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Full text of "Lehrbuch der pilzparasitären Pflanzenkrankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Krankheiten gärtnerischer Kulturgewächse"

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Höslermann  und  Noack 

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Lehrbuch  der 
pilzparasitären  Krankheiten 


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Lehrbuch 


der 


BilzparasireiiPlliiiziiiilraiillieitei 

mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Krankheiten 
gärtnerischer  Kulturgewächse 


Von 


Dr.  Gustav  Höstermann  und  Dr.  Martin  Noack 

Berlin-Dahlem 


MICROFORMED  OY 

PRE5ERVATia^S 


DATE 


MAR  2  8  1990 


Mit  104  Textabbildungen 


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\'i:ki.A(;mmL(  iiii.\Ni)i.uN(;  V.\v\.  !'.\ri-.\ 

Verl.iK  für  Uii.lwirt>clisa,  ()«itcnb»u  oiid  K"r.l«i«iii 
S\V,   llp.lemnnnstr.  10  ii.  11 

1923 


Alle  Rechte,  auch  das  der  Übersetzung  vorbehalten 

Copyright  by  Paul  Parey  in  Berlin  1923 

Printed  in  Germany 


SB 
732 

HL 


Germany 


Vorwort. 

Die  sehr  große  Bedeutung,  welche  die  pilzparasitären  Pflanzenkrank- 
heiten für  den  Gartenbau  wie  für  die  Land-  und  Forstwirtschaft  besitzen, 
ist  längst  erkannt.  Um  so  auffallender  ist  es,  daß  den  Studierenden  des 
Gartenbaues  kein  Lehrbuch  zur  Verfügung  steht,  welches  dieses  Wissens- 
gebiet in  einer  für  sie  geeigneten  Weise  behandelt.  Denn  zwischen  den 
umfassenden  Handbüchern  der  pilzparasitären  Pflanzenkrankheiten,  z.  B. 
denjenigen  von  F.r  a  n k ,  S o r  a  u  e r  und  v .  T u  b e  u f ,  und  den  Ideinen,  lediglich 
für  den  praktischen  Gebrauch  bestimmten  Büchern  klafft  eine  empf indhche 
Lücke.  So  war  jedesmal,  wenn  zu  Beginn  der  Vorlesungen  ein  geeignetes 
Lehrbuch  zum  Selbststudium  empfohlen  werden  sollte,  guter  Rat  teuer. 
Wir  entscWossen  uns  daher,  ,,die  pilzparasitären  Pflanzenkrankheiten 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Krankheiten  gärtnerischer  Kultur- 
gewächse" etwa  in  dem  Umfange  zur  Darstellung  zu  bringen,  in  welchem 
sie  in  einer  zweistündigen  Semestervorlesung  —  die  dem  derzeitigen  Lehr- 
plan der  preußischen  höheren  Gärtnerlehranstalten  entspricht  —  behandelt 
werden  können.  Dabei  wird  selbstredend  die  Bekanntschaft  mit  den 
grundlegenden  Vorlesungen  der  Botanik  vorausgesetzt. 

Den  Anforderungen  des  Unterrichts  entsprechend,  haben  wir 
der  Gliederung  des  Stoffes  das  System  der  Pilze  zugrunde  gelegt.  Wir 
erachten  die  Vertrautheit  mit  letzterem  für  unentbehrUch,  um  Krankheits- 
erreger selbständig  mit   Sicherheit  zu  erkennen  und  zu  bestimmen. 

Den  Bedürfnissen  der  Praxis  suchten  wir  gerecht  zu  werden, 
indem  wir  den  auch  die  Züchter  interessierenden  Fragen  der  Sorten- 
empfänghchkeit  und  Sortenwiderstandsfähigkeit  unsere  besondere  Auf merk- 
samkeit  schenkten.  Die  Bekämpf  ungs  maß  nahmen  haben  wir  nicht 
nur  in  einem  Kapitel  zusammenhängend  geschildert,  sondern  auch  bei 
Behandlung  der  einzelnen  Schädhnge  besprochen.  Gerade  hierbei  zeigte 
sich  aber,  wieviel  Arbeit  im  einzelnen  noch  auf  dem  Gebiete  des  gärt- 
nerischen Pflanzenschutzes  zu  leisten  ist,  denn  häufig  konnten  war,  aus 
Mangel  an  erprobten  Vorschriften,  nur  Ratschläge  für  eine  Bekämpfung 
geben.  Denjenigen,  w^elchen  die  Aufgabe  zufällt,  mit  Rat  und  Auskunft 
andere  zu  unterstützen,  aber  nicht  immer  die  umfangreiche  mykologische 
Fachhteratur  benutzen  wollen  oder  können,  hoffen  wir  durch  eine 
knappe  und  übersichtliche  Aufführung  einer  größeren  Zahl  der  nur  ge- 
legentlich auftretenden  Parasiten  aus  der  Gruppe  der  Fungi  imperfecti 
einen  nützlichen  Dienst  erwiesen  zu  haben. 

Ledighch  für  den  Anfänger  ist  der  ,, Schlüssel  zur  Bestimmung  der 
gärtnerisch-wichtigsten  pilzparasitären  Pflanzenkrankheiten  nach  leicht- 
kenntlichen Merkmalen  (geordnet  nach  Nährpflanzen)"  bestimmt.  Der- 
selbe wird  aber  auch,  so  denken  wir,  den  Studierenden  bei  der  ersten 
Einarbeit  und  den  Praktikern  bei  ihrem  Bestreben,  sich  in  dem  für  sie  so 
bedeutungsvollen  Gebiet  zurechtzufinden,  willkommen  sein. 
Berlin-Dahlem,  den  2L  März   1923. 

Gustav  Höstermann.  IVlartin  Noack. 


Inhalt. 

Seite 

plrstes  Kapitel.     Parasitismus  und  Krankheit.  —  Pilze  im  allgemeinen      1 

Zweites  Kapitel.     Die  Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten .3 

Drittes  Kapitel.     Die  bakteriellen   Erkrankungen '.    .  14 

Viertes  Kapitel.     Die  Myxomyceten '  .    .    .    .  26 

Fünftes  Kapitel.     Allgemeines  über  die  Eumyceten 30 

Sechstes  Kapitel.     Einleitung  zu  den  Phycomyceten.  —  Die  Zygomyceten 34 

Siebentes  Kapitel.     Die  Oomyceten  —  Peronosporineen 38 

Achtes  Kapitel.     Die  Oomyceten  —  Chytridiineen  und  Ancylistineen oö 

Neuntes  Kapitel.     Allgemeines  über  die  Ascomyceten 62 

Zehntes  Kapitel.     Die  Saccharomycetineen  und  die  Protoascineen 65 

Elftes  Kapitel.     Die  Taphrinaceen 66 

Zwölftes  Kapitel.     Die  Aspergillaceen 74 

Dreizehntes  Kapitel.     Die  Perisporiineen 75 

Vierzehntes  Kapitel.     Die  Hypocreaceen 92 

Fünfzehntes  Kapitel.     Die  Sphaeriaceales  —  Astromatica 105 

Sechzehntes  Kapitel.     Die  Sphaeriaceales  —  Stromatica 127 

Siebzehntes  Kapitel.     Die  Phacidiineen 129 

Achtzehntes  Kapitel.     Die  Hysteriineen 132 

Neunzehntes  Kapitel.     Die  Pezizineen 134 

Zwanzigstes  Kapitel.     Einleitung  zu  den  Basidiomyceten 151 

Eimmdzwanzigstes  Kapitel.     Die  Brandpilze  (Ustilaginineen  und  1'illetiineen)   ....  152 

Zweiimdzwanzigstes  Kapitel.     Die  Uredinineen  oder  Rostpilze 16(t 

Dreiundzwanzigstes  Kapitel.     Die  Exobasidiineen  und  Hymenomyoetineen 180 

Vierundzwanzigstes  Kapitel.     Die  Sphaeropsidales 196 

Fünfundzwanzigstes  Kapitel.     Die  Melanconiales 210 

Sechsundzwanzigstes  Kapitel.     Die  Hyphomyceten 210 

Schlüssel    zur    Bestimmung    der    gärtnerisch    wichtigsten    pilzparasitären    Ptlanzen- 

krankheiten  nach  leicht  kenntlichen  Merkmalen  (geordnet  nach   Nährpflanzen)  .  235 

Nachträge  und  Berichtigungen 256 

Register  I.  enthaltend  die  Parasiten  nach  Familien,   Gattungen  und  Arten,  die  tech- 
nischen Ausdrücke  und  die  deutschen  Bezeichnungen  der  Krankheiten     ....  257 
Register  II,  enthaltend  die  im  Text  aufgefühiten  Wirtspflanzen  nebst  den  angegebenen 

Parasiten 265 


Erstes  Kapitel . 

Parasitismus  und  Krankheit.  —  Pilze  im  allgemeinen. 

Nach  der  Art  der  Ernährung  scheidet  man  die  gesamten  Pflanzen 
in  autotrophe  und  heterotrophe.  Die  ersteren  nehmen  allen  ihren 
Nährst  off  bedarf  aus  der  anorganischen  Natur  auf  und  bereiten  sich  die 
organischen  Verbindungen  selbst,  sind  also  in  ihrer  Ernährung  von  anderen 
Organismen  unabhängig,  die  letzteren  sind  auf  Ernährung  durch  organische 
Substanz  angewiesen,  sie  sind  daher  ohne  die  Autotrophen  in  der  Natur 
gar  nicht  existenzfähig.  Insbesondere  unterscheiden  sich  die  Autotrophen 
und  Heterotrophen  durch  den  Gewinn  des  Kohlenstoffes.  Als  t3^ischen 
Modus  betrachten  wir  in  der  Pflanzenwelt  die  Gewinnung  desselben  aus 
der  Kohlensäure  der  Luft,  ein  Vorgang,  der  bekanntlich  an  die  Gegenwart 
von  Chlorophyll  gebunden  ist.  Alle  Pflanzen,  denen  das  Chlorophyll 
mangelt,  und  d^s  sind  die  Heterotrophen,  bedürfen  einer  anderen  Kohlen- 
stoff quelle:  sie  sind  gezwungen,  als  Parasiten  oder  als  Saprophyten  zu 
leben. 

Der  Parasitismus  ist  eine  Form  des  Zusammenlebens,  in  der  ein 
Organismus  den  anderen  mit  Nahrung  versieht.  Der  ,, Schmarotzer"'  lebt 
auf  oder  in  seinem  Wirte,  von  dessen  lebendem  Gewebe  oder  doch  seinem 
plastischen  Material.  Im  Gegensatz  zu  ihm  leben  die  Saprophyten  von 
toten  Organismen  oder  deren  Zerfallprodukten.  —  Nach  dem  vorhin 
Gesagten  ist  Parasiten  und  Saprophyten  gemeinsam,  daß  sie  ihren  Kohlen- 
stoff der  organischen  Natur  entnehmen.  In  welcher  Form  das  geschieht,  läßt 
sich  im  allgemeinen  schwer  sagen.  Saproph\i:ische  Pilze  gedeihen  oft  in 
Nährlösungen,  welche  Zucker  als  Kohlenstoff  quelle  enthalten.  Parasiten 
dürften  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ganz  spezifische  Anforderungen 
bezüglich  Qualität  und  Quantität  ihrer  Nahrung  stellen.  Dies  darf  man 
um  so  mehr  annehmen,  weil  viele  Parasiten  nur  Organismen  einer  ganz 
bestimmten  Verwandtschaft  befallen  und  nicht  unabhängig  von  ihrem 
Wirt  kultiviert  werden  können. 

Der  Bezug  eines  Teiles  der  Nahrung  aus  einem  lebenden  Organismus, 
dem  Wirt,  bedeutet  naturgemäß  eine  Schwächung  desselben.  Es  treten 
Erscheinungen  auf.  welche  wir  als  Krankheiten  der  Pflanzen  bezeichnen. 
Natürlich  ist  der  Begriff  .,Krankheit'"  weit  umfassender.  Neger  be- 
zeichnet als  krankhaft  (pathologisch)  jede  Abweichung  von  der  normalen 
Entwicklung,  durch  welche  der  Organismus  oder  einer  seiner  Teile  in 
seiner  Existenz  oder  seiner  normalen  Funktion  bedroht  wird.  Dabei  ist 
allerdings  zu  beachten,  daß  man  häufig  nicht  in  der  Lage  ist  zu  ent- 
scheiden, ob  eine  solche  anormale  Entwicklung  die  geforderte  Bedrohung 
des  Organismus  darstellt  oder  nicht. 

Eine  harmlose  unbedenkliche  Abweichung  vom  Normalen  bezeichnet 
man  als  ..Mißbildung",  die  Wissenschaft,  welche  sich  mit  derselben 
beschäftigt,  als  Teratologie;  sie  stellt  einen  besonderen  Zweig  der  Patho- 
logie dar. 

Hösterniann-Xoack,  Pilzparasitiire  Krankheiten.  i  • 


2  Erstes  Kapitel. 

Eine  scharfe  Unterscheidung  beider  Gebiete  ist  natürUch  nicht  immer 
möghch.  Der  Kopfkohl  mit  seinen  fest  ineinander  geknäuelten  Blättern 
und  der  krause  Salatkopf  sind  z.  B.  Abweichungen  von  der  normalen 
Entwicklung,  die  man  aber  mangels  daraus  sich  ergebender  Schädigung 
des  Organismus  nur  als  Mißbildungen  und  nicht  als  Krankheiten  an- 
sprechen kann.  Die  durch  Spätfröste  hervorgerufenen  kernlosen  Früchte 
von  Äpfeln,  Birnen  oder  Tomaten  sind  hingegen  ,, nichtparasitäre" "  Ivrank- 
lieitserscheinungen.  Denn  in  der  dadurch  bedingten  Unfruchtbarkeit 
muß  man  eine  schwere  Bedrohung  des  Organismus  erblicken. 

Die  Ursachen,  welche  Krankheitserscheinungen  hervorrufen,  sind 
ihrer  Natur  nach: 

1.  nichtparasitär;  sie  werden  entweder  durch  Einflüsse  der  leblosen 
Umwelt  bzw.  der  Atmosphäre  hervorgerufen  oder  sind  als  sogenannte 
,,enzymatische"  Krankheiten  auf  chemische  Verbindungen,  welche  che- 
mische Zersetzungen  hervorrufen,  zurückzuführen:  weiter  auf  sie  einzu- 
gehen, liegt  außerhalb  des  Rahmens  dieses  Buches  i); 

2.  Einwirkungen  parasitisch  lebender  Pflanzen,  z.  B.  Bakterien, 
Schleimpilze.  Pilze  und  Blütenpflanzen; 

3.  Einwirkungen  parasitisch  lebender  Tiere,  besonders  Würmer 
(z.  B.  Nematoden)  und  Gliedertiere  (Insekten  und  Milben). 

Die  unter  2.  genannten  Ursachen  rufen  folgende  Wirkungen,  d.  h. 
also  Krankheitserscheinungen  hervor : 

1.  Beeinflussungen  des  morphologischen  Aufbaues; 

2.  Umbildungen  in  der  anatomischen  Struktur; 

3.  Änderungen  in  den  Lebensvorgängen; 

4.  Zerstörungen  der  Zellelemente. 

Eine  außerordentlich  auffallende  Beeinflussung  des  morphologischen 
»  Aufbaues  der  Pflanzen  tritt  uns  in  den  ,, Hexenbesen"  entgegen,  die,  so- 
weit sie  parasitärer  Natur  sind,  durch  Exoascaceen,  Melampsorella- 
Arten  u.  a.  Pilze  hervorgerufen  werden.  Auch  Habitusänderungen,  wie 
solche  beispielsweise  regelmäßig  bei  der  Z^^ressenwolfsmilch  (Euphorbia 
Cyparissias)  infolge  des  Befalles  durch  die  Aecidiengeneration  des  Erbsen- 
rostes (Uromyces  pisi,  s.  cl.)  hervorgerufen  werden,  gehören  hierher. 
Umbildungen  in  der  anatomischen  Struktur  finden  sich  u.  a.  bei  den 
sogenannten  Pilzgallen,  z.  B.  bei  den  Anschwellungen,  welche  die 
Aecidien  von  Puccinia  graminis  auf  Blättern  der  Berberitze  hervorrufen. 
Ihrer  Natur  nach  sind  die  anatomisch-pathologischen  Veränderungen 
entweder 

1.  auf  ein  Zurückbleiben  in  der  Entwicklung  zurückzuführen:  man 
spricht  in  diesem  Falle  von  Hj^oplasie  (Hemmungsbildung):  oder 

2.  Anschwellungen  der  Gewebe;  werden  dieselben  im  wesentlichen 
durch  Vergrößerung  der  Parenchymzellen  hervorgerufen,  so 
nennt  man  den  Vorgang  Hypertrophie,  liegt  jedoch  eine  Ver- 
mehrung der  Parenchymzellen  vor,  so  bezeichnet  man  ihn  als 
Hyperplasie. 

Änderungen  der  Lebensvorgänge  zeigt  u.  a.  der  vorzeitige  Blattfall 
bei  der  Fusicladium-Erlvrankung  der  Birnen   und  Äpfel.      Auch  die  auf 

^)  Vgl.  Sorauer-Graebner,  Handbuch  der  Pflanzenkrankheiten  Bd.  I.  Berlin  1921; 
(iraebner,  Lehr])iich  der  nichtparasitären  Pflanzenkrankheiten,   Berlin  1920. 


Züchtung  widerstandsfähiger  Kulturrassen.  3 

die  verschiedensten  Ursachen  zurückzuführenden  ., Welke krankheiten" 
sind  an  dieser  Stelle  zu  nennen.  —  Zerstörungen  der  Zellelemente  kommen 
sehr  häufig  vor.  Dazu  sind  alle  Fäulniserscheinungen  (z.  B.  bei  den  Frucht-, 
Stengel-  und  Knollenfäulen)  und  die  örtlich  begrenzten  Trocknungs- 
erscheinungen (z.  B.  bei  den  zahlreichen,  aber  durch  sehr  verschiedene 
Pilze  hervorgerufenen  Blattfleckenkrankheiten)  zu  rechnen. 

Unter  den  parasitisch  lebenden  Pflanzen  nehmen  die  Pilze  wegen 
ihrer  Zahl  und  ihrer  Wichtigkeit  im  Haushalt  der  Natur  die  erste  Stelle 
ein.  Was  man  aber  gewöhnlich  Pilze  nennt,  ist  keine  systematisch  scharf 
umschriebene  Abteilung  des  Pflanzenreiches.  Man  bezeichnet  damit 
diejenigen  Lagerpflanzen  (Thallophyten),  welche  kein  Chlorophyll  be- 
sitzen und  daher  auf  saprophytische  oder  parasitische  Lebensweise  an- 
gewiesen sind.  Man  charakterisiert  den  Begriff  also  rein  physiologisch.  — 
Es  gehören  zu  den  Pilzen  in  diesem  weitesten  Sinne  drei  ganz  verschiedene 
Abteilungen  des  Pflanzenreiches  : 

1.  Schizomycetes  oder  Spaltpilze  (Bakterien  genannt):  winzige,  einzelne 
oder  in  eiirfache  Fäden  oder  in  rundliche  Gruppen  vereinigte  Zellen 
von  primitivem  Bau,  die  sich  im  wesentlichen  durch  Teilung 
(Spaltung)  vermehren  und  Sporen  in  sehr  einfacher  Weise  direkt 
aus  vegetativen  Zellen  oder  im  Innern  derselben  bilden; 

2.  Myxomycetes  oder  Schleimpilze:  der  vegetative  Körper  besteht 
nur  aus  hautlosen  Protoplasmamassen  und  die  Sporen  entstehen 
durch  einfache  Umbildung  aus  Teilen  dieses  Körpers; 

3.  Eumycetes  oder  echte  Pilze:  der  vegetative  Körper  (Mycelium) 
besteht  aus  ..Hyphen"  (Zellfäden)  von  normalem  Zellenbau.  Die 
Hyphen  sind  entweder  einzellige  (schlauchförmige  Zellen)  oder 
mehrzellige,  einfache  oder  verzweigte  Fäden,  in  beiden  Fällen 
mit  Spitzenwachstum  begabt. 

Die  Besprechung  der  durch  diese  Lebewesen  hervorgerufenen  Krank- 
heiten steht  im  Mittelpunkt  der  folgenden  Ausführungen.   — 

Zweites  Kapitel. 

Die  Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten. 

Die  Lehre  von  den  Pflanzenkrankheiten  beschäftigt  sich  nicht  nur 
mit  den  Ursachen  und  dem  Verlauf  derselben,  sondern  zieht  auch  die 
wissenschaftlichen  Grundlagen  der  Verhütung  und  Heilung  in  den  Kreis 
ihrer  Erörterungen.  Neben  der  ,, Pathologie"  ist  also  auch  die  ..Hygiene" 
und  die  ,,Therapie"  zu  betrachten. 

Die  Ziele,  welche  die  Hygiene  verfolgt,  sind  auf  zwei  verschiedenen 
Wiegen  zu  erreichen; 

1.  durch  Züchtung  widerst and.sfähiger  Kulturrassen; 

2.  mit  Hilfe  allgemeiner  hygienischer  Maßnahmen. 

Die  Züchtung  widerstandsfähiger  Kulturrassen  ist  eines  der  aussichts- 
reichsten Gebiete.  Hier  sei  nur  das  Allerwesentlichste  über  die  dabei  ein- 
zuschlagenden Wege  erwähnt  1).     Möglichkeiten,  widerstandsfähige  Sorten 


^)  Eine  Einführung  in  die  rein  züchterischen  Fragen  findet  man  in  Baur,  Envin,  Die 
wissenschaftlichen  Grundlagen  der  Pflanzenzüchtung.     Berlin  1921. 


4  Zweites  Kapitel. 

zu   erhalten,   bieten  die   auftretenden  Mutationen  sowie   die   spontan  er- 
folgten oder  künstlich  erzeugten  Bastardierungen   (Kombinationen). 

Modifikationen,  d.  h.  in  der  Regel  unter  Einwirkung  äußerer 
Verhältnisse  auftretende  nicht  erbliche  Abänderungen  sind  im  allgemeinen 
wegen  dieser  letzteren  Eigenschaft  keine  Grundlage  für  züchterische 
Arbeiten.  Gleichwohl  können  unter  Umständen  selbst  Standortsmodi- 
fikationen Verwendung  finden.  Denn  es  ist  durch  Versuche  festgestellt 
worden,  daß  die  Nachkommen  von  Pflanzen,  welche  bestimmte  Eigen- 
schaften durch  langanhaltende  äußere  Einwirkungen  erworben  haben,  diese 
auch  unter  anderen  Außenbedingungen  eine  Zeitlang  bewahren.  Das  gilt 
insbesondere  für  mehrjährige  Gewächse  und  bei  ungeschlechtlicher  Ver- 
mehrung. Leider  ist  man  heute  noch  nicht  so  weit,  diese  Sätze  durch 
Erfahrungen  aus  dem  Gartenbau  belegen  zu  können.  Doch  hat  man  z.  B. 
beim  Anbau  des  Zuckerrohres,  welches  allgemein  durch  Stecklinge  ver- 
mehrt wird,  festgestellt,  daß  die  Pflanzen  in  der  Ebene  alljährlich  gegen 
die  Serehla-ankheit  —  deren  Ursache  allerdings  nicht  ganz  geldärt  ist  — 
anfälliger  werden,  daß  hingegen  daselbst  Stecklinge  von  Pflanzen,  die 
im  Gebirge  gewachsen  sind,  ja  selbst  von  solchen  Pflanzen,  die  —  noch 
gesund  —  erst  aus  der  Ebene  in  das  Gebirge  verpflanzt  worden  sind,  eine 
größere  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  gefürchtete  Krankheit  "zeigen.  — 
Es  ist  auch  nicht  gleichgültig  bei  der  Pflanzung  eines  Obstbaumes  in 
Sand-  oder  Lehm-,  in  Schiefer-,  Ton-  oder  Mergelboden,  welchem  Boden 
man  den  Baum  entnimmt.  Ebensowenig  sind  die  klimatischen  Verhält- 
nisse und  die  Höhenlage  des  Herkunftsortes  ohne  Einfluß.  Doch  ist  über 
dies  alles  bis  jetzt  nur  wenig  gearbeitet  worden. 

Mutationen  sind  die  aus  inneren  Ursachen  auftretenden  Änderungen 
in  den  Eigenschaften  der  Pflanzen,  sofern  dieselben  erblich  sind.  Solche 
Änderungen  können  natürlich  auch  in  einem  Wechsel  der  Widerstands- 
fähigkeit gegen  bestimmte  Krankheiten  bestehen. 

Ob  eine  sich  zeigende  größere  Festigkeit  einer  Pflanze  gegen  eine 
Krankheit  eine  später  wieder  verschwindende  Standortsmodifikation  oder 
eine  Mutation  darstellt,  darüber  kann  nur  das  Vererbungsexperiment  ent- 
scheiden. Es  ist  Aufgabe  der  Praktiker,  ihre  Pflanzen  sorgfältig  darauf 
zu  beobachten,  ob  einzelne  Individuen  eine  besonders  geringe  Anfälligkeit 
besitzen,  und  in  letzterem  Falle  dieselben  weiter  zu  züchten  oder  später 
als  Ausgangsmaterial  für  Bastardierungen  zu  benutzen.  Man  bedenke 
aber,  daß  wirkliche  Mutationen  große  Seltenheiten  sind. 

Der  den  meisten  Erfolg  versprechende  Weg  zur  Züchtung  widerstands- 
fähiger Sorten  und  der,  bei  welchem  man  noch  am  wenigsten  auf  Zu- 
fälligkeiten angewiesen  ist,  ist  derjenige  der  Züchtung  durch  Bastardie- 
rung mit  oder  ohne  Aufspaltung.  Von  vielen  der  bekanntesten  Kultur- 
pflanzen gibt  es  Sorten,  welche  wenig  oder  gar  nicht  unter  bestimmten 
Krankheiten  zu  leiden  haben,  denen  aber  andere  Eigenschaften  anhaften, 
wodurch  sie  mehr  oder  weniger  minderwertig  erscheinen.  Es  ist  Aufgabe 
des  „Immunitätenzüchters",  diese  Sorten  mit  hochwertigen  Edelrassen 
zu  kreuzen  und  unter  der  Nachzucht,  besonders  unter  den  Aufspaltungen 
der  IL  (Filial-)  Generation  diejenigen  auszulesen,  welche  die  gewünschten 
Eigenschaften  in  mehr  oder  minder  vollkommener  Weise  auf  sich  ver- 
einigen. 

Es  kann  nicht  jedem  Praktiker  zugemutet  werden,  derartige  Züch- 
tungen durchzuführen.     Aber  jeder  Gärtner  kann  durch  sorgfältige  Be- 


Allgemeine  hygienische  Maßnahmen.  5 

obachtungen  über  .Sortenempfänglichkeit  mithelfen,  die  Grundlagen  für 
diese  Arbeiten  zu  schaffen. 

Auch  die  Bastardierung  der  Kulturrassen  mit  nicht  anfälligen  Wild- 
formen bzw.  deren  nicht  vollwertigen  Abkömmlingen  kann  zu  dem  ge- 
wünschten Ziel  füln-en.  80  hat  sich  z.  B.  nur  eine  einzige  Stachelbeer- 
sorte, die  ziemlich  minderwertige  kleinfrüchtige  amerikanische  Gebirgs- 
stachelbeere,  welche  aus  der  ^\alden  Ribes  cynospathi  hervorgecranfyen  ist, 
als  immun  gegen  den  amerikanischen  Stachelbeermelütau  erwiesen.  Es 
wird  nun  —  und  wohl  mit  einer  gewissen  Aussicht  auf  Erfolg  —  versucht, 
die  genannte  mit  den  edlen  Züchtungen  zu  kreuzen,  um  dadurch  eine 
vollwertige  immune  Sorte  zu  erhalten. 

Der  Begriff  der  Sortenimmunität  ist  stets  ein  relativer  und  be- 
schränkter, er  bezieht  sich  immer  nur  auf  eine  ge-vWsse  Gegend.  Daher 
kommt  bei  der  Immunitätenzüchtung  lokalen  Züchtungsbestrebuno^en, 
welche  wenig  anfällige  Sorten,  wenn  auch  nur  für  einen  engen,  klimatisch 
ungefähr  einheitlichen  Anbaubezirk  liefern,  eine  hohe  Bedeutuno-  zu. 

Größte  Aufmerksamkeit  ist  in  gutgeleiteten  Betrieben  der  strengen 
Durchführimg  der  allgemeinen  hygienischen  Maßnahmen  zu  schen- 
ken.    Nur  die  wesentlichsten  Punkte  seien  hier  hervorgehoben. 

1.  Gesundes  Saatgut,  von  gesunden  Pflanzen  geerntet,  ist  eine  selbst- 
verständliche Forderung.  Zur  Pflanzung  von  Bäumen  und  Sträuchern 
verwende  man  nur  tadellose  fehlerfreie  Stücke.  Man  kultiviere  nur 
Pflanzen,  welche  für  die  in  Frage  kommenden  Boden-  und  Klimaverhält- 
nisse geeignet  sind.  Insbesondere  wähle  man  bei  der  Pflanzung  von  Obst- 
bäumen nur  solche  Arten  und  Sorten  aus,  die  von  maßgebender  Seite 
für  die  betreffende   Gegend  empfohlen  sind. 

2.  Die  Aussaat  von  Pflanzen  darf  nicht  zu  dicht  geschehen.  Vor  dem 
Auspflanzen  in  das  Freie  müssen  in  Kästen  oder  Häusern  angezogene 
Pflanzen  sachgemäß  abgehärtet  werden.  —  Man  pflanze  Bäume  und 
Sträucher  nicht  zu  eng,  und  lichte  ihre  Kronen  aus. 

3.  Eine  sorgfältige  Bodenpflege  ist  unbedingtes  Erfordernis.  Dazu 
gehört  die  Bearbeitung  des  Bodens  nach  allgemeinen  gärtnerischen  Ge- 
sichtspunkten und  nötigenfalls  die  Entwässerung  desselben.  Kalk  ver- 
bessert die  physikalischen  Eigenschaften  des  Bodens  und  muß  auch 
deshalb  demselben  in  ausreichendem  Maße  zugeführt  werden. 

4.  Frischer  Stalldünger  soll  im  allgemeinen  keine  Verwendung  finden. 
Man  hüte  sich  nicht  nur  vor  zu  geringer,  sondern  auch  vor  zu  starker 
Düngung.  Insbesondere  setzen  zu  starke  Stickstoff  gaben  die  Wider- 
standsfähigkeit der   Gewebe  herab,  sie   ,, verweichlichen"  dieselben. 

5.  Nach  der  Ernte  sind  alle  Rückstände  möghchst  bald  vom  Felde 
zu  entfernen.  Die  Reste  kranker  Pflanzen  sind  zu  verbrennen,  die  anderen 
sind  dem  Kompost  zuzuführen.  —  Der  Boden  ist  noch  im  Herbst  um- 
zuspaten.  —  Der  Komposthaufen  ist  sauber  zu  halten.  Sehr  nützHch  kann 
sich  die  Zugabe  von  Ätzkalk  zu  demselben  erweisen. 

6.  Die  Bäume  sind  im  Winter  durchzuputzen.  Alte  Borke,  Moos  und 
Flechten,  evtl.  Schädlinge  und  Eierablagen,  sowie  hängengebliebene 
Blätter  und  Früchte  sind  zu  entfernen  und  zu  vernichten. 

7.  Unkräuter  sind  mit  allen  Mitteln  zu  bekämpfen.  —  Auch  dürfen 
keine  Zwischenwirte  der  unsere  Kulturpflanzen  schädigenden  ^-irts- 
wechselnden  Rostpilze  (s.  d.)  geduldet  werden.  Der  Landwirt  rotte  in  der 
Xähe    der    Getreideäcker    die    Berberis-,    Rhanmus-    und    Anchusa-Arten 


6  Zweites  Kapitel. 

aus,  der  Gärtner  bekämpfe  z.  B.  die  Carex-Arten  in  der  Nähe  seiner  Ribes- 
Pflanzungen  und  vermeide  die  Anpflanzung  von  Juniperus-Arten  unweit 
der  Obstgärten,  von  Berberis-  und  Rhamnus- Arten  in  Ziergärten  auf  dem 
Lande. 

Die  Therapie  ist  die  Lehre  von  der  direkten  Bekämpfung  der  Pflanzen- 
krankheiten.    Es  stehen  ihr  folgende  Waffen  zur  Verfügung: 

1.  die  Methoden  der  Bodendesinfektion; 

2.  die  Methoden  der  Samenbeize; 

3.  die  Spritzmittel,  und  zwar 

a)  pilztötende  Mittel,  Fungizide, 

b)  insektentötende  Mittel,  Insektizide, 

als  Magengifte, 
als  Kontaktgifte, 

c)  Kombinationen  von  Fungiziden  und  Insektiziden; 

4.  die  Bestäubungsmittel 

a)  Fungizide, 

b)  Insektizide; 

5.  die  giftigen  Gase; 

6.  die  Streichmittel; 

7.  die  biologischen  Bekämpfungsmethoden. 

Der  Boden  ist  die  Brutstätte  zahlreicher  Krankheitserreger  pflanz- 
licher wie  tierischer  Natur,  besonders  von  Bakterien,  einem  weit  ver- 
breiteten Schleimpilz  (Plasmodiophora)  und  den  ,, Vermehrungspilzen" 
(z.  B.  Olpidium  brassicae,  Pythium  debaryanum,  Moniliopsis  Aderholdi). 
Zu  der  infolgedessen  oft  nötig  werdenden  Desinfektion  dienen 

1.  starke  Kalkgaben; 

2.  Behandlung  mit   Schwefelkohlenstoff  (CS 2); 

3.  Behandlung  mit  Kupfervitriol  (CUSO4  0,P/oo); 

4.  Behandlung  mit  Formaldehyd; 

5.  Behandlung   mit   einigen  neueren   Spezialmitteln,   z.   B.   L'spulun, 
Bodenhelfer,   Globol  u.  dgl. ; 

6.  Einwirkung  starker  Hitzegrade. 

Die  Kalkung  des  Bodens,  wie  solche  etwa  gegen  Kohlhernie  ange- 
wendet wird,  hat  in  der  Regel  im  Herbst  zu  geschehen.  Man  rechnet 
dabei  25  bis  30  Ztr.  Ätzkalk  auf  den  Morgen.  Der  Kalk  wird  untergehackt 
und  dabei  möglichst  innig  mit  der  Erde  vermischt.  Spätestens  muß  die 
Bodenkalkung  Anfang  März  vorgenommen  werden;  in  anderen  Fällen 
kann  man  sich  mit  125  g  Ätzkalk  auf  1  qm  begnügen;  z.  B.  zur  Stärkung 
der  Stachelbeerpflanzen  bei  Bekämpfung  des  amerikanischen  Stachel- 
beermeliltaues.  Zum  Auftragen  ist  der  Kalk  möglichst  klein  zu  schlagen, 
besser  ist  es,  den  Kalk  als  frischbereitete  Kalkmilch  dem  Boden  zuzu- 
führen und  alsbald  unterzugraben. 

Bodendesinfektion  mit  Schwefelkohlenstoff  ist  in  der  gärtnerischen 
Praxis  bis  jetzt  wenig  im  Gebrauch,  in  erster  Linie  bedienen  sich  ihrer 
die  Weinbauern  zur  Bekämpfung  der  Reblaus,  worüber  näheres  bei  Hiltner 
(Pflanzenschutz  nach  Monaten  S.  379)  zu  finden  ist.  Simon  (in  Naumann, 
die  Pilzkrankheiten  gärtnerischer  Kulturgewächse  S.  14)  schreibt,  daß 
er  unter  Verwendung  der  gleichen  Erde,  welche  erfahrungsgemäß  den 
Keimlingspilz  der  Levkojen  enthielt,  einmal  in  unbehandelter,  daneben 
in  mit  Schwefelkohlenstoff  behandelter  Erde  Levkojen  aus  Samen  heran- 
zog; im  ersteren  Falle  fiel  über  die  Hälfte  aller  Keimpflänzchen  dem  Pilz 


Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten.  / 

zum  Opfer  im  zweiten  nicht  ein  Keimling,  obgleich  cWi  Warm-  und 
Femhthahen  noch  der  Ausbruch  der  Krankheit  möghchst  begünstigt 
forden  war      dTc  Pflänzchen  erschienen  m  der  behandelten  Erde  sogar 

i^ht    unbeträchthch    m    ihrer    Ei.t.^klung    gefördert    und    gek^afüg 
B    Voicrtläncler  (Die  Gartenwelt,  XX\  .  Jahrg.,   1921,  ^i    31)  hebt  eben 
falls  hen-or    daß  durch  Behandeln  der  Aussaaterde  mit   Schwefelkohlen- 
stoff ehiic^e  "  Zeit  vor  dem  Aussäen  die  Entwicklung  langsam  wachsender 
Pflänzche^n  sehr  günstig  beeinflußt  werden  kann.     ^  oigtländer  halt  den 
SchSohlenstoff   innerster   Linie   für   Topf-    (und   natürlich   auch   für 
Frübeet-)  Aussaaten  für  wichtig,  seiner  Verwendung  im  Freiland  steh 
nucler   Preis   entgegen,    wirksam   wäre   derselbe   seines   Erachtens   dort 
auch      Die  von  Voigtländer  angewendete  Menge  beträgt  o  ccm  Schwefel- 
kohlenstoff auf   1  Liter  Erde. 

ffierzu  ist  zu  bemerken,  daß  die  von  den  beiden  genannten  Autoren 
fpstaestellte  Förderung  der  Pflanzenentwicldung  durch  Schwefelkohlen- 
stoff höS^^'tw^^^^^^^  auf  dessen  aufschließende  Wirkung  auf  die 
Nährstoffe,  namenthch  auf  den  Stickstoff  des  Bodens^^  zurückzuführen  ist. 
Man  bedient  sich  daher  z.  B.  in  neuerer  Zeit  des  Schwefelkohlenstoffes 
zur^  Vergiften-  des  AYeinbergbodens,  d.  h.  zur  Erhöhung  seiner  Frucht- 
barkeit und  ist  dabei  sogar  gewöhnhch  genötigt  die  zunächst  nach  der 
Behlndlun.  zu  reichlich  fheßende  Stickstoffquelle  durch  leicht  aiifnehm- 
bare  Kali-  und  Phosphorsäuredünger  zu  kompensieren  (vgl.  Miltner. 
Pflanzenschutz  nach  Monaten  S.  380). 

Schwefelkohlenstoff  ist  auch  ein  gutes  Mittel  gegen  Alchen  Nema- 
toden) und  andere  im  Boden  lebende  tierische  Parasiten.  Em  Nachteil 
der  aber  bei  fast  allen  Bodendesinfektionsmitteln  vorhanden  ist,  besteht 
n  der  Gleichzeitigen  Abtötung  der  als  nützhch  anzusehenden  Regen- 
'I^rmer"-  Bei  aUen  Arbeiten  mit  Schwefelkohlenstoff  ist  außerdem  auf 
die  große  Feuergefährhchkeit  desselben  Rücksicht  zu  nehmen 

Bei  der  Verwendung  von  Kupfervitriol  O,!«/««  ^^ ^^T  ""f ^  Be^ 
erzielte  Simon  die  gleichen  Ergebnisse  wie  mit  Schwefelkohlenstoff^  -  Bei 
dem  Bezug  von  Kupfer^itriol  ist  übrigens  Vorsicht  geboten  da  dasselbe 
äufig  mit' Eisen-  oder  Zinkvitriol  verfälscht  ™\  ^J^^^ /f  f^^^l^^t' 
Hauptstelle  für  Pflanzenschutz  in  Baden  für  ff  Jahre  19 lo,^ 8,  Stutt- 
gart 1919)  fand  in  einzelnen  Proben  nur  noch  11  bis  lo  ,o  tuSU,. 
"Ein  weiteres  Bodendesinfektionsmittel,  welches  besonders  gegen 
Kohlhernie  Verwendung  findet,  ist  das  Formaldehj^.  Dasselbe  ist  40°  ig 
L  sichersten  von  der  Holzverkohlungsindustrie  A.-G^  -  Ko^ta^^z  zu 
beziehen.  Man  verwendet  2  bis  3  Liter  Formaldehyd  auf  100  Liter  Wasser 
unc  besprengt  mit  dieser  Mischung  das  Land  bei  trockenem  ^tter  etwa 
14  Tage  vor  clem  Pflanzen  derart,  daß  mindestens  5  Liter  der  Losung  auf 

'-''  S^'t^:^  BXSsinfektionen  mit  neuen  Spezialmitteln  durcl. 
zuführen,  sind  noch  nicht  abgeschlossen.  Es  hat  sich  dabei  gezeigt,  daß 
g^ftte  Salze,  wie  Uspulun,  eine  weit  günstigere  A^  irkung  ausüben,  wenn 
le  dem  Boden  nicht  in  wäßriger  Lösung  zugesetzt  sondern  einige  Zeit 
vor  cler  \ussaat  in  Pulverform  aufs  innigste  mit  demselben  vermischt 
werden  und  dieser  dann  mehrmals  durchfeuchtet  wird^).    Naturhch  eignen 

i)Tgl.  Bericht  der  Höheren  Gärtnerlehranstalt  Berlin-Dahlem  1920  21.  Beriin  1922, 
S.  lOOff. 


g  Zweites  Kapitel. 

sich  derartige  Methoden  wegen  des  hohen  Preises  der  dabei  verwendeten 
Chemikahen  nur  für  Kästen  und  Anzucht beete ;  man  rechnet  auf  10  Liter 
Erde  0,5  g  Uspukm. 

Eine  Sterilisation  der  Erde  durch  Einschieben  derselben  in  geeignete 
Öfen,  durch  Begießen  mit  siedendem  Wasser  oder  durch  Behandlung 
mit  Wasserdampf  ist  zwar  sehr  wirksam,  aber  ebenfalls  nur  selten  im 
Großen  durchführbar.  —  Das  ..Durchglühen"  verseuchten  Bodens  durch 
Verbrennen  von  dürrem  Reisig  wird  auch  nur  selten,  z.  B.  in  Forstkul- 
turen, Anwendung  finden  können. 

Die  ,,. Samenbeize"  verfolgt  den  Zweck,  etwaige  dem  Saatgut  an- 
haftende, beigemengte  oder  im  Samen  eingeschlossene  Krankheitskeime 
vor  der  Aussaat  abzutöten,  das  Saatgut  also  zu  desinfizieren,  ohne  dieses 
selbst  zu  schädigen.  Ihre  Anwendung  setzt  voraus,  daß  man  sich  über 
die  Biologie  des  zu  bekämpfenden  Pilzes,  insbesondere  darüber,  bis  zu 
welchem  Grade  derselbe  durch  Sämereien  übertragen  werden  kann  und 
ob  daneben  noch  andere  Möglichkeiten  seiner  Verschleppung  bestehen,  im 
klaren  ist.  In  der  landwirtschaftlichen  Praxis  ist  die  Saatbeize  zur  Be- 
kämpfung verschiedener  Getreidebrandarten  usw.  allgemein  gebräuchlich. 

Im  Gartenbau  sind  umfassende  Erfahrungen  mit  der  Samenbeize 
bisher  nicht  gesammelt  worden.  Zweifellos  wird  dieselbe  aber  auch  dort 
bei  der  Bekämpfung  vieler  lästiger  Krankheiten  wertvolle  Dienste  leisten 
können.  Es  sei  beispielsweise  hingewiesen  auf  die  durch  Septoria  apii 
hervorgerufene  Blattfleckenkrankheit  des  Sellerie,  ferner  auf  die  Flecken- 
krankheiten  der  Bohnen  und  Erbsen  (Gloeosporium  Lindemuthianum 
und  Ascochyta  pisi).  Nur  darf  man  von  der  Beize  nicht  Unmöghches 
verlangen.  Vollständig  durchseuchtes  Saatgut  kann  man  durch  keine 
chemischen  Mittel  wieder  gesund  machen,  man  wird  damit  höchstens  den 
Rest  der  Keimfähigkeit  verderben.  Aber  zur  Abtötung  der  auch  in  einem 
sorgfältig  ausgelesenen  Saatgut  befindlichen  Sporen  dürften  dieselben 
unentbehrlich  sein. 

Auch  Knollen  imd  Zwiebeln,  letztere  z.  B.  zum  Schutze  gegen  die 
gefährhchen  Rotzerla-ankungcn,  können  mit  Aussicht  auf  Erfolg  der  Beize 
unterworfen  werden  ^ ) . 

In  welchem  Maße  die  von  verschiedenen  Seiten  festgestellten  günstigen 
physiologischen  Einwirkungen  einzelner  bestimmter  Beizen  auf  das  Saat- 
gut, wie  Erhöhung  der  Keimfähigkeit,  Herabsetzung  der  Keimdauer  usw., 
die  Anwendung  der  Beizen  allein  rechtfertigen,  muß  vorläufig  dahingestellt 
bleiben. 

Die  in  der  Landwirtschaft  am  meisten  gebräuchlichen  Beizen  sind: 

1.  Beizung  mit  Kupfervitriollösung; 

2.  Kandieren  mit  Bordeauxbrühe; 

3.  Beizung  mit  Formalinlösung ; 

4.  Heißwasserbehandlung; 

5.  Heißluftbehandlung; 

6.  Beizung  mit   Quecksilbersalzlösungen. 

In  neuerer  Zeit  sind  zahlreiche  Spezialmittel  in  den  Handel  gebracht 
worden,  die  wegen  ihrer  Zuverlässigkeit  und  bequemen  Handhabung 
sich  besonders  zur  Verwendung  im  Gartenbau  eignen  dürften.  Es  seien 
genannt:  Uspulun  (Farbenfabriken  vorm.  Friedrich  Bayer  &  Co.,  Lever- 

1)  Vgl.  Bericht  der  Höheren  Gärtnerlehranstalt  Berlin -Dahlem  1920/21,  Berhn  1922, 
S.  103. 


Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten.  9 

kiisen),  Germisan  (Saccharinfabrik  A.-G.,  Magdeburg),  Fusariol  (Fickent- 
scher-München)  u.  a.  —  Die  Verwendung  derselben  geschieht  in  der  Regel 
in  einer  0,25  "oigen  Lösung,  die  Beizdauer  wird  im  allgemeinen  auf  V2 
bis   1   Stunde  bei  Anwendung  des   ,, Tauchverfahrens'"   zu  bemessen  sein. 

Die  Spritzmittel  sind  neben  den  Beizmitteln  die  wichtigste  Waffe, 
welche  wir  im  Kampfe  gegen  die  Schädlinge  besitzen. 

Ihre  Einführung  geht  zurück  auf  den  Anfang  der  80  er  Jahre  vorigen 
Jahrhunderts.  In  der  Ländschaft  Medoc  bestand  der  Brauch,  die  Reb- 
stöcke in  der  Nähe  öffentlicher  Wege  zum  Schutz  gegen  Traubendieb- 
stähle mit  einem  Gemisch  von  Kalkmilch  und  Kupfervitriollösung  zu 
besprengen.  Durch  Zufall  wurde  dann  erkannt,  daß  die  in  dieser  Weise 
behandelten  Reben  weniger  unter  dem  falschen  Mehltau,  der  Plasmopara, 
zu  leiden  hatten,  als  die  unbehandelten.  Hierdurch  veranlaßt,  wurden 
zahlreiche  Untersuchungen  und  Versuche  angestellt,  welche  zur  Fest- 
stellung der  Zusammensetzung  unserer  heutigen  Kupferkalkbrühe,  der 
sogenannten  Bordeauxbrühe,  führten. 

Spritzmittel  kommen  sowohl  im  belaubten  wie  —  bei  Holzgewächsen 
—  im  unbelaubten  Zustande  zur  Anwendung.  Man  spricht  demgemäß 
auch  ^'on  einer  Sommer-  und  einer  Winterbehandlung.  Wegen  der  Emp- 
findlichkeit des  Laubes  und  der  jungen  Triebe  gegen  Spritzmittel  müssen 
im  Sommer  stets  bedeutend  schwächere  Konzentrationen  zur  Anwendung 
gelangen  als  im  Winter.  Offene  Blüten  sind  unter  keinen  L^mständen  zu 
bespritzen.  Es  darf  im  belaubten  Zustande  weder  bei  Sonnenschein  um 
die  heiße  Tageszeit  gespritzt  werden,  da  unter  diesen  L'mständen  selbst 
mit  reinem  Wasser  Verbrennungen  hervorgerufen  werden  können,  noch 
behandle  man  die  Bäume,  wenn  Regen  bevorsteht.  Tage  mit  bewölktem 
Himmel  oder  die  Abendstunden  sind  dazu  am  geeignetsten. 

Alle  Pflanzen  sind  sehr  empfindlich  gegen  Säuren  (d.  h.  gegen  saure 
Reaktion  der  Spritzflüssigkeit).  Zeigen  die  an  sich  wirksamen  Lösungen, 
wie  z.  B.  die  von  Kupfervitriol  oder  Schweinfurtergrün,  diese  letztere, 
so  müssen  sie  vor  dem  Gebrauche  neutralisiert  werden.  Zu  diesem  Zwecke 
wird  die  betreffende  Lösung  gewöhnlich  mit  Kalkmilch  (in  gewissen  Fällen 
mit  Sodalösung,  s.  u.)  vermischt  und  der  Eintritt  der  Alkahtät  mittels  Phe- 
nolphtalein-.  Lakmus-  oder  Curcumapapier  festgestellt.  —  Eine  schwache 
Alkalität  schadet  nicht,  starke  Überschüsse  des  Alkali  sind  zu  vermeiden. 

Zum  Auftragen  der  Spritzflüssigkeiten  dienen  Spritzen  verschiedenster 
Modelle  mit  z.  T.  vorzüglicher  Leistungsfähigkeit.  Es  gibt  einfache  Hand- 
spritzen, Spritzkannen,  tragbare,  fahrbare  u.  a.  Spritzen  i).  Zum  Be- 
spritzen mit  Arsenbrühen  dienen  besondere  Spritzen,  welche  mit  einem 
Rührwerk  versehen  sind. 

Je  nachdem  die  Spritzmittel  gegen  pilzhche  oder  tierische  Schädlinge 
Verwendung  finden  sollen,  unterscheidet  man  Fungizide  (pilztötende 
Mittel)  und  Insektizide  (insektentötende  Mittel). 

Die  gebräuchlichen  fungiziden  Spritzmittel  haben  die  Verwendung 
von  kupf erhaltigen  Salzen, 

von  Schwefel  oder  schwefelhaltigen  Verbindungen, 
von  Alkali-  oder  Erdalkaliverbindungen 
zur  Grundlage. 

^)  Empfehlenswerte  Firmen,  welche  Spritzen  liefern,  sind:  Rheinpfälzische  Maschinen- 
und  Metallwai-en-Fabrik  Carl  Platz,  Ludwigshafen  am  Rhein,  Gebrüder  Holder,  Maschinen- 
fabrik Metzingen  in  Württemberg,   Grützner- Werder  a.  H.,  Altmann-Berlin,  u.  a. 


-[Q  Zweites  Kapitel. 

Kupferhaltige  Spritzniittel  sind,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  die 
ältesten  im  Gebrauch. 

Die  Knpferkalkbrülie  ist  am  bekanntesten  und  verbreitetsten  in  der 
Anwendung  1).  Die  Bereitung  der  Brühe  geschieht  in  Holz-  oder  Zement- 
gefäßen, von  denen  mindestens  zwei  erforderlich  sind.  Um  100  Liter 
einer  1  %igen  Lösung,  wie  solche  bei  Bespritzungen  im  belaubten  Zustand 
der  Bäume  angewendet  wird,  herzustellen,  löst  man  —  möglichst  einen 
Tag  vor  dem  Ansetzen  der  Brühe  —  1  kg  Kupfervitriol  (sog.  Blaustein)  2) 
in  50  Liter  Wasser.  In  dem  zweiten  Gefäß  wird  1  kg  Ätzkalk  (gebrannter 
Kalk;  am  besten  sog.  fetter  Stückenkalk)  mit  Wasser  allmählich  gelöscht, 
schließlich  auf  öO  Liter  aufgefüllt  und  zu  Kalkmilch  verrührt.  Alsdann 
werden  beide  Lösungen  miteinander  gemischt,  was  entweder  in  der  Weise 
geschieht,  daß  num  die  Kupfervitriollösung  in  dünnem  Strahl  unter  be- 
ständigem Umrühren  in  die  Kalkmilch  hineingießt,  oder  indem  man  in 
ein  drittes  entsprechend  großes  Gefäß  umschichtig  einen  Eimer  Kalkmilch 
und  einen  Eimer  Kupfervitriollösung  lüneinfüllt. 

Richtig  bereitete  Kupferkalkbrühe  muß,  wie  schon  oben  erwähnt 
wurde,  alkahsch  reagieren,  d.  h.  sie  muß  rotes  Lakmuspapier  bläuen, 
farbloses  Phenolphtaleinpapier  tiefviolett  färben  und  gelbes  Curcuma- 
papier  bräunen.  Sollte  dies  nach  Mischung  der  oben  angegebenen  Mengen 
noch  nicht  der  Fall  sein,  so  ist  das  ein  Zeichen,  daß  der  Kalk  zu  viel  wert- 
lose Zersetzungsprodukte  (kohlensauren  Kalk)  enthielt  und  es  muß  weiter 
Kalkmilch  bis  zum  Eintritt  der  alkalischen  Reaktion  zugegeben  werden. 

Beim  Stehen  verändert  sich  Kupferkalkbrühe  ziemlich  schnell;  sie 
muß  daher  unmittelbar  vor  der  Verwendung  frisch  bereitet  werden.  Ist 
dies  nicht  möglich,  so  kann  man  die  Haltbarkeit  der  Brühe  durch  Zusatz 
von  100  g  Zucker  zu  100  Liter  derselben  etwas  verlängern.  Der  Zusatz 
hat  aber  gleich  bei  der  Bereitung  der  Brühe  oder  spätestens  am  folgenden 
Tage  zu  geschehen. 

Im  unbelaubten  Zustande  verwendet  man  in  der  Regel  eine  2% ige 
Brühe,  die  man  durch  Auflösen  von  je  2  kg  Kupfervitriol  und  gebrannten 
Kalkes  in  je  50  Liter  Wasser  erhält. 

Die  Blätter  einiger  Obstgehölze,  so  besonders  der  Kirschen,  Pfirsiche 
und  Stachelbeeren  sind  gegen  kupferhaltige  Präparate  (ebenso  wie  gegen 
schwefelhaltige  Spritzmittel)  sehr  empfindlich.  Man  bedient  sich  zur 
Bespritzung  dieser  im  belaubten  Zustande  einer  Brühe,  welche  aus  1  kg 
Kupfervitriol  und  2  kg  Kalk  auf   100  Liter  Wasser  besteht. 

Die  Kupferkalkbrühe  hinterläßt  auf  dem  mit  ihr  behandelten  Laub 
deutliche  Spritzflecke,  welche  in  erster  Linie  auf  die  Beimischung  der 
Kalkmilch  zurüclvzuführen  sind.  Im  allgemeinen  ist  das  als  ein  Vorteil 
anzusehen,  denn  es  ist  z.  B.  im  Obst-  und  Weinbau  sehr  bequem,  wenn 
man  an  den  vorhandenen  Spritzflecken  jederzeit  die  Tatsache  des  Spritzens 
und  die  Wirkung  eines  etwa  niedergegangenen  Regens  auf  das  Spritzmittel 
feststellen  kann.  Anders  hingegen,  wenn  es  sich  um  Zierpflanzen,  ins- 
besondere Blumen  handelt.  Zur  Bespritzung  dieser  verwendet  man  in 
der  Regel  Kupfersodabrühe.  Dieselbe  wird  hergestellt,  indem  in  einem 
Gefäß  1  kg  Kupfervitriol  in  80  Liter  Wasser,  in  einem  anderen  1150  g 
reine  kristallisierte  unverwitterte  Soda  in  20  Liter  Wasser  gelöst  werden 

1)  Vgl.  Scherpe,  R.,  Die  Kupferkalkbrühe,  ihre  Bereitung  und  Verwendung  und  andere 
kupferhaltige  Pflanzenschutzmittel.     Flugbl.  B.  R.  A.  Nr.  52. 

2)  Vgl.  das  auf  S.  7  über  die  erforderlichen  Eigenschaften  des  Kupfervitriols  Gesagte. 


Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten.  11 

und  die  Sodalösiing  alsdann  unter  Umrühren  der  Kupfervitriollösung 
beigefügt  wird. 

Unter  den  in  neuester  Zeit  in  den  Handel  gebrachten  Kupferpräpa- 
raten scheint  dem  Nosperal  (Farbwerke  vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning, 
Höchst  a.  Main)  Bedeutung  zuzukommen.  Andere  Kupferpräparate 
des  Handels  sind  die  Bordolapaste  der  Chemischen  Fabrik  A.  Dupre 
G.  m.  b.  H.,  Köln-Kalk,  die  Bosnapaste  der  Bosnischen  Elektrizitäts- 
A.-G.  Wien  I/l  u.  a.  m.  ' 

Von  den  schwefelhaltigen  Spritzmitteln  ist  am  bekanntesten  die 
Schwefelkalkbrühe.  Dieselbe  wird  durch  Verkochen  von  Schwefelblumen 
und  Kalkmilch  hergestellt.  In  einem  eisernen  Kessel  von  mindestens 
120  Liter  Fassimgsvermögen  werden  10  kg  Atzkalk  abgelöscht  und  zu  einem 
dünnen  Brei  angerührt.  Alsdann  sind  20  kg  Schwefelblumen  zuzusetzen 
und  das  ganze  ist  eine  Stunde  lang  zum  Sieden  zu  erhitzen.  Das  ver- 
dampfende Wasser  muß  von  Zeit  zu  Zeit  ersetzt  werden,  zum  Schluß 
^^•ird  auf  100  Liter  verdünnt.  Die  erkaltete  Flüssigkeit  wird  in  ein  Gefäß 
getan,  welches  sie  bis  nahe  an  den  Rand  anfüllt,  und  luftdicht  verschlossen. 
—  Die  Stärke  der  Brühe  soll  32  bis  34^  B.^)  betragen.  Auf  diesen  Gehalt 
beziehen  sich  die  zur  Verwendung  vorgeschriebenen  Konzentrationen. 
Zur  Winterbehandlung  findet  Schwefelkalkbrühe  in  einer  Verdünnung 
von   1:1  oder  1:2,  im  Sommer  von   1:30  bis   1:40  Anwendung. 

Schwefelkall<:brühe  hat  sich  gegen  eine  Reihe  von  Pilzlirankheiten,  z.  B. 
gegen  Exoascus  deformans  und  gegen  die  Fusicladien  der  Kernobstbäume 
bewährt.  Wegen  ihrer  ätzenden  Eigenschaften  übt  sie  auch  gewisse  In- 
sektizide Wirkungen  aus.  —  Von  verschiedenen  Firmen  wird  jetzt  Schwefel- 
kalkbrühe, welche  allen  Anforderungen  genügt,  fertig  in  den  Handel  gebracht. 

Von  den  Schwefelpräparaten,  welche  die  Schwefelkalkbrühe  zu  er- 
setzen in  der  Lage  sind,  sei  besonders  das  Solbar  (Farbenfabriken  vorm. 
Friedr.  Bayer  &  Co.  in  Leverkusen)  erwähnt.  Es  ist  dies  ein  Baryum- 
polysulfid,  dem  gute  fungizide  Eigenschaften  zukommen. 

Der  Schwefel  selbst  ist,  wie  unten  auseinanderzusetzen  sein  wird, 
ein  seit  langem  erprobtes  Bestäubungsmittel.  In  neuerer  Zeit  hat  man 
denselben  aber  auch  als  Spritzmittel  unter  dem  Namen  Cosan  (,, Kolloidaler 
Schwefel" ;  Hersteller:  Chemische  Fabrik  E.  de  Haen,  Seelze  bei  Hannover) 
in  den  Handel  gebracht .  Bei  diesem  Präparat  ist  der  Schwefel  in  besonderen 
Mühlen  aufs  gründlichste  zerldeinert  und  mit  einem  Kolloidstoff,  in  welchem 
er,  ohne  sich  abzusetzen,  in  feinster  Verteilung  erhalten  bleibt,  vermengt. 
Der  kolloidale  Schwefel  hat  sich  dort  bewährt,  wo  Schwefel  als  Verstäu- 
bungsmittel  in  Anwendung  kommen  kann,  also  insbesondere  bei  der  Be- 
kämpfung der  Mehltaupilze. 

Der  Verw^endung  von  Alkali-  und  Erdalkaliverbindungen  kommt  im 
Vergleich  zu  derjenigen  von  Kupfer-  und  Schwefelpräparaten  nur  geringe 
Bedeutung  zu.  So  ist  zur  Bekämpfung  des  amerikanischen  Stachelbeer- 
mehltaues eine  0,5%ige  Sodalösung  oder  eine  Lösung,  welche  auf  100  Liter 
Wasser  0,25  kg  Soda  und  0,25  kg  Pottasche  enthält,  im  Gebrauch.  — 
Anderwärts  wieder  werden  die  Stachelbeersträucher  zu  diesem  Zweck 
mit  Kalkmilch  gespritzt,  wobei  eine  2% ige  Lösung  angewendet  wird. 


^)  ,,Grad  Baume"  ist  die  in  der  Technik  gebräuchUche  Angabe  des  spezifischen  Ge- 
wichtes und  wird  festgestellt  mittels  eines  Araeometers  nach  Baume.     Eine  Flüssigkeit 

144,3 

von  n°  Baume  hat  bei  15°  C  das  spez.  Grew. :    ,  .  .  _ . 

144,3  .  n 


12  Zweites  Kapitel. 

Die  Insektiziden  Spritzmittel  üben  ihre  Wirkung  als  Magen-  oder  als 
Kontakt-  (Berührungs-)  Gifte  aus.  Erstere  dienen  der  Bekämpfung 
fressender  Insekten,  letztere  derjenigen  saugender  Insekten. 

Als  Magengifte  finden  in  erster  Linie  Arsenpräparate  Verwendung. 
Jedoch  ist  beim  Gebrauch  derselben  wegen  ihrer  großen  Gefährlichkeit 
für  Mensch  inid  Vieh  besondere  Vorsicht  am  Platze.  —  Am  gebräuch- 
lichsten ist  Kupferazetatarsenit,  das  sogenannte  .,Schweinfurtergrün". 
Dasselbe  gelangt  als  Brühe  zur  Anwendung,  welche  durch  Mischung  mit 
Kalkmilch  hergestellt  wird.  Zu  diesem  Zwecke  werden  in  einem  Eimer 
oder  dergleichen  100  bis  200  g  Grün  mit  wenig  Wasser  zu  einem  steifen 
Brei  angerührt.  Gleichzeitig  werden  in  einem  entsprechend  größeren 
Grefäß  250  bis  500  g  Ätzkalk  gelöscht  und  mit  Wasser  auf  annähernd 
100  Liter  aufgefüllt.  Unter  beständigem  LTmrühren  werden  alsdann  etwa 
2  Liter  der  Kalkmilch  mit  dem  Brei  von  Schweinfurtergrün  vermischt 
und  diese  Flüssigkeit  in  die  Kalkmilch,  gleichfalls  unter  Umrühren,  ein- 
geschüttet. —  Die  Arsenbrühen  dürfen  nur  in  frischem  Zustande  Ver- 
Wendung  finden,  da  schon  in  vortägigen  Brühen  schädliche  Zersetzungs- 
produkte auftreten.  Ein  den  Arsenbrühen  anhaftender  Übelstand  ist, 
daß  die  unlöslichen  Arsensalze  sich  sehr  bald  zu  ]^oden  setzen,  so  daß 
die  Konzentration  der  Brühe  nicht  in  allen  Teilen  die  gleiche  bleibt.  Die 
Brühen  müssen  daher  beim  Verspritzen  ständig  umgerührt  werden,  zu 
welchem  Zweck  u.  a.  auch  besondere  Spritzen  mit  selbsttätigem  Rühr- 
werk konstruiert  worden  sind. 

Bleiarseniate  sind  wegen  ihrer  besonderen  Gefährlichkeit  noch  weniger 
als  Kupferarseniate  für  Pflanzenschutzzwecke  zu  empfehlen. 

Als  Kontaktgifte  werden  hauptsächlich  Nikotinpräparate  bzw .  Tabak- 
extraktbrühen angewendet.  Da  eine  eingehende  Behandlung  der  Insekti- 
zide nicht  in  den  Aufgaben  dieses  Buches  liegen  kann,  so  sei  hier  nur  das 
Wesentlichste  mitgeteilt  und  im  übrigen  auf  das  von  M.  Schwartz  be- 
arbeitete Flugblatt  der  B.  R.  A.  verwiesen i).  Tabakextrakt  soll  einen 
Nikotingehalt  von  8  bis  9  ^o  haben ;  brauchbare  Tabakextrakte  werden  geliefert 
von  G.  H.  Clausen  &  Co.  in  Bremen  und  A.  Ewerth  in  Hamburg:  40%ige 
Nikotinlösungen  sind  zu  beziehen  von  der  Firma  Ankersmit  &  Co.  in 
Bremen.  —  Tabakextraktbrühen  finden  in  der  Regel  1  bis  2  %ig  Anwendung. 
Sollen  mit  diesen  Mitteln  Tiere  bekämpft  werden,  bei  welchen  infolge 
ihres  Haarkleides  oder  ihrer  öligen  Oberfläche  die  wässerigen  Lösungen 
nicht  genügend  zur  Wirkung  kommen,  so  sind  Zusätze  von  Seifenbrühe, 
denaturiertem  Spiritus,  Petroleum  und  dergleichen  erforderlich,  worüber 
näheres  in  dem  genannten  Flugblatt  zu  finden  ist.  —  Sehr  brauchbar  für 
den  gärtnerischen  Kleinbetrieb  sind  auch  verschiedene  Präparate,  deren 
Wirksamkeit  auf  der  Beimengung  gewisser  Nikotinderivate  zurückzu- 
führen ist,  z.  B.  Pflanzenwohl  (Otto  Beyrodt  in  Berlin-Marienfelde), 
Venetan  (Farbenfabriken  vorm.  Friedr.  Bayer  &  Co.  in  Leverkusen)  und 
Parasitol  (G.  Vorlaender  Nachf.  in  Bad  Oeynhausen). 

Den  Kombinationen  von  fungiziden  und  Insektiziden  Spritzmitteln 
kommt  eine  große  praktische  Bedeutung  zu.  Denn  es  ist  häufig  erforderlich, 
für  beiderlei  Zwecke  zu  spritzen,  und  es  würde,  besonders  in  der  heutigen 
Zeit,  unverhältnismäßige  Mehrkosten  verursachen,  wenn  die  Spritzungen 
getrennt  vorgenommen  werden  müßten.    —    Sehr  bewährt  hat   sich   die 

^)  Vgl.  Schwartz,  Martin,  Erprobte  Mittel  gegen  tierische  Schädlinge.  Flugblatt 
B.  R.  A.  Nr.  46. 


Bekämpfung  der  Pflanzenkrankheiten.  13 

Mischling  von  Kupferkalk-  und  Schweinfurtergrünbrülie.  Es  verdient 
hervorgehoben  zu  werden,  daß  letztere  in  Verbindung  mit  ersterer  eine 
bedeutend  längere  Schwebedauer  der  Arsensalze  zeigt. 

Verstäubungsmittel  besitzen,  richtig  angewendet,  die  gleiche  Wirk- 
samkeit wie  Spritzflüssigkeiten.  Sie  werden  mittels  besonderer  Ver- 
stäuber, z.  B.  Hand-,  Tornister-  oder  fahrbaren  Blasebälgen  aufgetragen. 
Im  allgemeinen  ist  das  Arbeiten  mit  Verstäubungsmitteln  recht  lästig, 
da  der  feine  Staub  meist,  unangenehm  auf  die  Atmungsorgane  und  die 
Augen  einwirkt.  Man  ist  daher  genötigt,  sich  besonderer  Schutzmasken 
(sog.  Respiratoren)  zu  bedienen.  Zum  Arbeiten  mit  gewissen  Giftstoffen 
sind  dieselben  sogar  unbedingt  erforderlich.  Diesem  Nachteil  steht  gegen- 
über, daß  man  an  einem  Tage  eine  weit  größere  Anbaufläche  zu  bestäuben 
als  zu  bespritzen  vermag  und  daß  man  bei  der  Verwendung  von  Bestäubungs- 
mitteln weitere  erhebliche  Ersparnisse  dort  erzielen  kann,  wo  das  für 
Spritzmittel  erforderliche  Wasser  erst  mittels  Fuhrwerk  herangeschafft 
werden  muß. 

Als  fungizides  Pulver  findet  am  häufigsten  der  Schwefel  Anwendung. 
Er  wird  mit  Erfolg  zur  Bekämpfung  der  echten  Mehltauarten,  insbesondere 
des  Aescherich  der  Weinrebe,  benutzt.  Man  bedient  sich  zum  Verstäuben 
am  vorteilhaftesten  des  feinstgemahlenen  Schwefels,  der  vollständig 
trocken  sein  muß.  Das  Schwefeln  soll  nur  bei  warmem  Wetter  —  Tempe- 
ratur nicht  unter  20°  C  —  vorgenommen  werden,  weil  bei  solchem  die 
wahrscheinlich  die  Wirksamkeit  bedingenden  pilztötenden  Umsetzungen, 
Oxydationsprozesse  zu  Schwefeldioxyd  bzw.  Schwefelsäure,  besser  vor 
sich  gehen.  Sehr  vorteilhaft  ist  die  Durchführung  dieser  Maßnahme  in 
den  taufrischen  Morgenstunden,  wenn  denselben  ein  heißer  sonniger  Tag 
folgt.  Andere  Pulver,  welche  zur  Bekämpfung  der  echten  Mehltauarten 
Verwendung  finden,  sind  Praeschwefel  (von  Gustav  Friedr.  Unselt  in 
Stuttgart)  und  Elosal  (von  den  Farbwerken  vorm.  Meister  Lucius  &  Brüning 
in  Höchst  am  Main). 

Auch  Kupfer-  und  Arsenpräparate  finden  als  Verstäubungsmittel 
Anwendung,  sind  jedoch  stets  mit  Vorsicht  und  nur  mit  Schutzmasken 
zu  gebrauchen. 

Giftige  Gase  werden  nur  in  besonderen  Fällen  und  bei  uns  auch  nur 
in  Treibhäusern  und  Lagerräumen  benutzt.  Als  Fungizid  kommt  fast  nur  das 
Schwefeldioxyd,  welches  durch  Verbrennen  von  Schwefel  hergestellt  wird, 
in  Betracht.  Pflanzen  dürfen  mit  dem  Gas  nicht  in  Berührung  kommen. 
Es  kann  also  nur  zur  Desinfektion  der  entleerten  Gewächshäuser,  der 
Obstkeller  vor  dem  Einbringen  der  Ernte  usw.  Verwendung  finden.  Vor 
dem  Vergasen  sind  die  betreffenden  Räumlichkeiten  gründUch  anzufeuch- 
ten. Man  hüte  sich,  die  Gase  einzuatmen  und  lüfte  vor  dem  Einbringen 
belaubter  Pflanzen  gründlichst  aus. 

Erprobte  Insektizide  Gasgifte  sind  die  Nikotinräucherungen.  Zu 
diesem  Zweck  werden  Nikotinpräparate  (z.  B.  von  Ankersmit  &  Co.  m 
Bremen,  Beyrodt -Marienfelde  und  anderen)  entweder  in  kleinen  Schälchen 
verdampft  oder  den  Heizröhren  zum  Zweck  der  Verflüchtigung  aufge- 
strichen. —  Die  Anwendung  der  Blausäure  ist  bei  uns  der  ,, Gesellschaft 
für  Schädhngsbekämpfung"  in  Frankfurt  am  Main  vorbehalten  und  kommt 
daher  für  weitere  Kreise  nicht  in  Betracht. 

Streichmittel  finden  naturgemäß  nur  bei  Holzgewächsen  Anwendung. 
Sie  dienen  fungiziden  Zwecken  sowohl  als  gewöhnlicher  Wundverschluß, 


j^4  Drittes  Kapitel. 

wie  zum  Schutze  des  bloßliegenden  Holzteiles  nach  dem  Ausschneiden 
von  Nectria-,  Polyporus-,  Stereum-  usw.  la-anken  Stellen.  Während  für 
ersteren  Zweck  häufig  auch  Baumwachs  und  andere  Wundverschlußmittel 
genügen,  bedient  man  sich  zu  letzterem  Zweck  mit  Vorteil  des  Steinkohlen- 
teeres. —  Insektizide  Streichmittel  werden  besonders  zur  Bekämpfung 
der  Blutlaus  verwendet.  Soll  ein  Mittel  gegen  diesen  Schädling  wirksam 
sein,  so  muß  es  einmal  die  Wachsausscheidungen,  welche  das  Tier  gegen 
Spritzmittel  so  vorzüglich  schützen,  auflösen  oder  durchdringen,  dann 
aber  auch  die  bestrichenen  Stellen  mit  einer  feinen  Haut  überziehen,  um 
sie  möglichst  lange  vor  neuem  Befall  zu  schützen.  Diesen  Anforderungen 
entspricht  recht  gut  eine  Mischung  von  Petroleum  und  Leinöl.  W^ieweit 
die  neuen  in  den  Handel  gekommenen  Blutlausmittel  das  tun,  bedarf 
noch  der  Feststellung. 

Als  biologische  Bekämpfungsmethoden  bezeichnet  man  diejenigen 
Methoden,  welche  zur  Bekämpfung  eines  Schädlings  dessen  natürliche 
Schädiger  nutzbar  machen.  Ihre  Durchführung  entspräche  der  Verwirk- 
lichung eines  Idealzustandes,  von  dem  wir  allerdings  noch  recht  weit 
entfernt  sind.  Insbesondere  haben  zur  Bekämpfung  der  Pilzkrankheiten 
die  biologischen  Bekämpfungsmethoden  bis  jetzt  fast  völlig  versagt.  Be- 
kannt ist  z.  B.  das  Vorkommen  eines  Schmarotzerpilzes  (Cicinnobolus 
Cesatii)  auf  den  Oidium -Formen  verschiedener  Mehltaupilze,  doch  sind 
alle  Versuche,  letztere  mit  Hilfe  desselben  zu  bekämpfen,  fehlgeschlagen. 

Auf  die  —  anscheinend  aussichtsreichere  —  Bekämpfung  tierischer 
Schädlinge  mittels  der  biologischen  Methoden  kann  hier  nicht  eingegangen 
werden  1). 

Drittes  Kapitel. 

Die  bakteriellen  Erkrankungen. 

Während  die  Erkrankungen  des  menschlichen  Organismus  zum  weitaus 
größten  Teil  auf  die  Einwirkung  von  Bakterien  zurückgeführt  werden 
können,  spielen  dieselben  als  Erreger  von  Pflanzenkrankheiten  eine  weit 
geringere  Rolle,  eine  geringe  jedenfalls  im  Vergleich  mit  dem  Heer  der 
Ivranldieiterregenden  Eumy ceten . 

Die  Bakterien  oder  Spaltpilze  sind  als  die  niedersten  pflanzlichen 
Organismen  aufzufassen.  Es  sind  einzellige  Gebilde,  welche  entweder 
einzeln  oder  in  Kolonien  von  faden-,  tafel-  oder  klumpenförmiger  Gestalt 
leben.  Die  Bakterienzellen  gehören  z.  T.  zu  den  kleinsten  überhaupt  be- 
kannten Zellen,  es  kommen  Bakterien  mit  einem  Durchmesser  von  0,1  ,a -) 
und  noch  weniger  vor.  Den  Zeilen  ist  eine  deutliche  Membran  eigen,  die 
allerdings  nicht  aus  Zellulose,  sondern  aus  verdichteten  Eiweißstoffen 
besteht;  sie  enthalten  ein  farbloses  Protoplasma,  welches  im  Innern  einen 
einzigen  Saftraum  oder  auch  mehrere  Vakuolen  umfassen  kann.  Im  Plasma 
befinden  sich  kleine  Körperchen,  welche  sich  durch  ihre  Eigenschaft, 
künstlich  zugeführte  Farbstoffe  speichern  zu  können,  auszeichnen,  und 
daher  Chromatinkörner  genannt  werden.  Als  Zellkerne  können  sie  nicht 
angesehen  werden,  da  man  Kernteilungen  an  ihnen  nicht  hat  wahrnehmen 
können;  diese  fehlen  somit.      Viele  Bakterien  besitzen  Eigenbewegung, 


^)  Vgl.:   Lakon,    Georg,   in  Escherich,   K.,   Die   Forstinsekten  Mitteleuropas,   Bd.   I. 
Berlin  1914. 

-')  1  fi  (Mikron)  =  Viooj  mm. 


Bakterien  oder  Spaltpilze. 


15 


welche  durch  feine  Plasmazilien  (Geißeln)  hervorgerufen  wird.  Diese 
Geißeln  sind  entweder  über  die  Oberfläche  verteilt,  oder  sie  entspringen 
an  einem  Punkte,  entweder  als  Einzelgeißel  oder  als  Geißelbüschel.  Der 
Form  nach  scheiden  wir  die  Spaltpilze  in  Kokken,  das  sind  winzige 
kugelrunde  Zellen,  Bakterien  und  Bazillen,  das  sind  stäbchenförmige 


^-r'\o\;.Äi  ilii   All//'"////// 


Rechts  kettenförmige  Zellverbände  i«Ve 


Abb.  1.     Bakterientypen. 
1  Staphylococcus  pj'ogenes,  Wuchsforinen,  i^/i._  2  Bacillus  sxj.btiHs 

links  sporentragende  ~ ' 

zum  Stäbchen  '» 

-)  Spirillum  endopäragogicumTaversciiiedene  Formen,  &c  sporentragende  Zellen,  rf— /  Auskeimung  der  Sporen, 
wodurch  scheinbare  Verzweigungen  entstehen,  "-yi.  6  Bacillus  anthracis  mit  Kapseln  '«»/,.  7  Zoogloea  rami- 
«era  ^/i.     8  Clostridium  Pasteurianum,  vegetative  Stäbchen,  sporentragende  Stabchen  und  Auskeimung  der 

Sporen  »«w/,.     9  Salpeterbakterien,  a  Nitrosomonas  europaea,  b  N.  javensis,  c  Nitrobacter,  '««'/j 

(1  nach  Fischer,  2  nach  Migula  und  Prazmowski,  3  nach  Prazmowski  und  Fischer,  4  nach  Migula,  5  nach  Sorokm, 

6  nach  Migula,  7  nach  Fischer,  8,  0  nach  Winogradsky). 

Zellen,  von  denen  erstere  ohne,  letztere  mit  Geißeln  versehen  sind, 
Vibrionen,  nämlich  Stäbchen  mit  kurzschraubiger  Krümmung  und 
längere  Schrauben,  welche  Spirillen  genannt  werden. 

Die  Vermehrung  und  Verbreitung  der  Spaltpilze  geschieht  haupt- 
sächlich rein  vegetativ  durch  sehr  reichlich  erfolgende  Zweiteilung  der 
Zellen  (bei  gestreckten  Formen  quer  zur  Längsachse).    Außerdem  kommt, 


16  Drittes  Kapitel. 

wenn  auch  nicht  bei  allen  Arten,  eine  Fortpflanzung  durch  Sporen  vor, 
welche  sich  in  Ein-,  sehr  selten  in  Zweizahl  im  Innern  der  Zellen  bilden 
und  dort  mit  einer  Membran  umgeben. 

Die  sehr  große  Bedeutung,  welche  die  Bakterien  im  menschlichen 
Haushalt  als  Krankheitserreger,  als  Gärungserreger  oder  als  Fäulnis- 
bildner besitzen,  kann  hier  natürlich  nur  angedeutet  werden. 

Es  sollen  nachfolgend  im  einzelnen  besprochen  werden: 

1.  die    Erreger    von    Fäulniserscheinungen    an    Wurzeln.    Zwiebeln, 
Rhizomen  und  Knollen. 

2.  die  Fäulniserreger  an  oberirdischen  Organen, 

3.  die  Erreger  von  Schleimflüssen, 

4.  die  bakteriellen  Brand-  und  Krebserkrankungen. 

1.  Die  Erreger  von  Fäulniserscheinungen  an  Wurzeln,  Zwiebeln,  Rhizomen 

und  Knollen. 

Zu  dieser  Gruppe  gehört  als  wichtigster  Vertreter  Bacillus  amylo- 
bacter  (=  Clostridium  butyricum).  Es  ist  dies  ein  weitverbreiteter  Spalt- 
pilz, welcher  sich  überall,  besonders  auch  im  Boden  findet  und  eigenthch 
eine  saproph}i:ische  Lebensweise  führt.  Er  besitzt  die  Eigenschaft,  Fer- 
mente auszuscheiden,  durch  welche  in  kohlehydrat  halt  igen  Flüssigkeiten 
Buttersäure  erzeugt,  ferner  auch  Zellulose  und  Kasein  gelöst  wird.  Dadurch 
werden  die  befallenen  Gewebe  zersetzt  und  zuletzt  in  eine  jauchige  übel- 
riechende Masse  verwandelt.  Der  Bacillus  amylobacter  befällt  Wurzeln, 
Knollen  und  Zwiebeln,  also  besonders  die  Organe,  welche  zur  Speicherung 
von  Kohlehydraten  dienen  und  tritt  uns  bei  den  verschiedensten  Pflanzen 
als  Krankheitserreger  entgegen.  Sein  Auftreten  dürfte  jedoch  stets  eine 
Beschädigung  der  von  ihm  befallenen  Organe  voraussetzen. 

Milvioskopisch  zeigt  der  Buttersäurepilz  stäbchenförmige  Zellen 
von  0,003  bis  0,010  mm  Länge  und  0,001  mm  Dicke,  welche  mit  langen 
fadenförmigen  Geißeln  bedeckt  sind  (vgl.  Abb.  1.  Fig.  3). 

Bacillus  amylobacter  tritt  uns  in  folgenden  wichtigeren  Fällen  als 
Krankheitserreger  entgegen : 

1.  bei  den  Wurzelfäulen  der  Apfel-  und  Birnbäume, 

2.  beim  Rotz  der  Speisezwiebeln. 

Die  Wurzelfäulen  der  Apfel-  und  Birnbäume  entstehen  bei 
Abschluß  der  Wurzeln  von  der  Luft  durch  übermäßige  stagnierende  Boden- 
feuchtigkeit. Bacillus  amylobacter  entwickelt  in  solchen  Wurzeln  Butter- 
säuregärung, welche  an  dem  begleitenden  üblen  Geruch  kenntlich  ist; 
die  Folge  ist  ein  Absterben  der  zarten  Wurzeln  und  weiterhin  ein  Kränkeln, 
selbst  auch  ein  Absterben  des  ganzen  Baumes.  Die  Gegenmaßregeln 
bestehen  in  der  Hauptsache  im  Lüften  und  in  der  Dränage  des  Bodens. 

Der  Rotz  der  Speisezwiebeln  ist  eine  ziemlich  häufige  Krankheit; 
sie  tritt  gewöhnlich  erst  während  des  Lagerns,  nur  selten  schon  auf  dem 
Felde  auf.  Die  saftigen  Zwiebelschuppen,  darauf  die  ganzen  Zwiebeln 
nehmen  ein  glasiges  Aussehen  an.  Schließlich  verfatilen  sie  unter  Ent- 
wicklung eines  sehr  üblen  Gerviches.  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  ist 
die  vom  Bacillus  amylobacter  in  den  Geweben  hervorgerufene  Zersetzung. 
LTm  die  Erkrankung  zu  verhindern,  soll  man  die  Kultur  der  Zwiebeln 
nur  auf  einem  in  alter  Dunglvraft  stehenden  Boden  betreiben  und  Düngung 


Erreger  von  Fäulnisersoheinungen  an  Wurzeln.  Zwiebeln.  Ehizomen  und  Knollen.         j[7 

mit  frischem  Stallmist  oder  Jauche  vermeiden.  Eine  reichliche  Kalkiing 
(20  Doppelzentner  auf  1  ha)  ist  zu  empfehlen.  ]\Iit  Kali-  und  Phosphor- 
diingung  gebaute  Zwiebeln  scheinen  eine  größere  Widerstandsfähicrkeit 
gegenüber  dem  Rotzerreger  zu  besitzen.  —  Die  Auf bewahrung  der  Zwiebeln 
hat  trocken  und  luftig  zu  geschehen;  etwa  doch  erkrankte  Z\siebeln  sind 
rechtzeitig  zu  entfernen  und  sofort  zu  verbrauchen  oder  zu  verbrennen. 

Eine  andere  \\ichtige  Zwiebelfäule,  welche Hyacinthus  orientalis  befällt, 
wird  durch  Bacillus  hyacinthi  septicus  hervorgerufen.  Die  von  diesem 
Spaltpilz  befallenen  Zwiebeln  faulen  unter  Entwicldung  eines  üblen  Ge- 
ruches,  die  Blätter  trocknen  ein  und  die  Blütenknospen  fallen  ab.  —  In 
Gegenden,  in  denen  diese  Krankheit  auftritt,  empfiehlt  sich  als  vorbeugende 
Maßnahme  eine  geeignete  Bodendesinfektion.  Man  bevorzuge  daselbst 
ferner  widerstandsfähigere  Sorten:  lt.  Naumann  ist  z.  B.  ,, Baron  von 
Tuyir'  viel  weniger  empfindlich  als  ,,Zar  Peter".  Außerdem  vergesse  man 
nicht,  als  Vorsichtsmaßregel  einen  vernünftigen  Feld  Wechsel  zu  treiben. 

Bemerkenswert  ist  ferner  der  weiße  oder  gelbe  Rotz  der  Hyazinthen- 
zwiebeln. Derselbe  wird  durch  Pseudomonas  hyacinthi  (=  Bacterium 
hyacinthi)  hervorgerufen.  Die  Krankheit  tritt  nach  der  Herausnahme 
der  Hyazinthenzwiebeln  aus  dem  Boden  auf,  wenn  die  Zwiebeln  zum 
Zweck  des  Ausreifens  in  Erde  eingeschlagen  werden,  oder  befällt  sie  über- 
haupt erst  im  Winterlager.  Die  vom  gelben  Rotz  ergriffenen  Zwiebeln 
verfaulen  unter  Absonderung  eines  weißlichen  bis  gelblichen  Schleimes. 
Eine  der  Kultur  vorangehende  Bodendesinfektion  und  Verminderung  zu 
großer  Feuchtigkeit  ist  dem  Auftreten  der  Krankheit  hinderhch. 

Mehr  als  Beispiel  für  ebenfalls  vorkommende,  durch  Spaltpilze  ver- 
ursachte Rhizomfäulen  sei  die  Rhizomfäule  der  Irisarten  und  Araceen 
genannt.  Bodendesinfektion  und  Verminderung  zu  großer  Bodenfeuchtig- 
keit sind  auch  hier  die  nötigen  Maßnahmen.  Wer  sich  dafür  eingehend 
interessiert,  sei  auf  die  Arbeit  von  Hall,  Das  Faulen  der  jungen  Schöß- 
linge und  Rhizome  von  Iris  florentina  und  germanica  (Zeitschr.  f.  Pflkr. 
1903)  verwiesen. 

Im  Anschluß  hieran  sei  die  Knollenfäule  der  Kartoffeln  während  des 
Winterlagers  erwähnt.  Dieselbe  ist  auf  sehr  verschiedenartige  Ursachen 
ziu-ückzuf Uhren.   —  Von  den  pilzparasitären  Fäulen  sind  bemerkenswert: 

1.  die  Bakterienfäule  (Abb.  4,  Fig.  1  u.  2). 

2.  die  Phytophthora-Knollenfäule  (s.  Kap.  VII), 

3.  die  Rhizoctonia-Fäule  (s.  Kap.  XXIII), 

4.  die  Fusarium-Fäule  (s.  Kap.  XXVI). 

Als  Erreger  der  Bakterienfäide  kommt  in  erster  Linie  Bacillus  solani- 
perda  in  Betracht.  Derselbe  ist  nahe  verwandt  mit  dem  oben  besprochenen 
B.  amylobacter.  Er  verursacht  eine  häufige  und  schädliche  Zersetzung 
der  Kartoffelknollen,  von  der  dieselben  entweder  bereits  auf  dem  Acker 
oder  erst  im  Aufbewahrungsraum  befallen  werden.  Es  bilden  sich  dabei 
an  den  KnoUen  kleine,  anscheinend  saftigere  Flecke,  welche  sich  ver- 
größern. heUer  werden  und  in  der  Mitte  etwas  einzusinken  pflegen:  sie 
breiten  sich  weiter  im  Fleisch  aus,  Avelches  breüg  weich.  heUer  oder  dunkler 
gelbUch  wird  und  sich  endlich  in  eine  jauchige,  übelriechende  Masse  um- 

Hösterniann-Xoack,  Pilzparasitäre  Krankheiten.  9 


18 


Drittes  Kapitel. 


wandelt.  —  B.  solaniperda  ist  ein  obligater  Parasit,  welcher  in  der  Lage 
ist,  die  Krankheit  primär  hervorzurufen.  Außerdem  können  aber  bei  der 
Bakterienfäule  der  Kartoffelknollen  noch  eine  Anzahl  anderer  Spaltpilze 
beteiligt  sein  (vgl.  Julius  Schuster,  Zur  Kenntnis  der  Bakterienfäule  der 
Kartoffel.  Arb.  B.  R.  A.  VIII,  4,  1912).  -  Auch  Bacillus  phj'tophthorus, 
der  Erreger  der  Schwarzbeinigkeit  der  Kartoffeln  (s.  u.)  geht  zuweilen 
auf  die  Knollen  über  und  verursacht  ein  Ausfaulen  derselben.  —  Die 
Bekämpfung  geschieht  durch  Auslesen  und  Vernichten  der  kranken  Knollen. 
Beobachtungen    über    den    Einfluß    der   Düngung    auf    die    Widerstands- 


Abb.  2.     Bakterien-Ringkrankheit. 
Links  eine  schwäclier  erlciankte  Kartoffel,  oben  im  Längssclinitt,  unten  im  Querscimitt.    Eeclits  stärker  er- 
kranlrte  ebenso.   Bei  der  letzteren  ist  der  innere  Teil  bereits  dimkel  verfärbt  und  morsch.    Nach  Flugbl.  B.  R.  A. 


fähigkeit  der  KnoUen  hat  Schuster  (a.  a.  0.)  veröffentlicht:  es  zeigten  mit 
Chilisalpeter  und  Kali  gedüngte  Knollen  keine  oder  nur  geringe  Fäulnis 
um  die  InfektionssteUe  herum,  während  sich  die  mit  Superphosphat  ge- 
düngten Knollen  sogar  als  vollständig  resistent  erwiesen.  Wieweit  sich 
diese  Ergebnisse  verallgemeinern  lassen,  muß  die  Zukunft  lehren. 

Eine  andere  wichtige  Bakt erlöse  der  Kartoffelknollen  ist  die  Bakterien- 
Ringkrankheit,  welche  bisweilen  bedeutenden  Schaden  anrichtet.  Die 
von  dieser  Ki'ankheit  befallenen  Kartoffeln  zeigen  auf  dem  Durchschnitt, 
etwa  ^/.2  bis  1  cm  unter  der  Schale,  einen  mehr  oder  weniger  vollständigen 


Die  Fäulniserreger  an  oberirdischen  Organen.  ]^9 

braunen  Ring  (s.  Abb.  2).  Häufig  bleibt  die  Krankheit  nicht  auf  die  Knollen 
beschränkt,  sondern  teilt  sich  der  ganzen  Pflanze  mit.  —  Als  Erreger  sind 
Bacillus  solanacearum  sowie  verwandte  Alten  festgestellt  worden.  Bezüo-lich 
Einzelheiten  sei  auf  das  Flugblatt  36  der  Biologischen  Reichsanstalt  ver- 
wiesen. Kartoffeln  von  Feldern,  auf  denen  diese  Krankheit  auftrat,  dürfen 
unter  keinen  Umständen  zum  Xachbau  VerAvendung  finden.  Es  ist  außer- 
dem ratsam,  Saatgut  nicht  zu  zerschneiden.  Sollte  dies  nicht  zu  umgehen 
sein,  so  lasse  man  die  zerschnittenen  Knollen  1  bis  2  Tage  vor  dem  Aus- 
legen bei  trockener  Lagerung  liegen.  Es  bildet  sich  dann  auf  der  Schnitt- 
fläche eine  dünne  Korkschicht,  die  wenigstens  einen  geringen  Schutz 
gegen  Bodeninfektion  bietet. 

Auch  als  Erreger  des  Kartoffelschorfes  kommen  zuweilen  Bakterien 
in  Frage.  —  Unter  dem  ..Schorf"'  der  KaitoffelknoUen  versteht  man  be- 
kanntlich Krusten  auf  verletzter  und  unverletzter  Haut  mit  oder  ohne 
Wucherung  von  Zellgruppen  der  Kork-  und  Rindenschicht.  Schorferreger 
sind:  Strahlenpilze  (Actinomyces- Arten),  Wurzeltöter  (Hypochnus), 
Schwammsporling  (Spongospora)  und  Spaltpilze  (Bakterien).  Die  letzteren 
erzeugen  den  sog.  Pustelschorf,  der  aber  nur  von  geringer  allgemeiner 
Bedeu+ung  ist. 

II.  Die  Fäulniserreger  an  oberirdischen  Organen. 

Eine  solche  Krankheit  ist  die  Schwarzfäule  der  Kohlpflanzen,  welche 
außer  bei  diesen  sich  auch  noch  bei  Raps,  Rübsen,  Rettich  und  Radieschen 
findet.  Die  Krankheit  wird  hervorgerufen  durch  einen  Spaltpilz,  Pseudo- 
monas campestris. 

Die  von  diesem  Spaltpilz  befallenen  Pflanzen  kränkeln  und  bilden 
sich  infolge  zu  geringen  Zuwachses  nicht  vollkommen  aus.  Die  Blätter 
zeigen  bei  zunächst  noch  grüner  Färbung  ein  Schwarz  werden  der  Xerven, 
dann  färben  sie  sich  gelb  und  sterben  schließlich  ab.  Die  Schwarzfärbung 
der  Xerven  setzt  sich  auch  in  das  Innere  des  Stengels  und  in  den  Holz- 
körper  der  Wurzeln  fort  (s.  Abb.  3). 

Der  Erreger  dieser  Krankheit,  der  Spaltpilz  Pseudomonas  campestris, 
ist  von  stäbchenförmiger  Gestalt  mit  abgerundeten  Ecken  und  einer 
polaren  Geißel. 

Der  Pilz  dringt  in  die  gesunden  Pflanzen  entweder  durch  Wunden 
oder  durch  die  am  Blattrand  gelegenen  Wasserspalten  ein.  Von  da  ver- 
breitet er  sich  unter  starker  Vermehrung  in  den  Gefäßen  der  Blattnerven 
und  gelangt  auch  in  die  Stengel  und  Wurzeln.  Es  ist  bisher  nicht  fest- 
gestellt worden,  ob  Pseudomonas  campestris  ein  ursprünghcher  Bewohner 
des  Erdbodens  ist,  oder  ob  seine  Verschleppung  nur  durch  kranke  Pflanzen 
erfolgt.  Erfahrungsgemäß  scheint  Feuchtigkeit  der  Verbreitung  des 
Pilzes  förderlich  zu  sein. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  geschieht  durch  möghchst  früh- 
zeitiges Entfernen  und  Verbremien  der  kranken  Pflanzen.  Ferner  ist  die 
Aufgabe  des  Anbaues  von  Kohl,  Raps,  Rübsen,  Rettich  und  Radieschen 
auf  demselben  Felde  für  mehrere  Jahre  erforderlich,  sowie  eine  reichhche 
Kalkung  des  Bodens  angebracht.  Als  vorbeugende  Maßnahmen  sind  Ver- 
meiden zu  engen  Setzens  und  Wechselwirtschaft  zu  empfehlen. 

Im  Anschluß  hieran  sei  kurz  die  durch  Pseudomonas  destructor 
hervorgerufene  Weißfäule  des  Rapses  und  der  Rübsen  erwähnt,  ferner  die 
Weichfäule  des  Kohles.     Diese  letztere  wird  gleichfalls  durch  einen  aller- 

2* 


20 


Drittes  Kapitel. 


clings  noch  nicht  genauer  indentifizierten  Vertreter  der  Gattung  Pseudo- 
monas hervorgerufen.  Das  Krankheitsbild  zeigt  an  den  jüngeren  Teilen 
des  Stengels  und  an  der  Mittelrippe  der  Blätter  weich  und  faulig  werdende 
Stellen,  welche  sich  vergrößern  und  zum  Tode  der  Pflanzen  führen.  Die 
Bekämpfung  dieser  Krankheit  geschieht  in  der  gleichen  Weise  wie  die 
der  Schwarzfäule. 

Auch   der   Kopfsalat    (Lactuca   sativa)    wird   von   einer   bakteriellen 
Fäule  heimgesucht.     Der  oder  wohl  richtiger  die  Erreger  derselben  sind 


Abb.  3.     Schwarzfäule  des  Kohles  durch  Pseudomonas  caiupestris. 
Kohlblatt  mit  dem  charakteristischen  schwarzen  Adernetz.  2.  Kranke  Wurzel.   3.  Querschnitt  durch  einen 
erkrankten  Stengel.    (Nach  Sorauer-Lindau.) 


jedoch  noch  nicht  einwandfrei  näher  bekannt.  Das  Krankheitsbild  zeigt 
am  Rande  oder  an  der  Ansatzstelle  der  Blätter  entsprechende  braune 
Flecken,  die  sich  schnell  vergrößern  und  auf  das  Herz  des  Kopfes  über- 
greifen, welcher  faulig  wird.  —  Die  Kranldieit,  welche  zuweilen  erheblichen 
Schaden  anrichtet,  wird  in  der  gleichen  Weise  wie  die  oben  geschilderte 
Schwarzfäule  des  Kohls  bekämpft. 

Als    Bakteriose    ist    ferner    eine    Stengelerkrankung    der    Kartoffeln, 
die  sogenannte   „Schwarzbeinigkeit"   erkannt  worden.      Diese  Krankheit 


Die  Fäulniserreger  an  oberii-disehen  Oruanen. 


21 


gewinnt  immer  größere  Bedeutung.  Die  ausführlichsten  Untersuchungen 
darüber  verdanken  wir  O.  Appel  (Arbeiten  a.  d.  Biolog.  Abt.  f.  Land-  u. 
Forstw.  a.  R.  Ges.  Amt  III,   1903,  8.  364). 

Die  Krankheit  äußert  sich  gewöhnlich  im  Juli  und  August  im  Auf- 
treten schwarzbrauner  Flecken  am  Grunde,  meist  noch  an  dem  in  der  Erde 


Abb.  4.     Kartoffelbakteriosen. 
1.  Naßfaule  Kartoffel  von  außen  und  cUurchschnitten.     Nat.  Gr.     2.   Queischiiitt  durch   eine  von  Bakterien 
erfülite  Höhlung  einer  naßfaulen  Kartoffel.     Stark  vergr.     3.  Habitusbild   einer   von  Schwarzbeinigkeit  be- 
fallenen Manze.     Verkl.    4.  Quersclinitt   durch   den    Stengel    mit  bakterieiierfüllten   Zellen.     Stark    vergr. 
(1 — 3  nach  Sorauer-Lindau,  4  nacli  Appel.) 


Steckenden  Teil  des  Stengels,  ohne  daß  äußerlich  ein  Pilzanflug  wahr- 
zunehmen ist.  Einzelne  untere  Blätter  der  befallenen  Pflanzen  färben  sich 
gelb,  worauf  ein  rasches  Abwelken  der  Stengel  erfolgt.  Die  Kartoffelstengel 
lassen  sich  bsi  dieser  Krankheit  ohne  Anstrengung  aus  dem  Boden  ziehen. 


22  Drittes  Kapitel. 

Als  Erreger  der  Krankheit  werden  verschiedene  Vertreter  der  Gattung 
Bacillus  bezeichnet,  darunter  B.  phytophthorus. 

Wichtig  ist,  daß  die  als  ,,>Schwarzbeinigkeit"  bezeichnete  Stengelfäule 
auch  auf  gärtnerische  Kulturpflanzen,  z.  B.  auf  Gurken  und  auf  Vicia 
faba  übergeht.  Sie  läßt  sich  ferner  leicht  übertragen  auf  Möhren,  Tel- 
tower  Rüben,  Lupinen  und  Tomaten.  Leider  ist  die  Krankheit  an  allen 
diesen  Gewächsen  noch  nicht  eingehender  studiert  worden.  Die  künstliche 
Übertragung  auf  Pelargonien  gelingt  jedoch  nicht.  Wie  später  gezeigt 
werden  wird,  ist  die  bekannte  Schwarzbeinigkeit  der  Pelargonienstecklinge 
auf  ganz  andere  Erreger  zurückzuführen. 

Wo  die  Krankheit  auftritt,  muß  der  Anbau  von  Kartoffeln,  Gurken, 
Vicia  faba,  Möhren  usw.  einige  Jahre  ausgesetzt  werden.  —  Für  den 
Kartoffelbauer  gelte  ferner  die  Regel,  daß  man  nur  gesundes  Saatgut 
verwende  und  das  Zerschneiden  der  Knollen  nach  Möglichkeit  meide. 

Einer  weitverbreiteten,  aber  nicht  gerade  sehr  gefährlichen  Bakterien- 
krankheit ist  der  Flieder  ausgesetzt.  (Vgl.  H.  Klebahn,  Krankheiten 
des  Flieders,  Berhn   1909,   S.   5ff.) 

Im  Mai  oder  Anfang  Juni,  wenn  die  neuen  Triebe  noch  zart  sind, 
entstehen  große  schwarzbraune  Flecken,  auf  den  Blättern  allein  oder  auf 
den  jungen  Zweigen  oder  von  einem  dieser  Organe  auf  das  andere  über- 
gehend. Die  ergriffenen  Zweige  knicken  an  der  Infektionsstelle  nicht  selten 
um.  (Klebahn  a.  a.  O.).  —  Als  Erreger  dieser  Krankheit  wurde  der 
Spaltpilz  Pseudomonas  syringae  isoliert.  Die  Art  und  Weise  der  Infektion 
ist  noch  zu  erforschen. 

Der  angerichtete  Schaden  ist  in  der  Regel  nicht  sehr  bedeutend. 
Bei  anhaltend  feuchtem  Wetter  kann  die  Krankheit  allerdings  stark  um 
sich  greifen.  Folgt  dann  aber  eine  längere  Trockenzeit,  so  vertrocknen 
gewöhnlich  auch  die  Krankheitsherde  und  die  Kranldieit  verschwindet. 
Es  sollen  sich  unter  diesen  Umständen  selbst  infizierte  Zweige  noch  erholen 
können,  wenn  die  Krankheit  nicht  den  ganzen  LTmfang  der  Rinde  ergriffen  hat. 

Zuweilen  werden  auch  die  Hülsen  der  Bohnen  von  einer  Bakteriose 
heimgesucht,  welche  von  Bacillus  phaseoli  hervorgerufen  wird.  Das 
klinische  Bild  zeigt  braune,  unregelmäßige  Flecke  mit  grauen  oder  röt- 
lichen Rändern.  Diese  Stellen  werden  weich,  sinken  ein  und  zeigen  Perl- 
mutterglanz . 

Bodendesinfektion  und  Aussetzen  des  Bohnenanbaues  dürften  die 
einzig  möglichen  Gegenmaßnahmen  sein. 

Auch  eine  in  manchen  Jahren  anscheinend  sehr  verbreitete  Krank- 
heit der  Tomatenfrüchte  dürfte  auf  Bakterien  zurückzuführen  sein.  Die 
noch  grünen  Tomatenfrüchte  bräunen  sich  von  der  Ansatzstelle  des  Griffels 
aus.  Das  Fleisch  fault,  und  die  Fäule  dehnt  sich  über  die  ganze  Frucht 
aus.  Nach  den  im  Sommer  1921  gemachten  Erfahrungen  scheint  das 
Auftreten  dieser  Krankheit  an  größere  Feuchtigkeit  gebunden  zu  sein. 
Denn  als  im  genannten  Jahre  Anfang  Juli  eine  lange  Trockenperiode 
einsetzte,  kam  die  Krankheit  zum  Stillstand:  die  Krankheitsherde  trock- 
neten ein,  etwa  aufgerissene  Stellen  der  lo-anken  Fruchthaut  vernarbten 
zunächst  durch  Korkbildung,  unter  welcher  vollkommen  normales  Gewebe 
mit  Epidermis  sich  ausbildete. 

Nicht  einwandfrei  erwiesen  ist  es,  ob  das  Glasigwerden  der  Äpfel 
als  eine  bakterielle  Erkrankung  angesehen  werden  kann.    Diese  Krankheit 


Die  Erreger  von  Schleitnflüssen.  23 

äußert  sich  in  einer  eigenartigen  Veränderung  des  Fruchtfleisches,  wobei 
dieses  ein  durchscheinendes  glasiges  Aussehen  bekommt.  Die  Zellen 
des  Fruchtfleisches  bleiben  klein,  die  Interzellularräume  sind  mit  Wasser 
erfüllt.  Der  Geschmack  des  glasigen  Fleisches  ist  süßer  als  der  des  ge- 
sunden Fleisches. 

Als  Erreger  der  Krankheit  wurde  von  Prillieux  ein  Bacillus  angegeben, 
doch  neigt  man  in  neuerer  Zeit  dazu,  die  Ursache  ausschließlich  in  Stoff - 
Wechselstörungen  zu  suchen.  G.  Paris  glaubt  die  Ursache  in  *Sauerstoff- 
mangel,  hervorgerufen  durch  Bildung  eines  undurchlässigen  Sarcocarps, 
gefunden  zu  haben.  Als  Beweis  führt  derselbe  an,  daß  es  ihm  gelungen 
sei,  das  Glasigwerden  durch  künstlichen  Luftabschluß  mittels  Paraffin- 
überzuges hervorzurufen.  —  Wissenswert  ist,  daß  einige  Sorten,  wie  z.  B, 
der  Virginische  Rosenapfel,  der  weiße  Astrakan,  Gloria  mundi,  Züricher 
Transparentapfel  u.  a.  die  Erscheinung  öfters  zeigen. 

Schließlich  sei  noch  eine  vermeintliche  bakterielle  Erkrankung  der 
Tabaksetzlinge  erwähnt. 

Eine  solche  wird  von  Kirchner  (Die  Krankheiten  und  Beschädigungen 
unserer  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen  S.  336)  angegeben.  Dieselbe 
äußert  sich  in  einem  von  der  Basis  beginnenden  Fauligwerden  des  hypo- 
kotylen  Gliedes  und  soll  durch  Bacillus  amylobacter  (=  Clostridium 
butyricum)  hervorgerufen  werden.  Nach  neuerer  Auffassung  handelt  es 
sich  aber  um  Fäulniserscheinungen,  die  auf  zu  fest  angedrückte  Erde  in 
den  Töpfen  zurückzuführen  sind. 

III.  Die  Erreger  von  Schleimflüssen. 

Es  ist  dies  ein  noch  recht  wenig  geldärtes  Gebiet.  Tatsache  ist,  daß 
bei  einer  Reihe  von  Laubbäumen  zu  gewissen  Zeiten  aus  der  Rinde  in 
großen  Mengen  Saft  von  schleimiger  Beschaffenheit  hervorquillt,  in  welchem 
sich  zahlreiche  Bakterien,  aber  auch  andere  Pilze  finden.  Ob  diese  Schleim- 
flüsse eigentlich  parasitären  Charakter  haben,  ist  noch  unsicher.  Echte 
Pilzerlvrankungen  dürften  kaum  vorliegen.  Zunächst  wird  wohl  immer 
durch  eine  anders  entstandene  Verletzung  der  Rinde  gewöhnlicher  Saft- 
fluß herbeigeführt  werden,  in  welchem  sich  erst  sekundär  Spaltpilze  usw. 
ansiedeln.  Durch  Gärungserscheinungen  werden  dann  allerdings  auch  zu- 
weilen die  angrenzende  Rinde  und  das  Kambium  in  Mitleidenschaft  ge- 
zogen. Daher  empfiehlt  es  sich,  diese  Krankheitserscheinungen  zu  be- 
kämpfen und  zwar  durch  Ausschneiden  der  kranken  Stellen  und  Be- 
streichen mit  Steinkohlenteer.  Es  kann  nur  ein  für  allemal  dringend 
geraten  werden,  Wunden  an  Holzgewächsen  mit  Baum  wachs  oder  Stein- 
kohle nteer  zu  verschließen. 

Im  einzelnen  seien  lt.  Ludwig  (Lehrbuch  der  niederen  Kryptogamen, 
1892)  folgende  Schleimflüsse  genannt: 

Der  weiße  Schleimfluß  (der  Eichen,  Birken,  Pappeln,  Rotbuchen 
u.  a.).  Rinde  und  Kambium  werden  vollständig  aufgelöst  und  vergoren. 
In  dem  dicken  weißen,  säuerlich  riechenden  Schleim  finden  sich  regel- 
mäßig Leuconostoc  Lagerheimii  Ludw.  (mit  dick  aufgequollenen  Mem- 
branen), sowie  folgende  Pilze:  Endomyces  Magnusii  Ludw.  und  Saccha- 
romyces  Ludwigii  Hansen  (als  Erreger  der  Gärung).  Vorwiegend  im  Juli; 
wird  von  vielen  Insekten  besucht,  die  zur  Weiterverbreitung  beitragen. 

Der  braune  Schleimfluß  (der  Apfelbäume,  Roßkastanien,  Pappeln, 
Birken  usw.)  entsteht  nicht   in  der  Rinde,  sondern  im  Holz,  das  unter 


24  Drittes  Kapitel. 

Bildung  von  Buttersäure  (Geruch)  zersetzt  wird.  Organismen:  Micro- 
coccus  Dendroporthos  Ludw.,  Bispora  nionilioides  Corda,  Fusarien  u.  a. 
(Frühjahr  bis  Winter.) 

Der  Milch-  oder  Rotfluß  an  Stümpfen  von  Birke,  Weißbuche, 
besonders  im  Frühjahr  zur  Zeit  des  8aftsteigens.  Organismen:  Endomyces 
vernalis  Ludw.,  Rhodomyces  dendrorrhous  Ludw.,  Ascoidea  rubescens 
Bref.  et  Lind.     (Rotbuche.) 

Der  Moschusfluß  der  Linden,  ähnlich  vorigem  mit  Moschusgeruch: 
Fusarium  moschatum  Kitas,  und  ein  Leptothrix  ähnlicher  Spaltpilz. 

Außerdem  gibt  es  schwarze  Schleimflüsse,  die  ihre  Farbe  blaugrünen 
Algen  und  dunklen  Pilzhyphen  verdanken. 

IV.  Die  bakteriellen  Brand-  und  Krebserkrankungen. 

Die  weitaus  wichtigste  Erkrankung  dieser  Art  ist  der  Bakterien- 
brand des  Steinobstes  (vgl.  Aderhold  u.  Ruhland,  Über  den  Bakterienbrand 
des  Steinobstes,  Flugblatt  Nr.  39  B.  R.  A.,  3.  Aufl.   1910). 

Die  Krankheit  befällt  in  erster  Linie  Süßkirschen,  seltener  Pflaumen, 
wälu'end  Aprikosen.  Pfirsiche  und  Sauerkirschen  nur  in  vereinzelten 
Fällen  unter  der  Krankheit  zu  leiden  haben.  Bedroht  sind  besonders  die 
Baumschulbäumchen,  doch  befällt  die  Krankheit  auch  Zweige  und  Stämme 
älterer  Bäume. 

Das  Krankheitsbild  zeigt  zunächst  an  den  Zweigen  oder  Stämmen 
auftretende  Brandstellen,  welche  durch  ein  Absterben  kleinerer  oder 
größerer  Rindenpartien  und  mehr  oder  weniger  großer  Teile  des  darunter- 
liegenden Holzes  hervorgerufen  werden.  Die  abgetötete  Rinde  trocknet 
zusammen  und  wird  durch  die  um  die  Brandstelle  entstehenden  Über- 
wallungswülste  zum  Abplatzen  gebracht.  Oft,  jedoch  nicht  immer,  tritt 
an  den  Grenzen  der  Brandstellen  eine  erhebliche  Gummiausscheidung 
auf.  Die  Brandstellen  greifen  unter  Umständen  sehr  schnell  um  sich.  Die 
Folge  ist  das  Absterben  der  erkrankten  Zweige  oder  der  ganzen  Bäume. 
Dieses  Absterben  kann  entweder  noch  vor  dem  Austreiben  im  Frühjahr 
oder  während  desselben  oder  zu  beliebiger  Zeit  während  des  Sommers 
erfolgen. 

Als  Erreger  der  Krankheit  ist  von  Aderhold  und  Ruhland  ein  Spalt- 
pilz, Bacillus  spongiosus,  festgestellt  worden. 

Die  Infektion  setzt  das  Vorhandensein  von  Wunden  oder  anderen 
Beschädigungen  der  Rinde  voraus.  Die  Übertragung  der  Bakterien  ge- 
schieht durch  den  Menschen  (mit  seinen  Werkzeugen,  z.  B.-  Messern  und 
Sägen,  mit  denen  an  kranken  Bäumen  gearbeitet  worden  ist),  durch  Wind 
und  Regen,  sowie  durch  Insekten,  von  denen  besonders  die  Borkenkäfer 
im  Verdacht  stehen,  die  Krankheit  zu  verbreiten. 

Die  Krankheit  ist  in  Preußen  in  den  Provinzen  Brandenburg.  Sachsen, 
Westfalen,  Hannover  und  in  der  Rheinprovinz  festgestellt  worden,  aber 
anscheinend  weiter  verbreitet. 

Der  wirtschaftliche  Schaden,  welchen  die  Krankheit  am^ichtet,  ist 
recht  erheblich,  da  die  Krankheit  jüngere  Bäume  regelmäßig  abtötet 
und  ältere  Bäume  mindestens  zu  Krüppeln  macht.  Es  sollen  durch  diese 
Krankheit  manche  Baumschulenbesitzer  50^0  und  mehr  ihrer  Kirsch- 
bäumchen eingebüßt  haben. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  sind  Ideinere  und  vereinzelte  Brand- 
stellen   auszuschneiden'  und    die    ausgeschnittenen    Wunden    mit    Stein- 


Die  bakteriellen  Brand-  und  Krebserkrankungen. 


25 


kohlenteer  zu  verstreichen.  Das  ausgeschnittene  Holz  ist  aufs  sorgfältigste 
aufzusammeln  und  zu  verbrennen.  Zweige  mit  größeren  oder  zahlreicheren 
Brandstellen  sind  abzuschneiden  und  gleichfalls  zu  verbrennen,  die  Zweig- 
stumpfe ebenfalls  mit  Steinkohlenteer  zu  verschmieren.  Die  Erhaltung 
eines  mit  Brandwunden  besetzten  Zweiges  lohnt  sich,  wenn  nach  Aus- 
schneiden der  Branclwvuiden  wenigstens  noch  ein  Drittel  bis  ein  Viertel 
des  Stammumfanges  unverletzt  geblieben  ist.  Bevor  man  mit  dem  zu 
diesen  Arbeiten  benutzten  .Werkzeug  an  gesunde  Bäume  geht,  ist  dasselbe 
sorgfältig  zu  desinfizieren  (durch  Eintauchen  in  1  °oige  Lysollösung).  — 
Als  vorbeugende  Maßnahme  mache  man  sich  das  Verstreichen  aller  Baum- 
wunden mit  Steinkohlenteer  oder  Baumwachs  zur  Regel. 


Eine  sehr  gefährliche  Krankheit  des  Kernobstes,  besonders  der  Birnen, 
ist  die  ,,rire  blight  disease"  (Feuerbrandkrankheit).  Dieselbe  hat  uns  in 
Europa  bis  jetzt  verschont  und  ist  auf  Amerika  beschränkt  geblieben. 
Die  Krankheit  befällt  zunächst  die  Blüten,  welche  braun  werden  und 
vertrocknen;  sie  greift  dann  auf  die  jungen  Sprossen  über,  die  ebenso  wie 
die  ihnen  anhaftenden  Blätter  schwarz  werden.  Die  Krankheit  geht, 
durch  Kambium  und  Rinde  sich  ausbreitend,  auch  auf  ältere  Äste  und  schließ- 
lich auch  auf  den  Stamm  über, 
an  welchem  sie  krebsartige 
Wucherungen  erzeugt. 

Als  Erreger  der  Krankheit 
ist  wahrscheinUch  der  Spalt- 
pilz Bacillus  amylovorus  zu 
betrachten. 

Die  Infektion  geschieht 
in  der  Regel  anscheinend  an- 
läßlich der  Bestäubung  durch 
die  blütenbe^uchenden  In- 
sekten, doch  kann  auch  Wund- 
infektion an  jungen  Zweigen 
durch    Vögel    oder    Insekten 

stattfinden.  .  Abb.  5.     Wurzelkropf  (Orig.  n.  d.  X.). 


Eine  interessante  Krankheit,  welche  sich  an  Birnen  und  Äpfeln 
findet,  ist  der  Wurzelkropf  der  Obstbäume.  —  Besonders  an  jungen 
Bäumen  treten  am  Wurzelhals,  an  der  Haupt-  und  an  den  Xebenwurzeln 
knollige,  an  der  Oberfläche  warzige  Verdickungen  auf  (Abb.  5).  An  jüngeren 
Bäumen  nußgroß,  werden  dieselben  an  älteren  Bäumen  bis  weit  über  faust- 
groß. Ein  derartiger  Verbrauch  des  plasmatischen  Materials  kann  natür- 
hch  zu  einer  Beeinträchtigung  in  der  Entwicklung  des  betreffenden  Baumes 
führen. 

Als  Erreger  dieser  Krankheit  wird  jetzt  ein  Spaltpilz,  Bacterium 
tumefaciens,  angesehen,  früher  wurde,  besonders  von  amerikanischer  Seite, 
ein  Schleimpilz,  Dendrophagus  (verwandt  mit  den  Trichiaceen),  dafür 
verantwortlich  gemacht,  während  wieder  andere  die  Ursache  der  Kropf - 
bildung  ähnlich  der  der  Maserbildung  in  einer  Ernährungsstörung  er- 
blicken. 

Eine  Bekämpfung  der  Krankheit  ist  nicht  bekannt. 


2ß  Viertes  Kapitel. 

In  jüngster  Zeit  hat  das  Bacterium  tumefaciens  viel  von  sich 
reden  gemacht,  weil  es  die  oben  beschriebenen  Geschwülste  nicht  nur  auf 
den  verschiedensten  Pflanzen,  wie  Chrysanthemum,  Pelargonium,  Erodium, 
Kartoffeln  u.  a.  hervorzurufen  in  der  Lage  ist,  sondern  auch  beim  Menschen 
tumorenartige  Geschwülste,  welche  denen  des  Krebses  gleichen,  erzeugen  soll. 

Es  ist  noch  eine  weitere  Anzahl  krebsartiger  Erkrankungen  bekannt 
geworden,  welche  als  Bakteriosen  angesprochen  werden.  So  die  ,, Zweig- 
tuberkulosen" (von  dem  lateinischen  ,,tuberculum",  das  Knötchen,  ab- 
geleitet) der  Aleppokiefer,  des  Ölbaums,  des  Oleanders,  ferner  der  Krebs 
der  Esche  u.  a.  m.  Teils  liegen  aber  diese  Dinge  dem 'Gärtner  ferner, 
teils  ist  über  sie,  wie  über  den  Eschenkrebs,  noch  nicht  das  letzte  Wort 
gesprochen,  so  daß  hier  darüber  hinweggegangen  werden  kann. 

Viertes  Kapitel. 

Die  Myxomyceten. 

Die  Schleimpilze  oder  Myxomyceten  sind  von  den  eigentlichen  Pilzen 
scharf  geschieden: 

1.  durch  den  eigenartigen  Entwicklungsgang, 

2.  durch  die  im  Verlaufe  dieses  Entwicklungsganges .  auftretenden, 
sich  meist  saprophy tisch,  selten  parasitisch  ernährenden  nackten 
Protoplasmamassen,  die  Plasmodien. 

Es  sei  zunächst  kurz  der  Typus  dieses  eigenartigen  Entwicklungs- 
ganges geschildert:  Wenn  die  Spore  keimt,  tritt  der  Inhalt  unter  Zer- 
reißung der  Membran  heraus.  Der  ausgetretene  Protoplast  erzeugt  an 
seinem  vorderen  Ende  eine  einzige  lange  Geisel  und  wird  so  zur  Schwärm- 
spore. Nach  einiger  Zeit  wird  die  Beweglichkeit  der  Schwärmer  geringer, 
sie  ziehen  die  Cilie  ein  und  gehen  in  den  amöbenartigen  Zustand  über. 
Die  Myxamoeben  bewegen  sich  durch  Ausstrecken  von  Fortsätzen,  denen 
dann  die  gesamte  Plasmamasse  folgt.  Nach  einiger  Zeit  geschieht  die  Ver- 
einigung der  Myxamoeben  zu  größeren  Plasmamassen,  den  Plasmodien, 
welchen  ebenfalls  amöbenartige  Bewegung  zukommt.  —  Später  setzen 
sich  die  Plasmodien  zur  Ruhe  und  schreiten  zur  Sporenbildung:  entweder 
indem  das  ganze  Plasmodium  in  Sporen  zerfällt  oder  indem  dasselbe 
Sporangien  bildet  oder  indem  es  sich  direkt  zu  großen  kuchenartigen 
Fru  chtkörpern  umbildet . 

Man  unterscheidet  in  der  Abteilung  der  Myxomyceten  zwei  Klassen: 
I.  Als  Parasiten  in  lebenden  Pflanzenteilen.  Sporen  in  Ballen  die 
Nährzelle  erfüllend:  Plasmodiophorales. 

IL  Als  Saprophyten  lebend.  Sporen  gewöhnlich  ,im  Innern  von 
Sporangien:  Myxogasteres. 

Aus  der  Klasse  der  Plasmodiophorales  ist  lediglich  von  Bedeutung: 
Plasmodiophora  brassicae.  Dieser  Pilz  erregt  den  Wurzelkropf  der  Kohl- 
gewächse, die  sogenannte  Kohl  her  nie  (,,hernia"  ist  die  lateinische  Be- 
zeichnung für  den  Eingeweidebruch). 

Die  gefürchtete  Krankheit  ist  in  ganz  Europa  und  selbst  in  Nord- 
amerika verbreitet.  Sie  befällt  aber  ausschließlich  Kreuzblütler  (Cruci- 
feren),  in  erster  Linie  die  Kohl-  (Brassica  oleracea-)  arten,  von  anderen 
Kulturgewächsen  besonders  Senf  (Sinapis  alba),  Raps  (Brassica  napus), 
Rübsen    (Brassica  rapa),    Rettich   und   Radieschen    (Raphanus   sativus), 


Der  Wurzelkropf  der  Kohlgewächse  oder  die  Kohlhernie. 


27 


aber  auch  Unkräuter,  wie  das  Hirtentäschelkraut  (Capsella  bursa  pastoris), 
Hederich  (Raphanus  raphanistrum)  und  Ackersenf  (Sinapis  arvensis), 
sowie  Blumen,  wie  Iberis,  Goldlack  (Cheiranthus)  und  Levkojen  (Matthiola)  (?) 


Abb.  6.     Kohlliemie  Habitusbild. 
Links  Stoppelrübe,  in  der  Mitte  Kohlrabi,  rechts  Wirsingkohl.     Xach  Flugbl.  B.  R.  .\. 

werden  nicht  verschont.     Es  haben  unter  der  Krankheit  Pflanzen  jeden 
Alters,  selbst  Keimpflanzen,  zu  leiden. 

- '     Das^Krankheitsbild  ist  folgendes :  Die  befallenen  Pflanzen  zeigen  ein 
kümmerhches  Wachstum,    bleiben   auffallend   gegen  die   anderen  zurück, 


•28 


Viertes  Kapitel. 


lassen  auch  bei  starkem  Sonnenschein  leichter  ihre  Blätter  welken,  schließ- 
lich färben  sie  sich  gelb  und  können  aucli  völlig  verdorren.  An  den  Wurzeln 
bemerkt  man  ganz  charakteristische  knollenartige  Anschwellungen  von 
Erbsen-  bis  Faustgroße  (Abb.  6).  Die  Saugwurzeln,  welche  in  gesundem 
Zustand  sehr  dünne  Fäclchen  darstellen,  zeigen  ebenfalls  unregelmäßige 
Verdickungen.  Die  Geschwülste  haben  anfangs  Farbe  und  Beschaffenheit 
der  gesunden  Wurzeln.  Später  —  meist  erst  nach  der  Ernte  des  Kohles  — 
gehen  sie  in  Fäulnis  über  und  zerfließen  zu  einer  breiigen  Masse.  —  Die 
Folgen  einer  solchen  Erkrankung  des  Wurzelsystems  sind  klar:  einer- 
seits können  die  verunstalteten  Wurzeln  nicht  mehr  den  Dienst  gesunder 
Ernährungsorgane  versehen,  anderseits  wird  durch  den  Aufbau  der  mäch- 
tigen Anschwellungen  viel  für  das  normale  Wachstum  unentbehrliches 
Nahrungsmaterial  entzogen. 

Die  durch  Plasmodiophora  hervorgerufenen  Wurzelanschwellungen 
dürfen  nicht  mit  denen  verwechselt  werden,  welche  durch  die  Larven  des 
Kohlgallenrüßlers  (Ceutorrhynchus  sulcicollis)  hervorgerufen  werden.    Die- 


o°o 


Abb.  7.     Kolilheniie. 

Keimende  Sporen.     Die  Myxamoebe  schlüpft  allmählich  aus.     Schnitte  durch  erkrankte 

Gewebe,  links  mit  Plasmodien,  rechts  mit  Sporen  erfüllt.    (Nach  Woronin.), 

selben  sind  daran  zu  erkennen,  daß  sie  im  Innern  Hohlräume  aufweisen 
und  eine  schmutzig  weiße,  fußlose,  braunköpf  ige  Larve  beherbergen. 
Ist  der  Hohlraum  leer,  dann  zeigt  die  Wand  der  Anschwellung  ein  Loch. 
Zudem  kommen  die  vom  Kohlgallenrüßler  erzeugten  Geschwülste  immer 
nur  am  Wurzelhalse  vor. 

Der  Kohlhernie-Erreger  lebt  im  vegetativen  Stadium  im  Boden,  er 
gelangt  auf  eine  bisher  noch  ungeklärte  Art  in  die  Wurzeln  der  Nähr- 
pflanzen, sowohl  ganz  junger  wie  älterer.  Hier  erfüllt  er  in  Form  Meiner 
Schleimklümpchen.  ..Plasmodien'",  Parenchymzellen,  welche  sich  unter 
seinem  Einfluß  schließlich  so  stark  vergrößern,  daß  die  Gewebe  als  Knollen 
nach  außen  gedrängt  werden.  Das  Plasmodium  zerfällt  durch  Teilung  in 
eine  große  Anzahl  kleiner  Teilchen,  welche  sich  mit  einer  Membran  um- 
geben und  so  zu  Sporen  werden.  Die  Sporen  liegen  frei  in  der  Nährzelle 
des  ehemaligen  Plasmodium  und  füllen  diese  aus.  Durch  Verfaulen  der 
Wurzeln  werden  die  Sporen  frei  und  gelangen  in  den  Boden ;  sie  sind  sehr 
widerstandsfähig  und  behalten  ihre  Keimfähigkeit  mehrere  (etwa  fünf 
bis  sechs)  Jahre. 


Der  Wurzelkropf  der  Kohlgewächse  oder  die  Kohlhernie.  29 

Das  milvTOskopische  Bild  hernielo-anker  KohUvurzeln  zeigt  in  dünnen 
Schnitten  bei  schwacher  Vergrößerung  auffallende  graue  bis  braune  Flecke 
im  sonst  weißem  Wurzelgewebe,  bei  stärkerer  Vergrößerung  sind  sehr 
charakteristische,  stark  vergrößerte  Parenchymzellen,  erfüllt  mit  einer 
braunen,  körnigen  Masse,  den  Sporen,  zu  sehen  (Abb.  7). 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  stößt  auf  erhebhche  Schwierig- 
keiten. Ist  Kohlhernie  auf  einem  Felde  festgestellt,  so  müssen  die  Kohl- 
strünke unmittelbar  naclr  der  Ernte  sorgfältig  aus  dem  Boden  entfernt 
und  verbrannt  werden.  Wenn  irgend  möglich,  soll  auf  verseuchtem  Land 
der  Anbau  von  Kohl  und  anderen  Kreuzblütlern  für  fünf  bis  sechs  Jahre 
eingestellt  werden.  Jedoch  kommt  diese  Maßregel  nur  dann  voll  zur  Gel- 
tung, wenn  in  dieser  Zeit  auch  keinerlei  Unkräuter  aus  der  Familie  der 
Kreuzblütler  daselbst  geduldet  werden.  —  Die  direkte  Bekämpfung  der 
Krankheit  ist  umständUch  und  kostspielig.  Am  besten  scheint  sich  das 
sogenannte  Steinersche  ^Mittel  bewährt  zu  haben.  Dasselbe  besteht  aus 
einer  Mischung  von  Asche  bzw.  Müll  und  gebranntem  Kalk  und  wird  in 
einer  10  cm  hohen  Schicht  aufgetragen.  Jedoch  ist  auf  den  so  behandelten 
Stücken  wenigstens  im  ersten  Jahre  nur  auf  eine  geringe  Ernte  zu  rechnen 
und  sind  die  Kosten  des  Verfahrens  erheblich.  —  Empfohlen  wird  ferner 
die  Behandlung  des  Bodens  mittels  Formahn  (vgl.  Bodendesinfektion 
S.  7)  oder  mit  Ätzkalk  (2.5  bis  30  Ztr.  auf  den  Morgen).  —  Leichter  ist 
die  Bekämpfung  der  Kohlhernie  auf  den  Saatbeeten  und  in  den  Anzucht - 
kästen.  Hier  wird  es  häufig  möglich  sein,  die  Erde  durch  Anwendung  starker 
Hitzegrade  zu  sterilisieren.  Auch  durch  Behandlung  des  Bodens  mit 
LTspulun  sind  Erfolge  erzielt  worden i). 

Andere  Plasmodiophora- Arten  sind  unsicher  oder  zweifelhaft.  Für 
den  Gärtner  interessant  sind  drei  in  den  neunziger  Jahren  beschriebene 
Erkrankungen,  welche  durch  PI.  vitis,  orchidis  und  tomati  hervorgerufen 
sein  sollten.  Besonders  erstere  als  vermeintUcher  Erreger  der  Braun- 
fleckigkeit  der  Reben  hat  seinerzeit  von  sich  reden  gemacht.  Man  steht 
heute  auf  dem  Standpunkt,  daß  diese  drei  Parasiten  überhaupt  nicht 
existieren,  sondern  daß  es  sich  um  Plasmakonkretionen  handelt,  w^elche 
durch    W^ärmemangel    hervorgerufen    werden    (vgl.    Sorauer-Graebner    I, 

S.  543ff.).  ^  ^    ^ 

Von  den  Myxogasteres  sind  nur  wenige  Vertreter  von  Bedeutimg. 
Ihre  Plasmodien  stellen  schleimige  Massen  oder  Klümpchen,  oft  von 
intensiv  gelber  Farbe  dar.  welche  in  langsamer,  aber  stetig  fortschreitender 
Bewegung  sind.  Sie  überziehen  dabei  —  in  Vermehnmgshäusern  und 
Frühkästen  —  zuweilen  SämUnge  und  Stecklinge,  dieselben  durch  Luft- 
und  Lichtentziehung  schädigend,  zuweilen  auch  tötend. 

Am  verbreitetsten  ist  die  sogenannte  Lohblüte  (Fuligo  septica),  deren 
Plasmodien  sich  durch  ihre  bedeutende  Größe  (bis  20  cm  Durchmesser) 
auszeichnen.  —  Andere  Schleimpilze  besitzen  meist  kleinere  Plasmodien. 
Die  ITnterscheidung  der  einzelnen  Arten  würde  hier  zu  weit  führen.  Es 
werden  als  Schädiger  gärtnerischer  Kulturen  genannt:  Stemonitis  fusca, 
Spumaria  alba,  Drdvmium  spec,  Leocarpus  fragihs,  Physan.im  bivalve 
u.  a.  —  Die  Bekämpfung  geschieht  durch  Ausheben  und  Entfernen  der 
Schleimmassen  und  Bestreuen  mit  Salpeter;  auch  Bepudem  derselben 
mit  Solbar  soll  sich  bewährt  haben. 

1)  Vgl.  Jahresbericht  der  Höheren  Gärtner-Lehranstalt  Berlin-Dahlem  1921/22, 
S.  100  flf. 


30  Fünftes  Kapitel. 

Fünftes  Kapitel. 

Allgemeines  über  die  Eumyceten. 

Die  Abteilung  der  Eumyceten  umfaßt  die  echten  Pilze.  Es  sind  dies 
ein-  oder  mehrzellige  Pflanzen,  deren  Körper  aus  H^^hen.  d.  h.  langen 
und  verzweigten  Fäden,  bestehen.  Die  den  vegetativen  Teil  des  Körpers 
bildenden  Hyphen  nehmen  keine  bestimmte  äußere  Form  an,  sie  bilden 
regellos  verlaufende  Überzüge  oder  Fadenkomplexe,  ein  sogenanntes  Mycel. 
Die  Zellen  sind  ein-  oder  mehrkernig.  Die  Membran  besteht  aus  einer 
ohitinhaltigen  Grundsubstanz  und  sogenannter  Pilzzellulose,  einem  der 
echten  Zellulose  nahe  verwandten  Kohlehydrat.  Chromatophoren  fehlen. 
Es  wird  niemals  echte  Stärke  gebildet,  hingegen  reichlich  Gl3'kogen 
sowie  Fett. 

Die  H>^hen  sind  in  der  Regel  unter  sich  frei  oder  nur  lose  miteinander 
verfilzt.  Seltener  werden  mehr  oder  weniger  dichte  Hyphengewebe  ge- 
bildet, wie  bei  den  Fruchtkörpern  der  Hymenomyceten  (s.  d.),  oder  es 
kommt  durch  enge  Aneinanderlegung  der  Hj^hen  und  Teilung  derselben 
in  kurze  Zellen  zur  Bildung  eines  ])arenchymähnhchen  Gewebes,  welches 
als  Scheinparenchym,  Pseudoparenchym  oder  Paraplectenchym  bezeichnet 
Avird  (z.  B.  bei  der  Bildung  von  Sklerotien,  s.  u.)  (Abb.  8,  Fig.  3a). 

Der  vegetative  Körper,  das  Mycelium,  besteht  entweder  aus  einer 
einzelnen,  schlauch-  oder  fadenförmigen,  meist  reichverzweigten  Zelle 
oder  aus  gegliederten  Hyphen.  also  aus  Zellreihen.  —  3Iycelbildungen, 
deren  Aufgabe  es  ist,  Zeiten  ungünstiger,  äußerer  Lebensbedingungen  zu 
überdauern,  nennt  man  Sklerotien.  Es  sind  dies  knollige  oder  strang- 
artige, feste  Körper  aus  meist  paraplectenchymatischem  Gewebe,  welche 
reichlich  Reservestoffe,  besonders  in  Form  von  Fett,  enthalten. 

Die  Fortpflanzungsverhältnisse  sind  von  außerordentlicher  Mannig- 
faltigkeit. —  Geschlechtlich  erzeugte  Sporen  gibt  es  bei  der  untersten 
Klasse,  den  Phycomyceten  (s.  d>),  und  zwar  kommen  vor: 

I.  Zygosporen,  hervorgehend  aus  der  Vereinigung  einander  gleich- 
wertiger Geschlechtszellen  (Abb.  9,  Fig.  1); 
IL  Oosporen,   welche  infolge  der  Befruchtung  einer  ruhenden  weib- 
Uchen    Eizelle    mit    einem    be wegheben    Spermatozoid    oder    mit 
einem  Spermakern  entstehen  (s.  Kap.  VII.). 
Bei  einigen  der  höher  entwickelten  Pilze,  z.  B.  bei  einer  Anzahl  As- 
comyceten,  sind  gleichfalls  Sexualorgane  und  eigentliche  Sexual  Vorgänge, 
welche  die  Sporenbildung  einleiten,  nachgewiesen.    Andere  Pilze,  wie  z.  B. 
die    Basidiomyceten,    besitzen    zwar    keine    eigentliche    Sexualität    mehr, 
doch   gehen   auch   dort   der    Sporenbildung   Kernverschmelzungsvorgänge 
voran. 

Die  ungeschlechthch  erzeugten  Sporen  sind: 

L  Schwärmsporen,  nur  noch  bei  den  Phycomyceten  vorkommend, 
welche  mit  Hilfe  von  Cilien  aktiv  Bewegungen  auszuführen  ver- 
mögen.    Die  Bildung  erfolgt  stets  in  größerer  Anzahl  in  einem 
Sporangium. 
IL  Ruhende  Sporen,  und  zwar: 

a)  Oidien  entstehen  durch  Zerfall  einer  Hyphe  in  eine  Anzahl 
ungefähr  gleichgroßer  Stücke,  welche  sofort  auszukeimen 
vermögen  (Abb.  9,  Fig.  4). 


Eumvcetes. 


31 


b)  Chlamydosporen,  d.  s.  Dauersporen  ^),  welche  direkt  durch 
UmwancUung  einzelner  Glieder  der  Hyphen  in  Dauerzellen  ent- 
stehen und  die  unmittelbar  fruktifikativ  zur  Sporangien-  oder 
Konidienbildung  auszukeimen  vermögen,  daher  also  richtiger 


Abb.  8.    ilyceltypen. 

1  Mycel  von  Mucor  mucedo  ohne   Scheidewände,     s  ausgekeimte   Spore,  m  Mycel,  sp  junges   Sporangium. 

2  Mycel  von  Penicillium  cmstaceum  mit  Scheidewänden,  s  ausgelieimte  Spore.  3  Sklerotiengewebe  von  Claviceps 
purpurea,  a  Paraplecteuchym  vom  Kande  des  Sklerotiums,  b  Prosoplectenchym  aus  der  Mitte.    360 : 1.    (1  nach 

Brefeld,  2  nach  Zopf,  3  nach  v.  Tavel.) 

als  Dauerzustände  von  Sporangien-  oder  Konidienträgern  auf- 
zufassen sind  (Abb.  9,  Fig.  4  u.  5). 


^)  Als  Dauersporen  bezeichnet  man    Sporen,   welche    durch  eine  dickere  Membran 
befähigt  sind,  Perioden  ungünstiger  äußerer  Lebensbedingungen  zu  überdauern. 


32 


Fünftes  Kapitel. 


c)  Gemmen  zeigen  zwar  äußerlich  den  Charakter  einer  Dauer- 
spore, keimen  aber  meist  ohne  Ruheperiode  und  stets  nur 
vegetativ  aus. 

d)  Endosporen,  welche  durch  freie  Zellbildung  im  Innern  von 
Sporangien  entstehen  (Abb.  9,  Fig.  2).  —  Ein  regelmäßig  gebautes 
Sporangium,  in  dem  Sporen  von  bestimmter  Zahl  und  Gestalt 
entwickelt  werden,  nennt  man  einen  Schlauch  oder  Ascus. 
die  darin  gebildeten  Sporen  Ascosporen  oder  Schlauchsporen. 


Abb.  9. 
1  Zygospore  von  Mucor  mucedo,  a,  b.  c,  d  aufeinanderfolgende  Stadien  bei  ihrer  Bildung,  22.5:1,  «  auskeimende 
Zygospore,  60: 1.  2  Sporangium  von  Mucor  mucedo  im  optischen  Längsschnitt,  co  Columella,  225: 1.  3  Asken  (a) 
\ind  Paraphysen  (p)  aus  dem  Apothecium  von  Humana  convexula,  550:1.  4  Mycelzweig  von  Endomyces  deci- 
piens  mit  Chlamydosporen  (ch)  und  Oidien  (o),  240:1.  5  Chlamydosporen  von  Chlamydomucor  racemosns, 
links  im  Verlaufe  einer  Mycelhyphe,  rechts  in  einem  Sporangienstiel  gebildet,  80:1.    (1,  2,  4,  5  nach  Brefeld, 

3  nach  Sachs). 


e)  Exosporen  oder  Konidien  werden  an  den  Enden  bestimmter 
Hyphen,  den  Konidienträgern,  einzeln,  gruppen-  oder  reihen- 
weise abgeschnürt  (Abb.  10,  Fig.  1).  —  Einen  regelmäßig 
gebauten  Konidienträger,  der  eine  bestimmte  Anzahl  Sporen 
von  gleicher  Größe  und  gleicher  Form  abschnürt,  nennt  man 
eine  Basidie,  die  abgeschnürten  Sporen  Basidiosporen. 


Eunivcetes 


33 


Der  Unterschied  zwischen  »Spore  und  Sporangium  ist  nicht  immer 
scharf,  da  z.  B.  bei  einigen  Phycomyceten  die  Konidien  bei  der  Keimung 
Schwärmsporen  entlassen  (s.  Kap.  VI). 


Abb.  10.  Typen  von  Konidientriigern. 
1  Konidienträger  von  Penicillium  crustaceum,  630:1.  2  Coremium  von  Sphaerostilbe  tlammea,  2.50:1.  -i  Koni- 
dieulager  von  Dermatea  dissepta,  380:1.  4  Pj'knide  von  Strickeria  obducens  im  Längssclinitt,  70:1.  5  Träger 
aus  der  Pyknide  von  Cryptospora  hypodermia,  300:1.  6  Pyknide  von  Puccinia  graminis,  150:1.  7  Konidien- 
lager  aus  dieser  Pyknide,  225:1..  8  Quergeteilte  Basidie  von  Auricularia  sambucina  mit  nebenstellendem,  reifem 
Sterigma  mit  Spore,  300:1.  9  Über  Kreuz  geteilte  Basidie  von  Tremella  lutescens,  450:1.  10  Lamellenquer- 
schnitt vQu  Coprinus  stercorarius,  b  migeteilte  Basidien,  c  Cystiden.  300:1.    (1,  5,  8,  0,  10  nach  Brefeld,  2,  3, 

4  nach  Tulasne,  6,  7  nach  v.  Tavel.) 


Sehr  viele  Pilze  entwickeln  mehr  als  eine  Art  von  Vermehrnngs- 
organen,  z.  B.  besitzen  die  Phycomyceten  neben  der  geschlechtlichen  Fort- 
pflanzung fast  allgemein  noch  eine  solche  durch  Exo-  oder  Endosporen. 
Die  Asco-  und  Basidiomyceten  besitzen  neben  ihrer  Ascus-  bzw.  Basidien- 

Höstermann-Äoack,  Pilzparasitäre  Krankheiten.  3 


34  Sechstes  Kapitol. 

fruktifikatioii  sehr  häufig  noch  Konidienbildung.  Ah\ii  spricht  in  diesem 
Falle  von  Haupt-  und  Nebenfruchtfornien. 

Die  Lebensweise  der  Euniyceten  ist  saprophytisch  oder  parasitisch. 
Es  wird  aber  später  noch  gezeigt  werden,  daß  beide  Lebensformen  nicht 
streng  voneinander-  zu  scheiden  sind.  So  werden  manche  an  sich  härm- 
lose  Saprophyten  unter  Umständen  zu  (manchmal  gefährlichen)  Parasiten. 
Man  unterscheidet  demzufolge  die  fakultativen  Parasiten  von  den  streng 
angepaßten,  obligaten  Parasiten.  Parasiten,  welche  in  der  Hauptsache 
auf  ihrem  Wirte  leben  inid  nur  Teile  ilu'es  Mycels  zur  Nahrungsaufnahme 
in  die  Wirtspflanze  senken,  nennt  man  Ektoparasiten,  solche,  die  im 
wesentlichen  innerhalb  des  Wirtes  leben,  Endoparasiten.  Lebt  das  Mycel 
des  Schmarotzers  im  Lmern  der  Wirtspflanzenzellen,  so  bezeichnet  man 
es  als  intrazellular,  während  ein  in  den  Zwischenzelhäumen  lebendes 
Mycel  als  interzellular  bezeichnet  wird. 

Die  Einteilung  der  Eumyceten  geschieht  in  drei    Klassen: 

1.  Mycel  im  vegetativen  Zustand  einzellig.  Meist  sexuelle  Fort- 
])flanzung  durch  Kopulation  oder  Eibefiu'htmi«:  (Zygo-  oder 
Oosporenbildung)  vorhanden :  Phycomycetes. 

2.  Mycel  vielzellig;    Sporen   in  sogenannten    Schläuchen   oder  Ascis: 

Ascomycetes. 

3.  Mycel  vielzellig;   Sporenbildung  erfolgt  an  BasifHcn : 

Basidiomycetes. 
Anhang:    Fungi    imperfecti    (unvollkommen    bekannte    Pilze).       Mit 
vielzelligem  Mycel.    Konidienfruktifikation,  aber  weder  Asci  noch  Basidien 
bekannt.    —    Vermutlicii   gehören   diese    Pilze   als   Nebenfruchtfornien   in 
den  Entwicklungskreis  von  Ascomyceten  (s.  Kap.  XXlVff.). 

Sechstes  Kapitel. 

Einleitung  zu  den  Phycomyceten.  —   Die  Zygomyceten, 

Auf  der  niedersten  Stufe  der  Eumyceten  steht  die  Klasse  der  Phyco- 
myceten. Dieselbe  ist  charakterisiert  durch  das  im  vegetativen  Zustand 
einzellige  Mycelium.  Dasselbe  ist  jedoch  vielkemig  und  häufig  schlauch- 
förmig und  reich  verzweigt.  Die  Fortpflanzungsverhältnisse  sind  sehr 
verschiedenartig,  z.  T.  werden  dieselben  noch  bei  der  Besprechung  der 
einzelnen  interessierenden  Gruppen  erörtert  werden. 

Es  kommt  vor: 
I.  L^ngeschlechtliche  Vermehrung. 

a)  Endosporenbildung  (d.  h.  Sporenbildung  im  Innern  einer  Zelle, 
dem  ,,Sporangium").  Entweder  zerklüftet  das  gesamte  Proto- 
plasma des  Sporangiums  in  zahlreiche  Sporenzellen  oder  es 
bleibt,  wie  bei  der  Bildung  der  Sporen  zahlreicher  Mucoraceen, 
sogenanntes  ..Epiplasma"  übrig. 

1 .  Zilient ragende    Schwärmsporen   bilden   sich   im    Innern   der 
Sporangien  bei  den  Wasserbewohnern,  z.  B.  bei  Saprolegnia. 

2.  Unbewegliche  Sporen  bilden  sich  in  den  Sporangien  bei  den 
Landbewohnern,  z.  B.  bei  Mucor,  Rhizopus. 

b)  Exosporenbildung  (d.  h.  freie  Abschnürung  der  Sporen,  ,,Koni- 
dien",  am  Ende  einer  vegetativen  Hyphe,  dem  ,,Konidien- 
träger"),  z.  B.  bei  Empusa  muscae. 


Miicoraceen. 


85 


c)  Sporangienbildung  nach  Konidienart  ist  eine  Kombination 
von  Exo-  und  Endosporenbildung;  es  werden,  wie  unter  b) 
dargestellt,  Konidien  abgeschnürt,  welche  aber  zu  Sporangien 
werden,  indem  sich  ihr  Inhalt  in  Schwärmsporen  umwandelt; 
z.  B.  bei  Phytophthora  infestans. 
II.   Geschlechtliche  Fortpflanzung. 

a)  Zygosporenbildung.  Zygosporen  entstehen  durch  Kopulation 
zweier  morphologisch  gleichwertiger  Gameten  (Zygomyceten). 

b)  Oosporenbildung.  Oosporen  entstehen  durch  Befruchtung 
ruhender  weiblicher  Gameten  durch  beweghche  männUche 
Gameten  (Oomyceten). 

1.  Die  männlichen  Gameten  sind  frei  beweghche  Sperma- 
tozoiden  (^Nlonoblepharis). 

2.  Die  männlichen  Gameten  sind  Spermakerne,  welche  ver- 
mittels eines  Befruchtungsschlauches  zum  weiblichen  Ga- 
meten gelangen  (z.  B.  bei  Saprolegnia,  Peronospora). 

Auf  Grund  der  Verschiedenheiten  in  der  Fortpflanzung  teilt  man  die 
Phycomyceten  in  zwei  Reihen: 

1-  Zygomycetes,  charakterisiert  durch  Zj^gosporenbildung ; 
2.  Oomycetes,  charakterisiert  durch  Oosporenbildung. 

Die  wichtigste  Familie  der  Zygomyceten  ist  diejenige  der  Mucoraceen 
oder  Schimmelpilze. 

Das  Mycelium  der  Mucoraceen  lebt  saprophytisch  auf  den  verschie- 
densten organischen  Körpern,  es  ist  stets  reich  entwickelt  und  verzweigt, 
dabei  ist  es  aber  unseptiert,  d.  h.  einzellig,  gewöhnlich  sind  nur  die  Frucht- 
organe durch  Wände  abgeteilt  (Abb.  8.  Fig.  1).  Die  ungeschlechtliche 
Fortpflanzung  geschieht  durch  Sporen,  welche  in  Sporangien  gebildet 
werden:  aus  dem  Mycel  wachsen  ein  oder  mehrere,  bis  mehrere  Zenti- 
meter lange  Zweige  senkrecht  in  die  Luft  und  schwellen  an  der  Spitze 
kugelförmig  an.  Das  kugelförmige  Ende  \^ird  von  dem  übrigen  Teil  durch 
eine  Querwand  abgetrennt  und  bildet  in  seinem  Innern  zahlreiche  Sporen. 
Die  Querwand  wölbt  sich  als  Säule  (Columella)  in  das  Sporangium  hinein 
(Abb.  9,  Fig.  2).  Später  platzt  die  Membran,  und  die  Sporen,  welche  in 
einer  schleimigen  Masse  liegen,  werden  frei.  —  Außerdem  existiert  aber 
auch  eine  geschlechthche  Fortpflanzung,  nämlich  der  schon  erwähnte 
einfache  Kopulationsakt :  von  zw^ei  Mycelzweigen  wachsen  keulenförmige 
Kopidationsäste  aufeinander  zu,  grenzen  alsdann  zwei  flache  Zellen  ab. 
welche  durch  Schwinden  der  mittleren  Wand  zur  Zygospore  verschmelzen 
die  sich  abrundet  und  mit  einer  mehr  oder  weniger  dauerhaften  Membran 
versieht.  Die  Zygospore  wächst  nach  einer  Ruhezeit  zu  einem  neuen 
Faden,  meist  unmittelbar  zu  einem  Sporangium.  aus  (Abb.  9.  Fig.  la— e). 

Viele  Mucoraceen  gehören  zu  den  ver breit etsten  ,, Schimmelpilzen" 
und  spielen  auch  in  der  gärtnerischen  Praxis  eine  nicht  zu  unterschätzende 
Rolle : 

1.  als  Fäulniserreger  auf  den  der  Vollreife  entgegengehenden  Früchten ; 

2.  als  Ursachen  der  Lagerfäulen; 

3.  als  Schädiger  der  Samen  beim  Lagern  und  im  Keimbett. 

Die  Schimmelpilze  sind  nicht  in  der  Lage,  Früchte  zu  befallen,  welche 
eine  unverletzte  Haut  besitzen;  sie  können  die  Früchte  nur  an  Wund - 

.3* 


36  Sechstes  Kapitel. 

stellen  angreifen,  dringen  nur  von  diesen  au.s  in  das  Fruchtfleisch  ein, 
breiten  sicli  dann  aber  über  die  ganze  Frucht  aus  und  führen  schließlich  zu 
deren  Verfaulen.  Die  wesentlichsten  in  Frage  kommenden  Arten  sind: 
Mucor  piriformis  mit  weißen  Schimmelrasen  und  birnenförmiger  Columella. 
Mucor  raccmosus  mit  braunen  hohen  Scliimmelrasen  und  traubig  ver- 
zweigten Sporangienträgern  und  Rhizopus  nigricans  (=  Mucor  stolonifei) 
mit  ebenso  gefärbten  aber  niedrigeren  Schimmelrasen  (s.  u.) .  Charakteristisch 
für  die  Mucor- Schimmel  ist.  daß  sie  auch  ziu'  Zeit  der  Sporenreife  nicht 
stäuben;  sie  unterscheiden  sich  dadurch  von  den  Botrytis-  und  Penicillium- 
Schimmeln,  von  denen  die  ersteren  grau,  letztere  bläulich  oder  grünlich 
gefärbt  sind. 

Unter  den  Fruchtschimmeln  haben  besonders  Äpfel,  Birnen  und 
Pfirsiche,  durcli  Rhizopus  nigricans  auch  Tomaten  zu  leiden,  zumal  in 
regenreichen  und  stürmischen  Sommern,  weil  in  solchen  am  ehesten  die 
Möglichkeit  von  Fruchthautbeschädigungen  gegeben  ist.  —  Oft  findet 
man  auf  den  befaHencn  Früchten  ganz  verschiedene  Schimmelpilze, 
Häufige  Schimmelbildner  sind  außer  den  genannten  Mucoraceen :  Monilia- 
Arten,  Botrytis  cinerea,  die  Penicillium- Arten  und  Trichothecium  roseum, 
auf  welche  späterhin  noch  einzugehen  sein  wird. 

Mucoraceen  gehören  auch  zu  den  Schädigern  des  lagernden  Obstes. 
Es  treten  dort  auf  Äpfeln  und  Birnen  namentlich  folgende  Pilze  auf: 
Mucor  piriformis  und  Rhizopus  nigricans,  ferner  Penicillium  crustaceum, 
Botrytis  cinerea.  ^Nlonilia  fructigena.  Gloeosporium  fructigenum,  Gl.  album, 
Trichothecium  roseum,  Fusarium  putrefaciens  und  Cladosporium  herbarum. 
Die  genannten  Pilze  können  sämtlich  noch  bei  einer  Temperatur  von 
4V2°  C,  die  also  den  Verhältnissen  des  Obstkellers  im  Winter  entspricht, 
sehr  gut  keimen  und  wachsen  (vgl.  Schneider-Orelli.  Landwirtsch.  Jahrb. 
d.  Schweiz  11)11,  S.  22öff.);  sie  besitzen  ihr  Optimum  allerdings  sämtlich 
oberhalb  18°  C,  so  daß  ihnen  bei  tiefer  Temperatur  im  Ob.stkeller  die 
Lebensbedingungen  wenigstens  erschwert  sind;  es  ist  aber  selbst  bei  0° 
bei  den  meisten  der  genannten  Pilze  noch  ein  überraschendes  Wachstum 
festgestellt  worden.  Nach  längerer  Lagerung  tritt  Penicillium  crustaceum 
stark  in  den  \^ordergrund.  während  Botrytis  cinerea,  Monilia  fructigena, 
Gloeosporium  fructigenum  und  Fusarium  putrefaciens  allmählich  ver- 
schwinden, die  beiden  ersteren,  weil  sie  bei  einer  Temperatur  von  4^/2°  C 
nicht  mehr  fruktifizieren.  die  beiden  letzteren,  weil  sie  bei  dieser  Temperatur 
nicht  mehr  zu  infizieren  in  der  Lage  sind.  Die  von  den  genannten  Pilzen 
hervorgerufenen  Fäulen  sind : 

1.  Die  Haarfäule,  verursacht  durch  Mucor  piriformis.  Weiße 
lockere  Schimmelrasen  mit  2  bis  3  cm  langen,  schwach  iiin-  und  her- 
gebogenen Sporangienträgern.  Sporangien  breit  birnförmig,  anfangs  weiß, 
dann  grünlich-grau,  zuletzt  schwarz.     Findet  sich  auf  Äpfeln. 

2.  Die  Wattefäule,  verursacht  durch  Rhizopus  nigricans  (=  Mucor 
stolonifer).  Das  zunächst  weiße,  später  braune  Mycel  kriecht  mit  leicht 
bogig  gekrümmten  Ausläufern,  die  alle  1  bis  3  cm  das  Substrat  berühren, 
und  umhüllt  so  als  braune  Watte  die  Frucht.  Sporangien  halbkugeUg 
bis  überhalbkugelig,  schwarz.  Auf  faulenden  Früchten,  aber  verhältnis- 
mäßig selten  auf  Kernobst,  gern  auf  Tomaten. 

3.  Die  Grünfäule  verursacht  durch  Penicillium  crustaceum  (=  P. 
glaucum).  Blaugrüne,  stäubende  Rasen  bildend.  Auf  das  mikroskopische 
Bild    dieser    sowie   der  folgenden    Arten    wird    später   noch    (Kap.  XXV 


Mucoraceeii.  37 

imd  XXVI)    zurückzukommen   sein.     Mit    dem  Auftreten    der  Grünfäule 
ist  während  des  ganzen  Winters  zu  rechnen. 

4.  Die  Graufäule,  verursacht  durch  Botrytis  cinerea.  Graue  gleich- 
falls stark  stäubende  Rasen  von  1  bis  2  mm  Höhe.  Wie  schon  bemerkt, 
verschwindet  diese  Fäule  bei  längerem  Lagern. 

5.  Die  Bitterfäule,  verursacht  durch  Gloeosporium  fructigenum, 
verschwindet  ebenfaUs  nach  einigem  Lagern  (s.  o.).  Sie  verleiht  den  be- 
fallenen Früchten  einen  widerlich  bitteren  Geschmack.  Es  zeigen  sich 
hellbraune,  runde,  eingesunkene  Faulstellen,  auf  denen  kleine,  rötlich 
gelbe,  in  konzentrischen  Ringen  angeordnete  .Schimmelpolster,  kleiner 
als  die  der  Monilia,  erscheinen.  Gloeosporium  album  ist  weniger  wärme- 
bedürftig und  hält  sich  daher  wie  Penicillium  während  des  ganzen  Winters, 
ist  aber  viel  seltener. 

0.  Die  Grindfäule,  durch  Sclerotinia  (=  Monilia)  fructigena  hervor- 
gerufen. Gleichfalls  in  konzentrischen  Ringen  angeordnete  Schimmel- 
polster, welche  etwas  größer  als  die  von  Gloeosporium  sind  und  gleich- 
falls, da  bei  4^/.^°  C  nicht  mehr  frliktifizierend,  bald  absterben. 

7.  Die  Schalenfäule,  verursacht  dvirch  Trichothecium  roseum. 
Auf  den  Früchten  treten  kleine  rosafarbene  Schimmelf löckchen  auf. 
Die  Fäulnis  dringt  zwar  nicht  tief  in  das  Fleisch  ein ;  die  Frucht  bekommt 
jedoch  einen  bitteren  Geschmack. 

8.  Die  Fusariumfäule,  erzeugt  durch  Fusarium  putrefaciens 
(Kap.  XX\^). 

Zur  Hintanhaltung  von  Lagerfäulen  vermeide  man  es  nach  Mög- 
lichkeit, beschädigte  Früchte  auf  das  Lager  zu  bringen,  da  keiner  der  auf- 
geführten Pilze  in  der  Lage  ist,  unbeschädigte  Früchte  in  Mitleidenschaft 
zu  ziehen.  Die  Lagerräume  selbst  reinige  man  vor  dem  Einbringen  des 
Obstes  gründlich  und  schwefele  sie  aus  oder  desinfiziere  sie  durch  Ver- 
dampfen von  Formalin.  Ferner  empfiehlt  es  sich,  sie  möglichst  dunkel, 
kühl  und  nicht  zu  trocken  zu  halten,  weil  andernfalls  sich  nicht  allein  das 
Obst  zu  schnell  auslebt,  sondern  auch  das  Auftreten  der  Fäulniserreger 
begünstigt  wird. 

Reichliches  Lüften  bei  trockenem  frostfreiem  Wetter  trägt  viel  zur 
Erhaltung  des  Obstes  bei.  Soll  das  Obst  auf  Latten  lagern,  so  belege  man 
diese  mit  festem  Papier,  damit  sich  ihre  Kanten  nicht  in  das  Obst  ein- 
drücken. Man  beobachte  ständig  das  Lagerobst  und  entferne  sofort  etwa 
befallene  Früchte. 

Auch  als  Schädiger  der  Sämereien  sind  Schimmelpilze  vielfach  zu 
beobachten.  Sie  treten  nicht  nur  auf  feuchtlagerndem  Saatgut  auf,  sondern 
schädigen  dasselbe  auch  im  Saatbeet  oder  Keimbett.  Daher  ist  bei  der 
Untersuchung  des  Saatgutes  der  Verunreinigung  desselben  durch  gewisse 
Pilze  (also  dem  Gesundheitszustand)  besondere  Aufmerksamkeit  zuzu- 
wenden. Allgemein  ist  zu  achten  auf  Mucoraceen.  auf  Penicillium,  Asper- 
gillus, Botrjiiis  und  Trichothecium,  im  einzelnen  außerdem  noch  bei 
Getreidesämereien  auf  Fusarium  nivale,  bei  Erbsensamen  auf  Ascochyta 
pisi  (s.  d.)  und  Fusarium  vas  infectum  (s.  d.)  und  bei  Bohnensamen  auf 
Gloeosporium  Lindemuthianum  (s.  d.).  Zur  Prüfung  auf  diese  Schädlinge 
bedient  man  sich  am  besten  des  Ziegelgrusverfahrens  ^).     Für  die  meisten 

^)  Technische  Vorschriften  für  die  Prüfung  von  Saatgut.  Landwirtschaftliche 
Versuchsstationen,  Band  89,  Berlin  1917. 


3g  '  Siebentes  Kapitel. 

Zwecke  genügen  Zinkblechkästen  von  100  qcni  Grundfläche  und  8  cm 
Höhe,  zu  deren  Füllung  500  g  steriler  Ziegelgrus  von  2  bis  3  mm  Korn- 
größe und  ^/g  1  sterilisiertes  Wasser  erforderlich  sind.  Letzteres  wird  gleich 
im  Anfang  zugesetzt,  so  daß  ein  späteres  Nachgießen  nicht  zu  erfolgen 
braucht.  Es  werden  je  100  Körner  der  zu  prüfenden  Probe  auf  den  feucht 
angefüllten  Ziegelgrus  ausgelegt  und  alsdann  mit  einer  3  bis  4  cm  hohen 
Schicht  des  gleichen  feuchten  Ziegelgruses  überdeckt.  Die  Kästen  bleiben 
14  Tage  in  einem  vor  Licht  geschützten  Schrank  bei  gewöhnlicher  Zimmer- 
temperatur. —  Je  nach  der  Art  des  Pilzes  wird  man  nun  entweder  etwaigen 
Befall  an  den  inzwischen  aus  dem  Ziegelgrus  hervorgetretenen  Keimlingen 
beobachten  können  (z.  B.  bei  Fusarium,  Gloeosporium,  Ascochyta)  oder 
an  den  nach  Abschluß  des  Versuchs  zu  entnehmenden  Samen  und  Keim- 
lingen festzustellen  haben  (z.  B.  bei  Penicillium,  Aspergillus,  Botrytis 
usw.).  Die  Methode  hat  zudem  den  Vorteil,  daß  ein  etwaiger  Befall  durch 
Pilze  auch  dem  Grade  nach  angegeben  werden  kann,  da  durch  den  Ziegel- 
grus gegenseitige  Ansteckung  der  Körner  vermieden  und  dadurch  das 
Krankheitsbild  nicht  verwischt  wird. 

Verwandt  mit  den  Mucoraceen  sind  die  Entomophthoraceen.  Die 
ungeschlechtliche  Fortpflanzung  dieser  Pilze  geschieht  durch  einzeln- 
stehende Konidien,  welche  am  Ende  eines  Fruchtträgers  abgeschnürt  und 
bei  der  Reife  abgeschleudert  werden.  —  Am  bekanntesten  ist  Empusa 
muscae,  der  Schimmelpilz  der  Stubenfliege.  Die  abgeschleuderten 
Konidien  umgeben  die  durch  den  Pilz  getöteten  Fliegen  mit  einem 
weißen  Hof.  E.  aulicae  trägt  wesentlich  zur  Vernichtung  lorstschäd- 
licher  Insektenlarven  bei.  —  Completoria  complens  findet  sich  auf  Farn- 
prothallien  m  den  Gewächshäusern.  Sie  schmarotzt  in  den  Epidermis- 
zellen,  die  Konidienträger  durchbrechen  die  Oberhaut. 

Siebentes  Kapitel. 

Die  Oomyceten  —  Peronosporineen. 

Die  zweite  Reihe  der  Phycomyceten,  die  der  Oomyceten,  ist  durch 
die  Oosporenbildung,  sowie  durch  das  Reihenmerkmal  der  Phycomyceten, 
das  einzelhge  vegetative  Mycel,  charakterisiert.  Im  übrigen  herrscht  so- 
wohl hinsichtlich  des  vegetativen  Aufbaues  wie  der  Fortpflanzungsver- 
hältnisse  eine  bedeutende  Mannigfaltigkeit,  auf  Grund  deren  folgende 
Ordnungen  aufgestellt  worden  sind: 
I.  Mycel  gut  entwickelt. 

a)  Antheridien  bewegliche  Spermatozoiden  bildend: 

1.  Monoblepharidineae. 

b)  Antheridien  Befruchtungsschläuche  treibend,  keine  Spermato- 
zoiden, sondern  ein  oder  mehrere  Spermakerne  bildend: 

1.  Konidien  oder  Sporangienbildung  nach  Konidienart: 

2.  Peronosporineae. 

2.  Ohne  Konidien,  Schwärmsporen  in  Sporangien: 

3.  Saprolegniineae. 
II.  Mycel  reduziert.  ^ 

a)  Vermehrung  mit  wenigen  Ausnahmen  (Oochytriaceen)  nur  un- 
geschlechtlich, durch  Schwärmsporen.  Zelle  entweder  ganz  zu 
einem  einzelnen  Sporangium  werdend  oder  Sporangienhaufen 
bildend:  4.  Chytridiineae. 


Peronosporin  eeii .  39 

b)  Ungeschlechtliche  Vermehrung  und  geschlechtUche  Fortpflanzung. 
Mycel  durch  Querteilung  in  Zellen  zerfallend,  welche  teils  zu 
Schwärmersporangien,  teils  zu  Antheridien  und  Oogonien  werden : 

5.  Ancylistineae. 

Die  Monoblepharidineen  und  die  Saprolegniineen  leben  in  der  Regel 
saprophytisch  auf  im  Wasser  liegenden  Tier-  und  Pflanzenresten,  von  den 
letztgenannten  auch  einige  Arten  parasitisch  auf  lebenden  Wassertieren, 
z.  B.  auf  jungen  Forellen  oder  auf  Zierfischen,  die  in  Warmhäusern  gehalten 
werden.     Beide  Ordnungen  bleiben  daher  im  folgenden  unberücksichtigt. 

Die  Peronosporineen  sind  Parasiten  auf  Landpflanzen;  sie  sind  als 
Erreger  mehrerer  und  sehr  schwerer  Erkrankungen  verschiedener  wich- 
tiger Kulturgewächse  von  großer  Bedeutvmg. 

Das  Mycel  dieser  Pilze  ist  in  der  Regel  kräftig  entwickelt,  oft  sogar 
von  außerordentlicher  Länge,  aber  gleichwohl  bis  zur  Bildung  der  Fort- 
pflanzungsorgane  einzellig.  Es  lebt  im  Innern  der  Pflanzen  in  den  Zwischen- 
zellräumen (Interzellularen),  von  dort  aus  Saugfüße  (,,Haustorien")  zum 
Zwecke  der  Ernährung  in  das  Innere  der  Zellen  treibend. 

Die  geschlechtUche  Fortpflanzung  sei  nur  an  einem  Typus  betrachtet 
und  die  zahlreichen,  vom  Standpunkt  des  Systematikers  allerdings  wich- 
tigen und  interessanten  Abweichungen  und  Übergänge  unberücksichtigt 
gelassen  1). 

Die  Bildung  der  Fortpflanzungsorgane  erfolgt  im  Innern  der  Nähr- 
pflanze in  den  Interzellularen.  An  den  Enden  kurzer  Seitenzweige  des 
einzelligen  Mycels  bilden  sich  durch  Abgrenzung  mittels  Scheidewände 
Oogonien  (weibliche  Organe)  und  Antheridien  (männliche  Organe)  (Abb.  11, 
Fig.  10,  11).  Die  Oogonien  besitzen  annähernd  Kugelform,  sie  bilden  in  ihrem 
Innern  eine  kugelige  Eizelle  (Oosphäre)  aus,  um  welche  herum  das  dünnere 
,,Periplasma"'  lagert.  Die  Antheridien  haben  keulenförmige  Gestalt;  sie 
legen  sich  dem  Oogonium  an  und  treiben  in  dessen  Inneres  einen  Schlauch, 
welcher  bis  zur  Oosphäre  vordringt.  Dieser  Schlauch  öffnet  sich  alsdann 
(im  hier  geschilderten  typischen  Fall!)  und  ein  Teil  des  Antheridium- 
inhaltes  tritt  in  die  Oosphäre  über.  Durch  die  nunmehr  erfolgende  Bildung 
einer  Umhüllung  mrd  die  Oosphäre  zur  Oospore.  pie  Oospore  keimt  ent- 
weder durch  Bildung  eines  Keimschlauches  oder  ihr  Inhalt  zerfällt  in 
Schwärmsporen.  —  Es  sei  noch  erwähnt,  daß  die  geschlechtliche  Fort- 
pflanzung nicht  bei  allen  Peronosporineen  nachgewiesen  ist,  z.  B.  auch 
nicht  bei  dem  Kartoffelpilz  (Phytophthora  infestans). 

Die  ungeschlechtliche  Vermehrung  der  Peronosporineen  erfolgt  durch 
Konidien.  Die  Bildung  der  Konidien  geschieht  meist  auf  der  Oberfläche 
der  Nährpflanze,  seltener  unter  der  Epidermis  derselben.  Im  ersteren 
Falle  wachsen  Myceläste  als  Konidienträger  über  das  Substrat  empor, 
auf  demselben  charakteristische  Schimmelrasen  bildend,  und  schnüren  an 
den  Enden  einzeln  die  Konidien  ab,  im  zweitgenannten  Falle  werden  die 
Konidien  in  einfachen  langen  Ketten  unter  der  Epidermis  abgeschnürt, 
wodurch  dieselbe  allmählich  abgesprengt  wird.  Bei  der  Reife  tritt  entweder 
der  Inhalt  der  Konidien  im  ganzen  aus  und  bildet  wieder  eine  mit  Keim- 
schlauch keimende  Konidie  oder  der  Inhalt  der  Konidien  wandelt  sich  in 
Schwärmsporen   um    (sogenannte  ,,Sporangienbildung  nach  Konidienart") 


^)  Zur  weiteren  Orientierung  über  diese  Verhältnisse  seien  die  botanischen  Lehrbücher 
z.  B.  von  Straßburger,  Wanning  oder  Wettstein  empfohlen. 


40 


Siebentes  Kapitel. 


Abb.  11. 


Peronosporineen.  41 

Erklärung  der  Abb.  11. 
1  Pythium  de  Baryanum,  m  verästeltes  Mycel,  x  die  zuerst,  f  die  später  gebildete  Quer- 
wand, a  junges  Zoosporangium,  b  Zoosporangium  mit  ausgewandertem  Inhalt  v  und 
bereits  gebildeten  Zoosporen,  zz  frei  gewordene  Zoosporen  (siehe  Figur  links  unten), 
p  Antheridium,  dessen  Fortsatz  s  das  Oogonium  o  bereits  durchwachsen  und  die 
Oosphären  oo  erreicht  hat,  y  reife  Oospore  mit  der  doppelt  konturierten  Wand  des 
Oogoniums  og,  ep  Endospor,  das  in  eine  äußere  und  innere  ^Membran  zerfällt,  g  im  Mycel 
gebildete  Zwischenzelle.  2  Pythium  hydnosporum  mit  stacheligt  m  Oogon  og  und  Oospore 
osp.  3  Phytophthora  cactorum,  a  Konidienträger,  b  Oospore,  aus  der  sich  ein  Konidien- 
träger  mit  Zoosporangien  sp  entwickelt  hat.  4,  5,  7—9  Phytophthora  infestans.  4  Kar- 
toffelblatt  mit  Flecken  k.  5  Konidienträger.  7  Konidien  sp,  die  mit  Ktimschläuchen  m 
austreiben,  c  eine  Sekundärkonidie.  8  Zoosporangien,  a  mit  zerklüftetem  Inhalt,  b  mit 
ausschlüpfenden  Zoosporen,  zg  Zoosporen.  9  Auskeimende  Zoospore  z  mit  eindringendem 
Keimschlauch  k.  6  Albugo  Candida,  h  Konidienträger,  sp  Konidien.  10,  11  Peronospora 
alsinearum  Befruchtung,  m  Mycel,  h  Ast  des  Mycels  mit  dem  Oogon,  og  Oogon,  p  Oosphäre, 
o  Periplasma,    osp  Oospore,  a  Antheridium,  seh  Befruchtungsschlauch.     (Nach  Sorauer.) 

oder  aber  die  Konidien  keimen  unmittelbar  durch  Bildung  eines  Keim- 
schlauches. 

Zu  den  Peronosporineen  gehören  zwei  Familien,  nämlich  die  Albugi- 
naceen  mit  keulenförmigen  Konidienträgern,  an  denen  unter  der  Oberhaut 
der  Nährpflanze  reihenweise  Konidien  abgeschnürt  werden  (der  oben  ge- 
schilderte zweite  Fall),  und  die  Peronosporaceen  mit  fadenförmigen,  mehr 
oder  weniger  reich  verzweigten  Fruchtträgern,  welche  aus  der  Oberhaut, 
meist  durch  die  Spaltöffnungen  (Blattunterseite!),  hervortreten  und  die 
Konidien  einzeln  abschnüren  (der  erste  Fall). 

Zur  Familie  der  Albuginaceen  gehört  einzig  die  Gattung  Albugo,  viel- 
fach auch  noch  mit  dem  jetzt  aufgelassenen  (jüngeren)  Namen  Cystopus 
bezeichnet.     Es  sind  folgende  Arten  für  uns  von  Interesse: 

Albugo  Candida,  sehr  viele  wilde  Cruciferen,  von  den  Kulturpflanzen 
besonders  Kohlgewächse,  Senf,  Raps,  Rübsen,  Leindotter,  Meer- 
rettich, Gartenkresse,  Rettich  und  Radieschen,  aber  auch  Zier- 
pflanzen z.  B.   Goldlack  und  Arabis-Arten  befallend; 

Albugo  portulacae  auf  Portulak; 

Albugo  tragopogonis  (=  Cystopus  cubicus)  auf  Schwarzwurzel 
(Scorzonera  hispanica). 

Diese  Pilze  erzeugen  auf  den  befallenen  Pflanzen  die  als  ,, weißen 
Rost"  bezeichneten  Krankheitserscheinungen. 

Wo  Albugo  Candida  auftritt,  verursacht  sie  auf  der  Ober-  und  Unter- 
seite der  Blätter  sowie  an  den  Stengeln  und  Fruchtknoten  milchweiße, 
porzellanartig  glänzende  Flecke,  welche  anfänglich  ein  wenig  angeschwollen 
sind.  Ihr  Befall  ruft  mannigfache  Veränderungen  hervor,  besonders  an 
den  Stengeln  und  in  der  Blütenstandsregion  oft  ganz  phantastische  Ver- 
dickungen und  Krümmungen.  Die  erkrankten  Pflanzen  sehen  aus,  als  ob 
Kalkmilch  auf  sie  verspritzt  wäre.  Auch  Blüten  und  Früchte  werden  von 
der  Krankheit  betroffen  und  erleiden  gleichfalls  eigenartige  Umbildungen. 
Die  geschilderten  weißen  Pusteln  reißen  später  auf  und  entlassen  die 
Sporen  als  ein  weißes  Pulver.  Die  stärker  befallenen  Teile  der  Nähr- 
pflanzen sterben  in  der  Regel  ab. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  daß  die  weißen  Pusteln  aus 
den  unter  der  Oberhaut  der  Wirtspflanze  zu  lockeren  Lagern  vereinigten 
Konidienträgern  bestehen,  welche  die  Sporen  in  Ketten  abschnüren 
(Abb.  11,  Fig.  6)  und  dadurch  die  Oberhaut  zum  Sprengen  bringen.    Die 


42  Siebentes  Kapitel. 

weitere  Beobachtung  der  Konidien  zeigt,  daß  nach  einiger  Zeit,  durch- 
schnittHcli  nach  etwa  zwei  bis  zehn  Stunden,  der  Inhalt  langsam  strömend 
aus  denselben  austritt  und  sich  in  eine  Anzahl  Schwärmsporen  sondert, 
welche  durch  zwei  ungleich  große  seithche  Zilien  ausgezeichnet  sind  und 
nach  kurzem  Schwärmen  auskeimen.  —  Die  im  Innern  der  Nährpflanze 
als  Produkt  eines  Geschlechtsaktes  gebildete  Oospore  ist  mit  dunkler, 
A\arziger  Membran  umkleidet.  Sie  überwintert  im  Oogonium  und  bleibt 
auch  entwicklungsfähig,  wenn  die  Nährpflanze  in  Verwesung  übergeht, 
den  Pilz  auf  diese  Weise  über  den  Winter  hinaus  erhaltend.  Im  folgenden 
Frühjahr  keimt  die  Oospore,  indem  ihr  Plasma  zahlreiche  zweizilige 
Schwärmsporen  bildet,  welche  miteinander  vereint  in  einer  Blase  aus  der 
geborstenen  Oosporenmembran  austreten  und  alsbald  frei  werden  i). 

Um  die  Krankheit  zu  bekämpfen,  ist  sorgfältiges  Einsammeln  und 
Verbrennen  aller  befallenen  Pflanzenteile  erforderlich.  Nach  der  Ernte 
sorge  man  für  vollständiges  Entfernen  und  Verbrennen  aller  Rückstände, 
um  die  im  Innern  der  Pflanzen  befindlichen  Wintersporen  zu  vernichten. 
]Man  entferne  und  vernichte  die  Unkräuter,  besonders  die  aus  der  Familie 
der  Kreuzblütler  (da  der  Pilz  auch  als  Mycel  z.  B.  im  Vegetationspunkt 
des  Hirtentäschelkrautes  zu  überwintern  vermag)  und  treibe  sachgemäße 
Wechselwirtschaft.  —  Für  diejenigen  Pflanzen,  welche  nur  in  ihren  unter- 
irdischen Teilen  nutzbar  sind,  wird  ein  vorbeugendes  Bespritzen^)  mit 
l%iger  Kupferkalkbrühe  empfohlen. 

Der  geschilderten  Erkrankung  ähnlich  ist  der  auf  Portulak  und 
Schwarzwurzeln  auftretende  weiße  Rost,  hervorgerufen  durch  Albugo 
portulacae  und  A.  tragopogonis.  Die  Bekämpfung  ist  die  gleiche,  wie  die 
<les  weißen  Rostes  der  Kreuzblütler. 

Erheblich  größer  ist  die  Zahl  der  Schädlinge,  welche  von  Bedeutung 
sind,  in  der  Familie  der  Peronosporaceen.  Folgende  vier  Gattungen  kommen 
in  Betracht: 

I.  Ungeschlechtliche    Vermehrung    durch    Schwärmsporen    erzeugende 
(also  zu  Zoosporangien  werdende)  Konidien. 

a)  Konidienträger    nach   Bildung    der    ersten  Konidie    noch  weiter 
wachsend  und  sich  dann  auch  bisweilen  verzweigend: 

1.  Phytophthora. 

b)  Konidienträger    meist    baumförmig,    sich    nach  Ausbildung    von 
Konidien  lucht  mehr  verzweigend:  2.  Plasmopara. 

II.  Ungeschlechtliche  Vermehrung  durch  Konidien,  welche  mit  einem 
Keimschlauch  auskeimen. 

a)  Konidien   mit  Scheitelpapille ;  Astenden   der  Konidienträger   zu 
einer  schalenförmigen  Platte  verbreitert :  •  3.  Bremia. 

b)  Konidien  ohne  Scheitelpapille,  Konidienträger  ohne  schalenförmige 
Verbreiterung  der  Astenden:  4.  Peronospora. 

Als  Krankheitserreger,  speziell  gärtnerischer  Kulturgewächse,  inter- 
essieren folgende  Arten: 

■')  Albugo  Candida  enthält  nach  neueren  Feststyellungen  einen  Stoff,  welcher  ähnliche 
Wirkungen  auf  den  Uterus  ausübt,  wie  das  sieh  im  Mutterkorn  (s.  d.)  findende  Cornutin 
und  dürfte  daher  voraussichtlich  noch  eine  gewisse  Bedeutung  für  die  Heilkunde  erlangen. 

-)  Da  das  Mycel  der  Albuginaceen  wie  aller  Peronosporineen,  wie  dargelegt,  im  Irmem 
der  Xährpflanzen  lebt,  ist  mit  Spritzmitteln  natürlich  nur  den  Fruchtträgem,  Konidien 
usw.  beizukommen  und  haben  daher  Bespritzungen  bereits  befallener  Kulturen  nur  insofern 
Wert,  als  sie  Neuinfektionen  verhindern. 


Phytophthora  infestans.  43 

Phytophthora  infestans  auf  Kartoffel  und  Tomate; 

.,  fagi  befällt  besonders  die  Keimpflanzen  verschiedener 

Bäume ; 
,,  cactorum    auf    Kakteen    und    verschiedenen    anderen 

Pflanzen ; 
,,  sjTingae  auf  Flieder,  insbesondere  Treibflieder; 

Plasmopara  viticola  auf  der  Weinrebe; 
ribicola  auf  Johannisbeere: 
.,  nivea  auf  Doldenblütlern,  wie  Mohrrübe,  Petersilie  usw.; 

.,  cubensis  auf  Gurke.  Melone  und  Kürbis; 

Bremia  lactucae  auf  Salat  (Lactuca),  Artischocken  u.  a.  Korbblütlern; 
Peronospora  Schleideni  auf  Lauch-  und  Zwiebel-  (Allium-)  Arten; 
,,  Jaapiana  auf  Rhabarber; 

,,  Schachtii  auf  Runkel-  imd  Zuckerrübe; 

,.  spinaciae  auf  Spinat : 

arborescens  auf  Ölmohn: 
parasitica  auf  Kreuzblütlern; 
,,  rubi  auf  Himbeere; 

,,  fragariae  auf  Erdbeere; 

,,  sparsa  auf  Rosen: 

cytisi  auf  Cytisus  laburnum  und  C.  alpinus; 
,,  valerianellae  auf  Rapunze  (Valerianella  oHtoria). 

Der  Gattung  Phytophthora  gehört  der  Erreger  der  ,,Kartoffel- 
krankheif,  richtiger  der  Kraut-  und  Knollenfäule  der  Kartoffeln: 
Phytophthora  infestans  an.  Es  ist  dies  einer  der  wichtigsten  Schädiger 
landwirtschaftlicher  Kulturpflanzen.  Die  Kartoffelkrankheit  hat,  seit 
ihrem  ersten  Auftreten  in  Europa  Mitte  vorigen  Jahrhunderts,  mehrere 
Jahrzehnte  hindurch  im  Mittelpunkt  des  phytopathologischen  Interesses 
gestanden  und  gehört  heute  zu  den  beststudierten  Krankheiten.  Es  kann 
genügen,  mit  den  wesentlichsten  Ergebnissen  dieser  Arbeiten  bekannt  zu 
werden. 

Die  Krankheit  befällt  Laub,  Triebe  und  Knollen;  sie  tritt  gewöhnhch 
zuerst  zur  Blütezeit  oder  kurz  nachher  auf.  Auf  den  Blättern  zeigen  sich, 
besonders  an  der  Spitze  und  an  den  Rändern,  zuerst  braune,  später  schwärz- 
liche Flecke,  welche,  wenn  die  Witterungsverhältnisse  der  Krankheit  günstig 
sind,  täghch  größer  und  zahlreicher  werden  (Abb.  11,.  Fig.  4).  Auf  den 
Blattunterseiten  beobachtet  man  einen  schmutzigweißen  Schimmel,  der 
anfänghch  die  ganze  Fleckenfläche  bedeckt,  mit  dem  Absterben  der  Gewebe 
jedoch  in  der  Mitte  der  Flecke  verschwindet  und  bei  ihrem  Größerwerden 
mit  ihrem  Außenrande  fortschreitet.  Später  bekommen  auch  die  Stengel 
schwärzliche,  sich  mehr  oder  weniger  schnell  vergrößernde  Flecke.  —  Bei 
trockenem  Wetter  verdorren  die  befallenen  Pflanzenteile,  während  sie 
bei  feuchtem  Wetter  schlaff  werden  und  faulen.  Es  macht  sich  in  diesem 
Falle  schon  bei  Annäherung  an  ein  erkranktes  Feld  ein  fauliger,  muffiger 
Geruch  bemerkbar.  —  Die  Knollen  pflegen  nur  bei  starkem  Auftreten  der 
Krankheit  zu  erkranken.  Auf  der  Schale  zeigen  sich  dann  eingesunkene, 
unregelmäßig  dunkle  Flecke,  unter  denen  das  Fleisch,  wenn  auch  nicht 
gerade  sehr  tief  reichend,  stark  gebräunt  ist.  Die  Krankheit  kann  sich  über 
die  ganze  Knolle  ausbreiten,  das  Fleisch  bleibt  aber  hart,  lückenlos  und 
saftig;  erst  durch  das  Hinzutreten  anderer  Fäulniserreger  (s.  S.  17)  ent- 
stehen Naß-  und  Trockenfäulen. 


44  Siebentes  Kapitel. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  daß  die  Schimmelrasen  aus 
wenig  verzweigten  bis  1  mm  hohen  Konidienträgern  bestehen,  welche  auf 
der  Unterseite  der  Blätter  einzeln  oder  in  kleinen  Büscheln  aus  den 
Spaltöffnungen  (auf  den  Blattrippen  auch  zwischen  den  Epidermiszellen) 
hervorbrechen  (Abb.  11,  Fig.  5).  Sie  sind  farblos,  ohne  Querwände  und 
erscheinen  stellenweise  etwas  beulig  aufgetrieben.  —  Die  zitronenförmigen 
Sporen  werden  stets  an  der  Spitze  des  Trägers  oder  eines  Astes  gebildet, 
worauf  dieser  weil  erwächst  und  sie  zur  Seite  drängt;  sie  fallen  sehr  leicht 
ab;  ihre  ehemaligen  Ansatzstellen  kennzeichnen  sich  durch  die  genannten 
Auftreibungen  des  Trägers.  Bei  der  Keimung,  welche  in  einem  Wasser- 
tröpfchen innerhalb  weniger  Stunden  erfolgen  kann,  verhalten  sich  die 
Sporen  meist  wie  Sporangien:  der  plasmatische  Inhalt  scheidet  sich  in 
vier  bis  sechszehn  gleich  große  Teile,  welche  durch  ein  Loch  an  der  Spitze 
der  Konidie  als  Schwärmsporen  austreten  (Abb.  11,  Fig.  8).  Die  Schwär- 
mer setzen  sich  nach  einer  gewissen  Zeit,  welche  je  nach  der  Witterung 
20  Minuten  bis  20  Stunden  beträgt,  fest  und  treiben  einen  Keimschlauch 
in  die  Unterlage  hinein  (Abb.  11.  Fig.  9),  wo  sie  sich,  falls  diese  ein  Teil  einer 
Kartoffelpflanze  ist,  zu  einem  neuen  Mycel  entwickeln.  Seltener  ist  es.  daß 
die  Konidien  von  Phytophthora  infestans  sich  wie  eine  gewöhnliche  Spore 
verhalten  und  unmittelbar  mit  einem  Schlauch  auskeimen  (bei  trockenem 
Wetter).  —  Im  Innern  der  Blätter  wuchern  reichlich  die  dicken  Mycel- 
schläuche,  welche  keinerlei  Querwände  aufweisen.  Wie  bei  allen  Perono- 
sporineen  lebt  dieses  Schlauchmycel  in  den  Interzellularen  und  treibt 
Saugsenker  zum  Zwecke  der  Nahrungsentnahme  (Haustorien)  in  das 
Zellinnere.  Das  Mycel  findet  sich  aber  nur  innerhalb  des  noch  lebenden 
G^ewebes,  während  in  dem  völlig  abgetöteten  Gewebe  der  Pilz  ebenfalls 
abgestorben  ist.  —  Das  gleiche  charakteristische  Mycel  kann  durch  die 
mikroskopische  Untersuchung  auch  in  den  gebräunten  Partien  der  Knollen 
nachgewiesen  werden.  Legt  man  eine  solche  Knolle  durchgeschnitten  in 
eine  feuchte  Kammer,  so  sieht  man  auch  die  typischen  Konidienträger 
sich  auf  dem  infizierten  Kartoffelgewebe  entwickeln.  In  der  Natur  tritt 
dieser  Vorgang  u.U.  bei  feuchter  Lagerung  oder  bei  Verwendung  der  be- 
fallenen Knollen  als  Pflanzgut  ein,  im  allgemeinen  werden  aber  Fruchtträger 
auf  den  Knollen  nicht  gebildet. 

Die  Weiterverbreitung  der  Krankheit  geschieht  während  des  Sommers, 
wie  schon  gesagt  wurde,  durch  die  Konidien  und  die  aus  diesen  entwickelten 
Schwärmsporen.  Leicht  erklärlich  ist  es  auch,  daß  von  der  ungeheuren 
Menge  der  produzierten  Schwärmsporen  ein  Teil  auf  den  Erdboden  ge- 
langt und  von  da  seinen  Weg  durch  herabspülenden  Regen  zu  den  Knollen 
findet  und  diese  infiziert.  —  Die  Überwinterung  des  Pilzes  geschieht  bei 
uns  wohl  ausschließlich  in  Form  eines  Dauermycels  in  den  erkrankten 
Knollen.  Geschlechtlich  erzeugte  Dauersporen  (Oosporen)  sind  bei  Phy- 
tophthora infestans,  im  Gegensatz  zu  ihren  Verwandten,  trotz  alles  SuChens 
nicht  nachgewiesen  worden.  Einwandfrei  bewiesen  ist  hingegen,  daß  das 
in  den  verseuchten  ELnoUen  enthaltene  Mycel  in  die  jungen,  unterirdischen 
wie  oberirdischen  Sprosse  überzugehen  vermag  und  dadurch  den  Nach- 
wuchs infiziert  (vgl.  Melhus,  J.  E.,  The  perennial  mycelium  of  Phytophthora 
infestans.  —  Zentralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitenkunde  II.  Abt. 
Bd.  39,  1913,  S.  482).  Ob  neben  dieser  noch  eine  andere  Überwinterungs- 
form  vorhanden  ist,  steht  noch  nicht  mit  voUer  Sicherheit  fest. 

Es  wurde  schon  oben  darauf  hingewiesen,  daß  die  Kartoffelkrankheit 


Phytophthora  infestans.  45 

unter  gewissen  Witterungsverhältnissen  nicht  sehr  gefährhch  auftritt. 
Phytophthora  infestans  verlangt  viel  Feuchtigkeit  und  mäßige  Wärme, 
während  ihr  heißes  und  trockenes  Wetter  nicht  zusagt.  Man  nimmt  an, 
daß  die  Heimat  dieses  Pilzes  im  südlichen  Chile  zu  suchen  ist,  woselbst 
derartige  klimatische  Verhältnisse  hen^schen. 

Die  Kartoffelkrankheit  ist  zweifellos  zu  Begmn  der  zweiten  Hälfte 
des  vorigen  Jahrhunderts  weit  schädigender  aufgetreten  als  heutzutage. 
Das  ist  zum  guten  Teil  auf  die  seither  gelungene  Züchtung  und  den  Anbau 
widerstandsfähiger  Sorten  zurückzuführen.  Wie  stets  bei  Immunitäts- 
fragen, so  ist  aber  auch  hier  zu  bedenken,  daß  die  Widerstandsfähigkeit 
einer  Sorte  nicht  unter  allen  Boden-  und  Klimaverhältnissen  die  gleiche 
ist.  Hinzu  kommt,  daß  für  den  Anbau  nicht  nur  die  Festigkeit  gegen 
Phytophthora  infestans  entscheidend  ist,  sondern  auch  andere  Eigen- 
schaften der  betreffenden  Sorte,  z.  B.  Ertragsfähigkeit,  Geschmack,  Krebs- 
festigkeit usw.  maßgebend  sind.  Laut  Appel  (Flugbl.  B.  R.  A.  Nr.  61) 
leiden  im  allgemeinen  späte  Sorten  weniger  als  frühe  Sorten,  was  zum  Teil 
darauf  zurückzuführen  ist,  daß  dieselben  erst  in  ein  anfälliges  Alter  ein- 
treten, wenn  die  klimatischen  Verhältnisse  in  der  Regel  der  Entwicklung 
der  Phytophthora  nicht  mehr  günstig  sind.  Appel  (a.  a.  O.)  gibt  als  ziemlich 
widerstandsfähig  die  Formengruppen  der  Wohltmann  und  Silesia,  sowie 
die  neueren  Sorten  Athyk,  v.  Ravenstein  und  Gerlach  an,  als  wenig  wider- 
standsfähig wird  die  Magnum  bonum  und  die  Imperatorgruppe,  sowie 
Dabersche  und  Kaiserkrone  genannt.  Eriksson  und  Grevillius  (Die  Pilz- 
krankheiten der  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen)  führen  hingegen 
gerade  als  eine  der  immer,  noch  am  höchsten  geschätzten  Kartoffelsorten 
die  Magnum  bonum  an  und  nennen  als  neuere  wertvolle  Sorten  Königin 
Carola  (frühe  Speisekartoffel),  Up  to  date  (mittelfrühe  Speisekartoffel) 
und  Märcker  (mittelspäte  Industriekartoffel).  Von  anderer  Seite  werden 
u.  a.  Reichskanzler  und  Simson  als  widerstandsfähig  genannt.  —  Der  Grund 
für  die  Widerstandsfähigkeit  einer  Sorte  kann  entweder  in  der  Beschaffen- 
heit der  Korkhaut  der  Knolle  bzw.  der  Epidermis  der  oberirdischen  Pflan- 
zenteile oder  in  den  inneren  Eigenschaften  der  Pflanze  liegen.  Impfversuche 
an  Kartoffeln,  deren  Schalen  entfernt  worden  waren,  scheinen  zu  zeigen, 
daß  innere  Ursachen  die  Widerstandsfähigkeit  bedingen. 

Die  Maßnahmen  gegen  die  Kartoffelkrankheit  bestehen  zunächst  in 
der  Beschaffung  eines  gesunden  Pflanzgutes.  Man  benutze  von  den  auf 
einem  schwer  erkrankten  Felde  geernteten  Kartoffeln  auch  nicht  die 
anscheinend  gesunden  Knollen  zur  Aussaat.  Das  Einlegen  kranker  Knollen 
in  Kupfervitriollösung  ist  kein  geeignetes  Mittel,  um  dieselben  zur  Nach- 
zucht geeignet  zu  machen,  weil  eine  Beize  den  Pilz  im  Innern  der  Knollen 
nicht  abzutöten  vermag.  Man  treibe  Wechselwirtschaft,  baue  widerstands- 
fähige Sorten  an,  wähle  zum  Anbau  nur  einen  zur  Kartoffelkultur  geeig- 
neten Boden  (trockenen  Sand-  oder  stark  sandigen  Lehmboden)  und  ver- 
meide streng  frischen  Stalldünger.  —  Die  Gefahr»  für  die  Knollen  läßt  sich 
(lt.  Appel,  Flugbl.)  diuTh  häufigeres  und  höheres  Anhäufeln  herabsetzen. 

Zur  direkten  Bekämpfung  der  Kartoffelkrankheit  hat  sich  die  Kupfer- 
kalkbrühe bewährt.  Eine  (zwei-  bis)  dreimalige  Bespritzung  der  Kartoffel- 
pflanzen mit  einer  2%igen  Brühe  gibt  einen  ziemlich  sicheren  Schutz.  Die 
erste  Bespritzung  soll  etwa  Mitte  Juni  bzw.  in  Gegenden,  in  denen  man 
infolge  wiederholten  Auftretens  des  Pilzes  über  Erfahrungen  bezüglich 
des  Zeitpunktes  desselben  verfügt,  etwa  eine  Woche  vor  diesem  stattfinden. 


46  Siebentes  Kapitel. 

Die  zweite  und  dritte  Bespritzung  hat  in  Abständen  von  je  drei  bis  vier 
Wochen  zu  folgen.  —  Wieweit  diese  Bespritzungen  wirtschaftHch  rentabel 
sind,  muß  von  Fall  zu  Fall  entschieden  werden.  Sicher  wird  dies  stets  in 
Saatgutwirtschaften  und  in  Gegenden,  in  denen  die  Krankheit  ziemlich 
regelmäßig  auftritt,  der  Fall  sein.  —  Bezüglich  der  Wirksamkeit  der  Ersatz- 
mittel für  Kupferkalkbrühe,  z.  B.  Perocidbrühe  und  Nosperal  (Höchster 
Farbwerke),  bei  der  Bekämpfung  der  Kartoffelkrankheit  sind  Versuchs- 
ergebnisse noch  nicht  bekannt  geworden. 

Erkrankte  Knollen  sind  nur  von  einer  beschränkten  Haltbarkeit. 
Zw^ar  hat  die  Phytophthora  selbst,  wie  oben  schon  dargelegt  wurde,  nicht 
die  Fähigkeit,  tief  ergehende  Fäulniserscheinungen  hervorzurufen,  die  er- 
krankten Gewebe  stellen  aber  eine  ^roße  Gefahr  als  Eingangspforten  für 
die  Erreger  der  Naß-  und  Trockenfäulen  dar.  Um  den  dadurch  möglich 
werdenden  Schaden  zu  vermeiden,  ist  sorgfältigstes  Einlagern  der  von 
einem  erkrankten  Acker  stammenden  Kartoffeln  erforderlich:  kranke 
Knollen  sind  sorgfältig  auszulesen  und  baldigst  zu  verwerten,  die  gesunden 
Kartoffeln,  sind  kühl  und  trocken  einzulagern. 

Für  den  Gärtner  ist  von  Wichtigkeit,  daß  Phytophthora  infestans 
auch  auf  einige  andere  Pflanzen  überzugehen  in  der  Lage  ist.  Von  be- 
sonderem Interesse  ist  das  Auftreten  dieses  Pilzes  auf  der  Tomate.  Blätter 
und  Triebe  zeigen  das  gleiche  Krankheitsbild  wie  diejenigen  erkrankter 
Kartoffelpflanzen.  Bisweilen  befällt  die  Krankheit  aber  auch  die  Tomaten- 
früchte; dieselben  zeigen  dann  anfangs  gelbliche,  später  schwarzwerdende 
und  in  Fäulnis  übergehende  Flecken.  Ob  das  Mycel  in  diesem  Fall  in  den 
Samen  überwintert,  ist  noch  nicht  einwandfrei  erwiesen,  jedoch  erzieht 
man  aus  den  Samen  kranker  Pflanzen  stets  nur  einen  schwächlichen  Nach- 
wuchs. —  Die  Bekämpfung  der  Tomaten-Krautfäule  ist  in  der  Haupt- 
sache der  geschilderten  der  Kartoffelkrankheit  ähnlich.  Empfohlen  wird 
ein  wiederholtes  vorbeugendes  Bespritzen  mit  einer  1  %igen  Kupferkalk- 
brühe. Weitere  Vorsichtsmaßregeln  sind:  nicht  zu  enges  Pflanzen  und 
gegebenenfalls  reichliches  Lüften  der  Häuser.  Auch  das  Vorkommen  von 
Phytophthora  infestans  auf  Petunia  violacea  und  einer  Schizanthus-Art 
ist  bemerkenswert. 

Zu  Phytophthora  gehört  ferner  eine  Gruppe  von  vier  einander  sehr 
nahe  verwandten  Arten:  Ph.  fagi,  Ph.  cactorum,  Ph.  sempervivi  und  Ph. 
syringae,  von  denen  die  drei  erstgenannten  von  de  Bary  als  Phytophthora 
omnivora  zusammengefaßt  worden  sind.  Nach  neueren  Untersuchungen 
lassen  sich  aber  alle  vier  Arten  sehr  wohl  auch  morphologisch  voneinander 
unterscheiden. 

Phytophthora  fagi  ist  Erreger  einer  Keimlingskrankheit  besonders 
der  Buchen,  aber  auch  anderer  Laub-  und  Nadelhölzer.  Die  Keimpflänz- 
chen,  welche  von  Phytophthora  fagi  befallen  sind,  werden  entweder  schon 
im  Boden  von  den  Würzelchen  aus  schwarz  oder  zeigen  an  den  Stengeln 
unterhalb  oder  oberhalb  der  Cotyledonen  oder  an  letzteren  selbst,  seltener 
an  den  ersten  Blättchen,  dunkle  Flecken;  später  fallen  sie  um.  verfaulen, 
wenn  feuchtes  Wetter  vorherrschend  ist,  oder  werden  rotbraun  und  ver- 
trocknen, wenn  trockenes  Wetter  eintritt. 

Das  mikroskopische  Bild  zeigt  ein  interzellulares  Mycel,  welches  nach 
außen  (entweder  durch  die  Spaltöffnungen  oder  mittels  Durchbrechung 
von  Epidermis  und  Kutikula)  Konidienträger  entsendet.  An  letzteren 
werden    leicht    abfallende   Konidien    abgeschnürt,    welche    entweder    un- 


Phytophthora  cactorum.  47 

mittelbar  mit  einem  Keimschlauch  keimen  oder  bei  der  Keimung  Schwärm - 
sporen  entlassen.  Außerdem  entwickelt  Phytophthora  fagi  in  den  Inter- 
zellularen des  Nährpflanzengewebes  geschlechtlich  erzeugte,  dickwandige, 
kugelige  Oosporen. 

Die  Krankheit  tritt  besonders  in  regenreichen  Frühjahren  auf.  Die 
Erhaltung  des  Krankheitserregers  geschieht  durch  die  Oosporen,  welche 
mit  den  verfaulenden  Pflanzenteilen  in  den  Boden  gelangen,  wo  sie 
jahrelang  am  Leben  bleiben  können.  Die  Weiterverbreitung  geschieht 
durch  die  ungeschlechtlich  erzeugten  Sporen.  Die  Krankheit  findet  sich 
sowohl  in  Saatkämpen  wie  in  natürhchen  Verjüngungen  und  greift  außer- 
ordentlich schnell  um  sich.  —  Es  haben  unter  Phji:ophthora  fagi  die 
Keimpflanzen  von  Buchen  und  Ahorn,  sowie  von  Kiefern,  Weymouths- 
kiefern, Fichten,  Tannen,  Lärchen  und  einigen  anderen  Nadelhölzern  zu 
leiden.  Die  Bekämpfung  der  Krankheit  dürfte  wohl  nur  in  den  »Saatbeeten 
möglich  sein  und  sich  auch  dort  in  der  Hauptsache  auf  allgemein  hygienische 
Maßnahmen  beschränken.  Als  solche  sind  laut  Neger  zu  nennen :  Vermei- 
dung verseuchter  Saatkämpe  (die  aber  sehr  wohl  zur  Verschulung  ver- 
wendet werden  können,  weil  der  Pilz  nur  Keimlinge  bedroht).  Entfernung 
der  toten  und  kranken  Keimlinge  —  womöglich  tägliche  Revision  der 
Saatbeete  — ,  Beseitigung  künstlicher  Beschattungsvorrichtungen,  da 
Feuchtigkeit  die  Entwicklung  des  Pilzes  befördert.  Außerdem  soll  Durch- 
glühen des  verseuchten  Bodens  —  durch  Verbrennen  von  dürrem  Reisig 
—  infolge  Vernichtung  der  Konidien  nützen.  Lt.  de  Bary  werden  ferner 
(von  Phytophthora  omnivora  s.  1.)  befallen,  die  Keimpflänzchen  von: 
Oleome  violacea,  Alonsoa  caulialata,  Schizanthus  pinnatus,  Gilia  capitata, 
Fagopyrum  marginatum  und  F.  tataricum  und  Clarkia  elegans. 

Phytophthora  cactorum  (Abb.  11,  Fig.  3)  steht  morphologisch  der  be- 
schriebenen Ph.  fagi  außerordentlich  nahe.  Das  Vorkommen  dieses  Pilzes  ist 
sehr  verschiedenartig.  Derselbe  befällt  Kakteen  verschiedener  Altersstufen, 
sie  in  Fäulnis  versetzend ;  er  konnte  künstlich  übertragen  werden  auf  Zweige 
von  Liguster,  Jasmin,  Forsythia,  Crataegus,  Fagus  und  Flieder  sowie  auf 
Keimlinge  von  FagopjTum  esculentum  und  Clarkia  pulchella.  Ferner 
befällt  Phytophthora  cactorum  die  Veredlungen  der  Apfelbäume  (z.  B. 
beobachtet  bei  Danziger  Kantapfel  und  Bismarckapfel),  dieselben  zum 
Absterben  bringend.  Sie  erregt  außerdem  eine  weit  verbreitete  Fäule  der 
Erdbeeren,  bei  der  dieselben  ihre  rote  Farbe  verlieren,  braun  werden  und 
eine  zähe,  gummiartige  Konsistenz  erhalten.  Schließlich  ist  sie  auch  die 
Ursache  von  Kernobstfäulen,  nämlich  einer  Birnenfäule,  bei  der  das 
erkrankte  Fruchtfleisch  aber  nicht  breiig,  sondern  hart  wird  und  langsam 
vertrocknet,  und  einer  Apfelfäule. 

Eine  Phytophthora  omnivora  de  By.,  deren  Konidien  in  der 
Form  aber  zwischen  denen  dieser  Art  und  der  Ph.  syringae  stehen,  beob- 
achtete Osterwalder  auf  Aster  chinensis-Hybriden  (Landwirtschaftliches 
Jahrbuch  der  Schweiz  XXXI,   1917). 

Phytophthora  sempervivi  ist  nur  von  geringer  Bedeutung,  um  so  mehr 
interessiert  Phytophthora  syringae.  Dieser  Pilz  ruft  eine  Zweig-  und 
Knospenkrankheit  des  Flieders,  besonders  während  des  künstlichen  Treibens 
hervor  (vgl.  die  ausführliche  Studie  von  Klebahn,  Krankheiten  des  Flieders, 
Berlin  1909).  An  dem  erkrankten  Flieder  bleibt,  sobald  das  Treiben  be- 
ginnt, ein  Teil  besonders  der  die  Blütenrispen  entwickelnden  Knospen 
aus,  oder  Blütenrispen,  die  sich  eben  entfaltet  haben,  verkümmern  und 


4g  Siebentes  Kapitel. 

sterben  ab.  Die  Rinde  der  erkrankten  Zweige  bräunt  sich  von  der  Spitze 
bis  in  das  über  den  obersten  gesunden  Knospen  liegende  Internodium, 
schrumpft  ein  und  setzt  sich  scharf  gegen  das  gesunde  grüne  Gewebe  ab. 
Die  im  Bereich  des  braunen  Rindengewebes  hegenden  Knospen  sind  gleich- 
falls außen  und  innen  gebräunt  und  abgestorben.  Besonders  häufig  ist 
der  Fall,  daß  die  Endknospen  und  die  folgenden  drei  bis  vier  Internodien 
in  dieser  Weise  verändert  und  getötet  sind;  es  kommen  aber  auch  Fälle 
vor,  in  denen  zwar  die  Endknospen  gesund  sind,  an  den  unteren  Teilen 
aber  sich  gebräunte  und  geschrumpfte  Rindenpartien  mit  abgestorbenen 
Knospen  finden.  Es  können  am  gleichen  Zweig  sogar  mehrere  kranke, 
durch  gesunde  Gewebe  getrennte  Partien  auftreten. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  des  Rindengewebes  zeigt  in  den 
Interzellularen  charakteristische  knorrig  oder  geweihartig  verästelte,  nicht 
quergeteilte  oder  stellenweise  mit  halbkugeligen  Zwischenwänden  ver- 
sehene Hyphen,  welche  fadenförmige  Haustorien  in  die  Zellen  entsenden. 
Sehr  bezeichnend  sind  ferner  die  kugeligen  oder  rundlich  ovalen  Oosporen, 
welche  sich  in  den  großen  Interzellularspalten  der  Rinde,  im  Siebteil  der 
Gefäßbündel,  am  zahlreichsten  aber  in  den  erkrankten  Knospen,  und  zwar 
besonders  reichlich  in  den  Anlagen  der  Blüten  finden. 

Andere  Vermehrungsorgane  als  die  Oosporen  sind  auf  dem  natür- 
lichen Substrat  bis  jetzt  nicht  beobachtet  worden.  Hingegen  gelang  es 
zuerst  Klebahn  (a.  a.  0.),  bei  der  Kultur  im  hängenden  Tropfen  nach  Koni- 
dienart  gebildete,  Schwärmsporen  entwickelnde  Sporangien  nachzuweisen. 

Die  Schwärmsporen  dürften  die  Hauptverbreiter  der  Krankheit  sein. 
Durch  Versuche  wurde  festgestellt,  daß  dieselben  in  der  Lage  sind,  sonst 
unbeschädigte  Knospen  zu  infizieren,  zu  töten  und  in  ihnen  Mycel  mit 
Oosporen  zu  entwickeln,  und  daß  sie  die  unteren  Stamm-  und  Rindenteile 
befallen  können,  wenn  Verletzungen  vorhanden  sind.  —  In  den  Gärtnereien 
werden  abgeschnittene  lo-anke  Zweige  oft  achtlos  fort  geworfen,  auch  brechen 
abgestorbene  Knospen  leicht  ab  und  fallen  zu  Boden.  Auf  diesem  ent- 
wickeln sich  dann  bei  nassem  Wetter  entweder  aus  dem  saprophytisch 
weiterlebenden  Mycel  und  sicher  auch  aus  den  Oosporen  Schwärmsporen. 
So  kommt  es,  daß  der  Boden  in  den  Gärtnereien  öfters  mit  solchen  durch- 
seucht ist.  Wird  nun  der  Topfflieder  während  der  Ruheperiode  schräg- 
gelegt und  womöglich  noch  mit  Laub  bedeckt,  so  können  die  dem  Erdboden 
nahe  kommenden  feucht  gehaltenen  Knospen,  aber  auch  kleine,  bei  diesen 
Arbeiten  entstehende  Abschürfungen  der  Rinde,  von  den  Schwärmsporen 
infiziert  werden. 

Infektionsversuche  ergaben,  daß  der  Pilz  außer  Sjo-inga  vulgaris 
auch  Syringa  persica,  Ligustrum  vulgare,  Jasminum  nudiflorum  und 
Forsythia  viridissima  befallen  kann. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  erfordert  sorgfältiges  Entfernen  und 
Verbrennen  der  erkrankten  Pflanzenteile.  Die  Lagerung  der  Pflanzen 
während  des  Winters  ist  so  vorzunehmen,  daß  die  Knospen  dem  Erd- 
boden nicht  zu  nahe  kommen,  außerdem  halte  man  die  Pflanzen  während 
dieser  Zeit  möglichst  trocken.  Verletzungen  der  Rinde  (beim  Verladen 
usw.)  sind  nach  Möglichkeit  zu  vermeiden. 

Die  Gattung  Plasmopara  ist  von  großer  Wichtigkeit.  Zu  ihr  gehört 
der  Erreger  der  ..Peronospora-Krankheit"  der  Weinrebe:  Plasmopara 
(Peronospora)  viticola. 


Plasmopara. 


49 


Die  „Peronospora'S  wie  der  Weinbauer  sie  zu  nennen  pflegt,  der  falsche 
Mehltau  des  Weinstockes,  die  Blattfall-  oder  Lederbeerenkrankheit  ist,  wie 


Abb.  12. 
Vom  falschen  Mehltau  zerstörte  Trauben.     Flugbl.  B.  R.  A. 

mancher  andere  Kulturschädling,  aus  iVmerika  nach  Europa  verschleppt 
worden  und  hier  vor  1878,  in  größerer  Menge  wenigstens,  nicht  aufgetreten. 

Höster. mann-Noack  ,  Pilzparasitäre  Krankheiten.  j 


50 


Siebentes  Kapitel. 


Die  Krankheit  befällt  Blätter,  Triebe,  Gescheine  und  Trauben.  — 
Die  Blätter  bekommen  anfänglich  blaßgelbliche  Flecke  (die  sogenannten 
,, Ölflecke"),  welche  sich  vergrößern,  braun  und  trocken  werden;  sie  sterben 
frühzeitig  und  fallen  ab.  Auf  der  Unterseite  der  Blätter  kommt  ein  ziemlich 
fest  sitzender  weißer  Schimmel  zum  Vorschein  (Abb  .13).  Die  befallenen  Triebe 
werden  faulig  und  schimmlig  und  krümmen  sich  nach  unten  ein.  Gescheine, 
welche  von  der  Krankheit  ergriffen  sind,  faulen  von  der  Spitze  her  ab 
und  zeigen  gewöhnlich  auf  den  Fruchtknoten  einen  weißen  Schimmel- 
überzug. An  den  Trauben  erzeugt  Plasmopara  viticoia'die  Erscheinungen 
der  sogenannten  Lederbeerenkrankheit,  bei  Avelcher  die  grünen  Beeren 
zunächst  blaugraue  Flecke  bekommen,  schlaff,  faltig  und  braun  werden 
und  schließlich  abfallen  (Abb.  12).  —  Die  Krankheit  hat  seit  dem  Jahre  1905 
einen  entschieden  bösartigeren  Charakter  angenommen:    trat  sie  bis  zu 

dieser  Zeit  in  der  Haupt- 
sache als  Blattfallkrankheit 
und  nur  gelegentlich  als 
Lederbeerenkrankheit  auf, 
so  hat  sie  seit  diesem  Zeit- 
punkt durch  das  Ergreifen 
der  Triebe  und  ganz  jun- 
gen Trauben  auf  weite 
Strecken  einen  außeror- 
dentlich schweren  Schaden 
angerichtet. 

Die  mikroskopische 
Untersuchung  zeigt,  daß 
die  Schimmelrasen  auf  den 
Blattunterseiten  aus  Ko- 
nidienträgern  bestehen, 
welche  das  Mycel  in  Bün- 
deln von  drei  bis  acht  Stück 
durch  die  Spaltöffnungen 
an  die  Oberfläche  entsendet 
(Abb.  14  und  15).  Nur 
selten  kommt  es  vor,  daß 
solche  Konidienträger  aus 
den  wenigen  Spaltöffnun- 
gen hervorbrechen,  welche 
sich  auf  der  Blattoberseite  befinden.  Die  Konidienträger  ragen  0,25  bis 
0,85  mm  hervor,  sind  in  ihrem  obersten  Drittel  reichUch  verzweigt  und 
schnüren  ovale  Konidien  mit  breit  abgerundetem  Scheitel  ab.  Das  Mycel 
lebt  interzellular,  ebenso  werden  interzellular  in  dem  absterbenden  Gewebe 
außerordentlich  zahlreiche  Oosporen  gebildet.  Diese  sind  kughge,  meist 
glatte  Gebilde  mit  dicker,  glänzender  Innenhaut  und  sehr  dünner,  heller 
Außenhaut.  —  Die  Oosporen  keimen  mit  einem  kurzen  Keimschlauch, 
der  sofort  wieder  eine  Konidie  bildet  (vgl.  Sorauer  1921,  Bd.  II,  S.  200). 
Die  Konidien  keimen,  indem  aus  ihnen  vier  bis  acht  Schwärmsporen 
ausschlüpfen. 

Die  Überwinterung  geschieht  wahrscheinlich  ausschließlich  vermittels 
der  Oosporen.  Die  Blätter,  in  denen  sich  dieselben  befinden,  zerfallen 
während  des  Herbstes  und  Winters,  wodurch  die  Oosporen  frei  werden. 


Abb.  13. 

Rebenblatt  mit  Peronospora-Rasen  auf  der  Unterseite. 

Plugblatt  B.  R.  A. 


Plasmopara. 


51 


Dann  gelangen  dieselben  durch  emporspritzende  Regentropfen  auf  die 
(untersten)  Blätter,  wo  die  Keimung  erfolgt.  Außerdem  überwintern  Mycel 
und  Oosporen  in  den  über  den  Winter  erhalten  bleibenden  Teilen  des 
Rebstockes.  —  Die  Weiterverbreitung  während  des  Sommers  geschieht 
durch  die  in  ungeheurer  Menge  erzeugten  Konidien. 

Die  Blätter  werden  fast  ausschließlich  durch  die  Spaltöffnungen  der 
Blattunterseiten  infiziert,  indem  in  diese  der  von  den  Schwärmsporen 
entwickelte  Keimschlauch  .eindringt.  Die  wenigen  Spaltöffnungen  der 
Blattoberseite  kommen  als  Eingangspforten  der  Infektion  kaum  in  Betracht, 
wohl  aber  auf  dieser  befindliche  Verletzungen,  welche  z.  B.  durch  Hagel- 
schlag hervorgerufen  werden  können^),  ferner  die  Spaltöffnungen  der 
Beeren  und  der  anderen  Teile  der  Rebe. 

Über  die  äußeren  Umstände,  welche  die  Infektion  befördern,  sind  in 
neuerer  Zeit  eingehende  Untersuchungen  angestellt  worden,  welche  auch 


Abb.  14. 
Fruchtträger  aus  einer  Spaltöffnung  der  Blatt- 
unterselte  hervorkommend.    Flugbl.  B.K.  A. 


Abb.  1.5. 
Lupenbild  eines  Peronospora-Kasens.    Flugbl.  B.  R.  A. 


praktisch  von  großer  Bedeutung  sind.  [Das  Ergebnis  derselben  ist  die  Auf- 
stellung vollständiger  Inkubationskalender,  also  die  praktische  Voraus- 
bestimmung des  Auftretens  der  Krankheit  und  damit  des  richtigen  Zeit- 
punktes zum  Spritzen  (vgl.  Karl  Müller,  Rebschädlinge  und  ihre  neuzeit- 
liche Bekämpfung,  Karlsruhe  i.  B.  1918).  Man  kann  diese  Vorausbestim- 
mung des  Auftretens  der  Krankheit  auch  auf  eine  sehr  einfache  Art  und 
Weise  selbst  vornehmen:  entnimmt  man  tägUch  Blätter,  die  infolge  ihrer 
Ölflecke  peronosporaverdächtig  sind,  legt  dieselben  in  eine  ,, feuchte  Kam- 
mer" und  stellt  sie  an  einen  warmen  Ort  (bei  etwa  25  bis  30°  C),  so  treten, 
faUs  die  betreffenden  Blätter  infiziert  sind,  meist  schon  innerhalb  24  Stunden 
die  weißen   Pilzrasen  auf,   da  bei  der  erhöhten  Temperatur  und  in  der 

^)  Vielleicht  ist  auf  diesen  üm.stand  das  von  einigen  Beobachtern  angegebene  sehr 
starke  Auftreten  des  falschen  Mehltaus  nach  voraufgegangenem  Hagelwetter  zurück- 
zuführen. 

4* 


52  Siebentes  Kapitel. 

feuchten  Luft  der  Ausbruch  der  Krankheit  bedeutend  schneller  vonstatten 
geht,  wie  unter  den  natürlichen  kaum  jemals  so  extrem  günstigen  Bedin- 
gungen. Spritzt  man  in  diesem  Falle  sofort  die  Reben  in  der  unten  be- 
zeichneten Weise,  so  hindert  man  die  Krankheit,  sich  bei  dem  unmittel- 
bar bevorstehenden  Ausbruch  weiter  auszubreiten. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  erfordert  die  Durchführung  folgender 
allgemein  hygienischer  Maßnahmen:  im  Herbst  vorzunehmendes  Ent- 
fernen und  Verbrennen  des  abgefallenen  Laubes  und  der  befallen  ge- 
wesenen Triebe;  Vermeiden  zu  engen  Pflanzens;  Niederhaltung  des  Un- 
krautes; frühzeitige  Entfernung  der  Wasserschosse.  Der  Anbau  besonders 
empfindlicher  Sorten  (lt.  Müller  a.  a.  O.  z.  B. :  Gutedel.  Portugieser,  Trol- 
linger  u.  a.)  ist  zu  vermeiden.  Die  Hauptsache  aber  ist  die  Bespritzung 
mit  Kupferkalkbrühe  oder  deren  Ersatzmitteln.  Es  ist  dabei  zu  beachten, 
daß  die  Wirkung  dieser  Bespritzung  eine  vorbeugende  ist:  sie  soll  einmal 
die  Infektion  durch  LTnterbindung  der  Keimung  bzw.  Abtötung  des 
Keimschlauches  verhindern  und  zweitens  der  Ausbreitung  der  Krankheit 
durch  Vernichtung  der  oberflächlich  erscheinenden  Konidienträger  und 
Konidien  entgegenwirken.  Demzufolge  ist  die  Bespritz luig  zunächst  möglichst 
frühzeitig  auszuführen  und,  je  nach  den  L^mständen,  ein  bis  mehrere  Male 
im  Laufe  des  Sommers  zu  wiederholen.  Die  erste  wie  die  zweite  Spritzung 
geschehe,  wenn  möglich,  noch  vor  der  Rebblüte,  die  erste  etwa  um  den 
20.  bis  25.  Mai,  die  zweite  14  Tage  bis  drei  Wochen  später.  Die  dritte 
Bespritzung  hat  dann  sofort  nach  der  Blüte  einzusetzen,  was  in  der  Regel 
Ende  Juni  der  Fall  sein  dürfte^).  Nur  in  ausgesprochenen  Peronospora- 
Jahren  könnte  eine  vierte  Bespritzung  nötig  werden.  —  Bei  der  Durch- 
führung der  Spritzarbeit  ist  zu  beachten,  daß  alle  grünen  Teile  der  Rebe 
gleichmäßig,  die  Blätter  aber  besonders  auf  den  U^nterseiten  getroffen 
werden.  —  Als  Ersatz  für  Kupferkalkbrühe  sind  in  neuester  Zeit  besonders 
Perocid-  und  Nosperal-Brühe  empfohlen  worden.  —  Bei  sorgfältiger  Durch- 
führung der  angegebenen  Bekämpfungsmaßregeln  wird  es  gelingen,  die 
Peronospora  in  erträglichen  Grenzen  zu  halten. 

Von  den  Gattungsgenossen  der  Plasmopara  viticola  seien  nur  PI. 
ribicola,  PI.  nivea  und  PI.  cubensis,  als  die  gärtnerisch  wichtigsten  Arten, 
bssprochen. 

Plasmopara  ribicola  befällt  die  Blätter  der  Johannisbeeren.  Auf 
denselben  zeigen  sich  bleiche  Flecke,  auf  deren  Unterseite  sehr  lockere, 
weiße  Pilzrasen  erscheinen.  Die  Krankheit  ist  nicht  häufig,  zu  ihrer  Be- 
kämpfung sind  die  weiter  unten  angegebenen  Maßnahmen  sinngemäß 
anzuwenden. 

Plasmopara  nivea  verursacht  auf  Doldengewächsen  —  Umbelliferen  — 
wie  Möhren,  Pastinak,  Kerbel,  Kümmel,  Petersilie  und  Sellerie  den  falschen 
Mehltau.  Auf  den  Blättern  entstehen  anfangs  bleiche,  später  braun 
werdende  und  vertrocknende  Flecke,  auf  deren  Unterseite  ein  weißer 
Schimmel  zutage  tritt.  —  Der  Schimmel  besteht  aus  den  in  Büscheln  aus 
den  Spaltöffnungen  hervorbrechenden  Konidienträgern,  an  denen  die 
Sommersporen  abgeschnürt  werden.  Außerdem  finden  sich  in  den  Inter- 
zellularen zahlreiche  kugelige  Oosporen  mit  dünner,  glatter  oder  undeutlich 

^)  Gesetzliche  Bestimmungen,  die  Bespritzungen  an  ganz  bestimmten  Tagen  vorzu- 
nehmen, haben  zwar  den  Vorteil  leichter  Kontrolle,  treffen  aber,  da  sie  die  für  das  Auf- 
treten der  Peronospora  maßgetenden  Witterungsverhältnisse  außer  acht  lassen,  kaum  das 
Richtige. 


Plasmopara.  —  Bremia.  53 

Avarziger,  schwach  bräunhcher  Membran,  mit  deren  Hilfe  der  Pilz  über- 
wintert. 

Im  Gartenbau  sind  znr  Bekämpfung  der  falschen  Mehltaupilze  folgende 
Maßnahmen  zu  ergreifen  (wodurch  natürlich  die  besonderen  Vorschriften, 
welche  beim  Kartoffelpilz  und  bei  der  Reben-Blattfallkrankheit  gegeben 
wurden,  nicht  berührt  werden): 

1.  Sorgfältige  Vernichtung  der  Emterückstände,  sowie  besonders 
tiefes  Umgraben  des  Bodens  nach  der  Ernte. 

2.  Vermeiden  des  Wiederanbaues  der  betreffenden  Pflanze  oder  einer 
nahen  Verwandten,  die  von  dem  gleichen  Pilz  befallen  wird,  auf 
dem  kranken  Boden  während  mehrerer  Jahre. 

3.  Vermeiden,  von  kranken  Pflanzen  Saatgut  zu  gewinnen  i). 

4.  Vorbeugendes  Bespritzen  der  Pflanzen  mit  l%iger  Kupferkalk- 
brühe oder  deren  Ersatzmitteln. 

Plasmopara  cubensis  befällt  Gurke,  Melone  und  Kürbis.  Das  Krank- 
heitsbild ist  sehr  charakteristisch:  auf  den  Blättern  entstehen  eckige,  in 
der  Regel  durch  die  Blattnerven  scharf  begrenzte  Flecke  von  anfangs 
gelblicher,  später  brauner  Farbe.  Auf  der  Unterseite  der  Flecken  tritt 
ein  violettgrauer  Schimmelrasen  auf.  Bei  stärkerem  Auftreten  vertrocknen 
die  Blätter  vollständig,  und  die  Pflanzen  gehen  ein.  —  Die  Schimmelrasen 
bestehen  aus  den  bekannten  Konidienträgern.  Wintersporen  werden  im 
Innern  der  Pflanze  gebildet. 

Die  Krankheit,  welche  in  gleicher  Weise  in  Gewächshauskulturen  und 
im  Freiland  auftritt,  zählt  zu  den  gefährlichsten  Gurkenkrankheiten.  Sie 
hat  in  Nordamerika  in  geradezu  verheerender  Weise  gehaust,  ist  aber 
auch  in  Rußland,  Ungarn  und  Österreich  und  in  neuester  Zeit  auch  in 
Deutschland  beobachtet  worden. 

Zur  Bekämpfung  ist  die  Durchführung  der  oben  angegebenen  Maß- 
nahmen erforderüch.  Man  lege  Wert  auf  den  Anbau  widerstandsfähiger 
Sorten,  als  welche  genannt  werden:  Alle  Klettergurken,  Erfurter  grüne 
mittellange,  früheste  mittellange  weichstachelige,  Gohath,  Erfurter  weiße 
und  grüne  Schlangen,  chinesische  grüne  und  grünbleibende  Schlangen 
und  weiße  Trauben.  Leider  haben  die  besten  Treibsorten  unter  der  Krank- 
heit zu  leiden. 

Die  Gattung  Bremia  umfaßt  eine  einzige  Art:  Bremia  lactucae 
( =  Peronospora  ganglif  ormis) ;  neuere  Untersuchungen  haben  jedoch 
ergeben,  daß  sich  dieselbe  aus  mehreren  Rassen  zusammensetzt,  welche 
an  verschiedene  Gattungen  aus  der  Familie  der  Compositen  als  Schma- 
rotzer angepaßt  sind.  Hier  interessiert  in  erster  Linie  die  auf  Lactuca 
auftretende  Krankheit. 

Auf  den  Blättern  entstehen  anfangs  bleiche,  dann  braune  und  schwarze, 
später,  je  nach  den  Witterungsverhältnissen,  vertrocknende  oder  ver- 
faulende Flecke,  die,  wenn  die  Umstände  der  Krankheit  günstig  sind, 
große  Teile  der  Blätter  einnehmen.  Auf  der  Unterseite  dieser  Flecke, 
seltener  blattoberseits,  treten  feine  weiße  Schimmelrasen  auf.  Letztere 
werden  aus  den  Konidienträgern  gebildet,  welche  sich  dadurch  auszeich- 

^)  Nach  der  Arbeit  von  Laiibert:  Zur  Frage  der  Übertragbarkeit  der  Peronosporaceen 
mittels  der  Samen  der  Wirtspflanze  (Gartenflora  Jahrg.  68,  1919,  S.  175)  ist  es  allerdings 
fraglich,  ob  der  Ülsertragung  von  Peronospora-Erkrankungen  durch  Samen  praktisch  Be- 
deutung zukommt. 


54 


Siebentes  Kapitel. 


nen,  daß  sich  ihre  Endverzweigungen  zu  einer  schalenförmigen  Platte 
verbreitern,  deren  Rand  in  zwei  bis  acht  pfriemenförmige  Spitzen  (Ste- 
rigmen)  ausläuft,  auf  denen  die  Konidien  sitzen  (Abb.  16).  Außerdem 
werden  in  den  Interzellularen  des  Nährpflanzengewebes  kleine  kugelige 
Oosporen  gebildet. 

Die  Krankheit  befällt  Salatpflanzen  aller  Altersstufen.  Jedoch  haben 
unter  ihr  besonders  die  Keimpflänzchen  in  den  Mistbeeten  sowie  der 
Treibsalat  zu  leiden.  Gefährlich  wird  die  Krankheit  nur  bei  feuchtem 
Wetter,  während  sie  bei  anhaltend  trockenem  Wetter  vollständig  harmlos 
verläirEt.-  Im  ersteren  FaUe  ist  jedoch  der  angerichtete  Schaden  u.  U 
sehr  empfindlich. 

Bremia  lactucae  (im  früheren  weiteren  Sinne)  befällt,  wie  schon  gesagt 
wurde,  außer  Lactuca  die  verschiedensten  Korbblütler.     Besonders  inter- 


Abb.  16.    Bremia   lactucae.     Konitlienträger   mit   den   charakteristisch    ver- 
breiterten Astenden  (Vergr.  230). 
Links:  zwei  Astenden  mit  4  bzw.  5  larrzen  bterigmen  am  Rande,  die  je  eine 
Konidie   gebildet  ha])en.    Hechts:    keimende   Konidie,    deren   Keimschlauch 
hier  regelmäßig  am  Scheitel  hervortritt.    (Nacli  A.  Fischer.) 


essiert   das  Vorkommen    auf   Endivie,   Artischocke,    Cinerarie    und    Heli- 
chrysum- Arten. 

Die  Vertreter  der  Gattung  Peronospora  finden  sich  auf  zahlreichen 
Kulturgewächsen.  Sie  sind  charakterisiert  (vgl.  auch  S.  42)  durch  reich 
verästelte,  gewöhnlich  blattunterseits  aus  den  Spaltöffnungen  hervor- 
brechende, kleine  Schimmelrasen  bildende  Konidienträger  mit  vier-  bis 
zehnfach  gabeliger  Krone  (Abb.  17,  Fig.  1).  Das  Mycel  ist  interzellular. 
Die  Haustorien,  welche  in  die  Zellen  eindringen,  sind  in  der  Regel  reichlich 
vorhanden,  bei  manchen  Arten  (z.  B.  P.  parasitica)  sind  sie  fadenförmig 
und  erfüllen  oft  vöUig  die  ZeUen.  Die  Konidien  werden  einzeln  an  den 
Astenden  abgeschnürt,  sie  keimen  mit  einem  Keimschlauch  aus  (Abb.  17. 
Fig.  2).  Oogonien  werden  in  den  Interzellularen  der  Nährpflanze  gebildet; 
in  ihnen  entsteht  je  eine  derbwandige  Oospore,  welche  erst  nach  längerer 


Bremia.  —  Peronospora. 


00 


Ruheperiode  im  nächsten  Frühjahr  —  soweit  bekannt  —  gleichfalls  mit 
einem  Keimschlauch  keimt.  Auf  die  —  zum  Teil  recht  schwierigen  — 
morphologischen  Merkmale  der  Arten  einzugehen,  dürfte  sich  erübrigen, 
es  kann  genügen,  letztere  nach  ihren  Wirtspflanzen  aufzuführen. 

P.  Schleideni  befällt  die  Blätter  der  Küchenzwiebel  (Alhum  cepa)  und 
der  Winterzwiebel  (A.  fistulosum).  auf  denselben  schmutzig-violette 
Schimmelrasen  erzeugend. 

P.  Jaapiana  findet  sich  auf  Rhabarber. 

P.  Schachtii  kommt  auf  Futter-  und  Zuckerrüben  vor,  zuweilen 
stark  verheerend  auftretend.  Auf  der  Unterseite  der  Blätter,  welche  vor- 
zeitig absterben,  erscheinen  aschgraue  oder  gelbliche   Schimmelüberzüge. 

P.  spinaciae  schädigt  den  Spinat,  dessen  Blätter  durch  trüb-violette 
Pilzrasen  entstellt  werden.  —  Die  auf  wilden  Chenopodiaceen  vorkommende 
P.  effusa  ist  nach  neueren  Untersuchungen  von  P.  spinaciae  verschieden 
und  geht  nicht  auf  Spinat  über. 

P.  arborescens  findet  sich  auf  den  Blät- 
tern  des  Ölmohnes    (Papaver  somniferum). 

P.  parasitica  kommt  auf  zahlreichen 
Cruciferen  vor.  so  u.  a.  auf  Senf,  Raps, 
Rübsen.  Leindotter.  Rettich,  Radieschen. 
Kohl  und  Kraut,  Kresse,  Goldlack,  Levkoje 
sowie  auf  Hirtentäschel.  Sie  ist  häufig  mit 
Albugo  Candida  vergesellschaftet. 

P.  rubi  befällt  die  Blätter  der  Him- 
beeren. 

P.  fragariae  ist  ein  Schädiger  der  Erd- 
beerblätter.  —  Vielleicht   sind  beide  Arten   Abb.  i 
unter  sich  und  mit  der  auf  Potentilla  vor- 
kommenden Peronospora  identisch  und  als 
P.  potentillae  zu  bezeichnen. 

P.  sparsa  findet  .sich  auf  kultivierten 
Rosen,  ist  bisher  aber  nur  in  Gewächs- 
häusern beobachtet  worden;    richtet    dort    zuweilen    großen  Schaden  an. 

P.  cytisi  wurde  auf  den  Keimpflanzen  des  Goldregens  (Cytisus  labur- 
num  und  CA  alpinus)  beobachtet,  die  sie  sämthch  in  wenigen  Tagen  tötete. 

P.  valerianellae  kommt  auf  Rapunze  (Valerianella  olitoria)  vor. 

Die  Bekämpfung  aller  dieser  Arten  geschieht  nach  den  S.  53  ge- 
gebenen Vorschriften. 

Achtes  Kapitel. 

Die  Oomyceten  —  Chytridüneen  und  Ancylistineen. 

Den  beiden  letzten  Ordnungen  der  Oomyceten,  den  Chytridüneen 
und  Ancylistineen  ist  gemeinsam,  daß  sie  Formen  mit  sehr  schwachem 
oder  fehlendem  vegetativen  Mycel  umfassen.  Die  Stellung,  welche  man 
den  beiden  Ordnungen  im  System  einräumt,  ist  eine  verschiedene.  Ein 
Teil  der  Forscher  nimmt  an,  daßdieselbenauf  einer  außerordentlich  niedrigen 
Entwicklungsstufe  stehengeblieben  sind,  und  stellt  sie  demzufolge  an  den 
Beginn  der  Phycomyceten.  Andere  hingegen  erblicken  in  dem  äußerlich 
einfachen  Bau'  eine'  fortschreitende  Entwicklung,  indem  sie  annehmen, 
daß  das  Mycel  erst  im  Laufe  der  Entwicklung  durch  gewisse  Umstände 


r.  Peronospora  nicotianae  paoh 
pegazzini.  Stark  vergrößert. 
1.  Querschnitt  eines  Blattes,  von  Mycel 
durchwuciiert.  mit  einem  baumartig  ver- 
zweigten Konidienträger  de*  Pilzes.  2.  Letzte 
Verzweigungen  des  Konidienträgers  mit 
den  Sporen.  3.  Eine  dickhäutige  Oospore, 
in  einer  Interzellulare  des  Blattes. 


56  Achtes  Kapitel. 

—  wohl  durch  den  Übergang  zur  parasitischen,  zum  Teil  rein  endopara- 
sitischen  Lebensweise  —  zweckmäßig  eingeschränkt  (reduziert)  worden 
ist;  sie  stellen  daher  beide  Ordnungen  an  das  Ende  der  Reihe.  Der  letz- 
teren, auch  von  Engler  in  seinem  Syllabus  vertretenen  Auffassung  sei 
hier  gefolgt. 

Die  unterscheidenden  Merkmale  der  beiden  Ordnungen  wurden  schon 
in  der  Übersicht  der  Oomyceten  (S.  38)  aufgeführt: 

Die  Ordnung  der  Chytridüneen  zeigt  nur  sehr  selten  ein  hyphen- 
artiges  (gleichwohl  einzelliges)  Mycel.  viel  häufiger  fehlt  dasselbe  voll- 
ständig. Die  Zelle  wird  entweder  ganz  zu  einem  Sporangium  oder  ent- 
wickelt sich  durch  Teilungen  zu  einem  Sporangienhäufchen  (=  Sorus). 
Im  Innern  des  Sporangium  bildet  sich  durch  simultane  Teilung  des  In- 
haltes eine  große  Anzahl  Schwärmsporen.  Letztere  haben  eine,  selten 
zwei  Geißeln.  Nur  einige  Gattungen  (aus  der  Familie  der  Oochytriaceen) 
weisen  geschlechtliche  Sporenbilclung  auf:  zwei  Zellen  verbinden  sich 
unmittelbar  oder  durch  einen  Befruchtungsschlauch,  und  der  Inhalt  der 
einen  Zelle  fließt  in  die  andere  über.  Die  reifen  Oosporen  bilden  zunächst 
wieder  Schwärmsporen. 

Zur  Charakterisierung  der  hierher  gehörigen  Familien  diene  nach- 
stehende Übersicht  (nach  Schröter  in  Engler-Prantl,  Xatürl.  Pflanzen- 
familien) : 

A.  Daviersporangien  nur  ungeschlechtlich  gebildet,  selten  durch  Kopu- 
lation von  Schwärmsporen. 

a)  Mycel  vollständig  fehlend. 

I.   Sporangien  immer  einzeln,  aus  der  Gesamtmasse  des  Frucht- 
körpers gebildet  1.  Olpicliaceae. 
II.   Schwärmsporensporangien    zu    Häufchen    (Sori)    verbunden, 
durch  Teilung  des  Fruchtkörpers  hervorgegangen: 

2.  Synchytriaceae. 

b)  Mycel  vorhanden. 

I.  Mycel  in  Form  feiner  vergänglicher  Stränge. 

a)  Mycel  nur  auf  ein  einzelnes  Sporangium  beschränkt;  Spo- 
rangien nie  intercalar  am  Mycel  gebildet : 

3.  Rhizidiaceae. 

b)  Mycel  weit  verbreitet,   oft  durch  mehrere  Zellen  gehend. 
Sporangien  terminal  und  intercalar: 

4.  Cladochytriaceae. 
IL  Mycel  hyphenartig,  beständig          5.  Hyphochytriaceae. 

B.  Geschlechtliche  Spore  dvirch  die  Vereinigung  zweier  Sporangien 
gebildet,  indem  der  Inhalt  des  einen  Sporangiums  in  das  andere 
übertritt:  6.  Oochytriaceae. 

Zur  Familie  der  Olpidiaceen  gehört  als  wichtigste  Gattung  Olpidium, 
aus  der  in  erster  Linie  Olpidium  brassicae  interessiert.  Dieser  Pilz  ist  eine 
der  Ursachen  des  L^mfallens  oder  der  Schwarzbeinigkeit  der  Keimpflanzen 
des  Kohles.  Wichtig  ist  aber,  daß  Olpidium  brassicae  nur  einer  von  den 
Erregern  dieser  Erscheinung  ist  und  daß  mehrere  andere  Pilze  ähnliche 
Erkrankungen  an  Setzlingen  und  Stecklingen  hervorzurufen  in  der  Lage 
sind  (vgl.  Pythium  de  Baryanum).  Keimpflanzen  oder  junge  Pflanzen, 
welche  erst  zwei  bis  drei  Laubblätter  entwickelt  haben,  bekommen,  wenn 
sie  von  Olpidium  brassicae  befallen  werden,  am  untersten  Teil  des  Stengels 


Olpidiaceen. 


57 


einen  dunkelbraunen,  dann  schwarz  werdenden  Fleck,  später  erweicht  die 
verfärbte  Stelle  und  vertrocknet,  worauf  das  seines  Haltes  beraubte  Pflanz - 
chen  umknickt.  Man  nennt  diese  Erscheinung  Umfallen  oder  Schwarz- 
beinigkeit,  auch  Wurzelbrand  oder  schwarze  Füße  der  Keimpflanzen. 

In  dem  erkrankten  Gewebe  zeigt  die  mikroskopische  Untersuchung  im 
Innern  der  Zellen  einzelne  oder  zu  mehreren  liegende  Sporangien.  Die- 
selben sind  kugelrund  und  ragen  mit  einem  mehr  oder  weniger  langen 
Hals  aus  den  Geweben  der  Nährpflanze  hervor;  sie  entlassen  bei  der  Reife 
zahlreiche  einzilige  Schwärmer  (Abb.  18,  Fig.  1,  2).  Außerdem  finden  sich 
farblose  oder  blaßgelbe  Dauersporen,  mit  dicker,  wenig  grobe  Warzen 
tragender  Membran  (Abb.  18,  Fig.  3,  5). 

Olpidium  brassicae  findet  sich  im  Boden  und  geht  von  da  aus  auf 
Keimpflanzen  über,  welche  es  durch  Eindringen  am  Wurzelhals  infiziert. 
Die  Krankheit  wird  durch  Feuchtigkeit  begünstigt,  durch  Trockenheit 
eingeschränkt ;  sie  tritt  sowohl  in  den  Anzuchtkästen  als  auch  im  freien 
Lande  auf,  besonders  dann,  wenn  die  Pflanzen  zu  eng  stehen,  so  daß  die 
Luft  zwischen  ihnen  stagniert. 


Abb.  18.    Olpidium  brassicae.    Stark  vergrößert.    1 — 3  in  Kohl  nacli  Woronin.  4 — 5  in  Tabak  nafh  Preissecker. 
1  Zellgewebe  mit  zwei  reifen  und  einem  entleerten  Zoosporangium.    2  Zoosporen  mit  Geißel.     3  Zellgewebe 
mit  Dauersporen  und  Zoosporangien.     4  Ein  Zoosporangium,  mehrere  Dauersporen.    5  Viele  vegetative  Pilz- 
zellen, oben  in  der  Xachbarzelle  einige  Dauersporen. 


Die  Bekämpfung  der  einmal  vorhandenen  Krankheit  ist  schwierig. 
Zu  empfehlen  ist  eine  mit  aller  Sorgfalt  durchgeführte  Bodendesinfektion 
(vgl.  Kap.  2).  Zur  Anzucht  darf  verseuchte  Erde  mehrere  Jahre  nicht 
mehr  Verwendung  finden.  —  Man  vermeide  von  vornherein  zu  enge  Saat 
und  lichte  zu  dicht  stehende  gehörig  aus.  Auch  sorge  man  für  reichliche 
Lüftung  und  Sonnenbestrahlung.  Unter  Umständen  kann  das  Bestreuen 
des  Bodens  mit  Holzkohlenstückchen  nützlich  sein. 

Nahe  verwandt  mit  Olpidium  brassicae,  wahrscheinhch  nur  eine 
Varietät  dieser  Art  ist  Olpidium  nicotianae.  Dieser  Pilz  erregt'  eine 
als  Gelbsucht  bezeichnete  Krankheit  der  Tabakkeimlinge,  bei  der  die 
unteren  Blätter  der  Keimpflanzen  ganz  oder  teilweise  vergilben.  Außer 
Tabak  wird  auch  Portulak  von  Olpidium  nicotianae  befallen. 

Auf  weitere  Vertreter  der  Gattung  Olpidium  einzugehen  dürfte  sich 
erübrigen. 

Die  Gattung  Olpidiaster  enthält  keine  Arten,  welche  von  besonderem 
gärtnerischen  Interesse  sind.  Landwirtschaftlich  ist  von  Bedeutung  Olpi- 
diaster (=  Asterocystis)  radicis,  der  Erreger  des  Flachsbrandes  oder 
Wurzelbrandes  des  Flachses.    Die  unteren  Blätter  der  von  dieser  Krankheit 


58  Achtes  Kapitel. 

befallenen  jungen  Pflänzchen  vergilben.  Der  Stengel  wird  schlaff  und  fällt 
um.  An  der  Wurzel  fallen  die  äußerste ji  Verzweigungen  durch  ihr  glasiges 
Aussehen  auf  und  brechen  leicht  ab. 

Die  Krankheit  tritt  im  Mai,  seltener  Anfang  Juni  an  zerstreuten 
Flecken  in  den  Flachsfeldern  auf.  Bei  feuchter  Witterung  ergreift  die 
Krankheit  leicht  das  ganze  Feld,  bei  Eintritt  trockener  Witterung  können 
sich  jedoch  die  leichter  erkrankten  Pflanzen  wieder  erholen.  —  Mikro- 
skopisch sind  in  den  Wurzelgeweben  die  Zoosporangien  bzw.  die  Dauer- 
sporen des  Schmarotzers  nachzuweisen. 

Als  Gegenmaßnahme  ist  einzig  zu  empfehlen,  auf  verseuchtem  Boden 
während  der  nächsten  sieben  bis  zehn  Jahre  keinen  Flachs  anzubauen.  — 
Außer  Flachs  werden,  allerdings  selten,  Raps,  Rübsen,  sowie  Kohl-  und 
Krautarten  von  der  Krankheit  befallen;  sie  könnte  also  immerhin  auch 
einmal  dem  Gärtner  zu  schaffen  machen. 

Aus   der   Familie   der   Synchytriaceen   ist   die    Gattung    Synchytrium 

(i.  w.   S.)  von  besonderer  Bedeutung. 

Synchytrium  taraxaci  tritt  auf  dem  allerdings  nur  stellenweise  als  Salat- 
pflanze kultivierten  Löwenzahn  auf.  Es  erzeugt  an  Blättern  und  Stengeln 
desselben  orangegelbe,  warzenartige  Knötchen  imd  ruft  auch  häufig  Ver- 
krünnnungen  hervor.  In  den  befallenen  Geweben  sind  die  Schwärmsporan- 
giensori  nachweisbar. 

Eine  andere  Ait  der  Gattung.  Synchytrium  aureum,  findet  sich  auf 
einer  großen  Anzahl  von  Gewächsen;  uns  interessiert  besonders  das  Vor- 
kommen auf  ]Möhren.  Kümmel  imd  Hopfen.  Der  Pilz  erzeugt  auf  Blättern 
und  Stengeln  dieser  Pflanzen  kleine  perlähnliche  Knötchen,  auf  denen  sich 
ein  goldgelber  Punkt  befindet.  Das  mikroskopische  Bild  ähnelt  dem  der 
vorigen  Art.  —  Eine  Bekämpfimg  beider  Schädlinge  dürfte  kein  sehr 
dringendes  Bedürfnis  werden. 

Die  anderen  auf  wildwachsenden  Pflanzen  vorkommenden  Syn- 
chytrium-Arten  können  übergangen  werden,  trotzdem  es  nicht  unmögHch 
ist,  daß  die  eine  oder  andere  auch  einmal  Kulturgewächse  befällt. 

Von  außerordentlicher  Wichtigkeit  ist  jedoch  das  erst  im  Jahre  1896 
entdeckte  Synchytrium  (Chrysophlyctis)  endobioticum  (vgl.  Flugblatt  der 
Biologischen  Reichsanstalt  Nr.  53).  Dieser  Pilz  ist  der  Erreger  des  Kartoffel- 
krebses,   welcher    eine  der  gefährlichsten   Kartoffelkrankheiten  darstellt. 

Die  Krankheit  befällt  in  erster  Linie  die  Knollen,  nur  selten  die  ober- 
irdischen Teile  der  Pflanzen.  Ihr  Auftreten  wird  daher  häufig  erst  bei 
der  Ernte  festgestellt.  Das  Krankheitsbild  ist  ausgezeichnet  durch  typische 
Zellwucherungen  der  Kartoffelknollen,  wodurch  eigenartige  und  sehr  ver- 
schieden gebaute  Geschwülste  entstehen.  Dieselben  erscheinen  manchmal 
nur  als  Ideine  Knoten,  erreichen  aber  bis  Walnußgröße  und  haben  eine 
warzige  Oberfläche;  sie  sind  anfangs  von  weißlicher  Farbe,  später  werden 
sie  dunkler  bis  dunkelbraun  (Abb.  19).  Bei  weiterem  Fortschreiten  zerklüftet 
die  Oberfläche,  es  wird  die  ganze  Knolle  von  diesem  Umwandlungsprozeß 
ergriffen,  wodurch  dieselbe  schließlich  ein  badeschwammartiges  Aussehen 
bekommt.  —  Ähnlich  sind  die  an  den  oberirdischen  Organen  auftretenden 
Geschwülste,  welche  besonders  die  Blattknospen  befallen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  findet  man  in  den  Gewebe- 
wucherungen zahlreich  die  Sporangien  des  Schmarotzers  in  Gestalt  mehr 
oder  weniger  runder,  dickwandiger,  gelber  Kugeln  (Abb.  20). 


Synchytriaceen. 


59 


Durch  Zersetzung  der  Knollen  gelangen  die  Sporangien  in  den  Erd- 
boden.   Im  Frühsommer,  bei  genügender  Feuchtigkeit  und  sonst  günstigen 
Entuicldungsbedingungen,  keimen  dieselben  daselbst.  Die  Membran  platzt, 
und  es  schlüpfen  zahlreiche  einzilige 
Schwärmsporen  aus ;  letztere  werfen 
aber  bald  ihre  Geißel  ab,  gehen  zur 
amoeboiden    Bewegung    über     und 
dringen  in  die  unterirdischen  Teile 
der   Kartoffelpflanzen   (gern  in  die 
Augen  der  Knollen)  ein.     Daselbst       - 
vermehren  sich  die  Plasmodien  durch 
Teilung ,  wandern  amoeboid  von  Zelle 
zu   Zelle,    um    schheßlich    in    jeder 
befallenen    Zelle    ein     Sporangium. 
selten  in  einer  Zelle  mehrere  Sporan- 
gien. zu  bilden.    —  Die  erkrankten 
Knollen      zerfallen      häufig     schon 
während  des  Sommers,   die   Sporen 
schlüpfen  alsbald  aus  und  vermögen 
neue  Pflanzen  zu  infizieren. 

Unter  diesen  Umständen  wird  der  ^     ,    ,.      ,.   ,„„    ^  v.  f  n      r  ^n» 

•     T^  1  1     -i  ^t>b.  10.     Vom  Kartoftelkrebs  befallene  Knolle. 

Boden  immer  mehr  mit  Krankheits-  (Xach  Schneider.) 


2iX.:.JJ 


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b'^-i— 5f 


Abb.  20. 
Svachytrium  endobioticum.    Dauersporangien  sp  im  Gewebe  der  Kartoffel,  m  zerstörte  Membranen,  pl  zusammen- 
gezogener, gebräunter  Zellinhalt,  st  unverletzte,  stärkeführende  Zellen.    (Nach  Sorauer-Lmdau.) 

keimen  durchseucht,  was  einen  alljährlich  stärkeren  Befall  der  Kartoffeln 
zur  Folge  hat,  bis  endUch  der  Knollenansatz  überhaupt  unterbleibt. 


gQ  Achtes  Kapitel. 

Die  Verbreitung  der  Krankheit  erfolgt  in  der  Hauptsache  durch 
krankes  Pflanzgut.  Jedoch  kann  die  Krankheit  ebensogut  durch  Schalen 
und  Abfälle  verschleppt  werden,  aber  auch  durch  tierischen  Dünger,  da 
die  Dauersporangien  des  Pilzes  Magen  und  Darm  der  Tiere  unangegriffen 
durchwandern. 

Die  Krankheit  trat  zuerst  in  Ungarn,  England  und  Amerika  auf  und 
ist  in  Deutschland  etwa  seit  dem  .lahre  1910  festgestellt  worden.  Sie  hat 
in  der  Rheinprovinz,  in  Westfalen  und  Schlesien  großen  Sciiaden  angerichtet, 
in  neuester  Zeit  wurde  sie  auch  in  Brandenburg  mehrfach  nachgewiesen. 
In  Deutschland  (wie  in  England)  ist  sie  bis  jetzt  besonders  auf  kleinem 
Besitz,  mit  Vorliebe  in  den  Schrebergärten  der  Industriegebiete  aufgetreten. 
Der  Grund  dafür  dürfte  in  dem  dort  häufig  üblichen  Unterlassen  des 
Fruchtwechsels  liegen,  ferner  in  dem  Umstände,  daß  die  Abfälle  usw.  in 
den  Schrebergärten  gewöhnlich  wieder  auf  das  verseuchte  Feld  zurück- 
kehren und  daß  auch  die  anderen  Verhältnisse  gerade  dort  einer  Ver- 
schleppung der  Krankheit  sehr  günstig  sind. 

Glücklicherweise  gibt  es  Kartoffelsorten,  welche  gegen  den  Krebs 
vollständig  widerstandsfähig  sind.  Die  Biologische  Reichsanstalt  hat  in 
den  Jahren  1915  bis  1922  nicht  weniger  als  186  Sorten  auf  ihr  Verhalten 
gegen  Synchytrium  endobioticum  geprüft  (bzw.  prüfen  lassen).  Dabei 
wurden  als  völlig  krebsfest  folgende  acht  Sorten  festgestellt : 
Arnika  (v.  Kameke)  Juli  (Paulsen) 

Danusia  (Dollvowski)  Magdeburger  Blaue  (Thiele) 

Hindenburg  (v.  Kameke)  Nephrit  (Cimbal) 

Jubel  (Richter)  Pepo  (v.  Kameke). 

Weiter  wurden  von  den  geprüften  Sorten  51  als  fast  widerstandsfähig, 
die  übrigen  als  anfällig  ermittelt.  Bezüghch  der  Einzellieiten  sei  auf  das 
vom  deutschen  Pflaiizenschutzdienst  herausgegebene  Merkblatt  ,,Der  Kar- 
toffelkrebs" verwiesen. 

Das  einzige  Mittel  gegen  den  Kart  off  elki'ebs  ist  der  Anbau  von  wider- 
standsfähigen Sorten.  Sind  solche  nicht  zu  beschaffen,  so  baue  man  auf 
dem  verseuchten  Felde  in  den  folgenden  Jahren  keine  Kartoffeln  an. 

Alle  Versuche,  die  Krankheit  durch  Beizmittel  oder  dem  Boden  zu- 
gefügte Mittel  zu  bekämpfen,  sind  bisher  fehlgeschlagen.  Starke  Schwefel- 
düngungen (Versuche  von  Spieckermann)  haben  zwar  eine  starke  Verminde- 
rung des  Befalles,  aber  auch  eine  beträchthche  Ertragsminderung  zur 
Folge  gehabt. 

Um  eine  Verschleppung  der  Seuche  zu  verhindern,  sind  folgende  Vor- 
sichtsmaßregeln bei  Auftreten  der  Krankheit  durchzuführen:  Man  ver- 
nichte die  erkrankten  Kartoffeln  samt  dem  Kraute  durch  Verbrennen. 
Die  auf  lo-anken  Feldern  geernteten  Knollen  müssen  schnellstens  verbraucht 
werden,  am  besten  durch  Zuführung  an  Brennereien,  im  Notfalle  durch 
Verfüttern  im  gedämpften  oder  gekochten  Zustande.  Niemals  dürfen 
Kartoffeln  von  la-anken  Feldern  zur  Nachzucht  Verwendung  finden. 
Arbeitsgeräte,  die  auf  verseuchten  Feldern  verwendet  wurden,  sind  sorg- 
fältig  zu  desinfizieren.  Keller  und  andere  Aufbewahrungsräume,  m  denen 
kranke  Kartoffeln  gelagert  wurden,  müssen  nach  gründlicher  Reinigung 
durch  Anstreichen  mit  Kalkmilch  entseucht  werden.  Auf  gute  Bodenbe- 
arbeitung und  regelmäßigen  Fruchtwechsel  ist  ein  für  allemal  Wert  zu  legen. 

Polizeiliche  Verordnungen  zur  Bekämpfung  des  KartofiPelki'ebses  be- 
stehen in  Preußen,  Sachsen,  Thüringen,  Mecklenburg  und  Oldenburg. 


Ancylistiiieen.  61 

Die  Familie  der  Rhizidiaceen  enthält  keinerlei  Formen,  welclie  für 
uns  von  Bedeutung  sind. 

Auch  die  Familie  der  Cladochytriaceen  ist  für  uns  nur  von  beschränk- 
tem Interesse.  —  Cladochytrium  violae,  welches  bis  jetzt  nur  aus  Italien 
bekannt  ist.  hat  dort  unter  den  lailtivierten  Stiefmütterchen  arge  Ver- 
wüstungen angerichtet.  Der  Pilz  wuchert  mit  seinem  reich  verzweigten 
Mycel  im  AYurzelinnern  .  und  erzeugt  daselbst  dickwandige,  goldgelbe 
Dauersporen. 

Aus  der  Familie  der  Oochytriaceen  bietet  nur  die  Gattung  Urophlyctis 
einiges  Interesse.  Urophlyctis  leproides  ruft  riesige,  knollige,  lepraartige 
Anschwellungen  an  den  'Wurzeln  der  Zuckerrüben  hervor,  ist  aber  bis 
jetzt  in  Deutschland  noch  nicht  nachgewiesen  worden.  Urophlyctis  alfalfae 
befällt  Luzerne  und  erzeugt  daselbst  am  Wurzelhals  zahlreiche  erbsen- 
große, korallenartige  Auswüchse.  Die  Krankheit  hat  in  Amerika  großen 
Schaden  angerichtet ;  sie  wurde  aber  auch  bei  uns  schon  im  Elsaß  und  in 
Bayern  beobachtet. 

In  der  Ordnung  der  Ancylistineen  ist  pflanzenpathologisch  nur  die 
Familie  der  Pvthiaceen  von  Bede\itung.  Im  :Mittelpunkt  des  Interesses 
steht  Pythium  de  Baryanum.  Dieser  Pilz  ist  der  Erreger  einiger  sehr  wäch- 
tiger Erkrankungen  gärtnerischer  und  landwirtschafthcher  Kulturpflanzen. 
Er  ist  die  Haupt  Ursache  der  als  Wurzelbrand,  Umfallen,  schwarze  Füße 
oder  Schwarzbeinigkeit  der  Keimpflanzen  bezeichneten  Krankheit,  ferner 
der  Erreger  der  Schwarzbeinigkeit  oder  Fäule  der  SteckUnge. 

Die  von  dem  Pilz  befallenen  Keimpflanzen  zeigen  im  wesentUchen 
das  auf  S.  56  bei  der  Besprechung  von  Olpidium  brassicae  geschilderte 
Krankheitsbild.  Das  hypokotyle  Glied  verfärbt  sich,  erweicht  und  trocknet 
ein.  wobei  es  unter  Schwärzung  zusammenschrumpft.  Die  Keimlinge 
fallen  um  und  erHegen  in  wenigen  Tagen  der  Krankheit.  —  Günstiger 
gestaltet  sich  der  Krankheitsverlauf,  wenn  schon  ältere  Keimpflanzen  von 
dem  Pilz  befallen  werden.  Zwar  ergreift  er  auch  hier  oft  den  ganzen  ober- 
irdischen Teil  des  Stengels  bis  hinauf  zu  den  Keimblättern,  bleibt  aber 
vielfach  auf  die  äußersten  Gewebeschichten  beschränkt.  Diese  können 
dann  in  der  Regel  durch  Neubildungen  ersetzt  werden. 

Sehr  gefürchtet  ist  hingegen  die  Schwarzbeinigkeit  der  Stecklinge. 
Der  Pilz  dringt  in  dieselben  unter  oder  an  der  Erdoberfläche  ein.  Die  er- 
lo-ankten  Gewebepartien  verfärben  sich,  erweichen  und  trocknen  ein. 
Meist  gehen  die  Stecklinge  an  der  Krankheit  zugrunde,  oft  erliegen  sie 
auch  einem  Rückfall,  nachdem  sie  sich  scheinbar  erholt  hatten. 

Besondere  Erwähnung  verdient  auch  der  Wurzelbrand  der  Rüben, 
welcher  gleichfalls  in  der  Hauptsache  durch  Pythium  de  Baryanum  hervor- 
gerufen wird  und  eine  der  gefährlichsten  Rübenerkrankungen  darstellt. 
Das  Krankheitsbild  gleicht  im  wesentlichen  dem  oben  geschilderten  an 
den  von  Pythium  de  Baryanum  befallenen  Keimungen.  Der  Pilz  wird 
besonders  den  jimgen  Keimlingen  —  während  oder  wenige  Tage  nach  dem 
Auflaufen  —  gefährhch.  Haben  die  Rübenpflänzchen  erst  außer  den 
Keimblättern  weitere  Blätter  entwdckelt,  so  sind  sie  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  als  widerstandsfähig  gegen  den  Parasiten  zu  betrachten. 

Pythium   de  Baryanum  lebt  mit  seinem    einzelligen,    fädigen,    aber 


ß2  Neuntes  Kapitel. 

reich  verzweigten  Mycel  im  Innern  der  erkranliten  Gewebe.  Es  wächst  in 
feuchter  Luft  aus  diesem  nach  außen  heraus,  legt  sich  mit  seinem  Mycel 
an  die  Oberhaut  der  nächst  erreichbaren  gesunden  Pflanze  an  und  dringt 
in  diese  ein.  Es  kann  sich  also  rein  vegetativ  ausbreiten.  Daneben  besitzt 
es  aber  zahlreiche  andere  Vermehrungs-  und  Fortpflanzungsmöglichkeiten 
(Abb.  11,  Fig.  1).  So  bilden  sich  an  den  Enden  der  Mycelfäden  kugel- 
förmige Anschwellungen.  Ragen  erstere  frei  in  die  Luft  hinein,  dann 
werden  aus  letzteren  häufig  Konidien,  indem  die  kugeligen  Zellen  abfallen 
und  entweder  sofort  unter  Bildung  von  Schwärmsporen  oder  nach  längerer 
Ruhepause  mittels  eines  Keimschlauches  auskeimen.  Im  anderen  Falle 
entwickeln  sich  aus  den  kugeligen  Anschwellungen  Sporangien  mit  seit- 
lichem Entleerungshals.  Ferner  werden  auf  geschlechtlichem  Wege  dick- 
wandige Oosporen  gebildet,  welche  nach  längerer  Ruhepause  mittels  eines 
Keimschlauches  auskeimen . 

Der  geschilderte  Pilz  ist  ein  Bodenbewohner  und  anscheinend  überaus 
weit  verbreitet.  Er  befällt  die  verschiedensten  Pflanzen,  Kulturpflanzen 
und  Unkräuter,  wird  jedoch  nur  den  ganz  jungen  Entwicklungsstadien 
gefährlich. 

Die  vorstehend  geschilderten  Krankheitserscheinungen  können  aber 
auch  durch  einige  andere  Pilze  liervorgerufen  werden,  ebenso  können  diese 
Pilze  mit  Pythium  de  Baryanum  gemeinsam  auftreten.  Es  sind  zu  nennen: 
Olpidium  brassicae,  Phytophthora  onnnnivora,  Sclerotinia- Arten.  Thielavia 
basicola  und  Monihopsis  Aderholdi,  speziell  an  der  Rübe  sind  noch  Phoma 
betae  undAphanomyces  laevis  beobachtet  worden.  Die  genannten  Pilze  sind 
in  gärtnerischen  Kreisen  als,, Vermehrungspilze"  bekannt  und  gefürchtet. 

Tritt  die  I^ankheit  in  Anzuchtkästen  oder  in  Gewächshäusern  auf, 
so  ist  die  verseuchte  Erde  unbedingt  zu  entfernen  und  darf  nicht  mehr  zur 
Anzucht  verwendet  werden.  Kästen  und  Haus  sind  nach  den  allgemeinen 
Vorschriften  zu  desinfizieren.  Man  sorge  während  des  ersten  Wachstums 
der  Pflänzchen  für  mäßige  Wärme  und  Feuchtigkeit,  ferner  für  Lüftung 
und  Beleuchtung  und  achte  darauf,  daß  die  Pflänzchen  nicht  zu  dicht 
stehen.  Zu  empfehlen  ist  auch,  der  obersten  Bodenschicht  feinen  Sand 
oder  Kohlenstaub  beizumischen.  —  Schwieriger  ist  die  Bekämpfung  des 
Schädhngs  im  Freiland.  Konsequente  Durchführung  der  allgemeinen 
Regeln  über  Aussaat.  Stecken,  Durchlüften  und  Fruchtwechsel  ist  das 
beste  Mittel.  Außerdem  wäre  eine  Bodendesinfektion  mittels  Formahn 
(s.  Kap.  II)  anzuraten. 

Neuntes  Kapitel. 

Allgemeines  über  die  Ascomyceten. 

Die  zweite  Klasse  der  echten  Pilze,  der  Eumyceten,  ist  die  der  Asco- 
myceten oder  Schlauchpilze. 

Das  charakteristische  Merkmal  dieser  Klasse  —  die  Hauptfrucht- 
form —  sind  die  Scliläuche  oder  Asci:  Sporangien,  in  denen  Endosporen 
(,,Ascosporen")  in  einer  bestimmten  Anzahl  —  welche  stets  (nur  nicht 
bei  den  auf  der  untersten  Stufe  stehenden  Hemiasci)  ein  Vielfaches  von 
zwei  ist  —  gebildet  werden.  Der  Bau  der  Asci  ist  ein  sehr  verschieden- 
artiger; es  wird  darauf  im  einzelnen  zurückzukommen  sein.  Ebenso  ver- 
schieden ist  auch  die  Art  des  Auftretens  der  Schläuche.     Entweder  sind 


Ascomyceten  oder  Schlauchpilze.  63 

dieselben  nackt,  nicht  von  einer  Hüllenbildimg  umgeben,  oder  sie  besitzen 
eine  Hülle.  Im  ersteren  Falle  gehen  die  Schläuche  entweder  durch  ein- 
fache Umwandlung  aus  einer  einzelnen  vegetativen  Zelle  hervor  (Hefepilze). 
oder  sie  sitzen  einzehi  demMycelan  (Protoascineen),  oder  sie  sind  parallel 
nebeneinander  in  einer  Schicht,  einem  sogenannten  Hymenium,  angeordnet 
(Exoascaceen).  Sind  hingegen  die  Schläuche  von  einer  Hülle  umgeben, 
so  entstehen  Fruchtkörper,  in  denen  die  Schläuche  gleichfalls  verschieden- 
artig, unregelmäßig  (Aspergillaceen)  oder  regelmäßig  verteilt  sein  können 
(z.  B.  Erysiphaceen,  Pyrenomyceten  usw.). 

Man  nahm  früher  an,  daß  die  Ascomyceten  keinerlei  sexuelle  Fort- 
pflanzung besitzen.  Jetzt  ist  für  eine  Anzahl  von  Formen  nachgewiesen, 
daß  bei  ihnen  die  Bildung  der  Asci  das  Resultat  eines  Befruchtungsvor- 
ganges ist.  Bei  anderen  allerdings  entstehen  die  Asci  einfach  vegetativ 
an  den  Mycelien.  Auf  die  Einzelheiten  dieser  zum  Teil  recht  verwickelten 
Vorgänge  kann  hier  nicht  eingegangen  werden. 

Ist  die  Hülle  vollständig  geschlossen  oder  besitzt  sie  höchstens  zur 
Reifezeit  am  Scheitel  eine  Öffnung,  so  nennt  man  die  Fruchtkörper  Peri- 
thecien.  Von  Apothecien  spricht  man  hingegen,  wenn  die  Fruchtkörper 
spätestens  zur  Reifezeit  weit  geöffnet  sind,  so  daß  das  Hymenium,  d.  h. 
das  schalenförmige  Gebilde,  in  dem  die  Schläuche  vereinigt  sind,  freiliegt. 

Neben  der  Hauptfruchtform  treten  mannigfache  Nebenfruchtformen 
auf.  Es  sind  dies  in  erster  Linie  Konidien.  Die  Konidien  werden  entweder 
in  besonderen  Fruchtkörpern,  den  Pykniden,  gebildet,  die  entweder  ganz 
geschlossen  sind  oder  sich  in  verschiedener  Weise  öffnen,  oder  sie  entstehen 
in  offenen  Konidienlagern  oder  sie  werden  an  einzelnen  Konidienträgern . 
abgeschnürt.  Bei  ein  und  derselben  Art  können  mehrere  dieser  Nebenfrucht- 
formen vorkommen. 

Auch  sogenannte  ,,Chlamydosporen"  finden  sich  bei  einigen  Formen- 
kreisen. Diese  entstehen  direkt  durch  Umwandlung  einzelner  Glieder 
der  Hyphen  in  Dauerzellen. 

Bemerkenswert  sind  als  Ruhe-  bzw.  Dauerzustände  die  Sklerotien, 
rein  vegetative  Bildungen,  welche  bei  einer  Reihe  von  Arten  der  Ent- 
wicklung der  Schlauchfruchtform  voraufgehßn.  Es  sind  ziemlich  harte, 
knollige,  schwarze,  berindete  Körper,  welche  durch  außerordentlich  dichte 
Verflechtung  der  Hyphen  entstehen.  Da  die  Zellen  sehr  kurz  sind,  so 
kommt  ein  parenchymähnliches  Gewebe,  ein  sogenanntes  ,,Pseudoparen- 
chym"  oder  ,,Paraplectenchym"  (Abb.  8,  Fig.  3),  zustande.  Die  Sklerotien 
enthalten  besonders  Reservestoffe  in  Form  von  Fett.  Ihre  Weiter- 
entwicklung braucht  nicht  immer  in  der  nächstfolgenden  Vegetations- 
periode stattzufinden. 

Auf  der  untersten  Stufe  der  Ascomyceten  stehen  die  Hemiasci.  Sie 
besitzen  ein  septiertes  Mycel  und  zeigen  damit  ihre  Zugehörigkeit  zu  den 
höheren  Pilzen  an.  Sie  bilden  jedoch  Sporangien,  in  denen  eine  größere 
und  unbestimmte  Anzahl  Sporen,  A^de  bei  den  Zygomyceten,  entwickelt 
wird.  Die  Hemiasci  stellen  demnach  Zwischenformen  zwischen  diesen 
und  den  eigentlichen  Ascomyceten,  den  Euasci,  dar. 

Die  Gattung  Protomyces  besitzt  ein  interzellulares  Mycel.  Die  Bil- 
dung der  Sporangien  erfolgt  nach  Chlamydosporen-Art,  indem  innerhalb 
einer  Hyphe  reihenweise  Sporangien  gebildet  werden.  Unter  dem  Einfluß 
des  Mycels  bildet  das  Gewebe  der  Nährpflanze  Schwielen,  in  denen  Mycel 
und  Sporangien  nachweisbar  sind. 


64 


Neuntes  Kapitel. 


Pr.  macrosporus  findet  sich  in  Blättern  und  Stengeln  zahlreicher  Dolden- 
gewächse, u.  a.  auch  der  Mohrrüben. 

Pr.  pachydermus  lebt  auf  Taraxacum 
officinale. 

Ein  besonderes  praktisches  Interesse 
kommt  dieser  kleinen  Gruppe  nicht  zu. 

Von  den  beiden  Reihen  der  Euasci 
interessiert  lediglich  die  der  Euascales. 
Die  andere,  die  der  Laboulbeniales, 
umfaßt  nur  einige,  besonders  auf  Käfern, 
selten    auf    anderen   Insekten   auftretende 

(f^V^^     (l'Y\         f'il      Parasiten.    Die  Euascales  gliedern  sich  in 
%^     \2J        T  n       folgencler  Weisel): 

I.   Schläuche  frei,  nicht  von  einer  Hülle 
umgeben. 

a)  Vegetative  Zellen  einzeln  oder  in 
Sproßverbänden ;  Schläuche  den 
vegetativen  Zellen  ähnelnd: 

1.  Ord.   Saccharomycetineae. 

b)  Schläuche  einzeln  den  Mycelfäden 

2.  Ord.  Protoascineae. 
c)  Schläuche  in  einem  freien   Hymenium  nebeneinanderstehend: 

3.  Ord.  Protodiscineae. 
II.   Schläuche  von  einer  Hüllenbildung  umgeben. 


Abb.  21.  Protomyces  iiiaerosporus. 
Links  Blattstiel  von  Aegopodium  poda- 
graiia  mit  den  Scliwielen.  Rechts  Mycel 
mit  einem  Sporangium  im  Gewebe  unter 
der  Epidermis.  In  der  Mitte  Sporangien 
in  der  Keimung  und  Ejakulation  der  Sporen 
begriffen.     (Nach  v.  Tubeuf.) 


ansitzend : 


1. 


2. 


Asci  in  den  Fruchtkörpern  unregelmäßig  an  verästelten  Hyphen 

entstehend:  4.  Ord.  Plectascineae. 

Asci  in  den  Fruchtkörpern  an  bestimmter  Stelle,  meist  am  Grunde, 

entstehend. 

a)  Fruchtkörper  allseitig  geschlossen  oder  nur  bei  der  Reife  sich 
mit  einem  Loch  an  der  Spitze  öffnend. 

a)  Gehäuse  kugelig,  allseitig  geschlossen  bleibend  oder  nur  in 
der  oberen  Hälfte  schildförmig  ausgebildet  und  sich  in 
diesem  Falle  ;nit  einem  Loch  öffnend: 

5.  Ord.  Perisporiineae. 

ß)  Gehäuse  knollenförmig,  unterirdisch,  im  Innern  mit  Hohl- 
räumen, Gängen  oder  Adern,  deren  Wandungen  von  einem 
regelmäßigen  Hymenium  überzogen  sind: 

6.  Ord.  Tuberineae. 
Gehäuse    kugelig    oder    ellipsoidisch,    mit    einer    scheitel- 
ständigen Öffnung:            7.  Ord.  Pyrenomycetineae. 

b)  Fruchtkörper  spätestens  bei  der  Reife  sich  weit  öffnend; 
Hymenium  dann  ganz  oder  zum  großen  Teil  freiliegend  (Dis- 
comycetes). 

a)  Fruchtschicht  lange  von  einer  festen  Decke  überzogen, 
welche  erst  bei  der  Fruchtreife  zerrissen  wird.  Fruchtkörper 
meist  rundlich,  seltener  länglich,  meist  sternförmig  bzw. 
lappig  aufreißend:  8.  Ord.  Phacidiineae. 

Fruchtschicht  wie  bei  der  8.  Ord.,  aber  der  Fruchtkörper 
meist  langgestreckt;  die  Decke  durch  Längsspalt  sich 
öffnend:  9.  Ord.  Hysteriineae. 


r) 


ß) 


^)  Unter  Benutzung  von  Engler,   Syllabus, 


Saccharomycetineea  oder  Hetepilze. 


65 


y)  Fruchtschicht  anfangs  +  vollkommen  eingeschlossen,  jedoch 
ohne  feste  Decke  und  "sehr  bald  frei  werdend : 

10.  Ord.  Pezizineae. 

d)  Fruchtkörper    mit    einer    bald    schwindenden  Hülle,    Ascus- 
schicht  bei  der  Reife  frei  liegend:     11.  Ord.  Helvellineae. 

Zehntes  Kapitel. 

Die  Saccharomycetineen  und  die  Protoascineen. 

Die  Ordnung  der  Saccharomycetineen  oder  Hefepilze  enthält  zwar 
keine  Pflanzenschädiger,  einige  ihrer  Vertreter  sind  aber  von  größtem 
aUgemeinen  Interesse.  Dieselben  haben  die  Eigenschaft,  durch  ihre 
Lebenstätigkeit  Kohlehydrate  (Zuckerarten)  in  Alkohol  und  Kohlensäure 
zu  spalten.  Während  es  bei  der  Wein-  und  Bierbereitung  auf  die  Ge- 
winnung des  ersteren  ankommt,  wird  in  der  Bäckerei  die  Bildung  der 
letzteren  zur  Lockerung  der  Teigmassen  benutzt. 

Ein  typisches  Mycel  fehlt  den  Hefepilzen.  Die  vegetativen  LeWi^w 
sind  isoliert;  sie  vermehren  sich  durch  Sprossung,  indem  die  Wand  an 
einer  bestimmten  Stelle 
eine  warzenförmige  Aus- 
sackung erfährt,  welche 
sich  allmählich  vergrößert 
und  sich  schließlich  als 
selbständige  Zelle  mit 
ringsum  geschlossener 
Wand  von  der  Mutter- 
zeUe  trennt.  Geschieht 
dieVermehrung  so  schnell, 
daß  die  Tochterzellen 
sprossen,  bevor  sie  sich 
von  der  Mutterzelle  gelöst 
haben,  so  entstehen  perl- 
schnurähnliche  Sproßverbände  (Abb.  22).  —  Unter  bestimmten  L^mständen 
(bei  Nahrungsmangel  und  bei  Zutritt  von  Luft)  kommt  es  zur  Bildung 
der  Schlauchsporen.  Die  Schläuche  sind  den  vegetativen  Zellen  gleich,  sie 
enthalten  in  der  Regel  zwei,  vier  oder  acht  Sporen.  Die  Sporen  keimen 
bei  der  -Weiterentwicklung  meder  zu  Sproß  verbänden  aus.  —  Eine 
derartige  ,, hefeartige  Sprossung"  ist  auch  von  den  Sporen  anderer  Pilze, 
z.  B.  von  denen  der  Brandpilze,  bekannt. 

S.  cerevisiae  ist  der  Bierhefepilz.  S.  ellipsoideus  hingegen  erzeugt  die 
zur  Weinbereitung  erforderliche  Gärung  des  Traubensaftes.  Er  findet  sich 
schon  von  Natur  aus  auf  den  Trauben,  so  daß  ein  besonderer  Zusatz  von 
Hefe  zu  dem  ,,Most"  nicht  nötig  wäre.  S.  apiculatus  ist  wichtig  bei  der 
Bereitung  von  Obstweinen. 

S.  Ludwigii  kommt  in  dem  an  verschiedenen  Laubbäumen  auftretenden 
weißen  Schleimfluß  (s.  S.  23)  als  Erreger  der  Gärung  vor. 

Die  Protoascineen  spielen  weder  als  Krankheitserreger  noch  sonst 
eine  Rolle.  —  Auf  dem  in  der  Regel  reich  entwickelten  Mycel  werden  die 
Schläuche,  meist  end-  oder  seitenständig,  ohne  jede  Hülle  gebildet.  Es 
gehört  hierher  u.  a.  die  Gattung  Endomyces.  —  E.  Magnus ii  und  E.  ver- 
nalis  finden  sich  in  den  Schleimflüssen  (s.  S.  23)  verschiedener  Laubbäume. 

Höstermann-Noack,  PUzparasitäre  Krankheiten.  3 


Abb.  22.     Saccharomyces. 
Links  und  rechts:    Sproßverbände.     In  der  Mitte  oben:    Zellen  mit 
Sporen  (Asci).    Unten:    Weinhefe  in   Sprossung  mit  Kern,   nach  ge- 
färbtem Material.     (Xach  Möbius.) 


66 


Elftes  Kapitel. 


Elftes  Kapitel. 

Die  Taphrinaceen. 

Von  den  zwei  Familien  der  Protodiscineen  interessieren  lediglich  die 
Taphrinaceen  und  können  die  Ascocortiaceen  unberücksichtigt  bleiben.  Es 
gehören  zu  ersteren  ausschließlich  auf  lebenden  Pflanzengeweben  vor- 
kommende Parasiten.  Das  Mycel  ist  bei  den  einzelnen  Formen  verschieden 
stark  entwickelt,  aber  stets  mit  Querwänden  versehen.  Es  lebt  subkutikular 
oder  interzellular;  bei  manchen  Arten  wird  es  bei  der  Schlauchbildung 
verbraucht,  so  daß  es  bei  der  Fruchtreife  nicht  mehr  nachzuweisen  ist. 
Die  Schläuche  überziehen  in  flachen,  ausgebreiteten,  im  Umfange  un- 
begrenzten Lagern  (Hymenien)  die  Oberfläche  der  befallenen  Pflanzenteile, 
sind  dabei  aber  untereinander  frei  (Abb.  23) .  Die  Anlage  der  Schläuche  erfolgt 
bei  den  meisten  Arten  zwischen  Epidermis  und  Kutikula,  doch  kann  die 
Entwicklung  bei  anderen  auch  zwischen  den  Epidermiszellen  oder  unter 
der  Epidermis,  ja  auch  in  den  Epidermiszellen  erfolgen.  Entweder  be- 
sitzen die   Schläuche  eine  besondere   Stielzelle  oder  es  fehlt  eine  solche. 

In  den  Schläuchen  gelangen  acht  Sporen  zur 
Ausbildung;  bei  einigen  Arten  besitzen  die  Sporen 
die  Fähigkeit,  schon  in  den  Schläuchen  hefe- 
artig auszusprossen,  wodurch  die  Schläuche 
fälschlich  den  Eindruck  der  Vielsporigkeit  er- 
wecken. 

Die»  Überwinterung  der  Exoascaceen  ge- 
schieht einmal  durch  die  Schlauchsporen,  welche, 
ebenso  wie  die  im  Innern  der  Schläuche  durch 
Sprossung  entstandenen  Konidien,  gegen  Kälte 
und  Trockenheit  außerordentlich  unempfindlich 
sind.  Ferner  überwintert  der  Pilz  bei  einer 
Reihe  von  Arten  auch  in  Form  seines  Mycels. 
und  zwar  entweder  subkutikular  in  den  Knospen 
Schnitt  durch  ein  erkranktes  Gewebe  oder  interzellular  im  Innern  von  Zweigen.    Ein 

mit  dem  Schlauchlager;  s  Schläuche,    TTi         ii  t-t-»i..  <■  i-n 

sich  zur  Sporenbildung  anschickend.    Umstand,  der  die  J3ekampiung  der  Exoascaceen 


Abb.  23.     Taphrina  pruni. 


haben    bei 

brochen:      m    Pilzmycel 
Sorauer.) 


die  Kutikula  dur^ch-  ^um  Teil  rccht  schwierig  macht. 


Von    großer    Bedeutung    ist    die    Gattung 
Taphrina,  mit  welcher  aus  bestimmten  Giünden 
die  Gattung  Exoascus  neuerdings  vereinigt  worden  ist.    Die  wichtigsten 
Arten  treten  als  Erreger  folgender  Krankheitserscheinungen  auf: 

I.  Mißbildungen  der  Blätter: 

1.  auf  Prunus  persica  Taphrina  deformans. 

2.  auf  Pirus  communis  u.  Chaenomeles  japonica  Taphrina  buUata. 
.3.  auf  Crataegus- Arten 

II.  Mißbildungen  der  Früchte: 
1.  auf  Prunus  domestica  und  P.  padus 

III.  Hexenbesen: 

1.  auf  Prunus  cerasus  und  P.  avium 

2.  auf  Prunus  insititia  und  P.  domestica 


Taphrina  crataegi. 
Taphrina  pruni. 


Taphrina  cerasi. 
Taphrina  insititiae. 

Taphrina  deformans  ist  die  Erregerin  der  Kräuselkrankheit  des  Pfirsiclis. 

Die  von  der  Krankheit  befallenen  Bäume  zeigen  schon  an  den  jungen 
Blättern  auf  der  Oberseite  derselben  blasige  Auftreibungen,  die  deutlich 


Taphrina  deformans. 


67 


dicker  wie  die  gesunden  Blatteile  und  meistens  rot  gefärbt  sind.  Mit  dem 
Weiterwachsen  der  Blätter  vergrößern  sich  diese  Auftreibungen  und  führen 
zu  einer  vollständigen  Kräuselung  der  Blätter  (Abb.  24).  Dabei  bekommen 
dieselben  eine  knorpelige  Beschaffenheit  und  brechen  leicht  beim  Biegen. 
Auf  der  Unterseite  der 
Blätter  tritt  ein  zarter, 
weißer,  reif  artiger  Anflug 
auf.  Bei  stärkerem  Befall 
fallen  die  Blätter  —  ge- 
wöhnlich im  Juni  —  ab. 
Die  Krankheit  geht  auch 
auf  die  Triebe  und  die 
Blüten  über.  Erstere  zei- 
gen Einkrümmungen  ihrer 
Spitzen,  letztere  starke 
Hypertrophien. 

Auffallend  ist,  daß  der 
Pilz  auf  den  ersten  Trieb 
beschränkt  bleibt  und  daß 
der  sogenannte  Johannis- 
trieb nicht  ergriffen  wird. 

Die  geschilderten  Krank- 
heitserscheinungen dürfen 
nicht  mit  denen  verwech- 
selt werden,  welche  durch 
das  Saugen  der  Pfirsich- 
blattlaus (Rhopalosiphum 
persicae)  hervorgerufen 
werden  luid  ihnen  in  ge- 
wissem Grade  ähneln.  Je- 
doch zeigen  letztere  nie 
Verdickungen  des  Blatt- 
gewebes, und  ist  die  Ober- 
seite der  Blätter  meist 
grün.  Oft  sind  bei  Blatt- 
lausbefall auch  die  Blätter 
von  einer  farblosen,  süßen, 
klebrigen  Flüssigkeit,  dem 
sogenannten  Honigtau  (s. 
Kap.  XIII),  überzogen. 
Auf  den  Blattunterseiten 
findet  man  in  den  Falten 
der  Kräuselungen  die  Läuse 
oder,  wenn  sie  selbst  schon 
verschwunden,  doch  noch 
die  leeren  Häute. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  der  von  Taphrina  deformans  be- 
fallenen Blätter  zeigt,  daß  der  feine  weiße  Überzug  auf  den  Blattunter- 
seiten aus  den  Schläuchen  des  Pilzes  besteht,  in  denen  gewöhnlich  acht 
Sporen  erzeugt  werden. 

Die    Biologie    des    Kräuselkrankheiterregers    ist    noch    nicht    völlig 

5* 


Abb.  24. 

Ein  mit  der  Kräuselkrankheit  behafteter  Pfirsichtrieb. 

CNach  Gaacher.) 


Elftes  Kapitel. 


erforscht.  So  weiß  man  z.  B.  noch  nicht,  wie  die  Sporen  von  Baum  zu 
Baum  übertragen  werden,  und  insbesondere  auch  nicht,  ob  die  Infektion 
unmittelbar  nach  der  Sporenreife  im  Frühsommer  oder  erst  nach  der 
Winterruhe  der  Sporen  (im  Boden)  geschieht.  Vom  Mycel  hingegen  ist 
unzweifelhaft  erwiesen,  daß  es  in  Rinde,  Mark  und  Markstrahlen  der  ein- 
jährigen Zweige  überwintert  und  daß  es  von  da  aus  beim  Austreiben  der 
Bäume  in  Blätter  und  Blüten  hineinwächst. 

Die  Krankheit  ist  außerordentlich  weit  verbreitet;  sie  wird  in  ihrer 
Bedeutung  häufig  aber  unterschätzt,  trotzdem  sie  in  manchen  Jahren 
erheblichen  Schaden  angerichtet  hat.  Blüten  und  Fruchtansatz  werden 
durch  dieselbe  schwer  beschädigt. 

Das  Auftreten  der  Krankheit  scheint  durch  warmes  und  trockenes 
Wetter  eingeschränkt  zu  werden.  Nach  strengen  Wintern  scheinen  einige 
Sorten  bedeutend  stärker  darunter  zu  leiden.  Wenigstens  sollten  Spalier- 
pfirsiche durch  geeignete  Schutzvorrichtungen  vor  scharfem  Temperatur- 
wechsel besonders  im  Frühjahr  geschützt  werden. 

Die  einzelnen  Pfirsichsorten  zeigen  eine  sehr  verschiedene  Empfäng- 
lichkeit gegen  die  Kräuselkrankheit.  Nach  Schaffnit  (Bericht  über  das 
Auftreten  von  Feinden  und  Krankheiten  der  Kulturpflanzen  in  der  Rhein- 
provinz in  den  Jahren  1918/19)  sind  von  den  bekannten  Handelssorten 
in  Mitteldeutschland  als  vollkommen  widerstandsfähig  zu  betrachten: 


Proskauer  Pfirsich, 

Eiserner  Kanzler,  • 

Präsident  Griepenkerl, 

Perle  von  Muffendorf, 

Frühe  Luise, 
Wenig  befallen  sind  daselbst: 

Rote  Magdalene, 

Amsden, 
Stark  befallen: 

Sieger, 

Wheatland, 

Triumph, 

Uruguay, 

Hiley, 

Sneed. 


Früher  York, 

Haies  Früher, 

Alexander, 

Kanadischer  Frühpfirsich, 

Waterloo. 

Oberpräsident  Schorlemer, 
Rote  Mignon. 

Sally  Worrel, 
Galande, 
La  France, 
Früher  Rivers, 
Jessy  Kerr, 


Die  Anfälligkeit  der  einzelnen  Sorten  scheint  bei  der  Kräuselkrankheit 
besonders  stark  von  örtlichen  Verhältnisen  abhängig  zu  sein.  So  sind 
in  der  Rheinprovinz  (nach  Schaffnit  a.  a.  O.)  folgende  Sorten  als  wider- 
standsfähig anzusehen :  Königin  der  Obstgärten,  Früher  weißer  Silberpfir- 
sich, Amsden,  Früher  York,  Eiserner  Kanzler,  Sanguinole,  Kernechter 
vom  Vorgebirge,  Oberpräsident  von  Schorlemer,  Downing,  Schöne  von 
Vitry,  Perle  von  Muffendorf,  Noblesse.  Folgende  Sorten  haben  sich  als 
mehr  oder  weniger  stark  anfällig  erwiesen:  Glattschalige  Nectarine,  Baron 
Dufour,  Schöner  von  Baden,  Cumberland,  Sieger,  Greensborough,  Roter 
Mai,  Madame  Beckmann,  Lord  Napier,  Königin  Olga,  Galande.  In  bezug 
auf  folgende  Sorten  liegen  von  dort  keine  einheitlichen  Beobachtungen 
vor:  Waterloo,  Früher  Rivers,  Große  Mignon,  Weiße  Magdalene,  amerika- 
nische Sorten  wie  Triumph,  Frühester  von  Allen  (Sneed),  Le  Vainqueur, 
Rote  Magdalene,  Beatrice. 


Taphrina  biülata.  69 

Mit  diesen  Beobachtungen  stimmen  ziemlich  diejenigen  von  Rosen- 
thal (Der  praktische  Ratgeber  im  Obst-  und  Gartenbau.  34.  Jahrg.  .\r.  3a, 
S  281)  und  Peuckert  (Der  Lehrmeister  im  Garten  und  Klenitierhot,  1921, 
S    391)  überein    deren  Wiedergabe  daher  hier  unterbleiben  kann. 

\uch  durch  dirette  Bekämpfung  muß  gegen  Taphrina  deformans 
vorgegangen  werden.  Da  der  Pilz  in  den  einjährigen  Zvveigen  uberwnitert, 
so  ist  ein  vorsichtiges  Zurückschneiden  der  erkrankten  Triebe  zu  empfehlen. 
Die  kranken  Blätter  sind  abzupflücken  und  zu  verbrennen.  Als  erprobtes 
Spritzmittel  wird  Kupferkalkbrühe  genannt.  Man  spritzt  zum  erstenmal 
mit  einer  2%igen  Brühe  noch  ehe  die  Knospen  zu  treiben  beginnen  lerner 
spritze  man  unmittelbar  vor  der  Blüte  und  gleich  nach  dem  Abblühen 
mit  einer  Brühe,  die  aus  1  kg  Kupfervitriol  und  2  kg  Kalk  auf  100  Liter 
Wasser  hergestellt  ist.  Pfirsichbäume  sind  jedoch  gegen  Kupterbruhen 
sehr  empfindlich  und  werfen  häufig  -  trotz  des  stärkeren  Kalkzusatzes  - 
kurz  nach  der  Bespritzung  das  Laub  ab.  Es  sind  daher  zahlreiche  andere 
Spritzmittel  versucht  und  empfohlen  worden.  Unter  diesen  ist  in  erster 
Linie  die  Schwefelkalkbrühe  zu  nennen.  Zur  Winterbehandlung  wird  die 
Normalbrühe  mit  zwei  Teilen  Wasser  vermischt,  zur  Sommerbehandlung 
dürfte  es  sich  empfehlen,  auf  Lösungen  von  1:50  herunterzugehen.  Auch 
ist  die  Erfahrung  gemacht  worden,  daß  sich  besonders  ältere,  unter  Lutt- 
abschluß gehaltene  Schwefelkalkbrühe  gut  bewährt,  während  an  Ort  und 
Stelle  bereitete,  sofort  zur  Verwendung  gebrachte  das  Laub  beschädigt.  - 
Zur  Hebung  der  Widerstandsfähigkeit  der  Pfirsichbäume  ist  für  hmreicheride 
Kalkung  des  Bodens  zu  sorgen.  Von  kräuselkranken  Bäumen  dürfen  selbst- 
redend keine  Reiser  zur  Veredelung  genommen  werden. 

Erwähnenswert  ist  die  von  Taphrina  bullata  hervorgerufene  Blatt- 
beulen- oder  Blasenkrankheit  der  Birnen.  Auf  den  Blättern  entstehen 
größere  oder  kleinere,  nach  der  Blattoberseite  vorgewölbte  Auftreibungen, 
die  sich  anfangs  hellgrün,  später  oft  rötlich  färben,  schließhch  absterben 
und  bräunen.  Auf  der  Blatt  Unterseite  treten  in  den  Vertiefungen  weiße 
mehhge  Überzüge  auf.  Letztere  bestehen  aus  den  charakteristischen  nackten 
Schlauchlagern.  Die  Sporen  werden  durch  Aufplatzen  der  Schläuche  frei, 
über  ihre  weitere  Entwicklung  ist  jedoch  nichts  bekannt.  -  Die  Über- 
winterung des  Pilzes  geschieht  durch  das  im  Innern  der  Triebe  lebende 
Mycel  welches  beim  Aufbrechen  der  Knospen  in  die  neu  entstehenden 
Blätter  hineinwächst.  -  Die  Krankheit  tritt  außer  auf  Birnen  auch  auf 
Chaenomeles  (=  Cydonia)  japonica  auf.  Der  von  ihr  angerichtete  Schaden 
ist  im  aUgemeinen  nur  gering.  Eine  vielleicht  nötig  werdende  Bekämpfung 
hätte  derjenigen  der  Kräuselkrankheit  des  Pfirsichs  zu  gleichen. 

Noch  einige  andere  Arten  der  Gattung  Taphrina  rufen  Flecke  oder 
Mißbildungen  an  Blättern  von  Wild-  oder  Zierhölzern  hervor,  z.  B.  Taphrina 
aurea  an  Populus  nigra,  P.  pyramidalis,  P.  monilifera  u.  a..  Taphrina 
polyspora  an  Acer  tartaricum  und  Taphrina  crataegi  an  den  Arten  der 
Gattung  Crataegus.    Es  sei  verwiesen  auf  Neger  (1919)  und  Lindau  ( 15)12). 

Von  großer  Bedeutung  für  den  Obstbau  ist  die  von  Taphrina  pruni 
verursachte  Narren-  oder  Taschenkrankheit  der  Zwetscheni).  An  den  be- 
fallenen Bäumen  zeigt  ein  Teil  der  Früchte  die  absonderlichsten  Fornien: 
sie  sind  zu  langen,  flachen,  innen  hohlen,  dickwandigen  Beuteln  umgebildet 

1)  Vgl.  Laubert,  Die  Taschenkrankheit  der  Zwetschen.     Fhigbl.  B.  R.  A.  Nr.  30. 


70 


Elftes  Kapitel. 


(Abb.  25).  Ihre  Farbe  ist  gelblich,  später  bräunlich,  die  Oberfläche  ist 
runzelig.  Einen  Stein  besitzen  sie  nicht;  es  sind  also  Jungfernfrüchte 
(„parthenocarpische"  Früchte),  die  ihre  Entstehung  nicht  einer  Befruchtung, 
sondern  einer  anderen  Reizwirkung,  in  diesem  Fall  eben  der  Einwirkung 
des  Pilzes  verdanken.     Auf  der  Oberfläche  der  kranken  Zwetschen  tritt 

ein  reif  artiger  Überzug  auf.  —  Ziem- 
lich selten  finden  sich  die  Symptome 
der  Krankheit  auch  an  den  Trieben 
und  Blättern.  Erstere  zeigen  in 
diesem  Falle  Verdickungen  und  Ein- 
la?ümmungen,  letztere  kräuseln  sich. 
Die  weißen  Überzüge  auf  den 
,, Taschen"  bestehen  aus  den  Schläu- 
chen des  Pilzes.  Die  weitere  Ent- 
wicklung der  in  diesen  gebildeten 
Sporen  ist  auch  bei  Taphrina  pruni 
nicht  bekannt.  Das  Mycel  des  Pilzes 
überwintert  im  Innern  der  Triebe  und 
wächst  von  da  aus  im  Frühjahr  in  die 
Fruchtknoten  hinein. 

Die  Krankheit  befällt  in  erster 
Linie  die  Zwetschen,  insbesondere  die 
Hauszwetschen  und  ihre  Spielarten. 
Der  von  ihr  angerichtete  Schaden 
ist  manchmal  sehr  bedeutend :  es  sind 
oft  45  bis  50%  aller  Zwetschen  be- 
fallen. Die  Krankheit  tritt,  einmal 
eingeschleppt,  häufig  mehrere  Jahre 
hintereinander  auf.  Reineclauden, 
Pflaumen,  Damascenen  und  Mira- 
bellen werden  nur  selten  und  ver- 
einzelt befallen.  Widerstandsfähige 
Frühzwetschen  werden  aus  Osterreich 
genannt:  Bühlertal-,  Zimmers-,  Erfin- 
ger-  und  Ebersvierer-Frühzwetschen. 
—  Erwähnt  sei  schließlich,  daß  die 
Hungerzwetschen,  welche  gewöhnlich 
als  ungenießbar  gelten,  in  einigen 
Gegenden  als  Leckerbissen  (!)  ge- 
nossen werden! 

Eine  Bekämpfung  der  Krankheit 
mit  Spritzmitteln  ist  erfolglos.  In 
der  Hauptsache  kommt  es  darauf  an, 
die  erlo-ankten  Früchte,  noch  bevor 
auf  ihnen  die  weißen  Überzüge  er- 
scheinen, abzupflücken  und  zu  ver- 
nichten. Ebenso  müssen  Zweige,  welche  Hungerzwetschen  tragen,  stark 
zurückgeschnitten  und  verbrannt  werden.  Zur  Veredelung  dürfen  Reiser 
kranker  Bäume  keine  Verwendung  finden. 

Außer  auf  Prunus  domestica  und  ihren  Abarten  findet  sich  Taphrina 
pruni  auch  auf  der  Traubenkirsche  (Prunus  padus).  —  Eine  nahe  verwandte 


Abb..  25.    Taplirina  prmii. 

Zweig  mit  taschenkranlcen  Früchten  t. 

(Nach  Sorauer.) 


Taphrina  eerasi.  7J^ 

Art,  Taphrina  Rostrupiana,  findet  sich  auf  Prunus  spinosa  und  P.  insititia. 
Diese  dürfte  daher  wohl  auch  die  Erregerin  der  Taschenkrankheit  der 
Reineclauden  sein. 

.Sehr  verbreitet  sind  Taphrina-Arten  als  Erreger  von  Hexenbesen. 
Man  versteht  darunter  ganz  allgemein  die  sogenannte  Zweigsucht,  d.  h. 
eine  Anhäufung  von  Zweigen  -an  einer  bestimmten  Stelle  einer  Pflanze. 
Hexenbesen  sind  nicht  etwa  nur  auf  Holzgewächse  beschränkt,  sie  treten 
z.  B.  auch  auf  Farnen  auf.  Die  Ursachen  dieser  Erscheinung  sind  im 
einzelnen  sehr  verschieden.  Sie  sind  entweder  rein  physiologischer i), 
tierischer  (z.  B.  durch  Eriophyes-Milben  hervorgerufen)  oder  pilzparasi- 
tärer Xatur.  Hier  interessieren  nur  die  letzteren.  —  Die  pilzlichen  Erreger 
der  Hexenbesen  entstammen  verschiedenen  Gruppen  des  Pilzreiches; 
neben  Taphrinaceen  kommen  Uredinineen  in  Betracht.  So  werden  die 
Hexenbesen  auf  Fichte,  Kiefer,  Lärche  u.  a.  überhaupt  nicht  durch  Para- 
siten hervorgerufen,  derjenige  der  Weißtanne  hat  das  Aecidium  einer 
Melampsorella-Art  (s.  d.)  zur  Ursache  usw.  —  Der  Volksmund  bezeichnet 
als  ,, Hexenbesen'"  endhch  auch  die  auf  verschiedenen  Baumarten  sich 
findenden  Büsche  der  Mistel  (Viscum  album).  Das  ist  natürlich  imzulässig. 
Zu  Verwechslungen  mit  Hexenbesen  führen  hingegen  manchmal  die  auf 
hohen  Bäumen  befindlichen  Nester  der  Wildtauben,  welche  habituell  oft 
große  Ähnlichkeit  mit  denselben  besitzen. 

Die  pilzparasitären  Hexenbesen  entstehen  in  der  Regel  durch  Infek- 
tion einer  Knospe,  welche  zu  einem  Zweige  mit  gesteigertem  Wachstum 
austreibt  2).  An  diesem  entwickeln  sich  alle  sonst  ruhenden  Knospen, 
wobei  aber  das  ganze  infizierte  Zweigsystem  in  seiner  Hauptwachstums- 
richtung nicht  den  Gesetzen  des  Tragastes  folgt,  dessen  Äste  plagiotrop  ge- 
richtet sind,  sondern  wie  ein  Gipfeltrieb  sich  negativ  geotropisch  entwickelt. 

Der  wichtigste  Hexenbesen  für  den  gärtnerischen  Praktiker  ist  der 
von  Taphrina  eerasi  erzeugte  Hexenbesen  der  Kirschen  3).  Diese  Krank- 
heitserscheinung tritt  besonders  im  unbelaubten  Zustande  und  zur  Blüte- 
zeit hervor.  Denn  während  ersterem  sind  die  Hexenbesen  —  die  in  der 
Regel,  wo  vorhanden,  sich  zu  mehreren  auf  einem  Baume  finden  —  in 
'den  Kronen  an  ihrer  starken  Verästelung  gut  zu  erkennen.  Der  Haupt- 
zweig ist  dort,  wo  er  dem  Tragast  entspringt,  stark  verdickt  und  hängt 
infolge  seiner  Schwere  herab,  während  die  Zweige  höherer  Ordnung  aufrecht 
gerichtet  sind  (Abb.  26).  Ein  einziges  Hexenbesensystem  erreicht  oft  bis  zu 
2  m  Länge  und  U/a  ni  Durchmesser.  Im  Frühjahr  fäUt  der  Hexenbesen 
dadurch  stark  auf,  daß  er  keine  oder  fast  keine  Blüten  entwickelt,  aber 
sich  schon  zur  Blüte  des  übrigen  Baumes  belaubt,  so  daß  er  als  beblätterter 
Busch  inmitten  des  weißblühenden  Baumes  sitzt  (Abb.  27).  Die  Blätter 
sind  meist  bräunlichrot  gefärbt,  wodurch  das  an  sich  schon  eigenartige 
Bild  noch  auffallender  wird.  Außerdem  sind  die  Blätter  gekräuselt, 
zwischen  den  Rippen  blasig  aufgetrieben  und  zeigen  schon  bald  nach  ihrer 
Entfaltung  auf  der  Unterseite   einen  feinen  weißen  reif  artigen  Überzug. 

Der  Überzug  besteht  aus  den  schon  mehrfach  geschilderten  offenen 
Schlauchlagern  des  Krankheitserregers.  Das  ]Mycel  des  Pilzes  ist  in  allen 
Teilen  des  Hexenbesens,  von  der  Änsatzstelle  bis  in  die  äußersten  Trieb- 

^)  Vgl.  Sorauer-Graebner  1921. 

2)  Vgl.  V.  Tubeuf  1895,   S.  168. 

3)  Vgl.  Flugblatt  B.  R.  A.  Nr.  4. 


72 


Elftes  Kapitel. 


spitzen  nachzuweisen  und  überwintert  daselbst.  —  Abgeschnittene  welkende 
Zweige  der  Hexenbesen  lassen  einen  deuthchcn  waldmeisterähnlichen 
(cumarinartigen)  Duft  erkennen. 


Abb.  26.     Hexenbesen  des  Kirschbaumes  Im  Winterzustande. 
Der  dünne  Tragast  ist  von  seiner  Spitze  bis  zur  AnsatzsteUe  des  Hexenbesens  abgestorben    da  der  uppig 
wuchernde  Hexenbesen  alle  Nälirstoffe  an  sich  gezogen  hat.    Die  Zweige  des  infolge  semer  Schwere  abwärts 
hängenden  Hexenbesens  krümmen  sich  wieder  empor.     (Nach  v.  Tubeuf.) 

Der  angerichtete  Schaden  besteht  einmal  in  dem  Ernteausfall  der 
Hexenbesenzweige  selbst,  sodann  in  dem  außerordentlich  starken  Nähr- 
stoff verbrauch  derselben . 


Taphrina  cerasi. 


Die  Bekämpfung  der  Krankheit  erfolgt  lediglich  durch  Ausschneiden 
der  Hexenbesen  während  der  winterhchen  Ruheperiode.  Es  soll  vorge- 
kommen sein  daß  beim  Beschneiden  von  Alleebäumen  gerade  Hexen- 
besenbüsche  wegen  ihrer  Üppigkeit  verschont  und  gesunde  Aste  abge- 
schnitten wurden!  Edelreiser  dürfen  von  Hexenbesen  naturhch  nicht 
entnommen  werden. 

Eine  interessante  Hexenbesenform,  deren  EiTeger  der  Taphrina  cerasi 
zum  mindesten  sehr  nahe  steht,  ist  bisweUen  an  den  Wurzelausschlägen 
der  Strauchweichsel  (Prunus  acida)  zu  beobachten i).  An  diesen  finden  sich 
nämlich  manchmal  Zweig- 
anhäufungen, die  durch 
ihren  an  Besenginster  er- 
innernden Wuchs  und 
durch  ihre  gekräuselten, 
gelbhch-grünen  Blätter 
auffallen.  Die  Unter- 
suchung des  auf  der  Blatt - 
Unterseite  auftretenden 
weißhchen  Reifes  ergibt 
einwandfrei,  daß  die  Ur- 
sache der  Erscheinung 
eine  Taphrina- Art  ist.  Je- 
doch ist  die  Stellung  der 
letzteren  noch  nicht  völlig 
geklärt.  Die  Bekämpfung 
der  Krankheit  hat  dort, 
wo  sie  lästig  werden  sollte, 
in  gleicher  Weise  wie  die 
der  Kräuselkrankheit  des 
Pfirsichs  zu  erfolgen. 

Ganz  ähnlich  dem 
obengeschildertenHexen- 
besen  der  Kirschbäume 
ist  der  an  Pflaumen  und 
Zwetschen  auftretende. 
Er  wird  verursacht  durch 
Taphrina  insititiae.  Für 
ihn  gilt  bezüglich   seiner 

Erkennung,  seines  Auftretens  und  seiner  Bekämpfung  alles  das,  Avas  über 
die  durch  Taphrina  cerasi  hervorgerufenen  Hexenbesen  gesagt  wurde. 

Einige  weitere  Taphrina-Arten  erzeugen  Hexenbesen  auf  verschie- 
denen Laubhölzern:  so  z.  B.  Taphrina  betuhna  auf  Betula  pubescens  und 
B.  carpathica.  T.  carpini  auf  Carpinus  betulus.  T.  acerina  auf  Acer  pla- 
tanoides  u.  a.  m.  Sie  können  natürUch  auch  in  Parkanlagen  u^  dgl.  auf- 
treten. Schaden  werden  sie  dort  kaum  anrichten.  Unter  Umständen 
dürfte  es  sich  empfehlen,  ihnen  eine  Art  „Naturschutz'"  angedeihen  zu 
lassen. 


Abb.  27. 
Hexenbesen  am  bliilienden  Siißkirschenbauni.     (Nach  Ewert.) 


1)  Vgl.  Laubert,  Zeitsclir.  f.  Pflanzenkrankheiten,  Bd.  XXII,  1912,   S.  449 ff. 


74 


Zwölftes  Kapitel. 


Zwölftes  Kapitel, 

Die  Aspergillaceen. 

Die  Ordnung  der  Plectascineen  ist  ausgezeichnet  durch  die  ge- 
schlossenen, meist  kugeligen  Fruchtkörper  und  die  als  Auszweigungen 
unregelmäßig  verästelter  Hyphen  entstehenden,  in  großer  Zahl  das  Innere 
der  Fruchtkörper  ausfüllenden  Schläuche  (Abb.  28). 

Von  phytopathologischem  Interesse  ist  aus- 
schließlich die  Familie  der  Aspergillaceen.  —  Von 
den  sonst  hierher  gehörenden  Familien  ist  die  der 
Gyinnoascaceen  durch  die  nur  aus  locker  ver- 
flochtenen Hyphen  bestehende  Peridie  charakte- 
risiert, während  die  Elaphomycetaceen  und  Ter- 
feciaceen  ziemlich  große,  unterirdische,  knollen- 
förmige Fruchtkörper  besitzen. 


Abb.  28.  Aspergillus  glaucus. 
Halbreife  Schlauchfrucht  im 
Längsschnitt;  innerhalb  der  ein- 
schichtigen Wand  liegen  zahlreiche 
Schläuche  in  verschiedenen  Ent- 
wicklungsstufen. Unten  links: 
halbreifer  Schlauch;  rechts:  fast 
reifer    Schlauch.      (Nach   Kny.) 


n3      ^—XiX^'      LM  Die  Aspergillaceen  haben  kleine  oberirdische 

^■^  Fruchtkörper  mit  allseitig  geschlossener,  häutiger 
bis  fleischiger,  bei  der  Reife  unregelmäßig  zer- 
fallender Peridie.  Die  Sporen  sind  einzellig.  Außer 
den  Schlauchfrüchten  werden  Konidien  gebildet. 
Da  letztere  bei  weitem  häufiger  sind,  erstere  bei 
einigen  Arten  sich  sogar  nur  außerordentlich 
selten  finden,  legt  man  der  Unterscheidung  der 
Gattungen  diese  Nebenfruchtformen  zugrunde: 

I.  Konidien    in   Ketten   entstehend,    außerdem    noch    endogen   ent- 
stehende Sporen  (sogenannte  Büchsenkonidien)  vorhanden: 

Thielavia. 

II.  Konidienträger  mit  blasiger  Endanschwellung,  welche  mit  einfachen 

oder  verzweigten   Sterigmen  besetzt  ist,   auf  denen   Sporenketten 

entstehen:  Aspergillus. 

III.  Konidienträger  pinselig  verzweigt,   an  den  Endästen  Ketten  von 

Konidien:  Penicillium. 

Thielavia  basicola  befällt  die  Wurzeln 
sehr  vieler  Pflanzen,  insbesondere  von  Legu- 
minosen, doch  haben  auch  andere  Pflanzen, 
wie  Viola,  Nicotiana  und  die  Topfpflanzen 
in  den  Kalthäusern  bisweilen  unter  dem 
Schädling  zu  leiden.  Die  Wurzeln  werden 
gebräunt,  dann  morsch,  schließlich  stirbt 
die  Pflanze  ab.  Die  Erkrankung  findet  oft 
schon  frühzeitig,  bald  nach  dem  Auflaufen 
der  Keimpflanzen  statt.  Der  Schaden  ist 
gewöhnlich  nicht  sehr  bedeutend.  —  Die 
Schlauchfrüchte  sind  ziemlich  selten.  Da- 
gegen treten  zwei  Nebenfruchtformen  auf 
(Abb.  29) :  Erstens  Konidien,  welche  in 
kurzen,  büschelig  verzweigten  Ketten  ge- 
>ii  o«    rr,  •,    •    ,,  •   1  bildet  werden,  die  in  die  einzelnen  eckigen 

Abb.  29.    Thielavia  basicola.  '  i  i  /  -p 

A— c  Farblose  Endokonidien  und  ihre       schwarzcn    Sporcu   Zerbrechen    (uutcr   dem 
kette™^Na?hzo?f™\4''g'irett^^^  Namen  Torula  basicola  beschrieben,  s.  d.). 


Aspergülaceen.  75 

Zweitens  längliche,  hyaline  Endokonidien,  welche  reihenweise,  zu  drei 
bis  fünf  in  einer  büchsenförmigen  Zelle  gebildet  werden  und  aus  deren 
Scheitelöffnung  ausschlüpfen.  —  Es  scheint,  daß  der  Pilz  nur  unter 
besonderen  Umständen  als  gefährlicher  Parasit  aufzutreten  vermag.  — 
Die  Bekämpfung  erfolgt  durch  geeignete  Bodendesinfektion. 

Aspergillus  glaucus,  bekannt  unter  dem  Namen  „Gießkannenschimmel", 
ist  ein  Saprophyt.  Er  tritt  auf  allen  mögUchen  faulenden  vegetabilischen 
und  andern  Substanzen  auf,  dieselben  mit  grau-  bis  olivengrünen  Konidien- 
rasen  überziehend.  Er  ist  also,  auch  wenn  er  sich  auf  erkrankten,  faulenden 
Pflanzenteilen  finden  sollte,  nicht  als  Krankheitserreger  anzusehen.  — 
Andere  Arten  der  Gattung  sind  von  allgemeinem  Interesse.  So  verursachen 
einige,  wie  der  in  gärenden  Heuhaufen  lebende  A.  fumigatus  die  als 
„Mykosen"  bezeichneten  Erkrankungendes  Menschen  (z.B.  im  Gehörgang); 
gelangen  die  Pilze  in  die  Blutbahn,  so  führen  sie  zum  Tode.  —  Andere 
Arten  finden  in  Ostasien  zur  Bereitung  gegorener  Getränke  Verwendung. 

Penicillium  crustaceum,  der  ,, Pinselschimmel",  ist  gleichfalls  iiberall 
gemein,  die  verschiedensten  Substrate  mit  blaugrünen,  stäubenden  Schim- 
melrasen überziehend.  Auch  er  ist  als  ein  Saprophyt  aufzufassen,  selbst 
wenn  er  unter  günstigen  Umständen  von  totem  Gewebe  auf  lebendes 
—  aber  stets  schon  geschwächtes  —  übergehen  sollte.  —  Auf  dem  Obstlager 
wird  P.  crustaceum  schädlich  als  Erreger  der  Grünfäule  (s.  S.  36),  ebenso  ist 
Penicillium  ein  weitverbreiteter  Schädiger  des  Saatgutes  (S.  37) .  Bei  der  Rin- 
gelkrankheit der  Hyazinthen  —  die  durch  Ernährungsstörungen  verursacht 
wird  —  tritt  Penicillium  regelmäßig  hinzu  und  nimmt  parasitären  Charakter  an . 

Dreizehntes  Kapitel. 

Die  Perisporiineen. 

Die  Perisporiineen  bilden  die  5.  Ordnung  der  Euascales.  Sie  sind 
ausgezeichnet  durch  geschlossene,  kugelige  Fruchtkörper,  die  sich  nicht  mit 
einem  Loch  öffnen,  sondern  aus  denen  die  Sporen  durch  Verwitterung 
oder  unregelmäßigen  Zerfall  des  Gehäuses  frei  werden.  Die  Schläuche 
entstehen  aber  am  Grunde  des  Fruchtkörpers  in  Einzahl  oder  in  Mehrzahl 
in  ziemhch  regelmäßiger  Anordnung  und  nicht  wie  bei  der  Ordnung  der 
Plectascineen,  die  im  übrigen,  wie  bekannt,  mit  den  Perisporiineen  den 
geschlossenen  Fruchtkörper  gemein  haben,  ganz  unregelmäßig  an  Seiten- 
zweigen der  die  Fruchtkörper  ausfüllenden  Fäden  (vgl.  Kap.  XII).  Die 
Perisporiineen  umfassen  zwei  Familien,  die  Erysiphaceen  und  Perisporiaceen, 
erstere  mit  weißem  Luftmycel  und  mit  schwarzem  Gehäuse,  das  mit  irgend- 
welchen Anhängseln  versehen  ist,  letztere  mit  schwarzem  Luftmj^cel  und 
Gehäuse  ohne  Anhängsel. 

Die  Erysiphaceen  oder  Mehltaupilze  sind  ausschließlich,  und  zwar 
zum  Teil  sehr  gefährliche  Parasiten.  Man  zählt  sie  zu  den  sogenannten 
Ektoparasiten,  d.  h.  zu  den  Parasiten,  deren  Mycel  ganz  außerhalb  der 
Gewebe  der  Nährpflanzen  auf  der  Epidermis  lebt  und  gewöhnlich  nur  kleine 
,,Haustorien",  d.  s.  Saugfüße,  zur  Nahrungsaufnahme  und  zur  Befestigung 
auf  der  Nährpflanze  durch  die  Kutikula  und  Membran  in  die  Epidermis- 
zellen  entsendet. 

Auf  dem  Mycel  gelangen  zweierlei  Fruchtformen  zur  Ausbildung:  die 
Konidien  (richtiger  die  ,,Oidien")  und  die  Schlauchfrüchte.  —  Zunächst 
werden  —  und  zwar  während  des  Frühsommers  fast  ausschließlich  —  die 


76  Dreizehntes  Kapitel. 

Konidieii  gebildet:  auf  kurzem,  aufrechtem  Stiel,  dem  Konidienträger, 
wird  eine  Reihe  eiförmiger  Sporen,  welche  als  Konidien  oder  Konidiosporen 
bezeichnet  werden,  gebildet.  Diese  Konidien,  welche  in  ungeheurer  Anzahl 
entstehen,  können  sofort  keimen,  und  sind  daher  für  die  schnelle  Ver- 
mehrung der  Art  während  des  Sommers  verantwortlich.  Bei  uns  erfolgt 
die  Überwinterung  einer  Art  mit  Hilfe  der  Konidien  jedenfalls  nicht:  sei 
es,  daß  die  zarten  Sporen  den  Unbilden  unseres  nordischen  Winters  nicht 
gewachsen  sind,  sei  es,  daß  sie  der  ,, physiologischen  Trockenheit"  der 
Wintermonate  zum  Opfer  fallen,  sei  es,  daß  sie  in  der  mehrmonatigen 
W^interruhe,  in  der  ihnen  kein  geeignetes  Substrat  zur  Verfügung  steht, 
ihre  Keimfähigkeit  einbüßen.  In  Ländern  mit  mildem  Klima  und  immer- 
grünen Gewächsen,  z.  B.  im  Mittelmeergebiet  und  auch  bei  uns  in  Ge- 
wächshäusern, erfolgt  die  Überwinterung  dagegen  auch  in  vegetativem 
Zustande  auf  den  ausdauernden  Blättern.  Diese  Art  der  Überwinterung 
findet  sich  lt.  Salmon  (vgl.  Ztschr.  f.  Pflanzenki-ankheiten  XIV,  1915,  8.  39) 
z.  B.  bei  dem  Mehltaupilz  von  Evonymus  japonica.  —  Man  hat  die  Konidien- 
fruchtformen  früher,  ehe  man  ihre  Zugehörigkeit  zu  bestimmten  Schlauch- 
fruchtformen  kannte,  mit  dem  Gattungsnamen  ,,Oidium"  bezeichnet,  ein 
Name,  welcher  sich  im  allgemeinen  Sprachgebrauch  bis  heute  erhalten  hat, 
so  besonders  beim  echten  Mehltau  der  Weinrebe,  wo  viele  Jalirzehnte 
hindurch  der  Name  Oidium  Tuckeri  gebräuchlich  war,  bis  die  Zugehörigkeit 
zu  üncinula  necator  erwiesen  wurde.  Ist  jedoch  die  Zugehörigkeit  einer 
Konidienfruchtform  (einer  ,,Oidium"-rorm)  zu  einer  Schlauchfruchtform 
sicher  erkannt,  so  hat  die  Bezeichnung  richtiger  mit  dem  für  diese  gültigen 
Namen  zu  erfolgen. 

Mit  dem  Fortschreiten  der  Vegetationsperiode  treten  auf  dem  Mycel 
die  kugelförmigen,  in  der  Jugend  hell-  bis  dunkelbraunen,  im  Alter  schwar- 
zen Schlauchfrüchte,  die  ,,Perithecien"  auf,  die  so  klein  sind,  daß  sie  gerade 
noch  oder  kaum  noch  mit  bloßem  Auge  gesehen  werden  können.  Die 
dünne,  pseudoparenchymatische  Wandung  der  Schlauchfrüchte  ist  allseitig 
geschlossen;  sie  öffnet  sich  entweder  unregelmäßig  oder  gar  nicht,  in  welchem 
Falle  die  Sporen  durch  Verwesung  der  Wand  frei  werden.  Einzelne  Zellen 
der  Fruchtkörperwand  wachsen  zu  haarartigen,  verschieden  geformten 
Bildungen,  den  Anhängseln  ,,Appendices"  aus,  deren  Formen  wichtige 
Merkmale  für  die  Unterscheidung  der  Gattungen  bieten.  Im  Innern  des 
Fruchtkörpers  befinden  sich  nur  ein  oder  einige  wenige  Schläuche,  ein 
Verhalten,  das  sonst  bei  Ascomyceten  sehr  selten  ist.  Sterile  Zellfäden 
zwischen  den  Schläuchen,  sogenannte  ,,Paraphysen",  fehlen.  —  Die 
Schlauchfrüchte  stellen  die  sogenannten  Winterfrüchte  dar,  weil  in  ihnen 
die  Sporen  die  kalte  Jahreszeit  überdauern. 

Bei  einigen  Arten,  wie  z.B.  beim  Rosenmehltau  ( Sphaerotheca  pannosa), 
beim  Apfelmehltau  (Podosphaera  leucotricha),  beim  Eichenmehltau  (Micro- 
sphaera  alni  var.  quercina)  u.  a.  geschieht  die  Ausbildung  der  Schlauch- 
früchte nur  außerordentlich  selten.  Da  die  Konidiosporen  aber  bei  uns 
nicht  in  der  Lage  sind  zu  überwintern,  so  ist  man  gezwungen,  anzunehmen, 
und  glaubt  in  neuerer  Zeit  für  einige  Arten  auch  bewiesen  zu  haben,  daß 
dieselben  als  Mycel  im  vegetativen  Zustande  im  Innern  der  Knospen  über- 
wintern. In  diesem  Verhalten  darf  man  aber  keinen  Endoparasitismus 
erblicken:  denn  das  Mycel  der  genannten  Mehltaupilze  dringt  nicht  in  das 
Innere  des  Nährpflanzengewebes,  sondern  nur  in  die  Knospe  ein  und  lagert 
dort  zwischen  den  Knospenschuppen. 


Erysiphaceen.  77 

Es  ist  nicht  unmöglich,  daß  die  Bildung  der  Perithecien  gewissen 
Gesetzmäßigkeiten  unterliegt.  Neger  glaubt  festgestellt  zu  haben,  daß  die 
Bildung  von  Perithecien  unterbleibt,  wenn  viele  Konidien  produziert 
werden,  ferner,  daß  sich  Konidien  häufiger  auf  frischen,  Perithecien  vor- 
zugsweise auf  alternden,  erschöpften  Partien  der  Wirtspflanzen  bilden. 
Diese  Regeln  treffen  zum  mindesten  in  vielen  Fällen  das  Richtige. 

Bei  der  Untersuchung  von  Erysiphaceenmycel  stößt  man  bisweilen 
auf  sehr  kleine  birnförmige,  mit  einer  Mündung  versehene  Körperchen. 
Von  morphologischen  Gesichtspunkten  aus  wären  dieselben  als  Pykniden 
zu  bezeichnen.  In  ihrem  Innern  werden  zahlreiche,  eiförmige,  einzellige 
Sporen  gebildet,  welche  bei  der  Reife  in  Ranken  austreten.  —  Man  hatte 
diese  Körperchen  früher  lediglich  als  eine  Fruchtform  der  Erysiphaceen 
angesprochen,  dieselben  sind  jedoch  jetzt  als  die  Fruchtkörper  eines  be- 
sonderen Pilzes,  Cicinnobolus  (s.  d.),  erkannt  worden,  welcher  auf  dem 
Mycel  verschiedener  Mehltauarten  schmarotzt.  —  Ob  die  an  seine  Ent- 
deckung seinerzeit  geknüpfte  Hoffnung,  durch  seine  künstliche  Verbreitung 
die  Mehltaukrankheiten  zu  bekämpfen,  sich  je  erfüllen  wird,  steht  aller- 
dings noch  dahin. 

Sämtliche  in  Deutschland  vorkommende  sechs  Gattungen  der  Erysi- 
phaceen sind  von  Bedeutung.  Zur  Unterscheidung  diene  folgende  Tabelle 
(nach  Lindau) : 

I.  Fruchtkörper  nur  einen  Schlauch  enthaltend. 

1 .  Anhängsel  fädig,  am  Ende  stets  ungeteilt :     1.   Sphaerotheca. 

2.  Anhängsel  am  Ende   wiederholt  dichotom  verzweigt : 
"^f^^^f^  2.  Podosphaera. 

IL  Fruchtkörper  stets  mehrere  Schläuche  enthaltend. 

1.  Anhängsel  an  der  Spitze  niemals  spiralig  eingerollt. 

a)  Anhängsel  ganz  unverzweigt  oder  unregelmäßig  verzweigt. 

a)  Anhängsel   mycelartig,    kriechend,    nicht    starr  abstehend, 

nicht  oder  unregelmäßig  verzweigt:  3.  Erysiphe. 
ß)  Anhängsel  starr  abstehend,  gerade,  unverzweigt : 

4.  Phyllactinia. 

b)  Anhängsel  am  Ende  mehrfach  dichotom  verzweigt : 

5.  Microsphaera. 

2.  Anhängsel  an  der   Spitze  mehr  oder  weniger  spiralig  eingerollt : 

6.  Uncinula. 

Zu  diesen  sechs  Gattungen  treten  dann  noch  einige  Oidium-Arten, 
also  Konidienformen,  deren  zugehörige  Fruchtkörper  noch  nicht  nach- 
gewiesen sind. 

Aus  der  Gattung  Sphaerotheca  ist  von  größtem  Interesse  der  ameri- 
kanische Stachelbeermehltau,  Sphaerotheca  mors  uvae.  Dieser  Pilz  fehlte 
ursprünghch  in  Europa  vollständig.  Noch  in  seiner  im  Jahre  1897  er- 
schienenen Bearbeitung  der  Perisporiales  in  den  NatürHchen  Pflanzen- 
familien von  Engler  und  Prantl  schreibt  Lindau  von  ihm  lediglich :  ,,an 
Ribes-Beeren  in  Nordamerika''.  Um  die  Wende  des  Jahrhunderts  möge 
er  dann  nach  Europa  eingeschleppt  worden  sein.  Er  trat  zunächst  1890 
in  Rußland,  dann  auch  in  Irland  und  Dänemark  auf.  Die  Reichsgrenzen 
dürfte  er  vermutlich  im  Jahre  1902  in  Ostpreußen  überschritten  haben; 
1908  ist  er  daselbst  bereits  aus  962  Ortschaften  bekannt.    Dann  verbreitete 


78 


Dreizehntes  Kapitel. 


sich  der  amerikanische  Stachelbeermehltaii  in  raschem  Zuge  über  Deutsch- 
land und  stellt  heute  stellenweise  eine  ernste  Gefahr  für  die  Beerenobst- 
kultur  dar. 

Das  Krankheitsbild  zeigt  im  Sommer  zunächst  einen  weißen,  mehligen 
Überzug  auf  Blättern  und  besonders  auf  Trieben  und  Früchten,  im  Gegen- 
satz zu  dem  europäischen  Stachelbeermehltau  (Microsphaera  grossulariae), 
der  in  der  Regel  nur  die  Blätter  befällt.  Während  der  europäische  Stachel- 
beermehltau außerdem  dauernd  zart  und  weiß  bleibt,  färben  sich  die 
Überzüge  des  amerikanisclien  Stachelbeermehltaus,  besonders  auf  den 
Trieben  und  Früchten,  sehr  bald  kaffee-  oder  kastanienbraun,  zudem  werden 
sie  verhältnismäßig  dick,  filzig  bis  lederig  (Abb.  30).  In  diesem  Zustand  ist 
das  Krankheitsbild  durchaus  charakteristisch  und  mit  keinem  anderen  zu 
verwechseln.  Die  befallenen  Triebspitzen  und  jungen  Blätter  (ausgewach- 
sene Blätter  werden  bei  uns  gewöhnlich  nicht  befallen)  verkümmern  unter 
dem  Überzug  und  vertrocknen,  die  befallenen  Beeren  entwickeln  sich' nicht 
weiter,  reifen  nicht  aus  und  verfaulen  schließlich.     Die  Vernichtung  der 


Abb.  30. 
Vom  amerikanischen  Mehltau  befallene  Stachelbeeren,     (^'at.  Gr.)     (Nach  Flugbl.  B.  R.  A.) 

Triebe  reizt  den  Zweig  zur  fortgesetzten  Bildung  von  Ersatztrieben,  denen 
aber  das  gleiche  Schicksal  zuteil  wird;  das  hat  den  Austrieb  auch  älterer 
Augen  zufolge,  wodurch  die  Pflanzen  ein  besenartiges  Aussehen  ge\\innen 
und  endlich  an  Erschöpfung  zugrunde  gehen. 

Es  treten  zweierlei  Fruchtformen,  die  Oidien  und  die  überwinternden 
Fruchtkörper  oder  Perithecien,  auf.  Erstere  bewirken  die  außerordenthch 
schnelle  Ausbreitung  der  Krankheit.  Bei  ihrer  Bildung  werden  in  der  schon 
bekannten  Art  und  Weise,  an  den  Enden  kurzer  sich  vom  Mycel  erhebender 
Hyphen  reihenweise  Sporen  in  außerordentlich  großer  Zahl  abgeschnüi't. 
Diese  Konidien-Form  findet  sich  nur  in  den  noch  weiß  gefärbten  Über- 
zügen. —  Die  etwas  später  in  den  braungefärbten  Überzügen  auftretenden 
überwinternden  Fruchtkörper  sind  eben  noch  mit  bloßem  Auge  sichtbar, 
kugeKörmig,  dunkelbraun,  und  haben  fädige  Anhängsel,  welche  am  Ende 
stets  ungeteilt  sind,  wodurch  sich  die  Fruchtkörper  der  Sphaerotheca  mors 
uvae  mikroskopisch  auf  den  ersten  Blick  von  den  mit  mehrfach  dichotom 
verzweigten    .Anhängseln    versehenen    Fruchtkörpern    der    Microsphaera 


Öphaerotheca  mors  uvae. 


79 


grossulariae  unterscheiden  (Abb.  31,  A).  Die  Fruchtgehäuse  bestehen 
nur  aus  wenigen  flachen  Zellen  und  enthalten  im  Innern  einen  einzigen 
eUipsoidischen  bis  kugeUgen  Schlauch  (Ascus),  welcher  acht  ellipsoidische, 
farblose,  einzelhge  Sporen  enthält  (Abb.  31,  B).  Die  Perithecien  über- 
wintern auf  den  Zweigen  und  entlassen  im  nächsten  Frühjahr  den 
Schlauch,  dessen  Sporen  dann  neue  Mehltauinfektionen  hervorrufen.  — 
Die  Ausbreitung  des  amerikanischen  Stachelbeermehltaus  innerhalb  eines 
engbegrenzten  Grebietes  erfolgt,  wie  schon  bemerkt,  in  erster  Linie  durch 
die  massenhaft  erzeugten  Konidiosporen.  Ihre  Verbreitung  geschieht 
vor  allem  durch  den  Menschen  (mit  seinen  Kleidern,  Geräten  usw.), 
dann  durch  Vögel,  in  geringerem  Maße  durch  Insekten  oder  durch  den 
Wind  (vgl.  G.  Lind,  Beobachtungen  über  den  amerikanischen  Stachel- 
beermehltau 1906  bis  1908,  Stockholm  1909,  schwedische  Arbeit, 
deutsches  Referat  in  Ztschr.  f.  Pflanzenkranklieiten  XXI,  1911,  S.  104). 
Die  Verbreitung  auf  größere  Entfernungen,  die  eigentliche  Verschleppung, 
dürfte    aber    hauptsächlich    auf    den   Handel   mit    verpilzten    Sträuchern 


Abb.  31.    Zwei  überwinterte  Fruchtkörper  von  Sphaerotheca  mors  uvae. 

A  schwächer  vergrößert  als  B.    Bei  B  ist  das  Fruchtgehau.se  geplatzt,  a  Schlauch,  sp  Sporen, 

p  Peridie  (Wand  des  Peritheciums).    (Nach  Flugbl.  B.  K.  A.) 

zurückzuführen  sein.  Das  ist  wichtig  für  die  später  zu  erörternde  Be- 
kämpfung der  Krankheit. 

Der  amerikanische  Stachelbeermehltau  befällt  besonders  die  Stachel- 
beere (Ribes  grossularia),  dann  aber  auch,  wenn  auch  in  geringerem  Maße 
die  Johannisbeere  (Ribes  rubrum),  ferner  Ribes  aureum,  R.  alpinum  und 
R.  atropurpureum.  R.  oxyacanthoides  war  nach  einer  Mitteilung  von 
Lind  und  Ravn  (vgl.  Jahresbericht  Pflanzenkrankheiten  X,  1907.  S.  198) 
in  drei  FäUen,  obgleich  zwischen  stark  verseuchten R.  grossularia-Sträuchern 
stehend,  pilzfrei. 

Der  angerichtete  Schaden  besteht  in  dem  Ausfall  der  Ernte,  weiter- 
hin aber  auch  in  der  Vernichtung  der  Kulturen.  Schon  im  Jahre  1907 
gibt  Schander  (vgl.  Jahresbericht  Pflanzenkrankheiten  XI,  1908,  S.  217) 
die  Menge  der  befallenen  Sträucher  für  Posen  und  Westpreußen  auf  70%  an. 

Eine  praktisch  wichtige  Frage  ist  die,  ob  Beeren,  welche  von  dem 
amerikanischen  Stachelbeermehltau  befallen  sind,  noch  zum  mensch- 
lichen Genuß  geeignet  sind.  Es  liegen  Mitteilungen  vor,  daß  derselbe  zu 
Erkrankungen  führen  soll.  R.  Laubert  (Bemerkungen  über  den  Stachel- 
beermehltau, den  Stachelbeerrost  und  den  Eichenmehltau;  Prakt.  Blätter 


so  Dreizehntes  Kapitel. 

f.  Pflanzenbau  u.  Pflanzenschutz  VIII,  1910,  S.  104)  stellte  fest,  daß 
zwar  die  Schalen  mehltaubehafteter  Beeren  zäher  sind,  daß  sie  sich  aber 
sonst  weder  im  Geruch  noch  im  Geschmack  von  gesunden  Beeren  unter- 
scheiden und  daß  keine  Verdauungsstörungen  nach  dem  Genuß  eintreten. 
Die  Versuche  wurden  mit  reifen  und  unreifen  in  Zucker  gekochten  Beeren 
mit  dem  gleichen  Ergebnis  angestellt.  —  Eine  Verarbeitung  der  gereinigten 
Beeren  zu  Kompotts  ist  demnach  unbedenklich. 

Von  größtem  Interesse  ist  die  Frage,  ob  es  gegen  den  amerikanischen 
Stachelbeermehltau  immune  Rassen  gibt.  —  Als  vollständig  widerstands- 
fähig hat  sich  bisher  allein  die  leider  nur  Ideine  Früchte  tragende  ,, Amerika- 
nische Gebirgsstachelbeere",  welche  ein  Abkömmling  von  Ribes  cynosbati 
ist,  erwiesen.  Darüber  hinaus  können  aber  noch  einige  Sorten  als  relativ 
..fest"  gelten.  Es  seien  genannt  (nach  dem  Flugblatt  der  Biologischen 
Reichsanstalt) : 

Rote  Triumphbeere  (Whinhams  Industry)  Königs  Früheste, 

May  Duke,  Frühe  Rote, 

Alicante,  Russeis  Gelbe, 

Compagnion,  Weiße  Triumphbeere. 

Schnellwüchsige  Sorten  wie  Keepsake,  White  Lion,  Crown  Bob  leiden 
leicht  unter  der  Krankheit.  Bei  Golden  Drop  verpilzen  auch  noch  die 
reifen  Beeren,  wahrscheinlich  um  ihrer  sehr  zarten  Beerenhaut  willen. 

Das  Laub  der  Stachelbeeren  zeigt  eine  gesteigerte  Empfindlichkeit 
gegen  die  mit  großem  Erfolg  zur  Bekämpfung  des  amerikanischen  Stachel- 
beermehltaus verwendeten  Schwefelpräparate,  welche  jedoch  nicht  bei 
allen  Sorten  gleich  groß  ist.  Lt.  Janson  (Über  den  amerikanischen  Stachel- 
beermehltau; Deutsche  landwirtschaftliche  Presse,  47,  1920,  S.  610) 
zeichnen  sich  folgende  Sorten  durch  eine  geringe  Empfindlichkeit  gegen 
die  später  zu  erörternden  Bekämpfungsmaßnahmen  aus,  eine  Eigenschaft, 
auf  die  bei  der  Anpflanzung  in  gefährdeten  Gegenden  Wert  zu  legen  ist: 
Alicante,  Blood  Freund,  Chataugna,  Compagnion,  Lady  Delamare,  Shannon 
Triumphbeere,  Jenny  Lind,  Hunnings  Früheste,  May  Duke,  Rote  Preis- 
beere, Rote  Frühe,  Golden  Fleur,  Prinz  von  Oranien,  Runde  Gelbe,  Lords 
Triumph,  Grüne  Riesenbeere,  London,  Späte  Grüne,  Grüne  Smaragd- 
beere, Frühe  Dünnschalige,  Weiße  Krystallbeere,  Weiße  Volltragende  und 
Viktoria ;  anderseits  zeigen  folgende  Sorten  eine  besondere  Empfindlichkeit 
gegenüber  Spritzmitteln:  Drums  Major,  Früheste  von  Neuwied,  Früheste 
Gelbe,  Gelbe  Riesenbeere,  Grüne  Edelbeere,  Hellgrüne  Samtbeere,  Langley 
Gage,  Leader,  Rote  Eibeere  und  Maurers  Sämling. 

Von  Johannisbeeren  scheint  besonders  leicht  die  ,,Rote  Holländische" 
zu  erkranken. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  ist  es  zunächst  von  Wichtigkeit, 
Verschleppungen  zu  vermeiden.  Man  lasse  daher  beim  Bezüge  von  Stachel- 
beersträuchern größte  Vorsicht  walten  und  verlange  Garantie,  daß  die 
Kulturen,  aus  denen  sie  stammen,  mehltaufrei  sind.  Sind  die  in  Frage 
kommenden  Verhältnisse  aus  irgendeinem  Grunde  ungeklärt,  so  ist  un- 
mittelbar nach  Ankunft  der  Sendung  das  Packmaterial  zu  vernichten 
und  die  Sträucher  durch  Eintauchen  in  0,4%  ige  Formalinlösung  (1  Liter 
Formaldehyd  von  40%  Vol.  auf  100  Liter  Wasser)  zu  desinfizieren. 

Die  eigentliche  Bekämpfung  des  amerikanischen  Stachelbeermehl- 
taus erfordert  zunächst  als  allgemeine  hygienische  Maßnahme  die  Ver- 
nichtung sehr  stark  befallener  Sträucher  durch  Verbrennung  an  Ort  und 


Sphaerotheca  pannosa.  81 

Stelle  und  sorgfältiges  Ausschneiden  und  Verbrennen  alier  befallenen 
Pflanzenteile  an  den  übrigen  Sträuchern.  Als  sehr  empfehlenswert  hat 
sich  ferner  eine  reichliche  Bodenkalkung  erwiesen  mit  etwa  25  kg  Atzkalk 
pro  Ar  im  Herbst  und  eine  Wiederholung  der  Kalkung  mit  derselben  Menge 
etwa  Ende  Februar,  Anfang  März.  Man  vermeide  natürlichen  Dünger 
und  stärkere  Gaben  künstlichen  Stickstoffdüngers,  sondern  gebe  Super- 
phosphat  und  KaU  in  Mengen  von  6  bzw.  3  kg  pro  Ar  (vgl.  Hiltner, 
Praktische  Blätter  für  Pflanzenbau   und  Pflanzenschutz,   Heft  6,    1913). 

Die  Zahl  der  Spritzmittel,  welche  zur  Bekämpfung  der  Sphaerotheca 
mors  uvae  herangezogen  worden  sind,  ist,  entsprechend  der  Bedeutung 
der  Krankheit,  groß.  Sehr  gute  Erfolge  hat  man  in  neuester  Zeit  (vgl. 
Handelsblatt  für  den  deutschen  Gartenbau  1921,  S.  281)  mit  Solbar  gehabt. 
Es  empfiehlt  sich  als  Winterbehandlung  (im  unbelaubten  Zustande)  eme 
Bespritzung  mit  einer  3%  igen  Lösung  dieses  ^Mittels,  als  Sommerbehand- 
lung (unmittelbar  nach  der  Blüte  und  noch  einmal  14  Tage  später  und 
nach  Bedarf  mehrmals  zu  wiederholen)  eine  Bespritzung  mit  einer  1  %igen, 
bei  empfindlichen  Sorten  mit  einer  nur  0,5%igen  Lösung.  Auch  andere 
Schwefelpräparate  sind  mit  Erfolg  verwendet  worden.  Weiter  findet  \  er- 
Avendung:  Kalkmilch,  0,5%ige  Schwefelkaliumbrühe  sowie  eine  Mischung 
von  0.25  %  Soda  und  0,25  %  Pottasche.  Über  die  Wirkung  des  Form- 
aldehyds und  des  Kochsalzes  sind  die  Ansichten  geteilt.  Erforderhch  ist 
immer  außer  der  Sommerbehandlung  eine  Behandlung  im  unbelaubten 
Zustande,  um  die  durch  das  Abschneiden  und  Verbrennen  noch  nicht 
getroffenen  Überwinterungszustände,  die  Perithecien,  zu  vernichten. 

Noch  ein  Vertreter  der  Gattung  Sphaerotheca  spielt  im  Gartenbau 
eine  bedeutsame  Rolle :  der  Rosenmehltau,  Sphaerotheca  pannosa.  Derselbe 
findet  sich  außer  auf  den  verschiedensten  Rosensorten  auch  auf  Pfirsich- 
bäumen i).  Das  Krankheitsbild  schildert  außerordenthch  anschauHch 
Laubert  (Rosenkrankheiten  und  Rosenfeinde,  Jena  1910,  S.  14):  ,,Der 
Rosenmehltau  erzeugt  sowohl  ober-  wie  unterseits  an  den  Blättern  aus- 
gedehnte mehlartige  Überzüge.  Wo  der  Schädling,  wie  das  meistens  vor- 
kommt, auf  die  noch  ganz  jungen  und  weichen  Blätter  und  Triebspitzen 
übergeht,  werden  diese  verunstaltet  und  bleiben  in  ihrer  Entwicklung 
zurück.  Gar  nicht  selten  tritt  der  Pilz  auch  an  den  Blütenstielen,  Knospen 
und  Kelchblättern  (richtiger  an  den  Blütenachsen),  an  den  grünen  Zweigen, 
und  zwar  mit  Vorhebe  an  den  Stacheln,  auf,  wobei  er  fast  krustenförmige 
oder  filzige,  schließUch  graubraun  werdende  Beläge  bildet.  Diese  Wuchs- 
formen des  Mehltaus  sind  sehr  viel  dicker  und  derber  als  der  auf  den  Blättern 
vorhandene  zarte  reif  artige  Mehltau. ''  Auf  Pfirsichbäumen  befällt 
Sphaerotheca  pannosa  (s.  Fußnote)  Triebe,  Blätter  und  Früchte.  Auf 
Trieben  und  Blättern  erscheinen  dichte,  weiße,  mehlartige  Überzüge. 
Die  Blätter  verkrüppeln  unter  diesen  und  sterben  vorzeitig  ab.  Auf  den 
Früchten  bilden  sich  hellere  aufgetriebene  Stellen,  wodurch  sie  ein  scheckiges 
Aussehen  erhalten.  Später  platzen  die  hellen  Stellen  auf  und  geben  Ver- 
anlassung zur  Fäulnis. 

Sehr  interessant  ist  beim  Rosenmehltau  die  Frage  der  Überwinterung 
des  Pilzes.  Im  Gegensatz  zu  Sphaerotheca  mors  uvae,  wo  die  überwintern- 
den Fruchtkörper,  die  Perithecien,  massenhaft  erzeugt  werden,  trifft  man 

1)  Nach  neueren  Forschungen  stellen  Rosen-  und  Pfirsichmehltau  zwei  verschiedene 
Rassen  von  Sphaerotheca  pannosa  dar,  welche  streng  an  ihre  Wirtspflanzen  gebunden  smd. 
Hoste rraann-Noack,  PUzparasitäre  Krankheiten.  6 


32  Dreizehntes  Kapitel. 

die  Perithecien  des  Rosenmehltaus,  die  zudem  außerordentlich  klein  und 
tief  in  das  filzige  Mycel  eingebettet  sind,  nur  sehr  selten  an.  Die  Möglichkeit 
einer  anderen  Überwinterungsform  dieses  Pilzes  war  daher  von  vornherein 
anzunehmen.  Laubert  (a.  a.  0.)  hat  dann  auch  ein  Auftreten  des  Mehltaus 
an  Rosen  im  Frühjahr  unter  Umständen  wahrnehmen  können,  die  sehr 
dafür  sprechen,  daß  der  Pilz  in  einzelnen  Knospen  überwintert  hatte: 
ganz  vereinzelte  junge  Jahrestriebe  waren  von  Anfang  an  gänzlich  mit 
Mehltau  bedeckt,  während  alle  übrigen  Triebe  noch  völlig  mehltaufrei 
waren.  —  Es  sind  dies  übrigens  Erscheinungen,  auf  die  noch  bei  anderen 
Mehltauarten,  z.  B.  beim  Apfelmehltau,  zurückzukommen  sein  wird. 

In  neuerer  Zeit  haben  sich  besonders  zwei  ausländische  Forscher,  Peglion  und  Foex, 
eingehender  mit  der  Überwinterungsweise  der  Erysiphaceen  befaßt. 

Peglion  gibt  in  einer  (itaUenisch  geschriebenen)  Arbeit  über  das  Überwintern  einiger 
Erysipheen  (Referat:  Zeitschrift  für  Pflanzenkrankheiten  XXllI,  1913,  S.  236)  an,  daß 
er  an  Rosenstöcken,  an  welchen  er  vergeblich  nach  Perithecien  von  Sphaerotheca  pannosa 
gesucht  hatte,  in  der  Knospe  das  überwinternde  Mycel  der  Oidium-Form  gefunden  habe.  — 
Ebenso  gelangt«  Foex  in  der  Umgegend  von  Montpellier  zur  Überzeugung,  daß  Sphaerotheca 
pannosa  auf  Rosen  in  vegetativem  Zustande  innerhalb  der  Knospen  überwintere. 

Besonders  stark  befällt  der  Rosenmehltau  die  Crimson  Rambler. 
Interessant  sind  einige  in  neuerer  Zeit  bekanntgewordene  Beobachtungen 
über  die  Beziehungen  zwischen  Standort  und  Stärke  des  Mehltaubefalles 
bei  dieser  Sorte  sowie  Vermutungen  über  die  Ursachen  der  Disposition 
derselben  für  die  Mehltauerkrankung.  Steffen  faßt  im  ,, Praktischen  Rat- 
geber im  Obst-  und  Gartenbau"  (1915,  Nr.  26)  seine  Erfahrungen  dahin 
zusammen,  daß  der  Mehltau  besonders  an  warmen  Süd-  und  Südostwänden 
auftrete  und  da,  wo  Tropfwasser  vom  Dach  herabträufeln  kann,  während 
der  Befall  dort  geringer  ist,  wo  der  Standort  gegen  allzu  starke  Besonnung 
geschützt  ist,  z.B.  hinter  höheren  Gesträuchen,  unter  der  lockeren  Deckung 
von  Bäumen,  sowie  an  der  Nordostseite  von  Gebäuden  dann,  wenn  ein  weit- 
vorspringendes Dach  dafür  sorgt,  daß  das  Lavibwerk  trocken  bleibt.  Lang- 
triebe, die  über  diesen  Schutz  hinausstreben,  werden  in  der  Regel  befallen. 

Die  von  Sorauer  ausgesprochenen  Vermutungen  über  die  Ursachen 
der  Disposition  der  Crimson  Rambler  für  Mehltauerkrankung  gehen  auf 
die  von  Rivera  beim  Eichenmehltau  festgestellte  Tatsache  zurück,  daß 
ein  schnelles  Nachlassen  in  der  Turgescenz  der  Blätter  dieselben  für  den 
Mehltau  empfänglich  macht.  Sorauer  nimmt  ähnlich  an,  daß  die  durch 
ihr  äußerst  kräftiges  Wachstum  und  ihr  fast  krautartiges  weiches  Laub 
mit  großer  Verdunstungsfähigkeit  ausgezeichneten  Crimson  Rambler  an 
stark  besonnten  Standorten  ihre  Transpiration  derart  steigern,  daß  die 
Turgescenz  der  Zellen  nachläßt  und  daß  diese  Erschlaffung  des  Gewebes 
disponierend  ist  für  die  Ansiedlung  und  Ausbreitung  der   Sphaerotheca. 

Die  Bekämpfung  des  Rosenmehltaus  gleicht  in  vieler  Beziehung  der 
des  Stachelbeermehltaus.  Hier  wie  dort  haben  sich  die  verschiedenen 
Formen  des  Schwefeins  (in  neuerer  Zeit  die  Bespritzungen  mit  Cosan  und 
Solbar)  bewährt.  Da  allem  Anschein  nach  das  Mycel  des  Krankheitserregers 
in  den  Knospen  überwintert,  so  ist  außerdem  ein  Zurückschneiden  der 
besonders  stark  befallen  gewesenen  Triebe  im  Herbst  erforderlich. 

Als  dritter  Vertreter  der  Gattung  Sphaerotheca  sei  der  Hopfenmehltau 
(Sphaerotheca  humuli)  genannt,  welcher  bei  starkem  Auftreten  völlige 
Mißernten  herbeiführen  kann.  Er  findet  sich  außer  auf  dem  Hopfen  noch 
auf  einer  ganzen  Reihe  anderer  Pflanzen,  z.  B.  auf  Rosaceen,  Violaceen, 
Compositen  usw. 


Podosphaera, 


83 


Aus  der  Gattung  Podosphaera  ist  von  besonderem  Interesse  der 
Apfelmehltau,  Podosphaera  leucotricha.  Dieser  Pilz  hat  sich  erst  in  den 
letzten  20  Jahren  in  Deutschland  ausgebreitet,  ist  jetzt  aber  stellenweise 
eine  ernste  Gefahr  für  den  Obstbau  geworden.  Er  befällt  vom  Frühjahr 
bis  in  den  Herbst  in  erster  Linie  endständige  Langtriebe,  geht  aber  auch 
auf  Fruchttriebe,  Blüten,  ja  selbst  auf  Früchte  über.  Mit  seinem  weißen, 
flockigen,  mehlartigen  Mycel  überzieht  er  besonders  die  am  Ende  der 
Triebe  sitzenden  jüngsten  Blätter,  worauf  dieselben  sich  verkrümmen,  ein- 
rollen, vertrocknen  und  schließUch  abfallen.  Mit  den  Blättern  geht  natür- 
lich auch  oft  das  Ende  der  Triebe  zugrunde  (Abb.  32).  Blüten,  welche 
vom  Apfelmehltau  befallen  werden,   verfaüppeln  und  vergrünen  und  ge- 


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Abb.  32.    Podosphaera  leucotricha.     Gesunder  und  mehltaukrau ker  Apfelzweig. 
(?fach  Laubert.) 

währen  einen  eigenartigen,  schwer  zu  schildernden  AnbHck  (Abb.  33). 
Auf  den  Früchten  ist  der  Apfelmehltau  in  Deutschland  wohl  noch  nicht 
beobachtet  worden,  doch  kennt  man  derartige  Fälle  z.  B.  aus  Schweden. 
Die  erkrankten  Früchte  bekommen  tiefe  unregelmäßige  Spalten,  ähnlich 
denen,  welche  Venturia  (=  Fusicladium)  hervorruft  und  fallen  in  der 
Folge  vorzeitig  ab  (vgl.  Eriksson.  Der  Apfelmehltau  und  seine  Bekämpfung 
—  Prakt.  Bl.  f.  Pflanzenbau  u.  Pflanzenschutz,  7.  Jahrg.,  1909).  —  Auch 
Sämlinge  verschont  der  Apfelmehltau  nicht.  —  Podosphaera  leucotricha 
bildet  nur  selten  Schlauchfrüchte  aus,  gewöhnlich  geschieht  dies  nur  nach 
heißen  trockenen  Sommern.  Gegen  Ende  des  Sommers  (mitunter  jedoch 
schon  Ende  Juni  vgl.  Laubert,  Deutsche  Landw.  Presse  35,  1908,  S.  628) 
erscheinen   in   den   dann   undeutlich   gewordenen  Überzügen  der   Triebe 

6* 


84  Dreizehntes  Kapitel. 

die  sehr  Ideinen,  braunen  Perithecien,  die  aber  dort,  wo  sie  auftreten,  in 
Menge  auftreten  und  dadurch  als  wolHge,  braune  Flecken  auch  mit 
bloßem  Auge  wahrzunehmen  sind. 

Das  mikroskopische  Bild  der  Oidium-Form  zeigt  keine  Besonder- 
heiten. Die  Perithecien  sind  kugel-  oder  verkehrt-eiförmig,  die  Farbe  ist 
bei  etwas  älteren  Exemplaren  dunkelbraun  bis  fast  schwarz.  An  den 
Perithecien  sitzen  einige,  gewöhnlich  drei  bis  acht,  gerade,  borstenförmige, 
sich  auseinanderspreizende,  septierte  Anhängsel  (Abb.  34.  Eig.  5).  Ihre 
Membran  ist  dick.  Im  Innern  findet  sich  ein  einziger,  breitovaler,  farb- 
loser, mit  ziemlich  dicker  Membran  versehener,  acht  einzellige  Ascosporen 
enthaltender  Schlauch  (vgl.  Laubert  a.  a.  0.). 

Der  Apfelmehltau  galt  früher  mehr  als  ein  Bewohner  wärmerer  Länder, 
er  hat  sich,  wie  schon  eingangs  erwähnt,  in  Deutschland  erst  in  den  letzten 
20  Jahren  ausgebreitet  und  ist  bis  nach  Schweden  vorgedrungen. 

Die  Übertragung  der  Krankheit  erfolgt  in  der  Hauptsache  durch  die 
Konidiosporen.  Die  Überwinterung  geschieht  durch  die  Schlauchfrüchte, 
außerdem  aber  wahrscheinlich  und  in  viel  ausgedehnterem  Maße  als  Mycei 


Abb.  33. 
Gesunde  und  niehltaukranke  Blütendolde  der  Wintergoldparniäne.     (Nach  Laubert.) 

in  den  Blatt-  und  Blütenknospen.  Wiederholt  hat  man  nämlich  die  Wahr- 
nehmung gemacht,  daß  Apfelbäume,  welche  im  Winter  mit  sonst  zuver- 
lässigen fungiziden  Spritzmitteln  behandelt  worden  waren,  doch  regel- 
mäßig am  Mehltau  erkrankten^).  Manaresi  (Referat  Jahrb.  Pflanzen- 
krankheiten XV,  S.  213)  stellte  durch  Messungen  fest,  daß  die  Blätter  be- 
fallener Triebe  kürzer  und  auch  weniger  breit  wie  die  normaler  Triebe 
sind  z.  B. 

gesundes  Blatt  60,1X41,4  krankes  Blatt  54,0X26,7 

41,7X25,2  34,0X10,3 

87,0X57,1  61,3X30,5  usw. 

Dafür  sind  die  kranken  Blätter  aber  dicker: 
Blätter  gesunder  Triebe  203,3  fi,  Blätter  kranker  Triebe  256,9  fi. 

Manaresi  schließt  daraus  auf  ein  Eindringen  des  Mycels  in  das  Blatt- 
gewebe. Ein  Beweis  dafür  ist  mit  diesen  Beobachtungen  aber  noch  nicht 
erbracht.     Denn  die  festgestellten  Größenänderungen  können  ebensogut 

1)  Vgl.  Bericht  der  Höheren  Gärtnerlehranstalt  Berlin- Dahlem  1920/21,  Berlin  1922, 
S.  96  u.  97. 


Poclosphaeni. 


85 


Abb.  34. 

1  Phyllactinia  corylea.    Perithecium  mit  nach   unten  gedrehten  Anhängseln.    An  der  Spitze  ein  Tröpfchen 
einer   ausgeschiedenen   hygroskopischen    Substanz,   welche   der   Anheftung   dient.     2 — 4    Uncinula   necator. 

2  Konidienstadlum,  m  Mycel,  h  Haustorium,  b  Konidienträger  mit   Scheidewänden,  c  Konidie.     3  Mycel- 
faden  m   mit   a  Apressorien   und  h  Haustorium.    4  Perithecium.     5  Podosphaera  tridactyla.     Perithecium. 

6  Konldienträger  eines  Oidium  mit  Ciclnnobolus.     7  Microsphaera  alni.    Perithecium.    (Nach  Sorauer.) 


86  Dreizehntes  Kapitel. 

durch  das  Eindringen  der  Haustorien  verursacht  worden  sein.  —  Ferner 
beobachtete  Manaresi,  daß  mit  Oidium-Mycel  behaftete  Knospen  häufig 
nicht  aufbrechen,  oder  wenn  sie  es  tun,  aus  ihnen  verkümmerte  und 
entfärbte  Blüten  hervorgehen,  ferner,  daß  die  Blütenblätter  das  nämliche 
Verhalten  wie  die  Laubblätter  zeigen. 

Es  ist  von  großer  Wichtigkeit  zu  wissen,  daß  eine  ausgeprägte  Sorten- 
empfänglichkeit für  den  Apfelmehltau  existiert,  doch  ist  dieselbe  je  nach 
den  klimatischen  und  Bodenverhältnissen  verschieden.  Leider  fehlen 
zur  Zeit  noch  genauere  Feststellungen  über  die  Empfänglichkeit  einzelner 
»Sorten  unter  Berücksichtigung  dieser  Verhältnisse.  Als  stark  anfällig 
gelten  vielerorts : 

Alantapfel,  Gelber  Richard, 

Ananas-Renette,  Grüner  Fürstenapfel, 

Bismarckapfel,  Landsberger  Renette, 

Boikenapfel.  Orleans-Renette, 

Cellini,  Roter  Wintere alvill, 

Cox  Orangen-Renette,  Virginischer  Rosenapfel, 

Charlamowski,  Weißer  Astrakan, 

Gefl.  Kardinal,  Weißer  Klarapfel, 

Gelber  Bellefleur,  Weißer  Wintercalvill. 

Als  ziemlich  widerstandsfähig  gegen  den  Pilz  werden  genannt: 
Cox  Pomona,  Schöner  von  Boskoop, 

Kgl.  Kurzstiel,  Wintergoldparmäne. 

Andere  Sorten,  wie  Gravensteiner  und  Ribston  Pepping  werden  von 
einer  Seite  als  empfänglich,  von  anderer  Seite  als  widerstandsfähig  an- 
gegeben. 

Zur  direkten  Bekämpfung  des  Apfelmehltaus  empfiehlt  sich  das 
sofortige  Abschneiden  der  ersten  im  Frühjahr  erscheinenden,  mehlig  be- 
stäubten Triebe  und  Eintauchen  derselben  möglichst  ohne  Erschütterung 
in  Spiritus  oder  Sodawasser.  Das  sollte  im  Sommer  und  Herbst  mehrmals 
wiederholt  werden.  Eine  Winterbehandlung  mit  fungiziden  Spritzmitteln 
scheint  nach  den  gemachten  Erfahrungen  nicht  viel  Zweck  zu  haben. 
Dagegen  ist  eine  neben  den  genannten  Maßnahmen  einhergehende,  nach 
dem  Austreiben  der  Knospen  vorzunehmende  Bespritzung  mit  einem 
Pilzgift  (Schwefelpräparate,  Bordeauxbrühe),  u.  U.  auch  ein  Bestäuben 
mit  Schwefel,  sehr  nützlich^).  Es  empfiehlt  sich,  empfängliche  Sorten 
vorbeugend  zu  bespritzen.  Das  Vernichten  des  abgefallenen  Herbstlaubes 
hat  nur  dann  Sinn,  wenn  der  Pilz  Perithecien  gebildet  hat. 

Podosphaera  oxyacanthae  (einschl.  P.  tridactyla)  (Abb.  34,  Fig.  5) 
findet  sich  nicht  selten  auf  Prunus-,  Crataegus-  und  Spiraea- Arten. 

Aus  der  Gattung  Erysiphe  interessiert  in  erster  Linie  E.  Martii.  Erysiphe 
Martii  ist  der  Name  für  eine  Gesamtart,  welche  eine  Mehrzahl  spezialisierter 
Formen  umfaßt,  die  unter  den  Namen  Erysiphe  polygoni,  E.  communis. 
E.  pisi,  E.  cichoriacearum  usw.  als  Schmarotzer  auf  Blättern  und  Stengeln 
sehr  vieler  Pflanzen,  wie  Kohlrübe,  weiße  Rübe,  Erbse,  Bohne,  Wicke, 
Klee,  Luzerne,  Platterbse,  Lupine,  Gurke,  Kürbis,  Schwarzwurzel  usw. 
beschrieben  werden.  Am  ehesten  dürfte  man  in  der  gärtnerischen  Praxis 
dem  Erbsen-  bzw.  Bohnenmehltau  oder  dem  Gurkenmehltau  begegnen. 


1)  Vgl,  Bericht  der  Höheren  Gärtnerlehranstalt  Berlin-Dahlem  1920/21,  Berlin  1922, 
S.  96. 


Erysiphe.  —  Phyllactinia.  87 

Das  Krankheitsbild  ist  von  demjenigen  anderer  Mehltauarten  nicht 
wesentlich  verschieden.  Entweder  die  Blätter  oder  u.  U.  sämtliche  grüne 
Teile  der  Pflanze  weisen  den  bekannten,  mehlartigen  Überzug  auf,  unter 
dem  die  befallenen  Pflanzenteile  mißfarbig  werden  und  schließlich  ver- 
troclaien.  Später,  gegen  Ende  des  Sommers,  treten  in  dem  Faden- 
geflecht die  Fruchtkörper  in  Gestalt  zahlreicher  kleiner  schwarzer 
Pünktchen  auf. 

Das  mikroskopische  Bild  zeigt  als  Sommersporenform  Konidien,  als- 
dann die  anfangs  fast  farblosen,  dann  braunen  und  zuletzt  schwarzen 
Perithecien.  Letztere  überwintern  und  geben  im  Frühjahr  Veranlassung 
zu  neuen  Infektionen. 

Um  die  Krankheit  wirksam  zu  bekämpfen,  sorge  man  für  vollständige 
Entfernung  und  Vernichtung  der  Ernterückstände  durch  Verbrennen. 
Außerdem  hat  nach  der  Ernte  ein  tiefes  Umgraben  des  Bodens  zu 
erfolgen.  Man  treibe  stets  Wechselwirtschaft.  Die  befallenen  Pflanzen 
sind  mit  einem  Schwefelpräparat  zu  bespritzen  oder  mit  Schwefel  zu 
bestäuben. 

Der  in  die  gleiche  Gattung  gehörende  Mehltaupilz  des  Getreides, 
Erysiphe  graminis,  besitzt  gärtnerisch  nur  ein  sekundäres  Interesse.  Es 
sei  daher  von  seiner  Besprechung  abgesehen  und  auf  das  Buch  von 
J.  Eriksson,  Die  Pilzkrankheiten  der  landwirtschaftlichen  Kulturpflanzen, 
Leipzig  1913,  ver^\'iesen. 

Die  Gattung  Phyllactinia  ist  bei  uns  durch  den  Haselmehltau, 
Phyllactinia  corylea  vertreten.  Derselbe  findet  sich  nicht  allzu  selten  auf 
den  Blättern  von  Corylus,  Carpinus,  Fagus,  Betula,  Alnus,  Fraxinus, 
Berberis  und  Hippophae. 

Das  Krankheitsbild  zeigt  grauweiße  Überzüge  besonders  auf  der 
L'nterseite,  seltener  auch  auf  der  Oberseite  der  Blätter.  In  den  Überzügen 
erscheinen  später  als  Winterfruchtform  die  Perithecien  in  Gestalt  zahl- 
reicher, kleiner,  schwarzer  Kügelchen  (Abb.  34,  Fig.  1). 

Die  Gattung  Phyllactinia  verdient  ein  besonderes  Interesse  durch 
den  Umstand,  daß  bei  ihr  ein  teilweise  endophytisches  Mycel  nachgewiesen 
ist.  Es  wurde  zwar  schon  oben,  so  z.  B.  bei  Sphaerotheca  pannosa  und 
Podosphaera  leucotricha  von  einem  Mycel  gesprochen,  v.elches  in  die 
Knospen  der  Nährpflanze  eindringt.  Es  handelt  sich  dabei  aber  nur  um 
ein  Eindringen  zwischen  die  Knospenschuppen,  indem  der  Pilz  im  vege- 
tativen Zustande  dadurch  überwintert,  daß  das  Mycel  während  des  Winters 
vor  den  L'nbilden  der  Witterung  geschützt  zwischen  den  Knospenschuppen 
lagert.  Ein  Eindringen  des  Mycels  in  das  Innere  der  Gewebe  ist  in  keinem 
dieser  Fälle  bewiesen.  Hier  bei  Phyllactinia  hat  man  jedoch  neben  einem 
ektodermen  Mycel,  welches  Konidien  und  Perithecien  bildet,  aber  keine 
Haust orien  in  die  Epidermiszellen  treibt,  kurze,  im  Mesophyll  der  Blätter 
haustorienformende,  in  ihrem  Wachstum  allerdings  beschränkte  Myceläste, 
welche  durch  die  Spaltöffnungen  hindurch  in  das  Blattinnere  eindringen, 
beobachtet. 

Die  Bekämpfung  des  Pilzes  geschieht  durch  Schwefeln  bzw.  durch 
Bespritzen  mit  schwefelhaltigen  Präparaten.  Da  die  Perithecien  bei  der 
Gattung  Phyllactinia  bei  der  Reife  von  selbst  frei  werden,  so  kommt  dem 
Einsammeln  und  Verbrennen  der  abgefallenen  Blätter  kein  entscheidender 
Wert  zu. 


33  Dreizehntes  Kapitel. 

Die  Gattung  Microsphaera  ist  ohne  besondere  Bedeutung,  selbst  der 
wichtigste  Vertreter:  Microsphaera  grossulariae,  der  europäische  Stachel- 
beermehltau, ist  nicht  gerade  selir  gefährUch.  Wichtig  ist  seine  Kenntnis 
in  erster  Linie,  um  ihn  sicher  von  dem  gefährlichen  amerikanischen  Stachel- 
beermehltau unterscheiden  zu  können. 

Das  klinische  Bild  dieser  Krankheit  ist  charakterisiert  durch  weiße 
mehlige  Überzüge,  welche  nie  braun  werden  und  welche  sich  fast  nur  auf 
den  Blättern,  jedenfalls  nie  auf  den  Früchten  finden.  Die  mikroskopische 
Untersuchung  zeigt  die  sehr  kleinen  schwarzen  Schlauchfrüchte  mit  den 
höchst  eigenartigen,  mehrfach  dichotom  verzweigten  Anhängseln  (Abb.  34, 
Fig.  7). 

Eine  Verwechslung  des  amerikanischen  und  europäischen  Stachel- 
beermehltaus ist  daher  nur  in  den  frühen  Jugendstadien  möglich,  solange 
die  Überzüge  noch  rein  weiß  sind  und  nur  Konidienfruktifikation  statt- 
findet. 

Zur  Gattung  Microsphaera  gehört  noch  ein  weiterer  sehr  bekannter 
Mehltaupilz,  Microsphaera  alni,  welcher  sich  auf  den  verschiedensten 
Sträuchern  wie  Alnus,  Betula,  Lonicera,  Rhamnus,  Syringa,  Viburnum  usw. 
findet  (Abb.  34,  Fig.  7).  Als  eine  besondere  Varietät  dieses  Pilzes, 
Microsphaera  alni  var.  quercina,  ist  auch  nach  langem  Suchen  der 
allbekannte  Eichen mehlt au  erkannt  worden.  —  Der  Eichenmehltau  ist 
zuerst  1907  vermutlich  aus  Nordamerika  nach  Westeuropa  eingeschleppt 
worden  und  hat  sich  seit  1908  über  ganz  Europa  verbreitet.  Er  bildet 
nur  außerordentlich  selten  Perithecien  aus :  man  hatte  sie  bis  vor  kurzem 
erst  einmal  in  Frankreich  gefunden  und  fand  sie  1921  zum  erstenmal 
auch  in  Deutschland.  Die  Überwinterung  dieses  Pilzes  geschieht  in  der 
Regel  also  wohl  als  knospenbewohnendes  Mycel. 

Der  Eichenmehltau  befällt  lt.  Neger  namentlich  die  europäischen 
Eichenarten  (Quercus  peduncidata,  weniger  Q.  sessiliflora,  sowie  Q. 
pubescens,  Q.  cerris,  Q.  tozza,  Q.  crispula  u.  a.),  befällt  nur  wenig  die 
amerikanischen  Roteichen  (Q.  rubra,  Q.  coccinea,  Q.  palustris),  geht  aber 
auch  auf  Stockausschläge  der  Rotbuche  und  seltener  der  Edelkastanie 
über. 

Der  in  unseren  Forsten  angerichtete  Schaden  ist  sehr  erheblich.  Die 
Bekämpfung  des  Pilzes  geschieht  wie  üblich  durch  Abschneiden  usw.  der 
befallenen  Triebe  sowie  durch  Schwefeln. 

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Aus  der  Gattung  Uncinula  ist  besonders  wichtig  Uncinula  necator,  der 
echte  Mehltau  der  Weinrebe.  Es  dürfte  dieser  wohl  der  bekannteste  und 
verderblichste  Mehltaupilz  sein;  in  den  Weinbaugebieten  heißt  er  der 
,, Äscherich",  weil  die  von  ihm  befallenen  Reben  wie  mit  Asche  bestreut 
aussehen,  auch  bezeichnen  ihn  ganz  allgemein  die  Weinbauer  als 
,,Oidium". 

Der  Äscherich  wurde  in  Europa  zuerst  um  das  Jahr  1845  in  England 
durch  den  Gärtner  Tucker  an  Treibhausreben  beobachtet.  Diesem  zu 
Ehren  wurde  die  damals  ausschließlich  bekannte  Konidienfruchtform 
Oidium  Tuckeri  genannt.  Der  Nachweis,  daß  Oidium  Tuckeri  zu  der 
schon  seit  längerer  Zeit  aus  Nordamerika  bekannten  Uncinula  necator 
gehöre,  wurde  erst  im  Jahre  1892  erbracht.  So  war  der  Name  Oidium 
Tuckeri  viele  Jahrzehnte  hindurch  gültig  und  hat  sich  daher,  besonders 
in  Laienkreisen,  noch  vielfach  erhalten. 


Uncinula  necator. 


S9 


Die  ersten  Anzeichen  des  Mehltaubefalles  treten  an  der  Weinrebe  oft 
schon  im  Mai  auf.  Triebe  und  Blätter  zeigen  das  bekannte  Bild  mehliger 
Bestäubung.      An  den  Trauben  erzeugt  der  Äscherich  den  sogenannten 


N 


Abb.  35. 


Von  Uncinula  necator,  dem  echten  Mehltau  befallene  Trauben  (Kernbnich). 
(Nach  Flugbl.  B.  K.  A.) 


„Kernbruch"  (Abb.  35).  Da  die  Oberhaut  der  jungen  Beeren  durch  den  Pilz 
abgetötet  und  durch  Kork  ersetzt  ward,  so  kann  sie  dem  Wachstum  des 
Beereninnern  öfter  nicht  mehr  folgen  und  platzt  auf.     Auf  diese  Weise 


90  Dreizehntes  Kapitel. 

entstehen  in  den  Beeren  Risse,  die  tief  in  das  Innere  derselben  hineinreichen 
und  aus  denen  die  Samen  hervorquellen.  Außerdem  bleiben  die  befallenen 
Beeren  hart  und  vmreif. 

Echter  Mehltau  (Uncinula)  und  falscher  Mehltau  (Plasmopara 
=  Peronospora)  erfordern  eine  ganz  verschiedene  Bekämpfung,  so  daß 
es  wichtig  ist,  beide  voneinander  unterscheiden  zu  können.  Mikroskopisch 
ist  das  natürlich  ein  leichtes :  während  der  Äscherich  die  sich  aus  dem  Mycel 
erhebenden,  kurzen,  einfachen  Konidienträger  zeigt,  an  denen  die  Sporen 
in  Reihen  abgeschnürt  werden,  beobachtet  man  beim  falschen  Mehltau  die 
bündelweise  aus  den  Spaltöffnungen  hervorbrechenden  Fruchtträger  mit 
bäumchenförmiger  Verzweigung.  Aber  auch  das  klinische  Bild  läßt  bei 
einiger  Aufmerksamkeit  und  Übung  den  Äscherich  vom  falschen  Mehltau 
unterscheiden.  Während  bei  ersterem  der  weiße  mehlige  Überzug  gleich- 
mäßig Ober-  wie  Unterseiten  der  Blätter  überzieht,  bemerkt  man  beim 
falschen  Mehltau  zunächst  auf  der  Unterseite  der  Blätter,  besonders  längs 
der  Nerven,  feine  weiße  Schimmelrasen,  denen  auf  der  Blattoberseite 
gelblichbraune  Flecken  entsprechen.  Während  beim  echten  Mehltau  die 
Blätter  völlig  eintrocknen,  ehe  sie  zu  Boden  fallen,  tritt  beim  falschen 
Mehltau  ein  zeitiger  und  so  charakteristischer  Blattfall  ein,  daß  diese 
Krankheit  auch  den  Namen  Blattfallkrankheit  führt.  An  den  Trauben 
ruft  der  Befall  gleichfalls  ganz  verschiedenartige  Wirkungen  hervor: 
während  als  Folge  der  echten  Mehltauerkrankung  der  ,, Kernbruch"  ein- 
tritt, finden  wir  bei  der  Peronospora  die  ganz  charakteristischen  ein- 
schrumpfenden ,, Lederbeeren"   (vgl.   S.  49 ff). 

Die  Bekämpfung  des  echten  Mehltaus  geschieht  mit  Hilfe  des  Schwefels 
bzw.  schwefelhaltiger  Präparate  (die  des  falschen  Mehltaus  be]<;anntlich 
mit  Kupferkalkbrühe)  (vgl.  S.  13). 

Andere  bemerkenswerte  Arten  der  Gattung  Uncinula  sind  U.  Salicis 
auf  Salix  und  Populus  und  U.  aceris  auf  Acer- Arten.  Sie  sind  durch  die 
spiralig  eingerollten  Anhängsel  ihrer  Perithecien  hinlänglich  charakterisiert. 

Von  einer  Anzahl  Oidiuttl-Formen  sind  die  zugehörigen  Schlauchfrüchte 
nicht  bekannt.  Es  möge  genügen  hinzuweisen  auf:  Oidium  fragariae  auf 
Erdbeeren  (Blätter  und  unreife  Früchte  befallend;  dürfte  in  den  Ent- 
wicklungskreis von  Sphaerotheca  humuli  gehören);  Oidium  evonymi 
japonicae  auf  Evonymus  japonica  ;  Oidium  ericinum  auf  Erica  hiemalis  u.a.; 
Oidium  chrysanthemi  auf  Chrysanthemum  indicum. 

Ein  Bestäuben  mit  Schwefel  beim  ersten  Auftreten  des  Mehltaubefalles 
hat  sich  bei  diesen  Oidien  fast  stets  als  wirksam  erwiesen. 

Die  Familie  der  Perisporiaceeti  unterscheidet  sich  von  den  Erysipha- 
ceen  durch  das  stets  dunkel  gefärbte  Mycel.  Ihre  Perithecien  sind  wie 
die  der  Erysiphaceen  allseitig  geschlossen,  die  Schläuche  werden  eben- 
falls erst  durch  Verwitterung  der  Außenhülle  frei,  jedoch  fehlen  die  für 
die  Erysiphaceen  so  außerordentlich  charakteristischen  ,,Appendices".  — 
Als  Nebenfruchtformen  kommen  niemals  Oidium- Gestalten  vor. 

Von  allgemeinem  Interesse  ist  Apiosporium  salicinum  (=  Capnodium 
salicinum  oder  Fumago  vagans).  Dieser  Pilz  gilt  als  der  Erreger  des  Ruß- 
taus. 

Unter  ,, Rußtau"  versteht  man  die  dichten  schwarzen  Überzüge, 
welche  sich  häufig  auf  den  Blättern  der  verschiedensten  Gewächse,  ins- 
besondere der  Laubhölzer  und  des  Hopfens  finden.    Die  Erscheinung  ist 


Perisporiaceen.  9X 

aber  sekundärer  Natur.  Sie  ist  gebunden  an  das  Auftreten  von  Honigtau. 
Es  ist  dies  ein  zuckerreicher  Saft,  der  —  infolge  Ernährungsstörungen  — 
von  der  Pflanze  entweder  unmittelbar  oder  gewöhnlich  durch  Vermittlung 
von  Blatt-  (bzw.  Schild-)  Läusen  ausgeschieden  wird  und  die  Blätter  oft 
in  großer  Ausdehnung  überzieht.  In  demselben  lebt  der  oder  leben  die 
rußtauerregenden  Pilze  rein  saprophytisch,  durch  ihr  schwarzes  Mycel 
die  oft  zu  beobachtende  Erscheinung  hervorrufend. 

Apiosporium  salicinum  ist  derjenige  Pilz,  der  lange  Zeit  als  der  alleinige 
Urheber  des  Rußtaus  angesprochen  wurde.  Er  gilt  als  außerordentlich 
vielgestaltig.  Die  Perithecien  sind  nur  äußerst  selten  gefunden  worden: 
sie  sind  schwarz,  länglich,  mit  breitem  Fuß,  häufig  mit  Verzweigungen, 
in  denen  Pykniden  entstehen.  An  Nebenfruchtformen  kommen  vor: 
Gemmen,  welche  als  rundliche  Zellen  einzeln  oder  reihenweise  an  den 
Mycelfäden  gebildet  werden;  Koniothecien,  d.  s.  Zellklumpen,  welche 
durch  fortgesetzte  Teilungen  entstehen;  Konidien,  welche  reihenweise 
an  aufrechten,  verzweigten  Konidienträgern  abgeschnürt  werden  (als 
Konidienform  unter  dem  Namen  Fumago  vagans  beschrieben,  s.  d.): 
ferner  Pj^kniden  von  zweierlei  Ausbildung,  Übergangsformen  zu  den 
Pykniden  usw. 

Nach  anderer  Ansicht  stellt  die  Rußtauvegetation  pilzlich  nichts 
Einheitliches  dar.  Vielmehr  ist  eine  ganze  Anzahl,  zum  Teil  sehr  ver- 
schiedenartiger Pilze  daran  beteiligt,  denen  nur  gemeinsam  ist,  daß  sie 
in  dem  Honigtau  die  Voraussetzungen  für  ihr  Gedeihen  finden.  Als 
Pilze  dieser  Art  kommen  in  Betracht:  Sarcinomyces  crustaceus  (=  Conio- 
thecium  crustaceum)  (s.  d.),  Hormiscium  pinophilum  (auf  Tanne),  hefe- 
ähnliche Pilze,  wie  Saccharomyces-Arten,  Cladosporium  herbarum  u.  a. 
(vgl.  auch  Dematium  pullulans).  Ferner  sind  verschiedene  Ascomyceten 
befähigt,  in  zuckerreichen  Nährlösungen  schwarze  Mycelien,  bzw.  Zell- 
klumpen und  Zeilschnüre  zu  bilden,  welche  von  typischen  Rußtaupilzen. 
z.  B.  von  den  Zellklumpen  des  Sarcinomyces  crustaceus,  nicht  zu  unter- 
scheiden sind.  Daher  ist  eine  klare  Vorstellung  von  der  Natur  einer 
Rußtaudecke  nur  durch  eine  sorgfältige  Reinkultur  zu  gewinnen.  —  Die 
Vielgestaltigkeit  des  Apiosporium  salicinum  ist  demnach  darauf  zurück- 
zuführen, daß  die  angegebenen  ,, Nebenfruchtformen"  ganz  verschiedene 
Arten  sind. 

Die  Rußtauvegetation  unserer  Laubhölzer  besteht  in  der  Haupt- 
sache aus  den  oben  erwähnten  ,, Koniothecien",  die  nach  der  einen  An- 
sicht Nebenfruchtformen  des  Apiosporium  salicinum  sind,  nach  anderer 
Ansicht  dem  Dematium  pullulans  angehören  oder  Mycelbildungen  von 
Ascomyceten  darstellen. 

Als  Hauptbestandteil  der  Rußtauvegetation  auf  immergrünen  Blättern 
in  den  Gewächshäusern  wird  A.  Footii  angegeben.  Möglicherweise  ist 
A.  Footii  mit  A.  salicinum  überhaupt  identisch.  Von  gewisser  Seite  wird 
das  Vorkommen  der  unter  dem  Namen  Fumago  vagans  beschriebenen 
Konidienform  des  letzteren  im  Freien  überhaupt  bestritten  und  diese 
Form  zu  A.  Footii  gestellt.  Die  allein  maßgebenden  Perithecien  werden 
zu  selten  beobachtet,  um  eine  Entscheidung  treffen  zu  köanen. 

Der  Schaden,  der  durch  den  Rußtau  angerichtet  wird,  ist  bei  uns 
im  allgemeinen  nicht  sehr  bedeutend.  Er  besteht  in  einer  Beeinträchtigung 
der  Assimilation.  —  Bekämpfung  der  Blattläuse  und  Abspülen  des  Honig- 
taus mit  Wasser  sind  die  besten  Gegenmaßnahmen. 


92  Vierzehntes  Kapitel. 

Die  Ordnung  der  Tuberineen  umfaßt  keine  pathologisch  wichtigen 
Formen.  Es  gehören  dazu  u.  a.  die  als  Speisepilze  hochgeschätzten  Trüffeln 
(Arten  der  Gattung  Tuber).  Ihre  Besprechung  erübrigt  sich  hier  (betr. 
der  systematischen  Merkmale  vgl.  die  Tabelle  S.  64). 


Vierzehntes  Kapitel. 

Die  Hypocreaceen. 

Die  Ordnung  der  Pyrenomycetineen  ist  eine  der  umfangreichsten  der 
Pilze.  Die  Merkmale  derselben  wurden  bereits  in  der  Übersicht  auf  S.  64 
angeführt.  Neben  einer  großen  Zahl  krankheitserregender  Parasiten 
gehört  hierher  eine  noch  größere  Zahl  der  verschiedenartigsten  Sapro- 
phyten,  so  daß  es  nicht  möglich  ist,  im  Rahmen  eines  Lehrbuches  der 
Pflanzenkrankheiten  eine  vollständige  systematische  Darstellung  der 
Ordnung  zu  geben. 

Wir  beschränken  uns  auf  eine  Übersicht  der  Hauptgruppen: 
I.   Gehäuse  (Peridie)  weich,  lederig,  fleischig  oder  häutig,  meist  leb- 
haft gefärbt,  nie  hart  und  kohlig:  Hypocreaceales. 
IL  Peridie  fehlend,  der  Fruchtkörper  in  ein   Stroma  eingesenkt  und 
von    dessen    Gewebe    nicht    durch    eine    besondere    Wandung    ab- 
gegrenzt:                                                               Dothicleaceales. 
III.  Peridie  stets  vorhanden,   schwarz,  lederartig,   holzig  oder  kohUg, 
ohne  oder  mit  Stroma:  Sphaeriaceales. 

1.  Astromatica  (ohne  Stroma), 

2.  Stromatica  (mit  Stroma). 

Zu  den  Hypocreaceales  gehört  als  einzige  Familie  diejenige  der  Hypo- 
creaceen.   Von  dieser  Familie  sollen  folgende  Arten  nebst  den  von  ihnen 
hervorgerufenen  Krankheiten  behandelt  werden: 
Sporen  der  Ascusfrüchte  einzellig: 
Polystigma  rubra, 
,,  ochracea. 

Sporen  der  Ascusfrüchte  zweizeilig: 
Nectria  cinnabarina 
galligena, 
ditissima, 
solani, 
pandani, 
bulbicola, 
Rousseliana. 
Sporen  der  Ascusfrüchte  drei-  und  mehrzellig,  quergeteilt,  nicht  fädig : 
Calonectria  pjrrochroa, 

,,  nivalis, 

Gibberella  Saubinetii. 
Sporen  der  Ascusfrüchte  lang  fadenförmig: 
Epichloe  typhina, 
Claviceps  purpurea, 

,,  microcephala, 

(Cordyceps- Arten) . 


Polystigma.  93 

Die  Gattung  Polystigma  ist  charakterisiert  durch  ein  rotes  oder  rot- 
braunes, dem  Blattgewebe  eingewachsenes  Ivrustig  verbreitertes  Stroma, 
in  welches  eingesenkt  nacheinander  (ein  seltener  Fall!)  Pykniden  und 
Perithecien  gebildet  werden.  Die  Ascosporen  sind  einzellig,  ellipsoidisch 
und  farblos. 

Polystigma  rubrum  ruft  die  als  ,, Fleischfleckenkrankheit",  ,, Rot- 
fleckigkeit" '  oder  als  ,,Lohe"  bezeichneten  Erscheinungen  auf  den  Blättern 
der  Pflaumen  und  Zwetschen  hervor.  —  Es  treten  im  vSommmer  auf  den 
befallenen  Blättern  hochrote  verdickte  Flecke  von  5  bis  10  mm  Durch- 
messer auf  (Abb.  43,  Fig.  1),  deren  Unterseiten  kleine,  noch  intensiver 
rotgefärbte  Pünktchen  —  die  Mündungen  der  Pykniden  —  zeigen.  Bei 
starkem  Befall  rollen  sich  die  Blätter  nach  oben  muldenförmig  ein  und 
fallen  ab.  —  Die  roten  fleischigen  Flecke  sind  das  Pilzstroma,  in  welches 
die  Pykniden  eingesenkt  sind.  In  denselben  werden  lineale  nach  oben  ver- 
dünnte und  hakeiiförmig  gekrümmte  Sporen  erzeugt  (Abb.  36,  Fig.  1  u.  2). 
—  Die  Entwicklung  der  Perithecien  beginnt  schon  während  des  Sommers 
auf  dem  pyknidentragenden  Stroma,  wird  aber  erst  während  des  Winters 
auf  den  abgefallenen,  verwesenden  Blättern  vollendet  (Abb.  36,  Fig.  3). 
Durch  die  im  Innern  der  Perithecien  in  den  Schläuchen  entwickelten  ein- 
zelligen elliptischen  Schlauchsporen  geschieht  im  Frühjahr  die  Infektion. 

Die  Krankheit  ist  bei  uns  sehr  verbreitet,  tritt  aber  nur  selten  so 
stark  auf,  daß  sie  gefährlich  werden  könnte.  —  Die  Bekämpfung  geschieht 
durch  Sammeln  und  Verbrennen  der  abgefallenen  Blätter,  sowie  (im 
Herbst)  durch  tiefes  Umgraben  des  Bodens  unter  den  Bäumen.  Ein  Be- 
spritzen der  Bäume  bei  ihrem  Austrieb  mit  einem  Fungizid  soU  sich  gut 
bewährt  haben. 

Polystigma  ochracea  ist  durch  ein  mehr  bräunliches  Stroma  aus- 
gezeichnet; sie  findet  sich,  seltener  als  vorige,  auf  der  Traubenkirsche 
(Prunus  padus). 

Die  Gattung  Nectria  ist  besonders  wichtig,  weil  mehrere  Ai'ten  gefähr- 
liche Wundparasiten  an  Holzgewächsen  sind.  Die  nachfolgend  besprochenen 
Arten  besitzen  ein  höckerförmiges  fleischiges  Stroma  von  lebhafter,  meist 
orangeroter  Färbung.  Die  in  den  Schläuchen  gebildeten  Sporen  sind  stets 
zweizeilig  (Abb.  39,  Fig.  3).  Häufiger  als  die  Schlauchfruchtformen  sind 
in  der  Regel  aber  die  Konidienfruchtf ormen :  sie  gehören  gewöhnlich  zu 
den  Hyphomycetengattungen  Tubercularia  und  Fusarium  (s.  Kap.  26). 
Erstere  ist  ausgezeichnet  durch  feste,  fleischige,  meist  rote  Höcker, 
welche  von  den  Konidienträgern  überzogen  werden  (Abb.  37,  Fig.  2). 
letztere  durch  in  der  Gestalt  nicht  ganz  unähnliche  kissenförmige  Frucht - 
lager  und  die  bei  der  Reife  sichelförmigen,  mehr  als  eine  Scheidewand 
zeigenden  Sporen. 

Nectria  cinnabarina  ist  die  Erregerin  der  Rotpustelkrankheit^).  Die 
orangefarbigen  Konidienfruchtlager  (Tubercularia-Polster)  findet  man  zu 
jeder  Jahreszeit  an  abgestorbenen  Ästen  der  verschiedensten  Holzgewächse 
(Abb.  37,  Fig.  1).  Im  Winter  und  im  Frühjahr  treten  dann,  wenn  auch 
bedeutend  seltener,  die  dunkler  rotgefärbten  Perithecien  auf.  Das  Mycel 
des  Pilzes  wuchert  im  Holzteil  der  erkrankten  Äste,  welche  oberhalb  der 
befallenen    Stellen   nach    kurzer    Zeit    absterben.   —   Krebserkrankungen, 

1)  Vgl.  Laubert,  Flugblatt  der  B.  R.  A.  Nr.  25. 


94 


Vierzehntes  Kapitel. 


welche    auf  Nectria  cinnabarina  zurückgeführt  werden  können,   sind  bei 
uns  bis  jetzt  noch  nicht  beobachtet  worden. 


l/^-V 


Abb.  3fi. 
1 — 3  Polystigina  rubrum.  1  '  Querschnitt  durch  ein  Stroraa,  c  Pykniden,  s  aus- 
gestoßene Pyknosporen.  2  Schnitt  durch  eine  Pyknide,  p  Pilzplectenchyni.  sp  Pykno- 
sporen  (Konidien),  f  Mycel,  s  Blattgewebezellen.  3  Schnitt  durch  ein  Perithecium, 
a  Schläuche,  sp  Sporen,  i — 5  Epichloe  typhina.  4  Habitusbild.  Nat.  Gr.  5  Stroma 
im  Längsschnitt.    Vergr.    (1 — .0  nach  Tulasne,  4  nach  Lindau,  5  nach  Winter.) 


Nectria  cinnabarina. 


95 


Mikroskopisch  zeigen  sich-  die  Konidienfruchtpolster  (als  Tubercularia 
vulgaris,  s.  Kap.  26,  bezeichnet)  von  einer  Schicht  Konidienträger  bedeckt, 
welche  aufrechtbüschehg  angeordnet  wiederholt  gabelteilig  verzweigt  sind 
und  an  den  kurzen  Seitenästen  endständig  einzellige  Konidien  abschnüren 
(Abb.  37,  Fig.  2  u.  3).  —  Die  Perithecien  entA\'ickeln  in  ihrem  Innern  in 
den  Schläuchen  je  acht  zweizeilige  Sporen,  welche  bei  der  Reife  in  Ranken 
austreten  (Abb.  37,  Fig.  4). 


1.  3.  4. 

Abb.  37. 
1.  Von  Nectria  cinnabaiina  befallener  Zweig  mit  den  Fruchtkörpern  des  Pilzes.    Etwas  vergrößert.    2.  Polster- 
löriniges  zinnoberrotes  Konidienlager  des  Pilzes.     Quer  durciisclinitten.     3.  Sporenträger  aus  dem  Konidien- 
lager    des    Pilzes    mit     Sporen.       4.  Warzenförmiges,    dunkelrotes  Fruchtlager     des    Pilzes    mit    Perithecien. 

(Flugblatt  B.  R.  A.) 


Die  Verbreitung  des  Pilzes  geschieht  hauptsächlich  durch  die  Koni- 
dien. Bei  trockenem  Wetter  sind  die  Konidienpolster  hart  und  fest,  so 
daß  eine  Ausbreitung  durch  den  Wind  als  ausgeschlossen  zu  betrachten 
ist.  Bei  feuchtem  Wetter  liegen  die  Konidien  in  einer  schleimigen  Masse 
eingebettet  auf  den  Lagern,  und  dürfte  die  Übertragung  zu  diesem  Zeit- 
punkt durch  Insekten  erfolgen. 


96  Vierzehntes  Kapitel. 

Nectria  cinnabarina  ist  ein  ausgesprochener  Wundparasit.  Das  Mycel 
ist  nicht  in  der  Lage,  von  außen  her  durch  das  lebende  Rindengewebe 
einzudringen.  Dies  kann  nur  dort  geschehen,  \a^o  Schnittwunden  oder  an 
frostbeschädigten  Zweigen  die  rissige  Rinde  oder  andere  Verletzungen 
eine  Eingangspforte  bieten.  Es  kann  lebendes  wie  totes  Holz  infiziert 
werden.  Von  letzterem  aus  wächst  das  Mycel  dann  in  das  lebende  Gewebe 
Jiinein,  dieses  gleichfalls  tötend. 

Die  Krankheit  ist  außerordentlich  verbreitet,  sie  findet  sich  an  den 
meisten  Holzgewächsen,  sowohl  Obstbäumen  wie  Laubhölzern.  Sie  tritt 
unter  den  Verschiedenart ig.sten  Umständen  auf,  von  denen  nur  zwei,  weil 
schwier  zu  vermeidende,  hervorgehoben  werden  sollen.  Junge  Stämmchen 
von  Obsthölzern  werden  oft  in  einer  bestimmten  Höhe,  bei  vins  von  ungefähr 
20  cm  über  dem  Boden  von  der  Rotpustelkrankheit  befallen.  Dort  brechen 
zuerst  auf  einer  Strecke  von  4  bis  5  cm  die  Pusteln  hervor,  um  bald  — 
wie  stets,  wenn  der  Stamm  befallen  ist  —  das  ganze  Bäumchen  zum  Ab- 
sterben zu  bringen.  Die  Beobachtung  lehrt,  daß  die  Infektionsstelle  in 
der  winterlichen  Schneehöhe  liegt :  dort  entstehen,  vsei  es  durch  Frost- 
wirkung, sei  es  durch  die  vom  ^Vind  auf  der  Schneefläche  bewegten  Eis- 
kriställchen,  Verletzungen,  welche  Nectria  cinnabarina  ein  Eindringen 
ermöglichen.  —  An  Roßkastanien  läßt  sich  im  Sommer  nicht  selten  ein 
plötzliches  Welken  und  Verdorren  einzelner  Zweigkomplexe  wahrnehmen^). 
Die  Ursache  der  Erscheinung  ist  Nectria  cinnabarina,  welche  an  den 
Stellen  eindringt,  wo  durch  das  im  Herbst  von  Kindern  geübte  Herab- 
werfen der  Roßkastanien  Wunden  entstanden  sind.  —  Auch  frisch  an- 
gepflanzte ältere  Bäume,  besonders,  wenn  sie  zur  Herabminderung  der 
Transpiration  stark  beschnitten  wurden,  werden  häufig  befallen. 

Um  das  Auftreten  der  Krankheit  zu  verhüten,  sind  alle  Wunden, 
unter  Umständen  nach  sorgfältigem  Ausschneiden,  mit  Baumwachs  oder 
Steinkohlenteer  zu  verschließen.  Erkranktes  sowie  anderes  totes  Holz 
ist  zu  entfernen  und  zu  verbrennen,  das  am  Boden  umherliegende  Holz 
einzusammeln  und  gleichfalls  zu  vernichten.  Stärker  befallene  Bäume 
sind  auszuhauen  und  dem  Feuer  zu  übergeben. 

Nectria  galligena  ist  sehr  bemerkenswert  als  Erregerin  gewisser  Krebs- 
erkrankungen-). —  Als  Krebs  bezeichnet  man  in  der  Pflanzenkrankheits- 
lehre, wie  in  der  gärtnerischen  Praxis  eine  ganze  Reihe  im  Grunde  recht 
verschiedenartiger  Erscheinungen.  Es  sei  hingewiesen  auf  die  ,,Kronen- 
gallen"  genannten  krebsartigen  Geschwüre  an  Chrysanthemum  indicum 
(s.  S.  26),  ferner  auf  den  Eschenkrebs  (s.  d.),  auf  die  eigenartigen  durch 
Bacterium  tumefaciens  hervorgerufenen  Wucherungen  des  Wurzelkropfes 
(s.  S.  25)  der  Obstbäume,  auf  den  auf  Synchytrium  endobioticum  zurück- 
zuführenden Kartoffelkrebs,  auf  den  in  Amerika  durch  Plowrightia  (s.  d.) 
verursachten  schwarzen  Krebs  der  Pflaumen-  und  Kirschbäume,  auf  den 
durch  Dasycypha  calycina  (s.  d.)  hervorgerufenen  Lärchenkrebs  und 
schließlich  auf  die  Rindenerkrankungen,  welche  man  als  Krebs  bezeichnet 
und  die  auf  physiologische  (nichtparasitäre)  Ursachen  3)  zurückzuführen 
sind.  Einigen  dieser  letzteren  ist  äußerlich  vollständig  ähnlich  der  durch 
Nectria  galligena  hervorgerufene  Apfelbaum-  oder  Laubholzkrebs. 


^)  Vgl.  Laubert,    R.,  Plötzliches  Absterben   mehrjähriger   Zweige    an  Roßkastanien. 
„Aus  der  Natur",  5.  Jahrg.  1909,   S.  499  bis  oOl. 
-)  Vgl.  Appel,  Flugblatt  der  B.  R.  A.  Xr.  17. 
3)  Vgl.  Sorauer-Graebner  1921,   S.  639ff. 


Nectria  galligena. 


9< 


Charakteristisch  für  diese  Krankheit  sind  Wunden,  die  von  W'undholz- 
geschwülsten  unvollkommen  umwallt  sind  (Abb.  38).  Werden  holzige  Teile, 
-seien  es  Stämme,  Äste,  Zweige  oder  Triebe,  in  irgendeiner  Weise  durch 
mechanische  Eingriffe  oder  durch  lokale  Frostschädigungen  verletzt,  so 
heilen  derartige  Wunden  in  der  Regel  durch  Überwallung  und  Verwachsung 
der  Wundränder  aus.  Es  kommt  jedoch  auch  vor.  daß  die  Überwallungs- 
schichten aus  irgendeinem  Grunde  immer  wieder  abgetötet  werden  und 
die  Wunden  sich  nicht  schKeßen.  Dann  wird  oft  viele  Jahre  hindurch 
Wundholz  gebildet,  dessen- Wülste  sich  terrassenförmig  übereinanderlegen. 
Diese  Erscheinung  tritt  in  zwei  verschiedenen  Grundformen  auf,  die  man 
als  ,,geschlos.senen'  und  ,, offenen'"'  Krebs  unterscheidet.  Bei  ersterem 
ist  die  Wundfläche  bis  auf  einen  schmalen  Spalt  creschlos^en.  Die  Wundholz- 


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i.escliliivsener   Krebs 


Abb.  oS. 
(.Vach  Ewert.) 


Offener  Krebs. 


MS^r-^^ML. 


wülste  lagern  sich  demzufolge  in  radialer  Richtung  aufeinander  auf,  und 
es  entstehen  kleinere  oder  größere  knollenförmige  Wucherungen,  welche 
den  Zweigdurchmesser  bisweilen  um  das  Drei-  bis  Vielfache  übersteigen 
(Abb.  39,  Fig.  1).  Bei  offenem  Krebs  liegt  eine  breite  Wundfläche  frei,  die 
sich  häufig  in  einem  Astwinkel  oder  um  ein  Ästchen  herum  bildet,  dessen 
Rest  im  Mittelpunkt  der  W^mde  oft  noch  nachzuweisen  ist.    Die  alljährlich 

—  infolge  des  Absterbens  der  alten  —  sich  neu  auflagernden  Überwallungs- 
wülste treten  im  Gegensatz  zu  denen  des  geschlossenen  Krebses  terrassen- 
förmig zurück,  so  daß  die  Wunde  immer  größer  wird  und  die  Wucherung 
schließlich  den  Ast  nahezu  in  seinem  ganzen  Umfange  erfaßt  und  abtötet. 

—  Der  Grund  für  das  sich  immer  wiederholende  Absterben  der  Über- 
wallungsschichten   und   damit   die    Ursache   der   ganzen    Erscheinung  ist 

H  r><tei- 'iian  n-Xi>a  ck  .  Pilzpnra^itäre  Krankheiten.  7 


98  Vierzehntes  Kapitel. 

noch  nicht  völUg  eindeutig  geklärt.  Zweifellos  ist  in  gewissen  Fällen  er- 
wiesen, daß  die  Überwallungswülste  wegen  der  Empfindlichkeit  ihrer 
parenchymreichen  und  besonders  wasserhaltigen  Gewebe  alljährlich  durch 
Frost  Wirkungen  abgetötet  w^erden  können^).  Besonders  Spätfröste  (im 
Mai)  sollen  den  noch  nicht  von  fester,  derber  Korkhaut  geschützten  Über- 
wallungswulst töten,  wenn  bereits  vegetative  Tätigkeit  darin  eingetreten 
ist^).  Da  jedoch  eine  normale  Wundverheilung  der  weitaus  häufigere  Fall 
ist,  kann  das  Überwallungskambium  nicht  ganz  allgemein  die  oben  an- 
geführte Frostempfindlichkeit  besitzen,  vielmehr  wird  dies  nur  bei  ge- 
wissen Sorten  von  Obstbäumen  der  Fall  sein,  die  wir  daher  als  ,, krebs- 
süchtig" (s.  u.)  bezeichnen.  Ebenso  sicher  ist  aber,  inid  zwar  auf  experi- 
mentellem Wege  bewiesen,  daß  krebsartige  Erkrankungen,  wie  die  geschil- 
derten, durch  die  Einwirkung  von  Nectria  galligena  hervorgerufen  werden 
können:  man  hat  durch  Einimpfen  dieses  Pilzes  Krebswunden  mit  den 
charakteristischen  Überwallungsrändern  künstlich  erzeugt.  Da  schließ- 
lich Nectria  galligena  aber  auch  nachgewiesen  worden  ist,  ohne  daß  Krebs- 
bildungen vorlagen,  so  ist  der  heutige  Stand  der  Forschung  dahin  zusammen- 
zufassen :  Nectria  galligena  kann  den  Apfelbaum-  oder  Laubholzkrebs 
hervorrufen,  muß  dies  aber  nicht  notwendig  bei  jedem  Auftreten  tun; 
im  übrigen  kann  der  Krebs  auch  andere  Ursachen  haben. 

Bei  den  durch  Nectria  galligena  hervorgerufenen  Krebserkrankungen 
treten  an  den  erkrankten  Stellen  die  verschiedenen  Fruchtformen  des 
Pilzes  auf.  Gegen  das  Frühjahr  findet  man,  besonders  in  den  Ritzen  der 
Wunden  die  Perithecien  (Abb.  39,  Fig.  2).  Dieselben  stehen  in  dichten 
Rasen  zusammen,  sind  rotbraun,  glatt,  zitronenf örmig ;  sie  entwickeln 
in  den  Schläuchen  acht  zweizeilige  Sporen  (Abb.  39,  Fig.  3).  Im 
Sommer,  besonders  bei  feuchtem  Wetter,  zeigt  sich  an  den  erkrankten 
Rindenteilen  als  weißer  Schimmelrasen  die  Konidienfruchtform,  Fusi- 
dium  candidum.  Auf  ausgebreiteten,  weißlichen  Lagern  werden  spindel- 
förmige, schwach  gekrümmte,  farblose,  mehrzellige  Konidien  erzeugt 
(Abb.  39,  Fig.  3).  —  Das  Mycel  von  Nectria  galligena  wuchert  im 
Rindengewebe  und  bringt  dieses  zum  Absterben.  Das  Wachstum  des 
Mycels  scheint  einer  gewissen  Periodizität  zu  unterliegen,  deren  Ursachen 
allerdings  noch  ungeklärt  sind.  Vielleicht  wird  dasselbe  eingestellt  zur  Zeit 
der  Ausbildmig  der  Perithecien  und  nach  der  Reife  derselben  wieder  fort- 
gesetzt. Jedenfalls  soll  durch  die  zeitweise  Einstellung  des  Mycelwachstum.s 
der  Baum  die  Fähigkeit  erhalten,  Überwallungsränder  zu  bilden,  die  aber 
nach  einiger  Zeit  durch  das  wiedereinsetzende  Wachstum  des  Pilzes  ab- 
getötet werden,  und  soll  durch  den  wiederholten  Wechsel  dieser  Vorgänge 
das  oben  geschilderte  Krankheitsbild  Zustandekommen. 

Die  Sporen  beider  Fruchtformen  werden  durch  Insekten  verbreitet. 
Die  Infektion  kann  nur  an  W^unden  stattfinden.  Außer  den  durch  den 
Baumschnitt  hervorgerufenen  Wunden  kommen  dazu  besonders  Hagel- 
schlagwunden und  eingerissene  Astgabeln  in  Betracht  (sogenannter  ,,Ast- 
wurzelkrebs"). 

Nectria  galligena  findet  sich  auf  Apfelbäumen,  Birnbäumen.  Johannis- 
beersträuchern, Haselnußsträuchern,  Weiden,  Eichen,  Pappeln,  Faulbaum 
u.  a.,  aber  nicht  auf  Buchen.  Ob  der  Buchenkrebs  überhaupt  durch  eine 
Nectria  hervorgerufen  wird,  ist  nach  den  neuesten  Forschungen  unsichei". 

^)  Vgl.  Küster,  Pathologische  Pflanzenanatomie;  Jena  1916,  S.  103. 

-)  Vgl.   Klebahn,    Giundzüge   der  allgemeinen  Phytopathologie,   Berlin   1912,    S.  30. 


Nectria  galligena. 


!)i) 


Nectria  galligena  und  N.  ditissima  sind  vor  bis  kurzem  anscheinend 
viel  miteinander  verwechselt,  bzw.  als  miteinander  identisch  betrachtet 
worden.  Nach  den  Untersuchungen  von  Weese^)  sind  die  meisten  der 
vorhandenen  Literaturangaben  zu  N.  galligena  zu  stellen.  N.  ditissima 
findet  sich  oft  massenhaft  auf  Buchenrinde,  ist  aber  nach  dem  genannten 
Autor  an  den  Krebserkrankungen  unschuldig. 


Abb.  39.     Nectria  galligena. 
1.  Ein  gieschlossener  Krebs  mid  ein  Querschnitt  durch  denselben.     Nat.  Gr.     2.  Ein  stark  vergrößerter,   der 
Länge  nach  aufgeschnittener  Fruchtkörper  (Peritheciuni)  der  Winterfruchtform  des  Nectria-Pilzes.    3.  Links: 
Partie  aus  einem  Raschen  der  Sommerfruchtforni  der  Nectria  mit  vier  Sommersporen;  rechts:  zwei  Schläuche 
und   mehrere    Sporen  aus  der   Winterfruchtforni   (2.)   des   Pilzes;    davon  eine    Spore   keimend.    Vergr.  *»/i. 

(Flugbl.  B.  K.  A.) 

In  Gegenden,  in  denen  Krebs  häufiger  vorkommt,  ist  der  Anbau 
krebssüchtiger  Sorten  zu  vermeiden.  Als  solche  gelten  folgende  Äpfel: 
Roter  Herbstcalvill,  Weißer  Winter calvill,  Geflammter  Kardinal,  Berlepsch 
Goldrenette,  Champagnerrenette,  Kanadarenette,  Ananasrenette,  Ribston 
Pepping,    Winter- Goldparmäne,    Ontarioapfel,    Roter    Winter    Stettiner; 

^)  Weese,  J.,  Zur  Kenntnis  des  En-egers  der  Krebskrankheit  an  den  Obst-  und  Laub- 
holzbäiimen ;  Zeitschr.  f.  d.  Landw.  Versuchswesen  in  Österreich  1911,  S.  872. 

7* 


HjO  \  lerzehiites  Kapitel. 

ferner  folgende  Birnen:  Grüne  Sommer-Magdalene.  Knausbirne.  Als 
widerstandsfähig  gelten  von  Äpfeln:  Roter  Eiserapfel,  Fürstenapfel, 
Carpentin,  Purpurroter  Cousinot,  Langtons  Sondergleichen  und  Boiken- 
apfel.  —  Es  ist  jedoch  nicht  gesagt,  daß  die  als  ,, krebssüchtig"  bezeichneten 
Sorten  eine  besondere  Anfälligkeit  für  den  Nectria-Pilz  aufweisen.  Die 
Ursache  für  die  Krebssucht  dieser  Sorten  dürfte  eher  in  ihrer  größeren 
Frostempfindlichkeit,  welche  die  Vorbedingungen .  für  eine  Infektion 
schafft,  zu  suchen  sein.  Daher  setzen  auch  alle  Maßnahmen,  welche  zur 
Kräftigung  des  Baumes  und  zur  Vermeidung  der  Frostschäden  dienen, 
wie  Bodenentwässerung,  Kalkung  des  Bodens  und  der  Stämme  sowie 
Vermeidung  zu  starker  Stickstoff düngung,  den  Krebsbefall  herab. 

Die  direkte  Bekämpfung  des  Krebses  besteht  in  dem  während  der 
Ruhezeit  vorzunehmenden  Ausschneiden  oder  Ausmeißeln  der  Wunden, 
solange  noch  ausführbar,  mindestens  2  cm  weit  in  das  scheinbar  gesunde 
Holz  hinein  und  Ausstreichen  der  Wunden  mit  erwärmtem  Steinkohlenteer. 
Zu  stark  befallene  Äste  sind  zu  entfernen  und  zu  verbrennen.  Man  lasse 
sich  von  dieser  Maßregel  auch  nicht  d\u"ch  eine  öfter  zu  beobachtende 
größere  Blühwilligkeit  der  erkrankten  Zweige,  welche  auf  die  durch  die 
Krebswunde  hervorgerufene   Saftstauung  zurückzuführen  ist.  abhalten. 

Nectria  ditissima  scheint,  wenn  wir  von  den  Fällen,  in  denen  sie  mit 
N.  galligena  verwechselt  wurde,  absehen,  wie  schon  oben  auseinander- 
gesetzt wurde,  harmloser  Natur  zu  sein. 

Nectria  cucurbitula  ist  ein  gefährlicher  Parasit,  welcher  aber  nur 
an  Nadelhölzern,  besonders  schädlich  an  Fichten,  seltener  an  Tannen  und 
Kiefern  auftritt    und  wohl   kein  größeres  gärtnerisches  Interesse  besitzt. 

Nectria  solani  ist  (lt.  Eriksson)  die  Erregerin  der  Weißfäule  der 
Kartoffeln.  —  Die  Krankheit  macht  sich  in  der  Regel  erst  während  der 
Lagerung  bemerkbar.  Es  treten  auf  der  Schale  erhöhte  oder  eingesunkene 
Flecke  auf.  welche  sich  mit  weißen  oder  blaßroten  Konidienpolstern  über- 
ziehen. Die  stärker  befallenen  Knollen  werden  binnen  kurzenr  in  eine 
weiche  stinkende  Masse  verwandelt.  An  weniger  befallenen  KnoUen,  die 
als  Saatgut  verwendet  werden,  erscheinen  im  folgenden  Sommer  die 
kleinen,  dicht  gedrängten,  roten,  Avarzenförmigen  Perithecien. 

Die  Konidien  sind  teils  einzellig,  kugelig  (Monosporium),  teils  gehören 
sie  der  Gattung  Fusarium  (sichelförmig,  mehrzellig)  an  (F.  solani)^).  Die 
Perithecien  entwickeln  die  bekannten  zweizeiligen  Sporen. 

Die  Weiterverbreitung  der  Krankheit  auf  dem  Lager  geschieht  durch 
die  Konidiosporen,  die  Infektion  der  jungen  Kartoffelknollen  hingegen 
im  Laufe  des  Sommers  durch  die  Ascosporen.  Bei  der  Ernte  ist  die  Krank- 
heit gewöhnlich  noch  nicht  bemerkbar,  sie  kommt  erst  später  zur  Ent- 
wicklung. 

Die  Bekämpfung  kann  lediglich  durch  allgemeine  Maßnahmen:  gute 
trockene  Lagerung  der  Knollen  und  Verwendung  einwandfreien  Saatgutes 
geschehen.  Ein  Acker,  der  kranke  Kartoffeln  hervorgebracht  hat,  ist 
durch  starke  Kalkgaben  zu  düngen. 

Ferner  seien  erwähnt : 
Nectria  pandani  auf  Pandanus -Arten  in  Gewächshäusern; 

,,         bulbicola  auf  den  Blattbulben  der  Gewächshausorchideen; 
,,        Rousseliana  auf  den  Blattunterseiten  von  Buxus  sempervirens. 


1)  Nach  neueren  Anschauungen  ist  F.  solani  lediglich  ein  saprophytischer  Bewohner 
faulender  Kartoffeln. 


Calonectria.  101 

Die  Gattung  Calonectria  ist  von  Nectria  durch  die  drei-  und  mehr-, 
meist  vierzelHgen  Sporen  (an  Stelle  der  zweizeiligen)  unterschieden.  Von 
der  unten  zu  besprechenden  Gattung  Gibberella,  der  gleichfalls  vierzellige 
Sporen  zukommen,  unterscheidet  sich  Calonectria  durch  die  lebhaft  (nicht 
dunkel)  gefärbten  Perithecien. 

Gärtnerisch  interessiert  in  dieser  Gattung  hauptsächlich  die  in 
Deutschland  seltene  (in  Frankreich  häufigere)  Calonectria  pyrochroa,  deren 
Konidienform,  Fusarium  platani,  die  jungen  Blätter  der  Platanen  und 
zwar  besonders  von  Platanus  occidentalis,  zum  Absterben  bringt.  Die 
rotgelben  Perithecien  bilden  sich  im  Frühjahr  am  Boden  auf  den  vermodern- 
den Blättern  aus. 

Landwirtschaftlich  von  Bedeutung  ist  Calonectria  graminicola,  dessen 
Konidienform,  Fusarium  minimum  (=F.  nivale),  der  Erreger  der  Schnee- 
schimmelkrankheit^)  der  Wintersaat  ist. 

Die  Krankheit  zeigt  sich  im  Frühjahr  nach  dem  Abschmelzen  der 
Schneedecke.  Auf  größeren  oder  kleineren  Flecken  liegen  die  Sprosse 
dem  Boden  an  und  sind  von  einem  weißen  oder  rotgrauen,  spinnweben- 
artigen Fadenschimmel  bedeckt.  Es  ist  dies  die  Konidienform,  Fusarium 
minimum,  welche  an  ihren  Mycelfäden  sichelförmige,  mehrzellige  Sporen 
abschnürt.  —  Einige  Wochen  später  treten  auf  den  faulenden  Blättern 
längs  den  Blattrippen  die  anfangs  rosafarbenen,  dann  rotbraunen,  schließ- 
lich schwarzen  Perithecien  auf. 

Nach  Ansicht  einiger  Forscher  gehört  der  Infektionsstoff  des  Schnee- 
schimmels zum  Bestand  fast  jedes  Ackerbodens,  und  hängt  das  Auftreten 
der  Krankheit  lediglich  davon  ab,  ob  äußere  Verhältnisse  demselben  be- 
sonders günstig  sind.  Nach  Ansicht  anderer  Forscher  kann  sich  der  Pilz 
in  gut  bearbeitetem  Boden  nicht  lange  halten,  und  entspricht  der  Grad  des 
Befalles  mit  Schneeschimmel  demjenigen  der  Fusariuminfektion  des 
Saatgutes. 

Zu  den  äußeren  Verhältnissen,  welche  den  Schneeschimmel  begünstigen, 
zählt  frühzeitiger  Schneefall,  welcher  noch  vor  Beginn  der  Winterruhe 
eintritt.  Es  entstehen  dann  durch  die  Atmungswärme  der  Pflanzen  Hohl- 
räume zwischen  Boden  und  Schneedecke,  in  denen  der  Pilz  günstige  Vege- 
tationsbedingungen findet.  Ähnliche  Verhältnisse  treten  ein,  wenn  der 
Schnee  im  Frühjahre  lange  liegen  bleibt. 

Die  Krankheit  befällt  besonders  Roggen,  weniger  Weizen.  Zur  Be- 
kämpfung ist,  unter  der  Voraussetzung,  daß  die  Infektion  vom  Saatgut 
ausgeht,  der  Beizung  desselben  Aufmerksamkeit  zu  schenken. 

Als  identisch  mit  dem  Erreger  des  Schneeschimmels  wurde  bis  vor 
kurzem  ein  Fusarium  angesehen,  welches  eine  Fußkrankheit  (Fäule  der 
Halmbasis)  des  Getreides  erzeugt.  In  der  überwiegenden  Mehrzahl  der 
Fälle  soll  es  sich  dabei  jedoch  um  Fusarium  culmorum  handeln.  Doch 
sind  auch  andere  Fusarien  in  der  Lage,  eine  solche  Krankheit  hervorzu- 
rufen, ebenso  auch  Vertreter  der  Gattungen  Leptosphaeria  und  Ophiobolus 
(vgl.  Kap.  XV). 

Die  Gattung  Gibberella  besitzt  gleich  Calonectria  mehr  als  zweizeilige, 
in  der  Regel  vierzellige  Ascosporen.     Ein  bekannter  Getreideschädling  ist 

^)  Schaffnit,  E..  Der  Schneeschimmel  und  die  übrigen  durch  Fusarium  nivale  Ces. 
hervorgerufenen  Krankheitserscheinungen  des  .Getreides.  Landw.  Jahrb.,  Bd.  XLIII,  1912, 
und  Hl.  Landw.  Ztg.,  Xr.  9,  1913. 


102  Vierzehntes  Kapitel. 

Gibberella  Saubinetii,  dessen  Konidieiiform,  Fusarium  roseum,  häufig 
auf  Körnern  und  Spelzen  des  Getreides  in  Gestalt  rosenroter  Schimmel- 
wärzchen auftritt  und  sichelförmig  gekrümmte,  sechszellige  Sporen  ab- 
schnürt. Die  nur  selten  auftretenden  Perithecien  sind  im  Gegensatz  zu 
denen  der  Calonectria  im  auffallenden  Licht  dunkel,  im  durchfallenden 
blau  bis  fast  violett  gefärbt. 

Epichloe  typhina  ist  durch  das  flache,  die  Nährpflanze  scheidenartig 
umkleidende  Stroma  ausgezeichnet.  Sie  ist  die  Erregerin  des  Erstickungs- 
schimmels  der  Wiesengräser.  —  Es  treten  bei  dieser  Krankheit  anfangs 
grauweiße,  nachher  goldgelbe  bis  braune,  feste  Pilzgewebe  auf,  welche 
die  oberste  Blattscheide  muffartig  umhüllen  (Abb.  36,  Fig.  4).  Als  Folge 
dieser  Erkrankung  bleibt  der  Halm  in  den  Blattscheiden  stecken. 

Anfangs  besteht  die  Pilzmuffe  nur  aus  den  dichtgedrängten,  radial 
nach  außen  gerichteten,  sehr  kurzen  Konidienträgern,  auf  denen  einzellige 
Konidien  abgeschnürt  werden.  Später  bilden  sich  in  dem  Stroma  anfangs 
vereinzelt,  dann  in  zusammenhängender  Schicht  die  Perithecien  aus 
(Abb.  36,  Fig.  5),  welche  in  den  Schläuchen  je  acht  hyaline,  einzellige, 
fadenförmige   Sporen  erzeugen. 

Die  Ausbreitung  der  Krankheit  während  des  Sommers  geschieht 
durch  die  Konidien,  die  Neuinfektion  im  Frühjahr  durch  die  Ascosporen. 
Die  Krankheit  befällt  besonders  Timotheegras  (Phleum  pratense),  ferner 
Knaulgras  (Dactylis  glomerata),  Honiggras  (Holcus)  u.  a.  Gegenmittel 
sind  nicht  bekannt.  Bei  allerdings  nur  selten  vorkommendem  epidemischen 
Auftreten  empfiehlt  sich  sofortiges  Abmähen  des  Grases. 

Die  Gattung  Claviceps  ist  auffallend  durch  den  Entwicklungsgang, 
in  welchen  sich  eine  Dauerform,  ein  sogenanntes  Sklerotium,  einschiebt. 
Der  bekannteste  Vertreter  dieser  Gattung  ist  Claviceps  purpurea,  der  Er- 
reger des  Mutterkornes.  Als  Krankheitserscheinungen  des  Getreides  treten 
zwei  Entwicklungsstadien  dieses  Pilzes  auf:  der  Honigtau  und  das  eigent- 
liche Mutterkorn. 

Als  ,, Honigtau"^)  bezeichnet  man  eine  die  Oberfläche  des  Frucht- 
knotens überziehende,  klebrige,  fade-süßlich  schmeckende,  blaßgelbe  Flüssig- 
keit, welche  unzählige,  kleine  einzellige  Sporen  (,, Konidien")  enthält. 
Dieselbe  ist  vielleicht  ein  Abscheidungsprodukt  des  Pilzgewebes,  welches 
auch  die  genannten  Konidiosporen  abgeschnürt  hat  (Sphacelia-Form; 
Abb.  40,  Fig.  2).  Das  Pilzgewebe  wuchert,  als  Folge  einer  Infektion  der 
Blüte,  anfänglich  im  Innern  des  jungen  Fruchtknotens,  später  aus  diesem 
hervorbrechend.  Nach  einiger  Zeit  der  Konidienfruktifikation  bilden  die 
Hyphen  an  der  Basis  des  Fruchtknotens  bedeutend  dickere  Zweige,  die 
sich,  unter  blauschwarzer  Verfärbung,  zu  einem  gleichmäßig  dichten 
festen  Körper,  dem  Mutterkorn,  vereinigen  (Abb.  40,  Fig.  1).  Dieses 
Mutterkorn  ist  ein  oft  2  cm  und  mehr  langer  Körper,  außen  von  einer 
schwarzbraunen  (violetten),  oft  rissigen  Rindenschicht  umgeben,  während 
das  Innere  aus  einem  pseudoparenchymatischen  Gewebe  (Abb.  8,  Fig.  3) 
besteht,  dem  Reservestoffe,  besonders  fette  Öle,  eingelagert  sind. 
Bei  der  Reife  f äUt  es  ab ;  es  steUt  einen  sklerotialen  Dauerzustand  dar ; 
um  auszukeimen,  bedarf  es  einer  Ruheperiode  von  etwa  drei  Monaten. 


^)  Vgl.  aber  auch  die  sonstige  Bedeutung  dieses  Ausdruckes  S.  91. 


Claviceps.  103 

In  der  Regel  geschieht  die  Keimung  im  Frühjahr.  Dann  bricht  die  Rinde 
des  Sklerotiums  auf,  und  an  mehreren  Stellen  zeigen  sich  kleine  weiße 
Höckerchen,  die  sich  rasch  vergrößern  und  in  die  Länge  strecken,  worauf 
sich  an  die  weißen  Stielchen  ein  kleines  rundes  fleischfarben-rötliches 
Köpfchen  ansetzt  (Abb.  40,  Fig.  7).  Dieser  Vorgang  ist  mit  einer  Auf- 
zehrung der  Speicherstoffe  des  Sklerotiums  verbunden,  die  äußere  Form 
desselben  bleibt  erhalten.  .In  das  Köpfchen  eingesenkt  sitzen  zahlreiche 
flaschenförmige  Perithecien,  deren  Mündungen  als  dunkelrote  Punkte  auf 
der  Oberfläche  des  Stromas  erscheinen  (Abb.  40,  Fig.  8).  Im  Innern 
der  Perithecien  werden  in  zahlreichen  Schläuchen  je  acht  fadenförmige 
Sporen  gebildet  (Abb.  40.  Fig.  9  u.  10).  Diese  Ascosporen  werden  durch 
den  Wind  oder  durch  Insekten  verbreitet :  gelangen  sie  auf  eine  Getreide- 
blüt^,  so  vermögen  sie  dieselbe  zu  infizieren,  und  der  Kreislauf  beginnt 
von  neuem. 

Die  Krankheit  tritt  besonders  auf  Roggen  auf,  ferner  auf  Gerste, 
nicht  häufig  auf  Weizen.  Dinkel,  Emmer  und  Einkorn,  selten  auf  Hafer. 
Wieweit  die  auf  wildwachsenden  Gräsern  vorkommende  Claviceps  purpurea 
besonderen  biologischen  Rassen  angehört,  steht  noch  nicht  einwand- 
frei fest. 

Das  Mutterkorn  ist  stark  giftig.  Der  Genuß  von  Mehl,  dem  3  bis  4% 
Mutterkorn  beigemischt  ist,  erzeugt  die  gefährliche  .,Kriebelkrankheifi). 
Mehl,  das  4  bis  5%  Mutterkorn  enthält,  sieht  bläulich  aus,  noch  2%  lassen 
sich  bei  Erwärmen  mit  Kalilauge  an  dem  dabei  auftretenden  Trimethyl- 
amin-)  erkennen.  —  Das  Mutterkorn  findet  Anwendung  in  der  geburts- 
hilflichen Medizin.  Auf  welchen  Stoff  die  spezifische  Wirkung  auf  den 
Uterus   zuiückzuf Uhren  ist,  steht  nicht  fest. 

Die  Krankheit  ist  zu  bekämpfen  mit  schneller  Durchführung  der 
Ernte,  um  zu  vermeiden,  daß  die  Sklerotien  ausfallen  und  in  den  Boden 
gelangen.  Aus  dem  Drusch  sind  die  Mutterkörner  mittels  Sieb  oder  Trieur 
zu  entfernen. 

Nasse  Sommer  und  tiefliegende  Felder  begünstigen  das  Auftreten 
des  Mutterkornes.  Wildwachsende  Gräser,  an  denen  sich  Claviceps  purpurea 
zeigt,  sollen  möglichst  zeitig  abgemäht  werden. 

Zahlreiche  ^vildwachsende  Gräser  werden  von  einer  in  allen  Teilen 
etwas  kleineren  Art  der  gleichen  Gattung,  nämlich  Claviceps  microcephala, 
befallen.     Auf  Getreide  geht  dieser  Pilz  jedoch  nicht  über. 

Die  Gattung  Cordyceps  soll  nur  deswegen  Erwähnung  finden,  weil  sie 
vielleicht  einmal  für  die  biologische  Bekämpfung  tierischer  Schädlinge 
von  Interesse  werden  kann.  Ihre  Arten  befallen  lebende  Insekten- 
larven und  Puppen  und  töten  dieselben  ab.  Dann  wachsen  die  lang- 
gestielten keulenförmigen,  gewöhnUch  gelben  Stromata  aus  den  Kadavern 
hervor  (vgl.  auch  Isaria,  Kap.  XXVI). 

Die  Dothideaceales  sind  äußerlich  von  den  Sphaeriaceales  kaum  zu 
unterscheiden.  Ihre  Merkmale  wiu-den  schon  in  der  Übersicht  der  Pyreno- 
mycetineen  (S.  92)  angeführt.  Für  den  Gartenbau  bemerkenswerte  oder 
allgemein  interessante  Schädlinge  enthält  diese   Gruppe  nicht. 

^)  Benannt  nach  dem  sehr  charakteristischen  Kriebeln  in  der  Haut,  welches  auf  einer 
eigentümlichen  Erregung  der  sensiblen  Hautnerven  beruht.  Andere  Symptome  der  Krank- 
heit sind  Krämpfe,  Erbrechen,  Lähmungen,  Erblinden,  Abortus  usw. 

^)  Geruch  nach  Heringslake. 


104 


Vierzehntes  Kapitel. 


Abb.  40.     Mutterkorn. 


Sphaeriaceales.  105 

Erklärung  der  Abb.  40. 

1  Roggenähre    mit  Muttei kömern,    sc  Sklerotium,    m  Rest    des    jungen    Fruchtknotens. 

2  Schnitt  durch  ein  junges  Sklerotium  sc  mit  dem  Sphacelia-Lager  sph,  r  Rinde  des 
Sklerotiums,  st  Sterigmen,  o  Konidien.  3  Keimende  Konidien.  4  Keimende  Konidien 
mit  Sekundärkonidien.  5  Mutterkorn  sc  mit  Sphacelia-Lagem  sph  und  dem  Rest  des 
Fruchtknotens  g.  Die  linke  Figur  ist  der  Längsschnitt  der  rechten;  aus  Region  r  stammt 
der  Querschnitt  von  2.  6  Junger  Roggenfruchtknoten,  dessen  Obei fläche  mit  Ausnahme 
des  Gipfels  von  Sphacelia  bedeckt  ist.  7  Sklerotium  mit  Stromata.  8  Längs.schnitt 
durch  ein  Stroma,  e  Mündungeli  mit  Peiithecien  c.  9  Schnitt  durch  ein  Perithtcium, 
e  Mündung,  a  Schläuche.  10  Schlauch  a,  der  an  seiner  Basalpartie  die  Sporen  sp  aus- 
treten läßt.     11  Keimende  Schlauchsporen,   a  blasige  Anschwellungen,  b  Keimschläuche. 

(Nach  Sorauer.) 

Fünfzehntes  Kapitel. 

Die  Sphaeriaceales  —  Astromatica. 

Die  dritte  Unterordnung  der  Pyrenomycetineen,  die  der  Sphaeriaceales, 
umfaßt  eine  größere  Anzahl  für  den  Gartenbau  sehr  wichtiger  Formen. 

Die  Merkmale  der  Unterordnung  wurden  bereits  in  der  Übersicht 
auf  S.  64  aufgeführt.  Wenn  sich  auch  die  Unterscheidung  der  Unterord- 
nungen und  die  Abgrenzung  der  Familien  und  Gattungen  auf  die  Beschaffen- 
heit der  Schlauchfrüchte  aufbaut,  so  sind  doch  diese  nur  in  wenigen  Fällen 
auf  den  erkrankten  Pflanzen  selbst  nachweisbar  —  eine  Erscheinung,  die 
sich  übrigens  auch  bei  anderen  Gruppen  der  Ascomyceten  findet.  Gewöhn- 
lich treten  die  Schlauchfi lichte  erst  auf  den  abgestorbenen,  ja  häufig  auf 
den  schon  in  Verwesung  übergehenden  Pflanzenteilen  auf,  während  auf 
der  noch  lebenden  Pflanze  nur  die  Xebenfiuchtformen,  in  der  Regel  Koni- 
dien, gefunden  werden.  Soweit  die  Zugehörigkeit  der  Nebenfruchtformen 
zu  einer  Schlauchfruchtform  einwandfrei  ei wiesen  ist,  sind  dieselben  auch 
bei  letzterer  zu  behandeln,  und  der  Name  dieser  ist  der  für  den  Krankheits- 
erreger gültige.  —  Man  hat  aber  auch  die  Konidienfruchtfoimen,  gleich- 
viel ob  man  ihre  Zugehörigkeit  zu  einer  Schlauchfruchtform  kennt  oder 
nicht,  in  ein  System  gebracht,  wodurch  ihre  Bestimmung  ermöglicht  wird 
(s.  Fungi  imperfecti).  Bei  letzteren  werden  also  die  Xebenfiuchtformen 
der  Ascomyceten  noch  einmal  —  soweit  für  die  Bestimmung  erforderlich  — 
Erwähnung  finden.  Der  nachfolgenden  Bearbeitung  liegen  die  Schlauch- 
fruchtformen zugrunde. 

Von  den  zahlreichen  Familien  der  Sphaeriaceales  interessieren  nur  die 
acht  in  nachstehender  Übersicht^)  aufgeführten: 

A.  Fruchtkörper    nicht    in    ein    Stroma    eingesenkt    (höchstens    einem 
solchen  aufsitzend)  (Familiengruppe:  Astromatica). 

1.  Fruchtkörper  frei,  oberflächlich,  ohne  Stroma: 

1.  Sphaeriaceae. 

2.  Fruchtkörper  rasenartig,  einem  Stroma  oberflächlich  aufsitzend : 

2.  Cucurbitariaceae. 

3.  Fruchtkörper  dem  Substrat  eingesenkt, 
a)  Mündung  flach,  kurz,  oft  undeutlich. 

a)  Ohne  oder  mit  spärlichen  Paraphysen: 

3.  Mycosphaerellaceae. 
ß)  Mit  Paraphysen:                          4.  Pleosporaceae. 

^)  Die  in  der  Übersicht  angegebenen  Familiencharaktere  sind  nicht  eindeutig,  sondern 
können  auch  auf  andere  hier  nicht  erwähnte  Familien  zutreffen.  Man  ziehe  daher  stets  auch 
die  im  nachfolgenden  Text  gegebenen  Beschreibungen  zu  Rate. 


]Q(j  Fünfzehntes  Kapitel. 

b)  Mündung  schnabelartig  verlängert : 

o.   Gnomoniaceae. 
B.  Fruchtkörper  in  ein  .Stroma  eingesenkt  (Faniiliengruppe :  .Stromatica). 

1.  Substanz  des   Stromas  von  der  der  Nährsubstanz  nicht  deutlich 
geschieden:  6.  Vaisaceae. 

2.  Substanz  des   Stromas  von  der  der  Nährsubstanz  deutlich  ver- 
schieden. 

a)  Schlauchsporen  ein-  bis  mehrzellig,  wenn  einzellig  nur  hyalin: 

7.  Melogrammataceae. 

b)  Schlauchsporen  einzellig,  stets  dunkel  gefärbt: 

8.  Xylariaceae. 
Von  gärtnerischer  Bedeutung  sind  folgende  Arten: 

Familie   Sphaeriaceae : 

Acanthostigma  parasiticum  auf  Abies-Arten    und  Tsuga  canadensis. 
Rosellinia  necatrix  an  den  Wurzeln  der  Reben  und  Obstbäume. 
,,  quercina  an  den  Wiu'zeln  besonders  der  Eichen. 

Familie  Cucurbitariaceae : 

Cucurbitaria  laburni  auf  Goldregen,  an  Ästen  und   Stämmen. 
,,  elongata  auf  Robinien. 

Familie  Mycosphaerellaceae : 

Ascospora    Beijerinokii     auf    dem     Steinobst,    Blätter    und    Früchte 

befallend. 
Stigmatea  mespili  auf  Birnen.    Quitten  und  Mispeln. 
Mycosphaerella  sentina  auf  Birnenblätter. 

,,  cerasella  auf  den  Blättern  der  Kirschen. 

,,  fragariae  auf  den  Blättern  der  Erdbeeren. 

,,  tabifica  erregt  die  HerzfäuJe  der  Zuckerrüben. 

Guignardia  Bidwellii  erzeugt  die  Schwarzfäule  der  Trauben. 
Familie  Pleosporaceae : 

Venturia  inaequalis  auf  Äpfeln. 
,,         pirina  auf  Birnen. 
,,         cerasi  auf  Kirschen. 
Didymella  applanata  auf  Himbeerruten. 

lycopersici  auf  Tomaten,  den  Stengelkrebs  verursachend. 
Didymosphaeria  populina  auf  Pyramidenpappeln. 
Pleospora  hyacinthi  auf  Hyazinthenzwiebeln. 

Leptosphaeria  herpotrichoides   auf   Roggen,   das   unterste   Halmglied 
befallend. 
,,  tritici  an  den  Blattscheiden  von  Weizen,  Gerste,  Hafer 

und  Roggen. 
Ophiobolus  herpotrichus  auf  Weizen,  Roggen,   Gerste. 
Familie  Gnomoniaceae: 

Gnomonia  erythrostoma  auf  Kirschen,  Blätter  und  Früchte  befallend. 

,,  veneta  auf  den  Blättern  der  Platanen. 

Glomerella  rufomaculans  ist  Urheber  der  Bitterfäide  der  Apfel. 
Familie  Vaisaceae : 

Valsa  leucostoma  auf  den  Zweigen  der  Kirschbäume. 
Famihe  Melograinmataceae : 

Plowrightia  morbosa  auf  Pflaumen-  und  Kirschbäumen. 
Familie  Xylariaceae : 
Xylaria  hypoxylon. 


Sphaeriaceales.  —  Rosellinia.  107 

Die  Sphaeriaceen  sind  durch  ihre  lederigen  oder  kohhgen,  brüchigen 
Gehäuse  und  durch  die  entweder  vollständig  freien  oder  am  Grunde  in 
ein  lockeres  Hyphengeflecht,  aber  nie  in  ein  echtes  Stroma  eingesenkten 
Fruchtkörper  ^charakterisiert.  Die  Mündung  ist  deutUch  vorhanden, 
papillenförmig,  aber  nicht  zu  einem  Schnabel  ausgezogen. 

Acanthostigma  parasiticum  (=  Trichosphaeria  parasitica)  ist  ein 
Schädlintr  der  Abies-Aiten  und  von  Tsuga  canadensis,  besonders  hat  die 
Weißtanne  unter  ihm  zu  leiden.  Die  von  diesem  Pilz  befallenen  Nadeln 
sterben  ab.  bleiben  aber  lose  am  Zweig  hängen,  indem  sie  durch  das  Mycel 
festgehalten  werden.  Dieses  ist  teils  oberflächUch,  die  Zweige  überspinnend 
und  Haustorien  in  die  Epidermis  treibend,  oder  interzellular,  in  das  Blatt- 
gewebe eindringend.  Die  Perithecien  sind  sehr  klein,  mit  Borsten  versehen, 
die  Sporen  vielzellig,  hellgrau. 

Die  Bekämpfung  besteht  im  Abschneiden  der  befallenen  Aste.  Die 
Entwicklung  des  Pilzes  wird  durch  feuchte  stagnierende  Luft  befördert, 
an  trockenen  luftigen   Standorten  tritt  der  Pilz  nicht  auf. 

Wichtiger  ist  die  Gattung  Rosellinia.  Gärtnerisch  von  Bedeutung  ist 
Rosellinia  necatrix,  der  Wurzeltöter.  Dieser  Pilz  erzeugt  eine  Wurzel- 
erkrankung, welche  besonders  den  Weinstock,  aber  auch  Obstbäume  (Äpfel. 
Birnen,  Kirschen,  Zwetschen,  Pflaumen,  Aprikosen  und  Pfirsiche)  schädigt^). 
—  Die  befallenen  Bäume  kränkeln  und  sterben  unter  Umständen  selbst 
ab.  Die  Wurzeln  sind  von  weißen  und  braunen  Mycelfäden  überzogen 
(Abb.  41.  Fig.  l).  Auf  der  Wurzelrinde  entwickeln  sich  reihenweise  kleine 
schwarze  Sklerotien  (Abb.  41.  Fig.  2).  Das  Mycel  dringt  aber  auch  in 
das  Innere  der  Wurzeln  ein.  Kambium  und  Holz  durchwachsend  und 
die  Gewebe  abtötend.  —  Von  einer  Befallstelle  aus  kann  sich  das  Mycel 
auch  im  Boden  weiter  verbreiten  und  benachbarte  Wurzeln  ergreifen. 

Der  Pilz  bringt  keine  über  den  Boden  emporwachsende  Fruchtkörper 
hervor.  Hingegen  entwickeln  sich  solche  unterirdisch,  jedoch  nur  auf  den 
bereits  vom  Mycel  abgetöteten  Wurzeln.  Auf  den  Sklerotien  und  an  anderen 
Teilen  des  Mycels  treten  borstenartig  sogenannte  Coremien  auf,  das  sind 
zu  2  mm  hohen  verzweigten  Bündeln  vereinigte  Konidienträger,  welche 
sehr  kleine,  eiförmige,  farblose  Konidien  abschnüren  (Abb.  41.  Fig.  3  u.  4). 
Außerdem  hat  man  auch  Pykniden  und  Perithecien  beobachtet.  Letztere 
entstehen  aber  erst  nach  mehreren  Jahren,  wenn  die  Wurzeln  schon  gänzlich 
verfault  sind,  wenig  unter  der  Bodenoberfläche.  Dann  entwdckeln  sie 
sich  dicht  gedrängt  auf  denselben  Sklerotien  vne  die  Coremien ;  sie  haben 
IV2  nim  und  mehr  im  Durchmesser,  sind  schwarz,  kohlig.  kugelig,  mit 
vorragender  Mündungspapille  (Abb.  41,  Fig.  5).  In  den  Schläuchen  werden 
spindelförmige,  zuletzt  schwarze   Sporen  entwickelt   (Abb.  41,  Fig.  6). 

Rosellinia  necatrix  lebt  ursprünglich  im  Erdboden,  sie  ist  kaum 
irgendwo  primärer  Krankheitserreger.  Wo  aber  in  nassen  und  feuchten 
Böden  die  Wurzeln  kränkeln,  tritt  der  Wurzelschimmel  hinzu  und  be- 
schleunigt das  Absterben  der  Wurzeln. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  geschieht  am  sichersten  durch  zweck- 
mäßige Drainage  des  Bodens.  Aber  auch  eine  direkte  Bekämpfung  durch 
Behandlung  des  Bodens  mit  Schwefelkohlenstoff  oder  Karbolineum  soU 
von  Nutzen  sein.   Die  Ausbreitung  des  Pilzes  kann  man  auch  durch  Ziehen 

1)  Nur  selten  ist  der  Pilz  auch  auf  krautigen  Gewächsen  beobachtet  worden,  so  auf 
Rüben,  welche  in  Weinbergen  auf  die  Lücken  gesetzt  worden  waren. 


108 


Fünfzehntes  Kapitel. 


von  tiefen,   schmalen   Gräben  zwischen  gesnnden  und  kranken  Pflanzen 
verhindern. 


Abb.  41.     Wurzeltöter  des  Weüistocks. 
1  Getöteter  Kebstock  mit  Rhizomorphen,  a  fädiges  Mycel,  das  in  weiße  Ehizoctoniasträuge  b  übergelit,  die  .sich 
bei  c  verästeln.    Bei  d  und  e  wachsen  Rlüzoniorplien  aus  tlem  Innern  hervor.    V3  nat.  Gr.    2  Wurzel  des  Wein- 
stocks mit  Sklerotien.     3  Stück  von  2  mit  Konidieuträgern,  5:1.     i  Coremium  mit  Konidien,  420:1.     5  Zwei 
Perithecien  mit  Sporen  an  der  Spitze,  vergr.  fi  Schläuche  und  Paraphysen,  stark  vergr.     (1—4  nach  Hartig, 

5  nach  Prillieux,  6  nach  Viala.) 


Rosellinia  quercina,  der  „Eichenwurzeltöter",  erzeugt  an  jungen  Eichen- 
pflanzen, aber  auch  an  anderen  jungen  Laub-  und  Nadelhölzern,  wie  Buche, 


Cucurbitariaceen.  —  Mycosphaerellaceen. 


1U9 


Ahorn.  Fichte,  Tanne  u.  a.,  ähnhche  Krankheitserscheinungen  wie  die 
geschilderten  der  RoseUinia  necatrix.  Er  wird  besonders  bei  anhaltend 
feuchter  Witterung  in  Saatbeeten  gefährlich.  Die  Bekämpf ung  erfolgt  durch 
Isoliergräben  (s.  o.). 

Die  Familie  der  Cucurbitariaceen  ist  —  soweit  gärtnerisch  interessante 
Arten  in  Frage  kommen  —  durch  die  einem  deutlichen  krustenartigen 
oder  dicht  filzigen  Stroma  aufsitzenden,  aber  demselben  nie  eingesenkten 
Fruchtkörper  hinreichend  charakterisiert.  Die  einzige,  hier  zu  behandelnde 
Gattung  Cucurbitaria  ist  von  ihren  Familiengenossen  leicht  durch  die 
mauerförmig  geteilten  braunen  Ascosporen  zu  unterscheiden. 

Cucurbitaria  laburni  ist  ein  gefährlicher  Wundparasit  des  Goldregens, 
Cytisus  laburnum,  besonders  in  Baumschulen.  Die  vom  Pilz  befallenen 
Äste  sterben  bald  ab.  Aus  der  Rinde  brechen  rasenförmig  die  meist  dunklen 
Perithecien  hervor.  Außerdem  treten  drei  Formen  von  Pykniden  auf: 
mit  hyalinen  einzelligen,  mit  braunen  einzelligen  und  mit  braunen  mauer- 
förmig geteilten  Konidien.  Die  Bekämpfung  erfolgt  durch  Abschneiden 
luid  Verbrennen  der  befallenen  Aste. 

Cucurbitaria  elongata  findet  sich  auf  Robinien. 

Die   Mycosphaerellaceen    be-  i 

sitzen  Perithecien,  welche  unter 
der  Oberhaut  gebildet  werden  und 
höchstens  mit  der  kegelförmigen 
Mündung  etwas  hervorkommen. 
Die  Schläuche  .sind  in  Büschel 
angeordnet ;  Paraphysen  fehlen 
oder  sind  wenig  zahlreich. 

Aus  der  Gattung  Ascospora, 
welche  durch  ihre  einzelligen 
Schlauchsporen  ausgezeichnet  ist. 
besitzt  gärtnerisches  Interesse 
Ascospora  Beijerinckii  (mit  den 
Konidienfruchtformen :  Coryne- 
um  Beijerinckii  [=  Clasterospo- 
rium  carpophilum]  und  Phyllo- 
sticta  Beijerincldi).  Dieser  Pilz 
erzeugt  die  Schrotschußkrankheit 
an  den  Blättern  besonders  der 
Kirschen,  aber  auch  der  Pflaumen. 
Zwetschen,  Aprikosen  und  Pfir- 
siche. Auf  den  befallenen  Blättern 
entstehen  zahlreiche,  anfangs  röt- 
liche, dann  leder-  bis  dunkel- 
braune, aber  stets  rot  umrandete 

Flecke  von  1  bis  2,  selten  bis  über  5  mm  Durchmesser.  Später  fallen 
diese  Flecke  aus,  wodurch  das  Laub  das  Ansehen  erhält,  als  sei  es  mit 
Schrot  durchschossen  (Abb.  42).  Auf  erkrankten  Früchten,  z.  B.  Kirschen, 
zeigen  sich  etwas  eingesunkene,  meist  braune  bis  schwärzliche  Flecke, 
welche  häufig  zur  Verkrüppelung  führen  (Abb.  42).  Ähnhche  Ivrankheits- 
erscheinungen  zeigen  Pflaumen,  Aprikosen  und  Pfirsiche.     Auch   an  den 


Abb.  42.    Ascospora  Beijerinckii. 

1  Schrotschußkranke    Kirschblätter.     2   Von  Ascospora 

befallene   Kirschen.      3   Desgl.,    Stück   der  Oberfläche, 

stärker  vergrößert.     (Xach  Lüstner.) 


5^20  Fünfzehntes  Kapitel. 

Trieben  treten,  besonders  bei  Kirschen  und  Pfirsichen,  trockene,  braune, 
rot  umrandete  Flecke  auf,  die  kleine  Gummitröpfchen  abscheiden. 

Von  den  verschiedenen  Fruchtformen  dieses  Pilzes  erscheint  zuerst 
im  Juni,  meist  auf  den  Blattflecken,  Coryneum  Beijerinckii  (=  Clasterospo- 
rium  carpophilum)  in  Gestalt  kleiner  Rasen,  die  einer  Art  Stroma  aufsitzen 
und  an  sehr  kurzen  Zweigen  längliche,  beidseitig  abgerundete,  vier-  bis 
mehrzellige  Konidien  abschnüren.  —  Im  Herbst  bilden  sich  dann  in  den 
Blattflecken,  von  der  Oberhaut  bedeckt,  die  Pykniden  der  Phyllosticta- 
Form.  —  Die  Perithecien  kommen  erst  im  Frühjahr  des  folgenden  Jahres 
auf  den  schon  verwesenden  Blättern  zur  Entwicklung. 

Die  Annahme,  daß  die  Coryneum-Form  die  Erregerin  der  Gummosis 
der  Kirsch-  und  Pfirsichbäume  sei,  scheint  nicht  zuzutreffen. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  erfolgt  durch  vorbeugendes  Be- 
spritzen mit  Fungiziden,  z.  B.  mit  der  für  Kirschbäume  geeigneten  Kupfer- 
kalkbrühe mit  doppeltem  Kalkzusatz  (s.  S.  10),  sowie  durch  sorgfältiges 
Entfernen  und  Verbrennen  des  im  Herbst  abfallenden  Laubes  und  der 
erkrankten  Triebe. 

Die  Gattung  Stigmatea  ist  von  Ascospora  durch  die  stets  zweizeiligen 
Schlauchsporen,  von  Mycosphaerella  durch  die  weniger  tief  in  das  Blatt- 
gewebe eingesenkten  Fruchtkörper  und  das  Vorhandensein  spärlicher 
Paraphysen  unterschieden. 

Stigmatea  mespili  erzeugt  die  als  Blattbräune  der  Birnen  bezeichnete 
Krankheit.  Unter  derselben  haben  weniger  die  edlen  Sorten,  als  besonders 
die  Wildlinge  in  den  Baumschulen  zu  leiden;  außerdem  findet  sich  die 
Krankheit  auf  Quitten  und  Mispeln.  —  Auf  den  befallenen  Blättern  ent- 
stehen sehr  zahlreiche,  kleine,  anfangs  dunkelrote,  später  braune,  unregel- 
mäßige, auf  beiden  Seiten  sichtbare  Flecke,  welche  nicht  selten  zusammen- 
fließen und  dadurch  zur  Bräunung  des  ganzen  Blattes  führen  (Abb.  43, 
Fig.  2).  Dabei  krümmen  sich  die  Blätter  etwas  muldenförmig  ein  und 
fallen  bei  stärkerem  Befall  vorzeitig  ab.  Auch  an  den  oberen  Teilen  der 
Triebe  und  an  den  Früchten  treten  Flecke  auf. 

Die  Konidienfruchtform  ist  als  Entomosporium  maculatum 
( =  Morthiera  mespili)  zu  bezeichnen.  Die  Konidienlager  entstehen  in  den 
abgestorbenen  Gewebeteilen  der  lebenden  Blätter.  Werden  die  Lager, 
was  bisweilen  vorkommt,  unter  einer  etwas  stärkeren  Decke  angelegt  und 
haftet  der  aufreißenden  Kutikula  noch  Pilzgewebe  an,  so  wird  fälschlicli 
der  Eindruck  von  Pykniden  hervorgerufen.  Die  auf  den  Lagern  erzeugten 
Sporen  sind  außerordentlich  charakteristisch :  sie  sind  übers  Kreuz  vier- 
zellig,  und  jede  Zelle  ist  mit  einer  langen  Borste  versehen  (Abb.  43.  Fig  3). 
Auf  den  abgefallenen  Blättern  entstehen  zum  Winter  die  Perithecien,  in 
deren  Schläuchen  je   acht  farblose,   zweizeilige    Sporen    gebildet  werden. 

Die  Verbreitung  des  Pilzes  während  des  Sommers  geschieht  durch 
die  Konidiosporen,  die  Neuansteckung  im  Frühjahr  wohl  durch  die  Schlauch- 
sporen.   Doch  kann  der  Pilz  auch  in  den  Flecken  der  Triebe  überwintern. 

Einige  Feststellungen  über  die  Sortenempfänglichkeit  der  edlen  Birnen 
verdanken  wir  Ewert.  Es  neigen  zu  stärkerem  Befall  der  Früchte :  Blumen- 
bachs Butterbirne,  Clairgeau,  Diels  Butterbirne  und  Wilhams  Christbirne. 
Sehr  widerstandsfähig  gegen  die  Krankheit  sollen  sein:  Alexandrine 
Douillard,  Clapps  Liebling,  Colomas  Herbstbutterbirne,  Edelcrasanne, 
Gute  Luise  von  Avranches,    Herzogin    von  Angouleme,    Liegeis  Winter- 


Stigmatea. 


111 


butterbinie      Napoleons    Butterbirne,    van    Marums    Flaschenbirne    und 
\  erems-Dechantsbirne. 


1  TJ.-1  1 1  ii  Al)b.  43.     Ei-krankiingen  durch  Pvrenomvcet.pn 

mBmsiiFmmwmmm 

3,  6  nach  Tulasne.)  ' 


\\2  Fünfzehntes  Kapitel. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  sind  die  befallenen  Triebe  abzu- 
schneiden und  ebenso  wie  die  abgefallenen  Blätter  einzusammeln  und  zu 
verbrennen.  Ferner  ist  vorbeugende  Bespritzung  mit  Kupferkalkbrühe 
oder  anderen  Fungiziden  zu  empfehlen.  Die  Unterlagen  sind  möglichst 
tief  zu  veredeln. 

Die  Gattung  Mycosphaerella  besitzt  sehr  kleine,  tief  im  Blattgewebe 
sitzende  Perithecien.  in  deren  Innern  die  Schläuche  zu  Büscheln  vereinigt 
sind.  Paraphysen  fehlen  vollständig.  Die  vSchlauchsporen  sind  zweizeilig, 
meist  hyalin. 

Mycosphaerella  sentina  erregt  die  Weißfleckenkrankheit  der  Birnen- 
blätter. Auf  den  von  der  Krankheit  ergriffenen  Blättern  treten  zunächst 
vereinzelte,  später  immer  zahlreicher  werdende,  nnidliche,  braune  Flecke 
von  2  bis  3  mm  Durchmesser  auf.  Zuletzt  vertrocknen  sie  in  der  Mitte,  so 
daß  «braun  unnandete,  helle  Flecke  entstehen  (Abb.  43,  Fig.  4).  Bei 
starkem  Auftreten  fallen  die  erkrankten  Blätter  ab. 

Auf  der  Blattoberseite  entstehen  auf  den  trockenen  Flecken  kleine, 
schwarze,  nur  wenig  hervorragende  Pykniden,  welche  einer  Septoria- 
Art  (piricola)  zugehören.  Die  länglichen  Sporen  sind  leicht  gekrümmt  und 
Ijesitzen  zw^ei  Querwände.  Die  Perithecien  entwickeln  sich  auf  den  ab- 
gefallenen Blättern  während  des  Winters.  —  Aber  auch  die  in  den  Pykniden 
erzeugten  Sporen  können  ffn-e  Keimfähigkeit  bis  zum  nächsten  Frühjahr 
behalten. 

Der  Name  „Blattfleckenkrankheit"  ist  ein  gärtnerischer  Sammel- 
begriff; der  Gärtner  spricht  davon,  sobald  sich  irgendwo  sich  verfärbende 
und  später  vertrocknende  Flecke  zeigen.  Es  gibt  aber  eine  außerordentlich 
große  Zahl  ,. Blattfleckenkrankheiten"  erzeugender  Pilze.  Die  rationelle 
Bekämpfung  derselben  setzt  die  genaue  Kenntnis  ihrer  Biologie  voraus 
—  eine  Aufgabe,  die  allerdings  noch  zu  einem  großen  Teil  der  Lösung 
luirrt.  —  Auch  die  Blattfleckenerkrankimgen  der  Birnen  sind  nicht  aus- 
schließlich durch  Mycosphaerella  sentina  bzw.  Septoria  piricola  erzeugt, 
ähnliche  Erscheinungen  rufen  Septoria  nigerrima,  die  übrigens  vielleicht 
auch  in  den  Formenkreis  der  Mycosphaerella  sentina  gehört,  ferner  Asco- 
ch\i:a-,  Phyllosticta-.  Coniothyrium-Arten  u.  a.  m.  hervor. 

Nach  Ewert  verhalten  sich  die  verschiedenen  Birnensorten  gegen 
^lycosphaerella  gerade  umgekehrt  wie  gegen  Venturia  (Fusicladium). 
Birnen,  w^elche  stark  unter  letzterem  Pilz  leiden,  bleiben  in  der  Regel 
von  der  Weißfleckenkrankheit  verschont,  z.  B.  Colomas  Herbstbutterbirne, 
Grumbkower,  Liegeis  Winterbutterbirne,  während  Sorten,  welche  fusi- 
cladiumfest  sind,  gewöhnlich  sehr  unter  ^Mycosphaerella  zu  leiden  haben, 
z.  B.  Boscs  Flaschenbirne,   Gute   Graue,  Prinzessin  Marianne. 

Die  Bekämpfung  besteht  im  Einsammeln  und  Verbrennen  der  ab- 
gefallenen Blätter.  Eine  vorbeugende  Bespritzung  mit  einem  Fungizid 
ist  zu  empfehlen. 

Mycosphaerella  cerasella  ruft  an  den  Blättern  der  Kirschen  eine  ähn- 
liche Erlo-ankung  wie  Ascospora  Beijerinckii  (vgl.  S.  109)  hervor.  Es  ent- 
stehen rundliche,  braune,  oft  rot  umrandete  Flecken,  die  zum  Teil  auch 
vertrocknen  und  ausfallen.  Die  Konidienrasen,  welche  zu  Cercospora 
cerasella  zu  stellen  sind,  schnüren  verkehrt  keulenförmige,  mit  1  bis  12, 
meist  mit  3  bis  4  Querwänden  versehene,  braune  bis  grünlich-schw^arze  Koni- 


Mycosphaerella.  U  3 

dien  ab.  Im  Frühjahr  wird  auf  den  abgefallenen  überwinterten  Blättern 
die  Schlauchfruchtforni  erzeugt.  Die  Bekämpfung  i.st  die  gleiche  wie  die 
von  Ascospora. 

Mycosphaerella  fragariae  ist  Erreger  der  außerordenthch  weit  ver- 
breiteten Blattfleckenkrankheit  der  Erdbeeren.  Auf  den  erkrankten  Blättern 
erscheinen  rundliche,  braunrot  umrandete  Flecken,  deren  Mitte  vertrocknet 
und  dann  weißlich  aussieht :  oft  bricht  das  vertrocknete  Gewebe  auch  aus 
(Abb.  43,  Fig.  5).  —  Im  Sommer  erscheinen  zunächst  blattoberseits 
Konidienrasen,  die  Ramularia  Tulasnei  angehören.  Auf  denselben  werden 
zylindrische  ungeteilte  oder  häufiger  zwei-  bis  dreizellige  Sporen  ab- 
geschnürt (Abb.  43.  Fig.  6).  Gegen  den  Herbst  treten  gleichfalls  blatt- 
oberseits Pykniden  auf.  welche  zu  Ascoch^-ta  fragariae  zu  stellen  sind, 
in  denen  länglich-spindelförmige,  zweizeilige  Sporen  erzeugt  werden.  Die 
Perithecien  werden  während  des  Winters  gebildet.  —  Ob  noch  eine  weitere 
Konidienform  hierher  gehört,  ist  umstritten. 

Die  Krankheit  richtet  stellenweise  unter  den  kultivierten  Erdbeeren 
erheblichen  Schaden  an.  da  bei  starkem  Auftreten  die  Blätter  vollständig 
vertrocknen.  —  Die  Empfänglichkeit  der  einzelnen  Sorten  gegen  Myco- 
sphaerella fragariae  ist  eine  sehr  verschiedene.  Bei  Beobachtungen  in 
Berlin-Dahlem  haben  sich  als  vollständig  oder  fa.st  vollständig  immun 
erwiesen:  Lucida  perfecta,  Weiße  Ananas.  Flandern.  Deutsch-Evern  und 
Späte  von  Leopoldshall  ^). 

Ein  kräftiger,  aber  lockerer  Boden  scheint  die  Widerstandsfähigkeit 
der  Pflanzen  zu  fördern.  Starke  animalische  Düngung  ist  zu  vermeiden. 
Die  vertrocltneten  Blätter  sind  —  soweit  möglich  —  einzusammeln  und 
zu  verbrennen.  Eine  vorbeugende  Bespritzung  mit  Fungiziden  ist  emp- 
fehlenswert. 

Bemerkenswert  ist  auch  Mycosphaerella  ribis,  dessen  Konidienform, 
Septoria  ribis,  auf  den  Blättern  der  Johannisbeeren  rötlichbraune,  un- 
regelmäßige, vertrocknende  Flecke  erzeugt.  Die  Krankheit  führt  oft  zum 
vorzeitigen  Blattfall  und  damit  unter  Umständen  zu  einer  erheblichen 
Schwächung  des  Strauches.  Über  die  Bekämpfung  wird  bei  Behandlung 
von  Pseudopeziza  ribis  (s.  Kap.  XIX)  zu  sprechen  sein. 

Mycosphaerella  tabifica  bzw.  deren  Pyknidenform,  welche  bekannt 
ist  unter  dem  Namen  Phoma  betae  ( =  Phoma  sphaerosperma  oder 
Phyllosticta  tabifica),  gilt  als  Erreger  der  landwirtschaftHch  wichtigen 
Herzfäule  der  Zuckerrüben.  Zunächst  erkranken  die  jüngsten  Blätter  (im 
Herzen  der  Rübe),  werden  schwarz  und  sterben  ab,  später  geht  die  Krank- 
heit auch  auf  die  äußeren  älteren  Blätter  über,  so  daß  unter  Fernständen 
der  ganze  Kopf  abstirbt.  In  der  Regel  ergreift  die  Krankheit  auch  den 
Rübenkörper  und  erzeugt  dort  Faulsteüen.  Auf  den  erkrankten  Geweben 
treten  die  Pykniden  (Phoma  betae)  auf.  Die  Perithecien  sind  außer- 
ordentlich selten. 

Über  die  Ursachen  der  Erkrankung  bestehen  Meinungsverschieden- 
heiten. Phoma  betae  ist  wahrscheinlich  nur  ein  Gelegenheit sparasit.  der 
nicht  in  der  Lage  ist,  völlig  gesunde  und  in  gutem  Entwicklungszustande 

^)  Vgl. :  Bericht  der  Höheren  GärtnerlehrarLstalt  Berlin-Dahlem  1920  und  1921.  S.  98. 
Höstermann-Xoack,   Pilzparasitäre  Krankheiten.  c 


114  Fünfzehntes  Kapitel. 

befindliche  Rübenpflanzen  zu  befallen.  In  der  Regel  tritt  Phoma  betae 
epidemisch  nur  nach  vorangegangener  Trockenperiode  auf,  und  man  nimmt 
an,  daß  eine  solche  es  ist,  welche  die  Gewebe  schwächt  und  zur  Infektion 
geeignet  macht.  Es  werden  aber  auch  andere  Pilze  als  Erreger  der  Krankheit 
genannt. 

In  Gegenden,  die  stark  der  Austrocknung  ausgesetzt  sind,  sät  man 
vorteilhaft  die  Rüben  später  als  zur  normalen  Zeit,  etwa  Ende  Mai  oder 
Anfang  Juni,  aus.  Man  erreicht  dadurch,  daß  zur  Zeit  der  großen  Hitze 
der  Blattapparat  noch  zu  unentwickelt  ist,  um  durch  ein  starkes,  nicht 
stillbares  Wasserbedürfnis  in  den  empfänglichen  Zustand  zu  kommen.  — 
Düngung  mit  dem  »Scheideschlamm  der  Zuckerfabrikation  gleichwie  Kalk 
begünstigen  die  Krankheit,  und  zwar  dadurch,  daß  sie  den  Boden  austrock- 
nen und  so  die  das  Eintreten  der  Disposition  fördernden  Umstände  herbei- 
führen helfen. 

Guignardia  Bidwellii  (mit  seinen  Pyknidenformen  Phoma  uvicola 
und  Naemaspora  ampelicida)  ist  der  Erreger  des  Black-rot  oder  der  Schwarz- 
fäule der  Trauben.  Eine  eingehende  Besprechung  des  Pilzes  erübrigt  sich, 
da  derselbe  in  Deutschland  noch  nicht  gefunden  wurde.  Besonders  befällt 
die  Krankheit  die  Beeren,  welche  mißfarbene  Flecken  bekommen,  die  sich 
schnell  über  die  ganze  Oberfläche  ausbreiten.  Später  schrumpfen  die  Beeren 
zusammen  und  werden  nach  dem  Absterben  zu  einem  harten  Körper, 
indem  die  Haut  den  Körnern  dicht  aufliegt.  Auf  den  eingeschrumpften 
Beeren  erscheinen  die  Pykniden. 

Die  Familie  der  Pleosporaceen  ist  von  den  Mycosphaerellaceen  durch 
das  Vorhandensein  der  Paraphysen,  besonders  aber  durch  die  Art  und  Weise 
unterschieden,  in  der  die  im  Innern  des  Nährsubstrates  angelegten  Peri- 
thecien  durch  Abblätterung  der  deckenden  Schichten  frei  werden. 

Die  Gattung  Venturia  gehört  zu  denjenigen  Pilzgattungen,  welche  im 
Mittelpunkt  des  gärtnerisch-praktischen  Interesses  stehen.  Ihre  Konidien- 
fruchtförmen  sind  unter  dem  Namen  Fusicladium  beschrieben  worden  und 
unter  diesem  Namen  als  Erreger  der  Schorf krankheiten  unserer  Obst- 
bäume jedem  Gärtner  bekannt. 

Die  Konidienfruchtformen  der  Venturia- Arten  leben  rein  parasitisch. 
Sie  büden  an  Zweigen,  Blättern  und  Früchten  sammetartige,  grauschwarze 
Flecke,  welche  aus  den  olivengrünen,  zu  lockeren  Bündeln  vereinigten 
Konidienträgern  und  einem  flachen,  stromaartigen,  den  Geweben  der 
Nährpflanze  oberflächlich  eingewachsenen  Mycel  bestehen.  Die  Konidien 
sitzen  endständig,  einzeln  oder  zu  zweien,  sind  eiförmig  oder  etwas  keulig, 
anfangs  ohne  Scheidewand,  dann  zweizeilig  (Abb.  44). 

Die  Perithecien  treten  erst  im  Frühjahr  auf  den  toten  überwinterten 
Blättern  auf,  sind  also  Saprophyten.  JDie  häutigen,  zarten,  dunkel  ge- 
färbten Gehäuse  sind  dem  Nährsubstrat  eingesenkt,  sie  ragen  nur  mit  der 
Mündung  hervor  und  sind  am  Scheitel  mit  steifen,  dunklen  Borsten  besetzt. 
Die  Schläuche  sind  ei-  oder  sackförmig,  später  stark  verlängert.  Die  Sporen 
sind  ellipsoidisch  oder  eiförmig,  zweizeilig,  farblos  bis  olivengrün  oder 
gelbbraun.     Die  anfangs  vorhandenen  Paraphysen  schwinden  bald. 

Der  Zusammenhang  zwischen  den  beiden  beschriebenen  Fruchtformen 
ist  durch  die  Untersuchungen  von  Aderhold  einwandfrei  erwiesen.  —  Auf 


Venturia. 


115 


die  biologischen  Verhältnisse  wird  bei  den  einzelnen  Arten  eingegangen 
werden. 

Die  in  Frage  kommenden  Arten  sind  folgende: 

1.  Venturia  inaeqiialis  (=  Fusicladium  dendriticum)  auf  Pirus  malus 
und  verwandten  Pirus- Arten,  nicht  auf  P.  communis. 

2.  Venturia  pirina  (=  Fusicladium  pirinum)  auf  Pirus  communis. 

3.  Venturia  cerasi  (==  Fusicladium  cerasi)  auf  Prunus  avium  und  P. 
cerasus,  wahrscheinHch  auch  auf  anderen  Prunus-Arten  und  auf 
Prunus  persica. 

4.  Venturia  crataegi  (=  Fusicladium  crataegi)  auf  Crataegus -Arten. 


Abb.  44.     Venturia  inaequalis. 

Schnitt  durch  die  Eandzone  eines  Fleckes  von  Fusicladium.  stark  vergr. 

(Nach  Sorauer.) 

c4^J2^  Schor^,  Regen-  oder  Rußfleckenkrankheit  des  Apfelbaumes, 
hervorgerufen  dfjfch  Venturia  inaequalis,  ist  eine  außerordenthch  verbreitete, 
leider  noch  immer  nicht  genügend  gewürdigte  Krankheit. 

Die  Krankheitserscheinungen  zeigen  sich  in  erster  Linie  an  den  Blättern 
und  Flüchten  (Abb.  45),  seltener  treten  sie  beim  Apfelbaum  auch  an  den 
Trieben  auf.  —  Die  ,, Rußflecken"  der  Blätter  sind  schwarzgrüne,  sammet- 
artige  Flecke  und  finden  sich  fast  ausschließlich  auf  der  Blattoberseite,  nur 
ausnahmsweise  auf  der  Blattunterseite  (im  Gegensatz  zu  den  Rußflecken 
auf  den  Blättern  des  Birnbaumes,  die  sich  fast  nur  auf  der  Blattunterseite 
finden).  Mitunter  erscheinen  die  Flecke  schon  bald  nach  der  Laubent- 
faltung, meist  jedoch  erst  von  JuH  ab ;  sie  vergrößern  sich  rasch,  verfließen 
miteinander  und  bedecken  dann  u.  U.  erhebliche  Teile  der  Blattoberfläche. 
Auf  diese  Weise  werden  die  Blätter  in  ihrer  Ernährungstätigkeit  stark 
gestört,  so  daß  sie  bei  starkem  Befall  vorzeitig  abgeworfen  werden.  Die 
Bäume   stehen   dann   Ende   August   bis   Anfang    September   schon   stark 

8* 


116 


Fünfzehntes  Kapitel. 


gelichtet  oder  gar  blattlos  da  (Blattfallkrankheit  bzw.  Zweigdürre)  (Abb.  46). 
—  Sowohl  durch  die  Fleckenbildung  auf  den  Blättern,  wie  besonders  durch 
die  vorzeitige  Entlaubung  treten  naturgemäß  Störungen  des  Wachstums 
und  der  Fruchtbarkeit  des  ganzen  Baumes  ein.  Die  Flecke,  welche  auf  den 
Früchten  auftreten,  sind  in  den  Anfangsstadien  denen  auf  den  Blättern 
ähnlich,  später  färben  sie  sich  in  der  Mitte  durch  Bildung  von  Wundkork 
(dem  sogenannten  ,, Schorf")  rostbraun.  Die  Früchte  werden  durch  die 
Fleckenbildung  unansehnlich,  außerdem  platzen  sie  häufig,  bei  starkem 
Befall  stets,  an  den  Berührungsstellen  der  Flecken  auf,  wohl  deshalb,  weil 
die  verkorkten  Partien  in  der  Mitte  der  Flecken  dem  Wachstum  des  Frucht- 
innern  nicht  zu  folgen  vermögen.  Ferner  ist  durch  den  Fusicladiumbefall 
die  Haltbarkeit  der  Früchte  vermindert.   —   Ein  Befall  der  Triebe  tritt, 

wie  schon  bemerkt  wurde,  beim 
i\.pfelbaum  ziemlich  selten  auf. 
An  den  jungen,  noch  grünen 
Trieben  zeigen  sich  in  diesem 
Falle  die  gleichen  schwarzgrünen 
Flecke,  welche  wir  von  den  Blät- 
tern her  kennen.  Auf  den  älteren, 
verholzten  Trieben  tritt  jedoch 
der  sogenannte  ,, Grind"  auf:  an 
den  befallenen  Stellen  wird  die 
Rinde  blasig  aufgetrieben,  um 
schließlich  aufzuplatzen  und  ein- 
zutrocknen. 

Die  ,, Rußflecken"  werden 
durch  die  massenhaft  hervor- 
tretenden Konidienträger  ge- 
bildet, welche  an  ihrer  Spitze  die 
dunkelgefärbten,  meist  zweizeili- 
gen Konidien  abschnüren  (s.  o.; 
Abb.  44).  Auf  den  vorzeitig  oder 
im  Herbst  abgefallenen  Blättern 
entwickeln  sich  im  nächsten  Früh- 
jahr und  Sommer  die  Schlauch - 
fruchte  (Perithecien).  Dieselben 
brechen  nur  mit  der  Mündung 
gruppenweise  blattunterseits  her- 
vor. In  den  Schläuchen  werden  je  acht  gelbgrüne,  ungleich  zweizeilige 
Sporen  entwickelt. 

Die  Überwinterung  des  Pilzes  geschieht  zunächst  einmal  zweifellos 
im  Innern  der  abgefallenen  Blätter  in  Gestalt  der  im  Frühjahr  hervor- 
brechenden Perithecien.  Daneben  scheint  aber  auch  der  ,,Grind"-Form 
eine  gewisse  Bedeutung  für  die  Überwinterung  des  Pilzes  zuzukommen, 
denn  die  höckerförmigen  Polster  des  Pilzes  sind  während  des  ganzen  Jahres 
auf  den  Trieben  anzutreffen.  —  Eine  Überwinterung  durch  die  Konidio- 
sporen  selbst  ist  nicht  anzunehmen,  da  die  im  Sommer  oder  Herbst  ge- 
bildeten Sporen  kaum  ihre  Keimfähigkeit  den  Winter  hindurch  bis  zum  Mai 
des  nächsten  Jahres  behalten  dürften.  Die  Untersuchungen  von  Schaf fnit 
haben  zw^ar  die  große  Kälteresistenz  der  Fusicladium  dendriticum- Sporen 
erwiesen,  gleichzeitig  aber  auch  gezeigt,  daß  durch  wiederholte  starke  Ab- 


Abb.  45.     Venturia  inaequalis. 
Scliorfkranker  Apfel.  Habitusbild.     (Nach  Aderhold.) 


Venturia. 


117 


kühlung  die  Lebensdauer  der  Sporen  wesentlich  verkürzt  wird.  Eine 
Erscheinung,  die  Schaff nit  dadurch  zu  erklären  sucht,  daß  die  Sporen 
infolge  der  in  der  kälteren  Umgebung  höheren  relativen  Luftfeuchtigkeit 
Wasser  aufnehmen  und  ihr  Protoplasma  dadurch  in  einen  labileren  Zustand 
überführen. 

Xach  den  Untersuchungen  von  Voges  gehört  der  Schorfpilz  zu  denjenigen  echten 
Parasiten,  welche  in  die  Pflanzengewebe  eindringen  können,  ohne  daß  eine  Verletzung  des 
Oberhautgewebes  vorliegt.  Keimschläuche,  welche  Wunden  an  der  Epidermis  zum  Ein- 
dringen benutzen,  hat  Voges  nie"  beobachtet,  imd  damit  wird  auch  die  Annahme  hinfällig, 
daß  schroffer  Temperaturwechsel  und  die  dadurch  verursachten  Epiderniisver]etzung>  n  das 
Auftreten  der  Krankheit  begünstigen. 


Abb.  46. 
Durch  Fusicladium  dendriticum  seit  Ende  August  entblätterte  Apfelbäume  (wahrscheinlich  Virginiücher  Sommer- 
rosenapfel) neben  einer  gesunden  Wintergoldparmäne  an  der  Chaussee  Zlattnick-Proskau.     (Flugbl.  B.  R.  A.) 

Der  Schaden,  welchen  Venturia  inaequaUs  den  Apfelbäumen  zufügt, 
wurde  schon  oben  kurz  angedeutet.  Durch  Laubfall  und  Grind  wird  die 
Entwicklung  und  die  Fruchtbarkeit  der  Bäume  geschädigt ;  die  Früchte 
werden  unansehnlich,  zum  Teil  vollkommen  entwertet,  der  Geschmack, 
besonders  unter  den  Flecken,  ist  bitter ;  das  Gewicht  der  kranken  Früchte 
steht  in  der  Regel  erheblich  gegenüber  demjenigen  gesunder  Früchte  ziu-ück. 

Zweifellos  gehört  die  Schorfkrankheit  zu  denjenigen  Krankheiten, 
deren  starkes  Auftreten  an  gewisse  ihr  günstige  äußere  Umstände  gebunden 
ist.  Nachgewiesenermaßen  haben  einige  Sorten  in  bestimmten  Gegenden 
erheblich  mehr  unter  der  Schorfkrankheit  zu  leiden  als  andere  —  ein  Um- 
stand, der  weiter  unten  noch  erörtert  werden  soll  — ,  und  es  ist  wohl  mög- 
lich, daß  diese  Erscheinung,  wenigstens  zum  Teil,  darauf  zurückzuführen 


118  Fünfzehntes  Kapitel. 

ist,  daß  diesen  Sorten  in  den  betreffenden  Gegenden  die  klimatischen 
Verhältnisse  nicht  zusagend  (zu  rauh!)  sind.  Nach  anderen  Beobachtungen 
(z.  B.  Voges  1910)  soll  der  »Schorf  auf  magerem  Boden  mehr  auftreten 
als  auf  nahrungsreichem;  junge  kräftige  Bäume  sollen  in  den  ersten  Jahren 
nach  der  Pflanzung  gar  nicht  oder  weniger  wie  ältere  Bäume  leiden.  Nasse 
und  kalte  Witterung  im  Frühjahr  begünstigt  das  Auftreten  der  Krankheit, 
während  warme  inid  trockene  Witterung  zu  dieser  Zeit  derselben  entgegen- 
wirkt. Diese  Erscheinung  wird  auf  die  Empfindlichkeit  der  noch  jungen 
Organe  gegen  Infektionen  zurückgeführt.  Je  länger  nun,  infolge  ungünstiger 
Witterung,  die  Entwicklung  der  jungen  Organe  dauert,  desto  größer  ist 
natürlich  die  Gefahr  einer  Infektion. 

Die  in  der  l*raxis  hin  luid  wieder  vertretene  Auffassung,  daß  Apfel- 
sorten mit  roter  Fruchtschale  unter  der  Schorfkrankheit  nicht  zu  leiden 
haben,  entspricht  nicht  den  Tatsachen  oder  dürfte  nur  für  einige  ganz 
bestimmte  Gegenden  bzw.   Sorten  zutreffen. 

Wie  schon  erwähnt  wurde,  ist  die  Empfänglichkeit  der  einzelnen 
Sorten  für  die  Schorfkrankheit  sehr  verschieden,  jedoch  spielen  dabei  in 
vielen  Fällen  die  klimatischen  und  Bodenverhältnisse  die  ausschlag- 
gebende Rolle. 

Als  anfällige  Sorten  werden  genannt :  Berliner  Schafsnase,  Brainier 
Matapfel,  Edelrenette,  Gelber  Winterstettiner,  Goldzeugapfel,  Graue 
franz.  Renette,  Grauer  Kurzstiel,  Karmeliterrenette,  Karpentin,  Königs- 
fleiner,  Orangenpepping,  Orleansrenette.  Roter  Herbstcalvill,  Roter 
Stettiner,  Roter  Wintertaubenapfel,  Sommerkronenapfel,  Tiroler  Rosen- 
apfel, Virginischer  Rosenapfel,  Weidners  Goldrenette,  Weißer  Astrachan, 
Weißer  Wintercalvill,  Winterfleiner,  Woltmanns  Renette  (Krügers  Dick- 
stiel). 

Als  relativ  widerstandsfähig  gelten  folgende  Sorten:  Adersleber 
Calvill,  Antonowka.  Apfel  aus  Croncels,  Baumanns  Renette,  Boikenapfel, 
Burchardts  Renette.  Canada  Renette,  Champagner  Renette,  Charla- 
mowsky,  Coulons  Renette,  Danziger  Kantapfel,  Doppelter  Holländer, 
Emiüe  Müller,  Fraas  Sommercalvill,  Geflammter  Kardinal,  Gelber  Edel- 
apfel,  Gelber  Richard,  Goldprinz,  Goldrenette  von  Blenheim,  Grahams 
Königinjubiläumsapfel,  Gubener  Waraschke.  Halberstädter  Jungfernapfel, 
Harberts  Renette,  Kaiser  Alexander.  Kaiser  Wilhelm,  Königlicher  Kurz- 
stiel, Lord  Grosvenor.  Lord  Suffield,  Luikenapfel,  Lütticher  Rambour, 
Muskat  renette.  Parkers  Pepping,  Plesser  Parmäne,  Pommerscher  Krumm - 
stiel,  Prinzenapfel.  Ribston  Pepping,  Schöner  von  Boskoop,  Weißer 
Klarapfel. 

Es  sei  aber  nochmals  ausdrücldich  darauf  hingewiesen,  daß  es  keine 
unter  allen  L^mständen  gegen  die  Schorfkrankheit  widerstandsfähige 
Apfelsorte  gibt,  sondern  daß  die  als  widerstandsfähig  angegebenen  Apfel- 
sorten es  nur  unter  der  Bedingung  sind,  daß  sie  in  ihnen  zusagenden 
Verhältnissen  angebaut  werden.  Daraus  erklärt  sich  auch,  daß  manche 
Sorten  (z.  B.  Langer  grüner  Gulderling)  von  einer  Seite  als  widerstands- 
fähig, von  anderer  als  empfänglich  angegeben  werden. 

Um  die  Schorfkrankheit  wirksam  zu  bekämpfen,  sind  zunächst  an 
den  befallenen  Bäumen  die  grindigen  Zweige  abzuschneiden  und  durch 
Verbrennen  unschädlich  zu  machen.  Die  abfallenden  Blätter  sind  regel- 
mäßig zusammenzukehren  und  zu  verbrennen  oder  tief  unterzugraben, 
im  Sommer  sowohl  wie  im  Herbst  nach  dem  Blattfall. 


V'enturia.  119 

Zur  direkten  Bekämpfung  des  Pilzes  sind  die  Bäume  mit  einem  der 
unten  näher  erörterten  Fungizide  zu  spritzen,  und  zwar: 

1.  im  Frühjahr  vor  dem  Austreiben  der  Knospen  unter  Anwendung 
der  .  .Winterkonzentration" , 

2.  unmittelbar  nach   der   Blüte   und   noch   einmal    14   Tage   bis   drei 
Wochen  später  mit  der  ,, Sommerkonzentration" ". 

Beim  Spritzen  ist  darauf  zu  -achten,  daß  bei  Apfelbäumen  besonders 
die  Blattoberseiten  getroffen  werden.  Bei  hartnäckigem  Auftreten  besonders 
im  ersten  Behandlungsjahr  und  nach  einem  feuchtkühlen  Frühjahr  können 
weitere  Spritzungen  nötig  werden. 

Bezüglich  der  Wirkung  der  einzelnen  Spritznüttel  sind  folgende 
Erfahrungen  gesammelt  worden : 

1.  Kupferkalkbrühe  (Winterkonzentration  2% ig,  Sommerkonzentra- 
tion  1  %ig)  gilt  als  eines  der  erprobtesten  Mittel.  Jedoch  sei  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daß  sich  laut  verschiedenen  Beobachtern  bei  Ver- 
Avendung  von  Kupferkalkbrühe  häufig  das  Rostigwerden  der  Apfelfrüchte 
einstellt,  weshalb  dieselbe  dort,  wo  es  sich  um  Erzielung  erstklassigen 
Tafelobstes  handelt,  nur  mit  großer  Vorsicht  verwendet  werden  darf. 

2.  Schwefelkalkbrühe  (Winterkonzentration  1 :  10,  Sommerkonzen- 
tration 1:30  einer  Schwefelkalkbrühe  von  32  bis  34'  B.^))  gilt  ebenfalls 
als  ein  bewährtes  Mittel,  welches  ganz  besonders  von  amerikanischer  Seite 
in  den  letzten  Jahren  immer  wieder  empfohlen  wurde.  Das  Rostigwerden 
der  Äpfel  soll  sich  in  bedeutend  geringerem  Maße  als  bei  Verwendung  von 
Kupferkalkbrühe  einstellen. 

3.  Uspulun  wurde  von  Lüstner  mit  negativem  Erfolge  verwendet, 
während  Fürstenberg  (Uspulun.  Gartenflora,  69,  1920,  S.  149)  angibt, 
damit  (an  Birnbäumen)  erfreuliche  Resultate  erzielt  zu  haben.  Eine  Nach- 
prüfung dieser  Versuche  wäre  erwünscht. 

4.  Solbar  (Winterkonzentration  5%  ig,  Sommerkonzentration  1  %ig) 
wird  von  verschiedenen  Versuchsanstellern  empfohlen. 

Die  Schorfkrankheit  des  Birnbaumes,  verursacht  durch  Venturia 
pirina,  ist  ebenso  verbreitet,  wie  die  des  Apfelbaumes,  und  ähnelt  dieser 
in  sehr  vielen  Beziehungen. 

Zur  Kennzeichnung  des  klinischen  Bildes  ist  zunächst  bemerkens- 
wert, daß  der  ..Grind"',  also  das  Übergreifen  der  Krankheitserscheinungen 
auf  die  Zweige,  beim  Schorf  des  Birnbaumes  recht  häufig  ist.  Ferner  treten 
die  Flecke  auf  den  Blättern  fast  stets  auf  der  Blatt  Unterseite  und  nur  sehr 
selten  auf  der  Blattoberseite  auf.  Das  Aufplatzen  der  Früchte  scheint  uns 
beim  Birnbaum  eine  noch  häufigere  Erscheinung  als  beim  Apfelbaum  zu 
sein  (Abb.  47). 

Diesen  Eigentümlichkeiten  des  Birnenschorfes  hat  sich  natürlich  auch 
die  Bekämpfung  anzupassen.  Es  ist  auf  ein  sorgfältiges  Entfernen  und 
Verbrennen  aller  grindigen  Zweige  besonders  großer  Wert  zu  legen.  Femer 
ist  bei  der  Bekämpfung  mit  Spritzmitteln  darauf  zu  achten,  daß  beim 
Bespritzen  in  erster  Linie  die  Blattunterseiten  getroffen  werden.  Im  übrigen 
sind  die  gleichen  Maßregeln  wie  bei  Bekämpfung  des  Apfelschorfes  zu 
ergreifen. 


^)  Entspricht  ungefähr  dem  spezifischen  C^ewicht  von   1,28  bis  1,31. 


120 


Fünfzehntes  Kapitel. 


Eine  ausgeprägte  Sortenempfänglichkeit,  die  sehr  stark  durch  die 
kUmatischen  und  die  Bodenverhältnisse  beeinfhißt  wird,  findet  sich  beim 
Birnbaum  ebenso  wie  beim  Apfelbaum. 

Als  besonders  anfällige  Sorten  werden  von  verschiedenen  Seiten 
genannt:  Barbara  Nelis,  Colomas  Herbstbutterbirne,  Diels  Butterbirne, 
Doktor  Trousseau,  Edelcrasanne,  Edle  Sommerbirne,  Erzbischof  Hons, 
Erzherzogsbirne,  Forellenbirne,  Franchipane.  Gra\ie  Herbstbutterbirne, 
Grumbkower  Butterbirne,  Grrüne  ^Nlagdalene.  Grüne  Pfundbirne,  Grüne 
Tafelbirne,  Gute  Luise  v.  Avranches,  Hardenponts  Winterbutterbirne, 
Holzfarbige   Butterbirne,   Kleine   Muskateller,    Kleine   Pfalzgräfin,    Lange 

^\eiße  Dechantsbirne,  Lenzener  Butter- 
birne, Liegeis  Winterbutterbirne,  Napo- 
leons Butterbirne,  Oberilmer,  Omsewitzer 
Schmalzbirne,  Ostpreußische  Honigbirne, 
Punktierter  Sommerdorn,  Roter  Som- 
merdorn,    Rummeiterbirne,     Salzburger, 


/■V-" 


Abb.  47.    Venturia  (=  Fusicladium)  pirina. 
Habitusbikl.    (Xach  Aderhold.), 


Abb.  48.     Venturia  pirina. 

Perithfciuin  im  Querschnitt  eines  vorjährigen  Binien- 

blattes.     (Xach  Aderliold.) 


Schönste  Sommerbirne,  Schlesische  Weinbirne,  Sommer- Apothekerbirne, 
Sommerrobine,  St.  Germain,  Vauquelin,  Weiße  Herbstbutterbirne,  Wildling 
aus  La  Motte,  Windsorbirne,  Winowka,  Winterdechantsbirne,  Winterdorn, 
Winter  Nelis,  Wittenberger  Glockenbirne,  Zwiebotzenbirne. 

Hingegen  werden. als  widerstandsfähig  —  unter  günstigen  Bedingungen 
—  folgende  Sorten  aufgeführt :  Alexander  Lucas'  Butterbirne,  Barons- 
birne, Boscs  Flaschenbirne,  Bunte  Julibirne,  Capiaumont,  Clairgeaus 
Butterbirne,  Comperette,  Doppelte  Philippsbirne,  Dunmore,  Enghien, 
Esperens  Herrenbirne,  Esperine,  Französische  Muskatellerbirne,  Frühe 
von  Trevoux,  Gellerts  Butterbirne,  Großer  Katzenkopf,  Grüne  Hoyers- 
werder,  Gute  Graue,  Gute  von  Ezee,  Herbstsjdvester,  Hof ratsbirne , 
Holländische  Feigenbirne,  Josephine  von  Mecheln,  Kampervenus,  Köstliche 
von  Charneu,  Kuhfuß,  Madame  Verte,  Marguerite  Marillat,  Marie  Luise, 


Venturia.  121 

Neue  Poiteau,  Nina,  Poinmersche  Zuckerbirne,  Präsident  Drouard,  Prin- 
zessin Marianne,  Reine  von  Tongre,  Runde  Mundnetzbirne,  Runde 
Pomeranzenbirne,  Schöne  Julie,  Van  Marums  Flaschenbirne,  Weinbirne. 
Westrum,  Williams  Christbirne,  Winter-Meuris. 

Sicherlich  werden  aber  auch  hier  die  Erfahrungen,  welche  man  mit 
diesen  Sorten  machen  wird,  verschiedene  sein,  je  nach  den  Verhältnissen, 
unter  denen  dieselben  kultiviert  werden. 

Venturia  cerasi,  dem  Schorf  der  Kirschen,  kommt  von  den  Schorfen 
der  Obstbäume  bis  jetzt  die  geringste  wirtschaftliche  Bedeutung  zu. 
Jedoch  scheint  die  Krankheit  in  der  Ausbreitung  begriffen  zu  sein  und 
könnten  günstige  Umstände  sie  leicht  einmal  sehr  lästig  werden  lassen. 

Das  Krankheitsbild  weist  einige  Verschiedenheiten  von  demjenigen 
des  Apfel-  und  des  Birnenschorfes  auf.  Die  F u si cla diu m -Form  befällt 
nur  die  Blätter  und  Früchte,  während  eine  Erkrankung  der  Zweige,  der 
,, Grind",  nicht  vorkommt.  Die  ,, Rußflecken"'  der  Blätter  treten  besonders 
auf  der  Oberseite  derselben,  selten  auf  deren  Unterseite  auf,  sie  fehlen 
jedoch  mitunter  trotz  heftiger  Erkrankung  der  Früchte  auch  völlig.  Die 
schwarzgrünen,  rundlichen  Flecke  sind  im  ganzen  wenig  auffallend,  sie 
bilden  nur  einen  zarten  Anflug  von  etwa  1  mm  Durchmesser.  Bei  starkem 
Befall  sterben  die  Blätter  aber  gleichwohl  ab.  Die  auf  den  Früchten  auf- 
tretenden Flecke  sind  ebenfalls  rund,  klein  und  zart.  Der  Befall  zeigt 
sich  besonders  auf  den  gerade  in  Rötung  übergehenden  Früchten.  Das 
Wachstum  der  befallenen  Früchte  hört  auf  und  die  Früchte  verkrüppeln. 
Werden  noch  sehr  junge  Früchte  von  der  Krankheit  befallen,  so  fallen 
sie  öfters  auch  ab. 

Die  Krankheit  schädigt  sowohl  Süß-  wie  Sauerkirschen,  wahrschein- 
lich auch  den  Pfirsich.  Da,  wie  schon  bemerkt  wurde,  dieselbe  seltener 
ist  als  der  Schorf  des  Kernobstes,  so  sind  Erfahrungen  bezüglich  Sorten- 
immunität nicht  in  dem  Maße  wie  dort  gesammelt  worden. 

Zimmermann  (Blätter  für  Obst-.  Wein-  und  Gartenbau  1913,  S.  lOTff.) 
beobachtete  anläßlich  eines  starken  Auftretens  des  Kirschschorfes  im 
Sommer  1911,  daß  derselbe  besonders  an  den  Weichsein,  weniger  an  den 
Süßkirschen  auftrat.  Am  meisten  geschädigt  wurde  die  Sauerkirsche 
,, Großer  Gobet",  weiüger  stark  die  ,, Süßweichsel  von  Olivet",  die  ,, Ost- 
heimer  Weichsel"  und  ..Herzogin  von  Angouleme".  —  Nach  verschiedenen 
anderen  Angaben  und  unseren  Beobachtungen  scheinen  besonders  die 
Schattenmorellen  unter  der  Krankheit  zu  leiden. 

Um  die  Krankheit  zu  bekämpfen,  sind  zunächst  die  Blätter  (und  auch 
etwa  vorhandene  befallene  und  nicht  verwertbare  Früchte)  zu  entfernen 
und  zu  verbrennen.  Bei  der  Verwendung  von  Spritzmitteln  ist  zu  berück- 
sichtigen, daß  das  Laub  der  Kirschbäume  empfindlicher  gegen  Kupfer- 
kalkbrühe ist  als  das  Laub  des  Kernobstes.  Man  verwendet  im  belaubten 
Zustande  eine  Brühe,  die  aus  1  kg  Kupfervitriol  und  2  kg  Kalk  auf  100  Liter 
Wasser  hergestellt  ist. 

Venturia  crataegi  (=  Fusicladium  crataegi)  findet  sich  zerstreut  auf 
den  Blättern  unserer  Crataegus- Arten,  welche  ja  hin  und  wdeder  auch  als 
Ziersträucher  Verwendung  finden.  Der  Pilz  wird  uns  aber,  ebenso  wie 
verschiedene  Venturia-Arten  auf  Birken,  Zitterpappeln  und  Eschen,  wohl 
nur  selten  gegenübertreten. 


122 


Fünfzehntes  Kapitel. 


Die  Gattung  Didymella  ist  ausgezeichnet  durch  die  —  im  Gegensatz 
zu  Venturia  —  kahlen  Fruchtkörper  und  durch  die  hyahnen,  gleichfalls 
zweizeiligen  Ascosporen. 

Didymella  lycopersici,  der  Erreger  des  Tomatenkrebses,  ist  ein  erst 
seit  kurzem  bekannter,  aber  anscheinend  außerordentlich  gefährlicher 
Schädiger  der  Tomatenkulturen ^).  Die  Krankheit  tritt  an  den  Stengeln, 
in  der  Regel  dicht  über  dem  Erdboden  auf.  Es  zeigen  sich  daselbst  Flecke, 
welche  rasch  miteinander  verschmelzen  und  bis  zu  6  cm  lange  schwarze 
Stellen  bilden  (Abb.  49).  Der  Befall  kann  einseitig  oder  stengelumfassend 
sein.  Die  erkrankten  Stellen  schrumpfen  erheblich  zusammen,  so  daß 
sich  die  kranken  Gewebe  scharf  von  den  gesunden  abheben.  ^  Schon  bei 

geringer  Ausdehnung  der  Krankheitsherde 
an  den  Pflanzen  beginnen  dieselben  zu  welken 
und  gehen  nach  kurzer  Zeit  zugrunde. 


Abb.  4i).     Didymella  lycopersici. 
Untere   Stengelteile    krebskranker  Tomaten- 
pflanzen mit  Adventivwurzelbildimgen  ober- 
halb der  erkrankten  Stellen.   (Orig.  n.  d.  N.) 


Abb.  50. 
Pyknide    von    Didymella    lycopersici.     «u/,.      Links:    Konidien, 
frisch  in  Wasser   bzw.  nach  24  Stunden  keimend.    <^'/i-    (Nach 

Klebahn.) 


An  den  erkrankten  Rindenpartien  treten  sehr  zahlreich  die  Pykniden 
auf,  in  denen  sowohl  einzelHge  wie  zweizeilige  Sporen  gebildet  werden 
(Abb.  50),  welche  bei  Einfluß  von  Feuchtigkeit  in  langen  Ranken  aus  den 
Pykniden  hervorquellen.  Die  Perithecien  bilden  sich  an  den  gleichen 
Stellen,  aber  erst  nach  Überwinterung  des  Substrates  (Abb.  51). 

Über  eine  Bekämpfung  des  Schädlings  wissen  wir  bis  jetzt  sehr  wenig. 
Nach  Heinsen  soll  sich  eine  frühzeitige  Anwendung  von  Kupferkalkbrühe 


1)  Vgl.:  Klebahn,  H.,  Der  Pilz  der  Tomatenstengelkrankheit.  Ztschr.  Pflanzenkrankh. 
XXXI.  Bd.,  1921,  S.  1.  —  Heinsen,  E.,  Das  Auftreten  und  die  Verbreitung  des  Tomaten- 
krebses bei  Hamburg.     Ebenda,   S.  16. 


Didymella. 


123 


noch  am  meisten  bewährt  haben.  Das  sicherste  dürfte  sein:  sorgfältiges 
Auflesen  und  Verbrennen  des  Krautes  nach  der  Ernte  und  Aussetzen  des 
Tomatenanbaues  während  mehrerer  Jahre. 

Didymella  applanata  ist  der  Erreger  der  Himbeerrutenkrankheit  (der 
Fleekenkrankheit  und  des  Absterbens  der  Himbeertriebe).  Die  Krank- 
heit wird  erst  seit  dem  Jahre  1917  beobachtet,  hat  aber  schon  eine  weite 
Verbreitung  erlangt. 

An  den  untersten  Teilen  der  noch  grünen  Triebe  erscheinen  im  Sommer, 
gewöhnlich   um  eine  Knospe  herum,   violette  oder  bläulichgraue  Flecke. 


Abb.  51. 
Perithecium   von   Didymella  lycopersici.    =^-Vi.    Obea:    Paraphysen  und 
.   Schläuche.    ''•*'/!.    Unten:  Sporen.     (Nach  Klebahn.) 


Abb.  52. 
Himbeerrutenkrankheit,  verur- 
sacht von  Didymella  applanata. 
(Nach  Lüstner.) 


Beim  Verholzen  platzt  an  dieser  Stelle  die  Rinde  auf  und  löst  sich  ab.  Die 
erkrankten  Triebe  gehen  entweder  zugrunde  oder  treiben  im  nächsten 
Jahre  nur  noch  schwach  aus,  um  bald  darauf  abzusterben  (Abb.  52). 

Durch  Infektionsversuche  wurde  der  Nachweis  erbracht,  daß  diese 
Krankheitserscheinungen  von  Didymella  applanata  hervorgerufen  werden. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  sind  gleich  bei  ihrem  ersten  Auftreten 
sämtliche  befallenen  Triebe  abzuschneiden  und  zu  verbrennen.  Ferner 
wird  ein  Bespritzen  mit  P/.2%iger  Bordeauxbrühe  (1500  g  Kupfervitriol 
und  1500  g  Ätzkalk  auf  1001  Wassej)  empfohlen.  Ein  Zusatz  von  Schmier- 
seifenlösung, damit  die  Brühe  auf  dem  wachsartigen,  weißlichen  Überzug, 
der  manchen  Himbeersorten  eigen  ist,  besser  haftet,  ist  nicht  anzuraten. 


124  ~  Fünfzehntes  Kapitel. 

Nach  unseren  Erfahrungen  treten  dabei  Umsetzungen  in  der  Kupferkalk- 
brühe auf,  welche  deren  Wirkung  beeinträchtigen  dürften.  Von  Wert 
dürfte  sich  im  übrigen  wohl  nur  eine  vorbeugende  Behandlung  erweisen. 

Die  Gattung  Didymosphaeria  unterscheidet  sich  von  Didymella  durch 
die  braun  gefärbten  (nicht  hyalinen),  zweizeiligen  »Sporen.  —  Didymo- 
sphaeria populina  wird  als  Ursache  des  Absterbens  der  Pyramiden- 
pappeln angegeben.  Die  Krankheit  zeigt  sich  zuerst  an  den  jüngeren 
Zweigen,  welche  gebräunte  Rindenstellen  bekommen,  unter  denen  meist 
auch  der  Holzkörper  angegriffen  erscheint.  Die  Blätter  Averden  gelblich 
und  schlaff,  der  Zweig  stirbt  ab,  schließlich  wird  der  Baum  wipfeldürr,  um 
endlich  einzugehen.  —  Andere  Forscher  führen  Dothiora  sphaeroides,  eine 
Phacidiineae,  als  Grund  dieser  Erscheinung  an.  Noch  andere  sehen  die 
Ursache  in  einer  Degeneration,  hervorgerufen  durch  die  stete  Stecklings- 
vermehrung des  Baumes,  oder  wollen  die  besondere  Frostempfindlichkeit 
von  Populus  nigra  pyramidalis  dafür  verantwortlich  machen.  Es  scheint, 
daß  in  diesem  Falle  die  Degenerationstheorie  nicht  von  der  Hand  gewiesen 
werden  darf^). 

Die  Gattung  Pleospora  besitzt  kahle  Fruchtkörper,  achtsporige 
Schläuche  und  mauerförmig  geteilte  Sporen.  Die  anfänglich  von  der 
Oberhaut  bedeckten  Frucht körper  sitzen  später,  durch  Abblätterung 
ersterer.  dem  Substrat  mehr  oder  weniger  frei  auf. 

Pleospora  hyacinthi  ruft  die  Schwärze  der  Hyazinthenzwiebeln  hervor. 
Die  äußeren  Schuppen  der  Zwiebeln  bedecken  sich  mit  einem  schwarzen, 
rußartigen  Überzug.  Als  Konidienform  findet  man  auf  diesem  Claclosporium 
fasciculare,  außerdem  sollen  noch  zweierlei  Pyknidenformen  auftreten.  Im 
Herbst  erscheinen  dann  auf  den  Schuppen  die  Perithecien.  —  Die  Krank- 
heit wird  nach  Sorauer  durch  unvollständiges  Ausreifen  der  Zwiebeln 
im  Boden  begünstigt. 

Andere  Pleospora- Arten  sind: 

PI.  tropaeoli  auf  Tropaeolum  malus,  Blattflecken  erzeugend,  bei  uns 
aber  noch  nicht  beobachtet;  ' 

PL  hesperidearum  auf  Citrus-Arten,  Flecke  und  Schwärzeerscheinungen 
auf  Blättern  und  Früchten  erzeugend;  Konidienfruktifikation  anscheinend 
ein  Sporodesmium. 

Die  Gattungen  Leptosphaeria  und  Ophiobolus  besitzen  in  der  Haupt- 
sache landwirtschaftliches  Interesse,  so  daß  sich  eine  eingehende  Behand- 
lung erübrigt.  Von  den  bisher  behandelten  Gattungen  der  Pleosporaceen 
sind  sie  durch  die  länglichen,  quer  in  mehrere  Zellen  geteilten  Sporen 
unterschieden. 

Leptosphaeria  ist  ausgezeichnet  durch  kahle  Fruchtkörper  und  mehr 
gelbbraune  Sporen,  welche  nicht  in  die  einzelnen  Teilzellen  zerfallen. 

Leptosphaeria  herpotrichoides,  der  ,, Roggenhalmbrecher",  erzeugt 
eine  gefährliche  Fußkrankheit  des  Getreides.  Das  unterste  Halmglied 
bräunt  sich  und  erhält  eine  morsche  Beschaffenheit,  wodurch  der  Halm 
an  seiner  Basis  leicht  umknickt.  Im  Zellgewebe  wuchert  ein  Pilzmycel. 
Die  Perithecien  erscheinen  bereits  im  Juni.    Es  werden  außerdem  sowohl 


1)  Vgl.   Sorauer- Graebner,  1921,   S.  50ff. 


Ophiobolus.  —  Gnomoniaceen,  125 

Konidien-  wie  Pyknidenformen  genannt,  welche  in  den  Entwicklungsgang 
des  Roggenhalnibrechers  gehören  sollen. 

Die  Fußkrankheit  des  Getreides  kann  aber  auch  durch  andere  pilz- 
liche Parasiten  verursacht  werden,  so  z.  B.  durch  Ophiobolus  graminis 
und  O.  herpotrichus  (s..u.).  Alle  drei  sind  wohl  nur  Gelegenheitsparasiten, 
welche  das  Getreide  erst  befallen,  wenn  es  durch  besondere  Umstände, 
z.  B.  Früh] ahrsf röste,  ungünstige  Ernährung,  schlechte  Bodenverhältnisse, 
naßkalte  Witterung,  zu  dichte  Saat,  schon  eine  gewisse  Schwächung  er- 
fahren hat. 

Leptosphaeria  herpotrichoides  greift  sowohl  Roggen  wie  Weizen  an. 
Zur  Bekämpfung  eignen  sich  nur  die  allgemeinen  Kulturmaßnahmen: 
sorgfältige  Bodenbearbeitung,  Fruchtwechsel  und  vorwiegende  Düngung 
mit  Phosphorsäure. 

Leptosphaeria  tritici  tritt  auf  den  Blattscheiden  von  Weizen,  Gerste, 
Hafer  und  auch  Roggen  auf  und  bringt  die  Blätter  zum  Absterben,  die 
Pflanzen  dadurch  zum  Teil  erheblich  schädigend. 

Die  Gattung  Ophiobolus  besitzt  gleichfalls  kahle  Fruchtkörper,  unter- 
scheidet sich  aber  von  Leptosphaeria  durch  die  mehr  dunkelbraunen  und 
fädigen  Sporen,  welche  häufig  in  Teilzellen  zerfallen. 

Ophiobolus  graminis  und  O.  herpotrichus,  beide  als  ,, Getreidehalm- 
töter"  bezeichnet,  treten  in  erster  Linie  an  Weizen,  aber  auch  an  Roggen 
und  Gerste  auf.  Sie  sind,  gleich  Leptosphaeria  herpotrichoides,  mit  der 
sie  nicht  selten  auch  zusammen  vorkommen,  Erreger  der  oben  geschilderten 
Fußkrankheit  des  Getreides. 

Die  Familie  der  Gnomoniaceen  ist 
ausgezeichnet  durch  die  in  das  Substrat 
eingesenkten  Frucht körper,  welche  mit 
einer  schnabelartig  verlängerten  Mündung 
hervorragen,  und  durch  die  Schläuche, 
welche  am  Scheitel  eine  Verdickung  auf- 
weisen, durch  die  ein  Porus  hindurchführt 
(Abb.  53). 

Die  Gattung  Gnomonia  ist  charakte- 
risiert durch  die  zweizeiligen  (bei  einigen 
anderen  Arten    auch  vierzelligen)   Sporen. 

Gnomonia  erythrostoma   ruft   die   so- 
genannte  Blattseuche   der   Kirschen  hervor.  Abb.  .53.     Gnomonia  erythrostoma. 
^-          -rr         1  1     -j^  1     £■■^^J^               1  1  -r»i"ij             •         Längsschnitt   durch  ein  Perithecium,   ^ay,. 

Diese  Krankheit  beiallt  sowohl  Blatter  wie  (Nach  Frank.) 

Früchte  besonders  der  Süßkirschen,  seltener 

der  Sauerkirschen.  Auf  den  Blättern  treten  im  Frühsommer,  anfangs 
noch  sehr  undeutlich,  bleiche  Flecke  auf,  die  sich,  etwa  im  Juli,  gelb 
und  danach  braun  färben.  Das  erkrankte  Blatt  roUt  sich  dabei  mehr 
oder  weniger  zusammen,  vertrocknet  und  stirbt  ab,  wobei  sich  die  Blatt- 
stiele höchst  eigenartig  hakenförmig  nach  unten  krümmen  (Abb.  54). 
Die  befallenen  Früchte  bleiben  klein  und  verkrüppeln  oder  verschrumpfen 
oder  platzen  auch  auf.  Die  abgestorbenen  Blätter  fallen  aber  nicht  ab, 
sondern  bleiben  nach  dem  normalen  herbstlichen  Blattf  aU  bis  zum  nächsten 
Frühjahr  am  Baum  sitzen. 

Im  Juli,  August  treten  auf  den  Unterseiten  der  erkrankten  Blätter 
die  kugelförmigen  Pykniden  auf,  in  denen  sehr  zahlreich  die  hakenförmig 


126 


Fünfzehntes  Kapitel. 


gekrümmten  Sporen  erzeugt  werden.  Gleichzeitig  geschieht  auch  die  erste 
Anlage  der  Perithecien,  deren  Weiterentwickhnig  jedoch  den  ganzen 
AA'inter  hindurch  in  Anspruch  nimmt  und  erst  im  April-Mai  zur  Reife  führt. 

Obwohl  Gnomonia  erythrostoma  im  allgemeinen  nicht  sehr  gefährlich 
auftritt,  hat  der  Pilz  doch  schon  einige  Male  ganz  gewaltigen  Schaden 
angerichtet  (so  Mitte  der  80  er  Jahre  im  Altenlande  bei  Hamburg).  Ihm 
ist  daher  die  größte  Aufmerksamkeit  zu  schenken. 

Die  Bekämpfung  ist  verhältnismäßig  einfach.  Da  der  Pilz  ausschließ- 
lich in  den  hängenbleibenden  Blättern  überM-intert,  so  genügt,  wie  auch 
seinerzeit  die  Erfahrungen  im  Altcnlande  bewiesen  haben,  sorgfältiges 
Einsammeln  und  Verbrennen  derselben  während  des  Winters. 


Abb.  54. 
Durch  Gnomonia  erythrostoma  erkrankte'  Kirsch- 
blätter und  Kirschen  (nach  Frank). 


Abb.  05.  Gnomonia  veneta. 
1  Blattflecken  entlang  den  Hauptnerven.  2  u. 
3  Gloeosporiiim  nervi.sequum.  2  Schnitt  durch 
ein  Konidienlager.  3  Gruppe  von  Sporenträgern 
mit  Sporen.  4  Schnitt  durch  ein  Perithecium. 
ö  Ascus.    6  Schlauchsporen.   7  Microstroma  pla- 

tani  (s.  d.).    (Nach  Neger.) 


Gnomonia  veneta  ( =  Laestadia  veneta)  ist  EiTcger  der  Blattkrankheit 
der  Platanen.  Die  befallenen  Blätter  bekommen  Trocknungserscheinungen, 
die  sich  in  ganz  auffallender  Weise  längs  der  Blattnerven  erstrecken 
(Abb.  55,  Fig.  1).  Ebenso  treten  auf  den  jungen  Trieben  trockene  braune 
Flecke  auf,  bisweilen  vertrocknen  dieselben  gänzlich. 

Auf  den  braunen  Flecken  sowohl  der  Blätter,  wie  der  Triebe,  bei 
ersteren  gern  in  den  Rippenwinkeln,  erscheint  im  Sommer  die  Konidien- 
fruchtform  in  Gestalt  von  Lagern,  welche  unter  der  Kutikula  angelegt 
werden  und  als  Gloeosporium  nervisequum  beschrieben  worden  sind 
(Abb.  55,  Fig.  2  u.  3).  Andere,  in  den  Formenkreis  dieser  Gnomonia 
gehörige  Konidienfruchtformen  sind  eine  Discula  (an  Platanenzweigen) 
und  eine  Sporonema  (an  überwinternden  Blättern),  beides  Pyknidenpilze 
(Sphaeropsidales).  Die  Perithecien  gelangen  während  des  Winters  zur 
Entwicklung. 


Gnomonia  leptostyla. 


12' 


Die  Krankheit  hat  sich  in  neuerer  Zeit  stark  ausgebreitet,      ."^ie  i>t 
durch  Einsammeln  und  Verbrennen  des  abgefallenen  Laubes  zu  bekämpfen. 

Gnomonia  leptostyla  verursacht  eine  Blattfleckenkrankheit  der  Walnuß. 
—    Auf   den    Blättern    und   grünen   Früchten   erscheinen    rundliche    oder 
unregelmäßig-eckige,  braune,  dunkelumrandete  Flecke.  Erscheinen  dieselben 
zahlreicher,    so    gehen    sie   ineinander 
über  und  es  werden  größere  Gewebe - 
teile  zum  Absterben  gebracJit  (Abb.  56). 
Die  Blätter,  wie  auch  die  Früchte,  fallen 
bei  starker  Erkrankung  vorzeitig  ab. 

Im  Sommer  werden  in  den  er- 
krankten Geweben  Sporenlager  an- 
gelegt, welche  die  Epidermis  durch- 
brechen (=  Marsonia  juglandis).  Auf 
denselben  werden  dicksichelförmige, 
zweizeilige,  farblose  Sporen  abge- 
schnüit.  Auf  den  abgefallenen  Blättern 
entwickeln  sich  im  Laufe  des  Winters 
die   Schlauchfrüchte. 

Ähnliche  Flecke  können  auf  Wal- 
nußblättern und  Fruchtschalen  auch 
durch  andere  Pilze  hervorgerufen 
werden.  Man  vergleiche :  Ascochyta 
juglandis,  Cryptosporium  nigrum  und 
eventuell  auch  Phyllosticta  juglandis 
und  Ph.  juglandina. 

Zur  Bekämpfung  ist  Einsammeln 
und  Verbrennen  der  abgefallenen  Blätter 
und  der  Fruchtschalen  erforderlich. 
Wenn  technisch  durchführbar,  kann 
auch  vorbeugend  mit  einem  Fungizid 
gespritzt  werden. 


Abb.  56     Fleckenkrankheiten  der  Walnuß. 

Das  Blatt  erkrankt  durch  Gnomonia  leptostyla, 

die  Frucht  liefallen  von  Septoria  epicarpii  (.siehe 

Kap.  24).    (Nach  Lüstner.) 


Glomerella  rufomaculans  wird  als  Schlauchfruchtform  von  Gloeospo- 
rium  fructigenum  (s.  d.)  angegeben.  Die  Zusammenhänge  dieser  und 
anderer  Glomerella-Arten  mit  Gloeosporium  und  Colletotrichum  sind  aber 
noch  wenig  geklärt. 


Sechzehntes  Kapitel. 

Die  Sphaeriaceales  —  Stromatica. 

Die  in  diesem  Kapitel  zu  behandelnden  Familien  aus  der  Unterordnung 
der  Sphaeriaceales  sind  durch  den  Besitz  eines  echten  Stromas  ausgezeichnet . 
in  welches  die  Fruchtkörper  eingesenkt  sind. 

Bei  den  Valsaceen  wird  das  Stroma  innerhalb  des  Nährsubstrates 
gebildet.  Die  Fruchtkörper  ragen  mit  schnabelartiger  Mündung  aus  dem- 
selben hervor.     Als  Konidienfruchtform  treten  Pykniden  auf. 

Die  Gattung  Valsa  besitzt  einzellige  Schlauchsporen  mit  hellgefärbter 
Membran. 


128 


Sechzehntes  Kapitel. 


Valsa  leucostoma  ist,  wenn  auch  nicht  alleiniger  Urheber,  so  doch 
beteiligt  an  dem  sogenannten  ,,Kirschbanmsterben".  Nachdem  die  Bäume 
im  Frühjahr  noch  ganz  normal  ausgetrieben  haben,  sterben  einzelne  Äste 
plötzlich  ab.  Jüngere  Bäume  gehen  in  der  Regel  zugrunde;  an  älteren 
Bäumen  kann  die  Krankheit  zum  Stillstand  kommen,  meist  greift  sie 
jedoch  auch  an  diesen  weiter  um  sich  und  im  Laufe  der  Jahre  stirbt  ein 
Zweig  nach  dem  anderen.     Die  Rinde  der  getöteten  Zweige  zeigt  —  im 


Abb.  57. 

Kirschbaumsterben:    links  abgestorbener  Zweig  mit  warzenartigen  Erhöhmigen,  imter 

denen  sicli  die   Stromata  der  Valsa  leucostoma  befinden,  rechts  gesunder  Zweig  mit 

glatter  Rinde.     (Nach  Ewert.) 

Gegensatz  zur  glatten  Rinde  der  gesunden  —  zahlreiche  kleine,  warzen- 
förmige Erhebungen  (Abb.  57).  Am  Grunde  der  abgestorbenen  Zweige 
tritt,  manchmal  sogar  sehr  reichlich,  Gummifluß  auf,  während  in  anderen 
Fällen  das  Gummi  nur  in  noch  bedeckten  Spalten  der  Rinde  zu  finden  ist. 
Die  warzenförmigen  Auftreibungen  auf  der  Rinde  sind  verursacht 
durch  die  Stromata  der  Valsa  leucostoma  bzw.  durch  ihre  Pyknidenform. 
Die  Perithecien  liegen  zu  drei  bis  zehn  in  einem  Stroma  nur  mit  der  hais- 
förmigen  Mündung  hervorragend.    Die  Pykniden,  der  Gattung  Cytospora 


JMelogrammatacecn.  129 

angehörend,  sind  linsenförmig,  schwarz,  mehrkammerig,  sie  öffnen  sich 
nur  mit  einem  Poriis.  Bei  Zutritt  von  Feuchtigkeit  quellen  die  Sporen  in 
langen,  rötlichen  Ranken  aus  den  Warzen  heraus. 

Die  Krankheit,  welche  in  der  Regel  als  das  ..Rheinische  Kirsch- 
baumsterben" bezeichnet  wird,  ist  auch  in  anderen  Gegenden  Deutsch- 
lands aufgetreten.  —  Vorgenommene  Versuche  haben  ergeben,  daß  Valsa 
leucostoma  kaum  in  der  Lage  ist.  völlig  gesiuide  Zweige  zu  infizieren. 
Vielmehr  ist  dieser  Pilz  als  ein  Wundparasit  anzusehen.  Als  Eingangs- 
pforten dienen  ihm  Rindenverletzungen,  welche  durch  Frost  oder  Sonnen- 
brand hervorgerufen  worden  sind.  Nach  anderen  Autoren  ist  der  Pilz 
obendrein  ein  Schwäeheparasit.  dessen  Auftreten  voraussetzt,  daß  die 
Bäume  durch  ungünstige  äußere  Einflüsse  gelitten  haben.  Noch  andere 
halten  das  Kirschbaumsterben  lediglich  dinx-h  physiologische  Ursachen 
bedingt  inid  sehen  die  Gründe  dafür  in  erster  Linie  in  ungünstigen  Boden- 
verhältnissen (häufige  Anpflanzung  der  Kirschen  auf  zu  schwerem  Boden, 
besonders  wenn  noch  stauende  Nässe  hinzutritt). 

Bekämpfungsversuche  sind  bisher  ohne  Erfolg  geblieben.  Die  er- 
lirankten  Äste  sind  auszuschneiden  und  zu  verbrennen,  die  Wunden  mit 
Steinkohlenteer  oder  Baum  wachs  zu  verschließen. 

Aus  der  Familie  der  Melogrammataceen  interessiert  nur  die  Gattung 
Plowrightia.  —  PI.  morbosa  erregt  den  ..Schwarzen  Krebs"  an  Pflau- 
men- imd  Kirschbäumen,  ist  allerdings  bisher  nur  aus  Nordamerika  bekannt 
geworden,  dort  aber  teihveise  außerordentlich  gefährlich  aufgetreten. 
An  den  Befallstellen  treten  schwarze  Geschwülste  mit  holpriger  Oberfläche, 
sogenannte  Krebsknoten,  auf.  welche  mit  der  Zeit  immer  größer  werden 
und  auch  zu  Verbiegungen  und  Verkrümmimgen  der  Zweige  führen  (vgl. 
Sorauer-Lindau,  1921,  S.  328ff.).  —  PI.  ribesia  ist  zuweilen  —  auch  bei 
uns  —  die  Ursache  eines  umfangreichen  Absterbens  von  Johannisbeer- 
sträuchern. Die  Gründe  dafür  sind  äußerlich  zunächst  nicht  zu  erkennen. 
Mikroskopisch  ist  im  Innern  der  Äste  ein  auffälliges  dunkles  Mycel  nach- 
zuweisen. Die  Perithecienlager  erscheinen  erst  auf  den  toten  Zweigen.  Als 
besonders  anfällig  erwies  sich  die  Sorte  ..Weiße  Holländer  Johannisbeere". 

Die  Familie  der  Xylariaceen  ist  gärtnerisch  kaum  von  Bedeutung. 
Sie  sei  nur  erwähnt,  weil  die  geweihartigen  Stromata  der  Xylaria 
hypoxylon  eine  sehr  auffallende  Erscheinung  sind.  Sie  finden  sich  häufig 
an  dem  Holz  und  den  faulenden  Baumstrünken  verschiedener  Laubhölzer. 
Der  Pilz  kann  auch  parasitisch  leben  und  maclit  das  befallene  Holz  weißfaul. 

Siebzehntes   Kapitel. 

Die  Phacidiineen. 

Die  Ordnung  der  Phacidiineae  (vgl.  Übersicht  der  Ascomyceten  S.  64) 
enthält  nur  wenige  Formen,  die  von  größerer  und  besonders  von  gärtne- 
rischer Bedeutung  sind.  Von  Interesse  ist  einzig  die  Familie  der  Phacidiaceen. 

Die  Gattung  Rhytisma  verursacht  die  sogenannten  Runzelschorfe  auf 
den  Blättern  verschiedener  Laubhölzer.  Sie  ist  charakterisiert  durch  die 
schwarzen  fleckenartigen  Sklerotienlager,  welche  sie  im  Blattgewebe  erzeugt 
(Abb.  58).  Schon  vorher  bildet  sich  die  Konidienfruchtform,  welche  der 
Gattung  Melasmia  (s.  auch  diese  bei  den  Fungi  imperfecti-Sphaeropsidales) 

Hüster  mann-Noaek  .  Pilziiarasitäre  Krankheiten.  q 


130 


Siebzehntes  Kapitel. 


angehört,  also  flache  halbierte  Pykniden  mit  wurstförmigen,  einzelligen, 
fast  hyalinen  Sporen  besitzt.  Erst  auf  den  abgefallenen  überwinterten 
Blättern  entwickeln  sich  die  Apothecien  als  feine  gebogene  Wülste,  deren 
mit  der  Epidermis  der  Nährpflanzen  verwachsene  Decken  sich  am  Scheitel 


Abb.  58.     Rhytisma  acerinum. 
Schwarzfleckenkrankes  Ahomblatt.    (Nat.  Gr.)     (Flugbl.  B.  R.  A.)j 

mit  gleichfalls  gewundenem  Längsriß  lappig  öffnen.    Die  Sporen  sind  farb- 
los, fädig  oder  nadeiförmig,  meist  einzelhg. 

Der   bekannteste    Vertreter    der    Gattung    ist    Rhytisma    acerinum i). 
Auf  den  Blättern  verschiedener  Acer-Arten  (A.  platanoides,  A.  campestre, 


1)  Vgl.:  Laubert,  R.,  Die  Schwarzfleckenkrankheit  (Rhytisma  acerinum)  der  Ahom- 
blätter.     Flugbl.  B.  R.  A.  Nr.  29. 


Rhytisraa. 


131 


A.  pseiidoplatanus)  treten  im  Juni  vereinzelte  gelbe  Stellen  auf.  Bald  zeigen 
sich  auf  diesen  tellerförmige  Sporenbehälter,  die  Pykniden  der  Melasmia- 
Form.  Später  erscheinen  auf  dem  mittleren  Teil  der  Flecke  einzelne 
schwarze  Punkte,  die  sich  vermehren  und  mit  der  Zeit  miteinander  zu 
etwa  2  cm  Durchmesser  habenden  schwarzen  Flecken  verschmelzen  (Pech- 
fleckenkrankheit  oder  Schwarzfleckenkrankheit)  (Abb.  58).  Die  Zahl  der 
Flecke,  welche  ein  Blatt  zeigt,  ist  sehr  verschieden.  Irgendeine  Sporen- 
form ist  auf  den  schwarzen  Flecken,  solange  sich  die  Blätter  noch  am 
Baum  befinden,  nicht  nachzuweisen;  es  sind  lediglich  sklerotiale  Dauer- 
zustände. Im  Frühjahr  bilden  sich  auf  den  abgefallenen,  bereits  halb 
vermoderten  Blättern  auf  der  Oberseite  gehirnartig  gewundene  Runzeln, 
die  Apothecien  (Abb.  59).  Die  Sporen  reifen  im  Mai;  sie  werden  dann 
mit  großer  Gewalt  ejakuliert,  vom  leisesten  Luftzug  erfaßt  und  auf  die 
Blätter  geführt.  Etwa  drei  Wochen  nach  der  Infektion  zeigen  sich  die 
ersten  Fleckenbildungen. 

Die  Krankheit  ist  außerordentlich  verbreitet,  trotzdem  ihre  Bekämp- 
fung —  wenigstens  in  Gartenanlagen  —  sehr  einfach  ist.      Wird    alles  ab- 


r  (': 


Abb.  59.     Rhytisma  acerinum. 

a)  Querschnitt  durch  ein  altes  Aiiornblatt  mit  einem  Fruchtlager,    b)  Ein  Sporenschlauch  mit 

acht  nadeiförmigen  Sporen  im  Innern  (stark  vergr.).     (Flugbl.  B.  R.  A.) 


gefallene  Laub  im  Herbst  und  im  Winter,  spätestens  bis  Mitte  April, 
entfernt  und  vernichtet,  so  verschwindet  auch  sehr  bald  die  Krankheit. 
So  fand  sich  (früher  wenigstens)  Rhytisma  acerinum  nirgends  im  eng- 
lischen Garten  in  München,  wo  das  Laub  entfernt  und  als  Streu  benutzt 
wurde,  dagegen  überall  im  Nymphenburger  Parke,  wo  es  liegen  blieb.  — 
Wahrscheinlich  besteht  Rh.  acerinum  aus  verschiedenen  biologischen 
Rassen,  die  an  die  verschiedenen  Ahornarten  eng  angepaßt  sind. 

Rhytisma  punctatum,  dessen  Stroma  nicht  aus  einem  einheitlichen 
schwarzen  Fleck  besteht,  findet  sich  auf  Acer  pseudoplatanus  und  ist 
nicht  so  verbreitet,  wie  Rh.  acerinum.  —  Rh.  salicinum  und  Rh.  sym- 
metricum  finden  sich  auf  verschiedenen  Salix-Arten. 

Aus  der  Gattung  Clithris  ist  Cl.  quercina  von  einigem  Interesse.  Der 
Pilz  ist  sehr  häufig  an  jungen  abgestorbenen  Eichenästen,  deren  Oberhaut 
er  in  sehr  charakteristischer  Weise  durch  längliche  Risse,  welche  schief 
oder  senkrecht  zur  Längsachse  des  Zweiges  stehen,  aufspaltet  (Abb.  61, 
Fig.  4—6).  —  Sollte  Cl.  quercina  befähigt  sein,  auch  in  lebende,  gesunde 
Gewebe  einzudringen,  so  wäre  sie  als  sehr  gefährlicher  Parasit  anzusehen. 
Unterdrückte  (oder  rauchkranke)  Eichenzweige  tötet  sie  vollends. 

9* 


^g2  Achtzehntes  Kapitel. 

Achtzehntes  Kapitel. 

Die  Hysteriineen. 

Zur  Ordnung  der  Hysteriineae,  deren  (Charakteristika  auf  .S.  64 
angegeben  sind,  zählen  als  wichtigste  Vertreter  einige  ,,  Schütte  "-Erreger 
der  Nadelhölzer.  Die  hier  in  Frage  konnnenden  Gattungen  gehören  sämt- 
lich zur  Familie  der  Hypodermataceen,  welche  durch  die  in  das  Nähr- 
substrat eingesenkten  Fruchtkörper  und  durch  die  Verwachsung  der 
Fruchtkörperwandung  mit  den  oben  deckenden  Substratschichten  aus- 
gezeichnet ist,  während  die  anderen  zu  den  Hysteriineen  gehörigen  Familien 
übergangen  werden  können. 

Als  „Schütte"  bezeichnet  der  Forstmann  diejenigen  Erkrankungen 
der  Nadelhölzer,  bei  denen  dieselben  fast  plötzlich  ihre  Nadeln  abwerfen, 
..abschütten".  Erkrankungen  mit  derartigen  Folgen  können  fast  alle 
Nadelhölzer  befallen,  der  Förster  spricht  jedoch  oft  einfach  von  Schütte 
in  bezug  auf  die  Kiefernschütte. 

Die  Ursachen  der  Schütteerkrankungen  sind  sehr  verschiedener  Natur, 
es  gibt  sowohl  nichtparasitäre  wie  parasitäre  Schütten  (sogenannte  Pilz- 
schütten).  Auch  erstere  können  verschiedene  Gründe  haben  ^),  z.  B. 
Trockenheit  oder  Frost.  Die  letzteren  werden  durch  die  Vertreter  dreier 
Gattungen:  Lophodermium,  Hypoderma  und  Hypoclermalla  hervorgerufen, 
welche  sich  folgendermaßen  unterscheiden: 

1.  Sporen  einzellig,  fadenförmig,  länger  als  die  halbe  Schlauchlänge,  zu 
acht   im  Ascus:  Lophodermium. 

2.  Sporen  ein-,  später  zweizeilig,  nicht  fadenförmig,  zu  acht  im  Ascus: 

Hypoderma. 

3.  Sporen  einzellig,  tränenförmig.  zu  vier  im  Ascus :    Hypoclermella. 

Die  Gattung  Lophodermium   erzeugt  die  sogenannten  Ritzenschorfe» 

benannt  nach  den  feinen  Ritzen,  mittels  deren  die  Apothecien  aufspringen. 

Lophodermium  pinastri,  der  Kiefernritzenschorf.  ist  Erreger  der  sehr 
verbreiteten  Kiefernschütte  2).  —  Die  Krankheit  ist  eine  ausgesprochene 
Jugendkrankheit,  sie  wird  nur  den  Kulturen  gefährlich;  Kiefern  vom 
siebenten  bis  zehnten  Jahre  an  scheinen  gegen  sie  geschützt  zu  sein.  Die 
infizierten  Nadeln  zeigen  anfangs  gelbe  oder  braunverfärbte  Stellen 
(Abb.  60,  Fig.  1),  bräunen  sich  aber  bald  vollständig  und  sterben  ab. 
Dieser  nun  unnützen,  wasserverbrauchenden  Organe  entledigt  sich  die 
Pflanze,  indem  sie  dieselben,  oft  fast  plötzlich,  abschüttet  (Abb.  60,  Fig.  2). 
Der  vollständige  Nadelverlust  bedeutet  zwar  nicht  notwendigerweise  den 
Tod  der  Pflanze,  jedoch  überstehen  nur  kräftige  Individuen  den  Vorgang. 
—  Auf  den  toten  abgefallenen  Nadeln  entwickeln  sich  die  Apothecien: 
flache,  glänzend  schwarze,  strichförmige  Gebilde  (Abb.  60,  Fig.  4),  welche 
sich  mit  einem  zarten  Längsspalt  öffnen,  die  blasse  Fruchtscheibe  dabei 
nur  wenig  entblößend  (Abb.  61,  Fig.  2).  Die  Sporen  werden  nur  allmähUch, 
fast  während  der  ganzen  Vegetationszeit  der  Kiefer  ausgeworfen,  so  daß 
Infektionen  beinahe  zu  jeder  Zeit  stattfinden  können. 

Die  Krankheit  befällt  außer  der  Kiefer  auch  die  Arve,  ferner  Pinus 
montana  und  P.  nigra,  tritt  aber  epidemisch  fast  nur  auf  erstgenannter  auf. 

1)  Vgl.   Sorauer-Graebner  1921,   S.  277 ff.;   Graebner  1920,   S.  99. 

2)  Vgl.  Flugblatt  B.  R.  A.  Nr.  8. 


Lophoderniium. 


133 


Die  Bekämpfung  geschieht  durch  Bespritzen  der  Pflanzen  mit  1  %iger 
Kujjferkalkbrühe.  Wenn  nicht  besondere  Umstände  einen  anderen  Zeit- 
punkt der  Bekämpfungsmaßnahmen  bedingen,  wird  man  etwa  IVIitte  JuU 
und  Mitte  August,  also  im  ganzen  zweimal,  die  Kulturen  bespritzen. 


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Abb.  60.     Loplioilermium  piuastri. 

1   Nadeln  mit  biaunverfärbten   Stellen,    den   eisten  Anzeidien  der  Kranklieit.     2.    Junge   Pflanze   nach  dem 

,, Abschütten".    3  Nadel  mit  Pykniden.    4  Nadeln  mit  den  strichförmigen  Apothecien.    5  Ascus.    6  Sporen. 

7  Schläuche  und  Paraphysen  atis  einem  .Xpothecium.    S  Quer.schnitt  durch  eine  Kiefernnadel  mit  .Apotheciuni. 

(Flugbl.  B.  R.  A.) 


Es  dürfte  genügen,  die  wichtigsten  Schütteerreger  einiger  anderer 
Nadelhölzer  kurz  anzuführen : 

Lophodermium  macrosporum,  die  Fichtennadelröte,  befällt  10-  bis 
40jährige  Fichtenbestände.  Die  Nadeln  fallen  vielfach  nicht  ab  und  die 
Apothecien  bilden  sich  oft  auf  denselben,  während  sie  noch  am  Baume 
sitzen. 


134  Xeunzehntes  Kapitel. 

Lophodermium  nervisequum,  der  Weißtannenritzenschorf,  ist  auf  Weiß- 
taiinc  verbreitet.  Er  führt  nicht  zu  plötzUcher  Nadelschütte,  sondern 
zu  allmähhchem  Nadelfall.  Die  Apothecien  sitzen  in  Form  schwarzer 
Wülste  längs  der  Mittelrippe  der  Nadeln.  Ihre  Bildung  erfolgt  entweder 
an  den  noch  haftenden  oder  an  den  zu  Boden  gefallenen  Nadeln. 

Andere  Loplioclermium-Arten  finden  sich  auf  Larix  europaea,  Pinus 
nigra  und  Juniperus  commvniis. 

Hypoderma  brachysporum  (=  Hypoderma  strobicola)  bewirkt  die 
Nadelschütte  oder  den  Nadelritzenschorf  der  Weymouthskiefer  (Pinus 
strobus).  Es  bilden  sich  zahlreiche  kiu'ze,  schwarze  Apothecien  perlschnur- 
artig auf  den  kranken  Nadeln. 

Hypodermella  laricis  erzeugt  eine  Nadelschütte  von  Larix 
europaea. 

Neunzehntes   Kapitel. 

Die  Pezizineen. 

Die  Ordnung  der  Pezizineae  ist  diejenige,  welche  die  eigentlichen 
Discomyceten  oder  Scheibenpilze  umfaßt.  Für  dieselben  sind  charakte- 
ristisch die  offenen,  in  der  Regel  ansehnlichen  Fruchtkörper,  die  Apothecien, 
welche  becher-,  Scheiben-  oder  tellerförmige  Gestalt  haben.  Sie  öffnen 
sich  sehr  bald,  so  daß  das  Hymenium,  die  Ascusschicht,  schon  sehr  früh 
frei  wird.  Von  den  hierhergehörigen  Familien,  die  meist  Saprophyten 
umfassen,  interessieren  nur  drei:  die  Cenangiaceen,  die  Mollisiaceen  und 
die  Helotiaceen,  deren  Merkmale  im  Text  angeführt  werden  sollen. 

Die  Cenangiaceen  sind  ausgezeichnet  durch  die  anfangs  eingesenkten, 
erst  später  hervortretenden,  nicht  fleischigen  oder  wachsartigen,  sondern 
harten  Fruchtkörper.  In  der  Jugend  ist  die  Fruchtscheibe  von  einem 
Häutchen  bedeckt,  welches  erst  im  Laufe  der  Entwicklung  unregelmäßig 
aufreißt  und  verschwindet.  Gärtnerisch  ist  die  Familie  kaum  von  Be- 
deutung. 

Cenangium  abietis,  weit  verbreitet  und  im  allgemeinen  harmlos,  kann 
unter  LTmständen  gefährliche  Epidemien  hervorrufen  (z.  B.  in  Norddeutsch- 
land 1891/92).  Der  Pilz  befällt  Kiefern  und  Schwarzkiefern,  jedoch  nur 
über  fünf  Jahre  alte  Pflanzen.  Das  Mycel  durch  wuchert  und  tötet  die 
Rinde  einzelner  Triebe  und  Zweige,  dadurch  dieselben  zum  Absterben 
bringend;  die  Nadeln  werden  rot  und  fallen  ab.  Cenangium  abietis  kann 
auch  auf  ältere  Teile  übergehen  und  ganze  Pflanzen  töten.  Auf  den  gewöhn- 
lich schon  abgestorbenen  Trieben  erscheinen  zweierlei  Pykniden  (Dothichiza 
ferruginosa  mit  einzelligen,  stäbchenförmigen  und  Brunchorstia  destruens 
mit  sichelförmigen,  quergeteilten  Konidien)  sowie  die  Apothecien  (Abb.  61. 
Fig.  7). 

Die  Gattung  Dermatea  umfaßt  zahlreiche  Formen,  welche  wahrschein- 
ücli  als  Wundparasiten  anzusprechen  sind.  —  Unter  der  Rinde  der  erkrankten 
Pflanzenteile  entwickelt  sich  ein  Stroma,  auf  welchem  sich  die  dick-  und 
kurzgestielten  Apothecien,  die  die  Rinde  durchbrechen,  entwickeln. 

Dermatea  cerasi  hat  gelblichgrüne,  zuletzt  graue,  2  bis  4  mm  große, 
lederige  Apothecien.  welche  auf  abgestorbenen  Zweigen  der  Kirschbäume 
erscheinen.  Außerdem  gehören  in  den  Entwicklungsgang  dieses  Pilzes 
Pykniden  (Micropera  drupacearum).    Der  sichere  Beweis  für  den  Parasitis- 


Mollisiaceen.  135 

mus  dieses  Pilzes  fehlt  allerdings  noch.     Die  Bekämpfung  ist  gleich  der- 
jenigen von  Nectria  cinnabarina  (s.   S.  96). 

Dermatea  prunastri  (=  Dermatella  prunastri)  dürfte  ein  Schädiger 
der  Zwetschenbäume,  Pflaumen  und  Aprikosen  sein.  Auf  der  noch  lebenden 
Rinde  treten  die  Pykniden  (Sphaeronema  spurium)  auf.  Später  runzelt 
sich  die  Rinde  und  bekommt  Risse.  Zweige  und  ganze  Äste  sterben  ab. 
In  den  Rissen  erscheinen  die  schwarzbraunen  Apothecien.  Bekämpfung 
wie  bei  Nectria  cinnabarina  (s.   S.  96). 

Die  Mollisiaceen  besitzen  weiche  Fruchtkörper,  welche  dem  Substrat 
mit  breitem  oder  wenig  verschmälertem  Grunde  aufsitzen.  Die  Gehäuse 
bestehen  am  Grunde  aus  meist  dunkel  gefärbtem,  fast  isodiametrischem 
(pseudoparenchymatischem)  Zellgewebe. 

Die  Gattung  Pseudopeziza  hat  anfangs  dem  Substrat  eingesenkte, 
dann  hervorbrechende,  wachsartige  Fruchtkörper  mit  heller  Fruchtscheibe 
und  längliche,  einzellige,  hyaline   Sporen. 

Pseudopeziza  ribis  ruft  eine  Blattfleckenkrankheit  oder  Blattfall- 
krankheit der  Stachel-  und  Johannisbeeren  hervor.  —  Auf  den  befallenen 
Blättern  entstehen  zahlreiche,  Ideine,  braune  oder  schwärzhche  Flecke, 
welche  oft  auch  zusammenfließen,  wodurch  mehr  oder  weniger  große  Teile 
der  Blätter  zum  Absterben  kommen.  Bei  stärkerem  Befall  tritt  eine  vor- 
zeitige Entblätterung  der  Sträucher  ein. 

Auf  der  Blattoberseite  erscheinen  auf  den  Flecken  Sporenlager, 
welche  unter  der  Epidermis  angelegt  werden  und  länghche,  gekrümmte, 
farblose  Konidien  abschnüren.  Diese  Fruchtform  ist  als  Gloeosporium 
ribis  zu  bezeichnen.  —  Auf  den  überwinterten  Blättern  werden  die 
scheibenförmigen  grauweißen  Apothecien  sowie  besondere  Winter-Pyk- 
niden  gebildet. 

Pseudopeziza  ribis  tritt  auf  Ribes  rubrum,  R.  nigrum,  R.  grossularia  und 
R.  aureum.  wahrscheinlich  auch  noch  auf  anderen  Ribes-Arten  auf.  Ver- 
.schiedene  Anzeichen  sprechen  jedoch  dafür,  daß  man  es  bei  den  verschie- 
denen Ribes-Arten  mit  besonderen  spezialisierten  Formen  des  Pilzes  zu 
tun  hat.  Der  oben  geschilderte  Entwicklungsgang  ist  auch  nicht  von  allen 
derselben  bekannt.  So  hat  man  auf  den  übermnterten  Blättern  von  Ribes 
grossularia  noch  niemals  Apothecien  gefunden,  dafür  werden  aber  die 
Winter-Pyknidenfrüchte  auf  R.  grossularia-Blättern  besonders  groß  und 
reichlich  gebildet. 

Blattfleckenkrankheiten  unserer  Ribes-Arten  können  auch  durch 
andere  P41ze  als  Pseudopeziza  ribis  hervorgerufen  werden,  wenngleich 
diese  am  häufigsten  als  Ursache  anzusprechen  ist.  Man  vergleiche  daher: 
Mycosphaerella  ribis  (bzw.  Septoria  ribis),  Septoria  grossulariae,  Phyllosticta 
grossulariae.  Ph.  ribicola,  Hendersonia  grossulariae.  Gloeosporium  curva- 
tum  und  Cercospora  marginalis.  Auch  die  zahlreichen  Rostpilze  (s.  d.), 
welche  auf  Ribes-Arten  auftreten,  werden  häufig  von  den  Gärtnern  als 
Blattfleckenkrankheiten  angesehen . 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  geschieht  durch  sorgfältiges  Ein- 
sammeln und  Verbrennen  der  abgefallenen  Blätter.  Empfehlenswert  ist 
vorbeugendes  mehrmaliges  Bespritzen  mit  einem  Fungicid,  beginnend 
Mitte  Mai  und  in  Abständen  von  je  14  Tagen  etwa  zweimal  zu  wieder- 
holen. —  Beachtenswert  ist.  daß  die  ,,Rote  Holländische  Johannisbeere" 
als  widerstandsfähig  gegen  Pseudopeziza  ribis  angegeben  wird. 


136 


Neunzehntes  Kapitel. 


Pseudopeziza  tracheiphila  verursacht  den  „roten  Brenner**  der  Wein- 
reben. Die  Krankheit  befällt  in  erster  Linie  die  Blätter  der  Rotwein- 
sorten. Auf  denselben  treten  große  rote,  oft  mit  gelblichem  oder  hell- 
grünem Saum  versehene  Flecke  auf,  deren  innere  Partie  abstirbt.  Die 
Weißweinsorten  werden  seltener  befallen,  dort  sind  die  Flecken  zuerst 
gelblich  oder  fast  weiß  und  färben  sich  erst   beim  Absterben  rotbraun. 

l)as  Mycel  des  Pilzes  wuchert  in  den  Gefäßen  der  Blätter  (also  in 
den  Blattnerven)  und  tötet,  wahrscheinlich  durch  Ausscheiden  enzym- 
artiger Stoffe,  die  angrenzenden  Zellen.  Daher  treten  die  Flecke  häufig 
in  den  Xervenwinkeln  auf.   Auf  den  lel)en(len  Blättern  finden  sich  höchstens 


Abb.  61.  Typen  von  Discomyceten. 
1 — 3  Lophoclermiuui  pinastri.  1  Habitus  der  befallenen  Nadeln,  nat.  Gr.  2  Fruditkörper,  vergr.  3  Sehlauch 
und  Paraphysen,  stark  vergr.  4 — 6  Clithris  quercina.  4  Fruchtkörper  am  Holz,  nat.  Gr.  5  Einige  Frucht- 
körper, vergr.  6  Schlauch  mit  Paraphysen,  stark  vergr.  7  Cenangium  abietis,  Stück  eines  Schnittes  durcli 
ein  Apothecium,  760:1.  8 — 10  Dasycypha  calycina.  S  Fruchtkörper,  nat.  Gr.  9  siebenmal  vergr. 
10  Schlauch,  330:1.     (1 — 3,  6  nach  Rehni.  4,  .j,  8 — 10  nach  Lindau,  7  nach  Schwarz.) 

in  der  Nähe  der  Nerven  Konidienträger  mit  sehr  kleinen  einzelligen  Sporen. 
Die  Apothecien  entwickeln  sich  auf  den  abgefallenen  überwinterten  Blättern. 
Die  Krankheit  wird  bekämpft  durch  reichliche  Düngung  der  Reben 
und  Lockerung  des  Bodens,  sowie  Verbrennen  der  abgefallenen  Blätter. 
Frühzeitiges  Bespritzen  mit  Kupferkalkbrühe  hilft  auch  gegen  diesen 
Schädiger. 


Die   Helotiaceen   zeichnen  sich  aus  durch   wachsartige   oder  häutige, 
meist   von   Anfang    an   oberflächliche   Fruchtkörper,   deren    Gehäuse   aus 


Dasycypha.  —  Sclerotinia.  137 

einem  heUen  und  dünnwandigen,  prosoplectenchymatischen  Zellgewebe 
besteht.  Die  Fruchtkörper  sitzen  bei  einer  Anzahl  Formen  einem 
Sklerotium  auf. 

Dasycypha  calycina  (=  D.  Willkommii)  ist  der  Erreger  des 
Lärchenkrebses  (vgl.  auch  die  allgemeinen  Ausführungen  über  ., Krebs" 
S.  96).  Der  Pilz  besitzt  eine  ganz  allgemeine  Verbreitung,  Krankheits- 
erscheinungen treten  aber  nur  da  auf,  wo  äußere  Umstände  sie  begünstigen. 
Als  solche  werden  genannt :  feuchte  stagnierende  Luft  sowie  milde  Witte- 
rung in  der  Zeit  der  Vegetationsruhe,  weil  dadurch  das  in  dieser  Zeit 
stattfindende  Mj'celwachstum  begünstigt  wird^). 

Das  Mycel  des  Pilzes  lebt  in  der  Rinde ;  es  tötet  diese  und  das  darunter 
liegende  Kambium,  weshalb  der  Zweig  an  dieser  Stelle  das  Dickenwachstum 
einstellt.  Der  erkrankten  Stelle  benachbart  zeigt  jedoch  das  Kambium 
eine  erhöhte  Tätigkeit  und  es  kommt  zur  Anlage  sogenannter  tjberwallungs- 
wülste.  Diese  schließen  sich  jedoch  nicht,  da  der  Pilz  in  jedem  Jahre  von 
der  Infektionsstelle  zentrifugal  weiterwuchert  und  in  einer  neuen  Zone 
durch  Abtöten  des  Kambiums  das  Dickenwachstum  vernichtet.  Dadurcli 
entstehen  kreb>iige  Stellen  mit  bandartiger  Verbreiterung  der  Zweige. 

Auf  den  Krebsstellen  brechen  zunächst  die  Konidienlager  als  gelb- 
lichweiße Pusteln  hervor,  erst  später  erscheinen  die  weißgrauen  Apothecien 
mit  ihrer  orangeroten  Scheibe  (Abb.  61,  Fig.  8  u.  9). 

Die  Krankheit  ist  nur  durch  Schaffung  naturgemäßer  Standorts- 
bedingungen und  Beseitigung  der  Krebsbäume  zu  bekämpfen. 

Die  Gattung  Sclerotinia  ist  eine  der  wichtigsten  und  interessantesten. 
Sie  ist  ausgezeichnet  durch  die  lang  und  zart  gestielten,  wachsartigen, 
anfangs  kelch-.  später  flach  schüsseiförmigen  Apothecien,  welche  stets  aus 
einem  Slderotium  hervorgehen.  Die  Sklerotien  entstehen  parasitisch  ent- 
weder in  Früchten,  welche  dadurch  mumifizieren  (Untergattung  Stroma- 
tinia)  oder  in  oder  auf  Blättern.  Stengeln  oder  Wurzeln  (Untergattung 
Eusclerotinia).  Die  Sklerotien  sind  häufig  vollständig  vom  Gewebe  der 
Wirtspflanze  eingesclilossen,  sie  entstehen  aber  auch  fast  oberflächlich 
als  knollenartige  Gebilde.  —  Weit  bekannter  als  die  Schlauchfruchtformen 
(Apothecien)  sind  die  in  den  Entwicklungsgang  der  Sclerotinien  gehörenden 
Konidienfruchtformen.  Als  solche  sind  Vertreter  der  Gattungen  Moniha 
und  Botrytis  sowie  kleine  einzellige  funktionslose  Konidien  (sogenannte 
..Mikrokonidien")  bekannt.  Moniha  zeigt  Hyphen,  welche  häufig  in  dichten 
Rasen  zusammenstehen  und  in  langen  Ketten  Konidien  abschnüren 
(Abb.  63);  Botrytis  besitzt  unregelmäßig  baumartig  verzweigte  Konidien- 
träger  mit  gehäuften  Konidien  an  der  Spitze  der  Aste  (Abb.  64). 
Folgende  Arten  der  Gattung  sind  von  Bedeutung: 
I.   Stromatinia. 

Sclerotinia  fructigena, 
,.  laxa, 

,,  cinerea. 

,,  Linhartiana  (=  cydoniae), 

padi, 
mespili. 

1)  Aus  diesem  Grunde  wird  der  Pilz  den  Lärchen  besonders  im  Flachlande  und  im 
Mittelgebirge  gefährlich. 


138 


Neunzehntes  Kapitel. 


Abb-"  62.     Sclerotinia- (Monilia-)  Erkrankungen  der  Obstbäume. 


Sclerotinia.  139 

Erklärung  zu  Abb.  62. 
1  Sc.  cinerea.  Grindfäule  der  Kirschen.  2  Sc.  cinerea.  Blüten-  und  Zweigdürre  der 
Kirschen.  3  8c.  laxa.  Mumienbi.dung  der  Aprikosen.  4  Sc.  cinerea.  Orindfäule  der 
Pflaumen.  5  Sc.  cinerea.  Mumienbi  düng  der  Pflaumen.  6  Sc.  fructigena.  Grindfäule 
der  Birnen.  7  Sc. -Polster,  aus  einem  Zweigstück  hervorbrechend.  8  Sc.  fructigena. 
Grindfäule  der  Äpfel.  9  Schwarzfauler  Apfel.  10  Desgl.,  eingeschnimpft.  11  Frucht- 
mumie mit  Becherfrüchten.     (Flugbl.  B.  R.  A.) 

II.  Eusclerotinia. 

Sclerotinia  Euckeliana, 
,,  Libertiana, 

,,  biilborum, 

,,  galanthi, 

,,  trifoliorum. 

Sclerotinia  fructigena,  S.  laxa  und  S.  cinerea  gehören  zu  den  gefähr- 
lichsten Schädhngen  des  Obstbaues.  Morphologisch  ist  die  Unterscheidung 
der  drei  Arten  nicht  leicht. 

Sclerotinia  fructigena  befällt  die  Früchte  der  Äpfel-  und  Birnen- 
bäume, infiziert  nur  selten  Blüten  und  Zweige; 

Sclerotinia  laxa  schädigt  Früchte.  Blüten  und  Zweige  besonders 
der  Aprikosen; 

Sclerotinia  cinerea  ist  in  erster  Linie  Blüten  und  Trieben,  aber  auch 
Früchten  der  Kirschen-.  Pflaumen-  und  Pfirsichbäume  gefährlich. 

Sclerotinia    fructigena    erregt    die    Grindfäule,    den    Polsterschimmel 

oder  auch  (unter  besonderen  Verhältnissen)  die  Schwarzfäule  der  Äpfel 
und  Birnen.  Die  befallenen  Früchte  färben  sich  braun  und  faulen,  ohne 
daß  aber  im  Anfang  der  Erkrankung  die  betroffenen  GJewebeteile  ein- 
sinken (Unterschied  von  der  Gloeosporium-Fäule ;  s.  d.).  Bald  erscheinen 
weiße,  später  bräunlich-gelbe,  runde  Schimmelpolster,  welche  oft  in  kon- 
zentrischen Kreisen  (s.  u.)  angeordnet  sind  (Abb.  62,  Fig.  6  u.  8).  Die 
kranken  Früchte  fallen  entweder  ab  und  verfaulen  auf  dem  Boden  voll- 
ständig oder  aber,  wenn  sie  am  Baum  hängen  bleiben,  schrumpfen  sie  zum 
Herbste  ein  und  mumifizieren,  um  in  diesem  Zustande  bis  zum  nächsten 
Frühjahr  an  den  Zweigen  zu  bleiben. 

Zuweilen  kommt  es  vor.  besonders  im  Lagerraum,  daß  sich  die  Schale 
der  faulenden  Früchte  schwarz  färbt  und  dabei  eine  ledrige,  zähe  Be- 
schaffenheit annimmt  (Abb.  62.  Fig.  10).  In  diesem  Zustande  können 
dann  die  Früchte  lange  verbleiben.  Die  L'rsache  dieser  Erscheinung  ist 
nicht  einwandfrei  geklärt.  Die  Behauptung,  daß  auf  schwarzfaulen  Äpfeln 
Pilzkissen  gar  nicht  oder  nur  sehr  verspätet  erscheinen,  trifft  nach  unseren 
Erfahrungen  nicht  allgemein  zu.  Damit  geraten  natürlich  auch  die  sich 
auf  erstere  Beobachtung  stützenden  Erklärungsversuche  der  Entstehung 
der  Schwarzfäule  ins  Schwanken^). 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  daß  die  Schimmelpolster 
aus  den  Konidienlagern  der  Moniha-Form  bestehen.  Die  Konidien- 
träger  sind  einfach  oder  haben  wenige  kurze  Zweige  und  schnüren  in  langen, 
oft  verzweigten  Ketten  die  Konidien  ab  (Abb.  63).  Die  Sporen  sind  ei- 
förmig oder  elliptisch,  bedeutend  größer  als  die  der  später  zu  besprechenden 
Monilia  cinerea  (24  X  13  ,«  gegen  13  X  10  ,u). 

1)  Vgl.  Molz,  Emil,  Über  die  Bedingungen  der  Entstehung  der  durch  Sclerotinia 
fructigenaerzeugten  ..Schwarzfäule'-  der  Äpfel.  Centralbl.  Bakter.  IT.  Abt.,  XVIT.  Bd.. 
1907. 'S.  175. 


140 


Neunzehntes  Kapitel. 


In  den  Fruchtmiimien  bildet  der  Pilz  ein  Daiierniycel,  mit  dessen 
Hilfe  er  überwintert.  Denn  aus  demselben  entstehen  im  Frühjahr  wieder 
neue  Schimmelpolster,  deren  Sporen  frische  Infektionen  hervorrufen.  — 
Außerdem  gehen  aus  den  Fruchtmumien  bzw.  aus  den  Sklerotien,  jedoch 
erst  nach  einer  Ruheperiode  von  zwei  Wintern,  im  Frühjahr  die  oben  be- 
schriebenen Becherfrüchte  (Apothecien)  der  Sclerotinia  hervor  (Abb.  62, 
Fig.  11).  Dieselben  sind  jedoch  bis  jetzt  selten  beobachtet  worden,  so 
(laß  praktisch  nur  die  Monilia-Form  in  Frage  kommt. 

Die  Konidien  sind  bei  der  Keimung  nicht  in  der  Lage,  durch  die 
luiverletzte  Kutikula  der  Früchte  einzudringen.  Es  sind  dazu  Öffnungen 
in  deren  Schale  —  Wunden  —  erforderlich.  Solche  werden  durch  die  ver- 
schiedensten Ursachen  hervorgebracht:  Wind  inid  Hagelschlag  sowie 
Insekten,  besonders  die  Raupen  des  Apfelwicklers  (Carpocapsa  pomonella) 
und  Wespen  sorgen  dafür.  Auch  durch  das  Aufplatzen  der  Früchte 
infolge    plötzlichen    Weclisels    zwisclicn    zu   starker    Trockenheit    und    zu 

großer  Nässe  oder  in- 
folge Fusicladium-Be- 
falles  werden  reichlich 
Infekt  ionsmöglichkeiten 
geschaffen. 

Das  Auftreten  der 
Schimmelpolster  in  kon- 
zentrischen Kreisen  ist 
eine  Erscheinung,  wel- 
che bei  den  Pilzen  öfter, 
z.  B.  bei  Aspergillus - 
und  Penicilliinn- Arten, 
bei  Gloeosporium  fructi- 
gcnum  u.  a..  zu  beob- 
achten ist.  Der  Volks- 
mund spricht  beim  An- 
blick solcher  von  Hexen- 
ringen, liu'e  Entstehung 
ist  nicht  vollständig 
geklärt .  Voraussetzung 
der  Hexenringe  ist,  daß  die  Infektion  von  einer  lokal  eng  begrenzten 
Stelle  ausgeht.  Von  dieser  wächst  das  M^'cel  nach  allen  Richtungen 
—  zentrifugal  annähernd  gleiclimäßig.  um.  infolge  irgendeiner  Ein- 
wirkung, zum  gleichen  Zeitpunkt  zur  Fruktifikation  zu  schreiten.  Daher 
liegen  die  Fruktifikationsorgane  in  einer  vom  Infektionspunkt  gleich  Aveit 
entfernten  Zone.  Abwechselnd  folgt  wieder  Mycelwachstum  und  darauf 
Fruchtbildung  usw.  Welcher  Art  aber  diese  zur  Fruktifikation  führende 
Einwirkung  ist,  ist  strittig.  Der  Wechsel  von  Tag  und  Nacht,  Temperatur- 
schwankungen und  Feuchtigkeitsänderungen  werden  dafür  verantwortlich 
gemacht.  Beachtenswert  ist  auch  die  Hypothese,  welche  annimmt,  daß 
durch  die  Diffusion  der  Stoff  Wechselprodukte,  welche  von  dem  Pilz  aus- 
geschieden sich  vor  dem  Mycel  im  Substrat  verbreiten,  in  diesem  zonen- 
artig wechselnde  Lebensbedingungen  geschaffen  werden,  welche  bald  zu 
sterilem  Wachstum,  bald  zur  Fruktifikation  führend. 


Abb.  C3.     Sporenketten  der  Monilia  Iructigena.     (Nai-li  Sorauer.) 


^)  Vgl.  Küster,  Ernst,  Kultur  der  ^Mikroorganismen.    Leij^zig  1921,  8.  143.  —  Klebs, 
Georg,  Über  das  Verhältnis  der  Außenwelt  zur  Entwicklung  der  Pflanzen.    Heidelberg  191.3. 


Sclerotinia.  141 

Sclerotinia  fructigena  befällt  in  erster  Linie  das  noch  unreife  Kernobst, 
solange  es  an  den  Bäumen  hängt.  Im  Lagerraum  tritt  der  Pilz  und  die 
mit  ihm  verbundene  Krankheitserscheinung  im  ganzen  seltener  auf.  Der 
Grund  hegt  in  dem  Umstand,  daß  derselbe  schon  bei  4,5^  C  —  also  bei 
einer  Temperatur,  die  derjenigen  eines  Obstkellers  im  Winter  entspricht  — 
nicht  mehr  fruktifiziert. 

Im  allgemeinen  schadet  Sclerotinia  fructigena  nm-  durch  Befall  des 
Obstes.  Allerdings  ist  der. Pilz  auch  in  der  Lage,  eine  Blüten-  und  Zweig- 
dürre des  Kernobstes  hervorzurufen.  Das  klinische  Bild  dieser  Erkrankung 
ähnelt  dem  von  Sclerotinia  cinerea  an  Kirschbäumen  erzeugten  und  sei 
daher  auf  die  dortige  Schilderung  verwiesen.  Die  Blüten-  oder  Zweig- 
dürre setzt  in  der  Regel  eine  Blüteninfektion  voraus.  Eine  solche  ist 
jedocli  nicht  seln^  wahrscheinlicli :  die  Konidien  von  Sclerotinia  fructigena 
sind  nicht  überwinterungsfähig  und  die  neuen  Sporenpolster  werden  im 
Frühjahr  trotz  Wärme  und  Feuchtigkeit  nicht  sehr  schnell  hervor- 
gelockt, der  Pilz  ist  also  zur  Zeit  der  Blüte  im  allgemeinen  noch"  nicht 
infektionsbercit. 

Solange  es  sich  nur  um  das  Auftreten  der  Fruchtfäule  handelt,  kann 
die  Bekämpfung  der  Krankheit  auf  die  Durchführung  allgemein  hygienischer 
Maßnahmen  beschränkt  bleiben.  Das  erkrankte  Obst,  sowohl  das  ab- 
gefallene wie  das  noch  am  Baum  hängende,  ist  täghch  zusammenzusuchen 
und  —  soAveit  nicht  noch  verwertbar  —  sofort  zu  verbrennen.  Ebenso  sind 
während  des  Winters  die  noch  am  Baum  hängenden  Fruchtmumien  sorg- 
fältigst einzusammeln  und  zu  vernichten.  Bezüglich  der  Bekämpfung 
einer  etwa  auftretenden  Blüten-  und  Zweigdürre  vgl.  die  Bekämpfung 
von  S;-lerotinia  cinerea. 

Sclerotinia  laxa  mit  der  Konidienfruchtform  Moniha  laxa  tritt  sowohl 
als  Fruchtfäule  wie  als  Erreger  der  Blüten-  und  Zweigdürre  auf  den  Apri- 
kosenbäumen auf.  Die  Unterscheidung  der  gewöhnlich  nur  vorhandenen 
Konidienfruchtform  von  derjenigen  der  Moniha  cinerea  ist  jedoch  ziem- 
lich schAvierig  und  da  zudem  Krankheitsbild  und  Entwicklungsgang  des 
Pilzes  ganz  mit  dieser  übereinstimmen,  zum  Teil  aber  auch  nicht  so  ein- 
gehend erforscht  sind,  sei  auf  die  dortige   Schilderung  verwiesen. 

Sclerotinia  cinerea  mit  der  Konidienfruchtform  Moniha  cinerea  ver- 
ursacht die  Blüten-  oder  Zweigdürre  der  Kirschbäume,  insonderheit  der 
Sauerkirschen,  seltener  der  Pflaumen  und  Pfirsiche,  außerdem  die  Grind- 
fäule oder  den  Polsterschimmel  an  den  Früchten  dieser  Bäume. 

Die  Krankheit  ist  aus  Deutschland  seit  dem  Frühling  1894  bekannt, 
nachdem  sie  schon  einige  Jahre  vorher  in  Amerika  beobachtet  worden 
war^).  Im  genannten  Jahre  wurde  bei  Blankenfelde  bei  Berlin  ein  all- 
gemeines Absterben  der  Kirschblüten  beobachtet.  Es  wurde  zwar  sofort 
an  allen  erkrankten  Blütenbüscheln  die  Anwesenheit  des  Monilia-Pilzes 
festgestellt  und  von  einigen  Forschern  auch  ein  Zusammenhang  zwischen 
der  Erkrankung  und  dem  Pilz  angenommen,  jedoch  war  wegen  eines  gleich- 
zeitig aufgetretenen  Spätfrostes  die  Urheberschaft  der  Erscheinung  nicht 
einwandfrei  zu  ermitteln.  In  den  Frühjahren  1897  und  1898  trat  dann 
die  Krankheit  in  solcher   Stärke  und  in  solchem  Umfange  auf,  daß  an 

^)  Vgl.  Frank  u.  Krüger,  Über  die  gegenwärtig  herrschende  ^lonüia-Epidemie  der  Obst- 
bäume.    Land^^-irtsch.  Jahrb.  XX\^II,  1899,   S.  185ff. 


X42  Neunzehntes  Kapitel. 

ihrem  seuchenhaften  Charakter  nicht  mehr  zu  zweifehl  war.  Seit  diesem 
Zeitpunkt  hat  die  Krankheit  immer  wieder  zu  schaffen  gemacht  und  zuletzt 
im  Frühjahr  1921  stellenweise  einen  beinahe  katastrophalen  Umfang 
angenommen. 

Die  Krankheit  zeigt  drei  deutlich  voneinander  geschiedene  Entwick- 
lungsphasen. In  der  Frühjahrsphase  erzeugt  der  Pilz  auf  denjenigen 
Pflanzenteilen,  in  denen  er  überwinterte,  also  auf  den  letztjährigen  Frucht- 
mumien und  auf  den  im  letzten  Sommer  zum  Absterben  gebrachten 
Trieben,  Blättern  und  Blüten  kleine,  graue  Schimmelräschen,  welche 
massenhaft  Konidien  abschnüren.  Diese  erste  Generation  des  Pilzes  ist 
der  Infektionsherd  für  die  eigentliche,  die  zweite  oder  Frühsommerphase 
bildende  Blüten-  oder  Zweigdürre.  Die  Verseuchung  dazu  geschieht  an 
den  Blüten,  z.  B.  an  den  Narben  der  Stempel,  vielleicht  auch  direkt  an 
den  jungen  Zweigen,  aber  nur,  sofern  die  Rinde  Beschädigungen  als  Ein- 
gangspforten der  Infektion  aufweist.  Die  Folge  ist,  daß  die  infizierten 
Triebe  an  den  Bäumen,  welche  bei  der  Blüte  zu  den  schönsten  Hoffnungen 
berechtigen,  plötzlich  —  sozusagen  über  Nacht  —  welken,  dann  trocknen 
und  absterben,  wobei  Blätter  und  Blüten  aber  nicht  abfallen,  sondern 
oft  bis  in  den  Winter  hinein  in  diesem  Zustande  an  den  Zweigen  hängen 
bleiben.  An  den  getöteten  Sprossen,  Blüten  und  Blütenstielen  zeigen  sich 
bald  feine  graue  Schimmelpolster.  Die  dritte  oder  Sommergeneration 
kommt  an  den  Früchten  zum  Vorschein.  Dieselben  beginnen  von  einer 
verletzten  Stelle  aus  zu  faulen  (Monilia-Fäule),  auf  ihrer  Oberfläche  er- 
scheinen, kreisförmig  angeordnet,  die  grauen  Schimmelpolster.  Zuletzt 
schrumpfen  die  Früchte  ein,  werden  schwarz  und  vertrocknen  und  ver- 
faulen. Gewöhnlich  fallen  die  erkrankten  Früchte  frühzeitig  ab,  seltener 
bleiben  sie  als  Fruchtmumien  am  Baum  hängen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigt,  daß  die  grauen  Schimmel- 
rasen in  der  Hauptsache  aus  verzweigten  Konidienträgern  bestehen,  welche 
in  langen  Ketten  die  Konidien  abschnüren.  Letztere  sind  zitronenförmig, 
von  denjenigen  der  Sclerotinia  fructigena  durch  ihre  geringere  Größe  (12  bis 
13  iit  X  9  bis  10  fi,  statt  20  bis  24  /t  X  12  bis  14  /t)  gut  unterschieden. 

Die  zu  Sclerotinia  cinerea  gehörige  Schlauchfruchtform,  dieApothecien, 
sind  noch  nicht  völlig  zweifelsfrei  nachgewiesen  worden.  Aderhold  und 
Ruhland  nehmen  —  wohl  mit  Recht  —  an,  daß  eine  von  Norton  auf  Pfir- 
sichen gefundene  Sclerotinia  hierher  gehöre.  Die  Apothecien  dieser 
letzteren  haben  einen  3  bis  5  cm  langen,  1,5  bis  3  mm  dicken  Stiel  und 
anfangs  glockenförmige,  später  flache,  2  bis  15  mm  (meist  5  bis  8  mm) 
breite  Becher. 

Schon  die  außerordentliche  Seltenheit  der  Sclerotinia-Form  läßt  er- 
kennen, daß  dieselbe  für  die  Überwinterung  und  Weiterverbreitung  des 
Pilzes  nicht  wesentlich  in  Betracht  kommt.  Dazu  dient  fast  ausschheß- 
lich  dieMonilia-Form.  Diese  überwintert  entweder  in  den  Zweigen.  Blüten- 
stielen und  Fruchtmumien  als  Mycel,  welches  bei  Einwirkung  feuchter 
Wärme  sehr  leicht  neue  Sporenpolster  bildet,  oder  sie  überdauert  den 
Winter  mittels  ihrer  Sporen,  welche  auch  bei  strenger  Kälte  keimfähig 
und  zur  Infektion  tauglich  bleiben  (vgl.  Ewert,  Über\^dnterung  der  Monilia 
des  Kern-  und  Steinobstes,  Zeitschr.  f.  Pflanzenkr.,  XXII,  1912,  S.  65ff.). 

Beobachtungen  über  die  Widerstandsfähigkeit  der  verschiedenen 
Kirschensorten  gegen  S.  cinerea  sind  bis  jetzt  nur  vereinzelt  gemacht 
worden.    Köck  (Ztschr.  f.  d.  landw.  Versuchsw.  in  Österreich,  1910,  S.  889) 


Sclerotinia.  143 

stellte  fest,  daß  bei  Eisgrub  in  Mähren  von  27  Kirschen-  und  Weichsel- 
sorten die  „Große  lange  Lotkirsche"  den  weitaus  stärksten  Befall  hatte. 
während  unmittelbar  danebenstehende  „Beste  Werdersche""  vollständig 
verschont  war.  Auch  die  anderen  Sorten  schienen  einen  spezifisch  ver- 
schieden starken  Befall  aufzuweisen. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  ist  ein  im  zeitigen  Frühjahr  vorzu- 
nehmendes starkes  Zurückschneiden  aller  befallen  gewesenen  Zweige  und 
Entfernen  des  sitzengebliebenen  Laubes  und  der  Fruchtmumien  erforderlich. 
Unmittelbar  darauf  folge  die  Winterbehandlung  mit  einem  Fungicid.  — 
Sollte  sich  trotzdem  wieder  Monilia-Befall  zeigen,  so  entferne  und  ver- 
brenne man  alsbald  alle  welkenden  Zweige  und  spritze  sobald  als  möglich 
(aber  nach  der  Blüte!)  mit  der  Sommerkonzentration  eines  Fungicids. 

Aus  der  L'ntergattung  Stromatinia  interessieren  noch :  Sclerotinia 
Linhartiana,  S.  padi  und  S.  mespili,  deren  Monilia -Formen  im  Gegensatz 
zu  den  bisher  besprochenen  durch  das  Vorhandensein  von  Disjunktoren  aus- 
gezeiclmet  sind.  Darunter  versteht  man  besonders  geformte  Zwischen- 
stücke zwischen  den  einzelnen  Konidiosporen,  mit  deren  Hilfe  die  Tren- 
nung der  Sporen  erfolgt. 

Sclerotinia  Linhartiana  (=■  S.  cydoniae)  und  ihre  Moniha-Form 
befällt  besonders  die  Quitten.  Die  Krankheit  ergreift  Blätter,  Triebe  und 
Jugendstadien  der  Früchte.  —  Die  infizierten  jungen  Blätter  färben  sich 
gelbbraun  und  sterben  ab.  Auf  ihrer  Oberseite  erscheinen  kleine  graue 
Monilia- Schimmelpolster.  Die  Krankheit  kann  sich,  bei  ihr  günstigen 
Verhältnissen  und  solange  die  Blätter  noch  jung  sind,  über  den  ganzen 
Baum  ausdehnen.  Werden  die  Blüten  infiziert,  so  ent\\dckeln  sich  dieselben 
nach  dem  Abblühen  nicht  weiter,  Eizelle  und  Fruchtknotenwandung 
werden  vom  Mycel  durchwuchert  und  unter  Bildung  eines  Sklerotiums 
mumifiziert.  Im  Juni  ist  die  Ausbildung  der  Fruchtmumien  bereits  be- 
endet und  im  Herbst  fallen  dieselben  ab.  —  Das  Mycel  des  Pilzes  kann 
von  den  Blättern  in  die  Triebe  hineinwachsen  und  in  diesen  überwintern. 
Es  dringt  dann  von  da  aus  im  nächsten  Frühjahr  in  die  Blätter,  jungen 
Triebe  und  Knospen  ein.  Die  Folge  ist  eine  Triebdürre,  welche  dadurch 
auffällt,  daß  an  den  Enden  der  Triebe  die  unteren  Blätter  zuerst  erkranken. 
Die  auf  diese  Weise  infizierten  Blüten  fallen  jedoch  ab,  niemals  ent^^ickeln 
sich  aus  ihnen  mumifizierte  Früchte. 

Im  Frühjahr  entwickeln  sich  auf  den  Fruchtmumien  die  becher- 
artigen Apothecien  der  Sclerotinia-Form. 

Die  auf  reifen  Quittenfrüchten  auftretende  Monilia-Fäule  wird  hin- 
gegen durch  Sclerotinia  fructigena  hervorgerufen. 

Zur  Bekämpfung  dienen  die  gleichen  Maßnahmen,  welche  gegen  die 
Kirschbaum-Monilia  (s.   S.   143)  angewendet  werden. 

Sclerotinia  padi  tritt  auf  Prunus  padus  auf  und  ähnelt  in  seinem 
Entwicldungsgang  im  großen  und  ganzen  der   Quitten-Sclerotinia. 

Sclerotinia  mespili  ist  ein  gelegentlicher  Schädiger  der  Mespilus  ger- 
manica^). Auch  hier  werden  Blätter,  Blüten,  Triebe  und  junge  Früchte 
befallen.    Aus  den  erkrankten  Blatt-  und  Stengelteilen  brechen  blaugraue, 


^)  Vgl.  Schellenberg,  H.  8.,  Über  Sclerotinia  mespili  und  Sclerotinia  ariae.     Centralbl. 
Bakt.  II.  Abt..  XVII.  Bd..  1907,   S.  188. 


144 


Neunzehntes  Kapitel. 


stark  duftende  Konidienpolster  hervor.     Im  übrigen  gleicht  die  Entwick- 
lung derjenigen  von  Sclerotinia  Linhartiana. 

Die  übrigen  Vertreter  der  Untergattung  tStromatinia  sind  für  den 
Gartenbau  ohne  Bedeutung. 

Die  Untergattung  Eusclerotinia  besitzt  Sklerotien,  welche  in  oder 
auf  dem  Gewebe  der  Wurzeln,  Stengel  oder  Blätter  entstehen  können. 
Als  Konidienformen  werden  hierher  gewöhnlich  Arten  der  Gattung  Botrytis 
gezogen. 

Botrytis  cinerea  (=  B.  vulgaris)  wird  in  einer  großen  Zahl  von  Fällen 
als  Pflanzenschädling  angeführt  und,  was  zu  beachten  ist,  dabei  auch 
zu    verschiedenen    Arten    der    Gattung    Sclerotinia    als    Nebenfruchtform 

gestellt.  Es  ist  natürlich  nicht  anzunehmen, 
daß  der  gleiche  Konidienpilz  zu  verschiedenen 
Schlauchpilzarten  gehört.  Möglich  ist  hingegen, 
daß  es  sich  bei  den  zahlreichen  Botrytis- 
Angaben  um  verschiedene  Pilze  handelt,  die 
jedoch  morphologisch  nicht  oder  kaum  vonein- 
ander zu  unterscheiden  sind.  Ferner  ist  zu 
bedenken,  daß  der  untrügliche  Beweis  der 
Zusammengehörigkeit  von  Sclerotinia  und 
Botrytis-Formen  noch  nicht  erbracht  ist.  Es 
besteht  wenigstens,  besonders  bei  der  außer- 
ordentlich großen  Verbreitung  der  Botrytis 
cinerea,  die  Möglichkeit,  daß  deren  Auftreten 
im  Zusammenhang  mit  den  verschiedenen  Scle- 
rotinien  ein  zufälliges  ist,  wenn  wir  auch  diese 
Lösung  des  Problems  nicht  gerade  für  wahr- 
scheinlich halten.  Es  seien  zunächst,  soweit 
von  Interesse,  die  Botrytis-Erkrankungen  der 
gärtnerischen  Kulturgewächse  besprochen. 

Botrytis  cinerea  (im  weiteren  Sinne)  bildet 
auf    den     befallenen     Geweben    ausgedehnte, 
graue,  etwa  1  bis  2  mm  hohe  Schimmelrasen, 
welche,     zur    Zeit    der    Sporenreife,     bei    Er- 
schütterung,   infolge    Abfall    und    Aufwirbeln 
der  zahllosen  Sporen,  stark  stäuben.    Die  auf- 
rechten Konidienträger  sind  sehr  verschieden 
gestaltig,   bald  im  oberen  Teil  bäumchenartig 
verzweigt,    bald    unverzweigt.     Die    Konidien 
entstehen    in    dichten    Knäulen  (Abb.  64).   — 
Das  Mycel  besitzt  die  Fähigkeit,  Sklerotien  zu  bilden.    Aus  diesen  gehen 
wieder  Botrytis -Fruktifikationen,    vielleicht   auch   bestimmte   Sclerotinia- 
Arten  hervor. 

Botrytis  ist  ein  ausgesprochener  Schwächeparasit.  Die  völlig  gesunde 
und  tadellos  entwickelte  Pflanze,  unter  den  richtigen  Bedingungen  kul- 
tiviert, wird  von  Botrytis  nicht  befallen.  Befindet  sich  hingegen  die  Pflanze 
in  einem  Schwächezustand,  so  ist,  bei  der  Allgegenwart  der  Botrytis - 
Sporen,  stets  die  Möglichkeit  der  Infektion  gegeben.  Die  Feststellung  einer 
Botrytis-Erkrankung  nützt  also  nur  wenig,  wenn  nicht  die  Ursachen  des 
Schwächezustandes  ermittelt  werden  können. 


Abb.  64. 
Botrytis  cinerea.     (Nach  Sorauer.) 


Sclerotinia.  145 

Es  ist  zu  beachten: 

1.  Feuchtigkeit  und  stagnierende  Luft  sind  das  Lebenselement  des 
Botrytis-Pilzes.  Daher  vermeide  man,  besonders  in  Gewächshäusern,  zu 
starkes  Gießen  (besonders  in  Verbindung  mit  zu  großer  Wärme),  und 
sorge  für  geeignete  Lüftung.  Im  Freien  achte  man  auf  nicht  zu  engen 
»Stand  der  Pflanzen,  so  daß  Luft  zwischen  ihnen  hindurchstreichen  kann. 

2.  Übermäßige  Stickstoff düngung  erzeugt  weiche  und  anfällige  Ge- 
Avebe  und  ist  daher  zu  vermeiden. 

3.  Durch  zu  schnelles'  Treiben  werden  gleichfalls  die  Gewebe  ver- 
weichlicht. Freilandpflanzen,  welche  im  Haus  oder  Kasten  vorgetrieben 
worden  sind,  müssen  vor  dem  Hinausbringen  sorgfältig  abgehärtet  werden. 
Auch  in  die  trockene  Zimmerluft  dürfen  die  Pflanzen  aus  der  feucht - 
warmen  Gewächshausluft  nicht  ohne  vorherige  Abhärtung  gebracht  werden. 

Die  infolge  Botrji:is-Befall  erki^ankten  Gewebe  färben  sich  zunächst 
braun,  bei  feuchtwarmer  Witterung  oder  beim  Einlegen  in  eine  feuchte 
Kammer  erscheint  auf  den  Flecken  der  Botrytis-Schimmel.  —  Die  Be- 
kämpfung der  Botrytis -Erkrankungen  geschieht  durch  Schaffung  von 
den  Pflanzen  zusagenden  Kulturbedingungen.  Selbst  durch  eine  6  — 8%ige 
Bordeauxbrühe  werden  die  Sporen  nicht  getötet,  hingegen  durch  eine 
1.5  %ig^  Lösung  von  Calciumbisulfit. 

Folgende  Fälle  des  Vorkommens  von  Botrytis  cinerea  dürften  den 
Gärtner  interessieren : 

Im  Anzuchtkasten  werden  die  Keimlinge  bei  zu  dichtem  Stand  und 
ungenügender  Lüftung  leicht,  besonders  gern  am  hypokotylen  Glied, 
befallen.  —  An  Freilandblumen  der  verschiedensten  Art  kann  bei  längeren 
Regenperioden  Botrytis  besonders  an  Stengeln  und  Blütenstielen  auf- 
treten. —  Sehr  lästig  wird  Botrytis  in  milden,  regenreichen  Wintern  an 
den  Blumen  der  Kalthäuser;  sehr  oft  leiden  Goldlack,  Pelargonien, 
Primeln,  Cyclamen,  Calceolarien  und  Cinerarien.  An  Goldlack  z.  B.  treten 
an  den  untersten  Verzweigungen  häufig  braune  Stellen  auf,  an  denen 
sich  bald  der  Grauschimmel  zeigt  und  an  denen  die  Zweige  gewöhnlich 
glatt  abbrechen.  Vielfach  wird  diese  Erscheinung  beobachtet,  wenn  Gold- 
lack aus  dem  Freiland  zum  Treiben  in  das  Haus  gebracht  und  zu  schnell 
angetrieben  worden  ist.  —  An  verschiedenen  Kulturgewächsen  ruft  Botrytis 
eine  gefährliche  Stengelfäule  hervor,  z.  B.  an  Mais,  Raps,  Rübsen,  Rhabar- 
ber, Tomate,  Gurke  usw.  —  Die  Blätter  des  Kopfsalates,  besonders  des 
Treibsalates,  bekommen  oft  braune  Flecke,  auf  denen  sich  bald  die 
Schimmelrasen  zeigen.  —  Die  jungen  Triebe  der  versclüedensten  Holz- 
gewächse, z.  B.  Koniferen,  Rosen  u.  a.  m.  werden  befallen.  —  Blumen- 
zwiebeln, welche  im  Vorjahre  nicht  genug  ausgereift  waren,  zeigen  häufig, 
besonders  bei  zu  schnellem  Antreiben,  schwere  Wachstumsstörungen. 
Botrytis  tritt  dann  gern  am  Grunde  des  Blütenschaftes  auf  und  vollendet 
das  Werk  der  Zerstörung.  —  'Küchenzwiebeln,  in  feuchter  und  stagnie- 
render Luft  aufbewahrt,  erkranken  vielfach  an  einer  Botrytis-Fäule.  Es 
zeigen  sich  braune  einschrumpfende  Stellen,  auf  den  ein  grauer  Schimmel- 
anflug hervortritt.  —  Eine  besondere  Botrytis-Art  (B.  parasitica)  befällt 
den  aus  den  Tulpenzwiebeln  hervorbrechenden  Trieb  und  das  erste  Blatt 
und  kann  später  auf  alle  Teile  der  Pflanze  übergehen.  In  ähnlicher  Weise 
werden  die  jungen  Triebe  von  Galanthus-  und  Scilla- Arten  geschädigt.  — 
Gurken-  und  Tomatenfrüchte  leiden  häufig  unter  dem  Grauschimmel, 
besonders    gern    aber    zuckerhaltige    Früchte,    wie    Erdbeeren,    sowohl   in 

Höstermann-Xoaok,  Pilzparasitäre  Kranklieiten.  20 


146  Neunzehntes  Kapitel. 

der  Treiberei  wie  im  Freiland.  Auf  Birnen  und  Äpfeln  (mit  Ausschluß  der 
saueren  Sorten)  findet  sich  Botrytis  besonders  in  der  ersten  Zeit  des  Winters 
als  häufige  Lagerfäule,  tritt  jedoch  später  stark  zurück,  da  sie  wie  Monilia 
bei  4:^/2°  C  nicht  mehr  fruktifikationsfähig  ist.  —  Sehr  verbreitet  ist  Botrytis 
auf  dem  Weinstock.  )Sie  befällt  dessen  Blätter,  Triebe  und  Beeren.  Auf 
letzteren  ist  ihr  Auftreten  jedoch,  je  nachdem  sie  unreife  oder  reife  Beeren 
befällt,  verschieden  zu  beurteilen.  Das  Vorkommen  auf  ersteren  setzt 
feuchte  Witterung  voraus.  Besonders  gern  zeigt  sich  der  Grauschimmel 
auf  denselben  in  den  Jahren,  in  welchen  der  Sauerwurm  reichlich  auf- 
getreten war  und  die  von  diesem  hinterlassenen  Wundstellen  ihm  eine 
Eingangspforte  bieten ;  er  zerstört  dann  häufig  das,  was  dieser  noch  übrig 
gelassen  hat.  Anders  ist  aber  das  Auftreten  von  Botrytis  cinerea  auf 
reifen  Beeren  zu  werten.  Im  Treibhaus  und  überall  dort,  wo  es  sich  um 
die  Erzeugung  von  Tafeltrauben  handelt,  ist  sie  natürlich  ausschließlich 
schädhch.  Tritt  sie  jedoch  an  den  zum  Keltern  bestimmten  reifen  Beeren 
auf,  so  wirkt  sie  durch  Verzehrung  eines  größeren  Anteiles  Säure  als  Zucker 
günstig  auf  die  Güte  der  Trauben  ein.  Die  Winzer  nennen  die  Erscheinung 
,,Edelfäule  ". 

Die  nachfolgenden  Sclerotinia-Formen  gehören,  wie  schon  bemerkt, 
der  Untergattung  Eusclerotinia  an. 

Sclerotinia  Fuckeliana  findet  sich  im  Frühjahr  auf  den  am  Boden 
liegenden  faulenden  Blättern,  auf  faulenden  Trieben  und  einschrumpfenden 
(,,edelfaulen'")  Beeren  der  Weinreben.  Die  Sklerotien  sind  0,5  cm  lange, 
harte,  schwarze,  schwielenartige  Körper.  Auf  denselben  entwickeln  sich 
die  zarten  langgestielten  Becherchen.  —  Auf  den  Sklerotien  ist  außerdem 
die  Entwicklung  von  Botrytis  cinerea-Rasen  beobachtet  worden.  Andere 
Forscher  haben  jedoch  auf  den  die  Botrytis  tragenden  Sklerotien  nie  die 
Entwicklung  der  Sclerotinia-Früchte  beobachten  können,  so  daß  der  Zu- 
sammenhang beider  Pilze  nicht  einwandfrei  geklärt  ist. 

Sclerotinia  Libertiana  tritt  auf  den  verschiedensten  Kulturpflanzen 
auf.  Wieweit  auch  zu  diesem  Pilz  Botr\i:is  cinerea  als  Konidienfruchtform 
gezogen  werden  darf,  ist  eine  noch  ungeklärte  Frage,  über  die  bereits  oben 
(s.  S.  144)  das  Nötige  gesagt  wurde.  Tatsächlich  finden  sich  aber  die  Sklero- 
tien, auf  denen  sich  im  nächsten  Frühjahr  die  Becherfrüchte  entwickeln, 
häufig  in  Gemeinschaft  mit  dem  Grauschimmel.  Da  die  von  diesem  ver- 
ursachten Erkrankungen  bereits  behandelt  wurden  (s.  S.  145),  genügt 
es  hier  einige  besondere  Fälle  anzuführen : 

Sehr  wichtig  ist  das  Vorkommen  der  Sclerotinia  Libertiana  an  den 
eingekellerten  und  eingemieteten  Wurzelgemüsen,  z.  B.  roten  und  weißen 
Rüben,  Kohlrüben,  Möhren.  Schwarzwurzeln,  Sellerie,  Petersilie,  Zichorie 
usw.i).  An  denselben  zeigen  sich  faulige,  verjauchende  Stellen,  welche 
zum  Teil  von  einem  weißen,  baumwollartigen,  bis  1  cm  hohen  Hyphen- 
geflecht  überzogen  werden.  In  diesem  letzteren  bilden  sich  harte,  schwarze 
Körper,  die  Sklerotien,  welche  von  unregelmäßiger  Gestalt  und  wech- 
selnder Größe  sind  (Abb.  65).  Auf  den  Sklerotien  erscheinen  im  Frühjahr, 
und  zwar  meist  zu  mehreren  auf  jedem  Sklerotium,  die  langgestielten 
zarten  Becher  der  Sclerotinia  (Abb.  66).  —  Die  Sklerotien  können  bei 
ungünstigen  Verhältnissen  längere  Zeit,  zwei,  vielleicht  auch  drei  Jahre 
ruhen,  um  bei  Änderung  der  Lebensbedingungen  Apothecien  zu  entwickeln 

^)  Vgl.  Appel,  Otto,  und  Brück,  Werner  Friedrich,  Sclerotinia  Libertiana  Fuckel  als 
Schädiger  von  Würze If rächten.     Arbeiten  Biol.  E.  A.  V.  Bd.,  4.  Heft,  Berlin  1906. 


Sclerotinia. 


147 


und  damit  neue  Infektionsmöglichkeiten  zu  schaffen.  Aber  auch  das 
Mycel  ist  in  der  Lage,  im  Erdboden  der  Keller,  in  den  Rissen  der 
Wände  usw.  den  Sommer  zu  überdauern,  um  im  nächsten  Herbst  die 
neu  eingekellerten  Wurzelfrüchte  zu  befallen.  —  Eine  Botrytis-Form 
kommt  bei  dieser  W^urzel- Sclerotinia  nicht  vor.  Die  Weiter  Verbreitung 
der  Krankheit  während  des  Winters  geschieht  ledighch  durch  das  Mycel, 
dessen  W^achstum  und  Aus- 
breitung durch  feuchte  Luft 
außerordentlich  begünstigt 
wird.  Auf  dem  Felde  spielt 
der  Pilz  als  Schädiger  der 
Wurzelgemüse  keine  große 
Rolle.  Ein  epidemisches  Auf - 
treten  ist  dort  sogar  sehr 
selten.  Jedoch  ist  einem  Vor- 
kommen daselbst  deswegen 
große  Aufmerksamkeit  zu 
schenken,  weil  durch  die 
Nichtbeachtung  eines  solchen 
häufig  Ansteckungsstoff  in 
die  Keller  geschleppt  wird. 
—  Zur  Bekämpfmig  der 
Kellerinfektionen  empfehlen 
Appel  und  Brück: 

1.  Die  Keller  zu  reinigen 
und  außer  aller  vegetabi- 
lischen Substanz  auch  etwa 
vorhandenen  Sand  oder  Erde 
zu  entfernen. 

2.  Den  Keller  gründHch 
zu  schwefeln. 

3.  Nur  gesundes  Material 
einzubringen. 

4.  Etwaige  sich  zeigende 
Krankheitsherde  sofort  nüt- 
samt  einer  größeren  Schutz- 
zone zu  entfernen. 

Häufig  werden  von 
Sclerotinia  Libertiana  auch 
Welke krankheiten  hervorge- 
rufen, so  z.  B.  an  Tomaten^). 
An  den  Stengeln  der  er- 
krankten Pflanzen  zeigt  sich 
gewöhnlich  in  einer  Höhe 
von  10  bis  15  cm  über  dem 
Erdboden  eine  graubraune  oder  auch  weißHchgelb  verfärbte,  etwas  ein- 
gesunkene Stelle.  Die  befallenen  Stengelteile  vertrocknen  und  nehmen 
dabei  meist  eine  bleiche  Strohfarbe  an.  Das  Mark  ist  innerhalb  der  erkrankten 
Partien  mehr  oder  weniger  zerstört.    Im  Markraum  finden  sich  die  Sklero- 

^)  Vgl.   Pape,   H.,    Sclerotinia  Libertiana  Fuck.    als    Schädling  der  Tomatenpflanze. 
Die  Gartenwelt,  XXVI.,  .30,   S.  309ff. 

10* 


Abb.  65. 
Von  Sclerotinia  Libertiana  befallene  Petersilienwiirzeln. 
(Xach  Appel  und  Brück.) 


148 


Neunzehntes  Kapitel. 


tien  (Abb.  67).  Unter  ähnlichen  Krankheitserscheinungen  leiden  bisweilen 
Kartoffeln,  Georginen,  Sonnenrosen,  Zinnien,  Petunien,  Balsaminen, 
Bohnen,  Sojabohnen,  Gurken  und  andere  Pflanzen  mehr.  Über  die 
RoUe,  welche  dabei  Botrytis  cinerea  spielt,  wurde  bereits  oben  das 
Wissenswerteste  gesagt. 

Sclerotinia  tuberosa,  welche  an  den  Rhizomen  von  Anemone-Arten 
bis  3  cm  große  rundliche  knoUenartige  Sklerotien  bildet,  kann  auch  auf 
Gartenanemonen  auftreten . 

Sclerotinia  bulborum  befällt  die  Zwiebeln  von  Hyacinthus,  Crocus. 
Muscari  und  Scilla.  Der  Pilz  erregt  den  gefürchteten  schwarzen  Rotz  der 
Hyazinthenzwiebeln.  Die  von  der  Krankheit  befallenen  Pflanzen  bleiben 
im  Wachstum  zurück,  die  Blätter  vergilben  und  welken.    Auf  den  Zwiebeln 

findet  sich  ein  Mycel. 
welches  am  Zwiebelboden 
und  zwischen  den  Schup- 
pen die  bis  1  cm  großen, 
außen  schwarzen,  innen 
weißen  Sklerotien  bildet. 
Auf  diesen  entwickeln 
sich  im  nächsten  Früh- 
j  ahr  die  Apothecien .  Eine 
Botrytis-Form  ist  bisher 
nicht  bekannt  geworden. 
Die  sehr  gefährliche 
Kranldieit  tritt  sowohl  im 
freien  Lande  wie  auf  dem 
Lager  auf.  Alle  erkrank- 
ten Zwiebeln  sind  sofort 
herauszunehmen  und  zu 
vernichten.  Im  Freiland 
ist  die  die  Zwiebeln 
umgebende  Erdschicht 
gleichfalls  zu  entfernen, 
was  mit  Hilfe  eines  Zwie- 
belstechers geschieht,  da- 
mit das  im  Boden  befind- 
liche Mycel  die  Krankheit 
Die  Lagerräume  der  Zwiebeln   sind  stets 


Abb.  66.     Sclerotinia  Libertiana. 
Lebende  Rübe  mit  gekeimten  Slclerotien.     (Nach  Appel  und  Brück.) 


nicht  weiter  verbreiten  kann, 
trocken  und  luftig  zu  halten. 

Eine  sehr  ährdiche  Krankheit  befällt  die  Tulpenzwiebeln.  Bisher 
hat  man  aber  eine  Fruchtform  aus  den  Sklerotien  nicht  erhalten,  so  daß 
man  nicht  weiß,  ob  der  Pilz  mit  Sclerotinia  bulborum  identisch  ist.  Man 
bezeichnet  ihn  vorläufig  als  Sclerotium  tuliparum;  die  Bekämpfung  ist 
die  gleiche,  wie  die  des  erstgenannten  Pilzes.  —  Die  schon  oben  geschilderte 
Botrytis -Erkrankung  der  Tulpen  (s.  S.  145),  in  deren  Entwicklungsgang 
gleichfalls,  wenn  auch  Ideinere  Sklerotien  auftreten,  hat  anscheinend  mit 
Sclerotium  tuliparum  nichts  zu  tun. 

Sclerotinia  galanthi  findet  sich  auf  den  Zwiebeln  von  Galanthus 
nivalis.  Die  angeführte  Botrjrtis -Erkrankung  dieser  Pflanze  steht  viel- 
leicht, jedoch  nicht  sicher,  damit  im  Zusammenhang. 

Wichtig,   aber   nur  von  landwirtschaftlichem   Interesse,   ist  der  von 


Sclerotinia. 


149 


Sclerotinia  trifoliorum  hervorgerufene  Kleekrebs^).  Nach  der  Schnee- 
schmelze zeigen  sich  auf  den  Kleefeldern  Fehlstellen.  Rühren  dieselben 
vom  Kleekrebse  her,  so  beobachtet  man  schon  im  zeitigen  Frühjahr  an 


Abb.. 67.     Sclerotinia  Libertiana. 

Oberer  Teil  einer  Tomatenpflanze,  23  Tage  nach  künstlicher  Infektion.     Bei 

X  die  Impfstelle.     Im  Markraum  des  (aufgeschnittenen)  Stengels  sieht  man 

die  Sklerotien.    (Nach  Pape.) 


den  unteren  Teilen  der  abgestorbenen  Pflanzen,   besonders   am  Wurzel- 
hals, die  Sklerotien,  auf  denen  im  nächsten  Herbst  oder  Winter  die  Becher- 


1)  Vgl.  Ulrich,  P.,  Der  Kleekrebs.     Fliigbl.  B.  R.  A.  Nr.  45. 


150 


Neunzehntes  Kapitel. 


fruchte  erscheinen  (Abb.  68).  Unter  der  Krankheit  leidet  besonders  der 
Rotklee,  ferner  Bastard-,  Inkarnat-  und  Weißklee.  Aussetzen  des  Klee- 
baus auf  den  verseuchten  Feldern  hat  sich  bis  jetzt  als  einzig  wirksame 
Maßnahme  erwiesen. 

Die  Ordnung  der  Helvellineae  interessiert  weniger  von  pathologischen 
als  von  allgemeinen  Gesichtspunkten.  Es  gehören  hierher  u.  a.  die  Gattun- 
gen Morchella  (Morchel)  und  Helvella  (Lorchel).  Dieselben  sind  von 
einem  hutpilzähnlichen  Äußeren,  doch  ist  der  ,,Hut"  auf  der  Außenseite 
von  dem  Hymenium  überzogen.  Besonders  befindet  sich  dieses  an  den 
einspringenden  Teilen  der  Falten  oder  Runzeln  der  Oberfläche,  während 
die  vorspringenden  Kanten  davon  frei  sind. 


Abb.  (J8.     Sclerotiiiiii  trifolioruru. 
Gekeimte  Sklerotien  mit  Apothecien.     (Flugbl.  B.  R.  A.) 


Anhang:  Die  Flechten  (Lichenes). 

Die  Flechten  sind  Doppelwesen,  bestehend  aus  Pilzen  und  Algen.  Sie 
iühren  ein  eigentümliches  Zusammenleben,  eine  ,, Symbiose",  von  dem 
beide  Teile  ihre  Vorteile  haben.  Der  Pilz  umspinnt  mit  seinen  Hyphen 
die  Algenzellen,  er  nimmt  Wasser  und  Salze  auf  und  gibt  diese  an  die  Algen 
ab,  während  letztere  dem  Pilz  die  durch  die  Assimilation  bereiteten  Stoffe 
liefern.  Daraus  eigibt  sich  bereits,  daß  die  Flechten  kein  Bedürfnis  nach 
einer  parasitischen  Ernährung  haben.  In  der  Tat  ist  auch  festgestellt 
worden,  daß  die  Pilzh^^^hen  der  Flechten,  welche  auf  Bäumen  leben,  nur 
durch  Risse  usw.  in  die  oberen  Peridermschichten  eindrnigen,  sich  aber 
niemals  im  lebenden  Rindengewebe  finden.  Der  Schaden,  den  die  Flechten 
anrichten,  ist  daher  indirekt.  Sie  benachteihgen  die  Bäume,  indem  ihre 
dichten  Überzüge  den  Luftzutritt  erschweren.  Ferner  speichern  sie  Wasser 
und  verhindern  dadurch  ein  normales  Abtrocknen  der  Rinde,  wodurch 
unter  Umständen  Zersetzungen  derselben  eintreten.  Erfahrungsgemäß 
bieten  auch  die  dicliten  Überzüge  der  Flechten  schädlichen  Insekten 
Schlupfwinkel  und  Brutstätten. 

Flechtenüberzüge  sind  daher  stets  zu  entfernen.  An  Stämmen  und 
stärkeren  Ästen  der  Obst-  und  Zierbäume  wird  dies  im  allgemeinen  leicht 
geschehen  können  durch  Abkratzen  (u.  V.  mit  einer  Drahtbürste)  und 
naclifolgendes  Kalken.  Auch  Bespritzen  der  Stämme  und  Äste  im  un- 
belaubten Zustande  mit  Schwefelkalkbrühe  (Verdünnung:  1  Raumteil  auf 
3  Teile  Wasser)  ist  zu  empfehlen. 

Auf  die  sehr  zahlreichen  Arten  einzugehen  dürfte  sich  erübrigen. 


Basidiorayceten.  151 

Zwanzigstes  Kapitel. 

Einleitung  zu  den  Basidiomyceten. 

Die  dritte  Klasse  der  echten  Pilze  umfaßt  die  Basidiomyceten  oder 
Basidienpilze.  —  Diese  Klasse  ist  ausgezeichnet  durch  den  steten  Besitz 
von  Basidien.  Man  versteht  darunter  gewöhnlich  regelmäßig  gestaltete 
Träger,  an  denen,  selten  in  unbestimmter,  meist  in  bestimmter  Anzahl 
Sporen  (Konidien,  BasidiQsporen),  in  typischen  Fällen  auf  besonderen 
Stielchen  (den  sogenannten  ,,8terigmen'"),  abgeschnürt  werden.  Die 
eventuelle  Teilung  und  die  Form  der  Basidien  ist  sehr  verschiedenartig 
und  bildet  ein  wichtiges  Einteilungsprinzip  der  Basidiomyceten. 

Die  Basidien  gehen  entweder  unmittelbar  aus  Sporen  hervor  oder 
sie  stellen  die  Fortsetzung  gewöhnhcher  H^'phen  dar.  Sie  können,  wie 
die  Schläuche  der  Ascomyceten.  zu  Lagern,  sogenannten  ..Hymenien", 
zusammentreten,  welche  dann  gewöhnlich  noch  sterile  Fäden  (Paraphysen) 
und  bisweilen  auch  Cystiden  (d.  s.  größere  blasenförmig  angeschwollene 
Enden  von  aus  dem  Innern  kommenden  Fäden)  aufweisen.  Die  Hymenien 
sind  entweder,  wie  diejenigen  der  Protodiscineen  (vgl.  Kap.  XI,  S.  66), 
frei  oder  werden  von  einem  besonderen  Fruchtkörper  (den  ,, Pilzen'"  oder 
,, Schwämmen"   des  Volksmundes)  getragen. 

Auch  bei  den  Basidiomyceten  kommen,  bei  einzelnen  Gruppen  häufiger, 
bei  anderen  seltener,  verschiedene  Xebenfruchtformen  vor.  Es  finden  sich 
Konidien.  die.  im  Gegensatz  zu  den  Basidiosporen.  in  unbestimmter  Zahl 
abgeschnürt  werden,  deren  Träger  auch  keine  regelmäßige  Form,  wie  die 
Basidien  besitzen.  Konidien,  welche  in  besonderen  Fruchtkörpern  gebildet 
werden,  sind  selten.  Sie  finden  sich  nur  als  sogen.  Spermogonien ;  das 
sind  morphologisch  .,Pykniden";  sie  treten  jedoch  innerhalb  der  Basi- 
diomyceten nur  bei  den  Uredinineen  auf  und  bleiben  funktionslos.  Sehr 
häufig  sind  bei  einigen  Gruppen  Chlamyclosporen,  welche  durch  vm- 
mittelbare  Umwandlung  einzelner  Glieder  der  Hyphen  in  Dauerzellen 
entstehen,  worüber  das  Weitere  unten  gesagt  werden  wird. 

Die  Basidiomyceten  sind  eine  verhältnismäßig  leicht  und  übersichtlich 
zu  gUedernde  Klasse : 

I.  Ohne  echte   Basidien:   die    Sporen  werden  an   den   Basidienträgern 
in  unbestimmter  Anzahl  abgeschnürt   (Hemibasidii). 

a)  Basidienträger  quergeteilt:  1.  Ord.  Ustilaginineae. 

b)  Basidienträger  ungeteilt:  2.  Ord.  Tilletiineae. 

II.  Mit  echten  Basidien:  die  Sporen  werden  stets  in  ganz  bestimmter 
Anzahl  gebildet  (Eubasidii). 

1.  Basidien  quer  oder  längs  geteilt. 

a)  Basidien  aus  Sporen  (den  Teleutosporen)  hervorgehend,  quer- 
geteilt:  3.  Orcl.  Uredinineae. 

b)  Basidien  aus  den  Hyphen  eines  Fruchtkörpers  hervorgeheiid. 
a)  Basidien  lang,  quergeteilt : 

4.  Ord.  Auriculariineae. 
ß)  Basidien  kurz,  gewöhnlich  über  Kreuz  längsgeteilt: 

5.  Ord.  Tremellineae. 

2.  Basidien  ungeteilt. 

a)  Hymenium  vollständig  frei :  6.  Ord.  Exobasidiineae. 

b)  Hymenium  auf  der  Oberfläche  besonderer  Frucht körper  oder 
von  solchen  ganz  oder  wenigstens  anfangs  eingeschlossen. 


\P)2  Eüiundzwanzigstes  Kapitel. 

a)  Basidien  lang  keulenförmig,  sich  an  der  Spitze  in  zwei  lange 
Sterigmen  mit  großen  Basidiosporen.  gabelnd: 

7.  Ord.  Dacryomycetineae. 
ß)  Basidien  kürzer,  keulig  oder  kugelig;  Sterigmen  fädig. 

aa)  Hymenium  offen  auf  einem  Fruchtkörper  stehend : 

8.  Ord.  Hymenomycetineae. 
bb)  Hymenium  die  Wände  von  Kammern  auskleidend: 

Die  hierher  gehörigen  Ordnungen  Phallineae-Hy- 
menogastrineae  -  Lycoperdineae  -  Nidulariineae  -  Sclero- 
dermatineae  besitzen  keinerlei  phytopathologisches 
Interesse,  so  daß  ihre  Charakterisierung  an  dieser 
Stelle  unterbleiben  kann. 


Einundzwanzigstes  Kapitel. 

Die  Brandpilze  (Ustilaginineen  und  Tilletiineen). 

Die  Ustilaginineen  und  Tilletiineen  sind  als  Eneger  der  Brandkrank- 
heiten gefürchtete  Feinde  der  landwirtschaftlichen,  weniger  der  gärt- 
nerischen Kulturpflanzen.  Beide  Ordnungen,  gewöhnlich  Brandpilze 
genannt,  zeigen  bezüglich  ihrer  Entwicklung  und  Lebensweise  viel  Gemein- 
sames. Sie  bewohnen  als  echte  Parasiten  das  Innere  zahlreicher  Pflanzen, 
insbesondere  von  Gräsern  und  Riedgräsern.,  Das  Mycel  lebt  in  den  Zwischen- 
zellräumen, treibt  aber  Haustorien  (Saugfüße)  in  das  Innere  der  Zellen. 
Es  durchzieht  lange  Strecken  der  Wirtspflanzen,  ohne  zunächst  äußerlich 
sichtbare  Krankheitserscheinungen  hervorzurufen.  Solche  zeigen  sich 
erst,  wenn  das  Mycel  zur  Sporenbildung  schreitet.  Letztere  erfolgt  bis- 
weilen an  den  Stielen,  Scheiden  und  Spreiten  der  Blätter,  häufiger  in  den 
Geschlechtsteilen  der  Pflanzen  (Fruchtknoten  und  Antheren).  Sie  ist 
vielfach  mit  Mißbildungen  der  betreffenden  Pflanzenteile  verbunden,  das 
Gewebe  derselben  platzt  auf  und  es  tritt  eine,  gewöhnlich  braunschwarze, 
staubige  Masse  (der  ,, Brand")  hervor. 

Die  Sporen  sind  nach  ihrer  Morphologie  und  ihrer  Entwicklung  als 
Chlamydosporen  zu  bezeichnen,  denn  es  sind  durch  Umbildung  aus  vege- 
tativen Hyphen  entstandene  Dauersporen,  welche  in  der  Regel  fruktifikativ 
auskeimen.  Sie  sind  mit  einer  dicken  Wand  versehen,  welche  häufig 
Warzen-  oder  netzförmige  Erhebungen  aufweist.  Sie  keimen  bei  einigen 
Arten  sofort,  können  aber  bei  anderen  auch  in  den  Dauerzustand  über- 
gehen und  behalten  ihre  Keimfähigkeit  bei  diesen  mehrere,  nach  gewissen 
Angaben  sogar  bis  zu  zehn  und  mehr  Jahren. 

Bei  der  Keimung  entwickeln  die  Sporen  entweder  einen  Keimschlauch, 
der,  wenn  die  Keimung  an  geeigneten  Teilen  einer  Wirtspflanze  erfolgt, 
unmittelbar  in  diese  eindringt  (Abb.  70),  oder  sie  treiben,  wie  das  für  die 
Brandpilze  im  allgemeinen  charakteristisch  ist,  einen  kurzen  Keimschlauch 
aus,  welcher  Konidien  abschnürt  und  als  „Promycel"  bezeichnet  wird 
(Abb.  69).  Derselbe  ist  als  Basidie  (richtiger,  da  die  Abschnürung  der 
Sporen  in  unbestimmter  Anzahl  erfolgt,  als  Pseudobasidie)  aufzufassen. 
Das  Pro  mycel  ist,  wie  schon  in  der  Übersicht  der  Ordnungen  S.  151  an- 
geführt wurde,  bei  den  Ustilaginineen  mehrzellig,  quergeteilt  (Abb.  69), 
bei  den  Tilletiineen  ungeteilt  (Abb.  71).     Dasjenige  der  ersteren  schnürt- 


Ustilaginineen. 


153 


die  Konidien  meist  aus  allen  Zellen  seitlich,  das  der  letzteren  nur  an 
seinem  Scheitel  ab  (s.  Abb.  71). 

Die  Konidien  vieler  Arten  sprossen,  wie  Kulturen  in  Mistabkochungen 
gezeigt  haben,  hefeartig  aus  und  vermögen  dies  sicherlich  auch  auf  dem 
Felde  in  dem. Dünger  pflanzenfressender  Tiere  zu  tun.  Auf  diesen  Um- 
stand ist  bei  den  Bekämpfungsmaßnahmen  Rücksicht  zu  nehmen. 

Die  Infektion  erfolgt  bei  den  meisten  Arten  an  den  Keimlingen  mittels 
der  am  Promycel  gebildeten  Konidien,  seltener  mittels  eines  Keim- 
schlauches.  Nur  bei  einigen  Arten  geschieht  die  Infektion  zur  Blütezeit, 
indem  die  Brandsporen  auf  den  Narben  der  betreffenden  Pflanzen  unmittel- 
bar mit  einem  Mycel  auskeimen  (vgl.  jedoch  auch  Ustilago  avenae). 

Praktisch  ist  es  unter  Umständen  von  Wert,  den  Grad  der  Ver- 
seuchung von  Saatgut  durch  Brandsporen  quantitativ  zu  ermitteln.  Es 
geschieht  dies  nach  den  Verfahren  von  Reinelt i)  oder  Appel'-). 

Aus  der  Ordnung  der  Ustilaginineen  interessiert  vor  aUem  die  Gattung 
Ustilago,  während  die  wenigen  übrigen  Gattungen  nur  vereinzelt  (z.  B. 
Sorosporium,  s.d.)  als  Schädiger  von  Kulturpflanzen  in  Frage  kommen. 
Folgende  Arten  der  Gattung  Ustilago  sind  bemerkenswert: 


Abb.  C9.     Haferflugbrand. 
Links:    Hefeartig   sprossende  Konidien    und  Mycel- 
keimung;  rechts:  Sporenkeimung,   in  der  Mitte  Ko- 
nidienbildung  an  den  Keimschläuciien.  (Nacli  Riehm.) 


Abb.  70. 
Links:   Gerstenflugbrand ,   Sporenkeimung  mit  spar- 
riger  Verzweigung  des  Mycels.     Rechts:  Weizenflug- 
brand mit  gekrümmtem  Mycel.    (Kach  Riehm.) 


Ustilago  nuda 

hordei 

tritici  /■     auf  Getreidearten, 

avenae 

laevis 

zeae  auf  Mais, 

tulipae  auf  Tulipa  silvestris, 

violacea  auf  Nelkengewächsen  (Caryophyllaceen), 

tragopogi  pratensis  auf  Schwarzwurzeln, 

scorzonerae  auf  Schwarzwurzeln, 

cardui  auf  Silybum  marianum  (Mariendistel) 

Ustilago  nuda  Kellermann  u.  Swingle  ( =  U.  hordei  Brefeld)  ist  Erreger 
des  Flugbrandes  oder  Nackten  Brandes  der  Gerste.  Bei  dieser  Krankheit 
werden,  im  Gegensatz  zum  Hartbrand  oder  Gedeckten  Brand  der  Gerste 
(s.  u.),  die  Sporenmassen  schon  zur  Anfangszeit  des  Schossens  und  der 
Blüte  frei.  Die  ganze  Ähre  verwandelt  sich  dann  in  eine  schwarze  Brand- 
masse, aus  der  nur  noch  die  Reste  der  Spelzen  hervorragen.    Die  Sporen 

^)  Vgl.  Technische  Vorschriften  für  die  Prüfung  von  Saatgut.  Landwirtschaftliche 
Versuchsstationen,  Bd.  89,  Berlin  1917,   S.  19. 

2)  Vgl.  Jahresber.  d.  Vereinigung  f.  angew.  Botanik,  Jahrg.  1906,   S.  203 ff. 


254  Einundzwanzigstes  Kapitel. 

sind  eiförmig  bis  kugelig,  mit  hellbrauner  feinwarziger  Membran.  Die  Staub- 
masse \\ird  vom  Winde  verweht,  so  daß  bei  der  Ernte  allein  die  kahlen 
Ährenspindeln  übrig  bleiben.  —  Gelangen  die  Sporen  von  Ustilago  nuda 
auf  die  Narben  gesunder  Gerstenblüten,  so  keimen  sie  sofort  mit  einem 
Keimschlauch  (also  nicht  mit  einem  konidienerzeugenden  Promycei)  aus 
(Abb.  70).  Der  Schlauch  wächst  weiter  in  den  Fruchtknoten  und  in  den 
Embryo  hinein.  Die  infizierte  Samenanlage  reift  ungestört  aus,  ohne  daß  ihr 
äußerlich  etwas  von  dem  in  ihr  befindlichen  Krankheitskeim  anzusehen  ist. 
Mikroskopisch  läßt  sich  jedoch  das  Mycel  im  reifen  Korn  nachweisen  und 
findet  es  sich  dort  hauptsächlich  in  Gestalt  kurzer,  unregelmäßig  gewunde^ier 
Fadenstücke  im  Schildchen.  Bei  der  Keimung  des  Gerstenkornes  keimt 
auch  das  Mycel  aus,  inid  wächst  in  der  jungen  Pflanze  empor,  um  in  den 
Ähren  wieder  .seine   Sporen  zu  erzeugen. 

Es  ist  bisher  nicht  gelungen,  völlig  widerstandsfähige  Sorten 
gegen  den  Gerstenflugbrand  zu  züchten.  Daß  einzelne  Sorten  sich  als 
weniger  anfällig  als  andere  erweisen,  dürfte  darauf  zurückzuführen  sein, 
daß  dieselben  beim  Blühen  ihre  Spelzen  nur  wenig  öffnen  und  dement- 
sprechend auch  ihre  Stempel  nur  wenig  der  Infektion  aussetzen.  Doch 
wechselt  das  je  nach  den  VVitterungsverhältnissen. 

Erst  in  neuerer  Zeit  ist  es  geglückt,  Methoden  zur  Bekämpfung  des 
Gerstenflugbrandes  auszuarbeiten.  Denselben  liegen  folgende  Überlegungen 
zugrunde :  Ruhende  Pflanzenteile  sind  gegen  äußere  Einflüsse  viel  weniger 
empfindlich,  als  im  Wachstum  begriffene.  Es  gelingt,  durch  vierstündiges 
Einquellen  des  Kornes  in  Wasser  von  25°  C  zwar  das  Wachstum  des  Pilz- 
gewebes anzuregen,  nicht  aber  in  dieser  Zeit  die  Entwicklung  des  Getreide- 
kornes zu  veranlassen.  Wird  nun  in  dieser  Weise  vorbehandeltes  Getreide 
einer  Tem})eratur  ausgesetzt,  welche  zwar  das  im  Wachstum  begriffene 
Pilzmycel  abzutöten  vermag,  nicht  aber  (oder  nur  wenig)  den  ruhenden 
Gerstenkeim  schädigt,  so  muß  auf  diese  Weise  eine  Entseuchung  des  Saat- 
gutes möglich  sein.  —  Die  Bekämpfung  erfordert  daher  eine  Vor-  und  eine 
Hauptbehandlung.  Bei  ersterer  wird  die  Saat  in  lauem  Wasser  von  20  bis 
30°  C  während  vier  bis  sechs  Stunden  liegen  gelassen.  Bei  der  letzteren 
wird  sie  in  warmes  Wasser  von  50  bis  54°  während  10  Minuten  eingesenkt 
oder  warmer  Luft  von  55  bis  60°  während  30  Minuten  ausgesetzt.  Über 
die  Einzelheiten  dieses  Verfahiens  vgl.  Appel  und  Riehm^). 

Ustilago  hordei  Kellermann  u.  Swingle  (=  U.  Jensenii  Rostrup)  ruft 
den  Hartbrand  oder  Gedeckten  Brand  der  Gerste  hervor.  Das  Krank- 
heitsbild unterscheidet  sich  deutlich  von  demjenigen  des  Flugbrandes. 
Zur  Blütezeit  gleichen  die  vom  Hartbrand  befallenen  Ähren  im  Gegensatz 
zu  denen,  welche  vom  Flugbrand  befallen  sind,  noch  vollständig  den  ge- 
sunden. Erst  einige  Wochen  später  ist  die  Erlirankung  an  der  dunklen 
Färbung  der  Ähren  zu  erkennen.  Die  Sporenmasse  bleibt  auch  bei  der 
Reife  des  Kornes  noch  von  der  nur  unvollständige  Risse  zeigenden  Samen- 
schale umschlossen  und  wird  erst  beim  Dreschen  des  Getreides  frei.  — 
Die  Sporen  sind  mikroskopisch  von  denjenigen  der  Ustilago  nuda  durch 
ihre  vollständig  glatte  Membran  zu  unterscheiden,  sind  auch  größer  und 
eckiger  als  bei  dieser  Art.  Die  Keimung  geschieht  mittels  eines  Promycels. 
welches  Konidien  abschnürt.  Letztere  infizieren  die  Keimlinge  und  in  der 
heranwachsenden  Pflanze  wächst  das  Mycel  bis  zu  den  Ähren  empor. 


^)  Bekämpfung  des  Flugbrande.s  von  Gerste  und  Weizen.     Flugbl.  B.  R.  A.  Nr.  48. 


Ustilaginineen. 


155 


Die  Bekämpfung  diet^er  Krankheit  ist  weit  einfacher  als  die  des 
Gerstenflugbrandes.  Da  die  Ausbreitung  der  Krankheit  in  der  Hauptsache 
durch  die  dem  Saatgut  beigemischten  Brandsporen  geschieht,  diese  aber  in 
demselben  nachgewiesen  werden  können  (vgl.  S.  153),  so  ist  es  leicht, 
stärker  verunreinigtes  Saatgut  überhaupt  zu  vermeiden.  Außerdem  ist 
das  ZAU-  Aussaat  bestimmte  Korn  z.  B.   mit  Formalin  zu  beizen. 

Ustilago  tritici  verursacht  den  Flugbrand  des  Weizen.  Die  Krank- 
heitserscheinungen gleichen  fast  vollständig  denen  des  von  Ustilago  nuda 
hervorgerufenen  Gerstenflugbrandes.  Man  hatte  daher  auch  lange  geglaubt, 
daß  beide  Krankheiten  durch  dieselbe  Pilzart  bewirkt  werden.  Auch 
hier  zeigen  sich  die  Krankheitserscheinungen  sogleich  zu  Beginn  des 
Schossens  und  der  Blüte.  Ebenso  werden  die  Sporenmassen  noch  zur  Blüte- 
zeit des   Getreides  durch   den   Wind  verbreitet.      Die    Infektion  geschieht 


Abb.  71.     Stinkbrandsporen  (Tilletia  oaries). 
Link.s  oben:  Beginn  der  Keimung;    rechts:  Kranzkörperbildung;   unten  link.s:  keimende 
Kranzkörper  mit  Konidien;  rechts;  keimende  Konidien.    Vergr.  .500fafh.    (Nach  Riehm.) 


an  den  Blüten ;  das  Mycel  wächst  in  den  Fruchtknoten  und  in  die  Samen- 
anlagen hinein  und  überdauert  in  dem  Samen,  welcher  sich  in  keiner  Weise 
von  dem  gesunden  unterscheidet. 

Die  Bekämpfung  der  Krankheit  ist  nur  durch  die  schon  oben  erörterte 
Heiß  Wasser-  oder  Heißluftbehandlung  möghch. 

Ustilago  avenae  ruft  den  Flugbrand  des  Hafers  hervor.  Er  ähnelt 
den  geschilderten  Flugbrandarten  der  Gerste  und  des  Weizens  darin, 
daß  auch  er  schon  zur  Zeit  des  Schossens  und  der  Blüte  in  die  Erscheinung 
tritt,  er  ist  jedoch  im  Gegensatz  zu  diesen  beiden  nur  selten  oder  fast  nie 
in  der  Lage,  die  Blüten  zu  infizieren.  —  Die  befallenen  Rispen,  welche  an 
ihrem  Brand  leicht  kenntüch  sind,  spreizen  bei  starkem  Befall  ihre  Aste 
nicht  oder  nur  wenig  aus,  so  daß  sie  dann  schon  von  weitem  ein  verändertes 
Ansehen  haben  (Abb.  72).  Das  Ausstäuben  der  Sporen  dauert  vom  Beginn 
der  Blüte  bis  gegen  die  Reifezeit.    Die  Sporen  sind  kugelig  und  haben  eine 


156 


Einundzwanzigstes  Kapitel. 


warzenbedeckte  Membran.  Sie  gelangen  zum  Teil  in  die  offene  Haferblüte 
rings  um  den  Fruchtknoten,  wo  sie  beim  Wachstum  des  Kornes  zwischen 
diesem  und  den  sich  fest  anlegenden  Spelzen  eingeklemmt  werden,  teils 
bleiben  sie  äußerlich  an  den  Spelzen  haften.    Im  Frühjahr  gelangen  sie  mit 

dem  Saatgut  auf  das  Feld,  kei- 
men —  bei  warmer  Witterung 
—  mit  dem  Korn  aus  und  in- 
fizieren die  jungen  Pflänzchen. 
Die  Keimung  geschieht  in 
der  Regel  mittels  eines  koni- 
dienabschnürenden  Promycels. 
seltener  mittels  eines  direkt  in 
die  Haferpflänzchen  eindringen- 
den Keimschlauches  ^),  Die  Spo- 
ren behalten  ihre  Keimfähigkeit 
sicher  mehrere  Jahre. 

Die  Bekämpfung  des  Hafer- 
flugbrandes geschieht  durch 
Beizung  mit  0,l%iger  Formal- 
dehydlösung (15Minuten)  oder 
durch  ein  zehn  bis  zwölf  Mi- 
luiten  andauerndes  Bad  von  52 
bis  r)()  C.  —  Beizen  mit  Kupfer- 
vitriollösung schadet  der  Keim- 
fähigkeit des  Hafers  und  hat 
sich  auch  nicht  als  völlig  zu- 
verlässig erwiesen. 

Ustüago  laevis  (=  U.Kolleri) 
ist  der  Erreger  des  Gedeckten 
Brandes  des  Hafers.  Diese  Krank 
heit  zeigt  in  den  begleitenden 
Umständen  wieder  größere  Ähn- 
lichkeit mit  dem  durch  Ustilago 
hordei  hervorgerufenen  Hart- 
brand  der  Gerste.  Denn  auch 
hier  tritt  die  Krankheit  erst 
gegen  die  Reifezeit  in  die  Er- 
scheinung, während  sich  bis 
dahin  die  gesunden  Ährchen 
kaum  von  den  kranken  unter- 
scheiden. Ebenso  stäuben  die 
Sporen    auch    nicht    auf    dem 


Abb.  72.     Haferflugbrancl.     Habitus.     (Nach  Appel.) 


1)  Anm.  während  des  Druckes:  Nach  den  neuesten  Untersuchungen  von  Zade 
(Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Infektion  des  Hafers  durch  den  Haferfiugbrand. 
Fühlings  landw.  Ztg.  1922,  S.  393ff.)  keimen  die  Sporen  des  Haferflugbrandes  unverzüglich 
fast  restlos  nach  dem  Ausstäuben  auf  den  Narbenästen  aus.  Die  am  Promycel  gebildeten 
Konidien  entwickeln  ein  Mycel,  welches  in  die  Parenchymschicht  der  Deckspelzen  eindringt 
und  dort  in  Gestalt  eines  Dauermycels  überwintert.  Das  sich  daraus  im  Frühjahr  ent- 
wickelnde Mycel  infiziert  die  jungen  Haferkeimlinge.  Der  Entdecker  nennt  diesen  Modus 
„äußere  Blüteninfektion  mit  sich  anschließender  Keimlingsinfektion".  —  Wie  weit  sich 
praktische  Folgerungen  (bezügl.  Bekämpfung)  aus  dieser  Entdeckung  ergeben  werden,  muß 
die  Zukunft  lehren. 


UstUaginineen. 


157 


Felde  aus,  da  die  Spelzen  wenigstens  als  dünnes  Häutchen  erhalten 
bleiben,  sondern  werden  erst  beim  Dreschen  frei.  Die  Sporen  sind  größer 
und  eclviger  wie  diejenigen  von  Ustilago  avenae  und  haben  eine  glatte 
Membran.  Sie  bleiben  an  den  gesunden  Haferkörnern  haften  und  werden 
auf  diese  Weise  mit  dem  Saatgut  verschleppt. 

Die  Keimung  und  die  Infektion  geschieht  in  der  gleichen  Weise  wie 
beim  Hartbrand  der  Gerste.  Die  Krankheit  wird  auch  durch  die  gleichen 
Beizmethoden  wie  dieser  bekämpft. 

Ustilago  zeae  (=  U.  maydis)  ist  bekannt  als  Ursache  des  Beulenbrandes 
des  Maises.  Am  auffallendsten  zeigt  sich  die  Krankheit  an  den  jungen 
Fruchtständen.  An  diesen  erkranken  alle  oder  gruppenweise  einige  Körner, 
besonders  an  der  Spitze  des  Kolbens. 
Sie  werden  dadurch  zu  dicken  weiß- 
lichen Blasen,  die  oft  mehrmals 
größer  als  gesunde  Körner  sind 
(Abb.  73).  Die  Blasen  sind  angefüllt 
mit  der  anfangs  schwarzbraunen 
und  klebrigen  Sporenmasse ;  bald 
platzen  sie  jedoch  auf  und  entlassen 
die  Sporen  als  schwarzen  trockenen 
Staub.  Aber  auch  im  Blütenstande 
—  im  männlichen  wie  im  weiblichen 
— ,  an  Stengehi,  Blattscheiden  mid 
Blättern,  ja  sogar  an  den  Wurzeln, 
zeigen  sich  die  mit  dem  Branclstaub 
erfüllten  Blasen  oder  Beulen,  welche 
oft  Faust-,  ja  selbst  Kinderkopfgröße 
erreichen  können. 

Unter  günstigen  Verhältnissen. 
z.  B.  in  Aufgüssen  von  frischem 
Stallmist  oder  in  mit  solchem  ge- 
düngtem Erdboden  keimen  die  Spo- 
ren sofort,  sonst  scheinen  sie  einer 
bis  zum  nächsten  Frühjahr  währen- 
den Ruheperiode  zu  bedürfen.  Die 
Keimung  geschieht  mittels  eines 
Promycels,  die  Infektion  durch  die 

von  diesem  abgeschnürten  und  in  frischem  Dünger  sich  durch  hefeartige 
Sprossung  ungeheuer  vermehrenden  Konidien.  —  Infektionsfähig  sind 
alle  noch  in  der  Entwicklung  begriffenen  Teile  der  Maispflanze. 
Infektionen  können  also  beinahe  während  der  ganzen  Vegetationszeit 
erfolgen.  Das  Mycel  des  Pilzes  durchwächst  nicht  die  ganze  Pflanze, 
wie  dasjenige  der  bisher  geschilderten  auf  Getreide  vorkommenden 
Ustilago- Arten,  sondern  beschränkt  sich  auf  die  Umgebung  der  In- 
fektionsstelle. 

Um  die  V^erschleppung  des  Pilzes  mittels  Saatgut  zu  verhindern, 
beize  man  dieses  mit  Formaldehyd.  Germisan,  Uspulun  usw.  Im 
Falle  des  Auftretens  von  Beulenbrand  sind  alle  mit  Brandbeulen  besetzten 
Teile,  noch  ehe  das  Brandpulver  ausstäubt,  auszubrechen  und  zu  ver- 
brennen. Man  verzichte  auf  frischen  Stallmist  und  gebe  künsthchen 
Düngern  den  Vorzug. 


Abb.  73.    Maisbraud.     Braudbeulen  am  Kolben. 
(Xach  Rißhm.) 


158  EinuiKlzwaiizigstes  Kapitel. 

Weitere,  auf  Gramineen  vorkommende  Ustilago- Arten  sind:  U.  sorghi 
auf  Andropogon  sorghum,  U.  panici  miliacei  auf  Panicum  miliaeeum 
und  U.  perennans  auf  Französischem  Raygras  (Avena  elatior).  Gärt- 
nerisch könnte  U.  hypodytes,  welche  an  den  Hahnen  der  zur  trockenen 
Binderei  vielfach  kultivierten  Stipa  j)ennata  auftritt,  gelegentlich  von 
Bedeutung  werden. 

Ustilago  tulipae  befällt  die  des  öfteren  für  Parkanlagen  als  Schmuck- 
pflanze  verwendete  Tulipa  silvestris.  An  den  Blättern  derselben  treten 
Brandschwielen  von  über  1  cm  Länge  auf,  bei  deren  Platzen  die  braunen 
Sporenmassen  frei  werden.  Man  entferne  und  verbrenne  die  erkrankten 
Pflanzen  möglichst,  ehe  es  zum  Ausstäuben  der  Sporen  kommt. 

Weit  verbreitet  auf  wildwachsenden  und  kultivierten  Nelkengewächsen 
ist  Ustilago  violacea,  der  Erreger  des  Staubbeutelbrandes  derselben.  Die 
von  dieser  Krankheit  ergriffenen  Pflanzen  entwickeln  zwar  ihre  Blüten 
äußerlich  durchaus  normal,  in  den  Pollensäcken  wird  jedoch  statt  Blüten- 
staub das  violette  Sporenpulver  des  Brandpilzes  gebildet.  Dort,  wo  die 
Krankheit  lästig  werden  sollte,  müssen  die  befallenen  Pflanzen  möglichst 
frühzeitig  entfernt  werden. 

Ustilago  tragopogi  pratensis  (und  U.  scorzonerae,  welche  der  erstge- 
nannten Art  mindestens  sehr  nahe  steht)  befallen  die  Blüten  unserer 
Schwarzwurzeln  sowie  anderer  Scorzonera-  und  Tragopogon- Arten.  Die 
erkrankten  Knospen  stellen  die  weitere  Entwicklung  ein.  Der  Pilz  zerstört 
schon  im  Innern  derselben  sämtliche  Blütenteile,  sie  mit  seinem  schwarz- 
braunen Sporenpulver  erfüllend.  Schließlich  schlägt  der  Hüllkelch  aus- 
einander und  die  Sporenmassen  stäuben  aus.  Auch  in  diesem  Falle  gibt 
es  kein  anderes  Mittel,  als  rechtzeitige  Entfernung  der  kranken  Pflanzen. 

Ustilago  cardui  findet  sich  auf  einigen  wildwachsenden  Distelarten, 
aber  auch  auf  der  kultivierten  Mariendistel  (Silybum  marianum).  Die 
Blütenköpfchen  verkümmern  und  werden  von  einem  dunkelvioletten  bis 
braunen  Sporenpulver  erfüllt. 

Aus  der  Gattung  Sorosporium,  welche  sich  von  Ustilago  durch  die 
in  der  Jugend  mittels  einer  gallertigen  Hülle  zu  Ballen  vereinigten,  später 
lose  verbundenen  Sporen  unterscheidet,  sei  erwähnt:  S.  saponariae, 
welches  die  Blüten  verschiedener  Nelkengewächse  zur  Verkümmerung  und 
eigenartigen  Umbildung  bringt. 

In  der  Ordnung  der  Tilletiineen  sind  folgende  Gattungen  von  Interesse : 
I.   Sporen  einzeln. 

a)  Sporen  in  pulvrigen  verstäubenden  Massen:  Tilletia. 

b)  Sporenlager  geschlossen  bleibend,  nicht  ausstäubend: 

Entyloma. 
IL   Sporen  zu  nicht  zerfallenden  Ballen  verbunden. 

a)  Sporenballen  nur  aus  dunklen  keimfähigen  Teilsporen  begehend : 

Tuburcinia. 

b)  SporenbaUen  aus  dunklen  keimfähigen  Sporen  und  hellen  sterilen 
Zellen  bestehend:  Urocystis. 

Tilletia  caries  (=  T.  tritici)  ist  Erreger  des  weitverbreiteten  Stein- 
oder Stinkbrandes  des  Weizens.  Es  ist  dies  ein  sogenannter  Gedeckter 
Brand,  d.  h.  die  Schale  der  brandigen  Körner  platzt  nicht  auf  dem  Felde 
bei  der  Reife,  sondern  erst  beim  Dreschen  auf-    Während  des  Wachstums 


Tilletiineen.  159 

ist  kein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  kranken  und  gesunden  Pflanzen 
festzustellen.  Erst  zur  Reifezeit  spreizen  manche  Sorten  die  Spelzen  auf- 
fallend weit  auseinander.  Die  kranken  Körner  sind  grau,  von  der  schwarzen, 
nach  Heringslake  (Trimethylamin)  riechenden  Sporenmasse  erfiült.  Sel- 
tener finden  sich  kranke  und  gesunde  Körner 'in  der  gleichen  Ähre.  In 
der  Regel  sind  sämtliche  Ähren  einer  Pflanze  und  in  diesen  sämtliche  Körner 
krank.  Die  Sporen  sind  kugelig,  die  Membran  mit  netzmaschenähnlichen 
Leisten  besetzt.  Die  Sporen  werden  weder  auf  dem  Felde  frei,  noch  fallen 
bei  der  Ernte  die  Körner  aus  den  Ähren  aus.  Beim  Dreschen  werden  die 
Brandsporen  mit  den  gesunden  Körnern  vermischt  und  bleiben  an  diesen 
haften.  Sie  gelangen  mit  dem  Saatgut  aufs  Feld,  wo  sie  mit  einem  kurzen 
ungegliederten  Schlauch,  dem  Promycel,  auskeimen,  welches  an  seinem 
Scheitel  lange  schmale  Sporen  entwickelt  (Abb.  71).  Diese  infizieren  ent- 
weder direkt  oder  mittels  abgeschnürter  Konidien  die  Keimpflanzen, 

Die  Bekämpfung  des  Weizensteinbrandes  geschieht  durch  Beizung 
des  Saatgutes.  Stark  verunreinigtes  Getreide  wasche  man  vor  dem  Beizen. 
Da  die  Brandkörner  und  Sporen  obenauf  schwimmen,  so  gelingt  es,  sie  da- 
durch bis  zu  einem  gewissen  Grade  von  dem  Saatgut  zu  trennen^). 

Tilletia  laevis  ruft  die  gleichen  Krankheitserscheinungen  an  Weizen 
wie  die  oben  geschilderten  hervor.  Sie  ist  aber  bedeutend  seltener,  wie 
T.  caries,  von  welcher  sie  sich  durch  die  eckigeren  Sporen,  welche  eine 
glatte  Membran  besitzen,  unterscheidet.  Sie  wird  in  derselben  Weise  wie 
diese  bekämpft. 

Von  einer  Besprechung  anderer  seltener  Tilletia-Aiten  kann  abgesehen 
werden. 

Die  Gattung  Entyloma  ist  nur  von  geringer  Bedeutung.  Bezüglich 
ihrer  Merkmale  vgl.  man  die  Übersicht  der  Gattungen  S.  158.  Sie  besitzt 
kleine,  in  das  Gewebe  der  Wirtspflanze  eingesenkte,  äußerlich  als  Flecke 
in  Erscheinung  tretende   Sporenlager.     Es  seien  erwähnt : 

E.  fuscum  auf  Papaver  somniferum,  dem  Ölmohn.  Es  bilden  sich 
anfangs  blasse,  später  dunkelbraune  Flecke  von  3  bis  6  mm  Durchmesser, 
die  oft  von  einem  rotem  Saum  umgeben  sind. 

E.  serotinum  auf  Borrago  officinahs,  dem  Borretsch.  Es  erzeugt  kreide- 
weiße, später  braune,  rundhche  Flecke. 

E.  calendulae  auf  Calendula  officinalis,  der  Ringelblume,  und  auf 
Arnica.     Ruft  bleichgrüne,  später  bräunliche  Flecke  hervor. 

Aus  der  Gattung  Tuburcinia  wird  T.  primulicola  als  Schädiger 
der  Primeln  angegeben  und  soll  an  den  Blütenteilen  derselben,  besonders 
an  den  Staubfäden  schwärzhche   Schwielen  und  Pusteln  erzeugen. 

Alle  diese  Krankheiten  sind  nur  durch  möghchst  zeitiges  Entfernen 
und  Vernichten  der  befallenen  Pflanzen  zu  bekämpfen. 

Die  Gattung  Urocystis  ist  von  größerer  Bedeutung  für  Landwirt- 
schaft und  Gartenbau.  Sie  ist  charakterisiert  durch  die  hellen  sterilen 
Randzellen  der  Sporenballen  (Abb.  74). 

Urocystis  occulta  ruft  den  glücklicherw^eise  nicht  sehr  häufigen  Stengel - 
brand  des  Roggens  hervor.   Die  Sporen  entstehen  in  langen  streifenförmigen 

^)  Vgl.  Appel,  Otto,  Der  Steinbrand  des  Weizens  und  seine  Bekämpfung.  Flugbl. 
B.  R.  A.  Xr.  26. 


jgQ  Einuiidzwanzigstes  Kapitel. 

grauen  Schwielen  an  Halmen,  Blattscheiden  und  Blättern.  Gewöhnlich 
ist  der  ganze  Halm  dabei  verbildet  und  werden  keine  Ähren  entwickelt. 
Meist  werden  sämtliche  Halme  einer  Pflanze  ergriffen.  Die  Übertragung 
der  Krankheit  geschieht  durch  Keimlingsinfektion.  Die  Sporen  gelangen 
mit  dem  Saatgut  auf  das  Feld.  Die  Bekämpfungsmaßnahmen  sind  die 
gleichen  wie  gegen  den  Steinbrand  des  Weizens. 

Urocystis  cepulae  verursacht  den  Brand  der  Zwiebelarten.  Auch  diese 
Ka-ankheit  ist  noch  nicht  sehr  verbreitet,  immerhin  auch  bei  uns  schon 
an  einigen  Stellen  in  sehr  ernster  Form  aufgetreten.  An  den  Blättern  und 
Zwiebelschalen  erscheinen  langgestreckte,  blasige  Schwielen,  welche  mit 
dem  schwarzen  Sporenpulvef  erfüllt  sind.  Später  platzen  die  Schwielen 
auf  und  die  Sporen  stäuben  aus. 

Auch  in  diesem  Falle  dürfte  nur  das  frühzeitige  Vernichten  der  kranken 
Pflanzen  Erfolg  versprechen.  Um  die  Gefahr  einer  Verschleppung  zu  ver- 
meiden, ist  das  Beizen  des  Saatgutes  zu  empfehlen. 

Urocystis   violae  ruft  den   Stengelbrand  der  Veilchen,   besonders  an 
Viola  odorata.  hervor.     An  Blättern.  Blattstielen  und  Ausläufern  bilden 
sich  schwielenartige  Auftreibungen  oder  Pusteln,  welche  häufig  mit  Defor- 
mationen   der   betreffenden  Organe 
verbunden  sind.    Später  brechen  die 
Blasen  mit  unregelmäßigen  Längs- 
rissen auf  und  entlassen  das  schwarze 
Sporenpulver.    —  Zur  Bekämpfung 
wird  empfohlen  :  die  Auswahl  wider- 
standsfähiger Sorten  der  Viola  odo- 
rata   (lt.    Naumann    z.    B.    Kaiser 
Friedrich);    zeitiges    Entfernen   der 
Abb. 74.     ,^     .    _,   .  kranken  Pflanzen;  Beizen  des  Saat- 

Keimende  Sporen  von  Urocystis  occulta ;  in  drei  ver-  i      i, 

schiedenen  Altersstadien,  300  fach  vergr.  (Nach  Frank.)    gutCS  ;    irOCkCUhaltung. 

Andere  Urocystis-Arten  können 
Zier- AUium- Arten,  Muscari,  Scilla,  Galanthus,  Gladiolus,  Anemone, 
Helleborus- Arten  und  einige  andere  Pflanzen  befallen. 

Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 

Die  Uredinineen  oder  Rostpilze. 

Die  Uredinineen  oder  Rostpilze  sind  weitverbreitete  und  teilweise 
auch  sehr  bösartige  Schädhnge  unserer  Pflanzenwelt.  Charakteristisch 
für  dieselben  sind  echte  quergeteilte  Basidien,  welche  aus  Chlamydosporen, 
und  zwar  aus  den  sogenannten  Teleutosporen  hervorgehen. 

Die  Rostpilze  sind  echte  Parasiten,  deren  Mycel,  reich  entwickelt, 
durch  Querwände  geteilt  und  vielfach  verzweigt,  in  den  Zwischenzellräumen 
höherer  Pflanzen  lebt,  Haustorien  in  die  Zellen  hineintreibend. 

Im  Entwicklungsgange  dieser  Pilze  können  folgende  fünf  Sporenformen 
auftreten : 

1.  Die  Teleutosporen  oder  Wintersporen.  Es  sind  dies  die 
eigentlichen  für  die  Uredinineen  bezeichnenden  Sporen.  Sie  sind  ein-  oder 
mehrzellig,  von  den  verschiedensten  äußeren  Formen  (Abb.  75).  In  der 
Regel  werden  sie  einzeln,  nur  selten  (s.  u.)  in  Reihen,  entweder  in  be- 
sonderen Lagern  oder  gegen  Ende  der  Vegetationszeit  in  den  Uredolagern 


Uredinineen. 


161 


(s.  Sporenform  5)  gebildet.  Sie  überwintern  und  besitzen  zu  diesem  Zwecke 
in  der  Regel  eine  dicke  Membran.  Jede  Teleutosporenzelle  ist  mit  einem 
besonderen  Keimporus  versehen.  Bei  der  Keimung  (gewöhnlich  im 
Frühjahr)  entwickelt  sich  das  Promycel  (s.   Sporenform  2). 


Abb.  75.  Uredinineen.  Typen  von  U.-  und  T. -Sporen. 
1  Puecinia  arenariae,  Teleutospore .  2  P.  pruni,  a  Teleutospore,  b  Uredospore  mit  Paraphyse.  3  Uromyce.« 
pisi,  Teleutospore.  4  Phragmidium  siibcorticium,  Teleutospore.  5  Melampsora  salicina,  Teleutosporen. 
6  Melampsorella  caryophyllacearum,  keimende  Teleutosporen.  7  Calyptospora  Goeppertiana,  keimende 
Teleutosporen.  8  Chrysomyxa  abietis,  Teleutosporen.  9  Cronartiura  ribicola,  a  Teleutosporensäulchen, 
b  keimende  Teleutospore.  10  Gymnosporangiuin  clavariiforme,  Teleutosporen.  11  Coleosporiuin  pulsatillae, 
keimende  Teleutosporen.     (Aus  Sorauers  Handbuch  der  Pflanzenkrankheiten.) 

2.  Die  Basidiosporen  (auch  Sporidien  genannt).  Dieselben  werden 
an  dem  aus  den  Teleutosporen  hervorgehenden  Promycel  abgeschnürt 
(Abb.  86,  Fig.  9).     Dieses,    als  Basidie    zu  bezeichnen,  ist  typisch  durch 

Höstermann-Noack,  Pilzparasitäre  Krankheiten.  ii 


162 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


Querwände  in  vier  oder  fünf  Zellen  geteilt,  von  denen  in  ersterem  Falle 
jede,  in  letzterem  nur  die  vier  oberen  Zellen,  auf  einem  mehr  oder  weniger 
langen  Stielchen  (Sterigma)  je  eine  Konidie  (Basidiospore)  abschnüren. 
Die  Keimung  dieser  letzteren  erfolgt  mittels  eines  Schlauches,  welcher  in 
die  Nährpflanze  eindringt. 

3.  Die  Aeeidiosporen.  Ihre  Bildung  geschieht  in  kleinen  becher- 
förmigen Fruchtkörperehen,  den  sogenannten  Aecidien  (Abb.  76).  Diese  sind 
meistens  von  einer  besonderen  haubenartigen,  bei  der  Reife  der  Sporen 
aufplatzenden  Hülle,  der  Pseudoperidie,  umgeben.  Die  Sporen,  welche 
durch  die  gegenseitige  Pressung  gewöhnhch  etwas  eckig  sind,  werden  in 
Ketten,  immer  abwechselnd  mit  einer  später  einschrumpfenden  Zwischen- 
zelle, auf  dicht  stehenden  Hyphenästen  abgeschnürt.  Sie  vermögen  sofort 
zu  keimen  und  neue  Infektionen  hervorzurufen. 

^  4.  Die  Spermatien  (=  Pj^knosporen).  Es  sind  dies  sehr  kleine 
Sporen,  welche  im  Innern  krugförmiger  Gebilde,  den  Spermogonien 
(=  Pykniden),  konidienartig  abgeschnürt  werden  (Abb.  10,  Fig.  6).     Diese 

letzteren  treten  aber 
nie  für  sich  allein,  son- 
dern stets  zusammen 
mit  den  Aecidien,  wenn 
auch  oft  etwas  später 
als  diese  auf  (Abb.  76). 
Ihre  Bedeutung  ist  un- 
bekannt, sie  vermögen 
nicht  zu  infizieren. 

ö.  Die  Uredospo- 
ren  oder  Sommer - 
sporen.  Dieselben 
sind  stets  einzelhg, 
mehr  oder  weniger 
lang  gestielt  (Abb.  75, 
Fig.  2  b).  Sie  entstehen 
in  besonderen  offenen 
Lagern  (den  Uredo- 
lagern),  in  denen  sich  jedoch,  gegen  Ende  der  Vegetationsperiode,  auch 
Teleutosporen  entwickeln  können  (Abb.  86,  Fig.  2).  Sie  vermögen  sofort 
zu  keimen  und  mittels  eines  Keimschlauches  in  entsprechende  Wirts- 
pflanzen einzudringen. 

Auftreten  und  Zusammenhang  dieser  fünf  Sporenformen  sind  fol- 
gendermaßen : 

Teleutosporen  und  Sporidien  gehören  zur  Charakteristik  der  Rost- 
pilze und  fehlen  keinem  vollständig  bekannten  Vertreter  dieser  Ordnung. 
Alle  anderen  Formen  können  gänzlich  oder  zum  Teil  fehlen.  —  Aus  den 
Teleutosporen  entmckeln  sich  bei  der  Keimung  stets  Sporidien.  Aus  diesen 
kann  entweder  ein  Aecidien  und  Spermogonien  (welche  bekanntUch  mit- 
einander auftreten)  oder  ein  Uredosporen  oder  unmittelbar  wieder  ein 
Teleutosporen  erzeugendes  Mycel  hervorgehen.  Aus  den  Aeeidiosporen 
gehen  im  allgemeinen  Uredolager  heivor,  welchen  später  Teleutosporen 
folgen,  manchmal  (z.  B.  bei  Gymnosporangium)  entwickeln  sich  aber  aus 
den  Aeeidiosporen  auch  unmittelbar  Teleutolager.  Die  Spermatien  sind 
funktionslos.    Die  Uredosporen  entwickeln  entweder  neue  Uredosporenlager 


Abb.  76.    Pucdnia  graminis.    Aecidien  auf  einem  Berberitzenblatt. 
e  Epidermis,  sp  Pykniden,    a  Aecidienbecher,  k  Pseudoperidie,  r  Sporen- 
ketten, b  Sterigmen,    st  stromatische  Unterlage  der  Becher.    (Vergr.  etwa 
50  fach.)    (Xach  Sorauer.) 


Melampsoräceen.  263 

oder  Teleutosporen.  —  Auf  die  möglichen  Kombinationen  weiter  einzu- 
gehen, dürfte  sich  an  dieser  Stelle  erübrigen. 

Der  Entwicklungsgang  der  Rostpilze  kann  sich  auf  ein  und  derselben 
Art  von  Wirtspflanze  abspielen.  Man  nennt  den  Pilz  in  diesem  Falle 
autözisch  oder  wirtsständig.  Vielfach  tritt  jedoch  ein  Wirtswechsel  ein, 
indem  Aecidien  (und  Spermogonien)  auf  der  einen,  Uredo-  und  Teleuto- 
sporen auf  einer  ganz  anderen  Pflanzenart  entwickelt  werden.  Dann  spricht 
man  von  heterözischen  oder  wirtswechselnden  Arten. 

Im  allgemeinen  ist  bei  den  wirtswechselnden  Rostpilzen  das  Vor- 
handensein beider  Wirtspflanzen  eine  Notwendigkeit  für  die  Erhaltung 
der  Art.  Jedoch  kann  in  bestimmten  Fällen  unter  Umständen  die  eine 
Wirtspflanze  fehlen  und  es  erhalten  die  betreffenden  Pilze  sich  dann  in 
anderer  Weise,  z.  B.  durch  Überwinterung  der  Aecidien-  oder  Uredo- 
mycelien. 

Die  üredinineen  umfassen  drei  Familien  : 

A.  Teleutosporen  durch  reihenförmige  Abschnürung  in  längeien  Ketten 
in  aecidienähnlichen  Fruchtlagern  gebildet:     Endoph yllaccae. 

B.  Teleutosporen  ungestielt,  flache  oder  polsterförmige  Lager  oder  säulen- 
förmige Körper  bildend  oder  lose  im  CJewebe  der  Nährpflanze: 

Melampsoraceae. 

C.  Teleutosporen  —  wenn  auch  manchmal  nur  kurz  —  ge.stielt.  isoliert 
bleibend  oder  einzelne  von  der  Nährpflanze  trennbare  Sporenlager 
von  bestimmter  Grestalt  bildend:  Pucciniaceae. 

Nur  den  Melampsoräceen  und  Pucciniaceen  kommt  —  allerdings  be- 
deutendes —  phytopathologisches  Interesse  zu. 

Die    Melampsoräceen   sind   gärtnerisch    vereinzelt,   forstwirtschafthch 
jedoch  von  großer  Bedeutung.     Es  sollen  daher  folgende  Gattungen  und 
Art«n  einer  kurzen  Besprechung  unterzogen  werden. 
Chrysomyxa  abietis  autözisch  auf  Picea  excelsa; 

rhododendri  Aec.   auf   Picea  excelsa,   U.   und  T.   auf  Rhododendron 

ferrugineum  und  R.  hirsutum; 
ledi  Aec.  auf  Picea  excelsa,  U.  und  T.  auf  Ledum  palustre. 
Cronartium  ribicola  Aec.  auf  Pinus  strobus,    U.  und  T.  auf  Ribes-Arten; 
asclepiadeum  Aec.  auf  Pinus  silvestris.  U.  und  T.  auf  Vincetoxicum 
officinale  und  Paeonia-Arten. 
Coleosporium  senecionis  Aec.  auf  Pinus  silvestris,  U.  und  T.  auf  Senecio 

silvaticus  und  S.  vulgaris. 
Melampsora  lini  autözisch  auf  Linum  usitatissimum ; 

allii-populina  und  allii-salicina  Aec.  auf  ,Allium-Arten,  U.  und  T.  auf 

Populus-  bzw.   Salix-Arten; 
ribesii-salicina  Aec.  auf  Ribes-Arten,  U.  und  T.  auf  Salix-Arten; 
pinitorqua  Aec.  auf  Pinus  silvestris,  U.  und  T.  auf  Populus  tremida. 
Melampsorella    caryophyllacearum  Aec.    auf  Abies   alba,    U.   und   T.  auf 

Stellaria-,  Cerastium-,  Arenaria-  usw.  Arten. 
Calyptospora  Goeppertiana  Aec.  auf  Abies  alba,  T.  auf  Vaccinium  vitis 
idaea. 
Die  Gattung  Chrysomyxa  ist  ausgezeichnet  durch  ihre  aus  kurzen 
ZeUreihen  bestehenden,  zu  sammetartigen  Polstern  vereinigten  Teleuto- 
sporen, welche  sofort  nach  der  Reife  in  der  für  die  Rostpilze  t^^pischen  Art 
mittels    eines  Promycels    keimen    (Abb.   75.    Fig.  8).     Die    Uredosporen, 

11* 


164 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


welche  nicht  immer  vorhanden  sind,  werden  in  Reihen  abgeschnürt  und 
sind  ohne,  die  Aecidien  mit  wohlentwickelter  Peridie. 

Chrysomyxa  abietis,  der  Fichtennadelrost,  entwickelt  seine  Teleuto- 
sporen  auf  den  Nadeln  der  Fichte;  Aecidien  und  Uredosporen  sind  nicht 
bekannt.  Die  alten  Nadein  fallen  nach  dem  Verstäuben  der  Basidio- 
sporen  ab,  die  neuinfizierten  zeigen  gelbe  Querbänder.     Die  Basidiosporen 

können  sofort  wieder  auf  Fichten- 
nadeln Infektionen  hervorrufen.  Im 
allgemeinen  ist  die  Krankheit  nicht 
sehr  gefährlich,  der  Verlust  an  Na- 
deln nicht  so  groß,  wie  der  durch 
Chrysomyxa  rhododendri  bzw.  Ch. 
ledi  hervorgerufene. 

Chrysomyxa  rhododendri,  der 
Alpenrosenrost,  und  die  sehr  nahe- 
stehende Chr.  ledi,  beide  auch  als 
Fichtenblasenrost  bezeichnet,  ergän- 
zen einander  ihr  Vorkommen :  erstere 
findet  sich  im  Verbreitungsgebiet 
der  Alpenrosen  (Rhododendron  fer- 
rugineum  und  R.  hirsutum),  also 
besonders  in  den  Alpen,  letztere  in 
demjenigen  des  Sumpf  porstes  (Ledum 
palustre),  demnach  in  Norddeutsch- 
land, hauptsächlich  aber  in  Skandi- 
navien usw.  Die  Aecidien  beider 
Arten  treten  an  Picea  excelsa  oft  so 
massenhaft  auf,  daß  manche  Bäume 
nur  wenige  gesunde  Nadeln  behalten. 
Die  kranken  Nadeln  fallen  noch  im 
gleichen  Sommer  ab.  Die  Aecidio- 
sporen  ent  wie  Ivel  n  auf  den  Blättern 
der  Alpenrosen  bzw.  des  Sumpf - 
porstes  Uredosporen.  Diese  ver- 
breiten die  Krankheit  während  des 
Sommers  weiter.  Im  Herbst  bilden 
sich,  ebenfalls  auf  den  Blattunter- 
seiten der  Rhododendron- Arten  bzw. 
von  Ledum,  die  Teleutosporen,  die 
jedoch  erst  im  Frühjahr  die  Epider- 
mis sprengen,  und  dann  zu  Promy- 
celien  auskeimen.  —  Die  Uredo- 
mycelien  beider  Pilze  vermögen  zu 
überwintern  und  die  Art  dort  zu 
Abb.  77.  erhalten,  wo  die  Nährpflanze  ihrer 

Peridermium  pini  auf  eiuein  Kiefernast.  AecidieUffeneration    fehlt 


Die  Gattung  Cronartium  ist  ausgezeichnet  durch  die  fest  miteinander, 
auch  in  der  Längsrichtung,  zu  einem  säulenförmigen  Gebilde  verbundenen 
Teleutosporen  (Abb.  75,  Fig.  9).  Die  Säulchen  erheben  sich  vollständig 
frei,  vertikal  vom  Substrat.    Die  Uredolager  sind  von  einer  sich  mit  Porus 


Cronartium. 


165 


Öffnenden  Pseiidoperidie  eingeschlossen.  Die  Aecidien  besitzen  eine  weite 
blasenförmige  Pseudoperidie- (Peridermium)  (Abb.  77). 

Cronartium  ribicola,  der  Weymouthskiefern-Blasenrost  oder  Johannis- 
beer-Säulenrost,  entwickelt  seine  Aecidiengeneration  auf  Pinus  strobiis, 
seine  Uredo-  und  Teleutosporen  auf  den  verschiedensten  Ribes-Arten,  z.B. 
R.  grossularia,  R.  nigrum.  R.  rubrum,  R.  sanguineum,  R.  aureum,  R. 
petraeum  und  R.  alpinum,  im  allgemeinen  jedoch  häufiger  auf  Johannis- 
beeren als  auf  Stachelbeeren.  Die  Aecidien  treten  in  Gestalt  zahlreicher, 
großer,  goldgelber  Blasen  alljährlich  auf  der  Rinde  ihrer  Wirtspflanzen 
auf  (ähnlich  Abb.  77).  Die  befallenen  Stellen  der  Zweige  wie  der  Stämme 
zeigen  Anschwellungen,  sowie  eine  Verldemmg  des  Holzes.  Der  Pilz  kann, 
besonders  in  den  Pflanzgärten,  erheblichen  Schaden  anrichten^).  —  Die 
üredo-  und  Teleutosporen  finden  sich  als  orangegelbe  Rostpusteln  auf 
den  Blättern  der  Ribes-Arten  und  bringen  dieselben  bei  starkem  Befall 
vorzeitig  zum  Absterben. 

Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  sind  an  den 
Weymouthskiefern  die  kranken  Äste  (im  Notfalle  die 
kranken  Stellen)  auszuschneiden  und  die  Wunden 
mit  Steinkohlenteer  zu  verschließen.  Die  An- 
pflanzung von  Ribes-Arten  in  der  Nähe,  von  Pinus 
strobus- Schulen  ist  zu  vermeiden.  Beim  Bezug  von 
Pflanzen  aus  solchen  untersuche  man  dieselben  genau 
auf  Blasenrost  (Erkennungszeichen :  verdickte  Zweig- 
stellen mit  rauher  schorfiger  Rinde).  Die  Ribes- 
Blätter  können  vorbeugend  mit  Fungiziden  bespritzt 
werden,  wobei  die  Blattunterseiten  besonders  zu 
berücksichtigen  sind. 

Cronartium  asclepiadeum  ist  im  Gegensatz  zum 
vorigen  nur  forstwirtschaftlich  von  Bedeutung.  Die 
Aecidien  erzeugen  den  Blasenrost  der  Kiefer  (Peri- 
dermium Cornui),  und  zwar  eine  rindenbewohnende 
Form  desselben 2).  Die  Uredo-  und  Teleutosporen 
entwickeln  sich  auf  den  Blättern  von  Vincetoxicum 
officinale  und  Paeonia-Arten  (Abb.  78).  Neben  dem 
Peridermium  Cornui  ist  jedoch  ein  rindenbewohnendes 
Peridermium  der  Kiefer  nachgewiesen,  dessen  Sporen 
unmittelbar  wieder  Peridermien  erzeugen  und   von 

dem  man  andere  Sporenformen  nicht  kennt  (Peridermium  pini)  (Abb.  77). 
Beide  Peridermium-Arten  richten  großen  Schaden  an.  Sie  vermögen 
junge  Pflanzen  zu  töten,  erzeugen  Verdrehungen  an  den  jungen  Ästen, 
verursachen  einseitiges  Dickenwachstum  der  Stämme  und  führen  zur 
Verkienvmg  des  Holzes. 

Die  Gattung  Coleosporium  besitzt  im  Gegensatz  zu  Chrysomyxa  und 
Cronartium  nie  in  Längsreihen  angeordnete  (ungestielte)  Teleutosporen. 
Vielmehr  werden  dieselben  in  flachen,  von  der  Epidermis  bedeckten  Lagern 


Abb.  78. 

Cronartium  asclepiadeum  auf 

Vincetoxicum  officinale. 

(Nach  V.  Tubeuf.) 


1)  In  Amerika,  der  Heimat  der  Weymouthskiefer,  kommt  der  Pilz  auffallenderweise 
nicht  vor  bzw.  ist  erst  von  Europa  nach  dort  eingeschleppt  worden.  Ob  die  Aecidien  des 
Pilzes  ursprünglich  Pinus  cembra  bewohnen,  ist  noch  strittig. 

^)  Bezüglich  des  nadelbewohnenden  Blasenrostes  der  Kiefer  vgl.  Coleosporium 
.senecionis. 


166  Zwoiundzwanzigstes  Kapitel. 

nebeneinander  entwickelt,  .sind  anfangs  einzellig,  später  vierzellig  und  ent- 
wickeln aus  jeder  Zelle  ein  »Sterigma  mit  je  einer  Sporidie  (Abb.  75,  Fig.  11). 
Die  Aecidien  besitzen  Blasenform  (Peridermium),  die  Uredosporen  werden 
Aecidiosporen  ähnlich  in  Reihen  abgeschnürt. 

Die  Systematik  der  Gattung  Coleosporium  ist  außerordentlich  ver- 
wickelt. Wir  wollen  nur  den  Erreger  des  Nadelblasenrostes  der  gewöhnlichen 
Waldldefer  und  von  den  in  Frage  kommenden  Rassen  auch  nur  die  be- 
kannteste in  Betracht  ziehen,  welche  die  Uredo-  und  Teleutosporenlager 
auf  den  Blättern  von  Senecio- Arten  entwickelt :  Coleosporium  senecionis.  — 
Die  blasenförmigenAecidien(Peride:muim  pini  acicola)  treten  zwar  bisweilen 
in  Massen  auf  den  Nadeln  auf  (Abb.  79),  aber  der  angerichtete  Schaden 
ist  in  der  Regel  nicht  von  Bedeutung,  jedenfalls  nicht  zu  vergleichen  mit 
dem  vom  Rindenblasenrost  (Cronartium  asclepiadeum)  angerichteten. 

Auch  die  Gattiwig  Melampsora  entAvickelt,  gleich  der  vorigen,  ihre 
(stets  einzelligen)  Teleutosporen  in  flachen  einschichtigen  Lagern  (Abb.  75, 
Fig.  5).  Im  Gegensatz  zu  Melampsorella  (s.  u.)  werden  dieselben  außerhalb 
des  Gewebes  der  Wirtspflanze  (also  nicht  innerhalb  der  Epidermiszellen) 
angelegt,  sind  jedoch  von  der  Epidermis  bedeckt.  Uredosporen  wie  Aeci- 
dien sind  ohne  Pseudoperidie. 

Von  den  wirtsständigen  Arten  dieser  Gattung  ist 
bemerkenswert  Melampsora  lini,  welche  Blätter  und  Stengel 
des  Lein  (Linum  usitatissimum)  befällt.  Aecidien  sind  von 
diesem  Pilz  nicht  bekannt.  Die  Uredosporen  erscheinen  als 
orangefarbene  Polster  auf  beiden  Blattseiten  und  den  Sten- 
geln, später  entwickeln  sich  mehr  auf  den  letzteren  die 
Teleutosporenlager  als  anfänglich  rotbraune,  später  pech- 
schwarze Krusten.  Bei  schweren  Angriffen  werden  die 
Stengel  brüchig  und  zur  Flachsbereitung  ungeeignet. 

Eine  Anzahl  wirtswechselnder  Arten  der  Gattung  Me- 
lampsora   entwickelt    seine   Uredo-    und    Teleutosporen    auf 
Pappeln    und    Weiden     (Populus-    und    Salix-Arten),    seine 
Aecidien  zum  Teil  auf  wichtigen  Kulturpflanzen.    Die  mor- 
Kiefemnadeiu      phologischeu    L'^ntcrschiede    zwischen    den    neuerdings    auf- 
mit  Coleosporium    gestellten  Arten   sind    gering.     Es    genügt   ihre   Anführung 

senecionis  ®       .      ,,r.    ^       <■,  &  &  &  &  & 

(Peridermium       nach    V\  n'tsptlanzen  : 
(n'S  v^TuSuf.)  Melampsora  allii-populina  bzw.  M.  allii-salicina  (i.  w.  S.) 

erzeugen  orangefarbene  Aecidien  auf  Blättern  und  Stengeln 
unserer  Laucharten.  V.  und  T.  finden  sich  auf  verschiedenen  Populus- 
bzw.   Salix-species. 

Melampsora  ribesii-salicina  schädigt  Stachel-  und  Johannisbeeren 
durch  Entwicklung  ihrer  Aecidien  auf  den  Blattunterseiten  derselben. 
\J.  und  T.  kommen  auf  den  Blättern  mehrerer  Weiden  vor. 

Melampsora  pinitorqua,  der  ,, Drehrost",  kann  den  Kiefern  außer- 
ordentlich gefährlich  werden.  Die  linealen,  bis  2  cm  langen  und  3  mm 
breiten  Aecidien  brechen  aus  der  Rinde  der  jungen  Triebe  hervor,  diese 
einseitig  abtötend.  Infolgedessen  krümmen  sich  die  Triebe  an  den  erkrank- 
ten Stellen  ein.  richten  sich  aber  weiter  oben  wieder  auf,  Avoclurch  eigen- 
artige Verunstaltungen  zustande  kommen.  V.  und  T.  finden  sich  blatt- 
unterseits  auf  Pappeln. 


Melampsorella.  —  Calyptospora.  — ■  Pucciniaceen.  167 

Die  Gattung  Melampsorella  ist  dadurch  ausgezeichnet,  daß  die  ein- 
zelligen Teleutosporen  in  den  Epidermiszellen  entstehen  (Abb.  75,  Fig.  6). 
Die  Uredolager  und  Aecidien  haben  eine  Pseudoperidie. 

Melampsorella  caryophyllacearum  ist  nicht  nur  ein  außerordentlich 
gefährlicher  Feind  der  Weißtannen,  sondern  auch  von  allgemeinem  patho- 
logischen Interesse,  weil  das  Mycel  der  Aecidiengeneration  den  Hexen- 
besen und  Krebs  dieses  Baumes  erzeugt.  —  Durch  die  Sporidien  werden 
die  jungen  Maitriebe  der  Tannen  infiziert.  Als  Folge  dieser  Infektion 
entsteht  eine  Zweiganschwellung  und  vermehrtes  Austreiben  der  Knospen. 
Die  Anschwellungen  entwickeln  sich  im  Laufe  der  Zeit  zu  beulenartigen 
Grebilden  von  zuweilen  gewaltiger  Größe,  den  sogenannten  Krebs- 
geschwülsten. Die  austreibenden  Knospen  werden  zu  reichverzweigten 
Büschen,  welche  (mit  negativ  geotropischer  Wachstumsrichtung)  den 
Zweigen  aufsitzen  und  kürzere  und  fast  stielrunde  Nadeln  haben,  welche 
im  Winter  vertroclaien  und  abfallen.  Auf  den  Nadeln  der  Hexenbesen, 
und  zwar  nur  auf  diesen.  ent\\'ickeln  sich  etwa  im  Juni  — Juli  die  Aecidien. 
—  Als  Träger  der  U.-  und  T. -Generation  sind  verschiedene  CaryophaUaceen, 
insbesondere  Stellaria-  und  Cerastium- Arten  festgestellt  worden.  —  Das 
Holz  der  Tannen  wird  durch  die  Krebsbeulen  als  Nutzholz  entwertet. 
Ferner  erfolgt  an  den  Krebsstellen  leicht  Bruch  durch  Sturm.  Endlich 
bietet  die  rissige  Rinde  der  Krebsstellen  Möglichkeiten  für  die  Infektion 
durch  holzzerstörende  Polyporus-  oder  Agaricus-Arten. 

Die  Gattung  Calyptospora  hat  mit  der  vorigen  die  Anlage  der  Teleuto- 
sporen innerhalb  der  Epidermiszellen  gemein.  Im  Gegensatz  zu  den  ein- 
zelligen Sporen  von  Melampsorella  sind  jedoch  diejenigen  von  Calj'ptospora 
durch  zwei  sich  kreuzende  Längs  wände  vierzellig,  außerdem  braun  und 
nicht  farblos  (Abb.  75,  Fig.  7). 

Am  bekanntesten  ist  Calyptospora  Goeppertiana  (=  Pucciniastrum 
Goeppertianum).  Die  Aecidien  derselben  entstehen  in  zwei  Längsreihen 
auf  den  Unterseiten  der  Tannennadeln,  erzeugen  jedoch  keine  Hexen- 
besen. Die  Teleutosporen  finden  sich  auf  der  Preißelbeere  (Vaccinium  vitis 
idaea),  wo  sie  innerhalb  der  Epidermiszellen  der  Triebe  angelegt  werden. 
Diese  erfahren  ein  gesteigertes  Wachstum,  so  daß  sie  oft  hoch  über  ihre 
Umgebung  hervorragen,  ihre  Blätter  bleiben  klein  und  die  Rinde  ist 
schwammig  verdickt.  Das  Mycel  der  T.- Generation  perenniert  in  den 
Preißelbeertrieben.     LTedosporen  kennt  man  von  diesem  Pilz  nicht. 

Die  Familie  der  Pucciniaceen  umfaßt  nur  wenige  Gattungen^): 
I.  Teleutosporen  in  eine  Gallertmasse  eingebettet  (T.  auf  Koniferen): 

Gymnosporangium. 
II.  Teleutosporen  nicht  in  eine   Gallertmasse  eingebettet   (T.  nicht  auf 
Koniferen). 

1.  Teleutosporen  einzellig:  Uromyces. 

2.  Teleutosporen  zweizeilig:  Puccinia. 

3.  Teleutosporen  mehrzellig,  die  Zellen  übereinander  in  einer  Reihe 
angeordnet :  P  h  r  a  g  m  i  d  i  u  m . 


^)  Nicht  berücksichtigt  sind,  da  nicht  auf  Kulturpflanzen  vorkommend,  von  den  bei 
uns  lebenden  Gattungen:  Gjminoconia  (autözisch  auf  Rubus- Arten,  Teleutosj)oren  zwei- 
zeilig, Aecidien  ohne  Peridie)  und  Triphragmium  (Zellen  der  Teleutosporen  in  einem 
Dreieck  angeordnet). 


168 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel, 


Gymnosporangium  entwickelt  seine  mit  deutlicher  Peridie  versehenen 
Aecidien  auf  den  Blättern  verschiedener  Pomoideen,  seine  Teleutosporen 
hingegen  auf  Juniperus- Arten.  Dort  treten  sie  an  den  Ästen  und  Stämmen 
in  Form  gallertiger  keidiger  Gebilde  auf.    Uredosporen  sind  nicht  bekannt. 

Gymnosporangium  sabinae,  der  Gitterrost  der  Birne,  ist  der  wichtigste 
Vertreter  inid  Typus  der  Gattung,  welche  bei  inis  nur  durch  wenige, 
einander  sehr  ähnliche  Arten  vertreten  ist.  Es  entwickelt  seine  Teleuto- 
sporen auf  dem  Sadebaum  (Juniperus  sabina),  seltener  auf  J.  virginiana, 


^-■•^'  "*' 


Abb.  80.    Gymnosporangium  sabinae. 

1  Zweig  von  Juniperus  sabina    mit  den  zapfenartigenTTeleutosporenlagern  t;    2  Erkranktes  Zweigstück  von 

Juniperus  sabina  mit  den  Narben  n  der  Teleutosporenlager  und  Anlagen  a  von  Adventivknospen;  [3  Birnblatt 

a  oberseits  mit  Pyknidenf lecken,  b  imterseits  mit  Aecidien  p.     (Nach  Sorauer.) 

J.  oxycedrus.  J.  phoenicea,  J.  tripartita  und  J.  excelsa.  Auf  diesen  er- 
scheinen im  Frühjahr  zapfenartige  Gebilde,  welche  bei  trockener  Witterung 
fest,  kurz  und  dunkelbraun  sind,  bei  feuchtem  Wetter  zu  Gallertklumpen 
werden  und  allmählich  zerfließen  (Abb.  80,  Fig.  1  und  2).  Es  sind  dies 
die  Teleutosporen  (Abb.  81,  Fig.  A),  deren  lange  Stiele  in  Wasser  ver- 
sclüeimen  und  verqueUen.  Die  befallenen  Stellen  der  Äste  sind  erhebhch 
verdickt,  die  Rinde  ist  an  denselben  schuppig  und  rissig.  Die  Sporen 
selbst  sind  zweizeilig,  sie  keimen  schon  innerhalb  der  Gallerte  aus.     Die 


Gyranosporangium. 


169 


entwickelten  Sporidien  sind  sofort  keimfähig.  Sie  infizieren  die  Blätter 
der  Birnbäume.  Auf  denselben  erscheinen,  etwa  im  Juli— August,  orangerote 
Flecke,  auf  deren  Oberseite  sich  die  Pykniden  in  Gestalt  kleiner  dunkler 
Wärzchen  entwickehi  (Abb.  80,  Fig.  3).  Die  Aecidien  (Roesteha)  bilden  sich 
erst  im  September  auf  den  Unterseiten  der  Flecke.  Sie  sind  kegelförmig, 
bis  zu  2  mm  lang  und  U/.y  mm  dick.  Ihre  Peridie  öffnet  sich  nicht,  wie  bei 
anderen  Aecidien,  an  der  Spitze,  sondern  dadurch,  daß  die  Seitenwände 
gitterartig  aufreißen  (Abb.-  81,  Fig.  D).  Selten  tritt  die  Aecidienbildung 
auch  auf  Früchten  auf.  —  Das  Mycel  der  T.- Generation  perenniert  im 
Holz  der  Juniperus- Sträucher.      Auch  das  Mycel  der  Aecidiengeneration 


ger»iO,OiO..C?( 


Abb.  81.  Gitterrost  der  Birne,  Gymnosporangiuni  sabinae. 
A:  Teleutosporenlager,  a  Mycel  in  der  Kinde,  st  Stiele,  b  junge  Sporenanlagen,  t  Teleutosporen ;  B:  keimende 
Teleutospore,  st  Stiel,  p  Basidie,  ste  Trägerzelle  der  Basidiospore,  sp  Basidiospore ;  C:  Pyknide  in  der  Blatt- 
oberseite der  Birne,  a  Epidermis,  b  Palisadenparenchym,  st  Trägerzellen  der  Sporen,  «p  Sporen;  D:  Becher- 
sporenfrüchte (Aecidien),  u  Unterseite  des  Birnblattes,  a  Stärkekörner,  p  Peridie,  sp  Sporenketten,  k  Zwischen- 
stücke.    (Aus  Sorauers  Handbuch  d.  Pflanzenkrankheiten.) 


kann  im  Innern  der  befallenen  Birnbaumtriebe  ausdauern.  Dann  können 
sich  die  Aecidien  in  jedem  Jahre  von  neuem  entwickeln,  ohne  daß  Sade- 
bäume  als  Zwischenwirte  der  T.- Generation  dienen.  Ein  solches  Ver- 
halten stellt  jedoch  eine  seltene  Ausnahme  dar. 

Zur  wirksamen  Bekämpfung  der  Krankheit  ist  die  Anpflanzung  der 
in  Frage  kommenden  Juniperus- Arten  nach  Möglichkeit  zu  vermeiden. 
Zeigen  sich  an  Juniperus- Sträuchern,  die  nicht  entfernt  werden  können, 
lo-anke  Äste,  so  sind  dieselben  auszuschneiden  und  die  Wunden  mit  Stein- 


170 


Zvveiimdzwanzigstes  Kapitel. 


kohlenteer  zu  verschließen.  Spritzmittel  dürften  bei  der  Bekämpfung  ver- 
sagen. 

Andere   Gymnosporangium-Arten  sind : 

G.  confusum.  Aec  auf  Crataegus,  Cydonia  und  Mespilus,  seltener  auf 
Birnbäumen  (Pirus  communis).    T.  auf  den  gleichen  Wirten  wie  G.  sabinae. 

G.  tremelloides.  Aec.  auf  Pirus  aria  und  auf  Apfelbäumen  (Pirus 
malus);  T.  auf  Juniperus  commmiis. 

Von  bekannteren  Ziersträuchern  haben  Cotoneaster,  Amelanchier, 
Pirus  aucuparia  u.  a.  bisweilen  unter  den  Aecidien  von  Gymnosporangium- 
Arten  zu  leiden. 


Die  Gattung  Uromyces  ist  durch  ihre  einzelligen  (gestielten)  Teleuto- 
sporen  charakterisiert    (Abb.  75.  Fig.  3).      Die   Träger  schnüren   je  eine 

Teleutospore  ab.  Diese  besitzt  nur  eine 
Keimpore.  Die  äußeren  Krankheits- 
erscheinungen sind  im  allgemeinen  ein- 
ander sehr  ähnlich :  auffallend  gefärbte 
verdickte  Flecke  beim  Auftreten  von 
Aecidien,  Rostpusteln  auf  Blättern  und 
Stengeln  bei  Befall  durch  Uredo-  und 
Teleutosporen.  Zu  den  einzelnen  Arten 
genügen  daher  wenige  Angaben: 

I.  Wirtsständige  (autözische) 
Arten.  Man  kennt  Aec,  U.  und  T., 
welche  nacheinander  auf  derselben 
Wirtspflanze   auftreten. 

U.  betae  auf  roten  Rüben,  Zucker- 
rüben und  Futterrüben.  Aec.  spärlich. 
'^:'^l\  aber  mitunter  schon  an  jungen  Keim- 
pflanzen. Im  Hochsommer  die  U.  und 
T.  in  Gestalt  zahlreicher,  kleiner,  anfangs 
hell-,  später  dunkelbrauner  Pusteln,  die 
beiderseitig  über  das  ganze  Blatt  zerstreut 
sind.  Bei  starkem  Befall  sterben  die 
Blätter  ab.  Bekämpfung  durch  Ent- 
fernung der  rostkranken  Blätter  (soweit 
durchführbar).  Tieferes  Umgraben  des 
Bodens  nach  der  Ernte.  Wechsel wirt- 
Abb.82.    iromyce^s^phaseoi^auf  Buschb^       schaft.  Vielleicht  vorbcugeudes Bespritzen 

mit  einem  Fungizid. 

U.  phaseoli  (=U.  appendiculatus)  auf  Bohnen  und  Feuerbohnen,  macht 
sich  oft  erst  spät  im  Sommer  bemerkbar.  Aec.  (weiße  Pusteln)  häufig 
gänzüch  fehlend.  U.  (braune  Pusteln)  und  T.  (schwarze  Pusteln)  manch- 
mal massenhaft  auf  beiden  Seiten  der  Blätter  (Abb.  82),  ebenso  auf  Stengeln 
und  Hülsen.  Tritt  mitunter  sehr  bösartig  auf.  Bekämpfung:  -wie  die- 
jenige von  U.  betae ;  vielleicht  kann  durch  Beizen  des  Saatgutes  einer  Ver- 
schleppung der  Krankheit  vorgebeugt  werden. 

U.  fabae  kommt  außer  auf  der  Pferdebohne  (Vicia  faba)  auch  auf 
Erbsen,  Platterbsen,  Linsen,  Saat-  und  anderen  Wicken  vor.  Ähnelt 
im  übrigen  dem  V.  phaseoli  und  wird  auch  in  der  gleichen  Weise  wie 
dieser  bekämpft. 


Uromvces. 


171 


U.  ervi  auf  Linsen  ist  von  U.  fabae  wohl  nicht  spezifisch  verschieden. 

U.  trifolii  findet  sich  auf  den  Blättern  verschiedener  Kleearten. 

U.  limonii  ist  ein  Schädling  der  Statice-Arten,  z.  B.  von  8t.  elongata, 
St.  maritima,  St.  Hmonium  usw.  Aec.  auf  gelbhchen  oder  schmutzig- 
braunen Schwielen;  U.  als  zimmetbraune,  T.  als  fast  schwarze  Pusteln 
auf  beiden  Blattseiten,  oft  massenhaft.  Bekämpfung  durch  rechtzeitige 
Vernichtung  aller  befal- 
lenen Pflanzen ;  vielleicht 
ist  auch  vorbeugende  Be- 
spritzung wirksam. 

II.  Wirtsständige 
Arten,  von  denen 
man  nur  Aec.  und  T. 
kennt. 

U.  erythronii  (bzw. 
U.  lilii)  befäUt  Erythro- 
nium  dens  canis,  Fritil- 
laria,  Lilium  bulbiferum, 
L.  candidum  und  L.  car- 
niolicum,  Muscari-  und 
Scilla- Arten.  Aec.  grup- 
penweise, becherförmig, 
blaßgelb.  T. -Lager  als 
braune  Wärzchen  beider- 
seits über  die  Blattfläche 
zerstreut. 

III.  Nur  T.  und  U. 
bekannt,  die  auf  der 
gleichen  Pflanze  vor- 
kommen. 

U.  anthyllidis  lebt 
auf  Wundklee  (Anthyllis 
vulneraria)  sowie  auf 
gelber  und  blauer  Lupine 
(Lupinus  luteus  und  L. 
angustifolius). 

U.  lupinicolus  kommt 
auf  Lupinus  angustifolius 
vor. 

IV.  Nur  T.  be- 
kannt. 

U.  scillarum  erzeugt 
bis  1cm  lange  und  y.jmm   Em  durch  uro- 

1        • ,         1  rr'    T  mvces  pisi  defor- 

breite    braune    T. -Lager   vierter     Sproß 
auf    den    Blättern     von   ^'»n    Euphorbia 

^r  •       ,    -11  1   TT  cyparissias. 

Muscari,  Scilla  und  Hya-     (Xach  Dietei.) 
cinthus. 

U.  croci  bildet  gleichfalls  längliche,  braune  T. -Lager  auf  den  Blättern 
von  Crocus  vernus. 

V.  Wirtswechselnde  Arten. 

U.  dactylidis  ent\\äckelt  seine  V.  und  T.  auf  verschiedenen  Wiesen- 
gräsern, seine  Aec.  auf  Ranunculus  bulbosus,  R.  repens  und  R.  lanuginosus. 


Abb.  83. 


Abb.  84. 

Vromvees  pisi  auf  einem  Erbsenblatt. 

(Nach  Dietel.) 


172 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


U.  caryophyllinus  schädigt  verschiedene  Nelkengewächse,  u.  a.  auch 
Dianthus  caryophyllus.  Auf  den  Blättern  und  Stengeln  entwickehi  sich 
hellbraune  U.-  und  dunklere,  runcüiche  oder  längliche  T. -Lager.  Be- 
kämpfung durch  rechtzeitiges  Entfernen  der  erkrankten  Pflanzen  und 
vorbeugendes  Bespritzen  mit  einem  Fungizid  unter  Zusatz  eines  Haft- 
mittels, weil  die  Blätter  der  Gartennelken  wegen  ihres  Wachsüberzuges 
sonst  schwer  benetzbar  sind.  Aec.  auf  Euphorbia  Gerardiana;  Fort- 
pflanzung aber  anscheinend  auch  ohne  die  Aec.  möglich. 

U.  pisi  erzeugt  seine  Aec.  auf  den  Blättern  der  Zypressen- Wolfs- 
milch (Euphorbia  cj^arissias  und  E.  esula)  (Abb.  83),  seine  V.  und 
T.  auf  Blättern  und  Stengeln  der  Erbsen,  Platterbsen  und  Wicken. 
Die  von  dem  Pilz  befallenen  Wolfsmilchpflanzen  erfahren  eine  eigenartig'? 


Abb.  »5.    llfchts  gesunde,  links  Uurdi  Lnniiyces  pisi  defurmierte  Euiihorbia  cyparissias.    (Nach  Hurtig.) 

Umbüdung  (Abb.  85) :  sie  haben  stets  einfache  Stengel,  die  fast  nie 
zur  Blüte  kommen;  die  Blätter  sind  breiter,  aber  viel  kürzer  als  an  den 
normal  entwickelten  Pflanzen,  meist  von  gelblich  grüner  Farbe,  und  sind 
oberseits  mit  Spermogonien,  unterseits  mit  Becherfrüchten  dicht  besetzt. 
Das  Mycel  des  Pilzes  perenniert  im  Wurzelstock  der  ausdauernden 
Wolfsmilcharten.  —  Die  U.  und  T.  treten  im  Sommer,  bisweilen  massenhaft, 
auf  Blättern  und  Stengeln  der  Erbsen,  erstere  als  rotbraune,  letztere  als 
schwarzbraune  Rostpusteln  auf  (Abb.  84).  Bei  starkem  Vorkommen  des 
Schädigers  vertrocknen  die  befallenen  Pflanzenteile  vollständig.  Die  Be- 
kämpfung der  Krankheit  geschieht  durch  Ausstechen  der  Wolfsmilch  (samt 
den  Wurzeln)  in  der  Nähe  der  Erbsenfelder.  Eine  möghchst  frühzeitige 
Aussaat  der  Erbsen  ist  empfehlenswert.  Das  Stroh  erkrankter  Pflanzen 
ist  nach  der  Ernte  zu  verbrennen,  der  Boden  tiefer  umzugraben. 


Puccinia.  173 

Die  Gattung  Puccinia  ist  von  Uromyces  durch  die  zweizeiligen  Teleuto- 
.sporen  unterschieden  (Abb.  86,  Fig.  7).  Eine  scharfe  Trennung  beider 
Gattungen  besteht  jedoch  nicht,  da  auch  bei  Puccinia  zuweilen  einzeUige 
Teleutosporen  (neben  den  zweizeiligen)  vorkommen.  Jede  Zelle  ist  mit 
einem  Keimporus  versehen.  Die  Arten  dieser  Gattung  sind  landwirtschaft- 
hch  von  großer  Bedeutung,  insbesondere  als  Erreger  der  Getreide  roste, 
auch  zahlreiche  gärtnerische  Kulturpflanzen  haben  unter  ihnen  zu  leiden : 
forstwirtschaftüch  sind  sie  hingegen  von  untergeordneter  Bedeutung. 

I.  Die  Rostkrankheiten  des  Getreides. 

Übersicht  der  wichtigsten  Arten: 

Name:  Aec.-Wirt:  U.-  und  T.-Wirt 

1.  P.  graminis  Berberis  vulgaris  Roggen.  G^erste,  Weizen. 

Hafer. 

2.  P.  dispersa  Lycopsis  arvensis  und  Roggen. 

Anchusa  officinaUsI 

3.  P.  coronifera  Rhamnus  cathartica  Hafer. 

4.  P.  triticina^)  unbekannt  Weizen. 

5.  P.  glumarum  unbekannt  Weizen,  Roggen.  Gterste. 

6.  P.  Simplex  Ornithogalum  umbellatum  Grerste. 

Puccinia  graminis  erregt  den  Schwarzrost  des  Getreides.  Dieser  Pilz 
entwickelt  seine  Aecidien  gruppenweise  auf  gelblichroten,  etwas  beuligen 
Flecken  auf  den  Blattunterseiten  von  Berberis  vulgaris'-),  seine  vSpermo- 
gonien  oberseits  dieser  Flecke,  welche  in  Xorddeutschland  etwa  Mitte 
Mai  erscheinen  (Abb.  86,  Fig.  3).  U.  und  T.  treten  auf  Blättern  und 
Blattscheiden  sowie  Stengeln  der  in  der  Übersicht  genannten  Getreide- 
arten sowie  verschiedener  Gräser  auf^)  (Abb.  86,  Fig.  1).  Die  U. -Lager 
sind  länger  oder  kürzer,  strichförmig,  oft  zusammenfließend,  ockerfarben. 
die  T. -Lager  ähnlich,  jedoch  schwarz-braun,  häufig  kohlig-pulverig 
(,, Schwarzrost").  Die  U. -Sporen  sind  länglich,  stachelig,  braun,  die  T.- 
Sporen langgestielt,  keulen-  oder  spindelförmig,  in  der  Mitte  schwach 
eingeschnürt,  dunkler  gefärbt  (Abb.  86.  Fig.  2). 

P.  dispersa  verursacht  den  Braunrost  des  Roggen  (Abb.  86,  Fig.  8 
bis  10).  Die  Aec.  dieses  Pilzes  finden  sich  auf  der  Ochsenzunge  (Lycopsis 
arvensis  und  Anchusa  officinalis).  Die  L".  und  T.  treten  nur  auf  Roggen 
auf.  Die  L". -Lager  bilden,  meist  auf  der  Blattoberseite,  kleine,  braune, 
ordnungslos  angeordnete  Flecke,  die  T. -Lager  erscheinen  gewöhnhch  blatt- 
unterseits  als  zerstreute  glänzend-schwarze  Striche,  welche  von  der  Ober- 
haut bedeckt  sind.  Die  f. -Sporen  sind  kugelig  bis  ellipsoidisch,  fein- 
stachelig, gelb,  die  T.- Sporen  sind  kurz  gestielt,  keulenförmig,  unsymmetrisch. 


^)  Von  einigen  Forschem,  z.  B.  von  Eriksson,  werden  P.  triticina  und  P.  glumarum 
wegen  des  Fehlens  ihrer  Aecidienformen  als  ,,autöziseh"  angesprochen.  Das  wäre 
jedoch  erst  dann  berechtigt,  wenn  es  gelungen  ist,  mittels  der  Sporidien  neue  U.-Lager  zu 
erzielen.  Da  dies  nicht  zutrifft,  können  wir  höchstens  folgern,  daß  die  betreffenden  Pilze 
bei  uns  ohne  Aec.  ihre  Lebensbedingungen  finden,  sei  es,  daß  ihre  U.-Mycelien  die  Fähigkeit 
besitzen,  zu  überwintern,  sei  es,  daß  ihr  Auftreten  jeweils  auf  eine  Xeueinführung  ihrer 
Sporen  (mittels  Windverbreitung)  zurückgeht,  aus  Gegenden,  in  denen  ihre  Aecidienform 
vorkommt. 

-)  Ebenso  an  jungen  Fruchtknoten  von  Mahonia  aquifolium. 

^)  Neueren  Untersuchungen  zufolge  scheint  von  Puccinia  graminis  eine  Anzahl  weit- 
gehend spezialisierter  Formen  zu  existieren,  die  teilweise  nicht,  teilweise  nur  in  beschränktem 
Maße  befähigt  sind,  von  einer  Getreideart.  auf  eine  andere  überzugehen.  Man  vgl.  darüber 
u.  a.:  Klebahn,  H.,  Die  wirtswechselnden  Rostpilze.     Berlin  1904,   S.  228 ff. 


174 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


P.  coronifera  erzeugt  den  Kronen rost  des  Hafers  (Abb.  86,  Fig.   13 
bis   14).     Die  Aec.  werden   auf  den  Blättern  des  Kreuzdornes  (Rhamnus 


Abb.  86.  Getreideroste. 
1 — 3  Puccinia  graminis.  1  Uredo-  und  Teleutosporenlager  auf  Roggen,  2  Schnitt  diu-ch  ein  Lager  mit 
Uredosporen  m  und  Teleutosporen  t,  3  Aecidien  auf  der  Berberitze.  4 — 7  P.  glumarum.  4  Uredo-  und  Teleuto- 
sporenlager auf  Weizen,  5  dieselben  auf  einer  äußeren  Deckspelze,  6  keimende  Uredospore,  7  Teleutospore, 
8 — 10  P.  dispersa,  8  Uredo-  und  Teleutosporenlager  auf  Roggen,  9  keimende  Teleutospore,  10  Aecidien  auf  Ly- 
copsisarvensis,  11 — 12  P.  simples,  11  Uredo-  und  Teleutosporenlager  auf  Gerste,  12  Uredospore,  13 — 14  P. 
coronifera,  13  Uredo-  vmd  Teleutosporenlager  auf  Hafer,  14  Teleutospore.     (Nach  Eriksson.? 


Puccinia.  175 

cathartica,  nicht  auf  Frangula  alnus)  entwickelt.  Die  U.  und  T.  kommen 
auf  Hafer  und  verschiedenen  Wiesengräsern  vor;  erstere  auf  beiden  Blatt - 
Seiten  als  kürzere  oder  längere  orangefarbene  Pusteln,  letztere  als  schwarze, 
von  der  Epidermis  lange  bedeckt  bleibende  oft  ring-  oder  rautenförmige 
Lager.  Die  T.- Sporen  sind  charakterisiert  durch  einen  Kranz  von  stumpfen 
Auswüchsen  an  der  Spitze,  der  sogenannten  ,, Krone". 

P.  triticina  ist  Erreger  des  Braunrostes  des  Weizens.  Aec.  sind  von 
diesem  Pilz,  wie  schon  oben  gesagt  wurde,  nicht  bekannt.  Die  U. -Lager 
werden  regellos  auf  der  Bltttt Oberseite,  die  T. -Lager  dagegen  reihenweise 
meist  auf  der  Blattunterseite  angelegt.  Die  T. -Sporen  sind  wie  bei  P. 
dispersa,  unsymmetrisch. 

P.  glumarum,  welche  der  P.  graminis  als  Schädiger  des  Getreides  an 
Bedeutung  nahekommt,  ist  LTsache  des  Gelbrostes  von  Weizen,  Gerste 
und  Roggen  (Abb.  86,  Fig.  4  bis  7).  Aec.  dieses  Pilzes  sind  nicht  bekannt. 
Die  U.  bilden,  besonders  auf  den  Blattspreiten,  kleine,  reihenförmig  an- 
geordnete, zitronengelbe  Streifen.  Die  T. -Lager  werden  hauptsächlich  auf 
den  Blattscheiden  und  Halmen  entwickelt.  Es  sind  feine,  bleigraue,  später 
schwarze,  in  Reihen  angeordnete  Striche. 

P.  Simplex  erzeugt  den  Zwergrost  der  Gerste  (Abb.  86.  Fig.  11  bis  12). 
Die  Aec.  sind  neuerdings  auf  Ornithogalum  umbellatum  nachgewiesen 
worden.  Doch  vermag  der  Pilz  auch  mittels  der  U.  zu  überwintern. 
Die  außerordentlich  kleinen  zitronengelben  U. -Lager  sind  ordnungslos  über 
die  Blattfläche  zerstreut,  die  punktförmigen,  schwarzen,  von  der  Epidermis 
bedeckten  T. -Lager  finden  sich  meist  auf  der  Blattunterseite  und  an  den 
Blattscheiden. 

Die  Bekämpfung  der  Getreideroste  ist  schwierig,  eine  direkte 
Bekämpfung  überhaupt  nicht  bekannt.  Man  sorge  für  gute  Bodenbearbei- 
tung, gleichmäßige  und  möghchst  frühzeitige  Aussaat,  vermeide  frischen 
animalischen  Dünger,  gebe  reichlich  P-haltige  Kunstdünger  und  vernichte 
in  der  Nähe  der  Getreidefelder  die  Wirtspflanzen  der  Aecidien,  also  die 
Berberitze,  den  Kreuzdorn  und  (wenn  durchführbar)  die  Ochsenzunge. 
Doch  sind  über  den  Nutzen  der  letztgenannten  Maßnahme  die  Anschau- 
ungen noch  geteilt,  da  z.  B.  die  Verbreitung  des  Schwarzrostes  in  keinem 
bestimmten  Verhältnis  zum  Auftreten  der  Berberitze  steht. 

II.  Puccinia-Arten  gärtnerischer  Kulturgewächse. 

Nachstehend  seien  die  wichtigsten  der  in  Frage  kommenden  Arten 
in  der  systematischen  Reihenfolge  der  von  ihnen  besonders  geschädigten 
Wirtspflanzen  aufgeführt : 

A.  Monocotyledoneae. 

P.  allii  ist  Erreger  eines  seltenen  Rostes  auf  Knoblauch  (AUium  sati- 
vum) und  einigen  wildwachsenden  Laucharten,  auf  denen  sich  die  U.  und 
T.  finden.  Aec.  sind  unbekannt.  ^Mikroskopisch  ist  die  Art  durch  das  Vor- 
handensein zahlreicher  brauner  Paraphysen  in  den  T. -Lagern  von  der 
folgenden  zu  unterscheiden. 

P.  porri  ist  häufiger  als  vorige  und  tritt  auf  verschiedenen  Zwiebel- 
bzw. Laucharten  auf.  Aec,  U.  und  T.  finden  sich  auf  den  Blättern  und 
Stengeln  dieser  Pflanzen.  Der  Pilz  ist  also  wirtsständig.  Bei  starkem  BefaU 
sterben  die  erkrankten  Teile  vorzeitig  ab;  als  Folge  davon  bleiben  die 
Zwiebeln  in  der  Entwicldung  zurück. 

P,  sessilis  entwickelt  seine  Aec.  auf  Convallaria  majahs,  Polygonatum- 
Arten  und  (lt.  Naumann)  auf  Lilium  canadense.    Die  U.  und  T.  leben  auf 


176 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


einer  Grasart:  Phalaris  ariindinacea  (deren  Form  ..picta"  als" [Bandgras 
in  Gärten  kidtiviert  wird).     Der  Schaden  ist  unter  Umständen  erheblich. 

P.  asparagi  ist  gleichfalls  eine  wirtständige  Art  (Abb.  87).  Die 
Aecidien  sind  allerdings  selten.  Die  U.  und  T.  hingegen  bedecken  bis- 
weilen das  Kraut  über  und  über  mit  ihren  bis  1  cm  langen  braunen  bzw. 
schwarzen  Rostpusteln.  Bei  starkem  Auftreten  der  Krankheit  kann  das 
Ivi-aut  vollständig  vertrocknen.  Derart  geschädigte  Pflanzen  liefern  im 
folgenden  Jahre  nur  schwache  Pfeifen. 

P,  Schroeteri  befällt  Arten  der  Gattung  Narcissus.  Man  kennt  von 
dieser  Art  nur  T.  In  den  T. -Lagern  finden  sich  nicht  selten  auch  ein- 
zellige T. 


.\bb.  87.    Pucciiiia  asparagi. 
1  Sommer-  und  Winter.sporenhäufchen  des  Spargelroste.s  an  einer  Triebspitze.    2  Sommer-  und  Wintersporen- 
häufchen des    Spargelrostes  am    Stengel.     .3   Teil   eines   Sonimersporenhäufchens  an  dünnem    Spargelstengel 
(etwa  75  fach  vergr.).     4  Teil  eines  Wintersporenhäufchens  (etwa  7.)  fach  vergr.). 
(Xach  Flugbl.  B.  R.  A.) 

P.  iridis  entwickelt  U.  und  T.  auf  den  Blättern  zahlreicher  Iris-Arten; 
Aec.  sind  nicht  bekannt. 

B.  Dicotylecloneae. 

P.  phragmitis  bildet  Aec.  auf  den  Blättern  des  Rhabarber  (Rheum 
undiüatum)  und  verschiedenen  Rumex-Arten.  U.  und  T.  finden  sich  auf 
dem  Schilfrohr  (Phragmites  communis). 

P.  arenariae  findet  sich  auf  zahlreichen  Caryophyllaceen,  u.  a.  auf 
der  häufig  kultivierten  Dianthus  barbatus  und  auf  D.  chinensis.  Man 
kennt  nur  die  T. 

P.  saxifragae  ist  ebenfalls  nur  in  der  T. -Generation  bekannt  und  kann 
von  Bedeutung  für  die  zahlreichen  Saxifraga-Arten  alpiner  Anlagen 
werden. 


Puccinia. 


IV 


P.  ribesü-caricis  ist  die  .Sammelbezeichnung  für  fünf  verschiedene 
Pilzformen  (P.  Pringsheimiana.  P.  ribis  nigri-aciitae.  P.  ^Nlagnusii.  P.  ribesii- 
pseudocyperi  und  P.  ribis  nigri-paniculatae).  welche  morphologisch  kaum 
unterscheidbar  sind,  ihre  Aec.  den  sogen.  Becherrost,  auf  verschiedenen 
Ribes-Arlen  (R.  grossularia,  R.  rubrum,  R.  alpinum.  R.  aureum.  R.  san- 
guineum.  R.  nigrum),  ihre  U.  und  T.  auf  zahlreichen  C'arex-Arten  ent- 
wickeln. Die  erstgenannten  erscheinen  auf  Blättern,  Blattstielen  und 
unreifen  Früchten  in  Gestalt  polsterartig  verdickter,  gelbroter  Flecke 
(Abb.   88).     Der  Schaden  Ist  manchmal  erhebhch. 

P.  ribis  ist  eine  —  nicht  gerade  häufige  —  Art.  welche  mit  der 
vorigen  jedoch  nichts  zu  tun  hat.  Sie  entwickelt  ihre  allein  bekannten  T. 
in  dunkelbraunen  Lagern  blattoberseits  auf  zahlreichen  Ribes-Arten. 

P.  pruni  spinosae  erzeugt  U.  und  T.  auf  den  Blättern  von  Prunus 
domestica,  P.  amygdalus,  P.  armeniaca  und  P.  per.sica.  Aec.  dieses  Pilzes 
finden  sich  auf  Anemone  ranunculoides  und  A.   coronaria. 

P.  cerasi  befällt  die 
Blätter  der  Kirschen  und 
anderer  Prunus-Arten.  Bis- 
her kennt  man  nur  die  U. 
und  T.  dieses  Pilzes. 

P.  buxi  erzeugt  große, 
polsterförmige  T. -Lager  auf 
den  Blättern  von  Buxus 
sempervirens  (Abb.  90).  Sie 
ist  nicht  sehr  häufig. 

P.  malvacearum  ist  ein 
außerordentlich  gefährlicher 
SchädUng,  der,  seit  dem 
»Jahre  1869  aus  Chile  über 
Spanien  nach  Europa  ein- 
geschleppt, die  Kultur  der 
Gartenmal ven  (Althaea  ro- 
sea)  stellenweise  völlig  un- 
möglich gemacht  hat.  Man 
kennt  nur  T..  deren  Lager 
als  kleine,  rundliche  Wärzchen  oft  in  Massen  auf  den  Blättern  erscheinen 
(Abb.  89).  —  Da  der  Pilz  auch  die  wildwachsenden  Malven  befällt,  sind 
die  Kulturen  in  gewissem  L^mkreise  von  diesen  frei  zu  halten. 

P.  violae  tritt  in  allen  drei  Formen  auf  Viola-Arten,  auch  sehr  häufig 
auf  den  kultivierten  Pflanzen  auf.  Es  stellen  sich  oft  \>rkümmerungen 
und  Mißbildungen  der  befallenen  Pflanzen  ein. 

P.  apii  findet  sich  nicht  selten,  gleichfalls  in  allen  Formen,  auf  den 
Blättern  des  Sellerie  (Apium  graveolens).  Das  erla-ankte  Blattgewebe 
stirbt  ab,  bisweilen  vertrocknen  die  Blätter  auch  gänzlich.  Die  Folge  ist 
eine  mangelhafte  Entwicklung  der  Knolle. 

P.  petroselini  erzeugt  U.  und  T.  auf  Petersilie  (Petroselinum  sativum) 
und  Dill  (Anethum  graveolens). 

P.  vincae  schädigt  bisweilen  die  Immergrün-  (Mnca-)  Arten  unserer 
Gärten.     U.   und  T.   auf  den  Blättern  dieser  Pflanzen.  Aec.   unbekannt. 

P.  endiviae  und  P.  cichorii  finden  sich  auf  den  Blättern  der  Endivie 
und  Cichorie  (Cichorium  endivia  bzw.  C.  intybus).    Man  kennt  nur  U.  und 

Höstermann-Noack  ,   Pilzparasitäre  Kranklieiten.  ,  .^ 


Abb.  S8.     Puccinia  ril>esli-carici-;.     AecicUen  auf  Kibes  gros.-ularia. 


178 


•Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


T.  dieses  Pilzes.    Stärkerer  Befall  hat  vollständiges  Vertrocknen  der  Blätter 

zur  Folge. 

P.  scorzonerae  bildet  Aec,  U.  und  T.  auf  Sprossen  und  Blättern  der 

.Schwarzwurzeln. 

P.  helianthi  entwickelt  V.  und  T.  auf  Helianthus  annuus  und  H.  tube- 

rosus.    Die  Samenausbildung  soU  jedoch  selbst  unter  starkem  Befall  nicht 

leiden. 

P.  chrysanthemi  ist  aus  Japan  eingeschleppt  worden.    Aec.  sind  nicht 

bekannt.  U.  und  T.  finden  sich, 
die  letzteren  allerdings  selten, 
auf  Blättern  und  Stengeln  von 
Chrysanthemum  indicum  in  Ge- 
wächshäusern. 

P.  hieracii,  P.  tanaceti  und 
P.  virgaureae  treten  auf  verschie- 
denen Compositen  auf. 

Die  Bekämpfung  aller 
dieser  Erlcrankungen  besteht  im 
Vernichten  der  betroffenen  Pflan- 
zen bzw.  im  Abschneiden  und 
Verbrennen  der  befallenen  Pflan- 
zenteile. Eine  vorbeugende  Be- 
spritzung mit  einem  Finigizid  ist 
häufig  von  gutem  Erfolg.  Da  die 
Arten  meist  streng  spezialisiert 
sind,  ist  großer  Wert  auf  Wechsel- 
wirtschaft zu  legen. 

III.  Puccinia-Erkrankun- 
gen  forstwirtschaftlicher 
Kulturpflanzen. 

An  forstwirtschaftlichen 

Kulturpflanzen  richten  Puccinia- 
Arten  kaum  je  nennenswerten 
Schaden  an.  Es  kommen  ledighch 
in  Betracht : 

P.  coronifera,  der  lüonenrost 
des  Hafers  (s.  o.  S.  174),  w^elcher 
seine  Aec.  auf  Rhamnus  cathartica 
entwickelt,  U.  und  T.  auf  Avena- 
Arten  und  anderen  Gramineen, 
sowie 

P.  coronata,  der  vorigen  sehr 
nahestehend,  deren  Aec.  auf  Rhamnus  frangula  leben,  während  die  U.  und 
T.  Agrostis-  und  Calamagrostis-Arten  und  andere  Gramineen  bewohnen. 

Die  Gattung  Phragmidium  ist  durch  die  aus  mindestens  drei,  meist 
mehr  übereinanderstehenden  Zellen  zusammengesetzten  T.  charakterisiert 
(Abb.  75).  Die  Aec.  besitzen  keine  Peridie,  sondern  sind  nur  von  Paraphysen 
umgeben ;  demnach  ist  die  Aec. -Form  als  Caeoma  zu  bezeichnen.  Die  U. -Lager 
sind  gleiclifaUs  von  Paraphysen  umgeben;  die  U.- Sporen  einzeln,  gestielt. 


Abb.  89.  Abb.  00. 

Puccinia  malvacearum  auf        Puccinia  buxi  auf  Buxus  sem- 
Malvaneglecta.     (Nach  Dietel.)     pervirens.    (Xach  Diet€l.) 


Phragmidium. 


179 


Die  Vertreter  dieser  Gattiing  sind  sämtlich  wirtsständisr :  sie  leben 
ausschließlich  auf  Rosaceen. 

Ph.  subcorticium  ist  der  am  häufigsten  auftretende  Rosenrost.  Die 
Caeomae  erscheinen  im  Mai  — Juni  als  leuchtend  orangerote  Pusteln,  .teils 
auf  der  Rinde  vorjähriger  Zweige,  teils  auf  Blattstielen  und  Nerven.  Erst 
von  Glitte  Juli  an  treten  auf  den  Blattunterseiten  die  U. -Lager  als  gelbe 
und  einige  Zeit  später  die  T. -Lager  als  braunschwarze  Wärzchen  auf 
(Abb.  91).  Der  Pilz  erhält  sich  durch  Überwinterung  des  Mycels  in  den 
Zweigen.      Daher   ist    ein    weitgehender    Rückschnitt    befallen   gewesener 


'j.^- 


'Abb.  91.     Phragniidium  subcorticium  auf  Rosa  centifolia.     (Xach  Dietel.) 

Rosen  die  Grundlage  der  weiteren  Bekämpfung.  —  Angaben  über  die 
Empfänglichkeit  der  einzelnen  Rosensorten  finden  sich  in  der  Natur- 
^^-issenschaftUchen    Zeitung    für    Land-   und   Forstwirtschaft  3,    S.   249^). 

^)  Nachstehend  die  a.  a.  O.  mitgeteilten,  in  Proskau  gemachten  Beobachtungen: 
Starker  RostbefaU  ist  mit  „s",  mittelstarker  mit  „m"",  geringer  mit  „g"  imd  kein  Rostbefall 
mit  „k"  bezeichnet.  Die  Beobachtungen  erstrecken  sich  auf  die  Jahre  1903  und  1904. 
I.  Remontant-Rosen.  Abel  Carriere  1903  s,  1904  s — m,  Baron  de  Rothschild  s.  s,  Capitain 
Christy  k — s,  k — m,  Dr.  Andry  s,  g — s,  Duke  of  Connaught  s,  s — m,  Earl  of  Dufferin  s,  s, 
Ellen  Dew  s,  m,  Empereur  de  Maroc  s,  k,  Fischer  and  Holmes  k — s,  g — s.  Ferdinand  Chaffold 
s,  m,  Gloire  Lyonnaise  m,  k,  Heinr.  Schultheiss  s,  g.  Herr  Majesty  m,  k,  Jean  Ldabeaux  s,  m, 
Jean  Rosenkranz  m,  m,  Louis  van  Houtte  s,  m,  Mad.  Victor  Verdier  s,  s,  ^Ir.  John  Laing  s,  s, 

12* 


]^g()  Dreiiiiidzwanzigstes  Kapitel. 

Allgemein  läßt  sich  danacli  sagen,  daß  Remontantrosen  am  stärksten  zu 
leiden  haben,  weniger  die  Noisette-,  Teeh^^briden-,  Bonrbon-iind  Kapuziner- 
rosen, am  wenigsten  die  Polj^antha-  und  Teerosen. 

Ph.  tuberculatum  findet  sich  gleichfalls  auf  verschiedenen  Rosenarten, 
ist  aber  weit  seltener  als  voriges  Pln-agmidium. 

Ph.  rubi  idaei  befällt  Himbeeren.  Caeomae  blattoberseitig,  IT.  und 
T.  blattunterseitig. 

Ph.  violaceum  ist  das  häufigste  auf  Brombeeren  auftretende  Phrag- 
midium. 

Die  Bekämpfung  der  J*hragmidium-Roste  ist  die  gleiche,  wie  diejenige 
der  Puccinia- Krankheiten. 


Dreiund zwanzigstes  Kapitel. 

Die  Exobasidiineen  und  Hymenomycetineen. 

Die  Auriculariineen  und  Tremellineen  (s.  Übersicht  der  Ordnungen 
S.  151)  leben  rein  sa])roph\'tisch :  ein  Eingehen  auf  dieselben  erübrigt 
sich  daher. 

Von  phytopathologischem  Interesse  sind  hingegen  die  Exobasidiineen. 
Dieselben  sind  durch  ihr  frei  auf  dem  Gewebe  der  Wirtspflanze  entwickeltes 
Basidienlager  ausgezeichnet.  Die  Basidien  sind  einzellig,  keulenförmig, 
mit  je  vier,  zuweilen  sechs,  auf  Sterigmen  stehenden  Basidiosporen.  — 
Die  Exobasidiineen  sind  stets  Parasiten ;  das  Xährmycel  ist  interzellular 
und  intrazellular,  das  basidienbildende  Mycel  lebt  entweder  unter  der 
Epidermis  oder  zwischen  dieser  und  der  Kutikula.  —  Einzige  hierher 
gehörige   Familie  ist  diejenige  der  Exobasidiaceen. 

I.  Basidien    viersporig,    ausgebreitete,    zusammenhängende    Lager    auf 
der  Wirtspflanze  bildend:  Exobasidium. 

II.  Basidien  meist  sechssporig,  in  kleiner  Zahl  aus  den  Spaltöffnungen 
hervorbrechend :  M  i  c  r  o  s  t  r  o  m  a. 

Die  Gattung  Exobasidium  lebt  besonders  auf  Ericaceen  (i.  w.  8.). 
Sehr  bekannt  und  verbreitet  ist  z.  B.  Exobasidium  vaccini,  welches 


]\Ir.  R.  G.  Sharmanii  Oantoid  8.  s,  Margaret  Dickson  g,  k,  Magna  Charta  s,  k  imd  ni, 
Merveille  de  Lyon  m.  s,  ^Marie  Baumann  s,  s — m,  Marchioness  of  Dufferin  g,  k,  Oskar  Corde] 
s,  m,  Paul  Xeyron  s,  s — m,  Princesse  de  Beam  s  und  m,  m,  Sou\'enir  de  William  Wood  s,  m, 
Sultan  of  Zanzibar  g,  m,  Ulrich.  Brunner  fils  s,  m; 

II.  Tee-Rosen.  Alba  rosea  k,  k,  Beaute  de  l'Europe  g,  k,  Clotilde  Soupert  k,  k,  Duchesse 
Maria  Salviati  k,  k,  l^r.  Grill  g,  k,  Fürst  Bismarck  g,  k,  Gloire  de  Dijon  g,.k,  Grace  Darling 
m,  k.  G.  Xabonnand  g,  k,  Homere  k,  k.  Honorable  Edith  Gifford  g,  g,  Kaiserin  Auguste 
Viktoria  k.  k,  ]Mad.  ßerard  k.  k,  Mad.  Eugene  Verdier  k,  s  ?,  Mad.  Creux  k,  k,  Monsieur  Tillier 
k,  k,  Murial  (Graham  k.  k,  Mlle.  Christine  de  Xone  k,  k,  Princessüi  Marie  de  Roumanie  g,  k, 
Perle  de  Lyon  k,  k,  Souvenir  d'un  ami  k,  k,  Souvenir  de  Catharine  Gouillot  k,  k,  Sunset 
m,  k,   Sombreuil  k,  k,  White  Pearl  k,  k; 

III.  Teehybriden.  Antoine  Rivoire  k,  k,  Belle  Siebrecht  m,  m  m\d  g,  Ferdinand  Bartel 
k,  g,  Duc  d'Engelberdt  d' Arenberg  m,  m,  La  France  de  1889  g,  g,  La  France  m,  g,  Meteor 
m,  k,  Marquise  Litta,  m,  m,  Älad.  Caroline  Testout  m,  k,  Mad.  Abel  Chatenay  g,  k,  Viscountess 
Folkestone  m,  m; 

IV.  Bourbon-Rosen.     Baron  Gonella  s,  g,  .Mad.  Isaac  Pereire  m,  k; 

V.  Noisette-Rosen.  Mad.  Caroline  Küster  k,  k,  Bouquet  d'or  k  und  m,  k  und  g,  Perle 
des  Blanches  (Xoisette-Bourbon-Hybride)  m,  s — m; 

VI.  Polyantha- Rosen.     Crimson  Rambler  k,  k,  Etoile  de  Mai  k,  k; 

VII.  Kapuziner-Rosen.     Persian  Jellow  g,  k. 


Exobasidiuin.  —  Microstroma. 


181 


an  den  Blättern  der  Preißelbeere  (Vacciniiim  vitis  idaea)  blasige,  weiße, 
auf  der  Oberseite  leuchtend  rote  Auftreibungen  sowie  .Sproßdeformationen 
verursacht  (Abb.  92).     Gärtnerisch  sind  von  Bedeutung: 

E.  azaleae,  welches  Blattbeulen  auf  Azalea  indica  hervorruft.  Die 
Krankheit  gewinnt  u.  U.  erhebliche  Ausdehnung,  so  waren  z.  B.  1914/15 
in  Burg  bei  Magdeburg  tausende  Töpfe  von  derselben  befallen.  Die  Blatt- 
gallen sind  abzupflücken  und  zu  verbrennen,  um  \^•eiterer  Verseuchung 
vorzubeugen:  durch  Bespritzen  mit  Schwefelkalkbrühe  konnten  bisher 
keine  Erfolge  erzielt  werden. 

E.  rhododendri  befällt  wildwachsende  wie  kultivierte  Rhododen- 
dron-Arten, mehr  oder  weniger  große,  weiße  oder  fleischrot  gefärbte  Blatt- 
gallen erzeugend. 

Die  Gattung  Microstro- 
ma  besitzt  Basidien,  die 
büschelig  zu  den  Spalt- 
öffnungen herauswachsen, 
kreidige  Überzüge  auf  den 
Blättern  bildend.  —  Von 
einigen  Autoren  wird  Micro - 
stroma  zu  den  Fungi  im- 
perfecti,  Ordnung  der  Hy- 
phomycetes,  gerechnet  (vgl. 
Kap.  XXVI). 

M.  juglandis  verur- 
sacht auf  den  Blättern  der 
Walnuß  bis  über  1  cm  große, 
von  den  Nerven  begrenzte, 
blaßgrüne,  später  braun  und 
trocken  werdende  Flecke, 
auf  deren  Unterseite  ein 
weißer  »Schimmelüberzug 
erscheint . 

M.  platani  auf  den 
Blättern  der  Platanen,  wird  auch  als  Hyphomycet  (s.  d.)  angesprochen 
und  gehört  als  solcher  vielleicht  in  den  Entwicklungskreis  von  Gnomonia 
veneta. 


Abb.  92.    Exobasidiuin  vaccinii. 

1  Gallenartig  angeschwollener  Stengel  der  Preißelbeere,  2  Blattgalle, 

3  Ein  Stück  des  Hymeniums. 


Der  Ordnung  der  Dacryomycetineen  kommt  phytopathologisch  keinerlei 
Bedeutung  zu. 

Von  großer  Wichtigkeit  sind  hingegen  die  Hymenomycetineen.  — 
Das  vegetative  Mycel  dieser  Pilze  ist  in  der  Pegel  unscheinbar.  Es  besteht 
aus  feinen  Fäden,  die  im  Substrat  verborgen  leben.  Seltener  erscheint 
es  filzig,  watteartig  usw.  Bei  einigen  Arten,  z.  B.  beim  Halhmasch,  werden 
wurzelartige,  dicke,  schwarze  oder  braunschwarze,  hornartige  Stränge 
(Rhizomorphen)  gebildet,  welche  oft  viele  Meter  lang  sind.  —  Auch  die 
Bildung  von  Sklerotien  kommt  bei  einigen  Arten  vor.  —  Auf  dem  Mycel 
werden  besondere  Fruchtkörper  entwickelt.  Während  diese  bei  der  auf 
der  untersten  Entwicklungsstufe  stehenden  Familie  der  Hypochnaceen 
aus  locker  verflochtenen   Hyphen   bestehen,   stellen   sie  bei   den  anderen 


\Q2  Dreiundzwanzigstes  Kapitel. 

Familien  festere  Massen  dar,  welche  die  Form  von  Krusten,  Muscheln, 
halbierten  Hüten  oder  Schirmen  (die  mit  breiter  Seitenfläche  oder  mittels 
seitlichem  Stiel  dem  Substrat  aufsitzen)  oder  schirmförmigen  Hüten  (die 
dem  Stiel  zentral  aufsitzen)  annehmen.  Die  Fruchtschicht,  das  Hyme- 
nium, überzieht  nur  bestimmte  Teile  des  Fruchtkörpers,  welche  als  Hyme- 
nophor  bezeichnet  werden  und  gewöhnlich  schon  äußerlich  eine  besondere 
Gestalt,  z.  B.  Stacheln,  Röhren  oder  Lamellen,  zeigen.  Dieselbe  liegt  also 
frei  auf  der  Oberfläche  des  Fruchtkörpers.  Die  Basidien  sind  denjenigen  der 
Exobasidiaceen  ähnhch :  sie  sind  in  der  Regel  keulenförmig  und  schnüren 
auf  vier,  seltener  auf  zwei,  sechs  oder  acht,  pfriemlichen  Sterigmen  je  eine 
Basidiospore  ab.  —  Bei  manchen  Arten  finden  sich  im  Hj'^menium  außer 
den  Basidien  noch  sterile,  gewöhnlich  längere  und  dickere  Hyphenenden, 
die  Cystiden.  Die  Bedeutung  derselben  ist  noch  nicht  völlig  geklärt.  Neben- 
fruchtformen,  z.  B.  Konidien  und  Chlamydosporen,  kommen  bei  vielen 
Arten  vor.  —  Der  Einteilung  der  Ordnung  liegt  der  Bau  der  Fruchtkörper 
und  besonders  des  Hymenophors  zugrunde. 

A.  Fruchtkörper  spinnwebenartig  locker:  Hypochnaceae. 

B.  Fruchtkörper  fest. 

I.  Hymenophor  glatt,  schwachwarzig  oder  runzelig. 

a)  Fruchtkörper  häutig  oder  lederig,  flach  oder  muschel-,  trichter- 
oder  hutförmig:  Telephoraceae. 

b)  Fruchtkörper  fleischig  oder  zäh.   keulenförmig,  einfach   oder 
korallenartig  verzweigt:  Clavariaceae. 

II.  Hymenophor  deutlich,  Erhebungen  oder  Röhren  bildend. 

a)  Hymenophor  Warzen  oder  Stacheln  bildend: 

Hydnaceae. 

b)  Hymenophor  Röhren  oder  Falten  bildend: 

Polyporaceae. 

c)  Hymenophor  blatt- (lamellen-)  förmig:    Agaricaceae. 
Nachstehend  sollen  zunächst  —  im  Verein  mit  dem  allgemeinen  syste- 
matischen Überblick  —  die  phytopathologisch  interessierenden  Arten  auf- 
geführt werden.    Ein  Anhang  wird  die  sogenannten  ,, Holzzerstörer",  d.  h. 
die  dem  Bauholz  schädlichen  Arten,  behandeln. 

Die  Familie  der  Hypochnaceeti  ist  charakterisiert  durch  das  aus  locker 
verflochtenen  Hyphen  bestehende  Mycel,  welches  spinnwebenartig  die 
Unterlage  überzieht.  Auf  demselben  werden,  locker  nebeneinanderstehend, 
die  keulenförmigen  Basidien  gebildet.  —  Bemerkenswert  sind  die  Gattungen 
Hypochnus  und  Aureobasidium. 

Hypochnus  besitzt  Basidien  mit  meist  vier  Sterigmen,  auf  denen 
farblose,  glatte  oder  feinpunktierte  Sporen  abgeschnürt  werden. 

Hypochnus  solani  ist  weitverbreitet  auf  Kartoffeln;  es  werden  ilim 
verschiedene  Erkrankungen  derselben,  Fußkrankheiten  wie  Knollenkrank- 
heiten, zur  Last  gelegt.  Hierher  gehört  zunächst  die  Filzkrankheit.  In 
feuchten  Jahren  tritt  dieselbe  sehr  häufig  auf.  Auf  den  unteren  Stengel- 
teilen wächst  ein  dünner  weißlichgrauer  Filz,  der  aus  farblosen  mitunter 
auch  bräunlichen,  geghederten  und  verzweigten  Hyphen  besteht,  welche 
Büschel  von  Basidien  mit  je  vier  nierenförmigen  Sporen  entwickeln.  — 
In  einer  anderen  Form  tritt  der  Pilz  auf  den  Knollen  auf.  Auf  diesen 
erscheinen  torf braune  oder  braunschwarze  Krusten,  welche  bis  0,5  cm 
Durchmesser  erreichen  können,  meist  jedoch  kleiner  sind.    Dieselben  lassen 


Hvpochiiaceen.  jg^^ 

sich  leicht  abschaben  und  hinterlassen  keine  sichtbaren  Verletzungen 
auf  der  Schale:  sie  bestehen  aus  einer  dichten  Masse  rotbrauner,  dicker, 
gegliederter  Fäden  und  zeigen  keinerlei  Spuren  von  Vermehrungsorganen! 
Dieses  sterile  Mycel  ist  seinerzeit  als  Rhizoctonia  solani  beschrieben  worden, 
jetzt  ist  sein  Zusammenhang  mit  Hypochnus  solani  erwiesen.  Die  Krank- 
heit wird  als  Schwarzgrind,  Rhizoctonia-Pocken  oder  Rhizoctonia-Schorf 
bezeichnet.  —  Die  anderen  auf  Hypochnus  solani  zurückgeführten  Krank- 
lieitserscheinungen  sind  noch  wenig  geldärt.  Keime,  welche  aus  stark 
befallenen  Knollen  hervor  wachsen,  werden  bisweilen  so  stark  von  dem 
Filz  überwuchert,  daß  sie  ersticken.  Unter  günstigen  Bedingungen  scheint 
der  Pilz  auch  eine  Knollenfäule  hervorrufen  zu  können.  —  Filzla^ankheit 
und  Rhizoctonia-Schorf  richten  im  allgemeinen  keinen  großen  Schaden  an, 
erregen  aber  leicht  die  Aufmerksamkeit  der  Kartoffelbauer  und  sind  daher 
Gegenstand  häufiger  Anfragen. 

Hypochnus  cucumeris  befällt  die  Gurkenpflanzen.  Die  Blätter,  zuerst 
die  unteren,  werden  plötzlich  von  der  Spitze  her  gelb  und  sterben  ab, 
endlich  vertrocknet  die  ganze  Pflanze.  Am  Wurzelhals  findet  sich  ein 
graues  oder  bräunhchgraues  Gewebe,  welches  aus  den  verflochtenen, 
basidienbildenden  Hyphen  besteht.  -  Die  erkrankten  Pflanzen  sind  samt 
den  Wurzeln  zu  entfernen  und  zu  vernichten.  Vielleicht  erweist  sich  auch 
Spritzen  mit  einem  Fungizid  als  wirksam. 

Hypochnus  violaceus,  die  angebUche  Basidienform  des  Wurzeltöters, 
Rhizoctonia  violacea,  ist  nach  den  Untersuchungen  von  van  der  Leck 
noch  eine  sehr  unsichere  Art.  Es  wird  daher  Rhizoctonia  violacea  im  An- 
schluß an  die  Fungi  imperfecti  bei  Besprechung  der  sterilen  Mycelien 
behandelt  werden. 

Die  Gattung  Aureobasidium  besitzt  ein  zartes  Mycel  aus  goldgelben 
Hyphen,  sowie  Basidien  mit  zahlreichen,  kleinen  Sterigmen. 

Aureobasidium  vitis  befäUt  Triebe,  Blätter  und  Beeren  der  Reben. 
Die  Krankheit  wurde  in  Frankreich  und  Istrien  beobachtet. 

Die  Familie  der  Telephoraceen  hat  häutige  oder  lederartige,  flache  oder 
muschel-,  trichter-  oder  hutförmige  Fruchtkörper.  Das  Hymenophor  ist 
glatt,  undeutlich  runzelig  oder  schwachwarzig.  Die  wichtigsten  Gattungen, 
welche  Parasiten  enthalten,  sind: 

I.  Fruchtkörper    umgewendet,    ausgebreitet,    dem    Substrat    fest    auf- 
liegend. 

1.  Sporenmembran  farblos:  Corticium. 

2.  Spoienmembran  gelbbraun:  -Coniophora. 

II.  Fruchtkörper  nur  zum  Teil  angewachsen,  frei  abstehend  oder  gestielt. 

1.  Substanz    des    Fruchtkörpers    aus    verschiedenen    Schichten    be- 
stehend: St  er  cum. 

2.  Substanz  einheitlich;  Erdbewohner:  Thelephora. 

Die  Gattung  Corticium  (einschl.  Aleurodiscus)  ist  von  untergeord- 
neter Bedeutung.  Die  parasitäre  Wirkung  ist  schwach.  Ein  spezielles 
Eingehen  erübrigt  sich. 

Auch  die  Gattung  Coniophora  ist  nur  von  bedingtem  Interesse.  Conio- 
phora cerebella  wird  nicht  selten  in  Häusern  angetroffen  und  daher  bei 
Besprechung  der  Holzzerstörer  ihre  Würdigung  finden. 


134  Dreiuiulzwaiiziustes  Kapitel. 

^\'ichtig  ist  liingegen  die  Gattung  Stereum.  Dieselbe  ist  ausgezeichnet 
durch  ihre  lederigen  oder  holzigen  Fruchtkörper,  welche  aus  drei  ver- 
schiedenen gesonderten  Schichten  bestehen :  dem  lederigen  Hymenium,  der 
faserigen  Zwisclienschicht  und  der  Außenschicht.  Meist  sind  die  Frucht- 
körper nur  zum  Teil  der  Unterlage  aufgewachsen,  mid  stehen  mit  dem 
Rande  oder  mit  dem  größeren  Teil  horizontal  von  dieser  ab. 

Stereum  purpureum  ist  —  vor  noch  nicht  langer  Zeit  —  als  Erreger 
des  Milch-  oder  Bleiglanzes  der  Obstbäume  nachgewiesen  worden.  Früher 
hatte  man  als  Ursaclu^  dieser  Krankheit  physiologische  Störungen,  z.  B. 
Kalkmangel,  angenommen.  —  Die  Krankheit  befällt  besonders  das  Stein- 
obst, doch  leiden  auch  Apfel,  Johannisbeeren,  Stachelbeeren,  Syringa, 
Cytisus,  Platanus  und  andere  unter  derselben.  Äußerliche  Symptome 
zeigen  sich  nur  an  den  Blättern.  Dieselben  verlieren  mehr  oder  weniger 
ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  das  charakteristische,  mattweiße 
Aussehen,  welchem  die  Krankheit  ihren  Namen  verdankt.  Anfänghch 
zeigt  sich  die  Erscheinung  nur  an  einem  Ast,  von  Jahr  zu  Jahr  greift  sie 
weiter  um  sich,  bis  endlich  der  ganze  Baum  befallen  ist.  Die  betroffenen 
Äste  sterben  nach  und  nach  ab.  schließlich  geht  der  ganze  Baum  ein. 
Die  Krankheit  gewiimt  nur  langsam  an  Ausdehnung,  oft  vergehen  drei 
bis  sechs  Jahre,  ehe  der  Baum  abgetötet  ist.  Ebenso  greift  die  Krankheit 
nur  langsam  auf  Xachbarbäume  über. 

Die  Untersuchung  der  Blätter  zeigt  keinerlei  Mycel.  Jedoch  zeigen 
sich  die  Epidermiszellen  in  eigenartiger,  auffallender  Weise  vergrößert. 
Dadurch  werden  sie  blasenartig  von  dem  Pallisadengewebe  abgehoben  und 
das  Chlorophyll  desselben  scheint  nur  noch  abgeschwächt  durch  die  farb- 
losen Epidernüszellen  hindurch.  —  Wurzeln.  Zweige  und  Stämme  der 
erkrankten  Bäume  zeigen  eine  mehr  oder  minder  starke  Braunfärbung 
des  Holzes.  Das  Mycel  des  Pilzes  findet  sich  in  diesem  und  erzeugt  dessen 
Absterben.  —  Erst  nach  dem  Tode  des  Zweiges  oder  Baumes  tn-scheinen 
die  Fruchtkörper  in  dachziegeligen  Rasen.  Sie  sind  jvnig  violett,  später 
bräunlich  gefärbt,  halbkreisförmig,  2  bis  3  cm  breit.  —  Durch  Impfen 
gesunder  Bäume  mit  Stereum  purpureum  ist  es  mehrfach  gelungen,  den 
Milchglanz  der  Blätter  künstlich  auf  diesen  hervorzurufen.  —  Der  Pilz 
ist  ein  t\"pischer  Wundparasit :  auch  liegen  Wiuzelinfektionen  im  Bereich 
der  Möglichkeit.  Zur  Bekämpfung  der  Krankheit  wird  empfohlen:  Ent- 
fernen und  Verbrennen  aller  erlsrankten  Zweige  und  stärker  erkrankten 
Bäume.  Sorgfältiges  Ausgraben  aller  Stümpfe.  Vermeidung  des  Gebrauches 
entfernter  erkrankter  Stämme  als  Baumpfähle.  Pfosten  und  dergleichen. 
Verhinderung  von  Verwundungen  bzw.  geeignete  Wundbehandlung. 

Die  Gattung  Thelephora  lebt  im  allgemeinen  nicht  parasitisch.  Thele- 
phora  laciniata  wird  jungen  Holzgewächsen  und  besonders  den  Nadel- 
hölzern dadurch  gefährlich,  daß  sie  an  denselben  hinaufwächst  und  die- 
selben erstickt. 

Die  Familie  der  Hydnaceen  ist  durch  das  warzige  oder  stachelige 
Hymenophor  ausgezeichnet.  Nur  wenige  Vertreter  sind  ph\i:opathologisch 
von  Interesse. 

Hydnum  Schiedermayri  befällt  Apfelbaum-  und  (selten)  Birnbaum- 
stämme .  Frvichtkörper  fleischig,  unförmlich  weit  ausgebreitet .  mitunter  meter- 
lang, hervorbrechend  freie  Stalaktiten-  oder  höckerförmige  Körper  bildend, 
schwefelgelb,  am  Lichte  rot  werdend.    Stacheln  hängend,   1  bis  2  cm  lang. 


Polyporaceen.  —  Merulieen.  —    Polyporeen.  185 

Die  Polyporaceen  sind  durch  das  die  Innenseite  von  Höhlungen  wie 
aderig  verbundene  Falten,  gewundene  Gänge  oder  Röhren  überziehende 
Hymenium  charakterisiert.  Einteilung  in  vier  l'nterfamilien,  von  denen 
nur  eine  oder  zwei  pathologisch  von  Bedeutung  sind: 

A.  Hymenophor   niedrige,   faltenförmige   Erhabenheiten,   später  flache, 
unregelmäßige   Gänge  bildend:  Merulieae. 

B.  Hymenophor   Röhren,    tiefere   gewundene    Gänge   oder   wabenartige 
Zellen  bildend : 

I.  Röhrenschicht  (oder  da.»  andersgestaltete  Hymenophor)  nicht  als 
besondere   Schicht  vom  Fruchtkörper  ablösbar. 

a)  Röhren.    Gänge  oder  Waben  dicht   miteinander  verwachsen: 

Polyporeae. 

b)  Röhren  isoliert  stehend:  Fistuli nae. 
IL  Röhrenschicht  leicht  vom  Fruclitkörper  aV>trennbar: 

Boleteae. 

Aus  der  Unterfamilie  der  Merulieen  interessiert  nur  die  Gattung 
Merulius.  Zwar  kommen  Merulius -Arten  auch  im  Freien  auf  lebendem  Holz 
vor,  ihre  Bedeutung  liegt  jedoch  in  ihrer  Eigenschaft  als  Zerstörer  des  Bau- 
holzes.   Sie  werden  daher  am  Schluß  dieses  Abschnittes  behandelt  werden. 

Von  den  Polyporeen  interessieren  folgende  Gattungen: 

A.  Hymenium  in  engen,  etwas  zylindrischen  Röhren. 

I.   Substanz  des  Hutes  von  der  zwischen  den  Röhren  verschieden i). 

a)  Fruchtkörper  umgewendet,  flach  aufgewachsen^); 

Poria. 

b)  Fruchtkörper  halbiert,  hvitförmig,  gestielt  oder  nicht. 

1.  Fruchtkörper  von  Anfang  an  mehr  oder  weniger  holzig: 

Fomes. 

2.  Fruchtkörpar  anfangs  fleischig,  dann  hart  werdend: 

Polyporus. 

3.  Fruchtkörper  häutig,  lederartig  oder  wergartig : 

Polystictus. 
II.  Substanz    des  Hutes    von    der    zwischen    den  Röhren  nicht  ver- 
schieden:  Trametes. 

B.  Hymenium  nicht  in  Röhren,  sondern  in  Gängen  oder  auf  Lamellen. 

I.   Gänge  labjTinthartig :  Daedalea. 

IL   Gänge  langgestreckt,  mehr  lamellenartig:  Lenzites. 

III.  Hymenophor  aus  radial  verlaufenden,  aderig  miteinander  ver- 
bundenen Lamellen  gebildet:  Favolus. 
Zu  den  Polyporeen  (und  Agariceen.  s.  u.)  gehören  die  als  „Baum- 
schwämme" bezeichneten  Schädiger.  Eine  eigentliche  Bekämpfung  gibt 
es  nicht.  Die  befallenen  Stämme  oder  Äste  sind  ihrem  —  wenn  auch 
langsamen  —  L'ntergange  geweiht.  Man  beuge  diu-ch  Wmidbel.andlimg 
einer  Infektion   vor.     Die  Fiuchtköiper  sind   abzuschneiden  und  zu  ver- 


^)  Die  Gattungen  Fomes,  Polyporus,  Polystictus  (deren  Arten  durch  die  viel  dünneren 
Hüte  von  den  Arten  der  Gattung  Polyporus  im  allgemeinen  leicht  zu  unterscheiden  sindj 
und  Trametes  sind  nicht  scharf  gegeneinander  abgegrenzt.  Man  wird  daher  bei  der  Bestim- 
mung einer  Art  aus  diesen  Verwandtschaftskreisen  die  Gesamtheit  der  angegeljenen  ^lerk- 
male  in  Betracht  zu  ziehen  haben. 

"-)  Umgewendete  Fruchtkörper  finden  sich   jedoch  auch  bei  den  anderen  Gattungen. 


2g()  Dreiundzwanzigstes  Kapitel. 

brennen,  um  ein  Ausstäuben  der  Sporen  zu  verhindern,  die  Ansatzstellen 
sind  mit  Teer  zu  verschmieien. 

Nachstehend  sind  die  gärtnerisch  wichtigen  Arten,  ferner  diejenigen, 
die  forstwirtschaftlich  von  allgemeiner  Bedeutung  sind,  behandelt. 

Poria. 
Poria  vaporaria  findet  sich  besonders  auf  totem  verbautem  Holz  und 
wird  zuweilen  mit  dem  Hausschwamm  verwechselt;  nur  selten  wird  sie 
an  lebenden  Bäumen  (Rot Wildschäden),  Fichten  und  Tannen,  beobachtet. 
—  Die  weißen  Fruchtkörper  liegen  als  ^/^  cm  starke  Häute  flach  ausge- 
breitet auf  dem  Substrat.  Charakteristisch  sind  die  weiten  (0,25  bis  0,.5  mm 
Durchmesser  habenden)  eckigen  und  unregelmäßigen  Mündungen  der  Röhren 
mit   scharfkantigen,    vielfach    gesägten    bis    etwas   geschlitzten  Rändern. 

Fomes. 

A.  Fruchtkörper  halbiert  hutförmig,  sitzend,  holzig,  mit  dünner, 
glatter  Rinde:  Substanz  flockig-faserig,  blas.ser  als  die  gedrängten  Poren. 

Fomes  annosus  ( =  Poh'porus  annosus  oder  Trametes  radiciperda), 
der  „Wurzelschwamm",  ist  ein  außerordentlich  gefährlicher  Parasit. 
Besonders  hat  die  Kiefer,  in  zweiter  Linie  die  Fichte  unter  ihm  zu  leiden; 
weniger  anfällig  sind  Weißtanne  und  Douglastanne  sowie  andere  Nadel- 
liölzer;  jedoch  werden  auch  Laubbäume,  durch  benachbartes  krankes 
Nadelholz  angesteckt,  von  ihm  heimgesucht,  z.  B.  Birn-,  Kirsch-  und 
Pflamnenbäume.  Die  Fruchtkörper  sind  holzig,  ausdauernd,  ziemlich 
dünn,  krustenförmig.  mit  abstehendem  Rande,  von  sehr  verschiedener 
Größe.  Innen  holzfarbig,  oberseits  kastanien-  bis  umbrabraun,  am  Rande 
lieller.  mit  vielen  konzentrischen  Zonen.  In  der  Jugend  seidenartig  glänzend, 
im  Alter  mit  kahler  schwarzer  Kruste.  Röhren  häufig  geschichtet;  Mün- 
dungen anfangs  weiß,  dann  hell  ockerfarben.  Sporen  weiß,  5  /i  lang  und 
4  ,u  dick.  —  Die  Fruchtkörper  entwickeln  sich  auf  den  über  die  Erde  hervor- 
tretenden Wurzeln  sowie  auf  alten  Stöcken.  Die  Infektion  erfolgt  in  der 
Regel  an  der  Wm-zel;  auch  durch  feuchten  Stand,  Rohhumus  u.  dgl. 
krankhaft  vergrößerte  LentizeUen  am  Fuße  der  Stämme  bilden  oft  Ein- 
gangspforten des  Pilzes.  Fomes  annosus  erzeugt  die  gefürchtetste  Form 
der  Rotfäule:  von  der  Infektionsstelle  steigt  dieselbe  im  Stamm  (unter 
Umständen  8  m  und  höher)  empor. 

In  der  Forstwirtschaft  erfolgt  die  Bekämpfung  am  sichersten  durch 
Kahlschlag  und  Aufforstung  von  Weißtannen  und  Laubhölzern.  —  Im 
Gartenbau  sind  kranke  Bäume  durch  schmale  und  tiefe  Gräben  zu  isolieren. 
Kreuzen  tote  Wurzeln  den  Graben,  so  muß  derselbe  an  dieser  Stehe  weiter 
auswärts  verlegt  werden. 

Fomes  connatus  ist  durch  die  dachziegehg  übereinanderstehenden  Hüte 
und  ihre  weiße  (oder  hellgraue)  Oberfläche  charakterisiert.  Er  findet 
sich  auf  Pappeln  (besonders  Populus  canadensis),  Roßkastanien,  Ahorn, 
seltener  auf  HoUunder  und  Birke;  er  verursacht  eine  Kernfäule. 

B.  Fruchtkörper  halbiert -hutförmig.  aber  vielfach  mit  dicker,  hornartiger 
Rinde:   Substanz  flockig-zunderartig  oder  hart,  braun,  rot  oder  rostbraun. 

Fomes  fomentarius  ( =  Polyporus  fomentarius),  der  echte  Ztinder- 
schwamm,  ist  gärtnerisch  nur  von  geringer  Bedeutung  (wegen  des  Vor- 
kommens auf  alten  Nußbäumen),  beansprucht  aber  allgemeines  Interesse. 
Er  lebt  besonders  auf  Buche.  Weißbuche  und  Ulme.   —   Hut  hutförmig- 


Fomes.  —  Polypoius. 


187 


polsterartig,  innen  rostfarbig,  durch  das  wergartig-korkige  Innere  von 
F.  igniariiis  unterschieden.  Oberfläche  in  der  Jugend  feinfilzig,  später 
glatt,  mit  dünner  fester  Haut,  zuletzt  grau,  oft  glänzend,  mit  undeutlichen 
Zonen.  Röhren  vielschichtig,  rostfarbig.  Sporenpulver  weiß.  —  Der 
Zunder  oder  Feuerschwamm  wird  aus  dem  weichen  Gewebe  der  Frucht - 
körper  gewonnen,  welche  zu  diesem  Zweck  von  Rindenschicht  und  Poren 
befreit,  mehrere  Wochen  mit  Wasser,  Asche  und  Salpeter  behandelt,  dann 
getrocknet  und  mit  Keulen  go  lange  geschlagen  werden,  bis  die  Masse  locker 
ist.  Der  Zunder  fand  früher  die  mannigfachste  Verwendung  auch  zur 
Herstellung  von  Mützen,  Tabaksbeuteln  und  dergleichen  mehr,  war  auch 
als  blutstillendes  Mittel  im  Gebrauch.  —  Bei  uns  finden  sich  wirklich 
große  Fruchtkörper  nur  noch  in  den  urwaldartigen  Beständen  des  Fichtel- 
gebirges und  Böhmerwaldes. 

Fomes  igniarius  {=  Polyporus  igniarius).  der  Feuerschwamm,  ist 
durch  die  mehr  gedrungenen  Fruchtkörper  mit  zuletzt  grauer  oder  schwärz- 
licher,  glanzloser  Rinde    und   durch   die  harte  Hutsubstanz  von  vorigem 


Abb.  93.     Fomes  ribis. 

Fruchtkörper  am  Grunde  eines  alten  Stachelbeerstammes.     Links  von  unten, 

rechts  von  oben  gesehen.     (Orig.  n.  d.  N.) 

unterschieden.  Seinen  Hauptschaden  richtet  er  am  Steinobst"  (Kirschen, 
Pflaumen  und  Zwetschen)  an,  gelegentlich  werden  auch  Pfirsich,  Aprikose, 
Apfel-,  Birn-  und  Nußbäume  u.  a.  befallen. 

Fomes  ribis  (=  Polyporus  ribis)  entwickelt  seine  Fruchtkörper  am 
Grunde  alter  Stachel-  und  Johannisbeerstämme.  Dieselben  sind  korkig- 
lederig,  halbkreisförmig,  abgeflacht,  etwa  6  (bis  12)  cm  breit,  1  cm  dick, 
oberseits  rostbraun ;  sie  sind  meist  dachziegelartig  übereinander  angeordnet 
(Abb.  93). 

Polyporus. 

A.  Hüte  zuerst  fleischig-saftig,  dann  erhärtend,  mit  einer  dünnen 
Kruste  bedeckt;  Poren  dünn,  niemals  geschichtet. 

Polyporus  betulinus  findet  sich  —  oft  in  großer  Zahl  —  auf  Birken- 
stämmen, dieselben  abtötend.  Hut  halbkreis-,  huf-  oder  nierenförmig, 
hinten  kurz  stielartig  verschmälert.  Oberseite  glatt,  ungezont,  graubraun. 
Hutsubstanz  weiß.     Poren  etwa  4  mm  lang. 


jgg  ]  )reiiiiidzwanzigstes  Kapitel. 

B.  Hüte  luiberindet,  mit  nackter  flockig-faseriger  Oberseite,  ohne 
Zonen,  in  der  Jngend  scliwammig,  feucht,  später  trocken,  fest;  oft  borstig 
rauh,  innen  faserig.  Fleisch  des  Hutes  meist  mit  einer  kompakten,  mitt- 
leren Schicht. 

Polyporus  borealis  wächst  auf  Fichten,  eine  sehr  charakteristische 
Zersetzung  des  Holzes  verursachend,  bei  welcher  dasselbe  nach  den  drei 
Richtungen  des  Raumes  in  würfelige  Stücke  zerfällt.  Hüte  einjährig,  zu 
mehreren  dachziegelig  übereinander,  fleischig-schwammig,  später  korldg, 
innen  weißlich.  Oberfläche  rauhhaarig,  weiß,  später  blaßgelblich,  ohne 
Zonen.  Röhren  bis  1  cm  lang,  weißlich.  ^Mündungen  ungleich,  verbogen, 
mit  zerschlitztem  Rande. 

Polyporus  spumeus  findet  sich  an  Apfelbäumen.  Hüte  stets  einzeln, 
nicht  dachziegelig,  weichfleischig,  am  Grunde  oft  zusammengezogen,  mit 
eingekrümmtem  Rande.  Oberfläche  höckrig-zottig.  Gewebe  weiß,  beim 
Durchschneiden  zuerst  rötlich,  dann  violett,  zuletzt  bräunlich  werdend. 
Poren   1  cm  lang.  weiß,  später  bräunlich,  vom  Hute  trennbar. 

Polyporus  hispidus  l)efällt  besonders  Apfelbäume,  ferner  Kirsch-  und 
Walnußbäume^  außerdem  haben  aber  viele  Laubbäume,  z.  B.  Eschen, 
Ulmen,  Platanen,  Maulbeerbäume.  Buchen  u.  a.  unter  ihm  zu  leiden.  — 
Hüte  einzeln,  fleischig,  schwammig,  einjährig,  innen  gelbbraun,  später 
kastanienbraun,  etwa  20  cm  lang,  bis  8  cm  dick,  oberseits  mit  striegelig- 
filzigen,  dunkelbramien.  fast  schwärzlichen  Haarbüscheln  besetzt.  Röhren 
1  bis  3  cm  lang,  fast  goldgelb,  später  rostfarben.      Sporenpulver  braun. 

C.  Hut  von  Anfang  an  zähfleischig,  weich,  elastisch,  zottig,  filzig. 
Poren  kaum  trennbar  vom  Hute,  gefärbt. 

Polyporus  fumosus  schädigt  Weiden,  Eschen,  Ahorn,  Rotbuchen  usw., 
findet  sich  aber  auch  auf  Apfelbäumen.  Fruchtkörper  dachziegelig  über- 
einander. 5  bis  12  cm  breit,  fest,  fleischig-korkartig,  erst  seidenhaarig, 
dann  kahl,  blaß  rußfarbig,  schwach  gezont,  gegen  den  Rand  hin  ver- 
dünnt, schwärzlich:  innen  hellockerf arbig.  Röhren  2  bis  3  mm  lang.  Mün- 
dungen weißlich-rußfarbig. 

D.  Fruchtkörper  rasig-vielteilig,  von  käsiger  Substanz,  anfangs  saftig- 
weich, dann  erhärtend  und  zerbrechlich,  ungezont. 

Polyporus  caudicinus  (=  P.  sulphureus)  findet  sich  auf  zalilreichen 
Laubhölzern  sowie  einigen  Nadelhölzern;  viel  haben  die  Kirsch-  und  Birn- 
bäume, weniger  die  Apfel-  und  Nußbäume  unter  ihm  zu  leiden.  —  Frucht- 
körper meist  zu  vielen  am  Grunde  zusammengewachsen,  einjährig,  weich- 
fleischig, schwefelgelb  bis  orangefarbig,  mit  gelbem  Saft.  Fleisch  weiß. 
Der  einzelne  Fruchtkörper  bis  30  cm  lang.  Röhren  etwa  4  mm  lang,  Mün- 
dungen schwefelgelb. 

Polyporus  imbricatus  kommt  u.  a.  auf  Nußbäumen  vor.  Hüte  dach- 
ziegelig, aus  gemeinsamem  Grunde,  oberseits  gelbbraun;  Poren  blaß, 
schmutzig  gelb,  später  rostfarbig. 

E.  Fruchtkörper  seitlich,  seltener  zentral  gestielt;  Hut  zähfleischig, 
später  erhärtend;   Stiel  ganz  oder  nur  an  der  Basis  schwarz. 

Polyporus  squamosus  lebt  auf  Apfel-,  Birn-  und  Nußbäumen,  ferner 
auf  Eschen,  Ahorn-Arten,  Buchen,  Vogelbeerbäumen,  Roßkastanien, 
Ulmen,  Eichen,  Weiden  und  Linden.  Fruchtkörper  10  bis  30  cm  lang, 
mit  seitlichem,  bis  8  cm  langem,  gekrümmtem  Stiel,  welcher  oben  weißlich, 
unten  schwarz  ist.    Oberseite  der  Fruchtkörper  weißlich-gelb,  mit  breiten, 


Polystictus.  —  Tranietes.  —  Daedalea.  —  Lenzites.  189 

braunen,  angedrückten  Schuppen.  Röhren  2  cm  lang,  Mündungen  anfangs 
weiß,  später  gelbhch.     Geruch  sehwach  fenchelartig. 

F.  Hut  anfangs  weich-schwamnüg,  Wasser  begierig  aufnehmend, 
filzig;  später  korkig  oder  lederartig  mit  kurzem,  unförndichem  Stiele; 
Poren  bereift,  sich  verfärbend. 

Polyporus  sistotremoides  ( =  P.  Schweinitzii  oder  P.  mollis)  befällt 
Kiefern,  Fichten,  Douglastannen  und  Weymouthskiefern.  Fruchtkörper 
kurz  und  dick,  oft  mehrere  zusammenfließend:  oberseits  jung  gelbbraun, 
später  dunkelbraun,  striegelig-filzig.  Stiel  dick,  kiu-z,  mitunter  fehlend, 
rostbraun.  Poren  groß,  zerschlitzt,  schwefelgelb-grünlich,  später  rost- 
braun. —  Die  Infektion  erfolgt  in  der  Regel  an  der  Wurzel,  von  wo  die 
Krankheit  im  Stamm  aufsteigt.  Das  zersetzte  Holz  ist  rotbraun,  mulmig, 
harzartig  duftend. 

Polystictus. 
Polystictus  cinnamomeus  (=  Polyporus  cinnamomeus)  findet  sich 
auf  Kirschbäumen,  Apfel-  und  Birnbäumen.  Fruchtkörper  holzig,  anfangs 
knollig,  später  hufförmig.  bis  7  cm  lang  und  breit,  4  bis  6  cm  dick,  innen 
weißlich.  Oberfläche  gelbbraun,  Röhren  geschichtet.  Mündungen  sehr 
fein,  zimmetbraun. 

Trametes. 

Trametes  pini,  der  ,,Kiefernbaumschwamm'",  befällt  Kiefern,  Lärchen, 
Fichten,  Tannen  und  andere  Nadelhölzer,  eine  Rotfäule  verursachend. 
Hut  polster-  oder  konsolenförmig,  mitunter  auch  lo-ustenförmig  aus- 
gebreitet, oft  dachziegelig.  S  bis  16  cm  im  Durchmesser,  korkig-holzartig. 
Oberfläche  anfangs  zottig,  dunkelbraun,  später  schwärzlich,  rissig.  .Substanz 
gelbbraun.  Röhren  5  bis  8  mm  lang  mit  zuerst  gelben,  dann  ockerbraunen 
jNIündungen. 

Trametes  cinnabarinus  (=  Polyporus  cinnabarinus)  lebt  auf  verschie- 
denen Laubhölzern,  so  auch  auf  Kirsch-  und  Walnußbäumen.  Frucht- 
körper von  flockig-korkiger,  weicher  Substanz,  bis  8  cm  lang;  innen 
zinnobeiTot.  etwas  verblas.send.  Oberfläche  ziegelrot.  Röhren  3  bis  4  mm 
lang,  ]\Iündungen  lebhaft  rot.     Sporenpulver  weiß. 

Daedalea. 

Daedalea  unicolor  findet  sich  auf  Laubholzstöcken,  u.  a.  aucli  auf 
Kirschbäumen.  Fruchtkörper  lederartig  dünn,  gewöhnlich  in  dachziegeligen 
Rasen  wachsend,  halbkreis-  oder  muschelförmig.  5  bis  8  cm  lang.  Ober- 
fläche zottig-striegelhaarig,  grau  oder  hellockerfarben,  gezont.  Substanz 
weiß.   Gänge  2  bis  3  mm  tief.  labjTinthartig  gewunden,  grau  oder  graubraun. 

Daedalea  cinnabarina  lebt  auf  Walnußstämmen.  Hüte  dachziegel- 
förnüg,  verwachsend,  korldg.  innen  weiß,  oberseits  sammethaarig.  mit 
verschiedenfarbigen,  bräunlichen,  ziegelrot  gesäumten  Zonen.  Poren 
labyrinthförmig.  weiß  bereift,  später  rötlich,  schwarz  gefleckt. 

Lenzites. 

Lenzites  sepiaria  und  L.  abietina  sind  gefährUche  Schädiger  des  Nutz- 
holzes (s.  u.). 

Lenzites  variegata  befällt  Laubhölzer,  besonders  Buchen  und  Pappeln. 
aber  auch  Süßkirschen.    Fruchtkörper  halbkreis-  oder  nierenförmig,   2  bis 


120  .       Dreiundzwanzigstes  Kapitel. 

3  cm  breit  und  lang,  bis  1,5  cm  dick.  Oberseite  sammetartig-filzig,  mit 
verschiedenfarbigen  (weißen,  grauen,  bräunlichen)  Zonen.  Lamellen  dick, 
häufig  anastomosierend,  weiß. 

Favolus. 
Favolus  europaeus  findet  sich  (besonders  in  südlicheren  Ländern) 
als  Parasit  der  Nußbäume.  Fruchtkörper  flach,  meist  6  bis  10  cm  breit, 
bis  1  cm  dick,  halbkreisförmig  oder  nierenförmig,  kurz  gestielt,  oberseits 
weiß  bis  hellgelb,  unterseits  mit  netzförmig  untereinander  verbundenen 
Lamellen,  welche  sich  auf  den  Stiel  fortsetzen. 

Die  Familie  der  Agaricaceen  oder  Blätterpilze  ist  ausgezeichnet  durch 
das  meist  unter  sich  freie,  selten  am  Grunde  oder  am  Stengel  anastomo- 
sierende  Lamellen  oder  selten  strahlig  verlaufende  Adern  oder  Falten 
bildende  Hymenophor.  —  Einteilung  in  acht  LTnterfamilien  laut  nach- 
stehender Tabelle  (nach  Hennings) : 

A.  Hymenophor  aus  Adern,  Leisten  oder  Falten  gebildet: 

Cantharelleae. 

B.  Hymenophor  aus  deutlichen  Blättern  gebildet. 

a)  Lamellen  hinten  am  Stielansatze  oder  an  der  Anheftungsstelle  des 
Hutes  anastomosierend,  oft  Zellen  bildend:   Paxilleae. 

b)  Lamellen  hinten  nicht  anastomosierend. 

I.  Lamellen,  oft  auch  der  Hut  bei  der  Reife  zerfließend: 

Coprineae. 
II.  Lamellen  nicht  zerfließend. 

1.  Lamellen    dick    und    fleischig,    fast    wachsartig,    entfernt 
stehend:  Hygrophoreae. 

2.  Lamellen  fleischig-häutig  oder  häutig-lederartig. 

a)  Grundsubstanz  des  Fruchtkörpers  aus  zwei  verschie- 
denen Hyphenelementen  bestehend,  weiten  Röhren,  die 
in  rundlichen  Bündeln  zusammenliegen  und  von  dünnen 
Hyphen  eingehüllt  werden,  meist  mit  Milchsaftgefäßen: 

Lactarieae. 
ß)  Grundsubstanz    aus    ziemlich    gleichartigem    Hyphen- 
gewebe  gebildet. 

aa)  Fruchtkörper  bei  der  Reife  meist  lederartig  oder 
korkartig,  vertrocknend,  sehr  selten  fast  fleischig 
oder  dünnhäutig. 

X  Lamellen  bei  der  Reife  der  Länge  nach  in  zwei 
Platten  gespalten,  die  sich  nach  außen  umroUen : 

Schizophylleae. 
XX Lamellen  nicht  gespalten:  Marasmieae. 
bb)  Fruchtkörper  fleischig   oder   häutig,   bei   der   Reife 
stets  faulend:  Agariceae. 

Zur  Bestimmung  von  Agaricaceen  bzw.  um  die  Diagnosen  solcher  zu 
verstehen,  ist  es  erforderlich,  die  vorkommenden  ,, Hüllenbildungen"  zu 
kennen.  —  Der  Fruchtkörper  wird  als  Meines  Knöpfchen  am  Mycel  an- 
gelegt. Sodann  erfolgt  die  Differenzierung  von  Hut  vmd  Stiel,  später 
die  Streckung  des  Stieles,  zuletzt  die  des  Hutes.  —  Ist  bei  einer  Gattung 
der  junge  Fruchtkörper  mehr  oder  weniger  in  ein  Hyphengewebe  einge- 


( 


Pholiota.  —  Agaricus.  j^9l 

schlössen,  welches  sich  also  über  die  Hutoberfläche  spannt  und  am  Grunde 
des  Stieles  angesetzt  erscheint,  so  spricht  man  von  einer  äußeren  oder 
allgemeinen  Hülle,  einem  ,,Velum  universale".  Dieses  zerreißt  naturgemäß 
bei  der  Streckung  des  Stieles  und  es  finden  sich  Überreste  desselben  teils 
auf  der  Hutoberfläche  als  Fetzen,  Fasern  oder  Schuppen,  teils  am  Grunde 
des  Stieles  als  Fasern,  ringförmige  Schuppen  oder  kragenaitige.  häutige 
Hülle  (Volva).  Bei  anderen  Gattungen  ist  vor  der  Ausspannung  des  Hutes 
der  Rand  desselben  mit  dem  Stiel  durch  eine  Hülle  (zum  Schutze  des 
hymenialen  Teiles)  verbunden.  Man  nennt  diese  die  innere  Hülle,  das 
„Velum  partiale".  Beim  Zerreißen  desselben  bleiben  Reste  am  Hutrande 
wie  am  Stiel  als  Fäden,  Hautfetzen  oder  Schuppen  oder  am  Stiel  in  Gestalt 
eines  Ringes  zurück.  Einigen  Gattungen  ist  sowohl  ein  Velum  universale 
wie  ein  Velum  partiale  eigen.  —  Die  klare  Erkennung  dieser  Verhältnisse 
ist  zur  Bestimmung  von  Agaricaceen  unbedingt  erforderlich.  —  Ohne 
Schwierigkeiten  ist  im  allgemeinen  die  Bestimmung  der  Sporenfarbe.  Es 
genügt,  die  Fruchtkörper  mit  den  Blättern  nach  unten  auf  weißes  bzw. 
blaues  Papier  zu  legen.  In  wenigen  Stunden  werden  dann  so  viel  Sporen 
abgeworfen,  daß  ihre  Farbe  leicht  bestimmt  werden  kann. 

Die  wenigen  pathologisch  wichtigen  Gattungen  gehören  zur  Unter- 
familie der  Agariceen. 

Pholiota.  Velum  universale  fehlt.  Velum  partiale  vorhanden  und  als 
Ring  am  Stiel  zurückbleibend.     Sporen  braun. 

Pholiota  adiposa  lebt  auf  Laubhölzern,  u.  a.  auf  Kirsch-  und  Apfel- 
bäumen, sowie  auf  Nadelhölzern,  besonders  auf  Weißtannen.  Hut  gold- 
gelb, schmierig,  mit  sparrig  abstehenden,  später  abfallenden  Schuppen. 
Stiel  voll,  9  cm  und  darüber  lang,  gelb.  Lamellen  angewachsen,  gelb, 
dann  rostbraun. 

Pholiota  aurivella  findet  sich  auf  Apfelbäumen  und  anderen  Laub- 
bäumen. Hut  schwach  Idebrig,  goldgelb  oder  braungelb,  mit  eingedrück- 
ten, faserigen,  dunlderen  Schuppen.  Fleisch  gelb.  Stiel  voll,  6  bis  9  cm 
lang,  gelb,  mit  ziemlich  dauerhaftem,  abstehendem  Ring.  Lamellen  an- 
geheftet, ausgerandet,  hellgelbhch,  dann  oliven-  bis  rostbraun. 

Pholiota  squarrosa  kommt  auf  verschiedenen  Laubbäumen,  z.  B. 
Buchen,  Eschen,  Pappeln,  Linden,  Ulmen,  Robinien,  Apfel-,  Kirsch-  und 
Birnbäumen,  selten  auf  Nadelhölzern  vor.  Hut  trocken,  blaßstrohgelb, 
dicht  mit  dicken,  meist  sparrig  abstehenden,  dunkleren  Schuppen  besetzt. 
Stengel  voll,  8  bis  12  cm  lang,  gelb,  unten  rostbraun.  Ring  schuppig. 
Lamellen  blaßgrünlich,  dann  umbrabraun. 

Agaricus.     Hut  ohne  jede  merkliche  Hülle.     Sporenpulver  weiß. 

Agaricus  ostreatus  findet  sich  auf  alten  Laubbäumen  (Pappeln,  Weiden, 
Buchen,  Linden,  Birken,  Goldregen  sowie  auf  Nußbäumen).  Hut  seitlich 
gestielt,  6  bis  12  cm  breit;  oberseits  zuerst  schwärzlich,  dann  aschgrau 
oder  braun,  glatt,  Rand  eingerollt.  Stiel  voll,  2  bis  4  cm  lang.  Lamellen 
weiß,  herablaufend,  hinten  anastomosicrend.    Der  Püz  ist  völlig' frosthart. 

Agaricus  velutipes,  der  „Winterpilz",  findet  sich  am  Grunde  von 
Laubbäumen,  u.  a.  Linden,  Ulmen,  Pappeln  und  Apfelbäumen,  oft  mitten 
im  Winter.  Hut  mit  anfänglich  eingerolltem  Rande,  kahl,  feucht  klebrig, 
honiggelb,  in  der  Mitte  kastanienbraun.  Stiel  voll,  6  bis  9  cm  lang,  oben 
kahl,  gelblich,  unten  braun  bis  schwärzlich,  sammethaarig.  Lamellen 
angeheftet  (nicht  herablaufend),  gelblich. 


192 


Dreiundzwanzigstes  Kapitel. 


Armillaria.  Vehim  universale  fehlt.  Velum  partiale  vorhanden  und 
als  Ring  am  Stiel  zurückbleibend.  »Sporenpulver  weiß.  Sporen  dünnwandig. 
Lamellen  herablaufend  oder  ausgerandet. 

Armillaria  mellea,  der  Hallimasch,  ist  einer  der  gefährlichsten  Schä- 
diger, die  wir  kennen^).  Der  Pilz  befällt  in  erster  Linie  die  Nadelhölzer, 
ferner  die  Obstgehölze,  insbesondere  die  Steinobst-  und  Ribes-Arten,  doch 
haben  auch  Kernobst  und  andere  Laubhölzer,  wie  Eiche.  Ahorn,  Rüster, 
Pappel,  Birke  usw.,  unter  ihm  zu  leiden  (Abb.  94).  —  Hut  6  bis  18  cm  breit, 
honiggelb,  gelbbraun  oder  mehr  rötlich,  mit  haarig-zottigen,  dunkleren 
Schuppen  bedeckt.    Stiel  voll.  0  bis  20  cm  lang,  am  Grunde  etwas  verdickt. 


Abb.  94. 
Fruchtkörper  des'Hallimasehs;,  aus  eiueui  horizontalen  Wurzelstück  hervortretend.     (Etwa 

(Flugbl.  B.  R.  A.) 


nat.   Gr.) 


Lamellen  weitläufig,  weißlich,  mehr  oder  weniger  herablaufend.  —  Der  Pilz 
besitzt  die  Fähigkeit  zur  Bildung  von  Strangmycelien  oder  ..Rhizomorphen", 
d.  s.  braunschwarze,  bis  3  mm  dicke,  runde  oder  plattgedrückte,  verzweigte 
und  anastomosierende,  im  Innern  weiße  Stränge,  dessen  junge  Spitzen 
im  Dunkel  phosphoreszieren  (Abb.  95).  —  Die  Fruchtkörper  erscheinen  im 
Herbst  auf  der  Erde  oder  auf  alten  Stöcken  oder  auf  altem,  dem  Boden 
aufliegendem  Holz.  Die  Rhizomorphen  finden  sich  im  Boden  oder  zwischen 
Rinde  und  Holz  kranker  Bäume  oder  sonstwie  auf  altem  Holz.  —  Die 
befallenen  Bäume  kränkeln  und  gehen  bald  vollends  zugrunde.  Das  Holz 
wird  weißfaul:  zersetzt  zerfällt  es  in  kubische   Stücke.    —   Die  Infektion 


1)  Vgl.  Flugblatt  B.  R.  A.  Xr.  22. 


Die  wichtigsten  Zerstörer  des  Bauholzes. 


193 


geschieht  durch  Sporen,  deren  Keimschläuche  durch  W^inden  in  die  Rinde 
eindringen,  sowie  durch  die  den  Boden  durchwuchernden  Rhizomorphen.  — 
Die  befallenen  Bäume  sind  mit  Stumpf  und  Stiel  auszuroden.  Um  die 
erkrankten  Bäume  sind  Isoliergräben  zu  ziehen,  damit  die  Weiterverbrei- 
tung der  Rhizomorphen  verhindert  wird.  Die  Frucht körper  sind  möglichst 
bald  zu  entfernen  und  zu  vernichten  —  oder,  da  sie  eßbar  sind,  zu  ver- 
werten — ,  damit  die  Ausstäubung  der  Sporen  nach  Möglichkeit  unter- 
bunden wird. 

Die  wichtigsten  Zerstörer  des  Bauholzes. 

Die   Erkrankungen  des  Holzes,    welche 

dm-ch  holzzerstörende  Pilze  verursacht  [" 
werden,  bezeichnet  man  als  ,, Schwamm". 
Es  ist  zu  unterscheiden :  Hausschwamm  und 
Trockenfäule.  —  Einen  ..Mauerschwamm" 
gibt  es  nicht :  Pilzmycel  vermag  zwar  auch 
in  Mauerwerk  einzudringen,  in  gewissen 
Fällen  es  auch  zu  durchdringen,  aber  die 
Pilze  kömien  sich  nicht  aus  dem  Mauerwerk 
ernähren. 

I.  Der  Hausschwamm.     Erreger  ist: 

Merulius  lacrymans  (=  M.  domesticus), 
der  echte  Hausschwamm.  Er  ist  der  gefähr- 
Hchste  Zerstörer  des  verbauten  Holzes.  — 
Die  Fruchtkörper  sind  weichfleischig,  später 
lederartig,  sehr  verschiedengestaltig :  ent- 
weder flach  aufliegend  oder  am  Rande 
lappenförmig  abstehend  oder  dachziegelig 
rasenförmig.  Der  stets  sterile  Rand  des 
Fruchtkörpers  ist  weiß.  Das  Hymenium 
wird  bei  den  Krustenformen  horizontal  auf 
der  ganzen  Fläche  gebildet,  bei  den  Huf- 
ocler  halbierten  Hutformen  bleibt  die  Ober- 
seite des  Fruchtkörpers  meist  steril,  und  nur 
die  Unterseite  trägt  das  Hymenium.  Es  ist 
goldgelb,  dick,  filzig,  oft  Wasser  aussondernd. 
Das  Hymenophor  anfangs  faltig.  Falten 
stumpf,  später  zu  gewundenen  und  gezack- 
ten, netzförmigen,  ungleich  weiten  (1  bis 
2  mm)  Maschen  und  Zellen  verbunden,  die 
manchmal  an  einer  Ecke  zahnförmig  ausgezogen  sind,  zuletzt  von  den 
Sporen  braun  bestäubt.  Sporen  elliptisch  oder  eiförmig,  mit  brauner 
Membran,  0  bis  12  fi  lang  und  5,5  bis  6,5  ^i  breit,  mit  ein  bis  fünf  stark 
lichtbrechenden  Tropfen.  —  Mycel  zuerst  schneeweiß,  beim  Eintrocknen 
zusammenfallend,  seidenglänzend,  mit  einem  Stich  ins  Rötliche,  mit 
Schnallenzellen,  von  denen  einzelne  wieder  zu  einem  Mycelfaden  auswachsen 
(doch  kommen  aussprossende  Schnallenzellen  auch  bei  anderen  Holzzer- 
störern vor).  Im  Alter  vereinigen  sich  die  Mycelfaden  zu  Strängen,  mit 
deren  Hilfe  der  Pilz  zur  Ernährung  ungeeignete  Substratstrecken  (z.  B. 
Mauerritzen)  durchwachsen  kann,  um  dann  wieder  auf  frisches,  noch 
unzersetztes  Holz  zu  gelangen  und  Fruchtkcirper  zu  bilden.    Diese  Mycel- 

Höstermaiin-Noack  ,   I'ilzpaiaiitäre  Krankh(>it(Mi.  13 


.•Vbb.  9.->. 
Rhizoruorpheii  des  Halliinaschs  auf  einem 
alten  Brett.  (V;,  nat.  (Jr.)  (Flugbl.  B.  R.  X.) 


194 


Dreiundzwanzigstes  Kapitel. 


stränge  zeigen  mikroskopisch  folgendes  Bild:  eine  Giundmasse  von  dünn- 
wandigen Mycelhyphen  mit  Strangfasern  (sklerenehymfaserartigen  Hyphen) 
von  4  bis  5  /<  Durchmesser  und  mit  Gefäßhyphen  (über  25  n  Durchmesser 
mit  eigentümlichen  Balken,  Ringen  und  Wandverdickungen)  (Abb.  96). 
Charakteristisch  für  den  echten  Hausschwamm  sind: 

1.  Die  Fruchtkörper  unter  Berücksichtigung  der  Sporen  (Größe  und 
Farbe  der  Membran). 

2.  Die  Strangmycelien  mit  Fasern  und  Gefäßhyphen  (unter  Berück- 
sichtigung der  Größenverhältnisse). 

Befallenes  Holz  oder  junges  Mycel  läßt  sich  durch  kulturelle  Prüfung 
gleichfalls  identifizieren.  Es  dürfte  jedoch  zu  weit  führen,  hier  darauf 
einzugehen. 

Die  Infektion  geschieht  in  erster  Linie  duich  die  Sporen.  Dieselben 
kommen   auf  gesundem   Holz   in   der   Regel    nicht    zur   Entwicklung,   sie 

keimen  nur  auf  vor- 
erkranktem Holz,  wie 
solches  z.  B.  durch  die 
Coniophora-Fäule  (s.d.) 
bei  längerer  feuchter  La- 
gerungentsteht. Kranke 
Häuser,  in  denen  der 
Hausschwamm  fruch- 
tet, sind  die  Haupt- 
ansteckungsquellen . 
Außerhalb  der  Häuser 
finden  sich  Fruchtkör- 
per auf  Holzplätzen,  in 
Gärten  usw.  gewöhnlich 
nur  auf  Holzteilen,  die 
schwamm  kranken  Häu- 
sern entstammen.  Das 
natürliche  Vorkommen 
im  Walde  ist  selten. 
Eine  Einschleppung  von 
Hausschwamm  mit 

Kohlen  aus  schwamm- 
verseuchten Bergwerken 
kommt  zuweilen  vor.  —  Die  besondere  Gefährlichkeit  des  Hausschwamms 
liegt  in  verschiedenen  L^mständen  begründet.  Das  Auftreten  des 
Pilzes  ist  am  häufigsten  in  Keller-  und  Parterreräumlichkeiten,  da 
der  Pilz  zu  seiner  ersten  Entwicklung  einer  feuchtigkeitgesättigten 
Luft  bedarf.  Das  einmal  vorhandene  Mycel  schafft  sich  jedoch  selbst 
die  Vorbedingungen  für  sein  weiteres  Wachstum,  indem  es  durch  Veratmung 
der  Zellulose  zu  Wasser  und  Kohlensäure  mehr  Wasser  erzeugt,  als  in 
einem  Raum  mit  feuchter,  stagnierender  Luft  verdunsten  kann.  So  scheidet 
der  Pilz  Wasser  ab^)  und  kann  ohne  Wasserzufuhr  von  außen  leben.  Er 
vermag  daher  selbst  in  die  oberen  Stockwerke  der  Häuser  emporzusteigen 
und  dort  sein  Zerstörungswerk  zu  vollbringen.  Begünstigt  wird  die  große 
Ausbreitung  durch  Mycelstränge,  welche  mehr  als  3  bis  4  m  Länge  erreichen 


Abb.  96.    Merulius  lacrymans. 

Querschnitt  durch  einen  Mycelstrang  mit  Strangfasern  und  Gefäßhyphen. 

Rechts:  Mycel  mit  auswachsenden  Schnalien.     (Xach  Neger!) 


^)  Dieser  Eigentümlichkeit  verdankt  der  Pilz  den  Artnamen  ,, lacrymans  ",  d.  h.  tränend. 


Trockenfäule.  195 

und  den  Pilz  während  seines  Wachstums  durch  das  ihm  keine  Nahrung 
bietende  Mauerwerk  von  rückwärts  her  ernähren. 

Die  Bekämpfung  des  Pilzes  erfordert  zunächst  die  Beachtung  ge- 
wisser Vorsichtsmaßregeln:  Austrocknung  des  Rohbaues,  Verwendung 
von  lufttrockenem  Holz  sowie  pilzfreiem  Füllmaterial,  Isolationsschichten 
gegen  aufsteigende  Erdfeuchtigkeit  usw.  Das  bereits  vorhandene  Übel 
ist  durch  Entfernen  des  Pilzes  und  auch  der  gesunden  Holzteile  im  weiteren 
Umkreise  des  Herdes  sowie,  durch  Trockenlegung.  Herstellung  gründlicher 
Luftzirkulation.  Holzimprägnierung  usw.  zu  bekämpfen. 

Die  anderen  Merulius-Arten,  von  denen  M.  hydnoides  durch  die 
kleineren  Sporen,  ^I.  aureus  und  M.  tremellosus  durch  die  farblose  Sporen- 
membran ausgezeichnet  ist,  kommen  zwar  auch  in  Häusern  vor,  sind  aber 
praktisch  nur  von  geringer  Bedeutung. 

II.  Die  Trockenfäule.  Als  solche  bezeichnet  der  Baufachmann  alle 
Pilzzerstörungen  des  eingebauten  Holzes,  welche  ohne  auf  den  ersten  Blick 
erkeiuibares  Pilzmycel  entstehen.  Sie  ist  aber  gleichfalls  eine  Pilzzer- 
störung, denn  es  gibt  kein  Zermorschen  des  Holzes  ohne  Pilzmycelien. 
Eine  ganze  Anzahl  Pilze  ist  in  der  Lage,  derartige  Trockenfäule  zu  erzeugen. 
Die  wichtigsten  Erreger  sind :  Coniophora  cerebeUa  —  Poria  vaporaria  — 
Lenzites  saepiaria  —  Paxillus  acheruntius.  —  Trockenfäule  kann  leicht 
durch  Austrocknen  des  befallenen  Holzes  bekämpft  werden.  Die  Pilze 
besitzen  kein  so  starkes  Atmungsvermögen,  um  sich  selbst  genügend  Vege- 
tationswasser zu  erzeugen.  Daher  ist  ihr  Vorkommen  gewöhnlich  auf 
dauernd  feuchte  Keller-  und  Parterreräume  beschränkt. 

Coniophora  cerebella  gehört  zur  Familie  der  Telephoraceen  (s.  d.). 
Sie  wird  sehr  häufig  mit  dem  Hausschwamm  verw^echselt .  In  der  Tat  sind 
die  Fruchtkörper  denen  von  Merulius  lacrymans  öfters  überraschend 
ähnhch :  sie  sind  flach  ausgebreitet  und  besitzen  auch  einen  breiten  weißen 
Rand.  Das  Hymenium  ist  jedoch  warzig;  bei  aUer  Mannigfaltigkeit  seiner 
Ausbildung  ist  es  stets  daran  kenntlich,  daß  die  halbkugelige  Warze,  nicht 
die  langgezogene,  gewundene  Falte  das  Grundelement  der  Hymenial- 
skulptur  bildet.  —  Das  Luftmycel  ist  durch  eigenartige  quirlige  Schnallen 
charakterisiert.  Die  Mycelstränge  führen  reichlich  weite  Röhren,  aber 
keine  sklerenchymfaserartigen  Hyphen.  —  C.  cerebeUa,  der  Kellerhaus- 
schwamm,  entwickelt  sich  auf  gesundem,  aber  feuchtem  Holz.  Sie  ver- 
ursacht die  Vorerkrankung,  das  sogenannte  Angehen  des  Holzes,  welches 
eine  Vorbedingung  für  die  Merulius  lacrymans-Infektion  ist.  Coniophora- 
Fäule  ist  bei  den  meisten  Hausschwammschäden  in  gewissem  Grade 
beteiligt. 

Poria  vaporaria  wurde  bereits  oben  (s.  S.  186)  kurz  charakterisiert. 
Das  Kennzeichnendste  des  Pilzes  sind  die  weiten,  eckigen  und  etwas 
unregelmäßigen  Mündungen  der  Röhrchen,  welche  etwa  0,25  bis  0,5  mm 
Durchmesser  haben  und  stets  mit  bloßem  Auge  sehr  leicht  sichtbar  sind. 
Das  Luftmycel  besitzt  große  Ähnlichkeit  mit  demjenigen  von  Merulius 
lacrymans,  es  ist  unterschieden  durch  die  auffallende  Differenz  in  der 
Größe  der  einzelnen  H;y^hen :  man  findet  reichlich  wurstartige,  an  den 
Querwänden  stark  eingeschnürte,  breite  Hj^hen  und,  hier  und  da  aus 
ihnen  aussprossend,  die  sehr  feinen  Fäden  des  gewöhnlichen  Typus,  welche 
allein  Schnallen  zeigen.  Ferner  sind  auffallend  die  sehr  häufigen  Faden- 
anastomosen.    Auf  die  Zellkerne  kann  (im  GJegensatz  zu  älteren  Angaben) 

13* 


j^96  Vienindzwanzigstes  Kapitel. 

kein  Unterschied  gegen  Mernlius  gegiündet  werden.  —  P.  vaporaria 
kommt  in  seiner  Zersetzungskraft  dem  echten  Hausschwamm  am  nächsten, 
entwickelt  sich  aber  wie  dieser  vorzugsweise  nur  auf  vorerkranktem  Holz. 
Er  stellt  hingegen  größere  Ansprüche  an  die  Feuchtigkeit  des  Substrates 
wie  Merulius  lacrymans. 

Lenzites  saepiaria  hat  sehr  vielgestaltige  Fruchtkörper,  welche  mit 
Vorliebe  aus  den  Längsrissen  der  Hölzer  als  sehr  langgezogene,  harte, 
aber  dünne  Pilze  von  rost-  oder  umbrabrauner  Farbe  herauskommen. 
Der  wachsende  Rand  ist  stets  orange-rostrot.  Lamellen  verzweigt,  ana- 
stomosierend,  am  Rande  Poren  oder  labyrinthartige  Gänge.  Der  Pilz  ist 
einer  der  schlimmsten  Holzvernichter  miserer  Häuser.  Er  vermag  aber 
nicht,  von  einem  Holzstück  auf  ein  entfernteres  überzugehen  luid  zer- 
stört daher  nur  das  einmal  befallene  Holz.  —  Besonders  im  Gebirge  findet 
sich  der  Pilz  oft  an  Zaun-  und  Baumpfählen,    Telegraphenstangen  usw. 

Paxillus  acheruntius  ist  sehr  verbreitet,  aber  praktisch  von  geringer 
Bedeutung.  Er  gehcirt  zu  den  Agaricaceen  und  ist  der  einzige  hier  in  Frage 
kommende  Vertreter  der  Unterfamilie  der  Paxilleen  (s.  S.  190).  Die  seitlich 
ansitzenden  Hüte  mit  dem  fächerartigen  Lamellenbau  und  die  hellbraunen 
Sporen  sind  unbedingt  charakteristisch. 

Außer  den  beschriebenen  Fäulen  des  eingebauten  Holzes  kennt  man 
die  sogenannte  Lagerfäule.  Dieselbe  entwickelt  sich  auf  gesundem  Holz 
in  offener  Luftlage  im  Freien  und  bewirkt  Vermürbung,  Bräunung,  Schwund 
und  völlige  Zersetzung  der  inneren  Holzteile.  Lagerfaules  Holz  kann  nach 
dem  Einbauen  noch  von  Hausschwanmi  und  Trockenfäule  befallen  werden. 
—  Am  Zustandekommen  der  Lagerfäiile  ist  eine  ganze  Anzahl  Pilze: 
Polyporus-,  Lenzites-,  Lentinus-  usw.  Arten  beteiligt.  Es  würde 
zu  weit  führen,  auf  diese  alle  hier  einzugehen. 


Vierundzwanzigstes   Kapitel. 

Die  Sphaeropsidales. 

Unter  dem  Namen  Fungi  imperfecti  (unvollkommen  bekannte  Pilze) 
werden  eine  große  Anzahl  ph^i;opathologisch  zum  Teil  sehr  wichtiger 
Gewächse  zusammengefaßt.  —  Man  zählt  hierher  alle  Konidienfrucht- 
formen.  welche,  nach  dem  derzeitigen  Stande  der  Forschung,  nicht  als 
Xebenfruchtformen  in  den  Entwicklungskreis  eines  Ascomyceten  oder 
Basidiomj^ceten  hineingehören  (vgl.  S.  105).  Ihre  Zahl  hat  sich  allerdings 
schon  bedeutend  verringert  und  zweifellos  wird,  mindestens  für  viele 
der  nachstehend  angeführten  Pilze,  der  Zusammenhang  mit  einem  Schlauch- 
pilz noch  nachgewiesen  werden.   — 

Die  Aufstellung  eines  Systemes  der  Konidienformen  erfüllt  auch  einen 
rein  praktischen  Zweck.  Denn  da  der  eventuelle  Zusammenhang  zwischen 
einer  solchen  und  einem  Ascomyceten  oft  nur  durch  langwierige  Kultur- 
versuche festzustellen  ist,  entspricht  ein  System,  welches  gestattet.  Koni- 
dienpilze  auch  ohne  derartige  Versuche  wissenschaftlich  einwandfrei  zu 
bestimmen,  einem  Bedürfnis  der  praktischen  Arbeit.  Man  pflegt  deswegen 
auch  die  zu  Schlauch-  oder  Basidienpilzen  gehörenden  Konidienfrüchte 
in  das  System  der  Fungi  imperfecti  aufzunehmen. 


Sphaeropsidales. 


197 


Die  Fungi  imperfecti  besitzen  ein  aus  gegliederten,  septierten,  hyalinen 
oder  gefärbten  Hyphen  bestehendes  Mycel.  Der  Einteilung  in  Ordnungen 
liegt  der  Bau  der  Konidienl'rucht  zugrunde  (s.  Abb.  97): 

I.  Konidien  in   Pykniden  oder 
kammerartigen  Höhlungen  gebildet : 

1.  Ord.   Sphaeropsidales. 
II.  Konidien  in  Lagern  gebildet, 

welche  zuletzt  ganz  freistehen: 

2.  Ord.  Melanconiales. 
III.  Konidien    an  einzelnen  oder 

höchstens  in  Coremien  zusammen- 
stehenden Trägern  gebildet: 

3.  Ord.  Hyphomycetes. 

Die  große  Zahl  der  beschriebenen 

Gattungen  und  Arten  zwingt  zu  einer  ■     i^  ^^!'rM 

engen  Auswahl  der  zu  behandelnden 
Formen.  Eine  eingehendere  Be- 
schreibung kann  nur  den  alier- 
wichtigsten  Arten  zuteil  werden. 


Die  Ordnung  der  Sphaeropsidales 
diedert  sich  in  vier  Familien : 


Abb.  97. 

1  Phoma  betae.     Beispiel  f.  d.  Sphaeropsidales.     Isolierte  Pyknide,  die  Sporen  rankenförmig  heraustretend. 

2  Gloeosporium  Lindemuthianum.   Beispiel  f.  d.  Melanconiales.    Querschnitt  durch  ein  Sporenlager.    3  Clado- 
sporivim    herbarum.     Beispiel    i".  d.  Hyphomycetes.      Konidienträgerrasen.      (1  nach  B,iehm,    2  nachFrank, 

3  nach  Janczewski.) 


I.   Gehäuse  mehr  oder  weniger  kugelig,  entweder  geschlossen  oder  sich 
mit  einem  Porus  an  der  Spitze  öffnend. 

a)  Gehäuse  häutig,  lederig,  kohlig,  schwarz: 

1.  Fam.   tSphaerioidaceae. 

b)  Gehäuse  fleischig  oder  wachsartig,  hellfarbig: 

2.  Fam.  Nectrioidaceae. 


j^gg  Vieriuidzwanzigstes  Kapitel. 

II.   Gehäuse  nicht  kiigehg. 

a)  Gehäuse  schildförmig,  mündungslos  oder  durch  Längsspalt  zwei- 
lippig:  3.  Fam.  Leptostromataceae. 

b)  Gehäuse    schüssel-    oder    topfförmig,    anfangs    fast    geschlossen, 
später  weit  geöffnet:  4.  Fam.  Excipulaceae. 

Die  Einteilung  der  Familien  geschieht  nach  Bau  und  Färbung  der 
Sporen.  Man  hat  danach  ein  Sporenschema  aufgestellt,  welches  zur  Ein- 
teilung aller  Familien  der  Fungi  imperfecti  Verwendiuig  findet  und  nach- 
stehend wiedergegeben  ist.  Es  sei  dazu  bemerkt,  daß  natürlich  nicht  alle 
der  in  diesem  Schema  aufgestellten  Gruppen  in  jeder  Familie  auftreten. 

A.  Sporen  einzellig,  kugehg,  eiförmig  oder  länglich : 

Amerosporae. 

a)  Sporen  hyalin:  1.  Hyalosporae. 

b)  Sporen  gefärbt:  2.  Phaeosporae. 

B.  »Sporen  zweizeilig,  eiförmig  oder  länglich:  Dimerosporae. 

a)  Sporen  hyalin:  3.  Hyalodidymae. 

b)  Sporen  gefärbt:  4.  Phaeodidymae. 

C.  Sporen  drei-  oder  mehrzellig,  länglich:  Phragmosporae. 

a)  Sporen  hyalin:  5.  Hyal  ophragmiae 

b)  Sporen  gefärbt:  C.  Phae  ophragmiae 

D.  Sporen  mauerförmig  geteilt^),  eiförmig  oder  länglich: 

Dictyosporae. 

a)  Sporen  hyalin:  7.  Hyalodictyae. 

b)  Sporen  gefärbt:  8.  Phaeodictyae. 

E.  Sporen  fädig  oder  wurmförmig,   ein-   oder   mehrzellig,   hyalin  oder 
gefärbt:  9.   Scolecosporae. 

F.  Sporen    zylindrisch,    spiralig   gedreht,    ein-    oder    mehrzellig,    hyalin 
oder  gefärbt:  10.  Helicosporae. 

G.  Sporen   sternförmig    (radiär   gelappt),    ein-    oder    mehrzellig,    hyalin 
oder  gefärbt:  11.   Staurosporae. 

Sphaerioidaceae  —  Hyalosporae. 

Die  wichtigsten  parasitären  Gattungen  sind: 

A.  Stroma  fehlend.     Pykniden  einzeln  oder  dicht  gedrängt. 

I.  Auf  höheren  Pflanzen,  nicht  auf  Mehltaupilzen  schmarotzend. 

a)  Sporenträger  einfach  oder  nur  wenig  verzweigt. 

1.  Sporen  kleiner  als   15  fj,. 

a)   Scharf  begrenzte  Blattflecke  erzeugend: 

Phyllosticta. 
ß)  Nicht  auf  Blätter  (mit  Ausnahme  von  Koniferennadeln), 
keine  scharf  begrenzte  Flecke:  Phoma. 

2 .  Sporen  größer  als   15  a  :  M  a  c  r  o  p  h  o  m  a . 

b)  Sporenträger  baumartig  oder  wirtelig  ästig: 

Dendrophoma. 
II.   Schmarotzer  auf  Mehltaupilzen  (Erysiphaceen) : 

Cicinnobolus. 

B.  Stroma  vorhanden. 


^)  Mit  Längs-  und   Querwänden,  vgl.  z.  B.  Abb.  104,  Fig.  ö. 


Sphaerioidaceae  —  Hyalosporae.  299 

I.   Sporen  spindelförmig,  meist  ziemlich  groß  und  gerade: 

Fusicoeciim. 
II.   Sporen  wurstförmig  gekrümmt,  klein:  Cytospora. 

Die  Gattung  Phyllosticta  ist  ausgezeichnet  durch  die  von  der  Epider- 
mis bedeckten,  oft  etwas  hervorbrechenden,  in  der  Regel  mit  weitem  Porus 
versehenen  Pykniden.  Die  Sporen  sind  einzellig,  hyalin,  selten  schwach 
gefärbt  (und  dann  leicht  mit  Conioth^Tium  zu  verwechseln).  Die  Arten 
der  Gattung  Phyllosticta  bewohnen  nur  Blätter,  auf  denen  sie  scharf  um- 
grenzte Flecke  erzeugen.  Von  Phoma  ist  die  Gattung  morphologisch 
sehr  schwierig  zu  unterscheiden.  Im  allgemeinen  wird  man  jedoch  die 
auf  Blätter  auftretenden  (mit  Ausnahme  der  sich  auf  den  Nadeln  der  Coni- 
feren  findenden)  Arten  zu  Phyllosticta  stellen  können. 

Ph.  Funckiae  findet  sich  auf  Hosta  japonica  (=  Funckia  ovata)  und 
Aspidistra  lurida. 

Ph.  narcissi  erzeugt  große  braune  Flecke  auf  den  Blättern  von 
Xarcissus  poeticus. 

Ph.  juglandis  (und  vielleicht  auch  die  ähnliche  Ph.  juglandina)  er- 
zeugen unregelmäßige,  nach  dem  Vertrocknen  weißliche  aber  dunkel 
gerandete  Flecke  auf  den  Blättern  von  Juglans  regia. 

Ph.  maculiformis  (Pyknidenform  zu  Myco.sphaerella  maculiformis) 
tritt  auf  Blättern  von  Eichen.  Buchen.  Hainbuchen,  Linden.  Eschen 
und  besonders  von  Castanea  vesca  auf.  welcher  sie  in  Südeuropa  u.  U. 
gefährlich  wird. 

Ph.  humuli  ruft  besonders  auf  jungen  Blättern  von  Humulus  lupu- 
lus  vertrocknende,  weißliche  Flecke  hervor. 

Ph.  cannabis  findet  sich  auf  Hanf,  ausbleichende  Flecke  hervorrufend. 

Ph.  Fourcadei  befällt  Rlieum  rhaponticum  (einschließlich  Rh. 
rhabarbarum).  Es  entstehen  eiförmige,  eckige,  erst  vereinzelte,  dann 
zusammenfließende  Flecke,  welche  reich  gezont  und  von  schmalem,  ge- 
sättigten!  Rande  umgeben  sind. 

Ph.  tabifica  erzeugt  rundliche,  gelbe,  in  der  ]\Iitte  blassere,  aber 
dunkel  umrandete  Flecke  auf  den  Blättern  der  Rübe  (Beta  vulgaris).  Der 
Pilz  dürfte  mit  Phoma  betae  (Phyllosticta  betae)  identisch  sein,  unter 
gewissen  Bedingungen  die  Herzfäule  der  Rüben  verursachen  und  in  den 
Entwicklungskreis  der  Mycosphaerella  tabifica  gehören  (vgl.  d.  ausführ- 
lichere Schilderung  S.   113). 

Ph.  portulacae  ist  Erreger  fast  kreisförmiger,  vertrocknender  Flecke 
auf  den  Blättern  des  Portulak. 

Ph.  magnoliae  ist  Ursache  austrocknender  Blattflecke  bei  Magnolia 
grandiflora. 

Ph.  brassicae  verursacht  anfänglich  blaßgrüne,  dann  weißliche, 
vertrocknende  Flecke  auf  Kohl-  und  Krautarten,  sowie  auf  Raps  und 
Rübsen. 

Ph.  grossulariae  findet  sich  auf  den  Blättern  der  Stachelbeere, 
dort  kreisförmige  oder  buchtige,  vertrocknende  Flecke  mit  dunklem 
Rande  hervorrufend. 

Ph.  ribicola  tritt  auf  Ribes  rubrum.  R.  aureum.  R.  nigrum  und  R. 
sanguineum  auf.  ist  aber  anscheinend  selten. 

Ph.  cydoniae  erzeugt  braune,  rundliche  oder  unregelmäßige  Flecke 
auf  beiden  Blattseiten  von  Chaenomeles  japonica  (findet  sich  lt.  Kirchner 
auch  auf  der    Quitte,  Cydonia  vulgaris). 


200 


Vierundzwanzigstes  Kapitel. 


Ph.  piriiia  ruft  Ideine,  nach  dem  Vertrocknen  silbergraue  Flecke 
auf  den  Blattoberseiten  der  Birnen  hervor.  Aber  auch  andere  Phyllosticta- 
Arten  verursachen  Fleckenbildung  auf  Birnenblättern.  Ebenso  tritt 
Ph.  pirina' auf  Pirus  malus  auf  (und  gehört  vielleicht  in  den  Entwicklungs- 
kreis einer  Leptosphaeria-Art). 

Ph.  mespili  tritt  auf  Mespilus  gernianica  auf. 

Ph.  rubicola  und  einige  andere  Arten  sind  Ursachen  von  Blatt- 
fleckenki-ankheiten  der  Himbeeren. 

Ph.  fragaricola  findet  sich  auf  Erdbeerblättern. 
Ph.    rosarum   erzeugt   auf   den    Blättern   kultivierter   Rosen   kleine 
scheibenförmige,  schwärzhch -blutrote  Flecke  mit  weißlichem  Zentrum. 

Ph.  vindebonensis  bringt  Gruppen  von  kleinen  rundlichen  Flecken 
von  grauer  oder  bräunlicher  Farbe,  die  zuletzt  schorfig  werden,  auf  den 
Früchten  der  Aprikose  hervor. 

Ph.  prunicola  befällt  die  Blätter  der  Zwetschen,  Pflaumen,   Schlehen 

und  Sauerkirschen.  Die  Flecke  sind 
beideiseits  sichtbar,  nach  dem  Ver- 
trocknen ockerfarbig  oder  braun. 

Ph.  persicae  tritt  wohl  auch  bei  uns 
hin  und  wieder  auf  Pfirsichblättern  auf. 
Ph.  fabae  erzeugt  dunkelbraune,  iji 
der  Mitte  ausbleichende,  bis  2  cm  große, 
von  einem  braunroten  Rande  umgebene 
Flecken  auf  den  Blättern  von  Vicia  faba. 
Der  Pilz  ist  jedoch  oft  steril;  er  ist  meist 
mit  Uromyces  fabae  vergesellschaftet. 

Ph.phaseolorum  und  Ph.phaseo- 
lina  befallen  die  Blätter  der  Garten- 
bohnen. 

Ph.    viticola,    Ph.    Bizzozeriana 
u.a.  leben  auf  den  Blättern  der  Weinrebe. 
Ph.  violae  befällt  die  Blätter  von 
Viola  odorata. 

Ph.  heder icola  verui'sacht  anfangs 
schmutzig-braune,  oft  rot  gerandete,  all- 
mählich grau  und  trocken  werdende  Flecke  auf  den  Blättern  des  Efeus. 
Ph.   vincae  majoris  tritt  in   Gärten  auf  den  Blättern  von  Vinca 
major  auf. 

Ph.   tabaci  ruft  auf  den  Blättern  des  Tabak  buntfarbige  und  ein 

wenig  blasig  aufgetriebene,  später  vertrocknende  Flecke  hervor  (Abb.  98). 

Ph.  petuniae  findet  sich  auf  kultivierten  Petunien. 

Ph.  vulgaris  und  seine  Varietäten  erzeugen  Blattflecken  auf  Lonicera- 

Arten  (z.  B.  L.  caprifolium,  L.  periclymenum,  L.  xylosteum),  Philadel- 

phus  coronarius  und  Viburnum  opulus. 

Ph.  cucurbitacearum  erzeugt  vertrocknende  Flecke  von  schmutzig- 
weißlicher Farbe  auf  den  Blättern  von  Kürbis  und  Gurke. 


Abb.  98.  Phyllosticta  tabaci. 
1  Blattflecken.  2  Ein  Blattfleck  etwas  ver- 
größert, mit  punktförmigen  Fruchtkörpern . 
3  Ein  solcher  Fruchtkörper  (Pyknide)  stärker 
vergrößert.  4  In  der  Pyknide  gebildete 
Sporen,  selir  stark  vergrößert. 
(Nach  Kirchner  und  Boltshauser.) 


Die  Gattung  Phoma  unterscheidet  sich  von  Phyllosticta  durch  die 
meist  vorhandene  Papille  an  der  Mündung  der  Pykniden  und  durch  die 
in  der  Regel  ziemlich  langen  Sporenträger.  Beide  Unterschiede  sind  aber 
nicht   durchgreifend.      Im   allgemeinen    kann   man   zu   Phoma   diejenigen 


Phoma.  201 

Vertreter  des  Verwandtschaftskreises  stellen,  welche  sich  nicht  auf  Blättern 
(mit  Ausnahme  der  Koniferennadeln)  finden. 

Ph.  pitya  verursacht  die  Einschnürungskrankheit  der  Douglastanne 
sowie  der  Weymouthskiefer..  Sie  findet  sich  nur  an  jungen  verschulten 
(zwei-  bis  dreijährigen)  Pflanzen.  Meist  tritt  in  der  Nähe  des  Wurzelhalses 
eine  Einschnürungsstelle  auf,  auf  welcher  später  die  Pykniden  erscheinen. 

Ph.  thujana  schädigt  Zweigspitzen  von  Chamaecyparis,  Thuja  und 
Thujopsis. 

Ph.  juglandis  erzeugt  kleine  schwarze  Fleckchen  auf  den  Früchten 
von  Juglans  regia. 

Ph.  juglandina  findet  sich  auf  Ästen  der  Juglans  regia. 

Ph.  betae  tritt  auf  der  Rübe  auf,  dürfte  mit  Phyllosticta  tabifica 
bzw.  Mycosphaerella  tabifica  (vgl.   S.   113  und  8.   199)  identisch  sein. 

Ph.  brassicae  verursacht  an  den  Stengeln  von  Kohl-  und  Krautarten 
blasse,  braun  berandete  Flecke.    Die  ergriffenen  Pflanzen  gehen  zugrunde. 

Ph.  siliquarum  und  Ph.  siliquastrum  schädigen  die  Schoten  der 
Kohl-  und  Krautarten. 

Ph.  napobrassicae  erzeugt  an  den  Rüben  von  Raps  und  Rübsen, 
zunächst  in  der  Nähe  des  Wurzelhalses,  faulige  Stellen,  die  zur  Verderbnis 
der  ganzen  Wurzel  führen  können.  Die  Krankheit  kann  erheblichen 
Schaden  anrichten. 

Ph.  pomorum  ruft  rundliche,  beim  Vertrocknen  weißliche  und  ver- 
härtende Flecke  mit  deutUchem,  schmalem,  purpurschwarzem  Rande 
auf  Äpfeln  hervor. 

Ph.  japonica  befällt  Kerria  japonica. 

Ph.  ruborum  erzevigt  schwärzhche  Flecke  auf  den  Zweigen  der 
Himbeeren. 

Ph.  armeniaca  schädigt  die  Aprikosen  durch  Entwicklung  rundhcher, 
nach  dem  Vertrocknen  weißer,  dunkelgerandeter  Flecke  auf  den  fast 
reifen  Früchten. 

Ph.  uvicola,  welche  auf  der  Weinrebe  vorkommt,  gehört  in  den  Ent- 
wicklungski-eis  von  Guignardia  Bidwellii,  und  ist  näheres  bei  diesem  Pilz 
nachzulesen  (vgl.   S.   114). 

Ph.  apiicola  ist  Erreger  der  Schorfkrankheit  der  Sellerieknollen. 
Auf  den  Knollen  entstehen  kleine  oder  größere  Flecke,  unter  denen  das 
Gewebe  erweicht.  Die  Oberhaut  wird  zerstört  und  die  Oberfläche  des  frei- 
gelegten Fleisches  verwandelt  sich  in. eine  schorfige  Kruste.  Werden  die 
Knollen  bald  verbraucht,  so  ist  der  Schaden  im  allgemeinen  kein  sehr 
bedeutender.  Beim  Einmieten  usw.  gehen  infizierte  Knollen  jedoch  sehr 
häufig  in  Fäulnis  über.  Der  Pilz  kommt  auch  auf  Blattstielen  und  Samen 
vor  und  kann  mit  letzteren  verschleppt  werden.  Saatgut  von  gesunden 
Pflanzen  ist  daher  eine  Voraussetzung  für  die  Bekämpfung  der  Krankheit. 

Ph.  anethi  verursacht  schwärzhche  langgezogene  Flecke  an  den 
Stengeln  von  Dill,  Sellerie  und  PetersiUe. 

Ph.  Rosti-upii  ( =-  Ph.  sanguinolenta)  befällt  die  Möhren.  Die  Rüben 
bekommen,  besonders  an  ihrem  oberen  Ende,  eingesunkene  Sxellen  von 
bräunhcher  oder  grauer  Farbe.  Im  allgemeinen  ist  der  Schaden,  den  der 
Pilz  im  ersten  Jahre  den  Möhren  verursacht,  nicht  sehr  bedeutend. 
Werden  die  infizierten  Möhren  jedoch  zur  Samenzucht  benutzt,  dann 
wächst  das  Mycel  von  der  Wurzel  in  den  Stengel  hinein  und  tötet  diese 
ab  oder  beeinträchtigt  zum  mindesten  den  Samenertrag. 


202  Merundzwaiizigstes  Kai)iU'l. 

Ph.  destructiva  schädigt  ii.  U.  erheblich  die  Tomaten  durch  Bildimg 
la-eisrunder  schwarzer  Plecke,  welche  sich  um  den  Fruchtstiel  ausdehnen 
und  3  cm  Durchmesser  und  mehr  erreichen  können.  Gewöhnlich  fallen 
dabei  die  Früchte  durch  Fäulnis  der  Mittelsäule  noch  unreif  ab. 

Ph.  decorticans  erzeugt  herdenweise  auf  den  Früchten  der  Gurken 
seine  Pykniden  unter  der  später  aufbrechenden  Oberhaut. 

Ph.  cucurbitacearum  ruft  gebräunte  Flecke  auf  den  Früchten 
des   Kürbis  hervor. 

Ph.  albicans  verursacht  auf  Stengeln  und  Blütenstielen  der  Gichorie 
anfangs  gelbbraune,  später  weißliche  Flecke. 

Die  Gattung  Macrophoma  ist  von  der  vorhergehenden  durch  ihre 
großen,  15  und  mehr  fi  langen  Sporen  deutlich  geschieden.  Von  allge- 
meinerem Interesse  ist  nur: 

M.  Hennebergii,  welche  Flecken  an  Blättern,  Spelzen  und  Grannen 
des  Weizen,  Dinkel  und  Emmer  verursacht.  Auch  ein  Verkümmern  der 
Körner  soll  bei  starkem  Befall  eintreten. 

Die  Gattung  Dendrophoma  unterscheidet  sich  von  den  beschriebenen 
durch  die  verästelten  S])orcnträger.  welche  meist  quirl-  oder  wirtelästig, 
seltener  auch  einfach  ästig  sind.     Erwähnenswert  ist: 

D.  convallariae,  die  auf  den  Blättern  der  Maiblumen  längliche, 
den  Nerven  folgende,  auf  beiden  Seiten  sichtbare,  rötlich-ockerfarbene 
Flecke  erzeugt. 

Die  Gattung  Cicinnobolus  lebt  parasitisch  auf  dem  Mycel  der  Mehl- 
tauarten (der  Oidium-Formen  der  Erysiphaceen).  Sie  bildet  sehr  kleine, 
häutige,  dunkelgefärbte  Pykniden  auf  diesem  aus.  Man  hat  versucht, 
Cicinnobolus-Arten  in  den  Dienst  der  Mehltaubekämpfung  zu  stellen, 
doch  vorläufig  ohne  Erfolg.  Ob  diese  Pilze  die  Erysiphaceen  überhaupt 
schädigen,  steht  dahin.  Nach  Ansicht  einiger  Forscher  sollen  sie  sogar 
in  den  Entwicklungsgang  derselben  gehören.     Am  bekanntesten  ist: 

C.  Cesatii  auf  Oidium  Tuckeri  (Uncinula  necator)  und  vielen  anderen 
Mehltauarten. 

Die  Gattung  Fusicoccum  besitzt  ein  mehr  oder  weniger  deutlich  mehr- 
kammeriges  Stroma.  Dasselbe  sitzt  an  der  Basis  flach  auf,  ist  erhaben 
oder  kegelförmig.     Die  Sporen  sind  groß,  spindelförmig.     Wichtig  ist: 

F.  abietinum  (=Phoma  abietina),  welches  die  Einschnürungs- 
kranldieit  der  Tannenz:weige  hervorruft.  Die  erkrankten  Zweige  vertrocknen 
und  sterben  ab.  An  der  Grenze  gegen  den  gesunden  Teil  zeigt  sich  eine 
Einschnürung,  auf  welcher  die  Pykniden  entstehen.  Stellenweise  sollen 
20%  des  Astwerkes  durch  diesen  Schädling  verlorengehen. 

Die  Gattung  Cytospora  hat  gleichfalls  ein  mehrkammeriges,  kegel- 
oder  höckerförmiges  Stroma.  Die  Sporen  sind  Idein.  wurstförmig  gekrümmt. 
—  Die  meisten  Vertreter  dürften  als  P3^knidenformen  zu  Arten  der  Gattung 
Valsa  gehören. 

C.  leucostoma  findet  sich  auf  den  Zweigen  der  Kirschbäume  und 
ist  wahrscheinlich  die  Pyknidenform  von  Valsa  leucostoma,  welche  als  Ur- 
sache des  Rheinischen  Kirschbaumsterbens  angesprochen  wird  (vgl.  S.  128). 


Sphaerioidaceae  —  Phaeospoiae. 


203 


C.  riibescens  kommt  auf  der  Rinde  von  Pflaumen.  Pfirsichen  und 
Aprikosen  vor  und  soll  diesen^  unter  Umständen  sehr  gefährhch  werden. 
»Sie  gehört  vielleicht  zu  Valsa  prunastri. 

Sphaerioidaceae  —  Phaeosporae. 

Von  dieser  Gruppe  interessiert 
nur  die  Gattung  Coniothyrium. 
Dieselbe  ist  ausgezeichnet  •  durch 
die  schwarzen,  sitzenden,  außen 
kahlen  Pj'kniden  mit  Münclungs- 
papille  und  die  sehr  kleinen  (höch- 
stens 15/1  großen),  kugeligen  oder 
elHptischen,  rußfarbigen  Sporen. 

C .  c  o  n  c  e  n  t  r  i  c  u  m  erzeugt 
Flecke  auf  den  Blättern  von 
Yucca-,  Agave-  und  Dasylirion- 
Arten.  Fruchtkörper  oft.  doch 
nicht  immer,  konzentrisch  ange- 
ordnet . 

C.  tumefaciens  ist  Erreger 
eigenartiger,  krebsiger  Geschwül- 
ste von  erheblicher  Größe  an  den 
Ranken  kultivierter  und  wilder 
Brombeeren  (Abb.  99).  An  den 
befallenen  Trieben  entwickeln 
v'^ich  keine  Früchte^). 

G.  Wernsdorff iae  ist  ein 
gefährlicher  Schädling  der  Rosen. 
Es  verursacht  ein  fleckenweises 
Absterben  der  Rinde,  welches 
allmählich  weiter  um  sich  greift 
und  zum  Verdorren  des  Teiles 
oberhalb  der  Infektionsstelle 
führen  kann.  Wächst  der  Zweig 
weiter,  so  zerreißt  die  abgestor- 
bene Rinde  und  löst  sich  bis  auf 
den  Holzkörper  ab.  Durch  Kallus- 
bildung  entstehen  mit  der  Zeit 
wulstige  Wundränder,  welche 
einen  mehr  oder  w^eniger  krebs- 
artigen Charakter  annehmen. 
(Coniothyrium  Fuckelii  dürfte 
hingegen  als  Saprophyt  anzu- 
sehen sein.) 

C.  diplodiella  befällt  junge 
Zweigspitzen   und   besonders   die 
Beeren    der    Weinrebe.      Erstere 
werden  gelb    und   welk,    zeigen  Längsfurchen   und    sterben    ab,    letztere 
bekommen  schwach-aschgraue  Flecke  mit  rußfarbenem  Rande,  welken  und 

^)  Vgl.  Hahmann,  C,  Studium  über  eine  Brombeerkrankheit.  Angewandte  Botanik, 
1919,   S.  103ff. 


Abb.  99.  Krebs  bei  der  wilden' Brombeere.  (Nadi  Sorauer.) 


204  Vicniiidzwaiizij^stes  Kapitel. 

verschi'iiinj)fen,  dabei  aber  weich  bleibend.  Die  Krankheit  ist  miter  dem 
Namen  ,,\Veißfänle'"  bekannt.  C.  diplodiella  gehört  in  den  Entwicldungs- 
ki-eis  von  Charrinia  diplodiella,  doch  sind  die  Perithecien  dieses  Pilzes  erst 
einmal  gesehen  worden. 

Sphaerioidaceae       Hyalodidymae. 

A.  Pykniden  freisitzend,  oline   Subiculum. 

I.    Fruchtgehäuse    pseudopyknidiaP).       in    der    Regel    blattflecken- 
be  wohnend:  Ascochyta. 

JI.   Fruchtgehäuse    ringsum     parenchymatisch.        Meist    stengel- 
bewohnend :  Diplodina. 

B.  Pykniden  einem  spinnge webartigen,  kräftig  entwickelten  Subiculum 
aufgewachsen.     Sporen  klein:  Actinonema. 

Die  Gattung  Ascochyta  besitzt  freisitzende,  kahle  Pykniden.  Das 
Fruchtgehäuse  ist  pseudopyknidial.  Man  versteht  darunter  solche  Frucht- 
gehäuse, welche  im  unteren  Teil  unvollständig  und  nicht  aus  parenchyma- 
tischem  Gewebe  gebildet  sind,  sondern  aus  mehr  oder  weniger  lockeren, 
farl)l()scn  Hyplicn  l)estehen  und  erst  im  oberen  Teil,  besonders  nach  der 
Mündung  zu  in  parenciiymatischcs,  dunkler  gcfäi"btes  Gewebe  übergehen. 
Dies  ist  der  Unterschied  gegen  die  sehr  ähnliche  Gattung  Diplodina  (s.  d.). 
Im  allgemeinen  wird  man  die  in  verfärbten  Blattstellen  oder  auch  an 
Früchten  sitzenden  Pilze  dieses  Verwandtschaftskreises  zu  Ascochyta. 
die  an  Ästen  oder  Stengeln  sitzenden  zu  Di})]()dina  stellen  können.  Doch 
kommen  Ausnahmen  vor. 

A.  piniperda  (=  vSeptoria  parasitica)  ist  ein  Schädling  der  Fichten, 
an  welchen  sie  eine  Triebkrankheit  hervorruft.  Die  jungen  Triebe,  be- 
sonders die  Gipfeltriebe,  bräunen  sich  und  sterben  ab.  Sowohl  jüngere 
Kulturen  wie  Stangenhölzer  luiben  \nitcr  dem  l^ilz  zu  leiden. 

A.  juglandis  ruft  auf  den  Blättern  von  Juglans  regia  fast  kreisrunde, 
graubraune,  dunkler  geranclete  Flecke  hervor. 

A.  beticola  und  A.  betae  finden  sich  auf  Beta  vulgaris  (Rübe). 
Es  sind  aber  kaum  echte  Parasiten,  die  als  Krankheitserreger  angesprochen 
werden  können,  vielmehr  wohl  Saproph}i:en,  die  auf  absterbenden,  durch 
Mycosphaerella  (Phyllosticta)  tabifica  getöteten  Blättern  leben. 

A.  armoraciae  erzeugt  Flecke  auf  den  Blättern  des  Meerrettich 
(Cochlearia  armoracia). 

A.  brassicae  verursacht  schmutzige,  ockerfarbig-graue  Flecke  auf 
der  Ober.seite  der  Kohl-  und  Krautblätter. 

A.  piricola  und  A.  pirina  treten  auf  den  Blättern  des  Birnbaumes 
auf. 

A.  fragariae.  welche  gegen  Ende  der  Vegetationsperiode  auf  den 
Erdbeerblättern  erscheint,  gehört  wahrscheinlich  als  Pyknidenform  in  den 
Entwicklungskreis  von  Mycosphaerella  fragariae  (vgl.  S.  113). 

A.  pisi  wird  besonders  den  Erbsen  und  Puffbohnen  gefährlich.  Der 
Pilz  erzeugt  auf  allen  grünen  Teilen  der  Pflanzen,  besonders  auf  den 
Schoten,  braune  Flecke,  welche  von  einem  dun^deren  Rande  umgeben 
sind.  Die  befallenen  Pflanzenteile  sterben  mit  der  Zeit  ab.  Die  Krankheit 
geht  auch  auf  die  Samen  über,  auf  diesen  mißfarbige  Flecke  erzeugend. 


1)  Erklärung  dieses  Ausdruckes  s.   Gattxmgsdiagnose  von  Ascochyta. 


Diplodina.  —  Actiiionema.  2ll5 

—  Dem  Gesundheitszustand  des  Saatgutes  ist  größte  Aufmerksamkeit 
zu  schenken  (vgl.  S.  37).  Eine  Beizung  dürfte  nur  von  bedingtem  Wert 
sein  (vgl.  S.  8). 

A.  Boltshauseri  findet  sich  auf  Bohnen  und  Puff  höhnen,  große, 
braune,  mit  dunkleren  Ringen  gezeichnete  Flecke  von  ö  bis  20  mm  Durch- 
messer auf  den  Blättern  hervorrufend,  deutlicher  auf  der  Blattoberseite 
sichtbar. 

A.  phaseolorum  tritt  gleichfalls  auf  Bohnen  auf.  Von  voriger  durch 
die  nur   1<>  (statt  22  bis  28)  /i  langen  Sporen  unterschieden. 

A.  lycopersici  und  A.  socia  sind   Schädhnge  der  Tomaten. 

A.  syringae  erzeugt   Flecke  auf  BLättern  von  Syringa  vulgaris. 

A.  Molleriana  (=  A.  digitalis)  befällt  die  Blätter  des  Fingerhut. 

A.  viburni  kommt  auf  Viburnum  opulus  vor. 

A.  cucumeris  schädigt  die  Gurken  durch  die  Erzeugung  von  Blatt- 
flecken. 

A.  Xoackiana  verursacht  Flecke  auf  den  Blättern  der  Endivien. 

Die  ( Gattung  Diplodina  besitzt  Fruchtgehäuse,  die  von  einer  gleich- 
mäßig dicken  Wand  au>  düimwandig-parenchymatischem  Gewebe  um- 
geben sind  (Abb.  50,  S.  122).  Meist  leben  die  Arten  dieser  Gattung  auf 
Stengeln  und  Ä.sten,  doch  gehen  einzelne  (z.  B.  D.  lycopersici)  auch  auf 
Blätter  über. 

D.  idaei  und  D.  Pallor  leben  aut  den  Zweigen  der  Himbeeren. 

D.  lycopersici  lebt  auf  den  Stengeln  der  Tomaten  (seltener  auf 
Blätter  übergehend).  Sie  gehört  in  den  Entwicklungskreis  der  Didymella 
lycopersici    (<.d.>.   w.-k-iie  den   gefiiichteten   Tomatenkrebs  hervorruft. 

Die  (Tattung  Actinonema  besitzt  sehr  kleine,  mündungslose  Frucht- 
körper, welche  einem  kräftig  entwickelten  Subiculum.  d.  h.  einem  lockeren 
Fadengeflecht  aufsitzen.  Dasselbe  besteht  aus  deutlich  dendritisch  aus- 
strahleliden  Fibrillen.     Die  Sporen  sind  länghch.  zweizeilig,  hyalin. 

A.  fraxini  befällt  Fraxinus  excelsior.  Auf  der  Blatt  Oberseite  ent- 
stehen große,  unregelmäßige  Flecke,  welche  miteinander  verfließen  und 
mit  der'Zeit  die  ganze  Blattfläche  einnehmen.  Die  Blätter  rollen  sich  zu- 
sammen und  fallen  vorzeitig  ab. 

A.  rosae  erzeugt  den  Sternrußtau  der  Rosenblätter.  Auch  hier 
bilden  sich  auf  der  Oberseite  der  Blätter  runde,  dunkle,  miteinander  ver- 
schmelzende Flecke,  denen  die  kleinen  Fruchtkörperchen  mit  ihrem  radiär 
ausstrahlenden  Mvcel  aufsitzen.  Stark  befallene  Blätter  werden  ab- 
geworfen. Die  Krankheit  verursacht  oft  empfindlichen  Schaden.  Die 
abgeworfenen  Blätter  sind  zu  sammeln  und  zu  vernichten;  die  Sträucher 
stark  zurückzuschneiden  und  sowohl  im  unbelaubten  wie  im  belaubten 
Zustande  nnt  einem  Fungizid  zu  behandeln. 

Sphaerioidaceae  —  Phaeodidymae. 

Erwähnenswert  ist  nur  die  Gattung  Diplodia.  Die  Pykniden  stehen 
frei  voneinander,  ohne  Stroma.  Sie  sind  kahl,  werden  unter  der  Rinde 
angelegt  und  durchbrechen  dieselbe  später.  Die  Sporen  sind  zweizeUig, 
dunkelgefärbt . 

D.  pseudodiplodia  befällt  besonders  Apfelbäume,  seltener  Birn- 
bäume,   und    wurde    auch    schon    in   Deutschland    gefunden.     In  Xord- 


■)(){)  Yieriindzwanzigstes  Kapitel. 

aiiierika  ist  dieser  Pilz   ein  häufiger  Krebserreger;    er   ist   gleich  Nectria 
ein  Wiindparasit. 

Sphaerioidaceae    -  Phaeophragmiae. 

Pathologisch  ist  nvu^  die  Gattung  Hendersonia  von  Interesse.  Die 
Pykniden  sind  kahl,  kugelig,  ohne  Stroma  und  ohne  Subiculum,  schwarz. 
Sporen  länglich-spindelförmig,  drei-  bis  mehrzellig,  oliven-  oder  rußfarbig. 

H.  grossulariae  findet  sich  auf  den  Ästen  von  Ribes  grossularia. 

H.  piricola  erzeugt  eckige,  weißlichgraue  Flecke  von  verschiedener 
Größe  auf  den  Blatt  Oberseiten  der  Birnbäume.  Nach  Beobachtungen 
von  Voges^)  haben  besonders  einige  als  ,.Fusicladium-fest"  bezeichnete 
Birnensorten  unter  der  Krankheit  zu  leiden. 

H.  marginalis  ist  angeblich  die  Ursache  der  ,,Mombacher  Aprikosen- 
Krankheit' \  bei  welcher  die  Blattränder  von  der  Blattspitze  her  auf  etwa 
1  cm  Breite  vertrocknen,  worauf  die  Blätter  abfallen. 

Sphaerioidaceae       Scolecosporae. 

A.  Ohne   Stroma. 

I.  Pykniden  kahl:  Septoria. 

II.  Pykniden  behaart:  Trichoseptoria. 

B.  Mit  Stroma. 

I.  Hyaline  Sporen  ohne  Borsten  an  den  Enden  :      Cy  tosporina. 
II.  Ebensolche   Sporen,  beidendig  mit  einem  Borstenschopf: 

Dilopliospora. 

Die  sehr  umfangreiche  und  pflanzenpathologisch  wichtige  Gattung 
Septoria  besitzt  häutige,  schwarze,  mit  Mündung  versehene  Pykniden. 
Sie  ähnelt  den  Gattungen  Phyliosticta  und  Ascochyta,  ist  wie  diese  blatt- 
fleckenbewohnend.  unterscheidet  sich  aber  von  denselben  durch  die  Stäb- 
chen- oder  fadenförmigen,  mitunter  sehr  schmalen,  meist  mehrzelligen 
Sporen,  welche  hyalin  sind  (Abb.  100). 

S.  montemartinii  findet  sich  auf  den  Blattstielen  von  Cycas  revo- 
luta;  kann  auch  bei  uns  in  Gewächshäusern  auftreten. 

S.  gl  u  mar  um  erzeugt  eine  wahrscheinlich  auch  bei  uns  vorkommende 
Kranklieit  auf  den  Spelzen  des  Weizen.  Auf  denselben  treten  zahlreiche, 
kleine,  schwarze  Pünktchen  auf  (Abb.  100). 

S.  tritici.  S.  Briosiana  und  S.  graminum  erregen  Fleckenkrank- 
heiten auf  den  Blättern  des  Weizen.  Die  letztgenannte  sowie  S.  avenae 
treten  auch  auf  den  Blättern  des  Hafer  auf. 

S.  secalina  ruft  Flecke  auf  den  Blattscheiden  von  Weizen  und  Roggen 
hervor. 

S.  alliorum  verursacht  unregelmäßige,  fast  grünliche,  in  der  Mitte 
weißliche  Flecke  auf  Alhum  porrum. 

S.  majalis  schädigt  die  Blätter  von  Convallaria  majalis  durch  Er- 
zeugung großer,  brauner,  ungerandeter,  ineinanderfließender  Flecke. 

S.  narcissi  ist  Ursache  gelbbrauner  Flecke,  besonders  an  den  ver- 
trocknenden Spitzen  von  Narzissenblättern. 

S.  epicarpii  und  S.  nigro-maculans  rufen  Flecke  auf  dem  Epi- 
carp  der  Früchte  von  Juglans  regia  hervor  (Abb.  .36,   S.  127). 


1)  Voges,  E.,  Die  Bekämpfung  des  Fusicladiuni.     Ztsclir.  f.  Pflzkrkht.,  Bd.  20,   1910, 
S.  385  bis  393. 


■^phaerioidaceae  —  Scolecosporae. 


•2U7 


,S.  humuli  erzeugt  blaß-rußfarbene  unregelmäßige  Flecke  auf  Hopfen- 

])lättern. 

S.  cannabis  tritt  auf  den  Blättern  des  Hanfes  auf. 

S.  polygonorum  befällt  die  Blätter  von  Polygonum  cuspidatum 
(=  P.  Sieboldi)  und  wildwachsender  Polygonum-Arten,  S.  polygonicola 
diejenigen  von  Polygonum  Orientale. 

S.  spinaciae  ruft  gelbliche,  gerundete,  zerstreute  Flecke  auf  den 
Blättern  des  Spinats  hervor. 

S.  betae  ist  Ursache  blaßbrauner,  in  der  Mitte  weißHcher  Flecke  auf 
den  Blättern  der  Rübe  (Beta  vulgaris). 

S.  dianthi  erzeugt  gelbhche  Flecke  auf  den  Blättern  von  Dianthus 
caryophyllus,  D.  barbat us,  D.  armeria  u.  a. 

S.  iepidii  tritt  auf  den  Blättern  von  Lepidium  sativum  auf. 

S.  armoraciae  bringt  vertrocknende 
Flecke  auf  den  Blättern  des  ]Meerrettich  hervor. 

S.  gross ulariae  ist  Ursache  anfangs 
brauner,  dann  in  der  Mitte  vertrocknender  und 
dabei  weißlich  werdender,  dunkel  gerandeter 
Flecke  auf  Stachelbeerblättern. 

S.ribis  ruft  unregelmäßige,  rötlich-braune, 
von  den  Nerven  begrenzte  Flecke  auf  den 
Blättern  der  Johannisbeere  hervor.  Bei  starkem 
Befall  tritt  vorzeitiger  Blattfall  ein. 

S.  hydrangeae  erzeugt  rostfarbige,  blut- 
rot gerandete  Flecke  auf  den  Blättern  der 
Hortensien  (Hydrangea- Arten ) . 

S.  piricola  verursacht  weißgraue,  ver- 
trocknende, schmal  braun  gesäumte  "Flecke 
auf  den  Blättern  der  Birn-  und  Apfelbäume 
(,,Weißfleckenkrankheif).  Der  Pilz  gehört  in 
den  Ent\^'icklungslvreis  der  Mycosphaerella 
sentina  (s.   S.  112).     Eine  eigene  Art  ist  viel-     ,,,   ,        ^    ,   .     , 

r<        •  •  1         £    11  £   -r>-       'Ui-j-x.  Abb.  lUU.     Septona  siuiiiaiui]i.     bme 

leicht    S.  mgerrima,    ebenlaüS    aut    i3irn blättern,      pyknide  unter  der  Blattoherhant  des 

^     r-^^rl  miiap    prrpcrt    eine   der  vorigen  sehr      Heizens,    mit    der    Müudimg    an   der 
ö.   Cyaoniae    eriegl    eine   uei    VUIigtn  tiClU       Spaltöffnung,    links    aufgerissen,    mit 

ähnliche  Krankheitserscheinung  auf  den  Blät-    hervortretenden   Sporen  «.    i;».-.  fach 

,  ,.     .,  TT  1       ..o-  1  -Ix      vergrößert;  bei  Peinige  Sporen  :320fach 

tern     der      Quitte.  Unregelmäßig      und      nicht      vergrößert:    bei  c    einige    Sporen    der 

dunkel  gerandet  sind  hingegen  die  Flecke,  ''''^''ZS^^'y^'^f''''^ 
welche  S.  cyclonicola  hervorruft. 

S.  mespili  verursacht  vertrocknende  Flecke  auf  Mispelblättern. 

S.  rubi  ruft  rundliche,  braune,  später  in  der  Mitte  weißliche,  purpurn 
umrandete  Flecke  auf  den  Blättern  der  Himbeeren  und  Brombeeren 
hervor. 

S.  fragariae.  welche  an  überwinterten,  welken  Blättern  der  Erd- 
beeren auftritt,  gehört  vielleicht  zu  Mycosphaerella  fragariae  (s.  S.  113). 

S.  cerasi  findet  sich  auf  Kirschblättern. 

S.  leguminum  erzeugt  trockene,  kleine,  scharf  umgrenzte  Flecke 
auf  den  Hülsen  von  Erbsen  und  Bohnen. 

S.  pisi  verursacht  große,  von  den  Nerven  begrenzte,  weißliche  oder 
blaßbraune  Flecke  auf  den  Blättern  der  Erbsen. 

S.  evonj'ini  japonicae  soll  pusteiförmige  Flecke  auf  den  Blättern 
von  Evonymus  japonica  erzeugen. 


208  Vierundzwanzigstc's  Kapitel. 

S.  aesculi  und  einige  andere  Arten  verursachen  Flecke  auf  Aesculus- 
Biättern. 

S.  ampelina  ist  in  Amerika  einheimisch,  in  Europa  zuweilen  ein- 
geschleppt.    Sie  ruft  Flecke  auf  den  Blättern  der  Weinrebe  hervor. 

S.  apii  befällt  Blätter,  Blattstiele  und  Früchtchen  des  Sellerie,  auf 
diesem  breite,  weißliche,  gelbliche  Felder  einschließende  Flecke  erzeugend. 
Bei  starkem  Befall  vergilben  und  vertrocknen  die  Blätter,  dadurch  die 
Ausbildung  der  Knollen  beeinträchtigend.  Der  Pilz  richtet  in  allen  Sellerie 
bauenden  Ländern  neuerdings  großen  Schaden  an.  Auf  verseuchten  Feldern 
ist  der  Selleriebau  einzustellen.  Die  Krankheit  \\drd  in  der  Regel  durch 
Saatgut  eingeschleppt :  dieses  ist  daher  vor  der  Aussaat  zu  beizen,  z.  B. 
24  Stunden  lang  mit  2%iger  Kupfervitriollösung.  Der  Pilz  ist  streng  auf 
Sellerie  spezialisiert;  er  findet  sich  nicht  auf  Petersilie  oder  wildwachsenden 
Umbelliferen. 

S.  petroselini  ist  gleiciifalls  beachtenswert,  weini  auch  nicht  von 
der  Bedeutung  der  Septoria  apii.  Ruft  bräunliche,  später  weißliclie  Flecke 
auf  den  Blättern  der  Petersilie  hervor. 

S.  azaleae  findet  sich  in  Gewäciishäusern  auf  Azalea-Arten,  auf 
den  Blättern  rötlichgelbe  Flecke  und  später  Abfall  derselben  verursachend. 

S.  cyclaminis  schädigt  Alpenveilchen  durch  Hervorrufen  roter, 
später   in   der   Mitte  grauer,   gezonter    Flecke   auf  Blätter   und    Schäften. 

S.  phlogis  erzeugt  kleine,  kreisförmige,  weißliche,  rötlich  gerandete 
Flecke  auf  den  Blättern  von  Phlox  paniculata,  Ph.  virginica,  Ph.  repens 
und   Ph.  decussata.     Die  Sproßenden  kräuseln  sich  und  verkümmern. 

S.  Drummondii   tritt  auf  Blättern  von  Phlox  Driimmondii  auf. 

S.  lycopersici  verursacht  braunschwarze,  vertrocknende  Flecke  auf 
den  Blättern,  weniger  auf  den  Trieben  und  Früchten  der  Tomaten.  Bei 
starlcem  Befall  rollen  sich  die  Blätter  und  welken.  Die  Krankheit  kann 
zu  sehr  scliweren  Schäden  führen.  Als  Gegenmaßnahmen  sind  zu  empfehlen  : 
vorbeugendes  Bespritzen  mit  einem  Fungizid.  Behandlung  des  Bodens  vor 
dem  Setzen  der  J*flanzen  mit  frischgebranntem  Kalk  und  allgemeine 
Hygiene. 

S.  exotica  erzeugt  Flecke  auf  den  kultivierten  immergrünen  Veronica- 
Arten. 

S.  cucurbitacearum  ruft  rundliche  oder  eckige,  weiße  vertrock- 
nende Flecke  auf  den  Blättern  von  Cucurbita  Pepo,  C.  maxima  und  Lage- 
naria  vulgaris  hervor. 

S.  Rostrupii  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Chrysanthemum 
indicum.  kreisrunde,  schwarzbraune,  später  herausfallende  Flecke  ver- 
ursachend. 

S.  endiviae  schädigt  die  Blätter  der  Endivien  durch  Bildung 
schmutzig-bräunlicher,  trockener  Flecke. 

S.  lactucae  erzeugt  unregelmäßige,  rostfarbige,  sich  vergrößernde 
Flecke  auf  den  Blättern  von  Lactuca  sativa. 

Die  Gattung  Trichoseptoria  ist  von  Septoria  durch  die  behaarten 
Pykniden  unterschieden. 

T.  fructigena  verursacht  eine  Krankheit  der  Äpfel  und  besonders 
der  Quitten.  Auf  denselben  stellen  sich  kreisrunde,  anfangs  linsen-  bis 
pfenniggroße,  beim  Apfel  nur  schwach,  bei  der  Quitte  stärker  eingesunkene, 
bei  der    Quitte  schokoladenbraune,  beim  Apfel  etwas  hellere  Flecke  ein. 


Cytosporiiia    —  Dilophospora.  209 

Um  den  Mittelpunkt  der  Flecke  erscheinen,  mehr  oder  weniger  ringförmig 
angeordnet,  zahlreiche  Pykniden.  Die  Flecke  fheßen  zusammen  und  die 
Frucht  geht  in  Fäulnis  über.   Die  Krankheit  trat  in  Proskau  epidemisch  auf. 

Die  Gattung  Cytosporina  hat  ein  valsaartiges  Stroma,  fast  ganz 
eingesenkte,  mit  den  Mündungen  hervorragende  Pykniden  und  faden- 
förmige, etwas  gekrümmte,  einzellige,  hyaline   Sporen. 

C.  ribis  ist  Ursache  einer  eigenartigen,  in  Holland  beobachteten 
Erkrankung  der  Stachel-  und  Johannisbeeren.  Die  Pflanzen  sterben  unter 
plötzlichem  Gelbwerden  der  Blätter  und  unter  Anschwellung  der  Rinde 
der  Zweige  ab.  Das  Mycel  wuchert  in  grau  verfärbten  Teilen  des  Holzes 
der  unteren  Stammteile  und  der  Wurzeln. 

Die  Gattung  Dilophospora  ist  charakterisiert  durch  die  an  beiden 
Enden  mit  einem  Borstenpinsel  versehenen  Sporen. 

D.  graminis  gehört  vielleicht  als  Pyknidenform  zu  Dilophia  graminis 
(verwandt  mit  Ophiobolus).  doch  wird  dieser  Schlauchpilz  überhaupt  nur 
selten  beobachtet.  Dilophosp.  graminis  tritt  besonders  auf  Wiesengräsern, 
aber  auch  auf  Weizen  und  Roggen  auf  und  verursacht  die  Federbusch- 
sporenkrankheit  (benannt  nach  dem  Haarbusch  an  beiden  Enden  der 
Sporen).  Mehr  oder  weniger  große  Stellen  der  Ähren  verwandeln  sich  in 
eine  die  einzelnen  Ährchen  verklebende  und  pechartig  überziehende,  außen 
schwarze,  innen  weiße,  anfangs  fleischige,  später  trockene  Masse",  auf  der  sich 
die  Fruchtkörper  massenhaft  entwickeln.  Der  Pilz  ist  glücklicherweise  bei 
uns  selten,  in  neuester  Zeit  in  der  Rheinprovinz  und  in  Baden  aufgetreten, 
verdient  aber  große  Beachtung,  da  er  sehr  empfindhchen  Schaden  an- 
richten kann.  Es  wird  frühzeitiges  Abmähen.  Einsammeln  und  Vernichten 
der  lo-anken  Pflanzen  sow'ie  Beizen  des  Saatgutes  als  Gegenmaßnahme 
empfohlen. 

Nectrioidaceae  —  Scolecosporae. 

Wichtig  ist  nur  die  Gattung  Polystigmina,  welche  durch  ihre  in 
einem  rötlichen  Stroma  vereinigten  Fruchtgehäuse  und  ihre  faden- 
förmigen, hakig  gebogenen  Sporen  ausgezeichnet  ist. 

P.  rubra   ist  die  Konidienform   von  Polystigma  rubrum    (s.  S.  93). 

Leptostromataceae  —  Hyalosporae. 

Von  Wichtigkeit  sind  die   Gattungen:  Leptothyiium  und  Melasmia. 

Die  Gattung  Leptothyrium  besitzt  schwarze,  schildförnüge,  häutig- 
kohlige  Pykniden,  ohne  Stroma.  Die  Gehäuse  sind  entweder  plekten- 
chymatisch  oder  ..unecht",  d.  h.  aus  der  geschwärzten  Epidermis  der 
Nährpflanze  gebildet ;  sie  sind  mündungslos  oder  öffnen  sich  in  verschie- 
dener Weise,  jedoch  nie  mittels  eines  Längsspaltes. 

L.  brassicae  erzeugt  braune  bis  schwarze,  vertrocknende  Flecke 
auf  den  Blättern  von  Kohl,  Kraut,  Raps  und  Rübsen. 

L.  pomi  ist  Veranlassung  der  ,. Fliegenschmutzflecke'"  auf  dem  Epi- 
carp  der  Äpfel,  seltener  der  Birnen.  Die  Erscheinung  wird  hervorgerufen 
durch  die  kleinen  Fruchtkörperchen,  welche  in  großer  Zahl  beisammen- 
stehen; die  Schale  selbst  ist  nicht  verfärbt,  auch  Form  und  Geschmack 
der  Früchte  verlieren  nicht,  nur  ihr  Ansehen  leidet.  Lt.  Lüstner  werden 
manche  Sorten,  wie  z.  B.  Landsberger  Renette  und  Minister  von  Hammer- 

Höstermann-Noack,   Pilzpara^itäre  Krankheiten.  I4. 


210  Fünfundzwanzigstes  Kapitel. 

stein,  stärker  von  der  Ki'ankheit  befallen.   Durch  starkes  Wischen  können 
die  Flecke  von  den  Früchten  entfernt  werden. 

Die  Gattung  Melasmia  ist  durch  den  Besitz  eines  blattbewohnenden 
Stronias  ausgezeichnet,  auf  dem  die  häutigen,  schwarzen,  tellerförmigen 
Pykniden  sitzen. 

M.  acerina  ist  Pyknidenform  zu  Rh\i:isma  acerinum  (s.  S.  131). 
Findet  sich  auf  den  Blättern  von  Acer  campestre,  A.  psoudoplatanus  und 
A.  platanoides. 

M.  punctata  gehört  in  den  EntAncklungskreis  von  Rhytisma  punc- 
tatum  (s.  S.   131).     Findet  sich  gleichfalls  auf  Ahorn-Blättern. 

Leptostromataceae  —  Hyalophragmiae. 

Die  Gattung  Entomosporium  ist  durch  die  über  Kreuz  vierzelligen 
Sporen  charakterisiert.  Jede  Sporenzelle  ist  mit  einer  Borste  versehen.  Die 
Sporenträger  schwinden  bald.  Fruchtgehäuse  unecht,  aus  der  auf- 
reißenden Kutikula  und  innen  anhaftendem  braunwandigen  Pilzgewebe 
vorgetäuscht. 

E.  maculatum  ist  die  Pyknidenform  des  Schlauchpilzes  Stigmatea 
mespih  (s.  S.  110).  Es  ruft  auf  Birnen  (bes.  Wildlingen),  Quitten  und 
Mispeln  die  ,, Blattbräune"  hervor  i). 


Fünf  11  iulz\\  a  nzigstcs  Ka])itel. 

Die  Melanconiales. 

Die  Ordnung  der  Melanconiales  umfaßt  einzig  die  Familie  der  Melan- 
coniaceen.  Die  Einteilung  der  Familie  geschieht  nach  Bau  und  Färbung 
der  Sporen  (vgl.   S.    198). 

Melanconiaceae  -^  Hyalosporae. 

Bemerkenswert  >in(l  die  Gattungen  Gloeosporium  und  Colletotrichum. 

Die  Gattung  Gloeosporium  ist  ausgezeichnet  durch  die  borstenlosen, 
unter  der  Epidermis  angelegten,  öfter  zuletzt  hervorbrechenden,  grauen 
oder  blassen  Sporenlager.  Die  Sporen  sind  länglich,  einzeilig,  hyalin. 
Die  hierher  gehörigen  Arten  schmarotzen  auf  Blättern  und  Stengeln  kraut- 
artiger Pflanzen,  zum  Teil  gefährliche  Kranklieiten  eixegend. 

Gl. -Arten,  z.  B.  Gl.  affine,  Gl.  cinctum,  Gl.  macropus.  Gl. 
oncidii  und  Gl.  pallidum  verursachen  Blattflecken  oder  weitgreif endere 
Verfärbungen  an  tropischen,  in  Warmhäusern  kultivierten  Orchideen. 

Gl.  epicarpii  erzeugt  graubraune,  unbestimmt  und  schmal  rotbraun 
-umrandete,  vertrocknende  Flecke  auf  dem  Epicaip  der  Walnüsse. 

Gl.  spinaciae  bringt  auf  den  Blättern  des  Spinat  kreisrunde,  2  bis 
3  mm  Durchmesser  habende,  vertrocknende  Flecke  hervor,  welche  bald 
zusammenfließen,  einen  großen  Teil  der  Blattfläche  einnehmend  und  ab- 
tötend. 

Gl.  nymphaearum  schädigt  in  den  Warmhäusern  die  Blätter  von 
Nymphaea  lotus  und  X.  ortgiesiana. 

1)  Klebahn  nennt  Entoniopeziza  Soraueri,  welche  er  zu  den  Mollisiaceen  (s.  S.  135) 
stellt,  als  Schlauchfruchtform. 


Melaiicoiiiaceae  —  Hyalosporae. 


211 


Gl.  Haynaldianum  erzeugt  ockerfarbige  Flecke  auf  den  Blättern 
von  Magnolia  grandiflora. 

Gl.  concentricum  verursacht  auf  den  Blättern  der  Kohl-  und  Ki'aut- 
arten  vertrocknende  braune  Flecke,  auf  denen  sich  konzentrisch  angeordnet 
kleine  Sporenlager  bilden. 

Gl.  ribis  ruft  auf  den  Blättern  der  Ribes-Arten  rundliche,  ineinander 
übergehende,  vertrocknende  Flecke  hervor.  Der  Pilz  gehört  in  den  Ent- 
wicklungskreis von  Pseudopeziza  ribis  (vgl.  S.  135),  welche  die  ,.Blatt- 
falUo-ankheit''  der  Ribes- Sträucher  verursacht. 

Gl.  curvatum  schädigt  die  Blätter  beider  Johannisbeeren,  indem 
es  auf  den  Blattunterseiten  dunkelbräunliche  Flecke  hervorbrino-t. 


Abb.  101.    Gnoniouia  veneta  (=  Gloeosporium  nervisequum).    Blattkrankheit  der  Platanen.    (Nach  Laubert.) 


Gl.  nervisequum  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Platanus  Orientalis, 
auf  denen  es  längs  der  Blatt  nerven  vertrocknende  Flecke  erzeugt  (Abb.  101). 
Gehört  in  den  Entwicklungslireis  von  Gnomonia  veneta  (s.   S.   126). 

Gl.  platani  befällt  die  Blätter  von  Platanus  occidentalis  wie  PL 
Orientalis,  dieselben  verfärbend.     Sporenlager  auf  der  Blattunterseite. 

Gl.  fructigenum  ist  die  Ursache  der  Bitteifäule  des  Obstes,  ins- 
besondere der  Apfel  und  Birnen,  tritt  aber  auch  auf  Kirschen,  Aprikosen 
und  Pfirsichen  auf.  Die  kreisförmigen  Faulstellen  schrumpfen  ein.  es 
erscheinen  auf  ihnen  in  konzentrische  Ringe  angeordnet  die  Sporenpolster, 
welche  rötlich-gelb  und  kleiner  als  die  der  Sclerotinia  (Monilia)  fructigena 
sind.  Das  Fruchtfleisch  nimmt  einen  widerhch  bitteren  Geschmack^ an. 
Der  Pilz  ist  ziemlich  wärmebedürftig.  Kühles  Wetter  hält  ihn  in  seiner 
Entwicklung  zurück,  auch  verschwindet  er  daher  bald  im  Lagerkeller.  — 

14* 


212 


Fünfundzwanzigstes  Kapitel. 


In  Amerika,  wo  Gl.  friictigenum  sehr  verbreitet  ist,  geht  dasselbe  auch 
auf  die  Rinde  über,  Krebserkrankungen  verursachend.  —  Die  befallenen 
Früchte  sind  zu  sammeln  und  zu  verbrennen,  um  einer  Weiterverbreitung 
der  Sporen  vorzubeugen.  —  Soll  in  den  Entwicklungsgang  von  Glomerella 
rufomaculans  gehören. 

Gl.  album,  von  Gl.  fructigenum  durch  die  weißen  Sporenlager  unter- 
schieden, ruft  ähnliche  Krankheitserscheinungen  wie  dieses  hervor.  Es 
ist  seltener  als  voriges,  aber  nicht  so  wärmebedürftig,  daher  noch  im  Januar 
und  Februar  im  Lagerkeller  zu  finden. 

Gl.  pirinum  erzeugt  grauweiße,  rot  umgebene  Flecke  auf  den  Blättern 
und  Blattstielen  von  Pirus  communis. 

Gl.  cydoniae  verursacht  unregelmäßige, 
braune,  etwas  runzelige,  zusammenfließende 
Flecke  auf  der  Oberseite  der   Quittenblätter. 

Gl.  minutulum  befällt  Quitten  und  Mis- 
peln. Flecke  meistens  auf  der  Blattunterseite 
längs  der  Nerven  bildend. 

Gl.  fragariae  erzeugt  unbestimmte  rötliche 
Flecke  auf  der  Oberseite  der  Erdbeer blätter. 

Gl.  Lindem uthianum  ist  die  Ursache  der 
Breiuifleckenkrankheit  dei-  Bohnen.  Dieselbe 
tritt  auf  Blättern.  Stengeln  und.  besonders  auf- 
fallend, auf  den  Hülsen  auf.  Es  zeigen  sich  auf 
letzteren  eingesunkene  Flecke  bis  zu  1  cm  Durch- 
messer von  brauner  Farbe,  auf  denen  in  der 
Mitte  später  die  kleinen,  schmutzig-weißen 
Sporenlager  eischeinen  (Abb.  97  u.  102).  Viel- 
fach durchsetzen  die  Flecke  die  Hülsen  wand  und 
gehen  auf  die  Samen  über.  Ähnliche  Flecke 
treten  bisweilen  schon  an  den  Keimpflänzchen 
auf.  Diese  verkrüppeln  und  sterben  ab,  ebenso 
bei  starkem  Befall  die  Stengel.  Blätter  und 
Hülsen.  —  Die  Krankheit  ist  außerordentlich 
gefährlich,  ihrer  Bekämpfung  ist  alle  Aufmerk- 
samkeit zuzuwenden.  Saatgut  darf  nur  von 
gesunden  Pflanzen  geerntet  werden.  Nach  dem 
Aufgehen  der  Saat  sind  die  Keimpflanzen  auf 
das  Vorhandensein  der  Krankheit  zu  untersuchen 
und  die  befallenen  Pflanzen  zu  vernichten.  — 
Das  Saatgut  ist  einer  genauen  Prüfung  (vgl. 
S.  37)  zu  unterziehen.  Infizierte  Samen  (kenntlich  an  den  ., Brennflecken") 
dürfen  unter  keinen  Umständen  Verwendung  finden.  Die  Beizung  eines 
einwandfreien  Saatgutes  zur  Vernichtung  zufällig  beigemengter  Krank- 
heitskeime ist  empfehlenswert;  minderwertiges  Saatgut  büßt  durch  lang- 
dauernde Beizung  höchstens  den  Rest  der  Keimfähigkeit  ein.  —  Es 
ist  Wert  auf  die  Auslese  mderstandsfähiger  Bohnensorten  zu  legen.  — 
Vorbeugendes  Bespritzen  mit  einem  Fungizid  wird  empfohlen. 

Gl.  pelargonii  befällt  die  Blätter  kultivierter  Pelargonium-Arten ; 
Sporenlager  auf  der  Blattunterseite. 

Gl.  acericolum  verursacht  unbestimmte,  aschgraue,  grünliche  oder 
bräunliche  Flecke  auf  den  Blättern  von  Acer  platanoides. 


•Abb.  102.    ( iloeosporium  Linde- 

muthianum.    Bohnen  mit  Brenii- 

flecken.     (Nach  Frank.) 


Colletotrichum.  213 

Gl.  ampelophagum  erzeugt  den  Schwarzen  Brenner,  die  Schwind- 
pocken  oder  die  Anthraknose  der  Reben.  Die  Krankheit  befällt  alle  grünen 
Teile,  auf  denselben  braune,  schwarz -wulstig  umrandete,  in  der  Mitte  weiß- 
liche Flecke,  die  später  ineinander  übergehen,  erzeugend.  Die  mittleren  Teile 
derselben  vertrocknen  schließlich,  wobei  sie  aus  den  Blättern  häufig  aus- 
fallen, so  daß  diese  durchlöchert  werden.  Die  Triebe  werden  später  krebsig. 
Diagnostisch  ist  wichtig,  daß  die  erkrankten  Beeren  nicht  einschrumpfen. 
Die  Krankheit  wird  mitunter  sehr  schädlich.  Die  erkrankten  Teile  sind 
im  Herbst  zurückzuschneiden  und  zu  verbrennen.  Im  Frühjahr  sind  die 
befallenen  jungen  Triebe  zu  entfernen  und  zu  vernichten,  das  alte  Holz 
ist  nach  dem  Schnitt  und  vor  dem  Austreiben  mit  33%iger  Eisenvitriol- 
lösung oder  4%iger  Schwefelsäurelösung  zu  bestreichen.  Das  erkrankte 
Laub  ist  zuerst  mit  gemahlenem  Schwefel,  später  mit  einer  Mischung 
von  solchem  und  Kalk  oder  mit  Kupferschwefelkalk  mehrmals  zu  bestäuben. 

Gl.  tiliae  findet  sich  auf  den  Blättern  der  Linden. 

Gl. -Arten,  z.  B.  Gl.  amoenum,  Gl.  cerei  und  Gl.  opuntiae 
verursachen  Fleckenkrankheiten  auf  Cactaceen,  die  ersteren  auf  Cereus-, 
die  letztgenannte  auf  Opuntia-Aiten. 

Gl.  paradoxum  bringt  im  Fiühjahr  an  den  alten  Blättern  von 
Hedera  helix  breite,  braune,  trockene  Ränder  und  Flecke  hervor,  während 
an  der  Blattunteiseite  die  Sporenlager  des  Pilzes  in  Gestalt  kleiner, 
drüsenähnlicher,  gelber  Tupfen  erscheinen.  —  Es  ist  ratsam,  die  kranken 
Blätter  zu  entfernen. 

Gl.  helicis  befällt  gleichfalls  die  Blätter  des  Efeus,  ist  aber  weniger 
verbleitet.     Sporen  22  fi  lang  (gegen  8  (.i  bei  voriger  Art). 

Gl.  phomoides  erzeugt  erhabene,  bräunliche  Flecke,  auf  welchen 
später  dunkelbraune  Sporenpolster  hervorbrechen,  auf  dem  Epicarp  der 
Tomatenfrüchte . 

Gl.  lagenarium  findet  sich  besonders  auf  dem  Epicarp,  aber  auch 
auf  Blättern  und  Stengeln  von  Gurken,  Kürbissen  und  Melonen.  Es  ruft 
bis  20  mm  große,  kreisförmige,  eintrocknende  Flecke  hervor,  auf  denen 
die   kleinen  fast  rosenroten  Sporenpolster  erscheinen. 

Gl.  orbiculare  tritt  gleichfalls  auf  den  Früchten  von  Gurken- 
gewächsen auf.      L'nterscheidung  von   Gl.   lagenarium  nicht   einwandfrei. 

Die  Gattung  Colletotrichum  ist  durch  die  von  schwarzen  Borsten 
umgebenen,  zunächst  eingewachsenen,  später  hervorbrechenden,  schwarzen 
Sporenlager  charakterisiert.  Die  Sporen  sind  spindelförmig,  hyalin,  ein- 
zellig. 

C.  anthurii  erzeugt  dunkele  Flecke  auf  den  Blättern  und  Stengeln 
der  in  den  Warmhäusern  kultivierten  Anthurium-Arten. 

C.  piri  f.  tirolense  befällt  Pirus  communis,  rundliche.  3  bis  4  mm 
große  Flecke  auf  den  Blattoberseiten  erzeugend.  Sporenpolster  oft  in 
konzentrischen  Kreisen. 

C.  malvarum  verursacht  auf  Blattstielen  und  Stengeln  der  Althaea- 
und  Sida-Arten  grünschwarze,  vertiefte  Flecke  von  beträchtlicher  Aus- 
dehnung.    Das  Gtewebe  wird  bis  aufs  Holz  zerstört. 

C.  hedericola  bewirkt  eine  Blattfleckenlvrankheit  des  Efeus. 

C.  oligochaetum  schädigt  die  kultivierten  Cucurbitaceen.  Die 
Krankheit  kann  schon  an  den  Keimpflanzen  auftreten,  mißfarbene  Flecke 
auf  den  Cotyledonen  und  einsinkende    Stellen   rings   um   das   Hynocotvl 


214  Fünfundzwanzigstes  Kapitel. 

erzeugend.    (Pji:hiiim  debaryanum  ruft  keine  Flecke  auf  den  Keimblättern 
hervor.)     Die  Blätter  und  Früchte  werden  gleichfalls  fleckig. 

Melanconiaceae  —  Hyalodidymae. 

Von  Interesse  ist  lediglich  die  Gattung  Marssonia.  Dieselbe  ist  von 
Glaeosporiuni  (s.  S.  210)  niu'  durch  die  Querwand  in  den  eiförmigen 
oder  länglichen,  hyalinen  Sporen  unterschieden.  Die  Sporenlager  werden 
unter  der  Epidermis  angelegt  und  bleiben  lange  oder  immer  von  dieser 
bedeckt. 

M.  populi  findet  sich  auf  den  Blättern  der  Pappsln. 

M.  juglandis  erzeugt  rundliche  oder  eckige,  später  ineinander  über- 
gehende, braune  Flecke  auf  den  Blättern  und  den  grünen  Fruchtschalen 
der  Walnuß  (Juglans  regia  und  J.  nigra)  (Abb.  56).  Die  Blätter  bräunen 
sich  und  fallen  vorzeitig  —  schon  im  August  —  ab,  die  b3fallenen 
Früchte  verla-üppeln.  Dar  Pilz  gehört  in  den  Entwiclduiigskreis  von 
Gnomonia  leptostyla  (s.  S.  127). 

M.  truncatula  verursacht  ockerfarbige,  vertrocknende  Flecke  auf 
den  Blättern  von  Acer  negundo  und  A.  camp^stre.  Die  Sporenlager  er- 
scheinen herdenweise  auf  der  Blatt  Unterseite. 

M.  Panattoniana  befällt  Lactuca  sativ^a  und  Cichorium  endivia. 
Auf  den  Blättern  treten,  besonders  in  der  Nähe  des  Mittelnervs,  kreisrunde, 
eingesunkene,  braun  gerandete  Flecke  von  3  bis  5  mm  Durchmesser  auf, 
Sie  fließen  später  zusammen,  Fäulnis  der  Blätter  verursachend. 

Melanconiaceae  —  Hyalophragmiae. 

Gärtnerisch  ist  höchstens  die  Gattung  Septogloeum  von  eiiüger  Be- 
deutung. Dieselbe  entwickelt  auf  blaßfarbenen  Sporenlagern  längliche, 
drei-  oder  mehrzellige,  hyaline  Sporen,  die  keine  Anhängsel  besitzen  und 
auch  nicht  an  der  Basis  miteinander  verbunden  sind.  Es  ist  gleichsam 
ein  Gloeosporium  mit  mehrzelligen  Sporen. 

S.  Hartigianum  verursacht  die  Zweigdürre  des  Feldahorn.  Die 
jungen  Zweige  trocknen  im  Frühjahr  ein,  ohne  daß  die  Knospen  zum 
Austreiben  gelangen.  Sporenlager  länglich-linienförmig,  graugrün  mit 
weißlicher  sporentragender  Basis. 

S.  fragariae  erzeugt  unregelmäßige,  braune,  besonders  auf  der  Ober- 
seite hervortretende  Flecke  auf  den  Blättern  der  Erdbeeren. 

Die  Gattung  Pestalozzina  ist  durch  die  an  der  Spitze  mit  mehreren 
Borsten  versehenen,  vollständig  hyalinen  Sporen  charakterisiert. 

P.  Soraueriana  schädigt  u.  U.  erheblich  Blätter  und  Ähren  von 
Alopecurus. 

Melanconiaceae  —  Phaeophragmiae. 

Bemerkenswert  sind  die   Gattungen  Coryneum  und  Pestalozzia. 

Coryneum  entwickelt  auf  Scheiben-  oder  polsterförmigen,  schwarzen, 
festen,  unter  der  Epidermis  hervorbrechenden  Sporenlagern  längliche  oder 
spindeKörmige,  rußfarbige  Sporen,  die  niemals  in  Ranken  austreten. 

C.  Beijerinckii  verursacht  Flecke  auf  Blättern  und  Trieben  des 
Steinobstes  (Schrotschußkrankheit).  Es  wurde  mehrfach  auch  als  Ursache 
der  Gummosis  desselben  angesehen,  doch  dürfte  diese  Annahme  nicht  in 


Pestalozzia. 


215 


vollem  Umfange  zutreffen.  C.  Beijerinckii  ist  wahrscheinlich  identisch 
mit  Clasterosporium  carpophilum  und  gehört  als  Koniclienfruchtform  zu 
Ascospora  Beijerinckii  (s.   S.   109). 

Die  Gattung  Pestalozzia  besitzt  schwarze,  kissen-  oder  scheibenförmige 
Sporenlager  und  rußfarbene,  jedoch  öfter  hyahne  Endzellen  aufweisende 
Sporen  mit  zwei  oder  mehr  hyalinen  Borsten  an  der  Spitze  (Abb.   103). 

P.  Hartigii  ist  Ursache  der  Einschnürungskrankheit,  welche  junge 
Fichten,  Tannen,  Rotbuchen,  Eschen,  Ahorn  und  andere  Laubhölzer 
befällt.    Dicht  über  dem  Boden  zeigt  sich  eine  Einschnürungsstelle.    Ober- 


Abb.  103.     Schnitt  durch  ein  Sporenlager  einer  Pestalozzia-Art. 

e  Epidermis,   g  Gefäßbündel,   st  Pilzgeflecht,   z  zerstörtes  Gewebe,  m  Mycel, 

a — i  Sporen  in  verschiedenen  Stadien  der  Auskeimung.    (Nach  Sorauer.) 


I 


halb  und  unterhalb  dieser  dauert  das  Dickenwachstum  noch  einige  Zeit 
fort,  doch  wird  schließlich  die  Rinde  an  der  eingeschnüi'ten  Partie  gesprengt 
und  die  Pflanze  stirbt  ab.  Die  Krankheit  mrcl  forstlichen  Kulturen  mit- 
unter außerordentlich  gefährlich. 

P.  funerea  erzeugt  Einschnürungsringe  an  einzelnen  Ästen  bei 
zahlreichen  Gymnospermen,  z.  B.  Chamaecyparis,  Juniperus,  Biota, 
Cryptomeria,  Ginkgo,  Pinus-Arten,  Taxodium,  Taxus  u.  a.  m.  Oberhalb 
der  InfektionssteUe  zeigt  sich  eine  starke  Anschwellung  und  zuweilen 
Harzfluß.     Der  Pilz  findet  sich  auch  an  einigen  Laubhölzern. 

P.  phoenicis  und  einige  andere  Arten  erzeugen  Flecke  auf  den 
Blättern  von  Phoenix,  Chamaerops  und  anderen  Warm'^^uspalmen. 


216  Fünfuiulzwaiizisrstes  Kapitel. 

P.  breviseta  ruft  auf  Birnblättern  aschgraue  Flecke  hervor.  Sporen- 
lager klein,  herden weise,  auf  der  Blattunterseite. 

P.  lupini  verursacht  zahlreiche  kleine,  mitunter  zusammenfließende, 

rostfarbene,    von   einer   schwach    grünlichen    Zone    umgebene    Flecke    auf 

.den  Keimblättern  und  Blättern  von  Lupinus  mutabilis  und  L.Cruckshanksii. 

P.  Guepini  erzeugt  Flecke  auf  den  Blättern  verschiedener  Gewächs- 
hauspflanzen: Magnolia,  Citrus,  Camellia,  Rhododendron  u.  a.  Die  be- 
fallenen Blätter  fallen  vorzeitig  ab. 

Melanconiaceae  —  Scolecosporae. 

Bemerkenswert  sind  die  (Gattungen  ("ylindrosporium  und  Crypto- 
sporium. 

Die  Gattung  Cylindrosporiuni  ist  ausgezeichnet  durch  die  einzelligen, 
hyalinen,  fadenförmigen,  oft  gewinidenen  Sporen,  welche  auf  weißen 
oder  blassen,  scheibenförmigen  oder  unbestimmt  ausgebreiteten  Sporen- 
lagern gebildet  werden. 

C.  juglandis  verursacht  (in  Amerika)  Blattflecken  und  vorzeitigen 
Blattfall  an  Juglans- Arten. 

C.  padi  und  C.  Tubeufianum  finden  sich  auf  der  Traubenkirsche 
(Prunus  padus)  (C.  padi  in  Amerika  auch  auf  Kirschen,  Pflaumen  und 
anderen  Prunus-Arten) ;  ersteres  erzeugt  fast  dunkelbraune,  eckige,  auf 
beiden  Seiten  sichtbare  Blattflecke,  letzteres  befällt  und  tötet  die  unreifen 
Früchte. 

C.brassicae  ruft  Flecke  auf  den  Blättern  von  Raps  und  Rübsen  hervor. 

C.  phaseoli  soll  Flecke  auf  den  Blättern  der  Bohnen  verursachen. 

C.  chrysanthemi  wird  als  Schädiger  der  Chrysanthemen  aus 
Amerika  angeg*^ben. 

Die  Gattung  Cryptosporium  besitzt  im  Gegensatz  zur  vorigen  spindel- 
förmige, sichelig  gekrümmte  Sporen,  welche  auf  kegelig-scheibenförmigen 
Sporenlagern  erzeugt  werden.  Zuweilen  sind  die  letzteren  von  einem 
unechten   —  aus  Nährsubstanz  gebildeten   —    Gehäuse  umgeben. 

C.  nigrum  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Juglans  regia,  dunkle 
Flecke  erzeugend. 

C.  minimum  kommt  auf  den  Ästen  der  Kletterrosen  vor,  Flecke 
auf  den  vorjährigen  Ästen  erzeugend. 

C.  leptostromiforme  (?)  erzeugt  an  den  Wurzeln  der  gelben  und 
blauen  Lupinen  anfänglich  helle,  später  gebräunte  Stellen,  auf  denen  sich 
kleine  Pusteln  bilden.  In  diesen  entstehen  in  pyknidenartigen  Höhlungen 
die  Sporen.  Schwer  befallene  Pflanzen  sterben  oft  noch  vor  der  Blüte  ab. 
—  Es  ist  fraghch.  ob  dieser  Pilz  zur  Gattung  Cryptosporium  gerechnet 
werden  darf. 

Sechsundzwanzigstes  Kapitel. 

Die  Hyphomyceten. 

Die  Ordnung  der  Hyphomyceten  umfaßt  diejenigen  Fungi  imperfecti, 
bei  denen  die  Konidienträger  entweder  einzeln  auftreten  oder  in  Bündeln 
(„Coremien")  zusammenstehen  oder  nackte,  offene  Lager  bilden  (s.  Über- 
sicht S.   197).     Man  unterscheidet  vier  Familien: 


Mucedinaceae  —  Hyalosporae.  217 

I.  Konidien  an  einzeln  stehenden  Konidienträgern,  seltener  als  Oidien 
durch  Zerfall  von  Hyphen  entstehend.  Vegetative  Hj-j^hen  hyahn  oder 
blaß  oder  lebhaft  gefärbt,  nie  dunkel  oder  schwarz,  ähnlich  auch  Konidien 
und  Konidienträger :  Mucedinaceae. 

II.  Wie  vorige,  jedoch  die  vegetativen  Hyphen  dunkel  gefärbt, 
höchstens  an  der  Spitze  etwas  blasser,  ähnhch  gefärbt  die  Konidien  und 
Konidienträger:  Dematiaceae. 

III.  Konidienträger  zu  einem  Säulchen  (Coremium)  verbunden,  an 
dessen  Spitze  die  Konidien  gebildet  werden:  Stilbaceae. 

IV.  Konidienträger  zu  einem  lagerartigen  Polster  zusammentretend, 
das  häufig  noch  auf  einem  Stroma  steht:  Tuberculariaceae. 

Die  Einteilung  der  Familien  geschieht  nach  dem  von  Saccardo  auf- 
gestellten Sporenschema  (s.  S.  198),  jedoch  mit  der  Einschränkung,  daß 
entsprechend  den  Familiencharakteren  die  Mucedinaceen  in  der  Regel 
nur  Hyalo- Gruppen,  die  Dematiaceen  nur  Phaeo-Gruppen  umfassen.  — 
Dem  Vorbilde  von  Lindau  in  Rabenhorsts  Kryptogamenflora  folgend. 
wurde  die  Gruppe  der  Scolecosporae  aufgelöst.  Die  Formen  mit  „faden- 
förmigen", gewöhnUch  mehrzelligen  Sporen  sind  bei  den  Phragmosporae 
zu  suchen. 

Mucedinaceae  —  Hyalosporae. 

Von    den    unterschiedenen    sieben    Unterabteilungen    seien    nur    die- 
jenigen aufgeführt,  von  denen  Vertreter  pathologisch  von  Wichtigkeit  sind : 
I.  Konidienträger  vom  Mycel  nicht  scharf  abgesetzt,  meist  nur  ein- 
zellige Äste  oder  kurze  aufrechte  Zweige  darstellend  oder  gänzlich 
fehlend  und  Sporen  dann  oidienartig  aus  den  Mycelfäden  entstehend. 

1.  Konidienträger  sehr  kurz,  wenig  abgesetzt  vom  Mycel,  mit  nicht 
reihenweis  entstehenden  Konidien.  Häufig  (doch  nicht  bei  den 
für  uns  in  Frage  kommenden  Gattungen)  entstehen  die  Konidien 
durch  oidienartigen  Zerfall  der  Fäden:         Chromosporieae. 

2.  Konidienträger  kurz,  einfach,  deutlicher  vom  Mycel  sich  ab- 
hebend: Konidien  allermeist  in  Ketten  entstehend  oder  auch 
als  Oidien  durch  Zerfall  besonderer  Fäden: 

Oosporeae. 

II.  Konidienträger  sich  stets  scharf  vom  Mycel  abhebend:  sehr  mannig- 
fach ausgebildet,  meist  verzweigt. 

1.  Konidienträger  einfach  oder  wenig  verzweigt,  an  der  Spitze 
entweder  kopfig  angeschwollen  und  die  Konidien  an  Sterigmen 
tragend  oder  nicht  angeschwollen.  Konidien  stets  kettenförmig 
gebildet:  Aspergilleae. 

2.  Konidienträger  stets  mehr  oder  weniger  reich  verzweigt,  Verzwei- 
gungen jedoch  nicht  ausschheßhch  wirteUg :    B  o  t  r  y  t  i d e  a e . 

Übersicht  der  behandelten  Gattungen: 

I.  Chromosporieae. 

1.  Vegetative  Hyphen  in  sarcinaartige  Pakete  zerfallend: 

Sarcinomyces. 

2.  Vegetative  Hyphen  lücht  in  solche  Pakete  zerfallend.  Konidien 
auf  basidienähnhchen  ungeteilten  Trägern  entstehend: 

Microstroma. 


218  Sechsuudzwanzigstes  Kapitel. 

II.  Oosporeae. 

A.  Mycel  ohne  Haustorien. 

1.  Konidien  entweder  oidienartig  durch  Zerfall  der  Fäden  ent- 
stehend oder  kettenförmig  auf  kurzen,  nicht  scharf  abgesetzten 
Tragästen :  Oospora. 

2.  Konidien  stets  an  gut  unterscheidbaren,  rasig  gehäuften 
Trägern  gebildet,  eiförmig  bis  länglich  eiförmig;  Mycel  gut 
ausgebildet  und  meist  zu  kompakten  Rasen  zusammen- 
tretend: Monilia. 

3.  Konidienträger  deutlich,  stets  alleinstehend;  Konidien  un- 
regelmäßig, sich  nicht  trennend:  Moniliopsis. 

B.  Mycel  mit  Haustorien.  Mycel  oberflächlich :  Oidium. 

III.  Aspergilleae. 

A.  Konidienträger  an  dci-  Spitze  kugelig  oder  keulig  angeschwollen: 

Aspergillus. 

B.  Konidienträger  an  der  Spitze  nicht  angeschwollen,  pinselartig 
verzweigt ;  Konidienketten  auf  Sterigmen  stehend : 

Penicillium. 
IV.  Botrytideae. 

A.  Konidienträger  meist  unverzweigt,  gewöhnhch  in  größerer 
Zahl  aus  den  Spaltöffnungen  hervorbrechend.  Konidien  einzeln, 
endständig:  Ovularia. 

B.  Konidienträger  seltener  einfach,  meist  mehr  oder  minder  reich 
gabelig  oder  traubig  verzweigt.  Konidien  meist  in  größerer 
Anzahl  an  den  Spitzen  der  Endauszweigungen  ein  dichtes  Köpf- 
chen bildend:  Botrytis. 

Die  Gattung  Sarcinomyces  ist  durch  den  Mangel  eines  eigentlichen 
Mycels  ausgezeichnet.  Meist  bilden  die  einzelnen  ZeUen  sehr  charakte- 
ristische sarcinaähnliche  Pakete.    Vermehrung  durch  hefeartige  Sprossung. 

S.  crustaceus  ist  eine  der  Ursachen  des  Rußtaus  (s.  S.  90).  Er 
lebt  in  einem  zuckerreichen  Substrat,  dem  Honigtau,  in  der  Regel  mit 
zahlreichen  anderen  Pilzen  vergesellschaftet.  Unter  Umständen  ist  er  nur 
schwer  von  den  Sproßmycelien  gewisser  anderer  Pilze  zu  unterscheiden 
(vgl.  Dematiura  pullulans). 

Die  Zugehörigkeit  der  Gattung  Microstroma  zu  den  Hyphomyceten 
ist  zweifelhaft.  Verschiedene  Forscher  fassen  die  Konidienträger  infolge 
ihrer  außerordentlich  regelmäßigen  keuligen  Form  und  des  Ansitzens  der 
Sporen  mit  mnzigen  Spitzchen  am  Scheitel  sowie  wegen  der  konstanten 
Zahl  der  Sporen  als  Basidien  auf  und  stellen  die  Gattung  demzufolge  zu 
den  Basidiomyceten,  w^o  sie  bei  den  Exobasidiineen  unterzubringen  ist 
(vgl.  S.  181).  —  Sollte  es  sich  aber  bewahrheiten,  daß  Microstroma-Arten 
als  Konidienformen  in  den  Entwickluiigslo-eis  von  Gnomoniaceen  gehören, 
so  hätte  man  es  allerdings  mit  wirldichen  Konidienformen  zu  tun  und  die 
Gattung  wäre  hier  bei  den  Hyphomyceten  zu  behandeln. 

Der  Gattung  Oospora  fehlen  eigenthche  Konidienträger.  Die  Konidien 
sind  an  beiden  Enden  abgerundet  und  werden  in  regelmäßigen  Ketten 
gebildet. 


Actinomyceten.  —  Monilia.  —  Moniliopsis.  —  Oidiuin.  219 

Von  allgemeinem  Interesse  ist  Oospora  lactis.  Dieser  Pilz  tritt 
regelmäßig  auf  der  Oberfläche  von  IVIilch,  Käse  und  anderen  Substraten 
der  Molkerei-,  Brennerei-  und  Gärungsbetriebe  auf.  Er  ist  bekannter 
unter  seinem  Synonym  Oidium  lactis.  Nach  ihm  ist  die  ,,Oidien"- 
Bildung  benannt. 

Möglicherweise  gehören  in  die  Verwandtschaft  der  Gattung  Oospora 
die  Actinomyceten  oder  Strahlenpilze.  Als  Schädiger  eigentlich  gärt- 
nerischer Kulturpflanzen  sind  dieselben  noch  nicht  nachgewiesen.  Hin- 
gegen ist  in  neuester  Zeit  ihre  Bedeutung  für  land\\'irtschaftUche  Kultur- 
pflanzen festgestellt  worden. 

Der  „gewöhnliche  Kartoffelschorf  "S  der  verbreitetste  Schorf  in  Deutsch- 
land, ist  eine  Actinomycose.  und  zwar  sind  verschiedene  Ai'ten  der  Gattung 
Actinomyces  als  Erreger  des  Buckel-,  Flach-  und  Tiefschorfes  nachgewiesen 
worden^).  Der  Strahlenpilzschorf  ist  eine  chronische  Krankheit  der  wach- 
senden Kartoffel,  nicht  der  Lager  knoUen.  Schorf  erregende  Strahlenpilze 
sind  säureempfindüch.  Zur  Bekämpfung  empfiehlt  sich  daher  die  Zufuhr 
saurer  Dungstoffe  und  Gründüngung. 

Die  von  Krüger  als  Oospora  beschriebenen  Erreger  des  Gürtelschorfes 
der  Rüben  sind  nach  neueren  Feststellungen  gleichfalls  Actinomyces- Arten. 

Die  Arten  der  Gattung  Monilia  gehören  in  der  Regel  als  Konidien- 
fruchtformen  in  den  Entwicklungskreis  der  Gattung  Sclerotinia  (s.  S.  137). 
Es  erübrigt  sich  daher  an  dieser  Stelle  ein  nochmaliges  Eingehen  auf 
dieselben. 

Die  Gattung  Moniliopsis  ist  so  benannt  wegen  der  Ähnüchkeit  mit 
Monilia.  Doch  ist  das  Wachstum  der  Gliederketten  akropetal,  während 
das  der  echten  Monilia-Ketten  basipetal  ist.  Die  einzelnen  Güeder  der 
Ketten  trennen  sich  niemals,  höchstens  brechen  einmal  unregelmäßig 
große  Stücke  davon  ab;  sie  sind  nicht  entwicklungsfähig  („Pseudo- 
konidien'-).  Sie  gehen  unter  D^generationserscheinungen  zugrunde,  wobei 
sich  die  Membranen  bräunen. 

M.  Aderholdi  ist  bekannt  als  der  ,, Vermehrungspilz'"  der  gärtne- 
rischen Kulturen.  Er  ist  ein  gefürchteter  Schädiger  der  Steckhngspflanzen. 
Das  Mycel  überzieht  in  schieierartigen  Fäden  die  Oberfläche  des  Sub- 
strates; die  jungen  Pflänzchen  werden  an  der  Stengelbasis  schwarz  und 
sterben  ab.  —  Die  Bekämpfung  erfolgt  durch  geeignete  Bodendesinfektion. 

Die  Gattung  Oidium  ist  mit  ihren  wichtigsten  Arten  im  Zusammenhang 
mit  den  Erysiphaceen  behandelt  worden  (s.  S.  7o£E.),  so  daß  der  Hinweis 
darauf  hier  genügen  kann. 

Ähnlich  steht  es  mit  den  Gattungen  Aspergillus  und  Penicillium, 
welche  in  Kap.   XII  (S.  74)  ihre  Würdigung  gefunden  haben. 

Die  Gattung  Ovularia  ist  in  ihren  typischen  Vertretern  von  den- 
jenigen der  Gattung  Ramularia.  eieren  Sporen  ein  bis  zwei  Querwände 
aufweisen,  leicht  zu  unterscheiden.    Doch  ist  zu  beachten,  daß  die  Jugend- 

1)  Außerdem  gibt  es  aber  noch  andere  Erreger  des  echten  (parasitischen)  Schorfes: 
Rhizoctonia,   Spongospora  und  Bakterien  (s.  d.). 


220  Sechsundzwanzigstes  Kapitel. 

zustände  der  letztgenannten  Gattung  gleichfalls  ungeteilte  ISporen  be- 
sitzen, wodurch  Verwechslungen  entstehen  können. 

O.  brassicae  erzeugt  beiderseits  sichtbare,  rundliche  oder  unregel- 
mäßige, oft  zusammenfließende,  berandete,  weißliche  Flecke  auf  den 
Blättern  von  Brassica  napus. 

0.  Cucurbitae  wurde  in  Oberitalien  auf  Kürbisblättern  festgestellt. 

Die  Vertreter  der  Gattung  Botrytis  gehören  vielleicht  als  Konidien- 
fruchtformen  zu  Discomyceten.  Die  gärtnerisch-phytopathologisch  wich- 
tigen Arten  wurden  bereits  im  Zusammenhang  mit  der  Gattung  Sclerotinia, 
zu  deren  Arten  sie  zum  großen  Teil  zu  stellen  sein  dürften,  behandelt 
(vgl.  S.  144). 

Mucedinaceae  —  Hyalodidymae. 

Von  Interesse  ist  die  GattiuigTrichothecium.  Dieselbe  ist  ausgezeichnet 
durch  die  einzeln  oder  in  Köpfchen  (nicht  in  Ketten)  an  im  allgemeinen 
unverzweigten,  deutlich  abgesetzten  Komdienträgern  gebildeten  Konidien. 
Diese  sind  länglich  oder  birnförmig,  meist  etwas  ungleich  zweizeilig  (Abb. 
104,  Fig.  6).  —  Der  Gattung  Cephalothecium  dürfte  die  Berechtigung  ab- 
zusprechen sein;  es  wurden  früher  diejenigen  Formen  dazu  gestellt,  bei 
denen  die  Bildung  der  Konidien  lediglich  in  Köpfchen  erfolgt,  jedoch 
kommen  ein-  und  mehrsporige  Konidienträger  auf  dem  gleichen  Mycel  vor. 

Tr.  rose  um  tritt  auf  den  verschiedensten  faulenden  pflanzlichen 
Substraten  auf,  kleine,  anfangs  weiße,  später  rosenrote  Polster  bildend. 
Es  erzeugt  die  Schalenfäule  der  Birnen  und  Äpfel  während  des  Winter- 
lagers (vgl.  S.  37),  die  zwar  nicht  sehr  tief  in  die  Früchte  eindringt,  den- 
selben aber  einen  bitteren  Geschmack  verleiht.  Auch  fast  reife  Pflaumen 
werden  u.  U.  (primär?)  von  dem  Pilz  befallen,  ebenso  ruft  derselbe  bis- 
weilen eine  intensive  ..Bitterfäule"  der  Melonen  hervor. 

Mucedinaceae  —  Hyalophragmiae. 

I.  Konidienträger  noch  nicht  differenziert.     Konidien  unmittelbar  am 
Mycel  ansitzend  oder  auf  seitlichen,  kurzen  Ästen  entstehend. 
Mycel  fehlend  oder  kaum  angedeutet.      Sporen  im  vorliegenden 
Falle  sichelförmig:  Fusoma. 

IL  Konidienträger  deutlich  differenziert. 

1.  Konidien   verlängert,   fädig   oder   am    Grunde   etwas   keulig   und 
in  eine  lange   Spitze  ausgezogen:  Cefcosporella. 

2.  Konidien    länglich,     zylindrisch     oder    fast     eiförmig,     bisweilen 
mehrere  reihenweise  zusammenhängend:         Ramularia. 

Die  Gattung  Fusoma  ist  ausgezeichnet  durch  das  fast  vollständige 
Fehlen  des  Mycels  (welches  allerdings  vielfach  vielleicht  nur  endophytisch 
ist)  und  ist  dadurch  von  Fusarium  —  möglicherweise  nicht  eigentlich  — 
verschieden. 

F.  parasiticum  (=  Fusoma  pini  oder  Fusarium  blasticola)  ist  ein 
gefährlicher  Schädiger  der  Nadelholzkeimlinge.  Die  jungen  Pflanzen 
bekommen  nahe  dem  Wurzelhals  dunkle  Stellen  und  fallen  um.  Auf  den 
Stengelchen  erscheinen  lichtgraue  Rasen  mit  sichelförmigen,  mehrzelligen 
Konidien.  —  Die  Krankheit  vermag  sich  sehr  schnell  auszubreiten.  Luftige 
Lage  der  Saatkämpe  wirkt  ihr  entgegen. 


Cercosporella.  —  Raniularia.  —  Dematiaceae  —  Phaeosporae.  221 

Die  Gattung  Cercosporella  bietet  nur  wenig  Interesse. 

C.  persica  findet  sich  auf  Pfirsichblättern,  unterseits  f locke nförmige, 
weiße  Rasen  erzeugend.  Der  von  diesem  Pilz  angerichtete  Schaden  ist 
nur  gering,  selbst  wenn  der  Pilz  wie  z.  B.  in  Nordamerika  häufig  auftreten 
sollte. 

C.  pastinacae  findet   sich  auf   Pastinak.   Blattflecke  verursachend. 

Die  Gattung  Ramutatia  ist  durch  die  mehr  als  zwei  Querwände  auf- 
weisenden Sporen  von  den  im  übrigen  ähnlichen  Gattungen  Ovularia 
und  Didymaria  unterschieden.  Jedoch  finden  sich  diese  Querwände  nicht 
immer  bei  jüngeren  Sporen  und  besitzen  umgekehrt  ältere  Sporen  der 
beiden  letztgenannten  Gattungen  zuweilen  auch  ein  bis  zwei  Querwände 
{Abb.l04,Fig.8).  Dann  ist  es  schwierig  zu  einem  sicheren  Urteil  zu  kommen. 

R.  rhei  verursacht  rotbraune,  runde  und  oft  zusammenfließende 
Flecke  auf  den  Blättern  von  Rheum  rhabarbarum  und  Rh.  rhaponticum. 

R.  betae  erzeugt  auf  den  Rüben-  (Beta-)  blättern  kreisrunde,  Meiß- 
graue, auf  beiden  Seiten  sichtbare,  von  einem  braunen  Saum  umgebene 
Flecke. 

R.  spinaciae  bringt  oberseits  blasse,  unterseits  braune  Flecke  auf 
den  Blättern  des  Spinates  hervor. 

R.  armoraciae  ist  Ursache  einer  häufig  vorkommenden  Krankheit 
des  Meerrettich.  Auf  den  Blättern  erscheinen  kreisförmige,  anfangs  bräun- 
liche, dann  ausbleichende  Flecke:  bei  starkem  Befall  sterben  die"  Blätter 
vorzeitig  ab.     Zuweilen  entsteht  ein  erheblicher  Schaden. 

R.  Tulasnei  gehört  in  den  Entwicklungskreis  der  MycosphaereUa 
fragariae,  welche  die  sehr  verbreitete  Blattfleokenkrankheit  der  Erdbeeren 
hervorruft  (s.   S.    113). 

R.  lactea  erzeugt  zuerst  bräunliche,  später  weißliche,  braun  berandete 
Flecke  auf  den  Blättern  von  Viola  odorata  und  anderen  Arten.  Die  Blätter 
werden  durch  die  Fleckenbildung  unansehnlich,  größerer  Schaden  scheint 
nicht  zu  entstehen. 

R.  heraclei  var.  apii  graveolentis  bringt  braune,  trockene  Flecke 
auf  den  Blättern  des  Sellerie  hervor. 

R.  primulae  schädigt  die  Primeln  aus  der  Auricula- Gruppe.  Auf 
den  Blättern  entstehen  braune,  vertrocknende  Flecke,  die  zuletzt  zusammen- 
fließen und  größere  Blatteile  einnehmen. 

R.  sambucina  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Sambucus  nigra 
und  S.  racemosa. 

R.  Cynarae  erzeugt  Flecke  auf  den  Blättern  der  Artischocken,  die- 
selben u.  U.  nicht  unerheblich  schädigend. 

Dematiaceae  —  Phaeosporae. 

Dematium  pullulans  wird  von  Neger  als  Bestandteil  der  Rußtau- 
vegetation angegeben  (vgl.  S.  91).  Dieser  Pilz  soll  in  zuckerreichen  Nähr- 
lösinigen  (z.  B.  im  Honigtau)  Zellklumpen  von  braunschwarzer  Farbe 
(sogenannte  Koniothecien)  bilden.  Nach  neueren  Ansichten  handelt  es 
sich  dabei  aber  um  das  Sproßmycel  eines  Ascomyceten. 

Außerdem  gehören  hierher  die  Gattungen  Torula  und  Hormiscium. 
Bemerkenswerte  Vertreter  sind: 

Torula  basicola,  die  Konidienfruchtform  von  Thielavia  basicola 
(s.S.  74); 


222 


Sechsiuidzwanzigstes  Kapitel. 


^^te. 


Abb.  104.    Typen  von  Hyplioinyceten. 


Demaliaceae  —  Phaeodidymae.  —  Scolicotriehum.  223 

Erklärung  der  Abb.  104. 
1  Fusarium  solani  (i.  w.  S.).  Einige  konidientragende  Fäden,  auf  den  Spitzen  Konidien 
abschnürend;  darüber  abgefallene  reife  Konidien.  2  Cercospora  armoraciae.  3  Helmin- 
thosporium  avenae.  4  Clasterosjwrium  carpophihim.  5  Alternaria  tenuis.  6  Trichothecium 
roseum.  7  Heterosporium  gracile.  8  Ramularia  armoraciae.  9  Scolicotriehum  graminis. 
(1  nach  Frank,    2,  6,  7,  8,  9  nach  Saccardo,    3  nach  Sorauer,   4  nach  Aderhold,    5  nach 

Berlese.) 

Hormiscium  pinophilum,  welches  schwarze  Überzüge  auf  Zweigen 
und  Nadehi  von  Abies-.  Pinus-  und  Taxus- Arten  bildet ;  wahrscheinlich 
handelt  es  sich  aber  auch  hier,  wie  bei  Dematium,  nur  um  Mycelstadien 
eines  Ascomyceten. 

Dematiaceae  —  Phaeodidymae. 

Bei  den  hier  in  Frage  kommenden  Gattungen  ist  der  Konidienträger 
deutlich  vom  Mycel  abgesetzt,    die  Konidien  stehen  nicht   in  Köpfchen. 
I.  Konidien  stets  mehr  oder  weniger  keulig. 

1.  Konidien  einzeln  akrogen,  kurz,  keulig  oder  auch  länghch -spindelig. 
Konodientr äger  kurz:  Fusicladium. 

2.  Konidien  lang,  keulig.     Konidienträger  an  der  Spitze  fortwach- 
send, daher  die  Konidien  akro-  oder  pleurogen: 

Scolicotriehum. 
II.  Konidien  nicht  keulig,  von  sehr  verschiedener  Gestalt,  ein-  bis  vier- 
zellig,  oft  in  kurzen  Ketten:  Gladosporium. 

Die  auf  Holzgewächsen  parasitierenden  Vertreter  der  Gattung  Fusi- 
cladium sind  von  größter  Wichtigkeit;  sie  gehören  als  Koniclienformen 
zu  Venturia-Arten  (s.  S.  114).  Es  kann  hier  genügen,  dieselben  in  der 
Reihenfolge  ihrer  Nährpflanzen  aufzuführen : 

F.  radiosum  (=  F.  tremulae)  auf  Populus  tremula,  P.  nigra  (einschl. 
var.  pyramidalis)  u.  a.  (Venturia  tremulae). 

F.  saliciperda  auf  Sahx-Arten  (Venturia  chlorospora). 

F.  pirinum  auf  Pirus  communis,  P.  IVIichauxii,  P.  saücifoüa  u.  a. 
(Venturia  pirina). 

F.  dendriticum  auf  Pirus  malus   (Venturia  inaecjualis). 

F.  eriobotryae  auf  Eriobotrya  japonica,  der  japanischen  Mispel. 

F.  cerasi  auf  Prunus  cerasus,  P.  avium,  P.  persica  und  \\älden 
Prunus- Arten  (Venturia  cerasi). 

F.  robiniae  auf  Robinia. 

Die  auf  Kräutern  vorkommenden  Ai'ten  der  Gattung  Fusicladium 
sind  nur  von  geringer  Bedeutung;  als  wichtigste  wären  zu  nennen: 

F.  fagopyri  auf  Fagopyrum  esculentum. 

F.  lini  auf  Linum  usitatissimum. 

Die  Gattung  Scolicotriehum  (Abb.  104,  Fig.  9)  enthält  nur  wenige 
phytopathologisch  wichtige  Vertreter. 

Sc.  graminis  bringt  auf  den  Blättern  von  Roggen,  Weizen,  Hafer  und 
zahlreichen  anderen  Gramineen  blaßgelbe,  später  zusammenfließende 
Streifen  und  Flecke  hervor,  auf  deren  Unterseite  feine,  schwärzliche 
Schimmelrasen  erscheinen. 

Sc.  melophthorum  soll  Blätter,  Stengel  und  Flüchte  der  Melonen 
und  Gurken  befallen. 


224  Sechsuiulzwanzigstes  Kapitel. 

Die  Gattung  Cladosporium  (Abb.  97.  Fig.  3)  ist  infolge  ihrer  Viel- 
gestaltigkeit schwer  zu  umschreiben.  Lindau  gibt  als  charakteristisch  an: 
die  Mehrzelligkeit  der  Konidien  und  die  Fähigkeit  des  Sprossens  derselben. 

Cl.  herbarum  lebt  auf  den  verschiedensten  Substraten,  insbesondere 
auf  pflanzlichen  Stoffen,  und  bildet  auf  diesen  schwarzgrüne,  sammetartige 
Rasen.  —  Es  ist  bekannt  als  Ursache  der  ..Schwärze"  des  Getreides. 
Jedoch  i.st  der  Pilz  ein  ausgesprochener  Gelegenheitsparasit.  der  nicht  in 
der  Lage  ist.  junge  Teile  der  Getreidepflanzen  zu  befallen,  sondern  sich 
nur  auf  Individuen  ansiedelt,  die  schon  durch  andere  Ursachen  erheblich 
geschwächt  worden  sind.  Auch  auf  zahlreichen  anderen  Pflanzen  tritt  der 
Pilz  —  aber  nur  unter  bestimmten,  ihm  günstigen  äußeren  Bedingungen  — 
als  Parasit  auf.  Er  wird  auch  bei  nassem  Frühlingswetter  den  Koniferen- 
Sämlingen  in  den  Saatkämpen  gefährlich. 

Cl.  fasciculare  ist  Ursache  der  Schwärze  der  Hyazinthenzwiebeln 
(vgl.  Pleospora  hyacinthi  S.    124). 

Cl.  condylonema,  bei  uns  nur  auf  überwinterten  Kirsch-  und  Apri- 
kcsenblättern  beobachtet,  kommt  anderwärts  auch  als  Parasit  auf  lebenden 
Pflaumenblättern  vor. 

Cl.  fulvum  ist  ein  weitverbreiteter  luid  gefährlicher  Schädiger  der 
Tomaten,  welcher  die  Braunfleckenkrankheit  derselben  verursacht.  An 
Blättern  und  Trieben  zeigen  sich  gelbliche,  später  vertrocknende  Flecke, 
auf  denen  braune  Schimmelrasen  erscheinen.  Die  befallenen  Pflanzenteile 
werden  bei  stärkerem  Auftreten  zugrunde  gerichtet,  der  Schaden  ist  oft 
äußerst  empfindlich.  Insbesondere  hat  die  Tomatentreiberei  vuiter  der 
Krankheit  zu  leiden.  —  Zwecks  Bekämpfung  sind  die  Ernterückstände 
sorgfältig  einzusammeln  und  zu  verbrennen;  der  Boden  ist  vor  einer  Neu- 
auspflanzung von  Tomaten  zu  desinfizieren.  Vorbeugendes"  Bespritzen 
mit  Fungiziden  ist  empfejilenswert. 

Cl.  cucumerinum  ist  gleichfalls  überaus  schädüch ;  es  verursacht 
die  Krätze  der  Gurken.  Melonen  und  Kürbisse.  Die  Krankheit  befällt 
in  erster  Linie  die  Früchte.  Auf  denselben  erscheinen  mehr  oder  weniger 
zahlreich  unregelmäßige,  eingesunkene  Flecke,  die  mit  schwarzgrünen 
Pilzrasen  ausgeldeidet  sind.  Bei  starkem  Befall  schrumpfen  die  Früchte 
und  sterben  ganz  oder  teilweise  ab.  Besonders  haben  die  jungen  Früchte, 
oft  gleich  nach  dem  Ansetzen,  unter  dem  Schädiger  zu  leiden,  doch  bleiben 
auch  ältere  Früchte  nicht  verschont.  Auf  den  Blättern,  die  aber  seltener 
befallen  werden,  entstehen  unregelmäßige,  vertrocknende  und  später 
aufreißende  Flecke.  —  Es  kommen  die  gleichen  Bekämpfungsmaßnahmen 
wie  bei  Cl.  fulvum  in  Betracht. 

Dematiaceae  —  Phaeophragmiae^). 

A;   Steriles  Mycel  meist  nur  schwach  entwickelt.     Konidienträger  sehr 
kurz  und  nicht  als  solche  deuthch  differenziert,  nur  seitliche,  kurze 
Äste  darstellend.     Konidien  einzeln  stehend.     (Clasterosporieae.) 
I.  Konidien  weder  mit  Fortsätzen  noch  mit  Cilien  versehen: 

Clasterosporium. 
IL  Konidien  geschwänzt  oder  mit  cilienartigen  Fortsätzen: 

Ceratophorum. 


^)  Einschl.   Scolecosporae  vgl.   S.   217. 


Clastcrospiiriiiin.  —  Ccratophnrum.    —  Hdininthnsporium.  225 

B.  Steriles  Mycel  deutlicher  entwickelt.  Koiiiclieiiträger  in  der  Regel 
deutlich  differenziert.  Konidien  einzeln  akrogen  oder  am  Kanidien- 
träger  verteilt  oder  aucli  (bei  Corynespora)  in  Ketten,  aber  nicht 
wirtelig.  Konidienträger  nicht  oder  wenig  (jedenfalls  nicht  bäiini- 
chenartig  oder  penicilliuniartig)  verzweigt  ( Helminthosporieae). 
I.  Konidien  glatt. 

a)  Konidien  nicht  in  Ketten  gebildet. 

1.  Konidien  zylindrisch  oder  walzenförinio;: 

H  e  1  ni  i  11 1  h  o  s  p  o  r  i  u  ni . 

2.  Konidien   meist  sehr  lang   und   dünn: 

Cercospora. 

b)  Konidien  in  Ketten  gebildet:  Corynespora. 
II.  Konidien  stachlig  oder  rauhwarzig:           Heterosporium. 

Die  Gattung  Clasterosporium  ist  durch  ihre  geraden,  länglich  eiförmigen, 
gewöhnlich  zylindrischen  Konidien  ausgezeichnet   (Abb.  104.  Fig.  4). 

Cl.  glomerulosum  lebt  parasitisch  auf  .Juniperus  communis,  zu- 
weilen eine  Nadelschütte  bewirkend. 

Cl.  putrefaciens  erzeugt  im  Herbst  auf  den  erwachsenen  Blättern 
der  Rüben  braune  bis  schwarze  Flecke,  die  sich  oft  über  das  ganze  Blatt 
ausdehnen  und  es  zum  Absterben  bringen.  Es  ist  ein  ziemlich  verbreiteter 
Schädling. 

Cl.  carpophilum  (=  (1.  amygdalearum  oder  Coryneum  Beijerinckii) 
tritt  besonders  auf  den  Blättern  von  Kirschen.  Pflaumen,  Aprikosen, 
Pfirsichen  und  Mandeln  auf  und  ist  der  gefährlichste  Blattschädling  des 
Steinobstes.  Er  erzeugt  die  ..Schrotschußkrankheit"  der  Blätter;  auf 
denselben  entstehen  rundliche,  dunkelbraune,  meist  blutrot  umrandete 
Flecke,  welche  häufig  ausfallen,  wodurch  die  Blätter  das  Aussehen  be- 
kommen, als  seien  sie  mit  Sclirot  durchschossen^).  Der  Pilz  befällt  auch 
die  Früchte,  welche  infolgedessen  verkrüppeln,  sowie  die  Triebe.  Cl.  carpo- 
philum gehört  in  den  Entwicklungskreis  von  Ascospora  Beijerinckii 
(s.  S.  109).  Dort  wurden  auch  schon  die  angeblichen  Beziehungen  zur 
Gummosis  des  Steinobstes  erwähnt. 

Aus  der  Gattung  Ceratophorum  interessiert  nur  C.  setosum.  Dieser 
Pilz  schädigt  Cytisus  laburnum  (und  C.  capitatus),  indem  er  auf  Blättern 
und  Stengeln  der  Keimpflanzen  sowie  auf  den  Blättern  der  erwachsenen 
Pflanzen  Flecke  erzeugt  und  vorzeitigen  Blattfall  verursacht.  Die  Sporen 
sind  ausgezeichnet  durch  den  Besitz  von  fädigen,  spitzen,  hyalinen  Borsten 
von  Sporenlänge  an  der  Spitze  derselben. 

Die  Gattung  Helminthosporium  besitzt  Konidien.  die  zwar  zylindrisch 
oder  walzenförmig  (nicht  fädig),  jedoch  deutlich  länglich,  in  der  Regel 
mehr  als  doppelt  so  lang  als  breit,  sind  (Abb.  104,  Fig.  3). 

H.  gramineum  und  H.  teres  sind  wichtig  als  Schädiger  der  Gerste. 
—  H.  gramineum  erzeugt  die  Streifenkrankheit  derselben.    Die  befallenen 


^)  Schrotschußartige  Löcher  in  den  Blättern  können  alxn-  auch  durch  Bakterien  sowie 
durch  unvorsichtiges  Bespritzen  mit  Kupferkalkbriiho  verursacht  werden. 

Höstftr  man  n -Xoack  ,    l'ilzparasitäre  Ki;inklioitfn.  25 


22G  ScchsuiulzwMiizitrstes  Kapitol. 

Pflanzen  bleiben  von  Ende  Jnni  an  im  W'aehsluni  zmiiek.  Auf  den  Blättern 
treten  lange,  sehmale,  zuerst  blaßgelbe,  nachher  .schwarze  (Streifen  auf, 
deren  Zahl  allmählich  zunimmt,  so  daß  die  Blätter,  welche  überdies 
der  Länge  nach  aufschlitzen,  schließlich  eintrocknen.  Der  Ansatz  der 
Ähren  unterbleibt  oder  es  werden  nm^  leere  Ähren  entwickelt.  —  H.  teres 
ruft  die  Fleckenla'ankheit  oder  Braunfleckigkeit  der  Gerste  (die  Hel- 
minthosporiosis)  hervor.  Es  werden  kürzere,  getrennte,  braune  Flecken 
auf  den  Blattspreiten  erzeugt,  welche  jedoch  nicht  aufschlitzen.  Auch 
erreicht  die  Ähre  gewöhnlich  eine  mehr  oder  weniger  normale  Ausbildung. 
—  Die  Verbreitung  beider  Krankiieiten  geschieht  durch  das  Saatgut,  dem 
die  Helminthosporium-Konidien  anhaften.  Bei  H.  gramineum  dringt  das 
keimende  Mycel  vom  Korn  aus  in  den  Vegetationspunkt  ein  und  infiziert 
von  hier  aus  alle  Blatten*  der  betreffenden  Pflanze.  H.  teres  erzeugt  hin- 
gegen niu'  eine  Lokalinfektion  des  ersten  Laubblattes  und  erst  die  auf  diesem 
gebildeten  Konidien  verbreiten  die  Krankheit  auf  die  anderen  Blätter.  — 
Die  Bekämpfung  geschieht  durch  Beizung  des  Saatgutes.  —  Beide  Arten 
sollen  in-  den  Entwicklungsla'eis  von  Pleospora- Arten  gehören. 

H.  avenae  sativae,  den  beiden  vorigen  morphologisch  äußerst 
ähnlich,  findet  sich  auf  Hafer,  die  Helminthosporiosis  desselben  erzeugend. 
Flecke  rundlich,  nicht  streifenförmig.  Erzeugt  wie  H.  teres  nur  Lokal- 
infektionen. 

H.  turcicum  befällt  Mais,  auf  den  Blättern  gelbe,  dunkel  berandete 
Flecke  erzeugend,  die  sich  später  mit  schmutziggrauen  Rasen  •  bedecken. 

H.  iberidis  erzeugt  Flecken  auf  Iberis-Blättern. 

H.  lunariae  findet  sich  auf  den  Blättern  von   Lvniaria  biennis. 

Die  Gattung  Heterosporium  ist  der  vorigen  analog.  Die  Konidien 
zeigen  in  der  Regel  nu  hr  als  zwei  Scheidewände,  sind  aber  außen  —  das 
ist  charakteristisch  —  mit  mehr  oder  weniger  deuthchen  Stacheln  besetzt 
(Abb.  104,  Fig.  7). 

H.  allii  erzeugt  vertrocknende,  graubraiuie  Flecke  auf  den  Blättern 
von  Allium  ascalonicum  (Schalotte),  A.  fistulosum  (Winterzwiebel), 
A.  porrum  (Porree),  A.  sativum  (Knoblauch)  und  A.  schoenoprasum 
(Schnittlauch). 

H.  gracile  verursacht  Flecke  auf  den  Blättern  von  Iris-,  Gladiolus- 
und  Narcissus-Arten.  Auf  diesen  Pilz  ist  der  aus  Holland  bekannte  ,, Brand" 
der  Narzissen  zurückzuführen.  Nach  der  Blüte  färben  sich  die  Blätter 
gelb,  auf  den  toten  Blattstellen  erscheinen  schwärzliche  Pilzrasen. 

H.  variabile  ist  Erreger  einer  Blattfleckenkrankheit  des  Spinats. 
Flecke  rundlich  oder  unregelmäßig;  Rasen  oberflächlich,  olivengrün. 

H.  echinulatum  erzeugt  die  weitverbreitete  Schwärze  der  Nelken. 
Auf  Blättern,  Stengeln  und  Kelchen  erscheinen  länglichrunde,  gezonte. 
später  mit  schwärzlichen  Pilzrasen  bedeckte  Flecke,  die  oft  zusammen- 
fließen. Die  Blätter  vertrocknen  von  der  Spitze  her.  Die  Krankheit  richtet 
sowohl  in  Gewächshäusern  wie  im  Freiland  zuweilen  gioßen  Schaden  an. 
Lichter  Stand  der  Pflanzen  und  gute  Durchlüftung  sind  die  besten  Vor- 
beugungsmaßnahmen. 

H.  syringae  dürfte  die  LTrsache  einer  Blattkranldieit  des  Flieders 
sein.     Auf  den  Blättern  entstehen  große,  oft  unregelmäßige,  aber  in  der 


( 'orviiespora.  —  Cercosporn.  227 

Regel  abgerinidete,  etwas  heller  durclischeinende.  zuletzt  graubraun  und 
trocken  werdende  Flecke.  Auf  den  altern  Flecken  erscheinen  sanimetaitige 
oder  etwas  mehlige,  olivenfarbene  Pilzrasen. 

Die  Gattung  Corynespora  besitzt  umgekehrt  keulige.  dickwandige 
Konidien.  welche  in  Ketten  hintereinander  entstehen.  Zwischen  den 
einzelnen  Konidien  sind  hyaline  Zwischenstücke.  Von  der  ähnlichen 
Gattung  Alternaria  ist  Corynespora  durch  das  Fehlen  irgendwelcher 
Längswände  in  den  Konidien  unterschieden. 

C  melonis  (=  C.  mazei)  erzeugt  den  Blattbrand  der  Gurken  und 
Melonen.  Die  Krankheit  befällt  alle  grünen  Teile  der  Pflanze.  »Schon  auf 
den  Kotyledonen  erscheinen  bisweilen  bräunliche  Stellen.  Auf  den  Blättern 
zeigen  sich  eckige  Flecke,  deren  mittlere  Partien  vertrocknen  und  auf- 
reißen. Junge  Früchte  werden  durch  den  Befall  mißfarbig  und  schrumpfen 
ein.  Auch  ältere  Früchte  werden  fleckig  und  schrumpfen.  Auf  den  Flecken 
erscheinen  schwarzbraune,  sammetartige  Überzüge.  —  Die  Krankheit 
gefährdet  fast  ausschließlich  die  Treiberei  in  den  Warmhäusern,  der  Pilz 
gedeiht  am  besten  bei  einer  Temperatur  von  30°  C.  —  Zur  Bekämpfung 
ist  Wärme  und  Feuchtigkeit  zu  regeln.  Im  übrigen  sind  die  gleichen  Vor- 
schriften zu  beachten,  welche  bei  Claclosporium  fulvum  (s.  S.  224)  an- 
gegeben wurden. 

Die  Gattung  Cercospora  ist  ausgezeichnet  durch  die  langen  und  dünnen 
Konidien  und  die  gleichfalls  ziemlich  langen  und  dünnen  Konidienträger 
(Abb.  104.  Fig.  2).  Die  Unterscheidung  der  Arten  beruht  zum  großen  Teil 
auf  der  Verschiedenheit  der  Xährpflanze.  Sind  die  Pilzrasen  noch  jung,  so 
vergleiche  man  die  für  dieselbe  Nährpflanze  bei  Ramularia  eventuell 
angegebenen  Arten.  Es  kann  in  diesem  Falle  eine  kurze  Aufzählung 
der  wichtigsten  Krankheitserreger  genügen. 

C.  Preisii  findet  sich  auf  den  Blättern  kultivierter  Phoenix-Arten. 

C.  asparagi  auf  Asparagus  officinalis. 

C.  odontoglossi  auf  Odontoglossum  crispum,  die  Blätter  abtötend 
und  sich  schnell  verbreitend. 

C.  Bolle  an a  auf  Ficus  carica. 

C.  beticola  auf  Rüben.  Erzeugt  auf  den  Blättern  zahlreiche,  rund- 
liche, in  der  Mitte  eintrocknende  Flecke.  Später  erscheinen  auf  der  Blatt - 
Unterseite  die  Konidienträger.  Bei  starkem  Befall  sterben  die  Blätter  ab. 
Richtet  zuweilen  erheblichen  Schaden  an. 

C.  spinaciae  auf  den  Blättern  von  Spinacia  oleracea. 

C.  armoraciae  auf  den  Blättern  von  Gochlearia  armoracia. 

C.  Bloxami  auf  den  Blättern  von  Brassica  rapa  var.  rapifera. 

C.  cheiranthi  auf  den  Blättern  von  Cheiranthus  cheiri. 

C.  resedae  auf  den  Blättern  von  Reseda  odorata. 

C.  marginalis  auf  den  Blättern  von  Ribes  grossularia. 

(*.  tomenticola  auf  den  Blättern  von  C'vdonia  vulgaris. 

C.  cerasella  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Prunus  cerasus  und 
Pr.  avium;  gehört  in  den  Entwicklungslo-eis  von  Mycosphaerella  cerasella 
(s.  S.   112). 

C.  circumscissa  auf  den  Blättern  von  Prinius  domestica,  Pr.  spinosa 
und  Pr.  scroti  na. 


228  Sochsuiidzwanzigstcs  Kapitel. 

C.  zoiiata  auf  den  Blättern  von  Vieia  faba.  Konidien  meist  mit  vier 
Scheidewänden. 

C.  fabae  gleichfalls  auf  Blättern  von  Vicia  faba.  Konidien  mit  sieben 
bis  neun  Scheidewänden. 

C.  olivascens  auf  Blättern  von  Phaseolus  vulgaris. 

C.  ailanthi  kommt  auf  jüngeren  Blättern  von  Ailanthus  glandulosa 
in  Baumschulen  vor. 

C.  acerina  auf  den  Kotyledonen  von  Acer  pseiidoplatanus,  A.  plata- 
noides  und  A.  opalus.     Die  Pflänzchen  sterben  infolge  des  Befalles  ab. 

C.  vitis  und  C.  Rösleri  finden  sich  auf  den  Blättern  der  Weinrebe. 

C.  microsora  ist  verbreitet  auf  den  Blättern  von  Tilia  cordata, 
T.  intermedia,  T.  platyphyllos  und  T.  americana. 

C.  althaeina  findet  sich  auf  den  Blättern  von  Althaea  rosea. 

C.  violae  ist  nicht  selten  auf  den  Blättern  von  Viola  odorata. 

C.  myrti  kommt  auf  den  Blättern  kultivierter  Myrten  vor. 

C.  apii  findet  sich  auf  Apium  graveolens;  die  var.  petroselini  auf 
Petroselinum  sativum,  die  var.  carotae  auf  Daucus  carota. 

C.  neriella  befällt  die  Blätter  von  Nerium  oleander. 

C.  Concors  erzeugt  Flecke  auf  den  Blättern  der  Kartoffeln. 

Dematiaceae       Phaeodictyae. 

A.  Konidienträger   nicht    typisch    ausgebildet,    meist    niu'    Seitenzweige 
des  M^'cels  darstellend  oder  fast  ganz  fehlend:    Sporodesmium. 

B.  Konidienträger  meist  deutlich  ausgebildet,  jedenfalls  nicht  bloß  einen 
Mycelzweig  darstellend. 

I.  Konidien  einzeln  am  Ende  des  Trägers. 

a)  Konidienträger  als  niederliegende,  seitliche  Mycelzweige  aus- 
gebildet: Stemphylium. 

b)  Konidienträger  aufrecht,  nur  etwas  schlaff,  fast  stets  büschelig : 

Macrosporium. 
II.  Konidien  in  der  Regel  zu  Ketten  verbunden. 

a)  Konidien  umgekehrt  keulig:  Alternaria. 

b)  Konidien  nicht  keulig.  sehr  verschiedenartig: 

F  u  m  a  g  o . 

Die  Gattung  Sporodesmium  ist  ausgezeichnet  durch  die  unmittelbar 
oder  mittels  kurzer  Stielchen  den  Hyphen  aufsitzenden,  oft  ziemlich 
großen,  durch  Querwände  gefächerten  und  durch  Längswände  nochmals 
geteilten  Konidien. 

Sp.  (species  ?)  soll  auf  jungen  Trieben  und  Blattstielen  der  Stachel- 
beeren längliche,  braunschwarze  Flecke  hervorrufen.  Häufig  fallen  die 
noch  unreifen  Beeren  von  den  kranken  Trieben  ab.  Doch  \\'erden  auch 
die  Früchte  selbst  zuweilen  befallen  und  schrumpfen  ein. 

Sp.  solani  varians  wird  als  Erreger  der  Dürrfleckenkrankheit  der 
Kartoffelblätter  angegeben.  Dürfte  richtiger  zu  Alternaria  solani  zu  stellen 
sein  (s.  d.). 

Sp.  mucosum  var.  pluriseptatum  erzeugt  auf  den  Blättern  der 
Gurken  braune,  trockene  Flecke,  welche  später  zerbröckeln.  Die  Krank- 
heit kann  zur  teilweisen  Vernichtune;  der  Blätter  führen. 


Macrosporiuin.  —  Alteriiaria.  229 

Sp.  scorzonerae  verursacht  rundiiche,  lederbraune,  blutrot  um- 
randete, oft  zusammenfließende  Flecke  auf  den  Blättern  der  Schwarz- 
wurzeln.    Auch  die  Ausbildung  der  Wurzeln  leidet  bei  stärkerem  Befall. 

Aus  der  Gattung  Stemphylium  interessiert  nur 

St.  ericoctonum.  Dieser  Pilz  findet  sich  auf  den  kultivierten  Erica- 
Arten,  die  ..Bräune"  oder  den  ,, Rußtau' •  der  Eriken  erzeugend.  Die  Xadeln 
färben  sich  rostbraun  und  fallen  ab,  einzelne  Zweige  vertrocknen.  An  der 
Xadelbasis  findet  sich  ein  zartes  schwarzes  Mycel.  —  Schädigungen  durch 
diesen  Pilz  gehen  meist  mit  Kulturfehlern  Hand  in  Hand.  Man  halte  die 
Kulturen  trocken  und  lüfte  bei  nur  schwacher  Heizung. 

Die  Gattung  Macrosporium  bietet  große  Schwierigkeiten,  sowohl 
was  die  Abgrenzung  gegen  andere  Gattungen  wie  diejenige  der  verschie- 
denen Arten  untereinander  anbelangt.  Charakteristisch  für  die  Gattung 
sind  die  keulenförmigen,  mauerförmig  geteilten  Konidien.  Da  aber  die 
Konidien  an  älterem  Material  gewöhnlich  nicht  mehr  ansitzen,  so  ergeben 
sich  dann  weitere  Zweifel,  ob  die  lose  anliegenden  Konidien  zur  betreffen- 
den Art  gehören  (vgl.  Lindau  in  Rabenhorsts  Krvptogamenflora.  Pilze 
IX.  Abt.). 

M.  avenac  verursacht  anderwärts  eine  Gelbfärbung  der  Blätter 
des  Hafers. 

M.  parasiticum  findet  sich  auf  den  Blättern  ver.schiedener  Allium- 
Arten,  besonders  auf  Gewebe-Partien,  welche  von  Peronospora  Schlei- 
deni  abgetötet  worden  sind  und  geht  von  diesen  dann  wohl  auch  auf  ge- 
sunde (rewebe  über. 

M.  pe largo nii  kommt  auf  Blättern  kultivierter  Pelargonien  vor. 

M.  violae  erzeugt  regelmäßige,  kreisrunde,  ockerfarbene  Flecke  auf 
den  Blättern  von  Viola  odorata. 

M.  dauci  wurde  als  Urheber  einer  in  Dänemark  und  Südschweden 
vielerorts  sehr  verheerend  auftretenden  Möhrenkrankheit,  die  auch  in 
Pommern  beobachtet  wurde,  der  sogenannten  ,,Kräuselkrankheif  an- 
gesehen, bei  welcher  sich  die  Blätter  stark  kräuseln  und  einrollen,  worauf 
das  Wachstum  der  Pflanzen  bald  gänzlich  aufhört.  Xeuerdings  wird  die 
Krankheit  jedoch  auf  einen  Blattfloh:  Trioza  \iridula  zurückgeführt. 

M.  solani.  An  dieser  Stelle  könnte  nach  einem  Pilz  gesucht  werden. 
welcher  bekannt  ist  als  Erreger  der  Dürrfleckenkrankheit  der  Kartoffeln 
und  der  Tomaten.  Da  die  Konidien  bei  lebhaftem  Wachstum  aber  auch 
Ketten  zu  bilden  vermögen,  so  ist  der  Pilz  zu  Alternaria  (s.  d.)  gestellt 
worden. 

M.  tomato  erzeugt  große,  eingefallene,  mißfarbige  Flecke  auf  den 
Früchten  der  Tomaten.  Dieselben  breiten  sich  vom  Stielansatz  oft  über 
die  Hälfte  der  Frucht  und  mehr  aus:  sie  überziehen  sich  mit  einem 
sammetartigen,  schwarzen  Pilzrasen. 

M.  lycopersici  ruft  gleichfalls  dunkele  Flecke  auf  Tomatenfrüchten 
hervor. 

M.  melophthorum  soll  Flecke  auf  den  Blättern  und  jungen  Früchten 
der  Gurken  verursachen. 

Die  Gattung  Alternaria  ist  charakterisiert  durch  die  umgekehrt 
keuligen,  in  Ketten   gebildeten  Konidien   (Abb.  104.  Fig.  5).     Unter  Um- 


230  SechsuiKlzwanzigstcs  Kapitel. 

ständen  können  die  farblosen  Spitzen  der  Konidien  hyaline  Zwischen- 
stücke vortäuschen.  Oft  ist  der  Zusammenhang  der  Ketten  gestört  und 
nur  eine  ansitzende  Konidie  zu  beobachten.  Dann  ist  die  Möglichkeit 
der  Verwechslung  mit  Macrosporium  gegeben. 

A.  brassicae,  der  ,, Raps  verderber",  schädigt  besonders  den  Raps. 
Er  befällt  alle  grünen  Teile,  besonders  die  Schoten,  schwarzbraune,  später 
vertrocknende  Flecke  erzeugend. 

A.  brassicae  var.  somniferum  findet  sich  auf  den  Früchten  des 
Ölmohn. 

A.  tenuis  befällt  die  jungen  Keimpflanzen  des  Tabak,  die  als 
,, Schwamm"  bezeichnete  Krankheit  hervorrufend.  Sie  ist  ein  Gelegenheits- 
parasit, der  besonders  auftritt,  wenn  die  Saatbeete  zu  naß  und  zu  dunkel 
gehalten  werden  und  dann  Kahlstellen  erzeugt.  Der  Pilz  kann  auch  auf 
die  Blätter  übergehen.  Er  ist  durcli  Saatgut  übertragbar.  Er  findet  sich 
außerdem  auf  vielen  anderen  Pflanzen,  ist  aber  nur  unter  besonderen 
Umständen  schädlich. 

A.  solani  (=  Macrosporium  solani.  s.  a.  d..  ebenso  siehe  Sporodesnnum 
solani  vaiians)  erzeugt  die  sogenannte  Dürrfleckenkrankheit  oder  Blatt- 
bräune des  Kartoffelkrautes.  Die  Blätter  zeigen  mehr  oder  weniger  zahl- 
reiche, kleine,  schaif  begrenzte,  später  eintrocknende  Flecke,  die  mit  der 
Zeit  zusammenfließen  und  zum  Vertrocknen  des  ganzen  Blattes  führen 
können.  Auch  Blattstiele  und  Stengel  werden  zuweilen  befallen.  Die 
Krankheit  ist  weitverbreitet,  richtet  aber  im  allgemeinen  keinen  größeren 
Schaden  an.      Sie  befällt   besonders  frühe   Speisekartoffeln. 

Aus  der  Gattung  Fumago  inteicssicrt  nur  F.  vagans.  einer  der  Er- 
reger des  Rußtaus  (s.  S.  90).  Der  Filz  geluht  in  den  Entwicklungskreis 
A'on  Apiosporium  saHcinum.  dessen  Perithecien  aber  nur  äußerst  selten 
gefunden  werden.  Er  ist  in  seiner  äußeren  Gestaltung  so  mannigfaltig, 
daß  sich  nicht  ohne  weiteres  beurteilen  läßt,  ob  alles  unter  dem  Namen 
Fumago  vagans  zusammengefaßte  zu  einer  Art  gehört   (vgl.  a.  a.   0.). 

Stilbaceae. 

Die  Fanülie  der   Stilbaceen  wird  in  zwei    L'nterfamilien  eingeteilt: 
I.  H\^hen  und  Konidien  hyalin  oder  blaß  gefärbt :    Hyalostilbeae. 
II.  Hyphen  und  Konidien  dunkel  gefärbt:  Phaeostilbeae. 

Stilbaceae    -  Hyalostilbeae  -  Hyalosporae. 

Phj-topathologisch  wichtige  Gattungen  fehlen  dieser  Gruppe.  Hin- 
gegen ist  aus  anderen  Gründen  erwähnenswert  die  Gattung  Isaria.  Ver- 
schiedene Arten  dieser  Gattung  leben  parasitisch  auf  Insekten ;  sie  gehören 
als  Konidienformen  in  den  EntAvicklungskreis  von  Cordyceps-Arten 
(s.  S.  103).  Sie  könnten  u.  U.  einmal  für  biologische  Bekämpfungsmaß- 
nahmen Interesse  gewinnen. 

Stilbaceae  —  Phaeostilbeae  —  Phaeosporae. 

Xur  wenige  Arten  dieser  Gruppe  sind  von  Bedeutung.  Die  Gattung 
Stysanus  besitzt  Coremien.  welche  sich  an  der  Spitze  in  konidientragende 
H}i)henrispen  auflösen.  Die  Konidien  werden  in  Ketten  gebildet,  sind 
länglich   (bei  St.  veronicae  spindelförmig),  fast  hyalin. 


Tubfrculariaceac  —  mucediiieae.  231 

St.  veronicae  erzeugt  Flecke  auf  den  Blättern  der  kultivierten 
Veronica  longifolia.  .Später  vertrocliiien  die  Blätter  und  fallen  ab.  Auf 
der  Unterseite  zeigen  sich  bräunliche   Schimmelrasen. 

Stilbaceae  —  Phaeostilbeae  —  Phaeophragmiae. 

Von  Interesse  ist  nur  die  Gattung  Isariopsis.  Dieselbe  besitzt  schlanke, 
un verzweigte,  aus  lockeren  Hyphen  gebildete  Coremien,  welche  lediglich 
an  der  Spitze  in  Köpfchen  oder  einzeln  (jnicht  in  Ketten)  die  Konidien 
bilden.     Konidien  mit  ein  oder  mehreren  Scheidewänden. 

I.  griseola  erzeugt  die  wohl  auch  bei  uns  vorkommende  Blattbräune 
der  Bohnen.  Auf  den  Blättern  entstehen  kleine,  meist  durch  die  Blatt- 
nerven begrenzte  braune  Flecke,  auf  deren  Unterseite  kleine,  braune 
Pilzräschen  erscheinen. 

Tuberculariaceae. 

Nach  der  Färbung  der  H}7Dhen  und  Konidien  werden  zwei  Unter- 
familien unterschieden : 

I.   Hyphen  und  Konidien  hyalin  oder  blaß  gefärbt: 

Tuberculariaceae   m  u c e  d i ne a e . 
II.  Hyphen  und  Konidien  dunkel  gefärbt : 

Tuberculariaceae  dematieae. 
Die  Tuberculariaceae  dematieae  sind  phytopathologisch  ohne  beson- 
deres Interesse. 

Tuberculariaceae  —  mucedineae  —  Hyalosporae. 

Wichtig  ist  die  Gattung  Tubercularia,  welche  an  den  festen,  höcker- 
förmigen,  meist  rot  gefärbten  Fruchtlagern  stets  kenntlich  ist. 

T.  vulgaris  besitzt  hervorbrechende,  warzenförmige,  leuchtend 
zinnoberrote  Fruchtlager.  Die  Konidienträger  seitlich  mit  kurzen  alter- 
nierenden Nebenästen.  Konidien  ellipsoidisch-länglich.  Der  Pilz  erzeugt 
die  Rotpustelkrankheit  der  Holzgewächse.  Er  gehört  als  Konidienform 
in  den  Entwicklungskreis  von  Nectria  cinnabarina  (s.  S.  93).  Dort  wurde 
seine   Schädlichkeit    und    seine    Bekämpfung    bereits    eingehend   erörtert. 

Die  Gattung  Tuberculina  umfaßt  eine  Anzahl  Parasiten  auf  den 
Fruchtlagern  der  Uredinineen.  Ein  Eingehen  auf  diese  an  sich  interessanten 
Formen  würde  aber  zu  \\'eit  führen. 

Tuberculariaceae  —  mucedineae  —  Phragmosporae. 
Die  Gattung  Fusarium  ist  charakterisiert  durch  die  in  typischer  Aus- 
bildung sichelförmigen,  beidendig  spitz  oder  zugespitzten  Konidien  mit 
mehr  als  einer  Scheidewand  (Abb.  104,  Fig.  1).  —  Die  Abgrenzung  der 
Arten  bereitet  zum  Teil  große  Schwierigkeiten,  auch  der  Parasitismus 
vieler  ist  noch  nicht  hinlänglich  geklärt.  Verschiedene  Arten  der  ,,Sichel- 
sporlinge"  gehören  als  Konidienfruchtformen  in  den  Entwicklungskreis  von 
Nectria- Arten  und  verwandten  Hypocreaceales. 

F.  blasticola  ist  ein  Schädiger  der  Nadelholzkeimlinge;  vgl.  Fusoma 
parasiticum  S.  220. 


232  ^Stc•]l^ululz\v;^ll/i^^lLS  Kapitel. 

F.  avoiiaccuin.  F.  lieterosporuni.  F.  rüscum  u.  a.  erzeugen 
kleine,  rosenrote  oder  orangegelbe  Polster  anf  den  Spelzen  bzw.  auf  den 
Blättern  verschiedener  Gtticidcarten. 

F.  minimum  (=  F.  niva^e)  ist  der  Erreger  des  SehneeschimmeJs. 
Avelcher  häufig  die  ausgewinterten  Roggensaaten  schädigt.  Es  gehört  in 
den  Entwicklungskreis  von  Calonectria  giaminicola  (s.  S.  101). 

F.  betae  erzeugt  auf  den  Rüben  von  Beta  vulgaris  gelbe  unregel- 
mäßige, runzelige  Warzen  von  einigen  Zentimetern  Breite. 

F.  dianthi  verursacht  eine  Fußkranldieit  von  Dianthus  caryophyllus 
veibunden  mit  einem  Vergilben  mid  Verkrümmen  der  Blätter.  Die  er- 
krankten  Stöcke  sterben  allmählich  ab. 

F.  brassicae  schädigt  die  Kohl-  und  Krautarten  sowie  Raps  und 
Rübsen,  an  deren  Wurzeln  es  orangegelbe,  filzige  Flecke  von  5  bis  6  cm 
Dmx'hmesser  erzeugt. 

F.  gemmiperda  bewirkt  eine  Erkrankung  mid  Zerstörung  der 
Blütenknospen  von  Prunus  cerasus  var.  acida  und  Pr.  mahaleb.  Auf 
den  Knospen  erscheinen  schneeweiße  Rasen.  Der  angerichtete  Schaden 
ist  zuweilen  beträchtlich. 

F.  rhizogenum  befällt  die  Wurzeln  von  Apfel-  und  Kirschbäumchen, 
welche  in  der  Folge  absterben.  Auf  und  in  den  AA'urzeln  findet  sich  Mycel, 
an  der  Oberfläche  zeigen  sich  auch  Fruchtlager  des  Pilzes^). 

F.  herbarum  {=  F.  putrcfaciens)  ist  der  Erreger  einer  Fäule  der 
Apfelfrüchte  (vgl.  S.  37).  Dieselben  werden  inwendig  schwarz,  faulen 
und  nehmen  einen  bitteren  Geschmack  und  Geruch  an, 

F.  vasinfectum  (richtiger  vielleicht  F.  redolens)  erzeugt  die 
St.  Johanniskiankheit  der  Erbse  (so  benannt,  weil  sie  um  den  Johannis- 
tag herum  auftritt).  Es  ist  dies  eine  sogenannte  ,, Welkekrankheit" : 
ganze  Pflanzen  welken  und  sterben  ab;  die  Wurzeln  sind  vertrocknet. 
—  Der  Pilz,  welcher  als  Fäulniserreger  im  Boden  häufig  ist,  kann  von 
rissigen  Stellen  am  Wurzelhals  aus  in  die  Wurzeln  eindringen.  Er  wächst 
in  Rinde  und  Holzkörper  derselben,  in  den  höher  gelegenen  Teilen  der 
Pflanze  nur  in  den  Gefäßen.  Er  verstopft  dieselben  durch  Gummiaus- 
scheidungen und  führt  so  den  Untergang  der  betreffenden  Pflanze  herbei. 

F.  Vogelii  verursacht  rundliche,  dunkelbraune  Flecke  auf  den 
Blättern  von  Robinia  pseudacacia. 

F.  Zavianum  schädigt  in  Oberitalien  die  W^einreben,  indem  es  an 
Ranken,  Blattstielen,  dünnen  Zweigen  und  Blütenstielen  schwarzbraune, 
unregelmäßige  Flecke,  in  denen  das  Gewebe  abstirbt,  hervorruft. 

F.  solani  ist  der  Erreger  einer  ..Fusariumfäule"  oder  W^eißfäule  der 
Kartoffelknollen.  Der  Pilz  stellt  eine  Konidienform  von  Nectria  solani  dar 
(vgl.  S.  100)  und  wurden  die  von  ihm  hervorgerufenen  Krankheits- 
erscheinungen bereits  besprochen.  Er  ist  nach  neuerer  Anschauung  aber 
in  der  Hauptsache  ein  sapophytischer  Bewohner  de:  KartoffeJknollen. 
Als  häufigster  ur.d  veibieitets'ler  Erreger  der  Trockenfäule  ist  jetzt 
Fusarium  coeiuleum  eikannt  worden. 

F.  acuminatum  erzeugt  eine  Fäule  der  reifen  wie  unreifen  Tomaten. 
Durch  das  Hinzukommen  von  Bakterien  werden  in  der  Regel  die  Zer- 
setzungserscheinungen noch  beschleunigt . 


^)  Nach  neuerer  Ansieht    soll    es  sich   bei  dieser  Erkrankung  um  Raaiularia  macro- 
spora  handehi. 


Sterile  Mycde.  238 

F.  niveuni  Aviitl  als  Ursache  einer  Welkekrankheit  der  Gurken  an- 
gegeben. Die  Pflanzen  welken  plötzlich  und  gehen  zugrunde:  auf  ihnen 
treten  weiße   .Schimmelrasen  auf. 

^Schließlich  sei  noch  des  allgemeinen  Interesses  Avegen  F.  aquaeduc- 
tuum  erwähnt,  welches  sich  in  Wasserleitungsröhren,  ferner  in  Abwässern 
und  sonstigen  verschmutzten  Wässern  freischwimmend  oder  angeheftet 
findet.  Es  gehört  zu  den  intensivsten  Reinigern  der  Schmutzwässer. 
Außerdem  findet  es  sich  a-l3er  auch  in  den  Schleimflüssen  der  Laubbävime. 

Sterile  Mycele. 

Es  bleibt  noch  übrig,  einige  Worte  über  die  bekanntgewordenen  und 
beschriebenen  ..sterilen  Mycele"  zu  sagen.  Sie  besitzen  insofern  große 
praktische  Bedeutung,  als  einige  von  ihnen  wichtige  Schädiger  von  Kultur- 
pflanzen sind.  Anderseits  ist  aber  nicht  zu  verkennen,  daß  eine  genaue 
Umschreibung  der  Typen  kaum  möglich  ist.  —  Es  seien  nur  folgende 
,,rormgattungen"  erwähnt: 
I.  Mycel  Sklerotien  bildend. 

a)  Sklerotien  stets  vorhanden  und  auffällig,  Mycel  dagegen  zurück- 
tretend :  Sclerotium. 

b)  Sklerotien  selten  gebildet   und  gegen  das  Mycel  zurücktretend: 

Rhizoctonia. 
IL  Keine  Sklerotien  bildend. 

Mycel  außerhalb  der  Pflanzenteile,  dicke  starre  Stränge  bildend : 

Rhizomorpha. 

Sklerotien  werden  von  einer  großen  Anzahl  systematisch  sehr  ver- 
schiedener Pilze  ausgebildet.  Körper,  welche  zur  Gattung  Sclerotium  zu 
stellen  sind,  können  daher  zu  den  verschiedenartigsten  Pilzen  gehören, 
z.  B.  zu  Claviceps-,  Sclerotinia-,  Coprinus-  usw.  Arten.  Nachstehend  einige 
der  wichtigsten : 

Sc.  clavus  gehört  zu  Claviceps  purpurea  (vgl.   S.   102). 

Sc.  cepivorum  findet  sich  in  Gestalt  kleiner,  kugeliger,  schwarzer 
Körper  zwischen  den  Zwiebelschalen  von  Allium  cepa.  Die  befallenen 
Zwiebeln  faulen,  wodurch,  besonders  auf  dem  Winterlager,  öfter  erheblicher 
Schaden  angerichtet  wird. 

Sc.  balsaminae  lebt  in  den  Stengeln  von  Impatiens  glandulifera. 
Es  werden  im  Gewebe  des  Stengels  zahllose,  kaum  y^o  mm  Durchmesser 
habende  Sklerotien  ausgebildet.  Die  erlvrankten  Gewebe  sehen  wie  gekocht 
aus.     Der  Stengel  fällt  um  und  die  Pflanze  stirbt  bald  ab. 

Sc.  varium  findet  sich  an  Stengeln  und  Blattnerven  von' Brassica, 
seltener  von  anderen  Pflanzen.  Ein  alter  Aberglaube,  der  noch  im  Jahre 
1921  in  einer  gärtnerischen  Zeitschrift,  deren  Name  besser  verschwiegen 
werden  soll,  aufgewärmt  wurde,  erblickt  in  den  kleinen  Sklerotien  (welche 
sich  auf  den  Blättern  finden!)  Samen,  aus  denen  ,, besonders  kräftige 
Pflanzen  hervorgehen'". 

Sc.  tulipae  kommt  auf  Blättern,  vStengeln  und  Kapseln  kultivierter 
Tulipa  Gesneriana  vor. 

Anderer  gärtnerisch  wichtiger  Sklerotium-Formen  wurde  schon  früher 
Erwähnung  getan,  vgl.  besonders  die  Gattung  Sclerotinia  (S.  137 ff.). 

Als  Rhizoctonia  werden  sterile,  strangartige  Mycelhyphen  zusammen- 
gefaßt, welche  oft  im  Innern  von  Pflanzenteilen  verlaufen. 


234  Öcchsundzwanzigstes  Kapitel. 

Rli.  violacea,  der  Wurzeltöter,  ist  ein  weil  verbreiteter  Schädling 
zahlreicher  K\ilturge wachse  wie  Asparagus,  Beta,  Solaiuim  tuberosum  usw. 
—  Zur  Erntezeit  welken  die  BLätter  der  Wurzelgewächse.  Die  Wurzeln 
sind  mit  einem  violettroten  Filz  bekleidet ;  die  Hyphen  kriechen  zwischen 
Holz  und  Rindenteil.  Häufig  sind  die  Wurzeln  an  den  befallenen  Partien 
eingeschnürt.  —  Trotz  aller  Untersuchungen  ist  die  Zugehörigkeit  zu 
Hypochnus  usw^  nicht  erwiesen.  —  Die  Bekämpfung  geschieht  durch 
Fruchtwechsel  und  Bodendesinfektion. 

Von  der  Formgattung  Rhizomorpha  möge  nur  Rh.  subcorticalis 
Erwähnung  finden,  welche  zu  Armillaria  mellea,  dem  Hallimasch,  gehört 
und  bereits  in  Kap.  XXIII  seine  Würdigung  gefunden  hat. 


Schlüssel 
zur    Bestimmung   der    gärtnerisch    wichtigsten    pilzparasitären 
Pfl.anzenkrankheiten    nach    leicht  kenntlichen  Merkmalen    (ge- 
ordnet nach  Nährpflanzen)'). 

A.  Erkrankungen  der  Obstgehölze. 
1.  Pirus  communis,  Birnbaum. 

a)  Wurzel. 

1.  Die  zarten  Wurzeln  sterben  (bei  Abschluß  von  der  Luft  durch 
übermäßige,  stagnierende  Bodenfeuchtigkeit)  unter  Entwicklung 
eines  üblen  Geruches  ab: 

(Wurzelfäule)  Bacillus  amylobacter. 

2.  Die  Wurzeln  sind  von  weißen  und  braunen  Mycelfäden  überzogen. 
Auf  der  Wurzelrinde  entwickeln  sich  reihenweise  kleine,  schwarze 
Kör  per  c  he  n: 

(Wurzeltöter)  Ro^>ellinia  necatrix. 

3.  An  den  Wurzeln  oder  am  Wurzelhals  treten  nuß-  bis  faustgroße 
oder  auch  noch  bedeutend  größere  Verdickungen  mit  warzigrauher 
Oberfläche  auf; 

( Wurzelkropf )  B  a  c  t  e  r  i  u  m  t  u  m e  f  a  c  i  e  n  s . 

b)  Stamm. 

1.  Am  Grunde  der  Stämme  zeigt  sich  ein  Hutpilz  (Beschreibung 
S.  192  vergleichen!).  Die  befallenen  Bäume  kränkeln  und  gehen 
bald  vollends  zugrunde : 

(HalUmasch)  Armillaria  mellea. 

2.  An  den  Stämmen  finden  sich  fleischige  oder  holzige,  oft  mehr 
oder  weniger  konsolförmige  Pilzkörper  von  sehr  verschiedener, 
aber  ansehnlicher  Größe ; 

Baumschwämme  (vgl.  S.  ISöff.) 

c)  Äste  und  Zweige. 

1.  An  den  Ästen  und  Zweigen  finden  sich  Krebsstellen  (Abb.  38 
S.  97): 

(Krebs)  Nectria  galligena. 

2.  Die  Rinde  ist  blasig  aufgetrieben  und  platzt  schließlich  auf.  In 
den  Rissen  zeigen  sich  schwärzliche  Krusten: 

(Grind)  Venturia  pirina  (Fusicladium). 

3.  An  abgestorbenen  Ästen  brechen  orangefarbene  Pusteln  hervor: 

(Rotpustelkrankheit)  Nectria  cinnabarina. 

d)  Triebe. 

1.  Auf  den  noch  grünen  Trieben  zeigen  sich  schwarzgrüne,  sammet- 
artige  Flecke,  welche  sich  in  ähnlicher  Weise  besonders  auf  den 
Blattunterseiten  finden : 

(Rußfleckenkrankheit)      Venturia  pirina  (Fusicladium). 


1   Tabellen    konnten    nur    die    wichtigsten   Xährpflanzen    und    .Schädiger 
finden.     Ein   vollständiges  Verzeichnis    der  im  Text   angeführten  Xähr- 


*)  In    diesen   Tabellen 
Berücksichtigung 

pflanzen   (auch  der  Zierpflanzen)    mit   allen   dafür   angegebenen  Parasiten^  findet  man  in 
Register  II. 


236    ^(•liliii?>'el  zurBcstiiniiuiiiLi  d.  uiiilnerisrch  wichtigsten  pilzparaüiliiion  Pflanzenkrankheiten. 

2.  An  den  oberen  Teilen  der  Triebe  finden  sicli  kleine,  anfangs 
dnnkelrote,  später  braune,  unregelmäßige  Fleeke,  welche  nicht 
selten  zusammenfließen  (die  jedoch  in  der  Regel  auf  den  Blättern 
reichlicher  inul  auffallender  sind): 

(Blattbräime)  Stigmatea  mespili   (Entomosporium). 

;].  Absterben  der  Triebspitzen  kann  auf  Mehltaubefall  zurückzu- 
führen sein  (vgl.  Apfelmehltau  8.   S3). 

4.  Die  jungen  Triebe  welken,  hängen  herab  und  verdorren.  Es  er- 
scheinen ockergelbe,  nmde  Schimmelpolster.  Die  vertrockneten 
Blätter  fallen  in  der  Regel  nicht  ab: 

(Triebdürre)  Sclerotinia  fructigena  (Monilia). 

e)  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern  entstehen  nacli  der  Blattoberseite  vorgewölbte, 
größere,  bhisenförmige,  anfangs  giüne.  später  rötliche  Auftrei- 
binio;en.  Die  Blätter  bräunen  sich  und  sterlx*n  ab: 
(Blattbeulenkrankheit)  Taphrina  bull  ata. 
'2.  Besonders  die  am  Ende  der  Triebe  sitzenden  Blätter  sind  mit 
einem  weißen  Mycel  melilartig  überzogen.  Die  Blätter  ver- 
krümmen sich  und  vertrocknen.  (Die  Krankheit  ist  bei  dem 
Apfelbaum  viel  häufiger): 

(Apfelmehltaii)  Podosphaera  leucotricha. 

3.  Auf  den  Blättern,  besonders  auf  den  Unterseiten,  finden  sich 
schwarzgrüne,  sammetartige  Ek'cke.  die  sich  rasch  vergrößern. 
Bei  stärkerem  Befall  werden  die  Blätter  vorzeitig  abgeworfen : 

(Rußfleckenkrankheit)      Venturia  pirina  (Fusicladium). 

4.  Es  entstehen  sehr  zahlreiche,  kleine,  anfangs  dunkelrote,  später 
braun  werdende,  um-egelmäßige.  auf  beiden  Seiten  sichtbare 
Flecke,  welche  nicht  selten  zusammenfließen.  Die  Blätter  bräunen 
sich  oft  völlig  und  krümmen  sich  nuüdenförmig  ein : 

(Blattbräune)  Stigmatea  mespili  (Entomosporium). 

5.  Auf  den  Blättern  entstehen  immer  zahlreicher  werdende,  rund- 
liche Flecke  von  2  bis  3  mm  Durchmesser.  Später  vertrocknen 
dieselben  in  der  Mitte,  so  daß  braun  umrandete,  helle  Flecke  ent- 
stehen (Abb.  43.  S.  111): 

( Wei  ßf  leckenkrankheit )  M  y  c  o  s  p  h  a  e  r  e  1 1  a  s  e  n  t  i  n  a(  Septoria) . 

6.  Auf  den  Blättern  erscheinen  orangerote  Flecke,  auf  deren  Ober- 
seite sich  kleine,  dunklere  Wärzchen,  später  auf  der  Unterseite 
bis  zu  2  mm  lange  und  U  '2  mm  dicke  kegelförmige  Körper  bilden 
(vgl.  Abb.   80,   S.    168): 

(Gitterrost)  Gymnosporangium  sabinae. 

7.  Verfärbte  oder  vertrocknete  Flecke  auf  den  Blättern  können 
außerdem  durch  verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden. 
Verzeichnis  derselben  s.  Register  II,  Pirus  communis. 

5.  An  jungen  Trieben  welken  und  verdorren  alle  Blätter  (vgl.  d  4) : 

(Triebdürre)  Sclerotinia  fructigena  (Monilia). 

0.  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,  mattweißes  Aussehen: 

(Milchglanz)  Stereum  purpureum, 

f)  Früchte. 

1.  Auf  den  Früchten  erscheinen  schwarzgrüne,  sammetartige  Flecke, 
die  sich  später  in  der  Mitte  durch  Bildung  von  Wundkork  grau- 


A.   Eikrankiingen  der  OI)st,tiehölze.  237 

braun  färben.      Die   Früchte  platzen   bei   starkem   Kefall  an  den 
Berührnngsstellen  der  Flecke  häufig  auf : 

( Schorf krankheit)      Venturia  pirina  (Fusicladium). 

2.  Die  Früchte  färben  sich  braun  und  faulen,  aber  ohne  daß  gleich 
anfangs  die  Faulstellen  einsinken.  Bald  erscheinen  bräunlich- 
gelbe Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen  an- 
geordnet.    Vielfach  mumifizieren  die  erkrankten  Früchte : 

(Grindfäule).  Sclerotinia  fructigena  (Monilia). 

3.  Bezüglich  anderer  Fruchtfäulen,  wie  Grünfäule.  Bitterfäule  us\v. 
vgl.   S.   3fv  37. 

4.  Auf  den  Früchten  entstehen  orangerote  Flecke,  auf  welchen  sich 
bis  zu  2  mm  lange  und  1 '  .,  mm  dicke  kegelförmige  Körper  bilden 
(vgl.  auch  e  6) : 

(Gitterrost)  Gymnosporangium  sabinae. 

5.  Auf  der  Schale,  die  im  übrigen  keine  Veränderungen  aufweist, 
entstehen  ..Fliegenschmutzflecke",  welche  sich  durch  starkes 
Wischen  entfernen  lassen: 

( , .Fliegenschmutzflecke '■)     Le p t o t  h yr i  u  m   p o m i . 

2.  Pirus  malus,  Apfelbaum. 

a)  Wurzel. 

Vgl.  Pirus  communis  a.   S.   23"). 

b)  Stamm. 

Vgl.   Pirus  comnuinis  b.   S.   2)5. 

c)  Äste  und  Zweige. 

1.  An  den  Ästen  und  Zweigen  finden  sich  KreVisstellen  (Abb.  38, 
S.   97): 

(Krebs)  Nectria  galligena. 

2.  Die  Rinde  ist  blasig  aufgetrieben  und  platzt  schließlich  auf.  In 
den  Rissen  zeigen  sich  schwärzliche  Krusten': 

(Grind)  Venturia  inaequalis  (Fusicladium). 

3.  An  abgestorbenen  Ästen  brechen  orangefarbene  Pusteln  hervor: 

(Rotpustelkrankheit)    Nectria  cinnabarina. 

d)  Triebe. 

1.  Auf  den  noch  grünen  Trieben  zeigen  sich  schwarzgrüne,  sammet- 
artige  Flecke,  welche  sich  in  ähnlicher  Weise  besonders  auf  den 
Blattoberseiten  finden : 

(Rußfleckenlvrankheit)  Venturia  inaequalis  (Fusicladium). 

2.  Die  Spitzen  der  Triebe,  besonders  der  Langtriebe,  sind  infolge 
Mehltaubefalls  vorzeitig  entblättert  und  sterben  häufig  ab  (vgl. 
S.   83): 

(xA.pfelmehltau)  Podosphaera  leucotricha. 

3.  Die  jungen  Triebe  welken,  hängen  herab  und  verdorren.  Es 
zeigen  sich  ockergelbe,  runde  Schimmelpolster.  Die  vertrockneten 
Blätter  fallen  in  der  Regel  nicht  ab: 

(Triebdürre)  Sclerotinia  fructigena  (Moniha). 

e)  Blätter. 

1.  Die  Blätter,  besonders  an  den  Enden  der  Triebe,  sind  mit  einem 
weißen  Mycel  mehlartig  überzogen.  Die  Blätter  verkrünnnen 
sich,  vertrocknen  und  fall3n  ab: 

(Apfelmehltau)  Podosphaera  leucotricha. 


238    ^ehlüsüel  zurBestiiiimuiig  d. gärtnerisch  wichtigsten  pilzparasitären  rflanzcnkrankheitcn. 

2.  Auf  den  Blättern,  besonders  auf  den  Oberseiten,  finden  sicli 
schwarzgiüne,  samnietartige  Flecke,  die  sich  rasch  vergrößern. 
Bei  stärkerem  Befalle  werden  die  Blätter  vorzeitig  abgeworfen : 

(Rnßfleekenkrankheit)  Venturia  inaequalis  (Fusicladium). 

3.  Auf  den  Blättern  entstehen  immer  zahlreiclier  werdende,  rund- 
liche Flecke  von  2  bis  3  mm  Durchmesser.  Später  vertrocknen 
dieselben  in  der  Mitte,  so  daß  brami  umrandete,  helle  Flecke 
entstehen : 

(Weißfleckenkrankheit)  M ycosphaerella  sentina  (Septoria). 

4.  Auf  den  Blättern  erscheinen  lebhaft  gelb  oder  rot  gefärbte  Flecke, 
auf  deren  Unterseite  sich  bis  2  mm  lange  kegelförmige  Körperchen 
bilden  (ähnhch  der  Abb.  80,   S.   168): 

(Gitterrost)  G^'^mnosporangium  tremelloides. 

.").  Verfärbte    oder    vertrocknete    Flecke    auf    den    Blättern    können 
außerdem    durch    verschiedene    andere    Pilze   verursacht    werden. 
Verzeichnis  derselben  s.   Register  11.  Pirus  malus. 
().  An  jungen  Trieben  welken  und  verdorren  alle  Blätter  (vgl.  d  3): 

(Triebdürre)  .Sclerotinia  fructigena  (Moniha). 

7.  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,   mattweißes  Aussehen: 

(Milchglanz)  Stereum  purpureum. 

f)  Blüten. 

I.  Die  Blüten  sind  verkrüppelt  und  vergrünt,  sie  bieten  einen  auf- 
fallenden Anblick  (Abb.  93,   S.   84): 

(Apfelmehltau)  Podosphaera   leucotricha. 

g)  Früchte. 

1.  Auf  den  Früchten  erscheinen  schwarzgrüne,  sammetartige  Flecke, 
die  sich  später  in  der  Glitte  durch  Bildung  von  Wundkork  grau- 
braun färben.  Die  Früchte  platzen  bei  starkem  Befalle  an  den 
Berührungsstellen  der  Flecke  zuweilen  auf: 

(Schorfkrankheit)  Venturia  inaequalis  (Fusicladium). 

2.  Die  Früchte  färben  sich  braun  und  faulen,  aber  ohne  daß  gleich 
anfangs  die  Faulstellen  einsinken.  Bald  erscheinen  bräunlich- 
gelbe Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen  an- 
geordnet.    VieKach  mumifizieren  die  erkrankten  Früchte: 

(Grindfäule)  Sclerotinia  fructigena    (Monilia). 

3.  Es  zeigen  sich  einschrumpfende,  kreisförmige  Faulstellen,  auf 
denen,  oft  in  konzentrischen  Ringen  angeordnet,  sehr  Ideine, 
rötlich-gelbe  Sporenpolster  erscheinen.  Das  Fruchtfleisch  ist 
widerlich  bitter: 

(Bitterfäule)  Gloeosporium  fructigenum. 

4.  Auf  den  Früchten  stellen  sich  kreisrunde,  anfangs  linsen-  bis 
pfenniggroße,  nur  schwach  eingesunkene,  braune  Flecke  ein. 
Dieselben  fließen  zusammen  und  die  Frucht  geht  in  Fäulnis  über 
(vgl.   S.  208):  Trichoseptoria  fructigena. 

ö.  Bezüglich    anderer    Fruchtfäulen,    wie    Bitterfäide.    Schalenfäule 

usw.  vgl.   S.   36  37. 
6.  Auf  der   Schale,  die  im  übrigen  keine  Veränderungen  aufweist, 

entstehen    ..Fliegenschmutzflecke '\    welche    sich    durch    starkes 

Wischen  entfernen  lassen: 

(,, Fliegenschmutzflecke")     Leptothyrium  pomi. 


A.    Erkrunkiiiiuiii  dir  Obstgehülzo.  9.30 

3.  Cydonia  vulgaris,  Quitte. 

a)  Triebe. 

1.   An  jungen  Trieben  weiden  die  Blätter  und  Blüten  welk  und  ver- 
trocknen.     Die  unteren  Blätter  erkranken  zuerst   (vgl.    S.    143): 
(Triebdürre)  Sclerotinia   Linhartiana   (Monilia). 

b)  Blätter. 

1.  Die  Blätter,  besonders  an  den  Enden  der  Triel)e,  sind  von  einem 
weißen  Mycel  mehlartig  überzogen :  sie  verkrümmen  sich  und 
vertrocknen : 

(Mehltau)  Podosphaera   oxyacant  hae. 

2.  Es  entstehen  sehr  zahlreiche,  kleine,  anfangs  dunkelrote,  später 
braune,  unregelmäßige,  auf  beiden  Seiten  sichtbare  Flecke,  welche 
nicht  selten  zusammenfließen.  Die  Blätter  bräunen  sich  oft  völlig 
und  krümmen  sich  muldenförmig  ein : 

(Blattbräune)  Stigmatea  mespili   (Entomosporium). 

3.  lebhaft  gelb  oder  rot  gefärbte  Flecke,  auf  deren  Unterseite  sich 
bis  zu  2  mm  lange  Hörnchen  ausbilden  (ähnlich  Abb.  80,  S.  168): 

(Gitterrost)  Gj^mnosporangium  confusum. 

4.  Verfärbte  oder  vertrocknete  Flecke  können  auch  noch  durch 
verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden.  \'erzeichnis  der- 
selben s.   Register  II,  Cydonia  vulgaris. 

").  Die  -jungen  Blätter  färben  sich  gelbbraun  und  sterben  ab.     Auf 
ihrer  Oberseite  erscheinen  kleine,  graue,  runde  Schimmelpolster: 
(Laubdürre)  Sclerotinia   Linhartiana   (Moniha). 

c)  Blüten. 

L  Die  Blüten  entwickeln  sich  nach  dem  Abblühen  nicht  weiter. 
der  Fruchtknoten  mumifiziert : 

(Polsterschimmel)  Sclerotinia  Linhartiana  (Monilia). 

d)  Früchte. 

1.  Anstatt  der  Früchte  entwickeln  sich  sogenannte  ..Mumien  ■; 

(Polsterschimmel)  Sclerotinia  Linhartiana   (Monilia). 

2.  Die  Früchte  färben  sich  braun  und  faulen,  aber  ohne  daß  gleich 
anfangs  die  Faulstellen  einsinken.  Bald  erscheinen  bräunhch- 
gelbe  Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen  an- 
geordnet.    Vielfach  mumifizieren  die  erkrankten  Früchte: 

(Grindfäule)  Sclerotinia  fructigena   (Monilia). 

3.  Auf  den  Früchten  stellen  sich  ki eisrunde,  anfangs  linsen-  bis 
pfenniggroße,  eingesunkene,  schokoladenbraune  Flecke  ein. 
Die  Flecke  fließen  zusammen  und  die  Frucht  geht  in  Fäulnis 
über  (vgl.   S.   208):  Trichoseptoria  fructigena. 

4.    Bezüghch  anderer  Fruchtfäulen  vgl.   S.   36  37. 

4.  Mespilus  germanica,  Mispel. 

a)  Triebe. 

1.  An  jungen  Trieben  werden  die  Blätter  und  Blüten  welk  und  ver- 
trocknen.    Aus  den  erkrankten  Blatt-  und  Stengelteilen  brechen 
blaugraue,  stark  duftende  Konidienpolster  hervor: 
(Polsterschimmel)      Sclerotinia   mespili. 

b)  Blätter. 

1  bis  3  siehe  Cydonia  vulgaris  b  1   bis  3.   S.  239. 


24(1    Schlüssel  ziirBestiinimiiiji'  d.gärtiicrisi-h  wichtigsleii  pilzparasitäreii  Pflanzciikranlchoiton. 

4.   Verfärbte    oder    vertrocknete    Flecke    können    ancli    noch    durch 
verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden.      Wrzeiehnis  der- 
selben s.  Register  II,  Mespilus  germanica. 
.').  Die  jungen  Blätter  färben  sich  gelbbraun    und  sterben  ab.      Es 
brechen  blaugraue,  stark  duftende  Konidienpolster  hervor: 
(Polsterschimniel)       Sclerotinia   niespili. 
c)   Früchte. 

l.  Die  Früchte  färben  sich  braun  und  faulen.  Bald  erscheinen  bräun- 
lichgelbe iSchimmelpolster.  die  häufig  in  konzentrischen  Kreisen 
angeordnet  sind : 

(Grindfäule)  Sclerotinia   fiiictigena  (Monilia). 

5.  Prunus  armeniaca,  Aprikose. 

a)  Wurzeln. 

1.  Die  Wm-zeln  sind  von  weißen  und  braunen  Mycslfäden  überzogen. 
Auf  der  Wurzelrinde  entwickeln  sich  reihenweise  kleine,  schwarze 
Körperchen.     Die  befallenen  Bäume  kränkeln: 

(Wurzeltöter)  Rosellinia  necatrix. 

2.  Auf  den  Wurzeln  finden  sich  braunschwarze,  bis  3  mm  dicke, 
runde  oder  plattgedrückte,  verzweigte,  im  Innern  weiße  Stränge 
(Abb.   95,   S.    193): 

(Hallimasch)  Armillaria   mellea. 

b)  Stämnie  und  Äste. 

1.  Am  Grunde  der  Stämme  zeigt  sich  ein  Hutpilz  (Beschreibung 
S.  192  vergleichen!).  Die  befallenen  Bäume  kränkeln  und  gehen 
bald  vollends  zugrunde : 

(Hallimasch)  Armillaria   mellea. 

2.  An  den  Stämmen  finden  sich  fleischige  oder  holzige,  oft  mehr 
oder  weniger  konsolförmige  Pilzkörper  von  sehr  verschiedener, 
aber  ansehnlicher  Größe:     Baumschwämme   (vgl.  S.  185ff.). 

3.  An  den  Stämmen  oder  Zweigen  der  Baumschulbäumchen  zeigen 
sich  Brandstellen,  welche  durch  ein  Absterben  kleinerer  oder 
größerer  Rindenpartien  und  des  darunterliegenden  Holzes  her- 
vorgerufen werden.  Die  getötete  Rinde  trocknet  zusammen  und 
wird  durch  um  die  Brandstelle  entstehende  Überwallungswülste 
zum  Abplatzen  gebracht.  Oft,  jedoch  nicht  immer,  entsteht 
Gummifluß : 

(Bakterienbrand)       Bacillus  spongiosus. 

4.  Ausscheidung  von  Gummi  an  Stämmen  und  Ästen  wird  wahr- 
scheinlich nicht  durch  Ascospora  Beijerinckii  (vgl.  S.  109)  hervor- 
gerufen, sondern  dürfte  nichtparasitäre  Ursachen  haben. 

5.  An  den  Ästen  und  Zweigen  finden  sich  Krebsstellen  (Abb.  38, 
S.   97): 

(Krebs)  Nectria  galligena. 

6.  An  abgestorbenen  Ästen  brechen  orangefarbene  Pusteln  hervor: 

(Rotpustelkrankheit)      Nectria  cinnabarina. 

7.  Einzelne  Zweige  sterben  ab.  Etwa  an  der  Grenze  gegen  den  ab- 
gestorbenen Teil  findet  sich  eine  kürzere  oder  längere  Strecke  mit 
zahlreichen,  kleinen,  warzenförmigen  Erhebungen  (ähnlich  Abb.  57, 
S.    128): 

(Warzenkrankheit)    Cytospora  rubescens. 


A.    Erkniiikniigen  der  Ol>stgfhölze.  241 

(•)  Trio  In'. 

1.  An  jungen  Trieben  weJken  plötzlidi  Blätter  und  Blüten,  trocknen 
ein  und  sterben  ab,  oline  jedocii  abzufallen.  An  den  getöteten 
Sprossen,  Blättern  und  Blattstielen  zeigen  sich  bald  kleine, 
runde   .Schimmelpolster : 

(Zweigdürre)  Sclerotinia  laxa   (Monilia). 

2.  Es  treten  trockene,  braune,  rot  umrandete  Flecke  auf,  welche 
kleine  Gummitröpfchen  abscheiden.  Die  Blätter  zeigen  die 
Symptome  der   Schrotschußkrankheit  (vgl.   S.    109): 

Ascospora   Beijerinckii. 

d)  Blätter. 

1.  Sämtliche  Blätter  eines  Triebes  oder  Zweiges  welken:  Vgl.  b7 
und  c  1. 

2.  Auf  den  Blättern  entstehen  zahlreiche,  anfangs  rötliche,  dann 
lecler-  bis  dunkelbraune,  aber  stets  rot  umrandete  Flecke  von 
selten  über  2  mm  Durchmesser.  Später  fallen  diese  Flecke  aus 
(Abb.  42,   S.    109): 

(Schrotschußkrankheit)    Ascospora  Beijerinckii. 

3.  Die  Blätter,  besonders  an  den  Enden  der  Triebe,  sind  von  einem 
weißen  Mycel  mehlartig  überzogen: 

(Mehltau)  Podosphaera  tridactyla. 

4.  Auf  den  im  übrigen  nicht  veränderten  Blättern  entstehen,  be- 
sonders auf  den  Blattunterseiten,  die  braunen,  etwas  staubigen 
Pusteln  eines  Rostpiizes : 

(Rost)  Puccinia  pruni  spinosae. 

5.  Verfärbte  oder  vertrocknete  Flecke  auf  den  Blättern  können 
außerdem  durch  verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden. 
Verzeichnis  derselben  s.  Register  II,  Prunus  armeniaca. 

6.  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,  mattweißes  Aus.sehen: 

(Milchglanz)  Stereum  purpureum. 

e)  Blüten. 

1.  Die  Blüten  welken  plötzhch,  trocknen  und  sterben  ab;  sie 
bleiben  in  die.sem  Zustande  an  den  Zweigen  hängen: 

(Blüten-  und  Zweigdürre)       Sclerotinia  laxa  (MoniHa). 

f)  Früchte. 

1.  Die  Früchte  bekommen  etwas  eingesunkene,  meist  braune  bis 
schwärzhche  Flecke.  Die  Blätter  zeigen  die  Symptome  der  Schrot- 
•schußkrankheit   (d  2) : 

(Schrotschußkrankheit)    Ascospora  Beijerinckii. 

2.  Es  bilden  sich  Gruppen  von  kleinen,  rundlichen,  grauen  oder 
bräunlichen  Flecken,  die  zuletzt  schorfig  werden: 

Phyllosticta  vindebone  nsis. 

3.  Die  Früchte  bekommen  braune  FaulsteUen,  auf  denen  Ideine, 
runde  Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen  an- 
geordnet, erscheinen.  Vielfach  mumifizieren  die  erkrankten 
Früchte : 

(Grindfäule)  Sclerotinia  laxa  (Moniha). 

4.  Bezüglich  anderer  Fruchtfäulen  vgl.   S.   3ß  37. 

Höstermana-Noack,    Pilzparasitäre  Krankheiten.  Iß 


242    >^<"Jilüsscl  zurlicstiniinuiig  d.iiilrtncrisch  wichlif^stcii  ]iilz|):irasit;ircii  rilaiizciikrankhcileii. 

6.  Prunus  domestica  und  P.  insititia,  Pflaume  und  Zwetsche. 

a)  Wurzel. 

I    mul    2  siehe    l'iimus  anneiiiaca   a  I    inid   2   S.   240. 
',).    Der    \\'iü/A'lkT()})t'    (s.    ,I*inis   roiiiiniiiiis   a  :')    vS.    23-'))   sojj    aueli    au 
i^llaiunen-   und  Zwetsehenbäunieu   voikoiiinieu. 

b)  Stämme  und  Aste. 

1  bis  6  siehe  Prunus  armeniaea  b  1    bis  4  und  (i  bis  7   S.  240. 
7.  Hexenbesen  (vgl.   S.   78,  ähnlieh  Abb.  20  S.   72): 

Taphrina  insititiae. 
e)  Triebe. 

1.  An  jungen  Tiieben  welken  plötzlieh  Blätter  und  Blüten,  troeknen 
luid  sterben  ab,  ohne  jedoch  abzufallen.  An  den  getöteten  Sprossen, 
Blättern  und  Blütenstielen  zeigen  sieh  bald  kleine,  runde,  graue 
Schinnnelpolster : 

(Zweigdürre)  Sclerotinia  cinerea  (Monilia). 

2.  Es  treten  trockene,  braune,  rot  umrandete  Flecke  auf,  welche 
kleine  Gumnütrö})fchen  abscheiden.  Die  Blätter  zeigen  die 
Syni])t()me  der   Schrotschußkrankheit   (vgl.   S.    109): 

Ascospora  Bei jerinckii. 

d)  Blätter. 

1.  Sämtli(h(>    l^lätter  eines  Triebes  oder  Zweiges  welken: 

V^gl.  c  1  oder  Prunus  armeniaea  b  7   S.  240. 

2.  Es  treten  im  Sommer  auf  den  befallenen  Blättern  hochrote,  ver- 
dickte Flecke  von  ö  bis  10  mm  Durchmesser  auf,  deren  Unter- 
seiten noch  intensiver  rot  gefärbte  Pünktchen  zeigen.  Bei  starkem 
Befall  rollen  sich  die  Blätter  nach  oben  muldenförmig  ein  und 
fallen  ab: 

(Fleischfleckenkrankheit)     J'olystignia  rubrum. 
3  bis  .")  siehe  l^runus  armeniaea  d  2,   3  und  4  S.  241. 

0.  Veifärbte  und  vertrocknete  Flecke  können  auch  noch  von  anderen 
Pilzen  verursacht  werden.  Verzeichnis  s.  Register  II,  Prunus 
domestica. 

7.  Die  Blätter  sind  auffallend  gekräuselt.  Die  Erscheinung  findet 
sich  entweder  an  den  Z^^ eigen  der  Hexenbesen  (vgl.  b  7)  oder 
in  der  Nähe  der  Taschen  (vgl.  f  2).  Die  Ursache  der  Erscheinung 
sind  die  betreffenden  Taphrina- Arten. 

8.  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,  mattweißes  Aussehen: 

(Milchglanz)  Stereum  purpureum. 

e)  Blüten. 

1.  Die  Blüten  welken  plötzlich,  trocknen  und  sterben  ab;  sie  bleiben 
in  diesem  Zustande  an  den  Zweigen  hängen.  Besonders  an  den 
Blütenstielen  zeigen  sich  bald  Ideine,  runde,  graue  Schimmel- 
polster : 

(Blüten-  und  Zweigdürre)       Sclerotinia  cinerea  (Monilia). 

f)  Früchte. 

1.  Vgl.  Prunus  armeniaea  f  1   S.  241. 

2.  Die  Früchte  sind  zu  langen,  flachen,  innen  hohlen  (steinlosen), 
dickwandigen  Beuteln  umgebildet  (vgl.  Abb.  25,  S.  70).  Ihre 
Farbe  ist  gelblich,  später  bräunlich,  die  Oberfläche  ist  runzelig: 

(Narren  oder  Taschen)  Taphrina   pruni. 


A.    Erkrankungen  der  Obstgehölzc  248 

3.  Die  Früchte  bekommen  braune  Faulstellen,  auf  denen  kleine, 
runde,  graue  Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen  an- 
t^eordnet,  orsohcinen.  Vielfacli  mumifizieren  die  erkianktcn 
Früchte : 

(Grindfäule)  Sclerotinia  cinerea  (Moniha.) 

4.  Bezüglich  anderer  Fruchtfäulen  vgl.   8.   36/37. 

7.  Prunus  persica,  Pfirsich. 

a)  Wurzeln. 

1  und  2  siehe  Prunus  armeniaca  a  1  und  2.   S.  240. 

b)  Stämme  und  Äste. 

1  bis  6  siehe  Prunus  armeniaca  b  1  bis  4  und  6  bis   7,   S.  240. 

c)  Triebe. 

1  und  2  siehe  Prunus  domestica  c  1  und  2,   S.  242. 
3.  Die  Triebe  zeigen  Einkiümmungen  ihrer  zudem  häufig  stark  ver- 
dickten Spitzen.     Die  Blätter  sind  kräuselkrank  (d2): 

Taphrina  deformans. 

d)  Blätter. 

1.  Sämtliche  Blätter  eines  Triebes  oder  Zweiges  welken: 

Sclerotinia  cinerea  s.  Prunus  domestica  c  1,   S.  242,  oder 
Cytospora  rubescens  s.  Prunus  armeniaca  b  7,   S.  240. 

2.  Auf  den  Blättern  entstehen  Auftreibungen,  die  meistens  rot  ge- 
färbt sind.  Später  Icräuseln  sich  die  Blätter  vollständig,  bekommen 
eine  Iviiorpelige  Beschaffenheit  und  brechen  leicht  beim  Biegen 
(vgl.  Abb.  24,   S.  67): 

(Kräuselkrankheit)    Taphrina  deformans. 

3.  Auf  den  Blättern  erscheinen  dichte  weiße,  mehlartige  Überzüge. 
Die  Blätter  verlcrüppeln  unter  diesen  und  sterben  vorzeitig  ab: 

(Mehltau)  Sphaerotheca  pannosa. 

4  bis  6  siehe  Prunus  armeniaca  d  2,  4  und  6,  S.  241. 
7.  Bezügl.  Blatt  fleckenerrege  r  vgl.  auch  Register  II,  Piunus  peisica. 

e)  Blüten. 

1.  siehe  Prunus  domestica  e  1,  S.  242. 

f)  Früchte. 

1.  Auf  den  Früchten  erscheinen  dichte  weiße  Überzüge.  Es  bilden 
sich  hellere,  aufgetriebene  Stellen,  wodurch  sie  ein  scheckiges 
Aussehen  erhalten.  Später  platzen  die  hellen  Stellen  auf  und 
geben  Veranlassung  zur  Fäulnis : 

(Mehltau)  Sphaerotheca  pannosa. 

2.  Die  Früchte  bekommen  braune  Faulstellen,  auf  denen  kleine, 
runde,  graue  Schimmelpolster,  häufig  in  konzentrischen  Kreisen 
angeordnet,  erscheinen.  Vielfach  mumifizieren  die  erkrankten 
Früchte : 

(Grindfäule)  Sclerotinia  cinerea  (Moniha). 

3.  Bezüglich  anderer  Fruchtfäulen  vgl.   S.  36/37. 

8.  Prunus  avium  und  P.  cerasus,  Süß-  und  Sauerkirsche. 

a)  Wurzeln. 

1  und  2  siehe  Prunus  armeniaca  a  1  und  2.   S.  240. 

b)  Stämme  und  Äste. 

1  bis  6  siehe  Prunus  armeniaca  b  1  bis   6,   S.   240. 

16* 


244    Sfhlüssel  zur  Befstiinnuint''  d. gärtnerisch  wichtigsten  pilzparasitiireii  Pflanzenkrankheitcn. 

7.   Auf  der  Rinde  abgetöteter  Zweige   zeigen  sich   zahlreiche,    kleine, 
warzenförmige  Erhebungen  (vgl.  Abb.   57,   S.    128): 
(Kirschbaumsterben)    Valsa  leucostoma. 
S.  Es  treten  Hexenbe.sen  auf  (vgl.   S.   71  und  Abb.   26,   S.   72): 

Taphrina  cerasi. 

c)  Triebe. 

1  und  2  siehe   Prunus  domestiea  c   1    inid  2.   S.   242. 

d)  Blcätter. 

1.   Sämtliche  Blätter  eines  Zweiges  oder  Triebes  welken: 

Vgl.  Prunus  domestiea  c  1  S.  242,  cder  Prunus  avium  usw.  b  7. 

2  und  3  siehe  Prunus  armeniaca  d  2  und  3,.  S.  241. 

4.  Eine  der  Schrotschußkrankheit  (s.  JVinius  armeniaca  d  2,  S.  241) 
ähnliche  Erscheinung  wird  durch  Mycosphaerella  cerasella 
(s.   S.    112)  hervorgerufen. 

5.  Auf  den  Blättern,  besonders  auf  den  Oberseiten,  finden  sich 
schwarzgrüne,  rinidliche  Flecke  von  etwa  1  mm  Durchmesser. 
Die  Erscheinung  ist  im  ganzen  wenig  auffallend  (deutlicher  auf 
den  Früchten),  trotzdem  sterben  die  Blätter  bei  starkem  Be- 
fall ab: 

(Rußfleckenkrankheit)        Venturia    cerasi     (Fusicladium). 

6.  Auf  den  Blättern  treten  anfangs  bleiche,  später  gelbe  imd  braune 
Flecke  auf.  Die  Blätter  rollen  sich  mehr  oder  weniger  zusammen, 
vertrocknen  und  sterben  ab,  wobei  sich  die  Blattstiele  höchst 
eigenartig  hakenförmig  nach  unten  krümmen  (vgl.  Abb.  54,  S.  126) : 

(Blattseuche)  Gnomonia  erythrostoma. 

7.  Kräuselungen,  meist  verbunden  mit  bräimlichroter  Färbung, 
finden  sich  an  den  Blättern  der  Hexenbesen  (S.   71): 

Taphrina  cerasi. 

8.  Bezüghch  nicht  genannter  Blattfleckenkrankheiten  vgl.  Register  II, 
Prunus  avium. 

1).  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,  mattweißes  Aussehen : 

(Milchglanz)  Stere um  purpureum. 

e)  Blüten. 

1.  Vgl.  Prunus  domestiea  e  l.   S.   242. 

f)  Früchte. 

1.  Die  Früchte  bekommen  etwas  eingesunkene,  meist  braune  bis 
schwärzliche  Flecke;  sie  verkrüppeln  häufig  (Abb.  42,  S.  109). 
Die  Blätter  zeigen  die  Symptome  der  Schrotschußltrankheit 
(vgl.   S.    109): 

Ascospora  Beijerinckii. 

.  2.  Auf  den  Früchten  erscheinen  schwarzgrüne,  rundliche  Flecke 
von  etw^a  1  bis  2  mm  Durchmesser.  Der  Befall  zeigt  sich  besonders 
auf  den  gerade  in  Rötung  übergehenden  Früchten.  Das  Wachstum 
der  befallenen  Früchte  hört  auf : 

(Schorf)  Venturia  cerasi  (Fusicladium). 

3.  Die  Früchte  bleiben  Idein  und  verkrüppeln.  Die  Blätter  zeigen 
die   Symptome  der  Blattseuche  (vgl.  Abb.  54,   S.   126): 

Gnomonia  erythrostoma. 
4  und  5  vgl.  Prunus  domestiea  f3  und  4,   S.    243. 


A.   ErkrankuiigL'n  der  Obstgchölze.  245 

9.  Juglans  regia,  Walnußbaum. 

a)  Stämme  und  Äste. 

1.  An  den  Stämmen  finden  sich  fleischige  oder  holzige,  oft  mehr 
oder  weniger  konsolförmige  Pilzkörper  von  sehr  verschiedener, 
aber  ansehnlicher   Größe:    Baiimschwämme   (vgl.   S.   185ff.). 

b)  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern  erscheinen  rundliche  oder  umregelmäßige, 
braune,  dunkelumrandete  Flecke.  Werden  dieselben  zahlreicher, 
so  gehen  sie  ineinander  über  und  bringen  größere  (rewebeteile 
zum  Absterben  (s.  Abb.  56,  S.  127).  Bei  stärkerem  Befall  fallen 
die  Blätter  ab:  Gnomonia  leptostyla    (Marssonia). 

2.  Es  entstehen  bis  über  1  cm  große,  von  den  Nerven  begrenzte, 
blaßgrüne,  später  braun  und  trocken  werdende  Flecke,  auf  deren 
Unterseite  ein  weißer  Schimmelüberzug  erscheint : 

Microstroma  juglandis. 

3.  Verfärbte  oder  vertrocknete  Flecke  auf  den  Blättern  können 
außerdem  durch  verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden. 
Verzeichnis  derselben  s.  Register  II,  Juglans  regia.  Vgl.  auch 
S.    127. 

c)  Früchte. 

1.  Auf  den  grünen  Früchten  erscheinen  Flecke  ähnlich  den  unter  b  1 
geschilderten:  Gnomonia  leptostyla   (Marssonia). 

2.  Verzeichnis  anderer  Pilze,  welche  Flecke  auf  den  Früchten  her- 
vorrufen s.  Register  II. 

10.  Corylus  avellana,  Haselnuß. 

a)  Stämme  und  Aste. 

1.  Krebsbildungen  (Abb.   38,   S.   97): 

(Krebs)  Nectria  galligena   (vgl.   S.   9(3). 

b)  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern.-  besonders  auf  den  Unterseiten,  zeigen  sich 
grauweiße  Überzüge  (vgl.   S.   87): 

(Mehltau)  Phyllactinia  corylea. 

e)  Früchte. 

1.  Die  fast  reifen  Früchte  bekommen  braune  Stellen,  welche  weicher 
sind  wie  die  gesunde  Schale.  Auf  denselben  erscheinen  braun- 
gelbe  Schimmelpolster : 

(Grinclfäule)  Sclerotinia  fructigena   (Monilia). 

11.  Ribes  grossularia  und  R.  rubrum,  Stachel-  und  Johannisbeere. 

a)  Wurzeln. 

1.  Auf  den  Wurzeln  finden  sich  braunschwarze,  bis  3  mm  dicke, 
runde  oder  plattgedrückte,  verzweigte,  im  Innern  weiße  Stränge 
(Abb.   95.   S.   193): 

(Hallimasch)  Armillaria   mellea. 

b)  Stämme  und  Äste. 

1.  Am  Grunde  der  Stämme  zeigt  sicli  ein  Hutpilz  (Beschreibung 
S.  192  vx-rglcichen!).  Die  liefaUenen  Sträucher  kränkeln  und 
gehen  vollends  zugrunde: 

(Hallimascli)  Armillaria    nu-llea. 


24G    i~^ohlüssel  zur  Bestimmung  d.  gärtnerisch  wichtigsten  pilzparasitären  Pflanzenkrankheiten. 

2.  Am    Grunde    der    Stämme   entwickeln   sich   korkige.    halbkreis- 
förmig abgeflachte  Pilzkörper  (vgl.  Abb.   93.   S.    187): 
(Löcherpilz)  Fomes  ribis. 

:>.  An  den  Ästen  und  Zweigen  finden  sich  Krebsstellen  (Abb.  38, 
S.  97): 

(Krebs)  Nectria  galligena. 

4.  An  abgestorbenen  Ästen  brechen  kleine,  orangefarbene  Pusteln 
hervor : 

(Rotpustelkrankheit)    Nectria  cinnabarina. 

c)  Triebe. 

1.  Auf  den  Trieben  zeigt  sich  ein  anfangs  weißer,  mehliger,  später 
kaffee-  oder  kastanienbraun  und  filzig  werdender  Überzug,  der 
sich  auch  auf  den  Früchten  findet  (besonders  die  Stachelbeeren 
leiden  luiter  der  Krankheit): 

(Amerik.  .Stachelbecrmchltau)     Sphaerotheca  mors  uvae. 

d)  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern  wie  auf  den  Trieben  und  Früchten  zeigt  sich 
ein  weißer,  meliliger  Überzug,  der.  besonders  auf  den  Trieben 
und  Früchten,  später  braim  wird: 

(Amerik.   Stachelbeermehltau)    Sphaerotiieca  mors  uvae. 

2.  Der  weiße,  mehlige  Überzug  (s.  d  1)  findet  sich  in  der  Regel  nur 
auf  den  Blättern,  er  bleibt  dauernd  zart  imd  weiß: 

(Europäisclicr   Stachelbeermehltau) 

Microsphaera  grossulariae. 

3.  Auf  den  Blättern  finden  sicli  häufig  dichte,  schwarze  Überzüge 
(vgl.   S.  90): 

(Rußtau)  Apiosporium  sali  ein  um. 

4.  Auf  den  Blättern  (und  imreifen  Früchten,  s.  u.)  erscheinen 
polsterartig  verdickte,  leuchtend  gelbrote  Flecke  (vgl.  Abb.  88, 
S.   177): 

(Becherrost)  Puccinia  Tibesii-caricis. 

5.  Auf  den  Blättern  treten  kleine,  dunkelbraune  Rostpusteln  auf 
(nicht  häufig): 

(Rost)  Puccinia  ribis. 

6.  Auf  den  Blatt  Unterseiten  erscheinen  organgegelbe  Rostpusteln. 
Auf  denselben  zeigen  sich  bei  genauem  Zusehen  (Lupe!)  kleine, 
bis  2  mm  hohe  Hörnchen : 

( Säulenrost )  C r  o  n  a  r  t  i  u  m  r  i  b  i  c  o  1  a . 

7.  Auf  den  Blättern  entstehen  zahlreiche,  kleine,  braune  oder 
schwärzliche  Flecke,  welche  oft  zusammenfließen,  wodurch  mehr 
oder  weniger  große  Teile  der  Blätter  zum  Absterben  kommen 
(vgl.   S.    13ö): 

(Blattfallkrankheit)        Pseudopeziza   ribis. 
S.   Verfärbte   oder   vertrocknete    Flecke   auf   den    Blättern   können 
außerdem  durch  verschiedene  andere   Pilze  verursacht  werden. 
\"erzeichnis  derselben  s.  Register  II.  Ribes. 
'.».  Die  Blätter  verlieren  ihre  sattgrüne  Farbe  und  bekommen  ein 
charakteristisches,  mattweißes  Aussehen: 

(Milchglanz)  Stereum  purpureum. 


A.  Erkrankungen  der  Obstgehölze.  247 

e)  Früchte. 

1.  Auf  den  halbreifen  Früchten  erscheint  ein  weißer,  mehhger 
Überzug,  der  später  kaffeebraun,  dick  und  filzig  wird  (vgl. 
Abb.  30,  S.  78): 

(Amerik.   Stachelbeermehltau)    Sphaerotheca  mors  uvae. 

2.  Auf  den  noch  unreifen  Früchten  zeigen  sich  polsterartig  ver- 
dickte, leuchtend  gelbrote  Flecke   (vgl.  Abb.   88.   S.    177): 

(Becherrost)  Puccinia  ribesii-caricis. 

12.  Rubus  idaeus,  Himbeere.  ■ 

a)  Tragruten. 

1.  Die  Ruten  treiben  nur  schwach  oder  gar  nicht  aus.  Die  Rinde 
ist  oft  in  langen  Streifen  abgeplatzt.  —  Bei  schwächerem  Befall 
zeigt  sich  ein  Abplatzen  und  eine  Verfärbung  der  Rinde  besonders 
in  der  Nähe  der  Knospen  (vgl.  Abb.  52,   S.   123): 

(Himbeerrutenkrankheit)     Didymella  applanata. 

b)  Triebe. 

1.  An  den  noch  grünen  Trieben,  besonders  an  den  unteren  Teilen, 
erscheinen,  meist  um  eine  Knospe  herum,  violette  oder  bläulich- 
graue Flecke.  Beim  Verholzen  platzt  an  dieser  Stelle  die  Rinde 
auf  und  löst  sich  ab  (s.  a  1): 

(Himbeerrutenkrankheit)     Didymella  applanata. 

c)  Blätter. 

1.  Auf  der  Blattoberseite  erscheinen  im  Mai- Juni  leuchtend  orange- 
gelbe Pusteln,  denen  später  auf  der  Blattunterseite  gelbe  und 
darauf  braunschwarze  Wärzchen  folgen: 

(Himbeerrost)  Phragmiclium  rubi  idaei. 

2.  Verfärbte  oder  vertrocknete  Flecke  auf  den  Blättern  können 
außerdem  durch  verschiedene  andere  Pilze  verursacht  werden, 
vgl.  Register  II,  Rubus  idaeus. 

13.  Rubus  Untergattung  Eubatus,  Echte  Brombeere. 

a)  Ranken. 

1.  An  den  Ranken  zeigen  sich  eigenartige,  la'ebsige  Geschwülste 
mit  warziger  Oberfläche  von  erheblicher  Größe  (vgl.  Abb.  99, 
S.  203): 

(Brombeerkrebs)        Coniothyrium  tumefaciens. 

b)  Blätter. 

1.  Auf  den  Blattunterseiten  erscheinen  im  Mai- Juni  gelbrote 
Pusteln,  denen  später  violettschwarze  Wärzchen  folgen.  Das 
Blatt  färbt  sich  an  der  Stelle,  wo  die  Pusteln  sitzen,  oberseits 
leuchtend  rot : 

(Brombeerrost)  Phragmidium  violaceum. 

2.  Weitere  Blattfleekenevreger  s.  Register  TT.  Rubus,  Untergattung 
Eubatus. 

14.  Fragaria  grandiflora,  Garten-  oder  Ananas-Erdbeere. 

a)  Blätter. 

1.   Die  Blätter  (ebenso  wie  die  T^lütensticle)  sind  mit  einem  dichten, 


248    ^fhlüssel  zurBostiinniung  tl.  jiiirtnerisch  wichtigsten  pilzparasitären  Pflanzenkraukheiten. 

niehlaitigen  Überzüge  bedeckt ;  sie  kräiisehi  sich  am  Rande  und 

trocknen : 

(^Feldtau)  Oidiiini  fragariae. 

2.   Auf    den    Blättern    erscheinen    rundliche,    braunrot    umrandete 

Flecke,   deren   Mitte   vertrocknet   und   dann   weißlich   aussieht; 

oft   bricht   das   vertrocknete    Gewebe   auch    aus    (vgl.    Abb.    48, 

S.    111): 

(Blattfleckenkianklieit)     Mycosphaerella  fragariae. 
8.  Verzeichnis  anderer  Blattfleckenerreger  s.  Register  II,  Fragaria 

grandiflora. 

b)  Früchte. 

1.  Die  Früchte  l)ekommen  zunächst  gelbliche,  dann  bräunliche 
Faulstellen,  auf  denen  ein  grauer,  bei  Ersclnitterung  stäubender 
Schimmelrasen  entsteht : 

(Grauschi nunc  1)         Botrytis  cinerea. 

2.  Auf  den  unreifen  Früchten  eischcincn  dichte,  mehlartige  Über- 
züge  (vgl.  auch  a  1) : 

(Mehltau)  Oidium  fragariae. 

B.  Gemüsepflanzen  (einschließlich   Kartoffel). 
1.  AUiuni- Arten,  Zwiebel  und  Lauch. 

a)  Erkrankungen   dei-   unterirdischen   Organe. 

1.  Die  saftigen  Zwiebelschuppen,  darauf  die  ganzen  Zwiebeln 
nehmen  ein  glasiges  Aussehen  an.  Sie  verfaulen  schließlicli 
unter  Entwickhnig  eines  sein"  üblen  Geruches.  Die  Krankheit 
tritt  gewöhnlich  erst  während  des  Lagerns  auf : 

(Rotz)  Bacillus  amylobacter. 

2.  Die  Zwiebeln,  in  feuchter  und  stagnierender  Luft  aufbewahrt, 
bekommen  braune,  einschrumpfende  Stellen,  auf  denen  ein 
grauer  Schinnnelanflug  hervortritt   (vgl.   S.    145): 

(Grauschimmel)  Botrytis  cinerea. 

3.  Auf  den  Zwiebelschalen  erscheinen  langgestreckte,  blasige 
Schwielen,  die  mit  einem  schwarzen  Pulver  erfüllt  sind.  Später 
platzen  die   Schwielen  auf: 

(Zwiebelbrand)  Urocystis  cepulae. 

b)  Erkrankungen  der  oberirdischen  Organe. 

1.  Auf  Blättern  und  Stengeln  entstehen  Flecke,  auf  denen  bald 
schmutzig  violette   Schimmelrasen  erscheinen: 

(Falscher  Mehltau)  Peronospora  Schleideni. 

2.  Auf  den  Blättern  bilden  sich  langgestreckte,  blasige  Schwielen, 
die  mit  einem  schwarzen  Pulver  erfüllt  sind.  Später  platzen 
die   Schwielen  auf  (s.  auch  a3): 

(Zwiebelbrand)  Urocystis  cepulae. 

3.  Auf  Blättern  inid  Stengeln  entstehen  Ideine,  orangefarbene 
Pusteln : 

(Becherrost)  Melampsora  (vgl.   S.   166). 

4.  Auf  Blättern  und  Stengeln  ei scheinen  anfangs  rostrote,  später 
dunkelgrauc  bis  schwarze  Pusteln: 

(Rost)  Puccinia   porri. 


B.   Gemüsepflanzen.  241J 

2.  Asparagus  officinalis,  Spargel. 

a)  Erkrankungen  der  oberirdischen  Organe. 

1.  Das  Kraut  ist  zmveilen  über  und  über  mit  bis  zu  1  cm  langen, 
braunen  bzw.  schwarzen  Rostpusteln  bedeckt  (vgl.  Abb.  87, 
S.    176): 

(Spargelrost)  Puccinia  asparagi. 

2.  Andere  Fleckenerreger  s.   Register  II,  Asparagus  officinalis. 

3.  Beta  vulgaris,  Rote  Bete,  rote  Rübe. 

a)  Erkrankungen  der  unterirdischen  Organe. 

1.  Die  Wurzeln  sind  mit  einem  violettroten  Filz  be Meidet.  Die 
Blätter  der  befallenen  Pflanzen  welken  vorzeitig: 

(Wurzeltöter)  Rhizoctonia  violacea. 

2.  Auf  den  Rüben  bildtn  sich  faule,  verjauchende  Stellen,  welche 
zum  Teil  von  einem  weißen,  baumwollartigen,  bis  1  cm  hohen 
Hyphengeflecht  überzogen  werden.  In  letzterem  bilden  sich 
harte,  schwarze  Körper  (vgl.  Abb.  Gö,  8.  147).  Besonders  den 
eingekellerten  Wmzeln  schädlich : 

(Sklerotienfäule)  Sclerotinia  Libertiana. 

b)  Erkrankungen  der  Blätter. 

1.  Die  jüngsten  Blätter  (im  Herzen  der  Rübe)  werden  schwarz 
und  sterben  ab.  Später  geht  die  Krankheit  auch  auf  die  äußeren, 
älteren  Blätter  über,  so  daß  unter  Umständen  der  ganze  Kopf 
abstirbt.  Oft  zeigen  auch  die  Rüben  Faulstellen.  Besonders 
auf  Zuckerrüben: 

(Herzfäule)  Mycosphaerella  tabifica. 

2.  Auf  den  Blättern  treten  beidseitig  zahlreiche,  kleine,  anfangs 
hell-,  später  dunkelbraune  Pusteln  auf.  Bei  starkem  Befall 
sterben  die  Blätter  ab : 

(Rost)  Uromyces  betae. 

3.  Auf  den  Blättern  erscheinen  zahlreiche  rundhche.  in  der  Mitte 
eintrocknende  Flecke.    Bei  starkem  Befall  sterben  die  Blätter  ab: 

Cercospora  beticola. 

4.  Blattflecke  können  auch  noch  durch  verschiedene  andere  Pilze 
hervorgerufen  werden,  vgl.  Register  II,  Beta  vulgaris. 

4.  Spinacia  oleracea,  Spinat. 

a)  Erkrankungen  der  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern  entstehen  bleiche  Flecke;  auf  der  Unterseite 
derselben  erscheinen  trübviolette  Pilzrasen: 

(Falscher  Mehltau)  Peronospora  spinaciae. 

2.  Andere  Blattfkckenerreger  s.  Register  II,   Spinacia  oleracea. 

5.  Cochlearia  armoracia,  Meerrettich. 

1.  An  den  Blättern  und  Stengeln  erscheinen  porzellanartig  glän- 
zende, ein  wenig  angeschwollene  Flecke.  An  den  Stengeln 
und  besonders  in  der  Blütenstandsregion  treten  mannigfache 
Verkrümnnmgen  auf : 

(Weißer  Rost)  Albugo  Candida. 

2.  Blattflcckenkrankheiten  werden  durch  zahlreiche  Pilze  liervor- 
gerufen,  vgl.  Register  ]T.  Cochlearia  armoracia. 


250    Schlüssel  zurBestimnuuig  d. gärtnerisch  wichtigsten  pilzparasitären  rflanzenkrankheiteii. 

6.  Brassica  oleracea,  Kohl  und  Kraut. 

a)  Wurzeln. 

1.  An   den    Wurzeln    treten    ganz    charakteristische,    knollenartige 
Anschwellungen   von   Erbsen-   bis   Faustgröße    auf.      Auch   die 
Saugwurzeln  zeigen  unregelmäßige  Verdickungen.    Später  gehen 
die   Geschwülste  in  Fäulnis  über  (vgl.  Abb.  6,   S.  27): 
(Kohlhernie)  Plasmodiophora  brassicae. 

b)  Keimpflanzen. 

1.  Die  Keimpflanzen  bekommen  am  untersten  Teil  des  Stengels 
einen  dunkelbraunen,  dann  schwarz  werdenden  Fleck,  später 
erweicht  die  verfärbte  Stelle  und  trocknet  ein,  worauf  das 
Pflänzchen  umknickt : 

(Schwarzbeinigkeit)    Olpidium  brassicae  u.  a.  (s.  S.r)()u.()l). 
(•)   Stengel  und  Blätter. 

1.  Vgl.  Cochlearia  armoracia   1   (s.  S.  249). 

2.  Es  bilden  sich  bleiche  Flecke  an  Stengeln  und  Blättern,  auf  denen 
(an  letzteren  unterseits)  ein  schmutzigweißer  Schimmel  erscheint: 

(Falscher  Mehltau)  Peronospora  parasitica. 

0.  Blätter  (und  Stengel)  sind  von  einem  weißen,  mehlartigen 
Überzug  bedeckt: 

(Mehltau)  Erysiphe  Martii  (i.  w.   S.). 

4.  Die  Blätter  zeigen  zunächst  ein  Schwarzwerden  der  Nerven, 
später  färben  sie  sich  gelb  und  sterben  ab.  Die  Schwarzfärbung 
der  Nerven  setzt  sich  auch  in  das  Innere  des  Stengels  und  in 
den  Holzkörper  der  Wurzeln  fort  (vgl.  Abb.  3,  S.  20): 

(Schwarzfäule)  Pseudomonas  campestris. 

5.  Blattfleckenkrankheiten  werden  diuch  verschiedene  Pilze  hervor- 
gerufen, vgl.  Register  II,  Brassica  oleracea. 

7.  Raphanus  sativus,  Rettich  und  Radieschen. 

Es  kommen  hier  zum  großen  Teil  die  gleichen  Parasiten,  wie 
auf  Brassica  oleracea  in  Frage.     Man  vergleiche  dort. 

8.  Vicia  faba,  Puff-,  Sau-  oder  Pferdebohne. 

a)  Erkrankungen  der  Blätter  und  Stengel. 

1.  Blätter  und  Stengel  zeigen  einen  weißen,  mehlartigen  Überzug: 

(Mehltau)  Erysiphe  Martii. 

2.  Auf  Blättern,  Stengeln  und  Hülsen  treten  oft  massenhaft  zu- 
nächst braune,  stäubende,  später  schwarze,  festere  Pusteln  auf: 

(Rost)  Uromyces  fabae. 

3.  Auf  den  Blättern  entstehen  weißliche  Flecke,  auf  deren  Unter- 
seite ein  grauer  Schimmel  erscheint: 

(Falscher  Mehltau)  Peronospora  viciae. 

4.  Auf  den  Blättern  (und  besonders  auch  auf  den  Hülsen)  zeigen 
sich  braune,  dunkler  umiandete  Flecke: 

(Fleckenkrankheit)  Ascochyta  pisi. 

5.  Andere  Blattfleckenerreger  s.  Register  II,  Vicia  faba. 

b)  Erkrankungen  der  Hülsen. 

1.  Vgl.  a  2. 

2.  Die  unter  a  4  genannten  Flecke  durchsetzen  in  schweren  FäHcn 
die  Hülsen  und  gehen  auch  auf  die   Samen  über. 


B.   Gemüsepflanzen.  251 

9.  Pisum  sativum,  Erbse. 

a)  Welkeerscheinungen  der  ganzen  Pflanze. 

1.  Die  Pflanzen  welken  und  sterben  ab.  Die  Wurzeln  sind  ver- 
trocknet : 

(St.  Johanniskrankheit  s.  S.  232)    Fusarium  vasinfectum. 

b)  Erkrankungen  der  Blätter  und  Stengel. 

1.  Blätter  und  Stengel  zeigen  einen  weißen,  mehlartigen  Überzug: 

(Mehltau)      ■  Erysiphe  Martii. 

2.  Auf  Blättern  und  Stengeln  treten  oft  massenhaft  zunächst 
rotbraune,  dann  schwarzbraune  Rostpusteln  auf  (vgl.  Abb.  84, 
S.   171): 

(Erbsenrost)  Uromyces  pisi. 

3.  Vgl.  Vicia  faba  a  3. 

4.  Vgl.  Vicia  faba  a  4. 

5.  Andere  Blattfleckenerreger  vgl.  Register  II,  Pisum  sativum, 
b)  Erkrankungen  der  Hülsen. 

Vgl.  Vicia  faba  b  2. 

10.  Phaseolus  vulgaris,  Busch-  und  Stangenbohne. 

a)  Keimpflanzen. 

1.  Die  Keimblätter  zeigen  braune  Flecke  bis  zu  1  cm  Durchmesser. 
Die  Pflänzchen  verkrüppeln  und  sterben  ab:  Brennflecken- 
krankheit s.  bes.  c  1. 

b)  Blätter  und  Stengel. 

1.  Auf  den  Blättern  (beidseitig),  Stengeln  und  Hülsen  treten  bisweilen 
massenhaft  zunächst  braune,  später  schwarze  Pusteln  auf: 

(Bohnenrost)  Uromyces  phaseoli. 

2.  Blätter  und  Stengel  (besonders  aber  die  Hülsen  s.  c  1)  bekommen 
braune  Flecke  bis  zu   1  cm  Durchmesser: 

(Brennfleckenkrankheit) 

Gloeospori  um  Lindemuthianum. 

3.  Weitere  Blattfleckenerreger  s.   Register  II,  Phaseolus  vulgaris. 

c)  Hülsen. 

1.  Auf  den  Hülsen  zeigen  sich  eingesunkene,  braune  Flecke  (vgl. 
Abb.  102,  S.  212).  In  schwereren  Fällen  durchsetzen  die  Flecke 
die  Hülsenwand  und  gehen  auf  die   Samen  über: 

(Brennfleckenkrankheit) 

G 1  o  e  o  s  p  o  r  i  u  m  Lindemuthianum. 

2.  Braune,  unregelmäßige,  grau  oder  röthch  berandete  Flecke, 
die  weich  werden,  einsinken  und  Perlmutterglanz  zeigen,  können 
durch  Bakterien  verursacht  sein  (vgl.   S.   22). 

11.  Apium  graveolens,  Sellerie. 

a)  Erkrankungen  der  unterirdisclieu  Oiganc. 

1.  Vgl.  Beta  vulgaris  a  2,  S.  249. 

2.  Auf  den  Knollen  entstehen  Ideine  oder  größere  Flecke,  unter 
denen  das  Gewebe  erweicht.  Die  Oberhaut  wird  zerstört  und 
die  Oberfläche  des  freigelegten  Fleisches  in  eine  schorfige  Kruste 
verwandelt : 

(Schorfkrankheit)  Phoma  apiicola. 


252    Schlüssel  zur ßestinirmiiig  d. gärtnerisch  wichtigsten  pil/.])arasitären  Pflanzcnkrankheiten. 

b)  Erkrankungen  der  Blätter  und  Stengel. 

1.  Auf  den  Blättern  erscheinen  braune  Rostpusteln.  Das  erla^ankte 
Gewebe  stirbt  ab,   bisweilen  vertrocknen  die   Blätter  gänzlich: 

(Rost)  Puccinia  apii. 

2.  Es  treten  bleiche,  später  braun  werdende  und  vertrocknende 
Flecke  auf,  auf  deren  Unterseiten  ein  weißer  Schimmel  erscheint : 

(Falscher  Mehltau)  Plasmopara  nivea. 

3.  Auf  Blättern  und  Blattstielen  bilden  sich  breite,  weißliche  bis 
gelbliche  Felder  einschließende  Flecke.  Bei  starkem  Befall 
vergilben  und  vertrocknen  die  Blätter : 

Septoria  apii. 

4.  ^'erzeichnis  weiterer  Blattfleckenerreger  s.  Register  II,  Apium 
graveolens. 

12.  Petroselinum  sativum,  Petersilie. 

a)  Erkrankungen  der  Wurzeln. 
1.  Vgl.  Beta  vulgaris  a  2,   S.  249. 

b)  Erkrankungen  der  Blätter  und  Stengel. 

1.  Auf  den  Blättern  erscheinen  braune  Rostpusteln.  Das  erki^ankte 
Gewebe  stirbt  ab,  bisweilen  vertrocknen  die  Blätter  gänzlich : 

(Rost)  Puccinia  petroselini. 

2.  Vgl.  Apium  graveolens  b  2,   S.  252. 

3.  Auf  den  Blättern  entstehen  bräunliche,  später  weißliche  Flecke: 

Septoria  petroselini. 

4.  A'erzeichnis  weiterer  Blattfleckenerreger  s.  Register  II,  Petrose- 
linum. 

13.  Daucus  carota,  Möhre. 

a)  Erkrankungen  der  Wurzeln. 

1.  Vgl.  Beta  vulgaris  a  2,   S.  249. 

2.  Die  Rüben  bekommen,  besonders  an  ihrem  oberen  Ende,  ein- 
gesunkene Stellen  von  bräunlicher  oder  grauer  Farbe  (vgl. 
S.  201):  Phoma  Rostrupii. 

b)  Erkrankungen  der  Stengel  und  Blätter. 

1.  Auf  den  Stengeln  und  Blättern  bilden  sich  kleine  Schwielen: 
(vgl.  Abb.  21,   S.  64): 

P  r  o  t  o  m  y  c  e  s  m  a  c  r  o  s  p  o  r  u  s . 

2.  Siehe  Apium  graveolens  b  2. 

3.  Schädigung  der  Stengel  bei  der  Samenzucht :  Phoma  Rostrupii 
(S.  201). 

4.  Blattfleckenerreger  s.  Register  II,  Daucus  carota. 

14.  Solanum  lycopersicum,  Tomate. 

a)  Welken  und  Absterben  der  ganzen  Pflanze. 

1.  An  den  Stengeln  entstehen  dicht  über  dem  Erdboden  Flecke, 
welche  rasch  miteinander  verschmelzen  und  bis  zu  6  cm  lange, 
schwarze  Stellen  bilden  (Abb.  49,  S.  122).  Die  erkrankten  Grewebe 
schrumpfen  erheblich  zusammen.     Die  Pflanzen  sterben  ab : 

(Tomatenkrebs)  Didymella  lycopersici. 

2.  In  einer  Höhe  von  10  ])is  1.")  cm  über  dem  Erdboden  erscheint 
eine   graubrauiu'   oder   auch    wxißhchgelb   verfär])te,   etwas  ein- 


B.   Gemüsepflanzen.  258 

gesunkene   Stelle.     Die  lx*fallenen   Slengeiteile  veilnjckueii.     Im 
Markramn  finden  sich  harte  .schwarze  Körper  (Abb.  67,  S.  149): 
(Sklerotienkrankheit)        Sclerotinia  Libertiana. 

b)  Stengel  und  Blätter, 

1.  Auf  den  Blättern,  besonders  an  der  Spitze  und  an  den  Rändern, 
zeigen  sich  zuerst  braune,  später  schwärzliche  Flecke,  welche, 
besonders  bei  feuchtwarmer  Witterung,  täglich  größer  und 
zahlreicher  werden.  Auf  den  Blattunterseiten  beobachtet  man 
einen  schmutzigweißen  Schimmel: 

(Krautfäule)  Phytophthora  infestans. 

2.  An  Blättern  inid  Trieben  zeigen  sich  gelbliche,  später  vertrock- 
nende Flecke,  auf  denen  braune  Schimmelrasen  erscheinen. 
Insbesondere  Treibtomaten  leiden  unter  der  Krankheit : 

(Braunfleckenkrankheit)      Cladosporium  fulvum. 

3.  Auf  den  Blättern  entstehen  braunschwarze,  vertrocknende 
Flecke.  Bei  starkem  Befall  rollen  sich  die  Blätter  und  welken 
(s.   S.  208):  Septoria  lycopersici. 

4.  Andere  Blattfleckenerreger  sind  in  Register  II  verzeichnet. 

c)  Früchte. 

Faulstellen  auf  den  Früchten  werden  besonders  hervorgerufen 
durch:  Bakterien  (s.  S.  22),  Phytophthora  infestans  (s.  S.  46), 
Botrytis  cinerea  (s.  S.  145),  Macrosporium  tomato  (s.  S.  229)  und 
Fusarium  acuminatum  (s.   S.   232). 

15.  Solanum  tuberosum,  Kartoffel. 

a)  Erkrankungen  der  Knollen. 

1.  Auf  den  Knollen  entstehen  eigenartige  und  sehr  verschieden 
gebaute  Geschwülste.  Sie  erreichen  Erbsen-  bis  Walnußgröße 
und  haben  eine  warzige  Olx'rfläche.  Bei  starkem  Befall  \\ird  die 
ganze  Knolle  in  ein  blumenkohlartiges  (aber  dunkelbraunes) 
Gebilde  verwandelt   (Abb.    19,   S.   59): 

(Kartoffelkrebs)  Synchytrium  endobioticum. 

2.  Die  Knollen  zeigen  auf  dem  Durchschnitt,  etwa  V2  bis  1  cm 
unter  der  Schale,  einen  mehr  oder  weniger  vollständigen  Ring. 
Später  wird  das  ganze  Innere  morsch  und  hohl  (Abb.  2,  8.  18): 

(Bakterien-Ringkrankheit)  Bacillus  solanacearum. 

3.  Größere  oder  kleinere  Partien  der  Oberhaut  sterben  ab.  Es 
kommt  zu  einer  borkenartigen  Abblätterung  der  älteren  Rinde, 
wodurch  die  Oberfläche  ein  schorfartiges  Aussehen  erhält.  Im 
übrigen  ist  das  Krankheitsbild  sehr  verschiedenartig:  Schorf, 
verursacht  durch  sehr  verschiedene  Erreger,  vgl.  S.  19.  S.  183 
und  S.   219. 

4.  Knollenfäulen. 

Bakterienfäule   (Naßfäule)  s.   S.   17, 
Phytophthorafäule   (Trockenfäule)  s.   S.   43, 
Rhizoctoniafäule  s.    S.    183, 
Fusariumfäule   (Weißfäule)  s.   8.  232. 

b)  Fußkrankheiten  und  Stengelerkrankungen. 

].  Im  Juli  und  August  treten  am  Grunde,  meist  noch  an  dem  in 
der  Erde  steckenden  Teil  des  Stengels,  schwarzbraune  Flecke 
auf.     Es  folgt  ein  rasches  Abwelken  der  Pflanzen.     Schließlich 


254    Schlüssel  zurBcslimiiiuiig  (l.jrärtiiorisi-h  wichtigsten  pilzpara.sitärcii  rflaiizeiikraiikheiten. 

lassen  sich  die  Stengel  ohne  Anstrengmig  aus  dem  Boden  ziehen. 
Irgend  ein  Pilzanflug  ist  nicht  sichtbar: 

{ Seh warzbeinigkcit )  Bacillus  p  h  y  1  o  p  h  t  h  o r  u  s. 

'2.  Auf  den  unteren  Stengelteilen  wäclist  ein  diunier,  weißhch- 
grauer  Filz : 

(Filzkrankheit)  Hypochnus  solani. 

3.   Siehe  Solanum  lycopersicum  a  2. 
c)  Erkrankungen  der  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern,  besonders  an  der  Spitze  und  auf  den  Rändern 
zeigen  sich  zuerst  braune,  später  schwärzhche  Flecke,  welche, 
besonders  bei  feuchtwarmer  Witterung,  täglich  größer  und  zahl- 
reicher werden.  Auf  den  Blatt  Unterseiten  beobachtet  man  einen 
schmutzigweißen  Schimmel : 

(Krautfäule)  Bhytophthora  infest  ans. 

2.  Die  Blätter  zeigen  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  Ideine,  scharf 
begrenzte,  ringzonige.  später  eintrocknende  Flecke,  die  mit  der 
Zeit  zusammenfließen  und  zum  Vertrocknen  des  ganzen  Blattes 
führen  kömicn.  Auch  Blattstiele  und  Stengel  werden  zuweilen 
befallen : 

(Dürrfleckenkrankheit)         Alternaria  solani. 

3.  Auf  den  Blättern  erscheinen  etwa  von  Mitte  -Juli  an  größere 
oder  kleinere,  nicht  scharf  begrenzte,  unregelmäßige,  gelbhche 
Flecke.  Auf  der  l^nterseite  derselben  zeigen  sich  grauviolette 
Schimmelrasen : 

(Gelbfleckigkeit)  Cercospora  Concors. 

16.  Cucumis  sativus,  Gurke. 

a)  Keimpflanzen. 

1.  Der  Stengel  verfärbt  sich  dicht  über  dem  Boden,  erweicht  und 
trocknet  ein.  wobei  er  initer  Schwärzung  zusammenschrumpft : 

(Schwarzbeinigkeit)  Pj'thium  de  Baryanum. 

2.  Auf  den  Keimblättern  erscheinen  bräunliche  Stellen:  vgl. 
Colletotrichum  oligochaetum  S.  213  und  Corynespora  melonis 
S.   227. 

b)  Welkeerscheinungen  der  ganzen   Pflanze. 

1.  An  den  Stengeln  erscheinen  graubraune  oder  auch  weißlichgelb 
verfärbte,  etwas  eingesunkene  Stellen.  Die  befallenen  Stengel- 
teile vertrocknen.  Im  Markraum  finden  sich  harte  schwarze 
Körper : 

(Sklerotienkrankheit)      Sclerotinia  Libertiana. 

2.  Die  Pflanzen  w^elken  plötzlich  und  gehen  zugrunde;  auf  ihnen 
treten  weiße   Schimmelrasen  auf : 

F  u  s  a  r  i  u  m  n  i  v  e  u  m   (  ? ) . 

c)  Erkrankungen  der  Blätter. 

1.  Auf  den  Blättern  erscheint  ein  weißer,  mehlartiger  Überzug. 
Die  befallenen  Stellen  vergilben,  oft  vertrocknen  die  Blätter 
vollständig: 

(Mehltau)  Erysiphe  Martii  (i.  w.   S.). 

2.  Auf  den  Blättern  entstehen  eckige,  meist  durch  die  Blättnerven 
scharf  begrenzte  Flecke  von  anfangs  gelblicher,  später  brauner 


1».   Gemiisepflunzcn.  2oo 

Farbe.     Auf  der  Unterseite  der  Flecken  tritt  ein  violettgrauer 
Schimmelrasen  auf: 

(Falscher  >rehltaii)  Plasmopara  cubcnsis. 

3.  Auf  den  Blättern  zeigen  sich  eckige  Flecke,  deren  mittlere 
Partien  vertrocknen  und  aufreißen.  Am  Rande  der  Flecke  er- 
scheinen schwarzbraune,  sammetaitigc  Überzüge.  Schädigt 
fast  nur  die  Treibgurken: 

(Blattbrand)    .  Corynespora  melonis. 

4.  Auf  den  Blättern  entstehen  ähnhche  Flecke  wie  bei  3.  Die 
Flecke  bedecken  sich  besonders  in  der  :\Iitte  mit  einem  hellrot 
gefärbten  Schimmelüberzuge : 

(Brennfleckenkrankheit)       Colletotrichum  lagenarium. 
.").  Weitere  Blattfleckenerreger  finden  sich  in  Register  II  verzeichnet. 

d)  Erkrankungen  der  Früchte. 

1.  Auf  den  Früchten  erscheinen  oft  zahlreiche,  unregelmäßige, 
eingesunkene  Flecke,  die  mit  schwarzgrünen  Pilzrasen  ausge- 
kleidet sind.  Besonders  haben  die  jungen  Früchte  zu  leiden.  Bei 
starkem  Befall  schrumpfen  die  Früchte  ein  und  sterben  ganz 
oder  teilweise  ab : 

(Gurkenkrätze)  Cladosporium  cucumerinum. 

2.  Die  jungen,  Früchte  werden  mißfarbig  und  schrumpfen  ein. 
Auch  ältere  Früchte  werden  fleckig  und  schrumpfen.  Die 
Blätter  zeigen  die   Symptome  des  Blattbrandes:  vgl.  c  3. 

3.  Die  Früchte  bekommen  braune  Faulstellen,  auf  denen  bald  ein 
grauer,  bei  Erschütterung  stäubender  Schimmelrasen  erscheint: 

(Grauschimmel)  Botrytis  cinerea. 

17.  Cucurbita  pepo  und  C.  maxima,  Kürbis. 

Cucurbita  leidet  in  der  Hauptsache  unter  den  gleichen  Krank- 
heiten wie  Cucumis  sativus.     Man  vergleiche  daselbst. 

18.  Lactuca  sativa,  Kopfsalat. 

a)  Erkrankungen  der  Blätter. 

1.  Am  Rande  oder  an  der  Ansatzstelle  der  Blätter  entstehen  braune 
Flecke,  die  sich  schnell  vergrößern  und  auf  das  Herz  des  Kopfes 
übergehen,  welcher  alsbald  faulig  wird: 

Bakteriose   (S.  20). 

2.  Auf  den  Blättern  entstehen  anfangs  bleiche,  dann  braune  und 
schwarze,  später,  je  nach  den  Witterungsverhältnissen,  ver- 
trocknende oder  verfaulende  Flecke.  Auf  der  Unterseite  dieser 
Flecke  treten  feine  weiße   Schimmelrasen  auf: 

(Falscher  Mehltau)  Bremia  lactucae. 

3.  Die  Blätter,  besonders  des  Treibsalates,  bekommen  oft  braune 
Flecke,  auf  denen  sich  bald  ein  grauer  Schimmebasen  ausbreitet : 

(Grauschimmel).  Botrytis  cinerea. 

4.  Weitere  Blattfleckenerreger  s.  Register  II. 

19.  Scorzonera  hispanica,  Schwarzwurzel. 

a)  Wurzeln. 

1.  Vgl.  Beta  vulgaris  a  2,   S.  249. 


256  Niifhtriitro  und  Berichtigungen. 

I))  J:51ältcr   uiul    Stengel. 

1.  Auf  den  Blättern  zeigen  «ich  weißgelbe,  glänzende  Pusteln. 
Bei  stärkerem  Befall  färbt  sich  das  Blattgewebe  gelb  inid  ver- 
trocknet : 

(Weißer  Rost)  Albiigo  t  ragopogonis. 

2.  Blätter  und  Stengel  sind  von  einem  weißen,  mehlartigen  Über- 
zug bedeckt : 

(Mehltau)  Erysiphe  ^lartii   (i.  w.   8.). 

3.  Auf   Sprossen  und  Blättern  treten  braune  Rostpusteln  auf: 

(Rost)  Puccinia  scorzonerae. 

4.  Auf  den  Blättern  entstehen  rundliche,  lederbraune,  blutrot 
umrandete,  oft  zusammenfließende  Flecke: 

S  p  o  r  o  d  e  s  m  i  u  m    scorzonerae. 

5.  Bezüghch  weiterer  Blattfleckenerreger  vgl.   Register  II. 
c)  Erkrankungen  der  Blüten, 

1.  Im  Innern  der  Knospen  werden  sämtliche  Blütenteile  zerstört 
und  die  Knospen  mit  einem  schwarzbraunen  Pulver  erfüllt. 
Schließlich  schlägt  der  Hüllkelch  auseinander,  und  das  sch\varz- 
braune  Pulver  stäubt  aus : 

(Blütenbrand)  Ustilago  tragopogi  pratensis. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 

S.  iK       Zeile  7  lies  tynosbati  anstatt  cynospathi. 

S.  II.     Unterste  Zeile  im  Nenner  des  Bruehes  lies  144,.'»- — n. 

8.  55.     Nach  Zeile  'iö  von  oben  füge  ein: 

P.  viciae  findet  sich  auf  Linsen,  Erbsen,  Vicia-  und  Lathyrus-Arten. 
S.  68').  Zeile  17  und  Zeile  .3  von  unten  lies  Rivers'  Früher  an.statt  Früher  Rivers. 
S.  SO').  Zeile  15  setze:  Hönings  anstatt  Königs. 

Zeile  18  setze:  Companion  anstatt  Compagnion. 

Zeile  21  von  unten  lies  Hönings  anstatt  Hunnings. 
S.  92.     Zeile  19  von  unten  lies  rubrum  statt  rubra. 

Zeile  18  von  unten  lies  ochraceum  statt  ochracea. 
S.  9:3.     Zeile  27  lies  ochraceum  .statt  ochracea. 
tS.  1.37.  Zeile  4  lies  Dasyscypha  anstatt  Dasycypha. 
8.  190.  Zeile  6  lies  sepiaria  statt  saepiaria. 


')  Die  Schreibweise  der  Xamen  auf  S.  68  bzw.  8.  80  entspricht  allerdings  derjenigen 
in  den  zitierten  ^Arbeiten.  Die  Ix^tr.  Xamen  sind  jedoch  sinngemäß  in  obiger  Weise 
abzuändern. 


Register  I 

enthaltend 

die  Parasiten  nach  Familien,   Gattungen  und  Arten,  die  technischen  Aus- 
drücke und  die  deutschen  Bezeichnungen  der  Krankheiten. 


Acanthostigma     parasiticuin 

107. 
Actinomycetes  219. 
Actinoneiua  205. 

—  fraxini  205. 

—  rosae  205. 
Aecidien  162. 
Aecidiosporen  162. 
Agaricaceae  182.  IW. 
Agariceae  190.   191. 
Agaricus  191. 

—  ostreatus  101. 

—  velutipes  191. 
Albuginaceae  41. 
Albugo  Candida  41. 

—  portulacae  42. 

—  tragopogonis  42. 
Aleurodiscus  183. 
Alpenrosenrost  164. 
Alternaria  229. 

—  brassicae  230. 

—  brassicae  var.  somnif .  230. 

—  solani  230. 

—  tenuis  230. 

Amerik.    Stachelbeermehltau 

77. 
Ancylistineae  39,  61. 
Anthraknose  der  Reben  213. 
Apfelmehltau  83. 
Aphanomyces  laevis  62. 
Apiosporium  Footii  91. 

—  salicinujn  90. 
Apothecium  63. 
Appendices  76. 
Armillaria  192. 

—  mellea  192. 
Äscherich  88. 
Ascoch^■ta  204. 

—  armoraciae  204. 

—  betae  204. 

—  beticola  204. 

—  Boltshauseri  205. 

—  brassicae  204. 

—  digitalis  205 

—  fragariae  113.  204. 
— -  juglandis  204. 

—  lycopersici  205. 

—  MoUeriana  205. 
— -  Xoackiana  205. 

—  phaseolorum  205. 

—  piniperda  204. 


Ascoch\-ta  piricola  2(,>4. 

—  pirina  204. 

—  pisi  204. 

—  socia  205. 

—  s\Tingae  205. 

—  viburni  205. 
Ascocorticiaceae  66. 
Ascomycetes  62. 
Ascospora  109. 

—  Beijerinckii  109. 
Ascosporen  32. 
Ascus  32. 
Aspergillaceae  74. 
Aspergillus  74,  219. 

—  fumigatus  75. 

—  glaucus  75. 
Asterocystis  57. 
Astwiirzelkrebs  98. 
Aureobasidium  183. 

—  vitis  183. 
Auriculariineae  180. 
autöcisch  163. 

Bacillus  amylobacter  16.  23. 

—  amylovorus  25. 

—  hyacinthi  septicus  17. 

—  phaseoli  22. 

—  ph}-tophthorus  18,  22. 

—  solaniperda   17. 

—  spongiosus  24. 
Bacterium  hyacinthi  17. 

—  tumefaciens  25,  26. 
Bakterielle  Brand-  u.  Krebs - 

erkrankungen  24. 

Bakterien  14. 

Bakterienbrand  des  .Stein- 
obstes 24. 

Bakterienkrankheit  d.  Flie- 
ders 22. 

—  der  Tabaksetzlinge  23. 

—  der  Tomatenfrüchte  22. 
Bakterien-Ringkrankheit   18. 
Bakterienschorf     (Kartoffel) 

19. 
Basidie  32. 
Basidienpilze  151. 
Basidiomycetes  151. 
Basidiosporen  32. 

—  der  Rostpilze  161. 
Baumschwämme  185ff. 
Bazillen  15. 


H ö  s  t  e  r  m  a  n  11  -  N  o  a  c  k  .    Pilzpara.-itüre  Krankheiten. 


Beizmittcl  8. 

Beulenbrand  des  Maises  157. 

Biologische    Bekämpfiuigs- 

methoden   14. 
Bitterfäule  37. 
Black-rot  114. 

Blasenkrankheit  d.  Birnen 69. 
Blasenrost    der    Kiefer    165. 

—  der  Weymouthkiefer  165. 
Blattbeulenkrankheit         der 

Birnen  69. 
Blattbrand    d.    (iurken    usw. 

227. 
Blattbräune  d.    Birnen   usw. 

110.  210. 

—  der  Bohnen  231. 

—  der  Kartoffeln  230. 
Blätterpilze  190. 
Blattfallkrankheit     der     Jo- 
hannisbeeren 1.35. 

—  der  Stachelbeeren  135. 
Blattfleckenkrankheit        der 

Erdbeeren  113. 

—  der   Stachelbeeren  135. 

—  der  Walnuß  127. 
Blattkrankheit    d.    Platanen 

126. 
Blattseuche  der  Kirschen  125. 
Blausäure  13. 
Bleiarseniat  12. 
Bleiglanz  184. 
Blütendürre  d.  Aprikosen  141. 

—  der  Kirschbäume  141. 
Bodendesinfektion  6. 
Boleteae  185. 
Bordolapaste  11. 
Bosnapaste  11. 
Botrytis  137.  220. 

—  cinerea  37.   144. 

—  parasitica  145. 

—  vulgaris  144. 
„Brand"  der  Narzissen  226. 
Branderkrankungen,     bakte- 
rielle 24. 

Brandkrankheiten  152. 
Brandpilze  152. 
Brauner  Sclileimfluß  23. 
Braunfleckenkrankheit       der 

Tomaten  224. 
Braunfleckigkeit    der    Geiste 

226. 

17 


258 


Register  I. 


Braiuxrost  des  Roggens  173. 

—  des  Weizens  175. 
Bremia  42,  53. 

—  lactueae  53. 
Brennfleckenkrankheit       der 

Bohnen  212. 
Brunchorstia  destrueas    134. 
Buttersänrepilz  16. 

Calonectria  101. 

—  graminicola  101. 

—  p\Toehroa  101, 
C'alyptospora  167. 

—  Goeppertiana  167. 
Cantharelleae  190. 
Capnodiuni  salicinum  90. 
Cenangiaceae  134. 
Cenangium  abietis  134. 
Cephalothecium  220. 
Ceratophorum  225. 

—  setosum  225. 
CJercospora  227. 

—  acerina  228. 

—  ailanthi  228. 

—  althaeina  228. 

—  apii  228. 

—  armoraciae  227. 

—  asparagi  227. 

—  beticola  227. 

—  Bloxami  227. 

—  Bolleana  227. 

—  cerasella  112,  227. 

—  cheiranthi  227. 

—  circumscissa  227. 

—  Concors  228. 

—  fabae  228. 

—  marginalis  227. 

—  microsora  228. 

—  myrti  228. 

—  neriella  228. 

—  odontoglossi  228. 

—  olivascens  227. 

—  Preisii  227. 

—  resedae  227. 

—  Rösleri  228. 

—  spinaciae  227. 

—  tomenticola  227. 

—  violae  228. 

—  vitis  228. 

—  zonata  228. 
C'ercosporella  221. 

—  pastinacae  221. 

—  persica  221. 
Ceuto^^h^'Tlchus  sulcicollis  28. 
C'hlamydosporen  31. 
C'hrysomyxa  163. 

—  abietis  164. 

—  ledi  164. 

—  rhododendri  164. 
C'hrysophlyctis  endobioticum 

58. 
Chytridiineae  38,  55ff. 
Cicinnobolus  77,  202. 

—  Cesatii  202. 


Cladochytriaceae  56,  61. 
Cladoch}i:riiim  violae  61. 
Cladosporium  224. 

—  condylonema  224. 

—  cucunierinum  224. 

—  herbarum  224. 

—  fasciculare  124,  224. 

—  fulvuiu  224. 
C'lasterosporinm  225. 

—  aniygdalearum  225. 

—  carpophihim  109,  225. 

—  glomerulosum  225. 

—  putrefaciens  225. 
C'lavariaceae  182, 
Claviceps  102, 

—  microcephala  103, 

—  purpurea  102, 
riithris  qiiercina   1-31, 
Clostridium  butyricum  16,23. 
Coleosporiuni  165. 

—  senecionis  166. 
Colletotrichum  213. 

—  anthurii  213. 

—  hedericola  213. 

—  malvarum  213. 

—  oligochaetum  213. 

—  piri  f.  tirolense  213. 
Completoria   complens   38. 
Coniophora  183. 

—  cerebella  183,  195. 
Coniothecium  crustaceum  91. 
Coniothyrium  203, 

—  concentricum  203, 

—  diplodiella  203. 

—  Fuckelii  203. 

—  tumefaciens  203. 

—  Wernsdorffiae  203. 
Coprineae  190. 
Cord^ceps  103. 
Corticium  183. 
CorAniespora  227. 

—  mazei  227. 

—  melonis  227. 
Cor\Tieum  214. 

—  Beijerinckii  109,  214,  225. 
Cosan  11. 

Cronartium  164. 

—  asclepiadeum  165. 

—  ribicola  165. 
Cryptosporium  216. 

—  leptostromiforme  216. 

—  minimum  216. 

—  nigrum  216. 
Cucurbitariaceae  109. 
Cucurbitaria  109. 

—  elongata  109. 

—  laburni  109. 
Cylindrosporium  216. 

—  brassicae  216. 

—  chrysanthemi  216. 

—  juglandis  216. 

—  padi  216. 

—  l^haseoli  216. 

—  Tubeufianum  216. 


'  Cystiden  151. 

Cystopus  Candidas  41. 
;  —  cubicus  42. 
I  —  portulacae  42. 

CMospora  202. 

—  leucostoma  128,  202. 

—  rubescens  203. 
CH-tosporina  209. 

—  ribis  209. 

Dacryomycetineae  181. 
Daedalea  185. 

—  cinnabarina  189. 

—  unicolor  189. 
Dasvscvpha  calycina  137. 

—  Wilikommii  137. 
Dauersporen  31. 
Dematiaceae  217,  221. 
Dematium  221. 

—  puliulans  91,  221. 
Dendrophagus  25. 
Dendrophoma  202. 

—  convallariae  202. 
Dermatea  134. 

—  cerasi  1.34. 

—  prunastri  135. 
Dermatella  prunastri  135. 
Didymella  122. 

—  applanata  123, 

—  lycoi^ersici  122. 
Didymium  29, 
Didymosphaeria  124, 

j  —  populina  124, 
I  Dilophia  graminis  209, 
i  Dilophospora  209, 
;  —  graminis  209, 
,  Diplodia  205, 
I  —  pseudodiplodia  205. 
Diplodina  205. 

—  idaei  205. 

—  Ivcopersici  205, 

—  Pallor  205, 

I  Discomycetes  64, 
':  Dothichiza    ferruginosa    134. 
I  Dothideaceales  92,   103. 
j  Dothiora  sphaeroides   124. 
I  Drehrost  166. 
Dürrfleckenkrankheit         der 
Kartoffel  228,  230. 

Edelfäule  146. 

Eichenmehltau  88. 
:  Eichenwiirzeltöter  108. 
I  Einschnürungskrankheit   der 
I         Douglastanne  201. 

—  der  Tanne  202. 

—  der  Weymouthkiefer  201. 
Einschnürungskrankheiten 

215. 
Ektoparasiten  .34. 
Elaphomycetaceae  74. 
Elosal  13. 
Empusa  aulicae  38, 

—  muscae  38, 


Eegieter  I. 


259 


Endomyces  Magnusii  65. 

—  vernalis  65. 
Endoparasiten  34. 
Endophyllaceae  163. 
Endosporen  32. 
Entomopeziza   Soraueri  210. 
Entomophthoraceae  38. 
Entomosporium  210. 

—  maculatum  110,  210. 
Entyloma  159. 

—  calendulae  159. 

—  fuscum  159. 

—  serotinum  159. 
Epichloe  tj-phina  102. 
Erstickungsschimmel  102. 
Erysiphaceae  75. 
Erysiphe  77,  86. 

—  communis  86. 

—  graminis  87. 

—  Martii  86. 

—  pisi  86. 

—  polygoni  86. 
Eschenkrebs  26. 
Euascales  64. 
Euasci  64. 
Eumvcetes  30. 
Europäischer    Stachelbeer- 
mehltau 88. 

Eusclerotinia  137,  144. 
Excipulaceae  198. 
Exoascaceae  =  Taphrinaceae 
Exoascus  66. 
Exobasidiaceae  180. 
Exobasidiineae  180. 
Exobasidium  180. 

—  azaleae  181. 

—  rhododendri  181. 

—  vaccinii  180. 
Exosporen  32. 


Fäule  der    Stecklinge  61. 
Favolus  185,  190. 
—  europaeus  190. 
Federbuschsporenkrankheit 

209. 
Feuerbrandkrankheit  25. 
Feuerschwamm  187. 
Fichtenblasenrost  164. 
Fichtennadelrost  164. 
Fichtennadelröte  133. 
Filzkrankheit  der  Kartoffeln 

182. 
Fire  blight  disease  25. 
Fistulinae  185. 
Flachsbrand  57. 
Flechten  150. 
Fleckenkrankheit  der  Gerste 

226. 
Fleischfleckenkrankheit  93. 
Fliegenschmutzflecke         der 

Äpfel  209. 
Flugbrand  der  Gerste  153. 

—  des  Hafers  155. 

—  des  Weizens  155. 


Fomes  185,  186. 

—  annosus  186. 

—  connatus  186. 

—  fomentarius  186. 

—  igniarius  187. 

—  ribis  187. 
Formaldehyd  7. 
Fruchtschimmel  36. 
Fuligo  septica  29. 
Fumago  vagans  90,  230. 
Fungi  imperfecti  196. 
Fungizide  9.  ; 
Fusariol  9. 
Fusarium  231. 

—  acuminatum  232. 

—  aquaeductuum  233. 

—  avenaceum  232. 

—  betae  232. 

—  blasticola  220,  231. 

—  brassicae  232. 

—  coeruleum  232. 

—  culmorum  101. 

—  dianthi  232. 

—  gemmiperda  232. 

—  herbarum  232. 

—  heterosporum  232. 

—  minimum  101,  232. 

—  nivale  101,  232. 

—  iiiveum  233. 

—  platani  101. 

—  putrefaciens  37,  232. 

—  redolens  232. 

—  rhizogenum  232. 

—  roseum  102,  232. 

—  solani  232. 

—  vasinfectum  232. 

—  Vogelii  232. 

—  Zavianum  232. 
Fusariumfäule     des     Lager- 
obstes 37. 

Fusicladium  114,  223. 

—  cerasi  11.5,  121,  223. 

—  cratae^i  115,   121. 

—  dendriticum  115,  223. 

—  eriobotryae  223. 

—  fagopATi  223. 
_  lini  223. 

—  pirinum  115,  119,  223. 

—  radiosum  223. 

—  robiniae  223. 

—  saliciperda  223. 

—  tremulae  223. 
Fusicoccum  202. 

—  abietinum  202. 
Fusoma  220. 

—  parasiticum  220. 

—  pini  220. 
Fußkrankheit    d.     Getreide^ 

125. 


Gedeckter   Brand   d.    Gerste 

1.54. 
—  des  Hafers  1.56. 
Gelber  Rotz  17. 


Gelbrost  175. 
Gemmen  32. 
Germisan  9. 
Gerstenflugbrand  153. 
Gerstenhartbrand  1.54. 
Getreidehalmtöter  125. 
Gibberella  101. 

—  Saubinetii  102. 
Gießkannenschimmel  75. 
Gitterrost  168. 
Glasigwerden   der  Apfel   22. 
Gloeosporium  210. 

—  acericolum  212. 

—  affine  210. 

—  album  37,  212. 

—  amoenum  213. 

—  ampelophagum  213. 

—  cerei  213. 

—  cinctum  210. 

—  concentricum  211. 

—  curvatum  211. 

—  cydoniae  212. 

—  epicarpii  210. 

—  fragariae  212. 

—  fructigenum  37,  211. 

—  Ha\Tialdianum  211. 

—  helicis  213. 

—  lagenarium  213. 

—  Lindemuthianum  212. 

—  macropus  210. 

—  minutulum  212. 

—  nervisequum  126,   211. 

—  nymphaearum  210. 

—  oncidii  210. 
— -  opuntiae  213. 

—  orbiculare  213. 

—  pallidum  210. 

—  paradoxum  213. 

—  pelargonii  212. 

—  phomoides  213. 

—  pirinum  212. 

—  platani  211. 

—  ribis  135,  211. 

—  spinaciae  210. 

—  tiliae  213. 

Glomerella  ruf  omaculans  1 27 . 
Gnomonia  125. 

—  er\-throstoma  125. 

—  leptostyla  127. 

—  veneta  126. 
Gnomoniaceae  125. 
Graufäule  37. 
Grauschimmel  145. 
Grind  des  Apfelbaumes  116. 

—  des  Birnbaumes  119. 
GrincUäule  37. 
der  Apfel  und  Birnen  139. 

—  der  Kirschen  141. 
Grünfäule  36. 
Guignardia  Bidwellii  114. 
Gummosis  d.  Steinobstes  110. 
Gürtelschorf  der  Rüben  219. 
(.^pnnoascaceae  74. 
Gvmnoconia  167. 


17* 


26(1 


Register  I. 


Gymnosporangium  167.  IG.S. 

—  confusum   170. 

—  sabinae  168. 

—  tremelloides  17U. 


Haarfäule  .'i6. 
Haferflugl)rand  löö. 
Hallimascli  192. 
Hart  bland    der    Gerste    154. 
Haselmehltau  87. 
Hausschwamiu  103. 
Hefepilze  6ö. 
Helminthosi)oriosis  226. 
Hei  mint  hosijorium  220. 

—  avenae  sativae  226. 

—  graniineuni  225. 

—  iberidis  226. 

—  lunariae  226. 

—  teres  225. 

—  turcicum  226. 
Helotiaceae  136. 
Helvella  150. 
Helvellineae  6ö,  löO. 
Hemiasci  63. 
Hendersonia  206. 

—  grossulariae  2(>6. 

—  marginalis  206. 
Herzfäiüe    der    Zuckerrüben 

113. 
Heterosporium  226. 

—  allii  226. 

—  echiiuilatuni  226. 

—  gracile  226. 

—  sjTÜigae  226. 

—  variabile  226. 
heterözisch  163. 
Hexenbesen  71. 

—  der  Kirschen  71. 

—  der  Weißtanne  167. 
Hexenringe  140. 
Honigtau  des  Getreides  102. 
Hopfenmehltau  82. 
Hormiscium  221. 

—  pinophiluni  91.  223. 
Hydnaceae  182,  184. 
Hydnum  Schiedermapi  184. 
Hygrophoreae  190. 
Hymenium  63. 
Hymenomycetineae  181. 
Hymenojjhor  182. 
Hyphoch\'triaceae  56. 
Hyphomycetes  197,  216. 
Hypochnaceae  182. 
Hypochnus  eucumeris    183. 

—  solani  182. 

—  violaceus  183. 
H^'^30creac^ae  92. 
Hypocreaceales  92. 
Hypoderma  1 32 . 

—  brachysporum  134. 
- —  strobicola  134. 
H^'podermataceae  132. 
Hypodermella  132. 


Hypodermella  laricis  134. 
Hysteriineae  64,  132. 

Insektizide  9,  12. 
interzellular  34. 
intrazellnlar  M. 
Isaria  103.  230. 
Isariopsis  231. 

—  griseola  231. 

Kalkung  des  Bodens  6. 
Kartoffelkrankheit  43. 
Kartoffelkreb.s  58. 
Kartoffelschorf  19.  219. 
Kernbruch  der  Trauben  89. 
Kiefernbaumschwamm  189. 
Kiefernritzenschorf  132. 
Kieferiischütte  132. 
Kirschbaumsterben  128. 
Kleekrebs  149. 
Knollenfaule   (Kartoffel)    17, 

43,   183,  232. 
Kohlgallenrüßler  28. 
Kohlhernie  26. 
Kokken   15. 

Kolloidaler  Schwefel  11. 
Konidien  32. 
Koniothecien  91. 
Krätze  der  (Uirken  usw.  224. 
Kräu-selkrankheit  66. 
Krautfäule  (Kartoffel)  43. 

—  (Tomate)  46. 
Krebs  96. 

—  des  Apfelbaumes  96. 

—  der  Kartoffel  58. 

—  de.<?  Klees  149. 

—  der  Laubhölzer  96. 
Krebserkrankungen,     bakt  e- 

rielle  24. 
Kronenrost   174.   178. 
Kupferkalkbrühe  10. 
Kupfervitriol  7. 

Laboulbeniales  64. 
Lactarieae  190. 
Laestadia  veneta  126. 
Lagerfäule  des  Obstes  35. 

—  des  Holzes  196. 
Lärchenkrebs  137. 
Lenzites  185,  189. 

—  abietina  189. 

—  sepiaria  189,  196. 

—  variegata  189. 
LeocariJus  fragiUs  29. 
Leptosphaeria  124. 

—  heriX)trichoides  124. 

—  tritici  125. 

Leptastromataceae  198,  209. 
Leptothyrium  209. 

—  brassicae  209. 

—  pomi  209. 

Leueonost  oc  Lagerheimii  23. 
Liehenes  150. 
Lohblüta  29. 


Lohe  93. 
Lophodermium  132. 

—  macrosporum   133. 

—  nervisequum  134. 

—  pinastri  132. 
Lorchel  150. 

Macrophoma  202. 

—  Hennebergii  202. 
^lacrosporium  229. 

—  avenae  229. 

—  dauci  229. 

—  lycopersici  229. 

—  melo])lithorum  229. 

—  parasiticum  229. 

—  pelargonii  229. 

—  solani  229. 

—  tomati  229. 

—  violae  229. 
Mar.ssonia  214. 

—  juglandis  127,  214. 

—  Panattoniana  214. 

—  populi  214. 

—  truncatula  214. 
Mauerschwamm  193. 
^lehltaupilze  75. 
Melampsora  166. 

—  allii-populina   166. 

—  allii-salicina  166. 

—  lini  166. 

—  l)initorqua  166. 

—  ribesii-salicina  166. 
Melampsoraceae  163. 
Melampsorella  167. 

—  caryophyllacearum    167. 
Melanconiales  197,  200. 
Melasmia  131,  210. 

—  acerina  210. 

—  punctata  210. 
3Ielogramniataceae  129. 
Merulieae  185. 
Merulius  185. 

—  aureus  195. 

—  domesticus  193. 

—  hydnoides  195. 

—  lacrymans  193. 

—  tremellosus   195. 
Micropera  drupacearum  134. 
Microsphaera  77.  88. 

—  alni  88. 

—  alni  var.  quercina  88. 

—  grossulariae  88. 
Microstroma    180,    181,    218. 

—  juglandis  181. 

—  platani  181. 
Milchfluß  24. 
Milchglanz  184. 
MoUisiaceae  135. 
Mombacher  Aprikosenkrank- 
heit 206. 

Monilia  137,  218,  219. 

—  cinerea  141. 

—  fructigena  139. 

—  laxa   141. 


Register  I. 


261 


Monilia  Linhartiana  143. 
Moniliopsis  219. 

—  Aderholdi  219. 
Monoblephariciineae    38,    39. 
Morchel  150. 

Morchella  150. 
Morthiera  mespili  110. 
Moschusfluß  24. 
Mucedmaceae  217. 
Mucor  piriformis  36. 

—  racemosus  36. 

—  stolonifer  36. 
Mucoraceae  35. 
Mutterkorn  102. 
Mycosphaerella  112. 

—  cerasella  112. 

—  fragariae  113. 

—  ribfs  113. 

—  sentina  112. 

—  tabifica  113. 
Mj-cosphaerellaceae  109. 
Myxogasteres  26,  29. 
Myxomyoetes  26  ff. 

Nackter  Brand  d.  Gerste  1.53. 
Xadelblasenrost    der    Kiefer 

166. 
Xaemaspora  ampelicida  114. 
Xarrenkrankheit    der    Zwet- 

schen  69. 
Xebenfruchtfonn  .34. 
Xectria  93. 

—  bulbicola  100. 

—  cinnabarina  93. 

—  cucurbitula  100. 

—  ditissima  99,  KX^. 

—  galligena  96. 

—  pandani  100. 

—  Rousseliana  100. 

—  solani  100. 
Xectrioidaceae  197,  209. 
Xelkenrost  172. 
Xikotinpräparate  12. 
Xikotinräucherungen  13. 
Xosperal  11. 

Oidien  30. 

Oidium  75,  76,  88,  90,  219. 

—  chrysanthemi  90. 

—  ericinum  90. 

—  evonpiii  japonicae  90. 

—  fragariae  90.  i 

—  Tuckeri  88.  i 
Olpidiaceae  56.  ! 
Olpidiaster  57. 

—  radicis  57. 
Olpidium  56. 

—  brassicae  56. 

—  lactis  219. 

—  nicotianae  57. 
Oochytriaceae  .56,  61. 
Oomycetes  35,  38. 
Oospora  218. 

—  lactis  219. 


Ophiobolus  125. 

—  graminis  125. 

—  herpotrichus  125. 
Ovularia  219. 

—  brassicae  220. 

—  Cucurbitae  220. 

ParaplectenehxTii  30. 
Parasit  ol  12. 
Paxilleae  190. 
Paxillus  achenmtius  196. 
Pechfleckenkrankheit 

(Ahorn)  131. 
Penicillium  74,  219. 

—  crustaceum  36,  75. 

—  glaucum  36. 
Peridermium  Cornui   165. 

—  pini  165. 

—  pini  acicola  166. 
Perisporiaceae  75,  90. 
Perisporiineae  64,  75. 
Perithecium  63. 
Peronosporaceae  41,  42. 
Peronospora  42,  ö4ff. 

—  arborescens  55. 

—  CA-tisi  .55. 

—  effusa  55. 

—  fragariae  55. 

—  gangliformis  53. 

—  Jaapiana  .55. 

—  parasitica  55. 

—  potentillae  55. 

—  rubi  .55. 

—  Schacht  ii  55. 

—  Schleideni  55. 

—  sparsa  .55. 

—  spinaciae  ,55. 

—  valerianellae  55. 

—  viciae  s.  Xachtrag. 

—  viticola  48. 
Peronosporineae  38,  39. 
Pestalozzia  215. 

—  breviseta  216. 

—  funerea  215. 

—  Guepini  216 

—  Hartigii  215. 

—  lupini  216. 

—  phoenicis  215. 
Pestalozzina  214. 

—  Soraueriana  214. 
Pezizineae  65,  134. 
Pflanzenwohl  12. 
Phacidiaceae  129. 
Phacidiineae  64,  129. 
Pholiota  191. 

—  adiposa  191. 
-^  aurivella  191. 

—  squarrosa   191. 
Phoma  2(m;). 

^  abietina  202. 

—  albicans  202. 

—  anethi  201. 

—  apiicola  201. 

—  armeniaca  201. 


Phoma  betae  113,  201. 

—  brassicae  201. 

—  cucurbitacearum  202. 

—  decorticans  202. 

—  destructiva  202. 

—  japonica  201. 

—  juglandina  201. 

—  juglandis  201. 

—  napobrassicae  201. 

—  pitya  201. 

—  pomorum  201. 

—  Rostrupii  201. 

—  ruborum  201. 

—  sanguinolenta  201. 

—  siliquarum  201. 

—  siliquastrum  201. 

—  sphaerosperma  113. 

—  thujana  201. 

—  uvicola  114,  201. 
Phragmidium  167,  178. 

—  subcorticium  179. 

—  tuberculatum  180. 

—  rubi  idaei  180. 

—  violaceum  180. 
Phycomycetes  34. 
Phyllactinia  77,  87. 

—  corylea  87. 
Phyllosticta  199. 

—  Beijerinckii  109. 

—  betae  199. 

—  Bizzozeriana  200. 

—  brassicae  199. 

—  cannabis  199. 

—  cucurbitacearum  200. 

—  cvdoniae  199. 

—  fabae  200. 

—  Fourcadei  199. 

—  fragaricola  2(X*. 

—  Funckiae  199. 

—  grossulariae  199. 

—  hedericola  200. 

—  humuli  199. 

—  juglandis  199. 

—  maculiformis  199. 

—  magnoliae  199. 

—  mespiJi  200. 

—  narcissi  199. 

—  persicae  20(). 

—  petuniae  200. 

—  phaseolina  2(Xt. 

—  phaseolorum  200. 

—  pirina  2(X(. 

—  portulacae  199. 

—  prunicoJa  200. 

—  ribicola  199. 

—  rosarum  200. 

—  rubicola  200. 
■—  tabaci  2(X». 

—  tabifica  113,  199. 

—  vincae  majoris  200. 

—  vindebonensis  200. 

—  violae  200. 

—  viticola  200. 

—  %ulgaris  200. 


262 


Register  I. 


Phj'sarum  bivalve  29. 
Ph^-tophthora  42,  43t't'. 

—  eactoruin  47. 

—  fagi  46. 

—  infestans  43. 

—  omnivora  4(5. 

—  sempervivi  47. 

—  syringae  47. 
Pinselschimmel  75. 
Plasmodiophora  brassicae  26. 

—  orchidis  29. 

—  tomati  29. 

—  vitis  29. 
Plasmodiophorales  26. 
Plasmopara  42,  48t'i'. 

—  cubensis  ö3. 

—  nivea  25. 

—  ribicola  52. 

—  \-iticola  48. 
Plectascineae  64.  74. 
Pleospora  124. 

—  hesperideanim  124. 

—  hyacinthi   124. 

—  tropaeoli  124. 
Pleosporaceae  114. 
Plowrightia  129. 

—  morbosa   129. 

—  ribesia  129. 
Podosphaera  77,  83. 

—  leucotriciia  83. 

—  oxyacanthae  86. 

—  tridaetyla  86. 
Polsterschimmel    de-s    Kern- 
obstes 139. 

—  der  Kirschen  141. 
Polj-poraceae  182,  18ö. 
Pol\'poreae  185. 
Polyponis  187. 

—  annosus  186. 

—  betulinus  187. 

—  borealis  188. 

—  caudicinus  188. 

—  cinnabarinus  189. 

—  cinnamomeus  189. 

—  fomentarius  186. 

—  fumosus  187. 

—  hispidus  188. 

—  igniarius  187. 

- —  imbricatus  188. 

—  moUis  189. 

—  ribis  187. 

—  Schweinitzii  189. 

—  sistotremoides  189. 

—  spumeus  188. 

—  squamosus  188. 

—  sulphureus  188. 
Polystictus  185,  189. 

—  cinnamomeus  189. 
Polystigma  93. 

—  ochraceum  93. 

—  rubrum  93. 
Polystigmina  209. 

—  rubra  209. 
Poria  185,  186. 


Poria  vaporaria  186,  195. 
Praeschwefel  13. 
Promycel  152. 
Protoascineae  64,  65. 
Protodiscineae  64,  66. 
Protomyces  macrosporus  64. 

—  pachj'dermus  64. 
Pseudomonas  campestris  19. 

—  destructor  19. 
■ —  hyacinthi  17. 

—  sjTingae  22. 
Pseudoparenchym  30. 
Pseudopeziza  135. 

—  ribis   135. 

—  tracheiphila  136. 
Puccinia  167,  173. 

—  allii  175. 

—  apii  177. 

—  arenariae  176. 

—  asparagi  176. 

—  buxi   177. 
Pucciniaceae  163,  167. 

—  cerasi  177. 

—  chrysanthemi  178. 

—  cichorii  177. 

—  coronata  178. 

—  coronifera  174,  178. 

—  dispersa  173. 

—  endiviae  177. 

—  glumarum  175. 

—  graminis   173. 

—  helianthi  178. 

—  hieracii   178. 

—  iridis   176. 

—  Magnusii   177. 

—  maivacearum   177. 

—  petroselini   177. 

—  phragmitis  176. 

—  porri  175. 

—  Pringsheimiana  177. 

—  pruni  siDinosae  177. 

—  ribesii-caricis  177. 

—  ribesii-pseudocyperi    177. 

—  ribis  177. 

—  ribis  nigri-acutae  177. 

—  ribis  nigri-paniculatae 
177. 

—  saxifragae  176. 

—  Schroeteri  176. 

—  scorzonerae  178. 

—  sessilis  175. 

—  simplex  175. 

—  tanaceti  178. 

—  triticina  175. 

—  vincae  177. 

—  violae  177. 

—  virgaureae  178. 
Pucciniastrum    Goeppertia- 

num  167. 
Pustelschorf  (Kartoffel)  19^ 
Pyknide  63. 

Pyrenom\-cetineae  64,  92. 
Pj-thiaceae  61. 
P\-thium    de    Baryanum    61. 


Ramularia  221. 

—  armoraciae  221. 

—  betae  221. 

—  cvTiarae  221. 

—  heraclei  var.  apiigrav.  221 . 

—  lactea  221. 

—  primulae  221. 

—  rhei  221. 

—  sambucina  221. 

—  spinaciae  221. 

—  Tulasnei  113,  221. 
Rapsverderber  229. 
Regenfleckenkrankheit  115. 
Rheinisches     Kirschbaum- 
sterben 129. 

Rlxizidiaceae  56.  61. 
Rhizoctonia  233. 

—  violacea  234. 
Rhizoctonia-Pocken  183. 
Rhizoctonia- Schorf  183. 
Rhizomorpha  234. 

—  subcorticalis  234. 
Rhizomorphen  181. 
Rhizopus  nigricans  36. 
Rh^-tisma  129. 

—  acerinum  131. 

—  punctatum  131. 

—  salicinum  131. 

—  svmmetricum  131. 
Ringkrankheit  (Kartoffel)  18. 
Ritzenschorfe  132. 
Roggenhalmbrecher  124. 
Rotfleckigkeit  (der  Pflaumen- 
blätter) 93. 

Roti)ustelkrankheit  93. 
Rosellinia  107. 

—  necatrix  107. 

—  quere  i  na   108. 
Rosenmehltau  81. 
Rosenrost  179. 
Rostpilze  160. 
Roter  Brenner  136. 
Rotfluß  24. 

Rotz  der  Hvazinthenzwiebeln 

17. 
Rotz  der  Speisezwiebeln  16. 
Runzelschorfe  129. 
Rußfleckenkrankheit         des 
Apfelbaumes  115. 

—  des  Birnbaumes   119. 
Rußtau  90. 

Rutenkrankheit     der     Him- 
beere 123. 

Saatgutschädiger  37. 
Saccharomyces  apiculatus  65. 

—  cerevisiae  65. 

—  ellipsoideus  65. 

—  Ludwigii  65. 
Saccharomycetineae   64,    65. 
Samenbeize  8. 
Saprolegniineae  38,  39. 
Sarcinomyces  218. 

—  crustaceus  91,  218. 


Register  I. 


263 


Säulenrost  16ö. 
Schalenfäule  37. 
Scheinparenchym  30. 
Schimmelpilz    der    Insekten- 
larven 38. 

—  der  Stubenfliege  38. 
Schimmelpilze  35 ff. 
Schizophylleae  190. 
Schlauch  32. 
Schlauchpilze  62. 
Schlauchsporen  32. 
Schleimflüsse  23. 
Schleimpilze  26. 
Schneeschimmelkrankheit 

101. 
Schorf  der  Äpfel  115. 

—  der  Birnen  119. 

—  der  Kirschen  121. 
Schorfkrankheit    d.    Sellerie- 
knollen 201. 

Schorf  krank  heiten  der  Obst- 

gehölze  114. 
Schrotschußkrankheit    109, 

225. 
Schütte  132. 
Schwamm  des  Bauholzes  193. 

—  der  Tabakkeimlinge   230. 
Schwarzbeinigkeit       (Kar- 
toffel) 20. 

—  (Keimpflanzen)  56.  61. 

—  (Stecklinge)  61. 
Schwärze  des  Getreides  224. 

—  der     Hvazinthenz  wiebeln 
124,  224. 

—  der  Nelken  226. 
Schwarze    Füße    der    Keim- 
pflanzen 61. 

Schwarzer  Brenner  213. 
Schwarzer  Krebs  129. 
Schwarzfäule  des  Kernobstes 
139. 

—  des  Kohls  19. 

—  der  Trauben  114. 
Schwarzfleckenkrankheit 

(Ahorn)  131. 
Schwarzgrind  (Kartoffel)  183. 
Schwarzrost  173. 
Schwefel  13. 
Schwefeldioxyd  13. 
Schwefelkalkbrühe  11. 
Schwefelkohlenstoff  6. 
Schweinfurt  ergrün  12. 
Schwindpocken    der    Reben 

213. 
Sclerotinia  137. 

—  bulborum  148. 

—  cinerea  141. 

—  cydoniae  143. 

—  fructigena  37,  1.39. 

—  Fuckeliana  146. 

—  galanthi  148. 

—  laxa  141. 

—  Libertiana  146. 

—  Linhartiana  143. 


Sclerotinia  mespili  143. 

—  padi  143. 

—  trifoliorum   149. 

—  tuberosa  148. 
Sclerotium  233. 

—  baLsaminae  2.33. 

—  cepivorum  233. 

—  clavus  233. 

—  varium  233. 

—  tulipae  233. 
Scolicotrichum  223. 

—  graminis  223. 

—  melophthorum  223. 
Septoria  206. 

—  aesculi  208. 

—  alliorunl  206. 

—  ampelina  208. 

—  apii  208. 

—  armoraciae  207. 

—  avenae  206. 

—  azaleae  208. 

—  betae  207. 

—  Briosiana  206. 

—  cannabis  207. 

—  cerasi  207. 

—  cyclaminis  208. 

—  cydoniae  207. 

—  cydonicola  207. 

—  cucurbitaceanim  208. 

—  dianthi  207. 

—  Drummondii  208. 

—  endiviae  208. 

—  epicarpii  206. 

—  evonvmi  japonicae  207, 

—  exotica  208. 

—  fragariae  207. 

—  glumarum  206. 

—  graminum  206. 

—  grossulariae  207. 

—  humuli  207. 

—  hydrangeae  207. 

—  lactucae  208. 

—  leguminum  207. 

—  lepidii  207. 

—  lycopersici  208. 

—  majalis  206. 

—  mespili  207. 

—  montemartinii  206. 

—  narcissi  206. 

—  nigerrima  207. 

—  nigro-maculans  206. 

—  parasitica  204. 

—  petroselinj  208. 

—  phlogis  208. 

—  piricola  207. 

—  pisi  207. 

—  polygonicola  207. 

—  polvgonoruni  207. 

—  ribis  113,  207. 

—  Rostrupii  208. 

—  rubi  207. 

—  secalina  206. 

—  spinaciae  207. 

—  tritici  206. 


Septogloeum  214. 

—  fragariae  214. 

—  Hartigianum  214. 
Sklerotium  63. 
Solbar  11. 
Sorosporium  158. 

—  saponariae  158. 
Spaltpilze  14. 
Spermatien  162. 
Spermogonien  162. 
Sphaeriaceae  107. 
Sphaeriaceales  92,  105. 
Sphaeriaceales-Ästromatica 

105. 
Sphaeriaceales-  Stromatica 

127. 
Sphaerioidaceae  197,  198. 
Sphaeronema    spurium    135. 
Sphaeropsidales  197. 
Sphaerotheca  77. 

—  humuli  82. 

—  mors  uvae  77. 

—  pannosa  81. 
Spirillen  15. 
Sporidien  161. 
Sporodesmium  228. 

—  mucosum  228. 

—  scorzonerae  229. 

—  solani  varians  228. 
Spritzmittel  9. 
Spumaria  alba  29. 
Stachelbeermehltau,   amerik. 

77. 

—  europäischer  88. 
Staubbeutelbrand  158. 
Steinbrand  des  Weizens  158. 
Steinkohlenteer  14. 
Stemonitis  fusca  29. 
Stemphylium  229. 

—  ericoctonum  229. 
vStengelbrand    des     Roggens 

159. 

—  der  Veilchen  160. 
Stereum  183,  184. 

—  purpureum  184. 
Sterigmen  151. 
Sterile  Mycele  233. 
Sternrußtau  der  Rosen  205. 
Stigmatea  110. 

—  mespili  110. 
Stilbaceae  217,  230. 
Stinkbrand     des     Weizens 

1.58. 
St.  Johamiiskrankheit  23^. 
Strahlenpilze  219. 
Strahlenpilzschorf  219. 
Streifenkrankheit  der  Gerste 

225. 
Stromatinia  137. 
Stysanus  230. 

—  veronicae  231. 
S}Tich\-triaceae  56,  58. 
S\Tich\i:rium  58. 

—  aureum  58. 


264 


Register  I. 


Svnch\-trium  endobioticuin 

58.' 
- —  taraxaci  58. 

Taphrina  66. 

—  acerina  73. 

—  aurea  69. 

—  betulina  73. 

—  bullata  69. 

—  carpini  73. 

—  cerasi  71. 

—  crataegi  69. 

—  defornians  66. 

—  insititiae  73. 

—  polyspora  69. 

—  pruni  69. 

—  Rostnipiana  71. 
Taphrinaceae  66. 
Taschenkrankheit  69. 
Telephora  183,  184. 

—  laciniata  184. 
Telephoraceae  182,  183. 
Teleutosporen  160. 
Terfeziaceae  74. 
Thielavia  74. 

—  basicola  74. 
Tilletia  158. 

—  caries  158. 

—  laevis  159. 

—  tritici  1.58. 
Tilletiineae  152,  158. 
Tomatenkrebs  122. 
Toriila  221. 

—  basicola  74,  221. 
Trametes  185,  189. 

—  cinnabarinus  189. 

—  pini  189. 

—  radiciperda  186. 
Tremellineae  180. 
Trichoseptoria  208. 

—  fructigena  208. 
Trichosphaeria  parasitical07, 
Trichothecium  220. 

—  roseum  37,  220. 
Triphragmium  167. 
Trockenfäule  193,  195. 
Tubercularia  93,  231. 

—  vulgaris  231. 
Tuberculariaceae  217,  231. 
Tuberculina  231. 
Tuberineae  64,  92. 
Tuber  92. 

Tiiburcinia  159. 
— ,  primulicola  159. 


Umfallen    der   Keimpflanzen 

61. 
Uncinula  77,  89. 

—  aceris  90. 

—  necator  88. 

—  Salicis  90. 
Uredinineae  160. 
Uredosporen  162. 
Urocj-stis  159. 

—  cepulae  160. 

—  occulta  159. 

—  violae  160. 

—  Vertreter  160. 
Uromyces  167,   170. 

—  anthyllidis  171. 

—  appendiculatus  170. 

—  betae  170. 

- —  caryophyllinus  172. 

—  croci  171. 

—  dactylidis  171. 

—  ervi  171. 

—  erj-thronii  171. 

—  fabae  170. 

—  lilii  171. 

—  limonii  171. 

—  lupinicolus  171. 

—  phaseoli  170. 

—  pisi  172. 

—  scillarum  171. 

—  trifolii   171. 
Urophlyctis  alfalfae  61. 

—  leproides  61. 
Uspulun  7,  8. 
Ustilaginineae  152. 
Ustilago  153. 

—  avenae  155. 

—  cardui  158. 

—  hordei  153,  154. 

—  hypodytes  158. 

—  Jensenii  154. 

—  Kolleri  156. 

—  laevis  1.56. 

—  maydis  157. 

—  nuda  153. 

— ■  panici  miliacei  158. 

—  perennans  158. 

—  scorzonerae  158. 

—  sorghi  158. 

—  tragopogi    pratensis    158. 

—  tritici  155. 

—  tulipae  158. 

—  violacea  158. 

—  zeae  157. 


Valsa  127. 

—  leucostoma  128. 
Valsaceae  127. 
Velum  partiale  191. 

—  universale  191. 
Venetan  12. 
Venturia  114. 

—  cerasi  115,  121. 

—  chlorospora  223. 

—  crataegi   115,   121. 

—  inaequalis  115. 

—  pirina  115,  119. 
Verniehrungspilz  62,  219. 
Vibrionen  15. 

Vulva  191. 

Wattefäule  des  Obstes  36. 
Weichfäule  des  Kohls  19. 
Weißer  Rost  41. 
W^eißer  Rotz  der  Hyazinthen 

17. 
Weißer  Schleimfluß  23. 
Weißfäule  des  Rapses  19. 

—  der  Weintrauben  204. 
Weißfleckenkrankheit   (Birn- 

blätter)  112. 
Weißtannenritzenschorf    1 34. 
Weizenflugbrand  155. 
Winterpilz  191. 
wirtsständig  163. 
wirtswechselnd  163. 
Wundverschluß  13. 
Wurzelbrand  des  Flachses  57. 

—  der  Keimpflanzen  61. 
Wurzelfäule  16. 
W^urzelkropf  des  Kohls  26. 

—  der  Obstgehölze  25. 
Wurzelschwamm  186. 
Wurzeltöter  107,  233. 


Xylaria  h\'{)oxylon  129. 
Xvlariaceae  129. 


Zunderschwamm  186. 
Zweigdürre     der     Aprikosen 
141. 

—  des  Feldahorns  214. 

—  der  Kirschbäume  141. 
Zweigtuberkulose  26. 
Zwergrost  175. 
Zygomycetes  35. 


Register  II 

enthaltend 

die  im  Text  aufgeführten  Wirtspflanzen  nebst  den  angegebenen  Parasiten^). 


Abies  alba  u.  a. 

—  Acanthostigma  lUT. 

—  Armillaria  192. 

—  CaU^Jtospora  167. 
■ —  Fusicoccum  202. 

—  Hormiscivim  91,  223. 

—  Lophodermium  134. 

—  Melampsorella  167. 

—  Nectria  100. 

—  Pestalozzia  215. 

—  Pholiota  191. 

—  Poria  186. 

—  Rosellinia  108. 

—  Trametes  189. 
Acer. 

—  Cercospora  228. 

—  Fomes  186. 

—  Gloeosporium  212. 

—  Marssonia  214. 

—  Melasmia  acerin.  210. 
punct.  210. 

—  Pestalozzia  215. 

—  Rh\-tisma  acerin.  131. 
punct.  131. 

—  Rosellinia  quere.  108. 

—  Taphrina  73. 

—  Uncinula  90. 

Acer  campestre  (s.  a.  Acer). 

—  Septogloeum  214. 

Acer  tartaricum  (s.  a.  Acer). 

—  Taphrina  polysp.  69. 
Aesculus. 

—  Fomes  186. 

—  Nectria  96. 

—  Septoria  208. 
Agave. 

—  C'oniothyrium  203. 
Ailanthus. 

—  Cercospora  228. 
Allium  cepa  u.  a. 

—  Bacillus  16. 

—  Botrytis  145. 

—  Heterosporium  226. 

—  Macrosporium  229. 

—  Melampsora  all.-pop.  166. 
all.-salic.  166. 

—  Peronospora  55. 

—  Puccinia  x>orri  175. 


Allium  Sclerotium  233. 

—  Urocystis  160. 

Allium  porrum  (s.  a.  A.  cepa). 

—  Septoria  206. 

Allium  sativum  (s.  a.  A.  cepa). 

—  Puccinia  allii  175. 
Alnus. 

—  Microsphaera  88. 

—  Phyjlactinia  87. 
Alopecurus. 

—  Pestalozzina  214. 
Althaea. 

—  Cercospora  alth.  228. 

—  Colletotrichum  213. 

—  Puccinia  malv.   177. 
Amelanchier. 

—  Gymnosporangium  170. 
Anchusa  officinalis. 

—  Puccinia  disp.  173. 
Andropogon  sorghum. 

—  Ustilago  158. 
Anemone  coronaria  u.  a. 

—  Puccinia  pruni  spin.   177. 

—  Sclerotinia  148. 

—  Urocystis   160. 
Anethum  graveolens. 

—  Phoma"201. 

—  Puccinia  petros.  177. 
Anthriscus  cerefolium. 

—  Plasmopara  52. 
Anthurium. 

—  Colletotrichum  213. 
Apium  graveolens. 

—  Cercospora  228. 

—  Phoma  anethi  201. 
apiic.  201. 

—  Plasmopara  52. 

—  Puccinia  ap.   177. 

—  Ramularia  herac.  221. 

—  Sclerotinia  146. 
Arabis  albida. 

—  Albugo  41. 
Artischocke  =  CjTiara  scoly- 

mus. 
Asparagus  officinalis. 

—  Cercospora  asp.  227. 

—  Puccinia  asp.  176. 

—  Rhizoctonia  2.34. 


Aster  chinensis. 

—  Ph\i:ophthora  47. 
Avena  elatior. 

—  Ustilago  jieren.   158. 
Avena  sativa. 

—  Claviceps  102. 

—  Helminthosporium  226. 

—  LeptosjDhaeria   125. 

—  Macrosporium  229. 

—  Puccinia  coronif.  174. 

—  —  gram.   173. 

—  Scolicotrichum  223. 

—  Septoria  206. 

—  Ustilago  aven.  155. 

—  —  laev.  156. 
Azalea. 

—  Exobasidium  181. 

—  Septoria  208. 

Berberis  vulgaris. 

—  Phyllactinia  87. 

—  Puccinia  173. 
Beta  vulgaris. 

—  Ascochvta  betae  204. 
betic.  204. 

—  Cercospora  bet.  227. 

—  Clasterosporium  225. 

—  Fusarium  betae  232. 

—  Mj'cosphaerella  113. 
— -  Peronospora  55. 

—  Phoma  bet.  201. 

—  Phyllosticta  tabif.  199. 

—  Pj-thium  61. 

—  Ramularia  221. 

—  Rhizoctonia  234. 

—  Rosellinia  nee.  107. 

—  Sclerotinia  146. 

—  Septoria  207. 

—  Uromyces  bet.   170. 

—  Urophlyctis  61. 
Betula. 

—  Microsphaera  88. 

—  Phyllactinia  87. 

—  Polyporus  187. 

—  Schleimflüsse  23,  24. 

—  Taphrina  73. 

—  Venturia  121. 
Bohne  s.   Phaseolus. 


')  Die  Synonyme    und   die   deutschen    Bezeichnungen   der  Krankheiten    wurden    in 
diesem  Register  nicht  berücksichtigt.     Dieselben  sind  dem  Register  I  zu  entnehmen. 


266 


Register  II. 


Borrago  officinalis. 

—  Entyloma  159. 
Borretsch  =  Borrago. 
Brassica  napus  u.  B.  rapa. 

—  Albugo  41. 

—  Alternaria  230. 

—  Cercospora  Blox.  227. 

—  Cylindrosporium  216. 

—  Fusarium  brass.  232. 

—  Leptotliyriuni  209. 

—  Olpidiaster  58. 

—  Ovularia  220. 

—  Peronospora  55. 

—  Phonia  napobr.  201. 

—  PhyJlosticta  199. 

—  Plasmodiophora  26. 

—  Pseudomonas  camp.  19. 

destr.  19. 

Brassica  oleracea. 

—  Albugo  41. 

—  Ascoch\-ta  204. 

—  Fusarium  brass.  232. 

—  Gloeosporium  conc.  211. 

—  Leptothyrium  209. 

—  Olpidiaster  58. 

—  Olpidium  56. 

—  Peronospora  55. 

—  Phoma  brass.  201. 

siliquar.  201. 

siliquas.  201. 

—  PhyJlosticta  brass.  199. 

—  Plasmodiophora  26. 

—  Pseudomonas  19. 

—  Sclerotium  233. 
Brassica  rapa  s.  B.  napus. 
Buxus  sempervirens. 

—  Nectria  100. 

—  Puccinia  buxi  177. 

Cactaceae. 

—  Gloeosporium  am.  213. 
cer.  213. 

op.  213. 

—  Phj-tophthora  47. 
Calceolaria. 

—  Botrytis  145. 
Calendula. 

—  Entyloma  159. 
Camelina. 

—  Peronospora  55. 
Camellia. 

—  Pestalozzia  216. 
Cannabis  sativa. 

—  Phyllosticta  199. 

—  Septoria  207. 
Carex- Arten. 

—  Puccinia  rib.-car.  177. 
Carpinus. 

—  Phyllactinia  87. 

—  Schleimflüsse  24. 

—  Taphrina  73. 
Carum  carvi. 

—  Plasmopara  52. 

—  Svnch\-trium  58. 


Caryophyllaceae. 

—  Sorosporium  158. 

—  Ustilago  158. 
Castanea  vesca. 

—  Phyllosticta  199. 
Chaenomeles  japonica. 

—  Phyllosticta  cvd.  199. 

—  Taphrina  bull!  69. 
Chamaecyparis. 

—  Pestalozzia  215. 

—  Phoma  201. 
Chamaerops. 

—  Pestalozzia  215. 
Cheiranthus  cheiri. 

—  Albugo  41. 

—  Botrytis  145. 

—  Cercospora  227. 

—  Peronospora  .55. 

—  Plasmodiophora  27. 
Chrysanthemum  indicum. 

—  Bacterium  26. 

—  Cylindrosporium  216. 

—  Oidium  90. 

—  Puccinia  chrysanth.  178. 

—  Septoria  Rost.  208. 
Cichorium  endi\äa. 

—  Ascochj-ta  205. 

—  Bremia  54. 

—  Marssonia  214. 

—  Puccinia  end.  177. 

—  Septoria  208. 
Cichorium  intybus. 

—  Phoma  202. 

—  Puccinia  eich.  177. 
Cineraria. 

—  Botr\i:is  145. 

—  Bremia  54. 
Citrus. 

—  Pestalozzia  216. 

—  Pleospora  124. 

—  Sporodesmium  124. 
Cochlearia  armoracia. 

—  Albugo  41. 

—  Ascoch%i:a  204. 

—  Cercospora  227. 

—  Ramularia  221. 

—  Septoria  207. 
Coniferae-Keimlinge. 

—  Fusoma  220. 

—  Phj'tophthora  46. 
Convallaria  majalis. 

—  Dendrophoma  202. 

—  Puccinia  sess.   175. 

—  Septoria  206. 
Corylus  avellana. 

—  Nectria  gaU.  98. 
' —  Phyllactinia  87. 
Cotoneaster. 

—  Gymnosporangium  170. 
Crataegus. 

—  Fusicladium  121. 

—  Gymnosporangium  170. 

—  Podosphaera  86. 

—  Taphrina  69. 


I   Crataegus. 

i  —  Venturia  121. 

'  Crocus. 

—  Sclerotinia  148. 

—  Uromyces  171. 
Cucumis  melo  s.  a.  C.  sativus. 

—  Cladosporium  224. 

—  Cor\-nespora  227. 

—  Plasmopara  53. 

—  Scolicotrichum  223. 

—  Trichothecium  220. 
Cucumis  sativus. 

—  Ascoch}i:a  205. 

—  Bacillus  22. 

—  Botrj-tis  145. 

—  Cladosporium  224. 

—  Colletotrichum  213. 

—  Corj-nesiX)ra  227. 

—  Erysiphe  86. 

j  —  Fusarium  niv.  233. 

—  Gloeosporium  lag.  213. 
orb.  213. 

—  Hypochnus  183. 

—  Macrosporium  229. 

—  Phoma  202. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Plasmopara  53. 

j  —  Scolicotrichum  223. 

I  —  Sporodesmium  228. 

Cucurbita  pepo  usw. 

—  Cladosporium  224. 

—  Colletotrichum  213. 

—  Ervsiphe  86. 

—  Ovularia  220. 

—  Phoma  202. 

—  PhyUosticta  200. 

—  Plasmopara  53. 

—  Septoria  208. 
I  Cycas. 

i  —  Septoria  mont.  206. 
I  Cyclamen. 

—  Botr\'tis  145. 
I  —  Septoria  208. 

Cydonia    japon.    s.    Chaeno- 
!         meles. 
;  Cydonia  vulgaris. 

—  Cercospora  tom.  227. 

—  Entomosporium  210. 

—  Gloeosporium  cvd.  212. 
min.  212. 

—  Gymnosporangium  170. 

—  Monilia  fruct.  143. 
; Linh.  143. 

!  —  Phyllosticta  199. 

—  Sclerotinia  fruct.  143. 
Linli.  143. 

j  —  Septoria  cydoniae  207. 
I cydonic.  207. 

—  Stigmatea  110. 

—  Trichoseptoria  208. 
C^iiara  scohnnus. 

—  Bremia  54. 

j  —  Ramularia  221. 
Cvtisus  laburnum  usw. 


Register  II. 


267 


C3i:isus. 

—  Agaricus  ostr.  191. 

—  Ceratophorum  225. 

—  Cucurbitaria  109. 

—  Peronospora  öö. 

—  Stereum  184. 

Dactylis  glomerata. 

—  Epichloe  102. 
L)asylirion. 

—  Coniothyrium  203. 
Daucus  carota. 

—  Cercospora  apii  228. 

—  Macrosporium  229. 

—  Phoma  Rostr.  2U1. 

—  Plasmopara  52. 

—  Protomyces  64. 

—  Sclerotinia  146. 

—  Synch^iirium  58. 
Dianthus    barbatus,    D.  chi- 

nens. 

—  Puccinia  aren.   176. 
Dianthas  caryophyllus. 

—  Fusarium  dianthi  232. 

—  Heterosporium  226. 

—  Septoria  207. 

—  Uromyces  172. 

—  Ustilago  158. 
Digitalis. 

—  Ascochj-ta  205. 
Douglastanne  s.  Pseudotsuga 

taxif. 

Erica. 

—  Oidium  90. 

—  Stemphylium  229. 
Eriobotrya. 

—  Fusicladium  223. 
Erodium. 

—  Bact.  (Krebs)  26. 
Ervum. 

—  Uromyces  171. 
Erythronium. 

—  Uromyces  171. 
Euphorbia     c\i>aris.sias.     E. 

esula. 

—  Uromyces  pisi  172. 
Euphorbia  Gerardiana. 

—  Uromyces  caryoph.  172. 
Evonvmus  japonica. 

—  Oidium  90. 

—  Septoria  207. 

Fagopyrum. 

—  Fusicladium  223. 
Fagus  silvatica. 

—  Fomes  186. 

—  Nectria  dit.  99. 

—  Phyllactinia  87. 
— •  Ph%i;ophthora  46. 

—  Rosellinia  quere.  108. 

—  Schleimfluß  23. 
Ficus  carica. 

—  Cercospora  227. 


Filices  (Prothallien). 

—  Completoria  38. 
Fragaria. 

—  AscochAi:a  204. 

—  Botr\i:is  145. 

—  Gloeosporium  212. 

—  Mycosphaerella  113. 

—  Oidium  90. 

—  Peronospora  55. 

—  Phvllosticta  200. 

—  Ramularia  113,  221. 

—  Septogloeum  214. 

—  Septoria  207. 
Frangula. 

—  Microsphaera  alni  88. 

—  Xectria  gallig.  98. 
Fraxinus. 

—  Actinonema  205. 

—  Krebs  26. 

—  Phyllactinia  87. 

—  Polyporus  hisp.  188. 

—  Venturia  121. 
Funckia  s.  Hosta. 

Galanthus. 

—  Botrytis  148. 

—  Sclerotinia  148. 

—  Urocystis  160. 
Gladiolus. 

—  Heterosporium  226. 

—  Urocj'stis  160. 

Hedera  helix. 

—  Colletotrichum  213. 

—  Gloeosporium  hei.  213. 
parad.  213. 

—  Phvllosticta  200. 
Helianthus. 

—  Puccinia  hei.  178. 
Helichrysum. 

—  Bremia  54. 
Helleborus. 

—  Urocystis  160. 
Hippophae. 

—  Phyllactinia  87. 
Holcus. 

—  Epichloe  102. 
Hordeum  sati%'um. 

—  Claviceps  102. 

—  Helminthospor.  gram.  225. 
ter.  225. 

—  Leptosphaeria  125. 

—  Ophiobolus  gram.   125. 

—  —  herp.   125. 

—  Puccinia  glum.  175. 

gram.  173. 

simpl.   175. 

—  Ustilago  hord.   154. 

—  —  nuda   153. 
Hosta  japonica. 

—  Phvllosticta  199. 
Humulus  lupulus. 

—  Apiosporium  90. 

—  Phyllosticta  199. 


Humulus. 

—  Septoria  207. 

—  Sphaerotheca  82. 

—  S%'nch\-trium  58. 
Hyacinthus. 

—  Bacillus  17. 

—  Bacterium  17. 

—  Cladosporium  224. 

—  Penicillium  75. 

—  Pleospora  124. 

—  Pseudomonas   17. 

—  Sclerotinia  148. 

—  Uromyces  scill.  171. 
Hydra  ngea. 

—  Septoria  207. 

Iberis. 

—  Helminthosporium  226. 

—  Plasmodiophora  27. 
Impatiens  glandulifera. 

—  Sclerotium  233. 
Iris. 

—  Heterosporium  226. 

—  Puccinia  176. 

—  Rhizomfäule  17. 

Juglans  regia. 

—  Agaricus  191. 

—  Ascoch\i:a  204. 

—  Cryptosporium  216. 

—  Cvlindrosporium  216. 

—  Daedalea  189. 

—  Favolus  190. 

—  Fomes  fom.  186. 
—■ ign.   187. 

—  Gloeosporium  210. 

—  Gnomonia  127. 

—  Marssonia  214. 

—  Microstroma  181. 

—  Phoma  juglancüs  201. 
juglandina  201. 

—  Phyllosticta  juglandis  199. 
juglandina  199. 

—  Polyporus  caudic.  188. 

iiispid.   188. 

imbr.   188. 

—  —  squam.   188. 

—  Septoria  epicarp.  206. 
nigr.-mac.  2(>6. 

—  Trametes  189. 
.Juniperus  communis. 

—  Clasterosporium  225. 

—  G\'mnosporangium   trem. 
170. 

—  Lophodermium  134. 
Juniperus  sabina  u-sw. 

—  Gpnnosporang.  conf.  170. 
Sabin.  168. 

Kerria  japonica. 

—  Phoma  201. 

Lactuca  sativa. 

—  Bakteriose  20. 


268 


Register  II. 


Lactuca. 

—  Botr3i:is  145. 

—  Bremia  53. 

—  Marssonia  214. 

—  Septoria  208. 
La  rix  europaea. 

—  Dasyscypha  1.37. 

—  Hypodermella  1.34. 

—  Lophodennium  134. 

—  Tram  et  es  189. 
Lath^Tus. 

—  Uromyces  pisi  172. 
Ledum  palustre. 

—  C'hrysomyxa  164. 
Lepidium  .sativum. 

—  Peronospora  55. 

—  Septoria  207. 
Lilium. 

—  Uromj-ces  171. 
Liniim  usitatissijnum. 

—  Fusieladiiim  223. 

—  Melampsora  166. 

—  Olpidiaster  57. 
Lonicera. 

—  ^^licrosphaera  88. 

—  Ph3^11osticta  vulg.  200. 
Lunaria. 

—  Helminthosporium  226. 
Lupinus. 

—  Cryptosporium  216. 

—  Pestalozzia  216. 

—  Thielavja  74. 

—  Uromyces  anth.   171. 

lupin.  171. 

Lycopsis  arvensis. 

—  Puccinia  disp.  173. 

Magnolia. 

—  Gloeosporium  211. 

—  Pestalozzia  216. 

—  Phyllosticta  199. 
^lahonia  aquifolium. 

—  Puccinia  gram.  173. 
Malva. 

—  Puccinia  malvac.  177. 
Mariendistel  s.   Silybum. 
Matthiola, 

—  Peronospora  öö. 

—  Plasmodiophora  27. 
Mespilus  germanica. 

—  Entomosporium  210. 

—  Gloeosporium  min.  212. 

—  Gynmosporangium    conf. 
170. 

—  Phyllosticta  2(:k). 

—  Sclerotinia   143. 

—  Septoria  207. 

—  Stigmatea  110. 
Muscari. 

—  Urocystis  160. 

—  Uromj'ces  lil.  171. 

scill.  171. 

Myrtus. 

—  Cercospora  228. 


Narcissus. 

—  Heterosporium  226. 

—  Phyllosticta  199. 

—  Puccinia  Schroet.  176. 

—  Septoria  206. 
Xerium  oleander. 

—  Cercospora  228. 

—  Zweigtuberkulose  26. 
Xicotiana. 

—  Alternaria  2.30. 

—  Ülpidium  57. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Thielavia  74. 
Xymphaea. 

—  Gloeosporium  210. 

Odontoglossum. 

—  Cercospora  227. 
ülea  europaea. 

—  Zweigtuberkulose  26. 
Orchidaceae  (trop.). 

—  (iloeosporium  210. 

—  Nectria  100. 
Ornithogalum  umbellatum. 

—  Puccinia  simpl.   173. 

Pandanus. 

—  Nectria  100. 
Panicum  miliaceum. 

—  Ustilago  158. 
Papaver  somniferum. 

—  Alternaria  brass.  var.  230. 

—  Entyloma  159. 

—  Peronospora  öö. 
Pa.stinaca  sativa. 

—  Gercosporella  221. 
— -  Plasmopara  52. 
Pelargonium. 

—  Bact.  (Krebs)  26. 

—  Gloeosporium  212. 

—  ]\Iacrosporium  229. 
Petroselinum  sativum. 

—  Cercospora  aj^ii  228. 

—  Phoma  anethi  201. 

—  Plasmopara  52. 

—  Puccinia  petr.  177. 

—  Sclerotinia  146. 

—  Septoria  208. 
Petunia  violacea  usw. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Phytophthora  46. 
Phalaris  arundinacea  f.  picta. 

—  Puccinia  sess.  175. 
Phaseolus  vulgaris,  P.  multi- 

florus. 

—  Ascoch]v"ta  Boltsh.  205. 
phaseol.  205. 

—  Bacillus  22. 

—  Cercospora  228. 

—  Cjlindrosporium  216. 

—  Erj'siphe  86. 

—  Gloeosporium  212. 

—  Isariopsis  231. 

—  Phyllosticta  phaseolin.200. 


Phaseolus. 

—  Phvllosticta    phaseolor. 
200. 

—  Septoria  207. 

—  Uromyces  170. 
Philadel ph  US  coronarius. 

—  Phyllosticta  vulg.  200. 
Phleum  pratense. 

—  Epichloe  102. 

Phlox    decussata,     P.    pani- 
culata. 

—  Septoria  208. 
Phlox  Drummondii. 

—  Septoria  208. 
Phoenix. 

—  Cercospora  227. 

—  Pestalozzia  215. 
Phragmites  communis. 

—  Puccinia  phrag.  176. 
'  Picea  excelsa. 

—  Ascochyta  204. 

—  Chrvsomvxa  abiet.   164. 
ledi  164. 

rhod.  164. 

—  Fomes  186. 

—  Lophodermium  133. 

—  Nectria  100. 

—  Pestalozzia  215. 

—  Poh-porus  bor.  188. 
sistotr.  189. 

—  Poria  186. 

—  Rosellinia  108. 

—  Trametes  189. 
Pinus  cembra. 

—  Cronartium  165. 
Pinus  halepensis. 

—  Zweigtuberkulose  26. 
Pinus  silvestris  u.  a. 

—  Cenangium  134. 

—  Coleosporium  166. 

—  Cronartium  165. 

—  Fomes  186. 

—  Hormiscium  223. 

—  Lophodermium  132. 

—  Melampsora  166. 

—  Nectria  100. 

—  Peridermium  Corn.  165. 
pin.   165. 

pin.  ac.  166. 

—  Trametes  189. 
Pinus  strobus. 

—  Cronartium  165. 

—  H\'poderma  134. 

—  Phoma  201. 

—  Poh-porus  189. 
Pirus  aria. 

—  G\annosporangium  170, 
Pirus  aucuparia. 

—  GjTunosporangium  170. 
Pirus  communis. 

—  Armillaria  192. 

— -  Ascochyta  piric.  204. 
pirin.  204. 

—  Bacillus  amylob.  16. 


Register  11. 


2(59 


Pirus  communis. 

—  Bacillus  amylovor.  25. 

—  Bacterium  tumef.   25. 

—  Botmis  146. 

—  C'olletotiichum  213. 

—  Diplodia  205. 

—  Entomosporium  210. 

—  Fomes  annos.   186. 
igniar.  187. 

—  Fusicladium  119,  22-3. 

—  Gloeosporium  fruct.  211. 
pirinum  212. 

—  Gymnosporangium  sabin. 
168. 

confus.  ITC. 

—  Hendersonia  206. 

—  Hydnum  184. 

—  Leptothvrium  209. 

—  MoniUa'l39. 

—  Mycosphaerella   112. 

—  Nectria  gallig.  98. 

—  Pestalozzia  216. 

—  Pholiota  191. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Ph}-tophthora  47. 

—  Podosi^haera  83. 

—  Pohixmis  caudic.  188. 
squam.  188. 

—  Rosellinia  107. 

—  Sclerotinia  139. 

—  Septoria  nig.  207. 
piric.   112,  207. 

—  Stigmatea  110. 

—  Taphrina  69. 

—  Trichothecium  220. 

—  Venturia  119. 
Pirus  malus. 

—  Agaricus  vel.  191. 

—  Armillaria  192. 

—  Bacillus  16. 

—  Bacterium  tumef.  25. 

—  Botmis  146. 

—  Diplodia  205. 

—  Fomes  187. 

—  Fusarium  herb.  232. 
rhizog.  232. 

—  Fusicladium  115,  223. 

—  Gloeosjjorium  alb.  212. 
fruct.  211. 

—  Gymnosporangium  170. 

—  Hydnum  184. 

—  Leptothvrium  209. 

—  Monilia  'l39. 

— •  Nectria  gallig.  96. 

—  Pholiota  adijp.  191. 

auriv.   191. 

squarr.   191. 

—  Phoma  201. 

—  Phyllosticta  200. 
' —  Podosphaera  83. 

—  Polyporus  caudic.   188. 

—  —  fumos.   188. 

hisp.  188. 

spum.  188. 


Pirus  malus. 

—  Polyporus  squam.   188. 

—  Pvosellinia  107. 

—  Schleimfluß  23. 

—  Sclerotinia  139. 

—  Stereum  184. 

—  Trichoseptoria  208. 

—  Trichothecium  220. 

—  Venturia   115. 
Pisum  sativum. 

—  Ascoch^•ta  204. 

—  Erysiphe  86. 

—  Fusarium  vasinf.  232. 

—  Septoria  leguminum  207. 
pisi  207. 

—  Uromyces  pisi  172. 
Platanus. 

—  C'alonectria   101. 

—  Fusarium  101. 

—  Gloeosporium  nervis.  126, 
211. 

platani  211. 

—  Gnomonia  126. 

—  Micro.stroma  l8l. 

—  Pol\-porus  188. 
Polygonum. 

—  Septoria  polygonic.  207. 

polygonor.  207. 

Populus. 

—  Agaricus  ostreat.  191. 
velutip.  191. 

—  Armillaria  192. 

—  Didymosphaeria  124. 

—  Dothiora  124. 

—  Fomes  connat.  186. 

—  Fasicladium  223. 

—  Lenzites  189. 

—  Marssoniä  214. 

—  Melampsora  all.-pop.  166. 
pinitorq.   166. 

—  Nectria  gallig.  98. 

—  Pholiota  191. 

—  Schleimflüsse  23. 

—  Taphrina  69. 

—  Uncinula  90. 

—  Venturia  121. 
Portulaca  oleracea. 

—  Albugo  42. 

—  Phyllosticta  199. 
Primula  auricula  usw. 

—  Ramularia  221. 
Primula  obconica  usw. 

—  Botr\-tis   145. 
Primulaceae. 

—  Tuburcinia   159. 
Prunus  amygdalus. 

—  Clasterosporium  225. 

—  Puccinia  pruni  spinös.  177. 
Prunus  armeniaca. 

—  Ascospora   109. 

—  Bacillus  spong:  24. 

—  Clasterosporium  109,  225. 

—  C\i:ospora  203. 

—  Dermatea  135. 


Prunus  armeniaca. 

—  Fomes  187. 

—  Hendersonia  206. 

—  Monilia  141. 

—  Phoma  201. 

—  Phyllosticta  vindeb.   200. 

—  Puccinia  pruni  spin.  177. 

—  Rosellinia  107. 

—  Sclerotinia   141. 

—  Stereum  184. 
Prunus  avium,.  P.  cerasus. 

—  Armillaria   192. 

—  Ascospora  109. 

—  Bacillus  spong.  24. 

—  Cercospora  112,  227. 

—  Clasterosporium  109.  225. 

—  Cor\nieum   109,  214. 

—  C\-tospora  128,  2o2. 

—  Daedalea  189. 

—  Dermatea  134. 

—  Fomes  annosus   186. 
igniarius  187. 

—  Fusarium  rhizog.  232. 

—  Fusicladium  121,  223. 

—  Gloeosporium  fruct.  211. 

—  Gnomonia   125. 

—  Lenzites  189. 

—  Monilia  141. 

—  Mvcosphaerella   112. 

—  Pholiota  adip.  191. 
squarr.  191. 

—  Phyllosticta  109.  200. 

—  Plo'wrightia  129. 

—  PohiJorus  caudic.   188. 
hispid.  188. 

—  Polystictus  189. 

—  Puccinia  cerasi  177. 

—  Rosellinia   107. 

—  Sclerotinia  141. 

—  Septoria  cer.  207. 

—  Stereum  184. 

—  Taphrina  71. 

—  Trametes  189. 

—  Valsa  128. 

—  Venturia  121. 

Prunus    domestica,    P.    insi- 
titia. 

—  Armillaria  192. 

—  Ascospora  109. 

—  Bacillus  spong.  24. 

—  Cercospora  227. 

—  Cladosporium  224. 

—  Clasterosporium  109,  225. 

—  Cor^Tieuni  109. 

—  C}-tospora  203. 

—  Dermatea  135. 

—  Fomes  annosus  186. 
igniarius  187. 

—  Monilia  141. 

—  Phyllosticta  prunic.  2CMJ. 

—  Plowrightia  129. 

—  Polystigma  rubrum  93. 

—  Polystigmina  209. 

—  Puccinia  pruni  spin.  177. 


270 


Register  II. 


Prunus  dornest ica,  P.  insititia. 

—  Rosellinia  107. 

—  Sclerotinia  141. 

—  Taphrina  insitit.  73. 

pruni  69. 

Rostrupian.  71. 

Prunus  padus. 

—  Cylindrospor.  padi  216. 

—  Cylindrospor.    Tubeufian. 
216. 

—  Polystigma  ochraceum  93. 

—  Sclerotinia  143. 

—  Taphrina  70. 
Prunus  persica. 

—  Ascospora  109. 

—  Bacillus  spong.  24. 

—  Cercosporella  221. 

—  Clasterosporium  109,  225. 

—  Coryneum  109. 

—  Cytospora  203. 

—  Fomes  187. 

—  Fusicladium  121. 

—  Monilia  141. 

—  Phyllosticta  pers.  200. 

—  Puccinia  prun.  sjjin.  177. 

—  Rosellinia  107. 

—  Sclerotinia  141. 

■ —  Sphaerotheca  81. 

—  Taphrina  66. 

—  Venturia  121. 
Pseudotsuga. 

—  Phoma  201. 

—  Polyporus  189. 


—  Clithris  131. 

—  Microsphaera  88. 

—  Nectria  gallig.  98. 

—  Phyllosticta  199. 

—  Rosellinia  108. 

—  Schleimfluß  23. 

Raphanus  sativus. 

—  Peronospora  55. 

—  Plasmodiophora  26. 

—  Pseudomonas  19. 
Reseda. 

—  Cercospora  227. 
Rhamnus  cathartica. 

—  Microsphaera  88. 

—  Puccinia    coronifera    174, 
178. 

Rhamnus  frangula. 

—  Microsphaera  88. 

—  Puccinia  coronata  178. 
Rheum. 

—  Peronospora  55. 

—  Phyllosticta  199. 

—  Puccinia  phragm.   176. 

—  Ramularia  221. 
Rhododendron. 

—  Chrysomyxa  164. 

—  Exobasidium  181. 
— ■  Pestalozzia  216. 


Ribes. 

—  Armin  aria  192. 

—  Cercospora  227. 

—  Cronartium  165. 

—  C'ytosporina  209. 
■ —  Fomes  187. 

—  liloeosporium  curvat.211. 
ribis  211. 

—  Hendersonia  206. 

—  Melampsora  166. 

—  Microsphaera  88. 

—  Mycosphaerella  113. 

—  Nectria  cinnab.  93. 
galligena  98. 

—  Phyllosticta  gross.  199. 
'ribic.  199. 

—  Plasmopara  52. 

—  Plowrightia  129. 

: —  Pseudopeziza  135. 

—  Puccinia  ribes. -car.   177. 
ribis  177. 

—  Septoria  grossul.  207. 
ribis  113,  207. 

—  Sphaerotheca  77. 

—  Sporodesmium  228. 

—  Stereum  184. 
Robinia. 

—  Cucurbitaria  109. 

—  Fusarium  Vogelii  232. 

—  Fusicladium  223. 

—  Pholiota  squarrosa  191. 
Rosa. 

—  Actinonema  205. 

—  Botrjiiis  145. 

—  Coniothyrium  Fuck.  203. 

—  —  Wernsd.  203. 

—  Crj^tosporium  216. 

—  Peronospora  55. 

—  Phragmidium  subcort. 
179. 

tubercul.   180. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Sphaerotheca  81. 
Rubus  idaeus. 

—  Didymella  123. 

—  Diplodina  idaei  205. 
Pallor  205. 

—  Peronospora  55. 

—  Phoma  rub.  201. 

—  Phragmidium  180. 

—  PhyUosticta  200. 

—  Septoria  207. 
Rubus  Unterg.  Eubatus. 

—  Coniothyrium  203. 

—  Phragmidium  180. 

—  Sejitoria  207. 

Salix. 

—  Fusicladium  223. 

—  Melampsora    all.-salic. 
166. 

rib.-salic.  166. 

—  Nectria  gallig.  98. 

—  Rhytisma  salic.  131. 


Salix. 

—  Rhvtisma  symmet.  131. 

—  Uncinula  90. 
Sambuous. 

—  Ramularia  221. 
Saxifraga. 

—  Puccinia  saxif.  176. 
Schizanthus. 

—  Phytopthora  46. 
Scilla. 

—  ürocystis  160. 

—  Uromvces  lilii  171. 

sein.   171. 

Scorzonera. 

—  Albugo  42. 

—  Puccinia  scorzon.  178. 

—  Sclerotinia  146. 

—  Sporodesmium  229. 

—  Ustilago  scorzon.  158. 

—  —  tragop.  prat.  158. 
Seeale  cereale. 

—  Calonectria  101. 

—  Claviceps  102. 

—  Dilophia  209. 

—  DilojjhosiJora  209. 

—  Erj^siphe  87. 

—  Fusarium    minim.    101, 
232. 

roseum  102. 

—  Gibberella  102. 

—  Leptosphaeria  herp.  124. 
trit.  125. 

—  Ophiobolus  gram.   125. 
herpot.  125. 

—  Puccinia  disp.  173. 

glum.  175. 

gram.  173. 

—  Scolicotrichum  223. 

—  Septoria  206. 

—  Ürocystis  159. 
Senecio. 

—  Coleosj)orium  166. 
Sida. 

—  Colletotrichum  213. 
Silybum  marianum. 

—  Ustilago  158. 
Sinapis. 

—  Albugo  41. 

—  Peronospora  55. 

—  Plasmodiophora  26. 
Solanum  lycojjersicum. 

—  Ascochx'ta  lyc.  205. 
soc."'  205. 

—  Bakterienfäule  22. 

—  Cladosporium  224. 

—  DidymeUa  122. 

—  Diplodina  205. 

—  Fusarium  acum.  232. 

—  Gloeosporium  213. 

—  Macrosporium  lyc.  229. 
tom.  229. 

—  Phoma  202. 

—  Sclerotinia  147. 

—  Septoria  208. 


Register  II. 


271 


Solanum  tuberosum. 

—  Actinomyces  219. 

—  Alternaria  230. 

—  Bacillus  solanip.  17. 

—  —  phytoph.  22. 

—  Bacterium  tumef.  26. 

—  Bakterien-Ringkrankh. 
18. 

Schorf  19. 

— ■  Cercospora  228. 

—  Fusarium  coer.  233. 
solani  232. 

—  Hypochnus  182. 

—  Macrosporium  229. 

—  Nectria  100. 

—  Phytophthora  43. 

—  Rhizoctonia  183. 
violacea  234. 

—  Sporodesmium  228, 

—  Synchyt.rium  58. 
Spinacia  oleracea. 

—  Cercospora  227. 

—  Gloeosporium  210. 

—  Heterosporium  226. 

—  Peronospora  .55. 

—  Ramularia  221. 

—  Septoria  207. 
Spiraea. 

—  Podosphaera  86. 
Statice. 

—  Uromyces  171. 
Stipa  pemiata. 

—  Ustilago  hyp.  158. 
Syringa. 

—  Ascochyta  205. 

—  Heterosporium  226. 

—  Microsphaera  88. 

—  Phytophthora  47. 

—  Pseudomonas  22. 

—  Stereum  184. 

Taraxacum. 

—  Protomyces  64. 

—  Synchytrium  58. 
Taxus. 

—  Hormiscium  223. 

—  Pestalozzia  215. 
Thuja. 

—  Phoma  201. 
Thujopsis. 

—  Phoma  201. 
Tilia. 

—  Agaricus  ostr.  191. 
velut.  191. 


Tilia. 

—  Cercospora  228. 

—  Gloeosporium  213. 

—  Moschußfluß  24. 

—  Pholiota  191. 

—  Phyllosticta  199. 

—  Polyporus  squam.  188. 
Trifolium. 

—  Sclerotinia  149. 

—  Uromyces  171. 
Triticum  sativum. 

—  Calonectria  101. 

—  Dilophia  209. 

—  DilophosjDora  209. 

—  Erysiphe  87. 

—  Fusarium  min.   101,  232. 
ros.  102,  232. 

—  Gibberella  102. 

—  Leptosphaeria  herp.  125. 
trit.   125. 

—  Macrophoma  202. 

—  Ophiobolus  gram.   125. 
herp.   125. 

—  Puccinia  glum.  175. 
gram.  173. 

—  —  trit.  175. 

—  Scolicotrichum  223. 

—  Septoria  Brios.  206. 

glum.  206. 

gram.  206. 

secal.  206. 

trit.  206. 

—  Tilletia  caries  158. 
laevis  159. 

j  —  Ustilago  trit.  155. 
I  Tropaeolum. 
I  —  Pleospora  124. 
!  Tsuga. 

—  Acanthostigma  107. 
Tulipa. 

—  Botrytis  145. 

—  Sclerotium  148,  233. 

—  Ustilago  158. 

Ulmus. 

—  Agaricus  vel.   191. 

—  Armillaria  192. 

Vaccinium. 

• —  Calyptospora  167. 

—  Exobasidium  180. 
Valerianella  olitoria. 

—  Peronospora  55. 


Veronica. 

—  Septoria  exot.  208. 

—  Stysanus  231. 
Viburnum. 

—  Ascoch^'ta  205. 

—  Microsphaera  88. 

—  Phyllosticta  200. 
Vicia  faba. 

—  Ascochyta  Bolts.  205. 
pisi  204. 

—  Bacillus  22. 

—  Cercospora  fab.  228. 
zon.  228. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Uromyces  170. 
Vinca. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Puccinia  vinc.  177. 
Viola. 

—  Cercospora  228. 

—  Cladochytrium  61. 

—  Macrosporium  229. 

—  Phyllosticta  200. 

—  Puccinia  viol.  177. 

—  Ramularia  221. 

—  Thielavia  74. 

—  Urocystis  160. 
Vitis  vinifera. 

—  Aureobasidium  183. 

—  Botrjrtis  146. 

—  Cercospora  Rös.  228, 
Vit.  228. 

—  ConiothjTium  203. 

—  Fusarium  Zav.  232. 

—  Gloeosporium  213. 

—  Guignardia  114. 

—  Phoma  114,  201. 

—  Phyllosticta  Bizz.  200. 
'vitic.  200. 

—  Plasmopara  48. 

—  Pseudopeziza  136. 

—  Rosellinia  107. 

—  Sclerotinia  146. 

—  Septoria  208. 

—  Uncinula  88. 


Yucca. 

—  Conioth\Tium  203. 

Zea  mays. 

—  Botr\'tis  145. 

—  Helminthosporium  226. 

—  Ustilago  157. 


Ernst  Siegfried  Mittler  und  Sohn,  Buchdruckerei  G.  ni.  b.  H.,  Berlin  S\V68,  Kochstr.  68—71. 


Verlag  von  Paul  Parey  in  Berlin  SW  11,  Hedemannstraße  10  u.  11. 

Lehrbuch  der  nichtparasitären  Pflanzenkrankheiten. 

Von  Professor  Dr.  Paul  Graebner.  Kustos  am  Botanisehen  Garten  der  Universität 
Berlin.     Mit  244  Textabbildungen.  Gebunden.  Grundzahl  13 

Graebners  Lehrbuch  wird  üF)erall  dort  willkommen  geheißen  werden,  wo  sich  die  Er- 
kenntnis Bahn  gebrochen  hat.  daß  die  Bekämpfung  der  nichtparasitären  Pflanzenkrank- 
heiten mit  zu  den  wichtigsten  Obliegenheiten  jedes  Pflanzenbauers  gehört,  und  daß  er  diese 
Krankheiten  luir  dann  richtig  erkennen  und  erfolgreich  bekämpfen  kann.  Menn  ihm  das 
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dieses  in  die  Hand  und  kann  somit  jedem  BeteiUgten  nur  angelegentlich  empfohlen  werden. 

Handbuch  de7  Pflanzenkrankheiten71^™fj™^ 

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Die  Bücherpreise  sind  in  Grundzahlen  festgesetzt,  die  etwa  den  Vorkriegspr eisen  entsprechen.  Der  jeweilige 

Verkaufspreis  ergibt  sich  aus  der  Multiplikation  der  Grundzahlen  mit  einem  Geldentwertungsachlüssel,  der 

vom  Börsenverein   de^   Deutschen  Buchhändler  und  Deutschen  Verleger  verein  amtlich  von  Zeit  zu  Z'At 

neu  festgesetzt  wird  und  bei  meiner  Firma  bzw.  jeder  beliebigen  Buchhandlung  zu  eriiagen  ist. 


73: 

K6 


BioMed 


Hb*stermann,  Gustav 

Lehrbuch  der  pilz parasitären 
Pflanzenlcrankheiten 


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