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Full text of "Literarhistorische Forschungen 11.1900"

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LITTERARHISTORISCHE 

A 

FORSCHUNGEN 

HERAUSGEGEBEN 

YON 

Dr. JOSEF SCHICK TT _ Dr. M. Frh. v.WALDBERG, 

UND 

o. ö. Professor an der Universität a. o. Professor an der Universität 

München Heidelberg 

XI. Heft 

ERICH URBAN 

OWENUS UND DIE DEUTSCHEN EPIGRAMMATIKER 
DES XVII. JAHRHUNDERTS 



BERLIN 

VERLAG YON EMIL FELBER 
1900 



1-1 Kr'.-vH'/ 

N. y. Uwv 


OWENUS 

und 

die deutschen Epigrammatiker 

des XVII. Jahrhunderts 


Erich Urban 



Berlin 

Verlag von Emil Felber 


1900 



Alle Rechte Vorbehalten. 


ui 


Druck von Emil Felber, Berlin und Zossen. 






„Verzeihs mier, Martial, Pontan, und Zevecot, 

Mein Owe, Zoelius; ich hab euch nichts gestolen“. 

Justus Sieber. 


l ß O( s o%' , Z+ 


\ 05620 




Meinem Vater, 


Herrn Professor Heinrich Urban, 


in herzlicher Dankbarkeit zugeeignet. 



Herrn Prof. Max Freiherrn von Waldberg, der diese 
Arbeit veranlasste und sie auf das liebenswürdigste förderte, 
bin ich zu aufrichtigem Danke verpflichtet, den ich ihm 
hiermit abstatte. 



Oportet omnem Satyram aut 
veniam habere modestiae, aut 
lepiditate mereri: Sit igitur, ut 
prosit, altis quidem verisque que- 
relis conspersa et plena comitatis, 
ut delectet, magisque suo seculo 
et vitiis quam hominibus irascatur. 

Barclaj. in Euphorm. p. 3. 

Am Ende des XVII. Jahrhunderts schrieb der Magister 
Meister gar nützlich zu lesen ein Buch, in dem er seine 
Gedanken über die Epigrammendichtung, deren Regeln und 
Kunstgriffe niederlegte 1 ), ln dem „Vorbericht“ weist er 
die Anmassung des Pater Bouhours zurück, der gefragt 
hatte, ob unter den Deutschen ein bei esprit angetroft'en 
werden könne. Er rückt dem hochmütigen Ausländer — 
wie es „der gelehrte Herr Gramer in Berlin“ schon getan 
— die grossen Maler, Redner, Kritiker, Historiker und 
Dichter Deutschlands vor Augen und bekräftigt diese 
Polemik durch die sechs Kapitel von dem Epigramm, einer 
„Marque, daraus ein hurtiger Geist zu schliessen ist“. Man 
erfährt dort, dass drei Dinge für den erforderlich sind, 


*) Unvorgreiffliche Gedancken Von Teutschen Epigrammatibus, 
In deutlichen Regeln und annehmlichen Exempeln, nebst einen Vor¬ 
bericht von dem Esprit der Teutschen, abgefasset von M.(agistro 
Johann Gottlieb) M. (eistern.) Leipzig, bey Martin Theodor Heybey. 
1698. 


Urban, „Owenus“. 


1 



2 


der eines Tages den Entschluss fasst, ein Epigrammen¬ 
dichter zu werden: ein „hurtiges Naturell“, ein „auff- 
gebrachter Affect“ und die „Conversation“ 1 ). Besonders 
empfehlenswert ist die „Conversation“ 2 ), weil bei ihr 
immer etwas „behängen“ bleibt, das gelegentlich recht 
wohl dem eigenen „appliciret“ werden kann. Auch die 
„Imitation“ ist nicht von der Hand zu weisen, doch stellt 
sie der Verfasser lieber den „Kunstgriffen“ bei. Das wich¬ 
tigste aber von den „Kunstgriffen“ ist die Auffindung der 
„fontes“, aus denen der Dichter sieb etwas einfallen lassen 
darf. Es sind die Blätter, die der Aufdeckung von Hilfs¬ 
quellen gewidmet, die schönsten des ganzen Werkes: unter 
der Führung des Herrn Magister besichtigen wir die reichen 
Gedankenschätze, die ungenutzt am Boden liegen und nur 
dessen harren, der sie erweckt. 

Nachdem das vierte Kapitel noch einige Winke über 
die kunstgemässe Ausgestaltung des also gefundenen ge¬ 
geben, und manches erspriessliche Wort die Verwendung 
von „lieblichen“ und „hartklingenden Buchstaben“ klar¬ 
gestellt hat, weiss ein jeder, wie das Dichten anzu¬ 
fangen ist. 

Niemand wird an diesen Aeusserungen eines naiven 
Geistes — mögen sie auch lächerlich erscheinen — un- 

») S. 99 ff. 

s ) Cf. „Der Deutsche Poet“. Wittenberg 1664. Fürgestellet 
Durch ein Mitglied des hochlob]. Schwanen-Ordens. — Das III. Buch. 
Von Der Vollffihrung Unser Erfindungen. [S. 258.] Zum Exempel: 
Ich frage, was fflr ein Unterscheid zwischen einen Klugen und 
Narren sey? Und wird mir hierauf geantwortet: dass jener nur zu 
Nacht träume, dieser auch bey Tage (!): Daraus mache ich nun 
folgendes Gedicht: 

Wil man wissen, wie die Beyden, 

Klug und Narren zu entscheiden? 

Sprich: Ein Kluger, träumt zu Nacht, 

Narren, wan sie aufgewacht. 



3 


achtsam vorübergehen: er erblickt in ihnen ein Dokument 
jener litterarischen Entwickelung, die an der Wende des 
XIII. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und im XVII. Jahr¬ 
hundert ihren Höhepunkt erreichte x ). 

Lemcke hat in der Einleitung zu der Geschichte der 
deutschen Dichtung die Bewegung meisterhaft geschildert, 
und wenn wir an seiner Hand die weite Bahn von dem 
Verfall des Minnegesangs durch das Werden des deutschen 
Bürgertums bis zu der Blüte der Meistersinger und zur 
Reformation durchmessen haben, so treten wir in die Ver¬ 
hältnisse am Beginn des XVII. Jahrhunderts als in etwas 
wohl bekanntes ein und finden uns sofort in dem eigen¬ 
tümlichen Leben zurecht, wie es sich aus den Bestrebungen 
der vorhergehenden Jahrhunderte ergeben musste. Es war 
damals die Stunde gekommen, da der Einfluss des Aus¬ 
landes zu unbestrittener Herrschaft gelangte, da Frank¬ 
reich und Italien — in der Vollkraft der humanistischen 
Wiedergeburt — von dem erkalteten und durch unfrucht¬ 
bare Didaktik verknöcherten Deutschland ungehindert Be¬ 
sitz ergriffen. Da hatten Fürsten gut Gesellschaften 
gründen 2 ), die der deutschen Sprache und Dichtkunst auf- 

*) Es seien hier drei Werke genannt, die für das Verständnis 
der Zeit unentbehrlich sind: 

A. Reifferscheid, Quellen zur Geschichte des geistigen Lebens 
in Deutschland während des XVII. Jahrhunderts. Heilbronn 1889. 

H. Palm, Beiträge zur Geschichte der deutschen Literatur des 
XVI. und XVII. Jahrhunderts. Breslau 1877. 

C. Lemcke, Geschichte der deutschen Dichtung neuerer Zeit. 
Leipzig 1871. 

Einzusehen ist auch ein Programm von Josef Walter, Ueber 
den Einfluss des dreissigjährigen Krieges auf die deutsche Sprache 
und Literatur. Prag-Kleinseite 1871. 

2 ) Einen Einblick in die Bestrebungen der Sprachgesellschaften 
gewährt „Der Fruchtbringenden Gesellschaft ältester Ertzschrein“. 
Hrsg, von G. Krause. Leipzig 1855. Cf. auch Barthold, Geschichte 
der fruchtbringenden Gesellschaft. 


1* 



4 


helfen sollten: ungehört verhallt ihr Ruf in einer Zeit, die 
sich an der ungeheuerlichen Erfindung der lehrbaren Poesie 
verblutet. „Die herrschende Dichtung ist schwunglos, 
stöbert in Lehrbüchern, weiss keinen Stoff zu finden. Si6 
schulmeistert, zählt Silben und ahmt Fremdes nach. Was 
sie berührt, wird nicht, wie es soll, Gold, sondern Holz“ 
(Lemcke). Und als nun der dreissigjährige Krieg herein¬ 
bricht mit seinen furchtbaren und doch auch grandiosen 
Zügen, vermögen die Dichter nichts anderes zu tun, als 
mit Sonetten zu klingeln oder an den Spässen des Epi¬ 
gramms ihr niedriges Behagen zu pflegen. 

Es werden die kleinen Formen des Madrigals, Sonetts 
und Epigramms, an die sich der ganze Schwarm der 
Gelegenheitsgedichte und der galanten Lyrik*) anschliesst, 
mit einer Liebe umgeben, die beredter als alles übrige 
Zeugnis ablegt für die wahre Natur der Menschen des 
XVII. Jahrhunderts. 

Nun erst begreifen wir die Begeisterung, mit der die 
Epigramme 2 ) des englischen — lateinisch schreibenden — 
Poeten John Owen 3 ) begrüsst wurden, die 1606 erschienen 
und in einem Monat zwei Auflagen erlebten. 


*) Max von Waldberg, Die galante Lyrik. Strassburg 1885. 
-(Quellen und Forschungen, LVI.) 

*) London 1606, 16 m °; libri tres. Sie erlebten in einem Jahre 
zwei Auflagen: Vom Buch, dass in einem Moftath zwey mal heraus 
gangen und aufgelegt worden. 

An den Leser. 

Dergleichen hat Athen und Rom uns nicht erdichtet, 
als was der sinnen-reich Owenus hat verrichtet. 

Man sagt von einem zwar, der Martialis heist: (!) 
doch zweifl ich noch bey mir, ob der so hoch am Geist? 

*) Eine kurze Biographie Owens vor der Breslauer Ausgabe 
aus dem Jahre 1680. „Iohannes Audoenus, vulgo Owen, natus in 
villa Armon, in Comitatu Caernarvasiensi bonarum literarum elementa, 
auspiciis Doctoris Bilson, retro memorati, in Schola Wintoniensi hausit, 



5 


Von diesem Jahre an ergiesst sich ein Strom von 
Nachahmungen und Uebersetzungen des Owenus in die 
deutsche Litteratur: jeder Dichter erachtet es als eine 
Zierde seines Werkes, Gedanken des gefeierten Epigram¬ 
matikers hier und dort einzustreuen, ohne es im übrigen 
mit der Quellenangabe sonderlich genau zu nehmen. 

Man kann nicht sagen, dass der Ruhm, den Owenus 
genoss, ungerechtfertigt gewesen, übertrieben war er jeden¬ 
falls. Owenus ist ein witziger Kopf, seine Einfälle ent¬ 
behren nicht der Schärfe, und er hat für die Schwächen 
der Menschen ein offenes Auge. Ganz originell ist freilich 
auch er nicht: die Fäden, die von Martial und der Antho¬ 
logie, Italienern und Franzosen zu ihm hintibergehen, liegen 
klar zu Tage. Die „bände joyeuse“ von bestechlichen 
Richtern und Juristen, betrogenen Ehegatten und leicht¬ 
sinnigen Frauen — Gestalten, die aus dem Martial sattsam 
bekannt sind — tollt auch durch seine Epigramme und 
treibt manchmal fast zu aufdringlich ihre derben Spässe; 
eine Reihe von eigenen Zügen kann ihm aber nicht ab¬ 
gesprochen werden. Er ist sehr oft nicht präcis genug in 
der Form, er zerstört sich die besten Wirkungen durch 
ein zu breites Unterstreichen der Pointe, durch Wieder- 


Collegii vero hujus socius emicuit an. CIODLXXXIV. eundemque 
exuit anno XCI, quo tempore LL. Baccalaureatu ornatus comparuit, 
et Ludo deinceps literario, Trylegiae haud procul ab urbe Monume- 
thensi, praefuisse perhibetur. Yirum hunc ingenii eximii dotibus 
instruxerat natura; Arte vero Poetica inter coaevos praesertim ex- 
celluit, id quod Epigrammatum libri ab ipso editi satis testantur, in 
quibus liberius quidem jocatur, vitiaque humana haud insulse 
plerumque notat; salibus et facetiis seculi quo vixit ingenio ac- 
commodatis. Morbo Poetas inter epidemico egestate egestate nimirum, 
gravissime conflictabatur, Doctoris autem Johannis Williams, Epi- 
scopi Lincolniensis, magnique sigilli custodis, popularis vero sui, 
patrocinio sublevatus amico bene multis melius habuit.“ 

Owen starb 1622. 



6 


holungen und anagrammatische Spielereien, wie sie damals 
beliebt waren x ). 

Gegen all’ diese Mängel jedoch war man blind; man 
freute sich seines Besitzes, las 2 ) ihn immer wieder und 
wieder, und als man daran ging, in der Gattung des Epi¬ 
gramms eigene Geistestaten 3 ) zu vollbringen, da lugte 
überall aus den Versen ein Owenischer Scherz heraus; da 
kamen abermals die Juristen und Richter, die Hahnreis 
und Dummköpfe mit ihren koketten Weibern: ein herr¬ 
licher „fons“, wie der Magister Meister ihn wünschte, war 
gefunden, und man berauschte sich lange daran, das ganze 
XVII. Jahrhundert hindurch und noch länger, bis eine 
neue Zeit aubrach, die dem Kleinkram der Poesie den 
Platz anwies, der ihm gebührte. 

Durch die Litteraturgeschichten geht mit einer er¬ 
staunlichen Einmütigkeit die Bemerkung, dass Ausländer 
und vor allem deutsche Dichter den Owenus nachgeahmt 
hätten. Jördens 4 ) war den Spuren des Owenus in Deutsch¬ 
land nachgegangen und gab zu einer Auswahl seiner Epi¬ 
gramme die Nachahmungen in Fussnoten. Die Sammlung 
ist unvollständig; die meisten Nachbildungen sind Jördens 
entgangen; auch bringt er den Text in ganz willkürlichen, 
nach Ramlers Vorbild „verbesserten“ Fassungen. 

Vorliegende Arbeit versucht eine umfassendere Dar¬ 
stellung der Wirkungen, die Owenus in der deutschen 
Litteratur des XVII. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Es 
sei gleich hier bemerkt, dass ein Nachweis der Owenischen 
Beziehungen zu der Anthologie, Martial u. s. w. — da er 


') 0. VII, 52, 53. 

3 ) 0. VI, 111. „Instar apis debet variis excerpere libris, 
Mellifluo ut manet dulcis ab ore liquor.“ 

3 ) Dass das Epigramm auch in die geistliche Dichtung drang, 
ist bekannt; ich nenne die Namen Scheffler, Albinus, Kuhlmann. 

4 ) Oweni Epigrammata selecta. Leipzig 1813. 



7 


ausserhalb der gesteckten Grenzen liegt und er nur neben¬ 
her kaum zu führen ist — unterblieb 1 ). Zum Vergleich 
wurden diejenigen unter den deutschen Dichtern heran¬ 
gezogen , die wenigstens von einiger Bedeutung sind, 
während die übrigen, „ruppigen“ (wie sich Erich Schmidt 
drastisch ausdrückte) keine Berücksichtigung erfuhren 
oder mit einem Plätzchen in den Anmerkungen und dem 
Anhänge sich begnügen mussten. Die kurzen biographi¬ 
schen Notizen machen keinen Anspruch auf Vollständig¬ 
keit; sie sollen nur rasch orientiren und auch als An¬ 
knüpfungspunkte für Litteraturangaben dienen 2 ). 

*) Diese Lücke ist teilweise ausgefüllt durch Max Rubensohn, 
Griechische Epigramme nnd andere kleinere Dichtungen in deutschen 
Uebersetzungen des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Weimar, Emil 
Felber, 1897. 

2 ) Die Litteratur vergleiche man bei Koberstein und (für die 
neueste Zeit) in I. B. L. — Zur Theorie des Epigramms cf. F. W. 
Genthe, Kurzer Versuch über das Epigramm. (Programm.) Päda¬ 
gogium zu Lieben Frauen in Magdeburg, 1821—31, IV. Stück. — 
Der Vergleichung zu Grunde gelegt ist die Breslauer Ausgabe des 
Owenus vom Jahre 1658: „Epigramm atum IO AN. Oweni Cambro 
Britanni Oxoniensis Editio Postrema, correctissima, et posthumis qui- 
busdam adaucta Wratislaviae Sumptibus Esaiae Fellgibeli A° 
MDCLVIII.“ Ein Verzeichnis der verschiedenen Ausgaben steht in 
„The Bibliographer’s Manual of English Literature“ by William 
Thomas Lowndes. Part VI, S. 1749. 



II 


Satyra dicitur carmen apud 
Rom anos, nunc quidem maledicum, 
et ad carpenda hominum vitia 
compositum, quales scripserunt 
Luciliius et Horatius et Persius: 
sed olim carmen, quod ex variis 
Poematibus constabat, Satyra vo- 
cabatur, quales scripserunt Pacu- 
viu8 et Ennius. 

Diomedes Grammaticus. 

Die Jahre 1653 und 1654 sind für die Geschichte des 
Epigramms in Deutschland von Bedeutung: 1653 erscheint 
die erste vollständige Uebersetzung des Owenus 1 ), und 
1654 giebt Friedrich v. Logau seinen libellus epigramma- 
tum heraus 2 ). Hatten bis dahin die Dichter das Epigramm 
nur in bescheidenem Umfange gepflegt 3 ), an eine Kon¬ 
zentrierung auf diese Gattung dagegen nicht gedacht, so 
ist Logau der erste, dessen Lebenswerk in einem Buch 

*) Teutschredender Owenus. Oder.. . Durch Valentinum T/ : r :*n, 
der Artzney-Kunst Ergebenen. Hamburg 1658. 

2 ) Salomons von Golaw deutscher Sinn-Getichte drei Tausend. 
Bresslaw, In Verlegung Caspar Klossmanns, Gedruckt in der Bau- 
mannischen Druckerey durch Gottfried Gründern. (Die früheren 
Ausgaben [1638 u. 1653] sind bei G. Eitner verzeichnet. 1872. 
Stuttgart.) 

3 ) Gervinus bezeichnet Jul. Wilh. Zinkgrefs Deutsche Apoptheg- 
mata (1626) als „die vaterländischen Erstlinge des Epigramms“. 



9 


der Epigramme besteht 1 * * * V ). Zugleich ist damit aber auch 
das Signal zu einer fast krankhaften Ausbeutung des 
Owenus gegeben — Logau, das beneidete Vorbild, er¬ 
reichen wollen, während der Geist versagt: da haben wir 
als Begleiterscheinung auch ein Stück der Psychologie des 
Dichters. Die Zahl derer, die vor dem Jahre 1654 aus 
Owenus schöpfen, ist gering im Vergleich zu der Schar 
von hungrigen Poeten, die sich nach Logau, d. h. dem 
Manne, der das Interesse für das Epigramm von neuem 
mächtig entfachte, auf den Engländer stürzen und ihn in 
der ungenirten Weise des XVII. Jahrhunderts ausrauben: 
was er sich einst gewünscht: 

Qui sapitis, nolite meum castrare libellum, 

Gignat adhuc alios ut über iste libros. 

O. VII, 79. 

geht jetzt in Erfüllung. 

Logau steht als ein wahrer Dichter — obgleich auch 
er dem Owenus verpflichtet ist — ragend in der Mitte: 
zu ihm führt der Weg langsam hinan, bei ihm verweilen 
wir einen Augenblick und legen dann die Bahn abwärts 
zurück, bis wir an der Wende des XVII. Jahrhunderts 
Halt machen, nicht ohne noch einen eiligen Blick vorwärts 
in die neue Zeit zu tun. 

Für die Periode vor Logau wird sich uns — zugleich 
eine Kritik ihres Wertes — eine Einteilung in solche er- 

l ) „Kein Deutscher füllte noch, liess ich mir recht berichten, 

Ein ganzes grosses Buch mit lauter Sinngedichten.“ — 

Seine ersten Gedichte scheinen allerdings Liebesgedichte gewesen 
zu sein; doch ist das nur eine Vermutung, da nichts davon gerettet . 
wurde. 

Cf. If, 2, 50. Was in meiner Jugend Mayen 

V on der Venus Kindeleyen 
Ich gezeichnet aulf Papier 
Dieses auch entführt er mir. 



10 


geben, die sich von Owenus befruchten lassen, ihre Eigen¬ 
art jedoch darüber nicht einbüssen, und solche, die ihn 
nur übersetzen; nach Logau scheidet die erste Gruppe 
vollständig aus. 


a) Nachbildungen. 

1. Heinrich Hudemann. In seinen „Divitiae poeti- 
cae wl ) finden sich zwei Huldigungsgedichte an Owenus: 

S. 155. Ad Ioannem Owenuni, Poetam Festivissimum, Cum ei 
Epigramma quoddam mitterem. 

Zeile sechs 

„Qui tuos Epigrammatum libellos, 

Argutoö Epigrammatum libellos, 

Et plenos (Deus!) omnium leporum, 

Admiratur, et aemulatur, usque et 
Admirabitur, aemulabiturque,“ .... 

beweist, dass Hudemann eine herzliche Verehrung für 0. 
hegte. Ebenso das Epigramm 

S. 164. De Joanne Oweno, Altero Seculi Nostri Martiale. 

Rex Britanniae loquitur. 

Qui placide toto divisos orbe Britannos 
Iacobus, pacis, ceu decet, arte rego, 

Oweno sum Maecenas; hinc tempore nostro 
Et mihi Martialem terra Britanna dedit. 

Die „Teutsche Musa“ 2 ) enthält nun die Früchte seiner 
Bewunderung und Nachahmung des Owenus. 


*) Henrici Hudemanni, F. Holsati, Divitiae Poeticae. Hamburgi 
Ex officina Typographica Pauli Langii, Anno ClOloCXXV. 

2 ) Hamburg 1625. 



11 


Cf. zu S. 198 Lebens Regul a ) O. III, 195. 

„ „ S. 199 Iobs Unglück ») 2 ) 0. III, 199. 

„ „ S. 204 Auff da3 Menschliche Leben 0. II, 46. III, 146. 

XI, 57. 

[Cf. zu Fides, Et Charitas exulant O. II. 51.] 

2. Zacharias Lund 3 ), gleich Hudemann Schleswig- 
Holsteiner, ahmte Owenus in zwei Stücken nach. 

Cf. zu Ungleiche Schlacht O. IX, 73. 

„ „ An Festus, einen unverschämten Lügner 0. IX, 83. 

[In dem Epigramm „Auff eineu Mönch“ ist das Thema 
vom Kapaunen gestreift, dem wir noch öfter begegnen 
werden. Cf. 0. I, 162.] 

3. Ernst Christoph Homburg gab im Jahre 1638 
eine Gedichtsammlung 4 ) heraus, deren „Ander Theil“ 
Sonette und Epigramme bringt. Wiederholt ist die Aus¬ 
gabe 1642, stark vermehrt. Ich zitire nach der zweiten, 

a) Cf. Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen aus¬ 
erlesene und bisslier ungedruckte Gedichte. ... B. YII S. 45. 
[H. u. A.] 

Prudens simplicitas. 

Damit du niemand scheust, nimm tauben-einfalt an, 

Und schlangen-list, damit dir niemand schaden kan. 

*) Das Hiob-Motiv war eins der beliebtesten: es geht durch 
alle Litteraturen. Cf. J. Bolte, Archiv für das Studium der neueren 
Sprachen und Litteraturen. B. XCIX, Heft 3/4. 

* 2 ) Hudemann ist metrisch noch recht ungeschliffen; cf. die letzte 

Zeile in „Iobs Unglück“: Gewesen sey sein Weib mit täglicher 
BSssheit. 

3 ) Allerhand artige Deutsche Gedichte, Poemata, sampt einer 
zu End angehengter Probe ausserlesener, scharffsinniger, kluger, 
Hoff- und Schertz-Reden, Apophthegmata genant. Leipzig, In Ver¬ 
legung Gottfried Grossens, Buchhändlers daselbst. Gedruckt bey 
Johann Albrecht Mintzeln, Im Jahr 1636. 

4 ) Erasmi Chrysophili Homburgenis. Schimpff- und Ernsthaffte 
Clio. Erster Theil. Gedruckt Anno 1638. In Verlegung Zachariae 
Hertels, Buchhändl. 



12 


in Klammern sind die Varianten der ersten verzeichnet. — 
H. ist nicht sehr fein: ein derber Thüringer, doch entbehrt 
er nicht der Eigentümlichkeit. 


Cf. zu 

n ti 

r> y) 

Ti V 

V Ti 

n v 

r> v 

V Ti 

r> v 

Ti v 

71 V 

7) n 

71 71 

» 7) 

71 71 


XII, Processus Amoris ») O. I, 158. [X.] 

LXIX, Auff den liebenden Hercules O. II, 74. [XXXVIII.] 
An die falsche Cynthia l ) 0. I, 119. [XLII.] 

CXXVI, : Dem Reichen schickest du : 0. Zugabe 11. 
[LXXIX.] 

CXXX, Non vult mori, sed mortuum esse O. I, 97. 
[LXXXIII.] 

CXXXV, Für est, qui contrectat \ 

’ • rt • O. I, 160 . [LXXXVIII.] 

rem alienam, invito Domino ) 7 L J 

CXXXVI, Est modus in rebus, 
non autem in venere 
CLXVIII, Nemo potest duobus 
Doroinis servire, sed Do¬ 
mino et Dominae 
CLXXVI, Decipi miserum O. I, 162. [CXXX.] 
CLXXVIII, An seine Chloris O. I, 25. [CXXXII.] 
CLXXX, Auff das schn&de Geld 0. IV, 163. [CXXXIV.] 
CLXXXV, Ego ipse, quod mihi \ 
bonum, reperire possum / 

CXCVII, Mann und Weib ist ein Leib O. II, 141. III, 
19. 163. IV, 85. 134. [CLI.] 

An die Dorila 0. IX, 76. [CLIX.] 

CCVI, An die verenderte Fillis 0. IX, 19. [CLX.] 


’ } o. I, 50. [LXXXIX.] 

8 \ 

- jo.1, 94. IV, 117. [CXXII.] 


O. I, 143. [CXXXIX.] 


4. Georg-Rodolf Weckherlin. Eine der erfreu¬ 
lichsten Gestalten der vorlogauschen Zeit. Seine Werke 
sind jetzt in der Ausgabe von Hermann Fischer zu be- 


A ) Cf. Paul Fleming: Aus dem Französischen. 

Die Lieb’ ist eine Gunst, die erstlich durch das Aug’ 
ins Herze geht und fleust vom Herzen in den Bauch. 
Lappenberg (Stuttgart 1865) fragt dazu: „Woher?“ Jedenfalls ist 
es O. I, 158. 

*) Für dieses Epigramm und das „An die Dorila“ liess sich bei 
der Nachprüfung eine nochmalige Einsicht in das Exemplar von 1642 
leider nicht ermöglichen; man verzeihe das Fehlen der Nummern. 



13 


nutzen 1 ). Dort auch das Verzeichnis der Drucke. Dass 
bei Weckherlin, der im engsten Zusammenhang mit eng¬ 
lischer Art und Kunst stand, sich Spuren des Owenus 
finden, ist selbstverständlich 2 ). Man sehe aber, wie dieses 
kecke, frische Talent fremdes dem eigenen einzupassen 
versteht 3 ). 

Cf. zu 0 1 4 ), An mein Buch [Strophe 3] 0. II, 1. 

„ „ A 6 ) 804 Nr. 21, Yon der Frawen A. Hahnin 6 ) 0. I, 162. 

„ „ A 805 Nr. 27, Yon Herren Glätzlin 0. I, 58. 

„ „ A 806-Nr. 30, Yon dem Welschen Morian 0. I, 149. 

„ „ A 811 Nr. 48, All Glick gut a ) 0. I, 107. 

„ „ A 813 Nr. 56, Ueber des unsauberen Bubens A. C. b ) tod 

0. I, 28. 

*) Tübingen 1894/95. Litterarischer Yerein in Stuttgart 
No. 199/200. 

2 ) Cf. die Göttinger Dissertation von W. Bohm „Englands Ein¬ 
fluss auf Georg Rudolf Weckherlin“. 1893. S. 5 und 6 die Litteratur, 
S. 7 Arbeiten über W.-Bolte, Aus G. R. Weckherlins Leben YLG. 5, 
S. 295—301. 

8 ) A 804 Nr. 21 Yon der Frawen A. Hahnin. Owenus I, 162. 

Botz Creutz, wie ist (o schand, In Cerelliam, eunucho Gallo 
o Schmach!) nuptam. 

Der Heurat ein verdöcktes essen! Nunc ego Spartanos iterum desi- 
O Hertzlayd nimmer zu vergessen! dero mores; 

Mit seuftzen die Fraw Hanin Spondeat ut nudo nudapuella viro, 

sprach: Nuper enim sterili desponsa Ce- 

Ich hoffet, als man ihn mir gab, rellia Franco, 

Dass einen Hanen Ich genommen, Crediderat Gallo nubere; nupta 
So hab ich, (ach weh dass ich hab!) Capo est. 

Nur einen Copaunen bekommen. 

4 ) Oden und Gesänge, Erstes Buch 1618. 

5 ) Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam 1648. (Aus¬ 
gabe letzter Hand.) Mit „a tt ist bei Fischer die Ausgabe von 1641 
ibid. bezeichnet. 

*) Cf. Logau III, 3, 56. Ebenso Martini 163. 

a ) Cf. H. u. A. III, S. 128. „Das Glücke“. (1703.) 

b ) Zusatz, Yierzeiliger anderer, wie auch minder- und mehr¬ 
teiliger Grabe-Schrifften. „Grab eines Epicurers“. [An Hofmanns 
von Bresslau Grabschriften. 1663.] Z. 



14 


Cf. zu A 815 Nr. 67, Von den Reichen und Armen 1 ) O. I, 107. 
III, 54. IV, 147. XI, 85. 

„ „ A 819 Nr. 81, An Junckern Hornlioch 0. I, 91. 

„ „ A 819 Nr. 82, Eine Braut 2 ) 0. Y, 69. 

„ „ A 824 Nr. 95, Die vier Jahr-Zeitten O. VIII, 53. 105. 

„ „ A 824 Nr. 96, Eben dieselbigc O. VIII, 53. 105. 

„ „ A 826 Nr. 105, An Herren H. S. 0. IV, 249. 

„ „ A 830 Nr. 115, An die schönste und gaileste Rosina 

O. II, 124. 

„ „ A 830 Nr. 116, Grabschrifft für J. Windischen 3 ) O. XI. 

50. I, 136. 

„ „ A 834 Nr. 126, Von Heintz Knollen und seinem Weib 4 ) 

0. VII, 80. 

Bohm weist bei A 490 „Meine meinung wie ein Weib 
zu wöhlen“ auf 0. II, 145 hin; Fischer bemerkt mit Recht 
dazu, dass die Behandlung des Themas doch zu sehr von 
0. ab weicht; „die Vergleichung mit Martial IX, 32 vollends 
würde sieh Weckherlin verbeten haben“. (Fischer.) 

5. Andreas Gryphius. Seine Epigramme sind voll¬ 
ständig in der Ausgabe von 1663 5 ), die 1698 wiederholt 
ist. 1643 erschienen bei Elzevier: A. Gr. Epigrammata. 
Das I. Buch. (100 Epigramme.) Hieraus einige Nach¬ 
bildungen des Owenus. 

Cf. zu 47 Auff Cleandrum 0. I, 45. III, 191. XI, 59. (1663, Auf 
den Cleander II, 47. Zahlreiche Varianten.) 

„ „57 An Fuscum O. I, 88. (1663, An Fuscum II, 46.) 

J ) Cf. A 811 Nr. 48 und A 827 Nr. 106. 

2 ) Cf. Logau I, 6, 71: Mann und Weib. 

Nicht Wunder, dass so gern an Männern Weiber liegen; 

Die Ribbe mag sich frey zu ihrer Licke fügen. — 

Ebenso III, Z. 73. 

3 ) Cf. Homburg CXLIX Blasebalg. (1638.) 

4 ) Cf. Nathanael Schlot „Eine Hand-voll Poetischer Blätter“. 
Lübeck 1702. S. 18. 

5 ) Andreae Gryphii Trauer-Spiele auch Oden und Sonnette. In 
Bresslau zu finden Bey Veit Jacob Treschern, Buchhändl. Leipzig, 
Gedruckt bey Johann Erich Hahn. Im Jahr 1663. 



15 


Cf. zu 69 Rätzel an eine Brautt 0. II, 141. III, 19. 163. IV, 85. 

134. (1663, An eine der Rechenkunst erfahrne Braut 
II, 58.) 

„ „ 81 Auff die unglückliche Heyrath 1631 0. I, 126. (1663, 

Auf die unglückselige Heyrath 0. R. Z. II, 73.) 


b) Uebersetzungen. 

1. Johann Rist. Lemckes Urteil über ihn ist nicht 
schmeichelhaft 1 ); er nennt ihn „breit, eitel und anmassend“. 
In seinen Epigrammen ganz unselbständig, eröffnet er die 
Reihe derer, die darauf verzichten, eigene Gedanken zu 
haben. Die Hauptmasse der Epigramme steht in der 
Musa teutonica 2 ), im Poetischen Lustgarten 3 ) und dem 
Poetischen Schauplatz *). 

*) Gervinus sagt über ihn: „Zesen anagrammatisiert seinen 
Namen Ioannes Rist mit einem Kompliment auf seinen fliessenden 
Stil in: „Es rinnt ja so tt ; ohne das Kompliment bezeichnet das Ana¬ 
gramm vortrefflich die breite und schaale Schreiberei des Mannes, 
die so durchgehend farblos ist, dass sich auch kaum ein einzelnes 
Gedicht unter den tausenden ausheben lässt*. — Jedenfalls war Rist 
zu seiner Zeit ein weit bekannter und gelobter Dichter; davon zeugen 
die Massen von Huldigungsgedichten, die er als Schmuck den Werken 
Vordrucken Hess. Cf. Th. Hansen, Joh. Rist. Kiel 1867; id. Joh. Rist 
und seine Zeit. Halle 1872; cf. auch v. Waldberg, A D B. 30, S. 79 
bis 85. 

2 ) Johannis Ristii Holsati Musa Teutonica Das ist: Teutscher 
Poetischer Miscellaneen Erster Theil, In welchem begriffen Aller- 
handt Epigrammata, Oden, Sonnette, Elegien, Epitaphia, Lob, Trawr- 
vnnd Klag Gedichte etc. Gedruckt zu Hamburg bey Jacob Reben¬ 
lein, Im Jahr 1634. [M. T.] 

*) Johannis Ristii Holsati Poetischer Lust-Garte Das ist:. 

Hamburg, Gedruckt bey Jacob Rebenlein, In Verlegung Zachariae 
Hertels, Buchhändlers. Im Jahr CIOIOCXXXVIII. [P. L.] 

4 ) Johann Risten Poetischer Schauplatz, Auff welchem aller- 




16 


Cf. zu M. T. An sein Büchlein O. IV, 15. 

„ „ „ „ Das Meer ist schneller als die Sonn O. VII, 65. 

„ „ „ „ Auff den Zoilum O. IV. 6. 

„ „ „ „ Auff die Alanam a ) O. I, 30. 

B * P „ Epigranima b ) 0. II, 11. 

„ v v „ An die Lesbia 0. VII, 78. 

„ „ „ „ Auff die Lauss 0. IX, 35. 

v „ „ „ Auff einen Geitzigen O. III, 129. IV, 27. 

* » r r Salum O. IV, 13. 

„ „ „ „ Auff einen stoltzen auffgeblasen Tropffen 0. VII, 62. 


Cf. zu P. L. 1 ) In Unglück und Widerwertigkeit erkennet man 
die rechten vnnd bestündigen Freund O. VI, 71.102. 
„ „ „ „ Gedenke offt an die Helle O. VI, 45. 

„ „ „ „ Wer schleunig giebt, Macht sich beliebt c ) O. VI, 47. 

„ „ „ „ Wer wol gelebet hat, der fürchtet den Todt nicht 

0. VI, 31. [14. 33.] 

„ „ „ „ Auff die Schmarotzer, Tisch Freunde vnnd Sauff 

Brüder O. VI, 43. 71. 


V 

y) 

r> 




„ „ „ Der Mann, die Sonne, Die Fraw, der Mond 0. XI, 9. 

„ „ „ Schüldig seyn. Bezahlen, Nicht bezahlen. 0. XI, 46. 

„ „ „ Wer geschwinde ist im Zusagen, der ist gemeinig¬ 

lich sehr langsam im halten 0. VI, 48. 

„ „ * Der ist der Vngeschickste vnter den Vngeschickten, 

der nicht weis, dass er vngeschicket ist 0. XI, 59. 
[O. III, 191.] 


hand Waaren Gute und B5se, Kleine und Grosse Freude und Leid¬ 
zeugende zu finden. Hamburg, Bey und In Verlegung Heinrich 
Wernern, 1646. [P. S.] 

a ) Cf. Christian Knittels „Kurtz-Gedichte. Franckfurt an der 
Oder 1674.“ B. CLX, „Der Liebenden Zorn“. 

h) Cf. H. u. A. III, S. 128, „Heyrathen“. (1703.) 

*) Man beachte, wie hier schon ein ganz mechanisches Ab¬ 
schreiben an Stelle des Nachdichtens tritt. 

c ) Cf. Joh. Grob, „Dichterische Versuchgabe“. Basel 1678. 1,79. 
„Wer bald gibt, gibt zweimal.“ 



17 


Cf. zu P. L. Die Zeit ist das Allerschnelleste. „Dess Owenus* *) 
O. YIII, 28. 

„ „ „ „ Gute Beförderer, machen gute Künstler 0. IX, 1. 2. 

„ „ „ „ Zwey widerwertige Dinge Ein Zungendrescher, 

Ein Wagenrad 0. X, 9. 

„ „ „ „ An die Jugend 0. VI, 41. 53. 

„ „ „ „ Blax der karge Geitzhalss stirbet ynnd wird be¬ 

graben, sein Geld und Gut wird lebendig vnd 
steht wieder auff 2 ) 0. X, 13. 

„ „ „ „ Nicht zu viel, nicht zu wenig 0. XI, 68. 


Cf. zu P. S. Trost wieder die Verleumdung 0. VI, 31. 

„ „ „ „ Der Tugend Töchter 0. IV, 20. 

„ „ „ „ Niemand hat genug 0. VIII, 35. 

„ „ „ „ Am grossen Tage dess letsten Gerichtes wird sich 

alles verkehren 0. VIII, 24. 

2. Andreas Tsclierning. „Der Schwan auf der 
Warnen Helikon“. Leasing lobte ihn wegen seiner Be¬ 
mühungen um die deutsche Sprache. Tschernings segens¬ 
reiche Tätigkeit als Professor in Rostock ist bekannt 3 ). 
Hinter dem Theoretiker stand der Dichter weit zurück 4 ). 


*) Hier begegnet uns zum ersten Male der Kniff des Plagiators, 
plötzlich die Quelle eines Einfalls zu nennen, damit der Leser 
glaubt, das übrige sei selbständig erfunden. — Wer erinnerte sich 
4a nicht der hübschen Stelle in Montesquieus „Lettres Persanes“: 
„II y a ici une maison oü l’on met les fous: ou croirait d’abord qu’ 
eile est la plus grande de la ville; non: le remöde est bien petit 
pour le mal. Sans doute que les Frangais, extrömement decries chez 
leurs voisins, enferment quelques fous dans une maison, pour per- 
suader que ceux qui -sont dehors ne le sont pas*. 

*) Cf. H. u. A. VI, S. 48 „Grabschrifft eines Geitzigen* (1709). 

3 ) Ein Rostocker Professor und Dichter des 17. Jahrhunderts. 
Rostocker Ztg. Nr. 101, 1890. 

4 ) Gervinus: „Seine Gedichte sind ein Haufe von gleichgültigen 
Gelegenheitsstücken.* 

Urban, „Owenus“. 2 



18 


Für uns kommen zwei Werke von ihm in Betracht, der 
Frühling 1 ) und der Yortrab des Sommers 2 ). 

Cf. zu F. S. 280 Trost dess Armen. An einen Reichen 0. I, 107. 

0. III, 54. IV, 147. XI, 85. 

„ „ „ „ 281 Die blinde Liebe 0. VII, 88. 

„ „ „ „ 282 Auff Leliuö Hochzeit O. IX, 19. [XI, 55.] 

„ „ „ „ 282 An einen Reichen 8 ) O. IX, 72. 

„ „ „ „ 282 Philautus dem Philaristus 0. IV, 71. 

„ „ „ „ 282 Philaristus dem Philautus 0. IV, 72. 

„ „ „ „ 282 Homerus O. VIII. 33. [IV, 225.] 

„ „ „ „ 283 Die Rechte O. II, 187. 

„ „ „ „ 283 An Serenus O. IV, 72. 

„ „ „ „ 283 Orpheus O. V, 6. 

„ „ „ „ 283 ,Auss dem Owenus’ 4 ) O. VII, 78. 

„ „ „ „ 283 Weh dem der allein ist O. IV, 36. 

„ „ „ „ 284 An einen ungerechten Richter O. IV, 27. 

„ „ „ „ 284 Mässige Früligkeit 0. IV, 218. 

„ „ „ „ 285 Wasche nicht viel auss O. VI, 76. 

„ „ „ „ 286 Beständige Liebe 0. VI, 3. 

„ „ „ „ 286 Wein [0. II, 80.] 

„ „ „ „ 297 Christus der Weg O. III, 101. 

„ „ „ „ 300 Johannes und Christus 0. IV, 208. 

„ „ „ „ 306 AufF den Petus O. III, 40. 

„ „V Massigkeit 0. III, 123. 

3. August Augspurger. Im Gegensatz zu Homburgs 
„Schimpff- und Ernsthaffter Clio“ schickt Augspurger, der 
im übrigen nicht zu den bekanntesten gehört, seine Clio 
auf Reisen 5 ). . Es liegt das Buch nicht tief unter dem 

*) Deutscher Getichte Früling Auffs neue übersehen und ver¬ 
bessert. Nachgedruckt In Rostock durch Johann Richeln, In Ver¬ 
legung Joachim Wilden. 0. J. [Erste Ausgabe Breslau 1642.] F. 

2 ) Vortrab Des Sommers Deutscher Getichte von Andreas 
Tscherningen, ausgesendet und verlegt in Rostock. Gedruckt, durch 
sehl. Nicolaus Keyln, Acad. Buchd. Erb. 1655. V. 

3 ) Cf. Joh. Grob, Versuchgabe I, 61: „An einen Freund“. 

4 ) Siehe unten. 

5 ) Reisende Clio. Abgetheilet In Drey Bücher. Dressden, Ge¬ 
druckt vnd verlegt durch Gimel Bergens S. Erben, 1642. 



19 


mittleren Stande der Dichtung jener Zeit: ein kleines ehr¬ 
liches Talent spricht aus ihm, das sich der Grenzen seines 
Könnens wohl bewusst ist. 

Cf. zu I, 12 Der nehende Hercules 0. II, 74. 

„ „ I, 13 Die Liebe 0. VII, 5. 

„ „ I, 14 Auff Eine 0. XI, 10. 

„ , I, 15 - O. VI, 14. 82. 

„ „ I, 16 Der Seelen Finsternüss O. IV, 101. 

* * I, 17 - O. VI, 45. 

„ „ I, 18 Actaeon O. VIII, 103. 

„ „I, 19 In Cynthiam *) 0. I, 119. 

„ „ I, 20 An die Phyllis O. I, 26. 

„ „ I, 21 In Alanam 0. II, 54. 

„ „ I, 22 Todt und Leben 0. I, 32. 

„ „ I, 23 An seine Abwesende Liebste 0. I, 150. 

„ „ I, 24 De Cornibus. Problema 2 ) 0. I, 163. 

„ „ I, 25 — O. II, 206. 

„ „ I, 26 Der gecreutzigte Christus O. III, 62. 

„ „ I, 27 Der Liebenden Trähnen O. II, 208. 

„ „ I, 28 Philautia 0. III, 79. 

„ „ I, 29 Der Himmlische Schütze O. IV, 78. 

„ „ I, 30 Von seiner Liebe O. VII, 5* 

4. Johann Francke 3 ). Als geistlicher Dichter ge¬ 
schätzt; in weltlichen Dichtungen fand er nicht die ersehnte 
Anerkennung, v. Waldberg zitirt ihn zweimal in der 
„Galanten Lyrik“ (S. 55 und 90), auch Lemcke gedenkt 
seiner in einigen Zeilen. Seine Werke sind im Jahre 1648 


*) Cf. H. u. A. VII, S. 44 „An Cynthiam“. I. U. K. 

2 ) Cf. H. u. A. I, S. 84 „Auff einen Hahnrey“. CE. (1695.) 

8 ) Geb. 1618 zu Guben; gest. 1677. 1646 erstes Hundert seiner 

„Vater-Unsers-Harfe“. 1672 „Deutsche Gedichte bestehend im geist¬ 
lichen Zion“. — Cf. Morhof, Unterricht, S. 393; Neumeister, Specimen, 
S. 35. — Cf. das Huldigungsgedicht M. Kempes in dessen „Poetischen 
Lust-Gedancken tt II, S. 174 „An Hn. Johann Francken, Wohlverdien¬ 
ten Bürgermeister zu Guben in der Nieder Lausitz, und vortrefflichen 
Poeten, Meinem wohlgeneigten Freund“. 


2 * 



20 


in Frankfurt a. 0. herausgegeben worden. Im fünften 
Buche vereinigte er die Epigramme 1 ). 

Cf. zu XXY Die hienab sinckende Liebe 0. I, 158. 

„ „ XXYI Frage vom Diebstal an die Juristen 0. I, 160. 

„ „ XXYII — O. YII, 100. 

„ „ XXYIII Klage eines güten Mannes O. I, 38. 

„ „ XXXYIII An einen Alten 0. YII, 80. 

„ „ LXI — O. I, 101. 

„ „ LXXI Ein verschwend’ und Geitziger O. IX, 37. 

„ „ LXXII Auf geschminckte Jungfern 0. I, 90. 

„ „ LXXIY An einen Freund 0. I, 86. 

„ „ LXXYIII Auf eines Sternensehers Jacobs-stab 0. YII, 14. 

„ „ LXXIX An die unbeständige Gellia O. YII, 80. 

„ „ LXXXI Tutus in sylvis O. YI, 96. 

„ „ LXXXIY Die Mutter die Kirche 0. 1,154; III, 69; XI, 95. 

„ „ LXXXY An einen gutten Mann O. XI, 25. 

„ „ LXXXVI An eine unbeständige Schöne 0. X, 91. 

„ „ LXXXYII Jungfrawschafft und Ehstand 0. IX, 27. 

„ „ LXXXYIII 2 ) — 0. I, 13. 

„ „ XC — 0. I, 115. 

5. Den Abschluss möge ein Epigramm des Schlesiers 
Wencel Scherffer von Scherffenstein bilden, das ein¬ 
zige von den Sinngedichten des zweiten Buches seiner 


*) Poetischer Wercke Fünftes Buch. Deutsche Epigrammata. 
Gedruckt zu Franckfurt an der Oder, bei Nicolaus Kochen, Acad. 
Typogr. Anno 1648. 

*) Paul Flemming: Aus dem Owen. 

Die Liebe kömmt mit Lust, geht wieder weg mit Trauren. 
Süss’ ist ihr Anfang Wöl, das Ende doch der Sauren. 

In Zacharias Pöplers Fassung; 

Der Anfang in der Lieb’ ist süss’, ihr Ende Galle. 

Frau Yenus kömmt gelacht, geht traurig nach dem Falle. 

Cf. Joh. Grob, Yersuchgabe, I, 86^Unehrliche Liebe“; sowie auch 
Christian Knittel „Kurtz-Gedichte“, B. CXXCIY „Die bitter-süsse 
Liebe“, 



21 


„Geist- und Weltlichen Gedichte“ l ), das dem Owenus ent¬ 
lehnt ist: 

An die prächtigen Venediger. 

Des Reiches Haubtstadtgrund, (6 wunder!) habt Ihr Euch 
so gründtlich fest gesetzt in Thetis nasses Reich, 
damit die Stummen fisch’ im wasser bloss nicht leben, 
habt Ihr zu wohnen Euch ins wilde Meer begeben. 

Was weiland war ein theil dess Meeres ist nu Stadt, 
was die Natur zur See, Kunst Land gemachet hat. 

Dem ewgen Regiment habt Ihr den sitz gefunden, 
und mehr, als selbst die flut, bey nah’ ihr ihm verbunden. 
Was wunder, dass durch Sätz’ ihr eure Stadt regiert, 
weil Ihr die Wilde Flut selbst in Gesetzen führt! 

Ad magnificos Venetos. (O. II, 18.) 

Imperii Emporii (mirum) fundamina vestri, 

Funditus in fluido sunt solidata salo. 

Ne solum mutis habitentur piscibus undae, 

Aequoris incultas incoluistis aquas. 

Orbis in Oceano quae quondam pars fuit, urbs est: 

Natura ante salum quod fuit, arte solum. 

Imperio sedem hanc aeterno plus prope vobis 
Quam sibi constantem constituistis aquam. 

Quod mirum vestram consistere legibus urbem, 

Legibus exleges cum teneatis aquas? 

*) Geist- und Weltlicher Gedichte Erster Teil, in sich begreiffend 

Eilf Bücher,-Brieg MDCLII. — Cf. E. Schmidt ADB. 31, 

S. 116—118 „Scherffer ist da geniessbar, wo er nicht opitzieret, son¬ 
dern sein eigen Gesicht, die frischen Züge eines populären Schlesiers 
zeigt. Er hat Individualität, was wenigen seiner reimenden Zeit¬ 
genossen nachgesagt werden kann.“ Cf. Logau III, 6, 13: „Ueber 
die deutschen Getichte Herren Wentzel Schärffers.“ 



III. 


„Notus Io. Baptista Pokquelin 
de Moli&re singularis Morum ali- 
orumque in civili Yita occurren- 
tium Yitiorum Censor erat, ut 
Parisiis de eo iudicaretur: Illum 
Dramatibus suis plus quam Sacer- 
dotes orationibus suis profecisse.“ 

Valentin Löbers Owenus-Verdeutschung gehen drei 
Versuche voraus, die Epigramme des Engländers den 
Deutschen durch eine getreue Uebertragung nahe zu bringen. 
Die umfangreichste dieser Uebersetzungen ist das „Rosarium“ 
vom Jahre 1641 *); sie ist zugleich auch die früheste. Der 
Verfasser hat sie, wie die Vorrede in einfältiger Sprache 
erzählt, während einer langwierigen Krankheit — sonderlich 
des Nachts — zu Stande gebracht, nicht ohne vorher¬ 
gehendes „hertzliches Gebet zu Gott“. Für einen erklärten 
Dilettanten in der Poesie und in Anbetracht seines körper¬ 
lichen Zustandes, der wohl auch den Geist wird in Mit¬ 
leidenschaft gezogen haben, ist es keine schlechte Leistung. 
An Missverständnissen freilich fehlt es nicht; ebenso lässt 
die Behandlung des Verses (er schreibt in vierfüssigen 

*) Rosarium, Das ist, Rosen-Garten: Auss des Hochgelarten und 
kunstreichen Welsch-Englischen Poeten Ioannis Oweni Lateinischem 
Lusthoff über gesetzet, und auff den Teutschen Boden gebracht und 
gepflantzet, Durch Bernhardum Nicaeum Ancumanum, Dienern am 
Worte Gottes zur Gast. Gedruckt zu Embden. Durch Helvicum 
Kallenbach, Anno CIOIOCXLI. (623 Epigramme.) 



23 


Jamben) viel zu wünschen übrig 1 ). Von Wichtigkeit ist 
uns nur, dass ein Bedürfnis, den Owenus deutsch zu be¬ 
sitzen, vorlag; vielleicht dass man auch schon eine Wirkung 
auf Augspurger, Francke und die folgenden annehmen darf. 

Von geringerem Umfange, aber bedeutend besser in 
sprachlicher und metrischer Hinsicht ist die Centurie des 
Job. Peter Titz 2 ). Seine Alexandriner sind gewandt gebaut, 
man verspürt überall die geübte Hand eines verskundigen 
Mannes. Die Uebersetzung in ihrer ganzen Art gemahnt 
stark an die Valentin Löbers, der sie zehn Jahre voraus¬ 
liegt 3 ). 

Nur 50 Epigramme des Owenus enthält das schmale 
Heftchen, das Simon Schultz im Jahre 1644 herausgab 4 ): 
im Ausdruck und Versbau unterscheidet er sich nicht viel 
von Titz; doch will es mir scheinen, als sei jeuer in Einzel¬ 
heiten noch gefeilter. — 


‘) Ep. 51: 

Ein Unterthan misshandlen thut 
Wider Recht, Obrigkeit und Gott: 
Ein Kön’g (!) (dan er ist Herr 
Sovrein) 

Versündigt sich an Gott allein. 


Ep. 54: 

Lang glebet haben ist kein 
Lebn; 

Sondern jetz Leben, ist ein Lebn. 
Was hilffet langes Leben dan, 
Wenn man doch endlich muss 
davon. 


2 ) Florilegii Oweniani Centuria, colligente, Versibusque Ger- 
manicis exprimente loh. Petro Titio. Dantisci, Typis Andreae Hüne- 
feldii Anno 1643. 

3 ) Gervitius erwähnt eine Uebertragung Valentin Löbers, die 
3 Bücher des Owenus umfasst und aus dem Jahre 1651 stammt; sie 
ist mir nicht zu Gesicht gekommen. 

4 ) Centuria Epigrammatum e Martialis et Ovveni Libris selec- 
torum, Versibusque Germanicis redditorum ä Simone Schultzio 
Thoruneo. Dantisci Typis Andreae Hünefeldii Anno 1644. Sämtliche 
hier angeführte Owenus-Uebersetzungen befinden sich in der kgl. 
Bibliothek zu Berlin; die beiden letzten in einem Bande vereinigt. 
[Unter der Chiffre Y b 5222.] 



24 


Ich habe bereits erwähnt, wie bedeutungsvoll die 
Jahre 1653 und 1654 für die Entwickelung des Epigramms 
in Deutschland gewesen sind, wie Valentin Löbers Ueber- 
setzung und Logaus libellus epigrammatum die Aufmerk¬ 
samkeit der Zeitgenossen auf diese Gattung der Poesie 
von neuem lenkten und eine Epoche der Epigramm¬ 
begeisterung einleiteten, die eben nur aus dem Geiste des 
XVII. Jahrhunderts verstanden werden kann. 

Friedrich v. Logau selbst, der einzige Dichter unter 
den Epigrammendichtern, konnte sich der herrschenden 
Verehrung für Owenus nicht entziehen und er brachte ihr 
sein Opfer 1 ). Aber in anderer Weise als das Gros der 
hungernden Poeten, denen 0. eine willkommene Beute — 
nichts weiter — war. Logau benutzt 0. in den Epigrammen, 
die dem Stoffkreise der bestechlichen Richter, betrogenen 
Ehemänner, koketten Frauen angehören, also gerade da, 
wo er nicht eigentümlich ist. 

Er sang die Schmerzen der Zeit, die Schrecken des 
30jährigen Krieges und auch die grossen Schmerzen der 
eigenen Brust, aus denen er die kleinen Lieder machte. 
Logaps Epigramme bergen in sich die verwandten Formen 
der Priamel, des Sprichwortes, der Gnome, des Madrigals 
und der Satire; und dann ist er oft gar nicht so kurz 
und kurzweilig, wie die Theoretiker es immer verlangen. 
Lessing räumte ihm als Sprachkünstler die erste Stelle 
nach Tscherning ein; von seinen Sinngedichten erklärte er 

*) Cf. II, 7, 98: 

Yon meinem Buche. 

Ist in meinem Buche was, das mir gaben andre Leute, 

Ist das meiste doch wol mein, und nicht alles fremde Beute; 
Jedem, der das seine kennet, geh ich willig seines hin, 

Weiss wol, dass ich über manches dennoch Eigner bleib und bin; 
Zwar ich geb auch gerne zu, dass das meine böses heisse, 
Gar genug! wann fremdes Gut recht zu brauchen ich mich 

fleisse. 



25 


ein neunteil für vortrefflich, ein neunteil für gut und noch 
ein neunteil für erträglich; „immerhin ein Resultat, welches 
ehrenvoll für unsern Dichter genannt werden muss“. 
(Eitner.) Im übrigen verweise ich auf die Würdigung, die 
Logaus Herausgeber Gustav Eitner ihm im Schlusswort 
seiner Ausgabe 1 ) (1872) zu Teil werden liess. 

Nachbildungen aus dem Owenus. 

Cf. zu I, 1, 91 Die letzte Brunst der Welt O. XI, 82. 

„ „ I, 2, 6 Eigenlob*) 0. YI, 78. 83. 109. 115. 

„ ^ I, 2, 7 Auff Hornutura 0, III, 199. 

„ „ I, 2, 8 Von Jobs Weibe O, III, 199. 

„ „ I, 2, 19 Stadt-Leute und Dorff-Leute 0. XI, 29. 

„ „ I, 2, 32 Tadler O. XI, 52. 91. [O. YI, 93.] 

„ „ I, 2, 43 An einen Freund O. IV, 72. 

„ „ I, 2, 87 Warheit im Weine O. I, 18. 

„ „ I, 2, 89 Laus und Laus O. Y, 94. 

„ „ I, 2, 91 Arm. Nar 0. II, 94. 

„ „ I, 3, 46 Wunder-Werck der Welt O. II, 136. 

„ „ I, 3, 53 Auff Petulcam O. VII, 80. 

„ „ I, 3, 64 Ich hoffe was bessres O. III, 181. 

„ „ I, 3, 93 Trauen 0. YI, 58. 

„ „ I, 4, 7 Geenderte Zeit 0. IY, 41. 

„ „ I, 4, 14 Geld 0. VIII, 83. 

„ „ I, 4, 41 Die beste Artzney O. III, 123. 

„ „ I, 4, 58 Eben selbige *) 0. I, 48. 

„ „ I, 5, 37 Zungendrescher O. III, 123. 

„ „ I, 5, 65 Wunderwercke 0. II, 136. 

„ * I, 5, 85 Auff Simpeln O. II, 141. III, 19. 163. IY, 85. 134. 

„ „ I, 5, 95 Lebe-Kunst 0. YI, 12. 

„ „ I, 6, 16 Dreyerley Tod 0. III, 49. 

„ „ I, 7, 92 Das Hofe-Leben 0. X, 18. 

„ „ I, 8, 30 Tisch-Freundschafft O. YI, 43. 71. 


J ) Friedrichs von Logau Sämmtliche Sinngedichte. Heraus¬ 
gegeben von Gustav Eitner, 1872. S. 739 ff. sind die Ausgaben und 
Bearbeitungen der Gedichte Logaus verzeichnet. (Von 1638, 1653 
und 1654.) 

*) Cf. Joh. Grob, Yersuchgabe, I, 77, „Eigenlob“. 

3 ) H. u. A. VII, S. 45 „At Philopatrum“. 



26 


Cf. zu I, 8, 85 Graue Haare *) O. II, 106. 

„ „ I, 8, 88 Bald versagen und bald geben O. VI, 49. 

„ „ I, 9, 76 Von Orpheo und Eurydice 0. V, 6. 

„ „ I, 10, 4 Der Mann dess Weibes Haupt O. I, 163. 

„ „ I, 10, 44 Hofe-Diener 0. IV, 16. 

„ „ I, 10, 63 Morgen- und Abend-Stern O. X, 32. 

„ „ I, 10, 88 Wechsel aller Dinge O. III, 181. 


Cf. zu II, 1, 73 Die Bücher Moises 0. X, 33. 

„ „ II, 1, 83 Die Erde wird bewegt O. I, 49. 

„ „ II, 1, 100 Glauben O. I, 51. 

„ „ II, 2, 5 Selbst-Erkäntnüss 0. VI, 26. 112. 121. 

„ „ II, 2, 23 Dess Menschen Alter O. III, 154. 

„ „ II, 2, 88 Der Leute Gesundheit, der Ärtzte Kranckheit 
O. I, 15. 

„ „ II, 2, 93 Gegenwärtiger und vergangener Zustand O. IV, 

45. 84. 

„ „ II, 4, 3 Der Tod Christi 0. III, 62. 63. 78. 

„ „ II, 4, 6, Die Liebe des Vaterlandes O. III, 81. 

„ „ II, 4, 49 Freunde O. VI, 65. 

„ „ II, 4, 52 Auff den unverschämten Calvum O. I, 105. 

„ „ II, 4, 92 Ein Geitziger O. I, 47. III, 144. 

„ „ II, 5, 42 Das krancke Alter O. I, 20. 

„ „ II, 5, 51 Hofe-Folge 0. IV, 16. 

„ „ II, 5, 56 Der Frauen-Acker O, IV, 175. 

„ „ II, 5, 68 Auff Varillum O. V, 41. 

„ „ II, 6, 10 Ein Alter 0. VI, 41. 53. 

„ „ II, 7, 38 Gunst und Abgunst 0. IX, 4. 

„ „ II, 7, 71 Ein Mensch dess andren Wolff 0. III, 23. 

„ „ II, 8, 68 Leichtgläubigkeit O. IV, 64. 

„ „ II, 8, 87 Güter 0. VIII, 83. 

„ „ II, 8, 94 Weibliche Reime O. I, 157. 

„ „ II, 9, 1 Von meinen Lesern O. II, 1. 

„ „ II, 9, 58 Versuchen 0. VI, 116. 

„ „ II, 9, 71 Ein Geitziger 0. X, 13. 

„ „ II, 10, 8 Zeit-Wandel O. III, 143. [II, 46.] 

„ „ Zugabe 3 An den Leser 0. VIII, 124. 

„ „ „ 42 Von der Sara O. I, 143. 


Cf. H. u. A. II, S. 110 „Falsches alter“ . . v. L. (1697.) 



27 


Cf. zu Zugabe 54 Auff Bonnam 0. VII, 80. 

„ „ „ 57 Gerechtigkeit O. IV, 27. 

„ . „ „ 162 Auff Moechum O. IX, 84. 

„ „ III, 1, 14 Geschencke O. X, 9. 

„ III, 1, 21 Auff die bekreidete Lucidam 0. IV, 181. 

„ „ III, 1, 36 Armut und Reichthum O. XI, 68. 

„ „ III, 1, 67 Eine Wittfrau*) 0. IX, 65. 

„ „ III, 1, 71 Die Furcht 0. I, 97. 

„ „ III, 1, 80 Die Liebe 0. VII, 88. 

„ „ III, 2, 20 Ärtzte und Juristen O. I, 71. IX, 3. 

„ „ III, 2, 49 Dess Jobi Weib 0. III, 199. 

„ n III, 3, 43 Der Höllen-Weg 0. X, 89. 

„ „ III, 3, 67 Freyheit O. III, 60. 

„ „ III, 4, 58 Neid 0. X, 19. 

„ „ III, 5, 35 Kleider 0. II, 191. VI, 118. 

„ „ III, 5, 45 Vom Crispo 0. II, 191. VI, 118. 

„ „ III, 5, 93 Ein Kuss O. I, 25. 

„ „ III, 6, 27 Freunde O. VI, 71. 102. 

„ „ III, 6, 63 Himmel und Hölle 0. IX, 43. 

„ „ III, 6, 71 Völlerey und Plauderey 0. X, 17. 

„ „ III, 6, 76 Zeiten und Gebräuche 0. IX, 58. 

„ n III, 7, 12 Der Spiegel 0. IV, 29. 

„ „ III, 7, 40 Mann und Weib 0. XI, 9. 

„ „ III, 7, 43 Gewandelte Freundschafft O. VI, 43. 

„ „ III, 7, 78 Fremdes Gut O. IV, 45. 

„ „ III, 7, 79 Regiren O. VI, 112. 121. 

„ „ III, 9, 16 Auff Spadonem O. I, 67. 

„ „ III, 9, 66 Tadler 0. I, 2. 

„ „ III, 10, 15 Bewegung der Erdkugel O. I, 49. 

„ „ III, 10, 71 Ehrwürdiges Alter O. VI, 41. 53. 

„ „ II, Zugabe 35 An den Leser O. VIII, 124. 

„ „ II, „ 81 An einen Freund 0. X, 99. 

„ „ III, „ 72 Freundschafft O. XI, 92. [VI, 65.] 

„ „ III, „ 101 Geschwinder Tod O. VI, 33. 

„ „ III, „ 152 Ärtzte O. X, 53. 

„ „ III, „ 171 Feile Gerechtigkeit O. IV, 27. [III, 129.] 

„ „ III, „ 195 Drey Facultäten O. XI, 67. 

v „ III, „ 231 Auff Galenum O. I, 15. 

„ „ III, „ 243 Diebstahl O. I, 160. 

Cf. H. u. A. II, S. 117 „Wittwen. Jungfern“ . . v. L. (1697.) 



28 


Ich mag diesen Abschnitt nicht schliessen, ohne kurz 
eines Mannes gedacht zu haben, der für die vorliegende 
Arbeit zwar von geringem Werte, im Verein mit Logau 
aber doch genannt zu werden verdient: Daniel Czepko 
von Reigersfeld. Hermann Palm bemerkt mit Recht im 
Anfänge seines vorzüglichen Aufsatzes über den fast un¬ 
bekannten Czepko: [Stück VI seiner Beiträge] „Zu den 
Dichtern, von deren Werken durch Ungunst der Zeitver¬ 
hältnisse wenig oder doch nur unbedeutendes gedruckt 
worden ist, und die deshalb trotz tüchtiger Leistungen in 
der Geschichte unserer Litteratur kaum eine Erwähnung 
finden konnten, gehört Daniel Czepko von Reigersfeld, oder 
wie er gewöhnlicher heisst Daniel von Czepko, ein talent¬ 
volles Glied der ersten schlesischen Schule.“ Nur ein ver¬ 
schwindend kleiner Teil seiner Werke ist gedruckt; die 
Masse der Handschriften liegt auf der Stadtbibliothek in 
Breslau. Es gelang mir, von dort durch die Vermittelung 
der Kgl. Bibliothek in Berlin einen Codex zu erhalten, der 
mir Aufschluss über Czepko als Epigrammatiker verschaffen 
sollte. Es war eine sehr gut erhaltene, sorgfältig ange¬ 
fertigte Abschrift, die auf ihrer Stirnseite das Datum trug, 
an dem sie begonnen: „1721. d. 29. Maj.“ Es folgt eine 
ausführliche lateinische Biographie Daniel von Czepkos mit 
der Zeichnung: „Priborni Ao 1658. d. 17. Februar.“ x ) 

Fast vollständig wird der Codex ausgefüllt von den 
6 Büchern „Kurtzer Satyrischer Gedichte“, deren jedes 
50 Epigramme enthält. Jedes Buch ist von einem Citat 
begleitet; ein Epigramm an den Leser eröffnet den Cyklus 
und ebenso besehliesst ein solches ihn auch. Die einzelnen 
Epigramme sind durch Stichworte kurz charakterisirt; im 
Gegensatz zu den „Drei Rollen verliebter Gedanken“ reimt 
jedoch Czepko hier diese Inhaltsangaben nicht mehr 2 ). 

*) Palm vermutet, dass ihre Grundlagen von Czepko selbst 
herrühren. Beiträge S. 262, Anm. 1. 

2 ) Darüber Palm, Beiträge S. 272. 



29 


Die 6 Bücher „Kurtzer Satyrischer Gedichte“ erinnern 
in Sprache und Stoff lebhaft an Logau; überraschen kann 
aber eine derartige Uebereiustimmung nicht mehr, wenn 
man die Gleichheit der Bedingungen ins Auge fasst, unter 
denen das Leben beider Dichter sich abgespielt hat. Ozepko 
ist am 23. September 1605 geboren, Logau im Juni 1604, 
mithin beide im Alter nur um ein Jahr auseinander. Beide 
aus Schlesien gebürtig erdulden sie den 30jährigen Krieg 
in seiner furchtbarsten Gestalt aus unmittelbarer Nähe, 
und beide rechnen sie mit ihrer Zeit ab in satirischen 
Gedichten. 

Für die Chronologie seiner Epigramme macht Czepko 
selbst die wichtigsten Angaben. I, 23: 

Es helfe, was da kann. 

Kühschatzung. 

Es wäre bald geschehn, als um den Oderport 
Auch in das Steuerbuch die Kühe man genommen, 

So brüllten sie weit aus (So kam Europa fort.) 

Auch dass doch über sie ein Ochse wolte kommen. 

führt in die Jahre 1628 bis 1632, in denen Karl Hannibal 
von Dohna jede Kuh im Lande mit 4 Kreutzern wöchent¬ 
lich besteuerte 1 ). 

Gleichen Inhalts ist I, 24: 

Die Herren Schlüssen 
Die Bauern büssen. 

Ein anders. 

Der Kühe Zoll ist schlecht. Der du es aufgebracht, 

Dass man den Anschlag hat auf unser Yieh gemacht: 

Die Esel hätten dir was bessers eingetragen, 

Im Fall du deiner Zunft die Schatzung zugeschlagen. 

Nach Wallensteins Tode (1634) muss das Epigramm 
I, 32 geschrieben sein: 


l ) Palm ib. S. 276, Anm. 1. 



30 


Ehrsucht nechster Todtengräber. 

Wallensteinischer Tod. 

Der alles wüst allein, was er durch ander that 

Und zwar von Friedland kam, doch Krieg und Streit erhaben: 

Liegt ohne Titul dar; fragstu, wer ihn begraben? 

Deutsch weiss ich’s nicht, sonst heist es la raison d’estat. — 

III, 31: (Beydes wahr 1 ). Vom General Torsten Sohn.) 
— III, 37: (Kein Tag ohne Erinnerung. Ueber eines liebsten 
Freundes Herrn Albrecht von Donaths Geburtstag, welcher 
auf der Heil. Drey Könige Tag eingefallen.) — V, 8. 9: 
(Wehe dir Schadenfroh. Ueber Einäscherung des schönen 
Kletschkischen Meyerhofs.) 11: (Willen über Natur. Von 
Christina Margaretha Czepconin, und Sigismund Ernsten 
Schildbachs Geburtk. An Herren Gottfried Schildbachen.) 
25: (Deutschland geh’ in dich. An die deutschen Lapp¬ 
länder.) 37: (Alte Zeit bringt Leid. An seinen ein¬ 
gerissenen Meyerhof) und VI, 6: (Religio Der allerschäd¬ 
lichste Deckmantel 2 ). An die Evangelischen Krieger.) sind 
unmittelbar unter dem frischen Eindruck der Ereignisse 
entstanden. Auf eine durch Angabe von Jahr und Tag 
fest bestimmte Begebenheit zielen die Epigramme V, 38: 
(Steuer Einnahme 3 * * * * 8 ) auf den 9. Maij des 1645. Jahres. An 

3 ) Ihr dürstet so: dabeij soll man ihn lernen kennen, 

Bol man den Torstensohn, sprach Criticillus, nennen: 

Mein freund ihr irrt: dass er, (dis kommt mir besser beij) 
Nicht durstig, sondern gar zu thurstig vor uns sey. — 

Y, 23, Zeile 4 „Hält zwischen Mauern mich das dritte Jahr gefangen. 44 
1629 war er nach Brieg geflüchtet; das Epigramm stammt also aus 
dem Jahre 1631. 

2 ) Palm Beiträge S. 277, Anm. 1: „Nach der Einnahme von 
Schweidnitz durch die Schweden (1642) wurde zunächst der evan¬ 
gelische Gottesdienst wieder hergestellt. 44 

8 ) „Die schwere Steuer macht, Ihr werther Ritters Mann! 

Dass Eurer Hochzeit ich kein Hymen [Carmen] steuern kan: 
Die Musen wollen mir ja nicht zu Steuer kommen, 

Denn in der Steuer wird ein Reim nicht angenommen. 44 



31 


Herren Ernst von Nimptsch der Fürstenthümer Schweidtnitz 
und Jauer Kayserl. Steuer Einnehmer und Fräulein Susannen, 
Wohlgebohrnen von Gersdorf. Hochzeit-Tag.) und VI, 42: 
(Je näher dem Jupiter, je näher dem Donner. Als Hertzog 
Frantz Albrecht hinter Mertzdorf geschlagen worden 1 ). 
Das VI. Buch mag kurz nach 1645 abgeschlossen ge¬ 
wesen sein. V, 30 2 ) redet zwar schon von dem Frieden, 
„darnach wir schon dreissig Jahre stehn“; doch ist dies 
eine Abrundung, wie sie häufig angetroffen wird. Jeden¬ 
falls dauert beim Schluss des VI. Buches der Krieg noch 
fort, wie VI, 50 beweist: 

„Alles hin, biss auf das Gemüthe. 

Begräbnüss seiner Feder.“ 

Nur aus, o buch, das Dorf vom Mertzen, das ist graus, 

Der schöne Meyerhof zu Kletschkau wüste worden, 


So lange wir bey uns die Schwedschen Krieger haben, 

Ist sie 3 ) der Motten zwar, wir ihrer Hände Raub. 

Wir werden also die Entstehung der 6 Bücher „Kurtzer 
Satyrischer Gedichte“ in die Jahre 1628—1645 setzen können, 
ohne einen allzu grossen Irrtum befürchten zu müssen. 

Das Epigramm als Zeitgedicht — das verbindet Czepko 
mit Logau; er gleicht ihm nun auch darin, dass er die 
alten Spässe des Epigramms, deren wir so oft gedacht, 


*) Das Gedicht, in dem Czepko ausführlich den Tod des Herzogs 
der Herzogin meldete, trägt die Ueberschrift: 

„Tödtlicher Abzug. Des Durchlauchtigen Hochgebohren 
Fürsten und Herrn Herrn Frantz Albrecht Hertzogen zu 
Sachsen, Engem und Westphalen, der Rom. Kaijl. Maijst. 
Sowohl Ihrer Churfl. Durchl., zu Sachsen General Feld Mare- 
schalles und bestallten Obristen zu Ross und Fuss. So 
geschehen d. 10. des Brach Monats im 1642sten Jahre in 
Schweidnitz.“ 

2 ) „Der geborgt, bezahle. Über den frieden.“ 

3 ) Die Feder. 




32 


nur dann verübt, wenn ihn die aufregenden Ereignisse 
des Krieges einen Augenblick zur Ruhe kommen lassen. 

Er kennt Owenus recht gut; das lehrt das Citat vor 
dem VI. Buche. 

Satyra 

„Idem qui legum, Satyrarum finis, idemque 
Principium; mores hos genuere mali.“ 

O^eni Poem. L. II, p, 46. 

(0. II. 200.) 

Er hat ihn aber nur in bescheidenem Masse nach¬ 
geahmt — und darin steht er über Logau. — 

Cf. zu II, 11. Der Geitzige O. X, 13. 

„ „ III, 47 Undanck lähmet Hand und Fuss O. II, 131. IY, 68. 

„ „ IY, 26 Bezahle die Schuld O. IX, 24. 84. 

„ „ Y, 27 Ehrlicher nach dem ersten O. Y, 86. 



IV. 


Crudelem Medicum intemperans Aeger 
facit. Mali per malum enieudantur. 

Cicero off. L. 1. C. 38. 

Nach Logau und Czepko tritt der unheilvolle Einfluss, 
den Owenus auf die deutschen Epigrammatiker übt, immer 
deutlicher zu Tage: er wirkt nivellireud auf Sprache, Er¬ 
findung und Versbehandlung. Vielleicht hätte sich eins 
von den Talenten, die sich hier und dort noch für das 
Epigramm regten, zu einer kleinen Selbständigkeit empor¬ 
gerungen; aber sie standen so unter dem Banne des Eng¬ 
länders, dass sie ein eigenes Bemühen alsbald aufgaben 
und nach dem Geschmacke des Publikums nur noch owe- 
nisch witzelten. Jede Eigenart in der Sprache verwischt 
sich, sklavisch baut man — gewöhnlich in Quatrains [abab] 
— den Alexandriner. 

Ueber die Sprache und Verskunst der Epigxammatiker 
des XVII. Jahrhunderts vergleiche man die Einzeldar¬ 
stellungen — die Ausbeute auf diesem Gebiete ist recht 
unbedeutend. Kaum einer unter den Epigrammendichtern 
unterlässt es, darauf hinzuweisen, dass Lateiner und Griechen 
mit Unrecht die Pflege des Epigramms einzig für sich in 
Anspruch nehmen; sie wollen ihnen — und da sparen sie 
nicht an stolzen, selbstbewussten Worten — beweisen, dass 
die deutsche Sprache wohl geeignet dafür ist, einen scharf¬ 
sinnigen Gedanken kurz und treffend in epigrammatischer 
Form auszudrücken. In ihrem Eifer übersehen sie aber 

a 


Urban, „Owenus“. 



34 


doch, dass ihnen zu solchen Kunststücken eine Sprache 
fehlt, die vollständig durchgebildet, einheitlich gestaltet 
und gegliedert ist und auch einer gewissen Geschmeidigkeit 
nicht ganz entbehrt. Die meisten ringen noch zu sehr 
mit dem Ausdruck, um auf den feineren Bau der Verse 
schärfer achten zu können; sie sind glücklich, wenn ihnen 
ein anmutig dahinfliessender Satz gelungen ist. Es mangelt 
also an der Vorbedingung für ein reicheres Gelingen in 
einer Kunstform, die von den Griechen und Lateinern mit 
vollendeter Meisterschaft gehandhabt worden war. 

Der Vers des deutschen Epigrammatikers erregt daher 
kein tieferes Interesse: er ist gleichförmig, nach der 
Schablone gemacht und ohne persönliche Momente. Nur 
ungern geht man von dem beliebtesten Masse, dem 
Alexandriner, ab. Eine gewisse Parallelität zwischen In¬ 
halt und Form ist bei den Pflegern des Epigramms in 
Deutschland zu beobachten; sind sie in der Erfindung freier 
und eigenartiger, so gelingt ihnen auch wohl ein Vers in 
Rhythmen, die von den alltäglichen abweichen — ich denke 
hierbei an Weckherlin und Logau 1 ). In den bedingungs¬ 
losen Nachbetern ausländischer Muster aber entsteht nur 
selten der Drang, metrisch selbständiger sich zu bewegen: 
wie unbeholfen waren doch die vierfüssigen Jamben des 
„Rosarium“! Die Mehrzahl kennt eben nur das eine Ziel, 
neben dem alles übrige zurücktreten muss: ohne grosse 
Mühe will man die herrlichsten „Sinnenfrüchte“ ernten, 
und dem einen bleiben sie unerschütterlich treu, dem stets 
bereiten „Fons“ Owenus. 

*) Logau hat eine Vorliebe für trochäische Metren; z. B. I, 3, 93; 

Trauen. 

Einem trauen ist genug; 

Keinem trauen ist nicht klug; 

Doch ists besser keinem trauen, 

Als auff gar zu viele bauen. — 

Ebenso I, 1, 21. I, 2, 6 u. s. w. , 



35 


Anagrammatische Spässchen werden eifriger denn je 
getrieben 1 ) — verschmähte sie doch Logau selbst nicht. 
[Reich-Cheir I, 2, 88. Arm-Nar I, 2, 91. Teutschland- 
Scheuland I, 3, 52.] Fehlen die Entlehnungen aus Owenus, 
so verbreitet sich bald eine unerträgliche Langweile; meistens 
dauert es dann gar nicht lange, und wir sitzen wieder 
traulich im Kreise lieber Bekannten. — 

Gervinus behauptet, dass Owenus — der Epigone — 
stärker gewirkt habe als Martial; seine Sprüche waren 
jedenfalls in aller Munde, man citirte ihn gern auch ausser¬ 
halb eines poetischen Werkes. Ein merkwürdiges Beispiel 
bietet dafür „Herrn Martin Zeillers, Wolseeliger Ge- 
dachtnüss, Epistolische Schatzkammer .... Herausgegeben 
Von Zacharias Hermann, Ulm. P. Ulm. M. D. C. LXXX1II. 
Druckts und verlegts Matthäus Wagner“. Dieser umfang¬ 
reiche Folioband ist eine Encyklopädie, erzählt auch nebenher 
kleine Historien in der Manier der „Apophthegmata“ des 
Zinkgref; in zweifelhaften Fällen holt der Verfasser die 
Meinung des Owenus — gleichsam der höchsten Instanz — 
ein: das geschieht im Laufe der ersten drei Abteilungen 
48 Mal. In seinen „Collectanea“ fand ich ein Epigramm 
des Owenus, in seinem „Handbuch Von allerley nützlichen 
Erinnerungen.Ulm 1655“ sechs. 

Nach Joh. G. Th. Grässe (Lehrbuch einer allgem. 
Literärgeschichte) hätte Zeiler auch „Geistliche und Welt¬ 
liche Gedichte“ zu Amsterdam herausgegeben (1646, zwei 
Bände): ich halte das für einen Irrtum. Nirgends findet 
sich davon die geringste Spur; die Kgl. Bibliothek in Berlin 
weiss nichts von einer solchen Gedichtsammlung, keines 
von den Ehrengedichten, die doch sonst die kleinsten litte- 
rarischen Verdienste ans Tageslicht hervorloben, nennt ihn 

*) Cf. Somnia Insomnia, seu Farrago Epigrammatum, et Ana- 

grammatum.Authore M. Daniele Grücklero. Tübingen 

M. D. CC. 


3 * 





36 


als Dichter — er ist bei ihnen stets nur der Topograph. 
Cf. Rist P. S. S. 77 „Ann den Hochgelahrten und sehr vor¬ 
trefflichen Geschicht-Sehreiber Herrn Martin Zeiler zu Ulm, 
seinen gross wehrten und hertzlich geliebten Freund.“ 

Die Epigramme, die in den Anthologien aufgeführt 
sind, stammen sämtlich aus der „Schatzkammer“ und dem 
„Handbuch“. (Jördens, Blumenlese S. 381 ff., K. J. Schütz, 
I, 37—46, Ramler, I, 71—82, Haug und Weisser, I, 13—18, 
Fuessli, S. 427—438, G. Bruns Versuch einer Geschichte 
der deutschen Dichtkunst S. 137 ff.) — Und nun unsere 
„Dichter“. 

1. Georg Martini 1 ). M. scheint ein Kriegsmann 
gewesen zu sein; wenigstens deutet die Vorrede darauf 
hin: „als wir mit denen Königl. Schwedischen Haupt- vnd 
Frantzösischen Armeen, oder Kriegsheeren bei Lawingen 
an der Dohnaw vnd daherum gestanden.“ Das lange Leben 
im Felde muss ihn tief braun gebrannt haben, denn seine 
„Thanacria“ heisst ihu „schwartz wie ein Mohr“; er ver¬ 
sichert aber, dass sein Herz gar nicht schwarz sei, viel¬ 
mehr „wie ein schnee so lichte“. Er besingt die „Thy- 
rinthia“ und die „Dorilis“, die „Charintis“ und „Mysia“, 
die „Galathee“ und „Zynthia“; da endlich — wir werden 
schon ungeduldig — Nr. 79 die „Nähe von etwas unver¬ 
gleichlichem“ : 

Zum Apollo. 

Wo ja, Apollo, sol mein Yerss hier etwan ewig (!) bleiben: 

So komm, verleyh mir deine Kraft hierzu mich anzutreiben. 

Und dann: 

Cf. zu 82 Mars. Venus. Vulcanus. O. I, 33. 

„ „ 83 Auff den Fabian 2 ) O. IX, 10. 

* * 84 — 0. II, 206. 

1 Georgii Martini Deutsche Epigrammata Vnd Sonnette Oder 
Kling-Gedichte. Bremen, Druckts vnd Yerlegts Joost vnd Jacob 
Köhler, Im Jahr 1654. 

2 ) Cf. H. u. A. IV, S. 292 „An den Fabian“. (1708.) 



37 


Cf. zu 85 Die vngewaffnete Venus O. II, 206. 

„ „ 86 Vnser kurtzes Leben 0. III, 169. 

„ „ 87 Wahre Freundschafft 0. VI, 3. 

„ „ 88 Gottes Furcht 0. III, 64. 

„ „ 90 Amicum proba, probatum ama 0. VI, 65. 

„ „ 92 — 0. VI, 14. 31. 33. 

„ „ 93 Auff die Gellia 0. V, 102. IX, 58. 

„ 95 — O. III, 117. 

„ „ 106 Mehr bSse, als fromme Weiber O. X, 34. 

„ „ 130 Vom Leben vnd Tode O. I, 32 *). 

„ „132 Auff den Paul O. I, 57. 

„ „133 Auff die Pontia 0. I, 63. 

„ „ 134 Auff den Marcus O. I, 84. 

„ „ 135 Auff 4ie Venus O. I, 93. 

„ „136 Auff die Phillis 0. I, 98. 

„ „ 137 Auff den Procillus O. I, 109. 

„ „138 Des Hercules dreyzehnde arbeit O. I. 117. 

„ „ 139 Venus 0. I, 139. 

„ „140 Die Tugend in der mitten 0. I, 146. 

„ „ 141 Frage vom Diebstahl O. I, 160. 

„ „ 142 Die Niedersinckende Liebe 0. I, 158. 

„ „143 Eine frage von den Hörnern O. I, 163. 

„ „ 144 Auff den Marcus 2 ) O. I, 84. 

„ „ 145 Auff den Proeil*) O. I, 109. 

„ „146 Auff den Paul 2 ) 0. I, 57. 

* * 147 - 2 ) 0. I, 117. 

n n 148 - *) 0. I, 146. 

„ „ 149 - 2 ) O. I, 160. 

„ „ 150 An sein Buch 0. I, 173. 

„ „152 Auff den Maro 8 ) 0. IX, 72. 

„ „ 154 — 0. X, 53. 

„ „ 161 Auff die Deutschen O. I, 18. 

„ „ 169 Auff die Artzte O. IV, 269. 


*) Von 130—143 ist ganz streng die Reihenfolge des Owenus 
beachtet; ich stelle deshalb 141 und 142 um. 

*) Parallelen zu 134, 137, 132, 138, 140, 141. 

a ) Der „Maro tt ist vielleicht von dem vorhergehenden „Martial“ 
beeinflusst: Martini fühlte sich hier ganz litterarisch. Bei Owenua 
steht einfach „Pontik u . 



38 


Cf. zu 176 An die Ertzte O. IV, 269. 

„ „ 185 An die Artzte O. IV, 269. 

„ „193 An den Emilian O. III, 58. 

2. Georg Greflinger 1 ). Ueber Greflinger ist die 
Monographie von Wolfgang von Oettingen einzuehen 2 ). 
Wenn Oettingen von den Epigrammen Greflingers urteilt, 
sie könnten ihre vielfache Herkunft nicht verleugnen, ver¬ 
fielen jedoch deshalb nicht der Charakterlosigkeit 3 ), so hat 
ihm wohl der Eifer des Biographen etwas den Blick getrübt: 
in Wahrheit ist der Regensburger unter den Unselbstän¬ 
digen einer der schlimmsten. Oettingen sagt 4 ): „So über¬ 
schreibt Greflinger zwar einzelne Epigramme als aus dem 
Melisso, Taubmann, Petrarcha, Juvenalis; viel grösser aber 
ist die Zahl derer, die er aus dem „Florilegium Variorum 
Epigrammatum“ von Opitz uneingestanden herübernimmt, 
oder anderen nachbildet, die wir hier aufführen weder wollen 
noch können.“ Ich vermisse in diesen Zeilen den Owenus 
(Oettingen scheint ihn gar nicht zu kennen); ihm hat 
Greflinger die Hauptmasse seiner Epigramme nicht „nach¬ 
gebildet“, sondern einfach wörtlich entnommen. Dazu 
besitzt er dann auch noch die nötige Dreistigkeit, um auf 
andere verächtlich herablickend folgende Verse schreiben 
zu können: 


*) Andere Formen seines Namens sind: Greiflinger, Gräflinger, 
Gräfflinger, Grevlinger und Greblinger. (Oettingen.) 

*) „Ueber Georg Greflinger von Regensburg als Dichter, 
Historiker und Uebersetzer. tt Strassburg 1882. [Quellen und For¬ 
schungen XLIX.] 

3 ) S. 61 Zeile 1 und 2. 

4 ) S. 59. — Ganz unbegreiflich ist Gervinus III 8 355: „In 
seinen Epigrammen, deren eine Dekas (lateinisch-deutsch) schon 1631 
(als lljähriger Junge! G. meint vielleicht 1645?) später eine grössere 
Zahl in der „Celadonischen Muse“ (o. 0. 1665 [1663!]), schon nach 
seinem Tode von seinem Sohne herausgegeben sind, kommt er viel¬ 
leicht von allen Gleichzeitigen Logau am nächsten.“ 



39 


„Du schmückest dein Gedicht mit eines andern Müh, 

Opitzen Yerse sind das Fette von der Brüh, 

Wird dieses abgeschöpfft, wer will das ander fressen?“ 

Das Verzeichnis der Werke Greflingers bei Oettingen 
S. 16—36. Eine Nachlese von C. Walther (ADA. 10, S.80ff.), 
Bolte (ib. 13, S. 103 ff.) und L. Neubauer (G. G. E. Nach¬ 
lese: Altpr. Mschr. 17. S. 476—503). 

Die erste Epigrammensammlung vom Jahre 1645 l ) 
vermochte ich trotz wiederholter Bemühungen aus Göttingen 
nicht zu erhalten; ich vermute, dass Teile dieser Samm¬ 
lung in die „Celadonische Musa“ 2 ) übergegangen sind, die 
auch Epigramme aus „Seladons Weltliche Lieder“ 3 ) wieder¬ 
holt. — Nebensächlich sind für uns „Seladons Beständtige 
Liebe“ 4 ) und „Poetische Rosen und Dörner, Hülsen und 
Körner“ 5 ). 

Cf. zu B. L. Geist und Fleisch-Krieg O. III, 22. 

„ „ R. D. 39 „Der allen Leuten gläubt“ .. 0. IY, 64. 65. [C. M.] 

„ „ „ „ 43 „Glück und Rad“ . . O. III, 181. [C. M.] 

„ „ „ „ 129 Auff einen Fantasten O. III, 83. 

„ „ W. L. 8 ) Kr. 15 0. I, 13. 

» „ * ti „ 16 O. I, 16. 

.... * 17 0. I, 22. 


9 Georgen Grevlingers deutscher Epigrammatum Erstes Hundert 
Gedruckt zu Dantzigk 1645. 

*) Celadonische Musa Inhaltende Hundert Oden Und Etlich 
Hundert Epigrammata. Gedruckt im Jahre 1663. [C. M.] — Nach 
Oettingen ist der Tod des Dichters, der in der Yorrede vorausgesetzt 
wird, eine Fiction Geflingers, der wahrscheinlich erst 1677 starb. 

5 ) Seladons Weltliche Lieder. Nebst einem Anhang Schimpff- 
vnd Ernsthaffter Gedichte. Franckfurt am Mayn, In Yerlegung, 
Caspar W&chtlern, Gedruckt, bey Matthaeo Kämpffern, Im Jahr Christi, 
M. DC. II. [W. L.] 

4 ) Seladons Beständtige Liebe. Franckfurt am Mayn, Yerlegt 
von Edouard Schleichen Buchhändlern. M. DC. XLIY. [B. L.] 

5 ) Poetische Rosen vnd Dörner, Hülsen vnd Körner. Hamburg, 
Gedruckt im Jahr 1655. [R. D.] 

®) Anhang Scliimpff Ynd Ernsthaffter Gedichte. 







— 

- 40 — 

Cf. 

ZU 

W. L. Nr. 18 

0. 

I, 32. [C. M.] ■) 

77 

77 

77 77 H 

19 

0. 

I, 36. 

77 

77 

77 77 77 

20 

0. 

I, 39. 

77 

77 

77 77 77 

21 

0. 

I, 43. 

77 

77 

77 ^ ^7 77 

22 

0. 

I, 48. 

77 

77 

77 *7 77 

23 

0. 

I, 55. 

77 

77 

77 V 77 

24 

0. 

I, 63. 

77 

77 

77 7} 77 

25 

0. 

I, 68. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

26 

0. 

I, 85. 

77 

77 

77 77 77 

27 

0. 

I, 87. 

77 

77 

77 77 77 

28 

0. 

I, 88. 

77 

77 

77 77 77 

29 

0. 

I, 90. [C. M.] 

77 

71 

71 77 77 

30 

0. 

I, 102. 

77 

77 

77 77 17 

31 

0. 

I, 107. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

32 

0. 

I, 117. [C. M.j 

77 

77 

77 77 17 

33 

0. 

I, 119. 

77 

77 

77 V 77 

34 

0. 

I, 139. 

77 

77 

77 77 77 

35 

0. 

III, 112. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

36 

0. 

III, 124. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

37 

0. 

III, 132. 

77 

77 

77 77 77 

38 

0. 

III, 155. [C. M.l 

77 

77 

77 77 77 

39 

0. 

III, 167. [C. M.] 

77 

77 

77 77 17 

40 

0. 

III, 180. 

77 

77 

71 77 77 

41 

0. 

III, 181. 

77 

77 

71 11 77 

42 

0. 

III, 189. 

77 

77 

77 77 77 

43 

0. 

III, 192. 

77 

77 

17 17 71 

44 

0. 

III, 195. [C. M.] 

77 

77 

7? 77 77 

45 

0. 

IV, 27. 

77 

77 

77 77 77 

46 

0. 

IV, 84. 

77 

77 

77 77 77 

47 

0. 

IV, 43. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

48 

0. 

IV, 46. 

77 

77 

77 17 77 

49 

0. 

IV, 47. 

77 

77 

77 77 77 

50 

0. 

IV, 93. 

77 

77 

11 71 17 

51 

0. 

IV, 105. 

77 

77 

17 77 77 

52 

0. 

IV, 120. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

53 

0. 

IV, 122. [C. M.] 

77 

77 

77 11 77 

54 

0. 

IV, 129. [C. M.j 

7? 

77 

17 77 77 

55 

0. 

IV, 255. [C. M.] 

77 

77 

77 77 77 

56 

0. 

I, 146. 


7 ) Unnummeriert. Im Text kleine Varianten. 



41 


Cf. 

zu 

W. L. Nr. 

57 

0 . 

I, 158. [C. M.J 

n 

77 

77 77 77 

58 

0 . 

I, 161. 

Ti 

77 

71 77 V 

59 

0 . 

I, 163. 

V 

n 

77 77 7) 

60 

0 . 

II, 7. [C. M.] 

V 

V 

7) n V 

61 

0 . 

II, 33. [C. M.] 

n 

77 

y) 77 77 

62 

0 . 

II, 55. 

n 

V 

77 77 V 

63 

0 . 

II, 63. [C. M.] 

77 

77 

V V V 

64 

0 . 

II, 65. 

V 

V 

77 71 77 

65 

0 . 

II, 53. 

11 

77 

V V *7 

66 

0 . 

II, 84. 

n 

11 

77 11 7) 

67 

0 . 

II, 96. [C. M.] 

11 

11 

11 11 11 

68 

0 . 

II, 111. 

7t 

71 

v n r 

69 

0 . 

II, 135. 

71 

11 

77 77 77 

70 ') 0. II, 165. 

71 

11 

71 1* 11 

71 

0 . 

II, 146. 

y i 

11 

v n 7i 

72 

0 . 

II, 203. [C. M.J 

11 

11 

11 77 n 

73 

0 . 

III, 20. [C. M.] 

11 

11 

77 77 11 

74 

0 . 

II, 206. [C. M.) 

11 

11 

Ti n ii 

75 

0 . 

II, 211. 

77 

11 

V 71 11 

76 

0 . 

III, 17. 

11 

77 

n V 77 

77 

0 . 

III, 34. [C. M.] 

11 

11 

V 11 11 

78 

0 . 

III, 42. [C. M.l 

11 

11 

11 1 * 11 

79 

0 . 

III, 44. 

11 

71 

v n 77 

80 

0 . 

III, 49. 

11 

77 

77 71 77 

81 

0 . 

III, 51. 

11 

11 

11 V 17 

82 

0 . 

III, 65. [C. M.] 

11 

77 

11 11 V 

83 

0 . 

III, 66. 

11 

11 

11 11 1• 

84 

0 . 

III, 70. [C. M.l 

V 

11 

11 71 11 

85 

0 . 

III, 72. 

11 

11 

V 11 V 

86 

0 . 

III, 75. 

11 

11 

n n 

87 

0 . 

III, 56. 

11 

11 

11 11 11 

88 

0 . 

III, 55. 

11 

11 

ii ii n 

89 

0 . 

III, 77. 

11 

11 

ii ii r> 

90 

0 . 

III, 79. 


11 

n ii n 

91 

0 . 

III, 80. 

11 

11 

11 11 V 

92 

0 . 

III, 84. 

11 

11 

ii ii ii 

93 

0 . 

III, 106. [C. M.l 

11 

V 

n ii ii 

94 

0 . 

III, 109. 

11 

V 

ii m r 

95 

0 . 

IV, 79. 


*) Cf. Chr. Knittels „Kurtz-Gedichte“ A, CI. 



42 


Cf. 

ZU 

w. 

L. 

Nr. 

96 

o.: 

[V, 80. 

n 

ii 

ii 

11 

« 

97 

0. IV, 81. 

11 

V 

ii 

V 

11 

98 

0. V, 8. 

V 

ii 

n 

V 

11 

99 

0. IV, 21. 

ii 

ii 

ii 

n 

11 

100 

0. 

IV, 238. 

n 

n 

V 

ii 

n 

101 

0. 

IV, 191. 

ii 

V 

V 

ii 

n 

102 

0. 

IV, 243. [C. M.] 

ii 

ii 

n 

ii 

V 

103 

0. 

IV, 264. 

n 

n 

ii 

ii 

V 

104 

0. 

V, 35. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

105 

0. 

V, 34. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

106 

0. 

V, 60. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

107 

0. 

V, 78. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

108 

0. 

VIII, 87. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

109 

0. 

VIII, 109. *) [C. M.] 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

110 

0. 

VIII, 119. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

111 

0 . 

IX, 15. [C. M.] 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

112 

0 . 

IX, 4. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

113 

0 . 

IX, 43. 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

114 

0 . 

IX, 58. [C. M.] 

ii 

ii 

ii 

ii 

ii 

139 

0 . 

VIII, 97. 2 ) 

ii 

ii 

i> 

ii 

ii 

160 

0 . 

VIII, 7. 73. 


Cf. zu C. M. „Wer stirbt . O. III, 49. 78. 

„ „ „ „ „Beschimpfe keinen . .“ O. VI, 26. 112. 121. 

„ „ „ „ „Mäss deine krafft . .“ 0. VI, 116. 

„ „ „ „ „Wann jeder massig blieb . .“ O. III, 123. 

„ „ „ „ „Der stirbt, eh dass er stirbt. .“ 0. III, 49. 78. 

„ „ „ „ „Gib bald . .“ 0. IX, 72. 

„ „ „ „ „So wahr als auff den Tag . .“ 0. III, 181. 

3. Jacob Schwieger. Er könnte unter den Lyrikern 
des XVII. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz ein¬ 
nehmen, wenn die „Geharnschte Venus“ 3 ), ein Cyklus von 
Liebesliedern — inmitten des Kriegsgetümmels gedichtet —, 
sein eigen, er selbst „Filidor der Dorfferer“ wäre, wie bis- 


*) Cf. Chr. Knittels „Kurtz-Gedichte“. A. CLXIX. 

*) Cf. Chr. Knittels „Kurtz-Gedichte“. A. XXI. „Gott und Geld“. 
3 ) Hamburg 1660. 



43 


her geglaubt 1 ). Seine lyrischen Dichtungen im allgemeinen 
— die „Adeliche Rose“, die „Liebes-Grillen“, „Fluchtige 
Feldrosen“, das „Lust-Kämmerlein“ und die „Verlachte 
Venus“ — sind geziert; Schäferpoesie in der Art Zesens 
und Harsdörfers. Im Epigramm erhebt er sich wohl über 
Martini und Greflinger: originelles bietet aber auch er nicht. 

Seine „Über-Schrifften“ erschienen 1654 in Stade 2 ). 

Cf. zu Nr. 5 O. III, 49. 78. O. VII, 17. 

„ „ „18 über die Unachtsamkeit 0. VI, 26. 112. 121. 

,, „ „ 15 In medio consistit virtus O. III, 121. 

„ „ „ 17 An H. B. O. VI, 122. 

„ „ „ 24 Von der Artzeney-Kunst 0. III, 123. 

„ „ „ 48 Was die Liebe sey O. I, 13. 

„ „ „ 58 Wieder A. dem Einäugigten Triff-Aug 0. IV, 95. 

„ „ „ 64 Wer die Rose pflukken wil, muss leiden dass 

jhme die Dorne stechen O. Z. 5. 

„ „ „ 79 Rätzel-Reim 3 ) O. II, 186. 

4. David Schirmer. Als Hofdichter beruft ihn 
Johann Georg I. 1650 nach Dresden; er schreibt dort eine 
grosse Zahl von Festdichtungen (Ballette, Feuerwerke, 
Kartelle u. s. w.), die in den „Poetischen Rauten-Gepüschen“ 
vereinigt sind 4 ). — Hiermit ist zugleich eine Charakteristik 

*) Al. Reifferscheid, Jakob Schwieger. A D B. 32, S. 472. — 
Auch Lemcke wundert sich — obwohl er an der alten Meinung fest¬ 
hält, dass Filidor und Schwieger identisch seien — über die ganz 
anders geartete „Venus“. „Dieser Filidor der Dorfferer, wie er sich 
hier nennt, ist ein andrer Mann, als ihn die vorher citirten Gedichte 
zeigen.“ 

2 ) Stade 1654. „über-Schrifften, Das ist Kurtze Gedichte.“ 

3 ) Cf. H. u. A. III, S. 129 „Seiden-Wurm (1703). Cf. v. Abschatz. 
Vermischte Gedichte, S. 116. 

4 ) David Schirmers Churfurstlichen Sächsischen Bibliothecarii 
Poetische Rauten-Gepusche in Sieben Büchern herausgegeben. 
Dressden, verlegt von Andreas Löfflern, Buchhändlern, und gedruckt 
bey Melchior Bergen, Churf. Sächs. Hoff-Buchdr. 1663. 




44 


seines Schaffens 1 ) gegeben: höfisch, gespreizt, steif, häufig 
ins triviale verfallend. Anmutiger und natürlicher ist er 
in den „Rosen-Gepüschen“ 2 ). 


Cf. zu A. IV 3 ), 18 Mann und Weib O. XI, 9. 

„ „ 20 Heyrathen 0. XI, 15. 

„ „ B. Y, S. 486 Von seiner Liebe 0. I, 74. 

„ „ „ „ „ 486 An Anemonen O. III, 9. 

„ „ „ „ „ 486 Eben an sie O. II, 116. 

„ „ „ „ „ 487 Ein Kuss O. I, 25. 

„ „ „ „ „ 487 An Amönen O. I, 150. 

„ „ „ 492 Das Leere in der Welt O. I, 23. 

,, ., „ ,, „ 492 Pyramus und Thysbe O. IX, 66. 

„ „ „ „ „ 500 An den Gaurus O. XI, 91. 

„ „ „ „ „ 501 Die Sonn ««d ein Mensch O. XI, 27. 


5. Justus Sieber. Ueber ihn ist wenig Zusagen 4 ); 
von seinen Zeitgenossen unterscheidet er sich in nichts. 
Man gab ihm den schmückenden Beinamen „Zierde der 
weltlichen Poeten der Lausitz“. Seine Epigramme im 
XV. Teil der „Poetisierenden Jugend“ 5 ). 


‘) v. Waldberg: ADB. 31, S. 311/12. — R. Kade: D. Schirmer, 
E. sächs. Dichter 1623—86. NA Sachs. G. 13, S. 117—31. 

2 ) Poetische Rosen-Gepusche. Von Ihm selbsten aufs fleissigste 
übersehen, mit einem gantz neuen Buche vermehret und in allem 
verbesserter herausgegeben. Dresden, In Verlegung Andreas Lüflers 
Buchführers. Gedruckt bey Melchior Bergen, Chur-F. Sächs. Hof- 
Buchdr. M. DC. LVII. 

8 ) Vierdtes Rosen-Gepüsche. Gedruckt im Jahr Christi 1650. 
4 ) Jöcher IV, S. 61/62: „ein guter Theologus, Philologus, Magister 
Philosophiae und gekrönter Poet w . 

ß ) Poetisierende Jugend, Oder Allerhand Geist- und Weltliche 
Teutsche Getichte, Auff Andreas Löfflers, Buchführers, Verlag druckte 
Melchior Bergen Im 1658sten. — Mit dem Bilde des Dichters;, 
darunter von Johann Rist, dem vielgeschäftigen: 

Diess ist der Schatte nur von Siebers Angesicht 
Drum muss ich wissentlich sein’ hohe Kunst verschweigen. 
Dieselbe kan Unss hier die adle Jugend zeigen 
Es spiel auch wer da will, Herr Sieber ist es nicht. 

Unter den Spendern von Ehrengedichten befinden sich Büchner, Rist r 
Brehme. 



45 


Cf. zu XV, 

91 11 


91 

99 


h 


Y, 11. 


22 Via lata, oder breiter Weg O. IX, 43. 

23 Du sollst nicht stehlen 
Du sollst nicht tödten 

24 Ob Petrus jemahls zu Rom gewesen O. V, 8. 

43 N. A. 0. IV, 120. [132.] 

45 Der Seiden-Wurm 0. II, 186. 

48 Ein Jurist und Medicus l ) 0. IX, 3. 

52 Der Heuchler Pontilian 0. VIII, 80. 

58 Uber einen alten Schalck O. I, 88. 

62 Die unbeständige Venus 2 ) O. I, 68. 

66 Der Papst und Lutherus O. VII, 18. 

67 Owe, von ihm selbst O. IV, 249. 

82 Philautus O. II, 93. 139. IV, 54. 

83 Uber einen, der drittens, und zwar fibel hey- 

rathete O. VII, 4. 

94 Ein Politicus 8 ) 0. II, 104. 

105 An den Tadler, Momus 0. VI, 26. 112. 121. 
130 Die Krähe redet [Die Krähe] ^ q jjj 
D ie Gans antwortet [Die Gans] / 1 

141 An die schon&uglende Gallam 0. IX, 76. 


6. Joh. Georg Schoch. David Schirmers engerer 
Landsmann, aber weit frischer als dieser, wie aus seiner 
„Comödie vom Studentenlehen“ (1657) hervorgeht. Lemcke 
findet in ihm einen „Nithart-Ton“. Gleich Schirmer studierte 
er in Leipzig und Wittenberg. (Büchners Einfluss.) — Vgl. 
über ihn v. Waldberg A D B 84, S. 729—31. — Seine 
„Poetischen Denck-Sprüche“ bilden den vierten Teil des 
„Neu-erbaueten Poetischen Lust- und Blumen-Garten“. 
Leipzig 1660. 

Cf. zu II 4 ), XLIV - O. III, 48. 

„ „ „ LIII Der Königliche Stat 0. II, 132. 


! ) Cf. Joh. Grob, Versuchgabe, I, 121 „Arznei“. 

2 ) Cf. H. u. A. II, S. 111 „Die liebe“ . . v. L. (1697.) 

3 ) Cf. Chr. Knittels „Kurtz-Gedichte“. A, CII „Loben erregt 
Lieben 44 . 

4 ) Anderes Hundert Poetischer Denck-Spruche, Uberschrifften, 
«Spruch-Wßrter und Schertz-Reden. 



46 


Cf. zu II, LIY Die ietzige Zeit O. I, 16. 

„ „ „ LYI Der lachende Democritus und weinende Heraklitus 

O. XI, 57. 


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„ LYII Geld-SchSnheit O. I, 17. 

„ LVIII Die bittere Liebe 0, I, 13. 

„ LX Der gedritte Standt 0. X, 96. 

„ LXI Die versoffnen Poeten 0. II, 80. 

„ LXII Der lebendige Schatz 0. X, 13. 

„ LXIII Der unedle Edelmann 0. I, 11. 

„ LXIY Die schein-wahren Lugen O. IX, 83. 

„ LXYI Der Kahl-KopfF O. II, 126. 

„ LXYII Der geitzige und lahme Alan O. II, 131. 

„ LXYIII An Kulian 0. I. 87. III, 98. 

„ LXIX An Firmicum und Aulum 0. II, 79. 

,, LXX An den Gilbhart O. I, 14. 

„ LXXI An Labian, den Dieb 0. II, 77. 

„ LXXII Der zancksichtige Liebes-Friede 0. II, 59. 

„ LXXY Eine Catholische Frau zu ihrem Lutherischen 
Mann 0. II, 47. 

„ LXXX Das nicht-gefallen de Gefallen 0.1,138. II, 134. 
„ LXXXI An Thais 0. II, 124. 

„ LXXXII An die Fillis 0. I, 26. 

„ LXXXIX Die geküsste Fillis 0. I, 25. 

„ XC An eben dieselbe 0. I, 25. 

„ XCY Der Mann des Weibes Haupt 0. I, 163. 


7. Martin Kempe. Ganz unter dem Einfluss der 
Nürnberger. Wie Harsdörfer schreibt er Gesprächspiele, 
tändelt er als „träumender Schäfer“, baut er mit Gedichten 
schöne Figuren, eine „Denckseule“, einen „springenden 
Röhrbrunn“ und ein „Orgelwerck“. Er muss damit viel 
Gefallen erregt haben, denn wir finden ihn in allen litte- 
rarischen Orden: als „Kleodor“ im Schwanenorden, als 
„Unsterblichen“ in der Deutschgesinnten Genossenschaft, 
als „preussischen Dämon“ im Pegnitzorden (1665) und als 
„Erkornen“ in der fruchtbringenden Gesellschaft (seit 1668). 
Geboren ist er zu Königsberg am 5. Juni 1637. In Jena, 
wo er studierte, wurde er mit Betulius und Neumark be- 



47 


kannt. Seine Epigramme in dem zweiten Teil der 
„Poetischen Lust-Gedancken“ 1 ). 

Cf. zu II Beglückseeligtes Sterben O. VI, 31. 33. 

„ „ V Gottgefälliges Opfer O. IV, 106. VI, 8. 

„ „ XL, AuffZaleucusGesetz von den Ehebrechern 0.111,167. 

„ „ LXXIV Von dem Menschlichen Zustande O. IV, 229. 
VII, 74. 

„ „ LXXVI Von dem Lorbeer Laub („Ex Oveni lib. I. de 

lauro“) O. IX, 62. 

8. Gottfried Feinler. In sein „Poetisches Lust- 
Gärtgen“ 2 ) verpflanzte er gar manche Blume aus des Owenus 
„Lusthoff“; doch war er ein ehrlicher Manu und vermerkte 
sorgsam bei einer jeden auf einem Täfelchen den Namen 
des gütigen Gebers. 

Cf. zu CIV Der Heilige Geist 0. III, 34. 

„ „ CY Ein gutes Gewissen furchtet sich vor nichts 0. VI, 

14. 31. 33. 

„ „ CYI Christus der Weg 0. III, 101. 

„ „ CVII Hiobs Elend O. III, 199. 

„ „ CVIII Seelen-Finsternüs O X, 21. 

„ „ CIX Christus ein Gelehrter der H. Schrift, ein Artzt und 

Rechts-Gelehrter O. X, 26. 

„ „ CX Nach Freuden folget Leiden 3 ) 0, YI, 11. 

„ „ CXI Niemand soll sich auff seinen Reichthumb verlassen 

O. IY, 246. VI, 11. 

*) M. Martini Kempii, P. L. C. Poetischer Lust-Gedancken Anderer 
Theil, In Geistlichen Klinggedichten, Uberschrifften . . . Jena 1665. 

*) Poetisches Lust-Gärtgin, in welchem CC auf neue Teutsche 
Art gesetzte, Geistliche und Weltliche Poemata, als: Oden, Madrigalen, 
Sonnette, Überschriften ... zu finden. Sich und Andern der Hoch¬ 
edlen T. Poesie Ergebnen Zu Nutz und Ergetzung ausgearbeitet von 
Gottfried Feinlern. Zeitz, In Verlegung Johann Schuhmann. Ge¬ 
druckt bey Johann Rupert Keiln, Im Jahr 1677. 

*) Cf. Chr. Kaldenbachs Deutsche Lieder und Geticlite. 
Tübingen 1683. Y, XLY. 



48 


Cf. zu CXII Gott siehet das Hertz an, und nicht die Gaben 
0. IY, 106. YI, 8. 

., „ CXIII Der höllische Yersucher 0. III, 48. 

„ „ CXIV Breiter Weg 0. IX, 43. 


Poetisches Lust-Gärtgens Andere Theil' von Allerhand 
weltlichen Gedichten. 

Cf. zu XIII Man soll nicht waschhafftig seyn O. YI, 76. 

„ ,, X1Y Vom Lachen O. YI, 75. 

„ „ XY Wie man seine Jugend in Keuschheit führen soll 

O. YI, 95. 

„ „ XYI Bulen-Lied O. VI, 96. 

„ „ XYII Lena O. II, 92. 

., „ XYIII Ehrliche Liebe O. X, 21. 

„ „ XIX Allein die Tugend machet glückselig O. VI, 10. 

,, ,, XX Die Jugend soll das Alter nicht schimpffiren O. VI, 53. 

,, „ XXI Einen guten Freund erkennet man in der Not 

0. YI, 102. 

„ „ XXII Es ist niemand ohne Tadel*) O. X, 96. 

„ XXIII An einen Kalilkopff 0. I, 73. 

„ „ XXIY Der Schwan O. Y1II, 58. 

., „ XXY An Eine O. XI, 10. 

.. ,, XXYI An einen Heuchler 0. II, 187. 188. 

„ XXVII Eine Frantzosische Jungfrau O. YII, 29. 

,, XXYIII Eine Engellündische Jungfrau O. YII, 29. 

,, XXIX Sirenen Gesang O. YII, 86. 

„ „ XXX Die Laus O. IX, 35. 

„ ,, XXXI Mars und Venus O. II, 206. 

,, „ XXXII An einen reichen Freund 0. I, 107. III, 54. 

IY, 147. XI, 85. 

„ „ XXXIII Die Könige und Propheten O. IV, 189. 

„ „ XXXIV Kopff und Leib O. IV, 114. 

„ „ XXXY Uber Zoilum 0. IY, 6. 

„ „ XXXVI An die Frantz-Münner O. IY, 70. 

„ „ XXXYII An die Ovnthia O. I, 114. 

*) Cf. Prodromus Poeticus, Oder: Poetischer Yortrab, . . . von 
Einem Liebhaber der Deutschen Poesie, A. A. von H. Nob. Lus. 
M. DC. LXXXIY Dresden, Druckts und verlegts Christian Bergen. 
(Aug. Ad. v. Haugwitz.] No. XYII. 




49 


Cf. zu XXXVIII An einen Kahlkopff O. I, 106. 

„ „ XXXIX Castor und Pollux 0. X, 28. 

„ „ XL Von Zeiten und Leuten O. IX, 58. 

9. Michael Kongehl. Jöcher weiss von ihm zu 
berichten, dass er zu Creutzberg in Preussen am 19. August 
1646 geboren ist, Kanzleiverwalter in Königsberg, Notar 
des Konsistoriums und „Raths-Verwandter“ gewesen. 

Als Bürgermeister in Kneipphof starb er am 1. No¬ 
vember 1710. 

Eine geringe Anzahl von Epigrammen am Schlüsse 
der „Belustigung Bey der Unlust“ l ). 

Cf. zu S. 323 Christus am Creuz 0. III, 121. 

„ „ „ 324 Auff die Wunden Christi 0. III, 94. 

„ „ „ 325 Adams Fall 0. III, 45. 

„ „ „ 324 Der Versucher 0. III, 48. 

„ „ „ 324 Vom Leben und Tode 0. I, 32. 

,, „ „ 324 An die Prediger O. III, 47. 


Aus dem „Lust-Quartier“ 2 ). 

Cf. zu 58 Lazarus inter canes ad divitem Helluonem 0. III, 22. 
„ „ 82 HSrner 0. I, 163. 

„ „ 83 Auff einen Kahlkopff O. I, 106. 

„ „ 84 De remedio Amoris 0. XI, 15. 

„ „ 85 Ein ungetaufftes Kind 8 ) O. III, 187. 

„ „ 86 'Das Grab 0. I, 57. 

„ „ 87 Die Weissheit 0. JI. 94. 

„ „ 88 Fursten-Standt O. II, 132. 

„• „ 89 Ad Martialem 0. II, 160. 

„ „ 90 Echo et speculum O. II, 213. 214. 215. IV. 97. 

„ „ 91 Crux Christi O. III, 63. 

Stettin 1983. (Auf dem Deckel des Berliner Exemplars steht 
die Bemerkung: „Es existirt ein zweiter Theil. 368 Seiten. u — Ich 
habe ihn nicht auffinden können.) 

2 ) Danzig 1694. 

8 ) Cf. Z. „Grab eines Kindes ohne Nahmen. a 
Urban, „Owenus“. 


4 



50 


Cf. zu 92 Semper eadem O. III, 92. 

„ „ 93 Christus der Weg 0. III, 101. 

„ „ 94 Ad Ponticum 0. III, 114. 

„ „ 95 Oratio ad Deum in morbo 0. III, 128. 

„ „ 96 Scientia O. III, 134. 

„ „ 97 Amantes 0 IV, 229. 

„ „ 98 I)e ortu occasu Oet. V, 39. 

„ „ 116 Weiser, Narr 0. VIII, 109. 





Anhang 

einiger Owenus-Nachahmungen, die sich nicht in 
Anmerkungen verwerten Hessen oder zu geringfügig er¬ 
schienen, um in besonderen Abschnitten behandelt zu 

werden. 

1. Eduart Gartener. Anbind-Briefleiu, Oder Nahmen- 
Tages Ehrbegängnüss. Bremen 1659. 

Cf. zu II, II Ad imitationem Ovveni. Agnes, Magnes O. I, 100. 

r , „ III, XVIII An einen Wundartzt, ex inventione Ovveni 
0. I, 113. 

2. Christian Hofmanns von Bresslau 1 ) Spiel¬ 
ersinnliche Sterbens-Gedancken; . . . 1663 2 ). 

Cf. zu Nr. 19 Grab Drackens Englischen Admirals O. II, 39, 148. 

[Ausgabe von 1680 Nr. XX „Drackens Engl. Admirals“.] 

3a. Quirinus Kühl man 3 ). Unsterbliche Sterblich¬ 
keit. Jena 1671. 

Cf. zu LIII Grab Joseph Scaligers, des Grossen Vaters würdigen 
Sohnes 0. Z. 7. 

„ „ LXX.VI1 Grab eines Alchimisten O. II, 9. 

Beschluss: Ad Lectorem 0. IV, 127. 

*) Man stosse sich nicht an den verschiedenen Schreibungen 
des Namens! 

2 ) Cf. hierzu Karl Friebe „Chr. Hofman von Hofmanswaldaus 
Grabschriften. (Programm.) Greifswald 1893. 

s ) Quirinus Kuhlmann starb am 3. Okt. 1689 zu Moskau auf 
dem Scheiterhaufen. Er war Mystiker; Anhänger Jacob Böhmes. 

4* 



52 


3b. Quirinus Kuhlmann. Himmlische Libes-Küsse. 
Jena 1671. 

Der XXXIY. Libes-Kuss. An die Blutt-strSmenden Wunden, Jesus. 
Owen. Epigramm, libr. III. (0. III, 94.) 

Pharmaca sunt potius puam Yulnera Vulnera Christi: 

Curat enim plagis Vulnera nostra suis. 

4. Christian Knittel. Kurtz-Gedichte, Nach Anlass 
fürgefallner Sachen Und Lusterregter Gedancken, Bey müssi- 
gen Musen gefüget, und nunmehr ans Licht gestellet. 
Franckfurt an der Oder 1674. 

Cf. zu A, CXXVIII Gesundheit trinken O. II, 42. [VHI. 14.] 
„ „ ß, XLY Virtutis est agere 0. III, 96. 

„ „ B, LXVIII Ziehung der Kinder O. VI, 32. 54. 

„ „ B, LXXVIII Ziel 0. VI, 116. 

,, „ B, CVI Virtus consistit in praxi 0. III, 96. 

5. Johann Grob 1 ). Dichterische Versuchsgabe. 
Basel 1678. 

Cf. zu I, 76 Gesundheiten O. 11, 42 [VIII, 14.] 

„ „ II, 78 Freigebigkeit sol ohne Verschwendung sein O. VI, 122 

6. Daniel Georg Morhof. Teutsche Gedichte. 
Kiel 1682. 

Cf. zu LXXVI Freygebigkeit O. YI, 122. 

„ „ LXXVI1 Geitzhals O. X, 13. 

,, ,, LXXIX Grabschrifft eines Ehrlichen Mannes 0. II, 136. 

III, 98. 

7. Christoph Kaldenbach 2 ). Deutsche Lieder und 
Getichte, . . . Tübingen 1683. 

Cf. zu V, XLIV Aus dem Oweno: Intrantis Medici etc. 0. V. 95. 

r ) Weisser: ein Gedicht von Joh. Grob. Nebst Nachrichten 
von dessen Leben und Schriften. (Morgenbl. 1811, Nr. 261.) — id. 
Berichtigung und Ergänzung. (Morgenbl. 1813, Nr. 109—110.) [Cf. 
auch Morgenbl. 1813, No. 123. 1815, Nr. 193.] Ebenso „Der Frei- 

müthige“ 1808, Nr. 236. 

2 ) Aus der Königsberger Dichterschule. Professor der Poesie 
in Tübingen. Zwei Bände Gedichte erschienen schon zu Elbing 1648. 



8. M. Joannis Käysers 1 ), P. L. C. Evangelischen 

Predigers in Cleve Parnassus Clivensis.Cleve 1698. 

Cf. zu II, OLXXXI Wieder das ungesunde Gesundheittrinken 
0. II, 42. [VIII, 14.] 

9. Zusatz, Vierzeiliger anderer, wie auch minder- 
und mehrzeiliger Grabe-Schrifften. [An „Chr. Hofmanns 
von Bresslau Spiel-ersinnliche Sterbens-Gedancken; . . . .“] 

IV. Zeiliger. 

Cf. zu Grab Drackens 0. II, 39. 148. 

,, ,, Grab der Gerechtigkeit 0. IV, 59. 

II. Zeiliger. 

,, Grab eines Menschen O. II, 150 

,, „ Grab Croesus und Irus 0. VIII, 41. IX, 99. 

10. Herrn von Hoffmannswaldau und anderer 
Deutschen auserlesener und bissher ungedruckter Gedichte 
siebenter theil. 

Cf. zu S. 42 G. F. W. J. 0. I, 5. 

„ „ S. 44 De Bardella, latrone Mantuano 0, I, 123. 

„ ,, S. 45 In Gelliam fucatam 0. V, 82. 

„ „ S. 45 Ad Carolinam O. IV, 97. 

,, „ S. 342 Drackens Grabmahl (1708) O. II, 39. 148. 

*) Ct. F. Schröder, E. clevischer Dichter vor 200 Jahren: Ann 
H V Niederrh. 51, S. 1—19. 




Y. 

Qui sapitis, nolite meura castrare libellum, 
Gignat adhuc alios ut über iste libros. 

Owenus VII, 79. 

Friedrich von Logau hatte, wie wir sahen, durch die 
Ausgabe seiner 3000 Epigramme im Jahre 1654 den An- 
stoss zu einem eifrigen Anbau dieser Gattung gegeben; 
wir bemerkten auch, dass von jenem Jahre an die Dichter 
des Epigramms unter dem Drucke des allgemeinen Ge¬ 
schmackes, der an dem Modeartikel Gefallen fand und 
gierig nach ihm verlangte, immer mehr verflachten, immer 
unselbständiger wurden und in ihrer Not bei fremden 
Autoren — vor allen beim Owenus — emsig Einkehr 
hielten. Offenbar verloren aber die Epigrammenschreiber 
der letzten Jahrzehnte des XVII. Jahrhunderts den Aus¬ 
gangspunkt der Bewegung, der sie ganz mechanisch noch 
folgten, aus den Augen; es ging ihnen wie einer Rotte 
gläubiger Kriegsknechte, die unter einem Führer kämpfen, 
der schon längst tot ist, und für eine Sache, an der sie 
festhalten, ohne eigentlich recht zu wissen warum. Be¬ 
merkenswert in dieser Hinsicht ist eine Stelle in der Vor¬ 
rede zu Wernickes Epigrammensammlung des Jahres 1701 

„.dass zwar hin und wieder einige Uberschrifften 

gleichsam in der Irre sich erblicken Hessen, dass es aber 
dennoch mit allen hiesse, dass eine Überschrift auffzusetzen 
leicht, aber ein Buch davon zu schreiben sehr schwer sey“. 




55 


Man sieht — die Worte des fleissigen Morhof-Schülers 
sind auf den alten Ton gestimmt, wie Logaus Verse dereinst: 

„Kein Deutscher füllte noch, liess ich mir recht berichten, 

ein ganzes grosses Euch mit lauter Sinngedichten.“ 

Logau allerdings hatte sich damals recht berichten 
lassen; Wernicke aber und sein berühmter Lehrer — und 
das ist bezeichnend genug — wussten nichts davon *), dass 
ungefähr fünfzig Jahre vor ihnen von einem grossen Buche 
der Ueberschrifften eine Litteratur ausgegangen war, deren 
Spuren sie jetzt noch deutlich erblicken konnten. 

Wernicke war also nach seiner Meinung der erste 
Epigrammendichter grossen Stiles; die Frage, ob ihm oder 
Logau die Palme zu reichen ist, mag ich hier nicht ent¬ 
scheiden; wohl aber ist Logaus Sinngedichten und seinen 
Ueberschriften — deren Anfänge übrigens weiter zurück¬ 
liegen 2 ) — eins gemein: beide rufen sie eine Fülle von 
Nachahmungen hervor, des Martial, der Anthologie — und 
immer wieder des Owenus. Freilich ist die zweite Blüte 
des Owenus in Deutschland nur eine Nachblüte; jene erste, 
üppige erreicht sie bei weitem nicht. Wernicke selbst 
entzog sich fast ganz seinem Einflüsse; wohl taucht auch 

*) Cf. S v. G. Auferweckte Gedichte, denen hinzugefuget Unter¬ 
schiedene bisher ungedruckte Poetische Gedanken. Frkt. u. Leipz. 
1702. — Logaus Gedichte mussten auferweckt werden — also 

ruhten sie! 

2 ) Cf. die Vorrede zu der ersten [anonymen] Ausgabe: Uber- 
schriffte Oder Epigrammata, In kurtzen Satyren, kurtzen Lob-Reden 
und kurtzen Sitten-Lehrep bestehend. Amsterdam, Bei Adrian Brack¬ 
mann, Anno 1697. [164 Epigr.] „Dieses folgende Buch in Uber- 

schrifften bestehend, nebst noch fünf andern von gleicher Ahrt, habe 
ich unter andern in einem schon vor zwölf Jahren bey Hn. Raht 
Ph . . . hinterlassenen Bücher-Kästlein, bey meiner jetzigen Zurück- 
kunfft wiederum gefunden. Ich habe dieselbe als ich noch nicht 
zwantzig Jahr alt war, und also in der ersten Hitze meiner Jugend 
aufgesetzet.“ — Die verschiedenen Ausgaben stehen bei Goedeke. 



5 t; 


bei ihm abermals das Hiob-Motiv auf, hier und da glaubt 
man auf einen Owenischen Einfall gestossen zu sem: alle 
diese Anklänge sind jedoch zu gering, um von einer direkten 
Nachbildung sprechen zu können. Ebenso bleibt eine Masse 
der Nachahmungen und Uebersetzungen, die nach Wernicke 
kommen, weit hinter der zurück, die auf Logau folgte. 
Ich nenne — indem ich kleinere übergehe — als letzte 
Ausläufer Karl Friedrich Kretschmann 1 ). P. Wilh. Hensler 
den Jüngeren 2 ) und — G. E. Lessing. 

Lessing erklärte in seiner Abhandlung über das Epi¬ 
gramm: „Ich halte den in allem Ernste für einen starken 
Kopf, der ein ganzes Buch des Owenus in einem Zuge lesen 
kann, ohne drehend und schwindlicht zu werden.“ Nun, 
Lessing war Gottlob ein starker Kopf; er las sogar den 
ganzen Owenus in einem Zuge und schrieb, ohne im ge¬ 
ringsten drehend und schwindlicht zu werden, auch seine 
Epigramme, indem er es ganz und gar nicht, für einen 
Raub erachtete, dem armen Owenus stillschweigend einige 
Stücke abzunehmen und dann tüchtig auf ihn zu schimpfen. 

Ich kann es mir nicht versagen, die Nummern voll¬ 
ständig mitzuteilen; man bekommt zugleich auch eine Vor¬ 
stellung davon, wie Gedanken wandern können. — Die 
entlegeneren Nachweise stammen aus P. Albrechts Schrift 
„Leszing’s Plagiate“. Hamburg-Leipzig 1890. B. I. — 

1. An den Aemil. 

Mit Unrecht klagest du, treuherziger Aemil, = O. IV, 65. 

Dasz man so selten nur auf deine Worte bauen, 

Mit Gleichem Gleiches dir gar nicht vergelten will: 

Wer allen alles traut, dem kann man wenig trauen. 

Sinngedichte, 42. 

[L. u. M., B. I, p. 12.] 

1 ) Zusammengestellt in den Ges. Werken JB. 7. (1805.) [Kleinere 
Sammlungen 1764, 1771, 1775.] 

2 ) Altona 1782. 



57 


2. Grabschrift des Nitulus. 

Hier modert Nitulus, jungfräulichen Gesichts, = 0. VII, 64. 

Der durch den Tod genewar' wurde Staub aus Nichts. 

Sinngedichte, 52. ib. p. 14. 

3. An den Vax. 

Du lobest Todte nur? Vax, deines Lobes wegen = 0. IV, 269. 
Hab’ ich blutwenig Lust, mich bald ins Grab zu legen. 

Sinngedichte, 125. ib. p. 30. 

= [M. Val. Martialis, f., F.. VHI, 69. 
Euricius Cordus, epigr. XIH, 29, 1. c., 
fol. 280, p. 1. 

Francois Maynard, epigrammes. 1. c., 
tome I, p. 53. 

Martin Opitz, florilegium . . . ., 31. 1. c. 
B. II, p. 421. 

Roger de Rabutin, Comte de Bussi, epi¬ 
grammes. 1. c., tome I, p. 302. 

C. W. Rabener, Satyren, Erster Theil 
Vorbericht zur ersten Ausgabe, 
Vom Miszbrauche der Satyre 
1. I. c., B. I, p. 127.] 

4. Die Sinngedichte über sich selbst. 

Weisz uns der Leser auch für unsre Kürze Dank? = O. HI, 207. 
Wohl kaum. Denn Kürze ward durch Vielheit leider lang. 

Sinngedichte, 143 ib. 

= [Martial f., F., II, 1 p. 34. 

Estienne Pasquier, epigr. I. 90, 1. II, c. 
tome I, p. 1144.] 

5. Das schlimmste Thier. 

Wie heiszt das schlimmste Thier mit Namen? = O. VI, 73. 

So fragt’ ein König einen weisen Mann. 

Der Weise sprach: von wilden heiszt’s Tyrann, 

Und Schmeichler von den zahmen. 

Sinngedichte, 106. ib. 

6. An den Herrn R. 

Es freuet mich, mein Herr, dasz ihr ein Dichter seyd. = 0. IV, 196. 
Doch seyd ihr sonst nichts mehr, mein Herr? Das ist mir leid. 

Sinngedichte, Anhang, 1. ib. p. 35. 


Urban, „Owenus“. 


4* 



58 


7. Auf den Sophron. 

Damit er einst was kann von seinen Aeltern erben; = O. III, 127. 
So lassen sie ihn jetzt vor Hunger weislieh sterben. 

Sinngedichte, Anhang, 10« ib. p. 27. 

8. Sinngedicht auf Se. Preuszische Majestät. = U. I, 4. 

Jupiter an die Götter und Menschen. 

= [Nicolaus JEteusnerus Leorinus Silesius, 
epigr. 1. c., pars V, 792. 

Petrus Ailberus Variscus. 1. c., pars I 
p. 175. 

Crepundia poetica I. c., p. 72.] 

Nach 150 Jahren bei einem Lessing Beachtung finden: 
Owenus konnte mit seinen Erfolgen zufrieden sein. 





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