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Höslermann und Noack
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Lehrbuch der
pilzparasitären Krankheiten
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Lehrbuch
der
BilzparasireiiPlliiiziiiilraiillieitei
mit besonderer Berücksichtigung der Krankheiten
gärtnerischer Kulturgewächse
Von
Dr. Gustav Höstermann und Dr. Martin Noack
Berlin-Dahlem
MICROFORMED OY
PRE5ERVATia^S
DATE
MAR 2 8 1990
Mit 104 Textabbildungen
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Verl.iK für Uii.lwirt>clisa, ()«itcnb»u oiid K"r.l«i«iii
S\V, llp.lemnnnstr. 10 ii. 11
1923
Alle Rechte, auch das der Übersetzung vorbehalten
Copyright by Paul Parey in Berlin 1923
Printed in Germany
SB
732
HL
Germany
Vorwort.
Die sehr große Bedeutung, welche die pilzparasitären Pflanzenkrank-
heiten für den Gartenbau wie für die Land- und Forstwirtschaft besitzen,
ist längst erkannt. Um so auffallender ist es, daß den Studierenden des
Gartenbaues kein Lehrbuch zur Verfügung steht, welches dieses Wissens-
gebiet in einer für sie geeigneten Weise behandelt. Denn zwischen den
umfassenden Handbüchern der pilzparasitären Pflanzenkrankheiten, z. B.
denjenigen von F.r a n k , S o r a u e r und v . T u b e u f , und den Ideinen, lediglich
für den praktischen Gebrauch bestimmten Büchern klafft eine empf indhche
Lücke. So war jedesmal, wenn zu Beginn der Vorlesungen ein geeignetes
Lehrbuch zum Selbststudium empfohlen werden sollte, guter Rat teuer.
Wir entscWossen uns daher, ,,die pilzparasitären Pflanzenkrankheiten
mit besonderer Berücksichtigung der Krankheiten gärtnerischer Kultur-
gewächse" etwa in dem Umfange zur Darstellung zu bringen, in welchem
sie in einer zweistündigen Semestervorlesung — die dem derzeitigen Lehr-
plan der preußischen höheren Gärtnerlehranstalten entspricht — behandelt
werden können. Dabei wird selbstredend die Bekanntschaft mit den
grundlegenden Vorlesungen der Botanik vorausgesetzt.
Den Anforderungen des Unterrichts entsprechend, haben wir
der Gliederung des Stoffes das System der Pilze zugrunde gelegt. Wir
erachten die Vertrautheit mit letzterem für unentbehrUch, um Krankheits-
erreger selbständig mit Sicherheit zu erkennen und zu bestimmen.
Den Bedürfnissen der Praxis suchten wir gerecht zu werden,
indem wir den auch die Züchter interessierenden Fragen der Sorten-
empfänghchkeit und Sortenwiderstandsfähigkeit unsere besondere Auf merk-
samkeit schenkten. Die Bekämpf ungs maß nahmen haben wir nicht
nur in einem Kapitel zusammenhängend geschildert, sondern auch bei
Behandlung der einzelnen Schädhnge besprochen. Gerade hierbei zeigte
sich aber, wieviel Arbeit im einzelnen noch auf dem Gebiete des gärt-
nerischen Pflanzenschutzes zu leisten ist, denn häufig konnten war, aus
Mangel an erprobten Vorschriften, nur Ratschläge für eine Bekämpfung
geben. Denjenigen, w^elchen die Aufgabe zufällt, mit Rat und Auskunft
andere zu unterstützen, aber nicht immer die umfangreiche mykologische
Fachhteratur benutzen wollen oder können, hoffen wir durch eine
knappe und übersichtliche Aufführung einer größeren Zahl der nur ge-
legentlich auftretenden Parasiten aus der Gruppe der Fungi imperfecti
einen nützlichen Dienst erwiesen zu haben.
Ledighch für den Anfänger ist der ,, Schlüssel zur Bestimmung der
gärtnerisch-wichtigsten pilzparasitären Pflanzenkrankheiten nach leicht-
kenntlichen Merkmalen (geordnet nach Nährpflanzen)" bestimmt. Der-
selbe wird aber auch, so denken wir, den Studierenden bei der ersten
Einarbeit und den Praktikern bei ihrem Bestreben, sich in dem für sie so
bedeutungsvollen Gebiet zurechtzufinden, willkommen sein.
Berlin-Dahlem, den 2L März 1923.
Gustav Höstermann. IVlartin Noack.
Inhalt.
Seite
plrstes Kapitel. Parasitismus und Krankheit. — Pilze im allgemeinen 1
Zweites Kapitel. Die Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten .3
Drittes Kapitel. Die bakteriellen Erkrankungen '. . 14
Viertes Kapitel. Die Myxomyceten ' . . . . 26
Fünftes Kapitel. Allgemeines über die Eumyceten 30
Sechstes Kapitel. Einleitung zu den Phycomyceten. — Die Zygomyceten 34
Siebentes Kapitel. Die Oomyceten — Peronosporineen 38
Achtes Kapitel. Die Oomyceten — Chytridiineen und Ancylistineen oö
Neuntes Kapitel. Allgemeines über die Ascomyceten 62
Zehntes Kapitel. Die Saccharomycetineen und die Protoascineen 65
Elftes Kapitel. Die Taphrinaceen 66
Zwölftes Kapitel. Die Aspergillaceen 74
Dreizehntes Kapitel. Die Perisporiineen 75
Vierzehntes Kapitel. Die Hypocreaceen 92
Fünfzehntes Kapitel. Die Sphaeriaceales — Astromatica 105
Sechzehntes Kapitel. Die Sphaeriaceales — Stromatica 127
Siebzehntes Kapitel. Die Phacidiineen 129
Achtzehntes Kapitel. Die Hysteriineen 132
Neunzehntes Kapitel. Die Pezizineen 134
Zwanzigstes Kapitel. Einleitung zu den Basidiomyceten 151
Eimmdzwanzigstes Kapitel. Die Brandpilze (Ustilaginineen und 1'illetiineen) .... 152
Zweiimdzwanzigstes Kapitel. Die Uredinineen oder Rostpilze 16(t
Dreiundzwanzigstes Kapitel. Die Exobasidiineen und Hymenomyoetineen 180
Vierundzwanzigstes Kapitel. Die Sphaeropsidales 196
Fünfundzwanzigstes Kapitel. Die Melanconiales 210
Sechsundzwanzigstes Kapitel. Die Hyphomyceten 210
Schlüssel zur Bestimmung der gärtnerisch wichtigsten pilzparasitären Ptlanzen-
krankheiten nach leicht kenntlichen Merkmalen (geordnet nach Nährpflanzen) . 235
Nachträge und Berichtigungen 256
Register I. enthaltend die Parasiten nach Familien, Gattungen und Arten, die tech-
nischen Ausdrücke und die deutschen Bezeichnungen der Krankheiten .... 257
Register II, enthaltend die im Text aufgefühiten Wirtspflanzen nebst den angegebenen
Parasiten 265
Erstes Kapitel .
Parasitismus und Krankheit. — Pilze im allgemeinen.
Nach der Art der Ernährung scheidet man die gesamten Pflanzen
in autotrophe und heterotrophe. Die ersteren nehmen allen ihren
Nährst off bedarf aus der anorganischen Natur auf und bereiten sich die
organischen Verbindungen selbst, sind also in ihrer Ernährung von anderen
Organismen unabhängig, die letzteren sind auf Ernährung durch organische
Substanz angewiesen, sie sind daher ohne die Autotrophen in der Natur
gar nicht existenzfähig. Insbesondere unterscheiden sich die Autotrophen
und Heterotrophen durch den Gewinn des Kohlenstoffes. Als t3^ischen
Modus betrachten wir in der Pflanzenwelt die Gewinnung desselben aus
der Kohlensäure der Luft, ein Vorgang, der bekanntlich an die Gegenwart
von Chlorophyll gebunden ist. Alle Pflanzen, denen das Chlorophyll
mangelt, und d^s sind die Heterotrophen, bedürfen einer anderen Kohlen-
stoff quelle: sie sind gezwungen, als Parasiten oder als Saprophyten zu
leben.
Der Parasitismus ist eine Form des Zusammenlebens, in der ein
Organismus den anderen mit Nahrung versieht. Der ,, Schmarotzer"' lebt
auf oder in seinem Wirte, von dessen lebendem Gewebe oder doch seinem
plastischen Material. Im Gegensatz zu ihm leben die Saprophyten von
toten Organismen oder deren Zerfallprodukten. — Nach dem vorhin
Gesagten ist Parasiten und Saprophyten gemeinsam, daß sie ihren Kohlen-
stoff der organischen Natur entnehmen. In welcher Form das geschieht, läßt
sich im allgemeinen schwer sagen. Saproph\i:ische Pilze gedeihen oft in
Nährlösungen, welche Zucker als Kohlenstoff quelle enthalten. Parasiten
dürften aller Wahrscheinlichkeit nach ganz spezifische Anforderungen
bezüglich Qualität und Quantität ihrer Nahrung stellen. Dies darf man
um so mehr annehmen, weil viele Parasiten nur Organismen einer ganz
bestimmten Verwandtschaft befallen und nicht unabhängig von ihrem
Wirt kultiviert werden können.
Der Bezug eines Teiles der Nahrung aus einem lebenden Organismus,
dem Wirt, bedeutet naturgemäß eine Schwächung desselben. Es treten
Erscheinungen auf. welche wir als Krankheiten der Pflanzen bezeichnen.
Natürlich ist der Begriff .,Krankheit'" weit umfassender. Neger be-
zeichnet als krankhaft (pathologisch) jede Abweichung von der normalen
Entwicklung, durch welche der Organismus oder einer seiner Teile in
seiner Existenz oder seiner normalen Funktion bedroht wird. Dabei ist
allerdings zu beachten, daß man häufig nicht in der Lage ist zu ent-
scheiden, ob eine solche anormale Entwicklung die geforderte Bedrohung
des Organismus darstellt oder nicht.
Eine harmlose unbedenkliche Abweichung vom Normalen bezeichnet
man als ..Mißbildung", die Wissenschaft, welche sich mit derselben
beschäftigt, als Teratologie; sie stellt einen besonderen Zweig der Patho-
logie dar.
Hösterniann-Xoack, Pilzparasitiire Krankheiten. i •
2 Erstes Kapitel.
Eine scharfe Unterscheidung beider Gebiete ist natürUch nicht immer
möghch. Der Kopfkohl mit seinen fest ineinander geknäuelten Blättern
und der krause Salatkopf sind z. B. Abweichungen von der normalen
Entwicklung, die man aber mangels daraus sich ergebender Schädigung
des Organismus nur als Mißbildungen und nicht als Krankheiten an-
sprechen kann. Die durch Spätfröste hervorgerufenen kernlosen Früchte
von Äpfeln, Birnen oder Tomaten sind hingegen ,, nichtparasitäre" " Ivrank-
lieitserscheinungen. Denn in der dadurch bedingten Unfruchtbarkeit
muß man eine schwere Bedrohung des Organismus erblicken.
Die Ursachen, welche Krankheitserscheinungen hervorrufen, sind
ihrer Natur nach:
1. nichtparasitär; sie werden entweder durch Einflüsse der leblosen
Umwelt bzw. der Atmosphäre hervorgerufen oder sind als sogenannte
,,enzymatische" Krankheiten auf chemische Verbindungen, welche che-
mische Zersetzungen hervorrufen, zurückzuführen: weiter auf sie einzu-
gehen, liegt außerhalb des Rahmens dieses Buches i);
2. Einwirkungen parasitisch lebender Pflanzen, z. B. Bakterien,
Schleimpilze. Pilze und Blütenpflanzen;
3. Einwirkungen parasitisch lebender Tiere, besonders Würmer
(z. B. Nematoden) und Gliedertiere (Insekten und Milben).
Die unter 2. genannten Ursachen rufen folgende Wirkungen, d. h.
also Krankheitserscheinungen hervor :
1. Beeinflussungen des morphologischen Aufbaues;
2. Umbildungen in der anatomischen Struktur;
3. Änderungen in den Lebensvorgängen;
4. Zerstörungen der Zellelemente.
Eine außerordentlich auffallende Beeinflussung des morphologischen
» Aufbaues der Pflanzen tritt uns in den ,, Hexenbesen" entgegen, die, so-
weit sie parasitärer Natur sind, durch Exoascaceen, Melampsorella-
Arten u. a. Pilze hervorgerufen werden. Auch Habitusänderungen, wie
solche beispielsweise regelmäßig bei der Z^^ressenwolfsmilch (Euphorbia
Cyparissias) infolge des Befalles durch die Aecidiengeneration des Erbsen-
rostes (Uromyces pisi, s. cl.) hervorgerufen werden, gehören hierher.
Umbildungen in der anatomischen Struktur finden sich u. a. bei den
sogenannten Pilzgallen, z. B. bei den Anschwellungen, welche die
Aecidien von Puccinia graminis auf Blättern der Berberitze hervorrufen.
Ihrer Natur nach sind die anatomisch-pathologischen Veränderungen
entweder
1. auf ein Zurückbleiben in der Entwicklung zurückzuführen: man
spricht in diesem Falle von Hj^oplasie (Hemmungsbildung): oder
2. Anschwellungen der Gewebe; werden dieselben im wesentlichen
durch Vergrößerung der Parenchymzellen hervorgerufen, so
nennt man den Vorgang Hypertrophie, liegt jedoch eine Ver-
mehrung der Parenchymzellen vor, so bezeichnet man ihn als
Hyperplasie.
Änderungen der Lebensvorgänge zeigt u. a. der vorzeitige Blattfall
bei der Fusicladium-Erlvrankung der Birnen und Äpfel. Auch die auf
^) Vgl. Sorauer-Graebner, Handbuch der Pflanzenkrankheiten Bd. I. Berlin 1921;
(iraebner, Lehr])iich der nichtparasitären Pflanzenkrankheiten, Berlin 1920.
Züchtung widerstandsfähiger Kulturrassen. 3
die verschiedensten Ursachen zurückzuführenden ., Welke krankheiten"
sind an dieser Stelle zu nennen. — Zerstörungen der Zellelemente kommen
sehr häufig vor. Dazu sind alle Fäulniserscheinungen (z. B. bei den Frucht-,
Stengel- und Knollenfäulen) und die örtlich begrenzten Trocknungs-
erscheinungen (z. B. bei den zahlreichen, aber durch sehr verschiedene
Pilze hervorgerufenen Blattfleckenkrankheiten) zu rechnen.
Unter den parasitisch lebenden Pflanzen nehmen die Pilze wegen
ihrer Zahl und ihrer Wichtigkeit im Haushalt der Natur die erste Stelle
ein. Was man aber gewöhnlich Pilze nennt, ist keine systematisch scharf
umschriebene Abteilung des Pflanzenreiches. Man bezeichnet damit
diejenigen Lagerpflanzen (Thallophyten), welche kein Chlorophyll be-
sitzen und daher auf saprophytische oder parasitische Lebensweise an-
gewiesen sind. Man charakterisiert den Begriff also rein physiologisch. —
Es gehören zu den Pilzen in diesem weitesten Sinne drei ganz verschiedene
Abteilungen des Pflanzenreiches :
1. Schizomycetes oder Spaltpilze (Bakterien genannt): winzige, einzelne
oder in eiirfache Fäden oder in rundliche Gruppen vereinigte Zellen
von primitivem Bau, die sich im wesentlichen durch Teilung
(Spaltung) vermehren und Sporen in sehr einfacher Weise direkt
aus vegetativen Zellen oder im Innern derselben bilden;
2. Myxomycetes oder Schleimpilze: der vegetative Körper besteht
nur aus hautlosen Protoplasmamassen und die Sporen entstehen
durch einfache Umbildung aus Teilen dieses Körpers;
3. Eumycetes oder echte Pilze: der vegetative Körper (Mycelium)
besteht aus ..Hyphen" (Zellfäden) von normalem Zellenbau. Die
Hyphen sind entweder einzellige (schlauchförmige Zellen) oder
mehrzellige, einfache oder verzweigte Fäden, in beiden Fällen
mit Spitzenwachstum begabt.
Die Besprechung der durch diese Lebewesen hervorgerufenen Krank-
heiten steht im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen. —
Zweites Kapitel.
Die Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten.
Die Lehre von den Pflanzenkrankheiten beschäftigt sich nicht nur
mit den Ursachen und dem Verlauf derselben, sondern zieht auch die
wissenschaftlichen Grundlagen der Verhütung und Heilung in den Kreis
ihrer Erörterungen. Neben der ,, Pathologie" ist also auch die ..Hygiene"
und die ,,Therapie" zu betrachten.
Die Ziele, welche die Hygiene verfolgt, sind auf zwei verschiedenen
Wiegen zu erreichen;
1. durch Züchtung widerst and.sfähiger Kulturrassen;
2. mit Hilfe allgemeiner hygienischer Maßnahmen.
Die Züchtung widerstandsfähiger Kulturrassen ist eines der aussichts-
reichsten Gebiete. Hier sei nur das Allerwesentlichste über die dabei ein-
zuschlagenden Wege erwähnt 1). Möglichkeiten, widerstandsfähige Sorten
^) Eine Einführung in die rein züchterischen Fragen findet man in Baur, Envin, Die
wissenschaftlichen Grundlagen der Pflanzenzüchtung. Berlin 1921.
4 Zweites Kapitel.
zu erhalten, bieten die auftretenden Mutationen sowie die spontan er-
folgten oder künstlich erzeugten Bastardierungen (Kombinationen).
Modifikationen, d. h. in der Regel unter Einwirkung äußerer
Verhältnisse auftretende nicht erbliche Abänderungen sind im allgemeinen
wegen dieser letzteren Eigenschaft keine Grundlage für züchterische
Arbeiten. Gleichwohl können unter Umständen selbst Standortsmodi-
fikationen Verwendung finden. Denn es ist durch Versuche festgestellt
worden, daß die Nachkommen von Pflanzen, welche bestimmte Eigen-
schaften durch langanhaltende äußere Einwirkungen erworben haben, diese
auch unter anderen Außenbedingungen eine Zeitlang bewahren. Das gilt
insbesondere für mehrjährige Gewächse und bei ungeschlechtlicher Ver-
mehrung. Leider ist man heute noch nicht so weit, diese Sätze durch
Erfahrungen aus dem Gartenbau belegen zu können. Doch hat man z. B.
beim Anbau des Zuckerrohres, welches allgemein durch Stecklinge ver-
mehrt wird, festgestellt, daß die Pflanzen in der Ebene alljährlich gegen
die Serehla-ankheit — deren Ursache allerdings nicht ganz geldärt ist —
anfälliger werden, daß hingegen daselbst Stecklinge von Pflanzen, die
im Gebirge gewachsen sind, ja selbst von solchen Pflanzen, die — noch
gesund — erst aus der Ebene in das Gebirge verpflanzt worden sind, eine
größere Widerstandsfähigkeit gegen die gefürchtete Krankheit "zeigen. —
Es ist auch nicht gleichgültig bei der Pflanzung eines Obstbaumes in
Sand- oder Lehm-, in Schiefer-, Ton- oder Mergelboden, welchem Boden
man den Baum entnimmt. Ebensowenig sind die klimatischen Verhält-
nisse und die Höhenlage des Herkunftsortes ohne Einfluß. Doch ist über
dies alles bis jetzt nur wenig gearbeitet worden.
Mutationen sind die aus inneren Ursachen auftretenden Änderungen
in den Eigenschaften der Pflanzen, sofern dieselben erblich sind. Solche
Änderungen können natürlich auch in einem Wechsel der Widerstands-
fähigkeit gegen bestimmte Krankheiten bestehen.
Ob eine sich zeigende größere Festigkeit einer Pflanze gegen eine
Krankheit eine später wieder verschwindende Standortsmodifikation oder
eine Mutation darstellt, darüber kann nur das Vererbungsexperiment ent-
scheiden. Es ist Aufgabe der Praktiker, ihre Pflanzen sorgfältig darauf
zu beobachten, ob einzelne Individuen eine besonders geringe Anfälligkeit
besitzen, und in letzterem Falle dieselben weiter zu züchten oder später
als Ausgangsmaterial für Bastardierungen zu benutzen. Man bedenke
aber, daß wirkliche Mutationen große Seltenheiten sind.
Der den meisten Erfolg versprechende Weg zur Züchtung widerstands-
fähiger Sorten und der, bei welchem man noch am wenigsten auf Zu-
fälligkeiten angewiesen ist, ist derjenige der Züchtung durch Bastardie-
rung mit oder ohne Aufspaltung. Von vielen der bekanntesten Kultur-
pflanzen gibt es Sorten, welche wenig oder gar nicht unter bestimmten
Krankheiten zu leiden haben, denen aber andere Eigenschaften anhaften,
wodurch sie mehr oder weniger minderwertig erscheinen. Es ist Aufgabe
des „Immunitätenzüchters", diese Sorten mit hochwertigen Edelrassen
zu kreuzen und unter der Nachzucht, besonders unter den Aufspaltungen
der IL (Filial-) Generation diejenigen auszulesen, welche die gewünschten
Eigenschaften in mehr oder minder vollkommener Weise auf sich ver-
einigen.
Es kann nicht jedem Praktiker zugemutet werden, derartige Züch-
tungen durchzuführen. Aber jeder Gärtner kann durch sorgfältige Be-
Allgemeine hygienische Maßnahmen. 5
obachtungen über .Sortenempfänglichkeit mithelfen, die Grundlagen für
diese Arbeiten zu schaffen.
Auch die Bastardierung der Kulturrassen mit nicht anfälligen Wild-
formen bzw. deren nicht vollwertigen Abkömmlingen kann zu dem ge-
wünschten Ziel füln-en. 80 hat sich z. B. nur eine einzige Stachelbeer-
sorte, die ziemlich minderwertige kleinfrüchtige amerikanische Gebirgs-
stachelbeere, welche aus der ^\alden Ribes cynospathi hervorgecranfyen ist,
als immun gegen den amerikanischen Stachelbeermelütau erwiesen. Es
wird nun — und wohl mit einer gewissen Aussicht auf Erfolg — versucht,
die genannte mit den edlen Züchtungen zu kreuzen, um dadurch eine
vollwertige immune Sorte zu erhalten.
Der Begriff der Sortenimmunität ist stets ein relativer und be-
schränkter, er bezieht sich immer nur auf eine ge-vWsse Gegend. Daher
kommt bei der Immunitätenzüchtung lokalen Züchtungsbestrebuno^en,
welche wenig anfällige Sorten, wenn auch nur für einen engen, klimatisch
ungefähr einheitlichen Anbaubezirk liefern, eine hohe Bedeutuno- zu.
Größte Aufmerksamkeit ist in gutgeleiteten Betrieben der strengen
Durchführimg der allgemeinen hygienischen Maßnahmen zu schen-
ken. Nur die wesentlichsten Punkte seien hier hervorgehoben.
1. Gesundes Saatgut, von gesunden Pflanzen geerntet, ist eine selbst-
verständliche Forderung. Zur Pflanzung von Bäumen und Sträuchern
verwende man nur tadellose fehlerfreie Stücke. Man kultiviere nur
Pflanzen, welche für die in Frage kommenden Boden- und Klimaverhält-
nisse geeignet sind. Insbesondere wähle man bei der Pflanzung von Obst-
bäumen nur solche Arten und Sorten aus, die von maßgebender Seite
für die betreffende Gegend empfohlen sind.
2. Die Aussaat von Pflanzen darf nicht zu dicht geschehen. Vor dem
Auspflanzen in das Freie müssen in Kästen oder Häusern angezogene
Pflanzen sachgemäß abgehärtet werden. — Man pflanze Bäume und
Sträucher nicht zu eng, und lichte ihre Kronen aus.
3. Eine sorgfältige Bodenpflege ist unbedingtes Erfordernis. Dazu
gehört die Bearbeitung des Bodens nach allgemeinen gärtnerischen Ge-
sichtspunkten und nötigenfalls die Entwässerung desselben. Kalk ver-
bessert die physikalischen Eigenschaften des Bodens und muß auch
deshalb demselben in ausreichendem Maße zugeführt werden.
4. Frischer Stalldünger soll im allgemeinen keine Verwendung finden.
Man hüte sich nicht nur vor zu geringer, sondern auch vor zu starker
Düngung. Insbesondere setzen zu starke Stickstoff gaben die Wider-
standsfähigkeit der Gewebe herab, sie ,, verweichlichen" dieselben.
5. Nach der Ernte sind alle Rückstände möghchst bald vom Felde
zu entfernen. Die Reste kranker Pflanzen sind zu verbrennen, die anderen
sind dem Kompost zuzuführen. — Der Boden ist noch im Herbst um-
zuspaten. — Der Komposthaufen ist sauber zu halten. Sehr nützHch kann
sich die Zugabe von Ätzkalk zu demselben erweisen.
6. Die Bäume sind im Winter durchzuputzen. Alte Borke, Moos und
Flechten, evtl. Schädlinge und Eierablagen, sowie hängengebliebene
Blätter und Früchte sind zu entfernen und zu vernichten.
7. Unkräuter sind mit allen Mitteln zu bekämpfen. — Auch dürfen
keine Zwischenwirte der unsere Kulturpflanzen schädigenden ^-irts-
wechselnden Rostpilze (s. d.) geduldet werden. Der Landwirt rotte in der
Xähe der Getreideäcker die Berberis-, Rhanmus- und Anchusa-Arten
6 Zweites Kapitel.
aus, der Gärtner bekämpfe z. B. die Carex-Arten in der Nähe seiner Ribes-
Pflanzungen und vermeide die Anpflanzung von Juniperus-Arten unweit
der Obstgärten, von Berberis- und Rhamnus- Arten in Ziergärten auf dem
Lande.
Die Therapie ist die Lehre von der direkten Bekämpfung der Pflanzen-
krankheiten. Es stehen ihr folgende Waffen zur Verfügung:
1. die Methoden der Bodendesinfektion;
2. die Methoden der Samenbeize;
3. die Spritzmittel, und zwar
a) pilztötende Mittel, Fungizide,
b) insektentötende Mittel, Insektizide,
als Magengifte,
als Kontaktgifte,
c) Kombinationen von Fungiziden und Insektiziden;
4. die Bestäubungsmittel
a) Fungizide,
b) Insektizide;
5. die giftigen Gase;
6. die Streichmittel;
7. die biologischen Bekämpfungsmethoden.
Der Boden ist die Brutstätte zahlreicher Krankheitserreger pflanz-
licher wie tierischer Natur, besonders von Bakterien, einem weit ver-
breiteten Schleimpilz (Plasmodiophora) und den ,, Vermehrungspilzen"
(z. B. Olpidium brassicae, Pythium debaryanum, Moniliopsis Aderholdi).
Zu der infolgedessen oft nötig werdenden Desinfektion dienen
1. starke Kalkgaben;
2. Behandlung mit Schwefelkohlenstoff (CS 2);
3. Behandlung mit Kupfervitriol (CUSO4 0,P/oo);
4. Behandlung mit Formaldehyd;
5. Behandlung mit einigen neueren Spezialmitteln, z. B. L'spulun,
Bodenhelfer, Globol u. dgl. ;
6. Einwirkung starker Hitzegrade.
Die Kalkung des Bodens, wie solche etwa gegen Kohlhernie ange-
wendet wird, hat in der Regel im Herbst zu geschehen. Man rechnet
dabei 25 bis 30 Ztr. Ätzkalk auf den Morgen. Der Kalk wird untergehackt
und dabei möglichst innig mit der Erde vermischt. Spätestens muß die
Bodenkalkung Anfang März vorgenommen werden; in anderen Fällen
kann man sich mit 125 g Ätzkalk auf 1 qm begnügen; z. B. zur Stärkung
der Stachelbeerpflanzen bei Bekämpfung des amerikanischen Stachel-
beermeliltaues. Zum Auftragen ist der Kalk möglichst klein zu schlagen,
besser ist es, den Kalk als frischbereitete Kalkmilch dem Boden zuzu-
führen und alsbald unterzugraben.
Bodendesinfektion mit Schwefelkohlenstoff ist in der gärtnerischen
Praxis bis jetzt wenig im Gebrauch, in erster Linie bedienen sich ihrer
die Weinbauern zur Bekämpfung der Reblaus, worüber näheres bei Hiltner
(Pflanzenschutz nach Monaten S. 379) zu finden ist. Simon (in Naumann,
die Pilzkrankheiten gärtnerischer Kulturgewächse S. 14) schreibt, daß
er unter Verwendung der gleichen Erde, welche erfahrungsgemäß den
Keimlingspilz der Levkojen enthielt, einmal in unbehandelter, daneben
in mit Schwefelkohlenstoff behandelter Erde Levkojen aus Samen heran-
zog; im ersteren Falle fiel über die Hälfte aller Keimpflänzchen dem Pilz
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. /
zum Opfer im zweiten nicht ein Keimling, obgleich cWi Warm- und
Femhthahen noch der Ausbruch der Krankheit möghchst begünstigt
forden war dTc Pflänzchen erschienen m der behandelten Erde sogar
i^ht unbeträchthch m ihrer Ei.t.^klung gefördert und gek^afüg
B Voicrtläncler (Die Gartenwelt, XX\ . Jahrg., 1921, ^i 31) hebt eben
falls hen-or daß durch Behandeln der Aussaaterde mit Schwefelkohlen-
stoff ehiic^e " Zeit vor dem Aussäen die Entwicklung langsam wachsender
Pflänzche^n sehr günstig beeinflußt werden kann. ^ oigtländer halt den
SchSohlenstoff innerster Linie für Topf- (und natürlich auch für
Frübeet-) Aussaaten für wichtig, seiner Verwendung im Freiland steh
nucler Preis entgegen, wirksam wäre derselbe seines Erachtens dort
auch Die von Voigtländer angewendete Menge beträgt o ccm Schwefel-
kohlenstoff auf 1 Liter Erde.
ffierzu ist zu bemerken, daß die von den beiden genannten Autoren
fpstaestellte Förderung der Pflanzenentwicldung durch Schwefelkohlen-
stoff höS^^'tw^^^^^^^ auf dessen aufschließende Wirkung auf die
Nährstoffe, namenthch auf den Stickstoff des Bodens^^ zurückzuführen ist.
Man bedient sich daher z. B. in neuerer Zeit des Schwefelkohlenstoffes
zur^ Vergiften- des AYeinbergbodens, d. h. zur Erhöhung seiner Frucht-
barkeit und ist dabei sogar gewöhnhch genötigt die zunächst nach der
Behlndlun. zu reichlich fheßende Stickstoffquelle durch leicht aiifnehm-
bare Kali- und Phosphorsäuredünger zu kompensieren (vgl. Miltner.
Pflanzenschutz nach Monaten S. 380).
Schwefelkohlenstoff ist auch ein gutes Mittel gegen Alchen Nema-
toden) und andere im Boden lebende tierische Parasiten. Em Nachteil
der aber bei fast allen Bodendesinfektionsmitteln vorhanden ist, besteht
n der Gleichzeitigen Abtötung der als nützhch anzusehenden Regen-
'I^rmer"- Bei aUen Arbeiten mit Schwefelkohlenstoff ist außerdem auf
die große Feuergefährhchkeit desselben Rücksicht zu nehmen
Bei der Verwendung von Kupfervitriol O,!«/«« ^^ ^^T ""f ^ Be^
erzielte Simon die gleichen Ergebnisse wie mit Schwefelkohlenstoff^ - Bei
dem Bezug von Kupfer^itriol ist übrigens Vorsicht geboten da dasselbe
äufig mit' Eisen- oder Zinkvitriol verfälscht ™\ ^J^^^ /f f^^^l^^t'
Hauptstelle für Pflanzenschutz in Baden für ff Jahre 19 lo,^ 8, Stutt-
gart 1919) fand in einzelnen Proben nur noch 11 bis lo ,o tuSU,.
"Ein weiteres Bodendesinfektionsmittel, welches besonders gegen
Kohlhernie Verwendung findet, ist das Formaldehj^. Dasselbe ist 40° ig
L sichersten von der Holzverkohlungsindustrie A.-G^ - Ko^ta^^z zu
beziehen. Man verwendet 2 bis 3 Liter Formaldehyd auf 100 Liter Wasser
unc besprengt mit dieser Mischung das Land bei trockenem ^tter etwa
14 Tage vor clem Pflanzen derart, daß mindestens 5 Liter der Losung auf
'-'' S^'t^:^ BXSsinfektionen mit neuen Spezialmitteln durcl.
zuführen, sind noch nicht abgeschlossen. Es hat sich dabei gezeigt, daß
g^ftte Salze, wie Uspulun, eine weit günstigere A^ irkung ausüben, wenn
le dem Boden nicht in wäßriger Lösung zugesetzt sondern einige Zeit
vor cler \ussaat in Pulverform aufs innigste mit demselben vermischt
werden und dieser dann mehrmals durchfeuchtet wird^). Naturhch eignen
i)Tgl. Bericht der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem 1920 21. Beriin 1922,
S. lOOff.
g Zweites Kapitel.
sich derartige Methoden wegen des hohen Preises der dabei verwendeten
Chemikahen nur für Kästen und Anzucht beete ; man rechnet auf 10 Liter
Erde 0,5 g Uspukm.
Eine Sterilisation der Erde durch Einschieben derselben in geeignete
Öfen, durch Begießen mit siedendem Wasser oder durch Behandlung
mit Wasserdampf ist zwar sehr wirksam, aber ebenfalls nur selten im
Großen durchführbar. — Das ..Durchglühen" verseuchten Bodens durch
Verbrennen von dürrem Reisig wird auch nur selten, z. B. in Forstkul-
turen, Anwendung finden können.
Die ,,. Samenbeize" verfolgt den Zweck, etwaige dem Saatgut an-
haftende, beigemengte oder im Samen eingeschlossene Krankheitskeime
vor der Aussaat abzutöten, das Saatgut also zu desinfizieren, ohne dieses
selbst zu schädigen. Ihre Anwendung setzt voraus, daß man sich über
die Biologie des zu bekämpfenden Pilzes, insbesondere darüber, bis zu
welchem Grade derselbe durch Sämereien übertragen werden kann und
ob daneben noch andere Möglichkeiten seiner Verschleppung bestehen, im
klaren ist. In der landwirtschaftlichen Praxis ist die Saatbeize zur Be-
kämpfung verschiedener Getreidebrandarten usw. allgemein gebräuchlich.
Im Gartenbau sind umfassende Erfahrungen mit der Samenbeize
bisher nicht gesammelt worden. Zweifellos wird dieselbe aber auch dort
bei der Bekämpfung vieler lästiger Krankheiten wertvolle Dienste leisten
können. Es sei beispielsweise hingewiesen auf die durch Septoria apii
hervorgerufene Blattfleckenkrankheit des Sellerie, ferner auf die Flecken-
krankheiten der Bohnen und Erbsen (Gloeosporium Lindemuthianum
und Ascochyta pisi). Nur darf man von der Beize nicht Unmöghches
verlangen. Vollständig durchseuchtes Saatgut kann man durch keine
chemischen Mittel wieder gesund machen, man wird damit höchstens den
Rest der Keimfähigkeit verderben. Aber zur Abtötung der auch in einem
sorgfältig ausgelesenen Saatgut befindlichen Sporen dürften dieselben
unentbehrlich sein.
Auch Knollen imd Zwiebeln, letztere z. B. zum Schutze gegen die
gefährhchen Rotzerla-ankungcn, können mit Aussicht auf Erfolg der Beize
unterworfen werden ^ ) .
In welchem Maße die von verschiedenen Seiten festgestellten günstigen
physiologischen Einwirkungen einzelner bestimmter Beizen auf das Saat-
gut, wie Erhöhung der Keimfähigkeit, Herabsetzung der Keimdauer usw.,
die Anwendung der Beizen allein rechtfertigen, muß vorläufig dahingestellt
bleiben.
Die in der Landwirtschaft am meisten gebräuchlichen Beizen sind:
1. Beizung mit Kupfervitriollösung;
2. Kandieren mit Bordeauxbrühe;
3. Beizung mit Formalinlösung ;
4. Heißwasserbehandlung;
5. Heißluftbehandlung;
6. Beizung mit Quecksilbersalzlösungen.
In neuerer Zeit sind zahlreiche Spezialmittel in den Handel gebracht
worden, die wegen ihrer Zuverlässigkeit und bequemen Handhabung
sich besonders zur Verwendung im Gartenbau eignen dürften. Es seien
genannt: Uspulun (Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co., Lever-
1) Vgl. Bericht der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin -Dahlem 1920/21, Berhn 1922,
S. 103.
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. 9
kiisen), Germisan (Saccharinfabrik A.-G., Magdeburg), Fusariol (Fickent-
scher-München) u. a. — Die Verwendung derselben geschieht in der Regel
in einer 0,25 "oigen Lösung, die Beizdauer wird im allgemeinen auf V2
bis 1 Stunde bei Anwendung des ,, Tauchverfahrens'" zu bemessen sein.
Die Spritzmittel sind neben den Beizmitteln die wichtigste Waffe,
welche wir im Kampfe gegen die Schädlinge besitzen.
Ihre Einführung geht zurück auf den Anfang der 80 er Jahre vorigen
Jahrhunderts. In der Ländschaft Medoc bestand der Brauch, die Reb-
stöcke in der Nähe öffentlicher Wege zum Schutz gegen Traubendieb-
stähle mit einem Gemisch von Kalkmilch und Kupfervitriollösung zu
besprengen. Durch Zufall wurde dann erkannt, daß die in dieser Weise
behandelten Reben weniger unter dem falschen Mehltau, der Plasmopara,
zu leiden hatten, als die unbehandelten. Hierdurch veranlaßt, wurden
zahlreiche Untersuchungen und Versuche angestellt, welche zur Fest-
stellung der Zusammensetzung unserer heutigen Kupferkalkbrühe, der
sogenannten Bordeauxbrühe, führten.
Spritzmittel kommen sowohl im belaubten wie — bei Holzgewächsen
— im unbelaubten Zustande zur Anwendung. Man spricht demgemäß
auch ^'on einer Sommer- und einer Winterbehandlung. Wegen der Emp-
findlichkeit des Laubes und der jungen Triebe gegen Spritzmittel müssen
im Sommer stets bedeutend schwächere Konzentrationen zur Anwendung
gelangen als im Winter. Offene Blüten sind unter keinen L^mständen zu
bespritzen. Es darf im belaubten Zustande weder bei Sonnenschein um
die heiße Tageszeit gespritzt werden, da unter diesen L'mständen selbst
mit reinem Wasser Verbrennungen hervorgerufen werden können, noch
behandle man die Bäume, wenn Regen bevorsteht. Tage mit bewölktem
Himmel oder die Abendstunden sind dazu am geeignetsten.
Alle Pflanzen sind sehr empfindlich gegen Säuren (d. h. gegen saure
Reaktion der Spritzflüssigkeit). Zeigen die an sich wirksamen Lösungen,
wie z. B. die von Kupfervitriol oder Schweinfurtergrün, diese letztere,
so müssen sie vor dem Gebrauche neutralisiert werden. Zu diesem Zwecke
wird die betreffende Lösung gewöhnlich mit Kalkmilch (in gewissen Fällen
mit Sodalösung, s. u.) vermischt und der Eintritt der Alkahtät mittels Phe-
nolphtalein-. Lakmus- oder Curcumapapier festgestellt. — Eine schwache
Alkalität schadet nicht, starke Überschüsse des Alkali sind zu vermeiden.
Zum Auftragen der Spritzflüssigkeiten dienen Spritzen verschiedenster
Modelle mit z. T. vorzüglicher Leistungsfähigkeit. Es gibt einfache Hand-
spritzen, Spritzkannen, tragbare, fahrbare u. a. Spritzen i). Zum Be-
spritzen mit Arsenbrühen dienen besondere Spritzen, welche mit einem
Rührwerk versehen sind.
Je nachdem die Spritzmittel gegen pilzhche oder tierische Schädlinge
Verwendung finden sollen, unterscheidet man Fungizide (pilztötende
Mittel) und Insektizide (insektentötende Mittel).
Die gebräuchlichen fungiziden Spritzmittel haben die Verwendung
von kupf erhaltigen Salzen,
von Schwefel oder schwefelhaltigen Verbindungen,
von Alkali- oder Erdalkaliverbindungen
zur Grundlage.
^) Empfehlenswerte Firmen, welche Spritzen liefern, sind: Rheinpfälzische Maschinen-
und Metallwai-en-Fabrik Carl Platz, Ludwigshafen am Rhein, Gebrüder Holder, Maschinen-
fabrik Metzingen in Württemberg, Grützner- Werder a. H., Altmann-Berlin, u. a.
-[Q Zweites Kapitel.
Kupferhaltige Spritzniittel sind, wie schon oben erwähnt wurde, die
ältesten im Gebrauch.
Die Knpferkalkbrülie ist am bekanntesten und verbreitetsten in der
Anwendung 1). Die Bereitung der Brühe geschieht in Holz- oder Zement-
gefäßen, von denen mindestens zwei erforderlich sind. Um 100 Liter
einer 1 %igen Lösung, wie solche bei Bespritzungen im belaubten Zustand
der Bäume angewendet wird, herzustellen, löst man — möglichst einen
Tag vor dem Ansetzen der Brühe — 1 kg Kupfervitriol (sog. Blaustein) 2)
in 50 Liter Wasser. In dem zweiten Gefäß wird 1 kg Ätzkalk (gebrannter
Kalk; am besten sog. fetter Stückenkalk) mit Wasser allmählich gelöscht,
schließlich auf öO Liter aufgefüllt und zu Kalkmilch verrührt. Alsdann
werden beide Lösungen miteinander gemischt, was entweder in der Weise
geschieht, daß num die Kupfervitriollösung in dünnem Strahl unter be-
ständigem Umrühren in die Kalkmilch hineingießt, oder indem man in
ein drittes entsprechend großes Gefäß umschichtig einen Eimer Kalkmilch
und einen Eimer Kupfervitriollösung lüneinfüllt.
Richtig bereitete Kupferkalkbrühe muß, wie schon oben erwähnt
wurde, alkahsch reagieren, d. h. sie muß rotes Lakmuspapier bläuen,
farbloses Phenolphtaleinpapier tiefviolett färben und gelbes Curcuma-
papier bräunen. Sollte dies nach Mischung der oben angegebenen Mengen
noch nicht der Fall sein, so ist das ein Zeichen, daß der Kalk zu viel wert-
lose Zersetzungsprodukte (kohlensauren Kalk) enthielt und es muß weiter
Kalkmilch bis zum Eintritt der alkalischen Reaktion zugegeben werden.
Beim Stehen verändert sich Kupferkalkbrühe ziemlich schnell; sie
muß daher unmittelbar vor der Verwendung frisch bereitet werden. Ist
dies nicht möglich, so kann man die Haltbarkeit der Brühe durch Zusatz
von 100 g Zucker zu 100 Liter derselben etwas verlängern. Der Zusatz
hat aber gleich bei der Bereitung der Brühe oder spätestens am folgenden
Tage zu geschehen.
Im unbelaubten Zustande verwendet man in der Regel eine 2% ige
Brühe, die man durch Auflösen von je 2 kg Kupfervitriol und gebrannten
Kalkes in je 50 Liter Wasser erhält.
Die Blätter einiger Obstgehölze, so besonders der Kirschen, Pfirsiche
und Stachelbeeren sind gegen kupferhaltige Präparate (ebenso wie gegen
schwefelhaltige Spritzmittel) sehr empfindlich. Man bedient sich zur
Bespritzung dieser im belaubten Zustande einer Brühe, welche aus 1 kg
Kupfervitriol und 2 kg Kalk auf 100 Liter Wasser besteht.
Die Kupferkalkbrühe hinterläßt auf dem mit ihr behandelten Laub
deutliche Spritzflecke, welche in erster Linie auf die Beimischung der
Kalkmilch zurüclvzuführen sind. Im allgemeinen ist das als ein Vorteil
anzusehen, denn es ist z. B. im Obst- und Weinbau sehr bequem, wenn
man an den vorhandenen Spritzflecken jederzeit die Tatsache des Spritzens
und die Wirkung eines etwa niedergegangenen Regens auf das Spritzmittel
feststellen kann. Anders hingegen, wenn es sich um Zierpflanzen, ins-
besondere Blumen handelt. Zur Bespritzung dieser verwendet man in
der Regel Kupfersodabrühe. Dieselbe wird hergestellt, indem in einem
Gefäß 1 kg Kupfervitriol in 80 Liter Wasser, in einem anderen 1150 g
reine kristallisierte unverwitterte Soda in 20 Liter Wasser gelöst werden
1) Vgl. Scherpe, R., Die Kupferkalkbrühe, ihre Bereitung und Verwendung und andere
kupferhaltige Pflanzenschutzmittel. Flugbl. B. R. A. Nr. 52.
2) Vgl. das auf S. 7 über die erforderlichen Eigenschaften des Kupfervitriols Gesagte.
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. 11
und die Sodalösiing alsdann unter Umrühren der Kupfervitriollösung
beigefügt wird.
Unter den in neuester Zeit in den Handel gebrachten Kupferpräpa-
raten scheint dem Nosperal (Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning,
Höchst a. Main) Bedeutung zuzukommen. Andere Kupferpräparate
des Handels sind die Bordolapaste der Chemischen Fabrik A. Dupre
G. m. b. H., Köln-Kalk, die Bosnapaste der Bosnischen Elektrizitäts-
A.-G. Wien I/l u. a. m. '
Von den schwefelhaltigen Spritzmitteln ist am bekanntesten die
Schwefelkalkbrühe. Dieselbe wird durch Verkochen von Schwefelblumen
und Kalkmilch hergestellt. In einem eisernen Kessel von mindestens
120 Liter Fassimgsvermögen werden 10 kg Atzkalk abgelöscht und zu einem
dünnen Brei angerührt. Alsdann sind 20 kg Schwefelblumen zuzusetzen
und das ganze ist eine Stunde lang zum Sieden zu erhitzen. Das ver-
dampfende Wasser muß von Zeit zu Zeit ersetzt werden, zum Schluß
^^•ird auf 100 Liter verdünnt. Die erkaltete Flüssigkeit wird in ein Gefäß
getan, welches sie bis nahe an den Rand anfüllt, und luftdicht verschlossen.
— Die Stärke der Brühe soll 32 bis 34^ B.^) betragen. Auf diesen Gehalt
beziehen sich die zur Verwendung vorgeschriebenen Konzentrationen.
Zur Winterbehandlung findet Schwefelkalkbrühe in einer Verdünnung
von 1:1 oder 1:2, im Sommer von 1:30 bis 1:40 Anwendung.
Schwefelkall<:brühe hat sich gegen eine Reihe von Pilzlirankheiten, z. B.
gegen Exoascus deformans und gegen die Fusicladien der Kernobstbäume
bewährt. Wegen ihrer ätzenden Eigenschaften übt sie auch gewisse In-
sektizide Wirkungen aus. — Von verschiedenen Firmen wird jetzt Schwefel-
kalkbrühe, welche allen Anforderungen genügt, fertig in den Handel gebracht.
Von den Schwefelpräparaten, welche die Schwefelkalkbrühe zu er-
setzen in der Lage sind, sei besonders das Solbar (Farbenfabriken vorm.
Friedr. Bayer & Co. in Leverkusen) erwähnt. Es ist dies ein Baryum-
polysulfid, dem gute fungizide Eigenschaften zukommen.
Der Schwefel selbst ist, wie unten auseinanderzusetzen sein wird,
ein seit langem erprobtes Bestäubungsmittel. In neuerer Zeit hat man
denselben aber auch als Spritzmittel unter dem Namen Cosan (,, Kolloidaler
Schwefel" ; Hersteller: Chemische Fabrik E. de Haen, Seelze bei Hannover)
in den Handel gebracht . Bei diesem Präparat ist der Schwefel in besonderen
Mühlen aufs gründlichste zerldeinert und mit einem Kolloidstoff, in welchem
er, ohne sich abzusetzen, in feinster Verteilung erhalten bleibt, vermengt.
Der kolloidale Schwefel hat sich dort bewährt, wo Schwefel als Verstäu-
bungsmittel in Anwendung kommen kann, also insbesondere bei der Be-
kämpfung der Mehltaupilze.
Der Verw^endung von Alkali- und Erdalkaliverbindungen kommt im
Vergleich zu derjenigen von Kupfer- und Schwefelpräparaten nur geringe
Bedeutung zu. So ist zur Bekämpfung des amerikanischen Stachelbeer-
mehltaues eine 0,5%ige Sodalösung oder eine Lösung, welche auf 100 Liter
Wasser 0,25 kg Soda und 0,25 kg Pottasche enthält, im Gebrauch. —
Anderwärts wieder werden die Stachelbeersträucher zu diesem Zweck
mit Kalkmilch gespritzt, wobei eine 2% ige Lösung angewendet wird.
^) ,,Grad Baume" ist die in der Technik gebräuchUche Angabe des spezifischen Ge-
wichtes und wird festgestellt mittels eines Araeometers nach Baume. Eine Flüssigkeit
144,3
von n° Baume hat bei 15° C das spez. Grew. : , . . _ .
144,3 . n
12 Zweites Kapitel.
Die Insektiziden Spritzmittel üben ihre Wirkung als Magen- oder als
Kontakt- (Berührungs-) Gifte aus. Erstere dienen der Bekämpfung
fressender Insekten, letztere derjenigen saugender Insekten.
Als Magengifte finden in erster Linie Arsenpräparate Verwendung.
Jedoch ist beim Gebrauch derselben wegen ihrer großen Gefährlichkeit
für Mensch inid Vieh besondere Vorsicht am Platze. — Am gebräuch-
lichsten ist Kupferazetatarsenit, das sogenannte .,Schweinfurtergrün".
Dasselbe gelangt als Brühe zur Anwendung, welche durch Mischung mit
Kalkmilch hergestellt wird. Zu diesem Zwecke werden in einem Eimer
oder dergleichen 100 bis 200 g Grün mit wenig Wasser zu einem steifen
Brei angerührt. Gleichzeitig werden in einem entsprechend größeren
Grefäß 250 bis 500 g Ätzkalk gelöscht und mit Wasser auf annähernd
100 Liter aufgefüllt. Unter beständigem LTmrühren werden alsdann etwa
2 Liter der Kalkmilch mit dem Brei von Schweinfurtergrün vermischt
und diese Flüssigkeit in die Kalkmilch, gleichfalls unter Umrühren, ein-
geschüttet. — Die Arsenbrühen dürfen nur in frischem Zustande Ver-
Wendung finden, da schon in vortägigen Brühen schädliche Zersetzungs-
produkte auftreten. Ein den Arsenbrühen anhaftender Übelstand ist,
daß die unlöslichen Arsensalze sich sehr bald zu ]^oden setzen, so daß
die Konzentration der Brühe nicht in allen Teilen die gleiche bleibt. Die
Brühen müssen daher beim Verspritzen ständig umgerührt werden, zu
welchem Zweck u. a. auch besondere Spritzen mit selbsttätigem Rühr-
werk konstruiert worden sind.
Bleiarseniate sind wegen ihrer besonderen Gefährlichkeit noch weniger
als Kupferarseniate für Pflanzenschutzzwecke zu empfehlen.
Als Kontaktgifte werden hauptsächlich Nikotinpräparate bzw . Tabak-
extraktbrühen angewendet. Da eine eingehende Behandlung der Insekti-
zide nicht in den Aufgaben dieses Buches liegen kann, so sei hier nur das
Wesentlichste mitgeteilt und im übrigen auf das von M. Schwartz be-
arbeitete Flugblatt der B. R. A. verwiesen i). Tabakextrakt soll einen
Nikotingehalt von 8 bis 9 ^o haben ; brauchbare Tabakextrakte werden geliefert
von G. H. Clausen & Co. in Bremen und A. Ewerth in Hamburg: 40%ige
Nikotinlösungen sind zu beziehen von der Firma Ankersmit & Co. in
Bremen. — Tabakextraktbrühen finden in der Regel 1 bis 2 %ig Anwendung.
Sollen mit diesen Mitteln Tiere bekämpft werden, bei welchen infolge
ihres Haarkleides oder ihrer öligen Oberfläche die wässerigen Lösungen
nicht genügend zur Wirkung kommen, so sind Zusätze von Seifenbrühe,
denaturiertem Spiritus, Petroleum und dergleichen erforderlich, worüber
näheres in dem genannten Flugblatt zu finden ist. — Sehr brauchbar für
den gärtnerischen Kleinbetrieb sind auch verschiedene Präparate, deren
Wirksamkeit auf der Beimengung gewisser Nikotinderivate zurückzu-
führen ist, z. B. Pflanzenwohl (Otto Beyrodt in Berlin-Marienfelde),
Venetan (Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Leverkusen) und
Parasitol (G. Vorlaender Nachf. in Bad Oeynhausen).
Den Kombinationen von fungiziden und Insektiziden Spritzmitteln
kommt eine große praktische Bedeutung zu. Denn es ist häufig erforderlich,
für beiderlei Zwecke zu spritzen, und es würde, besonders in der heutigen
Zeit, unverhältnismäßige Mehrkosten verursachen, wenn die Spritzungen
getrennt vorgenommen werden müßten. — Sehr bewährt hat sich die
^) Vgl. Schwartz, Martin, Erprobte Mittel gegen tierische Schädlinge. Flugblatt
B. R. A. Nr. 46.
Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. 13
Mischling von Kupferkalk- und Schweinfurtergrünbrülie. Es verdient
hervorgehoben zu werden, daß letztere in Verbindung mit ersterer eine
bedeutend längere Schwebedauer der Arsensalze zeigt.
Verstäubungsmittel besitzen, richtig angewendet, die gleiche Wirk-
samkeit wie Spritzflüssigkeiten. Sie werden mittels besonderer Ver-
stäuber, z. B. Hand-, Tornister- oder fahrbaren Blasebälgen aufgetragen.
Im allgemeinen ist das Arbeiten mit Verstäubungsmitteln recht lästig,
da der feine Staub meist, unangenehm auf die Atmungsorgane und die
Augen einwirkt. Man ist daher genötigt, sich besonderer Schutzmasken
(sog. Respiratoren) zu bedienen. Zum Arbeiten mit gewissen Giftstoffen
sind dieselben sogar unbedingt erforderlich. Diesem Nachteil steht gegen-
über, daß man an einem Tage eine weit größere Anbaufläche zu bestäuben
als zu bespritzen vermag und daß man bei der Verwendung von Bestäubungs-
mitteln weitere erhebliche Ersparnisse dort erzielen kann, wo das für
Spritzmittel erforderliche Wasser erst mittels Fuhrwerk herangeschafft
werden muß.
Als fungizides Pulver findet am häufigsten der Schwefel Anwendung.
Er wird mit Erfolg zur Bekämpfung der echten Mehltauarten, insbesondere
des Aescherich der Weinrebe, benutzt. Man bedient sich zum Verstäuben
am vorteilhaftesten des feinstgemahlenen Schwefels, der vollständig
trocken sein muß. Das Schwefeln soll nur bei warmem Wetter — Tempe-
ratur nicht unter 20° C — vorgenommen werden, weil bei solchem die
wahrscheinlich die Wirksamkeit bedingenden pilztötenden Umsetzungen,
Oxydationsprozesse zu Schwefeldioxyd bzw. Schwefelsäure, besser vor
sich gehen. Sehr vorteilhaft ist die Durchführung dieser Maßnahme in
den taufrischen Morgenstunden, wenn denselben ein heißer sonniger Tag
folgt. Andere Pulver, welche zur Bekämpfung der echten Mehltauarten
Verwendung finden, sind Praeschwefel (von Gustav Friedr. Unselt in
Stuttgart) und Elosal (von den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Brüning
in Höchst am Main).
Auch Kupfer- und Arsenpräparate finden als Verstäubungsmittel
Anwendung, sind jedoch stets mit Vorsicht und nur mit Schutzmasken
zu gebrauchen.
Giftige Gase werden nur in besonderen Fällen und bei uns auch nur
in Treibhäusern und Lagerräumen benutzt. Als Fungizid kommt fast nur das
Schwefeldioxyd, welches durch Verbrennen von Schwefel hergestellt wird,
in Betracht. Pflanzen dürfen mit dem Gas nicht in Berührung kommen.
Es kann also nur zur Desinfektion der entleerten Gewächshäuser, der
Obstkeller vor dem Einbringen der Ernte usw. Verwendung finden. Vor
dem Vergasen sind die betreffenden Räumlichkeiten gründUch anzufeuch-
ten. Man hüte sich, die Gase einzuatmen und lüfte vor dem Einbringen
belaubter Pflanzen gründlichst aus.
Erprobte Insektizide Gasgifte sind die Nikotinräucherungen. Zu
diesem Zweck werden Nikotinpräparate (z. B. von Ankersmit & Co. m
Bremen, Beyrodt -Marienfelde und anderen) entweder in kleinen Schälchen
verdampft oder den Heizröhren zum Zweck der Verflüchtigung aufge-
strichen. — Die Anwendung der Blausäure ist bei uns der ,, Gesellschaft
für Schädhngsbekämpfung" in Frankfurt am Main vorbehalten und kommt
daher für weitere Kreise nicht in Betracht.
Streichmittel finden naturgemäß nur bei Holzgewächsen Anwendung.
Sie dienen fungiziden Zwecken sowohl als gewöhnlicher Wundverschluß,
j^4 Drittes Kapitel.
wie zum Schutze des bloßliegenden Holzteiles nach dem Ausschneiden
von Nectria-, Polyporus-, Stereum- usw. la-anken Stellen. Während für
ersteren Zweck häufig auch Baumwachs und andere Wundverschlußmittel
genügen, bedient man sich zu letzterem Zweck mit Vorteil des Steinkohlen-
teeres. — Insektizide Streichmittel werden besonders zur Bekämpfung
der Blutlaus verwendet. Soll ein Mittel gegen diesen Schädling wirksam
sein, so muß es einmal die Wachsausscheidungen, welche das Tier gegen
Spritzmittel so vorzüglich schützen, auflösen oder durchdringen, dann
aber auch die bestrichenen Stellen mit einer feinen Haut überziehen, um
sie möglichst lange vor neuem Befall zu schützen. Diesen Anforderungen
entspricht recht gut eine Mischung von Petroleum und Leinöl. W^ieweit
die neuen in den Handel gekommenen Blutlausmittel das tun, bedarf
noch der Feststellung.
Als biologische Bekämpfungsmethoden bezeichnet man diejenigen
Methoden, welche zur Bekämpfung eines Schädlings dessen natürliche
Schädiger nutzbar machen. Ihre Durchführung entspräche der Verwirk-
lichung eines Idealzustandes, von dem wir allerdings noch recht weit
entfernt sind. Insbesondere haben zur Bekämpfung der Pilzkrankheiten
die biologischen Bekämpfungsmethoden bis jetzt fast völlig versagt. Be-
kannt ist z. B. das Vorkommen eines Schmarotzerpilzes (Cicinnobolus
Cesatii) auf den Oidium -Formen verschiedener Mehltaupilze, doch sind
alle Versuche, letztere mit Hilfe desselben zu bekämpfen, fehlgeschlagen.
Auf die — anscheinend aussichtsreichere — Bekämpfung tierischer
Schädlinge mittels der biologischen Methoden kann hier nicht eingegangen
werden 1).
Drittes Kapitel.
Die bakteriellen Erkrankungen.
Während die Erkrankungen des menschlichen Organismus zum weitaus
größten Teil auf die Einwirkung von Bakterien zurückgeführt werden
können, spielen dieselben als Erreger von Pflanzenkrankheiten eine weit
geringere Rolle, eine geringe jedenfalls im Vergleich mit dem Heer der
Ivranldieiterregenden Eumy ceten .
Die Bakterien oder Spaltpilze sind als die niedersten pflanzlichen
Organismen aufzufassen. Es sind einzellige Gebilde, welche entweder
einzeln oder in Kolonien von faden-, tafel- oder klumpenförmiger Gestalt
leben. Die Bakterienzellen gehören z. T. zu den kleinsten überhaupt be-
kannten Zellen, es kommen Bakterien mit einem Durchmesser von 0,1 ,a -)
und noch weniger vor. Den Zeilen ist eine deutliche Membran eigen, die
allerdings nicht aus Zellulose, sondern aus verdichteten Eiweißstoffen
besteht; sie enthalten ein farbloses Protoplasma, welches im Innern einen
einzigen Saftraum oder auch mehrere Vakuolen umfassen kann. Im Plasma
befinden sich kleine Körperchen, welche sich durch ihre Eigenschaft,
künstlich zugeführte Farbstoffe speichern zu können, auszeichnen, und
daher Chromatinkörner genannt werden. Als Zellkerne können sie nicht
angesehen werden, da man Kernteilungen an ihnen nicht hat wahrnehmen
können; diese fehlen somit. Viele Bakterien besitzen Eigenbewegung,
^) Vgl.: Lakon, Georg, in Escherich, K., Die Forstinsekten Mitteleuropas, Bd. I.
Berlin 1914.
-') 1 fi (Mikron) = Viooj mm.
Bakterien oder Spaltpilze.
15
welche durch feine Plasmazilien (Geißeln) hervorgerufen wird. Diese
Geißeln sind entweder über die Oberfläche verteilt, oder sie entspringen
an einem Punkte, entweder als Einzelgeißel oder als Geißelbüschel. Der
Form nach scheiden wir die Spaltpilze in Kokken, das sind winzige
kugelrunde Zellen, Bakterien und Bazillen, das sind stäbchenförmige
^-r'\o\;.Äi ilii All//'"//////
Rechts kettenförmige Zellverbände i«Ve
Abb. 1. Bakterientypen.
1 Staphylococcus pj'ogenes, Wuchsforinen, i^/i._ 2 Bacillus sxj.btiHs
links sporentragende ~ '
zum Stäbchen '»
-) Spirillum endopäragogicumTaversciiiedene Formen, &c sporentragende Zellen, rf— / Auskeimung der Sporen,
wodurch scheinbare Verzweigungen entstehen, "-yi. 6 Bacillus anthracis mit Kapseln '«»/,. 7 Zoogloea rami-
«era ^/i. 8 Clostridium Pasteurianum, vegetative Stäbchen, sporentragende Stabchen und Auskeimung der
Sporen »«w/,. 9 Salpeterbakterien, a Nitrosomonas europaea, b N. javensis, c Nitrobacter, '««'/j
(1 nach Fischer, 2 nach Migula und Prazmowski, 3 nach Prazmowski und Fischer, 4 nach Migula, 5 nach Sorokm,
6 nach Migula, 7 nach Fischer, 8, 0 nach Winogradsky).
Zellen, von denen erstere ohne, letztere mit Geißeln versehen sind,
Vibrionen, nämlich Stäbchen mit kurzschraubiger Krümmung und
längere Schrauben, welche Spirillen genannt werden.
Die Vermehrung und Verbreitung der Spaltpilze geschieht haupt-
sächlich rein vegetativ durch sehr reichlich erfolgende Zweiteilung der
Zellen (bei gestreckten Formen quer zur Längsachse). Außerdem kommt,
16 Drittes Kapitel.
wenn auch nicht bei allen Arten, eine Fortpflanzung durch Sporen vor,
welche sich in Ein-, sehr selten in Zweizahl im Innern der Zellen bilden
und dort mit einer Membran umgeben.
Die sehr große Bedeutung, welche die Bakterien im menschlichen
Haushalt als Krankheitserreger, als Gärungserreger oder als Fäulnis-
bildner besitzen, kann hier natürlich nur angedeutet werden.
Es sollen nachfolgend im einzelnen besprochen werden:
1. die Erreger von Fäulniserscheinungen an Wurzeln. Zwiebeln,
Rhizomen und Knollen.
2. die Fäulniserreger an oberirdischen Organen,
3. die Erreger von Schleimflüssen,
4. die bakteriellen Brand- und Krebserkrankungen.
1. Die Erreger von Fäulniserscheinungen an Wurzeln, Zwiebeln, Rhizomen
und Knollen.
Zu dieser Gruppe gehört als wichtigster Vertreter Bacillus amylo-
bacter (= Clostridium butyricum). Es ist dies ein weitverbreiteter Spalt-
pilz, welcher sich überall, besonders auch im Boden findet und eigenthch
eine saproph}i:ische Lebensweise führt. Er besitzt die Eigenschaft, Fer-
mente auszuscheiden, durch welche in kohlehydrat halt igen Flüssigkeiten
Buttersäure erzeugt, ferner auch Zellulose und Kasein gelöst wird. Dadurch
werden die befallenen Gewebe zersetzt und zuletzt in eine jauchige übel-
riechende Masse verwandelt. Der Bacillus amylobacter befällt Wurzeln,
Knollen und Zwiebeln, also besonders die Organe, welche zur Speicherung
von Kohlehydraten dienen und tritt uns bei den verschiedensten Pflanzen
als Krankheitserreger entgegen. Sein Auftreten dürfte jedoch stets eine
Beschädigung der von ihm befallenen Organe voraussetzen.
Milvioskopisch zeigt der Buttersäurepilz stäbchenförmige Zellen
von 0,003 bis 0,010 mm Länge und 0,001 mm Dicke, welche mit langen
fadenförmigen Geißeln bedeckt sind (vgl. Abb. 1. Fig. 3).
Bacillus amylobacter tritt uns in folgenden wichtigeren Fällen als
Krankheitserreger entgegen :
1. bei den Wurzelfäulen der Apfel- und Birnbäume,
2. beim Rotz der Speisezwiebeln.
Die Wurzelfäulen der Apfel- und Birnbäume entstehen bei
Abschluß der Wurzeln von der Luft durch übermäßige stagnierende Boden-
feuchtigkeit. Bacillus amylobacter entwickelt in solchen Wurzeln Butter-
säuregärung, welche an dem begleitenden üblen Geruch kenntlich ist;
die Folge ist ein Absterben der zarten Wurzeln und weiterhin ein Kränkeln,
selbst auch ein Absterben des ganzen Baumes. Die Gegenmaßregeln
bestehen in der Hauptsache im Lüften und in der Dränage des Bodens.
Der Rotz der Speisezwiebeln ist eine ziemlich häufige Krankheit;
sie tritt gewöhnlich erst während des Lagerns, nur selten schon auf dem
Felde auf. Die saftigen Zwiebelschuppen, darauf die ganzen Zwiebeln
nehmen ein glasiges Aussehen an. Schließlich verfatilen sie unter Ent-
wicklung eines sehr üblen Gerviches. Die Ursache dieser Erscheinung ist
die vom Bacillus amylobacter in den Geweben hervorgerufene Zersetzung.
LTm die Erkrankung zu verhindern, soll man die Kultur der Zwiebeln
nur auf einem in alter Dunglvraft stehenden Boden betreiben und Düngung
Erreger von Fäulnisersoheinungen an Wurzeln. Zwiebeln. Ehizomen und Knollen. j[7
mit frischem Stallmist oder Jauche vermeiden. Eine reichliche Kalkiing
(20 Doppelzentner auf 1 ha) ist zu empfehlen. ]\Iit Kali- und Phosphor-
diingung gebaute Zwiebeln scheinen eine größere Widerstandsfähicrkeit
gegenüber dem Rotzerreger zu besitzen. — Die Auf bewahrung der Zwiebeln
hat trocken und luftig zu geschehen; etwa doch erkrankte Z\siebeln sind
rechtzeitig zu entfernen und sofort zu verbrauchen oder zu verbrennen.
Eine andere \\ichtige Zwiebelfäule, welche Hyacinthus orientalis befällt,
wird durch Bacillus hyacinthi septicus hervorgerufen. Die von diesem
Spaltpilz befallenen Zwiebeln faulen unter Entwicldung eines üblen Ge-
ruches, die Blätter trocknen ein und die Blütenknospen fallen ab. — In
Gegenden, in denen diese Krankheit auftritt, empfiehlt sich als vorbeugende
Maßnahme eine geeignete Bodendesinfektion. Man bevorzuge daselbst
ferner widerstandsfähigere Sorten: lt. Naumann ist z. B. ,, Baron von
Tuyir' viel weniger empfindlich als ,,Zar Peter". Außerdem vergesse man
nicht, als Vorsichtsmaßregel einen vernünftigen Feld Wechsel zu treiben.
Bemerkenswert ist ferner der weiße oder gelbe Rotz der Hyazinthen-
zwiebeln. Derselbe wird durch Pseudomonas hyacinthi (= Bacterium
hyacinthi) hervorgerufen. Die Krankheit tritt nach der Herausnahme
der Hyazinthenzwiebeln aus dem Boden auf, wenn die Zwiebeln zum
Zweck des Ausreifens in Erde eingeschlagen werden, oder befällt sie über-
haupt erst im Winterlager. Die vom gelben Rotz ergriffenen Zwiebeln
verfaulen unter Absonderung eines weißlichen bis gelblichen Schleimes.
Eine der Kultur vorangehende Bodendesinfektion und Verminderung zu
großer Feuchtigkeit ist dem Auftreten der Krankheit hinderhch.
Mehr als Beispiel für ebenfalls vorkommende, durch Spaltpilze ver-
ursachte Rhizomfäulen sei die Rhizomfäule der Irisarten und Araceen
genannt. Bodendesinfektion und Verminderung zu großer Bodenfeuchtig-
keit sind auch hier die nötigen Maßnahmen. Wer sich dafür eingehend
interessiert, sei auf die Arbeit von Hall, Das Faulen der jungen Schöß-
linge und Rhizome von Iris florentina und germanica (Zeitschr. f. Pflkr.
1903) verwiesen.
Im Anschluß hieran sei die Knollenfäule der Kartoffeln während des
Winterlagers erwähnt. Dieselbe ist auf sehr verschiedenartige Ursachen
ziu-ückzuf Uhren. — Von den pilzparasitären Fäulen sind bemerkenswert:
1. die Bakterienfäule (Abb. 4, Fig. 1 u. 2).
2. die Phytophthora-Knollenfäule (s. Kap. VII),
3. die Rhizoctonia-Fäule (s. Kap. XXIII),
4. die Fusarium-Fäule (s. Kap. XXVI).
Als Erreger der Bakterienfäide kommt in erster Linie Bacillus solani-
perda in Betracht. Derselbe ist nahe verwandt mit dem oben besprochenen
B. amylobacter. Er verursacht eine häufige und schädliche Zersetzung
der Kartoffelknollen, von der dieselben entweder bereits auf dem Acker
oder erst im Aufbewahrungsraum befallen werden. Es bilden sich dabei
an den KnoUen kleine, anscheinend saftigere Flecke, welche sich ver-
größern. heUer werden und in der Mitte etwas einzusinken pflegen: sie
breiten sich weiter im Fleisch aus, Avelches breüg weich. heUer oder dunkler
gelbUch wird und sich endlich in eine jauchige, übelriechende Masse um-
Hösterniann-Xoack, Pilzparasitäre Krankheiten. 9
18
Drittes Kapitel.
wandelt. — B. solaniperda ist ein obligater Parasit, welcher in der Lage
ist, die Krankheit primär hervorzurufen. Außerdem können aber bei der
Bakterienfäule der Kartoffelknollen noch eine Anzahl anderer Spaltpilze
beteiligt sein (vgl. Julius Schuster, Zur Kenntnis der Bakterienfäule der
Kartoffel. Arb. B. R. A. VIII, 4, 1912). - Auch Bacillus phj'tophthorus,
der Erreger der Schwarzbeinigkeit der Kartoffeln (s. u.) geht zuweilen
auf die Knollen über und verursacht ein Ausfaulen derselben. — Die
Bekämpfung geschieht durch Auslesen und Vernichten der kranken Knollen.
Beobachtungen über den Einfluß der Düngung auf die Widerstands-
Abb. 2. Bakterien-Ringkrankheit.
Links eine schwäclier erlciankte Kartoffel, oben im Längssclinitt, unten im Querscimitt. Eeclits stärker er-
kranlrte ebenso. Bei der letzteren ist der innere Teil bereits dimkel verfärbt und morsch. Nach Flugbl. B. R. A.
fähigkeit der KnoUen hat Schuster (a. a. 0.) veröffentlicht: es zeigten mit
Chilisalpeter und Kali gedüngte Knollen keine oder nur geringe Fäulnis
um die InfektionssteUe herum, während sich die mit Superphosphat ge-
düngten Knollen sogar als vollständig resistent erwiesen. Wieweit sich
diese Ergebnisse verallgemeinern lassen, muß die Zukunft lehren.
Eine andere wichtige Bakt erlöse der Kartoffelknollen ist die Bakterien-
Ringkrankheit, welche bisweilen bedeutenden Schaden anrichtet. Die
von dieser Ki'ankheit befallenen Kartoffeln zeigen auf dem Durchschnitt,
etwa ^/.2 bis 1 cm unter der Schale, einen mehr oder weniger vollständigen
Die Fäulniserreger an oberirdischen Organen. ]^9
braunen Ring (s. Abb. 2). Häufig bleibt die Krankheit nicht auf die Knollen
beschränkt, sondern teilt sich der ganzen Pflanze mit. — Als Erreger sind
Bacillus solanacearum sowie verwandte Alten festgestellt worden. Bezüo-lich
Einzelheiten sei auf das Flugblatt 36 der Biologischen Reichsanstalt ver-
wiesen. Kartoffeln von Feldern, auf denen diese Krankheit auftrat, dürfen
unter keinen Umständen zum Xachbau VerAvendung finden. Es ist außer-
dem ratsam, Saatgut nicht zu zerschneiden. Sollte dies nicht zu umgehen
sein, so lasse man die zerschnittenen Knollen 1 bis 2 Tage vor dem Aus-
legen bei trockener Lagerung liegen. Es bildet sich dann auf der Schnitt-
fläche eine dünne Korkschicht, die wenigstens einen geringen Schutz
gegen Bodeninfektion bietet.
Auch als Erreger des Kartoffelschorfes kommen zuweilen Bakterien
in Frage. — Unter dem ..Schorf"' der KaitoffelknoUen versteht man be-
kanntlich Krusten auf verletzter und unverletzter Haut mit oder ohne
Wucherung von Zellgruppen der Kork- und Rindenschicht. Schorferreger
sind: Strahlenpilze (Actinomyces- Arten), Wurzeltöter (Hypochnus),
Schwammsporling (Spongospora) und Spaltpilze (Bakterien). Die letzteren
erzeugen den sog. Pustelschorf, der aber nur von geringer allgemeiner
Bedeu+ung ist.
II. Die Fäulniserreger an oberirdischen Organen.
Eine solche Krankheit ist die Schwarzfäule der Kohlpflanzen, welche
außer bei diesen sich auch noch bei Raps, Rübsen, Rettich und Radieschen
findet. Die Krankheit wird hervorgerufen durch einen Spaltpilz, Pseudo-
monas campestris.
Die von diesem Spaltpilz befallenen Pflanzen kränkeln und bilden
sich infolge zu geringen Zuwachses nicht vollkommen aus. Die Blätter
zeigen bei zunächst noch grüner Färbung ein Schwarz werden der Xerven,
dann färben sie sich gelb und sterben schließlich ab. Die Schwarzfärbung
der Xerven setzt sich auch in das Innere des Stengels und in den Holz-
körper der Wurzeln fort (s. Abb. 3).
Der Erreger dieser Krankheit, der Spaltpilz Pseudomonas campestris,
ist von stäbchenförmiger Gestalt mit abgerundeten Ecken und einer
polaren Geißel.
Der Pilz dringt in die gesunden Pflanzen entweder durch Wunden
oder durch die am Blattrand gelegenen Wasserspalten ein. Von da ver-
breitet er sich unter starker Vermehrung in den Gefäßen der Blattnerven
und gelangt auch in die Stengel und Wurzeln. Es ist bisher nicht fest-
gestellt worden, ob Pseudomonas campestris ein ursprünghcher Bewohner
des Erdbodens ist, oder ob seine Verschleppung nur durch kranke Pflanzen
erfolgt. Erfahrungsgemäß scheint Feuchtigkeit der Verbreitung des
Pilzes förderlich zu sein.
Die Bekämpfung der Krankheit geschieht durch möghchst früh-
zeitiges Entfernen und Verbremien der kranken Pflanzen. Ferner ist die
Aufgabe des Anbaues von Kohl, Raps, Rübsen, Rettich und Radieschen
auf demselben Felde für mehrere Jahre erforderlich, sowie eine reichhche
Kalkung des Bodens angebracht. Als vorbeugende Maßnahmen sind Ver-
meiden zu engen Setzens und Wechselwirtschaft zu empfehlen.
Im Anschluß hieran sei kurz die durch Pseudomonas destructor
hervorgerufene Weißfäule des Rapses und der Rübsen erwähnt, ferner die
Weichfäule des Kohles. Diese letztere wird gleichfalls durch einen aller-
2*
20
Drittes Kapitel.
clings noch nicht genauer indentifizierten Vertreter der Gattung Pseudo-
monas hervorgerufen. Das Krankheitsbild zeigt an den jüngeren Teilen
des Stengels und an der Mittelrippe der Blätter weich und faulig werdende
Stellen, welche sich vergrößern und zum Tode der Pflanzen führen. Die
Bekämpfung dieser Krankheit geschieht in der gleichen Weise wie die
der Schwarzfäule.
Auch der Kopfsalat (Lactuca sativa) wird von einer bakteriellen
Fäule heimgesucht. Der oder wohl richtiger die Erreger derselben sind
Abb. 3. Schwarzfäule des Kohles durch Pseudomonas caiupestris.
Kohlblatt mit dem charakteristischen schwarzen Adernetz. 2. Kranke Wurzel. 3. Querschnitt durch einen
erkrankten Stengel. (Nach Sorauer-Lindau.)
jedoch noch nicht einwandfrei näher bekannt. Das Krankheitsbild zeigt
am Rande oder an der Ansatzstelle der Blätter entsprechende braune
Flecken, die sich schnell vergrößern und auf das Herz des Kopfes über-
greifen, welcher faulig wird. — Die Kranldieit, welche zuweilen erheblichen
Schaden anrichtet, wird in der gleichen Weise wie die oben geschilderte
Schwarzfäule des Kohls bekämpft.
Als Bakteriose ist ferner eine Stengelerkrankung der Kartoffeln,
die sogenannte „Schwarzbeinigkeit" erkannt worden. Diese Krankheit
Die Fäulniserreger an oberii-disehen Oruanen.
21
gewinnt immer größere Bedeutung. Die ausführlichsten Untersuchungen
darüber verdanken wir O. Appel (Arbeiten a. d. Biolog. Abt. f. Land- u.
Forstw. a. R. Ges. Amt III, 1903, 8. 364).
Die Krankheit äußert sich gewöhnlich im Juli und August im Auf-
treten schwarzbrauner Flecken am Grunde, meist noch an dem in der Erde
Abb. 4. Kartoffelbakteriosen.
1. Naßfaule Kartoffel von außen und cUurchschnitten. Nat. Gr. 2. Queischiiitt durch eine von Bakterien
erfülite Höhlung einer naßfaulen Kartoffel. Stark vergr. 3. Habitusbild einer von Schwarzbeinigkeit be-
fallenen Manze. Verkl. 4. Quersclinitt durch den Stengel mit bakterieiierfüllten Zellen. Stark vergr.
(1 — 3 nach Sorauer-Lindau, 4 nacli Appel.)
Steckenden Teil des Stengels, ohne daß äußerlich ein Pilzanflug wahr-
zunehmen ist. Einzelne untere Blätter der befallenen Pflanzen färben sich
gelb, worauf ein rasches Abwelken der Stengel erfolgt. Die Kartoffelstengel
lassen sich bsi dieser Krankheit ohne Anstrengung aus dem Boden ziehen.
22 Drittes Kapitel.
Als Erreger der Krankheit werden verschiedene Vertreter der Gattung
Bacillus bezeichnet, darunter B. phytophthorus.
Wichtig ist, daß die als ,,>Schwarzbeinigkeit" bezeichnete Stengelfäule
auch auf gärtnerische Kulturpflanzen, z. B. auf Gurken und auf Vicia
faba übergeht. Sie läßt sich ferner leicht übertragen auf Möhren, Tel-
tower Rüben, Lupinen und Tomaten. Leider ist die Krankheit an allen
diesen Gewächsen noch nicht eingehender studiert worden. Die künstliche
Übertragung auf Pelargonien gelingt jedoch nicht. Wie später gezeigt
werden wird, ist die bekannte Schwarzbeinigkeit der Pelargonienstecklinge
auf ganz andere Erreger zurückzuführen.
Wo die Krankheit auftritt, muß der Anbau von Kartoffeln, Gurken,
Vicia faba, Möhren usw. einige Jahre ausgesetzt werden. — Für den
Kartoffelbauer gelte ferner die Regel, daß man nur gesundes Saatgut
verwende und das Zerschneiden der Knollen nach Möglichkeit meide.
Einer weitverbreiteten, aber nicht gerade sehr gefährlichen Bakterien-
krankheit ist der Flieder ausgesetzt. (Vgl. H. Klebahn, Krankheiten
des Flieders, Berhn 1909, S. 5ff.)
Im Mai oder Anfang Juni, wenn die neuen Triebe noch zart sind,
entstehen große schwarzbraune Flecken, auf den Blättern allein oder auf
den jungen Zweigen oder von einem dieser Organe auf das andere über-
gehend. Die ergriffenen Zweige knicken an der Infektionsstelle nicht selten
um. (Klebahn a. a. O.). — Als Erreger dieser Krankheit wurde der
Spaltpilz Pseudomonas syringae isoliert. Die Art und Weise der Infektion
ist noch zu erforschen.
Der angerichtete Schaden ist in der Regel nicht sehr bedeutend.
Bei anhaltend feuchtem Wetter kann die Krankheit allerdings stark um
sich greifen. Folgt dann aber eine längere Trockenzeit, so vertrocknen
gewöhnlich auch die Krankheitsherde und die Kranldieit verschwindet.
Es sollen sich unter diesen Umständen selbst infizierte Zweige noch erholen
können, wenn die Krankheit nicht den ganzen LTmfang der Rinde ergriffen hat.
Zuweilen werden auch die Hülsen der Bohnen von einer Bakteriose
heimgesucht, welche von Bacillus phaseoli hervorgerufen wird. Das
klinische Bild zeigt braune, unregelmäßige Flecke mit grauen oder röt-
lichen Rändern. Diese Stellen werden weich, sinken ein und zeigen Perl-
mutterglanz .
Bodendesinfektion und Aussetzen des Bohnenanbaues dürften die
einzig möglichen Gegenmaßnahmen sein.
Auch eine in manchen Jahren anscheinend sehr verbreitete Krank-
heit der Tomatenfrüchte dürfte auf Bakterien zurückzuführen sein. Die
noch grünen Tomatenfrüchte bräunen sich von der Ansatzstelle des Griffels
aus. Das Fleisch fault, und die Fäule dehnt sich über die ganze Frucht
aus. Nach den im Sommer 1921 gemachten Erfahrungen scheint das
Auftreten dieser Krankheit an größere Feuchtigkeit gebunden zu sein.
Denn als im genannten Jahre Anfang Juli eine lange Trockenperiode
einsetzte, kam die Krankheit zum Stillstand: die Krankheitsherde trock-
neten ein, etwa aufgerissene Stellen der lo-anken Fruchthaut vernarbten
zunächst durch Korkbildung, unter welcher vollkommen normales Gewebe
mit Epidermis sich ausbildete.
Nicht einwandfrei erwiesen ist es, ob das Glasigwerden der Äpfel
als eine bakterielle Erkrankung angesehen werden kann. Diese Krankheit
Die Erreger von Schleitnflüssen. 23
äußert sich in einer eigenartigen Veränderung des Fruchtfleisches, wobei
dieses ein durchscheinendes glasiges Aussehen bekommt. Die Zellen
des Fruchtfleisches bleiben klein, die Interzellularräume sind mit Wasser
erfüllt. Der Geschmack des glasigen Fleisches ist süßer als der des ge-
sunden Fleisches.
Als Erreger der Krankheit wurde von Prillieux ein Bacillus angegeben,
doch neigt man in neuerer Zeit dazu, die Ursache ausschließlich in Stoff -
Wechselstörungen zu suchen. G. Paris glaubt die Ursache in *Sauerstoff-
mangel, hervorgerufen durch Bildung eines undurchlässigen Sarcocarps,
gefunden zu haben. Als Beweis führt derselbe an, daß es ihm gelungen
sei, das Glasigwerden durch künstlichen Luftabschluß mittels Paraffin-
überzuges hervorzurufen. — Wissenswert ist, daß einige Sorten, wie z. B,
der Virginische Rosenapfel, der weiße Astrakan, Gloria mundi, Züricher
Transparentapfel u. a. die Erscheinung öfters zeigen.
Schließlich sei noch eine vermeintliche bakterielle Erkrankung der
Tabaksetzlinge erwähnt.
Eine solche wird von Kirchner (Die Krankheiten und Beschädigungen
unserer landwirtschaftlichen Kulturpflanzen S. 336) angegeben. Dieselbe
äußert sich in einem von der Basis beginnenden Fauligwerden des hypo-
kotylen Gliedes und soll durch Bacillus amylobacter (= Clostridium
butyricum) hervorgerufen werden. Nach neuerer Auffassung handelt es
sich aber um Fäulniserscheinungen, die auf zu fest angedrückte Erde in
den Töpfen zurückzuführen sind.
III. Die Erreger von Schleimflüssen.
Es ist dies ein noch recht wenig geldärtes Gebiet. Tatsache ist, daß
bei einer Reihe von Laubbäumen zu gewissen Zeiten aus der Rinde in
großen Mengen Saft von schleimiger Beschaffenheit hervorquillt, in welchem
sich zahlreiche Bakterien, aber auch andere Pilze finden. Ob diese Schleim-
flüsse eigentlich parasitären Charakter haben, ist noch unsicher. Echte
Pilzerlvrankungen dürften kaum vorliegen. Zunächst wird wohl immer
durch eine anders entstandene Verletzung der Rinde gewöhnlicher Saft-
fluß herbeigeführt werden, in welchem sich erst sekundär Spaltpilze usw.
ansiedeln. Durch Gärungserscheinungen werden dann allerdings auch zu-
weilen die angrenzende Rinde und das Kambium in Mitleidenschaft ge-
zogen. Daher empfiehlt es sich, diese Krankheitserscheinungen zu be-
kämpfen und zwar durch Ausschneiden der kranken Stellen und Be-
streichen mit Steinkohlenteer. Es kann nur ein für allemal dringend
geraten werden, Wunden an Holzgewächsen mit Baum wachs oder Stein-
kohle nteer zu verschließen.
Im einzelnen seien lt. Ludwig (Lehrbuch der niederen Kryptogamen,
1892) folgende Schleimflüsse genannt:
Der weiße Schleimfluß (der Eichen, Birken, Pappeln, Rotbuchen
u. a.). Rinde und Kambium werden vollständig aufgelöst und vergoren.
In dem dicken weißen, säuerlich riechenden Schleim finden sich regel-
mäßig Leuconostoc Lagerheimii Ludw. (mit dick aufgequollenen Mem-
branen), sowie folgende Pilze: Endomyces Magnusii Ludw. und Saccha-
romyces Ludwigii Hansen (als Erreger der Gärung). Vorwiegend im Juli;
wird von vielen Insekten besucht, die zur Weiterverbreitung beitragen.
Der braune Schleimfluß (der Apfelbäume, Roßkastanien, Pappeln,
Birken usw.) entsteht nicht in der Rinde, sondern im Holz, das unter
24 Drittes Kapitel.
Bildung von Buttersäure (Geruch) zersetzt wird. Organismen: Micro-
coccus Dendroporthos Ludw., Bispora nionilioides Corda, Fusarien u. a.
(Frühjahr bis Winter.)
Der Milch- oder Rotfluß an Stümpfen von Birke, Weißbuche,
besonders im Frühjahr zur Zeit des 8aftsteigens. Organismen: Endomyces
vernalis Ludw., Rhodomyces dendrorrhous Ludw., Ascoidea rubescens
Bref. et Lind. (Rotbuche.)
Der Moschusfluß der Linden, ähnlich vorigem mit Moschusgeruch:
Fusarium moschatum Kitas, und ein Leptothrix ähnlicher Spaltpilz.
Außerdem gibt es schwarze Schleimflüsse, die ihre Farbe blaugrünen
Algen und dunklen Pilzhyphen verdanken.
IV. Die bakteriellen Brand- und Krebserkrankungen.
Die weitaus wichtigste Erkrankung dieser Art ist der Bakterien-
brand des Steinobstes (vgl. Aderhold u. Ruhland, Über den Bakterienbrand
des Steinobstes, Flugblatt Nr. 39 B. R. A., 3. Aufl. 1910).
Die Krankheit befällt in erster Linie Süßkirschen, seltener Pflaumen,
wälu'end Aprikosen. Pfirsiche und Sauerkirschen nur in vereinzelten
Fällen unter der Krankheit zu leiden haben. Bedroht sind besonders die
Baumschulbäumchen, doch befällt die Krankheit auch Zweige und Stämme
älterer Bäume.
Das Krankheitsbild zeigt zunächst an den Zweigen oder Stämmen
auftretende Brandstellen, welche durch ein Absterben kleinerer oder
größerer Rindenpartien und mehr oder weniger großer Teile des darunter-
liegenden Holzes hervorgerufen werden. Die abgetötete Rinde trocknet
zusammen und wird durch die um die Brandstelle entstehenden Über-
wallungswülste zum Abplatzen gebracht. Oft, jedoch nicht immer, tritt
an den Grenzen der Brandstellen eine erhebliche Gummiausscheidung
auf. Die Brandstellen greifen unter Umständen sehr schnell um sich. Die
Folge ist das Absterben der erkrankten Zweige oder der ganzen Bäume.
Dieses Absterben kann entweder noch vor dem Austreiben im Frühjahr
oder während desselben oder zu beliebiger Zeit während des Sommers
erfolgen.
Als Erreger der Krankheit ist von Aderhold und Ruhland ein Spalt-
pilz, Bacillus spongiosus, festgestellt worden.
Die Infektion setzt das Vorhandensein von Wunden oder anderen
Beschädigungen der Rinde voraus. Die Übertragung der Bakterien ge-
schieht durch den Menschen (mit seinen Werkzeugen, z. B.- Messern und
Sägen, mit denen an kranken Bäumen gearbeitet worden ist), durch Wind
und Regen, sowie durch Insekten, von denen besonders die Borkenkäfer
im Verdacht stehen, die Krankheit zu verbreiten.
Die Krankheit ist in Preußen in den Provinzen Brandenburg. Sachsen,
Westfalen, Hannover und in der Rheinprovinz festgestellt worden, aber
anscheinend weiter verbreitet.
Der wirtschaftliche Schaden, welchen die Krankheit am^ichtet, ist
recht erheblich, da die Krankheit jüngere Bäume regelmäßig abtötet
und ältere Bäume mindestens zu Krüppeln macht. Es sollen durch diese
Krankheit manche Baumschulenbesitzer 50^0 und mehr ihrer Kirsch-
bäumchen eingebüßt haben.
Zur Bekämpfung der Krankheit sind Ideinere und vereinzelte Brand-
stellen auszuschneiden' und die ausgeschnittenen Wunden mit Stein-
Die bakteriellen Brand- und Krebserkrankungen.
25
kohlenteer zu verstreichen. Das ausgeschnittene Holz ist aufs sorgfältigste
aufzusammeln und zu verbrennen. Zweige mit größeren oder zahlreicheren
Brandstellen sind abzuschneiden und gleichfalls zu verbrennen, die Zweig-
stumpfe ebenfalls mit Steinkohlenteer zu verschmieren. Die Erhaltung
eines mit Brandwunden besetzten Zweiges lohnt sich, wenn nach Aus-
schneiden der Branclwvuiden wenigstens noch ein Drittel bis ein Viertel
des Stammumfanges unverletzt geblieben ist. Bevor man mit dem zu
diesen Arbeiten benutzten .Werkzeug an gesunde Bäume geht, ist dasselbe
sorgfältig zu desinfizieren (durch Eintauchen in 1 °oige Lysollösung). —
Als vorbeugende Maßnahme mache man sich das Verstreichen aller Baum-
wunden mit Steinkohlenteer oder Baumwachs zur Regel.
Eine sehr gefährliche Krankheit des Kernobstes, besonders der Birnen,
ist die ,,rire blight disease" (Feuerbrandkrankheit). Dieselbe hat uns in
Europa bis jetzt verschont und ist auf Amerika beschränkt geblieben.
Die Krankheit befällt zunächst die Blüten, welche braun werden und
vertrocknen; sie greift dann auf die jungen Sprossen über, die ebenso wie
die ihnen anhaftenden Blätter schwarz werden. Die Krankheit geht,
durch Kambium und Rinde sich ausbreitend, auch auf ältere Äste und schließ-
lich auch auf den Stamm über,
an welchem sie krebsartige
Wucherungen erzeugt.
Als Erreger der Krankheit
ist wahrscheinUch der Spalt-
pilz Bacillus amylovorus zu
betrachten.
Die Infektion geschieht
in der Regel anscheinend an-
läßlich der Bestäubung durch
die blütenbe^uchenden In-
sekten, doch kann auch Wund-
infektion an jungen Zweigen
durch Vögel oder Insekten
stattfinden. . Abb. 5. Wurzelkropf (Orig. n. d. X.).
Eine interessante Krankheit, welche sich an Birnen und Äpfeln
findet, ist der Wurzelkropf der Obstbäume. — Besonders an jungen
Bäumen treten am Wurzelhals, an der Haupt- und an den Xebenwurzeln
knollige, an der Oberfläche warzige Verdickungen auf (Abb. 5). An jüngeren
Bäumen nußgroß, werden dieselben an älteren Bäumen bis weit über faust-
groß. Ein derartiger Verbrauch des plasmatischen Materials kann natür-
hch zu einer Beeinträchtigung in der Entwicklung des betreffenden Baumes
führen.
Als Erreger dieser Krankheit wird jetzt ein Spaltpilz, Bacterium
tumefaciens, angesehen, früher wurde, besonders von amerikanischer Seite,
ein Schleimpilz, Dendrophagus (verwandt mit den Trichiaceen), dafür
verantwortlich gemacht, während wieder andere die Ursache der Kropf -
bildung ähnlich der der Maserbildung in einer Ernährungsstörung er-
blicken.
Eine Bekämpfung der Krankheit ist nicht bekannt.
2ß Viertes Kapitel.
In jüngster Zeit hat das Bacterium tumefaciens viel von sich
reden gemacht, weil es die oben beschriebenen Geschwülste nicht nur auf
den verschiedensten Pflanzen, wie Chrysanthemum, Pelargonium, Erodium,
Kartoffeln u. a. hervorzurufen in der Lage ist, sondern auch beim Menschen
tumorenartige Geschwülste, welche denen des Krebses gleichen, erzeugen soll.
Es ist noch eine weitere Anzahl krebsartiger Erkrankungen bekannt
geworden, welche als Bakteriosen angesprochen werden. So die ,, Zweig-
tuberkulosen" (von dem lateinischen ,,tuberculum", das Knötchen, ab-
geleitet) der Aleppokiefer, des Ölbaums, des Oleanders, ferner der Krebs
der Esche u. a. m. Teils liegen aber diese Dinge dem 'Gärtner ferner,
teils ist über sie, wie über den Eschenkrebs, noch nicht das letzte Wort
gesprochen, so daß hier darüber hinweggegangen werden kann.
Viertes Kapitel.
Die Myxomyceten.
Die Schleimpilze oder Myxomyceten sind von den eigentlichen Pilzen
scharf geschieden:
1. durch den eigenartigen Entwicklungsgang,
2. durch die im Verlaufe dieses Entwicklungsganges . auftretenden,
sich meist saprophy tisch, selten parasitisch ernährenden nackten
Protoplasmamassen, die Plasmodien.
Es sei zunächst kurz der Typus dieses eigenartigen Entwicklungs-
ganges geschildert: Wenn die Spore keimt, tritt der Inhalt unter Zer-
reißung der Membran heraus. Der ausgetretene Protoplast erzeugt an
seinem vorderen Ende eine einzige lange Geisel und wird so zur Schwärm-
spore. Nach einiger Zeit wird die Beweglichkeit der Schwärmer geringer,
sie ziehen die Cilie ein und gehen in den amöbenartigen Zustand über.
Die Myxamoeben bewegen sich durch Ausstrecken von Fortsätzen, denen
dann die gesamte Plasmamasse folgt. Nach einiger Zeit geschieht die Ver-
einigung der Myxamoeben zu größeren Plasmamassen, den Plasmodien,
welchen ebenfalls amöbenartige Bewegung zukommt. — Später setzen
sich die Plasmodien zur Ruhe und schreiten zur Sporenbildung: entweder
indem das ganze Plasmodium in Sporen zerfällt oder indem dasselbe
Sporangien bildet oder indem es sich direkt zu großen kuchenartigen
Fru chtkörpern umbildet .
Man unterscheidet in der Abteilung der Myxomyceten zwei Klassen:
I. Als Parasiten in lebenden Pflanzenteilen. Sporen in Ballen die
Nährzelle erfüllend: Plasmodiophorales.
IL Als Saprophyten lebend. Sporen gewöhnlich ,im Innern von
Sporangien: Myxogasteres.
Aus der Klasse der Plasmodiophorales ist lediglich von Bedeutung:
Plasmodiophora brassicae. Dieser Pilz erregt den Wurzelkropf der Kohl-
gewächse, die sogenannte Kohl her nie (,,hernia" ist die lateinische Be-
zeichnung für den Eingeweidebruch).
Die gefürchtete Krankheit ist in ganz Europa und selbst in Nord-
amerika verbreitet. Sie befällt aber ausschließlich Kreuzblütler (Cruci-
feren), in erster Linie die Kohl- (Brassica oleracea-) arten, von anderen
Kulturgewächsen besonders Senf (Sinapis alba), Raps (Brassica napus),
Rübsen (Brassica rapa), Rettich und Radieschen (Raphanus sativus),
Der Wurzelkropf der Kohlgewächse oder die Kohlhernie.
27
aber auch Unkräuter, wie das Hirtentäschelkraut (Capsella bursa pastoris),
Hederich (Raphanus raphanistrum) und Ackersenf (Sinapis arvensis),
sowie Blumen, wie Iberis, Goldlack (Cheiranthus) und Levkojen (Matthiola) (?)
Abb. 6. Kohlliemie Habitusbild.
Links Stoppelrübe, in der Mitte Kohlrabi, rechts Wirsingkohl. Xach Flugbl. B. R. .\.
werden nicht verschont. Es haben unter der Krankheit Pflanzen jeden
Alters, selbst Keimpflanzen, zu leiden.
- ' Das^Krankheitsbild ist folgendes : Die befallenen Pflanzen zeigen ein
kümmerhches Wachstum, bleiben auffallend gegen die anderen zurück,
•28
Viertes Kapitel.
lassen auch bei starkem Sonnenschein leichter ihre Blätter welken, schließ-
lich färben sie sich gelb und können aucli völlig verdorren. An den Wurzeln
bemerkt man ganz charakteristische knollenartige Anschwellungen von
Erbsen- bis Faustgroße (Abb. 6). Die Saugwurzeln, welche in gesundem
Zustand sehr dünne Fäclchen darstellen, zeigen ebenfalls unregelmäßige
Verdickungen. Die Geschwülste haben anfangs Farbe und Beschaffenheit
der gesunden Wurzeln. Später — meist erst nach der Ernte des Kohles —
gehen sie in Fäulnis über und zerfließen zu einer breiigen Masse. — Die
Folgen einer solchen Erkrankung des Wurzelsystems sind klar: einer-
seits können die verunstalteten Wurzeln nicht mehr den Dienst gesunder
Ernährungsorgane versehen, anderseits wird durch den Aufbau der mäch-
tigen Anschwellungen viel für das normale Wachstum unentbehrliches
Nahrungsmaterial entzogen.
Die durch Plasmodiophora hervorgerufenen Wurzelanschwellungen
dürfen nicht mit denen verwechselt werden, welche durch die Larven des
Kohlgallenrüßlers (Ceutorrhynchus sulcicollis) hervorgerufen werden. Die-
o°o
Abb. 7. Kolilheniie.
Keimende Sporen. Die Myxamoebe schlüpft allmählich aus. Schnitte durch erkrankte
Gewebe, links mit Plasmodien, rechts mit Sporen erfüllt. (Nach Woronin.),
selben sind daran zu erkennen, daß sie im Innern Hohlräume aufweisen
und eine schmutzig weiße, fußlose, braunköpf ige Larve beherbergen.
Ist der Hohlraum leer, dann zeigt die Wand der Anschwellung ein Loch.
Zudem kommen die vom Kohlgallenrüßler erzeugten Geschwülste immer
nur am Wurzelhalse vor.
Der Kohlhernie-Erreger lebt im vegetativen Stadium im Boden, er
gelangt auf eine bisher noch ungeklärte Art in die Wurzeln der Nähr-
pflanzen, sowohl ganz junger wie älterer. Hier erfüllt er in Form Meiner
Schleimklümpchen. ..Plasmodien'", Parenchymzellen, welche sich unter
seinem Einfluß schließlich so stark vergrößern, daß die Gewebe als Knollen
nach außen gedrängt werden. Das Plasmodium zerfällt durch Teilung in
eine große Anzahl kleiner Teilchen, welche sich mit einer Membran um-
geben und so zu Sporen werden. Die Sporen liegen frei in der Nährzelle
des ehemaligen Plasmodium und füllen diese aus. Durch Verfaulen der
Wurzeln werden die Sporen frei und gelangen in den Boden ; sie sind sehr
widerstandsfähig und behalten ihre Keimfähigkeit mehrere (etwa fünf
bis sechs) Jahre.
Der Wurzelkropf der Kohlgewächse oder die Kohlhernie. 29
Das milvTOskopische Bild hernielo-anker KohUvurzeln zeigt in dünnen
Schnitten bei schwacher Vergrößerung auffallende graue bis braune Flecke
im sonst weißem Wurzelgewebe, bei stärkerer Vergrößerung sind sehr
charakteristische, stark vergrößerte Parenchymzellen, erfüllt mit einer
braunen, körnigen Masse, den Sporen, zu sehen (Abb. 7).
Die Bekämpfung der Krankheit stößt auf erhebhche Schwierig-
keiten. Ist Kohlhernie auf einem Felde festgestellt, so müssen die Kohl-
strünke unmittelbar naclr der Ernte sorgfältig aus dem Boden entfernt
und verbrannt werden. Wenn irgend möglich, soll auf verseuchtem Land
der Anbau von Kohl und anderen Kreuzblütlern für fünf bis sechs Jahre
eingestellt werden. Jedoch kommt diese Maßregel nur dann voll zur Gel-
tung, wenn in dieser Zeit auch keinerlei Unkräuter aus der Familie der
Kreuzblütler daselbst geduldet werden. — Die direkte Bekämpfung der
Krankheit ist umständUch und kostspielig. Am besten scheint sich das
sogenannte Steinersche ^Mittel bewährt zu haben. Dasselbe besteht aus
einer Mischung von Asche bzw. Müll und gebranntem Kalk und wird in
einer 10 cm hohen Schicht aufgetragen. Jedoch ist auf den so behandelten
Stücken wenigstens im ersten Jahre nur auf eine geringe Ernte zu rechnen
und sind die Kosten des Verfahrens erheblich. — Empfohlen wird ferner
die Behandlung des Bodens mittels Formahn (vgl. Bodendesinfektion
S. 7) oder mit Ätzkalk (2.5 bis 30 Ztr. auf den Morgen). — Leichter ist
die Bekämpfung der Kohlhernie auf den Saatbeeten und in den Anzucht -
kästen. Hier wird es häufig möglich sein, die Erde durch Anwendung starker
Hitzegrade zu sterilisieren. Auch durch Behandlung des Bodens mit
LTspulun sind Erfolge erzielt worden i).
Andere Plasmodiophora- Arten sind unsicher oder zweifelhaft. Für
den Gärtner interessant sind drei in den neunziger Jahren beschriebene
Erkrankungen, welche durch PI. vitis, orchidis und tomati hervorgerufen
sein sollten. Besonders erstere als vermeintUcher Erreger der Braun-
fleckigkeit der Reben hat seinerzeit von sich reden gemacht. Man steht
heute auf dem Standpunkt, daß diese drei Parasiten überhaupt nicht
existieren, sondern daß es sich um Plasmakonkretionen handelt, w^elche
durch W^ärmemangel hervorgerufen werden (vgl. Sorauer-Graebner I,
S. 543ff.). ^ ^ ^
Von den Myxogasteres sind nur wenige Vertreter von Bedeutimg.
Ihre Plasmodien stellen schleimige Massen oder Klümpchen, oft von
intensiv gelber Farbe dar. welche in langsamer, aber stetig fortschreitender
Bewegung sind. Sie überziehen dabei — in Vermehnmgshäusern und
Frühkästen — zuweilen SämUnge und Stecklinge, dieselben durch Luft-
und Lichtentziehung schädigend, zuweilen auch tötend.
Am verbreitetsten ist die sogenannte Lohblüte (Fuligo septica), deren
Plasmodien sich durch ihre bedeutende Größe (bis 20 cm Durchmesser)
auszeichnen. — Andere Schleimpilze besitzen meist kleinere Plasmodien.
Die ITnterscheidung der einzelnen Arten würde hier zu weit führen. Es
werden als Schädiger gärtnerischer Kulturen genannt: Stemonitis fusca,
Spumaria alba, Drdvmium spec, Leocarpus fragihs, Physan.im bivalve
u. a. — Die Bekämpfung geschieht durch Ausheben und Entfernen der
Schleimmassen und Bestreuen mit Salpeter; auch Bepudem derselben
mit Solbar soll sich bewährt haben.
1) Vgl. Jahresbericht der Höheren Gärtner-Lehranstalt Berlin-Dahlem 1921/22,
S. 100 flf.
30 Fünftes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Allgemeines über die Eumyceten.
Die Abteilung der Eumyceten umfaßt die echten Pilze. Es sind dies
ein- oder mehrzellige Pflanzen, deren Körper aus H^^hen. d. h. langen
und verzweigten Fäden, bestehen. Die den vegetativen Teil des Körpers
bildenden Hyphen nehmen keine bestimmte äußere Form an, sie bilden
regellos verlaufende Überzüge oder Fadenkomplexe, ein sogenanntes Mycel.
Die Zellen sind ein- oder mehrkernig. Die Membran besteht aus einer
ohitinhaltigen Grundsubstanz und sogenannter Pilzzellulose, einem der
echten Zellulose nahe verwandten Kohlehydrat. Chromatophoren fehlen.
Es wird niemals echte Stärke gebildet, hingegen reichlich Gl3'kogen
sowie Fett.
Die H>^hen sind in der Regel unter sich frei oder nur lose miteinander
verfilzt. Seltener werden mehr oder weniger dichte Hyphengewebe ge-
bildet, wie bei den Fruchtkörpern der Hymenomyceten (s. d.), oder es
kommt durch enge Aneinanderlegung der Hj^hen und Teilung derselben
in kurze Zellen zur Bildung eines ])arenchymähnhchen Gewebes, welches
als Scheinparenchym, Pseudoparenchym oder Paraplectenchym bezeichnet
Avird (z. B. bei der Bildung von Sklerotien, s. u.) (Abb. 8, Fig. 3a).
Der vegetative Körper, das Mycelium, besteht entweder aus einer
einzelnen, schlauch- oder fadenförmigen, meist reichverzweigten Zelle
oder aus gegliederten Hyphen. also aus Zellreihen. — 3Iycelbildungen,
deren Aufgabe es ist, Zeiten ungünstiger, äußerer Lebensbedingungen zu
überdauern, nennt man Sklerotien. Es sind dies knollige oder strang-
artige, feste Körper aus meist paraplectenchymatischem Gewebe, welche
reichlich Reservestoffe, besonders in Form von Fett, enthalten.
Die Fortpflanzungsverhältnisse sind von außerordentlicher Mannig-
faltigkeit. — Geschlechtlich erzeugte Sporen gibt es bei der untersten
Klasse, den Phycomyceten (s. d>), und zwar kommen vor:
I. Zygosporen, hervorgehend aus der Vereinigung einander gleich-
wertiger Geschlechtszellen (Abb. 9, Fig. 1);
IL Oosporen, welche infolge der Befruchtung einer ruhenden weib-
Uchen Eizelle mit einem be wegheben Spermatozoid oder mit
einem Spermakern entstehen (s. Kap. VII.).
Bei einigen der höher entwickelten Pilze, z. B. bei einer Anzahl As-
comyceten, sind gleichfalls Sexualorgane und eigentliche Sexual Vorgänge,
welche die Sporenbildung einleiten, nachgewiesen. Andere Pilze, wie z. B.
die Basidiomyceten, besitzen zwar keine eigentliche Sexualität mehr,
doch gehen auch dort der Sporenbildung Kernverschmelzungsvorgänge
voran.
Die ungeschlechthch erzeugten Sporen sind:
L Schwärmsporen, nur noch bei den Phycomyceten vorkommend,
welche mit Hilfe von Cilien aktiv Bewegungen auszuführen ver-
mögen. Die Bildung erfolgt stets in größerer Anzahl in einem
Sporangium.
IL Ruhende Sporen, und zwar:
a) Oidien entstehen durch Zerfall einer Hyphe in eine Anzahl
ungefähr gleichgroßer Stücke, welche sofort auszukeimen
vermögen (Abb. 9, Fig. 4).
Eumvcetes.
31
b) Chlamydosporen, d. s. Dauersporen ^), welche direkt durch
UmwancUung einzelner Glieder der Hyphen in Dauerzellen ent-
stehen und die unmittelbar fruktifikativ zur Sporangien- oder
Konidienbildung auszukeimen vermögen, daher also richtiger
Abb. 8. ilyceltypen.
1 Mycel von Mucor mucedo ohne Scheidewände, s ausgekeimte Spore, m Mycel, sp junges Sporangium.
2 Mycel von Penicillium cmstaceum mit Scheidewänden, s ausgelieimte Spore. 3 Sklerotiengewebe von Claviceps
purpurea, a Paraplecteuchym vom Kande des Sklerotiums, b Prosoplectenchym aus der Mitte. 360 : 1. (1 nach
Brefeld, 2 nach Zopf, 3 nach v. Tavel.)
als Dauerzustände von Sporangien- oder Konidienträgern auf-
zufassen sind (Abb. 9, Fig. 4 u. 5).
^) Als Dauersporen bezeichnet man Sporen, welche durch eine dickere Membran
befähigt sind, Perioden ungünstiger äußerer Lebensbedingungen zu überdauern.
32
Fünftes Kapitel.
c) Gemmen zeigen zwar äußerlich den Charakter einer Dauer-
spore, keimen aber meist ohne Ruheperiode und stets nur
vegetativ aus.
d) Endosporen, welche durch freie Zellbildung im Innern von
Sporangien entstehen (Abb. 9, Fig. 2). — Ein regelmäßig gebautes
Sporangium, in dem Sporen von bestimmter Zahl und Gestalt
entwickelt werden, nennt man einen Schlauch oder Ascus.
die darin gebildeten Sporen Ascosporen oder Schlauchsporen.
Abb. 9.
1 Zygospore von Mucor mucedo, a, b. c, d aufeinanderfolgende Stadien bei ihrer Bildung, 22.5:1, « auskeimende
Zygospore, 60: 1. 2 Sporangium von Mucor mucedo im optischen Längsschnitt, co Columella, 225: 1. 3 Asken (a)
\ind Paraphysen (p) aus dem Apothecium von Humana convexula, 550:1. 4 Mycelzweig von Endomyces deci-
piens mit Chlamydosporen (ch) und Oidien (o), 240:1. 5 Chlamydosporen von Chlamydomucor racemosns,
links im Verlaufe einer Mycelhyphe, rechts in einem Sporangienstiel gebildet, 80:1. (1, 2, 4, 5 nach Brefeld,
3 nach Sachs).
e) Exosporen oder Konidien werden an den Enden bestimmter
Hyphen, den Konidienträgern, einzeln, gruppen- oder reihen-
weise abgeschnürt (Abb. 10, Fig. 1). — Einen regelmäßig
gebauten Konidienträger, der eine bestimmte Anzahl Sporen
von gleicher Größe und gleicher Form abschnürt, nennt man
eine Basidie, die abgeschnürten Sporen Basidiosporen.
Eunivcetes
33
Der Unterschied zwischen »Spore und Sporangium ist nicht immer
scharf, da z. B. bei einigen Phycomyceten die Konidien bei der Keimung
Schwärmsporen entlassen (s. Kap. VI).
Abb. 10. Typen von Konidientriigern.
1 Konidienträger von Penicillium crustaceum, 630:1. 2 Coremium von Sphaerostilbe tlammea, 2.50:1. -i Koni-
dieulager von Dermatea dissepta, 380:1. 4 Pj'knide von Strickeria obducens im Längssclinitt, 70:1. 5 Träger
aus der Pyknide von Cryptospora hypodermia, 300:1. 6 Pyknide von Puccinia graminis, 150:1. 7 Konidien-
lager aus dieser Pyknide, 225:1.. 8 Quergeteilte Basidie von Auricularia sambucina mit nebenstellendem, reifem
Sterigma mit Spore, 300:1. 9 Über Kreuz geteilte Basidie von Tremella lutescens, 450:1. 10 Lamellenquer-
schnitt vQu Coprinus stercorarius, b migeteilte Basidien, c Cystiden. 300:1. (1, 5, 8, 0, 10 nach Brefeld, 2, 3,
4 nach Tulasne, 6, 7 nach v. Tavel.)
Sehr viele Pilze entwickeln mehr als eine Art von Vermehrnngs-
organen, z. B. besitzen die Phycomyceten neben der geschlechtlichen Fort-
pflanzung fast allgemein noch eine solche durch Exo- oder Endosporen.
Die Asco- und Basidiomyceten besitzen neben ihrer Ascus- bzw. Basidien-
Höstermann-Äoack, Pilzparasitäre Krankheiten. 3
34 Sechstes Kapitol.
fruktifikatioii sehr häufig noch Konidienbildung. Ah\ii spricht in diesem
Falle von Haupt- und Nebenfruchtfornien.
Die Lebensweise der Euniyceten ist saprophytisch oder parasitisch.
Es wird aber später noch gezeigt werden, daß beide Lebensformen nicht
streng voneinander- zu scheiden sind. So werden manche an sich härm-
lose Saprophyten unter Umständen zu (manchmal gefährlichen) Parasiten.
Man unterscheidet demzufolge die fakultativen Parasiten von den streng
angepaßten, obligaten Parasiten. Parasiten, welche in der Hauptsache
auf ihrem Wirte leben inid nur Teile ilu'es Mycels zur Nahrungsaufnahme
in die Wirtspflanze senken, nennt man Ektoparasiten, solche, die im
wesentlichen innerhalb des Wirtes leben, Endoparasiten. Lebt das Mycel
des Schmarotzers im Lmern der Wirtspflanzenzellen, so bezeichnet man
es als intrazellular, während ein in den Zwischenzelhäumen lebendes
Mycel als interzellular bezeichnet wird.
Die Einteilung der Eumyceten geschieht in drei Klassen:
1. Mycel im vegetativen Zustand einzellig. Meist sexuelle Fort-
])flanzung durch Kopulation oder Eibefiu'htmi«: (Zygo- oder
Oosporenbildung) vorhanden : Phycomycetes.
2. Mycel vielzellig; Sporen in sogenannten Schläuchen oder Ascis:
Ascomycetes.
3. Mycel vielzellig; Sporenbildung erfolgt an BasifHcn :
Basidiomycetes.
Anhang: Fungi imperfecti (unvollkommen bekannte Pilze). Mit
vielzelligem Mycel. Konidienfruktifikation, aber weder Asci noch Basidien
bekannt. — Vermutlicii gehören diese Pilze als Nebenfruchtfornien in
den Entwicklungskreis von Ascomyceten (s. Kap. XXlVff.).
Sechstes Kapitel.
Einleitung zu den Phycomyceten. — Die Zygomyceten,
Auf der niedersten Stufe der Eumyceten steht die Klasse der Phyco-
myceten. Dieselbe ist charakterisiert durch das im vegetativen Zustand
einzellige Mycelium. Dasselbe ist jedoch vielkemig und häufig schlauch-
förmig und reich verzweigt. Die Fortpflanzungsverhältnisse sind sehr
verschiedenartig, z. T. werden dieselben noch bei der Besprechung der
einzelnen interessierenden Gruppen erörtert werden.
Es kommt vor:
I. L^ngeschlechtliche Vermehrung.
a) Endosporenbildung (d. h. Sporenbildung im Innern einer Zelle,
dem ,,Sporangium"). Entweder zerklüftet das gesamte Proto-
plasma des Sporangiums in zahlreiche Sporenzellen oder es
bleibt, wie bei der Bildung der Sporen zahlreicher Mucoraceen,
sogenanntes ..Epiplasma" übrig.
1 . Zilient ragende Schwärmsporen bilden sich im Innern der
Sporangien bei den Wasserbewohnern, z. B. bei Saprolegnia.
2. Unbewegliche Sporen bilden sich in den Sporangien bei den
Landbewohnern, z. B. bei Mucor, Rhizopus.
b) Exosporenbildung (d. h. freie Abschnürung der Sporen, ,,Koni-
dien", am Ende einer vegetativen Hyphe, dem ,,Konidien-
träger"), z. B. bei Empusa muscae.
Miicoraceen.
85
c) Sporangienbildung nach Konidienart ist eine Kombination
von Exo- und Endosporenbildung; es werden, wie unter b)
dargestellt, Konidien abgeschnürt, welche aber zu Sporangien
werden, indem sich ihr Inhalt in Schwärmsporen umwandelt;
z. B. bei Phytophthora infestans.
II. Geschlechtliche Fortpflanzung.
a) Zygosporenbildung. Zygosporen entstehen durch Kopulation
zweier morphologisch gleichwertiger Gameten (Zygomyceten).
b) Oosporenbildung. Oosporen entstehen durch Befruchtung
ruhender weiblicher Gameten durch beweghche männUche
Gameten (Oomyceten).
1. Die männlichen Gameten sind frei beweghche Sperma-
tozoiden (^Nlonoblepharis).
2. Die männlichen Gameten sind Spermakerne, welche ver-
mittels eines Befruchtungsschlauches zum weiblichen Ga-
meten gelangen (z. B. bei Saprolegnia, Peronospora).
Auf Grund der Verschiedenheiten in der Fortpflanzung teilt man die
Phycomyceten in zwei Reihen:
1- Zygomycetes, charakterisiert durch Zj^gosporenbildung ;
2. Oomycetes, charakterisiert durch Oosporenbildung.
Die wichtigste Familie der Zygomyceten ist diejenige der Mucoraceen
oder Schimmelpilze.
Das Mycelium der Mucoraceen lebt saprophytisch auf den verschie-
densten organischen Körpern, es ist stets reich entwickelt und verzweigt,
dabei ist es aber unseptiert, d. h. einzellig, gewöhnlich sind nur die Frucht-
organe durch Wände abgeteilt (Abb. 8. Fig. 1). Die ungeschlechtliche
Fortpflanzung geschieht durch Sporen, welche in Sporangien gebildet
werden: aus dem Mycel wachsen ein oder mehrere, bis mehrere Zenti-
meter lange Zweige senkrecht in die Luft und schwellen an der Spitze
kugelförmig an. Das kugelförmige Ende \^ird von dem übrigen Teil durch
eine Querwand abgetrennt und bildet in seinem Innern zahlreiche Sporen.
Die Querwand wölbt sich als Säule (Columella) in das Sporangium hinein
(Abb. 9, Fig. 2). Später platzt die Membran, und die Sporen, welche in
einer schleimigen Masse liegen, werden frei. — Außerdem existiert aber
auch eine geschlechthche Fortpflanzung, nämlich der schon erwähnte
einfache Kopulationsakt : von zw^ei Mycelzweigen wachsen keulenförmige
Kopidationsäste aufeinander zu, grenzen alsdann zwei flache Zellen ab.
welche durch Schwinden der mittleren Wand zur Zygospore verschmelzen
die sich abrundet und mit einer mehr oder weniger dauerhaften Membran
versieht. Die Zygospore wächst nach einer Ruhezeit zu einem neuen
Faden, meist unmittelbar zu einem Sporangium. aus (Abb. 9. Fig. la— e).
Viele Mucoraceen gehören zu den ver breit etsten ,, Schimmelpilzen"
und spielen auch in der gärtnerischen Praxis eine nicht zu unterschätzende
Rolle :
1. als Fäulniserreger auf den der Vollreife entgegengehenden Früchten ;
2. als Ursachen der Lagerfäulen;
3. als Schädiger der Samen beim Lagern und im Keimbett.
Die Schimmelpilze sind nicht in der Lage, Früchte zu befallen, welche
eine unverletzte Haut besitzen; sie können die Früchte nur an Wund -
.3*
36 Sechstes Kapitel.
stellen angreifen, dringen nur von diesen au.s in das Fruchtfleisch ein,
breiten sicli dann aber über die ganze Frucht aus und führen schließlich zu
deren Verfaulen. Die wesentlichsten in Frage kommenden Arten sind:
Mucor piriformis mit weißen Schimmelrasen und birnenförmiger Columella.
Mucor raccmosus mit braunen hohen Scliimmelrasen und traubig ver-
zweigten Sporangienträgern und Rhizopus nigricans (= Mucor stolonifei)
mit ebenso gefärbten aber niedrigeren Schimmelrasen (s. u.) . Charakteristisch
für die Mucor- Schimmel ist. daß sie auch ziu' Zeit der Sporenreife nicht
stäuben; sie unterscheiden sich dadurch von den Botrytis- und Penicillium-
Schimmeln, von denen die ersteren grau, letztere bläulich oder grünlich
gefärbt sind.
Unter den Fruchtschimmeln haben besonders Äpfel, Birnen und
Pfirsiche, durcli Rhizopus nigricans auch Tomaten zu leiden, zumal in
regenreichen und stürmischen Sommern, weil in solchen am ehesten die
Möglichkeit von Fruchthautbeschädigungen gegeben ist. — Oft findet
man auf den befaHencn Früchten ganz verschiedene Schimmelpilze,
Häufige Schimmelbildner sind außer den genannten Mucoraceen : Monilia-
Arten, Botrytis cinerea, die Penicillium- Arten und Trichothecium roseum,
auf welche späterhin noch einzugehen sein wird.
Mucoraceen gehören auch zu den Schädigern des lagernden Obstes.
Es treten dort auf Äpfeln und Birnen namentlich folgende Pilze auf:
Mucor piriformis und Rhizopus nigricans, ferner Penicillium crustaceum,
Botrytis cinerea. ^Nlonilia fructigena. Gloeosporium fructigenum, Gl. album,
Trichothecium roseum, Fusarium putrefaciens und Cladosporium herbarum.
Die genannten Pilze können sämtlich noch bei einer Temperatur von
4V2° C, die also den Verhältnissen des Obstkellers im Winter entspricht,
sehr gut keimen und wachsen (vgl. Schneider-Orelli. Landwirtsch. Jahrb.
d. Schweiz 11)11, S. 22öff.); sie besitzen ihr Optimum allerdings sämtlich
oberhalb 18° C, so daß ihnen bei tiefer Temperatur im Ob.stkeller die
Lebensbedingungen wenigstens erschwert sind; es ist aber selbst bei 0°
bei den meisten der genannten Pilze noch ein überraschendes Wachstum
festgestellt worden. Nach längerer Lagerung tritt Penicillium crustaceum
stark in den \^ordergrund. während Botrytis cinerea, Monilia fructigena,
Gloeosporium fructigenum und Fusarium putrefaciens allmählich ver-
schwinden, die beiden ersteren, weil sie bei einer Temperatur von 4^/2° C
nicht mehr fruktifizieren. die beiden letzteren, weil sie bei dieser Temperatur
nicht mehr zu infizieren in der Lage sind. Die von den genannten Pilzen
hervorgerufenen Fäulen sind :
1. Die Haarfäule, verursacht durch Mucor piriformis. Weiße
lockere Schimmelrasen mit 2 bis 3 cm langen, schwach iiin- und her-
gebogenen Sporangienträgern. Sporangien breit birnförmig, anfangs weiß,
dann grünlich-grau, zuletzt schwarz. Findet sich auf Äpfeln.
2. Die Wattefäule, verursacht durch Rhizopus nigricans (= Mucor
stolonifer). Das zunächst weiße, später braune Mycel kriecht mit leicht
bogig gekrümmten Ausläufern, die alle 1 bis 3 cm das Substrat berühren,
und umhüllt so als braune Watte die Frucht. Sporangien halbkugeUg
bis überhalbkugelig, schwarz. Auf faulenden Früchten, aber verhältnis-
mäßig selten auf Kernobst, gern auf Tomaten.
3. Die Grünfäule verursacht durch Penicillium crustaceum (= P.
glaucum). Blaugrüne, stäubende Rasen bildend. Auf das mikroskopische
Bild dieser sowie der folgenden Arten wird später noch (Kap. XXV
Mucoraceeii. 37
imd XXVI) zurückzukommen sein. Mit dem Auftreten der Grünfäule
ist während des ganzen Winters zu rechnen.
4. Die Graufäule, verursacht durch Botrytis cinerea. Graue gleich-
falls stark stäubende Rasen von 1 bis 2 mm Höhe. Wie schon bemerkt,
verschwindet diese Fäule bei längerem Lagern.
5. Die Bitterfäule, verursacht durch Gloeosporium fructigenum,
verschwindet ebenfaUs nach einigem Lagern (s. o.). Sie verleiht den be-
fallenen Früchten einen widerlich bitteren Geschmack. Es zeigen sich
hellbraune, runde, eingesunkene Faulstellen, auf denen kleine, rötlich
gelbe, in konzentrischen Ringen angeordnete .Schimmelpolster, kleiner
als die der Monilia, erscheinen. Gloeosporium album ist weniger wärme-
bedürftig und hält sich daher wie Penicillium während des ganzen Winters,
ist aber viel seltener.
0. Die Grindfäule, durch Sclerotinia (= Monilia) fructigena hervor-
gerufen. Gleichfalls in konzentrischen Ringen angeordnete Schimmel-
polster, welche etwas größer als die von Gloeosporium sind und gleich-
falls, da bei 4^/.^° C nicht mehr frliktifizierend, bald absterben.
7. Die Schalenfäule, verursacht dvirch Trichothecium roseum.
Auf den Früchten treten kleine rosafarbene Schimmelf löckchen auf.
Die Fäulnis dringt zwar nicht tief in das Fleisch ein ; die Frucht bekommt
jedoch einen bitteren Geschmack.
8. Die Fusariumfäule, erzeugt durch Fusarium putrefaciens
(Kap. XX\^).
Zur Hintanhaltung von Lagerfäulen vermeide man es nach Mög-
lichkeit, beschädigte Früchte auf das Lager zu bringen, da keiner der auf-
geführten Pilze in der Lage ist, unbeschädigte Früchte in Mitleidenschaft
zu ziehen. Die Lagerräume selbst reinige man vor dem Einbringen des
Obstes gründlich und schwefele sie aus oder desinfiziere sie durch Ver-
dampfen von Formalin. Ferner empfiehlt es sich, sie möglichst dunkel,
kühl und nicht zu trocken zu halten, weil andernfalls sich nicht allein das
Obst zu schnell auslebt, sondern auch das Auftreten der Fäulniserreger
begünstigt wird.
Reichliches Lüften bei trockenem frostfreiem Wetter trägt viel zur
Erhaltung des Obstes bei. Soll das Obst auf Latten lagern, so belege man
diese mit festem Papier, damit sich ihre Kanten nicht in das Obst ein-
drücken. Man beobachte ständig das Lagerobst und entferne sofort etwa
befallene Früchte.
Auch als Schädiger der Sämereien sind Schimmelpilze vielfach zu
beobachten. Sie treten nicht nur auf feuchtlagerndem Saatgut auf, sondern
schädigen dasselbe auch im Saatbeet oder Keimbett. Daher ist bei der
Untersuchung des Saatgutes der Verunreinigung desselben durch gewisse
Pilze (also dem Gesundheitszustand) besondere Aufmerksamkeit zuzu-
wenden. Allgemein ist zu achten auf Mucoraceen. auf Penicillium, Asper-
gillus, Botrjiiis und Trichothecium, im einzelnen außerdem noch bei
Getreidesämereien auf Fusarium nivale, bei Erbsensamen auf Ascochyta
pisi (s. d.) und Fusarium vas infectum (s. d.) und bei Bohnensamen auf
Gloeosporium Lindemuthianum (s. d.). Zur Prüfung auf diese Schädlinge
bedient man sich am besten des Ziegelgrusverfahrens ^). Für die meisten
^) Technische Vorschriften für die Prüfung von Saatgut. Landwirtschaftliche
Versuchsstationen, Band 89, Berlin 1917.
3g ' Siebentes Kapitel.
Zwecke genügen Zinkblechkästen von 100 qcni Grundfläche und 8 cm
Höhe, zu deren Füllung 500 g steriler Ziegelgrus von 2 bis 3 mm Korn-
größe und ^/g 1 sterilisiertes Wasser erforderlich sind. Letzteres wird gleich
im Anfang zugesetzt, so daß ein späteres Nachgießen nicht zu erfolgen
braucht. Es werden je 100 Körner der zu prüfenden Probe auf den feucht
angefüllten Ziegelgrus ausgelegt und alsdann mit einer 3 bis 4 cm hohen
Schicht des gleichen feuchten Ziegelgruses überdeckt. Die Kästen bleiben
14 Tage in einem vor Licht geschützten Schrank bei gewöhnlicher Zimmer-
temperatur. — Je nach der Art des Pilzes wird man nun entweder etwaigen
Befall an den inzwischen aus dem Ziegelgrus hervorgetretenen Keimlingen
beobachten können (z. B. bei Fusarium, Gloeosporium, Ascochyta) oder
an den nach Abschluß des Versuchs zu entnehmenden Samen und Keim-
lingen festzustellen haben (z. B. bei Penicillium, Aspergillus, Botrytis
usw.). Die Methode hat zudem den Vorteil, daß ein etwaiger Befall durch
Pilze auch dem Grade nach angegeben werden kann, da durch den Ziegel-
grus gegenseitige Ansteckung der Körner vermieden und dadurch das
Krankheitsbild nicht verwischt wird.
Verwandt mit den Mucoraceen sind die Entomophthoraceen. Die
ungeschlechtliche Fortpflanzung dieser Pilze geschieht durch einzeln-
stehende Konidien, welche am Ende eines Fruchtträgers abgeschnürt und
bei der Reife abgeschleudert werden. — Am bekanntesten ist Empusa
muscae, der Schimmelpilz der Stubenfliege. Die abgeschleuderten
Konidien umgeben die durch den Pilz getöteten Fliegen mit einem
weißen Hof. E. aulicae trägt wesentlich zur Vernichtung lorstschäd-
licher Insektenlarven bei. — Completoria complens findet sich auf Farn-
prothallien m den Gewächshäusern. Sie schmarotzt in den Epidermis-
zellen, die Konidienträger durchbrechen die Oberhaut.
Siebentes Kapitel.
Die Oomyceten — Peronosporineen.
Die zweite Reihe der Phycomyceten, die der Oomyceten, ist durch
die Oosporenbildung, sowie durch das Reihenmerkmal der Phycomyceten,
das einzelhge vegetative Mycel, charakterisiert. Im übrigen herrscht so-
wohl hinsichtlich des vegetativen Aufbaues wie der Fortpflanzungsver-
hältnisse eine bedeutende Mannigfaltigkeit, auf Grund deren folgende
Ordnungen aufgestellt worden sind:
I. Mycel gut entwickelt.
a) Antheridien bewegliche Spermatozoiden bildend:
1. Monoblepharidineae.
b) Antheridien Befruchtungsschläuche treibend, keine Spermato-
zoiden, sondern ein oder mehrere Spermakerne bildend:
1. Konidien oder Sporangienbildung nach Konidienart:
2. Peronosporineae.
2. Ohne Konidien, Schwärmsporen in Sporangien:
3. Saprolegniineae.
II. Mycel reduziert. ^
a) Vermehrung mit wenigen Ausnahmen (Oochytriaceen) nur un-
geschlechtlich, durch Schwärmsporen. Zelle entweder ganz zu
einem einzelnen Sporangium werdend oder Sporangienhaufen
bildend: 4. Chytridiineae.
Peronosporin eeii . 39
b) Ungeschlechtliche Vermehrung und geschlechtUche Fortpflanzung.
Mycel durch Querteilung in Zellen zerfallend, welche teils zu
Schwärmersporangien, teils zu Antheridien und Oogonien werden :
5. Ancylistineae.
Die Monoblepharidineen und die Saprolegniineen leben in der Regel
saprophytisch auf im Wasser liegenden Tier- und Pflanzenresten, von den
letztgenannten auch einige Arten parasitisch auf lebenden Wassertieren,
z. B. auf jungen Forellen oder auf Zierfischen, die in Warmhäusern gehalten
werden. Beide Ordnungen bleiben daher im folgenden unberücksichtigt.
Die Peronosporineen sind Parasiten auf Landpflanzen; sie sind als
Erreger mehrerer und sehr schwerer Erkrankungen verschiedener wich-
tiger Kulturgewächse von großer Bedeutvmg.
Das Mycel dieser Pilze ist in der Regel kräftig entwickelt, oft sogar
von außerordentlicher Länge, aber gleichwohl bis zur Bildung der Fort-
pflanzungsorgane einzellig. Es lebt im Innern der Pflanzen in den Zwischen-
zellräumen (Interzellularen), von dort aus Saugfüße (,,Haustorien") zum
Zwecke der Ernährung in das Innere der Zellen treibend.
Die geschlechtUche Fortpflanzung sei nur an einem Typus betrachtet
und die zahlreichen, vom Standpunkt des Systematikers allerdings wich-
tigen und interessanten Abweichungen und Übergänge unberücksichtigt
gelassen 1).
Die Bildung der Fortpflanzungsorgane erfolgt im Innern der Nähr-
pflanze in den Interzellularen. An den Enden kurzer Seitenzweige des
einzelligen Mycels bilden sich durch Abgrenzung mittels Scheidewände
Oogonien (weibliche Organe) und Antheridien (männliche Organe) (Abb. 11,
Fig. 10, 11). Die Oogonien besitzen annähernd Kugelform, sie bilden in ihrem
Innern eine kugelige Eizelle (Oosphäre) aus, um welche herum das dünnere
,,Periplasma"' lagert. Die Antheridien haben keulenförmige Gestalt; sie
legen sich dem Oogonium an und treiben in dessen Inneres einen Schlauch,
welcher bis zur Oosphäre vordringt. Dieser Schlauch öffnet sich alsdann
(im hier geschilderten typischen Fall!) und ein Teil des Antheridium-
inhaltes tritt in die Oosphäre über. Durch die nunmehr erfolgende Bildung
einer Umhüllung mrd die Oosphäre zur Oospore. pie Oospore keimt ent-
weder durch Bildung eines Keimschlauches oder ihr Inhalt zerfällt in
Schwärmsporen. — Es sei noch erwähnt, daß die geschlechtliche Fort-
pflanzung nicht bei allen Peronosporineen nachgewiesen ist, z. B. auch
nicht bei dem Kartoffelpilz (Phytophthora infestans).
Die ungeschlechtliche Vermehrung der Peronosporineen erfolgt durch
Konidien. Die Bildung der Konidien geschieht meist auf der Oberfläche
der Nährpflanze, seltener unter der Epidermis derselben. Im ersteren
Falle wachsen Myceläste als Konidienträger über das Substrat empor,
auf demselben charakteristische Schimmelrasen bildend, und schnüren an
den Enden einzeln die Konidien ab, im zweitgenannten Falle werden die
Konidien in einfachen langen Ketten unter der Epidermis abgeschnürt,
wodurch dieselbe allmählich abgesprengt wird. Bei der Reife tritt entweder
der Inhalt der Konidien im ganzen aus und bildet wieder eine mit Keim-
schlauch keimende Konidie oder der Inhalt der Konidien wandelt sich in
Schwärmsporen um (sogenannte ,,Sporangienbildung nach Konidienart")
^) Zur weiteren Orientierung über diese Verhältnisse seien die botanischen Lehrbücher
z. B. von Straßburger, Wanning oder Wettstein empfohlen.
40
Siebentes Kapitel.
Abb. 11.
Peronosporineen. 41
Erklärung der Abb. 11.
1 Pythium de Baryanum, m verästeltes Mycel, x die zuerst, f die später gebildete Quer-
wand, a junges Zoosporangium, b Zoosporangium mit ausgewandertem Inhalt v und
bereits gebildeten Zoosporen, zz frei gewordene Zoosporen (siehe Figur links unten),
p Antheridium, dessen Fortsatz s das Oogonium o bereits durchwachsen und die
Oosphären oo erreicht hat, y reife Oospore mit der doppelt konturierten Wand des
Oogoniums og, ep Endospor, das in eine äußere und innere ^Membran zerfällt, g im Mycel
gebildete Zwischenzelle. 2 Pythium hydnosporum mit stacheligt m Oogon og und Oospore
osp. 3 Phytophthora cactorum, a Konidienträger, b Oospore, aus der sich ein Konidien-
träger mit Zoosporangien sp entwickelt hat. 4, 5, 7—9 Phytophthora infestans. 4 Kar-
toffelblatt mit Flecken k. 5 Konidienträger. 7 Konidien sp, die mit Ktimschläuchen m
austreiben, c eine Sekundärkonidie. 8 Zoosporangien, a mit zerklüftetem Inhalt, b mit
ausschlüpfenden Zoosporen, zg Zoosporen. 9 Auskeimende Zoospore z mit eindringendem
Keimschlauch k. 6 Albugo Candida, h Konidienträger, sp Konidien. 10, 11 Peronospora
alsinearum Befruchtung, m Mycel, h Ast des Mycels mit dem Oogon, og Oogon, p Oosphäre,
o Periplasma, osp Oospore, a Antheridium, seh Befruchtungsschlauch. (Nach Sorauer.)
oder aber die Konidien keimen unmittelbar durch Bildung eines Keim-
schlauches.
Zu den Peronosporineen gehören zwei Familien, nämlich die Albugi-
naceen mit keulenförmigen Konidienträgern, an denen unter der Oberhaut
der Nährpflanze reihenweise Konidien abgeschnürt werden (der oben ge-
schilderte zweite Fall), und die Peronosporaceen mit fadenförmigen, mehr
oder weniger reich verzweigten Fruchtträgern, welche aus der Oberhaut,
meist durch die Spaltöffnungen (Blattunterseite!), hervortreten und die
Konidien einzeln abschnüren (der erste Fall).
Zur Familie der Albuginaceen gehört einzig die Gattung Albugo, viel-
fach auch noch mit dem jetzt aufgelassenen (jüngeren) Namen Cystopus
bezeichnet. Es sind folgende Arten für uns von Interesse:
Albugo Candida, sehr viele wilde Cruciferen, von den Kulturpflanzen
besonders Kohlgewächse, Senf, Raps, Rübsen, Leindotter, Meer-
rettich, Gartenkresse, Rettich und Radieschen, aber auch Zier-
pflanzen z. B. Goldlack und Arabis-Arten befallend;
Albugo portulacae auf Portulak;
Albugo tragopogonis (= Cystopus cubicus) auf Schwarzwurzel
(Scorzonera hispanica).
Diese Pilze erzeugen auf den befallenen Pflanzen die als ,, weißen
Rost" bezeichneten Krankheitserscheinungen.
Wo Albugo Candida auftritt, verursacht sie auf der Ober- und Unter-
seite der Blätter sowie an den Stengeln und Fruchtknoten milchweiße,
porzellanartig glänzende Flecke, welche anfänglich ein wenig angeschwollen
sind. Ihr Befall ruft mannigfache Veränderungen hervor, besonders an
den Stengeln und in der Blütenstandsregion oft ganz phantastische Ver-
dickungen und Krümmungen. Die erkrankten Pflanzen sehen aus, als ob
Kalkmilch auf sie verspritzt wäre. Auch Blüten und Früchte werden von
der Krankheit betroffen und erleiden gleichfalls eigenartige Umbildungen.
Die geschilderten weißen Pusteln reißen später auf und entlassen die
Sporen als ein weißes Pulver. Die stärker befallenen Teile der Nähr-
pflanzen sterben in der Regel ab.
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die weißen Pusteln aus
den unter der Oberhaut der Wirtspflanze zu lockeren Lagern vereinigten
Konidienträgern bestehen, welche die Sporen in Ketten abschnüren
(Abb. 11, Fig. 6) und dadurch die Oberhaut zum Sprengen bringen. Die
42 Siebentes Kapitel.
weitere Beobachtung der Konidien zeigt, daß nach einiger Zeit, durch-
schnittHcli nach etwa zwei bis zehn Stunden, der Inhalt langsam strömend
aus denselben austritt und sich in eine Anzahl Schwärmsporen sondert,
welche durch zwei ungleich große seithche Zilien ausgezeichnet sind und
nach kurzem Schwärmen auskeimen. — Die im Innern der Nährpflanze
als Produkt eines Geschlechtsaktes gebildete Oospore ist mit dunkler,
A\arziger Membran umkleidet. Sie überwintert im Oogonium und bleibt
auch entwicklungsfähig, wenn die Nährpflanze in Verwesung übergeht,
den Pilz auf diese Weise über den Winter hinaus erhaltend. Im folgenden
Frühjahr keimt die Oospore, indem ihr Plasma zahlreiche zweizilige
Schwärmsporen bildet, welche miteinander vereint in einer Blase aus der
geborstenen Oosporenmembran austreten und alsbald frei werden i).
Um die Krankheit zu bekämpfen, ist sorgfältiges Einsammeln und
Verbrennen aller befallenen Pflanzenteile erforderlich. Nach der Ernte
sorge man für vollständiges Entfernen und Verbrennen aller Rückstände,
um die im Innern der Pflanzen befindlichen Wintersporen zu vernichten.
]Man entferne und vernichte die Unkräuter, besonders die aus der Familie
der Kreuzblütler (da der Pilz auch als Mycel z. B. im Vegetationspunkt
des Hirtentäschelkrautes zu überwintern vermag) und treibe sachgemäße
Wechselwirtschaft. — Für diejenigen Pflanzen, welche nur in ihren unter-
irdischen Teilen nutzbar sind, wird ein vorbeugendes Bespritzen^) mit
l%iger Kupferkalkbrühe empfohlen.
Der geschilderten Erkrankung ähnlich ist der auf Portulak und
Schwarzwurzeln auftretende weiße Rost, hervorgerufen durch Albugo
portulacae und A. tragopogonis. Die Bekämpfung ist die gleiche, wie die
<les weißen Rostes der Kreuzblütler.
Erheblich größer ist die Zahl der Schädlinge, welche von Bedeutung
sind, in der Familie der Peronosporaceen. Folgende vier Gattungen kommen
in Betracht:
I. Ungeschlechtliche Vermehrung durch Schwärmsporen erzeugende
(also zu Zoosporangien werdende) Konidien.
a) Konidienträger nach Bildung der ersten Konidie noch weiter
wachsend und sich dann auch bisweilen verzweigend:
1. Phytophthora.
b) Konidienträger meist baumförmig, sich nach Ausbildung von
Konidien lucht mehr verzweigend: 2. Plasmopara.
II. Ungeschlechtliche Vermehrung durch Konidien, welche mit einem
Keimschlauch auskeimen.
a) Konidien mit Scheitelpapille ; Astenden der Konidienträger zu
einer schalenförmigen Platte verbreitert : • 3. Bremia.
b) Konidien ohne Scheitelpapille, Konidienträger ohne schalenförmige
Verbreiterung der Astenden: 4. Peronospora.
Als Krankheitserreger, speziell gärtnerischer Kulturgewächse, inter-
essieren folgende Arten:
■') Albugo Candida enthält nach neueren Feststyellungen einen Stoff, welcher ähnliche
Wirkungen auf den Uterus ausübt, wie das sieh im Mutterkorn (s. d.) findende Cornutin
und dürfte daher voraussichtlich noch eine gewisse Bedeutung für die Heilkunde erlangen.
-) Da das Mycel der Albuginaceen wie aller Peronosporineen, wie dargelegt, im Irmem
der Xährpflanzen lebt, ist mit Spritzmitteln natürlich nur den Fruchtträgem, Konidien
usw. beizukommen und haben daher Bespritzungen bereits befallener Kulturen nur insofern
Wert, als sie Neuinfektionen verhindern.
Phytophthora infestans. 43
Phytophthora infestans auf Kartoffel und Tomate;
., fagi befällt besonders die Keimpflanzen verschiedener
Bäume ;
,, cactorum auf Kakteen und verschiedenen anderen
Pflanzen ;
,, sjTingae auf Flieder, insbesondere Treibflieder;
Plasmopara viticola auf der Weinrebe;
ribicola auf Johannisbeere:
., nivea auf Doldenblütlern, wie Mohrrübe, Petersilie usw.;
., cubensis auf Gurke. Melone und Kürbis;
Bremia lactucae auf Salat (Lactuca), Artischocken u. a. Korbblütlern;
Peronospora Schleideni auf Lauch- und Zwiebel- (Allium-) Arten;
,, Jaapiana auf Rhabarber;
,, Schachtii auf Runkel- imd Zuckerrübe;
,. spinaciae auf Spinat :
arborescens auf Ölmohn:
parasitica auf Kreuzblütlern;
,, rubi auf Himbeere;
,, fragariae auf Erdbeere;
,, sparsa auf Rosen:
cytisi auf Cytisus laburnum und C. alpinus;
,, valerianellae auf Rapunze (Valerianella oHtoria).
Der Gattung Phytophthora gehört der Erreger der ,,Kartoffel-
krankheif, richtiger der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffeln:
Phytophthora infestans an. Es ist dies einer der wichtigsten Schädiger
landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. Die Kartoffelkrankheit hat, seit
ihrem ersten Auftreten in Europa Mitte vorigen Jahrhunderts, mehrere
Jahrzehnte hindurch im Mittelpunkt des phytopathologischen Interesses
gestanden und gehört heute zu den beststudierten Krankheiten. Es kann
genügen, mit den wesentlichsten Ergebnissen dieser Arbeiten bekannt zu
werden.
Die Krankheit befällt Laub, Triebe und Knollen; sie tritt gewöhnhch
zuerst zur Blütezeit oder kurz nachher auf. Auf den Blättern zeigen sich,
besonders an der Spitze und an den Rändern, zuerst braune, später schwärz-
liche Flecke, welche, wenn die Witterungsverhältnisse der Krankheit günstig
sind, täghch größer und zahlreicher werden (Abb. 11,. Fig. 4). Auf den
Blattunterseiten beobachtet man einen schmutzigweißen Schimmel, der
anfänghch die ganze Fleckenfläche bedeckt, mit dem Absterben der Gewebe
jedoch in der Mitte der Flecke verschwindet und bei ihrem Größerwerden
mit ihrem Außenrande fortschreitet. Später bekommen auch die Stengel
schwärzliche, sich mehr oder weniger schnell vergrößernde Flecke. — Bei
trockenem Wetter verdorren die befallenen Pflanzenteile, während sie
bei feuchtem Wetter schlaff werden und faulen. Es macht sich in diesem
Falle schon bei Annäherung an ein erkranktes Feld ein fauliger, muffiger
Geruch bemerkbar. — Die Knollen pflegen nur bei starkem Auftreten der
Krankheit zu erkranken. Auf der Schale zeigen sich dann eingesunkene,
unregelmäßig dunkle Flecke, unter denen das Fleisch, wenn auch nicht
gerade sehr tief reichend, stark gebräunt ist. Die Krankheit kann sich über
die ganze Knolle ausbreiten, das Fleisch bleibt aber hart, lückenlos und
saftig; erst durch das Hinzutreten anderer Fäulniserreger (s. S. 17) ent-
stehen Naß- und Trockenfäulen.
44 Siebentes Kapitel.
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die Schimmelrasen aus
wenig verzweigten bis 1 mm hohen Konidienträgern bestehen, welche auf
der Unterseite der Blätter einzeln oder in kleinen Büscheln aus den
Spaltöffnungen (auf den Blattrippen auch zwischen den Epidermiszellen)
hervorbrechen (Abb. 11, Fig. 5). Sie sind farblos, ohne Querwände und
erscheinen stellenweise etwas beulig aufgetrieben. — Die zitronenförmigen
Sporen werden stets an der Spitze des Trägers oder eines Astes gebildet,
worauf dieser weil erwächst und sie zur Seite drängt; sie fallen sehr leicht
ab; ihre ehemaligen Ansatzstellen kennzeichnen sich durch die genannten
Auftreibungen des Trägers. Bei der Keimung, welche in einem Wasser-
tröpfchen innerhalb weniger Stunden erfolgen kann, verhalten sich die
Sporen meist wie Sporangien: der plasmatische Inhalt scheidet sich in
vier bis sechszehn gleich große Teile, welche durch ein Loch an der Spitze
der Konidie als Schwärmsporen austreten (Abb. 11, Fig. 8). Die Schwär-
mer setzen sich nach einer gewissen Zeit, welche je nach der Witterung
20 Minuten bis 20 Stunden beträgt, fest und treiben einen Keimschlauch
in die Unterlage hinein (Abb. 11. Fig. 9), wo sie sich, falls diese ein Teil einer
Kartoffelpflanze ist, zu einem neuen Mycel entwickeln. Seltener ist es. daß
die Konidien von Phytophthora infestans sich wie eine gewöhnliche Spore
verhalten und unmittelbar mit einem Schlauch auskeimen (bei trockenem
Wetter). — Im Innern der Blätter wuchern reichlich die dicken Mycel-
schläuche, welche keinerlei Querwände aufweisen. Wie bei allen Perono-
sporineen lebt dieses Schlauchmycel in den Interzellularen und treibt
Saugsenker zum Zwecke der Nahrungsentnahme (Haustorien) in das
Zellinnere. Das Mycel findet sich aber nur innerhalb des noch lebenden
G^ewebes, während in dem völlig abgetöteten Gewebe der Pilz ebenfalls
abgestorben ist. — Das gleiche charakteristische Mycel kann durch die
mikroskopische Untersuchung auch in den gebräunten Partien der Knollen
nachgewiesen werden. Legt man eine solche Knolle durchgeschnitten in
eine feuchte Kammer, so sieht man auch die typischen Konidienträger
sich auf dem infizierten Kartoffelgewebe entwickeln. In der Natur tritt
dieser Vorgang u.U. bei feuchter Lagerung oder bei Verwendung der be-
fallenen Knollen als Pflanzgut ein, im allgemeinen werden aber Fruchtträger
auf den Knollen nicht gebildet.
Die Weiterverbreitung der Krankheit geschieht während des Sommers,
wie schon gesagt wurde, durch die Konidien und die aus diesen entwickelten
Schwärmsporen. Leicht erklärlich ist es auch, daß von der ungeheuren
Menge der produzierten Schwärmsporen ein Teil auf den Erdboden ge-
langt und von da seinen Weg durch herabspülenden Regen zu den Knollen
findet und diese infiziert. — Die Überwinterung des Pilzes geschieht bei
uns wohl ausschließlich in Form eines Dauermycels in den erkrankten
Knollen. Geschlechtlich erzeugte Dauersporen (Oosporen) sind bei Phy-
tophthora infestans, im Gegensatz zu ihren Verwandten, trotz alles SuChens
nicht nachgewiesen worden. Einwandfrei bewiesen ist hingegen, daß das
in den verseuchten ELnoUen enthaltene Mycel in die jungen, unterirdischen
wie oberirdischen Sprosse überzugehen vermag und dadurch den Nach-
wuchs infiziert (vgl. Melhus, J. E., The perennial mycelium of Phytophthora
infestans. — Zentralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde II. Abt.
Bd. 39, 1913, S. 482). Ob neben dieser noch eine andere Überwinterungs-
form vorhanden ist, steht noch nicht mit voUer Sicherheit fest.
Es wurde schon oben darauf hingewiesen, daß die Kartoffelkrankheit
Phytophthora infestans. 45
unter gewissen Witterungsverhältnissen nicht sehr gefährhch auftritt.
Phytophthora infestans verlangt viel Feuchtigkeit und mäßige Wärme,
während ihr heißes und trockenes Wetter nicht zusagt. Man nimmt an,
daß die Heimat dieses Pilzes im südlichen Chile zu suchen ist, woselbst
derartige klimatische Verhältnisse hen^schen.
Die Kartoffelkrankheit ist zweifellos zu Begmn der zweiten Hälfte
des vorigen Jahrhunderts weit schädigender aufgetreten als heutzutage.
Das ist zum guten Teil auf die seither gelungene Züchtung und den Anbau
widerstandsfähiger Sorten zurückzuführen. Wie stets bei Immunitäts-
fragen, so ist aber auch hier zu bedenken, daß die Widerstandsfähigkeit
einer Sorte nicht unter allen Boden- und Klimaverhältnissen die gleiche
ist. Hinzu kommt, daß für den Anbau nicht nur die Festigkeit gegen
Phytophthora infestans entscheidend ist, sondern auch andere Eigen-
schaften der betreffenden Sorte, z. B. Ertragsfähigkeit, Geschmack, Krebs-
festigkeit usw. maßgebend sind. Laut Appel (Flugbl. B. R. A. Nr. 61)
leiden im allgemeinen späte Sorten weniger als frühe Sorten, was zum Teil
darauf zurückzuführen ist, daß dieselben erst in ein anfälliges Alter ein-
treten, wenn die klimatischen Verhältnisse in der Regel der Entwicklung
der Phytophthora nicht mehr günstig sind. Appel (a. a. O.) gibt als ziemlich
widerstandsfähig die Formengruppen der Wohltmann und Silesia, sowie
die neueren Sorten Athyk, v. Ravenstein und Gerlach an, als wenig wider-
standsfähig wird die Magnum bonum und die Imperatorgruppe, sowie
Dabersche und Kaiserkrone genannt. Eriksson und Grevillius (Die Pilz-
krankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen) führen hingegen
gerade als eine der immer, noch am höchsten geschätzten Kartoffelsorten
die Magnum bonum an und nennen als neuere wertvolle Sorten Königin
Carola (frühe Speisekartoffel), Up to date (mittelfrühe Speisekartoffel)
und Märcker (mittelspäte Industriekartoffel). Von anderer Seite werden
u. a. Reichskanzler und Simson als widerstandsfähig genannt. — Der Grund
für die Widerstandsfähigkeit einer Sorte kann entweder in der Beschaffen-
heit der Korkhaut der Knolle bzw. der Epidermis der oberirdischen Pflan-
zenteile oder in den inneren Eigenschaften der Pflanze liegen. Impfversuche
an Kartoffeln, deren Schalen entfernt worden waren, scheinen zu zeigen,
daß innere Ursachen die Widerstandsfähigkeit bedingen.
Die Maßnahmen gegen die Kartoffelkrankheit bestehen zunächst in
der Beschaffung eines gesunden Pflanzgutes. Man benutze von den auf
einem schwer erkrankten Felde geernteten Kartoffeln auch nicht die
anscheinend gesunden Knollen zur Aussaat. Das Einlegen kranker Knollen
in Kupfervitriollösung ist kein geeignetes Mittel, um dieselben zur Nach-
zucht geeignet zu machen, weil eine Beize den Pilz im Innern der Knollen
nicht abzutöten vermag. Man treibe Wechselwirtschaft, baue widerstands-
fähige Sorten an, wähle zum Anbau nur einen zur Kartoffelkultur geeig-
neten Boden (trockenen Sand- oder stark sandigen Lehmboden) und ver-
meide streng frischen Stalldünger. — Die Gefahr» für die Knollen läßt sich
(lt. Appel, Flugbl.) diuTh häufigeres und höheres Anhäufeln herabsetzen.
Zur direkten Bekämpfung der Kartoffelkrankheit hat sich die Kupfer-
kalkbrühe bewährt. Eine (zwei- bis) dreimalige Bespritzung der Kartoffel-
pflanzen mit einer 2%igen Brühe gibt einen ziemlich sicheren Schutz. Die
erste Bespritzung soll etwa Mitte Juni bzw. in Gegenden, in denen man
infolge wiederholten Auftretens des Pilzes über Erfahrungen bezüglich
des Zeitpunktes desselben verfügt, etwa eine Woche vor diesem stattfinden.
46 Siebentes Kapitel.
Die zweite und dritte Bespritzung hat in Abständen von je drei bis vier
Wochen zu folgen. — Wieweit diese Bespritzungen wirtschaftHch rentabel
sind, muß von Fall zu Fall entschieden werden. Sicher wird dies stets in
Saatgutwirtschaften und in Gegenden, in denen die Krankheit ziemlich
regelmäßig auftritt, der Fall sein. — Bezüglich der Wirksamkeit der Ersatz-
mittel für Kupferkalkbrühe, z. B. Perocidbrühe und Nosperal (Höchster
Farbwerke), bei der Bekämpfung der Kartoffelkrankheit sind Versuchs-
ergebnisse noch nicht bekannt geworden.
Erkrankte Knollen sind nur von einer beschränkten Haltbarkeit.
Zw^ar hat die Phytophthora selbst, wie oben schon dargelegt wurde, nicht
die Fähigkeit, tief ergehende Fäulniserscheinungen hervorzurufen, die er-
krankten Gewebe stellen aber eine ^roße Gefahr als Eingangspforten für
die Erreger der Naß- und Trockenfäulen dar. Um den dadurch möglich
werdenden Schaden zu vermeiden, ist sorgfältigstes Einlagern der von
einem erkrankten Acker stammenden Kartoffeln erforderlich: kranke
Knollen sind sorgfältig auszulesen und baldigst zu verwerten, die gesunden
Kartoffeln, sind kühl und trocken einzulagern.
Für den Gärtner ist von Wichtigkeit, daß Phytophthora infestans
auch auf einige andere Pflanzen überzugehen in der Lage ist. Von be-
sonderem Interesse ist das Auftreten dieses Pilzes auf der Tomate. Blätter
und Triebe zeigen das gleiche Krankheitsbild wie diejenigen erkrankter
Kartoffelpflanzen. Bisweilen befällt die Krankheit aber auch die Tomaten-
früchte; dieselben zeigen dann anfangs gelbliche, später schwarzwerdende
und in Fäulnis übergehende Flecken. Ob das Mycel in diesem Fall in den
Samen überwintert, ist noch nicht einwandfrei erwiesen, jedoch erzieht
man aus den Samen kranker Pflanzen stets nur einen schwächlichen Nach-
wuchs. — Die Bekämpfung der Tomaten-Krautfäule ist in der Haupt-
sache der geschilderten der Kartoffelkrankheit ähnlich. Empfohlen wird
ein wiederholtes vorbeugendes Bespritzen mit einer 1 %igen Kupferkalk-
brühe. Weitere Vorsichtsmaßregeln sind: nicht zu enges Pflanzen und
gegebenenfalls reichliches Lüften der Häuser. Auch das Vorkommen von
Phytophthora infestans auf Petunia violacea und einer Schizanthus-Art
ist bemerkenswert.
Zu Phytophthora gehört ferner eine Gruppe von vier einander sehr
nahe verwandten Arten: Ph. fagi, Ph. cactorum, Ph. sempervivi und Ph.
syringae, von denen die drei erstgenannten von de Bary als Phytophthora
omnivora zusammengefaßt worden sind. Nach neueren Untersuchungen
lassen sich aber alle vier Arten sehr wohl auch morphologisch voneinander
unterscheiden.
Phytophthora fagi ist Erreger einer Keimlingskrankheit besonders
der Buchen, aber auch anderer Laub- und Nadelhölzer. Die Keimpflänz-
chen, welche von Phytophthora fagi befallen sind, werden entweder schon
im Boden von den Würzelchen aus schwarz oder zeigen an den Stengeln
unterhalb oder oberhalb der Cotyledonen oder an letzteren selbst, seltener
an den ersten Blättchen, dunkle Flecken; später fallen sie um. verfaulen,
wenn feuchtes Wetter vorherrschend ist, oder werden rotbraun und ver-
trocknen, wenn trockenes Wetter eintritt.
Das mikroskopische Bild zeigt ein interzellulares Mycel, welches nach
außen (entweder durch die Spaltöffnungen oder mittels Durchbrechung
von Epidermis und Kutikula) Konidienträger entsendet. An letzteren
werden leicht abfallende Konidien abgeschnürt, welche entweder un-
Phytophthora cactorum. 47
mittelbar mit einem Keimschlauch keimen oder bei der Keimung Schwärm -
sporen entlassen. Außerdem entwickelt Phytophthora fagi in den Inter-
zellularen des Nährpflanzengewebes geschlechtlich erzeugte, dickwandige,
kugelige Oosporen.
Die Krankheit tritt besonders in regenreichen Frühjahren auf. Die
Erhaltung des Krankheitserregers geschieht durch die Oosporen, welche
mit den verfaulenden Pflanzenteilen in den Boden gelangen, wo sie
jahrelang am Leben bleiben können. Die Weiterverbreitung geschieht
durch die ungeschlechtlich erzeugten Sporen. Die Krankheit findet sich
sowohl in Saatkämpen wie in natürhchen Verjüngungen und greift außer-
ordentlich schnell um sich. — Es haben unter Phji:ophthora fagi die
Keimpflanzen von Buchen und Ahorn, sowie von Kiefern, Weymouths-
kiefern, Fichten, Tannen, Lärchen und einigen anderen Nadelhölzern zu
leiden. Die Bekämpfung der Krankheit dürfte wohl nur in den »Saatbeeten
möglich sein und sich auch dort in der Hauptsache auf allgemein hygienische
Maßnahmen beschränken. Als solche sind laut Neger zu nennen : Vermei-
dung verseuchter Saatkämpe (die aber sehr wohl zur Verschulung ver-
wendet werden können, weil der Pilz nur Keimlinge bedroht). Entfernung
der toten und kranken Keimlinge — womöglich tägliche Revision der
Saatbeete — , Beseitigung künstlicher Beschattungsvorrichtungen, da
Feuchtigkeit die Entwicklung des Pilzes befördert. Außerdem soll Durch-
glühen des verseuchten Bodens — durch Verbrennen von dürrem Reisig
— infolge Vernichtung der Konidien nützen. Lt. de Bary werden ferner
(von Phytophthora omnivora s. 1.) befallen, die Keimpflänzchen von:
Oleome violacea, Alonsoa caulialata, Schizanthus pinnatus, Gilia capitata,
Fagopyrum marginatum und F. tataricum und Clarkia elegans.
Phytophthora cactorum (Abb. 11, Fig. 3) steht morphologisch der be-
schriebenen Ph. fagi außerordentlich nahe. Das Vorkommen dieses Pilzes ist
sehr verschiedenartig. Derselbe befällt Kakteen verschiedener Altersstufen,
sie in Fäulnis versetzend ; er konnte künstlich übertragen werden auf Zweige
von Liguster, Jasmin, Forsythia, Crataegus, Fagus und Flieder sowie auf
Keimlinge von FagopjTum esculentum und Clarkia pulchella. Ferner
befällt Phytophthora cactorum die Veredlungen der Apfelbäume (z. B.
beobachtet bei Danziger Kantapfel und Bismarckapfel), dieselben zum
Absterben bringend. Sie erregt außerdem eine weit verbreitete Fäule der
Erdbeeren, bei der dieselben ihre rote Farbe verlieren, braun werden und
eine zähe, gummiartige Konsistenz erhalten. Schließlich ist sie auch die
Ursache von Kernobstfäulen, nämlich einer Birnenfäule, bei der das
erkrankte Fruchtfleisch aber nicht breiig, sondern hart wird und langsam
vertrocknet, und einer Apfelfäule.
Eine Phytophthora omnivora de By., deren Konidien in der
Form aber zwischen denen dieser Art und der Ph. syringae stehen, beob-
achtete Osterwalder auf Aster chinensis-Hybriden (Landwirtschaftliches
Jahrbuch der Schweiz XXXI, 1917).
Phytophthora sempervivi ist nur von geringer Bedeutung, um so mehr
interessiert Phytophthora syringae. Dieser Pilz ruft eine Zweig- und
Knospenkrankheit des Flieders, besonders während des künstlichen Treibens
hervor (vgl. die ausführliche Studie von Klebahn, Krankheiten des Flieders,
Berlin 1909). An dem erkrankten Flieder bleibt, sobald das Treiben be-
ginnt, ein Teil besonders der die Blütenrispen entwickelnden Knospen
aus, oder Blütenrispen, die sich eben entfaltet haben, verkümmern und
4g Siebentes Kapitel.
sterben ab. Die Rinde der erkrankten Zweige bräunt sich von der Spitze
bis in das über den obersten gesunden Knospen liegende Internodium,
schrumpft ein und setzt sich scharf gegen das gesunde grüne Gewebe ab.
Die im Bereich des braunen Rindengewebes hegenden Knospen sind gleich-
falls außen und innen gebräunt und abgestorben. Besonders häufig ist
der Fall, daß die Endknospen und die folgenden drei bis vier Internodien
in dieser Weise verändert und getötet sind; es kommen aber auch Fälle
vor, in denen zwar die Endknospen gesund sind, an den unteren Teilen
aber sich gebräunte und geschrumpfte Rindenpartien mit abgestorbenen
Knospen finden. Es können am gleichen Zweig sogar mehrere kranke,
durch gesunde Gewebe getrennte Partien auftreten.
Die mikroskopische Untersuchung des Rindengewebes zeigt in den
Interzellularen charakteristische knorrig oder geweihartig verästelte, nicht
quergeteilte oder stellenweise mit halbkugeligen Zwischenwänden ver-
sehene Hyphen, welche fadenförmige Haustorien in die Zellen entsenden.
Sehr bezeichnend sind ferner die kugeligen oder rundlich ovalen Oosporen,
welche sich in den großen Interzellularspalten der Rinde, im Siebteil der
Gefäßbündel, am zahlreichsten aber in den erkrankten Knospen, und zwar
besonders reichlich in den Anlagen der Blüten finden.
Andere Vermehrungsorgane als die Oosporen sind auf dem natür-
lichen Substrat bis jetzt nicht beobachtet worden. Hingegen gelang es
zuerst Klebahn (a. a. 0.), bei der Kultur im hängenden Tropfen nach Koni-
dienart gebildete, Schwärmsporen entwickelnde Sporangien nachzuweisen.
Die Schwärmsporen dürften die Hauptverbreiter der Krankheit sein.
Durch Versuche wurde festgestellt, daß dieselben in der Lage sind, sonst
unbeschädigte Knospen zu infizieren, zu töten und in ihnen Mycel mit
Oosporen zu entwickeln, und daß sie die unteren Stamm- und Rindenteile
befallen können, wenn Verletzungen vorhanden sind. — In den Gärtnereien
werden abgeschnittene lo-anke Zweige oft achtlos fort geworfen, auch brechen
abgestorbene Knospen leicht ab und fallen zu Boden. Auf diesem ent-
wickeln sich dann bei nassem Wetter entweder aus dem saprophytisch
weiterlebenden Mycel und sicher auch aus den Oosporen Schwärmsporen.
So kommt es, daß der Boden in den Gärtnereien öfters mit solchen durch-
seucht ist. Wird nun der Topfflieder während der Ruheperiode schräg-
gelegt und womöglich noch mit Laub bedeckt, so können die dem Erdboden
nahe kommenden feucht gehaltenen Knospen, aber auch kleine, bei diesen
Arbeiten entstehende Abschürfungen der Rinde, von den Schwärmsporen
infiziert werden.
Infektionsversuche ergaben, daß der Pilz außer Sjo-inga vulgaris
auch Syringa persica, Ligustrum vulgare, Jasminum nudiflorum und
Forsythia viridissima befallen kann.
Die Bekämpfung der Krankheit erfordert sorgfältiges Entfernen und
Verbrennen der erkrankten Pflanzenteile. Die Lagerung der Pflanzen
während des Winters ist so vorzunehmen, daß die Knospen dem Erd-
boden nicht zu nahe kommen, außerdem halte man die Pflanzen während
dieser Zeit möglichst trocken. Verletzungen der Rinde (beim Verladen
usw.) sind nach Möglichkeit zu vermeiden.
Die Gattung Plasmopara ist von großer Wichtigkeit. Zu ihr gehört
der Erreger der ..Peronospora-Krankheit" der Weinrebe: Plasmopara
(Peronospora) viticola.
Plasmopara.
49
Die „Peronospora'S wie der Weinbauer sie zu nennen pflegt, der falsche
Mehltau des Weinstockes, die Blattfall- oder Lederbeerenkrankheit ist, wie
Abb. 12.
Vom falschen Mehltau zerstörte Trauben. Flugbl. B. R. A.
mancher andere Kulturschädling, aus iVmerika nach Europa verschleppt
worden und hier vor 1878, in größerer Menge wenigstens, nicht aufgetreten.
Höster. mann-Noack , Pilzparasitäre Krankheiten. j
50
Siebentes Kapitel.
Die Krankheit befällt Blätter, Triebe, Gescheine und Trauben. —
Die Blätter bekommen anfänglich blaßgelbliche Flecke (die sogenannten
,, Ölflecke"), welche sich vergrößern, braun und trocken werden; sie sterben
frühzeitig und fallen ab. Auf der Unterseite der Blätter kommt ein ziemlich
fest sitzender weißer Schimmel zum Vorschein (Abb .13). Die befallenen Triebe
werden faulig und schimmlig und krümmen sich nach unten ein. Gescheine,
welche von der Krankheit ergriffen sind, faulen von der Spitze her ab
und zeigen gewöhnlich auf den Fruchtknoten einen weißen Schimmel-
überzug. An den Trauben erzeugt Plasmopara viticoia'die Erscheinungen
der sogenannten Lederbeerenkrankheit, bei Avelcher die grünen Beeren
zunächst blaugraue Flecke bekommen, schlaff, faltig und braun werden
und schließlich abfallen (Abb. 12). — Die Krankheit hat seit dem Jahre 1905
einen entschieden bösartigeren Charakter angenommen: trat sie bis zu
dieser Zeit in der Haupt-
sache als Blattfallkrankheit
und nur gelegentlich als
Lederbeerenkrankheit auf,
so hat sie seit diesem Zeit-
punkt durch das Ergreifen
der Triebe und ganz jun-
gen Trauben auf weite
Strecken einen außeror-
dentlich schweren Schaden
angerichtet.
Die mikroskopische
Untersuchung zeigt, daß
die Schimmelrasen auf den
Blattunterseiten aus Ko-
nidienträgern bestehen,
welche das Mycel in Bün-
deln von drei bis acht Stück
durch die Spaltöffnungen
an die Oberfläche entsendet
(Abb. 14 und 15). Nur
selten kommt es vor, daß
solche Konidienträger aus
den wenigen Spaltöffnun-
gen hervorbrechen, welche
sich auf der Blattoberseite befinden. Die Konidienträger ragen 0,25 bis
0,85 mm hervor, sind in ihrem obersten Drittel reichUch verzweigt und
schnüren ovale Konidien mit breit abgerundetem Scheitel ab. Das Mycel
lebt interzellular, ebenso werden interzellular in dem absterbenden Gewebe
außerordentlich zahlreiche Oosporen gebildet. Diese sind kughge, meist
glatte Gebilde mit dicker, glänzender Innenhaut und sehr dünner, heller
Außenhaut. — Die Oosporen keimen mit einem kurzen Keimschlauch,
der sofort wieder eine Konidie bildet (vgl. Sorauer 1921, Bd. II, S. 200).
Die Konidien keimen, indem aus ihnen vier bis acht Schwärmsporen
ausschlüpfen.
Die Überwinterung geschieht wahrscheinlich ausschließlich vermittels
der Oosporen. Die Blätter, in denen sich dieselben befinden, zerfallen
während des Herbstes und Winters, wodurch die Oosporen frei werden.
Abb. 13.
Rebenblatt mit Peronospora-Rasen auf der Unterseite.
Plugblatt B. R. A.
Plasmopara.
51
Dann gelangen dieselben durch emporspritzende Regentropfen auf die
(untersten) Blätter, wo die Keimung erfolgt. Außerdem überwintern Mycel
und Oosporen in den über den Winter erhalten bleibenden Teilen des
Rebstockes. — Die Weiterverbreitung während des Sommers geschieht
durch die in ungeheurer Menge erzeugten Konidien.
Die Blätter werden fast ausschließlich durch die Spaltöffnungen der
Blattunterseiten infiziert, indem in diese der von den Schwärmsporen
entwickelte Keimschlauch .eindringt. Die wenigen Spaltöffnungen der
Blattoberseite kommen als Eingangspforten der Infektion kaum in Betracht,
wohl aber auf dieser befindliche Verletzungen, welche z. B. durch Hagel-
schlag hervorgerufen werden können^), ferner die Spaltöffnungen der
Beeren und der anderen Teile der Rebe.
Über die äußeren Umstände, welche die Infektion befördern, sind in
neuerer Zeit eingehende Untersuchungen angestellt worden, welche auch
Abb. 14.
Fruchtträger aus einer Spaltöffnung der Blatt-
unterselte hervorkommend. Flugbl. B.K. A.
Abb. 1.5.
Lupenbild eines Peronospora-Kasens. Flugbl. B. R. A.
praktisch von großer Bedeutung sind. [Das Ergebnis derselben ist die Auf-
stellung vollständiger Inkubationskalender, also die praktische Voraus-
bestimmung des Auftretens der Krankheit und damit des richtigen Zeit-
punktes zum Spritzen (vgl. Karl Müller, Rebschädlinge und ihre neuzeit-
liche Bekämpfung, Karlsruhe i. B. 1918). Man kann diese Vorausbestim-
mung des Auftretens der Krankheit auch auf eine sehr einfache Art und
Weise selbst vornehmen: entnimmt man tägUch Blätter, die infolge ihrer
Ölflecke peronosporaverdächtig sind, legt dieselben in eine ,, feuchte Kam-
mer" und stellt sie an einen warmen Ort (bei etwa 25 bis 30° C), so treten,
faUs die betreffenden Blätter infiziert sind, meist schon innerhalb 24 Stunden
die weißen Pilzrasen auf, da bei der erhöhten Temperatur und in der
^) Vielleicht ist auf diesen üm.stand das von einigen Beobachtern angegebene sehr
starke Auftreten des falschen Mehltaus nach voraufgegangenem Hagelwetter zurück-
zuführen.
4*
52 Siebentes Kapitel.
feuchten Luft der Ausbruch der Krankheit bedeutend schneller vonstatten
geht, wie unter den natürlichen kaum jemals so extrem günstigen Bedin-
gungen. Spritzt man in diesem Falle sofort die Reben in der unten be-
zeichneten Weise, so hindert man die Krankheit, sich bei dem unmittel-
bar bevorstehenden Ausbruch weiter auszubreiten.
Die Bekämpfung der Krankheit erfordert die Durchführung folgender
allgemein hygienischer Maßnahmen: im Herbst vorzunehmendes Ent-
fernen und Verbrennen des abgefallenen Laubes und der befallen ge-
wesenen Triebe; Vermeiden zu engen Pflanzens; Niederhaltung des Un-
krautes; frühzeitige Entfernung der Wasserschosse. Der Anbau besonders
empfindlicher Sorten (lt. Müller a. a. O. z. B. : Gutedel. Portugieser, Trol-
linger u. a.) ist zu vermeiden. Die Hauptsache aber ist die Bespritzung
mit Kupferkalkbrühe oder deren Ersatzmitteln. Es ist dabei zu beachten,
daß die Wirkung dieser Bespritzung eine vorbeugende ist: sie soll einmal
die Infektion durch LTnterbindung der Keimung bzw. Abtötung des
Keimschlauches verhindern und zweitens der Ausbreitung der Krankheit
durch Vernichtung der oberflächlich erscheinenden Konidienträger und
Konidien entgegenwirken. Demzufolge ist die Bespritz luig zunächst möglichst
frühzeitig auszuführen und, je nach den L^mständen, ein bis mehrere Male
im Laufe des Sommers zu wiederholen. Die erste wie die zweite Spritzung
geschehe, wenn möglich, noch vor der Rebblüte, die erste etwa um den
20. bis 25. Mai, die zweite 14 Tage bis drei Wochen später. Die dritte
Bespritzung hat dann sofort nach der Blüte einzusetzen, was in der Regel
Ende Juni der Fall sein dürfte^). Nur in ausgesprochenen Peronospora-
Jahren könnte eine vierte Bespritzung nötig werden. — Bei der Durch-
führung der Spritzarbeit ist zu beachten, daß alle grünen Teile der Rebe
gleichmäßig, die Blätter aber besonders auf den U^nterseiten getroffen
werden. — Als Ersatz für Kupferkalkbrühe sind in neuester Zeit besonders
Perocid- und Nosperal-Brühe empfohlen worden. — Bei sorgfältiger Durch-
führung der angegebenen Bekämpfungsmaßregeln wird es gelingen, die
Peronospora in erträglichen Grenzen zu halten.
Von den Gattungsgenossen der Plasmopara viticola seien nur PI.
ribicola, PI. nivea und PI. cubensis, als die gärtnerisch wichtigsten Arten,
bssprochen.
Plasmopara ribicola befällt die Blätter der Johannisbeeren. Auf
denselben zeigen sich bleiche Flecke, auf deren Unterseite sehr lockere,
weiße Pilzrasen erscheinen. Die Krankheit ist nicht häufig, zu ihrer Be-
kämpfung sind die weiter unten angegebenen Maßnahmen sinngemäß
anzuwenden.
Plasmopara nivea verursacht auf Doldengewächsen — Umbelliferen —
wie Möhren, Pastinak, Kerbel, Kümmel, Petersilie und Sellerie den falschen
Mehltau. Auf den Blättern entstehen anfangs bleiche, später braun
werdende und vertrocknende Flecke, auf deren Unterseite ein weißer
Schimmel zutage tritt. — Der Schimmel besteht aus den in Büscheln aus
den Spaltöffnungen hervorbrechenden Konidienträgern, an denen die
Sommersporen abgeschnürt werden. Außerdem finden sich in den Inter-
zellularen zahlreiche kugelige Oosporen mit dünner, glatter oder undeutlich
^) Gesetzliche Bestimmungen, die Bespritzungen an ganz bestimmten Tagen vorzu-
nehmen, haben zwar den Vorteil leichter Kontrolle, treffen aber, da sie die für das Auf-
treten der Peronospora maßgetenden Witterungsverhältnisse außer acht lassen, kaum das
Richtige.
Plasmopara. — Bremia. 53
Avarziger, schwach bräunhcher Membran, mit deren Hilfe der Pilz über-
wintert.
Im Gartenbau sind znr Bekämpfung der falschen Mehltaupilze folgende
Maßnahmen zu ergreifen (wodurch natürlich die besonderen Vorschriften,
welche beim Kartoffelpilz und bei der Reben-Blattfallkrankheit gegeben
wurden, nicht berührt werden):
1. Sorgfältige Vernichtung der Emterückstände, sowie besonders
tiefes Umgraben des Bodens nach der Ernte.
2. Vermeiden des Wiederanbaues der betreffenden Pflanze oder einer
nahen Verwandten, die von dem gleichen Pilz befallen wird, auf
dem kranken Boden während mehrerer Jahre.
3. Vermeiden, von kranken Pflanzen Saatgut zu gewinnen i).
4. Vorbeugendes Bespritzen der Pflanzen mit l%iger Kupferkalk-
brühe oder deren Ersatzmitteln.
Plasmopara cubensis befällt Gurke, Melone und Kürbis. Das Krank-
heitsbild ist sehr charakteristisch: auf den Blättern entstehen eckige, in
der Regel durch die Blattnerven scharf begrenzte Flecke von anfangs
gelblicher, später brauner Farbe. Auf der Unterseite der Flecken tritt
ein violettgrauer Schimmelrasen auf. Bei stärkerem Auftreten vertrocknen
die Blätter vollständig, und die Pflanzen gehen ein. — Die Schimmelrasen
bestehen aus den bekannten Konidienträgern. Wintersporen werden im
Innern der Pflanze gebildet.
Die Krankheit, welche in gleicher Weise in Gewächshauskulturen und
im Freiland auftritt, zählt zu den gefährlichsten Gurkenkrankheiten. Sie
hat in Nordamerika in geradezu verheerender Weise gehaust, ist aber
auch in Rußland, Ungarn und Österreich und in neuester Zeit auch in
Deutschland beobachtet worden.
Zur Bekämpfung ist die Durchführung der oben angegebenen Maß-
nahmen erforderüch. Man lege Wert auf den Anbau widerstandsfähiger
Sorten, als welche genannt werden: Alle Klettergurken, Erfurter grüne
mittellange, früheste mittellange weichstachelige, Gohath, Erfurter weiße
und grüne Schlangen, chinesische grüne und grünbleibende Schlangen
und weiße Trauben. Leider haben die besten Treibsorten unter der Krank-
heit zu leiden.
Die Gattung Bremia umfaßt eine einzige Art: Bremia lactucae
( = Peronospora ganglif ormis) ; neuere Untersuchungen haben jedoch
ergeben, daß sich dieselbe aus mehreren Rassen zusammensetzt, welche
an verschiedene Gattungen aus der Familie der Compositen als Schma-
rotzer angepaßt sind. Hier interessiert in erster Linie die auf Lactuca
auftretende Krankheit.
Auf den Blättern entstehen anfangs bleiche, dann braune und schwarze,
später, je nach den Witterungsverhältnissen, vertrocknende oder ver-
faulende Flecke, die, wenn die Umstände der Krankheit günstig sind,
große Teile der Blätter einnehmen. Auf der Unterseite dieser Flecke,
seltener blattoberseits, treten feine weiße Schimmelrasen auf. Letztere
werden aus den Konidienträgern gebildet, welche sich dadurch auszeich-
^) Nach der Arbeit von Laiibert: Zur Frage der Übertragbarkeit der Peronosporaceen
mittels der Samen der Wirtspflanze (Gartenflora Jahrg. 68, 1919, S. 175) ist es allerdings
fraglich, ob der Ülsertragung von Peronospora-Erkrankungen durch Samen praktisch Be-
deutung zukommt.
54
Siebentes Kapitel.
nen, daß sich ihre Endverzweigungen zu einer schalenförmigen Platte
verbreitern, deren Rand in zwei bis acht pfriemenförmige Spitzen (Ste-
rigmen) ausläuft, auf denen die Konidien sitzen (Abb. 16). Außerdem
werden in den Interzellularen des Nährpflanzengewebes kleine kugelige
Oosporen gebildet.
Die Krankheit befällt Salatpflanzen aller Altersstufen. Jedoch haben
unter ihr besonders die Keimpflänzchen in den Mistbeeten sowie der
Treibsalat zu leiden. Gefährlich wird die Krankheit nur bei feuchtem
Wetter, während sie bei anhaltend trockenem Wetter vollständig harmlos
verläirEt.- Im ersteren FaUe ist jedoch der angerichtete Schaden u. U
sehr empfindlich.
Bremia lactucae (im früheren weiteren Sinne) befällt, wie schon gesagt
wurde, außer Lactuca die verschiedensten Korbblütler. Besonders inter-
Abb. 16. Bremia lactucae. Konitlienträger mit den charakteristisch ver-
breiterten Astenden (Vergr. 230).
Links: zwei Astenden mit 4 bzw. 5 larrzen bterigmen am Rande, die je eine
Konidie gebildet ha])en. Hechts: keimende Konidie, deren Keimschlauch
hier regelmäßig am Scheitel hervortritt. (Nacli A. Fischer.)
essiert das Vorkommen auf Endivie, Artischocke, Cinerarie und Heli-
chrysum- Arten.
Die Vertreter der Gattung Peronospora finden sich auf zahlreichen
Kulturgewächsen. Sie sind charakterisiert (vgl. auch S. 42) durch reich
verästelte, gewöhnlich blattunterseits aus den Spaltöffnungen hervor-
brechende, kleine Schimmelrasen bildende Konidienträger mit vier- bis
zehnfach gabeliger Krone (Abb. 17, Fig. 1). Das Mycel ist interzellular.
Die Haustorien, welche in die Zellen eindringen, sind in der Regel reichlich
vorhanden, bei manchen Arten (z. B. P. parasitica) sind sie fadenförmig
und erfüllen oft vöUig die ZeUen. Die Konidien werden einzeln an den
Astenden abgeschnürt, sie keimen mit einem Keimschlauch aus (Abb. 17.
Fig. 2). Oogonien werden in den Interzellularen der Nährpflanze gebildet;
in ihnen entsteht je eine derbwandige Oospore, welche erst nach längerer
Bremia. — Peronospora.
00
Ruheperiode im nächsten Frühjahr — soweit bekannt — gleichfalls mit
einem Keimschlauch keimt. Auf die — zum Teil recht schwierigen —
morphologischen Merkmale der Arten einzugehen, dürfte sich erübrigen,
es kann genügen, letztere nach ihren Wirtspflanzen aufzuführen.
P. Schleideni befällt die Blätter der Küchenzwiebel (Alhum cepa) und
der Winterzwiebel (A. fistulosum). auf denselben schmutzig-violette
Schimmelrasen erzeugend.
P. Jaapiana findet sich auf Rhabarber.
P. Schachtii kommt auf Futter- und Zuckerrüben vor, zuweilen
stark verheerend auftretend. Auf der Unterseite der Blätter, welche vor-
zeitig absterben, erscheinen aschgraue oder gelbliche Schimmelüberzüge.
P. spinaciae schädigt den Spinat, dessen Blätter durch trüb-violette
Pilzrasen entstellt werden. — Die auf wilden Chenopodiaceen vorkommende
P. effusa ist nach neueren Untersuchungen von P. spinaciae verschieden
und geht nicht auf Spinat über.
P. arborescens findet sich auf den Blät-
tern des Ölmohnes (Papaver somniferum).
P. parasitica kommt auf zahlreichen
Cruciferen vor. so u. a. auf Senf, Raps,
Rübsen. Leindotter. Rettich, Radieschen.
Kohl und Kraut, Kresse, Goldlack, Levkoje
sowie auf Hirtentäschel. Sie ist häufig mit
Albugo Candida vergesellschaftet.
P. rubi befällt die Blätter der Him-
beeren.
P. fragariae ist ein Schädiger der Erd-
beerblätter. — Vielleicht sind beide Arten Abb. i
unter sich und mit der auf Potentilla vor-
kommenden Peronospora identisch und als
P. potentillae zu bezeichnen.
P. sparsa findet .sich auf kultivierten
Rosen, ist bisher aber nur in Gewächs-
häusern beobachtet worden; richtet dort zuweilen großen Schaden an.
P. cytisi wurde auf den Keimpflanzen des Goldregens (Cytisus labur-
num und CA alpinus) beobachtet, die sie sämthch in wenigen Tagen tötete.
P. valerianellae kommt auf Rapunze (Valerianella olitoria) vor.
Die Bekämpfung aller dieser Arten geschieht nach den S. 53 ge-
gebenen Vorschriften.
Achtes Kapitel.
Die Oomyceten — Chytridüneen und Ancylistineen.
Den beiden letzten Ordnungen der Oomyceten, den Chytridüneen
und Ancylistineen ist gemeinsam, daß sie Formen mit sehr schwachem
oder fehlendem vegetativen Mycel umfassen. Die Stellung, welche man
den beiden Ordnungen im System einräumt, ist eine verschiedene. Ein
Teil der Forscher nimmt an, daßdieselbenauf einer außerordentlich niedrigen
Entwicklungsstufe stehengeblieben sind, und stellt sie demzufolge an den
Beginn der Phycomyceten. Andere hingegen erblicken in dem äußerlich
einfachen Bau' eine' fortschreitende Entwicklung, indem sie annehmen,
daß das Mycel erst im Laufe der Entwicklung durch gewisse Umstände
r. Peronospora nicotianae paoh
pegazzini. Stark vergrößert.
1. Querschnitt eines Blattes, von Mycel
durchwuciiert. mit einem baumartig ver-
zweigten Konidienträger de* Pilzes. 2. Letzte
Verzweigungen des Konidienträgers mit
den Sporen. 3. Eine dickhäutige Oospore,
in einer Interzellulare des Blattes.
56 Achtes Kapitel.
— wohl durch den Übergang zur parasitischen, zum Teil rein endopara-
sitischen Lebensweise — zweckmäßig eingeschränkt (reduziert) worden
ist; sie stellen daher beide Ordnungen an das Ende der Reihe. Der letz-
teren, auch von Engler in seinem Syllabus vertretenen Auffassung sei
hier gefolgt.
Die unterscheidenden Merkmale der beiden Ordnungen wurden schon
in der Übersicht der Oomyceten (S. 38) aufgeführt:
Die Ordnung der Chytridüneen zeigt nur sehr selten ein hyphen-
artiges (gleichwohl einzelliges) Mycel. viel häufiger fehlt dasselbe voll-
ständig. Die Zelle wird entweder ganz zu einem Sporangium oder ent-
wickelt sich durch Teilungen zu einem Sporangienhäufchen (= Sorus).
Im Innern des Sporangium bildet sich durch simultane Teilung des In-
haltes eine große Anzahl Schwärmsporen. Letztere haben eine, selten
zwei Geißeln. Nur einige Gattungen (aus der Familie der Oochytriaceen)
weisen geschlechtliche Sporenbilclung auf: zwei Zellen verbinden sich
unmittelbar oder durch einen Befruchtungsschlauch, und der Inhalt der
einen Zelle fließt in die andere über. Die reifen Oosporen bilden zunächst
wieder Schwärmsporen.
Zur Charakterisierung der hierher gehörigen Familien diene nach-
stehende Übersicht (nach Schröter in Engler-Prantl, Xatürl. Pflanzen-
familien) :
A. Daviersporangien nur ungeschlechtlich gebildet, selten durch Kopu-
lation von Schwärmsporen.
a) Mycel vollständig fehlend.
I. Sporangien immer einzeln, aus der Gesamtmasse des Frucht-
körpers gebildet 1. Olpicliaceae.
II. Schwärmsporensporangien zu Häufchen (Sori) verbunden,
durch Teilung des Fruchtkörpers hervorgegangen:
2. Synchytriaceae.
b) Mycel vorhanden.
I. Mycel in Form feiner vergänglicher Stränge.
a) Mycel nur auf ein einzelnes Sporangium beschränkt; Spo-
rangien nie intercalar am Mycel gebildet :
3. Rhizidiaceae.
b) Mycel weit verbreitet, oft durch mehrere Zellen gehend.
Sporangien terminal und intercalar:
4. Cladochytriaceae.
IL Mycel hyphenartig, beständig 5. Hyphochytriaceae.
B. Geschlechtliche Spore dvirch die Vereinigung zweier Sporangien
gebildet, indem der Inhalt des einen Sporangiums in das andere
übertritt: 6. Oochytriaceae.
Zur Familie der Olpidiaceen gehört als wichtigste Gattung Olpidium,
aus der in erster Linie Olpidium brassicae interessiert. Dieser Pilz ist eine
der Ursachen des L^mfallens oder der Schwarzbeinigkeit der Keimpflanzen
des Kohles. Wichtig ist aber, daß Olpidium brassicae nur einer von den
Erregern dieser Erscheinung ist und daß mehrere andere Pilze ähnliche
Erkrankungen an Setzlingen und Stecklingen hervorzurufen in der Lage
sind (vgl. Pythium de Baryanum). Keimpflanzen oder junge Pflanzen,
welche erst zwei bis drei Laubblätter entwickelt haben, bekommen, wenn
sie von Olpidium brassicae befallen werden, am untersten Teil des Stengels
Olpidiaceen.
57
einen dunkelbraunen, dann schwarz werdenden Fleck, später erweicht die
verfärbte Stelle und vertrocknet, worauf das seines Haltes beraubte Pflanz -
chen umknickt. Man nennt diese Erscheinung Umfallen oder Schwarz-
beinigkeit, auch Wurzelbrand oder schwarze Füße der Keimpflanzen.
In dem erkrankten Gewebe zeigt die mikroskopische Untersuchung im
Innern der Zellen einzelne oder zu mehreren liegende Sporangien. Die-
selben sind kugelrund und ragen mit einem mehr oder weniger langen
Hals aus den Geweben der Nährpflanze hervor; sie entlassen bei der Reife
zahlreiche einzilige Schwärmer (Abb. 18, Fig. 1, 2). Außerdem finden sich
farblose oder blaßgelbe Dauersporen, mit dicker, wenig grobe Warzen
tragender Membran (Abb. 18, Fig. 3, 5).
Olpidium brassicae findet sich im Boden und geht von da aus auf
Keimpflanzen über, welche es durch Eindringen am Wurzelhals infiziert.
Die Krankheit wird durch Feuchtigkeit begünstigt, durch Trockenheit
eingeschränkt ; sie tritt sowohl in den Anzuchtkästen als auch im freien
Lande auf, besonders dann, wenn die Pflanzen zu eng stehen, so daß die
Luft zwischen ihnen stagniert.
Abb. 18. Olpidium brassicae. Stark vergrößert. 1 — 3 in Kohl nacli Woronin. 4 — 5 in Tabak nafh Preissecker.
1 Zellgewebe mit zwei reifen und einem entleerten Zoosporangium. 2 Zoosporen mit Geißel. 3 Zellgewebe
mit Dauersporen und Zoosporangien. 4 Ein Zoosporangium, mehrere Dauersporen. 5 Viele vegetative Pilz-
zellen, oben in der Xachbarzelle einige Dauersporen.
Die Bekämpfung der einmal vorhandenen Krankheit ist schwierig.
Zu empfehlen ist eine mit aller Sorgfalt durchgeführte Bodendesinfektion
(vgl. Kap. 2). Zur Anzucht darf verseuchte Erde mehrere Jahre nicht
mehr Verwendung finden. — Man vermeide von vornherein zu enge Saat
und lichte zu dicht stehende gehörig aus. Auch sorge man für reichliche
Lüftung und Sonnenbestrahlung. Unter Umständen kann das Bestreuen
des Bodens mit Holzkohlenstückchen nützlich sein.
Nahe verwandt mit Olpidium brassicae, wahrscheinhch nur eine
Varietät dieser Art ist Olpidium nicotianae. Dieser Pilz erregt' eine
als Gelbsucht bezeichnete Krankheit der Tabakkeimlinge, bei der die
unteren Blätter der Keimpflanzen ganz oder teilweise vergilben. Außer
Tabak wird auch Portulak von Olpidium nicotianae befallen.
Auf weitere Vertreter der Gattung Olpidium einzugehen dürfte sich
erübrigen.
Die Gattung Olpidiaster enthält keine Arten, welche von besonderem
gärtnerischen Interesse sind. Landwirtschaftlich ist von Bedeutung Olpi-
diaster (= Asterocystis) radicis, der Erreger des Flachsbrandes oder
Wurzelbrandes des Flachses. Die unteren Blätter der von dieser Krankheit
58 Achtes Kapitel.
befallenen jungen Pflänzchen vergilben. Der Stengel wird schlaff und fällt
um. An der Wurzel fallen die äußerste ji Verzweigungen durch ihr glasiges
Aussehen auf und brechen leicht ab.
Die Krankheit tritt im Mai, seltener Anfang Juni an zerstreuten
Flecken in den Flachsfeldern auf. Bei feuchter Witterung ergreift die
Krankheit leicht das ganze Feld, bei Eintritt trockener Witterung können
sich jedoch die leichter erkrankten Pflanzen wieder erholen. — Mikro-
skopisch sind in den Wurzelgeweben die Zoosporangien bzw. die Dauer-
sporen des Schmarotzers nachzuweisen.
Als Gegenmaßnahme ist einzig zu empfehlen, auf verseuchtem Boden
während der nächsten sieben bis zehn Jahre keinen Flachs anzubauen. —
Außer Flachs werden, allerdings selten, Raps, Rübsen, sowie Kohl- und
Krautarten von der Krankheit befallen; sie könnte also immerhin auch
einmal dem Gärtner zu schaffen machen.
Aus der Familie der Synchytriaceen ist die Gattung Synchytrium
(i. w. S.) von besonderer Bedeutung.
Synchytrium taraxaci tritt auf dem allerdings nur stellenweise als Salat-
pflanze kultivierten Löwenzahn auf. Es erzeugt an Blättern und Stengeln
desselben orangegelbe, warzenartige Knötchen imd ruft auch häufig Ver-
krünnnungen hervor. In den befallenen Geweben sind die Schwärmsporan-
giensori nachweisbar.
Eine andere Ait der Gattung. Synchytrium aureum, findet sich auf
einer großen Anzahl von Gewächsen; uns interessiert besonders das Vor-
kommen auf ]Möhren. Kümmel imd Hopfen. Der Pilz erzeugt auf Blättern
und Stengeln dieser Pflanzen kleine perlähnliche Knötchen, auf denen sich
ein goldgelber Punkt befindet. Das mikroskopische Bild ähnelt dem der
vorigen Art. — Eine Bekämpfimg beider Schädlinge dürfte kein sehr
dringendes Bedürfnis werden.
Die anderen auf wildwachsenden Pflanzen vorkommenden Syn-
chytrium-Arten können übergangen werden, trotzdem es nicht unmögHch
ist, daß die eine oder andere auch einmal Kulturgewächse befällt.
Von außerordentlicher Wichtigkeit ist jedoch das erst im Jahre 1896
entdeckte Synchytrium (Chrysophlyctis) endobioticum (vgl. Flugblatt der
Biologischen Reichsanstalt Nr. 53). Dieser Pilz ist der Erreger des Kartoffel-
krebses, welcher eine der gefährlichsten Kartoffelkrankheiten darstellt.
Die Krankheit befällt in erster Linie die Knollen, nur selten die ober-
irdischen Teile der Pflanzen. Ihr Auftreten wird daher häufig erst bei
der Ernte festgestellt. Das Krankheitsbild ist ausgezeichnet durch typische
Zellwucherungen der Kartoffelknollen, wodurch eigenartige und sehr ver-
schieden gebaute Geschwülste entstehen. Dieselben erscheinen manchmal
nur als Ideine Knoten, erreichen aber bis Walnußgröße und haben eine
warzige Oberfläche; sie sind anfangs von weißlicher Farbe, später werden
sie dunkler bis dunkelbraun (Abb. 19). Bei weiterem Fortschreiten zerklüftet
die Oberfläche, es wird die ganze Knolle von diesem Umwandlungsprozeß
ergriffen, wodurch dieselbe schließlich ein badeschwammartiges Aussehen
bekommt. — Ähnlich sind die an den oberirdischen Organen auftretenden
Geschwülste, welche besonders die Blattknospen befallen.
Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man in den Gewebe-
wucherungen zahlreich die Sporangien des Schmarotzers in Gestalt mehr
oder weniger runder, dickwandiger, gelber Kugeln (Abb. 20).
Synchytriaceen.
59
Durch Zersetzung der Knollen gelangen die Sporangien in den Erd-
boden. Im Frühsommer, bei genügender Feuchtigkeit und sonst günstigen
Entuicldungsbedingungen, keimen dieselben daselbst. Die Membran platzt,
und es schlüpfen zahlreiche einzilige
Schwärmsporen aus ; letztere werfen
aber bald ihre Geißel ab, gehen zur
amoeboiden Bewegung über und
dringen in die unterirdischen Teile
der Kartoffelpflanzen (gern in die
Augen der Knollen) ein. Daselbst -
vermehren sich die Plasmodien durch
Teilung , wandern amoeboid von Zelle
zu Zelle, um schheßlich in jeder
befallenen Zelle ein Sporangium.
selten in einer Zelle mehrere Sporan-
gien. zu bilden. — Die erkrankten
Knollen zerfallen häufig schon
während des Sommers, die Sporen
schlüpfen alsbald aus und vermögen
neue Pflanzen zu infizieren.
Unter diesen Umständen wird der ^ , ,. ,. ,„„ ^ v. f n r ^n»
• T^ 1 1 -i ^t>b. 10. Vom Kartoftelkrebs befallene Knolle.
Boden immer mehr mit Krankheits- (Xach Schneider.)
2iX.:.JJ
m
v3--^:::S^
b'^-i— 5f
Abb. 20.
Svachytrium endobioticum. Dauersporangien sp im Gewebe der Kartoffel, m zerstörte Membranen, pl zusammen-
gezogener, gebräunter Zellinhalt, st unverletzte, stärkeführende Zellen. (Nach Sorauer-Lmdau.)
keimen durchseucht, was einen alljährlich stärkeren Befall der Kartoffeln
zur Folge hat, bis endUch der Knollenansatz überhaupt unterbleibt.
gQ Achtes Kapitel.
Die Verbreitung der Krankheit erfolgt in der Hauptsache durch
krankes Pflanzgut. Jedoch kann die Krankheit ebensogut durch Schalen
und Abfälle verschleppt werden, aber auch durch tierischen Dünger, da
die Dauersporangien des Pilzes Magen und Darm der Tiere unangegriffen
durchwandern.
Die Krankheit trat zuerst in Ungarn, England und Amerika auf und
ist in Deutschland etwa seit dem .lahre 1910 festgestellt worden. Sie hat
in der Rheinprovinz, in Westfalen und Schlesien großen Sciiaden angerichtet,
in neuester Zeit wurde sie auch in Brandenburg mehrfach nachgewiesen.
In Deutschland (wie in England) ist sie bis jetzt besonders auf kleinem
Besitz, mit Vorliebe in den Schrebergärten der Industriegebiete aufgetreten.
Der Grund dafür dürfte in dem dort häufig üblichen Unterlassen des
Fruchtwechsels liegen, ferner in dem Umstände, daß die Abfälle usw. in
den Schrebergärten gewöhnlich wieder auf das verseuchte Feld zurück-
kehren und daß auch die anderen Verhältnisse gerade dort einer Ver-
schleppung der Krankheit sehr günstig sind.
Glücklicherweise gibt es Kartoffelsorten, welche gegen den Krebs
vollständig widerstandsfähig sind. Die Biologische Reichsanstalt hat in
den Jahren 1915 bis 1922 nicht weniger als 186 Sorten auf ihr Verhalten
gegen Synchytrium endobioticum geprüft (bzw. prüfen lassen). Dabei
wurden als völlig krebsfest folgende acht Sorten festgestellt :
Arnika (v. Kameke) Juli (Paulsen)
Danusia (Dollvowski) Magdeburger Blaue (Thiele)
Hindenburg (v. Kameke) Nephrit (Cimbal)
Jubel (Richter) Pepo (v. Kameke).
Weiter wurden von den geprüften Sorten 51 als fast widerstandsfähig,
die übrigen als anfällig ermittelt. Bezüghch der Einzellieiten sei auf das
vom deutschen Pflaiizenschutzdienst herausgegebene Merkblatt ,,Der Kar-
toffelkrebs" verwiesen.
Das einzige Mittel gegen den Kart off elki'ebs ist der Anbau von wider-
standsfähigen Sorten. Sind solche nicht zu beschaffen, so baue man auf
dem verseuchten Felde in den folgenden Jahren keine Kartoffeln an.
Alle Versuche, die Krankheit durch Beizmittel oder dem Boden zu-
gefügte Mittel zu bekämpfen, sind bisher fehlgeschlagen. Starke Schwefel-
düngungen (Versuche von Spieckermann) haben zwar eine starke Verminde-
rung des Befalles, aber auch eine beträchthche Ertragsminderung zur
Folge gehabt.
Um eine Verschleppung der Seuche zu verhindern, sind folgende Vor-
sichtsmaßregeln bei Auftreten der Krankheit durchzuführen: Man ver-
nichte die erkrankten Kartoffeln samt dem Kraute durch Verbrennen.
Die auf lo-anken Feldern geernteten Knollen müssen schnellstens verbraucht
werden, am besten durch Zuführung an Brennereien, im Notfalle durch
Verfüttern im gedämpften oder gekochten Zustande. Niemals dürfen
Kartoffeln von la-anken Feldern zur Nachzucht Verwendung finden.
Arbeitsgeräte, die auf verseuchten Feldern verwendet wurden, sind sorg-
fältig zu desinfizieren. Keller und andere Aufbewahrungsräume, m denen
kranke Kartoffeln gelagert wurden, müssen nach gründlicher Reinigung
durch Anstreichen mit Kalkmilch entseucht werden. Auf gute Bodenbe-
arbeitung und regelmäßigen Fruchtwechsel ist ein für allemal Wert zu legen.
Polizeiliche Verordnungen zur Bekämpfung des KartofiPelki'ebses be-
stehen in Preußen, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg und Oldenburg.
Ancylistiiieen. 61
Die Familie der Rhizidiaceen enthält keinerlei Formen, welclie für
uns von Bedeutung sind.
Auch die Familie der Cladochytriaceen ist für uns nur von beschränk-
tem Interesse. — Cladochytrium violae, welches bis jetzt nur aus Italien
bekannt ist. hat dort unter den lailtivierten Stiefmütterchen arge Ver-
wüstungen angerichtet. Der Pilz wuchert mit seinem reich verzweigten
Mycel im AYurzelinnern . und erzeugt daselbst dickwandige, goldgelbe
Dauersporen.
Aus der Familie der Oochytriaceen bietet nur die Gattung Urophlyctis
einiges Interesse. Urophlyctis leproides ruft riesige, knollige, lepraartige
Anschwellungen an den 'Wurzeln der Zuckerrüben hervor, ist aber bis
jetzt in Deutschland noch nicht nachgewiesen worden. Urophlyctis alfalfae
befällt Luzerne und erzeugt daselbst am Wurzelhals zahlreiche erbsen-
große, korallenartige Auswüchse. Die Krankheit hat in Amerika großen
Schaden angerichtet ; sie wurde aber auch bei uns schon im Elsaß und in
Bayern beobachtet.
In der Ordnung der Ancylistineen ist pflanzenpathologisch nur die
Familie der Pvthiaceen von Bede\itung. Im :Mittelpunkt des Interesses
steht Pythium de Baryanum. Dieser Pilz ist der Erreger einiger sehr wäch-
tiger Erkrankungen gärtnerischer und landwirtschafthcher Kulturpflanzen.
Er ist die Haupt Ursache der als Wurzelbrand, Umfallen, schwarze Füße
oder Schwarzbeinigkeit der Keimpflanzen bezeichneten Krankheit, ferner
der Erreger der Schwarzbeinigkeit oder Fäule der SteckUnge.
Die von dem Pilz befallenen Keimpflanzen zeigen im wesentUchen
das auf S. 56 bei der Besprechung von Olpidium brassicae geschilderte
Krankheitsbild. Das hypokotyle Glied verfärbt sich, erweicht und trocknet
ein. wobei es unter Schwärzung zusammenschrumpft. Die Keimlinge
fallen um und erHegen in wenigen Tagen der Krankheit. — Günstiger
gestaltet sich der Krankheitsverlauf, wenn schon ältere Keimpflanzen von
dem Pilz befallen werden. Zwar ergreift er auch hier oft den ganzen ober-
irdischen Teil des Stengels bis hinauf zu den Keimblättern, bleibt aber
vielfach auf die äußersten Gewebeschichten beschränkt. Diese können
dann in der Regel durch Neubildungen ersetzt werden.
Sehr gefürchtet ist hingegen die Schwarzbeinigkeit der Stecklinge.
Der Pilz dringt in dieselben unter oder an der Erdoberfläche ein. Die er-
lo-ankten Gewebepartien verfärben sich, erweichen und trocknen ein.
Meist gehen die Stecklinge an der Krankheit zugrunde, oft erliegen sie
auch einem Rückfall, nachdem sie sich scheinbar erholt hatten.
Besondere Erwähnung verdient auch der Wurzelbrand der Rüben,
welcher gleichfalls in der Hauptsache durch Pythium de Baryanum hervor-
gerufen wird und eine der gefährlichsten Rübenerkrankungen darstellt.
Das Krankheitsbild gleicht im wesentlichen dem oben geschilderten an
den von Pythium de Baryanum befallenen Keimungen. Der Pilz wird
besonders den jimgen Keimlingen — während oder wenige Tage nach dem
Auflaufen — gefährhch. Haben die Rübenpflänzchen erst außer den
Keimblättern weitere Blätter entwdckelt, so sind sie bis zu einem gewissen
Grade als widerstandsfähig gegen den Parasiten zu betrachten.
Pythium de Baryanum lebt mit seinem einzelligen, fädigen, aber
ß2 Neuntes Kapitel.
reich verzweigten Mycel im Innern der erkranliten Gewebe. Es wächst in
feuchter Luft aus diesem nach außen heraus, legt sich mit seinem Mycel
an die Oberhaut der nächst erreichbaren gesunden Pflanze an und dringt
in diese ein. Es kann sich also rein vegetativ ausbreiten. Daneben besitzt
es aber zahlreiche andere Vermehrungs- und Fortpflanzungsmöglichkeiten
(Abb. 11, Fig. 1). So bilden sich an den Enden der Mycelfäden kugel-
förmige Anschwellungen. Ragen erstere frei in die Luft hinein, dann
werden aus letzteren häufig Konidien, indem die kugeligen Zellen abfallen
und entweder sofort unter Bildung von Schwärmsporen oder nach längerer
Ruhepause mittels eines Keimschlauches auskeimen. Im anderen Falle
entwickeln sich aus den kugeligen Anschwellungen Sporangien mit seit-
lichem Entleerungshals. Ferner werden auf geschlechtlichem Wege dick-
wandige Oosporen gebildet, welche nach längerer Ruhepause mittels eines
Keimschlauches auskeimen .
Der geschilderte Pilz ist ein Bodenbewohner und anscheinend überaus
weit verbreitet. Er befällt die verschiedensten Pflanzen, Kulturpflanzen
und Unkräuter, wird jedoch nur den ganz jungen Entwicklungsstadien
gefährlich.
Die vorstehend geschilderten Krankheitserscheinungen können aber
auch durch einige andere Pilze liervorgerufen werden, ebenso können diese
Pilze mit Pythium de Baryanum gemeinsam auftreten. Es sind zu nennen:
Olpidium brassicae, Phytophthora onnnnivora, Sclerotinia- Arten. Thielavia
basicola und Monihopsis Aderholdi, speziell an der Rübe sind noch Phoma
betae undAphanomyces laevis beobachtet worden. Die genannten Pilze sind
in gärtnerischen Kreisen als,, Vermehrungspilze" bekannt und gefürchtet.
Tritt die I^ankheit in Anzuchtkästen oder in Gewächshäusern auf,
so ist die verseuchte Erde unbedingt zu entfernen und darf nicht mehr zur
Anzucht verwendet werden. Kästen und Haus sind nach den allgemeinen
Vorschriften zu desinfizieren. Man sorge während des ersten Wachstums
der Pflänzchen für mäßige Wärme und Feuchtigkeit, ferner für Lüftung
und Beleuchtung und achte darauf, daß die Pflänzchen nicht zu dicht
stehen. Zu empfehlen ist auch, der obersten Bodenschicht feinen Sand
oder Kohlenstaub beizumischen. — Schwieriger ist die Bekämpfung des
Schädhngs im Freiland. Konsequente Durchführung der allgemeinen
Regeln über Aussaat. Stecken, Durchlüften und Fruchtwechsel ist das
beste Mittel. Außerdem wäre eine Bodendesinfektion mittels Formahn
(s. Kap. II) anzuraten.
Neuntes Kapitel.
Allgemeines über die Ascomyceten.
Die zweite Klasse der echten Pilze, der Eumyceten, ist die der Asco-
myceten oder Schlauchpilze.
Das charakteristische Merkmal dieser Klasse — die Hauptfrucht-
form — sind die Scliläuche oder Asci: Sporangien, in denen Endosporen
(,,Ascosporen") in einer bestimmten Anzahl — welche stets (nur nicht
bei den auf der untersten Stufe stehenden Hemiasci) ein Vielfaches von
zwei ist — gebildet werden. Der Bau der Asci ist ein sehr verschieden-
artiger; es wird darauf im einzelnen zurückzukommen sein. Ebenso ver-
schieden ist auch die Art des Auftretens der Schläuche. Entweder sind
Ascomyceten oder Schlauchpilze. 63
dieselben nackt, nicht von einer Hüllenbildimg umgeben, oder sie besitzen
eine Hülle. Im ersteren Falle gehen die Schläuche entweder durch ein-
fache Umwandlung aus einer einzelnen vegetativen Zelle hervor (Hefepilze).
oder sie sitzen einzehi demMycelan (Protoascineen), oder sie sind parallel
nebeneinander in einer Schicht, einem sogenannten Hymenium, angeordnet
(Exoascaceen). Sind hingegen die Schläuche von einer Hülle umgeben,
so entstehen Fruchtkörper, in denen die Schläuche gleichfalls verschieden-
artig, unregelmäßig (Aspergillaceen) oder regelmäßig verteilt sein können
(z. B. Erysiphaceen, Pyrenomyceten usw.).
Man nahm früher an, daß die Ascomyceten keinerlei sexuelle Fort-
pflanzung besitzen. Jetzt ist für eine Anzahl von Formen nachgewiesen,
daß bei ihnen die Bildung der Asci das Resultat eines Befruchtungsvor-
ganges ist. Bei anderen allerdings entstehen die Asci einfach vegetativ
an den Mycelien. Auf die Einzelheiten dieser zum Teil recht verwickelten
Vorgänge kann hier nicht eingegangen werden.
Ist die Hülle vollständig geschlossen oder besitzt sie höchstens zur
Reifezeit am Scheitel eine Öffnung, so nennt man die Fruchtkörper Peri-
thecien. Von Apothecien spricht man hingegen, wenn die Fruchtkörper
spätestens zur Reifezeit weit geöffnet sind, so daß das Hymenium, d. h.
das schalenförmige Gebilde, in dem die Schläuche vereinigt sind, freiliegt.
Neben der Hauptfruchtform treten mannigfache Nebenfruchtformen
auf. Es sind dies in erster Linie Konidien. Die Konidien werden entweder
in besonderen Fruchtkörpern, den Pykniden, gebildet, die entweder ganz
geschlossen sind oder sich in verschiedener Weise öffnen, oder sie entstehen
in offenen Konidienlagern oder sie werden an einzelnen Konidienträgern .
abgeschnürt. Bei ein und derselben Art können mehrere dieser Nebenfrucht-
formen vorkommen.
Auch sogenannte ,,Chlamydosporen" finden sich bei einigen Formen-
kreisen. Diese entstehen direkt durch Umwandlung einzelner Glieder
der Hyphen in Dauerzellen.
Bemerkenswert sind als Ruhe- bzw. Dauerzustände die Sklerotien,
rein vegetative Bildungen, welche bei einer Reihe von Arten der Ent-
wicklung der Schlauchfruchtform voraufgehßn. Es sind ziemlich harte,
knollige, schwarze, berindete Körper, welche durch außerordentlich dichte
Verflechtung der Hyphen entstehen. Da die Zellen sehr kurz sind, so
kommt ein parenchymähnliches Gewebe, ein sogenanntes ,,Pseudoparen-
chym" oder ,,Paraplectenchym" (Abb. 8, Fig. 3), zustande. Die Sklerotien
enthalten besonders Reservestoffe in Form von Fett. Ihre Weiter-
entwicklung braucht nicht immer in der nächstfolgenden Vegetations-
periode stattzufinden.
Auf der untersten Stufe der Ascomyceten stehen die Hemiasci. Sie
besitzen ein septiertes Mycel und zeigen damit ihre Zugehörigkeit zu den
höheren Pilzen an. Sie bilden jedoch Sporangien, in denen eine größere
und unbestimmte Anzahl Sporen, A^de bei den Zygomyceten, entwickelt
wird. Die Hemiasci stellen demnach Zwischenformen zwischen diesen
und den eigentlichen Ascomyceten, den Euasci, dar.
Die Gattung Protomyces besitzt ein interzellulares Mycel. Die Bil-
dung der Sporangien erfolgt nach Chlamydosporen-Art, indem innerhalb
einer Hyphe reihenweise Sporangien gebildet werden. Unter dem Einfluß
des Mycels bildet das Gewebe der Nährpflanze Schwielen, in denen Mycel
und Sporangien nachweisbar sind.
64
Neuntes Kapitel.
Pr. macrosporus findet sich in Blättern und Stengeln zahlreicher Dolden-
gewächse, u. a. auch der Mohrrüben.
Pr. pachydermus lebt auf Taraxacum
officinale.
Ein besonderes praktisches Interesse
kommt dieser kleinen Gruppe nicht zu.
Von den beiden Reihen der Euasci
interessiert lediglich die der Euascales.
Die andere, die der Laboulbeniales,
umfaßt nur einige, besonders auf Käfern,
selten auf anderen Insekten auftretende
(f^V^^ (l'Y\ f'il Parasiten. Die Euascales gliedern sich in
%^ \2J T n folgencler Weisel):
I. Schläuche frei, nicht von einer Hülle
umgeben.
a) Vegetative Zellen einzeln oder in
Sproßverbänden ; Schläuche den
vegetativen Zellen ähnelnd:
1. Ord. Saccharomycetineae.
b) Schläuche einzeln den Mycelfäden
2. Ord. Protoascineae.
c) Schläuche in einem freien Hymenium nebeneinanderstehend:
3. Ord. Protodiscineae.
II. Schläuche von einer Hüllenbildung umgeben.
Abb. 21. Protomyces iiiaerosporus.
Links Blattstiel von Aegopodium poda-
graiia mit den Scliwielen. Rechts Mycel
mit einem Sporangium im Gewebe unter
der Epidermis. In der Mitte Sporangien
in der Keimung und Ejakulation der Sporen
begriffen. (Nach v. Tubeuf.)
ansitzend :
1.
2.
Asci in den Fruchtkörpern unregelmäßig an verästelten Hyphen
entstehend: 4. Ord. Plectascineae.
Asci in den Fruchtkörpern an bestimmter Stelle, meist am Grunde,
entstehend.
a) Fruchtkörper allseitig geschlossen oder nur bei der Reife sich
mit einem Loch an der Spitze öffnend.
a) Gehäuse kugelig, allseitig geschlossen bleibend oder nur in
der oberen Hälfte schildförmig ausgebildet und sich in
diesem Falle ;nit einem Loch öffnend:
5. Ord. Perisporiineae.
ß) Gehäuse knollenförmig, unterirdisch, im Innern mit Hohl-
räumen, Gängen oder Adern, deren Wandungen von einem
regelmäßigen Hymenium überzogen sind:
6. Ord. Tuberineae.
Gehäuse kugelig oder ellipsoidisch, mit einer scheitel-
ständigen Öffnung: 7. Ord. Pyrenomycetineae.
b) Fruchtkörper spätestens bei der Reife sich weit öffnend;
Hymenium dann ganz oder zum großen Teil freiliegend (Dis-
comycetes).
a) Fruchtschicht lange von einer festen Decke überzogen,
welche erst bei der Fruchtreife zerrissen wird. Fruchtkörper
meist rundlich, seltener länglich, meist sternförmig bzw.
lappig aufreißend: 8. Ord. Phacidiineae.
Fruchtschicht wie bei der 8. Ord., aber der Fruchtkörper
meist langgestreckt; die Decke durch Längsspalt sich
öffnend: 9. Ord. Hysteriineae.
r)
ß)
^) Unter Benutzung von Engler, Syllabus,
Saccharomycetineea oder Hetepilze.
65
y) Fruchtschicht anfangs + vollkommen eingeschlossen, jedoch
ohne feste Decke und "sehr bald frei werdend :
10. Ord. Pezizineae.
d) Fruchtkörper mit einer bald schwindenden Hülle, Ascus-
schicht bei der Reife frei liegend: 11. Ord. Helvellineae.
Zehntes Kapitel.
Die Saccharomycetineen und die Protoascineen.
Die Ordnung der Saccharomycetineen oder Hefepilze enthält zwar
keine Pflanzenschädiger, einige ihrer Vertreter sind aber von größtem
aUgemeinen Interesse. Dieselben haben die Eigenschaft, durch ihre
Lebenstätigkeit Kohlehydrate (Zuckerarten) in Alkohol und Kohlensäure
zu spalten. Während es bei der Wein- und Bierbereitung auf die Ge-
winnung des ersteren ankommt, wird in der Bäckerei die Bildung der
letzteren zur Lockerung der Teigmassen benutzt.
Ein typisches Mycel fehlt den Hefepilzen. Die vegetativen LeWi^w
sind isoliert; sie vermehren sich durch Sprossung, indem die Wand an
einer bestimmten Stelle
eine warzenförmige Aus-
sackung erfährt, welche
sich allmählich vergrößert
und sich schließlich als
selbständige Zelle mit
ringsum geschlossener
Wand von der Mutter-
zeUe trennt. Geschieht
dieVermehrung so schnell,
daß die Tochterzellen
sprossen, bevor sie sich
von der Mutterzelle gelöst
haben, so entstehen perl-
schnurähnliche Sproßverbände (Abb. 22). — Unter bestimmten L^mständen
(bei Nahrungsmangel und bei Zutritt von Luft) kommt es zur Bildung
der Schlauchsporen. Die Schläuche sind den vegetativen Zellen gleich, sie
enthalten in der Regel zwei, vier oder acht Sporen. Die Sporen keimen
bei der -Weiterentwicklung meder zu Sproß verbänden aus. — Eine
derartige ,, hefeartige Sprossung" ist auch von den Sporen anderer Pilze,
z. B. von denen der Brandpilze, bekannt.
S. cerevisiae ist der Bierhefepilz. S. ellipsoideus hingegen erzeugt die
zur Weinbereitung erforderliche Gärung des Traubensaftes. Er findet sich
schon von Natur aus auf den Trauben, so daß ein besonderer Zusatz von
Hefe zu dem ,,Most" nicht nötig wäre. S. apiculatus ist wichtig bei der
Bereitung von Obstweinen.
S. Ludwigii kommt in dem an verschiedenen Laubbäumen auftretenden
weißen Schleimfluß (s. S. 23) als Erreger der Gärung vor.
Die Protoascineen spielen weder als Krankheitserreger noch sonst
eine Rolle. — Auf dem in der Regel reich entwickelten Mycel werden die
Schläuche, meist end- oder seitenständig, ohne jede Hülle gebildet. Es
gehört hierher u. a. die Gattung Endomyces. — E. Magnus ii und E. ver-
nalis finden sich in den Schleimflüssen (s. S. 23) verschiedener Laubbäume.
Höstermann-Noack, PUzparasitäre Krankheiten. 3
Abb. 22. Saccharomyces.
Links und rechts: Sproßverbände. In der Mitte oben: Zellen mit
Sporen (Asci). Unten: Weinhefe in Sprossung mit Kern, nach ge-
färbtem Material. (Xach Möbius.)
66
Elftes Kapitel.
Elftes Kapitel.
Die Taphrinaceen.
Von den zwei Familien der Protodiscineen interessieren lediglich die
Taphrinaceen und können die Ascocortiaceen unberücksichtigt bleiben. Es
gehören zu ersteren ausschließlich auf lebenden Pflanzengeweben vor-
kommende Parasiten. Das Mycel ist bei den einzelnen Formen verschieden
stark entwickelt, aber stets mit Querwänden versehen. Es lebt subkutikular
oder interzellular; bei manchen Arten wird es bei der Schlauchbildung
verbraucht, so daß es bei der Fruchtreife nicht mehr nachzuweisen ist.
Die Schläuche überziehen in flachen, ausgebreiteten, im Umfange un-
begrenzten Lagern (Hymenien) die Oberfläche der befallenen Pflanzenteile,
sind dabei aber untereinander frei (Abb. 23) . Die Anlage der Schläuche erfolgt
bei den meisten Arten zwischen Epidermis und Kutikula, doch kann die
Entwicklung bei anderen auch zwischen den Epidermiszellen oder unter
der Epidermis, ja auch in den Epidermiszellen erfolgen. Entweder be-
sitzen die Schläuche eine besondere Stielzelle oder es fehlt eine solche.
In den Schläuchen gelangen acht Sporen zur
Ausbildung; bei einigen Arten besitzen die Sporen
die Fähigkeit, schon in den Schläuchen hefe-
artig auszusprossen, wodurch die Schläuche
fälschlich den Eindruck der Vielsporigkeit er-
wecken.
Die» Überwinterung der Exoascaceen ge-
schieht einmal durch die Schlauchsporen, welche,
ebenso wie die im Innern der Schläuche durch
Sprossung entstandenen Konidien, gegen Kälte
und Trockenheit außerordentlich unempfindlich
sind. Ferner überwintert der Pilz bei einer
Reihe von Arten auch in Form seines Mycels.
und zwar entweder subkutikular in den Knospen
Schnitt durch ein erkranktes Gewebe oder interzellular im Innern von Zweigen. Ein
mit dem Schlauchlager; s Schläuche, TTi ii t-t-»i.. <■ i-n
sich zur Sporenbildung anschickend. Umstand, der die J3ekampiung der Exoascaceen
Abb. 23. Taphrina pruni.
haben bei
brochen: m Pilzmycel
Sorauer.)
die Kutikula dur^ch- ^um Teil rccht schwierig macht.
Von großer Bedeutung ist die Gattung
Taphrina, mit welcher aus bestimmten Giünden
die Gattung Exoascus neuerdings vereinigt worden ist. Die wichtigsten
Arten treten als Erreger folgender Krankheitserscheinungen auf:
I. Mißbildungen der Blätter:
1. auf Prunus persica Taphrina deformans.
2. auf Pirus communis u. Chaenomeles japonica Taphrina buUata.
.3. auf Crataegus- Arten
II. Mißbildungen der Früchte:
1. auf Prunus domestica und P. padus
III. Hexenbesen:
1. auf Prunus cerasus und P. avium
2. auf Prunus insititia und P. domestica
Taphrina crataegi.
Taphrina pruni.
Taphrina cerasi.
Taphrina insititiae.
Taphrina deformans ist die Erregerin der Kräuselkrankheit des Pfirsiclis.
Die von der Krankheit befallenen Bäume zeigen schon an den jungen
Blättern auf der Oberseite derselben blasige Auftreibungen, die deutlich
Taphrina deformans.
67
dicker wie die gesunden Blatteile und meistens rot gefärbt sind. Mit dem
Weiterwachsen der Blätter vergrößern sich diese Auftreibungen und führen
zu einer vollständigen Kräuselung der Blätter (Abb. 24). Dabei bekommen
dieselben eine knorpelige Beschaffenheit und brechen leicht beim Biegen.
Auf der Unterseite der
Blätter tritt ein zarter,
weißer, reif artiger Anflug
auf. Bei stärkerem Befall
fallen die Blätter — ge-
wöhnlich im Juni — ab.
Die Krankheit geht auch
auf die Triebe und die
Blüten über. Erstere zei-
gen Einkrümmungen ihrer
Spitzen, letztere starke
Hypertrophien.
Auffallend ist, daß der
Pilz auf den ersten Trieb
beschränkt bleibt und daß
der sogenannte Johannis-
trieb nicht ergriffen wird.
Die geschilderten Krank-
heitserscheinungen dürfen
nicht mit denen verwech-
selt werden, welche durch
das Saugen der Pfirsich-
blattlaus (Rhopalosiphum
persicae) hervorgerufen
werden luid ihnen in ge-
wissem Grade ähneln. Je-
doch zeigen letztere nie
Verdickungen des Blatt-
gewebes, und ist die Ober-
seite der Blätter meist
grün. Oft sind bei Blatt-
lausbefall auch die Blätter
von einer farblosen, süßen,
klebrigen Flüssigkeit, dem
sogenannten Honigtau (s.
Kap. XIII), überzogen.
Auf den Blattunterseiten
findet man in den Falten
der Kräuselungen die Läuse
oder, wenn sie selbst schon
verschwunden, doch noch
die leeren Häute.
Die mikroskopische Untersuchung der von Taphrina deformans be-
fallenen Blätter zeigt, daß der feine weiße Überzug auf den Blattunter-
seiten aus den Schläuchen des Pilzes besteht, in denen gewöhnlich acht
Sporen erzeugt werden.
Die Biologie des Kräuselkrankheiterregers ist noch nicht völlig
5*
Abb. 24.
Ein mit der Kräuselkrankheit behafteter Pfirsichtrieb.
CNach Gaacher.)
Elftes Kapitel.
erforscht. So weiß man z. B. noch nicht, wie die Sporen von Baum zu
Baum übertragen werden, und insbesondere auch nicht, ob die Infektion
unmittelbar nach der Sporenreife im Frühsommer oder erst nach der
Winterruhe der Sporen (im Boden) geschieht. Vom Mycel hingegen ist
unzweifelhaft erwiesen, daß es in Rinde, Mark und Markstrahlen der ein-
jährigen Zweige überwintert und daß es von da aus beim Austreiben der
Bäume in Blätter und Blüten hineinwächst.
Die Krankheit ist außerordentlich weit verbreitet; sie wird in ihrer
Bedeutung häufig aber unterschätzt, trotzdem sie in manchen Jahren
erheblichen Schaden angerichtet hat. Blüten und Fruchtansatz werden
durch dieselbe schwer beschädigt.
Das Auftreten der Krankheit scheint durch warmes und trockenes
Wetter eingeschränkt zu werden. Nach strengen Wintern scheinen einige
Sorten bedeutend stärker darunter zu leiden. Wenigstens sollten Spalier-
pfirsiche durch geeignete Schutzvorrichtungen vor scharfem Temperatur-
wechsel besonders im Frühjahr geschützt werden.
Die einzelnen Pfirsichsorten zeigen eine sehr verschiedene Empfäng-
lichkeit gegen die Kräuselkrankheit. Nach Schaffnit (Bericht über das
Auftreten von Feinden und Krankheiten der Kulturpflanzen in der Rhein-
provinz in den Jahren 1918/19) sind von den bekannten Handelssorten
in Mitteldeutschland als vollkommen widerstandsfähig zu betrachten:
Proskauer Pfirsich,
Eiserner Kanzler, •
Präsident Griepenkerl,
Perle von Muffendorf,
Frühe Luise,
Wenig befallen sind daselbst:
Rote Magdalene,
Amsden,
Stark befallen:
Sieger,
Wheatland,
Triumph,
Uruguay,
Hiley,
Sneed.
Früher York,
Haies Früher,
Alexander,
Kanadischer Frühpfirsich,
Waterloo.
Oberpräsident Schorlemer,
Rote Mignon.
Sally Worrel,
Galande,
La France,
Früher Rivers,
Jessy Kerr,
Die Anfälligkeit der einzelnen Sorten scheint bei der Kräuselkrankheit
besonders stark von örtlichen Verhältnisen abhängig zu sein. So sind
in der Rheinprovinz (nach Schaffnit a. a. O.) folgende Sorten als wider-
standsfähig anzusehen : Königin der Obstgärten, Früher weißer Silberpfir-
sich, Amsden, Früher York, Eiserner Kanzler, Sanguinole, Kernechter
vom Vorgebirge, Oberpräsident von Schorlemer, Downing, Schöne von
Vitry, Perle von Muffendorf, Noblesse. Folgende Sorten haben sich als
mehr oder weniger stark anfällig erwiesen: Glattschalige Nectarine, Baron
Dufour, Schöner von Baden, Cumberland, Sieger, Greensborough, Roter
Mai, Madame Beckmann, Lord Napier, Königin Olga, Galande. In bezug
auf folgende Sorten liegen von dort keine einheitlichen Beobachtungen
vor: Waterloo, Früher Rivers, Große Mignon, Weiße Magdalene, amerika-
nische Sorten wie Triumph, Frühester von Allen (Sneed), Le Vainqueur,
Rote Magdalene, Beatrice.
Taphrina biülata. 69
Mit diesen Beobachtungen stimmen ziemlich diejenigen von Rosen-
thal (Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau. 34. Jahrg. .\r. 3a,
S 281) und Peuckert (Der Lehrmeister im Garten und Klenitierhot, 1921,
S 391) überein deren Wiedergabe daher hier unterbleiben kann.
\uch durch dirette Bekämpfung muß gegen Taphrina deformans
vorgegangen werden. Da der Pilz in den einjährigen Zvveigen uberwnitert,
so ist ein vorsichtiges Zurückschneiden der erkrankten Triebe zu empfehlen.
Die kranken Blätter sind abzupflücken und zu verbrennen. Als erprobtes
Spritzmittel wird Kupferkalkbrühe genannt. Man spritzt zum erstenmal
mit einer 2%igen Brühe noch ehe die Knospen zu treiben beginnen lerner
spritze man unmittelbar vor der Blüte und gleich nach dem Abblühen
mit einer Brühe, die aus 1 kg Kupfervitriol und 2 kg Kalk auf 100 Liter
Wasser hergestellt ist. Pfirsichbäume sind jedoch gegen Kupterbruhen
sehr empfindlich und werfen häufig - trotz des stärkeren Kalkzusatzes -
kurz nach der Bespritzung das Laub ab. Es sind daher zahlreiche andere
Spritzmittel versucht und empfohlen worden. Unter diesen ist in erster
Linie die Schwefelkalkbrühe zu nennen. Zur Winterbehandlung wird die
Normalbrühe mit zwei Teilen Wasser vermischt, zur Sommerbehandlung
dürfte es sich empfehlen, auf Lösungen von 1:50 herunterzugehen. Auch
ist die Erfahrung gemacht worden, daß sich besonders ältere, unter Lutt-
abschluß gehaltene Schwefelkalkbrühe gut bewährt, während an Ort und
Stelle bereitete, sofort zur Verwendung gebrachte das Laub beschädigt. -
Zur Hebung der Widerstandsfähigkeit der Pfirsichbäume ist für hmreicheride
Kalkung des Bodens zu sorgen. Von kräuselkranken Bäumen dürfen selbst-
redend keine Reiser zur Veredelung genommen werden.
Erwähnenswert ist die von Taphrina bullata hervorgerufene Blatt-
beulen- oder Blasenkrankheit der Birnen. Auf den Blättern entstehen
größere oder kleinere, nach der Blattoberseite vorgewölbte Auftreibungen,
die sich anfangs hellgrün, später oft rötlich färben, schließhch absterben
und bräunen. Auf der Blatt Unterseite treten in den Vertiefungen weiße
mehhge Überzüge auf. Letztere bestehen aus den charakteristischen nackten
Schlauchlagern. Die Sporen werden durch Aufplatzen der Schläuche frei,
über ihre weitere Entwicklung ist jedoch nichts bekannt. - Die Über-
winterung des Pilzes geschieht durch das im Innern der Triebe lebende
Mycel welches beim Aufbrechen der Knospen in die neu entstehenden
Blätter hineinwächst. - Die Krankheit tritt außer auf Birnen auch auf
Chaenomeles (= Cydonia) japonica auf. Der von ihr angerichtete Schaden
ist im aUgemeinen nur gering. Eine vielleicht nötig werdende Bekämpfung
hätte derjenigen der Kräuselkrankheit des Pfirsichs zu gleichen.
Noch einige andere Arten der Gattung Taphrina rufen Flecke oder
Mißbildungen an Blättern von Wild- oder Zierhölzern hervor, z. B. Taphrina
aurea an Populus nigra, P. pyramidalis, P. monilifera u. a.. Taphrina
polyspora an Acer tartaricum und Taphrina crataegi an den Arten der
Gattung Crataegus. Es sei verwiesen auf Neger (1919) und Lindau ( 15)12).
Von großer Bedeutung für den Obstbau ist die von Taphrina pruni
verursachte Narren- oder Taschenkrankheit der Zwetscheni). An den be-
fallenen Bäumen zeigt ein Teil der Früchte die absonderlichsten Fornien:
sie sind zu langen, flachen, innen hohlen, dickwandigen Beuteln umgebildet
1) Vgl. Laubert, Die Taschenkrankheit der Zwetschen. Fhigbl. B. R. A. Nr. 30.
70
Elftes Kapitel.
(Abb. 25). Ihre Farbe ist gelblich, später bräunlich, die Oberfläche ist
runzelig. Einen Stein besitzen sie nicht; es sind also Jungfernfrüchte
(„parthenocarpische" Früchte), die ihre Entstehung nicht einer Befruchtung,
sondern einer anderen Reizwirkung, in diesem Fall eben der Einwirkung
des Pilzes verdanken. Auf der Oberfläche der kranken Zwetschen tritt
ein reif artiger Überzug auf. — Ziem-
lich selten finden sich die Symptome
der Krankheit auch an den Trieben
und Blättern. Erstere zeigen in
diesem Falle Verdickungen und Ein-
la?ümmungen, letztere kräuseln sich.
Die weißen Überzüge auf den
,, Taschen" bestehen aus den Schläu-
chen des Pilzes. Die weitere Ent-
wicklung der in diesen gebildeten
Sporen ist auch bei Taphrina pruni
nicht bekannt. Das Mycel des Pilzes
überwintert im Innern der Triebe und
wächst von da aus im Frühjahr in die
Fruchtknoten hinein.
Die Krankheit befällt in erster
Linie die Zwetschen, insbesondere die
Hauszwetschen und ihre Spielarten.
Der von ihr angerichtete Schaden
ist manchmal sehr bedeutend : es sind
oft 45 bis 50% aller Zwetschen be-
fallen. Die Krankheit tritt, einmal
eingeschleppt, häufig mehrere Jahre
hintereinander auf. Reineclauden,
Pflaumen, Damascenen und Mira-
bellen werden nur selten und ver-
einzelt befallen. Widerstandsfähige
Frühzwetschen werden aus Osterreich
genannt: Bühlertal-, Zimmers-, Erfin-
ger- und Ebersvierer-Frühzwetschen.
— Erwähnt sei schließlich, daß die
Hungerzwetschen, welche gewöhnlich
als ungenießbar gelten, in einigen
Gegenden als Leckerbissen (!) ge-
nossen werden!
Eine Bekämpfung der Krankheit
mit Spritzmitteln ist erfolglos. In
der Hauptsache kommt es darauf an,
die erlo-ankten Früchte, noch bevor
auf ihnen die weißen Überzüge er-
scheinen, abzupflücken und zu ver-
nichten. Ebenso müssen Zweige, welche Hungerzwetschen tragen, stark
zurückgeschnitten und verbrannt werden. Zur Veredelung dürfen Reiser
kranker Bäume keine Verwendung finden.
Außer auf Prunus domestica und ihren Abarten findet sich Taphrina
pruni auch auf der Traubenkirsche (Prunus padus). — Eine nahe verwandte
Abb.. 25. Taplirina prmii.
Zweig mit taschenkranlcen Früchten t.
(Nach Sorauer.)
Taphrina eerasi. 7J^
Art, Taphrina Rostrupiana, findet sich auf Prunus spinosa und P. insititia.
Diese dürfte daher wohl auch die Erregerin der Taschenkrankheit der
Reineclauden sein.
.Sehr verbreitet sind Taphrina-Arten als Erreger von Hexenbesen.
Man versteht darunter ganz allgemein die sogenannte Zweigsucht, d. h.
eine Anhäufung von Zweigen -an einer bestimmten Stelle einer Pflanze.
Hexenbesen sind nicht etwa nur auf Holzgewächse beschränkt, sie treten
z. B. auch auf Farnen auf. Die Ursachen dieser Erscheinung sind im
einzelnen sehr verschieden. Sie sind entweder rein physiologischer i),
tierischer (z. B. durch Eriophyes-Milben hervorgerufen) oder pilzparasi-
tärer Xatur. Hier interessieren nur die letzteren. — Die pilzlichen Erreger
der Hexenbesen entstammen verschiedenen Gruppen des Pilzreiches;
neben Taphrinaceen kommen Uredinineen in Betracht. So werden die
Hexenbesen auf Fichte, Kiefer, Lärche u. a. überhaupt nicht durch Para-
siten hervorgerufen, derjenige der Weißtanne hat das Aecidium einer
Melampsorella-Art (s. d.) zur Ursache usw. — Der Volksmund bezeichnet
als ,, Hexenbesen'" endhch auch die auf verschiedenen Baumarten sich
findenden Büsche der Mistel (Viscum album). Das ist natürlich imzulässig.
Zu Verwechslungen mit Hexenbesen führen hingegen manchmal die auf
hohen Bäumen befindlichen Nester der Wildtauben, welche habituell oft
große Ähnlichkeit mit denselben besitzen.
Die pilzparasitären Hexenbesen entstehen in der Regel durch Infek-
tion einer Knospe, welche zu einem Zweige mit gesteigertem Wachstum
austreibt 2). An diesem entwickeln sich alle sonst ruhenden Knospen,
wobei aber das ganze infizierte Zweigsystem in seiner Hauptwachstums-
richtung nicht den Gesetzen des Tragastes folgt, dessen Äste plagiotrop ge-
richtet sind, sondern wie ein Gipfeltrieb sich negativ geotropisch entwickelt.
Der wichtigste Hexenbesen für den gärtnerischen Praktiker ist der
von Taphrina eerasi erzeugte Hexenbesen der Kirschen 3). Diese Krank-
heitserscheinung tritt besonders im unbelaubten Zustande und zur Blüte-
zeit hervor. Denn während ersterem sind die Hexenbesen — die in der
Regel, wo vorhanden, sich zu mehreren auf einem Baume finden — in
'den Kronen an ihrer starken Verästelung gut zu erkennen. Der Haupt-
zweig ist dort, wo er dem Tragast entspringt, stark verdickt und hängt
infolge seiner Schwere herab, während die Zweige höherer Ordnung aufrecht
gerichtet sind (Abb. 26). Ein einziges Hexenbesensystem erreicht oft bis zu
2 m Länge und U/a ni Durchmesser. Im Frühjahr fäUt der Hexenbesen
dadurch stark auf, daß er keine oder fast keine Blüten entwickelt, aber
sich schon zur Blüte des übrigen Baumes belaubt, so daß er als beblätterter
Busch inmitten des weißblühenden Baumes sitzt (Abb. 27). Die Blätter
sind meist bräunlichrot gefärbt, wodurch das an sich schon eigenartige
Bild noch auffallender wird. Außerdem sind die Blätter gekräuselt,
zwischen den Rippen blasig aufgetrieben und zeigen schon bald nach ihrer
Entfaltung auf der Unterseite einen feinen weißen reif artigen Überzug.
Der Überzug besteht aus den schon mehrfach geschilderten offenen
Schlauchlagern des Krankheitserregers. Das ]Mycel des Pilzes ist in allen
Teilen des Hexenbesens, von der Änsatzstelle bis in die äußersten Trieb-
^) Vgl. Sorauer-Graebner 1921.
2) Vgl. V. Tubeuf 1895, S. 168.
3) Vgl. Flugblatt B. R. A. Nr. 4.
72
Elftes Kapitel.
spitzen nachzuweisen und überwintert daselbst. — Abgeschnittene welkende
Zweige der Hexenbesen lassen einen deuthchcn waldmeisterähnlichen
(cumarinartigen) Duft erkennen.
Abb. 26. Hexenbesen des Kirschbaumes Im Winterzustande.
Der dünne Tragast ist von seiner Spitze bis zur AnsatzsteUe des Hexenbesens abgestorben da der uppig
wuchernde Hexenbesen alle Nälirstoffe an sich gezogen hat. Die Zweige des infolge semer Schwere abwärts
hängenden Hexenbesens krümmen sich wieder empor. (Nach v. Tubeuf.)
Der angerichtete Schaden besteht einmal in dem Ernteausfall der
Hexenbesenzweige selbst, sodann in dem außerordentlich starken Nähr-
stoff verbrauch derselben .
Taphrina cerasi.
Die Bekämpfung der Krankheit erfolgt lediglich durch Ausschneiden
der Hexenbesen während der winterhchen Ruheperiode. Es soll vorge-
kommen sein daß beim Beschneiden von Alleebäumen gerade Hexen-
besenbüsche wegen ihrer Üppigkeit verschont und gesunde Aste abge-
schnitten wurden! Edelreiser dürfen von Hexenbesen naturhch nicht
entnommen werden.
Eine interessante Hexenbesenform, deren EiTeger der Taphrina cerasi
zum mindesten sehr nahe steht, ist bisweUen an den Wurzelausschlägen
der Strauchweichsel (Prunus acida) zu beobachten i). An diesen finden sich
nämlich manchmal Zweig-
anhäufungen, die durch
ihren an Besenginster er-
innernden Wuchs und
durch ihre gekräuselten,
gelbhch-grünen Blätter
auffallen. Die Unter-
suchung des auf der Blatt -
Unterseite auftretenden
weißhchen Reifes ergibt
einwandfrei, daß die Ur-
sache der Erscheinung
eine Taphrina- Art ist. Je-
doch ist die Stellung der
letzteren noch nicht völlig
geklärt. Die Bekämpfung
der Krankheit hat dort,
wo sie lästig werden sollte,
in gleicher Weise wie die
der Kräuselkrankheit des
Pfirsichs zu erfolgen.
Ganz ähnlich dem
obengeschildertenHexen-
besen der Kirschbäume
ist der an Pflaumen und
Zwetschen auftretende.
Er wird verursacht durch
Taphrina insititiae. Für
ihn gilt bezüglich seiner
Erkennung, seines Auftretens und seiner Bekämpfung alles das, Avas über
die durch Taphrina cerasi hervorgerufenen Hexenbesen gesagt wurde.
Einige weitere Taphrina-Arten erzeugen Hexenbesen auf verschie-
denen Laubhölzern: so z. B. Taphrina betuhna auf Betula pubescens und
B. carpathica. T. carpini auf Carpinus betulus. T. acerina auf Acer pla-
tanoides u. a. m. Sie können natürUch auch in Parkanlagen u^ dgl. auf-
treten. Schaden werden sie dort kaum anrichten. Unter Umständen
dürfte es sich empfehlen, ihnen eine Art „Naturschutz'" angedeihen zu
lassen.
Abb. 27.
Hexenbesen am bliilienden Siißkirschenbauni. (Nach Ewert.)
1) Vgl. Laubert, Zeitsclir. f. Pflanzenkrankheiten, Bd. XXII, 1912, S. 449 ff.
74
Zwölftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel,
Die Aspergillaceen.
Die Ordnung der Plectascineen ist ausgezeichnet durch die ge-
schlossenen, meist kugeligen Fruchtkörper und die als Auszweigungen
unregelmäßig verästelter Hyphen entstehenden, in großer Zahl das Innere
der Fruchtkörper ausfüllenden Schläuche (Abb. 28).
Von phytopathologischem Interesse ist aus-
schließlich die Familie der Aspergillaceen. — Von
den sonst hierher gehörenden Familien ist die der
Gyinnoascaceen durch die nur aus locker ver-
flochtenen Hyphen bestehende Peridie charakte-
risiert, während die Elaphomycetaceen und Ter-
feciaceen ziemlich große, unterirdische, knollen-
förmige Fruchtkörper besitzen.
Abb. 28. Aspergillus glaucus.
Halbreife Schlauchfrucht im
Längsschnitt; innerhalb der ein-
schichtigen Wand liegen zahlreiche
Schläuche in verschiedenen Ent-
wicklungsstufen. Unten links:
halbreifer Schlauch; rechts: fast
reifer Schlauch. (Nach Kny.)
n3 ^—XiX^' LM Die Aspergillaceen haben kleine oberirdische
^■^ Fruchtkörper mit allseitig geschlossener, häutiger
bis fleischiger, bei der Reife unregelmäßig zer-
fallender Peridie. Die Sporen sind einzellig. Außer
den Schlauchfrüchten werden Konidien gebildet.
Da letztere bei weitem häufiger sind, erstere bei
einigen Arten sich sogar nur außerordentlich
selten finden, legt man der Unterscheidung der
Gattungen diese Nebenfruchtformen zugrunde:
I. Konidien in Ketten entstehend, außerdem noch endogen ent-
stehende Sporen (sogenannte Büchsenkonidien) vorhanden:
Thielavia.
II. Konidienträger mit blasiger Endanschwellung, welche mit einfachen
oder verzweigten Sterigmen besetzt ist, auf denen Sporenketten
entstehen: Aspergillus.
III. Konidienträger pinselig verzweigt, an den Endästen Ketten von
Konidien: Penicillium.
Thielavia basicola befällt die Wurzeln
sehr vieler Pflanzen, insbesondere von Legu-
minosen, doch haben auch andere Pflanzen,
wie Viola, Nicotiana und die Topfpflanzen
in den Kalthäusern bisweilen unter dem
Schädling zu leiden. Die Wurzeln werden
gebräunt, dann morsch, schließlich stirbt
die Pflanze ab. Die Erkrankung findet oft
schon frühzeitig, bald nach dem Auflaufen
der Keimpflanzen statt. Der Schaden ist
gewöhnlich nicht sehr bedeutend. — Die
Schlauchfrüchte sind ziemlich selten. Da-
gegen treten zwei Nebenfruchtformen auf
(Abb. 29) : Erstens Konidien, welche in
kurzen, büschelig verzweigten Ketten ge-
>ii o« rr, •, • ,, • 1 bildet werden, die in die einzelnen eckigen
Abb. 29. Thielavia basicola. ' i i / -p
A— c Farblose Endokonidien und ihre schwarzcn Sporcu Zerbrechen (uutcr dem
kette™^Na?hzo?f™\4''g'irett^^^ Namen Torula basicola beschrieben, s. d.).
Aspergülaceen. 75
Zweitens längliche, hyaline Endokonidien, welche reihenweise, zu drei
bis fünf in einer büchsenförmigen Zelle gebildet werden und aus deren
Scheitelöffnung ausschlüpfen. — Es scheint, daß der Pilz nur unter
besonderen Umständen als gefährlicher Parasit aufzutreten vermag. —
Die Bekämpfung erfolgt durch geeignete Bodendesinfektion.
Aspergillus glaucus, bekannt unter dem Namen „Gießkannenschimmel",
ist ein Saprophyt. Er tritt auf allen mögUchen faulenden vegetabilischen
und andern Substanzen auf, dieselben mit grau- bis olivengrünen Konidien-
rasen überziehend. Er ist also, auch wenn er sich auf erkrankten, faulenden
Pflanzenteilen finden sollte, nicht als Krankheitserreger anzusehen. —
Andere Arten der Gattung sind von allgemeinem Interesse. So verursachen
einige, wie der in gärenden Heuhaufen lebende A. fumigatus die als
„Mykosen" bezeichneten Erkrankungendes Menschen (z.B. im Gehörgang);
gelangen die Pilze in die Blutbahn, so führen sie zum Tode. — Andere
Arten finden in Ostasien zur Bereitung gegorener Getränke Verwendung.
Penicillium crustaceum, der ,, Pinselschimmel", ist gleichfalls iiberall
gemein, die verschiedensten Substrate mit blaugrünen, stäubenden Schim-
melrasen überziehend. Auch er ist als ein Saprophyt aufzufassen, selbst
wenn er unter günstigen Umständen von totem Gewebe auf lebendes
— aber stets schon geschwächtes — übergehen sollte. — Auf dem Obstlager
wird P. crustaceum schädlich als Erreger der Grünfäule (s. S. 36), ebenso ist
Penicillium ein weitverbreiteter Schädiger des Saatgutes (S. 37) . Bei der Rin-
gelkrankheit der Hyazinthen — die durch Ernährungsstörungen verursacht
wird — tritt Penicillium regelmäßig hinzu und nimmt parasitären Charakter an .
Dreizehntes Kapitel.
Die Perisporiineen.
Die Perisporiineen bilden die 5. Ordnung der Euascales. Sie sind
ausgezeichnet durch geschlossene, kugelige Fruchtkörper, die sich nicht mit
einem Loch öffnen, sondern aus denen die Sporen durch Verwitterung
oder unregelmäßigen Zerfall des Gehäuses frei werden. Die Schläuche
entstehen aber am Grunde des Fruchtkörpers in Einzahl oder in Mehrzahl
in ziemhch regelmäßiger Anordnung und nicht wie bei der Ordnung der
Plectascineen, die im übrigen, wie bekannt, mit den Perisporiineen den
geschlossenen Fruchtkörper gemein haben, ganz unregelmäßig an Seiten-
zweigen der die Fruchtkörper ausfüllenden Fäden (vgl. Kap. XII). Die
Perisporiineen umfassen zwei Familien, die Erysiphaceen und Perisporiaceen,
erstere mit weißem Luftmycel und mit schwarzem Gehäuse, das mit irgend-
welchen Anhängseln versehen ist, letztere mit schwarzem Luftmj^cel und
Gehäuse ohne Anhängsel.
Die Erysiphaceen oder Mehltaupilze sind ausschließlich, und zwar
zum Teil sehr gefährliche Parasiten. Man zählt sie zu den sogenannten
Ektoparasiten, d. h. zu den Parasiten, deren Mycel ganz außerhalb der
Gewebe der Nährpflanzen auf der Epidermis lebt und gewöhnlich nur kleine
,,Haustorien", d. s. Saugfüße, zur Nahrungsaufnahme und zur Befestigung
auf der Nährpflanze durch die Kutikula und Membran in die Epidermis-
zellen entsendet.
Auf dem Mycel gelangen zweierlei Fruchtformen zur Ausbildung: die
Konidien (richtiger die ,,Oidien") und die Schlauchfrüchte. — Zunächst
werden — und zwar während des Frühsommers fast ausschließlich — die
76 Dreizehntes Kapitel.
Konidieii gebildet: auf kurzem, aufrechtem Stiel, dem Konidienträger,
wird eine Reihe eiförmiger Sporen, welche als Konidien oder Konidiosporen
bezeichnet werden, gebildet. Diese Konidien, welche in ungeheurer Anzahl
entstehen, können sofort keimen, und sind daher für die schnelle Ver-
mehrung der Art während des Sommers verantwortlich. Bei uns erfolgt
die Überwinterung einer Art mit Hilfe der Konidien jedenfalls nicht: sei
es, daß die zarten Sporen den Unbilden unseres nordischen Winters nicht
gewachsen sind, sei es, daß sie der ,, physiologischen Trockenheit" der
Wintermonate zum Opfer fallen, sei es, daß sie in der mehrmonatigen
W^interruhe, in der ihnen kein geeignetes Substrat zur Verfügung steht,
ihre Keimfähigkeit einbüßen. In Ländern mit mildem Klima und immer-
grünen Gewächsen, z. B. im Mittelmeergebiet und auch bei uns in Ge-
wächshäusern, erfolgt die Überwinterung dagegen auch in vegetativem
Zustande auf den ausdauernden Blättern. Diese Art der Überwinterung
findet sich lt. Salmon (vgl. Ztschr. f. Pflanzenki-ankheiten XIV, 1915, 8. 39)
z. B. bei dem Mehltaupilz von Evonymus japonica. — Man hat die Konidien-
fruchtformen früher, ehe man ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Schlauch-
fruchtformen kannte, mit dem Gattungsnamen ,,Oidium" bezeichnet, ein
Name, welcher sich im allgemeinen Sprachgebrauch bis heute erhalten hat,
so besonders beim echten Mehltau der Weinrebe, wo viele Jalirzehnte
hindurch der Name Oidium Tuckeri gebräuchlich war, bis die Zugehörigkeit
zu üncinula necator erwiesen wurde. Ist jedoch die Zugehörigkeit einer
Konidienfruchtform (einer ,,Oidium"-rorm) zu einer Schlauchfruchtform
sicher erkannt, so hat die Bezeichnung richtiger mit dem für diese gültigen
Namen zu erfolgen.
Mit dem Fortschreiten der Vegetationsperiode treten auf dem Mycel
die kugelförmigen, in der Jugend hell- bis dunkelbraunen, im Alter schwar-
zen Schlauchfrüchte, die ,,Perithecien" auf, die so klein sind, daß sie gerade
noch oder kaum noch mit bloßem Auge gesehen werden können. Die
dünne, pseudoparenchymatische Wandung der Schlauchfrüchte ist allseitig
geschlossen; sie öffnet sich entweder unregelmäßig oder gar nicht, in welchem
Falle die Sporen durch Verwesung der Wand frei werden. Einzelne Zellen
der Fruchtkörperwand wachsen zu haarartigen, verschieden geformten
Bildungen, den Anhängseln ,,Appendices" aus, deren Formen wichtige
Merkmale für die Unterscheidung der Gattungen bieten. Im Innern des
Fruchtkörpers befinden sich nur ein oder einige wenige Schläuche, ein
Verhalten, das sonst bei Ascomyceten sehr selten ist. Sterile Zellfäden
zwischen den Schläuchen, sogenannte ,,Paraphysen", fehlen. — Die
Schlauchfrüchte stellen die sogenannten Winterfrüchte dar, weil in ihnen
die Sporen die kalte Jahreszeit überdauern.
Bei einigen Arten, wie z.B. beim Rosenmehltau ( Sphaerotheca pannosa),
beim Apfelmehltau (Podosphaera leucotricha), beim Eichenmehltau (Micro-
sphaera alni var. quercina) u. a. geschieht die Ausbildung der Schlauch-
früchte nur außerordentlich selten. Da die Konidiosporen aber bei uns
nicht in der Lage sind zu überwintern, so ist man gezwungen, anzunehmen,
und glaubt in neuerer Zeit für einige Arten auch bewiesen zu haben, daß
dieselben als Mycel im vegetativen Zustande im Innern der Knospen über-
wintern. In diesem Verhalten darf man aber keinen Endoparasitismus
erblicken: denn das Mycel der genannten Mehltaupilze dringt nicht in das
Innere des Nährpflanzengewebes, sondern nur in die Knospe ein und lagert
dort zwischen den Knospenschuppen.
Erysiphaceen. 77
Es ist nicht unmöglich, daß die Bildung der Perithecien gewissen
Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Neger glaubt festgestellt zu haben, daß die
Bildung von Perithecien unterbleibt, wenn viele Konidien produziert
werden, ferner, daß sich Konidien häufiger auf frischen, Perithecien vor-
zugsweise auf alternden, erschöpften Partien der Wirtspflanzen bilden.
Diese Regeln treffen zum mindesten in vielen Fällen das Richtige.
Bei der Untersuchung von Erysiphaceenmycel stößt man bisweilen
auf sehr kleine birnförmige, mit einer Mündung versehene Körperchen.
Von morphologischen Gesichtspunkten aus wären dieselben als Pykniden
zu bezeichnen. In ihrem Innern werden zahlreiche, eiförmige, einzellige
Sporen gebildet, welche bei der Reife in Ranken austreten. — Man hatte
diese Körperchen früher lediglich als eine Fruchtform der Erysiphaceen
angesprochen, dieselben sind jedoch jetzt als die Fruchtkörper eines be-
sonderen Pilzes, Cicinnobolus (s. d.), erkannt worden, welcher auf dem
Mycel verschiedener Mehltauarten schmarotzt. — Ob die an seine Ent-
deckung seinerzeit geknüpfte Hoffnung, durch seine künstliche Verbreitung
die Mehltaukrankheiten zu bekämpfen, sich je erfüllen wird, steht aller-
dings noch dahin.
Sämtliche in Deutschland vorkommende sechs Gattungen der Erysi-
phaceen sind von Bedeutung. Zur Unterscheidung diene folgende Tabelle
(nach Lindau) :
I. Fruchtkörper nur einen Schlauch enthaltend.
1 . Anhängsel fädig, am Ende stets ungeteilt : 1. Sphaerotheca.
2. Anhängsel am Ende wiederholt dichotom verzweigt :
"^f^^^f^ 2. Podosphaera.
IL Fruchtkörper stets mehrere Schläuche enthaltend.
1. Anhängsel an der Spitze niemals spiralig eingerollt.
a) Anhängsel ganz unverzweigt oder unregelmäßig verzweigt.
a) Anhängsel mycelartig, kriechend, nicht starr abstehend,
nicht oder unregelmäßig verzweigt: 3. Erysiphe.
ß) Anhängsel starr abstehend, gerade, unverzweigt :
4. Phyllactinia.
b) Anhängsel am Ende mehrfach dichotom verzweigt :
5. Microsphaera.
2. Anhängsel an der Spitze mehr oder weniger spiralig eingerollt :
6. Uncinula.
Zu diesen sechs Gattungen treten dann noch einige Oidium-Arten,
also Konidienformen, deren zugehörige Fruchtkörper noch nicht nach-
gewiesen sind.
Aus der Gattung Sphaerotheca ist von größtem Interesse der ameri-
kanische Stachelbeermehltau, Sphaerotheca mors uvae. Dieser Pilz fehlte
ursprünghch in Europa vollständig. Noch in seiner im Jahre 1897 er-
schienenen Bearbeitung der Perisporiales in den NatürHchen Pflanzen-
familien von Engler und Prantl schreibt Lindau von ihm lediglich : ,,an
Ribes-Beeren in Nordamerika''. Um die Wende des Jahrhunderts möge
er dann nach Europa eingeschleppt worden sein. Er trat zunächst 1890
in Rußland, dann auch in Irland und Dänemark auf. Die Reichsgrenzen
dürfte er vermutlich im Jahre 1902 in Ostpreußen überschritten haben;
1908 ist er daselbst bereits aus 962 Ortschaften bekannt. Dann verbreitete
78
Dreizehntes Kapitel.
sich der amerikanische Stachelbeermehltaii in raschem Zuge über Deutsch-
land und stellt heute stellenweise eine ernste Gefahr für die Beerenobst-
kultur dar.
Das Krankheitsbild zeigt im Sommer zunächst einen weißen, mehligen
Überzug auf Blättern und besonders auf Trieben und Früchten, im Gegen-
satz zu dem europäischen Stachelbeermehltau (Microsphaera grossulariae),
der in der Regel nur die Blätter befällt. Während der europäische Stachel-
beermehltau außerdem dauernd zart und weiß bleibt, färben sich die
Überzüge des amerikanisclien Stachelbeermehltaus, besonders auf den
Trieben und Früchten, sehr bald kaffee- oder kastanienbraun, zudem werden
sie verhältnismäßig dick, filzig bis lederig (Abb. 30). In diesem Zustand ist
das Krankheitsbild durchaus charakteristisch und mit keinem anderen zu
verwechseln. Die befallenen Triebspitzen und jungen Blätter (ausgewach-
sene Blätter werden bei uns gewöhnlich nicht befallen) verkümmern unter
dem Überzug und vertrocknen, die befallenen Beeren entwickeln sich' nicht
weiter, reifen nicht aus und verfaulen schließlich. Die Vernichtung der
Abb. 30.
Vom amerikanischen Mehltau befallene Stachelbeeren, (^'at. Gr.) (Nach Flugbl. B. R. A.)
Triebe reizt den Zweig zur fortgesetzten Bildung von Ersatztrieben, denen
aber das gleiche Schicksal zuteil wird; das hat den Austrieb auch älterer
Augen zufolge, wodurch die Pflanzen ein besenartiges Aussehen ge\\innen
und endlich an Erschöpfung zugrunde gehen.
Es treten zweierlei Fruchtformen, die Oidien und die überwinternden
Fruchtkörper oder Perithecien, auf. Erstere bewirken die außerordenthch
schnelle Ausbreitung der Krankheit. Bei ihrer Bildung werden in der schon
bekannten Art und Weise, an den Enden kurzer sich vom Mycel erhebender
Hyphen reihenweise Sporen in außerordentlich großer Zahl abgeschnüi't.
Diese Konidien-Form findet sich nur in den noch weiß gefärbten Über-
zügen. — Die etwas später in den braungefärbten Überzügen auftretenden
überwinternden Fruchtkörper sind eben noch mit bloßem Auge sichtbar,
kugeKörmig, dunkelbraun, und haben fädige Anhängsel, welche am Ende
stets ungeteilt sind, wodurch sich die Fruchtkörper der Sphaerotheca mors
uvae mikroskopisch auf den ersten Blick von den mit mehrfach dichotom
verzweigten .Anhängseln versehenen Fruchtkörpern der Microsphaera
Öphaerotheca mors uvae.
79
grossulariae unterscheiden (Abb. 31, A). Die Fruchtgehäuse bestehen
nur aus wenigen flachen Zellen und enthalten im Innern einen einzigen
eUipsoidischen bis kugeUgen Schlauch (Ascus), welcher acht ellipsoidische,
farblose, einzelhge Sporen enthält (Abb. 31, B). Die Perithecien über-
wintern auf den Zweigen und entlassen im nächsten Frühjahr den
Schlauch, dessen Sporen dann neue Mehltauinfektionen hervorrufen. —
Die Ausbreitung des amerikanischen Stachelbeermehltaus innerhalb eines
engbegrenzten Grebietes erfolgt, wie schon bemerkt, in erster Linie durch
die massenhaft erzeugten Konidiosporen. Ihre Verbreitung geschieht
vor allem durch den Menschen (mit seinen Kleidern, Geräten usw.),
dann durch Vögel, in geringerem Maße durch Insekten oder durch den
Wind (vgl. G. Lind, Beobachtungen über den amerikanischen Stachel-
beermehltau 1906 bis 1908, Stockholm 1909, schwedische Arbeit,
deutsches Referat in Ztschr. f. Pflanzenkranklieiten XXI, 1911, S. 104).
Die Verbreitung auf größere Entfernungen, die eigentliche Verschleppung,
dürfte aber hauptsächlich auf den Handel mit verpilzten Sträuchern
Abb. 31. Zwei überwinterte Fruchtkörper von Sphaerotheca mors uvae.
A schwächer vergrößert als B. Bei B ist das Fruchtgehau.se geplatzt, a Schlauch, sp Sporen,
p Peridie (Wand des Peritheciums). (Nach Flugbl. B. K. A.)
zurückzuführen sein. Das ist wichtig für die später zu erörternde Be-
kämpfung der Krankheit.
Der amerikanische Stachelbeermehltau befällt besonders die Stachel-
beere (Ribes grossularia), dann aber auch, wenn auch in geringerem Maße
die Johannisbeere (Ribes rubrum), ferner Ribes aureum, R. alpinum und
R. atropurpureum. R. oxyacanthoides war nach einer Mitteilung von
Lind und Ravn (vgl. Jahresbericht Pflanzenkrankheiten X, 1907. S. 198)
in drei FäUen, obgleich zwischen stark verseuchten R. grossularia-Sträuchern
stehend, pilzfrei.
Der angerichtete Schaden besteht in dem Ausfall der Ernte, weiter-
hin aber auch in der Vernichtung der Kulturen. Schon im Jahre 1907
gibt Schander (vgl. Jahresbericht Pflanzenkrankheiten XI, 1908, S. 217)
die Menge der befallenen Sträucher für Posen und Westpreußen auf 70% an.
Eine praktisch wichtige Frage ist die, ob Beeren, welche von dem
amerikanischen Stachelbeermehltau befallen sind, noch zum mensch-
lichen Genuß geeignet sind. Es liegen Mitteilungen vor, daß derselbe zu
Erkrankungen führen soll. R. Laubert (Bemerkungen über den Stachel-
beermehltau, den Stachelbeerrost und den Eichenmehltau; Prakt. Blätter
so Dreizehntes Kapitel.
f. Pflanzenbau u. Pflanzenschutz VIII, 1910, S. 104) stellte fest, daß
zwar die Schalen mehltaubehafteter Beeren zäher sind, daß sie sich aber
sonst weder im Geruch noch im Geschmack von gesunden Beeren unter-
scheiden und daß keine Verdauungsstörungen nach dem Genuß eintreten.
Die Versuche wurden mit reifen und unreifen in Zucker gekochten Beeren
mit dem gleichen Ergebnis angestellt. — Eine Verarbeitung der gereinigten
Beeren zu Kompotts ist demnach unbedenklich.
Von größtem Interesse ist die Frage, ob es gegen den amerikanischen
Stachelbeermehltau immune Rassen gibt. — Als vollständig widerstands-
fähig hat sich bisher allein die leider nur Ideine Früchte tragende ,, Amerika-
nische Gebirgsstachelbeere", welche ein Abkömmling von Ribes cynosbati
ist, erwiesen. Darüber hinaus können aber noch einige Sorten als relativ
..fest" gelten. Es seien genannt (nach dem Flugblatt der Biologischen
Reichsanstalt) :
Rote Triumphbeere (Whinhams Industry) Königs Früheste,
May Duke, Frühe Rote,
Alicante, Russeis Gelbe,
Compagnion, Weiße Triumphbeere.
Schnellwüchsige Sorten wie Keepsake, White Lion, Crown Bob leiden
leicht unter der Krankheit. Bei Golden Drop verpilzen auch noch die
reifen Beeren, wahrscheinlich um ihrer sehr zarten Beerenhaut willen.
Das Laub der Stachelbeeren zeigt eine gesteigerte Empfindlichkeit
gegen die mit großem Erfolg zur Bekämpfung des amerikanischen Stachel-
beermehltaus verwendeten Schwefelpräparate, welche jedoch nicht bei
allen Sorten gleich groß ist. Lt. Janson (Über den amerikanischen Stachel-
beermehltau; Deutsche landwirtschaftliche Presse, 47, 1920, S. 610)
zeichnen sich folgende Sorten durch eine geringe Empfindlichkeit gegen
die später zu erörternden Bekämpfungsmaßnahmen aus, eine Eigenschaft,
auf die bei der Anpflanzung in gefährdeten Gegenden Wert zu legen ist:
Alicante, Blood Freund, Chataugna, Compagnion, Lady Delamare, Shannon
Triumphbeere, Jenny Lind, Hunnings Früheste, May Duke, Rote Preis-
beere, Rote Frühe, Golden Fleur, Prinz von Oranien, Runde Gelbe, Lords
Triumph, Grüne Riesenbeere, London, Späte Grüne, Grüne Smaragd-
beere, Frühe Dünnschalige, Weiße Krystallbeere, Weiße Volltragende und
Viktoria ; anderseits zeigen folgende Sorten eine besondere Empfindlichkeit
gegenüber Spritzmitteln: Drums Major, Früheste von Neuwied, Früheste
Gelbe, Gelbe Riesenbeere, Grüne Edelbeere, Hellgrüne Samtbeere, Langley
Gage, Leader, Rote Eibeere und Maurers Sämling.
Von Johannisbeeren scheint besonders leicht die ,,Rote Holländische"
zu erkranken.
Zur Bekämpfung der Krankheit ist es zunächst von Wichtigkeit,
Verschleppungen zu vermeiden. Man lasse daher beim Bezüge von Stachel-
beersträuchern größte Vorsicht walten und verlange Garantie, daß die
Kulturen, aus denen sie stammen, mehltaufrei sind. Sind die in Frage
kommenden Verhältnisse aus irgendeinem Grunde ungeklärt, so ist un-
mittelbar nach Ankunft der Sendung das Packmaterial zu vernichten
und die Sträucher durch Eintauchen in 0,4% ige Formalinlösung (1 Liter
Formaldehyd von 40% Vol. auf 100 Liter Wasser) zu desinfizieren.
Die eigentliche Bekämpfung des amerikanischen Stachelbeermehl-
taus erfordert zunächst als allgemeine hygienische Maßnahme die Ver-
nichtung sehr stark befallener Sträucher durch Verbrennung an Ort und
Sphaerotheca pannosa. 81
Stelle und sorgfältiges Ausschneiden und Verbrennen alier befallenen
Pflanzenteile an den übrigen Sträuchern. Als sehr empfehlenswert hat
sich ferner eine reichliche Bodenkalkung erwiesen mit etwa 25 kg Atzkalk
pro Ar im Herbst und eine Wiederholung der Kalkung mit derselben Menge
etwa Ende Februar, Anfang März. Man vermeide natürlichen Dünger
und stärkere Gaben künstlichen Stickstoffdüngers, sondern gebe Super-
phosphat und KaU in Mengen von 6 bzw. 3 kg pro Ar (vgl. Hiltner,
Praktische Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz, Heft 6, 1913).
Die Zahl der Spritzmittel, welche zur Bekämpfung der Sphaerotheca
mors uvae herangezogen worden sind, ist, entsprechend der Bedeutung
der Krankheit, groß. Sehr gute Erfolge hat man in neuester Zeit (vgl.
Handelsblatt für den deutschen Gartenbau 1921, S. 281) mit Solbar gehabt.
Es empfiehlt sich als Winterbehandlung (im unbelaubten Zustande) eme
Bespritzung mit einer 3% igen Lösung dieses ^Mittels, als Sommerbehand-
lung (unmittelbar nach der Blüte und noch einmal 14 Tage später und
nach Bedarf mehrmals zu wiederholen) eine Bespritzung mit einer 1 %igen,
bei empfindlichen Sorten mit einer nur 0,5%igen Lösung. Auch andere
Schwefelpräparate sind mit Erfolg verwendet worden. Weiter findet \ er-
Avendung: Kalkmilch, 0,5%ige Schwefelkaliumbrühe sowie eine Mischung
von 0.25 % Soda und 0,25 % Pottasche. Über die Wirkung des Form-
aldehyds und des Kochsalzes sind die Ansichten geteilt. Erforderhch ist
immer außer der Sommerbehandlung eine Behandlung im unbelaubten
Zustande, um die durch das Abschneiden und Verbrennen noch nicht
getroffenen Überwinterungszustände, die Perithecien, zu vernichten.
Noch ein Vertreter der Gattung Sphaerotheca spielt im Gartenbau
eine bedeutsame Rolle : der Rosenmehltau, Sphaerotheca pannosa. Derselbe
findet sich außer auf den verschiedensten Rosensorten auch auf Pfirsich-
bäumen i). Das Krankheitsbild schildert außerordenthch anschauHch
Laubert (Rosenkrankheiten und Rosenfeinde, Jena 1910, S. 14): ,,Der
Rosenmehltau erzeugt sowohl ober- wie unterseits an den Blättern aus-
gedehnte mehlartige Überzüge. Wo der Schädling, wie das meistens vor-
kommt, auf die noch ganz jungen und weichen Blätter und Triebspitzen
übergeht, werden diese verunstaltet und bleiben in ihrer Entwicklung
zurück. Gar nicht selten tritt der Pilz auch an den Blütenstielen, Knospen
und Kelchblättern (richtiger an den Blütenachsen), an den grünen Zweigen,
und zwar mit Vorhebe an den Stacheln, auf, wobei er fast krustenförmige
oder filzige, schließUch graubraun werdende Beläge bildet. Diese Wuchs-
formen des Mehltaus sind sehr viel dicker und derber als der auf den Blättern
vorhandene zarte reif artige Mehltau. '' Auf Pfirsichbäumen befällt
Sphaerotheca pannosa (s. Fußnote) Triebe, Blätter und Früchte. Auf
Trieben und Blättern erscheinen dichte, weiße, mehlartige Überzüge.
Die Blätter verkrüppeln unter diesen und sterben vorzeitig ab. Auf den
Früchten bilden sich hellere aufgetriebene Stellen, wodurch sie ein scheckiges
Aussehen erhalten. Später platzen die hellen Stellen auf und geben Ver-
anlassung zur Fäulnis.
Sehr interessant ist beim Rosenmehltau die Frage der Überwinterung
des Pilzes. Im Gegensatz zu Sphaerotheca mors uvae, wo die überwintern-
den Fruchtkörper, die Perithecien, massenhaft erzeugt werden, trifft man
1) Nach neueren Forschungen stellen Rosen- und Pfirsichmehltau zwei verschiedene
Rassen von Sphaerotheca pannosa dar, welche streng an ihre Wirtspflanzen gebunden smd.
Hoste rraann-Noack, PUzparasitäre Krankheiten. 6
32 Dreizehntes Kapitel.
die Perithecien des Rosenmehltaus, die zudem außerordentlich klein und
tief in das filzige Mycel eingebettet sind, nur sehr selten an. Die Möglichkeit
einer anderen Überwinterungsform dieses Pilzes war daher von vornherein
anzunehmen. Laubert (a. a. 0.) hat dann auch ein Auftreten des Mehltaus
an Rosen im Frühjahr unter Umständen wahrnehmen können, die sehr
dafür sprechen, daß der Pilz in einzelnen Knospen überwintert hatte:
ganz vereinzelte junge Jahrestriebe waren von Anfang an gänzlich mit
Mehltau bedeckt, während alle übrigen Triebe noch völlig mehltaufrei
waren. — Es sind dies übrigens Erscheinungen, auf die noch bei anderen
Mehltauarten, z. B. beim Apfelmehltau, zurückzukommen sein wird.
In neuerer Zeit haben sich besonders zwei ausländische Forscher, Peglion und Foex,
eingehender mit der Überwinterungsweise der Erysiphaceen befaßt.
Peglion gibt in einer (itaUenisch geschriebenen) Arbeit über das Überwintern einiger
Erysipheen (Referat: Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten XXllI, 1913, S. 236) an, daß
er an Rosenstöcken, an welchen er vergeblich nach Perithecien von Sphaerotheca pannosa
gesucht hatte, in der Knospe das überwinternde Mycel der Oidium-Form gefunden habe. —
Ebenso gelangt« Foex in der Umgegend von Montpellier zur Überzeugung, daß Sphaerotheca
pannosa auf Rosen in vegetativem Zustande innerhalb der Knospen überwintere.
Besonders stark befällt der Rosenmehltau die Crimson Rambler.
Interessant sind einige in neuerer Zeit bekanntgewordene Beobachtungen
über die Beziehungen zwischen Standort und Stärke des Mehltaubefalles
bei dieser Sorte sowie Vermutungen über die Ursachen der Disposition
derselben für die Mehltauerkrankung. Steffen faßt im ,, Praktischen Rat-
geber im Obst- und Gartenbau" (1915, Nr. 26) seine Erfahrungen dahin
zusammen, daß der Mehltau besonders an warmen Süd- und Südostwänden
auftrete und da, wo Tropfwasser vom Dach herabträufeln kann, während
der Befall dort geringer ist, wo der Standort gegen allzu starke Besonnung
geschützt ist, z.B. hinter höheren Gesträuchen, unter der lockeren Deckung
von Bäumen, sowie an der Nordostseite von Gebäuden dann, wenn ein weit-
vorspringendes Dach dafür sorgt, daß das Lavibwerk trocken bleibt. Lang-
triebe, die über diesen Schutz hinausstreben, werden in der Regel befallen.
Die von Sorauer ausgesprochenen Vermutungen über die Ursachen
der Disposition der Crimson Rambler für Mehltauerkrankung gehen auf
die von Rivera beim Eichenmehltau festgestellte Tatsache zurück, daß
ein schnelles Nachlassen in der Turgescenz der Blätter dieselben für den
Mehltau empfänglich macht. Sorauer nimmt ähnlich an, daß die durch
ihr äußerst kräftiges Wachstum und ihr fast krautartiges weiches Laub
mit großer Verdunstungsfähigkeit ausgezeichneten Crimson Rambler an
stark besonnten Standorten ihre Transpiration derart steigern, daß die
Turgescenz der Zellen nachläßt und daß diese Erschlaffung des Gewebes
disponierend ist für die Ansiedlung und Ausbreitung der Sphaerotheca.
Die Bekämpfung des Rosenmehltaus gleicht in vieler Beziehung der
des Stachelbeermehltaus. Hier wie dort haben sich die verschiedenen
Formen des Schwefeins (in neuerer Zeit die Bespritzungen mit Cosan und
Solbar) bewährt. Da allem Anschein nach das Mycel des Krankheitserregers
in den Knospen überwintert, so ist außerdem ein Zurückschneiden der
besonders stark befallen gewesenen Triebe im Herbst erforderlich.
Als dritter Vertreter der Gattung Sphaerotheca sei der Hopfenmehltau
(Sphaerotheca humuli) genannt, welcher bei starkem Auftreten völlige
Mißernten herbeiführen kann. Er findet sich außer auf dem Hopfen noch
auf einer ganzen Reihe anderer Pflanzen, z. B. auf Rosaceen, Violaceen,
Compositen usw.
Podosphaera,
83
Aus der Gattung Podosphaera ist von besonderem Interesse der
Apfelmehltau, Podosphaera leucotricha. Dieser Pilz hat sich erst in den
letzten 20 Jahren in Deutschland ausgebreitet, ist jetzt aber stellenweise
eine ernste Gefahr für den Obstbau geworden. Er befällt vom Frühjahr
bis in den Herbst in erster Linie endständige Langtriebe, geht aber auch
auf Fruchttriebe, Blüten, ja selbst auf Früchte über. Mit seinem weißen,
flockigen, mehlartigen Mycel überzieht er besonders die am Ende der
Triebe sitzenden jüngsten Blätter, worauf dieselben sich verkrümmen, ein-
rollen, vertrocknen und schließUch abfallen. Mit den Blättern geht natür-
lich auch oft das Ende der Triebe zugrunde (Abb. 32). Blüten, welche
vom Apfelmehltau befallen werden, verfaüppeln und vergrünen und ge-
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Abb. 32. Podosphaera leucotricha. Gesunder und mehltaukrau ker Apfelzweig.
(?fach Laubert.)
währen einen eigenartigen, schwer zu schildernden AnbHck (Abb. 33).
Auf den Früchten ist der Apfelmehltau in Deutschland wohl noch nicht
beobachtet worden, doch kennt man derartige Fälle z. B. aus Schweden.
Die erkrankten Früchte bekommen tiefe unregelmäßige Spalten, ähnlich
denen, welche Venturia (= Fusicladium) hervorruft und fallen in der
Folge vorzeitig ab (vgl. Eriksson. Der Apfelmehltau und seine Bekämpfung
— Prakt. Bl. f. Pflanzenbau u. Pflanzenschutz, 7. Jahrg., 1909). — Auch
Sämlinge verschont der Apfelmehltau nicht. — Podosphaera leucotricha
bildet nur selten Schlauchfrüchte aus, gewöhnlich geschieht dies nur nach
heißen trockenen Sommern. Gegen Ende des Sommers (mitunter jedoch
schon Ende Juni vgl. Laubert, Deutsche Landw. Presse 35, 1908, S. 628)
erscheinen in den dann undeutlich gewordenen Überzügen der Triebe
6*
84 Dreizehntes Kapitel.
die sehr Ideinen, braunen Perithecien, die aber dort, wo sie auftreten, in
Menge auftreten und dadurch als wolHge, braune Flecken auch mit
bloßem Auge wahrzunehmen sind.
Das mikroskopische Bild der Oidium-Form zeigt keine Besonder-
heiten. Die Perithecien sind kugel- oder verkehrt-eiförmig, die Farbe ist
bei etwas älteren Exemplaren dunkelbraun bis fast schwarz. An den
Perithecien sitzen einige, gewöhnlich drei bis acht, gerade, borstenförmige,
sich auseinanderspreizende, septierte Anhängsel (Abb. 34. Eig. 5). Ihre
Membran ist dick. Im Innern findet sich ein einziger, breitovaler, farb-
loser, mit ziemlich dicker Membran versehener, acht einzellige Ascosporen
enthaltender Schlauch (vgl. Laubert a. a. 0.).
Der Apfelmehltau galt früher mehr als ein Bewohner wärmerer Länder,
er hat sich, wie schon eingangs erwähnt, in Deutschland erst in den letzten
20 Jahren ausgebreitet und ist bis nach Schweden vorgedrungen.
Die Übertragung der Krankheit erfolgt in der Hauptsache durch die
Konidiosporen. Die Überwinterung geschieht durch die Schlauchfrüchte,
außerdem aber wahrscheinlich und in viel ausgedehnterem Maße als Mycei
Abb. 33.
Gesunde und niehltaukranke Blütendolde der Wintergoldparniäne. (Nach Laubert.)
in den Blatt- und Blütenknospen. Wiederholt hat man nämlich die Wahr-
nehmung gemacht, daß Apfelbäume, welche im Winter mit sonst zuver-
lässigen fungiziden Spritzmitteln behandelt worden waren, doch regel-
mäßig am Mehltau erkrankten^). Manaresi (Referat Jahrb. Pflanzen-
krankheiten XV, S. 213) stellte durch Messungen fest, daß die Blätter be-
fallener Triebe kürzer und auch weniger breit wie die normaler Triebe
sind z. B.
gesundes Blatt 60,1X41,4 krankes Blatt 54,0X26,7
41,7X25,2 34,0X10,3
87,0X57,1 61,3X30,5 usw.
Dafür sind die kranken Blätter aber dicker:
Blätter gesunder Triebe 203,3 fi, Blätter kranker Triebe 256,9 fi.
Manaresi schließt daraus auf ein Eindringen des Mycels in das Blatt-
gewebe. Ein Beweis dafür ist mit diesen Beobachtungen aber noch nicht
erbracht. Denn die festgestellten Größenänderungen können ebensogut
1) Vgl. Bericht der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin- Dahlem 1920/21, Berlin 1922,
S. 96 u. 97.
Poclosphaeni.
85
Abb. 34.
1 Phyllactinia corylea. Perithecium mit nach unten gedrehten Anhängseln. An der Spitze ein Tröpfchen
einer ausgeschiedenen hygroskopischen Substanz, welche der Anheftung dient. 2 — 4 Uncinula necator.
2 Konidienstadlum, m Mycel, h Haustorium, b Konidienträger mit Scheidewänden, c Konidie. 3 Mycel-
faden m mit a Apressorien und h Haustorium. 4 Perithecium. 5 Podosphaera tridactyla. Perithecium.
6 Konldienträger eines Oidium mit Ciclnnobolus. 7 Microsphaera alni. Perithecium. (Nach Sorauer.)
86 Dreizehntes Kapitel.
durch das Eindringen der Haustorien verursacht worden sein. — Ferner
beobachtete Manaresi, daß mit Oidium-Mycel behaftete Knospen häufig
nicht aufbrechen, oder wenn sie es tun, aus ihnen verkümmerte und
entfärbte Blüten hervorgehen, ferner, daß die Blütenblätter das nämliche
Verhalten wie die Laubblätter zeigen.
Es ist von großer Wichtigkeit zu wissen, daß eine ausgeprägte Sorten-
empfänglichkeit für den Apfelmehltau existiert, doch ist dieselbe je nach
den klimatischen und Bodenverhältnissen verschieden. Leider fehlen
zur Zeit noch genauere Feststellungen über die Empfänglichkeit einzelner
»Sorten unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse. Als stark anfällig
gelten vielerorts :
Alantapfel, Gelber Richard,
Ananas-Renette, Grüner Fürstenapfel,
Bismarckapfel, Landsberger Renette,
Boikenapfel. Orleans-Renette,
Cellini, Roter Wintere alvill,
Cox Orangen-Renette, Virginischer Rosenapfel,
Charlamowski, Weißer Astrakan,
Gefl. Kardinal, Weißer Klarapfel,
Gelber Bellefleur, Weißer Wintercalvill.
Als ziemlich widerstandsfähig gegen den Pilz werden genannt:
Cox Pomona, Schöner von Boskoop,
Kgl. Kurzstiel, Wintergoldparmäne.
Andere Sorten, wie Gravensteiner und Ribston Pepping werden von
einer Seite als empfänglich, von anderer Seite als widerstandsfähig an-
gegeben.
Zur direkten Bekämpfung des Apfelmehltaus empfiehlt sich das
sofortige Abschneiden der ersten im Frühjahr erscheinenden, mehlig be-
stäubten Triebe und Eintauchen derselben möglichst ohne Erschütterung
in Spiritus oder Sodawasser. Das sollte im Sommer und Herbst mehrmals
wiederholt werden. Eine Winterbehandlung mit fungiziden Spritzmitteln
scheint nach den gemachten Erfahrungen nicht viel Zweck zu haben.
Dagegen ist eine neben den genannten Maßnahmen einhergehende, nach
dem Austreiben der Knospen vorzunehmende Bespritzung mit einem
Pilzgift (Schwefelpräparate, Bordeauxbrühe), u. U. auch ein Bestäuben
mit Schwefel, sehr nützlich^). Es empfiehlt sich, empfängliche Sorten
vorbeugend zu bespritzen. Das Vernichten des abgefallenen Herbstlaubes
hat nur dann Sinn, wenn der Pilz Perithecien gebildet hat.
Podosphaera oxyacanthae (einschl. P. tridactyla) (Abb. 34, Fig. 5)
findet sich nicht selten auf Prunus-, Crataegus- und Spiraea- Arten.
Aus der Gattung Erysiphe interessiert in erster Linie E. Martii. Erysiphe
Martii ist der Name für eine Gesamtart, welche eine Mehrzahl spezialisierter
Formen umfaßt, die unter den Namen Erysiphe polygoni, E. communis.
E. pisi, E. cichoriacearum usw. als Schmarotzer auf Blättern und Stengeln
sehr vieler Pflanzen, wie Kohlrübe, weiße Rübe, Erbse, Bohne, Wicke,
Klee, Luzerne, Platterbse, Lupine, Gurke, Kürbis, Schwarzwurzel usw.
beschrieben werden. Am ehesten dürfte man in der gärtnerischen Praxis
dem Erbsen- bzw. Bohnenmehltau oder dem Gurkenmehltau begegnen.
1) Vgl, Bericht der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem 1920/21, Berlin 1922,
S. 96.
Erysiphe. — Phyllactinia. 87
Das Krankheitsbild ist von demjenigen anderer Mehltauarten nicht
wesentlich verschieden. Entweder die Blätter oder u. U. sämtliche grüne
Teile der Pflanze weisen den bekannten, mehlartigen Überzug auf, unter
dem die befallenen Pflanzenteile mißfarbig werden und schließlich ver-
troclaien. Später, gegen Ende des Sommers, treten in dem Faden-
geflecht die Fruchtkörper in Gestalt zahlreicher kleiner schwarzer
Pünktchen auf.
Das mikroskopische Bild zeigt als Sommersporenform Konidien, als-
dann die anfangs fast farblosen, dann braunen und zuletzt schwarzen
Perithecien. Letztere überwintern und geben im Frühjahr Veranlassung
zu neuen Infektionen.
Um die Krankheit wirksam zu bekämpfen, sorge man für vollständige
Entfernung und Vernichtung der Ernterückstände durch Verbrennen.
Außerdem hat nach der Ernte ein tiefes Umgraben des Bodens zu
erfolgen. Man treibe stets Wechselwirtschaft. Die befallenen Pflanzen
sind mit einem Schwefelpräparat zu bespritzen oder mit Schwefel zu
bestäuben.
Der in die gleiche Gattung gehörende Mehltaupilz des Getreides,
Erysiphe graminis, besitzt gärtnerisch nur ein sekundäres Interesse. Es
sei daher von seiner Besprechung abgesehen und auf das Buch von
J. Eriksson, Die Pilzkrankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen,
Leipzig 1913, ver^\'iesen.
Die Gattung Phyllactinia ist bei uns durch den Haselmehltau,
Phyllactinia corylea vertreten. Derselbe findet sich nicht allzu selten auf
den Blättern von Corylus, Carpinus, Fagus, Betula, Alnus, Fraxinus,
Berberis und Hippophae.
Das Krankheitsbild zeigt grauweiße Überzüge besonders auf der
L'nterseite, seltener auch auf der Oberseite der Blätter. In den Überzügen
erscheinen später als Winterfruchtform die Perithecien in Gestalt zahl-
reicher, kleiner, schwarzer Kügelchen (Abb. 34, Fig. 1).
Die Gattung Phyllactinia verdient ein besonderes Interesse durch
den Umstand, daß bei ihr ein teilweise endophytisches Mycel nachgewiesen
ist. Es wurde zwar schon oben, so z. B. bei Sphaerotheca pannosa und
Podosphaera leucotricha von einem Mycel gesprochen, v.elches in die
Knospen der Nährpflanze eindringt. Es handelt sich dabei aber nur um
ein Eindringen zwischen die Knospenschuppen, indem der Pilz im vege-
tativen Zustande dadurch überwintert, daß das Mycel während des Winters
vor den L'nbilden der Witterung geschützt zwischen den Knospenschuppen
lagert. Ein Eindringen des Mycels in das Innere der Gewebe ist in keinem
dieser Fälle bewiesen. Hier bei Phyllactinia hat man jedoch neben einem
ektodermen Mycel, welches Konidien und Perithecien bildet, aber keine
Haust orien in die Epidermiszellen treibt, kurze, im Mesophyll der Blätter
haustorienformende, in ihrem Wachstum allerdings beschränkte Myceläste,
welche durch die Spaltöffnungen hindurch in das Blattinnere eindringen,
beobachtet.
Die Bekämpfung des Pilzes geschieht durch Schwefeln bzw. durch
Bespritzen mit schwefelhaltigen Präparaten. Da die Perithecien bei der
Gattung Phyllactinia bei der Reife von selbst frei werden, so kommt dem
Einsammeln und Verbrennen der abgefallenen Blätter kein entscheidender
Wert zu.
33 Dreizehntes Kapitel.
Die Gattung Microsphaera ist ohne besondere Bedeutung, selbst der
wichtigste Vertreter: Microsphaera grossulariae, der europäische Stachel-
beermehltau, ist nicht gerade selir gefährUch. Wichtig ist seine Kenntnis
in erster Linie, um ihn sicher von dem gefährlichen amerikanischen Stachel-
beermehltau unterscheiden zu können.
Das klinische Bild dieser Krankheit ist charakterisiert durch weiße
mehlige Überzüge, welche nie braun werden und welche sich fast nur auf
den Blättern, jedenfalls nie auf den Früchten finden. Die mikroskopische
Untersuchung zeigt die sehr kleinen schwarzen Schlauchfrüchte mit den
höchst eigenartigen, mehrfach dichotom verzweigten Anhängseln (Abb. 34,
Fig. 7).
Eine Verwechslung des amerikanischen und europäischen Stachel-
beermehltaus ist daher nur in den frühen Jugendstadien möglich, solange
die Überzüge noch rein weiß sind und nur Konidienfruktifikation statt-
findet.
Zur Gattung Microsphaera gehört noch ein weiterer sehr bekannter
Mehltaupilz, Microsphaera alni, welcher sich auf den verschiedensten
Sträuchern wie Alnus, Betula, Lonicera, Rhamnus, Syringa, Viburnum usw.
findet (Abb. 34, Fig. 7). Als eine besondere Varietät dieses Pilzes,
Microsphaera alni var. quercina, ist auch nach langem Suchen der
allbekannte Eichen mehlt au erkannt worden. — Der Eichenmehltau ist
zuerst 1907 vermutlich aus Nordamerika nach Westeuropa eingeschleppt
worden und hat sich seit 1908 über ganz Europa verbreitet. Er bildet
nur außerordentlich selten Perithecien aus : man hatte sie bis vor kurzem
erst einmal in Frankreich gefunden und fand sie 1921 zum erstenmal
auch in Deutschland. Die Überwinterung dieses Pilzes geschieht in der
Regel also wohl als knospenbewohnendes Mycel.
Der Eichenmehltau befällt lt. Neger namentlich die europäischen
Eichenarten (Quercus peduncidata, weniger Q. sessiliflora, sowie Q.
pubescens, Q. cerris, Q. tozza, Q. crispula u. a.), befällt nur wenig die
amerikanischen Roteichen (Q. rubra, Q. coccinea, Q. palustris), geht aber
auch auf Stockausschläge der Rotbuche und seltener der Edelkastanie
über.
Der in unseren Forsten angerichtete Schaden ist sehr erheblich. Die
Bekämpfung des Pilzes geschieht wie üblich durch Abschneiden usw. der
befallenen Triebe sowie durch Schwefeln.
r
Aus der Gattung Uncinula ist besonders wichtig Uncinula necator, der
echte Mehltau der Weinrebe. Es dürfte dieser wohl der bekannteste und
verderblichste Mehltaupilz sein; in den Weinbaugebieten heißt er der
,, Äscherich", weil die von ihm befallenen Reben wie mit Asche bestreut
aussehen, auch bezeichnen ihn ganz allgemein die Weinbauer als
,,Oidium".
Der Äscherich wurde in Europa zuerst um das Jahr 1845 in England
durch den Gärtner Tucker an Treibhausreben beobachtet. Diesem zu
Ehren wurde die damals ausschließlich bekannte Konidienfruchtform
Oidium Tuckeri genannt. Der Nachweis, daß Oidium Tuckeri zu der
schon seit längerer Zeit aus Nordamerika bekannten Uncinula necator
gehöre, wurde erst im Jahre 1892 erbracht. So war der Name Oidium
Tuckeri viele Jahrzehnte hindurch gültig und hat sich daher, besonders
in Laienkreisen, noch vielfach erhalten.
Uncinula necator.
S9
Die ersten Anzeichen des Mehltaubefalles treten an der Weinrebe oft
schon im Mai auf. Triebe und Blätter zeigen das bekannte Bild mehliger
Bestäubung. An den Trauben erzeugt der Äscherich den sogenannten
N
Abb. 35.
Von Uncinula necator, dem echten Mehltau befallene Trauben (Kernbnich).
(Nach Flugbl. B. K. A.)
„Kernbruch" (Abb. 35). Da die Oberhaut der jungen Beeren durch den Pilz
abgetötet und durch Kork ersetzt ward, so kann sie dem Wachstum des
Beereninnern öfter nicht mehr folgen und platzt auf. Auf diese Weise
90 Dreizehntes Kapitel.
entstehen in den Beeren Risse, die tief in das Innere derselben hineinreichen
und aus denen die Samen hervorquellen. Außerdem bleiben die befallenen
Beeren hart und vmreif.
Echter Mehltau (Uncinula) und falscher Mehltau (Plasmopara
= Peronospora) erfordern eine ganz verschiedene Bekämpfung, so daß
es wichtig ist, beide voneinander unterscheiden zu können. Mikroskopisch
ist das natürlich ein leichtes : während der Äscherich die sich aus dem Mycel
erhebenden, kurzen, einfachen Konidienträger zeigt, an denen die Sporen
in Reihen abgeschnürt werden, beobachtet man beim falschen Mehltau die
bündelweise aus den Spaltöffnungen hervorbrechenden Fruchtträger mit
bäumchenförmiger Verzweigung. Aber auch das klinische Bild läßt bei
einiger Aufmerksamkeit und Übung den Äscherich vom falschen Mehltau
unterscheiden. Während bei ersterem der weiße mehlige Überzug gleich-
mäßig Ober- wie Unterseiten der Blätter überzieht, bemerkt man beim
falschen Mehltau zunächst auf der Unterseite der Blätter, besonders längs
der Nerven, feine weiße Schimmelrasen, denen auf der Blattoberseite
gelblichbraune Flecken entsprechen. Während beim echten Mehltau die
Blätter völlig eintrocknen, ehe sie zu Boden fallen, tritt beim falschen
Mehltau ein zeitiger und so charakteristischer Blattfall ein, daß diese
Krankheit auch den Namen Blattfallkrankheit führt. An den Trauben
ruft der Befall gleichfalls ganz verschiedenartige Wirkungen hervor:
während als Folge der echten Mehltauerkrankung der ,, Kernbruch" ein-
tritt, finden wir bei der Peronospora die ganz charakteristischen ein-
schrumpfenden ,, Lederbeeren" (vgl. S. 49 ff).
Die Bekämpfung des echten Mehltaus geschieht mit Hilfe des Schwefels
bzw. schwefelhaltiger Präparate (die des falschen Mehltaus be]<;anntlich
mit Kupferkalkbrühe) (vgl. S. 13).
Andere bemerkenswerte Arten der Gattung Uncinula sind U. Salicis
auf Salix und Populus und U. aceris auf Acer- Arten. Sie sind durch die
spiralig eingerollten Anhängsel ihrer Perithecien hinlänglich charakterisiert.
Von einer Anzahl Oidiuttl-Formen sind die zugehörigen Schlauchfrüchte
nicht bekannt. Es möge genügen hinzuweisen auf: Oidium fragariae auf
Erdbeeren (Blätter und unreife Früchte befallend; dürfte in den Ent-
wicklungskreis von Sphaerotheca humuli gehören); Oidium evonymi
japonicae auf Evonymus japonica ; Oidium ericinum auf Erica hiemalis u.a.;
Oidium chrysanthemi auf Chrysanthemum indicum.
Ein Bestäuben mit Schwefel beim ersten Auftreten des Mehltaubefalles
hat sich bei diesen Oidien fast stets als wirksam erwiesen.
Die Familie der Perisporiaceeti unterscheidet sich von den Erysipha-
ceen durch das stets dunkel gefärbte Mycel. Ihre Perithecien sind wie
die der Erysiphaceen allseitig geschlossen, die Schläuche werden eben-
falls erst durch Verwitterung der Außenhülle frei, jedoch fehlen die für
die Erysiphaceen so außerordentlich charakteristischen ,,Appendices". —
Als Nebenfruchtformen kommen niemals Oidium- Gestalten vor.
Von allgemeinem Interesse ist Apiosporium salicinum (= Capnodium
salicinum oder Fumago vagans). Dieser Pilz gilt als der Erreger des Ruß-
taus.
Unter ,, Rußtau" versteht man die dichten schwarzen Überzüge,
welche sich häufig auf den Blättern der verschiedensten Gewächse, ins-
besondere der Laubhölzer und des Hopfens finden. Die Erscheinung ist
Perisporiaceen. 9X
aber sekundärer Natur. Sie ist gebunden an das Auftreten von Honigtau.
Es ist dies ein zuckerreicher Saft, der — infolge Ernährungsstörungen —
von der Pflanze entweder unmittelbar oder gewöhnlich durch Vermittlung
von Blatt- (bzw. Schild-) Läusen ausgeschieden wird und die Blätter oft
in großer Ausdehnung überzieht. In demselben lebt der oder leben die
rußtauerregenden Pilze rein saprophytisch, durch ihr schwarzes Mycel
die oft zu beobachtende Erscheinung hervorrufend.
Apiosporium salicinum ist derjenige Pilz, der lange Zeit als der alleinige
Urheber des Rußtaus angesprochen wurde. Er gilt als außerordentlich
vielgestaltig. Die Perithecien sind nur äußerst selten gefunden worden:
sie sind schwarz, länglich, mit breitem Fuß, häufig mit Verzweigungen,
in denen Pykniden entstehen. An Nebenfruchtformen kommen vor:
Gemmen, welche als rundliche Zellen einzeln oder reihenweise an den
Mycelfäden gebildet werden; Koniothecien, d. s. Zellklumpen, welche
durch fortgesetzte Teilungen entstehen; Konidien, welche reihenweise
an aufrechten, verzweigten Konidienträgern abgeschnürt werden (als
Konidienform unter dem Namen Fumago vagans beschrieben, s. d.):
ferner Pj^kniden von zweierlei Ausbildung, Übergangsformen zu den
Pykniden usw.
Nach anderer Ansicht stellt die Rußtauvegetation pilzlich nichts
Einheitliches dar. Vielmehr ist eine ganze Anzahl, zum Teil sehr ver-
schiedenartiger Pilze daran beteiligt, denen nur gemeinsam ist, daß sie
in dem Honigtau die Voraussetzungen für ihr Gedeihen finden. Als
Pilze dieser Art kommen in Betracht: Sarcinomyces crustaceus (= Conio-
thecium crustaceum) (s. d.), Hormiscium pinophilum (auf Tanne), hefe-
ähnliche Pilze, wie Saccharomyces-Arten, Cladosporium herbarum u. a.
(vgl. auch Dematium pullulans). Ferner sind verschiedene Ascomyceten
befähigt, in zuckerreichen Nährlösungen schwarze Mycelien, bzw. Zell-
klumpen und Zeilschnüre zu bilden, welche von typischen Rußtaupilzen.
z. B. von den Zellklumpen des Sarcinomyces crustaceus, nicht zu unter-
scheiden sind. Daher ist eine klare Vorstellung von der Natur einer
Rußtaudecke nur durch eine sorgfältige Reinkultur zu gewinnen. — Die
Vielgestaltigkeit des Apiosporium salicinum ist demnach darauf zurück-
zuführen, daß die angegebenen ,, Nebenfruchtformen" ganz verschiedene
Arten sind.
Die Rußtauvegetation unserer Laubhölzer besteht in der Haupt-
sache aus den oben erwähnten ,, Koniothecien", die nach der einen An-
sicht Nebenfruchtformen des Apiosporium salicinum sind, nach anderer
Ansicht dem Dematium pullulans angehören oder Mycelbildungen von
Ascomyceten darstellen.
Als Hauptbestandteil der Rußtauvegetation auf immergrünen Blättern
in den Gewächshäusern wird A. Footii angegeben. Möglicherweise ist
A. Footii mit A. salicinum überhaupt identisch. Von gewisser Seite wird
das Vorkommen der unter dem Namen Fumago vagans beschriebenen
Konidienform des letzteren im Freien überhaupt bestritten und diese
Form zu A. Footii gestellt. Die allein maßgebenden Perithecien werden
zu selten beobachtet, um eine Entscheidung treffen zu köanen.
Der Schaden, der durch den Rußtau angerichtet wird, ist bei uns
im allgemeinen nicht sehr bedeutend. Er besteht in einer Beeinträchtigung
der Assimilation. — Bekämpfung der Blattläuse und Abspülen des Honig-
taus mit Wasser sind die besten Gegenmaßnahmen.
92 Vierzehntes Kapitel.
Die Ordnung der Tuberineen umfaßt keine pathologisch wichtigen
Formen. Es gehören dazu u. a. die als Speisepilze hochgeschätzten Trüffeln
(Arten der Gattung Tuber). Ihre Besprechung erübrigt sich hier (betr.
der systematischen Merkmale vgl. die Tabelle S. 64).
Vierzehntes Kapitel.
Die Hypocreaceen.
Die Ordnung der Pyrenomycetineen ist eine der umfangreichsten der
Pilze. Die Merkmale derselben wurden bereits in der Übersicht auf S. 64
angeführt. Neben einer großen Zahl krankheitserregender Parasiten
gehört hierher eine noch größere Zahl der verschiedenartigsten Sapro-
phyten, so daß es nicht möglich ist, im Rahmen eines Lehrbuches der
Pflanzenkrankheiten eine vollständige systematische Darstellung der
Ordnung zu geben.
Wir beschränken uns auf eine Übersicht der Hauptgruppen:
I. Gehäuse (Peridie) weich, lederig, fleischig oder häutig, meist leb-
haft gefärbt, nie hart und kohlig: Hypocreaceales.
IL Peridie fehlend, der Fruchtkörper in ein Stroma eingesenkt und
von dessen Gewebe nicht durch eine besondere Wandung ab-
gegrenzt: Dothicleaceales.
III. Peridie stets vorhanden, schwarz, lederartig, holzig oder kohUg,
ohne oder mit Stroma: Sphaeriaceales.
1. Astromatica (ohne Stroma),
2. Stromatica (mit Stroma).
Zu den Hypocreaceales gehört als einzige Familie diejenige der Hypo-
creaceen. Von dieser Familie sollen folgende Arten nebst den von ihnen
hervorgerufenen Krankheiten behandelt werden:
Sporen der Ascusfrüchte einzellig:
Polystigma rubra,
,, ochracea.
Sporen der Ascusfrüchte zweizeilig:
Nectria cinnabarina
galligena,
ditissima,
solani,
pandani,
bulbicola,
Rousseliana.
Sporen der Ascusfrüchte drei- und mehrzellig, quergeteilt, nicht fädig :
Calonectria pjrrochroa,
,, nivalis,
Gibberella Saubinetii.
Sporen der Ascusfrüchte lang fadenförmig:
Epichloe typhina,
Claviceps purpurea,
,, microcephala,
(Cordyceps- Arten) .
Polystigma. 93
Die Gattung Polystigma ist charakterisiert durch ein rotes oder rot-
braunes, dem Blattgewebe eingewachsenes Ivrustig verbreitertes Stroma,
in welches eingesenkt nacheinander (ein seltener Fall!) Pykniden und
Perithecien gebildet werden. Die Ascosporen sind einzellig, ellipsoidisch
und farblos.
Polystigma rubrum ruft die als ,, Fleischfleckenkrankheit", ,, Rot-
fleckigkeit" ' oder als ,,Lohe" bezeichneten Erscheinungen auf den Blättern
der Pflaumen und Zwetschen hervor. — Es treten im vSommmer auf den
befallenen Blättern hochrote verdickte Flecke von 5 bis 10 mm Durch-
messer auf (Abb. 43, Fig. 1), deren Unterseiten kleine, noch intensiver
rotgefärbte Pünktchen — die Mündungen der Pykniden — zeigen. Bei
starkem Befall rollen sich die Blätter nach oben muldenförmig ein und
fallen ab. — Die roten fleischigen Flecke sind das Pilzstroma, in welches
die Pykniden eingesenkt sind. In denselben werden lineale nach oben ver-
dünnte und hakeiiförmig gekrümmte Sporen erzeugt (Abb. 36, Fig. 1 u. 2).
— Die Entwicklung der Perithecien beginnt schon während des Sommers
auf dem pyknidentragenden Stroma, wird aber erst während des Winters
auf den abgefallenen, verwesenden Blättern vollendet (Abb. 36, Fig. 3).
Durch die im Innern der Perithecien in den Schläuchen entwickelten ein-
zelligen elliptischen Schlauchsporen geschieht im Frühjahr die Infektion.
Die Krankheit ist bei uns sehr verbreitet, tritt aber nur selten so
stark auf, daß sie gefährlich werden könnte. — Die Bekämpfung geschieht
durch Sammeln und Verbrennen der abgefallenen Blätter, sowie (im
Herbst) durch tiefes Umgraben des Bodens unter den Bäumen. Ein Be-
spritzen der Bäume bei ihrem Austrieb mit einem Fungizid soU sich gut
bewährt haben.
Polystigma ochracea ist durch ein mehr bräunliches Stroma aus-
gezeichnet; sie findet sich, seltener als vorige, auf der Traubenkirsche
(Prunus padus).
Die Gattung Nectria ist besonders wichtig, weil mehrere Ai'ten gefähr-
liche Wundparasiten an Holzgewächsen sind. Die nachfolgend besprochenen
Arten besitzen ein höckerförmiges fleischiges Stroma von lebhafter, meist
orangeroter Färbung. Die in den Schläuchen gebildeten Sporen sind stets
zweizeilig (Abb. 39, Fig. 3). Häufiger als die Schlauchfruchtformen sind
in der Regel aber die Konidienfruchtf ormen : sie gehören gewöhnlich zu
den Hyphomycetengattungen Tubercularia und Fusarium (s. Kap. 26).
Erstere ist ausgezeichnet durch feste, fleischige, meist rote Höcker,
welche von den Konidienträgern überzogen werden (Abb. 37, Fig. 2).
letztere durch in der Gestalt nicht ganz unähnliche kissenförmige Frucht -
lager und die bei der Reife sichelförmigen, mehr als eine Scheidewand
zeigenden Sporen.
Nectria cinnabarina ist die Erregerin der Rotpustelkrankheit^). Die
orangefarbigen Konidienfruchtlager (Tubercularia-Polster) findet man zu
jeder Jahreszeit an abgestorbenen Ästen der verschiedensten Holzgewächse
(Abb. 37, Fig. 1). Im Winter und im Frühjahr treten dann, wenn auch
bedeutend seltener, die dunkler rotgefärbten Perithecien auf. Das Mycel
des Pilzes wuchert im Holzteil der erkrankten Äste, welche oberhalb der
befallenen Stellen nach kurzer Zeit absterben. — Krebserkrankungen,
1) Vgl. Laubert, Flugblatt der B. R. A. Nr. 25.
94
Vierzehntes Kapitel.
welche auf Nectria cinnabarina zurückgeführt werden können, sind bei
uns bis jetzt noch nicht beobachtet worden.
l/^-V
Abb. 3fi.
1 — 3 Polystigina rubrum. 1 ' Querschnitt durch ein Stroraa, c Pykniden, s aus-
gestoßene Pyknosporen. 2 Schnitt durch eine Pyknide, p Pilzplectenchyni. sp Pykno-
sporen (Konidien), f Mycel, s Blattgewebezellen. 3 Schnitt durch ein Perithecium,
a Schläuche, sp Sporen, i — 5 Epichloe typhina. 4 Habitusbild. Nat. Gr. 5 Stroma
im Längsschnitt. Vergr. (1 — .0 nach Tulasne, 4 nach Lindau, 5 nach Winter.)
Nectria cinnabarina.
95
Mikroskopisch zeigen sich- die Konidienfruchtpolster (als Tubercularia
vulgaris, s. Kap. 26, bezeichnet) von einer Schicht Konidienträger bedeckt,
welche aufrechtbüschehg angeordnet wiederholt gabelteilig verzweigt sind
und an den kurzen Seitenästen endständig einzellige Konidien abschnüren
(Abb. 37, Fig. 2 u. 3). — Die Perithecien entA\'ickeln in ihrem Innern in
den Schläuchen je acht zweizeilige Sporen, welche bei der Reife in Ranken
austreten (Abb. 37, Fig. 4).
1. 3. 4.
Abb. 37.
1. Von Nectria cinnabaiina befallener Zweig mit den Fruchtkörpern des Pilzes. Etwas vergrößert. 2. Polster-
löriniges zinnoberrotes Konidienlager des Pilzes. Quer durciisclinitten. 3. Sporenträger aus dem Konidien-
lager des Pilzes mit Sporen. 4. Warzenförmiges, dunkelrotes Fruchtlager des Pilzes mit Perithecien.
(Flugblatt B. R. A.)
Die Verbreitung des Pilzes geschieht hauptsächlich durch die Koni-
dien. Bei trockenem Wetter sind die Konidienpolster hart und fest, so
daß eine Ausbreitung durch den Wind als ausgeschlossen zu betrachten
ist. Bei feuchtem Wetter liegen die Konidien in einer schleimigen Masse
eingebettet auf den Lagern, und dürfte die Übertragung zu diesem Zeit-
punkt durch Insekten erfolgen.
96 Vierzehntes Kapitel.
Nectria cinnabarina ist ein ausgesprochener Wundparasit. Das Mycel
ist nicht in der Lage, von außen her durch das lebende Rindengewebe
einzudringen. Dies kann nur dort geschehen, \a^o Schnittwunden oder an
frostbeschädigten Zweigen die rissige Rinde oder andere Verletzungen
eine Eingangspforte bieten. Es kann lebendes wie totes Holz infiziert
werden. Von letzterem aus wächst das Mycel dann in das lebende Gewebe
Jiinein, dieses gleichfalls tötend.
Die Krankheit ist außerordentlich verbreitet, sie findet sich an den
meisten Holzgewächsen, sowohl Obstbäumen wie Laubhölzern. Sie tritt
unter den Verschiedenart ig.sten Umständen auf, von denen nur zwei, weil
schwier zu vermeidende, hervorgehoben werden sollen. Junge Stämmchen
von Obsthölzern werden oft in einer bestimmten Höhe, bei vins von ungefähr
20 cm über dem Boden von der Rotpustelkrankheit befallen. Dort brechen
zuerst auf einer Strecke von 4 bis 5 cm die Pusteln hervor, um bald —
wie stets, wenn der Stamm befallen ist — das ganze Bäumchen zum Ab-
sterben zu bringen. Die Beobachtung lehrt, daß die Infektionsstelle in
der winterlichen Schneehöhe liegt : dort entstehen, vsei es durch Frost-
wirkung, sei es durch die vom ^Vind auf der Schneefläche bewegten Eis-
kriställchen, Verletzungen, welche Nectria cinnabarina ein Eindringen
ermöglichen. — An Roßkastanien läßt sich im Sommer nicht selten ein
plötzliches Welken und Verdorren einzelner Zweigkomplexe wahrnehmen^).
Die Ursache der Erscheinung ist Nectria cinnabarina, welche an den
Stellen eindringt, wo durch das im Herbst von Kindern geübte Herab-
werfen der Roßkastanien Wunden entstanden sind. — Auch frisch an-
gepflanzte ältere Bäume, besonders, wenn sie zur Herabminderung der
Transpiration stark beschnitten wurden, werden häufig befallen.
Um das Auftreten der Krankheit zu verhüten, sind alle Wunden,
unter Umständen nach sorgfältigem Ausschneiden, mit Baumwachs oder
Steinkohlenteer zu verschließen. Erkranktes sowie anderes totes Holz
ist zu entfernen und zu verbrennen, das am Boden umherliegende Holz
einzusammeln und gleichfalls zu vernichten. Stärker befallene Bäume
sind auszuhauen und dem Feuer zu übergeben.
Nectria galligena ist sehr bemerkenswert als Erregerin gewisser Krebs-
erkrankungen-). — Als Krebs bezeichnet man in der Pflanzenkrankheits-
lehre, wie in der gärtnerischen Praxis eine ganze Reihe im Grunde recht
verschiedenartiger Erscheinungen. Es sei hingewiesen auf die ,,Kronen-
gallen" genannten krebsartigen Geschwüre an Chrysanthemum indicum
(s. S. 26), ferner auf den Eschenkrebs (s. d.), auf die eigenartigen durch
Bacterium tumefaciens hervorgerufenen Wucherungen des Wurzelkropfes
(s. S. 25) der Obstbäume, auf den auf Synchytrium endobioticum zurück-
zuführenden Kartoffelkrebs, auf den in Amerika durch Plowrightia (s. d.)
verursachten schwarzen Krebs der Pflaumen- und Kirschbäume, auf den
durch Dasycypha calycina (s. d.) hervorgerufenen Lärchenkrebs und
schließlich auf die Rindenerkrankungen, welche man als Krebs bezeichnet
und die auf physiologische (nichtparasitäre) Ursachen 3) zurückzuführen
sind. Einigen dieser letzteren ist äußerlich vollständig ähnlich der durch
Nectria galligena hervorgerufene Apfelbaum- oder Laubholzkrebs.
^) Vgl. Laubert, R., Plötzliches Absterben mehrjähriger Zweige an Roßkastanien.
„Aus der Natur", 5. Jahrg. 1909, S. 499 bis oOl.
-) Vgl. Appel, Flugblatt der B. R. A. Xr. 17.
3) Vgl. Sorauer-Graebner 1921, S. 639ff.
Nectria galligena.
9<
Charakteristisch für diese Krankheit sind Wunden, die von W'undholz-
geschwülsten unvollkommen umwallt sind (Abb. 38). Werden holzige Teile,
-seien es Stämme, Äste, Zweige oder Triebe, in irgendeiner Weise durch
mechanische Eingriffe oder durch lokale Frostschädigungen verletzt, so
heilen derartige Wunden in der Regel durch Überwallung und Verwachsung
der Wundränder aus. Es kommt jedoch auch vor. daß die Überwallungs-
schichten aus irgendeinem Grunde immer wieder abgetötet werden und
die Wunden sich nicht schKeßen. Dann wird oft viele Jahre hindurch
Wundholz gebildet, dessen- Wülste sich terrassenförmig übereinanderlegen.
Diese Erscheinung tritt in zwei verschiedenen Grundformen auf, die man
als ,,geschlos.senen' und ,, offenen'"' Krebs unterscheidet. Bei ersterem
ist die Wundfläche bis auf einen schmalen Spalt creschlos^en. Die Wundholz-
ä-
t:.
'l^
\^
i.escliliivsener Krebs
Abb. oS.
(.Vach Ewert.)
Offener Krebs.
MS^r-^^ML.
wülste lagern sich demzufolge in radialer Richtung aufeinander auf, und
es entstehen kleinere oder größere knollenförmige Wucherungen, welche
den Zweigdurchmesser bisweilen um das Drei- bis Vielfache übersteigen
(Abb. 39, Fig. 1). Bei offenem Krebs liegt eine breite Wundfläche frei, die
sich häufig in einem Astwinkel oder um ein Ästchen herum bildet, dessen
Rest im Mittelpunkt der W^mde oft noch nachzuweisen ist. Die alljährlich
— infolge des Absterbens der alten — sich neu auflagernden Überwallungs-
wülste treten im Gegensatz zu denen des geschlossenen Krebses terrassen-
förmig zurück, so daß die Wunde immer größer wird und die Wucherung
schließlich den Ast nahezu in seinem ganzen Umfange erfaßt und abtötet.
— Der Grund für das sich immer wiederholende Absterben der Über-
wallungsschichten und damit die Ursache der ganzen Erscheinung ist
H r><tei- 'iian n-Xi>a ck . Pilzpnra^itäre Krankheiten. 7
98 Vierzehntes Kapitel.
noch nicht völUg eindeutig geklärt. Zweifellos ist in gewissen Fällen er-
wiesen, daß die Überwallungswülste wegen der Empfindlichkeit ihrer
parenchymreichen und besonders wasserhaltigen Gewebe alljährlich durch
Frost Wirkungen abgetötet w^erden können^). Besonders Spätfröste (im
Mai) sollen den noch nicht von fester, derber Korkhaut geschützten Über-
wallungswulst töten, wenn bereits vegetative Tätigkeit darin eingetreten
ist^). Da jedoch eine normale Wundverheilung der weitaus häufigere Fall
ist, kann das Überwallungskambium nicht ganz allgemein die oben an-
geführte Frostempfindlichkeit besitzen, vielmehr wird dies nur bei ge-
wissen Sorten von Obstbäumen der Fall sein, die wir daher als ,, krebs-
süchtig" (s. u.) bezeichnen. Ebenso sicher ist aber, inid zwar auf experi-
mentellem Wege bewiesen, daß krebsartige Erkrankungen, wie die geschil-
derten, durch die Einwirkung von Nectria galligena hervorgerufen werden
können: man hat durch Einimpfen dieses Pilzes Krebswunden mit den
charakteristischen Überwallungsrändern künstlich erzeugt. Da schließ-
lich Nectria galligena aber auch nachgewiesen worden ist, ohne daß Krebs-
bildungen vorlagen, so ist der heutige Stand der Forschung dahin zusammen-
zufassen : Nectria galligena kann den Apfelbaum- oder Laubholzkrebs
hervorrufen, muß dies aber nicht notwendig bei jedem Auftreten tun;
im übrigen kann der Krebs auch andere Ursachen haben.
Bei den durch Nectria galligena hervorgerufenen Krebserkrankungen
treten an den erkrankten Stellen die verschiedenen Fruchtformen des
Pilzes auf. Gegen das Frühjahr findet man, besonders in den Ritzen der
Wunden die Perithecien (Abb. 39, Fig. 2). Dieselben stehen in dichten
Rasen zusammen, sind rotbraun, glatt, zitronenf örmig ; sie entwickeln
in den Schläuchen acht zweizeilige Sporen (Abb. 39, Fig. 3). Im
Sommer, besonders bei feuchtem Wetter, zeigt sich an den erkrankten
Rindenteilen als weißer Schimmelrasen die Konidienfruchtform, Fusi-
dium candidum. Auf ausgebreiteten, weißlichen Lagern werden spindel-
förmige, schwach gekrümmte, farblose, mehrzellige Konidien erzeugt
(Abb. 39, Fig. 3). — Das Mycel von Nectria galligena wuchert im
Rindengewebe und bringt dieses zum Absterben. Das Wachstum des
Mycels scheint einer gewissen Periodizität zu unterliegen, deren Ursachen
allerdings noch ungeklärt sind. Vielleicht wird dasselbe eingestellt zur Zeit
der Ausbildmig der Perithecien und nach der Reife derselben wieder fort-
gesetzt. Jedenfalls soll durch die zeitweise Einstellung des Mycelwachstum.s
der Baum die Fähigkeit erhalten, Überwallungsränder zu bilden, die aber
nach einiger Zeit durch das wiedereinsetzende Wachstum des Pilzes ab-
getötet werden, und soll durch den wiederholten Wechsel dieser Vorgänge
das oben geschilderte Krankheitsbild Zustandekommen.
Die Sporen beider Fruchtformen werden durch Insekten verbreitet.
Die Infektion kann nur an W^unden stattfinden. Außer den durch den
Baumschnitt hervorgerufenen Wunden kommen dazu besonders Hagel-
schlagwunden und eingerissene Astgabeln in Betracht (sogenannter ,,Ast-
wurzelkrebs").
Nectria galligena findet sich auf Apfelbäumen, Birnbäumen. Johannis-
beersträuchern, Haselnußsträuchern, Weiden, Eichen, Pappeln, Faulbaum
u. a., aber nicht auf Buchen. Ob der Buchenkrebs überhaupt durch eine
Nectria hervorgerufen wird, ist nach den neuesten Forschungen unsichei".
^) Vgl. Küster, Pathologische Pflanzenanatomie; Jena 1916, S. 103.
-) Vgl. Klebahn, Giundzüge der allgemeinen Phytopathologie, Berlin 1912, S. 30.
Nectria galligena.
!)i)
Nectria galligena und N. ditissima sind vor bis kurzem anscheinend
viel miteinander verwechselt, bzw. als miteinander identisch betrachtet
worden. Nach den Untersuchungen von Weese^) sind die meisten der
vorhandenen Literaturangaben zu N. galligena zu stellen. N. ditissima
findet sich oft massenhaft auf Buchenrinde, ist aber nach dem genannten
Autor an den Krebserkrankungen unschuldig.
Abb. 39. Nectria galligena.
1. Ein gieschlossener Krebs mid ein Querschnitt durch denselben. Nat. Gr. 2. Ein stark vergrößerter, der
Länge nach aufgeschnittener Fruchtkörper (Peritheciuni) der Winterfruchtform des Nectria-Pilzes. 3. Links:
Partie aus einem Raschen der Sommerfruchtforni der Nectria mit vier Sommersporen; rechts: zwei Schläuche
und mehrere Sporen aus der Winterfruchtforni (2.) des Pilzes; davon eine Spore keimend. Vergr. *»/i.
(Flugbl. B. K. A.)
In Gegenden, in denen Krebs häufiger vorkommt, ist der Anbau
krebssüchtiger Sorten zu vermeiden. Als solche gelten folgende Äpfel:
Roter Herbstcalvill, Weißer Winter calvill, Geflammter Kardinal, Berlepsch
Goldrenette, Champagnerrenette, Kanadarenette, Ananasrenette, Ribston
Pepping, Winter- Goldparmäne, Ontarioapfel, Roter Winter Stettiner;
^) Weese, J., Zur Kenntnis des En-egers der Krebskrankheit an den Obst- und Laub-
holzbäiimen ; Zeitschr. f. d. Landw. Versuchswesen in Österreich 1911, S. 872.
7*
HjO \ lerzehiites Kapitel.
ferner folgende Birnen: Grüne Sommer-Magdalene. Knausbirne. Als
widerstandsfähig gelten von Äpfeln: Roter Eiserapfel, Fürstenapfel,
Carpentin, Purpurroter Cousinot, Langtons Sondergleichen und Boiken-
apfel. — Es ist jedoch nicht gesagt, daß die als ,, krebssüchtig" bezeichneten
Sorten eine besondere Anfälligkeit für den Nectria-Pilz aufweisen. Die
Ursache für die Krebssucht dieser Sorten dürfte eher in ihrer größeren
Frostempfindlichkeit, welche die Vorbedingungen . für eine Infektion
schafft, zu suchen sein. Daher setzen auch alle Maßnahmen, welche zur
Kräftigung des Baumes und zur Vermeidung der Frostschäden dienen,
wie Bodenentwässerung, Kalkung des Bodens und der Stämme sowie
Vermeidung zu starker Stickstoff düngung, den Krebsbefall herab.
Die direkte Bekämpfung des Krebses besteht in dem während der
Ruhezeit vorzunehmenden Ausschneiden oder Ausmeißeln der Wunden,
solange noch ausführbar, mindestens 2 cm weit in das scheinbar gesunde
Holz hinein und Ausstreichen der Wunden mit erwärmtem Steinkohlenteer.
Zu stark befallene Äste sind zu entfernen und zu verbrennen. Man lasse
sich von dieser Maßregel auch nicht d\u"ch eine öfter zu beobachtende
größere Blühwilligkeit der erkrankten Zweige, welche auf die durch die
Krebswunde hervorgerufene Saftstauung zurückzuführen ist. abhalten.
Nectria ditissima scheint, wenn wir von den Fällen, in denen sie mit
N. galligena verwechselt wurde, absehen, wie schon oben auseinander-
gesetzt wurde, harmloser Natur zu sein.
Nectria cucurbitula ist ein gefährlicher Parasit, welcher aber nur
an Nadelhölzern, besonders schädlich an Fichten, seltener an Tannen und
Kiefern auftritt und wohl kein größeres gärtnerisches Interesse besitzt.
Nectria solani ist (lt. Eriksson) die Erregerin der Weißfäule der
Kartoffeln. — Die Krankheit macht sich in der Regel erst während der
Lagerung bemerkbar. Es treten auf der Schale erhöhte oder eingesunkene
Flecke auf. welche sich mit weißen oder blaßroten Konidienpolstern über-
ziehen. Die stärker befallenen Knollen werden binnen kurzenr in eine
weiche stinkende Masse verwandelt. An weniger befallenen KnoUen, die
als Saatgut verwendet werden, erscheinen im folgenden Sommer die
kleinen, dicht gedrängten, roten, Avarzenförmigen Perithecien.
Die Konidien sind teils einzellig, kugelig (Monosporium), teils gehören
sie der Gattung Fusarium (sichelförmig, mehrzellig) an (F. solani)^). Die
Perithecien entwickeln die bekannten zweizeiligen Sporen.
Die Weiterverbreitung der Krankheit auf dem Lager geschieht durch
die Konidiosporen, die Infektion der jungen Kartoffelknollen hingegen
im Laufe des Sommers durch die Ascosporen. Bei der Ernte ist die Krank-
heit gewöhnlich noch nicht bemerkbar, sie kommt erst später zur Ent-
wicklung.
Die Bekämpfung kann lediglich durch allgemeine Maßnahmen: gute
trockene Lagerung der Knollen und Verwendung einwandfreien Saatgutes
geschehen. Ein Acker, der kranke Kartoffeln hervorgebracht hat, ist
durch starke Kalkgaben zu düngen.
Ferner seien erwähnt :
Nectria pandani auf Pandanus -Arten in Gewächshäusern;
,, bulbicola auf den Blattbulben der Gewächshausorchideen;
,, Rousseliana auf den Blattunterseiten von Buxus sempervirens.
1) Nach neueren Anschauungen ist F. solani lediglich ein saprophytischer Bewohner
faulender Kartoffeln.
Calonectria. 101
Die Gattung Calonectria ist von Nectria durch die drei- und mehr-,
meist vierzelHgen Sporen (an Stelle der zweizeiligen) unterschieden. Von
der unten zu besprechenden Gattung Gibberella, der gleichfalls vierzellige
Sporen zukommen, unterscheidet sich Calonectria durch die lebhaft (nicht
dunkel) gefärbten Perithecien.
Gärtnerisch interessiert in dieser Gattung hauptsächlich die in
Deutschland seltene (in Frankreich häufigere) Calonectria pyrochroa, deren
Konidienform, Fusarium platani, die jungen Blätter der Platanen und
zwar besonders von Platanus occidentalis, zum Absterben bringt. Die
rotgelben Perithecien bilden sich im Frühjahr am Boden auf den vermodern-
den Blättern aus.
Landwirtschaftlich von Bedeutung ist Calonectria graminicola, dessen
Konidienform, Fusarium minimum (=F. nivale), der Erreger der Schnee-
schimmelkrankheit^) der Wintersaat ist.
Die Krankheit zeigt sich im Frühjahr nach dem Abschmelzen der
Schneedecke. Auf größeren oder kleineren Flecken liegen die Sprosse
dem Boden an und sind von einem weißen oder rotgrauen, spinnweben-
artigen Fadenschimmel bedeckt. Es ist dies die Konidienform, Fusarium
minimum, welche an ihren Mycelfäden sichelförmige, mehrzellige Sporen
abschnürt. — Einige Wochen später treten auf den faulenden Blättern
längs den Blattrippen die anfangs rosafarbenen, dann rotbraunen, schließ-
lich schwarzen Perithecien auf.
Nach Ansicht einiger Forscher gehört der Infektionsstoff des Schnee-
schimmels zum Bestand fast jedes Ackerbodens, und hängt das Auftreten
der Krankheit lediglich davon ab, ob äußere Verhältnisse demselben be-
sonders günstig sind. Nach Ansicht anderer Forscher kann sich der Pilz
in gut bearbeitetem Boden nicht lange halten, und entspricht der Grad des
Befalles mit Schneeschimmel demjenigen der Fusariuminfektion des
Saatgutes.
Zu den äußeren Verhältnissen, welche den Schneeschimmel begünstigen,
zählt frühzeitiger Schneefall, welcher noch vor Beginn der Winterruhe
eintritt. Es entstehen dann durch die Atmungswärme der Pflanzen Hohl-
räume zwischen Boden und Schneedecke, in denen der Pilz günstige Vege-
tationsbedingungen findet. Ähnliche Verhältnisse treten ein, wenn der
Schnee im Frühjahre lange liegen bleibt.
Die Krankheit befällt besonders Roggen, weniger Weizen. Zur Be-
kämpfung ist, unter der Voraussetzung, daß die Infektion vom Saatgut
ausgeht, der Beizung desselben Aufmerksamkeit zu schenken.
Als identisch mit dem Erreger des Schneeschimmels wurde bis vor
kurzem ein Fusarium angesehen, welches eine Fußkrankheit (Fäule der
Halmbasis) des Getreides erzeugt. In der überwiegenden Mehrzahl der
Fälle soll es sich dabei jedoch um Fusarium culmorum handeln. Doch
sind auch andere Fusarien in der Lage, eine solche Krankheit hervorzu-
rufen, ebenso auch Vertreter der Gattungen Leptosphaeria und Ophiobolus
(vgl. Kap. XV).
Die Gattung Gibberella besitzt gleich Calonectria mehr als zweizeilige,
in der Regel vierzellige Ascosporen. Ein bekannter Getreideschädling ist
^) Schaffnit, E.. Der Schneeschimmel und die übrigen durch Fusarium nivale Ces.
hervorgerufenen Krankheitserscheinungen des .Getreides. Landw. Jahrb., Bd. XLIII, 1912,
und Hl. Landw. Ztg., Xr. 9, 1913.
102 Vierzehntes Kapitel.
Gibberella Saubinetii, dessen Konidieiiform, Fusarium roseum, häufig
auf Körnern und Spelzen des Getreides in Gestalt rosenroter Schimmel-
wärzchen auftritt und sichelförmig gekrümmte, sechszellige Sporen ab-
schnürt. Die nur selten auftretenden Perithecien sind im Gegensatz zu
denen der Calonectria im auffallenden Licht dunkel, im durchfallenden
blau bis fast violett gefärbt.
Epichloe typhina ist durch das flache, die Nährpflanze scheidenartig
umkleidende Stroma ausgezeichnet. Sie ist die Erregerin des Erstickungs-
schimmels der Wiesengräser. — Es treten bei dieser Krankheit anfangs
grauweiße, nachher goldgelbe bis braune, feste Pilzgewebe auf, welche
die oberste Blattscheide muffartig umhüllen (Abb. 36, Fig. 4). Als Folge
dieser Erkrankung bleibt der Halm in den Blattscheiden stecken.
Anfangs besteht die Pilzmuffe nur aus den dichtgedrängten, radial
nach außen gerichteten, sehr kurzen Konidienträgern, auf denen einzellige
Konidien abgeschnürt werden. Später bilden sich in dem Stroma anfangs
vereinzelt, dann in zusammenhängender Schicht die Perithecien aus
(Abb. 36, Fig. 5), welche in den Schläuchen je acht hyaline, einzellige,
fadenförmige Sporen erzeugen.
Die Ausbreitung der Krankheit während des Sommers geschieht
durch die Konidien, die Neuinfektion im Frühjahr durch die Ascosporen.
Die Krankheit befällt besonders Timotheegras (Phleum pratense), ferner
Knaulgras (Dactylis glomerata), Honiggras (Holcus) u. a. Gegenmittel
sind nicht bekannt. Bei allerdings nur selten vorkommendem epidemischen
Auftreten empfiehlt sich sofortiges Abmähen des Grases.
Die Gattung Claviceps ist auffallend durch den Entwicklungsgang,
in welchen sich eine Dauerform, ein sogenanntes Sklerotium, einschiebt.
Der bekannteste Vertreter dieser Gattung ist Claviceps purpurea, der Er-
reger des Mutterkornes. Als Krankheitserscheinungen des Getreides treten
zwei Entwicklungsstadien dieses Pilzes auf: der Honigtau und das eigent-
liche Mutterkorn.
Als ,, Honigtau"^) bezeichnet man eine die Oberfläche des Frucht-
knotens überziehende, klebrige, fade-süßlich schmeckende, blaßgelbe Flüssig-
keit, welche unzählige, kleine einzellige Sporen (,, Konidien") enthält.
Dieselbe ist vielleicht ein Abscheidungsprodukt des Pilzgewebes, welches
auch die genannten Konidiosporen abgeschnürt hat (Sphacelia-Form;
Abb. 40, Fig. 2). Das Pilzgewebe wuchert, als Folge einer Infektion der
Blüte, anfänglich im Innern des jungen Fruchtknotens, später aus diesem
hervorbrechend. Nach einiger Zeit der Konidienfruktifikation bilden die
Hyphen an der Basis des Fruchtknotens bedeutend dickere Zweige, die
sich, unter blauschwarzer Verfärbung, zu einem gleichmäßig dichten
festen Körper, dem Mutterkorn, vereinigen (Abb. 40, Fig. 1). Dieses
Mutterkorn ist ein oft 2 cm und mehr langer Körper, außen von einer
schwarzbraunen (violetten), oft rissigen Rindenschicht umgeben, während
das Innere aus einem pseudoparenchymatischen Gewebe (Abb. 8, Fig. 3)
besteht, dem Reservestoffe, besonders fette Öle, eingelagert sind.
Bei der Reife f äUt es ab ; es steUt einen sklerotialen Dauerzustand dar ;
um auszukeimen, bedarf es einer Ruheperiode von etwa drei Monaten.
^) Vgl. aber auch die sonstige Bedeutung dieses Ausdruckes S. 91.
Claviceps. 103
In der Regel geschieht die Keimung im Frühjahr. Dann bricht die Rinde
des Sklerotiums auf, und an mehreren Stellen zeigen sich kleine weiße
Höckerchen, die sich rasch vergrößern und in die Länge strecken, worauf
sich an die weißen Stielchen ein kleines rundes fleischfarben-rötliches
Köpfchen ansetzt (Abb. 40, Fig. 7). Dieser Vorgang ist mit einer Auf-
zehrung der Speicherstoffe des Sklerotiums verbunden, die äußere Form
desselben bleibt erhalten. .In das Köpfchen eingesenkt sitzen zahlreiche
flaschenförmige Perithecien, deren Mündungen als dunkelrote Punkte auf
der Oberfläche des Stromas erscheinen (Abb. 40, Fig. 8). Im Innern
der Perithecien werden in zahlreichen Schläuchen je acht fadenförmige
Sporen gebildet (Abb. 40. Fig. 9 u. 10). Diese Ascosporen werden durch
den Wind oder durch Insekten verbreitet : gelangen sie auf eine Getreide-
blüt^, so vermögen sie dieselbe zu infizieren, und der Kreislauf beginnt
von neuem.
Die Krankheit tritt besonders auf Roggen auf, ferner auf Gerste,
nicht häufig auf Weizen. Dinkel, Emmer und Einkorn, selten auf Hafer.
Wieweit die auf wildwachsenden Gräsern vorkommende Claviceps purpurea
besonderen biologischen Rassen angehört, steht noch nicht einwand-
frei fest.
Das Mutterkorn ist stark giftig. Der Genuß von Mehl, dem 3 bis 4%
Mutterkorn beigemischt ist, erzeugt die gefährliche .,Kriebelkrankheifi).
Mehl, das 4 bis 5% Mutterkorn enthält, sieht bläulich aus, noch 2% lassen
sich bei Erwärmen mit Kalilauge an dem dabei auftretenden Trimethyl-
amin-) erkennen. — Das Mutterkorn findet Anwendung in der geburts-
hilflichen Medizin. Auf welchen Stoff die spezifische Wirkung auf den
Uterus zuiückzuf Uhren ist, steht nicht fest.
Die Krankheit ist zu bekämpfen mit schneller Durchführung der
Ernte, um zu vermeiden, daß die Sklerotien ausfallen und in den Boden
gelangen. Aus dem Drusch sind die Mutterkörner mittels Sieb oder Trieur
zu entfernen.
Nasse Sommer und tiefliegende Felder begünstigen das Auftreten
des Mutterkornes. Wildwachsende Gräser, an denen sich Claviceps purpurea
zeigt, sollen möglichst zeitig abgemäht werden.
Zahlreiche ^vildwachsende Gräser werden von einer in allen Teilen
etwas kleineren Art der gleichen Gattung, nämlich Claviceps microcephala,
befallen. Auf Getreide geht dieser Pilz jedoch nicht über.
Die Gattung Cordyceps soll nur deswegen Erwähnung finden, weil sie
vielleicht einmal für die biologische Bekämpfung tierischer Schädlinge
von Interesse werden kann. Ihre Arten befallen lebende Insekten-
larven und Puppen und töten dieselben ab. Dann wachsen die lang-
gestielten keulenförmigen, gewöhnUch gelben Stromata aus den Kadavern
hervor (vgl. auch Isaria, Kap. XXVI).
Die Dothideaceales sind äußerlich von den Sphaeriaceales kaum zu
unterscheiden. Ihre Merkmale wiu-den schon in der Übersicht der Pyreno-
mycetineen (S. 92) angeführt. Für den Gartenbau bemerkenswerte oder
allgemein interessante Schädlinge enthält diese Gruppe nicht.
^) Benannt nach dem sehr charakteristischen Kriebeln in der Haut, welches auf einer
eigentümlichen Erregung der sensiblen Hautnerven beruht. Andere Symptome der Krank-
heit sind Krämpfe, Erbrechen, Lähmungen, Erblinden, Abortus usw.
^) Geruch nach Heringslake.
104
Vierzehntes Kapitel.
Abb. 40. Mutterkorn.
Sphaeriaceales. 105
Erklärung der Abb. 40.
1 Roggenähre mit Muttei kömern, sc Sklerotium, m Rest des jungen Fruchtknotens.
2 Schnitt durch ein junges Sklerotium sc mit dem Sphacelia-Lager sph, r Rinde des
Sklerotiums, st Sterigmen, o Konidien. 3 Keimende Konidien. 4 Keimende Konidien
mit Sekundärkonidien. 5 Mutterkorn sc mit Sphacelia-Lagem sph und dem Rest des
Fruchtknotens g. Die linke Figur ist der Längsschnitt der rechten; aus Region r stammt
der Querschnitt von 2. 6 Junger Roggenfruchtknoten, dessen Obei fläche mit Ausnahme
des Gipfels von Sphacelia bedeckt ist. 7 Sklerotium mit Stromata. 8 Längs.schnitt
durch ein Stroma, e Mündungeli mit Peiithecien c. 9 Schnitt durch ein Perithtcium,
e Mündung, a Schläuche. 10 Schlauch a, der an seiner Basalpartie die Sporen sp aus-
treten läßt. 11 Keimende Schlauchsporen, a blasige Anschwellungen, b Keimschläuche.
(Nach Sorauer.)
Fünfzehntes Kapitel.
Die Sphaeriaceales — Astromatica.
Die dritte Unterordnung der Pyrenomycetineen, die der Sphaeriaceales,
umfaßt eine größere Anzahl für den Gartenbau sehr wichtiger Formen.
Die Merkmale der Unterordnung wurden bereits in der Übersicht
auf S. 64 aufgeführt. Wenn sich auch die Unterscheidung der Unterord-
nungen und die Abgrenzung der Familien und Gattungen auf die Beschaffen-
heit der Schlauchfrüchte aufbaut, so sind doch diese nur in wenigen Fällen
auf den erkrankten Pflanzen selbst nachweisbar — eine Erscheinung, die
sich übrigens auch bei anderen Gruppen der Ascomyceten findet. Gewöhn-
lich treten die Schlauchfi lichte erst auf den abgestorbenen, ja häufig auf
den schon in Verwesung übergehenden Pflanzenteilen auf, während auf
der noch lebenden Pflanze nur die Xebenfiuchtformen, in der Regel Koni-
dien, gefunden werden. Soweit die Zugehörigkeit der Nebenfruchtformen
zu einer Schlauchfruchtform einwandfrei ei wiesen ist, sind dieselben auch
bei letzterer zu behandeln, und der Name dieser ist der für den Krankheits-
erreger gültige. — Man hat aber auch die Konidienfruchtfoimen, gleich-
viel ob man ihre Zugehörigkeit zu einer Schlauchfruchtform kennt oder
nicht, in ein System gebracht, wodurch ihre Bestimmung ermöglicht wird
(s. Fungi imperfecti). Bei letzteren werden also die Xebenfiuchtformen
der Ascomyceten noch einmal — soweit für die Bestimmung erforderlich —
Erwähnung finden. Der nachfolgenden Bearbeitung liegen die Schlauch-
fruchtformen zugrunde.
Von den zahlreichen Familien der Sphaeriaceales interessieren nur die
acht in nachstehender Übersicht^) aufgeführten:
A. Fruchtkörper nicht in ein Stroma eingesenkt (höchstens einem
solchen aufsitzend) (Familiengruppe: Astromatica).
1. Fruchtkörper frei, oberflächlich, ohne Stroma:
1. Sphaeriaceae.
2. Fruchtkörper rasenartig, einem Stroma oberflächlich aufsitzend :
2. Cucurbitariaceae.
3. Fruchtkörper dem Substrat eingesenkt,
a) Mündung flach, kurz, oft undeutlich.
a) Ohne oder mit spärlichen Paraphysen:
3. Mycosphaerellaceae.
ß) Mit Paraphysen: 4. Pleosporaceae.
^) Die in der Übersicht angegebenen Familiencharaktere sind nicht eindeutig, sondern
können auch auf andere hier nicht erwähnte Familien zutreffen. Man ziehe daher stets auch
die im nachfolgenden Text gegebenen Beschreibungen zu Rate.
]Q(j Fünfzehntes Kapitel.
b) Mündung schnabelartig verlängert :
o. Gnomoniaceae.
B. Fruchtkörper in ein .Stroma eingesenkt (Faniiliengruppe : .Stromatica).
1. Substanz des Stromas von der der Nährsubstanz nicht deutlich
geschieden: 6. Vaisaceae.
2. Substanz des Stromas von der der Nährsubstanz deutlich ver-
schieden.
a) Schlauchsporen ein- bis mehrzellig, wenn einzellig nur hyalin:
7. Melogrammataceae.
b) Schlauchsporen einzellig, stets dunkel gefärbt:
8. Xylariaceae.
Von gärtnerischer Bedeutung sind folgende Arten:
Familie Sphaeriaceae :
Acanthostigma parasiticum auf Abies-Arten und Tsuga canadensis.
Rosellinia necatrix an den Wurzeln der Reben und Obstbäume.
,, quercina an den Wiu'zeln besonders der Eichen.
Familie Cucurbitariaceae :
Cucurbitaria laburni auf Goldregen, an Ästen und Stämmen.
,, elongata auf Robinien.
Familie Mycosphaerellaceae :
Ascospora Beijerinokii auf dem Steinobst, Blätter und Früchte
befallend.
Stigmatea mespili auf Birnen. Quitten und Mispeln.
Mycosphaerella sentina auf Birnenblätter.
,, cerasella auf den Blättern der Kirschen.
,, fragariae auf den Blättern der Erdbeeren.
,, tabifica erregt die HerzfäuJe der Zuckerrüben.
Guignardia Bidwellii erzeugt die Schwarzfäule der Trauben.
Familie Pleosporaceae :
Venturia inaequalis auf Äpfeln.
,, pirina auf Birnen.
,, cerasi auf Kirschen.
Didymella applanata auf Himbeerruten.
lycopersici auf Tomaten, den Stengelkrebs verursachend.
Didymosphaeria populina auf Pyramidenpappeln.
Pleospora hyacinthi auf Hyazinthenzwiebeln.
Leptosphaeria herpotrichoides auf Roggen, das unterste Halmglied
befallend.
,, tritici an den Blattscheiden von Weizen, Gerste, Hafer
und Roggen.
Ophiobolus herpotrichus auf Weizen, Roggen, Gerste.
Familie Gnomoniaceae:
Gnomonia erythrostoma auf Kirschen, Blätter und Früchte befallend.
,, veneta auf den Blättern der Platanen.
Glomerella rufomaculans ist Urheber der Bitterfäide der Apfel.
Familie Vaisaceae :
Valsa leucostoma auf den Zweigen der Kirschbäume.
Famihe Melograinmataceae :
Plowrightia morbosa auf Pflaumen- und Kirschbäumen.
Familie Xylariaceae :
Xylaria hypoxylon.
Sphaeriaceales. — Rosellinia. 107
Die Sphaeriaceen sind durch ihre lederigen oder kohhgen, brüchigen
Gehäuse und durch die entweder vollständig freien oder am Grunde in
ein lockeres Hyphengeflecht, aber nie in ein echtes Stroma eingesenkten
Fruchtkörper ^charakterisiert. Die Mündung ist deutUch vorhanden,
papillenförmig, aber nicht zu einem Schnabel ausgezogen.
Acanthostigma parasiticum (= Trichosphaeria parasitica) ist ein
Schädlintr der Abies-Aiten und von Tsuga canadensis, besonders hat die
Weißtanne unter ihm zu leiden. Die von diesem Pilz befallenen Nadeln
sterben ab. bleiben aber lose am Zweig hängen, indem sie durch das Mycel
festgehalten werden. Dieses ist teils oberflächUch, die Zweige überspinnend
und Haustorien in die Epidermis treibend, oder interzellular, in das Blatt-
gewebe eindringend. Die Perithecien sind sehr klein, mit Borsten versehen,
die Sporen vielzellig, hellgrau.
Die Bekämpfung besteht im Abschneiden der befallenen Aste. Die
Entwicklung des Pilzes wird durch feuchte stagnierende Luft befördert,
an trockenen luftigen Standorten tritt der Pilz nicht auf.
Wichtiger ist die Gattung Rosellinia. Gärtnerisch von Bedeutung ist
Rosellinia necatrix, der Wurzeltöter. Dieser Pilz erzeugt eine Wurzel-
erkrankung, welche besonders den Weinstock, aber auch Obstbäume (Äpfel.
Birnen, Kirschen, Zwetschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche) schädigt^).
— Die befallenen Bäume kränkeln und sterben unter Umständen selbst
ab. Die Wurzeln sind von weißen und braunen Mycelfäden überzogen
(Abb. 41. Fig. l). Auf der Wurzelrinde entwickeln sich reihenweise kleine
schwarze Sklerotien (Abb. 41. Fig. 2). Das Mycel dringt aber auch in
das Innere der Wurzeln ein. Kambium und Holz durchwachsend und
die Gewebe abtötend. — Von einer Befallstelle aus kann sich das Mycel
auch im Boden weiter verbreiten und benachbarte Wurzeln ergreifen.
Der Pilz bringt keine über den Boden emporwachsende Fruchtkörper
hervor. Hingegen entwickeln sich solche unterirdisch, jedoch nur auf den
bereits vom Mycel abgetöteten Wurzeln. Auf den Sklerotien und an anderen
Teilen des Mycels treten borstenartig sogenannte Coremien auf, das sind
zu 2 mm hohen verzweigten Bündeln vereinigte Konidienträger, welche
sehr kleine, eiförmige, farblose Konidien abschnüren (Abb. 41. Fig. 3 u. 4).
Außerdem hat man auch Pykniden und Perithecien beobachtet. Letztere
entstehen aber erst nach mehreren Jahren, wenn die Wurzeln schon gänzlich
verfault sind, wenig unter der Bodenoberfläche. Dann entwdckeln sie
sich dicht gedrängt auf denselben Sklerotien vne die Coremien ; sie haben
IV2 nim und mehr im Durchmesser, sind schwarz, kohlig. kugelig, mit
vorragender Mündungspapille (Abb. 41, Fig. 5). In den Schläuchen werden
spindelförmige, zuletzt schwarze Sporen entwickelt (Abb. 41, Fig. 6).
Rosellinia necatrix lebt ursprünglich im Erdboden, sie ist kaum
irgendwo primärer Krankheitserreger. Wo aber in nassen und feuchten
Böden die Wurzeln kränkeln, tritt der Wurzelschimmel hinzu und be-
schleunigt das Absterben der Wurzeln.
Die Bekämpfung der Krankheit geschieht am sichersten durch zweck-
mäßige Drainage des Bodens. Aber auch eine direkte Bekämpfung durch
Behandlung des Bodens mit Schwefelkohlenstoff oder Karbolineum soU
von Nutzen sein. Die Ausbreitung des Pilzes kann man auch durch Ziehen
1) Nur selten ist der Pilz auch auf krautigen Gewächsen beobachtet worden, so auf
Rüben, welche in Weinbergen auf die Lücken gesetzt worden waren.
108
Fünfzehntes Kapitel.
von tiefen, schmalen Gräben zwischen gesnnden und kranken Pflanzen
verhindern.
Abb. 41. Wurzeltöter des Weüistocks.
1 Getöteter Kebstock mit Rhizomorphen, a fädiges Mycel, das in weiße Ehizoctoniasträuge b übergelit, die .sich
bei c verästeln. Bei d und e wachsen Rlüzoniorplien aus tlem Innern hervor. V3 nat. Gr. 2 Wurzel des Wein-
stocks mit Sklerotien. 3 Stück von 2 mit Konidieuträgern, 5:1. i Coremium mit Konidien, 420:1. 5 Zwei
Perithecien mit Sporen an der Spitze, vergr. fi Schläuche und Paraphysen, stark vergr. (1—4 nach Hartig,
5 nach Prillieux, 6 nach Viala.)
Rosellinia quercina, der „Eichenwurzeltöter", erzeugt an jungen Eichen-
pflanzen, aber auch an anderen jungen Laub- und Nadelhölzern, wie Buche,
Cucurbitariaceen. — Mycosphaerellaceen.
1U9
Ahorn. Fichte, Tanne u. a., ähnhche Krankheitserscheinungen wie die
geschilderten der RoseUinia necatrix. Er wird besonders bei anhaltend
feuchter Witterung in Saatbeeten gefährlich. Die Bekämpf ung erfolgt durch
Isoliergräben (s. o.).
Die Familie der Cucurbitariaceen ist — soweit gärtnerisch interessante
Arten in Frage kommen — durch die einem deutlichen krustenartigen
oder dicht filzigen Stroma aufsitzenden, aber demselben nie eingesenkten
Fruchtkörper hinreichend charakterisiert. Die einzige, hier zu behandelnde
Gattung Cucurbitaria ist von ihren Familiengenossen leicht durch die
mauerförmig geteilten braunen Ascosporen zu unterscheiden.
Cucurbitaria laburni ist ein gefährlicher Wundparasit des Goldregens,
Cytisus laburnum, besonders in Baumschulen. Die vom Pilz befallenen
Äste sterben bald ab. Aus der Rinde brechen rasenförmig die meist dunklen
Perithecien hervor. Außerdem treten drei Formen von Pykniden auf:
mit hyalinen einzelligen, mit braunen einzelligen und mit braunen mauer-
förmig geteilten Konidien. Die Bekämpfung erfolgt durch Abschneiden
luid Verbrennen der befallenen Aste.
Cucurbitaria elongata findet sich auf Robinien.
Die Mycosphaerellaceen be- i
sitzen Perithecien, welche unter
der Oberhaut gebildet werden und
höchstens mit der kegelförmigen
Mündung etwas hervorkommen.
Die Schläuche .sind in Büschel
angeordnet ; Paraphysen fehlen
oder sind wenig zahlreich.
Aus der Gattung Ascospora,
welche durch ihre einzelligen
Schlauchsporen ausgezeichnet ist.
besitzt gärtnerisches Interesse
Ascospora Beijerinckii (mit den
Konidienfruchtformen : Coryne-
um Beijerinckii [= Clasterospo-
rium carpophilum] und Phyllo-
sticta Beijerincldi). Dieser Pilz
erzeugt die Schrotschußkrankheit
an den Blättern besonders der
Kirschen, aber auch der Pflaumen.
Zwetschen, Aprikosen und Pfir-
siche. Auf den befallenen Blättern
entstehen zahlreiche, anfangs röt-
liche, dann leder- bis dunkel-
braune, aber stets rot umrandete
Flecke von 1 bis 2, selten bis über 5 mm Durchmesser. Später fallen
diese Flecke aus, wodurch das Laub das Ansehen erhält, als sei es mit
Schrot durchschossen (Abb. 42). Auf erkrankten Früchten, z. B. Kirschen,
zeigen sich etwas eingesunkene, meist braune bis schwärzliche Flecke,
welche häufig zur Verkrüppelung führen (Abb. 42). Ähnhche Ivrankheits-
erscheinungen zeigen Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche. Auch an den
Abb. 42. Ascospora Beijerinckii.
1 Schrotschußkranke Kirschblätter. 2 Von Ascospora
befallene Kirschen. 3 Desgl., Stück der Oberfläche,
stärker vergrößert. (Xach Lüstner.)
5^20 Fünfzehntes Kapitel.
Trieben treten, besonders bei Kirschen und Pfirsichen, trockene, braune,
rot umrandete Flecke auf, die kleine Gummitröpfchen abscheiden.
Von den verschiedenen Fruchtformen dieses Pilzes erscheint zuerst
im Juni, meist auf den Blattflecken, Coryneum Beijerinckii (= Clasterospo-
rium carpophilum) in Gestalt kleiner Rasen, die einer Art Stroma aufsitzen
und an sehr kurzen Zweigen längliche, beidseitig abgerundete, vier- bis
mehrzellige Konidien abschnüren. — Im Herbst bilden sich dann in den
Blattflecken, von der Oberhaut bedeckt, die Pykniden der Phyllosticta-
Form. — Die Perithecien kommen erst im Frühjahr des folgenden Jahres
auf den schon verwesenden Blättern zur Entwicklung.
Die Annahme, daß die Coryneum-Form die Erregerin der Gummosis
der Kirsch- und Pfirsichbäume sei, scheint nicht zuzutreffen.
Die Bekämpfung der Krankheit erfolgt durch vorbeugendes Be-
spritzen mit Fungiziden, z. B. mit der für Kirschbäume geeigneten Kupfer-
kalkbrühe mit doppeltem Kalkzusatz (s. S. 10), sowie durch sorgfältiges
Entfernen und Verbrennen des im Herbst abfallenden Laubes und der
erkrankten Triebe.
Die Gattung Stigmatea ist von Ascospora durch die stets zweizeiligen
Schlauchsporen, von Mycosphaerella durch die weniger tief in das Blatt-
gewebe eingesenkten Fruchtkörper und das Vorhandensein spärlicher
Paraphysen unterschieden.
Stigmatea mespili erzeugt die als Blattbräune der Birnen bezeichnete
Krankheit. Unter derselben haben weniger die edlen Sorten, als besonders
die Wildlinge in den Baumschulen zu leiden; außerdem findet sich die
Krankheit auf Quitten und Mispeln. — Auf den befallenen Blättern ent-
stehen sehr zahlreiche, kleine, anfangs dunkelrote, später braune, unregel-
mäßige, auf beiden Seiten sichtbare Flecke, welche nicht selten zusammen-
fließen und dadurch zur Bräunung des ganzen Blattes führen (Abb. 43,
Fig. 2). Dabei krümmen sich die Blätter etwas muldenförmig ein und
fallen bei stärkerem Befall vorzeitig ab. Auch an den oberen Teilen der
Triebe und an den Früchten treten Flecke auf.
Die Konidienfruchtform ist als Entomosporium maculatum
( = Morthiera mespili) zu bezeichnen. Die Konidienlager entstehen in den
abgestorbenen Gewebeteilen der lebenden Blätter. Werden die Lager,
was bisweilen vorkommt, unter einer etwas stärkeren Decke angelegt und
haftet der aufreißenden Kutikula noch Pilzgewebe an, so wird fälschlicli
der Eindruck von Pykniden hervorgerufen. Die auf den Lagern erzeugten
Sporen sind außerordentlich charakteristisch : sie sind übers Kreuz vier-
zellig, und jede Zelle ist mit einer langen Borste versehen (Abb. 43. Fig 3).
Auf den abgefallenen Blättern entstehen zum Winter die Perithecien, in
deren Schläuchen je acht farblose, zweizeilige Sporen gebildet werden.
Die Verbreitung des Pilzes während des Sommers geschieht durch
die Konidiosporen, die Neuansteckung im Frühjahr wohl durch die Schlauch-
sporen. Doch kann der Pilz auch in den Flecken der Triebe überwintern.
Einige Feststellungen über die Sortenempfänglichkeit der edlen Birnen
verdanken wir Ewert. Es neigen zu stärkerem Befall der Früchte : Blumen-
bachs Butterbirne, Clairgeau, Diels Butterbirne und Wilhams Christbirne.
Sehr widerstandsfähig gegen die Krankheit sollen sein: Alexandrine
Douillard, Clapps Liebling, Colomas Herbstbutterbirne, Edelcrasanne,
Gute Luise von Avranches, Herzogin von Angouleme, Liegeis Winter-
Stigmatea.
111
butterbinie Napoleons Butterbirne, van Marums Flaschenbirne und
\ erems-Dechantsbirne.
1 TJ.-1 1 1 ii Al)b. 43. Ei-krankiingen durch Pvrenomvcet.pn
mBmsiiFmmwmmm
3, 6 nach Tulasne.) '
\\2 Fünfzehntes Kapitel.
Zur Bekämpfung der Krankheit sind die befallenen Triebe abzu-
schneiden und ebenso wie die abgefallenen Blätter einzusammeln und zu
verbrennen. Ferner ist vorbeugende Bespritzung mit Kupferkalkbrühe
oder anderen Fungiziden zu empfehlen. Die Unterlagen sind möglichst
tief zu veredeln.
Die Gattung Mycosphaerella besitzt sehr kleine, tief im Blattgewebe
sitzende Perithecien. in deren Innern die Schläuche zu Büscheln vereinigt
sind. Paraphysen fehlen vollständig. Die vSchlauchsporen sind zweizeilig,
meist hyalin.
Mycosphaerella sentina erregt die Weißfleckenkrankheit der Birnen-
blätter. Auf den von der Krankheit ergriffenen Blättern treten zunächst
vereinzelte, später immer zahlreicher werdende, nnidliche, braune Flecke
von 2 bis 3 mm Durchmesser auf. Zuletzt vertrocknen sie in der Mitte, so
daß «braun unnandete, helle Flecke entstehen (Abb. 43, Fig. 4). Bei
starkem Auftreten fallen die erkrankten Blätter ab.
Auf der Blattoberseite entstehen auf den trockenen Flecken kleine,
schwarze, nur wenig hervorragende Pykniden, welche einer Septoria-
Art (piricola) zugehören. Die länglichen Sporen sind leicht gekrümmt und
Ijesitzen zw^ei Querwände. Die Perithecien entwickeln sich auf den ab-
gefallenen Blättern während des Winters. — Aber auch die in den Pykniden
erzeugten Sporen können ffn-e Keimfähigkeit bis zum nächsten Frühjahr
behalten.
Der Name „Blattfleckenkrankheit" ist ein gärtnerischer Sammel-
begriff; der Gärtner spricht davon, sobald sich irgendwo sich verfärbende
und später vertrocknende Flecke zeigen. Es gibt aber eine außerordentlich
große Zahl ,. Blattfleckenkrankheiten" erzeugender Pilze. Die rationelle
Bekämpfung derselben setzt die genaue Kenntnis ihrer Biologie voraus
— eine Aufgabe, die allerdings noch zu einem großen Teil der Lösung
luirrt. — Auch die Blattfleckenerkrankimgen der Birnen sind nicht aus-
schließlich durch Mycosphaerella sentina bzw. Septoria piricola erzeugt,
ähnliche Erscheinungen rufen Septoria nigerrima, die übrigens vielleicht
auch in den Formenkreis der Mycosphaerella sentina gehört, ferner Asco-
ch\i:a-, Phyllosticta-. Coniothyrium-Arten u. a. m. hervor.
Nach Ewert verhalten sich die verschiedenen Birnensorten gegen
^lycosphaerella gerade umgekehrt wie gegen Venturia (Fusicladium).
Birnen, w^elche stark unter letzterem Pilz leiden, bleiben in der Regel
von der Weißfleckenkrankheit verschont, z. B. Colomas Herbstbutterbirne,
Grumbkower, Liegeis Winterbutterbirne, während Sorten, welche fusi-
cladiumfest sind, gewöhnlich sehr unter ^Mycosphaerella zu leiden haben,
z. B. Boscs Flaschenbirne, Gute Graue, Prinzessin Marianne.
Die Bekämpfung besteht im Einsammeln und Verbrennen der ab-
gefallenen Blätter. Eine vorbeugende Bespritzung mit einem Fungizid
ist zu empfehlen.
Mycosphaerella cerasella ruft an den Blättern der Kirschen eine ähn-
liche Erlo-ankung wie Ascospora Beijerinckii (vgl. S. 109) hervor. Es ent-
stehen rundliche, braune, oft rot umrandete Flecken, die zum Teil auch
vertrocknen und ausfallen. Die Konidienrasen, welche zu Cercospora
cerasella zu stellen sind, schnüren verkehrt keulenförmige, mit 1 bis 12,
meist mit 3 bis 4 Querwänden versehene, braune bis grünlich-schw^arze Koni-
Mycosphaerella. U 3
dien ab. Im Frühjahr wird auf den abgefallenen überwinterten Blättern
die Schlauchfruchtforni erzeugt. Die Bekämpfung i.st die gleiche wie die
von Ascospora.
Mycosphaerella fragariae ist Erreger der außerordenthch weit ver-
breiteten Blattfleckenkrankheit der Erdbeeren. Auf den erkrankten Blättern
erscheinen rundliche, braunrot umrandete Flecken, deren Mitte vertrocknet
und dann weißlich aussieht : oft bricht das vertrocknete Gewebe auch aus
(Abb. 43, Fig. 5). — Im Sommer erscheinen zunächst blattoberseits
Konidienrasen, die Ramularia Tulasnei angehören. Auf denselben werden
zylindrische ungeteilte oder häufiger zwei- bis dreizellige Sporen ab-
geschnürt (Abb. 43. Fig. 6). Gegen den Herbst treten gleichfalls blatt-
oberseits Pykniden auf. welche zu Ascoch^-ta fragariae zu stellen sind,
in denen länglich-spindelförmige, zweizeilige Sporen erzeugt werden. Die
Perithecien werden während des Winters gebildet. — Ob noch eine weitere
Konidienform hierher gehört, ist umstritten.
Die Krankheit richtet stellenweise unter den kultivierten Erdbeeren
erheblichen Schaden an. da bei starkem Auftreten die Blätter vollständig
vertrocknen. — Die Empfänglichkeit der einzelnen Sorten gegen Myco-
sphaerella fragariae ist eine sehr verschiedene. Bei Beobachtungen in
Berlin-Dahlem haben sich als vollständig oder fa.st vollständig immun
erwiesen: Lucida perfecta, Weiße Ananas. Flandern. Deutsch-Evern und
Späte von Leopoldshall ^).
Ein kräftiger, aber lockerer Boden scheint die Widerstandsfähigkeit
der Pflanzen zu fördern. Starke animalische Düngung ist zu vermeiden.
Die vertrocltneten Blätter sind — soweit möglich — einzusammeln und
zu verbrennen. Eine vorbeugende Bespritzung mit Fungiziden ist emp-
fehlenswert.
Bemerkenswert ist auch Mycosphaerella ribis, dessen Konidienform,
Septoria ribis, auf den Blättern der Johannisbeeren rötlichbraune, un-
regelmäßige, vertrocknende Flecke erzeugt. Die Krankheit führt oft zum
vorzeitigen Blattfall und damit unter Umständen zu einer erheblichen
Schwächung des Strauches. Über die Bekämpfung wird bei Behandlung
von Pseudopeziza ribis (s. Kap. XIX) zu sprechen sein.
Mycosphaerella tabifica bzw. deren Pyknidenform, welche bekannt
ist unter dem Namen Phoma betae ( = Phoma sphaerosperma oder
Phyllosticta tabifica), gilt als Erreger der landwirtschaftHch wichtigen
Herzfäule der Zuckerrüben. Zunächst erkranken die jüngsten Blätter (im
Herzen der Rübe), werden schwarz und sterben ab, später geht die Krank-
heit auch auf die äußeren älteren Blätter über, so daß unter Fernständen
der ganze Kopf abstirbt. In der Regel ergreift die Krankheit auch den
Rübenkörper und erzeugt dort Faulsteüen. Auf den erkrankten Geweben
treten die Pykniden (Phoma betae) auf. Die Perithecien sind außer-
ordentlich selten.
Über die Ursachen der Erkrankung bestehen Meinungsverschieden-
heiten. Phoma betae ist wahrscheinlich nur ein Gelegenheit sparasit. der
nicht in der Lage ist, völlig gesunde und in gutem Entwicklungszustande
^) Vgl. : Bericht der Höheren GärtnerlehrarLstalt Berlin-Dahlem 1920 und 1921. S. 98.
Höstermann-Xoack, Pilzparasitäre Krankheiten. c
114 Fünfzehntes Kapitel.
befindliche Rübenpflanzen zu befallen. In der Regel tritt Phoma betae
epidemisch nur nach vorangegangener Trockenperiode auf, und man nimmt
an, daß eine solche es ist, welche die Gewebe schwächt und zur Infektion
geeignet macht. Es werden aber auch andere Pilze als Erreger der Krankheit
genannt.
In Gegenden, die stark der Austrocknung ausgesetzt sind, sät man
vorteilhaft die Rüben später als zur normalen Zeit, etwa Ende Mai oder
Anfang Juni, aus. Man erreicht dadurch, daß zur Zeit der großen Hitze
der Blattapparat noch zu unentwickelt ist, um durch ein starkes, nicht
stillbares Wasserbedürfnis in den empfänglichen Zustand zu kommen. —
Düngung mit dem »Scheideschlamm der Zuckerfabrikation gleichwie Kalk
begünstigen die Krankheit, und zwar dadurch, daß sie den Boden austrock-
nen und so die das Eintreten der Disposition fördernden Umstände herbei-
führen helfen.
Guignardia Bidwellii (mit seinen Pyknidenformen Phoma uvicola
und Naemaspora ampelicida) ist der Erreger des Black-rot oder der Schwarz-
fäule der Trauben. Eine eingehende Besprechung des Pilzes erübrigt sich,
da derselbe in Deutschland noch nicht gefunden wurde. Besonders befällt
die Krankheit die Beeren, welche mißfarbene Flecken bekommen, die sich
schnell über die ganze Oberfläche ausbreiten. Später schrumpfen die Beeren
zusammen und werden nach dem Absterben zu einem harten Körper,
indem die Haut den Körnern dicht aufliegt. Auf den eingeschrumpften
Beeren erscheinen die Pykniden.
Die Familie der Pleosporaceen ist von den Mycosphaerellaceen durch
das Vorhandensein der Paraphysen, besonders aber durch die Art und Weise
unterschieden, in der die im Innern des Nährsubstrates angelegten Peri-
thecien durch Abblätterung der deckenden Schichten frei werden.
Die Gattung Venturia gehört zu denjenigen Pilzgattungen, welche im
Mittelpunkt des gärtnerisch-praktischen Interesses stehen. Ihre Konidien-
fruchtförmen sind unter dem Namen Fusicladium beschrieben worden und
unter diesem Namen als Erreger der Schorf krankheiten unserer Obst-
bäume jedem Gärtner bekannt.
Die Konidienfruchtformen der Venturia- Arten leben rein parasitisch.
Sie büden an Zweigen, Blättern und Früchten sammetartige, grauschwarze
Flecke, welche aus den olivengrünen, zu lockeren Bündeln vereinigten
Konidienträgern und einem flachen, stromaartigen, den Geweben der
Nährpflanze oberflächlich eingewachsenen Mycel bestehen. Die Konidien
sitzen endständig, einzeln oder zu zweien, sind eiförmig oder etwas keulig,
anfangs ohne Scheidewand, dann zweizeilig (Abb. 44).
Die Perithecien treten erst im Frühjahr auf den toten überwinterten
Blättern auf, sind also Saprophyten. JDie häutigen, zarten, dunkel ge-
färbten Gehäuse sind dem Nährsubstrat eingesenkt, sie ragen nur mit der
Mündung hervor und sind am Scheitel mit steifen, dunklen Borsten besetzt.
Die Schläuche sind ei- oder sackförmig, später stark verlängert. Die Sporen
sind ellipsoidisch oder eiförmig, zweizeilig, farblos bis olivengrün oder
gelbbraun. Die anfangs vorhandenen Paraphysen schwinden bald.
Der Zusammenhang zwischen den beiden beschriebenen Fruchtformen
ist durch die Untersuchungen von Aderhold einwandfrei erwiesen. — Auf
Venturia.
115
die biologischen Verhältnisse wird bei den einzelnen Arten eingegangen
werden.
Die in Frage kommenden Arten sind folgende:
1. Venturia inaeqiialis (= Fusicladium dendriticum) auf Pirus malus
und verwandten Pirus- Arten, nicht auf P. communis.
2. Venturia pirina (= Fusicladium pirinum) auf Pirus communis.
3. Venturia cerasi (== Fusicladium cerasi) auf Prunus avium und P.
cerasus, wahrscheinHch auch auf anderen Prunus-Arten und auf
Prunus persica.
4. Venturia crataegi (= Fusicladium crataegi) auf Crataegus -Arten.
Abb. 44. Venturia inaequalis.
Schnitt durch die Eandzone eines Fleckes von Fusicladium. stark vergr.
(Nach Sorauer.)
c4^J2^ Schor^, Regen- oder Rußfleckenkrankheit des Apfelbaumes,
hervorgerufen dfjfch Venturia inaequalis, ist eine außerordenthch verbreitete,
leider noch immer nicht genügend gewürdigte Krankheit.
Die Krankheitserscheinungen zeigen sich in erster Linie an den Blättern
und Flüchten (Abb. 45), seltener treten sie beim Apfelbaum auch an den
Trieben auf. — Die ,, Rußflecken" der Blätter sind schwarzgrüne, sammet-
artige Flecke und finden sich fast ausschließlich auf der Blattoberseite, nur
ausnahmsweise auf der Blattunterseite (im Gegensatz zu den Rußflecken
auf den Blättern des Birnbaumes, die sich fast nur auf der Blattunterseite
finden). Mitunter erscheinen die Flecke schon bald nach der Laubent-
faltung, meist jedoch erst von JuH ab ; sie vergrößern sich rasch, verfließen
miteinander und bedecken dann u. U. erhebliche Teile der Blattoberfläche.
Auf diese Weise werden die Blätter in ihrer Ernährungstätigkeit stark
gestört, so daß sie bei starkem Befall vorzeitig abgeworfen werden. Die
Bäume stehen dann Ende August bis Anfang September schon stark
8*
116
Fünfzehntes Kapitel.
gelichtet oder gar blattlos da (Blattfallkrankheit bzw. Zweigdürre) (Abb. 46).
— Sowohl durch die Fleckenbildung auf den Blättern, wie besonders durch
die vorzeitige Entlaubung treten naturgemäß Störungen des Wachstums
und der Fruchtbarkeit des ganzen Baumes ein. Die Flecke, welche auf den
Früchten auftreten, sind in den Anfangsstadien denen auf den Blättern
ähnlich, später färben sie sich in der Mitte durch Bildung von Wundkork
(dem sogenannten ,, Schorf") rostbraun. Die Früchte werden durch die
Fleckenbildung unansehnlich, außerdem platzen sie häufig, bei starkem
Befall stets, an den Berührungsstellen der Flecken auf, wohl deshalb, weil
die verkorkten Partien in der Mitte der Flecken dem Wachstum des Frucht-
innern nicht zu folgen vermögen. Ferner ist durch den Fusicladiumbefall
die Haltbarkeit der Früchte vermindert. — Ein Befall der Triebe tritt,
wie schon bemerkt wurde, beim
i\.pfelbaum ziemlich selten auf.
An den jungen, noch grünen
Trieben zeigen sich in diesem
Falle die gleichen schwarzgrünen
Flecke, welche wir von den Blät-
tern her kennen. Auf den älteren,
verholzten Trieben tritt jedoch
der sogenannte ,, Grind" auf: an
den befallenen Stellen wird die
Rinde blasig aufgetrieben, um
schließlich aufzuplatzen und ein-
zutrocknen.
Die ,, Rußflecken" werden
durch die massenhaft hervor-
tretenden Konidienträger ge-
bildet, welche an ihrer Spitze die
dunkelgefärbten, meist zweizeili-
gen Konidien abschnüren (s. o.;
Abb. 44). Auf den vorzeitig oder
im Herbst abgefallenen Blättern
entwickeln sich im nächsten Früh-
jahr und Sommer die Schlauch -
fruchte (Perithecien). Dieselben
brechen nur mit der Mündung
gruppenweise blattunterseits her-
vor. In den Schläuchen werden je acht gelbgrüne, ungleich zweizeilige
Sporen entwickelt.
Die Überwinterung des Pilzes geschieht zunächst einmal zweifellos
im Innern der abgefallenen Blätter in Gestalt der im Frühjahr hervor-
brechenden Perithecien. Daneben scheint aber auch der ,,Grind"-Form
eine gewisse Bedeutung für die Überwinterung des Pilzes zuzukommen,
denn die höckerförmigen Polster des Pilzes sind während des ganzen Jahres
auf den Trieben anzutreffen. — Eine Überwinterung durch die Konidio-
sporen selbst ist nicht anzunehmen, da die im Sommer oder Herbst ge-
bildeten Sporen kaum ihre Keimfähigkeit den Winter hindurch bis zum Mai
des nächsten Jahres behalten dürften. Die Untersuchungen von Schaf fnit
haben zw^ar die große Kälteresistenz der Fusicladium dendriticum- Sporen
erwiesen, gleichzeitig aber auch gezeigt, daß durch wiederholte starke Ab-
Abb. 45. Venturia inaequalis.
Scliorfkranker Apfel. Habitusbild. (Nach Aderhold.)
Venturia.
117
kühlung die Lebensdauer der Sporen wesentlich verkürzt wird. Eine
Erscheinung, die Schaff nit dadurch zu erklären sucht, daß die Sporen
infolge der in der kälteren Umgebung höheren relativen Luftfeuchtigkeit
Wasser aufnehmen und ihr Protoplasma dadurch in einen labileren Zustand
überführen.
Xach den Untersuchungen von Voges gehört der Schorfpilz zu denjenigen echten
Parasiten, welche in die Pflanzengewebe eindringen können, ohne daß eine Verletzung des
Oberhautgewebes vorliegt. Keimschläuche, welche Wunden an der Epidermis zum Ein-
dringen benutzen, hat Voges nie" beobachtet, imd damit wird auch die Annahme hinfällig,
daß schroffer Temperaturwechsel und die dadurch verursachten Epiderniisver]etzung> n das
Auftreten der Krankheit begünstigen.
Abb. 46.
Durch Fusicladium dendriticum seit Ende August entblätterte Apfelbäume (wahrscheinlich Virginiücher Sommer-
rosenapfel) neben einer gesunden Wintergoldparmäne an der Chaussee Zlattnick-Proskau. (Flugbl. B. R. A.)
Der Schaden, welchen Venturia inaequaUs den Apfelbäumen zufügt,
wurde schon oben kurz angedeutet. Durch Laubfall und Grind wird die
Entwicklung und die Fruchtbarkeit der Bäume geschädigt ; die Früchte
werden unansehnlich, zum Teil vollkommen entwertet, der Geschmack,
besonders unter den Flecken, ist bitter ; das Gewicht der kranken Früchte
steht in der Regel erheblich gegenüber demjenigen gesunder Früchte ziu-ück.
Zweifellos gehört die Schorfkrankheit zu denjenigen Krankheiten,
deren starkes Auftreten an gewisse ihr günstige äußere Umstände gebunden
ist. Nachgewiesenermaßen haben einige Sorten in bestimmten Gegenden
erheblich mehr unter der Schorfkrankheit zu leiden als andere — ein Um-
stand, der weiter unten noch erörtert werden soll — , und es ist wohl mög-
lich, daß diese Erscheinung, wenigstens zum Teil, darauf zurückzuführen
118 Fünfzehntes Kapitel.
ist, daß diesen Sorten in den betreffenden Gegenden die klimatischen
Verhältnisse nicht zusagend (zu rauh!) sind. Nach anderen Beobachtungen
(z. B. Voges 1910) soll der »Schorf auf magerem Boden mehr auftreten
als auf nahrungsreichem; junge kräftige Bäume sollen in den ersten Jahren
nach der Pflanzung gar nicht oder weniger wie ältere Bäume leiden. Nasse
und kalte Witterung im Frühjahr begünstigt das Auftreten der Krankheit,
während warme inid trockene Witterung zu dieser Zeit derselben entgegen-
wirkt. Diese Erscheinung wird auf die Empfindlichkeit der noch jungen
Organe gegen Infektionen zurückgeführt. Je länger nun, infolge ungünstiger
Witterung, die Entwicklung der jungen Organe dauert, desto größer ist
natürlich die Gefahr einer Infektion.
Die in der l*raxis hin luid wieder vertretene Auffassung, daß Apfel-
sorten mit roter Fruchtschale unter der Schorfkrankheit nicht zu leiden
haben, entspricht nicht den Tatsachen oder dürfte nur für einige ganz
bestimmte Gegenden bzw. Sorten zutreffen.
Wie schon erwähnt wurde, ist die Empfänglichkeit der einzelnen
Sorten für die Schorfkrankheit sehr verschieden, jedoch spielen dabei in
vielen Fällen die klimatischen und Bodenverhältnisse die ausschlag-
gebende Rolle.
Als anfällige Sorten werden genannt : Berliner Schafsnase, Brainier
Matapfel, Edelrenette, Gelber Winterstettiner, Goldzeugapfel, Graue
franz. Renette, Grauer Kurzstiel, Karmeliterrenette, Karpentin, Königs-
fleiner, Orangenpepping, Orleansrenette. Roter Herbstcalvill, Roter
Stettiner, Roter Wintertaubenapfel, Sommerkronenapfel, Tiroler Rosen-
apfel, Virginischer Rosenapfel, Weidners Goldrenette, Weißer Astrachan,
Weißer Wintercalvill, Winterfleiner, Woltmanns Renette (Krügers Dick-
stiel).
Als relativ widerstandsfähig gelten folgende Sorten: Adersleber
Calvill, Antonowka. Apfel aus Croncels, Baumanns Renette, Boikenapfel,
Burchardts Renette. Canada Renette, Champagner Renette, Charla-
mowsky, Coulons Renette, Danziger Kantapfel, Doppelter Holländer,
Emiüe Müller, Fraas Sommercalvill, Geflammter Kardinal, Gelber Edel-
apfel, Gelber Richard, Goldprinz, Goldrenette von Blenheim, Grahams
Königinjubiläumsapfel, Gubener Waraschke. Halberstädter Jungfernapfel,
Harberts Renette, Kaiser Alexander. Kaiser Wilhelm, Königlicher Kurz-
stiel, Lord Grosvenor. Lord Suffield, Luikenapfel, Lütticher Rambour,
Muskat renette. Parkers Pepping, Plesser Parmäne, Pommerscher Krumm -
stiel, Prinzenapfel. Ribston Pepping, Schöner von Boskoop, Weißer
Klarapfel.
Es sei aber nochmals ausdrücldich darauf hingewiesen, daß es keine
unter allen L^mständen gegen die Schorfkrankheit widerstandsfähige
Apfelsorte gibt, sondern daß die als widerstandsfähig angegebenen Apfel-
sorten es nur unter der Bedingung sind, daß sie in ihnen zusagenden
Verhältnissen angebaut werden. Daraus erklärt sich auch, daß manche
Sorten (z. B. Langer grüner Gulderling) von einer Seite als widerstands-
fähig, von anderer als empfänglich angegeben werden.
Um die Schorfkrankheit wirksam zu bekämpfen, sind zunächst an
den befallenen Bäumen die grindigen Zweige abzuschneiden und durch
Verbrennen unschädlich zu machen. Die abfallenden Blätter sind regel-
mäßig zusammenzukehren und zu verbrennen oder tief unterzugraben,
im Sommer sowohl wie im Herbst nach dem Blattfall.
V'enturia. 119
Zur direkten Bekämpfung des Pilzes sind die Bäume mit einem der
unten näher erörterten Fungizide zu spritzen, und zwar:
1. im Frühjahr vor dem Austreiben der Knospen unter Anwendung
der . .Winterkonzentration" ,
2. unmittelbar nach der Blüte und noch einmal 14 Tage bis drei
Wochen später mit der ,, Sommerkonzentration" ".
Beim Spritzen ist darauf zu -achten, daß bei Apfelbäumen besonders
die Blattoberseiten getroffen werden. Bei hartnäckigem Auftreten besonders
im ersten Behandlungsjahr und nach einem feuchtkühlen Frühjahr können
weitere Spritzungen nötig werden.
Bezüglich der Wirkung der einzelnen Spritznüttel sind folgende
Erfahrungen gesammelt worden :
1. Kupferkalkbrühe (Winterkonzentration 2% ig, Sommerkonzentra-
tion 1 %ig) gilt als eines der erprobtesten Mittel. Jedoch sei darauf auf-
merksam gemacht, daß sich laut verschiedenen Beobachtern bei Ver-
Avendung von Kupferkalkbrühe häufig das Rostigwerden der Apfelfrüchte
einstellt, weshalb dieselbe dort, wo es sich um Erzielung erstklassigen
Tafelobstes handelt, nur mit großer Vorsicht verwendet werden darf.
2. Schwefelkalkbrühe (Winterkonzentration 1 : 10, Sommerkonzen-
tration 1:30 einer Schwefelkalkbrühe von 32 bis 34' B.^)) gilt ebenfalls
als ein bewährtes Mittel, welches ganz besonders von amerikanischer Seite
in den letzten Jahren immer wieder empfohlen wurde. Das Rostigwerden
der Äpfel soll sich in bedeutend geringerem Maße als bei Verwendung von
Kupferkalkbrühe einstellen.
3. Uspulun wurde von Lüstner mit negativem Erfolge verwendet,
während Fürstenberg (Uspulun. Gartenflora, 69, 1920, S. 149) angibt,
damit (an Birnbäumen) erfreuliche Resultate erzielt zu haben. Eine Nach-
prüfung dieser Versuche wäre erwünscht.
4. Solbar (Winterkonzentration 5% ig, Sommerkonzentration 1 %ig)
wird von verschiedenen Versuchsanstellern empfohlen.
Die Schorfkrankheit des Birnbaumes, verursacht durch Venturia
pirina, ist ebenso verbreitet, wie die des Apfelbaumes, und ähnelt dieser
in sehr vielen Beziehungen.
Zur Kennzeichnung des klinischen Bildes ist zunächst bemerkens-
wert, daß der ..Grind"', also das Übergreifen der Krankheitserscheinungen
auf die Zweige, beim Schorf des Birnbaumes recht häufig ist. Ferner treten
die Flecke auf den Blättern fast stets auf der Blatt Unterseite und nur sehr
selten auf der Blattoberseite auf. Das Aufplatzen der Früchte scheint uns
beim Birnbaum eine noch häufigere Erscheinung als beim Apfelbaum zu
sein (Abb. 47).
Diesen Eigentümlichkeiten des Birnenschorfes hat sich natürlich auch
die Bekämpfung anzupassen. Es ist auf ein sorgfältiges Entfernen und
Verbrennen aller grindigen Zweige besonders großer Wert zu legen. Femer
ist bei der Bekämpfung mit Spritzmitteln darauf zu achten, daß beim
Bespritzen in erster Linie die Blattunterseiten getroffen werden. Im übrigen
sind die gleichen Maßregeln wie bei Bekämpfung des Apfelschorfes zu
ergreifen.
^) Entspricht ungefähr dem spezifischen C^ewicht von 1,28 bis 1,31.
120
Fünfzehntes Kapitel.
Eine ausgeprägte Sortenempfänglichkeit, die sehr stark durch die
kUmatischen und die Bodenverhältnisse beeinfhißt wird, findet sich beim
Birnbaum ebenso wie beim Apfelbaum.
Als besonders anfällige Sorten werden von verschiedenen Seiten
genannt: Barbara Nelis, Colomas Herbstbutterbirne, Diels Butterbirne,
Doktor Trousseau, Edelcrasanne, Edle Sommerbirne, Erzbischof Hons,
Erzherzogsbirne, Forellenbirne, Franchipane. Gra\ie Herbstbutterbirne,
Grumbkower Butterbirne, Grrüne ^Nlagdalene. Grüne Pfundbirne, Grüne
Tafelbirne, Gute Luise v. Avranches, Hardenponts Winterbutterbirne,
Holzfarbige Butterbirne, Kleine Muskateller, Kleine Pfalzgräfin, Lange
^\eiße Dechantsbirne, Lenzener Butter-
birne, Liegeis Winterbutterbirne, Napo-
leons Butterbirne, Oberilmer, Omsewitzer
Schmalzbirne, Ostpreußische Honigbirne,
Punktierter Sommerdorn, Roter Som-
merdorn, Rummeiterbirne, Salzburger,
/■V-"
Abb. 47. Venturia (= Fusicladium) pirina.
Habitusbikl. (Xach Aderhold.),
Abb. 48. Venturia pirina.
Perithfciuin im Querschnitt eines vorjährigen Binien-
blattes. (Xach Aderliold.)
Schönste Sommerbirne, Schlesische Weinbirne, Sommer- Apothekerbirne,
Sommerrobine, St. Germain, Vauquelin, Weiße Herbstbutterbirne, Wildling
aus La Motte, Windsorbirne, Winowka, Winterdechantsbirne, Winterdorn,
Winter Nelis, Wittenberger Glockenbirne, Zwiebotzenbirne.
Hingegen werden. als widerstandsfähig — unter günstigen Bedingungen
— folgende Sorten aufgeführt : Alexander Lucas' Butterbirne, Barons-
birne, Boscs Flaschenbirne, Bunte Julibirne, Capiaumont, Clairgeaus
Butterbirne, Comperette, Doppelte Philippsbirne, Dunmore, Enghien,
Esperens Herrenbirne, Esperine, Französische Muskatellerbirne, Frühe
von Trevoux, Gellerts Butterbirne, Großer Katzenkopf, Grüne Hoyers-
werder, Gute Graue, Gute von Ezee, Herbstsjdvester, Hof ratsbirne ,
Holländische Feigenbirne, Josephine von Mecheln, Kampervenus, Köstliche
von Charneu, Kuhfuß, Madame Verte, Marguerite Marillat, Marie Luise,
Venturia. 121
Neue Poiteau, Nina, Poinmersche Zuckerbirne, Präsident Drouard, Prin-
zessin Marianne, Reine von Tongre, Runde Mundnetzbirne, Runde
Pomeranzenbirne, Schöne Julie, Van Marums Flaschenbirne, Weinbirne.
Westrum, Williams Christbirne, Winter-Meuris.
Sicherlich werden aber auch hier die Erfahrungen, welche man mit
diesen Sorten machen wird, verschiedene sein, je nach den Verhältnissen,
unter denen dieselben kultiviert werden.
Venturia cerasi, dem Schorf der Kirschen, kommt von den Schorfen
der Obstbäume bis jetzt die geringste wirtschaftliche Bedeutung zu.
Jedoch scheint die Krankheit in der Ausbreitung begriffen zu sein und
könnten günstige Umstände sie leicht einmal sehr lästig werden lassen.
Das Krankheitsbild weist einige Verschiedenheiten von demjenigen
des Apfel- und des Birnenschorfes auf. Die F u si cla diu m -Form befällt
nur die Blätter und Früchte, während eine Erkrankung der Zweige, der
,, Grind", nicht vorkommt. Die ,, Rußflecken"' der Blätter treten besonders
auf der Oberseite derselben, selten auf deren Unterseite auf, sie fehlen
jedoch mitunter trotz heftiger Erkrankung der Früchte auch völlig. Die
schwarzgrünen, rundlichen Flecke sind im ganzen wenig auffallend, sie
bilden nur einen zarten Anflug von etwa 1 mm Durchmesser. Bei starkem
Befall sterben die Blätter aber gleichwohl ab. Die auf den Früchten auf-
tretenden Flecke sind ebenfalls rund, klein und zart. Der Befall zeigt
sich besonders auf den gerade in Rötung übergehenden Früchten. Das
Wachstum der befallenen Früchte hört auf und die Früchte verkrüppeln.
Werden noch sehr junge Früchte von der Krankheit befallen, so fallen
sie öfters auch ab.
Die Krankheit schädigt sowohl Süß- wie Sauerkirschen, wahrschein-
lich auch den Pfirsich. Da, wie schon bemerkt wurde, dieselbe seltener
ist als der Schorf des Kernobstes, so sind Erfahrungen bezüglich Sorten-
immunität nicht in dem Maße wie dort gesammelt worden.
Zimmermann (Blätter für Obst-. Wein- und Gartenbau 1913, S. lOTff.)
beobachtete anläßlich eines starken Auftretens des Kirschschorfes im
Sommer 1911, daß derselbe besonders an den Weichsein, weniger an den
Süßkirschen auftrat. Am meisten geschädigt wurde die Sauerkirsche
,, Großer Gobet", weiüger stark die ,, Süßweichsel von Olivet", die ,, Ost-
heimer Weichsel" und ..Herzogin von Angouleme". — Nach verschiedenen
anderen Angaben und unseren Beobachtungen scheinen besonders die
Schattenmorellen unter der Krankheit zu leiden.
Um die Krankheit zu bekämpfen, sind zunächst die Blätter (und auch
etwa vorhandene befallene und nicht verwertbare Früchte) zu entfernen
und zu verbrennen. Bei der Verwendung von Spritzmitteln ist zu berück-
sichtigen, daß das Laub der Kirschbäume empfindlicher gegen Kupfer-
kalkbrühe ist als das Laub des Kernobstes. Man verwendet im belaubten
Zustande eine Brühe, die aus 1 kg Kupfervitriol und 2 kg Kalk auf 100 Liter
Wasser hergestellt ist.
Venturia crataegi (= Fusicladium crataegi) findet sich zerstreut auf
den Blättern unserer Crataegus- Arten, welche ja hin und wdeder auch als
Ziersträucher Verwendung finden. Der Pilz wird uns aber, ebenso wie
verschiedene Venturia-Arten auf Birken, Zitterpappeln und Eschen, wohl
nur selten gegenübertreten.
122
Fünfzehntes Kapitel.
Die Gattung Didymella ist ausgezeichnet durch die — im Gegensatz
zu Venturia — kahlen Fruchtkörper und durch die hyahnen, gleichfalls
zweizeiligen Ascosporen.
Didymella lycopersici, der Erreger des Tomatenkrebses, ist ein erst
seit kurzem bekannter, aber anscheinend außerordentlich gefährlicher
Schädiger der Tomatenkulturen ^). Die Krankheit tritt an den Stengeln,
in der Regel dicht über dem Erdboden auf. Es zeigen sich daselbst Flecke,
welche rasch miteinander verschmelzen und bis zu 6 cm lange schwarze
Stellen bilden (Abb. 49). Der Befall kann einseitig oder stengelumfassend
sein. Die erkrankten Stellen schrumpfen erheblich zusammen, so daß
sich die kranken Gewebe scharf von den gesunden abheben. ^ Schon bei
geringer Ausdehnung der Krankheitsherde
an den Pflanzen beginnen dieselben zu welken
und gehen nach kurzer Zeit zugrunde.
Abb. 4i). Didymella lycopersici.
Untere Stengelteile krebskranker Tomaten-
pflanzen mit Adventivwurzelbildimgen ober-
halb der erkrankten Stellen. (Orig. n. d. N.)
Abb. 50.
Pyknide von Didymella lycopersici. «u/,. Links: Konidien,
frisch in Wasser bzw. nach 24 Stunden keimend. <^'/i- (Nach
Klebahn.)
An den erkrankten Rindenpartien treten sehr zahlreich die Pykniden
auf, in denen sowohl einzelHge wie zweizeilige Sporen gebildet werden
(Abb. 50), welche bei Einfluß von Feuchtigkeit in langen Ranken aus den
Pykniden hervorquellen. Die Perithecien bilden sich an den gleichen
Stellen, aber erst nach Überwinterung des Substrates (Abb. 51).
Über eine Bekämpfung des Schädlings wissen wir bis jetzt sehr wenig.
Nach Heinsen soll sich eine frühzeitige Anwendung von Kupferkalkbrühe
1) Vgl.: Klebahn, H., Der Pilz der Tomatenstengelkrankheit. Ztschr. Pflanzenkrankh.
XXXI. Bd., 1921, S. 1. — Heinsen, E., Das Auftreten und die Verbreitung des Tomaten-
krebses bei Hamburg. Ebenda, S. 16.
Didymella.
123
noch am meisten bewährt haben. Das sicherste dürfte sein: sorgfältiges
Auflesen und Verbrennen des Krautes nach der Ernte und Aussetzen des
Tomatenanbaues während mehrerer Jahre.
Didymella applanata ist der Erreger der Himbeerrutenkrankheit (der
Fleekenkrankheit und des Absterbens der Himbeertriebe). Die Krank-
heit wird erst seit dem Jahre 1917 beobachtet, hat aber schon eine weite
Verbreitung erlangt.
An den untersten Teilen der noch grünen Triebe erscheinen im Sommer,
gewöhnlich um eine Knospe herum, violette oder bläulichgraue Flecke.
Abb. 51.
Perithecium von Didymella lycopersici. =^-Vi. Obea: Paraphysen und
. Schläuche. ''•*'/!. Unten: Sporen. (Nach Klebahn.)
Abb. 52.
Himbeerrutenkrankheit, verur-
sacht von Didymella applanata.
(Nach Lüstner.)
Beim Verholzen platzt an dieser Stelle die Rinde auf und löst sich ab. Die
erkrankten Triebe gehen entweder zugrunde oder treiben im nächsten
Jahre nur noch schwach aus, um bald darauf abzusterben (Abb. 52).
Durch Infektionsversuche wurde der Nachweis erbracht, daß diese
Krankheitserscheinungen von Didymella applanata hervorgerufen werden.
Zur Bekämpfung der Krankheit sind gleich bei ihrem ersten Auftreten
sämtliche befallenen Triebe abzuschneiden und zu verbrennen. Ferner
wird ein Bespritzen mit P/.2%iger Bordeauxbrühe (1500 g Kupfervitriol
und 1500 g Ätzkalk auf 1001 Wassej) empfohlen. Ein Zusatz von Schmier-
seifenlösung, damit die Brühe auf dem wachsartigen, weißlichen Überzug,
der manchen Himbeersorten eigen ist, besser haftet, ist nicht anzuraten.
124 ~ Fünfzehntes Kapitel.
Nach unseren Erfahrungen treten dabei Umsetzungen in der Kupferkalk-
brühe auf, welche deren Wirkung beeinträchtigen dürften. Von Wert
dürfte sich im übrigen wohl nur eine vorbeugende Behandlung erweisen.
Die Gattung Didymosphaeria unterscheidet sich von Didymella durch
die braun gefärbten (nicht hyalinen), zweizeiligen »Sporen. — Didymo-
sphaeria populina wird als Ursache des Absterbens der Pyramiden-
pappeln angegeben. Die Krankheit zeigt sich zuerst an den jüngeren
Zweigen, welche gebräunte Rindenstellen bekommen, unter denen meist
auch der Holzkörper angegriffen erscheint. Die Blätter Averden gelblich
und schlaff, der Zweig stirbt ab, schließlich wird der Baum wipfeldürr, um
endlich einzugehen. — Andere Forscher führen Dothiora sphaeroides, eine
Phacidiineae, als Grund dieser Erscheinung an. Noch andere sehen die
Ursache in einer Degeneration, hervorgerufen durch die stete Stecklings-
vermehrung des Baumes, oder wollen die besondere Frostempfindlichkeit
von Populus nigra pyramidalis dafür verantwortlich machen. Es scheint,
daß in diesem Falle die Degenerationstheorie nicht von der Hand gewiesen
werden darf^).
Die Gattung Pleospora besitzt kahle Fruchtkörper, achtsporige
Schläuche und mauerförmig geteilte Sporen. Die anfänglich von der
Oberhaut bedeckten Frucht körper sitzen später, durch Abblätterung
ersterer. dem Substrat mehr oder weniger frei auf.
Pleospora hyacinthi ruft die Schwärze der Hyazinthenzwiebeln hervor.
Die äußeren Schuppen der Zwiebeln bedecken sich mit einem schwarzen,
rußartigen Überzug. Als Konidienform findet man auf diesem Claclosporium
fasciculare, außerdem sollen noch zweierlei Pyknidenformen auftreten. Im
Herbst erscheinen dann auf den Schuppen die Perithecien. — Die Krank-
heit wird nach Sorauer durch unvollständiges Ausreifen der Zwiebeln
im Boden begünstigt.
Andere Pleospora- Arten sind:
PI. tropaeoli auf Tropaeolum malus, Blattflecken erzeugend, bei uns
aber noch nicht beobachtet; '
PL hesperidearum auf Citrus-Arten, Flecke und Schwärzeerscheinungen
auf Blättern und Früchten erzeugend; Konidienfruktifikation anscheinend
ein Sporodesmium.
Die Gattungen Leptosphaeria und Ophiobolus besitzen in der Haupt-
sache landwirtschaftliches Interesse, so daß sich eine eingehende Behand-
lung erübrigt. Von den bisher behandelten Gattungen der Pleosporaceen
sind sie durch die länglichen, quer in mehrere Zellen geteilten Sporen
unterschieden.
Leptosphaeria ist ausgezeichnet durch kahle Fruchtkörper und mehr
gelbbraune Sporen, welche nicht in die einzelnen Teilzellen zerfallen.
Leptosphaeria herpotrichoides, der ,, Roggenhalmbrecher", erzeugt
eine gefährliche Fußkrankheit des Getreides. Das unterste Halmglied
bräunt sich und erhält eine morsche Beschaffenheit, wodurch der Halm
an seiner Basis leicht umknickt. Im Zellgewebe wuchert ein Pilzmycel.
Die Perithecien erscheinen bereits im Juni. Es werden außerdem sowohl
1) Vgl. Sorauer- Graebner, 1921, S. 50ff.
Ophiobolus. — Gnomoniaceen, 125
Konidien- wie Pyknidenformen genannt, welche in den Entwicklungsgang
des Roggenhalnibrechers gehören sollen.
Die Fußkrankheit des Getreides kann aber auch durch andere pilz-
liche Parasiten verursacht werden, so z. B. durch Ophiobolus graminis
und O. herpotrichus (s..u.). Alle drei sind wohl nur Gelegenheitsparasiten,
welche das Getreide erst befallen, wenn es durch besondere Umstände,
z. B. Früh] ahrsf röste, ungünstige Ernährung, schlechte Bodenverhältnisse,
naßkalte Witterung, zu dichte Saat, schon eine gewisse Schwächung er-
fahren hat.
Leptosphaeria herpotrichoides greift sowohl Roggen wie Weizen an.
Zur Bekämpfung eignen sich nur die allgemeinen Kulturmaßnahmen:
sorgfältige Bodenbearbeitung, Fruchtwechsel und vorwiegende Düngung
mit Phosphorsäure.
Leptosphaeria tritici tritt auf den Blattscheiden von Weizen, Gerste,
Hafer und auch Roggen auf und bringt die Blätter zum Absterben, die
Pflanzen dadurch zum Teil erheblich schädigend.
Die Gattung Ophiobolus besitzt gleichfalls kahle Fruchtkörper, unter-
scheidet sich aber von Leptosphaeria durch die mehr dunkelbraunen und
fädigen Sporen, welche häufig in Teilzellen zerfallen.
Ophiobolus graminis und O. herpotrichus, beide als ,, Getreidehalm-
töter" bezeichnet, treten in erster Linie an Weizen, aber auch an Roggen
und Gerste auf. Sie sind, gleich Leptosphaeria herpotrichoides, mit der
sie nicht selten auch zusammen vorkommen, Erreger der oben geschilderten
Fußkrankheit des Getreides.
Die Familie der Gnomoniaceen ist
ausgezeichnet durch die in das Substrat
eingesenkten Frucht körper, welche mit
einer schnabelartig verlängerten Mündung
hervorragen, und durch die Schläuche,
welche am Scheitel eine Verdickung auf-
weisen, durch die ein Porus hindurchführt
(Abb. 53).
Die Gattung Gnomonia ist charakte-
risiert durch die zweizeiligen (bei einigen
anderen Arten auch vierzelligen) Sporen.
Gnomonia erythrostoma ruft die so-
genannte Blattseuche der Kirschen hervor. Abb. .53. Gnomonia erythrostoma.
^- -rr 1 1 -j^ 1 £■■^^J^ 1 1 -r»i"ij • Längsschnitt durch ein Perithecium, ^ay,.
Diese Krankheit beiallt sowohl Blatter wie (Nach Frank.)
Früchte besonders der Süßkirschen, seltener
der Sauerkirschen. Auf den Blättern treten im Frühsommer, anfangs
noch sehr undeutlich, bleiche Flecke auf, die sich, etwa im Juli, gelb
und danach braun färben. Das erkrankte Blatt roUt sich dabei mehr
oder weniger zusammen, vertrocknet und stirbt ab, wobei sich die Blatt-
stiele höchst eigenartig hakenförmig nach unten krümmen (Abb. 54).
Die befallenen Früchte bleiben klein und verkrüppeln oder verschrumpfen
oder platzen auch auf. Die abgestorbenen Blätter fallen aber nicht ab,
sondern bleiben nach dem normalen herbstlichen Blattf aU bis zum nächsten
Frühjahr am Baum sitzen.
Im Juli, August treten auf den Unterseiten der erkrankten Blätter
die kugelförmigen Pykniden auf, in denen sehr zahlreich die hakenförmig
126
Fünfzehntes Kapitel.
gekrümmten Sporen erzeugt werden. Gleichzeitig geschieht auch die erste
Anlage der Perithecien, deren Weiterentwickhnig jedoch den ganzen
AA'inter hindurch in Anspruch nimmt und erst im April-Mai zur Reife führt.
Obwohl Gnomonia erythrostoma im allgemeinen nicht sehr gefährlich
auftritt, hat der Pilz doch schon einige Male ganz gewaltigen Schaden
angerichtet (so Mitte der 80 er Jahre im Altenlande bei Hamburg). Ihm
ist daher die größte Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Bekämpfung ist verhältnismäßig einfach. Da der Pilz ausschließ-
lich in den hängenbleibenden Blättern überM-intert, so genügt, wie auch
seinerzeit die Erfahrungen im Altcnlande bewiesen haben, sorgfältiges
Einsammeln und Verbrennen derselben während des Winters.
Abb. 54.
Durch Gnomonia erythrostoma erkrankte' Kirsch-
blätter und Kirschen (nach Frank).
Abb. 05. Gnomonia veneta.
1 Blattflecken entlang den Hauptnerven. 2 u.
3 Gloeosporiiim nervi.sequum. 2 Schnitt durch
ein Konidienlager. 3 Gruppe von Sporenträgern
mit Sporen. 4 Schnitt durch ein Perithecium.
ö Ascus. 6 Schlauchsporen. 7 Microstroma pla-
tani (s. d.). (Nach Neger.)
Gnomonia veneta ( = Laestadia veneta) ist EiTcger der Blattkrankheit
der Platanen. Die befallenen Blätter bekommen Trocknungserscheinungen,
die sich in ganz auffallender Weise längs der Blattnerven erstrecken
(Abb. 55, Fig. 1). Ebenso treten auf den jungen Trieben trockene braune
Flecke auf, bisweilen vertrocknen dieselben gänzlich.
Auf den braunen Flecken sowohl der Blätter, wie der Triebe, bei
ersteren gern in den Rippenwinkeln, erscheint im Sommer die Konidien-
fruchtform in Gestalt von Lagern, welche unter der Kutikula angelegt
werden und als Gloeosporium nervisequum beschrieben worden sind
(Abb. 55, Fig. 2 u. 3). Andere, in den Formenkreis dieser Gnomonia
gehörige Konidienfruchtformen sind eine Discula (an Platanenzweigen)
und eine Sporonema (an überwinternden Blättern), beides Pyknidenpilze
(Sphaeropsidales). Die Perithecien gelangen während des Winters zur
Entwicklung.
Gnomonia leptostyla.
12'
Die Krankheit hat sich in neuerer Zeit stark ausgebreitet, ."^ie i>t
durch Einsammeln und Verbrennen des abgefallenen Laubes zu bekämpfen.
Gnomonia leptostyla verursacht eine Blattfleckenkrankheit der Walnuß.
— Auf den Blättern und grünen Früchten erscheinen rundliche oder
unregelmäßig-eckige, braune, dunkelumrandete Flecke. Erscheinen dieselben
zahlreicher, so gehen sie ineinander
über und es werden größere Gewebe -
teile zum Absterben gebracJit (Abb. 56).
Die Blätter, wie auch die Früchte, fallen
bei starker Erkrankung vorzeitig ab.
Im Sommer werden in den er-
krankten Geweben Sporenlager an-
gelegt, welche die Epidermis durch-
brechen (= Marsonia juglandis). Auf
denselben werden dicksichelförmige,
zweizeilige, farblose Sporen abge-
schnüit. Auf den abgefallenen Blättern
entwickeln sich im Laufe des Winters
die Schlauchfrüchte.
Ähnliche Flecke können auf Wal-
nußblättern und Fruchtschalen auch
durch andere Pilze hervorgerufen
werden. Man vergleiche : Ascochyta
juglandis, Cryptosporium nigrum und
eventuell auch Phyllosticta juglandis
und Ph. juglandina.
Zur Bekämpfung ist Einsammeln
und Verbrennen der abgefallenen Blätter
und der Fruchtschalen erforderlich.
Wenn technisch durchführbar, kann
auch vorbeugend mit einem Fungizid
gespritzt werden.
Abb. 56 Fleckenkrankheiten der Walnuß.
Das Blatt erkrankt durch Gnomonia leptostyla,
die Frucht liefallen von Septoria epicarpii (.siehe
Kap. 24). (Nach Lüstner.)
Glomerella rufomaculans wird als Schlauchfruchtform von Gloeospo-
rium fructigenum (s. d.) angegeben. Die Zusammenhänge dieser und
anderer Glomerella-Arten mit Gloeosporium und Colletotrichum sind aber
noch wenig geklärt.
Sechzehntes Kapitel.
Die Sphaeriaceales — Stromatica.
Die in diesem Kapitel zu behandelnden Familien aus der Unterordnung
der Sphaeriaceales sind durch den Besitz eines echten Stromas ausgezeichnet .
in welches die Fruchtkörper eingesenkt sind.
Bei den Valsaceen wird das Stroma innerhalb des Nährsubstrates
gebildet. Die Fruchtkörper ragen mit schnabelartiger Mündung aus dem-
selben hervor. Als Konidienfruchtform treten Pykniden auf.
Die Gattung Valsa besitzt einzellige Schlauchsporen mit hellgefärbter
Membran.
128
Sechzehntes Kapitel.
Valsa leucostoma ist, wenn auch nicht alleiniger Urheber, so doch
beteiligt an dem sogenannten ,,Kirschbanmsterben". Nachdem die Bäume
im Frühjahr noch ganz normal ausgetrieben haben, sterben einzelne Äste
plötzlich ab. Jüngere Bäume gehen in der Regel zugrunde; an älteren
Bäumen kann die Krankheit zum Stillstand kommen, meist greift sie
jedoch auch an diesen weiter um sich und im Laufe der Jahre stirbt ein
Zweig nach dem anderen. Die Rinde der getöteten Zweige zeigt — im
Abb. 57.
Kirschbaumsterben: links abgestorbener Zweig mit warzenartigen Erhöhmigen, imter
denen sicli die Stromata der Valsa leucostoma befinden, rechts gesunder Zweig mit
glatter Rinde. (Nach Ewert.)
Gegensatz zur glatten Rinde der gesunden — zahlreiche kleine, warzen-
förmige Erhebungen (Abb. 57). Am Grunde der abgestorbenen Zweige
tritt, manchmal sogar sehr reichlich, Gummifluß auf, während in anderen
Fällen das Gummi nur in noch bedeckten Spalten der Rinde zu finden ist.
Die warzenförmigen Auftreibungen auf der Rinde sind verursacht
durch die Stromata der Valsa leucostoma bzw. durch ihre Pyknidenform.
Die Perithecien liegen zu drei bis zehn in einem Stroma nur mit der hais-
förmigen Mündung hervorragend. Die Pykniden, der Gattung Cytospora
JMelogrammatacecn. 129
angehörend, sind linsenförmig, schwarz, mehrkammerig, sie öffnen sich
nur mit einem Poriis. Bei Zutritt von Feuchtigkeit quellen die Sporen in
langen, rötlichen Ranken aus den Warzen heraus.
Die Krankheit, welche in der Regel als das ..Rheinische Kirsch-
baumsterben" bezeichnet wird, ist auch in anderen Gegenden Deutsch-
lands aufgetreten. — Vorgenommene Versuche haben ergeben, daß Valsa
leucostoma kaum in der Lage ist. völlig gesiuide Zweige zu infizieren.
Vielmehr ist dieser Pilz als ein Wundparasit anzusehen. Als Eingangs-
pforten dienen ihm Rindenverletzungen, welche durch Frost oder Sonnen-
brand hervorgerufen worden sind. Nach anderen Autoren ist der Pilz
obendrein ein Schwäeheparasit. dessen Auftreten voraussetzt, daß die
Bäume durch ungünstige äußere Einflüsse gelitten haben. Noch andere
halten das Kirschbaumsterben lediglich dinx-h physiologische Ursachen
bedingt inid sehen die Gründe dafür in erster Linie in ungünstigen Boden-
verhältnissen (häufige Anpflanzung der Kirschen auf zu schwerem Boden,
besonders wenn noch stauende Nässe hinzutritt).
Bekämpfungsversuche sind bisher ohne Erfolg geblieben. Die er-
lirankten Äste sind auszuschneiden und zu verbrennen, die Wunden mit
Steinkohlenteer oder Baum wachs zu verschließen.
Aus der Familie der Melogrammataceen interessiert nur die Gattung
Plowrightia. — PI. morbosa erregt den ..Schwarzen Krebs" an Pflau-
men- imd Kirschbäumen, ist allerdings bisher nur aus Nordamerika bekannt
geworden, dort aber teihveise außerordentlich gefährlich aufgetreten.
An den Befallstellen treten schwarze Geschwülste mit holpriger Oberfläche,
sogenannte Krebsknoten, auf. welche mit der Zeit immer größer werden
und auch zu Verbiegungen und Verkrümmimgen der Zweige führen (vgl.
Sorauer-Lindau, 1921, S. 328ff.). — PI. ribesia ist zuweilen — auch bei
uns — die Ursache eines umfangreichen Absterbens von Johannisbeer-
sträuchern. Die Gründe dafür sind äußerlich zunächst nicht zu erkennen.
Mikroskopisch ist im Innern der Äste ein auffälliges dunkles Mycel nach-
zuweisen. Die Perithecienlager erscheinen erst auf den toten Zweigen. Als
besonders anfällig erwies sich die Sorte ..Weiße Holländer Johannisbeere".
Die Familie der Xylariaceen ist gärtnerisch kaum von Bedeutung.
Sie sei nur erwähnt, weil die geweihartigen Stromata der Xylaria
hypoxylon eine sehr auffallende Erscheinung sind. Sie finden sich häufig
an dem Holz und den faulenden Baumstrünken verschiedener Laubhölzer.
Der Pilz kann auch parasitisch leben und maclit das befallene Holz weißfaul.
Siebzehntes Kapitel.
Die Phacidiineen.
Die Ordnung der Phacidiineae (vgl. Übersicht der Ascomyceten S. 64)
enthält nur wenige Formen, die von größerer und besonders von gärtne-
rischer Bedeutung sind. Von Interesse ist einzig die Familie der Phacidiaceen.
Die Gattung Rhytisma verursacht die sogenannten Runzelschorfe auf
den Blättern verschiedener Laubhölzer. Sie ist charakterisiert durch die
schwarzen fleckenartigen Sklerotienlager, welche sie im Blattgewebe erzeugt
(Abb. 58). Schon vorher bildet sich die Konidienfruchtform, welche der
Gattung Melasmia (s. auch diese bei den Fungi imperfecti-Sphaeropsidales)
Hüster mann-Noaek . Pilziiarasitäre Krankheiten. q
130
Siebzehntes Kapitel.
angehört, also flache halbierte Pykniden mit wurstförmigen, einzelligen,
fast hyalinen Sporen besitzt. Erst auf den abgefallenen überwinterten
Blättern entwickeln sich die Apothecien als feine gebogene Wülste, deren
mit der Epidermis der Nährpflanzen verwachsene Decken sich am Scheitel
Abb. 58. Rhytisma acerinum.
Schwarzfleckenkrankes Ahomblatt. (Nat. Gr.) (Flugbl. B. R. A.)j
mit gleichfalls gewundenem Längsriß lappig öffnen. Die Sporen sind farb-
los, fädig oder nadeiförmig, meist einzelhg.
Der bekannteste Vertreter der Gattung ist Rhytisma acerinum i).
Auf den Blättern verschiedener Acer-Arten (A. platanoides, A. campestre,
1) Vgl.: Laubert, R., Die Schwarzfleckenkrankheit (Rhytisma acerinum) der Ahom-
blätter. Flugbl. B. R. A. Nr. 29.
Rhytisraa.
131
A. pseiidoplatanus) treten im Juni vereinzelte gelbe Stellen auf. Bald zeigen
sich auf diesen tellerförmige Sporenbehälter, die Pykniden der Melasmia-
Form. Später erscheinen auf dem mittleren Teil der Flecke einzelne
schwarze Punkte, die sich vermehren und mit der Zeit miteinander zu
etwa 2 cm Durchmesser habenden schwarzen Flecken verschmelzen (Pech-
fleckenkrankheit oder Schwarzfleckenkrankheit) (Abb. 58). Die Zahl der
Flecke, welche ein Blatt zeigt, ist sehr verschieden. Irgendeine Sporen-
form ist auf den schwarzen Flecken, solange sich die Blätter noch am
Baum befinden, nicht nachzuweisen; es sind lediglich sklerotiale Dauer-
zustände. Im Frühjahr bilden sich auf den abgefallenen, bereits halb
vermoderten Blättern auf der Oberseite gehirnartig gewundene Runzeln,
die Apothecien (Abb. 59). Die Sporen reifen im Mai; sie werden dann
mit großer Gewalt ejakuliert, vom leisesten Luftzug erfaßt und auf die
Blätter geführt. Etwa drei Wochen nach der Infektion zeigen sich die
ersten Fleckenbildungen.
Die Krankheit ist außerordentlich verbreitet, trotzdem ihre Bekämp-
fung — wenigstens in Gartenanlagen — sehr einfach ist. Wird alles ab-
r (':
Abb. 59. Rhytisma acerinum.
a) Querschnitt durch ein altes Aiiornblatt mit einem Fruchtlager, b) Ein Sporenschlauch mit
acht nadeiförmigen Sporen im Innern (stark vergr.). (Flugbl. B. R. A.)
gefallene Laub im Herbst und im Winter, spätestens bis Mitte April,
entfernt und vernichtet, so verschwindet auch sehr bald die Krankheit.
So fand sich (früher wenigstens) Rhytisma acerinum nirgends im eng-
lischen Garten in München, wo das Laub entfernt und als Streu benutzt
wurde, dagegen überall im Nymphenburger Parke, wo es liegen blieb. —
Wahrscheinlich besteht Rh. acerinum aus verschiedenen biologischen
Rassen, die an die verschiedenen Ahornarten eng angepaßt sind.
Rhytisma punctatum, dessen Stroma nicht aus einem einheitlichen
schwarzen Fleck besteht, findet sich auf Acer pseudoplatanus und ist
nicht so verbreitet, wie Rh. acerinum. — Rh. salicinum und Rh. sym-
metricum finden sich auf verschiedenen Salix-Arten.
Aus der Gattung Clithris ist Cl. quercina von einigem Interesse. Der
Pilz ist sehr häufig an jungen abgestorbenen Eichenästen, deren Oberhaut
er in sehr charakteristischer Weise durch längliche Risse, welche schief
oder senkrecht zur Längsachse des Zweiges stehen, aufspaltet (Abb. 61,
Fig. 4—6). — Sollte Cl. quercina befähigt sein, auch in lebende, gesunde
Gewebe einzudringen, so wäre sie als sehr gefährlicher Parasit anzusehen.
Unterdrückte (oder rauchkranke) Eichenzweige tötet sie vollends.
9*
^g2 Achtzehntes Kapitel.
Achtzehntes Kapitel.
Die Hysteriineen.
Zur Ordnung der Hysteriineae, deren (Charakteristika auf .S. 64
angegeben sind, zählen als wichtigste Vertreter einige ,, Schütte "-Erreger
der Nadelhölzer. Die hier in Frage konnnenden Gattungen gehören sämt-
lich zur Familie der Hypodermataceen, welche durch die in das Nähr-
substrat eingesenkten Fruchtkörper und durch die Verwachsung der
Fruchtkörperwandung mit den oben deckenden Substratschichten aus-
gezeichnet ist, während die anderen zu den Hysteriineen gehörigen Familien
übergangen werden können.
Als „Schütte" bezeichnet der Forstmann diejenigen Erkrankungen
der Nadelhölzer, bei denen dieselben fast plötzlich ihre Nadeln abwerfen,
..abschütten". Erkrankungen mit derartigen Folgen können fast alle
Nadelhölzer befallen, der Förster spricht jedoch oft einfach von Schütte
in bezug auf die Kiefernschütte.
Die Ursachen der Schütteerkrankungen sind sehr verschiedener Natur,
es gibt sowohl nichtparasitäre wie parasitäre Schütten (sogenannte Pilz-
schütten). Auch erstere können verschiedene Gründe haben ^), z. B.
Trockenheit oder Frost. Die letzteren werden durch die Vertreter dreier
Gattungen: Lophodermium, Hypoderma und Hypoclermalla hervorgerufen,
welche sich folgendermaßen unterscheiden:
1. Sporen einzellig, fadenförmig, länger als die halbe Schlauchlänge, zu
acht im Ascus: Lophodermium.
2. Sporen ein-, später zweizeilig, nicht fadenförmig, zu acht im Ascus:
Hypoderma.
3. Sporen einzellig, tränenförmig. zu vier im Ascus : Hypoclermella.
Die Gattung Lophodermium erzeugt die sogenannten Ritzenschorfe»
benannt nach den feinen Ritzen, mittels deren die Apothecien aufspringen.
Lophodermium pinastri, der Kiefernritzenschorf. ist Erreger der sehr
verbreiteten Kiefernschütte 2). — Die Krankheit ist eine ausgesprochene
Jugendkrankheit, sie wird nur den Kulturen gefährlich; Kiefern vom
siebenten bis zehnten Jahre an scheinen gegen sie geschützt zu sein. Die
infizierten Nadeln zeigen anfangs gelbe oder braunverfärbte Stellen
(Abb. 60, Fig. 1), bräunen sich aber bald vollständig und sterben ab.
Dieser nun unnützen, wasserverbrauchenden Organe entledigt sich die
Pflanze, indem sie dieselben, oft fast plötzlich, abschüttet (Abb. 60, Fig. 2).
Der vollständige Nadelverlust bedeutet zwar nicht notwendigerweise den
Tod der Pflanze, jedoch überstehen nur kräftige Individuen den Vorgang.
— Auf den toten abgefallenen Nadeln entwickeln sich die Apothecien:
flache, glänzend schwarze, strichförmige Gebilde (Abb. 60, Fig. 4), welche
sich mit einem zarten Längsspalt öffnen, die blasse Fruchtscheibe dabei
nur wenig entblößend (Abb. 61, Fig. 2). Die Sporen werden nur allmähUch,
fast während der ganzen Vegetationszeit der Kiefer ausgeworfen, so daß
Infektionen beinahe zu jeder Zeit stattfinden können.
Die Krankheit befällt außer der Kiefer auch die Arve, ferner Pinus
montana und P. nigra, tritt aber epidemisch fast nur auf erstgenannter auf.
1) Vgl. Sorauer-Graebner 1921, S. 277 ff.; Graebner 1920, S. 99.
2) Vgl. Flugblatt B. R. A. Nr. 8.
Lophoderniium.
133
Die Bekämpfung geschieht durch Bespritzen der Pflanzen mit 1 %iger
Kujjferkalkbrühe. Wenn nicht besondere Umstände einen anderen Zeit-
punkt der Bekämpfungsmaßnahmen bedingen, wird man etwa IVIitte JuU
und Mitte August, also im ganzen zweimal, die Kulturen bespritzen.
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Abb. 60. Loplioilermium piuastri.
1 Nadeln mit biaunverfärbten Stellen, den eisten Anzeidien der Kranklieit. 2. Junge Pflanze nach dem
,, Abschütten". 3 Nadel mit Pykniden. 4 Nadeln mit den strichförmigen Apothecien. 5 Ascus. 6 Sporen.
7 Schläuche und Paraphysen atis einem .Xpothecium. S Quer.schnitt durch eine Kiefernnadel mit .Apotheciuni.
(Flugbl. B. R. A.)
Es dürfte genügen, die wichtigsten Schütteerreger einiger anderer
Nadelhölzer kurz anzuführen :
Lophodermium macrosporum, die Fichtennadelröte, befällt 10- bis
40jährige Fichtenbestände. Die Nadeln fallen vielfach nicht ab und die
Apothecien bilden sich oft auf denselben, während sie noch am Baume
sitzen.
134 Xeunzehntes Kapitel.
Lophodermium nervisequum, der Weißtannenritzenschorf, ist auf Weiß-
taiinc verbreitet. Er führt nicht zu plötzUcher Nadelschütte, sondern
zu allmähhchem Nadelfall. Die Apothecien sitzen in Form schwarzer
Wülste längs der Mittelrippe der Nadeln. Ihre Bildung erfolgt entweder
an den noch haftenden oder an den zu Boden gefallenen Nadeln.
Andere Loplioclermium-Arten finden sich auf Larix europaea, Pinus
nigra und Juniperus commvniis.
Hypoderma brachysporum (= Hypoderma strobicola) bewirkt die
Nadelschütte oder den Nadelritzenschorf der Weymouthskiefer (Pinus
strobus). Es bilden sich zahlreiche kiu'ze, schwarze Apothecien perlschnur-
artig auf den kranken Nadeln.
Hypodermella laricis erzeugt eine Nadelschütte von Larix
europaea.
Neunzehntes Kapitel.
Die Pezizineen.
Die Ordnung der Pezizineae ist diejenige, welche die eigentlichen
Discomyceten oder Scheibenpilze umfaßt. Für dieselben sind charakte-
ristisch die offenen, in der Regel ansehnlichen Fruchtkörper, die Apothecien,
welche becher-, Scheiben- oder tellerförmige Gestalt haben. Sie öffnen
sich sehr bald, so daß das Hymenium, die Ascusschicht, schon sehr früh
frei wird. Von den hierhergehörigen Familien, die meist Saprophyten
umfassen, interessieren nur drei: die Cenangiaceen, die Mollisiaceen und
die Helotiaceen, deren Merkmale im Text angeführt werden sollen.
Die Cenangiaceen sind ausgezeichnet durch die anfangs eingesenkten,
erst später hervortretenden, nicht fleischigen oder wachsartigen, sondern
harten Fruchtkörper. In der Jugend ist die Fruchtscheibe von einem
Häutchen bedeckt, welches erst im Laufe der Entwicklung unregelmäßig
aufreißt und verschwindet. Gärtnerisch ist die Familie kaum von Be-
deutung.
Cenangium abietis, weit verbreitet und im allgemeinen harmlos, kann
unter LTmständen gefährliche Epidemien hervorrufen (z. B. in Norddeutsch-
land 1891/92). Der Pilz befällt Kiefern und Schwarzkiefern, jedoch nur
über fünf Jahre alte Pflanzen. Das Mycel durch wuchert und tötet die
Rinde einzelner Triebe und Zweige, dadurch dieselben zum Absterben
bringend; die Nadeln werden rot und fallen ab. Cenangium abietis kann
auch auf ältere Teile übergehen und ganze Pflanzen töten. Auf den gewöhn-
lich schon abgestorbenen Trieben erscheinen zweierlei Pykniden (Dothichiza
ferruginosa mit einzelligen, stäbchenförmigen und Brunchorstia destruens
mit sichelförmigen, quergeteilten Konidien) sowie die Apothecien (Abb. 61.
Fig. 7).
Die Gattung Dermatea umfaßt zahlreiche Formen, welche wahrschein-
ücli als Wundparasiten anzusprechen sind. — Unter der Rinde der erkrankten
Pflanzenteile entwickelt sich ein Stroma, auf welchem sich die dick- und
kurzgestielten Apothecien, die die Rinde durchbrechen, entwickeln.
Dermatea cerasi hat gelblichgrüne, zuletzt graue, 2 bis 4 mm große,
lederige Apothecien. welche auf abgestorbenen Zweigen der Kirschbäume
erscheinen. Außerdem gehören in den Entwicklungsgang dieses Pilzes
Pykniden (Micropera drupacearum). Der sichere Beweis für den Parasitis-
Mollisiaceen. 135
mus dieses Pilzes fehlt allerdings noch. Die Bekämpfung ist gleich der-
jenigen von Nectria cinnabarina (s. S. 96).
Dermatea prunastri (= Dermatella prunastri) dürfte ein Schädiger
der Zwetschenbäume, Pflaumen und Aprikosen sein. Auf der noch lebenden
Rinde treten die Pykniden (Sphaeronema spurium) auf. Später runzelt
sich die Rinde und bekommt Risse. Zweige und ganze Äste sterben ab.
In den Rissen erscheinen die schwarzbraunen Apothecien. Bekämpfung
wie bei Nectria cinnabarina (s. S. 96).
Die Mollisiaceen besitzen weiche Fruchtkörper, welche dem Substrat
mit breitem oder wenig verschmälertem Grunde aufsitzen. Die Gehäuse
bestehen am Grunde aus meist dunkel gefärbtem, fast isodiametrischem
(pseudoparenchymatischem) Zellgewebe.
Die Gattung Pseudopeziza hat anfangs dem Substrat eingesenkte,
dann hervorbrechende, wachsartige Fruchtkörper mit heller Fruchtscheibe
und längliche, einzellige, hyaline Sporen.
Pseudopeziza ribis ruft eine Blattfleckenkrankheit oder Blattfall-
krankheit der Stachel- und Johannisbeeren hervor. — Auf den befallenen
Blättern entstehen zahlreiche, Ideine, braune oder schwärzhche Flecke,
welche oft auch zusammenfließen, wodurch mehr oder weniger große Teile
der Blätter zum Absterben kommen. Bei stärkerem Befall tritt eine vor-
zeitige Entblätterung der Sträucher ein.
Auf der Blattoberseite erscheinen auf den Flecken Sporenlager,
welche unter der Epidermis angelegt werden und länghche, gekrümmte,
farblose Konidien abschnüren. Diese Fruchtform ist als Gloeosporium
ribis zu bezeichnen. — Auf den überwinterten Blättern werden die
scheibenförmigen grauweißen Apothecien sowie besondere Winter-Pyk-
niden gebildet.
Pseudopeziza ribis tritt auf Ribes rubrum, R. nigrum, R. grossularia und
R. aureum. wahrscheinlich auch noch auf anderen Ribes-Arten auf. Ver-
.schiedene Anzeichen sprechen jedoch dafür, daß man es bei den verschie-
denen Ribes-Arten mit besonderen spezialisierten Formen des Pilzes zu
tun hat. Der oben geschilderte Entwicklungsgang ist auch nicht von allen
derselben bekannt. So hat man auf den übermnterten Blättern von Ribes
grossularia noch niemals Apothecien gefunden, dafür werden aber die
Winter-Pyknidenfrüchte auf R. grossularia-Blättern besonders groß und
reichlich gebildet.
Blattfleckenkrankheiten unserer Ribes-Arten können auch durch
andere P41ze als Pseudopeziza ribis hervorgerufen werden, wenngleich
diese am häufigsten als Ursache anzusprechen ist. Man vergleiche daher:
Mycosphaerella ribis (bzw. Septoria ribis), Septoria grossulariae, Phyllosticta
grossulariae. Ph. ribicola, Hendersonia grossulariae. Gloeosporium curva-
tum und Cercospora marginalis. Auch die zahlreichen Rostpilze (s. d.),
welche auf Ribes-Arten auftreten, werden häufig von den Gärtnern als
Blattfleckenkrankheiten angesehen .
Die Bekämpfung der Krankheit geschieht durch sorgfältiges Ein-
sammeln und Verbrennen der abgefallenen Blätter. Empfehlenswert ist
vorbeugendes mehrmaliges Bespritzen mit einem Fungicid, beginnend
Mitte Mai und in Abständen von je 14 Tagen etwa zweimal zu wieder-
holen. — Beachtenswert ist. daß die ,,Rote Holländische Johannisbeere"
als widerstandsfähig gegen Pseudopeziza ribis angegeben wird.
136
Neunzehntes Kapitel.
Pseudopeziza tracheiphila verursacht den „roten Brenner** der Wein-
reben. Die Krankheit befällt in erster Linie die Blätter der Rotwein-
sorten. Auf denselben treten große rote, oft mit gelblichem oder hell-
grünem Saum versehene Flecke auf, deren innere Partie abstirbt. Die
Weißweinsorten werden seltener befallen, dort sind die Flecken zuerst
gelblich oder fast weiß und färben sich erst beim Absterben rotbraun.
l)as Mycel des Pilzes wuchert in den Gefäßen der Blätter (also in
den Blattnerven) und tötet, wahrscheinlich durch Ausscheiden enzym-
artiger Stoffe, die angrenzenden Zellen. Daher treten die Flecke häufig
in den Xervenwinkeln auf. Auf den lel)en(len Blättern finden sich höchstens
Abb. 61. Typen von Discomyceten.
1 — 3 Lophoclermiuui pinastri. 1 Habitus der befallenen Nadeln, nat. Gr. 2 Fruditkörper, vergr. 3 Sehlauch
und Paraphysen, stark vergr. 4 — 6 Clithris quercina. 4 Fruchtkörper am Holz, nat. Gr. 5 Einige Frucht-
körper, vergr. 6 Schlauch mit Paraphysen, stark vergr. 7 Cenangium abietis, Stück eines Schnittes durcli
ein Apothecium, 760:1. 8 — 10 Dasycypha calycina. S Fruchtkörper, nat. Gr. 9 siebenmal vergr.
10 Schlauch, 330:1. (1 — 3, 6 nach Rehni. 4, .j, 8 — 10 nach Lindau, 7 nach Schwarz.)
in der Nähe der Nerven Konidienträger mit sehr kleinen einzelligen Sporen.
Die Apothecien entwickeln sich auf den abgefallenen überwinterten Blättern.
Die Krankheit wird bekämpft durch reichliche Düngung der Reben
und Lockerung des Bodens, sowie Verbrennen der abgefallenen Blätter.
Frühzeitiges Bespritzen mit Kupferkalkbrühe hilft auch gegen diesen
Schädiger.
Die Helotiaceen zeichnen sich aus durch wachsartige oder häutige,
meist von Anfang an oberflächliche Fruchtkörper, deren Gehäuse aus
Dasycypha. — Sclerotinia. 137
einem heUen und dünnwandigen, prosoplectenchymatischen Zellgewebe
besteht. Die Fruchtkörper sitzen bei einer Anzahl Formen einem
Sklerotium auf.
Dasycypha calycina (= D. Willkommii) ist der Erreger des
Lärchenkrebses (vgl. auch die allgemeinen Ausführungen über ., Krebs"
S. 96). Der Pilz besitzt eine ganz allgemeine Verbreitung, Krankheits-
erscheinungen treten aber nur da auf, wo äußere Umstände sie begünstigen.
Als solche werden genannt : feuchte stagnierende Luft sowie milde Witte-
rung in der Zeit der Vegetationsruhe, weil dadurch das in dieser Zeit
stattfindende Mj'celwachstum begünstigt wird^).
Das Mycel des Pilzes lebt in der Rinde ; es tötet diese und das darunter
liegende Kambium, weshalb der Zweig an dieser Stelle das Dickenwachstum
einstellt. Der erkrankten Stelle benachbart zeigt jedoch das Kambium
eine erhöhte Tätigkeit und es kommt zur Anlage sogenannter tjberwallungs-
wülste. Diese schließen sich jedoch nicht, da der Pilz in jedem Jahre von
der Infektionsstelle zentrifugal weiterwuchert und in einer neuen Zone
durch Abtöten des Kambiums das Dickenwachstum vernichtet. Dadurcli
entstehen kreb>iige Stellen mit bandartiger Verbreiterung der Zweige.
Auf den Krebsstellen brechen zunächst die Konidienlager als gelb-
lichweiße Pusteln hervor, erst später erscheinen die weißgrauen Apothecien
mit ihrer orangeroten Scheibe (Abb. 61, Fig. 8 u. 9).
Die Krankheit ist nur durch Schaffung naturgemäßer Standorts-
bedingungen und Beseitigung der Krebsbäume zu bekämpfen.
Die Gattung Sclerotinia ist eine der wichtigsten und interessantesten.
Sie ist ausgezeichnet durch die lang und zart gestielten, wachsartigen,
anfangs kelch-. später flach schüsseiförmigen Apothecien, welche stets aus
einem Slderotium hervorgehen. Die Sklerotien entstehen parasitisch ent-
weder in Früchten, welche dadurch mumifizieren (Untergattung Stroma-
tinia) oder in oder auf Blättern. Stengeln oder Wurzeln (Untergattung
Eusclerotinia). Die Sklerotien sind häufig vollständig vom Gewebe der
Wirtspflanze eingesclilossen, sie entstehen aber auch fast oberflächlich
als knollenartige Gebilde. — Weit bekannter als die Schlauchfruchtformen
(Apothecien) sind die in den Entwicklungsgang der Sclerotinien gehörenden
Konidienfruchtformen. Als solche sind Vertreter der Gattungen Moniha
und Botrytis sowie kleine einzellige funktionslose Konidien (sogenannte
..Mikrokonidien") bekannt. Moniha zeigt Hyphen, welche häufig in dichten
Rasen zusammenstehen und in langen Ketten Konidien abschnüren
(Abb. 63); Botrytis besitzt unregelmäßig baumartig verzweigte Konidien-
träger mit gehäuften Konidien an der Spitze der Aste (Abb. 64).
Folgende Arten der Gattung sind von Bedeutung:
I. Stromatinia.
Sclerotinia fructigena,
,. laxa,
,, cinerea.
,, Linhartiana (= cydoniae),
padi,
mespili.
1) Aus diesem Grunde wird der Pilz den Lärchen besonders im Flachlande und im
Mittelgebirge gefährlich.
138
Neunzehntes Kapitel.
Abb-" 62. Sclerotinia- (Monilia-) Erkrankungen der Obstbäume.
Sclerotinia. 139
Erklärung zu Abb. 62.
1 Sc. cinerea. Grindfäule der Kirschen. 2 Sc. cinerea. Blüten- und Zweigdürre der
Kirschen. 3 8c. laxa. Mumienbi.dung der Aprikosen. 4 Sc. cinerea. Orindfäule der
Pflaumen. 5 Sc. cinerea. Mumienbi düng der Pflaumen. 6 Sc. fructigena. Grindfäule
der Birnen. 7 Sc. -Polster, aus einem Zweigstück hervorbrechend. 8 Sc. fructigena.
Grindfäule der Äpfel. 9 Schwarzfauler Apfel. 10 Desgl., eingeschnimpft. 11 Frucht-
mumie mit Becherfrüchten. (Flugbl. B. R. A.)
II. Eusclerotinia.
Sclerotinia Euckeliana,
,, Libertiana,
,, biilborum,
,, galanthi,
,, trifoliorum.
Sclerotinia fructigena, S. laxa und S. cinerea gehören zu den gefähr-
lichsten Schädhngen des Obstbaues. Morphologisch ist die Unterscheidung
der drei Arten nicht leicht.
Sclerotinia fructigena befällt die Früchte der Äpfel- und Birnen-
bäume, infiziert nur selten Blüten und Zweige;
Sclerotinia laxa schädigt Früchte. Blüten und Zweige besonders
der Aprikosen;
Sclerotinia cinerea ist in erster Linie Blüten und Trieben, aber auch
Früchten der Kirschen-. Pflaumen- und Pfirsichbäume gefährlich.
Sclerotinia fructigena erregt die Grindfäule, den Polsterschimmel
oder auch (unter besonderen Verhältnissen) die Schwarzfäule der Äpfel
und Birnen. Die befallenen Früchte färben sich braun und faulen, ohne
daß aber im Anfang der Erkrankung die betroffenen GJewebeteile ein-
sinken (Unterschied von der Gloeosporium-Fäule ; s. d.). Bald erscheinen
weiße, später bräunlich-gelbe, runde Schimmelpolster, welche oft in kon-
zentrischen Kreisen (s. u.) angeordnet sind (Abb. 62, Fig. 6 u. 8). Die
kranken Früchte fallen entweder ab und verfaulen auf dem Boden voll-
ständig oder aber, wenn sie am Baum hängen bleiben, schrumpfen sie zum
Herbste ein und mumifizieren, um in diesem Zustande bis zum nächsten
Frühjahr an den Zweigen zu bleiben.
Zuweilen kommt es vor. besonders im Lagerraum, daß sich die Schale
der faulenden Früchte schwarz färbt und dabei eine ledrige, zähe Be-
schaffenheit annimmt (Abb. 62. Fig. 10). In diesem Zustande können
dann die Früchte lange verbleiben. Die L'rsache dieser Erscheinung ist
nicht einwandfrei geklärt. Die Behauptung, daß auf schwarzfaulen Äpfeln
Pilzkissen gar nicht oder nur sehr verspätet erscheinen, trifft nach unseren
Erfahrungen nicht allgemein zu. Damit geraten natürlich auch die sich
auf erstere Beobachtung stützenden Erklärungsversuche der Entstehung
der Schwarzfäule ins Schwanken^).
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die Schimmelpolster
aus den Konidienlagern der Moniha-Form bestehen. Die Konidien-
träger sind einfach oder haben wenige kurze Zweige und schnüren in langen,
oft verzweigten Ketten die Konidien ab (Abb. 63). Die Sporen sind ei-
förmig oder elliptisch, bedeutend größer als die der später zu besprechenden
Monilia cinerea (24 X 13 ,« gegen 13 X 10 ,u).
1) Vgl. Molz, Emil, Über die Bedingungen der Entstehung der durch Sclerotinia
fructigenaerzeugten ..Schwarzfäule'- der Äpfel. Centralbl. Bakter. IT. Abt., XVIT. Bd..
1907. 'S. 175.
140
Neunzehntes Kapitel.
In den Fruchtmiimien bildet der Pilz ein Daiierniycel, mit dessen
Hilfe er überwintert. Denn aus demselben entstehen im Frühjahr wieder
neue Schimmelpolster, deren Sporen frische Infektionen hervorrufen. —
Außerdem gehen aus den Fruchtmumien bzw. aus den Sklerotien, jedoch
erst nach einer Ruheperiode von zwei Wintern, im Frühjahr die oben be-
schriebenen Becherfrüchte (Apothecien) der Sclerotinia hervor (Abb. 62,
Fig. 11). Dieselben sind jedoch bis jetzt selten beobachtet worden, so
(laß praktisch nur die Monilia-Form in Frage kommt.
Die Konidien sind bei der Keimung nicht in der Lage, durch die
luiverletzte Kutikula der Früchte einzudringen. Es sind dazu Öffnungen
in deren Schale — Wunden — erforderlich. Solche werden durch die ver-
schiedensten Ursachen hervorgebracht: Wind inid Hagelschlag sowie
Insekten, besonders die Raupen des Apfelwicklers (Carpocapsa pomonella)
und Wespen sorgen dafür. Auch durch das Aufplatzen der Früchte
infolge plötzlichen Weclisels zwisclicn zu starker Trockenheit und zu
großer Nässe oder in-
folge Fusicladium-Be-
falles werden reichlich
Infekt ionsmöglichkeiten
geschaffen.
Das Auftreten der
Schimmelpolster in kon-
zentrischen Kreisen ist
eine Erscheinung, wel-
che bei den Pilzen öfter,
z. B. bei Aspergillus -
und Penicilliinn- Arten,
bei Gloeosporium fructi-
gcnum u. a.. zu beob-
achten ist. Der Volks-
mund spricht beim An-
blick solcher von Hexen-
ringen, liu'e Entstehung
ist nicht vollständig
geklärt . Voraussetzung
der Hexenringe ist, daß die Infektion von einer lokal eng begrenzten
Stelle ausgeht. Von dieser wächst das M^'cel nach allen Richtungen
— zentrifugal annähernd gleiclimäßig. um. infolge irgendeiner Ein-
wirkung, zum gleichen Zeitpunkt zur Fruktifikation zu schreiten. Daher
liegen die Fruktifikationsorgane in einer vom Infektionspunkt gleich Aveit
entfernten Zone. Abwechselnd folgt wieder Mycelwachstum und darauf
Fruchtbildung usw. Welcher Art aber diese zur Fruktifikation führende
Einwirkung ist, ist strittig. Der Wechsel von Tag und Nacht, Temperatur-
schwankungen und Feuchtigkeitsänderungen werden dafür verantwortlich
gemacht. Beachtenswert ist auch die Hypothese, welche annimmt, daß
durch die Diffusion der Stoff Wechselprodukte, welche von dem Pilz aus-
geschieden sich vor dem Mycel im Substrat verbreiten, in diesem zonen-
artig wechselnde Lebensbedingungen geschaffen werden, welche bald zu
sterilem Wachstum, bald zur Fruktifikation führend.
Abb. C3. Sporenketten der Monilia Iructigena. (Nai-li Sorauer.)
^) Vgl. Küster, Ernst, Kultur der ^Mikroorganismen. Leij^zig 1921, 8. 143. — Klebs,
Georg, Über das Verhältnis der Außenwelt zur Entwicklung der Pflanzen. Heidelberg 191.3.
Sclerotinia. 141
Sclerotinia fructigena befällt in erster Linie das noch unreife Kernobst,
solange es an den Bäumen hängt. Im Lagerraum tritt der Pilz und die
mit ihm verbundene Krankheitserscheinung im ganzen seltener auf. Der
Grund hegt in dem Umstand, daß derselbe schon bei 4,5^ C — also bei
einer Temperatur, die derjenigen eines Obstkellers im Winter entspricht —
nicht mehr fruktifiziert.
Im allgemeinen schadet Sclerotinia fructigena nm- durch Befall des
Obstes. Allerdings ist der. Pilz auch in der Lage, eine Blüten- und Zweig-
dürre des Kernobstes hervorzurufen. Das klinische Bild dieser Erkrankung
ähnelt dem von Sclerotinia cinerea an Kirschbäumen erzeugten und sei
daher auf die dortige Schilderung verwiesen. Die Blüten- oder Zweig-
dürre setzt in der Regel eine Blüteninfektion voraus. Eine solche ist
jedocli nicht seln^ wahrscheinlicli : die Konidien von Sclerotinia fructigena
sind nicht überwinterungsfähig und die neuen Sporenpolster werden im
Frühjahr trotz Wärme und Feuchtigkeit nicht sehr schnell hervor-
gelockt, der Pilz ist also zur Zeit der Blüte im allgemeinen noch" nicht
infektionsbercit.
Solange es sich nur um das Auftreten der Fruchtfäule handelt, kann
die Bekämpfung der Krankheit auf die Durchführung allgemein hygienischer
Maßnahmen beschränkt bleiben. Das erkrankte Obst, sowohl das ab-
gefallene wie das noch am Baum hängende, ist täghch zusammenzusuchen
und — soAveit nicht noch verwertbar — sofort zu verbrennen. Ebenso sind
während des Winters die noch am Baum hängenden Fruchtmumien sorg-
fältigst einzusammeln und zu vernichten. Bezüglich der Bekämpfung
einer etwa auftretenden Blüten- und Zweigdürre vgl. die Bekämpfung
von S;-lerotinia cinerea.
Sclerotinia laxa mit der Konidienfruchtform Moniha laxa tritt sowohl
als Fruchtfäule wie als Erreger der Blüten- und Zweigdürre auf den Apri-
kosenbäumen auf. Die Unterscheidung der gewöhnlich nur vorhandenen
Konidienfruchtform von derjenigen der Moniha cinerea ist jedoch ziem-
lich schAvierig und da zudem Krankheitsbild und Entwicklungsgang des
Pilzes ganz mit dieser übereinstimmen, zum Teil aber auch nicht so ein-
gehend erforscht sind, sei auf die dortige Schilderung verwiesen.
Sclerotinia cinerea mit der Konidienfruchtform Moniha cinerea ver-
ursacht die Blüten- oder Zweigdürre der Kirschbäume, insonderheit der
Sauerkirschen, seltener der Pflaumen und Pfirsiche, außerdem die Grind-
fäule oder den Polsterschimmel an den Früchten dieser Bäume.
Die Krankheit ist aus Deutschland seit dem Frühling 1894 bekannt,
nachdem sie schon einige Jahre vorher in Amerika beobachtet worden
war^). Im genannten Jahre wurde bei Blankenfelde bei Berlin ein all-
gemeines Absterben der Kirschblüten beobachtet. Es wurde zwar sofort
an allen erkrankten Blütenbüscheln die Anwesenheit des Monilia-Pilzes
festgestellt und von einigen Forschern auch ein Zusammenhang zwischen
der Erkrankung und dem Pilz angenommen, jedoch war wegen eines gleich-
zeitig aufgetretenen Spätfrostes die Urheberschaft der Erscheinung nicht
einwandfrei zu ermitteln. In den Frühjahren 1897 und 1898 trat dann
die Krankheit in solcher Stärke und in solchem Umfange auf, daß an
^) Vgl. Frank u. Krüger, Über die gegenwärtig herrschende ^lonüia-Epidemie der Obst-
bäume. Land^^-irtsch. Jahrb. XX\^II, 1899, S. 185ff.
X42 Neunzehntes Kapitel.
ihrem seuchenhaften Charakter nicht mehr zu zweifehl war. Seit diesem
Zeitpunkt hat die Krankheit immer wieder zu schaffen gemacht und zuletzt
im Frühjahr 1921 stellenweise einen beinahe katastrophalen Umfang
angenommen.
Die Krankheit zeigt drei deutlich voneinander geschiedene Entwick-
lungsphasen. In der Frühjahrsphase erzeugt der Pilz auf denjenigen
Pflanzenteilen, in denen er überwinterte, also auf den letztjährigen Frucht-
mumien und auf den im letzten Sommer zum Absterben gebrachten
Trieben, Blättern und Blüten kleine, graue Schimmelräschen, welche
massenhaft Konidien abschnüren. Diese erste Generation des Pilzes ist
der Infektionsherd für die eigentliche, die zweite oder Frühsommerphase
bildende Blüten- oder Zweigdürre. Die Verseuchung dazu geschieht an
den Blüten, z. B. an den Narben der Stempel, vielleicht auch direkt an
den jungen Zweigen, aber nur, sofern die Rinde Beschädigungen als Ein-
gangspforten der Infektion aufweist. Die Folge ist, daß die infizierten
Triebe an den Bäumen, welche bei der Blüte zu den schönsten Hoffnungen
berechtigen, plötzlich — sozusagen über Nacht — welken, dann trocknen
und absterben, wobei Blätter und Blüten aber nicht abfallen, sondern
oft bis in den Winter hinein in diesem Zustande an den Zweigen hängen
bleiben. An den getöteten Sprossen, Blüten und Blütenstielen zeigen sich
bald feine graue Schimmelpolster. Die dritte oder Sommergeneration
kommt an den Früchten zum Vorschein. Dieselben beginnen von einer
verletzten Stelle aus zu faulen (Monilia-Fäule), auf ihrer Oberfläche er-
scheinen, kreisförmig angeordnet, die grauen Schimmelpolster. Zuletzt
schrumpfen die Früchte ein, werden schwarz und vertrocknen und ver-
faulen. Gewöhnlich fallen die erkrankten Früchte frühzeitig ab, seltener
bleiben sie als Fruchtmumien am Baum hängen.
Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die grauen Schimmel-
rasen in der Hauptsache aus verzweigten Konidienträgern bestehen, welche
in langen Ketten die Konidien abschnüren. Letztere sind zitronenförmig,
von denjenigen der Sclerotinia fructigena durch ihre geringere Größe (12 bis
13 iit X 9 bis 10 fi, statt 20 bis 24 /t X 12 bis 14 /t) gut unterschieden.
Die zu Sclerotinia cinerea gehörige Schlauchfruchtform, dieApothecien,
sind noch nicht völlig zweifelsfrei nachgewiesen worden. Aderhold und
Ruhland nehmen — wohl mit Recht — an, daß eine von Norton auf Pfir-
sichen gefundene Sclerotinia hierher gehöre. Die Apothecien dieser
letzteren haben einen 3 bis 5 cm langen, 1,5 bis 3 mm dicken Stiel und
anfangs glockenförmige, später flache, 2 bis 15 mm (meist 5 bis 8 mm)
breite Becher.
Schon die außerordentliche Seltenheit der Sclerotinia-Form läßt er-
kennen, daß dieselbe für die Überwinterung und Weiterverbreitung des
Pilzes nicht wesentlich in Betracht kommt. Dazu dient fast ausschheß-
lich dieMonilia-Form. Diese überwintert entweder in den Zweigen. Blüten-
stielen und Fruchtmumien als Mycel, welches bei Einwirkung feuchter
Wärme sehr leicht neue Sporenpolster bildet, oder sie überdauert den
Winter mittels ihrer Sporen, welche auch bei strenger Kälte keimfähig
und zur Infektion tauglich bleiben (vgl. Ewert, Über\^dnterung der Monilia
des Kern- und Steinobstes, Zeitschr. f. Pflanzenkr., XXII, 1912, S. 65ff.).
Beobachtungen über die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen
Kirschensorten gegen S. cinerea sind bis jetzt nur vereinzelt gemacht
worden. Köck (Ztschr. f. d. landw. Versuchsw. in Österreich, 1910, S. 889)
Sclerotinia. 143
stellte fest, daß bei Eisgrub in Mähren von 27 Kirschen- und Weichsel-
sorten die „Große lange Lotkirsche" den weitaus stärksten Befall hatte.
während unmittelbar danebenstehende „Beste Werdersche"" vollständig
verschont war. Auch die anderen Sorten schienen einen spezifisch ver-
schieden starken Befall aufzuweisen.
Zur Bekämpfung der Krankheit ist ein im zeitigen Frühjahr vorzu-
nehmendes starkes Zurückschneiden aller befallen gewesenen Zweige und
Entfernen des sitzengebliebenen Laubes und der Fruchtmumien erforderlich.
Unmittelbar darauf folge die Winterbehandlung mit einem Fungicid. —
Sollte sich trotzdem wieder Monilia-Befall zeigen, so entferne und ver-
brenne man alsbald alle welkenden Zweige und spritze sobald als möglich
(aber nach der Blüte!) mit der Sommerkonzentration eines Fungicids.
Aus der L'ntergattung Stromatinia interessieren noch : Sclerotinia
Linhartiana, S. padi und S. mespili, deren Monilia -Formen im Gegensatz
zu den bisher besprochenen durch das Vorhandensein von Disjunktoren aus-
gezeiclmet sind. Darunter versteht man besonders geformte Zwischen-
stücke zwischen den einzelnen Konidiosporen, mit deren Hilfe die Tren-
nung der Sporen erfolgt.
Sclerotinia Linhartiana (=■ S. cydoniae) und ihre Moniha-Form
befällt besonders die Quitten. Die Krankheit ergreift Blätter, Triebe und
Jugendstadien der Früchte. — Die infizierten jungen Blätter färben sich
gelbbraun und sterben ab. Auf ihrer Oberseite erscheinen kleine graue
Monilia- Schimmelpolster. Die Krankheit kann sich, bei ihr günstigen
Verhältnissen und solange die Blätter noch jung sind, über den ganzen
Baum ausdehnen. Werden die Blüten infiziert, so ent\\dckeln sich dieselben
nach dem Abblühen nicht weiter, Eizelle und Fruchtknotenwandung
werden vom Mycel durchwuchert und unter Bildung eines Sklerotiums
mumifiziert. Im Juni ist die Ausbildung der Fruchtmumien bereits be-
endet und im Herbst fallen dieselben ab. — Das Mycel des Pilzes kann
von den Blättern in die Triebe hineinwachsen und in diesen überwintern.
Es dringt dann von da aus im nächsten Frühjahr in die Blätter, jungen
Triebe und Knospen ein. Die Folge ist eine Triebdürre, welche dadurch
auffällt, daß an den Enden der Triebe die unteren Blätter zuerst erkranken.
Die auf diese Weise infizierten Blüten fallen jedoch ab, niemals ent^^ickeln
sich aus ihnen mumifizierte Früchte.
Im Frühjahr entwickeln sich auf den Fruchtmumien die becher-
artigen Apothecien der Sclerotinia-Form.
Die auf reifen Quittenfrüchten auftretende Monilia-Fäule wird hin-
gegen durch Sclerotinia fructigena hervorgerufen.
Zur Bekämpfung dienen die gleichen Maßnahmen, welche gegen die
Kirschbaum-Monilia (s. S. 143) angewendet werden.
Sclerotinia padi tritt auf Prunus padus auf und ähnelt in seinem
Entwicldungsgang im großen und ganzen der Quitten-Sclerotinia.
Sclerotinia mespili ist ein gelegentlicher Schädiger der Mespilus ger-
manica^). Auch hier werden Blätter, Blüten, Triebe und junge Früchte
befallen. Aus den erkrankten Blatt- und Stengelteilen brechen blaugraue,
^) Vgl. Schellenberg, H. 8., Über Sclerotinia mespili und Sclerotinia ariae. Centralbl.
Bakt. II. Abt.. XVII. Bd.. 1907, S. 188.
144
Neunzehntes Kapitel.
stark duftende Konidienpolster hervor. Im übrigen gleicht die Entwick-
lung derjenigen von Sclerotinia Linhartiana.
Die übrigen Vertreter der Untergattung tStromatinia sind für den
Gartenbau ohne Bedeutung.
Die Untergattung Eusclerotinia besitzt Sklerotien, welche in oder
auf dem Gewebe der Wurzeln, Stengel oder Blätter entstehen können.
Als Konidienformen werden hierher gewöhnlich Arten der Gattung Botrytis
gezogen.
Botrytis cinerea (= B. vulgaris) wird in einer großen Zahl von Fällen
als Pflanzenschädling angeführt und, was zu beachten ist, dabei auch
zu verschiedenen Arten der Gattung Sclerotinia als Nebenfruchtform
gestellt. Es ist natürlich nicht anzunehmen,
daß der gleiche Konidienpilz zu verschiedenen
Schlauchpilzarten gehört. Möglich ist hingegen,
daß es sich bei den zahlreichen Botrytis-
Angaben um verschiedene Pilze handelt, die
jedoch morphologisch nicht oder kaum vonein-
ander zu unterscheiden sind. Ferner ist zu
bedenken, daß der untrügliche Beweis der
Zusammengehörigkeit von Sclerotinia und
Botrytis-Formen noch nicht erbracht ist. Es
besteht wenigstens, besonders bei der außer-
ordentlich großen Verbreitung der Botrytis
cinerea, die Möglichkeit, daß deren Auftreten
im Zusammenhang mit den verschiedenen Scle-
rotinien ein zufälliges ist, wenn wir auch diese
Lösung des Problems nicht gerade für wahr-
scheinlich halten. Es seien zunächst, soweit
von Interesse, die Botrytis-Erkrankungen der
gärtnerischen Kulturgewächse besprochen.
Botrytis cinerea (im weiteren Sinne) bildet
auf den befallenen Geweben ausgedehnte,
graue, etwa 1 bis 2 mm hohe Schimmelrasen,
welche, zur Zeit der Sporenreife, bei Er-
schütterung, infolge Abfall und Aufwirbeln
der zahllosen Sporen, stark stäuben. Die auf-
rechten Konidienträger sind sehr verschieden
gestaltig, bald im oberen Teil bäumchenartig
verzweigt, bald unverzweigt. Die Konidien
entstehen in dichten Knäulen (Abb. 64). —
Das Mycel besitzt die Fähigkeit, Sklerotien zu bilden. Aus diesen gehen
wieder Botrytis -Fruktifikationen, vielleicht auch bestimmte Sclerotinia-
Arten hervor.
Botrytis ist ein ausgesprochener Schwächeparasit. Die völlig gesunde
und tadellos entwickelte Pflanze, unter den richtigen Bedingungen kul-
tiviert, wird von Botrytis nicht befallen. Befindet sich hingegen die Pflanze
in einem Schwächezustand, so ist, bei der Allgegenwart der Botrytis -
Sporen, stets die Möglichkeit der Infektion gegeben. Die Feststellung einer
Botrytis-Erkrankung nützt also nur wenig, wenn nicht die Ursachen des
Schwächezustandes ermittelt werden können.
Abb. 64.
Botrytis cinerea. (Nach Sorauer.)
Sclerotinia. 145
Es ist zu beachten:
1. Feuchtigkeit und stagnierende Luft sind das Lebenselement des
Botrytis-Pilzes. Daher vermeide man, besonders in Gewächshäusern, zu
starkes Gießen (besonders in Verbindung mit zu großer Wärme), und
sorge für geeignete Lüftung. Im Freien achte man auf nicht zu engen
»Stand der Pflanzen, so daß Luft zwischen ihnen hindurchstreichen kann.
2. Übermäßige Stickstoff düngung erzeugt weiche und anfällige Ge-
Avebe und ist daher zu vermeiden.
3. Durch zu schnelles' Treiben werden gleichfalls die Gewebe ver-
weichlicht. Freilandpflanzen, welche im Haus oder Kasten vorgetrieben
worden sind, müssen vor dem Hinausbringen sorgfältig abgehärtet werden.
Auch in die trockene Zimmerluft dürfen die Pflanzen aus der feucht -
warmen Gewächshausluft nicht ohne vorherige Abhärtung gebracht werden.
Die infolge Botrji:is-Befall erki^ankten Gewebe färben sich zunächst
braun, bei feuchtwarmer Witterung oder beim Einlegen in eine feuchte
Kammer erscheint auf den Flecken der Botrytis-Schimmel. — Die Be-
kämpfung der Botrytis -Erkrankungen geschieht durch Schaffung von
den Pflanzen zusagenden Kulturbedingungen. Selbst durch eine 6 — 8%ige
Bordeauxbrühe werden die Sporen nicht getötet, hingegen durch eine
1.5 %ig^ Lösung von Calciumbisulfit.
Folgende Fälle des Vorkommens von Botrytis cinerea dürften den
Gärtner interessieren :
Im Anzuchtkasten werden die Keimlinge bei zu dichtem Stand und
ungenügender Lüftung leicht, besonders gern am hypokotylen Glied,
befallen. — An Freilandblumen der verschiedensten Art kann bei längeren
Regenperioden Botrytis besonders an Stengeln und Blütenstielen auf-
treten. — Sehr lästig wird Botrytis in milden, regenreichen Wintern an
den Blumen der Kalthäuser; sehr oft leiden Goldlack, Pelargonien,
Primeln, Cyclamen, Calceolarien und Cinerarien. An Goldlack z. B. treten
an den untersten Verzweigungen häufig braune Stellen auf, an denen
sich bald der Grauschimmel zeigt und an denen die Zweige gewöhnlich
glatt abbrechen. Vielfach wird diese Erscheinung beobachtet, wenn Gold-
lack aus dem Freiland zum Treiben in das Haus gebracht und zu schnell
angetrieben worden ist. — An verschiedenen Kulturgewächsen ruft Botrytis
eine gefährliche Stengelfäule hervor, z. B. an Mais, Raps, Rübsen, Rhabar-
ber, Tomate, Gurke usw. — Die Blätter des Kopfsalates, besonders des
Treibsalates, bekommen oft braune Flecke, auf denen sich bald die
Schimmelrasen zeigen. — Die jungen Triebe der versclüedensten Holz-
gewächse, z. B. Koniferen, Rosen u. a. m. werden befallen. — Blumen-
zwiebeln, welche im Vorjahre nicht genug ausgereift waren, zeigen häufig,
besonders bei zu schnellem Antreiben, schwere Wachstumsstörungen.
Botrytis tritt dann gern am Grunde des Blütenschaftes auf und vollendet
das Werk der Zerstörung. — 'Küchenzwiebeln, in feuchter und stagnie-
render Luft aufbewahrt, erkranken vielfach an einer Botrytis-Fäule. Es
zeigen sich braune einschrumpfende Stellen, auf den ein grauer Schimmel-
anflug hervortritt. — Eine besondere Botrytis-Art (B. parasitica) befällt
den aus den Tulpenzwiebeln hervorbrechenden Trieb und das erste Blatt
und kann später auf alle Teile der Pflanze übergehen. In ähnlicher Weise
werden die jungen Triebe von Galanthus- und Scilla- Arten geschädigt. —
Gurken- und Tomatenfrüchte leiden häufig unter dem Grauschimmel,
besonders gern aber zuckerhaltige Früchte, wie Erdbeeren, sowohl in
Höstermann-Xoaok, Pilzparasitäre Kranklieiten. 20
146 Neunzehntes Kapitel.
der Treiberei wie im Freiland. Auf Birnen und Äpfeln (mit Ausschluß der
saueren Sorten) findet sich Botrytis besonders in der ersten Zeit des Winters
als häufige Lagerfäule, tritt jedoch später stark zurück, da sie wie Monilia
bei 4:^/2° C nicht mehr fruktifikationsfähig ist. — Sehr verbreitet ist Botrytis
auf dem Weinstock. )Sie befällt dessen Blätter, Triebe und Beeren. Auf
letzteren ist ihr Auftreten jedoch, je nachdem sie unreife oder reife Beeren
befällt, verschieden zu beurteilen. Das Vorkommen auf ersteren setzt
feuchte Witterung voraus. Besonders gern zeigt sich der Grauschimmel
auf denselben in den Jahren, in welchen der Sauerwurm reichlich auf-
getreten war und die von diesem hinterlassenen Wundstellen ihm eine
Eingangspforte bieten ; er zerstört dann häufig das, was dieser noch übrig
gelassen hat. Anders ist aber das Auftreten von Botrytis cinerea auf
reifen Beeren zu werten. Im Treibhaus und überall dort, wo es sich um
die Erzeugung von Tafeltrauben handelt, ist sie natürlich ausschließlich
schädhch. Tritt sie jedoch an den zum Keltern bestimmten reifen Beeren
auf, so wirkt sie durch Verzehrung eines größeren Anteiles Säure als Zucker
günstig auf die Güte der Trauben ein. Die Winzer nennen die Erscheinung
,,Edelfäule ".
Die nachfolgenden Sclerotinia-Formen gehören, wie schon bemerkt,
der Untergattung Eusclerotinia an.
Sclerotinia Fuckeliana findet sich im Frühjahr auf den am Boden
liegenden faulenden Blättern, auf faulenden Trieben und einschrumpfenden
(,,edelfaulen'") Beeren der Weinreben. Die Sklerotien sind 0,5 cm lange,
harte, schwarze, schwielenartige Körper. Auf denselben entwickeln sich
die zarten langgestielten Becherchen. — Auf den Sklerotien ist außerdem
die Entwicklung von Botrytis cinerea-Rasen beobachtet worden. Andere
Forscher haben jedoch auf den die Botrytis tragenden Sklerotien nie die
Entwicklung der Sclerotinia-Früchte beobachten können, so daß der Zu-
sammenhang beider Pilze nicht einwandfrei geklärt ist.
Sclerotinia Libertiana tritt auf den verschiedensten Kulturpflanzen
auf. Wieweit auch zu diesem Pilz Botr\i:is cinerea als Konidienfruchtform
gezogen werden darf, ist eine noch ungeklärte Frage, über die bereits oben
(s. S. 144) das Nötige gesagt wurde. Tatsächlich finden sich aber die Sklero-
tien, auf denen sich im nächsten Frühjahr die Becherfrüchte entwickeln,
häufig in Gemeinschaft mit dem Grauschimmel. Da die von diesem ver-
ursachten Erkrankungen bereits behandelt wurden (s. S. 145), genügt
es hier einige besondere Fälle anzuführen :
Sehr wichtig ist das Vorkommen der Sclerotinia Libertiana an den
eingekellerten und eingemieteten Wurzelgemüsen, z. B. roten und weißen
Rüben, Kohlrüben, Möhren. Schwarzwurzeln, Sellerie, Petersilie, Zichorie
usw.i). An denselben zeigen sich faulige, verjauchende Stellen, welche
zum Teil von einem weißen, baumwollartigen, bis 1 cm hohen Hyphen-
geflecht überzogen werden. In diesem letzteren bilden sich harte, schwarze
Körper, die Sklerotien, welche von unregelmäßiger Gestalt und wech-
selnder Größe sind (Abb. 65). Auf den Sklerotien erscheinen im Frühjahr,
und zwar meist zu mehreren auf jedem Sklerotium, die langgestielten
zarten Becher der Sclerotinia (Abb. 66). — Die Sklerotien können bei
ungünstigen Verhältnissen längere Zeit, zwei, vielleicht auch drei Jahre
ruhen, um bei Änderung der Lebensbedingungen Apothecien zu entwickeln
^) Vgl. Appel, Otto, und Brück, Werner Friedrich, Sclerotinia Libertiana Fuckel als
Schädiger von Würze If rächten. Arbeiten Biol. E. A. V. Bd., 4. Heft, Berlin 1906.
Sclerotinia.
147
und damit neue Infektionsmöglichkeiten zu schaffen. Aber auch das
Mycel ist in der Lage, im Erdboden der Keller, in den Rissen der
Wände usw. den Sommer zu überdauern, um im nächsten Herbst die
neu eingekellerten Wurzelfrüchte zu befallen. — Eine Botrytis-Form
kommt bei dieser W^urzel- Sclerotinia nicht vor. Die Weiter Verbreitung
der Krankheit während des Winters geschieht ledighch durch das Mycel,
dessen W^achstum und Aus-
breitung durch feuchte Luft
außerordentlich begünstigt
wird. Auf dem Felde spielt
der Pilz als Schädiger der
Wurzelgemüse keine große
Rolle. Ein epidemisches Auf -
treten ist dort sogar sehr
selten. Jedoch ist einem Vor-
kommen daselbst deswegen
große Aufmerksamkeit zu
schenken, weil durch die
Nichtbeachtung eines solchen
häufig Ansteckungsstoff in
die Keller geschleppt wird.
— Zur Bekämpfmig der
Kellerinfektionen empfehlen
Appel und Brück:
1. Die Keller zu reinigen
und außer aller vegetabi-
lischen Substanz auch etwa
vorhandenen Sand oder Erde
zu entfernen.
2. Den Keller gründHch
zu schwefeln.
3. Nur gesundes Material
einzubringen.
4. Etwaige sich zeigende
Krankheitsherde sofort nüt-
samt einer größeren Schutz-
zone zu entfernen.
Häufig werden von
Sclerotinia Libertiana auch
Welke krankheiten hervorge-
rufen, so z. B. an Tomaten^).
An den Stengeln der er-
krankten Pflanzen zeigt sich
gewöhnlich in einer Höhe
von 10 bis 15 cm über dem
Erdboden eine graubraune oder auch weißHchgelb verfärbte, etwas ein-
gesunkene Stelle. Die befallenen Stengelteile vertrocknen und nehmen
dabei meist eine bleiche Strohfarbe an. Das Mark ist innerhalb der erkrankten
Partien mehr oder weniger zerstört. Im Markraum finden sich die Sklero-
^) Vgl. Pape, H., Sclerotinia Libertiana Fuck. als Schädling der Tomatenpflanze.
Die Gartenwelt, XXVI., .30, S. 309ff.
10*
Abb. 65.
Von Sclerotinia Libertiana befallene Petersilienwiirzeln.
(Xach Appel und Brück.)
148
Neunzehntes Kapitel.
tien (Abb. 67). Unter ähnlichen Krankheitserscheinungen leiden bisweilen
Kartoffeln, Georginen, Sonnenrosen, Zinnien, Petunien, Balsaminen,
Bohnen, Sojabohnen, Gurken und andere Pflanzen mehr. Über die
RoUe, welche dabei Botrytis cinerea spielt, wurde bereits oben das
Wissenswerteste gesagt.
Sclerotinia tuberosa, welche an den Rhizomen von Anemone-Arten
bis 3 cm große rundliche knoUenartige Sklerotien bildet, kann auch auf
Gartenanemonen auftreten .
Sclerotinia bulborum befällt die Zwiebeln von Hyacinthus, Crocus.
Muscari und Scilla. Der Pilz erregt den gefürchteten schwarzen Rotz der
Hyazinthenzwiebeln. Die von der Krankheit befallenen Pflanzen bleiben
im Wachstum zurück, die Blätter vergilben und welken. Auf den Zwiebeln
findet sich ein Mycel.
welches am Zwiebelboden
und zwischen den Schup-
pen die bis 1 cm großen,
außen schwarzen, innen
weißen Sklerotien bildet.
Auf diesen entwickeln
sich im nächsten Früh-
j ahr die Apothecien . Eine
Botrytis-Form ist bisher
nicht bekannt geworden.
Die sehr gefährliche
Kranldieit tritt sowohl im
freien Lande wie auf dem
Lager auf. Alle erkrank-
ten Zwiebeln sind sofort
herauszunehmen und zu
vernichten. Im Freiland
ist die die Zwiebeln
umgebende Erdschicht
gleichfalls zu entfernen,
was mit Hilfe eines Zwie-
belstechers geschieht, da-
mit das im Boden befind-
liche Mycel die Krankheit
Die Lagerräume der Zwiebeln sind stets
Abb. 66. Sclerotinia Libertiana.
Lebende Rübe mit gekeimten Slclerotien. (Nach Appel und Brück.)
nicht weiter verbreiten kann,
trocken und luftig zu halten.
Eine sehr ährdiche Krankheit befällt die Tulpenzwiebeln. Bisher
hat man aber eine Fruchtform aus den Sklerotien nicht erhalten, so daß
man nicht weiß, ob der Pilz mit Sclerotinia bulborum identisch ist. Man
bezeichnet ihn vorläufig als Sclerotium tuliparum; die Bekämpfung ist
die gleiche, wie die des erstgenannten Pilzes. — Die schon oben geschilderte
Botrytis -Erkrankung der Tulpen (s. S. 145), in deren Entwicklungsgang
gleichfalls, wenn auch Ideinere Sklerotien auftreten, hat anscheinend mit
Sclerotium tuliparum nichts zu tun.
Sclerotinia galanthi findet sich auf den Zwiebeln von Galanthus
nivalis. Die angeführte Botrjrtis -Erkrankung dieser Pflanze steht viel-
leicht, jedoch nicht sicher, damit im Zusammenhang.
Wichtig, aber nur von landwirtschaftlichem Interesse, ist der von
Sclerotinia.
149
Sclerotinia trifoliorum hervorgerufene Kleekrebs^). Nach der Schnee-
schmelze zeigen sich auf den Kleefeldern Fehlstellen. Rühren dieselben
vom Kleekrebse her, so beobachtet man schon im zeitigen Frühjahr an
Abb.. 67. Sclerotinia Libertiana.
Oberer Teil einer Tomatenpflanze, 23 Tage nach künstlicher Infektion. Bei
X die Impfstelle. Im Markraum des (aufgeschnittenen) Stengels sieht man
die Sklerotien. (Nach Pape.)
den unteren Teilen der abgestorbenen Pflanzen, besonders am Wurzel-
hals, die Sklerotien, auf denen im nächsten Herbst oder Winter die Becher-
1) Vgl. Ulrich, P., Der Kleekrebs. Fliigbl. B. R. A. Nr. 45.
150
Neunzehntes Kapitel.
fruchte erscheinen (Abb. 68). Unter der Krankheit leidet besonders der
Rotklee, ferner Bastard-, Inkarnat- und Weißklee. Aussetzen des Klee-
baus auf den verseuchten Feldern hat sich bis jetzt als einzig wirksame
Maßnahme erwiesen.
Die Ordnung der Helvellineae interessiert weniger von pathologischen
als von allgemeinen Gesichtspunkten. Es gehören hierher u. a. die Gattun-
gen Morchella (Morchel) und Helvella (Lorchel). Dieselben sind von
einem hutpilzähnlichen Äußeren, doch ist der ,,Hut" auf der Außenseite
von dem Hymenium überzogen. Besonders befindet sich dieses an den
einspringenden Teilen der Falten oder Runzeln der Oberfläche, während
die vorspringenden Kanten davon frei sind.
Abb. (J8. Sclerotiiiiii trifolioruru.
Gekeimte Sklerotien mit Apothecien. (Flugbl. B. R. A.)
Anhang: Die Flechten (Lichenes).
Die Flechten sind Doppelwesen, bestehend aus Pilzen und Algen. Sie
iühren ein eigentümliches Zusammenleben, eine ,, Symbiose", von dem
beide Teile ihre Vorteile haben. Der Pilz umspinnt mit seinen Hyphen
die Algenzellen, er nimmt Wasser und Salze auf und gibt diese an die Algen
ab, während letztere dem Pilz die durch die Assimilation bereiteten Stoffe
liefern. Daraus eigibt sich bereits, daß die Flechten kein Bedürfnis nach
einer parasitischen Ernährung haben. In der Tat ist auch festgestellt
worden, daß die Pilzh^^^hen der Flechten, welche auf Bäumen leben, nur
durch Risse usw. in die oberen Peridermschichten eindrnigen, sich aber
niemals im lebenden Rindengewebe finden. Der Schaden, den die Flechten
anrichten, ist daher indirekt. Sie benachteihgen die Bäume, indem ihre
dichten Überzüge den Luftzutritt erschweren. Ferner speichern sie Wasser
und verhindern dadurch ein normales Abtrocknen der Rinde, wodurch
unter Umständen Zersetzungen derselben eintreten. Erfahrungsgemäß
bieten auch die dicliten Überzüge der Flechten schädlichen Insekten
Schlupfwinkel und Brutstätten.
Flechtenüberzüge sind daher stets zu entfernen. An Stämmen und
stärkeren Ästen der Obst- und Zierbäume wird dies im allgemeinen leicht
geschehen können durch Abkratzen (u. V. mit einer Drahtbürste) und
naclifolgendes Kalken. Auch Bespritzen der Stämme und Äste im un-
belaubten Zustande mit Schwefelkalkbrühe (Verdünnung: 1 Raumteil auf
3 Teile Wasser) ist zu empfehlen.
Auf die sehr zahlreichen Arten einzugehen dürfte sich erübrigen.
Basidiorayceten. 151
Zwanzigstes Kapitel.
Einleitung zu den Basidiomyceten.
Die dritte Klasse der echten Pilze umfaßt die Basidiomyceten oder
Basidienpilze. — Diese Klasse ist ausgezeichnet durch den steten Besitz
von Basidien. Man versteht darunter gewöhnlich regelmäßig gestaltete
Träger, an denen, selten in unbestimmter, meist in bestimmter Anzahl
Sporen (Konidien, BasidiQsporen), in typischen Fällen auf besonderen
Stielchen (den sogenannten ,,8terigmen'"), abgeschnürt werden. Die
eventuelle Teilung und die Form der Basidien ist sehr verschiedenartig
und bildet ein wichtiges Einteilungsprinzip der Basidiomyceten.
Die Basidien gehen entweder unmittelbar aus Sporen hervor oder
sie stellen die Fortsetzung gewöhnhcher H^'phen dar. Sie können, wie
die Schläuche der Ascomyceten. zu Lagern, sogenannten ..Hymenien",
zusammentreten, welche dann gewöhnlich noch sterile Fäden (Paraphysen)
und bisweilen auch Cystiden (d. s. größere blasenförmig angeschwollene
Enden von aus dem Innern kommenden Fäden) aufweisen. Die Hymenien
sind entweder, wie diejenigen der Protodiscineen (vgl. Kap. XI, S. 66),
frei oder werden von einem besonderen Fruchtkörper (den ,, Pilzen'" oder
,, Schwämmen" des Volksmundes) getragen.
Auch bei den Basidiomyceten kommen, bei einzelnen Gruppen häufiger,
bei anderen seltener, verschiedene Xebenfruchtformen vor. Es finden sich
Konidien. die. im Gegensatz zu den Basidiosporen. in unbestimmter Zahl
abgeschnürt werden, deren Träger auch keine regelmäßige Form, wie die
Basidien besitzen. Konidien, welche in besonderen Fruchtkörpern gebildet
werden, sind selten. Sie finden sich nur als sogen. Spermogonien ; das
sind morphologisch .,Pykniden"; sie treten jedoch innerhalb der Basi-
diomyceten nur bei den Uredinineen auf und bleiben funktionslos. Sehr
häufig sind bei einigen Gruppen Chlamyclosporen, welche durch vm-
mittelbare Umwandlung einzelner Glieder der Hyphen in Dauerzellen
entstehen, worüber das Weitere unten gesagt werden wird.
Die Basidiomyceten sind eine verhältnismäßig leicht und übersichtlich
zu gUedernde Klasse :
I. Ohne echte Basidien: die Sporen werden an den Basidienträgern
in unbestimmter Anzahl abgeschnürt (Hemibasidii).
a) Basidienträger quergeteilt: 1. Ord. Ustilaginineae.
b) Basidienträger ungeteilt: 2. Ord. Tilletiineae.
II. Mit echten Basidien: die Sporen werden stets in ganz bestimmter
Anzahl gebildet (Eubasidii).
1. Basidien quer oder längs geteilt.
a) Basidien aus Sporen (den Teleutosporen) hervorgehend, quer-
geteilt: 3. Orcl. Uredinineae.
b) Basidien aus den Hyphen eines Fruchtkörpers hervorgeheiid.
a) Basidien lang, quergeteilt :
4. Ord. Auriculariineae.
ß) Basidien kurz, gewöhnlich über Kreuz längsgeteilt:
5. Ord. Tremellineae.
2. Basidien ungeteilt.
a) Hymenium vollständig frei : 6. Ord. Exobasidiineae.
b) Hymenium auf der Oberfläche besonderer Frucht körper oder
von solchen ganz oder wenigstens anfangs eingeschlossen.
\P)2 Eüiundzwanzigstes Kapitel.
a) Basidien lang keulenförmig, sich an der Spitze in zwei lange
Sterigmen mit großen Basidiosporen. gabelnd:
7. Ord. Dacryomycetineae.
ß) Basidien kürzer, keulig oder kugelig; Sterigmen fädig.
aa) Hymenium offen auf einem Fruchtkörper stehend :
8. Ord. Hymenomycetineae.
bb) Hymenium die Wände von Kammern auskleidend:
Die hierher gehörigen Ordnungen Phallineae-Hy-
menogastrineae - Lycoperdineae - Nidulariineae - Sclero-
dermatineae besitzen keinerlei phytopathologisches
Interesse, so daß ihre Charakterisierung an dieser
Stelle unterbleiben kann.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Die Brandpilze (Ustilaginineen und Tilletiineen).
Die Ustilaginineen und Tilletiineen sind als Eneger der Brandkrank-
heiten gefürchtete Feinde der landwirtschaftlichen, weniger der gärt-
nerischen Kulturpflanzen. Beide Ordnungen, gewöhnlich Brandpilze
genannt, zeigen bezüglich ihrer Entwicklung und Lebensweise viel Gemein-
sames. Sie bewohnen als echte Parasiten das Innere zahlreicher Pflanzen,
insbesondere von Gräsern und Riedgräsern., Das Mycel lebt in den Zwischen-
zellräumen, treibt aber Haustorien (Saugfüße) in das Innere der Zellen.
Es durchzieht lange Strecken der Wirtspflanzen, ohne zunächst äußerlich
sichtbare Krankheitserscheinungen hervorzurufen. Solche zeigen sich
erst, wenn das Mycel zur Sporenbildung schreitet. Letztere erfolgt bis-
weilen an den Stielen, Scheiden und Spreiten der Blätter, häufiger in den
Geschlechtsteilen der Pflanzen (Fruchtknoten und Antheren). Sie ist
vielfach mit Mißbildungen der betreffenden Pflanzenteile verbunden, das
Gewebe derselben platzt auf und es tritt eine, gewöhnlich braunschwarze,
staubige Masse (der ,, Brand") hervor.
Die Sporen sind nach ihrer Morphologie und ihrer Entwicklung als
Chlamydosporen zu bezeichnen, denn es sind durch Umbildung aus vege-
tativen Hyphen entstandene Dauersporen, welche in der Regel fruktifikativ
auskeimen. Sie sind mit einer dicken Wand versehen, welche häufig
Warzen- oder netzförmige Erhebungen aufweist. Sie keimen bei einigen
Arten sofort, können aber bei anderen auch in den Dauerzustand über-
gehen und behalten ihre Keimfähigkeit bei diesen mehrere, nach gewissen
Angaben sogar bis zu zehn und mehr Jahren.
Bei der Keimung entwickeln die Sporen entweder einen Keimschlauch,
der, wenn die Keimung an geeigneten Teilen einer Wirtspflanze erfolgt,
unmittelbar in diese eindringt (Abb. 70), oder sie treiben, wie das für die
Brandpilze im allgemeinen charakteristisch ist, einen kurzen Keimschlauch
aus, welcher Konidien abschnürt und als „Promycel" bezeichnet wird
(Abb. 69). Derselbe ist als Basidie (richtiger, da die Abschnürung der
Sporen in unbestimmter Anzahl erfolgt, als Pseudobasidie) aufzufassen.
Das Pro mycel ist, wie schon in der Übersicht der Ordnungen S. 151 an-
geführt wurde, bei den Ustilaginineen mehrzellig, quergeteilt (Abb. 69),
bei den Tilletiineen ungeteilt (Abb. 71). Dasjenige der ersteren schnürt-
Ustilaginineen.
153
die Konidien meist aus allen Zellen seitlich, das der letzteren nur an
seinem Scheitel ab (s. Abb. 71).
Die Konidien vieler Arten sprossen, wie Kulturen in Mistabkochungen
gezeigt haben, hefeartig aus und vermögen dies sicherlich auch auf dem
Felde in dem. Dünger pflanzenfressender Tiere zu tun. Auf diesen Um-
stand ist bei den Bekämpfungsmaßnahmen Rücksicht zu nehmen.
Die Infektion erfolgt bei den meisten Arten an den Keimlingen mittels
der am Promycel gebildeten Konidien, seltener mittels eines Keim-
schlauches. Nur bei einigen Arten geschieht die Infektion zur Blütezeit,
indem die Brandsporen auf den Narben der betreffenden Pflanzen unmittel-
bar mit einem Mycel auskeimen (vgl. jedoch auch Ustilago avenae).
Praktisch ist es unter Umständen von Wert, den Grad der Ver-
seuchung von Saatgut durch Brandsporen quantitativ zu ermitteln. Es
geschieht dies nach den Verfahren von Reinelt i) oder Appel'-).
Aus der Ordnung der Ustilaginineen interessiert vor aUem die Gattung
Ustilago, während die wenigen übrigen Gattungen nur vereinzelt (z. B.
Sorosporium, s.d.) als Schädiger von Kulturpflanzen in Frage kommen.
Folgende Arten der Gattung Ustilago sind bemerkenswert:
Abb. C9. Haferflugbrand.
Links: Hefeartig sprossende Konidien und Mycel-
keimung; rechts: Sporenkeimung, in der Mitte Ko-
nidienbildung an den Keimschläuciien. (Nacli Riehm.)
Abb. 70.
Links: Gerstenflugbrand , Sporenkeimung mit spar-
riger Verzweigung des Mycels. Rechts: Weizenflug-
brand mit gekrümmtem Mycel. (Kach Riehm.)
Ustilago nuda
hordei
tritici /■ auf Getreidearten,
avenae
laevis
zeae auf Mais,
tulipae auf Tulipa silvestris,
violacea auf Nelkengewächsen (Caryophyllaceen),
tragopogi pratensis auf Schwarzwurzeln,
scorzonerae auf Schwarzwurzeln,
cardui auf Silybum marianum (Mariendistel)
Ustilago nuda Kellermann u. Swingle ( = U. hordei Brefeld) ist Erreger
des Flugbrandes oder Nackten Brandes der Gerste. Bei dieser Krankheit
werden, im Gegensatz zum Hartbrand oder Gedeckten Brand der Gerste
(s. u.), die Sporenmassen schon zur Anfangszeit des Schossens und der
Blüte frei. Die ganze Ähre verwandelt sich dann in eine schwarze Brand-
masse, aus der nur noch die Reste der Spelzen hervorragen. Die Sporen
^) Vgl. Technische Vorschriften für die Prüfung von Saatgut. Landwirtschaftliche
Versuchsstationen, Bd. 89, Berlin 1917, S. 19.
2) Vgl. Jahresber. d. Vereinigung f. angew. Botanik, Jahrg. 1906, S. 203 ff.
254 Einundzwanzigstes Kapitel.
sind eiförmig bis kugelig, mit hellbrauner feinwarziger Membran. Die Staub-
masse \\ird vom Winde verweht, so daß bei der Ernte allein die kahlen
Ährenspindeln übrig bleiben. — Gelangen die Sporen von Ustilago nuda
auf die Narben gesunder Gerstenblüten, so keimen sie sofort mit einem
Keimschlauch (also nicht mit einem konidienerzeugenden Promycei) aus
(Abb. 70). Der Schlauch wächst weiter in den Fruchtknoten und in den
Embryo hinein. Die infizierte Samenanlage reift ungestört aus, ohne daß ihr
äußerlich etwas von dem in ihr befindlichen Krankheitskeim anzusehen ist.
Mikroskopisch läßt sich jedoch das Mycel im reifen Korn nachweisen und
findet es sich dort hauptsächlich in Gestalt kurzer, unregelmäßig gewunde^ier
Fadenstücke im Schildchen. Bei der Keimung des Gerstenkornes keimt
auch das Mycel aus, inid wächst in der jungen Pflanze empor, um in den
Ähren wieder .seine Sporen zu erzeugen.
Es ist bisher nicht gelungen, völlig widerstandsfähige Sorten
gegen den Gerstenflugbrand zu züchten. Daß einzelne Sorten sich als
weniger anfällig als andere erweisen, dürfte darauf zurückzuführen sein,
daß dieselben beim Blühen ihre Spelzen nur wenig öffnen und dement-
sprechend auch ihre Stempel nur wenig der Infektion aussetzen. Doch
wechselt das je nach den VVitterungsverhältnissen.
Erst in neuerer Zeit ist es geglückt, Methoden zur Bekämpfung des
Gerstenflugbrandes auszuarbeiten. Denselben liegen folgende Überlegungen
zugrunde : Ruhende Pflanzenteile sind gegen äußere Einflüsse viel weniger
empfindlich, als im Wachstum begriffene. Es gelingt, durch vierstündiges
Einquellen des Kornes in Wasser von 25° C zwar das Wachstum des Pilz-
gewebes anzuregen, nicht aber in dieser Zeit die Entwicklung des Getreide-
kornes zu veranlassen. Wird nun in dieser Weise vorbehandeltes Getreide
einer Tem})eratur ausgesetzt, welche zwar das im Wachstum begriffene
Pilzmycel abzutöten vermag, nicht aber (oder nur wenig) den ruhenden
Gerstenkeim schädigt, so muß auf diese Weise eine Entseuchung des Saat-
gutes möglich sein. — Die Bekämpfung erfordert daher eine Vor- und eine
Hauptbehandlung. Bei ersterer wird die Saat in lauem Wasser von 20 bis
30° C während vier bis sechs Stunden liegen gelassen. Bei der letzteren
wird sie in warmes Wasser von 50 bis 54° während 10 Minuten eingesenkt
oder warmer Luft von 55 bis 60° während 30 Minuten ausgesetzt. Über
die Einzelheiten dieses Verfahiens vgl. Appel und Riehm^).
Ustilago hordei Kellermann u. Swingle (= U. Jensenii Rostrup) ruft
den Hartbrand oder Gedeckten Brand der Gerste hervor. Das Krank-
heitsbild unterscheidet sich deutlich von demjenigen des Flugbrandes.
Zur Blütezeit gleichen die vom Hartbrand befallenen Ähren im Gegensatz
zu denen, welche vom Flugbrand befallen sind, noch vollständig den ge-
sunden. Erst einige Wochen später ist die Erlirankung an der dunklen
Färbung der Ähren zu erkennen. Die Sporenmasse bleibt auch bei der
Reife des Kornes noch von der nur unvollständige Risse zeigenden Samen-
schale umschlossen und wird erst beim Dreschen des Getreides frei. —
Die Sporen sind mikroskopisch von denjenigen der Ustilago nuda durch
ihre vollständig glatte Membran zu unterscheiden, sind auch größer und
eckiger als bei dieser Art. Die Keimung geschieht mittels eines Promycels.
welches Konidien abschnürt. Letztere infizieren die Keimlinge und in der
heranwachsenden Pflanze wächst das Mycel bis zu den Ähren empor.
^) Bekämpfung des Flugbrande.s von Gerste und Weizen. Flugbl. B. R. A. Nr. 48.
Ustilaginineen.
155
Die Bekämpfung diet^er Krankheit ist weit einfacher als die des
Gerstenflugbrandes. Da die Ausbreitung der Krankheit in der Hauptsache
durch die dem Saatgut beigemischten Brandsporen geschieht, diese aber in
demselben nachgewiesen werden können (vgl. S. 153), so ist es leicht,
stärker verunreinigtes Saatgut überhaupt zu vermeiden. Außerdem ist
das ZAU- Aussaat bestimmte Korn z. B. mit Formalin zu beizen.
Ustilago tritici verursacht den Flugbrand des Weizen. Die Krank-
heitserscheinungen gleichen fast vollständig denen des von Ustilago nuda
hervorgerufenen Gerstenflugbrandes. Man hatte daher auch lange geglaubt,
daß beide Krankheiten durch dieselbe Pilzart bewirkt werden. Auch
hier zeigen sich die Krankheitserscheinungen sogleich zu Beginn des
Schossens und der Blüte. Ebenso werden die Sporenmassen noch zur Blüte-
zeit des Getreides durch den Wind verbreitet. Die Infektion geschieht
Abb. 71. Stinkbrandsporen (Tilletia oaries).
Link.s oben: Beginn der Keimung; rechts: Kranzkörperbildung; unten link.s: keimende
Kranzkörper mit Konidien; rechts; keimende Konidien. Vergr. .500fafh. (Nach Riehm.)
an den Blüten ; das Mycel wächst in den Fruchtknoten und in die Samen-
anlagen hinein und überdauert in dem Samen, welcher sich in keiner Weise
von dem gesunden unterscheidet.
Die Bekämpfung der Krankheit ist nur durch die schon oben erörterte
Heiß Wasser- oder Heißluftbehandlung möghch.
Ustilago avenae ruft den Flugbrand des Hafers hervor. Er ähnelt
den geschilderten Flugbrandarten der Gerste und des Weizens darin,
daß auch er schon zur Zeit des Schossens und der Blüte in die Erscheinung
tritt, er ist jedoch im Gegensatz zu diesen beiden nur selten oder fast nie
in der Lage, die Blüten zu infizieren. — Die befallenen Rispen, welche an
ihrem Brand leicht kenntüch sind, spreizen bei starkem Befall ihre Aste
nicht oder nur wenig aus, so daß sie dann schon von weitem ein verändertes
Ansehen haben (Abb. 72). Das Ausstäuben der Sporen dauert vom Beginn
der Blüte bis gegen die Reifezeit. Die Sporen sind kugelig und haben eine
156
Einundzwanzigstes Kapitel.
warzenbedeckte Membran. Sie gelangen zum Teil in die offene Haferblüte
rings um den Fruchtknoten, wo sie beim Wachstum des Kornes zwischen
diesem und den sich fest anlegenden Spelzen eingeklemmt werden, teils
bleiben sie äußerlich an den Spelzen haften. Im Frühjahr gelangen sie mit
dem Saatgut auf das Feld, kei-
men — bei warmer Witterung
— mit dem Korn aus und in-
fizieren die jungen Pflänzchen.
Die Keimung geschieht in
der Regel mittels eines koni-
dienabschnürenden Promycels.
seltener mittels eines direkt in
die Haferpflänzchen eindringen-
den Keimschlauches ^), Die Spo-
ren behalten ihre Keimfähigkeit
sicher mehrere Jahre.
Die Bekämpfung des Hafer-
flugbrandes geschieht durch
Beizung mit 0,l%iger Formal-
dehydlösung (15Minuten) oder
durch ein zehn bis zwölf Mi-
luiten andauerndes Bad von 52
bis r)() C. — Beizen mit Kupfer-
vitriollösung schadet der Keim-
fähigkeit des Hafers und hat
sich auch nicht als völlig zu-
verlässig erwiesen.
Ustüago laevis (= U.Kolleri)
ist der Erreger des Gedeckten
Brandes des Hafers. Diese Krank
heit zeigt in den begleitenden
Umständen wieder größere Ähn-
lichkeit mit dem durch Ustilago
hordei hervorgerufenen Hart-
brand der Gerste. Denn auch
hier tritt die Krankheit erst
gegen die Reifezeit in die Er-
scheinung, während sich bis
dahin die gesunden Ährchen
kaum von den kranken unter-
scheiden. Ebenso stäuben die
Sporen auch nicht auf dem
Abb. 72. Haferflugbrancl. Habitus. (Nach Appel.)
1) Anm. während des Druckes: Nach den neuesten Untersuchungen von Zade
(Experimentelle Untersuchungen über die Infektion des Hafers durch den Haferfiugbrand.
Fühlings landw. Ztg. 1922, S. 393ff.) keimen die Sporen des Haferflugbrandes unverzüglich
fast restlos nach dem Ausstäuben auf den Narbenästen aus. Die am Promycel gebildeten
Konidien entwickeln ein Mycel, welches in die Parenchymschicht der Deckspelzen eindringt
und dort in Gestalt eines Dauermycels überwintert. Das sich daraus im Frühjahr ent-
wickelnde Mycel infiziert die jungen Haferkeimlinge. Der Entdecker nennt diesen Modus
„äußere Blüteninfektion mit sich anschließender Keimlingsinfektion". — Wie weit sich
praktische Folgerungen (bezügl. Bekämpfung) aus dieser Entdeckung ergeben werden, muß
die Zukunft lehren.
UstUaginineen.
157
Felde aus, da die Spelzen wenigstens als dünnes Häutchen erhalten
bleiben, sondern werden erst beim Dreschen frei. Die Sporen sind größer
und eclviger wie diejenigen von Ustilago avenae und haben eine glatte
Membran. Sie bleiben an den gesunden Haferkörnern haften und werden
auf diese Weise mit dem Saatgut verschleppt.
Die Keimung und die Infektion geschieht in der gleichen Weise wie
beim Hartbrand der Gerste. Die Krankheit wird auch durch die gleichen
Beizmethoden wie dieser bekämpft.
Ustilago zeae (= U. maydis) ist bekannt als Ursache des Beulenbrandes
des Maises. Am auffallendsten zeigt sich die Krankheit an den jungen
Fruchtständen. An diesen erkranken alle oder gruppenweise einige Körner,
besonders an der Spitze des Kolbens.
Sie werden dadurch zu dicken weiß-
lichen Blasen, die oft mehrmals
größer als gesunde Körner sind
(Abb. 73). Die Blasen sind angefüllt
mit der anfangs schwarzbraunen
und klebrigen Sporenmasse ; bald
platzen sie jedoch auf und entlassen
die Sporen als schwarzen trockenen
Staub. Aber auch im Blütenstande
— im männlichen wie im weiblichen
— , an Stengehi, Blattscheiden mid
Blättern, ja sogar an den Wurzeln,
zeigen sich die mit dem Branclstaub
erfüllten Blasen oder Beulen, welche
oft Faust-, ja selbst Kinderkopfgröße
erreichen können.
Unter günstigen Verhältnissen.
z. B. in Aufgüssen von frischem
Stallmist oder in mit solchem ge-
düngtem Erdboden keimen die Spo-
ren sofort, sonst scheinen sie einer
bis zum nächsten Frühjahr währen-
den Ruheperiode zu bedürfen. Die
Keimung geschieht mittels eines
Promycels, die Infektion durch die
von diesem abgeschnürten und in frischem Dünger sich durch hefeartige
Sprossung ungeheuer vermehrenden Konidien. — Infektionsfähig sind
alle noch in der Entwicklung begriffenen Teile der Maispflanze.
Infektionen können also beinahe während der ganzen Vegetationszeit
erfolgen. Das Mycel des Pilzes durchwächst nicht die ganze Pflanze,
wie dasjenige der bisher geschilderten auf Getreide vorkommenden
Ustilago- Arten, sondern beschränkt sich auf die Umgebung der In-
fektionsstelle.
Um die V^erschleppung des Pilzes mittels Saatgut zu verhindern,
beize man dieses mit Formaldehyd. Germisan, Uspulun usw. Im
Falle des Auftretens von Beulenbrand sind alle mit Brandbeulen besetzten
Teile, noch ehe das Brandpulver ausstäubt, auszubrechen und zu ver-
brennen. Man verzichte auf frischen Stallmist und gebe künsthchen
Düngern den Vorzug.
Abb. 73. Maisbraud. Braudbeulen am Kolben.
(Xach Rißhm.)
158 EinuiKlzwaiizigstes Kapitel.
Weitere, auf Gramineen vorkommende Ustilago- Arten sind: U. sorghi
auf Andropogon sorghum, U. panici miliacei auf Panicum miliaeeum
und U. perennans auf Französischem Raygras (Avena elatior). Gärt-
nerisch könnte U. hypodytes, welche an den Hahnen der zur trockenen
Binderei vielfach kultivierten Stipa j)ennata auftritt, gelegentlich von
Bedeutung werden.
Ustilago tulipae befällt die des öfteren für Parkanlagen als Schmuck-
pflanze verwendete Tulipa silvestris. An den Blättern derselben treten
Brandschwielen von über 1 cm Länge auf, bei deren Platzen die braunen
Sporenmassen frei werden. Man entferne und verbrenne die erkrankten
Pflanzen möglichst, ehe es zum Ausstäuben der Sporen kommt.
Weit verbreitet auf wildwachsenden und kultivierten Nelkengewächsen
ist Ustilago violacea, der Erreger des Staubbeutelbrandes derselben. Die
von dieser Krankheit ergriffenen Pflanzen entwickeln zwar ihre Blüten
äußerlich durchaus normal, in den Pollensäcken wird jedoch statt Blüten-
staub das violette Sporenpulver des Brandpilzes gebildet. Dort, wo die
Krankheit lästig werden sollte, müssen die befallenen Pflanzen möglichst
frühzeitig entfernt werden.
Ustilago tragopogi pratensis (und U. scorzonerae, welche der erstge-
nannten Art mindestens sehr nahe steht) befallen die Blüten unserer
Schwarzwurzeln sowie anderer Scorzonera- und Tragopogon- Arten. Die
erkrankten Knospen stellen die weitere Entwicklung ein. Der Pilz zerstört
schon im Innern derselben sämtliche Blütenteile, sie mit seinem schwarz-
braunen Sporenpulver erfüllend. Schließlich schlägt der Hüllkelch aus-
einander und die Sporenmassen stäuben aus. Auch in diesem Falle gibt
es kein anderes Mittel, als rechtzeitige Entfernung der kranken Pflanzen.
Ustilago cardui findet sich auf einigen wildwachsenden Distelarten,
aber auch auf der kultivierten Mariendistel (Silybum marianum). Die
Blütenköpfchen verkümmern und werden von einem dunkelvioletten bis
braunen Sporenpulver erfüllt.
Aus der Gattung Sorosporium, welche sich von Ustilago durch die
in der Jugend mittels einer gallertigen Hülle zu Ballen vereinigten, später
lose verbundenen Sporen unterscheidet, sei erwähnt: S. saponariae,
welches die Blüten verschiedener Nelkengewächse zur Verkümmerung und
eigenartigen Umbildung bringt.
In der Ordnung der Tilletiineen sind folgende Gattungen von Interesse :
I. Sporen einzeln.
a) Sporen in pulvrigen verstäubenden Massen: Tilletia.
b) Sporenlager geschlossen bleibend, nicht ausstäubend:
Entyloma.
IL Sporen zu nicht zerfallenden Ballen verbunden.
a) Sporenballen nur aus dunklen keimfähigen Teilsporen begehend :
Tuburcinia.
b) SporenbaUen aus dunklen keimfähigen Sporen und hellen sterilen
Zellen bestehend: Urocystis.
Tilletia caries (= T. tritici) ist Erreger des weitverbreiteten Stein-
oder Stinkbrandes des Weizens. Es ist dies ein sogenannter Gedeckter
Brand, d. h. die Schale der brandigen Körner platzt nicht auf dem Felde
bei der Reife, sondern erst beim Dreschen auf- Während des Wachstums
Tilletiineen. 159
ist kein wesentlicher Unterschied zwischen kranken und gesunden Pflanzen
festzustellen. Erst zur Reifezeit spreizen manche Sorten die Spelzen auf-
fallend weit auseinander. Die kranken Körner sind grau, von der schwarzen,
nach Heringslake (Trimethylamin) riechenden Sporenmasse erfiült. Sel-
tener finden sich kranke und gesunde Körner 'in der gleichen Ähre. In
der Regel sind sämtliche Ähren einer Pflanze und in diesen sämtliche Körner
krank. Die Sporen sind kugelig, die Membran mit netzmaschenähnlichen
Leisten besetzt. Die Sporen werden weder auf dem Felde frei, noch fallen
bei der Ernte die Körner aus den Ähren aus. Beim Dreschen werden die
Brandsporen mit den gesunden Körnern vermischt und bleiben an diesen
haften. Sie gelangen mit dem Saatgut aufs Feld, wo sie mit einem kurzen
ungegliederten Schlauch, dem Promycel, auskeimen, welches an seinem
Scheitel lange schmale Sporen entwickelt (Abb. 71). Diese infizieren ent-
weder direkt oder mittels abgeschnürter Konidien die Keimpflanzen,
Die Bekämpfung des Weizensteinbrandes geschieht durch Beizung
des Saatgutes. Stark verunreinigtes Getreide wasche man vor dem Beizen.
Da die Brandkörner und Sporen obenauf schwimmen, so gelingt es, sie da-
durch bis zu einem gewissen Grade von dem Saatgut zu trennen^).
Tilletia laevis ruft die gleichen Krankheitserscheinungen an Weizen
wie die oben geschilderten hervor. Sie ist aber bedeutend seltener, wie
T. caries, von welcher sie sich durch die eckigeren Sporen, welche eine
glatte Membran besitzen, unterscheidet. Sie wird in derselben Weise wie
diese bekämpft.
Von einer Besprechung anderer seltener Tilletia-Aiten kann abgesehen
werden.
Die Gattung Entyloma ist nur von geringer Bedeutung. Bezüglich
ihrer Merkmale vgl. man die Übersicht der Gattungen S. 158. Sie besitzt
kleine, in das Gewebe der Wirtspflanze eingesenkte, äußerlich als Flecke
in Erscheinung tretende Sporenlager. Es seien erwähnt :
E. fuscum auf Papaver somniferum, dem Ölmohn. Es bilden sich
anfangs blasse, später dunkelbraune Flecke von 3 bis 6 mm Durchmesser,
die oft von einem rotem Saum umgeben sind.
E. serotinum auf Borrago officinahs, dem Borretsch. Es erzeugt kreide-
weiße, später braune, rundhche Flecke.
E. calendulae auf Calendula officinalis, der Ringelblume, und auf
Arnica. Ruft bleichgrüne, später bräunliche Flecke hervor.
Aus der Gattung Tuburcinia wird T. primulicola als Schädiger
der Primeln angegeben und soll an den Blütenteilen derselben, besonders
an den Staubfäden schwärzhche Schwielen und Pusteln erzeugen.
Alle diese Krankheiten sind nur durch möghchst zeitiges Entfernen
und Vernichten der befallenen Pflanzen zu bekämpfen.
Die Gattung Urocystis ist von größerer Bedeutung für Landwirt-
schaft und Gartenbau. Sie ist charakterisiert durch die hellen sterilen
Randzellen der Sporenballen (Abb. 74).
Urocystis occulta ruft den glücklicherw^eise nicht sehr häufigen Stengel -
brand des Roggens hervor. Die Sporen entstehen in langen streifenförmigen
^) Vgl. Appel, Otto, Der Steinbrand des Weizens und seine Bekämpfung. Flugbl.
B. R. A. Xr. 26.
jgQ Einuiidzwanzigstes Kapitel.
grauen Schwielen an Halmen, Blattscheiden und Blättern. Gewöhnlich
ist der ganze Halm dabei verbildet und werden keine Ähren entwickelt.
Meist werden sämtliche Halme einer Pflanze ergriffen. Die Übertragung
der Krankheit geschieht durch Keimlingsinfektion. Die Sporen gelangen
mit dem Saatgut auf das Feld. Die Bekämpfungsmaßnahmen sind die
gleichen wie gegen den Steinbrand des Weizens.
Urocystis cepulae verursacht den Brand der Zwiebelarten. Auch diese
Ka-ankheit ist noch nicht sehr verbreitet, immerhin auch bei uns schon
an einigen Stellen in sehr ernster Form aufgetreten. An den Blättern und
Zwiebelschalen erscheinen langgestreckte, blasige Schwielen, welche mit
dem schwarzen Sporenpulvef erfüllt sind. Später platzen die Schwielen
auf und die Sporen stäuben aus.
Auch in diesem Falle dürfte nur das frühzeitige Vernichten der kranken
Pflanzen Erfolg versprechen. Um die Gefahr einer Verschleppung zu ver-
meiden, ist das Beizen des Saatgutes zu empfehlen.
Urocystis violae ruft den Stengelbrand der Veilchen, besonders an
Viola odorata. hervor. An Blättern. Blattstielen und Ausläufern bilden
sich schwielenartige Auftreibungen oder Pusteln, welche häufig mit Defor-
mationen der betreffenden Organe
verbunden sind. Später brechen die
Blasen mit unregelmäßigen Längs-
rissen auf und entlassen das schwarze
Sporenpulver. — Zur Bekämpfung
wird empfohlen : die Auswahl wider-
standsfähiger Sorten der Viola odo-
rata (lt. Naumann z. B. Kaiser
Friedrich); zeitiges Entfernen der
Abb. 74. ,^ . _, . kranken Pflanzen; Beizen des Saat-
Keimende Sporen von Urocystis occulta ; in drei ver- i i,
schiedenen Altersstadien, 300 fach vergr. (Nach Frank.) gutCS ; irOCkCUhaltung.
Andere Urocystis-Arten können
Zier- AUium- Arten, Muscari, Scilla, Galanthus, Gladiolus, Anemone,
Helleborus- Arten und einige andere Pflanzen befallen.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Die Uredinineen oder Rostpilze.
Die Uredinineen oder Rostpilze sind weitverbreitete und teilweise
auch sehr bösartige Schädhnge unserer Pflanzenwelt. Charakteristisch
für dieselben sind echte quergeteilte Basidien, welche aus Chlamydosporen,
und zwar aus den sogenannten Teleutosporen hervorgehen.
Die Rostpilze sind echte Parasiten, deren Mycel, reich entwickelt,
durch Querwände geteilt und vielfach verzweigt, in den Zwischenzellräumen
höherer Pflanzen lebt, Haustorien in die Zellen hineintreibend.
Im Entwicklungsgange dieser Pilze können folgende fünf Sporenformen
auftreten :
1. Die Teleutosporen oder Wintersporen. Es sind dies die
eigentlichen für die Uredinineen bezeichnenden Sporen. Sie sind ein- oder
mehrzellig, von den verschiedensten äußeren Formen (Abb. 75). In der
Regel werden sie einzeln, nur selten (s. u.) in Reihen, entweder in be-
sonderen Lagern oder gegen Ende der Vegetationszeit in den Uredolagern
Uredinineen.
161
(s. Sporenform 5) gebildet. Sie überwintern und besitzen zu diesem Zwecke
in der Regel eine dicke Membran. Jede Teleutosporenzelle ist mit einem
besonderen Keimporus versehen. Bei der Keimung (gewöhnlich im
Frühjahr) entwickelt sich das Promycel (s. Sporenform 2).
Abb. 75. Uredinineen. Typen von U.- und T. -Sporen.
1 Puecinia arenariae, Teleutospore . 2 P. pruni, a Teleutospore, b Uredospore mit Paraphyse. 3 Uromyce.«
pisi, Teleutospore. 4 Phragmidium siibcorticium, Teleutospore. 5 Melampsora salicina, Teleutosporen.
6 Melampsorella caryophyllacearum, keimende Teleutosporen. 7 Calyptospora Goeppertiana, keimende
Teleutosporen. 8 Chrysomyxa abietis, Teleutosporen. 9 Cronartiura ribicola, a Teleutosporensäulchen,
b keimende Teleutospore. 10 Gymnosporangiuin clavariiforme, Teleutosporen. 11 Coleosporiuin pulsatillae,
keimende Teleutosporen. (Aus Sorauers Handbuch der Pflanzenkrankheiten.)
2. Die Basidiosporen (auch Sporidien genannt). Dieselben werden
an dem aus den Teleutosporen hervorgehenden Promycel abgeschnürt
(Abb. 86, Fig. 9). Dieses, als Basidie zu bezeichnen, ist typisch durch
Höstermann-Noack, Pilzparasitäre Krankheiten. ii
162
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Querwände in vier oder fünf Zellen geteilt, von denen in ersterem Falle
jede, in letzterem nur die vier oberen Zellen, auf einem mehr oder weniger
langen Stielchen (Sterigma) je eine Konidie (Basidiospore) abschnüren.
Die Keimung dieser letzteren erfolgt mittels eines Schlauches, welcher in
die Nährpflanze eindringt.
3. Die Aeeidiosporen. Ihre Bildung geschieht in kleinen becher-
förmigen Fruchtkörperehen, den sogenannten Aecidien (Abb. 76). Diese sind
meistens von einer besonderen haubenartigen, bei der Reife der Sporen
aufplatzenden Hülle, der Pseudoperidie, umgeben. Die Sporen, welche
durch die gegenseitige Pressung gewöhnhch etwas eckig sind, werden in
Ketten, immer abwechselnd mit einer später einschrumpfenden Zwischen-
zelle, auf dicht stehenden Hyphenästen abgeschnürt. Sie vermögen sofort
zu keimen und neue Infektionen hervorzurufen.
^ 4. Die Spermatien (= Pj^knosporen). Es sind dies sehr kleine
Sporen, welche im Innern krugförmiger Gebilde, den Spermogonien
(= Pykniden), konidienartig abgeschnürt werden (Abb. 10, Fig. 6). Diese
letzteren treten aber
nie für sich allein, son-
dern stets zusammen
mit den Aecidien, wenn
auch oft etwas später
als diese auf (Abb. 76).
Ihre Bedeutung ist un-
bekannt, sie vermögen
nicht zu infizieren.
ö. Die Uredospo-
ren oder Sommer -
sporen. Dieselben
sind stets einzelhg,
mehr oder weniger
lang gestielt (Abb. 75,
Fig. 2 b). Sie entstehen
in besonderen offenen
Lagern (den Uredo-
lagern), in denen sich jedoch, gegen Ende der Vegetationsperiode, auch
Teleutosporen entwickeln können (Abb. 86, Fig. 2). Sie vermögen sofort
zu keimen und mittels eines Keimschlauches in entsprechende Wirts-
pflanzen einzudringen.
Auftreten und Zusammenhang dieser fünf Sporenformen sind fol-
gendermaßen :
Teleutosporen und Sporidien gehören zur Charakteristik der Rost-
pilze und fehlen keinem vollständig bekannten Vertreter dieser Ordnung.
Alle anderen Formen können gänzlich oder zum Teil fehlen. — Aus den
Teleutosporen entmckeln sich bei der Keimung stets Sporidien. Aus diesen
kann entweder ein Aecidien und Spermogonien (welche bekanntUch mit-
einander auftreten) oder ein Uredosporen oder unmittelbar wieder ein
Teleutosporen erzeugendes Mycel hervorgehen. Aus den Aeeidiosporen
gehen im allgemeinen Uredolager heivor, welchen später Teleutosporen
folgen, manchmal (z. B. bei Gymnosporangium) entwickeln sich aber aus
den Aeeidiosporen auch unmittelbar Teleutolager. Die Spermatien sind
funktionslos. Die Uredosporen entwickeln entweder neue Uredosporenlager
Abb. 76. Pucdnia graminis. Aecidien auf einem Berberitzenblatt.
e Epidermis, sp Pykniden, a Aecidienbecher, k Pseudoperidie, r Sporen-
ketten, b Sterigmen, st stromatische Unterlage der Becher. (Vergr. etwa
50 fach.) (Xach Sorauer.)
Melampsoräceen. 263
oder Teleutosporen. — Auf die möglichen Kombinationen weiter einzu-
gehen, dürfte sich an dieser Stelle erübrigen.
Der Entwicklungsgang der Rostpilze kann sich auf ein und derselben
Art von Wirtspflanze abspielen. Man nennt den Pilz in diesem Falle
autözisch oder wirtsständig. Vielfach tritt jedoch ein Wirtswechsel ein,
indem Aecidien (und Spermogonien) auf der einen, Uredo- und Teleuto-
sporen auf einer ganz anderen Pflanzenart entwickelt werden. Dann spricht
man von heterözischen oder wirtswechselnden Arten.
Im allgemeinen ist bei den wirtswechselnden Rostpilzen das Vor-
handensein beider Wirtspflanzen eine Notwendigkeit für die Erhaltung
der Art. Jedoch kann in bestimmten Fällen unter Umständen die eine
Wirtspflanze fehlen und es erhalten die betreffenden Pilze sich dann in
anderer Weise, z. B. durch Überwinterung der Aecidien- oder Uredo-
mycelien.
Die üredinineen umfassen drei Familien :
A. Teleutosporen durch reihenförmige Abschnürung in längeien Ketten
in aecidienähnlichen Fruchtlagern gebildet: Endoph yllaccae.
B. Teleutosporen ungestielt, flache oder polsterförmige Lager oder säulen-
förmige Körper bildend oder lose im CJewebe der Nährpflanze:
Melampsoraceae.
C. Teleutosporen — wenn auch manchmal nur kurz — ge.stielt. isoliert
bleibend oder einzelne von der Nährpflanze trennbare Sporenlager
von bestimmter Grestalt bildend: Pucciniaceae.
Nur den Melampsoräceen und Pucciniaceen kommt — allerdings be-
deutendes — phytopathologisches Interesse zu.
Die Melampsoräceen sind gärtnerisch vereinzelt, forstwirtschafthch
jedoch von großer Bedeutung. Es sollen daher folgende Gattungen und
Art«n einer kurzen Besprechung unterzogen werden.
Chrysomyxa abietis autözisch auf Picea excelsa;
rhododendri Aec. auf Picea excelsa, U. und T. auf Rhododendron
ferrugineum und R. hirsutum;
ledi Aec. auf Picea excelsa, U. und T. auf Ledum palustre.
Cronartium ribicola Aec. auf Pinus strobus, U. und T. auf Ribes-Arten;
asclepiadeum Aec. auf Pinus silvestris. U. und T. auf Vincetoxicum
officinale und Paeonia-Arten.
Coleosporium senecionis Aec. auf Pinus silvestris, U. und T. auf Senecio
silvaticus und S. vulgaris.
Melampsora lini autözisch auf Linum usitatissimum ;
allii-populina und allii-salicina Aec. auf ,Allium-Arten, U. und T. auf
Populus- bzw. Salix-Arten;
ribesii-salicina Aec. auf Ribes-Arten, U. und T. auf Salix-Arten;
pinitorqua Aec. auf Pinus silvestris, U. und T. auf Populus tremida.
Melampsorella caryophyllacearum Aec. auf Abies alba, U. und T. auf
Stellaria-, Cerastium-, Arenaria- usw. Arten.
Calyptospora Goeppertiana Aec. auf Abies alba, T. auf Vaccinium vitis
idaea.
Die Gattung Chrysomyxa ist ausgezeichnet durch ihre aus kurzen
ZeUreihen bestehenden, zu sammetartigen Polstern vereinigten Teleuto-
sporen, welche sofort nach der Reife in der für die Rostpilze t^^pischen Art
mittels eines Promycels keimen (Abb. 75. Fig. 8). Die Uredosporen,
11*
164
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
welche nicht immer vorhanden sind, werden in Reihen abgeschnürt und
sind ohne, die Aecidien mit wohlentwickelter Peridie.
Chrysomyxa abietis, der Fichtennadelrost, entwickelt seine Teleuto-
sporen auf den Nadeln der Fichte; Aecidien und Uredosporen sind nicht
bekannt. Die alten Nadein fallen nach dem Verstäuben der Basidio-
sporen ab, die neuinfizierten zeigen gelbe Querbänder. Die Basidiosporen
können sofort wieder auf Fichten-
nadeln Infektionen hervorrufen. Im
allgemeinen ist die Krankheit nicht
sehr gefährlich, der Verlust an Na-
deln nicht so groß, wie der durch
Chrysomyxa rhododendri bzw. Ch.
ledi hervorgerufene.
Chrysomyxa rhododendri, der
Alpenrosenrost, und die sehr nahe-
stehende Chr. ledi, beide auch als
Fichtenblasenrost bezeichnet, ergän-
zen einander ihr Vorkommen : erstere
findet sich im Verbreitungsgebiet
der Alpenrosen (Rhododendron fer-
rugineum und R. hirsutum), also
besonders in den Alpen, letztere in
demjenigen des Sumpf porstes (Ledum
palustre), demnach in Norddeutsch-
land, hauptsächlich aber in Skandi-
navien usw. Die Aecidien beider
Arten treten an Picea excelsa oft so
massenhaft auf, daß manche Bäume
nur wenige gesunde Nadeln behalten.
Die kranken Nadeln fallen noch im
gleichen Sommer ab. Die Aecidio-
sporen ent wie Ivel n auf den Blättern
der Alpenrosen bzw. des Sumpf -
porstes Uredosporen. Diese ver-
breiten die Krankheit während des
Sommers weiter. Im Herbst bilden
sich, ebenfalls auf den Blattunter-
seiten der Rhododendron- Arten bzw.
von Ledum, die Teleutosporen, die
jedoch erst im Frühjahr die Epider-
mis sprengen, und dann zu Promy-
celien auskeimen. — Die Uredo-
mycelien beider Pilze vermögen zu
überwintern und die Art dort zu
Abb. 77. erhalten, wo die Nährpflanze ihrer
Peridermium pini auf eiuein Kiefernast. AecidieUffeneration fehlt
Die Gattung Cronartium ist ausgezeichnet durch die fest miteinander,
auch in der Längsrichtung, zu einem säulenförmigen Gebilde verbundenen
Teleutosporen (Abb. 75, Fig. 9). Die Säulchen erheben sich vollständig
frei, vertikal vom Substrat. Die Uredolager sind von einer sich mit Porus
Cronartium.
165
Öffnenden Pseiidoperidie eingeschlossen. Die Aecidien besitzen eine weite
blasenförmige Pseudoperidie- (Peridermium) (Abb. 77).
Cronartium ribicola, der Weymouthskiefern-Blasenrost oder Johannis-
beer-Säulenrost, entwickelt seine Aecidiengeneration auf Pinus strobiis,
seine Uredo- und Teleutosporen auf den verschiedensten Ribes-Arten, z.B.
R. grossularia, R. nigrum. R. rubrum, R. sanguineum, R. aureum, R.
petraeum und R. alpinum, im allgemeinen jedoch häufiger auf Johannis-
beeren als auf Stachelbeeren. Die Aecidien treten in Gestalt zahlreicher,
großer, goldgelber Blasen alljährlich auf der Rinde ihrer Wirtspflanzen
auf (ähnlich Abb. 77). Die befallenen Stellen der Zweige wie der Stämme
zeigen Anschwellungen, sowie eine Verldemmg des Holzes. Der Pilz kann,
besonders in den Pflanzgärten, erheblichen Schaden anrichten^). — Die
üredo- und Teleutosporen finden sich als orangegelbe Rostpusteln auf
den Blättern der Ribes-Arten und bringen dieselben bei starkem Befall
vorzeitig zum Absterben.
Zur Bekämpfung der Krankheit sind an den
Weymouthskiefern die kranken Äste (im Notfalle die
kranken Stellen) auszuschneiden und die Wunden
mit Steinkohlenteer zu verschließen. Die An-
pflanzung von Ribes-Arten in der Nähe, von Pinus
strobus- Schulen ist zu vermeiden. Beim Bezug von
Pflanzen aus solchen untersuche man dieselben genau
auf Blasenrost (Erkennungszeichen : verdickte Zweig-
stellen mit rauher schorfiger Rinde). Die Ribes-
Blätter können vorbeugend mit Fungiziden bespritzt
werden, wobei die Blattunterseiten besonders zu
berücksichtigen sind.
Cronartium asclepiadeum ist im Gegensatz zum
vorigen nur forstwirtschaftlich von Bedeutung. Die
Aecidien erzeugen den Blasenrost der Kiefer (Peri-
dermium Cornui), und zwar eine rindenbewohnende
Form desselben 2). Die Uredo- und Teleutosporen
entwickeln sich auf den Blättern von Vincetoxicum
officinale und Paeonia-Arten (Abb. 78). Neben dem
Peridermium Cornui ist jedoch ein rindenbewohnendes
Peridermium der Kiefer nachgewiesen, dessen Sporen
unmittelbar wieder Peridermien erzeugen und von
dem man andere Sporenformen nicht kennt (Peridermium pini) (Abb. 77).
Beide Peridermium-Arten richten großen Schaden an. Sie vermögen
junge Pflanzen zu töten, erzeugen Verdrehungen an den jungen Ästen,
verursachen einseitiges Dickenwachstum der Stämme und führen zur
Verkienvmg des Holzes.
Die Gattung Coleosporium besitzt im Gegensatz zu Chrysomyxa und
Cronartium nie in Längsreihen angeordnete (ungestielte) Teleutosporen.
Vielmehr werden dieselben in flachen, von der Epidermis bedeckten Lagern
Abb. 78.
Cronartium asclepiadeum auf
Vincetoxicum officinale.
(Nach V. Tubeuf.)
1) In Amerika, der Heimat der Weymouthskiefer, kommt der Pilz auffallenderweise
nicht vor bzw. ist erst von Europa nach dort eingeschleppt worden. Ob die Aecidien des
Pilzes ursprünglich Pinus cembra bewohnen, ist noch strittig.
^) Bezüglich des nadelbewohnenden Blasenrostes der Kiefer vgl. Coleosporium
.senecionis.
166 Zwoiundzwanzigstes Kapitel.
nebeneinander entwickelt, .sind anfangs einzellig, später vierzellig und ent-
wickeln aus jeder Zelle ein »Sterigma mit je einer Sporidie (Abb. 75, Fig. 11).
Die Aecidien besitzen Blasenform (Peridermium), die Uredosporen werden
Aecidiosporen ähnlich in Reihen abgeschnürt.
Die Systematik der Gattung Coleosporium ist außerordentlich ver-
wickelt. Wir wollen nur den Erreger des Nadelblasenrostes der gewöhnlichen
Waldldefer und von den in Frage kommenden Rassen auch nur die be-
kannteste in Betracht ziehen, welche die Uredo- und Teleutosporenlager
auf den Blättern von Senecio- Arten entwickelt : Coleosporium senecionis. —
Die blasenförmigenAecidien(Peride:muim pini acicola) treten zwar bisweilen
in Massen auf den Nadeln auf (Abb. 79), aber der angerichtete Schaden
ist in der Regel nicht von Bedeutung, jedenfalls nicht zu vergleichen mit
dem vom Rindenblasenrost (Cronartium asclepiadeum) angerichteten.
Auch die Gattiwig Melampsora entAvickelt, gleich der vorigen, ihre
(stets einzelligen) Teleutosporen in flachen einschichtigen Lagern (Abb. 75,
Fig. 5). Im Gegensatz zu Melampsorella (s. u.) werden dieselben außerhalb
des Gewebes der Wirtspflanze (also nicht innerhalb der Epidermiszellen)
angelegt, sind jedoch von der Epidermis bedeckt. Uredosporen wie Aeci-
dien sind ohne Pseudoperidie.
Von den wirtsständigen Arten dieser Gattung ist
bemerkenswert Melampsora lini, welche Blätter und Stengel
des Lein (Linum usitatissimum) befällt. Aecidien sind von
diesem Pilz nicht bekannt. Die Uredosporen erscheinen als
orangefarbene Polster auf beiden Blattseiten und den Sten-
geln, später entwickeln sich mehr auf den letzteren die
Teleutosporenlager als anfänglich rotbraune, später pech-
schwarze Krusten. Bei schweren Angriffen werden die
Stengel brüchig und zur Flachsbereitung ungeeignet.
Eine Anzahl wirtswechselnder Arten der Gattung Me-
lampsora entwickelt seine Uredo- und Teleutosporen auf
Pappeln und Weiden (Populus- und Salix-Arten), seine
Aecidien zum Teil auf wichtigen Kulturpflanzen. Die mor-
Kiefemnadeiu phologischeu L'^ntcrschiede zwischen den neuerdings auf-
mit Coleosporium gestellten Arten sind gering. Es genügt ihre Anführung
senecionis ® . ,,r. ^ <■, & & & & &
(Peridermium nach V\ n'tsptlanzen :
(n'S v^TuSuf.) Melampsora allii-populina bzw. M. allii-salicina (i. w. S.)
erzeugen orangefarbene Aecidien auf Blättern und Stengeln
unserer Laucharten. V. und T. finden sich auf verschiedenen Populus-
bzw. Salix-species.
Melampsora ribesii-salicina schädigt Stachel- und Johannisbeeren
durch Entwicklung ihrer Aecidien auf den Blattunterseiten derselben.
\J. und T. kommen auf den Blättern mehrerer Weiden vor.
Melampsora pinitorqua, der ,, Drehrost", kann den Kiefern außer-
ordentlich gefährlich werden. Die linealen, bis 2 cm langen und 3 mm
breiten Aecidien brechen aus der Rinde der jungen Triebe hervor, diese
einseitig abtötend. Infolgedessen krümmen sich die Triebe an den erkrank-
ten Stellen ein. richten sich aber weiter oben wieder auf, Avoclurch eigen-
artige Verunstaltungen zustande kommen. V. und T. finden sich blatt-
unterseits auf Pappeln.
Melampsorella. — Calyptospora. — ■ Pucciniaceen. 167
Die Gattung Melampsorella ist dadurch ausgezeichnet, daß die ein-
zelligen Teleutosporen in den Epidermiszellen entstehen (Abb. 75, Fig. 6).
Die Uredolager und Aecidien haben eine Pseudoperidie.
Melampsorella caryophyllacearum ist nicht nur ein außerordentlich
gefährlicher Feind der Weißtannen, sondern auch von allgemeinem patho-
logischen Interesse, weil das Mycel der Aecidiengeneration den Hexen-
besen und Krebs dieses Baumes erzeugt. — Durch die Sporidien werden
die jungen Maitriebe der Tannen infiziert. Als Folge dieser Infektion
entsteht eine Zweiganschwellung und vermehrtes Austreiben der Knospen.
Die Anschwellungen entwickeln sich im Laufe der Zeit zu beulenartigen
Grebilden von zuweilen gewaltiger Größe, den sogenannten Krebs-
geschwülsten. Die austreibenden Knospen werden zu reichverzweigten
Büschen, welche (mit negativ geotropischer Wachstumsrichtung) den
Zweigen aufsitzen und kürzere und fast stielrunde Nadeln haben, welche
im Winter vertroclaien und abfallen. Auf den Nadeln der Hexenbesen,
und zwar nur auf diesen. ent\\'ickeln sich etwa im Juni — Juli die Aecidien.
— Als Träger der U.- und T. -Generation sind verschiedene CaryophaUaceen,
insbesondere Stellaria- und Cerastium- Arten festgestellt worden. — Das
Holz der Tannen wird durch die Krebsbeulen als Nutzholz entwertet.
Ferner erfolgt an den Krebsstellen leicht Bruch durch Sturm. Endlich
bietet die rissige Rinde der Krebsstellen Möglichkeiten für die Infektion
durch holzzerstörende Polyporus- oder Agaricus-Arten.
Die Gattung Calyptospora hat mit der vorigen die Anlage der Teleuto-
sporen innerhalb der Epidermiszellen gemein. Im Gegensatz zu den ein-
zelligen Sporen von Melampsorella sind jedoch diejenigen von Calj'ptospora
durch zwei sich kreuzende Längs wände vierzellig, außerdem braun und
nicht farblos (Abb. 75, Fig. 7).
Am bekanntesten ist Calyptospora Goeppertiana (= Pucciniastrum
Goeppertianum). Die Aecidien derselben entstehen in zwei Längsreihen
auf den Unterseiten der Tannennadeln, erzeugen jedoch keine Hexen-
besen. Die Teleutosporen finden sich auf der Preißelbeere (Vaccinium vitis
idaea), wo sie innerhalb der Epidermiszellen der Triebe angelegt werden.
Diese erfahren ein gesteigertes Wachstum, so daß sie oft hoch über ihre
Umgebung hervorragen, ihre Blätter bleiben klein und die Rinde ist
schwammig verdickt. Das Mycel der T.- Generation perenniert in den
Preißelbeertrieben. LTedosporen kennt man von diesem Pilz nicht.
Die Familie der Pucciniaceen umfaßt nur wenige Gattungen^):
I. Teleutosporen in eine Gallertmasse eingebettet (T. auf Koniferen):
Gymnosporangium.
II. Teleutosporen nicht in eine Gallertmasse eingebettet (T. nicht auf
Koniferen).
1. Teleutosporen einzellig: Uromyces.
2. Teleutosporen zweizeilig: Puccinia.
3. Teleutosporen mehrzellig, die Zellen übereinander in einer Reihe
angeordnet : P h r a g m i d i u m .
^) Nicht berücksichtigt sind, da nicht auf Kulturpflanzen vorkommend, von den bei
uns lebenden Gattungen: Gjminoconia (autözisch auf Rubus- Arten, Teleutosj)oren zwei-
zeilig, Aecidien ohne Peridie) und Triphragmium (Zellen der Teleutosporen in einem
Dreieck angeordnet).
168
Zweiundzwanzigstes Kapitel,
Gymnosporangium entwickelt seine mit deutlicher Peridie versehenen
Aecidien auf den Blättern verschiedener Pomoideen, seine Teleutosporen
hingegen auf Juniperus- Arten. Dort treten sie an den Ästen und Stämmen
in Form gallertiger keidiger Gebilde auf. Uredosporen sind nicht bekannt.
Gymnosporangium sabinae, der Gitterrost der Birne, ist der wichtigste
Vertreter inid Typus der Gattung, welche bei inis nur durch wenige,
einander sehr ähnliche Arten vertreten ist. Es entwickelt seine Teleuto-
sporen auf dem Sadebaum (Juniperus sabina), seltener auf J. virginiana,
^-■•^' "*'
Abb. 80. Gymnosporangium sabinae.
1 Zweig von Juniperus sabina mit den zapfenartigenTTeleutosporenlagern t; 2 Erkranktes Zweigstück von
Juniperus sabina mit den Narben n der Teleutosporenlager und Anlagen a von Adventivknospen; [3 Birnblatt
a oberseits mit Pyknidenf lecken, b imterseits mit Aecidien p. (Nach Sorauer.)
J. oxycedrus. J. phoenicea, J. tripartita und J. excelsa. Auf diesen er-
scheinen im Frühjahr zapfenartige Gebilde, welche bei trockener Witterung
fest, kurz und dunkelbraun sind, bei feuchtem Wetter zu Gallertklumpen
werden und allmählich zerfließen (Abb. 80, Fig. 1 und 2). Es sind dies
die Teleutosporen (Abb. 81, Fig. A), deren lange Stiele in Wasser ver-
sclüeimen und verqueUen. Die befallenen Stellen der Äste sind erhebhch
verdickt, die Rinde ist an denselben schuppig und rissig. Die Sporen
selbst sind zweizeilig, sie keimen schon innerhalb der Gallerte aus. Die
Gyranosporangium.
169
entwickelten Sporidien sind sofort keimfähig. Sie infizieren die Blätter
der Birnbäume. Auf denselben erscheinen, etwa im Juli— August, orangerote
Flecke, auf deren Oberseite sich die Pykniden in Gestalt kleiner dunkler
Wärzchen entwickehi (Abb. 80, Fig. 3). Die Aecidien (Roesteha) bilden sich
erst im September auf den Unterseiten der Flecke. Sie sind kegelförmig,
bis zu 2 mm lang und U/.y mm dick. Ihre Peridie öffnet sich nicht, wie bei
anderen Aecidien, an der Spitze, sondern dadurch, daß die Seitenwände
gitterartig aufreißen (Abb.- 81, Fig. D). Selten tritt die Aecidienbildung
auch auf Früchten auf. — Das Mycel der T.- Generation perenniert im
Holz der Juniperus- Sträucher. Auch das Mycel der Aecidiengeneration
ger»iO,OiO..C?(
Abb. 81. Gitterrost der Birne, Gymnosporangiuni sabinae.
A: Teleutosporenlager, a Mycel in der Kinde, st Stiele, b junge Sporenanlagen, t Teleutosporen ; B: keimende
Teleutospore, st Stiel, p Basidie, ste Trägerzelle der Basidiospore, sp Basidiospore ; C: Pyknide in der Blatt-
oberseite der Birne, a Epidermis, b Palisadenparenchym, st Trägerzellen der Sporen, «p Sporen; D: Becher-
sporenfrüchte (Aecidien), u Unterseite des Birnblattes, a Stärkekörner, p Peridie, sp Sporenketten, k Zwischen-
stücke. (Aus Sorauers Handbuch d. Pflanzenkrankheiten.)
kann im Innern der befallenen Birnbaumtriebe ausdauern. Dann können
sich die Aecidien in jedem Jahre von neuem entwickeln, ohne daß Sade-
bäume als Zwischenwirte der T.- Generation dienen. Ein solches Ver-
halten stellt jedoch eine seltene Ausnahme dar.
Zur wirksamen Bekämpfung der Krankheit ist die Anpflanzung der
in Frage kommenden Juniperus- Arten nach Möglichkeit zu vermeiden.
Zeigen sich an Juniperus- Sträuchern, die nicht entfernt werden können,
lo-anke Äste, so sind dieselben auszuschneiden und die Wunden mit Stein-
170
Zvveiimdzwanzigstes Kapitel.
kohlenteer zu verschließen. Spritzmittel dürften bei der Bekämpfung ver-
sagen.
Andere Gymnosporangium-Arten sind :
G. confusum. Aec auf Crataegus, Cydonia und Mespilus, seltener auf
Birnbäumen (Pirus communis). T. auf den gleichen Wirten wie G. sabinae.
G. tremelloides. Aec. auf Pirus aria und auf Apfelbäumen (Pirus
malus); T. auf Juniperus commmiis.
Von bekannteren Ziersträuchern haben Cotoneaster, Amelanchier,
Pirus aucuparia u. a. bisweilen unter den Aecidien von Gymnosporangium-
Arten zu leiden.
Die Gattung Uromyces ist durch ihre einzelligen (gestielten) Teleuto-
sporen charakterisiert (Abb. 75. Fig. 3). Die Träger schnüren je eine
Teleutospore ab. Diese besitzt nur eine
Keimpore. Die äußeren Krankheits-
erscheinungen sind im allgemeinen ein-
ander sehr ähnlich : auffallend gefärbte
verdickte Flecke beim Auftreten von
Aecidien, Rostpusteln auf Blättern und
Stengeln bei Befall durch Uredo- und
Teleutosporen. Zu den einzelnen Arten
genügen daher wenige Angaben:
I. Wirtsständige (autözische)
Arten. Man kennt Aec, U. und T.,
welche nacheinander auf derselben
Wirtspflanze auftreten.
U. betae auf roten Rüben, Zucker-
rüben und Futterrüben. Aec. spärlich.
'^:'^l\ aber mitunter schon an jungen Keim-
pflanzen. Im Hochsommer die U. und
T. in Gestalt zahlreicher, kleiner, anfangs
hell-, später dunkelbrauner Pusteln, die
beiderseitig über das ganze Blatt zerstreut
sind. Bei starkem Befall sterben die
Blätter ab. Bekämpfung durch Ent-
fernung der rostkranken Blätter (soweit
durchführbar). Tieferes Umgraben des
Bodens nach der Ernte. Wechsel wirt-
Abb.82. iromyce^s^phaseoi^auf Buschb^ schaft. Vielleicht vorbcugeudes Bespritzen
mit einem Fungizid.
U. phaseoli (=U. appendiculatus) auf Bohnen und Feuerbohnen, macht
sich oft erst spät im Sommer bemerkbar. Aec. (weiße Pusteln) häufig
gänzüch fehlend. U. (braune Pusteln) und T. (schwarze Pusteln) manch-
mal massenhaft auf beiden Seiten der Blätter (Abb. 82), ebenso auf Stengeln
und Hülsen. Tritt mitunter sehr bösartig auf. Bekämpfung: -wie die-
jenige von U. betae ; vielleicht kann durch Beizen des Saatgutes einer Ver-
schleppung der Krankheit vorgebeugt werden.
U. fabae kommt außer auf der Pferdebohne (Vicia faba) auch auf
Erbsen, Platterbsen, Linsen, Saat- und anderen Wicken vor. Ähnelt
im übrigen dem V. phaseoli und wird auch in der gleichen Weise wie
dieser bekämpft.
Uromvces.
171
U. ervi auf Linsen ist von U. fabae wohl nicht spezifisch verschieden.
U. trifolii findet sich auf den Blättern verschiedener Kleearten.
U. limonii ist ein Schädling der Statice-Arten, z. B. von 8t. elongata,
St. maritima, St. Hmonium usw. Aec. auf gelbhchen oder schmutzig-
braunen Schwielen; U. als zimmetbraune, T. als fast schwarze Pusteln
auf beiden Blattseiten, oft massenhaft. Bekämpfung durch rechtzeitige
Vernichtung aller befal-
lenen Pflanzen ; vielleicht
ist auch vorbeugende Be-
spritzung wirksam.
II. Wirtsständige
Arten, von denen
man nur Aec. und T.
kennt.
U. erythronii (bzw.
U. lilii) befäUt Erythro-
nium dens canis, Fritil-
laria, Lilium bulbiferum,
L. candidum und L. car-
niolicum, Muscari- und
Scilla- Arten. Aec. grup-
penweise, becherförmig,
blaßgelb. T. -Lager als
braune Wärzchen beider-
seits über die Blattfläche
zerstreut.
III. Nur T. und U.
bekannt, die auf der
gleichen Pflanze vor-
kommen.
U. anthyllidis lebt
auf Wundklee (Anthyllis
vulneraria) sowie auf
gelber und blauer Lupine
(Lupinus luteus und L.
angustifolius).
U. lupinicolus kommt
auf Lupinus angustifolius
vor.
IV. Nur T. be-
kannt.
U. scillarum erzeugt
bis 1cm lange und y.jmm Em durch uro-
1 • , 1 rr' T mvces pisi defor-
breite braune T. -Lager vierter Sproß
auf den Blättern von ^'»n Euphorbia
^r • , -11 1 TT cyparissias.
Muscari, Scilla und Hya- (Xach Dietei.)
cinthus.
U. croci bildet gleichfalls längliche, braune T. -Lager auf den Blättern
von Crocus vernus.
V. Wirtswechselnde Arten.
U. dactylidis ent\\äckelt seine V. und T. auf verschiedenen Wiesen-
gräsern, seine Aec. auf Ranunculus bulbosus, R. repens und R. lanuginosus.
Abb. 83.
Abb. 84.
Vromvees pisi auf einem Erbsenblatt.
(Nach Dietel.)
172
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
U. caryophyllinus schädigt verschiedene Nelkengewächse, u. a. auch
Dianthus caryophyllus. Auf den Blättern und Stengeln entwickehi sich
hellbraune U.- und dunklere, runcüiche oder längliche T. -Lager. Be-
kämpfung durch rechtzeitiges Entfernen der erkrankten Pflanzen und
vorbeugendes Bespritzen mit einem Fungizid unter Zusatz eines Haft-
mittels, weil die Blätter der Gartennelken wegen ihres Wachsüberzuges
sonst schwer benetzbar sind. Aec. auf Euphorbia Gerardiana; Fort-
pflanzung aber anscheinend auch ohne die Aec. möglich.
U. pisi erzeugt seine Aec. auf den Blättern der Zypressen- Wolfs-
milch (Euphorbia cj^arissias und E. esula) (Abb. 83), seine V. und
T. auf Blättern und Stengeln der Erbsen, Platterbsen und Wicken.
Die von dem Pilz befallenen Wolfsmilchpflanzen erfahren eine eigenartig'?
Abb. »5. llfchts gesunde, links Uurdi Lnniiyces pisi defurmierte Euiihorbia cyparissias. (Nach Hurtig.)
Umbüdung (Abb. 85) : sie haben stets einfache Stengel, die fast nie
zur Blüte kommen; die Blätter sind breiter, aber viel kürzer als an den
normal entwickelten Pflanzen, meist von gelblich grüner Farbe, und sind
oberseits mit Spermogonien, unterseits mit Becherfrüchten dicht besetzt.
Das Mycel des Pilzes perenniert im Wurzelstock der ausdauernden
Wolfsmilcharten. — Die U. und T. treten im Sommer, bisweilen massenhaft,
auf Blättern und Stengeln der Erbsen, erstere als rotbraune, letztere als
schwarzbraune Rostpusteln auf (Abb. 84). Bei starkem Vorkommen des
Schädigers vertrocknen die befallenen Pflanzenteile vollständig. Die Be-
kämpfung der Krankheit geschieht durch Ausstechen der Wolfsmilch (samt
den Wurzeln) in der Nähe der Erbsenfelder. Eine möghchst frühzeitige
Aussaat der Erbsen ist empfehlenswert. Das Stroh erkrankter Pflanzen
ist nach der Ernte zu verbrennen, der Boden tiefer umzugraben.
Puccinia. 173
Die Gattung Puccinia ist von Uromyces durch die zweizeiligen Teleuto-
.sporen unterschieden (Abb. 86, Fig. 7). Eine scharfe Trennung beider
Gattungen besteht jedoch nicht, da auch bei Puccinia zuweilen einzeUige
Teleutosporen (neben den zweizeiligen) vorkommen. Jede Zelle ist mit
einem Keimporus versehen. Die Arten dieser Gattung sind landwirtschaft-
hch von großer Bedeutung, insbesondere als Erreger der Getreide roste,
auch zahlreiche gärtnerische Kulturpflanzen haben unter ihnen zu leiden :
forstwirtschaftüch sind sie hingegen von untergeordneter Bedeutung.
I. Die Rostkrankheiten des Getreides.
Übersicht der wichtigsten Arten:
Name: Aec.-Wirt: U.- und T.-Wirt
1. P. graminis Berberis vulgaris Roggen. G^erste, Weizen.
Hafer.
2. P. dispersa Lycopsis arvensis und Roggen.
Anchusa officinaUsI
3. P. coronifera Rhamnus cathartica Hafer.
4. P. triticina^) unbekannt Weizen.
5. P. glumarum unbekannt Weizen, Roggen. Gterste.
6. P. Simplex Ornithogalum umbellatum Grerste.
Puccinia graminis erregt den Schwarzrost des Getreides. Dieser Pilz
entwickelt seine Aecidien gruppenweise auf gelblichroten, etwas beuligen
Flecken auf den Blattunterseiten von Berberis vulgaris'-), seine vSpermo-
gonien oberseits dieser Flecke, welche in Xorddeutschland etwa Mitte
Mai erscheinen (Abb. 86, Fig. 3). U. und T. treten auf Blättern und
Blattscheiden sowie Stengeln der in der Übersicht genannten Getreide-
arten sowie verschiedener Gräser auf^) (Abb. 86, Fig. 1). Die U. -Lager
sind länger oder kürzer, strichförmig, oft zusammenfließend, ockerfarben.
die T. -Lager ähnlich, jedoch schwarz-braun, häufig kohlig-pulverig
(,, Schwarzrost"). Die U. -Sporen sind länglich, stachelig, braun, die T.-
Sporen langgestielt, keulen- oder spindelförmig, in der Mitte schwach
eingeschnürt, dunkler gefärbt (Abb. 86. Fig. 2).
P. dispersa verursacht den Braunrost des Roggen (Abb. 86, Fig. 8
bis 10). Die Aec. dieses Pilzes finden sich auf der Ochsenzunge (Lycopsis
arvensis und Anchusa officinalis). Die L". und T. treten nur auf Roggen
auf. Die L". -Lager bilden, meist auf der Blattoberseite, kleine, braune,
ordnungslos angeordnete Flecke, die T. -Lager erscheinen gewöhnhch blatt-
unterseits als zerstreute glänzend-schwarze Striche, welche von der Ober-
haut bedeckt sind. Die f. -Sporen sind kugelig bis ellipsoidisch, fein-
stachelig, gelb, die T.- Sporen sind kurz gestielt, keulenförmig, unsymmetrisch.
^) Von einigen Forschem, z. B. von Eriksson, werden P. triticina und P. glumarum
wegen des Fehlens ihrer Aecidienformen als ,,autöziseh" angesprochen. Das wäre
jedoch erst dann berechtigt, wenn es gelungen ist, mittels der Sporidien neue U.-Lager zu
erzielen. Da dies nicht zutrifft, können wir höchstens folgern, daß die betreffenden Pilze
bei uns ohne Aec. ihre Lebensbedingungen finden, sei es, daß ihre U.-Mycelien die Fähigkeit
besitzen, zu überwintern, sei es, daß ihr Auftreten jeweils auf eine Xeueinführung ihrer
Sporen (mittels Windverbreitung) zurückgeht, aus Gegenden, in denen ihre Aecidienform
vorkommt.
-) Ebenso an jungen Fruchtknoten von Mahonia aquifolium.
^) Neueren Untersuchungen zufolge scheint von Puccinia graminis eine Anzahl weit-
gehend spezialisierter Formen zu existieren, die teilweise nicht, teilweise nur in beschränktem
Maße befähigt sind, von einer Getreideart. auf eine andere überzugehen. Man vgl. darüber
u. a.: Klebahn, H., Die wirtswechselnden Rostpilze. Berlin 1904, S. 228 ff.
174
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
P. coronifera erzeugt den Kronen rost des Hafers (Abb. 86, Fig. 13
bis 14). Die Aec. werden auf den Blättern des Kreuzdornes (Rhamnus
Abb. 86. Getreideroste.
1 — 3 Puccinia graminis. 1 Uredo- und Teleutosporenlager auf Roggen, 2 Schnitt diu-ch ein Lager mit
Uredosporen m und Teleutosporen t, 3 Aecidien auf der Berberitze. 4 — 7 P. glumarum. 4 Uredo- und Teleuto-
sporenlager auf Weizen, 5 dieselben auf einer äußeren Deckspelze, 6 keimende Uredospore, 7 Teleutospore,
8 — 10 P. dispersa, 8 Uredo- und Teleutosporenlager auf Roggen, 9 keimende Teleutospore, 10 Aecidien auf Ly-
copsisarvensis, 11 — 12 P. simples, 11 Uredo- und Teleutosporenlager auf Gerste, 12 Uredospore, 13 — 14 P.
coronifera, 13 Uredo- vmd Teleutosporenlager auf Hafer, 14 Teleutospore. (Nach Eriksson.?
Puccinia. 175
cathartica, nicht auf Frangula alnus) entwickelt. Die U. und T. kommen
auf Hafer und verschiedenen Wiesengräsern vor; erstere auf beiden Blatt -
Seiten als kürzere oder längere orangefarbene Pusteln, letztere als schwarze,
von der Epidermis lange bedeckt bleibende oft ring- oder rautenförmige
Lager. Die T.- Sporen sind charakterisiert durch einen Kranz von stumpfen
Auswüchsen an der Spitze, der sogenannten ,, Krone".
P. triticina ist Erreger des Braunrostes des Weizens. Aec. sind von
diesem Pilz, wie schon oben gesagt wurde, nicht bekannt. Die U. -Lager
werden regellos auf der Bltttt Oberseite, die T. -Lager dagegen reihenweise
meist auf der Blattunterseite angelegt. Die T. -Sporen sind wie bei P.
dispersa, unsymmetrisch.
P. glumarum, welche der P. graminis als Schädiger des Getreides an
Bedeutung nahekommt, ist LTsache des Gelbrostes von Weizen, Gerste
und Roggen (Abb. 86, Fig. 4 bis 7). Aec. dieses Pilzes sind nicht bekannt.
Die U. bilden, besonders auf den Blattspreiten, kleine, reihenförmig an-
geordnete, zitronengelbe Streifen. Die T. -Lager werden hauptsächlich auf
den Blattscheiden und Halmen entwickelt. Es sind feine, bleigraue, später
schwarze, in Reihen angeordnete Striche.
P. Simplex erzeugt den Zwergrost der Gerste (Abb. 86. Fig. 11 bis 12).
Die Aec. sind neuerdings auf Ornithogalum umbellatum nachgewiesen
worden. Doch vermag der Pilz auch mittels der U. zu überwintern.
Die außerordentlich kleinen zitronengelben U. -Lager sind ordnungslos über
die Blattfläche zerstreut, die punktförmigen, schwarzen, von der Epidermis
bedeckten T. -Lager finden sich meist auf der Blattunterseite und an den
Blattscheiden.
Die Bekämpfung der Getreideroste ist schwierig, eine direkte
Bekämpfung überhaupt nicht bekannt. Man sorge für gute Bodenbearbei-
tung, gleichmäßige und möghchst frühzeitige Aussaat, vermeide frischen
animalischen Dünger, gebe reichlich P-haltige Kunstdünger und vernichte
in der Nähe der Getreidefelder die Wirtspflanzen der Aecidien, also die
Berberitze, den Kreuzdorn und (wenn durchführbar) die Ochsenzunge.
Doch sind über den Nutzen der letztgenannten Maßnahme die Anschau-
ungen noch geteilt, da z. B. die Verbreitung des Schwarzrostes in keinem
bestimmten Verhältnis zum Auftreten der Berberitze steht.
II. Puccinia-Arten gärtnerischer Kulturgewächse.
Nachstehend seien die wichtigsten der in Frage kommenden Arten
in der systematischen Reihenfolge der von ihnen besonders geschädigten
Wirtspflanzen aufgeführt :
A. Monocotyledoneae.
P. allii ist Erreger eines seltenen Rostes auf Knoblauch (AUium sati-
vum) und einigen wildwachsenden Laucharten, auf denen sich die U. und
T. finden. Aec. sind unbekannt. ^Mikroskopisch ist die Art durch das Vor-
handensein zahlreicher brauner Paraphysen in den T. -Lagern von der
folgenden zu unterscheiden.
P. porri ist häufiger als vorige und tritt auf verschiedenen Zwiebel-
bzw. Laucharten auf. Aec, U. und T. finden sich auf den Blättern und
Stengeln dieser Pflanzen. Der Pilz ist also wirtsständig. Bei starkem BefaU
sterben die erkrankten Teile vorzeitig ab; als Folge davon bleiben die
Zwiebeln in der Entwicldung zurück.
P, sessilis entwickelt seine Aec. auf Convallaria majahs, Polygonatum-
Arten und (lt. Naumann) auf Lilium canadense. Die U. und T. leben auf
176
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
einer Grasart: Phalaris ariindinacea (deren Form ..picta" als" [Bandgras
in Gärten kidtiviert wird). Der Schaden ist unter Umständen erheblich.
P. asparagi ist gleichfalls eine wirtständige Art (Abb. 87). Die
Aecidien sind allerdings selten. Die U. und T. hingegen bedecken bis-
weilen das Kraut über und über mit ihren bis 1 cm langen braunen bzw.
schwarzen Rostpusteln. Bei starkem Auftreten der Krankheit kann das
Ivi-aut vollständig vertrocknen. Derart geschädigte Pflanzen liefern im
folgenden Jahre nur schwache Pfeifen.
P, Schroeteri befällt Arten der Gattung Narcissus. Man kennt von
dieser Art nur T. In den T. -Lagern finden sich nicht selten auch ein-
zellige T.
.\bb. 87. Pucciiiia asparagi.
1 Sommer- und Winter.sporenhäufchen des Spargelroste.s an einer Triebspitze. 2 Sommer- und Wintersporen-
häufchen des Spargelrostes am Stengel. .3 Teil eines Sonimersporenhäufchens an dünnem Spargelstengel
(etwa 75 fach vergr.). 4 Teil eines Wintersporenhäufchens (etwa 7.) fach vergr.).
(Xach Flugbl. B. R. A.)
P. iridis entwickelt U. und T. auf den Blättern zahlreicher Iris-Arten;
Aec. sind nicht bekannt.
B. Dicotylecloneae.
P. phragmitis bildet Aec. auf den Blättern des Rhabarber (Rheum
undiüatum) und verschiedenen Rumex-Arten. U. und T. finden sich auf
dem Schilfrohr (Phragmites communis).
P. arenariae findet sich auf zahlreichen Caryophyllaceen, u. a. auf
der häufig kultivierten Dianthus barbatus und auf D. chinensis. Man
kennt nur die T.
P. saxifragae ist ebenfalls nur in der T. -Generation bekannt und kann
von Bedeutung für die zahlreichen Saxifraga-Arten alpiner Anlagen
werden.
Puccinia.
IV
P. ribesü-caricis ist die .Sammelbezeichnung für fünf verschiedene
Pilzformen (P. Pringsheimiana. P. ribis nigri-aciitae. P. ^Nlagnusii. P. ribesii-
pseudocyperi und P. ribis nigri-paniculatae). welche morphologisch kaum
unterscheidbar sind, ihre Aec. den sogen. Becherrost, auf verschiedenen
Ribes-Arlen (R. grossularia, R. rubrum, R. alpinum. R. aureum. R. san-
guineum. R. nigrum), ihre U. und T. auf zahlreichen C'arex-Arten ent-
wickeln. Die erstgenannten erscheinen auf Blättern, Blattstielen und
unreifen Früchten in Gestalt polsterartig verdickter, gelbroter Flecke
(Abb. 88). Der Schaden Ist manchmal erhebhch.
P. ribis ist eine — nicht gerade häufige — Art. welche mit der
vorigen jedoch nichts zu tun hat. Sie entwickelt ihre allein bekannten T.
in dunkelbraunen Lagern blattoberseits auf zahlreichen Ribes-Arten.
P. pruni spinosae erzeugt U. und T. auf den Blättern von Prunus
domestica, P. amygdalus, P. armeniaca und P. per.sica. Aec. dieses Pilzes
finden sich auf Anemone ranunculoides und A. coronaria.
P. cerasi befällt die
Blätter der Kirschen und
anderer Prunus-Arten. Bis-
her kennt man nur die U.
und T. dieses Pilzes.
P. buxi erzeugt große,
polsterförmige T. -Lager auf
den Blättern von Buxus
sempervirens (Abb. 90). Sie
ist nicht sehr häufig.
P. malvacearum ist ein
außerordentlich gefährlicher
SchädUng, der, seit dem
»Jahre 1869 aus Chile über
Spanien nach Europa ein-
geschleppt, die Kultur der
Gartenmal ven (Althaea ro-
sea) stellenweise völlig un-
möglich gemacht hat. Man
kennt nur T.. deren Lager
als kleine, rundliche Wärzchen oft in Massen auf den Blättern erscheinen
(Abb. 89). — Da der Pilz auch die wildwachsenden Malven befällt, sind
die Kulturen in gewissem L^mkreise von diesen frei zu halten.
P. violae tritt in allen drei Formen auf Viola-Arten, auch sehr häufig
auf den kultivierten Pflanzen auf. Es stellen sich oft \>rkümmerungen
und Mißbildungen der befallenen Pflanzen ein.
P. apii findet sich nicht selten, gleichfalls in allen Formen, auf den
Blättern des Sellerie (Apium graveolens). Das erla-ankte Blattgewebe
stirbt ab, bisweilen vertrocknen die Blätter auch gänzlich. Die Folge ist
eine mangelhafte Entwicklung der Knolle.
P. petroselini erzeugt U. und T. auf Petersilie (Petroselinum sativum)
und Dill (Anethum graveolens).
P. vincae schädigt bisweilen die Immergrün- (Mnca-) Arten unserer
Gärten. U. und T. auf den Blättern dieser Pflanzen. Aec. unbekannt.
P. endiviae und P. cichorii finden sich auf den Blättern der Endivie
und Cichorie (Cichorium endivia bzw. C. intybus). Man kennt nur U. und
Höstermann-Noack , Pilzparasitäre Kranklieiten. , .^
Abb. S8. Puccinia ril>esli-carici-;. AecicUen auf Kibes gros.-ularia.
178
•Zweiundzwanzigstes Kapitel.
T. dieses Pilzes. Stärkerer Befall hat vollständiges Vertrocknen der Blätter
zur Folge.
P. scorzonerae bildet Aec, U. und T. auf Sprossen und Blättern der
.Schwarzwurzeln.
P. helianthi entwickelt V. und T. auf Helianthus annuus und H. tube-
rosus. Die Samenausbildung soU jedoch selbst unter starkem Befall nicht
leiden.
P. chrysanthemi ist aus Japan eingeschleppt worden. Aec. sind nicht
bekannt. U. und T. finden sich,
die letzteren allerdings selten,
auf Blättern und Stengeln von
Chrysanthemum indicum in Ge-
wächshäusern.
P. hieracii, P. tanaceti und
P. virgaureae treten auf verschie-
denen Compositen auf.
Die Bekämpfung aller
dieser Erlcrankungen besteht im
Vernichten der betroffenen Pflan-
zen bzw. im Abschneiden und
Verbrennen der befallenen Pflan-
zenteile. Eine vorbeugende Be-
spritzung mit einem Finigizid ist
häufig von gutem Erfolg. Da die
Arten meist streng spezialisiert
sind, ist großer Wert auf Wechsel-
wirtschaft zu legen.
III. Puccinia-Erkrankun-
gen forstwirtschaftlicher
Kulturpflanzen.
An forstwirtschaftlichen
Kulturpflanzen richten Puccinia-
Arten kaum je nennenswerten
Schaden an. Es kommen ledighch
in Betracht :
P. coronifera, der lüonenrost
des Hafers (s. o. S. 174), w^elcher
seine Aec. auf Rhamnus cathartica
entwickelt, U. und T. auf Avena-
Arten und anderen Gramineen,
sowie
P. coronata, der vorigen sehr
nahestehend, deren Aec. auf Rhamnus frangula leben, während die U. und
T. Agrostis- und Calamagrostis-Arten und andere Gramineen bewohnen.
Die Gattung Phragmidium ist durch die aus mindestens drei, meist
mehr übereinanderstehenden Zellen zusammengesetzten T. charakterisiert
(Abb. 75). Die Aec. besitzen keine Peridie, sondern sind nur von Paraphysen
umgeben ; demnach ist die Aec. -Form als Caeoma zu bezeichnen. Die U. -Lager
sind gleiclifaUs von Paraphysen umgeben; die U.- Sporen einzeln, gestielt.
Abb. 89. Abb. 00.
Puccinia malvacearum auf Puccinia buxi auf Buxus sem-
Malvaneglecta. (Nach Dietel.) pervirens. (Xach Diet€l.)
Phragmidium.
179
Die Vertreter dieser Gattiing sind sämtlich wirtsständisr : sie leben
ausschließlich auf Rosaceen.
Ph. subcorticium ist der am häufigsten auftretende Rosenrost. Die
Caeomae erscheinen im Mai — Juni als leuchtend orangerote Pusteln, .teils
auf der Rinde vorjähriger Zweige, teils auf Blattstielen und Nerven. Erst
von Glitte Juli an treten auf den Blattunterseiten die U. -Lager als gelbe
und einige Zeit später die T. -Lager als braunschwarze Wärzchen auf
(Abb. 91). Der Pilz erhält sich durch Überwinterung des Mycels in den
Zweigen. Daher ist ein weitgehender Rückschnitt befallen gewesener
'j.^-
'Abb. 91. Phragniidium subcorticium auf Rosa centifolia. (Xach Dietel.)
Rosen die Grundlage der weiteren Bekämpfung. — Angaben über die
Empfänglichkeit der einzelnen Rosensorten finden sich in der Natur-
^^-issenschaftUchen Zeitung für Land- und Forstwirtschaft 3, S. 249^).
^) Nachstehend die a. a. O. mitgeteilten, in Proskau gemachten Beobachtungen:
Starker RostbefaU ist mit „s", mittelstarker mit „m"", geringer mit „g" imd kein Rostbefall
mit „k" bezeichnet. Die Beobachtungen erstrecken sich auf die Jahre 1903 und 1904.
I. Remontant-Rosen. Abel Carriere 1903 s, 1904 s — m, Baron de Rothschild s. s, Capitain
Christy k — s, k — m, Dr. Andry s, g — s, Duke of Connaught s, s — m, Earl of Dufferin s, s,
Ellen Dew s, m, Empereur de Maroc s, k, Fischer and Holmes k — s, g — s. Ferdinand Chaffold
s, m, Gloire Lyonnaise m, k, Heinr. Schultheiss s, g. Herr Majesty m, k, Jean Ldabeaux s, m,
Jean Rosenkranz m, m, Louis van Houtte s, m, Mad. Victor Verdier s, s, ^Ir. John Laing s, s,
12*
]^g() Dreiiiiidzwanzigstes Kapitel.
Allgemein läßt sich danacli sagen, daß Remontantrosen am stärksten zu
leiden haben, weniger die Noisette-, Teeh^^briden-, Bonrbon-iind Kapuziner-
rosen, am wenigsten die Polj^antha- und Teerosen.
Ph. tuberculatum findet sich gleichfalls auf verschiedenen Rosenarten,
ist aber weit seltener als voriges Pln-agmidium.
Ph. rubi idaei befällt Himbeeren. Caeomae blattoberseitig, IT. und
T. blattunterseitig.
Ph. violaceum ist das häufigste auf Brombeeren auftretende Phrag-
midium.
Die Bekämpfung der J*hragmidium-Roste ist die gleiche, wie diejenige
der Puccinia- Krankheiten.
Dreiund zwanzigstes Kapitel.
Die Exobasidiineen und Hymenomycetineen.
Die Auriculariineen und Tremellineen (s. Übersicht der Ordnungen
S. 151) leben rein sa])roph\'tisch : ein Eingehen auf dieselben erübrigt
sich daher.
Von phytopathologischem Interesse sind hingegen die Exobasidiineen.
Dieselben sind durch ihr frei auf dem Gewebe der Wirtspflanze entwickeltes
Basidienlager ausgezeichnet. Die Basidien sind einzellig, keulenförmig,
mit je vier, zuweilen sechs, auf Sterigmen stehenden Basidiosporen. —
Die Exobasidiineen sind stets Parasiten ; das Xährmycel ist interzellular
und intrazellular, das basidienbildende Mycel lebt entweder unter der
Epidermis oder zwischen dieser und der Kutikula. — Einzige hierher
gehörige Familie ist diejenige der Exobasidiaceen.
I. Basidien viersporig, ausgebreitete, zusammenhängende Lager auf
der Wirtspflanze bildend: Exobasidium.
II. Basidien meist sechssporig, in kleiner Zahl aus den Spaltöffnungen
hervorbrechend : M i c r o s t r o m a.
Die Gattung Exobasidium lebt besonders auf Ericaceen (i. w. 8.).
Sehr bekannt und verbreitet ist z. B. Exobasidium vaccini, welches
]\Ir. R. G. Sharmanii Oantoid 8. s, Margaret Dickson g, k, Magna Charta s, k imd ni,
Merveille de Lyon m. s, ^Marie Baumann s, s — m, Marchioness of Dufferin g, k, Oskar Corde]
s, m, Paul Xeyron s, s — m, Princesse de Beam s und m, m, Sou\'enir de William Wood s, m,
Sultan of Zanzibar g, m, Ulrich. Brunner fils s, m;
II. Tee-Rosen. Alba rosea k, k, Beaute de l'Europe g, k, Clotilde Soupert k, k, Duchesse
Maria Salviati k, k, l^r. Grill g, k, Fürst Bismarck g, k, Gloire de Dijon g,.k, Grace Darling
m, k. G. Xabonnand g, k, Homere k, k. Honorable Edith Gifford g, g, Kaiserin Auguste
Viktoria k. k, ]Mad. ßerard k. k, Mad. Eugene Verdier k, s ?, Mad. Creux k, k, Monsieur Tillier
k, k, Murial (Graham k. k, Mlle. Christine de Xone k, k, Princessüi Marie de Roumanie g, k,
Perle de Lyon k, k, Souvenir d'un ami k, k, Souvenir de Catharine Gouillot k, k, Sunset
m, k, Sombreuil k, k, White Pearl k, k;
III. Teehybriden. Antoine Rivoire k, k, Belle Siebrecht m, m m\d g, Ferdinand Bartel
k, g, Duc d'Engelberdt d' Arenberg m, m, La France de 1889 g, g, La France m, g, Meteor
m, k, Marquise Litta, m, m, Älad. Caroline Testout m, k, Mad. Abel Chatenay g, k, Viscountess
Folkestone m, m;
IV. Bourbon-Rosen. Baron Gonella s, g, .Mad. Isaac Pereire m, k;
V. Noisette-Rosen. Mad. Caroline Küster k, k, Bouquet d'or k und m, k und g, Perle
des Blanches (Xoisette-Bourbon-Hybride) m, s — m;
VI. Polyantha- Rosen. Crimson Rambler k, k, Etoile de Mai k, k;
VII. Kapuziner-Rosen. Persian Jellow g, k.
Exobasidiuin. — Microstroma.
181
an den Blättern der Preißelbeere (Vacciniiim vitis idaea) blasige, weiße,
auf der Oberseite leuchtend rote Auftreibungen sowie .Sproßdeformationen
verursacht (Abb. 92). Gärtnerisch sind von Bedeutung:
E. azaleae, welches Blattbeulen auf Azalea indica hervorruft. Die
Krankheit gewinnt u. U. erhebliche Ausdehnung, so waren z. B. 1914/15
in Burg bei Magdeburg tausende Töpfe von derselben befallen. Die Blatt-
gallen sind abzupflücken und zu verbrennen, um \^•eiterer Verseuchung
vorzubeugen: durch Bespritzen mit Schwefelkalkbrühe konnten bisher
keine Erfolge erzielt werden.
E. rhododendri befällt wildwachsende wie kultivierte Rhododen-
dron-Arten, mehr oder weniger große, weiße oder fleischrot gefärbte Blatt-
gallen erzeugend.
Die Gattung Microstro-
ma besitzt Basidien, die
büschelig zu den Spalt-
öffnungen herauswachsen,
kreidige Überzüge auf den
Blättern bildend. — Von
einigen Autoren wird Micro -
stroma zu den Fungi im-
perfecti, Ordnung der Hy-
phomycetes, gerechnet (vgl.
Kap. XXVI).
M. juglandis verur-
sacht auf den Blättern der
Walnuß bis über 1 cm große,
von den Nerven begrenzte,
blaßgrüne, später braun und
trocken werdende Flecke,
auf deren Unterseite ein
weißer »Schimmelüberzug
erscheint .
M. platani auf den
Blättern der Platanen, wird auch als Hyphomycet (s. d.) angesprochen
und gehört als solcher vielleicht in den Entwicklungskreis von Gnomonia
veneta.
Abb. 92. Exobasidiuin vaccinii.
1 Gallenartig angeschwollener Stengel der Preißelbeere, 2 Blattgalle,
3 Ein Stück des Hymeniums.
Der Ordnung der Dacryomycetineen kommt phytopathologisch keinerlei
Bedeutung zu.
Von großer Wichtigkeit sind hingegen die Hymenomycetineen. —
Das vegetative Mycel dieser Pilze ist in der Pegel unscheinbar. Es besteht
aus feinen Fäden, die im Substrat verborgen leben. Seltener erscheint
es filzig, watteartig usw. Bei einigen Arten, z. B. beim Halhmasch, werden
wurzelartige, dicke, schwarze oder braunschwarze, hornartige Stränge
(Rhizomorphen) gebildet, welche oft viele Meter lang sind. — Auch die
Bildung von Sklerotien kommt bei einigen Arten vor. — Auf dem Mycel
werden besondere Fruchtkörper entwickelt. Während diese bei der auf
der untersten Entwicklungsstufe stehenden Familie der Hypochnaceen
aus locker verflochtenen Hyphen bestehen, stellen sie bei den anderen
\Q2 Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Familien festere Massen dar, welche die Form von Krusten, Muscheln,
halbierten Hüten oder Schirmen (die mit breiter Seitenfläche oder mittels
seitlichem Stiel dem Substrat aufsitzen) oder schirmförmigen Hüten (die
dem Stiel zentral aufsitzen) annehmen. Die Fruchtschicht, das Hyme-
nium, überzieht nur bestimmte Teile des Fruchtkörpers, welche als Hyme-
nophor bezeichnet werden und gewöhnlich schon äußerlich eine besondere
Gestalt, z. B. Stacheln, Röhren oder Lamellen, zeigen. Dieselbe liegt also
frei auf der Oberfläche des Fruchtkörpers. Die Basidien sind denjenigen der
Exobasidiaceen ähnhch : sie sind in der Regel keulenförmig und schnüren
auf vier, seltener auf zwei, sechs oder acht, pfriemlichen Sterigmen je eine
Basidiospore ab. — Bei manchen Arten finden sich im Hj'^menium außer
den Basidien noch sterile, gewöhnlich längere und dickere Hyphenenden,
die Cystiden. Die Bedeutung derselben ist noch nicht völlig geklärt. Neben-
fruchtformen, z. B. Konidien und Chlamydosporen, kommen bei vielen
Arten vor. — Der Einteilung der Ordnung liegt der Bau der Fruchtkörper
und besonders des Hymenophors zugrunde.
A. Fruchtkörper spinnwebenartig locker: Hypochnaceae.
B. Fruchtkörper fest.
I. Hymenophor glatt, schwachwarzig oder runzelig.
a) Fruchtkörper häutig oder lederig, flach oder muschel-, trichter-
oder hutförmig: Telephoraceae.
b) Fruchtkörper fleischig oder zäh. keulenförmig, einfach oder
korallenartig verzweigt: Clavariaceae.
II. Hymenophor deutlich, Erhebungen oder Röhren bildend.
a) Hymenophor Warzen oder Stacheln bildend:
Hydnaceae.
b) Hymenophor Röhren oder Falten bildend:
Polyporaceae.
c) Hymenophor blatt- (lamellen-) förmig: Agaricaceae.
Nachstehend sollen zunächst — im Verein mit dem allgemeinen syste-
matischen Überblick — die phytopathologisch interessierenden Arten auf-
geführt werden. Ein Anhang wird die sogenannten ,, Holzzerstörer", d. h.
die dem Bauholz schädlichen Arten, behandeln.
Die Familie der Hypochnaceeti ist charakterisiert durch das aus locker
verflochtenen Hyphen bestehende Mycel, welches spinnwebenartig die
Unterlage überzieht. Auf demselben werden, locker nebeneinanderstehend,
die keulenförmigen Basidien gebildet. — Bemerkenswert sind die Gattungen
Hypochnus und Aureobasidium.
Hypochnus besitzt Basidien mit meist vier Sterigmen, auf denen
farblose, glatte oder feinpunktierte Sporen abgeschnürt werden.
Hypochnus solani ist weitverbreitet auf Kartoffeln; es werden ilim
verschiedene Erkrankungen derselben, Fußkrankheiten wie Knollenkrank-
heiten, zur Last gelegt. Hierher gehört zunächst die Filzkrankheit. In
feuchten Jahren tritt dieselbe sehr häufig auf. Auf den unteren Stengel-
teilen wächst ein dünner weißlichgrauer Filz, der aus farblosen mitunter
auch bräunlichen, geghederten und verzweigten Hyphen besteht, welche
Büschel von Basidien mit je vier nierenförmigen Sporen entwickeln. —
In einer anderen Form tritt der Pilz auf den Knollen auf. Auf diesen
erscheinen torf braune oder braunschwarze Krusten, welche bis 0,5 cm
Durchmesser erreichen können, meist jedoch kleiner sind. Dieselben lassen
Hvpochiiaceen. jg^^
sich leicht abschaben und hinterlassen keine sichtbaren Verletzungen
auf der Schale: sie bestehen aus einer dichten Masse rotbrauner, dicker,
gegliederter Fäden und zeigen keinerlei Spuren von Vermehrungsorganen!
Dieses sterile Mycel ist seinerzeit als Rhizoctonia solani beschrieben worden,
jetzt ist sein Zusammenhang mit Hypochnus solani erwiesen. Die Krank-
heit wird als Schwarzgrind, Rhizoctonia-Pocken oder Rhizoctonia-Schorf
bezeichnet. — Die anderen auf Hypochnus solani zurückgeführten Krank-
lieitserscheinungen sind noch wenig geldärt. Keime, welche aus stark
befallenen Knollen hervor wachsen, werden bisweilen so stark von dem
Filz überwuchert, daß sie ersticken. Unter günstigen Bedingungen scheint
der Pilz auch eine Knollenfäule hervorrufen zu können. — Filzla^ankheit
und Rhizoctonia-Schorf richten im allgemeinen keinen großen Schaden an,
erregen aber leicht die Aufmerksamkeit der Kartoffelbauer und sind daher
Gegenstand häufiger Anfragen.
Hypochnus cucumeris befällt die Gurkenpflanzen. Die Blätter, zuerst
die unteren, werden plötzlich von der Spitze her gelb und sterben ab,
endlich vertrocknet die ganze Pflanze. Am Wurzelhals findet sich ein
graues oder bräunhchgraues Gewebe, welches aus den verflochtenen,
basidienbildenden Hyphen besteht. - Die erkrankten Pflanzen sind samt
den Wurzeln zu entfernen und zu vernichten. Vielleicht erweist sich auch
Spritzen mit einem Fungizid als wirksam.
Hypochnus violaceus, die angebUche Basidienform des Wurzeltöters,
Rhizoctonia violacea, ist nach den Untersuchungen von van der Leck
noch eine sehr unsichere Art. Es wird daher Rhizoctonia violacea im An-
schluß an die Fungi imperfecti bei Besprechung der sterilen Mycelien
behandelt werden.
Die Gattung Aureobasidium besitzt ein zartes Mycel aus goldgelben
Hyphen, sowie Basidien mit zahlreichen, kleinen Sterigmen.
Aureobasidium vitis befäUt Triebe, Blätter und Beeren der Reben.
Die Krankheit wurde in Frankreich und Istrien beobachtet.
Die Familie der Telephoraceen hat häutige oder lederartige, flache oder
muschel-, trichter- oder hutförmige Fruchtkörper. Das Hymenophor ist
glatt, undeutlich runzelig oder schwachwarzig. Die wichtigsten Gattungen,
welche Parasiten enthalten, sind:
I. Fruchtkörper umgewendet, ausgebreitet, dem Substrat fest auf-
liegend.
1. Sporenmembran farblos: Corticium.
2. Spoienmembran gelbbraun: -Coniophora.
II. Fruchtkörper nur zum Teil angewachsen, frei abstehend oder gestielt.
1. Substanz des Fruchtkörpers aus verschiedenen Schichten be-
stehend: St er cum.
2. Substanz einheitlich; Erdbewohner: Thelephora.
Die Gattung Corticium (einschl. Aleurodiscus) ist von untergeord-
neter Bedeutung. Die parasitäre Wirkung ist schwach. Ein spezielles
Eingehen erübrigt sich.
Auch die Gattung Coniophora ist nur von bedingtem Interesse. Conio-
phora cerebella wird nicht selten in Häusern angetroffen und daher bei
Besprechung der Holzzerstörer ihre Würdigung finden.
134 Dreiuiulzwaiiziustes Kapitel.
^\'ichtig ist liingegen die Gattung Stereum. Dieselbe ist ausgezeichnet
durch ihre lederigen oder holzigen Fruchtkörper, welche aus drei ver-
schiedenen gesonderten Schichten bestehen : dem lederigen Hymenium, der
faserigen Zwisclienschicht und der Außenschicht. Meist sind die Frucht-
körper nur zum Teil der Unterlage aufgewachsen, mid stehen mit dem
Rande oder mit dem größeren Teil horizontal von dieser ab.
Stereum purpureum ist — vor noch nicht langer Zeit — als Erreger
des Milch- oder Bleiglanzes der Obstbäume nachgewiesen worden. Früher
hatte man als Ursaclu^ dieser Krankheit physiologische Störungen, z. B.
Kalkmangel, angenommen. — Die Krankheit befällt besonders das Stein-
obst, doch leiden auch Apfel, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Syringa,
Cytisus, Platanus und andere unter derselben. Äußerliche Symptome
zeigen sich nur an den Blättern. Dieselben verlieren mehr oder weniger
ihre sattgrüne Farbe und bekommen das charakteristische, mattweiße
Aussehen, welchem die Krankheit ihren Namen verdankt. Anfänghch
zeigt sich die Erscheinung nur an einem Ast, von Jahr zu Jahr greift sie
weiter um sich, bis endlich der ganze Baum befallen ist. Die betroffenen
Äste sterben nach und nach ab. schließlich geht der ganze Baum ein.
Die Krankheit gewiimt nur langsam an Ausdehnung, oft vergehen drei
bis sechs Jahre, ehe der Baum abgetötet ist. Ebenso greift die Krankheit
nur langsam auf Xachbarbäume über.
Die Untersuchung der Blätter zeigt keinerlei Mycel. Jedoch zeigen
sich die Epidermiszellen in eigenartiger, auffallender Weise vergrößert.
Dadurch werden sie blasenartig von dem Pallisadengewebe abgehoben und
das Chlorophyll desselben scheint nur noch abgeschwächt durch die farb-
losen Epidernüszellen hindurch. — Wurzeln. Zweige und Stämme der
erkrankten Bäume zeigen eine mehr oder minder starke Braunfärbung
des Holzes. Das Mycel des Pilzes findet sich in diesem und erzeugt dessen
Absterben. — Erst nach dem Tode des Zweiges oder Baumes tn-scheinen
die Fruchtkörper in dachziegeligen Rasen. Sie sind jvnig violett, später
bräunlich gefärbt, halbkreisförmig, 2 bis 3 cm breit. — Durch Impfen
gesunder Bäume mit Stereum purpureum ist es mehrfach gelungen, den
Milchglanz der Blätter künstlich auf diesen hervorzurufen. — Der Pilz
ist ein t\"pischer Wundparasit : auch liegen Wiuzelinfektionen im Bereich
der Möglichkeit. Zur Bekämpfung der Krankheit wird empfohlen: Ent-
fernen und Verbrennen aller erlsrankten Zweige und stärker erkrankten
Bäume. Sorgfältiges Ausgraben aller Stümpfe. Vermeidung des Gebrauches
entfernter erkrankter Stämme als Baumpfähle. Pfosten und dergleichen.
Verhinderung von Verwundungen bzw. geeignete Wundbehandlung.
Die Gattung Thelephora lebt im allgemeinen nicht parasitisch. Thele-
phora laciniata wird jungen Holzgewächsen und besonders den Nadel-
hölzern dadurch gefährlich, daß sie an denselben hinaufwächst und die-
selben erstickt.
Die Familie der Hydnaceen ist durch das warzige oder stachelige
Hymenophor ausgezeichnet. Nur wenige Vertreter sind ph\i:opathologisch
von Interesse.
Hydnum Schiedermayri befällt Apfelbaum- und (selten) Birnbaum-
stämme . Frvichtkörper fleischig, unförmlich weit ausgebreitet . mitunter meter-
lang, hervorbrechend freie Stalaktiten- oder höckerförmige Körper bildend,
schwefelgelb, am Lichte rot werdend. Stacheln hängend, 1 bis 2 cm lang.
Polyporaceen. — Merulieen. — Polyporeen. 185
Die Polyporaceen sind durch das die Innenseite von Höhlungen wie
aderig verbundene Falten, gewundene Gänge oder Röhren überziehende
Hymenium charakterisiert. Einteilung in vier l'nterfamilien, von denen
nur eine oder zwei pathologisch von Bedeutung sind:
A. Hymenophor niedrige, faltenförmige Erhabenheiten, später flache,
unregelmäßige Gänge bildend: Merulieae.
B. Hymenophor Röhren, tiefere gewundene Gänge oder wabenartige
Zellen bildend :
I. Röhrenschicht (oder da.» andersgestaltete Hymenophor) nicht als
besondere Schicht vom Fruchtkörper ablösbar.
a) Röhren. Gänge oder Waben dicht miteinander verwachsen:
Polyporeae.
b) Röhren isoliert stehend: Fistuli nae.
IL Röhrenschicht leicht vom Fruclitkörper aV>trennbar:
Boleteae.
Aus der Unterfamilie der Merulieen interessiert nur die Gattung
Merulius. Zwar kommen Merulius -Arten auch im Freien auf lebendem Holz
vor, ihre Bedeutung liegt jedoch in ihrer Eigenschaft als Zerstörer des Bau-
holzes. Sie werden daher am Schluß dieses Abschnittes behandelt werden.
Von den Polyporeen interessieren folgende Gattungen:
A. Hymenium in engen, etwas zylindrischen Röhren.
I. Substanz des Hutes von der zwischen den Röhren verschieden i).
a) Fruchtkörper umgewendet, flach aufgewachsen^);
Poria.
b) Fruchtkörper halbiert, hvitförmig, gestielt oder nicht.
1. Fruchtkörper von Anfang an mehr oder weniger holzig:
Fomes.
2. Fruchtkörpar anfangs fleischig, dann hart werdend:
Polyporus.
3. Fruchtkörper häutig, lederartig oder wergartig :
Polystictus.
II. Substanz des Hutes von der zwischen den Röhren nicht ver-
schieden: Trametes.
B. Hymenium nicht in Röhren, sondern in Gängen oder auf Lamellen.
I. Gänge labjTinthartig : Daedalea.
IL Gänge langgestreckt, mehr lamellenartig: Lenzites.
III. Hymenophor aus radial verlaufenden, aderig miteinander ver-
bundenen Lamellen gebildet: Favolus.
Zu den Polyporeen (und Agariceen. s. u.) gehören die als „Baum-
schwämme" bezeichneten Schädiger. Eine eigentliche Bekämpfung gibt
es nicht. Die befallenen Stämme oder Äste sind ihrem — wenn auch
langsamen — L'ntergange geweiht. Man beuge diu-ch Wmidbel.andlimg
einer Infektion vor. Die Fiuchtköiper sind abzuschneiden und zu ver-
^) Die Gattungen Fomes, Polyporus, Polystictus (deren Arten durch die viel dünneren
Hüte von den Arten der Gattung Polyporus im allgemeinen leicht zu unterscheiden sindj
und Trametes sind nicht scharf gegeneinander abgegrenzt. Man wird daher bei der Bestim-
mung einer Art aus diesen Verwandtschaftskreisen die Gesamtheit der angegeljenen ^lerk-
male in Betracht zu ziehen haben.
"-) Umgewendete Fruchtkörper finden sich jedoch auch bei den anderen Gattungen.
2g() Dreiundzwanzigstes Kapitel.
brennen, um ein Ausstäuben der Sporen zu verhindern, die Ansatzstellen
sind mit Teer zu verschmieien.
Nachstehend sind die gärtnerisch wichtigen Arten, ferner diejenigen,
die forstwirtschaftlich von allgemeiner Bedeutung sind, behandelt.
Poria.
Poria vaporaria findet sich besonders auf totem verbautem Holz und
wird zuweilen mit dem Hausschwamm verwechselt; nur selten wird sie
an lebenden Bäumen (Rot Wildschäden), Fichten und Tannen, beobachtet.
— Die weißen Fruchtkörper liegen als ^/^ cm starke Häute flach ausge-
breitet auf dem Substrat. Charakteristisch sind die weiten (0,25 bis 0,.5 mm
Durchmesser habenden) eckigen und unregelmäßigen Mündungen der Röhren
mit scharfkantigen, vielfach gesägten bis etwas geschlitzten Rändern.
Fomes.
A. Fruchtkörper halbiert hutförmig, sitzend, holzig, mit dünner,
glatter Rinde: Substanz flockig-faserig, blas.ser als die gedrängten Poren.
Fomes annosus ( = Poh'porus annosus oder Trametes radiciperda),
der „Wurzelschwamm", ist ein außerordentlich gefährlicher Parasit.
Besonders hat die Kiefer, in zweiter Linie die Fichte unter ihm zu leiden;
weniger anfällig sind Weißtanne und Douglastanne sowie andere Nadel-
liölzer; jedoch werden auch Laubbäume, durch benachbartes krankes
Nadelholz angesteckt, von ihm heimgesucht, z. B. Birn-, Kirsch- und
Pflamnenbäume. Die Fruchtkörper sind holzig, ausdauernd, ziemlich
dünn, krustenförmig. mit abstehendem Rande, von sehr verschiedener
Größe. Innen holzfarbig, oberseits kastanien- bis umbrabraun, am Rande
lieller. mit vielen konzentrischen Zonen. In der Jugend seidenartig glänzend,
im Alter mit kahler schwarzer Kruste. Röhren häufig geschichtet; Mün-
dungen anfangs weiß, dann hell ockerfarben. Sporen weiß, 5 /i lang und
4 ,u dick. — Die Fruchtkörper entwickeln sich auf den über die Erde hervor-
tretenden Wurzeln sowie auf alten Stöcken. Die Infektion erfolgt in der
Regel an der Wm-zel; auch durch feuchten Stand, Rohhumus u. dgl.
krankhaft vergrößerte LentizeUen am Fuße der Stämme bilden oft Ein-
gangspforten des Pilzes. Fomes annosus erzeugt die gefürchtetste Form
der Rotfäule: von der Infektionsstelle steigt dieselbe im Stamm (unter
Umständen 8 m und höher) empor.
In der Forstwirtschaft erfolgt die Bekämpfung am sichersten durch
Kahlschlag und Aufforstung von Weißtannen und Laubhölzern. — Im
Gartenbau sind kranke Bäume durch schmale und tiefe Gräben zu isolieren.
Kreuzen tote Wurzeln den Graben, so muß derselbe an dieser Stehe weiter
auswärts verlegt werden.
Fomes connatus ist durch die dachziegehg übereinanderstehenden Hüte
und ihre weiße (oder hellgraue) Oberfläche charakterisiert. Er findet
sich auf Pappeln (besonders Populus canadensis), Roßkastanien, Ahorn,
seltener auf HoUunder und Birke; er verursacht eine Kernfäule.
B. Fruchtkörper halbiert -hutförmig. aber vielfach mit dicker, hornartiger
Rinde: Substanz flockig-zunderartig oder hart, braun, rot oder rostbraun.
Fomes fomentarius ( = Polyporus fomentarius), der echte Ztinder-
schwamm, ist gärtnerisch nur von geringer Bedeutung (wegen des Vor-
kommens auf alten Nußbäumen), beansprucht aber allgemeines Interesse.
Er lebt besonders auf Buche. Weißbuche und Ulme. — Hut hutförmig-
Fomes. — Polypoius.
187
polsterartig, innen rostfarbig, durch das wergartig-korkige Innere von
F. igniariiis unterschieden. Oberfläche in der Jugend feinfilzig, später
glatt, mit dünner fester Haut, zuletzt grau, oft glänzend, mit undeutlichen
Zonen. Röhren vielschichtig, rostfarbig. Sporenpulver weiß. — Der
Zunder oder Feuerschwamm wird aus dem weichen Gewebe der Frucht -
körper gewonnen, welche zu diesem Zweck von Rindenschicht und Poren
befreit, mehrere Wochen mit Wasser, Asche und Salpeter behandelt, dann
getrocknet und mit Keulen go lange geschlagen werden, bis die Masse locker
ist. Der Zunder fand früher die mannigfachste Verwendung auch zur
Herstellung von Mützen, Tabaksbeuteln und dergleichen mehr, war auch
als blutstillendes Mittel im Gebrauch. — Bei uns finden sich wirklich
große Fruchtkörper nur noch in den urwaldartigen Beständen des Fichtel-
gebirges und Böhmerwaldes.
Fomes igniarius {= Polyporus igniarius). der Feuerschwamm, ist
durch die mehr gedrungenen Fruchtkörper mit zuletzt grauer oder schwärz-
licher, glanzloser Rinde und durch die harte Hutsubstanz von vorigem
Abb. 93. Fomes ribis.
Fruchtkörper am Grunde eines alten Stachelbeerstammes. Links von unten,
rechts von oben gesehen. (Orig. n. d. N.)
unterschieden. Seinen Hauptschaden richtet er am Steinobst" (Kirschen,
Pflaumen und Zwetschen) an, gelegentlich werden auch Pfirsich, Aprikose,
Apfel-, Birn- und Nußbäume u. a. befallen.
Fomes ribis (= Polyporus ribis) entwickelt seine Fruchtkörper am
Grunde alter Stachel- und Johannisbeerstämme. Dieselben sind korkig-
lederig, halbkreisförmig, abgeflacht, etwa 6 (bis 12) cm breit, 1 cm dick,
oberseits rostbraun ; sie sind meist dachziegelartig übereinander angeordnet
(Abb. 93).
Polyporus.
A. Hüte zuerst fleischig-saftig, dann erhärtend, mit einer dünnen
Kruste bedeckt; Poren dünn, niemals geschichtet.
Polyporus betulinus findet sich — oft in großer Zahl — auf Birken-
stämmen, dieselben abtötend. Hut halbkreis-, huf- oder nierenförmig,
hinten kurz stielartig verschmälert. Oberseite glatt, ungezont, graubraun.
Hutsubstanz weiß. Poren etwa 4 mm lang.
jgg ] )reiiiiidzwanzigstes Kapitel.
B. Hüte luiberindet, mit nackter flockig-faseriger Oberseite, ohne
Zonen, in der Jngend scliwammig, feucht, später trocken, fest; oft borstig
rauh, innen faserig. Fleisch des Hutes meist mit einer kompakten, mitt-
leren Schicht.
Polyporus borealis wächst auf Fichten, eine sehr charakteristische
Zersetzung des Holzes verursachend, bei welcher dasselbe nach den drei
Richtungen des Raumes in würfelige Stücke zerfällt. Hüte einjährig, zu
mehreren dachziegelig übereinander, fleischig-schwammig, später korldg,
innen weißlich. Oberfläche rauhhaarig, weiß, später blaßgelblich, ohne
Zonen. Röhren bis 1 cm lang, weißlich. ^Mündungen ungleich, verbogen,
mit zerschlitztem Rande.
Polyporus spumeus findet sich an Apfelbäumen. Hüte stets einzeln,
nicht dachziegelig, weichfleischig, am Grunde oft zusammengezogen, mit
eingekrümmtem Rande. Oberfläche höckrig-zottig. Gewebe weiß, beim
Durchschneiden zuerst rötlich, dann violett, zuletzt bräunlich werdend.
Poren 1 cm lang. weiß, später bräunlich, vom Hute trennbar.
Polyporus hispidus l)efällt besonders Apfelbäume, ferner Kirsch- und
Walnußbäume^ außerdem haben aber viele Laubbäume, z. B. Eschen,
Ulmen, Platanen, Maulbeerbäume. Buchen u. a. unter ihm zu leiden. —
Hüte einzeln, fleischig, schwammig, einjährig, innen gelbbraun, später
kastanienbraun, etwa 20 cm lang, bis 8 cm dick, oberseits mit striegelig-
filzigen, dunkelbramien. fast schwärzlichen Haarbüscheln besetzt. Röhren
1 bis 3 cm lang, fast goldgelb, später rostfarben. Sporenpulver braun.
C. Hut von Anfang an zähfleischig, weich, elastisch, zottig, filzig.
Poren kaum trennbar vom Hute, gefärbt.
Polyporus fumosus schädigt Weiden, Eschen, Ahorn, Rotbuchen usw.,
findet sich aber auch auf Apfelbäumen. Fruchtkörper dachziegelig über-
einander. 5 bis 12 cm breit, fest, fleischig-korkartig, erst seidenhaarig,
dann kahl, blaß rußfarbig, schwach gezont, gegen den Rand hin ver-
dünnt, schwärzlich: innen hellockerf arbig. Röhren 2 bis 3 mm lang. Mün-
dungen weißlich-rußfarbig.
D. Fruchtkörper rasig-vielteilig, von käsiger Substanz, anfangs saftig-
weich, dann erhärtend und zerbrechlich, ungezont.
Polyporus caudicinus (= P. sulphureus) findet sich auf zalilreichen
Laubhölzern sowie einigen Nadelhölzern; viel haben die Kirsch- und Birn-
bäume, weniger die Apfel- und Nußbäume unter ihm zu leiden. — Frucht-
körper meist zu vielen am Grunde zusammengewachsen, einjährig, weich-
fleischig, schwefelgelb bis orangefarbig, mit gelbem Saft. Fleisch weiß.
Der einzelne Fruchtkörper bis 30 cm lang. Röhren etwa 4 mm lang, Mün-
dungen schwefelgelb.
Polyporus imbricatus kommt u. a. auf Nußbäumen vor. Hüte dach-
ziegelig, aus gemeinsamem Grunde, oberseits gelbbraun; Poren blaß,
schmutzig gelb, später rostfarbig.
E. Fruchtkörper seitlich, seltener zentral gestielt; Hut zähfleischig,
später erhärtend; Stiel ganz oder nur an der Basis schwarz.
Polyporus squamosus lebt auf Apfel-, Birn- und Nußbäumen, ferner
auf Eschen, Ahorn-Arten, Buchen, Vogelbeerbäumen, Roßkastanien,
Ulmen, Eichen, Weiden und Linden. Fruchtkörper 10 bis 30 cm lang,
mit seitlichem, bis 8 cm langem, gekrümmtem Stiel, welcher oben weißlich,
unten schwarz ist. Oberseite der Fruchtkörper weißlich-gelb, mit breiten,
Polystictus. — Tranietes. — Daedalea. — Lenzites. 189
braunen, angedrückten Schuppen. Röhren 2 cm lang, Mündungen anfangs
weiß, später gelbhch. Geruch sehwach fenchelartig.
F. Hut anfangs weich-schwamnüg, Wasser begierig aufnehmend,
filzig; später korkig oder lederartig mit kurzem, unförndichem Stiele;
Poren bereift, sich verfärbend.
Polyporus sistotremoides ( = P. Schweinitzii oder P. mollis) befällt
Kiefern, Fichten, Douglastannen und Weymouthskiefern. Fruchtkörper
kurz und dick, oft mehrere zusammenfließend: oberseits jung gelbbraun,
später dunkelbraun, striegelig-filzig. Stiel dick, kiu-z, mitunter fehlend,
rostbraun. Poren groß, zerschlitzt, schwefelgelb-grünlich, später rost-
braun. — Die Infektion erfolgt in der Regel an der Wurzel, von wo die
Krankheit im Stamm aufsteigt. Das zersetzte Holz ist rotbraun, mulmig,
harzartig duftend.
Polystictus.
Polystictus cinnamomeus (= Polyporus cinnamomeus) findet sich
auf Kirschbäumen, Apfel- und Birnbäumen. Fruchtkörper holzig, anfangs
knollig, später hufförmig. bis 7 cm lang und breit, 4 bis 6 cm dick, innen
weißlich. Oberfläche gelbbraun, Röhren geschichtet. Mündungen sehr
fein, zimmetbraun.
Trametes.
Trametes pini, der ,,Kiefernbaumschwamm'", befällt Kiefern, Lärchen,
Fichten, Tannen und andere Nadelhölzer, eine Rotfäule verursachend.
Hut polster- oder konsolenförmig, mitunter auch lo-ustenförmig aus-
gebreitet, oft dachziegelig. S bis 16 cm im Durchmesser, korkig-holzartig.
Oberfläche anfangs zottig, dunkelbraun, später schwärzlich, rissig. .Substanz
gelbbraun. Röhren 5 bis 8 mm lang mit zuerst gelben, dann ockerbraunen
jNIündungen.
Trametes cinnabarinus (= Polyporus cinnabarinus) lebt auf verschie-
denen Laubhölzern, so auch auf Kirsch- und Walnußbäumen. Frucht-
körper von flockig-korkiger, weicher Substanz, bis 8 cm lang; innen
zinnobeiTot. etwas verblas.send. Oberfläche ziegelrot. Röhren 3 bis 4 mm
lang, ]\Iündungen lebhaft rot. Sporenpulver weiß.
Daedalea.
Daedalea unicolor findet sich auf Laubholzstöcken, u. a. aucli auf
Kirschbäumen. Fruchtkörper lederartig dünn, gewöhnlich in dachziegeligen
Rasen wachsend, halbkreis- oder muschelförmig. 5 bis 8 cm lang. Ober-
fläche zottig-striegelhaarig, grau oder hellockerfarben, gezont. Substanz
weiß. Gänge 2 bis 3 mm tief. labjTinthartig gewunden, grau oder graubraun.
Daedalea cinnabarina lebt auf Walnußstämmen. Hüte dachziegel-
förnüg, verwachsend, korldg. innen weiß, oberseits sammethaarig. mit
verschiedenfarbigen, bräunlichen, ziegelrot gesäumten Zonen. Poren
labyrinthförmig. weiß bereift, später rötlich, schwarz gefleckt.
Lenzites.
Lenzites sepiaria und L. abietina sind gefährUche Schädiger des Nutz-
holzes (s. u.).
Lenzites variegata befällt Laubhölzer, besonders Buchen und Pappeln.
aber auch Süßkirschen. Fruchtkörper halbkreis- oder nierenförmig, 2 bis
120 . Dreiundzwanzigstes Kapitel.
3 cm breit und lang, bis 1,5 cm dick. Oberseite sammetartig-filzig, mit
verschiedenfarbigen (weißen, grauen, bräunlichen) Zonen. Lamellen dick,
häufig anastomosierend, weiß.
Favolus.
Favolus europaeus findet sich (besonders in südlicheren Ländern)
als Parasit der Nußbäume. Fruchtkörper flach, meist 6 bis 10 cm breit,
bis 1 cm dick, halbkreisförmig oder nierenförmig, kurz gestielt, oberseits
weiß bis hellgelb, unterseits mit netzförmig untereinander verbundenen
Lamellen, welche sich auf den Stiel fortsetzen.
Die Familie der Agaricaceen oder Blätterpilze ist ausgezeichnet durch
das meist unter sich freie, selten am Grunde oder am Stengel anastomo-
sierende Lamellen oder selten strahlig verlaufende Adern oder Falten
bildende Hymenophor. — Einteilung in acht LTnterfamilien laut nach-
stehender Tabelle (nach Hennings) :
A. Hymenophor aus Adern, Leisten oder Falten gebildet:
Cantharelleae.
B. Hymenophor aus deutlichen Blättern gebildet.
a) Lamellen hinten am Stielansatze oder an der Anheftungsstelle des
Hutes anastomosierend, oft Zellen bildend: Paxilleae.
b) Lamellen hinten nicht anastomosierend.
I. Lamellen, oft auch der Hut bei der Reife zerfließend:
Coprineae.
II. Lamellen nicht zerfließend.
1. Lamellen dick und fleischig, fast wachsartig, entfernt
stehend: Hygrophoreae.
2. Lamellen fleischig-häutig oder häutig-lederartig.
a) Grundsubstanz des Fruchtkörpers aus zwei verschie-
denen Hyphenelementen bestehend, weiten Röhren, die
in rundlichen Bündeln zusammenliegen und von dünnen
Hyphen eingehüllt werden, meist mit Milchsaftgefäßen:
Lactarieae.
ß) Grundsubstanz aus ziemlich gleichartigem Hyphen-
gewebe gebildet.
aa) Fruchtkörper bei der Reife meist lederartig oder
korkartig, vertrocknend, sehr selten fast fleischig
oder dünnhäutig.
X Lamellen bei der Reife der Länge nach in zwei
Platten gespalten, die sich nach außen umroUen :
Schizophylleae.
XX Lamellen nicht gespalten: Marasmieae.
bb) Fruchtkörper fleischig oder häutig, bei der Reife
stets faulend: Agariceae.
Zur Bestimmung von Agaricaceen bzw. um die Diagnosen solcher zu
verstehen, ist es erforderlich, die vorkommenden ,, Hüllenbildungen" zu
kennen. — Der Fruchtkörper wird als Meines Knöpfchen am Mycel an-
gelegt. Sodann erfolgt die Differenzierung von Hut vmd Stiel, später
die Streckung des Stieles, zuletzt die des Hutes. — Ist bei einer Gattung
der junge Fruchtkörper mehr oder weniger in ein Hyphengewebe einge-
(
Pholiota. — Agaricus. j^9l
schlössen, welches sich also über die Hutoberfläche spannt und am Grunde
des Stieles angesetzt erscheint, so spricht man von einer äußeren oder
allgemeinen Hülle, einem ,,Velum universale". Dieses zerreißt naturgemäß
bei der Streckung des Stieles und es finden sich Überreste desselben teils
auf der Hutoberfläche als Fetzen, Fasern oder Schuppen, teils am Grunde
des Stieles als Fasern, ringförmige Schuppen oder kragenaitige. häutige
Hülle (Volva). Bei anderen Gattungen ist vor der Ausspannung des Hutes
der Rand desselben mit dem Stiel durch eine Hülle (zum Schutze des
hymenialen Teiles) verbunden. Man nennt diese die innere Hülle, das
„Velum partiale". Beim Zerreißen desselben bleiben Reste am Hutrande
wie am Stiel als Fäden, Hautfetzen oder Schuppen oder am Stiel in Gestalt
eines Ringes zurück. Einigen Gattungen ist sowohl ein Velum universale
wie ein Velum partiale eigen. — Die klare Erkennung dieser Verhältnisse
ist zur Bestimmung von Agaricaceen unbedingt erforderlich. — Ohne
Schwierigkeiten ist im allgemeinen die Bestimmung der Sporenfarbe. Es
genügt, die Fruchtkörper mit den Blättern nach unten auf weißes bzw.
blaues Papier zu legen. In wenigen Stunden werden dann so viel Sporen
abgeworfen, daß ihre Farbe leicht bestimmt werden kann.
Die wenigen pathologisch wichtigen Gattungen gehören zur Unter-
familie der Agariceen.
Pholiota. Velum universale fehlt. Velum partiale vorhanden und als
Ring am Stiel zurückbleibend. Sporen braun.
Pholiota adiposa lebt auf Laubhölzern, u. a. auf Kirsch- und Apfel-
bäumen, sowie auf Nadelhölzern, besonders auf Weißtannen. Hut gold-
gelb, schmierig, mit sparrig abstehenden, später abfallenden Schuppen.
Stiel voll, 9 cm und darüber lang, gelb. Lamellen angewachsen, gelb,
dann rostbraun.
Pholiota aurivella findet sich auf Apfelbäumen und anderen Laub-
bäumen. Hut schwach Idebrig, goldgelb oder braungelb, mit eingedrück-
ten, faserigen, dunlderen Schuppen. Fleisch gelb. Stiel voll, 6 bis 9 cm
lang, gelb, mit ziemlich dauerhaftem, abstehendem Ring. Lamellen an-
geheftet, ausgerandet, hellgelbhch, dann oliven- bis rostbraun.
Pholiota squarrosa kommt auf verschiedenen Laubbäumen, z. B.
Buchen, Eschen, Pappeln, Linden, Ulmen, Robinien, Apfel-, Kirsch- und
Birnbäumen, selten auf Nadelhölzern vor. Hut trocken, blaßstrohgelb,
dicht mit dicken, meist sparrig abstehenden, dunkleren Schuppen besetzt.
Stengel voll, 8 bis 12 cm lang, gelb, unten rostbraun. Ring schuppig.
Lamellen blaßgrünlich, dann umbrabraun.
Agaricus. Hut ohne jede merkliche Hülle. Sporenpulver weiß.
Agaricus ostreatus findet sich auf alten Laubbäumen (Pappeln, Weiden,
Buchen, Linden, Birken, Goldregen sowie auf Nußbäumen). Hut seitlich
gestielt, 6 bis 12 cm breit; oberseits zuerst schwärzlich, dann aschgrau
oder braun, glatt, Rand eingerollt. Stiel voll, 2 bis 4 cm lang. Lamellen
weiß, herablaufend, hinten anastomosicrend. Der Püz ist völlig' frosthart.
Agaricus velutipes, der „Winterpilz", findet sich am Grunde von
Laubbäumen, u. a. Linden, Ulmen, Pappeln und Apfelbäumen, oft mitten
im Winter. Hut mit anfänglich eingerolltem Rande, kahl, feucht klebrig,
honiggelb, in der Mitte kastanienbraun. Stiel voll, 6 bis 9 cm lang, oben
kahl, gelblich, unten braun bis schwärzlich, sammethaarig. Lamellen
angeheftet (nicht herablaufend), gelblich.
192
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Armillaria. Vehim universale fehlt. Velum partiale vorhanden und
als Ring am Stiel zurückbleibend. »Sporenpulver weiß. Sporen dünnwandig.
Lamellen herablaufend oder ausgerandet.
Armillaria mellea, der Hallimasch, ist einer der gefährlichsten Schä-
diger, die wir kennen^). Der Pilz befällt in erster Linie die Nadelhölzer,
ferner die Obstgehölze, insbesondere die Steinobst- und Ribes-Arten, doch
haben auch Kernobst und andere Laubhölzer, wie Eiche. Ahorn, Rüster,
Pappel, Birke usw., unter ihm zu leiden (Abb. 94). — Hut 6 bis 18 cm breit,
honiggelb, gelbbraun oder mehr rötlich, mit haarig-zottigen, dunkleren
Schuppen bedeckt. Stiel voll. 0 bis 20 cm lang, am Grunde etwas verdickt.
Abb. 94.
Fruchtkörper des'Hallimasehs;, aus eiueui horizontalen Wurzelstück hervortretend. (Etwa
(Flugbl. B. R. A.)
nat. Gr.)
Lamellen weitläufig, weißlich, mehr oder weniger herablaufend. — Der Pilz
besitzt die Fähigkeit zur Bildung von Strangmycelien oder ..Rhizomorphen",
d. s. braunschwarze, bis 3 mm dicke, runde oder plattgedrückte, verzweigte
und anastomosierende, im Innern weiße Stränge, dessen junge Spitzen
im Dunkel phosphoreszieren (Abb. 95). — Die Fruchtkörper erscheinen im
Herbst auf der Erde oder auf alten Stöcken oder auf altem, dem Boden
aufliegendem Holz. Die Rhizomorphen finden sich im Boden oder zwischen
Rinde und Holz kranker Bäume oder sonstwie auf altem Holz. — Die
befallenen Bäume kränkeln und gehen bald vollends zugrunde. Das Holz
wird weißfaul: zersetzt zerfällt es in kubische Stücke. — Die Infektion
1) Vgl. Flugblatt B. R. A. Xr. 22.
Die wichtigsten Zerstörer des Bauholzes.
193
geschieht durch Sporen, deren Keimschläuche durch W^inden in die Rinde
eindringen, sowie durch die den Boden durchwuchernden Rhizomorphen. —
Die befallenen Bäume sind mit Stumpf und Stiel auszuroden. Um die
erkrankten Bäume sind Isoliergräben zu ziehen, damit die Weiterverbrei-
tung der Rhizomorphen verhindert wird. Die Frucht körper sind möglichst
bald zu entfernen und zu vernichten — oder, da sie eßbar sind, zu ver-
werten — , damit die Ausstäubung der Sporen nach Möglichkeit unter-
bunden wird.
Die wichtigsten Zerstörer des Bauholzes.
Die Erkrankungen des Holzes, welche
dm-ch holzzerstörende Pilze verursacht ["
werden, bezeichnet man als ,, Schwamm".
Es ist zu unterscheiden : Hausschwamm und
Trockenfäule. — Einen ..Mauerschwamm"
gibt es nicht : Pilzmycel vermag zwar auch
in Mauerwerk einzudringen, in gewissen
Fällen es auch zu durchdringen, aber die
Pilze kömien sich nicht aus dem Mauerwerk
ernähren.
I. Der Hausschwamm. Erreger ist:
Merulius lacrymans (= M. domesticus),
der echte Hausschwamm. Er ist der gefähr-
Hchste Zerstörer des verbauten Holzes. —
Die Fruchtkörper sind weichfleischig, später
lederartig, sehr verschiedengestaltig : ent-
weder flach aufliegend oder am Rande
lappenförmig abstehend oder dachziegelig
rasenförmig. Der stets sterile Rand des
Fruchtkörpers ist weiß. Das Hymenium
wird bei den Krustenformen horizontal auf
der ganzen Fläche gebildet, bei den Huf-
ocler halbierten Hutformen bleibt die Ober-
seite des Fruchtkörpers meist steril, und nur
die Unterseite trägt das Hymenium. Es ist
goldgelb, dick, filzig, oft Wasser aussondernd.
Das Hymenophor anfangs faltig. Falten
stumpf, später zu gewundenen und gezack-
ten, netzförmigen, ungleich weiten (1 bis
2 mm) Maschen und Zellen verbunden, die
manchmal an einer Ecke zahnförmig ausgezogen sind, zuletzt von den
Sporen braun bestäubt. Sporen elliptisch oder eiförmig, mit brauner
Membran, 0 bis 12 fi lang und 5,5 bis 6,5 ^i breit, mit ein bis fünf stark
lichtbrechenden Tropfen. — Mycel zuerst schneeweiß, beim Eintrocknen
zusammenfallend, seidenglänzend, mit einem Stich ins Rötliche, mit
Schnallenzellen, von denen einzelne wieder zu einem Mycelfaden auswachsen
(doch kommen aussprossende Schnallenzellen auch bei anderen Holzzer-
störern vor). Im Alter vereinigen sich die Mycelfaden zu Strängen, mit
deren Hilfe der Pilz zur Ernährung ungeeignete Substratstrecken (z. B.
Mauerritzen) durchwachsen kann, um dann wieder auf frisches, noch
unzersetztes Holz zu gelangen und Fruchtkcirper zu bilden. Diese Mycel-
Höstermaiin-Noack , I'ilzpaiaiitäre Krankh(>it(Mi. 13
.•Vbb. 9.->.
Rhizoruorpheii des Halliinaschs auf einem
alten Brett. (V;, nat. (Jr.) (Flugbl. B. R. X.)
194
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
stränge zeigen mikroskopisch folgendes Bild: eine Giundmasse von dünn-
wandigen Mycelhyphen mit Strangfasern (sklerenehymfaserartigen Hyphen)
von 4 bis 5 /< Durchmesser und mit Gefäßhyphen (über 25 n Durchmesser
mit eigentümlichen Balken, Ringen und Wandverdickungen) (Abb. 96).
Charakteristisch für den echten Hausschwamm sind:
1. Die Fruchtkörper unter Berücksichtigung der Sporen (Größe und
Farbe der Membran).
2. Die Strangmycelien mit Fasern und Gefäßhyphen (unter Berück-
sichtigung der Größenverhältnisse).
Befallenes Holz oder junges Mycel läßt sich durch kulturelle Prüfung
gleichfalls identifizieren. Es dürfte jedoch zu weit führen, hier darauf
einzugehen.
Die Infektion geschieht in erster Linie duich die Sporen. Dieselben
kommen auf gesundem Holz in der Regel nicht zur Entwicklung, sie
keimen nur auf vor-
erkranktem Holz, wie
solches z. B. durch die
Coniophora-Fäule (s.d.)
bei längerer feuchter La-
gerungentsteht. Kranke
Häuser, in denen der
Hausschwamm fruch-
tet, sind die Haupt-
ansteckungsquellen .
Außerhalb der Häuser
finden sich Fruchtkör-
per auf Holzplätzen, in
Gärten usw. gewöhnlich
nur auf Holzteilen, die
schwamm kranken Häu-
sern entstammen. Das
natürliche Vorkommen
im Walde ist selten.
Eine Einschleppung von
Hausschwamm mit
Kohlen aus schwamm-
verseuchten Bergwerken
kommt zuweilen vor. — Die besondere Gefährlichkeit des Hausschwamms
liegt in verschiedenen L^mständen begründet. Das Auftreten des
Pilzes ist am häufigsten in Keller- und Parterreräumlichkeiten, da
der Pilz zu seiner ersten Entwicklung einer feuchtigkeitgesättigten
Luft bedarf. Das einmal vorhandene Mycel schafft sich jedoch selbst
die Vorbedingungen für sein weiteres Wachstum, indem es durch Veratmung
der Zellulose zu Wasser und Kohlensäure mehr Wasser erzeugt, als in
einem Raum mit feuchter, stagnierender Luft verdunsten kann. So scheidet
der Pilz Wasser ab^) und kann ohne Wasserzufuhr von außen leben. Er
vermag daher selbst in die oberen Stockwerke der Häuser emporzusteigen
und dort sein Zerstörungswerk zu vollbringen. Begünstigt wird die große
Ausbreitung durch Mycelstränge, welche mehr als 3 bis 4 m Länge erreichen
Abb. 96. Merulius lacrymans.
Querschnitt durch einen Mycelstrang mit Strangfasern und Gefäßhyphen.
Rechts: Mycel mit auswachsenden Schnalien. (Xach Neger!)
^) Dieser Eigentümlichkeit verdankt der Pilz den Artnamen ,, lacrymans ", d. h. tränend.
Trockenfäule. 195
und den Pilz während seines Wachstums durch das ihm keine Nahrung
bietende Mauerwerk von rückwärts her ernähren.
Die Bekämpfung des Pilzes erfordert zunächst die Beachtung ge-
wisser Vorsichtsmaßregeln: Austrocknung des Rohbaues, Verwendung
von lufttrockenem Holz sowie pilzfreiem Füllmaterial, Isolationsschichten
gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit usw. Das bereits vorhandene Übel
ist durch Entfernen des Pilzes und auch der gesunden Holzteile im weiteren
Umkreise des Herdes sowie, durch Trockenlegung. Herstellung gründlicher
Luftzirkulation. Holzimprägnierung usw. zu bekämpfen.
Die anderen Merulius-Arten, von denen M. hydnoides durch die
kleineren Sporen, ^I. aureus und M. tremellosus durch die farblose Sporen-
membran ausgezeichnet ist, kommen zwar auch in Häusern vor, sind aber
praktisch nur von geringer Bedeutung.
II. Die Trockenfäule. Als solche bezeichnet der Baufachmann alle
Pilzzerstörungen des eingebauten Holzes, welche ohne auf den ersten Blick
erkeiuibares Pilzmycel entstehen. Sie ist aber gleichfalls eine Pilzzer-
störung, denn es gibt kein Zermorschen des Holzes ohne Pilzmycelien.
Eine ganze Anzahl Pilze ist in der Lage, derartige Trockenfäule zu erzeugen.
Die wichtigsten Erreger sind : Coniophora cerebeUa — Poria vaporaria —
Lenzites saepiaria — Paxillus acheruntius. — Trockenfäule kann leicht
durch Austrocknen des befallenen Holzes bekämpft werden. Die Pilze
besitzen kein so starkes Atmungsvermögen, um sich selbst genügend Vege-
tationswasser zu erzeugen. Daher ist ihr Vorkommen gewöhnlich auf
dauernd feuchte Keller- und Parterreräume beschränkt.
Coniophora cerebella gehört zur Familie der Telephoraceen (s. d.).
Sie wird sehr häufig mit dem Hausschwamm verw^echselt . In der Tat sind
die Fruchtkörper denen von Merulius lacrymans öfters überraschend
ähnhch : sie sind flach ausgebreitet und besitzen auch einen breiten weißen
Rand. Das Hymenium ist jedoch warzig; bei aUer Mannigfaltigkeit seiner
Ausbildung ist es stets daran kenntlich, daß die halbkugelige Warze, nicht
die langgezogene, gewundene Falte das Grundelement der Hymenial-
skulptur bildet. — Das Luftmycel ist durch eigenartige quirlige Schnallen
charakterisiert. Die Mycelstränge führen reichlich weite Röhren, aber
keine sklerenchymfaserartigen Hyphen. — C. cerebeUa, der Kellerhaus-
schwamm, entwickelt sich auf gesundem, aber feuchtem Holz. Sie ver-
ursacht die Vorerkrankung, das sogenannte Angehen des Holzes, welches
eine Vorbedingung für die Merulius lacrymans-Infektion ist. Coniophora-
Fäule ist bei den meisten Hausschwammschäden in gewissem Grade
beteiligt.
Poria vaporaria wurde bereits oben (s. S. 186) kurz charakterisiert.
Das Kennzeichnendste des Pilzes sind die weiten, eckigen und etwas
unregelmäßigen Mündungen der Röhrchen, welche etwa 0,25 bis 0,5 mm
Durchmesser haben und stets mit bloßem Auge sehr leicht sichtbar sind.
Das Luftmycel besitzt große Ähnlichkeit mit demjenigen von Merulius
lacrymans, es ist unterschieden durch die auffallende Differenz in der
Größe der einzelnen H;y^hen : man findet reichlich wurstartige, an den
Querwänden stark eingeschnürte, breite Hj^hen und, hier und da aus
ihnen aussprossend, die sehr feinen Fäden des gewöhnlichen Typus, welche
allein Schnallen zeigen. Ferner sind auffallend die sehr häufigen Faden-
anastomosen. Auf die Zellkerne kann (im GJegensatz zu älteren Angaben)
13*
j^96 Vienindzwanzigstes Kapitel.
kein Unterschied gegen Mernlius gegiündet werden. — P. vaporaria
kommt in seiner Zersetzungskraft dem echten Hausschwamm am nächsten,
entwickelt sich aber wie dieser vorzugsweise nur auf vorerkranktem Holz.
Er stellt hingegen größere Ansprüche an die Feuchtigkeit des Substrates
wie Merulius lacrymans.
Lenzites saepiaria hat sehr vielgestaltige Fruchtkörper, welche mit
Vorliebe aus den Längsrissen der Hölzer als sehr langgezogene, harte,
aber dünne Pilze von rost- oder umbrabrauner Farbe herauskommen.
Der wachsende Rand ist stets orange-rostrot. Lamellen verzweigt, ana-
stomosierend, am Rande Poren oder labyrinthartige Gänge. Der Pilz ist
einer der schlimmsten Holzvernichter miserer Häuser. Er vermag aber
nicht, von einem Holzstück auf ein entfernteres überzugehen luid zer-
stört daher nur das einmal befallene Holz. — Besonders im Gebirge findet
sich der Pilz oft an Zaun- und Baumpfählen, Telegraphenstangen usw.
Paxillus acheruntius ist sehr verbreitet, aber praktisch von geringer
Bedeutung. Er gehcirt zu den Agaricaceen und ist der einzige hier in Frage
kommende Vertreter der Unterfamilie der Paxilleen (s. S. 190). Die seitlich
ansitzenden Hüte mit dem fächerartigen Lamellenbau und die hellbraunen
Sporen sind unbedingt charakteristisch.
Außer den beschriebenen Fäulen des eingebauten Holzes kennt man
die sogenannte Lagerfäule. Dieselbe entwickelt sich auf gesundem Holz
in offener Luftlage im Freien und bewirkt Vermürbung, Bräunung, Schwund
und völlige Zersetzung der inneren Holzteile. Lagerfaules Holz kann nach
dem Einbauen noch von Hausschwanmi und Trockenfäule befallen werden.
— Am Zustandekommen der Lagerfäiile ist eine ganze Anzahl Pilze:
Polyporus-, Lenzites-, Lentinus- usw. Arten beteiligt. Es würde
zu weit führen, auf diese alle hier einzugehen.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Die Sphaeropsidales.
Unter dem Namen Fungi imperfecti (unvollkommen bekannte Pilze)
werden eine große Anzahl ph^i;opathologisch zum Teil sehr wichtiger
Gewächse zusammengefaßt. — Man zählt hierher alle Konidienfrucht-
formen. welche, nach dem derzeitigen Stande der Forschung, nicht als
Xebenfruchtformen in den Entwicklungskreis eines Ascomyceten oder
Basidiomj^ceten hineingehören (vgl. S. 105). Ihre Zahl hat sich allerdings
schon bedeutend verringert und zweifellos wird, mindestens für viele
der nachstehend angeführten Pilze, der Zusammenhang mit einem Schlauch-
pilz noch nachgewiesen werden. —
Die Aufstellung eines Systemes der Konidienformen erfüllt auch einen
rein praktischen Zweck. Denn da der eventuelle Zusammenhang zwischen
einer solchen und einem Ascomyceten oft nur durch langwierige Kultur-
versuche festzustellen ist, entspricht ein System, welches gestattet. Koni-
dienpilze auch ohne derartige Versuche wissenschaftlich einwandfrei zu
bestimmen, einem Bedürfnis der praktischen Arbeit. Man pflegt deswegen
auch die zu Schlauch- oder Basidienpilzen gehörenden Konidienfrüchte
in das System der Fungi imperfecti aufzunehmen.
Sphaeropsidales.
197
Die Fungi imperfecti besitzen ein aus gegliederten, septierten, hyalinen
oder gefärbten Hyphen bestehendes Mycel. Der Einteilung in Ordnungen
liegt der Bau der Konidienl'rucht zugrunde (s. Abb. 97):
I. Konidien in Pykniden oder
kammerartigen Höhlungen gebildet :
1. Ord. Sphaeropsidales.
II. Konidien in Lagern gebildet,
welche zuletzt ganz freistehen:
2. Ord. Melanconiales.
III. Konidien an einzelnen oder
höchstens in Coremien zusammen-
stehenden Trägern gebildet:
3. Ord. Hyphomycetes.
Die große Zahl der beschriebenen
Gattungen und Arten zwingt zu einer ■ i^ ^^!'rM
engen Auswahl der zu behandelnden
Formen. Eine eingehendere Be-
schreibung kann nur den alier-
wichtigsten Arten zuteil werden.
Die Ordnung der Sphaeropsidales
diedert sich in vier Familien :
Abb. 97.
1 Phoma betae. Beispiel f. d. Sphaeropsidales. Isolierte Pyknide, die Sporen rankenförmig heraustretend.
2 Gloeosporium Lindemuthianum. Beispiel f. d. Melanconiales. Querschnitt durch ein Sporenlager. 3 Clado-
sporivim herbarum. Beispiel i". d. Hyphomycetes. Konidienträgerrasen. (1 nach B,iehm, 2 nachFrank,
3 nach Janczewski.)
I. Gehäuse mehr oder weniger kugelig, entweder geschlossen oder sich
mit einem Porus an der Spitze öffnend.
a) Gehäuse häutig, lederig, kohlig, schwarz:
1. Fam. tSphaerioidaceae.
b) Gehäuse fleischig oder wachsartig, hellfarbig:
2. Fam. Nectrioidaceae.
j^gg Vieriuidzwanzigstes Kapitel.
II. Gehäuse nicht kiigehg.
a) Gehäuse schildförmig, mündungslos oder durch Längsspalt zwei-
lippig: 3. Fam. Leptostromataceae.
b) Gehäuse schüssel- oder topfförmig, anfangs fast geschlossen,
später weit geöffnet: 4. Fam. Excipulaceae.
Die Einteilung der Familien geschieht nach Bau und Färbung der
Sporen. Man hat danach ein Sporenschema aufgestellt, welches zur Ein-
teilung aller Familien der Fungi imperfecti Verwendiuig findet und nach-
stehend wiedergegeben ist. Es sei dazu bemerkt, daß natürlich nicht alle
der in diesem Schema aufgestellten Gruppen in jeder Familie auftreten.
A. Sporen einzellig, kugehg, eiförmig oder länglich :
Amerosporae.
a) Sporen hyalin: 1. Hyalosporae.
b) Sporen gefärbt: 2. Phaeosporae.
B. »Sporen zweizeilig, eiförmig oder länglich: Dimerosporae.
a) Sporen hyalin: 3. Hyalodidymae.
b) Sporen gefärbt: 4. Phaeodidymae.
C. Sporen drei- oder mehrzellig, länglich: Phragmosporae.
a) Sporen hyalin: 5. Hyal ophragmiae
b) Sporen gefärbt: C. Phae ophragmiae
D. Sporen mauerförmig geteilt^), eiförmig oder länglich:
Dictyosporae.
a) Sporen hyalin: 7. Hyalodictyae.
b) Sporen gefärbt: 8. Phaeodictyae.
E. Sporen fädig oder wurmförmig, ein- oder mehrzellig, hyalin oder
gefärbt: 9. Scolecosporae.
F. Sporen zylindrisch, spiralig gedreht, ein- oder mehrzellig, hyalin
oder gefärbt: 10. Helicosporae.
G. Sporen sternförmig (radiär gelappt), ein- oder mehrzellig, hyalin
oder gefärbt: 11. Staurosporae.
Sphaerioidaceae — Hyalosporae.
Die wichtigsten parasitären Gattungen sind:
A. Stroma fehlend. Pykniden einzeln oder dicht gedrängt.
I. Auf höheren Pflanzen, nicht auf Mehltaupilzen schmarotzend.
a) Sporenträger einfach oder nur wenig verzweigt.
1. Sporen kleiner als 15 fj,.
a) Scharf begrenzte Blattflecke erzeugend:
Phyllosticta.
ß) Nicht auf Blätter (mit Ausnahme von Koniferennadeln),
keine scharf begrenzte Flecke: Phoma.
2 . Sporen größer als 15 a : M a c r o p h o m a .
b) Sporenträger baumartig oder wirtelig ästig:
Dendrophoma.
II. Schmarotzer auf Mehltaupilzen (Erysiphaceen) :
Cicinnobolus.
B. Stroma vorhanden.
^) Mit Längs- und Querwänden, vgl. z. B. Abb. 104, Fig. ö.
Sphaerioidaceae — Hyalosporae. 299
I. Sporen spindelförmig, meist ziemlich groß und gerade:
Fusicoeciim.
II. Sporen wurstförmig gekrümmt, klein: Cytospora.
Die Gattung Phyllosticta ist ausgezeichnet durch die von der Epider-
mis bedeckten, oft etwas hervorbrechenden, in der Regel mit weitem Porus
versehenen Pykniden. Die Sporen sind einzellig, hyalin, selten schwach
gefärbt (und dann leicht mit Conioth^Tium zu verwechseln). Die Arten
der Gattung Phyllosticta bewohnen nur Blätter, auf denen sie scharf um-
grenzte Flecke erzeugen. Von Phoma ist die Gattung morphologisch
sehr schwierig zu unterscheiden. Im allgemeinen wird man jedoch die
auf Blätter auftretenden (mit Ausnahme der sich auf den Nadeln der Coni-
feren findenden) Arten zu Phyllosticta stellen können.
Ph. Funckiae findet sich auf Hosta japonica (= Funckia ovata) und
Aspidistra lurida.
Ph. narcissi erzeugt große braune Flecke auf den Blättern von
Xarcissus poeticus.
Ph. juglandis (und vielleicht auch die ähnliche Ph. juglandina) er-
zeugen unregelmäßige, nach dem Vertrocknen weißliche aber dunkel
gerandete Flecke auf den Blättern von Juglans regia.
Ph. maculiformis (Pyknidenform zu Myco.sphaerella maculiformis)
tritt auf Blättern von Eichen. Buchen. Hainbuchen, Linden. Eschen
und besonders von Castanea vesca auf. welcher sie in Südeuropa u. U.
gefährlich wird.
Ph. humuli ruft besonders auf jungen Blättern von Humulus lupu-
lus vertrocknende, weißliche Flecke hervor.
Ph. cannabis findet sich auf Hanf, ausbleichende Flecke hervorrufend.
Ph. Fourcadei befällt Rlieum rhaponticum (einschließlich Rh.
rhabarbarum). Es entstehen eiförmige, eckige, erst vereinzelte, dann
zusammenfließende Flecke, welche reich gezont und von schmalem, ge-
sättigten! Rande umgeben sind.
Ph. tabifica erzeugt rundliche, gelbe, in der ]\Iitte blassere, aber
dunkel umrandete Flecke auf den Blättern der Rübe (Beta vulgaris). Der
Pilz dürfte mit Phoma betae (Phyllosticta betae) identisch sein, unter
gewissen Bedingungen die Herzfäule der Rüben verursachen und in den
Entwicklungskreis der Mycosphaerella tabifica gehören (vgl. d. ausführ-
lichere Schilderung S. 113).
Ph. portulacae ist Erreger fast kreisförmiger, vertrocknender Flecke
auf den Blättern des Portulak.
Ph. magnoliae ist Ursache austrocknender Blattflecke bei Magnolia
grandiflora.
Ph. brassicae verursacht anfänglich blaßgrüne, dann weißliche,
vertrocknende Flecke auf Kohl- und Krautarten, sowie auf Raps und
Rübsen.
Ph. grossulariae findet sich auf den Blättern der Stachelbeere,
dort kreisförmige oder buchtige, vertrocknende Flecke mit dunklem
Rande hervorrufend.
Ph. ribicola tritt auf Ribes rubrum. R. aureum. R. nigrum und R.
sanguineum auf. ist aber anscheinend selten.
Ph. cydoniae erzeugt braune, rundliche oder unregelmäßige Flecke
auf beiden Blattseiten von Chaenomeles japonica (findet sich lt. Kirchner
auch auf der Quitte, Cydonia vulgaris).
200
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Ph. piriiia ruft Ideine, nach dem Vertrocknen silbergraue Flecke
auf den Blattoberseiten der Birnen hervor. Aber auch andere Phyllosticta-
Arten verursachen Fleckenbildung auf Birnenblättern. Ebenso tritt
Ph. pirina' auf Pirus malus auf (und gehört vielleicht in den Entwicklungs-
kreis einer Leptosphaeria-Art).
Ph. mespili tritt auf Mespilus gernianica auf.
Ph. rubicola und einige andere Arten sind Ursachen von Blatt-
fleckenki-ankheiten der Himbeeren.
Ph. fragaricola findet sich auf Erdbeerblättern.
Ph. rosarum erzeugt auf den Blättern kultivierter Rosen kleine
scheibenförmige, schwärzhch -blutrote Flecke mit weißlichem Zentrum.
Ph. vindebonensis bringt Gruppen von kleinen rundlichen Flecken
von grauer oder bräunlicher Farbe, die zuletzt schorfig werden, auf den
Früchten der Aprikose hervor.
Ph. prunicola befällt die Blätter der Zwetschen, Pflaumen, Schlehen
und Sauerkirschen. Die Flecke sind
beideiseits sichtbar, nach dem Ver-
trocknen ockerfarbig oder braun.
Ph. persicae tritt wohl auch bei uns
hin und wieder auf Pfirsichblättern auf.
Ph. fabae erzeugt dunkelbraune, iji
der Mitte ausbleichende, bis 2 cm große,
von einem braunroten Rande umgebene
Flecken auf den Blättern von Vicia faba.
Der Pilz ist jedoch oft steril; er ist meist
mit Uromyces fabae vergesellschaftet.
Ph.phaseolorum und Ph.phaseo-
lina befallen die Blätter der Garten-
bohnen.
Ph. viticola, Ph. Bizzozeriana
u.a. leben auf den Blättern der Weinrebe.
Ph. violae befällt die Blätter von
Viola odorata.
Ph. heder icola verui'sacht anfangs
schmutzig-braune, oft rot gerandete, all-
mählich grau und trocken werdende Flecke auf den Blättern des Efeus.
Ph. vincae majoris tritt in Gärten auf den Blättern von Vinca
major auf.
Ph. tabaci ruft auf den Blättern des Tabak buntfarbige und ein
wenig blasig aufgetriebene, später vertrocknende Flecke hervor (Abb. 98).
Ph. petuniae findet sich auf kultivierten Petunien.
Ph. vulgaris und seine Varietäten erzeugen Blattflecken auf Lonicera-
Arten (z. B. L. caprifolium, L. periclymenum, L. xylosteum), Philadel-
phus coronarius und Viburnum opulus.
Ph. cucurbitacearum erzeugt vertrocknende Flecke von schmutzig-
weißlicher Farbe auf den Blättern von Kürbis und Gurke.
Abb. 98. Phyllosticta tabaci.
1 Blattflecken. 2 Ein Blattfleck etwas ver-
größert, mit punktförmigen Fruchtkörpern .
3 Ein solcher Fruchtkörper (Pyknide) stärker
vergrößert. 4 In der Pyknide gebildete
Sporen, selir stark vergrößert.
(Nach Kirchner und Boltshauser.)
Die Gattung Phoma unterscheidet sich von Phyllosticta durch die
meist vorhandene Papille an der Mündung der Pykniden und durch die
in der Regel ziemlich langen Sporenträger. Beide Unterschiede sind aber
nicht durchgreifend. Im allgemeinen kann man zu Phoma diejenigen
Phoma. 201
Vertreter des Verwandtschaftskreises stellen, welche sich nicht auf Blättern
(mit Ausnahme der Koniferennadeln) finden.
Ph. pitya verursacht die Einschnürungskrankheit der Douglastanne
sowie der Weymouthskiefer.. Sie findet sich nur an jungen verschulten
(zwei- bis dreijährigen) Pflanzen. Meist tritt in der Nähe des Wurzelhalses
eine Einschnürungsstelle auf, auf welcher später die Pykniden erscheinen.
Ph. thujana schädigt Zweigspitzen von Chamaecyparis, Thuja und
Thujopsis.
Ph. juglandis erzeugt kleine schwarze Fleckchen auf den Früchten
von Juglans regia.
Ph. juglandina findet sich auf Ästen der Juglans regia.
Ph. betae tritt auf der Rübe auf, dürfte mit Phyllosticta tabifica
bzw. Mycosphaerella tabifica (vgl. S. 113 und 8. 199) identisch sein.
Ph. brassicae verursacht an den Stengeln von Kohl- und Krautarten
blasse, braun berandete Flecke. Die ergriffenen Pflanzen gehen zugrunde.
Ph. siliquarum und Ph. siliquastrum schädigen die Schoten der
Kohl- und Krautarten.
Ph. napobrassicae erzeugt an den Rüben von Raps und Rübsen,
zunächst in der Nähe des Wurzelhalses, faulige Stellen, die zur Verderbnis
der ganzen Wurzel führen können. Die Krankheit kann erheblichen
Schaden anrichten.
Ph. pomorum ruft rundliche, beim Vertrocknen weißliche und ver-
härtende Flecke mit deutUchem, schmalem, purpurschwarzem Rande
auf Äpfeln hervor.
Ph. japonica befällt Kerria japonica.
Ph. ruborum erzevigt schwärzhche Flecke auf den Zweigen der
Himbeeren.
Ph. armeniaca schädigt die Aprikosen durch Entwicklung rundhcher,
nach dem Vertrocknen weißer, dunkelgerandeter Flecke auf den fast
reifen Früchten.
Ph. uvicola, welche auf der Weinrebe vorkommt, gehört in den Ent-
wicklungski-eis von Guignardia Bidwellii, und ist näheres bei diesem Pilz
nachzulesen (vgl. S. 114).
Ph. apiicola ist Erreger der Schorfkrankheit der Sellerieknollen.
Auf den Knollen entstehen kleine oder größere Flecke, unter denen das
Gewebe erweicht. Die Oberhaut wird zerstört und die Oberfläche des frei-
gelegten Fleisches verwandelt sich in. eine schorfige Kruste. Werden die
Knollen bald verbraucht, so ist der Schaden im allgemeinen kein sehr
bedeutender. Beim Einmieten usw. gehen infizierte Knollen jedoch sehr
häufig in Fäulnis über. Der Pilz kommt auch auf Blattstielen und Samen
vor und kann mit letzteren verschleppt werden. Saatgut von gesunden
Pflanzen ist daher eine Voraussetzung für die Bekämpfung der Krankheit.
Ph. anethi verursacht schwärzhche langgezogene Flecke an den
Stengeln von Dill, Sellerie und PetersiUe.
Ph. Rosti-upii ( =- Ph. sanguinolenta) befällt die Möhren. Die Rüben
bekommen, besonders an ihrem oberen Ende, eingesunkene Sxellen von
bräunhcher oder grauer Farbe. Im allgemeinen ist der Schaden, den der
Pilz im ersten Jahre den Möhren verursacht, nicht sehr bedeutend.
Werden die infizierten Möhren jedoch zur Samenzucht benutzt, dann
wächst das Mycel von der Wurzel in den Stengel hinein und tötet diese
ab oder beeinträchtigt zum mindesten den Samenertrag.
202 Merundzwaiizigstes Kai)iU'l.
Ph. destructiva schädigt ii. U. erheblich die Tomaten durch Bildimg
la-eisrunder schwarzer Plecke, welche sich um den Fruchtstiel ausdehnen
und 3 cm Durchmesser und mehr erreichen können. Gewöhnlich fallen
dabei die Früchte durch Fäulnis der Mittelsäule noch unreif ab.
Ph. decorticans erzeugt herdenweise auf den Früchten der Gurken
seine Pykniden unter der später aufbrechenden Oberhaut.
Ph. cucurbitacearum ruft gebräunte Flecke auf den Früchten
des Kürbis hervor.
Ph. albicans verursacht auf Stengeln und Blütenstielen der Gichorie
anfangs gelbbraune, später weißliche Flecke.
Die Gattung Macrophoma ist von der vorhergehenden durch ihre
großen, 15 und mehr fi langen Sporen deutlich geschieden. Von allge-
meinerem Interesse ist nur:
M. Hennebergii, welche Flecken an Blättern, Spelzen und Grannen
des Weizen, Dinkel und Emmer verursacht. Auch ein Verkümmern der
Körner soll bei starkem Befall eintreten.
Die Gattung Dendrophoma unterscheidet sich von den beschriebenen
durch die verästelten S])orcnträger. welche meist quirl- oder wirtelästig,
seltener auch einfach ästig sind. Erwähnenswert ist:
D. convallariae, die auf den Blättern der Maiblumen längliche,
den Nerven folgende, auf beiden Seiten sichtbare, rötlich-ockerfarbene
Flecke erzeugt.
Die Gattung Cicinnobolus lebt parasitisch auf dem Mycel der Mehl-
tauarten (der Oidium-Formen der Erysiphaceen). Sie bildet sehr kleine,
häutige, dunkelgefärbte Pykniden auf diesem aus. Man hat versucht,
Cicinnobolus-Arten in den Dienst der Mehltaubekämpfung zu stellen,
doch vorläufig ohne Erfolg. Ob diese Pilze die Erysiphaceen überhaupt
schädigen, steht dahin. Nach Ansicht einiger Forscher sollen sie sogar
in den Entwicklungsgang derselben gehören. Am bekanntesten ist:
C. Cesatii auf Oidium Tuckeri (Uncinula necator) und vielen anderen
Mehltauarten.
Die Gattung Fusicoccum besitzt ein mehr oder weniger deutlich mehr-
kammeriges Stroma. Dasselbe sitzt an der Basis flach auf, ist erhaben
oder kegelförmig. Die Sporen sind groß, spindelförmig. Wichtig ist:
F. abietinum (=Phoma abietina), welches die Einschnürungs-
kranldieit der Tannenz:weige hervorruft. Die erkrankten Zweige vertrocknen
und sterben ab. An der Grenze gegen den gesunden Teil zeigt sich eine
Einschnürung, auf welcher die Pykniden entstehen. Stellenweise sollen
20% des Astwerkes durch diesen Schädling verlorengehen.
Die Gattung Cytospora hat gleichfalls ein mehrkammeriges, kegel-
oder höckerförmiges Stroma. Die Sporen sind Idein. wurstförmig gekrümmt.
— Die meisten Vertreter dürften als P3^knidenformen zu Arten der Gattung
Valsa gehören.
C. leucostoma findet sich auf den Zweigen der Kirschbäume und
ist wahrscheinlich die Pyknidenform von Valsa leucostoma, welche als Ur-
sache des Rheinischen Kirschbaumsterbens angesprochen wird (vgl. S. 128).
Sphaerioidaceae — Phaeospoiae.
203
C. riibescens kommt auf der Rinde von Pflaumen. Pfirsichen und
Aprikosen vor und soll diesen^ unter Umständen sehr gefährhch werden.
»Sie gehört vielleicht zu Valsa prunastri.
Sphaerioidaceae — Phaeosporae.
Von dieser Gruppe interessiert
nur die Gattung Coniothyrium.
Dieselbe ist ausgezeichnet • durch
die schwarzen, sitzenden, außen
kahlen Pj'kniden mit Münclungs-
papille und die sehr kleinen (höch-
stens 15/1 großen), kugeligen oder
elHptischen, rußfarbigen Sporen.
C . c o n c e n t r i c u m erzeugt
Flecke auf den Blättern von
Yucca-, Agave- und Dasylirion-
Arten. Fruchtkörper oft. doch
nicht immer, konzentrisch ange-
ordnet .
C. tumefaciens ist Erreger
eigenartiger, krebsiger Geschwül-
ste von erheblicher Größe an den
Ranken kultivierter und wilder
Brombeeren (Abb. 99). An den
befallenen Trieben entwickeln
v'^ich keine Früchte^).
G. Wernsdorff iae ist ein
gefährlicher Schädling der Rosen.
Es verursacht ein fleckenweises
Absterben der Rinde, welches
allmählich weiter um sich greift
und zum Verdorren des Teiles
oberhalb der Infektionsstelle
führen kann. Wächst der Zweig
weiter, so zerreißt die abgestor-
bene Rinde und löst sich bis auf
den Holzkörper ab. Durch Kallus-
bildung entstehen mit der Zeit
wulstige Wundränder, welche
einen mehr oder w^eniger krebs-
artigen Charakter annehmen.
(Coniothyrium Fuckelii dürfte
hingegen als Saprophyt anzu-
sehen sein.)
C. diplodiella befällt junge
Zweigspitzen und besonders die
Beeren der Weinrebe. Erstere
werden gelb und welk, zeigen Längsfurchen und sterben ab, letztere
bekommen schwach-aschgraue Flecke mit rußfarbenem Rande, welken und
^) Vgl. Hahmann, C, Studium über eine Brombeerkrankheit. Angewandte Botanik,
1919, S. 103ff.
Abb. 99. Krebs bei der wilden' Brombeere. (Nadi Sorauer.)
204 Vicniiidzwaiizij^stes Kapitel.
verschi'iiinj)fen, dabei aber weich bleibend. Die Krankheit ist miter dem
Namen ,,\Veißfänle'" bekannt. C. diplodiella gehört in den Entwicldungs-
ki-eis von Charrinia diplodiella, doch sind die Perithecien dieses Pilzes erst
einmal gesehen worden.
Sphaerioidaceae Hyalodidymae.
A. Pykniden freisitzend, oline Subiculum.
I. Fruchtgehäuse pseudopyknidiaP). in der Regel blattflecken-
be wohnend: Ascochyta.
JI. Fruchtgehäuse ringsum parenchymatisch. Meist stengel-
bewohnend : Diplodina.
B. Pykniden einem spinnge webartigen, kräftig entwickelten Subiculum
aufgewachsen. Sporen klein: Actinonema.
Die Gattung Ascochyta besitzt freisitzende, kahle Pykniden. Das
Fruchtgehäuse ist pseudopyknidial. Man versteht darunter solche Frucht-
gehäuse, welche im unteren Teil unvollständig und nicht aus parenchyma-
tischem Gewebe gebildet sind, sondern aus mehr oder weniger lockeren,
farl)l()scn Hyplicn l)estehen und erst im oberen Teil, besonders nach der
Mündung zu in parenciiymatischcs, dunkler gcfäi"btes Gewebe übergehen.
Dies ist der Unterschied gegen die sehr ähnliche Gattung Diplodina (s. d.).
Im allgemeinen wird man die in verfärbten Blattstellen oder auch an
Früchten sitzenden Pilze dieses Verwandtschaftskreises zu Ascochyta.
die an Ästen oder Stengeln sitzenden zu Di})]()dina stellen können. Doch
kommen Ausnahmen vor.
A. piniperda (= vSeptoria parasitica) ist ein Schädling der Fichten,
an welchen sie eine Triebkrankheit hervorruft. Die jungen Triebe, be-
sonders die Gipfeltriebe, bräunen sich und sterben ab. Sowohl jüngere
Kulturen wie Stangenhölzer luiben \nitcr dem l^ilz zu leiden.
A. juglandis ruft auf den Blättern von Juglans regia fast kreisrunde,
graubraune, dunkler geranclete Flecke hervor.
A. beticola und A. betae finden sich auf Beta vulgaris (Rübe).
Es sind aber kaum echte Parasiten, die als Krankheitserreger angesprochen
werden können, vielmehr wohl Saproph}i:en, die auf absterbenden, durch
Mycosphaerella (Phyllosticta) tabifica getöteten Blättern leben.
A. armoraciae erzeugt Flecke auf den Blättern des Meerrettich
(Cochlearia armoracia).
A. brassicae verursacht schmutzige, ockerfarbig-graue Flecke auf
der Ober.seite der Kohl- und Krautblätter.
A. piricola und A. pirina treten auf den Blättern des Birnbaumes
auf.
A. fragariae. welche gegen Ende der Vegetationsperiode auf den
Erdbeerblättern erscheint, gehört wahrscheinlich als Pyknidenform in den
Entwicklungskreis von Mycosphaerella fragariae (vgl. S. 113).
A. pisi wird besonders den Erbsen und Puffbohnen gefährlich. Der
Pilz erzeugt auf allen grünen Teilen der Pflanzen, besonders auf den
Schoten, braune Flecke, welche von einem dun^deren Rande umgeben
sind. Die befallenen Pflanzenteile sterben mit der Zeit ab. Die Krankheit
geht auch auf die Samen über, auf diesen mißfarbige Flecke erzeugend.
1) Erklärung dieses Ausdruckes s. Gattxmgsdiagnose von Ascochyta.
Diplodina. — Actiiionema. 2ll5
— Dem Gesundheitszustand des Saatgutes ist größte Aufmerksamkeit
zu schenken (vgl. S. 37). Eine Beizung dürfte nur von bedingtem Wert
sein (vgl. S. 8).
A. Boltshauseri findet sich auf Bohnen und Puff höhnen, große,
braune, mit dunkleren Ringen gezeichnete Flecke von ö bis 20 mm Durch-
messer auf den Blättern hervorrufend, deutlicher auf der Blattoberseite
sichtbar.
A. phaseolorum tritt gleichfalls auf Bohnen auf. Von voriger durch
die nur 1<> (statt 22 bis 28) /i langen Sporen unterschieden.
A. lycopersici und A. socia sind Schädhnge der Tomaten.
A. syringae erzeugt Flecke auf BLättern von Syringa vulgaris.
A. Molleriana (= A. digitalis) befällt die Blätter des Fingerhut.
A. viburni kommt auf Viburnum opulus vor.
A. cucumeris schädigt die Gurken durch die Erzeugung von Blatt-
flecken.
A. Xoackiana verursacht Flecke auf den Blättern der Endivien.
Die ( Gattung Diplodina besitzt Fruchtgehäuse, die von einer gleich-
mäßig dicken Wand au> düimwandig-parenchymatischem Gewebe um-
geben sind (Abb. 50, S. 122). Meist leben die Arten dieser Gattung auf
Stengeln und Ä.sten, doch gehen einzelne (z. B. D. lycopersici) auch auf
Blätter über.
D. idaei und D. Pallor leben aut den Zweigen der Himbeeren.
D. lycopersici lebt auf den Stengeln der Tomaten (seltener auf
Blätter übergehend). Sie gehört in den Entwicklungskreis der Didymella
lycopersici (<.d.>. w.-k-iie den gefiiichteten Tomatenkrebs hervorruft.
Die (Tattung Actinonema besitzt sehr kleine, mündungslose Frucht-
körper, welche einem kräftig entwickelten Subiculum. d. h. einem lockeren
Fadengeflecht aufsitzen. Dasselbe besteht aus deutlich dendritisch aus-
strahleliden Fibrillen. Die Sporen sind länghch. zweizeilig, hyalin.
A. fraxini befällt Fraxinus excelsior. Auf der Blatt Oberseite ent-
stehen große, unregelmäßige Flecke, welche miteinander verfließen und
mit der'Zeit die ganze Blattfläche einnehmen. Die Blätter rollen sich zu-
sammen und fallen vorzeitig ab.
A. rosae erzeugt den Sternrußtau der Rosenblätter. Auch hier
bilden sich auf der Oberseite der Blätter runde, dunkle, miteinander ver-
schmelzende Flecke, denen die kleinen Fruchtkörperchen mit ihrem radiär
ausstrahlenden Mvcel aufsitzen. Stark befallene Blätter werden ab-
geworfen. Die Krankheit verursacht oft empfindlichen Schaden. Die
abgeworfenen Blätter sind zu sammeln und zu vernichten; die Sträucher
stark zurückzuschneiden und sowohl im unbelaubten wie im belaubten
Zustande nnt einem Fungizid zu behandeln.
Sphaerioidaceae — Phaeodidymae.
Erwähnenswert ist nur die Gattung Diplodia. Die Pykniden stehen
frei voneinander, ohne Stroma. Sie sind kahl, werden unter der Rinde
angelegt und durchbrechen dieselbe später. Die Sporen sind zweizeUig,
dunkelgefärbt .
D. pseudodiplodia befällt besonders Apfelbäume, seltener Birn-
bäume, und wurde auch schon in Deutschland gefunden. In Xord-
■)(){) Yieriindzwanzigstes Kapitel.
aiiierika ist dieser Pilz ein häufiger Krebserreger; er ist gleich Nectria
ein Wiindparasit.
Sphaerioidaceae - Phaeophragmiae.
Pathologisch ist nvu^ die Gattung Hendersonia von Interesse. Die
Pykniden sind kahl, kugelig, ohne Stroma und ohne Subiculum, schwarz.
Sporen länglich-spindelförmig, drei- bis mehrzellig, oliven- oder rußfarbig.
H. grossulariae findet sich auf den Ästen von Ribes grossularia.
H. piricola erzeugt eckige, weißlichgraue Flecke von verschiedener
Größe auf den Blatt Oberseiten der Birnbäume. Nach Beobachtungen
von Voges^) haben besonders einige als ,.Fusicladium-fest" bezeichnete
Birnensorten unter der Krankheit zu leiden.
H. marginalis ist angeblich die Ursache der ,,Mombacher Aprikosen-
Krankheit' \ bei welcher die Blattränder von der Blattspitze her auf etwa
1 cm Breite vertrocknen, worauf die Blätter abfallen.
Sphaerioidaceae Scolecosporae.
A. Ohne Stroma.
I. Pykniden kahl: Septoria.
II. Pykniden behaart: Trichoseptoria.
B. Mit Stroma.
I. Hyaline Sporen ohne Borsten an den Enden : Cy tosporina.
II. Ebensolche Sporen, beidendig mit einem Borstenschopf:
Dilopliospora.
Die sehr umfangreiche und pflanzenpathologisch wichtige Gattung
Septoria besitzt häutige, schwarze, mit Mündung versehene Pykniden.
Sie ähnelt den Gattungen Phyliosticta und Ascochyta, ist wie diese blatt-
fleckenbewohnend. unterscheidet sich aber von denselben durch die Stäb-
chen- oder fadenförmigen, mitunter sehr schmalen, meist mehrzelligen
Sporen, welche hyalin sind (Abb. 100).
S. montemartinii findet sich auf den Blattstielen von Cycas revo-
luta; kann auch bei uns in Gewächshäusern auftreten.
S. gl u mar um erzeugt eine wahrscheinlich auch bei uns vorkommende
Kranklieit auf den Spelzen des Weizen. Auf denselben treten zahlreiche,
kleine, schwarze Pünktchen auf (Abb. 100).
S. tritici. S. Briosiana und S. graminum erregen Fleckenkrank-
heiten auf den Blättern des Weizen. Die letztgenannte sowie S. avenae
treten auch auf den Blättern des Hafer auf.
S. secalina ruft Flecke auf den Blattscheiden von Weizen und Roggen
hervor.
S. alliorum verursacht unregelmäßige, fast grünliche, in der Mitte
weißliche Flecke auf Alhum porrum.
S. majalis schädigt die Blätter von Convallaria majalis durch Er-
zeugung großer, brauner, ungerandeter, ineinanderfließender Flecke.
S. narcissi ist Ursache gelbbrauner Flecke, besonders an den ver-
trocknenden Spitzen von Narzissenblättern.
S. epicarpii und S. nigro-maculans rufen Flecke auf dem Epi-
carp der Früchte von Juglans regia hervor (Abb. .36, S. 127).
1) Voges, E., Die Bekämpfung des Fusicladiuni. Ztsclir. f. Pflzkrkht., Bd. 20, 1910,
S. 385 bis 393.
■^phaerioidaceae — Scolecosporae.
•2U7
,S. humuli erzeugt blaß-rußfarbene unregelmäßige Flecke auf Hopfen-
])lättern.
S. cannabis tritt auf den Blättern des Hanfes auf.
S. polygonorum befällt die Blätter von Polygonum cuspidatum
(= P. Sieboldi) und wildwachsender Polygonum-Arten, S. polygonicola
diejenigen von Polygonum Orientale.
S. spinaciae ruft gelbliche, gerundete, zerstreute Flecke auf den
Blättern des Spinats hervor.
S. betae ist Ursache blaßbrauner, in der Mitte weißHcher Flecke auf
den Blättern der Rübe (Beta vulgaris).
S. dianthi erzeugt gelbhche Flecke auf den Blättern von Dianthus
caryophyllus, D. barbat us, D. armeria u. a.
S. iepidii tritt auf den Blättern von Lepidium sativum auf.
S. armoraciae bringt vertrocknende
Flecke auf den Blättern des ]Meerrettich hervor.
S. gross ulariae ist Ursache anfangs
brauner, dann in der Mitte vertrocknender und
dabei weißlich werdender, dunkel gerandeter
Flecke auf Stachelbeerblättern.
S.ribis ruft unregelmäßige, rötlich-braune,
von den Nerven begrenzte Flecke auf den
Blättern der Johannisbeere hervor. Bei starkem
Befall tritt vorzeitiger Blattfall ein.
S. hydrangeae erzeugt rostfarbige, blut-
rot gerandete Flecke auf den Blättern der
Hortensien (Hydrangea- Arten ) .
S. piricola verursacht weißgraue, ver-
trocknende, schmal braun gesäumte "Flecke
auf den Blättern der Birn- und Apfelbäume
(,,Weißfleckenkrankheif). Der Pilz gehört in
den Ent\^'icklungslvreis der Mycosphaerella
sentina (s. S. 112). Eine eigene Art ist viel- ,,, , ^ , . ,
r< • • 1 £ 11 £ -r>- 'Ui-j-x. Abb. lUU. Septona siuiiiaiui]i. bme
leicht S. mgerrima, ebenlaüS aut i3irn blättern, pyknide unter der Blattoherhant des
^ r-^^rl miiap prrpcrt eine der vorigen sehr Heizens, mit der Müudimg an der
ö. Cyaoniae eriegl eine uei VUIigtn tiClU Spaltöffnung, links aufgerissen, mit
ähnliche Krankheitserscheinung auf den Blät- hervortretenden Sporen «. i;».-. fach
, ,. ., TT 1 ..o- 1 -Ix vergrößert; bei Peinige Sporen :320fach
tern der Quitte. Unregelmäßig und nicht vergrößert: bei c einige Sporen der
dunkel gerandet sind hingegen die Flecke, ''''^''ZS^^'y^'^f''''^
welche S. cyclonicola hervorruft.
S. mespili verursacht vertrocknende Flecke auf Mispelblättern.
S. rubi ruft rundliche, braune, später in der Mitte weißliche, purpurn
umrandete Flecke auf den Blättern der Himbeeren und Brombeeren
hervor.
S. fragariae. welche an überwinterten, welken Blättern der Erd-
beeren auftritt, gehört vielleicht zu Mycosphaerella fragariae (s. S. 113).
S. cerasi findet sich auf Kirschblättern.
S. leguminum erzeugt trockene, kleine, scharf umgrenzte Flecke
auf den Hülsen von Erbsen und Bohnen.
S. pisi verursacht große, von den Nerven begrenzte, weißliche oder
blaßbraune Flecke auf den Blättern der Erbsen.
S. evonj'ini japonicae soll pusteiförmige Flecke auf den Blättern
von Evonymus japonica erzeugen.
208 Vierundzwanzigstc's Kapitel.
S. aesculi und einige andere Arten verursachen Flecke auf Aesculus-
Biättern.
S. ampelina ist in Amerika einheimisch, in Europa zuweilen ein-
geschleppt. Sie ruft Flecke auf den Blättern der Weinrebe hervor.
S. apii befällt Blätter, Blattstiele und Früchtchen des Sellerie, auf
diesem breite, weißliche, gelbliche Felder einschließende Flecke erzeugend.
Bei starkem Befall vergilben und vertrocknen die Blätter, dadurch die
Ausbildung der Knollen beeinträchtigend. Der Pilz richtet in allen Sellerie
bauenden Ländern neuerdings großen Schaden an. Auf verseuchten Feldern
ist der Selleriebau einzustellen. Die Krankheit \\drd in der Regel durch
Saatgut eingeschleppt : dieses ist daher vor der Aussaat zu beizen, z. B.
24 Stunden lang mit 2%iger Kupfervitriollösung. Der Pilz ist streng auf
Sellerie spezialisiert; er findet sich nicht auf Petersilie oder wildwachsenden
Umbelliferen.
S. petroselini ist gleiciifalls beachtenswert, weini auch nicht von
der Bedeutung der Septoria apii. Ruft bräunliche, später weißliclie Flecke
auf den Blättern der Petersilie hervor.
S. azaleae findet sich in Gewäciishäusern auf Azalea-Arten, auf
den Blättern rötlichgelbe Flecke und später Abfall derselben verursachend.
S. cyclaminis schädigt Alpenveilchen durch Hervorrufen roter,
später in der Mitte grauer, gezonter Flecke auf Blätter und Schäften.
S. phlogis erzeugt kleine, kreisförmige, weißliche, rötlich gerandete
Flecke auf den Blättern von Phlox paniculata, Ph. virginica, Ph. repens
und Ph. decussata. Die Sproßenden kräuseln sich und verkümmern.
S. Drummondii tritt auf Blättern von Phlox Driimmondii auf.
S. lycopersici verursacht braunschwarze, vertrocknende Flecke auf
den Blättern, weniger auf den Trieben und Früchten der Tomaten. Bei
starlcem Befall rollen sich die Blätter und welken. Die Krankheit kann
zu sehr scliweren Schäden führen. Als Gegenmaßnahmen sind zu empfehlen :
vorbeugendes Bespritzen mit einem Fungizid. Behandlung des Bodens vor
dem Setzen der J*flanzen mit frischgebranntem Kalk und allgemeine
Hygiene.
S. exotica erzeugt Flecke auf den kultivierten immergrünen Veronica-
Arten.
S. cucurbitacearum ruft rundliche oder eckige, weiße vertrock-
nende Flecke auf den Blättern von Cucurbita Pepo, C. maxima und Lage-
naria vulgaris hervor.
S. Rostrupii findet sich auf den Blättern von Chrysanthemum
indicum. kreisrunde, schwarzbraune, später herausfallende Flecke ver-
ursachend.
S. endiviae schädigt die Blätter der Endivien durch Bildung
schmutzig-bräunlicher, trockener Flecke.
S. lactucae erzeugt unregelmäßige, rostfarbige, sich vergrößernde
Flecke auf den Blättern von Lactuca sativa.
Die Gattung Trichoseptoria ist von Septoria durch die behaarten
Pykniden unterschieden.
T. fructigena verursacht eine Krankheit der Äpfel und besonders
der Quitten. Auf denselben stellen sich kreisrunde, anfangs linsen- bis
pfenniggroße, beim Apfel nur schwach, bei der Quitte stärker eingesunkene,
bei der Quitte schokoladenbraune, beim Apfel etwas hellere Flecke ein.
Cytosporiiia — Dilophospora. 209
Um den Mittelpunkt der Flecke erscheinen, mehr oder weniger ringförmig
angeordnet, zahlreiche Pykniden. Die Flecke fheßen zusammen und die
Frucht geht in Fäulnis über. Die Krankheit trat in Proskau epidemisch auf.
Die Gattung Cytosporina hat ein valsaartiges Stroma, fast ganz
eingesenkte, mit den Mündungen hervorragende Pykniden und faden-
förmige, etwas gekrümmte, einzellige, hyaline Sporen.
C. ribis ist Ursache einer eigenartigen, in Holland beobachteten
Erkrankung der Stachel- und Johannisbeeren. Die Pflanzen sterben unter
plötzlichem Gelbwerden der Blätter und unter Anschwellung der Rinde
der Zweige ab. Das Mycel wuchert in grau verfärbten Teilen des Holzes
der unteren Stammteile und der Wurzeln.
Die Gattung Dilophospora ist charakterisiert durch die an beiden
Enden mit einem Borstenpinsel versehenen Sporen.
D. graminis gehört vielleicht als Pyknidenform zu Dilophia graminis
(verwandt mit Ophiobolus). doch wird dieser Schlauchpilz überhaupt nur
selten beobachtet. Dilophosp. graminis tritt besonders auf Wiesengräsern,
aber auch auf Weizen und Roggen auf und verursacht die Federbusch-
sporenkrankheit (benannt nach dem Haarbusch an beiden Enden der
Sporen). Mehr oder weniger große Stellen der Ähren verwandeln sich in
eine die einzelnen Ährchen verklebende und pechartig überziehende, außen
schwarze, innen weiße, anfangs fleischige, später trockene Masse", auf der sich
die Fruchtkörper massenhaft entwickeln. Der Pilz ist glücklicherweise bei
uns selten, in neuester Zeit in der Rheinprovinz und in Baden aufgetreten,
verdient aber große Beachtung, da er sehr empfindhchen Schaden an-
richten kann. Es wird frühzeitiges Abmähen. Einsammeln und Vernichten
der lo-anken Pflanzen sow'ie Beizen des Saatgutes als Gegenmaßnahme
empfohlen.
Nectrioidaceae — Scolecosporae.
Wichtig ist nur die Gattung Polystigmina, welche durch ihre in
einem rötlichen Stroma vereinigten Fruchtgehäuse und ihre faden-
förmigen, hakig gebogenen Sporen ausgezeichnet ist.
P. rubra ist die Konidienform von Polystigma rubrum (s. S. 93).
Leptostromataceae — Hyalosporae.
Von Wichtigkeit sind die Gattungen: Leptothyiium und Melasmia.
Die Gattung Leptothyrium besitzt schwarze, schildförnüge, häutig-
kohlige Pykniden, ohne Stroma. Die Gehäuse sind entweder plekten-
chymatisch oder ..unecht", d. h. aus der geschwärzten Epidermis der
Nährpflanze gebildet ; sie sind mündungslos oder öffnen sich in verschie-
dener Weise, jedoch nie mittels eines Längsspaltes.
L. brassicae erzeugt braune bis schwarze, vertrocknende Flecke
auf den Blättern von Kohl, Kraut, Raps und Rübsen.
L. pomi ist Veranlassung der ,. Fliegenschmutzflecke'" auf dem Epi-
carp der Äpfel, seltener der Birnen. Die Erscheinung wird hervorgerufen
durch die kleinen Fruchtkörperchen, welche in großer Zahl beisammen-
stehen; die Schale selbst ist nicht verfärbt, auch Form und Geschmack
der Früchte verlieren nicht, nur ihr Ansehen leidet. Lt. Lüstner werden
manche Sorten, wie z. B. Landsberger Renette und Minister von Hammer-
Höstermann-Noack, Pilzpara^itäre Krankheiten. I4.
210 Fünfundzwanzigstes Kapitel.
stein, stärker von der Ki'ankheit befallen. Durch starkes Wischen können
die Flecke von den Früchten entfernt werden.
Die Gattung Melasmia ist durch den Besitz eines blattbewohnenden
Stronias ausgezeichnet, auf dem die häutigen, schwarzen, tellerförmigen
Pykniden sitzen.
M. acerina ist Pyknidenform zu Rh\i:isma acerinum (s. S. 131).
Findet sich auf den Blättern von Acer campestre, A. psoudoplatanus und
A. platanoides.
M. punctata gehört in den EntAncklungskreis von Rhytisma punc-
tatum (s. S. 131). Findet sich gleichfalls auf Ahorn-Blättern.
Leptostromataceae — Hyalophragmiae.
Die Gattung Entomosporium ist durch die über Kreuz vierzelligen
Sporen charakterisiert. Jede Sporenzelle ist mit einer Borste versehen. Die
Sporenträger schwinden bald. Fruchtgehäuse unecht, aus der auf-
reißenden Kutikula und innen anhaftendem braunwandigen Pilzgewebe
vorgetäuscht.
E. maculatum ist die Pyknidenform des Schlauchpilzes Stigmatea
mespih (s. S. 110). Es ruft auf Birnen (bes. Wildlingen), Quitten und
Mispeln die ,, Blattbräune" hervor i).
Fünf 11 iulz\\ a nzigstcs Ka])itel.
Die Melanconiales.
Die Ordnung der Melanconiales umfaßt einzig die Familie der Melan-
coniaceen. Die Einteilung der Familie geschieht nach Bau und Färbung
der Sporen (vgl. S. 198).
Melanconiaceae -^ Hyalosporae.
Bemerkenswert >in(l die Gattungen Gloeosporium und Colletotrichum.
Die Gattung Gloeosporium ist ausgezeichnet durch die borstenlosen,
unter der Epidermis angelegten, öfter zuletzt hervorbrechenden, grauen
oder blassen Sporenlager. Die Sporen sind länglich, einzeilig, hyalin.
Die hierher gehörigen Arten schmarotzen auf Blättern und Stengeln kraut-
artiger Pflanzen, zum Teil gefährliche Kranklieiten eixegend.
Gl. -Arten, z. B. Gl. affine, Gl. cinctum, Gl. macropus. Gl.
oncidii und Gl. pallidum verursachen Blattflecken oder weitgreif endere
Verfärbungen an tropischen, in Warmhäusern kultivierten Orchideen.
Gl. epicarpii erzeugt graubraune, unbestimmt und schmal rotbraun
-umrandete, vertrocknende Flecke auf dem Epicaip der Walnüsse.
Gl. spinaciae bringt auf den Blättern des Spinat kreisrunde, 2 bis
3 mm Durchmesser habende, vertrocknende Flecke hervor, welche bald
zusammenfließen, einen großen Teil der Blattfläche einnehmend und ab-
tötend.
Gl. nymphaearum schädigt in den Warmhäusern die Blätter von
Nymphaea lotus und X. ortgiesiana.
1) Klebahn nennt Entoniopeziza Soraueri, welche er zu den Mollisiaceen (s. S. 135)
stellt, als Schlauchfruchtform.
Melaiicoiiiaceae — Hyalosporae.
211
Gl. Haynaldianum erzeugt ockerfarbige Flecke auf den Blättern
von Magnolia grandiflora.
Gl. concentricum verursacht auf den Blättern der Kohl- und Ki'aut-
arten vertrocknende braune Flecke, auf denen sich konzentrisch angeordnet
kleine Sporenlager bilden.
Gl. ribis ruft auf den Blättern der Ribes-Arten rundliche, ineinander
übergehende, vertrocknende Flecke hervor. Der Pilz gehört in den Ent-
wicklungskreis von Pseudopeziza ribis (vgl. S. 135), welche die ,.Blatt-
falUo-ankheit'' der Ribes- Sträucher verursacht.
Gl. curvatum schädigt die Blätter beider Johannisbeeren, indem
es auf den Blattunterseiten dunkelbräunliche Flecke hervorbrino-t.
Abb. 101. Gnoniouia veneta (= Gloeosporium nervisequum). Blattkrankheit der Platanen. (Nach Laubert.)
Gl. nervisequum findet sich auf den Blättern von Platanus Orientalis,
auf denen es längs der Blatt nerven vertrocknende Flecke erzeugt (Abb. 101).
Gehört in den Entwicklungslireis von Gnomonia veneta (s. S. 126).
Gl. platani befällt die Blätter von Platanus occidentalis wie PL
Orientalis, dieselben verfärbend. Sporenlager auf der Blattunterseite.
Gl. fructigenum ist die Ursache der Bitteifäule des Obstes, ins-
besondere der Apfel und Birnen, tritt aber auch auf Kirschen, Aprikosen
und Pfirsichen auf. Die kreisförmigen Faulstellen schrumpfen ein. es
erscheinen auf ihnen in konzentrische Ringe angeordnet die Sporenpolster,
welche rötlich-gelb und kleiner als die der Sclerotinia (Monilia) fructigena
sind. Das Fruchtfleisch nimmt einen widerhch bitteren Geschmack^ an.
Der Pilz ist ziemlich wärmebedürftig. Kühles Wetter hält ihn in seiner
Entwicklung zurück, auch verschwindet er daher bald im Lagerkeller. —
14*
212
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
In Amerika, wo Gl. friictigenum sehr verbreitet ist, geht dasselbe auch
auf die Rinde über, Krebserkrankungen verursachend. — Die befallenen
Früchte sind zu sammeln und zu verbrennen, um einer Weiterverbreitung
der Sporen vorzubeugen. — Soll in den Entwicklungsgang von Glomerella
rufomaculans gehören.
Gl. album, von Gl. fructigenum durch die weißen Sporenlager unter-
schieden, ruft ähnliche Krankheitserscheinungen wie dieses hervor. Es
ist seltener als voriges, aber nicht so wärmebedürftig, daher noch im Januar
und Februar im Lagerkeller zu finden.
Gl. pirinum erzeugt grauweiße, rot umgebene Flecke auf den Blättern
und Blattstielen von Pirus communis.
Gl. cydoniae verursacht unregelmäßige,
braune, etwas runzelige, zusammenfließende
Flecke auf der Oberseite der Quittenblätter.
Gl. minutulum befällt Quitten und Mis-
peln. Flecke meistens auf der Blattunterseite
längs der Nerven bildend.
Gl. fragariae erzeugt unbestimmte rötliche
Flecke auf der Oberseite der Erdbeer blätter.
Gl. Lindem uthianum ist die Ursache der
Breiuifleckenkrankheit dei- Bohnen. Dieselbe
tritt auf Blättern. Stengeln und. besonders auf-
fallend, auf den Hülsen auf. Es zeigen sich auf
letzteren eingesunkene Flecke bis zu 1 cm Durch-
messer von brauner Farbe, auf denen in der
Mitte später die kleinen, schmutzig-weißen
Sporenlager eischeinen (Abb. 97 u. 102). Viel-
fach durchsetzen die Flecke die Hülsen wand und
gehen auf die Samen über. Ähnliche Flecke
treten bisweilen schon an den Keimpflänzchen
auf. Diese verkrüppeln und sterben ab, ebenso
bei starkem Befall die Stengel. Blätter und
Hülsen. — Die Krankheit ist außerordentlich
gefährlich, ihrer Bekämpfung ist alle Aufmerk-
samkeit zuzuwenden. Saatgut darf nur von
gesunden Pflanzen geerntet werden. Nach dem
Aufgehen der Saat sind die Keimpflanzen auf
das Vorhandensein der Krankheit zu untersuchen
und die befallenen Pflanzen zu vernichten. —
Das Saatgut ist einer genauen Prüfung (vgl.
S. 37) zu unterziehen. Infizierte Samen (kenntlich an den ., Brennflecken")
dürfen unter keinen Umständen Verwendung finden. Die Beizung eines
einwandfreien Saatgutes zur Vernichtung zufällig beigemengter Krank-
heitskeime ist empfehlenswert; minderwertiges Saatgut büßt durch lang-
dauernde Beizung höchstens den Rest der Keimfähigkeit ein. — Es
ist Wert auf die Auslese mderstandsfähiger Bohnensorten zu legen. —
Vorbeugendes Bespritzen mit einem Fungizid wird empfohlen.
Gl. pelargonii befällt die Blätter kultivierter Pelargonium-Arten ;
Sporenlager auf der Blattunterseite.
Gl. acericolum verursacht unbestimmte, aschgraue, grünliche oder
bräunliche Flecke auf den Blättern von Acer platanoides.
•Abb. 102. ( iloeosporium Linde-
muthianum. Bohnen mit Brenii-
flecken. (Nach Frank.)
Colletotrichum. 213
Gl. ampelophagum erzeugt den Schwarzen Brenner, die Schwind-
pocken oder die Anthraknose der Reben. Die Krankheit befällt alle grünen
Teile, auf denselben braune, schwarz -wulstig umrandete, in der Mitte weiß-
liche Flecke, die später ineinander übergehen, erzeugend. Die mittleren Teile
derselben vertrocknen schließlich, wobei sie aus den Blättern häufig aus-
fallen, so daß diese durchlöchert werden. Die Triebe werden später krebsig.
Diagnostisch ist wichtig, daß die erkrankten Beeren nicht einschrumpfen.
Die Krankheit wird mitunter sehr schädlich. Die erkrankten Teile sind
im Herbst zurückzuschneiden und zu verbrennen. Im Frühjahr sind die
befallenen jungen Triebe zu entfernen und zu vernichten, das alte Holz
ist nach dem Schnitt und vor dem Austreiben mit 33%iger Eisenvitriol-
lösung oder 4%iger Schwefelsäurelösung zu bestreichen. Das erkrankte
Laub ist zuerst mit gemahlenem Schwefel, später mit einer Mischung
von solchem und Kalk oder mit Kupferschwefelkalk mehrmals zu bestäuben.
Gl. tiliae findet sich auf den Blättern der Linden.
Gl. -Arten, z. B. Gl. amoenum, Gl. cerei und Gl. opuntiae
verursachen Fleckenkrankheiten auf Cactaceen, die ersteren auf Cereus-,
die letztgenannte auf Opuntia-Aiten.
Gl. paradoxum bringt im Fiühjahr an den alten Blättern von
Hedera helix breite, braune, trockene Ränder und Flecke hervor, während
an der Blattunteiseite die Sporenlager des Pilzes in Gestalt kleiner,
drüsenähnlicher, gelber Tupfen erscheinen. — Es ist ratsam, die kranken
Blätter zu entfernen.
Gl. helicis befällt gleichfalls die Blätter des Efeus, ist aber weniger
verbleitet. Sporen 22 fi lang (gegen 8 (.i bei voriger Art).
Gl. phomoides erzeugt erhabene, bräunliche Flecke, auf welchen
später dunkelbraune Sporenpolster hervorbrechen, auf dem Epicarp der
Tomatenfrüchte .
Gl. lagenarium findet sich besonders auf dem Epicarp, aber auch
auf Blättern und Stengeln von Gurken, Kürbissen und Melonen. Es ruft
bis 20 mm große, kreisförmige, eintrocknende Flecke hervor, auf denen
die kleinen fast rosenroten Sporenpolster erscheinen.
Gl. orbiculare tritt gleichfalls auf den Früchten von Gurken-
gewächsen auf. L'nterscheidung von Gl. lagenarium nicht einwandfrei.
Die Gattung Colletotrichum ist durch die von schwarzen Borsten
umgebenen, zunächst eingewachsenen, später hervorbrechenden, schwarzen
Sporenlager charakterisiert. Die Sporen sind spindelförmig, hyalin, ein-
zellig.
C. anthurii erzeugt dunkele Flecke auf den Blättern und Stengeln
der in den Warmhäusern kultivierten Anthurium-Arten.
C. piri f. tirolense befällt Pirus communis, rundliche. 3 bis 4 mm
große Flecke auf den Blattoberseiten erzeugend. Sporenpolster oft in
konzentrischen Kreisen.
C. malvarum verursacht auf Blattstielen und Stengeln der Althaea-
und Sida-Arten grünschwarze, vertiefte Flecke von beträchtlicher Aus-
dehnung. Das Gtewebe wird bis aufs Holz zerstört.
C. hedericola bewirkt eine Blattfleckenlvrankheit des Efeus.
C. oligochaetum schädigt die kultivierten Cucurbitaceen. Die
Krankheit kann schon an den Keimpflanzen auftreten, mißfarbene Flecke
auf den Cotyledonen und einsinkende Stellen rings um das Hynocotvl
214 Fünfundzwanzigstes Kapitel.
erzeugend. (Pji:hiiim debaryanum ruft keine Flecke auf den Keimblättern
hervor.) Die Blätter und Früchte werden gleichfalls fleckig.
Melanconiaceae — Hyalodidymae.
Von Interesse ist lediglich die Gattung Marssonia. Dieselbe ist von
Glaeosporiuni (s. S. 210) niu' durch die Querwand in den eiförmigen
oder länglichen, hyalinen Sporen unterschieden. Die Sporenlager werden
unter der Epidermis angelegt und bleiben lange oder immer von dieser
bedeckt.
M. populi findet sich auf den Blättern der Pappsln.
M. juglandis erzeugt rundliche oder eckige, später ineinander über-
gehende, braune Flecke auf den Blättern und den grünen Fruchtschalen
der Walnuß (Juglans regia und J. nigra) (Abb. 56). Die Blätter bräunen
sich und fallen vorzeitig — schon im August — ab, die b3fallenen
Früchte verla-üppeln. Dar Pilz gehört in den Entwiclduiigskreis von
Gnomonia leptostyla (s. S. 127).
M. truncatula verursacht ockerfarbige, vertrocknende Flecke auf
den Blättern von Acer negundo und A. camp^stre. Die Sporenlager er-
scheinen herdenweise auf der Blatt Unterseite.
M. Panattoniana befällt Lactuca sativ^a und Cichorium endivia.
Auf den Blättern treten, besonders in der Nähe des Mittelnervs, kreisrunde,
eingesunkene, braun gerandete Flecke von 3 bis 5 mm Durchmesser auf,
Sie fließen später zusammen, Fäulnis der Blätter verursachend.
Melanconiaceae — Hyalophragmiae.
Gärtnerisch ist höchstens die Gattung Septogloeum von eiiüger Be-
deutung. Dieselbe entwickelt auf blaßfarbenen Sporenlagern längliche,
drei- oder mehrzellige, hyaline Sporen, die keine Anhängsel besitzen und
auch nicht an der Basis miteinander verbunden sind. Es ist gleichsam
ein Gloeosporium mit mehrzelligen Sporen.
S. Hartigianum verursacht die Zweigdürre des Feldahorn. Die
jungen Zweige trocknen im Frühjahr ein, ohne daß die Knospen zum
Austreiben gelangen. Sporenlager länglich-linienförmig, graugrün mit
weißlicher sporentragender Basis.
S. fragariae erzeugt unregelmäßige, braune, besonders auf der Ober-
seite hervortretende Flecke auf den Blättern der Erdbeeren.
Die Gattung Pestalozzina ist durch die an der Spitze mit mehreren
Borsten versehenen, vollständig hyalinen Sporen charakterisiert.
P. Soraueriana schädigt u. U. erheblich Blätter und Ähren von
Alopecurus.
Melanconiaceae — Phaeophragmiae.
Bemerkenswert sind die Gattungen Coryneum und Pestalozzia.
Coryneum entwickelt auf Scheiben- oder polsterförmigen, schwarzen,
festen, unter der Epidermis hervorbrechenden Sporenlagern längliche oder
spindeKörmige, rußfarbige Sporen, die niemals in Ranken austreten.
C. Beijerinckii verursacht Flecke auf Blättern und Trieben des
Steinobstes (Schrotschußkrankheit). Es wurde mehrfach auch als Ursache
der Gummosis desselben angesehen, doch dürfte diese Annahme nicht in
Pestalozzia.
215
vollem Umfange zutreffen. C. Beijerinckii ist wahrscheinlich identisch
mit Clasterosporium carpophilum und gehört als Koniclienfruchtform zu
Ascospora Beijerinckii (s. S. 109).
Die Gattung Pestalozzia besitzt schwarze, kissen- oder scheibenförmige
Sporenlager und rußfarbene, jedoch öfter hyahne Endzellen aufweisende
Sporen mit zwei oder mehr hyalinen Borsten an der Spitze (Abb. 103).
P. Hartigii ist Ursache der Einschnürungskrankheit, welche junge
Fichten, Tannen, Rotbuchen, Eschen, Ahorn und andere Laubhölzer
befällt. Dicht über dem Boden zeigt sich eine Einschnürungsstelle. Ober-
Abb. 103. Schnitt durch ein Sporenlager einer Pestalozzia-Art.
e Epidermis, g Gefäßbündel, st Pilzgeflecht, z zerstörtes Gewebe, m Mycel,
a — i Sporen in verschiedenen Stadien der Auskeimung. (Nach Sorauer.)
I
halb und unterhalb dieser dauert das Dickenwachstum noch einige Zeit
fort, doch wird schließlich die Rinde an der eingeschnüi'ten Partie gesprengt
und die Pflanze stirbt ab. Die Krankheit mrcl forstlichen Kulturen mit-
unter außerordentlich gefährlich.
P. funerea erzeugt Einschnürungsringe an einzelnen Ästen bei
zahlreichen Gymnospermen, z. B. Chamaecyparis, Juniperus, Biota,
Cryptomeria, Ginkgo, Pinus-Arten, Taxodium, Taxus u. a. m. Oberhalb
der InfektionssteUe zeigt sich eine starke Anschwellung und zuweilen
Harzfluß. Der Pilz findet sich auch an einigen Laubhölzern.
P. phoenicis und einige andere Arten erzeugen Flecke auf den
Blättern von Phoenix, Chamaerops und anderen Warm'^^uspalmen.
216 Fünfuiulzwaiizisrstes Kapitel.
P. breviseta ruft auf Birnblättern aschgraue Flecke hervor. Sporen-
lager klein, herden weise, auf der Blattunterseite.
P. lupini verursacht zahlreiche kleine, mitunter zusammenfließende,
rostfarbene, von einer schwach grünlichen Zone umgebene Flecke auf
.den Keimblättern und Blättern von Lupinus mutabilis und L.Cruckshanksii.
P. Guepini erzeugt Flecke auf den Blättern verschiedener Gewächs-
hauspflanzen: Magnolia, Citrus, Camellia, Rhododendron u. a. Die be-
fallenen Blätter fallen vorzeitig ab.
Melanconiaceae — Scolecosporae.
Bemerkenswert sind die (Gattungen ("ylindrosporium und Crypto-
sporium.
Die Gattung Cylindrosporiuni ist ausgezeichnet durch die einzelligen,
hyalinen, fadenförmigen, oft gewinidenen Sporen, welche auf weißen
oder blassen, scheibenförmigen oder unbestimmt ausgebreiteten Sporen-
lagern gebildet werden.
C. juglandis verursacht (in Amerika) Blattflecken und vorzeitigen
Blattfall an Juglans- Arten.
C. padi und C. Tubeufianum finden sich auf der Traubenkirsche
(Prunus padus) (C. padi in Amerika auch auf Kirschen, Pflaumen und
anderen Prunus-Arten) ; ersteres erzeugt fast dunkelbraune, eckige, auf
beiden Seiten sichtbare Blattflecke, letzteres befällt und tötet die unreifen
Früchte.
C.brassicae ruft Flecke auf den Blättern von Raps und Rübsen hervor.
C. phaseoli soll Flecke auf den Blättern der Bohnen verursachen.
C. chrysanthemi wird als Schädiger der Chrysanthemen aus
Amerika angeg*^ben.
Die Gattung Cryptosporium besitzt im Gegensatz zur vorigen spindel-
förmige, sichelig gekrümmte Sporen, welche auf kegelig-scheibenförmigen
Sporenlagern erzeugt werden. Zuweilen sind die letzteren von einem
unechten — aus Nährsubstanz gebildeten — Gehäuse umgeben.
C. nigrum findet sich auf den Blättern von Juglans regia, dunkle
Flecke erzeugend.
C. minimum kommt auf den Ästen der Kletterrosen vor, Flecke
auf den vorjährigen Ästen erzeugend.
C. leptostromiforme (?) erzeugt an den Wurzeln der gelben und
blauen Lupinen anfänglich helle, später gebräunte Stellen, auf denen sich
kleine Pusteln bilden. In diesen entstehen in pyknidenartigen Höhlungen
die Sporen. Schwer befallene Pflanzen sterben oft noch vor der Blüte ab.
— Es ist fraghch. ob dieser Pilz zur Gattung Cryptosporium gerechnet
werden darf.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Die Hyphomyceten.
Die Ordnung der Hyphomyceten umfaßt diejenigen Fungi imperfecti,
bei denen die Konidienträger entweder einzeln auftreten oder in Bündeln
(„Coremien") zusammenstehen oder nackte, offene Lager bilden (s. Über-
sicht S. 197). Man unterscheidet vier Familien:
Mucedinaceae — Hyalosporae. 217
I. Konidien an einzeln stehenden Konidienträgern, seltener als Oidien
durch Zerfall von Hyphen entstehend. Vegetative Hj-j^hen hyahn oder
blaß oder lebhaft gefärbt, nie dunkel oder schwarz, ähnlich auch Konidien
und Konidienträger : Mucedinaceae.
II. Wie vorige, jedoch die vegetativen Hyphen dunkel gefärbt,
höchstens an der Spitze etwas blasser, ähnhch gefärbt die Konidien und
Konidienträger: Dematiaceae.
III. Konidienträger zu einem Säulchen (Coremium) verbunden, an
dessen Spitze die Konidien gebildet werden: Stilbaceae.
IV. Konidienträger zu einem lagerartigen Polster zusammentretend,
das häufig noch auf einem Stroma steht: Tuberculariaceae.
Die Einteilung der Familien geschieht nach dem von Saccardo auf-
gestellten Sporenschema (s. S. 198), jedoch mit der Einschränkung, daß
entsprechend den Familiencharakteren die Mucedinaceen in der Regel
nur Hyalo- Gruppen, die Dematiaceen nur Phaeo-Gruppen umfassen. —
Dem Vorbilde von Lindau in Rabenhorsts Kryptogamenflora folgend.
wurde die Gruppe der Scolecosporae aufgelöst. Die Formen mit „faden-
förmigen", gewöhnUch mehrzelligen Sporen sind bei den Phragmosporae
zu suchen.
Mucedinaceae — Hyalosporae.
Von den unterschiedenen sieben Unterabteilungen seien nur die-
jenigen aufgeführt, von denen Vertreter pathologisch von Wichtigkeit sind :
I. Konidienträger vom Mycel nicht scharf abgesetzt, meist nur ein-
zellige Äste oder kurze aufrechte Zweige darstellend oder gänzlich
fehlend und Sporen dann oidienartig aus den Mycelfäden entstehend.
1. Konidienträger sehr kurz, wenig abgesetzt vom Mycel, mit nicht
reihenweis entstehenden Konidien. Häufig (doch nicht bei den
für uns in Frage kommenden Gattungen) entstehen die Konidien
durch oidienartigen Zerfall der Fäden: Chromosporieae.
2. Konidienträger kurz, einfach, deutlicher vom Mycel sich ab-
hebend: Konidien allermeist in Ketten entstehend oder auch
als Oidien durch Zerfall besonderer Fäden:
Oosporeae.
II. Konidienträger sich stets scharf vom Mycel abhebend: sehr mannig-
fach ausgebildet, meist verzweigt.
1. Konidienträger einfach oder wenig verzweigt, an der Spitze
entweder kopfig angeschwollen und die Konidien an Sterigmen
tragend oder nicht angeschwollen. Konidien stets kettenförmig
gebildet: Aspergilleae.
2. Konidienträger stets mehr oder weniger reich verzweigt, Verzwei-
gungen jedoch nicht ausschheßhch wirteUg : B o t r y t i d e a e .
Übersicht der behandelten Gattungen:
I. Chromosporieae.
1. Vegetative Hyphen in sarcinaartige Pakete zerfallend:
Sarcinomyces.
2. Vegetative Hyphen lücht in solche Pakete zerfallend. Konidien
auf basidienähnhchen ungeteilten Trägern entstehend:
Microstroma.
218 Sechsuudzwanzigstes Kapitel.
II. Oosporeae.
A. Mycel ohne Haustorien.
1. Konidien entweder oidienartig durch Zerfall der Fäden ent-
stehend oder kettenförmig auf kurzen, nicht scharf abgesetzten
Tragästen : Oospora.
2. Konidien stets an gut unterscheidbaren, rasig gehäuften
Trägern gebildet, eiförmig bis länglich eiförmig; Mycel gut
ausgebildet und meist zu kompakten Rasen zusammen-
tretend: Monilia.
3. Konidienträger deutlich, stets alleinstehend; Konidien un-
regelmäßig, sich nicht trennend: Moniliopsis.
B. Mycel mit Haustorien. Mycel oberflächlich : Oidium.
III. Aspergilleae.
A. Konidienträger an dci- Spitze kugelig oder keulig angeschwollen:
Aspergillus.
B. Konidienträger an der Spitze nicht angeschwollen, pinselartig
verzweigt ; Konidienketten auf Sterigmen stehend :
Penicillium.
IV. Botrytideae.
A. Konidienträger meist unverzweigt, gewöhnhch in größerer
Zahl aus den Spaltöffnungen hervorbrechend. Konidien einzeln,
endständig: Ovularia.
B. Konidienträger seltener einfach, meist mehr oder minder reich
gabelig oder traubig verzweigt. Konidien meist in größerer
Anzahl an den Spitzen der Endauszweigungen ein dichtes Köpf-
chen bildend: Botrytis.
Die Gattung Sarcinomyces ist durch den Mangel eines eigentlichen
Mycels ausgezeichnet. Meist bilden die einzelnen ZeUen sehr charakte-
ristische sarcinaähnliche Pakete. Vermehrung durch hefeartige Sprossung.
S. crustaceus ist eine der Ursachen des Rußtaus (s. S. 90). Er
lebt in einem zuckerreichen Substrat, dem Honigtau, in der Regel mit
zahlreichen anderen Pilzen vergesellschaftet. Unter Umständen ist er nur
schwer von den Sproßmycelien gewisser anderer Pilze zu unterscheiden
(vgl. Dematiura pullulans).
Die Zugehörigkeit der Gattung Microstroma zu den Hyphomyceten
ist zweifelhaft. Verschiedene Forscher fassen die Konidienträger infolge
ihrer außerordentlich regelmäßigen keuligen Form und des Ansitzens der
Sporen mit mnzigen Spitzchen am Scheitel sowie wegen der konstanten
Zahl der Sporen als Basidien auf und stellen die Gattung demzufolge zu
den Basidiomyceten, w^o sie bei den Exobasidiineen unterzubringen ist
(vgl. S. 181). — Sollte es sich aber bewahrheiten, daß Microstroma-Arten
als Konidienformen in den Entwickluiigslo-eis von Gnomoniaceen gehören,
so hätte man es allerdings mit wirldichen Konidienformen zu tun und die
Gattung wäre hier bei den Hyphomyceten zu behandeln.
Der Gattung Oospora fehlen eigenthche Konidienträger. Die Konidien
sind an beiden Enden abgerundet und werden in regelmäßigen Ketten
gebildet.
Actinomyceten. — Monilia. — Moniliopsis. — Oidiuin. 219
Von allgemeinem Interesse ist Oospora lactis. Dieser Pilz tritt
regelmäßig auf der Oberfläche von IVIilch, Käse und anderen Substraten
der Molkerei-, Brennerei- und Gärungsbetriebe auf. Er ist bekannter
unter seinem Synonym Oidium lactis. Nach ihm ist die ,,Oidien"-
Bildung benannt.
Möglicherweise gehören in die Verwandtschaft der Gattung Oospora
die Actinomyceten oder Strahlenpilze. Als Schädiger eigentlich gärt-
nerischer Kulturpflanzen sind dieselben noch nicht nachgewiesen. Hin-
gegen ist in neuester Zeit ihre Bedeutung für land\\'irtschaftUche Kultur-
pflanzen festgestellt worden.
Der „gewöhnliche Kartoffelschorf "S der verbreitetste Schorf in Deutsch-
land, ist eine Actinomycose. und zwar sind verschiedene Ai'ten der Gattung
Actinomyces als Erreger des Buckel-, Flach- und Tiefschorfes nachgewiesen
worden^). Der Strahlenpilzschorf ist eine chronische Krankheit der wach-
senden Kartoffel, nicht der Lager knoUen. Schorf erregende Strahlenpilze
sind säureempfindüch. Zur Bekämpfung empfiehlt sich daher die Zufuhr
saurer Dungstoffe und Gründüngung.
Die von Krüger als Oospora beschriebenen Erreger des Gürtelschorfes
der Rüben sind nach neueren Feststellungen gleichfalls Actinomyces- Arten.
Die Arten der Gattung Monilia gehören in der Regel als Konidien-
fruchtformen in den Entwicklungskreis der Gattung Sclerotinia (s. S. 137).
Es erübrigt sich daher an dieser Stelle ein nochmaliges Eingehen auf
dieselben.
Die Gattung Moniliopsis ist so benannt wegen der Ähnüchkeit mit
Monilia. Doch ist das Wachstum der Gliederketten akropetal, während
das der echten Monilia-Ketten basipetal ist. Die einzelnen Güeder der
Ketten trennen sich niemals, höchstens brechen einmal unregelmäßig
große Stücke davon ab; sie sind nicht entwicklungsfähig („Pseudo-
konidien'-). Sie gehen unter D^generationserscheinungen zugrunde, wobei
sich die Membranen bräunen.
M. Aderholdi ist bekannt als der ,, Vermehrungspilz'" der gärtne-
rischen Kulturen. Er ist ein gefürchteter Schädiger der Steckhngspflanzen.
Das Mycel überzieht in schieierartigen Fäden die Oberfläche des Sub-
strates; die jungen Pflänzchen werden an der Stengelbasis schwarz und
sterben ab. — Die Bekämpfung erfolgt durch geeignete Bodendesinfektion.
Die Gattung Oidium ist mit ihren wichtigsten Arten im Zusammenhang
mit den Erysiphaceen behandelt worden (s. S. 7o£E.), so daß der Hinweis
darauf hier genügen kann.
Ähnlich steht es mit den Gattungen Aspergillus und Penicillium,
welche in Kap. XII (S. 74) ihre Würdigung gefunden haben.
Die Gattung Ovularia ist in ihren typischen Vertretern von den-
jenigen der Gattung Ramularia. eieren Sporen ein bis zwei Querwände
aufweisen, leicht zu unterscheiden. Doch ist zu beachten, daß die Jugend-
1) Außerdem gibt es aber noch andere Erreger des echten (parasitischen) Schorfes:
Rhizoctonia, Spongospora und Bakterien (s. d.).
220 Sechsundzwanzigstes Kapitel.
zustände der letztgenannten Gattung gleichfalls ungeteilte ISporen be-
sitzen, wodurch Verwechslungen entstehen können.
O. brassicae erzeugt beiderseits sichtbare, rundliche oder unregel-
mäßige, oft zusammenfließende, berandete, weißliche Flecke auf den
Blättern von Brassica napus.
0. Cucurbitae wurde in Oberitalien auf Kürbisblättern festgestellt.
Die Vertreter der Gattung Botrytis gehören vielleicht als Konidien-
fruchtformen zu Discomyceten. Die gärtnerisch-phytopathologisch wich-
tigen Arten wurden bereits im Zusammenhang mit der Gattung Sclerotinia,
zu deren Arten sie zum großen Teil zu stellen sein dürften, behandelt
(vgl. S. 144).
Mucedinaceae — Hyalodidymae.
Von Interesse ist die GattiuigTrichothecium. Dieselbe ist ausgezeichnet
durch die einzeln oder in Köpfchen (nicht in Ketten) an im allgemeinen
unverzweigten, deutlich abgesetzten Komdienträgern gebildeten Konidien.
Diese sind länglich oder birnförmig, meist etwas ungleich zweizeilig (Abb.
104, Fig. 6). — Der Gattung Cephalothecium dürfte die Berechtigung ab-
zusprechen sein; es wurden früher diejenigen Formen dazu gestellt, bei
denen die Bildung der Konidien lediglich in Köpfchen erfolgt, jedoch
kommen ein- und mehrsporige Konidienträger auf dem gleichen Mycel vor.
Tr. rose um tritt auf den verschiedensten faulenden pflanzlichen
Substraten auf, kleine, anfangs weiße, später rosenrote Polster bildend.
Es erzeugt die Schalenfäule der Birnen und Äpfel während des Winter-
lagers (vgl. S. 37), die zwar nicht sehr tief in die Früchte eindringt, den-
selben aber einen bitteren Geschmack verleiht. Auch fast reife Pflaumen
werden u. U. (primär?) von dem Pilz befallen, ebenso ruft derselbe bis-
weilen eine intensive ..Bitterfäule" der Melonen hervor.
Mucedinaceae — Hyalophragmiae.
I. Konidienträger noch nicht differenziert. Konidien unmittelbar am
Mycel ansitzend oder auf seitlichen, kurzen Ästen entstehend.
Mycel fehlend oder kaum angedeutet. Sporen im vorliegenden
Falle sichelförmig: Fusoma.
IL Konidienträger deutlich differenziert.
1. Konidien verlängert, fädig oder am Grunde etwas keulig und
in eine lange Spitze ausgezogen: Cefcosporella.
2. Konidien länglich, zylindrisch oder fast eiförmig, bisweilen
mehrere reihenweise zusammenhängend: Ramularia.
Die Gattung Fusoma ist ausgezeichnet durch das fast vollständige
Fehlen des Mycels (welches allerdings vielfach vielleicht nur endophytisch
ist) und ist dadurch von Fusarium — möglicherweise nicht eigentlich —
verschieden.
F. parasiticum (= Fusoma pini oder Fusarium blasticola) ist ein
gefährlicher Schädiger der Nadelholzkeimlinge. Die jungen Pflanzen
bekommen nahe dem Wurzelhals dunkle Stellen und fallen um. Auf den
Stengelchen erscheinen lichtgraue Rasen mit sichelförmigen, mehrzelligen
Konidien. — Die Krankheit vermag sich sehr schnell auszubreiten. Luftige
Lage der Saatkämpe wirkt ihr entgegen.
Cercosporella. — Raniularia. — Dematiaceae — Phaeosporae. 221
Die Gattung Cercosporella bietet nur wenig Interesse.
C. persica findet sich auf Pfirsichblättern, unterseits f locke nförmige,
weiße Rasen erzeugend. Der von diesem Pilz angerichtete Schaden ist
nur gering, selbst wenn der Pilz wie z. B. in Nordamerika häufig auftreten
sollte.
C. pastinacae findet sich auf Pastinak. Blattflecke verursachend.
Die Gattung Ramutatia ist durch die mehr als zwei Querwände auf-
weisenden Sporen von den im übrigen ähnlichen Gattungen Ovularia
und Didymaria unterschieden. Jedoch finden sich diese Querwände nicht
immer bei jüngeren Sporen und besitzen umgekehrt ältere Sporen der
beiden letztgenannten Gattungen zuweilen auch ein bis zwei Querwände
{Abb.l04,Fig.8). Dann ist es schwierig zu einem sicheren Urteil zu kommen.
R. rhei verursacht rotbraune, runde und oft zusammenfließende
Flecke auf den Blättern von Rheum rhabarbarum und Rh. rhaponticum.
R. betae erzeugt auf den Rüben- (Beta-) blättern kreisrunde, Meiß-
graue, auf beiden Seiten sichtbare, von einem braunen Saum umgebene
Flecke.
R. spinaciae bringt oberseits blasse, unterseits braune Flecke auf
den Blättern des Spinates hervor.
R. armoraciae ist Ursache einer häufig vorkommenden Krankheit
des Meerrettich. Auf den Blättern erscheinen kreisförmige, anfangs bräun-
liche, dann ausbleichende Flecke: bei starkem Befall sterben die" Blätter
vorzeitig ab. Zuweilen entsteht ein erheblicher Schaden.
R. Tulasnei gehört in den Entwicklungskreis der MycosphaereUa
fragariae, welche die sehr verbreitete Blattfleokenkrankheit der Erdbeeren
hervorruft (s. S. 113).
R. lactea erzeugt zuerst bräunliche, später weißliche, braun berandete
Flecke auf den Blättern von Viola odorata und anderen Arten. Die Blätter
werden durch die Fleckenbildung unansehnlich, größerer Schaden scheint
nicht zu entstehen.
R. heraclei var. apii graveolentis bringt braune, trockene Flecke
auf den Blättern des Sellerie hervor.
R. primulae schädigt die Primeln aus der Auricula- Gruppe. Auf
den Blättern entstehen braune, vertrocknende Flecke, die zuletzt zusammen-
fließen und größere Blatteile einnehmen.
R. sambucina findet sich auf den Blättern von Sambucus nigra
und S. racemosa.
R. Cynarae erzeugt Flecke auf den Blättern der Artischocken, die-
selben u. U. nicht unerheblich schädigend.
Dematiaceae — Phaeosporae.
Dematium pullulans wird von Neger als Bestandteil der Rußtau-
vegetation angegeben (vgl. S. 91). Dieser Pilz soll in zuckerreichen Nähr-
lösinigen (z. B. im Honigtau) Zellklumpen von braunschwarzer Farbe
(sogenannte Koniothecien) bilden. Nach neueren Ansichten handelt es
sich dabei aber um das Sproßmycel eines Ascomyceten.
Außerdem gehören hierher die Gattungen Torula und Hormiscium.
Bemerkenswerte Vertreter sind:
Torula basicola, die Konidienfruchtform von Thielavia basicola
(s.S. 74);
222
Sechsiuidzwanzigstes Kapitel.
^^te.
Abb. 104. Typen von Hyplioinyceten.
Demaliaceae — Phaeodidymae. — Scolicotriehum. 223
Erklärung der Abb. 104.
1 Fusarium solani (i. w. S.). Einige konidientragende Fäden, auf den Spitzen Konidien
abschnürend; darüber abgefallene reife Konidien. 2 Cercospora armoraciae. 3 Helmin-
thosporium avenae. 4 Clasterosjwrium carpophihim. 5 Alternaria tenuis. 6 Trichothecium
roseum. 7 Heterosporium gracile. 8 Ramularia armoraciae. 9 Scolicotriehum graminis.
(1 nach Frank, 2, 6, 7, 8, 9 nach Saccardo, 3 nach Sorauer, 4 nach Aderhold, 5 nach
Berlese.)
Hormiscium pinophilum, welches schwarze Überzüge auf Zweigen
und Nadehi von Abies-. Pinus- und Taxus- Arten bildet ; wahrscheinlich
handelt es sich aber auch hier, wie bei Dematium, nur um Mycelstadien
eines Ascomyceten.
Dematiaceae — Phaeodidymae.
Bei den hier in Frage kommenden Gattungen ist der Konidienträger
deutlich vom Mycel abgesetzt, die Konidien stehen nicht in Köpfchen.
I. Konidien stets mehr oder weniger keulig.
1. Konidien einzeln akrogen, kurz, keulig oder auch länghch -spindelig.
Konodientr äger kurz: Fusicladium.
2. Konidien lang, keulig. Konidienträger an der Spitze fortwach-
send, daher die Konidien akro- oder pleurogen:
Scolicotriehum.
II. Konidien nicht keulig, von sehr verschiedener Gestalt, ein- bis vier-
zellig, oft in kurzen Ketten: Gladosporium.
Die auf Holzgewächsen parasitierenden Vertreter der Gattung Fusi-
cladium sind von größter Wichtigkeit; sie gehören als Koniclienformen
zu Venturia-Arten (s. S. 114). Es kann hier genügen, dieselben in der
Reihenfolge ihrer Nährpflanzen aufzuführen :
F. radiosum (= F. tremulae) auf Populus tremula, P. nigra (einschl.
var. pyramidalis) u. a. (Venturia tremulae).
F. saliciperda auf Sahx-Arten (Venturia chlorospora).
F. pirinum auf Pirus communis, P. IVIichauxii, P. saücifoüa u. a.
(Venturia pirina).
F. dendriticum auf Pirus malus (Venturia inaecjualis).
F. eriobotryae auf Eriobotrya japonica, der japanischen Mispel.
F. cerasi auf Prunus cerasus, P. avium, P. persica und \\älden
Prunus- Arten (Venturia cerasi).
F. robiniae auf Robinia.
Die auf Kräutern vorkommenden Ai'ten der Gattung Fusicladium
sind nur von geringer Bedeutung; als wichtigste wären zu nennen:
F. fagopyri auf Fagopyrum esculentum.
F. lini auf Linum usitatissimum.
Die Gattung Scolicotriehum (Abb. 104, Fig. 9) enthält nur wenige
phytopathologisch wichtige Vertreter.
Sc. graminis bringt auf den Blättern von Roggen, Weizen, Hafer und
zahlreichen anderen Gramineen blaßgelbe, später zusammenfließende
Streifen und Flecke hervor, auf deren Unterseite feine, schwärzliche
Schimmelrasen erscheinen.
Sc. melophthorum soll Blätter, Stengel und Flüchte der Melonen
und Gurken befallen.
224 Sechsuiulzwanzigstes Kapitel.
Die Gattung Cladosporium (Abb. 97. Fig. 3) ist infolge ihrer Viel-
gestaltigkeit schwer zu umschreiben. Lindau gibt als charakteristisch an:
die Mehrzelligkeit der Konidien und die Fähigkeit des Sprossens derselben.
Cl. herbarum lebt auf den verschiedensten Substraten, insbesondere
auf pflanzlichen Stoffen, und bildet auf diesen schwarzgrüne, sammetartige
Rasen. — Es ist bekannt als Ursache der ..Schwärze" des Getreides.
Jedoch i.st der Pilz ein ausgesprochener Gelegenheitsparasit. der nicht in
der Lage ist. junge Teile der Getreidepflanzen zu befallen, sondern sich
nur auf Individuen ansiedelt, die schon durch andere Ursachen erheblich
geschwächt worden sind. Auch auf zahlreichen anderen Pflanzen tritt der
Pilz — aber nur unter bestimmten, ihm günstigen äußeren Bedingungen —
als Parasit auf. Er wird auch bei nassem Frühlingswetter den Koniferen-
Sämlingen in den Saatkämpen gefährlich.
Cl. fasciculare ist Ursache der Schwärze der Hyazinthenzwiebeln
(vgl. Pleospora hyacinthi S. 124).
Cl. condylonema, bei uns nur auf überwinterten Kirsch- und Apri-
kcsenblättern beobachtet, kommt anderwärts auch als Parasit auf lebenden
Pflaumenblättern vor.
Cl. fulvum ist ein weitverbreiteter luid gefährlicher Schädiger der
Tomaten, welcher die Braunfleckenkrankheit derselben verursacht. An
Blättern und Trieben zeigen sich gelbliche, später vertrocknende Flecke,
auf denen braune Schimmelrasen erscheinen. Die befallenen Pflanzenteile
werden bei stärkerem Auftreten zugrunde gerichtet, der Schaden ist oft
äußerst empfindlich. Insbesondere hat die Tomatentreiberei vuiter der
Krankheit zu leiden. — Zwecks Bekämpfung sind die Ernterückstände
sorgfältig einzusammeln und zu verbrennen; der Boden ist vor einer Neu-
auspflanzung von Tomaten zu desinfizieren. Vorbeugendes" Bespritzen
mit Fungiziden ist empfejilenswert.
Cl. cucumerinum ist gleichfalls überaus schädüch ; es verursacht
die Krätze der Gurken. Melonen und Kürbisse. Die Krankheit befällt
in erster Linie die Früchte. Auf denselben erscheinen mehr oder weniger
zahlreich unregelmäßige, eingesunkene Flecke, die mit schwarzgrünen
Pilzrasen ausgeldeidet sind. Bei starkem Befall schrumpfen die Früchte
und sterben ganz oder teilweise ab. Besonders haben die jungen Früchte,
oft gleich nach dem Ansetzen, unter dem Schädiger zu leiden, doch bleiben
auch ältere Früchte nicht verschont. Auf den Blättern, die aber seltener
befallen werden, entstehen unregelmäßige, vertrocknende und später
aufreißende Flecke. — Es kommen die gleichen Bekämpfungsmaßnahmen
wie bei Cl. fulvum in Betracht.
Dematiaceae — Phaeophragmiae^).
A; Steriles Mycel meist nur schwach entwickelt. Konidienträger sehr
kurz und nicht als solche deuthch differenziert, nur seitliche, kurze
Äste darstellend. Konidien einzeln stehend. (Clasterosporieae.)
I. Konidien weder mit Fortsätzen noch mit Cilien versehen:
Clasterosporium.
IL Konidien geschwänzt oder mit cilienartigen Fortsätzen:
Ceratophorum.
^) Einschl. Scolecosporae vgl. S. 217.
Clastcrospiiriiiin. — Ccratophnrum. — Hdininthnsporium. 225
B. Steriles Mycel deutlicher entwickelt. Koiiiclieiiträger in der Regel
deutlich differenziert. Konidien einzeln akrogen oder am Kanidien-
träger verteilt oder aucli (bei Corynespora) in Ketten, aber nicht
wirtelig. Konidienträger nicht oder wenig (jedenfalls nicht bäiini-
chenartig oder penicilliuniartig) verzweigt ( Helminthosporieae).
I. Konidien glatt.
a) Konidien nicht in Ketten gebildet.
1. Konidien zylindrisch oder walzenförinio;:
H e 1 ni i 11 1 h o s p o r i u ni .
2. Konidien meist sehr lang und dünn:
Cercospora.
b) Konidien in Ketten gebildet: Corynespora.
II. Konidien stachlig oder rauhwarzig: Heterosporium.
Die Gattung Clasterosporium ist durch ihre geraden, länglich eiförmigen,
gewöhnlich zylindrischen Konidien ausgezeichnet (Abb. 104. Fig. 4).
Cl. glomerulosum lebt parasitisch auf .Juniperus communis, zu-
weilen eine Nadelschütte bewirkend.
Cl. putrefaciens erzeugt im Herbst auf den erwachsenen Blättern
der Rüben braune bis schwarze Flecke, die sich oft über das ganze Blatt
ausdehnen und es zum Absterben bringen. Es ist ein ziemlich verbreiteter
Schädling.
Cl. carpophilum (= (1. amygdalearum oder Coryneum Beijerinckii)
tritt besonders auf den Blättern von Kirschen. Pflaumen, Aprikosen,
Pfirsichen und Mandeln auf und ist der gefährlichste Blattschädling des
Steinobstes. Er erzeugt die ..Schrotschußkrankheit" der Blätter; auf
denselben entstehen rundliche, dunkelbraune, meist blutrot umrandete
Flecke, welche häufig ausfallen, wodurch die Blätter das Aussehen be-
kommen, als seien sie mit Sclirot durchschossen^). Der Pilz befällt auch
die Früchte, welche infolgedessen verkrüppeln, sowie die Triebe. Cl. carpo-
philum gehört in den Entwicklungskreis von Ascospora Beijerinckii
(s. S. 109). Dort wurden auch schon die angeblichen Beziehungen zur
Gummosis des Steinobstes erwähnt.
Aus der Gattung Ceratophorum interessiert nur C. setosum. Dieser
Pilz schädigt Cytisus laburnum (und C. capitatus), indem er auf Blättern
und Stengeln der Keimpflanzen sowie auf den Blättern der erwachsenen
Pflanzen Flecke erzeugt und vorzeitigen Blattfall verursacht. Die Sporen
sind ausgezeichnet durch den Besitz von fädigen, spitzen, hyalinen Borsten
von Sporenlänge an der Spitze derselben.
Die Gattung Helminthosporium besitzt Konidien. die zwar zylindrisch
oder walzenförmig (nicht fädig), jedoch deutlich länglich, in der Regel
mehr als doppelt so lang als breit, sind (Abb. 104, Fig. 3).
H. gramineum und H. teres sind wichtig als Schädiger der Gerste.
— H. gramineum erzeugt die Streifenkrankheit derselben. Die befallenen
^) Schrotschußartige Löcher in den Blättern können alxn- auch durch Bakterien sowie
durch unvorsichtiges Bespritzen mit Kupferkalkbriiho verursacht werden.
Höstftr man n -Xoack , l'ilzparasitäre Ki;inklioitfn. 25
22G ScchsuiulzwMiizitrstes Kapitol.
Pflanzen bleiben von Ende Jnni an im W'aehsluni zmiiek. Auf den Blättern
treten lange, sehmale, zuerst blaßgelbe, nachher .schwarze (Streifen auf,
deren Zahl allmählich zunimmt, so daß die Blätter, welche überdies
der Länge nach aufschlitzen, schließlich eintrocknen. Der Ansatz der
Ähren unterbleibt oder es werden nm^ leere Ähren entwickelt. — H. teres
ruft die Fleckenla'ankheit oder Braunfleckigkeit der Gerste (die Hel-
minthosporiosis) hervor. Es werden kürzere, getrennte, braune Flecken
auf den Blattspreiten erzeugt, welche jedoch nicht aufschlitzen. Auch
erreicht die Ähre gewöhnlich eine mehr oder weniger normale Ausbildung.
— Die Verbreitung beider Krankiieiten geschieht durch das Saatgut, dem
die Helminthosporium-Konidien anhaften. Bei H. gramineum dringt das
keimende Mycel vom Korn aus in den Vegetationspunkt ein und infiziert
von hier aus alle Blatten* der betreffenden Pflanze. H. teres erzeugt hin-
gegen niu' eine Lokalinfektion des ersten Laubblattes und erst die auf diesem
gebildeten Konidien verbreiten die Krankheit auf die anderen Blätter. —
Die Bekämpfung geschieht durch Beizung des Saatgutes. — Beide Arten
sollen in- den Entwicklungsla'eis von Pleospora- Arten gehören.
H. avenae sativae, den beiden vorigen morphologisch äußerst
ähnlich, findet sich auf Hafer, die Helminthosporiosis desselben erzeugend.
Flecke rundlich, nicht streifenförmig. Erzeugt wie H. teres nur Lokal-
infektionen.
H. turcicum befällt Mais, auf den Blättern gelbe, dunkel berandete
Flecke erzeugend, die sich später mit schmutziggrauen Rasen • bedecken.
H. iberidis erzeugt Flecken auf Iberis-Blättern.
H. lunariae findet sich auf den Blättern von Lvniaria biennis.
Die Gattung Heterosporium ist der vorigen analog. Die Konidien
zeigen in der Regel nu hr als zwei Scheidewände, sind aber außen — das
ist charakteristisch — mit mehr oder weniger deuthchen Stacheln besetzt
(Abb. 104, Fig. 7).
H. allii erzeugt vertrocknende, graubraiuie Flecke auf den Blättern
von Allium ascalonicum (Schalotte), A. fistulosum (Winterzwiebel),
A. porrum (Porree), A. sativum (Knoblauch) und A. schoenoprasum
(Schnittlauch).
H. gracile verursacht Flecke auf den Blättern von Iris-, Gladiolus-
und Narcissus-Arten. Auf diesen Pilz ist der aus Holland bekannte ,, Brand"
der Narzissen zurückzuführen. Nach der Blüte färben sich die Blätter
gelb, auf den toten Blattstellen erscheinen schwärzliche Pilzrasen.
H. variabile ist Erreger einer Blattfleckenkrankheit des Spinats.
Flecke rundlich oder unregelmäßig; Rasen oberflächlich, olivengrün.
H. echinulatum erzeugt die weitverbreitete Schwärze der Nelken.
Auf Blättern, Stengeln und Kelchen erscheinen länglichrunde, gezonte.
später mit schwärzlichen Pilzrasen bedeckte Flecke, die oft zusammen-
fließen. Die Blätter vertrocknen von der Spitze her. Die Krankheit richtet
sowohl in Gewächshäusern wie im Freiland zuweilen gioßen Schaden an.
Lichter Stand der Pflanzen und gute Durchlüftung sind die besten Vor-
beugungsmaßnahmen.
H. syringae dürfte die LTrsache einer Blattkranldieit des Flieders
sein. Auf den Blättern entstehen große, oft unregelmäßige, aber in der
( 'orviiespora. — Cercosporn. 227
Regel abgerinidete, etwas heller durclischeinende. zuletzt graubraun und
trocken werdende Flecke. Auf den altern Flecken erscheinen sanimetaitige
oder etwas mehlige, olivenfarbene Pilzrasen.
Die Gattung Corynespora besitzt umgekehrt keulige. dickwandige
Konidien. welche in Ketten hintereinander entstehen. Zwischen den
einzelnen Konidien sind hyaline Zwischenstücke. Von der ähnlichen
Gattung Alternaria ist Corynespora durch das Fehlen irgendwelcher
Längswände in den Konidien unterschieden.
C melonis (= C. mazei) erzeugt den Blattbrand der Gurken und
Melonen. Die Krankheit befällt alle grünen Teile der Pflanze. »Schon auf
den Kotyledonen erscheinen bisweilen bräunliche Stellen. Auf den Blättern
zeigen sich eckige Flecke, deren mittlere Partien vertrocknen und auf-
reißen. Junge Früchte werden durch den Befall mißfarbig und schrumpfen
ein. Auch ältere Früchte werden fleckig und schrumpfen. Auf den Flecken
erscheinen schwarzbraune, sammetartige Überzüge. — Die Krankheit
gefährdet fast ausschließlich die Treiberei in den Warmhäusern, der Pilz
gedeiht am besten bei einer Temperatur von 30° C. — Zur Bekämpfung
ist Wärme und Feuchtigkeit zu regeln. Im übrigen sind die gleichen Vor-
schriften zu beachten, welche bei Claclosporium fulvum (s. S. 224) an-
gegeben wurden.
Die Gattung Cercospora ist ausgezeichnet durch die langen und dünnen
Konidien und die gleichfalls ziemlich langen und dünnen Konidienträger
(Abb. 104. Fig. 2). Die Unterscheidung der Arten beruht zum großen Teil
auf der Verschiedenheit der Xährpflanze. Sind die Pilzrasen noch jung, so
vergleiche man die für dieselbe Nährpflanze bei Ramularia eventuell
angegebenen Arten. Es kann in diesem Falle eine kurze Aufzählung
der wichtigsten Krankheitserreger genügen.
C. Preisii findet sich auf den Blättern kultivierter Phoenix-Arten.
C. asparagi auf Asparagus officinalis.
C. odontoglossi auf Odontoglossum crispum, die Blätter abtötend
und sich schnell verbreitend.
C. Bolle an a auf Ficus carica.
C. beticola auf Rüben. Erzeugt auf den Blättern zahlreiche, rund-
liche, in der Mitte eintrocknende Flecke. Später erscheinen auf der Blatt -
Unterseite die Konidienträger. Bei starkem Befall sterben die Blätter ab.
Richtet zuweilen erheblichen Schaden an.
C. spinaciae auf den Blättern von Spinacia oleracea.
C. armoraciae auf den Blättern von Gochlearia armoracia.
C. Bloxami auf den Blättern von Brassica rapa var. rapifera.
C. cheiranthi auf den Blättern von Cheiranthus cheiri.
C. resedae auf den Blättern von Reseda odorata.
C. marginalis auf den Blättern von Ribes grossularia.
(*. tomenticola auf den Blättern von C'vdonia vulgaris.
C. cerasella findet sich auf den Blättern von Prunus cerasus und
Pr. avium; gehört in den Entwicklungslo-eis von Mycosphaerella cerasella
(s. S. 112).
C. circumscissa auf den Blättern von Prinius domestica, Pr. spinosa
und Pr. scroti na.
228 Sochsuiidzwanzigstcs Kapitel.
C. zoiiata auf den Blättern von Vieia faba. Konidien meist mit vier
Scheidewänden.
C. fabae gleichfalls auf Blättern von Vicia faba. Konidien mit sieben
bis neun Scheidewänden.
C. olivascens auf Blättern von Phaseolus vulgaris.
C. ailanthi kommt auf jüngeren Blättern von Ailanthus glandulosa
in Baumschulen vor.
C. acerina auf den Kotyledonen von Acer pseiidoplatanus, A. plata-
noides und A. opalus. Die Pflänzchen sterben infolge des Befalles ab.
C. vitis und C. Rösleri finden sich auf den Blättern der Weinrebe.
C. microsora ist verbreitet auf den Blättern von Tilia cordata,
T. intermedia, T. platyphyllos und T. americana.
C. althaeina findet sich auf den Blättern von Althaea rosea.
C. violae ist nicht selten auf den Blättern von Viola odorata.
C. myrti kommt auf den Blättern kultivierter Myrten vor.
C. apii findet sich auf Apium graveolens; die var. petroselini auf
Petroselinum sativum, die var. carotae auf Daucus carota.
C. neriella befällt die Blätter von Nerium oleander.
C. Concors erzeugt Flecke auf den Blättern der Kartoffeln.
Dematiaceae Phaeodictyae.
A. Konidienträger nicht typisch ausgebildet, meist niu' Seitenzweige
des M^'cels darstellend oder fast ganz fehlend: Sporodesmium.
B. Konidienträger meist deutlich ausgebildet, jedenfalls nicht bloß einen
Mycelzweig darstellend.
I. Konidien einzeln am Ende des Trägers.
a) Konidienträger als niederliegende, seitliche Mycelzweige aus-
gebildet: Stemphylium.
b) Konidienträger aufrecht, nur etwas schlaff, fast stets büschelig :
Macrosporium.
II. Konidien in der Regel zu Ketten verbunden.
a) Konidien umgekehrt keulig: Alternaria.
b) Konidien nicht keulig. sehr verschiedenartig:
F u m a g o .
Die Gattung Sporodesmium ist ausgezeichnet durch die unmittelbar
oder mittels kurzer Stielchen den Hyphen aufsitzenden, oft ziemlich
großen, durch Querwände gefächerten und durch Längswände nochmals
geteilten Konidien.
Sp. (species ?) soll auf jungen Trieben und Blattstielen der Stachel-
beeren längliche, braunschwarze Flecke hervorrufen. Häufig fallen die
noch unreifen Beeren von den kranken Trieben ab. Doch \\'erden auch
die Früchte selbst zuweilen befallen und schrumpfen ein.
Sp. solani varians wird als Erreger der Dürrfleckenkrankheit der
Kartoffelblätter angegeben. Dürfte richtiger zu Alternaria solani zu stellen
sein (s. d.).
Sp. mucosum var. pluriseptatum erzeugt auf den Blättern der
Gurken braune, trockene Flecke, welche später zerbröckeln. Die Krank-
heit kann zur teilweisen Vernichtune; der Blätter führen.
Macrosporiuin. — Alteriiaria. 229
Sp. scorzonerae verursacht rundiiche, lederbraune, blutrot um-
randete, oft zusammenfließende Flecke auf den Blättern der Schwarz-
wurzeln. Auch die Ausbildung der Wurzeln leidet bei stärkerem Befall.
Aus der Gattung Stemphylium interessiert nur
St. ericoctonum. Dieser Pilz findet sich auf den kultivierten Erica-
Arten, die ..Bräune" oder den ,, Rußtau' • der Eriken erzeugend. Die Xadeln
färben sich rostbraun und fallen ab, einzelne Zweige vertrocknen. An der
Xadelbasis findet sich ein zartes schwarzes Mycel. — Schädigungen durch
diesen Pilz gehen meist mit Kulturfehlern Hand in Hand. Man halte die
Kulturen trocken und lüfte bei nur schwacher Heizung.
Die Gattung Macrosporium bietet große Schwierigkeiten, sowohl
was die Abgrenzung gegen andere Gattungen wie diejenige der verschie-
denen Arten untereinander anbelangt. Charakteristisch für die Gattung
sind die keulenförmigen, mauerförmig geteilten Konidien. Da aber die
Konidien an älterem Material gewöhnlich nicht mehr ansitzen, so ergeben
sich dann weitere Zweifel, ob die lose anliegenden Konidien zur betreffen-
den Art gehören (vgl. Lindau in Rabenhorsts Krvptogamenflora. Pilze
IX. Abt.).
M. avenac verursacht anderwärts eine Gelbfärbung der Blätter
des Hafers.
M. parasiticum findet sich auf den Blättern ver.schiedener Allium-
Arten, besonders auf Gewebe-Partien, welche von Peronospora Schlei-
deni abgetötet worden sind und geht von diesen dann wohl auch auf ge-
sunde (rewebe über.
M. pe largo nii kommt auf Blättern kultivierter Pelargonien vor.
M. violae erzeugt regelmäßige, kreisrunde, ockerfarbene Flecke auf
den Blättern von Viola odorata.
M. dauci wurde als Urheber einer in Dänemark und Südschweden
vielerorts sehr verheerend auftretenden Möhrenkrankheit, die auch in
Pommern beobachtet wurde, der sogenannten ,,Kräuselkrankheif an-
gesehen, bei welcher sich die Blätter stark kräuseln und einrollen, worauf
das Wachstum der Pflanzen bald gänzlich aufhört. Xeuerdings wird die
Krankheit jedoch auf einen Blattfloh: Trioza \iridula zurückgeführt.
M. solani. An dieser Stelle könnte nach einem Pilz gesucht werden.
welcher bekannt ist als Erreger der Dürrfleckenkrankheit der Kartoffeln
und der Tomaten. Da die Konidien bei lebhaftem Wachstum aber auch
Ketten zu bilden vermögen, so ist der Pilz zu Alternaria (s. d.) gestellt
worden.
M. tomato erzeugt große, eingefallene, mißfarbige Flecke auf den
Früchten der Tomaten. Dieselben breiten sich vom Stielansatz oft über
die Hälfte der Frucht und mehr aus: sie überziehen sich mit einem
sammetartigen, schwarzen Pilzrasen.
M. lycopersici ruft gleichfalls dunkele Flecke auf Tomatenfrüchten
hervor.
M. melophthorum soll Flecke auf den Blättern und jungen Früchten
der Gurken verursachen.
Die Gattung Alternaria ist charakterisiert durch die umgekehrt
keuligen, in Ketten gebildeten Konidien (Abb. 104. Fig. 5). Unter Um-
230 SechsuiKlzwanzigstcs Kapitel.
ständen können die farblosen Spitzen der Konidien hyaline Zwischen-
stücke vortäuschen. Oft ist der Zusammenhang der Ketten gestört und
nur eine ansitzende Konidie zu beobachten. Dann ist die Möglichkeit
der Verwechslung mit Macrosporium gegeben.
A. brassicae, der ,, Raps verderber", schädigt besonders den Raps.
Er befällt alle grünen Teile, besonders die Schoten, schwarzbraune, später
vertrocknende Flecke erzeugend.
A. brassicae var. somniferum findet sich auf den Früchten des
Ölmohn.
A. tenuis befällt die jungen Keimpflanzen des Tabak, die als
,, Schwamm" bezeichnete Krankheit hervorrufend. Sie ist ein Gelegenheits-
parasit, der besonders auftritt, wenn die Saatbeete zu naß und zu dunkel
gehalten werden und dann Kahlstellen erzeugt. Der Pilz kann auch auf
die Blätter übergehen. Er ist durcli Saatgut übertragbar. Er findet sich
außerdem auf vielen anderen Pflanzen, ist aber nur unter besonderen
Umständen schädlich.
A. solani (= Macrosporium solani. s. a. d.. ebenso siehe Sporodesnnum
solani vaiians) erzeugt die sogenannte Dürrfleckenkrankheit oder Blatt-
bräune des Kartoffelkrautes. Die Blätter zeigen mehr oder weniger zahl-
reiche, kleine, schaif begrenzte, später eintrocknende Flecke, die mit der
Zeit zusammenfließen und zum Vertrocknen des ganzen Blattes führen
können. Auch Blattstiele und Stengel werden zuweilen befallen. Die
Krankheit ist weitverbreitet, richtet aber im allgemeinen keinen größeren
Schaden an. Sie befällt besonders frühe Speisekartoffeln.
Aus der Gattung Fumago inteicssicrt nur F. vagans. einer der Er-
reger des Rußtaus (s. S. 90). Der Filz geluht in den Entwicklungskreis
A'on Apiosporium saHcinum. dessen Perithecien aber nur äußerst selten
gefunden werden. Er ist in seiner äußeren Gestaltung so mannigfaltig,
daß sich nicht ohne weiteres beurteilen läßt, ob alles unter dem Namen
Fumago vagans zusammengefaßte zu einer Art gehört (vgl. a. a. 0.).
Stilbaceae.
Die Fanülie der Stilbaceen wird in zwei L'nterfamilien eingeteilt:
I. H\^hen und Konidien hyalin oder blaß gefärbt : Hyalostilbeae.
II. Hyphen und Konidien dunkel gefärbt: Phaeostilbeae.
Stilbaceae - Hyalostilbeae - Hyalosporae.
Phj-topathologisch wichtige Gattungen fehlen dieser Gruppe. Hin-
gegen ist aus anderen Gründen erwähnenswert die Gattung Isaria. Ver-
schiedene Arten dieser Gattung leben parasitisch auf Insekten ; sie gehören
als Konidienformen in den EntAvicklungskreis von Cordyceps-Arten
(s. S. 103). Sie könnten u. U. einmal für biologische Bekämpfungsmaß-
nahmen Interesse gewinnen.
Stilbaceae — Phaeostilbeae — Phaeosporae.
Xur wenige Arten dieser Gruppe sind von Bedeutung. Die Gattung
Stysanus besitzt Coremien. welche sich an der Spitze in konidientragende
H}i)henrispen auflösen. Die Konidien werden in Ketten gebildet, sind
länglich (bei St. veronicae spindelförmig), fast hyalin.
Tubfrculariaceac — mucediiieae. 231
St. veronicae erzeugt Flecke auf den Blättern der kultivierten
Veronica longifolia. .Später vertrocliiien die Blätter und fallen ab. Auf
der Unterseite zeigen sich bräunliche Schimmelrasen.
Stilbaceae — Phaeostilbeae — Phaeophragmiae.
Von Interesse ist nur die Gattung Isariopsis. Dieselbe besitzt schlanke,
un verzweigte, aus lockeren Hyphen gebildete Coremien, welche lediglich
an der Spitze in Köpfchen oder einzeln (jnicht in Ketten) die Konidien
bilden. Konidien mit ein oder mehreren Scheidewänden.
I. griseola erzeugt die wohl auch bei uns vorkommende Blattbräune
der Bohnen. Auf den Blättern entstehen kleine, meist durch die Blatt-
nerven begrenzte braune Flecke, auf deren Unterseite kleine, braune
Pilzräschen erscheinen.
Tuberculariaceae.
Nach der Färbung der H}7Dhen und Konidien werden zwei Unter-
familien unterschieden :
I. Hyphen und Konidien hyalin oder blaß gefärbt:
Tuberculariaceae m u c e d i ne a e .
II. Hyphen und Konidien dunkel gefärbt :
Tuberculariaceae dematieae.
Die Tuberculariaceae dematieae sind phytopathologisch ohne beson-
deres Interesse.
Tuberculariaceae — mucedineae — Hyalosporae.
Wichtig ist die Gattung Tubercularia, welche an den festen, höcker-
förmigen, meist rot gefärbten Fruchtlagern stets kenntlich ist.
T. vulgaris besitzt hervorbrechende, warzenförmige, leuchtend
zinnoberrote Fruchtlager. Die Konidienträger seitlich mit kurzen alter-
nierenden Nebenästen. Konidien ellipsoidisch-länglich. Der Pilz erzeugt
die Rotpustelkrankheit der Holzgewächse. Er gehört als Konidienform
in den Entwicklungskreis von Nectria cinnabarina (s. S. 93). Dort wurde
seine Schädlichkeit und seine Bekämpfung bereits eingehend erörtert.
Die Gattung Tuberculina umfaßt eine Anzahl Parasiten auf den
Fruchtlagern der Uredinineen. Ein Eingehen auf diese an sich interessanten
Formen würde aber zu \\'eit führen.
Tuberculariaceae — mucedineae — Phragmosporae.
Die Gattung Fusarium ist charakterisiert durch die in typischer Aus-
bildung sichelförmigen, beidendig spitz oder zugespitzten Konidien mit
mehr als einer Scheidewand (Abb. 104, Fig. 1). — Die Abgrenzung der
Arten bereitet zum Teil große Schwierigkeiten, auch der Parasitismus
vieler ist noch nicht hinlänglich geklärt. Verschiedene Arten der ,,Sichel-
sporlinge" gehören als Konidienfruchtformen in den Entwicklungskreis von
Nectria- Arten und verwandten Hypocreaceales.
F. blasticola ist ein Schädiger der Nadelholzkeimlinge; vgl. Fusoma
parasiticum S. 220.
232 ^Stc•]l^ululz\v;^ll/i^^lLS Kapitel.
F. avoiiaccuin. F. lieterosporuni. F. rüscum u. a. erzeugen
kleine, rosenrote oder orangegelbe Polster anf den Spelzen bzw. auf den
Blättern verschiedener Gtticidcarten.
F. minimum (= F. niva^e) ist der Erreger des SehneeschimmeJs.
Avelcher häufig die ausgewinterten Roggensaaten schädigt. Es gehört in
den Entwicklungskreis von Calonectria giaminicola (s. S. 101).
F. betae erzeugt auf den Rüben von Beta vulgaris gelbe unregel-
mäßige, runzelige Warzen von einigen Zentimetern Breite.
F. dianthi verursacht eine Fußkranldieit von Dianthus caryophyllus
veibunden mit einem Vergilben mid Verkrümmen der Blätter. Die er-
krankten Stöcke sterben allmählich ab.
F. brassicae schädigt die Kohl- und Krautarten sowie Raps und
Rübsen, an deren Wurzeln es orangegelbe, filzige Flecke von 5 bis 6 cm
Dmx'hmesser erzeugt.
F. gemmiperda bewirkt eine Erkrankung mid Zerstörung der
Blütenknospen von Prunus cerasus var. acida und Pr. mahaleb. Auf
den Knospen erscheinen schneeweiße Rasen. Der angerichtete Schaden
ist zuweilen beträchtlich.
F. rhizogenum befällt die Wurzeln von Apfel- und Kirschbäumchen,
welche in der Folge absterben. Auf und in den AA'urzeln findet sich Mycel,
an der Oberfläche zeigen sich auch Fruchtlager des Pilzes^).
F. herbarum {= F. putrcfaciens) ist der Erreger einer Fäule der
Apfelfrüchte (vgl. S. 37). Dieselben werden inwendig schwarz, faulen
und nehmen einen bitteren Geschmack und Geruch an,
F. vasinfectum (richtiger vielleicht F. redolens) erzeugt die
St. Johanniskiankheit der Erbse (so benannt, weil sie um den Johannis-
tag herum auftritt). Es ist dies eine sogenannte ,, Welkekrankheit" :
ganze Pflanzen welken und sterben ab; die Wurzeln sind vertrocknet.
— Der Pilz, welcher als Fäulniserreger im Boden häufig ist, kann von
rissigen Stellen am Wurzelhals aus in die Wurzeln eindringen. Er wächst
in Rinde und Holzkörper derselben, in den höher gelegenen Teilen der
Pflanze nur in den Gefäßen. Er verstopft dieselben durch Gummiaus-
scheidungen und führt so den Untergang der betreffenden Pflanze herbei.
F. Vogelii verursacht rundliche, dunkelbraune Flecke auf den
Blättern von Robinia pseudacacia.
F. Zavianum schädigt in Oberitalien die W^einreben, indem es an
Ranken, Blattstielen, dünnen Zweigen und Blütenstielen schwarzbraune,
unregelmäßige Flecke, in denen das Gewebe abstirbt, hervorruft.
F. solani ist der Erreger einer ..Fusariumfäule" oder W^eißfäule der
Kartoffelknollen. Der Pilz stellt eine Konidienform von Nectria solani dar
(vgl. S. 100) und wurden die von ihm hervorgerufenen Krankheits-
erscheinungen bereits besprochen. Er ist nach neuerer Anschauung aber
in der Hauptsache ein sapophytischer Bewohner de: KartoffeJknollen.
Als häufigster ur.d veibieitets'ler Erreger der Trockenfäule ist jetzt
Fusarium coeiuleum eikannt worden.
F. acuminatum erzeugt eine Fäule der reifen wie unreifen Tomaten.
Durch das Hinzukommen von Bakterien werden in der Regel die Zer-
setzungserscheinungen noch beschleunigt .
^) Nach neuerer Ansieht soll es sich bei dieser Erkrankung um Raaiularia macro-
spora handehi.
Sterile Mycde. 238
F. niveuni Aviitl als Ursache einer Welkekrankheit der Gurken an-
gegeben. Die Pflanzen welken plötzlich und gehen zugrunde: auf ihnen
treten weiße .Schimmelrasen auf.
^Schließlich sei noch des allgemeinen Interesses Avegen F. aquaeduc-
tuum erwähnt, welches sich in Wasserleitungsröhren, ferner in Abwässern
und sonstigen verschmutzten Wässern freischwimmend oder angeheftet
findet. Es gehört zu den intensivsten Reinigern der Schmutzwässer.
Außerdem findet es sich a-l3er auch in den Schleimflüssen der Laubbävime.
Sterile Mycele.
Es bleibt noch übrig, einige Worte über die bekanntgewordenen und
beschriebenen ..sterilen Mycele" zu sagen. Sie besitzen insofern große
praktische Bedeutung, als einige von ihnen wichtige Schädiger von Kultur-
pflanzen sind. Anderseits ist aber nicht zu verkennen, daß eine genaue
Umschreibung der Typen kaum möglich ist. — Es seien nur folgende
,,rormgattungen" erwähnt:
I. Mycel Sklerotien bildend.
a) Sklerotien stets vorhanden und auffällig, Mycel dagegen zurück-
tretend : Sclerotium.
b) Sklerotien selten gebildet und gegen das Mycel zurücktretend:
Rhizoctonia.
IL Keine Sklerotien bildend.
Mycel außerhalb der Pflanzenteile, dicke starre Stränge bildend :
Rhizomorpha.
Sklerotien werden von einer großen Anzahl systematisch sehr ver-
schiedener Pilze ausgebildet. Körper, welche zur Gattung Sclerotium zu
stellen sind, können daher zu den verschiedenartigsten Pilzen gehören,
z. B. zu Claviceps-, Sclerotinia-, Coprinus- usw. Arten. Nachstehend einige
der wichtigsten :
Sc. clavus gehört zu Claviceps purpurea (vgl. S. 102).
Sc. cepivorum findet sich in Gestalt kleiner, kugeliger, schwarzer
Körper zwischen den Zwiebelschalen von Allium cepa. Die befallenen
Zwiebeln faulen, wodurch, besonders auf dem Winterlager, öfter erheblicher
Schaden angerichtet wird.
Sc. balsaminae lebt in den Stengeln von Impatiens glandulifera.
Es werden im Gewebe des Stengels zahllose, kaum y^o mm Durchmesser
habende Sklerotien ausgebildet. Die erlvrankten Gewebe sehen wie gekocht
aus. Der Stengel fällt um und die Pflanze stirbt bald ab.
Sc. varium findet sich an Stengeln und Blattnerven von' Brassica,
seltener von anderen Pflanzen. Ein alter Aberglaube, der noch im Jahre
1921 in einer gärtnerischen Zeitschrift, deren Name besser verschwiegen
werden soll, aufgewärmt wurde, erblickt in den kleinen Sklerotien (welche
sich auf den Blättern finden!) Samen, aus denen ,, besonders kräftige
Pflanzen hervorgehen'".
Sc. tulipae kommt auf Blättern, vStengeln und Kapseln kultivierter
Tulipa Gesneriana vor.
Anderer gärtnerisch wichtiger Sklerotium-Formen wurde schon früher
Erwähnung getan, vgl. besonders die Gattung Sclerotinia (S. 137 ff.).
Als Rhizoctonia werden sterile, strangartige Mycelhyphen zusammen-
gefaßt, welche oft im Innern von Pflanzenteilen verlaufen.
234 Öcchsundzwanzigstes Kapitel.
Rli. violacea, der Wurzeltöter, ist ein weil verbreiteter Schädling
zahlreicher K\ilturge wachse wie Asparagus, Beta, Solaiuim tuberosum usw.
— Zur Erntezeit welken die BLätter der Wurzelgewächse. Die Wurzeln
sind mit einem violettroten Filz bekleidet ; die Hyphen kriechen zwischen
Holz und Rindenteil. Häufig sind die Wurzeln an den befallenen Partien
eingeschnürt. — Trotz aller Untersuchungen ist die Zugehörigkeit zu
Hypochnus usw^ nicht erwiesen. — Die Bekämpfung geschieht durch
Fruchtwechsel und Bodendesinfektion.
Von der Formgattung Rhizomorpha möge nur Rh. subcorticalis
Erwähnung finden, welche zu Armillaria mellea, dem Hallimasch, gehört
und bereits in Kap. XXIII seine Würdigung gefunden hat.
Schlüssel
zur Bestimmung der gärtnerisch wichtigsten pilzparasitären
Pfl.anzenkrankheiten nach leicht kenntlichen Merkmalen (ge-
ordnet nach Nährpflanzen)').
A. Erkrankungen der Obstgehölze.
1. Pirus communis, Birnbaum.
a) Wurzel.
1. Die zarten Wurzeln sterben (bei Abschluß von der Luft durch
übermäßige, stagnierende Bodenfeuchtigkeit) unter Entwicklung
eines üblen Geruches ab:
(Wurzelfäule) Bacillus amylobacter.
2. Die Wurzeln sind von weißen und braunen Mycelfäden überzogen.
Auf der Wurzelrinde entwickeln sich reihenweise kleine, schwarze
Kör per c he n:
(Wurzeltöter) Ro^>ellinia necatrix.
3. An den Wurzeln oder am Wurzelhals treten nuß- bis faustgroße
oder auch noch bedeutend größere Verdickungen mit warzigrauher
Oberfläche auf;
( Wurzelkropf ) B a c t e r i u m t u m e f a c i e n s .
b) Stamm.
1. Am Grunde der Stämme zeigt sich ein Hutpilz (Beschreibung
S. 192 vergleichen!). Die befallenen Bäume kränkeln und gehen
bald vollends zugrunde :
(HalUmasch) Armillaria mellea.
2. An den Stämmen finden sich fleischige oder holzige, oft mehr
oder weniger konsolförmige Pilzkörper von sehr verschiedener,
aber ansehnlicher Größe ;
Baumschwämme (vgl. S. ISöff.)
c) Äste und Zweige.
1. An den Ästen und Zweigen finden sich Krebsstellen (Abb. 38
S. 97):
(Krebs) Nectria galligena.
2. Die Rinde ist blasig aufgetrieben und platzt schließlich auf. In
den Rissen zeigen sich schwärzliche Krusten:
(Grind) Venturia pirina (Fusicladium).
3. An abgestorbenen Ästen brechen orangefarbene Pusteln hervor:
(Rotpustelkrankheit) Nectria cinnabarina.
d) Triebe.
1. Auf den noch grünen Trieben zeigen sich schwarzgrüne, sammet-
artige Flecke, welche sich in ähnlicher Weise besonders auf den
Blattunterseiten finden :
(Rußfleckenkrankheit) Venturia pirina (Fusicladium).
1 Tabellen konnten nur die wichtigsten Xährpflanzen und .Schädiger
finden. Ein vollständiges Verzeichnis der im Text angeführten Xähr-
*) In diesen Tabellen
Berücksichtigung
pflanzen (auch der Zierpflanzen) mit allen dafür angegebenen Parasiten^ findet man in
Register II.
236 ^(•liliii?>'el zurBcstiiniiuiiiLi d. uiiilnerisrch wichtigsten pilzparaüiliiion Pflanzenkrankheiten.
2. An den oberen Teilen der Triebe finden sicli kleine, anfangs
dnnkelrote, später braune, unregelmäßige Fleeke, welche nicht
selten zusammenfließen (die jedoch in der Regel auf den Blättern
reichlicher inul auffallender sind):
(Blattbräime) Stigmatea mespili (Entomosporium).
;]. Absterben der Triebspitzen kann auf Mehltaubefall zurückzu-
führen sein (vgl. Apfelmehltau 8. S3).
4. Die jungen Triebe welken, hängen herab und verdorren. Es er-
scheinen ockergelbe, nmde Schimmelpolster. Die vertrockneten
Blätter fallen in der Regel nicht ab:
(Triebdürre) Sclerotinia fructigena (Monilia).
e) Blätter.
1. Auf den Blättern entstehen nacli der Blattoberseite vorgewölbte,
größere, bhisenförmige, anfangs giüne. später rötliche Auftrei-
binio;en. Die Blätter bräunen sich und sterlx*n ab:
(Blattbeulenkrankheit) Taphrina bull ata.
'2. Besonders die am Ende der Triebe sitzenden Blätter sind mit
einem weißen Mycel melilartig überzogen. Die Blätter ver-
krümmen sich und vertrocknen. (Die Krankheit ist bei dem
Apfelbaum viel häufiger):
(Apfelmehltaii) Podosphaera leucotricha.
3. Auf den Blättern, besonders auf den Unterseiten, finden sich
schwarzgrüne, sammetartige Ek'cke. die sich rasch vergrößern.
Bei stärkerem Befall werden die Blätter vorzeitig abgeworfen :
(Rußfleckenkrankheit) Venturia pirina (Fusicladium).
4. Es entstehen sehr zahlreiche, kleine, anfangs dunkelrote, später
braun werdende, um-egelmäßige. auf beiden Seiten sichtbare
Flecke, welche nicht selten zusammenfließen. Die Blätter bräunen
sich oft völlig und krümmen sich nuüdenförmig ein :
(Blattbräune) Stigmatea mespili (Entomosporium).
5. Auf den Blättern entstehen immer zahlreicher werdende, rund-
liche Flecke von 2 bis 3 mm Durchmesser. Später vertrocknen
dieselben in der Mitte, so daß braun umrandete, helle Flecke ent-
stehen (Abb. 43. S. 111):
( Wei ßf leckenkrankheit ) M y c o s p h a e r e 1 1 a s e n t i n a( Septoria) .
6. Auf den Blättern erscheinen orangerote Flecke, auf deren Ober-
seite sich kleine, dunklere Wärzchen, später auf der Unterseite
bis zu 2 mm lange und U '2 mm dicke kegelförmige Körper bilden
(vgl. Abb. 80, S. 168):
(Gitterrost) Gymnosporangium sabinae.
7. Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden.
Verzeichnis derselben s. Register II, Pirus communis.
5. An jungen Trieben welken und verdorren alle Blätter (vgl. d 4) :
(Triebdürre) Sclerotinia fructigena (Monilia).
0. Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aussehen:
(Milchglanz) Stereum purpureum,
f) Früchte.
1. Auf den Früchten erscheinen schwarzgrüne, sammetartige Flecke,
die sich später in der Mitte durch Bildung von Wundkork grau-
A. Eikrankiingen der OI)st,tiehölze. 237
braun färben. Die Früchte platzen bei starkem Kefall an den
Berührnngsstellen der Flecke häufig auf :
( Schorf krankheit) Venturia pirina (Fusicladium).
2. Die Früchte färben sich braun und faulen, aber ohne daß gleich
anfangs die Faulstellen einsinken. Bald erscheinen bräunlich-
gelbe Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen an-
geordnet. Vielfach mumifizieren die erkrankten Früchte :
(Grindfäule). Sclerotinia fructigena (Monilia).
3. Bezüglich anderer Fruchtfäulen, wie Grünfäule. Bitterfäule us\v.
vgl. S. 3fv 37.
4. Auf den Früchten entstehen orangerote Flecke, auf welchen sich
bis zu 2 mm lange und 1 ' ., mm dicke kegelförmige Körper bilden
(vgl. auch e 6) :
(Gitterrost) Gymnosporangium sabinae.
5. Auf der Schale, die im übrigen keine Veränderungen aufweist,
entstehen ..Fliegenschmutzflecke", welche sich durch starkes
Wischen entfernen lassen:
( , .Fliegenschmutzflecke '■) Le p t o t h yr i u m p o m i .
2. Pirus malus, Apfelbaum.
a) Wurzel.
Vgl. Pirus communis a. S. 23").
b) Stamm.
Vgl. Pirus comnuinis b. S. 2)5.
c) Äste und Zweige.
1. An den Ästen und Zweigen finden sich KreVisstellen (Abb. 38,
S. 97):
(Krebs) Nectria galligena.
2. Die Rinde ist blasig aufgetrieben und platzt schließlich auf. In
den Rissen zeigen sich schwärzliche Krusten':
(Grind) Venturia inaequalis (Fusicladium).
3. An abgestorbenen Ästen brechen orangefarbene Pusteln hervor:
(Rotpustelkrankheit) Nectria cinnabarina.
d) Triebe.
1. Auf den noch grünen Trieben zeigen sich schwarzgrüne, sammet-
artige Flecke, welche sich in ähnlicher Weise besonders auf den
Blattoberseiten finden :
(Rußfleckenlvrankheit) Venturia inaequalis (Fusicladium).
2. Die Spitzen der Triebe, besonders der Langtriebe, sind infolge
Mehltaubefalls vorzeitig entblättert und sterben häufig ab (vgl.
S. 83):
(xA.pfelmehltau) Podosphaera leucotricha.
3. Die jungen Triebe welken, hängen herab und verdorren. Es
zeigen sich ockergelbe, runde Schimmelpolster. Die vertrockneten
Blätter fallen in der Regel nicht ab:
(Triebdürre) Sclerotinia fructigena (Moniha).
e) Blätter.
1. Die Blätter, besonders an den Enden der Triebe, sind mit einem
weißen Mycel mehlartig überzogen. Die Blätter verkrünnnen
sich, vertrocknen und fall3n ab:
(Apfelmehltau) Podosphaera leucotricha.
238 ^ehlüsüel zurBestiiiimuiig d. gärtnerisch wichtigsten pilzparasitären rflanzcnkrankheitcn.
2. Auf den Blättern, besonders auf den Oberseiten, finden sicli
schwarzgiüne, samnietartige Flecke, die sich rasch vergrößern.
Bei stärkerem Befalle werden die Blätter vorzeitig abgeworfen :
(Rnßfleekenkrankheit) Venturia inaequalis (Fusicladium).
3. Auf den Blättern entstehen immer zahlreiclier werdende, rund-
liche Flecke von 2 bis 3 mm Durchmesser. Später vertrocknen
dieselben in der Mitte, so daß brami umrandete, helle Flecke
entstehen :
(Weißfleckenkrankheit) M ycosphaerella sentina (Septoria).
4. Auf den Blättern erscheinen lebhaft gelb oder rot gefärbte Flecke,
auf deren Unterseite sich bis 2 mm lange kegelförmige Körperchen
bilden (ähnhch der Abb. 80, S. 168):
(Gitterrost) G^'^mnosporangium tremelloides.
."). Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden.
Verzeichnis derselben s. Register 11. Pirus malus.
(). An jungen Trieben welken und verdorren alle Blätter (vgl. d 3):
(Triebdürre) .Sclerotinia fructigena (Moniha).
7. Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aussehen:
(Milchglanz) Stereum purpureum.
f) Blüten.
I. Die Blüten sind verkrüppelt und vergrünt, sie bieten einen auf-
fallenden Anblick (Abb. 93, S. 84):
(Apfelmehltau) Podosphaera leucotricha.
g) Früchte.
1. Auf den Früchten erscheinen schwarzgrüne, sammetartige Flecke,
die sich später in der Glitte durch Bildung von Wundkork grau-
braun färben. Die Früchte platzen bei starkem Befalle an den
Berührungsstellen der Flecke zuweilen auf:
(Schorfkrankheit) Venturia inaequalis (Fusicladium).
2. Die Früchte färben sich braun und faulen, aber ohne daß gleich
anfangs die Faulstellen einsinken. Bald erscheinen bräunlich-
gelbe Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen an-
geordnet. VieKach mumifizieren die erkrankten Früchte:
(Grindfäule) Sclerotinia fructigena (Monilia).
3. Es zeigen sich einschrumpfende, kreisförmige Faulstellen, auf
denen, oft in konzentrischen Ringen angeordnet, sehr Ideine,
rötlich-gelbe Sporenpolster erscheinen. Das Fruchtfleisch ist
widerlich bitter:
(Bitterfäule) Gloeosporium fructigenum.
4. Auf den Früchten stellen sich kreisrunde, anfangs linsen- bis
pfenniggroße, nur schwach eingesunkene, braune Flecke ein.
Dieselben fließen zusammen und die Frucht geht in Fäulnis über
(vgl. S. 208): Trichoseptoria fructigena.
ö. Bezüglich anderer Fruchtfäulen, wie Bitterfäide. Schalenfäule
usw. vgl. S. 36 37.
6. Auf der Schale, die im übrigen keine Veränderungen aufweist,
entstehen ..Fliegenschmutzflecke '\ welche sich durch starkes
Wischen entfernen lassen:
(,, Fliegenschmutzflecke") Leptothyrium pomi.
A. Erkrunkiiiiuiii dir Obstgehülzo. 9.30
3. Cydonia vulgaris, Quitte.
a) Triebe.
1. An jungen Trieben weiden die Blätter und Blüten welk und ver-
trocknen. Die unteren Blätter erkranken zuerst (vgl. S. 143):
(Triebdürre) Sclerotinia Linhartiana (Monilia).
b) Blätter.
1. Die Blätter, besonders an den Enden der Triel)e, sind von einem
weißen Mycel mehlartig überzogen : sie verkrümmen sich und
vertrocknen :
(Mehltau) Podosphaera oxyacant hae.
2. Es entstehen sehr zahlreiche, kleine, anfangs dunkelrote, später
braune, unregelmäßige, auf beiden Seiten sichtbare Flecke, welche
nicht selten zusammenfließen. Die Blätter bräunen sich oft völlig
und krümmen sich muldenförmig ein :
(Blattbräune) Stigmatea mespili (Entomosporium).
3. lebhaft gelb oder rot gefärbte Flecke, auf deren Unterseite sich
bis zu 2 mm lange Hörnchen ausbilden (ähnlich Abb. 80, S. 168):
(Gitterrost) Gj^mnosporangium confusum.
4. Verfärbte oder vertrocknete Flecke können auch noch durch
verschiedene andere Pilze verursacht werden. \'erzeichnis der-
selben s. Register II, Cydonia vulgaris.
"). Die -jungen Blätter färben sich gelbbraun und sterben ab. Auf
ihrer Oberseite erscheinen kleine, graue, runde Schimmelpolster:
(Laubdürre) Sclerotinia Linhartiana (Moniha).
c) Blüten.
L Die Blüten entwickeln sich nach dem Abblühen nicht weiter.
der Fruchtknoten mumifiziert :
(Polsterschimmel) Sclerotinia Linhartiana (Monilia).
d) Früchte.
1. Anstatt der Früchte entwickeln sich sogenannte ..Mumien ■;
(Polsterschimmel) Sclerotinia Linhartiana (Monilia).
2. Die Früchte färben sich braun und faulen, aber ohne daß gleich
anfangs die Faulstellen einsinken. Bald erscheinen bräunhch-
gelbe Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen an-
geordnet. Vielfach mumifizieren die erkrankten Früchte:
(Grindfäule) Sclerotinia fructigena (Monilia).
3. Auf den Früchten stellen sich ki eisrunde, anfangs linsen- bis
pfenniggroße, eingesunkene, schokoladenbraune Flecke ein.
Die Flecke fließen zusammen und die Frucht geht in Fäulnis
über (vgl. S. 208): Trichoseptoria fructigena.
4. Bezüghch anderer Fruchtfäulen vgl. S. 36 37.
4. Mespilus germanica, Mispel.
a) Triebe.
1. An jungen Trieben werden die Blätter und Blüten welk und ver-
trocknen. Aus den erkrankten Blatt- und Stengelteilen brechen
blaugraue, stark duftende Konidienpolster hervor:
(Polsterschimmel) Sclerotinia mespili.
b) Blätter.
1 bis 3 siehe Cydonia vulgaris b 1 bis 3. S. 239.
24(1 Schlüssel ziirBestiinimiiiji' d.gärtiicrisi-h wichtigsleii pilzparasitäreii Pflanzciikranlchoiton.
4. Verfärbte oder vertrocknete Flecke können ancli noch durch
verschiedene andere Pilze verursacht werden. Wrzeiehnis der-
selben s. Register II, Mespilus germanica.
.'). Die jungen Blätter färben sich gelbbraun und sterben ab. Es
brechen blaugraue, stark duftende Konidienpolster hervor:
(Polsterschimniel) Sclerotinia niespili.
c) Früchte.
l. Die Früchte färben sich braun und faulen. Bald erscheinen bräun-
lichgelbe iSchimmelpolster. die häufig in konzentrischen Kreisen
angeordnet sind :
(Grindfäule) Sclerotinia fiiictigena (Monilia).
5. Prunus armeniaca, Aprikose.
a) Wurzeln.
1. Die Wm-zeln sind von weißen und braunen Mycslfäden überzogen.
Auf der Wurzelrinde entwickeln sich reihenweise kleine, schwarze
Körperchen. Die befallenen Bäume kränkeln:
(Wurzeltöter) Rosellinia necatrix.
2. Auf den Wurzeln finden sich braunschwarze, bis 3 mm dicke,
runde oder plattgedrückte, verzweigte, im Innern weiße Stränge
(Abb. 95, S. 193):
(Hallimasch) Armillaria mellea.
b) Stämnie und Äste.
1. Am Grunde der Stämme zeigt sich ein Hutpilz (Beschreibung
S. 192 vergleichen!). Die befallenen Bäume kränkeln und gehen
bald vollends zugrunde :
(Hallimasch) Armillaria mellea.
2. An den Stämmen finden sich fleischige oder holzige, oft mehr
oder weniger konsolförmige Pilzkörper von sehr verschiedener,
aber ansehnlicher Größe: Baumschwämme (vgl. S. 185ff.).
3. An den Stämmen oder Zweigen der Baumschulbäumchen zeigen
sich Brandstellen, welche durch ein Absterben kleinerer oder
größerer Rindenpartien und des darunterliegenden Holzes her-
vorgerufen werden. Die getötete Rinde trocknet zusammen und
wird durch um die Brandstelle entstehende Überwallungswülste
zum Abplatzen gebracht. Oft, jedoch nicht immer, entsteht
Gummifluß :
(Bakterienbrand) Bacillus spongiosus.
4. Ausscheidung von Gummi an Stämmen und Ästen wird wahr-
scheinlich nicht durch Ascospora Beijerinckii (vgl. S. 109) hervor-
gerufen, sondern dürfte nichtparasitäre Ursachen haben.
5. An den Ästen und Zweigen finden sich Krebsstellen (Abb. 38,
S. 97):
(Krebs) Nectria galligena.
6. An abgestorbenen Ästen brechen orangefarbene Pusteln hervor:
(Rotpustelkrankheit) Nectria cinnabarina.
7. Einzelne Zweige sterben ab. Etwa an der Grenze gegen den ab-
gestorbenen Teil findet sich eine kürzere oder längere Strecke mit
zahlreichen, kleinen, warzenförmigen Erhebungen (ähnlich Abb. 57,
S. 128):
(Warzenkrankheit) Cytospora rubescens.
A. Erkniiikniigen der Ol>stgfhölze. 241
(•) Trio In'.
1. An jungen Trieben weJken plötzlidi Blätter und Blüten, trocknen
ein und sterben ab, oline jedocii abzufallen. An den getöteten
Sprossen, Blättern und Blattstielen zeigen sich bald kleine,
runde .Schimmelpolster :
(Zweigdürre) Sclerotinia laxa (Monilia).
2. Es treten trockene, braune, rot umrandete Flecke auf, welche
kleine Gummitröpfchen abscheiden. Die Blätter zeigen die
Symptome der Schrotschußkrankheit (vgl. S. 109):
Ascospora Beijerinckii.
d) Blätter.
1. Sämtliche Blätter eines Triebes oder Zweiges welken: Vgl. b7
und c 1.
2. Auf den Blättern entstehen zahlreiche, anfangs rötliche, dann
lecler- bis dunkelbraune, aber stets rot umrandete Flecke von
selten über 2 mm Durchmesser. Später fallen diese Flecke aus
(Abb. 42, S. 109):
(Schrotschußkrankheit) Ascospora Beijerinckii.
3. Die Blätter, besonders an den Enden der Triebe, sind von einem
weißen Mycel mehlartig überzogen:
(Mehltau) Podosphaera tridactyla.
4. Auf den im übrigen nicht veränderten Blättern entstehen, be-
sonders auf den Blattunterseiten, die braunen, etwas staubigen
Pusteln eines Rostpiizes :
(Rost) Puccinia pruni spinosae.
5. Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden.
Verzeichnis derselben s. Register II, Prunus armeniaca.
6. Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aus.sehen:
(Milchglanz) Stereum purpureum.
e) Blüten.
1. Die Blüten welken plötzhch, trocknen und sterben ab; sie
bleiben in die.sem Zustande an den Zweigen hängen:
(Blüten- und Zweigdürre) Sclerotinia laxa (MoniHa).
f) Früchte.
1. Die Früchte bekommen etwas eingesunkene, meist braune bis
schwärzhche Flecke. Die Blätter zeigen die Symptome der Schrot-
•schußkrankheit (d 2) :
(Schrotschußkrankheit) Ascospora Beijerinckii.
2. Es bilden sich Gruppen von kleinen, rundlichen, grauen oder
bräunlichen Flecken, die zuletzt schorfig werden:
Phyllosticta vindebone nsis.
3. Die Früchte bekommen braune FaulsteUen, auf denen Ideine,
runde Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen an-
geordnet, erscheinen. Vielfach mumifizieren die erkrankten
Früchte :
(Grindfäule) Sclerotinia laxa (Moniha).
4. Bezüglich anderer Fruchtfäulen vgl. S. 3ß 37.
Höstermana-Noack, Pilzparasitäre Krankheiten. Iß
242 >^<"Jilüsscl zurlicstiniinuiig d.iiilrtncrisch wichlif^stcii ]iilz|):irasit;ircii rilaiizciikrankhcileii.
6. Prunus domestica und P. insititia, Pflaume und Zwetsche.
a) Wurzel.
I mul 2 siehe l'iimus anneiiiaca a I inid 2 S. 240.
',). Der \\'iü/A'lkT()})t' (s. ,I*inis roiiiiniiiiis a :') vS. 23-')) sojj aueli au
i^llaiunen- und Zwetsehenbäunieu voikoiiinieu.
b) Stämme und Aste.
1 bis 6 siehe Prunus armeniaea b 1 bis 4 und (i bis 7 S. 240.
7. Hexenbesen (vgl. S. 78, ähnlieh Abb. 20 S. 72):
Taphrina insititiae.
e) Triebe.
1. An jungen Tiieben welken plötzlieh Blätter und Blüten, troeknen
luid sterben ab, ohne jedoch abzufallen. An den getöteten Sprossen,
Blättern und Blütenstielen zeigen sieh bald kleine, runde, graue
Schinnnelpolster :
(Zweigdürre) Sclerotinia cinerea (Monilia).
2. Es treten trockene, braune, rot umrandete Flecke auf, welche
kleine Gumnütrö})fchen abscheiden. Die Blätter zeigen die
Syni])t()me der Schrotschußkrankheit (vgl. S. 109):
Ascospora Bei jerinckii.
d) Blätter.
1. Sämtli(h(> l^lätter eines Triebes oder Zweiges welken:
V^gl. c 1 oder Prunus armeniaea b 7 S. 240.
2. Es treten im Sommer auf den befallenen Blättern hochrote, ver-
dickte Flecke von ö bis 10 mm Durchmesser auf, deren Unter-
seiten noch intensiver rot gefärbte Pünktchen zeigen. Bei starkem
Befall rollen sich die Blätter nach oben muldenförmig ein und
fallen ab:
(Fleischfleckenkrankheit) J'olystignia rubrum.
3 bis .") siehe l^runus armeniaea d 2, 3 und 4 S. 241.
0. Veifärbte und vertrocknete Flecke können auch noch von anderen
Pilzen verursacht werden. Verzeichnis s. Register II, Prunus
domestica.
7. Die Blätter sind auffallend gekräuselt. Die Erscheinung findet
sich entweder an den Z^^ eigen der Hexenbesen (vgl. b 7) oder
in der Nähe der Taschen (vgl. f 2). Die Ursache der Erscheinung
sind die betreffenden Taphrina- Arten.
8. Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aussehen:
(Milchglanz) Stereum purpureum.
e) Blüten.
1. Die Blüten welken plötzlich, trocknen und sterben ab; sie bleiben
in diesem Zustande an den Zweigen hängen. Besonders an den
Blütenstielen zeigen sich bald Ideine, runde, graue Schimmel-
polster :
(Blüten- und Zweigdürre) Sclerotinia cinerea (Monilia).
f) Früchte.
1. Vgl. Prunus armeniaea f 1 S. 241.
2. Die Früchte sind zu langen, flachen, innen hohlen (steinlosen),
dickwandigen Beuteln umgebildet (vgl. Abb. 25, S. 70). Ihre
Farbe ist gelblich, später bräunlich, die Oberfläche ist runzelig:
(Narren oder Taschen) Taphrina pruni.
A. Erkrankungen der Obstgehölzc 248
3. Die Früchte bekommen braune Faulstellen, auf denen kleine,
runde, graue Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen an-
t^eordnet, orsohcinen. Vielfacli mumifizieren die erkianktcn
Früchte :
(Grindfäule) Sclerotinia cinerea (Moniha.)
4. Bezüglich anderer Fruchtfäulen vgl. 8. 36/37.
7. Prunus persica, Pfirsich.
a) Wurzeln.
1 und 2 siehe Prunus armeniaca a 1 und 2. S. 240.
b) Stämme und Äste.
1 bis 6 siehe Prunus armeniaca b 1 bis 4 und 6 bis 7, S. 240.
c) Triebe.
1 und 2 siehe Prunus domestica c 1 und 2, S. 242.
3. Die Triebe zeigen Einkiümmungen ihrer zudem häufig stark ver-
dickten Spitzen. Die Blätter sind kräuselkrank (d2):
Taphrina deformans.
d) Blätter.
1. Sämtliche Blätter eines Triebes oder Zweiges welken:
Sclerotinia cinerea s. Prunus domestica c 1, S. 242, oder
Cytospora rubescens s. Prunus armeniaca b 7, S. 240.
2. Auf den Blättern entstehen Auftreibungen, die meistens rot ge-
färbt sind. Später Icräuseln sich die Blätter vollständig, bekommen
eine Iviiorpelige Beschaffenheit und brechen leicht beim Biegen
(vgl. Abb. 24, S. 67):
(Kräuselkrankheit) Taphrina deformans.
3. Auf den Blättern erscheinen dichte weiße, mehlartige Überzüge.
Die Blätter verlcrüppeln unter diesen und sterben vorzeitig ab:
(Mehltau) Sphaerotheca pannosa.
4 bis 6 siehe Prunus armeniaca d 2, 4 und 6, S. 241.
7. Bezügl. Blatt fleckenerrege r vgl. auch Register II, Piunus peisica.
e) Blüten.
1. siehe Prunus domestica e 1, S. 242.
f) Früchte.
1. Auf den Früchten erscheinen dichte weiße Überzüge. Es bilden
sich hellere, aufgetriebene Stellen, wodurch sie ein scheckiges
Aussehen erhalten. Später platzen die hellen Stellen auf und
geben Veranlassung zur Fäulnis :
(Mehltau) Sphaerotheca pannosa.
2. Die Früchte bekommen braune Faulstellen, auf denen kleine,
runde, graue Schimmelpolster, häufig in konzentrischen Kreisen
angeordnet, erscheinen. Vielfach mumifizieren die erkrankten
Früchte :
(Grindfäule) Sclerotinia cinerea (Moniha).
3. Bezüglich anderer Fruchtfäulen vgl. S. 36/37.
8. Prunus avium und P. cerasus, Süß- und Sauerkirsche.
a) Wurzeln.
1 und 2 siehe Prunus armeniaca a 1 und 2. S. 240.
b) Stämme und Äste.
1 bis 6 siehe Prunus armeniaca b 1 bis 6, S. 240.
16*
244 Sfhlüssel zur Befstiinnuint'' d. gärtnerisch wichtigsten pilzparasitiireii Pflanzenkrankheitcn.
7. Auf der Rinde abgetöteter Zweige zeigen sich zahlreiche, kleine,
warzenförmige Erhebungen (vgl. Abb. 57, S. 128):
(Kirschbaumsterben) Valsa leucostoma.
S. Es treten Hexenbe.sen auf (vgl. S. 71 und Abb. 26, S. 72):
Taphrina cerasi.
c) Triebe.
1 und 2 siehe Prunus domestiea c 1 inid 2. S. 242.
d) Blcätter.
1. Sämtliche Blätter eines Zweiges oder Triebes welken:
Vgl. Prunus domestiea c 1 S. 242, cder Prunus avium usw. b 7.
2 und 3 siehe Prunus armeniaca d 2 und 3,. S. 241.
4. Eine der Schrotschußkrankheit (s. JVinius armeniaca d 2, S. 241)
ähnliche Erscheinung wird durch Mycosphaerella cerasella
(s. S. 112) hervorgerufen.
5. Auf den Blättern, besonders auf den Oberseiten, finden sich
schwarzgrüne, rinidliche Flecke von etwa 1 mm Durchmesser.
Die Erscheinung ist im ganzen wenig auffallend (deutlicher auf
den Früchten), trotzdem sterben die Blätter bei starkem Be-
fall ab:
(Rußfleckenkrankheit) Venturia cerasi (Fusicladium).
6. Auf den Blättern treten anfangs bleiche, später gelbe imd braune
Flecke auf. Die Blätter rollen sich mehr oder weniger zusammen,
vertrocknen und sterben ab, wobei sich die Blattstiele höchst
eigenartig hakenförmig nach unten krümmen (vgl. Abb. 54, S. 126) :
(Blattseuche) Gnomonia erythrostoma.
7. Kräuselungen, meist verbunden mit bräimlichroter Färbung,
finden sich an den Blättern der Hexenbesen (S. 71):
Taphrina cerasi.
8. Bezüghch nicht genannter Blattfleckenkrankheiten vgl. Register II,
Prunus avium.
1). Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aussehen :
(Milchglanz) Stere um purpureum.
e) Blüten.
1. Vgl. Prunus domestiea e l. S. 242.
f) Früchte.
1. Die Früchte bekommen etwas eingesunkene, meist braune bis
schwärzliche Flecke; sie verkrüppeln häufig (Abb. 42, S. 109).
Die Blätter zeigen die Symptome der Schrotschußltrankheit
(vgl. S. 109):
Ascospora Beijerinckii.
. 2. Auf den Früchten erscheinen schwarzgrüne, rundliche Flecke
von etw^a 1 bis 2 mm Durchmesser. Der Befall zeigt sich besonders
auf den gerade in Rötung übergehenden Früchten. Das Wachstum
der befallenen Früchte hört auf :
(Schorf) Venturia cerasi (Fusicladium).
3. Die Früchte bleiben Idein und verkrüppeln. Die Blätter zeigen
die Symptome der Blattseuche (vgl. Abb. 54, S. 126):
Gnomonia erythrostoma.
4 und 5 vgl. Prunus domestiea f3 und 4, S. 243.
A. ErkrankuiigL'n der Obstgchölze. 245
9. Juglans regia, Walnußbaum.
a) Stämme und Äste.
1. An den Stämmen finden sich fleischige oder holzige, oft mehr
oder weniger konsolförmige Pilzkörper von sehr verschiedener,
aber ansehnlicher Größe: Baiimschwämme (vgl. S. 185ff.).
b) Blätter.
1. Auf den Blättern erscheinen rundliche oder umregelmäßige,
braune, dunkelumrandete Flecke. Werden dieselben zahlreicher,
so gehen sie ineinander über und bringen größere (rewebeteile
zum Absterben (s. Abb. 56, S. 127). Bei stärkerem Befall fallen
die Blätter ab: Gnomonia leptostyla (Marssonia).
2. Es entstehen bis über 1 cm große, von den Nerven begrenzte,
blaßgrüne, später braun und trocken werdende Flecke, auf deren
Unterseite ein weißer Schimmelüberzug erscheint :
Microstroma juglandis.
3. Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden.
Verzeichnis derselben s. Register II, Juglans regia. Vgl. auch
S. 127.
c) Früchte.
1. Auf den grünen Früchten erscheinen Flecke ähnlich den unter b 1
geschilderten: Gnomonia leptostyla (Marssonia).
2. Verzeichnis anderer Pilze, welche Flecke auf den Früchten her-
vorrufen s. Register II.
10. Corylus avellana, Haselnuß.
a) Stämme und Aste.
1. Krebsbildungen (Abb. 38, S. 97):
(Krebs) Nectria galligena (vgl. S. 9(3).
b) Blätter.
1. Auf den Blättern.- besonders auf den Unterseiten, zeigen sich
grauweiße Überzüge (vgl. S. 87):
(Mehltau) Phyllactinia corylea.
e) Früchte.
1. Die fast reifen Früchte bekommen braune Stellen, welche weicher
sind wie die gesunde Schale. Auf denselben erscheinen braun-
gelbe Schimmelpolster :
(Grinclfäule) Sclerotinia fructigena (Monilia).
11. Ribes grossularia und R. rubrum, Stachel- und Johannisbeere.
a) Wurzeln.
1. Auf den Wurzeln finden sich braunschwarze, bis 3 mm dicke,
runde oder plattgedrückte, verzweigte, im Innern weiße Stränge
(Abb. 95. S. 193):
(Hallimasch) Armillaria mellea.
b) Stämme und Äste.
1. Am Grunde der Stämme zeigt sicli ein Hutpilz (Beschreibung
S. 192 vx-rglcichen!). Die liefaUenen Sträucher kränkeln und
gehen vollends zugrunde:
(Hallimascli) Armillaria nu-llea.
24G i~^ohlüssel zur Bestimmung d. gärtnerisch wichtigsten pilzparasitären Pflanzenkrankheiten.
2. Am Grunde der Stämme entwickeln sich korkige. halbkreis-
förmig abgeflachte Pilzkörper (vgl. Abb. 93. S. 187):
(Löcherpilz) Fomes ribis.
:>. An den Ästen und Zweigen finden sich Krebsstellen (Abb. 38,
S. 97):
(Krebs) Nectria galligena.
4. An abgestorbenen Ästen brechen kleine, orangefarbene Pusteln
hervor :
(Rotpustelkrankheit) Nectria cinnabarina.
c) Triebe.
1. Auf den Trieben zeigt sich ein anfangs weißer, mehliger, später
kaffee- oder kastanienbraun und filzig werdender Überzug, der
sich auch auf den Früchten findet (besonders die Stachelbeeren
leiden luiter der Krankheit):
(Amerik. .Stachelbecrmchltau) Sphaerotheca mors uvae.
d) Blätter.
1. Auf den Blättern wie auf den Trieben und Früchten zeigt sich
ein weißer, meliliger Überzug, der. besonders auf den Trieben
und Früchten, später braim wird:
(Amerik. Stachelbeermehltau) Sphaerotiieca mors uvae.
2. Der weiße, mehlige Überzug (s. d 1) findet sich in der Regel nur
auf den Blättern, er bleibt dauernd zart imd weiß:
(Europäisclicr Stachelbeermehltau)
Microsphaera grossulariae.
3. Auf den Blättern finden sicli häufig dichte, schwarze Überzüge
(vgl. S. 90):
(Rußtau) Apiosporium sali ein um.
4. Auf den Blättern (und imreifen Früchten, s. u.) erscheinen
polsterartig verdickte, leuchtend gelbrote Flecke (vgl. Abb. 88,
S. 177):
(Becherrost) Puccinia Tibesii-caricis.
5. Auf den Blättern treten kleine, dunkelbraune Rostpusteln auf
(nicht häufig):
(Rost) Puccinia ribis.
6. Auf den Blatt Unterseiten erscheinen organgegelbe Rostpusteln.
Auf denselben zeigen sich bei genauem Zusehen (Lupe!) kleine,
bis 2 mm hohe Hörnchen :
( Säulenrost ) C r o n a r t i u m r i b i c o 1 a .
7. Auf den Blättern entstehen zahlreiche, kleine, braune oder
schwärzliche Flecke, welche oft zusammenfließen, wodurch mehr
oder weniger große Teile der Blätter zum Absterben kommen
(vgl. S. 13ö):
(Blattfallkrankheit) Pseudopeziza ribis.
S. Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden.
\"erzeichnis derselben s. Register II. Ribes.
'.». Die Blätter verlieren ihre sattgrüne Farbe und bekommen ein
charakteristisches, mattweißes Aussehen:
(Milchglanz) Stereum purpureum.
A. Erkrankungen der Obstgehölze. 247
e) Früchte.
1. Auf den halbreifen Früchten erscheint ein weißer, mehhger
Überzug, der später kaffeebraun, dick und filzig wird (vgl.
Abb. 30, S. 78):
(Amerik. Stachelbeermehltau) Sphaerotheca mors uvae.
2. Auf den noch unreifen Früchten zeigen sich polsterartig ver-
dickte, leuchtend gelbrote Flecke (vgl. Abb. 88. S. 177):
(Becherrost) Puccinia ribesii-caricis.
12. Rubus idaeus, Himbeere. ■
a) Tragruten.
1. Die Ruten treiben nur schwach oder gar nicht aus. Die Rinde
ist oft in langen Streifen abgeplatzt. — Bei schwächerem Befall
zeigt sich ein Abplatzen und eine Verfärbung der Rinde besonders
in der Nähe der Knospen (vgl. Abb. 52, S. 123):
(Himbeerrutenkrankheit) Didymella applanata.
b) Triebe.
1. An den noch grünen Trieben, besonders an den unteren Teilen,
erscheinen, meist um eine Knospe herum, violette oder bläulich-
graue Flecke. Beim Verholzen platzt an dieser Stelle die Rinde
auf und löst sich ab (s. a 1):
(Himbeerrutenkrankheit) Didymella applanata.
c) Blätter.
1. Auf der Blattoberseite erscheinen im Mai- Juni leuchtend orange-
gelbe Pusteln, denen später auf der Blattunterseite gelbe und
darauf braunschwarze Wärzchen folgen:
(Himbeerrost) Phragmiclium rubi idaei.
2. Verfärbte oder vertrocknete Flecke auf den Blättern können
außerdem durch verschiedene andere Pilze verursacht werden,
vgl. Register II, Rubus idaeus.
13. Rubus Untergattung Eubatus, Echte Brombeere.
a) Ranken.
1. An den Ranken zeigen sich eigenartige, la'ebsige Geschwülste
mit warziger Oberfläche von erheblicher Größe (vgl. Abb. 99,
S. 203):
(Brombeerkrebs) Coniothyrium tumefaciens.
b) Blätter.
1. Auf den Blattunterseiten erscheinen im Mai- Juni gelbrote
Pusteln, denen später violettschwarze Wärzchen folgen. Das
Blatt färbt sich an der Stelle, wo die Pusteln sitzen, oberseits
leuchtend rot :
(Brombeerrost) Phragmidium violaceum.
2. Weitere Blattfleekenevreger s. Register TT. Rubus, Untergattung
Eubatus.
14. Fragaria grandiflora, Garten- oder Ananas-Erdbeere.
a) Blätter.
1. Die Blätter (ebenso wie die T^lütensticle) sind mit einem dichten,
248 ^fhlüssel zurBostiinniung tl. jiiirtnerisch wichtigsten pilzparasitären Pflanzenkraukheiten.
niehlaitigen Überzüge bedeckt ; sie kräiisehi sich am Rande und
trocknen :
(^Feldtau) Oidiiini fragariae.
2. Auf den Blättern erscheinen rundliche, braunrot umrandete
Flecke, deren Mitte vertrocknet und dann weißlich aussieht;
oft bricht das vertrocknete Gewebe auch aus (vgl. Abb. 48,
S. 111):
(Blattfleckenkianklieit) Mycosphaerella fragariae.
8. Verzeichnis anderer Blattfleckenerreger s. Register II, Fragaria
grandiflora.
b) Früchte.
1. Die Früchte l)ekommen zunächst gelbliche, dann bräunliche
Faulstellen, auf denen ein grauer, bei Ersclnitterung stäubender
Schimmelrasen entsteht :
(Grauschi nunc 1) Botrytis cinerea.
2. Auf den unreifen Früchten eischcincn dichte, mehlartige Über-
züge (vgl. auch a 1) :
(Mehltau) Oidium fragariae.
B. Gemüsepflanzen (einschließlich Kartoffel).
1. AUiuni- Arten, Zwiebel und Lauch.
a) Erkrankungen dei- unterirdischen Organe.
1. Die saftigen Zwiebelschuppen, darauf die ganzen Zwiebeln
nehmen ein glasiges Aussehen an. Sie verfaulen schließlicli
unter Entwickhnig eines sein" üblen Geruches. Die Krankheit
tritt gewöhnlich erst während des Lagerns auf :
(Rotz) Bacillus amylobacter.
2. Die Zwiebeln, in feuchter und stagnierender Luft aufbewahrt,
bekommen braune, einschrumpfende Stellen, auf denen ein
grauer Schinnnelanflug hervortritt (vgl. S. 145):
(Grauschimmel) Botrytis cinerea.
3. Auf den Zwiebelschalen erscheinen langgestreckte, blasige
Schwielen, die mit einem schwarzen Pulver erfüllt sind. Später
platzen die Schwielen auf:
(Zwiebelbrand) Urocystis cepulae.
b) Erkrankungen der oberirdischen Organe.
1. Auf Blättern und Stengeln entstehen Flecke, auf denen bald
schmutzig violette Schimmelrasen erscheinen:
(Falscher Mehltau) Peronospora Schleideni.
2. Auf den Blättern bilden sich langgestreckte, blasige Schwielen,
die mit einem schwarzen Pulver erfüllt sind. Später platzen
die Schwielen auf (s. auch a3):
(Zwiebelbrand) Urocystis cepulae.
3. Auf Blättern inid Stengeln entstehen Ideine, orangefarbene
Pusteln :
(Becherrost) Melampsora (vgl. S. 166).
4. Auf Blättern und Stengeln ei scheinen anfangs rostrote, später
dunkelgrauc bis schwarze Pusteln:
(Rost) Puccinia porri.
B. Gemüsepflanzen. 241J
2. Asparagus officinalis, Spargel.
a) Erkrankungen der oberirdischen Organe.
1. Das Kraut ist zmveilen über und über mit bis zu 1 cm langen,
braunen bzw. schwarzen Rostpusteln bedeckt (vgl. Abb. 87,
S. 176):
(Spargelrost) Puccinia asparagi.
2. Andere Fleckenerreger s. Register II, Asparagus officinalis.
3. Beta vulgaris, Rote Bete, rote Rübe.
a) Erkrankungen der unterirdischen Organe.
1. Die Wurzeln sind mit einem violettroten Filz be Meidet. Die
Blätter der befallenen Pflanzen welken vorzeitig:
(Wurzeltöter) Rhizoctonia violacea.
2. Auf den Rüben bildtn sich faule, verjauchende Stellen, welche
zum Teil von einem weißen, baumwollartigen, bis 1 cm hohen
Hyphengeflecht überzogen werden. In letzterem bilden sich
harte, schwarze Körper (vgl. Abb. Gö, 8. 147). Besonders den
eingekellerten Wmzeln schädlich :
(Sklerotienfäule) Sclerotinia Libertiana.
b) Erkrankungen der Blätter.
1. Die jüngsten Blätter (im Herzen der Rübe) werden schwarz
und sterben ab. Später geht die Krankheit auch auf die äußeren,
älteren Blätter über, so daß unter Umständen der ganze Kopf
abstirbt. Oft zeigen auch die Rüben Faulstellen. Besonders
auf Zuckerrüben:
(Herzfäule) Mycosphaerella tabifica.
2. Auf den Blättern treten beidseitig zahlreiche, kleine, anfangs
hell-, später dunkelbraune Pusteln auf. Bei starkem Befall
sterben die Blätter ab :
(Rost) Uromyces betae.
3. Auf den Blättern erscheinen zahlreiche rundhche. in der Mitte
eintrocknende Flecke. Bei starkem Befall sterben die Blätter ab:
Cercospora beticola.
4. Blattflecke können auch noch durch verschiedene andere Pilze
hervorgerufen werden, vgl. Register II, Beta vulgaris.
4. Spinacia oleracea, Spinat.
a) Erkrankungen der Blätter.
1. Auf den Blättern entstehen bleiche Flecke; auf der Unterseite
derselben erscheinen trübviolette Pilzrasen:
(Falscher Mehltau) Peronospora spinaciae.
2. Andere Blattfkckenerreger s. Register II, Spinacia oleracea.
5. Cochlearia armoracia, Meerrettich.
1. An den Blättern und Stengeln erscheinen porzellanartig glän-
zende, ein wenig angeschwollene Flecke. An den Stengeln
und besonders in der Blütenstandsregion treten mannigfache
Verkrümnnmgen auf :
(Weißer Rost) Albugo Candida.
2. Blattflcckenkrankheiten werden durch zahlreiche Pilze liervor-
gerufen, vgl. Register ]T. Cochlearia armoracia.
250 Schlüssel zurBestimnuuig d. gärtnerisch wichtigsten pilzparasitären rflanzenkrankheiteii.
6. Brassica oleracea, Kohl und Kraut.
a) Wurzeln.
1. An den Wurzeln treten ganz charakteristische, knollenartige
Anschwellungen von Erbsen- bis Faustgröße auf. Auch die
Saugwurzeln zeigen unregelmäßige Verdickungen. Später gehen
die Geschwülste in Fäulnis über (vgl. Abb. 6, S. 27):
(Kohlhernie) Plasmodiophora brassicae.
b) Keimpflanzen.
1. Die Keimpflanzen bekommen am untersten Teil des Stengels
einen dunkelbraunen, dann schwarz werdenden Fleck, später
erweicht die verfärbte Stelle und trocknet ein, worauf das
Pflänzchen umknickt :
(Schwarzbeinigkeit) Olpidium brassicae u. a. (s. S.r)()u.()l).
(•) Stengel und Blätter.
1. Vgl. Cochlearia armoracia 1 (s. S. 249).
2. Es bilden sich bleiche Flecke an Stengeln und Blättern, auf denen
(an letzteren unterseits) ein schmutzigweißer Schimmel erscheint:
(Falscher Mehltau) Peronospora parasitica.
0. Blätter (und Stengel) sind von einem weißen, mehlartigen
Überzug bedeckt:
(Mehltau) Erysiphe Martii (i. w. S.).
4. Die Blätter zeigen zunächst ein Schwarzwerden der Nerven,
später färben sie sich gelb und sterben ab. Die Schwarzfärbung
der Nerven setzt sich auch in das Innere des Stengels und in
den Holzkörper der Wurzeln fort (vgl. Abb. 3, S. 20):
(Schwarzfäule) Pseudomonas campestris.
5. Blattfleckenkrankheiten werden diuch verschiedene Pilze hervor-
gerufen, vgl. Register II, Brassica oleracea.
7. Raphanus sativus, Rettich und Radieschen.
Es kommen hier zum großen Teil die gleichen Parasiten, wie
auf Brassica oleracea in Frage. Man vergleiche dort.
8. Vicia faba, Puff-, Sau- oder Pferdebohne.
a) Erkrankungen der Blätter und Stengel.
1. Blätter und Stengel zeigen einen weißen, mehlartigen Überzug:
(Mehltau) Erysiphe Martii.
2. Auf Blättern, Stengeln und Hülsen treten oft massenhaft zu-
nächst braune, stäubende, später schwarze, festere Pusteln auf:
(Rost) Uromyces fabae.
3. Auf den Blättern entstehen weißliche Flecke, auf deren Unter-
seite ein grauer Schimmel erscheint:
(Falscher Mehltau) Peronospora viciae.
4. Auf den Blättern (und besonders auch auf den Hülsen) zeigen
sich braune, dunkler umiandete Flecke:
(Fleckenkrankheit) Ascochyta pisi.
5. Andere Blattfleckenerreger s. Register II, Vicia faba.
b) Erkrankungen der Hülsen.
1. Vgl. a 2.
2. Die unter a 4 genannten Flecke durchsetzen in schweren FäHcn
die Hülsen und gehen auch auf die Samen über.
B. Gemüsepflanzen. 251
9. Pisum sativum, Erbse.
a) Welkeerscheinungen der ganzen Pflanze.
1. Die Pflanzen welken und sterben ab. Die Wurzeln sind ver-
trocknet :
(St. Johanniskrankheit s. S. 232) Fusarium vasinfectum.
b) Erkrankungen der Blätter und Stengel.
1. Blätter und Stengel zeigen einen weißen, mehlartigen Überzug:
(Mehltau) ■ Erysiphe Martii.
2. Auf Blättern und Stengeln treten oft massenhaft zunächst
rotbraune, dann schwarzbraune Rostpusteln auf (vgl. Abb. 84,
S. 171):
(Erbsenrost) Uromyces pisi.
3. Vgl. Vicia faba a 3.
4. Vgl. Vicia faba a 4.
5. Andere Blattfleckenerreger vgl. Register II, Pisum sativum,
b) Erkrankungen der Hülsen.
Vgl. Vicia faba b 2.
10. Phaseolus vulgaris, Busch- und Stangenbohne.
a) Keimpflanzen.
1. Die Keimblätter zeigen braune Flecke bis zu 1 cm Durchmesser.
Die Pflänzchen verkrüppeln und sterben ab: Brennflecken-
krankheit s. bes. c 1.
b) Blätter und Stengel.
1. Auf den Blättern (beidseitig), Stengeln und Hülsen treten bisweilen
massenhaft zunächst braune, später schwarze Pusteln auf:
(Bohnenrost) Uromyces phaseoli.
2. Blätter und Stengel (besonders aber die Hülsen s. c 1) bekommen
braune Flecke bis zu 1 cm Durchmesser:
(Brennfleckenkrankheit)
Gloeospori um Lindemuthianum.
3. Weitere Blattfleckenerreger s. Register II, Phaseolus vulgaris.
c) Hülsen.
1. Auf den Hülsen zeigen sich eingesunkene, braune Flecke (vgl.
Abb. 102, S. 212). In schwereren Fällen durchsetzen die Flecke
die Hülsenwand und gehen auf die Samen über:
(Brennfleckenkrankheit)
G 1 o e o s p o r i u m Lindemuthianum.
2. Braune, unregelmäßige, grau oder röthch berandete Flecke,
die weich werden, einsinken und Perlmutterglanz zeigen, können
durch Bakterien verursacht sein (vgl. S. 22).
11. Apium graveolens, Sellerie.
a) Erkrankungen der unterirdisclieu Oiganc.
1. Vgl. Beta vulgaris a 2, S. 249.
2. Auf den Knollen entstehen Ideine oder größere Flecke, unter
denen das Gewebe erweicht. Die Oberhaut wird zerstört und
die Oberfläche des freigelegten Fleisches in eine schorfige Kruste
verwandelt :
(Schorfkrankheit) Phoma apiicola.
252 Schlüssel zur ßestinirmiiig d. gärtnerisch wichtigsten pil/.])arasitären Pflanzcnkrankheiten.
b) Erkrankungen der Blätter und Stengel.
1. Auf den Blättern erscheinen braune Rostpusteln. Das erla^ankte
Gewebe stirbt ab, bisweilen vertrocknen die Blätter gänzlich:
(Rost) Puccinia apii.
2. Es treten bleiche, später braun werdende und vertrocknende
Flecke auf, auf deren Unterseiten ein weißer Schimmel erscheint :
(Falscher Mehltau) Plasmopara nivea.
3. Auf Blättern und Blattstielen bilden sich breite, weißliche bis
gelbliche Felder einschließende Flecke. Bei starkem Befall
vergilben und vertrocknen die Blätter :
Septoria apii.
4. ^'erzeichnis weiterer Blattfleckenerreger s. Register II, Apium
graveolens.
12. Petroselinum sativum, Petersilie.
a) Erkrankungen der Wurzeln.
1. Vgl. Beta vulgaris a 2, S. 249.
b) Erkrankungen der Blätter und Stengel.
1. Auf den Blättern erscheinen braune Rostpusteln. Das erki^ankte
Gewebe stirbt ab, bisweilen vertrocknen die Blätter gänzlich :
(Rost) Puccinia petroselini.
2. Vgl. Apium graveolens b 2, S. 252.
3. Auf den Blättern entstehen bräunliche, später weißliche Flecke:
Septoria petroselini.
4. A'erzeichnis weiterer Blattfleckenerreger s. Register II, Petrose-
linum.
13. Daucus carota, Möhre.
a) Erkrankungen der Wurzeln.
1. Vgl. Beta vulgaris a 2, S. 249.
2. Die Rüben bekommen, besonders an ihrem oberen Ende, ein-
gesunkene Stellen von bräunlicher oder grauer Farbe (vgl.
S. 201): Phoma Rostrupii.
b) Erkrankungen der Stengel und Blätter.
1. Auf den Stengeln und Blättern bilden sich kleine Schwielen:
(vgl. Abb. 21, S. 64):
P r o t o m y c e s m a c r o s p o r u s .
2. Siehe Apium graveolens b 2.
3. Schädigung der Stengel bei der Samenzucht : Phoma Rostrupii
(S. 201).
4. Blattfleckenerreger s. Register II, Daucus carota.
14. Solanum lycopersicum, Tomate.
a) Welken und Absterben der ganzen Pflanze.
1. An den Stengeln entstehen dicht über dem Erdboden Flecke,
welche rasch miteinander verschmelzen und bis zu 6 cm lange,
schwarze Stellen bilden (Abb. 49, S. 122). Die erkrankten Grewebe
schrumpfen erheblich zusammen. Die Pflanzen sterben ab :
(Tomatenkrebs) Didymella lycopersici.
2. In einer Höhe von 10 ])is 1.") cm über dem Erdboden erscheint
eine graubrauiu' oder auch wxißhchgelb verfär])te, etwas ein-
B. Gemüsepflanzen. 258
gesunkene Stelle. Die lx*fallenen Slengeiteile veilnjckueii. Im
Markramn finden sich harte .schwarze Körper (Abb. 67, S. 149):
(Sklerotienkrankheit) Sclerotinia Libertiana.
b) Stengel und Blätter,
1. Auf den Blättern, besonders an der Spitze und an den Rändern,
zeigen sich zuerst braune, später schwärzliche Flecke, welche,
besonders bei feuchtwarmer Witterung, täglich größer und
zahlreicher werden. Auf den Blattunterseiten beobachtet man
einen schmutzigweißen Schimmel:
(Krautfäule) Phytophthora infestans.
2. An Blättern inid Trieben zeigen sich gelbliche, später vertrock-
nende Flecke, auf denen braune Schimmelrasen erscheinen.
Insbesondere Treibtomaten leiden unter der Krankheit :
(Braunfleckenkrankheit) Cladosporium fulvum.
3. Auf den Blättern entstehen braunschwarze, vertrocknende
Flecke. Bei starkem Befall rollen sich die Blätter und welken
(s. S. 208): Septoria lycopersici.
4. Andere Blattfleckenerreger sind in Register II verzeichnet.
c) Früchte.
Faulstellen auf den Früchten werden besonders hervorgerufen
durch: Bakterien (s. S. 22), Phytophthora infestans (s. S. 46),
Botrytis cinerea (s. S. 145), Macrosporium tomato (s. S. 229) und
Fusarium acuminatum (s. S. 232).
15. Solanum tuberosum, Kartoffel.
a) Erkrankungen der Knollen.
1. Auf den Knollen entstehen eigenartige und sehr verschieden
gebaute Geschwülste. Sie erreichen Erbsen- bis Walnußgröße
und haben eine warzige Olx'rfläche. Bei starkem Befall \\ird die
ganze Knolle in ein blumenkohlartiges (aber dunkelbraunes)
Gebilde verwandelt (Abb. 19, S. 59):
(Kartoffelkrebs) Synchytrium endobioticum.
2. Die Knollen zeigen auf dem Durchschnitt, etwa V2 bis 1 cm
unter der Schale, einen mehr oder weniger vollständigen Ring.
Später wird das ganze Innere morsch und hohl (Abb. 2, 8. 18):
(Bakterien-Ringkrankheit) Bacillus solanacearum.
3. Größere oder kleinere Partien der Oberhaut sterben ab. Es
kommt zu einer borkenartigen Abblätterung der älteren Rinde,
wodurch die Oberfläche ein schorfartiges Aussehen erhält. Im
übrigen ist das Krankheitsbild sehr verschiedenartig: Schorf,
verursacht durch sehr verschiedene Erreger, vgl. S. 19. S. 183
und S. 219.
4. Knollenfäulen.
Bakterienfäule (Naßfäule) s. S. 17,
Phytophthorafäule (Trockenfäule) s. S. 43,
Rhizoctoniafäule s. S. 183,
Fusariumfäule (Weißfäule) s. 8. 232.
b) Fußkrankheiten und Stengelerkrankungen.
]. Im Juli und August treten am Grunde, meist noch an dem in
der Erde steckenden Teil des Stengels, schwarzbraune Flecke
auf. Es folgt ein rasches Abwelken der Pflanzen. Schließlich
254 Schlüssel zurBcslimiiiuiig (l.jrärtiiorisi-h wichtigsten pilzpara.sitärcii rflaiizeiikraiikheiten.
lassen sich die Stengel ohne Anstrengmig aus dem Boden ziehen.
Irgend ein Pilzanflug ist nicht sichtbar:
{ Seh warzbeinigkcit ) Bacillus p h y 1 o p h t h o r u s.
'2. Auf den unteren Stengelteilen wäclist ein diunier, weißhch-
grauer Filz :
(Filzkrankheit) Hypochnus solani.
3. Siehe Solanum lycopersicum a 2.
c) Erkrankungen der Blätter.
1. Auf den Blättern, besonders an der Spitze und auf den Rändern
zeigen sich zuerst braune, später schwärzhche Flecke, welche,
besonders bei feuchtwarmer Witterung, täglich größer und zahl-
reicher werden. Auf den Blatt Unterseiten beobachtet man einen
schmutzigweißen Schimmel :
(Krautfäule) Bhytophthora infest ans.
2. Die Blätter zeigen mehr oder weniger zahlreiche, Ideine, scharf
begrenzte, ringzonige. später eintrocknende Flecke, die mit der
Zeit zusammenfließen und zum Vertrocknen des ganzen Blattes
führen kömicn. Auch Blattstiele und Stengel werden zuweilen
befallen :
(Dürrfleckenkrankheit) Alternaria solani.
3. Auf den Blättern erscheinen etwa von Mitte -Juli an größere
oder kleinere, nicht scharf begrenzte, unregelmäßige, gelbhche
Flecke. Auf der l^nterseite derselben zeigen sich grauviolette
Schimmelrasen :
(Gelbfleckigkeit) Cercospora Concors.
16. Cucumis sativus, Gurke.
a) Keimpflanzen.
1. Der Stengel verfärbt sich dicht über dem Boden, erweicht und
trocknet ein. wobei er initer Schwärzung zusammenschrumpft :
(Schwarzbeinigkeit) Pj'thium de Baryanum.
2. Auf den Keimblättern erscheinen bräunliche Stellen: vgl.
Colletotrichum oligochaetum S. 213 und Corynespora melonis
S. 227.
b) Welkeerscheinungen der ganzen Pflanze.
1. An den Stengeln erscheinen graubraune oder auch weißlichgelb
verfärbte, etwas eingesunkene Stellen. Die befallenen Stengel-
teile vertrocknen. Im Markraum finden sich harte schwarze
Körper :
(Sklerotienkrankheit) Sclerotinia Libertiana.
2. Die Pflanzen w^elken plötzlich und gehen zugrunde; auf ihnen
treten weiße Schimmelrasen auf :
F u s a r i u m n i v e u m ( ? ) .
c) Erkrankungen der Blätter.
1. Auf den Blättern erscheint ein weißer, mehlartiger Überzug.
Die befallenen Stellen vergilben, oft vertrocknen die Blätter
vollständig:
(Mehltau) Erysiphe Martii (i. w. S.).
2. Auf den Blättern entstehen eckige, meist durch die Blättnerven
scharf begrenzte Flecke von anfangs gelblicher, später brauner
1». Gemiisepflunzcn. 2oo
Farbe. Auf der Unterseite der Flecken tritt ein violettgrauer
Schimmelrasen auf:
(Falscher >rehltaii) Plasmopara cubcnsis.
3. Auf den Blättern zeigen sich eckige Flecke, deren mittlere
Partien vertrocknen und aufreißen. Am Rande der Flecke er-
scheinen schwarzbraune, sammetaitigc Überzüge. Schädigt
fast nur die Treibgurken:
(Blattbrand) . Corynespora melonis.
4. Auf den Blättern entstehen ähnhche Flecke wie bei 3. Die
Flecke bedecken sich besonders in der :\Iitte mit einem hellrot
gefärbten Schimmelüberzuge :
(Brennfleckenkrankheit) Colletotrichum lagenarium.
."). Weitere Blattfleckenerreger finden sich in Register II verzeichnet.
d) Erkrankungen der Früchte.
1. Auf den Früchten erscheinen oft zahlreiche, unregelmäßige,
eingesunkene Flecke, die mit schwarzgrünen Pilzrasen ausge-
kleidet sind. Besonders haben die jungen Früchte zu leiden. Bei
starkem Befall schrumpfen die Früchte ein und sterben ganz
oder teilweise ab :
(Gurkenkrätze) Cladosporium cucumerinum.
2. Die jungen, Früchte werden mißfarbig und schrumpfen ein.
Auch ältere Früchte werden fleckig und schrumpfen. Die
Blätter zeigen die Symptome des Blattbrandes: vgl. c 3.
3. Die Früchte bekommen braune Faulstellen, auf denen bald ein
grauer, bei Erschütterung stäubender Schimmelrasen erscheint:
(Grauschimmel) Botrytis cinerea.
17. Cucurbita pepo und C. maxima, Kürbis.
Cucurbita leidet in der Hauptsache unter den gleichen Krank-
heiten wie Cucumis sativus. Man vergleiche daselbst.
18. Lactuca sativa, Kopfsalat.
a) Erkrankungen der Blätter.
1. Am Rande oder an der Ansatzstelle der Blätter entstehen braune
Flecke, die sich schnell vergrößern und auf das Herz des Kopfes
übergehen, welcher alsbald faulig wird:
Bakteriose (S. 20).
2. Auf den Blättern entstehen anfangs bleiche, dann braune und
schwarze, später, je nach den Witterungsverhältnissen, ver-
trocknende oder verfaulende Flecke. Auf der Unterseite dieser
Flecke treten feine weiße Schimmelrasen auf:
(Falscher Mehltau) Bremia lactucae.
3. Die Blätter, besonders des Treibsalates, bekommen oft braune
Flecke, auf denen sich bald ein grauer Schimmebasen ausbreitet :
(Grauschimmel). Botrytis cinerea.
4. Weitere Blattfleckenerreger s. Register II.
19. Scorzonera hispanica, Schwarzwurzel.
a) Wurzeln.
1. Vgl. Beta vulgaris a 2, S. 249.
256 Niifhtriitro und Berichtigungen.
I)) J:51ältcr uiul Stengel.
1. Auf den Blättern zeigen «ich weißgelbe, glänzende Pusteln.
Bei stärkerem Befall färbt sich das Blattgewebe gelb inid ver-
trocknet :
(Weißer Rost) Albiigo t ragopogonis.
2. Blätter und Stengel sind von einem weißen, mehlartigen Über-
zug bedeckt :
(Mehltau) Erysiphe ^lartii (i. w. 8.).
3. Auf Sprossen und Blättern treten braune Rostpusteln auf:
(Rost) Puccinia scorzonerae.
4. Auf den Blättern entstehen rundliche, lederbraune, blutrot
umrandete, oft zusammenfließende Flecke:
S p o r o d e s m i u m scorzonerae.
5. Bezüghch weiterer Blattfleckenerreger vgl. Register II.
c) Erkrankungen der Blüten,
1. Im Innern der Knospen werden sämtliche Blütenteile zerstört
und die Knospen mit einem schwarzbraunen Pulver erfüllt.
Schließlich schlägt der Hüllkelch auseinander, und das sch\varz-
braune Pulver stäubt aus :
(Blütenbrand) Ustilago tragopogi pratensis.
Nachträge und Berichtigungen.
S. iK Zeile 7 lies tynosbati anstatt cynospathi.
S. II. Unterste Zeile im Nenner des Bruehes lies 144,.'»- — n.
8. 55. Nach Zeile 'iö von oben füge ein:
P. viciae findet sich auf Linsen, Erbsen, Vicia- und Lathyrus-Arten.
S. 68'). Zeile 17 und Zeile .3 von unten lies Rivers' Früher an.statt Früher Rivers.
S. SO'). Zeile 15 setze: Hönings anstatt Königs.
Zeile 18 setze: Companion anstatt Compagnion.
Zeile 21 von unten lies Hönings anstatt Hunnings.
S. 92. Zeile 19 von unten lies rubrum statt rubra.
Zeile 18 von unten lies ochraceum statt ochracea.
S. 9:3. Zeile 27 lies ochraceum .statt ochracea.
tS. 1.37. Zeile 4 lies Dasyscypha anstatt Dasycypha.
8. 190. Zeile 6 lies sepiaria statt saepiaria.
') Die Schreibweise der Xamen auf S. 68 bzw. 8. 80 entspricht allerdings derjenigen
in den zitierten ^Arbeiten. Die Ix^tr. Xamen sind jedoch sinngemäß in obiger Weise
abzuändern.
Register I
enthaltend
die Parasiten nach Familien, Gattungen und Arten, die technischen Aus-
drücke und die deutschen Bezeichnungen der Krankheiten.
Acanthostigma parasiticuin
107.
Actinomycetes 219.
Actinoneiua 205.
— fraxini 205.
— rosae 205.
Aecidien 162.
Aecidiosporen 162.
Agaricaceae 182. IW.
Agariceae 190. 191.
Agaricus 191.
— ostreatus 101.
— velutipes 191.
Albuginaceae 41.
Albugo Candida 41.
— portulacae 42.
— tragopogonis 42.
Aleurodiscus 183.
Alpenrosenrost 164.
Alternaria 229.
— brassicae 230.
— brassicae var. somnif . 230.
— solani 230.
— tenuis 230.
Amerik. Stachelbeermehltau
77.
Ancylistineae 39, 61.
Anthraknose der Reben 213.
Apfelmehltau 83.
Aphanomyces laevis 62.
Apiosporium Footii 91.
— salicinujn 90.
Apothecium 63.
Appendices 76.
Armillaria 192.
— mellea 192.
Äscherich 88.
Ascoch^■ta 204.
— armoraciae 204.
— betae 204.
— beticola 204.
— Boltshauseri 205.
— brassicae 204.
— digitalis 205
— fragariae 113. 204.
— - juglandis 204.
— lycopersici 205.
— MoUeriana 205.
— - Xoackiana 205.
— phaseolorum 205.
— piniperda 204.
Ascoch\-ta piricola 2(,>4.
— pirina 204.
— pisi 204.
— socia 205.
— s\Tingae 205.
— viburni 205.
Ascocorticiaceae 66.
Ascomycetes 62.
Ascospora 109.
— Beijerinckii 109.
Ascosporen 32.
Ascus 32.
Aspergillaceae 74.
Aspergillus 74, 219.
— fumigatus 75.
— glaucus 75.
Asterocystis 57.
Astwiirzelkrebs 98.
Aureobasidium 183.
— vitis 183.
Auriculariineae 180.
autöcisch 163.
Bacillus amylobacter 16. 23.
— amylovorus 25.
— hyacinthi septicus 17.
— phaseoli 22.
— ph}-tophthorus 18, 22.
— solaniperda 17.
— spongiosus 24.
Bacterium hyacinthi 17.
— tumefaciens 25, 26.
Bakterielle Brand- u. Krebs -
erkrankungen 24.
Bakterien 14.
Bakterienbrand des .Stein-
obstes 24.
Bakterienkrankheit d. Flie-
ders 22.
— der Tabaksetzlinge 23.
— der Tomatenfrüchte 22.
Bakterien-Ringkrankheit 18.
Bakterienschorf (Kartoffel)
19.
Basidie 32.
Basidienpilze 151.
Basidiomycetes 151.
Basidiosporen 32.
— der Rostpilze 161.
Baumschwämme 185ff.
Bazillen 15.
H ö s t e r m a n 11 - N o a c k . Pilzpara.-itüre Krankheiten.
Beizmittcl 8.
Beulenbrand des Maises 157.
Biologische Bekämpfiuigs-
methoden 14.
Bitterfäule 37.
Black-rot 114.
Blasenkrankheit d. Birnen 69.
Blasenrost der Kiefer 165.
— der Weymouthkiefer 165.
Blattbeulenkrankheit der
Birnen 69.
Blattbrand d. (iurken usw.
227.
Blattbräune d. Birnen usw.
110. 210.
— der Bohnen 231.
— der Kartoffeln 230.
Blätterpilze 190.
Blattfallkrankheit der Jo-
hannisbeeren 1.35.
— der Stachelbeeren 135.
Blattfleckenkrankheit der
Erdbeeren 113.
— der Stachelbeeren 135.
— der Walnuß 127.
Blattkrankheit d. Platanen
126.
Blattseuche der Kirschen 125.
Blausäure 13.
Bleiarseniat 12.
Bleiglanz 184.
Blütendürre d. Aprikosen 141.
— der Kirschbäume 141.
Bodendesinfektion 6.
Boleteae 185.
Bordolapaste 11.
Bosnapaste 11.
Botrytis 137. 220.
— cinerea 37. 144.
— parasitica 145.
— vulgaris 144.
„Brand" der Narzissen 226.
Branderkrankungen, bakte-
rielle 24.
Brandkrankheiten 152.
Brandpilze 152.
Brauner Sclileimfluß 23.
Braunfleckenkrankheit der
Tomaten 224.
Braunfleckigkeit der Geiste
226.
17
258
Register I.
Braiuxrost des Roggens 173.
— des Weizens 175.
Bremia 42, 53.
— lactueae 53.
Brennfleckenkrankheit der
Bohnen 212.
Brunchorstia destrueas 134.
Buttersänrepilz 16.
Calonectria 101.
— graminicola 101.
— p\Toehroa 101,
C'alyptospora 167.
— Goeppertiana 167.
Cantharelleae 190.
Capnodiuni salicinum 90.
Cenangiaceae 134.
Cenangium abietis 134.
Cephalothecium 220.
Ceratophorum 225.
— setosum 225.
CJercospora 227.
— acerina 228.
— ailanthi 228.
— althaeina 228.
— apii 228.
— armoraciae 227.
— asparagi 227.
— beticola 227.
— Bloxami 227.
— Bolleana 227.
— cerasella 112, 227.
— cheiranthi 227.
— circumscissa 227.
— Concors 228.
— fabae 228.
— marginalis 227.
— microsora 228.
— myrti 228.
— neriella 228.
— odontoglossi 228.
— olivascens 227.
— Preisii 227.
— resedae 227.
— Rösleri 228.
— spinaciae 227.
— tomenticola 227.
— violae 228.
— vitis 228.
— zonata 228.
C'ercosporella 221.
— pastinacae 221.
— persica 221.
Ceuto^^h^'Tlchus sulcicollis 28.
C'hlamydosporen 31.
C'hrysomyxa 163.
— abietis 164.
— ledi 164.
— rhododendri 164.
C'hrysophlyctis endobioticum
58.
Chytridiineae 38, 55ff.
Cicinnobolus 77, 202.
— Cesatii 202.
Cladochytriaceae 56, 61.
Cladoch}i:riiim violae 61.
Cladosporium 224.
— condylonema 224.
— cucunierinum 224.
— herbarum 224.
— fasciculare 124, 224.
— fulvuiu 224.
C'lasterosporinm 225.
— aniygdalearum 225.
— carpophihim 109, 225.
— glomerulosum 225.
— putrefaciens 225.
C'lavariaceae 182,
Claviceps 102,
— microcephala 103,
— purpurea 102,
riithris qiiercina 1-31,
Clostridium butyricum 16,23.
Coleosporiuni 165.
— senecionis 166.
Colletotrichum 213.
— anthurii 213.
— hedericola 213.
— malvarum 213.
— oligochaetum 213.
— piri f. tirolense 213.
Completoria complens 38.
Coniophora 183.
— cerebella 183, 195.
Coniothecium crustaceum 91.
Coniothyrium 203,
— concentricum 203,
— diplodiella 203.
— Fuckelii 203.
— tumefaciens 203.
— Wernsdorffiae 203.
Coprineae 190.
Cord^ceps 103.
Corticium 183.
CorAniespora 227.
— mazei 227.
— melonis 227.
Cor\Tieum 214.
— Beijerinckii 109, 214, 225.
Cosan 11.
Cronartium 164.
— asclepiadeum 165.
— ribicola 165.
Cryptosporium 216.
— leptostromiforme 216.
— minimum 216.
— nigrum 216.
Cucurbitariaceae 109.
Cucurbitaria 109.
— elongata 109.
— laburni 109.
Cylindrosporium 216.
— brassicae 216.
— chrysanthemi 216.
— juglandis 216.
— padi 216.
— l^haseoli 216.
— Tubeufianum 216.
' Cystiden 151.
Cystopus Candidas 41.
; — cubicus 42.
I — portulacae 42.
CMospora 202.
— leucostoma 128, 202.
— rubescens 203.
CH-tosporina 209.
— ribis 209.
Dacryomycetineae 181.
Daedalea 185.
— cinnabarina 189.
— unicolor 189.
Dasvscvpha calycina 137.
— Wilikommii 137.
Dauersporen 31.
Dematiaceae 217, 221.
Dematium 221.
— puliulans 91, 221.
Dendrophagus 25.
Dendrophoma 202.
— convallariae 202.
Dermatea 134.
— cerasi 1.34.
— prunastri 135.
Dermatella prunastri 135.
Didymella 122.
— applanata 123,
— lycoi^ersici 122.
Didymium 29,
Didymosphaeria 124,
j — populina 124,
I Dilophia graminis 209,
i Dilophospora 209,
; — graminis 209,
, Diplodia 205,
I — pseudodiplodia 205.
Diplodina 205.
— idaei 205.
— Ivcopersici 205,
— Pallor 205,
I Discomycetes 64,
': Dothichiza ferruginosa 134.
I Dothideaceales 92, 103.
j Dothiora sphaeroides 124.
I Drehrost 166.
Dürrfleckenkrankheit der
Kartoffel 228, 230.
Edelfäule 146.
Eichenmehltau 88.
: Eichenwiirzeltöter 108.
I Einschnürungskrankheit der
I Douglastanne 201.
— der Tanne 202.
— der Weymouthkiefer 201.
Einschnürungskrankheiten
215.
Ektoparasiten .34.
Elaphomycetaceae 74.
Elosal 13.
Empusa aulicae 38,
— muscae 38,
Eegieter I.
259
Endomyces Magnusii 65.
— vernalis 65.
Endoparasiten 34.
Endophyllaceae 163.
Endosporen 32.
Entomopeziza Soraueri 210.
Entomophthoraceae 38.
Entomosporium 210.
— maculatum 110, 210.
Entyloma 159.
— calendulae 159.
— fuscum 159.
— serotinum 159.
Epichloe tj-phina 102.
Erstickungsschimmel 102.
Erysiphaceae 75.
Erysiphe 77, 86.
— communis 86.
— graminis 87.
— Martii 86.
— pisi 86.
— polygoni 86.
Eschenkrebs 26.
Euascales 64.
Euasci 64.
Eumvcetes 30.
Europäischer Stachelbeer-
mehltau 88.
Eusclerotinia 137, 144.
Excipulaceae 198.
Exoascaceae = Taphrinaceae
Exoascus 66.
Exobasidiaceae 180.
Exobasidiineae 180.
Exobasidium 180.
— azaleae 181.
— rhododendri 181.
— vaccinii 180.
Exosporen 32.
Fäule der Stecklinge 61.
Favolus 185, 190.
— europaeus 190.
Federbuschsporenkrankheit
209.
Feuerbrandkrankheit 25.
Feuerschwamm 187.
Fichtenblasenrost 164.
Fichtennadelrost 164.
Fichtennadelröte 133.
Filzkrankheit der Kartoffeln
182.
Fire blight disease 25.
Fistulinae 185.
Flachsbrand 57.
Flechten 150.
Fleckenkrankheit der Gerste
226.
Fleischfleckenkrankheit 93.
Fliegenschmutzflecke der
Äpfel 209.
Flugbrand der Gerste 153.
— des Hafers 155.
— des Weizens 155.
Fomes 185, 186.
— annosus 186.
— connatus 186.
— fomentarius 186.
— igniarius 187.
— ribis 187.
Formaldehyd 7.
Fruchtschimmel 36.
Fuligo septica 29.
Fumago vagans 90, 230.
Fungi imperfecti 196.
Fungizide 9. ;
Fusariol 9.
Fusarium 231.
— acuminatum 232.
— aquaeductuum 233.
— avenaceum 232.
— betae 232.
— blasticola 220, 231.
— brassicae 232.
— coeruleum 232.
— culmorum 101.
— dianthi 232.
— gemmiperda 232.
— herbarum 232.
— heterosporum 232.
— minimum 101, 232.
— nivale 101, 232.
— iiiveum 233.
— platani 101.
— putrefaciens 37, 232.
— redolens 232.
— rhizogenum 232.
— roseum 102, 232.
— solani 232.
— vasinfectum 232.
— Vogelii 232.
— Zavianum 232.
Fusariumfäule des Lager-
obstes 37.
Fusicladium 114, 223.
— cerasi 11.5, 121, 223.
— cratae^i 115, 121.
— dendriticum 115, 223.
— eriobotryae 223.
— fagopATi 223.
_ lini 223.
— pirinum 115, 119, 223.
— radiosum 223.
— robiniae 223.
— saliciperda 223.
— tremulae 223.
Fusicoccum 202.
— abietinum 202.
Fusoma 220.
— parasiticum 220.
— pini 220.
Fußkrankheit d. Getreide^
125.
Gedeckter Brand d. Gerste
1.54.
— des Hafers 1.56.
Gelber Rotz 17.
Gelbrost 175.
Gemmen 32.
Germisan 9.
Gerstenflugbrand 153.
Gerstenhartbrand 1.54.
Getreidehalmtöter 125.
Gibberella 101.
— Saubinetii 102.
Gießkannenschimmel 75.
Gitterrost 168.
Glasigwerden der Apfel 22.
Gloeosporium 210.
— acericolum 212.
— affine 210.
— album 37, 212.
— amoenum 213.
— ampelophagum 213.
— cerei 213.
— cinctum 210.
— concentricum 211.
— curvatum 211.
— cydoniae 212.
— epicarpii 210.
— fragariae 212.
— fructigenum 37, 211.
— Ha\Tialdianum 211.
— helicis 213.
— lagenarium 213.
— Lindemuthianum 212.
— macropus 210.
— minutulum 212.
— nervisequum 126, 211.
— nymphaearum 210.
— oncidii 210.
— - opuntiae 213.
— orbiculare 213.
— pallidum 210.
— paradoxum 213.
— pelargonii 212.
— phomoides 213.
— pirinum 212.
— platani 211.
— ribis 135, 211.
— spinaciae 210.
— tiliae 213.
Glomerella ruf omaculans 1 27 .
Gnomonia 125.
— er\-throstoma 125.
— leptostyla 127.
— veneta 126.
Gnomoniaceae 125.
Graufäule 37.
Grauschimmel 145.
Grind des Apfelbaumes 116.
— des Birnbaumes 119.
GrincUäule 37.
der Apfel und Birnen 139.
— der Kirschen 141.
Grünfäule 36.
Guignardia Bidwellii 114.
Gummosis d. Steinobstes 110.
Gürtelschorf der Rüben 219.
(.^pnnoascaceae 74.
Gvmnoconia 167.
17*
26(1
Register I.
Gymnosporangium 167. IG.S.
— confusum 170.
— sabinae 168.
— tremelloides 17U.
Haarfäule .'i6.
Haferflugl)rand löö.
Hallimascli 192.
Hart bland der Gerste 154.
Haselmehltau 87.
Hausschwamiu 103.
Hefepilze 6ö.
Helminthosi)oriosis 226.
Hei mint hosijorium 220.
— avenae sativae 226.
— graniineuni 225.
— iberidis 226.
— lunariae 226.
— teres 225.
— turcicum 226.
Helotiaceae 136.
Helvella 150.
Helvellineae 6ö, löO.
Hemiasci 63.
Hendersonia 206.
— grossulariae 2(>6.
— marginalis 206.
Herzfäiüe der Zuckerrüben
113.
Heterosporium 226.
— allii 226.
— echiiuilatuni 226.
— gracile 226.
— sjTÜigae 226.
— variabile 226.
heterözisch 163.
Hexenbesen 71.
— der Kirschen 71.
— der Weißtanne 167.
Hexenringe 140.
Honigtau des Getreides 102.
Hopfenmehltau 82.
Hormiscium 221.
— pinophiluni 91. 223.
Hydnaceae 182, 184.
Hydnum Schiedermapi 184.
Hygrophoreae 190.
Hymenium 63.
Hymenomycetineae 181.
Hymenojjhor 182.
Hyphoch\'triaceae 56.
Hyphomycetes 197, 216.
Hypochnaceae 182.
Hypochnus eucumeris 183.
— solani 182.
— violaceus 183.
H^'^30creac^ae 92.
Hypocreaceales 92.
Hypoderma 1 32 .
— brachysporum 134.
- — strobicola 134.
H^'podermataceae 132.
Hypodermella 132.
Hypodermella laricis 134.
Hysteriineae 64, 132.
Insektizide 9, 12.
interzellular 34.
intrazellnlar M.
Isaria 103. 230.
Isariopsis 231.
— griseola 231.
Kalkung des Bodens 6.
Kartoffelkrankheit 43.
Kartoffelkreb.s 58.
Kartoffelschorf 19. 219.
Kernbruch der Trauben 89.
Kiefernbaumschwamm 189.
Kiefernritzenschorf 132.
Kieferiischütte 132.
Kirschbaumsterben 128.
Kleekrebs 149.
Knollenfaule (Kartoffel) 17,
43, 183, 232.
Kohlgallenrüßler 28.
Kohlhernie 26.
Kokken 15.
Kolloidaler Schwefel 11.
Konidien 32.
Koniothecien 91.
Krätze der (Uirken usw. 224.
Kräu-selkrankheit 66.
Krautfäule (Kartoffel) 43.
— (Tomate) 46.
Krebs 96.
— des Apfelbaumes 96.
— der Kartoffel 58.
— de.<? Klees 149.
— der Laubhölzer 96.
Krebserkrankungen, bakt e-
rielle 24.
Kronenrost 174. 178.
Kupferkalkbrühe 10.
Kupfervitriol 7.
Laboulbeniales 64.
Lactarieae 190.
Laestadia veneta 126.
Lagerfäule des Obstes 35.
— des Holzes 196.
Lärchenkrebs 137.
Lenzites 185, 189.
— abietina 189.
— sepiaria 189, 196.
— variegata 189.
LeocariJus fragiUs 29.
Leptosphaeria 124.
— heriX)trichoides 124.
— tritici 125.
Leptastromataceae 198, 209.
Leptothyrium 209.
— brassicae 209.
— pomi 209.
Leueonost oc Lagerheimii 23.
Liehenes 150.
Lohblüta 29.
Lohe 93.
Lophodermium 132.
— macrosporum 133.
— nervisequum 134.
— pinastri 132.
Lorchel 150.
Macrophoma 202.
— Hennebergii 202.
^lacrosporium 229.
— avenae 229.
— dauci 229.
— lycopersici 229.
— melo])lithorum 229.
— parasiticum 229.
— pelargonii 229.
— solani 229.
— tomati 229.
— violae 229.
Mar.ssonia 214.
— juglandis 127, 214.
— Panattoniana 214.
— populi 214.
— truncatula 214.
Mauerschwamm 193.
^lehltaupilze 75.
Melampsora 166.
— allii-populina 166.
— allii-salicina 166.
— lini 166.
— l)initorqua 166.
— ribesii-salicina 166.
Melampsoraceae 163.
Melampsorella 167.
— caryophyllacearum 167.
Melanconiales 197, 200.
Melasmia 131, 210.
— acerina 210.
— punctata 210.
3Ielogramniataceae 129.
Merulieae 185.
Merulius 185.
— aureus 195.
— domesticus 193.
— hydnoides 195.
— lacrymans 193.
— tremellosus 195.
Micropera drupacearum 134.
Microsphaera 77. 88.
— alni 88.
— alni var. quercina 88.
— grossulariae 88.
Microstroma 180, 181, 218.
— juglandis 181.
— platani 181.
Milchfluß 24.
Milchglanz 184.
MoUisiaceae 135.
Mombacher Aprikosenkrank-
heit 206.
Monilia 137, 218, 219.
— cinerea 141.
— fructigena 139.
— laxa 141.
Register I.
261
Monilia Linhartiana 143.
Moniliopsis 219.
— Aderholdi 219.
Monoblephariciineae 38, 39.
Morchel 150.
Morchella 150.
Morthiera mespili 110.
Moschusfluß 24.
Mucedmaceae 217.
Mucor piriformis 36.
— racemosus 36.
— stolonifer 36.
Mucoraceae 35.
Mutterkorn 102.
Mycosphaerella 112.
— cerasella 112.
— fragariae 113.
— ribfs 113.
— sentina 112.
— tabifica 113.
Mj-cosphaerellaceae 109.
Myxogasteres 26, 29.
Myxomyoetes 26 ff.
Nackter Brand d. Gerste 1.53.
Xadelblasenrost der Kiefer
166.
Xaemaspora ampelicida 114.
Xarrenkrankheit der Zwet-
schen 69.
Xebenfruchtfonn .34.
Xectria 93.
— bulbicola 100.
— cinnabarina 93.
— cucurbitula 100.
— ditissima 99, KX^.
— galligena 96.
— pandani 100.
— Rousseliana 100.
— solani 100.
Xectrioidaceae 197, 209.
Xelkenrost 172.
Xikotinpräparate 12.
Xikotinräucherungen 13.
Xosperal 11.
Oidien 30.
Oidium 75, 76, 88, 90, 219.
— chrysanthemi 90.
— ericinum 90.
— evonpiii japonicae 90.
— fragariae 90. i
— Tuckeri 88. i
Olpidiaceae 56. !
Olpidiaster 57.
— radicis 57.
Olpidium 56.
— brassicae 56.
— lactis 219.
— nicotianae 57.
Oochytriaceae .56, 61.
Oomycetes 35, 38.
Oospora 218.
— lactis 219.
Ophiobolus 125.
— graminis 125.
— herpotrichus 125.
Ovularia 219.
— brassicae 220.
— Cucurbitae 220.
ParaplectenehxTii 30.
Parasit ol 12.
Paxilleae 190.
Paxillus achenmtius 196.
Pechfleckenkrankheit
(Ahorn) 131.
Penicillium 74, 219.
— crustaceum 36, 75.
— glaucum 36.
Peridermium Cornui 165.
— pini 165.
— pini acicola 166.
Perisporiaceae 75, 90.
Perisporiineae 64, 75.
Perithecium 63.
Peronosporaceae 41, 42.
Peronospora 42, ö4ff.
— arborescens 55.
— CA-tisi .55.
— effusa 55.
— fragariae 55.
— gangliformis 53.
— Jaapiana .55.
— parasitica 55.
— potentillae 55.
— rubi .55.
— Schacht ii 55.
— Schleideni 55.
— sparsa .55.
— spinaciae ,55.
— valerianellae 55.
— viciae s. Xachtrag.
— viticola 48.
Peronosporineae 38, 39.
Pestalozzia 215.
— breviseta 216.
— funerea 215.
— Guepini 216
— Hartigii 215.
— lupini 216.
— phoenicis 215.
Pestalozzina 214.
— Soraueriana 214.
Pezizineae 65, 134.
Pflanzenwohl 12.
Phacidiaceae 129.
Phacidiineae 64, 129.
Pholiota 191.
— adiposa 191.
-^ aurivella 191.
— squarrosa 191.
Phoma 2(m;).
^ abietina 202.
— albicans 202.
— anethi 201.
— apiicola 201.
— armeniaca 201.
Phoma betae 113, 201.
— brassicae 201.
— cucurbitacearum 202.
— decorticans 202.
— destructiva 202.
— japonica 201.
— juglandina 201.
— juglandis 201.
— napobrassicae 201.
— pitya 201.
— pomorum 201.
— Rostrupii 201.
— ruborum 201.
— sanguinolenta 201.
— siliquarum 201.
— siliquastrum 201.
— sphaerosperma 113.
— thujana 201.
— uvicola 114, 201.
Phragmidium 167, 178.
— subcorticium 179.
— tuberculatum 180.
— rubi idaei 180.
— violaceum 180.
Phycomycetes 34.
Phyllactinia 77, 87.
— corylea 87.
Phyllosticta 199.
— Beijerinckii 109.
— betae 199.
— Bizzozeriana 200.
— brassicae 199.
— cannabis 199.
— cucurbitacearum 200.
— cvdoniae 199.
— fabae 200.
— Fourcadei 199.
— fragaricola 2(X*.
— Funckiae 199.
— grossulariae 199.
— hedericola 200.
— humuli 199.
— juglandis 199.
— maculiformis 199.
— magnoliae 199.
— mespiJi 200.
— narcissi 199.
— persicae 20().
— petuniae 200.
— phaseolina 2(Xt.
— phaseolorum 200.
— pirina 2(X(.
— portulacae 199.
— prunicoJa 200.
— ribicola 199.
— rosarum 200.
— rubicola 200.
■— tabaci 2(X».
— tabifica 113, 199.
— vincae majoris 200.
— vindebonensis 200.
— violae 200.
— viticola 200.
— %ulgaris 200.
262
Register I.
Phj'sarum bivalve 29.
Ph^-tophthora 42, 43t't'.
— eactoruin 47.
— fagi 46.
— infestans 43.
— omnivora 4(5.
— sempervivi 47.
— syringae 47.
Pinselschimmel 75.
Plasmodiophora brassicae 26.
— orchidis 29.
— tomati 29.
— vitis 29.
Plasmodiophorales 26.
Plasmopara 42, 48t'i'.
— cubensis ö3.
— nivea 25.
— ribicola 52.
— \-iticola 48.
Plectascineae 64. 74.
Pleospora 124.
— hesperideanim 124.
— hyacinthi 124.
— tropaeoli 124.
Pleosporaceae 114.
Plowrightia 129.
— morbosa 129.
— ribesia 129.
Podosphaera 77, 83.
— leucotriciia 83.
— oxyacanthae 86.
— tridaetyla 86.
Polsterschimmel de-s Kern-
obstes 139.
— der Kirschen 141.
Polj-poraceae 182, 18ö.
Pol\'poreae 185.
Polyponis 187.
— annosus 186.
— betulinus 187.
— borealis 188.
— caudicinus 188.
— cinnabarinus 189.
— cinnamomeus 189.
— fomentarius 186.
— fumosus 187.
— hispidus 188.
— igniarius 187.
- — imbricatus 188.
— moUis 189.
— ribis 187.
— Schweinitzii 189.
— sistotremoides 189.
— spumeus 188.
— squamosus 188.
— sulphureus 188.
Polystictus 185, 189.
— cinnamomeus 189.
Polystigma 93.
— ochraceum 93.
— rubrum 93.
Polystigmina 209.
— rubra 209.
Poria 185, 186.
Poria vaporaria 186, 195.
Praeschwefel 13.
Promycel 152.
Protoascineae 64, 65.
Protodiscineae 64, 66.
Protomyces macrosporus 64.
— pachj'dermus 64.
Pseudomonas campestris 19.
— destructor 19.
■ — hyacinthi 17.
— sjTingae 22.
Pseudoparenchym 30.
Pseudopeziza 135.
— ribis 135.
— tracheiphila 136.
Puccinia 167, 173.
— allii 175.
— apii 177.
— arenariae 176.
— asparagi 176.
— buxi 177.
Pucciniaceae 163, 167.
— cerasi 177.
— chrysanthemi 178.
— cichorii 177.
— coronata 178.
— coronifera 174, 178.
— dispersa 173.
— endiviae 177.
— glumarum 175.
— graminis 173.
— helianthi 178.
— hieracii 178.
— iridis 176.
— Magnusii 177.
— maivacearum 177.
— petroselini 177.
— phragmitis 176.
— porri 175.
— Pringsheimiana 177.
— pruni siDinosae 177.
— ribesii-caricis 177.
— ribesii-pseudocyperi 177.
— ribis 177.
— ribis nigri-acutae 177.
— ribis nigri-paniculatae
177.
— saxifragae 176.
— Schroeteri 176.
— scorzonerae 178.
— sessilis 175.
— simplex 175.
— tanaceti 178.
— triticina 175.
— vincae 177.
— violae 177.
— virgaureae 178.
Pucciniastrum Goeppertia-
num 167.
Pustelschorf (Kartoffel) 19^
Pyknide 63.
Pyrenom\-cetineae 64, 92.
Pj-thiaceae 61.
P\-thium de Baryanum 61.
Ramularia 221.
— armoraciae 221.
— betae 221.
— cvTiarae 221.
— heraclei var. apiigrav. 221 .
— lactea 221.
— primulae 221.
— rhei 221.
— sambucina 221.
— spinaciae 221.
— Tulasnei 113, 221.
Rapsverderber 229.
Regenfleckenkrankheit 115.
Rheinisches Kirschbaum-
sterben 129.
Rlxizidiaceae 56. 61.
Rhizoctonia 233.
— violacea 234.
Rhizoctonia-Pocken 183.
Rhizoctonia- Schorf 183.
Rhizomorpha 234.
— subcorticalis 234.
Rhizomorphen 181.
Rhizopus nigricans 36.
Rh^-tisma 129.
— acerinum 131.
— punctatum 131.
— salicinum 131.
— svmmetricum 131.
Ringkrankheit (Kartoffel) 18.
Ritzenschorfe 132.
Roggenhalmbrecher 124.
Rotfleckigkeit (der Pflaumen-
blätter) 93.
Roti)ustelkrankheit 93.
Rosellinia 107.
— necatrix 107.
— quere i na 108.
Rosenmehltau 81.
Rosenrost 179.
Rostpilze 160.
Roter Brenner 136.
Rotfluß 24.
Rotz der Hvazinthenzwiebeln
17.
Rotz der Speisezwiebeln 16.
Runzelschorfe 129.
Rußfleckenkrankheit des
Apfelbaumes 115.
— des Birnbaumes 119.
Rußtau 90.
Rutenkrankheit der Him-
beere 123.
Saatgutschädiger 37.
Saccharomyces apiculatus 65.
— cerevisiae 65.
— ellipsoideus 65.
— Ludwigii 65.
Saccharomycetineae 64, 65.
Samenbeize 8.
Saprolegniineae 38, 39.
Sarcinomyces 218.
— crustaceus 91, 218.
Register I.
263
Säulenrost 16ö.
Schalenfäule 37.
Scheinparenchym 30.
Schimmelpilz der Insekten-
larven 38.
— der Stubenfliege 38.
Schimmelpilze 35 ff.
Schizophylleae 190.
Schlauch 32.
Schlauchpilze 62.
Schlauchsporen 32.
Schleimflüsse 23.
Schleimpilze 26.
Schneeschimmelkrankheit
101.
Schorf der Äpfel 115.
— der Birnen 119.
— der Kirschen 121.
Schorfkrankheit d. Sellerie-
knollen 201.
Schorf krank heiten der Obst-
gehölze 114.
Schrotschußkrankheit 109,
225.
Schütte 132.
Schwamm des Bauholzes 193.
— der Tabakkeimlinge 230.
Schwarzbeinigkeit (Kar-
toffel) 20.
— (Keimpflanzen) 56. 61.
— (Stecklinge) 61.
Schwärze des Getreides 224.
— der Hvazinthenz wiebeln
124, 224.
— der Nelken 226.
Schwarze Füße der Keim-
pflanzen 61.
Schwarzer Brenner 213.
Schwarzer Krebs 129.
Schwarzfäule des Kernobstes
139.
— des Kohls 19.
— der Trauben 114.
Schwarzfleckenkrankheit
(Ahorn) 131.
Schwarzgrind (Kartoffel) 183.
Schwarzrost 173.
Schwefel 13.
Schwefeldioxyd 13.
Schwefelkalkbrühe 11.
Schwefelkohlenstoff 6.
Schweinfurt ergrün 12.
Schwindpocken der Reben
213.
Sclerotinia 137.
— bulborum 148.
— cinerea 141.
— cydoniae 143.
— fructigena 37, 1.39.
— Fuckeliana 146.
— galanthi 148.
— laxa 141.
— Libertiana 146.
— Linhartiana 143.
Sclerotinia mespili 143.
— padi 143.
— trifoliorum 149.
— tuberosa 148.
Sclerotium 233.
— baLsaminae 2.33.
— cepivorum 233.
— clavus 233.
— varium 233.
— tulipae 233.
Scolicotrichum 223.
— graminis 223.
— melophthorum 223.
Septoria 206.
— aesculi 208.
— alliorunl 206.
— ampelina 208.
— apii 208.
— armoraciae 207.
— avenae 206.
— azaleae 208.
— betae 207.
— Briosiana 206.
— cannabis 207.
— cerasi 207.
— cyclaminis 208.
— cydoniae 207.
— cydonicola 207.
— cucurbitaceanim 208.
— dianthi 207.
— Drummondii 208.
— endiviae 208.
— epicarpii 206.
— evonvmi japonicae 207,
— exotica 208.
— fragariae 207.
— glumarum 206.
— graminum 206.
— grossulariae 207.
— humuli 207.
— hydrangeae 207.
— lactucae 208.
— leguminum 207.
— lepidii 207.
— lycopersici 208.
— majalis 206.
— mespili 207.
— montemartinii 206.
— narcissi 206.
— nigerrima 207.
— nigro-maculans 206.
— parasitica 204.
— petroselinj 208.
— phlogis 208.
— piricola 207.
— pisi 207.
— polygonicola 207.
— polvgonoruni 207.
— ribis 113, 207.
— Rostrupii 208.
— rubi 207.
— secalina 206.
— spinaciae 207.
— tritici 206.
Septogloeum 214.
— fragariae 214.
— Hartigianum 214.
Sklerotium 63.
Solbar 11.
Sorosporium 158.
— saponariae 158.
Spaltpilze 14.
Spermatien 162.
Spermogonien 162.
Sphaeriaceae 107.
Sphaeriaceales 92, 105.
Sphaeriaceales-Ästromatica
105.
Sphaeriaceales- Stromatica
127.
Sphaerioidaceae 197, 198.
Sphaeronema spurium 135.
Sphaeropsidales 197.
Sphaerotheca 77.
— humuli 82.
— mors uvae 77.
— pannosa 81.
Spirillen 15.
Sporidien 161.
Sporodesmium 228.
— mucosum 228.
— scorzonerae 229.
— solani varians 228.
Spritzmittel 9.
Spumaria alba 29.
Stachelbeermehltau, amerik.
77.
— europäischer 88.
Staubbeutelbrand 158.
Steinbrand des Weizens 158.
Steinkohlenteer 14.
Stemonitis fusca 29.
Stemphylium 229.
— ericoctonum 229.
vStengelbrand des Roggens
159.
— der Veilchen 160.
Stereum 183, 184.
— purpureum 184.
Sterigmen 151.
Sterile Mycele 233.
Sternrußtau der Rosen 205.
Stigmatea 110.
— mespili 110.
Stilbaceae 217, 230.
Stinkbrand des Weizens
1.58.
St. Johamiiskrankheit 23^.
Strahlenpilze 219.
Strahlenpilzschorf 219.
Streifenkrankheit der Gerste
225.
Stromatinia 137.
Stysanus 230.
— veronicae 231.
S}Tich\-triaceae 56, 58.
S\Tich\i:rium 58.
— aureum 58.
264
Register I.
Svnch\-trium endobioticuin
58.'
- — taraxaci 58.
Taphrina 66.
— acerina 73.
— aurea 69.
— betulina 73.
— bullata 69.
— carpini 73.
— cerasi 71.
— crataegi 69.
— defornians 66.
— insititiae 73.
— polyspora 69.
— pruni 69.
— Rostnipiana 71.
Taphrinaceae 66.
Taschenkrankheit 69.
Telephora 183, 184.
— laciniata 184.
Telephoraceae 182, 183.
Teleutosporen 160.
Terfeziaceae 74.
Thielavia 74.
— basicola 74.
Tilletia 158.
— caries 158.
— laevis 159.
— tritici 1.58.
Tilletiineae 152, 158.
Tomatenkrebs 122.
Toriila 221.
— basicola 74, 221.
Trametes 185, 189.
— cinnabarinus 189.
— pini 189.
— radiciperda 186.
Tremellineae 180.
Trichoseptoria 208.
— fructigena 208.
Trichosphaeria parasitical07,
Trichothecium 220.
— roseum 37, 220.
Triphragmium 167.
Trockenfäule 193, 195.
Tubercularia 93, 231.
— vulgaris 231.
Tuberculariaceae 217, 231.
Tuberculina 231.
Tuberineae 64, 92.
Tuber 92.
Tiiburcinia 159.
— , primulicola 159.
Umfallen der Keimpflanzen
61.
Uncinula 77, 89.
— aceris 90.
— necator 88.
— Salicis 90.
Uredinineae 160.
Uredosporen 162.
Urocj-stis 159.
— cepulae 160.
— occulta 159.
— violae 160.
— Vertreter 160.
Uromyces 167, 170.
— anthyllidis 171.
— appendiculatus 170.
— betae 170.
- — caryophyllinus 172.
— croci 171.
— dactylidis 171.
— ervi 171.
— erj-thronii 171.
— fabae 170.
— lilii 171.
— limonii 171.
— lupinicolus 171.
— phaseoli 170.
— pisi 172.
— scillarum 171.
— trifolii 171.
Urophlyctis alfalfae 61.
— leproides 61.
Uspulun 7, 8.
Ustilaginineae 152.
Ustilago 153.
— avenae 155.
— cardui 158.
— hordei 153, 154.
— hypodytes 158.
— Jensenii 154.
— Kolleri 156.
— laevis 1.56.
— maydis 157.
— nuda 153.
— ■ panici miliacei 158.
— perennans 158.
— scorzonerae 158.
— sorghi 158.
— tragopogi pratensis 158.
— tritici 155.
— tulipae 158.
— violacea 158.
— zeae 157.
Valsa 127.
— leucostoma 128.
Valsaceae 127.
Velum partiale 191.
— universale 191.
Venetan 12.
Venturia 114.
— cerasi 115, 121.
— chlorospora 223.
— crataegi 115, 121.
— inaequalis 115.
— pirina 115, 119.
Verniehrungspilz 62, 219.
Vibrionen 15.
Vulva 191.
Wattefäule des Obstes 36.
Weichfäule des Kohls 19.
Weißer Rost 41.
W^eißer Rotz der Hyazinthen
17.
Weißer Schleimfluß 23.
Weißfäule des Rapses 19.
— der Weintrauben 204.
Weißfleckenkrankheit (Birn-
blätter) 112.
Weißtannenritzenschorf 1 34.
Weizenflugbrand 155.
Winterpilz 191.
wirtsständig 163.
wirtswechselnd 163.
Wundverschluß 13.
Wurzelbrand des Flachses 57.
— der Keimpflanzen 61.
Wurzelfäule 16.
W^urzelkropf des Kohls 26.
— der Obstgehölze 25.
Wurzelschwamm 186.
Wurzeltöter 107, 233.
Xylaria h\'{)oxylon 129.
Xvlariaceae 129.
Zunderschwamm 186.
Zweigdürre der Aprikosen
141.
— des Feldahorns 214.
— der Kirschbäume 141.
Zweigtuberkulose 26.
Zwergrost 175.
Zygomycetes 35.
Register II
enthaltend
die im Text aufgeführten Wirtspflanzen nebst den angegebenen Parasiten^).
Abies alba u. a.
— Acanthostigma lUT.
— Armillaria 192.
— CaU^Jtospora 167.
■ — Fusicoccum 202.
— Hormiscivim 91, 223.
— Lophodermium 134.
— Melampsorella 167.
— Nectria 100.
— Pestalozzia 215.
— Pholiota 191.
— Poria 186.
— Rosellinia 108.
— Trametes 189.
Acer.
— Cercospora 228.
— Fomes 186.
— Gloeosporium 212.
— Marssonia 214.
— Melasmia acerin. 210.
punct. 210.
— Pestalozzia 215.
— Rh\-tisma acerin. 131.
punct. 131.
— Rosellinia quere. 108.
— Taphrina 73.
— Uncinula 90.
Acer campestre (s. a. Acer).
— Septogloeum 214.
Acer tartaricum (s. a. Acer).
— Taphrina polysp. 69.
Aesculus.
— Fomes 186.
— Nectria 96.
— Septoria 208.
Agave.
— C'oniothyrium 203.
Ailanthus.
— Cercospora 228.
Allium cepa u. a.
— Bacillus 16.
— Botrytis 145.
— Heterosporium 226.
— Macrosporium 229.
— Melampsora all.-pop. 166.
all.-salic. 166.
— Peronospora 55.
— Puccinia x>orri 175.
Allium Sclerotium 233.
— Urocystis 160.
Allium porrum (s. a. A. cepa).
— Septoria 206.
Allium sativum (s. a. A. cepa).
— Puccinia allii 175.
Alnus.
— Microsphaera 88.
— Phyjlactinia 87.
Alopecurus.
— Pestalozzina 214.
Althaea.
— Cercospora alth. 228.
— Colletotrichum 213.
— Puccinia malv. 177.
Amelanchier.
— Gymnosporangium 170.
Anchusa officinalis.
— Puccinia disp. 173.
Andropogon sorghum.
— Ustilago 158.
Anemone coronaria u. a.
— Puccinia pruni spin. 177.
— Sclerotinia 148.
— Urocystis 160.
Anethum graveolens.
— Phoma"201.
— Puccinia petros. 177.
Anthriscus cerefolium.
— Plasmopara 52.
Anthurium.
— Colletotrichum 213.
Apium graveolens.
— Cercospora 228.
— Phoma anethi 201.
apiic. 201.
— Plasmopara 52.
— Puccinia ap. 177.
— Ramularia herac. 221.
— Sclerotinia 146.
Arabis albida.
— Albugo 41.
Artischocke = CjTiara scoly-
mus.
Asparagus officinalis.
— Cercospora asp. 227.
— Puccinia asp. 176.
— Rhizoctonia 2.34.
Aster chinensis.
— Ph\i:ophthora 47.
Avena elatior.
— Ustilago jieren. 158.
Avena sativa.
— Claviceps 102.
— Helminthosporium 226.
— LeptosjDhaeria 125.
— Macrosporium 229.
— Puccinia coronif. 174.
— — gram. 173.
— Scolicotrichum 223.
— Septoria 206.
— Ustilago aven. 155.
— — laev. 156.
Azalea.
— Exobasidium 181.
— Septoria 208.
Berberis vulgaris.
— Phyllactinia 87.
— Puccinia 173.
Beta vulgaris.
— Ascochvta betae 204.
betic. 204.
— Cercospora bet. 227.
— Clasterosporium 225.
— Fusarium betae 232.
— Mj'cosphaerella 113.
— - Peronospora 55.
— Phoma bet. 201.
— Phyllosticta tabif. 199.
— Pj-thium 61.
— Ramularia 221.
— Rhizoctonia 234.
— Rosellinia nee. 107.
— Sclerotinia 146.
— Septoria 207.
— Uromyces bet. 170.
— Urophlyctis 61.
Betula.
— Microsphaera 88.
— Phyllactinia 87.
— Polyporus 187.
— Schleimflüsse 23, 24.
— Taphrina 73.
— Venturia 121.
Bohne s. Phaseolus.
') Die Synonyme und die deutschen Bezeichnungen der Krankheiten wurden in
diesem Register nicht berücksichtigt. Dieselben sind dem Register I zu entnehmen.
266
Register II.
Borrago officinalis.
— Entyloma 159.
Borretsch = Borrago.
Brassica napus u. B. rapa.
— Albugo 41.
— Alternaria 230.
— Cercospora Blox. 227.
— Cylindrosporium 216.
— Fusarium brass. 232.
— Leptotliyriuni 209.
— Olpidiaster 58.
— Ovularia 220.
— Peronospora 55.
— Phonia napobr. 201.
— PhyJlosticta 199.
— Plasmodiophora 26.
— Pseudomonas camp. 19.
destr. 19.
Brassica oleracea.
— Albugo 41.
— Ascoch\-ta 204.
— Fusarium brass. 232.
— Gloeosporium conc. 211.
— Leptothyrium 209.
— Olpidiaster 58.
— Olpidium 56.
— Peronospora 55.
— Phoma brass. 201.
siliquar. 201.
siliquas. 201.
— PhyJlosticta brass. 199.
— Plasmodiophora 26.
— Pseudomonas 19.
— Sclerotium 233.
Brassica rapa s. B. napus.
Buxus sempervirens.
— Nectria 100.
— Puccinia buxi 177.
Cactaceae.
— Gloeosporium am. 213.
cer. 213.
op. 213.
— Phj-tophthora 47.
Calceolaria.
— Botrytis 145.
Calendula.
— Entyloma 159.
Camelina.
— Peronospora 55.
Camellia.
— Pestalozzia 216.
Cannabis sativa.
— Phyllosticta 199.
— Septoria 207.
Carex- Arten.
— Puccinia rib.-car. 177.
Carpinus.
— Phyllactinia 87.
— Schleimflüsse 24.
— Taphrina 73.
Carum carvi.
— Plasmopara 52.
— Svnch\-trium 58.
Caryophyllaceae.
— Sorosporium 158.
— Ustilago 158.
Castanea vesca.
— Phyllosticta 199.
Chaenomeles japonica.
— Phyllosticta cvd. 199.
— Taphrina bull! 69.
Chamaecyparis.
— Pestalozzia 215.
— Phoma 201.
Chamaerops.
— Pestalozzia 215.
Cheiranthus cheiri.
— Albugo 41.
— Botrytis 145.
— Cercospora 227.
— Peronospora .55.
— Plasmodiophora 27.
Chrysanthemum indicum.
— Bacterium 26.
— Cylindrosporium 216.
— Oidium 90.
— Puccinia chrysanth. 178.
— Septoria Rost. 208.
Cichorium endi\äa.
— Ascochj-ta 205.
— Bremia 54.
— Marssonia 214.
— Puccinia end. 177.
— Septoria 208.
Cichorium intybus.
— Phoma 202.
— Puccinia eich. 177.
Cineraria.
— Botr\i:is 145.
— Bremia 54.
Citrus.
— Pestalozzia 216.
— Pleospora 124.
— Sporodesmium 124.
Cochlearia armoracia.
— Albugo 41.
— Ascoch%i:a 204.
— Cercospora 227.
— Ramularia 221.
— Septoria 207.
Coniferae-Keimlinge.
— Fusoma 220.
— Phj'tophthora 46.
Convallaria majalis.
— Dendrophoma 202.
— Puccinia sess. 175.
— Septoria 206.
Corylus avellana.
— Nectria gaU. 98.
' — Phyllactinia 87.
Cotoneaster.
— Gymnosporangium 170.
Crataegus.
— Fusicladium 121.
— Gymnosporangium 170.
— Podosphaera 86.
— Taphrina 69.
I Crataegus.
i — Venturia 121.
' Crocus.
— Sclerotinia 148.
— Uromyces 171.
Cucumis melo s. a. C. sativus.
— Cladosporium 224.
— Cor\-nespora 227.
— Plasmopara 53.
— Scolicotrichum 223.
— Trichothecium 220.
Cucumis sativus.
— Ascoch}i:a 205.
— Bacillus 22.
— Botrj-tis 145.
— Cladosporium 224.
— Colletotrichum 213.
— Corj-nesiX)ra 227.
— Erysiphe 86.
j — Fusarium niv. 233.
— Gloeosporium lag. 213.
orb. 213.
— Hypochnus 183.
— Macrosporium 229.
— Phoma 202.
— Phyllosticta 200.
— Plasmopara 53.
j — Scolicotrichum 223.
I — Sporodesmium 228.
Cucurbita pepo usw.
— Cladosporium 224.
— Colletotrichum 213.
— Ervsiphe 86.
— Ovularia 220.
— Phoma 202.
— PhyUosticta 200.
— Plasmopara 53.
— Septoria 208.
I Cycas.
i — Septoria mont. 206.
I Cyclamen.
— Botr\'tis 145.
I — Septoria 208.
Cydonia japon. s. Chaeno-
! meles.
; Cydonia vulgaris.
— Cercospora tom. 227.
— Entomosporium 210.
— Gloeosporium cvd. 212.
min. 212.
— Gymnosporangium 170.
— Monilia fruct. 143.
; Linh. 143.
! — Phyllosticta 199.
— Sclerotinia fruct. 143.
Linli. 143.
j — Septoria cydoniae 207.
I cydonic. 207.
— Stigmatea 110.
— Trichoseptoria 208.
C^iiara scohnnus.
— Bremia 54.
j — Ramularia 221.
Cvtisus laburnum usw.
Register II.
267
C3i:isus.
— Agaricus ostr. 191.
— Ceratophorum 225.
— Cucurbitaria 109.
— Peronospora öö.
— Stereum 184.
Dactylis glomerata.
— Epichloe 102.
L)asylirion.
— Coniothyrium 203.
Daucus carota.
— Cercospora apii 228.
— Macrosporium 229.
— Phoma Rostr. 2U1.
— Plasmopara 52.
— Protomyces 64.
— Sclerotinia 146.
— Synch^iirium 58.
Dianthus barbatus, D. chi-
nens.
— Puccinia aren. 176.
Dianthas caryophyllus.
— Fusarium dianthi 232.
— Heterosporium 226.
— Septoria 207.
— Uromyces 172.
— Ustilago 158.
Digitalis.
— Ascochj-ta 205.
Douglastanne s. Pseudotsuga
taxif.
Erica.
— Oidium 90.
— Stemphylium 229.
Eriobotrya.
— Fusicladium 223.
Erodium.
— Bact. (Krebs) 26.
Ervum.
— Uromyces 171.
Erythronium.
— Uromyces 171.
Euphorbia c\i>aris.sias. E.
esula.
— Uromyces pisi 172.
Euphorbia Gerardiana.
— Uromyces caryoph. 172.
Evonvmus japonica.
— Oidium 90.
— Septoria 207.
Fagopyrum.
— Fusicladium 223.
Fagus silvatica.
— Fomes 186.
— Nectria dit. 99.
— Phyllactinia 87.
— • Ph%i;ophthora 46.
— Rosellinia quere. 108.
— Schleimfluß 23.
Ficus carica.
— Cercospora 227.
Filices (Prothallien).
— Completoria 38.
Fragaria.
— AscochAi:a 204.
— Botr\i:is 145.
— Gloeosporium 212.
— Mycosphaerella 113.
— Oidium 90.
— Peronospora 55.
— Phvllosticta 200.
— Ramularia 113, 221.
— Septogloeum 214.
— Septoria 207.
Frangula.
— Microsphaera alni 88.
— Xectria gallig. 98.
Fraxinus.
— Actinonema 205.
— Krebs 26.
— Phyllactinia 87.
— Polyporus hisp. 188.
— Venturia 121.
Funckia s. Hosta.
Galanthus.
— Botrytis 148.
— Sclerotinia 148.
— Urocystis 160.
Gladiolus.
— Heterosporium 226.
— Urocj'stis 160.
Hedera helix.
— Colletotrichum 213.
— Gloeosporium hei. 213.
parad. 213.
— Phvllosticta 200.
Helianthus.
— Puccinia hei. 178.
Helichrysum.
— Bremia 54.
Helleborus.
— Urocystis 160.
Hippophae.
— Phyllactinia 87.
Holcus.
— Epichloe 102.
Hordeum sati%'um.
— Claviceps 102.
— Helminthospor. gram. 225.
ter. 225.
— Leptosphaeria 125.
— Ophiobolus gram. 125.
— — herp. 125.
— Puccinia glum. 175.
gram. 173.
simpl. 175.
— Ustilago hord. 154.
— — nuda 153.
Hosta japonica.
— Phvllosticta 199.
Humulus lupulus.
— Apiosporium 90.
— Phyllosticta 199.
Humulus.
— Septoria 207.
— Sphaerotheca 82.
— S%'nch\-trium 58.
Hyacinthus.
— Bacillus 17.
— Bacterium 17.
— Cladosporium 224.
— Penicillium 75.
— Pleospora 124.
— Pseudomonas 17.
— Sclerotinia 148.
— Uromyces scill. 171.
Hydra ngea.
— Septoria 207.
Iberis.
— Helminthosporium 226.
— Plasmodiophora 27.
Impatiens glandulifera.
— Sclerotium 233.
Iris.
— Heterosporium 226.
— Puccinia 176.
— Rhizomfäule 17.
Juglans regia.
— Agaricus 191.
— Ascoch\i:a 204.
— Cryptosporium 216.
— Cvlindrosporium 216.
— Daedalea 189.
— Favolus 190.
— Fomes fom. 186.
—■ ign. 187.
— Gloeosporium 210.
— Gnomonia 127.
— Marssonia 214.
— Microstroma 181.
— Phoma juglancüs 201.
juglandina 201.
— Phyllosticta juglandis 199.
juglandina 199.
— Polyporus caudic. 188.
iiispid. 188.
imbr. 188.
— — squam. 188.
— Septoria epicarp. 206.
nigr.-mac. 2(>6.
— Trametes 189.
.Juniperus communis.
— Clasterosporium 225.
— G\'mnosporangium trem.
170.
— Lophodermium 134.
Juniperus sabina u-sw.
— Gpnnosporang. conf. 170.
Sabin. 168.
Kerria japonica.
— Phoma 201.
Lactuca sativa.
— Bakteriose 20.
268
Register II.
Lactuca.
— Botr3i:is 145.
— Bremia 53.
— Marssonia 214.
— Septoria 208.
La rix europaea.
— Dasyscypha 1.37.
— Hypodermella 1.34.
— Lophodennium 134.
— Tram et es 189.
Lath^Tus.
— Uromyces pisi 172.
Ledum palustre.
— C'hrysomyxa 164.
Lepidium .sativum.
— Peronospora 55.
— Septoria 207.
Lilium.
— Uromj-ces 171.
Liniim usitatissijnum.
— Fusieladiiim 223.
— Melampsora 166.
— Olpidiaster 57.
Lonicera.
— ^^licrosphaera 88.
— Ph3^11osticta vulg. 200.
Lunaria.
— Helminthosporium 226.
Lupinus.
— Cryptosporium 216.
— Pestalozzia 216.
— Thielavja 74.
— Uromyces anth. 171.
lupin. 171.
Lycopsis arvensis.
— Puccinia disp. 173.
Magnolia.
— Gloeosporium 211.
— Pestalozzia 216.
— Phyllosticta 199.
^lahonia aquifolium.
— Puccinia gram. 173.
Malva.
— Puccinia malvac. 177.
Mariendistel s. Silybum.
Matthiola,
— Peronospora öö.
— Plasmodiophora 27.
Mespilus germanica.
— Entomosporium 210.
— Gloeosporium min. 212.
— Gynmosporangium conf.
170.
— Phyllosticta 2(:k).
— Sclerotinia 143.
— Septoria 207.
— Stigmatea 110.
Muscari.
— Urocystis 160.
— Uromj'ces lil. 171.
scill. 171.
Myrtus.
— Cercospora 228.
Narcissus.
— Heterosporium 226.
— Phyllosticta 199.
— Puccinia Schroet. 176.
— Septoria 206.
Xerium oleander.
— Cercospora 228.
— Zweigtuberkulose 26.
Xicotiana.
— Alternaria 2.30.
— Ülpidium 57.
— Phyllosticta 200.
— Thielavia 74.
Xymphaea.
— Gloeosporium 210.
Odontoglossum.
— Cercospora 227.
ülea europaea.
— Zweigtuberkulose 26.
Orchidaceae (trop.).
— (iloeosporium 210.
— Nectria 100.
Ornithogalum umbellatum.
— Puccinia simpl. 173.
Pandanus.
— Nectria 100.
Panicum miliaceum.
— Ustilago 158.
Papaver somniferum.
— Alternaria brass. var. 230.
— Entyloma 159.
— Peronospora öö.
Pa.stinaca sativa.
— Gercosporella 221.
— - Plasmopara 52.
Pelargonium.
— Bact. (Krebs) 26.
— Gloeosporium 212.
— ]\Iacrosporium 229.
Petroselinum sativum.
— Cercospora aj^ii 228.
— Phoma anethi 201.
— Plasmopara 52.
— Puccinia petr. 177.
— Sclerotinia 146.
— Septoria 208.
Petunia violacea usw.
— Phyllosticta 200.
— Phytophthora 46.
Phalaris arundinacea f. picta.
— Puccinia sess. 175.
Phaseolus vulgaris, P. multi-
florus.
— Ascoch]v"ta Boltsh. 205.
phaseol. 205.
— Bacillus 22.
— Cercospora 228.
— Cjlindrosporium 216.
— Erj'siphe 86.
— Gloeosporium 212.
— Isariopsis 231.
— Phyllosticta phaseolin.200.
Phaseolus.
— Phvllosticta phaseolor.
200.
— Septoria 207.
— Uromyces 170.
Philadel ph US coronarius.
— Phyllosticta vulg. 200.
Phleum pratense.
— Epichloe 102.
Phlox decussata, P. pani-
culata.
— Septoria 208.
Phlox Drummondii.
— Septoria 208.
Phoenix.
— Cercospora 227.
— Pestalozzia 215.
Phragmites communis.
— Puccinia phrag. 176.
' Picea excelsa.
— Ascochyta 204.
— Chrvsomvxa abiet. 164.
ledi 164.
rhod. 164.
— Fomes 186.
— Lophodermium 133.
— Nectria 100.
— Pestalozzia 215.
— Poh-porus bor. 188.
sistotr. 189.
— Poria 186.
— Rosellinia 108.
— Trametes 189.
Pinus cembra.
— Cronartium 165.
Pinus halepensis.
— Zweigtuberkulose 26.
Pinus silvestris u. a.
— Cenangium 134.
— Coleosporium 166.
— Cronartium 165.
— Fomes 186.
— Hormiscium 223.
— Lophodermium 132.
— Melampsora 166.
— Nectria 100.
— Peridermium Corn. 165.
pin. 165.
pin. ac. 166.
— Trametes 189.
Pinus strobus.
— Cronartium 165.
— H\'poderma 134.
— Phoma 201.
— Poh-porus 189.
Pirus aria.
— G\annosporangium 170,
Pirus aucuparia.
— GjTunosporangium 170.
Pirus communis.
— Armillaria 192.
— - Ascochyta piric. 204.
pirin. 204.
— Bacillus amylob. 16.
Register 11.
2(59
Pirus communis.
— Bacillus amylovor. 25.
— Bacterium tumef. 25.
— Botmis 146.
— C'olletotiichum 213.
— Diplodia 205.
— Entomosporium 210.
— Fomes annos. 186.
igniar. 187.
— Fusicladium 119, 22-3.
— Gloeosporium fruct. 211.
pirinum 212.
— Gymnosporangium sabin.
168.
confus. ITC.
— Hendersonia 206.
— Hydnum 184.
— Leptothvrium 209.
— MoniUa'l39.
— Mycosphaerella 112.
— Nectria gallig. 98.
— Pestalozzia 216.
— Pholiota 191.
— Phyllosticta 200.
— Ph}-tophthora 47.
— Podosi^haera 83.
— Pohixmis caudic. 188.
squam. 188.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 139.
— Septoria nig. 207.
piric. 112, 207.
— Stigmatea 110.
— Taphrina 69.
— Trichothecium 220.
— Venturia 119.
Pirus malus.
— Agaricus vel. 191.
— Armillaria 192.
— Bacillus 16.
— Bacterium tumef. 25.
— Botmis 146.
— Diplodia 205.
— Fomes 187.
— Fusarium herb. 232.
rhizog. 232.
— Fusicladium 115, 223.
— Gloeosjjorium alb. 212.
fruct. 211.
— Gymnosporangium 170.
— Hydnum 184.
— Leptothvrium 209.
— Monilia 'l39.
— • Nectria gallig. 96.
— Pholiota adijp. 191.
auriv. 191.
squarr. 191.
— Phoma 201.
— Phyllosticta 200.
' — Podosphaera 83.
— Polyporus caudic. 188.
— — fumos. 188.
hisp. 188.
spum. 188.
Pirus malus.
— Polyporus squam. 188.
— Pvosellinia 107.
— Schleimfluß 23.
— Sclerotinia 139.
— Stereum 184.
— Trichoseptoria 208.
— Trichothecium 220.
— Venturia 115.
Pisum sativum.
— Ascoch^•ta 204.
— Erysiphe 86.
— Fusarium vasinf. 232.
— Septoria leguminum 207.
pisi 207.
— Uromyces pisi 172.
Platanus.
— C'alonectria 101.
— Fusarium 101.
— Gloeosporium nervis. 126,
211.
platani 211.
— Gnomonia 126.
— Micro.stroma l8l.
— Pol\-porus 188.
Polygonum.
— Septoria polygonic. 207.
polygonor. 207.
Populus.
— Agaricus ostreat. 191.
velutip. 191.
— Armillaria 192.
— Didymosphaeria 124.
— Dothiora 124.
— Fomes connat. 186.
— Fasicladium 223.
— Lenzites 189.
— Marssoniä 214.
— Melampsora all.-pop. 166.
pinitorq. 166.
— Nectria gallig. 98.
— Pholiota 191.
— Schleimflüsse 23.
— Taphrina 69.
— Uncinula 90.
— Venturia 121.
Portulaca oleracea.
— Albugo 42.
— Phyllosticta 199.
Primula auricula usw.
— Ramularia 221.
Primula obconica usw.
— Botr\-tis 145.
Primulaceae.
— Tuburcinia 159.
Prunus amygdalus.
— Clasterosporium 225.
— Puccinia pruni spinös. 177.
Prunus armeniaca.
— Ascospora 109.
— Bacillus spong: 24.
— Clasterosporium 109, 225.
— C\i:ospora 203.
— Dermatea 135.
Prunus armeniaca.
— Fomes 187.
— Hendersonia 206.
— Monilia 141.
— Phoma 201.
— Phyllosticta vindeb. 200.
— Puccinia pruni spin. 177.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 141.
— Stereum 184.
Prunus avium,. P. cerasus.
— Armillaria 192.
— Ascospora 109.
— Bacillus spong. 24.
— Cercospora 112, 227.
— Clasterosporium 109. 225.
— Cor\nieum 109, 214.
— C\-tospora 128, 2o2.
— Daedalea 189.
— Dermatea 134.
— Fomes annosus 186.
igniarius 187.
— Fusarium rhizog. 232.
— Fusicladium 121, 223.
— Gloeosporium fruct. 211.
— Gnomonia 125.
— Lenzites 189.
— Monilia 141.
— Mvcosphaerella 112.
— Pholiota adip. 191.
squarr. 191.
— Phyllosticta 109. 200.
— Plo'wrightia 129.
— PohiJorus caudic. 188.
hispid. 188.
— Polystictus 189.
— Puccinia cerasi 177.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 141.
— Septoria cer. 207.
— Stereum 184.
— Taphrina 71.
— Trametes 189.
— Valsa 128.
— Venturia 121.
Prunus domestica, P. insi-
titia.
— Armillaria 192.
— Ascospora 109.
— Bacillus spong. 24.
— Cercospora 227.
— Cladosporium 224.
— Clasterosporium 109, 225.
— Cor^Tieuni 109.
— C}-tospora 203.
— Dermatea 135.
— Fomes annosus 186.
igniarius 187.
— Monilia 141.
— Phyllosticta prunic. 2CMJ.
— Plowrightia 129.
— Polystigma rubrum 93.
— Polystigmina 209.
— Puccinia pruni spin. 177.
270
Register II.
Prunus dornest ica, P. insititia.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 141.
— Taphrina insitit. 73.
pruni 69.
Rostrupian. 71.
Prunus padus.
— Cylindrospor. padi 216.
— Cylindrospor. Tubeufian.
216.
— Polystigma ochraceum 93.
— Sclerotinia 143.
— Taphrina 70.
Prunus persica.
— Ascospora 109.
— Bacillus spong. 24.
— Cercosporella 221.
— Clasterosporium 109, 225.
— Coryneum 109.
— Cytospora 203.
— Fomes 187.
— Fusicladium 121.
— Monilia 141.
— Phyllosticta pers. 200.
— Puccinia prun. sjjin. 177.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 141.
■ — Sphaerotheca 81.
— Taphrina 66.
— Venturia 121.
Pseudotsuga.
— Phoma 201.
— Polyporus 189.
— Clithris 131.
— Microsphaera 88.
— Nectria gallig. 98.
— Phyllosticta 199.
— Rosellinia 108.
— Schleimfluß 23.
Raphanus sativus.
— Peronospora 55.
— Plasmodiophora 26.
— Pseudomonas 19.
Reseda.
— Cercospora 227.
Rhamnus cathartica.
— Microsphaera 88.
— Puccinia coronifera 174,
178.
Rhamnus frangula.
— Microsphaera 88.
— Puccinia coronata 178.
Rheum.
— Peronospora 55.
— Phyllosticta 199.
— Puccinia phragm. 176.
— Ramularia 221.
Rhododendron.
— Chrysomyxa 164.
— Exobasidium 181.
— ■ Pestalozzia 216.
Ribes.
— Armin aria 192.
— Cercospora 227.
— Cronartium 165.
— C'ytosporina 209.
■ — Fomes 187.
— liloeosporium curvat.211.
ribis 211.
— Hendersonia 206.
— Melampsora 166.
— Microsphaera 88.
— Mycosphaerella 113.
— Nectria cinnab. 93.
galligena 98.
— Phyllosticta gross. 199.
'ribic. 199.
— Plasmopara 52.
— Plowrightia 129.
: — Pseudopeziza 135.
— Puccinia ribes. -car. 177.
ribis 177.
— Septoria grossul. 207.
ribis 113, 207.
— Sphaerotheca 77.
— Sporodesmium 228.
— Stereum 184.
Robinia.
— Cucurbitaria 109.
— Fusarium Vogelii 232.
— Fusicladium 223.
— Pholiota squarrosa 191.
Rosa.
— Actinonema 205.
— Botrjiiis 145.
— Coniothyrium Fuck. 203.
— — Wernsd. 203.
— Crj^tosporium 216.
— Peronospora 55.
— Phragmidium subcort.
179.
tubercul. 180.
— Phyllosticta 200.
— Sphaerotheca 81.
Rubus idaeus.
— Didymella 123.
— Diplodina idaei 205.
Pallor 205.
— Peronospora 55.
— Phoma rub. 201.
— Phragmidium 180.
— PhyUosticta 200.
— Septoria 207.
Rubus Unterg. Eubatus.
— Coniothyrium 203.
— Phragmidium 180.
— Sejitoria 207.
Salix.
— Fusicladium 223.
— Melampsora all.-salic.
166.
rib.-salic. 166.
— Nectria gallig. 98.
— Rhytisma salic. 131.
Salix.
— Rhvtisma symmet. 131.
— Uncinula 90.
Sambuous.
— Ramularia 221.
Saxifraga.
— Puccinia saxif. 176.
Schizanthus.
— Phytopthora 46.
Scilla.
— ürocystis 160.
— Uromvces lilii 171.
sein. 171.
Scorzonera.
— Albugo 42.
— Puccinia scorzon. 178.
— Sclerotinia 146.
— Sporodesmium 229.
— Ustilago scorzon. 158.
— — tragop. prat. 158.
Seeale cereale.
— Calonectria 101.
— Claviceps 102.
— Dilophia 209.
— DilojjhosiJora 209.
— Erj^siphe 87.
— Fusarium minim. 101,
232.
roseum 102.
— Gibberella 102.
— Leptosphaeria herp. 124.
trit. 125.
— Ophiobolus gram. 125.
herpot. 125.
— Puccinia disp. 173.
glum. 175.
gram. 173.
— Scolicotrichum 223.
— Septoria 206.
— Ürocystis 159.
Senecio.
— Coleosj)orium 166.
Sida.
— Colletotrichum 213.
Silybum marianum.
— Ustilago 158.
Sinapis.
— Albugo 41.
— Peronospora 55.
— Plasmodiophora 26.
Solanum lycojjersicum.
— Ascochx'ta lyc. 205.
soc."' 205.
— Bakterienfäule 22.
— Cladosporium 224.
— DidymeUa 122.
— Diplodina 205.
— Fusarium acum. 232.
— Gloeosporium 213.
— Macrosporium lyc. 229.
tom. 229.
— Phoma 202.
— Sclerotinia 147.
— Septoria 208.
Register II.
271
Solanum tuberosum.
— Actinomyces 219.
— Alternaria 230.
— Bacillus solanip. 17.
— — phytoph. 22.
— Bacterium tumef. 26.
— Bakterien-Ringkrankh.
18.
Schorf 19.
— ■ Cercospora 228.
— Fusarium coer. 233.
solani 232.
— Hypochnus 182.
— Macrosporium 229.
— Nectria 100.
— Phytophthora 43.
— Rhizoctonia 183.
violacea 234.
— Sporodesmium 228,
— Synchyt.rium 58.
Spinacia oleracea.
— Cercospora 227.
— Gloeosporium 210.
— Heterosporium 226.
— Peronospora .55.
— Ramularia 221.
— Septoria 207.
Spiraea.
— Podosphaera 86.
Statice.
— Uromyces 171.
Stipa pemiata.
— Ustilago hyp. 158.
Syringa.
— Ascochyta 205.
— Heterosporium 226.
— Microsphaera 88.
— Phytophthora 47.
— Pseudomonas 22.
— Stereum 184.
Taraxacum.
— Protomyces 64.
— Synchytrium 58.
Taxus.
— Hormiscium 223.
— Pestalozzia 215.
Thuja.
— Phoma 201.
Thujopsis.
— Phoma 201.
Tilia.
— Agaricus ostr. 191.
velut. 191.
Tilia.
— Cercospora 228.
— Gloeosporium 213.
— Moschußfluß 24.
— Pholiota 191.
— Phyllosticta 199.
— Polyporus squam. 188.
Trifolium.
— Sclerotinia 149.
— Uromyces 171.
Triticum sativum.
— Calonectria 101.
— Dilophia 209.
— DilophosjDora 209.
— Erysiphe 87.
— Fusarium min. 101, 232.
ros. 102, 232.
— Gibberella 102.
— Leptosphaeria herp. 125.
trit. 125.
— Macrophoma 202.
— Ophiobolus gram. 125.
herp. 125.
— Puccinia glum. 175.
gram. 173.
— — trit. 175.
— Scolicotrichum 223.
— Septoria Brios. 206.
glum. 206.
gram. 206.
secal. 206.
trit. 206.
— Tilletia caries 158.
laevis 159.
j — Ustilago trit. 155.
I Tropaeolum.
I — Pleospora 124.
! Tsuga.
— Acanthostigma 107.
Tulipa.
— Botrytis 145.
— Sclerotium 148, 233.
— Ustilago 158.
Ulmus.
— Agaricus vel. 191.
— Armillaria 192.
Vaccinium.
• — Calyptospora 167.
— Exobasidium 180.
Valerianella olitoria.
— Peronospora 55.
Veronica.
— Septoria exot. 208.
— Stysanus 231.
Viburnum.
— Ascoch^'ta 205.
— Microsphaera 88.
— Phyllosticta 200.
Vicia faba.
— Ascochyta Bolts. 205.
pisi 204.
— Bacillus 22.
— Cercospora fab. 228.
zon. 228.
— Phyllosticta 200.
— Uromyces 170.
Vinca.
— Phyllosticta 200.
— Puccinia vinc. 177.
Viola.
— Cercospora 228.
— Cladochytrium 61.
— Macrosporium 229.
— Phyllosticta 200.
— Puccinia viol. 177.
— Ramularia 221.
— Thielavia 74.
— Urocystis 160.
Vitis vinifera.
— Aureobasidium 183.
— Botrjrtis 146.
— Cercospora Rös. 228,
Vit. 228.
— ConiothjTium 203.
— Fusarium Zav. 232.
— Gloeosporium 213.
— Guignardia 114.
— Phoma 114, 201.
— Phyllosticta Bizz. 200.
'vitic. 200.
— Plasmopara 48.
— Pseudopeziza 136.
— Rosellinia 107.
— Sclerotinia 146.
— Septoria 208.
— Uncinula 88.
Yucca.
— Conioth\Tium 203.
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