z.) Ovis longicaudata,
or
©): Ovis Bucharica. Lin
\
—
Der Ode, 227
ſammen rollt und in kleine Locken legt. Die Haͤute
der jungen Laͤmmer, oder auch der aus Mutterleibe
geſchnittenen, gleichen dem gewäfferten Mobr, und find,
wenn fie ſchwarz find, fehr cheuer.
Die’ vier und dreyßigſte Gattung.
| Der Os”).
In der untern Kinnlade ſind acht Vorderzaͤhne. Die
Eckzaͤhne ſehlen. Die Hörner find hohl, vorwärts
‚mondformig gebogen, und glatt, Die gefpaltene Hits
fe find bey den hieher gehörigen Thieren viel ſtaͤrker
und breiter, als bey ven vorhergehenden. Die Weib
hen find, wie die Männchen, gehoͤrnt und der Körper
bat kurze Haare. |
Es giebt 6 Arten, wovon die erfte fich füglich
in zwey Racen theiien läft. |
nm Der Ode. \
Die Unterfcheidungszeichen diefes Thieres find,
die runden und auswärts gefrümmten Hörner,
und die fchlaffe Haut an der Kehle. Hieher gehöre
a) Der zahme Ochs, Stier 7). Die Ruh >).
Eın faſt auf der ganzen Erde verbreiteres nüglia
es Hausthier. Man bat in allen Welttheilen ver«
ſchiedene Varietaͤten von ihm, die allenehalben faft ei
nerley Nutzen haben, die id) aber bier nicht alle aufz
führen Fann. — In Deutfchland kennt man auch vers
ſchiedene Abänderungen, womit man das Nationale
vieh zu verheffern fuche. 1) Die Dönifchen und
Juͤtlaͤndi chen Ochſen. Sie find dickleibig und ha«
ben kurze Füße und wenig ausgebogene Hörner. Ih⸗
re Farbe ift ſchwarz und weiß oder roch und weiß.
u” P 2 Man
uw) Bos. x) Bos Taurus, Lin. Le Boeuf., Buff,
9% Bos Taurus domelticus, z) Vacca,
‚N
—
Pr Ba 68 |
Man mäftet fie auf ro Centner. — 2) Die Points
ſchen Haben hohe Beine, weit auseinander ftebende _
- Hörner und eine bläuliche over fahle Farbe, Sie wer»
den zu 9 Eentnern gemäfter. — 3/ Die Ungariſchen
haben niedrige Beine, einen dicken und ftarfen Leib,
ind eine weißliche Farbe, Sie wiegen gemäfter oft
9 Eentner. — 4) Die Schweiserifchen. Sie find
- ‚groß, lang und Boch und meift ſchwarz von Farbe.
‚Man mäfter fie zu 24 Centnern, In Deutſchland ift
Steyermarf das einzige Land, welches in Abficht der
Rindviehzucht dieß mie der Schweiz gemein bat, daß
. Die Kühe den ganzen Sommer hindurch auf den Als
pen weiden. Hier wird aud) Butter und Käfe ges
macht, welches man Brenteln nennt. $eßteres beforge
allezeie eine Weibsperfon, die Brentlerin, Sandin
oder Schwaigerin heißt. Das Nindvieh iſt daber in
dieſer Gegend auch fehr groß und gut. — 5) Die Frieß⸗
laͤndiſchen haben niedrige Füße und find fehr lang,
dick, breit und meift roth von Farbe, Sie werden oft
12 Centner ſchwer gemäfter. Die Kub giebt zu man
chen Zeiten, wegen der guten Weide, die fie hat; taͤg⸗
lich 20 bis 24 Kannen Mil. 6) Die Fraͤnki⸗
ſchen. Sie find hochbeinig, langgeftrecft und meift
roth von Farbe. Sie werden 9 Centner und ſchwerer
gemäjtet, und ſtark nad) Frankreich verbandele: Im
Jahr 1775 wurde zu Nuͤrnberg ein Ochſe von 25
Centner und 40Pfund geſchlachtet. Er hatte 3 40 Pfund
Talg und die Haut wog 79 Pfund, Im Jahr 1692
wurde aber in Lincolnfchire ein Ochſe gefchlachter,
der obigen am Gewicht noch weit übertraf, denn er
wog 35 Centner und 77 Pfund, |
Bam Zuchtrindvieb verlangeman folgende Eigen«
ſchafften: — Das Kuhkalb muß ſchoͤn gewachfene
> ‘ e Hör:
v
i
Der Ochs. 229
Hörner, mittelmäßig lange» Beine, einen ſchlanken
Leib, und einen guten Anfag zum Eyter haben, und
von einer Mutter abftammen, melche viele und gute
Milch giebt. Ein Bulle hingegen muß einen fur
zen dicken Kopf und breite Stirn, ſchwarze Augen,
dicke, ſchwaͤrzliche Hörner, eine breite, ftarfe Bruſt
und Hals, einen langen $eib und langen baarigen
Schwanz haben, und wo moͤglich dunfelbraun oder
ſchwarz von Farbe ſeyn. — ‚Die rothbraune Farbe
ſcheint beym Rindvieh die natürliche zu feyn; man
trifft es aber. von allen Farben ans Doc) liebe man
das graue, weiße, blaßgefärbte und gefleckte deswe—
gen nicht, weil es von Fliegen, Bremſen, und anderm
Ungeziefer weit mehr, als das braune, rothe und
ſchwarze gequält wird.
Wenn feine Ausartungen entſtehen follen,' fo
dürfen die Kälber nah) 18 Monaten nicht mehr mit
dem ältern Rindvieh unter einerley Heerde feyn, um
die zu frühzeitige Bermifchung zu verhüten, wodurch
ſchwache Mütter und ſchwache Kälber entſtehen; die
Kuhkaͤlber dürfen vor dem dritten Jahre nicht zum
Schfen kommen, und die Dchfenfälber muͤſſen bey gu—
tem Futter drey, oder beffer, Damit fie ganz ausge=
wachſen find, vier Jahre alt feyn, ebe fie zur Begat—
tung (Befpringen, Reiten) zugelaffen werden, und
die Ochſen dürfen nicht länger als drey Jahre bey eis
ner Heerde bleiben, um dadurch die Begattung mit ben
‚jungen Kuͤhen, die von ihnen abſtammen, zu verhuͤ⸗
ten, müffen alsdann entweder mir Ochfen von andern
Heerden vertauſcht, oder gemäfter und geſchlachtet
und überhaupt nicht länger, als bis in ihr neuntes
Jahr zum Befpringen gebraucht werden. Ein einzi«
‚ger Ochfe ift übrigens vermögend fechszig Stuͤck Kuͤhe
| DB. au
—
230 Der Ochs. | ®
zu befruchfen, allein man geftattet ihm mif groͤßerm
Vortheile nur vie Hälfte zu. Den Reiz zur Begat⸗
tung fuͤhlt das Rindvieh gewoͤhnlich im Fruͤhjahr und
zu Anfange des Sommers. Um aber neue Milch,
‚und Kälber zu allen Zeiten zu haben, fo macht man
die Kühe durd) einige Bründlinge *) oder durd) ge«
ſtoßenen Hanf oder gerofteren Hafer mit Salz ver
miſcht, zu der beliebigen Zeit hitzig. Die Kühe tra⸗
gen 283 bis 285 Tage, und diejenigen, welche das
zweyte und dritte Kalb befommen, müffen vier Wo
hen vor dem Kalben und vier Wochen nach demſelben
mit einem lauen Getränfe von ſchwarzem Mehle,
Kleyen und ſchlechtem Getraide, und mit gutem
Graß, Heu, und Wurzeln gefuͤttert werden, damit
ſich die Milchgefaͤße erweitern, und die Eiter groß
und gefuͤllter werden. — Kaͤlber, die verkauft werden
ſollen, brauchen nicht länger als vier bis fehs Wochen
die Muttermilch zu geniefien. Laues Getränke mit
Mehl vermifcht, macht fie feet, und nad) fechs bis fies
ben Wochen find. fie zum Schlachten am. beften.
Diejenigen aber, welche man zur Nachzucht aufgeſtellt,
müffen die Milch drey Monate und drüber haben,
wenn fie recht gut werden follen, von Kuͤhen genoms»
men werden, Die das driffe, vierte oder fünfte Kalb
befommen, viel Mild) geben, und deren Milch mehr
Butter als Käfe macht, und muͤſſen vor oder kurz
nach Weyhnachten gebohren ſeyn.
Es iſt ausgemacht, doß folgende Schweizerart,
die Kaͤlber zu erziehen, die beſte iſ. Das Kalb darf |
noch derfeiben niemals an der Mutter faugen, fondern
menn es von derſelben abgeleckt iſt, ſo melkt man ſie,
und ſetzt die Milch dem Kalbe in einem an
| irr
e) Cobitis barbatula. Lin,
Der Ochs. N >;
ſchirre, in welches man die Hand verkehrt legt, ſo daß
der Daumen nur aus der Milch hervorragt, vor.
Nenn es dakn an dem Daumen zu faugen anfängt,
fo zieht man ihn in das Geſchirr zurück, nimme bier
cup die Hand ganz heraus, und es wird forttrinfen.
Diefe Taͤuſchung wird fo lange wiederholt, bis ‚das
Kalb diefe Nahrung ohne Daumen zu fih nimmt,
und zwar täglich dreymal. Drey Wochen lang be=
komme es die reine Muttermilch, in der vierten gießt
man ein wenig milchwarmes Waſſer unter dieſelbe,
in der fünften den dritten Theil, in der ſechſten die
Hälfte Waffer, in der fiebenten 3 Waffer, und endlich
nach der fiebenten bekommt es mild;varme Molke,
Braucht man in ver vierten Woche die Milch, fo kocht
man grobes ſchwarzes Brod in Waſſer mit etwas
Milch vermifche zu einem Brey, und giebt ihm davon
dreymal des Tages. Start füger Mil Fann auch)
ſaure oder Buttermilch gebraucht werden, wenn man
viele Kleyen und ſchwarzes Brod einmengf. Unter
diefer Koſt verfließe ein Vierteljahr. Mach diefer
Zeit erhält es entweder faure Milch oder Molfe mit
gekochtem Seinfaamen, Oehlkuchen oder Nachkorn,
und nach vier ganz verfloſſenen Monaten fuͤttert man
63 mit gutem Heu und Hafergarben, und traͤnkt es mit
Milchmolken. Das ganze erfte Jahr befomme es
denn gewöhnlich Fein Gras ober grünes Futter, und
erft im zweyten wird mit Gras, und befonders mit
Klee im Stalle die Fütterung fortgeſetzt; doc) kann
man auch mic der gehörigen Vorſicht Luzerner und
Klee im erfien Jahre füttern. Die guten Wirkun—
gen diefer legten Merhode find, daß die Kälber Feine
Haare einfaugen, die Kühe und Kälber beym Ent»
woͤhnen nicht nach einander fehreyen, die Milch gehoͤ—
| NIT ern ak rig
E Da Oche
rig aus dem: Eiter gezogen wird, und die Kälber ale |
zeit größer und ſtaͤrker werden müffen, als nach der
vorigen Erziehimgsart. — Im erfien Winter erfors,
dern die Kälber befondere Auffiche und Wartung;
denn diefer macht eigentlich ‚pen gefährlichften Zeit
raum ihres Lebens aus. Im folgenden Sommer
werden fie alsdenn ſchon ſtark genug, um ven naͤch⸗
fien Winter nichts mehr fürchten zu dürfen. Da fie
unter zwey fahren noch fein Zeichen des Alters has
ben, fo werden fie im erſten Jahre Abſetzekaͤlber
oder Zucht£älber, im zweyten aber Verſen und
Stiere genennt. — Von Kuͤhen, welche gut ans
Fleiſch ſetzen, und nicht viel Milch geben, bindet man
die Ochſenkaͤlber an. — Das Verſchneiden geſchieht
entweder in den erften Wochen, oder wird, wie einige
lieber wollen, bis ins zweyte Jahr verfchoben, weil.
alsdenn erit ver Anfag zu einem flarfen Halfe und
Bruſt, und zur Größe und Stärfe da ift, und jetzt
erſt Die fehönften als Bullen zur Nachzucht aus—
geſucht werden können. Allein länger darf auch diefe
Operation nicht verfpart werden, ſonſt mildern fie
ſchon, und wachſen nicht mehr fo gut ?).
Das Rindvieh lebt fuͤnf und, zwanzig bis drey⸗
fig Sabre, zwanzig Jahre find aber ſchon drüdend
für daffelbe, und ihr ergiebiger Nutzen börf mit dem
Ne auf. Das Alter ‚derfelben erkenne man theils -
N aus
&) Auch Abe Trieb zur Rortpflanzung verliehrt ſich als⸗
denn nicht, und fie pflegen ſich noch immer hitzigen Kuͤ⸗
den mit großem Nachtheil zu näyern. Denn faft das
bloße Berühren des Ochfen erzeugt an den Sefchlechtös-
theilen der Kuh gewiſſe Fleifchgewächfe oder Warzen,
welche wohl von einer. unteifen etternden Saamens _
moterie entfliehen, und durch ein glühendes . wie
> der vertrieben werden müffen.
Der Ochs 233
aus den Vorderzaͤhnen, theils aus den Hoͤrnern. —
Das Kalb hat im erfien Viertehjahr 8 fymale Vora |
derzaͤhne Miilchzaͤhne). Dieſe verliert es nach und
nach bis ins dritte Jahr, und bekoͤmmt dafür 8 breie
tere, längere und feftere (Schaufeln).. Nach dem
vierten Jahre, wenn die Kalbin zum erftenmal geboh⸗
‚ren bat, tritt an die Wurzel der Hörner, dicht am
Kopfe ein Ring hervor, der ihr fünftes Jahr andeus
tet, und fo geht es von Jahr zu Jahr fort. Doch
leidet dieß Kennzeichen an den. Hornringen viele Aus
nahmen. ad) dem fechften Kalbe, welches allemal
die Zeit ſeyn ſollte, wo die Kuͤhe gemaͤſtet und geſchlach⸗
tet würden, erkennt man ihr Alter an der Ungleich—
heit und Stumpfbeit der Zähne und an dem Zahne
fleiſch, Das ſich, je älter fie werden, je mehr ablößt,
fo daß man in ihrem hohen Alter einen großen Theil
der braunen Zahnmwurzeln fieht.
Die Ställe, welche dem Nindvieh zum Aufente
balte angemwiefen werden, muͤſſen hüftig, trocken und
gegen Hige und Kälte gefichert fen, und ein jedes
Stück muß einen Raum von zwey Ellen in der Brei⸗
se einnehmen koͤnnen. Alle Morgen erfrifcheman den '
Stall mie neuer $uft, reiniget die Tröge, und waͤſcht
fie, wenigftens fo oft man ausmiftee oder fireuet, mie
Salzwaſſer aus. Sollen viefe Ihiere wohl gedeihen,
fo müffen fie eben fo wie die Pferde alle Tage geftries
gelt, werigftens mit mwollenen Tuͤchern oder naffen
Strohwiſchen abgemifcht, am Schwanz und Klauen
gereinigt, und im Sommer zuweilen gebadet und abe
geſchwemmet werden. Diejenigen, welche Summer
und Winter im Stalle bleiben, muͤſſen zuweilen auf
den Hof gelaffen werden, meil ihnen fonft das Horn
an den Klauen zu groß waͤchſt und dadurch das Gehen
„5: erſchwert
5. re.
erſchwert wird. — Ben der Nahrung des Rinde -
viehs hat man vorzüglich darauf zu fehen, daß es fatt
und gut gefüktert werde. Es giebt in Deutſchland "
jetzt ziveyerley Arten der Kuhwirthſchafft. Erſtlich,
wo die Kuͤhe, nebſt der Hutweide in Feldern und
Mäldern, wohin fie im Sommer alle Tage getrieben
werden, auch noch befondere Nahrungsmittel im Stals
fe verlangen. Zweytens, wo die Kühe beſtaͤndig,
Sommer und Winter im Stalle bleiben, und feine -
Hütweide genießen. Bey der Stallfütterung muß.
man vorfichtig zu Werfe gehen, weil der Klee wohl
ſehr nahrhaft ift, aber auch leicht aufbläher, befonders
wenn er zu jung genoffen wird. Im Herbſt und
Fruͤhjahr muß man daher das Vieh nad) und nad) an
Die gruͤne und trockene Fütterung gewöhnen, und man
ehue am beten, wenn man ihm halb Klee und halb
Stroh zu groben Heckerling gefchnitten vorlegt. Ue⸗
berhaupt iſt das Zerſchneiden alles langen Futters fuͤr
jedes Vieh ſehr gut. Das Aufblaͤhen wird auch da⸗
durch verhindert, wenn man das Vieh erſt ſaufen laͤßt.
Wenn man im Winter von den Kuͤhen den gehoͤrigen
Mugen an Miſch haben will, fo iſt noch mehr Ab—
mwechfelung im Futter nöthig, als im Sommer. Sie
bekommen daher immer abwechfelnd täglich viermal
gebörrten Klee, Heu, Grummt, Erbfen- Korn: Wai⸗
zen-Gerften - und Haferftrob; darzwifchen aber erhals
ten fie des Tages zweymal eine Siede von Heckerling
vermifche mit etwas Salz, Kieyen, Gerftenfhreot,
Trebern, oder Dehlfuchen, geftampften weißen, rothen
Küben, Nunkelrüben, Erdkohlruͤben, Krautdorſchen,
Erdaͤpfeln, Obſtabfaͤllen, und andern Abgaͤngen in der
Kuͤche, die in einem beſondern Faſſe (Spuͤlichfaſſe)
aufgehoben werden. Dabey muß man aber zwiſchen
je jedem
Der 08 235 °
jedem Futter das noͤthige Wiederkaͤuen abwarten,
Ihr Getränfe muß ebenfalls kalt feyn, und darf nur
hoͤchſtens mit etwas warmen Waffer abgefchreckt wera
den, weil warmes Getränfe feine Kraft verliert, das
Vieh ermattet, und ihm unnöthigen Schweiß aus—
greibe. Eine Milchkuh muß vor allen Dingen viel
Waſſer befommen, wenn fie viel Milch geben foll,
und man fagt, daß der große ſchwarze Rettig und die
Paſtinake die Mitch ſehr ftark vermehrten.
Bey der Maſtung muß jeder Oekonom ſich nad)
feinen Umftändenrichten. Doch giebt es gewiſſe Bora
theile, deren man fich ohne große Unfoften bedienen
fann, und die fowohl die Maftung befchleunigen, als
auch verbeffern. Man legt nämlich einen Stüd Mafts
vieh täglich viermal in gleichen Theilen vermifcht Heu
und Grumme vor; giebe ihm nach jeder Mahlzeit kuͤh⸗
les Waffer mie Gerftenfchrot oder Trebern, und nad)
dem Wiederfäuen vier Hanvevoll gefchrotene Wirken,
mit einer Handvoll halb Satz und halb Salpeter ver⸗
miſcht. Bey diefer Fürterungsart erfpart man die
Zeit, das Vieh wird in 6 bis 8 Wochen fert, nicht
frank, und der Aufwand des Salzes und Salperers
erfegt das dadurch erhaltene Unfchliet veihlih. Im
Eommer nimmt man ftatt Heu und Grummt Klee,
Mnter allen Rrankbeiten, die das Rindvieh
auszuftehen bar, ift Feine fürchrerlicher, als die Horn⸗
vichfeuche, eine wahre peftartige Krankheit, vie in.
wenigen Wochen ganze Laͤnder verheeren kann. Sie ift
bloß dem Nindvieh eigen, und für Fein anderes Vieh
anſteckend. Dielirfachen derfelben fchreibt man anbale
gender duͤrrer Witterung, ftaubiger Weite, unreinem
Getränfe, Pfüsenfaufen und dem durch böfe Duͤnſte
und Debel verdordenen Futter zu. Hieraus entjicht
eine
236 Dar Ochs.
eine Faͤulniß und Entzündung der Säfte, die ſich ans
fangs durd) Froft und Hitze, Verftopfung oder Durch-
fall, in der Folge aber durch Ausfließung der Hafen,
Aufſchwellung der Augen und Keuchen äußere. Dieß
legtere find gewoͤhnlich die Vorboten des Todes, der
bey manchen in zwey, bey andern in zwoͤlf Tagen er⸗
folgt. Sehr wenige uͤberſtehen dieſe Krankheit; denn
ſie kann gluͤcklicher verhuͤtet als geheilt werden. Thiere,
die Stallfuͤtterung genießen, befommen fie bey gehoͤri—⸗
ger Einrichtung nie; auch weiß man Beyſpiele, daß
das Vieh, welches beſtaͤndig und ſtark mit Leinkuchen⸗
mehl gefuͤttert worden, mitten in der Viehſeuche un⸗
ter dem angeſteckten frey "geblieben iſt. Auch
ſaure Aepfel oder Ertract davon retten und bewahren
es. Mit fehr glücklichen Erfolge hat man in Hell
ſtein diefe Seuche, wie bey den Kindern die Dlattern,
inoculirt. Denn da das Thier nur einmal damit bes.
fallen wird, fo ift man nachher ſicher. Man kann
Dabey den Körper gehörig zubereiten, welches dann
nicht möglich ift, wenn fie unvermuthet fommt. Man
impft fie aber nicht eher ein, als bis die Seuche in
der Naͤhe iſt, und auch feinem jungen oder ſchon ange»
ſteckten Thiere. Es gefihieht mit einem baummolle-
nen Faden, den man in die eiternde Materie eines
nicht zu gefährlich kranken Thieres, die ihm aus der
Naſe oder den Augen fließt, getaucht bat, Diefen
zieht man mit einer Packnadel durd) die Haut. am Hin-
terbacfen, doch fo, daß das Thier nicht mit dem Maul
dazu fommen kann. Zwiſchen dem dritten und ſech⸗
ften Tage läßt man ihm zur Ader, und giebt ihm flei-
fig Salpeter. Am fechften | Tage ftelle fich die Seuche
ein, und dann zieht man den Faden wieder heraus. —
Wenn ein Rind an diefer Krankheit geftorben ift, “
ma
Der O8, 137
muß es fogleich tief vergraben und mit Kalch verfchlit»
ter werden. — Bey fihlechter Witterung, beſonders
großer Hitze und Dürre, bekommt das Rindvieh zue
weilen eine Peftblatter von der Größe einer Hafelnuf,
an der Zunge, zwiſchen ven Klauen, oder am Ende des
Afters, die zwar nicht anfteckend, aber doch toͤdtlich ift,
Man reibt fie mit einem Tüchelchen, das in Salzwaſ⸗
fer getaucht ift, auf, und beftreicht auch wohl die Stels
len, wo die bleyfarbigen Blaſen ftanden, mit Theer, —
Wenn das Vieh naffen Klee, bethaute oder zu fette
Kraͤuter in zu großer Menge genoffen bat und davon
aufſchwillt, fo vermifche man £ Pfund Leinoͤhl mie
einem Noͤſel lauer Milch, und gießt es. ihm ein. Iſt
aber die Haut fehen wie eine Trommel gefchwollen, fd
muß man mit dem Stiche helfen, welcher auf der lina
ten Seite zwifchen der legten Hüfte, dem Huͤft⸗ und
Kreutzknochen in der Miete der Weichen mit dem Troa
far oder einem großen Brodmeſſer gefchieht. Der
Wind fahre zu diefer Oeffnug beraus, und ber Leib
fenkefich wieder. .— Das Blutharnen, welche Krank⸗
beit diefe Thiere befonders alsdann befällt, wenn fie
in mwaldigen Gegenden im Frühjahr Kräuter freffen,
auf weiche der Blumenftaub der Fichten und Kiefern
gefallen ift, oder wenn fie zu viel Hahnenfuß verzehre
baben, file + Loth Alaun in 6 Noͤſel Milch aufge
löft, und auf einmal eingegeben, fo wie Schmeinee
fert, Heu und öfteres Ealtes Getraͤnke. Wenn bie
Krankheit heftig ift, ſchlaͤgt man auch eine Ader, —
Den Durchfall ftopft ein Hühnerey oder Malz, und
iſt er befiig, blauer Thon eines Eyes. groß in ware
mien Waſſer aufgelöft, Die fogenannten Franzoſen
des Rindviehs find eben das, was die Finnen bey der
Schweinen find. Das Fleiſch von folhen a
| CR
©
238 Der Ob
iſt daher auch unfchädlich, obgleich die Kaldaunen, an
. ‚welchen die Waflerblafen oft in ungebeurer Menge
hängen, eckel ausfehen. — Geſchwulſte und Ge⸗
ſchwuͤre am Eyter und andern Theilen des Körpers
‚heile man durch einen Umſchlag, der aus einen Brey aus
‚Seinfaamen in Milch gekocht befteht. — Blaue und
blutige Milch entſteht vom Genuße gewiffer Kraͤu⸗
ter, als kleinem Sauerampfer und Hahnenfuß, und
von unordentlicher Diaͤt. Abwechſelndes und gutes
Futter hilfe gleich wieder. — Zwiſchen ver Haut des
indviehs halten ſich noch Feinde auf, die kraͤnklichem
undmagern Biehe ſehr nachtheilig werden koͤnnen. Es
find dieß die fogenannten Engerlinge, die in großen
Beulen, die man Daſſelbeulen nennt, fieden. Ein
gewiſſes Inſekt, in Geftalt einer Fleinen Hummel, die
: &chfenbremfe °) legt ihre Eyer auf die Haut, und
Die Maden, die daraus entftehen, werden die Engers
linge, die im Mai die Haut durchbohren, ſich auf die
‚Erde fhürzen nnd verpuppen.
‚Der Nutzen des verfchnittenen Ochfen in der
Landwirthſchafft, befonders in bergigen Gegenden,
üft befanne genug. ben fo der Vortheil, den das
Rindvieh überhaupt durch feinen Dünger, und die
Kuh dur ihre Wild), Bahm und Kafe leiſtet.
Bon dem gefchlachteten Rindviehe benutzt man vorzügs
lich) das Fleiſch. Mit dem geräucherten und einge»
pöcelten wird in den Seeftädten für die Schiffe ein
großer Handel getrieben. Das Hamburger geräus
cherte Rindfleifch ift als wohlſchmeckend und gefund
berühmt. Die Braunfchweiger Cerwelatwürfte wer⸗
den vorzüglich vom Rindfleifche gemacht. Außerdem
wird faft alles vom Rindviehe benußt, Haut, Haa⸗
4 Ei har te,
) Oefttus bovis. L, j
=,
—
Der Auerochſe. 9
re, Aörner, Hufe, Knochen u. fm. Dieß alles
aber wird in der Technofogie abgehandelt. Noch iſt
zu bemerfen, daß das Blut zu Berlinerblau u. d. g.
gebraucht wird, die Blaſe zu pnevmatifchen Betten, bie
Bedsrme zum Wurftfüllen und zu Luftballons, und
die gebrannten Knochen zu Gefäßen, in welchen
Metall geſchmolzen wird, und zu Beinſchwarz. In
neuern Zeiten bat man auch den Aufenthalt in Kühe
ſtaͤlen fehwindfüchtigen Perſonen angerarhen,
welchen die Einathmung diefer Dünfte fehr heilſam
ſeyn fol.
b) Der Auerodhfe 9).
Yon diefem ſtammt, der größten Wahrſchein⸗
‘fichfeie nad), unfer zahmes Rindvieh ab, Er war
fonft auch im Thüringer: und Harzwalde zu Haufe.
Jetzt findet man ihn noch wildin Polen, Lithauen und
Sibirien. Der Auerochſe iſt zwar größer, grimmis«
‚ger. und milder von Anfehen, als der zahme Ochs,
hat haͤaͤrige Schultern, Genick und Bruſt, Furze,
ſchwaͤrze und geſichelte Hörner, einen kurzen und ſtar⸗
fen Hals und Kopf, hochſchultrigen Ruͤcken und nie
drigen Hinterleib und eine bejtändige Farbe, welche
ſchwarzfahl ift mit einem mäufefahlen Streifen auf
dem Rücken; allein demohngeachtet darf man ihn als
Stammoater anerfennen, wenn man bedenkt, wie.
viel die Zaͤhmuug und die Verſchiedenheit des Futters
auf die, Thiere wirkt, fo daß, mie wir oben gefehen
haben, das zahme Rindvieh felbft nad) Verſchieden⸗
heit, des Klimas und befonders der Nahrung von ver«
ſchiedener Größe, Farbe und Wuchfe iſt, fo daß man
fogar in’ Island, England und aud) in Thüringen
Rindvieh (Kolbenkuͤhe) antrifit, welche ihr vorzüglich
fies
d) Bos (Taurus) Urus f, ferus. L. L’Aurochs, Buff.
240 Der Buͤffelochſe.
ſtes Kennzeichen die Hörner nicht haben. Er iſt st
Ellen: hoch, und 54 Ellen fang, und wiege gegen
2000 Pfund. In feinem Kopre bat er-unglaubliche
Stärke, wirft in Thiergefechten Stiere, Bären ze. in
die Höhe und rise ihnen den Bauch auf, & frißt
Graf und Rinden, vermehrt ſich mit den zahmen
Kuͤhen, fein Fell iſt dick und vortrefflich, und aus feie
nen weiten Hoͤrnern machten unfere Vorfahren Trink⸗
gefaͤße. DAT — 1
' 2. Der Büffel ®). jr
Sein Vaterland ift Alien und Nordafrika, man
finder ihn aber auch Hin und wieder in Deurfchland
als Hausthier, und die Savoyarden führen ihn zumei=
len unter dem Namen des Meerochfen herum, und eve
zählen dabey die Gefchichte des Flußpferdes, Er hat
in der Bildung viel Aehnlichkeit mie dem gemeinen
Dchfen, doc) ift er größer, ſtaͤrker und fchwerer. Er
wiege geroöhnlih 1000 Pfund, wovon die Haut al-
fein 100 Pfund ausmacht, Der Kopf ift im Ver⸗
haͤltniß gegen den Körper Elein, und die Hörner find
vorne and hinten platt, am Ende zugefpist und
- drehen ſich einwaͤrts. Mebrentheils it die Haut
ſchwarz, mit einzelnen borftenartigen Suaren. Es
ift ein plumpes, wildes, zorniges Thier, dem man,
wie dem Bären, einen Ning in die Naſe legen muß,
um es zu regieren. Die rothe Farbe ift ihm fo ger
haͤßig, daß er bey Erblickung derfelden ganz unbäne
Dig wird; Feuer aber fegt ihn in Furcht. Er nimmt
bey feiner großen Gefräßigfeie mit dem fchlechteften
"Sutter vorlieb, als Erbſen-⸗ Bohnen: und Hirfens
ſtroh, geht mit dem Rindviehe auf die Weide, zieht
am Pfluge und vor ven Wagen, fo viel als zwey Pfer⸗
Ir. . RR de,
e) Bos bubalis. Lin; Le Buſſle. Buff, j
Amerib, Bifon; Miisfusochft. Tibet, Buͤffel aau
‘de, und ift indiefer Nückficht ein nuͤtzliches Hausthier,
Steifb, Milch Zaut, Haare, Hörner, Blauen,
Rnochen und Miſt wird wie bey dem zahmen Ochs
ſen benußgßtt era? ws
‚3. Der Amerikanifche Bifon ).
Er ift weit größer, als der gemeine zahme Ochſe
und das größe Sandtbier'der neuen Welt. Der Kopf
und Hals hat eine fehr lange Mähne, und der
Ruͤcken einen hoben Hoͤcker; die Farbe ift ſchwaͤrz⸗
lich. Er wird oft mit einem ähnlichen Europaͤiſchen
Thiere (dem Europaͤiſchen Biſon) verrvechfelt. Sein
Aufenthalt find diefumpfigen Wäldervon Nordames
rifa,' wo er fich in fo ungeheurer Menge befindet, daſß
bey einer Jagd oft 1500 bis 2000 getoͤdtet werden,
Die Stiere werden fo fett, daß man zu Zeiten von
einem einzigen" 150 Pfund Talg befümmt. Das
Fleiſch der Kübe wird dem Fleifche der Stiere vorges
zogen. Die Haͤute werden auch, mic Farbe gebaize,
zu leichten Bettdecken in Franfreich zes gebraucht.
4. Der Muskusochſe 2) |
wohne im nördlichen. Amerifa in felfigen öden Ge⸗
genden, iſt nicht größer als eine Hirſchkuh, hat aber
2 Fuß lange Hörner, die an der Wurzel auch 2
Fuß breit find, und 60 Pfund wiegen. Das feis
dene dunfele Haar ſchleppt faft auf der Erde. Man
finder Heerden von 20 bis 30 Stuck beyfammen. Das
Fleiſch Ay nad) Moſchus, befonders das Herz
ehr ſtarf. hi |
ehe 5. Der Tibetanifche Büffel ?). |
aus dem nördlichen Afien iſt einem Stiere ähnlich, nur
ae
f) Bos americanus, Lin. g) Bos möfchatus, *
) Bos grunniens. Lin. La Vachede Tartarie. Buff,
Bechſteins kurzgef. N 8.2289. 8.
242 vH * Afrikaniſcher Buͤffel. ki BD
hat er einen langhaarigen Schwanz, der dent
Pferdeſchweife 9 und deſſen Haare in gro⸗
ßem Werthe ſtehen. Stirne, Ruͤckgrat, Schwanz
und Fuͤße ſind weiß. Die Chineſer wiſſen dieß weiße
lange Haar recht brennend roth zu färben, und fragen
faſt durchgängig Quaſten davon auf Ihren geflochtenen
Sommerhuͤten. Das Fleiſch der Kälber iſt ſchmackhaft.
. Der Afrikaniſche Büffel’). fe
Er wohnt in den. Wäldern in den Gegenden
des Vorgebirges der guten Hoffnung, iſt ohngefaͤhr
8 Fuß lang, st Fuß hoch, und fo ftarf, daß der Lö
we. im Zweykampf mit ihm oft-unterliege. Man hat
bey mehr als einem Büffel auf der Naſe die Narben
der eingedruckten Loͤwenklauen gefunden, ‚Die Hör:
ner find an der Wurzel fehr weit, und Die Maͤh⸗
ne iſt kurz. Er falle oft plößlic Menfchen und Thie-
ze aus einem verborgenen Ninterhalte an, wirft fie
nieder,» zerquetſcht fie mit den. Hörnern und Füßen,
und lecke felbft mach ihrem Tode ihnen das Fleiſch zu
wiederhöltenmalen » ab, Sein Fleiſch iſt grob,
aber wohlſchmeckend, und die Haut feft und die.
2... 808. eilfte Kapitel. 2
FESTE EDER
Die Thiere mit einem Pferdegebiß 9... -
Die haben in beyden Kinnladen ſchief abgefiumpfte
Jorderzaͤhne und Hufe an den Füßen; daher fie
nie Bäume befteigen. Die Eyter liegen jwifchen den
Hinterbeinen oder am Bauche. Ihre Nahrung
nehmen ſie vorzuͤglich aus dem Pflanzenreiche. Die
meiſten ſind als nuͤtzliche Thiere faſt über die aa
— ae) DEE Bi rn rde
BD) Bos Caffer, Lin. 1) Belluae, © N
Das Pferd, 242
Erde verbreitet. Man kennt bis jeht vier Gattun ·
gen und vierzehn Arten.
Die fünf und dreyfigfte Gattung.
Das Pferd ’).
Ja der obern und untern ‚Kinnlade ftehen ſechs Vor⸗
derzaͤhne; die obern ſtehen ſenkrecht und parallel,
und die untern mehr vorwaͤrts gerichtet. Die einzel⸗
nen Eckzaͤhne find von den Vorder⸗ und Backenzaͤh⸗
ne abgefondert. Die Füße haben einen Zur und
zwifchen den Hinterbeinen figen zwey Eyter. Dieſe
Gattung enthaͤlt auch 2 Baſtardtarten. Im *
giebt es 6 Arten. ' Ana
01 Das Pferd”).
Die Kennzeichen der Are find: Es hat —
ige Ohren, am Halſe eine Maͤhne und ei⸗
> ——— Schweif.
Das Pferd, das wegen ſeiner vortrefflichen Cie
genfchafften vor allen zahmen Thieren einen großen
Vorzug bat, ſtammt ebenfalls, wie jene, von einer
wilden Race ab, die flein, dickkoͤpfig und unanfehne
lich jeyn, und nod) jegt in Arabien, Sibirien und in
“der großen Tatarey gefunden werben foll ?). Es vere
dankt alfo feine Schönheit und Vorzüge vornämlich
der Erziehung von Menſchen. Ob es gleich vom
. Schöpfer eine Natur befam, die unter allen Him—
melsftrichen, wie die menfchliche, ausdauern kann,
fo ist doch ein mehr warmes als faltes Klima feiner
Natur am angemeffenften; denn in allzu heißen und
allzu Falten Laͤndern verliett es, wie die Erfahrung
Q2 lehrt,
D) Equns, m) ——* Caballus. Lin. Le Cheval. Buff,
n) Andere halten dieß fuͤr verwilderte Pferde, und
glauben nicht, daß es nach urſpruͤnglſch wilde *
2 7 Das Pferd.
lehrt, von feiner natuͤrlichen Guͤte. — Nach ven ver⸗
ſchiedenen Himmelsſtrichen und Nahrungsmitteln in
derſelben hat es auch eine verſchiedene Bildung bekom⸗
men, die zwar im Ganzen dieſelbe bleibt, aber durch
die Proportion der Theile, da man auf diefes Thier,
vorzüglich’ achtet, doc), auffallend genug wird: ı Man
‚bemerkt daher als vorzüglich folgende Kietionab |
pferde. eere—
END" Die Arabifeben:‘ Die ſchoͤnſten M erde
Man macht dreyerley Abtheilungen unter ihnen: a) die
‘edlen, b) die mittleren und e) die ſchlechten. Alle
ſind von mittlern Wuchſe, mehr mager als fett, Teiche,
geſchmeidig, feurig, ſtolz und dauerhaft... Von ihnen
fiammen die fhönften Pferde in den meiften ändern
her! Meber die edlere Arc hält man Stammbaͤume,
undder Adel kann kaum forgfältiger uͤber feine Ahnen
und ‚Gefchlechtsregifter hatten, als man in Arabien
den Stammbaum der edlen Race bewahrt, und Ver⸗
miſchung derſelben mit · unedlem Gebluͤte verhuͤtet.
Man hat ihre Abkunft bereits 2000 Jahre aufgeſchrie⸗
ben, und: glaubt, daß fie urſpruͤnglich von der Stute⸗
rey des Königs Salomo abſtammten. Bey der Ge⸗
burt eines ſolchen Fuͤllen ſind Notarien und Zeugen
gegenwärtig, und dem Kaͤufer wird dieß gerichtlich
beftätigte Stammregiſter zu feiner Sicherheit einge:
haͤndigt. Allein das ſchlechteſte Pferd wondiefer Race
verkauft man auch nicht leicht unter 500, bie beiten
- aber für mehrere tauſend Thaler; Ein folches Läuft
in Einem Tage achtzehn bis zwanzig Deutfche Mei-
len Je 2, Die Darbarifchen. Der Kopf ift
rast 2* ſchoͤn,
) Die ſchoͤnſten Pferde in der Welt hat Bruce auf ſei⸗
ner Reiſe nach Abyſſinien nicht in Arabien, ſondern in
Mubien andere
—
?
| 3 Das Pad. - 245
ſchoͤn und⸗klein, und der Hals lang und fein; bie
Mähne duͤnn; der Koͤrper ſchmaͤchtig und die Farbe
gewöhnlich grau. Die Höhe iſt 5 Fuß. — 3. Die
- Spanifcyen: Der Kopf iſt groß; die Obren fang;
- ver Hals ftarf und lang; die Maͤhne dick; die Bruft
breit; Bas Kreutz rund; der Körper ſchwer; die Far⸗
be fchwarz, auf der Stirn weiß gezeichnet; das Des
tragen ſtolz und Eühn, und der Gang fchön und reis
zend natürlich. — — Die Englifchen. Es find ſehr
ſchoͤne, hohe, langgeſtreckte Pferde, mit einem klei⸗
nen Kopfe, einer krummen Nafe,, fteifen kleinen Ob-
ren, und dünnen Beinen, brauner, ‚gelber und ges
flekter Farbe. Sie ſtammen von Arabiſchen und
Barbariſchen Pferden ab, und find wegen ihres feiten
Frießlaͤndiſchen Pferde bekannt.
Trittes, großen Schrittes, und wegen ihrer Geſchwin—
digkeit beruͤhmt genug. — 5. Die Neapolitani⸗
ſchen. Sie haben einen dicken Hals, großen Kopf
und krumme Naſe, ſonſt einen vollkommenen Wuchs
und einen ſtolzen Anſtand in ihren Bewegungen. Sie
ſind ungelehrig, boshaft und eigenſinnig, laufen und
ziehen aber gut. — 6. Unter den Deutſchen ſind die
Hollſteiniſchen und Meklenburgiſchen vie ſchoͤn⸗
ſten. Daß es aber ſo wenig eigene gute Pferde in
Deutſchland giebt, koͤmmt von der Einführung aus«
Ländifcher Hengfte (Befcheler) und Zuruͤckſetzung felbft
gezogenen guter Hengfte ber. Schlechte auslaͤndiſche
Beicheler, die man herbey zog, weil es Mode war,
Fremde Pferde im Geftüte zu haben, verdarben unfes
re dauerhaften gueen NRacen. Demohngeachtet trifft
man noch hir und wieder fehr dauerhafte felbftgezoges
ne Zugpferde an. — Noch find in Deutſchland auch)
die Daͤniſchen, Polnifchen, Ungariſchen und
83 Außer
246 Das Pferd
Außer dem ſchoͤnen Körperbau ?), der Feinheit
und dem Ebenmaße der Glieder, worin das Pferd un-
ter den vierfüßigen Thieren wohl nicht feines Gleichen
finden dürrfe, empfiehlt es ſich auch noch beſonders
durch Schnelligkeit und Stärke, Es ift im eis
gentlichen Verſtande gefchwinder, wie der Wind,
Denn man hat ein Beyfpiel, daß ein Englifches Pferb
beym Wettrennen in Einer Sekunde 88 Englifhe
Fuß gelaufen iſt, da hingegen der allerheftigfte
Sturmmwind, nad) einer genauen Berechnung, nur 66
Englifche Fuß in eben der Zeit zurüclegt, Die⸗
fes Wettrennen, welches aud) bey den Tatarn, Tuͤr⸗
fen und andern Völfern zum Vergnügen angeftellt
wird, zeigt freplich nur, was die größte Anftrengung
vermag, und diefe Fann nicht lange ausdauern. Aber
auch die gewöhnliche Geſchwindigkeit eines guten Pfers
des, die es ohne Schaden mehrere Stunden nad) ein⸗
ander forrfegen Fann, ift immer ſchon beträchtlich ges
nug, und für uns in vielen Fällen ausnehmend wich:
tig. Unter unfern Hausthieren fann fein anderes
in diefer Hinfiche feine Stelle erfegen. Auch in Ans
fehung der Stärke behauptet es diefen Vorzug. Der
Ochs ift zum Ziehen und nicht zum Tragen; der Eſel
zum Tragen und nicht zum Ziehen geſchickt; beyder
Eigenfchafften find im Pferde vollfommen vereinigt.
Ein Englifcyes Zugpferd ziehe drey bis vier Taufend
Pfund, und ein Laftpferd träge zwenhundert und zehn
Englifche Pfund, eine Saft, die felbit Fleinen ...
; en
2) Ich bediene mich hier der Worte des Hrn. Funks in
feiner fehr brauchbaren Naturgefchichte und Technolo⸗
ste für Lehrer in Schulen und für die Liebhaber diefer
Wiſſenſchafften. Braunſchweig 1790. iſter B. S.
45 u. f., de ich das hierher gehörige nicht heſſer
fagen und zufammenzugiehen wüßte,
Das Pferd. 247
len zu ſchwer feyn würde. — Meben ver Staͤrke bei
fiee es Herzhaftigkeit und Briegerifhen Much. Es
iſt das einzige Thier auf dem Erdboden, das mitten
im Getümmel der Schlacht weder flieht, noch in wils
de Wuth geräth, Schon das Ältefte Buch der Bibel
nahm diefen charafterifchen Zug in ein herrliches Nas
turgemälde mit auf — Es fpottet der Furcht, und
erfchricke nicht, und fleucht vor dem Schwerdte nicht,
wenn gleich ihm entgegen Flingee der Köcher, und
glänzer beyde Spieß und Sanzen. Es zittert und to—
bet (vor Ungeduld) und achtet nicht der Trommeren
Hall, — Der Elephant, dem es an Körperfraft und
Größe weichen muß, iſt feit der Erfindung des Feuers
gewehrs zum Kriege unbrauchbar. Der Blick des
Feuers hat für diefes koloſſaliſche und fonft ebenfalls
kuͤhne Gefchöpf etwas fo fchreckliches, daß es feiner
Kiefenftärfe vergißt und flieht, Dur beraufche hält
es allenfalls Stand, wie jeder feige Held. Und auch
in vorigen Zeiten, da der Gebraud) des Feuergewehrs
noch unbefanne war, machte der Schmerz der Wuns
den und der Anlick des Blutes ihn ſo wuͤthend, daß er
dem Heere, fir welches er ftriet, eben fo. gefährlich
wurde, als den Feinden, wodurch der Sieg nicht felten
verlohren gieng, Wie ganz anders beträge fich unfer
fireitbares Roß. Wie unerfihrocen im Feuer und
Nauchdampf! Wie heldenmütbig bey Verwundun⸗
gen! Mur da, wo auc) der tapferſte Krieger den Nas
eurgefühlen erliegen muß, ſieht man es wanfen und
finfen. Aber fein Angftgefchren, Fein Klageton ent⸗
faͤhrt ihm. Den meiften andern Thieren diefer Claſſe,
ſelbſt denen, die fonft nie eine Stimme von fid) hören
laſſen, preßt der Schmerz ein Winfeln und Heulen
aus, Das Pferd wiehert nur ver Wolluſt und Freu:
257 Be de,
>
m... Das Pad
de, oder in der Hiße des Streits. Hochſt ſelten ent⸗
faͤhrt ihm ein unwillkuͤhrlicher Laut, der dem Klageton
gleiche. Alle dieſe heroiſchen Eigenſchafften machten
es kriegeriſchen Nationen von jeher ſchaͤtzbar und werth.
Eine wohlgeuͤbte Reuterey, welch Uebergewicht giebt
ſie nicht am Tage der entſcheidenden Schlacht! Jene
Handvoll Spanier, die in einem fremden Erdtheile
Koͤnigreiche eroberte und zahlreiche Heere ſchlug, ver⸗
Danke dieſe Siege zur Hälfte dem Schrecken der Roffe,
— Edler Stolz bezeichnet die Stellung und den
Gang des in der Reitſchule gebildeten Pferdes. Es
fcheine fi) zu gefallen im glänzenden Geſchirr und
Schmuck. Ganz zur Parade gefchaffen, erhöhet es
den Pomp feftlicher Aufzüge. — Durch Lob und gute
Worte läßt es ſich weit eher regieren und ziehen, als
durch Schelten und Schlagen. Die Trägheit des
Ochſen und Efels ermüder den Arm des Treibers; das
Dferd geborcht dem Worte, dem Winte, dem leifeften
Druck mit dem Fuße oder dem Gebiß. Diefe Ems
pfindlichkeit, dieß feine Gefühl zu erhalten und zu bes
nußen, ift die vornehmfte Kunfbeines gefchickten Be⸗
reiters. Harte Behandlung macht es ftörrifch, tuͤk⸗
fifch und ſcheu, und bringe alle die ſittlichen Fehler
hervor, die inder Folge unheilbarer find, als mande
Gebrechen des Körpers. — An Klugheit und Ges
lehrigkeit kann das Pferd den in dieſen Stuͤcken bes
ruͤhmteſten Gattungen der Thiere an die Seite geftelle
werden. Selbſt zu ſolchen Künften läßt es fich abs
richten, die. dem unmiffenden Haufen der Zufchauer
mehr als natürlich feinen. — Iſt es wohl zu ver⸗
wundern, daß man in den aͤlteſten Zeiten Loblieder auf
dieß edle Geſchoͤpf abſang? und daß man mit aus⸗
gezeichneter Sorgfalt ſich der Zucht und deſ⸗
ſelben annimmt? me, Da
Das Pferd, 4249
Da man bey der Brauchbarfeie des Pferdes
vorzüglich auf fein Alter Nücficht nehmen muß, ſo iſt
man bemüht gervefen, ſichere Kennzeichen davon aufa
aufuchen, und diefe hat man in den Zähnen gefunden,
Nur Schade ift es, daß diefe Kennzeichen das Alter
bes Pferdes. nur bis ins zehnte Jahr mit Gewißheit
‚beftimmen. — Das mennliche Gefchlecht dat alla
zeit 40 Zähne, 12 Vorderzaͤhne, (Rabzaͤhne) 4 Hun⸗
— (Haaken) und 24 Backenzaͤhne (Stockzaͤhne);
dem weiblichen Gefilechte fehlen entweder diefe
Hundezähne, oder fie find nur fehr furz. Etliche Tage
nad) der Geburt feimen ſchon 4 Vorderzähne bey eie
nem Fülen hervor 9), zwey oben und zwey unten,
bald darauf noch vier andere, welche fid) oben und un=
ten an den Seiten der vier erftern anfegen, und nach
3 oder 4 Monaten, die vier legten, welche. oben und
unten auf jeder Seite der acht erften anfchliegen. Das
Fuͤllen hat alsdann ı2 — * die man Fuͤllen⸗
zaͤhne oder Milchzaͤhne nennt, Sie ſtehen unerſchuͤt⸗
terlich, bis das Fuͤllen 24 oder 3 volle Jahre alt iſt;
alsdann aber fallen ſie in der namlichen Drönung wies ·
der aus, wie fie hervorgebrochen find; erftlich nämlich
die vier mittlern, zwey oben und zwey unten, welche
in 14 Tagen durch vier andere erſetzt werden, die hoͤ⸗
her ſind, aber ſtatt der weißen Farbe eine gelblichte
bekommen haben. Jetzt iſt der Zeitpunkt, wo man
ſagt, daß das Pferd zu zeichnen anfange, und daß
der erſte Bruch geſchehen ſey. Mad) Verlauf eis
nes Jahres geſchieht der zweyte Bruch, und es fallen
die vier folgenden aus, und in 14 Tagen treten eben⸗
falls wiederum vier neue an ihre Stelle. Nach dem
vierten oder 44 Jahren verliehrt es endlich die beyden
Q 5 letz⸗
Sehr felten bringen fi 4 Zähne mi anf die Wels,
250° Das Pferd.
legten Vorderzaͤhne, die ebenfalls durch vier andere .
wieder erfeßt werten, aber nicht fo gefcehwind, Die cbern
kommen eher hervor, als die unten, Sie heißen
Eckzaͤhne, und zeigen das Alter des Pferdes bis ins
achte Jahr an. Sie find ausgehöhle und haben in
dieſer Höhlung einen ſchwarzen Flecken, den man die
Bohne oder ven Kern zu nennen pflegt; Nach der
Abnahme diefer Höhlung in den Vorderzähnen der
untern Rinnlade berechnet man das Alter bis ins ach⸗
se Jahr, mo gewöhnlich die Brube ausgefüllt, und
das ſchwarze Maal verfehmunden ift, wenn nämlich
die Pferde ihre gewöhnliche Nahrung und nicht bloßes
Gras befommen haben, Mach viefer Zeit nimme
man die Hundezaͤhne als Merkmale an, welche im
vierten Sabre hervorbrechen und fehr fpisig find.
Sie bleiben bis zum fechsten Jahre fehr fpigig, wers
den alsdenn nach und nach ftumpfer, und im zehnten
Sabre find fie bey dem gewöhnlichen Futter ganz
ffumpf, und dabey fehr lang, weil fich in diefem Alter
Das Zahnfleifch von demfelben abzulöfen anfängt, Bon
Biefer Zeit an wird alfodas Alterlver Pferde gänzlich uns -
gewiß, und ein hohes Alter Fann man alsdann bloß
Daran erfennen, wenn diefe Zähne fehr ang und lofe,
und die Furchen des Gaumens verſchwunden find.
In Anſehung der Sortzucht gebraucht man zur
Veredlung der Race eben biefelben Mittel, wie beym
Schaf⸗ und Rindvieh, Koſtbare Hengſte (Befchäler)
oder einheimifche von vorzüglichee Gute und Schön«
heit werden zwifchen dem April und Junius mit aus
gefuchten Stuten gepaart. Bei der erftien Paarung
dürfen a nicht unter vier Sabre alt feyn. In
Spanien laßt man den Hengft nicht vor dem fechften
und fi 5 Sabre zu. Dis ins vierzehnte, hoͤch⸗
ſtens
Das Pferd, 25T
Kens achtzehnte Kahr ift die Stute fruchtbar; der
Hengft bis ins zmanzigfte, Das ganze Sebensalter
dauert fünf und zwanzig bis dreyßig Jahr, Nom
funfzehnten Jahre an betrachtet man fie als alte Pfere
de, Man läßt die Stute lieber ein Sahr ums andre
belegen, weil alsdann das Füllen größer fällt. Wenn
die Stute trächtig ift, verfchone man fie mit zu ſchwe⸗
rer Arbeit, Sie trägt eilf Monate und wirft im
zwölften, felten mehr als ein Füllen, Das Pferd
iſt, fo viel man weiß, das einzige Thier, das imStes
ben wirft. Des erfte Fuͤllen von einer Stute pflege
nicht fo ſchoͤn zu feyn, alsdiefolgenden. Sechs Mor
nate läßt man es faugen, aber auch nicht länger, weiß
es fonft zu weichlich wird, Gegen das Ende der Ente _
woͤhnung giebt man ihm ſchon Kleye und zartes Heu.
Bey ordentlicher Stallfutterung gerathen fie beffer,
als auf der Weide, Zwar bekommen die Fuͤllen im
Stall fogenannte Bärenfüße; aber das fehader ihnen
nichts. Im dritten Jahr läßt man den Huf auswir⸗
fen, fo giebt fid) diefe Unförmlichfeit, Alsdann wers
den fie auch zu ihrer Beftimmung abgerichtet, entwe⸗
der vorzüglich zum Neiten, oder zum Fahren, Man
gewöhnt fie Sattel und Zaum zuleiden, und lehrt fie
Schritt, Trab und Gallen. Der Pak, das Mirtel
zwifehen Schritt und Trab, foll eigentlich ein Fehler
feyn, und von der Schwäche des Thieres zeugen, Die
Paßgaͤnger heben den Vorder » und Hinterfuß der Ei-
nen Seite faft zugleicher Zeitauf, daher ensfteht dann
der wiegende Gang. — Man muß die Füllen fleißig
waſchen, damit die Haut empfindlich bleibt, Ein gus
tes Pferd laͤßt fich nicht gern in die Ohren greifen, und
druͤckt den Schweif feft an ſich, wenn man ihn auf
heben will, — Damit es den Kopf hoch tragen Terne,
—— wird
252 a Das Pfad. J
wird die Krippe, fo wie es waͤchſt, immer mehr er⸗
hoͤhet. Mach achtzehn Monaten werden die Hengſt⸗
füllen, wenn fie nicht Befchäler werden follen, gerif
fen, unddann heißen fie Wallachen. In Arabien und
Derfien gefchieht dieß nicht, fie behalten dadurch ihr na=
gürliches Feuer und ihre männliche Stärfe,* und find
- Hoc) zu allen Arbeiten recht gut zu gebrauchen. Bon der
unnatuͤrlichen Move, den Schweif abzuftugen, kommt
man felbft in England zurück‘, wo das fogenannte Ans
- glifiren feinen Urfprung genommen hat. In Uns
garn pflege man wohl den Hufarenpferden die Nafe
eufzufchligen, ugı ihnen mehr Athem zu verfchaffen:
und das Wiehern zu ſchwaͤchen. Beſondere Anftals
sen zur Pferdezucht oder Stutereyen find foftbar an⸗
zulegen und zu unterhalten, ‚und alfo nur für reiche
Herren. Dem Sande, to fie fich befinden, bringen:
ſie Vortheil, und verzinfen das darauf gewandte Ka⸗
pital jährlich mit vier bis zehn Procent, wenn nicht
außerordentliche Unglücsfälle fich ereignen. — Das,
befte Sutter des Pferdes ift Hafer und Heu, . Den
Hafer pflege man mit zerfchnittenem Stroh oder Heck⸗
fel zu vermifchen, um das Kauen zu befördern und die
Maffe zu vermehren. In vier und zwanzig Stun=
den bekommt es obngefähr zwey Megen Hafer, und
fünf bis acht Pfund Heu. Hat es viel zu arbeiten,
fo befomme es mehr. Einem müßigen Pferde giebt
man ‚nicht fo viel Körner, fondern lieber mehr Heu,
Graf oder Klee mit Stroh zerfihnitten. Es brauche
jedesmal zwey Stunden zum Freffen und. Saufen.
Wenn etwas vonder Vogelkirfcher ) unterdas Futter
kommt, feißt es nicht; fo.auch, "wenn die Zähne mic
Talg oder Seife beftrichen werden, welches zumeilen
ha u F betruͤ⸗
4) Lonicera Xyloſteum. L.
Das Pferd. 23 |
betruͤgeriſche Wirrhe thun. In diefem Falle muß
man die Zähne mit Salz abreiben. Die große‘Brenn«
eſſel ift ihnen nicht nur ein angenehmes, fondern auch
ein fehr gedeihliches Futter. — Das. Pferd liebt vers
zuͤglich die Keinlichkeit, und muß daher taͤglich ges
ſtriegelt und gebürfter werden, Auch lege man ihm
im Stalle eine wollene Decke gegen den Staub auf,
Den Stat felbft muß man fleißig ausmiften, und die
Krippe vein halten, Eben fo nöthig ift frifches reines
MWaffer zum Getränfe. — Im Fruͤhjahr haart es,
iſt kraͤnkuich und muß alfo etwas geſchont werden. Yea
berhaupt aber iſt es weit mehrern Rrankheiten aus⸗
geſetzt, als das Rindvieh. Sehr gewoͤhnlich iſt
1) Die Druſe (der Kropf), welche in ihren Era
fiheinungen dem Schnupfen ähnlich ift, und von Er—
Faltung, unterbrochener Ausdünftung im Frühling und
Herbfte, unordentlicher Verdauung, von einem plöglis
‚hen Uebergange vom grünen zum trocknen oder vom
trocknen zum grünen Futter entſteht. Der Knoten
> (die muß man zum Unterfchiede vom Köge bemers -
fen), worin ſich eine ungefimde Feuchtigkeit ſammlet,
befindee fich unter dem: Kinn mitten zwiſchen den bey
den KRieferfnochen, und wenn er auforicht, fließt dieſe
Feuchtigkeit aus beyden Mafenlöchern zugleich. Das
Pferd bat dabey matte Augen und friße nicht gebörig-
Drey und vierjährige Füllen werden befonders damie
befallen. Die ganze Eur befteht gewöhnlich in Be⸗
förderung der Ausduͤnſtung. Man hält ven Stall
warm, behaͤngt das Thier mit einer guten wollenen
Dede, und giebt ihm laues Waffer mit Gerftenmehf
und Honig vermifcht ein. Auch Hilft das ächte Nau⸗
manniſche Drufenpulver. 2) Der Kos ift noch
fihlimmer und mebrentheils eine anftecfende Kranfa
“3 f heit,
254 Das Pferd.
beit, welche ‚oft ans einer ſchlechten Behandlung der
Drufe entſteht, nach einigen aber nach dem Saufen.
aus fehr kaltem Waffer bey warmer Witterung, weil
das Pferd dabey die Naſe ing Waſſer ſteckt und fich
verkaͤltet. Es koͤmmt ein weißer, gelber, grüner und
blutiger Fluß ausder Naſe, deren Scheidewand Roͤthe,
Hitze, und Geſchwuͤre hat, und eine oder beyde Drüs
fen feitwärts an dem Kieferfnochen (nicht wie bey der
Drufe in Mitte) find geſchwollen. Diefe Drufen-
knoten laffen fich als zwey eyrunde Körper anfühlen und
verfchieben. Es fließe anfangsnur aus-einem Naſen⸗
loche und das Pferd ift munter, frißt und ſaͤuft, wie ge⸗
woͤhnlich. Auch hört diefer Fluß zumeilen eine Zeit
lang auf, und da kann ein unvorfichriger Käufer fehr
betrogen werden. Wenn ſchon Gefchwüre in dee
Dafe find, und der ausfließende Eifer vermifcht und
vielfarbig ausfieht, fo iſt das Pferd verlohren und muß
todt geftochen werden. Iſt die Krankheit aber noch
in ihrem Anfange, fo kann fie am ficherften durch ein
geheimes Mittel, das ein berühmter Stallmeifter ere
Funden, und das noch nie fehl ‚gefchlagen haben fol,
geheilt werden. Man bekoͤmmt es zu Frankſurth am
Main bey Heren Wierz, Ein Topf von ander:
Halb Pfund koſtet nebft dem Gebrauchszeddel acht
Gulden. 3. Der Wurm (Springwurm, Pferdes
vocken), eine anſteckende Kranfheic! Es entftehen an
dem Halfe, dem Körper oder den Beinen des Pferdes
Knoten von der Größe einer Hafelnuß. Diefe Kno⸗
ten brechen auf, fehen wie Speck aus, und geben eine
fette und zähe Feuchtigkeit von fih. Wenn ſich viele
Knoten an einer Stelle des Körpers öffnen, fo entſteht
ein ausgebreitetes Geſchwuͤr, das immer weiter um
ſich greift, wie dev Krebs. Fließt dem Pferde zugleich
| PH bie
ww
\
Saes Pferd 6
die Naſe, ſo iſt es heftig angeſteckt und dieß nennt
man den innern Wurm. Dieſe Krankheit, welche
vorzuͤglich die Hengſte befaͤllt, kann erzeugt werden,
wenn das Pferd von ſchwerer Arbeit fo gleich in Ruhe
koͤmmt, oder wenn es nad) einer Rranfeit auf einmal
zu viel frißt, oder feblerhaftes Futter erhält. Man
giebt ihm täglich 3 Loth von dem fo genannten Mine:
valpulver mit Mehl und Honig zu einer Satwerge ges
macht, ein. Die Gefchwüre heilen gefhwind, wenn
man fie mit einer Baͤhung waͤſcht, die aus X Quent⸗
chen Mercurio fublimato, in 3 Pfund reinem
Waſſer aufgelöft beſteht. 4) Die Darmgicht (Wera
ftopfung, Kolif) entſteht theils von unreinem, theils
von verdorbenem Heu und Hafer, theils von verſetzten
Winden, die von. fihlechter Fütterung herruͤhren
Das Pferd minder fich, will nicht freffen, ftampft mit
ben Füßen, mälzer fi, der Bauch ſchwillt ihm auf,
und. es; kann niche miften. Wenn man ‚geftoßene
Krebsaugen mit Wein dem Pferde eingiebt, es reitet
und niche zum Siegen läßt, fo genefet es gewöhnlich.
Außerdem zerfpringt der Wanft. 5) Der Roller
ift von zweyerley Art, der fFille und der raſende.
Bey jenem ift das Thier faft ohne alle Empfindung,
und ftöße blindlings an alles an, laßt das Futter aus
dem Maul fallen, fid) den Finger ins Ohr ſtecken,
ohne zu fehlitteln, und die Beine Freugweiß über eina
ander ftellen, ohne fie wegzunehmen, Ben diefem,
welcher eine Folge des erftern ift, rafet und tobt es,
fchlägt die Wände ein, läßt nicht ohne Gefahr an ſich
kommen u. ſ. w. Beyde Arten find faft unheilbar;
doch empfiehlt man folgenden Trank, wovon man
Morgens und Abends die Hälfte geben foll: 4 Loth
gereinigeen Salperer, 2 Loth eröffnenden Eifenfafran
j uns
I
!
6 ae
und 12 Loth Brunnenwaſſer unter einander gemiſcht.
Dabey muß man gute Diät halten laſſen und ſparſam
fuͤttern. — Außerdem giebt es noch viele Krankheiten
der Pferde, die aber theils nicht fo gewoͤhnlich, theils
nicht fo gefährlich find, und die ih alfo um Weite |
laͤuftigkeit zu vermeiden, hier übergeben muß,
+. Den vorzüglichiten Nutzen leiftet das Pferd
durch den Gebrauch feiner Kräfte zum Aeiten, Ziee
ben und Laſttragen; denn das Fleiſch und die
Milch wird von den Europaͤiſchen kultivirten Voͤl⸗
kern Noth) nicht gegeſſen. Die Tatarn und
Kalmucken deſtiliren aus letzterer, weil fie mehr geiſti⸗
ge als fettige Theile hat, ein berauſchendes Getraͤnke
Kosmos genannt. Die Haut wird gegerbt und
die Haare werden theils zu Gewuͤrken, theils zum
Ausſtopfen gebraucht. Von den Schweif haaren
macht man auch die Voͤgelſchlingen. Der ganze
Schweif ift in der Tuͤrkey ein Ehrenzeichen des Kai—
fers und der Großen. Den Auf braucht der Kamm
macher und Horndrechsker; die Sehnen am Fuß
Xofadern) der Drgelbauer und Sattler; das
Kammfett, welches die Abdecker vom Halfe der
Pferde ausfchmelzen, der Gerber und Schufter zue
Geſchmeidigmachung des Leders. Mit den Dorders
sähnen glaͤttet man Papier, und aus den Backen⸗
ʒaͤhnen mache man in Irrland Knöpfe, aud) polire
‚ man fie und wendet fie zu ausgelegter. Arbeit ans
Der Pferdemift dient wegen der großen Hiße zu
Miftbeeten, fol gedörre und mit. Kleye vermifcht in der.
Hornviehfeuche, und in der Sungenfäuleeine Arzney bee
Schafe feyn, und bey Futtermangel laffen fih Schweine
und Nindvieh auch mit frifchen, wenn er mit etwas
anderm Futter verfege wird, füttern, ‚R
ar 2. Der
Der El. 257
2. Der Eſel ). N?
Er unterfcheidet fih von dem Pferde hauptſaͤch⸗
Sich Durch den kahlen Schwanz, der nur am Ende
einen Büfchel Haare hat, durch längere Ohren
und einen fchwarzen Strich über dem Rüden
and die Schultern in Geftalt eines Kreuzes.
Sein Stammwater ift der Waldeſel (wilde Efel) »),
welcher nod) jegt in der greßen Tatarey unter dem
Namen Kulan in ganzen Heerden wild lebt, etwas
größer, ſchlanker und weit fehneller als unfer zahmer,
fonft aber an Bildung und Farbe, die afchgrau iſt,
wenig von ihm verfchieden ift. Er zieht von da im
Herbfte in unzähligen Heerden füdlic) gegen Indien
und Perfien und übermwintere daſelbſt. Kältere Ges
genden als unfer Deurfchland Fann der Efel nicht vera
cragen, und überhaupt gedeiht er in waͤrmern, wie 3.
B. in Stalien und Spanien beffer. Dabero auch
unfer fo genannter Stein: oder Muͤllereſel mit ſei⸗
‚nen fhlotternden Dbren, und plumper demuͤthigen
Stellung eben feinen Werth bat, dabingegen ein
ſchoͤn gebauter Mailändifcher oder Spanifcher mit
mehreren Hundert Thalern bezahle wird. Spanien iſt
über diefen Vorzug fo eiferfüc)tig, daß es die Ausfuͤh—
rung der Zuchtefel bey Lebensſtrafe verboten bar. Die
able Geſtalt, Faulbeit und Traͤgheit unferer Art ſtammt
aller Wahrfcheinlichfeit nach cheils vom rauhen Fuͤt⸗
ter und Klima, theils aber auch und vorzüglich von
der fchlechten Behandlung und Erziehung her. Es
waͤre daher wohl feine vergebliche Mübe, einen Ver—
ſuch zur Verbefferung der Efelszuche in Deutſchland
| | >
*) Equus Afınus. Lin. L’Ane, Buff. N
5) Equus Orager. Lin,
Dechſte ins kurzgef. N. ©. 1.28. R
0
zu machen. — Seine Farbe iſt gewoͤhnlich eſelgrau;
doch giebt es auch aſchgraue, ſchwaͤrzliche, braͤunliche,
weißliche, und mit allen dieſen Farben geſleckte. —
Der Eſel iſt ſo dumm nicht, als man ihn gewoͤhnlich
ausſchreyt. Seinen Treiber kennt er unter tauſend
Perſonen, und kann den Weg, den er einmal gemacht
hat, ohne Irrthum wieder finden. Vorzuͤglicher aber
find freylich feine öfonomifchen Eigenſchafften. Er
iſt wohlfeil zu unterhalten, und nimmt mit ſchlech⸗
tem Graſe und Heu, mit dornigen Kräutern und Ge
ſtraͤuch, mit Difteln, die mit etwas Kleyen vermiſcht
Find, vorlieb, will aber zu feinem Getränfe durchaus
klares Waffer haben und laͤßt fi) auch durch die här-
teſten Schläge nicht zum trüben zwingen. Er gebt
fanfter und ficherer als das Pferd und ift daher in fiei-
gen Gegenden fo wohl zum Reiten als Laſttragen vor-
züglich gut zu gebrauchen. Nach Verhaͤltniß feines
Körpers trägt er vielleicht unter allen Thieren die
fchwerfte Saft, und geht mit vier Scheffeln Getraide
beladen des Tages vier Meilen, Seinem Treiber
giebt er die Beladung mit einer unerträglichen Buͤr⸗
de durch Senfung des Kopfs und der Ohren, Auf:
fperrung des Mauls und Einziehung der Lefzen zu er⸗
kennen. In trocknen, leichten und fandigen Gegen:
den zieht er auch den Pflug. — Die Efelin trögt 11
Monate, und wirft meift nur ein Füllen, welches fie
fünf Monate fäuge. Die Zungen find luſtige und ar»
tige Thiere, und vermehren fich fchon im zweyten
Jahre; allein man läßt fie nicht vor dem dritten und
nad) dem zehnten beyfammen. Sie werden auf drey⸗
fig Jahre alt, haben eine harte trockne Haut, daher
„fie, weder von Laͤuſen noch anderm Ungeziefer»leis
den. Außerdem find fie auch reinlich, und werden fel-
—
Maulthier. Mauleſel. 259
ten krank. — Das Eſelfleiſch wird in Spanien
und Italien gegeſſen, und die Fuͤllen haͤlt man ſogar
fuͤr eine Delikateſſe. Das Keulenfleiſch, mit anderm
Fleiſche vermiſcht, ſoll die ſch ackhafteſten Cervelat—
wuͤrſte geben. Die Milch, welche der Menſchen—
milch am naͤchſten koͤmmt, iſt leicht zu verdauen und
wird in mehrern Krankheiten, weil ſie duͤnn, nicht fett,
nicht kaͤſig und fuͤr ſchwache Maͤgen dienlich iſt, als
ſehr heilſam gebraucht; ja fie hat manchem Schwind⸗
ſuͤchtigen ſchon das Leben gerettet. Sonſt glaubte
man auch der beruͤhmte Parmeſankaͤſe werde von
Eſelsmilch gemacht. Die Haut wird vom Weiß«
und Rothgeber gahr gemad)t, und zu vielerley Ges
brauch) verwendet, Auch die Haare fünnen gefpons
nen und zu allerhand Futterungen benußs werden, und
der Miſt ift eine gute Düungung im feuchten,
ſchweren Boden, i
Hierher gehören noch zwey nügliche Baſtard⸗
orten: —- J
a) Das Waultbier *) und b) der Maul⸗
efel *). Erſteres ſtammt von einem Eſelhengſte und
einer Pferdefture ab, und legterer fällt vom Pferdes
bengfte und der Efelin. Das Maulthier vereinigt
in ſich einige vorzügliche Eigenfchafften beyderley El—
tern, die Schoͤnheit, Groͤße, Farbe und Munterkeit
der Mutter und die Ausdaurungskraft, den ſichern
Gang und die Geduld des Vaters. Schade, daß
auch Kopf, Ohren, Kreuz, Schwanz und Stim—⸗
me nach dem Vater einfchlagen. Sie werden in
warmen $ändern als Spanien und Italien vorzüglich
zum Reiten gebraucht; man ſchneidet ihnen deshalb
. bie Obrenfpigen ab, zahlt — fuͤr ein ſchoͤn geſtalte⸗
— 2 tes
2) Mulus, Mulet, Buff. x») Hinoas, Bardsau. Buff;
—
a... Mid Sea
tes Stuͤck 3000 Rthlr. — Der Mauleſel tft Eleiner,
plumper und traͤger. Da bey dieſer Art zuweilen
ſehr unfoͤrmliche Thiere ausfallen, ſo ſind daraus die
fabelhaften Jumara entſtanden, welches Baſtardte
von der Pferde- und Ochſengattung ſeyn ſollen. —
Man erhaͤlt beyde Arten in der Fütterung ſehr woͤhl⸗
feil, und bey einer Mifchung von Pferde: und Efels- -
futter. befinden fie fich fehr wohl, Bey ung vertreten -
fie häufig die Stelle der Packpferde und find. befonders -
- im Kriege wegen ihres fichern Ganges und ſchweren
Tragens fehr gut zu brauchen. — Mic Pferden und
Efeln follen fich diefe geilen Mitteltbiere auch wirklich
—— koͤnnen, nur nicht mit ihres Gleichen. —. -
Auch dürfen fich die Pferde und Efel, die zu dieſer
unnatuͤrlichen Baftardzeugung dee Maulthiere und ,
Maulefel gebraucht worden find, nicht vorber mit anz
dern Thieren ihrer Are begattet haben, fonft weigern
fie ſich zu diefer Fünftlichen Vermiſchung.
x. 2.3». Der: 3ebre®) j
iſt unleugbar eins der fihönften Saͤugethiere. Sein
Vaterland ift Afrika. An Geftale gleiche es. einen
Mauleſel und an Größe einem Maulthiere. Die
Maͤhne am Halfe ift kurz. Die Grundfarbe des
Körpers weiß, und in die Queere Taufen lauter
ſchmale fchwarzbraune Duserftreifen bin, ſo re⸗
gelmäßig wie wenn fie von der Hand des Malers
gezeichnet wären. — Er ift außerordentlich wild, uns
baͤndig und fehr ſchwer zu zäbmen; daher man ihn
auch aller angewandten Mühe ohngeachtet noch nichr
zum Hausthier bat machen können, — Er lebe heer:
denweiſe in den Ebenen, und läuft verſcheucht, mie der
‚größten Schnelligkeit in die nächften Wälder und zer—
“ y KL ſtreut
) Equus;Zebra, Lin, Le Zebre. Buff.
Der Dvada, Der Dſiggettai. a6r.
freut fih. Mit dem Pferde hat er das Wiehern und
Graßfreſſen gemein. In England ließ ford Clive
in feinem Park einen Efelsbengft nad) der Zeichnung
des Zebrafelles bemahlen und eine gezähmte Zebra⸗
ſtute durch ihn belegen, die fic) ihm in feiner Efels=
kleidung geweigert hatte. Sie brachte auch ein {uns
ges, aber leider ftarben beyde Mutter und Junges
kurz hinter einander. — In Afrika erlegt man diefe
Thiere auf der Jagd, ißt das Fleiſch und braucht das
ſchoͤne Sell zu Pferdedecken. a |
4. Der Cvacha *). a A
Er wohnt im mittäglichen Afrika, iſt groͤßer
und ſtaͤrker als das Zebra, fuͤr deſſen Weibchen er
ſonſt gehalten wurde. Er iſt oben kaſtanienbraun
mit dunkelbraunen Binden, an den Seiten ge⸗
fleckt und unten und an den Fuͤßen und Schen⸗
keln weiß. Seine Ohren ſind auch kuͤrzer als am
Zebra. Er laͤßt ſich leicht zaͤhmen, fo dag man ihre
ſo gar vor den Wagen ſpannen kann.
5. Der Dfiggettai ?)
wohnt heerdenmweife in Däurien, in der Mongoley;
Chineſiſchen Tatarey und bey den Tungufen. An
Größe gleicht ex einem mittelmäßigen Maufthiere,
ft oben ifabelgelb,unten weiß, die Ohren find lang,
die Mähne kurzhaarig und der Schwanz nur
zur Hälfte langbehaart, wodurch er einem Kub-
ſchwanze gleicht... Er liebe trockne, Fräuterreiche Ge=
genden, 'und feine Schnelligkeit im Saufen übertriffe
alle Vorftellung; daher er auch ſchwer zu jagen iſt.
Das Fleiſch wird von den Tungufen für den größten
Leckerbiſſen gehalten, | .
In: RI 6. Der
x) Equus Quagga. Lin,
4) Equus Hemionus, Lin,
=
262 Der Goemul. Das gemeine Schwein. a
6. Der Goemul?),
welcher im füdlichen Amerika angetroffen a
ſcheint den Uebergang von der vorhergehenden Ordnung
zu dieſer zu machen, denn ob er gleich an Geſtalt und
Farbe, das ſchwarze Kreuz ausgenommen, einem Eſel
gleich, fo hat er doch einen gefpaltenen Huf.
Die ſechs und dreyßigſte Gattung. 9
Das Schwein ).
In der obern Kinnlade find vier gegen einander zu⸗
Zekehrte und in der untern ſechs hervorſtehende Vor:
derzaͤhne. Eckzaͤhne zwey oben und unten; die
obern ſind kuͤrzer und die untern hervorſtehend. Die
Klauen find gefpalten. Unter dieſe Gattung, welche
in der Sebensart von der vorhergehenden gar merklich.
abweicht, fi in vielen Stüden ven Raubtbieren näs
bert, und durch den Furzen, abgeftumpften beweglichen
Ruͤſſel, der diefen Thieren zu Ausgrabung ihrer Le⸗
bensmittel dient, gar fehr auszeichnet, ine man
6 gg —
Das gemeine Schwein ®). |
— Vorn auf dem Ruͤcken FAR
fieife Borften und der kurze Schwanz ift haarig.
Diefe Art begreift das zahme und wilde
Schwein: unter fih. Der wilde Eber ift ohne
Zweifel der Stammpater, und nur die Zähmung, eins
gefchränfte Sebensart und verfchiedene Nahrung hat
die Fleine Abweichung der Hausfchweine verurfacht.:
Denn noch jeßt begarten ſich zahme und wilde Schwei—
ne untereinander und zeugen —— Junge. Doch
um
x) Equus bifulcus. Lin. -
0) Su. b) Sus Scrofa, Lin,
——
Wildes und sahmes Schwein. 263,
um dieſe Abweichung gehoͤrig zu bemerfen, —
den wir dieſe zwey Racen, wie folgt. 2
wa) Das wilde Schwein ©). 3
Man findet es vorzüglich im ſuͤdlichen und ge⸗
maͤßigten Europa. Es unterſcheidet ſich von dem
zahmen durch den laͤngern Kopf, laͤngere Hauzaͤhne,
die aus der untern Kinnlade des Maͤnnchens hervor⸗
treten, kuͤrzere aufrechtſtehende Ohren, ſtaͤrkere Laͤuſte,
und ſchwarze, oder ſchwarzbraune lange, dichte und
ſteiſe Borſten. Wegen ſeiner Farbe fuͤhrt es bey den
Jaͤgern den Namen Schwarzwildpret. Das
Männchen heißt Keuler, das Weibchen Bache, und
die Jungen Friſchlinge. Sie leben geſellig, tief im
Walde bey. morafligen Diägen, und nur die alten
Keuler führen ein einfiedlerifches Jeben. Cie find
außerordenelich mutbig und flarf, und thun in dem
reifen Getreide, und den Kartoffeln, Kohl und Kraut,
wo fie nahe an den Feldern wohnen, (au) im Um»
wüblen der Wiefen) großen Schaden. Sonſt freffen
fie Eicheln, Bucheckern, und allerhand Wurzeln und
Erdmaden, — Man jagt fie im November und Des
cember, wo fie wegen der Eichel- und Buchenmaft
am ferteften find. Wenn man Frifchlinge fängt, fie
befchneider und wieder laufen laͤßt, fo erhält man ein
vorfreffliches Wildpret. Buchbinder und Vergols
der bedienen fic) der Hauzaͤhne zum Glätten. Man
braucht die rohe Haut zu Ranzen, Kummten und
Deden vor die Thüren, und gahr zu Erg Buͤ⸗
chern, Schuhſohlen, Sieben u. d. g
b) Das zahme Schwein 4)
iſt faſt auf der ganzen Erde — die kaͤlteſten
R4 Zonen
ce) Sus Scrofa Aper. Lin. "LeSanglier Buff. ©
d) Sus Scrofa domefticus, Lin. Le Cochen, Buff,
+
264 Das zahme Schwein.
Zonen ausgenommen, die es nicht aushalten kann. Das
Männchen heiße ver Eber, das Weibchen die Sau,
Die "ungen Ferkel, und die faugenden Jungen Spans
ferfel, der vericpnittene Eher Borg, und die vers
ſchnittene Sau Boͤrgen — Gefraͤßigkeit ift die bes
kannteſte Eigenfchafit viefer Thiere, und fie nehmen
aus dem Ihier= und Pflanzenreicye faft alles was nur
genießbar ift, zu fih, verabfcheuen fo gar den Auswurf
anderer Ihiere nicht. Man fönnte fie unter die
Raubthiere zählen, da fie nicht allein Schlangen und
andere Fleine Thiere, die fie habhaft werden Fönnen,
fondern auch) Aas verzehren, flachbegrabne Leichen aus
graben, zuweilen ihre jungen felbft, und auch kleine
unmwehrfame Kinder anfallen. Wegen ihres feinen
Geruchs wittern fie alle füße Wurzeln unter der Erde
und graben fie aus, und wühlen auch nad) Engerlin=
gen, Regenwürmern und Feldmäufen. Befonders
iſt ihnen die fo genannte Erdmaſt ein vortreffliches
Sutter. Es find dieß weißgrauliche Maden mit dik—
fen Köpfen, aus welchen glänzend ſchwarze Schnaas
Een entftehen. Diefe finden ſich im Herbfte unter dem
Mocfe in. großen Klumpen. Diefer Fähigkeit hals
ber bat man fie auch in manchen $ändern, wie die
Hunde gewöhnt, die Trüffeln aufzufuchen, In der
Gegenden, wo Eichen: und Buchenwälder find, wer⸗
den fie von der Mitte des Septembers an bis in die
Mitte des Rovembers in diefelben getrieben. Hier
‚erhalten fie die befte und gefündefte Maft, fonderlich
wenn der flüffige Speck, ver aus diefer Nahrung ent⸗
ſteht, durch eine kurze Gerftenfütterung zu Haufe nach»
Ber etwas mehr Derbheit erhält. Damit fie bey dies
fer Weide ven Wurzeln der Bäume und Stauden
durch ihr Wuͤhlen nicht ſchaden mögen; fo ift es an
| e - manchen
Das zahne Schwein, 265
manchen Orten gebräuchlich ihnen eine Sehne am
Ruͤſſel zu zerfchneiden, oder einen Ring in die Naſe
zu legen. Die Hausmaft befteht vorzüglich in den
Abfällen von Mehl, gefchrotenem Gerraide, Trebern,
Spuͤlich, gefochten Möhren, Kürbiffen, Ruͤben und
Kartoffeln, und man fieht daher leicht, daß denjenigen
$euten, die folche Abgange und folches Futter haben,
Die Mäftung diefer Thiere vorzüglich vortheilhaft ſeyn
muß. Sonſt ift zu bemerfen, daß das Schwein im=
mer zu feinfen und folhes Futter liebt, das faftig,
oder doch durch laues Waſſer faftig gemacht worden
iſt. Pfefferkoͤrner, Seifen- und Salzwoſſer find
ſchaͤdliche, ja oft toͤdtliche Dinge für die Schweine.
Auch Thau, Reif, Schnee und Regen ift ihnen nachs
eheilig. — Sie verlangen einen trocknen, warmen, ge-
raͤumigen und reinlichen Stall (Koben), den man
wegen ihres übelriechenden Miftes an einem abgelege:
nen Orte des Hofraums bauen muß, meil diefer Ges
euch nicht nur den Menfchen unangenehm, fondern
fo gar den Pferden ſchaͤdlich iſt. Auch müffen Eder,
Sauen und unge getrennt fen. N
Jeder Hauswirth muß die Anzahl der Schweiz
ne, die erhält, nach dev Gegend, in welcher er wohnt,
und nach den Mahrungsmitteln, die er ihnen mit,
Vortheil geben Fann, berechnen. Man rechner auf
einen Eber zehn bis zmölf Saunen, Jener muß we⸗
nioftens 2 Jahr und diefe müffen zwen Jahr alt
feun, ehe man fiezufammen laͤßt. Sie find vier Mor
note trächtig, und werfen im fünften zuweilen acht
zehn bis vier und zwanzig Junge. Sie werben gleich
nach dem Werfen wieder hitzig, und man kann ihnen
daher mit Vortheil den Eber des Jahrs zweymal zus
laſſen. Die ungen dürfen nicht über fechs Wochen
| | R5 ſaugen,
266 Das sahme Schwein.
faugen, fondern müffen alsdann mit- weicher Koft,
als Abgängen von Milch, Mehl und Speifen erhalten
werden. Es iſt auch nicht gut, wenn man der Sau
mehr als acht J Junge laͤßt, denn ſie nimmt ſonſt ‚u
ſehr ab und die Jungen verfrüppeln; man thut daher’
am beften, man fehlachtee die übrigen als Spanferfel.
nach 14 Tagen oder verfauft fie. Im ſechſten Mo⸗
nat pflegt man diejenigen, welche man im erſten Jah⸗
re ſchlachten will, zu beſchneiden. — In dem Fleiſche
und Speck der Schweine entſtehen zuweilen Finnen
(Sranzofen), deren Daſeyn man an ver heiſern Stim⸗
me, und an den weißen Blattern an der Zunge er='
kennt. Sie find nach den neuern Entdeckungen des ver='
dienftvollen Herrn Hofdiakonus Boeze für unbewaff ·
nete Augen unſichtbare Blaſenwuͤrmer, deren Erʒeu⸗
gung und gedeihliche Entwickelung durch eine unor⸗
dentliche Diaͤt beguͤnſtigt wird, und das Fleiſch ſolcher
Schweine iſt fo ſchaͤdlich nicht, als man ſich gewoͤhn⸗
lich einbildet. Als ein bewaͤhrtes Verwahrungsmit⸗
tel gegen dieſelben fuͤhrt man an, daß jedes Stuͤck
gleich anfaͤnglich bey der Maſtung des Morgens nuͤch⸗
tern 3 Sorb Spießglas mit etwas ſaurer Milch empfan⸗
ge, und daß man diefes nach 24 Tagen noch einmal
roiederholes — Die Bräune, welche eine Entzuͤn⸗
Dung des. Nachens und des Halfes ift, durch plögliche'
Erfältung, 3. B. Saufen eisfalten Waffers nad) Er-
hitzung entfteht, und. an der fchwarzbraunen Zunge
kennbar ift; wird oft glücklich durch den Fühlenden Saft
ter Hauswurz, mit dem Futter vermifche, geheilt. —
- Gegenden Ausſchlag braucht man zerftoßenes Spieß:
glas mit etwas Schießpulver, oder mit Senf, Dfen-
ruß und Gerftenmehl, welches man Ben auf die
Zunge ſtreut.
Der
\
> Das zahme Schwein. 1 267
Der öfonomifche Nutzen dieſes Ihiers ift be»
kannt genug, da beynahe feine Haushaltung zehn
obne daſſelbe beſtehen kann; wiewohl der haͤufige
nuß des Sleifehes eben nicht zu empfehlen ift. Den
Juden und Nahomedanern iſt der Genuß en
durch ein Keligionsgefeg verboten, ‚welches ſich aber
aus medicinijchen Urſachen mehr auf heiße, als ges
— und kalte Gegenden gruͤndet. Man hat ein⸗
9 Beyſpiele von ungeheuern Maftfchweinen, Sm
eflenburgifchen wurde 1775 ein 22. ‚Jäbriges
Schwein gefc)lachter, welches 894 Pfo. wog, Fuß
lang und Fuß 5 Zoll hoch war. Der Bye
ches eine eigene Fertigkeit des Schweing ift) war af
den Ruͤcken 7 und auf den Seiten 9 Zoll bach.
Schwere betrug 87 Pfd. Der. berühmte. te
von Brenkenhof verkaufte zwey fette Schweine, wo⸗
von jedes über goo Pfd. wog, für 140 Rthl. Er
hatte fie aus Vermiſchung großer Englifcher Eber mie
Weſtphaͤliſchen Sauen gezogen. Andere erzaͤhlen gar
von 1000 pfuͤndigen Schweinen. In dem fetten
Fleiſche ſolcher Thiere iſt keine Empfindung, und die
Maͤuſe freffen oft Löcher hinein. Mir dem geräucher-
ten Fleiſche wird an vielen Orten ein ſtarker Hanvel
getrieben, und die Englifchen, Weltphälifchen, Ponts
merfchen und Mainzifchen Schinfen find befannt ges
nug. Der Vorzug der Weftphälifhen Schinken fol
Daraus entftehen, daß er da geräuchert wird, wo der
Rauch Feinen Zug bat, und alfo gleichfam um dieſel⸗
ben rubet. Das Tiefen des Specks, wodurch leicht
Feuer entftehen kann, wird dadurch verhindert, daß
man ihn vorher in kaltes Wafler lege. Daß man
übrigens vom Schweine faft alles nugen kann, brau⸗
che jr * rad a nicht anzuführen; Einges
weide,
268 Biſamſchwein. Aethiopiſches Schwein.
weide, Blut, Schmeer, Haut, Borften, Blaſe, Zaͤh⸗
ne, Dünger, alles wird gebraucht.
9 2 Das Bifamfchwein ) J///
ohnt in Südamerika, ift wild, laͤßt ſich aber Teiche
ühmen, und iſt kleiner als das gemeine Schwein.
8 hat keinen Schwanz, aber hinten auf den
Rüden einen drüfigen Sad, in welchem ſich ein
hmieriges Weſen, das nad) Bifanı riecht, befindet.
Es ift zorniger und beißiger, aber auch reinlicher als
unfer Schwein. Wenn es geſchoſſen ift, muß man
fogleid) den drüfigen Sad ausfchneiden, fonft befömmr
das fonft wohlfehmedende Fleiſch einen widrigen Bi⸗
fangerud). —* STERN De 2 0
073. Das Aethiopifche Schwein F),
Es hat die Größe eines mittelmäßigen zahmen
Schweins, und unterſcheidet fi von allen Arten da:
durch, daß es vier befondere Auswüchfe oder Druͤ⸗
fen bat. Zwey davon figen eine Handbreit gera-
de unterjedem Auge, findbreitund platt, und hal-
ten etwa 2 Zoll im Durchmeffer, die beyden andern
find Fugelrund, 1 Zoll hoch und befinden fich aufder
Schnauze in einem Abftande von 3 Zoll in grader Li⸗
‚nie Binter ven Winfeln des Mauls. Es bewohnt
Madagaskar und die heißeften Gegenden von Afrika,
und die Bufchhortentotten haben vor diefen Thieren
eine folche Furcht, daß fie lieber einen Löwen auffreyen.
Felde anzugreifen wagen, als ein ſolches Schwein,
weil es mie ein Pfeil auf fie losfchießt, und mit. den
dicken und langen Hauern im Oberfiefer graufam um
ich führe. Das Fleiſch ſchmeckt dem gewöhnlichen
chweinefleifche ähnlich.
e) Sus Tajaſſu. Lin. Le Tajacu. Buff.
f) Sus Africanus, Lin. Sanglier du cap verd, Buff,
4 Der
Der Hirfcheber, 469
4Der Hirfeheber ——ã
wohnt auf der Inſel Javan, Eelebes, Madages
kar und einigen Moluckiſchen Inſeln. Er hat
faft die Größe eines Hirſches, aud) feinen Kopf, aber
im Ganzen eine Schweinegeftalt, Die vier unge?
heuern Dauer oder Eckzaͤhne unterfcheiden ihn von
allen Thieren, Die beyden kuͤr zeſten kommen aus dee
Kinnlade hervor, ſind rund, wenig gebogen, und wen⸗
den ſich mit der Spitze gegen die Augen. Die beya
den andern find viel größer, entftehen aus der obern
Kinnlade, durchbrechen die Baden und kruͤmmen ſich
faſt zirkelfoͤrmig bis unter die Augen. Der Nutzen
dieſer großen Eckzaͤhne des Oberkiefers iſt wohl noch
nicht beſtimmt; denn daß das Thier, wie einige mey⸗
nen, ſich damit auf den Bäumen aufbienge, wenn es
ſtehend ſchliefe, ift nicht recht wahrſcheinlich. Man
hat dieſe Kinnbacken als eine merkwuͤrdige Selten⸗
heit faſt in jeder anſehnlichen Naturalienſammlung,
und die Zähne find jo gut und ſchoͤn, wie Elfenbein,
Die Farbe des Thiers ift afchfarben mit etwas roͤth⸗
licher und ſchwarzer Farbe vermiſcht. Ob es gleich
ein- weit fürchrerlicheres Anſehen bat, fo ift.es duch
nicht fo wild und gefährlich, als unfer wildes Schweinz
daher es. aud) die Hunde lieber jagen. Es läßt fich
leicht zaͤhmen, und lebt von Graf und Blättern, Um
feinen Feinden zu entgehen, ſtuͤrzt es fich oft ins Meer,
ſchwimmt und. taucht wie eine Ente, und gebt ſo auf
andere Inſeln.
Die fi eben und dreyßigſte Gattung.
Das Flußpferd I.
Die Gattung, welche nur aus einer Art keit,
» 2) Sus Babyruffa, Lin- Le Babieoufh, Buff.
4) —BR
278 Das Flußpferd.
bat vier Vorderʒaͤhne in ı benden Kinnladen, wovon
die obern | paarweife von einander entfernt ftehen, und
von den untern die mittlern länger find und hervorras
gen. | Die Eckzaͤhne find einzeln, und die untern
größer, rückwärts gekruͤmmt und ſchief abgeſtumpft.
Die Fuͤße haben einen Huſ, der gleichſam in vier
Klauen geraͤndet iſt.
"Das Slußpferd (Nilpferd, Waſſerſchwein) a
Diesß unfoͤrmliche Thier hat faſt die Groͤße vom
Nashorn, einen Kopf, der einem Ochſenkopfe aͤhnlich
iſt, und einen ungeheuern Rachen, der unten ſtarke,
ellenlange und zwölf bis dreyzehn Pfund ſchwere Ede
zähne hat, die fo feſt find, daß fie mit dem Stahl
Feuer geben. ihre Materie ift dem Elfenbein weit
vorzuziehen, um falfche Zähne daraus zu machen.
Das Maul ift mit fteifen Haaren beſetzt; Augen und
Ohren find überaus Elein; der Leib plump und dick;
die ftarfen Beine kaum 2 Fuß hoch; der Schwanz
kurz und wie eine Schildkröte geftalter. Die dicke,
faſt undurchdringliche und mir faum merklichen Haa⸗
ren bedeckte Haut iſt ſchwaͤrzlich. Zwiſchen den Hin ·
terbeinen liegen zwey kleine Eyter. — Es lebt in
Afrika, hielt ſich ſonſt haͤuſig am Nil auf, und heißt
daher Nilpferd. Mit dem Pferde hat es aber nichts,
als die wiehernde, eine Wiertelmeile weit erſchallen ⸗
be Stimme, gemein. Mit feinem fürchterlichen Ge
biß koͤnnte es fich allen Thieren furchtbar machen; al»
lein es ift von Natur fanftmürhig, und fo fchroerfäls
lig, daß es auch fein einziges Landthier einholen °
kann. Im Schwimmen ift es gefchickter, gebe aber
auch oft ‚bloß unter dem Waſſer herum. Es macht
fein dageri im dickſten Schilf, koͤmmt des Nachts her⸗
vor,
i) Hippopotunus aphibius Lin. Hippopotame. Buff.
Der Amerikaniſche Tapit. 271
vor, frißt Vegetabilien und Fiſche, und thut am Zuk⸗
kerrohr und Reis großen Schaden. Es lebt in Po⸗
lygamie. — Sonſt machte es die Fahre auf dem Nil
gefaͤhrlich, und man mußte daher immer Feuer, das
es ſcheut, auf den Schiffen unterhalten. — Sein Ge⸗
wicht betraͤgt oft auf 3000 Pfund und das Fleiſch iſt
ſehr ſchmackhaft. Es wird eingeſalzen und am Bora
‚gebirge der guten Hoffnung, den Bornehmften in der
Capſtadt als ein fehr feltenes Gefchenf gebradjt. Die
geräucherte Zunge hält man für eine der größten De—
likateſſn. Der Speck, wovon eins taufend Pfund
giebt, wird zu Thran gemacht, und das Fett als But⸗
ter verbraucht. Die ſtarke Haut dient zu Schilden,
und hat uͤbrigens den Verbrauch, wie die Nashornhaut.
Die acht und dreyßigſte Gattung.
Der Tapir ) 2
Mir zehn ſtumpfen Borderzähnen in beyden Kinn⸗
laden, vier ffumpfen Klauen an den vordern und drep
an der hinterm Füßen. Es giebt nur eine Art.
Der Amerikanifche Tapir (Anta, Waſſerſchwein 7).
Er haͤlt ſich in den Wäldern und um die Fhüffe
yon Suͤdamerika auf, gleicht an Groͤße einem mite
telmäßigen Ochſen und an Seibesgeftalt einem Schwei⸗
ne, Der Kopf ift dick und lang, und die Nafe in eis
nen duͤnnen beweglichen, über die untere Kinnlade
hervorgehenden Ruͤſſel verlängert, der feib bogenförmig
gefenft, mit niedrigen Füßen und der Schwanz fehr
kurz und bloß. Die Haut, welche wegen ihrer Dicke
don den Amerikanern zu Schilden gebraucht wird, iſt
mit Furzen, braunen oder grauen Haaren befegt. Bey
) Tapir,
) Tapir Americanus, Lin. Le Tapir. Buft.
un
272 Die fäugenden Seethiere.
Tage fchläft er in den dickſten Wäldern, und ſucht
vorzüglich des Nachts ſchaarenweiſe feine FTahrung
auf, die aus Graf, Zuckerrohr und andern Pflanzen,
Wurzeln und Früchten beſteht. Er kann beffer ſchwim⸗
men, als laufen, gebt große Streden auf den Boden _
der Flüffe untergetaucht weg, iſt übrigens furchtſam
und von ſanftem Zemperamente. Sein Fleiſch ſchmeckt
den Eingebohrnen vortrefflih, ob es gleich für die
Europäer eine harte und unſchmackhafte Speife iſt.
Das zwolfte Kapitel,
vnu. Ordnung.
Die ſaugenden Seethiere (Wallfiſche).
Ds fie gleich von mehrern, ihrer äußern Geftalt wer
gen, zu den Fiſchen gezählt werden, ſo rechnen wir fie
doch mit Sinne’ unter die Saͤugethiere, da fie alle Haupts
eigenfchafften derfelben befigen. Auf dem Scheitel
Heben fie röhrenförmige Luftloͤcher, ftatt der zwey Vor⸗
derfüße — an der Bruſt und einen wage⸗
rechten Schwanz,welcher zuſammengewachſen iſt, und
die Stelle der Hinterfuͤße vertritt. Es fehlt ihnen der
beſondere Hals, und einige haben auf dem Ruͤcken ein
Stuͤck Fleiſch, das man die Ruͤckenfloſſe nennt. Sie
bewegen ſich ſehr geſchwind im Waſſer, und ihre Nah⸗
rung beſteht aus Wuͤrmern und kleinen Fiſchen, von
welchen fie ſehr fett werden. in dieſem Fette be»
ſteht auch der große Nußen, den ſie dem Menfchen leie
Ken, Man Fennt bis jegt vier Öattungen und
funßehn Asten. Uns find die merkwuͤrdigſten fol»
gende.
Die
um) Cetacea .
| Der Narval. 273
Die neun und dreyßigſte Gattung.
Der Narval ”) ur
Hat zwey lange, in dem Oberkiefer ſich befinden⸗
de und aus dem Munde hervorragende, geradeauslau«
——— gewundene Zaͤhne und eine Luft⸗
roͤhre zum Athemholen im Scheitel. Man kennt nur
ee 6
©, Der Narval e). *
Er wird auch See-Einhorn genannt, da man
ihn mehrentheils nur mit einem Zahne antrifft, weil
der andere entweder im Streit oder durch einen Zufall
abgebrochen ift. Diefer geht aus der obern Kinnlade
durch die Lippe durch, iſt zwenfach gewunden (nur fele
ten glatt), inwendig bobl, von weißer und harter Mae
terie, an der Wurzel armsdick, und bis 18 Fuß lang.
Das ganze Ihier wird 20 bis 60 Fuß lang. Der
Kopf ift klein und fpigig, und bat oben ein Blaſe⸗
loch, das geöffnet und gefchloffen werden kann. Der
Körper ift oval. Die Haut ift bald ſchwaͤrzlich, bald.
weiß mir ſchwarzen Flecken; am Bauche allzeit weiß. —
Sein Aufenthalt find die nordifchen Meere, wo er
Schollen und große Seegvallen verfchluckt, 1736 fam
einer mit einer hoben Fluth in die Eibe, und firan«
dete bey Hamburg nad) erfolgter Ebbe. Er ſchwimmt
fehr fehnell, in Schaaren, verſperrt fich jumeilen mit
ben Zähnen, modurch er leicht gefangen wird, und ift
gewoͤhnlich ein Vorbote des Wallfiſches. — - Der.
Tran, ven fein Speck liefert, ift dünner und nicht
fo übelriechend, als der vom Wallfifche. Den Zahn,
den man bis die Grönländifche Fifcherey auffam, für
N Bug
n) Monodon.
0) Monodon Monoceros, Lin, ram. Le Narvhal,
Bechſteins Parsgef. 7.8.1.8.
274 Der gemeine Wallfiſch. |
das Horn desfabelhaften Zinhorns hielt, und dem
man geheime Kräfte zuſchrieb, bezahlte man fonft mit
1000 Rthlr.; jetzt koſtet er nicht mehr als 20 bis 30
Thaler, und wird, wie Elfenbein, zu allerhand Kunſt⸗
chen verarbeitet. Die Groͤnlaͤnder brauchten ihn
ehevem in Ermangelung des Holzes zu Sparren
ater ihte Huͤtten. Mae. hatt SA ————
- Die vierzigfte Gattung. °
666
Mar kennt 7 Arten. Wallfifche, welche folgende
Kennzeichen gemein haben = Statt der Zähne liegen
in der obern Kinnlade bornartige Blätter, . aar?
ten genannt, und über dem Kopfe zwey Luftr h⸗
en ER ER BIRNEN ER. RE
„2, Der gemeine (Grönländifche) Wallfiſch ?).,.
Dieß iſt wahrfcheinlich das größte Chier, denn
ſonſt traf man ihn zu 120 Fuß an, jetzt aber, da er
ſelten ſein voͤlliges Wachsthum erreicht, hat er doch
noch 50 bis 80 Fuß Laͤnge, und 40 bis 50 Fuß Dicke.
Sein größtes. Gewicht ſchaͤtzt man auf 100,000 Pfd.
Der Kopf iſt ungeheuer und macht faſt die Haͤlfte des
Thieres aus. Die Augen find nicht größer als Och
ſenaugen, und haben bewegliche Augenlieder. Die
äußern Ohren fehlen, aber nicht die Gehörwerfzeuge,
die wie bey den übrigen Säugerbieren find. Die Zunge
iſt ein etliche taufend Pfund ſchweres Stud Speck,
und liegt unten im Maule unbemeglich feft., In ter
obern Kinnlade fisen auf beyden Seiten die Baarten
in Geftaleder Drgelpfeifen, vorne und Binten die klei⸗
ner und in der Mitte die, größten von ro bis 20 Fuß
fange. Sie beftehen aus fichefförmigen, wie Reife
| . De
p) Bataena, © 0° 9) Balaena Myflicetus. Lin. _
Stanz. LaBaleine de Grosnland, *
Der gemeine Wallfiſch. 275
gekruͤmmten Bogen, die mit den Flaͤchen uͤber einan⸗
der liegen, mit der breiten Seite nach außen und mit
der feharfen, die mit Haaren und Fafern befege iſt, nach
innen zu gefebre find. An großen Wallfifchen wiegen
fie ſaͤmtlich an 800 bis 1000 Pfund. Man zähle
700 Barten, 500 aber haben nur die erforderliche
$änge und geben das befannte Fiſchbein. In der un⸗
tern Kinnlade befinden fich zwey große Knochen. Der
Rachen öffnet fih in der Form eines Lateinifchen S,
und ift fo groß, daß man, wenn das Thier getoͤdet
ift, mit dem Kahne hineinfähre, und acht Mann dar
inne handthieren fönnen. Der Schlund hingegen
ift fo enge, daß man faum mit einer Fauſt durchkom⸗
men kann. Mitten auf dem Ropfe ftehen zwey
Suftröhren von ı3 Fuß Breite, aus diefen ſchießt
er mit gewaltigen Braufen, das eine Meile weit zu
hören ift, zwey Fontainen hoch in die $uft. Die Floſ⸗
ſen an der Bruſt haben fuͤnf gegliederte Finger und or⸗
dentliche Hand⸗ und Armknochen, die mit einer dicken
Haut uͤberzogen ſind. Der Ruͤcken iſt nach dem
Schwanze zu ſcharf. Der Schwanz iſt etwas gabel«
foͤrmig, und drey bis vier Klaftern breit. In dem⸗
ſelben beſitzen ſie ihre Vertheidigungskraft, und koͤnnen
mit einem Schlage ein mittelmaͤßiges Fahrzeug zer⸗
truͤmmern. Die fingersdicke Haut iſt meiſt glatt und
ſchwarz, am Bauche weiß. Doch giebt es auch weiße
liche und gelbliche, — Man weiß fehr wenig vonder
Lebensart diefer Thiere. Sie naͤhren fid) von Fleinen
. Sifehen, Seefchneden und allerley Seewürmern, wel⸗
che von ihnen eingefchlürfe werden, und in den Baare
tenfafern hängen bleiben, geben einen zinnoberrothen
Auswurf von fih, und wohnen am häufigiten um
Grönfand und Spigbergen. Außerdem findet man
Sa fie
—
— 276 Der gemeine Wallfiſch.
f fie auch im Atlantiſchen Ocean, und im ſtillen er
re, wo ſie von den alten Peruanern angebetet wurden, ‘
Das Weibchen wird, wie andere Säugerhiere, belegt,
traͤgt 10 Monate und wirft im April ein Kunges,
‚welches gegen 20 Fuß lang und grau marmorirt iſt.
Es wird an zwey Eytern, die.neben den Zeugungs-
*
2
theilen liegen, A009 Jahre gefäugt, und die Milch ift
von der Kuhmilch nicht viel verſchieden.
2. Der Wallfifchfang um Spitzbergen iſt der befte,
der inder Straße Davis hingegen unbeträchtlicher. Die
Schiffe, die. nad) Grönland gehen, laufen im Aprik
aus, die aber nad) der Straße. Davis fahren, gehen
ſchon im März ab. Engländer, Holländer, Schwe-
den, Dänen, Hamburger und Bremer geben jährlich
auf den Wallfifchfang, und man fiehe in der Gegend:
von Spigbergen.oft 308 Schiffe beyfammen, die im
Mai und Yunius, wo der beſte Fang ift, wohl ein:
Paar taufend Wallfifche fangen... Um Spigbergen er»
blickt man um diefe Zeit eine ſolche Menge Waltfifche,
draß die Strahlen aus ihren DBlaferöhren einer großen -
Stadt mit vauchenden Schoenfteinen ähneln. , Es ges
hoͤren große und ftarfe Schiffe zu Diefem Fange, wo⸗
von jedes fünf bis ſechs Schaluppen hat... Won dies,
fen werben zwey bis drey mir beherzten Matrofen abge: , -
ſchickt, ſobald man in der Ferne einen Wallſiſch erblickt.
Man rudert dem Fiſche ſo nahe als moͤglich, und in einer
Weite von ohngefaͤhr 30 Fuß wirft der Harpunierer dein⸗
ſelben eine ſehr ſpitzige Harpune (Pfeil mir zwey ſtarken
MWiderhaaken)von 5 bis 6 Fuß Laͤnge in den Leib. An die⸗
fer iſt ein hundert Klaftern langes Seil befeftigt;bas fie)
von einer Winde löfer, wenn ber verwundete Wallfiſch
fehr ſchnell in die Tiefe eilet. Da das. Seil oft nicht
fer
lang genug iſt, fo ift oben ein Leere and wohlverſtopf ·
4 ⁊
Der gemeine Wallfſch. 7
er Kuͤrbiß oder ein anderer ſchwimmender Körper an⸗
‚gemacht, zum Zeichen, wo der Wallfiſch iſt. Dieſer
wird alsdann fo lange verfolgt und mit Harpunen ge-
worfen, bis er fich verblutet und matt wird; alsdann
#
wird er mit Sanzenvollends gerödtet. Tode ſchwimmt
er mit dem Bauche oben, und wird mit Striden am
Schwarze zum großen Schiffe gezogen. Es befteigen
ihn dann. Leute mit Spornen, hauen den Speck, der
bey einem großen. an manchen Stellen Z Ellen dick,
und wie bey dem Schweine zmifchen Haut und Fleiſch
ſteht, und die Barten aus dem Rachen aus, und laf
fen dag Gerippe den Seevoͤgeln und Eisbären übrig.
Da man jegt nicht mehr fo große Wallfiſche wie —
antrifft, fo rechnet man auch auf zwey big drey nicht
mehr als hundert Tonnen Speck, welche hundert und
dreyßig Quartelen Thran geben. Ein Quarteel haͤlt
ſechs Anker und anderthalb Ohmen, und koſtet etliche
dreyßig Gulden. Sonſt bekam man von einem ce a
an hundert Tonnen Thran und drüber, Der befte
Fiſchthran ift derjenige, welcher von felbft aus dem
Speck ausläuftz der nachher ausgekochte iſt ſchlechter.
Die beyden Knechen der Unterkinnlade, die allein ein
halb Quarteel reinen Thrans enthalten, werden,
wenn diefes ausgelaufen ift, in Grönland und Hol
land ıc. zu Thortvegen aufgerichtes, auch wohl zu Bäne
ken und Kirchftühlen gebraucht. — Die eingebobr-
nen Amerikaner, die ihn von der Straße Dapis an
bis zur aͤußerſten Spige des ſuͤdlichen Amerifa, bey
den Falklandsinfeln auffuchen, fangen ibn auf fole
gende Art: Einer fpringt aus der Barfe dem Fiſch
duf den Kopf, und ſchlaͤgt ihm einen hölzernen Pflock
in das eine Blaſeloch, werauf der Fiſch mit ihm unter
das Waſſer geht, aber gleich wieder hervorkoͤmmt, um
©3 Ye Luft
2. 9 Der Zinni
Luft zu fhöpfen. Sobald er das Waffer aus der ans
‚ bern Roͤhre ausgefprige bat, fchlägt er auch in dieſe
einen Pflock, wodurch der Fiſch nothwendig erftiks
ken muß. ER RER
Diie Nordlaͤnder wiffen noch mehr als den Speck
und die Baarten zu benugen; fie effen das Sleifch,
bas mager, roch und zaͤher als altes Kubfleif) ift,
machen aus der Haut Schuhe und Stiefeln, aus den
Eingeweiven Hemden, Blafen und allerhand Gefaͤße,
aus dem Schwanze Fäden zum Naͤhen, Stricken
u. d. g. DE so —
2. Der Finnfiſch ”) Kg
Bat zwar die Länge des Wallifehes, er iſt aber drey
bis viermal dünner und fhmäler. Er hatam En:
de des Rüdens eine erhabene, einen Fuß hohe, ſpiz⸗
zige Sloffeoder Finne, die zu feiner Benennung Ges
legenheit gegeben hat. Seine Baarten find knotig,
kurz und ſchlecht, daher fie auch faft nicht zu brauchen
find. Er ift oben glänzend braun, unten weiß. Sei
ne Waſſerſtrahlen fteigen höher als vom Wallfifche, er.
iſt aud) fehneller, und ift durd) fein Schlagen mit dem
Schwarze fo gefährlich, daß ihm die Schaluppen
nicht fo nahe, wie dem Wallfifch kommen dürfen, Er
näbrt ſich von Sercinaen, Mafrelen und andern Fir -
fhen. — Der Speck ift hart und giebt nicht viel
Ihran. Die Weißgerber, Seifenfieder und Tuchma«
her haben ihn gern. Äuch wird er ſtatt Dehl ga»
Braucht. Das Fleiſch foll wie Stöhrfleifeh ſchmek⸗
fen. — Er lebt im Europäifcyenund Amerifanifchen
Ocean, und wenn er ankoͤmmt, fieht man feine Wall:
fie mehr.
a | Der
9) Balaena Phyfalus. Lin. Stanz. Le. Gibbar.
i
ı
f
| Jupiterfiſch ——— Pflocknſch. Nordk. 279
32. Der Jupiterfiſch *). —
Er wohnt im noͤrdlichen Meere,” hat einen
ſpitzigen Kon ein doppeltes Blaſeloch aufden®
Schnabel, und einen runzlichen Bauch, wird 50
* 54 Fuß fang, und der Dicke Speck giebt nicht fo
viel Thran, als yon den — Wauifiſchen. Das
Ste it vor. 55
4. Der Rnotenfiſch 5
ift an Geſtalt dem gemeinen Wallfifche ähnlich, Auf,
dem Nücen ſtehen ſtatt der Fune ſechs Buk⸗
kel oder Knoten... Er wohnt im nördlichen Meere,
und liefert vielen und guten Sped, |
5. Der Pflockfifch 9
Verntuchlich eine eigene Art, und feine bare
vom vorhergehenden. An der Stelle der —
finne hat er einen Hoͤcker von ı Fuß Höbe und 4
Fuß Dice, der wie ein Pflock in die Höhe fteht.
Man trifft ihn an den Küften von Neuengland an.
Die Baarten find beffer als am Finnfifch, und der
Speck Hat mit diefem viel Aehnlichkeit. i
6. Der Nordkaper ?).
Fin Wallfifc, aus dem Groͤnlaͤndiſchen Meere
von der Groͤße des gemeinen, mit einem rund erha⸗
benen Ropfe, einer plöglich verduͤnnten Schnauze, einer
dettfloſſe e und if —— Runzeln an.
Ba uche
‚s) Balaena — La Baleine 2 mufean pointu..
) Balaena gibbofa. Lin. La Baleine à fix bofles.
) Balaena novae Angliae. Lin, La: ‚Baleine de la
’ aouvella Angleterre.
‚) Balaena Mufculus, i Lin, La Bäleine 3 mufeau rond,
N
I;
280° Cihnabelffih. Pottfiſch ·
Bauche. Seine Nahrung ſind Heeringe, und die
Heeringsfaͤnger ſchließen bey ſeiper Ankunft auf einen
guten Fang. Der Thran iſt gut, DR aber hat er
einen Werth.
m Dee Schnabelfifch”). *
Er erreicht hoͤchſtens 15 Ellen in ber — *
heißt daher auch der kleinſte Wallſiſch. Er wird bey
Island gefunden, wo er oft aus Unvorfi ichtigkeit ſtran -
det. Seine Schnauze iſt ſehr lang und zuge⸗
ſpitzt, nach Art eines Entenſchnabels. Man ißt fein
leifdy, und ſein Speck giebt fo ein feines, flüchti-
ges Dehl, daß es durch alle hölzerne und thoͤnerne Ger
füße fließt, und felbft Glas von außen feucht macht.
‚Nimmt man etwas bavon ein, fo zieht es fich gleich
durch ben Körper. In Island iſt es ein ——
lendes und zerthoilendes Nittel.
Die ein und vierzigfte Sattung.
Der Kachelot ). e
a ber unfern Rinnlade find ſpitzige Zähne, es
Luftröhre liege hey einigen Arten nahe am Nacken
auf den Scheitel, bey andern vorn an ber ER:
. Es find 4 Arten befannt.
1. Der Pottfifch (langföpfige Kachelot —
Er hat feinen Namen von feinem ungeheuer gro⸗
fen Kopfe, der faft die Hälfte des koniſchen Körpers
. einnimmt, und oben unproportiomirt breit if. Die
Suftröhre, die aus zwehen miſammengeſett gr
| liegt
“ w) Balaena roffrata. ie.
#) Phyfeter. 3) Phyfeter — Lin.
—
A |
er Pott 2
liegt vorne auf der Naſe vor den Augen · Das
Maut iſt klein, aber der Schlund fo außerordentlich
groß, daß er einen Ochſen verfehlingen Fönnte. Im
Unterkiefer hat er 30 bis 40 Zähne, die + Fuß lang
und armedic find, und in der obern Kinnlade in Gru⸗
ben paſſen. Der Ruͤcken ift bucklig, und binter den
Augen ſteht auf jeder Seite eine Finne, neben welcher
er leicht ‚verwundet werden kann; ſonſt ift er faft uns
durchdringlich. Die Farbe ift oben braun, unten
weißlich; doc) giebt es auch ſchwarze, dunkelgruͤne und
graue. Sieerreichen eine Länge von 60 Fuß, und eine
Dicke von 30 Fuß, und auf der Schnauze fteht Speck
einer Elle dick und drüber. „—. Sein Aufenthalt
iſt ber. Europäifdye Dcean, er fömmt aber meift von.
Grönland, Spigbergen, der Straße Davis und Neu⸗
england herab. — Er ift fihnell und in feinem Ma:
gen findet man Knochen und Gräten von 7 Fuß kaͤn⸗
ge; daher er große Fifche frißt. Ein Angefchoffener
gab einmal inder Angft einen fechs Ellen langen Hay⸗
fiſch wieder von fih. — Dem Pottfiſch wird vorzuͤg⸗
"lich des Wallraths 7) wegen nachgeftellt, welcher in
Goeftalt eines milchweißen Debls in befondern Kanälen
des Kopfes, die den Blutbehältern bey andern Thieren -
ähneln, angetroffen wird, und an der Luft zu einem
halbdurchſichtigen Talgeverhärte. Der Wallrath iſt
alſo nicht das Gehirn ſelbſt, ſondern umgiebt daſſelbe
‚ als eine eigene Materie. Won einem großen Pott ⸗
fifch erhält man über zwanzig Tonnen Wallrath, der
gleih mit Waffer und Salz gereinigt und durchgefeis
bet wird. Weiter liegt in dem Unterleibe in befondern
Beuteln, die mit der Ruthe und den Nieren zuſam⸗
— —— mens
x) Sperma ceti, ar
282 SKleinerund Hinäugiger Kachclot.
menhaͤngen, der wehltiechsabe graue Ambra. Es
find dieß harte, aus etlichen Schaalen beſtehend Kuͤ⸗
gelchen, die in einer gelben, oͤhligen Feuchtigkeit
ſchwimmen. Man trifft eins bis vier Kugeln i in eis
nem Beutel an. Der Speck, welcher oft eine halbe _
Eile dick ift, giebt zwanzig bis dreyßig Tonnen Thran,
und da viele Höhlen in vemfelben mit Wallrath anges
fülle find, fo pflegt man aus demſelben auch wohl, mie
wohl nicht mit Vortheil, Wallrach zu braten. Der
Thran ift klar und füß, und brennt ohne zu ſtinken i in!
der $ampe heil, Man bat drey Desitokenn vom
Pottfiſche.
2. Der kleine Bachelot a),
Er wird duch und zwar geroößnlich Weißfſch ge⸗
nannt, doch mit Unrecht. Seine Länge hält 24 Fuß.
Das Blaſeloch gleiche einer Naſe und ſteht auf der
Schnauze, und der Rüden hat feine Floſſen.
Die Haut iſt gelblichweiß. Er wurde vor Betreis,
bung des Wallfifchfanges am meiſten gefucht, fe
aber niche mehr als zwey Fäffer Sped.
3. Der Meindugige Rachelot #)
Er hat einen fehr * Kopf, und eine
lange zugeſpitzte Sinne auf dem Rüden, und gro⸗
fie ſpitzige Zähne im Unterkiefer. Er wird 48 Fuß
und drüber lang. — Sein Aufenthalt ift im noͤrd⸗
lichen Ocean. Er treibt die — durch ſeine
Ver⸗
F
æ) Phyſeter Catodon. Lin. Le petit Cachelot.
5) Phyfeter microps. Lin. Le Cachelot à dents em
. Faucilles — TOR:
Maßfiſch. Delphin, Meerſchwein. 283
Verfolgung ans Sand, und giebe nicht nur vielen und
guten Sped, fondern auch Wallrath.
| 4 Der Maſtfiſch P »
der ebenfallsden nördlichen Drean bewohnt, wird af
100 Fuß lang, bat einen ungeheuern dicken Kopf,
platt auslaufende Zähne im Unterfiefer und auf ven
Rüden eine große Floffe, die fich wie ein aufge⸗
ſtellter Maftbaum in die Höhe zufpigt. Er ifl
übrigens dem vorigen gleich, und hat eben fo mie jener
das Blaſeloch auf der Stirn. Sein Sped iftguß
Die zwey und vierzigfte Gattung.
TER ‚Der Delphin u. 0005,
In beyden Kinnladen find ſpitzige Zähne vorhanden,
Sben auf dem Kopfe iſt eine Luftroͤhre. Der Koͤr⸗
per iſt geſtreckt und ſchuppenlos, mit vier Floſſen.
Es ſind fleiſchfreſſende Thiere und erſcheinen oft in
ganzen Geſellſchafften. Es giebt 4 Arten.
1. Das Meerſchwein (der Braunfiſch) *).
Der Koͤrper iſt kegelfoͤrmig; der Ruͤcken
breit; der Ruͤſſel etwas ſtumpf. Oben auf dem
Kopfe zwiſchen den Augen ſteht das mondförmige
Spritzloch; faft in der Mitte des Ruͤckens eine große
die Sloffe, welche nach dem Schwanze zu, wie ein
% | balbee
c) Phyfeter Turſio. Lin. Le Cachelot ä dents plattes,
d) Delphinus.
#) Delpkinus Phocaena. Lin, Stanz. Le Marfouin,
na 7 ur u Zee
3 RT De
halber Mond, ausgehöft iſt. Unten nicht weit vom
Kopfe liegen zwey fleiſchige, durch Knochen gegliederte,
und mit einer ſchwarzen Haut rc ar Der
Schwanz iſt breit und fihelförmig. Die Haut oben
ſchwaͤr zlichblau, an den Seiten braun und unten weiß.
— Er lebt im Europäifchen Dcean, in der Oft- und
Nordſee, und wird etwa 8 Fuß lang. Bon feiner
ruͤſſelartigen Schnauze hat er den Damen Meer-
ſchwein. Er ſchwimmt außerordentlich fehnell, und
begleitet. .oft, vorzüglich. bey herannahendem Sturme,
in, großer Anzahl die Schiffe, um aufzufangen, was
herausgeworfen wird. Sonſt lebt er vorzüglich vom
Raube der Heeringe, die er vor fich ber in die Bayan
und Meerbufen: treibt. — Das Fleiſch der Jungen
von 6 bis 7 Pfunden ift befonders gut zu eſſen; das
von Alten wird eingeſalzen und geräuchere, Der
zwey bis drey Finger dicke Speck giebr guten und
vielen Thran. Er foll im Sommer durch Vorwach⸗
. fung eines -Häutchens vor die Augen, blind werden,
und ſich alsdann von den Ißlaͤndern in großer Men
auf den Strand treiben und fangen laffen.
3. Der Delphin (Tümmiler) f).
Dieß ift der Delphin der Alten, der durch die
Geſchichte mit Arion und wegen anderer vorgeblichen
Droben feiner Menfchenliebe beruͤhmt worden iſt. Er
wird 9 bis 10 Fuß lang, hat mit dem vorigen faft ei-
nerley Bildung, nur ragt die Schnauze mehr her-
vor und iſt fehnabelartig. Er hat eigentlic) zwey
Blaſeloͤcher, die ſich aber über der Stirn in einer
‚ mondförmigen Oeffnung vereinigen, und einen pfei⸗
— —— ——
F) Delphinus Delphis. Lin. Franz. Le Dauphin.
. BußEopfe Schwerddelphin. _ 285
fenden Strahl fchiefien laffen. » Die glatte Haut iſt
auf dem Rüden ſchwarz, unten weiß. — Er hen
in dem Eukopäifchen und, fiillen Meere, koͤmmt au
in die DOftfee, und naͤhtt fih von Fiſchen. Wenn
er ſich bey ftilfem "Retter feben läßt, verkuͤndigt er de
Schiffern Sturm und Wind, Sein Fleiſch
Re
3. Der Butzkopf (Nordkaper, Sturmfiſch) ).
Er lebt im Nordiſchen Ocean und Norwegiſchen
Meere, und. koͤmmt auch zuweilen an die Deutſchen
Kuͤſten der Nord⸗ und Oſtfee. Seine Länge betraͤgt
24 bis 25, und ſeine Breite 12 bis 13 Fuß. Der
Kopf ift ſtumpf und beyde Kinnladen find mit ſtum⸗
pfen gefägten Zähnen bewaffnet, Das Blaſeloch
fteht im Nacken und er fpritst durch daffelbe das
Waſſer fo hoch, wie der Wallfiſch. Die Ruͤk⸗
kenfinne iſt fehr hoch. Er treibt durch einen Schwung
mit dem Schwanze die Heeringe zuſammen und ver⸗
ſchlingt ſie tonnenweiſe· Sein Speck iſt gut, und
ein einziger giebt 15 und mehr Tonnnen Speck zu
Thran. | | —
4. Der Schwerddelphin“).
Man nennt ihn auch, aber faͤlſchlich Schwerd⸗
und Saͤgefiſch. Er hat feinen Namen von einer
großen, fpisigen, aber weichen, ſchwerd⸗ oder ſaͤbel⸗
fürmigen Finne auf dem Rüden; fonft ift ev dem
vorigen ähnlich. Er wird 20 bis 30 Fuß lang und
lebt bey Spisbergen, in der Straße Davis ꝛc. Niche
mit der Finne, fondern mit dem Gebiß fällt er den
Malle
2 g) Delphinus Orca. Lin, L’ Epaulard,
| h) Deiphinus Serra. Lin, L'Epée de mer.
286 Der Weißfiſch.
Wallfiſch an, ber. aͤngſtlich vor ſeinem ——
Feinde flieht.
5. Der Weißfiſch).
ee wird höchftens 18 Fuß fan ‚Bat eine
Banpfe, fonifche Schnauze und Feine Tücken fin:
Er ift ganz weiß, wohnt beym Noröpol, hole.
Fat die Eislöcher Athem, und koͤmmt in den ubri⸗
gen’ Eigenfchafften mit andern Delphinen überein.
Das Fett fehmede wie Schweinefett und Fleiſch und
Eingeweide werben gegeffen. Die fehr ftarfe Haut
verarbeitee man zu Riemen, Man} fängt ihn in
großen, ftarfen, aus — eigenen eu: —
Kr
| er Deiekinns Lesen il, +
Dr Zweyte Claſſe.
OA e 3 d6€1°)-
x
f .r
—Das drepzehnte Kapitel.
Von den allgemeinen Kennzeichen und Eigenfchafften .
und der Eintheilung der Wögel
A Voͤgel, fo verfchieden fie auch unter einander in
Ruͤckſicht ihres Aufenthalts, ihrer Geftalt, Lebensart,
und ihrer übrigen Eigenfchafften feyn mögen, haben
gewiffe bleibende und wefencliche Merfmale, wodurch
ſie fic) von allen Thieren der Erde aufs deutlichſte und
Eenntlichfte auszeichnen. Diefe find ihre zwey Füße,
zwey Flügel, der bornige Schnabel und dee _
mit Federn bedeckte Körper. Durch diefe äußern
Unterfcheidungsmerfmale machen fie eine eigene für
ſich beſtehende Claſſe von Gefchöpfen aus. Auch find
fie dadurch, daß fie Eyer legen, von den Säugethies
ren verfchieden, denen fie fonft in Anfehung ihrer in⸗
nern Einrichtung gar fehr gleichen *); denn fie has
ben ein Merz mit zwey Herzkammern und wo
Vorkammern, ein rothes warmes Blut, wi
liche Knochen, und felbft in Beziehung auf ihr
Fleiſch und andere innere Theile nähern fie ſich den
Säugethieren, daher fie auch in der Naturgefchichte
immer unmittelbar an fie angefeftet werden. Se
4) Aves. 1) ©. oben S. 20.
Bechſteins kurzgef. N. 8.7.2996. J
290 Bon d. allg. Ren mzeichen u. Eigenſchafften
he Koͤ iſt aͤußerlich und innerlich ihrer
Beſtimmung, nach der ſie fliegende GEBR —
Rookie hi Elein FR 449 ur ——— |
der $ufteinen fehr fpi nabel. Der
ale lls Klein, Is auf der untern Sei e⸗
ſchaͤrft, auf der obern zugerundet breit, Das Ruͤck⸗
grat iſt — der Hals hing in Hals hingegen deſto gelen⸗
ker, und in Verhaͤ den uͤbrigen Korper
fehr „fa 1 Fein — en ſind auf h
Ane Ki: D und ni > Suche Nr
Gliedmaßen fir dv uber "fe ſchlank und fein geb
des Umfanges, den er ‚eirakmeie, ungemein — N
Dicht weniger tragen die Federn zur leichten und ge⸗
ſchickten Bewegung ver Vögel vieles. bey, Es find
dieß Leichte, wdeiche, elaſtiſche, gemölbte und dicht gea
ſchichtete Auswuͤchſe die unten, wo fie in der Haut
fisen, aus einem runder hohlen Kiele, oben aus einen
Dichten Schafte beftehen, und zu beyben Seiten eine
gebogene Sahne haben, die aus lauter parallel lau⸗
fenden und.über einander gereiheren Faſern zuſam⸗
mengeſetzt iſt. Sie find in regelmäßigen Reihen in
der Haut befeftigt, und zwiſchen ihnen liegen bie
Pflaumfedern (Dunen) womit die Waſſervoͤgel bes
fonders wicht beſetzt ſind. — Jeder Vogel’ verraufcht
feine Federn alle Jahre mit neuen, d. h. ermanfert
fih, und beſtreicht fie gegen die Naͤſſe und überhaupt -
zur Stärfung und Erhaltung je zuweilen mit einer
oͤhligen Fenchtigkeit, die er ſich in einer eigenen Druͤſe
auf dem Steiße, Die Fettdruͤſe ‚genannt, ſammlet.
Mit der Lunge, die weder mit einer Dichten Haut um⸗
geben ift, noch in der Bruſt frey —* wie bei den.
3 „Gänge
and der Eintheifung der Vogel. e291
Saugethieren, fondern hinten an den Ribben angea
wachen, zur Fuͤllung ihrer ruftblaſen auf der Auſſen⸗
fläche, allenthalben durchloͤchert iſt, mit der Lunge, ſage
ich, und mic dem Schnabel ſtehen eine Menge Luft⸗
behälter, die vorzüglich die hin und wieder im Köra
per zerftreute lockere Zellgewebe ausmachen, in Vera
bindung, und fünnen vom Vogel nad) Wilkühr ge—
füllt und ausgeleeret werden...
"Eine der vorzüglichften und intereffanteften Eile
genheicen der Voͤgel macht ihre Stimme aus, wo⸗
durch die fo genannten Singvoͤgel Leben und Anm
much über bie ganze Natur verbreiten. Das männs
liche und weibliche Geſchlecht hat die einfachen Toͤne
der Leidenſchafft mit einander gemein, allein der eigent⸗
liche Geſang koͤmmt dem männlichen ausfchließend zuz
denn nur fehr wenige Vogelweibchen, z. B. Serchen,
Rochkehlchen, lallen ihren Gatten die Lieder der Siebe
und Freude nah. Zwar haben wir bey uns in den
kuͤhlern Zonen auch) theils unbedeutend theils unangea
nehm ſchreyende Vögel, wie die Wald-Raub-Schwime
und Sumpfvoͤgel; doch fönnen wir weit mehrere und.
beffere Singoögel aufzählen, als die Bewohner ver
beißen Zonen, denen wir aber dafür den Vorzug des
Befiges der ſchoͤnſten Voͤgel zugeſtehen müffen. Die
oben- erwähnten Luftbehälter "bewirken beym Gefange,
das lange Aushalten, das wir an der Nachtigall ſo
ſehr bewundern ; die verſchiedenen Modulationen deſſel⸗
ben aber verurfächet der befondere Bau der Luftroͤh⸗
ve, die nicht, wie bey den Säugethieren bloß oben ar.
der Zungenwurzel mit einem, fondern auch unten bey
der doppelten Bertheilung in die Lunge noch mit einen?
ziventen anders gebildeten Kehlknopfe verfehen ift. —
Außer daß bie Voͤgel Ne Künfte lernen, if
auch
292 Bond. allg. Kennzeichen u. Eigenfchafften
auch dieß ein worzüglicher Beweiß ihrer. Gelehrigkeit
und ihres Gedaͤchtniſſes, daß Diejenigen, die eine gefa-
ferte oder gefpaltene Zunge haben, Sieber pfeifen ler—
nen, mie 3. B. die Hänflinge, nnd. die Breit» und
Dickʒuͤngigen fogar Worte nachfprechen. — wir
die Papageyen und Raben. |
Die Sinne der Wögel find von AR
Schärfe. Geficht und Gehör ift ben allen fein, jes
Doch in verfchiedenen Abftufungen, fo daß der Falfe
beffer ſieht, als die Eule; da Dingegen diefe beffer
hört als jener. Einige wie die Waldvoͤgel haben auch
einen ſehr feharfen Geruch; hingegen iſt der Ge:
ſchmack bey den meiften ftumpf und nur einige Sing
voͤgel z. B. das Blaukehlchen ſcheinen auch dleſen in
einem vorzuͤglichen Grade zu befigen. — Da die Voͤ⸗
gel ihren Feinden mebrentheils durch die Flucht ent»
gehen fönnen, fo Haben fie toenige Waffen. Doch
dienen einigen die Schnäbel, andern die Krallen und
Spore und noch andern Stacheln an den Fluͤgeln
‚zu ihrer Vertheidigung und zum Angriffe. Auch bal-
ten fie einige durch einen unangenehmen Geruch von
ſich ab, und andere geben, um unbemerkt zu bleiben,
- gar feinen Geruch von fih. — Merfwürdig ift, daß
es allgemein verftändfiche Worte in der Sprad)e der
verſchiedenen Voͤgel giebt, wodurch ſie ſich einander
die Naͤhe eines Feindes zu erkennen geben, und daß
die weißen Bachſtelzen und Schwalben gleichſam die
von der Natur beſtimmten Waͤchter ſind, die durch
eigene geſangartige Toͤne allen Voͤgeln die Annäherung
eines Raubvogels verfündigen, und von dieſen gar
felten oder nie angegriffen werden, alfo gleichſam ge⸗
| feemäbig unverletzbar ſind.
Nicht
ar
und der Einteilung der Vögel. 293
Nicht alle Vögel bleiben zw allen Jahreszeiten
in einerley Gegend, fondern verandern ihren Wohn
plas. Ich theile fie daher in Stand» Strich- und
Zugvögel ein: Unter Standvögeln verſtehe ich
foldye, die weder Kälte nody Mangel an Nahrung
nöchige, ihren. Aufenthalt zu verändern, fordern die
Sommer und Winter in einerley Gegend gefunden
werden 3. B. Sperlinge, Meifen u.d. g. Striche
voͤgel find diejenigen in gemäßigten und falten Ge—
genden, welche, ob fie gleich Die Kälte aushalten koͤn—
nen, doc ihrer Mahrung halber, die fie entweder an
einem Orte aufgezehrt haben, oder zu der fie vor Froſt
und Schnee nicht, gelangen Fönnen, auf eine kurze Zeie
ihre Heymath verlaffen, in eine benachbarte Gegend
ſich begeben, und mehrentheils in großen Schaaren
bald da, bald dort find, ohne jedoch mehrere Breiten
zu überfliegen. Hierher gehören als Benfpiele vie
Zeifige und Stieglige. Endlich find Zugvoͤgel fol-
che Vögel, welche fo wohl der Kälte als Nahrung hal«
ber ihr Vaterland verlaffen und in waͤrmere Gegenden
wandern müffen. Diefe werden, wie man an ven
Schwalben und Störchen fieht, im Herbft durch einen
eignen innern Trieb beftimmt, theils in Heerden,
eheils einzeln in wärmere Gegenden zu wandern, und
‚bier bis zum mildern Fruͤhjahr zu verweilen. Die-
fen Trieb zeigen auch fo gar die wanbernden Stuben⸗
vögel im erften Jahre ihrer Gefangenfchafit, welche
ur beſtimmten Zeit unruhig werden, ungewöhnlich
im Käfig flattern, und fogar des Nachts davon fräu=
men; denn ich habe Nachtigallen, Bachftelzen, Blau-
und Rothkehlchen zu diefer Zeit im Zimmer bey der
dunkelſten Nacht die Locktoͤne won fich geben hören, die
fie auf ihren Reifen ausftoßen.
T3 alla Vu
294 Bon d. allg. Kennzeichen u. Eigenfchafften
m Allgemeinen genommen nähren fich einige
Voͤgel aus dem Xhierreiche, andere; aus dem Pflan« -
genreiche mund noc) andere aus beyden zugleih. Die
Raubvoͤgel leben von allerhand Thieren, die ſchwaͤcher,
‚furchtfamer, und gewöhnlich Eleiner find als fie. Die
Schwimmbvoͤgel freffen Fifche und. deren Laich, auch)
MWafferinfecten und Wafferpflanzen. Die Spechte
‚baden die Sarven Eleiner und großer Käfer und ande» ·
rer Inſecten unter ber Ninde der Bäume hervor;
der Kuckuck ſucht Raupen auf; die Schwalben flie«
gen nach) den Wafferinfecten; die Schnepfen gehen
Würmern nah. Die. Papageyen freffen Obft; bie
Kreuzfchnäbel- Fichtenfaamen; die Hänflinge Ruͤb⸗
- faamen; die Lerchen Körner und Saat. Die Hide
ner und Nabenarten leben von mehrern Producten _
aus dem Thier- und Pflanzenreiche. — Ale haben
einen fehr guten: Appetit. Sie nehmen in Vergleis
Kung mit andern Thieren, die Rupen und Maden
etwa ausgenommen, die größte Quantiaͤt von Speifen
zu fi), und es ift nichts ungewöhnliches, daß ein Vo⸗
gel des Tages über die Hälfte fo viel Nahrungsmittel
verſchluckt, als er felbft fehmer iſt. Solche Sreffee
find 5. 3. die Droffelarten. — Die fleifchfreffenden
Vögel haben einen ſchwachen häutigen Magen, wor⸗
in die Speifen durdy den. Magenſaft aufgelöft und
verdauet werben; die faamenfrefienden hingegen ba=
ben nicht nur einen febr muskuloͤſen Magen, ſondern
auch noch überdieß einen Kropf, in welchem die
Sämereyen erſt eingeweicht werben, die alsdann der
Magen durch Hülfe einiger Sand» und Kiefelförner
vollends zermalmet. Alles was der‘ Magen nice
> verdauen kann, z. B. Haare, Knochen, Gräten, Spel⸗
zen ıc. brechen die Vögel in runden N |
| I Fire) äger
rt md der Eintheilung der Wogel 295
äger bey den Raubroͤgeln das Gewodle nennen,
* der Mahlzeit wieder von fich *). — Der Harn
wird zwar⸗/ wie bey den Gäugerhieren, in den Nieren
abgefondere, fantmiet fich aber nicht in einer eignen.
Blaſe, fondern wird init dem Kothe zugleic) durch
den Maſtdarm ausgeworfen, : Sp geht auch bey vie⸗
len die Galle ſo gleich aus der Leber unmittelbar in
Gedaͤrme; und man finder keine Gallenblaſe;
alb man aber mit Unrecht auf den Mangel der
Galle ſelbſt ſchließen wuͤrde, wie man es z. B. ben’
den Tauben thut.
Diie meiiten Vögel halten ſch paarhelſe zuſam⸗
men, und zwar auf immer, wenn fie ſich aueh) noch der
Zeit der Fortpflanzung z. B. auf ihren Wanderungen,
eine Weile erennen folicen ; andere aber, wie die Haus»
voͤgel, leben in Polygamie, Nach der Paarung,‘
die mehrentheils im Frühling gefchieht, fängt das
Weibchen an (demm dieß beſitzt meiftens mehr Kunſt⸗
trieb als das Mänrichen) ſich ein Neſt zu bauen,
welches nah Beduͤrfniß theils mehr theils weniger
kuͤnſtlich iſt. Wenn ſie in Monsgamie leben, fo hilfe-
gemeiniglich das Männdyen die Materialien, welches‘
—* —** Blaͤtter, Heu, Wolle, Haare u. d. gs
neragen, das Meibihen aber webt fie
vr nabel fünftlich ufammen, und lege die
weichen zur Ausfücterung nach innen. Mach) der vera,
ſchiedenen Lebensart findet man die Neſter einiger
T 4 Voͤgel
—* Auch die Sinandaet, welches man wohl nach nicht bes
merkt hat, fpeven die Fluͤgeldecken, Beine und Fluͤgel
der Inſecten in eyrunden Ballen wieder aus. Ich
* 38 meine Studenvoͤgel mit Semmeln und Getſten⸗
rot in Milch geweicht, und Blau⸗ und Rothkehl⸗
"chen x. wuͤrgen täglich eins oder zweymal die eyrunden
Spelzkugeln von dem Gerſtenſchrote wieder weg.
N
Voͤgel auf ber Erde, andere auf Bäumen, Straͤu⸗
chern, In Mauerloͤchern, ſo gar einige auf dem Waſ-⸗
ſer ſchwimmend und man iſt aus der Geſtalt des
Meſies und aus der Wahl des Ortes ſchon im
Stande den Vogel zu errathen, der es gebaut hat. —
So bald das Meft fertig ift, lege das Weibchen feine
beftimmte Anzahl Eyer, welche in dem Eyerſtocke
als runde gelbe Kuͤgelchen an einem Stielchen haͤng
durch die Befruchtung (bey vielen auch ohne dieſe
296 Bond. allg. Reue u. Eigenafte |
—
abgeloͤßt werden, in einen haͤutigen Sad von ber
Größe der Gebärmutter übergehen und bier ihre Härte
und faldhartige Echale erhalten. Sie werden durch
die Wärme eines oder beyder Gatten ausgebrütet.
Durd) dieß Bebruͤten, das man auch durch jede an⸗
dere natuͤrliche und kuͤnſtliche gradmaͤßige Waͤrme
nachahmen kann 2), wird naͤmlich der in den Eyern
befindliche Keim des jungen Voͤgelchens zur vollkom⸗
felung eines jungen Vogels zu beobachten. - Beym
Huͤhnerey zeigt ſich z. B. fehon vor dem Ende des
erften Tages die erfte Spur des neuen Vogels und
am Ende des zweyten die erfie Bewegung des as
ſehr unvollfommenen, wie ein Blutfleck erſcheine
mienen Ausbildung ‚und Reife gebracht, und es ift
feine leere Zeitverfhmwendung die ftufenweife Entwik⸗
Herzens. Zu Ende des fünften ſieht man ſchon das
ganze, £leine, gallertartige Gefchöpf, das einen großen
Kopf und befonders ungeheure Augen bat, fich bewe⸗
gen. Am vierzehnten brechen die Federn aus, und
die Eingemeide find vollfommen gebildet; zu Anfange
des funfzehnten fchnappt das Huͤhnchen ſchon nach
uuft, und iſt am neunzehnten Tage im Stande einen
$aut von ſich zu geben. Gewohnlich ’ es zu —*
2 ©. unten — vbuhn·
unnd der Eintheilung der Vdgel. 297
des ein und zwanzigſten zum Auskriechen aus dem
Ey (in welchem es die drey Wochen über vum Dotter
und dem Eyweiß durch den Maftvarm und nicht
durch den Schnabel ernährt worden) reif, und durch⸗
bricht dann die Schaale wermittelft eines von der Ra⸗
tur ihm. darzu verliehenen fnorplichen Aufjages auf
dem Schnabel, der ihm, nachdem es ausgekrochen,
meift fdyon am zweyten Tage von felbft abfällt, oder
von den andern jungen Huͤhnern abgepickt wird. —
Die meiften Jungen werben noch fo lange imMefte von
ihren Eitern entweder durch im abel zugebrachte,
oder in dem Kropfe eingeweichte Speifen ernährt, bis:
fie zum Fliegen geſchickt find, und ihre Nahrung ſel⸗
ber finden fönnen; andere, wie 5. B. alle Haus» und
bie, meiften Sumpf» und Waſſervoͤgel laufen ober
ſchwimmen fo bald fie aus dem Ey gefrochen find, mit
den Alten davon, werden von ihnen ihr Futter ſelbſt
zu fuchen angeleitet, unter ihren Flügeln ermärmet,
und gegen die, Angriffe der Feinde verrheidigt. So
bald ſich die Jungen felbft naͤhren fönnen, verlaffen
fie die Alten, und diefe machen zu einer zweyten Brut
Anftelt; ja Die Tauben bringen wohl fechs- und mehr⸗
mal unge in einem Jahre. — Die Vögel find faſt
alle, die Raubvoͤgel etwa ausgenommen, im erften
Jahre fehon im Stande ihr Gefchlecht fortzupflanzen
und erreichen in Vergleichung mit den Säugethieren
ein fehr hohes Alter, fo daß man von Papageyer’
und Adlern fpricht, Die in der Gefangenfchaffe Uber
v00 “fahre, und von Schwanen die bis 200 Jahr
elt geworden feyn follen.
- Somehl in der Haushaltung der Natur, als fuͤr
ben Menfchen, leiſten die Voͤgel betraͤchtlichen Nuz⸗
zen. Die Raben, Geyer und andere Raubvoͤgel ver⸗
ui re 0 „gehren
/
298 Don Big. Kennyeichen u. Eigenſchafften
zehren die todten Aeſer, und reinigen dadurch die gufe.)
In dieſer Ruͤckſicht werden fie befonders in Egypten
nuͤtzlich «wonach den jährlichen. Ueberſ⸗ wemmungen
bes Nils eine Menge Waſſerthiere zurüdbleiben. Vie⸗
le freſſen ferner allerhand große und kleine ſchaͤdli⸗
che Thiere. Manche Raubvoͤgel, die Wuͤrger, die
Eulen, Kraͤhen u. d. g. verzehren den. Ueberfluß von
Zeldmaͤuſen, von welchen oft Mißwachs entſtehen kann ʒ
andere, als der Buſſard und der Storch, verfilgen:
manche ſchaͤdliche Schlangenarten; die KRrähen und-
Staaten fuchen die Engerlinge binter dem Ackerman⸗
ne auf; die Enten verſchlucken die ſchaͤdlichen Garten⸗
ſchnecken; die meiften: infeftenfreffenden Vögel, als
Ammern, Sperlinge, Schwalben, Meifen ws a. m.’
reinigen nicht nur die $uft von fhäbfichen, "Menfchen
und Vieh plagenten; Inſekten, ſondern auch die Gaͤr⸗
ten und Felder von den ſchaͤdlichſten Raupen, und an⸗
dern ſich zu ſtark vermehrenden Iuſekten, und man hat
in manchen Gegenden ſchon durch die gaͤnzliche Aus· |
rottung mancher vermepntlich ſchaͤdlicher Böll. DB
Der Kraͤhen und der Sperlinge, den weit geößern Mache‘
eheil, naͤmlich eine ungleich ſchaͤdlichere Vermehrung
des Ungeziefers bemerkt. Die, r, Tauben, Fin⸗
ken, Haͤnflinge, Ammern und Kraͤhen naͤhren ſich von
den uͤberfluͤßigen Fruͤchten und Saamen, die, wenn
fie liegen blieben, der. eigentlichen Ausſaat hinderlich
ſeyn und zu Unkraut werden würden. Werſchie·⸗
dene Voͤgel befoͤrdern auch die Vermehrung und!
Foyrtpflanzung der Thiere und Gemächfe. So
erzaͤhlt man von den wilden Gaͤnſen, mehn aber wohl
die Meilen un "), daß ſi e bey Wen Zien ud ——
— ba
* * von ilden Ganſen Kan wohl fein 3
fiel, daß fie öifde oder Fiſchlaich verſchluckten
os Der Einthelung der Vbgel 299:
bare Fifcheyer in entfernte Teiche truͤgen und ſie fiſche⸗
‚reich machten. - Daß viele Vögel Saamenkerne were)
ſchlucken, die fie. oft ganz und unverfehrt wieder von,
ſich geben, und die da ausfchlagen, wo fie fonft ſchwer⸗
Lich würben bingefommen ſeyn, ift eine befannte Sa«'
che. So fragen ja die Droffeln oft auf Mauern, Wei«-
den» und andere Bäume Saamenferne vom Vogel⸗
beerbaun, ‚die zu Baumen und Sträuchen werden,
die Holzheher verftecken im Herbfte eine Menge Eicheln,
die im Frühjahr! aufgehen, und verpflanzenialfo Eis
cheln an ſolche Orte, wo vorher gar feine ftanden, und
die Tauben follen auf ähnliche Art auf den Gemürzins ;
eln die Muskatennüffe forepflangen, . Der Mift der.
evoͤgel duͤngt Fable Selfenklippen und Küften, daß"
manche beilfame Gewächfe, z. B. Loͤffelkraut da forte
fommen können, — Dem Menfchen nuͤtzen auch faſt
alle Vögel unmittelbar bald mehr bald weniger. Das
Fleiſch fehr vieler, befonders der Haus- und Singvoͤ⸗
‚gel, die Ener der Hühner, Kibbige und mancher Sees -⸗
vögel und die Tunfinsnefter dienen zur Speife: Die
Ferern werden zum Ausftopfen der Betten, Pol⸗
ſter, Müsen u. ſ. w., zum Schreiben und Zeich-
nen, zu Pinfeln, Zahnftochern, zu Därtung des -
Stahls, Sederbällen, Pfeilen, zu Bekielung
muſikaliſcher Inſtrumente, in Apotheken zum Filtri⸗
ren, zu Muͤffen und vorzuͤglich zu mancherley Putz
ebraucht; im letztern Betracht machen fie bey den
wilden Völkern, zumal in Amerifa und auf den In⸗
fein Des ftillen Oceans einen der wichtigften Handlungs»
ortifel aus. Hierdurch und auch durch die Häufe,
Därme und Knochen mancher Vögel finden verfehie-
dene Künftler und Handwerker Stoff zu mancher⸗
ley Arbeiten, Auch im Freyen ſowohl als im Zims
00: Von d. allg. Kennzeichen u. Eigenfehafften
mer vergnuͤgen die Vögel durch ihre ungemeine Leb⸗
haftigfeit und Munterkeit, durd die Schönheit
ihrer Federn und durch ihren Gefang. — Diefer
und viel anderer Mugen mehr, der im Verfolg der
Geſchichte jeder Wogelart fo genau als möglich anges .
geben werden foll, überwiegt ven Schaden, der zu«
weilen durch fie es * weit. —9
werden einige zuweilen durch Vertilgung nuͤtzli⸗
cher Thiere und Gewaͤchſe —— Der *
zur, Bartgeyer, die Adler und andere Raubvoͤgel toͤ⸗
Ben Hirfche, Rebe, Gemfen und Schafe, Der Fifchaar '
nd viele Waffervögel werden den Fifchen und ihrem
Kid gefährlih. Die Falken, Werben und Sperber
ſtellen dem Hausgeflügel nach. Die wilden Bänfe
freſſen die grüne Saat ab, die Sperlinge, zahme und
‚wilde Tauben das reife Getraide, die Droffeln vie
Weintrauben, die Naben die Kirfchen, und überdieß
£reren auch die Elftern und Rabenkraͤhen die Pfropf⸗
reifer in Gärten ab. Giftige Thiere aber finden ſich
in diefer Claffe, fo wie in der vorhergehenden, gang
und garnidt, — ER! |
Den wilden Vögeln ftellt 'man entweder nach
um fie zu benußgen oder, weil fie ſchaͤdlich find, um fie.
zu vermindern f); beydes thut der Jaͤger oder Vo—
gelfteller, und es find viele Methoden befannt, wos |
durch man diefe flüchtigen Thiere habhaft werden
kann. Außer dem Schießgewehr bedient man ſich
der
I) Hieher gehört die fo nöthige moralifche Vorleſung vom. |
Martern der Voͤgel und von Zerftöhrung der Vogels
neſter, die in jeder Schule des Jahrs einmal gehalten
werden follte. in Mufter Hierzu Has Here Hofe
——— im Schulfreund sften Band u. f.
gegeben ER
0,69 1nd der Eintheilung der Bögel. :gox
der Mege, Kloben, Leimruthen, des Vogelheerdes, der
Dohnen und Sprenkel. RT
we — ee einem * eine * andern —
liche Beſchreibung verfertigen zu koͤnnen, iſt noͤthig,
die einzelnen Theile ſeines Koͤrpers —
nen zu koͤnnen 2). > Hier find fie, fo weit es unſer
Zweck erfordert. (f. Taf. I. Fig. 2.) Der. obere-Theif
des Kopfs oder die 2 vorne a) die Stirne, in
der Mittr b)den Scheitel, und hinten e) den Hin⸗
terfopf. Die äußern Federn, welche den Schnabet
‚umgeben, ‚beißen d)die Halfter, und an den Seiten
geben (oft), e)die Zügel, die an vielen Vögeln nackt
‚ find, bisan die Augen. Die Augen umgiebt der Au⸗
genkreis (roie bey den Eulen, wo die Federn ganz an⸗
ders geftalter find). Die Gegend zwifchen den Augen
und Obren nennt man f) Die läfe, und zwiſchen
den Augen und der Kehle g) die Wangen. Der obe⸗
ve Theil des Halſes heiße. nahe am Kopfe h)das Ge⸗
nick, und, nach dem Rumpfe zu i) der, Macken, der una
tere aber nahe am Schnabel k)die Kehle, und nach
der Bruſt zu I) die Gurgel. Iſt nur etwas weniges un«
ter dem Schnabelanders gefärbt, fo nennt man esauch
wohl das. Kinn, — Am Rumpfe unterfcheider mar
den obern und untern Theil. Erfierer ift dev Ruͤcken,
uud. wird m).in den Oberruͤcken, der zwifchen den
Flügeln liegt, n) den Mittelruͤcken, und das Ende
des Ruͤckens oder o)den Steißgerbeilt. Auf der une
. tern Seite folgt hinter dem Halfe p)die Bruft, dar⸗
auf g)der Bauch, zwifchen den Beinen und dena
Schwanze r)der After, und unter den Flügeln s) die
ans \ Sei⸗
£) Diefe Stelle muß derjenige Lehrer ganz inne haben,
der durch Befhreibung natürlicher Körper den Ber
obachtungsgeiſt etc. feiner Kinder ſchaͤrfen will.
⸗
1%
10 Ben vhallg Bond ehhäfgaften
| ifngen der Voögel dar ——
f ier ghern Kinnlade befmnden ſich die beyden
Ra ae edießan der urfel eine
Da Le erzögen fcheine, und daher
—* Sun nnerhalb deſſelben
—
merkw
| — Beh der Huͤhnern findet man auch an
die — Federn die vot
edern, die uͤbrig en kleinern und nicht ſo
ſteifen
— und bey verſchiedenen um die Dat
—— —— gen.’ = "Anden o) Flik
e hintern. — bemerkt man, wie an
den — dreyerley Scwungfebern, da beißen
denn die vordern zehn großen die Schwungfedern
Der erſten Ordnung, die folgenden kleinern Die
Schwungfedern der zwehten Dednung) und bie
ar Hit sen wieder die Schwungfedern ber drit⸗
ten Dieſe Schwungedern werden mit
den u) großen ind u
vfte — großen ne "ein n find, An dem Daumen
ode cken der Fluͤgel bemerkt man auch noch dreip
kleine ſteiſe Federn⸗ welche fan ’w) den Afterflüs
gel nenne — Am Ende des Körpers liegen x) die
Hhatsfedern, ‚deren Die meiſten Voͤgel zwölf, die
Minen aber achtzehn, und andere, wie die Spede
te, auch nur zehn haben. Man zählt fie von beyden
Get a 3 bi⸗ in die DR weil ſie auf einer
we mi Seite
N 2) Siehe an. © 04 fe
—— am NRopfe ice der Schnabel, auf
x en Form bey Be g der Ordnun⸗
* jeftälteten und gebe enen N. Nafei und
indlich; auch dieſe * ncherley
DEE Seen. ee Aupdern Kop e haben eie
el’einen Fede y andere — eiſcher ·
Seite wie auf der andern gebilder find, und don der
‚werfchiebenen ‚Stellung der Federn erhält man ungen
theilte, feheerenförmige, Feilförmige u, d: g. Schwäne
ze. — Die Füße der Vögel beftehen aus dem Schenk
£el, Schyiendein und den Zeherun'Die Schenkel find.
bey den Sumpfoögeln anıdem untern Theile unbefisa
dert, auch die Schienbeine find bey den meiften nad,
and nur beyreinigen, z. B. dem Auerhahn, Goldada
ler, den Eulen mit Federn bedeckt. Die Anzahl der
Zehen iſt mehrentheils vier, drey vor« und eine ruͤck⸗
waͤrts. Wenn dieſe ganz frey liegen, wie beyıfehe
vielen Vögeln, fo beißen fie Gangfuße; iſt aber vie
‚puitelepe ehe mit der äußern Seitengehe etmas vera
wachſen, fo giebt es Schrettfüße, wie bey dem Eis»
vogel. Wenn die Hinterzehe fehlt, und VIE Vogel
laufen auf den drey vordern, wie der Trappe, ſo ſind
dieß Bes" Bey den Spechten und andern Voͤ⸗
geln, die an den Baͤumen herumklettern, liegen zwey
Zehen nach vorne und zwey nad) hinten; dieß heißen
letterfuͤße. Die Waſſervoͤgel haben Zehen, die
mit einer Haut ( Schwimmhaut) bald ganz, bald
bald, bald wie mit Lappen oder Franzen beſetze
find, ; ’ * ei gi IE TE
Bey der Finneifchen Eintheilung der Böse
gel, welche wir wiederum wählen, weil ſie fehr leicht
zu behalten ift, wird vorzuͤglich auf die Beſchaffenhele
des Schnabels und der Fuͤße geſehen. Es entfichen
daher ſechs Ordnungen. .
Erſte Ordnung: Raubvoͤgel. Sie habeı
oinen· gekruͤmmten / hoakenfoͤrmigen Schnabel, und
flarfe Füße mie fcharfen Krallen... wmun
Zweyte Ordnung: Waldvoͤgel. Gie ha⸗
ben einen erhabenen und etwas zuſammengedruckten
Schnabel De
—
ges Danny: Semi n. Cigenfeh. *
Dritte Ordnung? Waſſervoͤgel. Der meh⸗
ne fiumpfe Schnabel ift mic einer zarten Haut
—— —— die Zehen * mit einer Schwimm
er verbunde
Vierte Dednung⸗ Sum pfodgel: Der
Schnabel ft länglich rund, Rumpf und meiſt walzenfoͤr ⸗
mig / und die Füße find lang und über den Knieen nackt.
Fünfte Ordnung: Hausoögel. Die obe⸗
ve Kinnkäde: rage an den Seiten über die untere heb⸗
vor; amd die Zehen find bis zum * Gelenke mit
einer Haut verh unden.
Sechſte Ordnung: Singvoͤgel. Der Schna⸗
bel, if fegelförmig und augefpigt, und die ‚Füße ſind
* und Gangfuͤße.
Die Kennzeichen der Gattungen werden aus
* beſondern Bildung des Schnabels, deſſen Bedek ⸗
kung, der Zunge, Fuͤße und verſchiedenen andern Thei⸗
fen: hergenommen, und die der Arten, aus der Bes
ſchaffenheit und Anzahl der Flügel: und Schwangfeern,
auch aus der Farbe anderer Theile,
Fuͤr unfern Zweck find die merkwuͤrdigſten Bi
gel, die unter: ihren gehörigen Ordnungen und Gate
—* ſtehen, folgende.
Das vierzehnte Kapitel.
Do tdnung
En N! Raubvdgel ).
&i: machen fich durch ihren unterwäreshaafenfdrmig
gekruͤmmten Schnabel, der mehrentheils auf beyden
Seiten dar ebern Kinnlade eine ———
Ecke
D ——
Vie Raubobgel. Der Eepet) ang
Ede hat, die man einen Zahn nennt, fehr Eennelich.
Die Naſenloͤcher find offen, Boch bey den Eulen mie:
Federn bedeckt; die Fuͤße meift ſtark und furz mit viet
Zehen verfehen, deren. drey vorwärts und eine nach
hinten zu liegt, ‚und welche unten Warzen und am
Ende gefrümmte und ſehr ſpitzige Krallen haben. Bey
einigen find fie befiedere, bey andern bloß, Das
Weibchen übertrifft meift das Männchen an Schäe
heit, und um ein Dritcheil an Größe. Sie leben
vom Raube anderer lebendiger oder todter Thiere, und.
werden Daher nicht gegeffen.. Mit ihrer Beute vera _
fihlingen fie oft Knochen, "Haare und Federn, vera
dauen diefe aber nicht, fondern ſpeyen fie wieder vor
fih, Sie leben in Monogamie, niften auf hoher
Selfen, Klippen, Baͤumen u. d. g. und brüten wenig
‚unge aus, welche von ihnen, bis ihre Federn zumg
Ausfliegen groß genug find, im Neſte ernährt werden.
Sie fhwingen fih hoch in die Luft, lieben einfame
Dexter, find hart, granfam, ſchwer zu ſchießen, zu fane
gen und zu zoaͤhmen; doch werben einige zur Jagd abe
‚gerichtet. Sie führen mehrentheils ein ungefelliges -
geben. Man zähle vier Gattungen und zwey hun⸗
dert und ‚vierzig Arten, wovon wir folgende bes
4
merken.
Die erſte Gattung.
Der Geyer ). — |
Dir Schnabel iſt grade, nur die Spitze ift haaken
fürmig gebogen; bie Zunge gefpalten; der Kopf oh⸗
ne Federn. Sie unterfcheiden fi) dadurch aud) noch
von andern Naubvögeln, daß fie in Heerden und ſeh
traͤge
2) Vultur. FR
Vechſteins kurzgef. N. ©.L.3% | J—
96 Gemeiner Geyer, Bartgeyer.
träge fliegen, eine niebergebeugte Stellung haben, ſich
vorzüglich vom Aaſe naͤhren und dadurch in warmen
‚ändern ſehr nuͤtzlich werden. Der ganze Körper iſt
mit fo viel Pflaumfedern bedeckt, daß, wenn man die
großen Federn ausrupft, def ganze Vogel, wie mit
Wolle bekleidet, erſcheint; auf dieſe Art werden auch
die Geyerhaͤute als Pelzwerk benutzt. In Egypten fuͤt⸗
tert man die ſchoͤnſten ſeidenen Kleider damit, und auch
in Frankreich und andern Gegenden war ehemals ſolche
Kleidung Mode. In Deutſchland finden wir 3 Arten.
“026. Der.gemeine Beyer’).
Seine Länge von der Schnabelfpige big zum
Schwarigende ift ohngefähr 32 Fuß und feine Flügel
Elaftern 8 Fuß. Er ift oben dunkelbraun, unten heller,
2 Nacken — und blaͤulich, in Ruhe ſitzend
bildet die Halswolle vorne na der Bruſt zu
einen —— lichtgrauen Kragen, und
den Schultern ſteigen zwiſchen Fluͤgeln und Halſe auf
beyden Seiten lange Federbuͤſche in die Höhe.
Die hohen gebirgigen Europäifchen. Baldungen, find
feine Wohnoͤrter, doch koͤmmt er auch im Winter in die
Ebenen. herab, Er naͤhrt fü ich von Aas, ftößt aber Bi
auf Behr, Ba Schafe und Hafen.
. Der Bartgeyer”),
welcher * Goldgeyer und laͤmmergeyer * ide
größte Europaͤiſche Vogel ‚ und auf.den Tyro⸗
ler» und. Schweizeralpen zu Haufe. Er ift 4 Fuß
und druͤber lang, und mit ausgefparnten Flügeln 8
Fuß breit. Am Kinn hängt ein langer harthaa⸗
tiger Bart herab. Der Oberleib ift cn faſt
ſchwarz der Unterleib aber röchlich gelb.
°D Vultur cinereus. Lin. Le Vautour ou BR Vau-
tour. Buff,
m) Vultur barbatus, Lin, Vautour dor&,
Cuntur. Geyerkoͤnig. 307
Er frißt nicht gerne Aas, ſondern naͤhrt ſich vorzuͤg⸗
lich von lebendigen Thieren, Gemſen, Reben u. dag. und
faͤllt auch Menſchen an. Sein Neſt finder man in Felſen⸗
hoͤhlen, und das Weibchen legt zwey weiße Eyer, wie Ganſe⸗
eyer groß, welche es auch in Menagerien zuweilen, ohne
NPaarung im Frühjahr, von ſich giebt.
Bon ausländifchen Geyern find befonders merk⸗
würdig: /
3. Der Cuntur o er fo genannte Dogel Greif”),
Er iſt der größte von allen fliegenden Vögeln,
deffen ausgefpannre Flügel 18 Fuß Elaftern. Geine
Tarbe ift, oben ſchwarz, oder ſchwarz und weiß, und
unten braun, . Auf dem Fahlen Kopf läuft der
‚Länge nach ein fleifcherner ungeferbter Kamm
im Auch die Kehle iſt nackt. Sein Vaterland .
ind die Müften und oͤden Gebirge von Peru und Chili,
Hier niſtet er auf den Felfen und anden Ufern, und nähre
fid) von Schafen, Kälbern, Hirſchen ıc. und von todten Fir
ſchen, die das Meer auswirft. Ihrer zwey ſollen eine Kuh
toͤdten und aufzehren koͤnnen. Da er aud Kinder, jafnas
ben von zehn bis zwölf Fahren anfällt, fo ftellen ihn die
ruaner ein Kind von Flebrigen Thon hin. Er ftöße auf
daſſelbe, fehlägt feine Krallen fo feft in den Thon ein, dag
er nicht wieder loskann, und wird auf diefe Ars gefangen.
4. Der Beyerkönig ). ey
Er wohnt eigentlih, in Südamerika, tft aber oft ie .
Deutfchland bey den Leuten zu fehen, die wilde Thiere zur
Schau herum führen. An Größe gleichter einem Trut⸗
hahne, it ein fchöner Vogel, und vorzüglich une
ter ven Raubvoͤgeln der fhönfte, weswegen er auch der
König der Geyer heißt. Kopf und Hals find kahl,
binterwärts lebhaft roth, und die Naſenhaut fleie
ſchig. Unter dem kahlen Theike des Halfes liegt ein aus
il u 2 ‘= Jana
n) Vultur Gryphus. Lin. Le Condor, Buff,
6) Vultur Papa, Lin, Roi des Vautours, Buff,
| 308 Aaasgeyer. Falke.
langen aſchgrauen Federn beſtehender Halskragen, in
welchen er ſeinen ganzen Hals und einen Theil des Kopfs
verbergen kann. Der Körper iſt roͤthlich, braun und
weiß gemiſcht und die Schwung - und Schwanzfekern
find ſchwarz. — J— *
Seine Nahrung machen Schlangen, Eidechſen, Aeſer
and Thier⸗ und Menſchenkoth aus; daher er auch einen fo
gidrigen Geruch hat, daß die aͤrmſten Leute fein Fleiſch
nicht effen mögen. \
5. Der Aasgeyer Egyptiſche Erdgeyer, heilige
x ‚Geyer ?). ei De
Ein Beyer, welder in einigen Gegenden von aufers
ardentlichem Nutzen ift.. In Paläftina vertilgt er eineuns
zaͤhlige Menge von Feldmäufen, und in Egypten die vielen
Amphibien und Aefer, die nach den Ueberſchwemmungen
des Nils das Land bedecken und die Luft verpeften könnten.
Das faulfte und ſtinkendſte Aas frißt ee am liebſten. Die
alten Egypter hielten ihn daher heilig, verboten bey Lebends
ſtrafe ihn zu toͤdten und festen fein Bildniß auf Obelisken,
Zempelmauern, Mumienbekleidungen u. ſ. w. Ja noch
jetzt ſetzt ihm mancher fromme Türke eine gewiſſe Summe
aus, wofuͤr ihm an beſtimmten Tagen zu Kairo auf dem
Platze Ramelti Fleiſch vorgeworfen wird. Da dieſe Vögel
gehegt werden, ſo ſind ſie ſo wenig ſcheu, daß ſie in großen
Schaaren in der Nachbarſchafft der Doöͤrfer und Städte ſich
aufhalten, und hier mit den Hunden gemeinſchafftlich das
ausgeworfene Aas verzehren. Sie folgen auch den has
vanen, um bie Eingeweide des gefchlachteten Viehes, und
die gefallenen Kameele zu verzehren. —J—
Sie haben einen dreyeckigen, kahlen und runz⸗
lichen Kopf. Das Weibchen iſt weiß mit ſchwarzen
Schwungẽ und Schwanzfedern; das Maͤnnchen aber
braun, am Halſe und Schultern ſchwaͤrzlich und weiß⸗
gefleckt. Er iſt nicht viel groͤßer als eine Nebelkraͤhe.
| | ge EN EN
l
2» Vultur Perenopterus. Lin. Sacre d"Egypte. Buff,
\
—
Zalke. Goldadler. 409
Die zweyte Gattung.
| Der Falke !) —*
Der Schnabel iſt haakenfoͤrmig und an der Wurzel
+
mic einer Wachshaut verfehen; der Kopf dicht mie -
Federn befeßtz die Zunge gefpalten. Die hierher ges
hörigen Vögel haben ein außerordentlich feharfes Ger
fiht, fliegen fehr hoch, naͤhren ſich mehrentheils von
lebendigem Raube, aufwelchen fie, wie ein Pfeil, loss
fchießen, und niften auf hoben Felfen oder Bäumen,
Das Weibchen iſt groͤßer und füyöner als das Männs
hen, und die Farbe andert bis ins dritte Jahr ſehr
ab. Es giebt 123 Arten. Einige haben befie-
derte, andere bloße She, daher man fie in zwey
Familien eintheilt. *
Erſte Familie: Falken von vorzuͤglicher Groͤße
mit befiederten Füßen: Adler ). Der vorzuͤglichſte iſt
1. Der Goldadler N).
Er iſt unter den Adlern der größte, fo daß das
Weibchen 35 Fuß lang ift, mehr als 84 Fuß Flaftert,
und 16 bis 20 Pfund wiege. Das Männchen iftnue
12 Pfund ſchwer. Die Alten nannten ihn wegen fei-
ner Größe und Stärfe den König der Boͤgel. Der
Schnabel ift ftarf und bornblau, die Wachshaut und
Füße find gelb. Das Gefieder ift dunkelbraun und roft«
farben miteinem Goldglanze. Der Schwanz iſt dun⸗
felbraum, an der Wurzel mit aſchgrau gemifcht. Ang
Hinterfopfe find die Federn in die Höhe gerichtet:
; Man findet ihn in verſchiedenen Europätfchen Linden,
die hohe Gebirge haben, auch in Afrika und Aſien. Er hor⸗
ſtet auf den hoͤchſten Felſen und zieht hoͤchſtens jaͤhrlich drey
Junge auf. Sein Raub — Hafen, Laͤmmer, junge Zi
2 den
a) Falco, - 7) Agnilae,
s) Falco Chryfa&tes, Lin, Grand Aigle. Buff.
Io Gemeiner Adler.
gen und Gänfes er fällt aber auch Htrfche und Rehe an, wird
fehr alt, und in Wien foll einer 104 Jahre EP Haben.
Kein Bageı fliegt fo hoch als er.
2. Der gemeine Adler *). |
Er heißt in Deutfohland gewöhnlich Steinadler, und
wird in gebirgigen Gegenden allenthalben, obgleich einzeln,
angetroffen. Sonſt bewohnt er den Norden von Europa,
Aſien und Amerika. "Er ift Fleiner als ver vorhergehen⸗
de, das Weibchen iſt ohngefaͤhr fo groß als eine Pu»
terhenne, 3 Fuß lang und mit ausgefpannten Fluͤ ⸗
.geln 7 Fuß breit, Pas Männchen miße aber nur 24
Fuß in der Sänge. Die Farbe ift verfihieden, zumei-
Ien nur dunfelbraun, ‚zumeilen aber auch. faft ganz
ſchwarz, auf dem Halfe immer bräuner, und an der
Bruſt zuweilen weißgefleckt, der Schwanz vonder
- Wurzel an bis zur Hälfte weiß, die Wachshaut
und Zehen gelb, der Schnabel bläulich, und die Bei-
ne bis auf bie Zehen mit voffgelben weichen Federn be»
fest. Der Koßf ift glatt.
Ob er gleich A: ift als der vorige, foifter doch klůger
und gelehriger, und die unabhaͤngigen Tatarn gewoͤhnen ihn
zur Jagd auf Hafen, Fuͤchſe, Antilopen, ja ſogar auf Wölfe.
Er iſt außerordentlich ſtark, und ſtoͤßt ihn auf Füllen, Kälber,
Schafe, Hafen, Gaͤnſe; frißt aber auch Aas; denn in Thuͤrin⸗
gen wird er gemöhnlicd im Winter in den Eifen gefangen,
welche der Jäger den Füchfen gelegt hat. Er miſtet auf
den Gipfeln der höchften Bäume, macht fih ein Neft aus
Reiſern und Stöden, das vier Fuß und mehr im Durch⸗
ſchnitt hat; das Weibchen aber legt nur zwey Eyer. Wo
ein Pädrchen niftet, thun fie der Wildbahn großen Scha;
den. As Mißgeburt hat man auch wohl ein Paarmal Ads
ber mit zwey Köpfen, oder den fogenannten doppelten Adler
gefehen. Weiße Adler find eine Abart, wie weiße Sper⸗
ringe; vorzuͤglich werden die zahmen im Alter weiß.
3. Der
-®) Falco Aqnila. Falco £ulvus f. melanoetos, Lin,
Aigle commune Buff:
Seeadler. Fiſchadler. m;
3. Der Seeadlet u)
| Diefer Adler, der mit dem vorigen einerley Yarerland
hat, wird in Ihhringen im Winter noch häufiger angetrofs
fen, und e8 werden auf dern Thuͤringerwalde alle Jahre
etliche gefangen und geſchoſſen. Er iſt etwas größer,
als der gemeine Adler, 3 Fuß, 3 bis 6 Zoll lang und
7 Fuß breit. Die Beine find nur halb mit Federn
bedeckt, und der übrige Theil iſt gelb, fo wie
die Wachshaut. Die Kopf: und Halsfebern find
dunkelbraun mic hellern Spigen ; der Rüden und die
Dedfedern der Flügel rörhlichbraun mit ſchwarzbran·
nen Spitzen; die Steißs und Kinnfedern weiß;
‚der Unterleib dunfelbraun mit großen fehwargbrais
nen Sleden; die Schwungfedern ſchwaͤrzlich; Die
Schwanʒfedern dunkelbraun, auf der innern Fah⸗
ne roͤthlich weiß.
Dieſer Adler, Komma wegen feiner Stärfe Beins
brecher heißt, Hält ſich gern nahe an der Erde auf, und
ſchwingt fich bey weiten nicht fo hoch in die Luft, als andere,
‚Adler, welches feine etwas kürzere Schwingen nicht zulaffen.
‚Sein Flug ift auch nicht fo ſchnell und fein Geſicht wicht fo
ſcharf und weit. Er haͤlt fich vorzüglich gern an dem Meeress
ſtrande auf, doch verachtet er auch das platte Land nicht, went
große Seen und Teiche in. der Nähe find. Im Winter trifft
man ihn in Thüringen in den dickſten Schwarzwäldern ar,
bier ftößt er auf Rehkaͤlber und befucht alle Plaͤtze, mo Aas
liegt. Seine Sauptnahrung find große Fifche, junge Nobs
ben und Seevoͤgel; er raubt aber auch Hafen, Lämmer und
junge Ziegen. Er horſtet auf den hoͤchſten Bäumen und
‚macht ein großes breites Neiflgneft, in weiches das Weibchen
‚zwey Eyer legt. Die Jäger wollen es auch auf dem She
tingerwalde angetroffen haben. -
4. Der Fiſchadler *).
Sinne‘ vechnete diefen Vogel wegen feines etwas grade
j U4 a
‚w) Falco Oſſifragus. Lin. Osfraye. Buff.
v) Falco Albicilla. Lin. Le grand Pygargue. Buff.
312 Der diſchaar⸗
auslaufenden Schnabels unter die Geyer. Er hat aber iu
feinem Detragen und Aeußerlichen viel mehr Aehnlichteit mit
den Falken als Geyern; daher er hoͤchſtens nur als ein (hier
Viches Bindeglied mit den letztern betrachtet werben kann.
Er bat die Größe des gemeinen Adlers, ift alfo -
3 Fuß lang und faft 7 Fuß breit. Die Beine find kamn
bis aufdie Hälfte befiedert und der. übrige Theilift, fo
wie die Zehen und die Wachshaut gelb, Der Kopf
und Hals ift oben und unten bis zur Bruft ſchmutzig
weiß, der übrige Leib dunkelbraun unten mit einzelnen
weißen Flecken. Der- Schwanz ift weiß. |
Er liebt vorzüglich die Fälrern ie auf
merkſame Jäger aber treffen ihn nicht felten den Winter über
auch in Deutfchland an,und auf dem Thüringer Walde kennt
man ihn ſehr aut. Bey uns befteht feine VIahrung vorzüglich
In jungen Airfhen, in Dammhirſchen und Reden, die er
auf einem Baume oder Zelfen erlauert. Er geht aud auf
ſtriſches Aas das auf den Fuchseiſen liegt, und faͤngt ſich. Im
Norden frißt er Fiſche und Waſſergoͤgel. Sein Neſt macht
er auf große Bäume der auf Hohe Klippen aus Zweigen
und füttert es mit Moos und Federn aus. Seine Zungen
ſtoͤßt er fo bald fie fih nur nothduͤrftig nähren können, vor
ſich, weil er ald ein trager Vogel nicht gern oft-und lange
mach Raub jagt. Die Grönländer bekleiden ſich mit feiner
Haut, effen das Fleiſch und tragen Schnabel und Süße als
Amulette.
5. Der Fiſchaar v). |
Ich zähle ihn deswegen mit zu den Adler, weil en
im Betragen und Geftalt fich mehr diefen als den eigentlis
en Falken nähere. Man kennt ihn in Europa, Aſien und
dem nördlichen Afrika, und in Deutſchland trifft man ihre _
allenthalben da an, wo gebirgige Waldungen in der Nähe
von Seen, Teihen und Fläffen find, und in der Gegend
des Thüringer Waldes iſt er ein gemeiner Vogel.
Er ift über 2 Fuß lang und 6 Fuß breit. Die
Wachshaut und die Fuͤße, die nur ein wenig —* |
en
“ Falco Halietus Lin, Baur, Bu
4
Er Der Ra 3
den Knien befiedert find, Haben eine dunkelblaͤuliche
Farbe. Der Kopf iſt bis tief im Nacken gelblich,
weiß und dunkelbraun geſtreift; der Ruͤcken dunkel⸗
braun oben weiß, unten gelblich kantirt; von den Au⸗
gen zieht ſich bis auf die Fluͤgel herab ein brauner
Streifen; der Unterleib iſt weiß, an der Bruſt mit roth⸗
and dunkelbraunen dreyeckigen Flecken; der Schwanz.
dunkelbraun mit ſchmutzig weißen Queerbändern.
Er hat ein außerordentlich fcharfes Geſicht, und bes
merkt in: der ‚größten Hoͤhe die Bewegungen des Eleinfters
Kifhes. Sein Flug iſt ſchwebend, und wenn er uͤber ei⸗
wen Teich oder Fluß fliegt, fo flattert er wie ein Thurms
fatte, mit aufgerichteten Fluͤgeln und ausgeſtreckten Füßen,
am immer in Dereitfhaft zu ſeyn, wenn ſich etwa ein Fiſch
zum Fange fehen läßt. Er naͤhrt fid) bloß von Fiſchen de
füren Waffers, und befonders von Karpfen und Forellen. -
Dieß weiß) man in Thüringen fehr wohl, wo er in Bachen
‚und Teichen großen Schaden thut. Man fagt, daß er fi
zuweilen an fo. große Fifche wage, bie ihn, wenn er feine
Krallen in ihren Rüden eingehauen habe, mit ſich unters
Waſſer zögen und erfäuften. Wenn er Zunge hat, die er
in einem großen Reißignefte in dem Gipfel einer. alten
Tanne oder Eiche eryieht, fo ſieht man ihn beftandig auf eis
nem Baume neben einem Teiche oder Fluffe fisen und nach
dem Waffer binfehen, weil ihm das beftändige Druͤberflat⸗
tern zu fauer werden würde, Seine Bente verzehrt er
niemals auf ber Stelle, fondern trägt fie zuweilen ſtunden
weit auf einen Baum, und Iöft das Fleifch fehr forgfältig
aus den Graͤten. Von den Fiſchen befönmt fen Fleiſch
einen ſtarten Fiſchgeruch.
Zweyte Samilie: — mit bloßen —
Eigentliche Falken *).
6. Der Buffard>).
Ein fehr gewöhnlicher Raubvogel, derunter dem Namen
-Mäufefaltefap durch ganz Deutfchland bekannt if. In Thies .
F ringen iſt er einer der a Er iſt 2 Fuß lang
und
a) ———— Falco Buteo, Lin, Le Bufe. Bu
114. De Wespenfalte
und 4% Fuß breit; ; bat alfo ohngefaͤhr die Bröße d. |
ner Henne, Die Wachshaut und die mittelmäßig
langen und ftarfen Füße find gelb. Der dunfel-
braune Schnabel hat einen Zahn. Der Oberleib iſt
afchgraubraun; der Unterleid aber hat ein gefpren-
—*— Anſehen; die Kehle iſt weiß, ſchwaͤrzlich ge⸗
ſtrichelt; der Hals grau, in der Mitte, mit Federn die
einzelne gelbliche Baͤnder haben; die Bruſt weiß mit
durikelbraunen Wellenlinien, die gelblich eingefaßt ſind;
der Bauch mit großen gelben und weißen Baͤndern;
die Schwungfedern aͤußerlich ſchwarzgrau und wie mit
Puder beſtreut; der Schwanz mit ohngefaͤhr zwoͤlf
ſchwaͤrzlichen und hellaſchgrauen Baͤndern, und einer
roͤthlichaſchgrauen Spitze ). —
Pr
Die Buffarde find träge ungefchiefte Vögel, die ut ,
Belang auf einem Baume zufammengedrüdt fipen, und,
nicht cher auf Raub augfliegen, als bis fie der größte
Dunger treibt. , Sie, werden duch ihre Wlahrungss
mittel mehr näsfich, als fchädlich, denn fie fangen faſt nichts
als Maulwürfe, Feldmäufe, Kröten, Fröfhe, Schlangen,
und große Heuſchrecken, und nur felten wird ihnen eim
junger Hafe, oder ein junges Rebhuhn zu Theit. Ihr Meſt fin⸗
bet man auf alten hohen Fichten, und es iſt entweder ein
altes verlaſſenes Kraͤhenneſt, oder es iſt eigen gebaut und
beſteht aus wenigen unordentlich zuſammengehaͤuften Zweigen
und iſt inwendig mit Wolle und I. ausgefüttert. Sie zies.
hen drey bis vier Junge mit Amphibien und Mäufen auf.
TR ‚Der Wespenfalke (Bienenfreffer, Mäufer »
habicht) *
Diefer Vogel hat fo vieles mie dem EDER
in feinen Farbe, dem langſamen Bettagen u. d. g. gemein,
daß
2) Ich muß Hier eine Bemerkung mittheilen, die ich erſt neuer⸗
fich gemaht habe. Die ſchwarze Zuhnerweyhe (Falco
ater L. Le Milon neir B.) ıft nämlich nichts anders als ein-
Aunger Buſſard bis zur zweyten Mauſer. Diefe und aͤhnliche
au kungen für Diejenigen unter meinen Leſern, melche gern
ſelbſt forſchen.
4) Falco apivorus. Lin. La Bondree, Buff.
Der Wespenfalfe, Der edle Falke, zuz
daß er oft mit ihm verwechfeltswird. Er bewohnt die
ebenen Gegenden des gemäßigten Europa und Afiens, fist -
auf Feldbäumen, Meilenzeigern, Gränzfteinen ıc. und niſtet
in einen Wäldern. Er ift 22 Zoll lang und 4 Fuß
‚(mit ausgefpannten Flügeln #) breit. Die Wachs:
baut iſt gelb, ſchwaͤrzlich gerändert und die halb-
nadten Shße gelb, Die Füße find kurz, und die
Hiägel nur wenig gekruͤmmt. Der breite Kopf iſt
aſchgraubraun, der übrige Dberleib dunkelbraun
mit weißen Sleden, die roftfarben eingefaße find;
der Unterleib dunkelbraun und weißgefleckt; im Wins
ger vergrößern fich die weißen Flecken auf der Bruſt
und unter ben Flügeln; die Schwungfedern find
ſchwarz, auf der innern Sahne weißgefleckt; die
Schwanzfedern ſchwarz mit einigen roͤthlichaſch⸗
‚grauen Queerbinden und einer weißlichen Spitze. —
Durch feine Nahrung wirder mehr nüßlich als ſchaͤdlich;
denn fie beficht aus Hamſtern, Maulwärfen, Feldmäufen,
Froͤſchen, Eidechfen, Bruchfehlangen, Ringelnattern, jungen
Hafen und jungen Voͤgeln, aus Bienen, Wespen und al.
lerhand Raupen und Aas. Er kann nichts im Fluge fan;
gen, fondern muß alles von der Erde wennehmen. Eben
deshalb hat er auch vor allen andern Raubvoͤgeln einen fehnels
fen Bang. — In Frankreich follen ihn die Schäfer ; und
Hirtenjungen mit Froͤſchen fehr liſtig anzulocken und auf
Leimruthen und in Sclingen zu fangen wiffen, und
ihr Fleiſch fol wider die Gewohnheit anderer Raubvoͤgel
fett und wehlfchmedend ſeyn. |
8. Der edle Salke *) |
hat feinen Beynahmen daher, weil er fich zur Jagd abrichs
ten läßt, und zur Beluftigung’großer Herren dient. An
Bröge gleicht er einer gemeinen Hene auch zumei-
ion einem Hahne. Die Wachshaut und Fuͤße
find gelb; der Kopf und Obertheil des Halfes roft«
‚farben
4) So wird hinführo allemal die Breite der Voͤgel demeſſen.
) Falco gentilis, Lin. Le Faucon gentil, ‚Buff,
= x
216 Doer edle Falke.
farben mit ſchwarzen Strichen; der Ruͤcken, die
ri er der Flügel und die Schultern graubraun-
mit Roftfarbe eingefaßt; der Unterleib vom Kinn
bis zum Schwanze weiß, der Hals und die Bruft mit
dunkelbraunen berzförmigen Flecken bezeichnet; die
vordern Schmanzfedern dunkelbraun; der gerade lan⸗
ge Schwanz mit vier bis, fünf breiten, ſchwarz⸗
aſchgrauen Bändern geftreift, wovon jedes der ere
ſten wieber mit einer fehmalen ſchmutzig weißen Linie
eingefaßtift. Der ganz weiße Sale ift eine foftbare
Seltenheit, die aus dem höchften Norden kommt. —
Das ſcharfe Gefiht des Falken ift Längft zu einem
Eprüchtöorte geworden, und er ſtoͤßt aus der größten Höhe
ſenkrecht auf junge Hafen, Kaninchen, auf Birkhühner, Ha⸗
-Felhühner, Fafanen, Rebhühner u. d. g. und nimmt fie au,
wenn fie ihm wicht zu ſchwer find, mit fich in die Luft, um
ſie zu feinem Wohnplatze zu tragen, welches bie fteifften
Klippen der Höchften Berge von Europa und Nordamerika
find. Er iſt überaus Teicht, und daher im Stande nicht nur
ſchnell und hoch zu fliegen, fondern auch ftundeillang ohne
zu ermüden heeum zu ſchweben, und in einer Höhe herab,
die ihn faft unfihtbar macht, auf feinen Raub zu lauern. —
Sein Horſt befteht aus Reiſern und ift in den höchften Fels
ſenklippen, die gegen Mittag liegen, angebracht, damit feine
‚ungen vor den kalten Nordwinden fiher und die Sommers
‚wärme genießen können; denn er legt ſchon im März feine- -
drey bis vier Eyer. Die Zungen find im Mai flügge und
es finden fid) F— den tiefern gebirgigen Gegenden, wo ſie
nicht ſelten ſind, immer Leute darzu, die ſich der großen Ge⸗
fahr ausſetzen, fie aufzuſuchen, fie alsdann abrichten und
theuer verkaufen. Ein guter Baizfalke (Jagdfalke) koſtet
zuͤweilen 100 Thaler und mehr. — Da der Falke, und
. wenn er aud) aus dem Nefte aufgezogen wird, immer ein
‚wilder und feheuer Vogel ift, fo Eoftet es viele Mühe ihr
zur Jagd abzurichten.. Das erfte, was man bewirfen muß,
aft, ihm feinen vorigen Zuftand und feine Freyheit vergeffen
zu machen und dieß geſchieht durch ——— —*
3 l
Der edle Falke. Der Wanderfale, 317
Echlafs. Man legt ihm daher lederne Feffelt an bie Füße,
und ſetzt ihn dann in einen hoͤlzernen Reifen, welcher frey
ſchwebt. So bald er ſchlafen will, ſtoßt man den Neifen an,
. wodurch er genoͤthigt wird, fich feft zu Halten und beftändig
zu wachen. Dieß treibt man drey bis vier Tage ununters _
brochen Tag und Nacht fort, der Vogel wird dadurch gleiche
fam verrät und es bleibt ihm von feines vorigen Eigens
fchafften nichts uͤbrig, als die Geſchicklichkeit fich gern in die
Luft zu ſchwingen und nach feinem Haube zu fliegen. Nach
diefem trägt ihn der Jaͤger aufs Feld und laft ihn durch
Hunger gendthigt nad) dem fliegen, was er in Zukunft baia
zen foll, Hafen, Reiher, Kaninchen u. d. g. Er fest fie ihm
anfangs fehr nahe, dann immer weiter und hält ihn dabey
an einer Schnur, damit er nicht entfliehen Fan. Ben der
Falkenbaize trägt ihn alsdann der Falkenier mit verdecktem
Kopfe auf der Hand dahin, wo man jagdbare Thiere weiß,
nimmt ihm die Tederne Kappe ab, wenn fid) etwas zeigt, er
ſteigt alsdann ſehr hoch in die Luft, ſtuͤrzt fich ploͤtzlich herab,
und fest ſich, nachdem er das Thier getsdtet, ruhig wieder
auf die Hand des Jaͤgers. Sollte er fich ja einmal verflies
gen, ſo hat er Kleine Schellchen an den Füßen, woran fo
gleich jeder erkennen fan, daß es ein Jagdfalke ift, der wies
der in dte Falknerey befsrdert werden muß. — Nach Nor⸗
wegen und Island werden alle Jahre von Koppenhagen
aus Leute gefchickt, die Falken fangen müffen. Der König
bezahlt alsdann für einen gewöhnlichen 5 bis 7, fuͤr einen
Bunten 10 und für einen weißen 15 Rthle. — Die weis -
chen Federn am Halfe, an der Bruft und unter den Fluͤs
geln find fo ſchön als Eyderdunen, Fommen aus dem Nor⸗
den, werden im Handel unter dem Namen Falkenfedern
verkauft, und das Pfund koſtet 2 Thaler und druͤber.
-9 Der Wanderfalke (Bergfalfe) 9.
Ein in Deutſchland und dem noͤrdlichſten Europa und
Aflen fehr gemeiner Vogel, der von den Falkenierern noch
für gelehriger und geſchickter gehalten wird, als der edle
Talte. An Größe gleiche er einem gemeinen Raben
Golkraben). Der. Scheitel ‚und Hintertheil des
R- | Kopfs
d) Falco peregrinus. Lin, Le Faugen, Buff,
TE Shodfälle. U
Kepfs iſt dunkelbraun — vom Unterkiefer lauft ein |
—— Streifen herab bis in die Mitte 9
Halſes; der Ruͤcken, die Schultern und Deckfeder
der Fluͤgel ſind aſchgraubraun, auf dem Buͤrzel am
dunkelſten; die Kehle, Hals und Bruſt weiß, beyde
letztern mit einzelnen runden dunkelbraunen Flecken;
der Bauch weiß mit vielen dunkelbraunen Queerbinden;
die vordern Schwungfedern dunkelbraun, inwendig
mit weißen eyrunden Flecken; der Schwanz aſchgrau⸗
braun mit roͤthlichaſchgrauen Bändern. — Sie wär
Ien die hoͤchſten felfigen und maldigen Gebirge zu ihrem
Aufenthälte und find ein Schreden der Auer⸗ Dirk; und
Haſelhuͤhner, von denen fie fich vorzüglich, nahren. - Bor
der größten Höhe ftürzen fie fich blisfchnell in grader Linie
auf einen Auerhahn herab, durchgreifen ihn mit ihren gror
fen Krallen und tragen ihn auf diejenige Felfenbanf, auf
welcher fie alle ihre Mahlzeiten zu halten pflegen, Sie nir
ften in den Ritzen fchroffer Felfen und es gehört ein ges
ſchickter Kletterer darzu, der ihr Neft ausnehmen will.
—9 10. Der Stockfalke (Habicht)
Ein ſchoͤner Raubvogel, der im Bettagen und |
Geſtalt viel Aehnlichkeit mit dem Sperber hat, ob er
gleich viel größer iN, denn er iſt über Fuß lang und
32 Fuß breit... Die. Wachshaut ift gelblichgrin; die
Süße. find gelb; der Kopf bram, am Hintertheile
weiß untermiſcht, über jedes Auge läuft ein langer
weißlicher Strich. Der Hintertheil des aa 1)
Il * cken
⸗) Falco palumbarius. Lin. L’Antour. Buff. Fuͤr den Kenner
füge ich hier folgende wichtige Beobachtung bey, die ich, feit
der Herausgabe des zen ‘Bandes meiner en
Naturgefchichte gemacht habe. Dergühnerfalfe (Falco gal-
Iinarius L.) ift nämlich weiter nichts als der Stodfalte im
aweyten und dritten Jahre, ehe er feine mannbare Farbe as
genommen hat, und Im eriten Jahre iſt er die gefledre Nrab
rietät (Falco naevins. L.). Das erftere habe ich an einem in
der Maufer ftehenden Stockfalken bemerkt, wodurch es alje
Y
ganz ausgemacht richtig ift-
/
Die Gabelwerhe. 219
Ruͤcken und Flägel findtiefbranns Beuſt und
Bauch weiß mit vielen dunkelbraunen wellenförmigen
Dueerlinien;, der Schwanz aſchgraubraun mit
vier bis fuͤnf ſchwarzen Queerftreifen. — Dieſer Falke,
welcher in Deutſchland nicht felten ift, und uͤberdieß das
ganze gemäßigte Europa, Afien und Amerika bewohnt,
haͤlt fidy das ganze Jahr in denjenigen Gegenden auf, wo
große KHolzungen find. Er gehoͤrt zn den gefährlichften
Feinden des Waldgeflügels, der Nebhühner, Haushähner,
jungen Truthühner, Gaͤnſe und Tauben, die er vom Hofe
wegholt. Er friße aber auch Feldmäufe. — Sonft wurde
er gern auf Hafen, Kaninchen, Gänfe, Faſanen und Reb⸗
Büßner abgerichtet. —————
s1. Die Gabelweyhe (Weyhe, ber Huͤhnergeyer .
Ein bekannter Raubvogel, der die ganze alte Welt
von Norwegen bis Senegal bewohnt, Er iſt 24 Fuß
lang und sg breit, und wird dadurd) fehr kenntlich,
daß er einen gabelförmigen Schwanz und halbe
befiederte Beine bat. Der Kopf iſt weiß und ſchwarz
geſtreift; der Körper roftfarbig, mit einigen dünfel«
braunen. Sleden; der Schwanz ganz roftfarben. —
Die Gabelweyhen find träge und feige Vögel, mit einem
fharfen Gefiht und ſchoͤnen fanften Flug. Sie fteigen
mit der größten Leichtigkeit fo hoch, daß fie das Auge kaum
noch erreichen kann, ſchweben in weiten Kreifen fanft eins
‚ber, ihre langen ſchmalen Schwingen fcheinen ganz unbe⸗—
weglich zu feyn, und bloß ihr Schwanz alle Wendungen
und Schwingungen zu orönen. Sie ſchwimmen daher mehr
in der Luft als fie fliegen/und heißen daher mit Recht
Schwimmer. Sie durchſchweben auf diefe Art unermeßliche
Räume and holen in Thüringen, wenn fie mitten im This
ringerwalde wohnen, alle Tage ihre Wahrung Meilenweit
‚im frenen ebenem Felde. Sie fallen auf alles, was fie ohne -
Widerſtand fortfchleppen koͤnnen; daher haben. die jungen
Enten, Sänfe, Trut⸗ und Haushuͤhner, Rebhuͤhner und Lers
hen große. Feinde an ihnen, Feidmaͤuſe, Froͤſche, Schlans
— gen,
N Falco Milvus, Lin. Le Milan Royal, Bufi.
* NR
320 Die moltueche;
gen, Negenwuͤrmer, Schnecken und Ans find ihre gewoͤhn⸗
fihe Speiſe; denn fie. können nichts im Fluge- verfolgen
oder mit. den Krallen fangen, fordern ftoßen alles mit dem
Schnabel wieder. — She Neſt fieht auf dem Höchften |
Bäumen im Walde und man finder gemöhnfich nicht mehr
als zwey Junge darinnen. In Sranfreidy heißt diefer
Vogel KRönigsweyhe, deswegen teil er fonft zum Vers
gnuͤgen der Prinzen diente, welche abgerichtete Falken und
Sperber auf ihn los ſchickten. Und es ift in der That kein
geringes Vergnügen zu fehen, wie diefer feige große Vogel,
beim es weder an Waffen, Stärke noch Geſchwindigkeit fehlt,
dem muthigern Heinen Sperber zu entfliehen ſucht, indem
er ſich in einem ſtaͤten Wirbel bis zu den Wolken in die Hoͤhe
Benz bis ihn diefer erreicht, ihn unabläßig mit feinem
Schnabel, Klauen und Fittigen angreift, und endfih mit
fih als eine nicht ſo wohl verwundete, als gefchlagene und
abgemattete, und mehr aus Fucht als durch Stärke Übers
wundene Beute, zur Erde herabſtuͤrzt. — Da er eine
Menge Aas, welhes die Luft vergiftet, und viele ſchaͤdliche
Amphibien verzehrt; fo wird er. In Egypten gehegt.
32. Die Roſtweyhe 2) aud) Brandgeyer und
8 Moosweyhe genannt,
tir ar 300 lang und 32 Fuß breit, und in Deutfchs
land allentheiben befannt. Die Wachshaut if
reg der Scheitel röthlich ch, braun ges,
richelt; Der ganze übrige Oberleib chocolatbraun
Ne ara lecken auf manden Federn; auf.
Achſel ein gelber Fleck; ver Unterleib dunkel⸗
— raun, alfo heller als ber Oberleib; die
Schwungfedern dunkelbraun; der Schwanz chocolate
braun, die Beine lang, duͤrr und. gelbe u...
Dieſe Raubvogel Halten ſich gern in Fe ‚Ser
büfchen und Hecken in der Nähe von Zeichen, Fluſſen und
Sümpfen auf. Ihre vorzuͤgliche Beute machen Waſſerhuhner,
Taucher und Enten aus, im Northfal nehmen fie aber auch mit
trage und Schlangenvorlieh, Man findet ihe YIeft ger
wöhns
g) Falco aeruginplüg, Lin. Bufard, Buih
{
wi
— Die Halbweyhe. 321
woöhmich in waͤſſerigen ſampfigen Gegenden aufniedrigem Ges
ſtraͤuche, und ſie bruͤten des Jahrs meiſt vier Junge aus.
| 13. Die Halbweybe ).. EA
Auch ein in Deurfchland bekannter Raubvogel, von deg
Groͤße einer Saatkrahe. Die Jaͤger nennen ihn Milane,
Lleine Weyhe, Bleyfalke und Huͤhnerfalke.
Das Maͤnnchen unterſcheidet ſich ſehr deutlich
ſchon von weitem von andern Raubvoͤgeln durch ſeine
aſchgraue Farbe und ſchwarze Schwungfedern; wenn
man es aber genauer betrachtet, ſo hat es auch einen
eulenaͤhnlichen Kopf, welcher ſich befonders beym Weib⸗
chen gar ſehr auszeichnet. Um den Kopf und bes
ſonders um die Ohren herum ſteht nämlich ein
- Kran von rundlichen, fteifen Federn, die weiß
und dunfelbraun geflecke find. Das Maͤnnchen ift
am Hberleibe, und am Unterleibe bis zu der. halben
Bruſt afchgrau, der übrige Unterleibe weiß; die ſechs
erften Schwungfedern, find ſchwarz, die übrigen aſch⸗
grau; die drey erften Schwanzfedern weiß, die übri«
zen afchgrau mit, ſchwarzen Dueerbinden ?), Das
eibchen ift gar fehr vom Männchen verfchieden z
ber. ganze Oberleib dunkelbraun, alle Federn gelblich
geraͤndet; der Unterleib weiß, an der Bruft mit gros
Gen, hellbraunen, länglichen Flecen, und am Bauche
mit einzelnen bellroftfarbenen Queerflecken bezeichnet.
- Die Schwungfedern find dunkelbraun; die Außerftere
Schwanzferern weiß, die folgenden dunkelbraun mie
großen weißen Streifen, die zwey mittelften hellbraun
mit verlofchenen gelblichweißen Binden, alle an der
Wurzel weiß. Die Wachshaut und langer
Füße find gelb. A | Er
45 Falco Pygargus. Lin. Soubufe et Oifeau St. Mar-
—— 3 At
u nor ein in das nicht ollig Dres Jahre ati. *
Bechſteins kurzgef. N. G. 1.286. |
N
222 | . Der Thüenifalle. 1,
Er haͤlt ſich immer in der Nähe ber gelber auf,
m dag Schrecken der Feldhuͤhner, bie, wenn ſie ihn als
ihren Todfeind erblicken, ein gräßliches Geſchrey erheben,
und die Flucht: ergreifen, auch, fo lange fie fliegen innen,
ficher find, von ihm. gefangen zu werden; aber, fo bald fie
fitlle fißen, tn feine Klauen fallen. Er ift zu ungefchickt,ets '
was im Fluge zu haſchen, muß alſo die Rebhuͤhner, Wach⸗
teln und Lerchen ſo lange verfolgen, bis fie müde werdem
Gewöhnlich muß er aber auch mit Mauſen, Hamſtern und
Maulwuͤrfen — ehmen.
ra. D hurmfalke ®).
Seinen —* Namen hat dieſer Vogel von der
hellklingenden Stimme: Rli, Ali, Rli! die er beſtaͤndig
hören läßt, und die für die kleinern Vögel, als Sperlinge
ind Finken, von deren Raube er lebt, zugleich. furchtbar
und wohlthaͤtig iſt. Er iſt lebhaft, muthig, hat einen durch⸗
dringenden Buck, einen hohen, leichten und ſichern Fiu
and kann füh hoch in der Cuft Tange Zeit auf einem. Sin
ſchwebend erhalten. Dieß thut er befonders, wenn er uns
tor ſich auf der Erde einen Vogel oder eine Maus. bemerfts
Er Schlägt ſchnell dabey mit den Fluͤgeln aufwärts, welches
man rütteln nennt (daher fein Name Rüttelgeyer), ſtreckt
die Beine firaff aus, und zielt folchergeftalt auf feinen Raub
los. Die Sperlinge verfolgt er oft bis unter das Dad, r
er ift fo dreiſte, daß er die Vögel aus den Käfigen, die vor
den Fenftern Hängen, holt. Man eriffe ihn in ganz Ens
ropa, Mordafien und Nordamerika in felfigen Waldungen,
anf alten hohen Mauern, Schloͤſſern Thuͤren x. an. Hier
—— — auc
cöfie gleicht er einer Dohle, hat elbe
— und Fuͤße, einen roͤthlichen Ober⸗
eib, und laͤngliche ſchwarze Flecken an der Bruſt.
Es iſt ein ſchoͤner Raubvogel und Maͤnnchen und Weib⸗
chen unterſcheiden ſich durch die Farben folgenderge⸗
ſtalt. Am Maͤnnchen iſt Scheitel und Schwanz
en lichtgrau, der letzte am kg mit einem ſchwar⸗·
jen
8 Falco Tinnuncnlus, — * Geoffrelle, Buff,,.
Der gemeine Baumfalke. 323
zen Streifen; Rücken und Flügel purpurroth, ſchwarz
gefleckt; am Weibchen aber. iſt der Kopf rörhlich,
der Scheitel ſchwarz gefleckt; Rüden, Schwanz und
Deckfebern der Flügel voftfarbig mit ſchwarzen Streis
fen, Das Männchen wiege 6 und das Weibchen
7 Union S“" | | nV
15. Der gemeine Baumfalke ?) (Serchenfalfe,
2 Stoßfalfe)”)
hat die Größe einer Taube, und ift fm den gebirgigen und
- waldigen Gegenden von ganz Europa und Sibirien befannt:
Er hat daher feinen Namen, weil er immer in Wäldern
verweilet und auf den höchften Bäumen niſtet. i
Die Wahshaut und Beine find gelb; der-
Scheitel ſchwaͤrzlich, roͤthlichgrau überlaufen; der
Ruͤcken und die Deckfedern der Flügel bläulich
fchwarz; vom Scheitel gebe ein ſchwarzer Strich) auf
die weißen Wangen herab; die Bruft ift weiß mie
Jänglichen runden ſchwarzen Flecken; die Schenkel
und der Steiß blaß orangengelb; die inwendige
Eeite der vordern Schwungfedern mit eyrunden roͤth⸗
lichen Flecken; die zwey mittleren Schwungfedern
ſchlicht taubenhalſig, die inwendige Seite der andern,
-
wie die vordern Schwungfedern.‘
Er ift ein Erbfeind der Lerchen, die er aud auf
ihren Wanderungen begleitet, daher mit ihnen wegzieht,
und wieder mit ihnen zuruͤckkoͤmmt. Cie fürchten ihn in
der Mauferzeit fo fehr, daß fie bey Erblickung deffelben, fo
geſchwind als möglich aus der Luft herabftürzen, ſich ins
Graß oder Gebüfch verbergen, und wenn fie feinen andern
Schutz fehen, bey Menfchen, die in der Nähe find, Huͤlfe
ſuchen, und ihnen zwifchen die Füße fliegen. Er ift auf
diefe Jagd fo erpicht, daß gr ohrgeachtet feiner Furchtfams
Lan 2 keit
I) Man 1peift auch eine ähnliche größere Art in manden Ge-
genden Deutichlands an: den nroßen Baumfalfen. f. mieis
ne N. . Deutfchl. an B, ©. 315.
m) Falco Subbuteo. Lin, Hobreau, Buff,
—*
4 —
zu. RE
keit und Vorfichtigfeit den Jaͤger ‚oft wicht. ſieht und wor
ihm erſchoſſen wird. Daher wird er auch auf Wachteln,
Rebhuͤhner und Lerchen abgerichtet. ” —S
16. Der Sperber (Taubenftößer, ——— —9*
Einer der gemeinſten Raͤubvoͤgel, den man in der
ganzen alten Welt antrifft, and von Größe wie eine junge
Taube, oe
Die Wachshaut it gelbgrün, Die Füße find
gelb; Kopf, Rüden, Deckfedern ver Flügel und |
' Schwanz, bey einigen tief bläulichgran, bey andern
dunfelbraun mit Noftfarbe eingefaßtz Bruſt und
Bauch weißlichgeld, mit wellenförmigen dunkelbrau⸗
nen oder dunfelorangengelben Streifen ; der Schwanz
aſchgrau mit fuͤnf ſchwarzen breiten Streifen.
Es find gelehrige Vögel, die ſich ohne Mühe zähmen
und zur Jagd abrichten laflen. Man baizt damit Nebhühr
ner, Wachteln, Goldammern u. d. g. Wenn matt fie zur
Mauferzeit der Lerchen mit aufs Feld nimmt, auf die Hand
fest, und fie zuweilen flattern laͤßt, fo druͤcken ſich diefe anf
‚die Erde, unterftehen ſich nicht aufzufliegen, und man kann
fie leicht, befonders wenn man reitend ift, in ein vorgeftecks
tes Garn treiben. Sie halten ſich in den Waldungen imz
mer in der Nähe des freyen Feldes auf, bleiben Sommer
and Winter da, und verfolgen im Sommer vorzuͤglich die
Wachteln, jungen Feld: und Waldhühner, Haushähner uud
Faſanen und im Winter die Srammetsvsgel, Zeifige, Stiegs
lige, Sperlinge, Goldammern, und befonders die Tauben,
im Herbſt und Fruͤhjahr aber am meiften die Finken. Sie
fchweben nicht Tange über ihrem Raube ‚herum, ſondern
fchießen auf der Seite, went fie ihn von weiten erblicken,
blitzſchnell auf ihn zu. Sie freffen auch Käfer. und Heus
- fchreefen, und find immer hungrig, Ihr Meſt findet mar
auf alten hohen Fichten, und das Weibchen legt drey bis vier
Eyer >). — N.
| 3% | Die
») Falco Nifus. Lin. L’Epervier, Buff.
0) Wer mehrere theils feltnere, theild weniger wichtige deuts
ſche Salfenarten Eennen will, der fehe meine ———
BE a7 ur “
OR IEHTE 325
—Diedritte Gattung
Der Schnabel iſt haakenfoͤrmig ohne Wachshaut
und Zahn, und beyde Kinnladen find beweglich. Die
Naſenloͤcher find mit borſtenartigen Federn bedeckt.
Der Ropf iſt nebit den Augen und Ohren groß,
und die Zunge 'gefpalten. Die Fuͤße find befiedert
und ſtark. Die kleine dußere Zehe kann vor und
ruͤckwaͤrts geſchlagen werden, Die Eulen find naͤcht⸗
liche Raubvoͤgel, wie das Katzengeſchlecht, haben auch
einen katzenaͤhnlichen Kopf, unbewegliche, ſehr em⸗
pfindliche Augen, koͤnnen daher das Tageslicht nicht
wohl vertragen (ob ſie gleich auch am hellſten Mittage
fehen), fordern ziehen die Oeffnung des Sterns im⸗
mer wechſelsweiſe, fo wie fie Athem holen, rund aus
einanderund wieder engezufammen ?), fehlafen mehren-
theils am Tage, gehen des Abends in der Dämmerung,
und des Nachts im Mondfchein mit leuchtenden Au—
gen ihren Gefchäfften nach, Fönnen aber in ganz dunk⸗
ler Macht auch niche fehen, Die Unbeweglichkeit des
Augapfels wird durch die große Beweglichkeit des
Kopfs erfegt. Sie fcheinen unter allen Vögeln, viel-
leicht gar unter allen Thieren das feinfte Gehör zu
haben, daher fie auch am Tage beym geringften Ge:
räufche aus dem tiefſten Schlafe erwachen, und des
And | a Nachts
te Deutſchlands 2ten Band, und bis zur Herausgabe mei-
ner gemeinnutzigen Naturgefchichte des Auslandes Uber die
ausländifchen Büffons Narurgeſchichte dev Vögel übers
feßt von Martini und Otto. —
») Strix. *
H Dieß bemerkt man beſonders ſehr deutlich beym Uhu
wenn ſich die Lunge ausdehnt, ſo dehnt ſich auch der Stern
aus, und wenn fie ſich wieder ſenkt, fo zieht ſich dieſer
ad) wieder zuſammen. y
26 Die Eula
Nachts das kleinſte Mäuschen ſich bewegen hoͤren.
Sie haben auch darzu ein ſehr ſchickliches Werkzeug,
ein Ohr, mit einer ſehr weiten Oeffnung, die am
Rande mit Muskeln und Federn ſo gut verſehen und
beſetzt iſt, daß ſich das Ohr wie ein Paar Augenlieder
aufthun und zuſchließen kann. Durch die beweg⸗
liche aͤußere Zehe koͤnnen fie, wenn fie fie zuruͤckſchla-
gen, ihren unproportionirten Körper ſicherer unterſtuͤ⸗
tzen, ſich auf den Aeſten und ihren Raub deſto feſter
halten. Da die Eulen eine erhabene Stellung anneh⸗
men, und die Fluͤgel ſich weit hinten auf dem Schwanze
durchkreuzen; ſo iſt die Wurzel ihrer Schwanzfedern
mehr als bey den Spechten auswaͤrts gebogen, damit
die Schwanzſpitze mehr einwaͤrts und grade berab |
ſtehe. Sie fliegen leife und ohne Geräufch, welches -
nicht nur ihre weichen Federn uͤberhaupt, fondern ins⸗
befondere die weichen Bahnen an ihren Schwungfedern
verurfachen; und diefe Einrichtung war ihnen um fo
nörbiger, wenn fie ſich in fliler Nacht vom Raube
lebendiger Thiere naͤhren follten. Dieſes find Ha-
ſen, Kaninden, Fledermäufe, Vögel und vorzüglich
die verfchiedenen Arten von Feld- und Waldmaͤuſen.
Die Haare, Federn und fchärfften Knochen ihres Raus -
bes geben fie nach der Mahlzeit, wenn fi) das Fleiſch
abgeloͤßt har, in Bällen (das Gewoͤlle) wieder von ſich.
— Sie niften auf Thürmen, in alten Mauern, Fel-⸗
fenrißen, anf und in Bäumen, und find wohl alle kei—
ne Zugoögel, da die Natur durch ihre vielen, dichten,
weichen Setern, womit alle Theile befegt find, fie ge-
gen Kälte und wenigſtens durch die große Anzahl immer
vorhandener Feldmäufe auch gegen den Hunger im
inter gefchligt bat. Sie haben von allen Vögeln,
auch den Kleinften, die des Nachts gar fehr vor ihnen
PT ANNE & ah in
re Pe z
in Furcht find, am Tage allerhand Neckereyen aus⸗
J
%
-
zuhalten, weil diefe wohl wiffen, daß fie fie durch Ihren
langfamen Flug und blödes Gefiht nicht verfolgen
koͤnnen. — Da dieß Gefchlecht ziemlich weitläuftig
ift, und einige an beyden Seiten des Kopfs aufrecht
fiehende Federn (Federohren) haben, die den Ohren
der Saͤugethiere aͤhnlich find, und Ohreulen genannt
werden, andere aber einen glatten Kopf haben: fo
theilt man fie, diefer auffallenden Verſchiedenheit hal⸗
ber, in zwey Samilien ein”). Man kennt 44 Ar⸗
sen. Die merfwürdigfien find folgende,
Erſte Familie: Eulen mit Sederobren.
1. Der Uhu (Schubu) ) m
ift die größte unter allen Obreulen, denn fiehat ohnge⸗
fähr die Größe einer Gans, und klafftert 5 Fuß. -
Den Namen bat fie von ihrem Geſchrey Uhu, Puhu!
das man des Nachts eine halbe Stunde weit hören
kann, Die Federohren find ſchwarz, der Rüden
rothgelb ftark ſchwarz gefleckt und einzeln weiß
geſprenkelt; der Unterleib weißgelb mit großen laͤng⸗
lichen fchwarzen Flecken.
Die Jäger zähmen ihn, und brauchen ihn bey ber
Jagd auf Kraͤhen und Naubvögel, die fih dem Platze, wo
fie ihn fehen, nähern, und alsdann aus einem Hinterhalte
leicht gefchoffen werden können. Hier kann man aud bie
tächerlichen Geberden, die er faft mit allen Eulenarten gleich
macht, fehen. Diefe beftehen vorzüglich in ‚einem ſtaunen⸗
den Zufammenfahren, in häufigen Verdrehungen und Wen:
dungen des Halſes und Kopfs aufwaͤrts, unterwaͤrts und
nach allen Seiten, in langſamen Winken mit den Augen⸗
Liedern, Sträuben der. Federn, Knackern mit dem Schna—
bei, Zittern mit den Fügen und Werhfelung der Seitenzehe
A 7 Ne bald
Die erſte Familie nennt man im Thüringen: Eulen, die
rich Bauge. Ich will dieſe ſchickliche Benennung bey⸗
5) Strix Bubo Lin. Le grand Duc. Bu:
*
1
⸗
x | NR Bd
328 Die mittlere Obreule
Sald vorn bald rtůckwaͤrts. — Seinen vorzuͤglichen Auf
le 4 vi waldigen ——n— hohen Felſen, ir
alten wuͤſten Thuͤrmen und Schloͤſſern auf den Bergruͤcke
Hier macht er a ee nie die Steinktäfte,
und das — legt drey weiße, faft runde Eyer, die et⸗
was groͤßer als KHühnereyer find. Die Alten ſammlen ih;
wen Jungen mehr Vorrath als irgend. ein anderer Raubros
gel. Man findet daher auf dem Rande ihres Neftes junge
Hirſch und) Nehkälber, junge Hafen, Auer; Birk: und Har
Je anen. Bralierrogen, Feldmaͤuſe, Froͤſche und Schlangen.
Matt fieht aus diefen ihren YIahrungsmirteln, daß fie det
Wildbahn fehr nachtheilig find, und daher vom Jäger mit
echt verfolgt werden. Defto mehr follten fie.aber die an⸗
dern Eulen hegen, die faft nichts als ſchaͤdliche Feld; und
MWaldinäufe tödten. — J
— 22 Die mittlere Ohreule) ig
Sf ſehr befaumt,und halt ſich fo wohlin einfamen alten Ges
baͤuden als auch in Wäldern auf, wo viele hohle Bäume find.
Sie hat ohngefähr Die Groͤße einer Nebelkraͤhe,
lange aus ſechs bis zehn Federn beſtehende Fe—
gefle
a Unterleibe blaßgelb mit ſchmalen dunfelbraunen
Herunter „laufenden Streifen, ‚die in der Mitte des
Bauches weiß eingefaßt find. Die Ehmwungfedern
Find dunfelbraun und roftfarben und der Schwanz
aſchgrau und dunfelbraun geftreift. TER
Sie werden durch Dertilgung der Waſſerratten
und der Mänfe ſehr noͤtzlich. Vom erftern Habe ich mehrs
malen fuͤnf bis fechs Köpfe in ihrem Magen gefunden. Sie
vauen ſich felten ein eigenes Neſt in den Felſenkluͤften und
hohlen Bäumen, ſondern ſuchen mehrentheils ein altes Ras
ben⸗Kraͤhen⸗ oder Eichhornsneſt auf, in welches das Weib; -
. hen vier bis fünf weiße rundliche Eyer legt. Man braucht
fie, wie die vorhergehende in Kraͤhen⸗ und Heherhuͤtten,
“ J—— wu ah um
9 Strix Otus. Lin, Le moyen Duc, ou le Hibou. _
EEE Sc
“
Derbüfche, iſt am Oberleibe roſtgelb und tiefbraun.
e} ü allenthalben belafcjarau befprißt und _
Kleinſte Ohreule. Schneeenle 329 _
am große und kleine Vögel, bie fie fehen, in die bie „
bringen.
| 3. Die kleinſte Ohreule Rn);
Sie iſt nicht viel größer als die Singtrofkt,
und ihr Federbufch befteht nur aus einer einziger
kurzen Feder, die im Tode fo feft anliegt, daß mar
genau zuſehen muß, wenn man fienicht für einen glatt
koͤpfigen Kauz halten will. Im Leben fpiele fiegehr nied⸗
lich mit dieſer einzelnen Feder. Ihre Farbe iſt am
ganzen Leibe ein Gemiſch von Gran, Röchlich, Braun
und Ehwarz, wovon am Oberleibe das Braune und
am Unterleibe das Graue die Oberhand hat. : Die
Echmung =» und Schwanzfedern baben blaßroͤthliche
und dunkelbraune Baͤnder.
Sie wird in vielen Ländern für einen Zugvogel gehals _
ten, bey uns in Thüringen ift fie es aber nicht... ı Sie haͤlt
fi in kleinen Hofungen auf, wo fie in hohen Bäumer
hriftet, und des Abends den Feldmäufen, Mais und Roß⸗
kaͤfern, Abend: und Nachtſchmetterlingen nachfliegt, und das
ber ein ſehr nuͤtzlicher Vogel iſt.
Zweyte Familie: Eulen ohne ‚Sederbüfche,
Die größte iſt
4. Die Schneeenle (Tageule 9
welche eigentlich die noͤrdlichſten Laͤnder von Europa und
Aſien bewohnt, und ſich nur einzeln nach Deutſchland verliert,
Sie iſt etwas größer als der Uhu, Das ganze
Gefieder in den ndrdlichſten Gegenden rein —5
wie an vielen Thieren, in ſuͤdlichern aber mit einzel⸗
nen dunkelbraunen Flecken. Sie unterſcheidet ſich
gar merklich von andern Eulen dadurch, daß ſie viel
ſtaͤrkere und härtere Schwungfſedern hat, wodurch ihr
Flug RR: aber auch fehneller wird. |
23 Daher |
a) Strix feops. Lin. : Petit Due. Buff.
⁊) Strix nyctea, Lim Le Horfang, Buft,
i —
zo Die Nachteule. Die Brandeule.
Deher fliegt fie auch am Tage auf ihren Raub mus,
* kann, wie ein Falke, ſenkrecht auf ihren Raub, der
aus Waldhuͤhnern, Haſen, Maͤuſen und Aas beſteht, ſtoßen.
5. Die Nachteule (Große Baumeule. gemeine
Eule
*
Sie hat die Groͤße einer ———
Ihre Unterfcheitungszeichen find: Der Regenbogen
im Auge ift allzeit dunkel, ſchwaͤrzlich, dunfelblau,
oder. dunkelbraun, und bie »ierfe und fünfte
Schwungfeder iſt die laͤngſte. Der Federkreis um
die Augen iſt ſtark und dicht, und beſteht aus einfa-
chen,‘ weißgrauen, ſchwaͤrzlichgeſtrichelten Federn, und
die großen Ohren und das Kinn ſind mit etlichen Rei⸗
hen fteifer, weiß, braun und ſchwarzgefleckter Federn
umgeben. Der Dberleibift röthlich aſchgrau mit
klaren, dunkelbraunen, ungleichen ee en
und langen ſchwarbraunen un leichen Streifen;
der. Unterleib weiß mit ſchwaͤrzlichen dunkelbraunen,
der Queere und singe nach laufenden. Streifen und
' Sieden. - £
Den Sommer: Du haͤlt ſich diefe Eufe bloß in Waͤl⸗
dern auf, und nur im Winter nähert fie fih den Wohnuns
gen der Menfchen. Sie macht auf große und Heine Felds
mäunfe, auf Maulwürfe und. Käfer, aber auch auf Heine
Voͤgel Tagd. In den Scheunen wird fie vom Landmanne
gern gefehen, weil fie eine Menge Natten und Mäufe weg⸗
faͤngt. Das Weibchen macht ſich für feine er auch —
Neſter fremder Vögel zu Nutze.
| 6. Die Brandenle *),
welche ihren Namen von der Koftfarbe ihres abe⸗
pers erhalten bat, hat die Größe einer großen Tau⸗
be. Sie heißt auch Rnorreule wegen ihres Ge:
| ——
w) Strix Aluco. Lin. Hulotte. Buff.
») Strix Stridula. Lin.- Chat huant, Buff.
Die Schleyerule |, 338
Graes. Bruſt und Bauch find gelblich mit Weiß ver»
miſcht, und mit langen dunkelbraunen Streifen beſetzt
&ie liebt die dunfeln Wälder und frißt Feldmäufe;
Maulwuͤrfe/ Heuſchrecken und Kaͤfer.
6. Die Schleyereule Perleule, —
unterſcheidet ſich dadurch, daß der Koͤrper weiße,
perlenartige Punkte hat, und der innere Rand
der mittlern Klaue gezaͤhnelt iſt. Sie iſt nicht
viel groͤßer als die vor ergehende, aber weit ſchoͤner.
Das Geſicht iſt herzfoͤrmig in weiße und rothbraune
ſteife Federn eingefaßt. Der Oberleib iſt ſchoͤn aſch ⸗
grau gewaͤſſert, mit in Schnuͤren gereihten kleinen
ſchwarzen und weißen Flecken; der Unterleib iſt blaf-
rörhlich mit ſchwaͤrzlichen Punkten. Doch wechſeln
bie Farben fehr ab, fo daß zumeilen Bi Hauptfarbe
des Ruͤckens beilcoftfarben u
Diieſer Vogel ift in ganz Europa, in Nordaſien und
Nordamerika ſehr gemein, und wohnt in den volkreichſten
Staͤdten auf alten Haͤuſern und Thuͤrmen. Er macht ir
der Nacht ein klagendes und kreiſchendes Geſchrey, und ſetzt
durch dieſe widrigen Toͤne aberglaͤubiſche Leute in Furcht,
die einen nahen Todesfall ahnden, wenn fie ihn hören.
Die Mongoliſchen und Ralmudifhen Tatarn ers
‚zeigen ihm faft göttliche Ehre, weil fie ihm die Erhaltung
des Eingis Chan, des Stifters ihres Reichs, zuſchreiben.
Dieſer Prinz wurde mit einer Heinen Armee von den Fein:
den überfallen, in die Flucht gefchlagen und mußte ſich in
einem kleinen Gebüfche verbergen. Eine Eule feßte ſich auf
den Bufch, unter welchem er verborgen lag, und verleitete
feine Verfolger, ihn hier nicht zu ſuchen, weil fie es für
unmdalich hielten, daß da ein Menfch verborgen fenn koͤn⸗
ne, wo diefer Vogel ſaͤße. Bon diefer Zeit an hielten fie
ihn für heilig, und jedermann trug von ihm einen Feder:
bufch auf dem Kopfe. Die Kalmuden behalten diefe Ges
wohnheit an allen Hohen Feſten noch bis auf den heutigen
——— Tag
y) Strix Flammea. Lin, Effraie. Buff.
2Der große Rain.
Tag bey. Einige Stämme haben ſogar ein Goͤtzenbild in
Geſtalt einer Eule, welcher ſie Beine von einer wirklichen
Schleyereule einſetzen. — Die Nahrung dieſer Eule bes
ſteht in Ratten, Haus-⸗ und Feldmaͤuſen, Fledermaͤuſen,
jungen Voͤgeln und großen Kaͤfern, die des Abends herum⸗
ſchwaͤrmen Im Herbſt beſuchen fie die Schneuß and neh⸗
men die Voͤgel aus. Ich habe eine, die ſo unvorſichtig ge⸗
weſen war, ſich ſelbſt in einer Dohne zu fangen. — Sie
macht kein VNeſt, ſondern das Weibchen legt feine. drey bie
‚fünf weiße Eyer in die Mauerkluͤfte, ins Kehrig oder in
den verwitterten Mörtel. Vo
8. Der große Raus (die Steineule, Kauz >) -
Bat die Größe der vorhergehenden Eule, und wohnt in
Steinbruͤchen, Felfenrigen, alten verfallenen Gebäuden, in
Kirchen⸗ und Thurmmauern vom nördlichen Europa und
Amerika; flieht aber die Wälder. DER | 1
Kopf, Ruͤcken und Flügel find tiefbraun
und ſchwarzgefleckt, die Deckfedern der Fluͤgel
und die Schultern weißgeſprenkelt. Der Kopf
iſt Fleiner alsıbey andern Eulen; die Bruft blaß-
aſchgrau mit Dunkeln „gezähnten berunterlaufenden
Streifen ;. die Füße find bis auf die Klauen befiederr.
Er iſt bekannt genug. Mäufe, Kafer und Nachtſchmet⸗
terlinge ſind ſeine Nahrungsmittel. In den Kluͤften
und, Risen feines Wohnorts legt das Weibchen auf Geniſt
oder bloße Kalk: und Steinbrocken zwey bis vier weiße Eyer
ſchon zu Anfang des Maͤrzes. ‚Wenn ihm hier. cine Katze
zu nahe koͤmmt, ſo beißt e8 ſich ritterlich mit ihr herum.
Die Zungen find anfangs mit ſchneeweißer Wolle ‚überzogen,
und pipen wie die Küchelchen., — — Im Jahr 1717 trug
ſich mit diefer Eule eine luſtige Begebenheit zu, welche dem
gemeinen Manne im Glauben von Gefpenftern.gar fehr be:
ſtaͤrkte. Als ein Lehrer bey der Lykiſchen Provinzial;
Schule in Preußen des Nachts zwölf Uhr über den Kirch:
Hof nach Haufe gieng, wurde ihm feine Perücke mit gros
TAT Ber’
'&) StrixUlula. L; La Chouette ou grande Cheveche, Buff,
Der Heine Rat 39
Fer Geſchwindigkeit vom Kopfe geriffen, ohne daß er im dee
Dunfelheit und vor Schrecken fehen konnte, wohin fie fam.
Mach einigen Monaten fanden die Maurer, die das Kirs
chendach umlegten, dieſelbe it einem Eulenneſte. — Sie
geben auch dadurch oft Veranlaſſung zu Geſpenſtergeſchicht⸗
chen, dal fie des Nachts bey offenen Fenftern in die Zim—
mer fliegen, und ſich Baumaterialien, Wolle, wollenes
Zeug u. d. g. holen, auch nad) dem Lichte fliegen und es mit
ihren Fittigen ausfchlagen, Wer kann dieß anders thun,
als der Terkel beym undelehrten Landırnann ; der fie unfichts
bar in den Scheunen gerne fieht, weil fie ihm viele ſchaͤd⸗
liche Maͤuſe toͤdten. *
9. Der kleine Raus (kleine Eule, Zwergeule, To⸗
beneule, Leichenhuͤhnchen *)
iſt einer der gemeinften Wögel, und wohnt in Europa und
Nordamerika allenthalben in alten verfällenen Gebäudenoft
mitten in Städten, in Kirchen, auf Thürmen, in Steinz
brüchen, Gemwölben, Begraͤbniſſen u. d. g. 2
E.r iſt etwas größer als eine Gingdroffel. Der,
Kopf ift lichtbraum mit vielen runden roͤthlichweißen
Stecken regelmäßig beſeßt; der Mücken, die Deck⸗
federn der Flügel und Schultern von eben der
Farbe mit größern weißen runden Flecken, vie
voftfarbig eingefaße find; die Bruft und der Bauch
roͤthlich weiß und dunkelbraun gefleckt; die Schwung
und Schwanzfedern mit roͤthlichweißen runden Flecken.
Dieß iſt das Käuzchen, das wenigſtens in Thüringer
noch manchem einfaͤltigen Landmanne durch fein Geſchrey eis
nen nahen Todesfall fuͤrchten laͤßt. Es ruft naͤmlich folgende,
fuͤr ihn ſo bedeutende weinerliche Sylben des Nachts laut aus:
Aehme, Haͤhme, Ehsme! — Seine gewoͤhnliche Nah⸗
zung find Fledermaͤuſe, Hauss und Feldmäufe, Grillen und
Käfer, doch mag es auch wohl des Nachts zuweilen eine
Schwalbe aus ihrem Neſte holen, und die Lerchen im Lager
wegfangen, weil man bemerkt hat, daß es nach den Locke
voͤgeln in den Vogelbauern fliegt, wenn fie der Vogelftck
1 fer
a) Strix paflerina, Lin, La Cheväche ou petite Chou-
ette, Buff, j
333 Die Wuͤrger. |
ler in der Dämmerung ausgefkellt Bat. — om Mauerlo⸗
chern, auf dem Gebaͤlke und unter den Dächern alter Ger
Häude, ja fogar in Zuglöchern der Zimmer pflegt das Weib:
chen feine-ziwey weiße Eyer hinzulegen, und fie in fünfzehn
f Tagen mit dem Maͤnnchen gemeinſchafftlich auszubräten.
N nu One
"Außer diefen jeßt angeführten Arten giebt es noch
mehrere Eulen, theils in Europa, theils in andern
Gegenden, die ung aber wenig interefjiren. Ich be⸗
ruͤhre nur noch, daß fi) zumeilen aud) die Sabichts⸗
eule) nad) Deutfchland verliert. Sie hat die Groͤ⸗
fie einer Taube, einen langen —— und ſonſt die
Sun der vorhergehenden Eule.
Die vierte Gattung
machen die Wuͤrger) aus.
| Ihre Kennzeichen find: Der Schnabel iſt berg
gekrümmt, ohne Wachshaut, und an der Spige mit
einen Fleinen, doc) ſcharfen Zahne verfehen. Die
Zunge iftgefpalten. Die Füge find wie bey andern
Raubvoͤgeln, nur nicht fo ftarf, und bloß. — Ob ſie
gleich nicht groß find, fo find fie doch muthig und -
kuͤhn. Da einige von ihnen verfchiedene Fleine Thie-
re, vorzuͤglich Inſekten, erſt umbringen, und von den⸗
ſelben, wie man ſagt, eine Anzahl von neunen ſamm⸗
len, ehe ſie ſie zu verzehren anfangen, ſo werden ſie
auch Neuntoͤdter genannt. Sie machen den ſchick⸗
lichſten Uebergang von den Kaubvögeln zu den Ging:
vögeln, und einige von ihnen find von außerordentli-
cher Gelehrigkeit. Es giebt 54 Arten, und in
Denutſchland find faſt allenthalben — 4 bekannt.
1, Det
6) Strix aceipitrina, L. La Chouette 4 a longue Dar 2
ı A e) Lenius..
%
Großer grauen Wuͤrger. 335
1. Der große graue Wuͤrger (Bergelfter, Krickel⸗
€
ſter Wächter #) J
hat ohngefaͤhr die Groͤße einer Rothdroſſel. Sein
er} Bates m
fhwarz, an der Wurzel und an den .Spigen weiß,
daher auf den Flügeln zwey weiße Flecken; ber feils
förmige Schwanz an den Endfedern weiß, an ven
ietelfedern ſchwarz. “\
Haͤtte diefer Würger die ſtarken muskuloͤſen Beine,
fharfen Krallen und den fehnellen Flug anderer Raubvoͤgel,
er würde den kleinen Vögeln fehr furchtbar ſeyn; denn er
fällt alles an, was fid, feinem Reviere nähert, aber das
meiſtemal ohne glücklichen Erfolg. Er ift der einzige Wuͤr⸗
ger, der nicht wandert, fondern Sommer und Winter bey
uns bleibt, und ſich in Heinen Feldhoͤlzern und in Vorhoͤl⸗
zern großer Waldungen, auch im Felde, wo Buſchwerk und
einzelne Bäume ftehen, aufhält. Im Winter fängt er
Feldmäufe und Eleine Vögel, ald Sperlinge, Goldammern
1.d.9., im Sommer aber Miftkäfer, Heuſchrecken, Maul⸗
wurfsgrillen, Blindfchleichen, Eidechfen und junge Vögel.
Er niſtet auf den Baumdften, flicht ein großes Neſt aus
Heidekraut, Graßhalmen, Moosund Wolle zufammen, und
legt 5 bis 7 blaßblaue an dem Nande bräunlichgefleckte Eyer.
Die Zunge fehen, bis fie fih gemaufert Haben, oben fhmus
zig afchgrau, und unten fchmuzig weiß und grau gewellt
aus. — Da er fat alle Naubvögel verfolgt, fo gewoͤhnt
man ihr gezähmt fo, daß er diejenigen Falken, welche mar
zur Baize abrichten will, im Herbite zum Fang an einer
beftimmten Pla treibt. 2. Der
d) Lanius Excubitor Lin, La Pie - griche griſe. Buß,
\
*
36 Kleinet grauer Wuͤrgern
10,2%. Der kleine geaue Wuͤrger ·
iſt ebenfalls in Deutſchland ſehr gemein. Man hat ihn
aber immer nicht genaun genug beobachtet, und mit vorigen
für en gehalten, ,
r if etwas’ Eleiner als jener, und hat eine
| ſchwarze Stiru. Uebrigens ift der Körper oben
aſchgraͤu, durch die Augen geht ein ſchwarzer Strich,
nd der Unterleib ift weiß, an der Bruft etwas roſen⸗
roth überlaufen; fonft alles, wie bey dem vorberges
enden. Allah NEE ER
Es ift ein Vogel von bewundernswuͤrdiger Gelehrig⸗
keit; denn er ahmt nicht nur wie die andern fingenden Würz
ger, einzelne Strophen aus den Liedern anderer Singvoͤ—
gel, fondern ihre ganzen Gefänge ohne Zufag bis zur groͤß⸗
gen Täufhung nach. ch kann nicht unterlaffen bier- fols
gende Anecdote einzuſtreuen. Vor etlichen Jahren bauete
ich eine Hütte in meinem Garten. Während ich damit bes
Ichäfftigt war, und fon in Gedanken in derfelben die ſchoͤ⸗—
nen Sommerabende genof, hörte ich in meines Nachbars
Garten eine Nachtigall ganz leife Dichten. Sie kam naͤe
her, feste fih auf. eine Efche, die gerade an meiner Hütte
fand, und fang ihe herrliches Lied zu wiederholtenmalen,
aber immer noch leiſe. Ich glaubte fie wollte aus Furcht
vor mir wicht. lauter werden. Wie groß meine Freude Über
diefen angenehmen Geſellſchaffler war, laͤßt fid) kaum Des
fehreiben, welche noch dadurch erhöhet wurde, dag ich in
dieſen Gärten noch nie eine Nachtigall entdeckt hatte. Als
lein des andern Tages, da ih in meinem Huͤttchen ganz
ſtill und ſehnſuchtsvoll auf das Tante melancholifche Lied meir
nes Nachbars wartete, fo hörte ich Mieder weiter Nichte als
ein teifes Dichten (wie man es in der Jaͤger⸗ und 4
ſtelletſyrache nennt) von Ferne. Ich gieng näher, Ind
ſiehe da, welche Taͤuſchung! Auf den eberſten Zweige eines
Birnbaums faß mein kleiner grauer Würger, fang dieſen
erborgten Geſaug fo laut und ſchoͤn, als es nur feine Kehle
vermochte, und Unter ihm kauerte in einem großen Neſte,
deſſen Materialien denen des großen grauen Würgers voll:
\ . u kom⸗
e) Lanius miner, L, La Pie- grieche d’ Italie, Buff.
f
*
—
Rothkoͤpfiger Wuͤrger. 337
Eonmen glichen, fein Weibchen und legte ein gruͤnlichweißes
mit roͤthlichen und braunen Flecken beſetztes Eh. — Ve
muthlich näher er ſich bloß von Mai: Miſt⸗ Erd: und andern
Käfern; wenigſtens fieht man ihn nicht fo haufig, wie den
vorhergehenden, nach den Voͤgeln ftoßen.
3. Der rothkoͤpfige Wuͤrger f)
iſt kaum um ein merkliches Eleiner als der vorhergehende,
und man finder ihn in Deuefchland einzelm allenthalben,
‚vorzüglich aber in Geſellſchafft des folgenden an ſolchen
buſchreichen Orten, wo die Pferde Tag und Nacht auf dem
Felde bleiben, und er alſo Ueberfluß an Roß- und Miſtkaͤfern
at, die ſeine liebſte Nahrung ausmachen. Außerdem
ißt er aber auch Heuſchrecken, Eidechfen u. d. g. —
Er hat eine ſchwarze Stirn und mit derſelben
verbindet fi) ein ſchwarzer Streifen, der über dem
obern Kinnfadenwinfel weg durch die Yugen bis hin⸗
ter die Ohren läuft; der Hinterkopf und Nacken
find ſchoͤn rothbraun; der Rüden ſchwarzbraun;
der Mittelruͤcken rörhlich aſchgrau; einige große weiße
Achſelfedern bilden, wie bey der Eifter, einen großen
weißen Flecken an beyden Seiten des Ruͤckens; über
der Naſe hebt die gelblich weiße Farbe an, die ven
ganzen Unterleib bedeckt; Flügel und Schwanz find
wie bey den vorhergehenden Arten. Dem Weibchen
° giebt man fonft eine ganz verfchiedene Farbe. Es ſieht
aber eben fo aus, nur ift die rorhbraune Kopffarbe et⸗
was bläffer. A 2 fi
An mehrern Orten ift diefer Vogel unter dem Namen
Finkenbeißer bekannt, weil er fo zankiſch iſt, daß er ſich
mit allen Vögeln, die in feiner Nachbarjchafft wohnen, hers
umbeißt, befonders aber im Herbſte und Frühjahr mit ders
Finken. Er it von großer Gelehrigkeit, fest fih auf die
Baumſpitzen und fingt den Öefang der meiſten Vögel, die -
um ihn find, nach, am volltommenften ben der Nachtigall
2 J u 7
f) LaniusCollurio. \ La Pie-grieche roufle, Buff.
Bohfteinstursgei. 0.120. — 0
*
8 De Dorndreher.
und bee fötvarztöpfijen Graßmacke Zwiſchen dieſe Ger
ſaͤnge miſcht er aber einige unangenehme kreiſchende Stro⸗
phen aus eignen Mitteln mit ein. — Er niſtet in Waͤl—
dern, Gaͤrten und Feldern auf en Bäume, macht ein gros
hes Neft aus Grafftengeln, Moos, Haaren und Wolle, und
das Weibchen legt 6 weißliche ing Grüne ſchillernde Eyer
mit braͤunlichen, roͤthlichen und blaͤulichen Flecken. — So
ungegruͤndet es iſt, daß er durch ſeine fremden Geſaͤnge die
Bügel beylocke, um fie defto ficherer zu fangen, fo ungegruͤn⸗
det iſt es auch, Laß er ſich vorzuͤglich von Finken naͤhre, dieſe
in einer Klaue halte, und ſo auf einem Fuße ſtehend, ihnen
das Gehirn ausbeiße, weswegen ihn auch Linwe’ den Affen
der Voͤgel nennt. Ich habe dieſen Vogel ſo oft ſpeiſen
ſehen, er iſt mir aber noch nie in einer ſolchen Poſitur vor⸗
gekommen.
4. Der Dorndreher (Dorntreter, kleine Deus.
födter) £&).
x Die iſt eigentlich derjenige Nagel, F im Mai ſo
große Niederlagen unter den Maikaͤfern, Feldgrillen und
Heuſchrecken anrichtet, und dieſe Inſecten an die Dornen
der Schwarz⸗ und Weißdornſtaude anſpießt, wovon er auch
ſeinen Namen hat. Man findet daher im Felde, wo er
ſich am liebſten aufhaͤlt, immer ſolche Buͤſche, wo eine
Menge dergleichen Inſecten durchbohrt ſtecken; nur ſelten
aber trifft man auch einen jungen Vogel, Maus, Eidechfe
oder Stücen von denfelden in ihrer Gefellfchafft an. Und
es ift merfiwürdig genug, daß er nicht, wie die meiften Vor
del, den ganzen Tag fpeifet, und fb oft er etwas findet, dafs
felbe verfchluckt, fondern ordentliche beftimmte Mahlzeiten
haͤlt, fich gleichfam erſt verfchiedene Schüffeln zuberetter und
auftraͤgt, ehe er ſich zur Tafel ſetzet.
Er hat die Größe einer Lerche und beyde Ge⸗
ſchlechter ſind in der Farbe auffallend verſchieden.
Beym Maͤnnchen find Kopf, Nacken und Steiß
afchblau; von den Nafenlöchern läuft durch
Die: Augen bis zu den Dhren ein breiter ſchwar⸗
| Rn
5) — fpinitorquus. L’Eeorcheyr, Buff, .
k
4
‚ eier Doendteher. N: 339
er Streifen; der Ruͤcken und die Deskfebern der
| ige find ſchoͤn rothbraun; der Unterleib weiß,
an der Bruft, dem Bauche und den Seiten ro⸗
euroth überlaufen; die Schwungfedern ſchwaͤrz⸗
ich, und von den Schwangfedern die zwey mittlern
ganz ſchwarz, die übrigen aber nur an der untern Hälfte
und übrigens weiß. Beym Weibchen ift der gan⸗
ge Oberleih ſchmutzig roftbraun, etwas weiß und
ſchwarzbraun gemäffertz die Backen find braun; der
Unterleib fhmusig weiß, an dem Halfe, der Bruſt
und den Seiten mit dunkelbraunen, wellenfoͤrmi⸗
'gen Dueerlinienz die Schwung: und Schwanzfe⸗
dern dunfelbraun, Tegtere mit weißen Spigen.
Durch) diefen Vogel gränzen die Naubwögel am die
Singvoͤgel, denn von beyden hat er Eigenfchafften, 3. B.
fein Schnabel ähnelt noch dem Raubvogelfchnabel, und wer
gen feiner Stimme kann er fi) mit dem beften Singvogel
meflen. Sein Gefang tft aus den Liedern der Schwalbe,
bed Stieglises, der Graßmuͤcke, der Feldlerche, Pieplerche,
der Nachtigall, des Rothkehlchens, der Wachtelu. d. g., und
nur wenigen rauhen eigenthämlichen Strophen zufammenz
gefest. Es find dieß alfo faft lauter nachgeahmte Melos
dien, die er in dem nämlichen Augenblicke, als er fie hört, .
‚auch nachzufingen verinag, und diejenigen Vögel, die: um
ihn wohnen, bilden allezeit feinen anhaltenden und bleiben⸗
den Gefang. Auch im Käfig, wo man ihn, wie alle Würz
ger, mit Sleifh, und Semmel in Milch geweicht, fehr gue
erhalten kann, nimmt er alle Geſange der Stubenvögel an,
die um ihr Hängen. Er wohnt gern in Hecken und Büs
fhen im Felde an Viehhalten und Viehtrifften. Hier niftee
er aud) im dichten Sebüfche. Das Neft ift gut gebaut, bez
ſteht auswendig aus Wurzeln. und groben, Grafßftengeln, . -
darauf folgt eine Lage Moos und Wolle und die innere Aus⸗
fütterung machen lauter Heine Wurzelfafern aus. Die ſechs
weißen Ever, die man darinne findet, find uͤberall mic ſchmu⸗
Big gelben und afchgrauen Pünktchen beſtreut. Die Jun⸗
) 2 gen
2
Ao Thranniſcher Würgers Waldodgel.
gen fehen alle bis zum erſten Mauſern wie die Mutter, nur
oben etwas heller aus. De J
Zuletzt muß ich auch nrch
5 des tyranniſchen Wuͤrgers*) —
in Nordamerika erwaͤhnen, wegen feiner bekannten
Kuͤhnheit, wodurch er zur Brutzeit ſich ſo gar an den
"Adler wagen, ſich ihm auf den Ruͤcken ſetzen und eh
"fo lange mit Schreyen und Hacken verfolgen fol, is
er fi) von feinem Wohnplage entfernt. Er hat
oben auf dem Kopfe einen breiten rothen Fleck/
mit ſchwarzen Federn umgeben, iſt übrigens am Obere
feibe braun, und am Unterleibe weiß, und gleicht.an
Groͤße einer Singdroffel. ee
nr. Das funfzehnte Kapitel. Pe
DI rue
Bin Waldvögelii: u wen
Man nennte fie fonft auch ſpechtartige Vögel,
weil die befannnten Spechte eine Gattung davon aus⸗
machen, , Sie haben folgende Haup erfmale mit
einander gemein. Der Schnabel ift etwas zuſam⸗
mengedruͤckt, mehr oder weniger gekrümmt, (faft) als
lemal oben erhaben oder gemölbt, Die Füße fing
Eurz, ſtark und gefpalten, theils zum Klettern, theils
zum Gehen eingerichtet. — Ihre Nahrung find In⸗
fecten, Gewuͤrme, das Fleifch, und der Unrath anderer -
Thiere, auch die Saamen, Früchte und Säfte der
N lanzen, “Sie leben in Monogamie, niften auf
" Bäumen, Thürmen, in $öchern ; beym Bebrüten wird.
das Weibchen oft vom Männchen ernährt, und die
— A 1 unge
5) Lanius Tyrannus. Lin, Tyran, Buff.
5) Picas. FR
N Der Papagey. Her} 941
Jaungen werben yon beyden Eltern bis zum Ausfliegen -
im Nefte gefüctert. Sie find meift fhwashaft, ihr
Fleiſch zähe und unrein, doc) werden einige befonders
jung gegeffen und von andern die Sebern in gewiſſen
ändern zum Puß gebraucht. Die erfien Gattungen
nähern fich in der Bildung des Schnabels den Raub⸗
voͤgeln, und die legten in der Groͤße und Lebensart den
Singvögeln. Im Ganzen werden fie den Primaten
äbnlid geachtet. Man hat drey und zwanzig
Battungen und unter biefen find fünf bundert und
ſechs und ſechzig Arten bekannt. Wir bemerken
Aelgende Re
"Die fünfte Gattung
Bun u‘ Der Papageh ).
Sie haben einen haakenfoͤrmigen Schnabel, an wel⸗
chem die obere Kinnlade beweglich und mit einer
Wachshaut verfehen ift. Die Nafenlöcher find in
ver Wurzel des Schnabels. Die Zunge it Heifhig,
ſtumpf und ungefpalten. Die Füße find Kletter⸗
fuͤße. — Man’ befchreibe in zwey Samilien, deren
Unterfchied ſich auf die Geftalt des Schwanzes grürta
vet, 155 Arten, wovon aber fünf noch unbeftimme
ind. Sie wohnen bloß in waͤrmern Gegenden bey⸗
der Welttheile, find in Anfehung des Schnabels den
Raubvoͤgeln, in der Lebensart aber den uͤbrigen Voͤgeln
dieſer Ordnung gleich. Sie naͤhren fih von dem
Saamen und Früchten verfchiedener Gewächfe, find
gelehrig, und lernen wegen ihrer breiten Zunge vie
* menfehliche Sprache nadhahmen, bringen ihre Spei-
fen mit. einera Fuße zum Munde, Elertern gefchickt,
‘helfen fich dabey mic dem Schnabel, und ähneln daher
3 in
» Pfrtaus . . -
,
342 Weftindifcher und Regenbogenpapagen,
in vielen Stüden den Affen. Sie leben in Mono⸗
amie. Sn hieſigen Gegenden legen ſie zwar zuwei⸗
en Eyer, bruͤten ſie aber hoͤchſt ſelten aus. Sie er⸗
reichen ein Alter von 130 Jahren und druͤber. Da ſie
beſonders mit ſehr ſchoͤnen Farben prangen, fo find fie
J Kebllingsvoͤgel der vornehmen Herrn und Damen
in Deutſchland geworden, die ſie im Zimmer halten;
denn auch das waͤrmſte Klima von Europa iſt ihnen
am Freyen noch zu rauh. Einige ſind ſo groß, wie
ein Huhn, andere aber auch nicht groͤßer als ein Spere
ing, zum Theil lang, zum Theil kurz geſchwaͤnzt.
on ber erſten Famlle, ober denjenigen, die
lange und Eeilförmige Schwaͤnze haben, ſieht ſman in
Deutſchland am bäufiaften:
1. den Wefkindifchen Papagey N), der auch |
Indianiſcher Rabe und Aras beißt. Er bat obnges
fahr die Groͤße eines mittelmäßigen Huhns. Der
Dberfiefer ift weiß, der untere ſchwarz; die Füße find
braun; um die Yugen und den Schnabel herum zieht
ſich eine weiße Br Haut. Seine Hatiptfarbe
At roth; die Stägel el find oben himmelblau un
‚ten roth, und bie Deckfedern meiftens gelb; von
dem langen Schwanze ragen die mittlern Federn
x Fuß g Zoll hervor.
“2. Der Begenbogenpapagey ”) wohnt auch *
in Amerika und zwar in Menge, und wird in Europa
—* feiner Schönheit ſehr geſchaͤtt. Er bat bie
Größe eines Kapauns. Der Schnabel ift ſchwarz;
die Füße find dunkelbraun; der Scheitel und die klei⸗
wen Deckfedern der Flügel grün; die Haut um die
Augen nackt, runzlich und —— der *
er⸗
D Pfittacus Macao. Lin. gr rouge. Buff.
en) Püittacus Araraura, Lin, Ara bleu, Buff,
\ Der Paradiesparkit. Der weiße Kakatu. 343
Oberleib vom Hinterkopfe bis ans Ende des Schwan⸗
zes ſchoͤn blau; der Unterleib ſaffrangelb; an
der Kehle ein ſchwarzes Halsband. Er bar die ſon⸗
derbare Gewohnheit nur gegen Abend zu trinken.
03. Der Paradiesparkit ”). Ein ungemein
ſchoͤn gegeichnetes Papageychen, von 8 Zoll Lange,
das aber, wie alle Eleine Papageyen mit langen
Schwängen fehr ſchwer ‚reden lernt, und nichts als
Parkit hervorbringen kann. Es iſt gelblichgruͤn,
— Kehle und Bruſt ſind ſcharlachtoth/
cheitel und Ohren blau, und die Augenkreiſe
grau. Seine Farben haben einen fammtartigen Glanz.
Bon der zweyten Samilie, worunter Diejenigen
Papageyen gehören, die kurze grade Schwänze: haben,
fieht man bey uns am äfterfiere: 9 |
©. ...2 Den weißen (großen) Rakatu °), von ben.
Moluckiſchen Infeln. Er hat die Größe eines: klei⸗
nen Huhns. Sein Leib ift weiß, ins Iſabellenfar⸗
bige fpielend. Er hat einen großen Federbuſch,
deſſen Federn einander decken, und wovon die vordern
eine fänge ‚von: 62 Zoll haben, die übrigen aber all»
‚mählig känger werden. Bey einigen iſt er ganz weiß,
bey andern auf der untern Seite bald gelb, bald rath,
und der Vogel kaun ihn nach Gefallen erheben. und zu⸗
ſammenlegen; erſteres geſchieht, wenn man ibn zor—
nig macht. Der Schnabel iſt ſchwarzblau und die
Fuͤße ſind aſchgrau, eben eine ſolche nackte Haut geht
um die Augen. Er iſt vorzuͤglich vor andern Papas
geyen zum Spielen aufgelegt. _ —— ——
ER, 2. Der
n) Pũttaeus ornatus. Lin. Perruche Lori ou Perru-
‚che-varide des Indes orientale⸗. Buff.
) Pfittacus criftatus, Lin, Kakatoös à hupe blanch®
- »,ou des Moluques. Buff, —J—
344 Guineiſcher Papagen. Pfeffervogel.
2. Der Guineiſche Papagey (Graue Papas
gey mit rorhem Schwarze) ?). Er gehört, fo wie der
folgende, zu den gewöhnlichften, und beyde lernen viel
ſchwatzen/ und haben die Bröße einer Taube. Der
Leib Far ha — wie geſchuppt, der Schwanz F
DE gen Plauderer 7) wohne in Oſtindien. Er
iſt roth, mit grünen Flhgeln und Knien. Die
— ſind an der hintern Haͤlfte blu.
. Der Amazon”). Auch ein gewöhnlicher
Dapagen, etwas größer als der vorhergehende, und.
einem ſehr großen Farbenwechſel unterworfen. Er
wohnt in Suͤdamerika und ſeine gewoͤhnlichſte Farde
iſt gruͤn, der Rand der Fluͤgel roth und gelb
mielurt. Der Schnabel iſt am Urſprunge roth, lin
der Mitte dunkelaſchgrau, an der Spitze ſchwarz, und
der Unterkiefer ganz —* .
35.Der Sper — (Sperlinhspare
ie!) Er bat die Größe eines Sperlings, daher
aud) fein Name, und Amerifa zu feinem Vaterlande.
Er iſt geldlichgeün, die Flügel find oben dun⸗
blau un —— unten gruͤn ichaſchgrau. Ein
niedliches Voͤgelchen!
Die ſechſte Gattung.
Der Pfefferoogel *). |
Diefe Vögel, welche auch Toukan, und Pfefferfreffer
beißen, unterfcheiden ſich durch ihren außerordentlich
großen
» Pfittacus erithacus. Lin. Perroquet cendr€ eo
Jaco. Buff.
+4) Pfittacus Garrulus. Lin. bee Ceram. Buff.
7) Pfittacus aeflivus, Lin. Perroquet Amazone. Buff.
) Pfittacus paflerinus. Lin. Ete ou. Toui-e£. Buff.
#) ie a5.
Eigentlicher Pfefferongel. Hornvogel. 345
"großen, leeren, erhabenen, an beyden Rändern, wie eine
Säge ausgebadten Schnabel. Beyde Kinnladen find
ander Spige unterwärts gekrümmt, Die Naſenloͤcher
> fiegen Hinter dem Schnabel. Die Zunge iſt federe
artig. Die Füße find Kietterfüße. Die 35 Arten
diefer Gattung halten fich im warmen Amerika auf,
und naͤhren fich teils von Fleiſch, cheils von Pfeffer.
Ihre Federn werden, fo wie die Papagenfebern zum
Schmuck gebraucht. Ich führe nur den gemeinften,
den man auch faft in allen Kabinerten antrifft,an. Es ifk
der eigentliche Pfeffervogel 9),
solcher bie Größe einer Schwarzdrofiel hat, und in Bra
filien und Cajenne zu Haufe ift. TR ——
Der a ift groß, dick und ſchwarz, wie der
Hals und die Bruſt; Der Nücen grün; unter dem
Schwanze und an den Schenkelnroth; der Schnas
bei fünf Zoll lang, ſchwarz, am Urſprunge roth, glaͤn⸗
zend und gleichſam mit Schuppen bedeckt.
Er frißt Pfeffer, Weintrauben u. d. g., und iſt ſo
zahm, daß er unter den Haͤuſern niſtet. Das Zleiſch if
violetblau und hat einen gewürzhaften Geſchmack.
BT
Die fiebente Gattung
Der Hornvogel ’).
Abermals eine Gattung auslaͤndiſcher Voͤgel, die einen
erhabenen, gekruͤmmten, meſſerfoͤrmigen und gezackten
Schnabel, eine bloße Stirn, mit knochigen Erha—
benheiten, und Naſenloͤcher haben, die hinter dem
Schnabel liegen. Die Fuͤße ſind gewoͤhnlich Schreit⸗
fuͤße. Es giebt 13 Hornvoͤgel. Der merkwuͤrdigſte iſt
„5 a
z) Ramphaftos piperivorus. Lin. Koulik, Buff,
u) Baceros. .
346 Der Nashornvogel. Der Ochſenhacker.
der Nashornvogelvy ).
Wenigſtens feinen Schnabel findet mau in allen
Sammlungen. | an
Dervogel iſt uͤber 3 Fuß lang,der Schnabelallein
mißefaft 1 Fuß, und auf der obern Kinnlade kruͤmmt
ſich der knochige Hoͤcker vorwärts in einem Bo:
Ey in die Höhe, und iſt faſt 10 Zoll lang und 5
Zoll am Urfprunge breit; daher der Name Nashorn=
vogel. Der Leib ift überall ſchwarz; die Backen find
nackt; die Füße und Zehen Dick und ungeſtaltet.
Er wohnt in Oftindien, lebt vom Aafe, giebt einen
übeln Geruch von fi, begleitet die Jäger, und frißt begies
zig die Gedaͤrme der gefhoflenen Ihiere mit ihrem Unrather
Er lebt daher einfam und alle Thiere fliehen in.
PR 4
—Dieachte Gattung
Der Ochfenhadker . |
Tiefe Gattung hat nur eine Art, ‘an welcher der
Schnabel grade, faft vierfantig ift, und nach außen
erhabene Kinnladen hat. Die Füße find Gangfuͤße.
Der Ochſenhacker (Ochfenfeind >).
Er wohnt am Senegal und ift etwa fo groß als eine‘
Lerch | |
e.
IE Schnabel ift gelb, gegen die Spiße roth;
die Fuße und Klauen braun; dergeib oben graubraun,
unten ſchmutzig gelblich. a
Die Larve der Ochfenbremfeift feine vorzuͤglichſte Nah⸗
rung, und er ſetzt ſich deßhalb auf dem Ruͤcken des Rind⸗
viehs und hackt fie unter dee Haut hervr.
————
ww) Buceros Rhĩnoceros. Lin. Bec de Poifeau Rhi-
noceros. Buff. * x) Buphaga.
3) Buphaga Africana, Lin, Pic- bocuf, Buff,
.
Der Madenfreffer. Die Spehte, 347
- Die neunte Gattung,
Der Madenfreffer ) vo
| Hat zu Kennzeichen einen zuſammengedruͤckten, ge⸗
bogenen, oben ſcharfgeraͤndeten Schnabel, und die
Naſenloͤcher gehen von einer Seite zur andern Bine
Es giebt 3 Arten.
Der AftiEanifche Madenfreſſer 9
bewohnt Afrika und Amerika, befonders Cajenne und iſt fo
‚groß als eine Droflel.
Die Füße find Kletterfuͤße. Der Schnabel
iſt braunfchmarg und die Wurzel der obern KRinnlade |
iſt mit fteifen, haarfoͤrmigen vorwärts gerichteren Fe⸗
Bern befegt. Um die Augen find eben folche fteifeund
Lange Federn. Die Farbe ift fehmärzlich vieler, der
Hand dunkelgrün mie Kupferfarbe vermifche; Fluͤgel
und langer Schwanz violetſchwaͤrzlich.
Er macht gemeinſchafftlich mir mehrern Voͤgeln feiner
Art ein großes weites Neſt in Hecken und Buͤſchen, und
bruͤtet in Gefellfchafft an so Eyer aus, Seine vorzägliche
Nahrung find die Milben), die ſich in die Haͤute des Rinde
viehs einfreffen.
Die sehnte Gattung +
Die Spechte ,
Ban melchen diefe- Ordnung fonft den Namen fpeches
artige Vögel erhalten hatte, haben einen graben ecki⸗
.. gen mit einer Feilförmigen Spige verfehenen Schna⸗
bel. Die eyrunden Nafenlöcher. find mie borſten⸗
ähnlichen Federn bedeckt. Die Zunge ift im Umriffe
rund, fehrlang, geſpitzt, ander fnöchernen Spitze mit
Borfien ruͤckwaͤrts geſtachelt, und in ihrer Scheide
mit
2) Cretopbaga.
a) Cratophaga Ani, Lin, Petit Bout de petun, Buß,
b) Acarus Ricinus. 0) Pim
za De Schwanfpeht
mit einer ıpie Leim Flebrigen Feuchtigkeit verſehen, die
ihnen beym Inſektenfang fehr gute Dienfte thut. Ih⸗
ve Kletterfüße machen, daß fie an den Bäumen ſehr
geſchickt auf und abfteigen können. Der Schwanz
aſt fteif, elaftifch, befteht aus zehn Federn,‘ und dient
zur Unterſtuͤtzung und zum Widerſtaͤmmen an den.
Bäumen. Befonders merkwürdig ift an ihnen das
Zungenbein. Diefes endige fich, wieben dem Wen⸗
dehalſe und einigen andern Vögeln diefer Ordnung,
in zroey lange federartige Knorpel, Die von unten nad)
‚oben, und von hinten nach vorne unter der Haut über
den ganzen Hirnfhädel fortlaufen, und an der Stirne
beynahe an der Schnabelhauf feft ſitzen. Diefe Krore
pel ftellen elaftifche Federn vor, vermöge, welcher Diefe
Vögel ihre fadenförmige Zunge bervotfchnelfen und
Inſekten damit fangen Fönnen. — Sie find in allen
“ Gegenden verbreitet, in‘ Italien fehr häufig, wo fie
aud) zu Marfte gebracht und gegeflen werden, leben
ungefellig, und niften in hohlen Baͤumen. Sie wan⸗
dern nicht. Man kennt überhaupt 53 und in Deutſch⸗
land 6 Arten. PR N *
x. Der Schwärsfpecht (auch Holzkraͤhe, und Kraͤ⸗
0 ‚benfpechegenanne ).
EEr hat die Groͤße einer Dohle, ift außer dem
hochkarmoiſinrothen Scheitel überall ſchwarz
DBehm Weibchen fehle der rothe Fleck auf dem Kopfe
entweder ganz, oder iſt nicht fo groß und fo hoch roth.
Schnabel und Füße find bläulih grau] |
Sm Sommer lebe er bloß in Waldungen, im Winter
koͤmmt er aber auch in die Gärten, und hadt fogar aus den
Strohdaͤchern Inſekten und Inſektenlarven aus. Seine
vorzuͤgliche Nahrung find die ſchwarzen großen Roßamei⸗
ſen, die in alten Baumſtruͤnken wohnen. Er legt vier bis
I oa al ri; * fünf
q) Picus Martius, Lin. Le Pic noit. Buß ?
—
Der Grunſpecht. Der große Buntſpecht. 249
fünf’ glaͤnzendweiße Eyer. Sein Fleiſch Bat feinen uͤbeln
Geſchmack, und er wird noch dadurch nuͤtzlich, daß er viele
ſchaͤdliche Solzwürmer tödet.. *
2. Der Gruͤnſpecht (Zimmermann +),
welcher weit ‚gewöhnlicher ift, als der vorhergehende, hat
die Größe einer Taube. = % Ki
‚Der Oberkopf ift bis im Nacken glänzende
karmoiſinroth; ein ſchwarzer Strich läuft an den
Seiten des Halfes herab; der Leib ift oben glaͤn⸗
end olivengrün, unten ſchmutzig grünlihweiß. Das
eibchen hat weniger Roth auf dem Kopfe. - .
"Er lebt im Sommer in Waldungen, zieht fi aber
im Winter gern auf dem Lande nach den Haufen. In
faule und anbruͤchige Bäume hackt er mit feinem ſtarken
‚Schnabel große und tiefe runde Köcher, geht aber Leinen ges
Funden Baum an, und wird daher mit.Unrecht von den Jaͤ⸗
ern als ein fchädlicher Vogel gersdet. Es ift luſtig anzur
ben, mie gefhäfftig erift, wenn er ein Loch in einen Baum
wiacht; alle acht bis zwölf Hiebe läuft er um den Stamm
herum, ſieht aber nicht, wie man gewoͤhnlich ſich einbildet,
ob das Loch durchgehe, ‘denn dieß zu bewerkftelligen ift feine
Abſicht gar nicht, fondern ob Würmer und Maden durch
fein Dochen zwifchen der Schale hervorgefrochen find; denn
diefe fürchten fein Wochen eben fo, tie die Regenwuͤrmer
das Sraben des Maulwurfs, und ſuchen fich durch die Flucht
zu retten. Außer den Holzwuͤrmern und Inſekten frißt ee
aud Wespen und ihre Larven, rothe Ameifen, von denem
er ſich die ganze Zunge voll laufen läßt, und Bienen, mess
halb er zumeilen im Winter die Bienenftöce befchädigt. Die
drey big vier gränliche, ſchwarzgefleckte Ever legt das Weibs
Sen in einen hohlen Baum aufs bloße faule Hol; hin, ods
ne ein befonderes Neſt zu machen. Sein Fleiſch ſchmeckt
gut und wird in Thüringen gern gegeflen.
3 0. Der große Buntſpecht f) 0
iſt etwas groͤßer als die Singdroſſel, und ſehr gemein.
RE | | Die
e)-Picus viridis, Lin. Pic verd, Buft.
f) Picus major, Lin, Pic varie Buff,
*
3. Desmitlee un lie Buntaht. Ir
Die Stien iſt gelblichbraun; ber Scheitel ſchwatz
hinten mit einer karmoiſinrothen Binde eingefat
die dem Weibchen fehle, der Rüden ſchwarz; die
Schultern weiß; Fluͤgel und Schwanz fhwarz und
weiß geftreift, gelb überfaufen; der Unterleib vöchlich
Khmupigweiß; der After Farmoifinroth.
Er wohne in Laubwäldern, in Feldhölzern und Sir;
ten, und frißt allerhand Inſekten, Fichten: und Kieferns
faamen, Bucheckern, Eicheln und Hafelnäffe. Um die Ha
ſelnuͤſſe zu öffnen, fucht er eine Baumfpalte auf, Elemmt fie
drein, hackt fie auf und holt den Kern heraus, - Er kann im
£urzer Zeit eine ganze Hecke leer machen, und ift fo erpicht.
auffeinen Fraß, daß man ihm zum Erfehlagen nahe kommen
kann. Eben ſolcher natuͤrlichen Loͤcher bedient er ſich, um
den Fichten⸗ und Kiefernſaamen aus ihren Zapfen zu holen.
Durch Vertilguhg der Holzwuͤrmer, Puppen und Maden,
‚bie er unter der Schaale der alten Bäume hervorfucht, und
wobey er oft an Obſtbaͤumen die alte Schaale und das vers
derbliche Moos gänzlich ablößt, wird er in Gaͤrten nuͤtzlich.
Das Weibchen legt in Hohle Baume auf Genift und altes
Holz; drey bis fechs weißliche Eyer, Gein Fleiſch ſchmeckt
ſehr gut, beſonders zu der Zeit, wenn es Haſelnuͤſſe giebt,
und im Winter, wo er am fetteſten iſt.
4. Der mittlere Buntſpecht Weißſpecht 2).
Er ift etwas Eleiner als ber Tr Buntfpecht,
fonft ihm faſt in allen gleich, Der Schnabel ik
Feiner und Dinner, der Scheitel karmoiſinroth
und der After roſenroth. \
$. Der kleine Buntſpecht ).
Er * ohngefaͤhr die Groͤße einer bie Die
Stien ift weiß; der Scheitel karmoiſinroth (beym
Weibchen: ſchwarz) 3 der Hinterkopf ſchwarz; der
Rüden weiß mit ſchwaͤrzlichen Queerſtreifen ber
Unter⸗
J
7 Picus medius, Lin. Pie varie aà tete rouge. Buſff.
Picus minor Lin, Petit Epeiche, Buß
\
Der dreyzehige Specht. Die Spechtmeife. 358
Unterleib rochgraulichweiß, van den Seiten mit einzel
‚nen ſchwarzen Streifen bezeichnet. art)
Im Winter koͤmmt diefer nuͤtzliche Vogel vorzüglich in
die Gärten, und ſucht die unter der Baumrinde verborges
nen Infekten hervor. Man findet daher zu diefer Jahrs⸗
' zeit eine große Menge Maden mit braunen Köpfen in feis
nem Magen, Im Sommer fucht er Ameifen und alfers
Hand Inſekten im Straße, und heißt deßhalb Graßſpecht.
Sein Neſt findet man in Gärten und Wäldern in hohlen
Häumen, und das Weibchen legt vier grünlichweiße Eyer.
6. Der dreyzebige Specht ’) |
koimmt nur felten aus den nördlichen Wäldern von Europ
in das nördliche oder von den Schweizeralpen in das füdlihe
Deutfepland, ift aber deswegen merfwürdig, weil exe
nur drey Zehen hat, zwey vorne und eine hinten;
Er iſt 84 Zoll lang. Der Scheitel ift glänzend gold⸗
farbig; die Wangen find der $änge nac).mit drey
ſchwarzen und zwey weißen Strichen bezeichnet; der
. Dberleib ift ſchwarz, weiß gefledt; ber Unterleib weiß,
an den Seiten ſchwarz geſtreift. |
Die eilfte Gattung.
| Die Spechtmeife H. |
Wir kennen in Deutſchland nur eine Art, die aber _
in Laubwaͤldern fehr gewöhnlich ift. Im Ganzen giebt
es g Arten. Die Gattungsfennzeichen find: ‘Der
Schnabel ift pfriemenförmig, faftrund, grade, glatt
und eben, die obere Kinnlade etwas länger mit zus
ſammengedruckten Spitzen. Die Zunge iſt ausge⸗
ſchnitten und getheilt. Die Naſenloͤcher bedecken
borſtenartige Federn. Die Fuͤße ſind Gangfuͤße.
Sie haben bis an die Zehen befiederte Schenkel, klet⸗
— | de tern
#) Picus tridactylus. Lin., Pic vari& ond&, Buß, .
k) Sitea,
“
352 Geneine Spechtmeiſe · Eisvogel.
tern wie die Spechte, haben aber ſonſt mehr Aehnlich·
keit mie den Meiſen.
Diie gemeine Spechtmeiſe)
trifft man im Norden von Europa; Aften und Ameri-
ka an. Sie hat ohngefaͤhr die Groͤße einer Lerche, und
zu Unterfcheidungsmerfmalen ſchwarze Schwungfes
dern, vorn welchen die vier äußern unter Der
Spire weiß find. Die Stirn ift blau und der, übrie
lichgrau; Bruſt und Bauch dunfeleitronfarbig.
Sie wandert nicht, fondern koͤmmt im Herbſte und Wins
terfmit den Kohlmeiſen in die Gaͤrten. Sie kann noch ges
ſchickter als die Spechte an den Baumen hinauf und herabklet⸗
.. ge Dberleib und die Deckfevern der Flügel fchön blau:
gern, und ſucht eben fo wir jene Inſekten und Ameifen une
ger der alten Borke. Sie frift aber auch Bucheckern und
Haſelnuͤſſe, ſund legt auch fogar einen Vorrath davon in hohle
Bäume Wenn fie fie oͤffnen will, fo zwingt fie diefeß.
ben in eine Baumritze. Sie macht ihr Neſt im alte hohle
Bäume, und wenn die Deffnung darzır zu groß ift, fo vers
klebt fie den Eingang mit Lehm, damit nurder Körper durchs
geht. Das Weibchen legt ſechs bis fieben ſchmutzigweiße
und rothgefleckte Eyer. — Das Fleiſch ſchmeckt angenehm.
Die zwölfte Gattung.
A N Der Eisvogel )J.
Diefe Gattung hat daher den Namen, weil der ge⸗
meine Europaͤiſche ſich im Winter auf dem Eiſe auf⸗
haͤlt, und fogar unter den Eisſchollen ſeine Nahrung,
welche aus Fiſchen und Waſſerinſekten beſteht, ſucht.
Der Schnabel iſt dreykantig, ſtark, grade und lang;
die Zunge fleiſchig, ſehr kurz und flachſpitzig. Eigents
lich haben dieſe Voͤgel, deren es 43 Arten giebt,
Schreitfuͤße, es iſt ihnen aber eine Zehe, wie den Eus
—— km. den,
d Sitta Europaea, Lin, La Sitelle, Bufk.
m) Alcedo. |
Der gemeine Eisoogeh 33
len, beweglich, und fie koͤnnen daher Kletterfuͤße dare
‚aus machen. An |
1. Der gemeine Zispogel” )
iſt in Europa, Aſien und Afrika zu Kaufe, hat ohngefähe
die Größe einer Feldlerche, einen kurzen Schwanz,
it oben himmelblau, unten bräumlichgelb, mit
rothen Zügeln, Der lange Schnabel ift ſchwarz,
und die kurzen Fuͤße find mennigroth.
‚Einige Dichter vechnen ihr unter die Singvoͤgel; als
lein fowohl die Anmehmlichkeit feines Gefanges, der nur ir
‚ einigen unmelodifchen Tönen: Giek, Giek! befteht, die
er im Fluge herausftößt, als auch das Schwimmen feine
Neftes in den Meereswellen, fein angenehmer Geruch, die
‚ vorzägliche Heilkraft feines Herzens und andere Erzählung
gen gehören zu den vielen Fabeln, womit man die Geſchichs
te diefes ſchͤnen Vogels auszufhmücen gefucht hat. Vom
Detober an zieht er von einem Bache zumandern, fest ſich
dahin, wo eine Deffnung im Eife ift, und fucht feine Nahe
zung unter demfelben. Nach einer gehaltenen Fifhmahls
zeit fpeyt er die Gräten in Ballen wieder von ih. Im
März, fobald einige gelinde Fruͤhlingstage fommen, legs
das Weibchen ohne ein befonderes Neſt zu machen, feine
ſechs bis acht weiße Eyer indie Löcher der Fluß⸗ und Teiche
ufer. — Man fehreibt feiner mit den Federn getrockneter
Haut die Kraft zu, die Motten aus dem wollenen Zeuge,
bey welches man fie legt, zu vertreiben. Das Fie ſch laͤßt
ſich eflen und hat feinen unangenehmen Fiſchgeſchmack.
| Zumeilen trifft man auch) FJ
2. Den Eisvogel mit dem Sederbufch”) .
in Deusihland an. . Ey hat einen Heinen hangen⸗
den Federbuſch, iſt oben blaugruͤn und unter
ichtbraun, und etwas groͤßer als der vorhergehende,
nſt ihm in Lebensart völlig gleich. 2
—— | ee En
" m) Alcedo Ispida, Lin. Le Martinet- pöcheur. Buff,
) Alcedo criftata. Lin. Le petit Martin- pecheur hu-
pe des'Philippines ou, Vinti, Buff,
Bechſteins kurzgef. N. ©. 1.88 3
*
I)
. v
54 Der Wendehals. Se Kicuc.
Die dre ehnte Gattu *
Der ——— 5. ng. N
Auch von dieſer Gattung giebt es in Deutſchland nur
eine Art, und überhaupt nur zwwey. Sie haben eis
nen faft runden und zugefpigten Schnabel, bloße,
ausgehoͤhlte und ungedruͤckte Naſenlocher und eine
runde, lange, wurmfoͤrmige und mit einer fcharfen
Spitze verſehene Zunge Das Zungenbein iſt fo
wunderbar, wie bey den Spechten gebaut: E Pr ©.
348). Die Füße find Kletterfuͤße.
| Dei in Deutſchland allenthalben bekannte
Wendehals ?),
Ah En Soattertoindel heißt, hat die Größe einer. gett⸗
lerche, iſt weiß, eo afchgran, fönarz:
roftfarbig — und im Ganzen ein ‚ge
zeichneter Bogd. iind
Seinen Namen hat er von der. wunderbaren Art den
Hals zu verlängern, und den Kopf mit allerhand fonderbas
ven Figuren hin und her zu drehen. Er ift ein Zugvogel,
der uns ſchon zu Anfang des Septembers verläßt, und erſt
zu Anfange des Mais wieder kommt, und ſich in den Wäldern
und Gärten aufhält, Seine Nahrung befteht in Inſet⸗
tenlarven und Ameiſen, und fein YIeft baut er in hohle
Baͤume. Das Weibchen legt acht bis neun Eyer, und
tet fie gemeiinſchafftlich mit dem Maͤnnchen aus. Das Fleiſch
der Alten und vorzüglich det Jungen iſt ſchmackhaft ; Scha⸗
de, —* fie nicht häufiger angetroffen werden! — .
Die vierzehnte Gattung
Der Kuckuck ).
dieſer Gattung kennen wir nn
Arten, die, wie alle Kuckucke, deren es 46 Arten
giebt, - folgende Kennzeichen gemein haben. Der
a aa Schna⸗
Vunx. pP) ink Torguit La Toreol Buff,
Cuculus TE ea 6
Schnabel iſt faſt rund, nach vorne etwas umgebogen,
an den Seiten gedruckt. Die Naſenloͤcher find ger
‚ rändet, d. h. haben einen über den Schnabel erwas
„ erhöbeten Rand. Die Zunge ift pfeilförmig, ganz,
und flach. Die Füße find Kletterfüße, mit befon«
bers an den Seiten feharfen Nägeln.
1. Der gemeine Rudud ”),
der durch fein Geſchrey der ganzen Gattung den Namen
„gegeben dat, ift obngefähr fo groß als eine Taube,
‚am Oberleibe taubenhalfig, am Unterleibe bis zur
Bruſt helafchgrau, von da weiß, mit vielen ſchwarz⸗
‚grauen wellenfoͤrmigen Queerſtreifen durchzogen, Die
Schmung: und Schwanzfedern fehmärzlich mit .
weißen Flecken. Das Weibchen ift etwas Fleiner
als das Männchen, oben dunfelgrau mir ſchmutzig⸗
braunen verwafchenen Flecken; am Unterhalfe aſch⸗
farbig und gelblich gemifcht mit ſchwarzbraunen wel«
Ienförmigen Queerftreifen; am Bauche ſchmutzigweiß
und dunfelbraun in die Queere geftreift.
"Der Ruduc gehört unter die Zugvögel, meldet ih
An Deutfchland zu Ende des Aprils durch fein Geſchrey art,
und geht im September wieder in waͤrmere Linder. Da
er den Winter hindurch, wie die Ealtblätigen Hafelmäufe, in
eine Art von Schlaffucht verfalle, fich in hohlen Bäumen
werberge, und hier zuweilen fogar unbefiedert angetroffen
werde, gehört unter die Fabeln, womit feine Gefchichte fo
fehr verunftaltet ift. Noch bis jett ift es von feinem Vos
gel erwiefen, daß er den Winter hindurch der Erftarrung -
unterworfen ſey. Sie machen ihre Wanderungen in Ger
ſellſchafft, und man trifft daher im Frühjahr auf den Walds
‚wiefen fehr viele Kuckuke beyfammen an, die fid) alsdann
gene und theils im Walde bleiben, theils in die Gaͤr⸗
n fliegen. — Die Urſache, warum fie fpäter als andeve
Zugvögelin unfern Gegenden wieder eintreffen, liegt in den
Nahrungsmitteln, die fie brauchen, welche naͤmlich Bluͤ⸗
* 32 sens
9) Cuculus sanorus, Lin, Coucou, Buff, _
N .
5 Der gemeine Kuckuck.
ten: und Blaͤtterraupen find, die fie von den Baͤumen abe
leſen, weiter Schnanfen, Hafte u. d. g. Hierinne liegt
denn auch der wahrfiheinlichfte Grund, warum fie nicht ſelbſt
brüten koͤnnen; da fie fo gefräßtg find, und die Natur ih⸗
nen ihre Nahrung in fo Kleinen und fparfamen Portionen
darreicht, daß fie den ganzen Tag für fih zn hun haben,
um ſich nur zu nähren. Die befondere Lage des Magens
zu weit im Unterleibe kann die Urſache nicht feyn, wie mar
ſonſt wohl geglaubt hat, denn dieje Haben fie mit der Manz
delkraͤhe, dem Ihurmfalten ic. gemein. — Daß das. Kufs
kucksweibchen feine Zungen, wie ein Englifher Naturfors
[her Baringron aus Irrthum von den Englifchen behaups
“ter, nicht ſelbſt ausbruͤte, tft lange außer Zweifel. Maänns
ben und Weibchen fireifen vielmehr zur Paarungszeit in
ihrem Reviere von einem Orte zum andern, und fuchen die
Defter verfchtedener Motacillen, als der Rothkehlchen (M.
rubecula), Weidenzeifige (M. trochilus), Zaunfönige a
troglodytes), der gemeinen und grauen Graßmuͤcken (M.
eurruca et dumetorum), der Mönche!(M. atricapila), dere
» Baftardtnachtigalfen (M. hippolais), der weißen (M. alba)
and gelben Bachſtelzen (M. flava) zu entdecken. Die bes
fruchtete Mutter beobachtet bey ihren Streifereyen bie Baus
‚meifter-diefer Neſter täglich, um zu willen, wenn. der Bau
vollendet, und das letzte Ey gelegt ifi, damit fie zur gehörte
ger Zeit dad ihrige unterbringen kann. Hier trifft nun das
‚Loos Pflegemutter zu werden denjenigen von dem obige
Vögeln, der grade damals, wenn das Kuckucksey im Mute
terleibe zu geböriger Reife gelangt ift, fein eignes letztes Ey
‚gelegt hat. Zu Anfang des Junius bringt fie das erfte Ey,
‚welches rundlich, ſchmutzig weiß und an der obern- Hälfte
‚braun ‚und braungran gefleckt iſt, und fehiebt es mit ihrem
‚Schnabel vorzüglich gern in ein Rothkehlchen⸗ oder Zauns
koͤnigsneſt. In die Nefter der übrigen Motarillen, die
„nicht auf die Erde bauen, und uͤber deren Neſt fie fic) ives
„gen deffen Bau, ‚oder ihrer eignen Größe, nicht ſetzen kann,
‚trägt fie. ide Ey, das fie auf die Erdegelegt hat, in den
‚Schnabel, Bis zur, Mittedes Julius legt fiefaft alle Tage
„ein Ey in ein anderes Neft, und auch hierin, daß fich die
‚Eper nicht geſchwind genug im ihr zur gehörigen Vollkom⸗
ur LET men⸗
7 a — — — — wi:
1}
z *
| Der genteine Kuckuck. Be '}
wienheit eutwickeln, um fie zufammen ausbruͤten zu können,
liegt vielleicht eine Urfache, warum fie dieß Gefchäffte ans -
dern Vögeln auflegen muß *)." Zu bewundert ift es, mit
welchen großen Vergnügen dieſe Voͤgel die Kuckucksmutter
ſich ihrem Neſte naͤhern ſehen. Anſtatt daß ſie ſonſt ihre Eyer
verlaſſen, wenn ein Menſch oder fonft ein lebendiges Ge⸗
ſchoͤpf ihrem Neſte zu nahe kommt, oder vor Betruͤbniß wie
ohnmaͤchtig und todt zur Erde niederfallen, fo find fie hier
am Gegentheil ganz außer fid) vor Freuden. Das kleine
Zaunkoͤnigsmuͤtterchen z. B., das über feinen Evern bruͤ⸗
tet, fliegt ſogleich, wenn der Kuckuck bey feinem Nefte an⸗
koͤmmt/ von demſelben herab und macht ihm Platz, daß er
ſein Ey deſto bequemer einſchieben kann. Es huͤpft und
ſpielt unterdeſſen um ihn herum, und macht durch fein fros
hes Locken, das das Männchen auch herbey kömmt, und
- ‚heil an der Ehre und Freude nimmt, die ihnen diefer gros
Fe Vogel macht. Der Kuckuck wirft alsdann die Eyer, die
dem feinigen im Wege liegen, enttweder felbfe aus dem Dre
fie, oder die Pflegemutter thus es, um das fremde Ey defto
beffer bedecken zu können. "Größere Vögel brüten zuweilen
ein oder zwey von ihren eignen zugleich mit dem Kuckucksey
aus; allein die Zungen ſterben doch in den erften fechs Tas
gen, weil ihnen der große gefräßige Stiefbruder alle Nahe
rung wegnimmt. Wie abgemattet wird nicht ein fo kleines
Voͤgelchen, wie der Zaunkoͤnig iſt, durch das befchwerliche
amd längere Brüten, und vorzüglich die Ernährung des gro⸗
Fon Vogels mie den kleinſten Inſekten, z. B. Schnaken,
Muͤcken und Näupchen! Doch haͤlt es geduldig aus, und“
Scheint im Gegentheil immer vergnügter zu werden, je groͤ⸗
Ker unter feiner Pflege das Ihier wird, das es felbft ganz
ſo hernorgebracht zu Haben glaubt. Die rechte Mutter bes |
kuͤmmert ſich unterdeſſen gar nicht nm ihre Nachkommen⸗
ch dv) ar: 59 — 3 3 Haft"
3) Voriges Jahr hatte eine weiße Bachſtelze in meiner Holzſchup⸗
a —* Bir Ha sahen Tanaen Aber AR
muiuͤſſen; Zu bemunderh war.es, dab diefe Bachſtelze, welches"
R ß diefe Vögel nicht thun, zum zweytenmal ihre Eher wies
der in das alte Neſt legte. Das Kududsnaat hielt fi) ims,.
er a der Nähe auf, Fam aber nie zun Seite, als mern das
Weibchen legen wollte, alsdann aber war es außerordent⸗
lich dreiſte.
358. Der; genteine Kuckuck.
ſchafft, ſondern begnuͤgt fih bloß damit, ein Ey gelegt zu
haben; — So wie der junge Kuckuck, ber oben dunkelbraun
und entweder mit verlofchenen rothbraunen und weißem
Queerlinien oder bloß mit weißen Endfanten, ander Bruſt
und dem Bauche aber weiß mit ſchwaͤrzlichen Wellen gezeich ⸗
net ift, größer wird, dehnt er fein Neſt weiter aus, und
erweitert fpielend die enge Deffnung deflelben, um. beym:
Ansfliegen defto bequemer durchbrechen zu koͤnnen. Wenn
er ausgeflogen ift, feßt er fich aufeinen nahen Baum, ſtreckt
ſich einigemal aus, zieht die Federn durch den Schnabelund"
Yäft feine rauhe fehnarrende Stimme zum erftermal hören.
Sobald das Hohe Ereifchende Girrke, Girrke! nur einiges
mal in der Gegend erfchollen ift, ſo fommen alle Kleinen Voͤ⸗
gel zufammen geflogen, das Nothfehlchen, die Grasmüde,
der Weidenzeifia, die Baftardtnachtigall, die Braunelle,
ſchwaͤrmen um ihn herum, begrüßen ihn, befehenihn von
allen Seiten, freuen ſich Über ihn, und tragen ihm alsdann
aus allen Kräften Nahrung zu. Er kann nicht genug den
Schnabel öffnen, fo häufig wird ihm Futter gebracht. Cs
ift ein großes Vergnügen zu fehen, tie jeder Vogel vor dem;
andern den Vorzug haben will, gegen diefen Unbekannten:
gefällig zu feyn. Und fo wie er nun-von einem Baum zum
andern fortzieht, um fich im Fliegen zu üben, fo. ziehen ihm:
auch diefe Voͤge! nah, und ernähren ihn fo lange, bis er.
Ührer Unterftügung entbehren kann. — Dief iſt nun eine
ſehr weife —* der Natur; denn da ſich die eigentli⸗
chen Eltern gar nicht um ihr Junges bekuͤmmern koͤnnen,
ſo wuͤrden ohne dieſe beſondere Huͤlfe nicht nur die kleinen
Pflegeeltern, die jetzt fuͤr einen ſo großen Vogel nicht genug
Futter herbey ſchaffen koͤnnen, ſondern auch der junge Kuk⸗
kuck ſelbſt umkommen muͤſſen. — Man koͤnnte alſo das Ge⸗
ſchrey der kleinen Vögel, das fie hören laſſen, wenn fie eis.
nen Kuckuck gewahr werden, nad) dem, was ich alles von
dem guten Vernehmen, das zwiſchen eigentlichen Eltern,
Pflegeeltern und den Vögeln, die ihm zue Erhaltung feiner
Nachkommenſchafft fo unentbehrlid, find, obwaltet, gefagt
Habe, vielmehrals ein Freudengeſchrey betrachten, das diefe
Vögel von fih geben. Vielleicht wollen fie ihn gar herbey
locken, um ihnen auch ein Junges zur Erziehung anzuvers
- \ ‚ Bauern.
| Braunrother Kuckuck. Honigkuckuck. 359
trauen. Wer die Se Aa verfteht, wird viels
feicht diefe Bemerkung gegeündeter und richtiger finden, al
wenn man diefe Töne für ein Angfigefehrey ausgeben wolls
te, die die. Taſchung Hervorkeächte, weil fie den Kuckuck we⸗
gen feiner Sperberfchiwingen und feines Sperberfluges beym
erften- Anblick für einen wirklichen Sperber hielten, ber dies
ſen Heinen Vögeln fo fürdterlih.ift. Denn das niemand
den Kuckuck, der ihn nur einmal gefehen hat, für einen
Raubvogel halten wird, glaube ich nicht erinnern zu dürfen.
Man traut ihm kaum zu, daß ſeine Waffen, die er als
Naubvogel brauchen müßte, geſchickt genug wären, mit eis
nem Hirſchtaͤfer fertig zu werden. — Die Alten ruͤhmten
das Fleiſch, befonders der jungen Kuckucke als eine vortreffs
liche Speife, und es iſt in dev That ſehr roohlfchmeckend.
Die Kuckucke werden atıch dadurch nüstich, das fie manche
feHädtiche Inſekten, und befonders zur Blütezeit in den Obſt⸗
gärten die ſchaͤdlichen Spann’ und Wicklerraupen vertilgen
Helfen. Der Aberglaube, daß ein mit Haut und Haar
zu Aſche verbrannter Kuckuck die fallende Sucht heile, und
fein Kuckucksruf die Jahre anzeige, die man noch zu leben,
habe, iſt bekannt genug und toiderlegt ſich von ſelbſt
2. Der braunxothe uckück
ift feltmer, Er iſt kleiner, am Oberleib braunroth
mit ſchwarzen Queerſtrichen, am Unterleibe oben:
gelblich, unten weiß, allenthalben mit engen ſchwarze
„grauen Wellen gezeichnet. Der Schwanz ift rothbraun
er
mit breiten winfligen ſchwarzen Queerftreifen,
Merkwuͤrdig ftench ERGEBEN OR
3. Der Honigkuckuk ®) er
im ſuͤdlichen und inmern Afrika, der etwas Heinerafs der -
gemeine, braun und weißgefleckt it, und fih am
fiebften von Honig der wilden Bienen naͤhrt. Da eraber
die Nefter derfelden feldft nicht plündern kann, fo zeigt er fie
den Menſchen an, und wartet, ob bey der Zerfiöhrung ihm
nicht auch etwas abfalle. Die Einwohner brauchen ihn da’
J 34 her
u) Cuculus-rufus. NT
v) Cuculus Indicator, Lin. Coueou Indicateur. Buff,
360 Gemeiner Rabe.
her zum Wegweiſer nach a Sie Her;
Hen des Abends und Morgens im Wald
dieſes Vogels, pfeifen und gehen ihm nach. Sobald er den
Menſchen erblickt, fliegt er unter beftändigem Gefchren, wel⸗
ches wie Tſcherr, Tſcherr! lautet, in einer Kleinen Entz
fernung vor ihm her, bis fie an den Honigbaum kommen.
Hier fett er fich gegen Über, und erwartet den Lohn für
feine Verraͤtherey. Man läßt ihn dann etwas auf der Erz
de liegen, aber nicht fatt, damit er zum weitern Suchen ges
teizt werde.
Die funfjehnte Gattun “
| Der Rabey). Mr
Dieſe Gattung begreift 46 Voͤgelarten unten ſich.
Ihr Schnabel iſt erhaben, rund, meſſerfoͤrmig; die
Wurzel mit vorwaͤrtsliegenden, borſtenartigen Federn
zur Dede der Raſenloͤcher befeßt. Die Zunge iſt
knorpelabtig und geſpalten. "Die Fuͤße ſind Gang⸗
fuͤße. Sie naͤhren ſich von allerley Infekten und Ge⸗
wuͤrmen, auch von Getraide, Früchten und Saamen
der Baͤume, z. B. der Kirſchbaͤume und Eichen. Ei⸗
nige ſcheinen, wenn ſie in großen Geſellſchafften leben,
den Menſchen ſchaͤdlich zu feyn; doch iſt ihr Nutzen,
der in Verminderung mancherley ſchaͤdlicher Inſekten
beſteht, weit betraͤchtlicher, und die Jaͤger ſcheinen ſie
mit wenig Recht als Raubvoͤgel zu behandeln. Hier
find die vorzüglichften :
* 1. Der gemeine Rabe (Kolkrabe »). -
Ein faft in der ganzen Welt befannter Vogel,
von ber Groͤße und Stärfe eines Kapauns, von dun⸗
kelſchwarzer Farbe und mit einem Eeilförmigen
und zugerundeten Schwanze, In nördlichen Ge⸗
genden iſt er dunfelafchgrau, zumeilen gar weißlich,
in füolichern aber wird er immer ſchwaͤrzer. —
ieſe
u) Corvus, x) Corvus Corax, Lin, Corbeau
Walde auf die Stimme -
Gemeiner Rabe. en
Diefe ganze Vogelgattung iſt wegen ihres aͤuſterſt feis
‚nen Geruchs merkwürdig, doch ſoll diefer Nabe alle andere
hierin übertreffen; denn er toittert das Aas eine Stunde
weit. Eben fo laffen ſich alle wegen ihrer breiten Zunge zum
Sprechen gewöhnen; aber diefer Hat auch hierin den Bor
zug, und es iſt daher nichts feltenes, daß man in den Thür
zingifchen Wirchshäufern mit den Scheltworten Dieb, Spitz⸗
bube u. d. g. empfangen wird, womit einem diefer Vogel,
den man einen ſchoͤnen Kaͤfig in Geſtalt eines Thurms an
die Thuͤrwand u. d. g. baut, begruͤßet. Als der Kaiſer
Auguſtus von einem Siege zuruͤck kam, fo ſoll ihm ſogar eis
ner entgegen gerufen haben: Ave Caeſar, Victor, Impe-
zator. Man löft ihn zur Erleichterung das Zungenband,
ob es gleich im Grunde wenig beträgt, ihre Nedegabe zu
erhöhen und zu vermehren. Man fehilt ihn Dieb, und hat
von ihm das Sprüchwort entlehnt: Wie ein Kabe ſteh⸗
ken; weil er, wie alle feine Gattungsverivandten, alles,
wong Stanz hat, in fein Neſt trägt oder fonft aufhebt.
Er ſoll hundert Jahre und druͤber alt werden. — Seinen
Aufenthalt hat er in waldigen Gegenden, wo er fein Neſt
auf die Höchften Bäume baut, und drey bis fünf ſchmutzig⸗
grüne, braungefirichelte und gefledte Ever ausbruͤtet. Er
trägt, wie alle Vögel diefer Gattung, die Speifen der Juns
gen in feinem \ weiten Schtimde bey, welches anfangs Ner
genwürmer, Inſektenlarven und Schneden find, in der
Folge aber junge Vögel, Vogeleyer und Mäufe. Sonſt
ſtellt er aud) wohl jungen Hafen, Gaͤnſen, Haus; und Nebs
hühnern nach, und nimmt Aepfel, Birnen and Kirfchen ab.
In Norden wirft er die Schaafthiere von einer großen Nds
He herab, daß fie zerbrechen und er das inwendige Fleiſch
befommen kann. — Im Winter kann man fie mit Das
pierduten fangen, weiche inwendig mit Bogelleim beftrichen
find, und worein man ein Stück Fleifch legt. — Die Zluͤ⸗
gelfedern dienen zum Zeichnen und Schreiben, und die
Tlavicine damit zu bekielen; weswegen auch ihre Federn fehe
Fark gefucht werden. — Zu den Zeiten, da die Wahrſa⸗
gerfunft einen Theil der Refigion ausmachte, fand diefer
abe’ in einem gar großen Anſehen. Man befliß ſich fos
gar, alle feine Landlungen, * Umſtaͤnde bey feinem Fluge.
35 und
362 Rabenkrãhe. Saatkraͤhe.
und alle die verſchiedenen Modulationen ſeineh Stimme zu
fudiren. Von diefer Hat man bis vier und ſechzig verſchie⸗
dene Veraͤnderungen gezaͤhlt, o * jne andere feinere ſchwer zu
beftimmende Unterfchiede zu rechnen. ine jede hatte ihre
beftimmte Bedeutung, und es fehlte weder an Leuten, wel⸗
che ſich Renntniffe derfelden erwarben, noch an folhen, die
diefe Hirngeſpinſte glaubten, Einige trieben. die Narrheit,
fogar fe weit, daß fie das ‚Herz und die Eingeweide deflelben,
aßen, in der Hoffnung/, ſeine prophetiſche Gabe zu erhalten.
2. Die Babenkraͤhe (ſchwarze oder gemeine Kraͤhe,
der kleine Rabe -
ſieht dem gemeinen Raben volltommen gleich, außer
daß fie Fieiner, foſt nur halb fo groß iſt und einen
zugerundeten Schtwanz hat: _
Sie gehört in Deurfchland zu den gemeinften Vögeln,
die fich in Feldhölzern zuweilen in folcher Menge aufhalten,
daß auf einem Baume zwanzig. und mehrere Yefter ſtehen.
Dey großen Waldungen find es Standvögel, in kleinern
Feldhoͤlzern aber Strichvoͤgel, die zu Ende des Oktobers in
Geſellſchafft der Dohlen und Saatkrähen von einem Orte zum
andern ziehen, und inımer da in Menge angetroffen werden,
wo fie Nahrung für fich finden, 3. D, auf dem Felde bey
ausgeftreutem Mifte, bey Aas u. d g. Im Sommer ſuchen
fie Feldgryllen und Heuſchrecken, gehen dem Pfluge nad,
‚und fefen die Würmer und Erdmaden auf, paflen den Feld:
maͤuſen vor den Löchern auf, heben aber freylich auch Ges
traideförner auf und nehmen die. Vogelneſter aus.
foheint ihe Nutzen ihren Schaden weit zu überwiegen. —
Auch ihre Federn werden zum Schreiben und Zeichnen und -
zu Bekielung mufi kaliſcher Inſtrumente gebraucht. —
3. Die Saatkraͤhe (Ruck, Nacktſchnabel) )
hat ver. Größe, Geſtalt und Farbe nach die Froͤßte
Aehnlichkeit mit der vorhergehenden. Doch kann man
fie ſo gleich an den duͤnnern und laͤngern Schnabel,
der an der Wurzel, uͤber den Naſenldchern,
Cotvus Corone Lin. Corneille. Buff. -
CR Corvu; 5 FRE Lin, Freux ou.Frayonnes Buff,
*
ESaatkrahe. 363
zur Kehle herab, mit einer räudigen, ſchuppigen,
weißlichen Haut befege ift, erfenuen. In dieſer
Haut ftecke einzelne unvollfommene, int Aufkeimen
erſtickte Federfiele, die faſt muthmaßen laſſen, daß die
Stammeltern diefer Vogelart einen befiederten Schnas
bei wie die Nabenfrähen hatten, ihn aber durch das
beftändige Suchen nad) Futter in der Erde fo ente
blößten, daß feine Entblößung nad, uns frenlich uns
bekannten, Zengungsgefegen zu einem Erbfehler wurde.
Da diefe Vögel furchtfamer als die metften andern,
diefer Gattung find, fo halten fie fich auch lets in großen
Sefellfchafften zufammen. . Sie ziehen daher im Herbſte
nicht nur in Schaaren weg, fondern leben auch in der Bruts
zeit fo nahe beyfammen, ald wenig andere Vögel. Man
findet —* in kleinen Feldhoͤlzern, auf den Baͤumen, die
um die Doͤrfer ſtehen, und unten mit keinem oder wenig
Unterholz bewachſen find, eine Menge Neſter, auf einem
Baume zuweilen ſechzehn und mehrere, die durch kleine
Zweige, Dornen und anderes Geniſte, als Grundlage, mit
einander verbunden find, und oft unter ſich mehrere Bäume,
die neben einander fiehen, verbinden. Diefe gemeinfchaffts
liche Grundlage der Neſter wird mit vielem Geſchrey und,
Zank verfertigt, und jedes Paar fcheint Über die Wahl des.
Platzes des andern neidifch zu feyn. Alle fuchen aber, fo.
viel ald möglich, ihre Stelle zu behaupten; indem ein Gatte
um den andern wechfelsweife Wache hält, umlegen fie ſich
ein Pläschen mit Dornen und Reiſern rund um, fuͤttern es
mit Moos, Wolle und Haaren aus, und wohnen dann, wann
fie ihren-Bau geendigt haben, ruhig bey einander. Gie
vermehren fich meift zweymal des Jahrs und fchon zu Ende |
des Mai's fliegen die erften Jungen aus. Zu diefer Zeit iſt
das Gefchrey, das Alt und Jung befonders des Abends und,
Morgens verurfacht, fo unausfprechlich groß, daß fie denje—
nigen Perfonen, die einer folchen Kolonie nahe wohnen, fehr
beſchwerlich werden. — Aus ihrer Nahrung ergiebt ſich
ihr vorzuͤglicher Nutzen und Schaden. Im Sommer fols
gen ſie dem Pfluge und freſſen allerhand ſchaͤdliche Sujesten
' | un
—
A : Nebelrähe Dohle,
und ihre Larven, Raupen: und Schnecken; Herb
und Fruͤhjahr ben allerhand ausgefäetes, ———
des Getreide, als Roggen, Waizen, Serie, Heidekorn,
Erbſen, und friſch geſteckte KRohipflanzen. Im Winter. —
ben fie nah Graßwurzeln, Infecten, Ri und Aas. —
Da, wo ſie in zu großer Menge wohnen, werden ſie re
dings den nahen Aeckern nachteilig. Man vertilge fie
daher durch folgendes Mittel am ſicherſten. Man nimmt
ein halb Pfund Kraͤhenaugen, ſchneidet fie ganz Elein, kocht
fie in einem Topf mit vier Maaß Wafler; wenn foldhes
Falt ift, weicht man eine Macht eine Mege Waizen drein,
Yefädt damit des Morgens ein Stuͤckchen Land, wo diefe
Voͤgel oft fiegen, und egget ihn nicht ein. "Man wird noch
den nämlichen Tag eine Menge geftorben finden. — Die‘
Gedern braucht man wie die von der Rabenlraͤhe. |
’ 4. Die Nebelkraͤhe )
iſt etwas größer als die vorhergehende, und grau, 3
Frl Kehle, Flügel und Schwanz aber, find:
wars.
En ung in Thüringen ſieht man fie im Winter, wo,
tie ih in Städten und Dörfern, und auf Fahrſtraßen auf
Halten, in Menge, im Sommer aber fehr einzeln. Sie
freſſen Raupen, Heuſchrecken, Froͤſche, Mäufe, Mufcheln
und Schnecken, fangen aber auch junge Fifche, Hühner, En:
ten, Nebhühner, Hafen ꝛc. An der Saat thun fie weniger
Schaden als die Saatkrähen. Im Winter gehen fie nad)
Ben Goſſen, Garkuͤchen, und nach Aas und abgeftandnen
Fiſchen. Ihr Neſt findet man einzeln in Gärten und Feld⸗
hoͤtzern auf niedrigen Baͤumen, und es fallen zuweilen ganz
weiße, auch ſchwarz umd weißbunte, und ganz —
Junge aus. Es giebt Geſchlechter, die viele Jahre hindurch
nichts als weiße ausbringen. — Die ſtarken er
werden wie die von gemeinen Naben gebraucht. End
5. Die Doble *)
** man in Staͤdten, die alte Gothiſche Bände hin,
a) Corvus Cornix. Lin.“ Cnwpilie mantiii, u
6) Corvus Monedula, Lin, Choucas, Buff.
und im Herbſt und Bei ihren Zügen alenthalben
in großer Menge.
Sie hat vie Größe ‚einer Taube. Der Hinz
terfopfift lichtgrau, der übrige Körper ſchwarz,
unten etwas heller.
Zu Ende des Octobers ficht man des Abends und
Morgens unüberfehbare Schaaren Dohlen,-mit Raben und,
Saatkraͤhen vermiſcht, mit einem unaufhoͤrlichen Geſchrey
Jack, Jack! von einem Orte zum andern ziehen. Faſt
alle halbe Stunden ſchneldet jeder abgeſonderte Schwarm
ſeine Zirkel in der Luft, und es ſcheint dieß eine Art des
Wartens und der Sammlung auszudruͤcken, damit die letz⸗
tern und Schwaͤchern ſich nicht zu weit entfernen, und im⸗
mer bey dem ganzen Zuge bleiben; denn der darauf folgende
Schwarm macht eben dergleichen Schwentungen und faſt
oder immer auf derſelben Stelle. — Sie freſſen Regen—
wärmer und Erdmaden, fpringen den Schafen auf den Ruͤk⸗
ken, und leſen ihnen die Läufe ab, gehen aber auch Getreide,
Huͤlſenfruͤchte und die grüne Saat an. Sie tragen wie die
Haben alles Glaͤnzende zufammen, und in Erfurt auf dem
Dohm hat man vor kurzem eine Menge Roͤmiſcher Müns
zen in ihren Meftern gefunden. Ss" verfchiedenen Ländern
Ast man ihr Fleiſch, und die Zungen ſchmecken fat wie
Tauben, welches betruͤgeriſche Gaftwirthe fehr gut wiflen.
6. Die Elſter (Asel, Heifter) °) J
lebt in der Nähe der Dörfer und Bauernhöfe überallin Eu⸗
ropa. Sie iſt, wie bekannt, ſchwarz und weißbunt,
und hat einen kei ——— Schwanz.
Sie baut ihr Neſt auf Bäumen und Sträuchern,
und bedeckt es oben mit einer dornigen Haube vor Raub⸗
vögeln, und übler Witterung. Das Weibchen legt ſechs
bis acht mit vielen hellbraunen klaren Flecken beſetzte Eyer,
und beyde Gatten fürtern die Zungen anfangs mit Raus
pen, Schneden, Regenwuͤrmern und Erdmaden, alsdann aber
auch mit jungen Vögeln und ihren Eyern. Sie ftelfen fo
gar (wiewohl felten) dem jungen Federvich auf ben Höfer
nach. Auch dadurch werden fie ſchaͤdlich, daß fie in Gärten
*
) Corvus Pica. Lin, La Pie, Buff,
366 Sohhehenzatknhehen
die Pfropfreiſer abtreten. ter ſuchen fie Aas, und
ziechen unter der. Erde die eetenpuppen, und hacken fie
an ‚Sie laffen fih jung leicht zähmen, fliegen weg, und
ommen —3 ſpielen mit Hunden und Katzen, und lernen
ſo gar e nachſprechen. — Die jungen liter find kei⸗
ne unangenehme Speiſe.
*. Der Holzheher — Echelhehen, ‚Soll.
ſchreyer #
- Hat ohngefahr die Bröße einer Doͤhle, und wohnt i in den
— *——— Waldungen.
* Hauptfarbe iſt purpurrdthlich aſch⸗
grau; 3 dem Kopfe ſtehen ſehr lange Federn; ein
eher leck an jeder Seite des Schnabels; die
— Deckfedern der Flügel find ſehr ſchon,
Tan weiß, und ſchwarz geftreift, R
EGEs iſt ein munterer, werfchlagener, heſhHwahiher und
‚geleheiger Vogel, der leicht reden Ternt. Er lebt von Eis
cheln, KRaftanien, Erbſen, Kirſchen, und allerhand Beeren,
auch von Raupen und Maden Er fängt nicht allein junge
Voͤgel im Fluge, fondern frißt auch die gefangenen Alten
aus der Schneuß, geht aber auch felbft nach den Vogelbee⸗
zen und fängt fih. Durch fein lautes ſchaͤckerndes Geſchrey
zeigt er dem Jaͤger oft Raubthiere und Vogel an. Er baut
fein Neſt auf Bäume und das Weibchen legt 4 bis 7 grau.
grüne Eyer drein. Die Zungen werden mit Rahpen, Pups
pen ı und Schmetterlingen aufgefütter,
8. Der Tannenbeber (Nufbeifer) %)
wohne in den tiefen gebiegigen Schwarzwäldern, und.
koͤmmt nur als Strichvogel in die Ebenen herab. +
Er hat die Groͤße des vorhergehenden, . Der
Leib iſt ae mit weißen eyrunden
und dreyeckigen Flecken; die Schwung- und
En find ſchwarz, FERN dm Spi⸗
ewelß.
— 9* Corvus Klandarlus. Lin. Le * Buß.
eo) ala Gunter ‚Lin, ‚Cafle-noix. Batt.
⸗
x
u Dir eigentliche Birkheher. 367
oo Es iſt ein einfältiger Vogel, der fich von den Kitten
auf dem Thüringerwalde mit dem Stocke faſt erfchlagen
laͤßt. Die ausgeflogenen Zungen laſſen fich mit Händen
greifen. Sie nähren fih von Tannenfaamen, Eicheln,
Beeren, Inſecten und Hafelnäffen. Dem Jager verrathen
fie füch im Herbſt duch ihr beftändiges lautes Nußknacken.
14 \
Ihr Neſt finder man in alten hohlen Bäumen,
2 ho Der Birkheher N).
Die Vögel diefer Gattung, deren es 18 Arten giebt,
haben vieles mit dem Naben gemein. Ihre Kenne
zeichen find: Der Schnabel ift mefferförmig mit uns
terwaͤrtsgekruͤmmter Spige, und an der Wurzel
bloß: Die Zunge ift fnorplich und gefpalten, Die
Süße ſind Gangfuͤße. In Deutfchland Eerinen wir
den gemeinen Birkbebrt, |
auch Mandelkrähe, Olaukrähe, und Roller g) genanut. Es
iſt ein Zugvogel, der aus den nördlichen Ländern Europens
und Afiens im Herbfte weit herunter nach Suͤden zieht. Im
Brandendurgifchen ift er fehr häufig, fonft fieht man ihn auch
dm Herbft und Frühjahr in allen Gegenden Deutfchlands.
Er ift einer der fchönten Europäifchen Vögel,
‚von der Größe einer Dohle. Kopf, Hals, Ruͤcken,
Bruſt, Bauch und größere Deckfedern der Flügel find
hellblaͤulichgruͤn; der Rüden roftfarbig ; die Deck⸗
federn des Schwanzes, Fleinern Deckfedern der Fluͤ⸗
gel, und untern Seiten der bintern Schwungfedern
prächtig blau; die vordern Schwungfedern aber
ſchwarz, unten blau; die mittlern Schwanzfedern
ſchmutzig gruͤn und die übrigen hellblau. Einige find
auch etwas anders gezeichnet. | !
j | Sie
Coracias.
) Corracias Gartula, Lin. Rollier, Buff,
368 Der gemeine Pirol. —
Sie empfehlen ſich bloß durch ihr ſchoͤnes Geſieder,
denn ihre Stimme iſt dem unangenehmen Laubfroſchgeſchrey
ähnlich, und zähmen laſſen fie ſich auch nicht; denn fie übers
leben bey aller angewandten Mühe doc, kaum dem dritten
Tag. Ihre Nahrungsmittel find Schnecken, Würmer,
Sröfche, Eichen, Beeren und Getreidekoͤrner. Da fie, um
Vegtere zu genießen, fich im Herbſt immer auf die Getreides
mandeln fegen, fo haben fie daher den Namen Mandelfrä
hen erhalten. Sie find alsdann ungewöhnlich fett, und gut
zu effen, aber fehwer zu fehießen. Ihr Vreft finder man
in den Höhlen alter Bäume, und ihre Jungen befommen erſt
im zweyten Jahre ihre fehöne blaue Farbe.
Die fiebenzehnte Gattung.
* . De Pirol ). 4J
Der Schnabel iſt kegelfoͤrmig, erhaben, rund, grade,
ſehr ſpitzig, die obere Kinnlade etwas laͤnger und aus⸗
geſchnitten. Die Zunge iſt geſpalten und ſpitzig.
Die Füße find Schreitfuͤße. Die Pirole, deren wir
jegt 52 Arten kennen, wohnen meift alle in Amerika,
nur eine einzige Gattung finden wir in Dettfchland.
Der gemeine Pirol (Kirſchvogel, Wittewall, Weyh⸗
rauch, Pfingftvogel, Bogel Puͤloh)?)
iſt in Europa und Afien im lebendigen Kolzungen zusaufe,
und hat die Größe einer Gingdroffel., 0.
ı Der größte Theil des Körpers iſt goldgelb,
Bügch Flügel und Schwanz fehwarz. VDoch
letzterer an der Spitze gelb, Das Weibchen ift zeifig-
grün mit ſchwarzgraulichen Flügeln.
Es find Zugvögel, die im Mai zu ang kommen, und
uns im Auguft ſchon wieder verlaffen. Da fie ſehr vorſich⸗
tig und ſcheu find, fo. verbergen fie ih immer in dew Dichts
belaubten Bäumen; doch hört man fie meit durch ihren flis
senden und oft wiederhölten Ruf; Puͤloh, und ihren laus
ten
Bd) Ortolas.
’) Oriolus Galbula,, Lin, Loriot. Bufl,
De Asch, Der Plaudern oder Mino. 269
ten deoffefartigen Gefang. — Sie naͤhren fih von Ins
fecten, Nachtſchmetterlingen, Raupen, Infecteneyern, und
vorzüglich von Fröfchen. Ihr Kunſttrieb iſt bewunderns⸗
würdig. Sie hängen ein beutelförmiges Neſt in die Gar
bel eines Aftes auf einen hohen Baum oder Strauch frey
hin. Es gleicht einem Korbe mit zwey Handhaben, welche
die beyden Zweige ber Gabel ausmachen. An dieſe ift es mit
Wolle und Baſtfaͤden, die ſowohl die Zweige ſelbſt umgeben,
als auch tn das Gewebe des Neſtes dringen, fo feſt umwunden,
daß es allen Stuͤrmen Teoß bietet, Das Außere Gewebe
beſteht aus Daft, Wolle, Stroh und Graßhalmen, das innere
aus zarten Graßſtengeln und Wurzeln, und die Zwiſchenwand
‚ aus Moos, Baumflechten, Spinnegewebe und Raupenges
häufen. Am Rande ift es ringsumher fark eingefiumee
und etwas einwärts gebogen. Das Weibchen legt vier big
fünf weiße fehwarzgefleckte Eyer und die Zungen fehen bis
zum fommenden' Fahre wie die Mutter aus, und mauen
wie die Katzen. — Ihr Fleiſch iſt fehr fett und ſchmackhaft,
beſonders wenn fie Kirſchen genoſſen haben. *
Die achtzehnte Gattung.
Die Voͤgel dieſer Gattung haben einen etwas erhas
benen mejferförmigen, ander Wurzel nackten Schna⸗
bel; eine ganze und fleifihige Zunge und Gange
füße. Man kenne jest 12 Arten, und obfie glei
alle ausländifch find, fo verdient doch einer unfere Yufa
merkſamkeit. IN
Der Plauderer oder Mino !).
Er wohne in Aſien, iſt violetſchwarz, um den
Kopf herum geht eine nackte gelbe Binde, die
verſchiebene Sappen hat, und auf den Flügeln üt ein
weißer Ted. A J
| | I
H Gracula. LA
D Grachla.teligiofa. Lin. Mainate, Buff,
Bechſleins Eurge. N G. .Sd. Ada
770 di Bienenfreſſer. Wiedehopf. x
An Größe gleicht er einer Schwarzdroſſel, J vor⸗
trefflich und lernt beſſer und angenehmer als ein Papagey
ſchwatzen. Er plaudert faſt den ganzen Lag⸗ —** in
* —* forgfältig gepflegt.
Die neunzehnte Gattung,
Der Bienenfreffer”) =
un Sie Gattung Vögel, die 57 Arten — *
irrt ſich nur zuweilen einer nach Deutſchland.
haben einen gefrümmten, oben und, unten. — 2 — *
raͤndeten — u an der Spige 1 ang
auge, I Schrei
—2 fer Smmenatp,e
A — uweilen im Fruͤhjahr nach —
land, * bis ac & üringen, wo ‚ich ihn felbft zweymal
geſehen |
Er AR überaus fehön gezeichnet. . Der. Rüden.
it rothbraun; der. ch und in, an
welchem die zwey mittlern Federn um 1 Zoll länger
ſind, —— und die Kehle gelb,
eſe Voͤgel fliegen, wie die Mauerfihwalbenztrupbe
| wei, Es hren ſich von Bienen o), Muͤcken, Bremen, Heu;
recken ee ne A; * N a
en and afler tr ‚glei ot ſehr ſchma eyn,
* —8 ——— ſie mit Angeln, —* — ber
feflige. find, ve. NR ——
Die zwan zigſt e Gattung
‚Der Wiedehopf Pie: ai
Dar & € nabel ift erhaben gebogen, at.
miengedruͤckt, ſtimpf und dünne. : Die Zunge,
Rumpf, dreyeckig, ſehr kurz und ganz.. —
em) Mero
n) Merops A "Apiäfter. Lin. Guepus. dur
0) N Geötgicon IV.u.74. D Um
Der gemeine Wiedehopf · 372
Es giebt überhaupt 8 Arten, und unter diefen nut
eine in Deurfihland. || 9
Der gemeine Wiedehopf (Kothhahn,Gaͤnſehirt) *).
Er ifteben jo groß, alseine Singdroſſel. Der ho⸗
be Federbufch, den er nad) Gefallen aufrichten und niee
verlegen kann, ift blaß orangengelb, ander Spige
ſchwarz ; Rücken und Flügel find ſchwarz undmeiß ; der
Hals iſt roͤthlichbraun; die Bruftund der Bauch weiß;
ber Schwanz hat nurzehn Federn, iſt ſchwarz mit einem
balbmondförmigen Dueerband in der Mitte...
Es iſt ein poffierlicher Vogel, der, wenn er auf der
Erde wegläuft, welches außer hnell und ruckweiſe gefchieht,
immer Verbeugungen macht, daben mit dem Schnabel alle⸗
zeit die Erde berührt, und oft Hophophop! fehreyt. Er lebt
in waldigen Gegenden, wo Diehtrifften find. Als
ee koͤmmt er erſt ſpaͤtim April oder zu Anfange des
Mais mit oder furz vor dem ucke bey. uns an, daher er
auch von manchen Jagern der rufslagvaigenannt wird,
und zieht im — wieder weg. * Er —* ſich von Re⸗
enwwärmern, Maulwurfsgeillen, Aas und Miftkäfern. Um
int | en babe er ml linem Sehnuße Be
d ift auch immer da, mo Vieh weidet. Seine zwey big
EI er finder * in hohlen Baumen auf der
bloßen Baumerde, und da weder die Alten noch die Jungen
ähren ſtinkenden Unrath, wie andere Vögel, wegtragen, und
das Neſt darnach ſtinkt; fo iſt daher die ungegruͤndete Ber
hauptung entſtanden, daß ſie ihr Neſt aus Menſchenkoth
verfertigten. In Italien haͤlt man ihn, ob er gleich im Som⸗
mer ſo haͤßlich, wie faules Aas ſtinkt, nicht, wie bey uns, fuͤr
‚etet, ſondern ißt ihn. Das Spruͤchwort iſt bekannt/ das man
von einem unreinlichen Menſchen braucht: Er ſtinkt wie ein
Wiedehopf. — Er kann da, wo man ihn herumlaufen
ſieht, durch ein mit Vogelleim beſtrichenes Hoͤlzchen, das
auf einer Seite locker in die Erde geſteckt und auf der an⸗
u an einem Faden mit etlichen Mehlwuͤrmern verſehen
ird, gefangen werden. Sobald er die Mehlwärmer fieht,
| IR 10 —35 A Sir „aupft
4) Upupa Epops. Lin, Le Puput gu la Hupe, Buß,
972 — Vaunlinſa. Mauerfpecht.
wyſt et dran / das Hblcben fährt — vn her,
und er muß kleben bleiben.
Die ein und zwanzigſte Gattung.
Der Baumläufer. - .;
Die Baumläufer,von denen wir überhaupt 6 2, und in
Deutſchland nur 2 Arten kennen, klettern wie die
Spyechte an den Bäumen und Mauern herum, unders
naͤhren ſich von den Cyern und Larven der Inſeeten. ee
haben einen gebogenen, dünnen und fpisigen &
bel; eine fpigige und feharfe Zunge, Gangff
1. Der gemeine Baumlaͤufer) Sauter,
Baumeutfhe)
iſt ein gemeines kleines Voͤgelchen von 5 ıf2 Zoll Zange
das im Sommer in Waldungen, im Herbſt und Winter aber
allenthalben, wo Bäume find, ſich aufhält, nad unter eis’
sem leijen Sieh, 3ieh! —— an den Stämmen derſelben
hinauf klettert.
Sein Dberleib ft q au mit Köshliche eb,
— je Wei rengt, und der
leib fchön w er Schwanz hat, nur kön
a fee, —— sche Fever. -
Durch feine * ſsmittel wird er beſenders nutz
lich, indem er die Eyer des Blauͤtenwicklers, deſſen Raupe
den Obſtbluͤten ſo — iſt, und die den Schwarzwäls
dern oft fo ſchaͤdliche Borkenkaͤferbrut aufſucht. Sein Neſt
macht er, wie die Spechte in hohle Bäume und Kluͤfte, und
das Weibchen legt fechs bis neun weiße, ‚Draunpunktirte Eyer
hinein. Die Zungen fhlüpfen bald aus bem Neſte, vers
muchlich um ihren Feinden, den Wiefeln, Baummardern.
— fen u. d. g. zu entgehen.
Etwas * ſchoͤner, aber auch feltmer iſt
„ 2. der
In) Corbin et
er 2 — ſamiiatis. Lin, Grimperem,
Mauerſpecht. Parediesvogel. 87
2
| 2. ber Mauerſpecht a B
Er bewohnt vorzüglich dad füdfiche Europa, und m TAuf
nicht nur an Bäumen, ſondern auch, und vorzuͤglich an
Mauern und Waͤnden der Haͤuſer, Kirchen und Thuͤrme
kom. wo er ſich von Spinnen und Bliegen und ihren Eyern
Sein Gefieder ift oben aſchgrau, unten weiß;
Die Deckfedern der Flügel zinnoberroth; die
Schwungfedern braͤunlichſchwarz mit weißen Flecken,
und die Schmwanzfedern glänzend ſchwarz, hellaſch⸗
grau eingefaßt.
Sein Neſt findet man in hohlen Bäumen, in alters
Waͤnden, ja fogar in den Hirnfchädeln.der Kuochenhäufer,
Zu uns ing mittlere Deutſchland verisrt ex f ch nur zuwei⸗
len als Strichvogel.
Die zwey und zwanzigſte Gattung.
Der Paradiesvogel ).
on dieſer und der folgenden Gattung finden wie
Feine Vögel bey uns einheimiſch; ſie enthalten aber
viel Eee daß wir fie nicht übergehen duͤr⸗
abel ber ar fieht dem
Gerhnatel ahnlich, die Wurzel iſt aber mit ſammt⸗
n Federn bedeckt. Die Federn der Weichen
d fehr fang und — 5 ſchoͤn gefärbt. . Die
aradiesuögel, die man fonft aus Oftindien befam,
atten Feine Füße, meil fie ihnen die Indianer abs
ſchnitten, theils um fie beffer packen und. verfchicken zu
Können, theils auch als Wundervoͤgel theuer zu ver⸗
kaufen. Man trug ſich daher lange Zeit mie der Fa—
bel, daß dieſe Voͤgel aus dem Paradiefe fämen, und
Bean feine Füße haͤtten, weil fie beftändig in der
aa: S5. 09, ut
9 Certhia muraria. Lin, Le Grimpereau de muraik-
e. Buff, * Paradifea.
J
374 Broßer und Eleiner Paradiesvogel.
Suft ſchwebten, von nichts Luft lebten, ich fo gat
der $uft fortpflanzten, indem das Weibchen i
Er auf ben hohlen Eden des Männchens legte,
und fie darinn ausbrütere. Es giebt: 9 Arten.
Merkwuͤrdig find aber Sorzüglich folgente zwey .
1. Der große Paradiespogel (&uftoogel) )
wohnt auf a Moluckiſchen Inſeln ——— und
** ſich von großen Schmetterlingen. vid
Er hat ohngefaͤhr die Groͤße eines Staars
ſieht art wegen feiner vielen und langen Federn im .
Fluge fo groß wie eine Tube aus. Der obere: Theil
des Kopfes und Halſes iſt blaßgoldfarbig; die Kehle
und Backen ſind bis an die Augen mit mmfartigen
ſchwarzen und grünglängenden Federn bedeckt; ber
Leib ift roͤthlichkaſtanienbraun, oben blaß, unten dunk⸗
ler; die Weichenfedern, die ſich weit uͤber den
Schmanz erſtrecken, haben überaus dünne —*
gleichen dem Flor an Dunchfi chtigkeit, und. bie
ften, von ı$ Fuß Größe, find lichtbraun, die kuͤrz
ober glänzend gelb, am Ende mit roten a
über den Fettdruͤſen kommen noch zwey
— , nadte, nur am Ende etwas baͤrtige
tait großer Baßſeiten heraus. A
“ 2. Der Kleine Paradiesvogel (Rönigsvogef)
bar die Groͤße einer Feldlerche, ift oben purpurro
unten weißlich, auf der Sn mif einer g0 ʒgruͤt
Aueerbinde. Die beyden mittl nr Ä
federn haben einen bloßen Kiel, der nur an 4
Spitze mit einer fehnecenförnug aufgerollte
Fahne verſehen iſt.
Er fliegt immer unter den Heerden der andern Pata⸗
diesvoͤgel und man giebt ihn en ihren Heerfuͤhrer aus; *
) Paradiſea apoda. Lin. -Oifeau de RITONR Buft,
' ») Päradifea regia, Lin. Manucode. Buff.
Der Kolubri oder Honigſauger. 975
jene ſollen ſich im Fluge nach m richten, und wenn, ie
Semn. getoͤdtet iſt, leicht fangen laſſen.
Die drey und zwanzigſte Gattung. |
Der Kolubri oder Honigſauger )
iſt die kleinſte Gattung aller bekannten Voͤgel. Der
Schnabel iſt pfriemen⸗ und fadenfoͤrmig, länger als
der Kopf; die Spige macht eine Roͤhre und die obere
Kinnlade umgiebe die untere, Die Zunge ift faden«
förmig, und ftelle eine aus zwey Faden zufanmeng S
wachfene: Röhre vor. : Da fie mehrentheils fchöne
glänzende Farben haben, fo werden fie im warmen
Amerika, wo fie wohnen, von den re nei
ganz, aber einbalſamirt, ſtatt Obrengehaͤnge gett tagen,
indem man ſie mit den Füßen einbängt. die
einzelnen Federn braucht man zum Putze. ©ie naͤh⸗
ren ſich mehrentheils vom Honigſafte der Blumen,
den ſie wie die Schwaͤrmer unter den Schmetterlin⸗
gen in der Luft ſchwebend mie ihrer Zunge ausſaugen.
Zuweilen kriechen ‘fie dabey in die großen Blumen⸗
ehe fo weit hinein, daß man fie drinnen fangen kann.
—5 auch kleine Inſecten von Blumen ab.
fliegen außerordentlich ſchnell, ſo daß man ſie
kaum * kann, und fummen wie die Bienen. Auch
find fie ftreicbar, und. fallen herzhafe größere Voͤgel
an, Einen gefährlichen Feind haben fie ander Wos
‚gelfpinne 9), die ihre Nefter befchleicht und Alte und”
unge frißt oder ausſauget. Sie machen fehr kuͤnſt⸗
Liche, aus den feinften Faſern zufammengemebte; } Te».
ſter, füttern fie mit Baummolle-aus, und hängen fie:
an die Aeſte * in die Luft. Man findet ne hiche,
MAa 4 om; ch
’ * Trochilus. “
2) Aranca avicularia, Lid dh!
6. Der gemeine Kolubıis
leicht, und fie werden deshalb in Maturalienfabinetten _
hoͤher als die Vögel felbft gehalten. Man theile vie
67 Arten, die es giebt, in zwey Familien, in Erumm-
und gleihfchnäblige ein. Wir bemerfen nur von
ben lestern folgende bend PR,
„71. Der gemeine Kolubri (die Rothkehle) N |
„Er bewohnt das ganze nördliche Amerika, und zwar
wir manchen Orten in großer Menge. — SE
Seine Länge beträge 32 Zoll, wovon der
Schnabel 3 Zoll wegnimme. Ein zum Entzuͤcken
ſchoͤnes Vögeldyen, das nicht nur ein fleter Gegenftand
der Bewunderung ber Amerifaner ift, ondern wovon
auch die Europäer, die es zuerft fahen, ganz hingerif-
Ten wurden. Scheitel, Obertheil des Halfes, Ruͤcken
and Dedfebern der Flügel werfen einen prächtigen
grün» und goldfchillernden Glanz zurück; Kinn und
Kehle find- glänzend ſcharlachroth (beym Weibchen
aber weiß), welches gegen das Licht gehalten aus der |
Goldfarbe in ein tiefes Schwarz ſchillert; Bruft und
Bauch weiß; Seiten grün; bie mittlern Schanze
federn grün, die aͤußern purpurroth.
Die wilden erzählen viele Fabeln wor diefen merkwuͤr⸗
digen Voͤgelchen. Es ſoll z. B. alle Jahre fterben, und.
bey dem Micderaufslühen der Blumen, wieder aufleben,
Sein Flug iſt fo ſchnell, dag man ihm mic den Augen nicht
foigen kann, und die Bewegung der Flügel iſt der größte
Beobachter nicht zu bemerken im Stande. » Der Dlis ift
weder ſchneller als fein Flug, noch deſſen Glanz biendender,
als feine Farben. Gleich einer Biene flattert ed, wenn der
Honig in einer Blume ih if, zur andern, um neue
Suͤßigkeiten zu fuchen. Es liebt vorzüglich diejenigen Blur
men, welche die tiefften Möhren haben. So find die weib⸗
Biche Balfamine und die ſchaͤrlachrothe Monarde feine Liebs
Kingspflanzen, und wer diefe vor dns Fenſter ſetzt, kann Fun
3) Trochilus Colubris, Lin,
r
ET
Der kleinſte Kolubri. 97
vi auf einen großen Beſuch dom dieſen kleinen Vögeln rech⸗
nen. Finden ſie, daß andere ſchon da geweſen ſind und den
Honig geraubt haben, fo reiſſen fie die Blumen zornig ab,
und werfen fie zur Erde, Sie liefern auch um den Befig
einer und derfelben Blume oft fürchterliche Schlachten, der
Sieger jagt oft den Ueberwundenen bey offnen Fenftern in
ein Zimmer, fie [hwärmen wie bie Schmeißfliegen etliche:
anal drin je Ale und gehen dann gefhwind "wieder ins
Freye 3 Sie laſſen ſich auch von den Menſchen bis
auf A Schritte nahe kommen, ergreifen aber alsdann
mit bewunderswärdiger Geſchwindigkeit die Flucht. — Ih⸗
re Federn dienen den Indianern zum Schmuck; auch fegen
fie mit ihren und andern Vogelfedern koͤſtliche Gemälde durch
Muͤlfe eines feinen Teigs zufammen, in welchen Licht und
Schatten gehörig beobachtet und die Natur mit der größten
Treue nahgeahmt iſt. Merkwürdig iſt noch die Art, wie
dieſe Rögel i ihre Zungen vertheidigen. Wenn fie nämlich
ferrauden auf den Baum, two fie ihre Nefter Haben, fteigers
ſehen, fo fliegen fie ihm ind Gefiht, ſchlagen ihn in die Aut⸗
, — 2 dieß ſehr oft, and zwar mit einer unglanbs
a
Der kleinſte Rolubri °) Fliegenkolibri).
wiegt 20 bis 25 Grau, und iſt unter allen befans
9 a ee Heine
— Fuͤße und. Klauen find braun; der
Dberke glänzend grün; der Unterleib weiß
die Flügel glänzend vioferbraun; der Schwanz
—— glaͤnzend, die äußern Federn am Ran
Sein Neſt iſt etwa fe groß als eine aa und
die Eyer ‚Find von der Groͤße der Erbſen.
— —
Es giebt nach in Kiefer Ordnung folgenbe Bots
Be tungen, deren — — aber wenig merkwuͤrdiges
RB ent⸗
—* Trochilus minimug Lin Le lus petit Oif
Meuche, Buff; . a *
‚enthäler 12) der Baumbacker #)- mit 7 Arten, by
‘ver Bafkardteisvogel *) mit -16 Arten," c) der
Blauauge %) mie ı Art, c) der Broßmanl”) mic
17 ten, und der Mufafteſſer / mie ı Ur.)
R
Da ſechʒehnte Kapitel.
IE U in
Die Wapffervögele),
Die Vögel diefer. Ordnung, die ‚man auch
Schwimmooͤgel nennt, unterſcheiden ſich vorzuͤglich
ern u
durch ihre Füße, die ihrer Beftimmung nad, mit
einer Schwimmhaut verfe eh " Diefe ver-
bindet oft nur einige, oft alle Zeh
| ‚und zwar ganz
ober halb, ober auch nur ein wenig, und —
gen die Geſtalt runder Lappen oder Franzen.
Schnabel iſt mit einer zarten, zaͤhen Haut bedeckt,
bey vielen ſtumpf und innerlich mit zahnartigen
Knorpeln verſehen, bey andern aber dic ungezaͤhnt
und ſpitzig. Einige halten ſich ſtets auf der Ye
fer. auf, und koͤnnen weder gut geben, : noch
Ihre Nahrung beſteht in Waffertbieren und Pflan⸗
zen. Sie leben meiſt in Polygamie, legen Dice
Ever, und die mebreften Jungen laufen oder ſchwim
meh fo gleich, wenn fie aus den Eyern find, ni
utter davon, fuchen ihre Nahrung, laſſen ſich von
ihr führen, befhügen und erwärmen, aber nicht. füt-
tern. Da zur Bebrütung und Erziehung der Yun-
gen lange Zeit erforderlich ift, fo. niften fie mehren»
theils des Jahrs nur einmal, Gie nützen Ba
3 Trogon. a EN H Glaucopis.
‚ wie) Buccas 0. f) Mufopbagan , , oT Ca
£) Anferes. ö Bra Zirwmet
Die Ente, Der ſtumme Schwan. 479
Fleiſch, ihre Eyer, Federn, Fett u. d. g. und einis
Pa u zum Silcfang abrichten. Es giebe
dreyzeh ie Dim eybundert neunlund
neunzig < abi folgende mer kwuͤrdig.
Die vier und — Gattung.
Unter len ——— 5 Shrane
Gänfe und Enten begriffen, weil fie fol Aa mit eins
ander gemein Bar Der Schnabel ift ftumpf, er⸗
haben iR ad een Sie — die oben an
den Seite druͤckt ‘am untern Kiefer aber
an den. I eiten, wie Bleche, in die Queere aufs
hen zu —— und an den Sei⸗
een mit Franzen be n macht vier Samilier
Erſte⸗ ee ie einem an der —
— Schnabel.
a
Du * ne Schwan ’)
der EN zahmer Schwan genannt wird, Ich nem
ne A aber den flummen, um ihn deutlich genug von dem
wane, ‚den man auch den wilden nennt, zu uns
—— welcher aber, da er keinen Hoͤcker auf dem Schna⸗
bel hat, in der zweyten Familie erſt vorkommen kann. Den
ſtummen Schwan findet man in ſeinem wilden Zuftande faſt
a Furopa, und vorzüglich Häufig im Sibirien.
a, wo man ihn in Deusfhland den Winter über und ganz
zahm haben, und die Teiche und andere Gewäfler damit jier
zen will, muß man ihm jung das erfte Gelenke der Flüget
abſchneiden oder zerknicken, denn fonft zieht er im Herbſt als
ein * und Strichvogel weg.
Er iſt weit groͤßer als eine Hausgans und fein
langer, Hals, den er im Schwimmen wie ein S gebos
gen trägt, macht, daß er 4X Fuß lang iſt, die Flügel, --
kl
5) Anas, 3) ÄnasOlor, L. Le Cygne. Buß,
x
A
N ee
klaſtern 7E Fuß, und er wiege 25 ja wohl 30 Pfund.
m 2a Pe ift dunkelroth, am Ende —— ein
warzer einwaͤrts gekruͤmmter Nagel, und am der
Wurzel der obern Kinnlade ein großer ſchwarzer
runder Auswuchs; zwiſchen dem Schnabel und
den Augen eine dreyeckige ſchwarze nadite Haut.
Die Füße find im erften Jahre ſchwarz, im zweyten bley⸗
farben und alsdann zinnoberrotb.. Das ganze Gefie⸗
der ift ſchneeweiß. RR ne den
- Das Vorgeben, daß ervor feinem Ende noch einen reis
zenden Gefang anftimme, ift eine poetifche Fabel; denn er
kann, vermoͤge des Baues feiner Luftröhre, die ohne Deus
7
gung grade in die Lunge geht, nichts als ein leifes Zifchen,
xin Schnurren und Brummen, und ein leifes zärtliches Ge⸗
quackele hervorbringen. Der eigentliche Schwanengefang)
gehört alfo dem Singſchwane zu. , Vielleicht, daß ein Dichs
ser jenen einmal gehört hat, und man hat in der Folge un:
fern darunter verſtanden. — Ihre Nahrung machen al;
Ferhand Waſſerkraͤuter und Inſekten, befonders Waſſerkaͤfer
eus. Am Winter muß man fiemit Öetraide füttern. Das,
Weibchen macht ein großes Neft von Shilf, Binfen und
Stengeln, füttert es mit ihren Bruftfedern aus, legt fechs
bis acht gruͤnlichweiße Eyer, und brütet fie in fünf Wochen
aus. . Unterdefien wacht das Männchen immer in feiner
Nähe, geht auf alles los, was fich dem Nefte nähert, und‘
Bat in feinen Flügeln fo viele Stärke, daß es einem- Mens
fihen Arme und Beine zerſchlagen kann. Im der Jugend
fehen die Zungen grau aus, und man fagt, daß fie ein Ar
ter von hundert jahren und drüber erreichten. — Nie -
allein ihrer Schönheit, ſondern ihres oͤbonomiſchen Nutzens
halber verdienten fie, daß man ihre Zähmung fleißiger ber
tviebe, da fie noch Überdieß weniger Wartung und Pflege
beduͤrfen, als die Gänfe. Die Jungen find eine delikate
Speife, und die Federn find weit koſtbarer als Gaͤnſedern.
Aus Lithauen, Polen und Preußen kommen jährlich viele
Eentner zur Mefie nady Frankfurt an der Oder. Auf der
Spree und Havel um Berlin, Spandan und Potsdam ıc. were
f — Re ——— a „Ik —4 den
Die Trauerente. Der Singſchwan. 381
den die gezaͤhmten Schwäne im Sommer, yorzügluch im Mat
Juſammen getrieben und gerupft. Auch die Haut ———
mit den Pflaumfedern zu einem Pelzwerke, und braucht,
unter andern zu feinen Puderquaſten. Ai
Bon diefer Familie finden wir noch in Deutfchland ins
Herbſt und Winter zuweilen unter den andern wilben Enten:
2, Die Trauerente ). kan ——
Sie iſt am ganzen Leibe ſchwatz, und mar
erkennt fie daher, von weitem. An Größe gleicht fie
einer gemeinen wilden Ente, Der Schnabel iſt
ſchwarz, in der Mitte hochgelb und der Hoͤcker iſt in
der Miete geheilt. = | —
Zur zweyten Familie kommen die Voͤgel dieſer
Gattung, deren Schnabel an der Wurzel glatt iſt.
Hierher gehört nun Be
3: der Singſchwan oder wilde Schwan ?).
Er iſt eh im nördlichen Europa, Afien und Ames
rika zu Zaufe, geht aber auch im Winter bis Anatolien und
Afrika herab, und wird in Rußland gewöhnlicher gezaͤhmt,
18 der ftumme Schwan. Von dieſem unterſcheidet ex ſich
in folgenden Stuͤcken.
Er ift merflich Heiner; der Schnabel iſt an
der Wurzel gelb, an der Spitze ſchwarz: er traͤge
den Hals ganz aufrecht, hat zwoͤlf Ribben an jeder.
Seite, da der ſtumme nur eilf hat; die Juftröhre hat
Beugungen wie eine Trompefe, und dadurch iſt er im
‚Stande fo angenehme, melodifche Töne von fi) zu ge:
ben, die die Jsländer mir denen der Violine vergleis
en. Das ganze Gefieder if rein weiß, und
nicht 58 wie man vorgiebt.
n den nördlichen Ländern wird er wegen feines Flei⸗
ſches und feiner Federn, die einen vorzüglichen Handelsae⸗
sitel ausmachen, in Menge gejagt oder gefangen, yore
; | | *
HAnuas nigra. Lin. La Maereuſe. Buff.
4) Anas Cygnus, Lin, Cygne fauvage, Buff,
— OO ah En |
7] een en et men einen * ande
2 welches Kr ht, an ei — I bie
' at einen im Waffer ——— — nur
big afferflähe veicht, befcſtigt in der Mitte
ieh , und legt i ihn oben auf den Pfahl; ae hei
der Schwan das Obſt — — fo is ben Stein vom
Praht * und u are 2
; an ——2 3 dieſer Ar su Bach
$ die wilde und die zahme Gans.
© a) Die wilde Bans ), 5
von welcher die zahme abftammt 0), hätt fich des Sommers in
ein nördlichen Wäldern auf, koͤmmt aber im Herbſt in gro⸗
n dreyeckigen Zügen in die ſuͤdlichen, bleibt im Winter
da, und hut an der grünen Saat großen Schaden. Es
giebt in Thüringen Gegenden, wo fie des Winters, zu vielen
Tauſenden beyſammen liegen.
Sie find kieiner als die zahmen, haben; ‚einen
lingern Hals, und längere Flügel. Der eib-
| 5 —— der Unterleib grauweiß/ die Brufl
ER gewoͤlkt. Der Schnabel iſt gelb u
ws een man Ef Befsinm) giebt einen
ine und die Federn werden, wie von den
Haus gaͤnſen, benußt; fie find aber fehr ſcheu, ſtellen, wenn
fie fih nr Waͤchter aus, und: eine: daher a zu en
Gen und ngen. Hin
b) Die zahmen Gaͤnſe⸗) ⸗
uni Fleiſches und ihrer en halber um zwat
da mit Vortheil en two Bache, Teiche und Seen in
der Nähe find. Für dew Müller find fie alfo die ſchicklich⸗
ſten Hausthiere. Zu vier bis fünf — ge * ei⸗
nen.
m) Anas Anfer. Lin. L’oye., -
'3) Anas Anfer ferus. Lin ', L’oye fauvage. Buff, Ya
ke) —* ſieht ımter den zahmen oft ſolche, die man
nicht von den wilden unterſcheiden kann, auch fo gar ie
— gelb und ſchwarz —— Schnabels.
?) And —— "Lin,
Die zahme Gans. BE.
nen Gaͤnferich/ und beyde Geſchlechter find vom zweyten bis
vierten Jahre zur Fortpflanzung am geſchickteſten. Im Dez ı
cember und Jänner begatten fie fich, wo man ihnen alfo et)
was Körner geben muß, und im März legt gewöhnlich die)
Sans zwoͤlf bis vier und zwanzig Eher. &p bald fie Brüs!
ten will, ruft fie fich Federn aus, und legt fie ins Neft, man
giebt ihr alsdann zwölf Eyer unter, denn mehrere kann fie!
nicht bedecken. In ſechs und zwanzig bis dreyßig Tagen find)
die Zungen ausgebruͤtet. Man laͤßt fie alsdann einen Tag
unter der Mutter, damit fie, wie man ſagt, neftreif wers
den, alsdann kruͤmelt man ihnen ſchwarzes Brod vor, oder
hackt ihnen geſottene Eyer, die mit Neſſeln vermiſcht ſind,
und fest ihnen ein flaches Gefaͤß mit Waſſer Him, das fie
gleich zu finden willen. + Nach dieſem bekommen ſie Weizeng
kleye mit gehackten Neffen, Hafer: oder Gerftenfchrot, das
mit Milch oder Waffer angefeuchtet if; und nach acht bis
zehn Tagen laͤßt man fie mit der Mutter bey fchönen Weis
ter aufden Raſen. Zu Anfang des Sommers find fie, wenn
die großem Stügelfedern fchieben, dem Sterben fehr unters
worfenʒ man muß ſie alsdann gut füttern, um den Abgang
an Nahrung zu erfeßen, den diefe Federn wegnehmen, Auch
ſterben fie an der Zäufefuche, wogegen man ihren einer
groß fluͤßiges Schmeer mit Queckſilber vermifcht andern
* reibt. Wenn ſich ihnen kleine Muͤcken und Fliegen
in die Ohren ſetzen, fo beſtreicht man ihnen die Ohren mit -
Leins oder Baumoͤhl. Man bewahrt fie auch vor vieler
Krankheiten, wenn man ihnen zuweilen etwas Tabacksaſche
und Salz auf das Futter ſtreut. Den Sommer hindurch
werben ſie auf den Raſenplaͤtzen und in der Brache gehüter,
nach det Erndte aber treibt man fie auch in die Stoppeln,
wo fie fichhfehetwohtbefinden.. Sie ſetzen hier viel Fleifch
am, und bereiten ſich dadurch gut zur Maſt zu. Diefe ges
fhieht in engen Ställenmit- Nudeln von Gerftenfchrot, oder
mit bloßem Hafer und gelben Rüben. Zur beffern Verdauung
thut man ihnen in das Trinfgefchier groben Kiesfand. Im
€ BAER man fie vermittelft eines breiten Gurtes in die
Shweke, vert det ihnen die Augen und verfkopft ihnen die‘
Ohren mit Wachs, und da fie auf diefe Art nicht beunruhigs
werden können, fo fhlägt das häufige Futter defto beffer ar,
: und
3 Diesahme land
und fie.tserben in vierzehn Tagen. zwanzig Pfund ſchwer/
und erhalten eine vierpfuͤndige Leber, wenn fie oft Cat; ses
kommein. — Der Nusen der Bang tft gar mancherley.
Schon der große Verbraud) der Gänfefpulen zum Schrei⸗
ben und der Federn au Werten macht uns ihre Anzucht
aͤnßerſt wichtig. Es ift unglaublich, wie viele Federn jaͤhr⸗
lich zu Betten verbraucht werden. Wenn man auf ein Bet⸗
te 40 bis 50 Pfund rechnet, fo gehören 200 Gaͤnſe darzu.
Eine Stadt alfo,. wo 200,000 Menſchen wohnen, brauche
40 Millionen Sänfe zu ihren Schlafbetten. Vier gefchlachs
tete Gänfe geben ein Pfund gemeine, und fechzehn ein Pfund
Pflaumfebern. Die von gemaͤſteten Gänfen find weit
. geringer, als diejenigen, tweldye man ihnen auseupft. In
Thüringen werden fie des Jahrs viermal -gerupft, in ber
Mitte des Aprils zum erftenmal und nach Michaeli zum les
tenmal. Außer den Federn nutzen fie aber noch vorzüglich
durch ihr Fleiſch, das theils friſch, theils gefalzen, theils
geräuchert verſpeiſet wird. Die ſchoͤn gelb geräucherten
Saͤnſe haben einen vortrefflihen Geſchmack, und man zieht
die Pommerfchen allen andern vor. Man kann aber auch
eine gebratene Gans den ganzen Winten Über gut erhals ,
gen, wenn man fie mit ihrem Schmalz bedeckt und an einen
Eühlen Ort fest. Das Schmalz. oder Gaͤnſefett iſt zum
Schmelzen und als Zubrod in einer großen Haushaltung des
Winters über ein fehe wichtiger Artikel.
5. Die Eidergans (Eiverwogel) 1)
bewohnt die nördlichen Länder vor Enropa, Aſten und Ame⸗
rika. Sie verliert ſich aber im Winter auch zuweilen nach
Deutſchland herab, und ich habe ſelbſt im Winter 1788 eine
bey Schnepfenthal geſchoſſen. Ihren Namen hat ſie von
Ber nordiſchen Worte Edder, weiches eine Gans bedeutet,
und nicht von dem Eiderflus im Holſteiniſchen, wo ſie nicht
bekannter, als im üsrigen Deutſchland if.
Sie hält in der Größe das Mittel zwiſchen
ber Gans und Ente, Das Männchen iſt auf dem
Kopfe, am Schnabel, am Unterleibe und Bi den
en
9 Bi mollifima, Lim, L Oye i douvet an Eiern
„7 Bu |
Die Eidergans. 385
Zuͤßen ſchwarz; am obern Theil des Halſes aber blaßa
gruͤn und an der Bruſt weiß. Das Weibchen iſt
ſchwarzgrau, roſtbraun und weißlich gefleckt. Der
Schnabel iſt bey beyden Geſchlechtern walzenfoͤrmig
und die runzliche Wachshaut zertheilt ſich an
der Wurzel und iſt mit wolligen Federn beſetzt.
Wegen ihrer Nahrung, die aus Fiſchen, Muſcheln,
Schnecken, Inſekten und Seegraͤßern beſteht, tauchen dieſe
Voͤgel zehn bis zwoͤlf Klaftern tief unter. Sie leben ſehr
geſellſchafftlich und friedlich, ſo daß ſich ſogar andere Sees
voͤgel gern zu ihnen halten. Vom Frühjahr bis zum Herbſt
Halten fie fih an den Küften auf, den Winter Über aber ges
ben fie auf die weite See. Ihre Nefter bauen fie auf wüfte
und unbebauteLandfpigen, Inſeln, ausgehöhlte Klippen uns
ter Aberhängendes Gefträuch und an andere vor Weſtwin—
den geficherte Piäge. Die Weibchen nehmen darzu Graf,
Moos u. d. g. und füttern fie mit einer großen Menge aus
der Bruft gerupften Dunen aus. - ©ie machen einen fo hos
hen Rand von Federn um daflelbe, daß ſie ganz verborgen
drinne fißen, und jedes legt fünf blaßgrüne Eyer, welche es
in Monatsfriſt ausbruͤtet. — Den nördlihen Völkern iſt
diefer Vogel vorzüglich in zweyfacher Hinſicht nuͤtzlich; erſt⸗
Lich feiner Eyer wegen, die als Huͤhnereyer in der Haus⸗
Haltung verbraucht werden, zweytens der Federn halber;
denn das Fleiſch, das man nur in Groͤnland ift, hat einem
thranigen Geſchmack. Unter allen Schwimmvoͤgeln haben
die Eidergaͤnſe die feinſten und elaſtiſchſten Dunen. Man
nimmt fie ihnen zwey bis dreymal aus dem Neſte, ehe fie
legen, ſie erſetzen ſie allemal mit neuen, und dieß iſt die beſte
Art; denn die von todten Voͤgeln haben ſchon viel von ihrer
Elaſticitaͤt verlohren. Durch einen ſolchen dreymaligen
Raub erhaͤlt man ohngefaͤhr ein halbes Pfund Federn, die aber,
wenn die Neſter nahe am Ufer ſtehen, mit Feuchtigkeiten,
Graf, Moos ud andermGeniſte verunreinigt find. an muß
fie alfo vorher an der Sonne trocknen, fehätteln, mit einem
Sachbogen, wie fie die Hutmacher haben, ſchlagen und aufs
lockern,/ und alsdann von aller Unvefnigkeit mis den Fingern
Bechſteins urzgef· N. ©. 1,299, Bb be⸗
86 Bifamente, Schnatterente. Quackente.
Hefreven Auf diefe Artwerden aus zehn Pfund Neſtdunen
nur deren Pfund gereinigte. — In Island und Norwegen
find die Eidergänfe in manchen Gegenden Halb gezähmt, und
iften in Menge nahe an den Wohnungen. Ein Hof, der
eine folhe natürliche Eidergaͤnſe⸗ Anpflanzung hat, wird daher
ſehr theuer gehalten. Die Islandiſche Kompagnie verkauft
Heynahe jährlich für 4000 Rthlr. Dunen nad) Daͤnnemark
und Schleswig, und es iſt bey großer Geldſtrafe, ja bey
Verluſt der Srenheit verboten, einen dieſer Voͤgel zu tödten.
6. Die Bifamente (Tuͤrkiſche, Indianiſche Ente) )
9.2 ftammteigentlich aus Indien, wird aber jeßt allenthalt
ten in Europa gehalten. — Sie iſt faſt noch einmal ſo
groß als eine Hausente, und hat ein bloßes mars
Ziges Geſicht. Gewoͤhnlich ift fie ſchwarz, blau und
weißbunt; doc) giebt es aud) Verfehiedenheiten, wie
> ben allen zahmen Thieren. — Das Männchen hat einen
angenehmen Bifamgeruch, und ſelbſt das Fleifch ſchmeckt dar⸗
nach. Wenn ſie ſich mit der zahmen Ente paart, ſo giebt
es Junge von fehr gutem Geſchmacke.
7. Die Schnatterente (Schnarrente) )
welche etwas größer als die gemeine wilde Ente iſt, koͤmmt
im Herbſt ans den noͤrdlichſten Ländern, ſchreyt beftändig
Quaͤck! wird deßhalb mit abgefehnittenen Flügeln unter den
zahmen gehalten, und beym Entenfang gebraucht, um die
andern beyzuloden. — J
Sie iſt oben braun, mit feinen weißen bogigen
Strichen, und unten weiß mit grauen Flecken. Auf
den Flhgeln iſt ein glänzend ſchwarzer Fleck, der
oben . und unten weiß eingefaßt ft. ©
8. Die Duscdente (Kobelente, Kilje) ?)
koͤmmt im Herbfte zahlreich auf die Ftüffe und Teiche aus dem
Norden. — ie iſt etwas Kleiner als die vorherge⸗
bende, hat einen dicken Kopf, einen kurzen Schnabel,
2. 2 eine
5) Anas mofchata, Lin. Canard mufque. Buff.
...9) Anas Strepera.‘ Lin, Chipeau. Burf.
3) Anas Clangula. Lin. Garrat. Buff,
* Pfeifente. Tafelente. Knaͤckente. 387
eine ſchwarz und weiße Farbe, iſt am Kopf
gruͤnglaͤrzend und befonders an jedem Mund⸗
winkel mit einem weißen Fleck bezeichnet.
| 9. Die Pfeifente (Spectente, Schmünte) *)
hat die Größe einer Hausente, und wird im Herbſte auf den
Entenfümpfen in Deutfchland häufig angetroffen. Sie hat
den Namen in der That, denn fie giebt einen hellen pfeifens
den Ton von ſich, welcher in den Novembernachten, wenn
ganze Heere ziehen, wo eine tiefer, die andere höher pfeift,
Accorde und, wenn die Einbildungskraft dazufömmt, ganze
Melodien bilder. — Der Ropf ift rofhbraumn, die
Stirn weiß, der After ſchwarz, und der Schwanz
zugefpist. — hr Sleifch hat einen vorzüglichen Ger
ſchmack, und ift gegen den Winter außerordentlich fett.
€ 10. Die Tafelente (Quellje) ”)
iſt im Deurfchland auf Fluͤſſen und Seen nicht unbekannt,
und giebt vortrefflihen Braten.
Sie iſt 14Fuß lang, aſchgrau gewaͤſſert mit
rothbraunem Kopfe, ſchwarzer Bruſtbinde und
dergleichen After und Steißfedern.
ı1. Die Änddente®)
fieht fhön aus, und wohnt in. Europa auf Seen, Zeichen
und Fluͤſſen. Die Jaͤger ſchießen fie daher oft.
Sie ift halb fo groß als eine zahme Ente, das
ber fie auch Sommerhalbente beißt: Die Achjelfe-
dern find lang, fihelförmig über die Flügel bin ges
kruͤmmt, ſchwarz ing gruͤne fehillernd, in der Mit⸗
te mit einem graden breiten weißen Streifen und an
den Seiten aſchgrau in einer weißen Kanre auslaus
fend. Diefe Federn geben dem Vogel eben das fchö«
‚ne Anfehen. Der Spiegel ift grün und über die
Augen läuft eine weiße Linie weg.
” Bhb 2 Sie
u) Anas Penelope, Lin, Canard fiffleur. Buff. _
v) Anas ferina. Lin. ya \,
w) Anas Querguedula, Lin, La Sarcelle. Buff.
388. Reiekente, Sommerhalbente, Loͤffelente.
Sice ſchadet der Fiſchbrut gar ſehr, und davon hat auch
ihr Fleiſch einen thranigen Fiſchgeſchmack. ler;
12, Die Rriefente (Krischente, Spiegelente) *).
lebt auch in den fügen Europaͤiſchen Gewaͤſſern, und iſt noch
haͤufiger aber-Fleiner als die vorhergehende 1:6,
Kopf und Hals iſt braunroth; die Schläfe grün,
ſo wie die Spiegel; der Leib mit ſchwarzen und
weißen klaren Wellenlinien gezeichnet; und eine weiße
Linie geht uͤber und unter den Augen weg. Auch
ie hat lange herab haͤngende, aber nur ſchwarz ge⸗
fire Schulterfedern, — Ihr Fleiſch Überteifft an
Wohlgeſchmack alles Entenfleifh., B——
13. Die Zommerha bente (Fleine Kriefente) >).
Sie iſt erwas Pleiner als die vorhergehende, und liebt
ebenfalls, das füge Waller, — Oben find.die Federn
graubraun, unten vöthlichweiß, am Unterbaud) ſchwarz⸗
grau gefleckt; der Spiegel iſt von verſchiedenen
Farben; eine weiße Linie gebt über jedes Auge,
und Schnabel, und Füße find afharem »
Auch fie ift eine vortreffliche Speiſe.
14. Die Löffelente (Seppelfchnute, Taſchenmaul) >),
it ı ıf2 Fuß lang und bewohnt die Europaifchen
und Amerikanifchen Seeküften und Moräfte. J
Sie laͤßt ſich ſehr leicht an ihrem Schnabel er⸗
kennen, der an der Spitze breit und bauchig iſt,
und einen krummen Nagel hat. Der Kopf und
Hals ſind entenhalſig, der Leib oben dunkelbraun, unten
kaſtanienbraun, Hals und Bruſt weiß.
Ihr Fleiſch ſchmeckt manchmal fehr thranig, bafür aber
find ihre Gedern fo aut, als fchlechte Eiderdunen, -
Die dritte Samilie begreift diejenigen Enten
} - unter
x) Anas Creeca, Lin, La petite Satcelle. Buff,
Anas Circia. Lin. Sarcelle d’er& Buff.
2) Anas clypeata, Lin, Le Sauchet, Buff,
«
°
Die gemeine/ wilde und zahme Ente, 389 _
unter fich, die auf dem Schwanze einige surüchs
gebogene Sedern baben. Hierher gehört unjere
15. Bemeine Ente ®).
Diefe beſteht aus zwey Nacen, der zahmen und er
wilden Ente, weil erftere der größten Wahrfcheiniichkeit
nach von letzterer abſtammt; denn fie ift mit ihr von einerley
Größe und Farbe, undpflanzt ſich auch gezahmt mit ihr fort.
a) Die wilde Ente ?
"wird allenthalben in Europa auf Flüffen, Reihen und Seen
angetroffen. — Gie ift 2 Fuß lang, afchgrau, weiß
und braun in die Queere geftreift und gewellt, Kopf
amd Hals find entenhalfig, die Bruft Faftanienbraun
und der Spiegel violetgruͤn. Das Weibchen iſt
lerchengrau.
Sie leben wie alle wilde Enten des Sommers paarweiſe,
und ſchlagen ſich im Herbſt in großen Heerden zufammen,
Ihr Neſt finder man theils neben dem Waſſer in Binſen und
* Baumſtruͤnken, auch im Walde eine ziemliche Strecke
davon, und das Weibchen legt 12 bis 16 Eyer. Sm Thuͤ⸗—
ringerwalde ſtoͤßt man oft auf eine Heerde junger Enten, die
im Walde ausgedrütet fi find, und von der Mutter nad) einem
Teiche geführt werden follen. Wenn man diefe fängt, ihrer
das erſte Fluͤgelgelenke knickt, und fie mit zahmen Enten auf
einen Teich fest, fo paaren fie ſich mit diefen, gewoͤhnen ſich
an ihren Fuͤtterer, und laſſen ſich auch im Winter mit in e
nen Stall treiben. Ihr Fleiſch iſt ſchmackhaft, daher ne
ihnen auch anf verfchiedene Weiſe nachgeftellt; denn fie wers
den geſchoſſen, im Netze, auf dem Heerde und mit Angeln
gefangen. Den Getraidefeldern und Fifchteichen, die junz
ge Brut haben, find fie ſchadlich, doch freſſen fie wieder
viele ſchaͤdliche Schnecken von den Wicfen nnd Zeldsen weg.
b) Die zahme Ente *) (Hausente)
N
bringt dem Landwirthe, der fie auf Teiche, Suͤmpfe, Sen,
u. d. g. laufen laſſen kann, keinen ‚geringen Vortheil, und
BU 3 ver
) Anas Rofchas. Lin. ' Le — |
b) Anas Bofchas fera. Canard Nauvage. Buff.
2 a Anas Bofchas domeltica, Canard Lore Buff,
—
)
A‘ \ F- A 2
399° Die zahme Ente, Wi
verlangt unter allen Federvich die mentgfte Mühe und Es
ziehungskoſten. Sie feheint einen äußerft ftumpfen Geſchmack
- zu haben, und währt fich, fo wie das Schwein, von aller:
- Hand Unrath, von Wafferthieren, Fiſchen, Froͤſchen, Inſek⸗
ten, Würmern, Schnecken und Meerlinfen.. Mankanır fie
daher zur Reinigung der Garten von Schneden gebrauchen,
befonders da fie die Gewaͤchſe nicht eher angeht, als bis fie
fein Gewuͤrm mehr findet. Im Winter fürtert man fie mie
alferhand ſchlechten Koͤrnern, mit Bier: oder Brandeweins
trebern. — Ein Entrich (Erpel), den man an den ge
kruͤmmten Schwanzfedern erkennt, kann zehn bis zwölf Ens
ten beftteiten, und die Ente fängt im März an zu legen,
und legt ı2 big 30 Eyer, ehe’ fie brütet. a diejenigen,
denen man entweder feinen Entrich oder kein Bruͤten zuläßt, ‘
legen in einem Jahre bis hundert Eyer d), dieman ald Huͤh⸗
nereyer braucht, und die auch eben fo gefund find, weldhes mar
kat nicht glaubte. Mehr ald 14 bis 16 Eyer darf man einer
nte zum Bebräten nicht unterlegen; und man fhut ohne:
Hin beffer, man überträgt dieß Sefchäffte einer Haus⸗ oder
Zruthenne, da die Ente nicht gern vier Wochen fißt, als fo
lange die Hrütezeit dauert, auch fich oft badet und die Eyer
dur Feuchtigkeit oder Erkältung verdirbt. Den Jungen
giebt man in denerften Tagen gehackte Eyer, fhwarze Brods
krumen und grobes Schrot; alles ftark mit Waſſer angefeuchs
get. Vor den erfien acht Tagen dürfen fie nicht aufs Wafr
- fer, weil man bemerkt hat, daß es ihnen fehadlich ift. Wenn
fie aber erft dahin gehen, fo brauchen fie nur Morgens und
Abends etwas angefeuchtetes Schrot oder Kleye. Sie maͤ⸗
ſten ſich mit Hafer, Gerfie, Wien und Biertrebern fehr
leicht, und geben jüng einen guten Braten. Die Eyer
Toben die Frauenzinimer im Gebadenen. Die Federn braucht
man zum Ausftopfen fchlechter Betten und Polfter. Auch als
Lockvoͤgel auf wilde Enten find fie zu gebrauchen. Frey—
lich find fie auch für die Fiſchbrut gefahrliche Feinde, daher
fie in denjenigen Gegenden, to Teiche mit Laichfifchen find,
nicht geduldet werden. ——
16. Die
) Mein Nachbar hat eine Ente, die voriges Jahr 105 Ener
legıe, und diefes Jahr nebft zweyen Zungen von ihr. 27%
‚Die Enropäifche Haubenente. 391
16. Die Erummfehnablige Ente‘).
Man m.cr diefe Ente, die man allenthalben
anfrifft, gewöhnlich zu einer Abart der zahmen Ente,
doch fcheint es ihr ſchmaler, ſchlanker, kleiner Koͤrper⸗
bau, ihr ſchmaler kleiner Kopf, und ihr langer nie⸗
derwärts gekruͤmmter Schnabel nicht zu zu laflen, .
Ueberdieß will man in den Yıiederlanden, wo fie fehr
ſtark gezogen wird, auch die wilde Art von ihr ange»
£roffen haben. Sie ift gewöhnlich weiß oder vielmehr
gelblichweiß; doc) trifft man fie aud) von allen Sara
ben, wie vie Hausene an. |
Uebrigenshat fie alles, was Nahrung, Fortpflanzung,
Mugen und Schaden betrifft, mit der gemeinen Ente gemein.
Zur vierten Familie, worunter diejenigen ‘En
ten gehören, welche einen bangenden Sederbufdy
auf dem Bopfe (nicht aber eine bloße Kuppe, wie
manche zahme Enten) haben, fönnen wir nur. eine
Art rechnen, weil die übrigen alle in fremden Welt⸗
theilen wohnen. sr | R
17. Die Zuropöifche Zaubenente(Freff N)
Der Kopf hat einen diden, 13 Zoll langen
hangenden Federbufchz der Oberleib iſt ſchwarz⸗
braun, der Unterleib aber, fo wie der Eleine Spiegel,
ſilberglaͤnzend weiß. Sie ift 16 Zoll lang a
Nur im Herbfte und Frühjahr auf ihren Zügen koͤmmt
fie in das innere Deutfchland, font hält fie fi) am Seeftram
de auf. Da die Säger zuweilen mitten im Sommer einzel:
ne Männchen ſchießen, die fich verflogen haben, oder deswe⸗
gen allenthalben herumirren, weil ſie kein Weibchen haben
bekommen können, fo glaubt man, die Männchen yerlichen
zu der Zeit, wenn die Weibchen bruͤteten, ihr Vaterland.
. Sie find fehr geſchickte Taucher, leben vom Meergraße, di
ſchen u.d. g., und ihr Fleiſch ſchmeckt thranig. —
—B——— Die
e) Anas adunca. Lin. Canard ä bec courb&,
f) Anas Fuligula. Lin. Morillon. Buft,
u
E
392 Tauchente. Zonheane
Die zwey und zwanzigſte Gattung.
Die Tauchente )J.
Dieſe Gattung, die ihren Namen daher hat, weil die
Darunter gehörigen Vögel nicht nur gut unfertauchen,
fondern auch eine Zeitlang unter dem Waſſer bleiben
Fönnen, hat mit der ‚vorhergehenden die größte, Aehn⸗
lichkeit, doch iſt ſie in folgendem verſchieden. Der
Schnabel iſt durch ſpitzige Zacken gezaͤhnelt, pfrie—
men- und walzenfoͤrmig und an- der Spige haaken⸗
foͤrmig. Die Fuͤße ſind Schwimmfuͤße, wie bey den
Enten, die innere Zehe aber iſt auf der inwendigen
Seite mit einer lappigen Haut beſetzt. In Deutſch⸗
land treffen wir 3 Arten an, und überhaupt giebt
es nur 7 Arten:
v. Die Tauchergans 9.
bewohnt die noͤrdlichen Gegenden aller drey Welttheile und |
koͤmmt nur im Herbfte und Winter nach Deutſchland.
Sie iſt etwas groͤßer als eine Hausente.
Kopf und Dei ift enteabalfi, und im Naden
liegt ein Federbufch in Geftalt eines Pinfels
herab; der Oberruͤcken khmarz, der Unterrücen aͤſch⸗
grau; und der Unterleib ftrohgelb; der Spiegel iveiß. _
Das Weibchen ift am Kopfe und Halfe roftbraun, und
auf dem Rüden aſchgrau mit dunfeln Wellen *
ogen.
® Diefe Vögel, fo wie die Mactochen, werden in Pe
nördlichen. Gegenden nicht leicht gefchoffen, weil fieden Fiſch⸗
fang befördern. Sie ziehen ſich nämlich nach der Heck⸗
zeit in großen Schaaren zufammen, und jagen mit Liſt und
Anverdroſſenheit eine große Menge Fiſche vor ſich hin in die
>
Meerbuſen, diefe werden hier von den Fifchern in auf den
Waſſer erbauten Hütten mit Nesen gefangen. Dieß Ger
ſchaͤffte treiben fie mit viel Klugheit und Ordnung. *
— Theil
8) Mergun ) Mergus Mergarfer,
* Meerrachen. Weiße Tauchente. 39
Theil naͤmlich taucht unter, und treibt mit den Schnaͤbeln
die Fiſche vorwaͤrts, ein anderer ſchwimmt in einem großen
halben Monde, der ſich allmaͤhlig verkuͤrzt, und bringt mit
dem Schlagen der Flügel das Waſſer fo in Bewegung, und
die Fifehe fo in Schrecken, daß fie eilends vor ihnen hin am
den Strand oder infeinen Meerbufen fliehen, to fie vor
ihnen theils mit Bequemlichkeit verfchlungen, theils von dem
Fiſchern gefangen werden. — Ihr Fleiſch iſt thratig, das
gegen haben ihre Federn den Werth der Sänfefedern.
2. Der Meerrachen (langfchnäblige Taucher) *)
iſt mehr in Deutfchland an den Küften und auf den großes
Fluͤſſen und Seen einheimifch, als die Tauchergans.
Er ift weit Kleiner, bat einen fangen dünner
Schnabel, einen weit herabhaͤngenden Federz
bufch, einen glänzend ſchwarzen Oberleib, weißen
— 55 eine roͤthlich bunte Bruſt, und weißen
Halsrin
4 Eyer und Fleiſch werden in der Kuͤche benutzt, und
die Federn miſcht man unter die Eiderdunen.
3. Die weiße Tauchente (weiße Nonne)*)
zrifft man im Winter auf Fluͤſſen, Seen, Zeichen und offe
‚ nen Sümpfen an. — Sie iſt nur 16 Zoll lang, hat
einen herabhängenden Federbufch, weiten Leib,
ſchwarzen Hinterkopf, Rüden und Schläfe,
and bunte Flügel, | ae
- Sie friße fonft nichts als Fifche, dern im firengfters
Winter findet man ihren Magen damit gefüllt. Ihr Fleiſch
ſchmeckt thranig, wird aber durch Gewürze genießbar gemacht.
Die drey und zwanzigſte Gattung.
Der Tropilongel ).
Hierson giebt es 3 Arten. Sie halten fidy unter
Ben Bendgzirkein in den Indianiſchen Gegenden auf
TEEIRIDRR TON ME CK
3) Mergus Serrator. Lin. Harle huppe. Buff.
) Mergus Albellus, L, Harle coyronne ou Piette, B,
9 Phaeton, . KR»
394 Fliegender Tropikvogel. Schlangenvogel.
Ihr Schnabel iſt grade, zugeſpitzt, meſſerfoͤrmig, und
bis unter die Augen geſpalten. Die Naſenlocher
find länglich, und die vier Zehen der Schwimmfuͤße
vorwaͤrts gekehrt. Wir bemerken nur
den fliegenden Tropikvogel”), ;
Er hat die Größe einer Ente, ift weiß, obenher
aſchgrau und fchmwärzlich in die Queere gefireift. Die
zwey mittlern Schwanzfedern find febr ſchmal und
| e und ragen über 15 Zoll hervor. Wenn ihn die
Schiffer gewahr werden, fo ſchließen fi, daß fie inners
| Balb den Wendecirkeln find,
Die vier und zwanzigſte Gattung. ü
Der Schlangenvogel *).
r Bat einen graben, zugefpigten und gezaͤhnelten
Schnabel; das Geficht ift mic Federn befegt, und
alle vier Zehen find durch eine Schwimmhaut mit eins
ander verbunden. Won den 3 Arten, die es giebt,
bemerken wir denjenigen, von welchem ber Gattungs
name entlehnt iſt.
—
Der Schlangenvogel °),
Er har die Größe einer Hausente, einen glat⸗
ten Fleinen Kopf, aber einen Hals, der über ı Fuß
lang ift, welchen der Vogel ganz einziehen, und wies
der wie einen Preil ausfchießen laffen fann. Bau
fh: geſchict, hat aber ein ie ine lid Ste
und Schnabel find filbermeiß; der Ruͤcken braͤun⸗
lich, Doch hat jede Feder einen länglichen gelblichen
Flecken; ter Hinterleib, Schwanz und Flügel find
ſchwaͤrzlich.
Sein Daterland ift Brafilien und Cayenne. Er fiſcht
Die
m) Phaeton — Lin. Grand paille en cul. Buff.
#) Plorws, 0) Plotus Ahinga, Lin, Anhiuga, Buff.
Der Verkehrtfchnabel, Der Pengwin. 395
Die fuͤnf und zwanzigſte Gattung.
‚Der Verkehrtſchnabel ?),
n dem geraden Schnabel ift die obere Kinnlade
viel Fürzer als die untere, und diefe an der Spige
ſtumpf. Es giebt 2 Arten. Wir bemerfen davon
den ſchwarzen Derfebrtfchnabel 7).
Er iſt oben fehwärzlich, unten weißlich, die
Schnabelſpitze roth. Seine Länge beträgt 15
Zuß und feine Sebensart ift gar beſonders.
Er ducchfchneidet im Sluge die Oberfläche des Waſſers,
und zieht mir der unteren Kinnlade die Fifche und andere Waſt
ferthiere, auch Konchilien aus dem Wafler, und naͤhrt ſich
von ihnen. Erlebein Amerika.
Die fechs und zwanzigſte Gattung.
Di Der Pengwin ’).
Dieſe Gattung begreift 11 ſehr bemerkungswerthe
Voͤgel, die auch den Namen Fettgaͤnſe haben. Die
Fluͤgel find namlich floſſenaͤhnlich, ohne Schwung⸗
federn. Der Schnabel iſt grade, glatt, etwas zuſam⸗
mengebrückt, meſſerfoͤmig. Der merfwürtigfte ift
der fhwimmende DPengwin °),
welcher vorzüglich um das Vorgebirge der guten Hoffnung zw
Kaufe gehört. — Er har die Größe der Bifamente,
Die Schmungfedern fehlen und die Flügel beftehen
nur in kleinen häufigen zum Rudern gefpigte Lappen.
Die Füße liegen am Ende des Körpers und has
ben vier durch eine Schwimmhaut verbundene
| Zehen.
2) Rliynchops. REN i
‘ 4) Rhynchops nigra. Lin. Bec-en-Cifeaux, Buff,
+) Aptenodytes. .
5) Aptenodytes fonft Diomedea demerfa. Lin, Maine
‚chot du Cap de;bonne efperance, Buff, - ‘
396 0 Der Rriegsfchifisoogel.
Zehen... Der Körper iſt oben ſchwarz, unten weiß,
die Schläfe und Kehle ſchmutzig afcharau.
Er kann bloß ſchwimmen, und fehe wackelnd und zwar
aufrecht gehen. Seine Nahrung find Fiſche.
Die ſieben und zwanzigſte Gattung.
* Der Schiffsvogel *).
Mies Arten. Der Schnabel ift grade, die obere
Kinnlade an der Spitze haatenförmig, die untere ab»
gefchnitten. Die Nafenlöcher find eyfoͤrmig und
ſtehen an den Seiten weit hervor. Beſonders merk⸗
wuͤrdig hat ſich gemacht
der Kriegsſchiffsvogel (wandernde Albatroß) ),
Er hat fehr lange Schwungfedern, und hat bald
bie Größe einer Gans, bald die eines Schwans.
Die Füße find dreyzehig und dunkelbraunroth.
"Der $eib ift. oben braunrörblich, mit ſchwarzen Wellen
und Flecken, unten weiß, doch find auch eittige ganz
Bunfelbraun, und unten etwas ‚heller. Die, Slügel
find ſchwarz. |
Diefe Vögel werden dadurch ſehr merkwürdig, daß fie
aus Inſtinkt getrieben, um den Zug gewiſſer Fiſche, die ihr
nen vorzüglich zur Nahrung angewiefen find, zu begleiten,
“ eine Neife won der aͤußerſten ſuͤdlichen Halbkugel bis zur noͤrd⸗
lichen unternehmen. Dabey füchen fie and immer den Winter
der beydben Norden auszuweichen; daher trifft man fie in den
festen und erſten Monaten des Jahrs in Suͤden, und die
uͤbrigen hindurch in Norden an. Ihre Bruͤteplaͤtze find
die Falklandsinſeln und die Kuͤſte von Patagonien. Die unz
geheuern Heere Lachſe verfolgen fie auf ihren Reiſen, und
um. die Wendezirkel dienen ihnen vorzüglich die verfchiedenen
fliegenden Fiſche * BR die Doraden und — aus
dem
2) Diomedea, |
"2. Diomedea, exulans. Lin, Albatros. Buff.
©) Trigla und Exocetus, Lin, (f unten von Fiſchen).
— —
apagentaucher HR 397
; j Sa \
dem Waſſer treiben, zur YIahrung. " Die Kamtſchadalen
find fehr eifrig auf die Jagd Tiefer Bögel, nicht ſowohl um
ihres Fleifches willen, fordern wegen der Sin geweide, wel⸗
che ſie aufblaßen, und zu Floͤſſen fuͤr ihre Netze brauchen.
Die angeln die Kriegsſchiſſsvoͤgel wie die Fiſche, und locken
ſie mit einem ganzen Fiſche, welcher auf einem großen mis
einem langen Stricke befeftigten Haaken ſteckt. Sobald dies
fer ing Waffer geworfen iſt, entſteht ein Streit unter dieſen
gierigen Vögeln, wer ihn zuerſt greifen ſoll.
Die acht und zwanzigſte Gattung.
| SDer Papageptaudher Je nu.
An diefer Gattung iſt oft der ungezähnte, Furge, zus
fammengedrüdte Schnabel in die Queere gefurdyrz
die untere Kinnlade hat vor der Wurzel eine Erhas
benheie." Die Nafenlöcher liegen binter dem
Schnabel; und an den Schmimmfüßen find nur
drey Zehen. Sie leben meijt auf dem Waffer, wenn
fie aber aufs Sand fommen, fo geben fie, weil ihre
Fuͤte am Ende des Körpers liegen, aufrecht. Sie
legen nur ein Ep, welches aber groß und unformlich -
iſt. Sie find aͤußerſt Dumm und Fönnen daher leiche
gefangen und gefchoffen werden. Won den befannten
12 Arten kommen zuweilen folgende zwey an die
Deutſche Seekuͤſte. N
1. Der Alk (Klubalk, Scheerfchriahel *)
Hat ohngefaͤhr die Groͤße einer Hausente, und bewohnt
den Norden von Europa, Aſien und Amerika; Der Schna⸗
bel iſt an den Seiten fehr breit und platt, und hat
vier Zurchen. Von dem Schnabel bis zu dem
Augen geht ein weißer Strich, Der Leib iſt oben
ſchwarz, unten weiß, ander Kehle purpurfarbigſchwarz.
Bey Island, Grönland, Schweden, Norwegen und
den Feroe⸗Inſeln ift emin großer Veenge, undin den oh
Ä B
©) Alca. x) Alca Torda, Lin, Pingoum, Bußz
2
Pl EN
398 Der Elſteralk. Die Sturmvoͤgel.
len der ſteilſten unzugaͤnglichſten Felſen bruͤten oft hundert
und mehr Voͤgel gemeinſchafftlich ihre Eyer aus, wovon je⸗
der ein einziges auf den bloßen Felſen hingelegt hat. Solche
Neſter ſuchen die Kuͤſtenbewohner oft mit der größten Le—
bensgefahr vermöge langer Seile und Stangen zu erreichen,
Sammeln die wohlſchmeckenden Eyer auf, und ziehen auch
die brütenden Vögel in Schlingen herauf: Die Sedern
kommen den Eiderdunen nahe:
2. Der Elſteralk (Schwarzfchnabel >)
iſt 15 1/2 30lllang, und dat mit jenen einerley Aufenchalt,
doch geht er weiter nach Süden und man findet ihn 5. B. an
den Küften von Candia. Der Schnabel ift fchwarz,
miteiner Furche bezeichnet, Die ganze obere Sei⸗
te des Körpers ſchwarz, die untere aber weiß.
| Diefe Vögel ftreiten in Anfehung des Nutzens, dendie
Grönländer von ihnen haben, mit der Eidergam. Die
Haͤute braucht man zur Bekleidung, das rohe Fett wird aus⸗
gefogen, das bald faufe Fleiſch fehr gern gegeflen, und der
ganze Vogel, mit feinen Eingeweiden zugerichtet, wird für
‚ einen großen Leckerbifien gehalten. Sie find die vorzäglichs
ſte Speife der Eingebohrnen im Februar und März.
Die neun und zwanzigfte Gattung
begreift i Ha,
die Sturmoögel I
in fi, deren man 24 Arten kennt. Sie beißen.
auch St. Petersvögel, meil fie, wie Petrus, auf dem
Waſſer zu gehen feheinen. Ihr Schnabel ift unge-
zaͤhnt, etwas zufammengedrückt, mit gleichen Kinnla=
den, wovon die obere eine gefrümmte, und die untere
eine zufammengedrückte, gefurchte Spitze hat. Die
Nafelöcher find Eöcherförmig und abgeftumpft. Die
Schwimmfüße haben ſtatt ver Hinterfüße nur eine
Kralle. Sie halten fidy auf dem weiten ne
Sur
9) Alca Pica. Lin. Petit Pingouin. Buff.
2) Procelläria, |
/
.
Al
Der Ungewictervogel. Die Kropfgans. 399
auf, und zeigen ſich nicht am Ufer des feſten Landes,
fondern find allen Sturmmwinden und übler Witterung
ausgeſetzt. * —
Der Ungewittervogel (Sturmverfündiger) *)
ft für die Schiffer befonders merkwürdig; denn fobald
ſich in Heerden den Schiffen nähert, fo bedeutet es Sturm, -
‘Er bewohnt alle Theile des Arlantifhen Meeres, hat die
Größe einer Lerche und iſt ſchwarz und weiß, |
Seine Nahrung befteht ang Seeinfekten, und fein
NMeſt macht er auf Sandbänfe und Klippen. Er läuft und
flattert zugleich auf den Wellen, Sein Körper befteht a
‚vielen Fett, und die Einwohner von Ferroe brauchen or
ſtatt einer Lampe, indem fie ihm einen Tacht durch den Le
ziehen und andrennen. Die Flamme wird denn dutch das
allmaͤhlig einziehende Fett unterhalten. FR
Die dreyßigfte Gattung.
Der Pelikan ).
Unter diefer Gattung giebt es verfchiedene Vögel,
die eine ſackfoͤrmige Haut am Unterfierer hängen ha=
ben. Sonſt haben fie alle 32 Arten einen geraden,
mit krummer Spige und einem nagelförmigen Anfaße
verfehenen Schnabel; Naſenloͤcher, die ſich mit ei»
nem kaum bemerfbaren Ritze öffnen; ein faft unbefie⸗
dertes Geficht, und Schwimmfüße, an denen alle
vier Zehen mit einander verbunden find. Hierher gen
höre vorzüglih —8
1. die Kropfgans (Pelikan, Beutelgans) °),
Diefer Vogel, der fait noch einmal fo dick al ein Schwan,
und der größte Schwimmvogel ift, erſtreckt fich über die mei⸗
ften Gegenden der heifeften und gemäfigten Zonen. In
Deutfhland fieht man ihn in Menagerien oder bey Thiers
führern;
' ®) Procellaria pelagica. Lin. Petrel ou Oifeau du
tempete. Buff b) Pelecanus.
ce) Pelecanus Onocratalus. Lin, Le Pelican, Buff.
vo
führern; doch trifft man ihn auch, wiewohl felten, an der
Donau an. Auch in Ihhringen ift einer gefchoffen worden.
In Kleinaſien ift er in unglaublicher Menge. —
Der Schnabel dieſes Vogels iſt 15 Zoll lang,
‚on der Wurzel ſchmal, in der Mitte erweitert, nad)
ber mit, einem Haaken verfehenen Spiße zu wieder
ſchmal, und ſcheint oben aus lauter langen Leiſten zu⸗
ſammen geſetzt, unten aber. erweitert fich zwifchen
‚ben zwey biegfamen Kinnladenknochen ein häufiger
Sad, der, werner ausgedebntift, einen Menfchenfopf
fien Fann. Das ganze Gefieder, außer den großen
warzen Schwung: und aſchgrauen Schulterfedern iſt
nach dem Maufern blaß fleifhfarben im Sommer aber
weiß. Am Hinterkopf ift ein angelegter Buſch zar⸗
ger Federn; der Kopf iſt um die Augen und an den
Seiten herum kahl; die Federn find am Halfe wollig.
Idhr großer Kropf dient ihnen theils die Fifche, welche
Ihre Nahrung ausmachen, zu fangen, theils ſie darin auf
gubewahren. In denfelben tragen fie aud) ihren Jungen ihr
Sutter bey, und dieſe freſſen dann die Fiſche aus denfelben,
wie aus einer Schäffel. Da es hierbey nicht ohne Blutver⸗
gießen abgehen mag, fo ift die Fabel entitanden, daß die Als
. sen die Bruſt aufrifier und die Zungen mit ihrem Blute
traͤnkten. Ihre drey Bis fünf große weiße Eyer legen fie
weit ind Land hinein, enriveder auf bie platte Erde, oder in
eine ausgefchatrte Höhlung. — Man benutzt von der Kropft
gans vieles. Das Fleiſch wird gegeſſen; ihre aut mit
den Federn als Pelzwerk getragen; der KRropf zu allerhand
Beuteln benuzt; die Dunen find den Gaͤuſedunen aͤhnlich.
n Oſtindien macht man fie auch zahm und richtet fie zum
Fiſchfang ab. Sie [lagen nämlich mit den Flügeln in das
Waſſer, und jagen die Fiſche in einen Bufen, alsdann fülr
len fie ihre Kröpfe, Laffen fich diefelben ausleeren, und ſchwim⸗
men wieder auf neue Bente aus, Eden dieß hat man in ei:
nigen Deusfhen Menagerien nachgemacht, und für bewährt
gefunden, nar ift nöthig, ihnen einen King um den Hals zu ı
Jegen, um das Verſchlucken der Fiſche zu verhindern,
2 | 2 Der.
- Kormoran. Wafferrabe 401
2, Der Rormoran 9),
der über alle Theile der nördlichen Halbkugel verbreiter tft,
Hat ohngefähr die Große einer Gans. Sein Schnabel
ift ſchmal, an der Spige haafenförmig; unter dem
Kinn ein Eleiner ſich erweiternder Sad; Kopf und
Hals find rußſchwarz, zuweilen weiß geſtreift; der
Leib oben tiefgruͤn, mit ſchwarzem blauglaͤn⸗
zenden Rand; der Unterleib ſchwarz; an ven
Schenfeln des Männchens ein weißer Buſch; der
abgerundete Schwanz hat 14 Federn.
Er macht befonders Jagd auf die Heeringe, wenn fie
nach den Buchten gehen, wo er alsdann beftändig auf den
ins Waffer gefallenen Stämmen figt und fifht, Die noͤrd⸗
lichen Völker, die ihn in Menge fangen und mit Pfeiler
j ſchießen, nußen fein Fleiſch, feine Jaus und Blaſe.
3. Der Waſſerrabe (die Seekraͤhe) *)
haͤlt ſich an dem Europaiſchen Strande auf, und hat ohn⸗
gefahr die Größe einer Hau?ente. Der Kopf und Haͤls
ſind ſchwarz, grün und wie Seide glänzend; der
übrige Oberleib von eben der Farbe, purpurröche
lich eingefaßt; der Bauch dunkelbraun, in der
Mitte aſchgrau; der Schwanz befteht aus zwoͤlf
dunkelbraunen grünlichalängenden Federn.
Er ſchwimmt mit erhabenem Halſe in der See, taucht
dabey faſt den ganzen Körper unter, und iſt ſchwer zu ſchie⸗
Gen, weil er bey der Zündung des Pulvers bligfchnell füch uns
ter dad Waffer verbirgt; hingegen auf dem Lande iſt er defto
Weniger ſcheu und läßt nahe an fi fommen. Er baut fein
Neſt auf Bäume, naͤhrt ſich bloß von Fifchen, und kann
gezaͤhmt und zum Fiſchfang abgerichtet werden.
Ei ie Die
d) Pelecanus Carbo. Lin. Le Cormoran. Buff.
e) Pelecanus Graculus. Lin. Le petit Cormoran ou
Nigaud. Buff, | 2,0% —
Dechſteins kurzgef %. G. J. Bb. Er
‚202 Das dumme Taucherhuhn.
Die ein und dreyßigſte Gattung.
aa a
Hiervon giebt es in Deutfchland viele Arten. Der
Schnabel ift grade, ungezähnt, pfriemenförmig, an
den Seiten gedrückt "und. fharf zugefpigt. "Der
Schlund iſt gezaͤhnt. Die Nafenlöcher find ſchmal
faſt an, der Wurzel des Schnabels. Die Fuͤße lies
"gen am Ende des Körpers, haben flache Schentel,
und die Zehen find an einigen mit einer Schwimm- _
baut, bey andern mit breiten, ganzen Lappen verbun-
ben, und mit breiten Klauen verfehen. Der ——
mangelt den mehreſten. Dieſe Voͤgel, deren Fuͤß
hinter dem Gleichgewichtspunkte des Körpers ſtehen,
koͤnnen faſt gar nicht auf dem Sande geben, aber defto
gefchickter ſchwimmen und untertauchen. Sie rudern
anze Strecken unter dem Waſſer weg, ehe fie wieder
in die Höhe ſteigen. Man made in, Rickficht der
Fuͤße drey Samilien, die 28 befannte Arten. untee
fi) begreifen, > \
24 Erſte Familie: Mit dreyzehigen, mit einer
. Schwimbaut verbundenen Fuͤßen: Taͤucherhuͤhner.
Der befanntefte Vogel hiervon iftt N;
1. Das dumme Taͤucherhuhn (dev Summer, - ı
⸗ — D
Es hat die Groͤße einer mittelmaͤßigen Ente, wohnt
im Sommer in den noͤrdlichen Meeren, geht aber im Herbſte
nach Suͤden, und wird alsdann auch in Deutſchland, als ein
dummer Vogel, leicht geſchoſſen. Der ganze Oberleib
iſt tief maͤuſegrau, die hintern Schwungfedern
Ya IE TO RR i ’ 4
nie
N Colymbus
g: Colymbus Troile, Lin, Guillemot. Buff. $
Der große Haubentaucher. 403
mit weißen Spitzen; die Bruft und der Bauch
find reinweiß. Die Federn find dunenartig, und koͤn⸗
nen ſehr gut zum Ausſtopfen der Betten gebraucht werden.
Zweyte Familie: mit vier durch eine Schwimm⸗
haut verbundenen Zehen: Eigentliche Taucher.
2. Der ſchwarzkehlige Taucher (Polarente) #)
bewohne eigentlich die nördliche und nördlichfte alte und
neue Welt, koͤmmt aber auf feinen Wanderungen im Herbſt,
Hinter und Fruͤhjahr auch nach Deutſchland. Er ift ohn⸗
gefähe 2 Fuß lang. Kopf und Hals jind grau, die
Kehle violetſchwarz, und der ſchwarze Rüden
mit — weißen Flecken beſetzt. Seine
Nahrung beſteht eigentlich aus Fiſchen, doch findet man
in Thuͤringen auch Waſſerkaͤfer und Waſſergraͤſer in feinem
Magen. Die Norweger halten es fuͤr ein ſicheres Zeichen
der Ankunft der Heeringe, wenn er ſich in den Meerbuſen
ſehen laͤßt. Die noͤrdlichen Voͤlker wiſſen ihn gar gut zu
nutzen. Das Fleiſch iſt ihnen eine Delikateſſe; die Eyer wer⸗
den gefammelt, und beſonders werben bie zaͤute gahr gemacht,
und zu Verbrämungen und Kleidungäftügfen verarbeitet.
Dritte Samilie: Taucher die vier lappige Füße
und feinen Schwanz haben: Steiffüße.
3. Der große Haubentaucher (Schlaghahn,
| Greve) ?)
iſt in Deutfchland auf allen Seen bekannt. Sonft bewohnt
er das nördliche Europa und Alien bis Island hinauf.
Er hat die Größe einer Ente, und macht mit
feinem Kopfpug eine ganz eigene Figur, Der Ober
kopf ift fchwärzlich, an den Seiten und an der Kehle
fahl; die Wangen und Kehle nad) dem Hinterkopfe
"mit einem fangen berabhängenden glänzend heilbraus
nem Kragen umgeben; auf dem Kopfe ein großer
Ce 2 dunkel⸗
Colymbus arctieus. Lin, Le Lumwe ou petit
" Plongeon de mer de Nord. Buff.
'5) Colymbus eridtatus, Lin, Grebe huppe, Buff,
. Der graukehüige Haubentaucher. u
dunfelbranner in zwey Theile getheilter Feder⸗
buſch, der aufgerichtet und niedergelegt werden kann;
der Oberleib dunkelbraun; "der Unterleib aber gläns
zend ſilberweiß. N er
Es iſt ein Außerfi fchener Vogel, an den fich der Jäger
nur felten fehleihen kann. Er halt ſich immer, in Seen in
der Nähe des: Schilfs auf, begiebt fich aber, fobald er einer
Menfchen ‚erblickt, fo weit aufs Wafler, daß er mit der
Flinte fchlechterdings unerreichbar iſt. Ins Schilf baut er
auch fein Neſt, das die Rabenkraͤhen, ſo oft er von denſel⸗
ben auffieht, zu plündern trachten, und weswegen oft luſti⸗
ge Kämpfe zwiſchen dem Weibthen und Krähen entftehen.
Seine Nahrung befteht aus Eleinen Fiſchen, Inſekten und
MWafferkräntern. — Aus der Bauchhaut, deren Federn
eine fehr fehöne perlfarbige und prächtig filberglänzende Fate
be haben, weich und dabey doc) dicht, feſt und flark find,
werden fehr Eoftbare Damenmüffe gemacht, Müsen, Beſez⸗
zung der Kleider und andere zum Damenpuße gehörige Dinge,
Ein Muff, von einem guten Meifter gemacht, Eofter 25 Rehles
4. Der. graukehlige Saubentauher )
iſt nur ein wenig Pleiner, ‚als der vorhergehende, auf dert
Zeichen und Seenin Deutfchland bekannt, ob gleich vor kurs
zen erſt feine‘ Befchreibung in die Bücher gekommen tft.
Es iſt ein fehöner Vogel. Leber den Ohren hängt
auf beyden Seiten ein abgeſtutzter ſchwarzer Buͤ⸗
Kan Federn herab; die Kehle ift. afchgrau; der _
Oberleib iſt ſchwarz; ver Unterleib bis zur halben
Bruft glänzend braunrotb, übrigens filberweiß. Er
taucht und ſchwimmt ungemein gut, naͤhrt fid) von Waſſer⸗
inſekten und Waſſerkraͤutern. Der Balg kann, wie am
vorhergehenden Taucher, benutzt werden.
5. Der Öbrentaucher ’) |
bewohnt die Seen von dem nördlichen Europa, und ift in
Deutſchland nicht ſelten. Er ift ohngefaͤhr ı Fuß lang.
ii | | Hinter
k) Colymbus fuberiftatus. Lin. 4 FR
2) Colymbusauritus. Lin, Petit Grebe huppe. Buff,
Erztaucher. Kleiner Taucher. 405
Pe jedem Auge befindet fichein Se, roſt⸗
arbiger Federn. Der Obertheil des Koͤrpers
iſt dunkelbraun; die hintern Schwungfedern und die
ganze untere Seite weiß. — Er macht ſich zwiſchen
Schilf und Gebuͤſch, von allerhand Waſſergraͤſern, die er zu⸗
ſammentreibt, ein ſchwimmendes Neſt. Auch von dieſem
wird die Bruſthaut zu einem vortrefflichen Pelzwerk (Greve)
gegerbt.
6. Der Erztaucher ”)
iſt vorzüglich wegen feines geſchwinden und langen Unter
tauchens merkwürdig. Er iſt ein Fuß 4 Zoll long und
ſelten. Oben ift er fchwarz, unten weiß, und zwi⸗
Tchendem Schnabel und den Augen bar er einen
ſchwarzen Strich. Seine Bruſthaut wird ebenfalls
als Pelzwerk verarbeitet. | f
027. Der Eleine Taucher ”) *
iſt in Deutſchland auf Teichen einer der allergewoͤhnlichſte.
Er hat kaum die Groͤße einer Taube. Der Kopf,
übrige Oberleib, die Deckfedern der Fluͤgel und
die Sruft find ſchwarz ind Graue ſchimmernd;
Die Wangen undKeble hoch rothbraun; der Bauch
ſchmutzig efhgrau. Das Weibchen ift oben dunkel⸗
braun, und unten afchgrau. *
Dieſer taucht, meiner Erfahrung nach, noch beſſer als
der vorhergehende. In diefem Augenblicke bemerkt man
ihn auf der einen Seite eines Teiches, und in dem andeun
fteckt er feinen Kopf und ſchlanken Hals auf der entgegenges
festen heraus, und ift auch in dem namlichen Augenblicke
blisfchnell wieder unter dem Wafler, wenn er aufs neue jes
manden erblickt. — Manfindet nichts in feinem Magen als
Waſſerinſekten, Graf und kleine weiße Kiefeichen. — Auch
er macht, wie der Erztaucher, ein fehwimmendes Yieft-
Dieß ift ein großer Klumpen Wafferflachs und andere Wafı
Er 3 fer:
) Colymbus Urinator. Lin. Grebe. Buff.. °
») Colymbus minor. Lin, - Grebe de riviere ou Ca-
flagneux, Buff,
”
ſerkraͤuter, den beybe Gatten zufammentreißen und in’ die
Hoͤhe woͤlben, und an einer Seite an einen Zweig, ber ins
Waſſer hängt, oder an Schilfbefeftigen. Oben ifteine klei⸗
ne Vertiefung, in welcher die vier bis fünf gelblichen Eyer
Yiegen, und mit Waffer umgeben find, das von der Brütes
wärme beftändig lau iſt. Sobald das Weibchen währendihr
rem dreywächentlichen Brüten einen Menfchen in der Nähe
bemerkt, fo tupft es mit der größten Gefchwindigfeit bie Mas
terialien feines Neftes an den Seiten in die Höhe, und bes
deckt die Eyer damit, um fie unfichtbar zu machen. Ein
Unerfahrner wird daher felten ein folhes Neft entdecken,
weil ex es für einen Klumpen Wafferkräuter hält, die der
Wind zufammengetrieben hat. — Man kann das Fleiſch
eſſen, es muß aber von der Haut entblößt ſeyn, fonft ſchmeckt
ws thranig. Die Federn find vortreffliche Dunen.
Diie zwey und dreyßigſte Gattung.
Mi Die Meve ).
Es giebt 20 Arten Meven, wovon ihrer auch viele
auf ihren Wanderungen unſer Deutſchland beſuchen.
Sm Sommer bewohnen ſie die Kuͤſten der nördlichen
Meere. Sie haben folgende Kennzeichen. Der
Schnabel ift ungezähne, grade, mefferförmig, an der
Spitze etwas haafenförmig, und, die untere Kinnlade
Bat hinter der Spige eine Hervorragung. Die Na⸗
fenlöcher find ſchmal, vorwärts breiter und liegen in
der Mitte des Schnabels. Wermöge ihres leich-
en Körpers und ihrer großen Flügel ſchweben fie
mehr über dem Waffer, um Fleine Fifche und Inſe—
eten zu erlauern, als daß fie ſchwimmen. Sie ſchreyen
laut, fliegen haufenweife, und brechen, wenn fie gejagt
oder verfolgt werden, ihre genommene Speife wieder
von fih, Folgende find vorzüglich bemerfensmwertb.
1. Der
0) Larus,
Struntzager. Wintermeve· ¶ 407
x. Der Strunträger ?) | RR
welcher feinen Deutſchen Namen von den Hollaͤndiſchen
Strontjegger (Kothjaͤger) hat, mweilman fonft faͤlſchlich glaubs
te, daß ex die Vögel fo lange jage, bis fie ihren Koth falle
tieen, und diefen fraͤße. Er iſt größer als eine Tau⸗
be, faft 2 Fuß lang und koͤmmt felten an.die Deuts
fon Seekuͤſten. Der Scheitel ift ſchwarz, der Kıife
fen, die Flügel und der Schwanz, der in der Mitte
sven lange hervorſtehende Federn hat, dunkel⸗
braun; das übrige iſt weiß, außer. einem afchgraulia
chen Bande, das über die Bruſt läuft.
Seine Nahrungmittel, die gewoͤhnlich Fiſche find,
muͤſſen ihm andere Voͤgel fangen. Dieſe jagt er naͤmlich ſo
lange, bis ſie ihre Beute fallen laſſen, oder aus Furcht wie⸗
der ausſpeyen; er faͤngt alsdann dieſen abgejagten Raub auf,
ehe er das Waſſer erreicht. Er kann nichts aus der See
haſchen, außer im Nothfall dad, was über dem Waſſer
fhwimmt, indem er nie untertaucht, fondern wur bis an die
Flügel ins Waſſer hineinſchießt. Hierqn hindern ihn ſeine
Leichtigkeit, die Groͤße ſeiner Fluͤgel und Schwanzfedern und
die viele darin enthaltene Luft. Der vorzügliche Gegens
and feiner Verfolgung find feine Gattungsperwandten und
die Meerſchwalben; daher diefelben auch, wenn fie ihn er?
‚ Blicken, ein 4* Geſchrey erheben. In der Noth greift
er auch junge Laͤmmer an, und fchlägt fie todt, deswegen
wird. er. auf der weſtlichen Seite von Island als ein ſchaͤd⸗
licher Vogel mit Recht verfolgt. ———
2. Die Wintermeve ?) R
Fömme theils im Herbſte und Winter aus Norden nach
Dentfchland, theils lebt fie auch auf Fluͤſſen und Landſeen
dafelöft den Sommer über. Sie hat die Größe einer
Taube, ift auf dem Rücken ſchoͤn afchgrau, am Kopfe,
4 Ce 44 Bauche,
?) Larus Peraſitieus. Lin. Le Labbe ou Stercorai-
re ä longue queue. Buff. |
D Larus tridadtylus, Lin, La Mouette cendıee ta-
chetée. Buff.
[4
408 Gemeine Meve. Schwatʒtdyfige Lachmeve.
Bauche, Fluͤgeln und Schwanz aber weiß. Da fie
nur drey Zehen hat, fo iſt ſie kenntlich genug. —
Sie laͤßt fi zähmen, lebt dann auf dem Trodenen eben fo
gern, als auf dem Waffer, und nimmt mit Brod und an -
dern Speifen vorlich.
3. Die gemeine eve ”)
hat den Namen in der That, denn man trifft fie, wo nicht
das ganze Jahr, doch von der Mitte des Augufis auf allen
großen Teihen in Deutſchland an. Sie iſt etwas Fleiner
als bie vorhergehende, weiß, der Rüden lichtgrau
und die Schwanzſpitze ſchwaͤrzlich. Es ift ein dummer
Vogel, der den Jaͤger leicht an fich kommen läßt, fliegt ſehr
geſchwind und fchön, ſchwebt fo lange Aber dem Waſſer herum,
bis er Hunger hat, alsdanır läßt er fi auf derjenigen Stelle
nieder, wo er viele Inſekten und Inſektenlarven verfpärt.
Er geht aud) des Morgens auf die Wiefen und fucht Regen;
wuͤrmer. Die edern find weich und gut zu Ausſtopfung
der Betten. | Au {
4. Die Mantelmeve (Seemeve) °) N
ift etwas größer als die Bifamente. Einer flachen Inſel
tn Holland, die an die Inſel Texel ftößt, two diefe Meven
in großen Schaaren wohnen, und ihre Eyer, von welchen
man großen Vortheil zieht, daſelbſt legen, haben fie den
Namen Eyeriand verfhafft. Sie ift weiß mit ſchwar⸗
zem Ruͤcken. * |
| ‚5. Die Heeringsmene ?) Ä a
ift weiß mit graubraunem Rüden, und bat die
Größe einer Hausente. In Norden wird ihr Fleiſch und
ihre Eyer gegeſſen, und die Haͤute braucht man zu Kleidern.
6. Die ſchwarzkoͤpfige Lachmeve)
iſt 17 Zoll lang, bat einen blutrothen Schnabel und
der»
r) Larus cantıs, Lin. Grande Mouette cendr&e. Buff.
s) Larus marinus. Lin. Le Goeland noir. Buff.
2) Larus fuscus. Lin. Goéland à manteau grisbrun
ou le Burgmeftre, Buff.
%) Larusridibundus. Lin. Mouette rieufe. Buff.
%
u
Kaspifche und gemeine Meerſchwalbe. 409
dergleichen Fuͤße, einen ſchwarzen Kopf und Keh⸗
le, weißen Hals, Bauch und Schwanz, und aſch⸗
grauen Rüden und Flügel. Sie ift in Deutfchland auf
den Flüffen und Seen nicht unbekannt, bemohnt aber eigent⸗
lich den Norden der Erde. Ihr Sefchrey ifi dem heifern
Lachen Ähnlich, womit fie fi immer einander unterhalten.
Die drey und dreykigfte Gattung.
| Die Meerfchwalbe 9.
Dar Schnabel ift ungezähnt, pfriemenförmig, ziem«
lich grade, etwas zufammengedrudt, fcharf und fpize
zig. Die Nafenlöcher find ſchmal und liegeman der
Wurzel deſſelben. Die Wögel diefer Gattung haben
daher ibren Namen, weilfie, wiedie Schwalben, fehe
lange Schwungfedern und viele aud) einen getheil«
gen —— haben. Man kennt 26 Arten.
1. Die Kaspiſche Meerſchwalbe »),
welche die Groͤße einer Ente hat, iſt vom Kaspiſchen Meere,
wo ſie zuerſt entdeckt wurde, benennt worden. Man trifft
ſie aber auch auf den Inſeln der Oſtſee und auch in Thuͤrin⸗
gen auf den Seen und Teichen an. Der abelfoͤrmige
Schwanz iſt kurz und weiß; der Schnabel ſchar⸗
lachroth; der Scheitel und die Füße ſchwarz.
Diefer Vogel warnt die Übrigen, die in feiner Mache
barſchafft wohnen, mit ihrem brütenden Weibchen vor der
Sefahr des Jägers, und der nahe fommenden Menſchen,
indem er ein ängftliches Gefchrey von fi) giebt. Er heißt
auch defhalb die Wimmermeve. |
2. Die gemeine Meerſchwalbe *),
welche in Deutfchland allenthalben auf Flüffen, Teichen und
Seen angetroffen wird, hat obngefähr die Groͤße einer
Taube, ift auf dem eg fhwarz, oben auf dem
c
Leibe
v) Sterna. w) Sterna Cafpia. Lin.
x) Sterna Hirundo, Lin, La grande Hirondelie de
mer. Buff, i
L)
=>
410 . Die ſchwarze Meerſchwalbe. —
Leibe aſchgrau weiß, unten ſchneeweiß und hat rothe
Füße und Schriabel. Der Schwanz ift ſchecren
förmig und die zwey äußern Federn find halb
weiß und halb ſchwarz.
Da ihre Füße Hein, hingegen die Fluͤgel deſto länger
find, fo fliegt fie, wie alle ihre Sattungsverwandten, mehr
eis fie ſchwimmt und fist. Ihre Nahrung find Fiſche und
Inſekten. Wenn fie hungrig ift, ſchwebt fie immer bogen;
förmig über dem Waſſer hin, fällt bey Entdeckung eines Fir
ſches wie ein Pfeil mit angelegten Flügeln herab, und packt
ihn mit ihrem großen Schnabel und weitem Maule. Ihr
ſpitziger langer Schnabel und cylinderrunder Körper macht
fie zu. diefem Fange befonders gefhict, und fie nimmt ſich
dabey fehr in Acht, daß fie nur in tiefe und nicht in feichte
Waſſer ſtoͤßt, damit fie fihden Schnabel und Kopf nicht zerr
drehe. Fleiſch und Eyer find ſchmackhaft und werden gegefien.
3. Die ſchwarze Meerſchwalbe ”) (Klein ·
meochen)
iſt die kleinſte Art, und in manchen Gegenden Deutfchlands:
3. B. in Thüringen fehr befannt. An Größe gleicht fie
einer Schwarzdroſſel. Sie ift ſchwarz, der Ruͤk⸗
ken aſchgrau, der Schnabel — und die Beine
ſchmutzigroth. al
She Neſt macht fe ins Rohr; die Rabenkraͤhen fliee,
gen daher uͤber demſelben herum, ſuchen es auf und rauben
die Eyer und Junge. Es entſteht aͤsdann ein großer Lärm,
venn ſich ein ſolcher Feind naͤhert. Ihr — iſt eßbar
und ohne allen Thrangeſchmack.
— — —
Alle Pete fo wie auch alle Me⸗
ven, ſind Zugvoͤgel, da ſie da, wo Froſt — kei⸗
ne Nahrung finyet fönnen. |
Das
“) Sterna fiffipes. Lin, Hirondelle de mer noir ou
—— Buff,
‚Die Sumpfvögd. 418
Das ſiebenzehnte Kapitel,
1V. Or dnung.
| Die Sumpfodgel”).
Si heißen auch Stelzenläufer, weil fie wegen ib.
ver bogen Beine gleihfem auf Stelzen durch die
Simpfe und Moräfte, in welchen fie (mehrentbeils)
ſich aufhalten, ihre Nahrung fuchen und niften, zu
woaden pflegen. Der Schnabel ift wylinder = oder
föcherförmig, ftumpf, bey einigen lang, bey andern
kurzz doch kommen diefe Vögel mehr im Anſehen
überhaupt und in der Lebensart, als in ber Bil»
dung des Schnabels überein. Die Zunge ift fleiſchig
und ungefpalten. Die Schenkel find allemal am
untern Theile über den Knieen mehr oder mente
er unbefiedert. Die Füße find meift mit vier Ze⸗
en verfeben, deren drey allemal vorwaͤrts und eine
nad} hinten Liegt, die bald gefpalten, bald mit einer
halben, zuweilen auch mit einer ganzen Schwimmhaut
verbunden find; einige haben auch nur drey Vorder»
zehen. Amphibien, Inſecten, Gewuͤrme und! Waffers
pflanzen machen ihre Nahrung aus. Die jungen
find wollig, und laufen faft immer, fo bald fie aus der
Eyern gefchlüpfe find, mit der Mutter, die fie unter
ihre Flügel ſammlet, davon. Da diefe fie lange bey
fih behalten muß, fo bruͤtet fie aud) gewöhnlih nur
einmal des Jahrs. Es find bis jetzt zwey und
zwanzig Battungen und dreyhundert vier. und
dreyßig Arten bekannt, wovon wir folgende bemerken.
RR Die
%) Grallae.
412 Der rothe Flamant.
Die vier und dreyßigſte Gattung.
| Der Flamant ). |
| For Schnabel ift nackt, winflich gekruͤmmt und in⸗
nerlich gezähnelt, Die Nafenlöchee find (hmal,
Die Schmwinmfüßevierzebig. Es giebt nur 2 Arten,
Der rothe Flamant (Flaminger, Flamingo,
Flammenreiher))
wohnt i in Afrika, Amerika, ſeltner an den Europuͤiſchen Kuͤ⸗
ſten des mittlaͤndiſchen Meeres. Durch ihn werden die
Weaſſervoͤgel ganz natürlich mit den Sumpfvoͤgeln verbunden;
doch wird er wegen ſeiner langen Füße, durch welche er, und
durch feinen langen Hals, eine Höhe von 4 Fuß und druͤber
erreicht, ob er gleich nur von der Groͤße einer Gans und 3
Pfund ſchwer iſt noch zu den Sumpfvoͤgeln gezaͤhlht.
Es iſt ein ſonderbar geſtalteter Vogel. Der
Oberſchnabel iſt an der Wurzel ſehr dick, wird allmaͤh⸗
lig ſchmaͤler, gegen die Spitze platt und iſt uͤberdem
gegen die Mitte der Laͤnge nad) gekrümmt, der Unter⸗
fiefer noch dicker und breiter, am Rande aber fo zu—
ſammengedruͤckt, daß der obere ordentlich drauf ſchließt.
Beyde Kiefern find fügenförmig gezähnt, blaßroth,
die Füße roͤthlich, die Zehen und das Fußblatt klein.
Seine Farben aͤndern ſich mit dem Alter. Im erſten
ahre iſt er grau, im zweyten roͤthlichgrau, im dritten
ſcharlachroth, die Schwungfedern ſtets ſchwarz.
Er näher ſich von Inſekten, Muſcheln und andern Ges
wuͤrmen. Wenn er freffen will, ‘fo drehet er feinen Hals
dergeftalt, daß der obere Theil des Schnabels aufden Bak⸗
£en zu liegen koͤmmt, und verſchluckt feine Speife in beſtaͤn⸗
diger Bewegung des Kopfs und der Füße und mit Mühe.
Der gezähnelte Schnabel dient ihm, wie den Öänfen und
‘ Enten, ſtatt eines Siebes, um den Schlamm von feinen
Speifen-
4) Phoenicopterus.
b) Phoenicopterus ruber, Lin, Flamant. "Buff.
-
0 Dep weiße Söffelriber.
- Speifen abzuſondern. Er nifter im feichten Waſſer auf Fels
ſen oder aufgehäufter Erde und Schlamm, welche Dinge er
fo anhäuft, daß fie wie eine Kugel ſpitzig zulaufen, und ober
über dem Waffer ein Eleines Loc) laſſen, in welchen niemals -
mehr als 2 Eyer liegen. Diefe brütet er. wie auf einem’
Stuhle fisend aus, fo daß feine langen Beine auf benden
Seiten herabhängen und auf dem Boden vuhen. Bein
Fleiſch Toll wie Nebhühnerfeifch ſchmecken, und die Zunge
‚wurde von den alten Römern für einen Leckerbiſſen gehalten.
Die-großen Federn brauchen die Sindianer zum Pus, und
die Heinen zu Betten. .
Die „inf und dreyßigſte Gattung.
Der Löffelreiber °).
Der Schnabel ift faft platt, und hat ein erweitertes,
freisrundes, plattes Ende, wodurch er die Geftalt eia
nes Loͤſſels bekoͤmmt. Die Naſenloͤcher find Elein
und an der Wurzel des Schnabels. Die Zunge
Furz und zugefpist. Die Füße haben vier Zehen
und find bis zur Hälfte mit einer Schwimmhaue vera
bunden. Es find 3 Arten befannt, davon wir nur
folgende anführen. (
Der weiße Löffelreiber *) (Söffelgans)
iſt weit verbreitet und wohnt im füdlichen und öftlichen Eus
ropa, in Aften und Afrika, und wird auch zumeilen in Deutſch⸗
land angetroffen. An Groͤße gleicht er dem gemeinen.
Reiher. Der Körper ift weiß, die Fahle Kehle
— und der Hinterkopf hat einen kleinen Fe⸗
erbuſch.
Er naͤhrt ſich von Fiſchen, Schlangen, Froͤſchen, Schaal⸗
thieren, Waſſerinſekten und Pflanzen. Den tauchenden
Voͤgeln ſoll er die Fiſche dadurch abſchrecken und abnehmen,
daß er mit feinem Schnabel klappert. Sein Neſt macht er.
in die Sipfel Hoher Bäume, und brütet vier weiße röchlich
gefleckte
) Platalea.
d) Platalea Leucorodia. Lin, La Spatule, Buff.
\
NT De Horntraͤ traͤger.
gefleckte Eyer aus Das Sleifch, beſonders der Zien—
ht den Geſchmack des Gaͤnſeſleiſches.
Die ſechs nnd. dreyßigſte Gattung.
Der Anhima ).
Ban biefer Vogelgattung giebt es nur 2 ‚Arten, die
beyde in Amerika wohnen. Sie haben einen kegelfoͤr⸗
migen Schnabel, an welchen die obere Kinnlade mit
“einem Frummen Haaken verfehen if. Die Füße find
vierzehig und geſpalten. Bemerkenswerto iſt
Der Horntraͤger⸗ Anhimoy.
Sein Kopf gleicht einem Hühnerfopfe, auf bi
Stirn fteht ein vorwärts gekruͤmmtes, zwey El⸗
len langes, bindfadenftarfes Horn, An jeder Fluͤ⸗
Br ragen zwey Drepedige Sporne hervor.
er Schwanz ift breit, wie bey den Gänfen, und bie
Krallen find lang und ſchwarz. Der Kopf ift weiß
“md ſchwarz gemiſcht, dev Hals an den Seiten ſchwarz;
Unserbals und Bruſt weiß, ſchwarz und aſchgrau ge⸗
miſcht; der Ruͤcken aſchgrau; Fluͤgel und Schwanz
ſchwarz. Das Männchen iſt noch einmal ſo groß als
das Weibchen.
She Neſt machen ſie von Behmn, And kneten darzu eis
nen Haufen wie ein Backofen auf. Beyde Gatten leben in
unzertrennter Geſellſchafft bey einander, und man behanptet
fuͤr gewiß, daß wenn eins von beyden ſtuͤrbe, das andere von
der Stelle, wo das Todte läge, ſi ich niemals wieder entfer⸗
ne. Sie erheben ſich faſt nie von der Erde, daher ſie auch
wie Wildpret gejagt werden. In Braſilien wird ihr Fleiſch
unter die Delikateſſen gezaͤhlt, und ſoll wie ot
ſchmecken.
| Die
e) Palamaden,
f} Palamedca <ornuta. Lin, Ranichy Bull; ,
Nimmerſatt. Sichelſchnabel. Ibis, ars
Die ſieben und dreyßigſte Gattung.
— Der Nimmerſatt 2).
\ Diefe Gattung beftebt aus 21 Arten, wovon mie
nur zwey bemerken, , Ale haben einen langen, pfries
menförmigen und efwas Erummgebogenen Schna⸗
bel, Das Geficht if bis Binter die Augen kahl.
An der Kehle it ein nackter Sad, Die Zunge ift
kurz und breit. Die Nafenlöcher find enförmig,
Die vierzehigen Füße find an dem erften Gelenfe
durch eine Haut verbunden. Diefe Voͤgel haben
viel Aehnlichkeit mie den Schnepfen und den Namen
von ihrer Gefraͤßigkeit. / j
| 1. Der Sichelfehnabel #)
wohnt in Defterreich, Italien und am ſchwarzen und Kaspi⸗
fhen Meere. Er iſt oben golddunfelgrau und fupfer+
farbig, unten braunafchgrau; der Kopf braun, mis
Tänglichen weißen Strichen, der Hals und die Kehle
faftanienbraun, das Geficht ſchwarz, die Flügel
und der Schwanz violet und die Beine blau
Sein Aufenthalt ift in Suͤmpfen. ir
3. Der bis (Nilreiher, Egyptiſche Brach-
ERROR h vogel ? |
dleicht an Größe einem — wohnte ſonſt Häufig
in Egypten, wo er fuͤr die ſandreichen bis nach Lybien
hinreichenden Gegenden, bie mit vielen —** und Seen
durchgraben waren, und viele Vipern und Schlangen ente
hielten, einſehr wohlthätiger Vogel wat, der daher auich fie
göttlich und unfterblich gehalten wurde. Jetzt, da diefe Gegen»
dent wieder waſſerleer find, wird er auch nicht mehr hier ans
getroffen, fordern hat fich wieder nad) dem niedern, heißen
"und mwafferreichen Aethiopien zurückbegeben, « Seite Ger
N Yo ſchichte
) Tantalus.
b) Tantalus Falcinellus. Lin. Coutlis verd, Buff,
i) Tantalus Ibis, Lin, Ibis blanc, Buff.
416 © Reber, Gemeiner Neiher,
ſchichte ift mit vielen -Fabeln werunftaltet, z. B. daß mar
von ihm das Clyſtirſetzen gelernt habe, weil er bey entftam
dener Verſtopfung den ae mit Haller fülle, und
dieß * den After ſpritze.
Man hat ihm bieher auch eine andere Farbe
und Geſtalt gegeben. Seine Backen ſollten roth, der
Schnabel gelb, die Füße grau, die Schwungfedern
ſchwarz und der übrige Leib rörblichweiß ſeyn. Er ſieht
‚ aber vielmehr an Kopf und Rücen braun aus,
bat einen’ weißen Hals, Unter» und Hinterleib
und ſchwarze anzfedern. Der Schnabel
iſt oben grau und unten ſchwarz, und Die ganzen Füße
Baben eine ſchwarze Farbe.
Seine Wahrung befteht aus Amphibien. | ‘
Die acht und dreyßigſte Gattung.
Der Reiher ).
Eine ſehr weitlaͤufige, aus 78 Arten beſtehende, Gat-
tung. Sie haben alle hohe Beine, doch nicht ſo hoch,
als die Stoͤrche und Kraniche. Die Naͤgel ſind
lang und ſpitzig, und die mittlere — iſt am
innern Rande gezähnelt, Der Schnabel ift lang,
dünn, häufig und flach, und die länglichen, halb be-
deckten Naſenloͤcher liegen in einer bis zur Spige
gehenden Furche. |
1. Der gemeine Reiber (graue Reiher) J
iſt in Europa allenthalben an den Ufern der Seen, Teiche
und Flſſe zu Hauſe. Er iſt etwas kleiner als ein
Storch, hat im Nacken einen drey Zoll langen ſchwaͤrz⸗
lichen Federbufch, einen bläulichen Rücken, weißen
BEN und auf ber Bruſt — ſchwarze
Federn.
k) Ardea.
4) Ardea cinerea. Lin, Heron commun. Buff.
Die
' Der Nachtreiher. 417
Die Wahrung diefer Vögel beſteht in Fiſchen, vor⸗
zuͤglich in junger Karpfenbrut. Sie gehen zu dieſem Fang.
bis über die Kniee ins Waſſer, und haben immer Fifche ges
nug um ſich. Die Jäger und Fifcher fagen daher, die Fis
fche vöchen die Neiherbeine, und tämen, um diefen angenehs
men Geruch recht zu genießen, herbey gefchwommen. So
unwahrſcheinlich die ift, fo muß doch wirklich ein Köder da
fenn, der die Fifche zu ihrem Untergange herbeyloct ; denn
die Reiher bleiben entweder ganz ſtille ſtehn und fifchen, oder
fehreiten nur fehr langfam fort, und haben immer Raub in
Ueberfluß um ſich. Wahrſcheinlich gehen die Fifchenach ihr
sen Erfrementen, bie fie, wie die Erfahrung lehrt, gern
verſchlucken. Sie niften auf hohen Bäumen, legen in ein
roßes Neifig: und Schilfneft drey big vier grünlichblaue
yer, und füttern die Jungen mit Kleinen Fifchen, die fie
ihnen in ihrem Schlunde, der fich unter dem Kinn im einem
weiten Sack ausdehnt, beytragen. — Aus ihrer Nahrung
ergiebt ſich, daß fie für die Fiſchteiche fehr ſchaͤdliche Dögel
nd, es wird ihnen alfo auch von dem Jaͤger ſehr nachges
pe Sie find befanntlih auch ein Begenjtand der Jagd⸗
uftbarfeiten, und werden von abgerichteten Falken aus
der Luft geſtoßen. — Das Fleiſch der Jungen iſt eine ans
genehme Speife, und die Federn, befonders die Brults und
Kopffedern werden vom Federſchmuͤcker verfchiedentich
ve — |
. 2» Der Nachtreiher (Dvaafreiher, Schild
— bey—
welcher ſich im ſuͤdlichen Europa und im gemäßigten Aſien
aufhält, iſt nicht großer als eine Nebelkraͤhe. |
Der Federbuſch am Hinterkopf befteht aus
drey horigontaliegenden langen weißen Federn,
der Rücken ift ſchwarzgruͤn, der Band) gelblich.
Er wohnte in Suͤmpfen und Moräften, und ift auch
in Deutfihland nicht felten. Des Nachts erfüllt er die Luft
durch ein grobes und unangenehmes Geſchrey, das dem Tone
nicht
m) Ardea Nycticorax. Lin. Bihoreau, Buff, y
Bechſteins kurzgef. N. ©. 1.36. Dd
1 DE Rohrdommel.
nicht unähnlichift, wenn fich jemand zum Brechen anftrenat,
und Ruaf! Elinat. Wenn er fich oft hören läßt, fo Fürs
digt er trockene und ſchoͤne Witterung an. Im der Türkey
soerden die drey Straußfedern zum Puß gebraucht, und
fehr theuer bezahlt, im Deutfchland aber zieht man gar feir
nen Nusen von ihnen, und es ift daher inmanchen Gegen⸗
den das Sprüchwort üblich: Du biſt ein böfer Focke, von
dem nichts mebr als drey gute Federn fommen. Er
ift übrigens nicht der Nycticorax der Alten, denn dieß war
ein Kaubvogel and wahrfheintich eine Art Eule. ;
4. Der Rohrdommel (Waſſerochs, Sprump,
Moosreiber) ”)
hat die Größe einer Henne, und wohnt in —— An
und Amerika. In Deutfchland findet man ihn ——
ben an Seen, Teichen und Fluͤſſen, die vieles Sch ilfgraß
haben, einzeln. Er macht ſich durch ſeinen dicken, auf⸗
geſchwollenen Federhals, ſeinen blaßroͤthlichen und
in die Queere — efleckten Ruͤcken, und durch
den hellern länglich draungefleckten Bauch kennt⸗
lich genug.
Merkwuͤrdig iſt ſein Geſchrey das er zur Paarunga⸗
zeit und bey Veraͤnderung des Wetters oft ganze Naͤchte durch
hoͤren läßt. Es klingt dumpf und ſtark J — prumk, Zu,
hu! man vernimmt es eine halbe Meile weit, und es hat
ſchon manchen Wanderer Schrecken eingejagt Er ſteckt aber
den Schnabel dabey nicht ins Waſſer oder in den Moraſt,
fie man gewöhnlich glaubt. Er frißt Fiſche, Fröfche, Mus
Heli, Waffermäufe, Wafferinfetten, füst dabey beftändig
m Sampfe oder Waffer mit eingezogenem Halſe, und fchießt
ihn blitzſchnell. wie aus einer Scheide, nach dem Thiere, das
ihm in die Nähe kommt. Sein Yeft baut er nicht, wie
2
der gemeine und Nachtreiher, auf Baͤume, ſondern ins Schilf
und Rohr. — Man kann ſein Fleiſch eſſen, und ihn auch
in Gärten gezaͤhmt zum Wegfangen der Amphibien und In⸗
fetten halten. - Kleine Kinder aber dürfen in folhen Gaͤrten
nicht allein herum geben, weil er äußerft böfe iſt, und ww -
der
») Ardea ftellaris. Lin, .Butor. Buff,
Rleiner Rohrdommel. Weißer Storch. 419
ber geringſten Reizung ihnen mit feinem ſcharfen Schnabel
nach dem Gefichte hacken würde.
5. Der Eleine Robrdommel ®)
iſt in Europa, Aſien und Amerika ſehr weit verbreitet, und
koͤmmt auch in Deutſchland allenthalben vor.
Er hat ohngefaͤhr die Groͤße des gruͤnfuͤßigen
Meerhuhns, einen glatten Kopf, gelbliche Zuͤgel,
iſt oben braun, unten gelblich, mit gruͤnſchwar⸗
zem Schwanze, Sein Neſt findet man in ſumpfigen
Gegenden mit ſechs runden weißen Eyern.
Die neun und dreyßigſte Gattung.
| Der Storch ?).
Hiervon kennt man 3 Arten, die in folgenden Stüfs
fen übereinftimmen. Der Schnabel ift glatt, unge«
rcht, und weit größer als bey den Reihern; die
Bun e ein Eleiner im Schlunde liegender Knorpel;
als Fürzer, gegen die Bruft allmählig dicker;
die Füße lang; die Zehen Furz und die vordern
fümmelich auf einerley Weiſe durch eine Eleine Haut⸗
folte mit einander verbunden, alle mit ftumpfen Naͤ⸗
geln verfehen.
2. Der weiße Stordy (gemeine Storh)-?),
der 32 Fuß in die Zänge mißt, ift foft in der ganzen
alten Welt zu Haufe. Die Augenfreife find FahE
amd ſo wie die —— ſchwarz; Schnaͤ⸗
bel, Füße und Haut blutroth, dag übrige Ger
fieder ſchoͤn weiß.
Zärtlichkeit, Furcht und Zorn drückt er durch ein ſtar⸗
kes Kappern mit dem Schnabel aus. Er iſt ein Zugvos
gel, der ung im September verläßt und Anfang des Aprils
goieder zu und koͤnmt. Man kann ihn alsein halbes Haus;
Dvra thier
0) Ardea minuta. Lin. Blongois de Suiſſe. Buff,
- P) Ciconia.
g) Ciconia alba, Cicogne blanche. Buff.
—
420 "Schwarzer Storch. Kramch·
ers betrachten, denn er baut fein Neſt gemeiniglich
in den Doͤrfern auf hohe Daͤcher. Es beſteht aus
einem großen Saufen dürrer, feft gefiochtener Keifer, wird
alle Jahre von ihn ausgebefjert und von neuem bezogen, u
man will Nefter gekannt haben, die über Hundert Jahre *
waren/ alle Jahre bezogen wurden, und die an den Seiten herum
einige hundert Sperlingss und Schwalbennefter enthielten,
Männchen und Weibchen halten Lebenslang treu zufammen,
und find daher immer für Mufter eheficher Treue ausgege⸗
ben worden. — Seine Nahrung beſteht aus Fröfchen, Ey⸗
dechfen, Schlangen, Heuſchrecken und Wafferinfekten,er paßt.
such den Feldmänfen, Maulwuͤrfen, und Wiefeln vor ihren Loͤ⸗
chern auf und töder fie; man findet aber auch ganze Hände
voll Bienen, die er auf den Wiefen von den Blumen ablieſt
in feinem Magen und Kleine Fiſche. Eigentlich ift der alte
Aberglaube, daß man das Haus vor Unglück ficher, wenig⸗
ſtens für feuerfeſt hält, auf welchen fie fisen oder ihr
Neſt haben, die Urſache, daß ſie in Deutſchland noch immer
faſt allenthalben gehegt werden; denn bey uns ihr Nugen
eben von keiner Erheblichkeit, mehr in andern Gegenden,
wo die verheerenden Heuſchrecken die Wiefen verderben, und!
Suͤmpfe und Moräfte allerhand [hädliche Amphibien WuBeen
halten, und in Egypten.
‚02, Der fchwärsze Storch r) |
iſt faft fo groß als der weiße, fihwarzbrann, ar en
Bruſt und Bauch weiß, und hat mit dem vorigen,
faſt einerley Lebensart. Sein Yreft bauter tiefin die Asa,
der auf Daume.
Die vierzigfte Gattung.
| Der Kranich ). so
Der Schnabel har ohngefähr die Laͤnge des Kopf,
an feinem -Urfprunge, wo die Mafenlöcher. find, eine
ſchwache Furche, und iſt an der Spitze etwas gewölbr.,
Die Zunge it Reifihiger als an ven Reihern e der
unge
sh
„
?) Ciconia — Cieogne noir, Buff.
s) Gras, BANN -
s t?’
Der gemeine Kranich. 27
Zunge Ber Hühner glei. Der Kopf ift mehr mie
Federn bewachſen, und oft mit allerhand Zierrathen
verſehen. Die Füße find fang mit mittelmäßigen
Zehen; die Hinterzehe ift Eurz und ftehr nicht auf
der Erde auf; zwiſchen der äußern und mittlern Vor⸗
derzehe iſt eine Falte vorhanden, wie bey ven Reihern;
die Nägel find mittelmäßig groß und fpißig.
Die Kraniche, deren es 8 Arten giebt, machen
gleihfam die Mittelgattung zwiſchen den Reihern und
rappen aus und unterſcheiden ſich auch in den innern
Theilen von jenen, denen ſie ſonſt zugeſellet wurdenz
denn ihr Magen iſt muskuloͤſer, das Gedaͤrme hat
zwey Anhaͤngſel, da es bey den Reihern nur eins bi
und. die $uftröhre bat verfchienene Beugungen.
02. Der gemeine Äranih ’) )
Hat ſo ziemlich den Umfang eines Truthahns, iſt aber känger
gebaut. Im Sommer bewohnt er die ebenen und fumpfis
gen Gegenden des nördlichen Europa und Aſiens, im Wins
ter findet man ihn aber auch tief im wärmern Afien und in
Afrita. Sein Borderkopf iſt ſchwarz und wollia,
der Hinterkopf aber kahl, warzig und roth; ins.
Macken befinder fich ein dunfelafchgraues Dreyeck, in
welchem fich zwey breite weiße Streifen von jedem
uge ‚verbergen und von da zur Bruſt binablaufenz
die Kehle, die Seiten des Halfes und die Spitzen der
Schwanzfedern find ſchwaͤrzlich; die vordern Schwungs
federn ſchwarz, die hintern roͤthlich grau; ein großer
Buͤſchel fhöner Fraufer Federn obne Fafern entfpringe
am Ende der Fluͤgel aus einem Kiel, verbreiter ſich
über. den Schwanz, und kann aufgerichtee und, nieder—
gelegt werden; dieſe und Das ganze übrige Gefieder
iſt afchgrau. RER A |
3 "Dd a Durch
) Grus communis. Grue. Buff,
/
*
. 422 Der gemeine Kranich. I"
Dunrch feinen befondern Luftroͤhrenbau, deſſen Beu⸗
gungen einer Trompete aͤhneln, iſt er im Stande ein fuͤrchter⸗
liches Geſchrey zu erheben, das in der Nähe zum Taubmar
en heftig it. Im Herbſt und Frühjahr hört man es des
Nachts Hoch in der Auft, wo es als das Gefchrey des wii
thenden Heeres und des wilden Jaͤgers dem gemeinen Mans
ne noch immer fürchtend macht. Sie fliegen im Herbft, wenn
fie unfere Gegend veriaffen, vermöge ihrer langen und leicht
ten Fluͤgel, fehr hoch, weit uͤber dem Brocken, der doch 3000
Fuß hoch ift, und machen dabey die Figur eines Dreyecks,
wie die wilden Gaͤnſe. Man rähmt die Wachfamkeit des
Kranichs, weil man bemerkt, daß einige, wenn der große
Haufe auf einer Wiefe oder im Felde weidet oder fehläft,in
einiger Entfernung mit aufgerichtetem Halſe und auf einem
Beine fichen, und allemal zuerft und mit einem heifern Ges
ſchrey auffliegen, wenn fie irgendwo Gefahr ahnden. Die
Babel dichter hinzu, daß diefe Schildwachen einen Stein
zwiſchen die Zehen faßten, damit, wenn fie ja einfchliefen,
der Stein ihnen entfalle, und fie durch defien Schall aufe
geweckt würden. Ahr ganzes Wefen’und ihr Gang tft, wie
beym Storch, ernfthaft und bedachtig; Doch werden im Fruͤh⸗
abe die Alten und im Herbſt die Jungen zuweilen fo luftig,
daß fie tanzend herumfpringen, Steine und Epäne in die
- Luft werfen, und fich ftellen, als ob fie fie mit dem Schnas
del auffangen wollten. Ohngeachtet ihrer fonftigen Wilde
heit laſſen fie fich doc zaͤhmen, und fo wie der Storch ges
wöhnen, auf der Höfen und in Gärten herum zu gehen. —
Durch ihre Nahrungsmittel werden fie theils ſchaͤdlich,
theils nuͤtzlich. Schaͤdlich — denn fle freffen grüne und
‚ausgeftreute Saat; nuͤtzlich — weil fie viele ſchaͤdliche Inſek⸗
ten, Schneden u. d. g. auffuchen. — Das Weibchen Tegt;in
die Binſen und Erlenbuͤſche zwey graublaͤuliche mir hellbraunen
Flecken gewoͤlkte Eyer. — Wo fie oft herumgehen, wirft
man ihnen, tie den Nebelkraͤhen, papierne Düren, die
inwendig Erbfen enthalten und mit Vogelleim beftrichen find,
Yin. Man kann fe aledann geblendet leicht un den Haͤn⸗
den haſchen. Außerdem find fie fehr ſcheu, und mäflen wie -
die Trappen mit Rarrenbuͤchſen erlegt werden. — Die
Nömer hielten ihe Gleiſch für ſehr ſchmackhaft; auch *
—J olen
Die Numidifche Sungfen 423,
Polen und Tataren mäften die ungen wie die Gänfe ‚und
eſſen fie. Aus den Federn mächt man Federbuͤſche und die
ſtarken braucht man zum Schreiben.
3, Die Num diſche Tungfer (Fräulein von
FR ' Numivien) *)
Hat den Namen von ihrem Vaterlande und ihrer Schönheit, -
und ohngefähr die Größe eines Storchs. Hinter dem
Ohren ift fie auf beyden Seiten mit langen hits
termwärts umgefränfelten weißen Jedern geziert,
welche den Federbuſch ausmachen. Der Kopf, Hals,
die vordern Schwungfedern und die an der Kehle herz
abhaͤngenden fat neun Zoll fangen Federn find
a übrige Körper iſt bläulid) graus
ie folfen einen folgen und verliebten Gang Haben
und die menfhlichen Handlungen zuweilen nachahmen.
Die ein und vierzigfte Gattung.
Die Schnepfengattung 9,
die aus 47 Arten beſteht, hat einen runden, ftumpfer
. Schnabel, der länger als der Kopf ift. Die Na⸗
fenlöcher find ſchmal; das Geficht iſt befiedert; Die
Fuͤße find vierzeig und die hintere Zehe befteht aus
mehreren Gelenken. Die Schnepfen find. theils we⸗
gen der Aehnlichkeit in der Farbe, theils wegen der
Verſchiedenheit in der Jugend⸗ und Alterfarbe ſchwer
von einander zu unterſcheiden. Auch haben einige
dem äußern Anfehen nach gar vieles mit den Strand»
laͤufern gemein. Das am wenigſten veränderliche
Merkmal geben die Füße, Sie wandern in Moraͤſten
und ſeichten Waſſern begum; doch halten ſich auch ei⸗
nige gern im Walde uf. Die Käger theilen fie Das
Her in Wald» Waſſer⸗ und Sumpfſchnepfen ein, Sie
N nF SR werden
- #) Grus Numidica, Grue de Numidie ou Demoi-
felle, Buff, v) Scolopa*, *
424 Doppelſchnepfe. Regenvogel.
erben vorzüglich wegen ihres wohlſchmeckenden Filet:
ſches gefhägt, —2 ee
Erſte Samilier Mit abwaͤrts gefrümmten
Shnäben, N . an
1. Die Doppelfchnepfe (großer Brachvogel,
RN EN KReilhasken)w), ; * -
Sie bat faft die Bröße einer Henne, und einen
langen, bünnen, gebogenen Schnabel, und bläuliche
Füße. Der Oberleib ift auf ſchmutzigweißem Grunde
‚dunfelbraun und voftgelb gefleckt, und der Unterleib
weiß mit fparfamen dunfelbraunen Sängsflrichen am
Halfe und an der Bruſt. Die ſchwarzen Flügd
find mit weißen Flecken beseichne.
Sie bewohnt in Europa, dem nördlichen Aſien unb
Amerifa die Ufer und Strande der Landfeen, Fläffe und andere
Gewaͤſſer, und die Suͤmpfe, zieht imHerbſt heerdenweiße herum
und ſchreyt in der Luft Carly, woran fie die Jäger erkennen.
Ihre Vlebrung befteht in Regenwürmern, Schneden und -
Getraideſpitzen. Sie müffen als fehr fcheue Vögel vom
Säger mit Sift hintergangen werden. Er fegt ſich Daher zur
Zeit, wenn fie ziehen, mit einer mefjingenen Pfeife ar
einen verborgene Ort und pfeift ihren zwenftitamigen Ton
"ah. Sobald fie dieß hören, nähern.fle fih, glauben hier
einen Rammeraden zu finden und fönnen gefchoflen werden,
Da fie fi fehr genau zufammenhalten, und den gefchofies
nen, der noch lebt und ſchreyt, nicht gern im Stiche laſſen
wollen, fo fehren fie meift wieder um, und fommen abers
mals ſchußrecht. — She Fleiſch it im Herbft von auferors
dentlich gutem Geſchmacke, und die Eyer werden in Holland
theuer bezahle und gegeſſen. Ya)
2. Der KRegenvogel *), _ |
aush mittlerer Brachvogel, und wegen feines Geſchreys Guͤuͤs⸗
vogel, welcher einerley Gegend mit dem vorigen Rum.
2 i
*
u) Seolopax orquata. Lin. Li Courlis. Buff.
=) Scolopax Phoeopus, Lin, Courlieu 66 petit Cour-
"u. ds, Buff, - | Dh
nd
Retöbäuchige Safe "MWaldfchnepfe, % 25
iſt beynahe um die Hälfte Pleiner. Der Schnabel iſt
ebenfalls: ſehr gebogen und ſchwarz, die Fuͤße
blaugruͤnlich, der Oberleib blaßbraun, ſchwarz ge⸗
fleckt, auf dem Kopfe der Fänge nad) eine weiße Linie
bie durch eine ſchwarze begraͤnzt iſt; der Untertheil
des Ruͤckens und der Bauch weiß; der Schwanz
lichtbraun, ſchwarz geſtreift.
Dieſe Voͤgel, welche vom Auguſt bis — nur
in kleinen Heerden von einem Orte zum andern ziehen, ſu⸗
chen auf lockerer Brache oder Saatackern Regenwuͤrmer und
Erdmaden zu ihrer Nahrung auf. Man macht da, wo
fie haͤufig find, für fie einen eigenen Heerd zu kot &n
—— —— Fleiſch haben ſie.
Di kenne noch eine Schnepfe diefer. Art, welche ich
zu 3. ‚die rothbaͤuchige Schnepfe ?) |
nenne, die in Thuͤringen eben Feine ©eltenheit, weiter aber
in Deurfchland, jo viel ich weiß, - vieleicht. ans; Unachtfams
Keit, noch nicht entdeckt worden ift. Sie bat die Größe
einer Wachtel, einen gekruͤmmten ſchwarzen Schna⸗
bel und dergleichen Fuͤße. Oben iſt ſie ſchwarz,
roſtfarben und weißlich geſprengt, und am gungen
Unterleibe roftfarbenvoth,
Sie hoͤlt ſich in fumpfigen Bigefiden auf, wo fie
auch nifter. Der Jaͤger muß flebloß aus der Luft fchießen,
wenn fie auffliegt. Ihr Fleiſch giebt die BEER TR an
pfengerichte.
Zweyte Familie: Mit gradem Schnabel.
4. Die Waldſchnepfe (Holzſchnepfe) BL
iſt an Größe einem Rebhuhne gleich, und uͤberall in uk
ya, too Waldungen find, bekannt. Der S chnabel iſt
grade, an der Wurzel roͤthlich, die Stirn roͤth⸗
lich aſchgrau, über den Hinterkopf laufen einige
— Se anden der Obertheil des
d.5
Kor⸗
Scolopax Mr Lin,
2) Scolopax Ruflicola, Lin, Le Becaſſe. Buff.
”
426.Die heerſchnepfe ·
Koͤrpers und die Fluͤgel ſind roſtfarbig, ſchwarz und
grau geſtreift, Bruſt und Bauch ſchmutzig weiß mit
dunkelbraunen Linien. N at EN
1... Man findet ihr Neſt in den Waldungen an ber Erde
mit drey bis vier fhmusig blaßgelben Eyern. Des Abends
und Nachts gehen fie heraus auf die Wiefen, Sümpfe und
Aecker, und fuchen Regenwürmer, Erdſchnecken und Erdmas
den zu ihrer Viahrung auf. Im October ziehen fie in wärs
mere Länder; dieß nennt man ihre Strichzeit, alsdann
werden fie, da fie immer den nämlichen Weg fliegen, und
aus dem Gebäfche auf die Wiefen und ans Waſſer laufen,
geſchoſſen und mit Netzen und Schlingen gefangen. Ste
fliegen ungefchieft, und uͤberwerfen fich aus Webereilung oft
in der Luft. — Ihr Fleiſch iſt von uͤberaus angenehmen
Geſchmack, zart, leicht verdaulich und gefund, und fie wer
den daher unter das befte wilde Geflügel gerechnet. Mar
ißt fie gewöhnlich famt den Eingeweiden. —
5. Die Heerſchnepfe (Himmelsziege, Kett:
ſchnepfe) *). —*
Sie hat ohngefaͤhr die Groͤße einer Wachtel, be⸗
wohnt das nördliche Europa, Aſien und Amerika, und ber
/
zieht im Herbſt füdlichere Gegenden. Der Schnabel iſt
mit Erhabenheiten befegt, vorne ſchwarz und die Fuͤße
find braun. Der Kopf iſt der Länge nach durch
zwey ſchwarze und zwey röthlihbraune Linien
getheilt; der Rücken dunkelbraun mit Queerftreifen ;
- Die Kehle weiß; der Hals braun und dachziegelroth
geſprenkelt; der Bauch) weiß; ber. After ſchwarz ge-
reift; die Schwungfedern dunfelbraun mit weißen
Spitzen; die Schwanzfedern an der Wurzel ſchwarz,
nad) der Spige zu orangengelb mit zwey dunkelbrau⸗
nen Streifen. s BAR
Sie kann fi fehr hoch in die Luft fhwingen, und wie
ein Pfeil grade auf die Erde wieder herabftürzen. Dabey
ſchreyt fie unaufhörlich, wie eine Ziege, Maͤckeraͤ: daher
4) Scolopax Gallinago. Lin, Becaſſine. Buff,
Haarſchnepfe. Geiskopfe in ger
He Name Himmelöziege. In moorigen Gegenden, bes
fonders wenn fie mit Gebuͤſch umwachſen find, trifft man
fie a. Hier legt fie auch in eine vom Waſſer ausgefpühlte
Erdhoͤhle ihre 4 bis 5 ſchmutzigolivengruͤne mit braunen Flek⸗
ken beſetzte Eyer. Ihre Nahrung beſteht aus allerhand
Gewuͤrmen und Inſektenlarven, doch frißt fie auch Getrai⸗—
de, zumal Hafer und weiche Sumpfgraßwurzeln. Daß ihr
Fleiſch unter die Delikateſſen gehoͤrt, iſt eine bekannte Sache.
6. Die Haarſchnepfe (Rohrſchnepfe, Waſſer⸗
hat ihren Hauptnamen daher, weil ihre Federn ſehr fein und
gleichſam haarig ſind. Der Schnabel iſt etwas hoͤk⸗
kerig, die Füße fallen ins Grüne, über die Au⸗
gen läuft en gelber Strich, der Kopf, iſt ſchwarz,
roſtfarbig überlaufen, der Oberleib glänzend purpurs
rörhlichblau, der linterleib weiß, der Hals weiß, braun
amd Dachziegelrorh gefprenfelt, die Schwung - und
Schwanzfedern braun, erftere mit weißen Spigen und
letztere bellbraun eingefaßt. —3 —
Site hat mit der vorhergehenden einerley Vaterland,
Aufent halt und Nahrung, und auch ihr Fleiſch iſt ſchmack⸗
—* Da ſie keinen merklichen Laut von ſich giebt, ſo wird
fie auch die ſtumme Schnepfe genannt.
Dritte Familie: Mit aufwaͤrtsgekruͤmmten
— Schnabel. —
2. Der Geiskopf (gemeine Pfuhlfchnepfe) ?).
Dieſe Schnepfe, weiche in ganz Europa, und in dem
Norden von Afien und Amerika die Ufer des Meers und der
großen Släffe bewohnt, hat obngefähr die Größe eir
ner Taube. Der Schnabel ift an der Wurzel blaß⸗
roth, übrigens ſchwarz, der Dberleib lichtbraun ‚mit
einem großen braunen Fleck in der Mitte jeder Feder,
| | | über
b) Scolopax Gallinula, Lin. Petite Becafline ou la
Sourde. Buff. $
«) Scolopax /Egocephala, Lin, Barge Aboyeufe, Buff,
N
428 Kleine Pfuhlſchnepfe. Strandläufer.
über die Augen einen röthlichweißen Strich, der
Unterleib weiß, der Schwanz ſchwarz und weiß geſtreift.
3 Die kleine Prublfehnepfe ) )
iſt etwas kleiner als die vorhergehende. Der Schna⸗
bel iſt vier Zoll lang; Kopf und Hals aſchgrau; Wan⸗
gen und Kinn weiß; Ruͤcken ganz braun; auf den
Flügeln eine weiße Linie; Rumpf und Steißfedern
weiß; die mittlern Schwanzfedern ſchwarz, bey den
übrigen wird das Weiße bis zur äußerften immer mehr
die PR De —* PORN
ende letzteren Arten haben ein fchlechteres Fleiſch
als die übrigen Schnepfen e).
Die zwey und vierzigſte Gattung.
Der Strandlaͤufer).
Disfe Gattung hat daher diefen Mamen, weil fih
die Vögel, welche dat zu gehören, vorhämlich an dem
Stande der Flüffe und anderer Gewaͤſſer aufhalten,
und ſehr ſchnell laufen Fönnen. Sie aͤhneln den Schne-
pfen in vielen Stücen, daber fie auch die Jaͤger uı
Köche gewöhnlich darzu zählen. Sie —
aber nicht nur durch ihr weniger ſchmackhaftes Fleiſch,
ſondern auch durch folgende Merkmale. Der Schna⸗
bel iſt kuͤrzer als bey den Schnepfen, faſt rund, duͤn⸗
ne, vorne etwas ſtumpf und am Oberkiefer winklig
geformt. Die Naſenloͤcher find ſchmal. Die Füße
ſind theils vierzehig, wo der Hinterzehe nur ein -
sr
d) Scolopax limofa. Lin. ' Barge commune, Buff.
Nr Im arm Sup in Di
daß man fie nur mit der größten Mühe zu Gefichte befönmt.
Darin Eommen fie alle überein, das fie ein ſchmackhaftes
Bleifch haben. Man vergleiche meine gemeinnüßige Namı-
\ geſchichte Deutfchlands zu Band.
f) Tringa, 1 lade
®
Der gemeine Kiebi, ° 4429
fenfe hat, höher als die andere am Schienbein ſteht,
und nicht auf der Erde ruhe, theils dreyzehig. Der
Hals ift lang, rundlih, der Kopf Flein und der
Schwanz ziemlic) kurz. Man zähle 46 Arten, und
da viele derfelben noch auffallende Unterfcheidungse
merfmale am Schnabel und Füßen haben, fo theileich
fie, der beffern Ueberſicht halber, in vier Samilien ein,
Erſte Familie: Steandläufer, deren Schnabel etz
was fürzer alsder Kopf, oder mit demfelben gleich
bang ift: Biebige,
1. Der gemeine Riebitz 2),
Er ift in ganz Europa auf wällrigen und ſumpfigen
Miefen anzutreffen, und hat feinen Namen von dem Ges
ſchrey, das er im Fluge oft von ſich zu geben pflegt. I
An Größe gleicht er einer Taube, und ift bes
kannt genug. Seine Unterfcheidtungsmerfmale find
rothe Füße, ein niederhangender Federbufch und
eine ſchwarze Bruft.
Er ift ein gefellfchafftlicher Vogel; daher man immer
mehrere in einer Gegend antrifft. So ſcheu er ſonſt iſt, fo
dreifte wird er, wenn fich ein Menfch feiner Brut nähert,
Er fchwingt fi) alsdann bogenförmig und mit ängftlichen Ges
fehrey fo lange umihn herum, biser diefen vermeynten Feind
weit genug entfernt zu feyn glaubt. Seine Yiabrung bes
ſteht aus verfchtedenen Arten von Waflerfäfern und andern
Inſekten, Heinen Waſſerſchnecken, Negenwürmern, auch in
allerhand Waflerpflanzen. — Die Kiebige würden fich aus
Gerordentlich ftark vermehren, wenn ihren Eyern, die zu den
Delikateilen gerechnet werden, nicht fo fehr nachgeftellt würz
de. Das Weibchen legt des Jahrs zweymal, und wenn fie
ihm entwendet werden, auch mehrmaldrey bis vier grüngelbe
ſtark ſchwarzblau gefleckte Eyer auf einen Heinen Hügel. Sie
werden fechzehn Tage von demfelben bebrätet, das Maͤnn⸗
chen hält unterdeſſen Wache um das Neft, verräth es aber
durch fein Gefchrey den Eyerfuchern. Die ungen laffen ſich
leicht
g) Tringa Vanellus, Lin. Vanneau. Buf,.
REN Gambette. Cteindreher,
Leicht zähmen und am Kleye und Milch gewöhnen; much den.
Alten verfhneidet man in einigen Gegenden die Flügel, und
fesst fie zuc Vertilgung der Inſekten in die Gärten. Im.
Herbſt findfie fett und das Fleiſch ſchmeckt gut. Man lege
daher in diejenige Gegenden, wo fie ſich auf ihren Zügen
zahlreich niederlaffen, Dogelheerden für fie auf die Trifften
in der Nachbarſchafft von neu gepflügten Aeckern an.
22. Die Bambette (das Dütchen) >)
Hat die Größe eines Wachtelfönigs, und wird uͤberall in
Europa an den Ufern der Fluͤſſe, Seen und des Meeres ans
getroffen. Kopf, Rüden und Bruft find aſch—
‚graubraun, nut dunkelgelben Flecken; die Deck⸗
federn der Flügel und die Schultern afchgrau, gelb
eingefaßt; die vordern Schwungfedern dunfelbraunz
der Bauch weiß; der Schwanz dunfelbraun mit eie
nem gelben Rande; Schnabel und Füße roth.
Shre Nahrung befieht aus Gewürmen und Inſek⸗
ten, und das Fleiſch wird unter die Delikateſſen gerechnet,
8 werden auch in manchen Gegenden, tuo fie häufig durchs
ftreihen, Vogelheerde für fie angelegt.
/ 3. Der Steinöreher :) $ |
Häte ſich an den nördlichen Seeftranden von Europa, Aſien
und Amerika auf, und hat daher feinen Namen, weiler die
Steine umwendet, um unter denfelben Würmer und Schnek⸗
ten, als ſeine Nahrungsmittel aufzufuchen.
An Größe gleicht er einer Amfel, Stirn, Rebe
le, Bauch und Steiß find weiß, der Scheitelweiß,
ſchwarzgefleckt, der Oberrücen voftfarbig ſchwarzge⸗
fleckt, der Unterrücken weiß mit einem ſchwarzen Queer⸗
ſtreifen, die Bruſt ſchwarz, der Schwanz ſchwarz
mit weißer Spitze, die Beine kurz und glaͤnzend
orangengelb. Auf den Inſeln des Baltiſchen Meeres iſt
er häufig. Er verläßt fie.aber im Winter. N
ON Zweyte
5b) Tringa Gambetta. Lin. La Gambette, Buff.
ö) Tringa Interpres et Morinellus. Lin. Le Tourne-
pierre ou Coulon-chaud, Buff,
+
£
#
*
Der Kampf hahn. 431
Zweyte Familie: Strandlaͤufer, deren Schnabel
etwas länger iſt als der Kopf: Eigentliche
‘ ° Streandläufer.
4. Der Rampfbahn (Braufehahn, Hausteufel) *),
Er hat ohngefähr die Größe einer Elfter, und wohne
im nördlichen Europa allenthalben wo Seen und weitidufige
Moräfte find. Er zeichnet fi) befonders durch feine Hige
und Streitficht, wodurch die Männchen, deren doch immer
mehrere beufammen wohnen, beftändig wie die Haushaͤhne
gegen einander ſtehen und fämpfen, und fo auf einander ers
picht find, dag man ihnen das Netz Über den Kopf herziehen
kann. Einige in einen Korb beyfammen geftecft, bringen
fih einander um. |
Merkwuͤrdig if, daß er unter allen Vögeln faſt
Der einzige ift, der in der Farbe ſo fehr abändert, wie
das Hausgeflügel; denn Aſchgrau, Koftfarbig, Weiß
und Schwarz ift. auf allerhand Art mit einander vera
mifcht, „und man finder faft fein Paar, das einerley
Farbe hätte, Bleibende Kennzeichen find daher nur
ein Kragen von langen Federn, die auf dem
Dordertheile, anden Seiten des Halfes und am
Hinterkopf ſitzen, und ſich, wenn er zornig iſt, wie
ein umgekehrter Teller vorwaͤrts empor ſtraͤuben, und
dann Das warzige rothe Geſicht. Füße und Schna⸗
bel ſind roth. Das Weibchen hat eine beſtaͤndigere
Zeichnung. Es iſt blaßbraun, der Rücken ſchwarz⸗
gefleckt, Bruſt und Band) weiß und der Hals glatt,
BT Die Nahrung dieſer Vögel befteht aus Gewuͤrmen
und Inſekten, auch Sumpfgräßern, und ihr Meſt findet
man aufeinem trockenen Rafen, oderin einem Binſenſtrauch.
Das Fleiſch der Hähne, die wicht einige Zeit mit Mitch und
Brod in finftern Ställen gemäftet worden find, ift trocden
und unſchmackhaft; defto wohlſchmeckender aber find die Hens
nen. Im Herzogthum Bremen hält man die Mannchen
| ur
k) Tringa pugnax, Lin, Le Combattant ou Paon
de mer, Buff, \
- \
432 Der punktirte und gemeine Sttandlaͤufer. |
* Vertilgung allerhand Gewuͤrmer und Anſekton in ver⸗
Hofienem Gärten, nu ln a u)
5. Der punktirte (oder grüne) Strandläufer *)
ur Ber... ee
iſt in Europa, Sibirien und Nordamerika zu Zaufe. Ir
Deutfchland finder man ihn, befonders im Herbſt und Frühs
jahr, an allen beträchtlichen Teichen und Fluͤſſen, die Sands
ftellen Haben. Er hat ohngefähr die Bröße der Wach⸗
tel, ift aber weit ſchlanker gebaut. Kopf und Obers
leib des Halfes ift afchgraubraun, weißgeftrichelt, Ruͤk⸗
Een, Deckfedern der Flügel und Schultern dun⸗
kelbraun grünglängend mit weißen Tüpfeln, Untere
theil des Halfes braun und weißgefprenfelt, Bruſt,
Bauch, After und Steiß weiß, Schwanz weiß,
einzeln ſchwarz gebändert. Wegen der weißen Steißs
und halbweißen Schwanzfedern entſteht an diefen Theis
Ien ein zwey Finger breiter weißer Fleck.
Sie fliegen ſchnell und truppmeife, fchreyen dabey ims
mer heil: Bu Guͤ! und find, fo wie die drey folgenden
Arten, bey den Jäger, von denen man fie im Auguft und
September häufig bekommen kann, wegen ihrer hbereinftims
menden Lebensart, unter den Namen Sandläuferbefannt.
Ihre Nahrung befteht aus Gewuͤrmen und Inſekten, die
der Wind ans Ufer treibt, daher man fie auch allezeit am
Berjenigen Seite fuchen muß, die dem Winde entgegen jteht.
Man fängt fie in Laufdohnen, und verfpeift fie alddann
als ein fehr gutes Gericht. Fe
6. Der gemeine Strandisufer”)
fäuft im Auguft noch in größerer Menge als der vorherges
hende anden Seen, Flüffen und Zeichen herum, und ſchreyt
im Fluge heil Si, St! Er iſt erwas größer als eine
gerche, oben tiefbraun mit zerriffenen ſchwarzen
Flecken, unten weiß, an dem Vorderhals mit eini—
hä 7 geik
-.D Tringa Ocrophus ſ. littorea. Lin. Le Becaffeau
’ .. ‚ou eul blanc. Buff.
m) Tringa Hypoleucos, Lin, La Guignette. Buff.
Meerlerche. Kleiner Strandläufer. 433
gen tiefbraunen Flecken, die Schwungfedern tiefbraun,
die mitelern mit weißen Spißen; die äußerten
Schwanzfedern meiß und dunfelbraun geflecft, die
mittlern ganz dunfelbraun mit gelblicher Spitze.
7. Die Weerlerche ”)
iſt in Deufchland an Zeichen und Flüffen ebenfalls ein be⸗
kannter Vogel, der in kleinen Heerden mit einem ängftlichen
Geſchrey Hiduͤduͤdi! von einem Orte zum andern fliegt, ſich
immer anferhabene Gegenftände als Pfloͤcke u. d. 9. feßt, und
den Schwanz wie eine Bachftelze beivegt.
Sie hat die Groͤße einer Lerche, ift am Ober⸗
leide dunfelafchgrau, am Kopfe hellroſtfarben und
fhwärzlich gewäffere, am Hinterhalfe der Laͤnge nach.
ſchwaͤrzlich geftrichelt, übrigens ſchwaͤrzlich gewellt und
hellroſtfarben kantirt; über die Augen ein roͤthlich⸗
weißer Strich, und durch diefelben ein ſchmaler dun⸗
felbrauner; der ganze Unterleib fehneeweiß, am Halfe
dunfelbraun geftrichelt ; die Schmungfedern fhwarz-
braun, die mittlern in der Mitte mit einem gro⸗
ken weißen Fleck und weißen Spitzen; die äußern
Schwanzfedern weiß mit etlichen dunfelbraunen Bin⸗
den, die mittlern graubraun mit ſchmalen ſchwaͤrzli⸗
en Bändern. N |
8. Der Eleine Steandläufer D) | 2
iſ nicht roͤßer als ein Rothkehlchen, in Thuͤringen nicht ſelt
ten und fonft im nördlichen Europa zu Kaufe, Der Ober⸗
leib ift afchgraubraun, der Kopfgelblich befprigt, auf
dem Rücken und Deckfedern der Flügel jede Tex
der halbmondförmig blagroftfarben eingefaßt,
Pur * daher
m) Tringa Cinclus. Lin. L'Alouette de mer ou
Cincle.. Buff. *
0) Tringa puũlla. Lin, La petite Alouetto de mer
de St. Domingue. a
Bechſteins Fursgef. 1.81.28. Ee
24 Saudlaufer. Gemeiner Waſſerſabler.
daher gefihuppt; „über den Augen weiße Punktes. bee,
Steiß ſchwaͤrzlich; der Hals und die Bruſt roͤchlich⸗
efhgrauz der Bauch) und After weiß; Die Schwung ⸗
federn ſchwaͤt zlich, die äußern mit weißen Spisen und
"Die Außerfte ganz weiß.
Dritte, Smilie: Strandlaͤufer, denen die Hinter⸗
gebe fehlt. Sandlaͤufer.
gu Der Sandläufer ey:
bat die Größe einer $erche, ERBEN Schnabel
und Füße, ift oben weißgrau, unten weiß, vem
Schnabel bis zu den Augen geht eine graue Binde,
die Schwungfedern fehwärzlich, von den Schwanzfes
dern find die mittlern braun, die übrigen grau und
alle am Rande weißlich. Er bewohnt die fandigen Ufer,
der Meere und Flüffe von Europa, und hat 2 Lebensart und
Nutzbarkeit mit allen Strandlaͤufern gemein,
: Die drey und vierzigſte Gattung. J
Der Wafferfäbler ). er
6. hiebt nur 3 Arten Waſſerſaͤbler, beren Schna⸗
bel zuſammengedruͤckt, flach, in die Höhe gekruͤmmt,
zugefpißt und mit eitter biegfamen Spiße verfeben iſt.
Sie haben drey oder vier mit einer Schwimmhaut
verbundene Zehen. Die Naſenloͤcher find eng und
durchfichtigz die Zunge iſt kurz Wir bemerfen nur |
k den gemeinen Waſſerſaͤbler *).
Er hat ohngefahr die Größe eines Kiebiges, und
wohnt an den. Rüften der Oftfee, und vorzuͤglich in Europa
an den ri nd in Aften 5 den gemäßigten’ Meeres⸗
uüfern. oͤrper iſt ſchwarz und weißbunt.
Der Sof, — des Halſes, eine Queerbinde
über
42); Trioga arenaria. Lin. La petite Maubeche grife,
q) Recurvirofira. u.
r) Recurviroflra Arvagettan Aa. ‚ L’Avocetia, Buff, .
Regenpfeifer. Steinwaͤlzer. 435
über die großen Deckfebern der. Flügel und ein Streif
von den Schultern bis zum Steiß find ſchwarz, das
übrige Gefieder ift weiß, blaulich angelaufen. In feis
nem Betragen hat er viel Achnlichkeit mit dem Kiebise,
Er Hält ſich an den fern der Flüffe und der Meere, an der
großen Suͤmpfen, die diefeverurfachen, auf, und zieht Ins
feften und Würmer mit feinem. Schnabel aus dem Schlams
ne. Sleiſch und Eyer find eßbar. et
Die vier und vierzigite Gattung
begreift | Ro |
die Regenpfeifer *),
beren es 3y Arten giebt, unter fih. Sie haben einen
Känglichrunden und flumpfen Schnabel, fchmale
Nafenlöcher und Lauffuͤße. Sie halten ſich gern
an den Mündungen der Flüffe und im Geränfc) des
Maffers und Regens auf, und machen gemeiniglich
ein ftarfes Geſchrey. ‘ |
1. Der Steinwälzer (Steinpardel) *) _
wird einzeln an den großen Flüffen Deutſchlands angetroß-
fen, fonft bewohnt er die naflen Felder in Afrika, dem
Drient, Perfien 1.0.9. Er bat die Größe einer Diem
belkraͤhe. Die Füßefind über den Knieen unge⸗
wöhnlich dick; der Leib ift oben blaßgrau; “über
und unter den Augen befinden ſich zwey gelbliche
Queerbinden; der Unterleib ift weiß, undam Halſe
and an der Bruft haben die Federn wie am Oberleibe
dunfelbraune Flecken. Seine Nahrung ſind Mäufe,
Inſekten und Gewuͤrme, und er verſteht die Kunft, die Stets
ne umzuwenden, unter welchen er Nahrungsmittel vermuthes,
Die Jaͤger nennen ihn großen Brachvogel, und wegen
- feines Gefchreves Gluth. Sein Sleifch wird, fo wie vor
allen Negenpfeifern, wegen feines Wohlgeſchmacks gefucht.
RN. Ee 2 2. Dee
s) Charadrius.
2) Charadrius Oedienemus, L,
46. Goldregenpfeifer: Mornell.
2. Der Boldregenpfeifer (Grifloogel, grüner '
Brachvogel, grüner Regenpfeifer) ı
hat ohngefähr die Groͤße einer Feldtaube; Er iſt vom Sep⸗
tember an bis in die Mitte. des Novembers, während deſſen
er allenthalben herumfchwärmt, in Deutfchland bekannt ges
Aug. - Außerdem bewohnt er faft ganz Europa und Aſien.
Er ift am Dberleibe ſchwaͤrzlich und ſchoͤn gelbe
lichgruͤn gefledt, am Unterleibe weißlich, die
Bruſt braun mit grünlichen Strichen, die Schwung⸗
federn dunkelbraun und die Schwanzfedern ſchwaͤrzlich
mit gelblichweißen Queerbinden, die mittlern grüne
lich uͤberlaufen. |
Sein Aufenthalt find feuchte Wiefen, Suͤmpfe,
Teichufer und Acker, Im Frühjahr falle er auch auf die
gruͤne Saat, daher ihn die Säger Saatvogel nennen,
Seine Nahrungsmittel machen Inſekten und Gewuͤrme
aus. Er gehört zur niedern Jagd, und-der Jaͤger lockt
ihn durch eine meffingene Pfeife, die feinen zweyſtimmigen
Laut Tin! von fich giebt, ſchußrecht. Sein Fleſſch ſchaͤtzt
man dem Schnepfenfleifche gleich, und ißt es famt den Eins
geweiden. We Warn
| 3. Der Mornell >) j
bewohnt das nördliche Europa und koͤmmt auf feinen Mans
derungen nur in das füdliche und nach Deutfchland, A
Er gleicht an Größe einer Schwarzdroſſel.
Die Stirn ift dunkelbraun und grau gemifchtz der
Scheitel fehwarz} vom Schnabel läuft über jedeg,
Auge eine weiße Linie; der Nacken, Ruͤcken, die
Deckfedern der Flügel braungran, ee einge='
faßt; die Bruft und der Bauch dunkelorangen⸗
elb, erftere mit einer weißen Dueerlinie und legterer
an der Mitre ſchwarz; der After weiß; der Schwanz
dunfelbraun olivenfarbig. | Li
. Er
3) Charadrius pluvialis. Lin. Pluvier dore. Buff.
») Charadrius Morinellus, Lin, Le Guignard, Buff.
Der Stranddfeifer. er
ı "Er heißt auch Poffenreiffer, weil er wie ein Affe auf
ine lächerliche Weife alle Bewegungen der Menfchen und
Thiere nachahmt. Reckt der Jäger den Arm aus, fo thut
er es mit feinen Flügeln, geht er fort, fo ahmt er ihm auch
Sierinne nach und thus einige Schritte. Seine Dummheit,
mit Dre) 9 v nr ihn auch gewöhnlich in die
Keen F 8 und Jaͤgers. Wenn daher dieſe
ha Vogeleerd zurecht machen, fo koͤmmt er
Herbeygeflogen, fieht ihnen bey ihrer Arbeit zu, macht aller
Hand lächerlishe Bewegungen und geht ohne Scheu in das
aufgeftellte Netz. Schießt man einen von diefen Wögeln,
‚Jo koͤmmt die ganze Schaar herbeygeflogen, betrachtet ihren
todten Kammeraden, und ‚man kann ihrer mit einem zwey⸗
ten — * mehrere erlegen, Seine Nahrung find Raus
pen, r / Erdſchnecken und anderes Gewuͤrme. Im Aus
guſt ve HR er in großen Schaaren die Suͤmpfe und ſucht ge⸗
birgige Gegenden auf. Aus — Sleiſche bereitet
——— Gerichte.
Der Strandpfeifer (Uferlerche) v),.
RR in Deutſchland an den Fluͤſſen und Teichen wohnt,
und faftüber die ganze nördliche Erdkugel verbreitet ift, hat
faſt die * der Rothdroſſel. Der Schnabel iſt gelb,
vorne ſchwarz; die Süße gelb; die Stirn. weiß;
nter derfelben ein breites ſchwarzes Queer⸗
band; vom Schnabel unter jedem Auge weg ein breis
‘ter ſchwarzer Streif; ; der Scheitel, Ruͤcken und die
Deckfedern der Flügel lichebraun ; die Kehle weiß und
‘verbindet ſich mit einem breiten weißen ® inge, der den
‚Hals umgiebt; unter demfelben fteht ein ſchwar⸗
yet, der am Oberhalfe ſchmal und fehwächer, am Unters
halſe aber und der Oberbruft breit uud dunffer iſt; die
Schwungfedern dunkelbraun; der Schwanz bra in
mit hellern Spitzen. Seine Nahrung befteht ans
Wafferinfekten und Gewuͤrmen. Seine drey bis fünfsEyer
brutet er im Grafe oder Schilf aus,
DE CE LT ai band ‚Der
w) Charadrius Hiaticula, Lin, Pluvier ä cellier. ‚Buff,
‘
438 Strandreuter. Waſſerhuhn.
5. Der Strandreuter (das Niemenbein) 2) ı
iſt otwas frärker a als der Kiebitz, und wohnt in Curopa, Aften
und Amerika. In Deutſchland trifft man ihn nur in ſuͤd⸗
lichen Gegenden z. B. an der Donau an. Durch ſeine
unfbrmlich langen und ſchwac an DE Die bin»
nen Streifchen $eder gleichen und E —— —*
net er ſich vor allen Voͤgeln aus.
lang und ſchwarz; der un D ai den: a
———— der Unterleib weiß, der Hals und
Schranz weiß und afchfarben,
Er Tänft und fliegt fehnelf, und nahrt 1) Nee
Fliegen und andern Waſſerinſekten.
Die fünf und vierzigfte Gattung.
(3 Das Wafferhuhn ’).
8. Schnabel ift erhaben rund, der Rand de
Dberfiefers gewoͤlbt und uͤber den untern herſchlagend,
der untere hinter der Spitze mit einer Hervorragung
verſehen. Die Naſenlocher find laͤnglich und liegen
in einer Furche. Die Stirn iſt kahl und ſchwielig.
Die Fuͤße haben vier Zehen, die bey einigen ge⸗
—6 bey. andern mit einer rundgelappten Haut
heſetzt find. Der Kopf iſt Elein, der Hals lang und
duͤnne, und der $eib ſchinal und gleichfam zufammen-
‚gedruckt. Die ihn leben bey Moräften, Teichen
und Seen im Schilf und Rohr, niften dafelbft, und
naͤhren ſich vorzůglich von Waſſerpflanzen und ihrem
Saamen. Sie nähern ſich ſehr den Hausvoͤgeln und
verbinden gleichſam die. Sumpfvoͤgel mit denſelben.
Man theilt die 46 aan be die es PR in awey⸗ Fa⸗
milien ein. Fr
- a: nu‘ Erſte
9 Charadrius — — Lie, an Buff.
Fulica.
Das grünfüßige Meerhuhm ·459
— Mit geſpaltenen Füßen: ‘ Meer.
A rinfißige Wieerhubn Bafıre 2
huͤhnchen) =) —
fiir Kaftauf ellen Zeiten in‘ Deulſchiand Es iſt ſaſt
13 Zoll lang. Der Schnabel außer ver gruͤnlichen
Spitze Kg dem eyrunden Stirnlappen und
Kuna ge über den Knie (Kniebänder) (ben der
Männchen) ——6 die Fuͤße ſin au ihren
unfoͤrmlich langen Zehen oliven gruͤn; dopf, Ob er⸗
theil des Halſes, Koͤrper und SE Ser hf
ſchoͤn dunfel olivengrün ; ‚die vordern Schwungfeder
und der Schwanz. tunfelbraun ; ‚DBauft. ‚und Bauch
aſchgrauzʒ After und Flůgelraͤnder weiß.
— dieſer Vogel keine — > hamma
⸗
| Füße hat, ſo kann er doch fo geſchickt als ein hi erer Waſe
— el ſchwimmen. Er ſetzt ſich aber auch auf die Ztveige
sehüfches, das am Wafler ſteht wie ein Landvogel und
—* aus und läuft auch herum. Sein MNeſt findet man art
den Ufern im Gebuͤſch oder im Schilf.
undallerhandWafferfräuteru, und iſt fo ———
Re PORN Waſſer ſchwimmt, ohne fortgeriſſen
werden. Das Weibchen legt ſechs bis ſieben grünfiche, roth⸗
geſteckte Eyer. Dieſe Vögel ſcheinen beſtimmt zu ſeyn, die
ngeheure Anzahl von Infettenlarven und fetten mit vers
Ans dern zu helfen, die fich im after Befinden. Sie Tefen fie
daher unaufhörlich von den Waſſergewaͤchſen ab. Außerdem
freſſen fie aber auch allerhand Waſſerpflanzen. Unter allen
Waſſerhuͤhnern haben dieſe noch das ſchmackhafteſte Fleiſch,
und find im Herbſte ſehr fett. Sie —* ſich ſehr leicht
zaͤhmen, und nehmen mit Semmein in Nilch geweicht vor⸗
Kieb. Ich habe ſelbſt eins ſchon geraumer Zeit auf dem Hof
unter den BE herum laufen.
Fr Ee4 2 Das
) Folica —— ‚Lin, Poule d’eau. Buff,
fehroärgefe Meerhuhn.
2. Das braune Hehe Welſche Waffers
20 ubn ®), SR
welches vorzuͤglich das füdliche Europa bewohnt, und in
Deutſchland nicht höher als Bayern koͤmmt, iſt etwas Eleis
ner ald das vorhergehende, Die Stirn und die Knie⸗
bänder find gelblich, der Körper olivenbraun,
Bey Fr A — ———— halber mi galten
flogen. ad. —
—9 Familie: Mit gefiederten Sa d. h. mit
...‚folden, die in Fleine ausmärts ge ogene appen
getheilt find: Eigentliche Waſſerhuͤhner.
3. Das gemeine Waſſerhuhn (Blaßhuhn))
wird auf Seen und großen Zeichen, auch an dem Seefüften
allenthalben in Deutfchland- angetroffen. Es ift von der
Größe eines mittelmäßigen Huhns. Die Stirnift
toeiß oder fleifchfarben, der Schnabel weiß, die
Süße olivenbraun, der Oberleib ſchwarz, der unter
ſchwarzblau, um bie Kniee gehen voftgelbe Federn.
4 Das ſchwaͤrzeſte Waſſerhuhn (der Meere
AR EgREn >17 3 — >
welches etwas größer ift, alsdas vorhergehende, una
| lage fi) durch nichts von ihm, als daß fein
Stirn weiß, Die Kniebaͤnder roth, und der Kot—
vor Ka. en
Beyde nähren fih von Saamen, verfchiedenen Kräus
tern und Inſekten, und niſten ins Schilf. She Fleiſch
bat einen unangenehmen thranigen Geſchmack.
Die ſechs und vierzigſte Gattung.
„Der Spornflügel . Kun
Mir bemerken diefe fo wie die drey folgenden aus»
laͤndiſchen Gattungen bloß um einiger ihrer en or
| gens
a) Fulica fusca. Lin. Poulette d’ eau. Buff,
b) Fulica atra. Lin. La Foulque ou Mörelle. Buff.
e) Fulica aterrima, Lin, Grande Foulgue ou Ma-
eroule, Buff. d) Parra.
Der mentariche Spornflůgel. 441
Eigenſchafften halber. An den Spornflügeln, deren
es 15 Arten giebt, ift der Schnabel; faft rund {und
ftumpf. Die Nafenlöcher find eyförmig und liegen
in des Schnabels Mitte, Die Stirn ift mie Fleiſch⸗
Lappen beſetzt. An des Flügels erſten Gelenkes
Beugung ftehen fpigige Vorne, Die Füße haben
drey Zehen vorwärts und ‚eine Bitten und ‚ungemein |
lange’ Krallen.
| ne ———— Spornfügel e)
| br die ie gie Ki Taube. »D —
* * Ba uͤße Pia, die Shen lang
und duͤnn, die Klauen fehr Ir ang und die Binterfte
die längfte und grade aus ftehend, Der nackte fap»
pen an der Stirn iſt roͤthlich, der Scheitel'braun ge
fleft, von den: Augen bis zu dem Macken eine weiße
Binde, der Oberhals ſchwarz, der Rücken braun und
gefchuppt,I der furze Schwanz purpurroͤthlich, die
Schwungfedern grün und ſchwarzfleckig, die Schul⸗
tern purpuͤrroth, gelb und ſchwarzbraun in die Queere
gezeichnet. — Er bewohnt die — Gegenden von
—* ilien und Mexito.
Die ſi eben und vierzigſte Gattung.
Der Scheidenſchnabel ).
Der Schnabel iſt dick, ein wenig gebogen, zuſam⸗
mengedruͤckt, oben an der obern Kinnlade mit einer
hoͤrnernen Scheide eingeſchloſſen. Die Naſen⸗
Löcher find klein und vor der Scheide ſichtbar. Das
Geſicht nackt. Die * unter den Einbeugun⸗
gen mit einem ſtumpfen noten bewaffnet. Man
kennt nur eine Art,
en
e) Parra variabilis, * Ye varic. Bufl,
F) Yaginalis, eh
m Trompetenvogel. Hohlſchnabel.
den weißen Scheidenſchnabel —9— |
— ae wohnt auf Neufeeland und den übrigen Inſeln
der Südfee heerdenweiße, hat die Größe einer Taube,und
ihre von Schaalthieren und Aas. Der Schnabel
iſt an der Wurzel ſchwarz, die Scheide beweglich, fo
daß ſie erhoben und an, den Schnabel angedruͤckt wers
‚Kann. Das nackte Geſicht hat weiße und gold⸗
farbige Warzen. Das ganze Gefieder iſt weiß;
—* der Fluͤgelknoten ſchwarz ·
Die acht und viergiöfte Bart,
‚Der = rompetenvogel 2% .
u * > Arten, Der Schnabel it —
rund, ——— = — ** oberer — 2— a.
ga) Die gemeine male . 5%
bewohnt vorzäglich Südamerika, und iſt 20 * —*
Der Schnabel iſt gelbgruͤn; die Beine ſtark und aſch⸗
raubraun oder gruͤn; der Schwanz ſehr kurz; der
‚geib ſchwarz; die Kopffedern wollig; der Augenkreis
nackt und roth; die Gurgel mit einem gruͤnen oder
himmelblauen Goldglan e. Die Luftrohre iſt fo wun⸗
derbar gebaut, daß man (ne Stimme in’ den Unterleib herz
nter gehen hört. Er laßt ſich leicht zaͤhmen und mit DR
Fleiſch und kleinen Fiſchen erhalten.
Die neun und vierzigſte Gattung. a
Der Hohlſchnabel Eu
Di‘ Gattung bat "ebenfalls nur 2. Arten. Der
Schnabel iſt erhaben, tun, ig und did. Die obere
Kinn⸗
Di Pr Vaginalis alba. in? . B) Pfophia,
z) Pſophia erepitans. Lin; Abe Buff.
) Caucroma.
on
; Krebsfreſſer. Auſternfiſcher. 443
Kinnlade hat die Geſtalt eines umgekehrten Kahns
und iſt eigentlich loͤffelfoͤrmig. Die engen Nafenz
loͤcher can in einer Furche des Schnebels. Die
Zunge it f — Fuͤße find gefpalten. '
rebsfreffer ’).
"Ein ungemein gefräßiger. Brafi lianiſcher Vogel, det |
fie) von Krebfen nähet. — Der Schnabel ift rorb, über
‘2 Zoll fang und er, ſelbſt 18 Zoll; der Schwanz fehe
kurz und abgeftugt; die Füße graulichgelb; der Leib
weiß und gefleckt, der Ruͤcken aber und ar ana
und bone braun.
‚Die funfzigite Gattung.
Der Aufiernfifcher”) : |
mit einem ange zufemmengedrückten, —* an der
—* einen Keil vorſtellenden Schnabel; mit ſchma⸗
len Naſenloͤchern und Lauffuͤßen. Kine Art,
Der Au ernfiſcher Meerelſter Auſtern ·
fammler) ) ©
Abertrifft an Bröße eine Krähe, und bee die Enropäi
ſchen, Aſiatiſchen und Amerikaniſchen Seekäften, and) die Ins
ſeln der Suͤdſee. In Deutfchland trifft man ihn an ber Ofifee,
auch ankandfeen an. Der lange feilförnige Schnabel if
hochorangengelb; Hals, Kopf und Deckſedern der Fluͤg
ſchoͤn ſchwarz; Flügel dunkelbraun mit weißen Queer⸗
ſtreifen; die untere Seite des Körpers und der untere
Theil des Schwanzes weiß, das Ende ſchwarz; bie
Deine ftarf, dick und ſchmutzig fleiſchroth.
Seine hauptſaͤchlichſte Nahrung find Auſtern, diser
mit vieler Geſchicklichteit, ohne fihhan ihrem feharfen Rand
zu befchädigen, erbrechen kann, und die er befondess zur Zeit
Ebbe aufjuht. Durch fein Gefehrey, welches er bey Erblik;
Tung eines Feindes erhebt, macht er die Sanfe und andere Waſ⸗
ſervoͤgel
D) Cancroma Cancrophaga. Lin. Cuilliere brune. Buff.
m) Haematopus. n) Haematopus Oſtralegus. 1.
44 Ser Wachtelkbnig.
De
Eervogel aufmerkſam. Er kann auch ſchwimmen. Sein
‚Sleifch wird für ein gutes Eſſen gehalten, — wenn
man ihm die Haut abzieht.
Die ein und funfzi ſte Gattu
AS N ng.
faßt 31 Arten in fi), melche folgende J—
gemein haben. Der Schnabel iſt zufammengedrückt,
„der Wurzel dicker, auf dem Kücken nad) der Spige
" nn beyde KRinnladen gleich
ng. Die Naſenloͤcher ſind eyfoͤrmig; die
vierzehig, geſpalten, mit weit behebeuen ee
und hängen im Fluge herab. Ihr Leib iſt an den
Seiten zufammengedrüct, Sie haben einige Eigen-
fhafften von Landvoͤgeln, andere von Waffervögeln,
Sie fliegen fangfam, brüten auf der Erde —2 il
Nahrung befteht meift aus allerhand
Gewuͤrmen. Wir kennen in Deurfchland elgeiße: ı
x. Der Wachteltönig (Wiefenfnarrer, Schnarre ?).
Er hat mit der Wachtel einerley Zeymarb, und ift
da häufig und felten, wo diefe häufig und felten iſt, zieht auch
sit ihr im Herbſt weg, und koͤmmt mit ihr im Frühjahr wie⸗
der an, woher er den Namen Wachteltoͤnig erhalten hat.
An Bröße gleicht er obngefähr einer Mifteldrofs.
fel, und iſt 10 Zoll lang, Kopf, Hinterhals, Rücken
und Schwanz find fehwarz, ſtark vörhlichgrau einge-
—* die Deckfedern der luͤgel und vordern
Schwungfedern braunroth; Hals und Bruſt
ſchmutzig aſchgrau; der Bauch meiß, an den Seiten
und am After dunfelbraun, roftfarben und weiß geftreift.
e Er läßt des Nachts auf den Wiefen und Aeckern ein.
Burhdringendes dem Laubfeofehe ähnliches Gefchrep Arıp,
pri heren naͤhrt ſich von Snfekten und kleinen
| Saͤme⸗
0) Rallus.
p) Rallus Crex, Lin, Rale de Tere, de — ou
Roi de Cailless Buff, .
Der große und mittlere Waſſerralle. 445:
Sämereyen, and legt acht bis zwölf gruͤnlichgraue, heits
braungefleckte Eyer auf dießloße Erde, aus weichen ſchwarz⸗
wollige Zunge fhlüpfen, die nach drey Wochen erft ihre bun⸗
ten Federn erhalten. Das Weibchen; brüter fo emſig, dag.
es oft von den Graßmaͤhern auf dem Neſte geköpft wird. Die
Jungen laufen im Herbftmit den Wachteln unter die Hafer⸗
ſchwaden, und koͤnnen alsdann mit den Händen gefangen wer⸗
den. m. Zimmer befinden fie fich bey Semmeln in Milch
geweicht fehr wohl. Das Fleiſch diefer Vögel, das im
Derbſt fehr fett ift, wird für eine Delikateffe gehalten.
2. Der große Wafferralle (das Sammthuhn 9)
iſt kaum um ein merkliches Kleiner als der vorhergehende, und’
haͤlt ſich in Europa allenthalben, wo es Suͤmpfe, fchilfreihe
Teiche und Seen giebt, auf. Der Schnabel iſt an
der Wurzel roth; die Fuͤße ſind braungruͤnlich; der
ganze Oberleib ſchwaͤrzlich, ſtark olivenbraͤunlich eins
ar Scheer dunfelafchgrau, die Seiten
ſchwarz mit weißen Dueerftreifen. er
Er fliegt noch weniger als die vorige Art, trägt fich
fehr hoch und ſtolz, und läuft fehr hurtig über die Waſſer⸗
Pflanzen weg, Seine Nahrung befiehtin allerhand Wat:
ſerinſekten und Waflerpflanzenfädmereyen, und fein Neſt
legt er auf trockene Hügel in Suͤmpfen an. Sein Sleifch
ſchmeckt vortrefflich. |
3. Der mittlere Wafferralle *)
wohnt im füdlichen und gemäßigten Europa an den Ufern
der Flüffe und Seen im Schilf und Rietgraß. Er bat ohn⸗
gefähr die Größe einer Wachtel. Schnabel und
Füße find grünlich, die Federn am Oberleibe ſchwaͤrz⸗
lid) mit olivenfarbenen Rändern und weißen Flecken,
am Unterleibe aſchgrau und weißgefleckt, die zwey mitt“
lern Schwanzfedern weiß geraͤndet. Er hat mit
der vorigen einerley Lebensart, und fein Fleiſch wird noch
höher geſchaͤtzt; Schade, daß er fo einzeln ift!
— 4. Der
9) Rallus aquaticus. Lin. Rale d’eau. Buff.
v) RallusPorzana, L. Petit Rale d’eau ou Marouetto
J
446 Das Deftreichifche Sandhuhn.
4x Der Kleine Waflerraller).
Er hat die Größe einer Lerche, iſt unten aſch⸗
ran und oben roſtbraun und dunkelbraun ‚ge
eckt. Man trifft diefen artigen, muntern Vogel in This
eingen in den Suͤmpfen as, die m Fluͤſſe, Seen. und "2
the graͤnzen. Sein Fleiſch ſchmeckt vortrefflich. NL
Die zwey und funfzigfte Gattung.
| Das Sandhuhn ”),
er find 3 Arten befannt, welche in folgenden
. Stüden übereinftimmen. Der Schnabel if farf,-
kurz, grade, an der Spiße gebogen. Die Nafen«
loͤcher liegen an der Wurzel des Schnabels, find li—
nienförmig und frumm. Der Machen ift weit, Die
Süße find vierzebig, die Zehen lang, dünn und an
der Wurzel mie einer Eleinen Haut verbunden. -Der
Schwanz bat zwölf Sehen und iſt gabelfürmig.
Wir bemerfen ur |
das Oeſtreichiſche Sandhuhn (die Wieſen⸗
ſchwalbe) *
Es hat die Groͤße einer Schwarzʒdroſſel. Der
Oberleib iſt glaͤnzend graubraun, der Unterleib
vöthlichgran; das Kinn und die Kehle weiß, der Un⸗
terhals roͤthlichweiß mit einem ſchwarzen Dueers
ſtreifen umgeben, die Seiten verwafchen Ffaftanien=
braun, die vordern Schwungfedern dunfelbraum, die
Schwanzfedern weiß und dunkelbraun.
ven heer denweiſe an den Ufern der * undeeen
auf
9 Rallus puhllus, Lin, \
.®) Glareola,:
») Glereola auftriaca nd iso patneola Lin.
Le Pardrix de mer,
EN
Die Hausoögel 447
auf Stmpfenund wäffrigen Wiefen, und ſucht Waſſerinſelten
und Gewürme zu feiner Nahrung auf. RE T
& n Eee IR. /
Noch zaͤhlt man in diefer Ordnung drey weniger
intereffante Gattungen den Jabiru *), Aurtier”),
und die Umbrette *), jede mit einer Art. j
Das achtzehnte Kapitel,
Ordn ung
Kor Die Hausvögel).
Sie beißen aud) hühnerartige Vögel, weil fie alle
in Geſtalt und Lebensart den Haushuͤhnern einigera
mafen gleichen. Ihr Schnabel ift erhaben, und bie
gbere. Kinnlade fo, gewölbt, daß der Rand derſelben
ber die untere herſteht. Die Nafenlöcher find mit;
einev erhabenen, Fnorpelartigen. Haut halb ‚bedeckt.
Die Füße haben meift vier Zehen, wovon die drey
vordern an dem erften Gelenfe mit einander verbun—
den find, und unten Hervorrragungen haben. Bey
meiſten hat das Maͤnnchen auch hinten am
chienbein einen Sporn. Die Fluͤgel ſind kurz
und legen ſich unter oder neben dem Schwanze zuſam⸗
men; daher auch einige nicht, weit fliegen fünnen.
Der han hat mehr als zwölf Federn. Ihr
Fa iff veinlic) und mit Fett überzogen; ihr Fleiſch
aber wohlſchmeckend und härter, als an andern Voͤ⸗
gen. Sie wurden daher nach dem jübifchen Gefege
auch faft allein für reine Vögel erkannt. Ihre
ahrungsmittel find die Saamen der Pflanzen, die
fie
2) Miuiteria. w) Corrira. #) Scopus,
) Gallinae. |
u8 Der gemeine Strauß.
fie in ihrem Rropfe einweichen, und verſchiedene Ar⸗
ten von Inſecten und Gewuͤrmen, ohne weiche ſie ſich
sticht wohl befinden. Ihr Bad nehmen fie im Sande.
Sie niſten (meift) nur einmal des ZJahrs, bauen ſich
kunſtloſe Meſter, meift auf die platte Erde, die Weibchen,
deren ein Männchen faſt immer mehrere hat, brüten
viele Eyer aus, die Jungen gehen fo gleich aus dem
Ey mit der Mutter davon, werden von ihr zur Speife
gelockt, beſchuͤtzt, erwaͤrmt und geführt, bis fie fich maus
fern. Sie werden leicht zahm, lieben die Gefeltfchaft
der Menfchen, und haben mit Necht den Namen
Hausvögel, weil fie mehrentheils alle vermittelſt ihres
Sleifhes, ihrer Eyer und Federn, einen wichtigen Ars
eifel in der Haushaltung ausmachen. Sie werden
mit den wiederkäuenden Thieren unter den Säus
gethieren verglichen. Es giebt zehn Battungen
und hundert und neun Arten.
Die drey und fünfzigfte Gattung.
Der Straus ).
Hiervon kennt man 4 Arten, welche einen fegelför«
migen Schmabel, eyfoͤrmige Nafenlöcher, und zum
Stiegen ungefchictte Flhgel haben. Die Füße find
Sauffüße. Man betrachtet fie als eine Mittelgattung
zwiſchen den Vögeln und vierfuͤßigen Thieren.
i, Der gemeine Straus °). 6
Der groͤßte bekannte Vogel, der den Contur
wenigſtens an Höhe, wenn auch nicht an Breite über
erifft. Er wird bis 10 Fuß hoch, und iſt alfo im
Stande, wenn er neben einem Keuter ſteht, den
Schnabel auf deſſen Hut zu legen. Der dünne Hals
12 | | i
2) Strutbid. \ ſt
«) Struthio Camelus, Lin. Autruche, Buff.
—
Der genteine Strauß, - 449
iſt über 3 Fuß lang, und die ftarfen fleifchigen Beine
haben faft gleiche Länge, Der Umfang des Körpers
ift dreymal fo groß als ein Trappe und feine Schwere
Hundert Dfund und drüber. Der. Kopf ift verhäfte
nißmaͤßig ſehr Elein, mit keinen runden, fondern ovaa
Ten Augen, wie an den Säugerhieren, und mit Augen⸗
wimpern; ber Furze Schnabel hornfarbig, und an ver
Spitze ſchwarz; die Flügel find fehr Elein, haben feine
eigentliche Schwungfedern, dagegen zwey bornartige
Stacheln, den ‚einen an der Spige des Flügels, den
andern am Daumen. Fliegen kann er alfo damit
nicht; er braucht fie aber als Ruder im Saufen. Die
Buaͤrte, welche aus ven Schäften der Flügelfedern herz
‚vorwachfen, ſind ganz einfach, und gleichen einzeln ab⸗
ftehenden feidenen Fäden. Eben fo beftehe ver
Schwanz aus einem dicken Büfhel ſolcher einfachen
Eraufen Federn, welche man aber fir außerordentlich
ſchoͤn hält; die Bruft ift, fo wie der Hinterleib, mie
einer. ſchwieligen Haut verfehen, auf welche er fich
beym Siegen ftügt. Die Schenfel haben die Stärke
der Mannsfchenfel und die Beine nur zwey vor⸗
waͤrts gerichtete Zehen, binten aber einen fehr Kurs
zen Sprungknochen, der ihm ftatt der Ferſe dient,
Der lange Hals, der gebogene Rücken, die Brufte
ſchwiele, die Geſtalt der Füße, und überhaupt feine
ganze Bildung Haben ihm einige Aehnlichkeit mic dem
Kameele verſchafft, daher ihn aud) einige Schriftftel-
der den Rameelſtraus oder Kameelvogel nennen.
Der Kopf it oben kahl und fleifchfarbig; die Kehle
und der Hals mit weißer haarähnlicher dünner Wolle
beſetzt; der übrige Körper mit weißen, fehwarzen, und
bey dem Weibchen auch mit. aſchgrauen Federn, deren
Fahnenfaſern wieder eigene Fleine Fraufe Federn zu
Bechſteins kurzgef. .0.1.36, Ff— haben
450 Der gemeine Straus.
haben ſcheinen, beſetzt; die Schenkel ſind bey den A.
ten nackt, bey den Jungen aber, die ganz grau ausfes
ben, haben fie die wollige Halsbedeckung.
. Die Straufe bewohnen heerdenweife die Wüften in
Afrika und Arabien. Von ferne fieht « ein folher Haufe wie
eine Karavane von KRameelen aus. Sie haben eine ächzenz
de Elagende Stimme, die dem Wanderer des Nachts Schrefz
' ten einjagt. Zuweilen follen fie auch ein ftarfes abgebroches
nes Gefhrey, das dem Brüllen des Löwen ähnelt, ausftor
fen. Sie fliehen einen Menfchen von weiten, und ihr
Lauf ift fo ſchnell, daß ihnen das hurtigſte Pferd nicht gleich
zu faufen im Stande ifi. Doch Halten fie nicht fo lange aus.
Henn fie nicht entrinnen Eönnen, fo verbergen fie, wie die
Wachteln, den Kopf in ein Gebüfch und laſſen fich mit Prüs
gen todtfehlagen. Vielleicht wollen fie dadurch ihren ems
pfindfichften und edelften Theil fichern, oder glauben aus
Dummheit, wenn fie den Feind nicht fähen, fo würden fie
auch von ihm nicht gefehen. Ohngeachtet ihrer Scheuheie
laſſen fie fich doch leicht zähmen, und werden nicht nur ig
Menagerien in Europa ihrer Seltenheit wegen, fondern auch
in Afrika, wie bey und das Hausgeflügel, zu ganzen Heerz
den ihres Nußens halber unterhalten. Hier pflanzen fie fich
auch gezähmt fort. Da fie fo aͤußerſt fehnell laufen, und
zwey Perfonen ohne Beſchwerden tragen können, fo vers
lohnte es fich ja wohl der Mühe, darüber nachzudenken, daß
man fie wie, die Pferde brauchen lernte. , Bisher find derz
‚gleichen Verſuche nur aus Mengierde und zum Vergnägen
angeftellt worden. — Die Nahrung dieſer Vögel beſteht
aus Datteln und andern Früchten, dod) haben fie auch die
Gewohnheit Steine, Metall, Knochen und andere harte Koͤr⸗
per theils aus Gefräßigkeit, theils zur Beförderung ihrer
Verdauung, zu verſchlucken. Sie verdanen fie aber nicht,
wie man vorgiebt, fondern geben fie wieder roh von ſich;
auch können fie fein glühendes Eifen verſchlucken, wie man
wohl erzählen Hört, — Ihr Neſt befteht aus einem Haus
fen aufgethürmten Sandes. Hierauf legen fie etliche und
zwanzig Eyer, bebrüten fie, wie man bemerkt haben will,
bloß des Nachts, und ——— fie am Tage der Sonnen
wärme
Gemeiner Straus. Kaſuar. 451
wärme. Doch ift dieß noch nicht ausgentacht ; denn_von der
zahmen weil; man, dag Männchen und Weibchen wechjelss
weile Tag und Nacht auf denfelben fisen, ie machen des
Jahrs mehrere Bruten, und mögen daher wohl zufammen |
jährlich bis fünfzig Eyer legen. Diefe find rundlich, von
der Größe eines Heinen Kinderfopfs, wiegen dreh bis vier
‚Pfund, und haben eine gelöcherte, gelbliche und fefte Schaas
le. Die Jungen werden wie die Hühner geführt, — So⸗
‚wohl das Fleiſch, welches doch hart und fchlecht iſt, als die
Eper, welde einen guten Geſchmack haben follen, werden
"yon den Eingebohrnen gegefien. Aus der Schaale der le:
tern bereitet man auch Schäfleln und andere Gefäße, die '
-mit ber Zeit fehr hart und dem Eifenbeine gleich werden.
‚Der Raifer Zeliogabal ließ einmal das Gehirn von 600
Strauſen zu einer einzigen Mahlzeit auftragen: Veit der
Haut treiben die Mohren großen Handel. Das Leder ift
fo dick wie Bockleder, und wird zu verfehiedenen Kleidungs⸗
ſtuͤcken verarbeitet. Den größten Vortheil aber gewähren
die fchönen Schwung ; und Schwanzfedern, die von jez
her für den größten Schmuck gehalten worden, und feinen
- geringen Kandelsartikel ausgemacht haben. Die beiten find
‚eine halbe Elle lang, und werden zur Zierde des Turbans,
der Frauenzimmerhäte, Baldahins ıc. theils gefärbt, theils
ungefärbt verwendet. Die Fleinen Federn braucht man
zu Möffen ꝛc. und die Wolle am Halfe und unter den Fluͤ⸗
geln zu Hüten und. groben Tüchern. Alle diefe Federn kom⸗
men in Menge aus der Barbarey, Egypten, Marfilien, Engs
and und Holland, und der Eins und Verkauf gefchieht nach
Verſchiedenheit der Länder und der Sorten, entweder hun⸗
dert; Bund; oder Stuͤckweiſe, oder nad) dem Gewichte. Das
‚Gere mit dem warmen Dlute des Straufes vermifcht, wor
‚von ein einziger oft zwanzig Pfund bey fich hat, wird unter
dem Namen der Strausbutter nicht nur als ein wohlfchmef?
kendes Eifen, fondern auch ald Arzneymittel von den Eins
gebohrnen fehr Hoch geſchatzt. x‘
F 2. Der Raſuar ?),
deſſen Heymath eigentlich Oftindien iſt, wie wohl er auch
in einigen Gegenden von Afrika geſucht wird, gleicht am
ch, wine, f 2 Br Ans
. b) Struthio Cafuarius. Lin. Le Caloar. Buff.
>
52.7 8 Der Kaſuar.
Umfang des Leibes dem Straufe, erlangt aber wegen
feines kurzen Halfes und der Fürzern, dreyzehigen
Süße nur eine Höhe von 5 Fuß. Bon der Wurs
sel des an der gefrünmten Spitze ausgezad-
ten Schnabels erhebt fih bis zur Mitte des
Scheitel ein Eegelföürmiges, hornartigeg, 3 Zoll
hohes Gewaͤchs, das vorne ſchwaͤrzlich und hinten
gelb it. Unten am bloßen Halfe hängen zwey flei«
ſchige, einen halben Zoll lange Häufe, die theils roth,
theils blau find. Die Flügel find noch Fleiner als am
Strauſe, und zum Fluge völlig unbrauchbar. State
der Schwungfedern ſtehen an jedem Flügel vier bis
fieben ſchwarze, hornartige Stacheln, wovon die laͤng⸗
fte einen Fuß beträgt. Diefe dienen Faum zur Bes
förderung des $aufes, vielmeniger zum Fluge. Vorne
an der Bruft fiße eine Fable Schwiele, die weiter her⸗
vorragt, als beym Straufe, Der Kopf und die Hälfte
des Halfes har eine bläuliche nackte Haut; der übrige
Theil des Leibes und die Schenfel find mit ſchwarzen
Federn beſetzt. Die Federn felbft aber ähneln mehr
den Pferdehaaren, und es entfpringen immer zwey und
zwey Scäffte aus einem gemeinfhafftlichen Kiele.
Ueber dem After hängen die längften-herab, welche
ihm das Anfehen eines zottigen Thieres geben. |
Der Kafnar hat ein wildes, furchtbared Anfehn, und
einen fonderbaren Gang, fo daß es fcheint, ald wenn er zw
gleicher Zeit hinten ausfchlage, wenn er einen Sprung vors
wärss thut. Doc) läufter fehnell. Seine Nahrung machen
allerley Früchte, Körner u.d.9. aus, und gezähmt nimme
er mit Brod, Gartengewächfen und Obft vorlieb. Er vers
fchlingt uͤberdieß Steine und andere harte Dinge. - Seine
Eyer find afehgraugrünlich mit Marmorflecken und Knoͤt⸗
chen befest. Sie find länglicher, aber nicht fo dick und feft
als die Strauseyer, und werden’ebenfalld, wie man fagt,
guößtentheils von der Sonnenwaͤrme ausgebruͤtet. sn
; - ; ißt
—
—
Strauskaſuar. Trappe. 453
ißt ſie ſehr gern, und macht aus den Schaalen derſelben
allerhand Trinkgeſchirre. F
3. Der Strauskaſuar (Strausbaſtardt, Ameri⸗
— kaniſche Straus) °)
ähnelt in einigen Stüden dem Straufe, in andern
dem Kafuar, und wird fehs Fuß hoch. Es ift der
größte Amerifanifche Vogel. Der Kopf iſt einem
Gänfekopfe gleich, der Leib eyförmig, die Flügel zum
Fluge ungeſchickt, die Beine hoc), jeder Fuß vorne
nit drey Zchen und hinten mit einem runden
ſchwieligen Knorren, wie mit einer Ferſe verſehen.
Der Körper iſt mit grauen feſt anliegenden Federn
befegt, nur am Bauche befinden ſich einige weiße.
Seine Nahrung machen Früchte und Kräuter aus,
Er bewohnt die füdfihen Wüften in Amerika, und legt 40
bis 60 Eyer in eine ausgehöhfte Grube. Die Zungen find
ſo einfältig, das fie jedermann, der ihnen beaegnet, nad)
iaufen. She Fleiſch wird für fhmachaft gehalten; der Al⸗
ten ihres aber fol hart feyn. . Die Patagonen eflen die
KEingeweide roh, ohne weitere Zubereitung, reinigen fie
auch nicht befonders, fondern bemühen fich, die innere Seite
herauszukehren, und fie ein wenig auszuſchuͤtteln. Auch die
Eyer werden als wohlichmeckend gegefien.
Die vier umd funfzigfte Gattung.
| Dir Zrappe ). |
Linne⸗ ſetzte ſonſt dieſe Bögel, deren es gArten giebt,
unter die Sumpſvoͤgel, weil fie über den Knieen nackt
find; allein fie haben doch mehr Eigenfchafften von
den Huͤhnern, daher fie jetzt auch allgemein zu denſel⸗
ben gezählt werden. Ihr Schnabel iſt kurz, etwas
. fegelförmig, an der obern Kinnlade gemwölbt, Die
Naͤſenloͤcher find eyfoͤrmig; die Zunge zugefpigt
und etwas gefpalten; die Füße find Lauffuͤße.
I 3 1. Der
c) Strutbio Rhea, Lin, Le Thougou, , 4) Otu.
\
454 Der große Trapp.
‘1. Der große Irappe(Trappgans, Ackertrappe ey,
den man in Europa in großen ebenen Feldern heerbenweiſ⸗
antrifft, uͤbertrifft an Groͤße einen Truthahn.
Kopf und Hals ſind aſchgrau, an beyden Sei⸗
ten der untern Kinnlade ſtehen lange weiße
Bartfedern, wie ein Schnurrbart, die er im Zorn
ausbreiten fann, auf dem Kopfe erheben fich
auch einige bufchige längere Federn. Der Ober-
leib ift roſtroͤthlich mit ſchwarzen ſchoͤnen Queerfireifen,
der Unterleib weiß. Dem Weibchen mangeln die
Bartfedern und Kopf und Oberhals find wie der Ruͤk—
ten. Es ift auch viel Fleiner als das Männchen.
Es iſt ein ſcheuer, furchtfamer und vorfi htiger Vogel.
Er ftußt bey jeder neuen Erſcheinung, fürchtet immer von
allen Seiten Gefahr, und fucht fich durch die Flucht zu rets
ten. Hierzu bedient er ſich nicht fo wohl feiner Flügel, als
feiner Füße, vermittelft welcher er fo gefchwind laufen kann,
daß es einem Windhunde ſchwer wird, ihn einzuholen. Die _
größte Furcht äuferter gegen die Hunde, und flieht fogleich,
wenn er von weiten einen gewahr wird. Dieß hat ihn vers
muthlich die Erfahrung gelehrt, da man Jagd⸗ und Winds
Hunde auf ihn abzurichten pflegt, um ihn im Laufen zu fans
gen. Im Gegenth eil ſchreibt man ihm eine beſondere Zus
neigung gegen die Pferde zu, indem er biefelbe nahe an fich
gehen läßt. Allein vielleicht iſt dieß wieder eine Erfahrung,
die er po oft machen kann, daß nämlich Pferde und Reuter,
die er im Felde immer um fich fieht, ihn nie verfolgt haben.
Der Jaͤger bedient fich diefes Umftandes und ſchießt ihn von
einem mit Stroh und andern Dingen bedeckten Wagen herab.
Ohngeachtet der Schwere feines Körpers kann er doch ziem⸗
lich hoch fliegen, und macht im Winter Reiſen in einem
Zuge von etlichen Meilen. — Seine Nahrung beſteht
vorzuͤglich in Koͤrnern, doch frißt er auch gruͤne Saat, Kohl,
auch Inſekten und Regenwuͤrmer. Zur Zeit der Begat⸗
tung, welche in die Faſten faͤllt, geht das Maͤnnchen ſtolz
und aufgeblaſen um ſein Weibchen, deren es mehrere hat,
— herum,
o) Otis Tarda. Lin, L'Outarde. Buff,
J
Der Eleine Trappe, 455
herum, und fchlägt ein Rad, wie ein Truthahn. Die
Henne kratzt ſich ein Loch in die Erde, und legt zwey bis drey
braungräne große Ever in daffelbe, bebrütet fie einen Mos
nat, und führt alsdann die Zungen, wie die Kaushenne,
Diefe laffen fich, wie die jungen Haushühner, leicht aufziehen
und zu den Hausvögeln gewöhnen. — Die Trappen gehoͤ⸗
ren in den meiften Ländern zur hoben Jagd und werden
zu allen Zeiten gefchoflen und gefangen. Das Hleifch der
Jungen iſt zart und feichtverdaulich, das der alten aber hart,
ſchwarz und muß daher durch befondere Zubereitung erſt ef:
bar gemadyt werden. Dre Spulen braudht man zum
Echreiben, und die Fifcher bedienen fic) ihrer auch gern zum
Angeln, weilfie glauben, daß die Fifche die Fleinen ſchwar⸗
zen Flecken auf den Schäften-für Fliegen anfähen, und das
Her defto beſſer anbiffen. '
2. Der Kleine Treppe (Trappenzwerg) f),
welcher ohngefähr die Bröße eines Fafans hat, bewohnt
die füdlichen Gegenden von Europa. In Defterreich trifft
man ihn in ziemlicher Anzahl an.
Er ift glatt an Kopfe und Kehle, Der
Scheitel ift ſchwarz mit roftfarbenen Strichen; die
Schläfe, das Kinn und die Kehle find roͤthlich weiß,
mit Fleinen ſchwaͤrzlichen Flecken; der Hals ſchwarz
mit einem doppelten weißen Halsbande; der Rüden,
die Schultern und Deckfedern der Flügel voftfarbig,
dunkelbraun geftrichelt, und mit kleinen ivregulären
tinien in die Queere geftreiftz Bruft, Bauch), und die
äußern Ränder der Flügel find weiß; die vordern
Schmungfedern an den Spitzen ſchwarz, an der Wur-
zel weiß, die hintern ganz weiß; von den achtzehn.
Schwanzfedern die mittlern brandfarbig, die uͤbrigen
weiß, alle mit ſchwaͤrzlichen irregulären Queerflecken
bezeichnet. Alle Dunen find, wie bey den großen
Trappen rofenfarbig. — Dem Weibchen fehlen die
‚weißen Halsbänder, Diefer
RA N
f) Otis Tetrax, Ein, La petite Qutarde, Buff.
4566. Dub Thlpel.
Dieſer Trappe; welcher in Anſehung feiner Nahrung
die größte Achnlichkeit mit dem großen hat, wandert im
Herbſt in unzähligen Schaaren, und koͤmmt in der Mitte:
des Aprils wieder an feinen Wohnort an, worzu er ſich
ſteinige, unfruchtbare, mit Klee und Luzerne beſaͤete Aecker
auffucht. Ein Maͤnnchen haͤlt ſich zu mehrern Weibchen, und
diefe legen im Junius drey bis fünf ſchoͤn glaͤnzendgruͤne Eyer
auf die bloße Erde, bruͤten ſie in drey Wochen aus, und fuͤh⸗
ren die Jungen im Getraide herum, bis fie fliegen Einnen. —
Sn Frankreich fange man die Hahne in Schlingen, im
welche man fie durch ein ausgeftopftes Weibchen lockt, defz .
fen Stimme man fünfilich nachahmet. Ihr Hleiſch iſt wohl⸗
ſchmeckender ats von Sirkhühnern. Eben fohaben die Eyer
einen vortrefflihen Sefhmad. | 2%
Die fünf. und funfzigfte Gattung.
» Der Dudu 2)
begreift 3 Arten unter ih. Ihr Schnabel ift lang
und flark, in der Mitte durch zwey Queerrunzeln ein⸗
gefhnürt, Beyde Kinnladen haben eine gefrümmte
Spitze und find an beyden Enden gewoͤlbt. Das
Geſicht ift bis hinter die Augen ohne Federn, Geiz
nes fonderbaren Anfehens halber bemerken wir
den Coͤlpel (Dronte) *), —
welcher auf der Inſel Frankreich und Bourbon wohnt. Er
hat die Groͤße eines Schwans, und einen faſt viereckigen
plumpen Körper, den er kaum im Stande iſt, fortzuſchlep⸗
pen. Ueberdieß zeichnet ihn auch noch Dummheit und Ger
fräßigkeit aus. — Der Kopf ift dick, unförmlich, und
gleichfam mit einer Kappe von Haut umgeben; . ber
Rachen gewaltig groß, und öffnet ſich bis hinter. die
Augen. Der Leib iſt überall mit weichen grauen
. Bebern.befleidet, oben dunkler, unten heller,
Die Federn der Flügel, mit welchen er aber nicht fliegen
‘ fann,
v.g, Didus. w
b) Didus ineptus, Lin. Le Dronte, Buff,
%
Der gemeine pfou. "N
kann, find weiß und gelb gemiſcht; die Schwanzfe-
dern an der Zahl vier bis fünf wie bey dem Straufe
gefräufelt und gelblichgrau. — Sein Sleiſch iſt hart
In feinem Magen findet man zuweilen einen Stein von der
Groͤße einer Fauſt, den man für Bezoar ausgiebt. Er ſoll
jetzt gaͤnzlich ausgerottet ſeyn.
Die ſechs nnd funfzigfte Gattung.
Der Pfau’). |
— Von dieſen Aſiatiſchen Voͤgeln kennt man nur 4 Ar⸗
ten. Sie haben vorwaͤrts liegende Kopffedern.
Die Deckfedern des Schwanzes ſind lang und mit
Augenſlecken bezeichnet.
1. Der gemeine Dfau ®)
ſtammt eigentlich aus Oftindien. Das Männchen ift wer
gen der unbefchreiblichen Pracht feiner Steißfedern, wegen
feines anfehnlichen Wuchfes, feiner prächtigen Stellung, feis
nes ſtolzen Ganges, der zierlichen und ungezwungenen Ver:
Hältniffe feines Körpers, eines der fchönften Geſchoͤpfe der
Natur, ein wahrer Schmud der Meyerhäfe. -
Er ift faft fo groß als ein Truthahn. Den
Kopf ziert ein hoher beweglicher fehöner Feder
bufch und an jedem Fuße fteht ein Dicker, fcharfer
Sporn. Die Farbe ift oben goldgruͤn und fupfers
farbig, unten ſchwaͤrzlich mit goldgräu vermiſcht.
Die Dedkfedern des Schwanzes woven die mittelften
über 4 Fuß lang find, haben verfihiedene fpielende
Farben und befonders am Ende runde, augenförmige,
glänzende Flecken von unbefchreiblicher Drache. Das
Weibchen ift Eleiner und nicht fo fchön.
Diefe Vögel werfen, wie alle, ihre fchönen Federn
jährlih vom Auguft an ab, ausgenommen die Strausfedern,
find alddann traurig ımd verbergen fich gleichfam ans Schaan.
Sim kontmenden Frühjahr erft ift der fchöne Schwanz beym
Männchen wieder erneuert. Ob fie gleich eben fo ſchwer,
* Sitz wie
i) Paso, ) Pavo criftatus, Lin, Le Paon, Buff,
—
458 | ‚Der Pfaufaſan.
wie dad andere Hausgeflügel fliegen, fo ſuchen ſie doch immer
die erhabenften Orte zu erreichen, ſetzen fich auf die hoͤchſten
Baͤume und Dächer, und laſſen in der Begattungszeit und
bey Aenderung des Wetters ihr weit ertoͤnendes, unangeneh⸗
mes Katzengeſchrey hoͤren. Man fuͤttert ſie, wie die Haus⸗
Hühner, mit allerhand Getraide. Um Oſtern wird der Hahn,
der fechs Hühner beftreiten kann, hitzig, und die Henne legt
m einem verborgenen Winkel acht bis zwölf Ever, brütet fie
in einem Monate aus, und führt die Zungen wie die Haus⸗
henne. Sie verſteht ſich aber nicht leicht zum Selbſtbruͤ⸗
zen; daher man der Sicherheit halber ihre Eyer lieber der
Trut⸗ und Haushennen unterlegt. Erft im dritten Sahre be;
koͤmmt das Pfauenmännchen feine ſchoͤnen Schwanzfedern,
und iſt zur Fortpflanzung ua — Der Pfau mar feiner
Schönheit halber der Juno heilig. Das Fleiſch der Jun⸗
gen iſt ſchmackhaft; das von Alten aber kaum zu genießen;
daher auch ein Pfauenbraten auf den Tafeln großer Herren
ein bloßes Schaugericht iſt. Ste werden in dieſer Abſicht
mit dem ganzen Schmucke ihrer Federn aufgetragen. Die
Federn vom Ropfe und Schwanze brauchen die Feders
ſchmuͤcker zu allerley Putz. — Es giebt auch, wie unter als
Ten zahmen Thieren, Spielarten, weiße und bunte Pfauen.
2. Der Pfaufaſan (doppelgeſpornte Pfau))
wohnt in China und hat die Groͤße eines Safand. Ein
fedr ſchoͤner Vogel! Das Männchen hat an jedent
Suße einen doppelten Sporn, und anfden Kopfe
einen herunterhängenden Federbuſch. Das gan-
ze Gefieder hat einen braun punftivten Grund. Der
Ruͤcken und die Fluͤgel haben. runde blaue Spiegel,
die mit den fehönften Farben fpielen und der Schwanz
it mit eyrunden goldgelben, blauen, gruͤnen und pur⸗
purfarbigen Augen geſchmuͤckt, die eine doppelte von
der Grundfarbe 5 Frfallung haben.
Die
Pavo bicalcaratus, Lin; Eperonnier. Bu.
Das Truthuhn. 459
Die fieben und funfzigfte Gattung.
Das Truthuhn”).
Dar Kopf ift mit ſchwammartigen Sleifchlap pen be—
deckt, und an der Kehle hängt ein häufiger Sappen.
Man kennt nur eine Art.
Das Truthuhn (Purer: Kalefurfch - und Welſche
Huhn))
welches eigentlich aus dem mittfern und nördlichen Amerika
fiammt, wo es nod) in Heerden wild lebt, wurde 1524 in
England und 1530 in Deutfehland eingeführt, und tft jest
wegen feines vwortrefflichen Fleiſches als ein vorzügliches
Mevergeflägel allenthalben bekannt.
Es iſt ein wunderbar geſtalteter Vogel, von der
Größe einer Gans und drüber. Der K Äopf ift mit
rothen und blauen drüfenartigen Fleiſch befest,
ander Wurzel des Oberfchnabels figt ein Fleiſch⸗
zapfen, der ſich ſehr verlaͤngert und ſchlaff über den
Schnabel hänge, und am Vorderhalſe beynn Maͤnn⸗
chen ein langer Buͤſchel harter ſchwarzer Haare,
wie Pferdehaare. Das’Gefteder ift wie bey allem
Hausgeflügel verfehieden gefärbt.
\ Das Betragen diefer Voͤgel, befonders des Hahns zur
Zeit der Begattung, und wenn man ihm ein tothes Tuch
vorhält, ift fo fonderbar als ihre Seftalt. Der Fleifchzas
pfen, die Kopfdruͤſen und Fleiſchklunkern am Halle ſchwellen
an und verfärben fich, die Federn ſtraͤuben fich, beſonders
erheben fich die Schwanzfedern und bilden ein Rad, das fich
bald rechts bald links bewegt. Sie fchreiten dabey gravitär
tifch einher, und laffen ein dumpfes fullerndes —— hoͤ⸗
ren. Die Weibchen werden nicht leicht zornig, find einfaͤl⸗
tig, haben eine ängftliche Stimme und weit bläffere und Eleis
nere Fleiſchlappen und Drüfen am Kopfe. — Behandlung
und Lebensart haben die —— faſt gaͤnzlich mit den
aus⸗
m) Meleagris.
n) Meleagris Gallopavo, Lin, Le Dinden. Buf.
/
vor Erkaltung und Naſſe in Acht.
*
460 Das Truthuhn. |
Haushuͤhnern gemein, nur find fie zaͤrtlicher und ibre Er⸗
ziehung braucht mehr Sorgfalt. Einem guten großen Hahn
kann man zehn und mehrere Hühner bevgefellen, er dauert
aber nur zwey Jahre, da hingegen die Hühner vier bis fünf
Jahre zur Fortpflanzung tüchtig find. Die alten Hühner
werden gefchlachtet, oder zum Ausbrüten junger Trnthühner,
Haushuͤhner, Faſanen, Pfauen, Enten u. d. 9. gezwungen,
indem man ihnen die Bauchfedern ausrupft und die Stelfe
mit Srandewein, in welchem Pfeffer anfgelößt worden, waͤſcht
und reibt. Eine Henne legt zwanzig und mehrere Eyer hins
tereinander, che fie fih zum Bruͤten bequemt, kann ihrer
aber nicht mehr als fiebenzehn bedecken. Man fest fie in
einen ruhigen Winkel, - und hebt fie täglich zum Frefjen und
Trinken vom Nefte, wen fie nicht felbft, wie eg oft gefchieht,
darnach geht. Von dem ſechs undgwanzigften Zage an muß
wman ſchon unterfuchen, ob nicht Eyer angepickt find, und die
sungen, wenn fie fich gar zu fehr vereinzelt, wegnehmen,
und unter warme Tücher ftecken. Nach vier und zwanzig
Stunden befommen fie das erfte Futter, weiches aus hart⸗
gekochten und klargehackten Eyern beſteht, die nach etlichen
Tagen mit gekochten Erbſen und fein gehackten Zwiebeln vers,
miſcht werden. Nach diefen giebt man ihnen ausgedruckte,
Kaͤſematten mit klar gefchnittener Schafgarbe, Neſſeln, Su -
lat, Brodkrumen u. d. g. vermifcht, und läßt fie ing Gras
laufen, wo fie Graßſpitzen, Infekten und Gewuͤrme, die
ihre Gefundheit befördern, ſuchen. Friſches reines Waſſer
iſt ihnen immer nothwendig. Di ihre Füße gegen die Neſt
fein zu empfindlich find, fo bader man den ungen dieſelben
gleich, wein fie aus den Eyern kommen, in Brandewein,
dieß ſtaͤrkt und härter fie ab... Vor Derterfilien, Kaffee, bitr
tern Mandeln und befonders den Saamen des rothen Fine
gerhutskrauts muß man fie forgfältig in Acht nehmen, denn
dieß iſt ihnen, fo wie den Haushuͤhnern, Sift. Eben fo
dürfen fie bey Regen, ſtarken Sonnenſchein, Than und Kaͤl⸗
.® nicht ausgetrieben werden. Wenn ihnen nach fechs bis
echt Wochen die SleifchEnoten am Kopfe und Halfe treiben, fo
werden fie ranflich, und man gießt ihnen zur Stärkung etz
was Wein unter ihre Nahrung, oder nimmt fie wenigſtens
Die
————— gensiop. Hechh9 —12
Nr“
Die acht und funfzigſte Gattung.
| Die Benelope ’). |
begreife 6 Arten unter fih, die fonft unter ven Tut⸗
huͤhnern und Faſanen aufgefuͤhrt wurden. Der
Schnabel iſt an der Wurzel nackt; der Kopf mit
Federn bedeckt; die Kehle nadt; nnd der Schwanz
. zwöfffedrig. Wir bemerken nur den
Napol (das gehörnte Truthuhn) ?)
aus ala wegen feiner ausgezeichneten Schönheit,
An Bröße hält er das Mittel zwifchen einem
Haus und Truchahn. Auf feinem Kopfe figen
zwey walzenfoͤrmige, ftumpfe, ſchwielige, blaue, vor⸗
waͤrts erichtete 9 Hörner, Vom Unterfiefer hänge
am Bulk eine fchlappe Haut von vortrefflicher blauer
Farbemit pomeranzengelbenSleden berab,in deren Mit⸗
Ste wiederum eine andere ſchwarze runzliche und weiche
Haut fich befindet. Der Unterleib ift roch, und fo
wie dev ganze Körper mit perlförmigen weißen Flek⸗
fen befegr, die einen ſchwarzen Rand haben; der
Oberleib gelblihbraun am Rande.in Roth verlohren.
Die Fuͤße haben Sporne.
Die neun und funfzigſte Gattung.
‚ Der Hodo )
"enchäle drey Amerikaniſche Vögel, deren Schnabel
an der Wurzel beyder Kinnladen mit einer Wachsa
haut überzogen iſt. Die Kopffedern liegen vors
wärs. Der RE ift
der
0) Penelope,
p) Penelope Satyra fonft Meleagris Satyra. Lin, Faĩ-
fan cornu, Buff;
D Crax,
462 Guianiſcher Hocko. Gemeines Perlhuhn.
der Guianiſche Hocko u it
&: die 5 * Sa
eine gelbe Wachshaut, einen ſchwarzen r
und meiſt weißen Bauch. Auf a ifein
ſchwarzer Federbuſch. Es ift — dummer
Bogel, der leicht zahın wird. ;
Die fechzigfte Gattung. M
Das Perlhuhn ).
Du Ropf und der obere Theil des zufammenges
druͤcktenn Halfes ift ohne Federn. Auf dem Scheitel
fise ein ſchwieliges Horn oder Helm. Die untere
Kinnlade bat an der Seite Fleifchlappen. Die Nas
fenlöcher liegen in der Tragahaut. Man Fenns
jegt 3 Arten.
Das een Perlhuhn ge
14
Dieß ſchoͤn g
Afrika, wo es noch immer in vielen Gegenden wild lebt. Man
Ri hält es in Menagerien und auf den Meyerhöfen in Deutfchs
land bis jest noch einzeln bloß zur Zierde, da man es doch
eckte Hausthier ſtammt eigentlich aus
feiner Nusbarkeit halber zu einem gewöhnlichen Hausvogel
machen folte, denn es legt eine fo große Menge wohlſchmek⸗⸗
kender Eyer, wie das Haushuhn.
Es ifferwas größer, als ein Haushahn und
har feinen Namen daher, weil feine Federn auf afch-
grauen, bald dunflern bald hellern Grunde, rundliche
Flecken von der Größe und Farbe der Perlen haben,
Zu benden Seiten des Schlundes hängt ein
Fleiſchlappen doch ohne Kehlenfalten. Ge:
Geſtalt gleicht es dem Rebhuhne, doch ſind ‚Süße und -
Es
Hals laͤnger.
r) Crax Aector. Lin. Hocco de la Guiana. Buft.
s) Numida.
) Numida Meleagris. Lin. La Peintade, Buff.
—
Das gemeine Huhn463
| Es ift ein lebhaften, unruhiger, unter fich gefelliger,
fonft aber zänkifcher Vogel, der über den ganzen Hühnerhof
die Herefchafft zu behaupten fucht, und fogar dem Truthahn
furchtbar wird. Er ift nicht fo fleißig in Seldftauffuchung
feiner Nahrung, toie die andern Hühnerarten, und muß
daher täglich zwenmal mit Gerſte, Waizen u. d. g. gefüttert
werden. Der Perlhahn ift im April hitzig, und kann ſechs
bis zwölf Hühner beftreiten, lebt alfo nicht in Monogamie,
ie man. gereöhnlich vorgiebt. Das Weibchen legt fechzehn
„bis vier und zwanzig und oft mehrere Eyer, und brüter fünf
und zwanzig Tage. Die Jungen verlangen eine noch forg:
ältigere Behandlung als die Truthühner, befommen mit der
Faͤſanen gleiches Futter, und muͤſſen befonders alsdann in Acht
‚genommen werden, wenn ihnen der Helm auf dem Kopfe
ſchiebt, wo fie ihre ſchwerſte Krankheit auszuftehen haben.
Das Hleifch der Zungen pflegt dem Nebhühnerfleifch am
Wohlgeſchmack nichts nachzugeben, und auch das der Alter
ift gefund und ſchmackhaft. Die Eyer werden unter die
töftlichften Speifen gerechnet, und eine einzige Henne legt
"des Jahrs über, wenn man fie ihr immer wegnimmt, bis
70 Stuͤck. RN
Die ein und fechzigfte Gattung.
Dee Faſann
Diefe Gattung ift eine der nüßlichften, und man zähle
jest ro Arten mit fehr vielen Abarten dahin, die alle
i
‘
*
darin überein kommen, daß die Wangen eine nackte
und glatte Haut haben.
2, Das gemeine Huhn (Haushuhn: Hahn und
; Henne) ®),
Es ſtammt aus Afien, wo es noch in vielen waldis
sen Gegenden wild angetroffen wird. - Bon Oftindien aus
hat es ſich über die ganze Erde verbreitet, und fic) jetzt auch
in der ärmlichften Wirthſchafft unentbehrlich gemacht.
— Seine
u) Phafanus,
v) Phafianus Gallus (domeflicus). Lin. Coq commun
et Poule commune, Buff,
—
—
464 Das gemeine Huhn, | |
| Seine Unterfheidungsmerfmale find: Auf ber
Stirn ein fleifcherer Ramm, an den Wangen
Doppelte Sappen, eine bioße Gegend um Die Or
ren und ein zufanmengedrüdter und in Die Hoͤ⸗
he gebogener Schwanz. Es ift zu befannt, als
daß eg einer genauen DBefchreibung bedurfte. Doch
wird es nicht überflüffig feyn, Die vorzüglichften Spiels
‚arten. anzugeben, die Nahrung, Zucht, Wermifchung
und Klima hervorgebracht haben. a) Das Hau⸗
benhuhn), welches einen dicken runden Federbufch
‚auf vem Kopfe hat. Unter diefer Spielart hält man
befonders ‚Diejenigen für fchön, welche weiß find, mit
ſchwarzem Federbuſch, oder ſchwarz mit weißem Fea
derbuſch, oder" ganz weiß mit ſchwarzen eyfoͤrmigen
Flecken oder ganz goldgelb mit ſchwarzen runden Flek⸗
fen. b) Das Bluthuhn *), welchem die Schwung⸗
federn mangeln, c) Das Zwerghuhn >), welches
faſt um die Haͤlfte kleiner als das gemeine Huhn iſt,
federige Füße het, und gewoͤhnlich weiß gefärbt iſt.
d) Das Struphuhn *), an welchem die Federn alle
verfehre. vorwärts flehen. e) Das Wollhuhn *),-
Deffen Federn fo schlicht find, daß fie der Wolle und den
‚Haaren der Säugerbiere ähneln. Man fuchte fonft
dem Unkundigen weiß zu machen, daß es eine Bas
ſtardtart von Huͤhnern und Kaninchen wäre. f) Das
Engliſche Huhn 9 hat oft nur die Größe eines
Zwerghuhns, aber fehr hohe Füße. g) Das Pa»
duaniſche Huhn ©), welches wohl zweymal, Pa
als
w) Gallus eriftatus. Coq huppẽ.
x) Gallus ecaudatus. Coq fans croupion,
© 3) Gallus pufillus. Coq nain,
2) Gallus cerifpus. Coq friſt.
a) Gallus lanatus. La Poule ä duvet du Japon. ‘
#) Gallus anglicus. Coq d’Angleterre. _
c) Gallus Patavinus, Cog de Caux ou de Padoue.
Das gemeine Huhn. 465
als ein gemeines iſt, und acht bis zehn Pfund wiege.
h) Das Mobrenbuhn %. Kamm, Kebllappen
und Haut find fihwarz. Außerdem giebt es noch
fünf und ſechszehige Hühner, die fich, wie die mit
uͤberzaͤhligen Fingern begabten Menfchen, in ihrer
Arc forspflangen. © |
Der Haushahn, der fih von der Henne durch feine
Größe, höhern Kamm, lange gefrämmte Schwanzfedern und
ben Sporn unterfcheidet, zeichnet ſich befonders durch feine
Wachſamkeit und Streitfucht aus. Durch jene Eigenfchafft
vertritt er bey dem Landmanne oft die Stelle einer Uhr, da
er zu gewiffen Stunden der Nacht, und befonders bey Anz
bruch des Tages Frähet, und durch dieje dient er verfchieder
nen Völkern zu einem öffentlichen Schaufpiele. In Europa
lieben bis aufden heutigen Tag die Engländer dieß Hahnen⸗
‚gefechte noch, und verwetten dabey große Suminen. Sol
hen Hähnen ftust man Schwanz und Flügel ab, und bes
waffnet fie an den Füßen mit fählernen Spornen.
ö Jeder Landmann und Oekonom follte eigentlich nicht
mehr Hühner halten, als von den Abfällen des Getraides
- ernährt werden koͤnnen, denn fonft bezahlt ihr Nutzen die
angewandten Koften niemals. Gerſte iſt ihr liebſtes Sutter.
Außer den Koͤrnern freſſen fie auch allerhand Graf : und Kräur
terfpigen, Inſekten und Gewuͤrme. Letztere lebendige Nah⸗
rungsmittel ſind ihnen ſo nothwendig, daß ſie ohne dieſelben
theils nicht recht gedeihen, theils dem Pips und andern
Krankheiten ausgeſetzt ſind. — Wenn man die Huͤhner bloß
des Eyerlegens halber haͤlt, ſo braucht man keinen Hahn,
denn ſie bringen auch ohne denſelben ihre Eyer. Will man
aber auch Kuͤchelchen, fo hat man zu zwoͤlf bis funfzehn Hens
nen einen guten Hahn noͤthig. Wenn die Henne zehn bis
zwölf Monate alt iſt, fängt fie an zu legen, und legt im
einem Sabre, wenn fie gut gefüttert wird und warm wohnt,
achzig bis neunzig Eyer. Laßt man ihe die, Eyer, fo fängt
fie, wenn fie ihrer ohngefaͤhr 16 unter ſich hat, am zu gluck⸗
| ⸗ ſen
d) Gallus Morio. Coq négre.
Bechſteins Furzgef. N. ©. 1.26. Gs
466 Das genteine Huhn.
fen und bruͤtet. Eine gute junge Henne legt’ zwey und drei
Tage hintereinander, che fie einen Tag ausruhet, und feyert
nur die Manferzeitüber. Eine Herne, die Erähet, ſoll (wel⸗
ches aber gegen meine Erfahrung tft) einen Fehler an dem
Eyerſtock haben und gefchlachtet werden muͤſſen. Suchwei⸗
zen, gehackte Nefieln, Hanfund Henfaamen in lauem Wafß
fer oder geronnener Milch eingeweicht, befoͤrdern die Frucht⸗
barkeit ungemein. —
Es giebt verſchiedene Arten unvollkommener und mon⸗
ſtroͤſer Eyer, die beym Poͤbel Anlaß zu allerhand Aberglauben
gegeben haben und noch geben. Die vorzuͤglichſten find: 1) die
‚Sireßeyer, welche ganz ohne alle Schaafe find; 2) die Wind⸗
eyer,dte eine fehr dünne Schaafe haben. Beyde Arten entftehen
entweder vonzu fetter Nahrung, oder wenn die Huͤhner zu eis
nem Kald) gelangen können, woraus ſich die Schanleeigentlih
bildet. Sie heißen beym gemeinen Mann Unglückseyer.
3) Die Zexeneyer oder Zahneneyer, - denen der Dotter
fehlt, und die ſtatt deſſen fehlangenartig zuſammengedrehte
Hänte enthalten. Der Pöbel laͤßt ein Unding, einen Bas
felisfen daraus aushrüten. 4) DieSpureyer, die entwer
der außerordentlich Fein oder fehr fchmal find, und denen
entiveder der Dotter oder das Weiße oder fonft etwas fehlt.
5) Die Eyer mit Doppeltem Dotter, wo fich zwey gleich⸗
reife Eyer zugleich vom Eyerftoce losgeriffen haben, 6) Die
Doppeleyer, wenn in dem großen noch ein Eleines volltons
menes Ey, wie ein Taubeney fiecft. A AR
Niicht länger als vier Jahredarf eine Henne zur Zucht
schatten werden,wenn anders ihr Sleifch noch einigen Gebrauch
Haben foll, und man die gehörige Anzahl Eyer jährlich von
ihr verlangt. Aus natuͤrlichem Triebe zum Brüten ſuchen
manche Hühnere) verftecfte, einfame Derter, wo fie ihre
Eyer hintrager, und find im Stande, wenn fie glauben
beobachtet zu werden, diefelben einige Stunden bey ſich herum
zu tragen. Bemerkt man dieß und reibtihnen den Leger
darm mit ein wenig Salz, fo eilen fie gleich dahin, und ver
rathen alfo ihr heimliches Neft. — Sobald eine Henne Neir
gurg zum Bruͤten zeigt, die man nicht bey ihr unterhalten
’ — will,
“e) Ich habe dieſe Hühner immer fir die beiten im Legen und
t
Aufziehen des Jungen befunden,
AM Das gemeine Huhn. 467
wi, fo erſtickt man ihr dieſelbe dadurch, daß man ſie mit
dem Hinterleibe oft in eiskaltes Waſſer taucht. Hier kuͤhlt ſich
die brennende Hitze am Bauche ab, die fie zum Bruͤten treibt,
denn diefer Trieb wird dadurch) oft fo unwiderſtehlich, daß
fie fi auf alles, was nur einem Ey ähnlich ſieht, hinſetzet.
Man wähle zu ... zwey bis vierjährige, denn zu
jung verlaffen fie die Eyer geen. Das Neft — * an einem
einſamen ſtillen Orte ſtehen. Die Anzahl der Bruteyer iſt
rad der Jahrszeit und Größe der Bedeckerin verſchieden.
Sm Winter kann man ihr, wegen Mangel der nöthigen
Wärme, nicht mehr als ır unterlegen, im Sommer aber
einer kleinern 13 und einer größern 15. Man wählt deswe⸗
gen eine ungleiche Zahl, weil fie ſich alsdann beffer und feſter
zuſammen ſchieben laſſen. Die Eyer ſelbſt muͤſſen von alten
Huͤhnern nicht uͤber zwanzig Tage alt ſeyn, und weder warm
noch feucht gelegen Haben. 7 Bekanntlich legt man auch der
Truthuͤhnern und Rapaunen Haͤhnereyer unter, ſo wie man
von den Huͤhnern Enten; und Faſanen⸗ und andere Eyer
ausbruͤten läßt. — Nach drey Wochen rigt dad Küchlein mit
der harten und fcharfen Erhoͤhung, die es auf der Schnabel⸗
ſpitze dat, und die ihm nach etlichen Tagen abfällt, das Ey
oben in einen Zirkel herum auf, ſtemmt fich an, zerſprengt
dadurch die innere Haut und koͤmmt pipend zum Vorſchein.
Denjenigen, die einen oder etliche Tage Über diefer Arbeit
aubringen, muß man zu Huͤlfe fommen, die Schaale mit
einer Stecknadel fein ablößen, denn fie.find gewöhnlich anz
geklebt. Man läft die Kuͤchelchen wenigſtens 24 Stunden
unter der Gluckhenne, um fie, wie man fagt, erſt neſtreif
werden zulajlen, alsdann giebt man ihnen kleingehackte hart
gekochte Eyer, mit Brodkrumen vermifcht, zu freſſen. Nach
der Zeit befommen fie Hirfen, Brodfrumen, Kaͤſematten
mit zerhacdten Neſſeln oder Schafgarben vermiſcht, und ſie
ſuchen alsdann ſelbſt auf dem Hofe und in Gärten aller⸗
band Gewuͤrme und Inſekten zu ihrem Wohlgedeyhen auf
Mil man die jungen Hähnchen bald fett und fchlachtbar har:
ben, fo muß man fie mit einem Zeige von Hafermehl und
Theriak füttern.
h Nichte arade die Wärme der Henne oder eines andern
* in zum Bebruͤten der Eyer noͤthig, ſondern jede Waͤr⸗
&g a2 me,
468 Das gemeine Huhn.
me, die achtzehn Grade nach dem Renumiicifäpeh‘ Ther⸗
mometer haͤlt, bringt dieſe Wirkung hervor. Daher koͤnnen
Weibsperſonen Eyer im Buſen ausbruͤten, und die Egypter
und Chineſer, wie dieß ſchon laͤngſt bekannt iſt, bruͤten das
Jahr Über eine unzählige Menge in eigenen Brütöfen aus.
‚ Einige Dörfer bey Kairo nähren fich groͤßtentheils von dem
Verkauf folherjungen Hühner. Die Bauern jener Gegend
Bringen täglich in Menge Eyer zu den Eigenthümern der
Defen, und empfangen für jeden Korb Eyer einen Korb jun⸗
ger Hühner. Hierbey gewinnen beyde Theile, denn in der
Korb gehen immer weit weniger junge Hühner als Eyer gez
gängen find. Man würde bey ung auch leicht folche Hühner:
fabriten errichten Finnen, wenn unfer fälteres Clima nicht
die Auferziehung der Küchelchen fo fehr erfchwerte. Sollte
unterdeflen jemand Gefallen an diefer Fünftlichen Ausbruͤ⸗
tung finden, und einen Verſuch machen wollen, der nehme
einen blechernen Cylinder von 1 Fuß im Durchſchnitte und x
Fuß Höhe, pafle in denfolben einen andern von 9 Zoll im
Diameter, und fülle diefen mit Spreu und Eyer an. Den
äußern Eylinder gießt man voll warmen Waffers, fest daruns
ter eine Dchllampe, und hängt ein Thermometer ins Waffer,
um immer den gehörigen Grad der Wärme zu beobachten."
Auf diefe Art wird er in drey Wochen, wenn durch die Lam⸗
pe dem Waffer immer der gehörige Grad der Wärme erthein
wird, junge Kuͤchelchen haben.
Theils um der leichtern Maſtung, theils um des Wohl—⸗
geſchmacks willen, werden die jungen Haͤhner und Haͤhne
von etlichen Monaten verſchnitten. Jene heißen alsdann
Poularden und dieſe Kapaunen. Die zur Fortpflanzung
nothwendigen Theile werden diefen Thieren aus dem Leibe
genommen, der Kamm, der fonft zu einer ungeheuern Größe
waͤchſt, an den Seiten herab hängt und fie biendet, wird
ihnen abgefchnitten, und ftatt:deffelben pfropft man den Ka⸗
paunen zuweilen zum Spaß die abgefchnittenen Sporne auf
die Stelle. Sie wachfen leicht an, und treiben wie die
Propfreifer etliche Zoll in die Höhe. So wie die verſchnit⸗
tenen Hirfche das Geweihe nicht abwerfen, fo maufern fich
auch diefe verfchnittenen Vögel nicht, wachfen aber ſchnell
und werden ſchlanker. * reiche Leute maͤſtet man ſie mit
kleinen
Das gemeine Huhn. 469
kleinen aus Hirſenmehl und Butter gemachten Kuͤgelchen,
und traͤnkt fie mie ſuaͤßer Milch, theils um der beſchleunigten
WMaſtung, theils um der groͤßern Delikateſſe halber.
Folgende Krankheiten befallen die Haushuͤhner, ſo
wie uͤberhaupt alle zahmen Huͤhnervoͤgel, und verdienen dar
her einer vorzäglichen Erwähnung. 1) Der Pips. Dieß
iſt die gewoͤhnlichſte Huͤhnerkrankheit, eine Verftopfung der
Drüfen und Verhärtung der Zungenfpige. Er entfteht von
Roggen, Buchweizengrüße, frifchem warmen Brod, faulen
und unreinem, oder in fihtenen oder eichenen Troͤgen fichens
dem Waffen, und vorzüglich vom Mangel der Inſekten ber
eingefchlofienen Kühnern. Die gewöhnliche Cur ift, dag
man mit einer Stecknadel oder einem Federmeffer die harte
Zungenhaut abfehält, und ihnen einige Stückchen Speck in
rohen gefchabten Spiefglaße umgewaͤlzt oder ein wenig Klar
gefchnistenen Anoblauch mit Butter eingiebt. 2) DieDatre
ift eine Verhärtung der Fertdrüfe über dem Schtwanze. Matt
öffnet fie und beftreicht fie mit Thran oder ungefalzener But:
ter. 3) Die Derftopfung rührt von zu vielem trockenen
und higigen Sutter, als Lein, Hanf, Noggen u.d. g. her.
Zu Pulver geriebene Senesblätter in Kugeln von Mehlteig
eingegeben, fihlagen durch. 4) Das Zipperlein oder die
fteifen Beine befommen fie von Kälte oder unreinen Stäß
fen. Man reibt ihnen dagegen die Füße öfters mit Butter.
5) Ein aufgeblagener feiter Kropf entfteht von hisigen
Speifen. Die Hühner räufpern ſich immer und fehlender
mit dem Schnabel. Diefer Zufall iſt toͤdtlich. Man ſchnei⸗
det ihnen zur Seite den Kropf auf, nimmt die harten Klum:
pen heraus, naͤht die Wunde wieder zu, und überftreicht fie
mit Butter und Eſſig. — Bey dem Mauſern, das felbft
eine Art Krankheit if, kann man vielen Uebeln vorbeugen,
wenn man die Hühner warm hält und ihnen gutes Futter
giebt. — Da die Hühner ald faamenfreffende Vögel ihre
Speifen nicht fauen, fondern. ganz verfchlucen, fo muß mar
fie befonders vor Peterfilien, bittern Mandeln, Kaffeeboh⸗
nen und Kaffeeſatz bewahren, melche Dinge ihnen tödlich find-
Die Benutzung diefes Federviehs ſchraͤnkt fich haupt⸗
fachlich auf das Fleiſch und Eyer ein. Junge Haͤhne und
Kapaunen geben ein geſundes und vortreffliches Gericht, und
6,3 ſelbſt
470 Der gemeine Faſan.
felöft alte ‚Hermen: und Hähne geben aute Bruhen beſonders
wenn man ſie ganz und mit den Knochen in einem wohlver⸗
wahrren Topfe zu Brey oder Gallerte kocht. Um die Eyer
den Winter über gegen die Faͤulniß zu verwahren, Hat man
verichiedene Mittel. Das befte ifl, man fammelt fie im
Auguſt, und fucht ihre Ausdünftung, welche eben die Faͤul⸗
ih befördert, dadurch zu verhindern, dag man fie durch wars
mes Fett oder Talg zieht. Mean braucht hierzu nicht viel,
dern die Eleinen Zuglöcher find leicht verftopft. Das warme
Waſſer koͤßt beym Gebrauch den Ueberzug leicht wieder ab.
Die Epyerſchaalen werden zu Malerfarben, Pfeifekoͤpfen
und falſchen Porcellan gebraucht. Mit den Federn kann
man Polſter und ſchlechte Betten ſtopfen, wenn ſie vorher
gut getrocknet ſind. Sonſt glaubten die einfaͤltigen Leute,
daß die Sterbenden auf dergleichen Betten einen ſchweren
Tod hätten. Der Hühnermift iſt auch eine —
Düngung.
2. Der gemeine Sofanf).
Diefer ſchoͤne Vogel hat eigentlich die Provinz Geer⸗
gien und Mingrelien in der Tuͤrkey, welche vor Zeiten Col⸗
chis hieß, zu feinem Vaterlande. Hier hielt er ſich vorzägs
lich bey dem Fluffe Phaſis Faſſo) auf, daher auch ſein
Name. Jetzt trifft man ihn faſt in allen. Welttheilen theils
wild, theils in Menagerien ar.
Er hat ohngefaͤhr die Groͤße eines Haushahns,
die Dicke eines Kapauns und traͤgt ſi ch, wie ein Pfau,
- Seine Baden find mit einer rothen kahlen War⸗
zenhaut befegt und der Schwanz ift lang und feils
förmig, _ Die Hauptfarbe der Federn ift bräunfich
und gelblichrorh, Kopf und Hals dunfelbraun ins
grüne fpielend. Die Senne ift.Fleiner, gelbbraun,
und ſchwarz gefprenfelt.
Die Faſanen Lieben in warmen und gemäßigten Lans
dern ebene, waldige, wäflrige und moraftige Gegenden mit
Hohem Safe und dichten Gebüfche. Hier findet man fie ents
‚weder wild oder in eigentlichen barzu angelegten 5 un
ehe⸗
7) Phaſianus Colchicus, Lin,’ Le Faifan, Buff,
| Der gemeine Faſan. 471
Gehegen, welche man Faſanerien nennt, denn ſo zahm wie
die Hausthüner konnen fie nicht gemacht werden. Läßt man
fie mit Vorſatz aus ihren Gehegen ins Freye, und hegt und
fchüst fie, fo heißt dieß eine wilde Faſanerie, wie es dereit
in Zeutſchland mehrere giebt. Ihre VNahrung beſteht in
allerhand Körnern, Kräutern, Beeren, Inſekten und Ges
wuͤrmen. Beſonders lieben fie die Ameifen und ihre Eyer,
und reines Kiefelwafler. Die Fafanerie muß auch viel Sons
ne und hin und wieder Körrungen oder breterne Haͤuschen
zum Schutz gegen uͤble Witterung haben, ſonſt gedeihen ſie
nicht. — Im März und Apriliftdie Paarungszeit, und ein
Hahn kann neun big zehn Hennen beſtreiten. Diefe machen
ihr Nefi von Stroh und Blättern unter einen Strauch, les
gen 12 bis 20 Eyer, und brüten fie in 24 Tagen aus. Die
Jungen erfordern eben die Wartung, wie die Truthuͤhner,
und befommen in den erfien Tagen klar gehackte mit Neſſelu
oder Schafgarbe vermiſchte Eyer, als Hirſen, ſuͤßen Kaſe—
quark, und wo möglich je zuweilen unter ihr Futter Amets
feneyer. Saufen dürfen fie in den erfien Tagen nicht, and)
nicht im naſſen Graße oder in den Neſſeln herumlaufen.
Nach fechs bisfieben Wochen freien fie Gerſtenſchrot, und
gewöhnen ſich fo nach und nach an ihr gewoͤhnliches Futter.
Zur beſſern Gewoͤhnung und Zufammenhaltung der Faſanen
iſt nöthig. dag man fowohl in wilden als zahmen Faſanerien
im Sommer, Herbſt und Frühjahr einmal einen Rauch vor
wohlriechenden Dingen made. Man legt zu dem Ende um
die Körrungen herum Haferſtroh, und darauf Kampher, Anis,
Weyhrauch, gedörrtes Malz, Roßaͤpfel sc. und zündet dieß
GSemifch an. Diefer Dampf ift ihnen fo angenehm, daß fie
nicht nur gen an dem Orte bleiben, fondern| die Verfloge⸗
nen fich. auch dadurch wieder zuruͤcklocken laſſen. — She,
Fleiſch wird für befonders delikat und geſund gehalten. Zus
Herbſt find fie am fetteften. Man erzählt vom Kaifer He⸗e
liogabal, daß er fo verſchwenderiſch geweſen ſey, und die
Töwen feines Thiergartens mit Fafanen habe füttern laſſen.
Die Safaneneyer findzart, ſchmackhaft und gefund. Die
Safanen nuͤtzen aber auch Durdy ihre Yisbrungsmittel,
irisem fie Ameifen, Schnecken, Würmer, Heuſchrecken, Ohr
— wuͤrmer u. d. g. ſchaͤdliche Inſekten frefien. — Man tiifft
*
472 Goldfaſan. Silberfafan.
in Menagerien einige Abänderungen, 5. B. weiße und bun⸗
te Faſanen, auch Baſtardtfaſanen an. Letztere entſte⸗
hen aus Vermiſchung der Faſanen mit den Haushuͤhnern.
Das Fleiſch der letztern und ihre Eyer wurde ſonſt auf den Tar
ſeln großer Herren fuͤr einen der groͤßten Leckerbiſſen gehalten.
—RT— 3. Der Goldfaſan 2). *—
Ein wahres Meiſterſtuͤck der Natur; im eigentlichen
Verſtande unbeichreidlich ſchoͤn! Man findet jest dieſen Chi⸗
neſiſchen Vogel in allen Menagerien Deutſchlands und in den
Gaͤrten vieler reichen Privatperſonen, und man wuͤrde ihn,
da er gar nicht ſo zärtlich iſt, als man gewöhnlich glaubt, alls
gemeiner machen fönnen, wenn man ihm mehr Sreyheit liege,
daß er die zu feiner Nahrung ſo noͤthigen Inſekten auffuchen
und dadurch, feine Gefundheit und Stärke mehrjunterhalten
toͤnnte. — Er iſt um ein merkliches Fleiner als der
gemeine Faſan, hat aber einen längern Schwanz.
Der Kopf har einen langen goldgelben Federbufch ;
der Oberhals ift orangengelb mit dunfelblauen Queer⸗
ſtreifen; der Anfang des Nückens ift fhön dunkelgrün
mit ſchwarzen Queerftreifen; der übrige Oberleib
‚glänzend goldgelb; die legten Schwungfedern [hör
blau; der Unterleib fharlachfarbig; der Schwanz
roͤthlichbraun und ſchwarz gemiſcht. Die Senne hat
faft gar nichts von diefen ſchoͤnen Farben an fich, fons
dern ift ſchwakz, blafaelb und braun geftreift. _
4. Der Silberfafan ’).
‚Ebenfalls ein fehön gezeichneter Chinefifcher Vogel, ets
was größer ald der gemeine Fafan, und in den Deutfchen
Menagerien bekannt genug. Er ift noch weniger zärtlich
als der Soldfafan, und könnte daher noch eher bey und eins
Heimifch gemacht werden. — Am Hinterkopfe hängt
ein indigblauer Federbuſch herab; der Ober-
leib ift weiß mie feinen ſchwarzen Dueerlinien v der
Are * nter⸗
2) Phaſianus pictus. L. Faifan doré de la Chine. B.
5) Phaſianus Nycthemerus. Lin, Le Faifan blanc
de la Chine, Buff, |
Waldhuhn. Auerhahn. 473
Unterleib aber ſchwarz mit einem purpurfarbigen Anz
ſtrich. Der Schwanz ift weiß und ſchwarz geftreift. .
Die zwey und fechzigfte Gattung.
Das Waldhuhn '),
von welchem es 67 Arten giebt, die in verfchiedenen
Samilien befehrieben werden, hat ‚über den Augen
einen Fohlen warzigen Fleck. Einige haben befieder⸗
fe, andere bloße Füße, woraus wir zwey Samilien .
_ machen wollen. Sie halten fidy im Freyen auf,
theils in waldigen, theils in ebenen Gegenden. Ihre
Nahrung ift nad) ihrem Aufenthalte verſchieden, im
Walde meiftens Beeren, im Felde meift Getraide.
Bey einigen haben die Maͤnnchen einen ſtumpfen
Sporn, bey andern gar keinen.
Erſte Samilie: Wit befiederten Süßen:
ılohühner.
1. Der Auerhahn ®). |
Er iſt unter den wilden. Huͤhnern der größte Book,
faft fo groß als ein Truthahn. Das nördliche Eusopa und
Afien find fein Vaterland. — Kopf, Hals und Rüden fine
ſchwarz, der letztere ſchwach weiß gefprenfelt, die Federn
des Hinterfopfes find fang und an der Kehle hänge
ein großer Büfchel Federn berab. Die Bruſt ift
glänzend fehwarzgrän, der Bauch, die Flügel und der
zugerundete Schwanz find ſchwarz; die Deckfedern
der Flügel wellenförmig ſchwarz und rothbraun gezeich«
net; die Achfeln weiß. Das Weibchen ift Eleineg
und fchön roth, braun, weiß und ſchwarz geſprengt.
Er Hält fich gern in hohen gebirgigen Schwarzwäls
dern auf, wo Baͤche und Quellen in der Naͤhe ſind, die
Gg5 Sande
8) Tetrao.
k) Tetrao Urogallus. Lin, ‚Le Tetras ou le grand
Coq de Bruyere, Buff,
-
474 Der Anerhabır,
\
Sandkoͤrner bey fich führen; daher ift er aufdem Thüringens
walde fehr gemein. Die Begatrungszeit, welche die Zar,
ger Falzzeit nennen, fällt im März und Anfang des Apruͤs.
Der Hahn nimmt immer gern die Stelle wieder ein, wo er
ehemals gefalzt hat, an hangenden Bergen, vaufchenden
Baͤchen, gegen Sonnenaufgang, und in Revieren, too Fick
gen, ‚Kiefern und Nothbuchen ſtehen. Wenn dad Werter
nicht ſtuͤrmiſch ift und fein tiefer Schnee Liegt, fo falzt er
im März ‚alle Morgen. Er fängt um zwey Uhr an, und.
Hört, wenn die Daͤmmerung vorüber iff, wieder auf. Das
Salzen ſelbſt gefchieht auf folgende Art. Er fpagiert auf
einem Daume, mit fächerförmig ausgebreitetem Schwanze,
vorwärts geſtrecktem Dalfe, hängenden Flügeln und aufge,
blagenem Kropfe herum, macht allerhand lächerliche Stels -
ungen und Sprünge, und ein weittönendes Gefchrey, das
dem Geräufhe einer Senfe gleiht, die man wetzet,
durch welches er die Kennen, deren er mehrere hat, herbey⸗
Kokt. Selbige verfammeln fich auch unter dem Baume,
auf welchem er fist. Ohngeachtet er ein fehrfeines Gehör
und Seficht hat, fo hört und ſieht erdoch ganz und garnicht,
waͤhrend daß er fehreye und herumtaumelt, daher fich auch
zu der Zeit der Jäger an ihn fhleicht und ſchießt. Er darf
aber nur auf ihn losgehen, wenn er fchreyt, kann auch wohl
waͤhrend der Zeit Losfchiegen und er hört-es nicht; außer
dieſem Zeitpuntte Hört er aber jedenvleifen -Fußtritt und
fliege weg. Er lebt gern einfam, duldet nicht nur Feinen
andern Hahn in feinem Neviere, fondern verläßt auch nach
der Paarung fogleih die Henne wieder. Wenn fich die
Knospen der Rothbuchen öffnen, fo legen diefe in Gehaͤuen
und jungen Schlägen unter den Straͤuchern acht bis zwölf
ſchmutzigweiße und. gelbgefprengte Eyer von der. Größe der
Hühnereyer. Sie brüten vier Wochen, und wenn fie die
Eyer hungershalber verlaflen, fo fcharren fie ke vorher mit
Geniſt zu, um fie vor den Füchfen und andern Raubthieren
zu verbergen. Sitzen fie auf denfelben, fo laffen fie ſich mit
der Hand wegnehmen. Die ungen laufen gleich, wenn fie
aus den Eyern gefchlüpftfind, fcehnelldavon, und fuchen Amei;
feneyer und Heidelbeeren. Die Alten nahren-fih von
Wachholdern, allerhand Beeren, Inſekten, ra
N ' IR; Kiefern
/
‚Der Birkhahn. 475
Kiefern nnd Rothbuchen, von Fichtennadeln u. d.g. Sm
Winter ziehen fie nicht weg. Sie gehören zur Hohen Tagd.
Wenn fie gefcheflen werden, fo ziehen fie ihre Heine Zunge
in den Schlund; daher die Behauptung ruͤhrt, daß fie gar
feine Zunge hätten. Das Fleiſch, ob es gleic, hart und
rocken iſt, giebt eine vortreffliche Speife, wenn es vorher
geklopft, oder in Effig oder Wein gebeizt wird.
2. Der Birkhahn),
der im nördlichen Europa und Afien allenthalben, wo Dim.
ten wachen, fihaufhält, hat die Bröße eines Haushahns z
die Henne aber ift weit Heiner: *
Der Hahn iſt ſchwarz, hat auf den Fluͤgeln
und am After. einen weißen Fleck und einen fe
gefbaltehen Schwanz, der ſich an der Spige auf
enden Seiten fo gar auswaͤrts in die Höhe biegt.
Die Henne hat einen weniger gabelförmigen Schwang,
iſt rothbraun und ſchwarz gewellt. NR |
Der Birkhahn iſt ein ſcheuer und liſtiger Vogel, der
vermoͤge feines ſcharfen Geruchs, Gehoͤrs und Sefichts dem
vielen Nachſtellungen, den er vor Jaͤgern wegen ſeines wohls
ſchmeckenden Fleiſches, das, wenn es alt iſt, in Eſſig ger
beizt, und geklopft werden muß, ausgeſetzt iſt, das neiſte⸗
mal gluͤcklich zu entgehen weiß. Da feine Flügel kurz und
alſo fein Flug ſchwer iſt, ſo fliegt er weder weit noch hoch,
doc) aber Höher und weiter als der viel ſchwerere Auerhahn.
Er haͤlt ſich da auf, wo viele Birken und Erlen ſtehen,
von deren Knospen und Kaͤtzchen er ſich nahır. Außerdent
frißt er auch allerhand Getraide, Beeren und im Winter faft
nichts ald Wachholderbeeren. Im März Hört man in dee
Morgendämmerung oft ein außerordentlich ſtarkes Gefchren,
welches das Wort Gran dentlich auszudrücken ſcheint, vor
einer Terzie zur andern in die Höhe feige, und durch ein
beſonderes Gurgeln und Pullern begleitet wird — dieß ife
das Falzgeſchrey des Birkhahns. Jeder Hahn hat feinen
eigenen Stand, und find mehrere in der Nähe, fo fommer
ae AU 0 fie
A) Tetra Tetrix. Lin, Le petit Tetras ou Coq de
Bruyere à queue forchue, Buff,
476 Das Haſelhuhn.
U
fie allemal auf einen gewiffen Plab zufammen, kämpfen mit
einander, und alsdann falzen fie erſt. Sie fisen dabey nicht
bio aufden Bäumen, wie die Auerhähne, fondern auch auf
ber Erde, firäuben die Federn, breiten die Flügel fächerfärs
mig ans, fehlagen mit denfelben um fich, tanzen hüpfend
auf den Aeſten und der Erde herum, und fehreyen darzu aus
sollem Halſe. Auf dieß Gefchrey kommen die Kennen zur
Begattung herbeygeflogen. Wenn man ihre ganz eigenen
Geberden und Pofituren fehen will, fo baut man fich eine
Hütte in-die Gegend des Aufenthalts) und verbirgt fich in
derfelben. Aus derfelben kann man fie auch ſchießen. Sonſt
bekoͤmmt man fi e nur von ohngefähr. Die Henne legt 8
bis 16 gelblichweiße, roſtgelbgefleckte Eyer und Mile f e,
wie die Auerhenne.
3. Das Safelbubn”).
iſt faft die Hälfte größer als das Sthfufe, dem es Übrigens
an Seftalt fehr gleicht. Es lebe in ganz Europa in gebirgi⸗
gen, waldigen Gegenden, und ift da gern, wo vieles Haſel⸗
geſtraͤuch iſt, von deſſen Zäpfchen es ſich hauptſaͤchtlich naͤhrt.
Außerdem frißt es aber auch Baumknospen und allerhand
Beeren. Man faͤngt es daher in Thuͤringen nicht ſelten
in der Schneuß, vor welchen Vogelbeeren haͤngen.
Der Oberleib iſt aſchgrau, dunkelbraun und roͤth⸗
lich gefleckt, der Unterleib weiß mit roͤthlichbraunen
Flecken, die Kehle am Maͤnnchen ſchwarz. Die
Schwanzfedern find aſchgrau und ſchwarz ge⸗
miſcht, und, die mittlern ausgenommen, mit einem
breiten fehtwargein Dueerftreifen beſetzßt.
Die Kafelhühner find ſcheu und wild, und liegen das
er ftets verborgen. Sie laufen außerordentlich ſchnell, flie⸗
gen aber ſchwer. Beyde Gatten, die wie die Rebhuͤhner in
Monogamie leben, geben fi, ſowohl zur Falzzeit, die in
Anfang des Aprils fällt, als fonft, ihre Gegenwart durch ein
zifchendes ſtarkes Pfeifen zu erfennen.. Die Henne legt 10
bis 16 hellroſtfarbene und dunkler gefleckte Eyer unter dich:
tes Gebuͤſch. Man lockt fie zum Schuß durch Pfeifen herr
bey.
#) Tetrao Bonoi, Lin. LaGelinote. Buff. \
Schnechuhn. Weißes Waldhuhn. 477
bey. She Fleiſch giebt man für das zärtefte, weißeſte,
ſchmackhafteſte und gefundefte unter allen Geflügel aus, und
und es foll befonders delifat werden, wenn es Haie in halb
Wein und halb Efjig gebeizt worden.
4. Das Schneebubn ).
bewohnt die hoͤchſten Schneegebirge von Europa, und hat
die Größe einer Taube. — Vom Schnabel bis zu den
Augen gebt ein ſchwarzer Zügel; Kopf, Hals, Ruͤcken,
Schultern und einige von den Deckfedern der Flügel
- find mit ſchmalen, ſchwarzen, aſchgrauen und roftfarhis
gen, etivas weiß untermifchten Strichen befegt; die
Flügel, der Bauch, After und die langen Steiß—
federn weiß; die Schäfte der fieben erften Schwung»
‚federn ſchwarz, von den viersehn Schwanzfedern
die aͤußerſten ſchwarz, die mittlern aſchgrau, ſchwarz
efleckt und mit weißen Spitzen; die Schenkel und
hi ſtark und weiß. Im Winter verändert es feine
arbe und wird weiß, bis auf die ſchwarzen Zügel,
und Schwanzfedern.
Diefe Vögel find fo wenig ſcheu, daß ſie auch die Gegen⸗
wart der Menſchen nicht fuͤrchten, und um ſie zu ergreifen,
iſt oft weiter nichts noͤthig, als ihnen Brod vorzuhalten.
Sie leben von Kaͤtzchen und Blaͤttern der Baͤume und von
Beeren, woher ihr Fleiſch einen ſo angenehmen bittern Ge⸗
ſchmack erhaͤlt.
5. Das weiße Waldhuhn °)
iſt von dem vorigen gar merklich verſchieden; denn
es iſt faſt noch einmal ſo groß und auch ganz anders
gezeichnet. Kopf, Hals, Hintertheil des Ruͤckens,
obere Deckfedern und der Schultern find tief orangen«
‚gelb mit vielen dunfelbraunen Ducerftreifen und gro
Ben weißen Stecken; der Bauch und die mit haar⸗
foͤrmi⸗
2 Tetrao Lagopus. Lin. La Lagopede.\ Buff.
Tetrao albus. Lin. La Lapgopede de la Baye de
Hudion, Buff,
04
48: Das gemeine Rebhuhn a
Förmigen Pflaumfedern bis unter die Zehen bes
festen ur weiß; die Schwungfedern weiß; di
e
Ri Schwanz
ie
dern ſchwaͤrzlich oder dunkelbranm mie
weißen Gpigen, die mittlern ausgenommen, welche
ganz weiß find. Dieß iſt ihre Sommertracht, für-
den Winter maufern fie fich weiß; dabey ift uͤberdieß
noch jede Feder doppelt oder mis einer Pflaumfeder zum
Schutz für die Kälte verfehen,
Diefe Vögel ſcharren unter dem Schnee große Gaͤnge,
‚und verbergen ſich des Nachts darin. Ihre Nahrung ber
ſteht aus Gebirgsbeeren, Knospen und Kaͤtzchen. Sie woh⸗
nen innerhalb und außerhalb dem Arktiſchen Kreiße und um
die Erde herum, ſind aber auch auf den Schweizeriſchen und
Deutſchen Alpen und ſelbſt in Pommern bekannt, Im Win⸗
ter, wo ſie an die Kuͤſten gehen, werden ſie in Norwegen
zu Tauſenden gefangen, nach Bergen, auch nach Stockholm
zu Markte gebracht, und halb geroͤſtet in Faͤſſer gepackt und
in andere Laͤnder verſchickt. Sie ſind ein vortreffliches
EWEſſen. ur u
Sweyte Samilie: fie bloßen Süßen:
Rebhuͤhner.
6. Das gemeine Rebhuhn Feldhuhn) ?),
Es iſt 123 Zoll fang und im gemäßigten Eu⸗
ropa und Aſien allenthalben im Felde, und an den
daran graͤnzenden Waldungen beEanng. Der Leib iſt
aſchgrau, ſchwarz und roch gemiſchtz unter den Au⸗
gen liegt der blaſſe warzige Fleck, auf der Bruſt
ein kaſtanienbrauner, der den Weibchen mehren⸗
theils fehlt, und der Schwanz it dunkelroth
Die Rebhuͤhner nähen ſich im Sommer von allerz
hand Getraide und Sufekten, gi Winter aber vor grüner
Saat und Wachholderbeeren. Sie laſſen ſich leicht zaͤhmen,
vermehren ſich aber in dieſem Zuſtande nicht, ſondern gehen
als daun weg, und kommen wohl im Herbſt mit ihrer wer
AU Ei r rut
& Tetrao Pecdix, Lin, La Perdrix grife, Buft
Ar
Das Rothhuhn. 49
AR —
Brut wieder in den Hof, wo fie mit Getraide, Brod usb. g. ge⸗
fuͤttert wuͤrden. Ihre Paarungszeit tft im März, fobald’dee
Schnee wegif. Männchen und Weibchen halten fich einzeln
mit unvetleglicher Treue zufammen, und rufen fich einander
durch ein lautes Geſchrey zu, das man befonders in der Mors
ers und Abenddämmerung häufig hört. Das Weibchen
egt 16 bis 2r ſchmutzig gruͤnweiße zuge ſpitzte Ever, und bruͤ⸗
tet fie in drey Wochen aus. ES legt dieſelben in jede ſchick⸗
liche Vertiefung und zupft einige Halmen oder Blätter um fich,
und einige Federn aus derdruft und ben Bauche unter fich. Die ‘
wolfigen Jungen laufen fogleich, wenn fie aus den Eyern ge;
ſchluͤpft find, mit der Mutter davon. Die ganze Familie, welche
man ein Volk, Kettz, Compagnie oder Schaar nennt, bleibt fo
lange beyfammen, bis die Jungen wieder neue Familien bilg
den koͤnnen. Da ihrer in harten Wintern oft viele erfries
ten, oder bey tiefem Schnee Hungers fterben, fo fängt man
fie in ebenen Gegenden in ein Garn ein, füttert fieden Wing
‚ter über mir Gerfte, und läßt fie im Frühjahr wieder (og,
Dadurch ift man gefichert, immer dergleichen angenehmes
Wildpret zu haben. Denn wirklich iſt das Fleiſch zart,
wohlſchmeckend und gefund, und hat diefe vorzügliche Eigena
fhafft, daß ed ungemein faftig if, ohne fett zu feyn. Die
ver werden unter die Eräftig nährenden Speifen gezählt,
Es iſt aber gut, daß fie nur für fürftliche Perfonen aufge:
ſucht werden dürfen; fonft würden diefe Vögel bald ausgea
rottet ſeyn. Man kann auch ihre Federn zur Fuͤllung der
Betten brauchen, ob fie gleich nicht ſo gut wie Sänfefedern find,
71: Das Bothhuhn (rorhe oder Griechifche
| Rebhuhn) 7).
Es iſt größer ald das gemeine Rebhuhn und wohne
im füdlichen Europa/ im Orient und in dem nördlichen Afri⸗
fa. Auf den Griechiſchen Inſeln iſt es haͤufig, und auf Cy⸗
pern giebt man Schauſpiele mit kaͤmpfenden Rothhuͤhnern.
Die Männchen haben namlich die Gewohnheit, zur Zeit der
Paarung mit einander um die Weibchen fehr heftig zu kaͤm⸗
at EUR EM pfen.
g) Tetrao tufus. Lin. La Bartavello ou Perdrix
rouge de l’Europe, Buff,
* 4
\
ee Die Wachtel,
pfen, und diefen Trieb macht man fi bey den —— zu
Nutze. ‚Schnabel und Füße find roth; der Leib
oben braun, hin und wieder roͤchlich, die Kehle weiß
und mit einer fehönen ſchwarzen, weißpunftirten
Binde umgeben; der Schwanz afchgrau.
Das Fleiſch wird für delifater, als das des. gemeinen
| Beghuhns gehalten.
8. Die Wachtel ’).
Sie ift überall in der alten Welt verbreitet, und al⸗
(ie in Getraidefeldern zu finden. Ihre Laͤnge be⸗
traͤgt etwas über 7 Zoll: Der Koͤrper iſt gelblich⸗
grau und gefleckt, und über den Augen liegt ein
gelblichweißer Strich. Das Maͤnnchen hat eine
ſchwaͤrzliche Kehle, dahingegen das Weibchen hier
weiß iſt.
Die Wachtel iſt ein Zugvogel, der im Mai in Deutfche
fand anfümmt, und zu Ende des Septembers wieder weg⸗
zieht; wahrſcheinlich zieht er nach Afrika. Da fie fo fpät
zu ung fömmt, ſo bruͤtet fie auch fpät.. Das Weibchen legt
10 bis 14 Eyer auf die bloße Erde in ein Loch, das es fich
auffcharret, und mit etlichen Halmen umlegt. Die Eyer find
gruͤnlichweiß, mit großen braunen Flecken beſprengt, und
wie mit einem Firniß uͤberzogen. Sie werden drey Wochen
bebruͤtet, alsdann ſchluͤpfen die jungen wolligen Wachteln
aus, und laufen gleich wie die Huͤhner, mit der Mutter da⸗
von. Das Maͤnnchen bekuͤmmert ſich nach der Begattung
weder um ſein Weibchen Kun, um feine Jungen, und hält
fid) mehrere Weihchen. Es giebt befonders des Abende und
Morgens im Sommer einige Toͤne von fih, die wie:
Back den Ruͤck“ etlichemal wiederholt klingen ). Da
man dieſe Voͤgel im Zimmer und im Kafig halt, fo werden
diejenigen fehr hochgeſchaͤtzt die dieſe Sylben zehn bis zwoͤlf⸗
mal wiederholen. Die Jungen mauſern ſich zweymal,
) Tetrao Coturnix. Lin. La Caille. Buff.
‘ 5) Ein alter Nector fagte zu feinen Schülern um fie zur Aufz
y merkfamfeit zu Seh 1 ſie fünge: Die cur hie? Und ‚mit
dem deutſchen „Buͤck den — muntern ſich noch immer
die jungen Leuie in Thuͤringen in ber Erndie zum Fleiß auf.
„
> Die Singoigl, 48
ſLe ihre völlige Größe erreichen, und fo auch die Alter des
ahrs zweymal im Frühling und Herbſte. — Sie nährenr
ich von allerhand Setraidefaamen, grünen Pflanzen und
Inſekten. Im Zimmer kann man fie mit Waizen, Hits
fen, Hanf und Brod fehr leicht erhalten. Wenn man die
Männchen fangen will, fo ftelle man in eine Suche, wo “
man eins fihlagen hört, ein Eleines Garn auf, legt fi) eine
Strecke grade dahinter auf die Erde, und läßt. mit einem
feifchen die lockenden Töne des Weibchens Püpü, Püpät
ören, fo koͤmmt es blindlings zugelaufen und verwickelt ſich
indem Netze. Das Fleiſch, das befonders im September
fehr gut ſchmeckt, ift weder ungefund noch fehädlich, wie die
Alten vorgaben. Vielleicht, daß man einmal welche bekommen
‚hat, die verdächtige Kräuter oder Säämereyen genoflen hats
ten, wodurch ihr Sleifch einige Unannehmlichkeiten verurfache
te. In China und Stalien läßt man die fireitfüchtigen Haͤh⸗
ne mit einander kämpfen, und ftellt dabey Werten, wie, in
England beym Hahmengefechte, an. Man ftellt nämlich zwey
hungrige Männchen auf einem Tifche einander gegen über,
und ftreut in die Mitte Hirſen hin, dadurch fahren ſie gleich
auf einander loß.
Das neunzehnte Kapitel,
v.Drdnung
cs ‚Die Singvögel‘).
Sie Naben ihren Namen desmegen, weil unter ihnen
diejenigen Gattungen befindlic) find, die ihres ange⸗
nehmen Gefangs halber gefchägt werden. Sonft heifa
fen fie aud) noch fperlingssrtige Vögel. Der
Schnabel ift fegelförmig und zugeſpitzt. Die Nas
fenlöcher find meift offen, bloß und eyfoͤrmig. Die
Füße find zart, gefpalten: Gangfuͤße. Sie leben in
Monogamie, bauen ſich mehrentheils kuͤnſtliche
/ ER! Neſter,
! 8 Pafferes. D |
Bechſteins Fursgef. 17.8. 1.239. Hard
«
432 Die Tauben.
Neſter, theils auf Baͤumen und Haͤuſern, theils an
der Erde und im Geſtraͤuche. Einige leben vom
Saamen der Pflanzen und haben einen dicken, ſtarken
und kurzen Schnabel um ſelbigen zu zerbeißen, andere
naͤhren ſich von weichen Inſekten und von Wuͤrmern,
und haben einen laͤngern, dünnen und ſchwachen
Schnabel. - Diejenigen, melde bloß Saamen freffen,
fücrern ihre Jungen aus dem Kropfe, diejenigen aber,
welche Inſecten allein oder neben dem Saamen frefz
fen, aus dem Schnabel. Cie machen des Jahre
mehrere Bruten. Sie find meift eßbar und unter
ihnen giebt es vorzüglich die Schneußvögel, und
diejenigen, welche man ihres angenehmen Gefangs
halber im Zimmer hält, vie Stubenvögel. Man
kennt jegt ſiebenzehn Gattungen und neun hun⸗
dert und neun und fechzig Arten. Für ung find.
folgende merkwürdig. —— | *
Die drey und ſechzigſte Gattung.
Deu.
Die 73, Arten, welche zu diefer Gattung’ gehören,
werden in zwey Familien befchrieben. Die erftere
begreift die Tauben mit gleichen mittelmäßigen und
die andere bie mit Feilförmigen langem Schwarze un⸗
ter ſich. Letztere find ausländifch. Alle Tauben has
ben haben einen geraden an der Spige gefrümmten
Schnabel. Die Naſenloͤcher find länglih und
mit einer weichen aufgetriebenen Haut halb bedeckt.
Die Zunge iſt ganz und ungefpalten, Man fiehe
aus diefen Kennzeichen, daß fie den Hausvögeln ſehr
ähnlich ſind. Sie unterſcheiden ſich aber von ihnen
ganz in ihrer Lebensart, und werden daher mit Recht
} . 38
2) Columba, 5% een 5
»\
>
Gemeine Taube, Wide Taube, 485
zu diefer Ordnung gerechnet. "Sie leben paarweife, -
legen jedesmal zwey Eyer, einige des Jahrs zweymal,
andere wohl acht bis zehnmal. Ihren ungen weis
chen fie das Sutter, welches. vorzliglic) aus Getreide”
bejteße, im Kropfe ein. hr Heft bauen fie ſchlecht
aus Neifern und Steohhalmen. Eie baden ſich gern
im Waffer und wälzen ſich im AR Durch ihr
Fleiſch und ihren Miſt, der ſehr hitig und treibend
iſt, werden fie nuͤtzlich. Ihre langen Flügel be oͤr⸗
dern ihren ſchnellen Flug, ihre Eurzen Beine verur⸗
ſachen ein ungeſchicktes raufen.
Erſte Familie: Mit einem graden nitelmöfigem,
Schwanze.
1. Die gemeine Taube ?).
Ihre Kennzeichen find: Sie iſt —— der
Hals ſchimmert ins Gruͤne, das ſich nach der
Bruſt zu mit Purpur⸗ oder Kupferroth ver⸗
miſcht, d. h. mit einem Worte iſt taubenhalſig,
und auf jedem Fluͤgel befindet ſich ein doppelter
ſchwarer Fleck.
Diefe Art zerfällt, wie die gemeine Ente, in sep
Racen, in d e wilde und in die zahme Taube, weil der
größten Wahrfcheiniichkeit mac) die legtere mit all ihren Abs
arten vonder erſtern abſtammt. Denn noch jetzt fliegt ir
waldigen Gegenden zuweilen die wilde Taube mit den zah⸗
men nach Haufe, bleibt den ganzen Winter bey ihnen und.
paart fih auch wohl an, ſucht eben fo wie diefe Hoͤhlen zu
ihrem Aufenthalte, und dat mit der. gemeinen zahmen Taus
be, oder dem fogenannten Feldfluͤchter, faft into) Farbe
und Groͤße.
a) Die wilde Taube (Holz⸗ Fels- und Blautaube) »).
—Sie wohnt in Europa und Afien allenthalden in Wäls
bern und feljigen Gegenden, und hat die Größe der Feld⸗
Sb 2 r taube
%) Columba Oenas. Lin,
w} ColumbaOenasfera,L. Bifet ou Pigeon fauvage. B.
a
J
484 2°. Die zahme Taube.
taube. Der ganzeseib ift dunkelaſchgrau, oben dunk⸗ |
ler, unten heller; auf den Flügeln ftehen zwey ſchwar⸗
ze Sleden; der Hals ift, faubenhalfig; Füße und
Schnabel roth. Diefe Tauben, die im October heerden⸗
weiſe wegziehen, niſten mehrentheils in hohle Bäume, und
zuweilen nur in Felſenloͤchern, und bruͤten zweymal des Jahrs
zwey Bis drey Junge aus, deren Fleiſch delikat ſchmeckt.
bh) Die zahme Taube *) hat verſchiedene Ver⸗
änderungen durch Clima, Gefangenſchafft, Futter u.
d. g. erlitten, daher man fo große Verſchiedenheiten
unter ihr gewahr wird. Die — Varietaͤ⸗
ten, welche die Taubenfreunde in Deutſchland ſuchen,
And
a) Die Seldtaube (Feldfluͤchter) >).
Sie ſieht entweder ganz aus wie die wilde Tau⸗
be, oder ift auf dem Oberleibe aſchgrau und ſchwarz⸗
gefleckt. An ihr bemerkt man ihren wilden Zuſtand hoc) ame
meiſten, denn fie verwildert leicht Wieder, entfernt ſich vom
Taubenſchlage, gewoͤhnt fih auf Thuͤrme und Andere unzu⸗
gaͤngliche Otte, ja in Selfenhöhlen. Der Landmann liebt fie,
weilfie fleißig Zunge bringt, fich meift auf dem Felde naͤhrt und
durch ihren geſchwinden Flug den Raubvoͤgeln das meiſte⸗
mal glücklich entgeht: — Unter den fogenannten Haustaus
ben, die wiel zahmer find, und nicht fo fleißig ihre Nahrung
auf dem Felde fuchen, find folgende bey jedem Liebhaber zu
m
finden. b) Die Schwelbentauben (Nürnbergers
Tauben) 2), "Sie find reinweiß, nur Scheitel und
Flügel ſchwarz, blau oder roth. Der Taubenfreund '
hält diejenigen für die (hönften, welche einen braun⸗
rohen Scheitel und dergleichen Flügel haben. c)
Die Schweizertsuben (Staarenhaͤlſe, ——
en)
5) Columba Oenas domeflica, Pigeon de nos Co- :
lumbiers. Buff.
9) Columba vulgaris. RR, fi
2) Columba Mercurialis, L. Pigeon Hirontelle. B.
—3 Die zahme Taube. 45
fen) ). Sie haben ein Halsband, und zwey Bänder
auf den Flügeln. Die gemöhnlichften bey ung find
ſchwarz, um den taubenhälfigen Vorderhals läuft ein
weißes Band und über die Flügel zwey dergleichen. _
d) Die Mönchstauben (Koppen » oder Kapptaus
ben) ®) find etwas größer als die gemeinen Feldtaus.
ben, haben am Hinterfopfe vorwärts gefrümmte Tea
dern, und einen weißen Scheitel, übrigens ift ihre
Farbe roth, gelb, blau, grau, ſchwarz ıc. Man liebt
die ſchwarzen mit zwey weißen Schnüren auf den
Flügeln, die rothen oder gelben mit oder ohne weiße
Schwänze vorzüglih. ©) Die Holländifchen Mu⸗
fiheltsuben ©) find fo groß als-die vorhergehenden
aber fihlanfer. Die vorwärts gebogenen Federn am
Hinterfopfe laufen etwas an der Seite des Halfes
berab, ſtehen aber nicht fo Dichte als bey den vorher⸗
gehenden, und bilden eine Art von Muſchel. Sie
find reinweiß, nur Kopf und Vorderhals, und mebs
rentheils auch der Schwanz find anders gefärbt.
Wenit fie einen gelben, braunen oder ſchwarzen Kopf
und Hals haben, ver Schwanz mag dabey gleiche
Sarbe haben, oder weiß ſeyn, fo werden fie für ſchoͤn
gehalten. f) Die Mastentauben (Schnippens
tauben, Brilltauben) 4) find von dev Größe der Feld⸗
tauben. Ihre Hauprfarbe ift weiß, und fie haben ih—
ven Namen daher, weil fie gleichfam durch einer
ſchwarzen, blauen, oder rothen Pinfelfirich über dere
Schnabel bis zur Miete des Kopfes masfire find.
Entweder die Schwanzfedern oder die Schwungfedern
haben mit der Schnippe über dem Schnabel einerley
. a BAR a 2n
a) Pigeon- Suiffe, Buff. b) Columba crittata,
c) Pigeon Coquille-Hollandois. Buff. Du,"
d) Columba maculata. Pigeon heurte. Buff.
es R Die im Taube,
Farbe. Die vorher oder ſchwatgſchwingigen Masten⸗
cauben werden fir Die ſchoͤnſten gehaiten. g) Die
Trommeltaube ⸗), welche ihre Zaͤrtlichkeit und ih⸗
zen Zorn durch eine Art von Trommeln austrüct, iſt
etwas größer als die Feldtaube. Sie hat eine Mus
fhelhanbe,tauf der Stirn einen Büfchel vorwärts:
ftehender Federn, und ftarfe befieverte Beine und Zee
ben. In letzterer Hinficht heiße fie auch Federfuß
und raubfüßige Taube, Sie ift gewoͤhnlich ſchwarz
und weißbunt. h) Die Schleyertaube (Zopf:
. Kragen oder Peruͤckentaube) f) iſt größer als. die
wer bergehende, hat einen kurzen Schnabel und von der
Muſchelhaube des Hinterkopfs laufen an der Seite
des Halſes bis zur Bruſt verkehrte lange Federn, wie
ein Schleyer eder Halstuch, herab, die der Taube ein
ganz eignes Anfehen geben. Sie iſt meift roth und
weiß gefleckt. i) Die Rropftaube 8) bat im Gan⸗
gen das Anfehen wer vorbergebenden, nur fehle der
Schleyer. Ihren Kropf fann-fie fo ungeheuer aufs
blafen, daß er fo-groß als der ganze Körper wird.
Sie ift verfchieden gefärbt, das meiftemal aber ganz
weiß und glartföpfig. k) Die Türkifhe Taube *).
Sie heißt auch Arabifche, Perfifche Taube, weil ſie aus
jenen Gegenden zu uns gefommen if. An G Größe
uͤbertrifft fie die Trommeltaube, ift gehäubt, bat einen
mictelmäßigen Schnabel, deſſen Naſenhaut böderig,
aufgebläfen, raub und weiß überpubert ift, und einen
breiten kahlen, watzigen, — —— Sie iſt
gewoͤhn⸗
— Columba Daſypus. Lin. Pieeon Tambour. "But,
" f) Columba cucullata, Lin. Pigeon nonain, Buff.
g) Columba gutturofa. Lin, Pigeon Grofle- - garge.
Buff.
4) Columba Turcica. ‚Lin. Pigeon Turc, ‚Bu
i Die sahne Zauber | 487.
gewoͤhnlich ſchwarz. Dieſe werden im Orient auch
¶ zu Beſtellung der Briefe gebraucht und heißen das,
ber Brieftauben. Man nimme eine folhe Taube.
mit an einen fremden Ort, bindet ihr dann ein Briefe:
chen unter die Flügel, ‚welches fie nach Haufe bringt.
D Die Pagadette (große Höckertaube) ?) ift faft fo
groß alseine Zwergbenne, hat einen kuummen Schnae:
bei, auf den Nafenlöchern fteht ein marziger, weißges
puderter Höcer in Geftalt einer Spigmorchel, die Au—⸗
gen umgiebt ein breiter weißwarziger Kreiß, und
der Kopf iſt glatt. Ihre Hauptfarbe ift ebenfalls
fhwarz. — Bon diefer und der vorhergehenden ent
fteht die fpanifhe Taube ). m) Die Pfauen«
taube (Huͤhnerſchwanz) ) ift etwas größer als eine
Feldtaube. Ihr Schwanz beftcht aus mehr als ſech⸗
zehn Federn und kann wie der Schwanz eines Pfanes
oder vielmehr Haushuhns hohl und über ſich ausgea
breitet werden. n) Die Moͤvchentaube (Halss
Eraufentaube)*) ift faum größer als eine Turteltaube
mit einem kleinen Schnabel, und einer Reihe aus.
waͤrts gefträubter Federn, von der Kehle bis zur
Druft, welche dem Täubchen ein gar eignes und ſchoͤ⸗
nes Anfehen verfchaffen. Ueberdieß fteht auf dem
rein weißen Körper mehrentbeils noch ein rothes
oder blaues Schild auf den Flügeln. 0) Die Pur⸗
zeltaube (der Tuͤmler) *) mit glattem Kopfe und Ge:
ftalt und Größe der Feldtaube. Cie fliege hoch und
Kürze fi) in grader Linie blißfchnell herab, indem fie
fih während des Falles immer überpurzelt, Dadurch
* 4* ca
i) Pigeon Bagadais. me 2 di
k) Columba hifpanica, Lin. Pigeon Efpagnol. Buff,
‚D Columba laticauda. Lin. Pigeon-Paon. Buff.
»») Columba turbita."Lin. Pigeon Cravatte. Yuff.
#) Columba gyratrix. Lin, Pigeon culbitant, Bus,
| 488 Die zahme Taube,
entgeht fie den Raubpögeln. - p) Die Struptaube
(rauhe Taube) °) ift von der Groͤße ver Trommel:
taube, und alle fleine Federn, zuweilen auch die bins
tern Schwungfedern und. die Schwanzfedern ftehen im
die Höhe und vorwärts, wie an den Struphuͤhnern.
Sie koͤnnen daher auch nicht, wenigſtens nicht ‚gut,
fliesen. q) Die Taube mit dem Schwalben⸗
ſchwanz ?). Sie iſt fo groß wie eine gemeine Feld⸗
Laube, etwas geftreckter und bat einen gabelförmigen
Schwanz, wie eine Schwalbe, N
Man rühmt an den Tauben die Tugenden der Gefel:
tigkeit, Sanftmuth, Treue, Reinlichkeit, Zärtlichkeit und
Keufhheit, und es ift gewiß, daß fie vor andern Vögeln
diefe Eigenfchafften in einem hohen Grade befigen, obgleich auf
der andern Seite nicht zu laͤugnen if, daß es auch vielfäls.
tige Ausnahmen giebt. Die Tauben lieben ihre Wohnung,
und verlafien fie fogar in Feuersgefahr nicht. Wenn mar
fie anfest, fo iſt nöthig, daß man ihnen ein Gemifch von
Backofenlehm, Anis, Heeringslacke und Honigin den Schlag
Test, welches fie vorzüglich Lieben ; fonft verlaffen fie ihren
neuen Wohnplag gern, und fliegen dahin, wo fchon mehrere
Tauben wohnen, oder woher fie gefommen find. Diejenir
gen, welche man neu anfeßt, mäffen entweder jung oder wenig:
ſtens drey bis vier Stunden weit entfernt und gut gepaart
feyn, fonft ift man ohnehin immer in Gefahr, daß fie ihren
Geburtsort wieder auffuchen. — Die Taubenbehältniffe find
von dreyerley Art, entweder Raften (Riten), die man an
die Käufer hängt, oder Schläge, welches Eleine Sammern
innerhalb der Gebäude find, oder Taubenbäufer, welche
in der Mitte des Hofraums fiehen, und gewöhnlich auch die
Huͤhner⸗ und Gänfeftälle in ſich enthalten. Die Tauben
lieben die Reinlichkeit und Wärme, daher muß man in Ans
Vegung ihrer Wohnungen immer darauf fehen, daß fie ges
gen Morgen oder Mittag ftchen, ‚und immer ausgemiftet
. Serben, weil ſich fonft leicht Fiöhe, Wanzen und Paket
- m j 5 »Unge
0) Columba hifpida. Lin, Pigeon frife,
2) Columba ferficata,
/
—
a M) \
Die zahme Taube. 489
Ungeziefer, das alsdann auch indie Haͤuſer koͤnmt, einni⸗
ſten. — Waizen, Erbſen, Wicken und Gerſte machen ihr
liebſtes Futter aus, und mit Hanfſaamen werden fie hitzig
und fruchtbar. — Sie gehoͤren zu den fruchtbarſten Voͤgeln,
denn ſchon im ſechſten und ſiebenten Monate fangen ſie an
ſich fortzupflanzen, legen jedesmal zwey Eyer, welche ſie
fiebenzehn Tage bebruͤten, und diejenigen, die warm wohr
nen, fünnen des Jahrs nenn bis zehn Bruten machen, das
» Her man von einem einzigen Paar Tauben in vier Jahren,
wenn alles glücklich geht, achtzehntaufend erhalten kann. Das
Männchen wechfelt mitdem Weibchen inden Brüten, fowie
in der Fütterung, ab, und wenn die Jungen zehn bis zwoͤlf
Tage alt find, machen fie fchon zur zweyten Hecke Anftalt. —
Doch wird ihre große Fruchtbarkeit theils durch die vielen
Feinde, die ihnen nadhftellen, als Marder, Iltiſſe, Wies
fel, Sperber und andere Raubvögel, theils durch andere,
Zufälfe eingeſchraͤnkt. Auch find fie mancherley Rrankhei⸗
een auögefent. Die Duͤrrſucht, woran ihrer viel fterben,
entfteht aus allzugroßer Erhisung und Mangel an hinläng?
lichem und frifhem Waſſer. Wennman ihnen bald die Fett⸗
druͤſen auf dem Steiße öffnet, und die Wunde etlichemal mit
ungefalzener Butter beftreicht, fo genefen fie, wenn ſie noch
jung find, das meiftemal wieder. Die Kraͤtze kommt vor
unreinem Getränfe her, und man erkennt fie an den nadenz
den und grindigen Augen und Schnabel. Spießglas in reis
nem Wafler hingeſetzt macht fie genefen. Mit den Pocken
werden die Zungen in heißen Sommern befallen. Sie find
anfteckend, es fterben ihrer aber wenig daran. Genießen kann
man folhe Tauben nicht.
Nuͤtzlich wird die Taube durch ihr Fleiſch und durch
ihren Miſt. Das Fleifch der jungen ift, wie bekannt, für
Befunde und Kranke ein gutes Nahrungsmittel; allein man
kann die Alten auch genießen, wenn man fle vorhero mit
Wicken, Waizen, Gerfte oder beſſer mit Hirfen und Erbſen
fett macht. Die Feldtauben haben ein weit gefünderes Fleiſch
als die Haustauben, weil fie mehr Bewegung haben. Auf
den Lande, two man nicht immer frifches Fleifch Haben kann,
find die Tauben eine gewöhnliche Speife, und die befte Zus
fluht, wenn 3. B. unvermutheter Beſuch koͤmmt. uk
2 ze RE Tr
b5
499 Die: Ringeltaube.
Miſt iſt wegen ſeiner hitzigen Natur in — ein
vortrefflicher Dünger, die. Gärtner brauchen ihn zu: Miftbers
tet, bey Eranken Bäumen, zu Treibung der Melonen; und‘
in Holland wieder zum Tabacksbau fo ſehr geſucht daß man
den Scheffel mit einem Thaler bezahlt. Auch in Paris ſteht
der Taubermift mit der Serfte deswegen in einerley Preiße,
‚weil, die Baͤcker eine Lauge daraus ziehen, die die Sem⸗
mel, wenn der Teig damit angemacht wird, befonders lofs
ter und wohlfchmecfend machen. — Allein aller diefer Bors
theile ohngeachtet ſcheint die Tanbenzucht doch mehr ſchaͤd⸗
Uch als nuͤtzlich zu ſeyn. Denn wenn fie zur Saatzeit ins
Feld fliegen, fo freflen fie, wenn ſich der Boden nicht «recht
locker gearbeitet hat, ganze Pläge leer, und zur Erndtezeit
ſetzen fie ſich auf die Schwaben und fchlagen, um ein einzis
ges Korn zu bekommen, die ganze Aehre aus. Deshalb find
auch in einigen Ländern die Gefeke gegeben, daß zur Saat⸗
und Erndtezeit keine Feldtauben ausgelaſſen werden fe,
und in andern Gegenden, wo dieß gefcheden darf, iſt d
wenigſtens die Anzahl der Tauben, die jeder Landmann hale
sen darf, nach dev Anzahl feiner Aecker befiimmt. Auferr
dem beſchaͤdigen fie aud) die Stroh: und Ziegeldächer, w‘
2. Die Ringeltaube n).
Sie Heißt aych große Holztaube, Plochtaube u. R w.
Unter den einheimiſchen wilden Tauben iſt ſie die groͤßte,
und es vermuthen einige Naturforſcher, daß unſere große
Haustauben von ihr abſtammen moͤchten, doch laͤßt fie ſich weder
ſo leicht zaͤhmen, wie die vorhergehende, noch vermiſcht ſie
ſich im Felde gern mit den Haustaͤuben, ‘auch liebt fie die
Höhlen nieht ivie jene, fondern will frey wohnen und frey
niſten. Man finder fie in großen Waldungen in Deutſch⸗
/
- Federn umgeben ift, nicht völlig um den Hals gebt,
land allenthalben. Vorzuͤglich liebt fie die Nadelhoͤlzer.
Kopf, Hals und Ruͤcken ſind dunkelblau, mit
gruͤn, purpurfarben und grau ſpielend; an den Sei⸗
ten des Unterhalſes ſteht ein balbmondförniger
weißer Fleck, der rund um mit gelogrün glänzenden
und
4) Columba Palumbus, Lin, Le — Buff,
/
Oie Turteltaube. 49
und daher nur uneigentlich den Namen eines Ringes
führe, wovon die Taube benennet iſt; Steiß und Keh-
Te find ſchmutzig aſchgrau; der Unterhals und die
DBruft hochroth; der Bauch und After weißlich; die
Deckfedern der Flügel dunkelaſchgrau mit Dunfelblaw
gemifchtz die Schwungfedern fchwarzgrau, weiß ges
fäumt und die Schwanzfedern dunfelafchgrau am
Ende fhwärzi. * | |
Die Nahrung der Ningeltanben befteht aus Fich—
‚gen s Tannen: und Kiefernfaamen, aus Buchedkern u. d. g.
Sobald die Erndte angeht, kommen fie familienweife in die
Feldhoͤlzer, gehen ind Feld und ſuchen Getraide auf. Im
Detoberziehen fie in Deutſchland weg, in füdlidern Gegen
den von Europa follen fie aber Standvoͤgel ſeyn. Cie mar
hen ein flaches, kunſtloſes Neſt von dürren Neifern auf die
hoͤchſten Bäume, und brüten des Jahrs zweymal zwey Jun⸗
gen aus. Die alten haben ein zaͤhes Fleiſch, die Jungen
aber werden für einen Leckerbiſſen gehalten.
2.2.3 Die Turteltaube ”)
gleiht an Größe einer Mifteldrofiel, iſt alfo um ein merk;
liches Eleiner als die Feldtaube. Sie bewohnt die Malz
dungen von Europa, Afien und den Inſeln des Indiſchen
und Suͤdmeers. Auf dem Thuͤringerwalde ift fie fehr ges
mein. Der Scheitel und ein Theil des Dberhalfes
iſt beilblau, von da wird die Farbe bis zum Schwanze
dunkler und ſchmutziger; an beyden Geiten des
Halſes liegt ein ſchwarzer Fleck, mit drey bis
vier weißen Duerftrichen, der Unterleib ift bis auf
‘Die hellfleiſchrothe Bruft, weiß; die ſchwaͤrzlichen Deck⸗
federn der Flügel haben bey den Männdyen eine ro⸗
fenrotbe und bey den Weibchen eine roſtrothe breite
Einfaffung; die Schwung» und Schwanzfedern jind
ſchwaͤrzlich, legrere mit weißen Spitzen.
Sie ift unter den Waldvögeln am mindeften fcheu, läßt
\ Ki leicht zähmen, und iſt daher in den Thäringifshen
doͤrfern,
2) Columba Turtur, Lie, La Tourtereile. Butt.
J
S
N.
A „Änden, Buff.
492 Lachtaube, Rrontaube |
dörfern, fo wie die Lachtaube ein gewoͤhnlicher Stubenvo⸗
gel. Beyde Arten paaren ſich auch in der Stube zuſammen,
und bringen Baſtardten. Der Fichtenſaamen iſt der Tur⸗
teltauben vorzuͤgliches Nahrungsmittel, doch freſſen ſie auch
Getraide und anderes Gefaͤͤme. Sie bauen ein ſchlechtes
Beiſigneſt aufmiedrige Bäume, auch auf hohe Sträucher ;
es wird ihnen daher oft vom Winde zerſtoͤhrt. Die Täubin
lest zwey Eyer. Das Fleiſch der Jungen iſt vorzuͤglich
ſchmackhaft, und bekannt iſt es ja, daß die Juden ———
Turteltauben opfern muͤſſen. Lev. 1, 14.
4. Die Lachtaube °),
welche aus Indien ffammt, ift wenigſtens in Thüringen *
bekannter Stubenvogel. Sie iſt von der Groͤße der vo⸗
rigen, weißlich und an jeder Seite des Halſes
Läuft ein ſhwarzer halbmondförmiger Fleck hin.
Durch die Verträglichkeit, Neinlichkeit und befonders durch
ihre lahenden Töne, die fie oft von ſich giebt, macht fie fi ch
bey vielen beliebt. Man fuͤttert die Lachtauben mit Wai⸗
zen, Brod :c. und fest ihnen hinter den Ofen, oder uhter
eine Dank ein kleines Strohförbehen, im welches fie ihre Eyer
legen. Sie find allerhand Krankheiten unterworfen, und
werden gewöhnlich angefteckt, wenn jemand im Haufe eine
anfteeende Krankheit bekoͤmmt; daher fagt der gemeine
Mann, fie zögen die böfen Krankheiten an fich.
5. Die Krontaube, (der Kronvogel) *)
iſt der größte. Vogel diefer Gattung, fo groß wie ein mittels
mäßiger Truthahn. Linne“ rechnete ihn unter die Fafanen,
er ift aber feiner ganzen Geſtalt, Schnabel, Beinen, Füpen
und Stimme nad) eine Taube. Sein Daterland find die
Moluckiſchen Inſeln und Neu: Svinea, von da er nach Eu⸗
ropa gebracht und faſt in allen Menagerien gehalten wird.
Sein faſt 5 Zoll langer Federbuſch, der aus einzeln,
neben einander in einer Linie nach dem Schnabel zu
ſtehenden Federn beſteht, die lauter abgeſonderte, gekraͤu⸗
——
.. 5) Columba riſoria. E La Turterelle ä Collier. B,
2) Columba Coronata, — Faifan couronnd des
*
in 4 - -
Sperlingstaube, Lerche. 493
ſelte Bartfafern haben, macht ihn befonders ſchoͤn. Er
trägt dieſe Krone immer aufgerichter. Kopf,
Federbuſch, Hals, Schwanzfebern und Bruſt find
glänzend mart indigblau; an beyden Seiten des
Kopfes ift; ein dunkelblauer Fleck, in weichem die
Augen liegen. - Die Deckfedern der Flügel find
glänzend dunfelbraunvorh, einige in ver Mitte
- find weiß, und machen einen weißen led; ver
Schwanz ift an der Spige bellblaugrau eingefaßt.
Man ernaͤhrt ihn in Deurfchland mit Waizen, Heir
deforn und Reis. Er baut auf die Bäume, und legt weiße
Eyer, aus denen die Jungen in vier Wochen fchlüpfen. Ger
gen die Kälte ift er Außerft empfindlich. In Oftindien ers
zieht und füttert man ihn auf den Höfen wie die Hühner.
6. Die Sperlingstsube *). |
wohne im füdlichen und gemäßigten Amerika, und ift die.
kleinſte Taube, ohngefähr fo groß als eine Lerche. |
Obertheil des Kopfes, Leib und Deckfedern der
Flügel find afchgraubraun, letztere ſchwarz gefleckt;
Bruft und Bauch fehillern purpurroth und ha⸗
ben dunklere Flecken; die beyden mittlern
Schwanʒfedern afehgraubraun, die an den Sei⸗
ten dunfelbraun. Sie naͤhrt fih von Beeren, die ihrem
fetten Fleiſch einen fehr angenehmen Geſchmack geben. Die
Franzoͤſiſchen Inſulaner nennen diefe Tauben daher Ortos
lane. Man fängt fie jung, und dann werden fie fehr zahm.
Die vier und fechzigfte Gattung.
Die Lerche 2).
Die Serchen haben einen ſchwachen, graben, cyline _
drifchen, fpigigauslaufenden Schnabel, an welchem
—7* die
) Columba paſſerina. Lin. La petite Tourterelle
de St. Dominique, das Männchen. La petite Tour-
terelle de la Martinique, das Weibchen. Buff, —
©) Alauda, Mer
294 Die Seldleiche,
die Rinnladen gleich fang find, und nach. unten ander
Wurzel Elaffen. Die Zungeift gefpalten. Die Hinz
terfralle (Sporn) ift länger als die Zehe ſelbſt. Ihre
Nahrung beſteht aus Inſekten Pflanzen und Plans
zenfaamen. So lange die Zeit ihrer Fortpflanzung
dauert, ſteigen faft alle fingend empor, und ſchweben
eine Fürgere oder längere Zeit in der Luft. Sie ziehen
mehreneheils weg, ſehen einander fehr ähnlich, befon-
ders die inländifchen, und unterſcheiden fich vorzuͤglich
Durch ihren Aufenthalt, auf Aeckern, Wiefen, Bere
gen und in Wäldern. Sie baden faft alle im Sand,
Man kennt bis jeßt 35 Arten, wovon wir folgende
anführen. u | | TER
1. Die Seldlerche (gemeine, Acker⸗ oder Sand
we RN en ’
welche faſt die ganze alte Welt bewohnt, ift fo befannt,
daß fie keiner Beſchreibung bedarf. Zhre Unterfcheidungss
aichen ind: Die beyden äußern Schwanzfedern
Find längs nach außen weiß, die mittlern an der
innern Seite roͤthlichbraun. Ofngeachtet fie fih eis
- gentlih und in großer Menge in den Ebenen auf Aeckern
und Wiefen aufhält, fo geht fie doch auch in die Wälder, wo
Wieſen und große leere Piäge find. Man trifft Daher jährs .
Eich aufder Spike der hoͤchſten Berge in Thüringen, auf dem
Inſelsberge und dem Schneekopfe immer ſechs bisacht Paare
en, die daſelbſt niften. Hier ſetzen fie fi) auf die Sträus
her, welches fie im Felde nicht thuu. Sie nähren fi
von Inſekten, Hafer und andern Shämereyen, im Frühe
jahr aud) von grüner Saat. Ihre Neſter findet mar ar
‚der Erde iss einer kleinen Vertiefung. Sie beftehn aus zus '
fammengeflochtenen zarten Graßhalmen und enthalten drey .
Gis fünf weißgraue mit graubraunen Punkten und Flecken
beſetzte Eyer. Im September und October rottiren ſie fich
in großen Schaaren zufammen, und ziehen in wärmere Ger
genden, Zudiefer Zeit werden fie in manchen Gegenden in
ge ale pen sn
w) Alauda arvenfis, Lin, L’Aleuctte, Bu, —- :
«
Feldlerche. Waldlerche. 495
großer Menge gefangen, welches man das Lerchenſtreichen
nennt. Man ſtellt entweder eine große Anzahl Netze wie
Waͤnde in die H doͤhe, nnd treibt fie In der Abenddämmerung
vermittelft eines Seils, das auf der Erde wegfäuft und fie
aufjagt, hinein, oder geht des Nachts mit eittgft viereckigen
Sarne (Nachtgarn) in die Gegenden, wo man fie vermuz
'thet, und deckt daffelde, wenn fie aufflattern, auf fie. —
Das Fleiſch der Seldlerchen gehört in ebenen Gegenden zu
den gewoͤhnlichſten, aber ſchmackhafteſten Wogelgerichten. Im
Herbfte ſind ſie fett, vorzuͤglich alsdann, wenn es nebliche
Tage giebt; dieß kommt daher, weil fie alsdann nicht zie—
en, ſondern ſtille liegen, alſo durch das Reiſen nicht abge⸗
aͤrmt ſind. Der Aberglaube ſchreibt dieß dem Winde zu,
und ſagt, ſie wuͤrden vom Suͤdwind mager, vom Nordwind
aber fett. Diejenigen um Leipzig, Halle und Merſeburg
ſind, nach einem alten Vorurtheile wegen ihrer Groͤße und
des guten Geſchmacks, der vom wilden Knoblauch herruͤhren
fol, berühmt genug, und werden weit verſchickt. Diejenis
gen vor dem Thüringerwalde haben eben denfelben gu;
ten Geſchmack. Wenn, man * Lerchen bey kalter Witte⸗
rung einige Zeit aufhaͤngt, ſo bekommen fie auch den ange:
nehmen — Auch durch ihren Geſang
vergnuͤgen die Feldlerchen im Freyen und im Zimmer. Sie
A faft die erften Vögel im Jahr, die uns frohlockend die
nfunft des Frühlings verkuͤndigen, und dis einzigen, die
in einem fenfrecht oder ſchraubenfoͤrmig in.die Hoͤhe fleigens
dem Fluge fingen, - Sung aufgezogen lernen fie auch allerz
hand Lieder pfeipfen, und auch die Alten vermifchen nach ges
zähme den Gefang anderer Vögel, die um fie hängen, mir
ben ihrigen. Man trifft auch zuweilen weiße geldlerchen
an, und im Zimmer werden fie ſchwarz und [hwarzbraun,
‚wenn fie an einem verborgenen Orte hängen, und vielen
Hanfſaamen bekommdse.
2. Die Waldlerche (Baumlerche, Duflerche) *)
iſt in den Schwarzwaͤldern ein gewöhnlicher Vogel,
merflich kleiner äls der vorhergehende, hat einen fürs,
zen Schivanz, einen Eleinen Federbuſch auf dem
Kopfe,
x) Alauda arborea. Lin. — Buff.»
496 Wieſenlerche. Pieplerche.
Kopfe, den fie beſonders 4wenn ſie laͤuft und im Affecte,
erhebt, und der Kopf iſt mit einem weißlichen Kran⸗
ze von einem Auge bis zum andern umgeben.
Sie iſt nicht ſo haͤufig als die vorhergehende, zieht im Herbſt
und Frühjahr familienweiſe, und ſingt unter allen Lerchenarten
am fhönften. Sie fliegt naͤmlich hoch bis zu den Wolken,
ſchwebt alsdann ftundenlang in einem kleinen Bezirke herum,
und ſingt ihr flötenartiges, lullendes und abmechfelndes Lied,
Sim Zimmer ift fie ein ſehr angenehmer Vogel, aber fo zärks
lich, daß fie nur hoͤchſtens zwey Jahre lebt. Man fuͤttert
fie mit Gerſtenſchrot und Semmeln in Milch ges
weicht, welches überhaupt ein Univerfalfurter für
alle Stubenvögel, faamens und infektenfreffende
ft. Im Freyen frißt fie allerhand kleine Säämereyen und
Inſekten. Ihr Meſt macht fie unter die Heidekrautsbüfche,
Das Fleiſch von ihre ſchmeckt vortrefflih. _ — *
3. Die Wieſenlerche Guͤſter) 9) N
iſt Fleiner und fchlanfer als die Feldlerche. Der Kopf
iſt langlich, der Schnabel ftarf und lang, der
Sporn Furz, über den Augen ein weißer Strich,
und die benden äußern Schwanzfedern find.nach
außen weiß. Sie ift heller als die Feldlerche, und
auf der BEEDIRNINENEND Bruſt ftehen nur einzelne
Strichelchen. Man trifft fie des Sommers auf hochlie⸗
genden Rieden und im Herbſt anf den Feldrainen, in Fahr⸗
wegen und auf Wiefen an. Sie hat feinen Gefang (den
man ihr doch gewöhnlich zufchreibt), fondern ſchreyt nur uns
aufhörlich, wenn fie ihre weitläuftigen Schwenfungen in der
Luft macht, Zirhü -und Dazıda! Man trifft fie ine
Herbſt und Frühjahr nur familienweife an, fie zieht im Sep⸗
tember weg, und koͤmmt erſt im April wieder. Ihr Fleiſch
aiſt delikat Schade, dag fie nicht häufiger ift. Ä
4. Die Pieplerche (Gereuthlerche, Heidelerche) *)
iſt in waldigen Gegenden ein fehr gemeiner Vogel. Er fist
beſtaͤndig auf den Gipfel einer mittelmaͤßigen Tanne oder eis
’ nes
‚9 Alauda pratenfis. Lin. La Farloufe. Buff.
2) Alauda trivialis. Lin. Alouette Pipi. Buff,
Die Haubenlerche. —* 46
nes andern Baums, fliegt vow da in einem kleinen Bogen
in die Hoͤhe und wieder auf ſeinen alten Platz, und ſi ne
währenddeffen einige nicht unangenehme gedehnte Strophen,
Wenn man feinem Neſte nahe kommt, das auf der Erde ftcht,
fo vipt er unaufhoͤrlich, fo auch im Herbſt,/ wo er ſich ins Feld
begiebt, daher fein ante: ‚Er iſt Ei; Eleiner ab die
— die main
gene Die An ur —— weiß, die
mit einer ads ei rmigen Spitze. —
ieſe Lerchen naͤhren ſich mehr von Inſekten als Sääntes
reyen, ſuchen beſonders im Herbſte viele Raupen in den
Krautlaͤndern auf, und nähern ſich daher den Motazillen.
She Sleiſch iſt wohlſchmeckend. Man fängt fie im Herbſt
hänfig in dem Nachtgarne mit den Feldlerchen. 2
5, Die Haubenlerche (Kotblerche). 1: Eh
if etwas ſtaͤrker als die Feldlerche, hat mit diefer ei⸗
nerley Farbe, nur der Kopf hat einen hochzuge⸗
ſpitzten Sederbufih, und die Schwanzfedern find
ſchwarz / die beyden äußern :nach außen weiß.
Sie bewohnt die Gebuͤſche, die den Feldern'nahe find, d
Heerſtraßen in Waldungen, ſelbſt die Doͤrſer⸗ die hoe
-Begen und ans Feld ſtoßen. hr Ye Anar ki auf dee
Erde unter den Eröfhollen, im den n auf den Lehm⸗
mänden, ja auf, den Strohdähern. "Ste wandert nicht,
fondern ftreicht nur von einem Orte zum ander, und gehr,
wenn die Witterung im Winter gar zu fchlecht wird, in die
—5 — und Dörfer auf die Straßen und in die Höfe. Ihre
AA et a
a) Alatıda criftara,. Lin, Cochevis ou 1a Alouette
huppde. Buff.
Zehfeinstng EL I — *
48 Berglerche. Gemeiner Staar.
Nahrung beſteh ht in Water," andern Saamereye en und In⸗
— Sie ſi — allein ihr Gleiſch iſt neer
oma als won: andern Lerchemo) 30"
—— ei Alpen: · e
S lerche) ®
— eigentlich den Norden von Europa, koͤmmt —
Winter * eg ‚Sie ift etwas ſtaͤr ker
— ‚der ei des —*
— wie ein — ker ri *
rißt Gr
die Shane der — Bey uns ſucht fie im
Winter die, unverdauten Körner — ai RR
— iſt fett: und. delilat Ae 3 00 WE i
Die fünf. md Kraft Sarg.
Der Staat...
©. Schnabel der Stadrenarten döpft ——
eckig niedergedruckt, ein wenig ſtumpf, an der obern
Kinnlade mit einem glatten und · etwas klaffenden
loͤcher find wben' — Die
Zunge iſt ſpitig und: am Rande eingekerbt. Ihre
Nahrung beſtehe mehrentheils aus Inſecten und
übe Neſt machen fieiin — Es giebt 16 Lirten
73, Der gemeine taar (die ;prehe) ©)
hat die — der ot hdroſſel, Und iſt in der a
_ befannt, — „Er. hat einen gelblichen Schn [ve
ve ach un! irn
s * —* alpeſtris Pe Andi de Virginie. Buß
X * Kieſenlerche aus Amerika (Alauda magna, Lin.) iſt
— Be e e Be ————— *
Sturnud.
e) Sturnus vulgaris, Lin/SE —— Bat BAT
Der Waſſerſtaar. 49099
bel und auf dem purpurfarbenen und gruͤnlich⸗
glänzenden ſchwaͤrzlichen Körper weiße Flecken.
| Er lebt vom Auguft an bis zum Frühjahr gefellig, und
nur im Frühjahr trennt er fih, um ein oder ziweymal zu
niften. Die thut er in Feldhoͤlzern in hohlen Bäumen,
auch in Käftchen, die man ihnen daran hängt. Man finder
vier bis fieben Junge in feinem Nefte. Er ift flug und ges
lehrig, lernt fprechen und Lieder nachpfeipfen, und macht im
Zimmer, wie ein Affe, allerhand Poſſen. Seine Nahrungs⸗
mittel find im Freyen allerhand Inſekten; Maulwurfogeil⸗
len, Heuſchrecken, Raupen und beſonders allerhand Erdma—
den, ‚die er hinter dem Ackermanne aufließt; auch fliegt er
den Schafen auf den Rüden und fucht ihnen die Läufe ab.
‚Er wird alfo durch feine Nahrung fehr nugbar. Im Zims
‚mer frißt er alles, was auf den Tifh koͤmmt. Sein zleifcy
wird gegeflen; deswegen werben in Schilfteichen, wo fich
beſonders zur Zeit ihrer Wanderung im Herbfte ganze Schaas
gen niederlaffen, viele in Negen gefangen.
2. Der Waſſerſtaar f)
bat obngefähr die Groͤße des gemeinen Staars, nur
ft der Kopf fpisiger, die Bruft und der Leib jtärfer
und die Flügel und der Schwanz fürzer. Es ift ein
Europäifcher und Afiatifcher Wogel, der fich vorzüg-
lid) gern an den Falten Kiefelbächen in den Wäldern
aufhält, daher er auch vor und in dem Thüringermalde
nicht felten ift. Oben ift_er ſchwarz, unten roſt⸗
braun und hat eine weiße Bruſt.
| Er lebt einzeln, zieht. auch im härteften Winter micht
weg, fondern holt die Waſſerinſekten, kleine Fiſche und
Schnecken, unter dem Eife hervor; weshalb er aut unter
tauchen fann. Sein Neſt macht er unter Mühibetten,
Waflerfälle und Wehre. Sein Fleiſch ift efbar. Der
Forellenbrut foll er nachtheilig feyn.
ia 3. Der
f) Sturnus Cinclus, Lin, Merle d’Eay. Buff.
z
500 Amerikaniſcher Staar. Miſteldroſſel.
3 Der Amerikaniſche Staar (die Rieſenlerche,
a der Halbe Men een
at ohngefaͤhr die Größe einer Singdroſſel und bewohnt
Nordamerika, — Der Sberleib ift braunröthlich und
ſchwaͤrzlich gefleckt, der Unterleib goldgelb, uͤber die
——— ein ſchwarzer bufeifenähnlichee
erſtreif. 138 Sch aan ar
2 Be Eine aufden Spigen der Baͤume iind Sträus
ehe, betvegt den Schwanz wie eine Bachftelze, und fingt im
Frühjahe vortrefftich. Sein Gleifchy ift wohlfehmeetend.
- Die fechs und fechzigfte Gattung.
Man kennt von diefer Gattung 127 Arten. Det
. Schnabel ift rund, meflerförmig, die obere Kinnlade
an ber Spige niedergebogen, und ausgefchnitten, Die
Nafenlöcher find bloß, oben mit einer dünnen Haut
Halb bedeckt. Die Zunge ift faferig ausgefchnitten ;
die Kehle mie Fleinen fteifen Haaren beſetzt. Sie
nähren fi) von allerhand Inſecten und Beeren, has
ben ein wohlſchmeckendes Kleifch, und die innländifchen
find faft alle Zuguögel. ———
© 1 Die iifteldvoffel (Miftelziemer, Schnarve #)
iſt die größte Deutſche Droſſel, ohngefaͤhr fo groß als eine
Zurteltaube. Sie wohnt in Europa in gebirgigen Waldun⸗
gen, beſonders in Schwarzwaͤldern haͤufig. RE
Dben ift fie olivenbraun, unten weißlich
gelb mit vielen großen ſchwatzen dreyeckigen und
eyrunden Flecken. Der Schnabel iſt ge blich,
Ten $ Sie
‘ .g) Stutnus ameticanus. Alauda magna, Lin. Le Fet
à Cheval; ou Merle à collier d’Amerique. Buff,
(©. ober S. 498.) N
b) Turdus, de |
;) Turdus vifeivorus, Lin, ‘La Draine, Buff,
Wachholderdroſſel. Singdroffel. 507
Sie naͤhrt fih im Sommer von allerhand Inſekten
und Würmern, im Herbſt von Vogel:umd Wachhofderbeeren,
and im Frühjahr, da fie unter allen Droffeln am erften und
chon im Februar wieder bey ung ift, und ung durch ihren lauter
und angenehmen Geſang erfreut, Tieft fie die Miftelbeeren von
den Bäumen ab ; daherihr Name. Sie pflanzt fich des Jahrs
zweymal fort, baut ihr Neft von Moos und Heidekraut auf
Niedrige oder mittelmägige Bäume, und füttert drey bis vier
Sjunge-auf. Man fänge fle im Herbft mit Vogelbeeren.
2. Die Wachholderdroffel (der Krammts⸗
* vogel) *)
iſt etwas kleiner als die vorhergehende, bewohnt im Som⸗
mer den Norden von Europa und Aſien, und nur im Win⸗
ter koͤmmt fie als Zugvogel nach Deutſchland, und laͤßt ſich
da heerdenweiſe nieder, wo es Wachholderbeeren giebt, wel
ehe ihre vorzuͤgliche Nahrung im Winter ausmachen.
Kopf and Rumpf find aſchgrau; Rüden
und die Deckfedern der Fluͤgel Faftanienbraun ;
Bruſt — Bauch roftgelb, ſtark ſchwarz ges
fleckt; die Schwung⸗ und Schwanzfedern
ſchwaͤrzlich. — Ihres Fleiſches halber werden fie im
Spaͤtherbſte und Fruͤhwinter haufig gefangen. Ihr Geſang
iſt von keiner Bedeutung. ner *
3. Die Singdroſſel (Zippdroſſel))
koͤnnte man die kleine Miſteldroſſel nennen, ſo ſehr aͤhnelt ſie
ihr an Geſtalt, Farbe, Aufenthalt, Geſang und uͤberhaupt
in ihrer ganzen Lebensart. Dadurch unterſcheidet ſie
ſich vorzuͤglich, daß die innern Deckfedern der Fluͤ⸗
gel blaßorangengelb ſind. Der Oberleib iſt auch
etwas dunkler als an. der Mifteldroffel.
Sie bewohne in. Europa die gebirgigen naldigen Ger -
genden, undiftan manchen Ortenz. B. auf dem Thüringers
walde fehr gemein. Ihr YIeft macht fie auf hohe und mies
drige Bäume, aus Neifern und Moos, und klebt es inwendig
3:23; \ mis
° & Turdus pilaris. L. La Litorne ou Tourdelle. B.
‚D Turdus muficus, Lin, La Grive, Buff.
Er
gr. Rothdroſſel. Ringdroſſel NR
mit Lehm oder Kuhmiſt aus, und legt drey bis ſechs grüne
fpanfarbige Eyer hinein. Sie nahrt ſich im Sommer vor
allerhand Inſekten und Gewuͤrme, im Herbft von Wogelbee;
ven, Wachholderbeeren u. d. 9... Zu Anfang des Dctobers
zieht fie in Menge weg, und wird alsdann ihres wohlfchmek"
kenden Sleifches halber fehr haufig in der Schneuf gefangen.
Man hält fie ihres vortrefflichen Gefangs halber, der dem
der Nachtigall aͤhnelt, und wovon in der Abend: und Mors
gendämmerung die Wälder ertönen, häufig im Käfig.
4 . Die Rorhöroffel (Weindroffe)”")
iſt wieder etwas kleiner als die Singdroffel, geht im Som:
mer, wie, die Wachholderdroffel, hoch gegen Norden hinauf,
wo fie brütet, zieht im NHerbft, ſpaͤt im October, durch
Deutfchland nach füdlihern Gegenden, und ift alsdann bey
uns ein Schneußvogel. Der Oberleib ift bräunlich; der, |
Unterleib gelblich weiß mit dunfelbraunen Flecken;
ein weißlicher Strich über jedem Auge; an den Sei-
ten des Halſes ein dunkelgelber Fleck, und die
Fluͤgel auf der inwendigen Seite orangenroth.
Sie foll in Frankreich im Herbſte großen Schaden in
den Weinbergen thün. + Ha
’ 5. Die Ringdroffel”) J
wohnt auf den hoͤchſten Gebirgen der Schweiz und des Nor⸗
dens in Europa, nad Deutſchland koͤmmt fie in der legten
Hälfte des Septembers, und ift der erfte Schneußvogel. Sie
zieht nur durch, und gehtin füdlichere Gegenden. An Groͤ⸗
gleicht ſte der Wachholderdroſſel, der fie auch in Ruͤckſicht
es Geſchmackes und Werthes gleich geachtet wird. -
| Sie iſt oben ſchwarz / unten ſchwaͤrzlich, und
oben über die Bruft läuft eine weiße ins. vörblich
fihielenve, fingerbreite Dueerbind, u
Sie haͤlt fi, wie alle Droffelarten, Teicht in der Stu: .
be, hat aber, wie die Rothdrofiel, nur einen leifen Geſang,
6. Die
m) Turdus iliacus. Lin. Le Mauvis. Buff. |
=) Turdus torguatus. Lin. ' Le Merle ä plaftton
blanc. Buft, » Wr Arne
a
Schwanzdtoffel. Steindroſſtl. 503
2.6, Die Schwarʒdroſſel (Amſeh ·¶
‚hat ohngefähr die Größe der Singdroſſel. und bewohnt die
Waldungen aller, Welstheile. Das Männchen iſt uͤber⸗
all ſchwarz, und Schnabelund Augenrand gold⸗
gelb; das Weibchen aber iſt nur. ſchwarzbraun.
Es iſt ein. Standvogel, dee ung im Winter nicht vers
läßt, Amen alsdaun von allerhand Beeren naͤhrt, das.
hingegen im Sommer Inſekten feine vorzägliche Nahrungs⸗
mittel ausmachen. Er iſt fehr fen, ‚und kann daher vom
Jaͤger nicht leicht erfchlichen werden. „Er wird nicht nur
wegen feines —— lauten und ſchoͤnen Geſangs im
Käfig gehalten, ſondern auch deswegen, weil er jung aufges
zogen allerhand: Lieder pfeipfen lernt und fie.nie wieder ve
gißt. Man füttert ihm alsdann mit Seimmel;z die in Mil
eingeweicht iſt; oder mit den gewöhnlichen Stubenvoͤgelfut⸗
ter. In duͤſtern Dickigen bauen die Amfeln ihr Neſt auf
kleine Bäume oder ins Gefträuch, machen es auswendig aus
Moos und glätten es inwendig mit Lehm aus. Das Meibs
chen 5 bis ſechs grüne mit hellbraunen Flecken bezeich⸗
nete Eyer. ML ANETTE De 1
"Alle diefe bisher beſchriebenen Droffelarten find
der vorzüglichfte Gegenftand der Vogelftellevey, und werde:
im Herbft, Winter. und Frühjahr tbeils in, der Schneu
mit Vogelbeeren, theild auf dem Vogelheerde mit Lockvo
geln gefangen... : —V — — —
7. Die Sreindröffel (Steinanafel, blaue Droffel ?),
die auf den Pyvenden und Alpen gemein ift,
koͤmmt felten nach Deutfhland. Kopf und Hals find
bleyfarbig, der übrige Oberleib ſchwaͤrzlich afhgrau,
blau, roͤthlich und weiß gefleckt; der Unterleib roth,
braun und weißlich gezeichnet; der Schwanz rofts
farben. Das Weibchen, welches gewöhnlich für eis
nen Neuntödter ausgegeben wird, und unter. dem Mas
8 9* — Ji4 R— ———
men
«) Turdus Merula. ‚Ein, "Merle noir; Buff. >
p) Turdus Saxatilis. Lin. Petit Merle de roche,
Buff. Lanius infauflus. L. ift das Weibchen,
564 Rohrdroſſel. Rofenfarbige Droffel.
men Unglücksvogel befanne ift, hat einen roftfarbes
nen Kopf und vergleichen Hals, Deckfedern ver Fluͤ⸗
gel und Schwungfedern; Kehle, Bruft, Rüden und
Steiß find "gelblich, jede Feder braun: eingefaßtz.
Bauch und After weißlich. . Das Männchen wird feines
ängenehmen Gefanges halber gefchäßt, lernt Lieder pfeifen,
Fingt des Nachts bey Licht, und bekoͤmmt Nachtigallenfutter.'
ne Eng
iſt von der. Groͤße einer Lerche, und Hält ſich an ſumpfigen,
if? und weidenteichen Gegenden auf. _ —* N,
Sie iſt oben ſchwaͤrzlich brauntoth, unten
blich weiß, und an der Spitze der Schtwung-
dern find rothliche Streifen. ©
Sie niſtet im niedrigen Gefträuch, und webt auch
Wohl ihr Neft zwiſchen einige Schilfhalmen, an welchen fie
wie ein Specht auf: und abflettert, und ihre Nahrung, die
in großen und Heinen Wafferinfekten befteht, fucht. Ihren
angenehmen Gefang hört man vorzüglich in der Abend: und -
Irorgendammerung. . *
9. Die roſenfarbige Droffel (Ackerdroſſel) )
der ſchoͤnſte Vogel dieſer Gattung, hat die Groͤße ei⸗
dies gemeinen Staars, einen Federbuſch, ift rofen-
farbig, am Kopf, Flügeln und Schwanz fchwarz.
Dan findet fie in verfhiedenen Theilen von Europa, . auch
im füdlichen Deutfchland. Sie währt ſich von Heuſchrecken,
Son Inſekten und Gewürmen, die fie aufden Aeckern und.
im Miſt aufſucht. Ihr VIeft baut fie zwifchen die Felfen.
Den Türken ift fie heilig. Sie wird fehr fett, und Kenner
sühnsen ihr Hleiſch als eine vorzüglich ſchmackhafte Speiſe.
Die fieben und ſechzigſte Gattung.
Der Seidenfhwan’),
Der Schnabel ift grade, kurz, erhaben, die längere
BANN | obere -
9) Turdus arandinaceus. Lin. . BE fm
7 — roſeus. Lin. Merle couleur de roſe. Buff.
5 m PM ’ } 4
u \
Der gemeine: Seidenſchwanʒ. 50
obere Kinnlade etwas eingefrümme, und an beyden
Seiten ausgefchnitten. Die Zunge ift ſpitzig, knorp⸗
lic) und geſpalten. Dieſe Vogel, deren es 11 Arten
giebt, haben einige Eigenfehafften mit der Droſſel, an⸗
dere mie den Sliegenfängern gemein.
Der gemeine Seidenſchwanz (die Hauben-
droſſel))
bewohnt im Sommer den Arktiſchen Kreiß, und koͤmmt
. „von da als Zugvogel im Herbſt und Winter nach Deutſch⸗
land uud andere füdlichen Gegenden von Europa.
E.r hat faum die Größe einer Rothdroſſet, und
ein zartes feidenartiges Gefieder, Die Farbe des
geibes befteht aus einer fanften Mifchung des Braus
nen mit dem Afchgrauen, doch in verfehledenen |
Schattirungen; auf den Kopf ift ein beweglicher
zen: die Kehle ſchwarz; Schwung: und
Schwanzfedern find ſchwarz, doch haben die hin⸗
tern von erſtern, am Ende zinnoberroth eyrunde,
— Fortſaͤtze, und lettere ſchwefelgelbe
Spitzen.
Es iſt ein traͤger und gefraͤßiger Vogel, der, wenn man
ihn in der Stube hat, weiter nichts thut, als daß er lange
fam umd umgefchickt mach dem Freßgeſchirr hüpft, da täglich
fo viel einnimmt, als er ſelbſt fehwer iſt, es halb verdant von
fich giebt, umd auch wohl fo aneckel ift, es noch einmal zu
freffen. Im Sommer fetzt er ſich auf die Baumgipfel und
fliegt, wie ein Fliegenfaͤnger, nach Schwebinſekten und Brem⸗
fen, im Winter aber frißt er allerhand Beeren, beſenders
Wachholderbeeren. Sein Gefang iſt ein verwirttes Zifchen.
Da er in großen Heerden fliegt, und dumm iſt, fo kann
man auf einen Schuß fehr viele erlegen. Er fängt ſich auch
in der Schneuß. Das Sleiſch iſt geſund, und da es von
den Wachholderbeeren wie gewuͤrzt ſchmeckt, fo nennt ihn
dei gemeine Mann an manchen Orten das Pfeffervogel⸗
hen. An vielen Orten in Deutfchland, wo feine Berge und
—
— Wach/⸗
3) Ampelis Garrulus. L. Le Jafeur de Boheme. B.
308 tele Rermbeifer. ©”
Wachhoiderbuſche ſind, iſt er eine große Seltenheit, daher
ihn der Aberglaube dafelbft den Sterbevogel nennt, und bey
on Erſcheinung ein Sterben, Peſt uud Krieg befürchtets
Die acht und ſechzigſte Gattung.
Die Merle ).
Ich führe von diefer aus.46 Arten beftehenten Gat-
fung, wovon man in allen KRabinetten Exemplare ans.
trifft, der Vollſtaͤndigkeit und des Nachſchlagens hal⸗
ber auch eine an. Die Kennzeichen. find: der
Schnabel ift fegelförmig zugefpißt, ohne einen ber
fondern Rand, und an der Wurzel etwas drepedig,
mit der Spiße "abhängig. i
Die violetfarbige Wierle °) h
iſt ohngefähr von der Groͤße eines Sperlings, und wohnt
in Srafilien und Cajenne.
Schnabel, Fuͤße und Klauen ſind ſchwaͤrzch;
Leib oben ſtahlblau glaͤnzend; unten *
luͤgel und Schwanzfedern aſchgrau. |
‚Die neun und fechzigfte Gattung.
"Der Kernbeifer”).
Dan diefer Gattung fennt man 94 Arten. Se
Schnabel ift dick, erhaben, Eegelförmig, die untere
Kinnlade am Seitenrande eingebugen, Beyde Kinns
laden find, wie bey den Ammern und Finken beweg⸗
lich, daher ſie auch die Saamenkoͤrner erſt abſchaͤlen,
ehe fie dieſelben hinunter ſchlucken. Die Raſeme
cher liegen in der Schnabelwurzel. Die Zunge iſt
ganz. Sie naͤhren ſich von allerhand —
er
* 2) —— —
v) Tanagra violacea, Lin, Tengon du Brefil. Buff,
w) Loxia..
Der Kreutzſchnabel. $07
1. Der Rreusfchnabel (Krünis, Tannen:
papagey) *) |
iſt ſowohl wegen feines Schnabels, als ſeiner Farbe und uͤbri⸗
gen Lebensart ein ſehr merkwuͤrdiger Vogel. Er bewohnt
die gebirgigen Schwarzwälder im noͤrdlichen Europa, Alten
und Amerika. In Deutſchland trifft man ihn auf dem Har
und dem Thuͤringerwalde, in den Gegenden, wo es Fichten —4
ſaamen giebt, welches ſeine Hauptnahrung iſt, allenthal
ven und zuweilen in Menge an. -
Der ı Zoll lange und dicke Schnabel bat das
eigene, daß fich der fpigig zulaufende Oberkiefer nad)
unten herabwaͤrts und der zugefpißte Unterkiefer von
von unten hinaufivärts frümmt, fo daß fie neben eins
ander vorbey ſchlagen und fich freuzen, woher der
Schnabel eine ſchiefe oder Freusförmige Geftalt
befömmt. Nach dem erſten Mauſern bekoͤmmt das
Männchen eine hellrothe Farbe, Die ſchwaͤrzlichen
Schwung⸗ und Schwanzfedern ausgenommen, nach
der Zeit aber wird es gruͤngelb, und behaͤlt dieſe Farbe
immer. Das Weibchen iſt immer ſchmutzig grau mit
etwas gruͤn vermiſcht.
Mit ſeinem krummen Schnabel weiß er nicht nur ſehr
geſchickt, wie ein Papagey, an den Fichtenzapfen herum zu
klettern, ſondern vorzuͤglich den Saamen zwiſchen den Schup⸗
pen derſelben hervorzuholen. In ſeiner Lebensart iſt aber
das allermerkwuͤrdigſte dieſes, daß er. ſich ſein Neſt in Win:
ter, im Jaͤnner, Februar und Maͤrz baut, Eyer legt und
Junge erzieht. Um das Neſt vor dem Eindringen des
Schnees und der Naͤſſe geſchuͤtzt zu wiſſen, dichtete man ihm
ſonſt an, daß er es mit Harz verklebe und auspiche. Ich
habe aber viele Neſter geſehen, und niemals etwas daran
entdecken koͤnnen. Vielmehr iſt die Anlage auswendig von
‚dünnen Tannen: und Fichtenreiſern gemacht, hierauf folgt
eine dicke Lage Erdmoos, und die innere Ausfütterung mas
‚hen die feinften Zweige des weißlichen Corallen⸗ und Haar⸗
moofes
x) Loxia curviroftra, Lin, Le Bec croife, Buff.
ss” Be Kreusſchnabel.
mooſes aus, das haͤufig an den alten Fichten und Tannen
waͤchſt. Er baut es auf die oberſten Zweige der Nadelbaͤu⸗
me. Das warme Blut der Eltern, deſſen Waͤrme noch durch
die erhitzende Nahrungsmittel vermehrt wird, ſchuͤtzt Eyer
und Junge vor dem Erfrieren. Der Schoͤpfer wieß ihnen
den Winter zu ihrer Fortpflanzung an, weil fie ſonſt uns
moͤglich im Stande wären, ihren Jungen hinlängliche Nahe
‚rung. herbey zu ſchaffen, wenn fie die einzelnen, ausgefloges
nen Fichtenkoͤrner auf der Erde auffammeln follten. Aber
zu diefer Jahrszeit find noch alle Zapfen gefüllt, fie koͤnnen
alfo in kurzer Zeitihren Kropf füllen, und davon ihren Jun⸗
gen hinlaͤnglich mittheilen. Der Landmann in gebirgigen
Segendeır dat ben Kreusfchnabel gern in der Stube, nicht
fo wohl um feines Gefangs willen, denn diefer iftieben nicht -
auszeichnend, fordern deswegen, weil er glaubt, er benehs -
me den Kranken Krankheit und Schmerzen; denn esift. ges
wis, daß er außerordentlic füchtig iſt, und leicht geſchwol⸗
lene Füße und böfe Augen befömmt. Ja der gröbere Aber:
> ‚glaube fetnoc Hinzu, daß derjenige, deflen oberer Kiefer
zur rechten Seite neben dem untern vorbeyſchlaͤgt (ein rech⸗
zer Kreutzſchnabel genannt), die Fläffe und andere Krank
Heiten der Mannsperfonen, und derjenige, deſſen Oberkiefer
zur linken Seite verbeygeht (ein linfer Rreusfchnabel),
die Fläffe und Krankheiten der Weibsperfonen an fid) ziehe.
Sie find, leicht zu fangen. In Thüringen nimmt man
eine große Stange, die Klettenftange heißt, und an wel;
cher oben große Leimruthen angebracht find ;. diefe ſteckt man
in die Erde und ſetzt einen Lockvogel dabey. . Diefer lockt ale
vorüberfliegenden auf die Stange. Ihr Fleiſch ift leicht _
verdaulich, gerund und bekoͤmmt von ihren Nahrungsmitteln.
einen gewuͤrzhaften Geſchmack. Es wird am beften auf fol
gende Art benutzt und eine wahre Defifateffe. Man wirft
die Vögel gerupft und ausgenommen in fiedendes Waſſer, das
mit fie ein wenig anlanfen, trocknet fie wieder rein ab, ſpießt
fie an hölzerne Spießchen, legt diefe auf einen Roſt über die
Kohlen, beftreicht fie ein wenig mit Butter und läßt fie halb
gahr braten. Hierauf nimmt man Eleine Fäßchen, legt un;
xen auf den Boden erſt Lorbeerblaͤtter, Citronſchaalen und
ganze Würze, hierauf eine Schicht kalt gewordener Vögel,
i r — und
N
—* Kernfreſſer · Ginpel, 09
und dieß fo lange wechfelsweife, bis die Faͤßchen voll find.
Alsdann ſchlaͤgt man die Faͤßchen zu, bohrt oben Löcher
hinein, laͤßt Eſſig ſieden und wieder abkuͤhlen, und gießt
dieſen zu den Loͤchern hinein, ſchlaͤgt dieſe endlich feſt zu, ſetzt
die Faͤßchen an einen kuͤhlen Ort, und kehrt fie öfters um.
Man weiß. diefe Art der Zubereitung in, Thüringen nicht,
fonft würde man dieſe Vögel, die zumeilen in fo großer Mens
ge dafelbft gefangen werben, tie im Frühjahr 1788, und
jet im September 1791, da ich dieß fehreibe, fehr gut ber
nutzen Finnen. Auf eben die Art kann man auchdie Ortolane,
Soldammern, Lerchen, Droffeln u. d. 9. Vögel einmachen.
2. Der Bernfreffer (Fichtenbaser).?) ur.
iſt der größte Kernbeißer, ohngefähr von der. Größe, des
Seidenfhwanzes.. Er bewohnt das nördliche Europa,
Afien und Amerika, wird aber felten in Deutſchland und nur
fm den nördlichen Theilen angetroffen, - Der ftarfe Schnas
bel ift am Ende des obern Kiefers über den unter
bergebogen; Kopf und Obertheil des Körpers find
ſchoͤn karmoiſinroth, jede Feder in der Mitte ſchwatz;
die kleinen Deckfedern fallen ins Drangengelbe, die
*
andern find dunfelbraun mit zwey weißen Dieer
linien; vordere. Schwungfedern ‚urd Schwanz
ſchwaͤrzlich; Unterleib blaß karmoiſinroth.
Er macht duch feine brennenden Farben von der Bes
merkung eine Ausnahme, daß nus Vögel von [hlichten Fars
ben den Falten Norden bewohnten, denn er geht bis Lapp⸗
land. und höher hinauf. Er wird feines Geſangs halber is
Zimmer gehalten, verkiert aber da, wie der Kreußsfchrabel,
feine Farbe umd wird gelb. Seine Nahrung beficht aus
‚den Saamen der Fichten und allechand Beerkernen. Er hat
ein eßbares Fleiſch, und im Herbſt wird er zu ganzen Hana
fen nach Petersburg zu Markte gebradit.
3; Der Gimpel (Dobmpfafle) ).
Dieſer Vogel ift allenthalben, auch da, wo er nicht
im Freyen lebt, weil er nur gebirgige Waldnngen liebt, des
..
; 4 Vi rl uf 4 Kia ‚tanntz
9) Loxia Enucleator. L. Le Gros-bec de Canada, B,
z) Loxia Pyrrhula, Lin, Le Bouvreil, Buff,
*
go Der Kirſchfink.
kannt; denn es iſt der gemeinſte Stubenvogel großer Her⸗
ren, welche ihn. nicht ſo wohl wegen ſeiner Schönheit als
vielmehr feiner Gefchieklichkeit halber im Käfig halten;
denn beyde Gefchlechter Ternen allerhand Lieder und Melo
dien oft floͤtenartig nachpfeifen. Kopf, Fluͤgel und
Schwanz find ſchwarʒ/ die Deckfedern des
Schwanzes weiß, der Oberleib aſchgrau, der Un:
$erleib fchön Parninvoth. Das Weibchen ik _
am AUnterleibe hingegen röthlich grau. . Man
trifft nicht nur zuweilen im Käfig, fondern auch) im
Freyen ganz ſchwarze Dohmpfaffen an, welche, wenn
fie ein ſchoͤnes Lied pfeifen, in großem Werthe ftehen,
“Der natürliche Gefang diefer Voͤgel iſt Außerft unan⸗
genehm und dem Knirren eines ungefehmierten Schiebefarns
nicht unähnlich. Sie bauen ihr VIeft auf hohe und niedri
se Bäume, auswendig aus dünnen Reifen und inwendig
aus Erdmoos, und ziehen drey big fechd Junge auf, : die,
wenn fie ein Lied lernen follen, wann fie zu fielen anfangen,
aus dem Nefte genommen werden muͤſſen. Ihre Yiahr
ung befteht in allerhand Pflanzenfaamen und Beerkernen.
Matt fängt fie daher im Winter auch häufig inder Schneuß,
wvor welcher Vozelbeeren Hängen. Das Fleiſch von ihnen,
iſt wohlſchmeckend und zart; ob es gleich zuweilen einen et
was bittern Gefchmack hat. ” no} Er
4. Der Kirſchfink ( Dickſchnabel, Steinbeißer *)
iſt in ben gemäßigten und füdlichen Europa ein gemeiner
Bogel, bewohnt in waldigen Gegenden die Gärteh und
Hecken und iſt etwas größer als ein Gimpel. |
Er bat einen großen, dicken, “fegelförmigen
Schnabel; der Scheitel, die Wangen und Deckfevern
des Schwanjes find, hellfaftanienbraun; der Hinter-
hals ſchoͤn afchgrau, der Ruͤcken und die Deckfedern
der. Flügel tiefbraun; auf den Flügeln eine weiße
Linie; Die Kehle ſchwarz; die Bruſt ſchmutig
fleiſchroth; die Schwung · und Schwanzfedern ſchwarz,
a aa. orsfonnd letz⸗
4) Loxia Caccothrauftes, ‚Lin, Le Gros⸗ bec. Buff.
Gruͤnling. Hirngrill. Pflanzenmäher. Stu
letztere kurz, und die innern Seiten der Federn weiß;
die mitelern Schtwungfedern am Ende ftumpfedig:
Er nifter in Gärten in den Hecken und auf den Bus
Men, und thut am den Kirfihen, deren Steine er aufbeiße
‚und die Kerne herausfrißt, geoßen Schaden. Sonſt friße
‚er allerhand harte Säämereyen z. B. von Ahorn, Maßhols
‚ber u. d. g. — Sein Fleiſch wird gegeffen. . j
5. Der Grünling (Grünfint, Schwoinz) #)
iſt etwas größer als ein gemeiner Finke, und im füdlichen
und mittlern Europa allenthalben bekannt. Er iſt gelblich⸗
gruͤn, und die aͤußern Schwung⸗ und Schwanz:
dern haben viel Gelbes. Dieſe Voͤgel nahren ſich
von allerhand: Saͤaͤmereyen, beſonders von Ruͤbſaamen, nis .
ſten auf allerhand Baͤume in und außer dem Walde; ziehen
im Herbſt und Frühjahr in großen Schaaren, werden auf
den Heerden gefangen und haben ein ſchmackhaftes Fleiſch.
6. Der Hirngeill (Grünfinfchen, Girlig) °)
‚ein gruͤnes Voͤgelchen im füdlichen Europa und
‚Deutjchland, das erwas Eleiner als ein Zeifig iſt, und
grade wie das Weibchen vom Zeifig, nur an der Bruft
etwas gefleckter ausfieht, * *
Man zählt es gewöhnlich zu den Finken, allein der
"Schnabel ift faft dicker als lang, es gehört daher befier zu
den Kernbeißern, Da ich es ſelbſt als ein angenehmes Sing:
voͤgelchen 4) im Käfig habe, fo habe ich die Kennzeichen um
deftd genauer unterfuchen können, Es ift ſo zaͤrtlich, daß es
ſich mit jedem Vogel ſchnaͤbelt.
Die fiebenzigfte Gattung.
Der Pflanzenmäher ).
Dir Schnabel iſt kegelförmig, grade, fägenförmig
gegäßnele; die Naſenlocher find eyrund; ver
a BAR
) Loxia Cloris, Lin, Verdier. Buff. {
6) Loxia Serinus. Fringilld Serinus. L. Le Serin. Buff,
d) Vermuthlich Virgilii Georgicon. IU. v. 338.
e) Phytoroma. 8
sı2 Seltner Pflanzenmaͤher. Gemeiner Fink, |
Schwanz iſt kurz und abgeſtumpft. Es giebt nur
Der feltene Pflanzenmäber f.
Er wohnt tn. Chili, iſt fo groß als eine Wachtel,
hat eine rauhe Stimme, naͤhrt ſich von frifchen Kräutern,
deren Stengel er von der Wurzel weg mit feinem Schnas
Bel wie mit einer Säge abfchneidet, daher erin den Gärten
fehe ſchaͤdlich if, und von den Einwohnern verwünfcht wird.
Er niſtet in den [hattigften Bäumen, und legt weiße roth⸗
gefleckte Eher. Der Schnabel ift die, über einen⸗
halben Zoll lang; der Leib oben dunfelafchgrau, unten.
heller; die erften Schwungfedern und die Deckfevern
Find. ſchwarz gefleckt; der Schwanz von mittlerer
‚Sänge und abgerundet. RT nn a
Die ein und fiebenzigfte Gattung. _
| Der Ä Finf [IR | F
Der Schnabel iſt an dieſer Voͤgelgattung kegel⸗
foͤrmig, gerade und zugeſpitzt. Es find 110 Arten
bekannt, die ich in 2 Familien zertheie.,
Erſte Samilie: Finfen mit einem dien rıma
den Fegelförmigen Schnabel, Cie näbren ſich von.
Inſeeten und Saͤmereyen zugleich, füctern aber ihre
unge bloß mit erftern und aus dem Schnabel auf,
2. Der gemeine Fink (Buch: Garten: Roth⸗
— Waͤldſink) >) 1a
iſt allenthalben bekannt, wo nur etwas Holzung zu finden
iſt, und hat ſeinen Namen von dem Laut, den er immer von fich
giebt. An Größe gleicht er einem Hausfperling, Fluͤ⸗
gel und Schwanz find ſchwarz mit weißen Strei⸗
fen und Fleden. Er iſt wegen feines ahgenehmen Ges
fange ein Liebling der meiften Perfonen, die Voͤgel zu Ihrem
WVrergnuͤgen im Zimmer halten, und zeichnet ſich durch diefe
— A ! Eigens
| f Phytotoma rara. Lin, ) Eringilla.
4) Flngilla Caelebr, Lin, Le Pinfon, Buff,
Gemeiner Fink, ; 513
Eigenſchafft auch wirklich vor allen Voͤgeln aus. Sein Ges
fang nähert ſich mehr dem Sprechen, und wird auch deßhalb
mit dem Namen eines Schlages belegt. Jeder Bogelhat
eins, zwey, drey, oft fogar vier verfihtedene Schläge, deren
jeder ein Paar Serunden dauert, und aus etlichen Stros
phen HH diefe Schläge find nad) der Gegend, die er
bewohnt, fehr verfihieden. Da der Finke ein fo ausgezeich—⸗
neter Stubenvogel ift, fo hat man nicht nur alle feine vers
fhiedenen Sefänge bemerkt, fondern auch alle Sylben ders
felben gezählt, und benennt jeden nach den Endſylben der
legten Strophe. In Thüringen liebt der Vögelfreund fols
gende Gefänge: Den Bräutigam, weil feine legten Syls
ben wie Bräutigam Flingt, den Reitzug, Weingeh, Guts
jahr, Kienoͤhl, Hochzeitgebühr, Davida, Dvakia u. d. g.;
im Defterreichifchen aber Hört man folgende gern: Rithfcher,
Wildſteuer, Sitzaufthuͤl, Musketier, Matvefier, Kühdieb
u. ſ. w. Man hat auch dieſe Geſaͤnge zu vervollkommnen
geſucht, fo daß man ſchon verſchiedene kuͤnſtliche Stubenge—⸗
fänge zählt, die man niemals im Freyen hört. Es giebt
Liebhaber, welche jo graufam find, ihnen die Augen auszus
ftechen, oder die Ränder der Augenlieder mit einem glühens
den Drath fo zu brennen, daß fie ſich zuthun, und die
Augen verſchließen. Hierdurch fehlagen fie nicht nur weit
frärker, fondern auch des Nachts, weil fie weder Tag noch
Nacht zu unterfcheiden willen. Auch als Lockvogel werden
fie alsdann brauchbarer. — Diefer Finke hat auch noch eine
dere augzeichnende Eigenfchafft, nämlich ein fehr Fünftliches
Kine und feftes Neſt auf die Daume zu Sauen. Es ift dieg
eine oben eingedräckte Kugel, rund, wie gedrechfelt, unter
mir Spinnengewebe und Haaren feſt auf die Aeſte gefloch
ten, mit Moos und einigen Reischen Eünftlich durchfiochten,
inwendig mit Federn, Diſtelflocken und allerhand Thierhaa⸗
ren gut ausgefuͤttert, und auswendig mit Flechtenmoos von
‚dem Baume, worauf es ſteht, fo feſt wie angeleimt umlegt.
Vermuthlich das letztere deswegen, um das Neſt vor ſeinen
Feinden unſichtbar zu machen; wenigſtens koſtet es dem
mienſchlichen Auge Anſtrengung, es von der Rinde des Baums,
worauf es fteht, zu unterfcheiden. — Seine Nahrung ber
-feht theits aus Infekten, Fliegen, Raͤupchen, Schmetters -
Schfteins kurzgef. N. 6,1. NK lingen
’
1514 Bergfink. Hausſperling. Ru:
lingen u. d. 9. und aus Geſaͤaͤme und Körner. Mit er
ſtern füttert er feine ungen gänzlich auf, trägt ihnen alfo
‚feine Speifen im Kropfe bey. Im Käfig bekoͤmmt er Soms
merrübfaat, und nur zuweilen etwas zerdruckten Hanf; weil
‚ihm der leßtere, im Ueberfluß gereicht, Blindheit und andere
Unfälle zuzieht. Er wird in manchen Gegenden in großen
Schaaren auf dem Dogelheerde gefangen, und iffim Fruͤh⸗
Jahr, beſonders im März, der vorzüglichfte Gegenftand der
Vogelſtellerey. Sein Fleiſch hat einen angenehmen bitter
Geſchmack und ift gefund. Fine nn
2, Der Bergfink (Späder, Segler’)
hat die Größe des vorhergehenden, eine fehönere
Sarbe, aber weder den ſchoͤnen Gefang, noch den vor-
zuͤglichen Kunfttrieb wie jener. Kopf und Ruͤcken
find glänzend ſchwarz, gelblich eingefaßt; Bruft und
kleinere Deckfedern der Flügel orangengelb; die in-
‚nern Deckfedern hochgelbz vordere Schwungfedern
dunfelbraun; der Schwanz etwas gabelförmig,
ſchwarz, und die äufßerften Seiten der äußerften Fee
‚dern weiß. — 2U9n, NEN 1 OORENER
Im Sommer hält er ſich im Norden auf, und nur im
Winter koͤmmt er nach Deutfchland, wo manalsdann in fol
chen Gegenden, wo es Bucheckern giebt, fie millionenweife
antrifft. Außerdem nähren fie fi von allem, was der ges
meine Finke feißt. _ Sie find nach diefen auch die gewoͤhnli⸗
chen Vögel auf dem Seerde im Fruͤhjahre und Herbſt, und
Haben einen angenehmen bittern Gefhmad, — —
. 3. Der.Yausfperling (Spas, fining ')
iſt faſt in der ganzen alten Welt zu Hauſe, und hat ſich, wie
die Hausratte, zu den Wehnungen der Menfchen gewoͤhnt.
Er nifter daher auch an tenfelben unter den Dächern, in
den Mauerrigen, inden Schwalbenneſtern 2. und bringt des
Jahrs zwey⸗ auch wohl dreymal fünf big fieben Junge; das
- ber ihre große Vermehrung und die großen Schaaren, die
s \ ARE Pi > mar
.#) Fringilla montiftingilla. Buff. Le Pingon d’Ar-
denne. Buff. RR ——
* 9 Fringilla domeftica, Lin, Le Moineau, Buff.
2
Hausfperling--Feldfperling, J
mar im Auguſt und September auf den reifenden Waizenz
und Gerſtenaͤckern anteifft. Hier, auf den Kirſchbaͤumen,
in den Weinbergen, auf den Erbfenbeeten u. d. g. thun fie
großen Schaden. Doc) freffen fie auch im Srühjahre eine
unzählige Menge Maikäfer, lefen von den Dbftbaumen in
der Blütezeit eine Menge fehädlicher Raͤupchen ab und fütz
tern ihre Zungen bloß mit ſchaͤdlichen Inſekten. Ihr Nuze
zen hält daher in der Ihat mit ihrem Schaden wenigftens
das Gleichgewicht, und manfollte nicht ſowohl auf ihre gaͤnz⸗
liche Ausrottung als vielmehr auf ihre verhältnißmäßige Vers
minderung denken. Man hat allerhand Schreck- und Vers
minderungsmittel gegen fie erfunden. Won ben Kirfhbius _
men fann man fie aber nicht beſſer als durch Ueberziehung
eines Netzes oder durch das Geklirre einiger gläferner Fla⸗
ſchen abhalten, denn den Popanz feheuen fie nicht, im Herbſt
ſchießt man mit Gewehr unter ihre Schaaren, und im
Winter freut man ihnen Spreu und Hafer in einen Gars
ten und bringt fie unter das Schlagnetz. Auch hat mars
einen Rorb, wie eine Sifchreufe gefialtet, in weichen man
ihnen weißen Kafe und Hafer wirft. In denfelben kriechen
fie und fönnen nicht wieder heraus. She Fleſſch ſchmeckt
eben fo angenehm, wie das Finkenfleifh.
4 .. Der Seldfperling (Feldſpatz )
iſt etwas kleiner als der Hausſperling, und in Europa, dem
nördlichen Aſien und Amerika einheimiſch. Man kann
ihn leicht von jenem unterſcheiden; denn Der Dberkopf
bis zum Nacken iſt rothbraun und über die Flügel
en zwey weiße Linien. Er wohnt nicht ſowohl
in als neben den Dörfern und Städten, und. niftet in der
hohlen Gaumen, in den Gärten und in den Weiden, die ar
‚den Bächen hinftehen. Auch er thut an dem Getraide S:Has
Den; doch lieſt er fo viel fchädfiche Snfekten den ganzen Soms
mer hindurd) von, den Obſtbaͤumen ab, daß fein okono mi⸗
Dr MNutzen den Schaden, den er thut, weit Übertrifft.
an kann ihn eben fo, wie den Hausſperling, im Herbſt in
Heerden aufden Feldbaͤumen ſchießen, und fein Fleiſch ſchmeckt
noch angenehmer, als das von den Hausſperlingen.
u 5 k 2 Zweyte
VFringilla montana. Lin. Le Friquet. Buff,
\
z16 Der Stiegliß. Ki
a Samilie: Finken, welche einen: büns
nen, feharfzugefpißten und an den Seiten niedergedrücke
ten Schnabel haben. Sie naͤhren ſich bloß von Saͤ⸗
mereyen und fuͤttern ihre Jungen aus dem Kropfe.
5. Der SER. (Diftelfint)")..
ig. 2.)
. Einer der — *8 ſowohl in Anſchung
— als ſeines Geſangs, und der Faͤhigkeit, ihn
ſo zu zaͤhmen, daß man Baſtardte mit ihm und dem Cana⸗
rienvogel zeugen kann. Man trifft ihn in ganz Europa und
dem noͤrdlichen Aſien an. In Deurkhiand iſt er gemein ges
wug, and ein bekannter Stubenvogel N).
Die Sänge feines Körpers von der Spige des
Schnabels bis zum Ende des Schwanges iſt 54 Zoll,
die Breite der Flafternden Flügel 9 Zoll. Der
Schwanz ift 2 Zoll lang und die gefalteten Sligef
— über die Hälfte deſſelben.
Schnabel ift von der Spige bis zur Stirn
* —* chen Scharf zugefpigt, nad) der Spiße zu et⸗
was gebogen, und an den Seiten. gedruckt, weißlich
mit einer hornfarbigen Spitze, die bey den Alten im
Sommer ſich ganz verliert, bey den ungen und den
Weibchen aber bis in die Mitte tes Schnabels geht. |
Die Füße find Flein, ſchwach, aber zum Anbalten mie.
ſcharfen ſpitzigen hornbraunen Nägeln bewaffnet,
braͤunlich, die Beine 6 Linien hoch, die mittlere Zehe
7 finien und die hintere 5 Linien lang. — An
Mannchen ⸗) iſt die Stirn hoch ſcharlachroth. eine
gleich⸗
m) Fringilia Carduelis. SER HR Chardonneret, Buff.
- .») Eben deshalb, und mei faft alle Theile felard örpers
eine verſchiedene Zeichnung haben, will ich ihn fo genam
als möglich befchreiben, um dem Lehrer ein 4 J zu ge⸗
ben, wie, und in welcher Ordnung er feinen Schülern die
Beſchreibung von jedem Vogel, den er 5* On fan:
mündlich herfagen oder. FRE auflegen
0) Weldyes in den —8— ndigen Be —*— vi der Voͤgel
allein, und * voliſtandigen allemal muerſt ſchrieben wird»
Der Stieglitz. 517
gleichfarbige breite Einfaſſung umgiebt die Wurzel
des Schnabels; die Halfter und Zuͤgel ſchwarz; der
Scheitel ſchwarz in einen Streifen ſich verlierend, der
ſich zu beyden Auen über den Hintertheil des Kopfs -
nach dem Halſe hinab zieht; hinter dieſem ſchwarzen
Genick ein weißlicher Fleck; die Wangen und Schlaͤ⸗
fe in Verbindung mit dem Vorderhalfe weiß; der
Hinterhals und Rücken fhön braun; der Steiß weißs
lich mit bräunlichem Anſtrich, die beyden legten und
längften Federn deffelden ſchwarz mit breiten. weiß«
lichen Säumen; die beyden Seiten der Bruſt ‚und
die Seiten des Bauchs hellbraun; die Mitte der
Bruft, der Bauch und After weißlich, manche Federn
mie einem bröunlichen Anſtrich; die Schenfel graue
lich; die Schwungfedern ſammtſchwarz mit weißen
Endpunften, die bey. den alten Flein, bey den jüngern
aber groß find, und zuweilen an den beyden erſten Fe⸗
dern fehlen, die Mitte an der Außern Fahne mit einer
goldgelben Zoll langen Kante, welche in Bereinigung
mit den geldgelben Spigen der hintern großen Dede
ag einen fehönen goldgelben Spiegel bilder;
ie Deckfedern übrigens fihwarz; der Schwanz !ein
wenig gefpalten, ſchwarz, die zwey auch zuweilen drey
erſten Schwungfedern in der Mitte der innern
Sahne mit einem weißen Fleck, die übrigen mit
weißen Spißen, zuwellen iff aud) wohl die dritte an
ben Seiten gang fehmarz. — Das Weibchen if et
was fleiner, nicht fo breit und fehön roth um den
- Schnabel herum; die Halfter braͤunlich; die Wans
gen mit Hellbraun vermifcht; die kleinen Deckfedern
der Fluͤgel braun, und der Ruͤcken dunkelbrauner.
Uebrigens geben die Groͤße oder der Mangel einiger
weißen Endpunkte an den Schwungfedern Fein Uns
| nf 3 BRD BUZUET (dern
\
g18 Stieglis. Hänfling. —
terſcheidungsmerlmal für Männchen und Weibchen
ab, wie manche Vegelfieller behaupten.
Det Stieglitz ift ein munterer Vogel, der ſich leicht
v. Hähmen läßt, fein Futter und Trank in Eimerchen in die Höhe
sieht, ſich todt flelit, Eleine Kanonen losfcjieft, artig fingt,
und auch Liedermelodien und andere Vogelgefänge, aber mit
Mühe, nahpfeifen lernt. Er hält fi) des Sommers über
in Gärten, Feldhölzern und Vorhoͤlzern auf, bleibt den ganz
gen Winter bey uns, und zieht nur feiner YIabrung halber
Bald da bald dort hin. — Diefe beftcht in allerhand Sädmes
zeyen, von Difteln, Wegbreit, Habichtsfraut, Kletten, Sa;
Yat, Kohl, Rüben, Cichorien, Kein und Dotteru. ſ. w. Blatt
Yaufe frißt er aber nicht, wie man gewoͤhnlich glaubt. Im
Käfig giebt man ihm Mohn und Hanf. — Die Stieglige
niſten am liebſten in den Gärten auf den gabligen Zweigen
ber Obſtbaͤume. Ihr Neft hat faft die künftliche Form des
Finkenneſtes, ift auswendig aus zartem Moosleberfraut,
Flechten und Wurzein zufammengeflochten und inwendig mit -
Haaren, Ihier; und Pflanzenwolle dicht belegt. Das Weib;
ehen legt fechs blaßmeergrüne rothgefleckte Eyer, wird waͤh⸗
send dem Brüten vom Männchen ernährt, und dieß hilfe
alsdann die Jungen auch treufich mit füctern, und zwar aus
dem Kropfe. Die Jungen erhalten erft die fchöne A
wenn fie fih gemaufert haben. — Der Vogeiſteller fänge
fie im Winter mit Leimruthen auf einem Bündel von Diftels
Zöpfen, und im ya und Frühjahr mit Lockvögeln und Leim;
ruthen/ die er auf hingeftellte Buͤſche (Lockbuͤſche) ftellt. Es
iſt wicht gemsähntich, dag man diefe Vögel zum Eſſen faͤngt
oder ſchießt, ob fiegleich ein wohlſchmeckendes Fleiſch Haben.
0,00 Der, KänflingP).... 10004
it größer als ein Stieglig und kleiner als der gemeine
Finke, und ein it Deutſchland allenthalben ‚bekannter ©
Senvogel. Beine Kennzeichen jind: Die ‚vor
Schwungfedern und Die Schmwanzfedern find
ſchwarz, an beyden Rändern weiß. Uebrigens
ſindet man eine fehr auffallende Werfchiedenbeit & der
RER RAR REN UNE er Farbe
uotilla cannabins, Lin. "La Linotte. Bufr
Der Haͤnfling. — >
Farbe der Ense am woraus einige ganz
neue Arten, ober doc, wenigftens Hauptoarietäten ha⸗
ben machen wollen, die aber tweiter nichts als Unter»
fehiede des Alters und der Jabrezeit find. Ein als
tes, wenigſtens dreyiäbriges Männchen ift näms
lich an der Stirn und an den Eeiten der Bruſt blues
roth. Dieß giebt den fo genannten Bluthaͤnfling.
Die einjährigen Maͤnnchen haben auf dem Kopfe
gar nichts rothes, und find an der Bruft hellroſtfarben,
hell und dunkel gewaͤſſert. Dieß find die fo genanns
ten grauen Haͤnflinge. Nach dem zweyten Mau⸗
ſern ſpuͤrt man an der Stirn, wenn man die roͤthlich
aſchgrauen Federn aufhebt, blutrothe Puͤnktchen, und
die rothe Bruſt wird nur noch durch die großen gelb⸗
lichweißen Federraͤnder verdeckt. Dieß find die gel⸗
ben ever Steinhaͤnflinge. Diejenigen, welche man
jung in die Stube bringt, werden niemals roh, und.
diejenigen, welche alt hinein Fommen, verlieren beym
erſten Maufern ihre rothe Farbe und befommen fie
nie wiede. her
Der KHänfling hat einen fehr angenehmen, Tauten und.
flötenartigen Geſang, und ift fo gelehrig, daß er, wieder
Simpel, etliche Heine Melodien nachpfeifen lernt. Wenn
man ihn jung bey eine Nachtigall hängt, fo lernt er ihren
Schlag völlig, und unterhält einem das ganze Jahr damit.
— Er nährt fi von allerhand Saͤaͤmereyen, vorzüglich von
Ruͤbſaamen, den man ihm auch im Kafig giebt. — Seinen
Aufenthalt hat er in gebirgigen, waldigen Gegenden und
in den Vorhölzern großer Waldungen. Hier nifter er im
niedrigen dornigen Gebüfche, oder und zwar vorzüglich in dene
dichtenwiedrigen Schwarzholze. Das Weibcheirlegt des Jahrs
zweymal vier big fechs blaulichweiße, leberfarben gefleckte Eyer
in ein mit zarten Wurzeln und Graßhalmen feft zufammenz
gewebtes Neſt, und füttert ihre ungen mir Huͤlfe des
Männchens mit Säämereyen, E fie im Kropfe Ne
! 4 al
20 ° Zlachsfink. Zeigſig.
auf. Sie paaren ſich auch gern mit, den Canarienvdgeln,
uud zeugen fruchtbare Vaſtatdte. Als Strihpögel zie:
hen ſie im Spätherbft weg, und kommen im Frühling wie⸗
* PR En fie als angenehme Singvoͤgel, und fängt
e nicht zum Eſſen. 708 Ft ET DRG SEEN
7. Der Kachsfink (Karminhänfling, Fleiner roth⸗
llattiger Hänfling, Berageifig) epson
bat die Größe des Zeifigs, und faft die Farbe des
Haͤnflings. Der Schnabel ift gelb, der Scheitel
glänzend karmoiſinroth, der Rücken dunfelbraun, roſt⸗
‚geld eingefaßt; die Kehle ſchwarz; die Bruft hoch
roſenroth, über die Flügel laufen zwey weiße
Dneerftreifen und Schwung und Schwanzfe⸗
dern find dunkelbraun. * m)
Er bewohnt im Sommer den Notden von Europa,
Aften und Amerika, zieht im Herbſt nah Süden, und wird
im Winter und Fruͤhjahr zuweilen in großen Schaaren vom
Vogelſteller gefangen. Seine Nahrung find allerhand
Saamereyen, beſonders Fichten : und Erlenfaamen. Er
niſtet zumeilen auf dem Thuͤringerwalde in fumpfigen Ges
genden auf Fichten und Erlen. Man Hält ihn feiner Schön;
heit halber, die aber leider nur ein Jahr dauert, und feiner
Zartlichteit halber, da er ſich mit alen faamenfre enden Voͤ⸗
geln ſchnaͤbelt und Tiebkofet, im Zimmer. Sein Gefang aber
iſt ein bloßes Geklirre. Das Fieiſch deſſelben hat eine an⸗
genehme Bitterbeit. *
8. Der Zeiſig (Exlenfinf) ”) i
ift ein Eleiner, niedlicher, allenthalben, wo es Erlen giebt,
wenn auch nicht im Sommer, doch im Herbft, Winter oder
Fruͤhjahr gemeiner Vogel. Er iſt zeiſiggruͤn, die
Schwungfedern find in der Mitte und die
wanzjedern am Ende gelb. Das Männchen
bat einen fchwarzen Scheitel und dergleichen Kehle.
} ‚Seine
4) Fringilla linaria. Lin. Le Sizerin ou la petite
Linotte de Vignes. Buff. RL
*) Fringilla Spinus, Lin, Le Tarin, Buff,
f
Der Canarienvogel. sar
Seine Nahrung beſteht vornämlich aus Fichten / Er⸗
Ion: Diſteln⸗ und Hopfenſaamen; daher er zuweilen auch
in Hopfengaͤrten Schaden thut. Im Käfig bekommt er
Mohn. Man hat ihn gern in der Stube, denn er ſingt
ſeinen zwit ſchernden Geſang das ganze Jahr hindurch, und
reizt dadurch andere Vögel zum Singen. Er lernt auch
Waſſerziehen u. d. g. und andere Vogelgefänge. Bey und
in Thüringen niſtet er häufig auf hohe Erlen und Fichten,
die am Waſſer fichen. Sein Neſt befteht aus Wuͤrzelchen/
Haarmoos und Pflanzenmwolle, und die feinen Ever, ander
Zahl fünf bis feche, find graumeiß, mit vielen purpurbrau:
nen Flecken, befonders am obern Ende beftreut. Sie wer
den dreyzehn Tage bebrütet, alödann fommen die Jungen
hervor, welche von den Alten aus dem Kropfe mit allerhand
seihälten und eingeweichten Saͤaͤmereyen geaͤtzet werden.
Sie fallen im Herbft und Winter in Schaaren auf die Do:
‚ gelheerde, und ihr Fleiſch, das ein gelbes Fert hat, ift
wohlſchmeckend. Ruhe
| 9. Der Canarienvogel °).
Das eigentliche Daterlanddiefer Vögel, die jetzt faft in
ganz Europa wegen ihrer fchönen Farbe, niedlichen Bildung,
GSelehrigkeit und befonders wegen ihres vortrefflihen Geſan⸗
ges, in Käufern gehalten und erzogen werden, find die Cas
nariſchen Inſeln, wo fie ſich am Ufer kleiner Fluͤſſe und Graͤ⸗
ben fortpflanzen 2). Schon feit dem Anfange des ſechzehn⸗
ten Jahrhunderts kennt man fie in Europa, und ihre urfprüngs
liche graue Farbe, die am Unterleibe ins Grüne fallt, hat
fich durch Zahmung, Klima und Vermiſchung mit andern Br
geln, die zu dieſer Gattung gehoͤren, auf fo mannigfaltige
Weiſe abgeändert, daß man jetzt Canarienvoͤgel faſt von al
len Farben hat. Die fehönften find immer diejenigen, welde
Keith Rn Be ſchwarze
) Fringilla Canaria. Lin. Serin de Canaries. Buff.
) Wenn ich eine Vermuthung wagen darf, fo find wenig⸗
ſtens die grauen oder grünen-Lanarienvögel aus einer
Miſchung des Zeiſigs mit der Sirngrille entftanden. Ich
habe welche gehabt, mo auch große Kenner fie nicht für
Bartardten hielten. Auch hun beyde Vögel fo bald man
fie nur zufammen bringt, audy in der freyen Grube,
fo vertramlich, wie wenn fie zu einer Art gehörten. Sie
ſchnaͤbeln fid) den ganzen Tag.
522 Der Canarienvogel.
ſchwarze Flügel und eine helle und rein goldgelbe Farbe haben.
Man behauptet zwar, die Stammeltern diefer Vögel hätten
gar feinen oder doch nur einenfchlechten Geſang; allein dieß
it kaum glaublich, da fie ihre zu wenig fhimmernde natuͤr⸗
liche Farbe unmoͤglich allein zu Hausthieren empfehlen konn ⸗
te, Diejenigen werden für die beſten Sänger gehalten, wel⸗
che mehrere Strophen des Machtigallenfchlages mit ihren.
Melodien vermifhen, und mannennt fie Tyrolerfänger, weil
ſie aus Tyrol, wo eine große Menge diefer Vögel erzogen
und nach der Türken verkauft wird, abftammen follen. In
Thüringen fingen diejenigen am anmuthigften,. die wenig
ſchmetternde Strophen hören Taffen, aber dafür die einzelnen
Toͤne einer Octave hellfilbertönend herablullen, und dazwi⸗
fen zuweilen trompetenmaͤßig: Terteng! rufen. Noch.
mehr aber zeichnen ſich die Kanarienvoͤgel durch die vorzügs
liche Geſchicklichkeit aus, die Töne aller Art nachzuahmen.
Sie fingen nicht nur alle Wögelgefänge nach, die fie in ihrer
Zugend hören, und vermifihen fie mit dem ihrigen, ſondern
lernen auch zwey bis drey vorgepfiffene oder gefpielte kleine
Melodien tacktmaͤßig nachpfeifen, ſind ſo gar kurze Worte
deutlich nachzuſprechen im Stande. — Außer der Heckzeit
Haͤlt man die Männchen in hohen draͤthenen Vogelbauern,
die immer reinlich feyn müffen, die Weibchen aber in großen
Breiten Vogelgittern. Auf die Fätterung koͤmmt bey dieſen
zarten Voͤgeln das meifte an. Je ungefünftelter diefe tft,
deſto befier befinden fie ſich. Man giebt ihnen daher Sony
merrübfnamen, und bey diefem Futter allein befinden fie fich,
wie die Hänflinge, fehr wohl: Man vermiſcht es ihnen aber
doch zuweilen, des Wohlgeſchmacks halber, mit etwas zers
quetſchten Hanfs Kanaviens und Mohnfanmen, befonders
im Fruͤhjahr, wenn man fie zur. Fortpflanzung haben will,
Manchmal giebt man ihnen im Sommer auch etwas grünen
Sohl, Salat, Kreugwurz und Brunnenkrefie, und im Winter
Stuͤckchen von Kopfkraut und fügen Aepfeln. Zum Trant
und Bade fordern fie —— es Waſſer und zur Ber
förderung der Verdauung etwas Kießſand/ den man im Käfig
freut. — Auch zur Heckzeit muß man fic aller Künfteleyen
enthalten, wenn man gute und viele Bögel haben will. In
einen großen DVogelbauer ſteckt man bloß ein Männchen
— mit
Der Goldammer. ———
mit ein oder zwey Weibchen, in einem Zimmer aber, das
man fuͤr ihre Zucht beſtimmt, kann man immer auf ein Maͤnn⸗
chen zwey Weibchen rechnen. Man beſetzt es mit kleinen
Tannen, die im Februar abgehauen ſind, und alſo die Na—
deln halten, und belegt den Boden mit Moos. Die hoͤlzern
gedrechſelten Neſter oder Kaͤſtchen ſind immer die beſten, denn
die ſtrohernen zerbeißen ſie. Das Weibchen legt des Jahrs,
wenn man ſie in der Mitte des Aprils zuſammenthut, und
die Wohnung die Sonne genießt, drey bis fuͤnfmal, jedes⸗
mal drey bis ſechs Eyer. Fuͤr die Jungen ſetzt man neben
das gewoͤhnliche Futter klargehackte und mit eingeweichten
Semmeln vermiſchte Ener, und eingeguellten DR ha
Hiermit füttern fie die alten aus dem Kropfe, bis fie ſelbſt
ide 5 Futter ſuchen. — Sie find den gewöhnlichen Rranfheis
ten der Hausvoͤgel ausgeſetzt, ‚und werden auch fo geheilet.
Zur Mauferzeit legt man En einen verrofteten Nagel ing
Trinfgefchier, welcher ihr Wohlbefinden erhält und befördert.
Die zwey und fiebenzigfte Gattung.
Der Ammer ’).
Mon bie Gattung find 76 Arten bekannt. Sie
haben einen kegelfoͤrmigen Schnabel. Der Ober
tiefer iſt an den Spigen ungleid) und ein wenig zu⸗
ſammengedruͤckt, der untere an ven Seiten eingebogen,
oder verengert und fehmäler als der obere, beyde am
Urfprunge abwärts etwas von einander fiehend. Am
Gaumen befindet fich ein harter Geſchwulſt, der einen
fnochigen Zahn vorftellt und zum Ausfpelzen der Kör-
ner dient. Sie nähren fih vom Saamen der Pflan⸗
zen und von Inſecten, niften ins Gebuͤſch und viele
find einander ſehr abnlid.
1. Der Goldammer (Embrig) ) ift überall
in Europa bekannt. Er ift am Pordertheil des
Kopfes gelb und hat ſchwaͤrzliche Schwanzfe⸗
dern
a) Emberiza
v) Emberiza Citrinella, Lin. Le Bruant, Butt.
524 Grauer Ammer. Rohrammer.
dern, deren zwey äußere an der innern Seite
einen weißen Fleck haben.
—4 Er bewohnt die Feld⸗ und Vorhöfger, befonders wenn
fe buſchreich ſind. Im Herbſt geht er ins Feld, und im
Winter in die Dörfer vor die Schennen und Ställe. Des
Sommers Über ‘genießt er Inſekten, befonders Kohl⸗ und
andere. Raupen, im Herbſt und Winter aber Hafer, Ruͤb⸗
fanmen und andere Säämereyen. Sein FTeft findet mar
des Jahr zweymal theils im niedern Gebüfche, theils auf der
Erde. Er ift einer der erſten Vögel, die ſich bald hörenlaf
fen, denn er finge fchon im Februar, Bält auch bis zum Aus
guſt an, und obgleich fein Sefang einfach) if, fo Elingt er doch
angenehm. In Thuͤringen ſagen die Kinder, er fänge:
Wenn ich eine Sichel hätte, wollt ih mit ſchnied Ciehneiden),
und in der That hat fein Sefang einige Aehnlichkeit mit dies
fen artikulirten Tönen. Sein Gleifch iſt, wie ‚überhaupt
yon allen Ammern, eine vortrefflihe Speife. °
2. Der graue Ammer (Gerftenammer)”). ift
um ein merfliches größer als der Goldammer, und
wie fchon die Benennung fagt, grau, am erlene
aber ſchwarzbraun gefleckt.
Er iſt in ganz an und im nördlichen Aſi ien zu Hau⸗ |
fe, in manchen Gegenden Deutfchlands fehr Häufig, z. D.
im Brandenburgifchen; in Thüringen im Sommer felten,
weil er befonders die ebenen Gegenden liebt. Hier hält er
fich in einzelnem Gebuͤſch und in Gärten auf, nifter im bo:
hen Grafe unter einem Feldbuſch und naͤhrt fi . von aller;
hand Inſekten und Gefiäme. . In Thüringen peißt man
“ihn für einen Ortolar. Er hat einen flirrenden unangenehs
men Gefang, daher er auch ar manchen Orten der Strumpf⸗
wirbker heißt.
3. Der en Rohrſperling) ) hat
den Namen von feinem Aufenthalte, denn man trifit
ihn des Sommers im Rohr und Schilf an, wo er
auch niſtet. Er hat die Groͤße eines Feldſperlings,
einen
«w) Emberiza miliaria. Lin. Proyer. Buff.
x) Emberiza Schocniclus. L, Ortolan de rofeaux. B.
Der Sarkenamme. 528
einen ſchwarzen Kopf, der mit einer weißen Bine
de vom untern Schnabelminfel an umgeben ift,,
und einen ſchwarzgrau und roftfarbig gefleckten
Feib. Seine Speifen machen Rohr: Binfen und Graßs
faamen, auch Inſekten aus. Im October zieht er weg, und
im März koͤmmt er wieder zurück,
4. Der Bartenammer (Drtolan, Fettamer) ?)
bar ohngefähr die Bröße des Geldammers. Kopf,
Dber - und Unterhals find graulicyolivengrüng,
die Kehle und ein Streifen vom unten Schnabels
winkel nach dem Halfe herab hochgelb; der Ruͤcken
rothbraun, ſchwarz gefleckt; der Unterleib rothgelb
mit Hellbraun gewaͤſſert; die Schwung⸗ und
Schwanʒfedern ſchwaͤrzlich, von jenen Die drey
erften am Rande weißlich, und von dieſen die
beyden Seitenfedern nur-nach außen ſchwarz.
Man behauptet ohne Grund, daß es unter diefen Vo⸗
geln, in Anſehung der Farbe, fo mancherley Verſchiedenheiten
gebe; denn es giebt nicht mehr und nicht weniger Abaͤnde⸗
rungen, als unter den Goldammern, und die anders gefaͤrb⸗
ten find entweder ganz andere Voͤgel oder nur Naturſpiele,
wie z. DB. der Gartenammer mit weißem Schtwanze, den
man angetroffen hat. Man trifft fie vorzuͤglich in füdlichers
und gemäßigten Europa an. Sie bewohnen die Gärten,
Weinberge und Feldhölzer, ziehen im September fchon weg,
und kommen erft zu Ende des Aprils oder Anfang des Mais.
wieder. Sie heben den Hirfen, daher man fie auch in fols
- then Gegenden am meiften antrifft, wo diefer gebaut wird;
außerdem freffen fie auch andere Körner und Inſekten. Wenn
man ſie ihres Geſangs halber, der leiſe aber angenehm iſt,
im Käfig haͤlt, ſo bekommen fie Hirſen, Mohn und Hafer.
Sm Herbſt werden fie auf dem Heerde im Felde in der Nähe
‚vor Gebüfihen uud Hecken gefangen, und für Reiche und Vor⸗
nehme als eine Deltkateffe mit Hirfen, Milchfemmeln, wors
unter auch Gewürz gethan wird, gemäftet. Sie werdenoft
ſo
3) Embgrize hortulana. Lin, Ortolan, Buff,
526 Zipammer. Schneeammer.
ſo fett, daß einer 3 Unzen wiegt. Die Roͤmer maͤſteten ſie
ſchon in ihren prächtig gebauten Voͤgelgaͤrten 2).
5. Der Zipammer *) ift etwas Fleiner als der
Goldammer. Er lebt im füblichen Europa und
Deurfchland, und koͤmmt nur auf feinem Zuge etwas
nördlicher. _ Der Kopf üft afchfarbig mit etlichen
ſchwaͤrzlichen undenclichen Streifen ; die Wangen beils
aſchgrau und von den Nafenlöchern an läuft über die
Augen weg ein ſchmutzig weißer Streif; durch die
Augen geht ein ſchwarzer, der fich mit einem an⸗
dern, der am unterm Schnabelminkel anfängt,
perbindet, und die Wangen einſchließt; der Ruͤcken
iſt braunroͤthlich, ſchwarz gefleckt; Kehle und Bruft
aſchfarbig; der uͤbrige Unterleib roſtroth; die Schwung»
und Schwanzfedern ſchwarz roſtfarbig eingefaßt, und
die beyden aͤußerſten von den letztern mit einem weißen
keilfoͤrmigen Fleck. NIE
Er lockt immer Zi 3i! daher fein Name, fingt auch
einige anmuthige Strophen, und ift daher fein unangeneh3
mer Stubenvogel. Das Hleifc) ift wohlſchmeckend.
6. Der Schneesmmer (Schneefperling) *).
Ein Nordvogel, der des Sommers: die Ränder inner
Bald des Arktiſchen Kreißes bewohnt, und nur im Winter
nach Deutſchland koͤmmt, und da aufden Straßen in den Pfer⸗
demift-und auf dem Felde in den Haferſtoppeln feine YIabh:
rung ſucht. Er ift etwas ſtaͤrker als ein Goldammer,
am Oberleibe ſchwarz, weiß gefledft, am Unterleibe
weiß; von den weißen Schwungfedern haben
die vordern Ian Spigen, und von den.
ſchwarzen Schwanzfedern find die drey Außer: -
ſten weiß. Seine nördliche Wahrung machen allerhand
Pflanzenſaamen z. B. der Zwergbirke aus. Er niſtet in den
| Felſen⸗
2) Ornithones. EWR
a) Emberiza Cie. Lin. Le Rruant fou. Buff,
b) Emberiza nivalis, Lin, Ortolan de nejge. Buff.
r
—
Der Zaunammer. ni
Felſenritzen. Sein Fleiſch giebt allenthalben auch in den
noͤrdlichſten Ländern ein leckeres Gericht, wo es zum Theil
trocken genoffen wird. Man maͤſtete ihn fonft auch in
Deutſchland mit Hirſen, wie den Gartenammer.
7. Der Jaunammer ‘) |
iſt ein Vogel aus dem ſuͤdlichen und mittleren Europa. Vor
dem Tuͤringerwalde iſt er eben nicht felten. Man finder ihr
noch nirgends gehörig befchrieben. Er iſt um ein merkli⸗
‚ches Bleiner und leichter als der Goldammer. Kopf
und Oberhals find olivengrün mit Fleinen ſchwarzen
Scrichen; vom obern Schnabelwinfel läuft über die
Augen. bis in die Mitte des Halfes ein goldgelber
Screif, ein anderer vom untern Schnabelwinkel unter
demfelben weg, und queer durch diefelben ein ſchwar⸗
‚zer, der ſich hinter dem untern gelben Streif nad)
‚unten zu neiget und mit der ſchwarzen Kehle verein
nigt. Der Rüden und die obern Deckfedern der
Fluͤgel find zimmebraun mit ſchwarz und grüngelb uns
| vn am Unterhalfe ein goldgelber Fleck; die
Bruſt ſchoͤn olivengruͤn; der übrige Unterleib
goldgelb; die Schwungfedern ſchwarzgrau und die
Schwanzfedern ſchwarz, die zwey äußern Federn von
letztern mit einem feilförnigen weißen Fleck. Das
‚Weibchen unterfcheivet ſich durch. weit bellere Zara
ben. Kopf und Hals find olivengrün mit mehr
ſchwarz geftrichele; der Rücken hellbrauner; über und
unter den Augen ein hellgelber Streifen, durch die
Augen eine ſchwaͤrzliche Linie, die ſich mit einer
ſchwaͤrzlichen Einfaſſung der Backen verbindet; die
Kehle braͤunlich; am —— ein bellgelber Fleck
die
) Emberiza Elaeathorax. Linne⸗ beſchreibt nur das
Weibchen und nennt es Emberiza Cirlus, eben fo
Buͤffon, ber es Zizi nennt. Wenigftens paßt die Ber
ſchreibung beyder ſonſt auf keinen mir bekannten Ammer,
=
| Bergammer. Sperlingsanꝛmer.
die —9 hellolivenfarbig mit braͤunlichen Seiten⸗
I der übrige Unterleib hellgelb; die Schwung.
und Schwanzfedern ſchwarzgrau. BAG
Es find Zugoögzl, die im November aus Keine
wegziehen, und im April wieder zuruͤckkommen. Sie nähren
fich im Sommer vor uͤglich von Kohlraupen; daher man fie
auch vom Julius an inden Kohlfeidern antrifft. Ihr Neſt
—9 in den Gärten und Vorholzern des Thuͤringerwaldes.
Ihr Fleiſch zieht man dem der Goldammer vor, und es ift
im Herbſt ſehr fett.
8. Der Bergammer (der braunkoͤpfige Ammer 9
hat gerade die Groͤße des Geldammers. Der
Schnabel iſt pommeranzengelb, der Oberkopf
kaͤſtanienbraun, uͤber die Augen ein ſchmutzig weißer
Strich; die Backen braun; die Kehle ſchmutzig weiß;
uͤber die roͤthlich weiße Bruſt ein rothbraunes Band,
der uͤbrige Unterleib weiß; der Ruͤcken ſchwaͤrzlich,
gelblich und weiß gemiſcht; die vordern Schwung⸗
‚federn ſchwarzgrau, die hintern weiß; die —
federn ſchwarzgrau und weiß.
Man trifft dieſen Vogel nur im Frͤhjehr auf ſeinem
Rackzuge nach Norden in Deutſchland an, wo er, wenn
Schneegeftöber und Sturm einfällt, auf den Straßen in dem
Pferdemift ſeine Nahrung Aufſucht. Er hat ein wohl⸗
ſchmeckendes Fleiſch, und die Jaͤger nennen ihn, wie alle fels
tenen Voͤgel dieſer Gattung, Ortolan.
9. Die Sperlingsammer *)
hat ohngefi ihr die Groͤße des Haͤnflings, und iſt in ee
im Herbſt in den Laubhoͤlzern nicht felten. Der Kopf ift
braun, grau, und: ſchwarz ‚gefprenfelt; ‚von dem
obern Schnabelwinkel geht durchs Auge cin
—— — die Wangen braun; vom
untern
EN Emberiza fusciceps Bermurih Ortolan de paf-
lage des Buͤffons.
. 0) Emberiza paiferina. Lin, ©.
—
-
_ 2 y *
>> - —9 BR
. ——
Paradiesammer. Fliegenfaͤnger. 529
untern Schnabelwinkel um die Wangen herum
ein weißgelber Strich; Kehle weißgelb, an den
Seiten herab ein ſchwaͤrzlicher Streif; die uͤbrige
Farbe wie bey einem Sperlinge. Das Weibchen iſt
BE 2 | |
etwas heller. A i
10. Der Parsdiesammer (die Wire) f)
iſt ohngefaͤhr fo groß als ein Goldammer, und wegen ſeines
Sarbenwechfels ein ungemein merktwärdiger Vogel,
Des Sommers ift er am Kopfe, Kehle, Rüden,
Slügel und Schwanze ſchwarz; die Bruſt orangen=
vorh, der Hinterhals goldgelb;. Bauch und Schenkel
weiß, Aus dem Steiß entfpringt gleichfam eine
zweyter Schwanz von vier Federn, woran die
beyden längften fi) wie Hahnenfevern Eriimmen und
dreyzehn Zoll lang find, Im Winter verliert er niche
nur diefe Schmwanzfedern, fondern der Kopf wird gelb,
die Kehle orangengelb, der Dberleib braun und dunflee
» f) Emberiza paradifea, Lin, La Veuve, Buff,
gefleckt, Flügel und Schwanz ſchwarz, und fieht alsa
dann dem Weibchen fehs Monate lang gleich.
Er ſtammt aus Angola, iſt munter, hat ein reizendes
laͤßt, und fingt traurig undfanft, Man trifft ihn in Deucfchs
Innd einzeln als Stubenvogel an. Fin
Die drey und fiebenzigfte Gattung,
| Der Sliegenfänger 2),
Der Schnabel iſt faft dreykantig zufammengedriict,
an der Wurzel breit, am der Spige eingekruͤmmt,
ausgefanter, auf beyden Seiten geränder, duͤnn
und fang, um den Rand herum mit fteifen, nach»
der Kehle zu gefehrren Haaren verfehen, Die Nas
ſen⸗
g) Mufticava, ! j
Bechfteine kurzgef. N. G. 120. 21 Ai,
Anſehen, wenn er den Schwanz aufhebt und niederfallen .
>
550 | Der Sliegenfänger.
- ferlöcher find rundlich und mit fteifen Haaren befegt.
Es find Zugvögel, die fpat bey uns anfommen und
bald wieder wegziehen, nur einmal niften, fih haupt
ſaͤchlich von Fliegen und Bremen nähren, und diefe
: im Sluge zu fangen große Geſchicklichkeit befigen. Es
giebt 95 rt. /
1. Der geftreifte Sliegenfänger Hausſchmaͤtzer,
Peſtilenzoogel)*). Er bat die Bröße eines Haus»
fperlings, it oben graubraun, unten meißlich,
am Halle der Länge. nach graubraun gefledt.
» Er zeichnet fid) durch weiter nichts aus, als daß er, wie
alle feine Sattungsverwändten feine VIahrung von Infekten
der fünften und fechften Ordnung des Linne nimmt, unter dier
ſen das Gleichgewicht zu erhalten, und deren zu große,fchäds
liche Vermehrung einzufchränten beſtimmt if:
2. Der ſchwarzruͤckige Sliegenfänger ).
Zu Anfang des Mais trifft man ihn in Geſellſchafft
von zwoͤlfen bis zwanzig in den Gaͤrten und Feldhoͤlzern an,
wo er nach den Bremen und Fliegen in die Luft fliegt.
Er iſt oben ſchwarz, unten, an der Stirn,
und auf den Flügeln ein Fleck weiß, und die
zwey äußerften Schwanzfedern haben einen weiſ⸗
fen Streifen, Seine Größe if, wie eine Kohlmeife,
und er iſt, wie der vorhergehende, einfältig. ei
3. Der ſchwarzgraue Sltegenfänger *)
ift etwas kleiner als der vorhergehende, und man fieht ihr
immer als einen aͤußerſt ſcheuen Vogel in den Gärten und
in den Lindenalleen herum fliegen. Er it am Ober⸗
leibe graubraun, die drey Außerften Schwanz⸗
federn haben einen weißen led, und auf den
Fluͤgeln liegt eine weiße Binde.
) Mufeicapa grifola. Lin. Le Gobemouche. Buff.
3) Mufeicapa atricapilla, Lin., Le Gobemouche de
Lorraine, Buff.
k); Mufcicapa mafeipeta, ‚Le Traquet,
I)
\
Kleiner Fliegenfaͤnger. Nachtigall, 331
4. Der Bleine Sliegenfänger ’). \
Ich habe diefes Voͤgelchen das kaum fo groß als ein
Zeifig iſt, erft neuerlich in unferm Thuͤringerwalbe entdeckt,
Es iſt grau, und die ſchwarzbraunen Schwanze
federn ſind bis auf die beyden mittelſten von der
Wurzel an über die Hälfte weiß. Es ſingt, wider
die Gewohnheit der andern Fliegenfänger, wenn es von eis
nem dürren Reiß zum andern ſchwebend fliegt, einige heile
Strophen.
Die vier und fiebenzigfte Gattung.
Die Motasille Bachftelze)”).
Es giebt von dieſer Gattung 184 Arten. An allen
iſt der Schnabel grade, pfriemenfoͤrmig, duͤnn, zuges
ſpitzt, mit faſt gleichen Kinnladen und am obern Theil
ein Einſchnitt. Die Naſenloͤcher find verkehrt ey—
foͤrmig. Die Zunge iſt faſerig ausgeſchnitten. Ihre
Nahrung beſteht hauptſaͤchlich in Inſecten. Sie
halten ſich theils an Fluͤſſen, theils im Walde, theils
in Hecken und Gebuͤſchen, theils in ſteinigen Gegenden
auf. Sie find faſt alle Zugvoͤgel, da ihnen im
Winter die Nahrungsmittel bey uns fehlen.
Da die Arten diefer zahlreichen Gattung fo fehe
Coorzüglich in ihrer Lebensart) verfchieden find, fo habe
ich geglaubt fie am ſchicklichſten in folgende Familien
au £beilen. | |
Erſte Samilie. Mit einem runden, faft gleich
Starken Schnabel, und ftarfen Füßen. _ Sie genießen
Inſecten und Beeren und niften in Büfchen:
Graßmücden.
2 Die Nachtigall (Rothvogel) ”)
‚Behauptet, wie bekannt, vonjeher die erfte Stelle unter den
I 112 Sins⸗
M Mufeicapa parva. m) Moracilla.
) Motacilla Lufeinia, Lin. Le Rofügnol, Buff,
per
332. Die Nachtigall,
Singvoͤgeln, und iſt daher jedem gefühlvoflen Herzen ein
äußerft ſchaͤtzbares Geſchoͤpf. Eben deshalb wird fie auch in
den meiften Gegenden Deutfchland gehegt, und ihr Raub
oder die Stöhrung ihrer Brut iſt bey großer Geldſtrafe vers
boten Sie hat ohngefaͤhr die Größe des Spers
lings, it oben röthlichgrau, unten hellgrau,
und am Schwanze braunröthlic). -— Bor der Mitz
te des Aprils an, wenn die Knospen des Weißdorns gebros
en find, kommen die Nachtigallen in Deutſchland an, und
alsdann fingen die Maͤnnchen, welche immer ſechs bis acht
Tage eher als die Weibchen eintreffen, alle des Nachts vor
und nach Mitternacht, um die bey heilen Nächten voruͤber
ſtreichenden Weibchen zu ſich zu locken. Sind fie ihres Wung -
sches gewährt, fo Hört man fie nicht alle mehr des Nachts
Schlagen, fondern viele begrüßen nur den herannahenden
Morgen mit ihren Liedern und ſetzen folche den Tag über abs
wechſelnd forto). Zu der Zeit, wenn die Weibchen bruͤten,
fingen fie am fleifigfteri und ſchoͤnſten, denn wenn ſie erſt
genoͤthigt find, mach Futter für ihre Jungen auszugehen,
Bann vergeht ihnen der Muth, uns mit ihren Liedern zu
unterhalten. Ueberhaupt währt ihre Sinäzeit im Verhaͤlt⸗
niß mit andern Vögeln nicht fange, denn fie dauert nicht"
volle drey Monat, Sm Zimmer firgen fie länger, fangen
zuweilen im November an, und hören nach Ofteen auf; und
die man jung aufgezogen hat, fehlagen zuweilen ganzer ſieben
Monate. Sie muͤſſen aber alsdann allein hängen, und von
einer Alter unterrichtet ſeyn, fonft erbält man Stümper
Zu Anfang des Septembers ziehen fie wieder weg. Sie lies
ben die Verborgenheit, huͤpfen daher beitändig im dickem
Sebüfche herum, und man ficht fie felsen frey herumfliegen.
Jede Hat ihren eigenen Platz (Stand), den fie alfe Jahre
wieder aufjucht, und duldet in der Nähe keine andere; *
0) Ich glaube bemerkt zu haben, daß biejenigen, die nur des
Nachts fingen (die Nachtvögel) eine eigene Race ausmachen,
Die fich vorzüglich und faft bloß an Bergen und-in bergigen
Gegenden aufhalten, da. hingegen dieienigen die bloß an.
Tage fingen,-(die Tagvdgel) niehr die Ebenen lieben. Der
Junge der von einem Nachtvogel ſtammt, wird wieder ein
Machtvogel, und nieumgekehrt,und wenn auch gleich eine Race
neben der andern hänge: Dieb für Liebhaber der Nachtigallen
; ha‘ Die Nachtigal. 3
her auch fogar bie N die das kommende Frühjahe alle
zeit wieder bie Gegend beſuchen, - wo fie erzogen fi ind, vor
ihren Eitern verjagt werden, Sie naͤhren fid im Freyen
mit Inſekten, befonders fleinen grünen Raͤupchen, bie fie
von Gebüfche abfuchen, fliegen aber auch nad) Sohanniss
und Hollunderbeeren. Im Zimmer fütters man fie, wert
man fie nen gefangen erhäft, etliche Tage mit frifchen Amei⸗
fereyern und Mehlwürmern, alsdann nehmen fie mit abgea
Fochtem Rinderherz, odermagern Kinds oder Schöpfenfleifh
. und gelben Rüben, beydes klar gemmarht: und. mit Ameiſen⸗
eyern vermifcht, vorlied, und befinden ſich, wenn man ihnen
immer friſches Waſſer zum Trank und Bad reicht, ſehr wohl.
— Die Nachtigall niſtet gewoͤhnlich des Jade nur einmal,
koͤmmt fie aber ſchon zu Anfang des Apıilz, wie in dem vors
trefflichen Fruͤhjahr 1791, fo macht fie auch zwey Gehecke.
Sie baut ihr Neſt niedrig, entweder in einen Bornbuf,
oder auch ins hohe. Graß, das mit Gebuͤſch umgeben if. Es
iſt aus duͤrrem Bande, Graßhalmen und Srapwurzeln fihlecht
zuſammen gewebt, und. inwendig zuweilen mit ein wenig
Thierhaaren ausgefuͤttert. Das Weibchen kegt vier bis ſechs
grünfichbraume Eyer, und bruͤtet fie mit Hilfe des Maͤnn⸗
chens in vierzehn Tagen and. Die J Jungen verlaflen das
Neſt, ehe fie füegen können, und das eine fegt fich in dies
fen, das. andere in jenen Bufch und läßt fich von den Eltern,
die es durch einen zwitfehernden Ton herbeylockt, —
Dieß geſchieht vermuthlich deswegen, damit die Jungen, da
das Neſt ſo nahe an der Erde ſteht, vor den Raubthieren
mehr geſichert ſind. Vor den Augen der Menfchen iſt es
zwar immer verborgen genug, aber dem feinen Geſicht und
Geruch ber Raubthiere mag es wohl nicht fo leicht entgehen.
— Man befehuldigt die Nachtigall der Neugierde, weil fie
in jede Falle, die man ihr aufftelt, geht. Allein es ift richt“
ſowohl Neugierde. als Leckerheit, die fie verführt. Denn
gewoͤhnlich werden einige Mehlwärmer an den Platz aelegt,
wo man fie fangen will; dieſe bemerkt fie, fliegt darnach und
geraͤth in die Sclaverey Sie dauert im Zimmer acht Jahe
re und länger.
ie er a 2. Des
z
234 Sproſſer. Moͤnch.
2. Der Sproſſer ?). *
Viele machen dieſen Vogel, der ſo große Achalich⸗
keit mit der Nachtigall hat, zu einer Abart derſelben. Als
Sein er ſcheint nad) genauern Beobachtungen wirklich eis
ne eigene Art zu ſeyn. Denn er iſt 1) groͤßer, * er auch
die große Nachtigall beißt, 2) hat einen dickern Kopf,
3) eine geſprengte Bruſt, und einen weniger ro⸗
then, eigentlich ſchmutzi eig roftbraunen Schwanz,
und 4) einen ganz verfchiedenen Gefang; ver zwar
ſchmetternder als der gemeinen ihrer iſt, aber dafuͤr
auch abgebrochener und bey weitem nicht ſo angenehm.
Man vergleicht ihn daher mit Recht mit dem Geſange
ber Miftel- und Singdroſſel. |
Er. wirb besiegen. gefucht, weil er faſt immer des
Nachts ſingt. — Man trifft ihn nicht allenthalben an, wo
man jene findet. In Deutfchland bewohnt er die Gegenden
um Wittenberg und Deſſau ‚einzeln, häufiger Polen und
Ungarn. Zu uns und befohders-nach Leipzig werden die
“ mehreften Sprofier aus Wien gebracht, daher fie auch Wies
nernadhtigallen heißen. Zu Anfange des Aprils gehen auch
Leute von Leipzig felbft nah Ungarn und holen fie. : Wenn
fie fie dafeloft felöft fangen wollen, fo muͤſſen fie fich erft mie
den Jaͤgern abfinden. Sonſt geben fie für das Stuͤck 8 bis
10 9r., in Leipzig befommen fi fie fhon 2 bis 3 Rthlr. und
bey uns im Sothaifchen gilt eine ı Rouisd’or.
Er Der Moͤnch (Klofterwengel, ſchwarzkoͤpfige
Graßmuͤcke) ?)
iſt etwas kleiner als die Rachtigall. Er iſt oben
dunkler, unten heller aſchgrau, der Oberkopf
des Maͤnnchens ſchwarz und der des Weibchens
roſtbraun. Wie die Nachtigall,. fo liebt auch er das dile
ſtere Gebuͤſch, koͤmmt im Frühjahr zu gleicher Zeit mit ihr
an, zieht aber im Herbſt fpäter fort, denn man fängt hd
no
* Motacilia Philomela. Le grand Roſũgnol. Buff.
4) Motacilla Atricapilla. L. Fanvette a tete noire, B.
u
Graue Graßmuͤcke. Gemeine Graßmuͤcke. 335
noch zu Ende des Septembers in der Schneuß. Er naͤhrt
fih von Infeften und Beeren, niftet im dichten Gebuͤſch
eins auch zweymal des Jahrs, und hat einen überaus anger
nehmen flötenden Gefang, womit er den ganzen Sommer
hindurch vergnuͤgt. Deshalb ift er auch im Zimmer gern
gelitten, und koſtet nicht fo viel wie die Nachtigall zu uns
terhalten; denn er befindet fich bey Semmel in Milch ges
weicht fehr wohl. Auch fen Fleiſch ift eine gute Speife,
06 es gleich Schade ift, daß man ihn als Schneußvogel eſſen
foll, da er mit feinem Sefange die Gärten und Heinen Gebüfche
belebt, und zu den angenehmften Erholungsplägen macht.
4. Die graue Graßmuͤcke (die weiße, blafje, '
Graßmüce, der Dornreih) ".
Diefer Vogel ift in feinem ganzen Betragen dem vors
hergehenden ähnlich, doch in feinem Gefange noch vorzüglis
cher, da feine. Stimme reiner, noch flötenartiger, obgleich
nicht fo ſtark iſt. Er ift aud) etwas Fleiner. Ser Dberz
leib it röthlich grau, der Unterleib weißgrau;
die Füße bleyfarbig. Er lebt in Feldhoͤtzern und Gaͤr⸗
ten, und hut an den Kirfchen, die er vorzüglich liebt, gros
fen Schaden. Er koͤmmt kurz vor der Nachtigall bey ung
an, und zieht zu Ende des Septembers wieder weg, zu welr
cher Zeit man ihn auch in der Schneuß fängt, wenn Hollun⸗
berbeeren vorhängen. ' vn
5. Die gemeine Graßmuͤcke (der Nachtfänger °),
die man überall, befonders wo das. Feld mit einzeinem Ger
buͤſch vermifcht iſt, antrifft, hat ohngefähr die Bröße einer
weißen Bachftelge. Sie fingt angenehm, und fliegt dabey
oft eine Strecke in die Höhe. Der Dberleib if a
graubraun, die Flügel roftfarben überlaufen,
der Scheitel roftfarben, der Unterleib weißlich, und
der Schwanz braun mit einer halb weißen äußern
Fever. Sie fliht ihr YIeft aus Graf und Moos zuſam—
men, und feßt es ins niedere Gebuͤſch. Sie iſt oft gezwum
gen, einen jungen Kuckuck aufjuziehen.
s 4 6. Das
r) Motacilla dumetorum, *
‘ 5) Motacilla Curruca. Lin, Fauvette babillarde, Buff,
36 Müllerchen, Braunelle. Feigenfreffer
6. Das Miüllercyen (Fleine graue Graßmuͤcke⸗)
ſieht faft wie die gemeine Graßmuͤcke aus, nur iſt eg
kleiner, oben aſchgrau, unten weiß, und Die
äußere Schwungfeder iſt auf benden Seiten
weiß gezeichnet, Es ift ein gewoͤhnliches Voͤgelchen, das
allenthalben oft in den Dörfern, wo Stachelbeerbäfche find,
Ph aufhält und in diefelden niſtet. Seinen Namen hat es
xon den lauten Tönen: Rlapp, Rlapp, Rlapp! die es
än feinen leifen angenehmen Geſang mit einmifcht.
7. Die Sraunelle (Baumnachtiaall, Sfferling *)
bat die Große des Rothkehlchens, lebt in Schwarzhoͤlzern,
und auf ihrem Zuge im Frühjahr in den Hecken, wo fie ims
mer an der Erde herum laufen, und theils Kleines Geſaͤame,
eheils Wuͤrmchen und Infekten zu ihrer Nahrung auffucht.
ie iſt oben hellroſtfarben, ſchwarz gefleckt mit
Fluͤgeldeckfedern, die an der Spige weiß find,
und mit bläulichgraner Bruſt. She Neſt findet
man in dichten Fichtengehegen, und es liegen gewöhnlich
ſechs gruͤnblaue fhöne Eyer in demfelden. Sch weiß aus
vieljaͤhriger Erfahrung, dag diefe Wögel die Blattern Bes
Lommen, und alsdann vieledaran fterben. Gewöhnlich heir
Gen fie ihres Sefanges halber Baumnachtigallen, aber mit
Unrecht, denn ihr Gefang enthält nichts als eine einfache
Strophe aus dem Rerchengefange. Sie niften auch jung aufges
zogen im Zimmer, und ich habe felbft jegt ein folches Päärchen.
8. Der Seigenfrefler ”)
üft etwas kleiner als der vorhergehende Vogel, der. -
Dberleib bräunlich, der Unterleib weiß, die Bruft
afchgrau gefleckt und auf den Flügeln fteht ein
weißer ftreifen,der die Fluͤgel queer durchfchneider.
Er genieße Inſekten, Gewürme, Weintrauben und Feigen,
2) Motacilla Sylvia. Lin, Grifette ou Fauvette
grife. Buff, DI
2) Motacilla modularis. Lin. Le .-Traine-Buiffon,
- Mouchet, oa Fauvette d’hiver. Buff.
») Motacilla Ficedula,; Lin, Le Bec-figue, Buff,
%
Geſpetberte Graßmůcke. Rothkehleien. 57
und iſt im ſuͤdlichen Europa und Demtfchland als ein fehe
ſchmackhafter Dogel berühmt, der font, wie man fügt,
von der Inſel Cypern, da fie noch den Benetianern gehörte,
in Töpfen mit Weineſſig und wohlriechenden Kräutern eins
gemacht, nach Venedig zu 1000 big 1200 Töpfen alfe Jahr
verfendet wurde. Sollte esnicht der ſchwarzgraue Fliegen⸗
fänger ſeyn? RR |
9. Die gefperberte Graßmuͤcke (die größte Graß⸗
2 mücke, der große Feigenfreſſer) ”).
Sie ift von der Groͤße des Goldammers, hat
fchön gelbe Augen, it oben aſchgraubraun, uns
ten werßlich, mit vieler aſchgrauen Queerwellen.
Sie hätt fich in Feldhoͤlzern auf, niſtet in niedriges Gebuͤſch,
fingt im Auffliegen wie die gemeine Graßmaͤcke, doch nicht
fo ſchoͤn, Hals dabey den Kopf grade in die Höhe und den
Schwanz herad, und läßt fich langfam, mit ausgebreiteter
Fluͤgeln und Schwanz, wie die Pieplerche, wieder auf ihren
Strauch nieder. ;
Zweyte Samilie. Mit an der Wurzel breiten
und nach vorne zu fehr fpisig auslaufenden Schnabel.
Sie naͤhren fichnebft den Sinfeeten, auch von Gewuͤrmen
und Beeren, und niften in Höhlen: Wurmfreſſer.
10. Das Bothkehlchen *). vr
Es dat feinen Namen von der orangenrothen
Kehle, und ift allenthalben bekannt. Im Sommer bes
wohnt es bie Waldumgen, im Herbſt und Fruͤhjahr finder
man es aber in allen Hecken in Menge. Es ift daher dee
gewoͤhnlichſte kleine Schneußvogel. Sein melancholiſch ans
genehmer Geſang, und die Eigenſchafft, alle Fliegen und an⸗
dere ſchaͤdliche Inſekten in der Stube wegzufangen, hat es
zu einen gewoͤhnlichen Stubenvogel gemacht. Es wird fo
tiere, daß es auf der Tiſch koͤmmt und mit aus der Schuͤſſel
ißt. Zwey oder mehrere Männihen darf mar ader nicht im
Zimmer haben, fonft beißen fie fih unaufhoͤrlich, und das
ſchwaͤchere muß oft mit dem Leben bezahlen.
| BR 4 11. Das
. w) Motacilla niforia, . Ä
x) Motacilla Rubecula, Lin, La Rouge-gorge, Buff,
58 Vlaufehlehen. Wiſtling .
t1, Das Blaufehldyen ?) |
hat die Groͤße des Rothkehlchens, ift oben afchgrau-
braun, über den Augen ein weißlicher Strich, die Bruft
mit einer roftfarbenrothen und mit einer ſchwarzen
Binde, die Kehle und der Unterhals fihön blau, in
der Mitte mitein auch zwey weißen Flecken, wie Pers
len, der Schwanz an der Wurzelroftfarbigroth,
am Ende ſchwarz. Alfo ein fehr fchönes Voͤgel⸗
chen, das man aud) feiner Schönheit und feines fon-
derbaren ſchnurrenden Befangs halber im Zimmer hält,
und mit Machtigallenfucter ernährt. Wo es in Deutſch⸗
Land nicht einheimifch ift, da trifft man es doch auf feinem
Ruͤckzuge aus wärmern Gegenden im Anfang des Aprils am
Bächen und Teichen an. Es läuft außerordentlich fchnell,
und ift ein zänkifher und gefräßiger Stubenvogel,
12. Der Wiſtling (Rotbfchwän;chen) >).
Diefer Vogel ift ein wenig größer als der vorherge:
hende. Er liebt die Gefellfchafft der Menfchen, und wohnt
Daher in dem volkreichften Städten auf alten Kirchen, Thuͤr⸗
mer und Schlöfferen. Man fieht ihn hier oft auf der Spige
des hoͤchſten Thurms figen, und feinen kraͤchzenden Sefang, der
klingt, als wenn er vomiren wollte, ausftoßen. Der ber:
leib ift tief blaͤulichgrau, der Unterleib bis zur
Bruſt ſchwarz, übrigens wie der Oberleib; der
Schwanz roftroth. _ Das Weibchen fieht heller aus.
Er macht fein YIeftunter undauf das Gebälke in alten Ges
baͤuden, und brütet fünf bis fechs fcehneeweiße Eyer aus. So
bald im März einige warme Tage eintreten, ift er da, und
findet auch immer an Fliegen, die er an dem Gemäuer wegs
aͤngt, ſeinen Tiſch reichlich gededt. | J
> 13. Das
9) Motacilla fuecica. Lin. La Gorge- bleue ou la
Gorge bleue ä tache blanche. Buff.
„2) Motacilla Erithacus, Lin, Le Rouge-queue. Buff.
J J
Rothſchwaͤnzchen. Weiße Bachſtelze. 539
13. Das Rothſchwaͤnzchen (Sauloder,
| Mauernachtigalt) *) |
wohnt neben den Städten und Dörfern in Gärten, und
befonders gern in den Weidenbäumen, die an Flüffen und
Bächen hingepflanzt find. Es hat die Größe der vor⸗
hergehende, iſt am Oberleib blaͤulichgrau, die nu
le ſchwarz, die Bruft und der Schwanz roftroth.
Im Herbſt Fängeman es häufig in Sprenkeln, vor welchen
. Kollunderbeeren hangen. Sein Neft macht es in hohle Baus
me, auch zumeilen unter dad Dad) auf den Dörfern, und
legt fünf Bis fechs fchön blaugräne Ener. Man ſieht es oft
von dem hoͤchſten Baume oder Dachforſte herab, nach einem
Inſektchen, das man kaum in der Nahe mit bloßen Augen
erkennen kann, fliegen, es muß alfo ein außerordentlich ſchart
fes Geſicht haben. Bey trübem Wetter koͤmmt es zuweilen
nach den Bienenſtoͤcken und fängt Bienen weg. \
+ Dritte Samilie. Mit einem fehr dünnen und
fpisigen Schnabel und einem langen borizontalliegen«
den Schwanze. Sie genießen bloß Inſecten, und
niften in Klüfte: Dachfkelzen. |
14, Die weiße Bachſtelze (gemeine Bad |
ftelje, Ackermaͤnnchen) ©),
die in und neben den Wohnungen der Menfchen fo gerne
niftet. Sie untevfcheider fich von den übrigen beyden,
die auch, wie fie, beftändig mit den langen Schwäne
zen wackeln, durch die ſchwarze Bruſt. Sie wird
befonders dadurch nuͤtzlich, daß fie eine unzählige Menge
pagender Müdenund Miückenlarven verzehrt, und die ſchaͤde
\ am j 8 lichen
⸗) Motacilla Phoenicurus. Lin. Roſſignol de mu
railie. Buff. , ala
>) Ben diefen und ähnlichen Beobachtungen habe ich aber
auch die Dermuthung gehabt, ob nicht die Augen der Voͤ⸗—
gel eine microfcopifche Beſchaffenheit hätten, fo daß fie alles
vergrößert fühen. Die Sache verdient wirklic, einer ges
nauern Unterfuchung; es mürde ſich fehr viel wichtiges
daraus erflären laffen.
c) Motacilia alba. Lin. La Lavandiere, Buff,
: ISA Ro DER
hen Snfektenlarven hinter dem pflügenden Landmanne auf:
ſucht. Sie nifter unter den Daͤchern, in Holzſtoͤßen, hoh⸗
len Baͤumen und Steinhaufen, und oft des Jahrs dreymal;
daher man im Herbſt eine fo große Menge Junge auf dem
Rieden und bey den Schanfheerden antrifft. Im Detober
verfammeln fie fich auf den Dächern zu ihren Wanderungen
in füdlichere Gegenden, machen ein lautes Geſchrey, und
necken jeden vorüber fliegenden Vogel. Gleich nad) Lichtmeß
find fie wieder da. Im Zimmer ift es ein niedlicher Vogel,
Ber auch angenehm fingt.. Er zeigt durch ein eigenes Ger
ſchrey den andern Vögeln die Ankunft der Raubvoͤgel an.
15. Die gelbe Bachſtelze _-
bewohnt die falten Kiefelbäche und bergigen Gegenden in
Menge, ift fat fo groß als die vorhergehende, am _
Dberleib dunfelafehgrau, an der Kehle ſchwarz, der
übrige Unterleib fo wie der Steiß gelb, mit drey
aͤͤußern faſt gänzlich weißen Schwanzfedern. Dem
Weibchen fehle die ſchwarze Kehle. Sie fingteinige nicht
unangenehme Strophert, hält fich beftändig am Waſſer auf,
unter deffen Ufer fie auch niſtet, zieht im Detober weg, doch
bleiben auch zumeilen einige im Winter da, und halten fi
iu Hofftätten auf dem Mifte auf. *
16. Die KRuhſtelze)
Man findet fie in ebenen Gegenden beſonders zur
Serbftzeit in großer Menge. Sie hält fidy immer unter
den Vichheerden auf, mo fie die das Vieh plagende Inſek⸗
sen wegfängt. Sie ift am Oberleibe roͤthlichgrau
mit Olivengruͤn hberlaufen,am Unterleibe übers
all gelb, und an dem kuͤrzern Schwarze find die
mo) äußern Federn über die Hälfte weiß. Ihr
- eft macht fie an die Ufer der Waffergräben, auch ins Ge⸗
traide und Graf, und fingt wie die weiße Baxhfiche.
| Dierte Samilie, Mir an der Wurzel breiten
7 und nad) und nad) zugefpigten Schnabel und kurzem
EN 2... Gehmwanze
d) Motacilla flava. Lin. La Bergeronette jaune. Buff.
; .e) Motacilla Boarula, Lin, La Bergeronette de
Ptintems, Bufl, *
Weißſchwam · Kohlodgelchen. 4
Schwanze. Sie freſſen nichts als Inſecten, niſten
an die Erde, halten ſich in ſteinigen Gegenden auf, und
machen ven ſchicklichſten Uebergang zu den Fliegena
fängern, mit denen fie in Geftalt und Lebensart vieles
gemein haben. Sie bewegen den Schwanz oft, aber -
nie auf⸗ fondern allezeit unterwaͤrts: Steinpicker.
17. Der Weißſchwanz (Steinklerfche, Stein
ſchwacker "). f
Diefer Vogel, welcherfaft die Größe einer Felölerche
hat, trifft man allenthalben. wo Steinbrüche oder fonft ſtei⸗
nige Gegenden find, at. Er hat eine weiße Stirn,
einen grünen Rüden, durch Die Augen geht eis
ne fchwarze Binde, die Flügel find ſchwarz, der
Schwanz rötblihweiß, das Ende ſchwarz, der Unter
leib vörblichweiß. Das Weibchen ift aufdem Ruͤk⸗
fen rothgrau. Sie kommen ald Zugvoͤgel in der Mitte
des Aprils an, und der Landmann glaubt, dab er alsdanık
vor Nachtfröften ficher fey. Sie haben einen — 9*
Geſang, niſten in Steinkluͤften und fangen Fliegen und
andere fliegende Inſekten zu ihrer Nahrung. Ihr Fleiſch
iſt im Herbſt ſehr fett, und wird befonders in England, we
fie in ungeheurer Menge gefangen werden, gein gegeffen.
13. Das Bohlvoͤgelchen (Braunfehlchen) 2).
Im Auguſt und September ſieht man es in den Kohl⸗
und Ruͤbenfeldern in Menge auf den Stauden ſitzen, nnd
nach Inſekten haſchen. Der ganze Dberleib ift fchwarza
braun, alle Federn ftark hellroſtfarben eingefaßt, au
den Flügeln ein weißer Tief, Keble und Bruſt
röthlichgelb, der übrige Unterleib rörhlichweiß, der .
Schwanz an der Wurzel weiß und an ten Spigen
dunkelbraun, Im Herbfte find diefe Voͤgelchen, die ers
was Eleiner als die Rothkehlchen find, fehr fett, und einige
halten fie im Wohlgeſchmack den Ortolanen gleich.
* — 19. Der
) Motaeilla Oenanthe. L. Cul blane ou Motteux. B.
) MotacillaRubetta, L, Grand Ttaquet ou Tatier. B.
®-
542 Steinpider. Baſtardtnachtigall.
19. Der Steinpicker (Weißkehlchen, Chris
di ſtoͤffelchen) ) |
iſt faft fo groß als das Krautvoͤgelchen, aber in Deutfchland
nicht fo gemein. Der Dberleib iſt braunfchwarz roft«
farben weißlich eingefaßt,; Baden und Kehle find
ſchwarz , leßtere an den Seiten weiß eingefaßt; die
Bruſt roftroth, nad) dem Bauch und After zu weiß
lich duslaufend; die Flügel dunfelbrau, und die hin⸗
‚tern Deckfedern bilden einen weißen Fleck; der
Schwanz ſchwaͤrzlich. Er wählt zu feinem Aufenthalte
gebirgige fteinige Gegenden, die mit Holzungen bewachſen
find, und fliegt Beftändig nad Inſekten in die Luft.
Sünfte Familie. Mit längerm Schnabel und
einem Augenſtrich. Sie genießen Inſecten und Bee⸗
ren. Da fie wegen ihrer Farbe faft nicht von den
Blättern der Bäume zu unterfcheiden find, fo beißen
fie Laubvoͤgelchen. n"
J 20. Die Bafkardtnachtigall ) R
wohnt in Laubhoͤlzern, koͤmmt fpät im Mai, und geht auch
fehon im Auguft wieder weg. An Größe gleicht fie dem
Rothkehlchen. Sie fingt außerordentlich abwechfelnd und
Strophen aus vielen Bogelgefängen, fonderlich aus dem Ges
fange der Hausſchwalbe. Der Oberleib ift grau, der
Unterleib hellgelb, die hintern Schwungfedern
Si ftarf gelblichweiß eingefaßt und von den
afenlöchern bis zu den Augen geht ein gelber ,
Streifen. Der Schnabel iſt lang, und die Stirn
ſpitzig. Ste macht ein fehr kuͤnſtliches Neſt aus Moos,
Haaren und Graßſtengeln, und webt oben drüber die äufere
weiße Birkenrinde. Die vier bis fechs Eyer, die das Weibs
‚hen legt, find Hochrofenroth mit einzelnen dunkelrothen Punk:
ten. As Stubenvogel verlangt fie mehr Wartung, als die
Nachtigall. -
= 21, Des
5) Motacilla Rubicola. Lin. Le Traquet.
.#) Meotacilla Hippolais. Lin. Fauvette, Buff,
Spiskopf. Weidrich. Fitis. Weidenzeifig. 543
‚21. Der Spigtopft) 9
iſt kleiner als die Baſtardtnachtigall, feine Stirn verlan⸗
gert ſich außerordentlich, und giebt mit dem langen Schnabet
den Heinen Vögelchen ein eigenes Anfehen. Der Dbers
leib ift olivenbraun, der Unterleib ſchmutzig weiß,
Er hat mit dem vorhergehenden einerley Aufencbalt, und
. wird im September zuweilen in der Schneuß gefangen.
22. Der Weidrich (Kobrfäger) 7)
wohne im Schilf und Gebäfch, das an Teichen und Fluͤß
fen fteht, und ift etwas Fleiner als ein Rothkehlchen.
Dben ift er, graubräunlich, unten weiß,
gelb überlaufen, über die Augen geht ein ſchmu⸗
giger weißer Streifen und über die Stirn läuft ein
ſchwarzer. Er fingt angenehm, beſonders des Abends.
23. Der Sitis”) 6 EN
ift etwas groͤßer als ein Zaunfönig, am Dbers
leibe tief olivenfarbig, an Kehle und Bruft
teißgelb mit ) herm Gelb befprigt, und über
die Augen läuft ein weißgelber Streif. i
. Er halt fidy des Sommers über in Laubhölzern auf, im
Herbft und Frühjahr hüpft er allenthalben auf den Weiden⸗
bäumen herum, und ruft feinen Namen Hit, Fit! aus.
24. Der Weidenzeifig") |
wohnt lieder in Schwarzwäldern, Eimmt aber auch im
Herdft zu den Dörfern in die Weidenbäume, und ruft Terz
Hoid! Er iſt noch etwas Eleiner als der Fitis, am
Dberleibe dunkelbraun mit Grün überlaufen;
die Seiten des Halfes und der Bruft gran ins
röthliche fpielend, der übrige Unterleib fi hmutzig⸗
weiß, einzeln ſtrohgelb beſprengt; uͤber die Augen
eht
k) Motacilla longiroftra. 3 h
D) Motacilla falicaria. Lin, Fauvette de rofeaux.
m) Motacilla Fitis. de
v) Motaeilla Trochilus, Lin. Fouillot. Buff,
344 Laubodgelchen. Goldhaͤhnchen. |
— geht ein ſchmutzig gelber — * und die untern
eckfedern der Flůgel find gelb,
25. Das Laubvögelchen (der Zifiher) )
ale in Anfehung ver Größe das Mittel zwifchen
dem WWeidenzeifig und dem Fitis. Es iſt oben zei⸗
ſiggruͤn, unten lichtgelb und Über Die Augen
Läuft ein gelber Streifen, Es ift daher Faum von
den Baumblättern zu unterfiheiden, - Es Hat einen zi⸗
fchenden Geſang, den es von einem Aft zum andern flasternd
Hören läßt, und bewohnt die tiefen Waldungen p). ;
26. Das Goldhaͤhnchen (Sommerzaunfönig,
u f Haubenkoͤnig) ?.. i
. Dieß iſt unter allen Curopaͤiſchen Vögeln der Heinfte,
ein wahrer Colubri, denn feine Ränge beträgt nicht mehe
als 3 ı2 Zoll. Man finder es in Deurfchland das ganze.
Jahr hindurch alfenthalden, wo Nadelwälder find, in Mens
ge, im Frühjahr auch in den Hecken und Gärten, und es
wird dadurch nüßlich, weil es faſt nichts als Schmetterlindge
and andere Inſekteneyer verzehrt. Der Scheitel iſt
ſaffrangelb, an den Seiten goldgelb eingefaßt,
und vorne und an den Seiten mit einem ſchwar⸗
zen Band umgeben. Es wird dieß feine Haube ger
nannt, weil es die Federn deſſelben aufrichten t nn.
An dem Weibchen ift derfelbe nur goldgelb. ‘Dee
Küchen iſt zeifiggein; Die Deckſedern der Flügel
ſchwarzgrau, die größern mit weißen Spißen, welche
zwey weiße Queerlinien bilden; die Schwung: und
Schwanzfedern ſchwarzgrau; der Unterleib gelbliche
weiß, Die ovalen Nafenlöcher find mit vier jleifen,
N —*
0) Motacilſa Sibillatrix. + \ |
5 Es gehoͤrt eine genaue Beobachtung dazu Nr. 3, 4, 3 und
6 gehorig zu, unterfcheiden, fo Fehr Tehen fie fi) einander
in der Farbe aͤhnlich.
x) Motacilla Regulus, Lin, Le Reitelet, Souci ou
Poul, Buff, y ü irn 7
j
N
Der Zaunkdnig. 54
auf beyden Seiten gefchliffenen, Fammartigen Feder
beneckt, die man bey Eeinen andern Vogel bemerft,
Sein rundes, ballfoͤrmiges Neſt hängt unten an den äufers
ſten Spigen der Baumzweige. Esift ammtweich anzufühs
len, beſteht auswendig aus ſchoͤn klar gehiffenen Spigen von
Erdmoos, weiter innen aus Puppen: und Diftelfaamenhäfs
fen und inwendig aus Federn. Das Weibchen legt drey bis
ſechs Ever, weiche ſehr ſtumpf, wie Zuckererbfen groß, blaß
fleifhfarben und mit einer etwas höhern Fieifchfarbe ſchwach
‚gewäflert find. Diefe VBögelchen find fo wenig feheu, daß
man fie mit dem Stode erfchlagen und mit einer Leimruche,
die man an einem Stoc bindet, anfleben kann. Fürs Ras
binet fchießt man fie mit Sand oder mit dem Blasrohre;
denn auch der kleinſte Vogeldunſt zerſchmettert fie. Obgleich
ihr Fleiſch ſehr fert iſt und angenehm fehmeckt, fo ißt man ſie
doch nicht, ſondern ſchenkt ihnen vielmehr als fe artigen und
in der Oekonomie der Natur fo nüßlichen Vögeln das Leben.
Sie fingen auch) einige leife zwitfchernde Strophen. -
26.’ Der Jaunfönig ”) ° _
iſt etwas größer als das Goldhahnchen, munter und keck,
durchkriecht und durchſucht alle Eleine Löcher, um Spinnen
und Inſekteneyer, welche feine vorzuͤgliche Nahrung auss
‚ machen, zu finden. Er wohnt fowohl in den tiefften Walz
dungen, als auch in den Gärten und felbft in den Käufern,
die in waidigen Gegenden liegen. Denn man finder fein
großes YIefi, das die Form eines Backofens hat, mit einer
Deffnung an der Seite, unter den Dächern, in den Holzes
ſchoppen, Holzſtoͤßen, im Walde aber in Erdfläften, Baums
Höhlen und in dichtem Gebuͤſche. Es ift aus Moos und Wur—
zen gebaut, und mit Haaren und Federn-ausgefüttert. Das
Weibchen legt fieben bis acht weiße, röthlichgefleefte Ever,
brütet fiefin dreyzehn Tagen aus, und ifFeine von den Müts
ter, denen oft einjunger Kuckuck zur Erziehung anvertraur
wird. Der Dberleib iſt braun, undeutlich dunkelbraun
geſtreift; die Flügel und der kurze Eeilförmige
2 Ri | de chwanz
) Motacilla Troglodytes. Lin, Le Troglodyte. Buff,
Vechſteins kurzgef. N ©. 7.239, Mm
| 546 Alpenlerche. Meife.
Schwanz ſchwarz bandirt. Erſtere läßt es immer
haͤngen, und letztern traͤgt es ſteif in die Hoͤhe, wie die
Hühner, Der Unterleib iſt ſchmutzigweiß, roͤthlich
uͤberlaufen. Er bleibt den ganzen Winter da, nähert ſich
“dann mehr den Käufern, ift, wenn alle andere Vögel trans
rig find, heiter und luſtig, und fügt einige laute ſchmetteru⸗
de Strophen ausdem Eanarienyogelgefange, welche um deſts
angenehmer klingen, weil man ſie oft in den kaͤlteſten Tagen,
- wenn nur der Himmel heiter ift, Hört. Er läßt ſich auch,
wiewohl mie Mühe, zähmen, und ein bis zwey Jahr in einem
engen Käfige erhalten. Auf Kornboͤden wird er durch Ders
silgung des weißen und ſchwarzen Kornwurms fehr nuͤtzlich.
Sechſte Fawilie . Motacillen mit zur Seite
eingedruͤckten Kinnladen. Man kennt nur
27. die Alpengraßmuͤcke (Fluͤelerche) ).
Dieſer Vogel, der in der Schweiz wegen feines ange⸗
nehmen melanchofifchen Gefanges einer der gemeinften Stur
beuvoͤgel ift, ift fo groß alsein gemeiner Finke, Cr ift auf
den Mittelgebürgen der Schweizerifchen, Pyrenaifchen, Kaͤrn⸗
thiſchen und Cräinifihen Berge fo häufig, wie bey uns d
Feldierche, koͤmmt im Winter zu den Dörfern, aufdie Höfe
‘und vor die Scheunen, und wird da gefangen, weil fie
Fleiſch fo angenehm, wie das von Ortolanen ſchmecken fell.
Er iſt oben weißgrau, dunkelbraun gefleckt, Die
Kehle weiß, nit Kleinen ſchwarzen Mufchelflek-
Een, die Bruft weißgrau, und die Seiten rothbraun.
ER: > \
Die fünf und fiebenzigite Gattung. |
| Die Meife’). ——
Der Schnabel iſt kurz, fpigig, ungekerbt, an der
Wurzelmit borftenartigen Federn bedeckt, Die Zunge
ift abgeftumpft und endige fi) in vier borftenartige
Fafern. Ihr Leib ift federreich, weil fie den Win
ter über die größte Kälte bey uns aushalten m ſſen,
| die
5) Motacilla alpina, Lin, Fauvette des Alpes. Buff,
#) Parus. » ag
He | |
Kohlmeife. Tannenmeiſe. 547
die Fleinen Federn find fait alle gefchliffen, daher feis
denartig, und mit ihren muskuloͤſen Füßen Elettern fie,
wie die Spechte. Ihre Nahrung beftehe mehten⸗
theils aus Inſekten, doch auch in Seamen, Besten
und Früchten, Ihr Naturell if ungemein lebhaft,
ihr Betragen poflierlich, und fie. find wenig fcheu.
—* Fruchtbarkeit iſt groß, und außer der Heckzeit le⸗
ben fie immer in groͤßern oder kleinern Geſellſchafften.
Von den 32 Arten, die es giebt, bemerken wir nut
folgende inlaͤndiſche.
1. Die Kohlmeiſe (Brandmeife) )
hat ohngefaͤhr die Hrohe eines Rothkehlchens und iſt allent⸗
halben in Laubhölzern und Gaͤrten zu finden. Sie hat ei
F en. S ei⸗
nen ſchwarzen Kopf, weiße Schlaͤfe, ein gelbes
Genid, seinen olivengrünen Ruͤcken, eine ſchwarze
Kehle, gelblichen Unterleib, in deſſen Mitte der Sänge
nach ein ſchwarzer Streif hinlaͤuft. — Außer ihrer gewoͤhn⸗
lichen Nahrung freſſen fie Fleiſch, Speck, Nuͤſſe, tödten
ſogar gefangene Voͤgel, oder in der Stube die Kranken, und
freſſen ihnen das Gehirn aus. Ja man weiß Beyſpiele daß
fie ſchlafenden kleinen Kindern die Augen ausgehackt haben.
Im Winter pochen fie auch mit ihrem Schnabel an die Dier
nenftöce, und nehmen die ans Flugloch fommenden Bienen
weg. Sie nıften inhohlen Bäumen, ynd bringen des Jahrs
zweymal acht bis vierzehn Junge aus, Sie fingen ſehr ars
zig, und find deswegen, weilfie allechand poffierliche Sprünge
und Bewegungen machen, bey den Vögelfrennden beliebt,
‚fie muͤſſen aber einen eifernen Kafig Hasen, denn den hölzernen
gerfreffen fie. Man fängt fie tm Winter in Meifekaften,
2. Die Tannenmeife (Eleine Kohlmeiſe, Walde
x, meife) ”)
äft um die Hälfte Kleiner als die Kohlmeife, ſonſt ſieht fie
Mm a ihr
u) Parus major. Lin. La groffe M£fange ou Char:
bonniere Buff. ; |
u) Parus ater, Lin, La petite Charbonniere. Buff.
548: Dlaumeife. Haubenmeiſ. Sumpfmeiſe.
che ähnlich Der Kopf iſt ſchwarz/ der Rücken aſch⸗
blau, im Nacken ein Streifen der Länge nad),
fo wie.die Wangen und Geiten des Halfes weiß; die
Kehle bis zum obern Theile der Bruſt ſchwarz. Sie
lebe in großen Heerden vorzüglich in Schwatzwaͤldern, naͤhrt
ſich da von Inſekten und Fichtenſaamen. Wenn man ſie in
der Stube hat, fo verſteckt fie alle übrigen Speifen, befom
ders wenn fie ihr angenehm ſchmecken, ;. B. Nußkerne in
Riden und Winkel. Sie niſtet in die Löcher der Erde
und in Höhle Baaͤumnue. ——
3. Die Blaumeife (Pimpelmeife®) ift ein klein
wenig groͤßer alsdie vorhergehende, Scheitel, Fluͤ⸗
gel und Schwanʒ hochblau; Wangen und Stirn
W
eig, der Ruͤcken gelblichgruͤn; die Bruſt und der
Hauch) gelb. Ste macht ihre Brut in Laubhoͤlzern in Sehr R
len Bäumen, koͤmmt aber im Herbft-und Winter zu den
Sätten, und teinigt die Bäume von den fchädlichen Inſek⸗
tenraipen. Da fie aud) Hollunderbeeren frißt, fo fängt man,
fie auch in der Schneuf.
4. Die Saubenmeife (Straußmeife ») wohnt, |
einzeln in Wäldern, befonders in Schwarzwaͤldern. Sie
hat einen weiße und ſchwarzbunten Federbuſch
auf dem Kopfe, einen ſchwarzen King um den
Hals, einen roͤchlich grauen Ruͤcken und weißlichen
Bau, und die Größe ber Blaumeiſe. Sie niſtet in
hohlen Baͤumen, und iſt wenigſtens in Thuͤringen des Win⸗
iers uͤber der Anfuͤhrer von einer Heerde Tannenmeiſen oder
Goldhaͤhnchen, die ſie durch eine eigene Lockſtimme leitet,
wohin fie will. | Ah
5. Die Sumpfmeife Moͤnchmeiſe, Speds
meife 7) bat die Größe der Tannenmeife, der Kopf
it ſchwarz , der Rüden aſchgrau, bie Sthläfe und.
| 9 Ad ie
ww) Parus eaeruleus / Lin} La Meſange bleue, Buff.
Parus criſtatus. Lin. La Méſange huppée. Buff.
) Parus paluſtris. Lin. Nonnette cendrée. Buff.
—
Schwanzmeiſe. Bartmeiſe. 949
“bie unfere Seite des Koͤrpers außer der kleinen ſchwar⸗
gen Kehle, weiß. Man findet fie in Gärten, Lanbhöfzern,
vorzüglich aber in dem niedern Gebüfche, das um Gewaͤſſer
ſteht, wo fie auch in hohle Bäume nifter. Im Winter zieht
ſie in kleinen Heerden allenthalben in Gaͤrten herum, und
hat das merkwuͤrdige, daß immer eine einzeln hinter der an⸗
6. Die Schwanzmeiſe (Schneemeiſe *), wel⸗
che etwas kleiner als die vorhergehende iſt, unterſchei⸗
det ſich vor allen andern durch den Schwanz, welcher
laͤnger als der Leib iſt. Der Kopf iſt weiß, der
Ruͤcken ſchwarz und purpurbraun, der Unterleib weiß,
‚am Baud) fleifchfarben überlaufen; die Flügel und
der Schwanz fehwarz und weiß. Sie macht ein Einfilie
ches Neſt, das fie entweder an den Stamm eines Baums,
oder zwifchen eine Gabel heftet. Cs ift groß und rund, hat
" zur Seite die Deffnung, iſt inwendig mit Federn ausge⸗
Br ‚und auswendig mit den Flechten von dem Baume
egt, woraufes fiehtz vermuthlich, um es unfichtbar zu
machen. Man findet 12bis 15 Kleine weiße, roth gedüpfele
te Eyer in demſelben. |
7. Die Bartmeife (Schilfmeife, Bartmännchen *).
Ein niedliches Geſchoͤpf! haͤlt ſich vorzüglich, an aros
Gen Teichen und an Seen auf, die viel Schilf haben. Hier
niftet es auch, und naͤhrt fih von Wafferinfekten und Schilfs
und Rohrſaamen. Der Scheitel iſt perlgraus un⸗
ter jedem Auge ein ſchwarzer dreyeckiger Feder:
bufch; der Oberleib und die Seiten braungelb; ver .
Unterleib weiß; die Schwungfedern ſchwaͤrzlich mit
theils weißen, theils rothbraunen ändern; der
Schwanz, der fo lang als der Leib ift, theils roth—
braun, theils fchwarz und weiß. Am Schwanenfee in
Thüringen finder man fie Jahr aus Jahr ein, Sie het die
Größe der Kohlmeife, |
| Mm 3 0,8, Die
- 2) Parus caudatus.I.. La Mefange à longue queue. B,
#) Parus Biarmicus, Lin, La Monflache, Buff.
I
I
550 Beutelmeiſe. Felſenhahn. R
‚8. Die Bentelmeife (Pendulin, Remitz )
Hat den Namen von ihrem Fünftlihen Yiefte, das aus
Pflanzenwolle, Graßſtengeln, Hanf ud. 9. feft zufammen
gewebt und in Geftalt eines Beutels an einem dünnen Zweis
ge aufgehängt iſt. ie ıft vorzüglich im füdlihen Europa
34 Haufe, liebt waͤſſrige Gegenden, wo fir fih von Wa
ferinfetten näher. Die unterſcheidende Farbe am Kopfe,
an den Fluͤgeln und dem Schwanze iſt roth⸗ und
warzbraun; der Unterleib ſieht aſchgrau, am
fter ſchwarz aus. In Polen und Rußland werden die
Neſter fackweife für einen Dukaten verhandelt, und mar
braucht fie als ein Mittel, die böfen Hälfe zu vertreiben,
und die Fuͤße zu erwärmen. Die abergläubifchen Staliäner
bangen die Nefter als einen Schuß gegen den Blitzſtrahl
über die Hausthuͤre.
Die ſechs und frebenzigfte Gattung.
Der Manakin ).
Diefe Gattung, welche meift Amerikaniſche Voͤgel
enthält, beſteht aus 28 Arten. Sie haben alle eis
nen Schnabel, der fürzer als
der Kopf, ander Wurs
zel einigermaßen brepfeitig, und mit der Spige etwas
umgebogen ift. Mebreneheils ift der Kopf mit einer
giemlichen Haube geſchmuͤckt.
Wir erwaͤhnen nur des
Selfenbabns (Bergzeiſigs 9) in Surinam und
Gviana, welcher in feiner Lebensart vieles mit dem Haus—⸗
Huhn gemein Hat, fih von kleinen
gezahmt werden kann. Er bat d
Früchten naͤhrt und jung
ie Bröße einer Fleinen
Zaube. Auf dem Kopfe PN in einem Halb»
eirkel der Länge nach I)
eihen orangengel-
ber Federn mit purpurfarbenem Rande, die einen
ſchoͤnen Federbuſch bilden.
M Parus pendulinus. Lin. M
€) Pipra.
Der Leib iſt überall
ſaffran⸗
&fange de Pologne. Buff,
q) Pipra Rupicola, Lin. Cog.de roche, Buff. |
Die Europaͤiſche Nachtſchwalbe. 551
ſaffrangelb; die Schwungfedern find dunkelbraun,
weiß und orangengelb gemifchtz die abgeſtutzten
Echwanzfedern find braun, an den Seiten und an.
ten Spigen goldgelb; fie find, fo wie die Deckſedern
der Flügel lang, und an den. Seiten zuruͤckgebogen.
Er bewohnt die Klippen, in deven Kluͤfte er auch zwey
weiße,Eyer legt. Be
Die fieben und fiebenziafte Gattung.
Die Nachhtiehmalbe‘),
- Der Schnabel ift £lein, fpigig, etwas gefrümme,
an der Wurzel niedergedrückt,. faft wie der der Schmale
ben. Um den Mund fteht eine Reihe fteifer Bor:
fen. DieZunge ift fpigig, ganz, und kann heraus:
geftrecfe werden. Die Eurzen Süße find vierzehig,
und die Seitenzehe iſt mit der. mitelern durch eine
£leine Haut verbunden. Der Rachen und die Ohren
find fehr geoß. Sie naͤhren ſich von bloßen Inſek-
. ten, und gehen des Nachts ihren Gefchäfften nad).
Da fie fi) in Geftale und Lebensart den Schwalben
nähern, fo heißen fie Nachtfehwalben. Es giebt 16
Arten, davon aber nur eine einheimifch iſt.
. „Die Europsifche Nachtſchwalbe f). ‚Sie
gleicht an Groͤße faft einem Kuckuck, iſt oben hellaſch⸗
grau mie unzähligen feinen dunfelbraunen Puͤnktchen
und unregelmäßigen Sinien und mie einzelnen ftarfen.
ſchwarzen Strichen; ver Unterleib voftfarben und.
ſchwarz gemellt; Schwanz und Flügel find aſch⸗
raulich mit dunkelbraunen Dueerbinden und
chwarzen und andern Flecken. Ats Zugvogel koͤnmt
fie erſt zu Anfang des Mais, und geht auch ſchon zu Anfang
des Septembers wieder weg. Sie wohnt in Wäldern, und
⸗ M n 4 | . da
0) Caprimulens.
f) Caprimulgus europaeus, L, L’Engoulevent. B.
\
_
N
2 3, Die Schwalbe.) 0
da fie die Wärme liebt, immer auf der Mittagsſeite. Ihre
zwey Eyer legt fie auf die bloße Erde, und fängt des Abends.
Schmetterlinge, Schnafen, Hafte und andere Inſekten. Der,
Fliegen halber koͤmmt fie auch in Waldoͤrtern zu den Vieh⸗
fatlen, daher die Fabel, daß fie der Ziege die Milch ans
fauge, und der Name ziegenmelker entftanden.
Die Schwal dt
Diefe Gattung beſteht bisjegt aus 37 befannten Ars
Die acht und fieben;igfte Gattung. h
— —— —8 ee
ten. Alle haben einen kleinen, umgebogenen, fpigi=
gen und an der Wurzel platten Schnabel und eyrun⸗
de Nafenlöcher. Deraufgefperrte Mund iſt wei⸗
ter als der Kopf, weil die Verbindung der äußern
Haug weit nach Binten bis unter die Augen geht, und
dient dazu, um die Inſekten in der Luft defto ficherer
wegzufangen. Die Zunge ift breit, an der Spitze
‚zerlappt. Die Füße find Furz, faft immer bis an die
Serfen mit Federn bedeckt, und mit fharfen Klauen
—
zum Anhängen verſehen. Sie gehen wenig und ſchlecht,
ſitzen mehrentheils nur auf der Erde, und haͤngen ſich
ern an. Die Fluͤgel ſind ſehr lang, befoͤrdern ihren
chnellen, anhaltenden Flug, und uͤberkreuzen ſich ſtark
auf dem Schwanze. Der Schwanz iſt gabelförmig,
und yon ihnen koͤmmt der Name Schwalbenſchwanz.
Sie fangen ihre Nahrung, loͤſchen ihren Durft und
baden ſich im Fluge. Sie halten ſich gern um das
Waſſer auf, weil ſie hier immer Nahrung finden, und
find hoͤchſt wahrſcheinlich alle Zugvoͤgel. Die Ne⸗
ſter bauen die meiften mie vieler Kunſt und Fertige ⸗·
keit aus Erde, Lehm, mit oder ohne Stroh und. raß ·
halmen vermiſcht, und ſchlafen in demſelben. Merk⸗
wuͤrdig find uns folgendes Ra HR
—J
) Hirunde,
1 Die
Rauchſchwalbe. Hausſchwalbe 553
1. Die Rau pwsalbe Faſhwelbe⸗ Stachel·
A ſchwa che ao
iſt diejenige en welche eine Faftanienbrau-
ne Stim und Kehle, einen fehr gabelförmigen,
weißgefleckten Schwanz hat, und vorzüglich inners
Halb der Käufer, Scheuer und Ställe ein offenes Neft baut.
Um diefen die größte, Feftigkeit zu geben, nimmt fie allemal
erſt einen Graß⸗ oder Steohhalmen, und fliegt mit dies
fen hin und holt Lehm oder. Koth. Site fingt ganz angenehm
und iſt fuͤr alle andere Vögel. wichtig, da fie ihnen durch
ein eigenes durchdringendes Geſchrey die Ankunft eines Raub⸗
vogels anfündigt, und ihn, in Gejellfchafft wegiagt. . Sie
kann auch dieß um defto getrofter, da ihr Fleiſch keinem Raubr
vogel ſchmeckt. Sie befucht ihr Neft,-fo lange fie lebt, und
baut, wenn es zerftöhrt ift, wieder ein anderes, und beflert
‚alle Jahre das aus, was daran zerbrochen if. Sie fängt
viele ſchaͤdliche Inſekten, als Mücden und Bremen, aber in
zegenhaften Tagen auch nuͤtzliche Bienen weg. Won ihr fagt
man beſonders, daß diejenigen, die im Herbfte zurtiekbleiben,
fich in Sümpfen und Teichen verfteckten. Allein, fo viel ich
weiß, fterben diefe, und diejenigen, die man Dey kalter Wits
terung im Frühjahr in und bey Teichen und ihren Ufern fins
det, find ſolche, die zu früh angefommen warten, und hier,
wo es immer Inſekten giebt, ihre Nahrung fuchten und ers
ſtarrten. Dieſe werden alsdann ganz natuͤrlich in der wars
men Stube wieder lebendig. In Spanien und einigen ans
F Ländern ißt man dieſe, fo wie die andern inländifchen
Arten. A \
2. Die SZausfhwalbe (Mehlſchwalbe, Senftere
RN ſchwalbe ’) —J
baut ihr Neſt außerhalb den Haͤuſern an die vorſtehenden Bal⸗
fen, unter die Wetterdaͤcher u. d. g., und rundet es gang
zu, fo daß nur an der Seite eine Deffnung hineingeht, er
Km 5 1.7 e
5) Hirundo ruſtica. Lin, L’Hirondelle de cheminde
ou hirondelle domeftique. Buff.
) Hirundo. urbica, Lin, L’Hirondelle à eroupion-
blanc, Buff,
554 Ufer⸗ —— Alhenſchelbe.
Se greß genugi ift, daß fie durchſchlapfen kann. Sie iſt er-
was kleiner als die vorhergehende, oben blaͤulich
ſchwarz und unten weiß. Sie ſucht ihre Nahrung
hoͤher i ‚ar Luft als die Rauchſchwalbe, und fängt meiſt
lautet remen. Sie gehe etwas früher weg⸗ —V Chang
euch pi er wieder als jene.
35. Die Uferſchwalbe Erdſchwalbe J—
iſt ſo groß als die Hausſchwalbe, oben grau und
unten weiß. Sie haͤlt ſich bey Fluſſen und andern Ge⸗
wvaͤſſern auf, fliegt immer ihrer Nahrung halber Über den;
Felsen herum, und niftet in die Ufer, Sandberge und Steins
bruͤche. Sie ziehe fhon im Auguft weg, und f auch
ſpaͤter als die andern Schwalden wieder an. Ihr Fleiſch
Fol dem Ortofanenfleifche am Geſchmacke gleich tommen.
4. Die Mauerfchwalbe Thurmſchwalbe)
ſt groͤßer als die Rauͤchſchwalbe, am ganzen Leibe
a, ‚und nur an Stirn und Kehle weiß-
Alle vier Zehen find vorwärts gerichtet, doch
—* fie die eigentliche Hinterzehe auch rückwärts keh⸗
ren. Ihre Naͤgel find fo ſcharf und gekruͤmmt, daß man
Muͤhe hat, ſie aus dem Kleide zu bringen, worin ſie ſich
mit denſelben angehaͤckelt hat. Sie wohnt und niſtet
in alten Mauern und Thuͤrmen, koͤmmt nie auf die Erde,
und ſucht ihre Nahrung in der hoͤchſten Luft. Sie koͤmmt in
der letzten Haͤlfte des Aprils bey uns an, und * zu Ende
des —J— wieder weg.
Die Aipenfebrbälber) ;
iſt um ein merkliches groͤßer als die vorhergehenden,
am Oberleibe graubraun,an Fluͤgeln und Swan
| wel⸗
* Hirundo “ riparia, Ein. „E Hirondelle de ri-
vove. Buff.
D Hirundo Apus. Lim. Le Martinet noir. Buff.
#) Hirundo Melba. Lin, Le Grand: er 3
ventre blanc, Buff,
Die Indianiſche Schwalbe, 555
welcher nur zehn Federn hat, am tiefften mit einem
zorhen und grauen Glanze; Hals, Brut und
Oberbauch weiß, um den Hals durch dunkelbraune
Flecken eine Art von Halsband. Alle vier, Zehen ſte⸗
ben vorwärts. &ie bewohnt einzeln bloß die hoͤchſten
Gebirge, und nifter in Selfenhöhlen. In Thüringen habe
id) fie nur einmal gefehen. -
| —* Die Ind anſche Schwalbe (Chineſiſche
"Schwalbe, Salangane ”),
bie wegen ihter efbaren Nefter auch bey uns befannt if,
wohnt amhänfigften auf den Inſeln des Indianiſchen Mees
res, auf Java, Sumatra, Corömandel xc., auch auf der
Halbinfel jenfeits des Ganges, in Tunkin; in China abet
ſoll fie nicht anzutreffen feyn, und nur deswegen Chineſi⸗
ſche Schwalbe heißen, weil die meiſten Neſter nach China
kommen, daſelbſt verbraucht oder auch weiter verkauft wers
den. Sie ift die —— Schwalbe, kaum ſo groß
als ein Zaunfönig, 2 + Zoll lang, der Schwanz aber
fo lang als der. ganze Körper, und Zoch ſchwer. Der
Dberleib ift ſchwarzgrau, ins Grünfiche fpielend, der
Unterleib: mweißgrau und die Schwanzfedern mit
weißen Spisen.
Diefe Bögel leben in großen Sefellfchafften, und fans
gen von ſtillſte henden Waſſern allerley Inſekten zu ihrer
Nahrung weg. Ihre Neſter legen fie in den Hoͤhlen und
Ktüften der Klippen an. Sie find oval, von der Groͤße ei⸗
nes der Länge nach halbdurchſchnittenen Gaͤnſeeyes, ein halk
Loth ſchwer, und fehen grau, röthlich oder weißlich aus.
Zestere werden für die beften gehalten. Man wußte fange
nicht, was für Materialien fie dazu gebrauchten, und die ges
meine Sage war, daß fie Gallerte von weichen Seewürmern
amd gewürzhaften Seegewächfen dazu nahmen, die ſie noch
beſonders bearbeiteten, da die Beftandtheile des Neſtes wie
lauter darmfaitene Fäden der Länge nach an einander gefügt
find. Seit weiß man, daß fie daſſelbe aus den beſten und
kraͤf⸗
#) Hirundo eſculenta. Lin, Salangane, Buff,
6 Die Indianifche Schwalbe \
kraͤftigſten Meberbleisfeln ihrer genoffenen Nahrungsmittel,
welches Infekten find, verfertigen. Auf den Ueberfluß und
die Befchaffenheit der Infekten, womit fie fich nähren, und
vielleicht auch von der mehr oder mindern Einfamfeit des
Orts, wir ihre Nahrung ſuchen, hängt die Güte and Far⸗
be diefer Neftchen ab, Sie haben das Anfehen von einen
Stück Hauſenblaſe, und find inwendig mit Federn ausger
- füttert, damit Eyer und Junge weich) liegen. Man ſammiet
fie, des Jahrs dreymal, fo oft Haben nämlich diefe Schwälds
een Junge, läßt diefe entweder augfliegen, oder nimmt fie
auch, wenn fie flügge find, mit und verfpeift fie als ein £öfts
liches Effen, Es hat niemand ald der Grundbefiser das
Recht, die Nefter wegzunehmen; daher werden auch, fo
lange diefe Erndte dauert, Wachen ausfeftellt, um Diebe
reyen zu verhüten, die aber doch zuweilen gefcjehen, indem
‚man die Wächter entiweber befticht, oder ihnen ſchlafmachen⸗
des Opium eingiebt. Das Einfammeln ift immer mit Les
bensgefahr verbunden, weil man nur mit Stricken, Leitern
und Hängewerken aus Bambusrohr zu den Kläften tommen -
Tann. - Die Anzahl der jährlich ‚gefammelten Neſter ber
rechnet man auf etlihe Millionen; denn von der einzigen
Inſel Java kommen jährlich dritthalbtaufend Pfund. Ein
einziges Neft Fofter auf der Stelle ſechs bis acht Groſchen.
Bey uns find fie aber, als ein großer Leckerbiſſen, weit
theurer. Man hält fie für ungemein nahrhaft, aber ſchwer
verdaulih. Die Zubereitungen müflen ihnen wie ger
woͤhnlich hey den ausländifhen Delikateflen, den fo veizens
den Geſchmack eriheilen. - | see ld
Die Naturforfcher bemerfen in diefer Ordnung
noch eine Gattung, den Kegelſchnaͤbler °) mit 5 Ar»
ten, deren Gefihichte aber wenig merfwürdiges ent
hält, weswegen fie bier übergangen werden. |
e) Colius, — N
— er
RR —* *
5* —
Ye
Den en (u) 6 urn
Dritte Elaffe
Amphibien‘).
Das zwanzigſte Kapitel.
Bon den allgemeinen Kennzeihen und Eigenſchafften det
Amphibien und von ihrer Eintheilung.
Amphibien beißen die Thiere diefer Claſſe, weil fie
‚gewöhnlich auf eine doppelte Art, auf dem Waſſer, und
auf dem Sande zugleic), leben können, Ihre wefents
lichen und unveränderlichen Unterfcheidungsmerfmale
haben fie, wie wir oben (Seite ı 5) fahen, in ihrem
innern Körperbau. Man trifft nämlich bey ihnen
allen ein Herz mit einer Vorkammer und einer
Herzkammer und ein rothes Faltes Blut an,
Das Blue ift freplich nicht eisfalt, doc) hat es immer
nur, zum Unterſchied der Thiere der beyden vorherge-
henden Elaffen, die Wärme der $uft und des Waſſers,
worin fie ſich aufhalten. Weiter. athmen fie durch
Lungen, ſind daher faͤhig eine Stimme von ſich zu
geben, und unterſcheiden ſich dadurch von den Fiſchen.
Dieſe Lungen ſind aber bloß lockere blaſenartige Saͤcke,
welche zwar den Amphibien kein fo regelmäßiges
Athmen wie den Säugethieren und Voͤgeln geftasten,
- aber ihnen dafür auch die freye Luft weit länger ent
behrlich machen, Auch ihr Knochenbau unterfcheidet
fie merklich von den vorhergehenden Thierclaflen, denn
im Grunde haben fie ſtatt wahrer Knochen nur
nor⸗
) Amphibiae,
w
560 Vond d. al, Kenm schen u. Eiefäaften
Knorpel; daher fie Su Einige Knorpelthiere ge:
nannt wiflen | wollen, _
Der Körper diefer Thiere if, ſo wie ihr Blur,
Ealt, und entweder nackt d. h. mit einer blößen ſchluͤ⸗
pfrigen Haut bedeckt, oder mit Schuppen und Schil ·
dern belegt. Er bar eine fehr verfchiedene Bildung,
bald ift er breit, flach und vierfüßig, wie bey ven Froͤ⸗
{hen und Schildkröten, bald laug, und fihlanf, ges
chwaͤnzt und vierfüßig, wie bey den. Eidechfen, und
ald ohne Füße, und langgeftrecft, dünn und wurm⸗
förmig, wie bey den Schlangenarten, imd ob er gleich
bey vielen mic den fchönften Farben und Verzierungen
geſchmuͤckt iſt, ſo hat doch ihr Anblick mehrentheils et⸗
was zuruͤckſcheuchendes und widriges, welches noch
dadurch vermehrt wird, daß viele durch ihre giftigen
Saͤß te mehr oder minder ſchaͤdlich werden. |
" Der Aufenthalt ift, wie fehot der Name andeu⸗
tet, im allgemeinen abwechſelnd, bald leben ſie auf dem
Sande, bald im Waffer. Einige aber bringen auch die
mehreſte Zeit in den heißeſten und trockenſten Gegenden
zu,iandere in Sümpfen, $lüffen, Seen und im Meere;
Auf dem Sande leben fie verſteckt in Höhlen oder gar
- auf Bäumen, Auf Eleinen entfernten Inſeln und in
der fältern Zone werden fie feltener gefunden. Im
Herbſt verkriechen ſich diejenigen, welche den Norden
bewohnen, ins Gebuͤſch oder in Suͤmpfe und
Schlamm, ind bringen, wie die Hafelmäufe, den Wins
£er in einen erfiarrten Schlaf verfenft zu.
Ihre Nahrungsmittel beſtehen in groͤßern
und kleinern Thieren, in Mas und Mift, ſeltner in
Pflanzen. Sie fauen fie nicht, fondern machen fie
dar) ihren Speichel fchlüpfrig und würgen fieganz in
den Magen. Diele von ihnen geben den Reſt der
| — |
der Amphibien und von ihrer Eintheilung. s6x
genoffenen Speifen wieder durch den Mund von fich,
wie die Raubvoͤgel das Gewoͤlle; alle aber verdauen
langfam und fünnen außerordentlic) lange hungern,
weil fie fehr wenig ausdünften. Von den Schilöfrd«
ten ſagt man, daß fie über ein Jahr faften koͤnnten.
| Bey der Sortpflanzung dieſer Thiere ſtoͤßt
man auf viel Sonderbares. Bey einigen geſchieht
die Befruchtung, wie gewöhnlich von innen, bey ans
dern aber auch, wie bey den Fröfchen, von außen.
Bey letztern find die Eyer fchleimig, und werden aufs.
ferhalb der Mutter in der Waffer- Sand oder Erd⸗
wärme entwickelt; bey erftern gefchiebe dieß "bereits
im Eyergange, und die lederartigen Eyer werden in
kurzer Zeit außer der Mutter vollfommen reif; doch
auch ohne Bebruͤtung. Pur wenige bringen lebens
dige Junge zur Welt. Ben der Pipa friechen vie
unge auf dem Rücken der Mutter aus. Mehren«
theils haben die Junge nad) dem Yusfriechen die vollz
fommene Geftalt der Alten ; doc) machen die Fröfche
und verfchiedene Waflereydechfen davon eine Ausnah⸗
me, deren Theile fich exft, wie bey den Inſecten, durch
verfchiedene Stufen der Verwandlung ausbilden.
Wer kennt die Kaulparten nicht? Während ihres
Wachsthums, der langfam von flatten gehe, (denn.
ein Frofch wird erſt im vierten Jahre mannbar) haͤu⸗
sen Hich die Amphibien mehrmals, wie die Raupen,
ziehen entweder ihren Balg ganz ab, wie die Schlan«
gen, oder ſtreifen nur ihren fchleimigen Leberzug
ſtuͤckweiſe ab, wie die Fröfche, Sie leben ſehr Ian:
ge, haben ein aͤußerſt zäbes feben, fönnen lange in
‚verdünnter und verborbener Luft (nur nicht uncer dein
Waffer), wie man ſagt, auch im menſchlichen Magen
und im feiten Geftein mehrere Jahre ausdauern, in
Bechſteins kurzgef. N. ©, 1.239, In Fiss
562 Bond. allg. Kennzeichen u. Eigenfchafften
Eisſchollen einfrieren (z. B. die Fröfche) und: nad) dem
Zerfchmelzen wieder aufleben, Ja die Froͤſche hupfen
umber, wenn ihnen ſchon das Herz ausgeriffenift, und
Schildkroͤten leben noch viele Wochen, wenn man ih»
nen-das Gehirn ausdem Kopfe genommen hat. Ueber⸗
haupt iſt ihre Lebenskraft bewundernswuͤrdig groß, ſo
daß ſie nur ſehr langſam ſterben, wenn man ſie nicht
erftickt) und fo gar abgeſchnittene oder fonft verlohrne
‚Theile, obgleich unvollfommen, wieder. — wie
Bi der Waſſermolch.
Gegen ihre Feinde haben die Amphibien ver⸗
ſchieden⸗ Waffen. Einige wehren ſich durch ihr
ſcharfes Gebiß, andere durch ihren Gift, wieder andere
ſchuͤtzt ihre harte Bedeckung und nody andere ihr uns
angenehmer Geruch. Auch ihr Gehör und Geficht,
welches ihre feinften Sinne find, fichern fie das meiſte⸗
mal, wenigſtens fich durch die Flucht zu reiten.
In der Haushaltung der Natur nutzen die Amts
phibien dadurch, daß fie die allzuzahlreichen Waſſer⸗
£hiere, die. Inſecten u. f mi vermindern, und jelbft
vielen Vögeln und andern Thieren zur Speife dienen,
Dem Menfchen nutzen einige zur Speife, andere zu
Arzeneyens Bon den Schilöfrötenfchalen macht man
allerhand Kunftfachen, und die Schlangenhäute dienen
bey den indifchen Völkern zum Putz. Man hat fich
ſelbſt einiger zum Vergnügen bedient, und an ihres
Gelehrigkeit Gefallen gefunden, Freylich find auch
viele (aber bey weitem nicht alle, die man ſonſt dafuͤr
gehalten hat), ſchaͤdlich, beſonders diejenigen, welche
eine giftige Natur haben. -
Ich folge bey Eintheilung diefer Claſſe aber⸗
mals dem Linne doch mie dem Unterſchiede, daß ich
die zweyte Ordnung, welche fonft die gehenden =
aa b * p 77
PR *
der Amphibien und von ihrer Eintheilung, 565 |
pbibien ) enthielt, und wohin er nur eine Art Liren
lacertina aus Suͤdcarolina mit zwey Beinen reche - ,
nete, welche aber nad) genauern Beobachtungen eine, -
Art Aal if, und die vierte Ordnung , welche die
—— erh Eee begreift, hier
meglaffe.. Letztere finden ihren ſchicklichern Platz bey
— er | 2 —
8 giebt daher nur zwey Ordnungen.
Erſte Ordnung: Kriechende Amphibien. Sie
haben vier Fuͤße.
Zwehre Ordnung: Schleichende Amphibien.
Sie find ohne Füße.
Das ein und zwanzigfte Kapitel, „
LDrdnung.
Die Erichenden Amphibien‘).
Sie haben vier Fuͤße (wenigſtens nach Erlangung
ihrer vollkommenen Geſtalt), welche nach Verſchieden⸗
heit ihres Aufenthaltes bald freye, bald mit einer
Schwimmhaut verbundene bald mie in eine Floſſe
verwachſene Zehen Haben. Kinigen fehle‘ ber
Schwanz, andere aber haben einen bald mehr, bald
minder fangen und verfhieden geftälteten. Ohren
haben fie alle, aber Feine Obrläppchen, ftatt deren aber
zumeilen Ohrdeckel. Man bat alfo ehedem irrig viele
diefer Amphibien für taub gehalten. Man kennt bis
jest vier Gattungen und hundert fechs und funf⸗
zig Arten. — —
* Bin an
b) Amphibiae meantes, €) Amphibiae nantes.
sad) Mehrere haben dieß ſchon gethan, und felbft a5 Hofrath
Gmelin in der neueften Ausgabe yon Linne’s Naturſyſtem.
e) Amphibiae reptiles.
4 Die Schilfiite
it "Die erfte Gattung
Die Schildktbten).
Ob es gleich in Deutſchland nur eine einzige Art
giebt, ſo muͤſſen wir doch von den 33 bekannten Ar⸗
ten, da ihre Nutzbarkeit, wenn, auch nicht für die Js
doch für die Ausländer, fo beträchtlich iſt, die vorzuͤg⸗
lichften anführen. Ale Schildkroͤten haben einen
vrerfüßigen, kurzgeſchwaͤnzten Korper mit einem
Fleinen gefchilderten Kopfe der einen zahnlofen
Mund und eine kurze dicke Zunge Bat, und mit ei⸗
nem. Enoehigen Rüden: und Bauchfchild e).
Das Ruͤckenſchild iſt bald mehr bald weniger
geroglbe, und, größer als das platte Bauchſchild.
Beyde find fo mit einander verbunden, daß fie nach
unten nur zwey Deffnungen oder Ausfchnitte lafjen,
die eine vorne um den Kopf und die Vorderfuͤße und
Die andere hinten um den Schwanz und. die Diners
fuͤße herausſtecken und meift allemal aud) wieder einzie=
ben zu Finnen. Das obere Schild bedeckt eigentlich -
das ganze Thier, iſt mie den Knochen des Ruͤckgrates
und der Nibben verbunden, und in mehrere ſchoͤnfar⸗
bige Schilöchen (Schuppen, Padden) und Felder aba
getheilt, fo daß zufammen dreyzehn größere der Jänge -
nach in drey Reiben die Mitte, und vier und zwanzig
fleinere den Rand einnehmen. Das untere Schild
ftelle das ausgebreitere Bruftbein vor. Die Schilde
Fröten leben mehr in den wärmern und heißen Ge—⸗
genden und verfallen in Fältern in einen feften und"
langen Winterfchlaf. Ihre Nahrung beſteht in
Fleinen Fifchen, Inſecten, Wuͤrmern, Gewächfen u.
de g. und in der Gefangenfchafft nehmen fie mit allem
N vora⸗
Teſtudo. nik ni —J
55 Welches aber doch bey einigen Arten weichſchaalig iſ.
/
Die Schilöföte 66
vorlieh, mas fie befommen, 3. B. den Abgang von als
lerley Speiſen. Ihre Lebenskraft iſt bewunderns⸗
wuͤrdig, denn fie koͤnnen nicht nur ſehr lange an einem
— Orte ohne alle Nahrung leben, ſondern ſter⸗
ven auch erſt nach mehrern Tagen, wenn ihnen der
Kopf abgehauen worden. Das Gefchäffte der Be—
gattung gebe bey ihnen, fo wie jede Bewegung (dag
Schwimmen ausgenommen) und ihr Wachsthum ſehr
langſam von ſtatten, denn fie hängen monatlang zuſam⸗
men. Die fehr fruchtbare Mukter lege eine Menge
pergamentartig befleideter Eyer, wenn fie eine Land⸗
ſchildkroͤte ift an die Erde, als Waſſerſchildkroͤte aber.
ans Ufer in den Sand, wo fie von der Sonne ausge=
bruͤtet werden, und viele in lebloſer und lebendiger
Geſtalt ein Raub der Thiere und Vögel werden, Von
den meiften benusst man außer dem Horn ver Schil⸗
der, das Fleiſch und die Eyer, welches fit die See—
fahrenden und Küftenbewohner wichtige und befon=
Ders gefunde und erquicfende Nahrungsmittel ſind.
Nach ihrem Aufenthalte, und befonders nach der ſo ver⸗
ſchiedenen Fuͤßeform macht man drey Samilien,
don welchen wir der merkwuͤrdigſten Arten gedenken
wollen.
Erſte * Landſchildkroͤten ») mie
Folbigen dicken Füßen, an welchen vorne fünf und hin=
ten vier Zehen find. Sie haben einen hochgewölbten,
aufßerft feften Harnifch, auf welchen ſchwere Saften
Bingeben Fönnen, ohne fie zu beſchaͤdigen. Ihre Ruͤk—
kenſchilde haben das fehönfte Anfehen vor den übrigerr,
da ihr Mittelfleck deutlich unterfehieden und bis an
den Rand jedes bunten Schildes mit parallelen. Fur⸗
* eingefaßt wird. Die ſchoͤnſte iſt
Rn 3 I, Die
5 Tefadines terreftres.
| 566 Geomet., Mof. u. gemeine Schildkröte, |
1. Die geometrifehe Schildkröte ’). »
Site Hat die Groͤße einer innern flachen Mannahan
und wohnt in Afien, wo fie fich, wie die folgende, in Buͤſchen
und Gärten gefellig aufhält, und des Nachts fo zufammens
ruͤckt, daß man auf ihr, wie auf einem gepflafterten Wege
eine Strecke weggehen kann. Die Schildchen beftes
ben aus Vielecken, weiche auf ſchwarzem Grunde
mit verfchiedenen gelben Linten, wie artige Geo«
metrifche Figuren, vergittert find. Sie Tann ins Waß
fer gehen, und ihre Hinterfuͤße ſind etwas dazu eingerich⸗
tet. Man findet fie faſt in allen Kabinetten.
2. Die Moſaiſche Schildkröte *)
aus Afrika, hat ihren Namen von der Zeichnung des
Küdenfchildes, das dem Mofaif ähnelt, und aus flas
hen, gelb und ſchwarzgefleckten Schildchen be⸗
ſteht, die mit eckigen einander umgebenden Fur⸗
chen beſetzt ſind. Sie wird nur noch einmal ſo groß
ais eine fiache Mannshand, und doch ſtoßen die Männchen
fo heftig mit den Köpfen zuſammen, daß man die Stoͤße
weit hoͤren kann.
Zweyte Familie: Flußſchildkroͤten) mit
Schwimmfuͤßen, aber dabey ſehr deutlichen Zehen.
Das Ruͤckenſchild ſelbſt, fo wie feine Schildchen, find
flach, und nicht ſo glänzend und harf, und mit einer
Haut überzogen. Sie fönnen Kopf und Füße unfer
daſſelbe zurückziehen.
3. Die gemeine Flußſchildkroͤte (Europäifche
Schildkroͤte)*)
lebt in, ben ſuͤßen Waſſern des gemäßigten und ſadlichen
Europa. Sie iſt mit ausgeſtrecktem Kopfe und
Schwanze etwa ı Fuß lang. Beyde ER fi —
7) Teftudo FERN Lin... .
k). Teftudo graeca. Lin, 1) Teftudines Auviatiles.
-») Teftude orbicularis, Lin, Tran. Tortue de
France,
*
Die Rieſenſchildkroͤe.67
rundlich/ das obere ein wenig gewoͤlbt und ſchwarz,
und das untere flach, gelb und ſchwarz geſtreift. Die
Vorderfuͤße haben vier, die hintern aber nur
. Zen Zehen. Sie hat eine dumpfe ziſchende Stimme,
haͤhrt fih vor Wafferinfecten, Schnecken und Kraͤutern,
vergräbt ihre hartfchaligen Eyer in die Erde und liefert ein
wohlſchmeckendes aber ſchwer verdauliches Sleifch, defien
Brühe den Schwindſuͤchtigen fehr angerühme wird. ı Ste
haͤlt ſich nur auf dem Boden im Schlamme auf, wird. mie
Vetzen da heraus gefifcht, und man kann fie, lange Zeit im
einem Waflergefäß mit Kleye, Mehl und a. d. 9. Dingen
erhalten. he
' Dritte Samilie: Meerſchildkroͤten ”) mie
floffenähnlichen Süßen, deren Zehen gänzlid) in. vie
Schwimmhaut verwachfen find. Sie fönnen ſich
nicht unter den Harnifc) zurückziehen. 4
04 Die Riefenfchildfröte °),
welche in allen Meeren zwifchen den Wendecirkeln wohne,
und nur höchft felten an die Europäifchen Küften verfchlagen
wird, iſt die großte von allen. Man hat fie von 9 Fuß
Sange, 4 Fuß Breite und 800 Pfund Schwere gefunden;
außerdem legt fie audy noch jährlich 1200 runde Eyer, wie
Sänfeeyer. groß, in den Sand, und iſt daher im diefer dops
gelten Hinficht für die Bewohner jener Gegenden und die
Seefahrenden ein Thier von Auferfter Michtigkeit. Das
Fleiſch ſchmeckt wie Kalbfleifh, wird eingefalzen, und auf
einigen Inſeln als ein wichtiger Handelszweig vertrieben,
und das grüne Gert ift ebenfalls gut zu gebrauchen. Man
‚fängt fie mit Harpunen, Nesen oder Üüberrafht fle auf dem
Lande, und. legt fie auf den Rüden, da fie denn überwältigt
iſt. Das —— ſchwarzgruͤnliche Ruͤckenſchild
hat keine hornaͤhnliche Schilderchen, ſondern iſt mit
einer lederartigen Haut uͤberzogen, und die Indianer
brauchen es zu Schilden, Troͤgen, Koͤchern, zu Bes
deckung der Häufer und zu allerhand Gefäßen. Ir
ELTERN jedem
«) Teftudines matinae, PR
0) Teſtudo Mydas. Lin, Franz. Tortue franche.
4*
568 Schuppenſchildkroͤte. Karetſchildkroͤte.
jedem Vorderfuße hat das Thier zwey —*
an jedem hintern aber nur einen.
5. Die Schuppenſchildkroͤte 2).
Fe if immer mit der folgender vermechfelt worden,
mit welcher ihre Schaale faft einerley Nutzbarkeit hat. Die
Amerikaniſchen und Aſiatiſchen Meere, und vorzüglich die
Gegenden der Moluckiſchen Infeln dienen ihr zum Aufente
halte. Sie wird 3 Fuß lang und 25 Fuß breit.
ri hat eine faft herzförmige gezackte Geftalt,und
Die er veffelben liegen loße und wie Dachzie⸗
geln übereinander. Cie haft gar Feine Nägel an
ven Füßen. Mit der folgenden’ liefert fie. die feinfte
Schildkrötenarbeit zu Dofen, Kaͤmmen, Meflern x.
6. Die Rarerfebildkröte 2),
welche in großer Menge bey. den Antilliihen Inſeln ange:
troffen wird, iſt zu 6 Fuß Lange, 4 Fuß Dreiteund 800
Pfund Schwere angetroffen worden. Bon ihr fommen die
fogenannten Karetten oder die vorzüglich guten Schildplatz
ten, mit welchen Namen man aber auch die Schaalen der
-Schuppenfchildfröte zu benennen pflegt. Sie hat sven
Nägel an jeden Fuße, Auf dem fpigiggemölbten
Ruͤckenſchilde liegen durch Furchen von einander ab»
gefondertegSchaalen, und das Bauchfchild iſt mic einer
zäben in ungleiche Felder abgetbeilten Haut befleider.
Sie ift unter allen Schildkröten die fühnfte, von wilden
Anfehen, und man fänge fie mit Harpunen, Netzen und
durch Ummälzen, doch fest fie fh. mie Beißen zur Gegen:
wehr, und drehe fi auch wegen ihres fcharfen Ruͤckens gern
wieder um. Sie hat aud) eßbare Eyer und Fleiſch.
Die zweyte Gattung.
Dein).
' Seife und Kröten werden unter diefen Gattungsnas
2) Teftudo imbricata. Lin. Franz. Caret. ..
9) — Caretta. * Stanz. DeE.M Faucon,
2) Rau
Der Froſch. 669
men begriffen, aber in verſchiedenen Familien. Es
giebt uͤberhaupt 36 Arten, die darin überein kom⸗
men, daß ſie einen nackten Körper mit vier Füßen
—* wovon die hintern —* ſind. Die mehr⸗
ſten haben —ãA mit vier Fingern, und hinten
Schwimmfuͤße mit vier bis ſechs Zehen. Die Kinn⸗
laden haben keine Zaͤhne; die klebrige Zunge iſt vorne
angeheftet, hinten frey, und liegt zuſammengerollt im
Munde, weit fie grade ausgeſtreckt wegen ihrer Laͤnge
heraushaͤngen würde. Der Rachen ift fehr groß, weil
fie alle Nahrung, welches mehrentbeils Inſekten find,
im Sprung erhafchen; der Kopf flach; gedrückt, und
die Trommelhaus der Ohren von außen fihtbar, Der
After hat feine Lippen, fondern ift eine punftförmige,
Oeffnung am Hinterrande des Koͤrpers zwiſchen den
Schenkeln. Ihr Leib iſt laͤnglich, und fie koͤnnen auf
dem Hintertheile deſſelben mie aufgerichteten Vorder⸗
fuͤßen wie ein Hund ſitzen. ine einzige Art aus⸗
genommen, fehle ver Schwanz allen. Sie leben ver—
möge ihrer nackten, mit Drüfen befegten Haut immer
an feuchten Dertern oder felbft im Waſſer. Die Be:
gattung gefchieht im Frühjahr, und die Befruchtung
nicht innerhalb der Mutter, fondern außerhalb derſel⸗
ben, indem das Männchen das Weibihen mit den Vor:
derfüßen umermt, und durch Druckung mit den Hin-
‚ terfüßen den Abgang der Eyer befördert, die alsdann
vermittelt einer gallertartigen weißen Feuchtigfeitdurch
dafjelbe befruchter werden. Die Begattung währet vierz
ig Tage und länger, und das Maͤnnchen giebt vor der:
Felben befonders laute Töne von fih, die an verfihies
denen Stellen des Ropfs große Blaſen (Schallblafen)
heraustreiben, Der Laich befteht aus einem fehleimigen
Wefen, in welchen die Fleinen ſchwarzen Eyerchen ben
Mus hunder⸗
wo Der Froſch. |
hunderten und taufenden liegen⸗ : Die fehwärzlichen
den Senfförnern ähnliche Punkte find eigentlic) feine
Eyer, fondern eigentlicher noch leblofe Laͤrvchen, de—
ren Schwanz fih nad) dem Kopfe kruͤmmt, wodurch
ſie das runde Anfehen erlangen. Wenn die Sonne
ſcheint, fo loͤßt fich der Schwanz ſchon den dritten Tag |
vom Kopfe ab, das Pünktchen wird länger und bewegt
ſich langſam. Nach acht Tagen kann man den Kopf
und Schwanz deutlich erkennen, und die Larve loͤßt fich
von dem Schleime los. Der Mund fängt nun an
Zähne zu:befommen, damit das Thier in feinem far«
venzuftande an den Waflergemächfen nagen und fi)
naͤhren kann, und nad) etlichen Tagen zeigen ſich auch
. am Kopfe floffenäbnliche Fiſchohren, die fich nachvier-
zehn Tagen wieder verliehren, und unserdeffen in einer
Burchfichtigen Nückenfloffe erfege werden. . Während
. ber Zeit wird auch der Schwanz länger und der Leib
Dicker, und in diefem Zuftande, dar acht bis zehn Wo
chen dauert, heißt das Thier Kaulparte (Kaulgvappe,
Moßnägel, Roßkoͤpfe, Krötenfugeln *). Mach vdiefer
Zeit zeigen ſich die Hinterfüße, und acht, auch wohl
vierzehn Tage darauf, die Worberfüße, Wenn viefe
völlig ausgebildet find, fo fällt endlich auch der Schwanz
ab, und der junge Froſch geht bey feuchter Witterung,
beſonders nach warmen Gewitterregen (wo erin Men:
‚ge den fogenannten Frofchregen verurfacht) ans Sand,
Zuweilen fiehe man auch noch Fröfchchen mit Schwaͤn⸗
zen hüpfen, Im dritten Sabre begattet ſich der Froſch
zum erftenmal, im vierten ift er vollfonimen ausge«
wachfen, lebt zehn und mehrere Sabre, und hat ein
überaus zähes $eben. Man macht ag r),
BR NH, RHARINLYRREN {U NW y Erſte
9) Lat. Gyrini, molures, ranabattoli. Franz. Ber
3) Die beften Abbildungen und Befchreibungen von den Std:
fchen finder man in Röfels Gefchichte der Fröſche. Fol.
Tat. und deutſch. TAN
‚Die gemeine Kröte 571
Erſte Samilie: Kroͤten ). Sie haben eis
nen graben, rundlichen Ruͤcken, aufgeblafene Seiten,
oben einen erhabenen Kopf mit einer großen gepols
ſterſten Drüfe auf den Schlaͤfen, kurze dicke Füße und
eine bärtliche, mwarzige, unteine Haut: Ihr Ans
blick iſt fcheußlich; fie geben dabey traurige Töne von
fi, duch ohne Schallblafen hervorzufreiben, kriechen
‚ mehrentheils unförmlid) nur des Nachts aus ihren
Ehlupfwinfeln hervor und haben phosphorescivende
Augen. Ihr Geruch ift durchdringend, die Säfte
ihrer Haut find ſcharf und ihre Vertheidigung gefchiehe
Durch Wegfprigung ihres Harns. Die Eyer hängen
meift ſchnurfoͤrmig aneinander, 2
1. Die gemeine Rröte ®).. ig
Ein naͤchtliches ſchaudervolles Thier, befonders
wenn fie ausgewachfen, wo fie bey uns einer flachen
Hand groß, außerordentlich dickbaͤuchig iſt, und ſich
kaum fortſchleppen kann. Auf der Kuͤſte von Gviana
findet man ſie von der Groͤße eines Tellers. Sie iſt
ſehr warzig, gruͤn, grau, braungelb und ſchwarz⸗
gefleckt, und in ihren Haren iR ein milchartiger,
Gender Saft enthalten, derinnerlich nicht fo ſchaͤdlich
iſt, als man ihn gewöhnlic) ausgiebe, weil es eine be=
kannte Sache ift, daß Marfefchreyer, um Erftaunen
und Glauben an ihre Wunderkuren zu erregen, folche
Kröten freffen. Ihr Körper.ift mit einem feiten Pers
gament überzogen und ſchwer zu durchftehen.
Ihre Heymarb ift ganz Europa an fchattigen und
feuchten Orten, in Heden, alten Gebaͤuden, Gärten’ und
in Grabland. In lockern Boden weiß fie fich mit dem Hin⸗
terleibe mit vieler Gefchieklichkeit und Gefchtwihdigkeit eine
Höhle zumählen, die manchmal fo tiefhinein geht, daf mar
fie für einen Maulwurfsbau anfieht. Sie ſchnappt zu ihrer
| * Nah⸗
#) Bufones. ©) Rana Bufo. Franz. Crapau.
2 Die gemeine Rröte
Nahrung Inſekten und Gewürme weg, und matt befchul:
digt ſie ohne Grund, daß fie durch ihren ſtarren Blick und
betaubenden Serud) fliegende Sinfeften, Sperlinge und Ma .
fe fo bezaubere, daf fie nicht von der Stelle könnten, fondern
ſich ihr ergeben müßten. Gegründet hingegen tft, daß fie
on einem feuchten Orte Monate, ja Jahre lang leben kann,
ohne daß fie etwas Nahrung zu fich zu nehmen brauche,
Sa man hat wirklich den Verſuch gemacht, und fie zwey Jade
ve lang in einem leeren Gefäße in einem feuchten Keller le⸗
bendig erhalten. Dem Buffard, Igel ze. dient fie zur Speife,
und der Landmann braucht fie gedörrt zur Linderung der Ents
zündungen und Gefchwulfte an feinem Vieh, glaubt aber fälfch?
Th, dag fie deswegen fo gern die Viehftälle befuche, weilfie
„den Kühen die Milch ausfange. Gefäße mit Deffnungen im
Kellern muß man vor ihr mohl verwahren, fonft ſucht fie
fih darin zu verbergen. Sonſt fehrieb man. diefen Kröten
ganz befondere ArzneyFräfte zu, und es wurden in der Apo⸗
theke verſchiedene Heilmittel won ihnen bereitet, die aber die
neuern Aerzte als unfräftig verworfen haben. Doch find
fie in unfern Zeiten wieder als ein vortreffliches Reg 4
gen den böfen Grind angerühmt worden. Der Großhers
309 von Toskana gab den Befigern diefes Geheimnifles eine
jährliche Penfion von zwey taufend Livres, und ließ sa
dann Öffentlich bekannt machen. Mittel und Eur beftchen
im folgenden. Man fert etliche lebendige Kröten in einen
irdnen wohl glaffirten Topf, bedeckt ihn mis einem irdenen
Zigel, und verfüttet die Fugen fo genau, daß nichts aus?
dünften fanır. Hierauf läßt man die Kröten in einem heis
Gen Ofen fo lange trodnen, bis man fie zu Pulver reiben
kann. Sodann beftreicht man den grindigen Kopf mit
Schweinefett, und fireut von diefem Pulver fo viel drauf,
daß aller Grind damit bedeeft wird. Hieruͤber legt man eine.
gut paffende Haube von Schweinsblafe, und über diefelbe
noch ein leinen Tuh. Wenn man nach 24 Stunden diefe
"Decke abnimmt, fo geht der Grind ohne Schmerzen los.
‚ Man muß aber nod) etliche Tage auf die nämliche Weife ver:
fahren, und den Kopf forgfältig bedecken, daß die Luft nicht
darzu koͤmmt. Wenn die Narben geheilt find, fo ift au)
die Eur zu Ende, R 8
2, Die
Kramfrdte, Grüne Redts 874
2 Die Kreuzkroͤte (Röhrling, Unfew)
Hat die Bröße des braunen Graßfroſches. Im Fruͤhjahr
fist fie in Suͤmpfen, Schilfteichen und andern flachen Ges
waſſern, und pfeipft traurig und langſam mit aufgeſchwol⸗
Sommers, wo fie fih in Suͤmpfen badet und ihren Laich
ablegt. Sonſt haͤlt fie ſich gewöhnlich in alten Gebäuden,
zivifchen fehattigen Steinhaufen 2. auf, ‚gräbt fich auch, wie
die gemeine Kroͤte, Köhler in die Erde, und wartet ſogar in
Benfelben ihren Winterfchlaf ab. Sie läuft in Bergleishung
mit. der gemeinen Krötefehr ſchnell, und kann fogaran einer
rauhen Wand hinauf klettern. Der gemeinen-Kröte ſieht
fie im ganzen gleich 5 doch unterſcheidet fie ſich deutlich in fol⸗
genden Stuͤcken. Leber den olivenbraunen mit ſchmu⸗
zigrothbraunen Warzen beſetzten Ruͤcken läuft vom
Kopfe bis zum After. ein gelber Strid), der zumeia
len die Geſtalt eines Kreuzes haben ſoll. Die Schen«
kel find fehe kurz, die Zehen ohne Schwimmhaut und
die Enden derfelben verbärter, Sie har grünlichgraue
Augen und ftinfe wie angezürtderes Schießpulver.
Des Nachts geht ſie aus und fucht Infeften und Wuͤr⸗
‚mer zu ihrer Yahrung auf. Ihr uͤberaus zähes Leben fol
dadurch Degreiflich werden, daß man fie lebendig in dicken
Bäumen, die feine Oeffnung hatten, bemerkt Haben will.
3 Die grüne Kröte *)
gleicht der vorhergehenden an Bröße, und ift auf dem
warzigen Rüden fchmußiggrün und etwas gelb?
roth gefleckt. Sie bieibt bie zu Ende des Julins im
Waſſer, alsdann geht fie in die Gärten und an andere fchatz
tige Orte. She fcharfer Hautfaft verurfacht Entzündung
und freſſenden Epter, und die Eydechfen, die von ihr ges
biffen werden, fterben. /
‚7 4. Die veränderliche Rröte ?)
haͤlt fidy in Unterdeutfchland an fchattigen und ſumpfigen
Orten auf, hat die Groͤße eines braunen Graßfroſches und
1
w) Rana Rufo calamita. x) Rana Bufo viridis,
) Rana variabilis, Lin, |
—
574. Feuetkrdte Wofferfebte
iſt dem aͤußern Anſehen nach ein Mittelding zwiſchen einen
Kroͤte und einem Froſche. Rücken und Seiten find'buce
lig; der warzige Oberleib ft im Sommer weiße
grau mit grüngelblichen Pünktchen auf der Mit⸗
Ze der Warzen, die in der Mitte des Ruͤckens
klein, an den Seiten aber größer find. Im Herbſt
und wenn fie im Frühjahr aus ihrem Winterfchlafe erwacht,
ſieht fie ſchmutzig fleiſchfarben aus. ge
- Die folgenden einheimiſchen Kröten leben mehr
im Waſſer als auf dem Sande. 2... >
5 Die Feuerkroͤte (Eleine Waflerfuöte 2).
lebt allenthalben in Europa in Suͤmpfen und flachen Tetchen,
ift faum etwas größer als der Saubfrofch, und gewandter
undlebhafter ald die vorhergehenden. Sch habe fie nie auf
fer dem Waſſer geſehen, wie man doch vorgietbt.
Sie iſt auf dem Bauche ſchoͤn gelb, blau und
feuerroth gefleckt, auf dem Rücken grau oder oliven⸗
braun, und ſehr warzig. Auch an den Schenfeln bes
‚merke marı Warzen. Am Tage fett fie den Kopf ims
mer aus dem Waſſer, zieht ihn aber gleich. zuruͤck, wenn
‚man ſich ihe nähert, und pfeift dumpfig und traurig bey Vers
änderung des Wetters und jur Begattungszeit. Wenn fi
mehrere hören laſſen, fo klingt es wie ein wibriges Gelaͤch⸗
ter. - Shre Eyer liegen, nie beym Froſche, in Kaufen zus
ſammen. — RR
G6. Die Wafferkröte (braune Kröe )
lebt gern in Sümpfen und Moräften Site läßt ſich nit
Leicht fehen, und taucht fogleih, als fie einem gewahr wird,
unter. An Größe übertriffe fie die worhergehende,
Ihr Oberleih ift braun mit ſchwarzen und meiß-
grauen Flecken befest, und hin und wieder mit
gelbrothen Punkten beſtreut; der Unterleib hateine
weißgelbe Zeichnung, die beym Weibchen etwas dunf-
fer und grau punktirt iſt. Die Pupille ift nicht, *
RR | bey
x) Rana Bombina, L. a) Rana Bufo £ufcus.
Sahhtrdte ira) rs
‘bey andern — in die Quesre, ſondern der laͤnge
nach getheilt. An den mit einer Schwimmhaut ver⸗
bundenen fuͤnfzehigen Hinterfuͤßen bemerkt mar
auch eine beſondere hornharte Afterklaue an der
Ferſe. Sie giebt einen ſo heftigen gudblauchcheruch von
fih, daß einem die Augen überlaufen. 7*
72 Die Salzkroͤte “)
welche ſich in den felſigen Suͤmpfen in Oeſterteich ——
iſt kleiner als der Laubfroſch. Sie iſt oben gruͤnlich⸗
| — und unten ſchwarz und — ger
Ihr Rücken ift mie vielen Warzen befegt,
| bie in. der Mitte eine Vertiefung haben, aber ohne '
mit einer Schärfe gefüllt zu feyn. Die Zeben find
alle gefpalten; pie eine braun —— und une,
ten gelb.
Von den eh Kröten werden ung
folgende am intereffanteften, ,
8. Die Pipa (Tedo? .
Sie iſt ane Bewohnerin von Südamerika, Pr
der Gegend um Surinam, daher fie auch die Surinamis
ſche Kroͤte heißt, und haͤlt fi in Suͤmpfen und dicken’
Wäldern auf. An Größe übertrifft ſie die gemeine
noch um die Haͤlfte, hat eine ſcheußliche Geſtalt, ei⸗
nen hochwarzigen, flachgedruckten Oberleib, einen kur⸗
zen an der Seite eckigen Kopf mit einem AWboeſtuten
Ruͤſſel und Fleinen weit auseinanderſtehenden Augen.
Oben ift fie ſchwarzbraun, unfen aber graugelb, Art
den Vorderzehen find fatt der Krallen vier klei⸗
ne Lappen, die hintern aber haben eine Schwimme
baut und find mit Krallen beſetzt. Zur Megenzeit
ſteckt fie in den Moraͤſten im Schlamm, wenn aber die heiter
te Jahrszeit eintritt, und die Waffer verdänften, koͤmmt fie
zum
b) Rana ſalſa. Lin.
e) Rana Pipa, air Crapau terteflte de Surinam,
576 Die gehoͤrnte Kroͤte.
zum Vorſchein und genießt der Sonnenwaͤrme. — Die
gGaorcpflanzungsart dieſer Thiere iſt einzig in ihrer Art,
und ungemein merkwuͤrdig. Wenn naͤmlich das Weibchen
inen Laich auf die bey den Kroͤten und Sröfchen gewoͤhn⸗
liche Art von fich gegeben hat, fo ftreicht ihm das Männchen
elben auf den Rüden, wälzt ſich hernach ſelbſt noch ruͤck⸗
lings druͤber her, druͤckt dadurch die Eyerchen in die beſon⸗
dern Gruͤbchen, die in den warzigen Ruͤcken ſich befinden,
ein, und befruchtet ſie hierauf. Dieſe Eyerchen verwachſen
alsdann gleichſam unter der Haut der Mutter, bis nach Vers
lauf von drey Monaten die hier ausgebruͤteten Jungen zum
Ausſchluͤpfen reif find. Dieſe Zungen leiden eben die Vers
‚ Wwandelung wie andere Kröten, und verlaffen erft den Ruͤk⸗
ten, wenn fie vollfommen ausgebildet find. Sch babe ſelbſt
Auf einem Exemplare zugleich vollfommene Zunge, hervor⸗
brechende geſchwaͤnzte Junge und Eyer geſehen. Die Juns
gen müffen alſo auch nichtimmer zu einerley Zeit auskommen.
Man zaͤhlt an zwey hundert Zellen auf dem Ruͤcken des
Weibchens, in welchen Junge ausgebruͤtet werden koͤnnen,
und obgleich nicht alle belegt ſind, ſo bringt doch eine einzige
Pipa immer uͤber hundert auf einmal aus. Man ſagt aber,
dieſe Kroͤten waͤren uͤberhaupt nur einmal zur Fortpflanzung
tuͤchtig. — Man hat nicht nur keine giftige Wirkung an ih⸗
nen entdeckt, ſondern dns Fleiſch wird ſogar von den Wil
den geſpeiſt. se
9. Die gehörnte Kroͤte ty
aus Surinam und Virginien. Ein Thier von ſonderba⸗
rem Anſehen. Der Koͤrper iſt kurz und dick, der
Kopf groß, breit und weitrachig, und auf demſelben
ſtehen die beyden ungeheuern dutenfoͤrmigen Augen⸗
lieder, in deren Mitte die großen ſtieren Augen Lie:
gen, und welche von weiten wie ein Paar Hörner er
feinen. . Die Flarwarzige Haut ift graugelb und mit
dunfelgrauen Streichen bezeichnet. Leber den Rücken
Läuft vom Kopfe bis zum After ein weißliher Streifen.
Da fie ſich an Quellen aufhält, ſo glauben die Einwohner,
daß fie diefelbe vein und klar erhalte, und hegen fie daher:
iind eh Sir, ‚sweyte
Ad) Rana cornuta, Lin, |
| ‚Der blaue Graßfroſch. 577
Zweyte Familie: Froͤſche. Sie haben einen
glatten, verlaͤngerten, eckigen Koͤrper, auf dem Ruͤcken
einige der Laͤnge nach gehende Bänder, und find inder _
Sendengegend gleichfam bucklig gebrochen. Mitibren
langen NHinterfüßen fönnen fie große Sprünge thun.
Sie find munter, gefellig, haben eine durchdringende
Stimme, eine angenehme Farbe und legen ihre Eyer
‚in großen Haufen zufammen, Zur Zeit der Begata
ung werden die Daumen der Männchen rauchwarzig.
10, Der braune Graßfroſch (Landfroſch, Hecken⸗
| frofh *). a
iſt alfenthafben bekannt. Er bat einen flachen, fait
eckigen Rüden, welcher bel und dunkelbraun
gefleckt iſt. Am Unterleibefieht das Männchen grau
lichweiß und das Weibchen roͤthlichbraun nnd gelblich
aus. Im Sommer trifft man ſie allenthalben in Wäldern,
Gärten, Wieſen und Feldern an, nur im Winter und Fruͤh⸗
jahe find fie im Wafler. Zur Zeit der Begattung laſſen
die Männchen eine murrende Stimme in Gefellfchafft der
Kroͤten, zu denen fie fich Lieber als zu den Waſſerfroͤſch en Hals
ten, hören. Ihr Laich wird in Gräben und Suͤmpfen in
enge ausgebrüter. Die Zungen gehen ganz Elein ans
Land, und da dieß mehrentheils nach einem warmen Regen
gefchieht, fo hat der Aberglaube davon den Froſchregen ers
dichtet. Wenn man nämlich zu einer folchen Zeit in den
Gegenden, wo ftehende Waſſer, Gräben, Sümpfe und Tei—
che find, fpaßieren geht, fo wird man eine ungeheure Ans
zahl diefer braunen Froͤſchchen autreffen, deren Dafeyn man
freylich zu der Zeit, wo man noch nicht aufmerkfe.n genug
auf die Natur war, nach) einem Negen, von nichts anderm,
als vom Negen ſelbſt herſchreiben konnte. Um ſich dieß zu
erklären, fagte man, daß vonder Sonne faule und ſchleimi⸗
ge Dünfte indie Höhe gezogen würden, in welchen fich durch
die Sonmenftrahlen in der Luft neue Froͤſche erzeugten. Ans
— dere
e) Rana temporaria Lin. Grenouille commune.
Bechſteins kurzgef. WI, ©. 7,2%. Do
—
’
78 De grüne Waſſerfroſch. ’
‚dere behaupteten, daß das Froſchlaich ſelbſt von der Sonne in
die Hoͤhe gehoben, oben ausgebruͤtet und belebt wuͤrde. Bey⸗
de Meynungen find deswegen ungegruͤndet, weil die Sonne
nichts als die feinften Waſſerduͤnſte in die Höhe ziehen kantu
Am erträglichfien war noch die Behauptung, daß die bey Ge⸗
wittern fich oft befindende Waſſerhoſen die Sümpfe aus
ſchoͤpften, die Froͤſchchen mit fich in die Luft führten und fie
„wieder fallen liegen. Sie freifen Graf, Schneden, befons
ders die ſchaͤdlichen Gartenſchnecken mit den bunten Gehaͤu⸗
fen, wovon man Stuͤcken in ihren Magen findet, Heine
Eydechfen, Muͤcken, liegen ımd andere Inſekten; dienen
saber ſelbſt den Fuͤchſen, Iltiſſen, Störhen, Enten, Nei—⸗
hern, Raubvoͤgeln und vielen Schlangen zur Nahrung. hr
zer eigenen Nahrung halber find fie unficher zu eflen, da
man fürdten muß, daß fie giftige Sinfekten verzehren; nuͤz⸗
zen aber in Küchengärten gar fehr, und follten darin ges
hegt werden. f Re
| 11, Der gruͤne Waſſerfroſch (Röling )
iſt die größte einheimifche Srofchare. Der Körper
iſt eckig, der Rüden queer über höckrig, und die
‚Haut des Bauches hat einen Kand. Der Ober⸗
Leib ift grün mit gelben Strichen und ſchwarzen
Flecken und der Unterleib weiß. Diet iſt der Froſch,
welcher ſich im Frühjahr durch fein fo lebhaftes Gefchrey:
Laof, Caok, Gaͤck, gaͤck, gaͤck! das das Männchen
‚durch die Schallblafen an den Seiten des Kopfes noch ver;
frärkt, auszeichnet. Das Weibchen quadt nicht, ſondern
grunzt nur mit aufgeblähter Kehle. Durch Feuer oder Lichte
am Ufer kann man fie da, wo fie. einem in der Ruhe
‚ftöhren, des Nachts zum Schweigen bringen. Sie halten
ſich mehrentheils in Zeichen, Bächen und Sümpfen auf,
. und kommen nur an dad Ufer, um fich zu ſoͤnnen und Inſek⸗
ten zu fangen. Wenn man daher im Sommer an einem
Teiche vorbeygeht, fo hüpfen fie in großer Menge von dem
Ufer mit großen Sprüngen ins Wafler: Man beſchuldigt
‚fie (mit wie viel Grund, weiß ich nicht, da ich Feine Erfahr
zung davon habe), daß fie Mäufe und Sperlinge fiengen,
| | Er fie
f) Rana efculanta, Lin. Franz. ‚Grenouille verte,
=
—* oben gruͤn, unten wu gelblichweiß ift, und
iM |
| Alpen und Laubfroſch. 579
fich der jungen Enten auf dem Waffer und mittelmäßiger
Fiſche bemächtigten, ſich ſogar den Hechten auf den Kopf
festen, und ihnen die Augen ausbiſſen. Daß fie dem Fiſch⸗
laichnachtheilig find, iſt gewiß; und man hält 30hlwurz )
in das Waſſer geworfen, fuͤr ein ſicheres Mittel, ſie etwas
zu vertreiben. Sie haben nicht nur gleiche Feinde mit dem
bͤraunenLandfroſche, ſondern werden auch von den Krebſen fehr
verfolgt. Für vornehme Leute baͤckt man die Schenkel und
Lenden und ſchlaͤgt ſie in Paſteten; und einige Aerzte halten
dieſes Eſſen fuͤr geſund, andere fuͤr ungeſund. Man faͤngt
ſie zu dieſem Ende in reinem Waſſer mit einem Stuͤckchen
rothen Tuch, in welchem eine Angel verborgen iſt. — Von
dem Laiche dieſes und des vorhergehenden Froſches macht man
das bekannte Froſchlaichpflaſter, das ſonſt mehr als jetzt
im Gebrauch war. Man nimmt dazu den Schleim, der die
Eyer umgiebt, nicht die Eyer ſelbſt. Sonſt wird von ihnen
nichts mehr fuͤr mediziniſch gehalten.
12. Der Alpenfroſch ).
Er ijt über und uber ſchwarz, und mat will ihn auf
einem Oeſterreichiſchen Berge Schneeberg entdeckt haben.
Dritte Familie: Baumfroͤſche?). Sie
zeichnen ſich durch ſehr lange Hinkerſchentel, mit wel⸗
chen ſie außerordentlich große Spruͤnge thun koͤnnen,
und durch die Schildchen, womit ihre Zehen ſtatt der
Naͤgel beſetzt ſind, und womit ſie ſich nicht nur an der
Unterſeite der Blaͤtter, ſondern auch an Glaß haͤngend
befeſtigen koͤnnen, aus. Sie ſind die ſchoͤnſten Ge—
ſchoͤpfe dieſer Gattung, von reiner Haut, zartem Bau
und angenehmer Farbe. Nur des Winters und zur
Zeit der Begattung leben fie im Waſſer, ſonſt aber
auf den Bäumen, im Grafe und Geſtraͤuche.
13. Der Laubfroſch 9.
Mer kennt dieß kleine, niedliche Froͤſchchen aicht,
ſi
ch Fumaria — Lin. h) Rana alpina. Lin,
;) Hylae, k). Rana arborea. L.
‘
so: Der Bagtardtſroſch.
fi) des Sommers auf Bäumen und auf den Blaͤt·
. tern der Sträucher in den Decken aufhaͤlt? Es be
wohnt ganz Europa, England ausgenommen, und Ame⸗
rika. Der ganze Unterleib ift mit Eleinen erhoͤhe⸗
ten Känchen befeßt, welche nichts anders als
Drüschen find, die eine ägende Feuchtigfeit enthalten;
denn wenn man einen Laubfroſch mit bloßen Händen
fängt, und ungewaſchen an Die Augen koͤmmt
(welches mir oft paffiee ft), fo beißt einem diefe aus=
gedruckte Feuchtigkeit eine lange Zeit ſchmerzlich. Die
gene Farbe des Körpers, Die im vollfommenen Zus
ftande graßgrün, wenn aber die fehleimige Haut
Ä ‚abgelege iſt, rothgrau und roeißgefleckt, und hier⸗
auf gelbgrün wird, ift durch einen belfgelben, braͤun⸗
lichgeraͤndeten Streifen abgefondert. . Seine Nah⸗
zung befteht in Fliegen und andern Inſekten, die er mie
vieler Geſchwindigkeit von den Blättern der Baͤume und
Straͤucher wegſchnappt. Bis zu Ende des Junius haͤlt er
ſich in Suͤmpfen auf, und begattet ſich daſelbſt. Man hoͤrt
alsdann bey hellen Abenden das Krageſchrey, das, wenn es
‚ein ganzer Sumpf anſtimmt, eine halbe Meile weit ertönt,
und wie das Raſſeln der Schellenfchlitten klingt. Dje Maͤnn⸗
chen blaſen darzu ſich die gelblichen Kröpfe faft fo groß auf,
als fie ſelbſt find. Da fie duch) ihr Geſchrey außer der Paaz
rungszeit die Veränderungen des Wetters verfündigen, fo
Hält man fie zum Vergnügen in Glaͤſern mit Waffer umd in
Käfigen mit feuchtem Graße, und füttert fie mit Fliegen
Vierte Familie: Geſchwaͤnzte Froͤſche )
Man kennt nur eine einzige Art in dieſer Familie.
14. Der Baſtardtfroſche). die
Er iſt im füdlichen Amerifa zu Haufe. Sein ſtar⸗
ker fleiſchiger auf den Seiten plattgedruckter
Schwanz zeichnet ihn vor allen andern Froͤſchen aus.
Die Schenkel ſind hinten ſchief geſtreift. —5*
ui; ; . reicht
D) Ranae caudatae, em) Rana paradoxa, Lin,
®“.
er fliegende Drache, | 25.1
äeicht gegen die meiften andern Fröfche noch vor feiner voͤl⸗
ligen Ausbildung eine ſpannenlange Groͤße, haͤutet ſich waͤhe
rend dieſer Zeit verſchiedenemal, und hat dadurch zu der al—
ten Sage, daß es Froͤſche gebe, die ſich in Fiſche verwan⸗
delten, Auinlaß gegeben. Man iſt immer geneigt geweſen,
ihn fuͤr eine Larve eines großen Froſches zu halten; allein
eine ganze Reihe dieſer Thiere in den verſchiedenen Stufen
ihrer Verwandlung, die ſich im Goͤttingiſchen Muſeum be⸗
finden, beweiſen das Gegentheil.
Die dritte Gattung
Der Drache").
Die Tpiere diefer Gattung, welche auch) fliegende
Eydechſen genannt werden, und deren es 2, vielleicht
‚nur ı Art ehr unterfcheiden fich durch ihren vier⸗
füßigen, gefchwänzten Körper und durch haͤuti
von den Füßen abgeſonderte Fluͤgel, wel
durch Fnorplige Ribben unterftüge werden. Sie —*
Die einzigen, welche von dem vielkoͤpfigen, feuerſpeyen⸗
den Drachen, Bafelisfen ꝛc. der Alten übrig geblieben
find. Vielleicht aber, daß die Alten mit diefen Fa—
bein nur die Krofodille und andere fchädliche Amphi—
bien meynten, denen fie, um fie fehnellund fürchterlich)
genug zu ſchildern, die Flügel hinzu dichteten.
Der fliegende Drache (die fliegende Eydechſe °) '
wohnt in Oftindien und Afrika auf den Bäumen, ſpringt
vermittelſt ſeiner Fluͤgel von einem Baume zum andern, und
fängt Fliegen und Inſekten. Größe und Geſtalt iſt
wie eine gemeine Eydechſe, vorzuͤglich wenn er die
Fluͤgel angelegt hat, und er iſt auch eben ſo unſchaͤd⸗
lich wie dieſe. Der Koͤrper iſt bunt, gruͤn, blau, braun
und ſchwarz mit kleinen Schuppen beſetzt, und an der
Kehle hängt ein haͤutiger Sack. Der: Schwanz ift
noch einmal fo lang als der Körper, mit reihenmweifen,
Furchen verurfachenden, Se beſetzt.
2) Dhsee, 0) Be, — Lin;
/
| 7,
582 Das Nilkrokodil,
Die vierte Gattung.
| Die Eydechſe ?).
Die 84 Arten, die man von diefer Gattung jetzt
fennt, ſtimmen Am darin überein, daß fie einen ver⸗
längerten, geſchwaͤnzten, nadten, meift gefchupp? .
ten Körper und vier gleiche Füße —— Aeußer⸗
lich ſieht man das Trommelfell und den Gehoͤrgang,
welche bey den Schlangen nicht zu bemerken ſind. Faſt
alle koͤnnen im Waſſer leben, doch lieben einige bloß
das trockene Land, andere bloß das Waſſer, und noch
andere wechſeln mit beyden ab, Die meiſten von de=
nen, welche bloß das Waſſer zu ihrem Aufenrhalee
wählen, find nicht gleich aus dem Ey vierfüßig, ſon⸗
dern werben erſt fifchähnliche farven. Die mrhreſten
legen häufige Eyer, und nur einige gebahren lebendige,
vollkommene Junge Man fcheut fi) ohne Grund
vor dem Gifte dieſer Thiere; da Fein einziges eins
beimifches ſchaͤdlich iſt; auch werden fie in Garten
mehr nuͤtzlich als nachtheilig, indem fie ſchaͤdliche Ge—
würme wegfangen. !
Wegen noch auffallender Werfchiedenheiten theilt
man diefe Gattung in folgende Samilien.
Erſte Smilie: Rrofodilartige Eidechſen.
Der Rumpf ift mie harten Schwielen bedeckt, und der
Schwanz zufommengedräüct und oben gezackt.
1, Das YiilErofobil 7),
welches eine Groͤße von 18 bis 25 Fuß erreicht, wird nicht
nur in Afrika, fondern auch in Oftindien angetroffen, und
lebt ſowohl im füheh als falzigen Waffer, geht aber weder
weit in das Meer, noch aufs Land. Bey den Inſeln des
ſuͤdlichen Nils trifft man die größten an. Der ungeheue-
HN One
E
p) Lacerta. |
9) Lacerta Crocodilus, Lin, $ranz. Le Crocodile.
\
Das Nilkrokodil. 583
re Rachen des großen rüffelförmigen Kopfes mit feiner
„Menge fpisiger Zähne bezeichner das gefräßige graus
ſame Raubthier zur Gnuͤge. Im Oberfiefer befinden
fich gewöhnlich 40 und im untern 38 Zähne. Start
* der Zunge finden fich nur musfulöfe Heraorragungen,
und Klappen im Gaumen. Die großen, widrigen,
aber feharf fehenden Augen haben ftarfe erhabene, runz⸗
liche Augenbraunen ; der Kopf ift mit großen, vierecki⸗
gen Schuppen, und der Ruͤcken mit hornartigen Schwie«
len, die eine erhabene Schärfe haben, bedeckt. Das
Thier ift daher auf diefer Seite aud für eine Flinten-
kugel unverleglich, und nur auf der weichen Bauchfei=
te verwundbar. Die Borderfüße find fünffingrig >
die intern aber haben, nur vier mit einer
Schwimmhaut verbundene Zehen. Oben ift die
Farbe dunkelbraun, untengelblichweiß. — Dieß fürch
terliche Raubthier verſchluckt fowohl größere Lands ala
Waſſerthiere, ftelle ſelbſt dem Menfchen, doch nicht, wenn,
er in Gefellfchafft it, nach, und macht aufden. Strömen bie
Fahrt unficher, indem es die Bote ummwirft, Es läuft auf
ebenen Wege äußerft fchnell, aber nur grade aus; denn e
kann fich nicht leicht feitwärts frümmen, daher man ihm
durch Ausweichen am ficherften entgehen fan. Den groͤß⸗
„ten Theil feines Unraths giebt es nicht durch den natürlichen
Meg, fondern durch den großen Nachen von fih. Es legt
mehr als 100 Eyer von der Größe eines Gaͤnſeeyes in auf
gefcharrte und wieder bedeckte Sandlöcher; die nicht nur in
Menge von der Pharaorager) verzehrt, fondern auch vor
den Landeseinwohnern aufgeſucht und mit eifernen Picken
zerfiogen werden. Um die Krofodile felbft zu fangen, macht
man Gruben an die Ufer der Fläffe, die man leicht bedeckt, _
damit fie in diefelben ftürzen. Die Indianer halten das
Fleiſch und die Eyer für eine gute Speife; ja auf der Inſel
Bouton mahtıman fie fogar zahm und mäfter fi. Mar
Hat fie auch wohl fonft, wie zu Saba, zur Pracht gehalten,
904 und
») &. oben ©. 110.
- 584 Amerikaniſches Krokodil. Wachthalter.
und zu Arſinoe aus Furcht, wie den Teufel, goͤttlich ver⸗
ehrt. Auch in Abyſſinien ißt man die Krokodile. Daß die
Thränen und anlockende Stimme diefer Thiere, die ihnen.
- die Alten beylegten, Erdihtungen find, braucht kaum erwähnt
zu werden. - Sie haben im Segentheil eine fehr rauhe, un?
angeneime Stimme. Wahrer iſt, dag ihre Eingeweide
nah Difam riechen. — Noch ift zu bemerken, daß man ‘
Hiobs Leviarhan s) für diefes Thier Hält; ob ihm gleich
Eigenfchafften zugefeyrieben werden, die auf diefen nicht paf
fen wollen.
‚2. Das Amerikaniſche Rrokodil (der Kaiman) *),
der ſich im üblichen Amerika aufbalt, ift Feine
Spielart des vorhergehenden, wie man fonft glaubte,
fondern eine eigene Art, die fich durch die Fleinere Sta=
£ur, und vorziiglich durch die auf dem Koͤrper und
Schwan nicht fo ſcharf hervorſtehenden ſtarken
ſondern weit flaͤchern Schilde auszeichnen
Er iſt auch weit ſchuͤchterner und furchtſamer, legt we⸗
niger Eyer und iſt uͤberhaupt in feiner Lebensart und Nas
turell von dem vorhergehenden fehr verfchieden.
Zweyte Samilie: Stadheleidechfen) *). Die
Schuppen find aefielt und ftehen fperrig von einander.
3. Der Wachthalter (Warner) *)
aus Indien, if deswegen merfwürbig, weil er ſich in Ges
ſellſcha ft des Krokodils aufhält, und durch ein helles Pfeis
fen die Anwefenheit diefes Raubthiers vielleicht aus eigner
Furcht und nicht zur Warnung für andere anzeigt. Auch
die Klapperſchlange foll er verrathen. Er wird ohnge- -
faͤhr 24 Fuß lang, ift auf dem Rüden blau:
ſchwarz mit weißen Augen, auf dem ſchwarz und +
weiß gefleckten Bauche aber mit weißen $inien bezeich⸗
net. Sein Schwanz iſt dick und auf den Seiten plate
gedrückt. Es ift übrigens ein unſchaͤdliches Thier.
Dritte
s) Kind 40 u. Ar. 2) Lacerta Alligator. Lin,
u) Cordyli.
v) Eacertt ‚Mohitor, Lin, Stanz. La Sauvegarde.
Dorneidechſe. Baſilisk. Legnam 585:
"Dritte Familie: Spiegeleidechfen®). Der
Ruͤcken und Schwanz, oder auch der ganze Körper ift
mit gezähnelten oder geſtachelten Schuppen befeßt,
4. Die Dorneidechfe *).
Ohne den Schwanz ift dieß Thier, das fi in Griee
henland, Egypten und Indien aufhält, uhngefähr eine
Spanne lang, braun, etivas gefprengt, und Über und
über mit in eine dreyeckige Spige fich endigenden
Stacheln beſetzt. Man ſammlet feinen Unrath zur
Schminke.
5. Der Baſilisk ).
Unter dieſem Namen war vor Zeiten ein Thier im
Umlauf, das aus einem Hahney ausgebruͤtet wurde, und
von welchem man viele Geſchichtchen erzaͤhlte, die noch jetzt
in Spinnſtuben im Schwange gehen. Z. B. daß ſein An⸗
blick ſogleich toͤdte u. dgl. Unſer Baſiliske iſt mit dem
langen dünnen Schwanze 13 Fuß lang, bar auf
dem Hinterkopfe einen hohlen und auf dem Ruͤk⸗
fen und Anfang des Schwanzes einen floffen-
ähnlichen Kamm, und die Haut ift mit feinen afch«
grauen, weißgeflecften Schuppen befegt. Sowohl beym
Springen auf den Aeften der Bäume als beym Schwimmer
dient ihm die aufgeblafene Haut. Er ift nicht giftig.
Viierte Samilie: Leguaneidechfen *),. Sie
haben glatte Schuppen, aber der Ruͤcken ift meift mie
einem ftachligen Kamme verfehen und der Kopf mit
Schwielen bedeckt.
6. Der Leguan ).
Er wird mit ſeinem großen runden Schwanze
4 bis 5 Fuß lang, und wohnt im füdlichen Afien und
Amerika, Der Koͤrper ift braun und weiß gefprengt,
0 |
\ 5
ww) Stelliones. x) Laverta Stellio,
5) Lacerta Bafilicus. Lin. Franz. Baſilic.
2) Iguanae.
#) Lacerta Jguana, Lin. $ranz. Leguan,
s36 Sumpf: und: Wäfferfalamander, 3 |
auf dem Ruͤcken läuft ein gegadter Kamm hin,
den er im Zorne aufftwäube, und an ver Kehle
hängt ein großer gezackter haͤutiger Sad.
Ohngeachtet feines feharfen Gebiffes greift er doch
niemanden an, ſondern vertheidigt fich nur wenn er ange
griffen wird. Die Indianer jagen ihn feines delikaten
Fleiſches halber, und zwar vorzüglih im Frühjahr, wenn
er von jungen Kräutern fett ift. Veneriſchen Perfonen aber
iſt diefe Koft Gift. a
Fuͤnfte Samilie: Salamandereidechfen ?).
ie haben einen nackten Körper, an den Fingern feine
Nägel und an den Vorderfüßen nur vier Zehen,
7. Der Sumpffalamander (Sumpfeidechfe) *).
iſt don der Größe eines mittelmäßigen Fingers, bat
einen mittelmäßigen lanzetförmigen Schwanz,
und einen flachen Kopf. Er ift oben bräunlic)
und unten gelb bunt. *
8. Der Waſſerſalamander 9.
Eiin weit größeres und dickeres, aber auch widrigeres
Thier als das vorhergehende. Er iſt oben und an den
Seiten ſchmutzig ſchwarz, auch ſchwarzgruͤn, unten
ſchwarz und goldgelb. Ruͤcken und Seiten ſind
warzig und aufgetrieben, die Baden aufge⸗
ſchwollen, der Kopf dick, und der Schwanz lanen—
förmig und an den Seiten flachgedruͤckt. Die Männ-
chen haben vom Kopfe bis zum Schwanze eine längs .
dem Mücken binlaufende emporftehende ausgezackte
Haut. — Den Aufenthalt hat er mit dem vorhergehenden
gemein, doch liebt er mehr die hellen als ſumpfigen Gewäß
fer, denn man findet ihn in den heflften Brunnen und Quel:
ten. Er ſchwimmt fehr fehnell. Die Türken fehreiben ihm '
‚ befondere Stärfungsfräfte zu und bezahlen ihn theuer.
BL; 9Der
b) Salamandra. -
c) Lacerta paluftris, Lin.
d) Lacerta lacuftris, Lin,
s
\
\
Waſſer⸗ und Erdimold. 587°
9. Der VWaffermoldy *)
ift etwas Kleiner als der Wafferfalamander, obnges
fähr wie ein mittelmäßiger Schmerl. Er bat einen
mittelmäßigen rundlichen Schwanz, einen aufge
dunfenen, fehwärzlichen, ſchwarzgefleckten Körper; ei⸗
ne —— Kehle; einen etwas kammfoͤrmig zus
geſchaͤrften Rücken, und einen glatten, punftirten, und
auf den Seiten mit einer weißen Linie bezeichneten
Schwanz Er haͤlt fi) allenthalben in. ſchlammigen
ſuͤßem Waffer auf. .
Alle drey vorhergehende Arten befchuldigt man,
daß fie dem Laich und der jungen Fiſchbrut fehr nachtheilig
wären. Ich habe aber noch niemals etwas dergleichen in
ihren Magen entdeckt; eher fielen fie ihre eigene Brut.
Die Fifcher leiden fie auch gerne, wenigftens in Thüringen.
Wenn man fie mit Salz beftreut, fo fterben fie bald; fonft
haben fie ein zähes Leben, und erfegen faft alle Theile wies
der, die man ihnen verftümmelt, felbft die Augen zum Theil.
10. Der Erdmolch (Mol) f), |
der fich bey uns in Ihhringen in den £alten Waldthaͤlern
in Menge aufhält, ift feiner kohlſchwarzen, golde
gelbgefledten Haut balber ein ſchoͤnes Thier, das
aber widrig wird, fo bald man es langfam und unbe—
huͤlflich kriechen ſieht. Der Schwanz ift Furz,
rund und abgeſtumpft; der Kopf platt und ftumpf;
der Hals kurz; der Rumpf die, und häufig mie.
löcherigen Warzen befest.
Aus diefen Warzen dringt eine milchartige Feuchtigz
feit, die auf der blogen Haut nicht einmal äsend, gefchweige
denn giftig ift, aber ein mäßiges Kohlfeuer mit Huͤlfe der
Slüffigkeit, die ihm aus dem Munde fließt, fo von fich abs
halt, daß er darin ausdauert; daher die Fabel vom Sala;
mander, der im Feuer leben könne, entftanden. Im Flam—⸗
menfener verbrennt er aber, wie andere Thiere. Ohnge⸗
x. achtet
e) Lacerta aquatica.
f) Lacerta Salamandra. Lin. Franz. Mouron.
)
I
588 ‚Der Gele. >
achtet er en auch im 1 Waſſer aufhalten kann, fo lebt er dach
mehr auf dein Trocknen, doch nur an ſolchen Orten, wo es
ſchattig und feucht iſt. Er-verbirgt fih, wenn er fchlafen
will, und im Winter in Erd; und Steinrigen. Seine _
ahrung find Stiegen, Inſecten und Gewürme. Er ges
biert lebendige Junge, zuweilen vierzig an der Zahl. Sonft
wurde er — in der Apotheke gebraucht. Wenn man ib;
zer mehrere 3. B. zum Verfchiden in eine Schachtel thut, fo
verzehren fie ſich, und zuleßt bleibt nur einer übrig.
Scchſte Familie: Geckeidechſen. Der Koͤr⸗
per iſt warzig; die Fuͤße ſind fuͤnfzehig, am Ende kul⸗
big, und mit einer Haut eingefaßt.
11. Der Gecko (Ge) 8).
Man teifft ihn in Oftindien, Egnpten und Neapel an.
Er wird ohngefaͤhr ı Fuß lang, hat einen dicken, un⸗
foͤrmlichen, roͤthlich grau oder perlfarbigen uͤber und
uͤber mit gleichen Warzen beſetzten Koͤrper, einen
dicken, mittelmaͤßigen, abgeſtumpften Schwanz,
and kleine ſtumpfe Klauen, womit‘ die dicken
Zehen befegt find. Auf dem Rüden fiehen einz
zelne no und die Dhren find ausgehöhlt.
Es ift ein langfames Thier, das fih gern zu ben
Wohnungen der Menfchen hält, fehr zahm, aber beſchuldigt
wird, daß ſein Harn Speichel, oder ein Saft zwiſchen
ſeinen unten blaͤttrigen Fußzehen, die Eßwaaren, uͤber wel⸗
che er laufe, vergifte, heftige Coliken errege, und ſogar zum
Vergiften der Pfeile gebraucht werden koͤnne. Er hat ſei⸗
nen Namen von dem Laut: Gecko, Gecko! den er bey
bevorſtehendem Regenwetter von ſich giebt.
Siebente Familie: Chamaͤleoneidechſen RUN,
Die Füße haben fünf Zehen, wovon zwey nad) einer
und drey nach der andern Seite gerichtet und verbunden
find, und der REED ift rund, kurz und. gefrümmt.
12, Das
e) Lacerta Gecko. Lin, Franz. Geko,
5cChamaeleomes. ne:
E Chamäleon, ER,
12. Das Chamäleon (die Katteneidechfe) )
wohnt in Oftindien, Nordafrita und in Neufpanien, und
ift wegen feines Farbenwechſels, weswegen ed von den Dichs
tern ale Sinnbild der Unbeftändigkeit gebraucht wurde, bes
kannt genug. Es wird ohngefaͤhr 8 Zoll lang, hat eis
nen eckigen Ropf, der wie mit einee Pyramide ges
kroͤnt ausfieht, eine fehr Fange Flebrige Zunge, und una
‚gemein große, lebhafte nnd goldfarbne Augen, die dag
Befondere haben, daß jedes für ſich oder auc) beyde,
zugleich mie der größten Schnelligkeit nach verfchiede»
nen Richtungen, 3. B. das eine in die Höhe und das
andere nach der Erde ftehen Fönnen. Statt der Zähne
ſteht im Munde ein zufammenhängendes mit fpisigen
Einfchnitten verfehenes Bein. Der Hals ift kurz
und dick; der Bauch und Mücken gewölbt, den
Schwanz kurz, rund, und nad) oben zu gekruͤmmt,
und wird zumeilen beym Klettern wie von den Affere
gebraucht. Der Körper ift mit den feinften, glänzen
ven, fihuppenförmigen Erhöhungen befäst, und die
natürliche Farbe fahlgrau, doch auch zuweilen gelb,
ſchwarz, und gefleckt, und zwar leidenſchafftlich wie
bey dem Truthahn, und nicht nach dem Vorgeben der
Alten, um jedesmal die Farbe zu haben, die ihm in
der Natur nahe iſt, alſo nicht bey Baͤumen gruͤn, und
bey Stroh geld u. ſ. w. Seine Lungen find fo unges
heuer groß, daß fie den größten Theil des Bauchs aus⸗
füllen, und durch ihr willführliches Aufblafen und
Senfen den Körper bald ungeheuer dick, bald wieder
fehr duͤnne machen und daher zu der Sage Anlaß ges
geben haben, daß ſich das Chamäleon von Luft nähre.
Zur Beftätigung-diefer Behaupfung koͤmmt noch, daß
es nad) feiner nafürlichen Traͤgheit und Langſamkeit
oft Tage lang auf einem Plage fist, das weite Maul
- auf
?) Lacerta Chamaeleon, Lin, Franz. Camelton,
] \
«
590° . Diegrüne Eidechfe.
aufperre und nach Inſecten lauert. Es haͤlt ſich auf f Bau⸗
men und in Hecken auf. — Es giebt verſchiedene Spin
‚arten defielben.
Achte Samilie: Warzeneidechfen k), Sie
‘haben ein döppeltes Halsband, viereckige Schilde am
Bauche, und an ven Diekbeinen ver Hinterfüße eine
Reihe fehroieliger Warzen.
—— Die gruͤne Eidechſe (Springer, Kupfer:
5 eidechfe) *).
Ein überaus gefchtwindes Thier, das waldige Gegen:
‚den bemohnt, und ſich hier in Moos und Erdhöhlen aufs
‚hält. Ich habe fie von 10 Zoll Größe und Überall goldgläns
zend grün gefunden. In Indien wird fie größer und bun⸗
ter. Gewoͤhnlich ſieht man ſie bey uns mit gruͤnem
Ruͤcken, braͤunlich und ſchwarz gefleckten Seiten und
weißgelben oder kupferfarbenem Bauche. Sie hat
einen langen, geringelten, ſcharfgeſchuppten
Schwanz, der leicht abreißt, daher man fie behutſam
haſchen muß, und die Schuppen unten am Halſe bil-
den gleichfam ein Halsband. Die Fuße find fünfzes
hig und haben ſcharfe Nägel. Sie naͤhrt fich von In⸗
fecten, Froͤſchen und ihren eignen Jungen. Ich habe oft
eine geöffnet, und fand in ihr eine junge Eidechfe von ihrer
der einer andern Art, die noch lebte, und wieder fortkroch.
Bor den niedrigfiehenden Bienenſtoͤcken lauert fie auch an
der Sonne liegend zuweilen den Bienen auf»). Sie legt
acht und mehrere ſchmutzig weiße ſtumpf eyrunde, eine Zeits
lang im Finſtern feuchtende Eyer unter die Steine, oft mitz
ten unter die fihwarzen großen Ameifen, die fie aber nicht
angehen. Die vor der Sommerwärme ausgebrüteten
Sjungen, deren jedes Ey nur eins enthält, ſchluͤpfen im Aus
guft und auch noch im September aus, und fehen zwey
Jahre lang gruͤn und braunbunt aus. — Man heilt jest
mit ihr die Luftfeuche, den Ausſatz, und beſonders die faus
lende Kräße, welche fonft allen Heilmitteln widerſteht.
Uebri⸗
k) Sepes. 2) ‚Lacerta agilis, Lin,
m) Virgili Georgicon, VI. 13 und 243.
Gemeine Eidechſe. Stink. ie
Uebrigens ift fie unfchädfich, und hat noch das Eigene, daß
fie das feinfte und verftecktefte Sift der Thiere aus diefer
Claſſe verräth, indem fie unter Krämpfen des ganzen Leibes
ſtirbt, wenn ſie von einem iſt gebiſſen worden.
Neunte Familie: Eigentliche Eidechſen 9.
Sie haben weder Halsband noch Halsfalte, einen li⸗
niirten oder bandirten gefchuppten Körper und eine
Doppelte Zunge,
14. Die gemeine Eidechſe (Beinfchießer) ).
Es iſt eine der kleinſten Arten. Ihre Grund⸗
farbe iſt grau, und uͤber den Ruͤcken laufen zwey
braune Streifen hin. Vorn hat ſie vier und
hinten fuͤnf Zehen. Der Schwanz iſt mittel⸗
maͤßig und rund. Man findet ſie in ganz Europa.
Ihre Entwickelung geſchieht unter dem Waſſer, alsdann
aber lebt ſie beſtaͤndig auf dem Lande, wo man ſie beſonders
nach Gewittern haͤufig und langſam herumkriechen ſi eht.
Ihre Viabrung beſteht aus: Inſecten. Man hat fie in
‚neueren Zeiten, fo wie die grüne Eidechfe in verfchiedenen
ſchweren Hautkrankheiten mit Nutzen angewendet.
Zehnte Familie: Stinkuseidechſen ?). Der
Bauch iſt mie uͤbereinandergelegten halbrunden Schup⸗
pen bedeckt, und die Zunge ganz.
5Der Stink)
wohnt in Arabien, Egypten und den angraͤnzenden Laͤn⸗
dern. Er iſt ohngefaͤhr 6 Zoll lang, und an Geſtalt
dem Erdmolche gleich, an des runden miftelmäßigen
. Schwanses Spitze zuſamengedruckt, mit ſtumpfen
geraͤndeten Zehen, am Kopfe meergruͤn, am vordern
Theil des Koͤrpers uͤber den Ruͤcken bis zum Bauche
hellgrau, ſchwaͤrzlich bandirt, und an den Fuͤßen weißlich.
Von den Landeseinwohnern wird er als ein befonderes
Stärfungsmittel gebraucht, wozu er auch fonft in den meh⸗
reſten Apothefen bey uns geführt wurde.
Eilfte
n) Lacerti. 0) Lacerta vulgaris. Lin. p) Stingi.
g) Lacerta Stineus, L, Franz. Stink marin,
«
J
592 Waleidechfe. Zwehfuige Eidechſe.
Eilfte Familie: Schleicheidechfen ). Sie
kriechen auf dem Bauche weg, und machen das Bin«
deglied zwiſchen den Eidechſen und Schlangen ar aus.
-16. Die Agleidechfe ).,
Ein fehr.langes wurmfoͤrmiges Thier, mit einem.
langen am Ende ftarren Schwarze, und mit ſechs kur⸗
gen Füßen ohne Zehen. Der ganze Körper ift mit.
Schuppen bededt, die linienföcmig der fange nad)
ausgehöhlt find, hat oben eine ſchmutzig gelbe und un«
ten bläuliche Farbe. Dean finder fie auf dem Vorgebirge
der guten Hoffnung, und fie macht unter allen Thieren dies
fer Sattung mit der folgenden am ſchicklichſten den ueber⸗
gang zur folgenden Ordnung.
17. Die zweyfuͤßige Eidechſe a
welche auch andere unter die — 3
zählen und. zweyfuͤßige Schuppenſchlange nennen,
hat nur zwey ganz kurze Fuͤße mit zwey Zehen
nahe am After und vorn gar Feine, wohnt in
Mauritanien, wo fie grün nnd rothgefleckt und in Oſt ⸗
indien, wo fie auf dem Ruͤcken braun und unterm,
Bauche gelb, auch blaßgrau mit — Punbkten ges
zeichnet iſt. —9*
Das zwey und ze Kapitel.
lOrdnung.
Die ſchleichenden (gleitenden) IN
ner Schlangen”).
Di: Thiere diefer Ordnung haben feine äufere
Gedmaßen, werer Füße noch Floſſen und bie
gröpe Geſchwindigkeit ihrer (feittwärts) wellenfoͤrmi⸗
gen
— ‚Chaleidae. — 9— Lader anguina, Lin Be
2) Lacetta bipes. =) Anzuis,
'9) Amphibiae Serpentes.
®
\
” %) Sch habe öft Ringelnattern angetroffen, die einech ipf
Die ſchleichenden Amphibien. 393
gen Bewegungen hat alſo bloß ihren Grund in den
Bedeckungen ihres langen wurmfoͤrmigen Koͤr⸗
pers; auch wird man keine aͤußerliche Gehoͤrwerk⸗
zeuge gewahr, ob ſie gleich mit dem innern Gehoͤrkno⸗
chen verſehen find und nicht ſchlecht hoͤren. Das
Verhaͤltniß ihres Koͤrpers und Kopfs iſt ſo wie ihre
Bedeckung verſchieden. Die Koͤpfe find klein, meh«
rentheils laͤnglich und zeigen oft ſehr ſchoͤne Formen.
Die Augen ſchoͤn und feurig. Der Rachen kann un—
gemein erweitert werden, da die Kinnladen nur mit
Baͤndern angehaͤngt ſind, und ſchickt ſich gut zu dem
kropfartig ausgedehnten Schlunde, in welchem ein
zweymal dickeres Thier Platz haben kann “). Die
in einer Scheide verborgene Zunge iſt lang und geſpal⸗
ten. Sie koͤmmt hervor, wenn das Thier boͤſe wird,
oder mit ihr ſpielt. Auf den Raͤndern der Kinnladen
ſtehen Zähne zum Feſthalten größerer Beute; zuwei—
len find auch oben einige diefer Zähne größer, bewegs
licher, zum Verwunden geſchickter, hohl und mit der
Speicheldrüfe in Verbindung. Der Kopf verbindet
fih ohne merflihen Hals mit dem Rumpfe, Diefer
endige fi) in dem Schwanze, welcher von der Oeff⸗
nung, des Afters anfängt. Das Skelet befteht, aus.
einer Menge Wirbelbeinen, die durch den ganzen
Körper laufen, und Bruft und Bauch find mit Ribs
ben umgeben, die mit vielen Muskeln verfehen find,
woraus Die gewaltige Kraft entfpringt, die diefe Thiere
bey dem Mangel aller äußern Gliedmaßen anwenden
| | | — koͤn⸗
eine Fauſt groß hatten, und_fid) davor kaum forecewe⸗
en konnten. Wenn ich fie aufſchnitt, fo Fam ein großer
roſch oder eine Erdkroͤte heraus, die, wenn ſie noch nicht
laͤnge verſchluckt waren, wieder fortſprangen oder fortkrochen.
Bechſteins kurzgef. 1.8. 1.9, Pp
—
*
594 Die fehleichenden Amphibien.
Finnen, Die fingen endigen fi) in fangen binnen
Blafen, und die Zeugungstheile fird Doppelt, ſowohl
die Ruthe beym Männchen, als die Eyergaͤnge beym
Weibchen, Selten ift der Körper bloß, fondern ges
wöhnlich mit Funden oder Fänglichrunden hornaͤrtigen
Schuppen bedeckt, welche, wenn fie von gleicher
‘Breite find und über den ganzen Bauch hergeben,
Schilder, wenn fie aber den ganzen Koͤrper umge—
ben, * genannt werden. Dieſe Schuppen haben
ſcharfe Raͤnder, die allenthalben einſchneiden, ſo daß
das Thier ſogar auf Baͤume klettern kann. Im
Fruͤhjahr legen ſie die alte Haut ab, und verjuͤngen
ſich daher jaͤhrlich. Die junge Haut hat eben die
Zeichnung als die alte, aber mchrentheils blaͤſſere
Farben, die erft in der Mitte des Sommers gehörig. .
erhöht find. = Die Schlangen haben eine zifchende
Stimme, ſchnellen ſich weit for, heben ſich vorne in
die Höhe, um einen Körper zu ergreifen, um welchen
fie ſich winden koͤnnen, find fehlau, gelebrig, folgfam,
und laffen fi von Gauflern zu verfehiedenen Kuͤnſten
abrichten, weiches vom gemeinen Mann oft für Wirs
kung der Zauberen gehalten wird. Daher fie im
Orient fhon vor Alters ein Sinnbild der Klugheit
und Sift waren, Einige Schlangen leben bloß auf
dem Sande, andere aber und die meiften bier und int
Waffer zugleich, und die in Fältern Gegenden erftarz
ven im Winter. Sie fonnen ſich gern, ob fie gleich
fonft verfteckte, feuchte und düftre Derter lieben. Man
ſieht fie Daher in den beyden heißeften Monaten Julius
und Auguft bey uns am häufigften berumlaufen. Ih⸗
ve Nahrung beftehe meift in Eleinen Thieren, doch.
erwürgen fie auch größere; verfchlucken alles ohne es
zu kauen. Einige fegen längliche, häufige, —
Herz,
Die fchleichenden Amphibien 595
Eyer, in deren jedem mehr als ein Junges ſteckt, und
die mehrentheils aneinandergefchnure ‚bangen, andere
gebähren lebendige Junge —
Ueberhaupt haben die Säfte dieſer Thiere einen
widrigen, angreifenden Geruch, und diejenigen welche
öben vier bewegliche Hauzaͤhne haben, befigen ein
ſchreckliches Gift, - Es fammter fic) dieß in gemiffen
Druͤſen (Speicyeldrüfen), wird während dem Biß aus
den hohlen Zähnen in die Wunde gepreßt, wo es gea
fährliche, oft augenblicklich toͤdtliche Wirkungen bere
vorbringt. Diefes Gift greift vorzüglich die Nerven
an, und iſt nur alsdann gefährlich und toͤdtlich, wenn
es durch den Biß in eine Bunde gebracht weird; denn
ob es gleich ſcharf und aͤtzend und auf der Zunge ent»
zindend iſt, fo Fann es doc) ohne Lebensgefahr ver-
ſchluckt werden, weil die fhädliche Wirkung fi nur
durch Verwundung äußert, und bier durch Speichel,
Galle und andere Säfte gemildert wird, Es diene
den Schlangen niche nur zur Vertheidigung, fondern
auch und vorzüglid) zum Fang und Verdauung ihres
Raubes. Die Stoͤrche, Schweine u. d.g. ſteuern der
zu großen Vermehrung dlefer Thiere, und manche dies
nen dem; Menfchen zur Arzeney, zur Speife, und zu
Weberzügen durch ihr Fel. Die Kenntniß der ein«
heimiſchen ift um deſto nothwendiger, je mehr man
die giftigen unter denſelben zu fürchten har.
Die Kennzeichen der Bastintgen diefer Am«
phibien beftimme man nach der Bedeckung des Koͤr⸗
‚pers unter dem Bauche und Schmwanze; und die der
Arten nad) der Anzahl der Schilde und Schuppen
unter dem Bauche und Schwanze, Da aber dieß
Kennzeichen, bey den Arten nicht nur außerordentlich
muͤhſam aufzuzuſuchen, fondern auch in der That oft
Pp 2 ver⸗
596 _ Die Klapperfhlange. = >
yeränberlich ift; fo behält man zwar daffelbe bey, ver⸗
bindet es aber auch zugleich mit. den Zeichnungen und
Farben, und bemerft noch überdieß die Geftalt und
das Verhaͤltniß des Kopfs zum Körper.
Es find fechs Battungen und hundert und
vierzehn Arten befannt, worunter wir als vorzüglich
merfwürdig folgende anführen.
Die fünfte Gattung.
Die Klapperfchlange ).
Ei giebt 5 Arten, die darin übereinftimmen, daß fie
‚Schilder am Bauche, und Schuppen und Schil⸗
der unter dem Schwanse, welcher fich in Die aus
hornartigen Öelenken zufanmengefegte Klapper
endigt, haben. Sie find alle giftig und leben in Oſt⸗
indien und Amerika in Büfchen. Sie follen (wie die
Kühe an ihren Hoͤrnern) alfe Sabre ein neues Gelenk:
an die Klapper anfegen, fo daß man an der Zahl ders
felben das Alter der Schlangen erfennen kann. 0;
bald fie einen Raub fehen, oder gereist werden, raſſeln
fie mie ihrer Klapper, und fallen darauf, erſt Thiere
und Menfchen an. Wie weistich läßt bier die Vor⸗
fehung vor diefem gefährlichen. Feinde warnen! ‚Der
Biß ift oft in wenigen Minuten toͤdtlich, und die da⸗
her entftandenen Zufälle greifen vorzüglich die Bruſt
an. Die Senegamurzel 2) ift das vorzüglichite Mittel
gegen diefes Gift, man kaut ſie, legt fieauf den Biß, und
braucht innerlich Oehl und fette Sachen. Zur Regenzeit, |
find diefe Schlangen gefährlicher als fonft, da fie mit
den erweichten Schwanzglievern night Elappern koͤn⸗
nen. Uebrigens müffen, fie ſich erft in einen Kreiß
legen, um bieraus loszuſchiehen und zu beißen, ſind
au
x) Crotalus. Polygala Senega. Lin, —
— " BR
Klapperer. Schauerſchlange. 997
auch überdieß langſam; man fann ihnen alfo Teiche
ausweichen. Die Indianer bauen ihnen daher ohne
Schwierigkeit den Kopf ab, und effen den Rumpf als
wohlſchmeckend. Auch die Schweine, denen fie. wegen
des Spedes mit ihrem Biffe nichts anhaben Ffönnen,
geben. a begierig nad) und freffen fie; fie felbjt
aber locken Haafen, Eichhörnchen, Mäufe, Vögel und
verſchiedene MWaffertbiere (denn fie Fönnen auch
ſchwimmen) durch ein Teifes Zifchen zu fih, und era
bafchen fie. Sie gebähren lebendige unge. Man
kann ſie ſehr zahm machen, -
2 Der Rlapperer (Amerikaniſche Klapper⸗
ſchlange) *) | |
aus Amerika. Sie haf ı72 Bauchfihilder und
21 Schwansfchilder, ift weiß und gelb gefleckt und
hat längs dem Rüden hin verfchobene vierfeitiz
ge hellbraune Flecken, die fchwärslichbraun ein⸗
gefaßt find, Sie wird ohngefähr 4 Fuß lang und
3 Zoll dit, und klappert am lauteften. . |
Zum Gegengift wider biefelbe bedtent man fich ges
woͤhnlich der Amerifanifchen Oſterluzey a).
2. Die Schauerfchlange ?) We),
wohnt in Amerika. Man zähle an ihrem Bauche
167 und unter dem Schwanze 23 Schilder
Sie wird armsdick und 6 Fuß lang. Der Kopf ift
ſtumpf und platt, und der Machen außer den Giftzäb-
nen zahnlos. Ihre Farbe ift gelolihweiß und braun
mit ſchwarzen Sleden, und der Rüden hat in der
Mitte eine erhabene Linie, Sie ift die giftigfte un:
ter allen and ihr Bir wird, wenn nicht vie fehleunigfte Huͤl⸗
fe koͤmmt, in fünf Minuten toͤdtlich. Wird ſie zornig ge
. x) Crotalus Duriſſus Lin. ;
a) Ariftolochia americana. Lin,
5b) Crotalas horridus, Lin,
—
98 Rieſenſchlange. Koͤnigsſchlange.
gemacht, und kann ſich nicht durch den Biß raͤchen, ſo beißt
fie ſich ſelbſt und iſt in wenigen Minuten todt. Sie ſucht
vorzuͤglich ſteinige und bergige Gegenden auf, und wird, da
fie ſich ſtark vermehrt, haufig angetroffen. Im Winter
liegen ſie haufenweiſe in ihren Loͤchern uͤber einander und
find erſtarrt.
Die ſechſte Gattung.
Die Rieſenſchlange ).
Die 10 Arten diefer Gattung haben am Bauche.
und unter dem Schwanze bloß Schilder und
feine Klapper, und vorzüglid am After zwey
Klauen, weiche mie den legten Kibben verbunden find
und wahrſcheinlich darzu dienen, um ſich damit feft zu
Halten, Es gehoͤren dahin die größten Schlangenar⸗
zen 9), die alle ohne Gift find, ob fie gleich ftarfe und
fpigige Zähne haben. Manche find fo ftarf, daß fie
Büffel, Hirfche, fo gar Tiger umfchlingen und erwürs
gen fönnen. Sie halten fich auf den Bäumen und.
um die Flüffe auf, lauern dafelbft auf ihre Beute,
[hießen geſchwind auf diefelbe und bemächtigen fich
derfelben. Ihre Häute find ſchoͤn gezeichnet.
| s. Die Boͤnigsſchlange (Abgottsfchlange) °)
iſt die größte Schlange, die man kennt; denn fie wird bie
40 Fuß lang und dicker als ein Mann im Leibe. Sie bes
wohnt Indien, die Infeln des Indiſchen ne
uͤd⸗
c) Boa,
ſchreibt, iſt noch nicht en denn u audy
a
Grund drüden, aud) wohl einzelne Menſchen aus denfelben
verſchlingen u. ſ. w _
e) Boa Conſtrictor. Lin, ram. Coral.
3
⁊
—
Der Kneifer. Die Natter. 599
Suͤdamerika. Im letztern Wird fie nicht nur ihres furcht⸗
bar praͤchtigen Anſehens halber, ſondern auch deswegen, weil
man dadurch verhuͤten will, daß ſich niemand an, ihr vers.
greife und fie veize, göttlich verehrt, da fie ohne gereizt zu.
feyn, feinen Menſchen anfale f). Sie widelt fih um
-junge Büffel, Hirſche u. d. g. zerbricht ihnen fo die Kno⸗
hen, erſtickt fie, und verſchlingt fie alsdann ganz. Gewoͤhn⸗
lich frißt fie aber Heine Thiere, Eidechſen, Vögel, andere
Schlangen, die: es dort in Menge giebt, und reinigt die.
Häufer der Indianer von Ungeziefer. ;
Ihr Kopf gleicht dem Krokodilskopfe, und ihre
Farben find fchön und glänzend, daher aud) ihre, Haut
in großem Werth ſteht und einen: Handelsartikel ia
jenen: Gegenden ausmacht. Meiftens iſt fie gelb«
lich. oder bläulich mit einem ſchwarzen Styeffen ber:
dem Rüden und mit braunlichen Flecken. Sie haf
240 Bauchſchilde und 60 unter dem Schwanze.
Don manchen Indianern wird fie auch gegeſſen, und von den:
Oſtindiſchen Gauklern zu allerhand Kunftitächen abgerichtet.
2. Der Rneifer 2). h;
Auch) eine fehr große Schlunge aus Carolina.
Sie hat 150 Bauch» und 40 Schwansfthilder.
Ihren Namen hat fie davon, daf fie fich fefr um die Glie⸗
der der, Thiere wickelt, doc) ohne dem gröfern Schaden zu
thun. Sie thut dieh, wie die vorhergehende, indem fie fi.
um, einen- Baum ſchlingt, und von demfelben, auf das vor—
übergehende Thier ſpringt.
Die ſiebente Gattung.
DE Nattee”).
Der —* hat Schilder und der Schwanz
Schuppen :). Diefe Gattung iſt außerordentlich
F) Die auf Guinea fo kei — 5 PR genannte nr
Schlange fdyeint von diefer verfchieden zu fenn, da fie nun
etwa 6 Fuß lang wird u. f. m.
.g) Boa Contortrix. Lin. ) Coluber.
S Am Schwanze zähle man die Schuppen ber Breite nad,
alfo eigentlic) Die Schuppenseihen,
60 . Die Kingelmokter a!
zahlreich, fo daß fie 173 Arten enthält, wovon aber
die wenigften giffig find. Wir begnügen uns von
denſelben nur die einheimifchen und dann die merk⸗
——— fremden Arten zu beſchreiben.
. Die Ringelnatter F) _
iſt die —— inlaͤndiſche Sdlangenart, und ganz un⸗
ſchaͤdlich. Ich habe fie von 4. Fuß Länge und drüber
angetroffen, Das Weibchen ift auch allemal größer
und dicker als das Männchen. Man zählt an ihr
gewoͤhnlich 170 Bauchfchilder und 60 Schwanz
ſchuppen, doch babe ic) ihrer immer mehr oder we-
niger gefunden, und überhaupt fallen bey allen hieſigen
Marterarten die Anzahl der Schilder und Schuppen
- fo verfchieden aus, daß ich kaum zwey Exemplare ge⸗
troffen habe, die uͤbereinſtimmend geweſen waͤren.
Dieſe Ringelnatter mache ſich dadurch am kenntlich—
ſten, daß fie zu beyden Seiten des Halſes beym
Männchen mit einem gelben und beym Weib⸗
chen mit einen meißlichen Fleck in Geftalt eines
Halsbandes oder Ninges bezeichnet ift. Uebrigens
iſt ſie am Oberleibe gruͤnblau, am Unterleibe mehr
weiß und an den Seiten weiß gefleckt; doch ſind dieſe
Farben bald etwas hoͤher bald tiefer; die gelblichen
und weißlichen Halsflecken bleiben aber allemal das
auszeichnendſte Merkmal.
Man findet ſie ſo wohl auf dem hoͤchſten Gebirge als
im tiefſten Thal, an den trockenſten ſo wie an den feuchte⸗
ſten Oertern, ſowohl da wo ſie niemals ins Waſſer koͤmmt,
als auch da, wo ſie taͤglich im Waſſer herum ſchwimmen
kann, an den Ufern der Teiche und Fluͤſſe. Gewoͤhnlich
aber ſucht ſie ſchattige Oerter auf, weil ſie nur die Sonnen⸗
waͤrme zu gewiſſen Zeiten, z. B. wenn ſie ihre alte Haut ab⸗
gelegt hat, liebt. Sie heißt auch Unke, uapblange
4) Coluber Natrix, Lin. Stang. Couloevre 3 Collier
Die gemeine Dtter. 601
und Sausumke, weil fie ſich gern in Kellern, Staͤllen 1)
und Miftftäten aufhält. In den Mift, in die zuſammen⸗
geharkte Miſthaufen in Gärten und auf den Wiefen legt fie
auch gewöhnlich ihre Ener, die wie Perlen an einander ges
ſchnuͤrt ſind. Das Männchen graͤbt die Höhlen aus, in
welche das Weibchen die Eyer legen foH, und wird fehr böfe,
wenn man es in feinen Gefchäfften hindert, lehnt ſich indie
Höhe, fehnellt ſich nach einem, zifcht und riecht fehr unanges
nehm bockartig. Sie gebentgewöhnlich im Junius und Zus
Tius,; als die Zeit ihrer Fortpflanzung, diefen fehr unange:
nehmen Gerud, von fihm). Ihre Vahrung beiteht in
Kosten, Fröfchen, Eydechſen, Schnecken, Mäufen, Würs
mern u. d, 9. Cie hat feine Giftzähne, ift alfo unſchaͤd⸗
lich und kann auch gegeffen werden. Man braucht ihre
Haut zu Ueberzuͤgen über Degen, Stöde u.d,g. Da fie
zuweilen eine außerordentliche Größe erreicht, fo vermuthet
man nicht ohne Grund, daß fie es fey, die die Veranlaſſung
zu allerhand abentheuerlichen Erzählungen z. B. von Find;
wurm u. d. 9. gegeben habe.
2. Die gemeine Otter (Furopäifche Natter ”).
Sie iſt cylinderförmig gefaltet, hat einen etwas
berzförmigen Kopf, einen faum merklich Dünnern Hals,
und einen zugefpißten Schwanz. Am Bauche hat fie
' nicht bloß Fleine Schuppen, wie die befannte Blind—
fchleiche, fondern 146 Schilve, d. h. Schuppen, die
von gleicher Breite find, und über den ganzen Bauch
laufen, und 39 Paar Schwanzfehuppen, d. h. ordent«
liche Schuppen, die yom After an bis zur Schwanz»
fpige gezäblt werden, Diefe beftimmee Anzahl Schils
; Pp5 de
N) Virgilii Georgicen. IH. V. 418. Auch die Befchreibung
der Zyder V. 425 paßt auf Feine andere Schlange, als auf
Biel Er bien damals, wie jegt, auch alles, mas Schlan:
ieß, fur giftig.
m) Da idy diefem Ehiere fehr oft nachgefpürt, und dieſen fehr
anffallenden Geruch Fenne: fo rieche sch es fogleich,, fobald
fib eine um mich befindet, und wenn fie noch fo tief im Ges
bufch oder in der Erde ſteckt.
#) Coluber ‚Berus. Lin.
>
602 ‚Die gemeine Otter. |
‚be und Schuppen wird gewöhnlich für das untruͤglich⸗
fie Merfmal angegeben, wodurch ſich diefe Schlangen-
art von andernunterfcheide, Allein fie trifft nicht alle
mal zu, wie ich gar oft gefunden habe. Oben beftehr
fie aus lauter viereckigen klaren Schuppen. Ihre
Grundfarbe iſt nicht immer gleich, ſondern grau, aſch⸗
grau, olivenbraun, ja zuweilen gar ſchwaͤrzlich, weil
das Thier die Haut jaͤhrlich abwirft, und die neue als⸗
dann heller iſt, nach und nach aber dunkler wird. Alle—
mal aber geht durch die Augen weg ein dunkel⸗
brauner Streifen, auf dem Kopfe ſteht ein herz⸗
foͤrmiger, großer, brauner Fleck, auf dem Halſe
ſind einige dergleichen Punkte, die im Zickzack ſtehen,
darauf folgen Streifen und von der Mitte cn auch nur
große und kleine hin und ber zerftreute und gezähnelte
raune Flecken; der Unterleib ift hellgrau oder graus
blau. Man trifft fie von ı bis 2 Fuß fänge und
drüber an.
Sie haͤlt fi gern in umd- bey Waldungen auf, wo
ſteiniger und Falter Boden iſt. Hier wohnt ſie in den
Erdritzen, unter dem Moos, in Maulwurfshoͤhlen, und be⸗
ſteigt die Buͤſche und Baͤume geſchickt, daher man oft ihren
Balg auf einem Buſche haͤngen ſieht. Sie ziſcht leiſe, wird
leicht boͤſe, wickelt ſich dann ſchneckenfoͤrmig zuſammen,
ſchnellt ſich hin und beißt nach ihrem Feinde. — Ihre Nah⸗
rung machen Froͤſche, Eydechſen, Maͤuſe, Maulwuͤrfe und
Inſekten aus, die fie alle mit ihren ſpitzigen Zähnen bloß
toͤdtet, dann ſo ganz verſchluckt. Ihr Schlund und Körper
dehnt ſich naͤmlich ſo weit aus, daß ſie den groͤßten Froſch auf
einmal verſchlingen kann. In unbewohnten Gegenden kaun
alſo ihr Daſeyn von großem Nutzen ſeyn, fuͤr bewohnte paßt ſie
aber deshalb garnicht mehr, weil fie dem Menſchen ſelbſt ſchaͤd⸗
lich wird, und diefer auch bey der größten Vorſicht nicht im
Stande ift, fich vor ihren giftigen Biſſen zu fihern. Frey⸗
lich beißt fie niemals ungereizt, allein wer fagt mir, unter
welchem Moosklumpen, unter welchem Beerſtrauch u. ſ.
ie
r Die gemeine Otter. 603
fle verborgen Liegt, damit fie mein Fuß ober meine Hand
nicht berühre? — Sie paart ſich zweimal im Jahre, und
gebiert Ichendige Junge. Andere Amphibien und Schlans
gen legen nämlich Ever, aus denen die Jungen von bei
Sonnenhitze ausgebrütet werden; diefe hat zwar auch die
haͤutigen Ener im Leibe, aber die Jungen fehlüpfen noch im
Mutterleibe aus denfelben aus, und Fommen lebendig zum
Voerſchein. Mean trifft zuweilen im Walde unter einem gros
sen Steine eine Mytter mit ihren ſechs big acht Jungen,
die fie een gebohren hat, en, und dann muß man fehr auf.
feine Flucht bedacht feyn. Ihre blikenden Augen verrathen,
‚einem alsdann ſchon, was fie Böfes Willens fey. Sie fire
Überhaupt gern unter Steinen, und man muß fich Hüten, in
- Waldungen große Steine aufzuheben, befonders wenn fie hohl
liegen. — Wenn jemand fo unglüklichift, gebiffenzu werden,
welches ig gebirgigen Waldgegen nicht ſelten der Fall iſt, fo
muß die Stelle gefchwind mit etwas unterbunden werden,
alsdann braucht man äußerlich Schröpfen und innerlich Nats
ternfalz, das in den Apotheken ang diefer Otter oder Natter
felöft gezogen wird. Sonſt ruͤhmt man noch folgendes Mit⸗
sel als ein ficheres Gegengift. Man nimmt 12 Duentchert
Queckſilber, veibt die mit 2 Quentchen Arabifhen Gummz
in einem. fteinernen Mörfek, und gießt dabey nad) und nah
3 Unzen Bruynenwaffer drein. Hierauf vermifcht man das
mit 2 Scrupel Enziansertract und 2 Quentchen Zucker, und
nimmt diefe Miſchung mit einemmale ein. — Die Brühe
von dem Fleifche diefer Otter (dev Kopf muß freylich abges
hauen feyn) if eine Arzeney, wodurd die Säfte gebeſſert und
der ſchwache Körper genährt wird. — Wer die Figur und
Seftalt diefer Otter genau kennt, der wird auch die ſchwaͤrz⸗
liche Abart von ihr, welche die ſchwarze Otter oder Wat;
ter genannt wird, von andern Schlangenarten zu unterfiheis:
‚den willen, und fie eben fo, wie jene, zu tödten ſuchen. Eben
dieß gilt von der fogenannten Feuerotter o), die ich nach
genanerer Unterfuchung für eine einjährige gemeine Otter
halte, weil ihre Farbe, befonders kurz nach der Haͤutung,
roͤthlich oder hellroſtfarben iſt P).
3. Die
q) Coluber Aſpis. Lin,
2) Virgilii Georgicon IL, V. 417
604 : Die Kireußotter,
3. Die Rreusotter (Kupferfehlange, Schwediſche
HR JJ er ct 3.0. >
Site iſt die alfergefährlichfte, und hält ſich in Waͤl⸗
dern an däftern, feuchten, auch fogar an fumpfigen Orten
auf. Man trifftfie von 6 bis 8, böchftens von -ı 2 Zoll
an; dabey ift fie 4 bis 6 Sinien dic. Sie hat 150
(ich habe ihrer aud) 156 gezählt) Schilde und 34 Paar
Schwanzſchuppen. Diejenige, die id) fü eben vor mir
habe, brachte mir jemand aus dem Walde mit, Er
glaubte, es fey eine DBlindfchleiche, hatte fie alfo mit
einer Ruthe faft tode gehauen, und mit dem Schnupf-
£uche in die Tafche geſteckt. Da er das Schnupftuch
öffnete, war fie wieder völlig lebendig, und es war ein
befonderer glücklicher Zufall, daß ſie ihn nicht verwundet
Harte. Der Kopf ift platt, faſt eyrund, der Hals
dünn, hierauf ift der. Körper fat von gleicher Dicke,
bis auf das zugefpigte Schwanzende. Die Grund»
farbe des Ruͤckens ift roftfarbig, bald höher, bald tie-
fer, auf dem Kopfe ftehen zwey Halbcirkel in Ge⸗
ſtalt zweyer getrennten halben Monde )(, und
ein gleichgefärbter ſchmaler Strich hinter jeden
- Auge, Exfteres fieht man in Thüringen fuͤr ein Kreug
en, und nenne fie Daher‘ Kreutzotter. Den ganzen
Ruͤcken herab läuft,ein aneinander haͤngender, zickzack⸗
förmiger, dunfelbrauner oder rorhbrauner Streifen,
und an den Seiten weg liegen verwafchene, rorbbraus
ne Punfte. Der Unterleib ift aſchgrau mit lauter
weißen Dueerbinden, auf welchen hin und wieder Flei-
ne ſchwaͤrzliche Punfte ſtehen. Die Schwanzfpige ift
braun. Sie ift äuferft ſchnell, und es giebt mehr als ein
DBeyfpiel in Thüringen, daß Kinder, die Himm-Heidel⸗
der andere Beeren fuchten, von ihr gebiffen worden und ge
ftorben find.
; 4. Der
4) Coluber cherfea, Liw 4
Schwarze Dtter. Oefterreichiſ. Natter it, 605
4. Der ſchwarze Otter (Engliſcher Viper ”)
giebt man eigentlich das ſuͤdliche Europa bis Oeſterreich und
das noͤrdliche Aſien zum Vaterlande; allein ich habe ſie auch
mehrmalen im Thuͤringerwalde geſehen. Sie wird bis
2 Fuß lang, hat einen ſpitzigen Kopf, und einen etz
was ftumpfen Schwanz, ift entweder ganz ſchwarz
ever ſchwarzgrau / um die Lippen weiß und ſchwarz⸗
gefleckt, und bat 152 Bauchfihilde, und 32
Schwanzfchilöe. Site lebt gern auf hohen Gebirgert
bey Felfenkiäften, und im dichten Moos und Brom: und.
Heidelbeergefträuche. Sie gebiert lebendige Tunge, und
bat ein fchädfiches Gift bey fih, das man äußerlich und in?
nerlich durch Baumoͤhl zu heilen ſucht. Sollte dieß nicht
die oben N. 2 befchriebene ſchwarze Abart der gemeinen Otter,
feyn? Die Anzahl der Schilde ift, wie bekannt, fein untruͤg⸗
liches Kennzeichen der Arten. \
5. Die Öefterreichifche Natter ),
welche fajt 2 * lang wird, hat 10 groͤßere Schil⸗
de auf Dem Kopfe, 184 Bauchichilde und 56
Schwanzfhuppen, und ift oben grauroth mit wech»
felsmweifen weißen Sleden. Um Wien trifft man
fie nicht felten an. Ye
6. Die weißpunftirte Natter *).
Sie wird 44 Fuß lang, bat böchftens 230
Bauchichuppen und 77 Schwansfchuppen, und
it oben dunkelfchiefergrau mit vielen meißen
Punkten, und unten hellgelb. Man trifft fie im Oeſter⸗
reichifchen ar. |
7. Die Egyptiſche Viper ”).
Dieß ift die Viper, deren Fleiſch fonft fehr Häufig if
i Apo⸗
) Coluber Prefter. L.. 9 Coluber auftriacus. L;
+) Coluber albopundtatus. Lin. B
#) Colnber Vipera. Lin. $ranz Vipers. Dieſer Deutſche,
Lateiniſche und Franzöfifche Name ıft von Vivipera; lebendig
gebährend, hergenommen, weil fie, wie mehrere diefer Gage
tung, Feine Eyer legt, fondern lebendige Jungs gebiert.
6 Die Brillenſchlange.
Apotheken zum Theriaf aenommen, und von welcher das,
Füchtige Viperſalz als Arzeney gebraucht wurde, In Egyp⸗
gen it ihr Gebrauch noch immer finrt. Dieß ſoll auch dier
jenige giftige Schlange ſeyn, Deren fich Cleopatra bey ihrer
Vergiftung bedient hat. Sie hat 118 Bauchſchilde,
und 22 Schwanzfchuippen, einen gewölbten Hirn⸗
+ fchädel, einen breiten, vorne ſtumpfen Kopf, den ganz
zen Rachen voll Fleiner Zähne, und oben unter deu
Yugen zwey Giftzaͤhne, iſt dick, Fury, und weiß mit
braunen Flecken. — — 9
8. Die Brillenfhlange).
Site iſt in den heißen Gegenden der Alten Und neuen
Belt zu Hauſe, und die giftigfte Schlaggenart. Denn in
wenig Minüten tödret der Biß, wenn nicht duch Errgengife
te die ſchleunigſte Huͤlfe geſchafft wird, und auch dann läßte
er gewoͤhnlich noch Krebsſchaͤden zuräd..
Sie erreicht zuweilen eine Laͤngge von 6 Fuß und
die Dicke eines Mannsarms. Man zählt an ihr 193
Bauchſchilde und 6o Schwansfchuppen. Auf
dem Vordercheil des Ruͤckens hinter Den Halſe be
inder fich eine braune beillenähnliche Figur.
ie Farbe des Körpers ift gemeiniglich roͤthlich, doch
auch gelb und weißlich. Wenn das Thier zornig iſt,
wird die Gegend, wo die Brille ſteht, ſehr erweitert,
worauf es alsdann auf ſeinen Gegenſtand losſpringt.
Ohngeachtet der Gefahr der Vergiftung giebt es doch in In⸗
dien Gauckler, die ſie zur Beluſtigung abrichten, und fie,
nachdem fie den erſten Biß in einen Lappen gethan, und
ſich dadurch ihres toͤdtlichen Giftes entledigt haben, zum ſo⸗
genannten Schlangentanz gewoͤhnen,, „wo ſie mit aufgerichte⸗
tem Vorderleibe und feſtſteheuden Hinterleibe nach einem ges
wiſſen Geſang und allerhand vorgemachten Bewegungen tackt⸗
mäßig, und wahrſcheinlich aus lautet Grimm, ſich ebeunfalts ber
wegen wuͤſſen. Die Pharaoratze zo) frißt fie ohne Schaden.
#) Coluber Naja. Lim
w &. vb S. id
*
Sandnatter, gehoͤrnte Natter, Nebnatteric 607
9. Die Sandnatter:*)
bäle fi in dem brennenden Sande Lybiens und andern
heigen Gegenden auf, wo fie von Endechfen, Fröfchen und
Mäufen lebt. Cie ift 2 Fuß lang, ſchmutzigweiß oder -
gelb mit ſchwarzen Flecken, hat einen Ausmuchs
auf der Nafe, gleich dem Horn des Rhinoceros,
und 142 Bauchſchilde und 32 Schwansfchuppen.
he Gift iſt ſtark. Man finder fie auch ſtatt der Viper als.
tzeney in den Deutfchen Apotheken.
10, Die gehörnte Natter ?).
Sie hat 145 Bauchfchilder und 44 Schwanz
fchuppen, aufden Augenliedern zwey Eleine Aus:
wuͤchſe, wie die vorhergehende auf der Naſe, und ift
übrigens der Egyptiſchen Viper, mit welcher fie auch
gleiches Osterland bat, ähnlich, doch ohne Gift =),
020. ,21. Die Negnatter *) |
aus Hftindien und Südamerika, Sie wird bis 8 Fu
lang, und eines Kinderarms did, hat 149 Bauch»
fchilde und ııı Schwanzſchuppen. IhreSchup-
pen find viereckig undalfo neßförmig, Die Far⸗
be ift gewöhnlich braun, ohne Flecken; doch finder man
aud) grüne und bläuliche, auch röthliche mit braunen
Flecken. Sie haſcht Maͤuſe, Voͤgel, Froͤſche ı ſehr ſchnell, wird
von den Indianern häufig gejagt und gegeſſen; denn fie
it unſchaͤdlich.
12, Die Schoosnatter (Jungfernſchlange, Schoos«
ſchlange b), |
Ein kleines, niebliches, zahmes, unfhädliches Thier⸗
? chen
x) Coluber Ammodytes. Lin. Stanz. Ammodyte.
y) ColuberCeraftes. Lin. Stanz. Couleuvre cornue.
2) Man hat behaupten wollen, dab ‚die Sifraeliten, die
durch das Anſchauen der ehernen Schlange acheilt wurden
nicht don der Viper, fondern von diefer Natter ſeyen gebi
fen worden. 4 Bud) Mof. 21, 6,
a) Coluber tufcus. Kin,
b) Coluber Domicella, Lin,
608 Aeslulap⸗ und Peitſchenſchlange se
den, von Spannengroͤße, das die Oftindifchen Frauenzim |
mer zum Zeitvertreib, wie unfere Damen die Schooshuͤnde
hen, halten, und wegen feines fühlen, fanften Körpers
irn Sommer zur Abkühlung in den Buſen ſtecken. |
Es iſt ſchneeweiß mit fchwarzen Queer⸗
ſtreifen, und hat 118. Bauchſchilde und 60
Schwanzſchuppen. BT AR
13. Die Aeskulapſchlange ‘).
Sie wohnt in Indien, Griechenland, Egupten und
Amerika. Obes gerade diejenige ift, welche man dem Gott
der Aerzte zugeeignet, Fanıt man nicht mit Gewißheit bes
Hanpten, fie ift unfhädlich, über 1 12 Fuß lang, und hat,
Farbe und Anfehen wie die Ringelnatter. Ar
Sie iſt weiß und ſchwarz geftreift, und hat
180 Bauchſchilde und 43 Schwanzfihuppen.
14. Die Peitfäyenfchlange ) |
aus beyden Indien ie wird bis 6 Fuß lang, und
nicht dicker als ein Fleiner Finger, hat einen verläns
gerten, viereckigen Nüffel und einen dünnen zugeſpitz⸗
ten Schwanz, daher fie mir einer Peitſche verglichen
wird. Sie hat 163 Bauchfchilde und 150
Schwansfchuppen, und ift grün oder hellblau
mit einem Goldglanze, auch roͤthlich mie braunen
Flecken, und an den Seiten des Kopfes läuft ein ſchma⸗
les, weißes Band aus, Sie iſt unſchaͤdlich, Hat gar keine
Zähne, und ſaugt nur den Maͤuſen und Vögeln, die fie er⸗
hafıht; das Shut aus. —*
15. Die breitgeſchwaͤnzte Nattere).
iſt gelb mir ſchwarzbraunen Baͤndern, hat 220Bauch⸗
ſchilde und 42 Schwanzſchuppen, einen ſtumpfen,
zuſammengedruͤckten, zweyſchneidigen Schwanz,
iſt unſchaͤdlich und wohnt in Indien. *
16, Die
“) Cotuber Aefeulapii: Lin.
A) Colubet mydterizans; Lin,
e} Coluber latieaudatus. Lin,
Wuͤrgnatter. Fadennatter. Blindſchleiche. 609
M 16. Die Wuͤrgnatter f)
ift oben ſchwarz, fehmal, glatt und unren blaßblaͤu⸗
lichz die Kehle weiß; 186 Bauchſchilder und 92
S wanzſchuppen. Sie wohnt in Nordamerika, be
wegt ar geſchwind, fällt Menfchen am, wicket fi 4 ch um
ihre beißt auch, doch ohne Gift.
\ 17. Die Sadennatter 2),
«>. ‚Sie bat von ihrem außerordentlid) dünnen Kr.
per, an welchen der Kopf fehr auffallend dick if, ihren
Mamen. Oben iſt ſie ſchwarz, ungen weiß, hat 165
Bauchſchilder und 158 Schwanzſchuppen, und
iſt in Indien und Suͤdamerika zu Hauſe.
Sie achte Gattung.
Die Schuppenfhlange I. 3
s giehe‘ von diefer Gattung, die auch Aalfchlange
beißt, Und fich dadurch von den andern unterfcheidet,
daß der ganze Körper oben und unten mit Schupe
pen bedeckt if, 26’rten. Sie find meift ale klein,
der Kopf gar nicht vom Körper abgefondert, dieſer
walzenförmig, und an beyden Enden auf gleiche Art
verdünnet; daher die Sage fonft gemein war, Daß dier
fe Schlangen zwey Köpfe hätten. Sie find alle Re
Giftzähne und. alfo unſchaͤdlich. |
.n Die Blindfähleiche (Bruchfchlange ).
Man trifft fie im Frühling und Sommer alle nthab⸗
ben in Hecken, Buͤſchen, und Hoͤlzern an. Sie iſt walzen foͤr⸗
mig und hinten abgeſtumpft. Die Augen find fehr Fein
und fhwärzlih. Sie hat 135 Schuppen am Ban:
che und eben fo viel unter dem Schwarze, Oben
ift die Farbe bräunlich afchgrau, an ven Seiten ı .
oben
f} Coluber conftridtor. Lin,
2) Coluber filiformis. Lin. 5) Anguis.
#) Anguis fragilis. Lin. Franz. Avoyne,
Bechſteins Furzgef. N. G. 1.20. a
‚618 » Die gehörnte Schuppenſchlange. NEE
oben rörhlic und nach unten weißlich, und unten fälle
fie ins ſchwaͤrzliche. Sie gebiert lebendige Junge, und
naͤhrt fih von allerhand Inſecten, Gewuͤrmen und Schnek⸗
Zen. Wenn man fie berührt, oder fonft reizt, fo macht fie
fh fo feif wie ein Stuͤck Hol, und bricht vorzüglich, am
Schwanze, wenn man fie ohne große Gewalt —
Ruthe ſchlaͤgt, ſogleich entzwey. Die zerbrochenen Stuͤcke
vewegen ſich mehrere Stunden lang und dieß hat das Vor⸗
urtheil veranlaßt, daß fie wieder zufammenivächfen. So
‚viel iſt nur wahr, daß wenn ein Stuͤck vom Schwanz abz
Bericht, die Stelle wieder ſtumpf zuwaͤchſt. Sie ift ganz
unſchaͤdlich, und dient verfchiedenen Raubthieren und Raub⸗
voͤgeln zur Nahrung. Bl ra a a a
2. Die gehoͤrnte Schuppenſchlange &)
Idyhr Vaterland iſt Egypten. ie hat 200 |
Bauchſchuppen und ı5 unter dem Schwanze.
Der Kopf iſt platt und ecfig, weiß und ſchwarz ge⸗
fleckt, ver Ruͤcken ſchwarz mit großen weißen Flecken,
der Bauch weiß. Ihre Hörner find zwey Bak⸗
Eenzaͤhne bes Oberfiefers, die hier durchbohren und
mit ihren Spigen wie ein Paar krumme Hörner über
den Kopf hervorragen. Gie wird 2 Fuß lang.
Dieneunte Gattung.
Die Ringelſchlange ’). |
Rumpf und Schwanz iſt mit Ningen umgeben.
Die 5 Arten, die es giebt, haben alfo weder Schilder
nod) Schuppen (einige Schuppen auf dem Kopfe aus⸗
genommen), fondern Ringe, Die aus einer dicken, fehr
feften Haut gebilvee find. Sie find völlig mwalzenförs
mia, am Kopf fo die wie am Schwanze, fünnen auch fo.
wohl vor: als ruͤckwaͤrts laufen, weswegen fie auch
von den Alten für zwenköpfig gehalten wurden. Wenn
man fie berührt, fo zeigen fie eine aͤtzende Schärfe auf
—9 der
&) Anguis Ceraſtes· Lin. D Amphisbaena.
Die fehrarge und weiße Ningelfchlange, 611
der Haut, ‚die zucfende Blattern hervorbringt. Cie
wohnen alle in Amerika. |
1. Die ſchwarze Ringelfehlange”)
ift obngefähr ı Fuß lang, und fo dick als-ein Finger, -
allenthalben ziemlich rund, und daher wie ein Wurm
geftalten. Sie ift weiß und ſchwarz gefleckt, hat ans
Rumpfe 200 und am Schwarze 30 Ninge, und
naͤhrt fich von Ameifen, Schnecen und Würmern.
2. Die weiße Ringelföhlange ”).
Ob fie gleich gewöhnlic weiß find, fo giebt es
koch auch welche, Die auf dem Ruͤcken eine wörbliche,
gelbliche oder wiolerte Farbe haben. Sie haben 223
Ringe —— Rumpfe und 16 am Schwanze, wer⸗
den 15 Fuß lang und danmensdick, halten ſich in
Ameiſenhaufen gern auf, und naͤhren ſich auch vorzuͤglich
von Ameiſen.
Die zehnte Gattung.
Die Runzelſchlauge ·).
Die Amphibien diefer Gattung, deren es nur 2 A
sen giebt, haben weder Schilder, noch Schuppen, noch
Ringe, fondern find bloß wie die Kegenwurmer mit
einer Haut begleitet, vie allenthalben, beſonders
aber an den Seiten deutliche Runzeln made.
Auch der Kopf bat Feine eigene Bedeckung. An der
obern Kinnlade fichen zwey Fühlhörner, die ein
nigermaßen die außerordentlich, Kleinen Augen mit
vergüten helfen. Sie machen das natuͤrlichſte Binz
deglied zwifchen ven Schlangen Wuͤrmern.
1. Die gemeine Runzelſchlange ?).
In Amerifa. Sie wird ı Fuß lang und. 1 20
dick, bat die Geſtalt eines Hals und ſieht bräunlich
Ri .: AU
m) Amphisbaena fuliginofa. Lin. ”
») Amphisbaena alba. Lin, 3
0) Cassilia. p) Caecilia tentaculata, Lin,
2 "Die fehleinige Rimgelfehlange. ="
—— Am Bauche find 135 Runzeln/ und da der
fer faft am Ende des Körpers liegt, fo iſt der
Bra merkliche & hmwanz ohne Runzeln.
22 Die ſchleimige Runzelſchlange nu
Im füdlichen Amerika und in Oftindien. Sie
ift etwas größer und bat auch einen längern Schwanz f
als die vorhergehende, eine fchleimige ſchluͤpfrige Hauf,
340 Runzeln am Rumpfe und IOa “ Schwanze,
und einem braunen Koͤrper, welcher an den Seiten
‚nit einem weißlichen Strich bezeichnet if. Sie
kann faſt garnicht fehen, denn es zieht fich eine Haut
uͤber die ohnehin ſehr kleinen Augen her.
) Caecilia glutinofa. Lin. a u
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Druckfehler.
Seite 25 Zeile 24 ſt. durch die Augen l. buy die kurze,
— 19 — 18. HEN Biſamratte I. 4. Die Biſam⸗
; fpigmaus (Bifamratte).
— 208 Note ft. Taraedus [, 7
— 414 — ff. orquata Li [. arquata Le.
— 475 — fi. Tetra l. Tetrao.
—' 512. — fl. Caclebr [. Caelebs. 5
543 Zeile 8 ſt. Rohrfäger I. Rohrſaͤnger.
— 585 Note ſt. Laverta [. Lacerta.
— 549 Note a) ff. Monftache I. Mouftache.
— 554 Note k) ft. eu I. rivage.
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- Der Haupttitel zum erſten Bande folgt bey der zweyten Ab⸗
theilung. 2 ;
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Rechfteins Aurzgef. 29. 1. Pd.
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