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Full text of "Lotos : Zeitschrift für Naturwissenschaften"

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BOrTOS, 


Zeitschrift für Natur-Wissenschaften 


herausgegeben 


‚naturhistorischen Vereine „L,otos“ in Prag. 


Zweiter Jahrgang. 


- Prag, 1852. 
Druck von Kath. Jeiäbek, Ursulinergasse, Nr. 140—2. 


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PRAG. JÄNNER. 1852. 


Yon der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in’ der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag: entriehtet 

werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
berechnet. 


Da eine länger dauernde Abwesenheit von Prag die Lei- 
tung der Redaction dem Herrn Friedrich Grafen von Berchtold 
‚unmöglich macht; so hat der Gefertigte die Weiterführung 
derselben übernommen, was er allen Freunden der „Lotos‘ 
mit dem Ersuchen hiemit zur Kenntniss bringt, ihre eifrige 
-Theilnahme und Unterstützung dem Blatte auch ferner zu- 
zuwenden. ‚. Dr. Franz Nickerl. 


‚Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 9. Jänner 1852. 

Die Versammlung, in welcher Herr Ministerialrath v. Sacher-Masoch 
den Vorsitz führte, wurde mit Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung *) 
eröffnet, Hierauf wurde ein Schreiben vom correspondirenden Mitgliede Herrn 
Oberinspector Leonhard Liebener in Inuspruck mitgelheilt, welcher dem 
Vereine ein Exemplar der auf Kosten des montanistisch-geognostischen Vereines 
in Tirol herausgegebenen und unter seiner Mitwirkung zu Staude gebrachten 
geognoslischen Karte Tirols zum Geschenke macht, und zugleich den Text 
und 3 Profil - Blätter nachzuserden verspricht. 

Mit derselben Sendung übermittelte Hr. Liebener dem Vereine auch einige 
im Jahre 1851 in Tirol neu entdeckte Mineralien. 


b An Geschenken für den Verein waren eingelaufen : 
x I. Für die Bibliothek: 


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N Von Hrn. Oberinspeetor Leonhard Liebener die eben erwähnte geogno- 
‚stische Karte Tirols in. 10 ‚grossen Btältern, 


e *) Siehe „Lotos‘ I, Jahrgarg. S. 265. 


2 


Von Prof. F. X. M. Zippe: Uibersicht der Krystallgestalten des rhomboedri- 
schen Kalkhaloids ‚verfasst‘ von demselben). Wien 1851. 

I. Für die mineralogische Sammlung: 

Von Hrn. L. Liebener: 3 Stück en (Serpealin pseudomorph nach 
Feldspalh und Gymnit). ® 

Der Custos der zoologischen Sammlung, Ierr Wot&ra, theilte mit, dass 
er aus den im Vereine vorhandenen Doublelten eine Insectensamlung 
von 105 Species in 154 Exemplaren für eine öffentliche Anstalt zusammen- 
gestellt habe, Auf Antrag des Actuars wurde dieselbe ars Kleinseitner 
Musterhauptschule zugewiesen, 

Hierauf folgte der Vortrag des Herrn Med. Dr Nowäk über die An- 
sichten der Quellenentstehung : 

Nach einer kurzen Einleitung, in welcher Dr. N. die Schwierigkeit her- 
vorhob, einen alten, bereits festgewurzelten Irrthum zu bekämpfen, gleich- 
sam andeutend, dass er sich, gegenüber der-modernen Quellentheorie in dem- 
selben Falle befinde, eitirte derselbe einige Seiten aus Prof. Berghaus Allgem, 
Länder- und Völkerkunde (Bd. I. S. 4—11) zu dem Belnfe, um der 
Versammlung die dermal über den Ursprung der Quellen herrschenden An- 
sichten kurz ins Gedächtniss zu rufen. > 

Er besprach sofort die aligemeine Möglichkeit des Quellenur- 
sprungs aus der Durchsickerung meteorischer Niederschläge, und suchte zu 
zeigen, dass die seit jeher gegen diese Möglichkeit vorgebrachten Einwürfe 
durchaus noch nicht so gründlich beseitigt seien, wie die meisten Nalur- 
forscher unserer Zeit anzunehmen belieben. Wenn: äber auch zugegeben 
würde, dass das meteorische Wasser in zureichender Menge und zu der über- 
all erforderlichen Tiefe in die Erdrinde einsickern könne, so wäre doch nicht 
wohl einzusehen, wie sich das fadschmeckende Schnee- und Regenwasser wäh- 
rend dieser “einfachen Durchsickerung in erfrischendes, erquickendes Quell- 
wasser umwandeln (Unterschied zwischen „weichem“ uud „hartem“ Wasser), 
und wie es dabei auch noch von den vielen mechanisch fortgerissenen Bo- 
denbestandtheilen befreit werde. Dr. N. bemerkte, dass die mancherlei 
zur Erklärung dieser beiden Umstände ersonnenen Hilfshypothesen der Nalur- 
forscher durchgehends nur mehr weniger geistreiche, leider aber nicht bewie- 
sene Phrasen seien, die eine strenge Prüfung nicht aushalten. 

Die Behauptung, „dass die quellführenden Schichten in ihrem Wasser- 
reichthum durchaus abhängig seien von der Menge des gefallenen Regen- 
wassers“ (Berghaus a. a. O. S, 9) sei eine willkürliche, weil es genug Quellen 
gebe, die bei jeder Witterung in gleicher Ergiebigkeit fliessen, so namentlich 
die meisten Mineralquellen. (Beispiel von Franzensbad, mit Berufung auf das 
Constit, Blatt aus Böhmen vom 4, und 29. April v. J,) — Auch die „berg- 
männischen“ Erfahrungen eines Trebra beweisen nicht, was sie nach Prof 


3 


Berghaus beweisen sollen, weil denselben die bergmännischen Erfahrungen 
Anderer z.B. Blonds und. Heawoods (vergl. Gehler’s physik, Wörterbuch, Ar- 
tikel Quellen) gegenüberstehen, und, weil sich dieselben auch mit andern 
Quellentheorien recht wohl in Einklang bringen lassen. Was insbesondere 
die „Grubenwässer“ anbelangt, so meint Dr, N., dass allerdiugs manche 
Grubenwässer, zumal der obern Baue, meteorischen Ursprungs und dann auch 
in Uibereinstimmung mit der Witterung sein werden, dagegen dürften andere 
Grubenwässer, besonders in tieferen. Bauen, von der Witterung wenig oder 
gar nicht affieirt werden, und diese wenigstens seien eines anderweitigen, bis 
jetzt unerkannten Ursprungs. Einigen Beweis für diese seine Ansicht findet 
Dr. N. in den „Höhlenbrunnen* von Yucatan in Centralamerika. (Vergl. Dr. 
S. W. Hoffmann’s Grundzüge der allg. Erdkunde. 1750. S. 330.) 

| Am Schlusse der Versammlung wurden die Herren: 

Gregor Zeithammer, k. k. Schulrath, zum Ehrenmitgliede, 

Dr. Nowäk zum wirklichen, 

Ladislaus Leonhart, k. k. Berghauptmann zu Kuttenberg, 

P. Anton Matauschek, Gymnasial-Director zu Braunau, 

P. Amandus Watzke, k k. Gymnasiallehrer zu Braunau zu cor- 
respondirenden Milgliedern und 

F. J. Lang, Mediziner, zum ausserordentlichen Nitgliede gewählt. 

‘ Versammlung am 16. Jänner 1852. 

Nach Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung theilte der Vor- 
sitzende dem Vereine mit, dass das correspondirende Mitglied, Herr Franz 
V5eteöka, Apotheker zu Nimburg, einen ausserordentlichen Beitrag von 
411. C.M, für die Vereinskasse eingesendet habe, 

Als Geschenk für die Vereinsbibliothek war eingegangen vom 
Ehrenmitgliede H. Director Carl Kreil: 

Magnctische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen 
Kaiserstaate, ausgeführt von Karl Kreil, 4, Jahrgang, 1850. 

‚Herr Dr.Nowak setzte seinen in der letzten Sitzung begonnenen Vortrag fort: 

Nachdem er daran erinnert halte, wie es nach seiner Ansicht schon im 
Allgemeinen schwer sei, die Speisung unserer wahren Quellen aus der ein- 
fachen Durchsickerung meteorischer Wässer zu begreifen, suchte er zu zeigen, 
dass ein solcher Quellenursprung in manchen speciellen Fällen geradezu 
unmöglich sei. Die Ausflüchte der modernen Quellentheorie bei solchen Ge- 
legenheiten seien durchaus seicht und unstichhaltig. Dr. N. unterzog hiebei 
zunächst die von Munke (im Gehlers physik, Wörterbuche a. a, 0.) und von 
Berghaus (a. a. 0.) vorgebrachten Erklärungen des sogenannten Hexenbrun- 
nens am ‚Gipfel des Brockens seiner Kritik x 

Gegen „jenen zeigte er insbesondere auf den Widerspruch hin, in den 
man bei einer solchen Erklärung gerathe, zumal wenn auf die bedeutende 


1* 


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Verdunstung jener Bergkuppe und auf das seit 1780 bis jetzt nur zweimal ge- 
störte conlinuirliche Fliessen, selbst während,.des langen Winters jener Höhe 
die gebührende Rücksicht genommen werde. In Folge der fortwährenden 
Luftströmungen daselbst könne an und für sich die Summe des jährlichen 
Niederschlags die Menge des eben dort wieder verdunsteten Wassers gar nicht 
bedeutend überwiegen; das continvirliche Fliessen der Brockenquelle während 
des langen Winters aber setze einen Wasservorrath von mindestens 250,000 
K. F., hiemit also auch ein grosses Reservoir in der flachen Bergkuppe vor- 
aus, und dieses lasse sich ohne feste Construction der Decke nicht denken, 
während doch Behufs der zureicherden Durchsickerung eine sehr lockere, po- 
röse Beschaffenheit derselben angenommen werde. Gegen Prof. Berghaus An- 


nahme, die Brockenquelle könne nur nach Halley’s -Theorie erklärt werden, 


bemerkt D. N., dass man wohl mit demselben, wenn nicht noch mit grösse- 
rem Rechte behaupten könne, der um die Kuppe des Brockens bemerkbare 
häufige Nebel und Wolkenschleier entstehe durch Verdichtung der mit und 
aus der Brockenquelle aufsteigenden Wasserdünste, als umgekehrt, dass diese 
Quelle aus jenen Nebeln entstehe. — In ähnlicker Weise liess sich Dr. Now. 
über die Quelle des im Fichtelgebirge unter dem Namen des „Uchsenkopfes* 
befindlichen Berges und deren durch Parrot (Grundriss der Physik der Erde 
u. s. w. Riga u. Leipzig 1815 S. 297 ff.) gebrachte Erklärung, so wie über 
die Elbe- und Iserquellen des Riesengebirges und deren von Hoser (das Rie- 
sengebirge und seine Bewohner, Prag 1841) versuchte Deutung aus, und 
schloss für diessmal mit einem neuen vom Seekapit. Gosselmann gemeldeten 
Beispiele, den Ertholmen der Ostsee, drei kleinen Feiseninseln aus Granit, die 
einen auffallenden Ueberflus;s an süssen Wasser haben, so dass selbst. im 
trockensten Sommer mehrere natürliche Bassins damit erfüllt bleiben. (Vergl. 
Augsb. Allg. Ztg. 1845. 2. Juni, Beilage.) | 

Am Schlusse der Versammluzg wurde Er. Wilhelm Wolfner, prac- 
tischer Arzt zu Vosov auf Antrag des Herrn P. M. Opiz zum correspon- 
direnden Mitgliede gewählt. 


Versammlung am 23. Jänner 1852. 


Nach Eröffnung der Sitzung und Verlesung des Protokolls der letzten 
Sitzung, theilte der Vorsitzende, Herr Ministerialratı v. Sacher - Masoch, 
dem Vereine ein Schreben des correspondirenden Mitgliedes, Hrn. Carl 


Feistmantel mit, welcher dem Vereine ein neuerliches Geschenk an-Pe- 


trefacten übersendete. 

Von Hrn. Rittmeister Ludvig. v. Rössler war ein ausserordentlicher 
Beitrag von 20 fl., von Hrn. Joseph Lumbe, Director des polytechnischen 
Institutes ein ausserordentlicher Beitrag von 10 fl. C. M. für die Vereins- 
kasse eingegangen. 


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5 


Als Geschenke für die Ve reinssam mlungen wurden durch 

die H. Custoden gemeldet: ; 
‚ Von Hrn. Carl Feistmantel: 20 Stück Trilobiten, 

Von Hrn. Dr. Leopold Forster: 185 Exemplare getrockneler Pflanzen 
aus; der Opiz’schen Tauschanstalt. 

Hierauf folgte der Vortrag des Hrn. Professor. Dr. Reuss über 
Pseudomorphosen, welcher weiter uuten ausführlicher gegeben wird, 

Herr Dr. Wittelshöfer wurde zum ausserordentlichen Mit- 
gliede gewählt. 

Da endlich einem früheren Vereinsbeschlusse zu Folge im Locale des 
Vereines Vorträge über einzelne besonders interessante Par- 
tien der Naturwissenschaften gehalten werden sollen, welche in 

‘ ihrer Form jedem allgemein Gebildeten zugänglich und auf ein grösseres Publikum 
als die Mitglieder der Lotos berechnet wären, so wurde vom Herrn Vorsitzen- 
den angekündigt, dass diese Vorträge zunächst an Freitagen, als an den 
gewöhnlichen Versammlungstagen, jedoch um eine Stunde früher als die Ver- 
sammlung der Lotos selbst, daher von 6—7 Uhr gehalten, und den nächsten 
Freitag den 31. Jänner mit dem von Ierrn Dr. Johann Czermak ange- 
meldeten Cyclus von Vorträgen über „vergleichende Knochenlehre* 
begonnen werden würde. 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Pseudomorphosen in Böhmen. 
Von Prof. Dr. Reuss. » 


Im Vergleiche zu dem grossen Mineralreichthum Böhmens ist die Zahl 

‚ der in diesem Lande bisher nachgewiesenen Pseudomorphosen nicht bedeu- 
tend. Es dürfte jedoch diese Thatsache nicht sowohl in einer wirklichen- 
Armuth an denselben ihren Grund haben, als vielmehr in dem Umstande, 
‚dass ihnen ‚bisher nur von wenigen Seiten die gebührende Aufinerksamkeit 
geschenkt worden ist. ‚Einen Theil der wichtigsten böhmischen Pseudo- 
‚morphosen hat ‚Prof. Zippe schon im Jahre 1832 in den “Verhandlungen 
des böhmischen Museums mit gewohnter Gründlichkeit. beschrieben. ; Seit 
dieser, Zeit hat sich. jedoch ‘diese Anzahl bedeutend vermehrt, wie ‚schon 
eine flüchtige Durchsicht etwas grösserer ‘böhmischer Mineraliensammlungen 
lehrt. Obwohl ein grosser Theil derselben in. dem Blum’schen Werke über 
Pseudomorphosen und. in dem dazu erschienenem Nachtrage erwähnt ist, 
icht ınan „darin "doch. mehrere der erst in der jüngsten Zeit bekannt ge- 
tdenen vergebens, Ein möglichst vollständiges  Verzeichniss derselben 
dürfte daher ‚vielleicht nicht: ganz. ohne Interesse sein. Ich stelle sie nach 
nein Lokalitäten ihres ‚Vorkommens zusammen. An 


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Am mannigfaltigsten sind die Pseudomorphosen, welche die verschie- 
denen Erzgänge und Lager Böhmens darbieten. ’ 

1. Blei- und Silbererzführende Gänge von Piübram. Die dort vor- 
kommenden Pseudomorphosen sind fast durchgehends Verdrängungspseudo- 


morphosen und vorzugsweise haben Schwerspalh und Kalkspath die For- 


men dazu geliefert. Man kennt bisher Afterkrystalle: 


3) Von Quarz nach Schwerspath (Pr. Pr--oo). 
b) Von Quarz nach Kalkspath (meistens R—1. R+o). 


c) Schwefelkies nach Schwerspath (Pr. Pr-+ — Pr, (Pr o)”). 

d) Schwefelkies nach Kalkspath (A—1 Rt+ o). 

e) Brauneisenstein nach Schwerspath. 

f) Braunspalh nach ‚Schwerspath.. 

g) Braunspath nach Kalkspath ((P)?). 

Letztere zwei sind gewöhnlich blosse Ueberrindungspseudomorphosen 
mit- zuweilen sehr glatilächigen Krystalleindrücken ei der untern Fläche. 

2. Bleierzgänge von Mies. 

a) Umwandlungspseudomorphosen von Pyromorphit. nach Bleiglanzhe- 
xaedern, 

b) Verdrängungspseudomorphosen von Quarz nach Kalkspath, von Quarz 
nach Bleiglanzwürfeln und von demselben Minerale nach Barytokalzit. 

3. Erzgänge von’ Joachimsthal. 

Sie haben trotz ihres grossen Reichthums an schönen Mineralien nur 
sehr wenige Pseudomorphosen dargeboten, und zwar: 

a) Von Braunspath nach Kalkspath.. 

b) Von Eiserktes nach Rothgiltigerz. 

e) Von Strahlkies. nach Sprödglaserz, 

4, Erzgänge, von Weipert. Nebst andern schönen Mineralien wie; 
Silberglaserz.: (H. O.),  gediegen Kupfer, . Schwerspalh.. in. . graulichweissen 


zollgrossen Krystallen von der Form: P—oo. Pr. Pr. Pr-koo. P-H-co und 
weingelben : Flussspathhexaedern hat sich auch in der jüngsten Zeit eine 
schöne Pseudomorphose vorgefunden. Auf einer 2'/, Zoll grossen‘ Stufe 
'— einem Gemenge von weingelbem Flussspath, Bleiglanz und Schwefelkies — 
sitzen ausser einigen Würfeln des genannten Flussspalhes und sehr kleinen 
gehäuften Schwefelkieskryställchen an und über einander gedrängt die 3 —4 
grossen Afterkrystalle.. Sie sind niedrig, ‚tafelförmig und stellen die Kom- 
bination eines sehr stumpfen Rhomboeders (wahrscheinlich R—?2) und des 
Prismas R+-co dar. Die Rhomboederflächen sind durch Abrundung in eine 
einzige konvexe Fläche zusammengeflössen und dabei "malt, sehr fein- 
drusig; die Flächen des Prismas dagegen glatt und glänzend. Die Form 


slimmt ganz mit jener mancher 'Rotheiltigerzkrystalle_ von ' Joachimsthal - 


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überein, Die sie’ zusammensetzende Masse ist aber Silberglaserz von der 
gewöhnlichen Farbe; stellenweise erscheint die Oberfläche jedoch. theils 
stahlfarbig , tleils taubenhälsig bunt angelaufen. Es muss hier durch Ver- 
lust von Arsensitber eine Umwandlung des Rethgilligerzes in Silberglanz 
Statt gefunden: haben. ‘Die interessante Stufe. befindet sich in der schönen 
Sammlung des Herrn Ilofrathes Ritters v. Sacher, 

5. Auf den bleierzführenden Gängen von Bleistadt ‚sind Verdrängungs- 
pseudomorphosen von Quarz‘ und von Brauneisenstein nach  Pyromorplit 
vorgekommen. 

” 6. Von den Eisenerzlagern ‘von Presnitz sind die Umwzndlungspseu- 
domorphosen von Rotheisenstein nach. Eisenspath schon seit längerer Zeit 
bekannt. In der jüngsten Zeit wurden aber auch grosse und interessante . 
Umbildungen von Kalkspath in Braunspath gefunden, Das von mir unter- 
suchte . Exemplar verdanke ich ebenfalls der. gütigen Mitikeilang des Hrn. 
Hofrathes v. Sacher. Es ist 4'/,“ lang und hat ‚zur Unterlage ein, grün- 
liebgraues, ‚feinkörniges Hornblendegestein. Dasselbe wird von einer 1 bis 
°/,“ dicken Rinde blasslleischrothen , feinkörnigen Braunspathes , überdeckt, 
die zahlreiche mit kleinen Braunspathrhomboedern  ausgekleidete_ unregel- 
mässige Höhlungen wahrnehmen lässt. Nach ‚oben endigt sie in 0,5— 0,75” 
‚grosse Krystalle, welche Kombinationen ErieÄer Rhomboeder, zweier Skalenoe- 
übereinstimmen. Eine; genauere Bestimmung. der ‚Krystaliform ist nicht möglich, 
weil sie , grossentheils durch die gleich näher zu, beschreibende Rinde ver- 
deckt sind. Der Masse nach bestehn sie, wie man sich auf dem, Querbruche “ 
überzeugen kann, aus demselben feinkörnigen,  drusigen, blassrothen Braun- 

spathe. An der Oberfläche sind sie mit einem sehr dünnen Häutchen. äusserst 
‚feintraubigen Manganoxydhydrates überzogen. , Wo dieselbe. weggesprengt ist, 
was ‚ohne Schwierigkeit geschieht, zeigt es sich, dass die. Flächen der ‚Pseu- 
en. eben, die Kanten ziemlich scharf sind, ; 

‚Das Ganze wird wieder von einer, bis 0,75 dicken Rinde desselben 
eehroihen Braunspathes verhüllt, die sich von ihrer Unterlage leicht ab- 
en "Jässt. In der unmittelbaren Nähe der Pseudomorphosen ist die 
Braunspathhülle fest und von elwas gröberem Korne. Der Oberfläche näher 
stellt sie aber eine ganz lockere, beinahe schwammige Zusammenhäufung sehr 

y iner. Braunspathrhomboeder. dar. 

x Auf der ‚Oberfläche der, eben ‘beschriebenen Braunspalhrinde ‚entdeckt 
1 mittelst der Loupe endlich- noch  zerstreute, sehr ‚kleine Kalkspathkryställ- 
) R—1. R-+-co) und winzige Häufchen mikroskopischer Schwefelkies- 


eh, Erwägt man ‚die chemischen . Prozesse, welche hier vorgegangen. sein 
müssen, etwas näher, so ergibt es sich, dass die unterste, die grossen Kry- 


% 


8 


stalle bildende Schichte früher unzweifelhaft aus Kalkspath bestanden habe 
welcher durch -Aufnahme von kohlensaurer Magnesia sich allmälig in. Braun- 
spath umwandelte. Und zwar betraf diese Umbildung nicht nur die Kry- 
stalle des Kalkspathes, unter deren täuschenden Form man jetzt den Braunspath 
verhüllt sieht, sondern auch die sie tragende derbe Masse. Die bei diesem 
Prozesse nothwendig ausgeschiedene kohlensaure Kalkerde dürfte in Verbindung 
mit dem noch fortwährend zugeführten Magnesiakarbonat Gelegenheit zur Bil- 
dung der die Pseudomorphosen bedeckenden Braunspathrinde gegeben haben, 
so wie auch die auf ihr zerstreuten Kalkspathkryställchen gewiss aus dieser 
Quelle ihre Entstehung ableiten. Der gleichzeitigen Ausscheidung eines Man- 
gangehaltes verdankt der dünne Ueberzug von Manganoxydhydrat seinen Ur- 
sprung. : 

7. Bei Merklin im Pilsner Kreise wurden vor Kurzem Pseudomor- 
phosen von kohlensaurem Zinkoxyd nach Kalkspath entdeckt, Auf einer Unter- 
lage von grosskörnig zusammengesetzter Zinkblende beobachtet man eine 
0,75—1,0‘ dicke sehr poröse, beinahe schwammige, erbsengelbe Galmeimasse, 
die nach öben in zahlreiche auf- und nebeneinander gehäufte 0,25 bis 0,34 
grosse Krystalle von der Form: R—1 endigt. Sie sind auf ihren beinahe 
ebenen Flächen, welche sich in vollkommen scharfen Kanten schneiden, 
äusserst feindrusig. Im Innern sind sie theils ganz hohl, theils mit derselben 
schwammigen, in den grösseren Höhlungen feintraubigen Masse ausgefüllt. 
Einzelne derselben bestehn"“nur aus einer kaum mehr als papierdicken Schale, 


8. Weit reicher an Pseudomorphosen, als die bisher betrachteten Loka- 
litäten, sind die böhmischen Zinnerzlagerslätten, besonders jene von Zinnwald. , 
Hier tritt vorzugsweise der in so reicher Fülle vorhandene Quarz vielfach 
als verdrängende Substanz auf, und zwar nach Flussspath, Spatheisenstein, 
Tungstein, Weissbleierz und Glimmer. Der Speckstein erscheint als Pseudo- 
morphose nach Pyknit, das Steinmark nach Flussspath., Als Umwandlungs- 
pseudomorphose zeigt sich nur Tungstein nach Wolfram in 1—2'’ grossen, 
ziemlich glattlächigen und scharfkantigen, im Innern sehr porösen Krystallen 


von der bekannten, Form: Pr—1. — Pr—1. Pr. Pro. P-+oo., aufge- 7 
2 2 | 


ferten bisher Afterkrystalle von Braunspath nach Kalkspath, von Steinmark 
nach Topas, und von feinkörnigem, bläulich- oder gelblichgrauem Apalit nachl 
einem noch unbekannten Minerale, dessen Formen dem hemiorthotypen Kry- 
stallsysteme angehören. Sie sind an dem oben angeführten 'Orle von Hrn. 
Prof, Zippe schon ausführlich beschrieben worden. 

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die 
orale‘ betrifft. Sie dürfte von um so grösserem Interesse sein, als sie eines 


- der seltenen‘ Beispiele bietet, wo die Zerstörung nicht unregelmässig vor sich 


9 


Endlich muss noch eines weissen steinmarkähnlichen Minerales Erwähnung 
geschehn, das gan& nach Art des begleitenden Karpholithes in feinfaserigen 
sternförmig auseinander laufenden Partien vorkömmt und wohl als eine Pseu- 
domorphose nach dem genannten Minerale betrachtet werden muss. 

10. Aber nicht nur in den Drusenräumen der verschiedenen Erzgänge 
hat man Pseudomorphosen angetroffen, sondern auch eingewachsen in mannig- 
fachen Gebirgsgesteinen, 

Der im Glimmerschiefer des Dillenbergs vorkommende Andalusit hat 
stellenweise eine mehr weniger tief eindringende Umbildung in Glimmer er- 
litten, Die im Granite von Karlsbad, Elbogen, Marienbad u. a. O., so wie 
im Porphyre von Teplitz eingewachsenen Feldspathkrystalle sind häufig mit 
Beibehaltung ihrer regelmässigen Gestalt in Kaolin umgewandelt. Bei Karls- 
bad kann man an ihnen mitunter auch eine Metamorphose in Speckstein be- 
obachten. 

Die hexaedrischen und prismatischen Eisenkiese verschiedener Formatio- 
nen, besonders der Kreide- und Braunkohlenformation sind sehr 
oft ganz oder theilweise in Brauneisenstein verwandelt. 

In den Braunkohlengebilden des nordwestlichen Böhmens kann man alle 
Umwandlungsstufen des Sphärosiderites in braunen Thoneisenstein verfölgen 
und der grösste Theil der dort so häufigen schaligen Eisennieren verdankt 
einer solchen Pseudomorphose seine Entstehung. Ebenso dürften die in den 
Erdbränden der Umgegend von Bilin, Teplitz und Karlsbad so verbreiteten ro- 
ihen stenglichen Thoneisensteine, ja selbst die hier und da darin vorfindigen 


Magneteisensteine aus Sphärosiderit hervorgegangen sein; nur war das ein- 


wirkende Agens und der Umbildungsprozess von anderer Art. “Auch den 
Eruplivgesteinen , besonders den Basalten fehlen die Psetdomorphosen 
nicht ganz, Es sind vorzüglich die in diesen Gesteinen so heimischen Augite, 
Amphibole, Olivine und Glimmer, welche solchen Umbildungen unterlegen sind. 
Am Wolfsberge bei Cernosin findet man Hornblendekrystalle in Jaspis ver- 
wandelt, an vielen Punkten des Mittelgebirges aber in eine hyacinthrothe, 


specksteinartige Masse. In einem Basaltgange am Hradist bei Bilin ist der 


Augit in Cimolit, der Olivin in ölgrünen Speckstein übergegangen. Der bei 
kannte Rubellan von Schima lässt nicht selten OR DA FRRIN eine Veränderung in 
Speckstein wahrnehmen. — 

Im Anhange muss ich hier noch einer eigenthümlichen Erscheinung Er- 
wähnung thun, welche zwar keine vollkommene Pseudomorphose, wohl aber 
der Bildung derselben vorangehende Zerstörung eines krystallisirten Mine- 


‚geht, sondern mit der -Bildung krystallographisch regelmässiger Gesellen ver- 
ER ist, 


u. ; 


Lange bekannt sind die meist nur auf einer Seite mit einem mehrere 
Linien dicken Ueberzuge körnig zusammengeselzten, auf der Oberfläche drusi- 
gen, gelblichen oder röthlichen Braunspathes‘ bedecklen Schwerspathkrystalle. 
In der jüngsten Zeit sind sie in der Annagrube auf dem Franeiseigange in 
besonderer Schönheit vorgekommen. Sie erreichen mitunter eine Länge von 
3— 4‘ bei verhältnissmässiger Breite, und zeigen gewöhnlich‘die Krystallform : 


Pr. Pr--o. P-+-o2, wobei die Flächen der makrodiagonalen Zone vor- 
wiegend entwickelt sind. Nicht selten sind die gelblich-, graulich- oder röth- 


lichweissen Krystalle noch vollkommen erhalten, und wenn man sie mit Gewalt - 
entfernt, findet man die untere Fläche des Braunspathmantels, welche mit ihnen . 


in unmittelbarer Berührung steht, ganz ‚eben und ziemlich glatt, 


Aber nicht immer befinden sich die Schwerspathkrystalle in einem so 
vollkommenen Erhaltungszustande. Oft ist ein grösserer oder kleinerer Theil 
derselben durch irgend einen chemischen Zerslörungsprozess, dessen. Erklä- 
rung freilich schwierig sein dürfte, verschwunden. Wie gross der verloren 
gegangene Theil sei, lässt sich sehr leicht nach dem leeren Raume, ‚den nun 
der Hohlabdruck des Krystalles in der Braunspalhrinde darbietet, bemessen. 
Betrachtet man die Flächen des Krystalles, an denen der Substanzverlust Statt 
gefunden hat, genauer, so findet man dieselben ‚nicht mehr vollkommen, eben, 
sondern mit, sehr verschiedenartigen Erhöhungen und Vertiefungen bedeckt. 
Zuweilen sind dieselben nur sehr gering und die Krystallflächen erscheinen 
dann mit breiten, sehr niedrigen, äusserst. fein wellenförmig gestreiften läng- 
lichen, :narbenähnlichen Erhöhungen bedeckt, welche sich alle nicht nur unter 
sich, sondern auch mit der Fläche des Krystalles in paralleler Stellung. befin- 
den und einen fettigen Glanz besitzen, so dass die ganze Fläche dem freien 
Auge wie gewässert erscheint. Die zwischen diesen Erhöhungen befindlichen 
sehr seichten Vertiefungen bieten aber schmale, ganz glatte spiegelnde Flächen 
dar, welche ebenfalls alle einer und derselben Richtung folgen. Derselbe Pa- 
rallelismus iritt noch deutlicher hervor, wenn die ‚Zerstörung tiefer einge- 
 drungen ist, die Erhabenheiten daher weit bedeutender sind. Sie sind auch 
in diesem Falle von regelmässigen Krystalllächen begrenzt und stellen daher 
an einem Ende mit dem grossen Krystalle zusammenhängende kleine Krystalle 
dar, welche alle eine parallele Richtung beobachten. Nur -einzelne der Flächen 
erscheinen mehr weniger zugerundet und dann. ebenfalls eigenthümlich, fetlig 
glänzend, 

Mitunter ist die. Zerstörung so- weit vorgeschrilten,, dass von ‚dem ganzen 
grossen Krystalle an dem einen Ende nur ein kleiner Theil übrig geblieben ist. 


Wie gesetzmässig das Fortschreiten dieses Zerslörungsprozesses sei, lehrt 
noch eine andere Erscheinung, welche man an diesen Krystallen wahrnimmt. 
Zuweilen ist nämlich eine Schichte des Krystalles noch theilweise erhalten, 
während die darunter liegende ganz verschwunden ist, Sie ist nun brücken- 


| | 11 


_ arlig über den noch unversehrten Theil, mit dem sie an einem Ende fest 
zusammenhängt, gespannt, überdiess äber noch von Löchern vielfach durch- 
brochen und am freien Rande mit vielen Zacken und Spitzen besetzt, gerade 
wie man es nach eingetretenem Thauwetter an der dünnen, theilweise schon 
durchfressenen und zerstörten Eisdecke eines Wassergrabens bemerkt. Aber 
alle die erwähnten Spitzen und Zacken sind von Krystalllächen begrenzt, de- 
ren entsprechende sowohl unter sich, als auch denen des Hauptkrystalls pa-. 
rallel sind. Es unterliegt also keinem Zweifel, dass die Zerstörung hier nach 
krystallographisch regelmässigen Linien, Flächen und Winkeln vor sich gegan- 
gen ist und daher zur Bildung neuer, regelmässiger Gestalten geführt hat, — 
eine Erscheinung, die in weit grossartigerem Massstabe dasselbe darbietet, 
wäs man zuweilen an in feuchter Luftlangsam abfliessenden Steinsalzhexaedern 
im Kleinen bemerkt, an derer Kanten nemlich durch das Abfliessen die Flächen 
‚eines hexaedrischen Trigonalikositetraeders (Tetrakishexaeders) zum Vorschein 
'konimen. 

Der erwähnte Zerstörungsprozess scheint übrigens auch auf die Braun- 
spathhülle der Schwerspathkrystalle nicht ganz ohne Einfluss geblieben zu sein, 
Denn da wo durch das Verschwinden des Schwerspathes die untere Fläche der 
Ersteren entblösst worden ist, sehen wir sie nicht mehr glatt, sondern von 
zahllosen schmalen, dicht an einander gedrängten Furchen durchzogen, Aber 
‘auch’ diese 'haben alle eine unter einander und den’ Erosionsverliefungen des 
'Schwerspathkrystalles parallele Richtung. 


Das natürliche Pflanzensystem als Stuffen- und Kreissystem 
nach Linneischer Methode; dargestellt 


von Prof. Ign. Ferd. Tausch *) 


ern: Mitgetheilt von P. M. Opiz. 
- ik + 


nV 


Das natürliche Pflanzensystem, wie es bis jelzt besteht, hat noch. im- 
mer; nicht die allgemeine Brauchbarkeit des Linneischen Systems, und steht i 
in-dieser Hinsicht demselben noch weit nach, und. der einzige,, Grund -.hievon 
scheint darin zu liegen, dass man die Klassen und Ordnungen desselben. noch 
„nicht genau ausgemittelt hat. Diess zu bezwecken, ist die Absicht dieses 

 Aufsalzes, es ist aber nölhig erst einige, allgemeine Betrachtungen über. das 

 aetürliche System vorauszuschicken, Unter natürlicher Klassifikation hat. man nicht 
allein die Zusammenstellung der in einzelnen Haupteharakteren der Fruktifika- 
‚ion, und wo pöglich im Habitus übereinstiimmenden Formen zu yersichen, wie 


en 
Ua Bi = v . 
ee Eine SRRGE erschien von M, D. Jos, Opiz im „Casopis a en 


12 


bisher allgemein angenommen, und aus den bisher erschienenen naturklassli- 
chen Werken a facto zu ersehen ist, sondern sie muss zugleich zeigen, 
wie sich alle diese Formen zu einem identisch Ganzen alsshliessen, -oder ver- 
binden, und in ihrer Mehrheit zugleich als Einheit sich darstellen, Da dieses 
aber nur allein durch eine kreisförmige Entfaltung, oder Stellung der einzel- 
nen Formen bezweckt werden kann, so muss der Kreis für. die. wichtigste 
Grundstütze aller natürlichen Klassifikation angenommen werden, und. der Kreis 
allein ist auch der einzige und richtigste Probierstein. derselben. Ein ‘System, 
das seine Abtheilungen in. Kreisen darstellt, kann ein Kreissystem, genannt 
werden, und das erste dieser Art, wenn es in seinem Entstehen auch noch so 
unvollkommen wäre, muss für diese Zeit als das vollständigste gelten. Die Sy- 
steme, die wir bisher erhielten, sind alle Stufensysteme, die entweder mit 
dem Niedersten beginnen, und bis zu dem Höchsten hinaufsteigen, oder ein 
umgekehrtes Verfahren zeigen, und dass ein solches Stufensystem möglich. sei, 
unterliegt keinem Zweifel, jedoch kann es nur richtig sein, wenn es zugleich von 
e'nem Kreissysteme, welches gleichsam die Kontrolle desselben ist, bestätigt wird ; 
denn ohne Kreissystem ist alle natürliche Klassifikation nur ein Herumtappen im 
Finstern — ein blindes Rathen — und darin allein liegt der Grund des vewigen 
Schwankens und Rührens mit den Gattungen und Familien. Bei dem Kreissy- 
steme entwickelt die Natur schrittweise - das Niederste bis zu dem Höchsten, 
und kehrt schrittweise wieder bis zu dem Niedersten zurück, und. schliesst ‘sich 
dadurch zu einem vollkommenen Ganzen ab, wobei sie ihr Höchstes stets in 
den Mittelpunkt stellt, und diess findet nicht nur im Verlaufe des ganzen Sy- 
stemes, sondern auch in jeder Klasse, in jeder Familie, und in jeder grösseren 
Gattung slatt, was uns um so naturgemässer erscheinen muss, da man augen- 
scheinlich sieht, dass die Natur- hier in ihrem Schaffen überall nach gleichen 
Gesetzen obwaltet, Jeder Kreis hat demnach sein Vollkommeneres und Un- 
vollkommenes, und so z.B, gehören Farrenkraut und Moos, obgleich schon 
viele Systematiker. dagegen geeifert haben, einer und derselben Klasse an, 
aber man würde schr irren, wenn man das Höchste einer tiefern Stufe oder Ab- 
theilung an das Niederste der höheren Stufe anreihen wollte, da es im Pflanzen- 
eben so wie im gemeinen Leben ergeht, dass sich nur ‘Gleiches an Gleiches 
‚anschliesst. Wird das Kreissystem angenommen, so wird die jetzt an der Ta- 
-gesordnung stehende Gattung- und Familienfegerei bald aufhören, wenigstens 
nicht ohne hinreichenden Grund vorgenommen werden;, indem durch den Kreis 
allein bestimmt dargethan werden kann, was Gattung, was Familie ist. 

Jede grössere Gattung muss sich durch ihre Unterabtheilungen als Kreis 
bewähren, und nur das, was im Kreise nicht zu unterbringen ist, muss 
davon getrennt werden. In diesem Sinne habe ich schon die Gattung Galium 


und Erica dargestellt, und ich hoffe, dass man mich erst jetzt verstehen wird. 


So muss auch jede Familie sich in ilren Abtheilungen als Kreis beweisen, 


Eau 


13 


auch das habe ich bereits bei den Umbelliferis dargelhan. Wie wichtig der 
Kreis hier ist, und wie erst durch ihn die Selbstständigkeit der Familien erwie- 
sen werden kann, könnte ieh durch vielfache Beispiele erläutern, wovon ich nur 
"folgendes anführen will. Jus ieu begreift unter seinen Coniferis und Amen- 
taceis verschiedene Pflanzen, die aber unter einem allgemeineren Charakter, 
wie in Jussieu gegeben, auch füglich beisammen bleiben können. Die neueren 
Systematiker haben diese beiden Familien in mehrere zerfällt, führen diesel- 
ben aber hinter oder nebeneinander auf, in welchem Falle es aber wirklich 
gleichgültig ist, ob man selbe zertrennt, oder unzertrennt unter ihrem allge- 
meinerem Charakter beisammen gelassen hätte; tritt nun aber das Kreissy- 
stem auf, und zeigt, dass diese abgetrennten Familien nicht neben einander, 
sondern in ganz verschiedenen Abtheilungen einer und derselben Klasse, stehen 
müssen, so müssen sie abgetrennt werden, und erscheinen erst jetzt als wirklich 
begründete Familien. So wie jede Familie, muss sich jede Klasse, und alle Klas- 
sen zusammen als Kreis bewähren, und bei einem einst vollkommen erlangten 
Kreissysiene wird man ausrufen können: Eece circulum, et cireulos in circulo, 
hine et unitaten in multitudine, et veritatem! Das Kreissystem hat noch den 
höchst wichtigen Vorzug, dass es die vielfachsten Berührungspunkte darbietet, 
woraus sich die vielfachen Verwandschaften der Familien erkennen und er- 
klären lassen, so z. B. wird man sehen, wie eine Chara einerseits mit einer 
Conferva, anderseits mit einem Equisetum , wie ein Equisetum einerseits 
mit einer Casuarina, anderseits mit einer Proteacea in Berührung treten können, 
ohne dass man nöthig hätte dieselben mit Reichenbach in eine Klasse zusam- 
menzustecken. ‘Der höchste Gewinn aber, den uns das Kreissystem gewährt, 
besteht darin, dass es uns einen bestimmten Weg vorschreibt, den wir bei 
der Klassifikation jeder Art einzuschlagen haben, auf welchem, wenn er 
richtig betreten wird, wir nie fehlen können, und uns zugleich zeigt, was 
und wie viel trotz der vielen Leistungen der neueren Zeit noch zu leisten 
übrig ist, und dass diess wirklich sehr bedeutsam sei, geht daraus hervor, 
dass man alle Familien neuerlich überarbeiten muss, indem die bisherigen 
Darstellungen derselben der Tendenz eines Kreissystemes nicht entsprechen: 
Das Eintheilungsprincip, worauf ein System zu’ gründen ist, kann ver- 
schiedenartig sein, und es lässt sich sogar annehmen, dass, da die Natur ewig, 
und daher auch unerforschlich ist, es eben so- viele Systeme geben könne, 
als es Charaktere an den Pflanzen gibt, und dass’ die bereits versuchten Sy- 
-  steme,. die. nicht vollkommen ihrer Tendenz entsprechen, doch möglich seien, 
iR und dass selbe nur noch nicht erschöpfend ergründet wurden. ' Dass aber alle 
Systeme nicht von gleichem Werthe sein können, versteht sich von selbst, 
dardie ‚Charaktere selbst unter einander von verschiedenem Werthe sind ; über- 
_ haupt aber verdient dasjenige den Vorzug, welches auf einem der wichtigten, 
und zugleich leicht sichtbaren Theile der Pflanze gebaut ist, wodurch es 


ET x - 


14 ‘ 


allein allgemein brauchbar werden kann; so ist das Jussieuische System schon 


mit grossen Schwierigkeiten verbunden, die Samenlappen in den oft so klei- 


nen Samen aufzusuchen, so ist das Schultzische System nach der innern Struk- 
tur der Pflanzen, obwohl an und für sich gar nicht zu bezweifeln, nicht leicht 
anwendbar, weil dieselbe nicht immer leicht und genau zu erkennen ist, und 
sich immer nur deutlich in vollkommeneren holzarligen Gewächsen unterschei- 
den lässt, und weil man bei der Möglichkeit eines andern Systemes, welches 
auf einen leicht sichtbaren und wichtigen Theil der Pflanze gebaut ist, auch 
annehmen kann, dass die Natur als Allmeisterin gewiss auch als die weise- 
ste Baumeisterin gleichwichtige Organe auf gleichwichtigen Untergrund ge- 
baut habe. Wer auf alle Charaktere der Pflanze zugleich ein System gründen 
wollte, der würde einen Unsinn hervorbringen, denn zu was hätte die Natur 
so verschiedenarlige Charaktere gegehen, wenn sie durch alle nur ein und 
dasselbe hätte bezwecken wollen. 

Das System muss bestimmte und deutlich zu unterscheidende Klassen 
haben worin uns Jussieu bei seinem : Systeme mit einem herrlichen Vorbilde 
vorging, ‘welches De Candolle, der als Heros aller Pflauzenmonographen un- 
streitig berühmteste Mann ausser Acht gelassen, indem er die Klassen dieses Sy- 
stemes beinahe nur auf die Grundabtheilungen des Systemes selbst restringirte, 
wodurch es geschah, dass seine Klassen beinahe unübersehbaren Massen 
gleichen, welche man: staffenweise oder mit systemalischem Auge zu über- 
blicken nicht im Stande ist, und wodurch das Aufsuchen einer Pflanze 
äusserst erschwert wurde, Eben so auffallend ist es, dass im Reichenba- 
chischen - Systeme die Schwämme, Flechten und Algen isolirte Klassen bil- 
den, da diese Familien doch so nahe verwandt sind, dass es Noth thut 
eine‘ Definition zu finden, selbe von einander zu nnterscheiden, während in 
dessen Klasse der Synchlamydeae wieder die in ihrer ganzen Natur verschieden- 
artigsten Pflanzen zusammengestellt wurden. 

Jede Klasse muss wo nothwendig in bestimmte Ordnungen getrennt 
werden, da aber Jussieu als Begründer des natürlichen Systems unter Ord- 
nungen die sogenannten natürlichen Familien begreift, so bin ich der. Mei- 
nung, dass man hiedurch Jussieus Andenken ehren, und dabei bleiben müsse, 
und dass man die sogenannten Linneischen Ordnungen Unterklassen, subeclasses, 
nennen könne. Diese Unterklassen sind nicht immer absolut nothwendig, 
aber zur leichteren Uebersicht der einzelnen Klassen sind -sie sehr dienlich. 

Die abweichenden Formen, die in jedem Systeme vorkommen, sind 
in «der Natur selbst. begründet, und diess lässt sich schon daraus entneh- 
men, dass die Natur bei ihrer unendlichen Grösse und Mannigfaltigkeit nicht 
nach einem, sondern nach vielen Systemen klassifizirt, und erkannt werden 
will, und dass ‚daher oft das, was in einem Systeme als abweichende Form 
erscheint, bei einem andern nothwendig sein kann; übrigens sind diese Ab- 


ee rn 


15 


weichungen gerade für ‚den Systematiker höchst wichtig, und sie können 
ihm über das Woher und Wohin der Natur manchen Aufschluss geben, und 
man konn sie auch oft je nach der Stellung des Systems als ein Wieder- 
holen, gleichsam Anheben, oder als ein Vorgreifen erkennen. 

Da uns der unsterbliche Linne schon die herrlichste Metamorphose 
der Pflanzen kennen lehrte, und die Blume für einen Schmetteriing erklärte, 
die also demnach so wie dieser als der entwickeltste und vollkommenste Theil 
der Pflanze angesehen werden muss; so halte ich dafür, dass sich auch die 
höchste Klassifikation der Pflanzen auf diesen Theil gründen könne und müsse, 
und. dass dieselbe, da überhaupt keine Klassifikation ohne Zuziehung der 
Blume stalt finden kann, dadurch ungemein erleichtert werde, indem sich das 
Eintheilungsprincip zugleich schon in der Blume ‚mit repräsentirt, und doch zu 
den: leichter sehbaren Charakleren ‘gehört. Abgesehen von der Metamor- 
phose. Linue’s kann uns selbst die Analogie des Thierreiches dahin führen, 

- Da sich nämlich grosse Aelinlichkeiten zwischen dem Thierreiche und  Pflanzen- 
reiche vorfinden, so lässt sich muthmassen, dass die Thiere als weit vollkom- 

- mener organisirte Wesen erst den Pflanzen. nachgebildet ‘wurden, und dass 
sie demnach als solche, da man immer sicherer von dem Vollkommenen auf 
das Unvollkommene, als umgekehrt schliessen kann, auch einen sicheren Auf- 
Schluss über die Pflanzen selbst geben dürften. Geht: man von diesem Gesichts- 
punkte aus, so ergibt sich auch, dass man-die Klassen des Thierreichs mit 
denen des Pflanzenreichs vergleichen kann. Da sich das Thier durch seine 
Reizbarkeit vorzüglich auszeichnet, so verdieneu auch die Organe, vermöge 
welchen selbe das Thier am auffallendsten -äussert, eine besondere Würdi- 
gung, und zwar sind diess die Gliedmassen desselben. Bei der Pflanze ver- 
treten die Stelle dieser Gliedniassen einzig die reizbaren Staubgelässe der 
Blume , und es können demnach die Pflanzen nach ihren Staubgefässen eben 
so natürlich. .klassifizirt werden, wie die Thiere nach ihren Gliedmassen. Man 
hat zwar bei dem Thierreiche diese ältere Klassifikation bei Seite gesetzt, 
‚oder vielmehr nur einer andern, der von der innern Struktur des Körpers unter- 
- geordnet; indessen lassen sich auch die Thiere darnach vollkommen klassiliziren 
_ und es gilt auch bei dem Thierreiche, ‘wie im Pflanzenreiche, dass es mehrere 
Systeme geben könne, was nur von der Grösse und Manuigfaltigkeit der Natur, 
sich auf verschiedene Art erkennen zu lassen zeugt. ‘Nun dürfte mancher meinen, 
ä wie es möglich sei, diese alte Methode, die Thiere nach ihren Gliedmassen zu klas- 
 siliziren, wieder in Anregung zu bringen, da es doclhı viele unter den vollkommene- 
pniBhicren, z. B. Reptilien gibt, die keine Gliedmassen ‚haben; aber bei näherer 
suchung wird man finden, dass die Natur gerade diesen Thieren gelenkig ein- 

selzte Zähne gab, die hier. offenbar die Stelle ‘der! Gliedmassen vertreten. 
mer Tbiere entweder mit vollkommen artieulirten Gliedmassen versehen 
sind, oder ihnen dieselben gänzlich mangeln, oder nur undeutlich ausgebildet 


16 


oder blos angedeutet sind, haben die Pflanzen auch entweder deutlich ausge- 
bildete Stau bgefässe, Eustemones, oder höchst zweifelhafte, oder keitie, . 
Amphisbetostemones, oder Astemones, und die ersteren sind die Phaeno- 
game, die letzteren die Cryptogamae Linn. und es gibt duch wirklich im Pflanzenrei- 
che keinen sichereren und leichteren Eintheilungsgrund, als diesen Linneischen, was 
schon De Candolle selbst dadurch zugestanden hat, dass er dieses Linne’sche 
Eintheiluagsprincip wenigstens dem Jussieuischen unterordnete. Zwar hat Hedwig 
sich sehr bemüht, die Staubgefässe dieser Cryptogamae aufzusuchen, und dar- 
zuthun, worin er wieder mehrere neue Anhänger gefunden hat; indessen kann 
man ‘diese aufgefundenen saftigen Kolben einiger, kaum mit den Antheren 
der- ‘vollkommenen Pflanzen vergleichen, vielweniger denselben eine gleiche 
unmittelbär befruchtende Verrichtung zugestehen, obwohl sie vielleicht durch 
eine polarisirende Absonderung der Säfte zur Entwickelung der Früchte bei- 
tragen können, und man kann sie daher mit Sprengel höchstens nur Schein- 
antheren nennen; indessen lässt das gleichförmige Vorkommen derselben zwi- 
schen gegliederten Saftfäden, wie‘.das der wahren Fruchtknöten, und. selbst 
die kolbige Gestalt wenigstens müthmassen, dass sie auch aborlirte Frucht- 
knöten vorstellen dürften. Die staubartigen oder körnigten Absonderungen 
anderer hat man für Keimkörner erkannt. Dass man die zweifachen Frucht- 
behältnisse einiger wie bei Lycopodium, Isoetes zum Theil für Staubbeutel er- 
klären will, davon soll später an seinem Orte die Rede sein, 

Die Amphisbetostemones entsprechen vollkommen den Acotyledonen 
- Juss. und ihr Hauptcharakter ist, dass sie keine wahren Staubgefässe, keine 
Blumen besitzen, und dass sie innerhalb Öder ausserhalb ihrer Substanz ver- 
schiedenartige Behältnisse hervorbringen, in welchen sie Samen, die man zum 
Unterschied von den vollkommeneren durch zweifache Befruchtung hervorge- 
gangenen Samen der Eustemones Sporen genannt hat, tragen, und noch über- 
diess öfters Keimpulver hervorbringen, Da es die Haupttendenz dieser Pflan- 
zen ist, Samen zu erzeugen, kann man sie auch Samenpflanzen nennen. 
Sie entsprechen der Klasse der Würmer Linn., mit denen man sie füglich ver- 
gleichen kann. 

Die Eustemones zerfallen in 2 Abtheilungen, und zwar sind ihre Staub- 
gefässe untergeordnet, Hypotactostemones, oder sie sind selbstständig, 
Idiostemones, die ersteren entsprechen den Monocotyledonen Juss, die 
letzteren den Dicotyledonen. | 

Die Hypotactostemones haben ihre Staubgefässe an die Grundzahl 3, 
und eine bestimmte Stellung und Blumendecke gebunden, und die mit einer wahren 
Blumendecke versehenen stimmen auch mit der im Pistille vorherrschenden 
Grundzahl 3 überein. Die Grundzahl 3 wird nur durch sich selbst durch Zu- 
gabe oder Wegnalhme verändert, als 3, oder häufig 34-36, oder selten 
6-+3—9 oder 9-4+3—12, selten bis 18 und dann auch bis viele, oder 


17 
3-1, —2, 6—Y,—4, 12—/,—8, oder endlich 3—°/,—1. Sind die Blu- 
men nackt oder mit einer kleinen undeutlichen Scheide versehen, so sind sie 
meistens 1-männrig, und stehen von den Q Blumen entfernt in den Blatt- 
achseln zarter Wasserpflanzen, oder es stehen viele nackte, 1-männrige Blu- 
men zusammengehäuft auf Kolben, und zwar von den @ entfernt, oder um 
dieselben herumgestellt. 
Ist eine Blumendecke zugegen, so besteht dieselbe entweder aus 1 oder 
mehreren 2—4—6 Schuppen, die meistens trocken spelzartig, und oft in 
ährenförmige Kätzchen und Kolben angereihet sind, oder die Blumendecke ist 
 symetrisch, 6- selten 3—4—8 theilig, oder —blättrig, selten kelchartig, 
meistens in allen Abtheilungen, oder in den 3 inneren korollinisch, und trägt 
3, meistens 6, selten 9—12— co Staubgefässe auf ihren Abtheilungen, oder 
am Blumenboden, die 4- oder 8-theilige hat stets gleichzählige Staubgefässe, 
oder die Blumendecke ist unsymetrisch 6-theilig, kelchlos, oder mit einem 
3-theiligen, oder 2-lippigen Kelch versehen, von den Lappen der Blumen- 
decke bilden 2, häufiger nur ein Lappen eine den übrigen entgegengesetzte 
höchst ausgezeichnete Lippe, und die Staubgefässe derselben 2 oder 3 oder, 
6, wovon manchmäl einer verkümmert, am häufigsten aber nur 1 stehen am 
Grilfel, oder hängen mit den innern Biumenlappen zusammen, Bei den mit 
wahren Blumendecken versehenen ist der Fruchtknoten in jener Anlage 
3-lappig, oder mit 3 Griffeln, oder 3 Narben oder 3-lappiger Narbe versehen, oder 
wo das Pistill von der Dreizahl abweicht, stimmt es mit den Staubgefässen 
oder Lappen der Blumendecke überein. Man kann die Hypotactostemones im 
 Gegensalze zu den Amphisbetostemonen oder Samenpflanzen auch füglich 
 Blumenpflanzen nennen, da die Blumen derselben vor allen anderen in 
ihrer Bildung so besonders ausgezeichnet sind, dass sie darnach in ihre 
2 Hauptabtheilungen ohne Beiziehung der Frucht sich äusserst leiehbt unterscheiden 
K lassen, und es scheint sogar, dass die Natur diese Pflanzen nicht nach ihren 
ft Früchten und Samen unterschieden haben wollte, wenigstens keinen hohen 
"Werth darein setzte, da sie gegen die übrigen Pflanzen wenig Unterschiede 
. darein legte, und viele gar keine Samen, und statt denen nur Bulbillos her- 
Prerliringen, und hierin allein Penn auch Ir. Grund zu liegen,dass man hei den 


B: Die EN entsprechen der Klasse der Insekten Linn. und 
an n kann es Adi für bipssen Zufall ‚halten dass die Lilie durch ihre 


1e 6 Füsse, 

HEN ii > - . 
Die Idiostemones haben freie nicht untergeordnete Staubgefässe, die an 

ine bestimmte Zahl, und darnach an keine bestimmte Stellung, und Blumen- 


2 


18 


decke gebunden sind, und verschiedenarlige Früchte hervorbringen, Die Zahl 
ihrer Staubgefässe ist sehr verschieden, doch ist die Grundzahl 5 vorherr- 
schend. Da die Blumendecke derselben höchst verschieden ist, so können sie. 
darnach allein nicht in ihre Hauptabtheilungen zerfällt werden, sondern man 
muss ihre Frucht oder Samen hiezu zur Hilfe nehmen, und in dieser Hinsicht 
kann man sie auch Blumen- und Samenpflanzen nennen, und sie 
bilden das verbindende Glied, welches Reichenbach Synthese nenn!, zwischen 
den Samen- und Blumenpflanzen. Sie entsprechen den vollkommen rück- 
gradigen Thieren, bei denen auch die artikulirten Gliedmassen nicht gebunden 
sind, sondern bei jeder Klasse unter anderer und verschiedener Form. er- 
scheinen. So wären nun die 3 Grundabtheilungen des Pflanzenreiches durch 
die Blume gefunden, und die Amphisbetostemones bilden die niederste, die 
Idiostemones die höchste Stufe im Stufensysteme, und obwohl es bei dem 
Kreissysteme im Allgemeinen derselbe Fall ist, erscheint es nur dahin abge- 
ändert, dass sich die höchste Stufe (die Idiostemones), so wie sie. sich auf- 
wärts von ihrem niedersten Punkte bis in ihren Mittelpunkt zum Vollkommen- 
sten entwickelt, eben so wieder rückschreitend abnimmt, dsss sie sich an 
ihrem Endpunkte an die niederste Stufe, die Amphisbetostemones an- 


schliessen kann, 
(Fortsetzung folgt.) 


Ueber den Durchzug der Wandervögel durch Oberägypten. 
Von Brehm. 


Ein Aufsatz der Naumannia, „Der Winter in Aegypten in ornitholo- 


gischer Hinsicht“ von Alfr. Brehm (Sohn) gibt hierüber folgende lebendige ; 


Schilderung: 
„Die Seen am Rande des Meeres im Delta, deren grösster der See _ 
Mimzaleh ist, sind selbst im höchsten . Sommer an Vögeln unendlich reich, 
Von grosser Ausdehnung ist dieser See nur in der Nähe des Meeres, von 
einer Tiefe von ungefähr 8 Fuss, im übrigen aber so seicht, dass er fast, 
überall durchwatet werden kaun. Nach dem Lande zu .endigt er in eine 
Menge Buchten von selten mehr als 1'/, Fuss Tiefe, die sehr schlammig 
sind und eine unzählbare Menge Fische beherbergen. Die neben ihnen lie- 
genden Reissfelder sind überschwemmt und bilden ausgedehnte Sümpfe, denen, 
es auch an Bewohnern nicht fehlt. Die herrlichsten Dattelwaidungen ‚schlies- 
sen das Ganze ein, das so für sich eine eigene Welt, ein wahres Paradies 
für die ankommenden Wanderer bildet. Ende September beginnt der Zug. _ 
Die Pirole sind nebst den Fliegenfängern die ersten Flüchtlinge aus Europa. 


Sie halten sich jedoch nicht lange hier auf, sondern gehen weit ins Innere 


des Landes, den Nil entlang, ich bemerkte sie bis el Muscheineff „gegen den ° 
18° der Breite südlich gehend. Ihnen folgen die Schwalben u. Wach- 
teln, die ebenfalls nicht hier- bleiben. Von erstern sah ich H, rustica, 


19 


und N, urbica am 20. September in Handak in Nubien, (18°, 40° der nördl, 
Breite) und letztere häufig in Kordofan unter dem 14° und 15° der Breite, 
Hier kommen sie in solchen Heerden an, dass man in einer Stunde bis 40 
. Stück erlegen kann, indem man buchstäblich fast nicht schnell genug laden 
kann. Jetzt folgen Lerchen, Pieper, Blaukehlchen, Nachtigallen, 
Rothkehlchen, Steinschmätzer und eine Menge Sänger, die fast alle 
in Aegypien bleiben,' oder höchstens bis Wadi-Halsa in Nubien (22 nördl.) 
vordringen. Der See bekömmt jetzt zahlreiche Bewohner. Carbo cormo- 
ranusfindet sich zu Tausenden ein, Anas acuta, penelope, strepera, 
boschas, querquedula und crecca bedecken im wahren Sinne des 
Wortes Flächen von beiläufig '/, Stunde im Umfange; Platypus (Anas) 
fuligola, ferina und leucophthalmus vertheilt sich in Gesellschaften 
von 300—400 Stück, und wird in unendlicher Anzahl täglich nach Damiat zu 
Markte gebracht. Die Adler haben sich jetzt auch in grosser Anzahl einge- 
funden. Mit leichter Mühe fangen sie sich ihre tägliche Nahrung, und es 
ist vorzüglich Aquila imperialis der Schrecken des Flaminges und der 
‘Gänse, die er mit unermüdlicher Ausdauer verfolgt, und in kurzer Zeit be- 
wältigt. Ruhig sitzt dagegen Aquila albieilla hier und da am Strande, 
und Klein und Gross, selbst Pandion haliaötos scheut die Nähe des ge- 
‚fürchteten Räubers. Dieser sitzt oft ruhig unter den Enten, die keine Furcht 
vor ihm kennend, nicht auffliegen, selbst wenn er fusshoch über ihnen hin- _ 
streicht, Ihre grössten Feinde sind jedoch Falco peregrinus und lana- 
rius. Mit weit schauendem Auge erspäht schon von weitem der kühne Räuber 
die im seichtem Wasser ruhig schnatternden und Nahrung suchender Enten. 
Wie der Blitz aus heiterem Himmel stürzt er unter sie, und eine von ihnen 
ist ‘stets seine Beute. Die andern fliegen höchstens 100 Schritte weiter. 
‘Kaum hat der Räuber seine Beute erhoben, als auch schon der überall gegen- 
 wärtige und lauernde Mitvus parasiticus erscheint und ihn schreiend ver- 
folgt. Dieser überlässt augenblicklich seinem Verfolger den Raub, kehrt um, 
"und hat sich im nächsten Augenblicke eines andern bemächtigt. Ich sah dem 
_ Faleo peregrinus in einem Zeitraume von 5 Minuten dreimal seine Beute 
nehmen, mit der 4. flog er davon. Die seichten Stellen wimmeln von Recur- 
virostra avocetta, die sich auf den Kopf stellend, kleine Fische und 
Wasserinsecten fängt; weiter hinein steht Platalea leucorodia in grossen 
 Heerden, emsig hin und her laufend, und hinter ihr sieht man, einem Regi- 
‚mente gleich, eine lange Feuerlinie, 1000 und abermal 1000 Phoenicopte- 
rus antiquorum, scheinbar eine ungeheure Fronte bildend.. Die Araber 
fangen ihn in Netzen, und bringen ihn auf den Markt. Ihre Fangarten sind 
sehr sonderbar. So erzählte man mir unter andern folgende: Nachdem man 
" schon am Tage vorher ganz genau den Schlafplatz der Vögel ausgekund- 
schaftet hat, nähert man sich am Abende behutsam auf einem aus Rohrsten- 
een zusammengebundenen Boote, und sucht von weitem den Tschausch (Unter- 
ieier, Wachhabenden) zu entdecken. Dieser steht aufrecht da, während 
Fi ‚andern den Kopf ruhig unter die Flügel verborgen haben hd schlafen. 
nackender Araber kriecht unter dem Wasser zu dem Vogel heran, der 
> Wache hält und mit einem geschickten Griffe dreht er demselben den Hals 
" dem Wasser um. Hierauf werden von allen Gehülfen so viele Flamingos 

< gelesselt, 'als man in der Eile kann. Die Schlingen dazu sind präparirt, und 
dem Vogel wird sogleich nach dem Fange geräuschlos das Genivk gebrochen. 


PA 


20 


Man fäugt auf diese Art oft 60 in einer Nacht und gebraucht ausserdem noch 
alle möglichen Fangmethoden, um diesen herrlich schmeckenden Vogel zu 
bekommen. Ich begreife daher auch nicht, dass sich manche Gelehrte wun- 
dern können, wie man zu den Gelagen des Lucuilus, ohne dass man Feuer- . 
gewehre hatte, eine solche Menge Flamingos erhalten konnte, deren Zungen 
die leckerhaftesten Gerichte bildeten. Gerade mit Schiessgewehren wäre dieses 
unmöglich gewesen. 

Jetzt kommt auch Carbo pygmaeus an, und’ bezieht die Rohrwälder 
in grossen Gesellschaften. Pelecanus crispus, onoerotalus und mi- 
nor ist in ungeheurer Anzahl vorhanden. Gemeinsam, jeaoch nur mit seiner 
Art zusammen fischend, durchzieht er endlose Strecken, und man kann sich 
einen Begriff machen, wie reich der See an Fischen sein muss, um allein die 
Tausende von Pelikanen zu erhalten, Nie sah ich-in Aegypten so viele Peli- 
kane, als hier; denn obgleich in Oberägypten öfters 800—1000 Stück zu- 
sammen waren, konnte man ihre Anzahl doch nicht mit den Haufen verglei- 
chen, die halbe Stunden weit den See bedecken, und ihn an solchen Orten 
wirklich rein ausfischen. Schiesst man unter sie, so fliegen sie mit einem 
Geräusche auf, dass man ungefähr einem Wirbel vergleichen könnte, der von 
den Trommlern eines Regimentes geschlagen wird. Man hört es oft 20 Mi- 
nuten weit. Die Araber fangen sie in Netzen, und essen. sie, was jedoch 
nach mohamedanischen Grundsätzen eigentlich verboten ist. Denn als man die 
Kaaba in Mekka bauete, und das Wasser weit hergeholt werden musste, ge- 
brach es an den Sakas (Wasserträgern), da schickte. Allah Tausende von 
Pelikanen, die ihre Kehlsäcke mit Wasser füliten und es den Bauenden brach- 
ten. Gefangen werden diesen unglücklichen Thieren sogleich die Ohren fest 
verstofft und die Augen mit: Fäden durchstochen, die man dann oben auf 
dem Kopfe zusammenbindet. Natürlich kommen bald. furchtbare Entzündungen 
dazu und der arme Vogel muss schrecklich leiden. Jung eingefangen wird der 
Pelikan so zahm, dass er aus- und eingeht, und sich sein Futter selbst fischt. 

Carbo cormoranus wird von den Arabern für einen ganz besondern 
Leckerbissen gehalten, was wohl daher kömmt, dass diese Vögel sehr fett 
werden, und die Araber nicht den feinsten Geschmack besitzen. Die Sümpfe 
wimmeln jelzt ebenfalls von Bewohnern. Scolopax gallinago ist sehr 
häufig, noch mehr aber S. gallinula. 

Numenius arquata läuft vorsichtig unter ihnen herum, der scheue 
Ibis falcinellus hält sich in der Mitte des Schilfes in ‚Gesellschaften von _ 
30—40 Stücken auf freien Plätzen auf. Ardea purpurea und A. cinerea 
haben sich freiere und tiefere Stellen ausgesucht, A. egretta hältsich scheu * 
verborgen im Röhricht auf, vorsichtig dem heranschleichenden Jäger schon 
aus grosser Entfernung und trägen Fluges enteilend.. Ardea nycticorax 
hat sich nahe Bäume zum Schlafplatze ausersehen, und lässt mit Ardea stel- 
laris vorzüglich Nachts ihr Geschrei ertönen. Ardea garzetta schleicht 
mit der immer einzeln sich einfindenden A. comata in den. Reissfeldern 
herum, A. russata spaziert gemüthlich auf und ab, den Menschen trauend 
und den Jäger weder kennend noch fürchtend. 


Nach Sonnenuntergang herscht ein besonderes Leben ; denn dann werden 
diese- Sümpfe als Schauplatz von einer grossen Menge Gänse, Enten, Möven, 
Seeschwalben und Scharben aufgesucht, welche selbe am Morgen wieder ver- 
lassen, um auf der weiten Wasserfläche des Sees ihre Nahrung zu suchen. Auf 


21 


den ‚Rohrstengeln sitzt Carbo pygmacus in grossen Gesellschaften, neben 
ihm hat sich auf ähnliche Weise Alcedo Eudis hingesetzt, um dann und wann 
ein wenig fortzufliegen, rüttelnd einen Fisch zu suchen und zu fangen, War 
er glücklich, so setzt er sich ruhig auf seinen alten Ruheplatz und verdaut, 

Der viel scheuere und schönere Alcedo ispida hat sich ein sllies 
Plätzchen ausgewählt, wo er Auen auf einem dürren Rohrstengel sitzt, 
seiner Beute auflauernd. 

Sylvia turdoides hüpft mit $S. cyanecula in dem Rohre herum, 
und vereitelt eine Menge Fangversuche von Circus aeruginosus, der 
‚sehr gemein in diesen Sümpfen ist, ’ 

Kreisend und schreiend fliegen in ziemlicher Anzahl Sterna minuta 
und St. nigra, Libellen und kleine Fische fangend, über dem Wasser herum; 
die seltenern St. anglica und St. Caspia sieht man beständig schreiend, 
mit herunter gerichtetem Kopfe, hin- und herfliegen und Fische fangen, wo- 
bei sich besonders St. Caspia mit grossem Geräusche ins Wasser stürzt. 
Oefters schiesst auch-St. cantiaca in reissendem Fluge vorbei, 

Auf freien, vom Rohre smgebenen Stellen findet sich Anser albifrons 
in Gesellschaft mit Vulpanser rutilis unaufbörlich den Meeresgrund 
durchsuchend. 

Auf kleinen Inseln läuft Charadrius minor herum; und der überall häu- 
fige unruhige Vanellus spinosus, oft in Gesellschaft des ihm von Weitem 
‚sehr ähnlichen V. gregarius. 

Charadrius spinosus wird dem Jäger unendlich hinderlich. Sobald 
‚er denselben erblickt, umfliegt er ihn in engen Kreisen mit; unaufhörlichem 

Geschrei und warnt dadurch die andern Vögel, die. seiner \Varnung sogleich 
Folge leisten. Er schreit Tag und Nacht, und da er, wie alle Regenpfeifer, 
‚auf das Geringste aufmerksam ist, hört man sein Geschrei immerwährend, was 
‚auch die Araber zu dem Glauben verleitet, der Vogel schlafe nicht. Der Sce 
ist an Fischen sehr reich, so dass allein auf dem See Menzaleh 8500 Beutel 
oder beiläufig 88,500 preussische Thaler Pacht gezahlt werden. Der Fischfang 
beschäftiget die. Binmohner von 12 Ortschaften, und. diese Orte sind-für Möven 
und Seeschwalben ganz herrliche Plätze. Mit hässlichem Geschreie verfolgen 
sich Schaaren von diesen gefrässigen Thieren, und werden. durch ihre  unge- 

 heuere Gefrässigkeit und Neugierde eine Beute des Jägers, dem sie sonst vor- 

A ‚sichtig ausweichen. Es sind manchmal 200 Stücke beisammen, und bedecken , 

r „wenn sie sieh setzen, lange, weisse Muschelbänke, die dann noch weisser er- 

; Be als gewöhnlich. Ich bemerkte ungefähr 10 Arten auf. dem See 
‚Menzaleh. 

= E; So dauert diess Zusammenleben der manvigfaltigsten Vögel einige Wo- 

: chen, bis die stärker werdende Frühlingssonne sie vertreibt, und neue herbei- 

zieht. Ende Februar schon sammeln sich die Scharben, und man: sieht Abends 
ungeheuere Züge von ihnen nach den Schlafplätzen. ziehen, die mit jedem 
ge schwächer besetzt sind. Pelecanus istzum Zuge gerüstet, und Phoe- 
nicopterus vertheilt sich täglich mehr. Die Enten ziehen sich zusammen, und 
man hört alle Nächte das pfeifende Geräusch ihres Fluges. Die) Adler, die 
nicht; nach Europa wandern, ziehen sich nach den einzelnen öden Inseln zurück, 
um, zum. Nestbau zu schreiten, und Milvus ater und parasiticus bauen 

Ende Februar schon eifrig. Die Sümpfe die nur der dann und wann herab- 

fallende Regen noch mit Wasser versorgt, fangen an auszutrocknen, und ihre 


Pr 


flüchtigen Bewohner verschwinden in dem Maassstabe, wie sie abnehmen, ‘Die 
weiter südlich gezogenen Vögel fangen an, sich gegen Mitte März einzufinden, 
verweilen aber nur kurze. Zeit, um sich hier auf fetter Weide noch zur Reise 
übers Meer zu stärken. Mitte März ist alles schon im vollen Zuge, und was 
Anfangs April noch nicht fortgegangen ist, bleibt auch den ganzen Sommer 
hier. Vorzüglich häufig ist Ende März Anus clypeata und fuligola, von 
denen man das Stück für 5 Para, oder 2'/, Pf. sächs. zu kaufen bekömmt. 
Anfangs April kömmt Merops Savignii und mit ihm alle diejenigen Be- 
wohner Unterägyptens, die im Winter weiter südlich gezogen waren. Die 
Wärme ist dann wie im Juni oder Juli, und die meisten -Raubvögel, Krähen 
und Tauben haben schon Junge.“ 


Miscellen. - 


*,* Die königliche Wasserlilie: Euryale amazönica Pöppig — 
Victoria regatis Schomburgk, Lindley — Victoria regia Hooker, : 
aus der Familie der Nymphaeaceen de Candolle, kann wohl als das neueste 
Wunder der Zierpflanzen betrachtet werden. Sie ist nach Prof. D. Göppert's 
Bericht an die schlesische Gesellschaft in den grossen Strömen Südamerikas 
von Bolivia, Gujana bis fast zum Parama in der Provinz Corrientes, 
also in einer Ausdehnung von fast 35 Längengraden verbreitet, und wurde 
‚schon zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts von unserem hate Lands- 
manne Thaddäus Hänke entdeckt, später aber ausführlich von _Pöppig u. Schom- 
burgk beschrieben. Brigtes brachte 1846 die ersten keimfähigen Samen in 
die königl. Gärten nach Kew, allein erst bei einer spätern Sendung der Samen 
in Flaschen reinen Wassers, welche D. Hugh, Rodie und M. Lochie aus Ge- 
orge's Town in Demerara an Sir W. J. Hooker, Direktor des bot. Gar- 
tens in Kew 1849 machten, glückte die Kultur dieser Pflanze, die nun auch 
bereits in Holland, Herrenhausen bei Hanover und Hamburg kultivirt und zur 
Blüthe gebracht wird. Reines Wasser scheint das Hauptbedingniss zur Ent- 
wickelung eines lebenskräftigen Wachsthums dieser Pflanze zu sein. Eine ge- 
Haug, botanische Beschreibung und Abbildung der Victoria regia hat nach Fro- 
riep’s Notizen 1851 Nr. 372. Hooker und Fitsch geliefert, die nichts zu 
wünschen übrig lässt. Nach welchem kolossalen Maassstabe die Natur bei 
dieser Pflanze schaffend vorgegangen ist, kann man ersehen, wenn bemerkt 
wird, dass ihre Blätter einen Umfang von 17 par. Fuss, die Blumen von = 
Fuss 6° und einen Durchmesser von 1 Fuss 3° haben. 

Wir glauben Prof. Göppert’s nachfolgende Beschreibung dieser Pflanze 
unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen, welche er auf einer Reise durch 
Holland einem Exemplar zu entnehmen Gelegenheit hatte, welches sich in den 
reichen Gärten des Hrn. L. van Houtte befindet, und in einer eigends dafür 
erbauten Rotunde mit Glaskuppel gezogen wird. 

Die riesigen auf dem Wasser schwimmenden, oberhalb hellgrünen, unter- 
halb carmoisinrothen Blätter mit etwas aufgekremptem Rande, gleichen so eher 
schwimmenden Tellern, als Blättern. Von den in der Mitte befestigten 12—15 
Fuss langen rothen 1'/,—? Zoll dicken Stielen zweigen sich die sehr erha- 


23 


benen, überall ziemlich steifen, mit /,—”/, Zoli langen Stacheln besetzten 
‚Rippen strahlig aus, die wieder von andern ebenfalls sehr hervortretenden 
Seitenrippen rechtwiuklich durchsetzt werden, so dass hierdurch- ein Gewebe 
von grosser Regelmässigkeit gebildet wird. 

- Die verticale Höhe dieser Rippen betrug an der Einfügungsstelle des 
Stieles an dem Blatte (welches der Vortragende der Gesellschaft vorlegte) 
nicht weniger, als 4 Zoll, woraus auf die grosse Tragkraft dieser Blätter ge- 
schlossen werden kann. Die Blüthenknospen erheben sich 6 Zoll über dem 
Wasser und öffnen sich des Abends, daher auch oberhalb in der sich über 
dem Bassin ungefähr in einer Höhe von 9 Fuss wölbenden Glaskuppel eine 
Lampe zur Erleuchtung angebracht ist, um diesen prächtigen Anblick zu ge- 
niessen. Die 4 äusserlich rothbraunen, ebenfalls stachlichen Kelchblätter er- 
reichen einen Durchmesser von 12—15 Zoll, auf welchem nun die prächtige 
] Blume von gleicher Ausdehnung ruht. Anfänglich weiss, färbt sie sich erst 
anı 2. Abend nach der Entfaltung vom Centrum aus purpurroth unter Ver- 
breitung eines höchst angenehmen Geruches, und verwelkt erst am 3. Abend. 
Die unter Wasser reifende, oft die Grösse eines Kindskopfes erreichende 
Frucht enthält ‚zahlreiche mehlige Samen, die von den Eingebornen häufig ge- , 
nossen werden, -und der Pflanze den Namen Wassermais versehafften. ©. 

*,= Herr P. M. Opiz gibt über sein Pflanzentauschunternehmen am 
Schlusse des Jahres 1851 folgende Uebersicht : 
Mit Ende des Jahres 1850 zählte mein Unternehmen 747 Hrn. Theil- 
nehmer, am Schlusse des Jahres 1851 aber 761, es hat sich sonach um 14 
vermehrt, 
Bis zum Schlusse des Jahres 1851 wurden eingeliefert 1,499.758 Exemplare, 
dagegen sind an die einzelnen ren abgegeben 
worden . ; 2 ; £ 1,417.701 


Mit 1. Januar 1852 sind noch im Vorrathe 82.057 


N 


Die Prioritäten reihten sich im Jahre 1851 auf folgende Art: 


Die. 1. Priorität behielt noch immer P. M. Opiz in Prag. 
2,erwarb H. M. D. Anschel in Mainz mit . 1140 Species - 


3 3  „ Bagge Cand. ministerii zu Frankfurt 
am Main mit . 578 «#3 
4. , „Apotheker Sekera in Münchengräz 500 „ 


» „ M. D. Himmer in Jungbunzlau . r 340 
» » Sekretär Roth in Prag . Se 319 


. 7. 5 „ Pfarrer Karl in Fugau 271 
v8 „ 5 Wodrzt.u.C.Med. E.Hofmann in n'Prag 6 


Be 9. 55 Prof. Stjka in Jungbunzlau . : 240 „ 
410 ,„ Frl. Viktorie Paul in Prag . i 236" 5; 

00 ©41.  „ Herr M. C, Gustav Mayr in Wien. R 20 „ 

42.  ,  „ Bauingenieur Malinsky zu Bodenbach 145 „ 

an Pre 13. „ „ Veselsky, k. k. Landgerichtsrath in 

Br. Kuttenberg . ; i E19 

Br 77414) 5°, Diaconus Weicker zu Cheithitz : 137%, 


15. °,  „ Lokalseelsorger Cen&k zu Zvol . 128 
46. 5 „ Studiosus Israel Reich in Prag -- 120-4), 
17. , ».W. Siegmund, jun. in Reichenberg 118%, 


24 


18. erwarb Hr..Studiosus Silber in Prag h e 117 Species 
19. 5» Studiosus Ant. Langer in Leitmeritz Pig ugs 
20. 5» Privatlehrer Kohn in Prag . 107 

Die meisten Exemplare lieferten ein: P, M. Opiz (11.848). 
Hr. Bagge (6152). Iir. Ap. Sekera (4354). Hr. Dr. Anschel (3105). 
Hr. Pf. Stjka (2606). Hr. Dr. Himmer (2377). Hr. Stud. Silber (1879). 
Hr, Bauing. Malinsky (1865). Hr. Sek. Roth (1767). Hr. M. C. Mayr 
(1200). 

Die meisten schön und et a iehtetiech erhaltenen Pflan- 
zen: Hr. Bauing. Malinsky, Hr. Pf. Stjka, Hr. Dr. Himmer, Hr. Sek. 
Roth, Hr, M. C. Mayr. - 

Die meisten Seltenheiten: Hr. M.D, Anschel, Hr. Ap. Sekera. 

Die entfernteste Sendung machte: Hr. M. D. Graf Berchtold 
mit‘ Pflanzen aus Brasilien: Hr. Ap. Sekera mit Pflanzen aus Italien, der 
Schweiz, Deutschland, Tirol, Ungarn; Hr. Pf. Karl mit Pf. aus Labrador, 
Italien, Griechenland; Hr. Mag. Chir, et C.M. Ed. Hofmann mit Pf. aus Sibirien, 
Piemont, Sizilien, Italien, Sachsen, Ungarn, Tirol, Kärnthen, Steyermark ; Hr. 
Anschel und Bagge aus Deutschland; Hr. Landesgerichtsrath Veselsky 
aus Dalmatien, Hr. P.Jahnsa aus Krain, Hr. Diac. Weicker aus ERBEN 
Hr. Sekr. Roth aus Tirol. 

Am meisten interessirten sich im Jahre 1851 für das Unternehmen Geist- | 
liche (6), Beamte (4), Apotheker, M. Dr. u. Studiosi (a 3). 

Von 30 Hrn. Theilnehmern wurden im J. 1851 eingeliefert 46.076 Ex. 


an die einzelnen Sammlungen wurden abgegeben . E . 49.091 , 
an Procenten entfielen für ‚die Anstalt . - - g Pe 00 
die Hrn. Theilnehmer erhielten an Agio . ; S  BETOBE 


Bis jetzt wurden 21.861 Species eingeliefert, aber noch Hicks zu wenig auf 
eine Summe von circa mehr als 100.000 bekannte Species. Hätten nun die 761 
Hrn. Theilnebmer sich so thälig gezeigt, wie die eben bemerkten 30, so würde 
die Einlieferung im J. 1851 1.168.896 Ex. betragen haben. 

Aus Gegenden, weiche hier nicht genaunt sind, wären daher neue, eifrige 
Hrn. Theilnehmer sehr erwünscht, Nur muss ich darauf aufmerksam machen, 
dass alle Jene, welche mehr als 100 Species gleich beim ein. = Jahres 
einliefern, den meisten Vortheil von der Anstalt haben können, in dem sie 
sogleich jene Priorität für das Einlieferungsjakr erwerben, in die sie sich selbst 
versetzen, 

Da P. M. Opiz die meisten Exemplare (11.848) auch die 'meisten Spe- 
cies (1140) einlieferte, und bis jetzt für 100 850 Ex. erhielt, erhält derselbe 
vom J. 1852 an für 100 950; Hr. Bauing. Malinsky sendete die meisten 
schön und charakteristisch erhaltenen Pflanzen, hat daher für 100 200 Ex. zu 
empfangen, Hr. M. D. Anschel sendete die meisten Seltenheiten, empfing bis 
itzt für 100 1300, und hat nun für 100 1600 Ex. zu erhalten, und Hr. 
M. D. Graf Berchtold machte die entfernteste Sendung mit Pflanzen aus 
Brasilien, erhielt bereits früher für 100 2800, und hat nun zu empfangen 3800, 

Durch : den Tod wurden uns nachstehende Hrn. Theilnehmer entrissen : 
Hr. J. U, C. Vetesnik, Ir.M.D, Osborne, Hr. Univ. Gärtner Hoborsky, 
Hr. Prof. Hinterhuber, Hr. v. Mor, k. k. Zollamtskonirollor in Linz. j 

Prag am 1. Januar 1852, P. M. Opiz. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Kath. Jerzabek. 


PRAG. FEBRUAR. 1852. 


Non der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft’ in der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

werden, welche letztere auch Inserate ER und mit 3 kr: die Petitzeile 
berechnet. 


u 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 30. Jänner 1852. 


Herr Dr, Johann Czermäk eröffnete die Sitzung mit dem ersten seiner 
angekündigten *) Vorträge über vergleichende Knochenlehre. 
Der auf einen Cyclus von fünf Vorträgen berechnete Inhalt: ist folgender: 


I. Vortrag. . 


Einleitende Bemerkungen über den Begriff des Skelets. — Die Hartgebilde der 
"Wirböllosen, und der Wirbelthiere, — vergleichende Bemerkungen über die Form, 
Anordnung und histologische ‚Beschaffenheit dieser Hartgebilde. — Funktionelle ‚Be- 
deutung des Skelets. — Das Skelet der Wirbelthiere und seine Gliederung, — 


: II. und III Vortrag. 


Die Wirbelsäule. — Ihre Entwicklungsgeschichte in der Thierreihe und im Indi- 
viduum, — Vergleichende Blicke auf beide Entwicklungsreihen. 

Die Wirbelsäulen der Fische, . der Reptilien, der Vögel und der Säuger: — Cha- 
- rakteristische Eigenthümlichkeiten. und typische Verschiedenheiten derselben. — Von 
‚den Rippen und ihrem Zusammenhang mit der Wirbelsäule und dem Brustbein. — 


IV. Vortrag. 


Vom Schedel. — Seine Entwicklung in der Thierreihe und im Individuum. — Die 
 Schedelwirbel, — Unhaltbarkeit der Wirbeltheorie. — Vergleichung des Schedels mit der 
Wirbelsäule. — Vom Primordiäleranium und seiner: Geschichte. — Deckknochen und 


Verknöcherungen des Knorpelschedels. — Normale, Verschmelzung gesondert ange- 

legter Knochen zu Gesammtstücken. — Beispiele aus der Thierreihe und der Ent- 
wicklungsgeschichte, des Individuums. — Stehenbleiben der Bildung auf früheren 
- Entwicklungsstufen. — Thierähnlichkeiten am menschlichen Schedel. — Altersver- 
schiedenheiten, E 
z'°' v $ “ab 3 V. Vortrag. 


7 Von den Extremitäten; — Ihre Entwicklung’ in der Thierreihe und im Indi- 
Alam. — Vergleichende Blieke auf die Extremitäten der Fische, ‚der Reptilien, der 
Vögel und der Säuger. — Schultergerüst und Becken. — Vergleichung der vorderen 
_ und hinteren Extremitäten. — Schlussbemerkungen und Rückblick. — 174 


*) 8, „Lotos“ II, Jahrgang 8. 5. 


’ 


26 


Nachdem des Protokoll der letzten Versammlung verlesen war, theilte 
der Vorsitzende, ‚Herr Ministerialrath von Sacher-M asoch, dem Vereine 
eine Zuschrift der Direclion der k. k. Warach anplachule in Prag 
mit, in welcher dieselbe ihren Dank für die der Anstalt mit Beschluss vom 


9, Jänner 1. J. zugewendete Coleopternsammlung ausspricht. Ein von Herrn 


Pi 'M. Opiz verfasster Entwurf einer Instruction für den Custos der 
botanischen Sammlung wurde hierauf vorgelegt und genehmigt. 

Für die Vereinsammlungen waren folgende Geschenke  einge- 
gangen: 

1) Von der k k. geologischen Reichsanstalt durch die hohe 
Statthalterei das 2. und 3. Heft des Jahrbuchs der geologischen Reichsanstalt, 

2) Von Herrn Dr. Wittelshöfer eine „Zusammenstellung der ein- 
fachen chemischen Elemente“. 

3) Von Herrn Leopold v. Sacher-Masoch, junior, ein skeletirter 
Hirschschedel. 

Versammlung am 6. Februar 1852. 

Die Sitzung wurde von Herrn Dr. Johann Czermäk mit dem zweiten 
Vortrage über vergleichende Knochenlehre eröffnet, 

Nach der Vorlesung des Protokolls der letzten Sitzung  theilte der Vor- 
sitzende, Hr. Ministerialrath v. Sacher-Masoch, eine Zuschrift des Hrn. 
Max Dormitzer mit, worin derselbe Herrn Dr. Jakob Ellenberger 
zum correspondirerden Mitgliede vorschlägt, Herr Dr. Ellenberger 
wurde hierauf einstimmig zum correspondirenden Mitgliede gewählt, 

Die Vereinssammlungen erhielten eine Vermehrung durch nach- . 
folgende Geschenke: . 

1) Vom Präses des Vereins, Hr. Ministerialrathe v. Sacher-Masoch, 
2 Stücke Feueropal aus Zimapan in Mexico. 

2) Vom Ehrenmitgliede, Hr. Carl Fritsch, eine in den Sitzungsbe- 
richten der kais, Academie der Wissenschaften veröffentlichte Abhandlung 

„Ueber die Temperaturverhältnisse und die Menge den Niederschlags in Böh- 
men“ mit 4 Tafeln. 

Hierauf beschloss Hr. Sanitätsrath Dr. Alois Nowäk in einem Vor- 


‚trage seine „kritischen Bemerkungen über die moderne Quellentheorie.* 


Anknüpfend an seine beiden früheren Vorträge sprach Dr. N. zunächst über 
die Oasenquellen. Voranschickend einige geographische Notizen *) wies 
er nach, dass die klimatische und Bodenbeschäffenheit der Sahara eine Quel- 
lenentstehung aus durchsickernden Hydrometeoren schon im Allgemeinen höchst 


"unwahrscheinlich mache, und dass die moderne Theorie gegenüber von ein- 


*) Aus Dr. F. A. Ukert’s: Vollständige und neueste Erdbeschreibung 
der Nordhälfte von Afrika. Weimar 1824. S. 625. 


27 
zelnen ausnelmend ergiebigen, dabei perennierenden, so wie gegenüber von 
warmen und mineralischen, dann auf den Gipfeln hervorragender Felsen ent- 
springenden Oasen-Quellen, wie man solche besonders in der Oase von The- 
ben *), namentlich in der Nähe von El Khargeh und Beyrys, dann in der 
Oase Dakel **), bei Tibesty in Fezzan ***) und anderwärts finde, ganz un- 
zureichend sei. Nicht mit Unrecht rügte es daher Dr._N., dass die Naturfor- 
scher ein so auffallendes Phänomen, wie das der Oasenquellen, entweder gar 
nicht beachtet, oder doch auf eine unbegreiflich seichte Weise abgefertigt 
haben. In letzterer Beziehung eitirte er beispielsweise die geradezu ober- 
flächliche Erklätung Munke’s. +) — Hierauf prüfte Dr. N, die moderne Quel- 
lentheorie an gewissen abgeschlossenen -Stromgebieten, und zeugle, wie einer- 
seits Stromgebiete vorkommen, wo weit mehr Wasser abgeführt wird, als sich 
aus der daselbst thatsächlich „stattfindenden Präcipitation von, Hydrometeoren 
begreifen lässt, andererseits wieder Stromgebiete, wo weit mehr Wasser in 
‚ ein abgeschlossenes Becken einfliesst, als durch die blosse Verdunstung auf- 
gezehrt werden kann. Ein imposantes Exempel der ersten Gattung bietet nach 
D. N. der Skt. Lorenz — und. beziehungsweise der Niagarastrom in Nord- 
amerika ; ++) Beispiele der zweiten. Gattung repräsenliren nebst mehreren an- 
deren Binnenseen (Baikal, Lop u. s. w.) das sogenannte todte und vor Allem 
“dass in dieser Hinsicht schon allgemein bekannte Kaspische Meer, Wie man 
‚sieh dort zu der Annahme gedrängt sehe, dass die Quellen des Niagarastro- 
mes nicht bloss von präcipitirten Hydrometeoren, sondern noch durch ein 
anderweitiges, aus der Erdrinde hervorrieselndes Wasser versorgt werden, 
sei man hier genöthigt anzunehmen, dass der, Ueberschuss durch. unterirdische 
Abflüsse entfernt werde. Diese unterirdischen Abflüsse aber bei den. genann- 
ten Wasserbecken zugestanden, sei nicht einzusehen, warum sie nicht auch 
beim Weltmeere überhaupt vorhanden sein sollen. Dann aber entstehe die 
weitere Frage, was wohl mit dem ohne Unterlass auf submarinen Wegen ab- 
 Nliessenden bedeutenden Wasserquantum endlich geschehe ? Hierauf aber lasse 
sich vom Standpunkte der bisherigen Ansichten keinerlei befriedigende Ant- 
wort geben. — Noch einmal an die Sahara und die Oasen erinnernd, schloss 
Dr. N. seine „kritischen Bemerkungen“ mit der Andeutung, dass nach seiner 
Ueberzeugung eine richtige Quellentheorie selbst in materieller Beziehung ein 
Bedürfniss sei, weil die Möglichkeit vorliege, auf Grundlage einer solchen 
die, ‚Quellen nicht aus meteorischen, sondern aus ändern unterirdisch ‚gebor- 


en 

—  #) Ebendaselbst. S. 720. 

 ##) Ebendaselbst. S. 724. 

#%®), Ebendaselbst. S. 686. +) In 'Gehler’s physik. Wörterb. Artik. Quellen. 

_+t) Nach Blackwell’s Messungen und Prof. Allen’s Berechnung führt der 

 . Niagarastrom in jeder Minute 22,440.000 K. F..(engl.) ab! Poggen- 
dorf’s Annal. Bd. 62. S. 447. 


3#+ 


28 


genen Wasservorräthen ableitenden Theorie einst auch solche Landstriche 
fruchtbar und für die Menschheit bewohnbar zu machen, die jetzt als schreck- 
liche Wüsteneien allgemein gemieden werden. Schon also um dieser Mög- 
lichkeit willen, abgesehen von noch anderem für die Wissenschaft zu erzie- 
lendem Nutzen, sei es Pflicht des echten Naturforschers, nach einer bessern, 
gründlichern Quellentheorie zu streben, als mit welcher man sich gegenwärtig 
zu begnügen pßest. 


Versammlung am 13. Februar 1852. 


Herr Dr. Czermäk selzte seine in den früheren Versammlungen begonne- 
nen Vorträge über vergleichende Knochenlehre fort. | 

Bei der unter dem Vorsitze des Präses, Hr. Ministerialrathe v. Sacher- 
_ Masoch, abgehaltenen, für die eigentlichen Vereinsangelegenheiten bestimmten 
Sitzung wurde die mittelst Zuschrift des hochlöbl. k. k. Stadthauptmannschafts- 
Präsidiums herabgelangte Bestätigung des Herrn. Dr. Franz Nickerl, als 
Redacteur der Vereinszeitschrift ‚Lotos, durch das hohe k. k. Landesmilitär- 
Commando mitgetheilt. Zwei Dankschreiben, von Professor Dr. Xavier Lan- 
derer in Athen und Herrn Eugen Fürst, Vorstand der: practischen Gar- 
tenbau-Gesellschaft in Baiern, für ihre Ernennung zu correspondirenden Mit- 
gliedern wurden vorgelesen, ebenso ein Schreiben von Hr. Dr. Heinrich 
Wankel, welcher nebst einer namhaften Anzahl geostischer Stücke, fossiler 
Knochen aus der Slauper Höhle bei Blansko in Mähren, dem Vereine einen 
Bericht über seine in dieser Höhle gemachten Untersuchungen nebst einer 
Karte, worauf eine geognostische Skizze der Umgebung von Blansko, ein 
Grundriss der Slauper Höhle und ein Durchschnitt der in derselben angelegten 
Schächte verzeichnet ist, einsendete. In demselben Schreiben erwähnt Hr. Dr. 
Wankel auch ein interessantes Vorkommen eines prismatischen (uarzes, 
welcher in dem neu angelegten Schurfschachte nächst dem Dorfe Sdar in 
Mähren aufgefunden wurde, 

An Schenkungen waren dem Vereine zugekommen:: 

1) Die eben erwähnte Sendung von Hr. Dr. Wankel. 

2) Vom zoologisch-mineralogischen Vereine in Regens- 
burg der 5. Jahrgang der Correspondenzblätter dieses Vereins. 

3) Vom correspondirenden Mitgliede, Hr. Eugen Fürst, der Jahr- 
gang 1851 der vereinigten Frauendorfer Blätter, herausgegeben von der prac- 
tischen Gartenbau-Gesellschaft in Baiern, und Dr.-@oebel’s Agrikulturchemie, 
Erlangen 1850. 

Am Schlusse der Versammlung wurden folgende Herren zu correspon- 
direndem Mitgliedern gewählt: 

Herr P. Andreas Weselka, Professor der Naturgeschichte an k. k, 
Gymnasium zu Braunau, 


29 


‚Herr Friedrich Haszlinsky, Professor zu Eperies in Ungarn, und 
Herr Moriz Winkler, Kassier in Klostergrab bei Teplitz. 


Versammlung am 20. Februar 1852. 


Nach Eröffnung der Versammlung und Vorlesung des Protokolls der letzten 
Sitzung theilte der Vorsitzende, Hr. Ministerialrath v. Sacher-Masoch, dem 
Vereine ein Schreiben vom correspondirenden Mitgliede, Hr. Dr. Jakob Ellen- 
berger, mit, in welchem derselbe den Dank für seine Ernennung zum corre- 
'spondirenden Mitgliede ausdrückt, und zugleich dem Vereine zwei seiner wissen- 
schaftlichen Arbeiten, über das von ihm entdeckte Brayerin, und über die 
Metamorphosen bei den Insekten einzusenden verspricht. Ein zweites Schrei- 
‘ben war von Herrn Adolf Sennoner in Wien eingelaufen, worin derselbe 
‚in Beziehung auf den Tauschverkehr mit dem Vereine Lotos mehrere An- 
träge stellt. 
Die Vereinsbibliothek erhielt eine Bereicherung durch nachfolgende 
Geschenke: 
1) Von Ehrenmitgliede Hr. P. M. Opiz: Dr. V, Kosteletzky’s medici- 
_nisch-pharmaceutische Flora in 3 Bänden. / 
2) Vom Herrn Med. Dr. Johann Ott: Deutschlands Kryptogamen- R 
Flora oder Handbuch zur Bestimmung der kryptogamischen Gewächse Deutsch- 
lands, der Schweiz, des lombardisch-venetianischen Königreichs und Istriens, 
bearbeitet von Dr. L. Rabenhorst. Erster Band, die Pilze. (Leipzig 1844.) 
3) Vom Herrn Jos. Vinc. Melion, Doctor der Medizin und Chirurgie, 
practischen Arzte zu Freudenthal, drei von ihm verfasste Abhandlungen : 
a) Geschichte der Mineralquellen des österreichischen Kaiserthums, Prag 1847. 
b) Ueber den mineralischen Magnetismus, vorgetragen in der naturhisto- 
rischen Section der k. k.’ Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, 
der Natur- und Landeskunde in Mähren am 12. März 1851. 
c) Die Horn- und Feuersteingebilde der nächsten Umgebung von Brünn. 
Hierauf hielt Herr Max Dormitzer, Custos am böhmischen Museum, 
einen Vortrag über die Wirbelsäule der Fische, welcher nächstens ausführ- 
licher mitgetheilt werden wird, und mit welchem die Versammlung geschlossen 
wurde. 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


gr Ueber die oben des Grauwackenkalkes in der Nähe von 
ee Blansko. 
a Von Dr. Wankel, Bergarzt in Blansko. 


2 


iv 


0.7 Wenn. wir auch erst im Beginne unserer Untersuchu :gen sind, so kann 
ch »es ‚doch nicht unterlassen, über das Wenige, was wir erforscht, einen 
kurzen Bericht als Einleitung einzuscnden. 


RT 


30 

Durch die Unterstützung unseres geistreichen und für die Wissenschaft 
so thätig wirkenden Herrn Fürsten Hugo zu Salm, ‘durch die so umsichts- 
volle bergmännische Leitung, die markscheiderischen trefflichen Aufnahmen 
unserer werthen Landsleute, des Bergmeisters Herrn Ignäz Wondratek und 
Schichtmeisters Herrn Anton Mladek wird es nach und nach möglich werden, 
mehr und vollständigere Aufklärungen zu erhalten. 


Der Grauwacken- oder Uebergangskalk in der Nähe von Blansko, der 

sich am Mächtigsten zwischen den Ortschaften Wawrinec, Sucdol, Neu- 
hof, Laäanek und Hohlstein, Ostrov, “Willimowic, Hugohütte 
ausbreitet, westlich an den Syenit, östlich an die Grauwacke stösst, zeichnet sich 
durch ein System von Höhlen aus, die ihrer Lage, Richtung, Verbindung, der in ihnen 
abgelagerten Diluvien, ihrer grossartigen Bildung und Form wegen, nicht ganz ohne 
Interesse sein dürften. — Keinen unbedeutenden Einfluss haben diese unterirdi- 
schen Räume auf die Oberfläche des Erdstriches, den der Kalk einnimmt; sie 
wirken hauptsächlich auf diese durch Entziehen aller Wässer; kein Bach ist 
auf dem Gebiethe des Kalkes zu finden, diejenigen Bäche, die von der Grau- 
wacke gegen den Kalk fliessen, stürzen sogleich, nachdem sie seine Gränze 
benetzt, durch Höhlen und Spalten in die Tiefe, um sodann aus den Kalke 
auf das Gebieth des Syenits zu treten, 
....... Die gesammten Höhlen ‚dieser Gegend, die alle im Streichen und Ver- 
flächen des Kalkes liegen, scheinen denselben in zwei unter einander parallel 
laufenden Richtungen zu durchziehen und zwar in einer westlichen und öst- 
lichen Parallele. 

Zu. der Westlichen scheinen zu ‘gehören: die Slauper Höhle, die 
kleinen Höhlen der Thäler unterhalb Slaup, die Mazocha, die kleinen Höh- 
len: in Punguathale, der Punguaausfluss, die Katharinenhöhle im dürren Thale,’ 
die kleinen Höhlen um Lazanek, sodann die sogenannte Beiähe he und 
die kleinen Höhlen im untern Theile des Josephthals, 


'Zu der Oestlichen: die Hohlsteiner Höhlen, die Kaiserhöhle bei Ostrov, 
die kleinen Höhlen in Ostrov, die im Ostrover Thale und‘ obern Theil des 
dürren Thales, die grossartigen Höhlen unterhalb der Hugohütte und der 
Wejpustek unterhalb ‘des: Dorfes Kiritein in dem oberen Theil, des 
Josephthals. - 


Die eben angedeuteten Richtungen lassen sich auf der Oberfläche leicht 
durch die Reihen trichterförmiger Vertiefungen erkennen, die noch heut zu 
Tage im Entstehen begriffen sind und von- Senkungen und Einstürzen herge- 
leitet werden. 

Einen solchen Trichter im grossen Massstabe bildet die sogenannte 504 
Wiener Fuss tiefe M&zocha.' Der Besucher, der die überhängende Altane 
betritt, Schaudert zurück ob der schwindelnden Tiefe; der grossartige Ein- 


31 
druck wird noch erhöht durch den Gedanken des Abgeschlossenen, des Un- 
erreichbaren. 

Die schroffen, senkrecht herabsteigenden, oft überhängenden, den Trichter 
umgebenden Felsenwände machen es unmöglich, ohne Seil herabzugelangen ; 
seinen Grund durchzieht ein Bächlein, indem es aus einer Höhle in die 'an- 
dere, kleine Wasserbecken bildend, fliesst; diese Höhlen ‚scheinen 'mit der 
'Slauperhöhle und der des Punguaquells in Verbindung zu stehen, 

Wir wollen nun die Höhlen der Reihe nach betrachten und die Resul- 

 tate, die die Forschungen bieten werden, nach und nach beischliessen ° 

Wir beginnen daher mit der am längsten bekannten und am Meisten 

besuchten 


Slauper Höhle. 


Diese Höhle, die sich durch die langen, bald breiter, "bald enger wer- 
denden zahlreichen , horizontalen Strecken, durch: die tiefen vertikalen Ab- 
- gründe vor allen hier Bekannten wesentlich auszeichnet, liegt 200 Klafter 
vom Dorfe Slaup an der Gränze des Kalkes, wo derselbe an die Grauwacke 
stösst. Schon die grossartigen Felsenwände deuten dem Besucher die Stelle 
an, der, wenn er in den von Kalkstein umgebenen Kessel tritt, überrascht 
wird durch den Anblick des schönen hochgewölbten Portals des östlichen 
Einganges der Höhle, dessen Schönheit und Reiz’ noch erhöht wird durch ‘den 
Anblick des zerrissenen und buntgefleckten Kalkes, der mit üppig grünenden 
Moosen und Farren bedeckt ist. 
Im strengen Winter wechselt dieser Eingang seinen Charakter, ‘der 
‚Besucher glaubt in eine Eisgrotte zu treten, er wird.überrascht von dem fast feen- 
haften Anblick grossartiger, durchsichtiger, mehrere Klafter langer Eis-Stalactiten, 
“übereinander gehäufter Stalagmiten und der wie mit Hyalith ‘überzogenen, 
_ von grünen, braunen und rothen Moosen bunt gefärbten Wände, 

3 Dieser Eingang führt zu einer, ungefähr 60 Klafter 'langen nach N. 0. 

sich hinziehenden Strecke, während der westliche eigentliche, hinter einem 

'3—4 Klafter hohen Diluvialhügel grosser Kalktrümmer gelegene, breite, 
& aber sehr niedrige Eingang in eine Vorhalle führt, aus der man durch einen 
kurzen Zugang zu dem Vorraum der Höhle gelangt, der mit humusreichen - 
_ Alluvialmassen, die alljäbrig im Frühjahre von angeschwollenen Bächen hier 
-] abgesetzt werden, angefüllt ist; von da gelangt man über einen‘zwei Klafter 
| hohen Wall mächtiger Kalkblöcke in die eigentliche Höhle, die sich'nach 
| 1% hreren Richtungen durch zahlreiche Strecken und Gänge: ausbreitet, und in: 
eine obere und untere Etage abgetheilt ist, Die obere Etage macht haupt- 
ächlich die nach N. O. in gerader, allmählig aufsteigender Richtung sich hin- 
ziehende, geräumige, mässig hohe Strecke aus; die mit offenen Emden ander 
iwäcke aufhört, welche theilweise von den herabsickernden ri 


32 


zersetzt, mit geringer Mühe hervorgcehohlt werden kann. Dies Vorkommen 
ist um so interessanter, da weder die Grauwackenschichten, noch die des 
Kalkes an dieser Stelle ‘Spuren von Störung zeigen, während die, in dem 
eine ‚Stunde von Slaup entfernten Dorfe Ostrov gewunden, gedreht, gebrochen, 
braun und röth gefärbt zu treffen sind. 

Durch einen etwas absteigenden Verbindungsgang im Anfange der eben 
angedeuteten Strecke gelangt man in einen grossen, gewölbten und bedeu- 
tend ausgedehnten Raum der untern Etage, an dessen einem Ende derselbe 
sich senkrecht in eine Tiefe von 35 Klafter fortsetzt. 

Der« Anblick dieses 6 Klafter breiten und 13 Klafter langen Abgrundes 
erfüllt das Herz des Besuchers mit Bangen, die Szene erhält einen dämoni- 
schen Anstrich durch die von Fakelschein grell erleuchteten Felsenkanten, 
durch das schwarze Dunkel der Tiefe und das lange anhaltende, immer schwä- 
cher werdende Rollen herabgeworfener Steine. 

Aus diesem Raume laufen zahlreiche Strecken aus, von denen die in ge- 
rader Richtung, bald enger bald weiter werdende nach S. W. sich hinzie- 
hende, 150 Klafter lange, die Hauptstrecke ist; sie endet mit mehreren klei- 
nen Ausläufern durch einige kleine Oeffnungen einige Schritte von der Strasse 
nach Ostrov zu Tage, und scheint sich in der, auf der andern Seite des Thales, 
An.derselben Richtung liegenden, in der Kalkwand angedeuteten Spalte, fort- 
zusetzen.; In der Firste dieser Strecke, die eine durchschnittliche Höhe ‚von 5 
Klafter zeigt, befinden sich mehrere geschwärzte Balken, die von einer Wand 
gegen die andere gestemmt und mit durch und durch ‚oxidirten , eisernen 
‘Hacken besetzt sind. Diese Balken sollen noch der Ueberrest der Wohnungen 
zahlloser Räuberhorden sein, die während des 30jährigen Krieges hier hause- 
en.‘ Sie deuten wenigstens darauf hin, dass die Form und Beschaffenheit der 
Höhle ‚durch Menschenhände wesentlich gelitten haben musste. 

Alle diese Strecken, die offenbar den Charakter einer Spalte an sich tra- 
gen, liegen ebenfalls im ‘Streichen und Verflächen des Kalkes, ihre Richtung 
ist: zwischen Stunde 1. und 2 von N. O0. nach S. W. 

Die Temperatur der Höhle ist an verschiedenen Punkten verschieden, Die 
mittlere Temperatur der: Luft beträgt‘ 80 R., die des Wassers 7° R. 

“Was die Tropfsteinbildung in‘. der: Slauper Höhle betrifft, so ist. sie im 
‘Verhältniss zu andern sehr. arm; da sie schon seit Jahrhunderten betreten, 
durch zahlreiche Besuche von dem Rauch der Fackeln geschwärzt, ihres Tropf- 
'steines beraubt und so’ sehr beschädigt würde, dass die Bildung im Ganzen 
unverhältnissmässig gering ist. Doch finden sich noch einige schwer zugängliche 
Strecken in die die grosse Menge der Besucher nicht  hinzudringen vermag 
und die noch in ihrer ganzen ‚Pracht prangen ;; entzückend anzusehen jst das 
'blendende Weiss, das Blitzen und Flimmern : ganzer mit Krystallflächen überzo- 
gener Wände, da verengt noch die Natur den Raum mit ihrem Tropfsteinge- 
bilde und formt die abentheuerlichsten Gestalten. 


33 


Die Travertinbildung steht im geraden Verhältniss mit dem herabträufeln- 
den Wasser und hängt von der Beschaffenheit der Jahreszeit ab, so bemerkt 
man auffallend, dass in nassen Jahreszeiten die Feuchtigkeit der Höhle zu- 
nimmt, dass berusste Stellen sich mit glänzend weissen Travertin überziehen, 
Der Sitz der Tropfsteinbildung ist verschieden, doch scheint er hauptsächlich 
durch das Verflächen des Kalkes bestimmt zu werden, so findet man ganze 
Wände, meist die Oestliche mit Travertin überzogen, während die Westliche 
wohl mit einem Duft bedeckt, doch die scharfen Kanten des Kalkstei- 
nes. zeigt. 

Von der. örtlichen Beschaffenheit , hängt auch das verschiedene. Verhalten 
und Aussehen des Travertins ab; oft senkt er sich kaskadenartig zu Boden, 
überzieht die darauf liegenden Trümmer, rundet sie ab und kittet sie zusam- 
men, Seine Oberfläche ist an einzelnen Stellen rauh, porös, mit. zahllosen 
‚kleinen zerfressenen Höckern besetzt, die einem gestürzten Kegel aufsitzen 
und dadurch entstanden zu sein scheinen, dass ein Theil der Tropfsteinmasse 
abermals aufgelöst und fortgeführt wurde, ‚was wohl auf eine zu verschiede- 
nen Jahreszeiten verschiedene Concentration des durchsickernden Wassers 
schliessen liesse ; an andern Stellen zeichnet sie sich‘ durch das beim Fackel- 
schein so wundervoll erglänzende Flimmern und Blitzen aus, das stellenweise 
einem 2—6 Fuss breiten Streifen, der von der Firste .der Höhle senkrecht 
zur Sohle zieht, eigen ist und bei näherer Betrachtung von Krystallllächen, 
(R -- ©0) kleiner aufrecht stehender Krystalle herrührt. Auch trifft man die 
‚Oberfläche des Travertin mit einem Hiniendicken durchsichtigen Ueberzuge 
bedeckt, der stellenweise so vollkommen durchsichtig ist, dass die unter den- 
selben liegenden überzogenen Kohlenstückchen sehr deutlich wahrgenommen 
werden. Wird der so überzogene Traverlin dem Trockenwerden oder der 
‘freien Luft ausgesetzt, so verwittert derselbe augenblicklich, er wird : weiss, 
weich, fast zerreiblich. 

Was die Stalactiten betrifft, so nähern sich die Meisten der gewöhnlichen 
Zapfenform, sie laufen an ihrer Basis breit beginnend, konisch gegen die 

- ‚Spitze herab, die Meisten mit den sie bildenden Tropfen an der Spitze; ent- 
- fernt man vorsichtig jenen Tropfen, so findet man den Kanal, derselben offen, 
‚von. einem-zackigen scharfen Rande umschlossen. | 
| In vielen sehr niedrigen Strecken der Höhle kann man schuhlange, Egm 
- 3 Linien dicke Stalactiten, gleich Gitterstäbchen die Decke mit dem Boden 
verbinden sehen. Alle diese Federspulen ähnlichen, oft durchscheinenden Röhr- 
4 chen besitzen eine äusserst dünne Wandung und einen verhältnissmässig sehr 
{ weiten Kanal, der häufig durch dünne, horizontal liegende Lamellen in Zellen 
 getheilt ist. Alle diese Röhrchen zeigen an ihren Bruchstellen durchaus deut- 
liche Rhomboeder-Flächen, die abwechselnd gegen die Axe des Tropfsteines 


. geneigt sind; diese rhomboedrische Theilbarkeit;, ist so ausgezeichnet, dass 
x 


34 


man mit leichter Mühe kleine durchsichtige Rhombo&derchen herausschlagen 
kann, die alle eine ausgezeichnete doppelte Strahlenbrechung zeigen. Die 
äussere Oberfläche dieser Stalactiten ist glatt, die innere rauh, mit kleinen 
länglichten Krystallen besetzt, deren rhomboedrische Axe mit der des Sta- 
lactits parallel läuft; und wie ich mit meiner schwachen Vergrösserung un- 
deutlich wahrnehmen konnte, einer Combination des Scalenoöders mit dem 
flachen Rhombo&der anzugehören scheinen. 

Ein anderes Vorkommen des Stalactits ist das der oft sphärischen Ku- 
geln, die gleich warzenähnlichen Auswüchsen, theils gruppenweise, theils ein- 
zeln ganze Wände bedecken, von der Grösse eines Mohnkörnchen, bis zu der 
eines Hühnereies anwachsen , concentrisch schalige Zusammensetzung und 
einen ihnen entsprechenden hohlen Raum besitzen, der durch ein feines Ka- 
nälchen in die Travertinwand sich fortsetzt, sehr häufig mit Wasser ange- 
füllt getroffen wird. Noch auffallend verschiedenere Formen zeigen die Sta- 
lagmiten, sie richten sich nach dem Sitze und hängen ab von der Höhe, 
von welcher das Wasser herabträufelt, von der Menge desselben und von der 
Beschaffenheit und Neigung der Fläche, auf die es fällt. Die konische Form 
trifft man häufig längs der Wandung der Höhle oder in sehr niedrigen 
Strecken, während sie, wo das Wasser von einer bedeutenden Höhe auf einen 
unebenen Boden herabstürtzt und zerstäubt, oft rosettenartige Gruppirungen 
hie und da mit krystallisirter Oberfläche zeigen. 

Nicht uninteressant sind die zahlreichen losen Stalagmiten, die mehr 
oder weniger die Kugelgestalt annehmen und in einem für sie bestimmten 
Grübchen liegen, oft zusammengekittet die abentheuerlichsten Gestalten bald 
mit glatter, bald rauher, bald krystallisirter Oberfläche darbieten. Ihr Ent- 
stehen scheinen sie einerseits von den, von der Decke herabgestürzten Sta- 
laetiten, von Travertinsplittern, die von Kalkwasser umspült, abgerundet und 
'vergrössert werden, herzuleiten, anderseits scheinen sie sich auch primitiv zu 
bilden, indem Wasserkügelchen eines zerstäubten Tropfens auf einen mit fettem 
Lehm, Russ oder Staub bedeckten Boden fallen, sich mit Staub einhüllen ünd 
von der Peripherie aus nach und nach erstarren, um sich sodann zu ver- . 
grössern; denn in vielen der kleinen isolirten Kügelchen traf ich einen hohlen 
Raum von der Grösse eines Mohn- und Hirsenkornes, der nicht selten noch 
mit Wasser angefüllt oder mit kleinen Krystallen ausgekleidet ist. 

Noch bleibt die den aufwärtsstehenden gewundenen Bändern ähnliche Form, 
2-3 Zoll breiter, scharfkantiger, durchscheinender Lamellen 'Travertins, zu 
erwähnen übrig, der geschlungen an geneigten Flächen hinzieht, ‘und‘helles, 
_ klares Wasser umschliesst, das seinen Kalkgehalt, in Form spitziger ii 
an die scharfen 'Kanten absetzt. 

'Die Travertindecke, die an vielen Stellen von der Dicke eines Zolles bis _ 
zu zwei Schuh (den Boden der Höhle überzieht, ist'an einzelnen’ Orten porös, 


35 


schmutzig‘ weiss, zerreiblich und geht in Bergmilch über; an andern dicht 
gelblichweis gebändert von fasriger Structur, an noch andern Stellen zeigt 
sie ein durchscheinendes stängliches Gefüge von späthigem Aussehen, ähnlich 
einigen Arten prismatischen Kalk-Haloides; oft besitzt sie hohle blasenartige 
‚Räume, deren Wände mit Krystallen besetzt sind; sie schliesst Stalactiten, 
Kalktrümmer, Grauwackengerölle und hie und da Knochen ein, und ruht auf 
einer Unterlage von Kalktrümmern oder einem fetten, lehmigen Sande. 

Einer eigenthümlichen Art und Weise der gegenwärtigen Bildung von 
kohlensaurem Kalke in der Slauper Höhle will ich noch erwähnen. Es 
sind nämlich die, dem Abgrunde zugekehrten Flächen eines, aus einer mäch- 
tigen und von Fluthen durchrissenen Ablagerung, hervorstehenden Grauwacken- 
geschiebes mit traubenförmiger Bergmilch überzogen; es kann dies Vorkommen 
nur durch die mit kohlensaurem Kalke geschwängerten und von der Luft- 
strömung emporgerissenen Dünste hergeleitet werden. 


Das Di- und Alluvium der Höhle. 


Die Slauper Höhle liegt in einem breiten, gegen Norden sich öffnen- 
‚den Thale, dessen westlicher Bergrücken vom Uebergangskalke, der- östliche 
aber theilweise von Grauwacke gebildet wird, der sich dort, wo die Höhle 
| liegt, an den Kalk anlehnt, 
Z Dieses breite Thal, das sich mehr und mehr verengend in Schlangen- 
"windungen durch das. Massengebirge des Kalkes gegen Süden zieht, in den 
Syenit sich fortsetzt, Punqua- dann Ernsthal genannt wird, und in Klepaczov 
sich endet, ist mit Di- und Alluvial- Schuttmassen angefüllt, die ich- ihres 
Verhaltens wegen zu denen der Höhle anführen ‚will. Wir treffen darin 3 ver- 
schiedefie Ablagerungen: Eine Kalktrümmer-Ablagerung, eine eines zersetzten 
erzführenden Gebirges, und eine äusserst mächtige Ablagerung von Grauwacken- 
geschieben. % | 
Die Koller kbligernig, die sich zu 2—3 Klaftern mächtigen Hü- 
geln zu beiden Seiten der Eingänge der Höhle, dort, wo die Kraft des Stro- 
mes’ am Felsen brechen und seine schweren mitgerissenen Theile fallen lassen 
_ müsste, ' angehäuft, besteht aus bald abgerollten, bald scharfkautigen Kalk- 
 blöcken von 1—4 Schuh Durchmesser und einen sandig-lehmigen Bindemittel. 
Unter ihr liegt um die Höhle herum unmittelbar das Grauwackengerölle, wäh- 
rend ‘weiter gegen Norden dieselbe von den letzteren theilweise ‘durch ein 
rstörtes,  erzführendes Gebirge, das Feuersteinfragmente, einzelne zertrüm- 
 merte Brauneisensteinstufen, Quarzgerölle und Sand‘ führt, getrennt ist. Den 
eis: liefert ein Schurf, etwa 300 Klafter von der ‘Höhle in nördlicher 
Richtung, der 5 Klafter das zersetzte Gebirge durchläuft, endlich das Grau- 
an aufschloss, durch”das man noch 3 Klafter ein, ohne dasselbe 


zu durchlaufen, 


BR 


36 

Tritt man nun. unmittelbar -in das Portal der: Höhle, so überrascht den 
Besucher die mächtige  Alluvialmasse. hergetragener humusreicher Dammerde. 
Sie liegt unmittelbar im Vorraume der Höhle und geht nicht über einen 1!/, 
bis 2 Klafter hohen Wall mächtiger Kalkblöcke hinaus, der 20 Klafter vom 
Eingange diese von den Diluvialmassen scheidet. Einen Beweis,. dass. auch 
in diesem Vorraume Diluvien gelegen, die durch spätere Fluthen aufgerissen, 
zerstört und wieder hinweggeführt wurden, die ferner den Eingang der Höhle 
sehr verschmälerten, liefert eine Breccie aus Traverlin und Kalktrümmern be- 
stehend, die längs der Wand des Wegraumes der Höhle hinzieht, an dieselbe 
fest angekiltet und nach oben durch eine '/, Fuss dicke Stalagmiten-Decke 
begrenzt. ist. 

Ueber das Diluvial-Gebilde möge die nun folgende Beschreibung der ein- 
zelnen Schürfe, die an verschiedenen Punkten der Höhle angelegt wurden, 
Aufklärung geben; und ich behalte mir es vor, über deren Vollendung in 
der Folge wieder Bericht zu erstatten. ; N 

Ich wählte zu dem ersten Schurfversuche das hintere Drittel der nord- 
östlichen’ Strecke der Höhle, jene, die an die Grauwacke mündet und die von 
der Kraft des herantobenden Stromes am meisten geschützt, Knochenreste zu 
bergen versprach. 

Wir durchschlugen die '/),—°/, Schuh dicke Travertindecke und gelangten 
nach Hinwegnahme derselben auf eine 1'/, Schuh mächtige Sandschichte, in 
der sich einzelne, grösstentheils mehr weniger abgerollte, zerbrochene Rumpf- 
und Extremitätenknochen fanden, Dies Verhalten bleibt auch bei allen in den 
andern Strecken und der untern Etage der Höhle ‚angelegten Schürfen ganz 
gleich. 

Wir gelangten nun. auf 5 Knochenablagerungen, von denen die ersten 4 
im Allgemeinen ihrem Wesen nach, wohl übereinstimmen, im Einzelnen aber 
von einander abweichen. Eine jede dieser Ablagerungen zerfällt in. 3..Haupt- 
schichten ; eine theilweise zertrümmerte, oft ganz zerstörte Travertindecke, ein 
4—6 Schuh mächtiges Gebilde eines lehmigen, mehr weniger mit Grauwacken- 
gerölle- vermengten mächtigen Sandes, und eine 1—2 Schul mächtige Schichte 
grösserer Kalk- und Grauwackentrümmer, die jene Reste vorweltlicher Thiere 
führt. 
Diese ‚horizontal abgesetzten Schichten sind von ‚einander. deutlich ‚und 
an einigen Punkten sehr scharf abgeschieden, oft beginnt die letzte Schichte 
mit zollmächtigen, von einander durch .liniendicke Ablagerungen von Braun- 
eisenstein getrennten Schichten, aus einem sehr feinkörnigen Sande bestehend, 
und wie die in. der 3. Knochenablagerung, kleine sehr zerdrückte und zer- 
trümmerte Knochen bergend. 

Eine jede dieser Ablagerungen unterscheidet sich von der srlan durch 
die verschiedene Mächtigkeit, dureh die grössere oder geringere Regelmässig- 


u” 


keit in der Anordnung der einzeluen Gebilde; so zeichnet sich die 2. Ablagerung 
durch den Charakter einer ruhigen Ablagerung auffallend vor der andern aus, 
in ihr sind die Kalktrümmer regelmässiger, mehr horizontal angeordnet, die 
so zahlreichen Knochenüberreste liegen weniger eingekeilt zwischen die Trüm- 
mer, und bilden eine etwas zusammenhängende, mehr oberhalb der Kalktrümmer 
gelegene Sebichte, sind grösstentheils wohlerhalten, unabgerollt und im Durch- 
‚schnitte am wenigsten zerirümmert, Aus ihr habe ich jenes Skelet, das selbst 
im Besitze der geologischen Reichsanstalt zu Wien ist, in Gegenwart des 
fürstlich Salm’schen Steigers genommen. 

Unterhalb der 4. Knochenablagerung, d. i. in der 5. Klafter des Schachtes, 
erreichten wir einen gleichförmigen fetten Lehm, der keine Spur weder von 
Gerölle noch Knochen zeigend einige Klafter durchteuft wurde. 

‘ In der 3. u. 4. Knochenablagerung, d. i. beiläufig in der 4. Klafter des 
Schachtes, liessen wir eine Strecke treiben, lenkten dieselbe sodann zur entge- 
gengesetzten Wand der Höhle, gingen an derselben herab, durchteuften einige 
Schuh den fetten Lehm, und kamen auf ein sandig-lehmiges, mit Grauwacken- 
gerölle und Kalktrümmern vermengtes Gebilde, das sehr verwitterte, schwärzlich 
gefärbte, mürbe und gänzlich zertrümmerte Knochen umschloss, die hie und 
da zerstreut lagen. Auf diese Ablagerung folgte nun ein homogenes Grau- 
wackengerölle, das an einzelnen Stellen mittelst eines sandig-lehmigen Binde- 
mittels locker, an andern mittelst eines festen, kalkigen, conglomeratartig ver- 
bunden war. Wir trieben aus der 3. Klafter des Gesenkes in der eben be- 
schriebenen Geschiebsablagerung einen Querschlag zur entgegengesetzten Höh- 
lenwand, gingen, an derselben 1'/z Klafter herab und erreichten Kalktrümmer 
von bedeutender Grösse. Theils wegen der beschwerlichen Arbeit in unathem- 
barer Luft, theils um tiefer dringen zu können und um das geognostische 
Verhältniss an einer andern Stelle zu ergründen, verliessen wir diesen Bau 
‚und legten 7 Klafter südlicher einen zweiten geräumigen Schacht an, der auf- 
fallend verschiedenere Lagerungsverhältnisse zeigt. Es wurde die Travertin- 
decke durchgeschlagen und mit der ersten Klafter eine regelmässige horizon- 
tale Knochenschichte aufgeschlossen, die ganz mit der ersten des oben be- 
schriebenen Schachtes übereinstimmte, doch schon in der 2. Klafter stiessen 
wir auf das Grauwackengerölle, welches wir wenige Schrilte von dem Orte 
Jerst in der 7. Klafter aufschlossen. Dieses Grauwackengerölle, das knochen- 
ei, locker unter einander verbunden, grenzte sich ganz deutlich von den 
sten, dichten, conglomeratartig zusammengekitteten ab, das sich an der 
falkwand, die in 2'!/. Klafter erreicht wurde, einige Klafter weit herab- 
eht, Ausbuchtungen bildet, tiefer unten von der Kalkwand durch eine 1 Schuh 
mächtige Schichte eines lockeren, feinkörnigen Sandes getrennt ist, und end- 
h zwischen der 6. u. 7. Klafter wie vollkommen abgeschnitten erscheint, 
"sich horizontal auszubreiten. Da die östliche Wand der Höhle, die eine 


38 


Neigung von 75—80 Grad einnehmen mag, uns hinderte, sen herehzu- 
gehen, so legten wir denselben tonlägig an und gingen in dem milder wer- 


denden Grauwackengerölle, das mit Sandschichten und festverbundenen Grau- | 


wackengeschieben abwechselt, bis in die 9. Klafter herab. In -der 5. Klafter 


erreichten wir eine. 8—10 Schuh mächtige Schichte eines wenig lehmigen, 


durchaus von Gerölle freien Sandes, und nachdem auch diese und die darauf 
folgende Schichte des conglomeratartig zusammengekitteten Gerölles, auf die 
ein 10 Zoll mächtiger milder Sand folgte, durchteuft wurden, gelangten wir 


wieder auf ein lockeres Grauwackengerölle. Eine Klafter gingen. wir durch 


dasselbe herab, stiessen auf grosse Kalkblöcke und unter denselben ünmittelbar 
auf den Kalk, der da einen bedeutenden Vorsprung zu bilden scheint, legten 


sodann einen Querschlag gegen die andere Wand an, um da tiefer herab ge- 


hen und einen Durchschlag in das nicht so weit gelegene Gesenke des ersten 
Schachtes bilden zu können. 


Der 3. beiläufig 30 Klafter vom Eingange, hinter den Kalkblockwall ge- 


legene Schurf, durchteufte 2- Klafter einer mächtigen Ablagerung. grosser, ' 


scharfkantiger Kalktrümmer von Yz—3 Schuh Durchmesser ohne Spur von 
Grauwackengerölle und Knochen, ausser den wenigen, die unterhalb der Tra- 
vertindecke lagen. 

Der 4. in der untern Etage der Höhle in der urrahcheh beiden Abgründen 
hinlaufenden langen Strecke zeigte die Travertindecke, den darunter liegenden 
Sand mit Knochen und Gerölie, und das 'Grauwackengerölle. 

Mit der 5. weiter in der Strecke angelegten erreichten wir in der 2, 
Klafter eine zweite, 2—3 Schuh mächtige Travertindecke, die durchaus voll- 
kommen horizontal, auf einem lehmigen, sandigen, mit Grauwackengerölle und 
Kalk vermengten Gebilde auflag. - 


Mit einigen noch weiter angelegten Schürfen gelangten wir.in nicht 


grosser Teufe auf den Kalk. 

Keine unbedeutende Rolle bei dem so verschiedenartigen Verhalten mö- 
gen wohl die Abgründe der Höhle gespielt haben, das zeigt deutlich ein von 
früheren Fluthen entstandener Durchriss einer 3—4 Klafter mächtigen Grau- 
wackengeschiebsablagerung, die sich unmittelbar vor ‚dem schmalen Abgrunde 
befindet, und durch die in denselben sich herabstürzenden Fluthen ausgewaschen, 
durchrissen und fortgeführt wurde, so dass nur noch die zwei, ausser der 
Kraft des Stromes liegenden Seitenwände stehen blieben. 


Die Knochenablagerung. 


Wie schon früher erwähnt, befindet sich unmittelbar unter der, den! 
Boden der Höhle überziehenden Travertindecke eine Y—1 Schuh mächtige. 
Sandschichte mit Knochen, die grösstentheils Zähne, mehr weniger. abgerollte 
zertrümmerte Knochenstücke umschliesst; auch habe ich Knochen, darunter 


1 
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gefunden, die deutliche Merkmale zeigen, dass sie lange, der Luft ausgesetzt 
gewesen waren, sie sind leicht, ungemein zerbrechlich, hellbraun gefärbt und 
besitzen wenig animalische Stoffe, 

Oft fand ich diese Knochen, die übrigens sehr zahlreich noch jetzt den 
Boden der Höhle bedecken, in Travertin eingeschlossen oder um and um mit 
‚einer zarten krystallisirten Tropfsteinkruste umhüllt. 

- Diese unterhalb der Traventindecke liegenden, in allen Strecken der Höhle 
so gleichförmig vertheilten Knochen scheinen alle einer viel. kleineren Art 
von ‚Ursus anzugehören, und meiner Ansicht nach aus der Alluvialzeit herzu- 
stammen. Die erste und dritte Knochenablagerung des Diluvialgebildes ist 
die reichste, die letzte die ärmste, die zweite die regelmässigste. } 
a; Aus der zweiten habe ich jenes früher schon erwähnte Skelet genom- 
men; die Lage der einzelnen Knochen des Skelets, das ich sodann zusam- 
‚menseizte, war analog der, welche ein vergrabenes und ungestört ver- 
‚westes Thier darbietet. Ich fand folgende Knochen des Thieres in der ihnen 
zukommenden Lage und will sie auch anführen, da ich fest überzeugt bin, 
‚dass sie von ein tind demselben Thiere herstammen; einige wurden beim 
Herausnehmen zertrümmert, einige gingen dabei verloren, andere wurden trolz 
genauem Nachsuchen nicht gefunden ; sie sind folgende: 

- > Der Kopf mit seinem Unterkiefer, der 1. und 2. Halswirbel, 4. Brust- 
wirbel, 5 Lendenwirbel, das Becken , das linke Schulterblait, der linke 
Oberarm, die beiden Oberschenkelknochen, die rechte Kane der rechte 
Unterschenkel samt dem Wadenbein, das Fersenbein samt dem Sprungbein, 

i nige Fusswurzelknochen, mehrere Tarsenknochen, Phalangen und ein Nagel- 

‚3 zerbrochene Rippen der linken, 4 der rechten Seite, zwei Stück 
| ae eine Ulna, einen Radius und zwei Schwanzwirbel; die ‚übrigen feh- 
nden Knochen habe ich andern Individuen entnommen, 2 welche zerbro- 
f chen waren, habe ich durch Holz oder eiserne Abgüsse ergänzt. Es ist 
diess, zusammengesetzte Skelet eines der kleinsten Individuen, aber auch 
nes der wohl erhaltendsten; das zweite noch unzusammengesetzte Skelet, _ 
welches noch viel grössere Dimensionen zeigt und das ich selbst mit eigener 
Hand herausgegraben, kann als Typus der grossarligen Schöpfung der Vor- 
| elt enommen werden. 
Unter den bisher herausgeförderten Knochen, deren Menge so doost ist, 
” auf wenigstens 70 Individuen geschlossen werden kann, befanden sich 
er 30, theils zerbrochene, theils wohlerhaltene Schädel von Ursus spelaeus, 
' ‚etwas kleinerer Schädel, meiner Ansicht nach dem Ursus priscus ange- 
ön rg, dann. zahnlose Rumpf- und Extremitätenknochen erwachsener und selbst 
junger Thiere, bei denen die Zahnbildung erst im Beginne war, wie 
die zahnlosen Unterkiefer zeigen. Es fand sich ferner eine dem Katzen- 
blechte angehörige zurückziehbare Krallenkapsel, dessen eisernen Abguss 


Trkagge 


40 


ich mitsende, ein Metacarpusknochen mit geheilter Knochenwunde und ein | 
kleiner Schädel eines eigenthümlichen Thieres, ‚wie ich glaube dem Katzen- 
geschlecht angehörend, dessen Beschreibung und Bestimmung ich mir vor- 
behalte und dessen Zeichnung ich nächstens einsenden werde, | 

Die Knochen sind im Allgemeinen ziemlich wohlerhalten, besitzen noch 
eine bedeutende Menge animalischer Stoffe, zeigen keine Spur von Abrollung; 
sie sind oft zwischen grosse Kalktrümmer eingekeilt, oft zerdrückt, äusserst 
unregelmässig zusammengeworfen. Merkwürdig und auffallend ist das Ver- 
halten der Lage der Schädelknochen zu den der Extremitäten und der losen 
Zähne in den untern Knochenschichten. An einzelnen Orten sind die‘ Schädel 1 
nebeneinander gehäuft, ich selbst habe mit eigener Hand sieben nebenein- 
ander liegende Schädel herausgenommen; während an einem anderen Punkte 
die Zahl der losen Zähne, an einem Dritten die Rumpf- und Extremitätenkno- 
chen überwiegen. Es scheint dies Vorkommen in den von Luft angefüllt ge- 
wesenen Schädelräumen seinen Grund zu haben, und auf einer sehr langsamen 
Ablagerung und stattgefundenen wirbelnden Strömung zu beruhen, dafür 
spricht auch, dass die Schädelräume der auf der Basis liegenden Schädel 
meistens leer, die der umgekehrt liegend gefundenen mit Sand angefüllt ge- 
troffen werden, i 

Ausser den erwähnten Knochen fand sich noch in den Knochenschichten 
sowohl, als: auch in dem ober denselben liegenden lehmigen Sande ein eigen- 
thümliches Fossil, dass ich seiner Form und Beschaffenheit wegen für ver- 
steinerte Exceremente, Coprolithen zu halten versucht bin. 

Alle diese Stücke charakterisiren sich durch das knollenartige Aussehen, 
concentrisch schalige Zusammensetzung, einen hohlen krystallinischen drusen- 
artigen Raum in ihrer Mitte, und einer mehr weniger flachen Basis. Auf 
einem dieser Stücke fand ich sogar eine dünnwandige Blase. . ä 

Ich überlasse es erfahreneren Forschern über diese meine Ansicht zu ur- # 
“theilen, zu diesem Zwecke sende ich hievon ein charakteristisches Stück mit, 


Das natürliche Pflanzensystem als Stuffen- und Kreissystem | 


’ nach Linneischer Methode dargestellt ae 


(Fortsetzung.) 


Class. I. Die Amphisbetostemones bilden, wenn man von der nie- 
dersten Organisation beginnt, die erste Klasse, , sind die Acotyledones 
Juss. und entsprechen der Klasse der Würmer Aue Sie zerfallen in 2 ’ 
Unterklassen, als: ” 

4. Sporiferi, welche ihre Sporen oder Samen meistens in Röhren ' 


; a 


oder Schläuchen, und in ihrer Substanz eingeschlossen tragen, als: Confervae, 
Fungi, Lichenes, Algae. 

2. Capsuliferi, welche ihre Sporen oder Samen in eigenen Behäl- 
tern, Kapseln tragen, als: Hepaticae, Musci, Lycopodiaceae, Filices, 
Rhizospermae, Palmaceae, Equisetaceae. Dass die niedersten Ord- 
nungen, die Sporiferi mit den Zoophyten des Thierreichs die grösste Aehn- 
lichkeit haben und damit verglichen werden können, ist schon so, vielfach 
besprochen, dass ich es gänzlich übergehe. Die Capsuliferi scheinen den 
Mollusken zu entsprechen, nur mit dem Unterschiede, dass hier oft z. B. bei 
‚Farren gleichsam hunderte von Thierchen auf einem gemeinschaftlichen Stamme 
‚beisammen leben. Bei den Moosen stellt die Calyptra, bei den Farren das 
Indusium die Schaale vor, bei ersteren ist die Kapsel, bei letzteren der We- 
del der sogenannte Mantel der Mollusken, bei ersteren ist die seta, bei letz- 
teren der stipes der sogenannte Fuss der Mollusken, und die schuppigen 
Blätter der Moose, die bei den Farren als höherer Form schon vertrocknet, 
als sogenannte Spreublätter vorkommen, stellen den sogenannten Byssus die- 
ser Thiere vor, und sollte der oft so schön schwarzgefärbte stipes, oder die 
rolhgefärbte seta dieser Pflanzen nicht dahin deuten, dass mehrere dieser 
Thiere einen schwarz- oder rothgefärbten Saft von sich geben ? 

So wie die Schale bei diesen Thieren von sehr verschiedener Form ist, 
oder auch mangelt, ist es auch mitder Calyptra der Moose, und dem In- 
dusium der Farren, und die Kapseln der letzteren selbst sind oft auf so ver- 
schiedene Art zusammengereiht, dass sie verschiedene Thiere dieser Klasse 
L ehzuahmen scheinen, so kann man z. B. die Aehre von Ophioglossum füg- 

ch mit einer Annelide, oder Ringelwurm vergleichen, 

Die Eustemones zerfallen in die Hypotactostemones und dio 
Idiostemones. Die ersteren sind diejenigen Pflanzen, deren Staubgefässe 
untergeordnet sind, und ihrer Zahl und Stellung nach die Blumendecke be- 
stimmen, oder mit einer bestimmten Blumendecke zugleich erscheinen, sie 
Bilden die 2. Klasse und entsprechen der Klasse der Monocotyledonen 
Juss. und der Classe der Insekten Linnes, die wenigstens’6 arliculirte Füsse 
hi ben müssen. Da bei den Hypotactostemonen die Zahl und Stellung der 
Staubgefässe die Blumendecke bestimmt, können dieselben nach 
letzterer auf eine sehr einfache und natürliche Weise abgesondert werden. 
Class. II. Die Hypotactostemones zerfallen in folgende 4 Unter- 
1 lassen, als: 


1. Lepidanthi. Sind entweder zarte Wasserpflanzen mit sehr kleinen 
Blumen, meistens halb-seltener ganz getrennten Geschlechtes, die & Blumen 
sinc entweder nackt (ohne Blumendecke) und imännerig, und der ® Blume 
von aussen angehängt, oder auch von derselben entfernt, oder sie sind 1—2- 
lännerig mit einem einblättrigen Kelche versehen, oder sie sind 4—6—8- 


4 


42 


männerig und. mit einem 4blältrigen Kelche versehen, oder sehr selten 14—20- 
männerig mit einem vieitheiligen Kelche (in diesen Fällen vertreiten die 4 Kelch- 
blätter 4 Schuppen, auf welchen einzelne, oder mehrere imännerige Blumen 
stehen, und der vieltheilige Kelch ein involucrum, auf ‚welchem. viele. Imänne- 


rige Blumen beisammen stehen), sehr selten sind die Blumen wirklich e) und 


3männerig mit einem 3theiligen Kelche, die Frucht ist meistens 1samig, selten 
3—4samig, und bildet unaufspringende Nüsschen; oder es sind grasartige 
Gewächse, welche 3, selten verdoppelt 6, oder 3 — 2/,=1, oder 
sehr selten 12 oder viele Staubgefässe haben, die am Blumenboden stehen, und 
von einer excentrischen schuppenarligen Blumendecke umgeben werden, die, ) 
entweder einfach oder doppelt ist, und zwar besteht die letztere aus 2 gegen-, 
überstehenden Schuppen, wovon aber die innere höher gestellt ist, die Blüthen 
selbst sind meistens in dachziegelförmige, oder zweizeilige Achrchen zusam- 
mengedrängt, die Frucht ist einsamig und trocken. In diese Unterklasse ge- 
hören die Najades Juss. (max. part.) Cyperaceae und Gramineae, So | 
wie die Najaden überhaupt die ersten Anfänge der vollkommenen Pflanzen, 
der Eustemonen darstellen, so bilden sie auch insbesondere den Anfang 
der Hypotactostemonen, ihre niedrigste Entwicklungsform, und stellen 
mit ihren nackten Blumen gleichsam nur die Insekteneier dar. Die Cype-. 
raceae und Gramineae durch ihren bestimmten Blüthenstand schon höher ' 
gestellt, wiederhohlen zum Theil die Amphisbetostemones capsuliferi, 9 
denn ein Aehrchen einer Cyperacea stellt in seinem ganzen Wesen nur ein 
Aehrchen von Lycopodium vor, und .die zusammengesetzte Grasähre selbst 
ist nichts anderes, als ein zusammengezogener, zusammengesetzter Farrenwedel, 
und die glumae derselben vertreten die Stelle der indusia, und die schap- 
penartigen Blätter der Moose lassen sich noch in dem Blatthäutchen der Gras- 
blätter erkennen, welche letzteren der Blattschuppe nur gleichsam angehängt, 
sind, und selbst die gegliederten Fäden, die sich um die Eierstöcke der Moose. 
befinden, wiederhohlen sich hier als die sogenannten setae, und squam ae 
hypogynae, und so wie einige Lycopodien und Rhizospermae 
doppelte Kapseln haben, so findet man auch wieder bei Gräsern doppelte, 
Früchte, z. B. bei Lilaea Humb,, so wie auch bei den Compositis und 
Umbelliferis, die beide nur Wiederhohlungen der Amphisbetostemones cap-, 
. suliferi sind, wie später wird gezeigt werden, In Bezug auf das Thierreich 
stellen die grasartigen Pflanzen mit ihren Aehrchen gleichsam die Raupen der, 
Insekten dar. 


‚2. Spadicanthi. Die zu dieser Unterklasse gehörigen Pflanzen haben 
ihre Blumen auf meist walzenförmigen, seltener kopfförmigen Kolben stehen, 
die meist von einer allgemeinen Scheide, die manchmal kelchartig und regel- 
mässig, gespalten ist, umgeben, werden, die d, gleichsam 1männerigen Blumen 


| 
| 


43 


sind oft von den @ getrennt, entweder auf demselben, oder auf verschiede- _ 
nen ‚Kolben, stehen sehr gedrängt, und überziehen den ganzen Kolben, oder 
nur theilweise, sie sind meistens nackt, oder auch durch Schuppen, gleichsam 
partielle-Scheiden getrennt, manchmal sind auch mehrere &, (gleichsam Imänne- 
rige) um einen Fruchtknoten herumgestellt, entweder nackt, oder durch Schup- 


‚pen getrennt, selten sind sie wirklich Q', und nackt oder mit einer 6—3— 


+’ 
4theiligen Blumenhülle (Kelch) und mit einer der Blumenhüllentheilung ent- 
sprechenden Zahl von Staubgefässen 6, oder — '",;=3, oder — 4,—4 


versehen. Manchmal besteht die ganze Pflanze nur aus einem schuppigen 
Kolben, Balanophoreae, und die einzelnen Blumen bilden einen zusam= 
mengesetzten Kolben, wie es auch bei Nepenthes und einigen Podoste- 
moneen und Centrolepideen der Fall ist, und die sogenannte Staub - 
- fadensäule der ersteren, und der Blumenstiel_ der letzteren ist der eigentliche 
oder partiele Kolben, der nur an seiner Spitze die Blumen trägt. Die" Frucht 
- ist beeren- oder kapselartig, oder mehrere Nüsschen. Hieher gehören: Cen- 
 trolepideae, Potameae, Aroideae, Balanosphoreae (Cytinus und Hypolepis Pers.), 
Typhacese (Pandaneae), Podostemoneae (Pistiaceae, Nepenthinere). _ Diese 
Pflanzen wiederhohlen zum Theil die vorige Unterklasse, zum Theil wieder- 
hohlen sie die Farren auf ‚höherer Stuffe, und so- wie bei letzteren die Blatt- 
form so ausgezeichnet, und ihre Kapseln verschiedenartig : zusammengedrängt 
sind, eben so ausgezeichnet sind oft die Spadicanthi durch ihre schöne 
Blatiform, und ihre höchst zusammengedrängte Blumen und Früchte, In Bezug 
auf das Thierreich stellen sie die Puppen der Insekten vor, und die.Blumen- 
- scheide ist gleichsam die Decke der Puppe, und wie sich in der Puppendecke 
oft schon der Abdruck des Insektes zu erkennen -gibt, so zeugen auch die 
schön geformten Blätter, die gewöhnlich mit der Blumenscheide - zugleich er- 
scheinen, von der’ höheren Bildung dieser, Pflanzen. Im Pflanzenreiche hat 
die Natur die niederen Formen, die im Thierreiche nur als Metamorphosen 
erscheinen, noch als eigenthümliche Formen dargestellt, wie schon hier aus 
den beiden vorhergegangenen Unterklassen zu ersehen ist, und so geht die 
Natur auch noch in den meisten folgenden Klassen zu Werke, und daher sind 
alle Systeme, die diese niederen Formen von den höhern streng absondern, 
nicht natürlich zu nennen, und obwohl sich" die vollkommeneren Formen für 
Sich leichter zusammenstellen lassen, desto schwerer ist es dann mit diesen 
unvollkommeneren, die sich nie unter einen ‘gleichen Hut bringen lassen, weil 
sie melıreren Klassen, die sich nie vereinigen, angehören. 


3. Coronanthi. Diese Unterklasse enthält Pflanzen, welche 6, selte- 
der — :,—3 oder +'/,—9 Staubgelässe mit einer 6blältrigen oder 6thei- 
ligen, selten 3theiligen, bei Phylidrum 2theiligen Blumendecke haben, oder 
sehr selten — /s=%4 oder + '/,—=8 Staubgefässe mit einer Blumendecke, 

4* 


x 


. s 


44 


die in. ihrer ‚Theilung mit der Zahl der Staubgefässe übereinkömmt, sehr 
selten viele Staubgefässe mit einer 6theiligen Blumendecke, sie stehen meist 
auf der Blumendecke, selten am Blumenboden, sind auch seltener von den 
Pistillen als blosse & Blumen getrennt. Der Fruchtknoten entspricht in sei-. 
nen Fächern meistens der Zahl 3, selten 6, so wie oft die Griffel oder Nar- 
ben. Hieher gehören: Taccaceae, Hydrocharideae, Alismaceae (Hydropeltideae), 
Junceae (Restiaceae, Melanthaceae), Palmae, Asparageae, Bromeliaceae, Aspho- 
deleae, Liliaceae, Narcissineae, Irideae, Commelinaceae. 

Die Blumen dieser Pflanzen stellen gleichsam verschieden entwickelte In- 
sekten dar, so gleichen z. B. die Commelineae den halbhartflügeligen, die 
Junci und Palmae den hartflügeligen Insekten, und die. Lilien selbst gleichen 
durch ihre Gestalt, Farbenpracht und Glanz am auffallendsten den Schmetterlingen. 

4. Cheilanthi. , Diese Unterklasse enthält Pflanzen mit unregelmässigen, 
meist 6theiligen Blumendecken, von denen immer ein Lappen eine sehr aus- 
gezeichnete und verschiedengestaltete Lippe bildet, die den übrigen Lappen, 
die manchmal auch mehr oder weniger unter einander verwachsen sind, 
aber sich doch erkennen lassen, entgegengesetzt ist ;, seltener sind 3 Lappen 
nach aussen gedrängt, und sondern sich von der Blume gleichsam als ein 
3blättriger Kelch, oder es erscheint ausser der Blumendecke ein kleiner zahn- 
artiger Kelch (Stylidieae). Staubgefässe meistens 1, selten 2, sehr selten 3, 
. oder 6, wovon einer verkümmert — 5, der einfache, oder doppelte oder 
dreifache steht meistens auf der säulenartigen Narbe, oder hängt mit der- 
selben verschieden zusammen, die 5 oder. 6 stehen am Fruchtknoten. Die 
Frucht ist immer eine untere, 2- meistens 3fächerig, Hieher ee Scita- 
mineae, Orchideae, Stylidiene. 

Die Blumen dieser Püanzen stellen oft täuschend die Hymenoptera der 
Insekten dar, und zwar bildet das labellum den gestielten Hinterleib des 
Insektes. (Fortsetzung folgt.) re 


Miscellen 


"*,#* Gegengift für Kupfersalsee. Aus den Beobachtungen, welche Hr. 
Roucher in der Gazette medicale de Strasbourg veröffentlichte, 
geht hervor, dass die gebrannte Magnesia die Symptome der Vergiftung 
mit Kupfervitriol gänzlich aufhebt, wenn sie nicht zu spät nach dem Einnehmen 
des Giftes verordnet wird. Die Dosis der erforderlichen Magnesia, um die 
Wirkungen des Kupfersalzes zu neutralisiren, beträgt wenigstens die achtfache 
Menge des genommenen Kupfervitriols. Es ist wahrscheinlich, dass die Ma- 
gnesia als Gegengift für alle Kupfersalze dienen kann, indem sie selbe zer- 
setzt und unauflöslich macht. Polytechn. Journai v. Dingler. 

*,* Anwendung des Chloroforms bei mikrographischen Untersuchungen, 
Hr. Levo eur überwand mittelst Chloroforms die Schwierigkeiten, Thiere unter 


| # 


" dem Gesichtsfelde des Microscops ruhig zu erhalten; indem er dasselbe 
an einem Stückchen Schwamm oder Papier auf das Glas legt, auf welchem 
die Thierchen untersucht werden sollen. Infusorien ändern unter dem Ein- 
flusse des Chloroforms ihre Bewegungen vollkommen, kommen auch ganz 
zur Ruhe, nehmen aber ihren früheren Zustand wieder an, sobald das Chloro- 
form entfernt wird, Comptes rendus, 

*,* Die Ursache der Muscardine-Krankheit der Seidenraupe besteht 
nach den Untersuchungen von Gu&erin-Me&neville, abgesehen von den mit- 
wirkenden nachtheiligen Einflüssen durch die Fütterung, den Temperatur- und 
Feuchtigkeitszustand der Lokalitäten u. dgl. in einem Schmarotzergewächs 
(Botrytis), welches sich durch Sporen fortpflanzt. Er sammelte diese, und 
übertrug durch Einimpfung derselben die Krankheit nicht nur auf andere bis 
dahin gesunde Seidenraupen und Puppen, sondern auch auf andere Spinner- 

-_ Taupen. Eben da. 

*.* Nach den Beobachtungen von Hornschuh und Schillin g, kom- 
men in der Ostsee drei Arten der Gattung Halichoerus vor: H. macro- 
rhynchus die langschnauzige, H, Grypus die krummnasige, undH. pachy- 
thynchus die dickschnautzige Meerrobe. Alle drei Arten sollen wesentliche 
Unterschiede in ‘den Dimensionen der Schädelknochen zeigen. 

Frorieps Ntzen, , 

*,* Auf der Lord Hows-Insel (zwischen Neuholland und Norfolk-Island) 
ist a neuer ungeflügelter Vogel von der Grösse eines Wachtelkönigs entdeckt 
worden, und es sollen von demselben lebende Exemplare auf dem Wege nach 
Europa sich befinden. — Das Fleisch dieses Vogels wird von den Ansiedlern 
der Insel wegen seiner Schmackhaftigkeit sehr gerühmt, und es steht zu be- 

j fürchten, dass in Folge dieses Umstandes die Art dem Schicksale anderer Bre- 
vipennen, nämlich der Ausrottung bald anheimfallen wird. Gieichzeilig mit 
‚der Entdeckung dieser neuen Art wurden auch viele Knochenreste mehrerer 
anderer Nügelloser Vögel auf Neuseeland en, wobei einige von kolos- 
saler Grösse sich befinden. Eben da. 

| *,.* In Lemberg versammeln sich in dem wieder hergestellten Polytech- 
nicum wöchentlich einmal die Professoren, um wissenschaftliche Besprechungen 

über Physik, Chemie, Mathematik und Naturgeschichte im ganzen Umfange zu 

halten. Hiebei liegen Bücher und Journale die genannten Fächer betreffend 
vor, und cireuliren ‚unter den Theilnehmern. Auf diese Weise werden die 

E neuesten Fortschritte der Wissenschaften schnell bekannt und eine erfolgreiche 

Förderung derselben ermöglicht. Es steht zu erwarten, dass diese wissen- 
schaftlichen Zusammenkünfte demnächst organisirt und zur Bildung eines natur- 

historischen Vereines Anlass geben werden. Briefl. Mitthlg. 

«x Untersuchungen über den grünen Färbestoff der Blätter. Der 

grüne Stoll, welchen man miltelst des Alkohols oder des Aethers aus der 

Nehrzahl der Pflanzen ziehen kann, ist für eine organische ganz gleicharlige 

$ bstanz angesehen worden,. welche man mit dem Namen Chlorophyl, oder 

H es. grünen Pflanzenharzes bezeichnete. 

— —_Verdeil hat entdeckt, dass dieses grüne Pflanzenharz eine Mischung 

ei nes vollkommen farblosen krystallisirbaren Fettes und eines farbigen Ele- 

mentes ist, welches die grösste Aehnlichkeit mit dem das Blut rothfärbenden 
aru ındstoff besitzt, und niemals in vollkommen reinem Zustande dargestellt 

verden konnte, — u 

Der Färbestoff der Pflanzen enthält wie der des Blutes eine bedeutende 


..n 


46 


Um diesen auszuscheiden, ‘wurde aus einer 'siedenden Chlorophyl-Lösung 
in Alkohol der Färbestoff durch Zusatz einer geringen Menge von Kalkwasser 
gefällt. Die farblose Alkohollösung enthielt das Fett, während der Kalk den 
Farbestoff ganz niederschlug. Dieser wurle von dem Kalke mit Hilfe der 
‚Chlorwasserstoffsäure und des Aethers abgesondert, welcher letztere ‘den grünen 
Stoff auflöst, worin 'sich an dem obern Theile der Flüssigkeit eine flockige 
Masse bildete. Durch Verdampfung des Aethers erhielt er dann den Färbestoff 
der Pflanzen in dem vollkommen reinsten Zustande. — Comptes rendus., 


* #" Ueber den Erfolg der Einführung giftiger Materien in den Verdau- 
Hhpkupparat ces Menschen und der Hausthiere. Renault hat durch Versuche 
 hachgewiesen, dass Schweine, und wahrscheinlich auch’ Hühner ohne Nach- 
theil alle Arten der Secretionsproducte, alle Abfälle von Cadavern roh oder 
gekocht, alles Fleisch von ansteckenden Krankheiten gefallener Thiere fressen 
können. Im Darmkanal der Pferde behielten jedoch die Giftstoffe des Rotzes 
und Wurmes ihre giftige Wirkung. — Der Mensch, so sehr er auch dem 
Fleische, der Milch u. dgl. von erkrankt gefallenen Thieren als Nahrung wi- 
derstrebt, kann sie jedenfalls ohne Nachtheil für seine Gesundheit geniessen. 
(Ebend.) 
*,* Herr Carl Fritsch, Adjunkt an der k.k. Centralanstalt für Meteoro- 
logie in Wien, hat so eben in den Sitzungsberichten der kais. Akademie 
der Wissenschaften eine interessante Arbeit über, die Temperaturverhältnisse 
und die Menge des Niederschlags in Böhmen veröffentlicht, wobei er die durch 
die k. k. patr. ökonomische Gesellschaft in Böhmen veranstalteten meteoro- 
logischen Beobachtungen benützte. Die Zahl der Stationen war 44, und die 
Beobachtungen beginnen mit dem Jahre 1817, erstrecken sich jedoch nicht 
überall über gleiche Zeiträume, jedoch ist der Einfluss, welchen diese Ur- 
sache auf die Resultate haben könnte, durch die Art der Benützung der Be- 
obachtungen unschädlich gemacht. Die höchste mittlere Temperatur hat Karl- 
stein, nämlich 7.098 R., dann folgt Krzemusch bei Teplitz mit 7.986. 
Auch Prag gehört unter die wärmsten Punkte des Landes, es hat eine mitt- 
lere Temperatur von 7° 66 R. Die geringste Wärme unter allen benützten 
Stationen zeigt Tepl,; nämlich nur 4% 96. Die Regenmenge sinkt. in der - 
‘ Mitte des Landes (bei Prag) auf 14” im Jahre herab, wächst aber gegen die 
Grenze bis 30° und darüber; in Rehberg, im Südwesten Böhmens erreicht sie, 
. durch locale Verhältnisse begünstigt, die enorme Höhe von 621/,”. 
*„* Auf die Vervollkommnung des k. bot. Gartens zu Petersburg: wurden 
"im J. 1851 bereits 85,000 Silberrubel (— 90.700 Thlr.) verwendet. ‚Bei 
einer solchen kaiserl. Manificenz muss die Wissenschaft gedeihen. 
(Bot. Wochenblatt) _ 
*,* Ulcus tuberosus Lozon, eine Pflanze aus der Familie der Portulaceaen 


in Die wird als Knollengewächs in Bezug auf Klima, Aussaat, Pflanzung, 9 


Anwendung und im schmackhaften und nahrhaften Verhalten der Kartoffel 
- gleichgestellt, die es zu ersetzen vollkonmen geeignet scheint. (Bot. Wchbl.) 
*„”" Das Herbarium Nees v. Eserbecks, wird zum Verkauf ausgeboten, 
Es besteht aus 247 Bänden in Folio und 42 Bänden: in gross 4, umfasst 
80,000 Bögen, zwar nicht so viele Species, doch grösstentheils Exemplare. 
von eigenthümlichem Werthe, als Varietäten oder nach ihrem Vaterlande, 
ihrem Standorte etc. abweichend. Ausser diesem kommen noch 63 Bäude 
Doubletten hinzu. (Bot. Wochenblatt.) 


*,* Dr. Bernhardi’s Herbarium aus 340 Packeten: und 40,000 Species 
Phanerogamen bestehend, ist zu verkaufen. Auskunft ertheilt Gustav Stein- 
brück in Erfurt. 


Literatur. 
Rostlinictvi öili nävod k snadnemu uröeni.a pojmenoväni rostlin v Cechäch, 
Morav& a jinych zemich rakousk&ho mocnäfstvi domäcich, Sepsal Daniel 
Sloboda. Prag 1852, ist als die Nr. 42 der Museumsschriften so eben in 
gr. 12 erschienen XLVIH und 733 Seiten stark. Curie’s Anleitung, die 
im mittleren Deutschland wildwachenden Pflanzen auf eine: leichte und si- 
chere Weise durch eigene Untersuchung zu bestimmen, wurde zum Leit- 
faden gewählt. Der Hauptzwek ist, in. dichotomischer Form die sich -am 
nächsten stehenden Gewächse strenge zu unterscheiden. Mit Benützung der 
2. Ausgabe von Schultes österreichischen Flora ist die Zahl auf 660 Gat- 
tungen und 3000 Arten herangewachsen. Den grössten Theil der &echischen 
Namen hat er aus Presis Werken entlehnt, neue Namen jedoch keine gebil- 
det, sondern da, wo diese Namen nicht aus Presl entnommen sind, hat er 
die Volksnamen gewählt. Ohne sich gerade an ein System zn binden, hat 
er die Gewächse doch nach dichotomischer Art in natürliche Familien 
gebracht. Die Einleitung enthält 1. die Erklärung der "Pflanzentheile, 
2. die Classification der Gewächse, 3. die Uebersicht der Pflanzen-Gat- 
tungen nach dem natürlichen Systeme, 4. die Erklärung über den Ge- 
brauch der Tabellen, 5. ein Register der gebrauchten Kunstausdrücke. 
Zwei Tabellen dienen zur Bestimmung der Gattungen und Arten. Eine 
Anleitung zum Sammeln und Präpariren der Gewächse vermisst man in 
dieser für den Anfänger gewidmeten ‘Schrift. Da der Verfasser haupt- 
sächlich die Bedürfnisse des Anfängers im Auge behielt, so hat derselbe 
blos das in den Hauptschfiften vorkommende Materiale benützt, ausser der 
Phanerogamie-nur jenen Theil der Cryptogamie aufgenommen, welchen auch 
Reichenbach in seiner Flora germanica excursoria aufnimmt, und nur 
sehr selten auch Variäteten aufgeführt. Bei manchen Gattungen hat er 
sich an die neuern Schriftsteller gehalten, und die Untergattungen nach 
deren Beispiel zu Gattungen erhoben, dagegen andere Gattungen z. B. 
Gentiana, Pinus, Centaurea und viele Andere in ihrer Linne’schen Deu- 
tung behalten. Auf jeden Fall müssen wir’ ihm und der Matice teskä 
Dank wissen, dass hierdurch den Freunden Florens techischer Zunge, 
endlich einmal das erste Werk in ihrer Muttersprache geboten ist, zur 
leichteren Bestimmung der heimischen Gewächse, und es ist nicht zu be- 
zweifeln, dass es von vielfachem Nutzen sein, und die Liebe zur Pflanzen- 
wissenschaft auch in diesem Kreise wecken wird, besonders weil es 
auf keinem andern Wege in so viele Hände hätte gebracht werden 
können, als auf diesem. 0, 
Kosmos. Entwurf einer physischen _ Weltbeschreibung von Alexander 
v. Humboldt Ill. Bd. 2. Abtheilung. — In dieser unlängst erst erschie- 
nenen Abtheilung behandelt der berühmte Verfasser zuerst jene wunder- 
baren Gebilde am Sternhimmel, welche man mit dem Worte „Nebel- 
lecken“ bezeichnet, und welche der Gegenstand unausgesetzler Auf- 
merksamkeit von Seite der beiden Herschel gewesen sind, und welche - 


[4 


48 


mehr als ein anderer Gegenstand zu Speculationen_ über dies "Werden 
und Gestalten der Sternsysteme anregen. Hierauf wendet sich der Ver- 
fasser unserem, dem Sonnensysteme zu, und schildert den Centralkörper 
des Systemes, die Sonne, die einzelnen Planeten und Nebenplaneten und 
die Cometen nach ihren individuellen Verhältnissen. Daran reiht Humboldt 
eine Untersuchung des Ringes des Thierkreislichtes (Zodiacallichtes), und 
Zusäize zı dem in frühern Bänden Angeführten über Sternschnuppen, 
Feuerkugeln, Meteorsteine. Damit schliesst der uranologische Theil der 


physischen Weltbeschreibung und in den- Schlussworten stellt Humboldt . 


noch Betrachtungen über die Stabilität unseres Systems an. Allein „was 
als blosse Möglichkeit bezeichnet werden muss, liegt ausserhalb des 
Gebietes einer physischen Weltbeschreibung. Die Wissenschaft soll nicht 


überschweifen in das Nebelland cosmologischer Träume,“ Dr. J. 
Enserat. 
Sabrgana 1852. 
Einladung 


zum 


Abonnement auf die rühımlichft befannte Garten-Zeitfihrift: 
Bereinigte Frauendorfer Blätter. 


Herausgegeben von ber praftifchen Gartenbaugefellfichaft in Bayern, » 


redigirt von Eugen Yürit, 
Borftand der Gefellfhaft, Eigenthümer von Frauendorf, Ehren: Mitglied der Gartenz 
bau- und Sandwirthfchafts-Gefellfhaften zu Gras, Innsbrud, Wien, Gotha, Meiningen, 
Karlsruhe, Naflau, Zittau, Dresden, Lebedän, Benfa, Berlin, Brüffel, Marian St. Bes 
tersburg, Mühlhaufen, Greifswald ac. 9c. 


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über 3000 Mitglieder zählenden Bereins fortwährend das Neuefte und 
Nüsglicbfte aus dem Gefanmibereihe des Gartenbanes, der Obft- 
baumzuct, des Weinbaues, der Haus, Lands und Korftwirth- 
Ihaft ac. in Drigtmal-Mittheilungen bringt und deghalb jedem artenbes 
figer, Blumiften, Kunft- und Handelsgärtner, Gemifezüchter, Lands und 
Forftwirtbe außerordentlich zu empfehlen ift. 

Der jährlihe Abonmement3-Preis beträgt im Buchhandel nur 2 fl. 
24 Er. oder 1, Rihle. Preuß. Cour., durch die Poft in Bayern halbjährlich 
1 fl. 16 fr, in Defterreih 1 fl. 2 fr. E M. mit Couvert. u. f. w. 

Ausführliche Profpekte iiber diefe Zeitfchrift ftehen gratis zu Dienften. 


Bericktigungen : 2 

Jahrgang LE. S. 128 statt Hr. Fr. Zeil aus Linz ist zu lesen: Hr. Fr, 
Keilaus Lienz. \ 

S. 152 statt Hr. Fr. Kail zu lesen: Fr. Keil. 

S. 266 als Custos der mineralogisch- tier Sammlung: Hr. Wilhelm 
Peiters, Cand. d. Med. derzeit Assistent der pathologischen Chemie. 


Redakteur: -Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Math. Jeriabek. 


MÄRZ, 1852. 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der" Pränumeralionspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

- versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine , „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

werden, welche, letztere. auch. Iuserate übernimmt. und mit 3.kr. die Petitzeile 
berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 27, Februar 1852. 


Die Sitzung wurde mit der Fortsetzung der Vorträge über verglei- 
chende Knochenlehre;von Herrn Dr. Johann Cermäk eröffnet.*) 
Auf die Vorlesung des Protokolls der letzten Versammlung folgte die 
Mittheilung nachstehender Schenkungen für die Vereinssammlungen: 
Für die botanische Sammlung vom correspondirenden Mitgliede Herrn 
Sekretär A, Roth aus Rotenhaus 302 Exemplare getrockneter Pflanzen, und 
vom Ehrenmitgliede Herrn Dr. Streinz, k. k. Gubernialrath und Proto- 
 medikus in Gratz, eine Parlie steyerischer Flechten und Blattschwämme in 
mehrfachen Exemplaren, 
-- Für die Bibliothek: 
% Vom Ehrenmitgliede Herrn P. M, Opiz „Beiträge zur Naturkunde.“ In 
5 _ Verbindung mit mehreren Freunden verfasst und herausgegeben von Dr. und 
Prof. Friedr, Weber und Dr. D. M. H. Mohr I. Band, Kiel 1805; 
fe ferner von demselben: Dr. Augusti Quirini Rivini Lipsiensis introduclio 
1 generalis in rem herbariam 1690. Sumptibus autoris Lipsiae, 
Die von Herrn Dr. Ellenberger angekündigten, Vorträge über Ent- 
_ wicklung und Anatomie der Chironomen und über Brayera anthelmintica wur- 
den auf eine der nächsten Sitzungen verschoben. 


SR Versammlung am 5. März 1852. 


" Herr Dr. Johann Öermak setzte seine Vorträge über vergleichende 
- Knochenlehre fort, verlegte jedoch den Schluss derselben auf die nächste Ver- 
sammlung, in welcher er auch die Demonstration zu dem diessmaligen Vortrage 
hachzutragen versprach. | 


bh ————— 


*) Sieh Lotos $. 25. 


50 


Nach der Vorlesung des Protokolls der letzten Sitzung wurden folgende 
Schenkungen als eingegangen: gemeldet: Von Herrn P. M. Opiz: Myko- 
logische Hefte nebst einem allgemein botanischen Anzeiger, herausgegeben von 
Gustav Kunze und Johann Karl Schmidt, Leipzig 1816, 1. Heft; von dem- 
selben : Stirpium seiagraphia et icones ex musaeo Dominici Chabraei Med. 


Doctoris. Coloniae Allobrogum 1666; vom k. k. Schulrathe Herrn Gregor 
Zeithammer 4 Stück Farrenkraut-Abdrücke aus den Kalkgruben bei Otten- 


dorf in Böhmen, 

Hierauf folgte ein Vortrag des Herrn Zawadil, in welchem derselbe 
eine Zusammenstellung der vorzüglichsten Krankheiten der Pflanzen gab. 

‘ Nach diesem Vortrage wurden mehrere Wahlen neuer Mitglieder 

vorgenommen und die bisherigen ausserordentlichen Mitglieder, 

Herr Suchanek k. k. Obercommissär und 

Herr Zawadil, Lehramtskandidat, zu wirklichen Mitgliedern, 

Herr Leopold Kerausch, Pharmaceut, 


Herr Fridolin Keller von Schleitheim, k. k. Feldkriegs-commis- | 


sariats-Accessist und 
Herr Georg Mäday, Kandidat der Bonn zu ausserordentlichen 


Mitgliedern gewählt. 


Versammlung am 12. März 1852. 


Nachdem Herr Dr. Johann Czermäk seine Vorträge über verglei- 
chende Knochenlehre geschlossen hatte, drückte ihm der Präses, Herr Ministerial- 
rath von Sacher-Masoch in einer kurzen Ansprache den Dank im Namen 
der Anwesenden aus. 

Hierauf sprach Herr Prof. Dr. A. Reuss über das Vorkommen des Bern- 
steins in Boden bei Falkenau, 

Nach diesen Vorträgen wurde das Protokoll der letzten Sitzung verlesen 
und die H. Custoden berichteten über folgende eingelaufene Schenkungen 
an den Verein: 

Für die Bibliothek: 

Epimeliae botanicae auctore Car. Bor. Presl, M.et Ph. Doctöre, historiae 
naturalis professore p. o. in universitate Pragensi, geschenkt vom Herrn 
Verfasser. l 

Abhandlungen Bor naturhistorischen Gesellschaft zu Nürn- 
berg 1. Heft mit 3 Kupfertafeln, Nürnberg 1852, geschenkt von der Ge- 
sellschaft. 

- Vom Ehrenmitgliele Herrn P. M. Opiz: Monographia rhizospermarum 
et hepalicorum 1. Heft von J. Corda und } ‘ 

Nerostopis &ili Mineralogia Jana Svat. Presla v Praze 1837. Rukovet 


soustavnä k pouteni vlastnimu, s obrazy. 


| 


| 


51 


‘Für die botenische Sammlung war eine Sendung von 150 Species 
getrockneter Pflanzen aus Oesterreich von Hr. Dr. Robert Rauscher aus 
Linz eingelaufen, 

Nach diesen Mittheilungen machte der Vorsitzende bekannt, dass in der 
nächsten Versammlung Hr. Prof. Dr. August Reuss seine angekündigten 
Vorträge über den Einfluss des kleinsten organischen Lebens auf die Bildung 
der Erdschichten beginnen werde. 


Versammlung am 19. März 1852. 


Herr Prof, Dr. August Reuss hielt den ersten Theil seines Vortrages 
über den Einfluss des kleinsten organischen Lebens auf die Bildung der Erd- 
schichten, *) 

Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen war, wurde ein 
‚neuerliches Geschenk des Herrn P.M. Opiz für die Vereinsbibliothek 

angemeldet: 

Oekonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, Zeitschrift für alle Zweige 
der Land- und Hauswirthschaft, des Forst- und Jagdwesens im österreichischen 
‘Kaiserthume, herausgegeben von Christian Karl Andre, Jahrgänge 1811 — 1814. 


Versammlung am 26. März 1852, 


Herr Prof. Dr. Reuss gab die Fortselzung seines Vortrages „über den 
Einfluss des kleinsten organischen Lebens auf die Bildung der Erdschichten.* 
Hierauf wurde das Protokoll der letzten Sitzung vorgelesen und folgende 
Schenkungen durch die betreffenden H. Custoden mitgetheilt : 
Für die Bibliothek: 
Monographie der Mineral-Moorbäder zu Franzensbad bei Eger von Dr. 
Paul Cartellieri, k. k. Brunnenarzt und Director des Badehospitals in Fran- 
‚zensbad. Zweite vermehrte Auflage, Prag 1852, geschenkt vom Verfasser 
_ (in 2 Exemplaren), 
von Herrn Med. & Chir. Dr. Wankel, Bergarzt zu Blansko in Mähren, 
„Chemische Untersuchungen über die Knochen und Zähne des Menschen und 
- “der Wirbelthiere mit Rücksichisnahme auf ihre physiologischen und patholo- 
4 gischen Verhältnisse* von Freiherrn Dr. Ernst von Bibra. Schweinfurt 1844. 
& fi Für die botanische Sammlung war eine Partie seltener Pilanzen vom 
_ eorrespondirenden Mitgliede Herrn Med, Dr. Knaf aus Komotau mit einem 
Schreiben eingelangt, in welchem er anzeigt, dass der, von ihm im Jahre 1846 
- “in der Regensburger bot. Zeitung unter dem Gattungsnamen Dibotrosper- 


 Smum bekanntgemachten Pflanze, in Folge des Prioritäts-Rechtes, der dieser 
2 r 


B '*) Eine Skizze hievon wird nach Beendigung der Vorträge im nächsten 
2 Blatte geliefert werden. 

E, 5%* 
h3 

Ro, 


52 

Pflanze von €. H. Schulz um einige Wochen früher ertheilte Name „Tripleu- 
rospermum* zu gelten habe; dagegen statt des Artnamens „pusillum“ 
der Name „bienne“ als bezeichnender, vorzuziehen sei, da er sich von. der 
zweijährigen Dauer dieser Pflanze vollkommen überzeugte, 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das natürliche Pflanzensystem als Stuffen- und Kreissystem _ 
nach Linneischer Methode dargestellt. 
(Fortsetzung.) 


Die Idiostemones zeichnen sich durch freie, nicht untergeordnete 
Staubgefässe aus, welche an keine Zahl, an keine Stellung gebunden sind, 
und keine bestimmte Blumendecke bedingen, sie sind die Dicotyledones Juss, 
und gleichen den vollkommenen, den rückgradigen Thieren, bei denen auch 4 
die artikulirten Gliedmassen nicht gebunden sind, sondern bei jeder Klasse 
unter anderer und verschiedener Form erscheinen, Die Einfügung der Staub- 
gefässe gibt hier den deutlichsten und entschiedensten Charakter, und sie ’sind 


entweder am Fruchtboden eingefügt Thalamostemones, oderan dem unteren 


Theile des Blumenkelches Calycobaseostemones, oder an dem oberen Rande, 
der Mündung des Kelches Calyeostomatostemones, oder sie stehenauf ei- 
nem excentrischen Kelche, einer Schuppe, oder wenn auch ein kleiner unansehn- 
licher Kelch vorhanden ist, so stehen mehrere zugleich auf einer Schuppe, 
oder gemeinschaftlichen Blumenhülle, oder gemeinschaftlichen Blumenboden, 
und die Blumen sind immer getrennten Geschlechtes, Calycolepidostemones, 
oder die Staubgefässe stehen endlich auf einer einblättrigen Blumenkrone Cor ol- 
Io stemones, wornach sie zunächst in die 5 genannten Klassen zerfallen. 
Class. III. Die Corollostemones haben ihre Staubgefässe tiefer 
oder höher in der Röhre einer 1blättrigen Blumenkrone eingefügt, sehr selten 
ist die Blumenkrone bis zum Grund gespalten und mehrblättrig, in diesem 
Falle sind aber die Staubgefässe immer auf den Blumenblättern deutlich ein- 
gefügt. Die Staubgefässe sind meistens in einer bestimmten Anzahl .vorhan- 
den, oft sind sie mit den Einschnitten der Blumenkrone gleich, manchmal 
doppelt, sehr selten kommen sie in einer mehrfachen “unbestimmten Anzahl 
vor. Sehr selten steigen sie von dem untersten Theile der Blumenröhre bis 
auf den Fruchtboden z.B. bei Erica, aber in diesem Falle ist die Blumenkrone 
nur welkend und nicht abfällig, Manchmal ist die Blumenkrone mit dem 
Kelche verschmolzen bei Nyctagineis und Aristolochieis, und die Eirfügung der 
Staubgefässe, da sie auf dem untersten Theile der Röhre stehen, ist etwas 
zweifelhaft, indess, da der Kelch die Natur der Blumenkrone angenommen hat, 
können sie auch füglich für blumenständig gelten. Die Blumenkrone ist hier 


53 


sehr ausgezeichnet, und eben desshalb können sie darnach in 4 Unterklassen 
zertheilt werden, als 

1. Cheilanthi, Darunter sind diejenigen begriffen, die eine 1- oder 
2lippige, oder eine unregelmässige fast 2lippige Blumenkrone, mit welcher 
letzteren aber immer 2, oder 4 zweimächtige Staubgefässe verbunden sein 
müssen, haben, und welche eine mehr- oder vielsaamige Frucht hervor- 
bringen, wenigstens muss der Fruchtknoten in der Anlage vieleierig sein. 
- Hieher Lobeliaceae, Goodenoviaceae, Gesneriaceae, Bignoniaceae, Personatae, 
Rhinanthaceae, Orobancheae, Acanthi, Vitices, Labiatae, Lentibularieae, 

2. Siphonanthi. Hieher gehören diejenigen, die eine röhrige Blumen- 
krone' mit einem regelmässigen Saume haben, selten ist die Blumenkrone un- 
regelmässig, oder 2lippig und in diesem Falle sind nie 2, oder 4 zweimäch- 
tige Staubgefässe damit verbunden, die Frucht ist mehr- oder vielsaamig, 
oder wenigstens ist der Fruchtknoten in der Anlage: vieleierig. Hieher Pri- 
mulaceae, Borragineae, Polemoniaceae, Convolvulaceae, Solanaceae, Genlianeae, 
Apocyneae, Asclepiadeae, Sapoteae, Gajuacanae, Jasmineae, Ericaceae (Rhodo- 
raceae), Epacrideae, Rubiaceae, Caprifoliaceae, Campanulaceae, Valerianeae. 

8, Anthodiati. Umfasst diejenigen, die 'röhrige oder lippenförmige 
Blumenkronen, oft auch beide zugleich, auf einem gemeinschaftlichen Blumen- 
boden zusammengedrängt, und von einer gemeinschaftlichen Hülle anthodium 
eingeschlossen enthalten, und deren Frucht stets isamig ist. llieher Globu- 
lariaceae (Stilbe), Dipsaceae (Calycereae), Compositae. 

4. Calycanthi. Haben entweder eine kelchartige trockene und blei- 
 bende Blumenkrone, oder die Blumenkrone ist mit dem Kelche verschmolzen, 
derer Abgränzung sich meist durch‘ eine Zusammenschnierung zu erkennen 
gibt, so dass die erstere abfällt, und der Kelch meistens mit der Frucht ver- 
wächst, und in diesem Falle ist oft noch eine kelchartige Hülle, die auch 
öfters mehrere Blumen zugleich umgibt, und die man. daher fälschlich für 
einen’ wahren Kelch genommen. hat, vorhanden. Der wahre Kelch ist hier oft 
gefärbt, und am Grunde mit bleibenden Schuppen, oder Nebenblättern besetzt. 
_ Die Frucht ist 1samig, oder eine 1- oder vielsamige öfters ringsumaufsprin- 
gende Kapsel. Die Blumen stehen meistens in walzenförmigen, oder einseiti- 
gen Aehren, oder sind verschiedenartig zusammengeknäult, seltener vereinzelt 
_ wechselständig. Hieher Cucurbitaceae, Plumbagineae, Plantagineae, Nyctagi- 
 neae, Aristolochieae. 

"> Die Corollostemones gränzen zunächst an die Hypotactostemones, 
indem sie dieselben nicht nur in allen ihren 4 Unterklassen gleichsam wieder- 
holen, sondern auch ihre Staubgefässe noch etwas, obwohl nur indirekt 
gebunden sind. Die beiden Klassen haben hinsichtlich ihrer - Blumen-Bildung 
und Stellung eine so grosse Aehnlichkeit, dass man, wie man immer eine auf 
die andere folgen lässt, sagen kann, dass eine immer die Wiederholung der 


54 


anderen sei; die Cheilanthi beider lassen sich so wie die Coronanthi und 
Siphonanthi vergleichen, und die verwachsenen Staubbeutel einiger Corolloste- 

mones cheilanthi deuten nur auf Wiederholung der Hypotactostemones ichei- 

lanthi, Die Anthodiati gleichen durch ihre auf gemeinschaftlichen Blumenboden » 
zusammengedrängten, und mit einer gemeinschaftlichen Hülle umgebenen  Blu- 

men nicht nur den Spadicanthis, sondern um so mehr noch dem Urtypus 

derselben, den Farren, und zwar im weitesten Sinne den Amphisbetostemo- 

nibus capsuliferis, denn das 1blättrige Anthodium stellt so gut die Kapsel des: 
Mooses dar, wie das vielblättrige für einen zusammengedrängten Wedel eines 

Farren gelten kann, bei welchem die Spreublätter die Stelle des Indusium’s 

vertreten. Die Anthodiati haben noch überdiess den Zweck, dass sie zu den 
Cheilanthis und Siphonanthis einen Gegensatz bilden, indem die Natur die bei: 
letzteren abgesonderten lippigen und regelmässigröhrigen Blumenkronen in den 
Anthodiatis verschmilzt, und das bei denselben vollkommen frei gewordene & 

Prineip hier durch Verwachsung der Staubbeutel wieder einigermassen unter- 

drückt, und dadurch einen Uebergang zur folgenden Unterklasse und Klasse 

vorbereitet. Die Corollostemones calycanthi haben mit den Hypotactostemo- 

nibus Lepidanthis eine grosse Aehnlichkeit theils durch den Blüthenstand, theils 

durch die trockene und schuppige Gestalt ihrer Blumen, und der deutsche 

Name Grasnelke für Statice gibt für diese Pflanzen einen vortrefflichen Begriff. 

Die Corollostemones stellen gleichsam die Amphibien des Thierreichs dar, und. 
die oft hier vorkommenden stamina didyma scheinen die oft vorkommenden 

4, paarweise sehr ungleichen Füsse dieser Thiere anzudeuten, Unter den 

vollkommensten Pflanzen dieser Klasse scheint die Stapelia erkohren zu sein 

durch ihre nackte Stengel, scheckkige, runzliche und stinkende Blumen diese 

Thiere am besten zu repräsentiren. Die Corollostemones calycanthi zeigen nur 
eine unvollständige jugendliche Entwicklung an, und so wie die jungen Thiere 

der Amphibien, unvollständig ohne Füsse mehr einem Fische ähneln, so ist auch 

bei diesen Pflanzen die Einfügung der Staubgefässe, ob auf der Blumenkrone, 

ob auf dem Kelche etwas zweifelhaft, so wie bei der nächst folgenden Klasse, 

die die Fische repräsentirt. Naturgemäss, wie ich noch später darthun werde, 

findet von hieraus einerseits ein Uebergang zu den vollkommensten Pflanzen, 

den Thalamostemonen statt, denn wenn die Staubgefässe durch die: Blumen- 
_ röhre ganz hinabsteigen, so gelangen sie auf den Fruchtboden. 

Class. IV. Die Calycolepidostemones zeichnen sich vorzüglich. 
durch das fast immer verschieden getrennte Geschlecht ihrer Blumen aus, die 
meistens klein und unansehnlich sind, und in den Achseln von Schuppen in 
Gestalt von Kätzchen oder Knäulen zusammengehäuft stehen, die Staubgefässe 
stehen auf excentrischen, die Stelle des Kelches vertrettenden Schuppen, oder 
wenn auch wirklich Kelche vorhanden sind, so stehen mehrere zusammen auf 
einer Schuppe, oder allgemeinen Blumenhülle, oder allgemeinen Blumenboden, 


55 


der oft fleischig und von verschiedenartiger Form, als kolbenartig, kuglich, 
eiförmig, verschlossen, oder an der Spitze mehr und weniger geöffnet, oder 
sternförmig, oder schüsselförmig ausgebreitet ist, oder doch wenigstens sind 
die Kelche der & Blumen von denen der ® verschieden. Die Blumenkrone 
fehlt gänzlich. Die Frucht ist grösstentheils 1samig, oft nussartig, auch 
beerenartig, seltener kapselartig, und dann auch manchmal vielsamig. Grössten- 
theils Bäume und Sträucher, doch auch mitunter schwache krautartige Ge- 
wächse, Hieher gehören die Urticeae (Pipereae, Datisceae), Juglandineae 


 (Pistacia), Amentaceae, Cycadeae, Coniferae. 


Die Calycolepidostemones schliessen sich zunächst an die Am- 
phisbetostemones capsuliferi, und sind in wahrem Lichte betrachtet nichts an- 
deres, als eine Wiederhohlung derselben im ganzen Umfange nur auf höherer 
Stuffe, daher lassen sie auch wie selbe keine weitere Abtheilung zu, und 


‚ihre Ordnungen finden in jenen ihre- Repräsentanten, so repräsentiren Equi- 


setum die Coniferas (Casuarina), die eigentlichen Filices die Cycadeas, die 
moosarligen, besonders Lycopodium die schuppigen Kätzchen der Amentaceen 
so, wie ich schon bei den schuppigen Aehrchen der Gräser dargethan habe, 
die Rhyzöspermae und Patmaceae lassen sich in den Urticeen erkennen, und 
Dorstenia kann eben so gut eine Raflesia, wie eine ungekehrte Marchantia 
vorstellen. Nachdem die Natur in den 2 früheren Klassen zum Theil die 


 Amphisbetostemones capsuliferi gesonderte, zum Theil eigends entwickelte 


Formen auf gleiche Weise wiederhohlt, und in den Hypotactostemonibus das 
weibliche, in den Corollostemonibus das männliche Prinzip vorwalten liess, 


- verschmilzt sie in den nun folgenden Calycolepidostemonibus wieder alle For- 
men, wie in den Amphisbetostemonibus capsuliferis, und gleicht das @ mit 


dem & vollkommen aus, indem sie beides auf blossen Schuppen, oder beson- 


- deren Kelchen auftretten lässt, und beginnt von hieraus wieder neue Entwik- 


kelung in den folgenden Klassen, in welchen sie wieder in den Calycosto- 


- matostemonibus das Q, in den Calycobaseostemonibus das 5‘ vorwaltend aus- 


bildete, und beides wieder in den Thalamestemonibus vollkommen ausgleicht. 


‚In Hinsicht auf das Thierreich entspricht diese Klasse den Fischen, denn so 


wie es zweifelhaft ist, ob die Flossen der Fische zu Füssen, Händen, oder 


- Flügeln gerechnet werden sollen, eben so zweifelhaft ist die Stellung dır 
- Staubgefässe bei dieser Klasse in Bezug auf die übrigen. Die nadelartigen 


ö 


kamm- oder büschelförmig gestellten Blätter der meisten Coniferae lassen sich 
einigermassen mit den Kiemenblättern der Fische vergleichen, ferner erschei- 


men oft die Blätter selbst, meistens die Blumen- und Fruchtzapfen aus blossen 
- Schuppen zusammengesetzt, und die Befruchtung beider hat darin viel Aehn- 


lichkeit, dass der männliche Same in ungeheurer Menge abgesondert wird, dass 


Nadelbäume oft ganz bepudert aussehen, und dass deren Staubbeutel einfäche- 


rig sind, wie die Milchsäcke der Fische. 


56 


Class. V. Die Calycostomatostemones haben ihre Staubge- 
fässe an dem oberen Rande des Kelches eingefügt, wo. sie gewöhnlich inner- 
halb der Kelchabschnitte oder Kelchzähne in einem gleich hohen Ringe herum- 
stehen, seltener (und diess scheint der Anfang zu sein, : Proteaceae) stehen 
sie auch auf den Kelchlappen selbst. Die Blumenkrone ist:mehr- oder viel- 
blätterig und mit den Staubgefässen zugleich eingefügt, oft auch fehlend. Die 
Frucht ist sehr verschieden, und darnach zerfallen sie in 4 Unterklassen, als: 

1.Monospermi, Die Frucht ist 1fächerig und 1-samig, sehr selten (nur als 
Uebergang zu den folgenden) mehrsamig. Der Kelch ist blumenblattlos und ‚öf- 
ters gefärbt. Hieher Proteaceae, Ulmaceae (Celtis), Thymeleae, Eleagni (Ter- 
minalieae), Santoleae (Sclerantheae). 

2. Synspermi. Die Frucht besteht aus 2, oder mehreren Asamigen 
Früchten, die um eine Mittelaxe verbunden sind. ; Hieher Bruniaceae, Umbelli- 
ferae, Araliaceae. 

3. Teichopolyspermi.‘, Die Frucht ist mit Wandsamenträgern ver- 


sehen, sie ist entweder einfach und vielsamig, wenigstens vieleiig, und nur. 


aus Fehlschlagen 1samig, oder sie ist aus mehreren Früchten zusammenge- 


setzt, die. Früchtchen selbst sind 1samig oder. vielsamig, frei, oder vom. 
Kelche verschiedenartig eingeschlossen, Hieher Corneae, Rosaceae, Calycan-, 


theae, Granateae, Loaseae, Cacteae, Grossulariene, Combretaceae (Memecyleae), 
Halorageae. RR 
4. Axipolyspermi. Die Frucht ist einfach, viel- oder 1fächerig mit 
centralen, oder axenständigen ‚Samenträgern. Hieher Onagrariae, Melasto- 
maceae, Philadelpheae, Myrtaceae. _ 
Die Calycostomatostemones schliessen sich zunächst an die Ca- 


Iycolepidostemones an,‘ und. wiederhohlen in.ihren beiden ersten Unterklassen. 


noch niedere Formen, was schon ihre Frucht. beweiset, die aber schon geson- 
derter erscheinen, und trotz ihrer vielseitigen Aehnlichkeit: mit den niederen 
Formen früherer Klassen keinen bestimmten, oder nur einen vielseitigen Ver- 
gleich aushalten, nnd die einzigen Umbelliferae lassen sich noch am besten 


als hoch gestellte Farren. erkennen, woher auch. ihre  Aehnlichkeit - mit den; 


Compositis, die auf einer anderen Stuffe dasselbe vorstellen, rührt. In Deu- 
tung auf das Thierreich, scheinen sie die Reptilien vorzustellen, denn so wie 
bei diesen die Anzahl der Gliedmassen verschieden ist, und vielen sogar die- 


selben mangeln, und selbe zum Theil durch die Zähne dieser Thiere ersetzt. 


worden zu sein scheinen, so scheint diess auch die Natur bei diesen Pflanzen 
durch die Anheftung der Staubgefässs am oberen Rande, oder Munde des 
Kelches angedeutet zu haben. Die Schildkröte streckt ihre Gliedmassen beinahe 
strahlend aus dem rundlichen Schilde hervor, und zieht ‚selbe zurück, wie 


auch die Staubgefässe bei diesen Pflanzen vor der Befruchtung in dem Kelche 


zurückgebogen liegen, und so wie die Schildkröte nur eine höher entwickelte Form 


NN: 


57 


einer Moluske darstellt, sind die Umbelliferae auch nur eine Wiederhohlung 
- der Farren. So wie es:unter den Reptilien viele giftige Arten gibt, kommen 
auch unter diesen Pflanzen viele giftige, oder stechende, oder brennende vor, 
und so wie die Reptilien trotz ihrer schönen Gestalt und Färbung doch immer 
. etwas Abschreckendes an sich haben, so ist es auch bei vielen dieser Pflan- 
zen, wenn sie gleich die prachtvollsten Blumen hervorbringen z. B, Caeti. 
(Beschluss folgt.) 


Die Basaltberge in den Sudeten. 
Von Dr. Melion. 


Drei Basaltberge erheben sich in fast gleicher Richtung am. Flussgebiete 
der Mora, Der am weitesten unter diesen westlich gelegene ist der Köhlen- 
berg bei Freudenthal. Er hat seinen Namen von den Köhlerstätten,: welche 
einst hier gewesen, Jetzt ist noch ein kleiner Theil des Abhanges mit Na- 
delhölzern bewaldet, der grösste Theil ist ein. fruchtbarer basaltischer Acker- 
boden von braunröthlicher Farbe, Der Köhlerberg auf seiner rundlichen Kuppe 
mit einer geschmackvoll erbauten Wallfahrtskirche verziert, erhebt sich süd- 
lich von Freudenthal zu einer nur unbedeutenden Höhe. Auf seinem Fusse, 
auf seiner Fahrstrasse, so wie auf den Ackerrändern ‚liegen die basaltischen- 
Lavastücke von der Grösse einer. Faust bis ‚zur Grösse, zentnerschwerer Blö- 
cke, theils einzeln zerstreut, theils haufenweise beisammen, Sie. werden ge- 
genwärtig geschlegelt als vortreffliches : Beschotterungsmaterial für die von 

- Lobnig über Freudenthal führende Poststrasse benützt, Frei anstehend sieht 
man den Basalt am ganzen Berge nirgends, und selbst in Blöcken findet man 
R dichteren Basalt nur selten. Dagegen beobachtete ich vor mehreren Jahren 
auf der Südseite des Berges, wenige Schritte hinter der Kirche, an einer 
Stelle, wo man behufs der Gewinnung des basaltischen Sandes zum Aufbau 
E eines Klosters in Freudenthal eine Abräumung daselbst vorkommender Sand- 
z schichten vornahm, dass dieser basaltische Sand mit grösseren Auswürflingen 
- von sehr unregelmässiger Form und Grösse wechsellagere. Die Auswürflinge, 
x welche viele und mitunter sehr grosse Blasenräume zeigten, enthielten Magnet- 
r kies, welches auf frischem Bruche messinggelb war, aber sehr bald tomback- 
3 braun anlief. 
‚Die meisten Lavastücke sind grau oder rothbraun, und voll kleiner lee- 
rer Blasenräume. Nur in den compakteren Basaltmassen fand ich Olivin. Darf 
ich ‚hier einen Vergleich mit den Basalten Böhmens machen, so muss ich er- 
wähnen,. dass ich eine grosse Aehnlichkeit mit.den Basaltgebilden des Kom-, 
“  merbühls bemerkte; doch sind die Lavastücke‘ der Basalte des mährisch-schle- 
sichen Gesenkes weit poröser und leichter. 
Die nächste Umgebung des Köhlerberges. ist Thonschiefer und Grauwak- 


58 

kenschiefer. Letzteren sieht man am besten entblöst in der Nähe der Ga- 
briel’schen Tuchfabrik in jenem Hohlwege, welcher in den oberen Theil des 
Dorfes Messendorf führt. 

Weit interessanter ist der Raudenberg, einerseits wegen der Fern- 
sieht, welche er darbietet, anderseits wegen der erstaunlichen Menge daselbst 
vorfindlicher Lavamassen. Auch ihn umgibt und bildet der in den mährisch- 
schlesischen Sudeten überhaupt vorherrschende Thonschiefer. Auf seinem nördli- 
chen Abhange gegen das Morathal liefert er einen brauchbaren Thoneisenstein, 
der hier schon seit mehreren Jahren abgebaut wurde. “Gegenwärtig ist der 
grösste Theil des Berges kultiviret, und auf den Ackerrändern liegen die aus 
dem sehr fruchtbaren Boden mühsam entfernten Lavastücke haufenweise bei- 
sammen, Letztere kommen im Allgemeinen mit jenen des Köhlerberges hin- 
sichtlich ihrer Beschaffenheit fast ganz überein, nur ist das Vorkommen des 
Olivins hier seltener, 

Von dem- Moraflusse geschieden liegt auf dem Territorium Raase ein 
Steinbruch im Basalttuff, der eine Menge der verschiedenartigsten Gesteins- 
fragmente in sich schliesst, und schon seit undenklichen Zeiten zu Gesimsen, 
Trögen u. dgl. bearbeitet wird. 

“ Da sowohl der Raudenberg als auch dieser Basalttuff schon mehrseilig 
in geognostischer Beziehung bekannt sind, verweile ich bei denselben nicht 
länger und wende mich zu dem bisher noch gar nicht geognostisch 
berücksichtigten und in dieser Beziehung noch gar nicht beschriebenen 
Venusberg. 

Der Venusberg, eine Stunde östlich vom Freudenthaler Köhler- 
berg und fast in der Mitte zwischen diesem und dem Raudenberg, erhebt sich 
östlich von Messendorf und südlich von der gleichnamigen Papiermühle in 
sanfter Steigung zu einer dem Köhlenberge ziemlich gleichen Höhe. 


Dort wo durch die Anlegung der von Freudenthal nach Hof führenden 


Strasse, im Dorfe Messendorf gegenüber dem Wirthshause, das Gestein vom 
Humus enlblöst zu Tage steht, trifft man einen durch Atmosphärilien ange- 
griffenen Thonschiefer. In südlicher Richtung, entlang dem Dorfe, ist die 
westliche Abdachung des Venusberges mit fruchtbarem Boden bedeckt. Im 
.Dorfe selbst liegen am Wege basaltische Lavastücke von verschiedener Grösse, 
theils als Schottersteine, theils als Gerölle umher, je nachdem sie aus den 
Aeckern dieses Berges absichtlich oder durch elementäre Ereignisse mochten 
herabgeführt worden sein. Ungleich grössere Stücke findet man aber zunächst 
der von Freudenthal nach Hof führenden Strasse in dem der Messendorfer 
Papiermühle gegenüber stehenden Walde. Diese liegen hier einzeln als Blöcke 
zerstreut umher, und haben die grösste Aehnlichkeit mit den an der westli- 
chen Abdachung des Raudenberges liegenden Lavastücken. 

Wiewohl die Besteigung des Venusberges wegen seiner sanften Nei- 


59 


gung von allen Seiten nicht beschwerlich ist, so ist sie dennoch von der 


% 


2d 


f 


 melrmal im ‚Begriffe war, einer genaueren Untersuchung dieses Berges eine 
- Exeursionszeit zu widmen, so war ich doch nicht dazugekommen, dass ich die 
„Mineralprodukte dieses basaltischen Berges an Ort und Stelle untersucht hätte, 


Messendorfer Kirche am bequemsten, und dabei zur leichtern Auffindung der 
verschiedenen dortigen Vorkommnisse am zweckmässigsten. Unweit der Kirche 
trifft man nicht nur die mannigfaltigsten Lavastücke von verschiedener Form, 
Grösse und Farbe, sondern auch von verschiedener Textur und Festigkeit. 
Wendet man sich von hier gegen den Gipfel des Berges, so findet man auf 
einem dahin führenden Feldwege Bazalt als Gerölle in ausgezeichneter Kugel- 
form. Die Basaltkugeln haben hier die Grösse einer Haselnuss und sind Ab- 
lösungsstücke eines aus lauter solchen kuglichen Stücken formirten Basaltes, 
deren Bindungsmittel selbst wieder nur aufgelöster Basalt zu sein scheint. 
Am Gipfel des Berges, der eine schöne Fernsicht und einen interessan- 
ten Ueberblick über mehrere umliegende Ortschaften bietet, findet sich basalti- 
sche Lava stellenweise in grösseren Massen angehäuft. Es sind diese mehren- 


theils nur durch den Fleiss des Landmannes aus den fruchtbaren mit röthli- 


chem Humus bedeckten Aeckern fortgeschaffte und hier angehäufte Stücke. 
Die wenigsten mögen ursprünglich hier abgelagert worden sein, Unfere dieser 
.aufgehäuften Lavamassen, und zwar noch weiter östlich in der Richtung 
gegen Karlsberg, findet man dort, wo sich der Berg auf der Südseite ab-- 
flacht, das sogenannte Venusloch. Es ist dieses eine kleine Höhle, de- 
ren Eingang durch grössere Basaltmassen so verengt ist, dass er kaum genug 
gross ist, um einem Erwachsenen ein mülısames Durchkriechen zu gestatten. 
Die Höhle ist übrigens so niedrig, dass sie mit Recht nur ein Loch genannt 
werden kann. Fabelhafte Sagen erhielten sich über das Venusloch bis in 
unsere Zeit. In der Nähe des Venusloches liegen in dem umgebenden nie- 
drigen Gestrüppe einige Lavastücke. Mehrere Stücke verschiedenfarbiger Lava 
finden sich auch in nördlicher Richtung gegen die Messendorfer Papiermühle 
am Rande eines Ackers, wohin nach der Aussage eines Ackerbesitzers schon 
viele tausende Fuhren umherliegender Lava in eine trichterförmige Vertiefung 
zu deren Verschüttung (bei der Reinigung der anstossenden Aecker) geführt 
worden sind. a 

Die basaltische Formation dieses Berges ist ganz analog jener des Köh- 
ler- und Raudenberges. Man findet hier feste und lockere, rothe, braune, 
graue und schwarze Lava; in mancher kleine, mehr in die Länge entwickelte, 
fast nadelförmige Augitkrystalle, doch höchst selten, und eben’ so selten Olivin. _ 


- © Ein meines Wissens ebenfalls noch gar nicht näher gewür- 


digter Basalt ist jener des rothen Berges bei Bärn. Wiewohl ich 


Die in Gundersdorf liegenden Blöcke, welche man vom rolhen Berge 
hieher geschafft hatte, und die ich hier besichtigte, liessen jedoch nieht den 


60 


geringsten Zweifel, dass sie so wie die Lavastücke des Köhler-, Venus- und 
Raudenberges vulkanischen Ursprungs seien. 

Als eine von mir gemachte Beobachtung wäre noch zu ER, dass 
der Thonschiefer überall dort, wo er in den Sudeten den Basaltbergen sich 
nähert, stellenweise eine mehr grauwackenarlige Struktur anzunehmen. scheint H 
so zeigte sich (diese namentlich am Fusse des Köhlerberges bei der Gabriel- 
schen Tuchfabrik und in der Nähe des Basalttuffes bei Raase, Auch zwischen 
Gundersdorf und Bautsch findet man körnige Grauwacke. In welcher ' Bezie- 
hung aber diese grossen Geschiebe zu den basaltischen Gebilden. des rothen 
Berges stehen, wage ich nicht zu entscheiden, da ich darüber keine weiteren 
Forschungen unternommen habe. 


Die Wirbelsäule der Fische. 
Von M. Dormitzer, 


Custos am böhmischen Museum, 


Es ist: noch nicht lange her, dass man sich vorstellte, alle Wesen unserer 
Schöpfung: bildeten eine zusammenhängende Reihe von verwandten Formen, die von 
den.niedrigsten Pflanzen anfangend in immer steigender, Vollkommenheit aufwärts 
sich erstreckte, bis sie den Gipfelpunkt aller irdischen Schöpfung, den Menschen, 
erreichte.: Aber man bemerkte, dass bald hier eine gewaltige Lücke sich bil- 
dete, bald dort ein Geschöpf sich in die Reihe nicht hineinbringen liess, ohne 
die Existenz desselben zu gefährden... Anfangs liess man die Sache gehen, 
als aber dieser Erfahrungen zu viel wurden, ‘musste man ‚auf Mittel. denken, 
aus dem Dilemma zu kommen. Durch fortgesetzte Erfahrung und Beobachtung 
fand sich denn bald, dass es nicht blos eine, sondern mehrere Reihen gäbe, 
die parallel mit einander verlaufend, oft auch durch Querreihen verbunden, 
ein. Netz bildeten, das uns jedoch bis jetzt noch nicht vollkommen klar ist, 
weil uns eine ‚grosse Menge von Mittelgliedern mangelt. 

Sehr deutlich zeigt sich dies bei den Fischen, besonders nach den schönen 
Entdeckungen, die Herr Heckel in Wien in den Sitzungsberichten der k. k. 
Akademie der Wissenschaften daselbst veröffentlicht hat. +} 

Bekanntlich theilte man bis jetzt die sämmtlichen Fische in zwei grosse 
Unterklassen: Knerpel- und Knochenfische. Man zeigte, dass jene einer 
Entwicklungsepoche der letzteren analog gebaut wären, und stellte.eine Reihe, 
von Amphioxus ianceolatus bis zu den Stören aufsteigend, als ein zusammenhän- 
gendes Ganzes hin. Betrachtet man die Vorgänge der. Verknorplung : und 
Ossifikation der Wirbelsäule nur im Allgemeinen und ohne auf die Details‘ 
Rücksicht zu nehmen, so möchte wohl wenig daran! zu 'erwiedern sein; und 
doch finden sich in diesen Einzelnheiten manigfaltige Verschiedenheiten, die 
auch mit andern anatomischen Charakteren zusammenfallend die höchste Be- 


m 61 


rücksichtigung verdienen. So finden sich dena bei genauer Beobachtung des 
Ossifikationsprocesses zwei verschiedene Bildungstypen ausgesprochen, indem 
‚die Ossifikation entweder von den Wirbelkörpern oder von den Dornfort- 
'sätzen und Wirbelbögen ausgeht. 

Die sogenannten Cyclostomen und Plagiostomen, also die Hauptmasse 
der sogenannten Knorpelfische, gehören zu den erstern. Die Cyclostomen zeigen 
nur eine einfache Chorda ohne alle Theilung in Wirbel, und die Hüllen des 
Rückenmarks und der grossen Gefässe sind ebenfalls häutig und ungetheilt. Bei 
den Selachiern beginnt zuerst eine Spur von Wirbeln sich zu zeigen, indem bei 
einigen von ihnen (Notidanus etc.) die Wirbelsaite durch senkrecht stehende 
‘Membranen in Fächer abgetheilt erscheint, Jede Membran entspricht der Mitte 

eines Wirbelkörpers und bei fortschreitender Entwicklung bilden sich nach 
und nach die Wirbelkörper in der gewöhnlichen Form mit concaven oder 
vielmehr triehterförmig ausgehöhlten Geleukflächen. Aber Markkanal und Ge- 
fässscheide sind noch häutig, die Apophysen auf der Unterseite, so weit die 
“"Bauchhöhle reicht, als feine Leisten mit, den Wirbelkörpern entsprechenden linien- 
förmigen Hervorragungen bemerkbar, und erst hinter dem After als wahre 
‘Apophysen hervortretend. Während hier die Ossifikation von innen nach aussen 
fortschreitet, ist dies bei Chimaera gerade umgekehrt. Die Wirbelkörper- sind 
hier auf ‘der Aussenseite der Chorda durch knöcherne Ringe bezeichnet, so 
‚dass das Ganze fast ‘wie eine Luftröhre aussieht, und die Chorda dadurch 
"kaum merklich eingeschnürt erscheint, Neur- und Haematopophysen sind weich, 
häutig, fast ohne Eintheilung in Bögen. Bei der zweiten grossen Abtheilung, 
"wo die Ossifikation bei den Dornfortsätzen beginnt, begegnen wir drei Unter- 
abtheilungen, den Ganoiden, den übrigen Teleostiern und den Stören. 

Die Ganoiden unterscheiden sich dadurch sehr auffallend, dass ikre Wir- 

belsäule immer, mag. sie nun verknöchert sein oder nicht, in eine nackte, 
‘knorpelige, Chorda und Rückenmark enthaltende Hülse en- 
digt.*) Untersuchen wir die ältesten bekannten Ganoiden, z. B. Coelacanthus 
“und Palaeoniscus, so finden wir eine nackte, knorplige Chorda, auf welcher 
"oben und unten die Dornfortsätze mittelst einer Art von Gabel, den obern 
"und untern Bögen aufsitzen. 
| Diess ist der Fall bei allen Arten aus der palaeozoischen (und Trias - ?) 
Periode, soweit wir sie kennen, was freilich nur sehr wenig der Fall ist, da 
"man wohl häufig die Aussenseite dieser Fische, aber nur äusserst selten ihr 
‚Skelett findet. Bei den Ganoiden der spätern Zeilen zeigt sich, dass’ die 
Chorda von eigenthümlichen getrennten, nicht arlikulirten halben Hülsen oben 


eh) ‘Siehe H. Heckel: „Ueber das Wirbelsäulen- Ende bei Ganoiden und 
Teleostiern,* Sitzungsbätfchte der k, k. Akademie der Wissenschaften. 
1850. Julius- „und November-Heft, 


62 


und unten gedeckt und eingehüllt ist, d. h. dass die Ossifikation'sich nur 
von den Dornfortsätzen auf die oberen und unteren Wirbelbögen und 
auf die Aussenseite der Chorda ausgedehnt hat. Diese halben Schilder 
oder nach Heckel Halbwirbel sind von halbkreisförmiger Gestalt, mit bald 
glattem, bald gezähneltem Rande, und sind entweder alternirend, oder gegen- 
ständig auf der Chorda angebracht. Im erstern Falle sind sie oft so wenig -aus- 
gebildet, dass sie die Seiten der Chorda nackt lassen ; oft aber sind sie breiter und 
greifen mittelst ihrer gezähnten Ränder so in einander, dass die Chorda ganz ein- 
gehüllt ist, ohne jedoch eingeschnürt oder verengt zu erscheinen. An jedem. 
dieser Halbwirbel findet man auch 3 Paar nach vorwärts und 3 Paar nach rückwärts 
gewandle Gelenkfortsätze, welche fest in einander greifen und die Täuschung 
einer aus vollkommenen Wirbelkörpern bestehenden Wirbelsäule vollenden. 
Im zweiten Falle sind diese Halbwirbel mehr schnppenartig und schmal, halb- 
kreisförmig gebogen, und umfassen die Chorda mehr als zur Hälfte, so dass 
dieselbe da, wo die Halbwirbel einander berühren, durch eine doppelte Kno- 
chenlage gedeckt ist. Der Ossifikationsprocess schreitet nun nach innen mehr 
und mehr vor, bildet dann die bekannten, biconcaven Wirbelkörper und bei 
Lepidosteus sogar Wirbel mit einem nach vorn. gerichteten Gelenkkopf, das 
heisst, mit Wirbelkörpern, die nach vorn convex, nach hinten concav, das 
höchst entwickelte Skelett unter den Fischen bilden. Aber 'auch hier wie. bei 
allen Ganoiden bleibt das Ende der Wirbelsaite nackt und ohne Verknöcherung. 
An den Wirbeln, welche unmittelbar diesem nackten Ende vorangehen und. die 
mehr oder weniger verkümmert erscheinen, zeigt sich die Art und Weise der 
Ossifikation nach Vollendung der Halbwirbei sehr deutlich, Es verdicken sich 
die Wirbelplatten von der Seite, nicht von oben und unten, und die Verknö- 
cherung dringt nun keilförmig nach innen vor. 

Die zweite Unterabtheilung, die der Teleostier, zeichnet sich dadurch 
aus, dass die Wirbelsaite entweder bis an das Ende ossificirt, oder im ent- 
gegengeselzten Falle unter einem Gerüste eigenthümlicher, dachförmig gestell- 
‘ter Knochen verborgen ist, die von den vorletzten Wirbelknochen ausgehen 
und dieselben überragen. Man unterscheidet hier drei Gruppen. In der ersten 
ist das Wirbelsäulen-Ende unausgebildet, und Chorda und Rückenmark sind. in 
einer Knorpelkapsel unter den Dachknochen verborgen. Die Wirbelbögen sind 
hier entweder in Gruben der Wirbelkörper eingekeilt, wie z. B, bei den Sal- 
moniden, oder sie sind ‚unbeweglich ‚mit einander verwachsen, wie z..B. bej 
den. Cypriniden, Diese grosse Gruppe nennt H. Heckel a. a, O.: Dachschwänze 
‚(Steguri). 

“ Die zweite Gruppe ist in ihrer Entwicklung schon weiter fortgeschritten, 
‘Die Chorda ist bis an das äusserste Ende ossificirt, aber der Rückenmarkska- 
nal verlängert sich über die letzten Wirbel hinaus in einer knöchernen Röhre 
bis zwischen die Strahlen der Flossen, z. B, bei den Pereiden. 


63 


„Inder dritten Gruppe endlich endigt der Rückenmarkkanal zugleich mit 
der vollkommen zu Wirbelkörpern verwandelten Chorda in dem letzten Wir- 
belkörper selbst oder dessen untrennbaren Fortsatze, z. B. bei den Labriden. 
Wir wollen diese beiden Gruppen unter dem Namen der Teleostier zusammen- 
fassen, und noch etwas genauer in Hinsicht des Schwanzbaues mit den Ste- 
guren vergleichen, Während diese letzteren an dem letzten Wirbelkörper zwei 
eoncave Gelenkflächen besitzen, zeigen die Teleostier daselbst nur eine nach 
vorn gerichtete Gelenkhöhle, welche das Ende der Chorda enthält. Wie bei 
allen Ganoiden, setzen sich auch bei den Steguren die Strahlen der Schwanz- 
flossen sämmtlich, mit Ausnahme der oberen Stützenstrahlen, unter der Wir- 
belsäule an, es sind also alle Steguren und Ganoiden heterocerk. Dagegen 
sind die Teleostier homocerk, da ihre Chorda oder vielmehr Wirbelsäule 


wirklich in der Milte der Schwanzflosse endet. Im Gegensatze mit den Ga* 


noiden geht bei den Steguren und Teleostiern die Ossifikation beiderseits von 
der Basis der oberen und unteren Bögen, also von oben und unten, nicht von 
den Seiten, nach innen vor sich. Die dritte Unterabtheilung begreift endlich 
die Störe, die Chondrostei Müllers. Wie bei den vorigen geht hier der Ossi- 
fikationsprocess von den oberen und unteren Wirbelbögen aus, aber die Dorn- 
fortsätze und die hier wirklich vorhandenen Rippen. sind gegliedert, das ein- 
zige Beispiel unter den Fischen. Uebrigens sind die Seiten der‘ Chorda nackt 
und weichhäutig. Eigentliche Knochenfische dieser Reihe, zu welcher H. Heckel 
auch Lepidosiren zu rechnen sehr geneigt ist, sind noch nicht bekannt; H. 
Heckel glaubt darum mit Recht in ihnen den Urtypus einer neuen Classe von 


‚Fischen zu finden, deren Entwicklung und Vervollkommnung künftigen Zeiten 


vorbehalten ist. 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
Entworfen von Dr. Wilh. Lud. Weitenweber in Prag *) 
1. Johann Christian Mikan. 


- Dr. Johann Christian Mikan, emeritirter k. k. Professor der Botanik an 
der Prager Universität, Vicesenior der medicinischen Facultät und Beisitzer 
des akademischen Senats, Mitglied der kön. böhm. Gesellschaft der Wissen- 
schaften zu Prag, der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Böhmen, 
der Gesellschaft des vaterländischen Museums, der k..k. Landwirthschaftsge- 
sellschaft in Wien, der mähr.-schles. Gesellsch. des Ackerbaues, der Natur- 
und Landeskunde in Brünn, der naturf. Gesellsch. zu Zürich und der oberlaus. 


- -#) Der geehrte Hr. Verfasser hat uns zugesagt‘ eine Reihe biographischer 
‘ Skizzen von einigen der bedeutenderen Männer der Wissenschaft, welche 
sich. um die Naturgeschichte überhaupt und jene unseres Vaterlandes 
insbesondere. verdient gemacht haben, zu entwerfen, und selbe in unserem 
Vereinsblatte: zu veröffentlichen. D..R. 


64 


Gesellsch. der Wissensch. zu Görlitz u. s. w., wurde den 5. Dezember 1769 zu 
Teplitz geboren, wo sein Valer, Dr. Joseph Gottfried Mikan, damals Badearzt 
war, aber bald darauf als praktischer Arzt nach Prag übersiedelte und hier 
im J. 1783 zum Professor. der Chemie und Botanik an der Universität. ernannt 
wurde. Johann war der älteste Sohn aus der ersten Ehe seines Vaters, wel- 
cher sich in Wien mit dem Fräulein Marie Anna Margot de Chabat verehelicht 
hatte. Nachdem er, mit ausgezeichneten Geistesfähigkeiten ausgerüstet und zu 
den schönsten Hoffaungen berechtigend, in Prag die Gymnasial- und höheren 
Facultätsstudien zurückgelegt hatte, erhielt er im Jahre 1793 die.med. Doc- 
torswürde, Von Kindheit an der Natur vorzugsweise zugethan, in der tüch- 
tigen Schule seines ihm zum Vorbilde dienenden berühmten Vaters aufge- 
wachsen und gründlich unterrichtet, ist es leicht zu erklären, dass der junge 
Doctor keineswegs die ärztlich-praktische Laufbahn einschlug, sondern die Na- 
turwissenschaften, namentlich die Botanik und Entomologie, zu seinem fernern 
Lieblingsfache wählte. Schon damals entdeckte Mikan auf seinen häufigen na- 
turhistorischen. Ausflügen mehrere neue Arten von Schwebefliegen, welche er 
in einer. eigenen Schrift (Monographia Bombyliorum Bohemiae, Pragae 1796) 
beschrieb und abbildete, so wie er schon zur selben Zeit bei Durchwanderung 
der Gebirgs-Gegenden Böhmens einige neue Pflanzenarten fand, welche von 
Wildenow in seine Species plantarum aufgenommen..wurden ; wir. wollen hier 
. nur anseine Myosotis sparsiflora und die beiden Baldrianformen : Valeriana exaltata 
und sambucifolia erinnern. Hierauf ward er seinem Vater im Jahre 1789 von 
der hoben Regierung als Adjunkt zugetheilt, versah im Jahre 1800 die Lehr- 
kanzel der allgemeinen Naturgeschichte an der philosophischen Faeultät und 
‚erhielt bald darauf, als die unter seinem Vater bisher vereinigt gewesenen’Lehr- 
_ kanzeln der Chemie, und Botanik, einem neueren Studienplan gemäss, getrennt 
warden, die letztere. Im Jahre 1811 erschien von Mikan eine, bei der damaligen 
Continentalsperre als besonders zeitgemässes Werkchen, mit vielem Beifalle auf- 
genommene Abhandlung über die Zuckererzeugung aus Ahornsaft. Als eifriger 
' Pfleger seiner Lieblingswissenschaft vergass er jedoch bei seinem regen Gefühle 
für Humanität auch der Kranken und Armen nicht, so -dass er namentlich zum Besten 
des Barmherzigenspitals, des Spitals der Elisabethinerinnen und anderer Wohlthä- 
tigkeitsinstitute durch Veranstaltung von musicalisch-decelamatorischen Akademien, 
durch Verfassung von Gelegenheitsgedichten u dgl, nach Kräften dazu beitrug, 
um die allgemeine Noth der Jahre 1811 —12 zu lindern. 

Bei Gelegenheit der Vermählung Ihrer kaiserl. Hoheit der Erzlerzogin 
Leopoldine mit dem .damaligen Kronprinzen von Brasilien, Don Pedro im Jahre 
1817 wurde auf kais. Kosten unter andern Naturforschern, ‚nebst unserem 
Landsmanne Dr. J. Eman. Pohl, auch Professor Mikan behufs einer naturhisto- 
rischen Expedition dahin gesandt, wo er,  cifrigst unterstützt von seiner ihn 
begleitenden, vielseitig gebildeten Gattin (Johanna geb, Wojt&ch) für die 
Wiener zoologischen. und botanischen Sammlungen mit dem entsprechendsten 
Erfolge insbesondere in der Gegend von Rio Janeiro sammelte, und.im No- 
vember 1819 wieder in Europa eintraf. Während seiner mehrjährigen Ab- 
wesenheit hatte Hr. Dr. Andreas Duchek die botanische Lehrkanzel supplirt 
und die Oberaufsicht über den Prager botanischen Garten geführt. — Mehrere 
dort entdeckte neue Thiere und Pflanzen sind in dem Prachtwerke: Delectus 
Florae et Faunae brasiliensis (Vindob. 1820-25) von ihm, dem Stande der 
Wissenschaft gemäss, beschrieben und mit herrlichen Abbildungen versehen 


fortwährend, das heimatliche Klima wollte ihm nicht mehr zusagen. Nebst 
verschiedenen gichtischen Zusländen, die er mit stoischer Geduld zu ertragen wusste, 
quälte ihn jahrelang ein chronisches Nervenleiden des rechten Oberarmes, 
_ dessen anfängliche Heftigkeit nur durch eine Reise nach dem wärmeren Him- 
melstriche des südlichen Italiens gemildert wurde. Hier sammelte er, selbst 
unter Schmerzen seinem Lieblingsstudium treu, nicht nur mehrere interessante 
Naturalien, sondern auch andere artistische, ethnographische Notizen, welche 
er nach seiner Rückkehr nach Prag, in einem, abermals zu einem "wohlthä- 
tigen Zwecke, und zwar zum Besten seiner, durch die Choleraseuche ver- 
unglückten Landsleute, herausgegebenen Werkchen:: : Kinder meiner Laune (Prag 
1833, 2. Auflage) bekannt machte. Nebst manchen beachtenswerthen Mit- 
theilungen ernstwissenschaftlichen Inhalts möchten wir unter andern auch auf die 
darin befindliche, recht humoristisch gehaltene, parodirende Beschreibung der 
‚Cholerathierchen aufmerksam machen. Das oben erwähnte Gichtleiden zwang 
ihn endlich, nach 35jährigem Dienste im öffentlichen Lehramte um seine Pen- 
sionirung Smansuchen, welche ihm auch im Jahre 1831 mit Belassung seines 
ganzen Gehaltes zu Theil wurde. Im Jahre 1843 feierte die Prager medici- 
nische Faculät Mikan’s fünfzigjähriges Doctorsjubilaeum, bei welcher Gelegen- 
heit ihm von einer Deputation nebst einer Beglückwünschungs-Addresse ein 
erneuerles Doctorsdiplom überreicht wurde. . Ausser den angegebenen. selbst- 
ständigen Druckschriften hatte Mikan einige Aufsätze in den Novis Artis Aca- 
demiae Naturae Curiosorum, in den Wirthschaftskalendern der patriotisch öko- 
nomischen Gesellschaft u. s, w., so auch mehrere, recht gelungene, Gelegenheits- 
gedichte veröffentlicht, Nach kurzem Krankenlager verschied Prof, Mikan in 
Prag am 24. Dezember 1834 im 77. Lebensjahre am Brande der Unterleibs- 
eingeweide. Der Name Mikan wird sich in der botanischen Wissenschaft auch 
durch die von Wildenow, zu Ehren Mikan’s des Vaters, aufgestellte Gattung 
Mikania erhalten ! — 


E ı- (Wird fortgesetzt.) 


65 
worden. Seit ‚seiner Rückkehr aus Brasilien kränkelte Mikan leider beinahe 


=’ 


Neue Pflanzen-Fundorte bei Tepl. 


 Cladonia pyxidata Hof. am Otterbühl und Spitzberg. 

Cladonia rangiferina Hof, am Pletscherbühl. 

Usnea florida Hof. am Podhornberge. 

_ Lobaria islandica Hof. (Lichen islandicus L.) am ı Pletscherbühl. 

Marchantia polymorpha L. auf Wiesen zwischen der Zapfenmühle und dem 
 —Malzteiche ; bei Marienbad an den Auschowitzer Salzquellen. 

-Sphagnum obtusifolium Ehrh. ($. ceymbifolium Swarz, am. Fusse des Pod- 
: hornberges. 

Te traphis pellucida Hed, (Mnium pellucidum L.) Im Podhornwalde gegen Ha- 
rg „bakladrau. 

A olyirichum urnigerum Hof. zwischen Ströhe u, dem Spiegelholz am Graben, 
 Lyeopodium clavatum L. gegen Prochomuth und in Wäldern am Podhornberge. 
*Lycopodium Selago L. am Podhornberge (Konrad). 

Botrychium Lunaria Sw. auf Wiesen bei Flötzen und am Stückerteiche; auf 
En... dem  Flöhberge. 

Polypodium vulgare L. auf Felsen zwischen Ströhe und der Rötselmühle gegen 
den Bach zu. 


6 


66 


Polypodium Phegopteris L. oberhalb dem Kreüuzbrunn bei Marienbad 6. W 

Polypodium Dryopteris L. auf dem hohen Stein 6. 9, 

Polypodium dentatum Hof. (Aspidium dentatum re im Mäuskönig, am 
Podhorn 6. 9. 

Pteris aquilina L. bei Einsiedel auf der Herrn- Rauschenbacher- und Einsied- 
ler Haide. | 

Asplenium septentrionale Sw. auf dem Malzrang bei Tepl. 

*Asplenium viride Huds. zwischen Ströhe und der Röthelmühle selten zwi- 
schen Aspl. trichomanoides L. (Konrad.) 

Asplenium trichomanoides L. auf dem Malzrang, häufiger bei Einsiedel an den 
Serpentinfelsen der Herrn- und Rauschenbacher Haide. 


*Asplenium Adiantum nigrum Konrad (non L.) bei Einsiedel auf der Herrn- } 
und Rauschenbacher Haide (Konrad.) Ist A. incisum Opiz Böhmens Ge- 


wächse 1823 p. 117. A. serpentini ß ineisum Tausch (nec Opiz.) *) 
Asplenium Ruta muraria L. am Kirchengraben in Tepl. 
Asplenium Filix foemina, Spr. im Podhornwalde Stenzker. 
Aspidium Filix mas, Sw. überall in Wäldern bei Tepl. Dr, Ott. 

*,* Lolium italicum Al. Br. Auf der Kaiserwiese um Prag. Hr. Wolfner 


fand diese Pflanze, und hat selbe in mehr als 100 Exemplaren an die Tausch- 
anstalt des Herrn Opiz 1846 unter dem Namen Lolium multiflorum übergeben. 


*,* Anthemis ruthenica M. Bst fand Prof. Leonhardi 1851 auf Schutt- | 


haufen um Prag. 


Ueber einige Pflanzenarten im Herbarium florae bohemicae 


des Professor Tausch. 
Von Wolfner. 


Die in diesen Blättern fortgeführte Aufzählung und kurze Charakteristik 
neu aufgefundener Pflanzen unseres Vaterlandes haben mich veranlasst, sämmt- 
liche Pflanzenspecies des herbarium florae bohemicae, des leider für die Wis- 
senschaft zu früh verstorbenen Prof. Tausch einer genauen Revision und Diagno- 
stik zu unterziehen, um das reiche bereits vor 20 Jahren angehäufte Material 
mit den Fortschritten der neuern Systematik und Synonymik in Einklang zu 
bringen. Ich übergehe die gewöhnlichen Synonyme, die in jeder bessern Flora 
nachgeschlagen werden können und erlaube‘ mir nur hier einige neue oder 
zur Aufklärung zweifelhafter Species dienende, anzuführen. Eine spezielle 
Würdigung der Hieracium-Rosa- und Salix-Arten dieses treffllichen Herbars 
hoffe ich demnächst in diesen Blättern zu veröffentlichen, 
Herb. Nro. 29 d Ranuneulus trichophyllus Chaix — ist R. paueistamineus Tausch ! 

Die Diagnose und der angegebene Standort: Lissa, in Kochs 
Synopsis, stimmen vollkommen mit vorliegender Pflanze überein, 
Koch gibt das Synonym nicht an. 


*) In dem Catalog der Flora Böhmens p. 58 wird dieses Farnkraut unrichtig 


mit dem Namen A. Serpentini ß ineisum Opiz benannt, weil dieser 
Namen dem citirten Autor ganz fremd ist, und ‘da bei Tausch stehen‘ 
sollte. Dr. Ott, 


4 


Herb. Nro. 112. 
- Neo, 114. 


Nro, 115, 


Nro. 131, 


“ ‚Nro, 135. 


Nro. 138. 
Nro. 248, 
Nro. 249. 
Nro. 247, 
Nro. 250, 
‚Nro, 253. 


..Nro. 314. 


Nro. 411, 


..Nro. 508. 


. . 
au Dar 


67 


Nasturtium amphibium a terrestre — ist.N. terrestre Tsch f in- 
tegrifolium bei Koch. 

Nasturtium amphibium & pinnatifidum Tsch — ist N. amphibium 
a riparium Tsch bei Koch. 

Nasturtium amphibium. d aquaticum Tsch — ist eine grossblätte-- 
rige Varietät von N. terrestre Tausch. Die von Koch und Pe- 
termann in deren Floren von Deutschland angegebenen Unter- 
scheidungsmerkmale zwischen N. amphibium und terrestre sind 
nicht constant und es finden alle möglichen Uebergänge sowohl 
in der Stellung der Blätter als in der Grösse der Schöttchen 
und. deren Griffel statt. 

Arabis hirsuta y ciliata Tausch — ist die von Koch als äusserst 
selten vorkommend angeführte Ar. hirsuta 5 glaberrima Koch, 


Arabis arenosa ß feroensis — wäre nach der Syn. in Koch 
Ar, petraea Lam., er gibt auch diese Art als in Böhmen vorkom- 
mend an — Tausch hat sie nicht — allein das vorliegende 


Exemplar. ist nichts anderes als eine Var. von Ar. arenaria; 
denn der Stengel ist durchgehends raukhaarig und bei Ar, pe- 
traea Lam. ganz kahl, (Nach’authentischen Exemplaren aus Oester.) 
Barbarea: vulgaris ß.brachycarpa Tsch — ist Barb. arcuata Rb. 
Ceraslium ovale Pers. ist Cerast. glomeratum Thuill. 

Cerastium semidecandrum L — ist Cerast. glutinosum Fr. 
Cerastium vulgatum L — ist Cerast, triviale LK. 

Cerastium viscosum L — ist Cerast. semidecandrum L. 


‚Cerastium_ serpyllifolium Tausch bei Einsiedel gesammelt -— ist 


eine ausgezeichnete neue Art unseres Vaterlandes, die weder 
Koch noch Peterman, noch Bluff und Fingerhut in ihren Floren 
von Deutschland aufführen. Sie unterscheidet sich auf den ersten 
Blick von allen Arten der. grossblumigen Cerastien durch die 
zahlreichen blattwinkelständigen Blätterbüschel (nur bei Cer. 
laricifol, All., findet sich etwas ähnliches) und durch die spar- 
rigen Aeste. (Vielleicht doch Cer. alpinum 3 glabratum Wahlb. ?) 
Cytisus supinus L, — ist Cyt, Ratisbonensis Schaef. Nach sorg- 
fältig angestellter Diagnose und nach dem angegebenen Stand- 
orte: Scharka. Ich habe selbst nur immer C. Ratisbonensis 
dort. gefunden, i 

Geum sudeticum Tausch — ist G. inclinatum Schleich! Koch 
führt dieses Syn. nicht an, allein die Diagnose und der ange- 
gebene Standpunkt: Kl. Teich, passen vollkommen auf vorlie- 
gende Pflanze. 

Pyrus Aria 8 rosea Tausch — ist Sorbus Chamaemespilus Crz! 
und zwar eine Var, mit auf der Rückseite weissfilzigen Blät- 
tern. (Pyrus sudetica. Tsch in der bot. Zeit), 

Pyrus intermedia Ehr, — ist Sorbus scandica Fr! Koch führt 
das Syn. an, allein nach ihm soll sie nur bei Danzig vorkom- 
men. Die vorliegende Pflanze ist aber ganz sicher die echte 


..Sorb. seandica Fr!:und auf den ersten Blick durch den rund- 
lichen, deutlich lappigen Blattrand von latifolia und Aria zu 


unterscheiden. Diese seltene Pflanze kommt nicht in den plant. 
select, vor. 


6* 


68 


Herb.Nro. 535. 
Nro. 537. 
Nro, 538, 


2 


Nro. 562, 


Nıo. 582. 


Callitriche verna L — ist Call. hamulata Kütz. 
Callitriche verna 7 minima Schdt — ist Call. vernalis Kütz. 
Callitriche autumnalis L— ist die echte lineeische Pflanze, ob- 
zwar sie Koch nur als in Meklenburg vorkommend anführt, 
Sedum purpureum W — ist Sed. purpurascens Koch! der die 
Pflanze als.nur in der Schweiz, Baden, Würtemberg, Hessen, 
Westphalen und in Holstein vorkommend bezeichnet; allein seine - 


-striete Diagnose passt vollkommen auf das vorliegende Exem- 


plar, wenn er auch das Sed. purpureum Tsch als Syn. mit 
Sed. Fabaria Koch anführt. 

Saxifraga hypnoides L. ist Saxifr. sponhenica Gmel. Nach ge- 
nauer Vergleichung dieser Pflanze muss man dem wiederholten 
Ausspruche Koch’s: dass Saxifr, hypnoides L. nicht in Böhmen 


 vorkomme, beipflichten. Saxifr. hypnoides L. hat nämlich haarspiz- 


Nro. 637. 
Nro. 689. 


Nro. 707. 


Nro. 708, 


Nro. 725. 


Nro. 727. 


Nro. 782. 
Nro, 812. 


‚ Nro. 818. 
Nro. 828. 


“ _Nro, 1168. 


zigbegrannte, die uns vorliegende nur stachelspitzige Blättchen ; 
auch zeichnet sich erstere durch mehr oder weniger häutige, oft 
in eine Knospe zusammengerollte Rosettenblätter aus, welches 
alles bei unserer Pflanze fehlt. i 
Heracleum flavescens W —- ist Herael. sibiricum L. 
Galium silvestre ß. Bocconi Hänke ist dieselbe Pflanze, die von 
der Frau Josefine Kablik durch die Tauschanstalt des Herrn Opiz 
als Galium sudeticum Tausch versandt wurde. 

Valeriana officinalis 3. villosa Tausch — ist eine ausgezeichnete 
zottige Var. von Val. exaltata Mik! Sie unterscheidet sich von 
Val. off. durch die breitlanzettförmige, von sambucifolia 
Mik. durch 7—10zähligen Fiederblättchen. Die übrigen Unter- 
scheidungsmerkmale von der Wurzel hergenommen sind nicht 
constant, 

Valeriana officinalis 7 tenuifolia Tsch. — Val, off. # minor Koch 
und Syn. mit Val. angustifol. Tausch plant select. 

Cirsium pannonicum Gaud., kommt nach Koch nur in Oestr, Kärn- 
then, Tyrol und der Schweiz vor, allein das vorliegende Exempl. 
im „Stern bei Prag“ gesammelt, ist nach Kochs Diagnose: Rhi- 
zom schief, Fasern fädlich“ und nach dem ganzen Habitus ein 
echtes C. pannonicum Gd. Diese für Böhm, gewiss seltene® 
Pflanze ist nicht in den pl. select. aufgenommen, { 
b Cirsium affıne Tausch — ist eine jener zahllosen Formen des 
C. heterophyllum. (Es liegen mir alle Uebergänge vor.) 
Gnaphalium montanum L. — ist Filago minima Fr. 

Senecio alpinus L — ist Sen. subalpinus Koch Syn. Ed, I 
jedoch eine neue ausgezeichnete Varietät, denn die Oehrchen 
sind bei den obern Stengelblättern tiedershälktefgorahuh "= 
Cineraria integrifolia L. — ist Cin. erispa ß. sudetica Koch! 
Anthemis austriaca Jq. — ist Anth, ruthenica MB,! Nach sorg- 
fältiger Untersuchung der Achenen und Vergleichung mit Exempl. 
der austriaca aus Oestereich und Ungarn, P 
Galeopsis Tetrahit fl. albo. Mit diesem Namen liegen 2 Exem- 

plare unter gleicher Nummer vor, Ein Exemplar davon ist Gal. 
bifida Böningh ! Die Kelchzipfel LOBRENS ee nämlich» 


sehr weit die Blumenkronenröhre, me 


e 


‚A 
b 69 


Barb.Nro. 1169. Galeopsis urticaefolia Tausch — ist eine ausgezeichnete neue 
ws Art unseres Vaterlandes mit breiteiförmig zugespitzten Blättern 
ash und mit abstehend-zurückgebogenen steifen Haaren 
an dem Stengel und den Stengelgelenken. Am nächsten steht 
sie dem Habitus nach der G. pubescens Bess; allein deren Sten- 
bt gel ist mit abwärts angedrucktem weichem Flaume 
2 bedeckt. Syn, scheint Gal. mollis Tausch pl. select zu sein. 
-— Nro. 1273. Soldanella alpina L. Koch führt diese Pflanze nicht als in Böh- 
2 men vorkommend an, sondern die Soldanella ‘montana, eitirt 
auch die Soldanella alpina Schmidt als syn. mit $. montana; 


Bi 
s 


ER die vorliegende Pflanze ist jedoch die echte alpina, und ich 
= habe dieselbe auch im Jahre 1850 um Padert bei Straschitz 
T lebendig gesammelt. Tausch hat seine Exemplare ebenfalls von 
Ip. dort, aber die $. monlana ist nicht in seinem Herbar. 
Bo. 1283. Amaranthus adscendens Lois, — wäre nach dem Syn. in Koch 
Am. Blitum, ist es aber nicht, sondern Am. silvestris Desf.! 
Öers > Nro. 1372. Atriplex tatarica L. — ist Atr. nitens Rebent! 


Nro, 1331. Atriplex virgata Schk. — ist Atr. latifolia Wahlenb. ! 
--'Nro. 1332. Atriplex virgata Pf. oblongata — ist Atr, tatarica L! nach sorg- 
fältiger Vergleichung mit Exemplaren bei Mainz gesammelt. Es 


n. liegen im Herb. 2 Exempl. unter dieser Nummer. Eines hat 

E alle Blätter an der Spitze vollkommen abgerundet, das andere 

A lauter länglich-lanzettliche, Koch gibt diese Art nicht in Böh- 
men an. 

e. e.; 1704. Avena fragilis L, — ist nach den Syn. Gaudinia fragilis, P. B. 

0 Koch führt sie nur als in Istrien, um Hamburg und in der 


Er Schweiz vorkommend an und doch ist das vorliegende Exempl. 
4 eine echte Gaudinia! Sollte sie dem botanischen Garten ent- 
| sprungen sein? 

*,# Filarien im Blute. — Gruby und ©. Delafond fanden im Blute bei 
Bapchen Haushunden microscopische Fadenwürmer. Bei der Section ‚eines 
Hundes, in dessen Blute ebenfalls Fadenwürmer vorhanden waren, fanden sie 
in‘dem Blutgerinsl der rechten Herzkammer 6 Filarien von 14--20 Centi- 

rLänge und 1—1!/, Millimeter im Durchmesser. Bei diesen Würmern, 

e: sich durch ihre Grösse auszeichneten, sonst aber mit den im Blute 

den vollkommen übereinstimmten, wurden die Geschlechts-Charaktere, 

‚Entwicklung der Eier in den Eierstöcken und des Embryos in dem 
iter beobachtet, so dass die Untersucher die Gewissheit erlangten, dass 
e Embrionen identisch mit den im Blute eirculirenden Filarien seien, Das 
‚des "Hundes, bei welchem diese grossen Würmer gefunden wurden, ent- 
eine so grosse Menge microscopischer Filarien, dass 12—15 derselben 
ei Tropfen gezählt werden konnten. Diese Haematozöen finden sich 
r Jahreszeit in dem Bilute aller Körpertheile, wurden aber nie im 
! ;;, der Lymphe, Speichel, Galle und den andern‘ Secretionen und Geweben 
nden. Nach den Beobachtungen an 480 Hunden, leidet unter 20 Hunden 
an Haematozöen. Diese kommen ohne Unterschied des Alters, Geschlechts, 
Rasse, der Jahreszeii, des gesunden oder krankhaften Zustandes dieser 
Pr ändern weder Instinkt noch Muskelkraft derselben, weder die phy- 
Eigenschaften, das Verhältniss des Gewichtes noch der org- und 

anorg. Elemente des Blutes. 


70 


Durch Injecklions-Versuche hat man gefunden, dass die Haematozöen in 
dem Blute anderer Hunde Jahre lang fortgelebt haben, bei Kaninchen aber 
nach 89 Tagen, bei Fröschen nach '9—10 Tagen aus dem Blute verschwanden. 
Ebenso verschwand die Lebensfähigkeit derselben, wenn sie in das Zell-, 
oder seröse Gewebe gebracht wurden. 

Auch bei der Nachkommenschaft solcher Hunde, welche in ihrem Blute £ 
Haematozöen besitzen, erscheinen diese Helminthen, und es zeigte sich, dass . 
je nachdem der Vater oder die Mutter, oder beide Geschlechter kiömit be- 
haftet waren, auch wieder nur jene Jungen, welche nach der Rasse entwe- 
der:dem hiemit behafteten Vater oder der Mutter gliehen, Haematozöen be- 
sassen, dass selbe dagegen bei allen Juugen erschienen, sobald beide Aeltern 
an Haematozöen litten. Compt. rendus. 

*,® Zu den bemerkenswerthen Bereicherungen des zoologischen Gartens — 
zu London‘ gehört der in neuester Zeit daselbst angekommene Kiwi (Apterix 
australis) aus Neuseeland. Dieser erst seit dem Jahre 1812 ‘bekannte Vogel 
von der Grösse eines kleinen Puters hat weder Flügel- noch Schwanzfedern, - 
sein ganzer Körper ist mit schlaffen, gelb und dunkelbraunen Borstenfedern 
bedeckt, seine Knochen sind nicht pneumatisch, die Flügel stummelförmig und 
er demnach unvermögend zu fliegen. Der Schnabl ist dünn, lang, glatt, in .der Ä 
Gestalt wie ein: Ibisschnabl, nur mehr “gerade und am Grunde niederge- 
drückt. Der Oberschnabel hat der ganzen Länge nach zu beiden Seiten des 
Randes eine Furche, an der Spitze desselben befinden sich die mit einer 
klappenartigen Haut‘ verschliessbaren Nasenlöcher. ‘Die kurzen.Füsse mit ge- 
trennten Zehen stehen weit nach hinten, so dass wenn der Vogel nicht ganz 
aufrecht steht, er genöthigt ist, sich durch Stützung auf den Schnabel: ste- 
hend zu erhalten, der deshalb an der Spitze sehr hart ist. — Die Augen 
‚sind: klein, (das Sehvermögen bei Tage sehr unvollkommen, wesshalb der Vo- 
gel nur bei Nacht seinen Verrichtungen nachgeht, und es wird auch in Folge 
dieses Umstandes bei dem in London angekommenen Exemplare Sorge dafür © 
getragen, dass dasselbe. bei Tage nicht: von den Besuchern beunruhigt wer- 
den kann, — Die Federn dienen den Eingebornen Neuseelands als kostbarer 
Putzartikel, sie verwenden selbe zu ihrer Bekleidung, unternehmen deshalb des’ 
Nachts bei Fackelschein mit Hunden Jagden auf diese Vögel, welche jetzt ohne-: 
hin schon sehr. selten, -bei den häufigen Nachstellungen demnächst gänzlich“ 
ausgerottet werden dürften. Fr. Ntzen. Di 

*,* Uiber den Einfluss des Menschen auf die Lebensweise der Vögel!‘ 
von W. Thompson. Es ist, sagt W. Thompson in seiner Naturgeschichte Ir-" 
lands, interessant zu heobschiön, wie. die Arbeiten des Menschen: auf die Ge-" 
wolinheiten der Vögel einwirken. Diess habe ich in-einer Localität bei Beh 
fast beobachtet, die 500 F. über der Meeresfläche liegt, und hinter welcher) 
sich 800 F. hobe Berge erheben. Ein Torfmoor, wo sich fast kein -anderert 
Vogel, als die Becassine aufhielt, wurde entwässert, und dieser Vogel folg-"" 
lieh von dort vertrieben. Während die Cultur des Bodens fortschritt, ‘wurdes 
derselbe von den verschiedenen kleinen Vögeln besucht, welche derselben) 
nachziehen, und die angelegten Baumpflanzungen machten diese Species zu ‚dau=s 
ernden' Bewohnern. cal 

Der Waichtelkönig war nun auf den Wiesen, die Wachtel und: dası 
Rebhuhn -auf ‘den: Feldern zu finden. Ein Teich, welcher ‘nicht über einen! 
Morgen ‘gross war, lockte in den ‘ersten Jahren ein Paar der zierlichen : 
Strandläufer an, welche mit ihrer Brut jedesmal zu Ende Juli oder. Anfangs“ 


$. 


71 


August auf dem Wege von ilırem Nistorte nach der Seeküste erschienen. 
Das Paar nistete in einem etwa ”/, Stunde entfernten Moor, von dem es aber 
auch durch Trockenlegung vertrieben wurde. Der Teich wurde durch kleine 
Bäche gespeiset, die durch wilde felsige Schluchten von Bergen herabkamen, 
"und an denen sich der Wasserstaar aufhielt, welcher sich auch das ganze 
‚Jahr über täglich‘ an dessen Ufer sehen liess. Sobald die am Ufer gepllanz- 
ten Weiden eine ziemliche Grösse erreicht hatten, salı man auch den präch- 
tigen Eisvogel zuweilen im Herbste dort. Selten trinken der Wasserstaar und 
‚der Eisvogel von demselben Wasser; allein hier war es der Fall. Sobald 
die Ufer gehörig bedeckt waren, siedelte sich das grünfüssige Wasserhulhn 
dauernd auf dem Teiche an und kam oft auf den benachbarten Hühnerhof, 
wenn dort gefüttert wurde. 

5 Der Reiher, ein weniger willkommener Gast, besuchte den Teich eben- 
falls. Die weisse und graue Bachstelze waren gleichfalls dort zu 
finden: Die gemeine wilde Ente und Kriekente liessen sich zu ver- 
- schiedenen Jahreszeiten gelegentlich dort sehen, und einst langte zum Anfange 
Öktobers eine Haubenente (Faligula erisiata) dort an; welche nachdem 
sie sich 2—3 Tage aufgehalten, verschwand, und bald in Gesellschaft von einigen 
anderen. Enten derselben Spezies wiederkehrte. Diese entfernten sich gleichfalls, 
“und brachten jede, ein Paar Gesellschafterinnen: zurück, bis etwa ein Dutzend 
dieser. schönen Vögel auf dem Teiche beisammen waren, Bei strengem Froste 
wurde die Schnepfe an das offene Wasser getrieben, welches sich am 
usse des Baches in den Teich unter Büschen befand, und dann stellten 
auch verschiedene Becassinenarten, nebst \Wiesenpipern ein. Im Sommer 
sah man Mehlschwalben, Rauch- und Uferschwalben, Thurmschwalben über die 
Oberfläche des Teiches hinschiessen, - In den Weiden am Ufer zwitscherten 
der Rohrsänger und der Weidenzeisig. Im Winter suchte der 
_ Bergzeisig dort den Erlensamen auf. Auf den Lärchenbäumen etc. liessen 
“sich drei Meisenarten (Parus major, coeruleus und ater), so wie das Gold- 
hähnchen blicken, so wie man dann auch den Zaunkönig und die 
_ Braünelle zwischen den Wurzeln am Ufer hin und herschlüpfen sah, Auf 
den Kirschlorbeerbäumen unfern dem Teiche nistete der Grünling im Früh- 
jahre, und: viele Hunderte von Hänflingen schlugen auf denselben im Win- 
ir ihr Nachtquartier auf, nachdem sie sich Abends auf mehreren hohen Pap- 
‚ versammelt und ihre Ankunft durch lautes Gezwitscher kund gegeben 
| ö (The Athenaeum 1851). 
 #,% In Kunze und Schmidt  mykologischen Heften, Hf. 2. S. 67—76 
nden sich Beobachtungen über Bewegung in und auf dem Thelebolus ery- 


haft noch unerklärt lassen, aber doch so viel aussprechen, dass von einem 
_Polypen, einem Thbiere überhaupt die Rede nicht sein könne, weil die Bewegung 
T. gekrümmten Körperchen in den Tropfen, die: sich an dem genannten 
wamme fanden, eine passive war. Wenn man Sporen der Schwämme unter 
ein zusammengesetztes Mieroskop bringet, kann man sehr leicht beobachten, 
0b die Bewegungen, die man hier wahrnimmt, passive, der Pflanze eigene, oder 
active, dem Thierkörper eigene Bewegungen seien, welch’ leztere von der den 
Infusorien unstreitig inwohnenden Willenskraft‘ herrühren. Eine Erschei- 
Dung, welche ich, im J. 1850 an dem auf der Hetzinsel gesammelten Coni- 
Osporium stromaticum Corda, bei Untersuchung unter dem zusammengesetzten 


72 


daher Naturforscher, welche diesen Pilz zu untersuchen Gelegenheit haben . 
sollten, hierauf aufmerksam. Eine Partie der Sporen dieses Pilzes brachte 
ich in einen reinen Wassertropfen auf die untergeschobene Glastafel, und 
siehe da, alle Sporen zeigten, selbst bei oftmaliger Wiederholung mit neuen 
Sporen, stets die oben erwähnte active Bewegung, ungeachtet ich (doch der 
vollen Ueberzeugung bin, dass der untersuchte Gegenstand ein wahrer Pilz 
und kein animalisches Wesen war. Sollte denn vielleicht gerade dieser Pilz 
ein Verbindungsglied zwischen dem Pflaizen- und Thierreiche bilden? Auffal- 
lend ist es aber auf jeden Fall, dass diese Bewegung dem scharf beobachten- 
den, mit bessern optischen Instrumenten, als ich besitze, versehenen Corda; 
en die Abbildung dieser seiner Art in den Icones Fungorum T. 1. tab, 1 F. 
5 liefert, entgangen ist, und von ihm nicht auch beobachtet wurde. 
P. M. Opiz. 

* #* Unter den vielen Pflanzenwundern, die in neuerer Zeit in die eng- 
lischen Gärten eingeführt wurden, ziehen vorzüglich fünf Arten die Aufmerk- 
sainkeit des Publikums auf sich. Die silberhaarige Harzkliffe (Espletia argen- 
tea H. Bonpl.) hat sowohl Stamm als Blätter dicht mit feiner, weicher Wolle _ 
bedeckt, die in ihrem Vaterlande, Neugranada, den Reisenden ein Federbett 
des besten Wirthshauses ersezt. Die gläserne Bärenklau (Heracleum Wil- 
helmsii) ist ganz mit schimmernden, halb durchsichtigen Haaren bedeckt, die 
der ganzen Pflanze ein glasartiges Aussehen geben. Ihr Vaterland ist Iberien. 
Die Iezoensische Tanne bat 6 Zoll lange Zapfen und Zoll lange Nadeln, die 
sie sieben Jahre lang nicht abwirft, und die gehörnte Stechpalme (Ilex cor- 
nuta Lindl.) trägt merkwürdiger Weise ganz viereckige Beeren. Doch die 
interessanteste Pflanze ist dennoch der lorbeerblättrige Spitzenbaum (Sagetta 
lintearia), dessen innere Rinde ganz das Aussehen fein zugearbeiteter Spitzen hat, die 
man bleichen und waschen kann. Ausserdem wird sie in ihrem Vaterlande, 
Jamaika, zur Verfertigung von Kleidern, Stricken und Netzen gebraucht, 

Oesterr. botan. Wochenblatt. 

*,* In der Jännersitzung des zoologischbotanischen Vereins in Wien 
nahm Hr. Vizepräsident Dr. Ed. Fenzl aus dem Vortrage des Hrn. August Neil- 
reich über hybride Pflanzen des wiener Florengebiets Anlass, über die Wich- 
tigkeit der Beobachtung der hybriden Pflanzenformen zu sprechen, und macht 
auf jene Vorsichtsmassregeln aufmerksam, welche anzuwenden wären, um 
Täuschungen und Fehlschlüssen vorzubeugen. Er erwähnte, dass bei dem’ 
Umstande, dass nicht einmal die Fruchtgeseize der Vegetabilien noch entschei- 
dend festgestellt seien, es überhaupt schwierig sei, über Pflanzenbastarde ab- 
zusprechen, sieht aber in jedem diessfälligen Resultate einen grossen Gewinn 
für die Pflanzengeschichte überhaupt. Wenn es uns geglückt sein würde, ge- 
wisse Formenreihen der Vegetabilien aufzustellen, dann könnten wir viel- 
leicht einen sicheren Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft werfen, 
und rückwärts und vorwärts das Heerjener Pflanzenarten betrachten, die theils 
ausgestorben, theils neu aufgetreten seien; denn sehr wahrscheinlich sei es, 
dass, obwohl die meisten Hybriditäten sehr bald wieder in die eine oder die‘ 
andere Originalpflanze zurückfallen, es dennoch ein Mass geben werde, wo 
die hybride Form als selbstständig bestehe, und als neue Art fortlebe. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Kath, Jerzabek. 


rer 


% 


PRAG. APRIL. 1852: 


em der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 
zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 
 versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 
dem. Vereine „Lotos“ oder in der J. @. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 
werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
er berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 2. April. 


"Nachdem der Vorsitzende, Herr Ministerialrah v. Sacher-Masoch 
etheilt, dass Herr Professor Dr, :Reuss verhindert sei, seine begonnenen 
rträge fortzusetzen, wurde das Protokoll der letzten Versammlung vorgele- 
n; und der betreffende Custos berichtete, . dass ‘vom .correspondirenden 
gliede Herrn Franz VSete&ka, Apotheker in Nimburg, eine Parthie von 
Petrefakten als Geschenk für die Vereinssammlung eingelangt sei. 

Nach diesem Referate sprach Herr Dr. Nowak über die vorzüglichsten 
' Strömungen des Oceans, und die darüber herrschende Theorie, deren Unhalt- 
barkeit er durch mehrere Gründe nachzuweisen suchte. 
Mit dem Beschlusse, dass wegen den Osterferien, die nächste ordentliche 
Versammlung am 16. d. M, statt zu finden habe, wurde die Sitzung geschlossen. 


Ba - Versammlung am 16. April. 

Me Die Sitzung wurde mit der Verlesung des Protokolles der letzten Ver- 
lung eröffnet. Hierauf theilte der Vorsitzende ein Schreiben von der 
Daturhistorischen Gesellschaft aus Nürnberg mit, welche den Empfang. des 

AR ahrgangs der Zeitschrift Lotos bestättigt; A ein zweites Schreiben vom 

eotrespondirenden Mitgliede Herrn P, Andreas Veselka Lehrer der Na- 

Bepbichte am Gymnasium zu Braunau, welches nebst dem Danke für seine 

nung zum correspondirender Mitgliede, ein Verzeichniss der dem Ver- 

eichzeitig als Geschenk übersendeten Naturalien enthielt. ‚Nach Bekannt- 

g dieser Schreiben wurde durch die Custoden über folgende Geschenke 

eh : Für die Bibliothek : R 

„Fon. der kaiserlichen Academie der Wissenschaften. 

„Sitzungsberichte der kais. Academie der Wissenschaften. _Mathematische- 


E sirissemachaftliche Klasse, Jahrgang 1851 VI. und VII. Band,“ 


74 i 
Von Herrn Wilhelm Haidinger, Direktor der geologischen Reichsanstalt -etc., S 

„Sitzungen der k. k. geologischen Reichsanstalt,* (Separatabdruck aus dem Bi 
Jahrbuche derselben.) . 

Vom naturforschenden Verein in Bamberg. 

„Ueber das Bestehen und Wirken des naturforschenden Vereines zu 
Bamberg. Erster Bericht 1852.* 

Von Herrn P. M. Opiz. 

„Animadversiones botanicae in Ranunculeas Candollii auctore Dre. F. L. de 
Schlechtendal. Dissertatio inauguralis. Berolini 1819.“ 

„Catalogus hucusque absolutus omnium plantarum in Helvetia cis- et trans- 
alpina sponte nascentium“ etc. J. C. Schleicher 1821.“ 

Ausser diesen Schenkungen für die Bibliothek sind für die Vereinssamm- 
lungen von Herrn P. Andreas Veselka übermittelt worden: 

12 Stück interessanter Petrefakten, darunter zwei Fischabdrücke ; 

8 Geognostische Stücke. 

Ein Fläschen Erbsen, von denen jede einen entwickelten Bruchus pisi 
enthielt, 

Endlich ein von Herrn Josef von Ivonsky Apothekerin Arnau 
verfertigter Colilodiumballon. 

Nach diesem Referate setzte Herr Prof. Dr. Reuss seinen Vortrag über den 
Einfluss des kleinsten organischen Lebens (diesmal der Foraminiferen) auf die 


Bildung der Erdschichten fort. Die weitere Fortsetzung versprach er für eine der 
nächsten Sitzungen, 


Versammlung am 23. April 1852. 

Nach Verlesung des Protokolles der letzten Sitzung erfolgte das Röferak 
über folgende Geschenke: für die Bibliothek : 

Von Herrn Wilhelm Haidinger, Director der geologischen Reichsanstalt 
in Wien: 

„Naturwissenschaftliche Abhandlungen, gesammelt und durch Subseription 
herausgegeben von Wilhelm Haidinger. 4. Band.“ = 

Ferner von demselben: S 

„Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften 
in Wien, gesanımelt und herausgegeben von W. Haidinger, VII. Band.“ 

Vom corresp. Mitgliede Herrn Robert Klutschak Lehrer der Natur- 
geschichte dm Gymnasium zu Leitmeritz:: 

„Kurzer historischer ‚Abriss des Ursprungs, der weiteren Fortschritte in 
der Naturgeschichte, Chemie, Mathematik und Physik von Bernard Sabastian Nau, 

Von Herrn P. M. Opiz. 

„Methodus plantas horti botaniei et agri Marburgensis a staminum situ. 


deseribendi auctore Conrado Mönch.“ N 


$. 


En Fa; a Ra 


75 


Non demselben: 

„Genera plantarım Caroli-a Linne.* 

Hierauf wurde eine Zuschrift vom löblichen k, k. Gymnasium zu Pisek 
vorgelesen, in welcher für das demselben zugemittelte Herbarium von 305 
Species gedankt wurde. Nach Verlesung dieser Zuchrift wurde durch den 
Vicepräses 'Hrn, Prof. Dr. Reuss, Herr Jos. Vinc. Melion Doctor der Me- 
dizin ünd Chirurgie in Brünn zum correspondirenden Mitgliede vorgeschlagen, 
und von der Gesellschaft einstimmig dazu erwählt. Endlich schloss Herr Prof. 
Dr. Reuss die Sitzung mit einigen Notizen und zwar: 
a) 1. Ueber einen von Herrn Dr. Heinrich Wankel eingeschickten 
Quarz, der in dem neu errichteten Schurfschachte nächst dem Dorfe Sdar 
in Mähren aufgefunden wurde, und 
© 2. Ueber gediegenen Schwefel von Marienbad, zugemittelt von Herrn Dr. 
prr% 


"Durch einen Antrag des Hrn. P. M. Opiz veranlasst, richtet der 
Verein folgende Aufforderung in Betreff von 
nee hi und Abbildungen nach lebenden Exemplaren 
an jene seiner Mitglieder, die sich mit der Botanik befassen. 

7 In der Berücksichtigung , dass die, von lebenden Pflanzen entnommenen, 

nauen Beschreibungen und Abbildungen am genauesten und richtigsten aus- 
allen müssen, da man an den Gewächsen nar im lebenden Zustande alle, auch 
‚die allerfeinsten, selbst dem freien Auge nicht sichtbaren Theile, mit Hülfe eines 
- Microscopes beobachten kann, wie sie noch unverändert erscheinen, weil dies 
. bei gepressten und getrockneten Pflanzen der Fall nicht immer ist, ferner dass 
bis jetzt die meisten Gewächse nur nach getrockneten Pflanzen beschrieben 
und abgebildet wurden, wodurch mancher Irrthum sich in die botanischen 
Werke eingeschlichen hat, ferner weil man auf dem beschreibenden Wege 
immer tiefer in das Studium eindringen und sich immer mehr ausbilden kann, 
Önders wenn die eigenen Arbeiten noch einer fremden Revision unterzogen 
rin findet‘ sich der Verein veranlasst, um den beschreibenden Theil der 
tanik nach Möglichkeit zu erweitern, auch angehende Freunde dieses Wis- 
zur Selbstthätigkeit in dieser Beziehung zu wecken, alle eifrigen Freunde 
% der Botanik , sowohl die ausgebildeten als angehenden einzuladen, womit sie, 
0 lange es die Jahreszeit und ihre individuellen Verhältnisse gestatten, 
anzen auf die allergenaueste Art von der Wurzel bis zum vollendeten 
men, wo möglich mit den erforderlichen mieroscopischen Untersuchungen 
hen beschreiben und abbilden möchten. 
Die Beschreibung werde auf einen Bogen halbspaltig geschrieben, von 
m Hrn. Beschreiber geferliget, mit der getrockneten Pflanze, und wenn sie 


| ‚auch abgebildet wurde, mit dieser Abbildung versehen, gelegenheitlich Porto- 
Tr 


76 


frei an den Verein abgesendet, welcher solche an die nächsten, daran theil- 
nehmenden Hrn, Pflanzenforscher Prags- in der Art in Umlauf setzen wird, dass 
diese die. Pflanzen sammt Beschreibungen und Abbildungen vom Vereine zu- 
getheilt erhalten, und an den selben wieder zurückzustellen hätten, was am 
besten an. jedem Freitage-vor der Sitzung geschehen könnte. 

Nach vorgenommener Censur. derselben, von sämmtlichen sich an dieser 
Censur zu betheiligenden Hrn. Botaniker Prags wird diese Beschreibung und Ab- 
bildung, wenn eine solche eingesendet wurde, in Original, nebst der instruetiv. 
getrockneten Pflanze, einem eigenen Herbare des Vereines einverleibt, und zur 
Einsichtnahme eines jeden Botanikers aufbewahrt werden. Auf jeden Fall 
wird jedoch den Herrn: Verfassern das Recht verwahret, dass sie von ihren 
eigenen Beschreibungen jeden beliebigen wissenschaftlichen Gebrauch machen 
können und ihnen ebenso die Zusicherung gegeben, dass falls der Verein von 
diesen Beschreibungen einen Öffentlichen Gebrauch machen wollte, er diese 
Beschreibungen und Abbildungen selbst, nur mit Beisetzung des Namens ihrer 
Verfasser und: Darsteller liefern würde. 

Diese Beschreibungen und Abbildungen können auch von. cultivirten Ge- 
wächsen, wenn .dieselben in unserem Vaterlande nicht wildwachsend vorkom- 
men, eninommen werden, doch müsste stets die Bemerkung beigefügt werden, 
dass die Pflanze cultivirt wurde, und von wem. 

Dass den Abbildungen stets auch die microscopischen Analysen beizufügen 
sind, wenn man in der Lage ist ein solches ihun zu können , verstehet sich 
von selbst, 

Auf diese Art kann durch das Zusammenwirken Vieler nicht nur in 
der kürzesten Zeit, eine, auf die genaueste und richtigste Naturbeobachtung 
gestüzte Flora unseres geliebten Vaterlandes zusammengestellt werden, son- 
dern es könnten sich auch, wenn sich noch entferntere Botaniker hieran ge- 
fälligst betheiligen wollten, Materialien zu den Species plantarum selbst aufsam- 
meln, besonders wenn mehrere dieser Herren bei ihren Reisen ins Ausland 
diesen Plan verfolgen, endlich wenn sich mit den Hrn. Beschreib ern mehrere - 
"Hrn. Pflanzenzeichner in Verbindung setzen würden, welche das, was Erstere 
beschrieben, zugleich durch getreue Zeichnungen bildlich darstellen und ihre 
Originalzeichnungen dem diesfälligen Herbare des Vereines unter gleichen Be- 


‘ 


dingnissen einverleiben wollten. j 

Schlüsslich wird nur noch bemerkt, da man oft eine seltene Pflanze bei 
ihrer. Auffindung nicht sogleich Be ae kann, es aber immer besser ist, eine 
Pflanze so lange unbestimmt zu lassen, als man nicht volle Gewissheit ihrer 
Bestimmung erlangt, dass es eben nicht nothwendig ist, dass die beschriebene" 
Pflanze von dem Hrn. Beschreiber gleich bestimmt werde, da demselben für 
den Fall, wenn sie sich als Gattung, Art oder Varietät als neu darstellen 
sollte, das Recht der Namengebung immer vorbehalten bleiben wird. bi 

Ueber die einlangenden Beschreibungen und Abbildungen, welche Steig‘ 


ur 


77 


zu datiren sind, wird von dem Vereine ein gewissenhaftes Verzeichniss ge- 
führt werden, wodurch jedem die Priorität seiner Arbeit gesichert bleibt. Von 
Zeit zu Zeit werden nach vorangegangerer Revision dieser Beschreibungen 
_ und Abbildungen die Verzeichnisse derselben in der Vereinsschrift bekannt 
gemacht werden, damit nicht ein und dieselbe Pflanze mehrmal beschrieben werde. 
N Möge diese Einladung eine rege Theilnahme finden, und manche schlum- 
‚mernde Kraft zum Nutzen der Wissenschaft wecken; manche Erstarkte dahin 
bestimmen, andern als rathender leitender Freund zur Seite zu stehen, zum 
"Vorbilde zu dienen. 


TE 


Le“ 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das natürliche Pflanzensystem als Stuffen- und Kreissystem nach Lin- 
neischer Methode dargestellt. 
(Schluss.) 


wo. 


Zur 
e £ 


Class VI. Die Calycobaseostemones haben ihre Staubgefässe 
n Grunde des Kelches, oder in der Röhre derselben unterhalb der Mündung 
einer mehrblältrigen Blumenkrone, die auch - oft fehlt, angeheftet. Die 
fucht derselben ist sehr verschieden, und sie zerfallen darnach in 4 Unter- 
1 ssen, als N 

Sp: 1. Monospermi. Die Frucht ist 1samig, sehr oft bloss mit dem 
Kelche, ‘oder auch mit einem Fruchtgehäuse bedeckt, sehr selten (nur als Ueber- 
gang zu den folgenden) mehrsamig. Der Kelch ist öfters gefärbt, und mei- 
stens blumenblattlos. Hieher Lauri, Chenopodeae, Polygoneae, Illecobreae 
7 re Amaranthaceae, 

2. Axipolyspermi. Die Frucht ist mit centralen, oder axenslän- 
‚digen. Saamenträgern versehen, 1 — oder vielfächerig, einfach oder selten 
ch, vielsaamig, und nur durch Verkümmerung 1-saamig, und in der An- 
ıge mehreiig. Hieher Polycarpeae (Telephieae, Minuartieae, Querieae) Bego- 
 niaceae, Portulaceae, Saxifrageae, Lythrarieae, Vochisieae, Euphorbiaceae, Me- 
ni permaceae, Celastrineae, Rhamneae, Terebinthinaceae. | 
3. Monoteichocarpi. Die Frucht ist vielsamig, und mit einem 
andsaamenträger vorsehen, welcher zwar doppelt, aber doch nur in 
Linie dargestellt , und der sogenannnten Hülsenfrucht eingenthüm- 
ii ‚ist, Hieher Mimosaceae, Papilionaceae, Cassiaceae. ? 

4. Polyteichocarpi. Die Frucht einfach, selten mehrfach vielsaa- 


asa 
rc 


} ae, Aquilarineae, Samydeae, (Flacourtianeae) Tamariscineae, Fouquiraceae, 
 Crassulaceae, Ficoideae, Passifloreae, Turneraceae. " 
w ‚Die Calycobaseostemon®s schliessen sich zunächst an die Caly- 


Be s — 
> 


78 


costomatostemones an, denn die Staubfäden brauchen sich nur von dem 
Kelchsaume auf den Kelch selbst herabzulassen. Sie wiederhohlen in ihrer 
ersten Unterklasse noch niedrige Formen, was die einsaamige Frucht der- 
selben beweiset, die sich schon bei den vorhergegangenen Klassen als Cha- 
rackter der niedrigsten Formen dargethan hat, und man kann z.B, in den 
Polygoneen sehr gut die Gramineae erkennen. Obwohl Herr Decan- 
dolle behauptet, dass mehrere Leguminosae hypogynae wären, also ihre 
Staubgefässe am Fruchtboden eingefügt hätten, so lässt sich diess nicht annehmen, 
da beiden Leguminosen der Fruchtknoten immer mehr oder weniger gestielt 
ist, und dieser Stiel, der besonders bei Swartzia sehr ausgezeichnet ist, ei- 
gentlich für den Fruchtboden gelten muss. Diese Klasse stellt in ihren entwickeltsten 
Formen die Voegel des Thierreichs dar, und zwar hat die schmetterlingsför- 
mige Blume der Papilionaceae weit mehr Aehnlichkeit mit einem Vogel, 
als mit einem Schmetterling, und sollte eigenliich corolla ornithoidea 
heissen, bei der sich auch meistens die Staubgefässe in 2 Cylinder abgetheilt fin- 
den, die gleichsam die 2 Füsse des Vogels andeuten können, der aber im 
Fluge begriffen selbe zurückgezogen hat. Die ausgebildetsten Blätter der 
Leguminosen zeigen die Bildung der Federn des Vogels und dadurch, dass 
sich bei ihnen auch scheinbar unvollständige Formen z. B. ohne Blumen- 
krone, ohne gefiederte Blätter wie der Phyllodialacacien finden, da- 
mit scheint die Natur den jugendlichen federlosen Zustand des Vogels an- 
gedeutet zu haben. So wie im Thierreiche überhaupt bei dem Vogel die 
Reizbarkeit am: höchsten gesteigert ist, ist es auch bei ‘diesen Pflanzen, 
denn in welcher anderen Familie findet man die gesteigerte Reizbarkeit der 
Blätter einer Mimosa pudica, und Hedysarum gyrans? So wie je- 
der Vogel nur Eier legt, bringen die Leguminosae auch nur einerlei Frucht ; 
die Hülse und die harte glalte Decke des Saamens zeigt schon Aehnlichkeit 
mit dem Eie des Vogels. Die übrigen hieher gehörigen Familien haben selten 
zusammengesetzte Blätter, öfters auch unvollständige Blumen ohne. Blumen- 
krone und scheinen nur den jugendlichen Zustand des Vogels anzudeuten, 
aber merkwürdig ist, dass selbst im Saamen der niedersten Formen z. B; 
Polygoneae der Keim eine gekrümmte Richtung hat, die der Beugung 
des Vogelkörpers älınelt. 

Class. VII. Die Thalamostemones haben ihre Staubgefässe, die der 
Anzahl, Länge und verschiedenen Verwachsung nach, sehr verschieden sind, 
mit einer mehrblättrigen Blumenkrone, die manchmal auch fehlt, auf dem Frucht- 
boden eingefügt. Die Blumenblätter sind manchmal: am Grunde mehr oder 
weniger verbunden, und zusammenhängend, sehr selten zu einer 1-blättrigen 
lappenförmigen Krone umgestaltet. Der Fruchtknoten ist stets ein freier ‚oder‘ 
oberer, einfach unzertheilt, oder gelappt, oder mehrfach, wovon jeder mit einem x 
eigenen Griffel oder Narbe versehen ist, und bildet sich immer zu einem mehr- 


IM, 
fe 


79 


‘oder vielsaamigen Fruchtgehäuse aus, oder zu einer mehrfachen Frucht, nach 
- welcher sie in 4 Unterklassen zerfallen, als: 
1. Syncarpi. Die Frucht ist aus mehreren zusammengesetzt, die um 
eine Mittelachse befestiget sind, sich aber trennen lassen. Hieher: Lineae, 
saiscsae (Tropaeoleae), Malvaceae, Sterculiaceae, Bytt- 
x neraceae, Acera, Sapindi (Rhizoboleae), Simarubeae (Zan- 
 thoxyleae, Ochnaceae, Coriarieae), Banisteriaceae. 

2. Monocarpiaxispermi. Die Frucht ist einfach, und mit centralen 
- oder axenständigen Samenträgern versehen. Hieher: Hypericeae, Gutti- 
& ferae, Ternstroemiaceae (Camellieae), Tiliacenae (Eleocar- 
_ peae), Bombaceae (Hibisceae), Aurantiaceae, Meliaceae, Am- 
- pelideae, Hippocastaneae, Rutaceae,Zygophylleae,Oxalideae, 
 Balsamineae, Malpighiaceae (Erythroxyleae), Caryophylleae, 
0 8. Monocarpi teichospermi. Die Frucht ist einfach und mit Wand- 
1 samenträgern versehen. Hieher: Frankeniaceae, Cisti, Bixineae, Re- 
 sedacene, Violaceae, Droseraceae, Pittosporeae (Erythro- 
| spermeae), Tremandreae, Polygaleae (Olacineae?), Fumari- 
-aceae, Cruciferae, Capparideae, Marcgraviaccae, Berberi- 
_deae, Papaveraceae, Nymbaeaceae. 
4. Polyearpi. Die Frucht besteht aus mehreren 1- oder vielsamigen 
 Fruchtgehäusen. Hieher: Ranunculaceae, Dilleniaceae, Magnolia- 
 veae-(Anonaceae), Nelumboneae. 
| £ > Die Thalamostemones gränzen einerseits zunächst an die Calyco- 
| ee Memo 63, denn die BRUNR SEN. ERDE ie nur von sr Kelche 


u bu % 


ator bemerkte, zunächst an die Corollostemones gränzen, da die 
 Staubgefässe von der Blumenkrone, wenn sie sich herabsenken, auch auf den 
Fruchtboden zu stehen kommen. Sie sind die vollkommensten Pflanzen, 
weil ihre Früchte durch die ganze Klasse gleich vollkommen ausgebildet 
Y si id, was bei keiner der früheren Klassen der Fall ist, und das ganz getrennte 
Geschlecht der Blumen dulden sie nur ausnahmsweise, weil die Natur oft gleich- 
Im nur» im Anheben im Einzelnen niedere Formen wiederholt, wo es aber 
llgemein ist , zum Gesetze wird , und etwas ganz anderes bedeutet, und es 
ist zu verwundern, dass Jussieu, der so viele Ordnungen wegen dem ge- 
trennten ‚Geschlechte ven den übrigen, eigens abgesondert hat, die Menisper- 
mMaceas unter seine vollkommensten Polypetalos setzte, da man doch 
ei diesen Pflanzen eben so wenig sagen kann, dass ihre Sfaubgefässe am 
uchtboden angeheftet sind, wie bei Begonia, obgleich der letzteren Staub- 
fadensäule aus dem Mittelpunkte, ober des & Kelches hervorkömmt. Die 
"halamostemones lassen sich als die vollkommensten Pflanzen einiger- 
massen mit den Säugethieren vergleichen, denn so wie bei letzteren der Uterus 


80 


- sehr ausgebildet ist, ist auch bei diesen der Fruchtknoten sehr ausgebildet, 
und stets ein freier und oberer, der hier als höchst vollendet vielen Samen 
oder Früchte hervorbringt; so wie bei den Säugethieren die grösste Mannig- 
faltigkeit der Formen überhaupt, und der Gliedmassen insbesonders herrscht, 
ist es auch bei diesen Pflanzen hinsichtlich ihrer Blumen und Staubgefässe, 
und man kann sogar nicht gänzlich die Geburt ihrer Samen bezweifeln, wenn 
man dieselben auf langen Nabelschnüren: aus den Kapseln der Mognolia 
heraushängen sieht. Von den hieher gehörigen Pflanzen halte ich Nelum- 
bium für die vollkommenste, wahrscheinlich einzig als Gattung, wie als Fa- 
milie, sie hat. vollkommen den Blüthenbau von Magnolia, und ist bisher 
fälschlich mit den Nymphaeaceen vereiniget worden, und ich kann mich 
nicht enthalten, die Ideen, die sich mir bei ‘der ersien Ansicht einer frisch 
blühenden Pflanze aufdrangen, hier mitzutheilen. Das Nelumbium kann schon 
deswegen für die vollkommenste Pflanze erklärt werden, weil sie: gleichsam 
das Symbol des. Menschen am besten darstellt.: So wie dieser ist sie beweg- 
lich und unstet, und daher von der Natur mit einer weit kriechenden Wurzel 
versehen, und obgleich an das Wasser gebunden, erhebt sie sich frei über 
dasselbe. Blut, obgleich nur weisses, und Luft durchströmen: ihr Inneres, ihre 
Stiele sind nackt, und doch schwach bewaffnet, und das schönste Ebenmaass 
herrscht in allen ihren Theilen. Strahlend laufen Fasern, (Gefässe) aus einem 
gemeinschaftlichen Punkte aus, um ein kreisförmiges horizontal gestelltes Blatt 
zu bilden, welches den Blumen Schutz und Zierde gewährt, so wie aus dem 
Scheitel des menschlichen Hauptes die Haare strahlend auslaufen, um eine 
Decke zum S:hutz und Zierde ‘desselben zu bilden. Ihre zarten rosigen Blumen 
daften kräftig, und ihr stärker gerötheter Mund ist ziemlich geschlossen und 
verralhet Schamhaftigkeit. Ein markiges Haupt einziger Art, den Fruchtboden, 
erhebt sie auf einem dünnen Halse frei zum Himmel, wie der Mensch, und da 
Zeugung die höchste Funktion der Pflanze ist, trägt sie statt dem Geiste ihre 
Früchte darin, aber auch zum Theil frei und offen. — Ihre goldenen, an der 
Spitze (Narbe) dunkler gefärbten Fruchtknoten stehen auf einem goldenen, 
einem umgekehrten Kegel — ähnlichen Tische, dem Fruchtboden, und zwar 
abgesondert und symmetrisch, wie die Brüste bei dem Menschen , denen sie 
auch ähnlich sehen, und dienen zugleich zur höchsten Zierde, indem sie auch 
brennenden Lampen ähneln, und das Ganze dadurch zu einem Opferherd er- 
heben, auf welchem sie gleichsam Licht ausstrahlen zu lassen scheinen. 

Stellt man die nun aufgeführten Klassen nach ihrer nächsten Verwandt- 
schaft zusammen, so ergibt sich von selbst, dass sie die Natur in einen Kreis 
gestellt hat, indem sie einerseits mit den niedersten anfängt, nach und nach 
fortschreitend sich bis zu den höchsten entwickelt, von dort aber wieder rück- 
schreitend bis an das niederste zurückkehrt. Legt man die niederste Form, 
die Amphisbetostemones zum Grunde, so schliessen sich zunächst daran 


En 81 


Ute 'Calycolepidostemones, weil sie, wie ich schon dargethan habe, rein nur 
_ Wiederhohlung der vollkommeneren Amphisbetostemones, der A. cap- 
‚suliferi sind. An die Calycolepidostemones schliessen sich zu- 
nächst die Calycostomatostemones, der erste Uibergang der Staub- 
 gefässe von dem Schuppenkelche auf den Kelchsaum, darauf folgen die Caly- 
 eobaseostemones, die Staubgefässe steigen nur tiefer in den Kelch, und 
k ‚steigen sie vollends bis’ auf den letzten Grund, den Fruchtboden, so bilden 
sie die Thalamostemones. — Von hieraus verändern die Staubgefässe 
- bloswieder. ihre Lage, und steigen in entgegengesetzter Richtung aufwärts, und 
gelangen auf die 1-blättrige Blumenkrone Corollostemones, an diese 
schliessen sich die Hypotactostemones höchst natürlich, weil sie 
h gleichsam nur eine Wiederholung der Corollostemones sind, und 
_ machen den Schluss, und die niedersten, oder letzten derselben, die Naja- 
Eee gränzen an die niedersten, oder ersten Formen der Amphisbetoste- 
 mones, an die Confervas, und wie wenig braucht die Natur einer Con- 
E ferve beizusetzen, um eine Najade daraus zu bilden? Es bilden demnach 
i die Amphisbetostemones den Anfang, die Hypotactostemones 
. den Schluss, die Idiostemones treten due und werden fortschrei- 
tend entwickelt, bis sie die höchste Vollendung erhalten, in den Thalamo- 
E stemonib us polycarpis, die gerade in den Mittelpunkt der Eustemones 
fallen, von da schreitet die Natur wieder schrittweise zurück, bis sie sich mit 
den niedersten Hypotactostemonibus an die Amphisbetostemones 
 anschliesst, Und gerade so ist es auch im Thierreiche , dessen Klassen sich 
£ mit denen der. Pflanzen parallelisiren lassen. Legt man die niedersten Euste- 
_ mones, die Hypotactostemones zum Grunde, so müssen sich die C o- 
— rollostemones zunächst daran schliessen, weil sie nur gleichsam eine 
Wiederholung der ersteren sind, und aus oben angeführten Gründen folgen die 
Thalamostemones, Calycobaseostemones, Calycostomatoste- 
 mones, Calyeolepidostemones und Amphibetostemones, und 
bilden denselben Kreis, nur in umgekehrter Ordnung. 
> Das Kreissystem ist demnach das naturgemässeste, weil es einerseils von 
der Natur selbst diktirt wird, und andererseits die vielfachsten Berührungs- 
- pünkte darbiethet, woraus sich die vielfachen Verwandtschaften der Familien 
\ ‚erkennen und erklären lassen. 
5 © Hat man nun die Klassen mit ihren Unterklassen einmal festgesetzt, so 
en Haig die Familien ode hc in ai ae kurz und Na: 


R Eiver ER wie es bisher das Linneische allein ist. 
F * 2 
Weber und Mohr arten in ihren Beiträgen zur Naturgeschichte 1. 
-B., S. 84 und 85; ‚‚In dieser Hinsicht glauben wir, dass jede bildliche Vor- 


82 

stellung des Zusammenhanges der Naturkörper , deren Symbol nur von einer 
Dimension hergenommen ist, wie die Vorstellung von Leiter, Kette etc. 
nicht anders als höchst unvollkommen sein kann. Die Verwandtschaft der 
Naturalien folgt vielmehr den drei Dimensionen, und lässt sich daher unter dem 
Bilde einer Kugel, deren Atome nach allen Seiten zusammen grenzen, 
vielleicht am bestimmtesten auffassen. Das Minimum der Organisation befindet 
sich im Mittelpunkte dieser Kugel, das Maximum auf der Oberfläche derselben, 
In jenes convergirt von allen Seiten alles zur Einheit, zu diesem diver- 
girt alles ins Unendliche, das mithin erst auf der Aussenfläche der Sphäroide 
seine Begrenzung oder Vernichtung findet. Umgekehrt kann es hier auch 
nicht sein, weil nicht in der Ausbreitung, sondern in der Zusammenziehung 
die Einheit erfolgen muss. Deshalb spricht die Blume die Einheit der Pflanze 
. vollkommener aus, als das Kraut; deshalb vielleicht dienen auch die Ernäh- 
rungsorgane, für welche wir die Mundtheile substituiren, auf ähnliche Art, wie 
wir für den Samen (spora), Einen Schritt zurück tretend, die Blume -substi- 
tuiren, am besten zu Repräsentanten des Thieres. Das Bild von Netz (Cir- 
kel- oder Kugelnetz) ist daher vollkommener, als das von Kette, aber 
es ist nur ein minder unvollkommenes Unvollkommene, weil es nur zwei Di- 
mensionen zulässt. Auch ich habe mir einst, ohne diese Ansicht gekannt zu 
haben, das Pflanzenreich als ein Netz vorgestellt, und dies in der Flora oder 
botanischen Zeitung ausgesprochen, in dessen Mittelpunkt ich mir die einfache 
Zelle (als Alge, Pilz, Moos) denke, durch deren stete Zusammensetzung sich 
nach den Radien zu, die stets vollkommeneren Gebilde ausbreiten, während‘ 


der Mittelpunkt beinahe ganz Analoge zeiget. 
P. M. Opiz. 


Beobachtungen über Ajuga pyramidalis, genevensis, reptans und eine 
Hybridität von A. pyramidalis und genevensis. 


Von Dr, Knaf, 


Ajuga pyramidalis L. gehört bekanntlich zu den seltenen Pflanzen. 
Nach den Angaben unsers gefeierten Prof. Presl*) soll sie in Böhmen bei 
Habichtstein — berühmt als Standort der Ligularia sibirica Cass, — 
vorkommen. Koch und Reichenbach geben, indem sie Presl’s Zeug- 
niss unberücksichtigt lassen, nur die Alpen und einzelne Standorte Norddeutsch- 
lands als Heimath dieser ausgezeichneten Pflanze an. 

Vor 6 Jahren entdeckte ich dieselbe in Eichgebüsche bei Tackernwiie 
nächst Kommotau am Fusse des Erzgebirges, wo sie, wiewohl nicht sehr zahl- 
reich, in Gesellschaft von A. genevensis und reptans oderin deren un- 
mittelbaren Nähe auftritt, und ich Gelegenheit nahm , sie so wie ihre Gesell- 
schafter genauer zu beobachten und zu vergleichen. — Bei diesen Untersu- 
chungen im lebenden Zustande und den Vergleichen mit getrockneten Exem- 
plaren von verschiedenen Standorten Böhmens und anderer Provinzen stellte 


1) Flor. tech. p. 117. 


4 83 


| sich manches Interessante heraus, was ich in den mir zu Gebote stehenden 
Werken theils vermisste theils anders fand. Darum sei es mir gestattet, 
das bisher Beobachtete dem bot. Publicum zur Beurtheilung zu übergeben. — 
4. l, A. pyramidalis L. Ihr eigenthümlicher Typus gibt sich durch 
| folgende Merkmale zu erkennen: 
4. Ist sie durchschnittlich niedriger, selten ’/; Schuh erreichend, aber 
stämmiger, robuster und gedrängter als A. genevensis und reptans. 
i 2. Hat sie eine blässere, jedoch völlig glanzlose Farbe, die in’s Gelb- 
lichgrüne zieht, 
8. Ist sie in der Regel zottiger, aber dabei im lebenden Zustande wei- 
‚cher und zarter, als ihre Verwandten, fast sammtartig anzufühlen. 
4. Sind ihre gleichzeitigen Wurzelblätter sehr zahlreich, 8 — 12, 
die 3—6 äussersten steis viel grösser, als die Stengelblätter, was schon 
Schultes, Presl, Reichenbach u. A. bemerkten; meist länger als 
Fi die Hälfte des Stengels, bisweilen selbst so lang als der ganze Stengel, breit 
_ länglich, in einen kürzern oder längern, ziemlich breiten Blattstiel verlaufend 
und, was sehr charakteristisch ist, stark an.die Erde angedrückt; die 
janern sind viel kleiner, mit einem sehr kurzen, breiten Blattstiele versehen, 
meist aufrecht, alle gekerbt oder yenpas ausgeschweift und sämmtlich an 
Spitze zugerundet, 
5. Sind alle Paare der Stengelblätter besonders der Bracteen, im Ver- 
 hältnisse zu denen der beiden verwandten Arten, einander sehr genä- 
hert und zusammengedrängt, dass auf dieselbe Stengellänge, welche 
bei den verwandten Arten zwei Blätterpaare begrenzen, bei A. pyramidalis 
3—- 6 Blätterpaare kommen, und dies einzige Zeichen hinreichend ist, die 
Bilanze aus der Ferne zu erkennen. Meist tragen selbst die untersten Blät- - 
terpaare in ihren Achseln Blumen , wie Reichenbach bereits angegeben. 
6. Sämmtliche Bracteen überreichen, wie Koch treffend bezeichnet, 
stels die Blumen ; die untersten Deckblätter sowie die vorhandenen Sten- 
gelblätter sind länglich oder verkehrt-eiförmig nnd gegen die Spitze gekerbt, 
die oberen Bracteen länglich-lanzettlich, gezähnt oder fast gekerbt-gezähnt 
und auf einmal in eine kurze stumpfliche Spitze übergehend, alle aber gegen 
ie Basis mehr weniger verschmälert und daselbst ganzrandig; sehr selten ist 
il s oder das andere der obern Deckblätter gegen die Spitze etwas 3lappig 
zähnt, 
I 7. Besitzt sie bekanntlich, wie A. genevensis, keine Stolonen, 
t Be 8. Sind die Blumen kleiner und blässerblau, als bei den zwei ver- 
wändten Arten, sehr selten weisslich. 
Ei 9, Hinsichtlich der Blüthenzeit sind die Angaben der meisten Aucto- 
ren unrichtig; denn sie blüht hier im Norden von Böhmen schon in der ersten 
Hi fte Mai, eben so zeitlich als A, reptans und beiläufig 14 Tage früher 
Is A. genevensis, versteht sich an gleichen Standorten. — 


84 
Die Pflanze, von oben betrachtet, hat. allerdings ein pyramidenför- 

miges Ansehen; allein dies haben auch mehr oder weniger die beiden 

verwandten Arten. ! 

Ganz purpurroth, wie sie Reichenbach angibt, sah ich sie nie; 
nur die obern Deckblätter fand ich bläulich, aber auch fast eben so häufig 
die ganze Pflanze grün; bisweilen sind die Wurzelblätter, besonders die äusser- 
sten, an ihrer Unterseite oder mitunter auf beiden Seiten purpurroth, sehr # 
selten eins oder das andere der untern Stengelblätter. — 

I. A. genevensisL. ist: 

1. In der Regel schlanker und zarter, als die vorige, 1—1'/z Schuh 
hoch, in der Varietät A. foliosa Tratt. mitunter noch höher, auf dürrem 
Lehmboden auch zwergartig, 2 Zoll, klein, 

2. Ist sie in der Regel freudig grün, weniger in’s Gelblichgrüne zie- 
hend, glanzlos, nur bei den wenig behaarten Formen sind die untern Blätter 
etwas glänzend. 

3. Ist sie durchschnittlich weniger zottig, als die vorige, mit Ausnahme 
einzelner Varietäten, z. B. der A. rugosa Host, dabei lebend rauher an- 
zufühlen, mit Ausnahme der Formen mit fast haarlosen untern Blättern. 

4. Sind ihre gleichzeitigen Wurzelblätter in geringer Zahl, 
meist 2—6, selten 7—8, oft gar keins vorhanden, häufig sind sie während 
der Blüthezeit bereits vertrocknet und abgefallen, dabei stets sehr klein, 
viel kleiner als die Stengelblätter und untern Bracteen, wie 
Schultes und Presl richtig angegeben,?) und, was im Verhältnisse zu de- 
nen der vorigen Art sehr charakteristich ist, alle stets aufrecht oder 
schief aufrecht, nie an die Erde angedrückt; sie sind länglich, 
gezähnt oder gekerbt-gezähnt, selten bloss gekerbt, an der Spitze stumpf 
und nicht so zugerundet, wie die der vorigen, an der Basis in einen kurzen 
schmalen Blattstiel verlaufend; bisweilen sind sie so wie die untern Stengel- 
blätter fast haarlos oder nur an den Rippen schwach mit Haaren besetzt. 


2) Der hocherfahrene und sehr gelehrte Ko ch gibt zwar in seiner Syn, 
fl. g. et h. II. p. 661, an, dass die A. genevensis auch mit sehr 
grossen Wurzelblättern vorkomme. Ich fand dergleichen nie auf den 
verschiedensten Standorten; auch andere Botaniker geben, meines Wis- 
sens, keine Notiz davon. Es ist möglich, dass Koch im einem sol- 
chen Falle entweder eine nahe verwandte Art oder, was wahrschein- 
licher sein dürfte, vielleicht eine Hybridität vor sich hatte, Und 
selbst angenommen, dass die Pflanze, die Koch vor sich hatte, wirk- 
lich A. genevensis war, so gehört sie sicher zu den höchst selte- 
nen Ausnahmen und dürfte als sehr gute und seltene Varietät angesehen 
werden können, kann daher auf die Diagnostik der normalen Haupt- 
form nicht massgebend zurückwirken. Did, Ve 


re TT 


85 


Nur die rosettenartigen, nicht Stengel treibenden Wurzel- 
blätter der Pflanze im ersten Jahre sind an die Erde ange- 
drückt und deren sind höchstens 5—8 und nicht viel grösser 
als die Stengelblätter oder untern Bracteen derselben Pflanze 
im folgenden Jahre, wo die rosettenartigen Wurzelblätter 
des vorigen Jahres bereits abgestorben sind. 

- 5, ‚Sind die Stengelblätterpaare so wie die der untern RE: von 
einander regelmässig sehr entfernt , besonders ist dies in bedeutendem Grade 
stets der Fall bei den schlankeren Formen dieser Pflanze.?) Selbst die obern 
Deckblätterpaare sind meistens entfernter stehend, als bei der vorigen Art, 
In der Regel tragen die untersten, 1—3—5 Paare der Stengelblätter keine 
Blumen. 

6. Die Stengelblätter sind kürzer oder länger , bisweilen sehr lang ge- 
stielt,2) (der Blattstiel gewöhnlich sehr schmal), länglich , gezähnt , seltener 
gekerbt-gezähnt oder gekerbt; die untern Bracteen sind länglich, gegen 
die Spitze gezähnt, an der Basis keilförmig-verschmälert und daselbst ganz- 
randig und: überragen stets sehr viel die Blumen; die mittlern und obern 
sind meist eiförmig-lanzettlich, an der Basis zugerundet, die mittlern ge- 
"wöhnlich gegen die Spitze mit zwei grossen seitlichen Zähnen versehen, wo- 
durch mit Einschluss der Blattspitze das Blatt 3lappig wird; bisweilen haben 
diese mittlern Deckblätter im Umfange eine rundliche Form mit zurückge- 
drängter abgekürzter Spitze und 4 — 6 grossen Zähnen, wodurch sie ein 
kammartiges Aussehen erhalten; mitunter fehlt aber auch diese starke Zah- 
nung gänzlich; die obern Deckblätter gehen allmählig in eine 


‚schmälere, gezähnte oder ganzrandige Spitze aus, sind aber etwas kür- 
er, als die Blumen; übrigens sind sie bläulich, oder grün wie die Sten- 


lätter. 

7. Die Blumen sind grösser und etwas dunkler blau, als bei der vori- 
gen Art, übrigens auch röthlich und weisslich. 
— MM. A. genevensi-pyramidalis Knat. 
Unter beiden vorigen gesellig fand ich schon vor 6 Jahren so wie im 
en eine Form, die ich weder zu der einen noch zur andern zu unter- 
gen vermochte, indem sie von beiden charakteristische Merkmale an sich 
wesshalb ich sie als Hybride Form, von beiden erzeugt, proponire. Die 
lichkeit, ja selbst die Wahrscheinlichkeit von Hybriditäten unter den Aju- 
Arten lässt sich da, wo sie gesellig unter einander wachsen, um so we- 
in Zweifel ziehen, als ihre Antheren und Narben den Insekten offen zu- 


- #) Bei meinen Exemplaren der A. foliosa Tratt. sind die Stengelblätter- 
_ paare 3—4 Zoll und darüber von einander entfernt, A." V. 

- #4) Bei meiner A. foliosa Tratt. sind die Stiele der Stengelblätter 27, 
Zoll lang und eben so lang, als das Blatt selbst, A. d,. 


& 


gängig sind und diese Pflanzengattung zu den vorzüglichsten Bienenpflanzen 
gehört.?) — 3 

Diese Hybridität hat mit A. pyramidalis gemeinschaftlich. 

1. Den niedrigen, ziemlich robusten und etwas gedrängten Stengel. 

2. Ist sie durchgehends eben so zottig, 

3. Ihre gleichzeitigen Wurzelblätter sind alle, so wie einzelne der un- 
tern Stengelblätter gekerbt, an der Spitze meist zugerundet und gehen in 
einen kurzen, meist etwas breiten Blattstiel über. ; 

4. Die Deckblätter gehen meistens auf einmal in eine stumpfliche Spitze ß 
über, die obern überragen immer die Blumen, wie bei A, pyra- ? 
midalis, werden wenigstens, so viel ich bis jetzt beobachtet, von denselben 
niemals übertroffen. -- '® 

Mit A. genevensis hat dieselbe gemein: 

1. Die Kleinheit der gleichzeitigen und aufrecht oder schief aufrecht 
stehenden Wurzelblätter, obwohl sie durchschnittlich doch noch grösser und 
zahlreicher sind, als bei A. genevensis. Nur selten ist eins oder das 
andere an die Erde angedrückt. 

2. Die rosettenartigen, an die Erde angedrückten, nicht Stengel tragen“ i 
den Wurzelblätter der Pflanze im ersten Jahre, die grösser sind als die Sten- 
gelblätter und untern Bracteen der blühenden Pflanze im folgenden Jahre, 
aber nie die Grösse haben, als die gleichzeitigen Wurzelblätter der A. py- 
ramidalis. 

3. Sind die Stengelblätter- und untern Deckblätter-Paare weit von ein- 
ander entfernt, wenn auch nicht in dem Grade, wie bei A. genevensis. 

4. Sind die obern Bracteen eiförmig-lanzettlich an der Basis zugerun- 
_ det und nicht verschmälert; mitunter haben manche gegen die Spitze einige 
grössere Zähne, die jedoch stets kleiner sind, als bei A. genevensis, so 
dass diese Deckblätter nicht 3lappig erscheinen. 

Nach diesen gemachten Beobachtungen lassen sich die Diagnosen der 5- 
Pflanzen auf folgende Weise stellen: 

A. pyramidalis L. humilis, robusta, compacta, villosa, opaca, stoloni- 
bus nullis, foliis radicalibus, co&taneis copiosis, caulina magnitudine 
multo superantibus, oblongis, crenatis, apice rotundatis, basi breviter et sub- 
lato petiolatis, exterioribus terrae semper adpressis, interioribus erectis 
patulisve, caulinis subnullis, aut 1—2 paribus bracteisque sibi approximatis, 


Fe; 


basi cuneato — attenualis integerrimisque, apicem versus crenatis dentatisve, 
braeteis inferioribus oblongis obovatisve, superioribus oblongo-lan-" 
ceolatis, subito et obtusiusculo acutis, flores multo superantibus, u 

A. genevensis L. procerior, gracilior, minus villosa, opaca, stolonibus 


5) Schrank Baier’sche Fl. I. $. 116: Ä 


87 


nullis, foliis radicalibus co@ötaneis paueis, caulina magnitudine non 
attingentibus, oblongis, dentatis, aut crenato-dentalis, apice obtusis, basi bre- 
viter angusteque petiolatis, omnibus semper erectis patulisve, caulinis, 
41—5 paribus, valde remotis, oblongis, dentatis , brevius longiusve anguste 
petiolatis, bracteis inferioribus remotis oblongis, basi cuneato-attenua- 
tis integerrimisque, apicem versus dentatis, mediis apice subtrilobis supe- 
rioribusque ovato-lanceolatis, basi rotundatis, sensim in apicem angustio- 
orem prolongatis, verticillo brevioribus. 
A, genevensi-pyramidalis Knaf. Humilis, robusta, villosa, opa- 
‚ca, stolonibus nullis, foliis radicalibus co&taneis erectis patulisve, 
(raro uno alterove terrae adpresso) caulina non attingentibus , oblongis, ere- 
matis, apice rotundatis, basi breviter et sublato petiolatis, caulinis, 1—2 
paribus, bracteisqueinferioribus remotis, bracteis superio- 
bus ovato-lanceolatis, basi rotundatis, apice subito et obtusiusculo acutis, 
Nlores superantibus. 

Ueber zwei andere Hybriditäten werde ich mir die Ehre geben, 
ein ander Mal zu berichten. 
Kommotau im März 1852. 


Beobachtungen über Elatine Alsinastrum L. 
Von Med. Dr. Knaf. 


Diese Pflanze wurde schon im Septembar 1830 von mir zuerst in Böh- 
‚men u. z. in theilweise mit Wasser bedeckten Lehmgruben am grossen Teiche 
e Udwitz nächst Kommotau aufgefunden . und sofort an die bot. Tauschan- 
It des Hrn. P. M. Opiz in Prag eingesendet. Als später diese Gruben theils 
ganz vertrocknet, theils mit Erde überschüttet wurden, konnte ich diese Pflanze 
selbst nicht wieder finden. Gegen Ende des Sommers 1847 gelang es mir, 
.e ae Forma terrestris derselben, jedoch sehr sparsam, an etwas feuchten, aber 
nicht unter Wasser stehenden Stellen des obern Steinteiches bei Kommotau 
zu ı entdecken. In der ersten Hälfte Juni 1850 überraschte mich dieser neue 
d Juwachs der böhmischen Flora in ziemlich grosser Menge -an den feuchten 
und ne vom Wasser bespülten Ufern des Teiches oberhalb Sporitz nächst 
2 A ; aber auch da ist es eine Forma terrestris wie am Steinteiche, Zu 
‚Ende "re 1850 begegnete ich dieser Form, bereits ganz vertrocknet, 
h häufig an ausgetrockneten Stellen des Ufers des grossen Teiches bei 
dwitz. Die eigentliche Wasserform, wie ich sie im Jahre 1830 fand und 
yon noch 2 Exemplare in meinem Herbar besitze, kam mir seitdem nicht 
| wieder zu Gesichte. — Der Umstand, dass in allen Floren, die ich hinsicht- 


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lich dieser Pflanze benützen konnte, selbst in denen von Süddeutschland die 
Monate Juli’ und August als Blüthezeit angegeben werden, die am Sporitzer 
Teiche den 10. Juni gefundene aber schon die untern Fruchtkapseln. vollkom- 
men ausgebildet zeigte, was auf die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon zu 
Ende Mai zu blühen anfange, hindeutete, um so mehr, da der-kalte Frühling 
von 1850 und seine häufigen Fröste die Entwicklung der Vegetation merk- 
lich zurückhielten, ferner die Kleinheit der Form, die grössere Gleichförmig- 
keit der Blätter weckten in mir ein besonderes Interesse für die nähere Un- ” 
tersuchung dieser Form und ich stattete desshalb diesem Kinde Florens 4 
Besuche, u. z am 10., 18., 26. Juni und 20. Juli: ab, sammelte jedesmal ‚eine ° 
grössere Anzahl und untersuchte sie im lebenden Zustande. Im Interesse der ” 
bot. Wissenschaft: überhaupt halte ich es; nicht für ganz überflüssig, das ” 
Beobachtete, wenn es auch unvollkommen: ist, hier wiederzugeben, , — Diese 
Uferform ist 1—4 höchstens 5 Zoll hoch, ‘während. die. Wasserform 1—1:/,| 
Schuh erreicht; Wurzel kurz kriechend mit 3—5 Gliederungen, die gegen 
das Ende der Wurzel zu an- Stärke bedeutend abnehmen und. an den Gelen- E 
ken mit zahlreichen weissen Fasern besetzt sind. Herr Hofrath Koch stellt die ° 
Einjährigkeit der Wurzel in Frage; ich. fand nie Stengelreste vom vorigen 3 
Jahre. Der Stengel an der Basis etwas kriechend, dann aufsteigend, viel - 
und eingedrückt gestreift; die Blätter vielnervig, 3—5 Hauptnerven mit > 
noch mehreren zarten, zwischenliegenden Nebennerven; die untern lanzet- 4 
förmig oder linien — lanzettförmig, eben so lang als die obern oder kürzer, x 
schmäler und zarter, von gleicher Länge als die Internodien oder kürzer, die 
obern eiförmig — lanzettlich, breiter und fester, alle an der Spitze etwas 
stumpf, die obersten Blattquirle sehr zusammengedrängt; von den 
Blüthen steht in den einzelnen untersten Quirlen immer nur eine, 
nicht selten sind sie hier gestielt, (der Blüthenstiel bald länger, bald gleich M 
hoch, bald kürzer, als die Frucht) in den obern Quirlen’ sind 2-3. 
sitzende Blüthen in je einem Blattquirl; die 4 Kelchlappen sind an der 
Basis breit eiförmig, hautartig, dünn, durchsichtig, blass, nach oben auf ein- 
mal in eine stumpfe, grüne, undurchsichtige Spitze endigend; jeder Kelchlap- 
pen liegt dort vor den Blumenblättern, wo deren zwei an einander grenzen, 
deckt aber nach unten durch seine breite Basis, mit der er an die zwei 
nächsten Kelchlappen anstösst, die entsprechenden Hälften der hinter ilm lie- 
genden zwei Blumenblätter vollkommen; die Blumenblätter sind breit 
eiförmig, rundlich, an der Spitze zugerundet und durchaus weiss, nicht grün- 
lich, wie es in den Floren angegeben wird. — Merkwürdig ist das Verhalten 
der Staubgefässe. Diejenigen 4 Staubfäden, von denen je einer da, wo 
zwei Blumenblätter an einander grenzen, dieser Angrenzung und der Mitte des” 
nach Aussen liegenden Kelchlappens gegenübersteht, sind gänzlich bis zu den“ 
Narben herübergebogen, so, dass von den 4 entsprechenden Staubbeitela® 


„ie 


“ 


E. Ps 


jeder eine Narbe unmittelbar bedeckt; die 4 anderen Staubfäden, die der Mitte 
der Blamenblätter gegenüberstehen, sind oben nur wenig gekrümmt und be- 
rühren, so viel ich beobachtete, niemals die Narben. — Die Kapsel ist in 
ihrem horizontalen Umfange kreisrund, da, wo ihre Klappen zusammenstossen, 
rinnenförmig, oben tief eingedrückt, wie ausgehöhlt, im reifen Zustande höher 
als die Kelchlappen. Der reife Samen ist erdfarbig, etwas wenig gekrümmt, 
örippig (3 Rippen am Rücken, 2 am Bauche) und in die Quere fein runzelig. 
Herr Hofrath F. J. Voigt sagt in seiner „Geschichte des Pflanzenreichs“ 
1. 336, dass die Elatineen merkwürdig seien durch ihre hakenförmig ge- 
‚krümmten Samen, was ein Irrthum ist; denn es gibt, meines Wissens, unter 
"ihnen manche, deren Samen ganz wenig gekrümmt, beinahe gerade, andere wie- 
der, deren Samen halbkreisförmig, aber nicht hakenförmig gekrümmt sind. — 
Von der Wasserform, die ich lebend nicht näher untersucht, sondern 
nur getrocknet vor mir habe, sei nur so viel bemerkt, dass sie im Ganzen 
stärker, viel höher, die untergetauchten Blätter linienförmig und sehr schmal 
oder linien-lanzettförmig, sehr lang, 2—3mal so lang als die obern schwim- 
menden Stengelblätter, und viel länger, als die Internodien sind. Ich be- 
 zeichne demnach beide Formen auf fulgende Weise: 

9 @. aquatica: Robustior, multo altior; folüis submersis linearibus angu- 
"stissimis, vel lineari-Janceolatis, folia superiora natantia duplo triplo exceden- 
tibus, internodia multo superantibus. 

'ß. riparia: Tenerior, multo humilior; foliis. inferioribus lineari-lanceo- 
latis vel lanceolatis, folia superiora internodiaque longitudine aequantibus aut 
brevioribus. — 

Schliesslich glaube ich die Bemerkung anschliessen zu sollen, dass die 
- Blüthenzeit der Elatine Alsinastrum in den Floren zu spät angegeben 
zu sein scheint; denn wenn diese Pflanze im Norden von Böhmen bereits an- 
kangs Juni blüht, so dürfte sie in Süddeutschland wohl: schon in der 2. Hälfte 
_ Mai’s blühen. 


Die Entwicklung der Dipteren-Gattung: Chironomus God. 
Von Dr. Jakob Ellenberger.*) 


Auf der Naturgeschichte der Diptern ruht in gewisser Hinsicht noch man- 
her Zweifel, besonders was die Anatomie derselben betrifft. -Da ich mich 
mit dem Studium. einiger Gattungen der Nemoceren beschäftigt habe, so er- 
 laube ich mir das Vorzüglichste aus meiner Arbeit über die Chironomen 
hier mitzutheilen, 


=» Eine biographische Skizze dieses eifrigen, erst kürzlich vereiorhanns 
Rs ‚.  Naturforschers wird nächstens in diesen Blättern erscheinen. a 
Hi D. R. 
? 8 


\ 


90 


Jeder Beobachter hat gewiss schon die Menge kleiner, rother oder grün- 
licher Larven bemerkt, die sich in Teichen und stehenden Gewässern unter 
den Wasserpflanzen aufhalten. Diese Pflanzen sind besonders Conferva gracilis 
und lutescens, die Larven, die sich an ihnen angesiedelt haben, sind so häufig, 
dass alles von ihnen wimmelt, sobald man die Pflanzen an das Land zieht. 

Die Bewegungen dieser kleinen Larven sind ausserordentlich rasch, sie 
schwimmen, indem sie den Körper schnell biegen und ebenso rasch wieder 
ausstrecken. Am Ende des Körpers befinden sich zwei Paar Afterbeine, die be- 
sonders dazu dienen, der Larve das Kriechen zu erleichtern, Diese Bewegung x 
gleicht ganz derjenigen der Spannerraupen, denn wie diese, so bringen auch 
die Larven der Chironomen, wenn sie sich auf den Stengeln der Conferven 
und anderer Wasserpflanzen fortbewegen, den hintern Theil des Körpers zum ) 
Kopfe hinan und schieben sodann den vordern Körper weiter. 

Die Farbe dieser Larven scheint sich mit dem Alter zu verändern. Im 
‚Anfang sind sie grün, werden dann nach und nach röthlich und zuletzt tief } 
karminroth, was um so sonderbarer ist, als die Färbung vom Blute abhängt, 
denn sobald dies durch eine Öffnung ausfliesst, so verliert sich auch die Farbe, 

Die Athmungswerkzeuge dieser Larven sind sehr einfach. Sie bestehen 
entweder aus kleinen Öffnungen, die direkt durch die Haut gebohrt. sind und 
von da in ein Behältniss führen, wo die Luft aus dem eindringenden Wasser 
ausgesondert wird; oder es befinden sich auch die Slomatien, wie bei den meisten 
Tipulen am Ende einer oder mehrer Röhren, wesswegen Cuvier sie „vers 
polypes“ nannte. Was nun die äussere Struktur dieser Theile. betrifft, so 
ändert sie sich mit dem Alter; die Struktur der im Körper befindlichen 
Trachden ist immer die gleiche, und bietet keine anderen Unterschiede in den 
verschiedenen Altersperioden als diejenigen, die durch das Wachsthum hervor- 
gebracht werden. Im Aeusseren aber verhält es sich ganz anders. Anfangs, 
wenn die Larve noch keine Linie lang und grünlich von Farbe ist, sieht man 
die Stigmata als durch die Haut gebohrte Löcher; später aber findet man sie 
am Ende einiger Anhängsel, die einen Büschel bilden, dessen Farbe die des 
Körpers, nämlich roth ist. In diesen Röhrchen verzweigen sich die Tracheen, 
wie es der Fall auch bei vielen anderen Nemoceren-Larven ist. Diese fleischi- 
gen Anhängsel oder Röhrchen sind in der Nähe der Afterbeine angebracht, 
und dienen vielleicht auch mit zum Schwimmen. 

In der Jugend sieht man daselbst eine gewisse Anzalıl feiner Haare; 
diese verschwinden aber mit den Häutungen, dafür erscheint aber bei jedem 
Hautwechsel ein oder mehrere Paare von Röhren. 

Ich habe schon gesagt, dass die Bewegungen dieser Larven sehr rasch 
sind, und dass sie durch schnelles Biegen uud Ausstrecken des Körpers be- 
werkstelligt werden. Dies geschieht aber nur, wenn nichts sie beunruhigt; im 
letztern Falle bewegen sie sich im Wirbel, indem sie durch das Herumschla- 


9 


gen des Körpers nach allen Richtungen von dem Wasser immer nach der dem 
Stosse entgegengesetzten Richtung getrieben werden. 

Die Larven der Chironomen bauen sichHülsen, die viele Aehnlichkeit mit 
denjenigen ‘der Tineiden und Phryganiden haben, nur sind diese Röhren, die 
oft von beträchtlicher Länge sind, aus so kleinen Pfilanzentheilchen zusammen- 

gesetzt, dass ihr gesammter Bau sehr zart ist, und dem geringsten Stoss 
nicht zu widerstehen vermag. Diese Wohnung baut die Larve, indem sie mit 
ihren Fresszangen die kleinen Theile an einander reiht und mit einem Seiden- 
_faden, welcher von den Speicheldrüsen, deren Saft sich durch ein Röhrchen 
- in den Mund ergiesst, abgesondert wird, so verbinden, dass sie zusammen 
halten müssen. Die innere Fläche dieser Wohnung wird mit einem Gespinnst 
überzogen, und da die Larve immer wächst, so muss sie auch immer an der 
Verlängerung ihrer Wohnung arbeiten; und da der Durchschnitt ihres Körpers 
in den verschiedenen Perioden ihres Alters sehr verschieden ist, so muss der 
innere Raum der eylindrischen Wohnung immer grösser werden, um mit dem 
Körper im Verhältniss zu sein, 
Der Darmkanal hat bei diesen Larven nichts auffallendes. Ein erster Ma- 
_ gen zeigt sich in der Nähe des Mundes bei der Larve des Chironomus trieinctus, 
yon welcher hier im Allgemeinen die Rede ist, Der Theil der‘ mit dem ,‚ven- 
_tricule chylifique‘“ desH. Duvernois übereinstimmt, hat hier den Durchmesser 
des Darms. ‘Die Gallengänge sind nicht sehr lang: und- ziemlich ‚schwer zu 
_ unterscheiden, hinter ihrer Insertion erweitert sich plötzlich der Darm und 
zieht sich dann bis zum Anus wieder allmählig zusammen. 
' Die Bewegung des Blutes ist ganz derjenigen gleich, die man in den 
- Larven der Ephemeren beobachtet ‚hat. Alles, was ich gesehen habe, bestärkt 
mich in der Ueberzeugung, das die Theorie des Hrn, Blanchard über die 
$ - Cirkulation des Blutes bei den Insekten gänzlich ungegründet sei, denn trotz 
allen Experimenten habe ich mich niemals überzeugen können, dass zwischen 


der äusseren und inneren Haut der Tracheen irgend ein Raum wäre, worin 
- das Blut fliessen könnte; denn überall ist dieser Raum viel zu eng, um’ die 
 Blutkügelchen durchzulassen, die einen grösseren Durchmesser haben, als das 
_ Lumen jenes Raumes beträgt. 
= Die Nymphe der Chironomen hat im Allgemeinen viele Aehnlichkeit mit 
_ derjenigen des Culex pipiens L., nur ist sie nicht so gebogen, länger und 
schlanker, auch ist ihr Körper röthiich. Sie hält sich an der Oberfläche des 
Wassers auf, um die Luft zu athmen, die sie wie alle Nymphen der Nemo- 
 eeren nicht darch das Wasser, sondern direkt in sich aufnimmt. 
NE "Die Nymphe hat eine immerwährende Bewegung, durch welche sie sich 
m der. Oberfläche des Wassers erhält, und’ die darin besteht, dass sie den 
Hintertheil des Körpers auf und ab bewegt; dies Schwimmen wird durch eine 
gewisse Anzahl von Härchen , die an den Seiten des Schwanzes angebracht 


+ 


92 


sind, sehr erleichtert. Diese Härchen waren früher als Athmungswerkzeuge 
betrachtet worden, ihr wirklicher Gebrauch wurde erst später bekannt. 
Die äusseren Athmungswerkzeuge befinden sich am vordern Theile des £ 
Körpers, und haben die Form eines sehr eleganten Federbusches:!. Es kann % 
nichts Zarteres, nichts Feineres geben, als den Bau dieser Organe, welche 
aus einem Mittelstamm mit vielen Verzweigungen bestehen. Dieser Stamm 
empfängt die Tracheen, die sich dann in die Zweige vertheilen, und so .der 
Luft eine ungleich grössere Fläche darbieten, als es bei der Larve der Fall u 
war; was jedoch Niemanden wundern darf, da dies im Allgemeinen bei den 
Nymphen der. Wasserinsekten vorkommt, weil die Luft grossen Einfluss auf ö 
die Bildung der neuen Organe hat, die sich aus dem flüssigen Magma, in 
welches die Theile der Larve gerathen, nach und nach bilden. 
Schon früher habe ich eine Arbeit begonnen, in welcher ich den Ein- 
fluss der Luft auf die Metamorphose der Insekten kennen lernte, und daraus y 
ersah, dass diese in weit grösserer Quantität von den im Wasser lebenden 
Nymphen consumirt wird, als es bei den anderen der Fall ist; nach meinen 
Berechnungen wird aber dieser Unterschied dadurch aufgehoben, dass bei der 
Bildung der Organe gewisse Verbindungen und Zersetzungen jene Menge Luft i 
erzeugen, die zur Bildung der neuen Theile unerlässlich ist. } 
Nach einem Zeitraum von 2—8 Tagen je nach den Arten entschlüpft 3 
das vollkommene Insekt seiner Hülle, welche ihm als Schiffichen dient, um 
auf dem Wasser zu schwimmen, bis seine Flügel gänzlich entfaltet und ge- 
trocknet sind. 
Die Fühlhörner, die mit jenen der Spanner so viele Aehnlichkeit haben, 
entfalten sich erst nach einigen Stunden in ihrer ganzen Schönheit. 2 
In diesem Zustande der Vollkommenheit hat das Insekt, (Chirono mus. 
trieinctus) eine Länge von 0,007 m. bis 0,008 m, Die Brust ist ungemein 
hoch, wie gewöhnlich , bei den Chironomen und verwandten Gattungen. 
Die Flügel sind ungefleckt, der Körper ist gelblich grau und alle Ringe 
schwarz gerandet. ! 
Wenn man die stillen Gewässer aufmerksam betrachtet, so sieht man an 
der Oberfläche eine Menge Nymphen von Chironomus, Corethra etc., von denen 
sehr viele, z. B. von Corethra pallida S. so klein sind, dass ihre Länge nur 
einen Millimeire beträgt; sie sind, so wie die Larven immer grünlich, besitzen 
übrigens eine gleiche Struktur und auch gleiche Lebensart. R 
Ich habe die Entwicklung der Chironomen im Ei genau untersucht, fand 
aber, dass sie ganz mit derjenigen der Simulia canescens und Cheromiustri- 
eintus übereinstimmt, wie Kölliger sie in seinen „Observationes de prima 
insectorum genesi‘‘ beschrieb, wesshalb ich hier die Wiederholung der- 
selben unterlasse. si 


B 93 
« “5 I ” . . 

Er Grammoptera Sacheri Wolfner.*) 

Fi En’deckt und beschrieben von W. Wolfner. 


Diagnose: Alra, elytris auratis, radulato-punctatis **), pilosis ; pilis sub- 
tilissimis, brevissimis, auratis. 
—_ Beschreibung: Oberlippe vorragend; Unterlippe 2-Jappig; Augen sehr 
schwach ausgerandet, vorragend; Fühler vor den Augen eingefügt, 11-gliede- 
a fadenförmig, länger als der halbe Leib, 2tes Glied sehr klein, 4tes etwas 
kleiner als das 3te und 5te mit feinen Haaren besetzt, schwarz, Kopf in Form 
es Halses in das Halsschild eingefügt, sehr dicht punktirt, schwarz. Hals- 
ild etwas länger als breit, ohne Dorn und Höcker an den Seiten, vorn 
fü ker, hinten schwächer eingeschnürt; Hinterrand stumpf, abgerundet, ohne 
itzen, die Scheibe kugelig gewölbt, mit einer vertieften Mittellinie, sehr 
l ht und fast runzelig punktirt, schwarz. Schildchen deutlich sichtbar, an der 
pitze abgerundet, schwarz. Flügeldecken am Grunde breiter als das Hals- 
hild, fast 4mal so lang als zusammen breit, nach hinten etwas verengt, Die 
Spitzen einzeln und vollkommen abgerundet. Farbe: goldgelb ; äusserst fein 
'aspelartig punctirt. Auf jedem erhabenen Pünktchen sitzt ein mikroskopisches 
oldglänzendes Härchen. Hüften, Schenkel, Schienen, Füsse, Bauch und Brust 
1m mischwarz , letztere hier und da mit feinen weisslich-grauen Härchen be- 
setzt, Länge 5. Linien. 
677 > Diese neue Art fing ich nur in einem Exemplare mit dem Schöpfer 
auf einer Wiese bei Wossow. Sie ist dem Habitus nach der Grammoptera 
4 gultata var. suturalis Fabr. ähnlich, allein letztere hat strohgelbe'‘, vertieft 
ä unktirte, glatte Flügeldecken, gelbe Beine (nur die Spitzen der Schenkel und 
ienen sind schwarz) und gelbe Wurzelglieder der Fühler, Ein anderes 
kmal dieser neuen Art ist die vollkommen: wagrechte Richtung der Flügel- 
en, die bei allen kleinern Grammoptera-Arten etwas abschüssig verlaufen. 


u. Miscellen. 

D. m Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
Er En Entworfen von Dr. Wilh. Lud. Weitenweber in Prag. 
er 2. Joseph Johann Steinmann. 


. Hatten sich bei Prof. Mikan (s. Lotos S. 63) alle äusseren Verhältnisse 
einigt , um ihm die Wahl seines Berufstudiums zu erleichtern und seine 


| Br ' Zu Ehren des Herrn Ministerialrathes Leopold von Sachen 
0° benannt, der diese Art auch in Galizien aufgefunden. 
£' " "Von ‚‚radula“ eine Raspel, 


94 


Zukunft zu begünstigen, so hatte bei dem Manne, den ich in folgenden Zeilen 
kurz zu schildern gedenke, das gerade Gegentheil stattgefunden, indem der 
letztere erst nach jahrelanger Uiberwindung von mancherlei Hindernissen zu 
seinem rühmlichen Ziele zu gelangen vermochte. - 

Joseph Johann Steinmann, Prof. der Chemie am k. ständ, © 
technischen Institute zu Prag, ordentl. Mitglied der k. böhm, Gesellschaft der 
Wissenschaften und der k. k. patriotisch-ökonom. Gesellsch. in Böhmen, der 
Gesellschaft für Mineralogie zu Dresden, der mährisch-schles. Gesellsch. zur 
Beförd. des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde zu Brünn, Geschäfts- 
leiter des vaterländ. Museums in Böhmen u. s. w. wurde am 8. März 1779 
zu Landskron im chrudimer Kreise Böhmens geboren. Da sein Vater, ein un- 
bemittelter Färbermeister daselbst, mit acht Kindern gesegnet war, so wurde 
der kleine Joseph, damit er einen ihn alsbald selbstversorgenden Erwerbszweig 
wählen möchte, zu einem Vetter nach Wildenschwert gegeben, wo er die 
Weberei erlernen sollte. Weil aber nach einiger Zeit ein Oheim Stein- 
mann’s, welcher Pfarrer zu Skalsko im bunzlauer Kreise war, den Trieb und 
die besondere Fähigkeit des Knaben zu höherer Bildung erkannte, und ihn in j’ 
dieser Richtung ferner zu unterstützen versprach, so entschloss sich sein Vater, 
ihn für die wissenschaftliiche Laufbahn zu bestimmen, worauf er im Jahre 
1791 die Studien am jungbunzlauer Gymnasium begann, Doch schon nach 
wenigen Jahren wollte es das widrige Geschick, dass der obenerwähnte Gönner 
Steinmann’s im September 1795 starb, daher die Unterstützung in Jung- 
bunzlau aufhörte; er war sonach gezwungen, diese fremde Stadt wieder zu 
verlassen und, mit einer freilich nur dürftigen Unterstützung von Seiten seiner 
guten Eltern, auf dem ihrem Wohnorte näher gelegenen Gymnasium zu Leito- 
mischl seine Studien fortzusetzen; hier absolvirte er unter mancherlei physi- 
schen Entbehrungen mit Auszeichnung die höheren, sog. Humanitätsklassen. 
Statt hierauf, wie Steinmann so gern gethan hätte, die Universität in Prag 
oder Wien zu beziehen, wählte er sich der beschränkten Vermögensumstände 
wegen, und doch vom Triebe zu naturwissenschaftlichem Studium beseelt, den 
Apothekerstand und trat demzufolge im J. 1797. bei dem geschätzten Apo- 
theker seines Geburtsortes, Hrn. Christ. Polyk. Erxleben, in die phar- 
maceulische Lehre, Dort blieb er selbst nach rühmlich bestandener Tirocinial- 
prüfung bis zum Jahre 1802 als pharmaceutischer Gehiüfe und benützte die 
ihm dort günstiger Weise dargebotene reichliche Gelegenheit, sich in den 
ausgedehnten technischen Fabrikszweigen seines Lehrherrn gediegene prak- 
tische Kenntnisse anzueignen; was ihm auch in seinen spätern Lebensverhält- 
nissen gar sehr zu statten kam. Um aber seinem inneren Drange nach höherer 
wissenschaftlicher Ausbildung in der Chemie und Botanik, seinen Lieblings- 
fächern, zu genügen, verliess er Landskron, und machte nicht nur eine bota- 
nische Reise durch das so interessante Riesengebirge, sondern hörte sodann 
im J. 1804 in Berlin die Kollegien über Pharmacie und Chemie unter 
Heralstädt und Bergemann, später im J. 1806 in Wien unter Jacquim 
und Schribers. Am letzteren Orte erhielt er nach angelegter strenger 
Prüfung im J. 1808 des Diplom eines Magisters der Pharmacie, betrieb aber 
nebstbei, in den pflanzenreichen Umgebungen Wiens eifrig sammelnd, mit Vor- 
liebe die Botanik, so dass er schon damals eine Flora von Wien zusammen- 
stellte, welche er auch später, auf eine andere Bahn gewiesen, blos hand- 
schriftlich ‚hinterliess.“ Da es ihm im J. 1808 nicht gelungen, die erledigte 
Lehrkanzel der Chemie und Botanik an der Krakauer Universität: zu 'erlangen, 


FE 


95 


begab sich Steinmann, den Lehrberuf in sich fühlend, im Jahre 1812 
nach Prag, wo er binnen Kurzem durch die freundlich ‘warme Verwendung 
‘ seiner dortigen Gönner, namentlich der Professoren Josef v., Freyssmuth, 
€. A. Neumann und Franz Gerstner, im August desselben Jahres, in 
Anbetracht seiner anerkannten rühmlichen Befähigung, ohne vorausgegangene 
Konkursprüfung, die Stelle eines Adjunkten am ständisch-technischen Institute 
' erhielt. Diese Stelle bekleidete Steinman mit dem entsprechendsten Erfolge 
‚bis zum Jahre 1817, wo ihm die durch Neumann’s Beförderung zum Guber- 
nial- und Commerzienrathe erledigte Professur der Chemie zu Theil wurde. 
‚Seine. ausgezeichneten Vorträge über allgemeine Chemie, sowie insbesondere 
' über die speciellen technischen Zweige dieser Wissenschaft, fanden im In- 
und Auslande die verdiente ehrenvolle Anerkennung; bald galt er allgemein, 
selbst "nach dem Urtheile eines Berzelius, Hilbert u. A. für einen der 
 umsichtigsten und sichersten Analytiker, was auch eine grosse Reihe von der- 
jei chemischen Arbeiten trefflich beurkundete, Aber nicht nur durch mündliche 
“Lehre und That, -auch durch zahlreiche gediegene literärische Leistungen machte 
sich Prof. Steinmann um seine Wissenschaft und sein Vaterland, namentlich 
| ‚in balneologischer Beziehung hochverdient, so dass seine analytischen Arbeiten 
als musterhaft anerkannt werden. Steinmanns chemische Untersuchungen 
- des Cronstedtits und Kakoxens, sowie die des Karpoliths befinden sich in den 
Abhandlungen der k. bölm. Gesellschaft der Wissenschaften; die Analysen der 
| _ Ferdinandsquelle bei Marienbad, der Biliner Mineralquelle, des Saidschitzer Bitter- 
ee; des  Carlsbader Schlossbrunnens, des Giesshübler Sauerbrunns und 
erer mehr, sind in den betreffenden Schriften von Reuss, Krombholz 
‚A. mitgetheilt worden. Seine botanischen Kenntnisse hat St. übrigens auch 
14 Sommer’s Topographie von Böhmen, Prag 1833, I, Band XXIX. uw. f. 
beurkundet. — In der botanischen Wissenschaft hat ihm der rühmlich bekannte 
böhmische Botaniker, Ig. Friedrich Taüsch, ein kleines Denkmal gesetzt, 
indem letzterer ihm zu Ehren eine Saxifraga Steinmanni aufstellte. — Kaum 
‚ 54 Jahre alt geworden starb Steinmann, cin eben so berühmter Gelehrter 
als in jeder Beziehung höchst achtungsweriher Mensch, nach längerem Uebel- 
‚ befinden am 9. Juli 1833 plötzlich an der Hirnlähmung ; nach Verdienst all- 
gemein bedauert! — Nach Steinmann’s Tode ist sein Herbarium und eine 
‚ handschriftliche Flora Böhmens im Versteigerungswege in den Besitz 
‚ des Hrn. Dr. Emil Kratzmann gelangt, welcher das Manuskript dem Na- 
tionalmuseum zu Prag als Geschenk verehrte.*) — 
Y Bon (Wird fortgesetzt.) 
u. 


r 


* * 
* 
Johannes Müller’s Beobachtungen über die Erzeugung von Schnecken in 
3 , Holothurien. 


- Die Synapta digitata, eine Holothurie, welche in. grosser Anzalıl 
in der Bucht von Muggia bei Triest vorkommt, soll nach Quatrefages 
maphroditischer Natur sein.. Müller fand im Frühling (1851) bei allen 

In ividuen Eier in den Genitalien und es schien sich Quatrefagess An- 

] Be . - 

| *) Seine Mineraliensammlung befindet sich im Besitze des Herrn Apothekers ° 

en Brxleben in Landskron, 

| ee! ” D. R. 


j 


% 


gabe‘ zu bestätigen; was ein unerwartetes Ergebniss war, da die Trennung 
der Geschlechter sonst in allen Familien der Echinodermen Regel ist. 

Im Sommer (August 1851) standen die Genitalien der meisten Synap- 
ten noch auf derselben Entwicklungsstufe, wie im. Frühling, nur schienen 
sie weniger strotzend angefüllt, und eswar der Durchmesser der Eier geringer. 
Die Eierchen hatten 1/,,— "/,,“%, im Frühling hatte sie Müller zu 1,’ 
gemessen. ö 

Mitte August fand Müller ein Individium mit ganz abweichendem Geni- 
talschlauch und bald darauf noch mehrere solche Individuen. Binnen 2 Mo- 
naten wurde der anomale Genitalschlauch 69mal beobachtet. 

An in Weingeist aufbewahrten Synapten, welche Müller Behufs wei- 
terer Untersuchungen in grosser Anzahl nach Berlin mitgenommen hatte, fand 
sich der anomale Schlauch nöch 2mal. vor, so dass die Gesammtzahl der Beo- 
bachtungen 71 beträgt. E 

Das. hohe Jnteresse, welches die ganze Gelehrtenwelt an diesen Unter- 
suchungen nimmt, beruht auf dem Umstande , dass Müller. in diesem ano- 
malen Sgblauche Eier und Samenkapseln beobachtet hat, welche einer ‚Gese- 
ration von Schnecken das Dasein geben. 3 

Dieser schneckenerzeugende Schlauch ist gegen 2'/%—3 Zoll lang, meist - 
mehr oder weniger korkzieherartig gewunden, immer einfach und unverzweigt, 
von Zeit zu Zeit wurmarlig sich bewegend, und in seinem inneren Bau. von 
. ganz anderer Beschaffenheit, als die gewöhnlichen Genitalien der Synapten, 

Es ist vollkommen sichergestellt, dass der Schneckenschlauch die ge- 
wöhnlichen Genitalien nicht ausschliesst und ferner, dass eine organische 
Verbindung ganz eigenthümlicher Art, zwischen dem Schneckenschlauche und 
der Synapta existirt. 

Das eine Ende des Schlauches ist eingestülpt und an einer birnförmigen 
Erweiterung des am der freien Seite des Darmes verlaufenden Blutgefässes so 
befestigt, dass das Blut-bis in die Einstülpung des Schlauches gelangt; das 
andere Ende befestigt sich zwischen Mundscheibe nnd Kalkring in der Nähe 
der poli’schen Blase. 

Es ist sehr bemerkenswerth , dass Müller die schneckenerzeugenden 
Schläuche in verschiedenen Stufen der Entwicklung beobachtet hat, wodurch 
der Beweis geliefert wird, dass die Erzeugung der Schnecken wirklich inner- 
halb vor sich. geht. Ale 

Der Inhalt der Schläuche ist folgender: zunächst .des eingestülpten Endes 
liegt ein in einer länglichen, knieförmig umgebogenen Capsel eingeschlossener 
Eierstock, weiter nach oben eine Anzahl von Samencapseln (4—8 
selbst 18), welche Samenfäden enthalten. \ 

Der Eierstock und die Samenkapsel stecken in dem unteren Theile des 
Schlauches etwa wie eine Ladung im Laufe eines Schiessgewehres. 

Nachdem die Befruchtung der Eier- stattgefunden hat, finden sich die Rn 
menkapseln nicht mehr, 

Die Eier des Eierstockes treten in den Schlauch und werden zu 1530 
in besonderen Blasen eingeschlossen. Der Dotter furcht sich und bildet sich 
zu einem rotirenden Schneckenembryo um, von welchem bald eine spiralige 
Schale von "/,,‘“ und von 1’; Windungen bemerkbar wird. Die meiste 
Aehnlichkeit haben die Schalen mit jenen von Natica. 

Durch eine solche Tracht kommen gegen 3400 Schnecken in die Welt, 
Auf welche Weise dieselben die Synapta verlassen, welchen Entwicklungs 


LA 
4 97 


gang sie weiter nehmen, was für eine Generation sie selbst hervorbringen _ 
dies Alles ist noch zu ermitteln. So viel steht jedoch fest, dass in der Sy- 

‚napta digitata zu gewissen Zeiten schlauchförmige Gebilde angetroffen 

_ werden, welche mit derselben in organischer Verbindung sind und die Bil- 

dungsstätte einer Schneckengeneration werden, 

"Wofür hat man den schneckenerzeugenden Schlauch zu halten? Ist er 
von aussen in die Synapta hineingekommen oder ist er ein eigenthümliches 
Organ des Thieres und entwickelt sich selbstständig: in demselben ? 

Im ersten Falle kann man weiter fragen: ist der Schlauch ein parasiti- 
sches Thier oder nur eine contraktile Hülle für die Zeugungselemente eines 
 Thieres. 

"Im zweiten Falle muss die Frage gestellt werden: Hat man es hier mit 
einer Art von Generationswechsel zu thun oder gar mit einer in H.o- 
 lothurien, durch generatio aequivoca, hervorgebrachten Schnecken- 
_ generalion ? 
0 Bis zur; Stunde fehlt die exacte Beantwortung dieser Fragen. Man wird 
aus ‚der Wichtigkeit derselben das hohe Interesse für die Untersuchungen 
üller’s ud die Spannung, mit der man der Beendigung entgegensieht, leicht 
(s © orklärlich finden. Welcher der aufgezählten Fälle die Sanktion der Wirklich- 
keit auch erhalten mag -— immer bleibt die Sache von höchster Bedeutung 
& ‘ die vergleichende Physiologie und für die Zoologie. 

Genauere Details über diese Untersuchungen findet der Leser in Müll. 
Archiv. 1852. Heft. I. „Ueber die Erzeugung von Schnecken in. Holothurien,* 
on Joh, Müller. J. €. 


pr 


7 #,# Nach J.J. Bowenbank’s Messungen beträgt bei der lebenden Au- 
 stralischen Haispecies Carcharias glaucus die Länge des gesammten Kör- 
pers die 169"/,-fache Länge der Zähne, die horizontale Rachenweite das'’8'/,- 
Bee die vertikale Rachenweite das 10", -fache derselben. Nach diesem Mass- 
stabe beurtheilt, muss ein Exemplar des Hösbiten tertärenCarcharodon me- 
e: dessen Zähne 4°/, Zoll lang sind, 65 Fuss 21/, Zoll lang gewesen 
sein und eine horizontale Rachenweite von 38 Zoll, eine vertikale von 47 
“besessen haben. (The Annals and Mag. of, nat. hist, Vol: 9. IV. 50.) 
7 *,# Prof. Simpson hat interessante Versuche angestellt, welche we- 
itlich zur Erklärung beitragen, warum sich Alpenpflanzen so rasch ent- 
wickeln, Er erzielie nämlich denselben Erfolg bei Gewächsen, die entweder 
bst, oder deren Samen den Winter hindurch künstlich mit Selinde bedeckt ge- 
F n worden waren. Er macht zugleich auf die Wichtigkeit aufmerksam, welche 
Be in Beziehung auf den Getreidebau gewinnen könnten, indem er 

teint, dass Getreide auf die nämliche Weise behandelt, und im Frühjahre ge- 
_ säet, viel rascher wachsen und zur Reife kommen werde. Sehr wahrschein- 
machen diess die kurzen Sommer in Canada und anderen nördlichen Re- 
en, in welchen demungeachtet das Getreide gedeiht. Es sind diese Ver- 
u daher jedenfalls der vollen Aufmerksamkeit der Landwirthe werth und 
erdienen wiederholte Prüfung und Ausführung in grösserem Massstabe. (ihate: 
laselbst Vol. 9. IV. 51.) 

 #,= Interessant sind die Beobachtungen, welche Will. Mitehel an Pflan- 
in eng auf die Winkel, welche die Seitennerven eines Blattes ‚mit 
r Mittelrippe bilden, angestellt hat. Er: fand, dass der Mittelwerth dieses 
® R Is auf eine merkwürdige Weise mit dem Mittelwerthe des Winkels über- 


98 


einstinmt, in welchem die Aeste derselben Pflanze von dem Hauptstamme ent- 
springen. Es gilt diess ‘sowohl: von baum- und strauchartigen Pflanzen, als 
auch :von Kräutern. So beobachtet man diese Erscheinung z. B. bei Euphra- 
sia officinalis, Suceisa pratensis, Spiraea ulmaria, Senecio vulgaris, Mentha ar- 
vensis, Lapsana communis, Achillea millefolium, Atriplex patula, Aescuius hippoca- 
stanum (50,5°), Pyrus domestica (35°) usw. Bei einigen Pflanzen entspringen 
die Blattrippchen niederer Ordnungen unter grösserem Winkel, als die grösseren ; 
bei ihnen nimmt man aber auch wahr, dass dıe kleineren Zweigchen einen 
stumpferen Winkel bilden, als die grösseren Aeste. (Ebenda Vol. 9. N. 49.) 


*,* Von den theilweise kolossalen Vögelarten, deren Knochen in Neusee- 
land vorkommen, und die man alle für vollkommen ausgestorben hielt, wurde eine, 


die Notornis Mantelli Gould, aus der Familie der Rallidae durch Wal- 
ter Mantell bei seinem zweiten Besuche auf Middi Island, in einem Exemplare 
lebend gefunden. Es wurde durch drei Tage lebend erhalten, dann getödtet, 


Das Fleisch wurde sehr wohlschmeckend gefunden. Das Skelett stimmt ganz 


mit den früher gesammelten Knochen überein und wurde, so wie der Balg 
von Gould einer genaueren Untersuchung nnterzogen und beschrieben. Dieser 


kurzgeflügelte Vogel steht den Gattungen Tribonyx und Porphyrio am näch- 
sten und misst 26 Zoll in die Länge. 


Es ist dieser Fund um so wichtiger, da Notornis Mantelli einer der Vö- 
gel ist, die mit der gigantischen Moa gleichzeitig lebten und dadurch die Hoff- 
nung wieder geweckt wird, es werde vielleicht gelingen, auch noch andere 


dieser Species im lebenden Zustande zu entdecken. (Ebenda N. 51). 


*,* Nach den von W. J. Hooker in Hooker’s Journal of botany 1852. 
N. 37. T. 1. N. 38 p. 50. ff.) gegebenen Nachrichten ist endlich die Pflanze, 


von der das bekannte Reispapier — Rice-paper, Bok-shung — der Chinesen 


stammt, ausser Zweifel gesetzt. Es ist eine Araliacee und zwar wahr- 
scheinlich eine Species der Gattung Aralia selbst, der Hooker den Namen 


Aralia papyrifera beilegt, Sie erreicht eine bedeutende Grösse, ist strauch- 
arlig und trägt an der Spitze der Aeste die grossen langgestielten, unten 


sternfilzigen, handförmig 5-lappigen Blätter. Der Stamm. enthält reichliches 
weisses Mark, welches gereinigt und mit besonderer Geschicklichkeit in dünne ° 
Blätter geschnitten das in China allverbreitete Reispapier liefert. Die Pflanze 
wächst ausschliesslich aber in Menge in den morastigen Wäldern des nörd- 


lichen Theiles der Insel Formosa. 


x ” „ Schon im vorigen Jahre habe ich in diesen Blättern (pag. 199 ff.) 
ein Verzeichniss der Orte gegeben, an welchen bisher in Oesterreich Bernstein 
nachgewiesen worden ist, Darunter habe ich ‘schon damals Boden in NW. 
von Falkenau, Egerer Kreises genannt. Seitdem erhielt ich von daher meh- 


rere Stücke Bernstein, die ein hinreichendes Interesse darzubiethen scheinen, 


um von ihnen weitläufigere Erwähnung zu thun. Das Harz findet sich theils 


in einzelnen Gruppen oder kleinen Nestern in der dortigen Braunkohle , theils 
bildet es auch grössere Massen, die den Schichten der Braunkohle konform 
zwischen diesen eingeschlossen liegen : der bei Weitem grösste Theil dieser 


Harzmassen hat aber so bedeutende Veränderungen erlitten, dass sie ihrem 
äusseren Ansehen nach dem Bernstein gar nicht mehr ähnlich sind. Sie stellen 
nämlich eine dem gewöhnlichen Erdpech äusserst ähnliche bräunlichschwarze, 
bis kohlschwarze, pechglänzende, undurchsichtige, sehr spröde Masse dar, wel- 


che sehr leicht in lauter kleine eckige Bruchstücke zerfällt, Angezündet 


ee ee 


= 


. 
» 


99 


* brennt das Harz mit heller russender Flamme und verbreitet einen starken, 
aber nicht unangenehmen Geruch nach Bernsteinsäure. Herr Prof. Rochle- 
der hatte die Gefälligkeit etwas davon näher zu untersuchen und fand, dass 
es bei der Destillation ‚nebst der Bernsteinsäure einen sehr ‚grossen Schwe- 
felgehalt verräht, Es wurde dadurch unwiderleglich dargethan, dass diese 
Masse wirklich veränderter Bernstein sei, ein Ergebniss, auf welches sich 
‚schon aus dem Umstande schliessen liess, dass in der Mitte der dunkelfarbi- 
gen Harzmassen sich nicht selten Erbsen- bis nussgrosse Parthieen noch ganz 
oder beinahe unveränderten Bernsteines fanden, theils reingelb und durchsichtig, 
theils honiggelb oder selbst braun, durchscheinend oder nur an den Kanten 
durchscheinend. 


Die oben angeführte Metamorphose slimmt ganz mit jener überein, 
. die ich. schon früher an dem Lemberger Bernstein nachgewiesen habe; nur 
hat dieselbe bei Boden einen weit höheren Grad erreicht und bildet gleich- 
sam das Endglied einer ganzen Reihe von Umwaändlungsstufen, die sich im Zu- 
 sammenhange verfolgen lassen. Dass die Umbilduug an dem Bernsteine von 
Boden so weit vorgeschritten sei, wird leicht begreiflich, wenn man die grosse 
Menge des in der Bodener Braunkohle in den mannigfachsten nachahmenden Ge- 
stalten eingebelteten Schwefelkieses berücksichtigt, von dem ein so intensiver 
umbildender Einfluss ganz wöhl ausgehen konnte. — - 


Einen andern muthmasslichen Fundort Innerhalb der Grenzen Oesterreichs 
und zwar in k. k. Schlesien erwähnt Herr Em. Urban in Troppau in einer 
 gelilligen brieflichen Mittheilung. Das Troppauer Museum besitzt nämlich ein 
mehr ‚als faustgrosses Stück Bernstein —- von honiggelber Farbe; schwach 
‚durchscheinend, von brauner Kruste überzogen — welches dem Museum von 
dem Herrn Pfarrer Liehtblau in Gumschdorf geschenkt und nach dessen 
Mittheilung bei jenem Orte aufgefunden wurde, Ueber die näheren Verhält- 
‚nisse ist nichts bekannt. — 


Auch den. in denselben Blättern angeführten Fundorten (1851 pag. 
233.) von Schwefel in Böhmen kann ich jetzt einen neuen beifügen, 
dessen gelällige Mittheilung ich nebst mehreren zur Erläuterung dienenden 
_ Exemplaren meinem Freunde Herrn Dr. Opiz in Marienbad verdanke, 
‚Jeh führe hier seine eigenen Worte aus einem an mich gerichteten Briefe an: 
„Unsere Gasauströmungen, welche, wie Sie wissen, aus Kohlensäure mit etwas 
 beigemengten Schwefelwasserstoff bestehen, liefern durch Zersetzung des letz- 
tern den Schwefel, Wo das Gas bei seiner Wanderung unter der Erde ge- 
gen die Oberfläche dureh hohle Räume, wenn auch nicht sehr grosse, strömt, 
‚setzt es in denselben den Schwefel an den Wänden ab, mögen diese aus Ve- 
_ getabilien oder aus Mineralien gebildet sein, So fand man im vorigen Jahre bei 
Erweiterung des Bassins der Marienquelle ziemlich viel Schwefel‘ in nicht gar 
lief liegenden kleinen Höhlen, wovon ich Ihnen einige Exemplare übermittle, 
Aber auch in unseren Moorlagen, dem sogenannten Stänkerhau, 1'/2 Stunden 
von Marienbad entfernt, bildet sich Schwefel oberflächlich in Pfützen, durch 
welche das Gas strömt, als Pulver, das auf dem Boden dieser Pfützen ge- 
nmelt werden kann, wovon’ auch ein Exemplar beigepackt ist. 
En den erhaltenen Proben bildet der Schwefel ';—3'' dicke Ueber- 
züge auf Geschieben, Erde oder Stengel Holz- und Rindenfragmenten, wel- 
\ ehe aus locker verbundenen erdigen oder slaubartigen Theilchen bestehen 
‚und daher sehr zerbrechlich sind, Sie sind glanzlos, von. erdigem „Ansehen 


BEE2% 


L 


100 


und Geruch, schwefelgelb bis graugelb und haben im letztern Falle sehr fein 
vertheilte erdige Stoffe beigemengt. Die etwas dickeren Krusten zeigen auf 
der äussern Fläche kleintraubige und nierenförmige nachahmende Gestalten. 
Das Exemplar aus dem Stänkerhau zeigt einen nicht sehr dicken schmut- 
zig graugelben, pulverigen, äusserst zerbrechlichen Ueberzug auf einem ab- 
gerollten Geschiebe. Prof. Dr. Reuss, 


Je 


# ” u Ueber künstliche Perlenbildung findet sich in „a Popular Hi- 
story of tlie Molusca by Mar. Roberts“ folgende Mittheilung : ;,‚Die Einführung 
fremdarliger Substanz z. B. einiger Sandkörner, in den Magen des Thieres 
der Perlenmuschel veranlasst häufig diese merkwürdige Ausschwitzung. Reau- 
mur nennt sie die Kerne der Bildung jeder Perle. Da die Thiere sie 
von Zeit zu Zeit mit einer Ausschwitzung der Perlenmaterie überziehen, um 
die unangenehme Reibung, welche sie verursachen, zu hindern, so bilden sich 
dünne geschichtete Ueberzüge. Man findet häufig in der Schale von Mytilus 
frei liegende Perlen und wenn diess der Fall ist, so sind sie ohne Zweifel 
aus dem Magen des Thieres in die Höhle der Schale ausgestossen worden, 
während die, welche an der Schale festsitzen, ihre Entstehung wahrscheinlich 
einer zufälligen innern Rauhigkeit derselben verdanken. Die Beobachtung die- 
' ser merkwürdigen Thatsache hat höchst wahrscheinlich die erste Idee gege- 
ben, die Avicula zur Perlenproducktion zu nöthigen. Dies war schon in 
den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bekannt, und wurde 
an den Küsten des rothen Meeres benützt, wie Apollonius erzähll, wo 
er sagt: „Die Indianer tauchen, nachdem sie die See durch Ausgiessen von 
Oel ruhiger und vielleicht durchsichtiger gemacht haben; hierauf veranlassen 
sie die Muscheln durch irgend eine Lockspeise, die Schalen zu öffnen, und 
wenn sie das Thier nun mit einem spitzigen Instrumente gestochen haben, so 
wird der aus der Wunde ausschwitzende Saft in ein hohles Eisen aufgenom- 
men, wo er hart wird und Perlen vom feinsten Wasser bildet.“ 

Neuere Naturforscher sind über den Werth ‘dieser Behauptung umöicher; 
denn noch sind mehrere Gründe verhanden, anzunehmen, dass die Bewohner: der 
Küsten des rothen Meeres ein künstlicher? Verfahren, Perlen hervorzubringen, 
kannten; diess wird noch dadurch bestättiget, dass die Chinesen noch heut- 
zutage ein Verfahren dazu haben. Die Perlenmuscheln nämlich sammeln sich 
zu gewissen Jahreszeiten in grosser Anzahl an der Oberfläche des Wassers 
und öffnen sich, um die warme Sonne zu geniessen, Zu dieser Zeit werfen 
die chinesischen Fischer eine kleine Prise von Kügelchen aus Perlmutter in 
jede hinein; diese werden in wenig Monaten überzogen und bieten das An- 
sehen ächter Perlen dar. Sobald man vermuthet, dass diess geschehen sei, 
werden die Muscheln aufgefischt und ihres kostbaren Inhaltes beraubt. 

Fabricius erzählt auch, dass er bei Sir Joseph Banks mehrere Stücke 
einer chinesischen Chama gesehen habe, in deren Schalen sich kleine Draht- 
stückchen befanden, die mit einem perlenartigen Ueberzuge versehen waren, 
ohne Zweifel um die verletzende Rauhigkeit derselben abzustumpfen. 

Dr. Ott. j 

» " „ Seit Linne den Pflanzenschlaf, seine Tochter das Leuchten des 
Tropaeolum beobachtet, wurde- die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf 
die vitalen Erscheinungen des Pflanzen-Organismus immer mehr gesteigert und 
es ist bereits seit Langem diesen und den meisten Blumisten nichts Neues 
mehr, dass Pflanzen nicht nur durch äussere Einwirkung gefärbt, sondern auch, 


= 


E 101 


gleich thierischen Organismen, vergiftet werden können. Erst kürzlich machte 
‚ die Vergiftung beinahe sämmtlicher Pflanzen eines grossen Handelsetablisse- 
ments in England durch die Tränkung einer Quelle, die von Meerwas- 
ser geschwängert wurde, die Runde durch die einschlägigen Zeitungsblätter. 

Allein ich kann mich durchaus nicht erinnern, irgendwo etwas von einer 
 Pflanzen-Betäubung, um nicht zu sagen: Berauschung, gelesen zu haben, obschon 
ich selbst mir solche bewerkstelligte. 

Ich hatte nämlich vor 9—10 Jahren, als ich noch cultivirte Exotieca 
in mein Herbar aufnahm, mehrmals versucht, eine Mimosa pudica einzu- 
legen. 

! So sehr ich mich auch bemühte, die Blättchen durch plötzliches Auffangen 
zwischen zwei Papierblätter oder Zusarmmenschlagen eines Buches offen zu er- 
halten, so misslang mir diess doch jedesmal. 
Ich nahm daher mehre Zweige mit nach Hause und hoffte, wenn dieselben 
- welk geworden, würde sich meine Arbeit erleichtern. Allein auch diess war 
- vergeblich. Ich hatte eben 45° Alcohol auf meinem Tische stehen und verfiel 
nun auf die Idee, die Zweige in dieses Fläschchen zu stecken. 
R Nach meiner etwa 2—3 Stunden erfolgten Rückkehr fand ich die Zweige 
nicht nur in ihrem gewöhnlichen Habitus, wie unberührt am Mutterstocke, 
sondern auch so unempfindlich, dass ich sie ganz gut einlegen konnte. ' Zwei 
. Exemplare habe ich im Laufe der Zeit, als ich nun mehr Spontanen Raum: in 
meinem Herbar gönnte, an Freunde verschenkt, und oft dieses Factum erzählt, 
Ein. Exemplar, das schlechteste, weil es sich im Alcohol nicht mehr ganz er- 
f es; behielt ich zur Erinnerung bis zur Stunde. F. A. Dietl, 
4 * „ Einen interessanten Anblick gewähren die Endzweige der Gle- 
dits chia triacantha Lin. im hiesigen *) Au-Parke. An einem und dem- 
- selben Zweige bietet oft fast jeder Blattstiel andere Formen von Blättern dar, 
- 56 zwar, dass während ein Stiel einfach gefiederte Blätter trägt, jene des 
' andern Stieles doppelt gefiedert sind, indess am nächsten Stiele die untern 
ni" die obern aber nur einfach gefiedert, oder auch auf einer Seite ein- 
fach, auf der andern doppelt gefiedert erscheinen. Ich besitze Zweige, die 
alle diese Formen an sich tragen, ja sogar einen, auf dem einige der untern 
Blätter eines Stieles nur zur Hälfte einfach gefiedert sind und sich dann scharf 
Be indess die Mittelrippe auch mehr doppelt gefiederte Blättchen trägt. 
Je F. A. Dietl. 

* oil Zoologische Seltenheit in österr. Schlesien. **) Am dritten April 
I, Ward in dem Forstgebiete von Gotschdorf, bei frischer Fährte auf 
m erst gefallenen Schnee, ein weiblicher Luchs (Felis Lynx, L.) erlegt, den 
er Besitzer jenes Gutes und Revieres, Herr Graf d’Arco, in Troppau aus- 
jopfen lässt und vorläufig für seine Privat-Sammlung bestimmt hat. Dieses 
| unsern Gegenden gewiss nur äusserst selten vorkommende und höchst 
wahrscheinlich aus den höheren Gebirgen der benachbarten Länder hieher ver- 
lau ene Raubthier hat von der Schnauze bis zur Spitze des sehr kurzen — 

twa 31/,‘ messenden Schwanzes bei der natürlichen, uicht ganz ge- 
st eckten Stellung 3’ 7” Länge; die Höhe, in senkrechter Linie vom Rücken 
er dem. Schulterblatt bis zur Pfote gemessen, beträgt bei etwas eingebo- 


= MR) Correspondenz-Nachricht aus Pressburg. 


Ben Correspondenz-Nachricht aus Troppau, 


102 


genen Läufen fast 26” — so dass er einem nicht gar kleinen Kalbe an 
Grösse gleichkommt. Die Farbe ist im Ganzen gelblich- und röthlichgrau, am 
Ober- und Hinterleibe mit wenig merklichen lichtbraunen Punkten gesprengt. 
Die ‚grossen Katzen-Augen mit sehr grosser Pupille und goldgelben Ringe 
sowie die scharfen, einziehbaren Klauen oder Krallen, dann die charakteristi- 
schen Ohrenpinsel und der kurze gegen das Ende zu schwarzbraun ge- 


färbte Schwanz lassen über Gattung und Art des seltenen Gastes keinen 


Zweifel übrig, x 
Der besprochene Luchs soll, kurz vor seiner Erlegung, in dem gotsch- 
dorfer Reviere drei Stücke Rehwild getödtet — zweien bloss das Blut aus- 


gesaugt, vom dritten aber auch ein Stück Fleisch abgefressen haben. Da man 


nicht ohne Grund vermuthet, dass derselbe erst einen Tag in jenem Forst- 
gebiete sich aufgehalten habe, (denn Tags zuvor hatte man in den fast anstos- 
senden Waldungen des Hennersdorfer Gebietes eine Jagd gehalten auf einen 


angeblichen Wolf, wofür wohl nur irriger Weise — wie eine derartige 
Verwechselung beim Erblicken aus der Ferne, zwischen Waldgebüsch, leicht 
denkbar ist — eben jener Luchs angesehen wurde), so wäre nach jener An- 


gabe seine grosse Schädlichkeit für den Wildbestand ziemlich erwiesen. 
E. Urban. 


*,* Parietaria erecta, M, & K., in Rohrer’s und Mayer’s ,„Vorarbei- ; 


ten ete,‘“ bloss bei Brünn vorkommend angegeben, wurde von mir im ver- 
flossenen Sommer bei Troppau, an einer Stelle des Kiosk, und 
Cynanchum vincetoxicum, R. Brown, von einem Studenten des hiesigen 
Gymnasiums bei Lichten aufgefunden, E. Urban. 
*,* Zu den im: März-Hefte der „Lotos‘“ in dem Aufsatze des H. Dr. 
Melion — betitelt: „‚Die Basaltberge in den Sudeten,‘‘ dort angeführten Punk- 
ten erlaube ich mir noch einen in dieser Hinsicht noch nirgends bezeichne- 
ten Ort anzuführen, wo Basalt, zwar nicht in grossen Massen, aber doch in 
zahlreichen Bruchstücken, mitunter von mehreren Pfunden Gewicht vorkommt. 
Es ist diess nämlich der unmittelbar bei Ottendorf (kaum 1/, Stunde 
s. ö. von Troppau) sich erhebende Hügel am rechten Ufer der Hosdnitz, Diese 
Anhöhe zeigt an den vom Gewässer stark durchrissenen Abhängen meistens 
gelbe Lehmsehichten mit häufigen Quarzgeschieben; auf dem Rücken, der 
grösstentheils zu Ackerland benützt ist, fand ich unlängst viele der oben er- 
wähnten Basaltstücke, namentlich am Rande der Aecker (ohne Zweifel beim 
Pflügen herausgeschafft) ; dieselben waren theils schon etwas verwittert, .theils 
aber auch sehr fest, mit eingesprengten Olivin. — Es mögen jedoch sowohl 
diese, wie die in dem Schotterbruche nächst dem Gypsbrännel und die bei 
Mähr. und Polnisch-Ostrau vorfindlichen oft ziemlich grossen Basaltsteine nur 
durch Auschwemmung an ihre jetzige Lagerstätte gelargt sein — aber durch 
Anschwemmung viel früherer Zeiten; die Ottendorfer Basaltstücke wenigstens 
liegen ziemlich entfernt von und ziemlich hoch über dem nächsten Gewässer. 
E. Urban. : 
#*,* Dass bei Katscher in pr. Schlesien, unfern von Troppau, ein 
grosses Gypslager sich befindet und der Gypsbau seit längerer Zeit betrieben 
wird, ist. wohl allgemein bekannt; auch bei Troppau selbst wurden bereits 
früher derartige Versuche gemacht — doch ohne nachhaltigen Erfolg. Erst in i 
den letzten 2 oder 3 Jahren liess H. Uvira aus Kathrein auf seinen Grund- 
“ stücken nächst dem sogenannten „‚Gybsbrünnel‘‘ Schachte graben, die recht 
hübschen Gyps in ziemlicher Menge lieferten; endlich wurden auch auf städ- 


i 103 
tischen Grunde auf der sogenannten hinteren Parkwiese — Versuche gemacht, 
und zwar erstlich gewöhnliche Schachte, zuletzt aber, unter Leitung des Herrn 
Bergdirektor Andree Bohrversuche. Bei letzteren kam man laut einer ge- 
druckten Kundmachung bereits auf drei unter eineinander liegende Gyps- 
lager. Das erste derselben, etwa 15 Klaiter unter dem Rasen soll etwas über 
9 Schuh stark sein; das zweite, etwas tiefer liegende, hält bei 6 Schuh im 

senkrechten Durchschnitt, das dritte war vor kurzem, wo bis auf 25 Klafter 
gebohrt worden war, 5 Schuh stark. Es scheint nicht zweifelhaft, dass bei 

- ordentlichem Betriebe der Gypsbau für die Commune einen nicht unbedeutenden 

Gewinn abwerfen dürfte. E. Urban. 

! # ” „ In der Berliner bot. Zeitung (1852. Nr. 1 u. 2) theilt Hugo 

von Mohl seine Beobachtungen über die Traubenkrankheit, die sich bereits 

- seit mehreren Jahren zeigte, mit. Ob diese Krankheit für eine neu entstandene 

zu halten sei, oder ob sie bisher ihrer geringen Verbreitung wegen bloss 
übersehen wurde, kann nicht mit Bestimmtheit entschieden werden; grössere 

. Aufmerksamkeit erregte sie erst in den letzten Jahren, wo sie in England auf- 

‚tauchte, Frankreich, Italien, einen Theil der Schweiz und Tyrols durchzog und 

‘sich auch an einzelnen Punkten Deutschlands zeigte, Bei ihrem ersten Auf- 

"treten scheint die Krankheit bloss die in Treibhäusern gezogenen Weinreben 

„befallen und sich von da aus auf die Weinberge, besonders aber auf die Spalier- 
trauben verbreitet zu haben; besonders stark erkrankten die unter den weit 

‚vorspringenden Dächern der Schweizer Häuser gezogenen, vor dem Regen ge- 

- schützten Reben. — Die Krankheit steht mit dem Vorhandensein eines Pilzes, 

des Oidium Tuckeri, Berkel, in Verbindung, welcher dem blossen Auge 
je nach dem Grade der Krankheit bald als kaum sichtbarer, weisser, mehlartiger 

ınflug, bald als zusammenhängende, ziemlich dieke Kruste erscheint, Bei ge- 

- Fingem Grade des Uebels findet sich der Pilz bloss an einzelnen Stellen der 

_ Pflanze, auf der Rinde der einjährigen Zweige, auf den Blättern oder Trauben, 
jedoch immer nur auf den mit frischer Epidermis überzogenen Theilen, nie 
auf der abgestorbenen Rinde der ältern Aeste; bei stark vorgeschrittener 

- Krankheit überzieht der Pilz alle Theile, die sich im Laufe des Sommers ent- 
wickelt haben. — Mohl’s Beobachtungen zufolge scheint das Oidium Tuckeri 

bloss auf der Rebe vorzukommen, da Pflanzen der verschiedensten Familie, die 

b in der nächsten Nähe stark erkrankter Weinreben standen, vollkommen gesund 

Tote‘ selbst die zu derselben Familie gehörende Ampelopsis quinque- 


folia blieb gänzlich verschont, Robineau-Desvoidy’s Ansicht, dass der 


R sprüngliche Grund des Uebels in Verletzung der Pflanze durch einen von 


ihm aufgefundenen Acarus zu suchen sei, hält Mohl für irrig vnd das Vor- 
iommen des Thieres für ein ganz zufälliges. — Was die Frage betrifft, ob 
der Pilz Ursache oder Folge der Krankheit sei, so spricht sich der Verfasser 


für das Erstere aus, da von einer Erkrankung der Rebe, welche der Erschei- 
mung des Pilzes vorangeht, keine Spur aufzufinden ist, sondern der Pilz ober- 
 Nlächlich auf der Epidermis der Pflanze weiter kriecht. Für diese Annahme 
spricht auch der Umstand, dass die Entfernung der erkrankten Schösslinge, 
durch Zerstörung des Pilzes durch Waschungen etc. dem Weitergreifen des 
 Vebels Einhalt gethan wurde. Durch den Umstand, dass der Pilz die Krankheit 
hervorruft, ist auch die Ansteckungsfähigkeit der Krankheit erklärt, da der 
leiseste Luftzug die etwa '/ıoo Linie langen Sporen sehr leicht von den kranken 
auf die gesunden Reben übertragen werden kann, 


104 


Die Erscheinungen, welche die erkrankten Reben darbieten , sind: folgen- 
de: An der grün gefärbten Rinde diesjähriger Zweige zeigen sich dem_freien . 
Auge getrübte Stellen, die durch die Loupe ‚betrachtet, aus sehr zarten Spin- 
nenfaden ähnlichen verworrenen Fasern bestehen. Bei weiterem Umsichgrei- 
fen des Uebels vergrössern sich diese Flecken, fliessen zusammen und wer- 
den choeoladebraun,, indess sind die tiefer gelegenen Rindenschichten, so 
wie auch das Holz vollkommen gesund; selbst die Vegetation der Blätter 


wird dadurch nicht beeinträchtigt. — Die Eıscheinungen, die sich an den 


ergrilfenen Beeren zeigen, sind nach der Zeit, in der. die Beere ergriffen wird 7 
und nach dem Grade des Befallenwerdens verschieden, Wird die Beere, wenn 
sie ungefähr die Hälfte ihrer normalen Grösse erreicht hat, stark ergriffen, so - 
springt sie, da die äussere Haut, in Folge. der Erkrankung der Ausdehnung 
des ren Parenchyms nicht folgen kann, der, Länge nach auseinander, und 
die sich trotzdem mehr weniger vollständig eniwickelnden Samen liegen, dann 
frei, während die Beere selbst vertrocknet oder verfault, Erkrankt die Beere 
dagegen erst gegen den Herbst hin, wo sie bereits ihrer vollkommenen Entwick- 
lung nahe ist, so. hindert die Einwirkung des Pilzes die Ausbildung der Frucht nicht. 
Ob der Genuss kranker Trauben schädlich sei oder nicht, scheint noch ” 
nicht ganz entschieden zu sein, obschon man in Frankreich Kolik uhd Erbre- 
chen darnach beobachtet haben will; während anderweitige Erfahrungen dafür 
sprechen, dass der Genuss ergriffener Trauben ohne alle nachtheilige Folgen 
geblieben sei. — Ob sich zur Verhütung dieser Krankheit etwas :thun lasse, 
diess muss erst die Folge lehren, nach den in England und Frankreich ange- 
stellten Versuchen zeigte es sich, dass das Abschneiden der zuerst ergriffe- - 
nen kranken Theile, ferner Waschungen mit schwachen Auflösungen von Kalk, 
-, Kalkschwefelleber, Alaun, Seife; Räucherungen mit Tabak, Aufstreuen von 
Schwefelblumen mit Nutzen angewendet worden; es entsteht nur noch die 
Frage, ob diese Massregeln sich auch im Grossen anwenden liessen, was je- 
doch leider fast zu bezweifeln ist. Dr. Forster, ” 
*,* Herr Dr. Franz Müller Professor am k. k. Thierarzneiinstitute 
in Wien, correspondirendes Mitglied der „‚Lotos‘“, hat die grosse würtembergi- 
sche Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten. (Corresp. ‚Nachr.) 
* . ” Tirol hat einen Flächenraum von 526 Quadrat-Meilen 2230 
Phonerogamen ; Baiern auf 1390 Quadrat-Meilen 1783 Ph.; die Schweiz 
auf. 740 Quadrat-Meilen 2299 Ph.; (Nach "Moritzi nur 2000); Salzburg 
auf 130 Quadrat-Meilen 1439 Ph.: Kärnthen auf 190 Quadrat-Meilen 1400 
Ph. und Steiermark auf 400 Quadrat-Meilen 2900 Ph, (Bot. Wochenblatt) 
Eon dagegen auf 951 Quadrat-Meilen 2198 Ph. (Lotos 1. Jahrg. p. 132.) 
# ” Demnächst erscheint von P. M. Opiz auf Kosten der Matice 
Bes „Seznam rostlin kveteny Cesk&“, nicht blos die Phanerogamen, sondern 
auch die bis jelzt bestimmten Cryptogamen Böhmens und die vorweltliche 
Flora Böhmens enthaltend, indem bereits der Druck ‘dem nahen Ende. zueilt. 
Sämmtliche Arten und Varietäten sind mit böhmischen Namen versehen worden, 
Es wäre wünschenswerth, wenn auch andere Provinzen diesem Beispiele fol- 
gend, ihren Florenreichthum ersichtlich machen wollten, damit auf dieser Grund- 
lage einst eine allgemeine Flora des österreichischen Kaiserstaates erscheinen 
könnte, T 
en I 2 un A ee el ee Tank 
Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Kath. Jeriabek. 


% 


PRAG. MAIL 1852. 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

‚versendung 2 {l., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Betitzeile 
berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 7. Mai. 
Auf die Vorlesung des Protokolls der letzten Versammlung folgte die 
Mittheilung nachstehender Schreiben: 
3 1. Ein Schreiben von Hrn. Prof. Karl Tuss, Sekretär des naturhistori- 
schen Vereines zu Herrmannstadt, in welchem er den Wunsch des genannten 
“ Vereines ausspricht, mit dem naturhistorischen Vereine „Lotos* in nähere Be- 
ziehung zu treten, und zu diesem Zwecke die Druckschriften des Her- 
mannstädter Vereines zum Austausche übersendet. 

2. Ein zweites Schreiben vom naturhistorischen Vereine in 
Bonn, in welchem gleichfalls der Vorschlag zum gegenseitigen Austausch der 
Vereinsschriften gemacht wird. 

. Nach Verlesung dieser Correspondenzen wurde über die neuerdings zu- 
gekommenen Geschenke berichtet und zwar: 
Für die Bibliothek: 
0.4. Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereines für 
 Naturwissenschaften zu Herrmannstadt I. und II, Jahrgang, geschenkt vom Vereine‘ 
F un 2. Geognostische Wanderungen im Gebiete der nordöstlichen Alpen, be- 
= sonders in der Umgebung vom Spital am Pyhon, Windischgarsten, Waidhofen 
sm der Yps, Gmunden und Linz als dem Terrain der k, k. Generalstabskarten 
Nr. 44, 19, 20, 21, 26. Ein spezieller Beitrag zur Kenntniss Oberöster- 
 szeichs von Karl Ehrlich, Custos am vaterländischen Museum zu Linz, 1852, 
- geschenkt vom Verfasser. 
5. Für die botanischen Sammlungen sind aus der Opiz’schen Tauschanstalt 
472 Exemplare gutgetrockneter Pflanzen als Forderung des Hrn. Dr. For- 
 ster zugekommen. Nach diesem Berichte hielt Herr Max. Dormitzer einen 
= Vortrag, in welchem er Notizen über seine nach Dalmatien unternom- 
— mene Reise mittheilte. 


SR 


e_ 


106 
Versammlung am 14. Mai. 


Nach Verlesung des Protokolls theilte der Vorsitzende mit, dass das löb- 3 
liche k. k. Gymnasium zu Königgrätz auf Grundlage der Statuten $. IV. 3 
durch den Erlag von 20 fl. C. M. dem Vereine als stiftendes Mitglied beige- 
ireten sei. z 
Dem Vereine sind neuerdings folgende Geschenke zugekommen : 

Für die mineralogischen Sammlungen : 

Von Herrn Mathias Alois Seykotta k. k. Salz-Speditions- “Verwalter „eine 
Sammlung der in den Bochniaer k. k. Salinen vorkommenden Gebirgsarlen, 
nach ihrer Lagerungsreihe zusammengestellt. 

Für die botanischen Sammlungen: 

Vom wirklichen 'Mitgliede Hrn. Josef Suchanek acht Fascikel ge- 
trockneter und zwar in Krain gesammelter Pflanzen. 

Vom wirklichen Mitgliede Hrn. E. Porth ein Fascikel getrockneter 
Pflanzen, 

Endlich für die Bibliothek: 

Vom correspondirenden Mitgliede: Hro. Friedrich Weselsky, k. k. 
Landesgerichisrath zu Kuttenberg: | 

1. W. Dragulin’s Pflanzenstoffe: Aus dem Englischen mit Abbildungen 
Stuttgart 1847. 3 Bände. 
2. Dr. Kottenkamp’s Vorschule der Thierkunde. Aus dem Englischen. 
Nit Abbildungen. Stuttgart 1847. 

3. Dr. Kottenkamp. Die Menagerie oder Beschriebung und Abbildung 
der vierfüssigen Thiere nach lebendigen Exemplaren. Stuttgart 1847. Aus 
dem Englischen. 4 Bände. 

A. P. M. Roget, Populäre vergleichende Physiologie der Thier- und 
Pflanzenwelt. Aud dem Englischen. Mit Abbildungen 1848. 2 Bände. 

Von der Direction des Wernervereins zur geologischen Durchforschung 
- von Mähren und Schlesien: „Erster Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 
1851 —52 nebst der ‘Uebersicht der geologischen Verhältnisse von Mähren. 
und österreichisch Schlesien sammt der dazu gehörigen geologischen Ueher- 
sichtskarte, 

Nach diesen Mitiheilangen wurde ein Schreiben von Hrn. $S, Demel 
vorgelesen, und die Sitzung mit folgenden Wahlen von Mitgliedern geschlossen. 
Auf Antrag des Präses Hrn. Ministerialrath von Sacher-Masoch wurden die 
Herrn: 

Karl Christian Reinert, Doktor der Filosofie zu Charloltenbrunn in 
Preussisch-Schlesien, 

Gustav Lindauer, gräflich Wrbna’scher Eiseuwerks - Director zu 
Horowitz, 


- 5 


E 107 


En. wi Ihel m Patsch, gräflich Wrbna’scher Oekonomie-Verwalter zu Gi- 
 nelz und 
--, Mathias Alois Seykotta, k. k. Salz-Spedifions-Verwalter in Galizien 
Zu Ehrenmitgliedern, und 
auf Antrag des Hrn. Dr, Forster in Wien 
Herr Gustav Mayer, Kandidat der Medizin zu Wien, zum corre- 
spondirenden Mitgliede gewählt. , 
Versammlung am 21. Mai 1852. 
- . Die Sitzung wurde mit Verlesung des Protokolls und der Mittheilung 
„des Custos eröffnet, dass von Herrn Dr. Weitenweber der Bibliothek 
} „zwei Dissertationen zugekommen seien: 
a) Dissertatio inauguralis medica sistens conspeclum Aquarum Bohemiae 
- mineralium, auctore Josepho Slädek. 
b) Ueber Polarität von Herrmar Löwy. 
> * Nach diesem Berichte wurden von dem Vorsitzenden zwei Schreiben 
vorgelesen und zwar von Hrn, Moriz Winkler aus Klostergrab, den Dank für 
seine Ernennung enthaltend, und von Hrn. Dr. Meli on aus Brünn desselben Inhaltes. 
e Hierauf hielt Hr, Max. Dormitzer über die wirbellosen Thiere 
R einen Vortrag, den er nächstens fortzusetzen versprach. 
£ Auf Vorschlag des Hrn, Dormitzer wurden hierauf die Herrn: 
1’ Kirchberg k. k. Platzhauptmann in Zara, Andreas Alschinger 
k, k. Gymnasialprofessor daselbst; Don Giacomo Boglich, Cooperator 
an. der Domkirche zu Lesina, und 
‘ auf Antrag des Hrn. Dr. L, Forster in Wien 
N -.. Hr,Dr. Abraham Massalongo, Professor der Naturgeschichte zu Verona, 
- GrafEduard Betta in Veronazu correspondirenden Mitgliedern gewählt. 
: Mit dem Beschlusse, am 4. Juni wieder zusammen zu kommen, wurde 
die Versammlung geschlossen, 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Der Eisenbergbau in den mährisch-schlesischen Sudeten. 
Von Dr. Melion in Brünn. 
. Die vielfach verzweigte Gebirgskette, welche mit den Namen „mährisch- 
8 hisone Sudeten“, „mährisch-schlesisches Gesenke“ be- 
zeichnet wird, und mit den böhmischen Sudeten und dem mährischen Gebirge 
in Verbindung steht, bildet ein gegen Norden, Süden und Osten gleichsam 
‚abgeschlossenes GrPurgeRjetem, welches sich vom Altvater — I dem Cen- 


u. 
er 


und im Norden ‚gegen die Ebenen von Otmachau, Preussisch - Neustadt ud 
Iroppau abfällt, im Süden in den Ebenen von Hohenstadt, Müglitz, Mährisch- 
\ eustadt, Sternberg, Olmütz, Leipnik und Weisskirchen, und östlich so ziem- 


gw 


108 


-lich ‚durch die Oder und Beöwa begrenzt wird, während es im Westen mit 
den böhmischen Sudeten zusammenhängt und gegen den Schneeberg seine 
Verbindungsarme ausbreitet. — Durch die hiedurch gezogenen Gr enzen. 
ist die Ausdehnung der mährisch - schlesischen Sudeten bezeichnet, welche 
südwestlich von Hohenstadt an der höhmisch - mährischen Grenze an das 
mährische Gebirge stossen. 

Die höchsten Punkte dieses Gebirgsystems bilden der Altvater mit 
einer Höhe von 4505 P. Fuss ä. d. M., ihm’ zunächst der Peterstein auf der 
Janowitzer Heide mit 4428 Fuss, und die Hockschaar mit 4084 P, FR — 
Eine schöne Fernsicht geniesst man vom Altvater über das Hochgebirge, über 
die Stadt Freiwaldau, den Kurort Gräfenberg, und nach Preussisch - Schlesien 
bis gegen Breslau; sie wird aber weit durch jenes Panorama übertroffen, 3 
welches man von der Janowitzer Heide über die Sudeten, das mährische Gebirge, 
die Karpathen, und über eine Menge kleiner Ortschaften und Städte gegen 
die Marchebene, und weit. hinab in die Hanna betrachten kann. Herrliche 
Gebirgspanoramen boten mir in den Sudeten — ausser dem Altvater und 
der Janowitzer mit dem Petersteine — die Basaltberge des Köhler-, Venus- 
und Raudenberges, — das Gebirge zwischen Hof und Bautsch (Wasserscheide 
zwischen der Mora und Oder), dort, wo man an der Chausee von Bautsch 
nach Hof in den fürstbischöflichen Wald gelangend im Westen die Sudeten, 
im Osten die Karpatlhen sehen kann — die Anhöhe bei Wigstein und meh- ä 
.rere andere Orte. 

Der Verlauf der Hauptarme der mährisch-schlesischen 
Sudeten und deren weitere Verzweigung lässt sich am besten und zweck- 
mässigsten nach den Wassergebieten der grösseren Flüsse verfolgen, weil in - 
dem Hochgebirge und gegen den Abfall desselben- die Gewässer von den 
‚Gebirgszügen begleitet sind, und der Ueberblick eines Gebirgssystems nach 
den Wassergebieten der grösseren Flüsse wesentlich erleichtert wird. 

Vom Altvater läuft ein Hauplzug der Sudeten nördlich über Freiwaldau # 
und Friedeberg gegen die Otmachauer Ebene, der Freiwaldau-Friede- | 
berger Gebirszug; ein anderer über Zuckmantel gegen Preussisch-Neu- 
stadt, Zuckmantler Gebirgszug. Beide verzweigen sich mit mehreren ö 
Armen indem Wassergebiete der Bielau. Eine dritte, nicht minder 
mächtige Keite — die Janowitzer Heide, zieht sich mit mehreren Glie- 
dern südlich gegen die Ebene von Schönberg und Hohenstadt, anderseits mit 
vielfach verzweigten Ausläufern über Römerstadt, Friedland, Eulenberg, Deutsch- 
hause und Bärn. Diese ausgebreitete Gebirgskette fällt gegen die March ab 
und greift weit in das Wassergebiet dieses mährischen Hauptflusses, Auch 
die östlich von Bärn liegenden Orte Domstadtl, Liebau, Bodenstadt liegen im 
Wassergebiete der March und auf den Ausbreitungen der Sudeten. Ein 
vierter Gebirgsarm streckt seine Glieder der Oppa entlang gegen Osten über 


109 
Würbenthal, Olbersdorf und Jägerndorf (Würbenthaler Gebirgszug), 
während eine fünfte Gebirgskette (Freudenthaler Gebirgskette) über 
Freudenthal , Bennisch, Raase, Raudenb erg, Spachendorf, Hof, Bautsch und 
Wigstadtl dem Wassergebiete der Mora, und über Wagstadt und 
Königsberg dem Wassergebiete der Oder folgt. 

Die herrschenden Formationen in den mährisch - schlesischen 
Sudeten ist das Ur- und Uebergangsgebirge. Der Altvater ist ein gewaltiger 
Gebirgsstock ‚vom Urthonschiefer, an den sich gegen Süden die Janowitzer 
Heide mit ihren Glimmerschiefermassen anschliesst, während in der Richtung 
gegen Freiwaldau und Friedeberg, dann gegen die südliche Abdachung der 
Sudeten die granitischen Gesteine, ein grobkörniger Granit, Gneiss 
und Glimmerschiefer vorwalten, und gegen Ost nnd Südost der Thonschiefer 
vorherrscht, und nur hie und da eingeschlossene Kalklager, körnige Grau- 
wacke und einige basaltische’ Gebilde das Einförmige des Thonschiefers unter- 
brechen. (Siehe „LOTOS“ Märzheft 1852.) 
__ Um bei der Aufzählung und Beschreibung. der Eisenerzlager in den 
mährisch-schlesischen Sudeten einer übersichtlichen Anordnung zu folgen, will 
ich mich an die Wassergebiete der Bielau, Mora, Oder und March, und ihre 
"Gebirgszüge halten. 

- Inden Freiwaldau-Friedeberger und Zuckmantel’schen 
Gebirgsausbreitungen oder dem Wassergebiete der Bielau 
waltet Granit, und als krystallinisches Schiefergebirge Gneiss und Glimmer- 
schiefer vor, hie und da mit mehr oder minder mächtigen Kalklagern wie 
z. B. bei Ober-Lindewiese, Saubsdorf und Setzdorf. Stellenweise trifft man 
j in diesem Gebirgszuge verschiedene Erze, namentlich Blende, Fahlerz, Kupfer- 
_ kies, Schwefelkies, Bleiglanz, Silber- und Golderze wie zu Obergrund. Für 
die Gewinnung des Eisens ist diese Gebirgskette von minderer Bedeutung. 
Nichts destoweniger wird denn doch an einigen Stellen der nordwärts strei- 
chenden Sudeten Eisenbergbau betrieben, namentlich bei Zuckmantel, in Nie- 
er bei Haimersdorf, Frankenhau und Reiwiese. Die bei den benannten 
"Orten befindlichen Eisenerzlager gehören dem Herrn Fürstbischof von Breslau 
und die aus denselben gewonnenen Erze werden grösstentheils in den Buch- 
 bergsthaler Werken verarbeitet. 
5 Weit mehr Fisenerzlager sind in jenem nach Süden sich 
re rbreitenden Gebirgszuge aufgeschlossen, welcher vom Altvater und 
on der Janowitzer Heide gegen die March mit mehreren Gebirgsrücken sich 
eE rabsenkt, das Wassergebiet der March bildet, und vorwaltend aus 
ranit, Ben: und Glimmerschiefer, gegen Südost an aus Thonschiefer zu- 
ammengesetzt ist. Die weit verzweigten Gebirgskämme fallen gegen die 
Ebenen von Schönberg, Hohenstadt, Neustadt und Sternberg ab, und schliessen 
eine Menge reichhaltiger Eisenerze ein, Es gehören hierher : die Endersdorfer 


” 


110 


Eisenerze, die. gräfl. Harrach’schen Eisenerzlager bei Janowitz , namentlich zu 


Bergstadt , Hangenstein und Bräunelstein, die dem Herrn, Klein. gehörigen 
Eisenerzlager der Zöptauer Gewerkschaft (Wiesenberger Eisenwerksdirektion), 
welche bei Wiesenberg, am Erzberge, bei Schönberg, bei Aussee und Medi 
nach einer mir gemachten Mittheilung im Gneiss, — bei Bürn, Brockersdorf, 
Sternberg im Uebergangsthonschiefer, und bei Reschen in einem chloritischen ° 


Thonschiefer vorkommen, die zur Buchbergsthaler Gewerkschaft gehörigen 


Eisenerzgruben bei Bärn und Andersdorf, die zur Zöptauer Gewerkschaft ge- 
hörigen Eisenerzgruben bei Deutsch-Lodenitz, Gobitschau ,„ Ritesch, "Wächters- 
dorf, Krokersdorf und Deutsch-Eisenberg , die Deutschmeister’schen Eisenerze 
im Eulenberger Walde, — sämmtlich im Grauwackenthonschiefer vorkom- 


mend, — ferner die zur fürstl, Lichtenstein’schen Aloisthaler Gewerkschaft 


gehörigen Eisenerze bei Kleinwürben und Böhmisch-Eisenberg. Die Erze bei 
Kleinwürben lagern nach der mir gemachten Mittheilung im Granit, jene bei 
Böhmisch - Eisenberg sollen zum liegenden Gneiss, und zum hängenden, Kalk 


haben. 
Den nach Jägerndorf ziehenden Würbenthaler Vebergangs-Thonschiefer- 


Gebirgszug kann: ich hier, da er gegenwärtig keine Erze liefert, ganz über- 
gehen, und wende mich nun zu dem Freudenthaler Gebirgszug, 
welcher sich auf dem Wassergebiete der Mora und Oder, und zwar längs " 
den beiden Ufern der Mora, zwischen seinen Nebenflüssen und Bächen, und 
auf dem linken Oder-Ufer ausbreitet. Er ist bezüglich der Eisengewinnung 


von Wichtigkeit und liefert eine Menge trefflicher Erze. 


Vom Grätzberge bei Karlsbrunn, welcher einen zum Karlsbrunner Hoch- 
ofengestellstein verwendbaren, quarzreichen Glimmerschiefer mit zarten Glimmer- RN 
blättchen liefert, und von der Janowitzer Heide läuft das Glimmerschiefergebirge J 
am rechten Mora-Ufer südöstlich gegen Klein- und Gross-Morau; hier geht es 

in Thouschiefer über, und läuft als Thonschiefergebirge über Klein- und Gross- } 
Stohl, Friedland, Braunseifen, Hof, Bautsch, Liebau, Bodenstadt bis in die 
Ebene von Weiskirchen. Am linken Ufer der Mora erstreckt sich das Thon- 
schiefergebirge von Karlsbrunn, und zwar vom rechten Ufer der kleinen Oppa \ 
über Engelsberg, Freudenthal, Bennisch, Meltsch bis in die Ebene von Troppau, 
und verbreitet sich noch weiter ostwärts über Wigstadtl, Wagstadt, Königs- 


berg und Gross-Pohlom. Auf dem ganzen Zuge ist der als Dachschiefer 


häufig. zu Tage geförderte. Thonschiefer vorherrschend ,„ in mehreren Orten 
zeigen sich in demselben Quarzbänder wie z. B. nächst dem Mora-Ufer bei h 
Chersdorf, .nur an wenigen Stellen zeigt sich in der Einförmigkeit dieser 


Uebergangsformation ein Grauwackenkalk. Als isolirte Basaltgebilde stehen in 


diesem ostwärts laufenden Gebirgszuge überdies noch die Basaltberge des 
Köhler-, Venus- und Raudenberges, der Basalttuff bei Raase, der Basaltberg " 


bei Friedland und der basaltische roihe Berg bei Bärn. 


rar N Fe NEL EVORWERDRER 


411 


_ Die Eisenerze, welche aus diesem laugen Gebirgszuge gewonnen 
werden, geben den Gebirgsbewohnern eine vielseitige Erwerbsquelle, und eine 
Menge Gewerke und Drahthütten verarbeiten das vortrefflliche Material, welches 
aus den reichhaltigen Magneteisensteinen, aus dem nicht selten mit Magnet- 
eisenerz vermengten Eisenglanze, Brauneisensteine und aus den Tlıoneisenerzen 
gewonnen wird, Es gehören hierher: die Deutschmeister’schen Eisenerzlager 
zu Klein- und Gross-Morau, die zur Witkowitzer Gewerkschaft gehörigen 
Eisenerze bei Bennisch, Gross-Herlitz , Seitendorf, Raase und Karlsberg, die 
zur Zöptauer Gewerkschaft gehörigen Eisenerzgruben bei Bärn und Andersdorf. 

An einigen der aufgezählten Orte haben mehrere Gewerkschaften ihre 
eigenthümlichen Gruben, namentlich zu Sternberg, Andersdorf u. a. 0, 

Das Vorkommen der Eisenerze ist vorzugsweise im Glimmer- 
schiefer und Thonschiefer, welche an manchen Stellen einen allmäligen, an 
anderen Punkten aber einen scharfen Uebergang zeigen. Verfolgt man z. B. 
von der Janowitzer Heide herab zwischen dem Altvater und dem Grätzberge 
den Verlauf der kleinen Oppa gegen Karlsbrunn, so findet man den Glimmer- 
schiefer der Janowitzer Heide am Grätzberge herabziehend mit vorwaltendem 
Quarz und zarten Glimmerblättchen, im Flussbette der kleinen Oppa jedoch, 

wie es beim Wasserfalle deutlich zu sehen ist, Urthonschiefer; im weiteren 
Verlauf der kleinen Oppa gleich hinter Karlsbrumt , zwischen dem Kurorte 
und Ludwigsthal stösst man auf dem linken Ufer auf krystallinisches Schiefer- 
gebirge, Gneiss und Glimmerschiefer, auf dem rechten Oppa-Ufer durchaus 
nur auf Thonschiefer; und wenngleich einzelne Blöcke von Gneiss und Glim- 
merschiefer auch auf dem rechten Ufer der kleinen Oppa hie und da zerstreut 
liegen, so sind sie hier nur als erratische Blöcke zu betrachten, die beim 
Herabrollen vom linken’ Gebirgsgehänge das schmale Flussbett der Oppa über- 
setzten, um sich am rechten Ufer abzulagern, oder aus anderen Anlässen hier- 
her geschafft wurden. Das anstehende Gestein aber ist am rechten Ufer der 
kleinen Oppa einzig und allein zunächst nur Thonschiefer, der hier und weiter 

ostwärts unterhalb Würbenthal so wie am Ufer der vereinigten Oppa häufig 

- zu Tage kömmt. Ich habe zu jener Zeit, als ich praktischer Arzt zu Freuden- 

\ thal und später Stadiphysikus zu Bautsch wär, bei meinen Excursionen und 

 Fussreisen in Berufsgeschäften genug Gelegenheit gehabt über die Gebirgs- 

- formationen in den Sudeten einige Betrachtungen zu machen, und gebe jetzt 

j diese fragmentarischen Mittheilungen als Reminiscenzen. 

® Die Beschaffenheit der Eisenerze verhält sich — nach meinen keines- 

_ wegs maasgebenden Beobachtungen — der Art, dass in dem krystallinischem 

i; s iefergebirge, wie z. B. bei Klein - Morau, vorzugsweise Magneteisensteine 

r und Eisenglanz, in dem Thonschiefergebirge Brauneisensteine vorwalten. 

Ehe ich zu dem Verhältniss der Eisenerzlagerstätten zu den häufig in 

* ihrer Nähe vorkommenden Säuerlingen übergehe, will ich Einiges über die 


D 


ee 


112 


' 

Klein-Morauer Erze mittheilen, so wie es mir vor einem Decennium von einem 
Eisenwerksbeamten der Ludwigsthaler Gewerkschaft berichtet wurde. Nach 
dessen brieflicher Mittheilung, zu welcher er die Belegstücke über die Klein- 
Morauer Vorkommnisse freundschaftlichst beigepackt hatte, findet sich: Silber- 
hältiger Bleiglanz im St. Barbarastollen, Arsenikkies im Lazarusstollen. Von 
den Eisenerzen gaben: der Magneteisenstein aus dem Josephastollen 
53 Procent; der blättrige Eisenglanz aus dem Franziscistollen 49, aus 
dem Franziscischacht 47, aus dem Hilarischacht 41, aus dem Hilaristollen 39, 
aus dem Wortgottesschacht 35 Procent; der körnige Eisenglanz aus 
der Bartholomäizeche 37, aus dem Karolistollen (Mitternachtsort) 32, Abend- 
ort 33, aus dem Friedrichsschacht 25, aus dem Andreasstollen 24, aus dem 
Urlichthäuselschacht 27, aus der Galluszeche 16, aus der Allerheiligenzeche 21, 
aus dem Sarkanderschacht 31, Simon-Judastollen 27, Hedwigsschacht 24, aus 
der Antonizeche 19, Wasserzeche 11, aus dem Brunostollen ungeröstet 15, 
geröstet 17, aus der Johann- und Paulzeche 14, Romanzeche 17, Martingrube 
ungeröstet 17, geröstet 20, Kajetan ungeröstet 9, geröstet 11, Eleonora 21, 
Rochusschacht 26, alte Schützenzeche, 28, Pumpenplangrube 32, Cyrillzeche 
35, Methudizeche 23; der Thoneisenstein aus der Methudizeche 19, 
Gabriel 13, Dominik 31, Karolina 14, Florian 25 Procent. Durchschnittlich 
wurden aus den Erzen 26 bis 28 Procent geschmolzen, und zum Einschmelzen 
von 100 Pfund Roheisen durchschnittlich 25 Kubikfuss Kohle, hievon ?/, weiche 
und :/, harte benöthigt. Die Gebläse arbeiteten mit '/, bis 1 Pfund Pressung 
auf 1 Wiener Quadratzoll. a 

Da ich in der Aufzählung der Klein- Morauer Eisenerze der mir zuge- 
" kommenen Eintheilung der dortigen Eisenerze in Magneteisensteine, in blättrige 
und körnige Eisenglanze und in Thoneisensteine folgte, finde ich mich zu der 
Bemerkung veranlasst, dass nach den von mir mit den Kleinmorauer Eisenerzen 
vorgenommenen Untersuchungen ein grosser Theil der Eisenglanze, ja selbst 
Thoneisensteine fein eingesprengtes Magneteisen einschlossen , und daher auch 
eine mehr oder weniger deutliche Wirkung auf die Magnetnadel zeigten. 

Die Eisenerze, welche in dem Urlicher-, Klein- und Gross-Morauer Ge- 
birge gewonnen werden, sind, wie aus dem Obigen ersichtlich wird, mehren- 
theils Eisenglanze, und kommen durchaus auf Lagern vor. Ihre Mächtigkeit 
ist im Urlicher Gebirge am stärksten und erreicht mehrere Schuh. 

Die Begleiter dieser Erze sind Quarz und Kalkspath , von denen er- 
sterer ausgeschieden, der letztere als ein zweckmässiges Zuschlagsmittel bei 
der Hochofenmanipulation mit zur Verschmelzung verwendet wird. 

Dass die Eisenerzlagerstätten mit den Eisensäuerlingen des mährisch- 
schles. Gesenkes in einem nahen Zusammenhange stehen, kann gar keinem 
Zweifel unterliegen, wenn man. berücksichtigt, dass überall, wo Eisensäuerlinge 
sind, in der Regel auch Eisenerzlagerstätlen vorkommen, Das Emporquellen 


113) 


von Eisensäuerlingen in der Nähe von Eisenerzen zeigt sich nicht nur 
bei Gross-Morau, Raudenberg, Andersdorf und Endersdorf, sondern auch bei 
Neurode, Alt-Erbersdorf und Raase, deren Säuerlinge mit den Eisenerzen von 
Gross-Morau, Raudenberg, Andersdorf, Endersdorf, Karlsberg, Gross -Herlitz 
und Raase in einem mehr oder weniger nahen Verhältnisse stehen dürften. 
Ja ich wage hier meine Vermuthung auszusprechen, dass man in den Sudeten 
überall, wo Eisensäuerlinge sind, auf Eisenerzlager stossen dürfte. Da mir 
‚das Streichen und Fallen der mit den Säuerlingen des Gesenkes in eineni 
"Zusammenhange stehenden Gebirge nur stellenweise bekannt ist, so kann ich 
in eine weitere Erörterung dieses Gegenstandes nicht eingehen. Zudem sind 
zu einem geognostisch-balneologischen Studium unseres Gesenkes noch viele 
gründliche Detailforschungen erforderlich, die wohl noch lange auf sich 
warten lassen werden. 
Eine natürliche Folge des sich hebenden Eisenbergbaues in den Sudeten 
war eine in gleichem Verhältnisse wachsende Industrie. Es erhoben sich 
nach und nach mehrere Pochwerke,, Hochöfen, Hammerwerke, Walz- und 
? _ Streckwerke und Drahthütten, Derartige sehenswerthe Werke findet man zu 
hißerüskicch, Ludwigsthal, Endersdorf, Buchbergsthal, Klein-Morau, Karlsdorf, 
Janowitz, Zöptau, Aloisthal, Reitenhau u. a. 0. 
Dem Bergbau verdanken auch die Karlsbrunner Eisensäuerlinge 
‚ihre wissenschaftliche Beachtung und Benützung als Heilquellen. Als im J. 
- 1768 der damalige Statthalter von Freudenthal Freiherr von Rindheim, sich in 
s dem Jagdschlösschen zu Hubertskirch aufhielt, begegnete er einem Bergmanne, 
der von dem dortigen Säuerlinge (der gegenwärtigen Maximiliansquelle) für 
3 sich und seine Genossen einen Labetrunk holte. Durch die Lobeserhebungen 
des Bergmannes über die Quelle auf dieselbe aufmerksam gemacht, verkostete 
er sie, und erkannte in ihr eine Mineralquelle, welche er hierauf als solche 
zum Gebrauch empfahl und den Ruf disser Quelle begründete, ; 
Dass die Gewinnung des Eisens aus den Erzgruben des mährisch- 
‚schlesischen Gesenkes eine beträchtliche sei, geht schon aus der bedeutenden 
Anzahl der an den verschiedenen Orten im Betriebe stehenden Zechen und 
Stollen hervor. Viele Erze, welche man in den mähr.-sschles. Sudeten zu 
Tage fördert, werden nicht in den ihnen zunächst stehenden Hochöfen ver- 
schmolzen, sondern je nach den verschiedenen Besitzern der Erze, zu ver- 
Be Schmelzwerken gebracht, oder je nachdem man die Erze in 
_ grösserer Menge benöthigt, aus entlegeneren Gegenden herbeigeführt. So 
erden in dem südlichen Theile der Sudeten nicht wenige Erze aus den 
fliehen Ausläufern verschmolzen, wie z. B, in Zöptau Eisenerze von Bärn, 
3 Brockersdorf und Raudenberg, oder sie werden aus den westlichen Gegenden 
nach den östlichen, entferntern und ausser dem Bereiche der Sudeten liegenden 
(4 'Hochöfen gebracht, wie z, B. Eisenerze von Bärn nach Witkowitz, Es lässt 


= 


.” _ 


» 


144° 


sich daher die Menge des aus den Sudeten gewonnenen Roheisens nicht genaw 
angeben, und man müsste sich bei der Erhebung statistischer Daten über) die 
Eisenproduktion aus den Sudeten lediglich.an die Gewichtsmenge' der Eisen- 4 
erze halten, welche übrigens zu der Erzeugung des Roheisens ‚in keinem 
grossen Missverhältnisse stehen dürfte. 


Beitrag zur Naturgeschichte der Sesia euliciformis und $. scoliaeformis. 
Von Dr. Nickent. | 


In den ersten Maitagen des Jahres 1851 beobachtete ich bei einem Aus- 
fluge in einem. unserer Stadt zunächst gelegenen Wäldchen ein Weibchen der 3 
Ses. culiciformis, wie es seine Eier einzeln unter die Rinde der Stöcke .der 
kürzlich daselbst gefällten Birken absetzte. Da mir diese. Art, welche bei uns 
ziemlich einzeln vorkommt, zu sammeln wünschenswerth erschien, so bezeich- 9 
nete ich mir den Ort, um das nächste Jahr daselbst: die Puppen aufzusuchen, 
Zu Ende April dieses Jahres untersuchte ‚ich die Birkenstöcke, die, mit ein- 
jährigen Sprossen versehen, eben im. Ausschlagen begriffen waren, und fand 
sechs Gehäuse der genannten Art, ‚welche ‘durch die feinen ‚Holzsplitterchen, 
die der: Länge nach ‘aneinander geklebt, und nach oben, wo der ‚Durchbruch 
des Insektes erfolgt, pinselförmig angeordnet erscheinen, mir-von früher her 
schon’ bekannt waren. Theilt man der Länge nach ein solches spindelförmiges, 
etwa 10” langes, bräunlich. gelbes: Gehäuse: in zwei Hälften, so bietet die 
Innenfläche dieselbe Zusammensetzung, und nur bei einer ziemlichen Ver- 
grösserung finden sich an den Rissstellen kurze Fädchen eines Gespinnstes, 
die aber, so sparsam erscheinen, dass sie dem Gehäuse innerlich weder ein 
coconartiges Aussehen geben, noch eine Aenderung der Farbe bewirken. Die 
Raupe scheint mehr vom Splinte der Birke zu leben, und baut ihre Verpuppungs- 
hülle in die Spalten der äussersten Holzschichte, wesshalb auch ein unver- 
sehrtes Lostrennen derselben nur selten gelingt, bei zerstörtem Gehäuse. aber, 
wahrscheinlich. durch den vermehrten Luftzutritt äusserst selten eine. ‚Ent- 
wickeluug des Insektes erfolgt. 

Ausser diesen fand ich ‘an einem Birkenstocke noch ein anderes mir 
bisher ‚unbekanntes Gehäuse, das sich mir durch seine ‚rothbraune Farbe und 
eine, grössere Länge, als einer andern Sesien-Species angehörig, darstellte, 
Ich vermuthete sogleich, dass es der S, scoliaeformis angehöre, und bemühete 
mich, dasselbe mit der grössten Vorsicht unversehrt vom Stamme loszutrennen, 
was mir auch gelang. Es hat eine walzenförmige Gestalt, ist 14’ lang, ‚3 
breit, nach ‚Aussen aus kleinen. körnigen Rindentheilchen zusammengesetzt, 
wodurch es mit denen mancher Arten. der Trichoptera-Larven Achnlichkeit 
erhält, «welche zu ‘der Bereitung ihrer Gehäuse. feine Sandkörner wählen, 


415 


Schneidet man dieses Gehäuse auf, so Zeigt es innerlich eine von der äusseren 
wesentlich verschiedene Textur; es ist nämlich von einem dichten, zarten, 
seidenartigen grauen Gewebe umgekleidet, dessen Fäden in Kreisschichten an- 
geordnet sind, und welche als wesentliche Unterstützungspunkte beim  Hervor- 
drängen der Puppe aus dem Cocon zur Zeit der Entwickelung dienen mögen. 
„Die Natur bat die Puppen der im Holze und Stengeln lebenden Lepidoptern- 
Gattungen, wie z, B. die Gattungen Thyris, Sesia, Cossus u. m, a. mit einem 
eigenthümlichen ‘Apparat ausgerüstet, vermöge welchen sich dieselben durch 
oft mehrere Zoll lange Gänge im Holze oder zwischen der Rinde bis nach 
aussen zu schieben vermögen. Dieser Apparat besteht darin, dass ein jeder 
Abdominalring der Puppe auf der Rückenfläche zwei in horizontalen Halb- 
kreisen stehende Reihen sägeförmiger, nach abwärts gerichteter Zähne besitzt. 
Diese Zähne kommen nicht in gleichmässiger Entwickelung_.an beiden Bogen 
vor, immer sind die des oberen Bogens: viel grösser, und nehmen ilıren Ur- 
sprung mehr gegen die Bauchseite, oberhalb der Stigmata hin, so dass der 
obere Bogen grösser als der untere ist, welcher letztere nebstdem den drei 
letzten Hinterleibsringen ganz fehlt, Durch diese Vorrichtung sowohl, als 
auch durch die, mit einer verschiedenen Anzahl. von'Dornen  verseliene End-, 
spitze vermag 'sich die Puppe mittelst einer Art‘ peristaltischer Bewegung nicht 
nur aus dem Cocon zu erheben, sondern auch weiter in dem von der Raupe 
ausgehöhlten Gange bis nach Aussen vorzudrängen, wovon man sich bei jener 
des häufig vorkommenden Cossus ligniperda leicht überzeugen kann. — Des 
Morgens am 29, Mai bestätigte sich meine Vermuthung, ‚es entwickelte sich 
aus der Puppe des letzt beschriebenen Gehäuses ein schönes Exemplar der 
seltenen Sesia scoliaeformis, welche ich seit 25 Jahren in unserer Umgegend 
nicht aufzufinden vermochte, und die wegen ihrer Schönheit und ansehnlichen 
Grösse immerhin als eine Zierde der Sammlungen betrachtet. wird. 

Es lebt demnach die Raupe dieser seltenen Art: ebenfalls so wie die von 
- $. culiciformis und $. cynipiformis in den einjährigen Holzstöcken, und nur 
da, wo solche nicht zu beseitigen sind, scheint die Natur die genannten Arten 


- auf Stämme angewiesen zu haben, aber wieder nur auf solche, bei denen in 


Folge von Verletzungen Rindenwunden , Risse und Spalten »entstandeu sind, 
durch welche die Weibchen mittelst ihrer Legeröhren die Eier einzeln bis an 
den Splint absetzen können. 

In gesunden Stämmen wird der Forscher vergebens nach Sesien suchen, 
welche unter den Lepidoptern im Vereine mit den Cossiden. in ihrem Raupen- 
 stande Xylophagen sind, uud von der Natur nebst vielen anderen Gattungen 
 holzfressender Insekten-Larven anderer Ordnungen zur Hinwegschaffung des 
‘ krankhaften, folglich in dem Haushalte der Natur überflüssigen und unnützen 

j Holzes bestimmt wurden, . 


116 
Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 


Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 
3. Franz Wilhelm Sieber. 


Franz Wilhelm Sieber war zu Prag am 30. März 1789 geboren 
und nebst mehreren Schwestern der einzige Sohn wohlbemittelter Eltern. Trotz- 
dem wurde seine erste Erziehung grossentheils vernachlässigt und der mit 
vorzüglichen Geistesfähigkeiten und einem schönen rüstigen Körper ausgestattete 
Knabe soll schon frühzeitig seine wirklichen und vermeintlichen Vorzüge zu 
hoch angeschlagen haben. Nachdem er einige Jahre das Neustädter Gymnasium 
besucht, lag er mit vielem Eifer den technischen Studien ob, indem er na- 
‚.mentiich die Mathematik unter dem berühmten Prof. Gerstner, die Architec- 
turmalerei unter Ludwig Kohl betrieb, und überdiess an dem damals gerade 
neuerrichteten polytechnischen Institute diePhysik und Chemie studierte. Als hierauf 


Sieber im J. 1810 einen Concurs für eine kais, Bau-Ingenieurstelle mitge- - 


macht, letztere aber nicht erhalten hatte, verliess er im. Unmuthe über diese 
Zurücksetzung alsbald die technische Laufbahn und widmete sich einestheils 
um seinen hochfliegenden Plänen gemäss schneller berühmt zu werden, andern- 
theils um seinem innern Drange nach fernen Ländern und Völkern zu genügen, 
mit ungemeinem Feuereifer den Naturwissenschaften, insbesondere, der. Botanik. 
Seiner Reiselust folgend unternahm $. alsbald botanische Ausflüge durch Böh- 
men, dann in den Alpen Tyrols, Steiermarks und Kärnthens, später nach Italien, 
bei welchen Gelegenheiten er schon seine ungewöhnliche Gabe eines eben so 
kühnen, als glücklichen und fleissigen Naturaliensammlers bewährte, und sich 
auf diese praktische Weise würdig zu seinen Unternehmungen naturhistorischer 
Reisen in die entfernlesten Welttheile vorbereitete. Interessant sind die Briefe, 
welche Sieber auf diesen Reisen an seine botanischen Freunde in der Hei- 
mat, namentlich an Dr. Joh. Em. Pohl, Lindauer, Jar. Preyssler und 
A. schrieb, und welche grösstentheils in der zu Prag erscheinenden Zeitschrift 
„Hesperus“ mitgetheilt wurden. Vom 4. Faszikel der auf diesen Reisen ge- 
sammelten und zum Verkaufe angebotenen getrockneten Flora rühmt Sieber 
selbst mit folgenden Worten: dass auch der Nichtbotaniker mit innigem Ver- 
gnügen die Pflanze betrachten werde, welche auf klassischem Boden an der 
Villa des Horaz zu Tivoli, am Grabe Virgils zu Neapel, selbst auch an den 
Pallästen eines Tiberius oder Nero gesammelt wurde, oder die auf den jetzt ent- 
blössten Ruinen der ehemals fo herrlichen Städte Pompeji und Herkulanum blüht,“ 
Schon im Jahre 1813 unternahm er es, in Folge eines Aufrufes von Seite 
des berühmten Grafen Caspar von Sternberg, isn Gemeinschaft mit meh- 
reren Mitarbeitern eine Flora Böhmens in getrockneten Exemplaren, centurien- 
weise um einen billigen Preis herauszugeben; gleichzeitig machte er im Hespe- 
rus (April 1813 Nr. 30) recht praktische Vorschläge zu einer Flora Böhmens 
bekannt. Das verkäufliche Herbarium bestand aus folgenden drei Abtheilungen: 
a) ökonomische, b) Forst- und c) Medicinalgewächse; nebstdem legte er eine 
Collecto graminum europzorum an, welche 80 Species der seltensten Süd- 
deutschen, auf Ebenen und Alpen vorkommenden Gräser enthielt, aber leider 
nicht fortgesetzt wurde, Schon zu jener Zeit wusste Sieber die angesehen- 


117 


‘sten Botaniker Deutschlands, Schrader in Göttingen, Sprengel in Halle, 
Römer in Zürich u, A. in's Interesse zu ziehen und für sein Unternehmen 
zu gewinnen. 
” Nach längeren zweckmässigen Vorbereitungen trat Sieber, mehrseitig mit 
Geldmitteln unterstützt, seine Reise nach Creta an, nach „jener Insel, die an 
dem Punkte liegt, wo die drei Welttheile Europa, Asien und Afrika zusammen- 
treffen, wo es keinen Winter gibt“, — wo er den 9. Jänner landete. Von 
dort aus segelte Sieber, nachdem er die ganze so interessante Insel meh- 
rere Monate hindurch in ethnographischer, naturhistorischer und geographischer 
Beziehung genau durchforscht und reichgefüllie Kisten und Ballen mit werthen 
Naturalien gesammelt hatte, Ende Novembers 1817 längs der Iusel Rhodus 
nach Aegypten und traf am 5. December dess. J. in Alexandria ein, bereiste 
das Nildelta, besuchte Cairo, Theben, Damiathe u. s. w., ging seiner Reise- 
E Just folgend von da nach Palästina unter Segel und verweilte 42 Tage 
lang auf dem geheiligten Boden. Hier gelang es ihm, einen musterhaften 
Grundriss von Jerusalem zu entwerfen und eine, in Anbetracht seiner blos 
privaten Verhältnisse, immense Ausbeute an Alterthümern, Kunst- und Na- 
'turschätzen zu Stande zu bringen. In der jedenfalls sehr schätzbaren Beschrei- 
bung seiner Reise nach Creta (I. Band) lieferte Sieber auch manche in- 
 teressante localmedicinische Aufschlüsse, so wie auch eigenthümliche Ansichten 
- über die Lepra, welche ia mehrere medicinische Handbücher aufgenommen 
5 wurden. 
Nachdem $. in April 1819 wieder nach Prag zu seinen Verwandten zu- 
" rüokgekehn war, beschäftigten ihn unter seinen übrigen grossartigen Plänen 
F längere Zeit insbesondere folgende zwei, nämlich: die Gründung einer alle 
 Welttheile umfassenden naturhistorischen Reiseanstalt, welche in Prag ihren 
E Pils haben sollte, und daun die Vertilgung der Hydrophobie in Europa durch 
- Preisgebung eines, von ihm entdeckten, physiologischen Radicalmittels gegen 
dieselbe (!?) Was den ersten Punkt anbetrifft,. so liess er wirklich mehrere 
R Junge Gärtner und angehende Naturforscher auf seine Kosten und für seinen 
% Sammelzweck reisen, von denen wir hier die H. H. Franz Kohout, Josef 


Schmidt, Franz Wrba, Andreas Zölliger, TheodorHilsenberg, 
Wenzel "Bojer und Carl Zeyher nennen wollen und die mancherlei 
\ Schicksale in jenen Welttheilen erlebten. 


Er 


* Hierauf verliess auch Sieber selbst am 14. März 1822 abermals Prag, 
um sich über Leipzig, Jena, Paris und Marseille nach Isle de France zu bege- 
ö ben, wo er stets die Bereicherung der Naturkunde scharf vor Augen, sich eilf 
"Wochen bis zum 8, April 1822 aufhielt, and von dort seine Richtung direet 
“2 nach Neuholland nehmend, sich am 1. Juni dess. J. ia Sidney niederliess, 
in der Colonie Jackson höchst vergnügt botanisirte und allmälig selbst bis zu 
den 3000° hohen „blauen Bergen“ in Ostaustralien vordrang, wo Sieber — 
E- wie er sich in einem Schreiben ausdrückt — sein blaues Wunder gesehen. 
Nach einem siebenmonatlichen Aufenthalte auf Neuholland verliess er zu An- 
fang Decembers 1823 den australischen Continent, fuhr durch den australischen 
: Archipel nördlich über den Aequator bis in das stille Meer, von hier an den 
4 llopagos-Inseln ' vorbei hinweg über den Wendekreis des Steinbockes_ in 
‚die Südsee nach dem Cap Horn. Ohne in Amerika halt zu machen, ward 
R in die westiche Hemisphäre hinübergesegelt und erst am 4. April 1824 am 
Cap der guten Hoffnung gelandet, Nachdem sich $. am 1. Mai dess. 


4 


118 


J. auf dem englischen Schiffe „Berwick“ eingemiethet, kam er bei glüeklicherg 
Fahrt nach zwei Monaten in London an, und stand Anfangs August 1824.— 
seine schicksalvolle Rundfart um die Welt binnen kaum zwei Jahren vollen- 
'dend, — endlich wieder auf deutschem Boden, indem er vor der Hand zu- 
nächst nach Dresden ging. 

Die Gesammtmasse des von dieser Reise Mitgebrachten war wirklich enorm 
und grenzte beinahe ans Fabelhafte, obgleich noch manche Parthien desselben 
theils auf dem Cap zurückgeblieben, theils zu Grunde gegangen, theils von 


‘seinen Gläubigern mit, Beschlag belegt worden waren. So lässt es sich im 
Ganzen nicht in Abrede stellen, dass Sieber bei seinen beschränkten Privat- 


mitteln als Sammler für die Bereicherung der gesammten Naturwissenschaft, 
insbesondere für unsere ‚zahlreichen botanischen Gärten und Sammlungen, 


durch sein ausgezeichnetes Reisetalent, „seinen aufopferungsvollen Eifer und 
'seine seltene Willenskraft mehr geleistet hat, als vielleicht irgend Einer vor 
oder nach ihm, unter ‚viel günstigeren Verhältnissen! — So sagt auch Prof, 


€. Presl in seinen. botanischen Bemerkungen (Abh. der k. böhm. Ges. d. 


"Wiss, Prag 1845) über unsern Sieber: „‚der Erste, welcher solehe Reisen a 
in ferne Gegenden ‘unternahm und grosse für das mittlere Europa, nie gese- 


hene Massen seltener Pflanzen zurückbrachte, war der unglückliche Sieber, 


welcher in Italien, Creta, Aegypten, Palästina, Mauritius und Neuholland selbst 


sammelte, und durch Kohout in Martinique und am Senegal, durh Zeiher 
am Cap, durch Hilsenberg und Bojer in Mauritius und durch Wrba in Tri- 
nidad sammeln liess, — Zum Beweise, welche. hohe Mei ung Sieber von 
sich selbst halte, kann übrigens unter Andern folgende Thatsache ‚dienen. Als 
ihm nämlich der berühmte Alex.. v. Humboldt den Antrag machte, dass 
sich S. ihm anschliessen und ihn auf grösseren Reisen begleiten möchte, äusserte 


sich S. ganz lakonisch: Humboldt sei ein zu grosser Baum, unter dessen 


‘Schalten er (Sieber) nicht stehen wolle, er wolle selbst ein Baum für sich 
sein! — 

Leider haben aber — wie e3 in einer psychiatrischen Schilderung Sie- 
-bers*) heisst, die vielen Mühseligkeiten des Reisens und des Sammelns, die jah- 
relangen geistigen und körperlichen Anstrengungen , die ungeregelte Lebens- 
weise auf verschiedenen Land- und Seereisen, die Sorge bezüglich der zur 
Ausführung seiner Pläne unzureichenden Geldmittel, die Plackereien von Seite 
seiner Gläubiger, die ihn allerwärts verfolgten, der Unmuth minder talentvolle 
Naturforscher in Ehren und Reichthümern zu wissen, die oft getäuschten Er- 
wartungen — diese Legion schädlicher Momente haben. in dem ehrgeizigen 
und einseitig gebildeten Sonderlinge eine Sinnesverwirrung hervorgerufen, die 
sich gleich Anfangs als Wahnsinn: kennzeichnete und im Verlaufe mit zeitwei- 
ligen tobsüchtigen Anfällen complicirte, 

Vom Jahre 1825—-30 hatte sich Sieber bald in Prag, bald in Wien, 
in Paris und Zürich aufgehalten und unter andern literärischen Erzeugnissen 
auch seinen, von ebensoviel Kenntnissen als bedeutender Seelenstörung zeu- 


genden „Prospectus d’un nouveau systeme de la nature physique et. spiri- 


tuelle* herausgegeben. Nachdem der Unglückliche längere Zeit durch sein 
barokes Benehmen überhaupt, wie auch durch eine Reihe höchst excentrischer 


Mn nn, 
*) In der Prager Vierteijahrschrift für prakt. Heilkunde. 1847 IV. Jahrg. 
4. Band. 


‚419 


“Aufsätze, offenkundige Beweise seiner‘ schweren: Krankheit gegeben hatte, 
"wurde er, ‘wie bereits früher einmal im Jahre 1827, neuerdings am 15. De- 
cember 1830 in die Prager Irrenanstalt gebracht, in welcher er bis zu seinem 
Tode in der Verpflegung verblieb, Sieber starb am 17, December 1844 
an den Folgen der allgemeinen Wassersucht. — Seine ungemeinen Verdienste 
um die Pflanzenkunde wurden von den gelehrten Botanikern vielseitig aner- 
kannt; so haben C. Sprengel, Reichenbach, Schrader und Gay, 
neu aufgestellten Gattungen, unserm Sieber zu Ehren, den Namen Siebera 
beigelegt. Da aber Siebera Spr. — Gymnadenia‘, R. Br., Siebera Rchb. — 
Azorella Lam., Siebera Schr. — Alsine Wahlenb. ist, so hat sich nur Gay’s 
 Siebera (zu den Compositis u. z. in die Unterabtheilung der Cynareen ge- 
hörig) als selbstständig im System erhalten... Auch einige der von Sieber 
‘zu Hunderten als neu entdeckten und durch seine _ Vermittlung, .in Folge 
Sder- verkäuflichen Flora von Neuholland, Cap, Creta u. s. w. in den verschie- 
“denen Museen und Herbarien befindlichen Arten wurden ihm zu Elıren be- 
Snannt, z. B. Phyteuma Sieberi.Spr., — Carex Sieberiana Opiz, — Heliotro- 
Apium:Sieberi Weit, (H. villosum Sieb.) — Acrostichum Sieberi Hook. et. 
-Grev..— (Silene Sieber. Tenb.) — Campyloneurum Siberianum Presl (Poly- 
-pod. Phyllitidis Sieb.), — Diplazium Siberianum Pr. (Asplenium Sieb,), — 
-Lastrea Sieberiana Pr. (Aspidium Sieb,), — Lomaria Sieberiana Pr., — Mer- 
tensia Sieberi Pr, (M. dichotoma Sieb.), — Nephrolepis Sieberi Pr. (Aspi- 
Füium Sieb.), — Polypodium Sieberianum Kaulf.,, — Polystrichum Sieberianum 
Pr. (Aspidium veslitum Sieb.), — Eupatorium Sieberianum Decand. (Micania 
serratilolia Sieb.) — Linaria Sieberi Rehb. — Ononis Sieberi Bess. (O0. pen- 
-dula: Sieb.) — Plectranthus Sieberi Benth. — Senecio Sieberianus Dec. — 
-Poa Sieberiana Spr. (Poa australis Nies) — Diplotaxis Sieberi Pr. (Brassica 
| fragilis Sieb.) — Aster Sieberi Dec. (Aster trigonus Sieb.) — Cassia Sieberi 
Pr. .-— Cyperus Sieberi Kunth und C. Sieberianus Spr. — Erica Sieberiana 
_ Klotsch, — Eugenia Sieberi Dec, — Ranunculus Sieberi Tausch — Aristida 
- Siberiana Trin. — Carex Sieberi Nees (Märiscus Sieberianus Nees.) — Elaeo- 
Sehari Sieberi Kunth (E. fistulosa Sieb.) und noch viele andere, welche unser 
„unermüdliche Opiz zusammengestellt und mir gütigst miigetheilt hat, — 


er (Wird fortgesetzt.) 


Be Prof. Braun suchte in einer Sitzung der Gesellschaft natur- 
0 Br Freunde zu Berlin nachzuweisen, dass die Coniferen nicht in die 
A biheilung der Dikotyledonen, sondern als nacktsamige Pflanzen an die untere 
R Grenze der Phanerogamen gehören, und zwar aus dem Grunde, da ihnen die 
- Fruchtblattbildung fehlt, indem die nackten Samen bald gipfelständig auf 
_ Zweigen, bald achselständig in Deckschuppen, bald auf Deckschuppen selbst 
"oikeh bilden. (Berl. Bot. Ztg.) 


ro *,* Zur Verhütung von Raupenschäden und sonstigem Insektenfrasse 
_ emphehlt Dr, Gloger eigens konstruirte Brütekästen, die es den insekten- 
fressenden Vögeln möglich machen, in Gärten, wos selten alte Bäume vor- 
kommen, zu nisten; eine derartige Forfichtähg. wird im zoologischen Garten 
‚bei Berlin bereits angewendet. (Berl. Bot, Ztg.) 


120 


* * Wie sehr sich die Anzahl der verschiedenen Obstsorten in. den 
europäischen Gärten vermehrt hat, beweist folgende Zusammenstellung des 
Prof. Göppert. Nach ihm werden izt schon über 

1500 Sorten Aepfel, 
1200 „ Birnen 


1500 „ Trauben 
3850 „. Kirschen 
200 „ Pflaumen 
30. „ Aprikosen 
250 „ Stachelbeeren 
30 „  Ribis und 
20 Himbeeren 


in deutschen Gärten geiögen. (Bot. Wochenbl. P, 104) 


*,* Von den Phanerogamen Europa’s sind nach Schouw’s Uebersicht 
die neikten verhältnissmässig in Frankreich, die wenigsten in 
Lappland --, darunter sind wieder de Leguminosen pe zahlreichsten in 
Schottland, am wenigsten in Sicilien; die Rosaceen am zahlreichsten in’ 
Frankreich, am wenigsten in Grossbritannien; die Cariophylleen am zahl- 
reichsten in Sizilien, am wenigsten in Lappland; die Umbelliferen am 
zahlreichsten in Lappland, am wenigsten in Neapel; die Labiaten am zahl 
reichsten in Lappland am wenigsten in Griechenland; die Ranunculaceen 
am zahlreichsten in Sizilien, am wenigsten in Lopplinl: die Coniferen 
am zahlreichsten in England, am wenigsten in Spanien; die Boragineen 
‘am zahlreichsten in Lappland, am wenigsten in Deutschland; die Orchideen. 
und Gramineen am zahlreichsten in Griechenland, am wehigeteh in Lapp- 
land (et.) la Böheim sind die Composite am vorherschendsten, indem sie 
220 Arten zählen. (Lotos I, 135.) 


* # Die Annahme der Botaniker, dass der grüne Thee von Thea viridis, 
der schwarze von Thea Bohea komme, widerlegt Warrington; er be- 
hauptet, dass aus Blättern einer und derselben Pflanze beliebig schwarzer oder 
grüner Thee bereitet werden könne und dass diese verschiedene Färbung | 
nicht, wie man früher glaubte, durch die Trocknungsweise bedingt sei; viel- 
mehr seien diese Verschiedenheiten einer Art Gährung und Erhitzung, so wie, 
einer Oxidirung durch die Luft. zuzuschreiben, da er gefunden, dass die grü- 
nen Theesorten, weın man sie benetzt und unter Zutritt der Luft wieder 
„trocknet, fast so dunkel werden, wie die schwarzen Sorten. — Bei den zur 
Fabrikation des grünen Thees dienenden Prozessen werden die frischgepflückten 
Blätter sofort bei hoher Temperatur geröstet, während sie bei der des 
schwarzen Thee’s zuerst eine langsame Gührung oder freiwillige Erhitzung‘ 
‘ darchmachen müssen. und desshalb vor dem Rösten längere Zeit in Haufen 
‚an der Luft liegen bleiben. — (Frorieps Tagsberichte.) 


*„* Herr Em. Urban in Troppau hat in 'einer neueren Mittheilung die 
„in der Aprilnummer 1. J. S. 99 gemachte Angabe über das Vorkommen des 
. Bernsteins in Oesterreichisch-Schlesien widerrufen. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Kath. Jerzabek. 


PRAG. 1852. 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 4. Juni. 


Nach Verlesung des Protokolls der letzten Versammlung wurde mitge- 
‚theilt, dass dem Vereine neuerdings nachstehende ERER enke zugekommen 
‚seien, und zwar für die Bibliothek: 


Bm 


R Von Herrn Dr. Schneider aus Pfestic dessen „Beobachtungen über 
die Kartoffelkrankheit und die Ursachen derselben.“ 


Von Herrn Dr. Forster aus Wien: 

„Bericht über eine Bereisung der vorzüglichsten ungarischen Gestütte, 
Schäfereien und landwirthschaftlichen Anstalten in den Monaten Juli und Au- 
gust 1848“ von Leopold Graf und Dr. Franz Müller. Wien 1849. 


h Von Herrn P, Andreas Weselka aus Braunau: 

4 „Johann Th, A. Peithners Edlen von Lichtenfels Versuch über 
die natürliche und politische Geschichte der böhmischen und mährischen Berg- - 
Syerke.r Wien 1780, 


5 Von Herrn Alex. Skofita: 
7 »0esterreichisch botanisches Wochenblatt,* 1. Jahrgang, Redigirt von 
2 Skofitz. Wien 1851. 


= Ferner von Herrn Forstrath Liebich: 

a) Die Altenburger IV. Preisfrage: „Wie weit geht die Berechtigung 
und Verpflichtung des Staates in der ER und Bewirthschaftung der 
 Privatholz-Grundstücke. Beantwortet von Christoph Liebich.* Prag 1844, 
* b) Forstrath Liehichs Eröffuungsrede als Dozent der Forstwirthschaft an 
er prager böhm, ständ. Polytechnik. Prag 1849, 

ec) Oesterreichs Central-Forst-Organ. Redigirt und herausgegeben von 
ristoph Liebich, Erstes und zweites Heft 1851, 


122 


Für die botanischen Sammlungen: : 
Durch Herrn Dr. Forster 141 Exemplare gelrockneter Pflanzen aus. 
der Opiz’schen Tauschanstalt. 
Nach dieser Mitiheilung verlas der Vorsitzende zwei die bereits erwähnten 
Geschenke für die Bibliothek betreffende Schreiben von Hrn, Dr. Schneider. 
und Hrn. Veselka, endlich ein drittes Schreiben vom k. k. Obergymnasium | 
zu Jiöin, welches den Dank für die Zumittelung des 4. Jahrgangs der Ver- 
einszeitschrift enthielt. f 
Nun begann Hr. Wilhelm Eidner seine populären Vorträge über die 
Lebensbedürfnisse, und besprach diesmal die Eigenschaften und che- 
mischen Bestandtheile der Luft ®). 
Herr Max. Dormitzer theilte eine Entdeckung des Hrn. Schmidt aus 
Aschersleben in Bezug auf Mundbau und Liebespfeil der Helieiden mit, 
Endlich wurden die Herrn: | 
Christoph Liebich uud Med. Dr, Johann Walenta Sekundärarzt 
in der k. k. Findelanstalt einstimmig zu wirklichen Mitgliedern gewählt. 


Pr 


Versammlung am 1l. Juni. 


Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen war,  theilte der 
Vorsitzende eine Zuschrift vom k. k. Gymnasinm zu Pisek mit, worin sich. 
dieses für die demselben zugemittelte Zeitschrift dankend ausspricht, 

Für die Bibliothek übergab llerr Sanitätsrath Dr. Nowäk mit Beziehung 
auf die von ihm (am 9. und 16. Jänner, 6. und 12 April 1. J.) vorgetrage- 
nen „kritischen Bemerkungen“ ein Exemplar seiner beiden 1. J. bei Otto Wi- 
gand in Leipzig herausgegebenen Werke: 

„Der Ocean“ oder Prüfung der bisherigen Ansichten über das Niveau, | 
die Tiefe, die Farbe, das Leuchten, den Salzgehalt, die Temperatur, die Ebbe | 
und Flulh und die sonstigen Bewegungen des Meeres, nebst der Erklärung dieser | 
Phänomene vom Standpunkte eines neuen gemeinschaftlichen Prineips.* Dann: | 
„Die Räthsel unserer Quellen oder Kritik aller wichtigeren bisher aufgestell- 
ten Theorien über den Ursprung, die Temperatur, die Periodizität, die chemi- i 
sche Beschaffenheit der Quellen unserer Erde, und Versuch einer ausführlich 
begründeten Lösung dieser Fragen mit Hülfe eines neuen allgemeinern Prin- 
ceips, nebst einem Anhange über die räthselhaften Erscheinungen der artesi- 
schen Brunnen, der Flüsse und Binnenseen.*“ Zweite mit Zusätzen vermehrte 
und verbesserte Aullage, > 


| 


g 
*) Der näher auseinandergesetzte Inhalt wird am Schlusse seiner Varz 
träge mitgetheilt werden. j | 

. 


4 


123 


Hierauf sprach Herr Wolfner über die Kennzeicken der hybriden Aju- 

ga genevensi-pyramidalis Knaf, und reihete selbe als Varielät zu Ajuga ge- 
nevensis. 
r Nach diesem Vorlrage verlas der Vorsitzende ein Schreiben des Ehren- 
mitgliedes Herrn Johann Bayer k. k. Sekretär im Handelsministerium, 
Pflanzenaustausch betreffend, und übergab das beiliegende Doubletten- und 
Desideraten-Verzeichniss zur Einsicht den anwesenden Pflanzenfreunden mit 
dem: Ansuchen um gefällige Verbreitung desselben. 


Versammlung am 18 Juni. 


Die Sitzung wurde mit Verlesung des Protokolls eröffnet, Herr P. M, 
Opiz bereicherte die Bibliothek mit.der Broschüre des Dr. F. X. Ramisch 
„Beobachtungen über Saamenbildung olıne Befruchtung am Ringelkraute (Mer- 
eurialis annua).* Prag 1847. 

Herr Forstrath Liebich hielt einen Vortrag über „die Mittel gegen 
Brennstoffiheuerung vom naturwissenschaftlichen Standpunkte 

Nach diesem Vortrage wurde auf Antrag des Hrn. P. M. Opiz Hr. Med, 

_ Dr. Weitenweber einstimmig zum Ehrenmitgliede gewählt, mit 
welcher Wahl die Sitzung geschlossen wurde; 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das System der Compositen. 
Von Prof. Fried. Ignaz Tausch. 
(Aus dessen hinterlassener Handschrift mitgetheill von P. M. Opiz.) 


Eine nähere Untersuchung der Cichoraceen brachte mich auf Resultate, - 
die die grösste Neugierde in mir anregten, dieselbe auf die Compositen über- 
haupt in Anwendung zu bringen, und in Folge dessen glaube ich auch das Geheim- 
niss der Natur über die Zusammenselzung der Compositen aufdecken zu 
- können. Obwohl die Arbeit des Herrn de Candolle über diese Familie wahr- 
haftig riesenhaft zu nennen ist, so hat sie doch das mangelhafte, dass sie 
bloss unterscheidet, ohne die Beziehungen und den Zusammenhang anzugeben, 
in welchen die einzelnen Tribus zu einander stehen, ferner dass die Charak- 
tiere der Tribus beinahe bloss von den Narben enilehnt sind, die so vielen 
"Ausnahmen unterworfen, und zum Theil auch wegen. ihrer Feinheit Schwierig- 
Fbeiten in der Untersuchung machen, und manchmal sogar auf offenbar falsche 
Resultate führen, z,B. wenn sie die Calendulaceen mit den Cinaraceen verbinden. 
Die Darstellung der Compositen kann. doppelt sein, uud zwar einmal, 
ru enn man da anfängt, wo die Natur beginnt dieselben zusammenzusetzen, und 
‚dieselben verfolgt, bis sie die Natur durch‘ Verwandlungen zu 'einer bestimmten 


hi 10* 


124 s 

Homogenität gebracht hat, von wo aus sie selbe wieder auf eine zweite der 
ersten entgegengesetzte Homogenität führt, und in diesem Falle ist die 
vollkommene Rölrenform die erste, die vollkommene Zungenform die zweite 
Homogenität, oder man legt die vollkommene Röhrenform zum Grunde, und 
sieht, wie die Natur von selber bis in die entgegengesetzte Zungenform oder 
auch umgekehrt übergeht. Die erste Methode verdient den Vorzug, weil sie 
zugleich durch das Beginnen der Familie anzeigt, wo sich dieselbe im Systeme 
anschliesst, Die Methode des Herrn de Candollds, wenigstens kann ich aus 
vorliegenden Werke nicht anderes ersehen, besteht darin die Compositen nach 
gewissen Typen zusammenzustellen, auch diese ist möglich, und es ist äusserst 
leicht diese aus meinen Schemen reihenweise erst in ihrer Vollständigkeit 
herauszuheben, wie ich auch zum Schlusse zeigen werde; aber diese Methode 
hat das üble, dass bei jedem Typus nicht alle Verwandlungen vorkommen, . 
und daher in den Typen Lücken entstehen, und dass die Typen selbst keinen 
gleichförmigen Uebergang in einander bilden. So kann es noch mehrere Methoden 
geben, die Compositae auseinanderzusetzen, denn die Natur ist mamnigfaltig ; 
aber schwerlich wird eine den Anforderungen, dass sie darthue, wie die Fa- 
milie an die übrigen geknüpft ist, was eigentlich der Hauptzweck der natür- 
lichen Klassifikation ist, mehr entsprechen, als die erste von mir erwähnte; 
denn nicht jede Klassifikalion, wenn sie noch so kunstgerecht ausgeführt, und 
selbst natürliche Typen zu entwickeln scheint, ist vollkommen, wenn sie nicht 
mit dem Ganzen, mit dem Systeme selbst in Beziehung steht, so z. B. haben E 
die Herrn Koch und de Candolle die Umbelliferae nach der Form des 
Samens charakterisirt, aber in dieser Hinsicht stehen sie mit keiner anderen 
Familie in Beziehung, können nirgends angereihet werden, und es muss meine 
‘ Klassifikation, die auf die Doppelfrucht derselben, in welcher Beziehung sie 
mit den übrigen zusammenhängen, gebaut ist, die einzig richtige sein. Der j 
unsterbliche Linne hat auch hier in die Natur unstreitig den tiefsten Blick 
gethan, obwohl er das verschiedene Geschlecht seiner Syngenesisten noch | 

nicht gehörig zu deuten wusste. 
Die Compositae zerfallen zuförderst in 3 Unterordnungen, die Jussieu als 
3 verschiedene Ordnungen angenommen hat, nämlich in die Corymbiferae, 
Cinarocephalae und Labiatiflorae (Cichoraceae Jus. Labiatiflorse et Liguliflorae etc,) 
Subord. I. Corymbifer®. Haben entweder alle Blümchen in einem 
Köpfchen gleich, röhrig, und sie bilden eine Scheibe, (Scheibenblumen, Flos- 
eulosi), oder am Rande der Scheibe finden sich zugleich noch andere ein- 
lippige, oder zungenförmige Strahlblumen (radiati.) Die Scheibenblumen sind 
entweder durchaus Ö, oder ganz getrennten Geschlechtes, oder vermischten Ge- 
schlechtes, so dass die $ und & die Mitte der Scheibe, die @ immer den Rand der 
Scheibe einnehmen, die @ weichen oft in der Gestalt von der Röhrenform 
der 3 ab, sind sehr feinröhrig, oder linienförmig, manchmal sogar fast zun- 


125 


genförmig, dürfen aber nie die Höhe der Scheibe übersteigen, sehr selten sind 

sie auch nackt ohne Blumenkronc, Die Strahlblumen haben in ihrem, Strahle 
Q oder geschlechtslose Strahl- oder Zungenblümchen,, in der Scheibe ent- 
weder & fruchtbare, oder 9 unfruchtbare, ‘oder 5 röhrige Blümchen,. - Die 
Scheibenblümchen sind meistens 5-, seltener 4—3theilig und gleich gezähnt, 
die Zungenblümchen siud an der Spitze ganz, oder gezähnt. Der Griffel 
aller 2 und fruchtbaren 9 Blumen setzt sich unmittelbar in die Narben fort, 
und die Narben sind bis zum Grunde gespalten, so dass sie am Grunde mit 
keiner knotenartigen Verdickung in. dem Griffel eingelenkt sind, die Narben 
der &, oder unfruchtbaren S sind meist verkürzt, und knolig, 

Subord. II. Cinarocephal®. Haben meistens Scheiben- seltener 
Strahlblumen. Die Scheibenblumen haben meistens durchaus fruchtbare J- 
Blumen, sehr selten sind sie ganz getrennten Geschlechtes; oder am Rande 
mit.-fruchtbaren, oder unfruchtbaren versehen. Die Strahlblumen haben eine 
fruchtbare 5 Scheibe, und stets geschlechtslose zungenförmige, oder röhren- 
förmige zweilippig — Ötheilige Strahlblümehen. Die Scheibenblümchen sind 
ötheilig und regelmässig, meistens doch nicht ganz regelmässig, und 1 Lappen steht 

{ von den übrigen mehr ab, und zeigt eine Neigung zum Strahlen, so wie diess 
auch der Umstand beweist, dass die einzelnen Blümchen nach ihrer völligen 
ME niwickelung nach aussen hängen, und gleichsam strahlen wollen. Die beiden 
Narben aller fruchtbaren Blümchen sind mehr oder weniger unter ein- 
ander verwachsen, so dass sie mit ihrem verwachsenen 'Grunds „ Basis, 
_ bei der Einfügung, oder Einmündung in dem Griffel einen Kuoten bilden, 
- Der Blumenboden ist borstig , meist mit gespaltenen Spreublättern besetzt, 
Die allgemeine Hülle ist meist aus sehr dicht übereinander gelegenen Schuppen 
die oft dornig sind, zusammengesetzt. Die Achenen sind meist mit einer harten 
_ glänzenden Haut versehen. 
# -..8ubord. II, Labiatiflorae. Haben Scheiben oder Strahlblumen, 
Ri oder scheibenartige Strahlblumen. Die Scheibenblumen sind durchaus S, sehr 
selten zweihäufig, und ihre Blümchen sind unregelmässig 5spaltig, oder im 
_ Mittelpunkt röhrig regelmässig, am Umfange mehr oder weniger unregelmässig, 
oder mehr und weniger zweilippig, 5—4—3theilig, manchmal ist die Scheibe 
- schr arm höchstens bis 5blüthig mit 2lippigen Blümchen. Die Strahlblumen 
haben ® fruchtbare Strahlblümchen, denen aber öfters unfruchtbare Staubge- 
fässe angehängt sind, die mehr oder weniger deutlich 2lippig oder 1lippig 
sind, mit mehr oder weniger unregelmässig röhrigen, oder 2lippigen frucht- 
Jaren, oder unfruchtbaren 9 Scheibenblümchen. Die scheibenarligen Strahl- 
men bestehen aus 2lippigen, meist 5spaltigen fruchtbaren Zwitterblümchen, 
der bloss aus Ailippigen (zungenförmigen) an der Spitze meist 5zähnigen 
ichtbaren Zwitterblümchen, wovon die am Rande stehenden die längsten am 
meisten strahlenden Lippen oder Zungen haben, und die gegen den Mittelpunkt 


126 


hin immer kleiner werden. Die beiden Narben der fruchtbaren Blümchen sind“ 
immer deutlich getrennt, und am Grunde nicht eingelenkt. Ich habe den Namen 
Labiatiflorae für diese Unterordnung gewählt, weil er die 2lippige und 1lippige 
oder zungenförmige Form zugleich bezeichnet. | 


Subord. I. Corymbiferae, Zerfallen in 5 Tribus, als: 

Tribus I. Baccharoideae. Alle Blamen sind Scheibenblumen, 
entweder zweihäusig auf verschiedenen, oder auch auf denselben Individuen, 
oder sie sind gemischten Geschlechtes, 5 und 9, oder unfruchtbare $ und 
® in einer Scheibe, so dass die $, oder $ immer den Mittelpunkt, die 
stels fruchtbaren ? den Rand der Scheibe einnehmen. Die 2 Narben der 
fruchtbaren ? Blumen sind bis zum Grunde gespalten, und dem Griffel nicht 
knotig eingelenkt, die Narben der unfruchtbaren 5 sind gewöhnlich ganz 
anders gestaltet, meistens kurz und gleichsam knotig verdickt, oder auch 
keulenförmig. Die Blümchen selbst sind verschieden gestaltet, die & und $ 
sind meistens regelmässig, röhrig 5theilig, doch manchmal, da hier die Natur 
gleichsam beginnt, fehlt den & der eigentliche Kelch, und manchmal sind 
ihre 5 Staubbeutel nicht zusammengewachsen, die 2 Blümchen sind von den R 
& schon dadurch verschieden, dass sie immer viel dünner sind, oft auch 
die Röhrenform aufgeben, und fadenförmig, ja sogar schmal zungenförmig er- 
scheinen, aber nie die Scheibe an Länge übertreffen, selten sind sie auch 
nackt ohne Blumenkrone, und manchmal sind diese nackten Q Blumen sogar 
in dem Blumenboden eingeschlossen. Die Früchte sind verschieden, entweder 
Hautfrüchte Achenen, oder Fruchtgehäuse, wenn die Blümchen mit dem Blu- 
menboden, oder Hüll- oder Spreublättern verwachsen. Dieser Tribus müsste 
nach Linne Syngenesia necessaria Noseulosa heissen. Ich wählte den Namen 
Baccharoideae, weil Baccharis das getrennte Geschlecht, welches diesem Tribus 1 
- zu Grunde liegt, am besten darstellt. - 

Hier beginnt die Natur die Compositae aus Blümchen getrennten Geschlechts 
zusammen zu setzen, und zum Theil noch aus unvollständigen unbekelchten, 
wie die ersten Subtribus darthun, und entwickelt die verschiedenen Typen der 
Oorymbifere auf ihrer untersten Stuffe, so dass sie alle zusammen einen Kreis 
"bilden, also auch eine Einheit darstellen. Die anfangs bloss & Scheiben- 
blümchen sucht die Natur in $ zu verwandeln, aber sie bleiben noch un- 
fruchtbar, weil sie doch nur die Stelle der $ vertreten, und bei den 2 
Blümehen versucht die Natur schon gleichsam den Strahl zu bilden, aber es 
gelingt ihr roch nicht vollständig, was erst in dem folgenden Tribus zu 
Stande gehracht wird. | 

Tribus I. Calendulaceae. Alle Blumen sind Strahlblumen, die 
Blümchen des Strahles sind Q und fruchtbar, die der Scheibe sind &, mei- 
stens 9 und unfruchtbar. Die 2 Narben der P Strahlblümchen sind bis zum 
Grunde gespalten, und dem Griffel nicht knotig eingelenkt, die der & oder 9 


127 


Scheibenblümehen sind meistens ganz anders gestaltet, oft verkürzt und knotig, 
Die Früchte sind verschieden, entweder Achenen, oder Fruchtgehäuse, nuculae, 
durch Verdickung ihrer äussern eigenen Decke oder durch Verwachsung mit 
den Blumenhüll- oder Spreublättern. Dieser Tribus müsste nach Linne Syn- 
- genesia necessaria ligulata heissen. Hier entwickelt die Natur zuerst den voll- 
"ständigen fruchtbaren Q Strahl, indem sie die ® Randscheibenblümcehen des 
- vorigen Tribus in zungenförmige verwandelt, aber auf Kosten der Scheibe, 
‘ die unfruchtbar bleibt, sie durchlauft hier wieder die verschiedenen Typen, 
und stellt sie wieder in einem Kreise als ein Ganzes dar. 


Tribus II. Asteroideae. Die Blumen sind Scheiben- oder Strahl- 
blumen, die Blümchen der Scheibenblumen sind alle gleich $ und frucht- 
bringend, die Blümchen der Strahlblumen sind in der Scheibe $ und frucht- 
- bringend, im S'rahle @ und fruchtbringend. Die 2 Narben der d und 9 
Blümchen sind gleichgestaltet, bis zum Grunde gespalten, und dem Griffel 
nicht knolig eingelenkt. Die Früchte sind Achenen, oder durch Verwachsung 
mit den Hüll- oder Spreublättern Fruchtgehäuse. Müsste nach Linne Syn- 
genesia superflua ligulata heissen. 
- Hier setzt die Natur dem im vorigea Tribus entwickelten vollkommenen 
-O Strahle noch eine vollkommene fruchtbare 9 Scheibe zu, und erhebt 
Y daher die Scheibe und den Strahl in einen gleichen Rang, und daher ist es 
auch erklärlich, warum in diesen Tribus eine und dieselbe Gattung mit und 
“ohne Strahlblumen vorkommen kann, und warum bei gefüllten Blumen dieser 
Art die Scheibenblümchen sich in Strahlblümchen verwandeln können und 
sogar die Farbe des Strahles annehmen. Wenn man die Corymbiferae als die 
erste Laufbahn betrachtet, auf welcher die Natur ihre Verwandlungen vor- 
nimmt, so ist hier das Centrum, gleichsam der erste Kulminationspunkt, voll- 
kommen gleiche, Fruchtbarkeit der Scheibe und des Strahles, von. hier geht 
die Natur wieder etwas zurück, um in dem 5. Tribus einen zweiten Kulmina- 
tionspunkt, vollkommen gleiche Fruchtbarkeit der Scheibe zu erreichen. Auch 
hier durchläuft die Natur die verschiedenen Typen, und stellt sie wieder als 
zusammenhängendes Ganzes in einem Kreise dar. 
— Trib. IV. Helianthoideae, Die Blumen sind Scheiben- oder Strahl- 
Blumen, die Blümchen der Scheibe sind immer fruchtbar &, die des Strahles 
wenn er zugegen ist, Q und fruchtbar, oder unfruchtbar und oft geschlechtslos. 
)ie zwei Narben aller fruchtbaren S oder Q Blümchen sind gleich und bis 
zum Grunde gespalten und dem Griffel nicht knotig eingelenkt. Die Lappen 
der ö Blümchen sind an der Spitze verdickt oder warzig, und ihre Staub- 
beutel sind gewöhnlich schwarz oder schwärzlich. Die Samen sind Achenen 
0 Fruchtgehäuse, erstere mit gezähnter, spreuarliger oder grannenarliger 
 Haarkrone, die niemals hier als ächt haarig vorkömmt. Der Blumenboden 


n 


128 


ist meist mit Spreublältern bedeckt. Müsste nach Linnd Syngenesia semi- 
frustranea heissen. 

Hier weicht die Natur von der im vorigen Tribus erreichten Höhe etwas 
zurück, indem sie die Strahlblumen nicht durchaus, sondern nur gleichsam zur 
Hälfte fruchtbar machte, indem beinabe in jedem Subtribus Galtungen mit und 
ohne fruchtbaren Sirahlblumen vorkommen. Die Natur hielt es daher auch 
für überflüssig, hier alle Typen, wie in allen vorigen Tribusen geschehen ist, 
durchzulaufen, und wählte sich daher zu dieser Metamorphose einen einzigen 
Typus, den sie aber wieder als einen Kreis, als ein vollständiges Ganzes dar- 
stellt. Da die Natur hier nicht so vielerlei Formen erzeugte, scheint sie da- 
gegen mehr Kraft auf die Ausbildung einzelner Strahlblumen verwendet zu 
haben, indem man in diesem Tribus die schönsten Strahlblumen_ findet, 

Trib. V. Eupatoriaceae. Die Blumen sind vollkommene fruchtbare 
$ Scheibenblumen, vielblüthig, oder wenig-, manchmal sogar 1blüthig. Der 
Griffel der Blume ist sehr verlängert, so wie die beiden Narben, die am 
Grunde nicht knotig eingelenkt sind, und entweder linienkeulenförmig oder 
rundfadig sind. Die Früchte sind Achenen, oder durch Verwachsung mit den 
Hüllen Fruchtgehäuse. Müsste nach Linn« Syngenesia aequalis tubulosa heissen. 
Hier verschwindet der Strahl gänzlich, und die Scheibe besteht aus gleichen 
ö fruchtbaren Blümchen und die Natur hat ihre erste Laufbahn vollendet, 
und die in den früheren Tribusen getrennten Geschlechter zu einer Homo- 
genität gebracht, Sie wiederholt hier alle Typen, die in den früheren Tribusen 
vorkamen, und gibt noch einige für die folgenden zu, stellt sie aber wieder 
in einem Kreise als ein vollendetes Ganzes dar, 

(Fortsetzung folgt.) 


Ueber die Mittel gegen Brennstofftheuerung, vom naturwissenschaft- 
lichen Standpunkte aus, beobachtet. 


E 
Be 
Vom Forstrathe und Docenten Christoph Liebich. Bi 


Die Brennstoffnoth und Brennstofftheuerung in Böhmen, welche jetzt # 
unsere materiellen Verhältnisse äusserst empfindlich berührt, darum auch in 3 
allen politischen Blättern als stehender Artikel erscheint, dürfen wir nur als 
eine gerechte Strafe betrachten, dass wir viel zu lange dem Naturstudium beim 
Forstwesen den Rücken zuwendeten, indem vom untersten bis zum obersten 
Staatswirth hinauf der Glaube unausroltbar zu sein scheint: „Der Forstwirth 
arbeitet nur für die künftige Generation.“ al 

Dieser höchst unglückliche Gedanke durchdringt die ganze Nation, und 
ist Ursache, dass wir so sehr nach den unterirdischen Brennstoffen streben, 
für welche uns Kapital und die Intelligenz des Bergmannes fehlen, dass wir 
weiter Eisenbahnen über Eisenbahnen für den billigen Transport beantragen, 


N A 


129 


während in unsern Forsten Millionen von Klaftern Holz zum grössten Unglück 


für das Land, vorhanden sind, die, statt zu produciren nur consumiren, uns 


mithin um eine schr grosse Masse von Brennstoff bringen. 

Der Holzboden Böhmens beträgt 2,638808 Joch, er hat sich statt ver- 
mindert vermehrt. Nach der feststehenden Durchschnittsziffer macht der Etat 
2,638808 Klfir, A 56 (nicht 60) Cubicfuss Holzmasse, Rechnet man 10 Centner 
Mineralkohlen 1 Klafter Holz im Brennwerth gleich, so ist dieser Etat gleich 
26 Millionen Centner Mineralkohlen, in runder Summe genommen, Nach einer 
übereinstimmenden Erhebung bedarf der Mensch durchschnittlich, alles Bau-> 
Nutzholz, Brennholz, alle anderen Brennmaterialien, auf den Brennwerth in 
Fichtenholz reducirt, nicht mehr als 50 Cubikfuss, daher etwas mehr als ®/, 
Klaftern jährlich, wie wir diese Klaftern in den fürstl, Schwarzenberg'schen 


- und Fürstenberg’schen Holzmagazinen finden. 


Die jährliche Nutzung macht . .„ .„ 147,773248 C. F, 
Der Bedarf macht 
für 4,440000 Menschen . . 2...» 222,000000 — 
Durch Holz zu ersetzen sind , . .  74,226752 C. F. FRE eT 


-oder in vorstehenden Klaftern . . 1,325477 Klft. 


Ziehen wir dabei die Hauptstadt des Landes mit 120,000 Menschen, 
sammt Vorstädten und jenen Orten insbesondere, die auf den Prager Holzmarkt 


Einfluss nehmen, daher im Ganzen mit „ . . 180.000 Menschen, in den 


Bereich unserer Ccmbinationen, so ergibt sich 
ein jährlicher Holzbedarf incl, Mineralkohlen von 160.714 Klaftern, 
oder in runder Summe von . 2. ..2.,.160.000 ‚Klaftern. 
' An dem Prager Holzmarkt betheiligen sich nachstehende grössere Domi- 


‚nien, ohne auf die vielen kleinen Forsten Rücksicht zu nehmen und zwar: 


Schwarzkosteletz mit . . 2 2 2 20....14.000 Joch 
Pürglitz 'etc. mit mindestens . . 2 2. .....50.000 — 
Der Böhmerwald etc. etc. etc. mit wenigstens 100.000 — 
Im Ganzen . . 164.000 Joch. 

Als Erfahrungssatz steht in der Wissenschaft fest, 


_ dass die Durchforstungen vom Hauptertrage 33'/; Pro- 


5. 


cent betragen. Dieses macht in runder Summe über 54.000 Klaftern 


- Es stehen daher zur Verfügung . . . :. . 218.000 Klaflern, 
dabei der Etat pr.: Joch mit 1 Klafter Haupterndte angenommen. Prag müsste 
- daher einen Ueberfluss von Holz besitzen, wenn wir rationell wirthschaften 


_ würden, indem ein einziges Dominium durch seinen grossen Waldkörper einen 


_ begrifflosen Umschwung in seiner Brennstoff-Frage, zu erzeugen im Stande wäre. 
Da man jedoch insofern Einwürfe wird machen wollen, dass sich an der 


Mäche von 164,000 Joch Waldungen auch viele andere Gegenden betheiligen, 


130 


und sich hier keine bestimmte Ziffer geben lässt, so wird es sehr wohl ge- 
than sein, das ganze Land dabei in Frage zu stellen. ; 

Für 4,440000 Menschen sind nothwendig ... 3,964.286 Klafter, 

Die Hauptnutzung macht . 2.2 2 0002... 2,638.808. — 

Die Zwischennutzungen sollien geben , . ... 879.602 — 

Erzeugt sollte werden, nach den gangbaren Prin- bar 
pin be ana, re ae her 

Es fehlen daher nur . . Er Aa 445.876 .— 
wobei ich die ganze Holzausfuhr Er eine ehagmähhehrhe ganz ausser Rechnung lasse, 

Wie sehr nun Böhmen nach Schätzen strebt, für welche Kapital, Intelli- 
genz nnd Transportmittel fehlen, und die Gaben des Himmels verschmäht, die 
ohne Kapital erworben werden können, und zugleich die Fruchtbarkeit des 
Landes, seinen Ackerbau und seine Viehzucht mächtig heben würden, dafür - 
werde ich früher einige schlagende Thatsachen anführen, und dann erst den 
Gegenstand wissenschaftlich erörtern. 

Im Jahre 1824 wurde bekanntlich eine Domaine in der öffentlichen Li- 
eitation verkauft, und um den doppelten Preis erstiegen. "Alles nannte den 
Käufer für bankrot. Meine Betriebs- Regulirung zeigte bald darauf, dass die. 3 
Forsten ganz allein mehr als diesen Preis werth waren, Alle Mayerhöfe, die 
Bräuerei, Brandweinbrennerei, die Zinsungen, Roboten und das Schloss waren 
geschenkt. ; 

Im Jahre 1826 richtete ich grosse Forsten ein, bei welchen es aber auch 
wie früher nach übereinstimmenden Erhebungen, durchaus unmöglich sein sollte, 
den Etat zu erhöhen und Absatz zu erwerben. Binnen 3 Jahren waren alle 
Alpengebirge überstiegen, der Material- und Geldetat war weit über das Dop- 
peite errungen. ‘Dabei habe ich aber nur einen Fall hervor zu heben, da er 
in der Literatur vorliegt. Ich musste nämlich gleichzeitig einen Forst einrich- 
ten, der kurz vorher landrechtlich geschätzt war, u, z. zum Behufe des öffent- 
lichen Verkaufes. Der Etat war zu 49-Cubikfuss pr. Joch, bei einem’ 80- 
jährigen Umtriebe erhoben. Bei gleichem Umtriebe war der neue Etat 119 Cub. F. 
Der Werth des Forstes war um 150 pCt, gestiegen. Ich hatte dabei, im voll- 
ständigen Bewustsein, den Ertrag um mehr als 30 Procent zu niedrig erhoben. 
In Jahre. 1836 legte ich dieses Wirthschaftssystem meinem Werke: 
„Die Forstbetriebs-Regulirung“, mit Bennenung des Forstes zum 
Grunde, das Controlibuch, die Wirthschafiskarte und alle Erhebungen: theilte 
ich bis auf die letzte Decimale herab, dem Publicum mit der Aufforderung im 
Einverständniss des Herrn Besitzers mit, dass es jed.m Forstwirth frei stehe, 
in der Forstamtskanzlei, wie im Walde von allen Daten die genaueste. Ein- 
sicht zu nehmen, Mehr als 30 Besitzungen haben gleiche Resultate geliefert. 

Ein zehnjähriger Zögling von mir lıat, laut Mittheilungen des wmähr. schl, ; 
Forstvereins auf 54,000 Joch Forsten, der Welt gieiche Erfolge vor Augen . 


131 


» gelegt. Einer unserer rationellsten Landwirthe hat aber beim Wiener Acker- 
 bau-Congress diese Forsten als die schlechtesten bezeichnet. Da sie nun so 
gross sind, wie andere Forsten, die den Prager Holzmarkt mit versehen, so 
ergibt sich daraus, dass Prag im Ueberfluss von Brennstoff schwelgen müsste, 
wenn diese Forsten statt 56 wirklich 116 Cubikfuss pr. Joch und Jahr geben 
möchten. 

Nach diesen Thalsachen gehe ich zur wissenschaftlichen Abtheilung über, 
um darzuthun, dass wir selbst ohne Betriebs-Regulirungen durch ganz Böhmen 
hindurch, ohne Anlage- und Betriebs-Capitale, einen Ueberfluss von Brenn- 
stoff zu erzeugen im Stande wären, wenn die Sache mit Energie erfasst würde. 

Die beiden Präparate, die ich vorzuzeigen die Ehre habe, beweisen bis 
zur Unumstösslichkeit, dass der ganze Zersetzungsprocess der rohen Pflanzen- 
nahrung, ganz allein in der Krone des Baumes vor sich gelit; jede Baum- 
krone, jeder einzelne Bestand, wie jeder Wald im Grossen, beställigen dieses 
ganz klar und deutlich. 

Die bestehende Schule des Waldbaues spricht sich aber durch alle ihre 
Schriften, wie durch ihre Handlungen nur für die Wurzelbildung aus, und 

sucht darum alles im Boden, verfolgt mithin ein Studium, über welchem die 
- Menschheit zu Grunde gehen könnte: denn, nicht allein erwirbt die Kronen- 
ausbildung mehr Brennstoff, Bau- und Nutzholz, sondern sie schafft durch die 
_ vermehrte Arbeit des Volkes, den Ländern immer mehr und mehr Fruchtbar- 
® keit aus einem dem Forsiwirth bisher ganz unbekannten Kohlenfelde, nämlich 
aus dem Kolhlenfelde der Atmosphäre, diesem einzig unvergänglichen Magazine, 
Mit jeder Wurzelfaser empfängt allerdiugs die Pflanze einen Mund, eine: 
& „Lunge, einen Magen mehr, allein durch diese Organe werden nur aus der 
_ Atmosphäre des Bodens Rohmateriale bezogen. Mit jedem Blatt, mit jeder 
Nadel empfängt aber ebenfalls die Pflanze einen Mund, eine Lunge, einen Magen 
Unmehr, durch welche sie aus der Atmosphäre über dem Boden, eben auch, 
i; und zwar mindestens in gleicher Masse rohe Pflanzennahrung aufnimmt. Die 
Krone ist aber zugleich die Werkstätte, welche die ganze Pflanzennahrung aus 
dem Boden- und Luftraume zerselzt, und sich dann den Kohlenstoff aneignet. 
Dieser Zersetzungsprocess der rohen Pflanzennahrung geht jedoch nur bei 
vollem Tageslichte vor sich. Bei Dunkelheit oder Absperrung des Lichtes 
_ arbeitet die Pflanze wie bei der Nacht, sie nimmt fortwährend rohe Pflanzen- 
nahrung auf, gibt sie aber ganz in gleichem Zustande, wie sie diese empfan- 
gen hat, wieder an die Atmosphäre zurück. n 
h Die bestehende Schule des Waldbaues arbeitet nun ganz gegen dieses 
 Grundprincip. Wir’ bedürfen von der ganzen Holzerzeugung erfahrungsmässig 
_aur 15 Procent für Bau- und Nutzholz, und von diesem braucht nur wenig 
a: astrein zu sein. Wir erziehen daher alles übrige Holz für Brennstoff 
mit einem alle Vorstellungen überbietenden Ertragsverluste. 


: 


Aa 


132 


Dunkelheit ist durch unsere ganze Holzwirthschaft vorherrschend, wir 
versetzen daher 2,638808 Joch Holzboden, in einen Zustand, durch welchen 
wir die erste Bedingung für den Zersetzungsprocess der Pflanzennahrung bis 
auf das Aeusserste beschränken. Wir erziehen nämlich nur Bau- und Nutz- 
holz; um dieses nun astrein zu bekommen, stellen wir die Bestände sehr dicht, _ 
beschränken dadurch den Lichtzutritt anf die äusserste Baumspitze, erzeugen 
dadurch Kronenarmuth, mithin auch Holzarmuth, weil wir die Werkstätte, welche 
von der ganzen Pflanzennahrung allein bei vollem Licht, den Kohlenstoff zurück- 
behält, auf’s kleinste Maas beschränken. 

Im-1I. Theile meiner Schrift: „Die Reformation des Waldbaues,“ 
habe ich durch die Abbildung, von drei aus der Natur entnommenen Holz- 
beständen, praktisch versinnlicht, dass sich ein Waldbesitzer, indem derselbe 1 
durch 16 Jahre zehnmal zu viel kultivirt hat, um einen 16jährigen Holzertrag 
gebracht hat. Ich habe durch die zweite Abbildung unsere gangbare Holz- 
wirthschaft dargelegt, durch welche man den beliebten Durchschnittsertrag von 
1 Klafter (a 56 Cubikfuss Holzmasse) pr. Joch und Jahr erwirbt. Ich habe | 
durch die dritte Abbildung einen .Holzbestand versinnlicht, der in. meiner 
Schrift: „Die Altenburger IV. Preisfrage,* Seite 48 vorkommt, wo 
Stamm für Stamm, nach Höhe und Durchmesser pr. Joch und Jahr 4 Klaftern | 
. Ertrag zeigt. Dieser Bestand ist neu wegen der Eisenbahn abgetrieben wor- 
den, und hat über 4 Klaftern wirklich geliefert, er hat aber die Lehren der . 
Reformation ferner auch dadurch bestättigt, dass der Boden unverweilt in sei- 
ner Ertragsfäbigkeit nachlässt, wenn er nicht hinreichend beschirmt ist. 

Wie schnell nun der Holzmarkt, zum Wohle unserer Forsten und unserer i 


X 


materiellen Landesinteressen, vermehrt werden kann, ergibt sich aus nach- 
stehenden Thatsachen. 

Professor Becker zu Rostok im Meklenburg’schen durchforstete 
vach neueren Principien binnen 4 Jahren eine Kiefernbüschelpflanzung, sie gab 
1839 pr. Joch 162 Cubikfuss, 1843 gab sie pr. Joch und ‚Jahr 342 Cub, 
F, nämlich in jedem Jahre von 1839 bis 1843. 

Im Braunschweigschen lichtete man Buchenbestände, um stämmige Buchen 
zum. Versetzen zu erziehen, nicht also um mehr Holz zu gewinnen, vom 14. 
bis 20. Jahre mehrmal. Wo im 14. Jahre 437 Buchen gestanden hatten, 
konnte im 20. Jahre nur 1 Stück stehen, und der betreffende Förster berich- 
tet an sein Forstamt, dass im 21. Jahre neue Lichtungen eintreten müssen, 
denn die Buchen ständen schon wieder zu dicht. 

Daselbst gaben 53jährige Buchen im starken Schluss 4 Cubikfuss pr. 
Stück. Der Besamung wegen lichtete man sie, und sie gaben 7 Jahre :später 
12 Cubikfuss, In 7 Jahren hatten sie daher um 200 Procent mehr produ- 
eirt als früher in 53 Jahren, 


133 


‘In Mähren durchforstete ein Oberförster statt: im 30jährigen Alter das 
1.mal, bis zum 31. Jahre A.mal den Bestand und erlangte pr. Joch und Jahr 
56'/, Cubikfuss, oder 4 Klafter, ‘mithin gerade so viel aus der Zwischen- 
nutzung, wie eine Stimme in der Prager Zeitung behauptet hat, dass unsere 
Forsten lediglich 56 Cubicfuss oder 1 Klafter pr. Joch und Jahr geben könn- 
ten (Oesterreichs Central-Forst-Organ 1. Heft, Seite 13). 

Den merkwürdigsten Fall, wie schnell man nach neueren Principien 
Holz. erwerben kann, liefert mein „allgemeines Forst- und Jagd- 
Journal,“ IV. Jahrgang 1834 erstes Heft Seite 19, wo man binnen 10 
Jahren in einer Pflanzung vom Acer negundo pr. Joch und Jahr 5.1 Klaftern; 
in einer 8 Jahre alten Pflanzung von der Populus monilifera 8°/, Klaftern 
Durchschnittsertrag auf einem Boden erlangte, von dem eine Commission von 
Forstwirthen aus Wien erklärt hatte, dass dort kein Wald aufzubringen sei, 

Als einen sprechenden Beleg, auf welcher Stuffe wissenschaftlicher Bil- 
dung die Lehre der Holzerziehung noch steht, bietet uns die Birke, die 
wir Forstwirthe das Unkraut des Waldes nennen, und sie überall aushauen, 
während sie bei genauer wissenschaftlicher Untersuchung, sehr wahrscheinlich, 
von allen unseren ‚heimischen Holzarten die grösste Masse Kohlenstoff gibt.” 

Sie würde mein Grundprineip: „Kronenreichthum schafft Holz- 
 reichthum; Kronenarmuth gibt Holzarmuth,‘ in der Reformation 
geworfen haben, wenn ich sie nicht gründlich untersucht hätte. Indem ich 
- die Ehre habe, hier durch einige Rindenscheiben ihr Einsaugungs:ermögen dar- 
_ zustellen, habe ich beizufügen, dass ihr ganzer Körper bis zur aufgerissenen 
‚Rinde dieses Einsaugungsvermögen in einem hohen Grade besitzt, und habe 

es zu bedauern, dass ich meinen Vortrag nicht in einem Birkenbestande be- 
| schliessen kann, um auch auf ihre eigenthümlichen Blattorgane und merk- 
 würdige Kronenbildung aufmerksam zu machen. 
Die Birke ist das höchst wichtige Glied in der höheren Pflanzenwelt, 
E welche das bisher ungelöste Problem der Streu- und Fulternatzung in den 
= _ Waldungen, vollständig, zur Zufriedenheit beider Bodenproducenten, des Forst- 
17 "und Landwirths löst, worüber meine hier im Manuskript ersichtliehe „Boden- 
statistik fürForst- undLandwirthschaft“ genügende Belehrung gibt, 
# Bringt man bei dieser Darlegung den Zustand des englischen und belgi- 
- sehen Reichthums, und seine Grundursache, den billigeren Brennstoff 
8 in näheren Vergleich, so sieht man hier eine Gelegenheit, ohne Anlage- 
R und Betriebs- Capitale, einen weit bessern Brennstoff, sofort massen- 
haft erwerben zu können, wenn wir von dem Vorurtheile ablassen: 


us Der Forstwirth arbeite nur für eine künftige Generation. 
En ‘Nach der Schuabel’schen landw. Statistik macht unser jährliches Forst- 
_ einkommen, nach alllen niedrigen Preisen über 17 Millionen, | 


% vr “ 


134 


Bei den jelzigen Preisen mithin weit über. . 40 Mill. Gulden CMz. Dieses 
ist auf mindestens . . . . 00,420 -- zu steigern. 

Bei der Annahme, dass 10 hunter Nineralkohlen , einer Klafter Fichten- 
scheilthclz im Brennwerth gleich kommen, macht die jetzige Holzausbeute über 
26 Millionen Centner Mineralkohlen, sie lässt sich erbeben auf 78 Millionen 
Centner. Wo ist dann das Land, welches Böhmen bei besten Brennstoffen 
an materiellen Mitteln zum Reichthum überbietet? -- Wo ist das Land, welches 
dann seinen Gebirgsbewohnern mehr und lohnendere Arbeit, in einer dazu ge- 
sunden Luft, geben kann als Böhmen? — 

Dieses Einkommen ist zu erreichen: 

Durch bessere Steliung und besseres Einkommen des Forstpersonales. 

Durch die wissenschaftliche Fachbildung solcher jungen Männer, die ge- 

nugende Vorkenntnisse mitbringen nicht aber durchgefallene Studenten sind. ; 

e. Insbesondere durch praktische demonstrative Vorträge in den Waldun- 
gen, und zwar in allen Theilen des Landes, da die schlagende Thatsache 

vorliegt, dass ungeachtet zweier Staatsinstitute unser ganzes Etatswesen, j 
auch noch nicht um einen Cubikfuss ('/,, Klaftern) erhöht, vielmehr herab- 
gesetzt worden ist, und bis jetzt noch jedes Atom im Staate, für die Erhal- 
tung der Wirthschaftssysteme abgeht. 

Es sollten daher alle Gemeinden, Klöster ete, elc. durch die Zeitung auf- 
gefordert werden, in ihren Forsten formelle Waldpredigen mit demonstrativen 
Darstellungen halten zu lassen, zu welchen Jedermann Zutritt hätte, sonst 
* können alle wissenschaftlichen Bildungsmiltel wenig oder nichts fruchten, weil 
das Vorurtheil: Der Forstmann arbeite nur für die Zukunft, ge- j 
rade dort, bei den Herrn Waldbesitzern und Walduutznüssern viel zu tiefe 
Wurzeln geschlagen hat, welches nur durch Anschauung ausgerottet werden 
kann. Man wird endlich die Binde des Vorurtheils fallen lassen und begrei- 
fen, dass jener Waldbesitzer seiner Familie, wie den Nationalinteressen eben 
so sehr schadet, wie der Waldverwüster, weil er zu wenig schlägt, und alle 
diese vielen praktischen Demonstrationen werden dem ganzen Lande unendlich 
aufhelfen. 

Das letzte Mittel scheint zwar sonderbar, ist aber unstreitig das beste Mittel. 


=» 


Ueber fossile Zähne und Knochenstücke von Mammuth (Elephas primi- 
genius), welche bisher im Diluvium bei Brünn aufgefunden wurden. 
Von Dr. Melion. 

In den massexhaften Lehmlagern, welche die Brünner Bucht umgeben, 
hat man wiederholt Knochenstücke und Zähne von Mammuth aufgefunden. 
Der Lehm ist in bedeutender Mächtigkeit in den bei Brünn befindlichen Zie- 
gelstätten, sowohl nächst der Wienergasse und in der sogenannten Lehmstätte, 


- | | 135 


als auch bei den Ziegeleien im Hohlwege und nächst der Neugasse und Schwa- 
bengasse aufgeschlossen. Nicht weniger mächtig und weit ausgebreitet lagert 
der Lehm zwischen Husowitz und Königsfeld, und auf dem linken Zwittawaufer 
nächst Malomöfitz in den Schluchten am Fusse des Hadiberges. Mammuth- 
reste hat man jedoch bisher nur in den Ziegeleien nächst der Schwaben- 
gasse und Neugasse aufgefunden. Man kann annehmen, dass er in der Re- 
gel die Mächtigkeit von 2 Kleftern nicht weit überschreite nur hie und da 
ist seine Mächtigkeit grösser. Er ist von einem fruchtbaren humösen Mergel- 
boden bedeckt, und schliesst mitunter Mergelknollen ein, die theils mehr 
oder weniger verwittert, von kreideweisser Farbe und leicht zerreiblich sind, 
oder die Mergelknollen stecken darin als derbe, kompakte, kreideweisse, gelb- 
- lichweisse oder graue Stücke von der Grösse einer Nuss bis zur Grösse einer 
Faust und darüber. Das Liegende des Lehms bildet mehrentheils ein hori- 
zontal gelagertes Gerölle (Schotter), welches an einzelnen Stellen stärkere 
Bänke bildet, sonst aber ziemlich gleichmässig den Lehm unterlagert, 
Die Wogen mochten in der herrlichen Bai, in welcher jetzt die Lan- 
- deshauptstadt Mährens sich immer mehr ausbreitet, weniger 'stürmisch sich 
bewegt, und die Fluth, welche diese Lehmlager absetzte, lange Zeit gebraucht 
ir um die Vertiefungen an den Ufern der Bucht mit diesen Lehmmassen 


auszufüllen. 

Der erste Stosszahn, welchen man im J. 1796 aufgefunden hat, und der 
sich durch eine beträchliche Länge und Stärke auszeichnet, ist im Erauzens- 
museum der k. k. mähr. schl, Gesellschaft zu Brünn aufgestellt. 

‘ Zwei Mahlzähne vom Mammuth fand man in der dem Herrn Hofhanns 
gehörigen Ziegelstätte nächst der Neugasse im J. 1837. 

Sowohl der Stosszahn als beide Mahlzähne sind in den Mittheilungen der 
k. k. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur und Landes- 
ge 1839. Bd. IV. Nr. 50 von Hrn, Museumskustos A. Heinrich beschrieben. 


= y 
Mehrere Jahre später fand man wieder in derselben Ziegelstätte, in 


En. 
} 


Welcher die erwähnten 2 Mammulhszähne aufgefunden worden waren, ul- 
weit der Fundstelle dieser Mahlzähne einen Stosszahn, welcher unter der 
# persönlichen Leitung des Herrn Musenmskustos A. Heinrich mit aller Vor- und 
* Umsicht aus dem ihn umgebenden Lehme ausgestochen wurde, aber dessen- 
hi ungeachtet zerblätterte und desshalb als Gegenstück zu dem im J, 1796 auf- 
& 'fundenen Exemplare nicht aufgestellt werden konnte. Nichts ‘desto weni- 
ger sind seine Fragmente im Franzensmuseum aufbewahrt. 

Ein ziemlich gut conservirter Kuochen von elephas primigenius, der vor 
Jahren auf dem Territorium von Brünn ans Tageslicht gefördert 
g wurde, befindet sich zu Brünn in der Privatsammlung eines correspondirenden - 
Mitgliedes des Vereins Lotos, Ich hatte Gelegenheit das Knochenstück zu 


136 


sehen, und halte es nach seinen Dimensionen und dem Bau für den ‚Schen- | 
kelknochen eines kräftig entwickelten, urweltlichen Elephanten. Be 
Nebstdem wurde ein Unterkiefer mit mehreren Zähnen von Equus, pri- 
migenius und einige Mahlzähne von Mammuth gefunden, welehe durch den 
Besitzer der Ziegelei Herrn Hofhanns, in die Hände des Herrn Prof. Patek kamen. 
Der letzte Fund ereignete sich in der 2. Hälfte des Monats Mai 1852. 
In einer Tiefe von mehr als 2 Klaftern unter der Oberlläche stiess man auf 
ein Stück eines Stosszahnes und auf einen Mahlzahn. Die Arbeiter der Ziegelstätte 
wiederholt auf das Vorkommen dieser urweltlichen Thierreste aufmerksam gemacht, 
meldeten den Fund dem Eigenthümer dieser Ziegelstätte, welcher die fossilen Reste 
mit Vorsicht herausnehmen liess. Als ich von der stattgefundenen Ausgra- 
bung derselben Kunde erhielt, und mich an Ort und Stelle begab, erfuhr ich, 
dass die früheren Funde im J. 1837 und die vor etwa 10 Jahren gemachte 
Auffindung eines Stosszahnes in der geringen Entfernung nur einiger Schritte 
von der diesmaligen Fundstelle sich ereigneten, Der Stosszahn kam für die 
Brünner Realschule ebenfalls in die Hände des Hrn. Prof, Patek; er bildet ° 
das obere unvollkommene Bruchstück in einer Länge von 18 Zoll und hat ° 
eine dieser Länge entsprechende Stärke von etwa 3 Zoll. Ein dazu gehöri- 
ges kleineres Bruchstück von etwa 6 bis 8 Zoll befand sich noch im Besitze 
des Eigenthümers, Im besseren Zustande war der Mahlzahn, der neben den | 
Bruchstücken des Stosszahnes gelegen war. Die Kaufläche mit ihrer rauhen 
gefalteten Oberfläche war noch ganz gut erhalten. Im Vergleiche mit den 
früher hier aufgefundenen stand er hivsichtlich der Grösse und Schwere etwas 
zurück, Nichts desto weniger dürfte er ein und demselben Thiere angehört 
haben. Wenigstens sprechen für diese Annahme die Nähe der Fundstelle der i 
bisher hier aufgefundenen Mahlzähne und ihre ziemlich gleich gut erhaltenen 
Kauflächen, 
Die geognostischen Verhältnisse der Lokalität, wo man die erwähnten 
fossilen Reste fand, sind folgende: Das Lehmlager, aus welchem die Zähne 
genommen wurden, hat fast durchgehends eine Höhe von etwa 2 Klaftern, 
darüber liegt ein fruchtbarer humöser Mergelboden von etwa 4 Fuss Mäch- 
tigkeit, Das Liegende des Lehms bildet Schotter (ein Gerölle), der unter 
anderen Geschiebestücken auch Hornsteingeschiebe enthält. Hie und da durch- 
zieht den Schotter blauer Letlen. Fast unmittelbar auf dem Schotter lagen 
die Zähne, von denen ich noch einige kleine Fragmente fand. Die Fund- 
stätte derselben ist demnach das obere Diluvium. Daraus ergeben sich auch 
von selbst die Folgerungen Betreffs weiterer Funde anderer thierischer Ueberreste. 
Es 'steht zu erwarten, dass Hr, Prof. Patek, dem die ferneren Fund- 
stücke zugesichert wurden, demnächst einen ‚ausführlichen Bericht über . die- 
selben liefern wird, 


437 
At "> 0. Veber Ajuga genevensi — pyramidalis Knaf. 
sch Von W. Wolfner. 


- Herr D. Knaf, dem die vaterländische Flora schon so viele schöne Ent- 
‚deckungen verdankt, hat im April-Hefte dieser Zeitschrift eine detaillirte Aus- 
‚einandersetzung von Ajuga genevensis L. und A. pyramidalis L. gegeben und 

eine Bastardform beider, nämlich: Ajuga genevensi-pyramidalis unterschieden, 

deren vollständige Diagnose er auch daselbst mittheilt. — Ich erlaube mir 

mit Gegenwärligem auch meine Beobachtungen über die genannten ersten zwei 
Arten hier niederzulegen und nachzuweisen, dass Ajuga genevensi-pyramidalis 
Knaf nur eine Varietät von Ajuga genevensis sei. *) 

# Ich kam nämlich nach Vergleichung vieler Exemplare der A. geneven- 

‚sis und pyramidalis aus Böhmen, aus den Karpathen, aus Siebenbürgen und 

‚den schweizer Alpen zu dem Resultate, dass sich beide Arten nur 

-durch ein Merkmal constant unterscheiden. Bei A. geneven- 

sis b nehmen immer die Braeteen von Unten nach Oben an 

‘Grösse ab; bei A. pyramidalis L. sind sämmtliche Deckblätter 
“aller Wirbel von gleicher, die Blüthen überragender Länge. 

„Alle anderen von verschiedenen Schriftstellern aufgestellten Unterscheidungs- 

erkmale unterliegen einer stärkeren oder schwächeren Variabilität. — A. 
i: yramidalis-L. hat zwar in der Regel bedeutend grössere (länglich- eiför- 
"mige) und zahlreichere Wurzelblälter, eine düstere ins Graue spielende Farbe 
und mehr genäherte Wirbel; allein ich besitze ein ausgezeichnetes Exemplar _ 
dieser Art von Professor Tausch um Theising gesammelt, das eine licht- 
grüne Farbe an °/,’ hoch ist und dessen Wirtel circa ®/,“ von einander ent- 
ernt sind. Die Wurzelblätter sind selr gross und sämmtiiche Bracteen über- 
ragen die Blüthen gleich weit. Zwei andere Exemplare derselben Art, eines 
von mir auf den Karpalhen, das andere von. Herrn Dr. Knaf am Rauzen- 
berge 1846 gesammelt, haben das charakterische düstere Aussehen und die 
‚andern angeführten Merkmale; allein die Wurzelblätter sind bei weitem klei- 
er als bei der normalen Art und auch minder zahlreich. Ich unterscheide 
nit 2 Hauptvarietaten der Ajuga pyramidalis L. 

A. pyramidalis & latillora, Wurzelblätter sehr gross, Wirtel von ein- 
“ander entfernt. Synon. A. pyramidalis Tausch Herb. Nor. bohem. Nr. 1107. 
u 2... pyramidalis y coarctata, Wurzelblätter klein, Wirtel einander ge- 
Aokken, Synon. Ajuga pyramidalis Knaf, (Ausgegeben durch die Tauschanstalt 
we Herrn Opiz 1846 vom Rauzenberge Knaf. 

wWas A. genevensis L. betrifft, varirt diese Pflanze bekanntlich sehr stark. 
D ie Behaarung, die Entfernung der Wirtel von einander, die Grösse der Sten- 
olblätter, die Farbe. und Theilung der ‚Bracteen sind mannigfaltigen Verände- 


11 


138 


Ich abstrahire jedoch hier von diesen Formverschiedenheiten, die durch 
Localeinflüsse bedingt werden, und erwähne nur jener seltenen Varietät, die 
sich durch grosse Wurzelblätter auszeichnet und von welcher auch der geniale, 
nun verstorbene Nestor der deutschen Pflanzenkunde: Koch in seiner Syno- 
‚psis. Edit. II. spricht. Ich sammelte ein solches Exemplar im Jahre 1846 un- 
ter einem Felsenin Skalsko bei Prag mitten zwischen hunderten Exempla- 
ren von Genevensis L., die dort in nicht weniger als 6—8 Varietäten vor 
kamen. Durch Zufall kam mir nun die A. genevens.-pyramidalis, welche He 
.Dr. Knaf dem naturhistorischen Vereine „‚Lotos‘‘ einschickte, zu Gesicht, und 
siehe da! es war dieselbe Pflanze, welche ich in Skalsko gesammelt hatte, 
Mein Exemplar ist jedoch völlig ausgewachsen, die Wurzelblätter sind noch 


grösser und überhaupt die Pflanze schlanker als die in den Gipfelwirteln 
noch nicht aufgeblühte des Herrn Dr. Knaf. — Da nun in der Um- 
gebung von Prag ganz gewiss A. pyramidalis nicht vorkömmt, die Braete 
der vom Herrn Dr. Knaf eingeschickten authentischen A. genevensi-pyrami- 
dalis nicht in allen Wirteln gleichweise die Blüthen überragen, und schon Koch 
einer grosswurzelblätterigen Varietät der A. genevensis erwähnt, überdiess die 
robuste und niedere Gestalt der ganzen Pflanze nur davon herrührt, weil die 
Gipfelwirtel noch nicht entwickelt sind: erlaube ich mir das fragliche Exem- 
plar des Herrn Dr. Knaf als Ajuga genevensis var. Knafii zu be- 
zeichnen und sie jener Form anzureihen, die ich in meinem Herbarium als’ 
„elongata‘‘ bezeichne, — . 


Be 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


4. Vincenz Julius Edler von Krombholaz. 


“ Wenn gleich Prof. v. Krombholz wegen seiner unvergesslichen Lei- 
stungen als ärztlicher Praktiker Prags, als klinischer Lehrer und Schriftsteller, 
unter den böhmischen Aerzten einen der hervorragendsten Plätze einnimmt, 
und sich durch seine segenreichen Stiftungen ein nnvergängliches Denkmal in 
den Herzen unserer Universitäts-Jugend setzte, — so darf er doch, in An- 
betracht seiner naturhistorischen Schriften, auch in dieser kleinen Gallerie der 
böhmischen Naturforscher nicht fehlen. Wir müssen uns hier sehr kurz 
fassen; wer sich mit dem Leben und Wirken dieses hochverdienten ‘Mannes 
ausführlicher bekannt. machen will, den verweisen wir (mit Umgehung unseres 
kurzen Nekrologs in der Prager med, Vierteljahrschrift und Dr. J. Löschner's 
Nekroiog in Schmidt’s Oesterreichischen Blättern) auf die von Prof. B.Bolzano, 
verfasste Lebensschilderuug in den Abhandlungen der königl, böhm. Gesell- 
schaft der Wissenschaften, Neueste Folge, IV. Band. Prag 1847. PEN) 


aeiN 5, 
Rs 
& 

Ri: 


Be’); 139 


© Dr. Vincenz Julius Edler von Krombholz, k. k. Gubernial-Rath, 
Professor der höheren Anatomie und Physiologie, emerit. Reetor magnificus an 
der Prager Universität, Ehrenbürger von Prag, Mitglied mehrerer gelehrten 
Gesellschaften u. s. w. war am 18. December 1782 zu Politz, einem Städtchen 
des ehemaligen Leitmeritzer Kreises, geboren, unter 4 Kindern des dortigen 
-unbemittelten Schullehrers der zweite Sohn; doch hatte er, kaum 5 Jahre 
R alt, bereits im Jahre 1787 das Unglück, diesen seinen Vater durch einen 
 frühzeitigen Tod zu verlieren, worauf er binnen Kurzem im Nachfolger seines 
Vaters auch seinen Stiefvater erhielt. Unter den gleichzeitigen Mitschülern 
_ auf der Elementarschule seiner Vaterstadt hatte der gemüthvolie Vinzenz ins-- 
besondere mit Johann Eman. Pohl (dem nachmaligen bekannten reisenden 
- Naturforscher), Anton Renner (später Domherr in keilmeritz) und Joseph 
Hackel (dem verdienten Professor der Landwirthschaftskunde) einen Freund- 
schaftsbund geschlossen, an welchem die talentvollen Knaben in ihrer ferneren 
-Lebenssphäre treu bis zum Tode festhielten. Der junge Pohl hatte einen 
 Oheim, welcher gerade zu jener Zeit obrigkeitlicher Bıäuer in Politz war, 
und als Freund der Botanik in seinen freien Stunden Pflanzen, besonders arz- 
 neyliche, einzusammeln liebte, auch arme Kranke damit zuweilen betheilte ; 
auf diese botanischen Excursionen pflegte er seinen Neffen und den wissbe- 
- gierigen Lehrerssohn mitzunehmen, wodurch die Liebe zur Naturwissenschaft 
und selbst zur Heilkunst, in den jungen Gemüthern geweckt wurde, und so 
- vielleicht ihre fernere Lebensrichtung bestimmte. . 


un vs 


li 


Nachdem der auch musikalisch begabte junge Krombholz wegen Mangel 
an hinreichender Unterstützung von Seiten seiner Eltern — wie es früher bei 
den beiden hochverdienten Priestern der Humanität und Wissenschaft, Dr, 
) Joh. Theob. Held (s. meine Jubelschrift, Prag 1847 S. 3) und Dr, Jos. 
€. Hoser (s. dessen Rückblicke. Prag 1848 S. 30) der Fall war, — nach 
Prag geschickt wurde, um hier als ebenfalls Sing- oder Chorknabe unter dem rühm- 
- Jichbekannten Organisten Wenzl Praupner einige Jahre hindurch eine, wenn 
auch mit mannigfaltıgen Anstrengungen und Entbehrungen verbundene, zeit- 
ı® nötig gesicherte Subsistenz zu finden — war Krombholz, als von Vater- 
\ landsliebe begeisterte Jüngling dem Aufrufe des Erzherzogs Carl folgend, 
aus dem 1. philosophischen Jahrgange in die im J. 1800 errichtete böh- 
 mische Studentenlegion getreten. Nach deren Auflösung kehrte Krombholz 
zwar zu dem verlassenen Musensitze zurück, konnte aber — obwohl er das 
Talent und die entschiedenste ‚Neigung zu dem ‚höheren Studium der Heil- 
wissenschaft in sich fühlte — im J. 1803 pur die sog. niedere chirurgische 
Laufbahn wählen, um sich nebenbei seinen dürftigen Lebensunterhalt zu er- 
werben. Hier hatte ihn überdiess der Unfall getroffen, dass er im J. 1805 
von einem lebensgefährlichen Kriegstyphus ergriffen wurde, jedoch, in das 
t Spital der barmherzigen Brüder gebracht, unter der trefflichen Behandlung des 
 obenerwähnten menschenfreundlichen Spitalarztes Dr. Held und‘ unter der 
 sorgfältigsten Pflege von Seiten der Brüder, wieder glücklich genas. In Folge 
| verbesserter äusserer Verhältnisse gelang es ihm einige Zeit, sich dem höhern 
 medieinisch-chirurgischen Studium widmen zu können, und diess mit solcher 
Auszeichnung, dass ihm schon damals, freilich nur ausnahmsweise die Stelle 
des ‚Prosectors an der Prager medieinischen Facultät anvertraut ward, in 
welcher Anstellung sich Krombholz namentlich durch sehr gelungene al 
 tomische Präparate hervorthat. 


Da 


Pe 


140 { 
Nachdem Krombholz im Interesse weiterer Ausbildung noch mehrere 
ausländische Universitäten, nanıentlich Bamberg, Jena, Würzburg u. a. besucht) 


und dort den Doctorsgrad erlangt hatte, wurde er im März 1812 definitiv zum. 
Prosector ernannt, Bald darauf, im Jahre 1815, ward ihm die Lehrkanzel) 


der theoretischen Chirurgie zu Theil, welche er mit dem besten Erfolge be- 
kleidete, aber seinem Wunsche gemäss schon im J. 1820, als Nachfolger 
Nadherny’s mit jener der gerichtlichen Mediein und Staatsarzueikunde ver- . 
tauschte, Auf diesem so schwierigen Posten hatte Krombholz die reich-: ii 


lichste Gelegenheit, sein ungewöhnliches, die gesammte Natur- und Heilkunde 
umfassendes Wissen und die Schärfe seines Genies zu bewähren. Binnen! 
Kurzen schwang sich Krombh olz zum Vorbilde eines vollendeten Gerichts- 
arztes, wie des geschätztesten Praktikers in Prag empor und genoss von num 


an des vollsten allgemeinsten Vertrauens. Trotzdem , dass er von Amtsge- 


schäften und der ausgebreitetsten Praxis so sehr in Anspruch genommen war, 


unterliess er dennoch nicht, auch literärisch auf mehrfältige Art zw wirken! 


Er bewies thatsächlich, dass man als Lehrer und Praktiker viel, sehr viel be- 
schäftigt sein kann, und dennoch Zeit zu Studien und zu schriftstellerischen. 


Arbeiten erübrige, dass sich Praxis und Gelehrsamkeit keineswegs ausschliessen, 4 


-sondern mit einander recht gut vertragen; ja er setzte die schriftstellerische: 
Thätigkeit in noch grösserem Maasse fort, als er im Jahre 1827, nach Prof, 
Jokliözke’s Tode, abermals eine neue eben so wichtige Professur, nämlich 
die der medicinischen Klinik übernommen hatte, Nur zum innigen Bedauern 
seiner‘ zahlreichen klinischen Schüler verliess K. auch diese mit so vielem 
_ Ruhme bekleidete Lehrkanzel, indem er zu der nach Prof, v. Rottenberger 
eriedigten physiologischen überging. 

Im Herbste 1837, wo die fünfzehute Versammlung der deutschen Natur- 
forscher und Aerzte zu Prag abgehalten wurde, hatte K,, welcher sich im In- 
und Auslande als Gelehrter und Arzt des ehrenvollsten Rufes erfreute, die, 
Auszeichnung, an der Seite des berühmten Grafen Caspar v. Sternberg 
als zweiter Geschäftsführer der Versammlurg zu fungiren, und entledigte sich 
der damit mehrseilig verbundenen Geschäfte zur allgemeinen Zufriedenheit der 
zahlreichen Gäste. 


Doch nur kurze Zeit war es ihm gegönnt, seine bisher stets so feste 
Gesundheit zu geniessen, und sich jetzt, seinem Plane gemäss, grösseren lite-: 
rärischen Arbeiten zu widmen, zu welchen Prof, v. Krombholz durch die 
langjährige und reichhaltigste praktische Erfahrung so sehr berufen war; 
leider schon im December 1839 erlitt er einen heftigen apoplektischen Anfall. 


allmälig hatte er sich, insbesondere nach einem läugeren Aufenthalte in Italien 


wieder erholt nnd noch einmal —- doch leider nicht auf lange, wurde er dem: 
Lebrfache und der Stadtpraxis wieder gegeben. Ein zweiter Schlaganfall 
(24. December 1842) warf ihn neuerdings auf das Kran!senlager, welches er 
trotz allen Bemühungen seiner geschicktesten Collegen, trotz der sorgfältigsten 
und liebreichsten Pflege seiner Angehörigen und Freunde nicht wieder verliess, 
bis er nach langwierigen Leiden sein edles Leben beschlossen hatte, In der 


Nacht vom 1. auf den 2. November 1843, als die in seinem Krankenzimmer 
befindliche Tischuhr so eben die Mitternachtsstunde ausgeschlagen hatte, that 
der herrliche Mann den letzten seiner stets schwerer gewordenen Alhemzüg& 
und — war verschieden. — Der bei Gelegenheit des feierlichen ‚Leichen- | 
begängnisses stattgefundene Trauerzug, dem sich Tausende von Männern ;aller' 


“ii 


‚ Würden und Stände, ja viele Frauen und Kinder mit gerührten Herzen an- 
- schlossen, hatte nur zu sprechend die allgemeine Achtung und die tiefe schmerz- 
liche Theilnahme verratlien, welche die gesammte Einwohnerschaft Prags bei 
dem Hinscheiden dieses würdigsten Priesters Aesculaps fühlte, Noch lange, 
lange wird sein menschenfreundliches und gelehrtes Wirken gesegnet und 
geehrt werden! — 


Abgeschen von den übrigen chirurgischen, gerichtsärztlichen u. s. w. 
Schriften, welche in den obenerwähnten Nekrologen verzeichnet nachgelesen 
- werden können, wollen wir hier, dem Zwecke des „LOTOS‘‘ entsprechend, 

nurnoch. die naturhistorischen Werke Krombholz’s kurz anführen, 
Bereits im Jahre 1821 war von ihm ein „Conspectus Fungorum esculentorum 
# qui, per decursum anni 1820 Prage publice vendebantur“ im Druck erschienen. 
Durch eine Reihe von Jahren gab ferner Prof. v. Krombholz mit vielen 
_ Aufwande an Zeit und Mühe, selbst mit nieht unbedeutenden Geldopfern ein, 
% _ allgsmein unter Fachgelchrten als klassisch anerkanntes, mykologisches Werk 
unter dem Titel: Naturgetreue Abbildüngen und Beschreibungen der essbaren, 
schädlichen und verdächtigen Schwämme (1.— 8. Heft mit vielen Steintafeln in 
gr, Folio Prag 1831 —43) heraus, an welchem sich der, später so rühmlich 
$ bekannt gewordene Custos August Jos. Corda Arm meine Denkschrift 
es denselben in den Abhandlungen der kön, bölhm, Gesellschaft d. Wiss, 


tg VII.) wesentlich betheiligt halte. 
N 


144 


ra BT 


Noch müssen wir des, aus Anlass der Naturforscher-Versammlung her-. 
cken „fopographischen Taschenbuches von Prag, zunächst für Na- 
turforscher und Aerzte* erwähnen, welches an die damaligen Gäste als ein 
ga ganz entsprechen ler Führer und als Erinnerungszeichen an Prag unentgeltlich 
ertheilt wurde. Es versteht sich von selbst, dass Krombholz bei Verfassung 
dieses Buches von den hiesigen Gelehrten ‘mehrseitig unterstützt werden 
müsste, So sind namentlich die historischen Notizen über die Stadt und die 
Universität aus den Mittheilungen Palacky’s geschöpft, die geognostischen 
_ Verhältnisse der Gegend von Prag von Zippe geschildert, das grösstentheils 
nach Reichenbach geordnete Namenverzeichniss der phanerogamischen Flora 
 pragensis von Kosteletzky, sowie die Fauna pragensis d.i. die selteneren 
Insektenarten in der Umgebung Prags von Fieber zusammengestellt, während 
_ eine Uebersicht der Fische in der Moldau, welche in Prag zu Markte ge- 
bracht werden, wahrscheinlich vom verst. Prof. Johann Swatopl. Prest 
mitgetheilt worden ist.-— Endlich hat Prof. v. Krombholz auch die Her-. 
ausgabe des ämtlichen Berichtes über Jie fünfzehnte Versammlung der deut- 
N schen Naturforscher und Aerzte in Prag (Prag 1838) mitbesorgt, und mit » 
' einem sehr brauchbaren medieinisch-topographischen Grundriss versehen, 


ii BR (Wird fortgesetzt.) 


* „* Ein Schmetterling als Schmarotzerthier. In der entomologi- 
lb; Gesellschaft zu London ist am 1. September. 1851 eine Mittheilung 
‚aus Hongkong von Hrn. Bowring gelesen worden, die wohl mit Vorsicht auf- 
genommen werden muss, da sie wohl den ersten Parasiten aus der Klanem 
der Lepidoptern aufführt. 

0 Jene Mittheilung lautet: Kapilän Champion versichert mir, dass Ihre En- 
tomologen des Heimathlandes mir meinen Bericht über den Parasiten auf der 


Dr es 
 ;. 


142 

Fulgora (Laternenträger) nicht glauben werden. Indess zeigte ich gestern den 
1 Juni Herrn Harrington ein Thier, welches ich eben gezogen hatte. Die 
Motte war etwa 1 oder 2 Tage alt, und war ein schönes Männchen mit ge- 
kämmten Fühlern. Der Cocon mit baumwollähnlicher Oberfläche ist gut er- 
halten und soll sammi dem Thiere an die entomvlogische Gesellschaft einge- 
sendet werden. Die Existenz eines parasitischen Schmetterlings ist jedenfalls 
ganz neu; sollte sich diese Beobachtung bestättigen, so schlägt Herr New- 
man den Namen Fulgoraecia Bowringü vor. (The Zoologist). 


* „®* Balaenicepsrex Gould. ist vielleicht diemerkwürdigste Bereiche- 
rung der Zoologie, welche das vorige Jahr gebracht hat. Es ist ein storch- 
artiger Vogel, den Hr. Marshfield Parkyns Esq. aus dem Innern von Afrika 
mitgebracht. Er hat einen ganz anomalen Schnabel von ungeheurer Kraft, 
ähnlich dem der Cancroma; seine Statur gleicht der des Marabou. Der Vogel 
soll sich von jungen Krokodillen nähren. (The Zoologist.) 


* „ * Das Elenn wird in grosser Menge inden Thälern von San Joaquim 
und Sacramento in Kalifornien angetroffen; es sollen Heerden von 2000 vor- 
kommen. Derselbe Berichterstalter spricht auch von immensen Heerden wilder 
Pferde, welche die Californier als Abkömmlinge der von den ersten Nieder- 
‚ lassungen 1770 ins Land gebrachten Thiere betrachten. Dr. Ott. 


* „* Die in Deutschlands Gärten ausdauernden exotischen nnd in- 
ländischen Sträucher und Bäume belaufen sich nach Prof, Göppert über 400 
Arten; rechnet man dann die 1100 Spielarten derseihen, die von den Han- 
delsgärtnern angeführten 2000 Rosen und 5000 Obstsorten hinzu, so ergibt 
sich eine Anzahl von 9500 Sträuchern und Bäumen , die wir gegenwärtig in 
Deutschland im freien Lande cultiviren. (Bot. Wochenblatt). 


* „* Die bereits seit mehren Jahren mit dem Anbau des auf dem Hoch- 
lande von Peru, Quito und Bolivia einheimischen, zur Familie der Chenoph- 
dieen, zur 5. Klasse, 1. Ordnung Linne’s gehörenden Ullucus tube- 
rosus, Lozan, der als. Surrogat der Kartoffel empfohlen wurde, angestellten 
Versuche führten bisher zu keinem günstigen Resultate, da man bloss wall- 
nvss-, höchstens hünereigrosse Wurzelknollen erhielt. Die chemische Analyse 
dieser freilich unreifen Knollen ergab 86°/, Wasser, etwas Pflanzeneiweiss 
und gelben Farbstoff, aber nur 6!/, °/, Stärkmehl, während der Stärkmehl-- 
gehalt der Kartoffel 9—15°/, beträgt. Blätter und Stengel mit Salzwasser 
gekocht sollen. indess ein sehr gutes frühzeitiges Gemüse geben. — 

1 (Hamb. bot. Zig.) 


* „ * Das bedeutende Herbar des verstorbenen Prof. Koch in Erlangen, 
welches besonders wegen der Pflanzen der Flora Deutschlands und der 
Schweiz eine grosse Wichtigkeit erlangt hat, ist dermal durch Kauf in den 
Besitz des Hrn. Apotheker Weiss in Nürnberg gelangt, von dem wir dem- 
nach noch manche Aufklärungen über manche zweifelhafte Pflanzen zu er- 
warten haben werden. j 

Die Pflanzensammlung des verstorbenen Prof, Tausch wurde bei der 
abgehaltenen Versteigerung seines Nachlasses bereits vor einigen Jahren, nebst 
einer Masse von Doubletten auf Kosten der a. h. Regierung für den Prager 
botanischen Garten angekauft, wo wir gleichfalls vom k. k. Herre Prof. 
Kostelecky wanche Aufschlüsse über theils zweifelhafte, theils neue Pflan- 
zenarten hoffen können. Opiz 


E 


5. | 143 
Rn 

nk „* Das Grab-Denkmal des berühmten Gelehrten und Arztes, Adam 
 ZaluZansky von Zaluzan, der in seinem bereits im J. 1592 herausge- 
- gebenen Herbarium Grundsätze aussprach, auf welche Linne im J. 1735 sein 
 Sexualsysiem stützte, ist nun im böhmischen Nationalmuseum zu Prag zur 
Schau auigestellt worden. 


7 *,* Von de Candolle’s Prodromus ist endlich des 13ten Bandes 


>. Theil am 3ten Mai erschienen, der die Familie der Solaneen von Dunal 
- bearbeitet enthält, und 920 Arten aus der Gattung Solanum aufführt, während 
noch die übrigen von dieser alten Linnd&’schen Gattung gelrennten neuen 
‚Gattungen auch nicht artenarm genannt werden können, Mit diesen beinahe 
- unübersehbaren Massen, erscheinen unsere gewöhnlichen Sammlungen so er- 
_ bärmlich, dass wir vielleicht doch endlich einsehen werden, dass nur im Wege 
_ der Pflanzen-Tauschanstalten, wenn diese allgemein mit Eifer und Aufrichtigkeit 
‚unterstützt und benützt werden; es möglich werden kann, mit mässigen Aus- 
pP lagen und geringem Zeitaufwande sich dem Ziele möglichster Vollständig- 
keit in unseren Sammlungen zu nähern. - 

x 


* „ * In. Wien beschlossen mehrere Pflanzenfreunde ihre theils vor- 


/ räthigen, theils einzusammelnden Doubletten fortwährend im Tauschwege ab- 
zugeben. Ihre Pflanzen werden in gut gelrocknelen und instrucliven Exem- 
plaren, gegen ebenso beschalfene brauchbare Pflanzen stets im gleichen Aequi- 
& valente verabfolgt oder zugesendet werden, wobei auf den Etiketten nebst 
‚der richtigen Bestimmung, der Name des Autors, Standortes wie auclt der 
Name des Einsenders ausgedrückt sein sollen. 


0,5 Tauschf[reunde übernehmen keine weitere Verbind- 
_ lichkeit. 

4 Es erschien bereits ein beiläufg 650 Arten enihaltendes Doubletten- 
' Verzeichniss, welches von Zeit zu Zeit ergänzt werden wird, und worin ein 
_ jeder Tauschfreund seine Desideraten anmerken, und die ihm disponiblen Dou- 
 bletten vorläufig bekannt geben, oder sogleich seine Sendung an das „Wie- 
ner Tausch-Herbar“ (Alservorstadt Thurmgasse, Nr. 310, iten Stock, 
"u Händen des Hrn. Baron Jos v, Leithner) Khsoheken kann. In 
| letzterem Falle mag als Anhaltspunkt dienen, dass alle im Wiener Floren- 
gebiethe nicht vorkommenden Species in einer Anzahl von 20 — 50 Exem- 
F.  plaren tauschweise angenommen werden. Sendungen, welche den obigen 
Anforderungen nicht entsprechen sollten, werden den Einsendern zur Dispo- 
a sition gestellt. Die Porto- und Transportkosten übernimmt jeder Theil für sich, 


jr Literatur 


BR * „* Beiträge zur Flora der Cap Verdischen Inseln, von Ant. 
% Schmidt. Heidelberg 1852, 


Ge, Die neun bewohnten Inseln des Cap Verden, zwischen 14 — 18° nörd- 
er Breite, haben einen Flächenraum von 1223 Quadratmeilen, von denen 
a unbewohnt sind. Die Regenzeit fällt in die Monate August, September 


und October. Die günstigste Zeit zu botanischen Excursionen ist vom No- 
_ vember bis April, 


“ 
er 


144 


Der V, gibt zuerst über die geographischen ‚* klimatischen und Cultur= 
Verhältnisse der einzelnen Inseln ‘ausführliche Nachricht; hierauf ijolgen. ver- 
gleichende Uebersichten der vorkommenden Vegetabilien, so wie auch Anga- 
ben über mehrere Animalien, bevor er zur systematischen Aufzälllung DR ie 
Charakterisirung der Pflanzen übergeht. b; 


Die wichtigsten Nahrungspflanzen sind: Lablab vulgaris, Batatas edulis, 
Jatropha Manihot, Musa paradisiaca, Zea Mays, Carica Papaya, Oryza sativa, 
Citrus Aurantium, etc, 


Auf den Cap Verden sind 435 Arten Phanerogamen und kryptogamische 
Gefässpflanzen bekannt, von denen der V. selbst 302 Arten nämlich 229 Di- 
kotyledonen, 64 Monokotyledonen und 9 kryptogamische Gefässpflanzen ge- 
sammelt hat. 


Von den 435 Arten der Cap Verden hat Senegambien 177, Asien 139, 
Europa 92, und zwar ganz Deutschland 43, Südtirol 34 und Ritzbüchel allein — 
also‘ Alpenpflanzen -—— 15, Süd-Amerika 90, die Kanarien 85, Westindien 79, 
Abyssinien 76, Algier 56, Arabien 47, Aegypten 46, Nubien 41, Nord-Ame- 
rika 40, das Cap 38 und Australien 25, c 

Am reichlichsten sind folgende Familien vertreten: Die Papilionaceen 
mit 29, Gramineen 28, Compositen 28, Labiaten 11, Polypodiaceen 6, Tili- 
aceen 4 Arten. — Eigenthümlich sind 9 Arten. — Aus den Familien der 
Ranunculaceen, Violaceen, Geraniaceen, Rosaceen, Valerianeen Salicineen „ Co- 
niferen sind gar keine Repräsentanten vorhanden, die aber auf den Canari- 
schen Inseln alle vorkommen, unter andern 6 deutsche und 2 einheimi- 
sche Rosaceen. 

‚ Das seiner Anlage und seinem Inhalte nach sehr zu empfehlende Buch 
wird gewiss vielen Freunden der ausländischen Flora willkommen sein. 
Johann Bayer. 


* ,* Im „Casopis öeskeho Museum 1852 svaz, 1.“ findet sich S. 
98—115: „Nästin flory dalmatinske a seznam rostlin podle jmen prostona- 
rodnich, ktera lid slovansky po biehäch adriatickeho more uziva. Sdeluje 
Dr. Lambl,* welcher Aufsatz noch fortgesetzt werden wird, und ein gutes 
Bild der Vegetation Dalmatiens darbiethet, auch ia der Hinsicht für den Bo- 
taniker Interesse hat, dass er mit den Provinzialbenennungen der dortigen 
Pflanzen bekannt gemacht wird. S. 135—140 „Nove kviti od Fr, L. Cela- 
ko, vskeho“ „ welche uns 47 Pflanzen im pochschen Sinne gedeutet, bringen, 

Opiz. 


Bitte 


In meinem „Sezuam rostlin kveteny teske,“ 12; kamen alle Varietäten des 
Agropyrum firmum Seidl, nach A. elatum O0. Ich bitte daher dieses Ver- 
sehen dahin zu berichtigen, dass Agropyrum elatum O, nach A, firmum Berch- 
toldii °O. gefälligst gesetzt werden wolle, Opiz. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nicker]. 


Druck von Math. Jerzabek. 2 


5 


PRAG. 1852. 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 

1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für.den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 
versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 
dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 
werden, welche leiztere auch‘ Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
E berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 25. Juni. 


Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen worden war, machte 
r Bibliothekar folgende dem Vereine zugekommene Geschenke bekannt: 


„Beiträge zur Anatomie des zweibuckeligen Kameeles (Camelus bactrianus) 
on Prof. Dr, F. Müller und. Dr, C. Wedl, geschenkt von Hrn, Prof. Franz 
Müller. 

„Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Taenien“ von Prof, Dr. Röll in 
gr geschenkt vom Hrn, Verfasser. 


„Caroli a Linne species Plantarum. Editione enrante €. L, Wildeno w“ 
eschenkt von Hrn. P, M. Opia. 


Nach diesem Referate setzte Hr. Max. Dormitzer seine eyklischen 
# orträge über die niederen Thiere fort, und besprach diesmal die Protozoeu, 
tr Prof. Dr. August Reuss schloss die Sitzung mit einem Vortrage über 
e interessanten Umwandlungen, welche die Braunkohlen bei Zalesl unweit 
= und bei Prohoscht dureh den Durchbruch von basaltischen Gängen er- 
en haben, 


Versammlung am ?2. Juli. 
Der Verlesung des Protokolls folgte: die Mittheilung über nachstehende 
jeschenke : 

„Die Mineralien Tirols, nach ihrem eigenthümlichen Vorkommen in den ver- 
Schidenen Fundorten. Beschrieben von Leonhard Liebener, k. k. Ober- 

ektor, ünd Johann Vorhauser, k, k, TORE TRERDENI) „Innspruck 

18526; geschenkt von Herrn Liebener, .. 
2 


“3 


je, - 


146 


Programm des k.k. Obergymnasiums zu Böhmisch Leippa; geschenkt von 
Herrn Anton Schwarz. 


Nach dieser Mittheilung setzte Herr Dormitzer seine Vorträge fort, und 
sprach diesmal über Polypen und Quallen. % 
Nach diesem Vortrage wurden auf schriftlichen Antrag des Herrn P, M, 
Opiz die Herren: w 
Dr. Jechl und Johann Savel, Professoren der Theologie in Bud- 
weis, mittelst Ballotage einstimmig zu correspondirenden Mitgliedern gem ähie 


und mit diesen Wahlen die Sitzung geschlossen. 


Versammlung am 9. Juli. 


Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen worden war, verlas 
der Vorsitzende eine Zuschrift dito. 18. Juni 1852 Z, 13590 von der hohen 
k. k. Statthalterei, laut welcher dem Vereine abermals 4 Hefte des Jahrbu- 
ches der k. k. geologischen Reichsanstalt mit der Aufforderung übermittelt” 
. wurden, die allenfalls vorhandenen Duplikathefte dieses Werkes zurückzustellen, _ 
und die abgängigen Hefte von beiden Jahrgängen dieses Jahrbuches zugleich 
bekannt zu geben. 

Nach Angabe des Biblioihekars findet sich kein Duplikatheft vor, wohl 
aber fehlt das 1. Heft beider Jahrgänge. 

Ferner verlas der Vorsitzende ein Schreiben von Herrn Adolf Senno- 
ner, botanische und entomologische Tauschanträge betreffend, und übergab 
das beiliegende Doublettenverzeichniss den Custoden zur geeigneten Bekannt- 
gebung. 

Endlich ein Schreiben von Herrn Karl Feistmantel aus Neu-Joa- 
chimsthal enthaltend eine Anfrage bezüglich des Empfangs einer frühern Sen- 
dung an den Verein von mehreren Proben der in der Gegend on Böhmisch- 
Brod vorkommenden Kupfererze. Der betreffende Custos referirte, dass eine 
derartige Sendung dem Vereine nicht zugekommen sei, wohl aber neuerdings’ t 
für die Vereinssammlungen folgende Geschenke eingelaufen seien : ' 

Von Herrn Karl Feistmantel 17. Exemplare von Pflanzenresten aus 
der Steinkohlenformation zwischen Kornhaus und Hwezda. 

Von der P.T.k.k, geologischen Reichsanstalt durch die bohe 
k. k. Statthalterei: 

Jahrbuch der kaiserlich königlichen geologischen Reichsanstalt, 

I. Jahrgang, 2., 3. und 4, Heft. 
II. Jahrgang 4. Heft, 
Von Herrn Appellationsrath Dr. Ferd. Schmidt: 
„Montanistische Geschäftskarte von Böhmen, Mähren und österreichisch Schle= 
sien, nach der neuen Organisirung der Berggerichte und Bergbehörden mit 


Pr 


e 


P 147 


Rücksicht auf die neue politische und gerichtliche Eintheilung der vorgenann- 
ten Kronländer“ ; bearbeitet von Dr. Ferd. Schmidt, 
Schliesslich wurde eine Zuschrift von Herrn P. M. Opiz vorgelesen, in 
welcher er auf die Nothwendigkeit der Zusammenstellung eines botanischen 
Comites zur genauen Revision der bereits alphabetisch geordneten botanischen 
Sammlung des Vereins aufmerksam macht; und bemerkt, dass bei nur flüchti- 
gem Uiberblicke der sämmtlichen Arten aus den buchstaben A sich zwei Nach- 
träge zur Flora bo@mica vorgefunden haben, nemlich Achillea linearis De C. — 
- Ptarmica vulgaris y linearis Opiz, vom Fräulein Fritsch und Herrn Med. Dr. 
j Lorinser, und eine der Achillea selacea W, et Kit. nahestehende schöne Art 
aus der Umgegend von Rostok von der Frau Unschuld gesammelt, die er 
Achillea Unschuldiana zu nennen gesonnen sei; nur wäre die Frau Geberin zu 
ersuchen, dermal dieser Pflanze ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, und sie 
- noch wo möglich in Mehrzahl einzusenden, 


Versammlung am 16. Juli. 


Der Verlesung des Protokolls folgte die Mittheilung der eingegangenen 
- Geschenke für die Bibliothek, und zwar: 
2 Von Herrn Sektionsrath Wilhelm Haidinger: . 
a) „Uiber den gegenwärtigen Zustand des Museums der geologischen Reichs- 
anstalt“ von F. von Hauer. - 
[ b) „Der Goldbergbau von Köröspatak in Siebenbürgen.* Von Franz 
E von Hauer. Mit einer Karte. 
; c) „Allgemeine Uibersicht der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt.“ Begonnen mit dem Berichte über das Jahr 1850. 


® Ferner: 
T _ „Briefe über allgemeine Naturkunde an Gebildete“* von Emil Porth, 1. 


u. 1852; geschenkt vom Verfasser. 


Hierauf wurden drei Schreiben von den Herrn Prof, Friedrich Haz- 
 slinszky zu Eperies, Prof. A. Massalongo und Grafen Eduard deBetta 
aus Verona vorgelesen, welche sämmtlich den Dank für die Ernennung zu 

Mitgliedern enthielten. 
13 Schliesslich wurden nachstehende Beschlüsse gefasst : 

Was die betreffende Revision der botanischen Sammlungen anbelangt, sind 

‚alle sich mit Botanik beschäftigenden Mitglieder um freundliche Theilnahme bei 
_ derselben anzugehen. 

Bezüglich der bevorstehenden Ferien seien mit der heutigen Sitzung die or- 
dentlichen Versammlungen des Vereines zu schliessen; die nächste ordentliche 
"Sitzung habe am 15. Oktober staltzufinden ; jedoch sei jeden Freitag das Locale 
um die gewöhnliche. 7. Abendstunde olfen zu halten, 

N 12* 


148 
Nach diesen Beschlüssen wurden auf Vorschlag des Herrn Porth die 

Herren Med. Dr. Theodor Schröder in Löbau in Sachsen und Franz‘ 

Josst, -gräflich Thun’scher Hofgärtner in Tetschen einstimmig zu 


vorrespondirenden Mitgliedern gewählt, mit welchen Wahlen die Sitzung ‚ge-. 
schlossen wurde, 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das System der Gompositen. 
Von Prof. Fried. Ignaz Tausch. 
(Aus dessen hinterlassener Handschrift mitgetheilt von P. M, Opiz.) 
(Fortsetzung.) 

Subord. II, Cynarocephalae. Bilden einen einzigen Tribus und zwar: 

Trib, VI. Cynaraceae, Der Charakter ist derselbe, wie bei der Subor- 
do Cynarocephalae angegeben ist. Müsste nach Linne allein Syngenesia Fru- 
stranea heissen. 

Hier trifft die Natur Vorkehrungen zum Uebergang in die folgenden Tri- 
bus, und zeigt durch die Iervorbringung eines zweifachen, aber unfruchtbaren 
Strahles, nämlich des Alippigen oder zungenförmigen, und des 2lippigen,' dass 
sie von nun an mit diesem zweifachen Strahle zu thun habe, Sie erscheint 
hier in der Entwickelung dsr Formen nicht so mannigfaltig, aber wieder desto 
mannigfaltiger in der Entwickelung der Blummenhüllen, die oft entzückend 
schön sind. Die knotige Einlenkung der immer mehr oder weniger ver- 
wachsenen Narben in den Griffel, wodurch die Natur nur diesen Tribus vor 
allen übrigen herausheben, und gleichsam in das centrum stellen wollte, hat 
die Botaniker fälschlich verleitet, auch die Charaktere der übrigen Tribus in 
den Narben allein zu suchen; und gesetzt, dass diess bei der unendlichen Man-_ 
nigfaltigkeit der Natur, wirklich gegeben und möglich wäre, zu was sollte. 
man sich plagen und mit Mikroskopen Haare heraussuchen, wenn man dassel- 
be mit freien Augen, oder wenigstens nur sehr schwacher Beihülfe leichter 
und sicherer herausfinden kann? Die einzelnen Subtribus stellt die Natur hier 
wieder in einem Kreise als vollendet dar. Für diese Rangordnung ist mein 
Schema Cynaraceae N. A. anzuwenden. 

- Subordo Il, Labiatiflorae, Zerfallen in 5 Tribus als: 2 

“Trib. VI, Barnadesiaceae. Alle Blumen sind Scheibenblumen, und 
6, und fruchtbar, sehr selten ganz getrennten Geschlechtes, entweder aus gleich” 
gestalteten, mehr oder weniger snregelmässig röhrigen, oder 2-Äippigen, 
welche letzteren ganz deutlich nur bei 1-—bis höchstens 5—blüthiger 
Scheibe vorkommen, (und daher zu den scheibenartigen Strahlblumen nicht 
gerechnet werden können Nassaniese), oder aus ungleich gestalteten Blümchen 


” 


2 


e m 


zusammengesetzt, und zwar slelen im Mittelpunkte manchmal regelmässige, 
} ‘oder mehr und weniger unregelmässige röhrige 5—theilige Blümchen, am Rande 
aber mehr und weniger deutliche 2—Jlippige Blümchen, ‘aber gewöhnlich in 

‘mehrfacher Reihe, und bilden nie einen deutlichen abgesonderten, und verlän- 

gerten Strahl. Die Narben sind deutlich abgesondert, und nicht knotig einge- 

lenkt, Die Staubbenuteleylinder sind hart und am Grunde geschwänzt. Der 
- Blumenboden ist nackt. Die Achenen mit haariger oder federiger oder bor- 
stiger Haarkrone. Müsste nach Linne Syngenesia aequalis semilabiata heissen, 
Hier füngt die Natur an die lippigen Blumen auszubilden, und macht den 
Versuch damit schon in der Scheibenblume, gelingt aber noch unvollständig, 
_ und am sichtbarsten bei den wenig blüthigen, 1—5blüthigen Scheiben. Hier 
ist gleichsam eine Nachbildung der Baccharoideae, ober ohne Trennung des 

Geschlechtes. 

" " Trib. VIN. Leriaceae, Alle Blumen sind Strahlblumen. Die Blümchen 
_ der Scheibe sind unregelmässig, röhrig 5—theilig, oder 2—-lippig 9, und un- 
- fruchtbar, die des Strahles sind strahlenartig ausgebildet, 2—-lippig oder 1—Iip- 
- pig P, und fruchtbar. Die Narben deutlich gesondert, und nicht knotig ein- 
gelenkt, die der 9 oft verkürzt und knotig. Die Staubbeutel geschwänzt. Die 
I Achenen mit haariger Haarkrone. Müsste nach Linn Syngenesia necessaria 
 2—labiata heissen. 

Be Hier bildet die Natur gleichsam auf Kosten der Scheibe, die unfruchtbar 
x 
5 
\ 


- wird, den fruchtbaren 2 Strahl aus, wie es gerade auch bei den 'Calendula- 

ceen der Fall war. 

Trib. IX. Mutisiaceae. Alle Blumen sind Strallblumen. Die Blüm- 
nz chen der Scheibe sind unregelmässig röhrig, und 5theilig, oder mehr und we- 
F? niger regelmässig 2—lippig $, und fruchtbar, die des Strahles sind deutlich 
ausgebildet 2—lippig, seltener 1—Jlippig ?, und fruchtbar mit schon oft an- 
hängenden kastrirten Staubbeuteln, selten sind sie auch unfruchtbar, Die Nar- 
ben deutlich gesondert, und nicht knotig eingelenkt, Die Staubbeutelcylinder 
sind hornartig, hart, und meistens geschwänzt. Die Achenen mit haariger, 
oder federiger Haarkrone, Der Blumenboden ohne Spreublätter. Müsste nach 

Lime Syngenesia superflua 2—labiata heissen. 

Hier setzt die Natur dem im vorigen Tribus ausgebildeten @ Strahle noch 
eine fruchtbare $ Scheibe hinzu, und wiederhohlt die Bildung der Asteroideae. 
Durch das Anhängen der kastrirten Staubbeutel an die 9 Strahlblumen will 

DR die Natur zeigen, wie nahe sie schon daran ist, den Strahl wirklich $ 
Ep machen, was erst bei a folgenden Tribus vollkommen zü Stande ge- 
. bracht wird. 
= OU Trib. X. Trixidoideae. Die Scheibe verschmilzt mit dem Strahle, beide 
Benin aus 2—Jippigen S fruchtbaren Blümchen, und es entstehen 2 —lippi- 
ge scheibenartige Strahlblumen, wovon die Blümchen am Rande der Scheibe 


ME: * 


NR 


150 
die längsten sind, und die nach innen folgenden stufenweise immer kürzer, ® 
und kürzer werden. Die Narben sind deutlich getrennt, und nicht knotig ein- y 
gelenkt. Der Fruchtboden nackt, oder mit Spreublättern versehen. Die Ache- j 
nen mit haariger oder fedriger Haarkrone, selten nackt, Müsste nach Linne 
Syngenesia aequalis 2 —labiata heissen. j 

Hier hat die Natur ihren Hauptzweck schon erreicht, und die Blümchen 
der Scheibe und des Strahles zu einer zweiten Homogenität gebracht, indem 
sie den Strahl mit der Scheibe gleich $ und fruchtbar verschmolzen, und beide 
auf einen gleichen Rang geführt hat, in den folgenden und letzten Tribus wird 
dasselbe wiederhohlt, aber nur mit der f—-lippigen oder zungenförmigen Blu- 
menkrone. Ich muss hier bemerken, dass ich von den 4 hier eben aufge- 
führten Tribus der Labiatiflorae kaum 10 Gattungen selbst gesehen habe, und 
dass daher die Aufstellung meiner Subtribus rein nur als Studium aus Herrn 
De Condolles prodromus hervorgingen, und dass sie daher noch grossen Ver- 
änderungen unterliegen können, 

Trib. Xl. Cichoraceae. Die Blümchen der Scheibe und des Strahles ‘ 
sind 1—lippig, oder zungenförmig 3, und fruchtbar, und bilden zungenförmige 
seheibenartige Strahlblumen. Die Blümchen nehmen von dem Strahle gegen 
das centrum hin stufenweise an Länge ab, so dass sie dachartig über ein- 
ander liegen. Die Narben sind deutlich gespalten, die Achenen mit haariger, 
federiger, oder spreuartiger Haarkrone, selten olıne Haarkrone, oder mit den 
Hüllblättern verwachsen. Oefters sind die Achenen des Strahles von denen 
der Scheibe in der Form, oder wenigstens in der Haarkrone verschieden, wo- 
durch die Natur nur andeuten will, dass sie auch hier die Blume aus der 
Scheibe und dem Strahle zusammengesetzt habe. Der Blumenboden nackt, oder 
mit Spreublättern besetzt. Milchsaftig. Müsste nach Linn& Syngenesia aequa- 
lis ligulata heissen. 

Bei dieser Darstellung oder Methode scheint es auch möglich zu sein, 
dass man die Eupatoriaceae auf die Cinaraceae folgen lassen kann, wie das bei- 
gegebene Schema Cynaracea N. B. beweiset, und in diesem Falle würden die 
Eupatoriacese gerade das Centrum des ganzen Cyclus einnehmen, und die Er- 
klärung wäre folgende: Der bei den Helianthoideen nur zur Hälfte fruchtbare 
Strahl, wird bei den Cynaraceen ganz unfruchtbar und geschlechtslos, bei 
den darauf folgenden Eupatoriaceen verschwindet er ganz, und bei den darauf 
folgenden Barnadesiaceen wird die röhrige Scheibe in eine unregelmässige, 
mehr oder weniger lippenartige verwandelt. In diesem Falle müsste man aber 
die Ordnung nur in 2 Unterordnungen, nämlich Tubuliflorae (Corymbiferae et 
Cynarocephalae Iuss.) und Labiatiflorae (Labiatiflorae et Liguliflorae Cd.) tren- 
nen. Das merkwürdigste dabei ist, dass in dem gegebenen Falle die Eupa- 
toriaceae gerade in das Centrum des Cyclus zu stehen kommen, von wo sie 


I 


E 


| 151 
die Natur gleichsam auf halbem Wege in die Cichoraceae hinüberführt, wozu 
sie bei der zweiten Methode den ganzen Cyclus bedarf. 

Die 2. Methode die Compositen zu erklären, deren ich im Eingange er- 
wähnte, ist die, wenn man die eine vollkommen entwickelte Hauptform, z. B. 
die Röhrenform, also die Eupatoriaceae zu Grunde legt, und sie bis auf die 
2. Hauptform: die Lippen: oder Zungenform Cichoraceae hinüberführt. Da die 
von mir entwickelten Tribus vollkommen abgeschlossene Kreise bilden, so kön- 
nen sie keine Veränderungen erleiden, und nur in einer anderen Folge auf- 
geführt, und die Erklärung etwas abgeändert werden. In diesem Falle folgt: 

Subord. I. Trib. I. Eupatoriaceae. Hier ist Entwickelung der 


- vollkommenen Röhrenform, alle Typen der Compositaeen sind darin enthalten. 


Mein Schema Eupatoriacea muss für diesen Fall umgekehrt werden, so wie 


auch das folgende der Baccharoideae. 


Trib. I. Baccharoideae. Hier versucht die Natur durch Trennung 
des Geschlechtes und auf Kosten der Scheibe, die dadurch unfruchtbar wird, 
den Blumenstrahl zu erzeugen, gelingt ihr aber nur unvollständig, indem die 
Strahlblumen unansehnlich und kurz bleiben, und sich von der Scheibe nicht 
unterscheiden. 

Trib. II, Calendulaceae. Hier erzeugt sie vollkommen den 9 frucht- 


baren Strahl, aber noch immer auf Kosten der Scheibe, die unfruchtbar bleibt. 


Trib. IV. Asteroideae: Hier setzt die Natur dem fruchtbaren 2 
Strahle noch eine fruchtbare 9 Scheibe zu, und erhebt dadurch die Sch.ibe 
und den Strahl in einen gleichen Rang von Fruchtbarkeit. 

Trib. V. Helianthoideae. Hier benimmt die Natur wieder dem 
Strahle gleichsam auf die Hälfte herab seine Fruchtbarkeit, erzeugt aber dafür 
die prachtvollsten Radien. 

Subord. II. Trib. VI. Cynaraceae. Hier wird dem Strahle die Frucht- 


barkeit ganz benommen, er erscheint aber 1— und 2—-JIippig, und zeigt, 


dass es sich in der Folge um die beiden Formen handeln wird. Der Strahl 


erscheint auch nur selten, und dafür hat die Natur die Blumenhülle um so aus- 
 gezeichneter ausgebildet. Für diesen Fall ist mein Schema Cynaraceae N, B. 


anzuwenden. 

Subord. II. Trib. VII, Barnadesiaceae. Hier verschwindet der 
Strahl ganz, und es werden dafür unregelmässige oder lippenförmige Schei- 
benblumen ausgebildet. 

Trib. VII. Leriaceae. Hier wird wieder ein ® lippiger Strahl auf 


|’ Kosten der Scheibe, die unfruchtbar wird, fruchtbar ausgebildet, wie bei den 


Calendulaceen. 
fe - ” ’ 


Trib. IX. Mutisiaceae. Hier wird dem fruchtbaren lippigen Strahle 
wieder eine fruchtbare Scheibe zugesetzt, wie bei den Asteroideen. 
Trib. X. Trixidoideae, Hier wird der 2 fruchtbare Strahl in einen 


152 


$ fruchtbaren ‚verwandelt, und der Strahl verschmilzt mit der ö fruchtbaren 
Scheibe. Die Blümchen sind 2—-Jippie. Wr 

Trib. XI. Cichoraceae. Dasselbe wie im vorigen Tribus, nur sind 
die Blümchen 1—Jippig, oder zungenförmig. i 

Legt man die vollendete Lippenform zu Grunde, so gehen die Tribus in 
derselben Ordnung zurück, wie sie bei zu Grunde gelegter Röhrenform auf 
einander folgten, als: 

Subord. I. Trib. I Cichoraceae. Stellt die vollendete Lippenform, 
und zwar die 1- lippige oder zungenförmige vor, bei der der Strahl mit der 
Scheibe verschmolzen und gleich $ und fruchtbar ist. Für diesen Fall muss 
mein Schema Cichoraceae umgekehrt werden, so wie die der Trixidoideae, der 
Bacharoideae und Eupatoriaceae. 

Trib, D. Trixidoideae. Ist Wiederhohlung des vorigen, nur mit - 
der 2—Jlippisen Blumenform. 

- Trib. IH. Mutisiaceae, Hier werden durch Abnahme die .S Blumen 
des Q—lippigen Strahles in blosse fruchtbare Q verwandelt, während..die 9 
Scheibe fruchtbar bleibt. 

Trib. IV. Leriaceae, Hier geht die Natur noch mehr zurück, be- 
nimmt der J Scheibe die Fruchbarkeit, und bloss die 2 Blumen des lippigen 
Strahles bleiben fruchtbar. 

Trib. V. Barnadesiaceae, Hier verschwindet der. Strahl ganz, aber 
dafür wird die 9 Scheibe wieder fruchtbar. 

(Fortsetzung folgt.) 


Eindrücke einer Reise nach Dalmatien im April 1852. 
Von Max, Dormilzer. 

Rasch unternommen und in sehr kurzer Zeit ausgeführt, konnte die Reise. 
nur flüchtige Eindrücke liefern, und nur solche vermag ich den werthen Lesern 
dieser Zeitschrift anzubieten. Ich will, was ich sah, treu berichten ; möge 
dieser Aufsatz das Interesse meiner Leser eben so befriedigen, wie jene Fahrt 
von 14 Tagen mir lehrreich und anregend war. Ich machte sie in Begleitung. 
des Dr. O0. Schmidt aus Jena, und. wenn auch unsere Zwecke nicht ganz 
gleich waren, indem er daselbst vorzüglich Anatomie und Mikroskopie trieb, 
während ich mich mehr mit dem Sammeln der Thiere beschäftigte ; so fehlte 


doch die Uebereinstimmung im Ganzen nicht, jeder fühlte sich durch den an- % 
dern angeregt, und 80 konnte denn das Resultat der Reise selbst nur Bi 
erfreuliches sein. } 

Wir verliessen Triest, das uns verhältnissmässig nur wenig Rn hatte, 
am 5. April mit dem Dampiboot Dalmata. Die Reise selbst ist ganz unbe-, 


deutend,, da die Route fast immer zwischen Inseln dahinführt, und a 


u 158 


‚an einigen wenigen. Stellen das offene Meer zu sehen bekömmt.‘ An den 
 kahlen, felsigen Küsten gleitet das Schiff so ruhig dahin, als wäre es ein 
See oder ein still dahinfliessender Strom, auf dem man sich befindet, und 
nur das prachtvolle Lazurblau des Wassers zeigt, dass man wirklich vom 
Meere getragen wird. Das ist aber auch fast das einzige Schöne, das jene 
‚Gegenden darbieten, denn die Scenerie der Küste ist höchst monoton und 
langweilig. Sie ist fast durchgehends von Felsen gebildet, die mehr oder 
- minder kahl aus dem Wasser aufsteigen; aber diese Felsen sind nicht steil 
‚und malerisch, es sind einfach abgerundete Kuppen, alle wie nach einer Form 
- gemacht, olıne Abwechslung, olıne Ruhepunkte für das ermüdete Auge. Diese 
Felsen sind nur sehr spärlich bewachsen, nur hin und wieder erblickt man 
- Spuren von Cultur, vorzüglich Olivenbäume, deren graugrünes Laub jedoch 
zur Belebung der Scene nichts beiträgt, Man kann oft mehrere Meilen zurück- 
legen, ohne auch nur ein Haus zu sehen; öfters auch sieht man die Ruinen 


- verlassener Häuser, als Zeichen, dass einst Menschen da gewesen, Eben so 
 trostlos zeigen sich die vielen Steinwälle, die ehemals die Grenzen der Ge- 
meindewälder bezeichneten; diese, durch kein Gesetz geschützt, wurden ab- 
gehauen und vernichtet, die Steinwälle blieben steheu, als stumme Zeugen 
Fi menschlicher Kurzsichtigkeit. Aber hier, wie überall, wo mau den Vertilgungs- 
krieg gegen die Wälder führte, rächte sieh bald auch die Natur, Jeder Regen 
führt einen Theil der in den Felsenspalten noch ‚sich befindenden Erde weg, 
| und so kömmt es, dass man jetzt kaum mehr einen Baum, nur Sträucher und 
4 niedrige Kräuter als wild wachsend bezeichnen kann. Doch gilt dieses nur 
von der Strecke, die ich selbst salı, nämlich bis ungefähr zum 43. Breiten- 
grad, die südlichen Theile sollen etwas besser ausschen, da sich daselbst 
noch Wälder, vorzüglich von Pinus maritima zeigen. 
„Die geognostische Bildung ist sehr gleichförmig. Den grössten Theil der 
Küste hindurch zieht sich ein eocaener Kalk, der im Aeusseren, wie in den 
Lagerungsverhältnissen ganz dem Kalke des Karstes bei Triest entspricht, Er 
, so viel ich sah, nicht reich an Versteinerungen, nur auf Lesina ist eim - 
| iger von fossilen Fischen entdeckt worden, die ausgezeichnet schön erhalten, 
es Die ersten Exemplare sah ich im k. k. Hofnaturalien-Cabinet in Wien 
bei Herrn Custos Heckel, der sie sämmtlich für neu erklärte. Ich fand 
apeh bei dem Podestä der Stadt Lesina Herrn Botteri einige Stücke, aber 
sie sind im Ganzen sehr selten, und ich konnte keines davon erhalten, Ferner 
het man bei Sebenico ein Lager von Braunkohle entdeckt, das sehr reich sein 
ol. Leider lag es zu fern von der Stadt, als dass ich bei meinem nur 
. Aufenthalt in Sebenico es hätte besuchen können. Unter dieser 
tertiären Ablagerung, die an vielen Stellen ausgezeichnet gewundene und ver- 
 worfene Schichtung zeigt, tritt an wenigen Stellen auch die Kreide hervor, 
und zwar sind es Hippuritenkalke, die hier sich vorzüglich entwickelt zeigen 


N 


154 


Auf der Insel Lesina findet sich eine Ablagerung, die sehr an die Gosau- a 
Schichten in Ober-Oesterreich erinnert. In einem grauen, zerreiblichen Mergel 
finden sich daselbst eine Unzahl von Versteinerungen, vorzüglich Korallen 
(Anthozoen), aber so schlecht erhalten, dass ich unter den vielen Exemplaren 
kein einziges bestimmbares sah. Sie sind abgerollt und abgerieben, häufig 
auch überzieht sie ein graues, mergelartiges Concrement, das aber im Wasser 
nicht löslich ist. So sah ich auch beim Herrn Kirchberg, k. k. Platz- 
hauptmann in Zara, sehr schöne Hippuritenfragmente aus der Umgegend der 


Hauptstadt, deren Habitus jedoch mehr auf die Hippuriten-Schichten von Süd- 


Tirol und Ober-Italien hinweist, Aber auch in Zara konnte ich nur über 
Nacht verweilen, und habe darum nichts Genaueres mitzutheilen. Auch von 
Mineralien habe ich nichts Bemerkenswerthes gesehen ; die Gebirge Dalmatiens 
mögen wohl manches in ihrem Schoosse bergen, das der Beachtung und Aus- 
beutung würdig wäre; aber viel zu wenig untersucht und gekannt ist die - 
lange Kette, welche von Croatiens Grenzen bis gegen Montenegro und die 
Herzegowina hin längs der Küste des adriatischen Meeres sich erstreckt. 

Bei Weiten: interessanter ist jedoch die organische Schöpfung. Wie 
natürlich bindet sich dieselbe an die Beschaffenheit des Bodens, und darum 
ist auch der Charakter vorherrschend, der die Flora und Fauna eines Felsen- 
landes bezeichnet. In den vielen Baien und Buchten der Küste finden sich eine un- 
gemeine Menge von Algen; Ja zeigen sich die zierlichen Ceramien, Echino- 
ceren (z. B. Echinoceras Hystrix Kütz, E. pellucidum Kütz), Griffitisien (z. B. 
G. irregularis Ag.,) Dasyen, Callithamnien, Aglaophylien, Bangien, Hormoce- 
ren und so viele andere, die durch ihre Menge und Fülle wahre unterseeische 
Wiesen bilden. Dazwischen wächst die wunderliche Dietyomenia volubilis Gr. 
mit ihrem schraubenförmig gewundenen Laube, da schwimmt Codium Bursa 
Ag. einer grünen Sammtkugel ähnlich, da sprossen die Corallinen, kleine Feigen- 
disteln darstellend auf und zwischen den andern Algen. Ausgezeichnete Samm- 
lungen in diesem Fache sah ich besonders bei dem H: Botteri, Podestä in 
Lesina , und Herrn Kirchberg, k. k. Platzhauptmann in Zara. An Flechten 
scheint Dalmatien trotz der günstigen Bodenverhältnisse nicht viel zu be- 
sitzen, da die Atmosphäre zu trocken ist. Dasselbe ist der Fall mit den Pil- 
zen, Moosen und Farren. Doch interessirte mich unter den letzten vorzüglich 
eine subtropische Form, Cheilanthes odora De. C. Ausserdem finden sich die 
südlichen Gymnogramme Ceterach L., und Adianthum Capillus Veneris L. an 
feuchten schattigen Orten in den Felsenritzen. 

Reicher und dem nordischen Botaniker besonders interessant ist die Pha- 
nerogamenwelt, vorzüglich der Inseln. Am Festlande, wo dieselben oder ähn- 
liche Pflanzen sich finden, ist die Physiognomie doch nicht so abweichend 
von der mitteleuropäischen Flora, sei es nun dass die Cuitur, die besonders 
in der Nähe der Städte sich immer bemerklich macht, die Eigenthümtlichkeit ver- 


e 


155 


_ wischt hat, oder dass das mildere Inselclima die Vegetation auf den vielen 
- Eilanden oder Scogli (Felsen), wie das Volk sie allgemein benennt, vorzüg- 
| lich begünstigt. Auf dem Festlande, d. h. in der Nähe der Städte Zara, Sebe- 
'nico, Spalato, wo das Dampfboot anlegt, fand ich die Abweichung der Flora 
im Allgemeinen nicht bedeutend, trotz dem, dass jedes Fleckchen Erde zwi- 
schen den Steinen des Bodens und der Mauern auch Pflanzenwuchs zeigte, 
Da war Parietaria judaica W. in jeder Ritze, auf den Mauern Zara’s blühte 
Iris germanica L., daselbst sah ich auch zuerst Ruscus aculeatus L. und Leu- 
eoium aestivum L., beide in der Blüthe. Bäume sah ich wenig ausser dem 
überall gebauten Oelbaume, nur hin und wieder einige Maulbeer- und 
Mandelbäume. Um so überraschender zeigt sich der Charakter des Mit- 
telmeer-Beckens auf den Inseln. Als wir in Lesina an’sLand stiegen, gewalr- 
ten wir schon die Hecken von Agave americana L., die hie einen ihr sehr 
zusagenden Standpunkt gefunden hat, denn sie erreicht oft die Höhe von 
5—6‘. Diese Hecken sind fast undurchdringlich, da die starren, stachligen 
und scharfzugespitzten Blätter sich nach jeder Richtung hin kreuzen und selbst 
kleinen Thieren, wie Mäusen u. dgl. den Weg verwehren; im Julius ist die 
- Blüthezeit dieser Pflanze und es muss wirklich ein schöner Anblick sein, 
$ wenn dann aus einer solchen Hecke die riesigen, Candelaber-arligen Blüthen- 
 schäfte emporragen. Die Blüthen selbst secerniren sehr viel Honig und darum 
sind sie auch immer von Bienen etc. umschwärmt, die ihn fleissig in ihre 
Zellen tragen. Eben so häufig ist Opuntia vulgaris L. in der unmittelbaren 
Nähe des Forts. Der Baumwuchs auf Lesina ist sehr beschränkt. Einige 
Maulbeerbäume fand ich gepflanzt auf der Promenade am Hafen, den ewigen 
_Oelbaum sieht man auch hier vorherrschend, darunter aber auch Mandeln und 
den schönes Johannisbrotbaum. Der letzte hat mit seinen gross gefiederten 
Laub ein gauz exotisches Ansehen, er erreicht die Grösse eines mässigen 
Apfelbaums. Der Habitus des Mandelbaums aber ist ganz der von Salix alba; da 
er nicht immergrün ist, sondern alljährlich die Blätter abwirft, so hat sein Laub 
auch nicht das starre steife Ansehen der Sempervirenten, und besonders im 
der ersten Frische des Frühlings, wie wir ihn sahen, gewährt sein Laub einen 
‚ erquickenden Anblick, in der düsteren Umgebung der Olive. Einzeln nur und 
kümmerlich zeigt sich Pirus maritima Lamb, 
(Fortsetzung folgt.) 


Miscellen. 


Verzeichniss der seltensten von J. Pöch in Böhmen gesammelten 
Pflanzen nebst Angabe zuverlässiger Standorte. 
Mitgetheilt von P. M,. Opiz. 
Adenophora suaveolens Fischer. Auf feuchten Waldhöhen zwischen 
Karlstein und St, Ivan zieml, selten. 


156 


Alsine setacea. Mert. et Koch, Häufig auf Kalkfelsen ‚bei St, Ivan 

Androsace obtusifolia All. Am Basaltfelsen der kl. Schneegrube ohne 
Lebensgefahr zu erreichen. ö 

Androösace septentrionalis L. Auf Sandboden um Kelle an der Strasse 
häufig, um Bechlin, selten um Raudnitz, blühte den 15. Mai. Ä 

Anemone Hackelii Pohl. Auf dem Hradisko bei Leitmeritz selten, ich fand 
sie erst bei meiner 4. Excursion auf diesem Berge. 

Anemone patens L. Auf dem Hradisko bei Leitmeritz häufig, = 
auf anderen Bergen des Mittelgebirges u. d. Velika Hora, 

Anemone albana Sprengel. Auf dem Hradisko sehr selten. 

Astragalus exscapus L. Auf den Kegeln des Mittelgebirges, em rothen 
Beilberge, häufiger auf dem Dreikreuzberge. 

Campanula bononiensis L. Auf der ‚kahlen Seite der Velika. Hora, 

Campanula latifolia L. Kl. Schneegrube häufige. 

Cardamine Opizii Presl. An den Blaugrundseifen des Brunnberges selten, 
Tausch kennt ebenfalls nicht die wahre in d. Sudeten, indem er Card. 

amara hin und wieder mit einem Härchen dafür hält. 

Carex rigida Good. Weisse Wiese der Sudeten. 

„ vaginata Tausch. An d. Lehne des Brunnberges gegen d. Aupagrund 

zu, versteckt im Grase, meistens in Gesellschaft mit Carex pallescens. 

Coronilla vaginalis Lam, Um Leitmeritz häufig. Mai. 

Cuscuta epilinum Weihe In Lein hin und wieder: Schnedowitz, wo sie 
vorkömmt alles überziehend. 

Delphinium elatum L. Kessei, Elbgrund d. Sudeten häufig. 

Dracocephalum austriacum L Auf Kalkfelsen des Berauner Kreises 
fast überall: St. Prokop, Roblin, Karlstein, Velika Hora, Felsen an der 
Beraun. 

Echinospermum deflexum Lehm. Am Donnersberge u. Gamaiz ; hier zwi- 
schen Steinen (im Mittelgebirge). 

Epilobium alpinum L. Basaltfelsen d. kl, Schneegrube. 

Epipactis latifolia var, atrorubens Hoff, St. Ivan gerade oberhalb der 
Fabrik. 

Festuca duriuscula var. vivipara. Schneegrubenränder am Wege. 

Gagea bohemica Schultes. Podbaba, Scharka, Belveder, Zibulka. 

Galium sudeticum Tausch. Basaltfelsen d. kl. Schneegrube. 

Hedysarum obscurum L. Teufelsgärtehen d. Sudeten, 

Hieracium Nestleri Vill. Berge um Karlstein, Velikä Hora. 


= nigrescens Wim. Schneekoppe. 
5 Schmidtii Tausch. Felsen um Prag, Königsaal. 
2 sudeticum Sternbg. Elbwiese d. Sud. . 


Hydrocotyle vulg. L. Bei d. Tannmühle häufig. 

Iris hohemica Schm. Kuchelbaad , häufiger auf Bergen des Mittelgebirgs, 
Gamaizken, Wostray. . 
Ledum palustre L. Zwischen Tannmühle und Habstein häufig. 
Ligularia sibirica Crantz. Habsteiner Nest. Aug. 

Linnea borealis L. An Steinen d, Fusssteige in d. kl. Schneegrube. 
Linum flavum L. Welika Hora. 

Loranthus europaeus L. Auf Quercus pedunculata b. Raudnitz, 
Luzula spicata De C. Schneekoppe, Schneegruben. 

Mala xis paludosa $w. In Sümpfen, bei Tannmühle sehr selten. 


Ry 157 
Neposta nuda L. Bilin, um Prag selten. | 
Omphalodes scorpioides Lehm. Stephansüberfuhr, Leitmeritz, in der Burg 

Karlstein, an feuchten Mauern. 

_ Orchis militaris L. Auf Kalklehnen bei Schnedowitz. 

"©, pyramidalis. Auf d, Velikä Hora und um St. Ivan. Juli. 
Orobus albus L. Karlstein, um Leitmeritz auf Hügeln, 
Passerina annua Wickst. Lehmäcker um Schnedowitz. 

 Pedieularis sudetica W. Weisse Wiese, Aupagrund. 

_ Plantago maritima. Brüx auf Wiesen. 

- Polygala amarella Crantz. Um Leitmeritz häufig. Mai. 

Potentilla norvegica L. Auf feuchtem Sand, am Ufer des Hirschberger 
Teichs. 

Juncus capitatus Weigl. Eben daselbst. 

Pyrus sudetica Tausch. Elbegrund, Teufelsgärtchen. 

Ranunculus illiricus L. Baumgarten mit R, acris. 

Rubus Chamemorus L. Panschwiese d. Sud. 

Rumex alpinus L. Auf Wiesen d. Sud., neue schles. Baude. 

Salsola Kali L. Um Melnik, Liboch an der Strasse. 

 Saxifraga nivalis L Basaltfelsen d. kl. Schneegrube sehr selten; es steht 
1 zu fürchten, dass sie für viele Jahre als böhm. Pflanze verschwinden wird, 
Seilla bifolia L. Bergwiese um Leitmeritz, April. 

- Seratula Polychii D. C. Sandboden bei Wettel. 

Spergula saginoides L. In den Sudeten: Blaugrund, es. ist merkwür- 

würdig, dass eine so gut unterschiedene Pflanze fast immer mit Sagina 

procumblens verwechselt wurde. 

- Sturmia Loeselii Rb, Sümpfe d, Tannmühlen sehr selten, 
 Thalictrum foetidum L. Kalkfelsen : Iwan, Königsaal. 

R In collinum Wallr. Kaiserwiese. 

Thlaspi montanum L. Karlstein, Leitmeritz häufig. 

Tofieldia calyculata Wahlnbg. Wiese um Habstein. 

Utrieularia minor L. Gräben um d. Tannmühle, 

Valeriana sambucifolia. Mikan. In den Sudeten an feuchten Stellen. 

Veronica dentata Schm,  Velika Hora, einzeln hinter Roblin an felsigen 

” Abhängen. 

v bellidioides I. Schneekoppe. 
Viola pratensis M. et Koch Stephansüberfuhr auf Wiesen. 

——„ sudetica Willd. Blaugrund der Sudeten, 

„ mirabilis L. Leitmeritz, Schnedowitz unter Gebüsch, April. 
Sparganium natans L. In Gräben, bei der Tannmühle selten, 

simplex Sch. An demselben Orte häufiger. 


” 


sn 


er. I 


E * „* Prof, Dr. Herbst machte interessante Beobachtungen über Trichina 
‚spiralis, einen unter diesem Namen erst in nenerer Zeit bekannt gewordenen, 
unter die Rundwürmer gehörenden Schmarotzerwurm, in Betreff der Ueber- 
tragung der Eingeweidewürmer. Trichina spiralis, der nach v. Siebold we- 
‚nigstens im Menschen ein verirrter junger Nematode zu sein scheint, wel- 

' niemals sein Ziel erreicht, in seinen Kysten abstirbt und verkalkt, ist 
ein Binnenwurm, welcher sehr selten vorkömmt und dessen Gerenwart sehr 


158 I 
leicht ermittelt werden kann, daher er sich’ vorzüglich zu Versuchen über den- 
Termin des ersten Auftretens und über die Weise der Entstehung der Ein- 
geweidewürmer im thierischen Organismus eignet. Herbst hat 3 Arten der 
Trich. spiralis bis jetzt wahrgenommen, wovon die erste, weiche an Grösse 
und Körperform mit der von Hilton, Owen, und Bischoff in menschlicken 
Leichen aufgefundenen genau übereinstimmt, von ihm in allen willkührlichen 
Muskeln. einer grossen, alten Katze in unzähliger Menge angetroffen wurde, 
Die Länge der umgebenden Kysten betrug 0,2“ — 0,25‘‘, die Breite 0,166’, 
die Länge des Wurms 0,5“, die Breite 0,014 — 0,0166 Linien. Eine zweite 
Art fand er in dem Mesenterium von Strix passerina, welches reichlich 
mit stecknadelkopfgrossen gelblichen Knötchen durchsäet war, in welchen sich 
der gewundene Wurm schon mittelst der Loupe erkennen liess. Diese Art 
ist von doppelt so grossem Umfange und ihr dickeres Kopfstück geht in eine 
kurze, konische, mit Wimpern besetzte Spitze aus, und das dünnere Schwanz- 
stück erscheint durch zwei, an seinem äussersten Ende befindliche, papillöse 
Hervorragungen, wie mit einer trichterförmigen Oeffnung versehen. Die. dritte 
Art wurde von Herbst zuerst in den Muskeln der Extremitäten eines er- 
wachsenen Hundes gefunden; die Kysten waren sehr klein und mit blossem 
Auge nicht sichtbar; die darin befindlichen Würmer waren ebenfalls kleiner, 
übrigens aber der ersterwähnten Art ganz ähnlich, und zeigten mit später 
beobachteten eine ganz gleiche Beschaffenheit; immer ist aber die feststehende 
Verschiedenheit der Grösse vorhanden, In einem zweijährigen weiblichen 
Dachse, welchen Herbst 1?/, Jahr theils mit vegelabilischer Kost, theils 
mit den Ueberresten vieler zu seinen Arbeiten verwendeten Thiere genährt 
hatte, fand er mittelst des Mikroskops unzählbare Trichinen in allen willkühr- 
lichen Muskeln; das Fleisch dieses Dachses wurde drei- sechs Wochen alten 
Hunden zum Fressen gegeben und die Untersuchung der nach dritthalb Mo- 
naten getödteten Hunde ergab, dass alle willkührlichen Muskeln eben so reich- 
lich als diess bei dem verzehrten Dachse der Fali war, mit Trichinen durch- 
setzt waren. Ohne allen Zweifel hat die Entstehung dieser Trichinen bei den 
drei Hunden in Folge des Genusses des Dachsfleisches stattgefunden; schwer 
ist aber der Prozess zu erklären, durch welchen den freilich wohl sehr klei- 
nen und sehr elastischen, aber doch festen geformten Partikelchen darstellen- 
den Wurmeiern sich aus der Darmhöhle einen Eintritt in die Blutgefässe zu 
verschaffen möglich geworden ist, da die reichliche, gleichzeitige und gleich- 
mässige Vertheilung der Trichinen durch alle willkührlichen Muskeln die Vor- 
aussetzung rechtfertigt, dass ihre Eier mittelst des Blutumlaufes den resp. La- 
gerstellen zugeführt worden sind. Die bisherigen Erfahrungen geben keinen 
Aufschluss darüber ; eine genauere Erörterung hierüber macht jedenfalls eine 
gründliche Berücksichtigung des Zustandes der bei Gelegenheit der Verdauung 
in die Blutmasse gelangenden Stoffe unvermeidlich, Herbst hofft für die 
Zukunft durch ähnliche Versuche noch einige brauchbare Resultate über die-. 
sen Gegenstand zu gewinnen. 

(Ktzr’s Central-Zeitung.) 


Auch im heurigen Jahre zeigt sich die Traubenkrankheit in vielen Ge-' 
genden und scheint so die Hoffnung auf eine reichliche Weinlese, wenigstens 
theilweise zu nichte machen zu wollen, An der Kehrseite der Blätter soll man. 
unter dem Mikroskope gelbliche, fast durchscheinende, in der Mitte des Kör- 


BR. 


STE 


159 


pers mit einem dunklern Flecken gezeichuete, laugbeinige Insekten, die in un- 
aufhörlicher Bewegung begriffen sind, und das Blatt fortwährend benagen, 

finden. Um dem Uebel vorzubeugen, befeuchtet man in Frankreich die Trau- 
ben und pudert sie dann mittelst eines Blasbalges mit Schwefelblumen ein; 
dieses Mittel, so wie das Beschneiden der Reben im Herbste soll nicht ganz 
ohne Erfolg angewendet worden sein. 


Dem :Wochenblatte der steirischen Landwirtschafts-Gesellschaft zu Folgr 
‚ sollen in einzelnen Gegenden Steiermarks sowohl die Sommerwurz (Croban- 
che major), als auch die Zaunrübe (Bryonia dioica) dem Rinde, letztere auch 
dem Borstenvieh. verfüttert werden. Das Futter der Thiere wird mit der ge- 
trockneten und zu Pulver gestossenen Wurzel der Bryonia bestreut, cder 
kleine Stückchen der frischen Wurzel (von der Grösse und Gewichte eines 
Kupfergroschens) dem Thiere vor jeder Fütterung gereicht; die Fresslust 
soll durch dieses Mittel so gesteigert werden, dass das darauf gereichte selbst 
minder schmackhafte Futter mit ausserordentlicher Begierde verzehrt wird, 
und die Thiere dabei sehr gut gedeihen. — 


*.* Ueber das Vorkommen des Asparagins von Dr. Jul. Löwe. Das 
Asparagin scheint einer derjenigen Stoffe zu sein, welche in der organischen 
- Natur sehr verbreitet sind, denn die wässerigen Auszüge von den verschie- 
denen Theilen vieler Pflanzen, sowohl der Wurzeln, Triebe als Früchte haben 
es bis jetzt zu erkennen gegeben, obschon die Menge, in welcher es darin 
auftritt, nur gering ist und seine Gegenwart aus diesem Grunde sich nur bei 
- grössern in Arbeit genommenen Quantitäten mit einiger Sicherheit darthun 

lässt; dessen ungeachtet möchte dieser stickstoffhaltigen Verbindung einige 

Bedeutung im Pflanzenleben, wie vielleicht in medieinischer Beziehung nicht 
- abzusprechen sein, und es wäre nicht ohne Interesse es nach dieser Richtung 
- hin zu verfolgen. Vauquelin und Robiquet haben es in den jungen Spargel- 
- trieben ; Wittstock, Plisson, Bacon uud Henry in allen Kartoffelarten, der 
Süssholz, Beinwell und Eibischwurzel und Biltz in dem Extracte der Bella- 
donna nachgewiesen. Ich fand es kürzlich in den Früchten der essbaren 
j _ Kastanie (Castanea vesca), muss jedoch hinzusetzen, dass dieselben nicht un- 
mittelbar nach der Ernte, sondern erst nach zweimonatlichem Liegen und 

Nachreifen von mir untersucht worden sind. Um es aus diesen zu gewinnen, 
wurden dieselben entschält, zerschnitten und mit Wasser ausgekocht, durch 

Coliren die wässrige Lösung von dem Rückstande getrennt und die so erhal- 
% ‚tene Flüssigkeit so lange mit basisch-essigsaurem Bleioxyd versetzt, als da- 
durch noch eine Fällnng entstand. Nun wurde filtrit, das überflüssige Blei 
durch Schwefelwasserstoff aus dem Filtrate niedergeschlagen, abermals filtrirt 
‚und die von dem schwarzen Schwefelblei abgelaufene Flüssigkeit in gelinder 
Wärme zur Concentration eingedampft, wo bei ruhigem Stehen nach einigen 
Tagen das Asparagin in ziemlich grossen regelmässigen und stark licht- 
brechenden geraden rhombischen Säulen anschoss, vermischt mit einzelnen For- 
men des Rectangulär-Octaeders. Bei fernerem Umkrystallisiren erhielt ich es _ 
nur in der letzteren Gestalt und sein Auftreten in Säulen scheint mehr von 
der Anwesenheit mit ihm gelöster Körper abhängig zu sein. Durch Zusatz 
von einigen Tropfen Ammoniak vor dem Erkalten der concentrirten Lösung 
fand ich, dass die Zeit, welche zu seinem krystallinischen Ausscheiden nöthig, 
verkürzt würde, jedoch auf Kosten der Grösse und Deutlichkeit der Krystalle, 


160 x 


Beim Kochen der reinen, wässrigen Lösung mit etwas Ammoniak schied 
sich schon ein grosser Theil des Asparagins in einem feinkörmigen Nie- 
derschlage aus. Bei erhöhter Temperatur wurden die durch ruhiges Stehen 
erhaltenen Krystalle trüb und undurchsichtig durch Verlust von Wasser, 
hläheten sich bei der trocknen Destillation stark auf unter Ausstossung brenz- 
licher Produkte und eines ammoniakalischen Geruchs mit Zurücklassung von 
Kohle. In concentrirter Schwefelsäure waren sie ohne Schwärzung und Fär- 
bung löslich, ebenso in verdünnter Kalilauge, dagegen beim Kochen mit star- 
ker, entwickelte sich anhaltend Ammoniak. Starker Alkohol brachte sie nicht 
in Lösung; kaltes Wasser nahm um so mehr von ihnen auf, je höher sei- 
ne Temperatur war; Aether zeigte sich gänzlich wirkungslos. — Ausserdem 
fand ich Asparagin noch in den jungen Keimen in Kellern gelegter Kartoffeln 
und in höchst geringer Menge im Extrakte der Enzianwurzel. 
| (Dinglers polytechnisches Journal.) 

* „ * Herr Ch. Ludw. Landbeck von Klingenbad in Bayern ist ge- 
sonnen seine sämmtlichen ornithologischen Sammlungen (1229 Ex. ausgestopft, 
929 Ex. Vögelbälge, 1016 Exempl. Eier und 73 Nester) zu verkaufen ; auch 
ausgestopfte Säugethiere, Skelelte, Käfer (8600 Expl. aus Deutschland, Mexiko, 
Brasilien, Algier etc.) Wanzen, Schmetterlinge, Libellen, Diptern, Cieaden und 
Pflanzen finden sich unter den verkäuflichen Gegenständen... Nähere Details 
ertheilt Adolph Sennoner in Wien, Landstrasse Nr. 133 auf frankirte Anfragen. 

* „ * Die ausgezeichnete Pflanzensammlung des verstorbenen k. russ, 
Staatsralhs Ledebour zu München, welche insbesondere die reichhaltigen 
Belege zu seiner musterhaft bearbeiteten Flora rossica enthält, soll nach der 
mündlicken Mittheilung des Ilerrn v Martini, Attache der kais. russischen 
Legation in München, demnächst ausgebothen werden, und sehr wohl erhalten 
sein. Im Interesse der Wissenschaft glaube ich öffentliche Sammlungen und 
Institute auf diese Gelegenheit, sich eine so wissenschaftlich werthvolle Samm- 
lung , insbesondere nordischer Gewächse verschalfen zu können, aufmerksam 
zu machen, weil diese so äusserst günstige Gelegenheit vielleicht nicht so 
bald wieder sich ergeben dürfte. Die Witwe des Verblichenen hält sich vom 
20. Juli bis 20. August 1. J. in Karlsbad auf. Kauflustige können sich dem- 
nach sehr leicht mit derselnen ins Einvernehmen selzen. P. M. Opiz. 


Literatur 


* „* Beobachlungen über die Kartoffelkrankheit und die Ursachen 


* 
derselben von Dr. Schneider in Prestice 1851. 


Ei: 
Ein zwar dünnes aber hinsichtlich seines Inhaltes interessantes Werkchen! 


Der Herr Verfasser kat durch 6 Jahre die schreckliche Kartoffelfäule einer 
genauen Beobachtung unterzogen und seine gemachten Entdeckungen in dem 
oben genannten Hefichen veröffentlicht. Seiner Ansicht und Beobachtung nach 


wäre weder ein Pilz noch die Entartung der Kartolfelknolle, ‚sondern ein Pa- 
rasit aus der Ordnung der Rhynchoten und der Familie der Psylloden (Blatt- 


Nöhe) und zwar Psylla solani tuberosi Schneider, die Ursache dieser Krank-' 
heit, Die Larve dieses Blallsaugers und das Insect selbst, saugen an dem. 
“Kraute der Kartoffelpflanze mit ihrem spitzen Schnabel so stark, dass dasselbe‘ 
in kurzer Zeit abstirbt und die Knollen in Fäulniss übergehen müssen. Das 
genannte Insect ist in einer beigegebenen Tafel abgebildet. W. Wolfner. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Diuck von Kath. Jerzabek. 


% 


PRAG. AUG U ST. 1852. 


Fin der Zeitschrift‘„Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 
zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 
_ versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 
‚dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 
. „werden, welche leiztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
berechnet. 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Einige Bemerkungen über die Verhältnisse des Basaltes und der 
Sa Braunkohlengebilde der Umgegend von Aussig. 


Von Prof. Dr. Reuss, . 


Kaum: irgendwo ‚sind die Verhältnisse der Braunkohlengebilde zu den 
tischen Gebilden auf engem Raume so schön und auf so belehrende 
Weise entblösst, als nordöstlich von Aussig am rechten Elbenfer, in dem 
Thale, das von Gross-Priesen südwärts gegen Proboscht hinaufführt. Sie sind 
‚durch den in der jüngsten Zeit schwunghaft betriebenen Bergbau in weitem 
 Umfange aufgeschlossen. Wir finden dort die wenig mächtige Braunkoblen- 
| Formation durch Basalte theils zu bedeutenden Höhen emporgehoben, wie auf 
| der Frasch; theils zwischen mächtige basaltische Massen eingeschoben und 
gleichsam eingeklemmt. Sie hat Basalte zur Unterlage, wie an den steilen 
halabstürzen deutlich zu beobachten ist, wird-aber auch von einer colossalen 
Jasallmasse, die sich in der Wostrei und dem bei Pohor vorüberziehenden 
rgrücken bis zu 2000: Fuss über die Meeresfläche erhebt, überlagert, 
Zahllose Basaltgänge, die Wurzeln gleich von der oberen Basaltdecke sich zur 
| basaltischen Unterlage herabsenken, und offenbare Ausfüllungen der Spalten 
sind, durch welche die feurigflüssige Masse emporgedrungen ist, und sich 
über die Braunkohlengebilde ergossen hat, durchbrechen dieselbe‘ Man kann 
siesin ‚den Strecken ‘der dortigen Kohlenbergbaue vielfach verfolgen. Sie haben 
die höchstens 2—3 Fuss mächtigen Kohlenflötze an vielen Stellen aus ihrer 
1 ursprünglichen Lage und Richtung gebracht; diese sind verschiedenartig ver- 
worfen, gehoben oder herabgezogen worden, setzen aber doch hinter jedem 
Basaltgange' wieder fort. 

RR Doch nicht nur Unregelmässigkeiten in dem Verlaufe ‚der Flötze sind 
‚ dadurch bedingt; auch ihre Mächtigkeit ist dadurch vielfach verändert worden, 
187 


162 ; 


Bald {hun sie sich zur Mächtigkeit von mehreren Fuss auf; bald ziehen sie 
sich wieder bis auf wenige. Zoll zusammen, Ja an mehreren ‚Stellen wird das 
Flötz ganz verdrückt, gleichsam abgerissen und beide schief abgeschnittenen 
Bruchenden hängen nur durch eine schmale mit kohliger Substanz ausgefüllte 
Kluft zusammen. Eine solche Stelle ist in Fig. 1 der beiliegenden Alt, Bm 
gestellt (@ Kohlenflötz, ce Schieferthon). 

Sehr interessant sind’ auch die qualitativen Veränderungen, welche die 
Braunkohlengebilde: durch: die sie umhüllenden und durchsetzenden basaltischen 
‚ Massen erlitten haben. Die Kohlenflötze werden, wie im Egerer Bilathale, 
zunächst von Schieferthonen eingeschlossen, welche aber hier eine ganz eigen- 
thümliche Physiognomie besitzen. Sie sind viel dunkler als gewöhnlich gefärbt, 
braun, grünlichschwarz oder dunkelgrau und umschliessen häufige Blättchen 
braunen oder schwärzlichen Glimmers, Körner von Kalkspath ‚und kleine Kry- 
stalle oder Krystallfragmente, grünliehschwarzen Augites, — Gemengetheile, 
die sie offenbar dem Einflusse -des nachbarlichen Basaltes verdanken. Auch 
sind sie meist nur undeutlich geschichlet, dagegen von vielen unregelmässigen 
Klüften und “zahlreichen glänzenden gerieften Rutschflächen durchzogen. 
Durch die stellenweise eingestreuten Blattabdrücke, unter denen die weit ver- 
breiteten von. Daphnogene ceinnamomifolia Ung. am häufigsten vorkömmt, so 
wie durch die sparsamen. beblätterten Zweige von Taxodites dubius - Sternb. 
geben, sie ihre Identität mit den Braunkohlenthonen des übrigen nördlichen 
Böbmens genügend zu erkennen. 

Doch auch die. Braunkohle selbst bietet mancherlei Year dar, 
Abgesehen davon, dass sie im Allgemeinen wahrscheinlich in Folge des erlittenen 
hohen Druckes viel dichter und compakter ist als gewöhnlich und eine schöne 
Pechkohle von intensivem Glanze und ausgezeichnetem muschligen Bruche dar- 
stellt, erscheint sie in der Nähe der Basaltgänge nicht selten ganz zertrümmert 
in eine durch lockere Kohlensubstanz verbundene Breccie verwandelt. Dabei 
ist sie ihres Bitumens beraubt, und stellt natürliche Coaks von grauschwarzer 
Farbe und unvollkommenem Mctallglanz dar. Dagegen hat sich die bituminöse 
Substanz an. andern entfernteren Stellen concentrirt ‘und zu mitunter kopf- 
grossen in der Kohle inneliegenden Nestern eines braunschwarzen, glänzenden, 
leicht zerbröckelnden: Erdpeches zusammengezogen. er 

Diese mannigfachen interessanten Verhältnisse habe ich zum Theile schon 
früher im ersten und zweiten Bande meiner geognostischen Skizzen aus Böhmen 
beschrieben. Ein sehr kurzer Ausflug, den ich vor nicht langer Zeit zu den 
Kohlenwerken von Salesl machte, lehrte mich jedoch einige an dem ange- 
gebenen Orte noch nicht »berücksichtigte, erst in der jüngsten Zeit 'entblösste 
sehr belehrende Punkte kennen, deren ich hier kurze Erwähnung thun will, 

| Fig. 2 der beiliegenden Tafel stellt die Seitenansicht . eines Theils einer 


der neuesten Strecken der Segengotteszeche dar. Zunächst der ‘Sohle verläuft 
® 


163 


u 


das etwa 1'/,’ mächtige unveränderte Kohlenflötz (a). Plötzlich wird es von 
einem fast senkrecht aufsteigenden, 2—2'/, Klafter mächtigen Basallgange 
durchsetzt. Die Masse schneidet jedoch an demselben nicht mit einem Male 
ab, sondern längs desselben erstreckt sich in der ganzen Höhe der Strecke 
ein ‚einige Zoll bis in Fuss starker Forlsatz des Flötzes (a’). Ein ähnlicher 
Fortsatz (a') begleitet den Gang auf der andern Seite bis zu dem dann 
wieder regelmässig verlaufenden Flötze (a'‘) herab, Beide Verlängerungen 
bestehen aus sehr zertrümmerter Kohle, deren Fragmente durch pulverige 
abfärbende Kohlensubstanz gebunden sind. 

Die Ansicht einer andern, Stelle derselben Strecke gibt Fig. 3. Diese 
begleitet einen Basaltgang (5), der bis zur Hälfte ihrer, Höhe sich erhebt, 
ziemlich in seinen Streichen. Der Basalt ist in unregelmässige Blöcke zerspalten, 
welche bei a’ Klüfte zwischen sich lassen, die mit russiger Kohle ausgefüllt 
sind, „Dieselbe erstreckt sich auch noch tiefer in die Spalten zwischen den 
einzelnen Basaliblöcken; ja bei a‘ sicht man mitten im Basalte ein etwa 1’ 
grosses Nest von fester Kohle eingeschlossen. Das dicht über dem Basalte 
liegende Kohlenflötz ist von sehr ungleicher Mächtigkeit und unregelmässig in 
seinen Contouren. Oberhalb desselben verläuft hart unter dem Streckenfirste 
ein zweites und wenige Zoll mächtiges Kohlentrum. 

Der sehr feste grauschwarze  Basalt enthält zahlreiche grössere und 
kleinere unregelmässige Blasenräume, die mit einem sehr dünnen bläulichen 
Ueberzuge versehen und mit vollkommen wasserhellen ' Analzimleueitadern 
ausgekleidet sind, 

Einen dritten inieressanten Punkt derselben Strecke. der Segengotteszeche 
stellt Fig. 4 dar. Es erhebt sich der Basaltgang (b), den die Strecke eine 
Zeitlang in der Richtung seines Streichens begleitet, allmälig mehr und mehr 
über die Sohle derselben. Es ist derselbe schon früher beschriebene in un- 
’ regelmässige Blicke gesonderte Basalt. Unmittelbar über dem Basaltlgange 
- ruht das 1-1! „‘ mächtige Kohlenflötz (a), ihm in seinen Contouren beiläufig 
folgend. Bei a’ sendet es einen sich allmälig, auskeilenden Ausiäufer zwi- 
schen die einzelnen Basaltblöcke. 

# Während es in seinen oberen Schichten. die Kohle in. unverändertem 
Zustande darbietet, hat dieselbe in dem unteren Theile des Flötzes, wo es den 
 Basalt unmittelbar berührt, wesentliche und schr interessante Umwandlungen 
‘ ‚erfahren. Sie ist daselbst (@‘) in !/;—?/,'' dieke und 2!/,—3* hohe poly- 
gone Säulchen zerspalten, die stets auf Fr= Berührungsläche mit dem Basalte, 
_ mag sie welche Biegungen immer machen, senkrecht stehen, und nach oben 
_ allmälig in die unveränderte Kohle verfliessen. Sie sind ringsum mit einer 
Be dicken Rinde zusammengchäufter, sehr kleiner, halbdurchsichtiger 
- Kalkspathrhomboöder bekleidet, die an der Kolile scharf abschneidet. Die 
Kohle selbst ist eisenschwarz, von halbmelallischem, nur stellenweise elwas 
: ] 2 {3* 


164 


intensiverem Glanze und in dünne Schieferlamellen abgesondert, die die Achse 
der Säulchen rechtwinklig durchkreuzen. In der Richtung dieser Absonderung 
lässt sich jedes Säulchen leicht und mit geringer Kraftanwendung spalten. Die 
sie zusammensetzende Kohle ist viel schwerer entzündlich und hat offenbar 
den grössten Theil ihres Bitumens verloren. Sie stimmt in allen ihren Ver- 
hältnissen mit der Stangenkohle von Meissner in Hessen überein, und bietet 
wieder einen neuen Beweis für den merkwürdigen Einfluss des süssen Basaltes 
auf die mit ihm in dauernde Berührung getretenen Gesteine, von welchem ich 
schon früher *) zahlreiche interessante Beispiele aus dem böhmischen Mittel- 
gebirge anzuführen Gelegenheit hatte. Sie dürfte besonders ein ‚neues be- 
stätigendes Moment bieten für die genetische Erklärung der säulenförmigen 
Zerspaltung mancher Gesteine — einer Absonderung, die man ganz von _der- 
selben Art und Entstehung an den vom Basalt und Phonolith umschlossenen 
Trümmern von Braurkohlensandstein und Schieferthon an mehreren Punkten 
des nördlichen Böhmens wieder finden, und die wir, durch künstliche Hitze 
hervorgebracht, an den Gestellsteinen der Hochöfen unter unseren Augen ent- 
stehen sehen. 


Das System der Compositen. 
Von Prof. Fried. Ignaz Tausch. 
(Aus dessen hinterlassener Handschrift mitgetheilt von P. M, Opiz.) 


(Fortselzung.) 
Subord.I. 


Trib. VI. Cynaraceae. Hier wird der fruchtbaren $ Scheibe wieder 
ein Strahl beigegeben, aber er ist geschlechtslos, und unfruchtbar, bald zungen- 
bald lippenförmig. 

Subord,. Il. 

Trib. VI. Helianthoideae. Hier wird der fruchtbaren 9 Scheibe 
ein zungenförmiger Strahl beigegeben, der beinahe zur Hälfte 9 und frucht- 
bar, zur Hälfte aber unfruchtbar ist, 

Trib. VII. Asteroideae. Hier wird der fruchtbaren 9 Scheibe ein 
zungenförmiger vollkommen fruchtbarer P Strahl beigegeben. 

Trib. IX. Calendulaceae. Hier wird wieder durch Abnahme die 
früher fruchtbare & Scheibe unfruchtbar, und der 2 zungenförmige Strahl 
allein bleibt fruchtbar. ' 

Trib. X, Baccharoideae. Hier verschmilzt der Q zungenförmige 
Strahl gleichsam mit der unfruchtbaren $ Scheibe, er wird röhrig oder ver- 
kürzt, und unscheinbar, dass er der Scheibe ganz älınlich wird. 

Trib. XL. Eupatoriaceae,. Hier wird die d Scheibe wieder frucht- 
bar, verschwindet aber dagegen der zwar fruchtbar, aber unscheinbar ge- 


*) Geognostische Skizzen aus Böhmen. 4. Band. Die Umgebungen von 
Teplitz und Bilin in geognostischer Beziehuug. 1840. 


e 165 


wesene Strahl der frühern Tribus, und alle Typen der Ordnung werden hier 
gleichsam noch einmal wiederholt. 

Man ersieht also deutlich, dass die Natur durch Zugabe und Abnahme 
alle diese Metamorphosen, die sich als einzelne Tribus darstellen, hervorbrachte, 
und dass alle zusammen in einem Kreise enthalten sind. 

Indess ist die Theilung in 3 Subordines naturgemässer, wie aus meinen 
früher gegebenen Erklärungen hervorgeht, weil im letzteren Falle sich der 
zweifache Strahl bei den Cynaraceen nicht erklären lässt. 

So wie die Tribus unter sich einen Kreis darstellen, stellen auch wieder 
- ihre Subtribus unter sich geschlossene Kreise vor, ja wenn man die "Compo- 
siten von den Eupatoriaceen in die Cichoraceen hinüber führt, oder die Cicho- 
raceen in die Eupatoriaceen, so bilden sogar alle Subtribus zusammen einen 
zusammenhängenden Kreis, nur müssen in diesem Falle von meinen angege- 
benen Schemen, die nicht für diese Methode abgefasst sind, einige bloss um- 
gekehrt werden, um die rechte Ordnung herauszubringen, wie ich auch schon 
angegeben habe, und man fängt mit den Gundelieen an, und endet mit den 
Scolymeen, oder umgekehrt, und man könnte wirklich ausrufen ecce eirculum, 
et circulos in eirculo,, hinc et unitatem in mullitudine , et veritatem! und 
wirklich ist auch der Kreis der einzige Probierstein der natürlichen Methode; 
- denn jede grosse Gattung schon muss sich als Kreis bewähren, und so geht 
es fort, bis zu dem ganzen Systeme, welches nicht so in einer Leiter, wie 
vielmehr in einem vervielfachten Kreise zu suchen ist, und das Kreissystem 
ist im. Pflanzen- wie im Thierreiche das naturgemässeste. 

In dem ‚Systeme der Compositen des Herrn de Candolle kommen (kurz 
gesagt) subtribus, subsubtribus, und subsuhsubtribus vor, ich nehme nur 
Subtribus an, denn nach meiner Meinung müssen alle von gleichem Rang und 
_ Werthe sein. Ich habe bei den von mir angenommenen Subtribus  grössten- 
% theils die von Herrn de Candolle gewählten Namen beibehalten , da sie von 
den bekanntesten Galtungen entnommen sind, aber ich muss bemerken , dass 
ich nicht immer dasselbe darunter begreife, und dass ein grosser Theil dieses 
- Werkes eine strenge Revision bedarf, so um ein Beispiel anzuführen , ent- 
| halten die Eclypteae daselbst Gattungen, die in 7 verschiedene Subtribus ge- 
1 hören, weswegen ich auch diesen Namen mit Melanthereae vertauscht habe, 
und zwar gehört Borrichia und Sabazia zu den Heliopsideen, Salmea zu den 
Verbesineen, Dahlia bildet Dahlieae, Leptocarpha zu den Heliantheen, Sieges- 
: beckia zu den Madieen, Cryphiospermum wahrscheinlich — Enhydrae zu den 
 Clibadieen. So hat anderseits Herr de Candolle z. B. die Asterineae unnöthig 
in so viele Subtribus zertheilt, und. wahrscheinlich nur, weil die Asteroideae 
an und für sich gegen die Senecioideen dieses Systemes zu schwach ausge- 
fallen wären, und wollte man auch diese Subtribus geltend machen, so müssten 
wenigstens auch andere gleich gestellte auf ähnliche Art zertheilt werden 
2. B. die Inuleae. 


166 


Will man die 'Compositäe nach gewissen hervorstehenden Typen zu- 
sammenstellen, so würden sie auf folgende Art zu stehen kommen, ae 


Helianthoidei. 
Prototypus Rolandreae, 


4. Verwandlung 
S, necessaria. flosculosa, 
Ambrosieae, 
Xantbieae, 
Iveae, 
Riencourtieae, 
Clibadieae. 


2. Verwandlung 

S, necessaria radiata. 
Madarieae, 
Fougerouxieae, 
Silphieae, 
Chrysogoneae, 
Parthenieae, 
Melampodineae. 


3. Verwandlung 
(Strahl. unfruchtbar) 
S. frustranea. 

Selerocarpeae, 
Wulfieae, 
Rudbeckieae, 
Heliantheae, 
‚Bidentideae, 
Coreopsideae, 
Actinomereae, 
Gaillardieae, 
Arctotheceae, 
Sphenogynea. 


4. Verwandlung 
(Strahl fruchtbar oder 
fehlend) S. superflua. 


Lasiospermeae , 
Arctotideae, 
Helenieae, 
Galinsogeae, 
Verbesineae, 
Dahlieae, 
Heterospermeae, 
Zinnieae, 
Melanthereae, 
Heliopsideae, 
Pascalieae, 
Madieae, 


Alhemoideae. 

Prototypus Ethulieae, 
1. Verwandlung 

S. necrssaria flosculosa, 

Arlemisieae, 

Hippieae, 

Soliveae, 
2.Verwandlung 
S. necessaria radiata. 

Eriocephaleae, 

Lagenophoreae. 

3. Verwandlung 
S. 'superllua, 

Anacycleae, 

Cotuleae, 

Chrysanthemeae, 


. Anthemideae, 


Aganippeae. 


Liabideae. 
Prolotypus Ageräteae. 
3. Verwandlung 
S. superflua. 
Liabeae, 
Tagelineae. 
Prototypus Stevieae. 
f{. Verwandlung 


$S, necessaria Nlosculosa. 


Gymnarleneae, 
2. Verwandlung 
S. ‚superflua. 
Tagetineae (Pectideae), 
Thelespermeae. 
Senecioideae. 
Prototypus Miekanieae., 
f. Verwandlung 


S. necessaria flosculosa, 
“ Dorieae, 


Petasitideae. 

2. Verwandlung 

S. necessaria radiata. 
Tussilagineae,  ’ 
Othonneae. 

3. Verwandlung 

S. superflua. 

Seneeioneae, 


Flaverieae. 


Cinerariene, 


Asteroideae. 
Prototypus Eupatorieae, 


1, Verwandlung 
S. necessaria flosculosa. 
Sphaerantheae, 
Conyzeae, 
Baccharideae. 
2. Verwandlung 
S, necessaria radiata. 
Grindelieae, 
Elphegeae, 
3, Verwandlung 
S. superflua, 
Astereae, 
Amelleae, 
Neurolaeneae, 
Solidagineae. 
Gnaphaliaceae. 
Prototypus Albertinieae. 
4. Verwandlung 
S. 'necessaria lloscutosa. 
Evaceae, 
Autennarieae. 
2. Verwandlung 
S. superflua. 
Helichryseae, 
Cassinieae, 
Angiantheae, 
Seriphieae. ld 


Inulaceae. 
Prototypus Boyerieae. 


1. Verwandlung 
S, necessaria flosculosa. 
Pterocouleae, 
Plucheineae. 
2, Verwandlung 
S:. necessaria radiata. 
Dimorphotheceae, 
Calendulaceae, a 
3. Verwandlung 
S. superflua, 
Inuleae; 


+ Buüphthalmoideae. 
Prototypus Caesulieae, 
1. Verwandlung 
S. necessaria llosculosa. 
Micropeae, 
Tarchonantheae. 

2. Verwandlung 
.S,.necessaria radiata, 


 Osteospermeae. 


3. Verwandlung 
8. superflua, 
Bgkanitidee, 
Nestlereae, 
Oligodoreae, 
., Öynaraceae 

1.capitaulanoncapi- 
tato glomerata, 


Prototypus Vernonieae. 


(rappus duplex) 
Serratuleae, ’ 
Staehelineae, 
Carduineae, 
Centaurieae, 

(pappus simplex.) 
Xeranthemeae, 
Stobaeeae, 
Gorterieae 


2.capitula capitato- 
glomerata. 


Prototypus. Guudelieae, 
Echinopsideae, 
Sphaerinopsideae, 
Cardopateae, 


(Fortsetzung folgt.) 


Von Max, Dormitzer. 
(Fortsetzung.) 


167 


Labiatiflorae. 


Prototypus Elephautopeae, 


Die, Elephantopeae bil- 
den den Prototypus so- 
wohl zu 2-Jlippigen und 
1- lippigen Composiltis, 
und - die Natur scheint 
desshalb ihre Blümchen 
nicht zungenförmig , - und 
nicht 2-lippig gebildet zu 
haben, sondern sie schei- 
nen zwischen beiden das 
Mittel 'zu- halten. 


| Eindrücke einer Reise nach Dalmatien im April: 1852. 


Sehr interessant ist dagegen die Flora der Sträucher und niederen Pflanzen. 
Alle die Pflanzen Italiens, die bei uns sorgsam im kalten Hause durchgewintert 


werden, und in Töpfen und Kübeln ein kümmerliches Leben führen , wachsen 


und blühen da in urwüchsiger Frische und Ueppigkeit, 
aus dem Norden da steht, und des Bewunderns kein Ende findet. 
Schende Gesträuch" sind die Cistus-Arten, C. monspeliensis, L. villosus L., 
salviefolius L., dann Erica vagans Sal, 
Iyıea media L, Arbutus Unedo L., Pistacia Lentiscus L., 
 L. und Junipecus Oxycedrus L. 


mediterranea L, 


dass der Fremdling 
Das herr- 
und 
und arborea L., Phil- 
Rosmarinus officinalis 


Einze!n darunter findet sich Myrtus communis 


r L, Psoralea bituminosa L., Quercus Ilex L,, Pistacia Terebinthus L. und Juni- 
- perüs phoeniceus L. 
Alle die genannten Pflanzen sind immergrün, und wenn auch. die Farbe 


0 


derselben nicht die Frische und Lebendigkeit des Grüns unserer Laubhölzer 
hat, so Dietet doch die Mannigfaltigkeit der Blattformen und die verschiedenen 


Abstufungen des Glanzes der Blätter hübsche Contraste. Die Eriken und 
_ Wachholder mit ihren kleinen glanzlosen Nadeln bilden meist Büschel von 
_fäst senkreckt aufstrebenden Aesten, gegen ihre matte Farbe contrasliren die 
lee 'weisslichen Blüthen der ersten und die scharlachrotken Früchte der 
 jeizteren sehr hübsch. ° Die Cistrosen stellen unsere Helianthemen in sehr 
\ vergrössertem Maassstabe dar, die Biüthen des C. monspeliensis und salvie- 
 Tolius sind weisslich gelb, die des villosus roth, sie haben eine täuschende 


168° 


Aehnlichkeit mit kleinen, wilden 'Rosenblüthen. Den: Erdbeerbaum: erkennt man 
schon von weitem durch seine ‘grossen, breiten, glänzenden Blätter, woranter 
sich einzelne Trauben erdbeerartiger Früchte bergen ; und neben den klein- 
blättrigen Cisten oder dem Rosmarin, der eben mit seinen blauen Blüthen be- 
deckt war, steht die Pistacie mit den gefiederten Blättern und feuerrothen 
Blüthenbüscheln ganz reizend. Unter dem Schutze dieses’ Strauches' finden 
sich eine Menge von niederen Pflanzen, die unserem Boden und Clima gröss- 
thentheils ‚ganz fremd sind. Da ist Cyclamen repandum W., Anemone hor- 
tensis L. und coronaria L., Anchusa variegata L,, Medicago-Arten in Menge, 
Ononis Natrix W., Tordylium apulum L., Caucalis grandiflora L., Rubia'pere- 
grina L., Ornithogalum exscapum Ten., mehre Asphodelen, Asparagus' acuti- 
folius L., dessen junge Sprossen man als Salat isst, und eine Masse anderer 
Pflanzen, besonders Labiaten, die ich nicht namentlich anführen mag, da es 
nicht der Zweck meines Aufsatzes ist, eine Flora jener Gegenden zu schreiben. 
Ueber alles freute mich aber der Anblick der Dattelpalme, von der sich 
20—30 Exemplare auf der Insel finden. Diese schöne Pflanze steht dort an 
der äussersten Nord-Grenze ihrer Verbreitung, völlig zu Hause aber scheint 
sie doch noch nicht zu sein, denn nicht in jedem Jahre bringt sie reife 
keimfähige Samen. Kerne von Datteln, wie sie im Handeln vorkommen, kei- 
men dort rasch und gedeihen schnell im Freien ganz ohne Schutz, wie diess, 
auch bei den Orangen- und Citronenbäumen der Fall ist, 

Ist die Flora eines Landes reich, so kann man mit ziemlicher. Sicherheit 
auch auf eine reiche Fauna rechnen, und so ist es auch hier., In den Wiesen 
von Algen am Grunde des Meeres wimmelt es von kleinen Crustacden; Al- 
pheus dentipes M. E. und Edwardsii Lch., Hippolyte Brullei M. E., Gamma- 
sinen, Anthuren, und ähnliche Isopoden scheinen ‚dort ihren Lieblingswohnsitz 
aufgeschlagen zu haben, Hin und wieder findet man einen Acanthonyx lunu- 
latus Lch., oder eine Pisa, im allgemeinem aber lieben die Brachyuren 
mehr die steinigen und felsigen Ufer, Auf den Algen finden. sich ferner eine 
Menge verschiedener Quallenpolypen, Sertularien, Campanularien , Cuscutarien, 
Loveneen und so viele andere, deren zierliche Formen einen unbeschreiblich 
schönen Anblick gewähren, wenn man sie im Wasser eine Zeitlang ‘beob- 
achtet. In den meist durchsichtigen Zellen oder Bechern sitzen die Thiere, 
die Tentaculen sirahlenförmig ausgebreitet und nach Infusorien und ähnlichem 
Raube herummangelnd. Auch Bryozoen, z.B. Celleporen und Tubiliporen fand 
ich in Mehrzahl, aber meistens todt und leer. Zwischen den ‘Algen. wuchern 
in Menge die verschiedenen Spongiarien, Tethya pubescens R. Aplysina aero- 
phoba Botteri, die im Wasser citronengelb, an der Luft schnell schwarz wird- \ 
und andere. In der ersten leben zahlreiche Ringelwürmer, Nereis und Eurice; 5 
man muss, um sie zu erhalten, den Schwamm zerschneiden und zerbrechen, ; 
wobei mancher Wurm zerrissen, aber doch immer eine schöne Ausbeute ge- 


169 


macht wird. Nur vor den Kieselnadeln, den sogenannten Spiculae, muss man 
sich sehr 'in Acht nehmen; da sie äusserst fein und spitzig sind, bleiben sie 
leicht in. der Haut ‚stecken, An der zweiten lebt ein eigenthümlicher Gasteropode, 
Tylodina eitrina, Phil., mit Umbrella verwandt, die mit dem ‚Schwamme die 
Sonderbarkeit des Farbenwechsels theilt. Auf den Steinen am Grunde des 
Meres findet sich nicht eben selten eine schöne Koralle, Balanophyllia ver- 
'rucaria M. E., leider konnte ich sie nie mit dem Thiere erhalten. Von ande- 
ren Korallen findet sich wenig, Cladocora caespitosa M. E. und Eunicea ver- 
rucosa Lam,, sind. nicht selten. Strudelwürmer besonders Rhabdocoelen, fin- 
den sich: häufig zwischen den Algen des Strandes. Prof, Schmidt arbeitete 
vorzugweise in diesen microscopischen Thieren, die sich in Menge vor der 
Thüre unseres Freundes Botteri fanden, und entdeckte wohl ein Dutzend 
neuer Arten, die gleich analysirt und gezeichnet wurden, da sie sich ihrer Klein- 
heit wegen nicht aufbewahren’ lassen. Gern hätte er auch dendrocoele Stru- 
delwürmer untersucht; es finden sich im Mittelmeer prachtvolle, grosse Arten, 
aber leider weder Triest, noch Lesina schienen Orte für dergleichen Thiere, 
ich fand nach langem Suchen eine, einzige Planarie, und noch dazu eine: klei- 
nere Art, und konnte sie trotz aller Mühe .nicht unversehrt nach Hause brin- 
gen. Eine kleine ‚Caprella klettert häufg an den Algen des Strandes herum ; 
auch findet sich daselbst seltener ein sehr kleines Nymphon. Leider blieb mir 
- ein Schleppnetz, welches Hr. Pr, Bochdalek mir zu leihen so gültig gewesen 
Pi war, auf der: Gloggnitzer Eisenbahn liegen, und ich erhielt es erst nach mei- 
ner Rückkehr von Dalmatien ;. ‚sonst "hätte ich ‚wohl eine noch grössere Aus- 
- beute gemacht. An den ‚Ufern fand sich mancherlei, vor allem sind Crusta- 
& eeen und Echinodermen da zu Hause. Holothurien firden sich zu Tausenden, 
aber nur selten bringt man eine ganz und unversehrt davon, die meisten 
T geben, wenn man sie berührt oder in Gefangenschaft hält, oder erst noch im 
Spiritus den grössten Theil des Darmcanals und die Kiemen durch den After 
won. sich. Sie erreichen dort manchmal die Länge von 8—10 Zoll, so dass man 
mit der grössten Bequemlichkeit die Anatomie derselben siudiren kann. Auch 
einige Sipunculus-Arten finden sich nicht selten im Sande, und selbst in Stein- 
- löchern, die sie selbst gebohrt haben, oder die vormals von bohrenden Anne- 
5 liden bewohnt waren. Von Echiniden findet sich fast nur der gemeine Echinus 
 saxatilis in Massen. Echiuus Melo, einige Spatangus-Arten u. dgl, salı ich 
bei .H. ‚Botteri, sie sind aber selten, Von Stelleriden sah ich häufig Astera- 
eanthion glaciale M. u. T. und A. tenuispina M. u. T. Dann Ophiora lacertosa 
_ Lam., ‚Ophiotrix fragilis Ag. und noch eine andere Ophiuride, die ich noch 
nicht bestimmen konnte, fanden sich hin und wieder unter Steinen. Am 
_ meisten überrascht waren wir, als Fr. Schmidt unter Steinen ein Thier fand, 
das augenscheinlich zu den Sipuneuliden gehören musste; es war dunkel- 
sammtgrün, der Leib eiförmig, etwas warzig, am Munde ein ungeheurer, vorn 


170 


zweispaltiger Rüssel, der äussert confraetil von 4 Zoll bis 18 Zoll ausgedehnt 
werden konnte, Die beiden vorderen Lappen waren wellenförmig gefaltet, fast 
wie eine Hemdkrause und konnten schraubenförmig eingedreht' werden! ‘Nähere 
Nachforschungen ‘zeigten uns dann, dass: wir ein sehr seltenes Thier, die 
Bonellia viridis Rol. vor uns halten, die gewöhnlich im Schlamme oder Sande 
eingesenkt vorkömmt, so "dass nur ‘der Rüssel hervorsteht. Freund’ Bolteri 
versicherte uns, er habe das Thier nie gesehen, nur den Rüssel habe er 
manchmal von Fischern abgerissen 'erhalten. Bei der eben erwähnten Lebens- 
ant des Thieres ist dies ’schr erklärlich, ‘ Anneliden, besonders Serpula ver- 
micularis Lam., Terebella nebulosa Lam. und eine Sabella sind nicht selten, 
aber auch Nereis Eurice und ähnliche Thiere finden sich,’ obschon seltener; 
die steinige und felsige Küste ist nicht der Ort, ‚der sie besonders begünstigte, 
Dagegen sind die Actinien dort änsserst häufig und zwär nicht nur die eigent- 
lichen Actinien, sondern auch die Cribrinen. Bei den ersten 'sind die sehr 
langen zahlreichen Tentaeula unmittelbar auf dem Körper um den Mund’ herum 
eingefügt und contraetil, aber nicht retractil, d. h. sie können wohl verkürzt, 
aber nicht ganz eingezogen werden. Die Wandungen des Körpers sind 'ganz., 
Die Cibrinen dagegen haben den Mund von einem breiten, häufigen Saum um- 
geben, auf dem die kurzen Fühler eingefügt sind, und siebartig durchbohrte 
Körperwandungen. . Berührt man ein solches Thier, wenn es im Sontenschein 
ausgebreitet sich zeigt, so klappt es den Saum so ein, dass die Tentakel 
nach Innen kommen und zieht sich zurück; das durch diese Bewegung ein- 
gesperrte Wasser spritzt durch die Oeflnungen in der Körperwandung wie 
kleine. Springbrunnen hervor. Man vergleicht diese Thiere nicht niit Unrecht 
mit Blüthen, und zwar gleichen die Actinien den Blumen der Mesembryanthemen 
und die Cribrinen denen der Stapelia hirsuta. 

In ‚grosser Menge finden 'sich unter den Steinen der Küste Crustäceen, 
und zwar vorzüglich Krabben, Garnelen und Flohkrebse. Von den ersteren 
finden sich sehr häufig Grapsus varius Leach, Xantho floridus Leh., X. rivulosus 
Leach, seltener Eriphia spinifrons Leach., und ausserdem manche seltene Art, 
die ich zwar nicht selbst fing, aber in den Sammlungen der Herren Botteri 
und Boglich sah. Da ist Achaeus’ Crauchii Leach, Eurynome aspera Lch., 
Gonoplax rhomboides Leh, Perimela dentieulata Lech. und noch viele andere. : 
Die Garnelen finden sich ‘weniger unter Steinen als vielmehr‘ in den klaren 
Tümpeln längs des Ufers. Lebend sind sie meist durchsichtig, wie Milehglas, 3 
so dass man im Wasser fast nur die Umrisse sieht, und dies um so mehr, 
als sie fast immer nur schwimmen, sie schiessen mit grosser Schnelligkeit x 
durch das Wasser, so dass man "sie ‘ohne Netz’ fast nicht 'erhaschen kann, 
Palaemon Squilla F. und serratus Lech. und Nica edulis Risso sind die vor 
herrschenden Arten, : seltener sind Lysmata seticaudis Risso, Palaemon autenna- 
rius M: E., Penacus Caramota Lch., Sieyonia sculpla M, E., Crangou vulgarisF., 


Y 


“ 


Be) 


171 


Sabinea ceataphracta Kroys und Gnathophyllum elegans M. E. Ebenfalls nicht 
hi ufig ist Gebia littoralis Risso, die meistens im Sande des Ufers versteckt 
lebt. Eigenthümlich ist die Wirkung des süssen Wassers auf diese Thiere; 
sie zucken krampfhaft und sterben in sehr kurzer Zeit unter Genruieiei 
Brachyuren veriragen das süsse Wasser viel besser. Eben so die Anomuren; 
von dieser interessanten Uebergangsgruppe finden sich am Strande äusserst 


. häufig die Porcellana platycheles Lam. und P. longicornis M. E., ferner 


mehrere kleine Paguren, z. B. P. misanthropus Risso, pietus M. E. und 
timidus-Roux, die alle. leeren. Muschelschalen bewohnt halten; einige grössere 
Arten, z. B. P, strigosus Leh. und calidus Roux wohnen: in grösserer Tiefe 
und werden gewöhnlich mit Netzen erbeutet, Eben so kann man die grösseren 
Decapoden, z. B. Maia sqinado F,, Homarus vulgaris Lch,, Palinurus vulgaris 
Lech. etc,, nur mittels des Schleppnetzes erbeuten, der letztere erreicht bei 
Lesina und überkaupt an der dalmatinischen Küste eine fast. fabelhafte Grösse, 
Exemplare von 5—6 Pfund Schwere sind nicht selten, einige Tage vor unserer 
Ankunft wurde sogar ein Stück von 8 Pfund auf den Markt von Lesina ge- 
bracht. Merkwürdig ist das-häufige Vorkommen des Nephrops uorvegieus Lch. 
in. der Bucht von Triest. Wir sahen Haufen von mehreren Hunderten dieses 
schönen Krebses auf dem Markte von Triest aufgelhürmt; trotz der Fastenzeit 
kostete das Stück nur 4—5 Kreuzer, während man für einen Hummer 3 fl. C.M, 
verlangte. Eben so häufig sind in jener Gegend Squilla Mantis F. und S. 


 Desmarestii Lm., dagegen sah ich nichts von anderen Stomatopoden, 


(Fortsetzung folgt.) 


un. Mıscelten. 


Er: Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 


 Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


5. Balthasar Preiss. 


lo ‚Am 2. Juli 1850 starb. zu Prag ein Benchätier Meisihe der Botanik und 


denen Verdiensimedaille, Mitglied der k. k, mediz.- Be) Josephsakademie 
5 der botanischen Gesellschaft zu Regensburg, in den seltenen Alter von 
Jahren. 
Balth. Preiss war am 29. Decb. 1765 zu Bruchsal im gegenwärtigen 
Grossherzogthum Baden geboren, woselbst sein Vater in Diensten des Fürst- 
ofs von Speier stand, Nachdem der befähigte Knabe in seiner Geburtsstadt 
ige Jahre das dorlige Gymnasium besucht hatte und hierauf bei dem geach- 
2 - Wundarzte Bauer in der niederen chirurgischen Lehre gewesen, ent- 
K sich der ‚höher sterbende Jüngling, obwohl ganz fremd und mittellos, 
Wien der grossen Kaiserstadt zu gehen, um sich an dieser berühmten 


172 | 


Hochschule unter ausgezeichneten Lehrern dem Studium der praktischen Chi- 
turgie zu widmen. Hier hatte Preiss alsbald das Glück, ein Stipendium zu 
erhalten, und von den Professoren Leber und Zimmermann, vorzüglich 
aber von dem berühmten Präses der medicinischen Facultät, Baron Ant. v. 
Störk, mehrfällig unterstützt zu werden, So ward ihm auch unter Andern, 
aus Rücksicht auf seine ungewönhnlichen Kenntnisse in der Anatomie und 
theoretischen. Chirurgie ganz ausnahmsweise gestattet, Privalrepetitionen mit 
einigen schwächeren Schülern zu unternehmen, wodurch Preiss nicht nur 
nach dem, in der Wissenschaft so oft bewährten und nützlich befundenen, 
allgemein bekannten Sprichworte: Docendo discimus sich noch mehr in seinen 
eigenen Wissen vervollkommnete, sondern auch eine ziemlich gute Subsistenz 
fand. Im Jahre 1789 unterzog sich Preiss mit günstigem Erfolge dem 
Magisterium ‚aus. der Chirurgie, im J. 1791 aus der Geburtshilfe, worauf 'er 
mittelst Diplom vom 25. Mai 1792 zum Doctor der Chirurgie ernannt wurde, 
Gleich im Juli desselben Jahres erhielt Preiss einen Ruf nach Salzburg als 
Regimentsarzt, dem er alsbald folgte, musste aber bereits im April 1793, auf 
Befehl des Regensburger Reichstages, mit dem Salzburger Bundescontingent 
nach Namur in den Niederlanden marschiren, wo er in den dortigen Feldspi- 
tälern eine: leider nur zu reichliche Beschäftigung fand. Dasselbe war im 
J. 1795 bei der Erstürmung der sog. Mainzer Linie, sowie im J. 1799 während 
der Blocade von Philippsburg der Fall. Nachdem Dr, Preiss im J. 1800 
wieder in seine Friedensstation Salzburg rückgekehrt war, lebte er hier in 
starker ärztlicher Praxis und gab: Medizinisch - chirurgische Erinnerungen und 
Bemerkungen 1 Bändchen. (Salzburg 1802) heraus. In dieser so auserwählt 
botanischen Gegend machte Pr. binnen Kurzem mit den beiden würdigen Bo- 
tanikern, Braune und Hoppe, eine innige wissenschaftliche Bekannschaft 
und verlegte sich fortan mit vielem Eifer auf die dortige herrliche Alpen-Flora. 
Insbesondere waren die Wurzeln der um Salzburg wildwachsenden, giftigen 
und verdächtigen Pflanzen der Gegenstand seiner Forschungen, so dass er im 
J. 1803 zehn sehr instructive Tabellen mit derlei in natura aufgelegten Wurzeln 
auf verkäufliche Weise herausgab und nebstdem die 1. Lieferung seiner Kritik, 
Revision und Beschreibung verschiedener Wurzeln u. s. w. (Salzburg 1806) 
veröffentlichte. In Anerkennung seiner Leistungen, als eifriger Pllanzensammler 
und gründlicher Kenner derselben, wurde Preiss bereits im J. 1804 von der 
damals recht jugendlich rüstigen botanischen Geselischaft in Regensburg, wo zu 
jener Zeit auch unser berühmte Graf Casp. v. Sternberg lebte und für 
die Wissenschaft wirkte, zum Mitglied aufgenommen, 


Als im J. 1806 in Folge des -Pressburger Friedensschlusses das Salz- 
burger Gebiet an Oesterreich gelangte, kam auch Dr. Preiss in die kaiser- 
lichen Militärdienste und wurde dem böhmischen Regimente Fröhlich (dann 
Kutschera, Latour, gegenwärtig Benedek) zugetheilt, welches damals in und 
um Kuttenberg lag. Auch hier Florens Dienste treu, vermochte Preiss nach 
einigem Aufenthalte in der genannten Gegend, in Erwiederung einer an ihn er- 
gangenen Aufforderung für Dr. Johann Em. Pohl’s Tentamen florae Bo- 
hemiae (Prag 1810) schätzbare Beiträge an Standörtern mehrerer Pflanzen mitzu- 
theilen. Die Stelle eines Regimentsarztes theils in Kuttenberg, theils in Prag — 
beinahe ununterbrochen durch 25 Jahre bekleidend, leistete Pr. mittlerweile 
wieder in den französischen Feldzügen 1813—15 sowohl in verschiedenen 
Spitälern, äls auch unmittelbar auf den Schlachtfeldern von Dresden, Leipzig, 


173 


Eckartsberg, Hanau, Hochheim, Bar sub Aube, Brienne u. a. unerschrocken 
die ärztliche Hilfe, aus welcher Veranlassung er mehrerer ehrenvoller Be- 
" lobungsdekrete theilhaflig wurde. Namentlich im Feldzuge 1813 war ihm die 
ärztliche Direction als Qua-Stabsarzt des 3. Armeecorps unter dem Commando 
des F. Z. M. Giulay, bis zum 31. März vor Paris, anvertraut worden; in Folge 
seiner dabei bewiesenen ausgezeichneten Verwendung erhielt er überdiess vom 
Könige von Baiern die grosse goldene Verdiensimedaille. 

Während des neapolitanischen Feldzuges im Jahre 1821, wo Dr. Preis 
abermals die Stelle eines Qua-Stabsfeldarztes zu versehen halte, versäumte er 
nicht die ihm somit nebenbei gebotene günstige Gelegenheit, in den Abbruzen 
und dem übrigen Neapel an Ruhetagen fleissig zu botanisiren, so dass er eine 
bedeutende Menge gelrockneter Pflanzen aus der Gegend von Forli, Chieti, 
Salmona u. a. für die Herbarien der befreudeten Prager Botaniker mitbrachte. 
Bald nach seiner Rückkehr in seine vorigen Friedensverhältnisse nach Prag 
veröffentlichte Dr. Preiss, äls ein Ergebniss vieljähriger Studien, seine auf 
eigene Untersuchungen basirte : Rhizographie oder Beschreibung der Wurzeln, 
Knollen und Zwiebeln der Pflanzen (Prag 1824), welche eine vielseitige An- 
erkennung fand. In freundschaftlicher Würdigung dieser seiner nicht unbedeu- 
“tenden Verdienste um die Pflanzenkunde zeichnete ihn unser , leider auch zu 
früh uns entrissene Corda im J. 1827 durch Aufstellung einer neuen Gattung 
aus, welcher er dem Dr. Preiss zu Ehren den Namen Preissia beilegte; es 
ist diess ein von Letzterem aus Italien mitgebrachtes Lebermoos aus der Ord- 
nung der Marehantiaeeen.*) Im Jahre 1830 wurde ihm definitiv die Stelle eines 
dirigirenden Stabsarztes im Königreiche Slavonien zu ‚Pelerwardein verliehen, 
woselbst er, nebst den übrigen dienstlichen Geschäften auch von der Pestqua- 
ranläne, der epidemischen Cholera u. dgl. vielfach in Anspruch genommen, bis 
zu seiner, im August 1833 erfolgten, Superarbitrirung verblieb ; sodann aber 
bereits hochbetagt sich nach dem, ilım zur zweiten Heimat gewordenen Prag 
zurückzog, um hier seine ietzten Lebensjahre im wohlverdienten Ruhestande 
zuzubringen. Auch jetzt noch widmete Dr, Preiss unverdrossen manche 
Zeit den wissenschaftlich - botanischen Forschungen ; namentlich beschäftigten 
ihn mit besonderem Interesse die Kartoffeln und ihre eigenthümlichen Krank- 


ß heiten; so dass er, nebst mehreren kleinen Aufsätzen in verschiedenen Zeit- 


blättern, auch eine selbstständige Schrift über diesen hochwichtigen Gegen- 
stand bearbeitete und als 8OQjähriger Greis unter dem Titel: Die Kartoflel- 
pflanze, ihre unterirdischen Organe u. s. w. (Leipzig 1844 mit einer Tafel 
colorirter Abbildungen) herausgab. Das wissenschaftliche und ästhetische 
Interesse an den holden Kindern Florens, das ihm während seines eben so 
langen als vielbewegten Lebens gar manche vergnügle Stunde gewährt halte, 
“war nur mit dem letzten Hauche gewichen! Auch Dr. Preiss liefert uns 
‚einen neuerlichen Beweis, dass sich die erste ärztliche Praxis mit der Pflege 
der scientia amabilis in einer Person verbinden lasse, ohne sich, wie Manche 
i aeäknen, gegenseitig auszuschliessen und zu hpeinfräckligen. 

(Wird fortgesetzt.) Pr 
*,*J.C, Schiödte hat einen neuen Beitrag zur unterirdischen 
Fauna. der Krainer-Grotten geliefert, welche nebst den von ihm im 


*) Auch Opiz schied in seinem Herbar im Jahre 1811 Avena strigosa 
Schreber, als Preissia strigosa. $, Opiz sezuam rostlin kvötene tesk& S, 79, 


2 Pe. A 1 A rt en 


EEE EEE EEE WEBER GEST U 2 BEE EEE SEE DEE GE N PTR ERDE 7 Wo HE a BAER En, TE rn TE er 


174 


Jahre 1845 dort aufgefundenen und beschriebenen neuen Thieren, noch andere 
mit unter werthvolle Bemerkungen enthält, — Von Insekten; und zwar aus 
der Ordnung der Coleoptern und der Familie der Silphen wurden von 
ihm 2 neue Gattungen mit 3 neuen Arten ‚entdeckt: Bathyscia byssina 
*/a'“ und B, montana °/,s’ lang; erstere in der Tiefe der Adelsberger-, 
letztere in der Lueg-Grotte; Stagobius Troglodytes 2'/—3’’ lang in 
der Adelsberger- und Magdalenen - Grotte; sämmtliche Arten sind augenlos. 
Aus der Ordnung der Thysanuren: Anurophorus stillieidii 1?/.”’ 
lang mit 28 einfachen ‚Augen in der Tiefe der, ‚Adelsberger - Grotte, Von 
Arachniden aus der Orduung der Araneen, Familie der Dysderen: 
Stalita taenaria 3 lang; aus der. Ordnung, der Solifugen, Familie 
der Obisien: Dlothrus spaeleus, 24s—2®/,“' lang, beide Arten augen- 
los in der Adelsberger- und Magdalenen-Grotte, Von Crustaceen aus der 
Ordnung _der Amphipoden, Familie der Gammaren: .Niphargus 
stygius 5—7' lang in der Lueg- und Adelsberger-Grotte; aus: der Ord- 
nung derIsopoden, Familie der Oniscinen; Titanethes aibus (Phe- 
rusa alba Koch) 4—7‘'' laug, in allen Grotten Krains häufig vorkommend, 
beide Gattungen augenlos, Minder gehaltvoll erscheint uns die Eintheilung 
der Höhlenbewohner in Schatten- , Dämmerungs- , Höhlen- und Tropfstein- 
höhlenthiere. — 
Aus Det. Kongel. danske Vid,-Selsk.’s Skr. 5. Raekke, 2, Bd. 


* „* Insekten im Eise. Am 3. Mai 1852 zeigte Hr, White in 
der auliorkoinbischen Gesellschaft zu London mehrere ‚Stücke einer kleinen 
Podura vor, welche Dr. Sutherland an der Küste des Wellington-Canales: auf 
dem Eise: unter einer dort wachsenden Art von Nostoc gefunden hatte, Diese 
Art soll:der Desoria glacialis, welche häufig auf den Schweitzer Gletschern 
unter ‚Steinen vorkömmt, ja selbst Canäle ins Eis bohrt,, in welche sie sich 
zurückzieht,. zunächst Ferien 

The Zoologist, Juni 1852. 


* , * Saxifraga nivalis L. wird in Koch‘s Flora Deutschlands 
bloss in der kl. Schneegrube im Riesengebirge angegeben , wo sie Ludwig 
zuerst, später aber auch Tausch fand. Ausser diesem Standort ist keiner in 
Deufschland angegeben. Nun finde ich aber in den 1782 von Born heraus- 
gegebenen Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen 5. Bandes $. 113 
in dem Berichte des Prof. Bohadsch über seine Reise nach dem ober- 
öst. Salzkammerbezirk folgende Stelle: „Von da stieg ich vollends zu dem 
Brunngraben, (bei Lambach). Ich wunderte mich nicht wenig, da ich an 
den moosigen Wänden dieses Grabens die Saxifraga uivalis ersah, die von 
‚andern Botanisten nur auf den höchsten Alpen in Grönland, Lappland, Canada 


und andern nördlichen Ländern getroffen worden ist. Haller hat dieselbe 


auch in der Schweiz gefunden, aber nur auf den höchsten Bergen. Der 
Quell, der nicht weit davon fliesst, und die umwehende Luft beständig er- 
frischet, wie nicht minder die umstehenden Bäume, welche die Sonnenstrahlen 


abwenden, mögen hier eben die kalte Luft bewirken, die dort von der Pol- 


höhe und der Höhe der Berge herkömmt. $. 132 führt derselbe diese Pflanze 
noch auf dem Satilberg, linker Hand auf einem Felsen , der den Traunstein 


noch an Höhe übertrifft in Gesellschaft von Gentiana nivalis, Campanula gra- 


minifolia, ete. an. $. 124. sagt Bohadsch auch, dass Arnica auf den Bergen 


nahe von Kosif häufig wächst, wo ich sie jedoch und die meisten ‚Botaniker Prags 


1.2 


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e) 
ä 


175 


nicht »mehr gefunden habe. Ich glaube die eifrigen Botaniker Oesterreichs 
auf diese deutliche Angabe des Prof. Bohadsch aufmerksam zu: machen, um 
die Wiederauffindung einer so seltenen Pflanze, als es diese Steinbrechart ist, 
zu ermöglichen, Auch ‚auf Arnica in der Gegend von Prag mache ich aufmerk- 
sam,, da sie mir einst ‚selbst von Dr. Mann als hier wildwachsend. gebracht 
wurde. Wenn wir nur fleissig auch ‚die alten Schriftsteller benützen werden, 
wird es uns möglich ‚sein, noch manche interessante Aufklärung von ihnen 
zu erlangen. P. M. Opiz. 
‘.* „ # Mit Ausschluss von Alyssum calieinum L. montanum L. An- 
drosace elongata L. maxima L. obtusifolia All. Arabis auriculata, Lam. 
Arbutus uva ursi L, Asperula cynanchica L. odorala grandiflora Opiz 
tinetoria L. Aspidium fragile Sw. Bupleurum longifolium L. rotundifolium 
L. nimmt meine Pflanzentauschanstalt alle übrigen Arten und Varietäten, aus 
den Buchstaben A und B bis Ende Januar, 1853 in’ 1—10 Exemplaren an. 
Opiz. 

#, * Die als Surrogat der Kartoffel empfohlene, und. ihres reichen 
Ertrages und ihrer vielseitigen Verwendbarkeit wegen besonders hervorge- 
hobene Rieseumöhre wurde auch, wie „Riecke’s Wochenblatt, 1852, 
Nro, 13“ schreibt, als Zusatz zum Brode versucht, Diesen in Hohenheim an- 
gestellten Versuchen zu Folge, mache der dem gewöhnlichen Brodteige zuge- 
setzle. Rübenbrei, von dem 38--40 Pfund circa 12—13 Pfund Brod. geben, 
das Brod schmackhafter und wahrscheislich auch nahrhafter ; vorzüglich eigne 
sich ‚dieser Zusatz bei Verwendung von Mehlsorten, die ‚das Brod trockner 
und rauher machen, wie diess beim  Gersten- und Maismehle der Fall ist, da 
durch ihn das Brod feuchter erhalten werde. Weitere Versuche müssen lehren 
ob.und in wie weit diese ‚so dringend anempfohlene Pflanze den gehegten Er- 
wartungen entspreche. 

* ,.* Als Seitenstück zu der im Aprilhefte unserer Zeitschrift ange- 
führten abnormen Blattbildung an Gleditschia triacantha. L. theilt Schneller 
aus Pressburg im bot. Wochenblatte Nro 27 mit, dass er ein. gleiches Curi- 
osum an einem Zweige der Acacia longifolia W. besitze; an demselben hat 
sich nämlich die Mittelrippe des Fiederblättchens verlängert und an der Spitze 
nochmals gefiederte Nebenblätter mit 4 — 5’ langen und 2” breiten Blätt- 
chen gebildet. 
 ..#%,„* Plusia consona. Fab. in Boehmen! Ich traf diese schöne 
- Art am 22. August 1. J. ganz frisch des Morgens auf einem Haferstoppelfelde 
er schwärmend. Sie theilt mit den übrigen Plusien ‚die Gewohnheit, beim ‚Ruhen 

E, einem Blatte oder Stengel den Kopf nach abwärts zu richten , und ist 
ziemlich scheu. Da selbe in Böhmen noch nie beobachtet wurde, so gilt sie 
als eine neue Bereicherung unserer Fauna, und ich ersuche zugleich die Be- 
itzer der von mir im Jahre 1850 veröffentlichten Synopsis der Lepi- 
opternfauna Böhmens“ diese Species nachträglich in dem Tribus der 

rin und zwar im Genus Ill, Plusia 0, vor P, Festucae, einzureichen, — 


"dann Dr. Nicker!, 


Literatur. 
So eben erschien; Fauna, &ili zvirena‘ teskä L_ Popsäni ssavcü, ptäkü, 
 plazü, obojäivelnikü a ryb vsech, jenö zemi teskou obyvaji. K näzornemu 
- seznäni pamätnosti vlasti pii vychäzkäch a 'sestovoväni pfirodnich zbirek od 


Ag Ze 


176 


Karla Amerlinga v Praze 1852 12° vll. und 220 -—— dann 38. Er- 
klärung und 1 S. Druckfehler. Preis 30 kr. C. M. 

Gewidmet ist diese dankenswerthe Schrift, die zuerst eine Fauna un- 
seres geliebten Vaterlandes mit kurzen Beschreibungen vorführt, Hr. Dechant Ma- 
rek in Libun. ° $. V--VIII nimmt der Hr. Verfasser zum Haupteintheilgrunde 
die drei Elemente, Luft, Erde und Wasser. _Derselbe erklärt, dass dieses 
Eintheilungsprinzip auch bei den Insekten und Pflanzen alwedahih sei, mit 
der wirklichen Bevölkerung der Erde durch Thiere und Pflanzen im Einklange 
stehe, und dass dies von den besten dermaligen Natursystemen nicht abweiche 

Die Säugethiere (150 Arten zählend), theilt er in I. Vetrousi (Reissende) 
II. Zemousi, II. Vodousi. 

Die Vögel (260 Arten und 80 Gattg.) I. Ptäci prsousi (Raubvögel) I. 
zemousi IH. vodni (Wasservögel).- 

Die Reptilien und Amphibien (15 Gattg. er 45 Arten) nach Glückseligs 
Monographie 1832 als Dissertation (in der Zeitschrift Lotos 1851). Die 
Fische (61 Arten) 1. Prsousi (die Brust—Luft), II. Brichousi (der Bauch—Wasser), 
II. Lochanousi (das Becken—Erde). Jede Classe ist wieder in entsprechende 
Unterabtheilungen gebracht. Hierauf folgt der systematisch techische und 
Provinzialname, der lateinisch-systematische Name, jedoch ohne dem Auctor 
nebst dem deutschen Namen, Eine &edrängte characteristische Beschreibung 
der Gattungen und Arten nebst Varietäten, und Angabe des Vorkommens, 
nebst belehrenden Bemerkungen über Ursprung , Lebensweise, Nutzen und 
Schaden. $S. VI, macht derselbe auf eine weiter, zum Druck vorbereitete 
Schrift „zZivo&ichove v obrazich‘ aufmerksam, welche das Allgemeinere ent- 
halten wird. 

So mögen sich nun an das Gebotene neue Entdeckungen, Beobachtungen 
und Aufklärungen reihen, damit wir auf dem Wege der Naturforschung unser 
Vaterland stets genauer köineh lernen. 0. 

* , * In dem 16. Jahrg. 2 Heft des so eben erschienenen „Casopis 
teskeho "Museum findet sich von $. 41—64 der Schluss von „Dr. Lambl’s 
nästin flory dalmatinsk&e a seznam rostlin podle jmen prostonärodnich , ktere 
lid slovansky po brehäch adriatick&ho more uzivä, Die Beiträge zur Provin- 
zialnomenclatur dieser Pflanzen ist dankenswerth, da sie jeden reisenden 
Botaniker willkommen sein müssen, der diese Gegenden durchforschen will. 

0. 
Berichtigung. e 

* „ * Dunal giebt in Alph. de Candolle prodromus, T. 13..P.. 1, 99 3 
bei Solauum Reineggeri Opiz Böheim als Vaterland an, und führt mich. und 
Reinegger als Finder auf. In Berchtolds ökon.-techn. Flora 3. Bandes $ Abth. 
(auch hier wird von ihm unrichlig die 2. Abth. eitirt) p. XX. heisst es aber 
ausdrücklich: „‚diese Art erhielt ich vom Hrn. Prof. Reinigger zu Mölk, jedoch 
ohne Angabe des Fundortes, wahrscheinlich dürfte sie in Niederösterreich zu 


Hause sein, und könnte sich vielleicht auch bei uns finden, weshalb ich ihre a 


Beschreibung hier einschalte: „Bohemia und der Finder Opiz sind demnach N 
in de Candolle zu streichen, Opiz. 


Te ee ee ee ee 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Math. Jerzabek. 


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h Zu dem Aufsatze : ” Eimge Bemerkungen iiber die Verkälr- 
 nMälse des Basaks "ar. von r Dr A Heuss. 
 . Benage zum AUqusthert. 


Ze u Ge EEE Be en # a RT 


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& 


PRAG. SEPTEMBER. 1852. 


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Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel‘ 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. ‚die Petitzeile 
berechnet. 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das System der Compositen. 


TE, | Von Prof. Fried. Ignaz Tausch: : 
“ ‘(Aus ‚dessen hinterlassener Handschrift mitgetheilt von P...M, Opiz.) 
b (Fortsetzung.) 


Bi Nach dieser Darstellung sieht man, :dass die Corymbiferae aus 9 ver- 
schiedenen Typen, und wenn man die Eupatoriaceae voraussetzt aus 10 ver- 
schiedenen Gruppen bestehen. Obwohl: einige von diesen Typen nicht voll- 
Ständig d. h. nicht mit allen‘ Verwandlungen versehen’ sind, so muss man 
doch annehmen, dass sie-in der Natur noch vorkommen, und'dass sie viel- 
leicht von mir selbst bisher übersehen, oder vielleicht noch nicht entdeckt 
wurden. Gesetzt, die Typen wären alle vollständig, so kann man annehmen; 
dass, “wenn man einen nach dem andern in abwechselnder Ordnung folgen 
iesse, so dass der erste von der wavollständigsten Metamorphose der neces- 
saria flosculosa bis zur superflua, ‘der. zweite umgekehrt u.’ s. w. geführt 
den, sie dann auch ein zusammenhängendes Ganzes bilden können, aber 
ie unangenehm und langweilig wäre die oftmalige Wiederholung, und. schmilzt 
an wirklich die verwandtesten Typen zusammen, um diese 'oftmalige’Wieder- 
zu‘ vermeiden, so entstehen ausser den schon für‘ sich abgesonderten 
Eupatoriaceen, und Helianthoideen noch 3 Tribus Gnaphaliaceae, ‚Asteroideae 
und -Anthemoideae, als: larol 


5 Gnaphaliaceae. Antennarieae, Dimorphotleceae, 
Antherae caudatae, pappus Pterocauleae, . Osirospermeae, 
Pilosus ‚rarius  paleaceus, ‚Plucheineae, 3.8. superfllua 
aut_0. Tarchonantheäe, Dligodoreae, 

sigy ik Micropeae. Buphthalmeae, 

Br 1 arıa 2. S. necessaria Nestlereae, 

-sVvflos culosa. radiata. Inuleae, 


Evaceae,; 0.00 0 Calendulaceae, Helichryseae, 


178 3 


Cassinieae, Othonneae, Soliveae, 
Angiantheae, 5 ‚Gridelieae, “ Hippieae, 
Scriphieae. Elphegeae. Artemisieae. 

Asteroideae. 3. $. superflua. ii 
Antherae ecaudatae, pap- Astereae, a f m s 2 
pus pilosus, rarissime ab- Amelleae, RO 2 
breviatus setulosus. Neurolaeneae, Eriocephaleae, in 

1. 8. necessaria Solldagineae, Lagenophoreae. 
ae Senecioneae 
BrMBER KERN, Cinerarieae 3.8 fl 
Sphaerantheae, Plaverwar ‚ "E a 6 ya 
: Tagetineae h 
Conyzeae, s g » : 
Baccharideae BR OSGERE Telespermeae, 
Dasnn ? Antherae ecaudatae, Pap- Ljabeae, 
3 
= pus coroniformis, aut pa- Aunereiaie 
it | leaccus, raro arislatus, Cotuleae, f 
2. 5. necessaria 4.9, necessaria Chrysanthemeae, 
radiata, flosculosa. Anthemideae, 
Tussilaginese, Gymnarheneae, Aganippeae. 
g 


Wenn man diesen 3 Tribusen die Charaktere aus meinen Schemen vor- 
setzt, so wird mau ersehen, dass sie vollkommene abgeschlossene Kreise bil- 
den, also ganz natürlich sind, und setzt man noch die Helianthoideae und“ 
Eupatoriaceae, die ebenfalls SEREREEE Kreise bilden, dazu, so hat man 
die Corymbiferae nach der gewöhnlichen Meinung in 5 ganz natürliche Tri- 
bus zertheilt; aber wenn man den Uibergang der Natur daraus erklären wollte” 
so müsste man bei den Gnaphaliaceen, Asteroideen und Anthemideen diesel- ) 
ben Verwandlungen erst dreimal nach einander wiederhohlen, bis man endlich 
bei den Helianthoideen den Uebergang zu den Cynaraceen findet, was hinge- | 
gen bei meiner Methode auf eine gleichföormige Weise und gleichen Schrittes 
vollbracht wird, woraus folgt, dass meine Methode die einzig richtige oder 
wahre ist, und dass, was ich schon im Anfange bemerkte, nicht jede, wenn 
noch so natürlich scheinende Methode die wahre sei, wenn sie nicht mit dem 
Ganzen, mit dem Systeme "selbst in einer bestimmten Beziehung steht, und ge- 
hörige Aufklärung gibt. E 

Was die systematische Stellung der Corspänliäe anbelangt, so gehören 
sie nach meinem Systeme unter die Corollostemones, die sogenannten Mono- 
petalae Aut. und bilden mit den Dipsaceen, und Globularien eine eigene  Un- 
terklasse, die Corollostemones: anthodiati, und die Natur scheint sie vorzüg- 
lich dazu bestimmt zu haben, die lippenförmige und regelmässige röhrige 
Blumenkrone die bestimmt getrennt als eigene Unterklasse, als Coroliostemo# 
nes‘ cheilanthi und siphonanthi vorausgingen, hier zu verschmelzen, und zu- 
gleich durch die unregelmässig blühenden darunter den Uebergang zu der 4. 
und letzten Unterklasse Corollostemones lepidanthi zu bilden. Wenn man in. 
meinem Systeme die ab- oder auf-steigende ‚Ordnung hinsichtlich der Voll- 
kommenheit wählt, so stossen die Corollostemones anthodiati zunächst an die 


Be 


PAUSE 179 


Urticeae, und in diesem Falle verschmelzen sie nicht nur die lippenförmige, 
regelmässige röhrige, oder ganz abweichende Blumenkrone der 3 früheren 
Unterklassen, sondern zeigen auch deutlich den Uibergang zu den unregel- 
“mässigen zusammengehäuften, mit getrenntem Geschlechte versehenen Blumen 
der Urliceen, 

Die Compositae an und für sich können für nicht anderes, als eine Wie- 
derholung der Farren im weitesten Sinne genommen werden, ihr Anthodium 
vertritt bald die Stelle der Kapsel des Mooses, bald des Wedels der Farren 
und die Spreublätter vertreten die Stelle des Indusiums, und von diesem Ge- 
sichtspunkte ausgehend, lässt sich einigermassen die ungeheuere Anzahl, und 
das häufige Vorkommen dieser Pflanzen erklären, und da die Umbelliferae 
aber in einer anderen Stellung ebenfalls die Farrcn wiederholen, so erklärt 
sich auch daraus die Aehnlichkeit der Compositen mit den Umbelliferen. 
Die bei den Compositen nicht so- selten vorkommende doppelte Frucht, die 
auch bei den Umbelliferen, aber selten erscheint, kann für nichts anders, als eine 
Wiederholung aus dem Farrenreiche angesehen und erklärt werden, und gibt 
eigentlich erst Aufschluss über die doppelten Früchte einiger Lycopodiaceen, 


Compositae. 
Subordo I, Zorymbiferae. 


1. Baccharoideae. Subtribus. 
“ A. Capitula dioica, alia & multifllora, alia Q paueiflora, 
Nloribus P nudis in receptaculo inclusis, demum- 
que cum receptaculo. pericarpium conslituentibus, 
a. capitula @ 2 flora non glomerala . » . 2.» Xanthieae. 
6. eapitula @ 1 Nora — glomerata . 2.000. 05 Ambrosieae. 
- _B. Capitula dioica, aut monoica, floribus omuibus recep- 
” , taculo inarticulatis (non inclusis). 
$- a. antherae ecaudatae 
E &. liberae pappus O0, s. coroniformis . . . .  . Iveae, 
0 ß. ‚eoronalae 
7 capitula non glomerata 
* receplaculum paleaceum 
TEE 0 papp. O0, achenia non involuta. . . . . Riencourtieae, 
00 papp. O, achenia paleis involuta . . . . Clibaedieae, 
000 papp. paleaceus, achenia paleis involuta . Gymnarheneae, 
** receptaculum nudum - 
0. involucrum uniseriale, papp. pilosus 
Er * achenia angulata a RES U orrands 
r ** achenia compressa . . . » 2. . Petasitideae. 
14* 


180 
00. involuerum imbricatum 
* pappus pilosus 
1 achenia compressa . . ».. .  .  Conyzeae. 
2. — amgulata “000 te »  Bäccharideae. 
** pappus 0. s. coroniformis j 
4. achenia angulata . . » 2... .Artemisieae.. | 
2. achenia compressa . . » » .  .. Hippieae. 
#R# pappus aristatus - ©... 0°... 0... Boliveae, 
++ capitula dense glomeraa . . . ... =. Sphaerantheae. 
b. antherae caudatae | 
a. capitula dense glomerata 
+ achenia angulata, pappus pilosuss . . . .. .  Pterocauleae. 
FE — compressa, pappus O0. . 2.0... Evaceae. 
ß. capitula non glomerata 
+ achenia nuda (non inclusa) pappus pilosus, rarius O 


* achenia compressa 
7 


e 


ale a ee .r  ‚Antentiarieae. 
—  angulata . 202° 2° Plucheineae. 
*#% villosissima epapposa 2. .» » . .  . Tarchonantheae, 
+7 achenia in involucri squamis capsulatlim inclusa Micropeae. 


2. Calendulaceae, 
A. Receptaculum paleaceum 


a. achenia squamis involucri connata, et pericarpia con- 


stituenliaunek- ‚nieukons. an salliie . 205» Melampodineae, 


b. achenia appendiculata i. e. paleis receptaculi connata Parthenieae. 
c. achenia nuda, aut squamis involucri leviter involuta 
+ involucrum imbricatum 
* achenia obcompressa, pappus abbreviatus coroni- 


formis, subaristatus, aut O ee... Chrysogoneae. ° 


*# achenia planocompressa, margine nonnunquam ä 
alata, pappus aristatus, aut 0 0 anyy54" »Siljihieae. 


*#®* achenia triangularia, pappus coroniformis, aut ‘0 Fougerauxieae. 
jr involucrum 1—seriale squamis carinalis, achenia 


angulata,. pappuss 0. . 22.202002. 0000  Madarieae. * 


..©prr Involuerum duplex: interius gamophyllum .  .  Eriocephaleae. K 
B. receptaculum nudum 
a, achenia, vera corlice membranaceo donata 
+ involuecrum 1-—-seriale 
* @achenia angulata, pappus pilosus . » =... Othonneae, 


** achenia compressa, pappus pilosus . . . . Tussilagineae, 
++ involucrum imbricatum 


481 


r En 


* pappus pilosus setosus, aristatusve 
- © achenia angulata . . . 2 © 22... Grindelieae, 
achenia compressa - . - 2 0. .r. Elphegeae. 
* pappus 0, aut coroniformis, achenia compressa Legenophoreae, 
b, achenia pericarpiosa corlice crasso, aut solubili do- 
nata, epapposa 
+ erostria 
* plano — compressa „ . * 2 2%... Dimorphotheceae 
“® non compressa 2 2 2 2 0 0.0. .  Osteospermeae. 
+7 rostrata 3—angularia . © =» 2 2 2.0.0. Calendulaceae. 
3. Asteroideae, 
A. antherae ecaudatae 
a. capitula co non glomerata 
&. involucrum umbricatum serie dupla — multifaria 
achenia 
7 pappo brevissimo coroniformi, s squamellato s O, 


nunquam piloso 
* paleis involuta, aut connata . . „ » .  . Aganippeae, 


h vo 


 nuda 
0 angulata 
* receptaculum paleaceum . . . . .  Anthemideae. 
pe — nudum . 2. 2.202» Chrysanthemeae, 


00 compressa 
* receptaculum nduum . . 2... Cotuleae, 
“ paleaceum Eee Can ANEHES CHRERNE, 
+7 pappo piloso, raro abbreviato setuloso, rarissime 0) 
* compressa 
® receptaculum paleaceum . . » .» »  .. Amelleae. 
o.— nfdhm?, a ARE N -ABLeNORg, 
** angulata 


® receptaculum nuduum . . 2°... %  Solidagineae. 
re DEREN paleaceum . . „2... 2 Neurolaeneae, 
frr pappo paleaceo. . . Ne nt a FE TERROR, 
ßB- PER 1 — seriale, aut geh Tu nudum 


aut basi bracteolatum. Achenia 
+ pappo paleaceo aristatove 

* receptaculum nudum . . » 2.2»... Tagelinae. 

ar — paleacenum . . 2 2... Thelespermeae ? 
+7 pappo piloso, rarissime 0 
u * angulata gegen ee. Se a DORBOROHOE 
** compressa TE ae u 39. S CHIGrarIamEe 


‚or 


182 


b. capitula 1 —.raro pluri - flora dense 
involucro communi 


glomerata, 
non einca ... 
B. antherae caudatae 
a. capitula dense glomerata 
a. 1 — flora capitato — spicatove glomerata absque 
involucro communi . . Rn ER Ne he 
ß. 1 — aut pauciflora in A involucro ceinc- 
tum aggregata SE N ARE Ele ae AR 08 
b. capitula non conglomerata 


&. involuecrum imbricalum, squamis apice scarioso 


appendiculatis, achenia pappo piloso, rarissime 
paleaceo, aut 0 
+ receptaculum nudum . 2 2 2 2 20000. 
4. _ paleaceum ERS er 
ß. involuerum imbricatum squamis non appendiculatis ; 
achenia 
+ nuda 


EUBBBRD PUORO %2 >... 0 0 22er oh 
* _ brevissimo coroniformi, aut squamellato, aut O 


0 receptaculum nudum . . 2 mn. 
00 


paleaceum, ...' .. - 
+7 paleis receptaculi inclua . 2 . 2 0. 
4. Helianthoideae. 
A. achenia inclusa 
a. radii involucri foliolis s squamis inclusa: disci nuda 
b. disci paleis receptaculi inclusa: radii abortiva . .» 
B. achenia nuda 
a. corlice crasso succoso donala, et pericarpiosa 
&. ligulae. steriles Ba an SR N sro, 


ß. 08,0 "2,7, anbud: milmelneder 


b. non pericarpiosa 


— 


@. obcompressa, aut basi angustala plus minusve cune- 
ata, cuneatove — angulata 
+ pappus coroniformis s. 0) 
* Jigulae 9 s. 0 EIERN RRPETE NR 
ie 


steriles "". . -, . @uhsue mukiamdns 
fr pappus palcaceus caducus 

* ligulae steriles 

ir 2 s.o 
+rr pappus setulosus aristatusve. 


. . . . . + 


. -Flaverieae. 


Seriphieae, 


Angiantheae, 


Helichryseae. 
Cassinieae, 


Inuleae, 


Nestlereae. 
Buphthalmeae. 
Oligodoreae, 


Madieae. 
Sclerocarpeae. 


Wulfieae. 
Pascalieae. 


Heliopsideae. 
Rudbeckieae. 


Heliantheae. 


Mau DIEBE BOT ONE, 
*# —  steriles 
ß. prismatico — 3 — 4 — angulato — plus mi- 


nusve compressa. 
+ pappus rigide aristatus, aristis laevibus persisten- 
tibus, involucrum imbricatum 
* Jigulae steriles 
#* ferWien -„nonndsH aid .auedoın 


+r pappus 2—4— aristatus, aristis retrorsum acu- 

leatis, involucrum calyculatum, _ aut bracteolatum 

* ligulae fertiles ai sajieinsilon) - As5rin 

FE Trio Plpriles, 6,02 son un lead 0 

y. plano — compressa et nonnunquam margine alata 

+ involuerum biseriale: serie exteriore bracteante, 
pappus 2 — 4 — aristatus s. 0. 


® Jigulae steriles ve Saunen «Ant - u 
0. m) san ,n ke ‚wwih zhelande 
+7 involucrum imbricatum, pappus ?—4— aristatus 

persistens ’ 


Sllenine fankiles u: .58 wol Icheudle 10W iu sin erh 


ee ch BRORÄBS irra mie Ks. ariaroslnigehtn hen 

d. angulata aptera, aut alata, villosa, aut lana invo- 

. luta (seu inclusa) 
+ pappus paleaceus non tortus 

- * receptaculum paleaceum 
£ © Jigulae fertiles . 0. 202 2.00% 
M 0° _— _ steriles 
ba ** receptaculum nudum 
w Sligulse Marilen.ın „U. wu. „1 -olncimilas soll. 
ln Pi baden arm 
Bi tr pappus paleaceus, paleis tortis, raro O0 
y * receptaculum nudum 
8 Pbelel forlilen..un:h .uiai=ld hatt airlcihe 
# 0 —. steriles las andaxdssllergdi a 
E ** receptaculum paleaceum 
[3 P Ugulsoisterles 0% ininie-itesn a Hai“ e 
“1 Partsindärtllen; site aunsclsolge © 
+07 
Sr (Fortsetzung folgt.) 
14 


zu Hin ml nn 


183 


Melanthereae. 


Zinnieae. 


Heterospermeae, - 
Bidentideae. 


Coreopsideae. . 
Dahlieae. 


Verbesineae. 
Actinomereae. 


Galinsogeae, 


Gaillardieae. . 
Helenieae. 


Arctotideae, 
Arctotheceae. 


Sphenogyneae, 
Lasiospermeao. 


184 | 
Eindrücke einer Reise nach Dalmatien im April 1852. 


Von Max. Dormitzer. 
(Schluss.) ' 


Sehr auffallend war mir die Seltenheit der Cirrhipeden, an den Felsen der 
Küste fand sich nur Balanus miser Lam. und Chthamalus depressus. H. Botteri 
sagte uns, dass auf schwimmendem Holze im Meere oft ganze Familien von 
Anatifa laevis Lam. und striata Lam. und Coronula testudinaria Lam. vorkom- 
men, ich’ konnte aber durchaus keine erhalten, j 

Von Mollusken finden sich natürlicher Weise nur solche, die an felsigen 
und steinigen Gestaden leben können. Tausende von kleinen Trochus und 
Turbo, 'einige kleine Murices, Columbella mercatoria Lam., Buceinum Pusio‘L., 
und ähnliche Arten kleben dort an den Steinen und Felsen, doch sind ihre - 
Schalen fast häufiger von Paguren als von den Schnecken selbst bewohnt, 
namentlich gilt diess von einigen kleinen Cerithien, deren Schaalen in Unzahl, 
aber immer ohne Thier darin sich finden. Auch der seltene Murex (Typhis - 
Monlf.) fistulosus Lam. kömmt immer so vor. Conus mediterraneus Lam. in 
Menge, aber meist ebenfalls leer, Fusus syracusanus Lam.; einige kleine 
Pleurotomen (aus der Abtheilung Rhaphitoma) Cypraea lurida Lam., und der- 
gleichen finden sich an einigen Stellen der Insel, aber nicht überall. Mit ihnen 
erscheinen, besonders in einer Bucht der kleinen, 'eine Viertelstunde von Le- 
sina entfernten Insel Marinkoväcz, und in zwei Baien der Insel Lesina Halio- 
tis tuberculata L., Chiton siculus Gray, C. Polis’Desh. “faseicularis L, und €, 
cajetanus’ Poli, besonders der erstere in grosser Menge und unzähligen Far- 
benvarietäten. Diese Thiere kleben, so wie die ebenfalls gemeine Patella lusi- 
tanica Gm, mit der Sohle so fest auf den ‘Felsen, dass man sie nur über- | 
raschen“oder 'mit einem scharfen Messer ablösen muss. Weniger fest sitzen 
die Fissurellen und Emarginula, die ebenfalls’ an :diesen Orten sich finden, 
Nacktschnecken sind nicht häufig, ich fand’ nur Aeolidia peregrina Desh. und 
A. Cuvieri‘ -Lam., Doris limbata L, und D. pieta Phil, von Freund Botteri er- 
hielt ich:noch‘ Pleurobranchaea Forskalii Delle‘Ch/"und- die seltene Umbrella 
mediterranea Lam. geschenkt, ‘Im :Winter sollen auch “mehrere Aplysien dort 
häufig sein, wir sahen keine mehr. Im Sande des ‘Strandes finden sich häufig 
mehre Arten ‘von Rissoa. und Rissoina, dagegen sind Eulineen und Chemnitzien 
äusserst: selten. Die Korallenfischer ziehen auch öfters mit den Korallen Ovulaı 
adriatici Lm. und 0. Spelta Lam, herauf, so wie manchmal: auch Megathyris“ 
detruncata ‚Chemn. "und M. neapolitana Sow. So erhielt ‘ich auch von Herr 
Botteri die ‚seltene Acera aplysiformis Delle Ch.; ferner fand ich Bulla acera“ 
Gm. und sah die Schalen von Bullä hydatis Lam. und B. lignaria Jam, Ptero- 
poden sind äusserst selten, ein einziges Mal erhielt Herr Botteri 2 Exemplare 
von Tiedemannia neapolitana, die er mir gütigst überliess: Aber keine Spur 
von Hyalaea oder Cteseis, selbst H. Botteri konnte mir nichts darüber "zZ 


185 


theilen, "Von Cephalopoden sind ungemein häufig Octopus vulgaris L., He- 
ledone moschata Lam. Sepia officinalis L,, Loligo vulgaris L. und Sepiola 
Rondeletii Lam., alle anderen Arten sind mehr oder minder selten. Argonauta 
Argo L. findet sich manchmal, besonders in der Gegend der Insel Lissa. Nach 
H. Botteri’s Beschreibung scheint auch Tremoctopus violaceus Ver. daselbst 
‚vorzukommen, er erhielt ibn nur ein einziges Mal. 

Die Acephalen sind nur durch verhältnissmässig wenige Arten vertreten, 
Pecten varius Penn., Venus decussataL. und V. verrucosa L., Psammobia vesper- 
tina Lam,, Mesodesma Donacilla Desh. Arca Noae L., und Arca barbata Lam,, 
Lithodomus lithophagus Lam, scheinen die gemeinsten zu sein, hin und wieder 
findet man auch Arca lactea L., Lima inflata Lam., Petricola ochroleuca Lam., 
und in den Spongien häufig Hiatella aretica Lam, In den Schalen der grossen 
Pinnen schmarotzt seiten Gastrochaena Polii Phil.; Solen vagina L., Panopaea 
Aldrovandii Lam, und ähnliche kommen nicht bei Lesina, sondern nur 4 vor, 
wo der Meeresgrund schlammig ist, z, B. bei Zara. 

"Von Molluskoiden fanden sich nur einige wenige Ascidien vor, aber 
auch diese nur selten und einzeln, von den zusammengesetzten Formen sah 
ich 'gar keine, eben so wenig eine Salpa weder einzeln, noch in Ketten. 

An Fischen ist das adriatische Meer sehr reich; da ich mich aber nicht 
‚speciell damit beschäftigt habe, so kann ich darüber wenig Aufschluss geben, 
Als einzelne‘ Seltenheit schenkte mir H. Botteri ein Exemplar’ des Gymnetrus 
Lacepedianus Risso, der nur einmal dort vorgekommen war, Auch Centrina 
Salvianii Risso ist bei Lesina gefangen worden. 

“0° Wenden wir unsern Blick vom Meere auf das Land, so finden wir eine 
werhältnissmässig geringere Ausbeute, Auf der Insel giebt es äussert wenige 
‚Säugethier-Arten. Der gemeine Hase (Lepus timidus), dann der Siebenschläfer 
(Myoxus glis und M. nitela), (die Wanderratte (Mus decumanus) und ein Paar 

ermäuse,. sind Alles, was ich gesehen habe. Von Seesäugethieren ist Del- 
phinus Delphis L. sehr häufig und den Sardellenfischern äusserst verhasst, 
weil’er ihnen die Netze zerfeisst. Auch an Vögeln ist die Insel nicht reich, 
Saxicola stapazina Gm, ist sehr häufig, ebenso Caccabis petrosa und C. rufa 
% Möwen, besonders Larus ridibundus Gm. und canus Gm. verfolgten unser 
Dampfboot oft weithin mit ihrem 'widerlichen Gekrächze "auch Puffinus cine- 
reus Less. ist nicht: eben selten, Während meiner Anwesenheit in Lesina 
“wurde auf der Insel ein Circus pallidus Bruch erlegt. Aber kein Pelikan, kein 
Flamingo, kein Reiher ist auf der Insel zu sehen, da sie viel zu trocken ist. 
Von Amphibien fällt besonders die Unzahl von Lacerta muralis Lam. und bi- 
fasciata Sch. auf. Dagegen sind Schlangen selten, Coluber viridiflavus Scop. 
ist. die häufigste Art, selten dagegen die einzige Giftschlange der Insel, Vi- 
pera Ammodytes L. Schildkröten sind häufig auf dem Festlande, und zwar Te- 
studo graeca L., Emys europaea L. und Clemmys caspica Pall., letztere selte- 


186 a 


ner an der Narenta. Auf dem Festlande, besonders bei Spalato findet sich 
auch nicht selten Pseudopus Pallasii Merr. A 

Interessant und eharakteristisch, wenn auch nicht reich, ist die Insectenfauna 
der Insel. Da haben wir- vor allen Charaxes Jasius L., dann Arge Hertha H,, 
Pararga Maera var. Adrasta Hofm., P. Megaera v. Lyssa H., Epinephele Ida 2 
Esp., Satyrus Allionia O., $. Actaea Esp, Vanessa L. album H, (äusserst 
gemein), Lycaena lolas O., L. Psittacus Friv., L. Telicanus Hbst,, 'L.. Baetica 
L., Pieris Ergane H. und die neue P. Manni Fr., Syrichthus Proto Esp. unter 
den Tagfaltern zu bemerken. Unter den Schwärmern zeichnet sich aus Dei- 
tephila nerii L. und lineata L., Macroglossa eroatica Esp. (nur auf dem Fest- 
lande, vorzüglich bei Zara nicht selten), Zygaena Punctum O,; unter den Spin- 
nern Lithosia caniola H., Naclia famula Fr., Euprepia pudica Esp., Emydia 
pulchra Esp. ; die Noetuen sind besonders charakterisirt durch die Ophiusen, 7 
0. Algira L., 0, geometrica F., 0. Natlyi Kind., Ophiodea Tirrhaea F. etc, 
durch die gelben Catocalen, besonders C. conversa Esp. und die schöne An- E 
thophila purpurina W. V. Von den Geometren und Microlepidopteren sah ich 
wenig, auch die oben berührten Arten sah ich nur in- den Sammlurgen der 
Herren Botteri und Boglich, dasselbe muss ich auch in Bezug auf das Fol- 3 
gende sagen, meine Untersuchungen beschränkten sich der kurzen Zeit wegen 5 
fast ganz auf die niederen Thiere des Meeres. Käfer sind nicht besonders häu- 
fig, Carabus dalmatinus Dft., Chlaenius agrorum Ol. Dinodes rufipes Dej. Pri- 
stonychus dalmatinus Dej., Zabrus graecus Dej. Pandarus dalmalinus Gmr., 
Tentyria curculionoides Hbst., Perotis lugubris F., Anthaxia candens Pzr., A. 
. umbellatarum F., A. inculta Germ., Ludius Theseus Germ. Attalus dalmatinus | 
Kstr,, Malachius spinipennis Grm. und M. dilaticornis Er., nebst noch einigen 
anderen wurden mir von Herrn Botteri mitgetheilt, Ateuchus  variolosus F. 
Onthophagus Hybneri E. und einige auch bei uns gemeine Amaren fand ich 
selbst. Oryctes nasicornis F. kömmt dort nicht vor, er ist durch 0. Grypus y 
Ill. ersetzt. Die Hymenopteren und Dipteren sind sehr reich vertreten, leider Re. 
besitze ich von diesen, wie von den anderen Insectenordnungen zu wenig 
specielle Kenntnisse, um eine genauere Aufzählung. derselben: geben zu kön- re 
nen. Die prächtigen Scolien und Xylocopen, die Myrmeleonen und Ascalaphen \ 
die Truxaliden, Mantiden und grossen Cieaden die daselbst vorkommen, be- 
zeichnen den südlichen Character der Fauna des Landes am besten, j 

Gehen wir nun zu den Mollusken des festen Landes über, so werden 
wir sagen müssen, dass wenige Länder Europa‘s einen so überaus grossen 
Reichthum an Arten werden aufweisen können. Diese Massen von Helix, Clau- 
- silia und Pupa sind wahrhaft Staunen erregend.: Vorzüglich häufig sind Helix. 7 
Pouzolzii Mich , H. variabilis Drap., H. pisana MIl., ‘H. Olivieri Fer., H. ligata 
MIl., H. cineta Müll. H. denudata Rssm, H. acies Partsch, und vor allen zu Tau 
senden an allen Steinen, Felsen und Mauern klebend Helix vermicularis Mall, 


27 


187 


Die gewöhnlichsten Clausilien sind Cl. laevissima Ziegl, Cl. albocincta Rossm,, 
Cl. semirugata Zgl. und Cl. dalmalina Partsch. Unter. den Pupen scheint P, 
quadridens Rms., unter den Cyclostomen .C. elegans Fer. und C, scalarinum 
Vill. am häufigsten vorzukommen. Ausserdem finden sich noch die, die Mit- 
 telmeerfauna bezeichnenden Arten Achatina Paretii Fer, die Auricula-Arten 
und endlich Truncatella laevigata Risso, dies so vielfach herumgeworfene, bald 
zu den Land-, bald zu den See-Conchylien gerechnete Thier. Weit ärmer ist 
dagegen die Süsswasser-Fauna, wie dies auch bei dem trockenen, dürren 
Charakter des Landes nicht anders zu erwarten steht. Doch sollen die 
sumpfigen Ufer der Narenta eine Ausnahme machen, die ich jedoch nicht 
selbst gesehen habe. 

Möge denn dieser kurze Abriss dessen, was ich gesehen, ein Bild der 
Naturverhältnisse eines Landes geben, das eigentlich bis jetzt nur wenig un- 


\ 


tersucht und durchtorscht ist. Möge er zur Fortsetzung des Begonnenen an- 
regen, denn wenige Länder Europas dürften in ihren eigenthümlichen Verhält- 
nissen interessanteres aufzuweisen haben, als Dalmatien, wenn man Land und 
See, Continent und Inseln gehörig und mit mehr Musse untersucht, als ich 
es innerhalb 14 Tagen zu thun Gelegenheit hatte, 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
4 Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


y 6. Caspar Graf von Sternberg. 


Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, auf einem so engen Raume, als 
vorliegende Blätter gestalten, ein nur einigermassen genügendes Bild von 
em Leben und Wirken eines so berühmten Mannes zu entwerfen, welcher 
en so durch seine sociale Stellung, wie durch seine ungemeinen Verdienste 
um die Naturwissenschaft über seine Zeitgenossen hervorragte ; ich meine den 
Grafen Caspar v. Sternberg, k. k. wirkl. geheimen Rath u. s. w. 
Ein Sprössling des althistorisch berühmten Geschlechtes der Sternberge 
yar er am 6. Jänner 1761 zu Prag geboren, und als jüngster Sohn, der 
eine Herrschaft zu erben hatte, schon als kleiner Knabe für den geistlichen 
Stand bestimmt. Durch Empfehlung der Kaiserin Maria Theresia wurde ihm 
e damaligen Sitte gemäss, bereits in seinem 11 Jahre vom Pabste Cle- . 
ns XIV. eine Domherrn-Präbende. in Freysing ertheilt, und bald darauf er- 
hielt Graf Caspar überdiess eine zweite in Regensburg, ohne sein väter- _ 
'hes Haus zu verlassen, in welchem letzteren er bis in sein 18. Jahr von 
Jichen und weltlichen Hofmeistern erzogen und unterrichtet wurde. Zu jener 
eit verrieth sich bei ihm nach dem Vorbilde seiner älteren Brüder, der Gra- 
fen Johann-und Joachim, eine besondere Neigung für die Naturwissen- 


188 
schaften, insbesondere für Chemie und Mineralogie, welche sich:in jener Zeit- 
periode gerade etwas mehr zu heben begannen, 

Im Jahre 1779 begab sich endlich der 18jährige Jürgling nach Rom 
in das dort bestehende sog. Collegium germanicum, um seiner Bestimmung 
gemäss die Theologie zu studieren, welche er denn auch nach einer öffent- 
lichen Disputation im Juni 1782 mit dem entsprechenden Erfolge absolvirte. 
Hierauf verlebte Graf Sternberg, — da er erst 22 Jahre alt war, daher 
ihm des fehlenden Normalalters wegen der thatsächliche Eintritt in das Re- 
gensburger Capitel noch nicht gestattet werden konnte — einige Monate in 
den: herrlichen Neapel; wo er sich, wie in Rom selbst die ihm darbietende 
Gelegenheit mit Eifer benützend, insbesondere auf das Studium der alterihüm- 
lichen Kunst verlegte. Dann kehrle Graf St. wieder nach Böhmen zurück und 
betrieb unter praktischer. Anleitung der Gebrüder Jiräsek auf der Herr- 
schaft Radnitz vorzugsweise die Forsteultur, machte Ausflüge nach Ungarn u. 
dergl., bis er nach endlicher Erreichung des erforderlichen Normalalters im 
Jahre 1785 in das Regensburger Domkapitel eingeführt und binnen Kurzem - 
vom damaligen Bischofe Grafen v. Törring, zum Hof- und Kammerrath und 
zum Probste von S. Veit in Freysing, im Jahre 1791 aber zum geheimen - 
Rathe der beiden genannten Hochstifte erhoben wurde. 

Erst im Jahre 1795, während seines bleibenden Aufenthaltes zu Regens- 
burg, wurde Graf Sternberg durch den innigen freundschaftlichen Verkehr 
mit dem auch wissenschaftlich hochgebildeten, Grafen Bray neuerdings für 
die Naturkunde angeregt und fixirte seine Vorliebe insbesondere für Linne's 
scientia amabilis.. Um darin nicht als blosser Dilettant zu erscheinen, liess 
er sich von den dortigen Professoren Duval und Hoppe gründlich unter- 
richten, und schon im Jahre 1797 konnte ihn die eben ins Leben getretene 
botanische Gesellschaft in Regensburg mit vollem Rechte zu ihrem Mitgliede 
aufnehmen. Als Graf Sternberg mehrere Monate in den Jahren 1804—5 
politischer Unterhandlungen wegen mit seinem Curfürsten Erzbischofe, Freih. 
von Dalberg, in Paris zuzubringen gezwungen war, versäumte er nicht 
die günstige Gelegenheit, nebst einem Alex. v. Humboldt und dem Gra- 
fen Rumfort, auch mit den berühmten französischen Naturforschern : Loplace, 
Bertholet, Cuvier, De-Candolle,, Lacepede, Des fontaines, Petit-Thouars,. Ven- 
tenat. u. A. in persönliche Bekanntschaft zu treten und sich in seinem Fache 
höher auszubilden. — Im Jahre 1804 haben Graf Waldstein und. Prof. 
Kitaibel in Pesth einer in Ungarn entdeckten neuen Pflanzengattung den 
Namen Sternbergia beigelegt, und auf diese Weise schon damals Stern- 
berg’s Verdienste um die Botanik anerkannt. . | 

Nach seiner Zurückkunft aus Frankreich zog sich Graf St. in Dar 
von den Regierungsgeschäften gänzlich zurück und begann im. Jahre 1806 
seine geschätzte: Revisio Saxifragarum.iconibus illustrata (Ratisbon. 1810 mib 
31 Tafeln Abbildungen) zu bearbeiten, zu welcher im Jahre 1831, mit. Bei- 
hilfe des Prof C. B. Presi, zwei Supplemente mit 26 Tafeln (Prag 1831) 
erschienen sind; auch fallen in jene Zeit mehrere kleinere Schriften und 
Journalaufsätze. — Nachdem jedoch sein älterer Bruder, Graf Joachim, le- 
digen Standes am 18. Oktober 1808 plötzlich am Schlagflusse gestorben 
war, erbte Graf Caspar St. die Familienherrschaft Radnitz, verliess bald der- 
auf sein liebgewordenes Regensburg für immmer und kehrte 1810 nach Böh- 
men zurück, um sein ferneres Leben nur den Musen und dem Vaterlande zu 
weihen, so, dass er vor und theils in Prag, theils auf seinen Gütern in ge- 

| 


‚a 


189 


lehrter Zurückgezogenheit lebte, Im selben Jahre 1810 legte Graf $t. zu 
Brezina auf der ebengenannten Domäne Radnitz einen botanischen Garten an, 
in dessen grossartigen Treib- uud Glashäusern er manche botanische Selten- 
heit beherbergte, — Ebenso hat er es im Interesse der Gemeinnützigkeit im 
Jahre 1814 unternommen, das auf Anregung des k. k. Staatsgüter-Admi- 
nistrators, Prokop Grafen v. Hartmann, in Prag angelegte Naturalienkabi- 
net der sämmtlichen Kameral- und Religionsföndsherrschaften einzurichten; zu 
welchem Behufe ihm der gerade damals als Administrationskanzellist nach 
Prag beförderte Hr. P. M. Opiz zugetheilt wurde, 

Graf €, Sternberg war Einer der Ersten unter den patriotisch gesinnten 
Männern, welche im Jahre 1818 die grosse folgenreiche Idee hegten und im 
Jahre 1822 unter den Oberstburggrafen, Grafen Fr. A. Kolowrat-Lieb- 
steinsky wirklich ausführten; ein böhmisches Nationalmuseum zu gründen. 
Von allen Gebildeten ja vom ganzen Volke dankbar anerkannt sind die bedeu- 

_ tenden Opfer, mit welchen Graf C. Sternberg dieses herrliche Institut, 
binnen einem verhältnissmässig so kurzen Zeitraume, auf jene Stufe der Blüthe 
brachte, deren es sich im In- und Auslande erfreut; mit lautem Zurufe ward 
er auch zum ersten Präsidenten der Müsenmsgesellschaft ern und nach 
Verlauf der Functionsjahre neuerdings wiedererwählt. 

Um sein Lieblingsstudium der Paläontologie, die bis dahin nur von Weni- 
gen beachtete Flora der Vorwelt, mit mehr Erfolg betreiben zu können, ' 
pflegte Graf St. seit dem Jahre 1823 beinahe alljährlich grössere wissenschalt- 
liche Rundreisen zu unternehmen in der speciellen Absicht, um namentlich die 

- verschiedenen Formationen in welchen Pflanzenversteinerungen vorkommen, 

aus eigener Ansicht genauer kennen zu lernen und eine damals noch so sel- 
tene, entsprechende Sammlung derselben zusammenzubringen; was ihm auch 
in einem solchen Masse gelang, dass diese Abtheilung der Naturaliensammlun- 
gen binnen Kurzem eine wahre Zierde und der Stolz des vaterländischen 

Museums geworden ist, obwohl ‚sie auch später noch durch Zippe, Reuss Corda 

u. A, wesentlich bereichert wurde. 

Welchen thätigen Antheil Graf €. Sternberg an dem Gedeihen der 
von Oken gegründeten, so zu sagen wandernden, jährlichen Versammlungen 
“der deutschen Naturforscher und Aerzte genommen, und wie wesentlich er 
dieses wissenschaftliche Unternehmen durch seine einflussreiche Vermitielung 
gefördert, ist ebenfalls im dankbaren Andenken ‘der gelehrten Welt. Als da- 
her jene Geselischaft unsere böhmische Königsstadt zum Orte ihrer fünfzehn- 
ten Versammlung für das Jahr 1837 erkoren hatte, konnte die Wahl des er- 
sten Geschäftsführers wohl auf keinen andern Gelehrten fallen, als auf den 
berühmten Nestor der Nalurwissenschaft. So sehr ihn auch diene, ehrende An- 
 erkennung freute, so erregte sie anderseits seine Besorgniss, dass er bei 'sei- 
‚nem vorgerückten Alter, namentlich bei seiner bedeutend zugenommenen Gehör- 
und Gesichtschwäche, nicht allen, dabei an den Präsidenten zu machenden, 

asprüchen werde genügen können, Da aber der Hochverehrte Greis von allen 
gelten auf das wärmste unterstützt wurde, so fand jene Prager Versammlung 

f eine sehr befriedigende Weise statt; wie auch der darüber von Grafen 

. Sternberg und dem zweiten Geschäftsführer Prof. v. Krombholz (s., 

los 1852 Juni S. 141) erstattete interessante ämtliche Bericht (Prag 1838) 

ines Weitern auseinander setzt, auf welchen wir demnach hier verweisen 
wollen, Insbesondere anziehend war die vom Grafen C. Sternberg gehal- 


I) 


190 


tene ebenso gelehrte als geistreiche Eröffnungsrede (s. den ämtlichen Bericht), 
welche einen bleibenden Werth besitzt. | 

Mit welchem beispielvollen Eifer und seltenem Erfolge Graf $'. durch die 
lange Reihe von mehr denn vierzig Jahren die Naturwissenschaft vorzüglich die 
Pflanzenkunde, gepflegt, lässt sich übrigens aus der grossen Anzahl von grös- 
seren und kleineren Werken und Aufsälzen, welche der hochverdiente Mann 
theils selbstständig herausgab, theils in Hoppe’s botan. Taschenbuche, in der 
Regensburger Flora oder botanischen Zeitung, ferner in den Denkschriften 
der k. botan. Gesellschaft zu Regensburg, in den Verhandlungen der Gesell- 
schaft des vaterl. Museums in Böhmen, in den Abhandlungen der k. böhm, 
Gesellschaft der Wissenschaften, in Oken’s Isis u. s. w. veröffentlicht, sie 
sind in dem, von Dr. Franz Palacky verfassten Nekrologe (s. Abh. der 
k. böhm. G. d. Wiss. V. Folge Band II.) vollständig verzeichnet. Der uns in 
diesen Blättern gestattele Raum lässt nicht einmal ihre nominelle Aufzählung, 
viel weniger eine wissenschaftliche Besprechung derselben zu; daher hier nur 
einige der bedeutendsten kurz erwähnt werden sollen. 

Von Sternberg’s ungewöhnlicher, tiefer Gelehrsamikeit im Fache der alten 
botanischen Schriftsteller gibt die, mit gründlichen Fleisse geschriebene, kri- 
tisch-historische : Abhandlung über die Pflanzenkunde in Böhmen (Prag 1817 — 18) 
im rühmliches Zeugniss; wohl würde diese gelehrte Arbeit, welche nur das 
14.—17. Jahrhundert umfasst, eine Fortsetzung verdienen, welche die neuere 
Zeit umfassen möchte. — Für klassisch und Epoche machend gilt, nach dem 
einstimmigen Urtheile der betreffenden Fachgelehrten, Gr. Sternberg’s: 
Versuch einer geographisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt, 
welche von 1820-—38 in 8 Heften in gr. fol. mit 44 Kupfertafeln erschie- 
nen ist, und an der sich übrigens auch unsere ausgezeichneten Naturforscher, 
C. B. Presl und A. J. Corda betheiligt hatten. -— Noch in seinem späten 
Alter, bereits in seinem 72. Lebensjahre hatte der nimmer rastende Graf St., 
in der Ueberzeugung von der mehrseitigen Wichtigkeit des Gegenstandes, 
sich auf ein neues Feld der literärischen Thätigkeit begeben, indem er sich 
zur Bearbeitung der Geschichte des ganzen Bergwesens überhaupt, sowie ins- 
besondere der Berggesetzgebung in Böhmen, von den ältesten Zeiten an ent- 
schloss. Unterstützt von seinem Wirthschaftsrathe, Hrn. Wenzel Pauk, und 
dem ständ Historiographen, Dr. Franz Palacky, brachte er auch wirklich 
binnen wenigen Jahren dieses gediegene Werk zu Stande, welches hierauf. in 
den Jahren 1836—38 in drei Bänden vollständig erschien, — Nebstdem be- 
schäftigte ihn zu jener Zeit neuerdings die geolegische Erforschung » des 
merkwürdigen „Kammerbühls“ bei Eger, den Graf St, bereits im Jahre 1822 
in Gemeinschaft mit Göthe und Berzelius untersucht hatte. Auf seine An- 
ordnung und Unkosten waren dort mehrere Jahre hindurch mit nicht gerin- 
gem Aufwande bergmännische Nachgrabungen geführt worden, über deren 
Gang und Ergebnisse Graf C, Sternberg als Präsident in den erwähnten 
Eröffnungsreden bei den Jahresversammlungen der Museumsgesellschaft (1835 — 37). 
mit besonderer Vorliebe zu berichten pflegte. Während meines heurigen mehr- 
wöchentlichen Curaufenthaltes zu Franzensbad unterliess ich nicht, - diesen 
interessanten Vulkan von- Aussen und Innen zu besehen. Leider kann man 
den früherhin 24 Lachter langen Stollen, von welchen 17 Granitstufen zum 
Stollenmundloche östlich zu Tage führen, nur noch etwa 12 Lachter weit 
begehen, indem wie diess auch der um die naturhistorische Kenntniss der’ 
Franzensbader Gegend hochverdiente Dr. A. Palliardi in seiner Schrift 


191 


über den Kammerbühl (Eger 1848) angibt — alle übrigen Strecken, sammt 
dem Schachte selbst, theils bereits verfallen sind, theils ganz unter Wasser 
‚stehen. Ober dem, mit einem einfachen, aus Granit gehauenen Portale gezierten 
Stollen-Mundloche liest man die Aufschrift: den Naturfreunden gewidmet vom 
Grafen Caspar Sternberg. MDCCCXXXVI. 

Bei Gelegenheit einer grössern Jagd, welche Graf St, wie gewöhnlich 
auch im Winter 1838 auf seiner Domäne Radnitz für seine Gutsnachbaren 
veranstaltet hatte, traf ihn am 18. December Morgens, als er seinen Gästen 
im Parke beim besten Wohlbefinden zu Fuss entgegen ging, ohne an der 
Jagd selbst Theil genommen zu haben, — ganz unerwartet ein Schlagiluss, der 

sich hierauf schnell nach einander mehrmals wiederholte. So entwand sich am 
20. dess. Abends, allgemein tief betrauert, der edle Geist seiner körperlichen 
Hülle, die er zum Nutzen der Wissenschaft, zum Ruhme des Vaterlandes bei- 
nahe 77 Jahre bewohnt hatte, Doch wird Graf Caspar v. Sternberg in 
seinen wissenschaftlichen und patriotischen Leistungen fortleben, so lange Cul- 
tur und. Vaterlandsliebe Geltung haben! — 


(Fortsetzung folgt.) 


M. Dr. Ruprecht aus Prag, welcher dermals als Akademiker in Pelers- 
burg sich befindet, hat bei seiner Ankunft in Russland seine Pflanzensammlung 
der Universität Kasan verkauft, von wo aus wir noch einst Auskünfte über 
 böhmische Pflanzen erhalten können, welche in dieser Sammlung reichlich ver- 
treten sind. 

Unbekannt ist es was aus der wohlerhalteren schönen Sammlung des ver- 
- storbenen J. U.D. Karl Huzelmonn in Prag geworden ist. Nachrichten über 
 hinterlassene Sammlungen, über naturhistorische Arbeiten und ihr ferneres Schick- 
- sal wären in diesen Blättern sehr erwünscht. 
=. 80, hat Pruf., Theob. Reichel in Königgrätz nach seinem in der Flora 

P. botanischen Zeitung eingerückten Entwurfe eines neuen Pflanzensystemes, 

h. ‚ vollendete Mpt. einer Flora Böhmens, welche er für die Theologen der 
eigarirer Diözese vorzugsweise bearbeitete, um ihnen das Studium der hei- 
mischen Flora zu erleichtern, dem Butchdrucker Herrn Pospisil in Königgräz 
_ Behufs des Druckes übergeben. Jahre sind verflossen ohne dass man das 
Schicksal dieser Handschrift erfahren hälle. Wünschenswerth wäre es sonach 
\ wenn er sich auch nicht mehr zur Drucklegung dieses Mstes. entschliessen 
wollte, wenn er. wenigstens diese Handschrift dem vaterländischen Museum, 
wo derlei Reliquien schon mehrere aufbewahrt werden, übergeben möchte, 


P. M. Opiz. 


"An die Pflanzentauschanstalt allhier können aus den Buchstaben C und D, 
"bis Ende Februar 1853 alle Arten und Varietäten bis zu 10 Exemplaren ein- 
geliefert werden, nur nicht: Capsella Bursa pastoris, Vent. Carex nitida Host, 
Cerastium arvense L. Chenopodium ambrosioides L., Chrysocoma Linosyris L. 


192 


Cochlearia offieinalis L. Cytisus biflorus Waldst. et Kit. nigricans .L. Dentarie A 
enneaphylla L. Draba muralis L. verna L. Dracocephalum moldavicum L. 
P. A. Opiz. 


Literatur. 


Botanische Erläuterungen zu Strabons Geographie und einem Fragment 
des Dikaearchos. Ein Versuch von Dr. Ernst H, P. Meyer, ordentl. Prof. der 
Bot. zu Königsberg. 1852. 214 Seiten 

„Nicht bloss auf Wiesen und in Wäldern, auch auf Sandschollen, an Hecken 
und Mauern sucht und sammelt der Botaniker. Eben so in der Literatur* 
sagt der Verf. in seiner Vorrede, 


Ausser Karl Ritter in seiner Erdkunde haben noch wenige Botaniker üher 
die reichhaltigen botanischen Angaben des griechischen Geographen Strabon 


kritische Erläuterungen geliefert. Die Absicht des Verf. ist erstens, Bestim- 
mung der bei den griechischen Geographen vorkommenden Pflanzen, und zwei- 
tens Prüfung ihrer Nachrichten durch Vergleichung mit neuen Beobachtungen, 
- Er führt alle jene Stellen des Strabon in deutscher Uebersetzung an, in wel- 
chen irgend einer Pflanze Erwähnung geschieht, und sucht mit umfassender 
Sachkenntniss nachzuweisen, welche Pflanze nach der gegenwärtigen Syste- 
matik darunter zu verstehen sei. Diess geschieht bei mehr als 167 Arten- 
und Gaitungsnamen. 

Das Buch dürfte daher jedem forschenden Botaniker eben so willkom- 


men sein, wie dem Alterthümler die Entzifferung einer ägyptischen Inschrift, - 


Die botanische Literatur hat von demselben Verf. auch eine neue Ge- 
schichte der Botanik zu erwarten, zu der das vorliegende Werk , gleichsam 
den Vorläufer bildet, und Tüchtiges erwarten lässt, J. B: 


Kauf Freunde der böhmischen Fauna, undinsbesondere der Ornithologie, erlaube 


ich mir, hiemit auf’ eine vor wenigen Wochen im Drucke erschienene Schrift unseres 


unermüdlichen Samımlers und Forschers, des Herrn Med. Dr. Ant. Al. Pa- 
liardi in Franzensbad, aufmerksam zu machen; rämlich auf die: Systematische 


Uibersicht der Vögel Böhmens, mit Angabe ihres Vorkommens, Strichzeit, 
Brütens und: einer lateinischen, denischen und böhmischen Synonymie (Leit- 
merilz 1852 Druck und Verlag von C. W. Medau) VII. und 95 Seiten in 
gr. 8° Bei der Vergleichung des ebengenannten Werkchens mit der vor Kur- 


zem erschienenen Amerling’schen Aufzählung der in Böhmen vorkommen- 


den Vögel in seiner: Fauna tili zyifena tbeskä (V Praze 1852 Seite 31—157) 


ergeben sich so manche interessante Unterschiede, welche für den Man vom 


Fache von Belang sind, auf welche wir aber an diesem Orte nicht näher ein- 
gehen können; nur will ich noch die Bemerkung beifügen, dass beide er- 


wähnten Bücher ihrer fleissigen Bearbeitung wegen empfohlen zu werden ver- 
dienen. Dr. Palliardi zählt 289, Dr. Amerling 280 Arten böhmischer 


Vögel auf. 
W. R. Weitenweber. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. = 


Druck von Math. Jerzabek. Bee. 


F 


| 
A 


Prag, 1852: 


(ausserordentl, Beilage zum Septemberhefte). 


Synopsis 
Palmarum fossilium; 
Auctore 


h Prof. A. Massalongo. 


Debitores sumus inyestigationibus et elucubrationibus celeberrimorum Stern- 
 bergüi et A. Brongniartii de iis omnibus, quae certissime cognoscuntur 
_ _quoad existentiam Palmarum fossilium in geologieis mundi stratificationibus. — 
_Verum quidem ante ipsos clm. F. De Burtin in sua „Oryetographie de 
- Bruxelles‘ (1784) primum sermonem habuisse de quibusdam fructibus, qui 
Cocco adsimilantur,, quique reperiuntur in stratis lignitum apud Bruxellas 
- (Wolouve); fatendum quoque est Schlotheim ipsum ante Sternbergium 
existentiam cognovisse fructuum, jis similium, quos ferunt Paimae Areci- 
neae Martii, qui vere analogi sunt geueri Areca Linnei, attamen nec Bur- 
1 tinius nec Schlotheimus Penitus eorum naturam perspexerunt, nec is 


eg» 


_ eonstlituerunt locum, qnuem habuisse aequum erat.—Hinc non fallimur, si Stern- 
bergio et Brongniartio ftribuerimus primum illud decus, quod eos probe 
noverint et ordinate locaverint. 

En debemus genera Flabellaria, Zeugo PAARE Phoeni- 


Baceites etc, 
> Nos ipsi hie primum proponimus novum Palmarum genus, Castellinia, 
En quibusdam magnis fructibus depromptum , detectis hoc ineunte saeculo in 
_ ealcari eocenico N. Bubulcae (vulgo Bolca) a clo. Castellinio, .qui- 
nunc in Museo Patavino servantur; hi fructus quum nihil commune ba- 
I cum Burtiniis et Pandanocarpis Brong. (Nipadites Bowerb.) clare 
u meis lucubrationibus demonstrant , jam spectasse ad genus quoddam Pal- 
 marum autPandanearum extinctum, Coceis Linneiaut Elephantusiae 
_ Wildenovii (Pbytelephas R.’et P.) proximum, magis tamen illis quam isti , ut 
 ostendam in Dovo meo opere mox edendo, cui litulus Monographia Pal- 
® marum fossilium cum tab, — 


16 


r 


194 


Nunc ut perficiamns haec brevia historica indicia de Palmis fossilibus hac- 
tenus descriptis, addendum, usque adhuc fuisse dumtaxat delectas 56 species 
. quae ad 9 genera perlinent, quibus superaddentes septem illas novas, quas 
nunc primum describimus (1 Phoenicites, 2 Flabellaria, 4 Castellinia), numerus 
Palmarum fossilium ad sexaginta tres extollitur, in decem genera distributus, 
quarum una et quadraginta spectant ad formationes tertiarias, viginti duae 
ad formationes secundarias. 1 

Si autem in examen redegerimus distribulionem geographicam harum plan- 
tarum, eam comparantes cum illa, quae actualiter existit in mundo, probe no- 
verimus Americam et Indias Palmis nunc tam divites, nihil fere in anti- 
quis geologieis periodis fuisse, dum Europa, quae in praesentiarum indigenis 
palmis caret, elapsis saeculis abundavit, 

Bohemia in primis ac Tirolus eae regiones sunt, quae palmis fossilibus - 
prae aliis ditantur; huc accedunt Croatia ac Styria, quando Anglia, ; 
Gallia, Belgium et gelida Russia nil aliud possident, quam paucasf 
numero species, 

Itala tellus antequam nes hisce studiis laborem et operam daremus, unam 
tantummodo speciem (Fasciculites Sardus Ung.) exhibebat harum admi- 
rabilium plantarum, nunc autem se dilatam videt 9 speciebus , ita ut jure 
(ut mihi videtur) comparari possit cum Bohemia et Tirolo. 

Quod si numerum Palmarum fossilium respicere velimus , et earum pro- 3 
gredientem evolutionem in diversis geologicis aetatibus, videbimus eas habere 
paucas species, quae prae se ferant hanc famijiam in periodo carbonifera, 
palmasque flabellifrondes priores- esse, quae apparent tum in praedicta, 
cum in subsequentibus aetatibus; dum contra palmae pinnatifrondes appa- 
ruere tantummodo (paucis tamen speciebus) aetale nobis proximiori, scilicet in. 
periodis tertiariis, 


Sr 


Nullam autem invenimus comparationem extraordinariae palmarum copiae, 
quae nostra tempestate mundum exornant, cum anliquis periodis geologieis, in 
iis enim si decem solummodo genera, in illa plus quam sexaginta dignoscun- 
tur. —Haec , quae breviter diximus, suffieiant, ut aliquam ideam mente conci- 
piamus de geographica distributione palmarum, tam in actuali, quam in veteri 
mundo, deque earum progressiva evolutione, quae nosira aetate ad maximum 
eulmen pervenit. — Ex deseriptione et enumeratione omnium fossilium pal- 
marum, quam nunc oculis objieiemus, clarius patebit, quod supra disputavimus. E 

Datum Veronae Kalendis Augusti y 
A. 1852. ° 


195 


EEE 


B:.. 2 Ordo: Palmae 
I. Flabellaria Sternb. 


Frondes peliolatae, flabellifidae, lobis Jinearibus basi plicatis. 
- Sternb. Vers. I. 2. pag. 27 — Brong. Prodr, pag. 110 — Endl. Gen, plant. pag. 257: 
j Ung. Gen et Sp. plt fos, p. 329, 


1. Flabellaria Latania Rossm. 
Beit, zur Verstein. Hef. 1. pag. 39. tab. 11 fig 49 — Sternb. Vers. Il, pag. 19, 
tab, 40. fig. 2. — Ung. Gen. et sp. pag. 329. 
F. Folis flabelliformibus, lobis sub 22 plicato-carinatis, basi ultra di- 
midium unitis, rhachide exacte elongato-conica, basi latiuscula, plana. 
In arenaceo lignitum (Braunkohlensandstein) ad Altsattel Bo- 
hemiae. N 
2. Flabellaria raphifolia Sternb. 
Vers, 1, 2. pag. 32. 1. 4. p. 44 t. 21! — Ung. Gen, et Spec. plant. fossil, pag, 329. 
330. Massal. Conspec., Fl. tert, pag, 14. 
F. petiolo pollicari tereti (?), foliis ad petiolum usque multifidis, lobis 
| longissimis linearibus, nervis prominentibus strialis. 
1 Palmacites abellatus Schloth. . Petref pag. 393, 
N In schisto calcareo bituminoso ad Haering Tirolis, ad Lausanum 
2 Helvetiae, ad Vinacourt prope Amiens. 
4 3. Flabellaria oxyrachis Ung. 
In Mart, Gen. palm, pag. 61, — Gen, et Spec. pl. foss. pag. 330. 
R Massal. Consp. Fl. tert. pag. 14° 
; F. foliis longe petiolatis Nabellato-pinnatis, pinnis rhachidi ovato-lan- 
ceolatae - acutae semipollicari insidenlibus, numerosis congestis linearibus an- 
 guslis, petiolo tereli aequali. 
Palmacites ozyrachis Sternb. Vers. II, pag. 190. tab. 42-Nig. 2. 
Cum priore ad Haering Tirolis, nec non ad Radobojum Croaliae 


a: 


4. Flabellaria verrucosa Ung. 

Mart, Gen, Palm. pag. 61—Gen, et spec. pl. foss, pag. 330.—Massal. Consp, loc, cit. 
F. foliis longe petiolatis Nlabellato - pinnatis, pinnis rhachidi semiglobosae 
erissimae insidentibus numerosis congestis linearibus angustis, petiolo tereti 
aequali verrucis globosis obsito, 

" Palmacites verrucosus Sternb, Vers. II. pag. 190. tab. 42 fig. 3. 

en Cum prirre ad Haering Tirolis, 

2 5. Flabellaria (?) crässipes Ung. 

"In Mart. Gen. Palm. pag. 62 — Gen. et spec. plant. foss. pag. 330 — Massal. Consp. 
bi. FI, tert. pag 14, 


Di! F. foliis petiolatis flabellato pinnatis, "pinnis rhachidi semiglobosae 'bre- 
"Yissimae insidentibus numerosis confertissimis linearibus angustis integris bifi- 
_disque, petiolo tereti crassissimo inaequali transversim striato. 
= Palmacites?. crassipes Sternb. Vers. ll. pag. 190. tab, 42, fig. 1. 

16* 
JR 


196 


Cum prioribus ad Haering Tirolis, | : 


6. Flabellaria Martii Ung. 
In Mart, Gen, Palm, pag. 62. tab, geol, II. fig. 1—Gener, et Spec, ‚pag. 330. 
Massal. Consp. loc. eit. 


F, foliis petiolatis, flabellato — pinnatis, pinnis rhachidi convexae brevissi- 
mae insidentibus, arcte, congestis linearibus striatis semipollicaribus, petiolo 
gracili teretique. 

Cum prioribus ad Haering Tirolis, nec non ad Sotzka Styriae 
inferioris. 


7. Flabellaria major Ung. 
Chl. Prot. pag. 42. tab. 14. fig. 2. — Gen. et Spec. loc. cit. Mh En loc. cit, 


F. foliis longe (?). petiolatis Nlabellifidis, lobis rhachidi acuminatae am- 
pliatas tripollicari insidentibus congestis integris induplicatis .incrassalisye, pe- 
tiolo pollice latiore. 

In schisto calcareo bituminoso ad Haering Tirolis, et ad 
Sotzka Styriae inferioris. 


8. Flabellaria Haeringiana Ung. 
Chl. Prot. pag. 43. tab, 44 fig, 3 — Fl. von. Sotzk. pag. 27. tab, 2. fig. 10. Gen. et \ 
spec, pag. 331. Massal. Conspec. loc. citat. 

F. foilis longe (?) petiolatis flabellifidis, lobis rhachidi semipollicari acu- 4 
minatae insidentibus linearibus congestis numerosis peltatis, petiolo tereli dia- 
metro ®/, poll. paris, 

Cum prioribus. 

9. Flabellaria maxima Ung. 
Chl, Prot. pag. 41, tab. 12. 13. fig. 1. 2,—tab. 14. fig. 1.—-Gen. et spec, loc, eit, 
Massal. Conspec. loc, citat. 

F, foliis longe petiolatis, laciniis rhachidi eylindrico-acuminatae sexpolli- 
cari insidentibus numerosis congestis longissimis linearibus basi concretis. in- 
duplicatis, nervis secundariis plurimis approximatis, petiolo compresso sesqui- 
pollicem lato bifaciali, dorso vero sulcato. 

In schisto calcareo-argillaceo ad Radobojum Croatiae. 

10. Flabellaria Lamanonis Brong. 

Prodr. pag. 121. — Ung. Gen, et Spec, pag, 331. Massal. Consp, loc, cit, ? 

F, foliis petiolatis flabellifidis, laeiniis tripollicaribus rhachidi brevi con- 
vexae insidentibus basi plicatis unitisque, petiolo dodrantem. pollieis lato inermi. 

Palmacites Lamanonis Brong. Mem. du Mus. d’histoire Nat. VII. p. 311. 
tab. 14. fig. 1. 

In gypsorum schislis Aquarum Sextiarum Provinciae, nec non ad 
Vinacourtin viciniis moniium Hannoniae (Mons) et ad Julio 
magnmum (Angors). er 

11. Fiabellaria Parisiensis Brong. ra 
Mem. du Mus. d’hist, VII, p. 312. tab. 36. fig. 1, Desc. geol. des Envir. er Paris 


‚197 


Fi fg: I. E. Prodr, pag. 120 Sternb, Vers. I. 4. pag. 34 — Ung. Gen. et mer: 
pag. 331 — Massal. Consp. loc. eit. 
F, Folii petiolatis Nabellatis multilobis, lobis angustioribus, petiolo se- 
_ mipollicari, 
Palmacites parisiensis Brong. Prod. pag. 121. 


In stagnigena calce ad St. Nom. apud Versalias. 


12. Flabellaria Antiguensis Ung. 
_ In Mart, Gen. Palm, pag. 63 tab. geolog. II. Fig. 2. 3.4. —- Gen. et Spec. Pag. 3 
Massal. conspec, loc. cit. 
F, fliis divergentia phyllotaxeos 2, petiolatis, flabellato - pinnatifidis, 
lobis rhachidi produclae insidentibus plicatis. 


In formatione terliaria insulae Antiquae. 


13. Flabellaria chamaeropifolia Göpp. 

Syst. fil. foss. — pag. 439. Uebers. derArb, v. 1844, Nova Aut. A, W. C. XIX, 
pag. 120. P. 2. tab. 52 Fig. 1—3 — Ung, Gen. et spec. pag. 332 — 

F, foliis flabelliformibus ad medium usque (?) connatis basi plicatis striatis. 

In arenaceo construclionum ad Tiefenfurth Silesiae. 


7 14. Flabellaria bilinica Ung. 
ee. Gen. et spec, Pl. fossil, pag. 332 — Massal. Consp. pag. 14 — 

- - —-F, folüs flabellifidis, laciniis linearibus latissimis (pollicem latis) .carinatis 
longitudinaliter tenuissime striatis. 


j In schisto margaceo ad Bilinum Bohemiae. 


15. Flabellaria principalis Germ. 
2 Petref. pag. 57. tab. 24 — Ung, Gen, et spec, pag. 332 — 
F. foliis ultrapedalibus, multi partitis, lobis lanceolatis dense et tenui- 
= striatis aequalibus. 
In arenaceo et schisto lithanthracum ad Wettinum et Werdem 
rmaniae. 
m: 16. Flabellaria longirhachis Ung. 
b; Gen. et species plant. fossil. pag. 332 — 
$: -_F. foliis flabellifidis, laciniis rhachidi eylindricae ultra pedem longae 
tenuissime striatae insidentibus numerosis congestis linearibus (?) basi concretis 
aduplicatis, nervis secundariis plurimis subcontiguis. 


-__ In formatione cretae ad Muthmannsdorf Austriae. 
BR 


% 17. Flabellaria Bolcensis Massal. 
‚Sopra le piant. fossil. del Vicent. pag. 47. — Conspectus florae tertiariae Orb, 
er; pag. 14. 


+. 


F. foliis flabelliidis profunde partitis laevibus, laciniis rhachidi com- 
Pressae aequali insidentibus numerosis congestis late linearibus planis trinervi- 
bus subtilissime striatis, imo basi concretis. 


In schisto calcareo-eocenico M. Bolca Italiae (Prov. Veron.) — Ex 
 eolleclione A. D, Massalongo. 


er 


= 


198 


Obs. Mensuras hujusmodi speciei pro certo.dare nequimus, cum exem- 
plar nonnullis in locis deficiat,, et abruptum sit; hinc latius sermonem habe- 
bimus, quam simul edemus in lucem iconem ejusdem speciei. “ 


18. Flabellaria (?) cyrthorhachis Massal. 

F. foliis flabellifidis conferte granulosis, laciniis rhachidi compressae 
hinc gibbae insidentibus, numerosis congestis linearibus planis nervibus, basi 
concrelis. 

In schisto calcareo eocenico M. Bolca provinciae Veronensis. Ex 
collectione Castelliniana. . F 

Obs. Incerti haeremus an haec Species vere perlineat ad regnum vege- 
tabile aut animale, propterea quod ejus rhachis et folia sint tota parvis verru- 
eis perfusa, ut est cutis piseis alicujus, ipsi autem nescimus ullas palmas exi- 
stere cum foliis tali modo constructis. Ceterum ejus forma magis ad plantas, 
quam ad animalia spectat. 


Zeugophyllites Brong. 


Frondes peliolatae, pinnis opposilis oblongis vel ovalibus inte- 
gerrimis, nervis validis, paucis aequalibus, basi et apice confluentibus. 
Brong, Prodr. pag. 121. Endl. gen. plant. pag. 257. -— Ung. Gen. et spec, pag. 332, 

1. Zeugophyllites calamoides Brong. 
Prodr. pag. 121 et 175 — Ung. Gen, et spec, pag 332%. 

Terra carbonifera ad Rana-Gunje prope Rajemahl Indiae sep- 
tentrionalis. 


2. Zeugophyllites elongatus Mor. 
M’Coy in Ann, et Mag. of, nat. hist. 1847, pag. 152%. — Ung. Gen, et ana“ pag. 332. 


In schisto lithanthracum ad Mulumbina Nov. Hollandiae. 


Phoenicites Brong:. 


Frondes petiolatae pinnatae, pinnis linearibus, geminatim approxi- 

malis, nervis tenuissimis, obsolelis. 
Brong. Prodr, pag. 12! — Endl. Gen. plant. pag. 257 — Ung. Gen. et spec. pag. 
1. Phoenicites spectabilis Ung. 
Chl, prot. pag. 39. tab. f1 -- Fl. Von. Sotak. tab. 2. Fig. 9 -- Gen. et spec, pag. 
339 — Massal, Consp. loc, cit. 

Ph. foliis petiolatis, pectinato pinnatis, pinnis oppositis alternisve lineari- 
lanceolatis basi conduplicatis, nervo medio solo conspicuo, distantia cireiter 
pollicari dispositis patentibus rhachide eylindrica pollicem dimidium lata. 

In schisto calcareo-argillaceo ad Radobojum Croatiae. F- 

2. Phoeniecites salicifolius Ung. 
Gen, et spec. Plant. foss. pag. 333 — Massal. Consp. loc. cit. 
Ph, foliis pinnatis, pinnis sessilibus contiguis lineari-lanceolatis, angustato- 


199 


’ 


“ acuminatis planis basi obtusis subpatentibus terminalibus confertissimis  subfla- 
bellatis rhachide plano-eonvexa crassa, 
Cicadites salicifolius Sternb, Vers, II. pag; 195. tab. 40. Fig. 1 — 
- Goepp. Ueb. -d. Arb. und Veränd. v. 1844, pag. 120, — 
In. arenaceo formationis Jignitum ad Altsattel prope Cubitum 
Bohemiae. 


3. Phoenicites angustifolius Ung. 
Gen, et spec, pl, foss..pag. 333 — Massal, Consp. loc. cit. 

Ph. foliis pinnatis, pinnis sessilibus alternis distantibus patenlibus angus- 
 te-linearibus elongalis utrinque obtusis longitudinaliter complicatis, rhachidi 
tenui angulata. 

 Cicadites angustifelius Sternb. Vers. 11. pag. 195. tab, 44. Goepp, Uebers, 
d. Arb. und Veränd, v, 1844, pg. 120, 


Cum priore, 


4. Phoenicites italica Massa}; 
Ph, foliis pinnnatis (petiolatis?), pinnis petiolalatis oppositis alternisve 
lineari-lanceolatis subtilissime striatis, inaequalibus, conduplicatis, plica valida, 
 apicem versus latioribus, basi cuneatis, rhachide lata angulata. 
In schisto calcareo-argillaceo evcenico ad Chiavon Provinciae Vi- 
_ eetinae (Italia) —Ex collectione A. D. Massalongo. 
Obs. Fragmentum, quod desceribimus est longitudine trium pedum, latitu- 
- dine plus quam pollicum viginti, et probabiliter _pars erat folii longitudine no- 
“ vem pedum et ultra, Differt aPhoenicite spectabili Ungeri ob rhachi- 
dem angulosam, et ob naturam formamque foliolorum, Inter palmas virentes con- 
 gruit cum Palma quam Phoenix Berteri audiunt, 


$ 5. Phoenicites pumila Brong. 


 Prodr. pag. 121—208 — Ung. Gen, et spec. pl. foss. pag. 333 — Massal. Consp, loc. cit 
| Terra ligaitum apud cartusianorum monasterium de Brive prope 
% ‚le Puy-en-Valay. 


E 6. Phoenicites Lorgnana Massal. 


Ph. foliis pinnatis, pinnis sessilibus integris, lineari-lanceolatis planis, 
 apice obtusis, basi vix conduplicatis, nervibus infimis oppositis, superioribus. 
alternis, distanlia semipollicari dispositis, rhachide tenui subtelragona, 
In schisto margaceo eocenico Agri Vicetini (Chiavon). Ex collec- 
 tione Massalongiana. 
0Obs, Dici perfecte nequit longitudo hujus folii, eo quod abruptum fuerit 
_ prope basim et apicem; attamen videtur, haud majorem fuisse quam 18-aut- 
20 pollicum eireiter, quando latitudo ejus sive longitudo pinnarum, non ex- 


y 


>“ \ 
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200 } j 
cedit 6-vel-Spollices. Ejusdem pinnae sunt omnino planae, exeipe quod ad 
basim leviter conduplicatae conspiciuntur; caeterum sessiles sunt et uniformes 
per totam earam longitudinem: sunt altenuatae, ad basim et ad apicem obtu- 
sae, infimae oppositae, superiores alternae, Rhachis tenuis est leviterque sub- 
tetragona, et latitudine duarum vel triun cireiter linearum: propterea differt 
haec species a cunctis Phoenicitibus hactenus cognilis, 
Dicatur Celeb. Equiti Lorgna, Academiae Agronomicae Veronensis’ 
institutori. 
7. Phoenicites Fracastoriana Massal. 
Ph, foliis petiolatis, pectinato-pinnatis, pinnis petiolulato-cuneatis, opo- 
sitis?.., . alternisve? ... . lineari-lanceolatis conduplicatis plerunque usque 
ad basim divisis, distantia vix semmipollicari dispositis, nervis obsoletis, rha- 
chide plana crassiuscula ad basiın dilatata (6—8 lin). 
Cum priore. Ex collectione Massalongiana. E 
Obs. Mensurae hujus folii fere sunt pares speciei praecedentis a qua differt 
propter rhachidem crassiorem, planam, et ad basim valde amplam (6—8 lin.) 
Praeterea differt propter pinnarum formam, quae non solum breviter sunt pe- 
tiolatae et cuneatae, sed eliam conduplicatae, quaeque in medio dividuntur per- 
totam longitudinem, ita ut pectinato-pinnatae evadant, Haud certo affirmari po- 
test, utrum pinnae fuerint oppositae, aut alternae, eo quod exemplar ex parte 
abruptum fuerit, Dicatur haec species Hieronymo Fracastorio Veronensi, 
de omnigena doctrina oplime merito. 


Palaeospathe Ung. 


in Mart. Gen. Pal. pag. 65 — Gen. et spec. pag. 65 — 
Organa foliacca simplen, non petiolata, diversiformia, spathis plan- 
tarum haud absimilia. 
1. Palaeospathe Sternbergii Ung., 
Gen et spec. Plan. foss. pag. 334 — 
P. spatha simpliei clavata, apice bifida, coriacea laevi, longitudinaliter 
striata, decem pollices longa. 
Spatha Flabellariae borassifoliue Sternb. Vers, I. 3. pag. 34. tab. 41 — 
In schisto lithanthracum ad Swina Bohemiae. 
2. Palaeospathe aroidea Ung. 
Gen. et spec, plant. foss, pag 334 — 
P. spatha ovato-lanceolata, marginibus convolutis, coriacea, longitudina- 
liter striata, tres pollices longa, 
Aroides crassispatha Kutorga Beit, pag. 24 — tab. 6. fig. 4. 
In arenaceo lilhanthracum montium Uralensium Rossiae. 


id 


% 

d 

Palmacites Brong. ı Oi 

Prodr, pag, 120. Endl. Gen. plant. pag. 257 — Ung. gen, et spec, pag. 334 — $ 


201 


Trunei eylindriei, simplices, petiolorum semiamplexicaulium basibus obtecti. 


1. Palmacites echinatus Brong. 
„Mem, du Mag. d’ hist. nat. VII. pag. 301. tab. 16. fig. 2 — Ung. loc. eitat. Massal, 


conspec. Fl. tert. pag. 14, 
P, trunco cylindrico, rudimentis v. basibus petiolorum spiraliter dispositis 
- ereberrimis contiguis (eireiter 3. pollices longis, 15--36 lineas in majori dia- 
_melro, 9—15 lineas in minori diametro crassis) transversim acuminate ellipti- 
‚eis, supra planiusculis, subtus convexis basim versus crassescentibus et la- 


x 


tescentibus. 

Endogenites echinatus Brong, Prod. pag. 126 — 

Zamites Brongniarii Sternb. Ver. Ii, pag. 196. 

In inferioribus caleis stagnigenae stralis in vicinis Vailly apud Au- 
gustam Suessionum. - 


2. Palmacites crassipes Ung. 
In Mart. Gen, Palm. pag. 60 — Gen, et Sp. pag. 334. — Massal Consp: loe. cit. 


Ps trunco clavato tenuibus radicularum exordiis obtecto, 10 pollices lato, _ 
faseiculis vasorum ovalibus in parenchymate molli sparsis, peripheriam versus 
angustioribus, sub contiguis, fasciculis fibrosis substantiae corticalis horizon- 
talibus. 

Formatio tertiaria insulae Antiquae. 


. Species dubiae. 
Palmacites Schloth. 


3. Palmacites zeaeformis Schloth. 


ref. pag. 4i6 — num, 1. tab. 26. Fig. 12 — Sternb, Vers. 1. 2, pag. 32 — Ung. 
gen. et spec. pag. 340. 


4. Palmacites caryotidis Sternb, 
Vers. I. 4. pag. 35 — Ung, Gen. et spec. pag. 340 


5. Palmacites coccoiformis Brong. 
Manus. Pomel. Note, pag, 324. — Ung. Gen. et s. pag. 340. 
Calx Dee ad Meudon Galliae. 


6. Palmacites? ..... Murch. 
Geol, pag. 2. tab, D. fig. 2 — Ung, loc. eit. 


Fasciculites Cotta. 


' Trunei arborei e fasciculis vasorum aequabililiter distributis, nec 
rata lignea, nec plexus arliculorum formantibus, compositi. Vasorum 
faseieuli e corpore lignoso, libro nec non fasciculo vasorum propriorum 
Conflati — 

2 Cotta Dendrol, pag. 48. Ung, Gen, et spec. pag. 334—335, 


i- 9, 


202 


A. Fasciculis fibrosis inter fasciculos vasorum sparsis. 


+1. Fasciculites didymoselen Cotta, 


Dend. pag. 48 — tab, 9. fig. 3. 4. — Ung. Gen. et spec. pag. 335 — Massal. Consp 
loc, eit. 


F. fascieulis vasorum sectione horizontali didymis cum fascieulis fibrosis 

per caudicem 2—-3 pollicarem aequabiliter dispersis, illis corpore lignoso 3— 

14 vasis et libro multo majore partimque discreto proyisis, his cellulis prosen- 

chymatosis conflatis telam cellulosam ut plurimum radiatam percurrentlibus. 
Endogenites Didymoselen A. Spreng, Comm. de Psoral. pag. 40. Fig. 6. 

b. — Ung. in Mart. Gen. Palm, p. 57 tab. geol. III. Fig. 3. 

In formatione Galliae nec non ad Litmitz Bohemiae. 


> 


2. Fasciculites Cottae Ung. 
In Mart, Gen. Palm. pag. 57 — tab. geol. II. fig. 5° — Gen. et spec. pag. 335. — 
F. fasciculis vasorum didymis cum fasciculis fibrosis majoribus et minori- 
bus per caudicem dispersis. — Liber fasciculorum cellulis prosenchymatosis 
amplioribus constans a corpore lignoso vasis 3—14 proviso separatus fasci- 
culo vasorum proprium. Parenchyma laxum vix radiatum. 
Palmacites microzylon Corda Beit. pag. 42. tab. 21. 
Locus natalis ignotus. 


3. Fasciculites anomalus Ung. 

In Mart. Gen. Palm. pag. 57. tab. geolog. I. fig. 9. et tab, III fig. M_ Gen. et 
spec, pag. 335. 

F, fasciculis vasorum ovato-didymis cum fasciculis fibrosis minimis per 
caudicem aequabiliter dispersis. Corpus lignosum exiguum absque vasorum 
rudimentis, cellulae prosenchymatosae libri pachytichae. Parenchyma lacunosum, 
Locus natalis ik 


4. “Fasciculites lacunosus Ung. 

In Mart. Gen. Palm. pag. 58 — tab. geol. I. fig. 1. tab, 2 fig. 8 — tab. II. fig. 1— 

Gen, et spec. loc. cit. 

F. caudice 6—7 pollicari, faseiculis vasorum ovato-didymis cum fasciculis 

fibrosis aequabiliter dispersis. Illi corpore lignoso tereti et libro semilunari - 

(in canalem ejusdem formae' mutato), hi. cellutis prosenchymatosis conflati, 
tellam cellelosam percurrunt. 
Locus natalis ignotus. 


5. Fasciculites Antiguensis Ung. 


In Mart. Gen, Palm, pag. 58. tab. Geol, II. fig. 5. 6. 7.— Gen. et, spec. pag. 336. — 
Massal. Consp. loc. cit. 


-E, fasciculis‘ vasorum ovalibus numerosissimis minimis, interjectis faseieulis 
fibrosis. Parenchyma molle interstitiis inter cellulas conspicuis. 
In formatione tertiaria insulae Antiguae. 


203 


6. Fäsciculites Withami Ung.. 
In Mart. Gen, Palm. pag. 58 — Gen, et spec. loco eitat. — Witham Int. struet, tal, 
& 16. f. 15. 16. — Massal. Consp. loco citato. 
F, fasciculis vasorum minjmis ovato-didymis eorumque corpore lignoso 
- duobus v. pluribus vasis proviso, fasciculis fibrosis paueioribus in parenchy- 
mate laxo molli, 
Cum priore. 
7. Fasciculites stellatus Ung. 
Gen. et spec. plant. foss. pag, 336. 
5 F. fasciculis vasorum ovato-reniformibus v. ovato didymis cum fasciculis 
fibrosis sat copiosis aequabiliter distributis. : Illi corpore lignoso tereti et libro 
 semilunari parum discreto, hi merris cellulis prosenchymatosis formati. Vasa 
fasciculi 2—18 contingua, cellulae libri ut plurimum leptotichae. Parenchyma 
- molle radiato stellatum. — 
In formatione tertiaria(?) Indiae orientalis. 


8. Fasciculites Astrocarioides Ung. 
Gen. et spec. pag. 336. — 
F. fascieulis vasorum minimis confertis ovatis s. ovato-oblongis cum fasci- 
" eulis fibrosis copiosissimis aequabiliter distributis, Corpus lignosum conspi - 
couum e vasis 3—15 parvis et cellulis lignosis leptotichis, liber e cellulis 
- prosenchymatosis pachytichis conflali, Cellulae parenchymatosae inter fasciculos 
- parvae rolundatae. 
In formatione tertiaria(?) Indiae orientalis. 


9. Fasciculites ceylonicus Ung. 
Gener, et spec. plant. fossil. pag. 337. v 
F. fasciculis vasorum exiguis ovatis v. rotundis, rarius subdidymis cum 
- fascieulis fibrosis inaequabiliter distributis. Corpus lignosum amplum vasis plu- 
- ribus munitum, liber inconspicuus, Parenchyma e cellulis minimis rotundatis 
 formatum. | 
Formatio ignota insulae Ceylon. 


Pr 10. Fasciculites densus Ung. 
Br Gen, et spec. plant. fossil. pag. 333. 
F. fasciculis vasorum sectione horizontali ovato-oblongis reniformibus, 
rarius didymis cum fascieulis fibrosis multo rarioribus dense congestis, Corpus 
 lignosum e vasis 1—16 majoribus minoribusque, liber e cellulis prosenchyma- 
 tosis pachytichis formatus. Parenchyma inter vasorum fasciculos rarum radiatum, 
h - — Formatio tertiaria Indiae occidenlalis. 

11. F. Fascicu'ites carbonigenus. Ung. 

Gen, et spec. pag. 337. — 
F. fasciculis vasorum minutis vix conspicuis rotundalis cum fasciculis 


204 


‚ fibrosis aequabiliter distributis. Corpus lignosum e vasis crebris aggregatis, 
extremis scalariformibus formatum. Parenchyma largum medullosum ' hinc inde 
lacunosum, lacunis minutissimis. 

Palmacites carbenigenus Corda Beit, pag. 40 t. 19, fig. 1a. 2. tab. 20. 
fig. 1-8. — 

In sphaerosiderite formationis lithanthracum ad Radnitz Bohemiae. 

12. Fasciculites leptoxylon Ung. 
Gen. et sp. pl. folg. pag 337. 

F. fasciculis vasorum ovatis v. rolundatis minutissimis oculo nudo incon- 
spicuis cum fascieulis fibrosis aequabiliter distribulis, Corpus lignosum e va- 
sis erebris amplis aggregatis scalariformibus constans. Parenchyma medulosum 
exterius farctum, interius lacunosum. 

Palmaciles leptoxylon Cord. Beit. p. 41. tab. 20. fig. 9-17. — 

Cum priore. 


B. Fasciculis vasorum absque fasciculis ährosis. 


13. Fasciculites palmacites Cotta. 
Dendr, tab. 9 fig. 9.2. — Ung. Gen, et sp. pl. foss, pag. 337 — Massal. Consp. fl. 
ter. pag. 14. — - 

“F. fasciculis vasorum parvis ovatis subcontiguis, corpore lignoso licet 
exigue tamen pluribus vasis majoribus proviso. Cellulae libri leptotichae, Pa- 
renchyma strietum radiatum. 

Endogenites palmucites A. Spreng. Com. de Psoral. fig. 6. — Ung. in 
Mart. Gen. Pal. pag. 59 — tab. geol. IIE fig. 6. ! 

Palmacites dubius Corda Beit. pag. 42 — tab, 22, — 

In formatione tertiaria. Insulae Antiguae, 


e 14. Fasciculites perfossus Ung. 
In Mart. Gen. Palm. pag. 59 — Gen, ef spec. pag. 338° — Massal. Consp. loc. 
Bi — 


F. Caudice tripollicari paululum compresso, fasciculis vasorum centrum et 
peripheriam versus gracilioribus, libro - fasciculorum destructo, caule exinde 
canalibus longitudinalibus versus peripheriam in angulum coneurrentibus perfosso. } 

Perfossus angularis Cotta Dendr. pag. 51—54 — tab. 10 fig, 1. 2. 3. 

In formatione geanthracis ad Altstattel Bohemiae. > 


15. Fasciculites Partschii Ung. 
In Mart, Gen. Palm. pag. 59 — tab. geel, II. fig. 4. — Gen. et spec. pag. 338. — 
F. faseiculis vasorum ovato-didymis per caudicem aequabiliter dispersis. 
Liber fasciculorum semilunaris, corpore lignoso multoties major, Parenchyma 3 
"regulare largum, j\ 
Locus natalis ignotus. 


205 


LIFEZ 16. Fasciculites Fladungi Ung. 

, Gen. et Spec. plant. pag. 338. — 

F. fascieulis vasorum ovato-didynis, majoribus minoribusque intermixtis. 
Liber corpore lignoso multoties major, illius cellulae prosenchymatosae pachy- 
tichae cum ductibus pororum in forman telae arachnoideae undique extensis, 
Vasa solitaria v. gregaria scalariformia, Parenchyma lacunosum, radiato stellatum. 

Palmaeites Partschü Corda Beit. pag. 39. tab, 18, — 

Locus natalis ignotus. \ 


17. Fasciculites Sardus Ung. 
Gen. et spec, pl foss. pag. 338. — 

F. fasciculis vasorum sectione horizontali subovalibus numerosissimis mi- 
nimis subcontiguis. Liber semilunaris corpus lignosum vasis 3—8 majoribus. 
vacuis v. farctis conformatum includens. Parenchyma molle e cellulis parvis 
merenchymatosis composilum, 

In insula Sardinia apud Bonarvo. Formatio ignota. 


18. Fasciculites intricatus Ung. 
| Gen. et spec. pl. foss. pag. 339. — 
°F. fascieulis vasorum intricatis vagina propria parenchymalosa cinetis, 
vasis magnitudine diversis scalariformibus septa transversa cribrosa fercnlibus 
— cellulis vaginae vasorum minutis elongalis circumdalis. 
% 2 Palmacites intricatus Cord. Beit, Pag. 43. tab, 23, — 
Bi Locus nalalis ignolus. - 


19. Fasciculites varians Ung. 
. Gen, et spec. pl. foss. pag. 339. — 

FF, fascieulis: vasorum tenuibus subdistantibus, sectione horizontali ovoideis 
v. rolundatis, vasis excentricis binis vel gregeriis rolundis v. angulalis rarius 
 minoribus mixtis v. eircumdatis, cellulis libri coloratis, parenchymate spurio, 
cellulis oblongis minutis temnibus. ‚ 
Balmacites varians Corda in Reus, Verst. p. 87 —tab.47 — fig.7—9, — 
> In calcareo Plaener dicto ad Kutzschlin prope Bilin 
"Bohemiae. | 


Burtinia Endl. 


"" Fructus ovoidei,. obsolete trigoni, kasi triporosi. 
Endl. Gen. pl. pag. 257. — 

Coccos Brong. Prodr. pag. 121. 

Ung. Gen. et spec. pl, foss. pag. 339, 

7 5n,Massal, Prael. Fl. prim. Bol, pag. 58, 


we eiibwitei ‚© 1. Burtinia Faujassi Endl. loc. cit. 
"2 Ung. — Gen, et spec, plant. fossil, pag.' 339, — Massal. Consp. pag. 14. — 


3f 


206 


B. fiuctibus 1--2 pollices longis et pollicem latis intus solidis, venis 
durioribus percursis, poris baseos contiguis., — 

Coccos Faujass. Brong. Prod, pag. 121 — Ann. d. Mus. I. pag. 445 — 
tab. 29, 
(9 Burtin Aryotog. de Bruxel. tab, 30 fig. B. C. D. 

Carpolites arecaeformis Schloth. Petref. pag. 420. 

Terra lignitum ad Liblar prope Coloniam Agrippinam. 


2. Burtinia Cocoides Endl. loc. cit. 


Ung. Gen. et spec. loc, eit, Massal. Consp. pag. 15. 
B. fructibus quirque pollices longis et latis subrotundis obsolete trigonis 
solidis, corlice crassa striata. — 
Coccos Burtini Brong. Prodr. pag. 121 — Burtin loc, cit, fig. A. 
Terra lignitum ad Wolouuse prope Bruxellam. 


Castellinia nov. gen. 

Fruclus ovati compressi irregulariter sulcali, imperforati monospermi i 
uniloculares solidi, pericarpio cerasso lapideo, nucleo homogeneo loculum j 
omnino implenle. 


Observatio. 

Genus affine Nipaditubus Bowerbankii, sed tamen dissimile quum 

earum fructus nec fibrosi nec tetra-hexagoni sint, nec habeant apicem aculum 

ac mammillarem, et insuper propter lapideam naluram ejus pericarpii: item, 

affine Burtiniis Endlicherii, sed ab ipsis diversum, eoquod ejus fruc- 

tus careant tribus poris ad basim, et sint forma ovato-compressa, non autem 

trigona. 
Hinc videlur (quoad externi characteres judicare sinunt) Castellinias 

esse affines tribus Palmarum Coccoinearum Marti, quamvis nullam ratio- 

nem habeant aequam ac praecisam cum nullo genere in ipsa comprehenso. 

Hujusmodi genus dicatur Cl. Castellinio cujus investigationibus debe- 

tur detectio horum frucluum, qui üunc temporis in horto Botanico Patavinol 

servantur. ] 


R.| 


1. Gastellinia macrocarpa Massal. ‚N 

C, fructibus cordato-ovatis hinc gibbis, basi late truncalo-emarginalis | 
6—8 pollicaribus, latitudine sexpolicaribus, intus striatis, 

Burtinia spec. Ind. Massal. Prael. Fl. Bole. pag. 59 — 

Catullo Zool. Fossil, pag. 336 — z 

In calcareo-eocenico M. Bubulcae (vulgo Bolca) Prov. Veron. 

Obs. Hujus speciei vidimus duo exemplaria longitudinis 8, latitudinis 6, 
altitudine vero durum pollicum cireiter cum dimidio -— Basis cum prankeferag 


u 


F- 
207 


cavitatem amplitudine duorum eirciter pollicum cum dimidio, absque ullo vestigio 
pedunculi, argumento est hunc fruclum aliis pluribus conjunctum vixisse. Alias 
majorem praebebimus illustrationem. y 
2. Castellinia subrotunda ‚Massal. 

C. Sructibus ovato-subrotundis aequalibus, basi rotundatis, longitudine 
quadripollicaribus, latitudine tripollicaribus nucleo obsolete striato, — 

Cum priore. Ex collectione Gazolana. > 

Obs. Fructus longitudine quatuor et latitudine trium pollicum, forma pene 
rolundata uniformi parumque intumescens. Pars interior fructus tota erystalli- 
sationibus scatet, 


3. Castellinia Zignoana Massal. 

C. fructibus ovato-conicis hinc gibbis basi breviter abrupteque angustatis, 
apice barbatis longitudine tripollicaribus latitudine bipollicaribus, intus obsolete 
striatis. 

Cum prioribus. Ex collectione Cl. Equit. A, De Zigno. — 

Obs. Fructus longitudine trium, pollicum et amplius, latitudine duorum, 
forma ovalo-conica ex parte gibbosa, et ad basim breviter pedunculatus : ex- 

_ terne oculis objieit quosdam parumque profundos 'sulcos et apicem tribus vel 
quatuor lobis pilosiusculis fere partitum. 


4. Castellinia incurva Massal. 
: C. fructibus semiovatis incurvis, hinc gibbis, basi rolundalis, longitudine 
quadripollicaribus, latitudine bipollicaribus, intus strialis, 
Cum prioribus. — Ex collectione Hor. Botanici Patavini. 
Obs. Fructus longitudine qualuor, latitudine duorum cireiter pollicum, 
forma semiovata-incurva, parlim gibbosa. Differt a Castellinia Zignoana, 
over formam et propter naluram gibbarum. 


Baccites Zenk. 


Fructus ovoidei. Pericarpium parenchymatosum in valvulas haud de- 
‚hiscens. Nucleus durus. 
Zenk, Beit. pag. 9. Ung. Gen. et spec. pag. 339. — Massal. Supra le plant, foss 
del Vicent, pag, 98. — 


- 1. Baceites cacaoides Zenk. 
Beit. pag. 10 tab, 1, fig. E. 4—8 et 11—16 — Ung. Gen, et sp. pag, 340, — 
B. pericarpio elliptico compresso obluso utringne acuminato sublaevi multo 
eylindrico subcompresso obluso undique longitudinaliter sulcato. 
In formatione geanthracis ad Altemburgum Saxoniae. 


2. Baceites rugosus Zenk. 
Loc, eit. fig. E — 9—10 — Ung. Gen. et spec. pl. foss. loc, cit. 


208 
B. pericarpio subrotundo compresso rugoso vix apiculato. 


In formalione geanthracis. Cum priore. 


3. Baceites costatus Massal. 
Sopra le Piant. foss. del. Vicent, pag. 98. — 
-B, pericarpio elliplico rugoso compresso, utrinque obtuso, cosla saliente 


eircumeincto. 
In calcareo-margaceo prope Bassanum, in loco dicto Valle 


Rovina ($. Michele) Prov. Vicenlinae. 
Ex collectione Cl. Al. Wob. Parolini Bassanensis. — 


Palmae fossiles dubiae affinitatis. 


Endogenites Brong. 
Trunci structura Palmarum. Brong. Prod. pag. 208. — Ung. Gen. et 
spec. pag. 340. 


1. Endogenites helvetica Ung. 
Gen. et spec, Pl. foss. pag. 340. 


E. trunco. Plkbris longitudinalibus simplieibus duriusculis et paren- 
chimate molli ER 

Endogeniles.....» Brong. Prodr. pag. 208 — Bronn Lethea geog. tab. 
35 — fie. 3. 


Terra lignitum ad Horgen prope Tigurum. 


2. Endogenites striata Lindl. et Hutt. 
* Fossil, Flor. II. tab. 227. A. — Ung. Gen. et sp. pag, 340. 
E. irunco gracili continuo laeviter lexuoso corticalo, intus fibris longi- 
tudinalibus striato, 
In schisto lithanthracum Angliae. 


Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Matlı, Jerzabek. 


1852. 


on der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 
zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jabrgang beträgt ohne Post- 
"versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 
"dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G. Calve’schen Buchhandlung in Prag, entrichtet 
"werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
; berechnet. 


h Vereinsangelegenheiten. 


Der Verein eröffnete seine, der Ferien wegen drei Monate lang unterbrochenen, 
r ordentlichen Versammlungen wieder am 15. October. 


Versammlung am 15. October 1852. 


Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung d. i. vom 46. Juli 1. J. ver- 
"lesen worden war, wurden die dem Vereine in der Zwischenzeit zugekom- 
menen Geschenke mitgetheilt, und zwar, waren für die Bibliothek folgende 
Geschenke eingelangt : “ 

Von dem zoologisch-botanischen Vereine in Wien, 

„Verhandlungen des zool.-bot. Vereins“ I. Band. 

Von Herrn F. von Hauer, corresp. Mitg. der kais, Akademie: 

„Uiber den gegenwärtigen Zustand des Museums der k. k. geologischen 
Reichsanstalt von F. von Hauer,* 

Von demselben: 

Der Goldbergbau von Vöröspatak in Siebenbürgen. 

Von demselben : 

- „Allgemeine Uibersicht der Wirksamkeit der k, k. geologischen Reichsan-, 
stalt 1850 und 1851. 

a Vom corresp. Mitgliede Herrn Adolf Sennoner: 
Zusammenstellung der bisher gemachten Höhenmessungen in den Kronlän- 
ländern, Krain, Görz und Gradiska, Istrien, Dalmatien und der reichsunmittel- 

Jyaren Stadt Triest. Zusammengestellt von A. Sennoner., 

Von demselben : 

Zusammenstellung der bisher gemachten Höhenmessungen im’ Krönlande 
 Kärnthen, 
>. Von Herrn Med, et Chir. Dr. Herrman Mayer in Kommotau dessen : 


 nClavis analytica zur Bestimmung der Mineralien nach einer einfachen und 
Br 2 


210 


sichern Methode nebst einer vollständigen Charakteristik. II ne 
Prag 1839. 

Von Hr. Karl Fritsch, Adjuneten an der k. k. Centralanstalt für Me- 
teorologie und AN R ; 

Kalender der Flora des Horizonts von Prag. Entworfen nach 40jährigen 
Vegetations-Beobachtungen. 

Von demselben: 

Resultate 2weijähriger Beobachtungen über die jährliche Vertheilung der Käfer, 

Von demselben : 

Resultate mehrjähriger Beobachtungen über jene Pflanzen deren Blumen- 7 
kronen sich täglich periodisch Öffnen und schliessen ; mit 17 Tafeln und einer 
graphischen Darstellung. Prag 1851. | 

Von Hın. Karl Kreil, Director der k.k. Centralanstalt für Meteorolo- 
gie und Erdmagnetismus, Ritter des k. k. Franz Josef Ordens etc. dessen: 
„Magnetische und geographische Ortsbestimmungen im österreichischen Kaiser- 
staate 1851. Fünfter Jahrgang. 

Von Hr. Prof.Dr. Aug. Em Reuss dessen: Geognostische Verhältnisse 
des Egerer Bezirks und des ‚Ascher Gebietes in Böhmen mit 1. Karte. 

Von der P. T, Direclion des k.k, Obergymnasiums zu Eger: Jah- 
resbericht für das Schuljahr 1852. | 

Von Herrn Leonhart Liebener aus Lienz: 

Einladung zur öffentlichen Prüfung des königlichen Gymnasiums zu Rati- 
bot; enthaltend: I. Grundlage zur Kenntniss der Orthoptern Oberschlesiens und 
Grundlage zur Kenntniss der Käfer Oberschlesiens vom Oberlehrer Kelch, I.° 
Schulnachrichten vom Proreetor Guttmann. F 

Von demselben: | 

Rhynchotographieen von Dr. F. X- Fieber. Prag 1851. Aus den 
Acten der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschalten. | 

Vom wirklichen Mitgeliede Herrn Forstrath Liebich: II, Heft des von | 
ihm  redigirten und herausgegebenen „‚Central-Forst-Organs Oesterreichs.“* 
Prag 1852. 

Von der P, T. kaiserlich freien ökonomischen Gesellschaft zu 
St. Petersburg, zweites und letztes Tertialheft der ie dieser 
Gesellschaft 1851 mit Tafeln und Holzschnitten. 

Von der P. T. kaiserlichen Akademie der Wissenscha- 
tenin Wien: R 

Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften mathe- 


matisch-naturwissenschaftliche Classe, Band Vlil. Jahrgang 1852, 
Durch die hohe k. k. Statthalterei laut Zuschrift von 7. August: das 1, 


t 


Durehschnitte zur geognostischen Karte Tirols als Ergänzung derselben. 
Von Herrn Dr. F. X. Fieber aus Hohenmauth : 


211 


Heft der beiden ersten Jahrgänge, laut Zuschrift vom 28. September das 1. 
Heft vom Jahrgange 1852 des Jahrbuches der k. k. geologischen 
Reichsanstalt, 

Endlich von den Herrn Verfassern J. J. Pohl und J. Schabus „Ta- 
feln ‘zur Vergleichung und Reduction der in verschiedenen Längenmassen ab- 
gelesenen Barometerstände, und Tafeln zur Reduction der in Millimetern ab- . 
gelesenen Barometerstände auf die Normaltemperatur von 0° Celsius. 

Ausser diesen Geschenken für die Bibliothek war dem Vereine zuge- 
kommen: : ? 

Eine Sendung geognostischer Handslücke aus der Gegend von Blansko 

_ in Mähren von Hrn. Med. et Chir. Dr, Heinrich Wankel. 

Eine Parlie Gebirgssteine und Petrefacten geschenkt von Hr. Andreas 

Veselka Gymnasiallehrer zu Braunau ; und eine weitere. Partie ‚von Hr, 
- Director P. Timotheus Matousek aus Braunau. Ferner eine; nam- 
hafte Sendung von Herrn Seykotta, enthaltend die ‘in den Wielitkaer 
Salinen und dem k. k. Sworzowicer Schwefelwerke vorkommenden Fos- 
silien. 
h Endlich 3 Probestufen von Herrn K. Feistmantel aus Neujoachims- 
E ihal., — 

Nach diesen Berichten des Custos und Bibliothekars theiite der Vor- 
sitzende nachstehende Correspondenzen mit: . 

1. Ein Schreiben von Iirn. Dr. Mayer, corresp, Mitgliede aus Komotau 
enthaltend die Skizze zu einem von ihm auf graphische Verzeichnung gegrün- 
delen ganz eigenlhümlich construirten Planetarium zur leichteren und 
r schnelleren Auflindung des wahren Laufes, Standes und jeder nur denkbaren 
 Constellätion der 7 älteren Planeten. ; 
| 2. Ein Schreiben von Hrn. K, Feistm Killer, corresp. Mitgliede aus 
'Neujoachimsthal. Hr. F. berichtet in dem Porphyre ober dem Thiergarten bei 
- Pürglitz Spuren eines in Klüften angellogenen Minerals bemerkt zu haben, 
‚welches ihm der Species Wawellit- anzugehören schien. Durch einen vor 
- Kurzem an derselben Stelle gemachten Fund des Hrn, Steuereinnehmers Mann 
1 ‚veranlasst, stellte er neuerliche Forschungen an, wobei es ihm glückte, auf 
BI einigen schmalen Klüftchen das Mineral soweit und vollkommen entwickelt zu 
gewinnen, dass es unzweifelhaft das Vorkommen von Wawellit im Porphyre 
des dortigen Uibergangsgebirges constatirt. In der Anlage folgten für den 
a Verein 3 der besten Probestufen aus diesem Fundorte mit der weiteren Be- 
M ‚merkung, dass der Porphyr, in welchem der Wawellit gefunden ward, nahe 
2“ der Grenze des Thonschiefers‘ entsteht, und zu der thonartigen., dichten, 
E. 
he 


bi 


‚rothgefärbten, hie und da bandartig gestreilt oder gefleckt erscheinenden 
‚Abart gehöre, 


EN 3. Ein Schreiben vom Ehrenmitgliede Hrn. Salinenverwalter Mathias 
Ya 16* 


212 

Alois Seykotta in Wielitzka, welcher für seine Ernennung zum Mitgliede 1 
dankt, und das Verzeichniss zu seiner Sendung Fossilien und mehrere interes- 
sante dahin einschlagende Data beifügt, 

- 4, Ein Schreiben von Hrn. Gustav L. Mayer, Candidaten der Medicin, 
corresp. Mitgliede in Wien — welcher für seine Wahl zum Mitgliede dankt, 
und sich bereit erklärt, die ihm vom Vereine zugesendeten Ameisen zu be- 
stimmen. 

5. Ein Dankschreiben für die Wahl zum Mitglied« von Hrn. Baron Eduard 
de Betta corresp. Mitgliede zu Fondo. 

6. Ein Dankschreiben von der löbl. Direction des k. k. Egerer Gymna- 
siums für die Zusendung des I. Jahrgangs der Zeitschrift Lotos. | 

7. Ein Schreiben von Hrn. Dr. Wankel Bergarzte in Blansko, betreffend 
die bereits erwähnte Sendung von geognoslischen Handstücken nebst einem 
Berichte über den Eisensteinbergbau des Eisenwerkes Blansko. 

8. Ein Schreiben von Hrn. P. Veselka, das Verzeichniss der von ihm 
und Hr. Director MatouSek eingesendeten Gebirgssteine und Petrefacten 
enthaltend. 

9. Zuschrift von dem P,T, Secretariat des zoologisch botanischen 
Vereins in Wien, in welcher dem Vereine Lotos die Mittheilung gemacht 
wird, dass der zoologisch botanische Verein in seiner Sitzung vom 4. August 
1. J. einstimmig beschlossen habe, alljährlich über die Leistungen und Arbei- 
ten. für die Fauna und Flera Oesterreichs während des Jahres vollständige 
Berichte herauszugehen, Als Anhang solle auch das angeführt werden, was 
österreichische Naturforscher auf dem Gebiete der Naturwissenschaften geleistet 
haben. 
Der Verein Lotos wird um Mitwirkung bei diesem Unternehmen durch 
‘Sammeln der betreffenden Notizen ersucht; zu diesem Ende wäre aber er- 
„forderlich : 

a) Alles das, was in Büchern, Journalen, Abhandlungen oder was immer 
für Druckschriften über die Fauna und Flora von Böhmen im In- und Aus- 
lande, von In- oder Ausländern erscheint, mit genauer. Angabe der Druck- 
schrift, deren Verlagsortes, Herausgebers, der pagina ete. ete. in einem kurzen 
Auszuge auf. separirten nur auf einer Seite zu beschreibenden Zetteln anzu- 
merken. Sind in diesen Druckschriften neue Arten beschrieben, so wäre die 
wörtliche Angabe der Diagnosen erforderlich. 

b) Auf gleiche Weise wären auch die Arbeiten der österreichischen Na- 
turforscher auf dem Gebiete der Naturwissenschaft überhaupt auf Zetteln an- 
zumerken. 

c) Die ausgefertigten Zettel würden dann alljährlich, und zwar im Laufe 


des Monates Jänner an den Verein einzusenden sein, der sodann dieselben 
ordnen, zusammenstellen und durch den Secretär redigiren lassen würde, { 
z 


. 213 

Der Vorsitzende setzte nun die Wichtigkeit dieses Unternehmens ausein- 
ander, und forderte die anwesenden Mitglieder auf, sich daran zu betheiligen, 
mit dem Ansuchen, sich bald bestimmt zu erklären, damit dem P. T, zoolog. 
botanischen Vereine geantwortet werden könne, 

Nach Verlesung dieser Correspondenzen wurde ein vom Herrn Max, Dor- 
mitzer eingebrachter Antrag mitgetheilt, der dahin ging die Vereinigung des 
Vereines Lotos mit der naturhistorischen Section des böhm. Museums an- 
zubahnen. Die definitive Abstimmung wurde für die nächste Sitzung auf- 
geschoben. ; 

Endlich berichtete der Vorsitzende, dass vom Herrn Appellationsrathe 
Johann Nechay aus Lemberg ein Betrag von 5 fl.C.M. für die Vereins- 
casse zugellossen sei. 

Hiemit war die Sitzung geschlossen. 


Versammlung.am 22. October 1852, 


Der Verlesung des Protokolls folgte die Mittheilung über die der 
Bibliothek neuerdings zugekommenen Geschenke und zwar: 

Uiber den Kupfergehalt des Rothliegenden der Umgebung von Böhmisch- 
- brod von Prof, Dr. A. C. Reuss geschenkt von Hrn. Verfasser, * 
Von Hrn, Dr. Weitenweber wurden geschenkt: : 
„Dissertatio inauguralis Medico-mycographica sistens synopsin. Amanita- 
rum in agro pragensi sponte nascentium elec, auctore F. R. Mlady, 
Pragae 1838. 

„Dissertatio inauguralis physico-mediea sistens Historiam Entozoorum 
 eorporis humani, Auctore Cajetano Layer. Pragae 1833. 
. Die Abstimmung über den in der letzten Sitzung vom Hrn. Custos Max. 
 Dormitzer eingebrachten Antrag unterblieb, weil der Herr Antragsteller. er- 
 klärte eingetretener Hindernisse halber seinen auf die Vereinigung des Vereines 


Lotos mit der naturhistorischen Section des böhmischen Museums gerichteten 
Antrag zurückziehen zu müssen, 

Es folgte hierauf ein Vortrag des Hrn. Prof. Dr. A. C. Reuss „über 
die den Pyrop bei Meronitz begleitenden Mineralsub- 
 stanzen.“ 


, Endlich schlug Herr Prof. Wiesenfeld den Herrn Finanz-Rath Zink- 


214 | | 
Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Der Pyrop von Meronitz und seine Begleiter. 
Von Prof. Dr. Russ, 


Schon früher habe ich an einem andern Orte (Geognostische Skizzen aus 
Böhmen. I. p. 155 ff.) dargelhan, dass der Pyrop bei Meronitz sich in einem 
eigenthümlichen thonig-kalkigen Conglomerate finde, welches der Terliärfor- 
mation und zwar wahrscheinlich den jüngeren Schichten der böhmischen Braun- 
kohlenformation angehört. Seine Bildung dürfte daher theils mit der Erhe- 
bung der Basalte des Mittelgebirges gleichzeitig, theils derselben unmittelbar 
gefolgt sein. 

In diesem Conglomerate, das durch Bergbau aus der Tiefe von 26—27° 
gefördert wird und aus welchem die Pyrope durch einen einfachen Wasch- 
process und nachfolgendes Auslesen gewonnen werden, liegt nebst dem Py- . 
rope eine nicht unbedeutende Anzahl anderer Mineralsubstanzen eingebettet, 
deren nähere Betrachtung nicht ohne Interesse ist, da sie einiges Licht über 
den Bildungshergang des Conglomerates selbst verbreitet. Ich habe dieselben 
zwar ebenfalls theilweise schon früker (am ang. Orte und im 2ten Bande der 
geognost. Skizzen. p, 134 ff.) aufgezählt. Da aber -seit jener Zeit nicht nur 
ihre Zahi durch einige neu aufgefundene vermehrt ward, sondern auch melh- | 


rere der früher bekannten in grösserer Menge gewonnen wurden und daher 2 
näher untersucht werden konnten, so dürfte eine nochmalige Zusammenstellung - 
derselben nicht ganz überflüssig sein. 

Sie zerfallen in zwei Gruppen, deren erste die eigentlichen Mineralsub- 
stanzen, die andere fossile organische Reste, theils thierischer, theils pflanzli- 
cher Natur umfasst, Die ersten sind wieder iheils Trümmer zerstörter Fels- 
gesteine, die in dem Conglomerate unserer Beobachtung überliefert worden 
sind, theils einfache Mineralspecies, welche aus solchen zerstörter Felsarten B 
herstammen und als härtere Theile der Zerstörung entgangen sind. Der grösste 
Theil dieser Felsarten ist in der Umgebung des Pyropenlagers, ja selbst auf, 
weite Entfernung hin nicht anstchend zu beobachten, dem Complexe der das 
dortige Gebirge zusammensetzenden Schichten ganz fremd Es ist daher nicht 


diese Weise dem dadurch gebildeten Conglomerate einverleibt worden sind, 
Zu allen den genannten Bestandiheilen kommen nun noch mehrere Substanzen, 
welche erst unmittelbar zur Zeit der Ablagerung des Konglomerates aus‘ den 
auf das feinste zerriebenen oder auch chemisch gelösten Trümmern früher: 
Felsschichten gebildet wurden, oder noch viel später, zum Theil in sehr jun 


215 


ger Zeit der fortdauernden Einwirkung und Wechselwirkung des alle Gebirgs-- 
_ gesteine durchdringenden Meteorwassers ihre Entstehung verdanken, also als 
_ wirkliche Neubildungen anzusehen sind. 

Es ergibt sich auch hieraus wieder, wie zahlreich und mannigfaltig die 


- Factoren sind, die überhaupt bei der Bildung eines Schichtencomplexes con- 
eurriren, und wie verschiedenartig die Producte, die sich aus den ohne Un- 
terlass fortwährenden chemischen Umbildungen der ursprünglichen Gesteins- 

 massen entwickeln, 

E - Ich will nun’die einzelnen Bestandtheile des Conglomerates etwas näher 

- betrachten. ” 

A. Mineralien. 

I. Felsartentrümmer. 

1. Granulit in ziemlich zahlreichen grössern und kleineren, gewöhnlich 
richt sehr abgerundeten Bruchstücken und von verschiedener Beschaffenheit. 
Er ist meistens graulich- oder gelblichweiss und nur undeutlich schiefrig; 
‘ja zuweilen, wenn die kleinen Quarzkörner überhand nehmen, deutlich körnig 
ohne alle Schieferstructur. Der tombakbrause Glimmer ist in dem graulich- 
weissen Quarz und gelblichweissen feinkörnigen Feldspath nur spärlich und 
; regellos eingestreut; ja in einzelnen lockerkörnigen, sandsteinartigen Varietäten 
iR ehlt er auch ganz. Dagegen sind manchmal neben dem braunen Glimmer noch 
‚Silberweisse Glimmerblättchen eingewachsen. Mehr weniger zahlreiche, meist 
sehr kleine Körner hyacinth- oder blasskolombinrolhen Granates und sparsame 
Partikeln hellblauen, seltner berlinerblauen Cyanites sind fast stets vorhanden, 
En manchen, zuweilen recht glimmerreichen Abänderungen, die bisher nur 
ı kleinen Bruchstücken gefunden wurden, ist die Menge der eingestreuten 
iranatkörner so bedeutend, dass sie mehr als die Hälfte der ganzen Masse 
ausmachen. 

Am seltensten sind Fragmente einer Granulitvarielät mit überwiegender 


ast dichter gelblichweisser Feldspathmasse, die nur seltene Granatkörnchen, 
agegen 3—4'" grosse braune Glimmerblättchen und Säulchen enthält, Sehr 
selten sind die Kluftlächen des Granulites mit einem sehr dünnen Schwefel- 
ki jeshäutchen überzogen. 

2, Seltene Bruchstücke eines sehr grobkörnigen Granites, der aus 
rau- oder gelblichweissem Orthoklas, rauchgrauem Quarz und schwarzbrau- 
em Glimmer besteht. Mitunter ist der imm r vorwiegende Feldspath schon 
beginnende Zerselzung übergegangen. 


3. Ein Greissenähnliches Gestein, zusammengesetzt aus graulichweissem 


“ : E 4 Sud x . 
4. Kleine seltene Brocken grünlichgrauen Glimmerschiefers mit 


ingewachsenen erbsengrossen Rhombendodekaedern, selten Leucitoedern von 


216 SE 


5. Nicht häufige Bruchstücke mehr weniger in. Zersetzung begriffenen 
schmutzig olivengrünen Serpentins mit eingewachsenen Körnern von Pyrop 
und kleinen Nüssen strahligen Talkes. 

6, Sehr seltene Geschiebe eines graulichschwarzen Kieselschiefers. 

7. Vereinzelte kleine Bruchstücke schwärzlichgrauen Basaltes mit wein- 
gelben Olivinkörnern. 2 ! 

8. Häufig sind dagegen, besonders in den oberen Teufen, grössere Blöcke 
und kleinere Trümmer eines feinkörnigen, glimmerigen, kalkigen Sand- 
steines, der stellenweise eine Menge glaukonitischer Körner enthält und in sei- 
nem Ansehen mit manchen Plänersandsteinen (z. B. von Perutz) ganz überein- 
stimmt. Als einem Gliede der Kreideformation und zwar dem Pläner angehö- 
rig geben sie sich durch die zahlreichen Versteinerungen , die sie hin und 
wieder umschliessen, zu erkennen, Am häufigsten erscheinen: Rhynchonella 
compressa d’ Orb., Rh. ocloplicata, Gryphaea canaliculata Sow., Pecten orbi- 
eularis Sow., P. Nilssoni Goldf., Lima pseudocardium Rss., Cardium lineolatum 
Rss., Flabellina cordata Rss,, Cristellaria rotulata d’ Orb, u. a. m. 

Von den genannten Felsarten gehören die ersten vier — Granulit, Gra- 
nit, Greissen(?) und Glimmerschiefer — einem Schichtencomplexe krystallini- 
scher Gesteine an, welche, so wie der Pläner, von dem emporsteigenden Basalte 
durchbrochen und zertrümmert wurden, In Beziehung auf den Pläner ist dieser 
Vorgang leicht zu begreifen, da derselbe, wiewohl meist die höheren kalkigen 
‘ Schichten, die Basaltberge der gesamten Umgebung rings umgibt. Die Ge- 
genwart der krystallinischen Gesteinstrümmer kann nur durch die Annalıme J 
erklärt werden, dass sie in der Tiefe unter der Decke der jüngeren Gesteine 
vorhanden sind, da sie in der ganzen Gegend nirgends an der Oberfläche an- 
stehend gefunden werden, — eine Annahme, die durch den Umstand, dass i 
krystallinische Felsarten wohl die Unterlage des ganzen Mittelgebirges bilden, 
gerechtfertigt wird. 1 

Das Vorkommen pyropenführender Serpentintrümmer macht es sehr wahr- 
scheinlich, dass der Serpentin überhaupt das Muttergestein der böhmischen 
‘ Pyrope sei und dass alle bei Meronitz vorfindigen losen Pyrope aus dem 
seiner \Veichheit wegen leicht zerstörbaren Serpentine stammen, Es wird 
diess um so glaubwürdiger, da der wahre Pyrop sich bisher nur im Serpen- 
tin gefunden hat und da bei Starai und Leskai die Serpentintrümmer mit 
eingeschlossenen Pyropen weit häufiger und noch im frischen Zustande an- I 
getroffen werden, Die Magncesia des zerstörten Serpentins dürfte das Material 
zu den weiter unten noch näher zu erwähnenden mitunter grossen Massen 
schuppigen Talkes geliefert haben. J 

Die grosse Seltenheit basaltischer Trümmer in einem Gebilde, das rings‘ 
von Basaltbergen umgürtet wird, führt zu dem Schlusse, dass der grössere 


A 


Ei 


217 


_ Theil dieser Basalte jünger, - erst nach der Ablagerung des pyropenführenden 
 Conglomerates emporgestiegen sein musste, 
{ Das Auftreten der seltenen. Kieselschiefergeschiebe gestaltet keine nähere 
Erklärung. 

II. Einfache Mineralspecies. 
a) Solche, die als übrig gebliebene Reste zerstörter Felsgesteine anzuse- 
hen sind, 
4. Zuerst ist hier der Pyrop zu erwähnen, der in grosser Menge in 
„dem Conglomerate vorkömmt, Die nähere Beschreibung seiner Charaktere kann 
übergangen werden, da sie in jedem Handbuche der Mineralogie zu lesen ist, 
Nie werden bei Meronitz Krystalle des Pyropes angetroffen; stets erscheint er 
in Körnern mit eigenthümlich granulirter Oberfläche oder sehr häufig auch in 
scharfkantigen scherbenartigen Bruchstücken derselben. Gewöhnlich sind die 
Körner nur klein; verhältnissmässig selten solche von etwas grösserem Durch- 
messer, so dass ihrer 30 — 24 oder 20 auf ein Loth gehen; sehr selten 
noch grössere. Die Farbe der Meronitzer Pyrope pllegt dunkler zu sein, als 
jener von Triblie und Podsedlie. 

Neben diesen Körnern finden sich noch häufig erbsen- bis haselnussgrosse 
- rundliche, zusammengesetzte Partieen, die eine gerade- oder krummschalige und 
- zugleich körnige Structur darbieten. Sie erscheinen gleichsam aus lauter ge- 
wöhnlich scharfkantigen Pyroptrümmern gebildet, welche durch ein sehr dün- 
nes Häutchen von Kalkspath, selten von Schwefelkies mit einander verbunden 
“sind. Aeusserlich wird die ganze Masse sehr oft von einer Rinde schuppigen 
Talkes umhüllt. 

2. Gemeiner rothbrauner Granat in erbsengrossen Rhombendodekaedern, 
seltener Leucitoedern, mitunter ziemlich scharfkantig. Er stammt offenbar aus 
dem oben (unter N. 4.) angeführten Glimmerschiefer. 

3. Hessonit in zahlreichen meist kleinen, sehr selten bis erbsengros- 
sen, nicht abgeschliffenen, sondern an der Oberfläche gleich den Pyropen gra- 
nulirten Körnern, selten in wenig scharfkantigen Rhombendodekaedern, durch- _ 
sichtig, von hyacinthrother Farbe. Sie werden gewöhnlich für Hyacinth ge- 
halten, von dem sie sich aber durch das geringere specifische Gewicht und 
die Schmelzbarkeit vor dem Löthrohre leicht unterscheiden lassen, Wie beim 
 Pyrope, kommen auch beim Hessonit schalig zusammengesetzte Parlieen vor. 
F Nach dem oben (I. 1) angeführten Vorkommen zu schliessen, dürften die Hes- 
1} sonitkörner wenigstens zum Theile aus manchen Varietäten des Granulites 
stammen. 

4. Sehr selten Zirkon in abgerundeten, sehr glatten, firnissartig glän- 
3 zenden Körnern und Krystallfragmenten (P. [P-+oo]. — P+ 0), schwach 
-  durchscheinend oder fast undurchsichtig, von gelbbrauner Farbe. Das quanli- 
; talive Verhältniss zwischen Zirkon und Hessonit ist gerade das umgekehrte 


218 


von jenem bei Triblic und Podsedlic, wo der Zirkon sehr gemein, der Hes- 
sonit dagegen sehr selten ist. — Bei Meronitz findet man überdiess noch sehr 
vereinzelte Körner durchsichtigen, gelblichen und graulichgelben Zirkons. 

Dass der Zirkon aus einer krystallinischen Felsart herstamme, unterliegt 
wohl keinem Zweifel; näher lässt sich dieselbe jedoch nicht bestimmen, da 
der Zirkon noch nie in seinem Muttergesteine eingewachsen gefunden wurde. 

5. In der jüngsten Zeit sind auch 3—5‘' grosse Krystalle und Krystall- 
fragmente vollkommen farblosen und durchsichtigen Topases als Seltenheit 
vorgekommen. Sie scheinen nur an einzelnen beschränkten Stellen des Pyro- 
penlagers_vorhanden zu sein, da sich früher noch nie eine Spur as ge- 

ar f 
zeigt hat. Die Krystalle bieten die Conbinationen: P— co. Pr+1. Pr-+2. 
P-+4+-00. (P-+-00)2 und Po, P. %, P—1. (*, P—1)%, ProH1, P-boo, 
(P-Ho0)® dar. Die Bruchstücke lassen höchst vollkommene axotome Theilbar- 
keit wahrnehmen. | 

6. Sehr selten kleine, gewöhnlich von Bruchllächen begrenzte, durchsich- 
tige, rosenrolhe Körner von Spinell. 

7. Abgerundete sehr glatte und glänzende Körner, sehr selten abgerollte 
oktaedrische Krystalle von sammtschwarzem Pleonast. Sie sind bei Meronitz 
weit seltener, als bei Triblie und Dlazkowie. 

Das Muttergestein des Pleonastes ist wohl, wie das der früher aufgezählten 
zwei Mineralspeeies, ein krystallinisches, ohne dass sich dessen Natur näher 
bestimmen liesse. Merkwürdig ist es, dass sich der Pleonast in beinahe allen 
Gemmenführenden secundären Ablagerungen Böhmens ganz von gleicher Be- 
schaffenheit findet, bei Meronitz, Triblie, Podsedlie, Dlaökowic, und auf der 
Iserwiese, 

8. Nicht gar selten trifft man ferner bis 2/,‘' grosse Krystallfragmente 
schwarzen, undurchsichtigen Turmalins, an denen gewöhnlich nur die oft- 

R+© 
mals stark verlical gestreiften Prismenflächen P-+- oo. BER wahrzunehmen _ 
sind. Sehr selten ist das Prisma auf einer Seite durch das Rhomboeder R. 
begrenzt, ; 

9..Weit seltener sind ‘die Krystallbruchstücke eines bei auffallendem 
Lichte schwarz und undurchsichtig. ersebeiuenden, bei in der auf die Hauptaxe 
senkrechten Richtung durchfallendem Lichte aber mit hellbrauner Farbe durch- 
scheinenden Turmalirs, In der Richtung der rhomboedrischen Axe selbst 
sind sie auch bei durchfallendem Lichte schwarz und undurchsichtig. Die 
Krystalle sind nie so dick, als jene des schwarzen Turmalins und zeigen 
meist nur die Flächen vou P4+-. R-H oo, sehr selten an einem Ende auch 
von R, 

Beide Varietäten des Turmalins dürften ursprünglich wohl im. Granite 
eingewachsen gewesen sein. Br 


219: 


‘10, Häufig kommen vollkommen abgerundete bis ®/,” grosse Geschiebe 
-_ von graulichweissem, durchscheinendem, selten von beinahe farblosem, ziemlich 
 durchsichtigem Quarze vor. Die letzteren sind immer viel kleiner als die 
ersteren. Ihr Ursprung kann ein so vielfältiger sein, dass sich kein ‚ näherer 


ER ERTE TEE 


Pz 


Ausspruch darüber thun lässt, 

11, Der Quarz tritt aber auch noch unter einer anderen Form auf, näm- 
lich in höchtens 3° grossen, rauchgrauen, durchscheinenden, stark glänzenden 
gleichkantigen sechsseitigen Pyramiden, stets ohne Spur von P-+-co, oder 

in Bruchstücken derselben. Obwohl sie ringsum ziemlich regelmässig ausge- 
bildet und nur selten an den Kanten etwas zugerundet sind, so zeigen sie 
doch auf den Flächen viele unregelmässige, wie ausgefressene Höhlungen. 

Sie stimmen ganz mit den in so vielen Felsitporphyren eingewachsenen 
Quarzkrystallen überein; bisher habe ich aber in dem pyropenführenden Con- 

glomerate keine Spur von Porphyr entdecken können. 

12. Mitunter ziemlich grosse Brocken gross- oder auch kleinkörnigen grau- 
lich- oder gelblichweissen Feldspathes, offenbar dem oben (I. 2) ange- 
führten Granite entnommen. Ein solches Bruchstück enthielt kleine Partien 
schwarzen Turmalius eingewachsen. Andere Partikeln waren schon mehr oder 
weniger in Porcellanerde umgewandelt. 

13. Kleine, nur selten ®/,‘' Grösse erreichende Bruchstücke theilbaren, 
- lichtblauen, mitunter auch berlinerblauen Cyanites, offenbar dem oben (I. 1) 
_ erwähnten Granulite angehörig, 

R 14. Sehr vereinzelte kleine Fragmente schwarzer theilbarer Hornblende. 

15. Etwas häufiger dergleichen von schwarzgrüsem, nur undeutlich theil- 

barem Pyroxen. 
"16. Ein einziges Mal fand sich ein bohnengrosses, sehr abgeschliffenes, 
bräunlichgraues, auf der vollkommenen Theilungsfläche 'schillerndes Korn, des- 
sen Härte — 4,5, das spec, Gewicht — 3,297 war. Es dürfte Bronzit 
‚sein und gleich der Hornblende und dem Augite aus dem Basalte abstammen. 
nn 17. Derselben Quelle dürften vielleicht die sparsamen und kleinen Bruch- 
‚Stücke graulichweissen, parallelfasrigen Arragons entnommen sein, 

18. Selten bis 4’ breite Tafeln und kurze hexagonale Säulchen braunen, 
dünnen Blättchen durchsichtigen Giimmers, ganz wie sie in manchen 
körnigen Graunlitbrocken (I. 1) gefunden werden. r { 

19. Ziemlich zahlreiche, kleine, abgerundete Körner schwarzen, im fri- 
‚schen Bruche halbmetallisch glänzenden Titaneisens (Iserins); eines 
inerales, das sich auch bei Tfiblie und auf der Iserwiese wieder findet, ohne 


20. Gelblich- und graulichweisser Schwerspath in kleinen theilbaren Par- 
ilveln oder in nach Art der Gypskryslalle zu kleinen rosenartigen Gruppen 


pe } 


P— oo. Pr. Pr. Pr-L-oo, @-Lo)° unterscheiden kann. Ob derselbe aus einem 
zerstörten Gliede der Kreideformation, die bekanntlich in Böhmen hin und wieder, ı 
und auch in nicht zu grosser Entfernung bei Watislaw, Baryt führt, herzulei- 
ten sei oder aus einer andern Felsart, muss bislter unentschieden .bleiben, 

21. Wahrscheinlich ebenfalls der Kreideformation mögen die nicht sehr 
“ häufigen Geschiebe dichten Brauneisensteins angehören, die nebst den 
andern schon genannten Mineralsubstanzen bei Meronitz in Gesellschaft - des 
Pyrops angetroffen werden. 

22. Endlich muss noch Erwähnung geschehen einzelner Partikeln ölgrünen 
Specksteins mit eingewachsenen tombakbraunen Glimmersäulchen, der wohl 
durch einen .pseudomorphen Process aus einem andern Minerale, vielleicht dem 
Feldspathe, entstanden sein mag. 

b. Neubildungen, 

Ausser den eben angeführten beobachtet man in der Gesellschaft des 
Pyrops noch eine Anzahl Mineralsubstanzen, zum Theil in beträchtlichen Massen, 
die man nicht als übriggebliebene Trümmer zerstörter Felsarten betrachten 
kann, sondern die sich offenbar erst während der Ablagerung des pyropen- 
führenden Conglomerates oder noch später gebildet haben. Dabei kann nicht 
in Abrede gestellt werden, dass zerstörte Felsschichten zum Theile‘ wenigstens 
das Materiale geliefert haben. Besonders sind es das Kalkkarbonat, das wohl 
grösstentheils den zerstörten Kreideschichten entnommen ist, und der Talk, 
welcher wohl dem Serpentine seine Entstehung verdanken mag.. Die hieher 
gehörigen Substanzen sind folgende: 

1. Ein an kohlensaurer Magnesia reiches, kalkiges Gestein, das bald als 
fester, dichter oder sehr feinkörniger, grauer Kalkstein, bald als fester 
Kalkmergel von aschgrauer Farbe und ebenem Bruche- erscheint. Der - 
erstere setzt meistens kugelige concretionäre Massen zusammen, die zuweilen 
Klaftergrösse erreichen. Einzelne sind im Inneren von zahlreichen, hie und 
da mit kleinen Dolomitrhomboedern oder-einer dünnen Hyalithhaut überzogenen 
Rissen durchzogen, ja selkst in ziemlich regelmässige vierseitige Säulen zer- 
spalten. Andere zeigen concentrisch-schalige Structur, wobei oft Schalen von 
grauer und brauner Farbe wechseln, oder sie sind selbst hohl, “Bei ihnen 
nimmt der Gehalt an Eisenoxydulkarbonat so zu, dass sie in dichten Sphäro- ' 
siderit übergehen, wo sie dann an der Peripherie nicht selten in thonigen 
Brauneisenstein umgewandelt sind. 

Auf Klüften hat sich hin und wieder Schwefelkies oder ‘auch Gyps ge- 
bildet. Von organischen Resten enthalten sie keine Spur; wohl aber sind zu- 
nächst der Peripherie mitunter kleine Körner von Pyrop oder Hessonit einge- 


backen. ' Letzterer Umstand, so wie die ganze Physiognomie dieser Knollen 
setzt es ausser Zweifel, dass man es hier mit erst während der Ablagerung 
des Conglomerats gebildeten Concretionen zu thun habe, ' 


f 


221 


2. Das "pyropenführende Conglomerat beherbergt ferner in zahlreichen 
selbst fussgrossen Massen einen öl-, oliven- graulich- lauch-oder schwärzlich- 
‘grünen Halbopal, der, längere Zeit der Luft und dem Lichte ausgesetzt, in 
' Folge von Höheroxydation des Eisengehaltes eine bräunliche Färbung annimmt, 
Er umhüilt zahlreiche, meist kleine Pyropkörner, welche nicht selten mit einer 
Rinde von Kalkkarbonat oder von schuppigem Talk umgeben sind, so wie 
auch erbsen- bis haselnussgrosse Nieren grauen strahligen Talkes; sehr sel- 
ten dagegen kleine Partien von Schwefelkies.. Der Halbopal wird überdiess 
von Adern milchweissen Opals und von Schnüren bläulichen Chalcedons durch- 
zogen, welch’ letzterer auch, so wie sehr kleintraubiger Hyalith, oft die Höh- 
lungen und Klüfte des Gesteins überkleidet. 

Mit dem grünen Halbopal kömmen Stücke eines grauen, gelblichen oder 
grünlichen, immer schmutzig gefärbten Gesteins von erdigem Ansehen vor, 
welches nach Rammelsberg‘s Analyse nichts als ein in chemischer Zersetzung 
begriffener Halbopal zu sein scheint, Es hat in ihm die Menge des Eisen- 
oxyds, der Kalk- und Talkerde, so wie des Wassers zugenommen, jene der 

_ Kieselerde sich aber relativ vermindert. Es umschliesst dieselben Mineral- 
‚species, welche oben bei dem frischen Opal angeführt wurden. Beide werden 
'überdiess zuweilen von einer‘ traubigen oder zackigen Rinde undeutlich fasrigen 
' schneeweissen Kalkspathes überzogen. 

3. Eine häufige Erscheinung in dem Conglomerate ist auch der Schwefel- 
'kies, der in verschiedenen Formen auftritt. Bald bildet er vereinzelte oder 
_ verschiedentlich gruppirte Krystalle (H oder H. O), gewöhnlich mit unebenen 
"Flächen ; bald erscheint er in grösseren oder kleineren, mannigfach gestalteten, 
auch kugeligen Knollen, die im Innern einen strahligen Bau zeigen, aussen 
‚mit oft selbst dem freien Auge erkennbaren Krystallen (H, oder O, oder O,H) 
besetzt sind.. Andere sind an der Oberfläche nur durch sehr feine Rauhig- 
keiten drusig und zeichnen sich durch die Schnelligkeit aus, mit der sie der 
 Vitriolescenz unterliegen, während die deutlich krystallisirten Varietäten der 
ferwitterung viel länger widerstehen. Innerlich besitzen sie eine feinkörnige 
 Struetur und haben oft Körner von Kalkspath eingewachsen, 

Die letzgenannten feinkörnigen,, knollig-traubigen oder rindenförmigen 


Ms: 
_ Abäuderungen enthalten oft zahlreiche Pyropkörner und Bruchstücke der- 
selben, 

Mitunter finden sich faustgrosse Schwefelkiesknollen, bei deren genauerer 
Untersuchung es sich jedoch ergibt, dass bei ihnen der Schwefelkies eigent- 
ich nur das Cäment zahlloser kleiner Körner von Quarz und Kalkspalh 


4. Seltner, als der Schwefelkies, tritt der Gyps auf, der überall, wo - 
er erscheint, ein sehr jugendliches Product ist, hervorgegangen aus der Ein- 
kung des sich oxydirenden Schwefelkieses auf den kohlensauren Kalk. So 


222 


findet man ihn io mitunter ziemlich grossen und nelten Krystallen. auf den 
Klüften des (II, b. 1.) vorerwähnten magnesiahaltigen Kalksteines Doch liegi | 
er auch zuweilen in kleineren und grössern krystallinisch-Strahligen Knollen 


von weisser oder gelblichweisser Farbe im Conglomerate selbst eingebettet 
und: umschliesst dann in einzelnen Fällen zahlreiche eingewachsene Pyrope, | 

5. Endlich glaube ich auch den schuppigen Talk, den das Conglomerat 
in einzelnen selbst kopfgrossen Knolien von graulich- oder grünlichweisser 
oder röthlichgrauer Farbe umhüllt, gleich den zuvor genannten Substanzen 
für eine. Neubildung ansprechen zu müssen. Er dürfte wohl nur ein Umbil- 
dungsproduct des zerstörten Serpentins darstellen. Das nesterweise Vorkom- 
men in einem so jungen Gebilde, wie es der grüne Halbopal ohne Zweifel ist, | 
spricht wenigstens deutlich für eine ähnliche Bildungsart. i 


B. Fossile organische Reste. 

Grosses Interesse bieten endlich noch die organischen Fossilreste, 
welche das Pyropenconglomerat in nicht unbeträchtlicher Menge führt. Sie 
sind theils pflanzlichen, theils thierischen Ursprungs. Die ersteren, welche mit 
der Bildung des Conglomerates gleichzeitig sind, also. der mittleren Tertiär- 
periode angehören, beschränken sich auf Stammstücke, zuweilen mehrere Fuss 
in der Länge messend und grossentheils von Koniferen abstammend. _Sie sind 
theils nur in bituminöses Holz umgewandelt, theils auch durch Kieselerde 
imprägnirt, aber auch im leizeren Falle von brauner oder schwarzer Farbe, 
Sie liegen in nicht zu grosser Zahl  regellos in dem Conglomerate zerstreut, 

Die fossilen Thierreste befinden sich alle auf secundärer Lagerstätte und 
gehören einer früheren Periode, nämlich der Kreideperiode an. Sie stammen 
ohne Ausnahme aus zerslörten Schichten der Kreideformation, deren Schicksal 
'sie ihrer grössere Härte wegen nicht getheilt haben, obwohl es an vielen 
Beschädigungen —- den offenbaren Zeichen erlittener Gewalt — nicht fehlt. 
Sie sind in der Regel nicht wohl erhalten und ein grosser Theil ist nur in 
Bruchstücken vorhanden, 

Es ist mir gelungen, bisher schon mehr als 50 Species zu erkennen, welche 
ich mit einigen Ausnahmen schon an einem anderen Orte (geog. Skizzen. I. 
P,.135 .) namhaft gemacht habe, Unter die am häufigsten vorkommenden 
gehören: Siphonia ervicornis Gldf., Micrarbacia coronula M. Edw., Trochoeya- 
Uhus, ähnlich dem Tr. conulus M. Edw., Rhynchoneila octoplicata, pisum und- 
Manteiliana d’Orb., Terebratulina RN d’Orb., Terebratula semiglobosa Sow, 
Nucula producta Nilss. und semilunaris v, Buch, Cucullaea undulata Rss,, Ve-. 
nus laminosa und penlagona Rss., Rostellaria Burmeisteri Gein., Cerithium 
Luschilzianum Gein., Pieurotomaria sublaevis Rss., Pl, funata Rss., Nalica vul-- 
garis Rss., Scaphites aequalis Sow., Baculites Faujasi Lamk. u. m. a. Wie 
sich aus ihrer näheren Betrachtung. ergibt, sind sie alle für den Plänerk Ik 
und die höheren Schichten desselben, den von mir so genannten Plänermerg 


223 


‚charakteristisch, besonders für den leizteren. ist die überwiegend grosse 
Menge kleiner Gasteropoden bezeichnend. 

Ihre Schalen sind zum grössten Theile in Schwefelkies verwandelt und 
unterliegen sehr rasch der Verwilterung. Nur Rhynchonella pisum, und Man- 
telliana, Terebratulina graeilis und Striatula, so wie Terebralula semiglobosa 
sind am öftesten durch Kalkspatlı versteinert. 


Das System der Compositen. 
Von Prof, Fried. Ignaz Tausch. 
(Aus dessen hinterlassener Handschrift mitgetheilt von P. M. Opiz.) 


(Fortsetzung.) 
5. Eupatoriaceae, 


A, antherae caudatae ‘ 
a. capitula 1 — flora dense glomerata cum involucro 
R; proprio commata 2 2 2222. Caesulieae. 
-b. eapitula 1 — pau£iflora dense glomerata cum invo- 


luero proprio non comala . . . »..°. . Albertinieae, 
e. capitula non glomerata . . 2 2 2202022 Boyerieae. 
 B. antherae ecaudatae 
03 capitula non glomerata 
«. involuerum imbricatum 


ER -f pappus coroniformis s. 0... « 0.  Ethulieae, 
tt — ‚paleaceus I—2— serilis „. . . .. . Agerateae. 
2 irr —  pilosus, raro RiumgpuB 
'. 2 BisBriallB > 2a. A& 1.0 a ee Veiraionieae/ 
a ** 4 — serialis 2 0 ten wlr. » Eupatorieae, 
Be. ß- involuerum 1 —- seriale 
F T Papp.Pilosus 15 . oem). .ul mie nloiiıe e00 7 Mickanieae. 
Be ;..; Tr — . paleaceus aut arislatus «  Sleevieae, 
b. capitula {| — pauciflora dense glomerata 
%. cum involucello non concrela 
7 1 — flora, involucello 1 — seriali . » .  .  Rolandreae, 
vr 1 -— paueillora, involucello imbricato . . .  Elephantopeae. 


-.ß..eum involucello concreta e 0027 .000. ‚Gundelieae. 


Subordo II. Cynarocephalae. 
Schema Nr. A, 

6. CynaraceaeN,A. 

_ A. ,sligmata plus minusve libera 


a. capitula 1 .— flora supra renbpkecnlnm globosum ca- 
pitato-giomerata 


224 


%. involucelli squamis inter se, et eum fructu connatis Sphaerinopsideae. 


ß. involucelli squamis liberis . 
b. capitula ©o - flora 

‘&. pappus ‚simplex coroniformis, aut paleaceus, aut O 

+ involueri foliolis in tubum connals . . 

++ Involucri foliolis imbricatis BIC TZ RUFT 


. . . . . . . 


ß- papp. duplex: exterior saepe nudus, et marginem 

repraesentans, interior pilosus plumosusve: 
+ persistens et basi non in annulum concretus, ra- 
PISBIMEVRUDBRBUS 17" sv in 0 erahnen ee 
++ deciduus et basi in annulum concretus . . . 

B. stigmata fere ad apicem concreta 
a, Capitula co - flora 

&. pappus duplex : exterior ımarginalis nudus, interior 
+ deciduus et basi in annulum concretus, pilosus, 
seloaus, „PIUMOSUSNEy un Tas un len 
+7 ‚persistens, et _basi non in annulum concretus, 
pilosus, setosus, paleaceus, aut 0 ee 
B:"Papp? "simplex'palsaceus "7. KU za 
b. eapitula 1 


— pauciflora in glomerulos capitatos 


CONDESDAu Nee ee re ne N mei eat 


Schema Nr. B. 


6. Cynaraceae Nr. B. 
A. Capitula co - flora 
a, stigmata plus minusve libera 
@. pappus simplex coroniformis, aut paleaceus, aut O0 
+ involacri foliola in tubum connata, et nonnun- 
quam fructum ineludenta . . 2 2202. 
++ involueri folivla imbricata I 
ß- pappus duplex: exlerior saepe nudus, et marginem 
repraesentans: interior pilosus plumosusve 
jr persistens, et basi non in annulum coneretus, 
Tarıssime subnullus_- .. .. . SMoBen UNISN 
+r deciduus et basi in annulum conerelus . . . 
b. sligmata fere ad apicem concreta 
&. pappus duplex: exferior marginalis nudus: interior: 
+ deciduus et basi in annulam concretus, pilosus, 
setosus plumosusve -. ... Med DENE Ri, 
-++F persistens, et basi non in annulum concretus, 
pilosus, setosus, paleaceus, aut O 


Echinopsideae, 


Gorterieae, 
Stobaeeae. 


Serratuleae. 
Staehelineae. 


Carduineae. 


Centaurieae. 
Xeranthemeae. 


Cardopateae, 


Gorterieae. 
Stobaeeae. 


Serratuleae. 
Staehelineae. 


EN 
La Fee 


A 


cz 


Carduineae. 


# 


Centaurieae. 


Pain B:>pappus simplex paleaceus . . 20% 000% 0» '„ Xeranthemeae.. 
"B, capitula 1 — pauciflora ‘in capitula globosa ant ca- ern 
gr. pitato — glomerata congesta 
a sligmata fere ad apicem connala, capitula I — 


paucillor&..'.“ "11 el ee bin "se ia en... Gardopalteae, 
b. stigmata plus minusve libera 
&. involucelli foliola libera . . . .. .  »  Echinopsidene. 
Be — —  — inter se et cum fractu connata Sphaerinopsilleae, 


(Fortsetzung folgt.) 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


7. Ignaz Friedrich Tausch 


Ignaz Friedr. Tausch, Medic. Candidat, gew. ausserordentlicher 
Professor der ökonomisch-technischen Botanik, Sekretär der böhmischen Gar- 
jenbaugesellschaft in Prag, Mitglied mehrerer naturforschenden und landwirth- 
schaftlichen Vereine des In- und Auslandes — war im Jahre 1792 zu 
Theussing, einer Stadt des Elbogner Kreises, geboren, woselbst sein Vater ein 
nicht unbemittelter Bräuermeister war. Nachdem er die Anfangsgründe der 
‚gelehrten Bildung an dem nahegelegenen Piaristen-Gymnasium zu Schlacken- 
werth erhalten hatte, konnte Tausch im Herbste 1809 die Prager Universi- 
ät beziehen, um sich hier den höheren Facultätsstudien zu widmen. Hier 
besuchte er, im Verlaufe der nächsten Jahrgänge, die vorgeschriebenen Colle- 
gien: über reine Mathematik von dem, noch bis heute rüslig lebenden und 
verdienstvoll wirkenden Professoren-Nestor Jos. Ladisl. Jandera, über 
al jeorelische und praktische Philosophie von Fr. Niemeczek, über Religions- 
wissenschaft von B. Bolzano, über allgemeine Weltgeschichte von N, Titze, 
i lateinische und griechische Philologie von A. Klar, über Physik von Fr. 
Schmidt, ferner über allgemeine Naturgeschichte und Technologie von 
Kirschbaum, Pädagogik von Meinert u. s. w. 5 
Schon damals eine besondere Vorliebe für die Naturkunde, namentlich 
die Botanik fassend, unternahm Tausch bereits im Jahre 1812 seine 
= Excursion in das, seines Reichthums an seltenen eigenthümlichen Pflan- 
wegen berülımte Riesengebirge, bei welcher Gelegenheit ihn als Nleissi- 
aufmerksamen Sammler das Glück insofern begünstigte, dass er dort an 
Rändern der noch hie und da liegen gebliebenen Schneestrecken auf. dem 
nberge eiue besondere Seggenform fand, welche Tausch später, als er 
im Jahre 1820 zu Ende Mai zum zweiten Male im Riesengrunde wieder- 
unden hatte, als eine selbstständige Art erkannte und Carex vaginala 
. Regensburger Flora v. J. 1821 S. 559) nannte, — Im Jahre 1814 war 
| Tausch in das medieinische Studium eingetreten und hörte mit entsprechen- 
Erfolge die Anatomie unter llg, Zoologie und Mineralogie unter Ber- 


1° 17 


226 


ger, Botanik unter Mikan (Sohn), hierauf’ im folgenden: Jahre ‚Chemie unter 
Freyssmuth, Physiologie. unter Rottenberger, ‚im J. 1816, allgemeine 
Pathologie und Therapie unter Wawruch,, theoretische Chirurgie unter 
Krombholz, Augenheilkunde unter Rottenberger, im Jahre 1817 
specielle Pathologie und Therapie nebst medicinischer Klinik unter Höger, 
Thierheilkunde unter Tögel und im J- 1818 nebst der Klinik überdiess 
Staatsarzneikunde unter Nädherny. ö 
‚Mittlerweile hatte Tausch als medicinae studiosus, im. Frühjahre 1826 
— mit den erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnissen in der 
Pflanzenkunde in ausgezeichnetem Grade ausgerüstet -— die ausserordentliche 
Lehrkanzel der Botanik erhalten, welche seit. einer Reihe von Jahren von dem 
trefflichen Menschenfreunde und Mäcen, Grafen Joseph v. Canal, eigends 
in seinem Garten errichtet und bekanntlich früher von Fr. Wilib. Schmidt 
dem Joh. Christ. Mikan, hierauf von Fr. Nowodworsky und zuletzt 
von Johann Em. Pohl bekleidet worden war. Tausch hatte nun. seine 
ebenso gemeinnützigen als, anziehend. populären Vorlesungen am 23. April 
1816 eröffnet und viele Jahre hindurch zum wahren Nutzen der Wissenschaft 
fortgesetzt, indem er hier. gar manchen hoffnungsvollen Jünger 'Fiorens heran- 
zog, von welchen ich hier z. B. einen Wagner, Helfer, Corda nennen 
will, (Ich erinnere mich’ ‘noch heute, nach. beinahe 35 Jahren, mit Ver- 
gnügen des Sommersemesiers 1818, wo ich selbst als 14jähriger Knabe vom 
Hradschin aus, wo ich damals wohnte, alle Dienstage und Donnerstage den 
mehr als eine gute Stunde weiten Weg in den, vor dem Rossthore gelege- 
nen gräfl. Canal’schen Garten nicht scheute, um die von Jung und Alt gern 
besuchten Jehrreichen Vorträge Tausch’s zu frequentiren.) 
Obgleich Tausch sämmtliche medieinische Studien, wie wir oben ya \ 
sehen haben, in vorgeschriebener Weise und mit DEhlttgken Erfolge vollendet 
hatte, wollte er sich dennoch im Verlaufe der nächsten Zeit nicht "dazu ent- 
schliessen, sich den zur Erlangung des Doctorals an unsrer Carolo-Ferdinan- 
dea erforderlichen zwei strengen Prüfungen zu unterziehen. Im Gegentheile” 
nur für seine Botanik lebend, lag er, alle Rücksicht auf seine fernere Zu- 
kunft ausser Acht lassend, mit dem regsten Eifer seinem Lehramte ob, welches 
letztere nur den einzigen Fehler halte, dass es vom Grafen Canal viel zu 
ungenügend dolirt war, um seinen Mann selbstständig zu ernähren und, was” 
man sagt, zu versorgen. Schon zu jener Zeit wurde übrigens Taus ch in. 
Folge seiner bedentenden Verdienste um die Verbreitung der Freunde del 
Botanik und wegen vielseitiger Förderung der genannten Wissenschaft, im” 
Jahre 1820 zum corresp. Mitgliede der k, bayr. botanischen Gesellschaft zu 
Regenshurg, sowie im selben Jahre vom pomologischen Vereine in Böhmen 
ernannt; worauf schon im J. 1821 das Diplom als wirkl. Mitglied der k. k. 
patriotisch- ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Böhmen folgte und ihm 
auch von der physikalisch-mathematischen. Section der Accademia reale delle’ 
Seienze in Turin zugesandt wurde. 2 
Als im letztgensnnten Jahre jene botanische Lehrkanzel ihr 30. Si, 
tungsjahr feierte, wurde ihr Plan von dem edelsinnigen Gründer in der Ai 
erweitert, dass dort von nun an nicht blos, wie es bisher der Fall gewesen, 
die sog. reine Botanik vorgetragen werden sollte, sondern unter Pro 
Tausch mit der angewandten (ökonomisch- töchnischen) verbunden, auf die 
Weise um Vieles gemeinnütziger wurde, und sich namentlich für Dr 


4 


ar 


onde rationelle Landwirthe und höhere Gewerbsleute sehr  erspriesslich 
f iess, uf mh Aral 
Aus dem, von Bauunh De en sagen Bin Index  -plantarum,, 
quae, in horto ‚Excell, Comitis Josephi Matabaila, de, Canal coluntur (Pragae 
-Boh.. 1821), in welchem ‚sich bereits mehrere neu aufgestellte Arten und 
Varietäten verzeichnet und zum Theil kurz diagnosticirt ‚befinden, ‚lässt ‚sich 
einigermassen „auf die rühmliche wissenschaftliche Thätigkeit ‚des Verfassers 
- schliessen, obgleich sie insbesondere bei den bekanntlich so polymorphen, Gattungen 
Veronica, Salix,, Thalictrum, Hieracium und Achillea, wohl etwas zu fruchtbar 
erscheinen dürfte. — Auf Veranlassung und.Kosten seines edlen Mäcens ‚des 
“ mehrerwähnten Grafen v. Caual, hegann Prof. „Tausch kurz darauf ein 
„ Brachtwerk unter dem Titel: Horlus Canalius s. plantarum rariorum icones ek 
4 deseriptiones (Pragae 1823) hefiweise herauszugeben, konnte es aber leider nicht 
lange, fortsetzen, indem schon im J, ‚1826 der Tod dieses seines Gönners ‚er- 
folgt war. — Als ein Ergebniss mehrjährigen, ausdauernden Forschens . hatte 
- Tausch überdiess ‚nicht nur ‚ein  grösseres Werk: Nova genera ‚et species 
4 - plantarum exoticarum etc. ausgearbeitet, welches sich bereits von der ‚dama- 
ligen Censur genehmigt und ganz druckfertig in dessen literärischen Nachlasse 
en sondern auch schätzbare: Symbola in floram crelicam F. W. Sie- 
beri etc, nach authentischen Exemplaren, welche sein Freund F. W. Sieber 
(s. dessen biogr. Skizze im Lotos, 1852 Maiheft) auf seiner denkwürdigen 
" naturhistorischen Reise gesammelt, aber sich dann nicht die Zeit und Mühe 
— genommeu halte syalämeinäh zü bestimmen, so‘dass selbe grösstentheils von 
€. Sprengel, Schultes, €. Presl, Tausch u. A. als schöne neue 
Arten aufgestellt und besclirieben wurden. 
Prof. Tausch’s scharfsichtige Bemerkungen über „‚Hieracium und. einige 
> verwandte Gattungen“ ‚sind in den Ergänzungsblältern der Regensburger. Flora 
0. botanischen Zeitung (1828 S, 49—81) niedergelegt. _Ebenso erschienen 
in den fulgenden Jahrgängen der genannten Zeitschrift, als deren eifriger Mit- 
arbeiter; sich Tausch fortan erwies, unter der allgemeinen Aufschrift: ‚ Bota- 
‚nische Beobachtungen, ferner im Jahrgange 1830 unter Anderen ein Auf- 
: Plantarum minus cognitarum descriptiones (S. 209— 224), in welchen 
ern 25 neue, meist in den Gärten Prags cultivirte Arten . aufgestellt und 
genau diagnosticirt werden. Im Jahrgange 1832 mehrere beachtenswerlhe kri- 
tische Bemerkungen über das, in Berlin befindliche, Willdenow’sche Her- 
bar udgl., welche wir nicht alle einzeln aufzählen wollen, 
Seit einer langen Reihe von Jahren, batte Tausch beinahe alljährlich 
in der günstigen Jahreszeit botanische Rosen in die verschiedensten Gegenden 
{ öhmens, insbesondere am häufigsten in das, so reichliche Ausbeute gewäh- 
’ende, von Niemand so genau wie von Hannah durchforschte, Riesengebirge 
unternommen, wodurch es ihm auch möglich ward, mehrere verkäufßiche Pflan- 
ze fammlungen zusammenzustellen, und sich auf diese Weise seine in den spä- 
en Jahren beschränkte Subsistenz einigermassen zu verbessern. So, enlstan- 
die sehr instructiven Herbarien, welche Tausch als Herbarium forae Bo- 
Br universale um den Preis von ar fl. €. M. zum. Verkaufe anbot ; sie 


= elle Herbarien zusammen, und zwar eine Dendroiheca  bohemica - -und eine 
Deuncrotheca exoto-bohemica, eine Agrostotheca bohemica mit 254 parte, 
j 47%, 09 


228 
endlich Plantae selectae florae bohemicae, welche insgesammt nicht wenig zur 


bessern Kenntniss der vaterländischen Flora beitrugen und noch jetzt zu ihrem 
kritischen Studium auffordern. 


Im Jahrgange 1836 der Regensburger allg. bot. Zeitung entwirft 
Tausch eine sog. natürliche Eintheilung der ebenso interessanten als arten- 
reichen exotischen Gattung Erica, sowie er a a. O. zu wiederholten Malen 
für die descriptive Botanik sehr beachtenswerthe Aufsätze unter der einfachen 
gemeinschaftlichen Aufschrift „Botanische Beobachtungen“ mittheilt. Bei Gele- 
genheit der im September 1837 zu Prag abgehaltenen Naturforscher-Ver- 
sammlung legte Prof. Tausch der botanischen Section die Beschreibung und 
Abbildung eines neuen Pflanzengenus Rhizobotrya (s. Sturm’s Deutschlands 
Flora) vor, welches sehr seltene und interessante Pflänzchen Sieber als. 
Draba stellata aus den Alpen mitgebracht, und in neuester Zeit wieder Fac- 
ehini als Cochlearia brevicaulis beschreibt. — Ferner handelte Prof, Tausch 
in der Regensburger botanischen Zeitung (S. 481—490 und S. 497—509) 
nochmals ein System der Ericen ab. — Als im Jahre 1843 die böhmische 
Gartenbaugesellschaft in Prag entstand, wurde Tausch zu ihrem Secretär 
ernannt, 


(Fortsetzung folgt.) 


Neue Funde im Gebiete der Botanik. 


Tamarix geımanica Lin. am Blansko Hft. Krumau an Waldbächen (Prof, 
Jechl). 

Nuphar pumila DeC. Unter Wuldau Budw. Kr. (Prof. Jechl.) 

“ Utrieularia intermedia. Hayne, Auf der Kaiserwiese nächst Prag in 
einem Wasser-Timpel (Wolfner). 

Alopecurus longistylus Opiz (A. elongatus Peterm) Halm glatt, weit 
vorragend; Blattscheiden glatt; Blätter oberseits scharf, unterwärts sehr 
glatt, den Halm eng umschliessend; Blatthäutchen sehr kurz, abgestumpft; 
Aehre verlängert walzig; Kronspelzen langgrannig, langgewimpert; Griffel 
sehr lange. 

Auf Wiesen an der Moldau hinter der Podbaba 2—6--5?2. Opiz. 

Anagallis micrantha heterantha Opiz. Die unteren Blüthen normal: 
Corollen viel kürzer als der Kelch, grün, mit einem düster purpurnen Rande, J 
obere Blüthen corollenlos; oder mit grünen Corollen, Blätter unterwärls 
schwarz punctirt. 

Auf Brachäckeren hinter Branik 15—9—52, Em. Vavra. Baumgarten, 
Opiz und Müller. 

Carduus microcephalus Opiz. Kahl; Blätter ablaufend, fiederspallig: Fie- 
der fast handförmig, dreispaltig, gezähnt, dornig gewimpert, Lappen und Zäh- 
nungen mit stärkern Dornen bewährt, um Vieles zarter und kürzer als beim Fi 
€. acanthoides L. Blüthenstiele einköpfig, verlängert, fein, von ablaufenden krau- 


ssnten 


sen, dornigen Blättchen bekleidet; Blüthenköpfchen klein, eiförmig; allgemeine 
Kelchschuppen zurück gebogen. ® 

In Branik nächst dem Fahrwege, am Abhang nach der Wiese 15 
9-52. Opiz. 


Auf dem ersten Anblick von C, acanthoides L, durch den zarten Ba 


229 


Fenere Blätter, die verlängerten Blüthenstielchen, kleinen Blütbenköpfchen und 
- die rückgebogenen Kelchschuppen zu unterscheiden. 
rn 


Cerasus rubicunda * rotunda Römer. 

In Hlubotep 18—7—52. Opiaz. r 
" Echiuın bicolor Opiz, Mehrereaufstrebende Stengel aus einer Wurzel, 
- diese kurz, mit dichten, weiseu Haaren, so wie die übrigen Theile der Pflanze, 
- mit längern, weissen, aus einer ungefärbten kleinen Pustel entspringenden 
- wagrecht abstehenden Weichborsten bekleidet. Blätter kurz, lanzetlich, kurz 
 gespizt, die untersten in Blattstiel ablaufend, ‚beiderseits von Borsthärchen, die 
- aus weisen Pusteln entspringen rauh; die den Blüthestand stüzenden Blätichen 
an der Basis breiter, in eine schärfere, längere Spitze auslaufend; Aehren, 
‚ achsel und endständig; Aehrchen im spitzen Winkel abstehend; die untern 
5 Blüthen entfernt stehend; die Deckblättchen sichelförmig gekrümmt; Blume 
klein, noch einmal so lang als der Kelch, hellblau, mit einer weissen Röhre; 
- Staubfäden ragen aus der Blume hervor, Staubbeutel länglich, gelb- 
braun, Griffel länger als die Staubfäden, mit abstehenden Haaren bekleidet, 
_ Narben kahl. 
An der Eisenbahn hinter Sel&e 11—9—52. Opiz, 
Galium Zechicum Opiz. 
Auf einer Wiese hinter Liben rechts vom Wege gegen Prosik 8— 8—52, 
Köleria albida Opiz. Halm und Blattscheiden kahl; Blätter 
 linienförmig, kurz gewimpert; Rispenspindel kurzhaarig; Rispe aus breitem 
Grunde schnell verdünnt, weiss schimmernd; Spelzen kahl, steif gespizt. 
In der Podbaba an der Eisenbahn 2—6—52. Opiz. 
Schon aus weiter Ferne durch die bleiche Rispe von eigenthümlichen 
- Bau zu unterscheiden. 
‚ Lolium Jechelianum Opiz. Aehre verkürzt, Aehrchen gedrängt, zwei- 


vr OR 


- stehend; Halm "aufsteigend, glatt; Blätter kahl, obenseits scharf, unterseils 
Be. Blatischeiden zusammengedrückt. 

L. perenne Bagge in litt. 

Krumau 1851. Jechl Frankfurt a. M. Bagge. 

-— Mulgedium alpioum ß. albillorum Opiz (Sonchus alpinus var flore albo 
Schrank). 

Im Böhmerwald Hunger. 


j ; Blätter schmal lanzettlich, verläugert, die untern grundwärts ver- 

schmälert, die obern halbstengelumfassend, die Blüthenblätter kelchlang, am 
Grunde herzförmig; K elcheinschnitte pfriemig; Corollen hervorragend, 

purpurfärbig, an der Mündung erweitert, dunkelpurpurroth. 

- In der Scharka 6—6—52 Opiz. 

Versicaria polystachya Opiz. Aehren zahlreich, sehr kurz, schon 

1 unten erscheinend, die end- ständigen zusammengesetzt; Blüthen klein, 

; Blätter lanzettlich; Blatttutten meist zerschlizt, kahl, unge- 

wimpert, gestuzt; Blüthentutten sehr kurz, kahl, gestuzt, ungewimpert; 
lüthenstielchen mit feinen kurzen Borstchen. bekleidet. 

‚Am. Bache bei Nussle 27—8—52 Opiz, 

£ Scabiosa heterotricha Opiz. Stengel röhrig, mit kurzen, drüsigen 

‚Haaren bekleidet, urd Jängern Borstenhaaren untermischt, die untern des Sten- 


230 


gels und der Aeste zurück gebogen, ohne Drüsenhaaren, die übrigen wagrecht 
abstehend; die Blüthenstiele sehr lang, bis zu.den Blüthenköpfen, mit doppelt 
gestaltigen Haaren bekleidet; die untersten Blätter lanzetlich, ‚die, Stengelstän- 
digen fiederspaltig; Fiederlappen stumpf eingeschnitten gesägt, die Endlappen 
dreilappig; der innere Kelch halb so lang als die Frucht, ‚eckig, borsthaarig; 
Corolle bleiehröthlich; Corollenlappen. länglich. 
a) brevistyla -Opiz Griffel kurz 
b) longistyla Opiz Griffel lang 
In Feldern hinter Michle 4— 7—52. Opiz. q 
Hypericopsis pulchra Opiz (Hypericum pulehrum Linne) Tresalice 
kräsnä. } 
In der Gegend von Fugau 1852 Karl. | i 
ingelica sylvestris ßviolacea Opiz: (A. s. var dunkelviolett Karl) 
‚dehel lesni violovy. 
Fugau 1852 Karl, 
Juncus tenuis Willd. Sitina tenkä. Um Fugau 1851 Karl, 
Rubus macroacanthus Weihe. Malinik velkoostny. Bei Fugau Karl. 
Rubus Radula Weihe, Malinik struhadlo. Bei Nixdorf J. C. Neumann. \ 
Cuscuta Schkuhriana Pfeiffer, In der Scharka Bayer. 


0 


*,* Kaffeeblätterthee: Vor Kurzem 'hat die chemische Analyse in die- 
sen Blättern Coffein (bekanntlich-Theein) nachgewiesen. Auch äusserlich sind 
die Blätter des Kaffeebaumes denen des Theestrauches sehr ähnlich, nur etwas 
grösser und lederartiger, aber durch Rösten nnd die sonst bei dem Thee ge- 
-bräuchliche Behandlungsweise wird der Kaffeeblätterthee dem schwarzen chi- 
nesischen Thee vollkommen ähnlich, dem er auch durch seine innern Be- 
standtheile am nächsten kömmt. Aehnlich, ‘wie der chinesische Thee, besitzt 
er einen angenehmen aromatischen, zwischen Thee und Kaffee mitten inne 
stehenden Geschmack, und übt auch dieselbe behagliche Wirkung auf den, der 
ihn trinkt, Bei der grossen Masse der Blätter des Kaffeebaumes, die ohne 
dem Baume zu schaden, oft abgestreift werden können, ergeben sich so man- 
che Handelsvortheile, dass es wohl keinem Zweifel unterliegt, dass bei dem 
hohen Preise des chinesischen Thees der Kaffeeblätterthee allgemein eingeführt 
werden wird. Die brasilianische Regierung soll schon nach dem Journal de 
Bruxelles Octobre 1851 den Versuch gemacht haben, die bisher gar nicht 
benützten Kaffeeblätter als Handelsartikel zu versenden. Dr. Ott, 


« 


*,* Die Comptes rendus theilen Beobachtungen des Hrn. Focillon über meh- 
rere dem Rübsamen schädliche Inseeten und die denselben zuzuschreibende 
Wichtigkeit mit. Der an den Rapspflanzen hervorgebrachte Schaden rührt von 
vier Haltica-Arten, einem neuen Rüsselkäfer und 3 Larven her, Die 4 Arten 
von Haltica zerstören die jungen Pflanzen, so wie sie über dem Boden erschei- 
nen. Sie nagen zuweilen das Parenchym der Schete: an, ohne jedoch, wie 
es scheint dem Samen Schaden zuzufügen. Der Rüsselkäfer, der zu der Gat- 
tung Grypidius Schoenherr (G. brassicae) gehört, ist der schlimmste Feind 
der Rapsernte. Er bohrt seinen Rüssel, welcher selır dünn und gebogen ist 
durch die Schotenwände und nagt Löcher in die jungen Samenkörner, Ist der 
so angegriffene Same noch nicht reif, so schlägt er fehl, ist er reif, so büsst 


“ 
4 


231 


"er einen bedeutenden Theil seiner Substanz ein, und da der Rüsselkäfer den 
Samen stets da’ anbohrt, wo der Keim liegt, und diesen abfrisst, so verliert 
einsolcher Same seine Keimfähigkeit. Aeusserlich bemerkt: man ausser einem 
kleinen Loche an der Schote köind andere Beschädigung. Eine noch grössere 
Verwüstung bewirkt eine Larve, aus welcher nach der Angabe des Beobach- 
ters der genannten Käfer sich entwickeln soll. Sie ist weiss, fusslos mit 
glänzend schwarzem beschiidertem Kopf, 3 Millimeter lang und 1, Millimeter 
breit. Sie bewohnt das Innere der Schole, in welcher sie 3—4 Samenkörger 
frisst, und ihre Anwesenheit gibt sich durch eine schwärzliche Färbung der 
Schote kund, Sobald sie sich völlig entwickelt hat, nagt sie ein rundes Loch 
in eine der Klappen der Schote, durch welches sie herauskriecht, um wahr- 
scheinlich in der Erde ihre Verwandlung zu bestehen. 

Aehnliche Verwüstungen richtet die. Raupe von Ypsolophus Xylostei 
'Fabr. an. Diese ist etwa 9 Millimeter lang, blassgrün, mit schwarzen borstigen 
Haaren und einem schwarzen Kopfe. Sie lebt’wie die eben erwähnte Larve, bis 
zur Zeit ihrer Verpuppung in der Schote, und nagt sich ebenfalls durch eine 
. der Klappen durch, dann verspinnt sie sich in einem lockeren Gewebe, und 
bleibt durch 14 Tage im Puppenzustande. Der Schmetterling erscheint gewöhn- 
- lich im Juni. 

Die dritte Larve ist weiss und etwa 2 Millimeter laug. In manchen Scho- 
ten findet man eine grosse Menge dieser Larven. Solche Schoten werden 
feucht, welk und schimmelig, so dass mehr oder weniger die darin ent- 
haltenen Samenkörner absterben. Das vollkommene Inseet dieser Larve ist 
bis jetzt noch nicht ermittelt. 

Dass der Schade, den diese Insecten verursachen bedeutend ist, lässt 
sich aus Folgendem abnehmen: Gereinigter Raps enthält 45 Proc, Oel, von 
- diesem bleiben {1 Proc. in den Schlagkuchen zurück, so dass man 34 Proc. 
Oel erhält. 

Wären aber alle Körner gesund und keine angefressen, so würde man 
36, 6 Proc. Oel erhalten. Die von den Larven des Rüsselkäfers und des 
Schmetterlings angefressenen Samenkörner geben kein Oel. Die von den klei- 
‚nen weissen Larven beschädigten geben 28, 5 Proc. weniger Oel als die ge- 
sunden. Die vom Rüsselkäfer im reifen Zustande angefressenen 18,2 Proc, 
weniger, - 

Die Versuche in Betreff der Verringerung der Keimkraft der Samen in 
Folge-des Inseclenfrasses gaben nachstehendes Resultat: Die von den Lar- 
ven.des Rüsselkäfers und des Schmelterlinges, so wie vom Rüsselkäfer an- 
gefressenen Körner keimen nicht. Unter 100 von den kleinen weissen Larven 
beschädigten, keimten nur 52, während unter 100 unbeschädigten Samen 
durchschnittlich 80 aufgingen, ü 


*.* Nach dem bot. Wochenblatte hat Hr. Prof. Zelenka den Coleantlius 
subtilis Seidl in der Umgegend von Zwettl (N. Öster.) gefunden, bemerkt wird 
noch, dass derselbe auch in Tirol gefunden ward, Bekannt. ist übrigens auch 
noch, dass die Pflanze in Norwegen vorkommen soll, in dem sich Exemplare 
von da in der Petersburger Sammlung finden. 


232 


x“, Sendtner stellte im J. 1846 in der Flora oder botanischen Zeitung * 
29, Jahrgang S. 178.3 eine neue Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen 
zu Ehren des berühmten Pomologeu Sickler unter dem Namen. Sicklera sola- 
nacea auf, welche auch von Dunal im 13. B. 1. Abtheilung von Alph.'de Can- , 
dolle Podromus (1852) anerkannt wurde. Da nun Römer in demselben J. 
1846 in seinen Synopses monographicae fasc. 1. pag. 49 N. 23 auch eine Sicklera 
aufgestellt hat, die aus der Gattung Murraya Blume, entstanden ist, so muss - 
diese einen andern Namen erhalten, — wozu ich den Namen Pöchia, zum 
Andenken an unseren viel zu früh verstorbenen, sehr hoffnungsvollen. Musco- 
logen M. Dr. Pöch in Antrag bringe, Murraya longifolia Blume bydrag. 137, 
welche. Römer an a. Ort Sicklera longifolia nennt, würde nun als Pöchia 


longifolia Opiz aufzunehmen sein. 
P. M. Opiz. 


"x An die Pflanzentauschanstalt allhier können aus den Buchstaben E 
und F. bis Ende März 1853 alle Arten und Varietäten bis zu 10 Exemplaren 
“eingeliefert werden, nur nicht: Encalypta vulgaris Roth, Erica vulgaris 
Lin. Eryssimum repandum Lin. Euphorbia falcata Lin. 
P. M. Opiz. 


*,* In dem 2. Bande der, Zeitschrift Lotos theilte ich S. 71 eine Be- 
obachtung über die freie- Bewegung der Sporen des Acrosporium stromalicum 
Corda mit. So eben finde ich nun in dem 25. B. 1. Abth. der Verhandlun- 
gen der kaiserlich Leopoldinisch Carolinischen Akademie der Naturforscher 
(1851) S. 396 auf die Eutwickelungsgeschichte der Achlya prolifera von V, 
N. Pringsheim, wo eine ähnlich freie Bewegung der Sporen stalt findet S. 
397. Er schreibt gleich Anfangs ‚‚Gruilhusen““ *) scheint der Erste gewesen 
zu sein, der die freie Bewegung der Sporen von Achlya prolifera nach ihrem 
Auslritte aus den Schläuchen beobachtet hat. Er sah diese Pflanze, die er 
Conferna ferus nennt, aus den Lücken einer verwesenden Schnecke hervor- 
wachsen. Sie wird nach ihm von „‚kammerigen Fäden“ gebildet, deren End- 
kammern eine grosse Anzahl kleiner Körperchen enthalten, welche durch eine 
Oeflaung an der Spitze der Endkammer entweichen und nach ihrem Austritte 
frei wie Infusorien herumschwimmen. Auch sah er, dass nach Entlee- 
rung der Endkammer die nächste Kammer in die entleerte Endkammer hinein 
wuchs, und dass aus ihr nach einiger Zeit ebenfalls solche bewegliche Körper 
auf dieselbe Weise hervortralen. Spätere Beobachter haben diese Beobach- 
tung der freien Bewegung der Sporen bestätliget. Auch Dr. Prinzheim be- 


schreibt dieses Phaenomen sehr umständlich. 
P. M. Opiz. 


*) Nova acta A. C. L. C. N. c (1822) Vol. X. Pag. II. 445. 


“Redakteur: Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Katlı. Jerzabek: 2 


% 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 

zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 

versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar. bei 

dem Vereine „Lotos“ oder in der J G. Calve’schen Buchhandlung in Prag entrichtet 

‚werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 
i berechnet. 


Vereinsangelegenheiten. 


Versammlung am 29. October 1852. 


7 e 


r Der Verlesung des Protokolls der letzten Sitzung folgte unmittelbar der 
bereits früher vom Herrn Forstrath Liebich angekündigte Vortrag über 


die Ursachen der Insectenverheerungen in den Forsten Böhmens. 

Nach diesem Vortrage wurde die Waht des Herrn Finanz-Ralhes Zink- 
eisen, Director der naturforschenden Gesellschaft im Osterlande zum Mit- 
gliede vorgenommen, und Herr Director Zinkeisen zum eorrespondirenden Mit- 
 gliede ernannt. 

? 


Versammlung am 5. Novemter 1852. 


Nachdem das Protokoll verlesen worden war, theilte der Bibliothekar 
nit, dass für die Bibliothek eingesendet worden sei! 

Vom Verfasser Herrn Adolf Sennoner: 

Zusammenstellung der bisher gemachten Höhenmessungen in deu Kron- 
ndern Mähren und Schlesien 2 

Von Herrn Alex. Skoffitz. 
Nro. 39--44 vom österreichisch-botanischen Wochenblatte. 
#. Nach dieser Mittheilung hielt Herr Dr. Cermäk einen Vortrag über 
die Untersuchungen organischer Substanzen mit dem Polarisationsmikroscope, 
4 Bei dem von Dr. ©. vorgezeigten Polarisationsmikroskope befindet sich 
das eine Nichoi’sche Prisma in der Oelffaung dem Objeettischchens, während 
das andere in der Röhre des Mikroskopes, unmittelbar über den Objectivlin- 
sen angebracht ist, 
Diese Einrichtung hat vor der gewöhnlichen, wo das analisirende Prisma 


234 | nr 
ober der Ocularlinse angebracht ist, den wesentlichen Vorteil, dass das ‚Ge 
“ sichtsfeld durchaus nicht beschränkt wird, 


Fast alle bisher untersuchten organischen Gebilde erweisen sich durch@| 
ihr Verhalten im Polarisationsmikroskope als doppeltbrechend.- 


Dr, ©. demonstrirte diese Eigenschaft an Präparaten der Haut des Spul % 
wurmes  (Ascaris lumbricoides) und an mehren Krystalllinsen aus dem Auge”) 
des Dorsches (Morrhua callarias). 

Die Haut des Spulwurmes verhält sich wesentlich so, wie ein Gyps 
blättchen von gewisser Dicke. Sie besitzt wie dieses zwei senkrecht auf?) 
einander stehende Richtungen nach welchen die Schwingungen des durchfal 
lenden polarisirten Lichtes abgelenkt werden. Sind die Nichol’schen Prismen 
parallel gestellt, und ist der Winkel den die Schwingungsrichtungen mit der 
Polarisationsebene der durchfallenden Strahlen machen —45°, so erscheint) 
das Hautstück bloss nussbraun gefärbt. Werden bei unveränderter Stellung”f 


des Hautstückes, die Nichol’schen Prismen gekreuzt, so geht die nussbraune Fär 
bung in das complementäre Lavendelgrau über. 

Die Dorschlinsen, welche unter Oehl im Wasserbade getrocknet, und | 
dann in Copallack aufbewahrt worden waren, zeigen eine ähnliche herrliche 
Farbenerscheinung, wie die senkrecht zur optischen Axe geschliffenen Kalk- 
spathplatten Die optische Axe fällt mit der Linsenaxe zusammen. Bei gekreuz- 
ten Nichol’schen Prismen sieht man ein durch den Mittelpunkt gehendes schwar- 
zes Kreuz und concentrische Farbenringe, welche dieselbe Aufeinanderfolge 
haben, wie die Newton’schen Ringe, Stellt man die Nichol’schen Prismen 
parallel, so erscheint statt des schwarzen, ein helles Kreuz und die Ringe 
ändern ihre Färbung in die complementäre. 

Diese Erscheinungen erklären sıch nur aus der doppeltbrechenden Eigen- 
schaft der Substanz der Krystalllinsen. Die vorgezeigten Linsenpräparate er 
hielt Dr. ©. durch Hrn, Prof, Schleicher, welcher dieselben auf seiner Rück 
reise aus Lithauen von Hrn. Dr. Thomas in Königsberg geschenkt bekam, der 
seit Jahren mit der Untersuchung von Krystalllinsen beschäftigt ist, und durch? 
seine neue Pıäparationsmeihode manchen wichtigen Beitrag zur genaueren 
Kenntniss- dieses Theiles des Sehapparates zu liefern im Stande war, 

Schliesslich sprach Dr C. die Ueberzeugung aus, dass das Polarisa- 
tionsmikroskop wesentliche Aufschlüsse über die Zusammensetzung und die 
molekularen Veränderungen der organischen Substanzen zu geben verspricht, 
welche für die Physik und Physiologie von gleichem Interesse sein werden, 


Versammlung am 19. November 1852. 


- Nach dem Protokolle der letzien Versammlung wurde ein Schreiben vom. 
. Herrn Karl Feistmantel vorgelesen, welches einer Seudung von 8 Stück 


235 


feinkörnigen Quarzites mit Muschelresten, aus dem Gebirge Krusnä Hora und 
7 Stück Wawellite von eben daher beilag, wıd die nähern Verhältnisse des 
Fundortes der übersendeten Mineralien und Petrefacten enthielt. 

Der Bibliothek waren neuerdings zugekommen: 

„Malä Encyklopedie nauk; näkladenı teskeho museum. Dil X Seznam 
rostlin, kveteny tesk&. Geschenkt vom Verfasser Herrn P. M. Opiz. 

„Ueber den Rittingerit, eine neue Species des Mineralreiches. Geschenkt 
vom Verfasser Herrn Prof. F. X. M. Zippe. 

Nach dieser Mittheilung hielt Hr. Dr. Wittelshöfer den ersten Theil 
seines Vortrags über die Verwandschaft unserer jetzigen Hausthiere mit 
analogen Thieren der Urwelt und die betreffenden Typusänderungen an den- 
selben. 

Herr Dr. Wittelshöfer, bisher -ausserordentliches Mitglied, wurde hierauf 
zum wirklichen Mitgliede gewählt, mit welcher Wahl die Sitzung ge- 
schlossen wurde. 


Versammlung am 26. November 1852. 


Nebst dem Protokolle der letzten Sitzung wurde ein Schreiben aus Wien 
vom Ehrenmitgliede Hr. Ministerial-Secrelär Johann Bayer vorgelesen, in 
welchem derselbe die Wahl dreier Ehrenmitglieder vorschlägt, und diesen 
seinen Vorschlag motivirt. Die Wahl wurde statutenmässig für die nächste 
Versammlung verschoben, j 

Hierauf referirte der Custos der botanischen Sammlungen, dass neuer- 
dings 101 Exemplare getrockneter Pflanzen als Forderung des Herrn Dr- 
Leopold Forster an die Opiz’sche Tauschanstalt aus derselben eingelangt seien, 

Endlich folgte ein Vortrag des Herrn Custos Max Dormitzer: Ueber die 
Metamorphosen der Echinodermen, wörin er mit Hilfe von Zeichnungen auf 
die verschiedenen Bildunzgstypen’in dieser Classe aufmerksam machte. Es ent- 
wickeln sich nämlich die Holothurien auf eine ganz andere Weise als die 
-übrigen Familien dieser Classe, wobei man von den Strahlsternen (Comatula), 
- deren Entwicklungsgeschichte noch nicht vollkommen gekannt ist, absehen muss. 
. Der Vurtragende wies hiebei noch auf den Unterschied zwischen Meta- 
morphose und Generationswechselhin, und zeigte, dass bei den Seesternen und 
Seeigeln eine Art der Eutwickelung vorkonıme, die zwischen den eben eir- 
 wähnten ein Mittelding bilde. Zum Schlusse wurden auch die grossen Ver- 
- dienste der Herren Dr. Sars, und Pr. Müller um die Beleuchtung der er- 
— wälınten interessanten Verhältnisse gewürdigt, 


Es 18* 


236 


_ Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Das System der Compositen. 
Von Prof. Fried. Ignaz Tausch. 


(Aus dessen hinterlassener Handschrift mitgetheilt von P. M, Opiz.) 


(Schluss.) 


Subordo III. Labiatiflorae. 
7. Barnadesiaceae. 
A. capitula pauciflora dense capitato -— glomerata . . 
B. capitula non capitato - glomerata © - flora, rarissime 
1 - flora, achenia, 
a. pappo plumoso , 
db. — pios . . . 
8. Leriaceae, 
.. A. achenia rostrata 
B. achenia erostia . 
9. Mutisiaceae. 
A. achenia erostria 
a. papp. pilosus. . . . 
db. — plumosus , . 
B. achenia rostrata 
a. pappus plumosus . . 
b. — pilosus . 
10. Trixidoideae, 
A. achenia nuda 
a. pappus plumosus 
&. Teceptaculum paleaceum . 
ß- _ Kuda U... as ec 
b. pappus pilosus rarissime 0 
& receptaculum nudum 


* + . . . + . Eu 0 [} > [7 


u 


ß- — paleaceum . „ 
B. achenia paleis receptaculi inclusa 
11. Cichoraceae, 
A. capitula multiflora 


a, achenia receptaculo arcte adhaerentia, sua sponte non 


decidua, crassa corticosa roslrata eppaposa, non- 
nunquam cum involucri folivlis connata 
b, _achenia decidua rarissime in radio persistentia 
&. utriculata, cortice crasso fungoso valvatim solubili 
tecta, pappo piloso coronata . x x 2. 


. + 


Nassauicae, 


Barnadesieae, 
Stiftieae. 


Lerieae 
Chaptalieae. 


Serideae. 
Chionoptereae. 


Mulisieae. 
Gerbereae. 


Jungieae, 
Chabraeeae. 


Trixideae. 
Pleocarpheae. 
Moscharieae. 


Rhagadioleae, 


Picridionae, 


237 


ß. non utriculata, cortice membranaceo, rarissime in 
radio utriculata, 


+ pappus pilosus, rarius setosus, s, O0 in radio 
nonnunquam diversus 


* achenia compressa plus minusve rostrata, raro 
EIOBNIO. din.“ . 


» 0. Lactuceae, 
##* achenia cylindracen angulata striata 


® apice plus minusve attenuata, s. rostrata Crepideae 


00 erostrata apice margine integro cincta 
Tr pappus plumosus, raro in radio diversus. 
* cadueus, aequalis mollissimus, saepisime al- 


. Hieracieae. 


bissimus, achaenia transverse striata . .„ Picrideae. 
persistens, sordescens inaequalis, radiis non- 
nullis longioribus: omnibus plumulis mollis- 
simis demum intricatis, rarissime abortivis 
donatis, achenia plus minusve roslrata hilo 
basilari obliquo . . 


Kr 


"ee 0.0.  Scorzonereae, 
##% rigidulus, plumulis demum deciduis, radiis 
basi nonnunguam dilatatis plus minusve pa- 
leaceis, achenia hilo basilari non obliquo 
0 receptaculum paleaceum . « . . . . Hypochoerideae, 
00 receptaculum nudum © 2 2 2.2.2. Thrincieae, 
tr pappus paleaceus, raro,coroniformis, radiis 
omnino, aut basi paleaceis: nonnunquam inte- 
riore, aut alternante setoso 
receptaculum nudum, raro paleaceum, paleis 
GSOIdWIB 0 “nanhetue Yorıaktaruf ondmisch, du sHyeBanıdame. 
*#* receptaculum paleaceum, paleis persistentibus 
(multifids) . 2...» i .  Catanancheae. 
-B. capitula 1-Nora aggregata supra receptaculum com- 
mune, et involucro communi cincta, involucrum 
proprium opposite bicarinatum (ab auctoribus 
hucusque pro palea receptaculi habitum) cum > 
achenio connatum, Pappus 0. . . 2 2... Scolymeae, 


Vom Forstrathe Liebich, 
(Vortrag in der Versammlung von 29. October 1852.) 


3 Der Prager Holzmarkt, und sämmtliche Forsten um die Hauptstadt des 
den, sind dafür Zeuge, dass ungeachtet der für die Vegetation des Wal- 
E: 


> 


238 
des sehr günstigen beiden letzten Jahre, eine allgemeine Verbreitung des 
Inscetenlebens in den böhmischen Forsten vorkommt. 

Die Ursache, welche diese Erscheinung herbeiführte, liegt im Mangel an 
Naturstudium d«s Forstwirths, und da dieser verehrte Verein es sich zur Haupt- 
aufgabe gemacht hat. für das Naturstudium zu ermuntern, so lässt mich dieses 
Bewusstsein heute einen Vortrag halten, welcher zeigt, dass wir nicht nur am 
Holze einen sehr theneren Brennstoff besitzen, sondern dass derselbe auch 
gegen gesundes Holz um 25 Procent weniger Brennstoff enthält. 

Es gibt in der Natur ein aubetungswürdiges Gesetz für den kräftigen 
Waldzustand. welches fordert. dass der Forstwirth, so wie die Ansprüche an 
den Wald steigen, Licht und Atmosphäre von ihm aufs Aeusserste benutzt 
werden müssen. Der Forstwirth aus der bisherigen Schule des Waldbaues, 
hat aber von diesen allerwichtigsten Elementen gar keinen Gebrauch gemacht, 
er hat weder auf Pflanzenphysiologie noch Agriculturchemie sein Lehrgebäude 
gestützt, und sucht sein ganzes Heil in der Wurzelbildung statt in der Kronen- 
bildung. 

Durch diese Art von Wirthschaft, wo seine Bäume immer nur im Dunklen 
arbeiten, erzeugen sie nur wenig Kohlenstoff, weil der Zersetzungsprocess 
.der rohen Pflanzennahrung nur dann ungeschmälert vor sich gehen kann, wenn 
die Kronen der Bäume im vollen Lichte stehen. Kronenarmuth hat aber nicht 
nur Holzarmuth im Gefolge, sondern sie ist für den Ackerbau und die Vieh- 
zucht von gleich nachtheiligen Folgen, weil die Kronenabfälle 20mal mehr be- 
fruchtende Bestandtheile enthalten, als das rindefreie Holz. Daraus folgt der 
sehr natürliche Schluss, dass ein Land bei hoher Bevölkerung mit seinen land- 
wirthschaftlichen Ansprüchen endlich gewaltsam in die Waldungen dringen 
muss, weil ihm überall! Streu und Futter mangelt, indem man von dem kleinen 
Grundbesitzer nicht dieselbe Intelligenz verlangen kann, wie vom Forstver- 
walter, der grosse Bodenflächen bewirthschaftet. 

In Böhmen ist man. daher, da man seit 1824 eine Stimme nicht beach- 
tete, die für die Benützung des atmosphärischen Kohlenfeldes in die Schranken 
trat, mit den Schafheerden und der Bodenstreunutzung in die Forsten ge- 
drungen, und hat dadurch ein Insectenleben erzeugt, welches alle Vorstellun- 
gen überragt. 

Es ist nämlich bekannt und sehr einleuchtend, dass durch die Schafheerden 
die Nadeln und Laubdecke stets aufgerüttelt wird. Da nun nur dort Humus | 
erzeugt werden kann, wo die Bodenstreu schichtenweise sich sammeln kann, 
und ruhig zu verwesen im Stande ist, durch die Klauen der Schafe aber fort- 
während diese Verwesung beho!en . wird, weil Sonne und Wind die aufge- 
lockerte Bodendecke austrocknen; da ferner durch die scharfen Klauen der 
Schafe die Haar- oder Saugwurzeln als die wichtigsten Einsaugungswerkzeuge 
von den Haup!wurzeln abgetreten werden; da es ferner im geschlossenen 


239 


Walde keine Weide geben kann, es mithin im Interesse des Schafzüchters 
liegt, durch Lichtung und Erkrankung der Holzbestände sich Waldweide zu 
verschaffen, so ergibt sich daraus der Beweiss, dass die böhmischen Forsten 


> f “ . . . P 
durch die überhand genommene Waldweide in einen kranlihaften Zustand ver- 
setzt wurden, durch welchen sie eine Beute des Inseetenlebens werden, 
Neben einer allgemein verbreitelen Schafweide wird aber auch,’besonders 


_ die Bodenstreu entnommen und auf die Feldmarken verführt, Indem daher 
- die jetzige Schule des Waldbaues von dem atmosphärischen ‘Kohlenfelde gar 
keine Begriffe hat, vielmehr alles in der Wurzelbildung sucht, entnervt sie bei 
dieser zweifachen falschen Waldbehandlung den Holzboden gänzlich und ver- 
armt ihn dermassen, dass aller gesunder Organismus lür die spätere Baum- 
| vegetation immer mehr schwindet, und das Insectenleben ganz heimisch wird, 
denn alle Erfahrungen sprechen dafür, dass nur in kranken Beständen der 
Heerd für das Insectenleben zu finden: ist. 

Dieser Zustand beweist uns aber nicht allein, dass unsere vormals kräf- 
tige Waldvegetation schwindet, sondern die Fruchtbarkeit des ganzen Landes 
steht, damit im innigsten Zusammenhange, und zwar, in einer so augenfälligen 
Verbindung, dass man sich über das Nichterkennen dieser Erscheinung in der 
That sehr wundern muss, um so mehr als unser Viehstand statt steigt, immer 
mehr fällt, und die Fleischpreise immer mehr in die Höhe gehen, 

Nur der Mangel an Naturstudium des Forstwirths ist an dieser Erschei- 
nung Veranlassung. Die Gründe die dieses lehren, liegen für den Unterrich- 
teten so sehr nahe, dass man über solch’ schmerzlicher Erfahrung nur zum 
Stillschweigen veranlasst werden kann, weil Himmel und Natur dem Böhmer- 
lande Naturgaben verlieh, die es zu einem der fruchtbarsten Länder machen 
‘würden, wenn die Stände des Landes nicht seine wichtigsten materiellen 
I heressen,, durch eine rücksichtslose Geringschätzung gänzlich verkümmer- 
ter ‚ vielmehr Sorge tragen möchten, dass. seine Waldwirthschaft mehr nach 
richtigen Naturgesetzen beliandelt würde. 

E. Geben wir den Bäumen des Waldes volles Licht. Sorgen wir dafür, dass 
e j Boden nicht durch Sonne und Wind ausgezehrt werden kann, beschirmen 
‘ daher durch Unterholz; wählen wir ferner die Zapfenträger für Bau- und 
Nutzhölzer, wofür sie die Natur vorzugsweise bestimmt hat: wählen wir für 
rennhölzer Holzarten mit grossen Blattlächen, oder solche die dem Beschir- 
mungsholze weniger Nachtheile bringen, so haben wir jene Bedingungen erfüllt, 
urch welche Ackerbau, Waldbau und Viehzucht kräftig gedeihen müssen, weil 
lie Waldwirthschaft auf einer Basis beruht, die sich auf Naturgesetze stützt 
ind der Forstwirlh dann gezwungen wird, den Ueberschuss aus dem -atmos- 
rischen Kohlenmagazine an den Landwirth als Futter und Streu abzugeben, 
m mehr Holz erzeugen zu können, 


240 


Einen höchst merkwürdigen Beleg gibt Ratzeburgs Forst-Entomologie für 
die Lehrer der Reformation. Dieser unstreitig grösste Forst-Entomolog erwähnt 
keiner andern Mittel, un das Insectenleben von den Forsten abzuhalten, als 
jener wie sie das Werk enthält, unter dem Titel: „Die Reformation des 
Waldbaues,“ er ist aber als Professor der Naturwissenschaften an dem k, 
preus. Neustadt-Eberswalder Forstinstitute angestellt, mithin dort, wo der 
grösste Gegner der Reformation Professor der Forstwissenschaft und Director 
des Institutes ist, von dem man allgemein behaupten will, dass das Studium - 
der Natur richt seine Lieblingsbeschäftigung sein soll. 

Die umfangreichsten Erfahrungen kann man in dieser Beziehung am besten 
in grossen Urwaldungen machen. 

In den Karpaten findet man z. B. von der Grenze Schlesiens, zwischen 
Galizien, Ungarn, Siebenbürgen und der Moldau fast gar keine 
Insectenverheerungen. Jene aus der Neuzeit kommen an ihrem Fusse vor, wo 
die Landwirthe bereits mit ihren Ansprüchen in die Waldungen dringen, Legt 
dagegen der Sturm einen Holzbestand nieder, wozu die Schafhirten, wegen 
neuen Weideplätzen oft die Hand bieten, so sind an dieser grossen Freitafel 
sofort die Borkenkäfer versammelt, b fallen aber stets nur alles Lagerholz auf 
der höchsten Lichtseite, weil sie sonst das Harz im Borloche incrustirt, und 
je nach der Erkrankung derselben, rücken sie dann gegen die Unterseite mit 
ihren Angriffen weiter vor. t 

Diese Insectenverheerung beruht auf dem weisen Gesetze in der Natur, 
dass der Urwald nur Humus so lange zu schaffen hat, bis ihn der Mensch für 
seine ersten Lebensbedürfnisse in Anspruch nimmt. Um nämlich den Boden 
steis gegen Sonne und Wind zu beschirmen, und dabei die grösste Masse von 
Humus zu schaffen, bediente sich die Natur der Riesen des Pflanzerreichs. 
Würde nun das Insectenheer nicht für die schnellere Verwesung, besonders 
bei den Harzbäumen sorgen, so möchte der Verwesungsprocess sehr langsam 
vor sich gehen, weil besonders der Harzbaum im gesunden Zustande sehr lange 
der Verwesung, besonders in der Rinde widersteht. Bohrt sich dagegen beim’ 
Lagerholze der Borkenkäfer ein, so löst sich der Harzstoff in eine schleimige 
Materie auf, die vom Insect zerstörte Rinde fällt ab, der Holzkörper ist daher, 
besonders bei seinem aufgelösten Harzstoffe, den Einwirkungen der Witterung 
ganz blos gegeben, und die Verwesung des Holzes zu Humus geht nun “2 
schneller vor sich, da dann auch noch das Heer der Nagekäfer wesentlich 
mitwirkt. Gesunde Waldungen' lassen daher kein- Insectenleben aufkommen. 

Als der Vorlragende nach Böhmen kam, verblieb dem Walde fast durchaus. 
sein natürlicher Dünger, die Bodenstreu; auch die Schafviehweide war in den 
Wallıngen, bis auf einzelne Ausnahmen unbekannt. Die grossen Erfahrungen, 
welche er in den ausgedehnten Umwaldungen Galiziens sammeln . konnte, und 


en 


une 


ee 


‚ jene n Böhmen, gaben ihm reichen Stoff zu einer Parallele mit den -] 


241 


schen Forsten, auf welchen ungeheuere Servitute die furchtbarsten Insekten- 
verheerungen erzeugt hatten, in welcher Gegend er als Forstwirth. prakticirte, 
Preussen benutzte diese Winke aus Böhmen, und löste seine Waldservitute 
mit grossen Opfern von Bodenflächen und Geldsummen ab. Seit dieser Zeit 
hat dort das Insectenleben sehr nachgelassen, In Böhmen vertheidigte dage- 
gen ein bekanuter Schriftsteller die Waldweide- und Bodenstreunutzung, dieser 
Umstand, und das viel beliebte Bodenstreu-Circulare, erzeugten naturgemäss 
in den vormals fruchtbaren böhm, Forsten, das jetzt allgemein verbreitete 
Insectenleben. 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 
Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


7. Ignaz Friedrich Tausch. 
(Fortsetzung.) 


Die Frucht seiner vieljährigen tiefen Studien auf dem Gesammtgebiete 
der Botanik, ein eigenthümliches, selbstständiges Pflanzensystem, welches von 
| den bekannten wesentlich abweichend, Tausch — als Stufen- und Kreis- 
+ system nach Linnnescher Methode dargestellt: — handschriftlich hinterliess, 
hat der als ein Opfer seines ärztlichen Berufes und eifriger Pflichterfüllung 

leider viel zu früh verstorbeue Dr. Johann Ladisl. Opiz ins Böhmische 
_ übersetzt und im Casopis &eskeho Museum (Prag !849, im 1. Hefte des 23. 
_ Jahrganges) veröffentlicht, Dasselbe mit naturphilosophischer Gelehrsamkeit 
ausgestellte System wurde später, auch von unserem unermüdlichen Natur- 
forscher-Veteran, Hrn. Ph. M. Opiz sen., nicht nur in einer Sitzung der 
naturhistorischen ‘Section der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 
auszugsweise vorgetragen, sondern auch in der vorliegenden Zeitschrift Lotos 
(Prag 1852 Februar) bekanntgemacht, woselbst sich auch (im Juni u. s. f.) 
das ebenso scharfsinnige* System der Com:positen abgedruckt befindet. Ebenso 
hat es nach Tausch’s Tode Hr. Dr. Johaun M. Ott unternommen, den 
vom Erstern zum Behufe seiner verkäuflichen Herbaria verfassten „Katalog 
der Flora Böhmens (Prag 1851 ingr 4"), welehem die entsprechenden deut- 
schen und üechischen Benennungen beigefügt sind, in Druck zu legen, wodurch 
Dr. Ott insbesondere den Besitzern jener Tausch’ischen Pfllanzensammlungen 
einen gewiss recht dankenswerthen Dienst leistete. 

Wir erkennen übrigens mit gerechtem Vergnügen ‘die besondere Scharf- 
‚siehtigkeit an, mit welcher Prof Tausch die specielle Pflanzenkunde be- 
handelte ; es entstand«n auf diese Weise mehrere Hundert „neue“ Arten und 
Varietäten theils böhmischer Pflanzenbürger, theils exolischer Gewächse,. welche 
namentlich sein vieljähriger vertranter Freund Sieber aus den verschi: den- . 
sten, ja einigen früher botanisch gänzlich unbekanot gewesenen Gegenden der 
2 Erde mitgebracht hatte Doch können wir anderseits die Bemerkung nicht — 
b:; unterdrücken, dass es uns scheine, als sei Prof Tausch dabei, besonders 


> 
: SE 


242 


bei einigen der anerkannt polymorphen Gattungen denn doch zu weit ge- 


gangen; so hat Tausch z. B. nur das Gerus Hieracium mit mehr denn 60 
das Genus Salix mit mehr denn. 70 in Böhmen wildwachsenden, sogenannten 
neuen Arten und Abarten „vermehrt,“ wir können nicht sagen „bereichert.“ 

Nachdem der, inmitten seiner lebenden und getrockneten Pflanzen früher 
stets einer festen Gesundheit sich erfreuende Tausch in den letzten Jahren 
seines Lebens, bei so mancherlei häuslichen Entbehrungen und beinahe völliger 


Zuräckgezogenheit öfters gekrätkelt hatte; starb er im allgemeinen Kranken- . 


hause am 8. Scptember 1848 in seinem 56%. Jahre an der Lungensucht, — 
von Allen, die ihn näher gekannt, aufrichtiig bedauert! Er hinterlässt den 
wohlverdienten Ruf eines der eifrigsten und gediegensten Pflanzenkenner Böh- 
mens ! — Noch müssen wir erwähnen, dass sich Tausch in der Reihe jener um 
die Wissenschaften hochverdieuten Männer befand, welchen aus Anlass der 
500jährigen Jubelfeier der Gründung der Prager Universität im ‚Jahre 1848 
durch die Prager medicinische Facvltät, das Ehrendoctorat zu Theil werde sollte, 
was aber Prof Tausch nicht mehr erlebte. Sein nachgelassenes _ werth- 
volles Herbar, welches beiläufig 19000 Species in beiläufig 50000 Exemplaren 
enthält, ist mit h. Ministerial-Genehmigung für den k k. botanischen Garten 
in Prag angekauft worden ; wir dürfen daher von unserem Prof. Dr Koste- 
lecky dem Aufschlusse über manche der kritischen und zweifelhaften Arten 
Tausch’ entgegensehen. — 


*,* In dem an Naturschönheiten so reichen Alpenlande Krain wurden 
bei Dureliforschung der bisher noch unbesucht gebliebenen Höhlen im heurigen 
Jahre, wieder neue äusserst interessante Entdecknngen gemacht. Schon im 
Jahre 4831 wurde in der Adelsberger Grotte vom Grafen von Holenwarth 
auf dem sogenannten Calvarieuberge ein augenloser Käfer gefunden, welcher 


. 


dem um die Fauna Krains hochverdienten Forscher Ferdinard Schmidt in Lai-. 


bach zur Bestimmung übergeben wurde, und den dieser zu Ehren des ver- 
diensivollen Entdeckers Leptoderus Hohenwarthii benannte, Eine genaue Be- 
schreibung dieses Käfers lieferte Schmidt in dem Jiyrischen Blatte Nro. 3 
vom 21. Jänner 1832 pag. 9 Dessen ohngeachtet liessen nordische Natur- 


forscher sich nicht abhalten, demselben Käfer, der von ihnen 20 Jahre später 


und zwar nur auf genaue Anweisung Schmidt’s in der Adelsberger Grotte 
wieder aufgefunden wurde, einen neuen Namen zu geben, und das weit frü- 
here Bekanntsein des Thieres und die Priorität der Determinirung und Be- 
schreibung Schmidt's zu igeoriren. Demselben ‚Geuus Leptoderus angehörig 
wurden im heurigen Jahre zwei neue ‚Species aufgefunden, deren Beschrei- 
bung und Vorkommen F. J. Schmidt in dem Feuilleton der Laibacher Zeitung 
Nro. 146 vom 4. August 1852 bekannt gemacht hat, wovon wir das We- 
sentlichste nachstehend mittheilen: _ f 
Leptoderus angustatus Schmidt, rothbraun, der Kopf und das 
vorne banchig sich erweiternde Halschild, welches sich von. der Mitte gegeu 
rückwärts stark verengt, sind etwas dunkler gefärbt und glänzend, noch mehr 


aber. glänzen die an den Schultern eingeschnürten, vol!kommen eiförmigen 4 


Fiügeldecken, die durch die Loupe betrachtet narbig und mit feinen Pünktchen 


versehen sind. Palpen, Fühler und Füsse sind elwas lichter rolhbraun mit E 
gelblichen Borsten beselzt. Die Weibchen haben an den Vorderfüssen nur vier 


243 


an den hintern fünf Tarsenglieder, während bei den Männchen auch die Vor- 
- derfüsse mit fünf Gliedern versehen sind, wovon das erste, zweite und dritte 
Glied von der Basis aus verdickt ist, und besonders das erste die beiden 
_ übrigen an Länge und Stärke übertrifft, und sich in seiner Gestalt auszeichnet, 
_ Das Thierchen ist um */, kleiner als Leptoderus Hohenwarthii, ebenfalls au- 
genlos und viel lebhafter in seinen Bewegungen. Sobald es die Lichtstrahlen 
treffen, verbirgt es sich zwischen den Spalten der Steine, ist sehr lichtscheu 
-_ und desshalb schwer anfzufinden. Es lebt in den Tiefen der voleja jama in 
 Inoerkrain. wo kein Tageslicht hindringt. 3 
beptoderus sericeus Schmidt, ist braun und gelblich behaart. Der 
Kopf, auf dessen Stirne einzelne gelbe Härchen stehen, und das mit diesem. 
beinahe gleich lange und breite, vorn um etwas Weniges erweiterte, dicke, 
_ walzenförmige Halsschild ist kaum dunkler braun. Die Taster und die bei 
dieser Art besonders bei den Männchen langgliedrigen Fühler sind um Vieles 
 liehter und von dem sechsten Gliede an mit gelben Borsten versehen, ebenso 
die Fusstarsen-Glieder, deren das Männchen, gleich mit dem Vorigen, 
- fünf an Jen Vorderfüssen hat, jedech mit dem Unterschiede, dass die Tar- 
 senglieder der gegenwärtigen Art nicht so sehr verdickt, und an allen 
_ Füssen gleich sind. Der Hiuterleib ist so wie bei der vorigen Art ge- 
4 staltet. Die Deckschilde sind mit feinen runden Grübchen versehen, und mit 
kleinen glänzenden Härchen dicht bewachsen. Das Ausmass ist geringer als 
bei der vorigen Art, die Länge 2‘ die Breite kaum 1‘. In der Färbung 
zeigt sich bei beiden Geschlechtern kein Unterschied nur hat das Weibchen 
kürzere Füblerglieder und an den Vorderfüssen bloss 4 Tarsenglieder. Der 
" augenlose, lichtscheue Käfer ist sehr lebhaft und Nüchtig und lebt in den 
iefen der Grotte goba dol in Unterkrain. 

h Es steht zu erwarten, dass diese neuen so äusserst interessanten Thier- 
chen durch die rastlose Thäthigkeit des Hrn. Entdeckers bald in Mehrzahl 
aufgefunden, und durch seine allbekannte Liberalität auch den entfernteren 
"Sammlungen mitgetheilt werden. - D. R. 


*,,* In Brünn ist die ausgezeichnete Fa!tersammlung des um die Lepidopterolo- 
ie wohl verdienten Hrn. Cupido emeritirten Stagtsbuchhalters preiswürdig zu 
verkaufen. Diese Sammlung ist in Betreff ihrer Reichhaltigkeit besonders für 
die Fauna von Mähren vom höchsten Interesse, und die einzelnen Arten sind 
meist mit einer grossen Anzahl von Exemplaren vertreten. — Schon bei 
ichtiger Durchsicht bemerkte ich viele in der Umgebung von Brünn gesam- 
melte Arten, die der böhmischen Fauna abgehen, so z. B. Argynnis Pan- 
dora, Hipparchia Hiera, Thais Polyxena, Zygaena laeta, Se- 
ia stomoxiformis und S. masariformis, Deilephila lineata, 
Saturnia Pyri und S. spini, Pygaera Timon, Harpyia ulmi 
Cossus Pantherinus, Psyche viciella, Liparis Morio, Epi- 
J. einetum Miselia bimaculosa Apamea opbiogra- 
w. Eine der grössten Zierden der Sammlung ist eiu äusserst 
vollkommen ausgebildeter Hermaphrodit von Lipa ris dispar -- Der 
ser Besitzer beabsichtigt demnächst die Resultate seiner vieljährigen Beo-- 
achtungen in einer Lepidopternfauna der Merkgrafschaft Mähren niederzu- 
egen und zur öffentlichen Kenntniss zu bringen, — 
. D. R. 2 
*,* Man hat neuerdings Versuche mit der Fortpflanzung von Obstbäumen 


244 


in einer neuen Weise (ohne Pfropfen oder Samenkorn) gemacht, die ausge- 
zeichnete Erfolge liefern. Man schneidet ein Reis ab, steckt dasselbe in eine 
Kartoffel, so dass die Spitze etwa einen Zoll über dieselbe hervorragt und 
das Ganze in die Erde. Die Kartoffel entwickelt den Keim und die Triebkraft 
des jungen Reises, bis dasselbe festere Wurzeln schlägt und kräftig in die 
Höhe schiesst. ‘Das Wachsthum und die Fruchtbarkeit solcher Bäume soll 
überraschend sein. (Oeff. Blätter.) 


*,* Anthemis ruthenica. M. B., die in Löhr's: „Enumeratio der Flora von - 
Deutschland“ in Kochs Syn. ll. Aufl. als in Böhmen vurkommend aufgeführt 
ist und die D. v. Leonhardi bei Prag gesammelt, fand Juratzka im vorigen 
Jahre auf der Türkenschanze bei Wien, im heurigen Ortmann im Marchfelde. 
Asplenium Serpentini Tausch, bisher blos bei Einsiedel in Böhmen, dann in 
Mähren gefunden, entdeckte Kerner bei Gurhof in Oesterreich; Coleanthus sub- 
tilis Seidel fand sich auch im Wolfsgrubensee in Tyrol, — ferner bei Zwettl 
in Oesterreich (Ortmann) und bei Budwitz in Mähren in einer ausgetrockne- 
ten Pfütze. (Dr. Schlosser). 


* * Andropogon niger Kunth ist nach dem botan. Wochenblatt als neue 
Mohrhirse vor Kurzem in Belgien einpeführt worden, und dessen Anbau ver-, 
spricht als Nahrungsmiltel vortheilhaft zu werden. Der Same wurde aus der 
holländischen Besitzung Datong auf Java gesandt, wo derselbe von der Ein- 
geborenen Jagong-baros im Gegensatze zu einer anderen Getreideart, die 


ihres angenehmen Geschmackes wegen Jagong randoco heisst, genannt wird. 
Möchten doch auch unsere Oekonomen sich den Samen dieses Grases ver- ä 
schaffen, um damit Versuche zu machen, in wiefern dessen Anbau dem Vater- 
lande Vortheile zu biethen im Stande wäre. P. M. Opiz. 
*,* Ueber die Reizbarkeit der Blätter von Drosera rotundifolia L. be- 
richtet Dr. Milde in Nr. 32 der botan. Zeitg wie folgt. „Gegen Ende des 
Juni setze ich mitten auf die Fläche eines recht kräftig vegelirenden Blattes 
der Drosera rotundifolia, welche ich seit kurzer Zeit in einem kleinen Napfe 
mit Sphagnum im Zimmer halte, vier kleine Fliegen, jede von der Grösse 
eines Stecknadelkopfes. Die Thiercken blieben fast regungslos daselbst sitzen | 
und ihre Versuche, sich aus dem Schleime herans zu arbeiten, waren ver- 
geblich. Nach ungefähr 5 Minuten betrachtete ich wieder das Blatt und sah 
zu meinem Erstaunen, dass sich die vorher horizontal abstehenden Drüsen- 
haare des vordern Randes nach der Blattläche zu gebogen und die Fliegen 
zum Theile bedeckt hatten. Erst am folgenden Tage hatte ich Zeit, das Blatt 
wieder genauer zu betrachten. Nun hatte sich aber sogar der vordere Rand 
und die Seiten des Blattes selbst nach der Mitte zu gewölbt und so die Pr 
gen: völlig eingeschlossen. Erst nach Verlauf von 5 Tagen schlugen sich die 
auf der Blattfläche dalagen.* g 


*,* Hydrocharis spongiosa bietet in den die \Vasserwurzeln bedeckenden 
Haaren, welche so durchsichtig wie Glas sind, eine schöne Gelegenheit di 
Cireulation zu studiren und ein bewunderungswürdiges Schauspiel der Strö- 
mungen und der sich unwälzenden Cytoblasten dar. (botan. Zeitg.) Mu 


E. en 245 


-%*,%# Die Aussaat der Ernte mit Raps, wird nach dem „Journ. d’ agrie.“ 
-in Nordbrabant auf diese Weise ausgeführt, dass man den keiten Birkensamen 
im August sammelt, und ihn dann mit dem Winterraps aussäet. Diese Art 
"Aussaat ist häufig von dem besten Erfolge, der gute Rapsboden begünstiget 
den Wachsthum ungemein und im nächsten Jahre kann bereits die Benützung 
zur Waldeultur vorgenommen werden, 


_ 


*.* Herr Pfarrer Karl führt- im Skofitz botan. Wochenblatte 2. Jahrg. 
pag. 250 ein Hypericum stenopetalum Opiz auf, was jedoch dahin zu 
berichtigen kömmt, dass es H. stenophyllum Opiz heissen muss, da ich kei- 
nes unter den von Herrn Pfarrer Karl angegebenen Namen unterschieden habe, 

P_M. Opiz. 

*,* An die Pflanzentauschanstalt allhier können aus den Buchstaben G 
_ und H bis Ende April 1853 alle Arten und Varietäten bis zu 10 Exemplaren 
eingeliefert werden, zur nicht: Galium verum Linn. Gentiana Pneumnoan- 
the Lin. Geranium pratense Linn. Gnaphalium arenarium L, Goodyera 
_ repens R. Brovn und Hypericum perforatum Linn, 

P. M. Opiz. 
*,* Nach einer‘ vergleichenden Uibersieht der in österreichischen Kai- 
 serstaate lebenden Botaniker von Peterstein im botanischen Wochenblatte 
entfallen, auf 
- Oesterreich mit Salzburg & 95 Botan.,somit 1 Botan.au? 7 DO Meil. 


Krakau . . . . 2 „ „.» 34. 4.,9 10 ” 
- Steiermark _, % - R ae ru an Herr 12 z2 „ 
Böhmen . 58 „ „I... 33 16 ” 
* Friaul u. Istrien als Theil von en 23 u. U 26 er 


- Das iomb. venet. Königreich . 23 
Mähren A 2 - . 0 BZ 
österr. Schlesien . 3 3 
Tirol . SaEr E F 18,7%  E 29 = 
6 
4 


_ Kärnthen ° ® „ „2, 37 „9 32 ” 
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. 6 cr) 9» „ ,„ 257 „ 
+ 1 ” 2-58 „ » 1130 ” 
Verzeichniss 


der in Böhmen dermal lebenden Botaniker und Freunde dieser 
Wissenschaft. 


(* hat bereits botanische Arbeiten ‚geliefert, #** besitzt eine Sammlung, *** sammelt 
noch fleissig). Bis jetzt sind mir nachstehende Herren bekannt geworden : 


Prag: * Amerling Med. Dr. ** 
_ * Batka, Droguist. 


s 


MEER 


I a a a a a RE 


>» 
63 


» 


* 


Dvorskf,k. k. Gymnasialprofessor. ** 


* Purkyn&, k. k. Prof. a. d. Univers. 


Birnbaum, Kunstgärtner. 
Böhm Ignaz, k. k Conceptspraktikant bei derk. k. Polize - 


direction ** £ 
Brauner Auguste geborn. Neumann ** 
Celakovskyf, Studiosus. *#* — *#+ 


Dormizer Max., Custos des vaterländ. Museums im Prag. 
Duchek, M. D. ar 


Eidner, Mag. Pharmacie, ** 

Fiala, Galtenbiu: Veriisgärikier: 

Formänek, pens, Kameralbeamter. 

Fritsch Wilhelmine, *** 

Hoffmann Eduard, Mag. Chirurg. MC, ** — *** 
Kalmus Alexander MC. ** — *** 

Kalmus Vinz,, Studiosus. #* — *t* 

Kaspar, MC. *** 

Knoll, Studiosus. *#* — *** 

Kraus, M. Dr. ; 

Kowarowic, M. Dr. und Lehramtscandidat. *##* _ *#* 
Krejti, Prof an der böhm. Realschule. 
Lam bl, Med. Dr. Mi 
Leonhardi, Freih. v., ausserord. Professor an der Uni- 
versität,. #* _— *%%# 
Liebich, Forstrath. 

Linhart, M. D. ** 

Michl, M. D. ** 

Metzler, k. k. Staabsarzt. 
Mühlwenzel, k. k. Gymnasialprofessor 
Müller, Techniker. ** -— *** 
Nepevny, Graveur. #* 

Nickerl, k. k Prof. an der Universität, 
Dipiz,_P MM. Fr 

Orel, Lehrgehilfe, *** 

Ott, M. D. ** 

Palacky, J, UD. 

Paul Victorine #* — *#%* h | 
Petters, M. D. ** pi; 
Preissler, k. k. Fiskatadjunkt. 

Preissler Ant., k. k. Staatsbuchhaltungsbeamter, 
Pokorny, quiese. k. k. Beamter. ** -— *** 
Porth, MC. 


x 


Purkyne, Studiosus. *#* — *##* 

Reich Js., Studiosus, *# — ### 

Reuss, k. k. Prof. a. d.: Universität. 

Ramisch, M.D, ** ; 

Rohrweck, Erzieher, ** 7 
Roth, Hauptcontrolor, ** — *## i 
Ruda, M. D. 


‚ Prag: 


—n 


247 


Sacher-Masotch, Ritter von Krokenthal, k. 'k, Ministerin!“ 
rath u. Polizeidireotüf, 

Safarik. M. O0 ## ts 

Sachs Julius. { 


Schmitt, Studiosus. ** — ### 

Schwarz Ant., Techniker, ** — *#* 

Smita Joh, Prof. a..d. deutsche Realschule #* — *** 
Stika, k. k. Gymnasialprofessor. #* — *** 


m Stanök, M.*D,.## 
Such änek, pens. k. k. Polizeicommissär. ** 
Tuödek Ladislav, Techniker. ** — *** ; 
Vävra Emanuel, Realschüler ** — *** 
Walter, Lehrer an der böhmisch. Hauptschule. 
* Wolfner, Mag. Chir. MC. ** — #*%* 
Zavadil, Lehramtscandidat. ** 
Zobl, N. D 


Smichow: * Berchtold Fridrich Graf von ##+ — *** 


Böhm, k. k. Universitätsgärtner. ** — *** | 
® Kostelecky, M Dr. u, k.k. Prof. d. Botanik a. d. 
Universität ** — *#* 


Roztok: Unschuld Frau *** 
Unhost: Barcal, Apotheker. ** 
Schlan: Mate&jka, k. k Bergbeamter. ** 
Busteöhrad: Hoser, M. D. ** 
Weltrus: * Eck. ** 


Pürg 


litz: Mann, Oekonomiebeanter. 
Zachistal, Oekonomiebeamter, ** 


Presniz: Hajek Karl, Oberförster. *** 
Komotau: *Koaaf, M. D. **.... **#+ 


Tepli 


2: * Kratzmcnn Earl M Dr 


Tschohau: Hampl, Kaplan, #* — *** 
Klostergrab: * Winkler. ** — **+* 


Auss 
Bode 
Tets 
Fuga 


ig: Apotheker. 

nbach: Malinsky, Bauingenieur, #* —. #** 
chen: * Joscht, Gartendirector., 

Wo 9 Kar) Pfirren, tan Are 


Bökmischleipa: * Watzel, M. D.u Prof. a. d. Gymn, ## — *#* 


wand ung 


bunzlau: Himmer, M. Dr. *#* — *** 
_— oo. Hippeli, k. k. Hauptmann ** — #** 
= Hoser, M. D. und Kreisphysikus, #* — *** 


'Nymburg: V35eteöka, Apotheker #* — *** 
Weisswasser: Vesely, Forstmeister. 


Müuc 
Reic 


hengräz: Sekera, Apotheker. #* — *** 

henberg: Langer, Wundarzt. ** 

— Müller, Kaufmann. ** 

— Siegmund Wilhelm, #* — *** 

- Silber Wilh., Handiungs-Commis ** — *** 


Kratzau: * Petters, Dechant. ** 


Neustadtl: * Menzl, Pfarrer. ** 

Turnau: Laufberger M. D. ** 

Sobotka: Fierlinger, Apotheker, ** ! 

Hohenelbe: Kablik Josefine. ** — *** 

Rochlic: Pohley, Kaplan. ** 

Gitschin: Eiselt M. D. und Kreisphysicus. ** 

= Suchänek Hauptschullehrer. *** 

Königgräz: Schreiter M. D. Kreisphysicus. ** 

Jarome&f: Haala Carl, Apotheker. ** 

Zvol: Genek, Localseelsorger. #* — *** 

Altbüch: Kndrndt, Kaplan ** — *** 

Trautenau: Cernr. Apotheker. ** 

Schatzlar: Breyer, Kaplan. ** 

Braunau: Watzke, k. !. Professor, #* — *** 

Opo&no: Skuhersky, MD. 

Chrudim: Weidenhoffer, MD, 

Chroustovic: Illing, Hofgärtner. ** 

Hohenmauth: * Fieber, Ph. Dr und k. k. Landgerichtsecretär. ** 

Landskron: Erxleben, Apotheker. ** 

Kolin: Veselsky, k. k. Landgerichtsrath. ** — *** 

Budweis: Jechl, Th. D. k. k. Professor. ** — *** 

— Savel Joh. k. k. Professor. * 

Krems: Bumba, Kaplan ® 

Lochovic. Ber. Kr. Jedlitka Scfie, *** 

Neuhaus: Kalina Josefine *** 

Chlumee Tab. Kr. Otto v. Ottenstein Caroline. *** 

Budw. Kr. Mardetschläger, Pfarrer. ** 

Kapliz: Kirschner, Mag. Chir. ** 

Rokycan: * LuSek von, Forstieister. 

Marienbad: * Kratzmann Emil, M. D. ** 

Elbogen: * Ortmann, Apotheker. ** 

Falkenau: Leistner, Chemiker ** 

_ Fischer Christian Porcelänfabrikant. 

Schlackenwerth: Reuss, Kaufmann ** 

Ascher Palkiar dı MuDrit* 

An vorstehende Herren ergeht zugleich die Bitte dieses Verzeichniss in 
den gagenwärligen Blältern noch möglichst zu vervollständigen, da nicht zu 
zweifeln ist. dass mir voch viele Freunde unserer scienlia amabilis in Böhmen 
unbekönnt geblieben sind, und es doch von grösserem Vortheile bei Excur- 
sionen ist, wenn man in der Kenntniss, ist, wo sich Freunde dieses Wissens 
finden, welche oft mit Ratlı und Thut Vieles zum günstigeren Erfolge der- 
selben beitragen können 

Prag am 27, November 1852. P. M. Opiz. 


Redakteur: Prof Med Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von Kath. Jerzabek. 


PRAG. DECEMBER. 1852. 


Von der Zeitschrift „Lotos“ erscheint zu Ende jedes Monates ein Heft in der Regel 
zu 1'/, Bogen. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt ohne Post- 
versendung 2 fl., mit freier Postversendung 2 fl. 30 kr. und kann unmittelbar bei 
dem Vereine „Lotos“ oder in der J. G@. Calve'schen Buchhandlung in Prag entrichtet i 
werden, welche letztere auch Inserate übernimmt und mit 3 kr. die Petitzeile 

> j berechnet. 


Vereinsangelegenbheiten. 


Versammlung am 3. December 1852. 


Nachdem das Protokoll der letzten Sitzung verlesen worden ‘war, theille 

_ Herr Prof. Reuss mit, dass: vom stiftenden Mitgliede S. H. Herrn Johann 
Rotter Dr. der Theol«gie, Landesprölaten und Abte des Benedictinerstiftes 
. „zu Braunau neuerdings ein Betrag von 20 fl. CM. für die Vereinscassa ein- 
‚gegangen sei. 
- Dieser Mittheilung folgte der Vortrag des Hra. Max. Dormitzer über 
die Systematik und Anatomie der Echinodermen. 
Rn. Nach diesem Vortrage wurde auf Antrag des Hrn. Prof. Dr. Reuss: der 
- Unterrichtsminister S.Excellenz Graf Leo Thun zum Ehrenmitgliede 
per ‚acelamationem gewiihlt. Dieser Wahl folgte die der bereits in der vorigen 
Sitzung vorgeschlagenen eirn 
Dr. J. C. Schlosser, Comitats-Physikus zu Kreulz in Croalien, 
Dr. Ignaz Rudolf Schiner k. k. Ministerialeoncipist im Ministe- 
ium des Ackerbaues zu Wien. ! 

Anton Cagl k. k. Beamte in Wien, zu correspondirenden 
5, litgliedern, 
Schliesslich wurde ein von Hrn. Eduard Weber aus Bonn eingelangtes 
AR erzeichniss der Einzel-Ausgaben- der in den ueuesten Bänden der Nova Acta 
Academiae Caesareae Leopoldino - Carolinne nalurae curiosorum enlhaltenen 
'erke und Abhandlungen zur Einsicht den gegenwärtigen Mitgliedern vor- 


Versammlung am 10. December 1852. 


+ , Nach Verlesung des Protokolls las Hr. Prof. Reuss ein Schreiben vom’ 
Präses Herrn Ministerialrathe Sacher-Masoch Ritter von Kronenthal, in welchem 


250 | | | Pr. 


dem Vereine die Mittheilung gemacht wird, dass ihm von einem Freunde der: 
Wissenschaft unter der Chiffre S. G, zur Unterstützung der Vereinszwecke 
der Betrag von ein hundert Gulden CM. übermittelt worden sei. 
Für die Vereinsbibliothek schenkte Herr Forstrath Liebich Nr, 1—6 
vom 4. Heft des von ihm herausgegebenen und redigirten Central-Forst- 
Organs Oesterreichs. 
Hierauf theilte der Custos der zoologischen Sammlungen Hr. Dr. Wotera 
mit,:dass er aus den Doubletten eine Sammlung von Coleoptern (150 species 
in 222 Exemplaren) zusammengestellt habe. Anf Antrag des Actuars wurde 
diese Sammlung für das k. k. Deutschbroder Gymnasium bestimmt. 
Diesem Beschlusse folgte der Vortrag des Hrn. Dr. Cermäk über die 
neuesten Entdeckungen Bischoffs betreffend die Entwickelung des Meer- 
schweiuchens. j 
Das Meerschweinchen-Ei befolgt einen bisher bei keinem Säugethiere be- 
obachteten Entwickelungsgang. Bis inclusive zur Furchung des Dotters findet 
sich nichts Abweichendes. . Von da ab folgt aber eine Reihe von ganz uner- 
warteten Entwicklungsphasen, welche erst zu Ende wieder in die allgemeine‘ 
Norm einlenken, so dass die reife, schon vor Bischoff oft untersuchte Frucht‘ 
von Cavia keinen Verdacht bezüglich ihrer morphologischen Anamnese er- 
regt, Die Hauptnomente der Entwickelung der Cavia sind folgende : 
1. Nach der Dottertheilung löst sich die Dotterhaut auf und die Dot- 
termasse gelangt in einen kleinen Diverlikel des Epitheliums des Uterus, ver- 
schmilzt mit demselben und entwickelt sich hier unter Zellenbildung zu der 
Keimblase, j ü 
2. Die Uterinschleimhaut umwächst diese Keimblase als Decidua und bil- 
‚det endlich eine Scheidewand, welche den Uterus an dieser Stelle ganz un- 
wegsam macht, und in ihrem Inneren die Keimblase eingeschlossen enthält. 
3. Das in der Deciduakapsel befindliche Anfangs länglich ovale Ei ver- 
grössert sich rasch, und wächst sehr früh mit dem nach der Mesenterialseite 
des Uterus gerichteten Pole unter Gefässbildung fest. ; 
Im anderen freien Pole tritt der Fruchthof auf, 
4. Die Keimblätter haben eine ganz abweichende Aufeinanderfolge. 
Das vegetative Blatt ist das äusserste; das animale bildet sich als ein kleines‘ 
geschlossenes Bläschen innerhalb der Keimblase und liegt daher nach innen 
Das Gefässhlatt gränzt nach aussen an das vegetalive, nach innen an das ani- 
male Blatt. $ 
5, In Folge dieser Anordnung «der Keimblätter hat der Embryo die ge 
rade umgekehrte Lagerung in Beziehung auf das Ei, wie andere Embryone 
er liegt in der Dolterblase, statt auf ihr, und wendet seine Bauchfläche nac 
aussen, slalt gegen das Innere der Doitterblase. 
6. Das Amnion bildet sich nicht wie sonst durch Verwachsung der Fal- 
ten des serösen Blattes, die sich rings um den Embryo erheben, sondern ist 


- 
. 


- j 251 
als Bläschen präformirt. Die innere Hälfte des Bläschens, als welches das 
'animale Blatt auftritt, wächst nämlich zum Amnion aus, "während die äussere 
Hälfte zum Embryo wird, 

7. Die Allantois tritt sehr früh auf und ist, als Blase, schon verschwun- 
den, wenn die Wollff’schen Körper entstehen. 

8. Der Embryo senkt sich bei der fortschreitenden Entwickelung immer 
tiefer in die Dotler- oder Nabelblase hinein, welche bei dem Cavia-Ei ein 
persistentes Gebilde ist, und später durch ihr Gefässblatt das Chorion darstellt. 

9. Der Placentartheil der Decidua nimmt die durch die Allantois heran- 
gebrachten embryon»len Gefässe auf, und wird durch eine bleibende kuchen- 
förmige Verdickung. der Decidua, welche an den übrigen Theilen PETBCIE WERE 
det, umgeben. ® 

10. Neun Wochen nach der Befruchtung des Eies erfolgt die Geburt 
des Meerschweinchens. 

Endlich wurde die Wall des Directoriums für das Jahr 1853 für die 
nächste Sitzung angekündigt. 


Versammlung am 17. December 1852. 


Nebst dem Protokolle der letzten Sitzung wurde eine Zuschrift von der 
hohen Statthalterei vorgelesen, in deren Anschlusse dem Vereine das 2. Heft 
des Jahrbuches der k, k. geologischen Reichsanstall vom Jahre 1852 zuge- 
sendet wurde. 

Herr Appellationsraih Dr. Schmidt hielt einen Vortrag über die Me- 
tallvorkommnisse im Michelsberger Bergbau, dessen wesentlicher Inhalt folgen- 
der war: 

Nach den vorhandenen häufigen alten Halden und Bingen zu schliessen, 
"wurde in unserem wegen seines Reichthums an edlen und niederen Metallen 
erühmten Vaterlande an vielen Orten ein reger Bergbau betrieben, welcher 
päter wegen Religions- und politischen Unruhen, Kriegen mit den Nachbar- 
taaten, pestartigen Krankheiten und anderen Bedrängnissen, nicht minder we- 
en Unzulängliehkeit der zur Steuerung eingelretener Weller und Wasser- 
oth angewendeten Vorrichtungen, höchst selten aber wegen Ausgang von 
Erzmitteln in vielen Bergrevieren verlassen worden ist, 

Unter diesen bietet das Nichelsberger Revier mit seinen sehr wahr- 
einlich im HUER des 15. Ta nach MN dem Grafen Kagner 


iebe en Ber A dem Geognosten und Mineralogen viel Interesse 
Beziehung auf die daselbst vorhandenen Mineralvorkommnisse, welche durch 
19* 


252 


„die vor etwa a -Jahren enfolgir Wiederaufnahme der alten; im engen A 1 


worden sind. B | 
Der Michelsberg, ein auf der Herrschaft Plan» gelegener, von allen such 

ten abgedachter, beiläufg 60 Klaftern über den Thalsohlen erhabener, die | 
Form eines in der Richtung von Norden nach Süden gelagerten länglichen 
abgestutzten Kegels zeigender Gebirgsstock von Gneis, beherbergt eine grosse : 
Anzahl in langen schmalen Streifen am Plateau ausbeissender Gänge, welche “p 
in ihrer viel Quarz, Kalkspath und Gneistrümmer. enthaltenden Gangmasse sil- 4 
berhältigen Bleiglanz, dann Kupfernickel, Arsenikkies und Silberschwärze nebst “ 
Schwefelkiesen führen. u 
Mehrere dieser Gänge sind theils durch den alten, jetzt wieder fahrbar 
‚gemachten Joachimsschacht, theils durch die neuerlich jedoch noch nicht si 
vor Ort gewältigten 2 Hauptstollen, deren höherer beim Dorfe Gramling vo | 
# 

ei 


Nordnord-West nach Südsüd-Ost unter dem Schutznamen Haus Oesterreich, 
der tiefere offenbar ältere und vom Mundloche an dem, den gangen Gebirgs- 
stock umspülenden Wünschelbach beim Dorfe Michelsberg eine ziemliche 
Strecke weit, augenscheinlich mit Feuersetzen eingetriebene Schlickenstollen j 
aber in beinahe ganz entgegengesetzter Richtung das Gebirge aufschliesst, mit W 
vielen Strecken angefahren, Sie zeigen verschiedene Mächtigkeit und habenil 
in der neuesten Zeit bereits ansehnliche, freilich noch nicht die ne 
Wiedergewältigung- und Neubaukosten deckenden, aber mit vieler Zuversicht | 
die reichsten Hoffnungen versprechenden Erzausbeuten geliefert. Denn durch 
die Haltzettel über die bei dem k. k. Hülteuamle zu Pribram anno 1849. 
vorgenommenen Probirungen der eingesendeten 3 Stufen liegt erwiesen vor, dass 
die erste 6 Mark‘ 3 Loth Silber, die zweite 12 Mark Silber, 2 Pfd. Nickel # 
und 62 Pfd. Bley, die dritte endlich 5 Mark 5 Loth Silber, 25 Pfd. Nickel | 
44 Pfd. Bley gegeben habe. Ferner bewähren die ämtlichen Einlösungsaus- 
weise des k, k. Joachimsthaler Bergoberamts, dass die vom 1. Quartal 1849 3 
bis zum 2. Quartal 1852, folglich in 3 Jahren 3 Monaten meist nur in den“ 
alten Bauen nachgehauenen Erzmittel 229 Mark 12 Loth 2/, Quinti Silber; 
dann 34 Ctr. 13, Pf. Blei im Werthe von 4613 fl. 27 kr, CM. in Silber 
zwanzigern gegeben haben. F 
“Die vorgezeigten Siufen aus diesen Gangmilteln lassen ohnzweifelhaft das 
Vorkommen der oberwähnten Mineralspecies. erkennen; worunter der Kupfer- 
nickel, ein nur in wenigen Ländern des europäischen Continents einheimisches 
und doch zur Herstellung der zu den Metalleompositionen neuerer Erfindung 
Packfong, Neusilber, Englisch-Silber, Tompack ete,, unentbehrliches Mineral, 
den Complex der übrigen in Böhmen vorhandenen Metalle so vervollständigt; 
dass mit Grund behauptet werden kann, es seien alle bisher bekannten nutz- 
baren Metalle mit einziger Ausnahme des Platin in unserem Vaterlande vorfindig, 
Diesem Vorlrage folgte der in der. nächstvorhergehenden Versammlung 


. 


253 
angekündigte Wahlact, nach welchem das Directorium für das Jahr 1853 aus 


folgenden Gliedern besteht: 
Präses: 


Herr Leopold Sacher-Masoch, Ritter von Kronenthal, 
k. k. Ministerialralh und Stadthauptmann zu Prag etc. etc. 
Erster Vicepräses. 
Herr Dr. August Reuss, k. k. ord. Prof. an der Universität ete. 
Zweiter Vicepräses: 
Herr Dr. Karl Jelinek, Professor am polytechnischen Institute ele, 
Ausschussmitglieder. 
Herr Philipp Maximilian Opiz, Mitglied mehrer gelehrten Gesell- 
schaften etc. - 
Herr Johann Ott Med. et Chir. Dr. etc, 
Herr Dr. Franz Nickerl, k. k. ord. Professor an der Universität etc. 
Herr Dr. Friedrich Graf von Berchtold, Mitglied mehrer ge- 
lehrten Gesellschaften ete, 
Secretär: 
Herr Med. Dr, Wilhelm Rudolph Weitenweber, Historiograph 
der med. Facultät und mehrer gelehrten Gesellschaften Mitglied. — 
| Custoden: 
- Herr Med. Dr. Wilhelm Petters, Assistent am k.k. zoochemischen 
Institute im allgemeinen Krankenhause, für die mineralogische und pa- 
läontologische 
| Herr Johann Smita, suppl. Lehrer an der Realschule, für die 
botanische 
Herr Dr, Adalbert Wotöra für die zoologische Sammlung. 
Cassier. . 
Herr Adalbert Smita, Anscultant beim k, k. Landesgerichle in Prag. 
m. Actuar, 
_ Merr Albert Prokop, Med. €. 
- Mit der Wahl des Herrn Ritter von Heufler, k. k. Miuisterial-Se- 
erelärs zum correspondirenden Mitgliede, wurde die Sitzung geschlossen. 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


it: 18 zur nn der Bemerkungen über Hieracium von Professor 
sch in der Flora oder bot. Zeitung vom Jahre 1828 Ergänzungsblatt 
; 8. 49 u. f. 
bearbeitet von P. M. Opiz. 
_ Durch die zuvorkommende Güte des Hrn. Med. et Chir. Dr. Ott wurden 
2 von demselben die Hieracien aus Tausch’s herbarium florae Boömiae ge- 


we... a 


fälligst zur Durchsicht mitgetheilt, die mir die Gelegenheit gebolen haben, 
manche ergänzende Beobachtung zu obigen Bemerkungen zu meinem ‚eigenen 
Gebrauche aufzuzeichnen, die ich auch anderen Freunden unseres Wissens und 
insbesondere den Besitzern dieser werthvollen Sammlung nicht vorzuenthalten 
glaube, um so mehr -als insbesondere die Blüten der Arten dieser Gattung 
so leicht den Insectenzerstörungen unterworfen sind, wo sodann sich manche 
der Tausch’schen Formen nicht mehr so leicht entziffern liessen. Da Tausch 
die lateinische Sprache zur Charakterisirung seiner Pflanzeu benützte, so glaubte | 


ich auch diese Ergänzung gleichförmig bearbeiten zu müssen. 


842. Hieracium Pilosella Linn, Scapus dense tomentosus, superne setulis 
minutissimis nigris, nigro glandulosis obteetus, An- % 
thodium dense tomentosum, setulis nigricantibus in- 
ternixlis. } 


843. — ß. angustifolium Tausch, Scapus subbillorus, parce. 


erecto-patentibus involutus. Anthodium tomentosum, 
nigro-selulosum. Stolones  floriferi fulvo-setulosi tomen- 4 
tosique. 
844. — y: eoncolor Tausch. Folia parva, oblusiuscula. Pedun- 
culi uniflori, tomentosi, versus anlhodium glandulosi, An- F 
thodium tomentosum, setulis brevibus nigris obsitum. 


845. — dubium Linn. Folia radicalia® magna, obiusiuscula, supra 
nuda, margine ciliata, ad nervum fusco setulosa, Scapi 
multiflori, dense tomentosi, versus apicem setis longioribus” 

"nigris, horizontaliter patentibus, setulis brevibus, nigro glan- 
dulosis intermixtis. Anthodium majus, nigro-setulosum 
parce tomentosum. 


846. = ß. angustifolium Tausch, Folia radicalia elongato 
lanceolata supra setulis longioribus parce obsita, margine 
ciliata, subtus sublomentosa, ad nervum fusco-seltulosa, S capi 
furcati, ex basi usque ad anthodia laxe tomentosi, setulis” 
fuscis, longis, patentibus et setulis brevioribus nigro-glan- 
dulosis intermixtis obsiti. Anthodia parva, u 
setulis fuscis conspersa. 3 

847, — y. hirsutum Tausch. Folia radicalia breve lanceolata, j 

. obtusiuscula, supra setulis longioribus parce obsita, mar- 

gine ciliata, subtus tomentosa, ad nervum fusco-setulosa, | 
Scapi furcati, ex basi usque ad anthodia laxe tomentosa, setulis. 
longis, fuseis, horizontalibus obsiti,sine pilis glandulo- ‚ 
sis. Anthodia parva, tomentosa, setulis brevibus fuseis 


255 
88. — "5. elatius Tausch, Astolonum Folia radicalia lanceolata, 
Ari aculiuscula, supra setis longis obtecta, margine subdenticu- 
lata, ciliata, subtus tomentosa, fusco-setulosa. Sc api 
furcati, laxe-tomentosi, setulis horizontalibus fusculis obsi- 
ti, versus anthodia tomento densiori, paueis setulis nigro- - 
glandulosis intermixtis. Anthodia parva, tomentosa, 
nigro-setulosa. ; 
BB  — s. astoloniferum Tausch, fere idem sed polycephalum., 
850, — <. grandiflorum Tausch, Robustius, stoloniflorum, 
Folia radicalia magna, oblongo lanceolata, acuta, supra 
setis longis adspersa, margine ciliata, glandulosa, parce 
denticulata, subtus parce tomentosa, setulis longis, praeci- 
pue ad nervum obsita. Scapus furcatus, polycephalus, to- 
mentosus, selis fuscis, horizontaliter patenlibus, dense 
obtectus, in peduneulis selulis nigro glandulosis intermixtis. 
Anthodia majora, fusco setosa, 
851. _ n. multiflorum oblongifolium Tausch, Elatum, sto- 
loniflorum, polycephalum. Folia utin < Scapus ex basi 
brachiatus , tomentosus ,„ setis horizontalibus , fuscis 
obtectus, versus apicem setulis brevioribus nigro 
glandulosis intermixtis, Anthodia majora, tomentosa, 
nigro- setulosa, eglandulosa. 


853. — Auricula y elatius Tausch, Folia radicalia longiora, 

2 parce glanduloso-denticulata, Scapus elatior, polycephalus, 
glaber, setulis brevissimis, horizontaliter patentibus, 
nigris adspersus, versus apicem nigro-glandulosus. Pedun- 
culi dense tomeatosi, setulis nigro-glandulosus obtechi. 
Anthodia majora, setulis nigris, nigro-glandulosis. 

— pratense Tausch, Planta robusta, elatior, stoloniflora. 
Folia radicalia longo-lanceolata, basi non angustata, acu- 
ta, supra setis fuscis, margine ciliata, glanduloso- 
denticulata, subtus tomentosa, fusco-setulosa. Scapus 
elatus, pauciflorus, setis Jougis, fuscis, horizontaliter pa- 
tentibus obtectus, versus apicom setulis nigris, nigro-glan- 
dulosis parce adspersus, tomentosusque. Peduneuli dense- 
tomentosi, nigro - setulosi: setulis nigro-glandulosis. 
Corymbus multilorus. Anthodia nigro setulosa., 


_ B. minus Tausch. Humilius, stoloniferum, Folia ra- 
dicalia minora, oblongo-lanceolata, basi angustata, obtu- 
siuscula, supra setulis fuscis obsita, margine ciliata, parce 
glanduloso - denticulata.. Scapi paucifolii polycephali, 


256 


855. 


856. 


857. 


858. 


859. 


860. 


861. 


862. 


863. 


a 


basi nudiusculi, setis horizonlalibus, fuscis, versus apicem- 


aurantiacum Linn. Scapus versus apicem dense to- 


Vaillantii Tausch Planta elatio.. Folia radicalia 


cymosus Linn. Pedunculi tomentosi, pilis nigrican- 


collinum Gochnat. Pedunculi dense tomentosi, se- 


Bauhini Schultes. Pedunculi tomentosi, setulis sparsis, 


radiocaule Tausch. Stolones scapiformes, adscen- 


tomentosi, setis brevibus nigro-glandulosis intermixlis. 
Anthodia nigro-setosa, eglandulosa. 


mentosus,  setis longioribus, nigris, horizontaliter paten- | 
tibus, setulis nigris, nigro-glandulosis dense intermixtis, 
Anthodia selis nigris, longis et setulis nigro giandulo- 

sis. Flores aurantiacı. ; 
erecta, longissima, lineari-lanceolata, allenuata, acuta, supra | 
setulis parvis parce adspersa, margine setulis brevibus ci- 
liata, et parce exacte glanduloso-dentata, subtus ad nervum 
selulis brevibus obteela. Scapus robustus, altus, ramo- 
sus, basi foliosus, tomentosus, setulis brevibus, horizon- 
taliter patentibus, nigris adspersus, versus apicem tomento 

densiori tectus et setulis nigris nigro-glandulosis obteetus, 


tibus, patenlibus, eglandulosis,. Anthodia albo-villo- 
sissima, parva, eglandulosa. 


tulis sparsis, brevissimis, nigro glandulosis, Anthodia 
nigro setulosa, selulis minoribus, nigro glandulosis ad- 
spersa. 

ß. astoloniferum Tausch. Planta minor. Folia an- 
gustiora, edenticulata. Corymbus oligocephalus, setulis 
eglandulosis.: 


y. parviflorum Tausch. Planta eglandulosa. Folia 


I u N gt 


basi magis angustata, edentata. 
d5. denticulatum Tausch, Folia glanduloso-denticu- 
lata. Pedunculi tomentulosi, setulis nigris, nigro-glan- 
dulosis adspersi, Anthodia parva, nigro setosa. * 


1 


nigris,. Anthodia parva, setosa, setulis minimis glan- . 
dulosis intermixlis, R 
ß viscidulum Tausch. Planta elalior. re 
setulis sparsis horizontalibus obteetus. Pedunculi 
setis horizontalibus, nigris, nigro- glandulosis. An- 
thodia dense setulosa, setulis nigris, nigro-glandulosis, 


dentes, scapum aequantes, setulis horizontalibus adspersi. 
Scapus glaber, versus apicem nigro setulosus. _ Pe- 


257 


duneuli tomentulosi Anthıodia nigro-setulosa, setulae nigro- 
slandulosae, 
melachaetum Tausch Scapus glaber, setis nigris 
patentibus, -sparsis, versus apicem subtomentosus, setulis 
glandulosis intermixlis. Anthodia setulis nigris eglan- 
dulosis adspersa. + 
densiflorum Tausch. Pedunculi dense tomentosi, se- 
tulosi. Anthodia parva, villosa. 
praealtum Gochnat. Peduneculi sparse sSetulosi, se- 
tulis glandulosis, Anthodia parva, setulosa, setulae nigro- 
glandulosae. 
echioides Lumnizer, Caulis ramosus ,„ tomentosus, 
selis sparsis, versus apicem sensim minoribus obsitus. 
Anthodia lomentosa, albo-setosa.. Fiores majusculi. 
setigerum Tausch Caulis simplex vel furcatus, to- 
mentosus, nigro-selosus. Pedunculi dense tomenlosi, 
nigro-setosi. Anthodia tomentosa, dense fusco-setosa. 
Flores majuseuli. 
einereum Tausch Pedunculi dense tomentosi, nigro- 
setosi. Anthodium tomentosum, nigro-setulosum, 
alpinum gs tubulosum Tausch, Caulis nigro -seto- 
sus, superne tomentosus. Folia lanceolata, repando-dentata, 
9 macrostylum Tausch. Styli elongali, ’ 
S sigricans Tausch Caulis nigro-setosus. An- 
thodium villosum, setis nigrescentibus intermixtis, 
S nigricans 1. villosum Tausch. Folia spathulata, 
glanduloso-denticulala, 
S nigrieans 2. foliosum Tauschh Folia lan- 
ceolata, acuta, repanda, glanduloso-denticulata, 
S nigricans 3, macrostylum Tausch, Caulis 
ramosus. Folia lanceolata, repanda, glanduloso-dentata. 
Styli elongati. 
nigrescens Wille Caulis basi rufo-villosus, furcalus, 
nigro-setosus. Pedunculi selulis nigris, nigro-glan- 
dulosis obsiti. Anthodia nigro-setulosa, eglandulosa. 
.y villesum Tausch Pedunculi tomentosi, setulis 
nigris, eglandulosis obsit. Anthodia nigro-setulosa, 
eglandulosa. 
&g integrifolium Tausch, Caulis versus apicem 
nigro - setulosus. Pedunculi tomentosi, setulis ni- 
gris, nigro- glandulosis adspersi, Anthodia nigro-vil- 
losa. 


258 
886. 


837. 


888, 


839. 


890, 


‘892. 


893. 


894. 


895. 


896. 


897. 


w', x 
. 


Nieracium nigrescens & ineisum Tausch, Caulis basi glaber. 


Peduneuli setulis densis, nigris, brevissimis, nigro-glan- 
dulosis oblect, Anthodia brevissime setulosa, 


Schmidtii Tausch, Pedumculi tomentosi, selulis nigris, 


nigro-glandulosis obsiti. Anthodia nigro-setosa, rari- 
ter nigro-glandulosa. Flores majusculi, 

B- foliosum Tausch Pedunculi tomentosi. An- 
thodia setulis nigris, brevibus obtecla. 

y. hirtum Tausch. Caulis ramosus, longe villosus, versus 
apicem selis nigris intermixlis. Pedunculi tomentosi, 
nigro-setosi. Anthodia glanduloso-hirsuta., 


murorum L. Pedunculi tomentosi, minvlissime nigro- 


selulosi: selulis nigro-glandulosis. Anthodia nigro-selu- 
losa, setulis nigro-glandulosis. 

B angustifolium Tausch Caulis aphyllu. Folia 
radicalia ovato-lanceolata, acuta.. Pedunculi tomentosi, 
nigro-setulosi, selulis nigro-glandulosis. Anthodia se- 
tulis nigris, nigro-glandulosis obsila. 

y denticulatum Tausch Caulis unifolius. Folia 


radicalia ovata, glanduloso-denticulata. Pedunculi to- 


meutosi, nigro-setulosi, setulis nigro-glandulosis. An- 
thodia albo et nigro-setulosa, setulae nigro - glan- 
dulosae. 

d pilosissimum Tausch. Planta magua. Folia 
fulvo-villosissima, grosse inciso-serrata. Caulis ver- 
sus apicem pedunculosque tomentosus , nigro-setulosus, 
selulis nigro - glandulosis. Anthodia nigro-setulosa, 
nigro-glandulosa., Bu 
& glaucum Tausch. Caulis et pedunculi tomentosi, 
minulissime et brevissime nigro -setulosi, Anthodia 
breviter villosa.. 

< ineisum Tausch. Caulis versus. apicem et pe- 
dunculos tomentosus, nigro-setulosus, setulis nigro-glan- 
dulosis. Anthodia' nigro - setulosa, seiulis nigro- 
glandulosis. 


silvaticus W. Caulis subglaber. Pedunculi subto- 


mentosi, subesetulosi. Anthodia subglabra, raro se- 
tulis nigris adspersa. F 
ß villosum Tausch, Caulis villosus, versus api- 
cem pedwneulosque subtomenivsus, esetulosus. Foliola | 
anthodiorum dorso nigro-setosa, 


899. 


909, 


89Sh. 


902. 


902. 


259 


898. Hieracium murorum y angustifolium Tausch, Caulis pu- 


berulus, versus apicem BEdUREMNAR lomentosus. Foliola 


anllediorum ‚glabra. 
lanceolatum Villas. Caulis strietus, pubescens. ?’e- 


du nculi tomentosi,. Anthodia parce pubescentia. 

umbellatum L. Planta alt Caulis glaber. Pedun- 
culi tomentosi. Anthodia glabra. i 

silvestre Tausch, Pedunculi puberuli, squamosi, An-. 
thodia glahra, 
yheterophyllum Tausch, Caulis villosus, Folia 
latiora quam in ß angustifolio Tausch. 

inuloides Tausch Caulis strictus, scaber et setulo- 
sus. Folia sesSilia, semiamplexicaulia, oblonga, acuta, 
utringue setulosa, margine eiliata. Pedunculi et autho- 
dia subglabra, 

prenanthoides Villas, Caulis scaber, pilosus, pilis 
horizontaliter patentibus, versus apicem pedunculosque 
tomentulosus, nigro-selulosus, setulis nigro- glandulosis. 
Anthodia setulis nigris, nigro-glandulosis, 
ß- angustifolium Tausch. Caulis, pedunculi et an- 
thodia ut Nr. 903. Folia angustiora. 
y denticulatum Tausch, Caulis et peduneuli, ut in 
Nr, 903, setulis nigris, eglandulosis. Folia dentieulata. 
Anthodia setulis nigris, eglandulosis. 
ö integerrimum Tausch. Caulis scaber, pilosus, 
pilis horizontaliter patenlivus, versus apicem pedunculosque 
tomentulosus, dense -nigro-selulosus, seltulis nigro-glan- 
dulosis. Anthkodia nigra, nigro-glandulosa, 
g macrostylum Tausch, ut Nr. 906. sed folia 
angusliora, serrata, Styli elongati, 
ssparsifolium Tausch. Caulis ad apicem pe- 
dunculosque dense tomenlulosus, nigro setulosus, se- 
tulis nigro-glandulosis. Anthodia puberula, dense nigro- 
selulosa, selulis nigro-glandulosis. 
n leucothecum Tausch differt a Nr. 908. foliis an- 
gustioribus, Antbodia puberula, nigro-selulosa, se- 
tulis nigro-glandulosis. 
S parviflorum Tausch differt a Nr. 908 b. ori 
minowibus. 

eydoniaefolium Villars. Tomentum et setulae in caule, 
pedunculis et anthodiis ut Nr. 903 b. Nee 
ß uniflorum Tausch, Setulae eglandulosae. 


260 ER i | 


911, Hieracium amplexicaule Linn. Caulis scaber, selulis nigris, 


eglandulosis. 

912. — ß hirsutum Tausch, Caulis scaber, nigro-selosus. 
Anthodia nigro-setosa, eglandulosa, 

913, -- sudeticum Tausch, Caulis nigro-setulosus. Peduneuli 


tomentosi, nigro-setulosi. Anthodia fulvo-villosa. _ 
Man vergesse bei dieser Charakteristik nicht, dass sie von getrockneten 
Exemplaren entnommen wurde, und dass manche Bekleidung im frischen Zu- 
slande weiss war, und erst durch die Trockung ins Bräunliche übergieng, ler- 
ner dass die Borsten und Haare mit der Loupe beobachtet wurden. 


Prag am 3. April 1852. 


Ueber organische Lichtentwicklung. 


Von 


Heinrich Wallmann. 


Die antiken Physiologen hatten von der Wirkung des Auges die mysli- 
sche Ansicht, dass von dem Auge aus sensitive Strahlen nach den Objecten 
der Aussenwelt sich verbreiten, und diese so unmittelbar von denselben em- 
pfunden und wahrgenommen werden, bis die neuere Optik an die Stelle dieses 
fantastischen Selbstbetruges eine reelle und exacte Wissenschaft setzte. Die 
“ Fortschritte in der Mathematik und die genaueren Kenntnisse der feineren 
Structurverhältnisse des Auges haben in gleichem Masse die staunenswerthe- 
sten Resultate der Physiologie des Auges geschaffen. Um auch Nichtanatomen 
die Sache verständlich zu machen, möge eine kurze Darstellung des Auges nicht 
flüssig sein. Der Augapfel hat die Einrichtung einer kleinen Camera obscura, 
und ist aus mehreren Häuten zusammengesetzt. Die weisse Haut — die 
Sclerotica genannt — stellt den Kasten dar, und bildet die äussere Hülle des 
Auges bis gegen die vordere Fläche, wo sich diese in eine durchsichtige 
Haut — die Hornhaut, Cornea — fortsetzt, welche wie ein Uhrglas den 
vorderen Raum des Augapfels einnimmt. Im Innern des Augapfels befinden 
sich mehre durchsichtige verschieden brechende Medien; mehr nach vorne 
liegt die Krystalllinse, ein vollkommen durchsichtiger linsenförmiger Körper, 
und den übrigen hinter der Linse befindlichen Raum des Augapfels füllt der 
Glaskörper — eine wasserhelle sulzartige Materie aus. Unmittelbar auf 
die weisse Haut folgt nach Innen die Gefässhauf, eine mit schwarzem 
Pigment und Gefässen durchdrungene Membran, die aus zwei Abschnitten be- 
steht, einer hintern bis zur Gegend des vorderen Randes der Sclerolica rei- 
chenden, — der Aderhaut — Chorioidea, und einer kleineren vorderen — 
der Regenbogenhaut — Iris, diezur Beschränkung und Modificirung der 


261 


von aussen kommenden Lichtmenge dient, und sich zwischen der Cornea und 
der vorderen Fläche der Linse als ein bewegliches contractiles, bei ver- 
schiedenen Individuen verschieden gefärbtes Diaphragma befindet. Die Iris 
hat in der Mitte beim Menschen eine rundliche Oeffuung, — die Pupille, 
die nach den verschiedenen Contractionsgraden der Iris sich vergrössern 
und verkleinern kann. 


Die Chorioidea besitzt zwischen den Capillarnetzen auf der innern Lage 
eine bald zellige, bald fasrige, farbenspielende Haut — das Tapetum, wel- 
ches unter den Säugethieren bei reissenden Thieren, Beutelthieren und Rob- 
ben, bei Wiederkäuern, Cetaceen, Einhufern, beim Rhinoceros und Elephanten 
vorkommt. Die Amphibien und Vögel haben statt des Tapetum eine Schichte 
farbiger Kugeln ; unter den Fischen findet man besonders bei Kuorpelfischen und 
jenen, die tief am Meeresgrunde leben, eine Schichte silberglänzender Zellen z. B. 
beim Hai. Allen diesen Thieren dient ihr Tapetum wahrscheinlich als eine ei- 
gene Leuchte im Dunklen, Beim Menschen kleidet die innere Fläche der Cho- 
rioidea eine zusammenhängende zellige Schichte aus-— das schwarze Pig- 
ment. In den Augen der Albinos fehlt das Pigment; dafür sind blasse Zel- 
lenlagen vorhanden. 

Zunächst der Gefässhaut nach Innen folgt die Nervenhaut — die 
Retina, die beiläufig von der Mitte der hintern Wand. des Augapfels, wo der 
von dem Gehirne kommende Sehnerv eintritt, sich bis zum Rande der Kry- 
stalllinse ausbreite. Den Raum zwischen der hinteren Wand der Cornea und 
dem vorderen Rende der Iris nennt man die vordere Augenkammer, 
und den Raum zwischen der hinteren Iriswand und der vorderen Linsenfläche 
nennt man die hintere Augenkammer. Beide Augenkammern sind mit 
einer Flüssigkeit erfüllt; An der äusseren Oberfläche des Augapfels ist ein 
Muskelapparat angebracht, welcher die verschiedenen Bewegungen des Auges 
ausführt. Es würde zu weit führen, die nähere mikroscopische und anato- 
_ mische Beschreibung der einzelnen Gebilde des Auges, und seiner Nebenor- 
_ gane zu geben, ebenso wenig ist hier auch der Ort, vergleichend anatomi- 
sche und physiologische Studien über das Auge anzustellen. 

Wir schreiten desshalb mit uuseren Vorbegriffen vorwärts. 

En Alle äusseren Objecte, sie mögen selbstleuchtend oder beleuchtet sein, 
senden ihr Licht in geraden Strahlen nach allen Richtungen durch die licht- 
leitenden Medien z. B. Luft, Aether, durchsichtige Flüssigkeiten etc. aus. 

R Wenn auf die vordere Fläche unseres Auges — die Cornea, ein Strah- 
-lenbündel in Form eines Kegels mit der Spitze gegen das. Auge fällt, so 
_ werden die Strahlen durch die Flüssigkeiten der Augenkammern, durch die 
Pi pille, durch die Linse und den Glaskörper bis auf die. Nervenhaut so ge- 
leitet, dass die Strahlen in den durchsichtigen Medien des Auges eine derar- 
tige Brechung erleiden, dass die Strahlen in den Medien eine Convergenz 
(der Convergenzpunkt heisst Focus) erfahren, wodurch es geschieht, dass 


262 


die Strahlen vom Üonvergenzpunkle wieder 'auseinanderfahren, und so eine 
zweite Kegelgestalt annehmen. Wir haben somit zwei Kegeln, deren eine 
Basis nach Aussen, die andere gegen die Retina sich ausbreitet, die beiden 
zusammenstossenden Kegelspitzen — der Cenvergenzpunkt, befindet sich 
im Inneren des Auges. Da nun durch die Convergenz die Strahlen sich 
brechen, so muss es geschehen, dass ein von Aussen kommendes Bild auf 
der Retina umgekehrt sich darstellt; und zwar in eirem verkleinerten Massstabe. 
Die Nervenhaut stellt die hintere Wand der Camera obscura dar; und besitzt: 
als nervöse ilembran auch die Eigenschaft, die Qualitäten des Lichtes als 

Farbenempfindangen subjeetiv wahrnehmen zu lassen. Diese Classe der Em- 
pfindungen ist der Retina ausschliesslich eigenthümlich, welehe durch eine uns 
unbekannte Nervenstiimmung gerade nur für Licht und Farben-Empfindung ‘ 
empfänglich ist. Was ist aber das Licht, und wie entstehen die Farben ? 
Newton nahm einen äusserst feinen Stoff, der vom selbstleuchterden Körper 
ausgeht, zur Erklärung der optischen Erscheinungen an, und konnte bis auf 
die Farbenringe mittelst seiner Emanationshypothese alle damals bekannten 
optischen Phänomene erklären. Huyghens erklärte zuerst die Farbenringe 
Newtons, und Young gab nach der Undulationstheorie, nach welcher das Lichtin 
einer Wellenbewegung der kleinsten Atome der Materie (des Lichtäthers) 

"bestehe, die Theorie dazu. Das Licht als ein Bewegungszustand des Aelhers 
‘wird in wellenförmigen Schwingungen auf unser Auge übertragen, und zwar 
in Transversalwellen. Eine verschieden grosse Anzahl von Aether-SchWwin- 
gungen von bestimmter Länge in einer beslimnien Zeit bedingen die verschie- 
denen Farben, welche Strahlen nach der Grösse der Schwingungsdauer in 
folgender Ordnung folgen: Roth, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violelt, Blaugrün 
(die complementäre Farbe der letzteren ist Braun, nach Brücke.) So empfin- 

den wir Strahlen mit 458 Billionen Schwingungen in der Seeunde in unserem 
Auge als rothe Farbe ; mit 728 Billionen in der Sekunde als Violelte, und 
mit 576 Billionen als gelbe Farbe, Die gelben Farben werden durch die 
optischen Medien unseres Auges am leichtesten fortgepflanzt. Wo sich Licht 
entwickelt, dort findet man "auch fast immer einen bestimmten Wärmegrad, 
Um nun das Verhältniss zu erfahren, welches zwischen den von einem Körper 
aussendenden Strahlen und seiner Temperatur besteht, hat Drebber, ein 
amerikanischer Gelehrte, sehr interessante Versuche angestellt. Er erwärmte 
naemlich mittelst eines elektrischen _Trogapparates einen eingeschalteten Pla- r 
tindraht allmälig, und fand, dass mit der eintretenden Rothglühhitze cin schwa - | 
ches Roth wahrgenommen wurde; bei der Weissglühhitze zeigte sich das voll- 
ständige Farbenspeetrum. Er untersuchte auch die Flammen vor dem Löth- 
rohr mittelst eines Prismas, und überzeugte sich auch hiebei, dass die wärm- 
sten Strahlen auch Schwingungen von der kürzesten Schwingungsdauer haben. 
Aus diesen Versuchen ging nun hervor, dass selbstleachtende Körper aucl 

eine hohe Temperatur — Rothglühhitze wenigstens — besitzen müssen, Nun 


- 263 


finden wir aber in der organischen Welt ein Selbstleuchten von Organismen, 
die uns keine bemerkenswerthe Temperaturerhöhung wahrnehmen lassen. Frä- 
_ gen wir weiter, wovon die Temperatur eines Körpers abhängt? so erfahren 
wir durch einen physikalischen Salz, dass on — Temperatur ist, d.h. 
je geringer die Wärmecapacität, desto höher die Temperatur;. d. h. je 'we- 
niger Wärmemenge ein Körper braucht, um einen Grad in der Temperatur 
erhöht zu werden, desto höher ist seine Temperatur. Die Wärmemenge ist 
aber die-Menge lebendiger Kraft, die in einem Körper wirksam ist, ' Nun 
hängt die lebendige Kraft eines Systems .von Punkten nicht blos von der 
Elongalion der Wellenzüge ab, und es kann somit sehr gut ein Körper 
Schwingungen von kürzerer Schwingungsdauer mit geringerer Elongalion be- 
sitzen — d.Iı. selbstleuchten, ohne eine so hohe Temperatur zu haben; na- 
türlich wird dabei das Licht sich weniger intensiv entwickeln; denn je gerin- 
ringer die E!ongatios der Lichtwellen, desto weniger intensiv das Licht, Und 
wie könnte die Ockonomie der organischen Welt bestehen, wenn zum Selbst- 
leuchten eine so hohe Temperatur erforderlieh wäre ? Strömt nun ein Körper 
. wenig intensives Licht unter kaum wahrnehmbarer Temperaturerhöhung aus, 
so nennt man diese Erscheinung die Phosphorescenz. Weil die Inten- 
sität des Lichtes bei solchen selbstleuchtenden Körpern gering ist, so kann 
dies Phänomen insbesonders gut im Dunkeln beobachtet werden. 

Inder anorganischen Welt sind uns mehrere selbstleuchtende Körper 
bekannt, die aber nebstbei eine entsprechend hohe Temperatur besitzen z. B. 
die Sonne, Fixsterne; andere leuchten durch erborgtes Licht z. B. Planeten, 
Kometen, in Folge der Reflexionerscheinuag. Selbstleuchtende Körper haben 
- somit die Fähigkeit, den Aether continuirlich im schwingenden Bewegungszu- 
 siande zu erhalten z, B. die Sonne, , 

Mm In der organischen Natur finden wir im Pflanuzen- und Thier-Reiche 
| Beispiele des Selbstleuchtens. Der Tbierorganismus ist als Erzeuger seiner 
eigenen Wärme mehr zum Selbstleuchlen geeignet, als die Pflanze. 

In der Pflanzenwelt sind uns wenig Thatsachen für das Phänomen 
‚der Phosphorescenz bekannt. Wer hat wohl noch nicht das Leuchten des 
aulen Holzes beobachtet, besonders wenn man in dunkler Nacht eine feuchte 
s Waldregion passirt? Wie viel Gespenstermährchen verdanken den leuch- 
‚tenden, morschen Baumpflöcken ihren Ursprung? Die Ursache des Leuchtens 
des faulen Holzes ist noch unbekannt; obgleich einige Forscher meinen, es 
iege ein chemischer Process diesem Leuchten zu Grunde; aber welcher? — 
ie Auch die Blüten einiger Pflanzen sollen in den Monaten Juli und 
August bei heisser Witterung und nach Sonnenuntergang Licht in Form von 
Blitzen unter besondern Umständen entwickeln; was man als eine vitale 
E scheinung der Pflanzen annimmt. So glauben Unger und Endlicher, dass 
| las Blitzen der Blüten von Lilium bulbiferum, Heliaenthus annuus, Tagetes 
Fi p: ula et erecta, Calendula ofi ie., Tropaeolum majus, Gorteria rigens ete, zu- 


264 


nächst von den Geschlechtsdecken ausgehe. Das Leuchten der sogenannten - 
Früchte einiger Rhizomorphaarten, die in Brunnenröhren und tiefen Bergwerken 
auf Holzgerüsten angetroffen werden, scheint nach‘ Unger und Endlicher auf F 
einem eigenthümlichen Verbrennungsprocesse des von den Spitzen derselben 
ausgeschiedenen Schleimes zu beruhen. Die Leuchtpilze (Agaricus lucens) 
sollen in Ostindien einen bläulichen Schein zur Nachtzeit von sich schicken ; 
ja es soll sogar der frisch ausfliessende Milchsaft der in den heissen Wäl- 
dern Brasiliens wachsenden Euphorbia phosphoracea u. a. phosnhoreseiren, 
Diese Erscheinungen werden auch mit dem Entkohlungsprocesse der Pflänzen 
in Verbindung gebracht; es lässt sich aber nicht läugnen, dass einige der 
genannten Phosphorescenzphänomene auch im Auge des Beobachters vor sich 
gegangnn sein mögen, und Selbsttäuschung leicht möglich ist, besonders in 
den Tropengegenden , wo die Farbenpracht der Pflanze bekanntlich sehr E 
gross. ist. 

Im Thierreiche finden wir schon häufiger Thalsachen von Selbst- 
leuchten aufgezeichnet. Unter den wirbellosen Thierea in der Classe 
der Mollusken sind es besonders die Salpen, die oberflächlich schwimmend, 
unter den Tropen zum Leuchten des Meeres beitragen; auch kleinere Thiere 
z. B. Mammaria scintillans etc. bedingen das Meeresleuchten. Das Leuchten 
‘ des Meeres wird nur bei Erschütterung z. B. durch Ruderschlag, wahrge- 
nommen. Das Leuchten der ferneren Wellenkämme bei einem Sturme in finstrer 
Nacht soll einen magischen Eindruck hervorrufen. Auch geschöpftes Meeres- 
Wasser in einem Gefässe soll in der Dunkelheit beim Erschüttern leuchten. 
Der ruhige Meeresspiegel leuchtet nicht. Der abgestreifte Schleim dieser 
 Thiere leuchtet auf der Hand. Um das Leuchten des Meeres genügend zu 
erklären, sind noch sorgfaltige und umfassende Untersuchungen nothwendig, 
In der Classe der Insekten finden wir mehrere Beispiele von Selbstleuch- 
tenden. Vor allen meine ich die Fulgora und Elater-Arten tropischer Gegenden. 
Wem ist nicht das Leuchten unserer Johanneswürmer — Lampyris etc. bekannt? 
Ihr Leuchtorgan findet man in den letzten Hinterleibsringen, unmittelbar unter 
der äusseren Haut, und ist vom Fettkörper gut zu distinguiren. Es ist gelb- 
weis, besteht aus kleinen Körpern mit vielen Tracheen-Ramifikationen. Das | 
Männchen von Lampyris italica blitzt in schnell auf einander folgenden Zeit- 
momenten 80—-100mal in der Minute auf. (Siehe Müller‘s Archiv 1841.) Das 
Leuchtorgan leuchtet auch ausserhalb des Körpers für sich, besonders schön 
in Sauerstoff und Stickstoff-Gas ; im luftleeren Raume aber gar nicht. Diess 
Phänomen scheint auf einem Oxydationsprocesse zu beruhen.‘ Nach Brücke’s 
Untersuchungen scheinen sich die Leuchtkäfer dieses Organs als einer eigenen 
Leuchte zu bedienen, ’ E 

Der südamerikanische Springkäfer besitzt zu beiden Seiten unter def 
Rückeäschilde ein grosses Leuchtorgan, das die Eingebornen bei ihren nächt- k 
lichen Festen als Schmuck gebrauchen und sich an die Füsse und Hände be- 


Pr 


fesligen sollen, um es als Leuchte zu gebrauchen. Unter den Leuchtzirpen 
waren früher merkwürdig: Die Laternenträger, Fulgora laternaria, in Surinam, 
welche die Indianer im Zimmer statt des Kerzenlichtes und auf Jagden 'be- 
nützen; allein diese Angaben über das Leuchtvermögen des  surinamischen 
 Laternenträgers entbehren noch glaubwürdiger Bestätigungen, Unter den 
Crustaceen nenne ich Scolopendra electrica et phosphorca, die das Wasser 
im. Mittelmeere auch’ erleuchten sollen. Unter den Leucht-Fischen möge 
der Leuchtfisch Humboldt's dienen. Bei Fischen seheint das Leuchtorgan be- 
sonders in den Schuppen sich zu. befinden. Unter den Wirbelthieren 
scheint überhaupt das Leuchten seltener. vorzukommen. 

Von dem Menschen wollte man Schweiss, Harn und Haare leuchtend 
gesehen haben; die Angaben finden aber wenig Glauben. Perty erzählt, dass 
er die Wunde eines Soldaten 14 Tage lang leuchten, über der Wunde eines 


leuchten. Im J. 1783: soll alles Fleich eines Metzgers in New-Orleans in 
"Amerika geleuchtet haben, Astley Cooper erzählt ein interessantes Geschicht- 
"chen: Im Secirsaale soll ein Fuss und zwei Tage darauf eine zweite Extre- 
mität leuchtend geworden sein. Ein Stück dieser leuchtenden Extremität auf 
N einen Leichnam gelegt, machte diesen nach zwei Tagen leuchtend. Eine ölige 
 abstreifbare Materie, die unter dem Mikroscope einen bei allen verwesten 
Leichen vorkommenden Vibrio zeigte, soll das Leuchten erzeugt haben! 

Auch ‚die Irrlichter sollen nach Brücke von an der Luft sich entzün- 
 denden Phosphorwasserstoffblasen, die aus einem Sumpfe, wo abgestorbene 
| fische verwesen, emporsteigen, herrühren; andere Forscher erklären die ent- 
| stehung der Irrlichter wieder anders. % 

be. Bei dieser Gelegenheit möge auch das Leuchten der Augen gewisser 
Dhiere im Dunklen Erwähnung finden. Von Hunden, Katzen, Ochsen, Pferden, 
) hafen, Wölfen u. s. w. erzählt man, dass ihre Augen im Dunklen leuchten. 
ind. nun die Angen dieser Thiere selbstleuchtend, so muss diess Phänomen 
_ Dunklen objecliv wahrgenommen werden. In den letzten Herbstferien habe 
| , behufs dieser Versuche mich in einem absolut finstern subterranen Gewölbe 


u verschiedenen Zeiten des Tages und der Nacht angestellten Beobachtungen 
gend eine Lichtentwicklung_an irgend einem Theile des Thieres wahrnehmen 
Önnen ; ebenso wenig, wenn die Thiere gereitzt wurden; auch die Haare 
chteten beim Darüberstreichen mit der Hand nicht. Sobald ich aber eine 
chwachleuchtende Oellampe anzündete, oder von Aussen durch eine feine 


s. 20 


265° 


Andern 8 Tage lang einen Lichtschein gesehen habe; was die Ursache davon 
war, gibt er nicht an. Si fabula vera! Auch sollen Thiere.nach dem Ab- 
sterben noch leuchten. Von todten Seefischen erzählt man das sehr oft. 
- Kaulquappen in Glaubersalzlösung, und eingeböckeltes Fleisch sollen manchmals 


chwarzen Hund und 2 Kaninchen eingesperrt; und ich habe niemals bei den 


% 


266 


Oeffnung Tageslicht, oder zur Nachtszeit Mondlicht auf die Augen der Thiere ein- 


fallen liess, so beobachtete ich sogleich das Leuchten der Augen der Thiere; 
indem nämlich die Strahlen durch die im Dunklen mehr erweiterte Pupille auf 
das, in der Chorioidea zwischen Arterien- und Capillarschichte eingebettete 


Tapetum, welches grün, gelb, blau schillert, gesendet; und sodannn reflectirt, » 


ein verschiedenes Farbenspiel bieten. Es ist somit das Leuchten der-Augen 
weder eine elektrische Erscheinung, wie man früher glaubte, noch eine or- 
ganische Lichtentwicklung; sondern das Resultat eines Reflexionsphänomens, 
das nur unter bestimmten Uimnständen stattfinden kann. Unter gleichen Ver- 
hältnissen babe ich das Leuchten todter Ochsenaugen beobachtet. Erst kürz- 
lich habe ich erfalıren, dass Johannes Müller und Gruithuisen ähnliche Versuche 
gemacht, und zu denselben Resultaten gelangt sind. J. Müller fand auch todte 


Katzenaugen ‚leuchtend, aber nur unter den obigen Bedingungen der Reflexion. 


Eine Leuchtungsfähigkeit thierischer Augen existirt für sich nicht; sondern 
beruht einzig nur, wenn dasselbe zu Stande kommt, auf den bekannten Ge- 
setzen der Brechung und Reflexion; indem die eingedrungenen Strahlen von 
dem, glänzenden Tapetum, wie von einem Hohlspiegel, refleclirt und objectiv 
wahrgehmbar werden. Auch die Polarisation mag mit im Spiele sein; und 
zum Farbeuspiele beitragen. Aus dieser Ursache leuchten auch die Augen der 
Albinos. Dass die durch Schlag, Druck und erhöhlen plötzlichen Reitz auf das 
Auge, subjeetiv in der Relina empfundenen Blitze und Funken auch objectit 
von einem andern Beobachter gesehen worden wären, hat noch Niemand je- 
mals wahrgenommen. Es ist ‘dies eine subjective Lichtempfindung. Unter 
bestimmten Verhältnissen können die roth injicirten Gefässe auf der Aderhaut 


nach den Gesetzen der Reflexion das Auge im rothen Lichte leuchten lassen, 
Auch die Menschenaugen können unter ähnlichen Verhältnissen leuchten, be- 


sonders wenn der Beobachter eine Zerstreuungslinse vor dem Auge hat; und 
‚sie leuchten um so intensiver, je dünner die Pigmentschichte der Chorioidea 
ist. Bei Blonden soll das Leuchten öfters vorkommen, weil sie eine dünnere 
Pigmentschichte besitzen. Und so mögen viele Hexengeschichten und Zauber- 
märchen, die von flammensprühenden Thieren, von leuchtenden Menschen, und 
‘ feuerspeienden Unwesen erzählen, in den eben erwähnten physiologischen und 
physikalischen Thatsachen ihre Erklärung finden. Dem Alterthume war das 
Phänomen der organischen Lichtentwicklung nicht unbekannt; und manche 
Mythe mag daher ihren Ursprung haben. Die Poäsie liebt es besonders von 
feurigen Rossen, funkensprühenden Augen der erzürnten Gölter, feurigen 
Menschen und Thieren u. dgl. Tropen, die mehr einen psychischen Ausdruck 
des Blickes zu bedeuten haben, figürlich und plastisch zu sprechen, 
Das schönste in der Natur ist immer das, was wir nicht wissen, und so 
ergeht es auch uns bei der Erklärung der organischen Lichtentwickelung; wir 
besitzen- zwar viele Thatsachen vom Selbstleuchten, aber sehr wenige genügende 


ı 


267 


Erklärungen dafür. Und so mögen auch hier Göthe‘s schöne Worte über 


das Räthsel von dem Auge gelten: 
„Und doch ist, was es von sich strahlet, 
Oft schöner, als was es empfing.* — 


Miscellen. 


Biographische Skizzen böhmischer Naturforscher. 


| - Entworfen von Med. Dr. Wilhelm Rudolph Weitenweber in Prag. 


8. Joseph €. Ed. Hoser. 


Joseph Carl Eduard Hoser, Jubilardoctor der Mediein an der 
- Prager Universität, Magister der Geburtshilfe, jubil. k. k. Hofarzt, Hofrath und 
Leibarzt Sr, k., k. Hoheit des Erzherzogs Carl, Ritter des Ordens der eisernen 
Krone, ordentl. Mitglied der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften u. s. w, 
hatte am 30. Januar 1770 in dem, eine Stunde von Leitmeritz entfernten 
1 Orte Ploschkowitz das Licht der Welt erblickt, woselbst sein Vater, Johann 
Georg H., die Stelle eines herrschaftlichen Renntmeisters bekleidete. Joseph 
war von eilf Geschwistern das jüngste, und, obwohl bereits wieder einige 
derselben im zarten Kindesalter gestorben waren, liessen es die beschränkten 
Vermögensverhältnisse des, bald darauf wegen gichtischer Kränklichkeit in 
Ruhestand verseizten Vaters nicht zu, dass er dem unwiderstehlichen Triebe 
des ebenso begierigen als talentvollen Knaben, sich dem wissenschaftlichen Be- 
- rufe zu widmen, hätte aus Eigenem entsprechen können. Trotz den wieder- 
holten Bemühungen des menschenfreundlichen Ortseelsorgers, Vikärs P. Hesse, 
den mit einer guten Singstimme begabten Jungen, nach der damaligen so 
wohlthätigen Weise, bei einer der Kathedralen zu Leitmeritz, Prag oder Dresden 
als stipendirten Chor-Singknaben zu unterbringen und somit zeitweilige Sub- 
sistenz zu verschaffen, musste Hoser zu seinem grossen Leidwesen bis in 
‘sein 13. Jahr ohne irgend eine literärische Ausbildung im Vaterhause ver- ” 
_ weilen, bis es ihm endlich durch gütige Vermittelung des einflussreichen chur- 
fürstl. Admivistrationssecretärs (nachmaligen grossherzogl. Hofrathes) Joseph 
von Altmann gelang, bei dem zu jener Zeit in Prag berühmten Chorregenten 
Wenzel Praupner (Vergl. meine Jubelschrift des Dr. Held Prag 1847 
8, 3,) als Diskantist Aufnahme zu finden und gleichzeitig am Altstädter Gym- - 
nasium eintreten zu können, So unter vielfältigen Entbehrungen und Schwie-- 
rigkeiten, von denen Söhne vermöglicher Eltern weder einen Begriff haben, 
die Studien Laufbahn mit dem rühmlichsten Erfolge immer weiter verfolgend 
wählte Hoser, ungeachtet er schon vom zarten Knabenalter an die wärmste 
Steigung für das Naturstudium hegte, auf Anrathen des obengenannten Gönners, 
_ das Rechtsstudium zu seinem künftigen Berufe, für welchen Fall ihn Altmann 
‚recht bald zu versorgen versprach. Da erwachte, durch besondere Umstände be- 
günsligt, in dem Jüngling in den J. 1792—93 immer heftiger der lang unter- 
drückte Trieb, fremde Länder, entfernte Völker kennen zu lernen ; hiezu eig- 
net sich freilich das Rechtsstudium bei weitem nicht so, als die Medicin, so 
dass Hoser seinem neuen Plane gemäss, unter den Jarialseteı“ Collegien auch 
{ ' 20 


z 


268 


die imedieinischen regelmässig besuchte. Mitllerweile hatte er in seinem Eifer 
für vaterläudische Natur- und Landeskunde schon als Student Böhmen in ver- 


* schiedenen Gegenden in Gesellschaft von Gruber, Lindacker, Jiräsek 


u. A. bereisend durchforscht, und die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser 
Reisen theils in Mayer’s Sammlung physikalischer Aufsätze, theils in anderen 
vaterländischen Zeitblättern durch den Druck bekannt gemacht. Namentlich 
gilt dies von Hoser’s Excursionen in den Böhmerwald, durch einen Theil des 
Rakonitzer Kreises, nach den Isergebirge. Der Hauptgegenstand seiner For- 
schung aber war und blieb das berühmte Riesengebirge, über welches Dr. 
Hoser ein, bisher noch -immer unübertroffenes Werk in statistisch-topogra- 
phischer und pitoresker Beziehung herausgab. Ebenso ist die von seiner eige- 
nen Hand, erst nach einer Reise von 40 Jahren mit ungemeinem Fleisse ver- 
fertigte, auf wiederholte ganz genaue Terrainaufnahme und Profilansichten 
gegründete, plastische Darstellung, im Grössenverhältnisse von 8 Zoll auf die 
geographische Meile, —- welche Hofer ausdrücklich zur endlichen Aufstellung 
im böhmischen Nationalmuseum bestimmt hatte, — höchst instructiv und für 
die Topographie des Riesengebirges einzig in ihrer Art *), 

Die geistigen Anstrengungen, welche durch das obenerwähnte gleichzeitige 
Betreiben zweier Berufsstudien erfordert wurden, schwächten endlich Hoser’s 
Kräfte auf eine Weise, dess sich der früher so lebensrüstige junge Mann in 
den Jahren 1795 —97, gerade zur Zeit, als er sich für die strengen Prüfungen 
in‘ der Medicin vorbereiten wollte, jeder dahin gerichteten Thätigkeit enthalten 
und nur trachten musste, durch eine zweckmässig eingerichtete, besondere 
Lebensweise auf dem Lande seine Gesundheit wieder zu erlangen. Endlich am 
28. März 1798 ward ihm an unserer Carolo-Ferdinandea der Doctorgrad zu 
Theil und Ho s er begann seine ärztlich-proktische Laufbahn unter dem freund- 
lichen Schutze der zwei berühmten Prager Aerzte, Dr. Johann Mayer und 
Dr. Johann Peithner v. Lichtenfels, während er sich auch an der, 
von Melitsch gegründeten Privat-Krankenbesuchsanstalt verwenden liess. 
Nachdem Dr. Hoser hierauf im ,J. 1799 als ärztlicher Begleiter des kaiserl. 
russischen Generals Durasov bis an den Rhein mitgezogen war, kehrte er 
alsbald nach Prag-zurück, um nach nur kurzer Rast auf Anempfehlung des 
Dr. Mayer im April 1800 zu dem, gerade in Prag anwesenden, Erzherzog 
Carl als beobachtender Arzt einzutreten, und später auf dessen mehrfachen 
“Feldzügen die Stelle eines Leibarztes und kais. Hofarztes zu erhalten. Obwohl 
hiedurch vielseitig in Anspruch genommen, bei der innigsten Anhänglichkeit 
an seinen hohen Herra und dessen Durchlautigste Familie, wurde Hoser 
unter seinen verlockenden Verhältnissen und in der weiten Entfernung weder 
der mit Vorliebe gepflegten Wissenschaft, noch seinem Vaterlande untreu; wie 
es insbesondere die zweite umgearbeitete Auflage seines classischen Werkes 


. über das: Riesengebirge (Prag 1841) beurkundet, *) Nachdem Hoser durch 


*) Diese von Dr. Hoser unvollendet hinterlassene Arbeit wird mit besonderem 
Fleisse und Genauigkeit von dem hochverdienten Hrn. Appelationsrathe Dr. 
Johannn F. Schmidt ihrer Vollendung entgegengeführt; welcher nächstdem 
eine neue höchst detaillirte Landkarte vom Riesengebirge (österr. wie pruss. 

 Seits) und einen entsprechenden „Führer“ durch dasselbe herauszugeben 
beabsichtigt. 

*) Obgleich in einer deutsch-sprechenden Gegend geboren, in deutschen Schulen 
gebildet und durch seine fernern Lebensverhätnisse an das deutsche Element an- 


269 


volle 24 Jahre seine, mitunter beschwerlichen, Berufspflichten um die Person 
Sr. kais. Hoheit mit der grössten Sorgfalt und Treue erfüllt hatte, suchte er 
selbst im J. 1824 um seinen Ruhestand an, welcher ihm auch a.h. Orts unter 
Bezeugung voller Zufriedenheit mit seinen Leistungen gewährt wurde, 

Bei nun eingetretener grösserer persönlicher Freiheit und Musse ver- 
mochte jetzt Dr. Hoser seit dem Jahre 1826 bis 1847 nicht nur seine immer 
nur mühsam unterdrückte Reiselust; sondern auch seine Studien der Natur- 
und Landeskunde in ausgedehnterem Masse zu befriedigen Nebst den mit be- 
sonderer Vorliebe unzähligemal wiederhohlten Reisen ins böhmisch-schlesische 
Riesengebirge hatte Hoser namentlich im J. 1826 durch die Schweiz und Ita- 
lien, 1828 nach Rom und Neapel, ferner durch Frankreich und die Niederlande 
im Jahre 1833 durch einen grossen Theil von Russland, Dänemark, Schweden und- 
Norwegen, 1836 durch einen grossen Theil Deutschlands bis London u. s. w. 
Reisen unternommen. — Zum Beweise, "dass der verdienstvolle Gelehrte H,oser 

- auch noch in seinen späten Lebensjahren die wissenschaftlichen Forschungen mit 
unermüdlichen Eifer betrieben habe, wollen wir hier nur noch einige seiner . 
in den Actenbänden der k. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften Prag 1840 
bis 1848) bekannt gemachten Abhandlungen anführen: 1) Beiträge zur Cha- 
rakteristik des Granits aus dem Gesichtspuncte eines, im Reiche der Anorganen 
_ ebenso wie in den Reichen der Organismen herrschenden Urbildungsgesetzes — 
2, der Geltschberg und das Scharkathal, zwei physikalisch-mineralogische 
Monographien. — 3) Ideen über mineralogische Körner- und Kugelbildung, 
Conglomerate und Trümmergestein. -— 4) War Böhmen zufolge seiner von 
Gebirgen umgürteten Lage in vorgeschichtlicher Zeit ein See? -— 5) Können 
wir von unseren geognostischen Forschungen über den Bau der Erde jemals 
- ein genügendes Resullat erwarten? — Noch im Manuscripte befinden sich: 6) 
- Einige Beiträge zur Kenntniss der geognostischen Verhältnisse der westlichen 
Gegend von Prag. 7) Einige Worte über Krystallisation im Grossen. 

Eine ebenso auserlesene als kostbare Gemäldesammlung, über welche der 
auch Kkunstsinnig-hochgebildete Dr. Hoser einen lehrreichen, sog. raissonniren- 
f den Katalog verfasst und im J. 1846 herausgegeben hat, wollen wir hier, als 
nicht zu unserer Tendenz gehörig, nur kurz erwähnen ; sie befindet sich be- 
‚reits seit dem J. 1844 als ein grossmüthiges Geschenk des edlen Vaterlands- 
freundes in einer eigenen Abtheilung der Bildergalerie der Gesellschaft patrio- 
‚tischer Kunstfreunde in Prag aufgestellt, wo selbe noch für späte Zeiten die 
seltene Vaterlandsliebe, wie den hohen Kunstsiun Hoser’s beurkunden wird. — 
Dieser ächte Philanthrop, warme Kunstfreund und bescheidene Gelehrte *) 
lebte seine lelzten Lebensjahre in stiller Zurückgezogenheit zu Prag, und starb 
am 22. August 1848, nachdem er ein seltenes Alter von beinahe 80 Jahren 


—— 


' gewiesen, umfasste Dr. Hoser auch den Cechischen Theil seines Vaterlandes 
mit gleichem Interesse in Bezug auf Humanität und Wissenschaft, so dass er 
an einem Orte mit Wahrheit schreiben konnte: Von diesem Wunsche, von 
solcher Hoffnung begeistert, werde ich noch mit der letzten Kraft meines schwin- 
denden Lebens aus der Tiefe des Herzens ausrufen; „Gott segne Böhmen- 
mein theueres, mein geliebtes Vaterland !* — 

*) Ich erlaube mir hier auf seine ebenso ausführliche, als anziehende Selbstbio, 
graphie zu verweisen, welche nnter dem Titel: Dr. J. €. E. Hoser's Rück- 
blicke auf sein Leben und Wirken, nach dessen Tode hersusgegeben von 
Dr. W. R. Weitenweber (Prag 1848, 83 Seiten in 8°) erscheinen ist, aber 
nicht in den Buchhandel kam, 


270 { 1.8 


erreicht hatte. Sein Andenken wird fortleben in der Literatur, sowie in sämmt- 
lichen Instituten unsers Vaterlandes, deren Zweck Erhaltung und Förderung 
der Wissenschaften und schönen Künste ist, welche Hoser nicht nur selbst 
eifrig gepflegt, sondern auch nach seinem Tode mit bedeutenden Legaten we- 
sentlich bedachte ! -— 


ee Noch in der Mitte Dezember 1852 fand ich nachstehende Gewächse 
in der nächsten Umgegend Prags blühend, von denen ich auch mehrere einlegte, 
Von Monocotyledonen : 
Gramineae: Hordeaceae: Hordeum distickum Linn. 
Zeocriton murinum J. Bauh. 
Festucaceae: Bromus mollis Linn. Dactylis glomerata Linn, ciliata Opiz. 
Poa annua L. - 
Avenaceae: Arrhenatherum elatius. P, Beauv. 
Lemnaceae: Lemna minor Linn, 
Von Dicotyledonen. 
Urticeae: Urtica urens. Linn. 
Chenopodeae: Chenopodium murale L, 
Polygoneae: Lapathum conglomeratum Opiz. 
Thymeleae: Daphne mezereum L. (nach der Bohemia). 
Plumbagineae: Armeria elongata Hoffer. 
Dipsaceae: Asterocephalus ochroleucus Walr. 
Compositae: 
Asteroideae: Bellis perennis L. 
5 bicolor Opiz. 
Achillea millefolium Linn. 
Anthemis arvensis Linn. 
Dibothrospermum agreste ß rigidum Opiz. 
Senecio vulgaris Linn, Seneciunculus viscosus Opiz. 
Calendulaceae: Calendula officinalis. Linn. 
Carduineae: Carduus acanthoides Linn. microcephalus Opiz. 
“ Cichoraceae: Sonchus oleraceus Linn. 
Limonoseris biennis Peterm. 
Taraxacum officinale Wigger, 


Labiatae: 
Saturineae : Thymus Serpyllum L, 
Stachydeae:: Lamiopsis amplexicaulis ß clandeslina Opiz. _ 
purpurea Opiz. 
Lamium maculatum ß hirsutum Opiz. 
ö roseum Opiz. 
- Galeopsis Ladanum L. (J. Kalmus.) 
Boragineae Rhytispermum arvense Opiz. 
Lithospermeae : Myosotis palustris. With. 
intermedia g miorantha Opiz. 
Scrophularineae: 
Antirrhineae: Cochlideospermum agreste Opiz. 
Primuleae : Primula officinalis Jacq. (A. Kalmus), g 


. 


271 


Umbelliferae : Angeliceae; Augelica sylvestris Dodon. 
Ranunculacene Ranunculus acris Linn, 
.Cruciferae : 
Siliquosae: Klukia officinalis Andrz. 
| Erysimum virgatum B durum Opiz. 
Angustiseptae: Thlaspidea arvensis Opiz. 
Capsella bursa pastoris Vent mit ihren Varietäten. 
Nucamentaceae: Neslia paniculata Desv. 
Lomentaceae: Raphanistrum segetum Reichenb. 
Violarieae: Jacea tricolor Opiz. 
Sclerantheae: Scleranthus annuus Linn. 
Alsineae : Stellaria media Villars, 
Cerastium triviale Linn. 
Sileneae: Dianthus Carthusianorum L. 
Malvaceae:; Malva rotundifolia Linn. 
Euphorbiaceae; Euphorbia Helioscopia L; 
Peplus L. 
ß rubricaulis Opiz. 
Mercurialis annua L. 
Rosaceae: Dryadeae: Potentilla verna L. 
Mögen uns auch andere Beobachter jene Gewächse namhaft machen, 
7 welche um diese Zeit noch in ihrer Gegend, wenn auch nicht allgemein, Joel 
einzeln im Freien in Blüthe standen, 
Merkwürdig ist auf jeden Fall dieser Monat. 
P. M. Opiz. 

*,# Papier aus Daphne Laureola. Im Norden von Ostindien wird aus 
mehreren Daphne-Arten (D. cannabina, D. Gardneri etc.) von den Eingebore- 
nen ein festes, starkes Papier bereitet, welches seit Jahrhunderten schon zu 
den gewöhnlichen Zwecken im Gebrauche ist. Dadurch kam Prof. Johannes 
_Brignoli von Brunhoff in Modena auf den Gedanken, ob sich nicht ein ähn- 
liches Präparat aus der verwandten D. Laureola würde erzielen lassen, und 
Ile ‚gelang ihm vollkommen, indem er die in Indien gebräuchliche Bereitungs- 
weise befolgte. Ein Hauptvorzug dieses Papieres ist, dass es nie von zer- 
störenden Insecten angegriffen wird. : 

*,* Gräser als Zierpflanzen. In den englischen Gärten findet man jetzt 
häufig eine sehr schöne Grasart, das Gynerium argenteum N. v. E., welches, 
obschon aus Brasilien stammend, doch unseren Winter sehr gut aushält, Blü- 
hende Pflanzen werden 1{—12’ hoch, die Blätter 6° lang, die zahlreich aus 
einer Wurzel entspringenden Blüthenstiele erheben sich mit ihren grossen, 
silberfarbigen, jedem Windeshauche nachgebenden Rispen 4—6’ über. die 
Blätter. — Noch bemerkenswerther durch die Grösse der Rispen ist Gynerium 
sacharoides H & B., von welchem die Verfasser der Plantes &quinoxiales (II. 
Bd. p. 112 f. 215) Beschreibung und Abbildung liefern. Sie fanden diese 
Art in Cumana und sagen davon: „Cette graminee — est un des plus beaux 
ornements de la vegetation des tropiques. La panieule a une forme tres- 
elegante: elle est surtout d’un effet ‚singulierement pitoresque, quand elle est 
agitde par les vents.*. Auch auf Haiti und den kleinen Antillen findet sich 
ese Pflanze, deren Stengel von den Einwohnern daselbst als Latten zum 
I achdecken gebraucht werden. 

Die Blüthen dieser Pflanze sind wahre Immortellen, denn man kann sie 


272 


getrocknet fünf bis sechs Jahre Jaug aufbewahren, ohne dass sie Schaden 
leiden. Die Damen von St. Domingo bemützen sie als Verzierung ihrer Be- 
suchzimmer, und in der That sollen zwei cder mehrere Stengel dieser Pflanze 
mit ihren anmuthig hängenden Blüthenrispen über einem Spiegel, einem Bild 
u. dgl. in Form eines Spitzbogens zusemmengestellt, eine sehr hübsche Wir- 
kung machen. 

(Hooker’s Journal of Botany, N. 46. November 1852) 

*,* Vor zwei Jahren fand ich auf der Hetz-Insel am Moldau Ufer un- 
terhalb des Viaductes auch die Stachys ambigna Sm, Sie scheint früher un- 
beachtet geblieben zu sein, obschon sie unter ihren Verwandten St, palu- 
stris und silvatica sehr auffallend ist; ich füge daher ihre augenfälligsten _ 
Merkmale bei: Die Deckblätter sind alle viel länger als ihre Blumenquirle; 
bei St, palustris und silvatica ist diess nur bei den untersten der Fall. Die 
Blätter sind, wie auch Reichenbach angibt, grob gekerbt, nur bei einem Exem- 
plare aus Deutschland fast grob gezähnt, aber nirgends, wie die deutschen 
Floren angeben, gesägt. Das Exemplar von der Hetz-Insel ist einfach, 3° 
hoch, die grössten Blätter sind 1° breit, 3—4‘' lang. 

Johann Bayer. 

*,# Der Oleander soll, wenigstens während des Blühens, eine für Men- 
schen wie Thiere Edles Ausdünstung haben, und deswegen in. Algier die 
Vorschrift befolgt werden, nie in der Nähe von Oleandern Truppen bivoiquiren 
zu lassen, oder in der Nähe des Lagers dieses Gesträuch auszurotten. (Jour- 
nal de Pharm, et d’Chemie Avril, 1849 ) a j 

*,= lerr Sendter, ein sehr fleissiger und geschickter _Bryologe in 
‘München beabsichtiget nach einer mündl. Mittheilung des Herrn Dr. M. H. 
Rehm von eben daher im nächsten Jahre unsern Böhmerwald in muscologi- 
schen Hinsicht genauer zu durchforschen, da er daselbst eine reiche Ausbeute 
hofft, Diese Absicht erscheint um so erwünschter, als dieses Gebirge noch 
viel zu wenig besucht worden ist, und die bisherigen Ausbeuten noch sehr 
unbedeutend ausgefallen sind, Möge es demselben aber sodann auch gefällig 
sein, das Resultat seiner Forschungen, der gegenwärtigen Zeitschrift mitzu- 
theilen, damit sie zur Ergänzung unserer heimischen Flora dienen könnten. 

*.*® Eine der ergiebigsten Methoden, um für botanische Gärten neue und 
interessante Pflanzen zu erhalten, besteht darin, die bei Originalsendungen von 
lebenden Wurzelstöcken, Knollen u. s. w. oder von getrockneten Gewächsen, 
besonders rasenartigen Gräsern, Moesen, Flechten, aus entfernten Ländern an- 
hängende , oder schon während des Transportes abgefallene Erde und andere 
Abgänge auf mit Erde gefüllte Kästen, die in erwärmte Beete gestellt werden, - 
locker aufzustreuen uud zu beobachten, was sich daraus entwickelt. Auf 
diese, viel zu wenig angeweudete Weise erhält man öfters kleine, von ge- 
wöhnlichen Sammlern in der Regel übersehene und deshalb meistens für den 
Garten neue Arten. Kunze in Mohl und Schlech. botan. Zeitg. 8. Jahrg‘ 
Spalte 1, 

*,® Nach dem Comptes rendus vom 12. Februar 1849 benützten die 
Chinesen schonim 3, Jahrhunderte unserer Zeitrechnung einen Aufguss von Hanf 
bei schmerzhaften Operationen, wie wir jetzt das Chloroform. Durch die 
berauschende Eigenschaft des Hanfes sollen die Kranken die schmerzhaftesten 
Operationen ohne Empfindung ertragen. 

*,* Wahlberg theilt in dem Archiv skandinavischer Beiträge zur Natur- 
geschichte, herausgegeben von Hornschuch S. 175— 177 Beobachtungen über 
die Eıhöhung der Pflanzenfarben (der Blumen) in Lappland mit, So bekommt 


Sn xe 


2 ea 273 


s. B. Trientalis europea rosenrothe Blumen, Veronica serpyllifolia dunkel blaue, 
Nigella damascena stahlblaue, Polemonium caeruleum violette u. s. W. Ebenso: 
verlieren die Aipenpflanzen an Farbenpracht, jemehr sie in die Ebenen her- 


absteigen. 
*,# In Opiz's ‚seznan rostlin Kveteny üesk6 werden an - Phaenero- 
gamen: 2445 Spec. 
2 An al N En Su 1 Ba 1880 Varietäten. 
RER; |; Se 
mia. 229 A 
au den übrigen Cryptogamen; nebst der 
vorweltlichen Flora . . 1. ......01100 „ 
BR re ee 400 2 
Anden (Zusätze seen) eis 130g 
BB ee. en 1% 5 i 
aufgeführt. In Einem 4810 „ 2510 br 
Tu 


7329 

Die Schwämme und Algen lassen, wenn sie alle noch genauer bestimmt 
werden, eine noch weit grössere Vermehrung dieser Summe zu, wenn man 
bedenkt, wie wenige Gegenden unseres Vaterlandes noch in dieser Hinsicht 
genau durchforscht worden sind. P. M. Opiz. 

*,* In der Zeitschrift „Lotos‘* 1. Jahrgang $S. 179 wird die Enca- 
Iypta streptocarpa Hedrwig als neue Galtung mit vollem Rechte unter dem 
Namen Streptocarpus Pöch aufgeführt. Da jedoch Lindley viel früher 
eine Gattung aus der Familie der Bignoniaceen unter demselben Namen auf- 
gestellt hat, die schon im Systeme als solche aufgenommen ist, so erheischt 
es die Nothwendigkeit dieser Pöch’schen Gattung einen andern Namen zu ge- 
ben; wozu ich den Namen Krejtia syntrichiodes Opiz vorschlage, zu Ehren 
des Hrn. Johann Krejti, Prof. der Naturgeschichte an der techischen Real- 
schule in Prag, eines sehr thätigen und geschickten Naturforschers, der erst 
kürzlich ein sehr brauchbares botanisches Werkchen „Obraz Kveteny“ für 
die ©echischen Schulen heraus gab, welches seinen Zweck: Lust und Liebe 

zur Pflanzenkenntniss bei der Jugend zu wecken, sicher nicht verfehlen wird. 

*,„= Herr Freiherr von Widerspach, k. k. Hauptmana aus Krems, ein sehr 
lleissiger Botaniker besuchte auf einer wissenschaftlichen Reise nach Frankreich 
auch Prag und versprach im März k. J. der prager Pflanzentauschanstalt einen 
Transport von circa 10,000 Ex. mit Pflanzen aus Galizien, Ungarn, Oesterreich 
und den Alpen zu übersenden, welches ich vorläufig den Herrn Theilnehmern 
der Prager Tauschanstalt anzeige. P. M. Opiz. 

Nachtrag 


zu dem Verzeichnisse der in Böhmen dermal lebenden Botaniker und Freunde 
Er. - der Botanik. (N. S. 245.) 
Prag: Neumann, J. U. D. ** 
Theresienstadt: Romer, N. D. 
Schmidt, Sprachlehrer ** 
Leitmeritz: -Hackl, k. k. Prof. der Landwirthschaft, ** 

Kolarik, k. k. Gymnasialpräfeet. 

Klutschak, k. k. Professor. 
Katina, nächst Kuttenberg: Peyl, Obergärtner 

P. M. Opiz. 


. 214 Ä = | i ErARDEr 


*,* An meiner Pflanzentauschaustalt können aus den Buchstaben _ 
»JıK. L. bis Ende April 1853 alle Arten und Varietäten bis zu 10 Exem- 
plaren eingeliefert werden, nur nicht: Juncus Jaequivi Lion, Juniperus 
virginiana Linn, Lavandula Spica L., Lithospermum purpureo-caeru- 
‚ leum L. . P. M. Opiz. 


Berichtigung. 


Ich habe in. meinem Reiseberichte einige Arten von Thieren erwähnt, 
deren dort angegebene Namen in Folge späterer Bestimmung berichtigt wer- 
den müssen. Chiton fascicularis L. (S. 184) ist Chiton crinitus Gray; die 
(S. 169) angeführte Sipuneulus-Art ist Phascolosoma punctatum Delle Chiaje. 

Dormitzer. 


nn nn nn nenne 


Redakteur: Prof. Med. Dr. Franz Anton Nickerl. 


Druck von KHatlı, Jerzabek, 4 


Directorium 253, 


INHALT. 


Vereins-Anlegenheiten. 


Veränderungen im Personalstande des Vereins. 


® Stiftende Mitglieder 106. 


” 


” 


Ehrenmitglieder S. 3. 106. 107. 123. 249. 

Wirkende Mitglieder S. 3. 50. 122. 235. 

Correspond. Mitglieder $. 3. 4.26. 28. 29. 75. 107. 146, 148. 233. 249, 253. 
Ausserordentl. Mitglieder S. 3. 50. 


Vorträge. 


‘ Herr Dr. Nowäk: Die Ansichten über die Quellenbildung $. 2, 3. und 26. 


Prof. Reuss: Uiber Pseudomorphosen $. 5. 

Dr. Johann Cermäk: Ueber vergleichende Knochenlehre 25. 

Custos Max. Dormitzer: Ueber die Wirbelsäule der Fische $. 29, 60, 

Prof. Dr. Reuss: Ueber das Vorkommen des Bernsteins in Boden bei 
Falkenau S. 50, 

Prof, Dr. August Reuss: Ueber den Einfluss des kleinsten orga- 
nischen Lebens auf die Bildung der Erdschichten S. 51. 74. 

Dr. Alois Nowäk: Ueber die vorzüglichsten Strömungen des 
Oceans S. 73. 

Prof. Dr. Reuss: Ueber einen Quarz aus Zdär in Mähren $. 75. 

un. n: Ueber gediegenen Sehwefel von Marienbad S. 75. 

Custos Max. Dormitzer: Bericht über eine Reise nach Dal- 
matien S. 103. 152. 167. 184. 

Custos Max. Dormitzer: Ueber die wirbellosen Thiere S. 107. 
145. 

Wilhelm Eidner: Ueber die Lebensbedürfnisse, insbesonders über 
die Eigenschaften und chemischen Bestandtheile der Luft S. 122. 
Custos M. Dormitzer: Ueber Mundbau und Liebespfeil der Heli- 
eiden S. 122, - 

W. Wolfner: Ueber die Kennzeichen der hybriden Ajuga genevensi- 
pyramidalis Knaf S. 123. 137. 

Forstrath Liebich: Ueber die Mittel gegen Brennstoffiheuerung 
vom naturwissenschaftlichen Standpunkte S. 123. 128. 

Prof. Reuss: Ueber die Umwandlungen, welche die Braunkohlen bei 
Zalesl und Prohoscht durch den Durchbruch von basaltischen Gän- 
gen erlitten haben S. 145. 161. 

Prof, Reuss: Ueber die den Pyrop bei Meronitz begleitenden Mine- 
ralsubstanzen S. 213. 214. 

Forstrath Liebich: Ueber die Ursachen der Insectenverheerungen 
in den Forsten Böhmens $S, 233. 237. 

Dr. Joh. Cermäk: Ueber die Untersuchungen organischer Substanzen 
mit dem Polarisations-Mikroskope S. 233. 

M. Dormitzer: Ueber die Metamorphosen der Echinodermen S. 235, 


Ba‘ ‘ a 


Herr M. Dormitzer: Ueber die Systematik und Anatomie der Echinoder- 

men. S. 249, h x 

» Dr. Joh. Cermak: Ueber die neuesten Entdeckungen Bischoff's be- 
treffend die Entwichelung des Meerschweinchens 8. 250. 


'» Dr. Schmidt: Ueber die Metallvorkommnisse im Michelsberger Berg- 
baue S. 251. 


Vereinscorrespondenz. 


Seite 1. 4. 26, 28. 29. 51. 73. 75. 105. 106. 107, 122.123, 146, 148, 
211. 212. 234. 235. 249. 251. 


Schenkungen an den Verein: 


Seite: 1. 2. 3. 4. 5. 26. 28. 29. 49. 50. 51. 73. 74. 75. 105. 106. 107. 


121. Be 123. 145. 146. 147. 209. 210. 211. 213. 233. 235. 
249. 250, 251, 


Wissenschaftliche Mittheilungen. 


Pseudomorphosen in Böhmen von Prof. Dr. Reuss S. 5. 

Das natürliche Pflanzensystem als Stufen- und Kreissystem nach Liun «@scher 
Methode dargestellt von Prof. Ign. Fried. Tausch, mitgelheilt 
von P. M. Opiz S. 11. 40. 52, 77. 

Ueber den Durchzug der Wandervögel durch Oberägypten, von Alf. Brehm 
Ss. 18, 

Ueber die Höhlen des Grauwackenkalkes in ‚der Nähe von Blänsko, von Dr. 
WankelS. 29. 

Die Basaltberge in den Sudeten, von Dr. Melion S. 57. 

Die Wirbelsäule der Fische, son M. Dormitzer S. 60. 

Beobachtungen über Ajuga aa u, s. f. von Dr. Knaf S. 82. 

Beobachtungen über Elatine Alsinastrum L, von Dr, Knaf S, 87. 

Die Entwickelung der Dipteren-Gattung : Chironomus God, von Dr. Ellen- 
berger S 89. \ 

Grammoptera Sacheri Wolfner von W. Wolfner 8. 93. 

Der Eisenbergbau in den mährisch-schlesischen Sudeten, von Dr. Melion 
Ss. 107. 

Beitrag zur Naturgeschichte der‘ Sesia culiciformis und $. scoliaeformis von 

‚Dr. F. Nickerl S. 114. 

Das System der Compositen, von Prof, Fried, Ign. Tausch S. 123. 148. 
164. 177. 223. 236. 

Ueber die Mittel gegen Brennstofftheuerung vom naturwissenschaftlichen Stand- 
punkte aus betrachtet, von Hr. Forstrath Chr. Liebich $. 128. 

Ueber fossile Zähne und Knochenstücke von Mammuth, welche bisher im Di- 
luvium bei Brünn aufgefunden wurden, von Dr. Melion $. 134. 

Ueber Ajuga genevensi-pyramidalis Knaf., von W. Wolfner S. 137. 

Eindrücke einer Reise nach Dalmatien im April 1852 von Custos Max. Dor- 
mitzer S. 152. 167. 184, 

Einige Bemerkungen über die Verhältnisse des Basaltes und der Braunkohlen- 

£ gebilde der Umgebung von Aussig, von Prof, Dr. Reuss 8, 161. 

Synopsis palmarum fossilium, auetore Prof. A, Massalongo. $. 163. 

Der Pyrop von Meronitz und seine Begleiter von Prof. Dr. Reuss $. 214. 

Über die Ursachen der Insectenverheerungen in den Forsten Böhmens, vom 
‚Forstrathe Ch. Liebich S, 237. 


ı 
Beitrag zur Ergänzung der Bemerkungen über Hieracium von Prof. Tausch 
in der Flora oder bot. Zeitung vom Jahre 1828, bearbeitet von P, 
M. Opiz S. 253. 
Ueber organische Lichtentwickelung von Heinrich Wallmann S, 260, 


NMiscellen. 
Die Victoria regia $. 22. 
Pflanzentauschunternehmen von Opiz S. 23, 
Gegengift für Kupfersalze S. 44. . 
Anwendung des Chloroforms bei mikrographischen Untersuchungen $, 44, z 
Die Muscardine-Krankheit der Seidenraupe $. 45. 
Halichoerus-Arten in der Ostsee S. 45, 
Ein neuer Vogel auf der Lord Hows-Insel S. 45. 
Wissenschaftliche Zusammenkünfte in Lemberg S. 45. 
Ueber den grünen Färbestoff der Blätter S, 45. 
Ueber die Wirkungen des Genusses giftiger Materien $. 46. 
- Temperatur-Verhältnisse und Niederschlag in Böhmen 8. 46, 
Der botanische Garten in St. Petersburg S. 46, 
“ Uleus tuberosns Lozon S. 46. 
Das Herbarium Nees v. Esenbecks S, 46. 
Dr. Bernhardi’s Herbarium $S. 47. 
- Rostlinietvi &ili nävod k snadndmu urteni etc. — Sepsal Daniel Swoboda °, 
S. 47. . 
Kosmos von Humboldt S. 47. 
Joh. Christian Mikan biographische Skizze von Dr. Weitenweber S. 63, 
Neue Pflanzen-Fundorte bei Tepl S, 65. 
Lolium italicum bei Prag S. 66, 
- Anthemis ruthenica bei Prag S. 66. 
Ueber einige Pflanzenarten in Tausch’s Herbar von W, Wolfner S. 66. 
- Filarien im Blute S. 69. } 
- Der Kiwi aus Neuseeland S. 70. 


Ueber den Einfluss des Menschen auf die Lebensweise der Vögel S. 70, 
- Ueber die Bewegungen in und auf dem Thelebolus erystallinus S. 71. 

- Neue Pilauzen in englischen Gärten $. 72, 

Ueber hybride Pflanzenformen $, 72. 

Aufforderung an die Botaniker $. 75. 


Joseph Johann Steinmaun, biogr. Skizze von Dr, Weitenweber Ss. 93, 


Johannes Müller’s Beobachtungen über die Erzeugung von Schnecken in Ho- 
lothurien S. 95. 


Dimensionen des Carcharodon megalodon S, 97. 

Simpson’s Versuche über die Entwicklung der Alpenpflanzen S, 97. 
Mitchel’s Beobachtungen an Blättern S. 97. 

_ Ueber Notornis Mantelli Gould S. 98, 

Ueber das 'Reispapier der Chinesen S$. 98. 

Vorkommen des Bernsteines in Oesterreich $. 98. 

Ueber künstliche Perlenbildung S. 100, ’ 
‚Ueber die Mimosa pudica S, 101. zu 
Ueber die Gleditschia triacantha S, 101. 

Zoologische Seltenheit in österr, Schlesien $. 102. 

Neue Funde in Schlesien S. 102, 

asalt in Schlesien S. 102, 


. 


IV 24 - 


Ueber die Traubenkranhheit S. 103, 

Auszeichnung S. 104, 

Vertheilung der Phanerogamen 8. 104. 

Literärische Anzeige S. 104. 

Franz Wilhelm Sieber, biog. Skizze von Dr. Weitenweber $. 116, 

Prof. Braun über die Coniferen S. 119. 

Dr. Gloger‘s Brütekästen 8. 119. 

Obstsorten in Europa $S. 120. 

Vertheilung der Phanerogamen in Europa S. 120. 

Unterschied des grünen und schwarzen Thee’s S. 120. 

Vincenz Julius Edler von Krombholz, biogr. Skizze von Dr. Wei- 
tenweber $. 138. 

Ein Schmetterling als Schmarotzerthier S. 141, 

Balaeniceps rex S. 142. 

Das Elenn in Californien S. 142. 

Sträucher und Bäume in Deutschland S. 142. 

Ueber. den Ullucns tuberosus. S. 142. 

Herbar des Prof. Koch in Erlangen $. 142. 

Denkmal für Adam ZaluZansky S. 143. 

de Candolle’s Prodromus S. 143 

Neues Pflanzen-Tauschunternehmen in Wien S. 143, 

Beiträge zur Flora der Capverdischen Inseln S. 143. 

Verzeichniss der seltensten von J. Poech gesammelten Pilanzen $. 155. 

Beobachtungen über Trichina spiralis S. 157. 

Ueber die Traubenkrankheit S. 156. 

Anwendung der Sommerwurz und Zaunrübe S. 159. 

Ueber das Vorkommen des Asparagins $. 159. 

Verkauf einer ornithologischen und Pflanzen-Sammlung S. 160. 

Beobachtungen über die Kartoffelkrankheit S. 160. 

Balthasar Preiss, biogr. Skizze von Dr. Weitenweber s. 171. 

Fauna der Krainer Grotten Ss. 173. 

Insecten im Eise S. 174. 

Ueber Saxifraga n:valis S. 174. 

Anzeige der Pflanzentauschanstalt von Opiz S. 175. 

Verwendung der Riesenmöhre als Zusatz zum Brode S. 175. 

Abnorme Blattbildung an Acacia longifolia W. S, 175. 

Plusia consona. Fab. in Böhmen S. 175. 

‚Fauna &ili zvirena teskä od K. Amerlinga 8. 175, 

Dr. Lambi1’s Nästin Hory dalmatinske S. 176. 

Berichtigung _$. 176. 

Caspar Graf von Sternberg, biogr. Skizze v.Dr. Weitenweber 8, 187. 

Pflanzensammlungen und Manuscript S. 191. 

Anzeige der Pflanzen-Tauschanstalt von Opiz 8. 191. 

Literatur. Botanische Erläuterungen zu Strabo’s Geographie S. 192. 

Literatur. Dr. Palliardi’s systematische Uebersicht der Vögel Böhmens $, 192, 

Ignaz Friedrich Tausch, biogr. Skizze v. Dr. Weitenweber 225. 241. 

Neue Funde im Gebiete der Botanik $, 228. N 

Kaffeeblätterthee S. 230. 

Ueber die dem Rübsamen schädlichen Insecten $. 230. 

Fundörter des Coleanthus subtilis Seidl S. 231. 


Anzeige der Pflanzentauschanstalt von Opiz $. 232. 
Ueber die Bewegungen der Sporen bei Achlya prolifera S. 232. 
Ueber die Fauna der Grotten Krains S. 242. 
Verkauf einer Lepidopteren-Sammlung S. 243. 
Neue Art der Fortpflanzung von Obstbäumen $. 243. 
Ueber Fundorte von Änthemis ruthenica $. 244. 
“Andropogon niger Kunth als Nahrungsmittel S. 244, 
Reizbarkeit der Blätter von Drosera rotundifolia L, S. 244. 
Hydrocharis spongiosa S. 244, 
Ueber Säen mit Raps S. 245. 
Berichtigung S. 245. 
Anzeige der Pflanzentauschanstalt von Opiz S. 245. 
- Vertheilung der Botaniker in Oesterreich S. 245, 
Verzeichniss der in Böhmen lebenden Botaniker von Opiz S. 245. 
Joseph C. Ed. Hoser, biogr. Skizze vonDr. Weitenweber S. 267. 
Blühende Pflanzen im Monate Decemher S. 270. 
Papier aus Daphne Laureola S. 271. 
Gräser als Zierpflanzen S. 271. 
Stachys ambigua Sm. bei Prag S. 272, 
‚ Ausdünstung des Öleanders während der Blüte schädlich S. 272. 
* Bevorstehende muscologische Excursion in den Böhmerwald S. 272. 
Methode neue Pflanzen zu erhalten S. 272, 
Hanfaufgnss das Chloroform ersetzend S. 272. 
_ Beobachtungen über die Erhöhung der Pflanzenfarben S. 272. 
Anzahl der Pflanzenspecies iu „Opiz seznam rostlin Kveteny teske“* S, 173. 
Namensänderung von Streptocarpus Poech S. 273. 
Zu erwartende Pllanzensendung an die Tauschanstalt von Opiz $. 273. 
_ Nachtrag zum Verzeichnisse der in Böhmen lebenden Botaniker $. 273. 
Anzeige der Pflanzeutauschanstalt von Opiz S. 274. 
Berichtigung S. 274. 
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> Bl se - 5: 3, Geeaipus » Coceis. 
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2 a „ nach Blattscheiden glatt köämmt beizusetzen:’ den 
Halm engumschliessend. 
2 ge » 19 ist die Stelle den Halm umschliessend zu streichen. 


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