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Full text of "Ludwig Walrabe's Chronologie sämmtlicher Hamburger Bühnen, nebst angabe der meisten schauspieler, sänger, tänzer und musiker, welche seit 1230 bis 1846 an denselben engagirt gewesen und gastirt haben. Mit zwei stahlstichen"

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CHBOlVOliOttlX] 

sämmtlicher 

Hamburger  Bühnen, 


nebst 


ttn>  JWufiker^  mi6)t  feit  1230  bis  1846  öu  l^enfelben 
en^a^irt  ^ewefen  un>  gaftirt  Ijaben. 


mit  zwei  Stalilsticiien.  /  3    'xf^       Ü  ^ 


B.    S.    B  e  r  e  n  d  s  0  li  11. 


III 


^  0  V  m  0  V  t 


Die  geschätzten  Kunstfreunde  und  Künstler 
erhalten  hiermit  eine  Arbeit,  die  manches  Interes- 
sante der  Vor-  und  Jetztzeit  enthält.  Durch  die 
vortrefflichen  Werke  der  Herren  Schütz,  Lebrün, 
Dr.  Lappenberg  u.  A.  m.  habe  ich  eine  grosse 
Erleichterung  in  der  Entwickelungs- Periode  gefun- 
den, wofür  ich  hiermit  meinen  innigen  Dank  aus- 
spreche. Wenn  ich  auch  kein  vollkommenes  Werk 
in  allen  Theilen  geliefert,  so  war  doch  der  Wille 
gut,  und  nur  äussere  Verhältnisse  machten  eine 
rasche    Arbeit    nothwendig.     Später    hoffe    ich    das 


IV 

Felllende  zu  ergänzen,  das  besonders  für  die  Nach- 
welt nicht  verloren  gehen  darf. 

Wenn  bei  Durchlesung  dieses  Buches  den 
Künstlern  und  Kunstfreunden  auch  nur  eine  ange- 
nehme Episode  im  Gedächtnisse  auftaucht,  so  ist 
meine  Mühe  belohnt. 

Jler  Verfasser. 


im  September  1846. 


Hamen  ^etr  ^crren  ^nb$^mbenten. 


Abendroth.,  A.^  Dr 

d^Arien^  A.  F.  J , 

Assmann^  J.  C.  J 

Uallauff,  J,  F, 

Ballin^  H 

Bandemer.,  A 

Bartheis,  J.  P,  L 

Ihirthels^  Direktor 

Beer.,  J.  A 

Behn,  IL  S.,  Dr 

Benecke^  Bürgermeister. 

Benecke.,  Dr 

Benjamin,  L.  E 

Berens,  Musikdirektor... 
Bernhardt,  C.  G.  H.... 

Berthold,  J 

V.  Bille,  Minister 

Bischoff,  W. 

Blacsing,  J.  M 

Boeckmann,  W.  H 

de  Boor,  Dr 

Bost,  E 

Brassin 

Brandt,  C 

Braun 

Braun,  J.,  Dr 

Braunhofer 

Breuning,  W, 

Brinckmann,  Th 

Brüheim 

Brüning 

Brunnhover 

Bunnenberg,  A.  D 


Expl. 


Expl 

Burchardy 

de  la  Camp,  J.  IL,  jiin 

Canthal,  A.  M 

de  Chaufepie,  Jim.,  Dr 

de  Chaufepie,  sen.,  Dr 

CommerZ'Bibliothek 

Coqui,  F. 

Cornet,  Direktor 

Cottc,  C.  0.  n 

Czaschke 

Dämmert,  Dr.,  Bürgermeister 

Dämmert,  C.  A.,  Dr 

Dencker,  J.  L 

Denicke 

Dille 

Dittmcr  F 

Ebcling,  Wwe 

Eckmeyer,  Dr 

V.  Ehrenstein,  Adjutant 

Engelhard,  E 

Firaris,  A 

Finke,  11 

Fischer,  A.  F 

Flügge,  K 

Franck,  H 

Freyse,  J.  F 

Führer,  F.  W.,  Procurator.. 

Gabe,  II 

Gaedechcns,  0.  C 

Galster,  C 

Gentzen,  J 

Gliemann,  A 

Godeffroy,  C 


VI 


Expl. 

V.  Gogh,  E 

Goldschmidt ^  A,  D 

Demoiselle  Graf. 

V.  Graffen,  6r.,  Dr 

Gries^  /f.,  Dr 

Grube,  C.  H 

Halle,  Dr.,  Präses 

Hanemann,  Ä.  E.,  Dr 

Hanemann,  H.,  Dr 

Härder,  Dr 

Harms,  J 

Hartmeyer,  Dr 

Hasselberg,  H.  G. 

Hass,  J.  H 

Heidrich 

Heiberg,  F. 

Hertz,  M.  S 

Hertzfeld,  Dr 

Hesse,  H 

Heydtmann,  P 

Hillert,  G 

Hipp,  H 

V.  Holck,  Graf,  Direktor  des 
königl.  dän.  Postamts — 

V,  Hostrup,  G 

Hübner,  Dr 

Madame  Hübsch 

Hutzier,  Dr 

Iben,  A.  T.  H. 

Jenisch,  G 

Jensen,  S.  E 

Jerrmann 

Johns,  E 

Kaps ^ 

Kleinschmidt 

Koethcke,  J.  //.  P 

Kotensen,  C.  J 

Krebs,  Musikdirektor 

Kreep,  A 

Kreisel,  0.  C 

Lackmann,  J 

Landt,  J.  H 


Expl. 

Lang 

Lammersdorf,  F. 

Lappenberg,  Dr 

de  Laubell,  C.  T 

Madame  Lebrün 

Lehr 

Leopold,  C.  L.,  Dr 

Lichtenheld 

Linck,  Ch 

Lindenberg,  W.,  Dr 

Lippach,  C.  F 

Lucas,  W. 

Lüdders,  A 

Lüders,  E 

Lüders,  W 

Mädel 

Magnus,  J 

Malmberg,  E 

Marofsky,  E 

Maurice,  Direktor 

Meden,  J.  C 

Madame  Metzke 

Meyer,  A 

Meyer,  H.  M 

Meyer,  A.  W 

Meyer,  A.  B.  U.  A 

Meyer,  Musikdirektor 

Meyerhoff. 

Mielck,  W 

Minte 

Moenck,  Dr 

Motes  &  Cranz 

Mühling,  Direktor 2 

Müller,  A.,  Dr 

Müller,  K 

Noack,  L.,  Dr 

Nohr,  A.  L.  A.,  Dr 

Päz,  H 

Pemocller 

Peters 

Philippi,  H 

Reuscher,  C 


VII 


Ex 


Rocco 

Robinow^  S 

Rohde,  J.  11 

Roehl  &  Lamarche . . 

Roever^  Ch 

Salomon^  J 

Sanne^  A.  F 

Saucke^  J 

Savary^  C 

Schäfer 

Schäffer^  H. 

Schiemang 

Schleiden^  J.,  Dr 

Schlesinger^  C.  M. . . 
Schlesinger^  //.  P . . . 
Schlesinger^  0.  M.. . 

Schmidt 

Sehneider 

Schohl^  Oberst 

Schrader^  Dr 

Schrader^  Edmund . . 

Schramm^  Julius 

Schramm^  FI.  W 

Schreiber.,  J.  P.  L.  . 
Demoiselle  Schreiner 
Schrötteringk.,  Dr.  . . 

Schutt,  C.  N 

Madame  Schütze 

Steffen,  A.  D 

Steinhart,  C 

Stelzner 

Streiber,  Hauptmann 

Tempel,  J.  H. 

Thomälen,  H.  G.  ... 

Titzck,  Dr 

Titzck,  R.  L 

Tornquist,  A.  B 

Treusein,  L.  H 

[Ihrig,  J.  C 


Expl. 

Wagner 1 

yVilcke,  Carl 3 

Demoiselle  Wilhelmi 1 

Wissel,  P.  D 1 

Wittmack,  G.  J 1 

Wolff. 1 

Woltereck,  F 2 

Wurda,  Ch 1 

Würth 1 

Altona. 

Engelhardt,  Direktor 1 

V.  Linstow 1 

Schmidt 1 

Berlin. 

Müller,  Capellmeister 1 

Brauns  ch^vireig. 

Fischer,  F.,  Hofsänger 1 

Schmelzer,  Regisseur.  ; 1 

Bremen. 

Ritter,  Direktor 1 

Carlsruhe. 

Sontheim,  bad.  Hofsänger 1 

Dresden. 

Devrient,  E 2 

Tichatscheck 2 

8clii;rerin. 

Beckmann,  Regisseur 1 

Goltermann 1 

Zöllner,  Geheimrath 1 

Stuttgart, 

Grunert,  Regisseur 1 


VIII 


1 


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Seite 

Einleituns 1 

Siebenzig  Jahre  als  Vorläufer 15 

Chronologie 23 

Die  Direktions-Krisis 299 


liilVIlniif 


I 


Alle  Nationen  des  Erdbodens  hatten  und  haben  Schau- 
spiel, sei  es  in  dieser  oder  jener  Gestaltung,  die  Urquelle 
desselben  ist  die  Religion,  Gottesverehrung  oder  versinn- 
lichte  Religion.  Das  Schauspiel  geht  mit  der  Aufklärung 
und  den  Sitten  des  Volkes  gleichen  Schritt,  denn  wie  hätte 
es  sonst  so  siegreich  den  Kampf  mit  dem  Aberglauben 
und  der  Dummheit  bestehen  sollen,  um  durch  finstere 
Nacht  die  Sonne  der  Aufklärung  begrüssen  zu  können. 
Wenn  das  Schauspiel  die  tausendfältigen  Seiten  der 
menschlichen  Natur  fasslich  und  belehrend  darstellt,  so  ist 
sein  Zweck  so  edel  als  die  Religion  selbst,  wenn  auch  der 
Befangene  vielleicht  denkt:  Dein  Reich  ist  nicht  von  dieser 
Welt!  —  Das  Theater  ist  die  trefflichste,  lehrreichste 
Schule  für  Kopf  und  für  Herz.  Hier  lernen  Konige  regieren 
und  Unterthanen  dienen,  hier  lernt  der  Gute  handeln,  der 
Sünder  beten,  der  Arme  reich,  der  Schurke  brav  zu  sein; 
auszuruhen  von  seiner  Arbeit,  findet  hier  der  Fleissige  die 
erquickendste  Erholung  und  die  wirksamste  Ermunterung 
zum  Fortfahren.  Mit  einem  Gefühl,  in  dem  sich  Verehrung 
und  Abscheu,  Furcht  und  Hoffnung  mischen,  staunt  er  den 

1  ■■' 


grossen  Lauf  der  Welt  hier  im  Kleinen  an.  Diese  Ansicht 
werde  ich  bei  passender  Gelegenheit  später  in  diesem 
Buche  ausführlicher  besprechen  und  jetzt  den  eigentlichen 
Ursprung  der  Bühnen  -  Geschichte  dem  geneigten  Leser 
vorführen. 

Unsere  Vorfahren  waren  Freunde  geselliger  Unter- 
haltungen. Die  Kaufleute,  welche  gleichen  Handel  trieben, 
kamen  in  ihren  Seischuppen  zusammen,  die  Handwerker  auf 
ihren  Aemterhäusern;  das  Gilde  haus,  die  Hölle,  der 
Nobiskrug,  der  Rathskeller,  das  Haus,  worin  Ei m- 
becker  Bier  geschenkt  wurde,  waren  die  Clubbhäuser 
unserer  Alten.  „Wer  buhurdiren  und  reihen  will,  soll  in 
eine  Companie  gehen,"  gebietet  die  Bursprake  auf  St.  Thomä. 
An  Belustigungen  ausser  dem  Tanze  fehlte  es  nicht.  Unter 
diesen  sind  Anfänge  der  Schauspiele  nachzuweisen, 
wenngleich  von  geringer  Bedeutung.  Das  „Scoduvel 
lopen"  war  ein  Mummenschanz,  welches  überall  einer 
der  Anfangspunkte  der  Schauspielkunst  im  Mittelalter 
gewesen,  wie  in  den  Fastnachtsspielen  zu  erkennen  ist.  Wir 
finden  freilich  in  der  ältesten  Bursprake  auf  St.  Thomä 
schon  das  Verbot,  dass  Niemand  Schoduvel  laufen,  reiten 
oder  gehen  solle.  Doch  müssen  dergleichen  Masken  unter 
den  Bürgern  sehr  beliebt  gewesen  sein.  Eben  so  wird  es 
an  geistlichen  Mysterien  nicht  ganz  gefehlt  haben,  was  der 
Esel  in  der  St.  Petri  Kirchen  -  Sacristei ,  auf  welchem  der 
Einzug  Christi  in  Jerusalem  dargestellt  wurde,  uns  noch 
lange  bezeugt  hat.  Die  Geistlichen  nahmen  gerne  Schau- 
spieler und  Gaukler  bei  sich  auf,  was  zu  Missbräuchen 
führte.  Schon  dem  hamburgischen  Erzbischofe  Adalbrecht, 
von  welchem  bekannt  ist,  dass  er  nicht  selten  zu  Hamburg 
residirte    und    dort    an    seinem    Hofe    nordische    Fürsten 


empfing,    ward  vorgeworfen,    dass   er  Schätze   an  Schau- 
spieler vergeudete.*) 

Nur  die  Pantomimen,  welche  durch  unanständige  Be- 
wegungen des  Korpers  das  Volk  ergötzen,  duldete  er  nicht 
in  seiner  Gegenwart. 

Im  Jahre  1292  verbot  Giselbrecht,  Erzbischof  von 
Bremen,  den  Geistlichen  seiner  DiOcese,  in  ihre  Häuser 
und  bei  ihren  Mittagsmahlen  wandernde  Schüler,  —  scolares 
Vagi  —  welche  auch  Gaukler,  Spielleute  Qgogliardt)  oder 
Schauspieler  genannt  werden,  bei  sich  aufzunehmen,  da 
ihre  geistliche  Wurde  dadurch  leide. 

In  den  Gewohnheiten  der  hamburgischen  Kirche  v.  J. 
1330  werden  Larven  und  Tänze  den  Geistlichen  untersagt. 
Vor  allen  soll  kein  Geistlicher  (jclericus),  welcher  die 
Schulen  nicht  mehr  besucht,  vermummt  in  den  Kirchen 
umherlaufen.  Nur  die  Schüler  dürfen  vom  St.  Andreastage 
(30.  November)  bis  zum  Kindertage  mit  ihrem  Bischöfe 
durch  die  Strassen  den  Reigen  führen.  Ferner,  wenn  die 
Domherren  und  die  Vicarien  auf  die  Als  t  er  in  sei  ziehen, 
so  sollen  sie  in  der  Stadt  keine  Fahne  führen,  nicht  über 
drei  Tage  dort  verweilen  und  bei  der  Rückkehr  nicht 
nackt  (jiudi)  bei  hellem  Tage  durch  die  Gassen  reihen 
(coreas  ducere).  Die  Neigung  zu  Tänzen,  Mummenschanz 
und  theatralischen  Processionen  muss  bei  der  Geistlichkeit 
sehr  vorherrschend  gewesen  sein,  wenn  es  solcher  Verbote 
bedurfte.     Bei    den    Laien    wurden    die  Mummereien  viel 


*)  Pecuniam  Hut  maxima  esset  dispersit  infamibus  personis 
et  ypocrüis^  medicis  (?  mendicis)  et  histrionibus.  Adam 
Brem.  1,  111.  c.  38. 


6 


i^eiibl.  In  dem  Streite  der  Stadt  mit  dem  Capitel,  1336, 
beschwert  dieses  sich  darüber,  dass  die  Bürger  durch 
Masken  die  Geistlichkeit  verhöhnten,  und  in  dem  Concordate 
oder  Friedensvergleichc  der  geistlichen  und  weltlichen 
Macht  hieselbst  vom  Jahre  1355  wurde  ausdrücklich  fest- 
gesetzt, dass  keine  Vermummte  zur  Zeit  das  Gottesdienstes 
in  den  Kirchen  umher  laufen  sollen. 

Auch  die  Kinder  spielten  eine  Art  Komödie  am  St. 
Gregoriustage,  an  welchem  eines  von  ihnen  den  Bischof 
vorstellte,  das  Vorbild  unsers  Waisenkönigs.  Dieser 
episcopus  puerorum  ward  jedoch  beim  hamburgischen 
Capitel  im  vierzehnten  Jahrhunderte  aus  den  Domherren 
und  nur  ausnahmsweise  aus  andern  Literaten  erwählt, 
welcher  eine,  jedoch  nicht  zu  überschreitende  Summe  von 
sechs  Mark  Pfennigen  für  die  Bestreitung  der  Kosten  des 
Festes  hergab.  Dieses  ergiebt  sich  aus  einer  Urkunde 
V.  J.  1304,  December  7.  Das  Testament  eines  im  Jahr 
1489,  September  7.  zu  Hamburg  verstorbenen  Cistercienser 
Mönches,  Engelhard  Arnoldi,  setzte  die  Zinsen  von  100 
Rheinischen  Gulden  zu  einem  Gastmahle  für  die  Chor- 
schüler am  St.  Gregoriustage  aus. 

Näher  deutet  hin  auf  eigentliche  Schauspieler,  welche 
durch  die  Städte  zogen,  dass  wir  in  den  hamburgischen 
Stadtrechnungen  vom  Jahre  1350  u.  flgd.  eine  stehende 
Rubrik  von  Ausgaben  für  histrionis  finden.  1350  wurde 
ihnen  nur  S  ^  i  ß  und  1  ^  gegeben,  ausser  kleineren 
Summen  für  ioculatores  (franz.  Jongleurs,  engl,  jugglers^ 
von  Jocus^  Musik),  Spielleute,  tympanalores,  sigillalores, 
Seiltänzer,  fistulatores^  basunere^  (rumpere^  cüarislen. 
Dass    der  Ralh    diese  Ausgabe   bezahlte,    weiset    auf   eine 


Fürsorge  für  öffentliche  Vergnügungen:  die  Angabe  von 
Licht  auf  Weihnachten  und  Ostern  auf  Schauspiele  an  den 
hohen  Festen. 

Aus  jenen  toculatores  und  Tympanisten  sind  die 
Stadt-  oder  Raths- Musikanten  entstanden,  Geiger  waren 
in  des  Raths  Dienste  schon  vor  dem  Jahre  1538,  wie  der 
folgende,  vieren  derselben  in  dem  gedachten  Jahre  ertheilte 
Abschied  und  Pass  erweiset. 

(Allen  den  iennen  de  dussen  breff  sehen,  hoeren 
edder  lesen,  watterleye  Standes  werdich  ende  wesendes  , 
edder  Condicion  de  syn,  entbeden  wy  Bürgermeister 
vnd  Radtmanne  der  sladt  Hamborchs  vnsern  denst 
vndt  grudt,  eynem  idern  nha  syner  geboer,  apennbar 
hiemede  bekennende  vnd  betugende,  dath  Albert 
Finkhe,  Florian  Kowall,  Märten  Bück  vnd 
Felix  Moller,  toegern  dusses  breues,  vns  ein  tydl- 
langk  mith  obrem  gespele  der  gigen  gedienet,  vnd  dal 
se  sich  in  demsuluen  denste,  vnnd  susle,  vprichtich 
vnd  ehrlich  geholden  hebben,  syn  ock  mit  willen  vnd 
verloff  affgescheiden.  Bidden  hyrumme  alle  vud  eynen 
idern  besondern,  dar  vorbenoemede  gesellen  ankomen, 
ohne  gunst,  furderung  vnnd  guden  willen,  wor  ohn 
des  noeth  vnd  behoff  werth  syn,  willen  ertoegen  vnd 
se  ehres  weges  passeren  taten,  dat  verdenen  vnd  ver- 
sculden  wy  vmb  eynen  idern  nha  geboer  willich  gerne. 
Tho  orkunde  hebben  wy  dussen  breff  mit  vnserm  vnder 
angedruktenn  Signetenn  williken  doen  besegelen,  de 
gegeuen  vnnd  geschreuen  is  Sonnavendes  nha  Jubilate 
im  iare  nha  Christi,  unsers  Icuen  hern  vnd  salichmakers 
gebort  veffteinhundert  acht  vnd  druhtich.) 


8 


Dass  geislliche  Schauspiele  hier  vor  der  Reformation 
linier  gemeinsamer  Mitwirkung  des  Domcapitels  und  des 
Ralhes  aufgeführt  wurden,  beweisen  zwei  Bekanntmachun- 
gen des  Rathes,  deren  Concepte  neuerlich  aufgefunden 
sind.  Sie  sind  leider  ohne  Jahrzahl,  die  Handschrift  weiset 
sie  aber  auf  den  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  hin.  Man 
sieht  daraus,  dass  „das  Leiden  Christi"  aufgeführt  werden 
sollte,  in  der  stillen  Woche,  in  Stunden,  wo  die  Andacht 
der  Bürger  nicht  dadurch  gestört  wurde,  mehrere  Tage 
hinter  einander.  Der  Schauplatz  ist  nicht  angegeben,  ob 
die  Domkirche  oder  der  Markt;  die  Personen  werden  nur 
als  die  Regierer  des  Spiels  bezeichnet.  Die  Kosten  waren 
nicht  unbedeutend,  und  musslen  wiederholt  in  den  Kirch- 
spielen von  den  vom  Ralhe  und  Capitel  authorisirten 
Personen  eingesammelt  werden,  wie  die  beiden  hier 
folgenden  Aktenstücke  besagen. 


Gode  dem  almechtigen  to  loue,  deme  lidende 
vnnsses  Heren  Ihesu  Christi  to  eren  vnde  werdicheit, 
de  herten  der  minschen  to  innicheit  lo  reytzende  vnde 
vunne  salicheid  willen  dei'  zelen,  sint  de  werdigen 
Heren  Deken  vnde  Capittel  vnde  de  ersamen  Rad  desser 
stad  ouer  eingekomen,  dat  men  in  desser  tokamenden 
stillen  weken  schal  speien  dat  lidenl  vnsers  Heren.  Vnde 
wenle  men  ein  sodante  mit  temeliker  geborliker  tzyrheit 
vnde  anderen  nottrofligen  saken  moet  Vorsorgen,  dal 
denne  de  regirer  dessuluen  speles  nicht  sunder  vramer 
lüde  hulpe  vnde  milder  handrekinge  konen  schigken 
vnde  vlrichten,   also  hefft  en  de  ersame  Rad  na  begere 


9 

des  Capittels,  also  se  des  samplliken  zinnens  geworden, 
geghuiinet,  dat  men  dar  to  van  desser  stad  borgeren 
vnde  inwoneren  dorch  itlike  persone  geisllik  vnde 
werdlik,  van  deme  werdigen  capittel  vnde  erliken  Rade 
sunderges  dartho  gevoget,  schal  bidden:  alzo  begeret 
de  erlike  Rad,  wen  siilke  vorbenante  persone  desser 
sake  haluen  lo  den  borgeren  vnde  inwoneren  werden 
komen,  dat  sik  ein  iewelk  na  syner  mogelicheit  mit 
gudliker  handrekinge,  forderinge  vnde  guden  willen 
bewise  vp  dat  sodane  milde  wergke  to  salicheit  der 
zelen  vpgenomen,  deste  erliker  alze  wol  geborlik  is, 
vthgerichted  werden  mögen  vnd  wente  de  heren  des 
Capittels  vnde  de  Rad  willen  dar  op  sulke  vorsenicheid 
vnde  achtinghe  hebben,  dat  solk  geld,  alse  dare  to 
wert  gegeuen,  anders  nergen  den  to  der  vorgevorden 
sake  vnde  schigkinge  schal  gekeret  vnde  vtegeuen 
werden. 


D. 

Alse  eer  verkündiget  is,  dat  men  dat  lident  Christi, 
vnses  salichmakers,  wert  speiende,  so  sin  de  werdigen 
heren  Deken  vnde  Capittel  mit  sampt  den  ersamen 
vorordneten  Hern  E.  E.  Rades  desser  stad  deshaluen 
ouereengekomen ,  dat  men  sodane  erbenannte  speldal- 
linghe,  der  geliken  amme  Mandage  vnde  dinxedage 
negestkomende  to  XII  in  der  docken  na  der  maltyd 
schal  anheuen,  der  vort  volgende  vnde  to  lengerende 
vnde  kortende,  alse  de  Staltenisse  des  speles  wert 
eschen,  so  dat  man  de  vormiddage  möge  in  Codes 
denste  in  den    kerken    gewondlike  ovinge   hebben  mit 


10 


singende  vnde  lesende,  vnde  de  leigen  erer  handelinge, 
wo  des  enen  ieweliken  wis  vnde  gelegenheit  lo  donde 
is,  mögen  werden. 

Vnde  alse  denne  etlike  prestere  vnde  leigen  gevoget 
weren  in  de  veer  kerspele,  vromer  lüde  hulpe  vnde 
liandrekinge  lo  vullenbringinge  des  erbenanlen  speles 
to  uorsokende,  vnde  ift  nu  iemand  were,  de  sik  des 
wenle  herlo  vorsumel  liedde,  den  sin  innicheit  bewoge 
dor  noch  wat  an  to  kerende,  so  scholen  desuluen 
preslere  vnde  leigen  in  den  kerspelen,  der  se  geleket 
weren  to  biddende,  en  islik  dallingh  in  siner  kerken 
stan  vnde  gewärden,  ift  en  forder  wes  to  der  vor- 
screuen  nut  möge  wedderuaren,  dat  denne  to  deme 
erbenanten  speie  vnde  anders  nergene  to  schal  denen. 


Von  dem  Inhalte  der  Vorstellung  und  dem  Verfahren 
bei  derselben  wissen  wir  leider  nichts  Näheres.  In  Frank- 
reich führten  Pariser  Bürger  schon  im  Jahre  1398  ein 
Mysterium  über  die  Leidensgeschichte  des  Heilandes  auf 
und  erhielten  vielen  Beifall  und  vom  Konige  Charles  VI 
einen  Freiheitsbrief,  wodurch  sie  als  eine  Passions -Brüder- 
schaft patentirt  wurden.  Das  von  ihnen  erbaute  Theater 
ward  die  Wiege  des  französischen  Dramas.  Sie  blieben 
ihres  Ursprungs  so  getreu  eingedenk,  dass  sie  bei  Erbauung 
eines  neuen  Theaters  im  Hotel  des  Herzogs  von  Burgund 
in  dem  Schilde  über  der  Thür  ein  Kreuz  und  die  Passions- 
Instrumente  einhauen  Hessen.  In  England  wurde  1556  am 
Frohnleichnamstage  ein  Schauspiel  über  das  Leiden  Christi 


11 


in   Grey  Friars    zu  London    vor    dem   Lord-Mayor,   dem 
Geheimen  Rathe  und  den  Grossen  des  Reichs  aufgeführt*). 

Besonders  beliebt  und  sehr  alt  war  aber  das  Myste- 
rium vom  Leiden  Christi  in  Deutschland.  Eine  Tegernseer 
Handschrift  zu  München  aus  dem  dreizehnten  Jahrhundert 
hat  uns  ein  solches  erhalten,  welches  aus  lateinischen, 
aber  auch  deutschen  Versen  und  Gesangstücken  besteht, 
und  also  vermuthlich  in  jener  Gegend  gespielt  wurde,  in 
welcher  die  Aufführung  jener  Mysterien  sich  bei  den 
Landleuten  noch  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat. 
In  vielen  DiOcesen  wurde  die  Theilnahme  an  Schauspielen 
den  Geistlichen  verboten,  doch  scheint  die  Lust  an  den- 
selben in  den  letzten  Jahrzehenden  vor  der  Kirchenrefor- 
mation sehr  aufgelebt  zu  sein.  Von  Frankfurt  a.  M.  wissen 
wir,  dass  Passionsspiele  1467,  68,  98  und  1526,  letzteres 
dessen  schriftliche  Anordnung  uns  erhalten  ist,  unter  Mit- 
wirkung von  265  Personen,  aufgeführt  wurden. 

Eigentliche  Schauspieler  in  Hamburg  weiss  ich  jedoch 
nicht  vor  dem  Jahre  1590  nachzuweisen,  aus  welchem 
sich  das  folgende  Supplicat  erhalten  hat: 

Erenaclitbar  vnd  wol weiser,  grossgebietender  Her 
Burgemeister.  Negst  erbietunge  vnser  vnderthänigen 
dienstwilligkeit  ist  hiemit  an  Euwer  achtbar  weissheitt 
vnser  dienstfleissige  Bitt,  E.  achtb.  W.  vnss  gonstig- 
lichen  erleuben  zu  lassen  und  gestatten  wöll,  hieselbsten 
wie  in  anderen  stedten,  flecken  vnd  freiheiten,  ob 
etlichen  historien  vnd  parabelen  vnd  sonslen  nach 
aussweisung  deren  dauon  bei  vnss  habenden  Charten 


*J    J.  P.  Collier^  Annais  of  the  Stage. 


12 


oder  tafeln  ein  öffentlich  cammerspiel  anzuschlahen 
vnd  zu  halten,  damitt  wir  einen  geringen  zehrpfennung 
zu  vnserer  nottorftigen  vnderhaltung  gewinnen  mögen 
vnd  also  mit  ehren  von  hierauss  an  andere  orter 
vortan  desto  leichter  vnss  begeben  vnd  vberkommen 
können.  Daranne  beweisen  E.  achtb.  W.  ein  besonder 
stucke  werckes  der  waren  christlichen  religion,  welches 
der  AUmechtige  in  gnaden  erkennen  wirt.  Vnd  wir 
thun  vnss  dessen  also  getrosten  mit  erwartunge  er- 
spriesslicher  antwurt  oder  beschaidt  vnd  empfehhmge 
zum  Allerhöchsten.  Datum  anno  Domini  1590  den 
17.  Äugusti. 

Euwer  achtbaren  weissheiten 

in  vnderthanigkeit  dienstwillige 

Melinss  Unkraudt  von  Harlingen 
Henrich  Ducat  von  Calcar. 
Herman  Wolff  sst. 

In  dorso: 

Dem  ehrenachtbareh    vnd   wol weisen    heren  Joachim   van 

Campe,  burgermeisteren  der  Stadt  Hamburg,  vnseren  gross- 

gebietenden  heren. 


Diese  Schauspieler  waren  also  Holländer,  bei  denen 
die  Rederyker  (Rhetoriker),  den  deutschen  Meistersängern 
entsprechend,  seit  langer  Zeit  Gelegenheitsgedichte  impro- 
visirt  und  Schauspiele  aufgeführt  hatten.  Wurden  letz  lere 
in  Häusern  vorgestellt,  so  nannte  man  sie  Cammerspiele. 
Die  Charten  oder  Tafeln,  von  denen  jene  sprachen,  waren 


13 


wohl  nicht  so  sehr  Texte  als  Schemate  ihrer  Stücke,  nach 
denen  sie  das  Fehlende  improvisirten.  Worin  der  Unterschied 
der  Parabeln  und  Historien  bestand,  weiss  ich  nicht  mit  Be- 
stimmtheit zu  erläutern.  Vermuthlich  sind  Parabeln,  was  in 
andern  Sprachen  Moralities  genannt  wird.  Erbaulichen 
Inhalts  müssen  doch  die  aufzuführenden  Stücke  gewesen 
sein,  wenn  der  Rath  durch  deren  Gestattung  ein  „besonder 
stucke  Werkes  der  wahren  christlichen  Religion"  üben 
sollte.  Es  sind  in  Holland  neuerlich  viele  Untersuchungen 
über  die  Rederyken  und  alten  Schauspiele  aufgestellt; 
vermuthlich  werden  wir  durch  dieselben  auch  über  die 
vorliegende  Frage  belehrt  werden. 

Erheblicher  möchte  es  für  die  Geschichte  des  Theaters 
sein,  über  einen  verwandten  Gegenstand  Auskunft  zu 
erhallen,  über  welchen  ich  vergebens  nachgesucht  habe: 
ich  meine  die  englischen  Comödianten,  welche  um 
das  Jahr  1600  durch  Deutschland  umhergezogen  sind. 
Man  weiss  nicht,  ob  sie  in  englischer  Sprache  spielten, 
oder  ob  sie  Werke  englischer  Schauspieldichter  in  deutscher 
Sprache  aufführten.  Sollte  das  Erstere  der  Fall  gewesen 
sein,  so  müssten  sie  vorzüglich  auf  Hamburg,  wo  die 
tn^i^ch^n  Merchant  Adventur er s  etablirt  waren,  gerechnet 
haben.  Doch  auch  wenn  die  Stücke  deutsch  gespielt 
wurden,  müssen  wir  sie  in  Hamburg  suchen.  Im  Jahr 
1620  erschien  ein  Band,  betietelt:  „Englische  Comedien 
und  Tragödien,  von  den  Engelländern  in  Deutschland  an 
Königlichen,  Chur-  und  Fürstlichen  Höfen,  auch  in  vor- 
nehmen Reichs-  See-  und  Handelsstädten  agirt."  Unter 
diesen  ist  doch  wohl  Hamburg  zu  suchen.  Auch  einige 
Stücke  Shakspeare's  waren  um  diese  Zeit  in  Deutschland 
bekannt    und    nachgeahmt.      Wohl    möglich    also,    dass 


14 


König  Friedrich  von  Böhmen,  z«  dessen  Vcrmählungsfesle 
Shakspcare  den  Miltsommernachtslraum  gedichtet  hatte,  der 
vor  ihm  im  Jahre  1600  in  London  anfgefidirt  wnrde, 
seine  späteren  Unfälle  einige  Angenblicke  bei  der  allen 
deutschen  Nachahmung  der  Handwerker  -  ComOdie  aus 
jenem  Schauspiele  durch  Daniel  Schwentus  (vor  der 
bekannten  Bearbeitung  des  Gryphius  unter  dem  Titel 
„Peter  Squenz")  vergass,  als  er  im  Jahr  1620  zu  Hamburg 
in  dem  Englischen  Hause  verweilte.  Jener  Band  englischer 
ComOdien  gefiel  so  sehr,  dass  er  nach  zehn  Jahren  wieder 
aufgelegt  wurde. 


ab  Ißotlmfn, 


JJas  sechszehnte  Jahrhundert  giebt  uns  Kunde  von 
herumziehenden  Komödianten  -  Truppen  in  Deutschland,  die 
unter  Anführung  eines  Principals  sich  als  Volksbelustiger 
hinstellten.  Alle  Namen  dieser  Leute  sind  nicht  genau  zu 
ermitteln,  doch  befand  sich  unter  ihnen:  Sonnenhammer, 
Treu,  Paul  u.  A.  m. 

1630 
war  in  Hamburg  von  jungen  Privatleuten  eine  öffentliche 
Aufführung,  betitelt,  „  Irenaromachia.^^  Nach  allen  alten 
Chroniken  ist  vor  dieser  ersten  Aufführung  noch  keine 
Bande  hier  gewesen,  wie  sich  aus  dem  Raths- Protokolle 
späterer  Jahre  ergiebt.  Demnach  haben  also  die  eben 
angeführten  Principale  unser  gutes  Hamburg  noch  nicht 
heimgesucht  und  die  Kunst  oder  Afterkunst  blieb  der  Pflege 
der  Dilettanten  unterworfen.  Unsere  Vorfahren  fanden 
Geschmack  an  dergleichen  Belustigungen  und  begnügten 
sich  damit  viele  Jahre. 

1049. 

Folgende  Notizen  finden  sich  in  dem  Raths -Prolokolle: 
„d.  30.  Aug.   Brüsselsche    commedianten   suchen   Freiheit 

zu  agiren. 

Wirt  abgeschlagen." 

„d.  24.  Sept.  Commedianten  suchen  permission. 

Wirt  abgeschlagen.'' 

2 


18 


„(1.  31.  Oct.  Oberalten  beschweren  sich,  dass  die  Come- 
dianten  14  ß  von  der  Person  nehmen ,  so  da 
sitzen  wollen:  es  sein  gar  zu  viel.  Die 
Armen  pflegen  auch  davon  zu  bekommen. 
Vnd  wenn  de  Commedianten  zu  spielen  er- 
laubett  wird,  pfläge  es  zuvor  mitt  den  Ober- 
alten communicire  zu  werden." 

1660 

ward  erst  unter  Prinzipal  Pandsen  das  erste  scenische 
Schauspiel  aufgeführt. 

Diese  erste  Bande  hatte  auf  dem  grossen  neuen 
Markt  in  einer  kleinen  Bude  die  Vorstellungen  eröffnet. 
Die  guten  Altväter  konnten  aber  kein  Behagen  an  dieser 
Gaukelei  finden  und  so  ward  ihnen  der  Aufenthalt  nur 
kurze  Zeit  gestattet. 

1669 

spielte  Principal  Veit  he  im  zuerst  in  Hamburg,  aber  auch 
nur  wenige  Wochen,  denn  der  Geschmack  an  derlei  Schau- 
stellungen war  noch  nicht  geweckt.  Der  Schauspieler 
fühlte  sich  hier  auch  nicht  heimisch,  denn  die  Bürger 
achteten  ihn  dem  Schinderknechte  gleich  und  fürchteten 
seinen  Umgang. 

1669. 

In  diesem  Jahre  haben  sich  keine  eigentliche  Principale 
hier  sehen  lassen,  doch  ist  dieses  die  Zeit,  wo  man  in  und 
um  Hamburg  anfing,  viele  Komödien  zu  schreiben,  z.  B. 
erschien  im  Druck;  „Polinte,  oder  die  klägliche  Hochzeit, 
d.  i.  einer  Trauergeschichte  zwischen  etlichen  Liebhabern, 
darin  der  Liebe  Unglückseligkeit  und  des  Fati  oder  Geschicks 


19 


wunderbare  Wirkung  spielweise  vorgestellt  wird,  beschrieben 
von  J.  J.  Beckchen,  d.  R.  B.  und  kaiserlichen  edelgekrönten 
Poeten."  Auffallend  ist  es,  dass  schon  in  diesem  Jahr- 
hundert Männer  aus  dem  geistlichen  Stande  in  Hamburgs 
Gebiet  sich  mit  Verfertigung  von  Schauspielen  befassten, 
z.  B.  Johann  Koch,  ein  geborner  Hamburger,  Prediger 
zu  Geesthacht,  schrieb  unter  vielen  anderen  Komödien,  einen 
deutsch  und  lateinischen  Elias.  —  Michel  Johannsen, 
Prediger  in  Bergedorf,  schrieb  ein  geistliches  Trauerspiel 
von  Kain. 

lOTO  —  1670. 

In  diesen  Jahren  fanden  sich  in  und  um  Hamburg 
kleine  Rotten  von  Menschen  ein,  welche  ihre  mit  lebendigen 
und  leblosen  Maschinen  darzustellende  Machwerke  dem 
Publikum  schaustellten.  Für  dergleichen  Leute  wurden 
Buden  aufgeschlagen,  und  die  beliebtesten  Plätze  dafür 
waren :  Pferdemarkt,  Anschariusmarkt  und  grosser  Neumarkt. 
Die  Marionettenspiele  waren  vorzüglich  ein  Lieblingsver 
gnügen  der  Zuschauer.  Der  grössere  Theil  der  vornehmen 
Classe  wünschte  ein  eigenes  Gebäude  für  derlei  Schauspiel- 
Vorstellungen. 

16TT. 

Gerhard  Schott,  später  Rathsherr,  ein  wirklich 
eifriger  Freund  und  Beförderer  der  Wissenschaften  und 
Künste,  vereinigte  sich  mit  einigen  Musikfreunden  (dem 
Licentiaten  Lütgens  und  dem  Organisten  zu  St.  Katharinen, 
Rei nicke),  und  baute  ein  auf  Grundhauer  liegendes 
Opernhaus  auf  dem  Gänsemarkte  an  der  Aislerseite.  Schott 
besoldete  eine  eigene  Truppe  und  sein  Unternehmen  fand 
Anklang. 

2  * 


20 


107§ 

ward  die  erste  Oper  in  Hamburg  aufgeführt,  das  Sing- 
spiel „Adam  und  Eva",  die  den  kaiserlichen  gekrönten 
l*oeten  Richter  zum  Verfasser  hatte.  Es  muss  damals 
eben  nicht  schwer  gewesen  sein,  zu  einer  kaiserlichen 
Dichterkrone  zu  gelangen.  Dies  zu  beweisen,  ziehe  ich 
nur  eine  Stelle  aus  diesem  Singspiele  aus.  Es  heisst 
daselbst  im  dritten  Auftritt: 

Adain. 

„  —  Das  ist  die  Frucht  die  Gott  verbot. 

Kva. 

„Ich  ass  sie  traun  und  bin  doch  nicht  todt! 
„Iss  nur  mein  Herzchen,  sie  schadet  dir  nicht, 
„Iss  nur,  sie  stärket  das  blöde  Gesicht. 
„Glaube,  sie  wird  uns  noch  geben 
„Ein  himmlisches  Leben. 

Adam* 

„Der  Schmack  ist  gut!  und  mein,  wer  brachte 
„Mein  Kind  dazu,  dass  sie  sich  machte 
„An  diesen  edlen  Baum? 

Clva. 

„Die  Schlange! 

Adam. 

„0,  ach,  wie  wird  mir  bange!" 

, ,  Unter  den  Opern -Dichtern  waren  die  Namen:  Mathe- 
son,  (starb  als  englischer  Legalionsrath  und  testirte 
44,000  ^  zu  einem  Orgelbau  in  der  Michaeliskirche,) 
König,  ^Imenhorst  und  Richter  beliebt. 

Zu  den  besten  Komponisten  gehörten:  Keyser,Theil, 
Kunze,  Bronner,  Grunewald  und  der  engagirte 
Kapellmeister  Konsser. 


21 

Das  in  Sold  stehende  Personal  lässt  sich  nicht  genau 
angeben,  doch  finden  sich  die  Namen  einiger  beliebten 
Sängerinnen  vor,  als  Mariane  Pirker,  Madame  Keys  er 
und  Dem.  Konradini. 

Die  Oper  hielt  sich  lange  in  der  Gunst  der  Hamburger 
und  nach  einigen  Ausflügen  in  benachbarte  Städte,  kehrte 
die  Truppe  immer  bald  zurück. 

10§1. 

Der  Franzose  Regnard  berichtet  in  seiner  Reise- 
beschreibung, über  Sehenswürdigkeiten  in  Hamburg: 

„Les   Optras   n'y  sont  pas  mal  reprösent^s;  j'y  ai 
trouv^  celui  d*Alceste  tres  beau." 
(Wahrscheinlich  hat  später  Gluck  dasselbe  Sujet  durch 
seine  Komposition  der  Vergessenheit  entzogen.) 

16§§. 

Unter  vielen  Banden,  die  abwechselnd  kurze  Zeit  hier 
verweilten,  kam  in  diesem  Jahr  wieder  die  Veltheim'sche, 
chursächsischer  Komödianten  und  spielte  auf  dem  An- 
schariusmarkte  in  einer  Bude. 

1699 

finden  wir  abermals  die  Veit  heimische  Bande  hier.  Bei 
dieser  Truppe  ereignete  sich  der  erste  Zwist  zwischen 
den  Geistlichen  und  Komödianten.  Veltheim's  Courtisane, 
Dem.  Schernitzky,  ward  von  den  Hamburger  Predigern 
das  Abendmahl  verweigert.  —  In  einem  Lande,  wie  Deutsch- 
land, wo  man  den  Schauspieler  noch  immer  für  halb 
unehrlich  hielt  und  mit  dem  Bannfluche  belegte,  konnte 
diese  Handlungsweise  keine  Sensation  erregen. 


22 


1093 

Übertrug  Schott  die  Directionsführung,  der  geringen  Thei- 
nahme  nnd  der  vielen  Inlriguen  wegen,  an  die  Herren 
Kremberg  und  den  Kapellmeister  Konsser. 

1694 

schrieb  Prediger  Elmenhorst  zu  Ehren  des  Theaters  ein 
„Draniatologiam."  —  Welch  ein  Kontrast  zu  der  Handlungs- 
weise nur  zwei  Jahre  früher.  Da  die  obigen  Unternehmer 
der  Oper  ihre  Rechnung  nicht  fanden,  so  legten  sie  die 
Direction  nieder. 

1696 

führte  der  Erbauer  des  Hauses,  Herr  Schott,  die  Direktion 
wieder  für  eigene  Rechnung. 

169$ 

wurde  auf  dem  grossen  Neumarkl  in  einer  kleinen  Bude 
ein  „mathematisches  Kunstbild"  ausgestellt,  welches  redete. 

1699 

trat  Schott  die  Direction  dem  Dr.  M.  Kordes  und  dem 
Organisten  der  heil.  Geistkirche  Er  o  hu  er,  ab. 


Bis  hieher  sind  die  Notizen,  die  ich  sammeln  konnte, 
nur  Bruchstücke.  Erhebliches  ist  in  keiner  Chronik  auf- 
zufinden, und  sollen  diese  vorgemerkten  Jahre  ja  auch  nur 
als  Vorläufer  betrachtet  werden.  Mit  dem  Anfange  des 
achtzehnten  Jahrhunderts,  werden  die  Ereignisse,  insofern 
sie  interessant  sind,  von  Jahr  zu  Jahr  verfolgt. 


spielt  die  Veltheim'sche  Truppe  im  holländischen  Oxhoft. 
Es  war  damals  noch  der  Brauch,  dass  die  Schauspieler- 
Truppen  dem  Senat  der  Stadt  jährlich  eine  Benefiz- 
Vorstellung  unter  dem  Namen  Rathskomödie,  zur  schuldigen 
Danksagung  gaben.  Der  Senat  pflegte  dann  in  corpore 
zu  erscheinen  und  den  Schauspielern  ein  Geschenk  zu 
machen. 

(Wäre  diese  Sitte  jetzt  noch,  so  würden  die  meisten 
Schauspieler  statt  aller  Geschenke,  um  eine  Heimath 
bitten.) 

f    Den   26.    May   starb    der   Eigen  thümer   des   Opern- 
hauses, Gerhard  Schott. 

Kordes  und  Bronn  er  legen  die  Direction  nieder 
und  zwei  hamburger  Bürger,  Otto  Klaussen  und  Meyer 
pachten  das  Theaterwerk.  Die  Führung  des  Geschäftes 
war  nicht  der  Art,  dass  an  ein  Bestehen  zu  denken  war, 
denn  nie  hat  und  nie  wird  ein  Bürger  etwas  von  der 
Führung  eines  Theaters  verstehen. 

1703 

übernahm  die  W^«  Schott  die  Leitung  selbst,  jedoch 
auch  nur  auf  kurze  Zeit.    Die  Herren  K  eis  er  und  Drüsike 


26 


übernahmen  die  Pachtung.  Auch  diese  Unternehmer  halten 
nur  zu  bald  ihr  Müthchen  gekühlt,  denn  von  ihnen  über- 
nahm Monza  die  Führung,  unter  dessen  Direction  denn 
auch  die  deutsche  Oper  gänzlich  aufhörte. 

1704. 

In  dieser  Zeit  wurden  viele  Opern  komponirt.  Be- 
sonders war  zu  Hamburg  F.  G.  Hunold,  den  man  unter 
dem  Namen  Menatus  kennt,  so  fruchtbar  an  Opern,  dass 
er  sich  ganz  davon  ernährte. 

1705 

waren  auf  dem  EUernsteinweg  Marionettenspieler,  die 
grossen  Zulauf  hatten. 

Bei  der  Oper  wirkte  Mattheson. 

1706 

sorgen  Komödianten-  und  Gaukler -Banden  für  die  Unter- 
haltung des  grossen  Haufens,  durch  ihre  verschiedenartigen 
Productionen  in  kleinen  Buden  auf  dem  grossen  Neumarkte. 

1707 

kam  die  Direktion  der  Oper  an  Herrn  Hinrich  Sauer- 
berg. —  So  gross  in  frühern  Jahren  die  Lust  für  die 
Oper  beim  Publikum  war,  so  sehr  hatte  sie  doch  bei  den 
späteren  Führern  abgenommen. 

ITOS 

fing  Sauerberg  an,  wieder  gute  Geschäfte  zu  machen. 
Zwei  gute  Sängerinnen,  die  Madame  Dehling  und 
Demoiselle  Wiese  fanden  grossen  Beifall. 


27 


1709 

spielte   Principal   Lorenz   hier.      Folgender   Theaterzettel 
aus  diesem  Jahre  ist  nicht  uninteressant: 

Heute  als  am  14.  November 

Werden  die  Sächsisch -HoehteulscheComoedianlen  zum  erstenmahl 

vorstellen,  eine  gantz  neue  wohlsehenswürdige  Haupt -Äction, 

genannt 

lürtt- Streit  trer  tH^rli^bten 

Oder 

Die  um  den  Jungfern -Krantz  selbst -streitende 
Printzessin. 

Kurzer  Summarischer  Inhalt. 

Act  I. 

Der  König  von  Greta  nachdem  er  die  Thracier  überwunden, 
wird  auf  einen  Triumph  -  Wagen,  so  von  nackenden  Sclaven  gezogen 
wird,  öffentlich  eingeholet.  Verspricht  deswegen  denen  Göttern 
ein  ewig -brennend  Feuer  anzuzünden. 

Act  II. 

Der  Fürst  von  Negroponto,  will  seine  Printzessin  Dorimene, 
mit  Gonsens  des  Königs  an  den  Printzen  von  Cypern  vermehlen, 
weil  aber  die  Printzessin  anderwerls  verliebt,  bittet  sie  dass  ihre 
Wahl  auff  ein  Ritterliches  Gefecht  möge  gestellet  werden.  Sie 
aber  verkleidet  sich  heimlich  in  Manns -Kleidern  entweder  ihren 
Liebsten  Orontes  zu  gewinnen  oder  ihr  Leben  zu  verlieren. 

Act  III. 

Der  Printz  von  Gypern,  nachdem  er  auff"  der  See  den  Orontes 
das  Leben  errettet,  vermag  ihn  dahin  an  statt  seiner  den  Welt- 
Streit  um  den  Jungfern -Kranlz  mit  anzutreten,  welcher  auch  den 
Sieg  erhält.  Weil  er  aber  nachgehends  als  des  Königs  Sohn  er- 
kandt  wird,  überlässt  ihn  der  Printz  von  Cypern  die  Braut  frey- 


28 


willig,  liierbei  wird  ein  Ballet  von  4  Rillern  gehalten,  auch   ist 
diese  Haupt-Action  mit  lustiger  Harlequins-Kurlzweil  angefüllet. 

Nach  der  Endigung  der  ersten  Haupt-Action  soll  beschliessen 
eine  lustige  Nach-Conioedie,  genannt  Mj'Msprit  Wrancois 
oder  der  Frantzösische  Oeist. 


Der  Schau -Platz  ist  auf  dem  grossen  Neuen -Markt,  und  wird 
mit  dem  Glockenschlag  5  CJhr  das  Theatrum  geüfFenel,  werden 
sich  also  die  Liebhaber  um  4  Uhr  einstellen. 


1710. 

Dieses  Jahr  ist,  wenn  auch  nicht  gerade  für  die 
Hamburger  Buhnengeschichte  interessant,  doch  für  das 
deutsche  Theater  und  dessen  Jünger  bemerkenswerlh. 

Zwei  neue  Prinzipale  tauchen  auf,  die  Herren  Denn  er 
und  Spiegelberg.  Beide  Gesellschaften  spielten  bald 
vereinigt,  bald  für  sich.  Zuletzt  blieb  die  Spiegelbergische 
allein  übrig. 

Bei  dieser  Gelegenheit  muss  ich  einer  Anekdote  er- 
wähnen, die  in  damaliger  Zeit  grosse  Sensation  erregte. 
In  den  Fasten  dieses  Jahres  zur  Zeit  der  heftigsten  Kälte, 
wollte  die  Spiegelbergische  Gesellschaft  von  Kopenhagen, 
wo  sie  jetzt  spielte,  vier  Meilen  über's  Eis  auf  Schlitten 
nach  einem  Jahrmarkte  gehen,  der  mit  dem  Kieler  Umschlag 
einige  Aehnlichkeit  haben  soll.  Der  Führer,  durch  den 
Schnee  geblendet,  verfehlte  den  Weg,  so  dass  sie,  nachdem 
sie  den  ganzen  Tag  auf  dem  Eis  zugebracht  hatten,  statt 
gerade  hinüber  zu  kommen,  des  Abends  spät,  seitwärts 
Kopenhagen  wieder  anlandeten.  Alle  Männer,  die  zu  Fusse 
gingen  und  deren  Stiefel  vom  Schnee  durchfressen  wurden, 
blieben  unversehrt.  Den  Frauenzimmern  aber  erfroren 
sämmtlich   die  Füsse.     Der  Demoiselle  Denn  er   mussten 


29 


an  beiden  Füssen  die  grossen  Zehen  abgelost  werden,  so 
dass  sie  erst  wieder  im  Angust  in  der  braunschweiger 
Messe  und  auch  hier  nur  sitzend  agiren  konnte. 

1711. 

Die  beliebteste  Sängerin  der  hamb.  Oper,  Demoiselle 
Konradini  (die  schöne  Konradini  genannt),  vermählte 
sich  mit  dem  Grafen  Gruzewska  und  ging  nach  Berlin. 
Ihr  Verlust  war  für  die  Direction  ein  herber  Schlag,  und 
nur  Mad.  Keys  er  gelang  es,  ihr  Andenken  weniger 
fühlbar  zu  machen. 

171». 

machte  der  Kastrat  Kampioli  grosses  Glück  in  der  neuen 
Oper  „Die  hamburger  Schlachtzeit,"  obgleich  die  Oper 
selbst  den  grössten  Unwillen  hervorrief.  Da  mir  ein  Zettel 
dieser  ersten  Aufführung  vorliegt,  so  theile  ich  ihn 
hier  mit. 

Heute  den  26,  September 

wird  auffgeführt 

Die  Hamburg-er  ISchlaclitzeit 

oder 

der  misslungene  Betrug 

in  einem  Singe-Spiel 

auf  dem 

ttavnburgischen  ISchaw  Platae. 

flerfonm: 

In  dem  Prologo. 

Die  Opera Madem.  Monjo,  die  Jüngere. 

Die  Poesie Madem.  Monjo^  die  Äeltere. 


30 


Die  Musik Madcm.  Reinikin. 

Die  Malerei Madem.  Kayserin. 

Das  Ballet Monsr.  Möhring. 

In  der  Opera. 

Lc  Marquis  de  Carabas Mons.  Campioli. 

Constanline Madame  Polone. 

Ehren  hold Monsr.  Petersen. 

Wohlgemut h,  dessen  Ehefrau Madem.  Reinikin. 

Miranda,  deren  all.  Tochter Madem.  Monjo.,  die  Jüngere. 

Dorinde,  die  jüngste  Tochter Madem.  Kayserin. 

Fedele,  deren  Bruder Monsr.  Riemschneider ^  senr. 

G re tj e,  eine  Lülje -Maid Madame  Kayserin. 

Jucunda Madem.  Monjo,  die  Aeltere. 

Pomponius Monsr.  Cahn. 

Simplicio Monsr.  Möhring. 

Abraham,  ein  Jude "Monsr.RiemenschneiderJunr. 

Martin,  der  Haus -Knecht Monsr.  Westerholz. 

Neelss,  ein  Ochsen -Händler Monsr.  Scheffel. 

Lisetta,  der  Constantine 

Kammermädchen..  Madem.  Sellie. 

Amoroso,  ein  junger  Mensch Monsr.  Rose. 

Peter,  ein  Bedienter  im Rathskeller.  Monsr.  Vogel. 

In  dem  Prolog^o. 

Der  Platz  vor  dem  Opera -Hause  (am  Gänsemarkl),  welches 
im  Prospect  zeigt. 

In  der  1.  Handlung. 

Der  Pferde  -  Markt. 
In  der  9.  Handlung. 

Ein  Saal. 
In  der  3.  Handlung. 

Der  Raths -Keller. 


31 


In  der  4.  Handlung. 

Der  Hopfen -Markt. 
In  der  5.  Handlung. 

Eine  grosse  Diele,  so  zu  dem  Schlacht -FesUn  zubereitet. 

Die  Malerei  ist  von  Signor  Fäbris. 

In  dem  Prologe. 

Entree  der  Poesie,  des  Ballets  und  der  Malerei. 

In  der  1.  Handlung. 

Entrie  von  zwei  Ochsenhändlern,  zweien  Bürgern  und  ihren  Frauen. 

In  der  9,  Handlung. 

Die  Eifersucht,  von  zwei  Bauern  und  einer  Bäuerin. 

In  der  3.  Handlung. 

Entrk  von  Bödger -Jungen,  Dienst -Mägden  und  Nachtwächtern. 

In  der  4.  Handlung. 

Entrie  von  Fischer-Jungen  und  Höcker  -  Deerens. 

In  der  5.  Handlung. 

Von  Schlachter -Jungen,  und  Wurst -Macherinnen. 

Eine  Pantzen- Klopferin Md.  Buchhöfer. 

Die  Composition  der  Musik  ist  von  dem  Herrn  Kapellmeister 
Reinhard  Keyser,  und  zwar  dessen  I07te  Opera. 
Die  Poesie  ist  von  J.  P.  Praetorius. 
Die  Ballette  sind  von  Monsr.  Baptiste. 
Anfang  5i  Uhr. 


Die  Obrigkeit  liess  nach  der  mit  grossem  Beifalle 
aufgenommenen  ersten  Vorstellung  die  Wiederholung  unter- 
sagen, und  wurden  die  bereits  angeschlagenen  Zettel  von 
Gerichtsdienern  abgerissen. 

Die  Bemühungen  der  Poesie  mögen  nun  in  einigen  Proben 
für  sich,  und  für  die  Maassregeln  der  Obrigkeit  sprechen. 


32 


€rfte  gaitlilung. 
Erster  Auftritt. 

(Der  Pferde -Markt  mit  verschieilenen»  Rindvieh  angefüllet.) 

Xhrenhoid,  J^eelss,  JfKarten, 

Eihrenhold. 

Aria. 
Ein  Kluger  mnss  am  frühen  Morgen, 
Schon  für  den  späten  Abend  sorgen, 
Sonst  wird  sein  Thun  den  Krebs -Gang  gehn. 
Die  Sachen  bei  Schilling  und  Dreiling  zu  kaufen, 
Und  täglich  nach  dem  Schrank  zu  laufen. 
Zeigt  bald,  dass  wir  die  Wirthschaft  nicht  verstehn. 

CDa  Capo  3 
Die  Schlachtzeit  ist  vorhanden. 
Und  mancher  Wirth  hat  schon  ein  Beest  erstanden. 
Doch  hab  ich  es,  mit  Fleiss,  bis  hieher  ausgestellt, 
Weil  sich  jetzund  das  Fleisch  im  Pöckel  besser  häU. 

Märten. 
Schoor,  seeht  doch  her! 
Dat  iss  een  gaadlich  Deerd. 

dhrenhold. 
Der  Ochse  stehet  mir  nicht  übel  an, 
Ich  werde  sehn,  ob  ich  ihn  nicht  erhandeln  kann. 
Glück  zu,  mein  Freund. 

Weelss. 
Fromsyss ! 
Eihrenhold. 

Was  fordert  Ihr? 
Für  dieses  Thier? 

JSTeelss. 
Man  veerlig  Koopmanns-Daaler  Schoor! 

Eihrenhold. 
(Der  Kerl  ist  wohl  ein  Thor.) 
Stehn  Euch  die  zwanzig  an? 


33 


]¥eelss. 

Mit  eenem  VVoord! 
De  acht  im  dortig. 

Ehrenhold. 
Nein,  ich  gehe  fort. 
Marien. 
Wat  will  jy  wider  lopen? 
Jy  mögt  ju  doch  'nen  Juten  koopen. 

Xeelss. 
't  is  so  een  staatlich  Beest! 

£hrenhold. 
Ihr  fordert  allzustark. 

IXTeelss. 
Schoor!  söss  und  söstig  Mark 
Syn  twee  un  dortig  Koopmanns  -  Daaler, 
Dat  is  keen  Geld  för  ju. 

£hrenhold. 
Soll  es  bei  dreissig  bleiben? 
]¥eel88. 
't  geihl  myner  Truw  nich  an,  gävt  my  de  een  un  dortig. 

SIhrenhold. 

Nicht  einen  Schilling  mehr,  als  dreissig;  wollt  ihr  nicht, 
So  gebt  mir  alsofort  Bericht! 

JVeelss. 
Nu  Glück  darmel. 

£hrenhold. 
So  ist  der  Handel  fertig: 
Lasst  ihn  nur  gleich  auf  meinen  Namen  schreiben, 
Brauch  ich  denselben  auch  zu  nennen? 

Weels. 
O  nee!  Wo  schall'ck  den  Herrn  nich  kennen? 

£hrenhold. 
(Der  Preis  geht  an,  und  wenn  das  Talg  mich  nicht  betrügt, 
Bin  ich  vergnügt.) 

3 


34      , 

IVeelss. 

Schoor,  syd  gebeden 

Hier  in  dal  Wyn-Huus  in  to  Ireden 

Een  SchUickschen  Biller -Wyn  bekümml  ju,  iip  den  Neewel 

Wich  owel.  (Gehen  ab  ) 

Das  wäre  denn  soweit  ganz  harmlos;  nun  aber  treten 
nach  und  nach  junge  Damen  auf,  die  hier  mitten  unter 
dem  Rindviehe  ihre  Rendez -vous  halten.  Grelje,  eine 
Lülje-Maid  lernt  von  ihnen  dabei  und  schildert  die 
Frauen  folgendermaassen : 

—  See  dörfl  nich  vor  de  Köcke  sorgen, 

ün  slaapt  den  heelen  Morgen. 

Klock  leine  slaht  se  up,  Klock  elffe  drinkl  se  Thee, 

Klock  tvölffe  syn  se  iipgeflegen, 

Un  wenn  se  afgespyst,  kumml  de  Caffee; 

Klock  five  fahr  se  na  der  Opera, 

Klock  neegen 

To  Gasl,  «n  na  der  Assemblde, 

Um  Middernacht,  wennt  Speelen  uul 

Fahrt  se  lo  Huus  un  legt  sick  up  de  Snuul. 

Die  verheirathete  Mad.  Wohlgemuth  führt  nun  den 
Marquis  Carabas  als  ihren  Galan  ein,  den  sie  eben  neu 
gekleidet,  bei  welcher  Gelegenheit  sie  bemerkt: 

Der  Kramer  sehe  zu,  wie  er  die  Zahlung  kriegl; 
Mein  Mann  bekümmre  sich,  genug!  ich  bin  vergnügl. 

Der  Herr  Marquis  begehrt  nun  noch  „kahle  tausend 
Mark,"  die  ihm  ebenfalls  zugesagt  werden.    Madame  meint: 

Die  Forderung  ist  ziemlich  stark, 

Doch  bin  ich  nicht  geschickt,  ihm  elwas  zu  versagen, 

Mein  Mann  mag  sich  mit  Grillen  plagen.  — 

(zu  ihm)  Sie  sein  ihm  denn  geschenkl, 

Im  Fall  er  fleissig  denkt, 

In  meinen  Arm  sie  wieder  abzutragen. 


35 


A  r  i  a. 
Nur  einen  zu  lieben  und  theuer  zu  schätzen, 
Nur  einen  zu  küssen,  giebl  wenig  Ergetzen, 
Der  Wechsel  im  Lieben  vergnüget  allein. 
In  deiner  Umarmung  vergeh  ich  für  Freuden, 
(Doch  mag  ich  auch  noch  andre  leiden. 
Je  mehr,  je  besser  wird  es  sein.) 

CGeht  ab) 

Am  Schlüsse  dieser  Handlung  erfreuen  uns  sämmtliche 
Personen  mit  einem  Rundgesange,  von  dem  der  erste,  im 
Chor  gesungene  Vers  genügen  möge: 

Die  Hörner  sind  heut  zu  Tage  gemein; 

Man  kann  sie  nicht  allein  im  Stall 

Und  auf  dem  Pferde  -  Markte  kaufen, 

O  nein!  wir  sehen  überall 

Ein  zweigebeintes  Hornvieh  laufen. 

Der  Ausspruch  trifft  noch  richtig  ein: 

Die  Hörner  sind  heut  zu  Tage  gemein. 

An  einer  späteren  Stelle  singt  die  Lütje-Maid  Gretje 
folgende  Aria: 

Deerens,  as  see  Jungfern  heelen, 
Stellt  sick  frahm  und  ehrbar  an. 
Fründlich  sprecken,  höfflich  gröten. 
Lal  see  sick  nich  licht  verdreelen, 
Awers  hefft  see  erst  een'  Mann, 
0  —  da  könnt  see  anners  pypen; 
Wät'  am  na  dem  Kopp  lo  grypen. 
Dat  he  sick  nich  redden  kann. 

In  diesem  Tone,  und  in  noch  bei  weitem  schlimmeren 
geht  es  fort;  doch  werden  diese  Proben  genugsam  für  das 
Verbot  sprechen,  obwohl  Mattheson  meint,  die  Handlung 
habe  doch  ihres  Gleichen,  und  diese  Strenge  hätte  mit 
gleichem  Rechte  mehrere  frühere  Opern  aus  jener  Zeit 
treffen  müssen. 

3  * 


36 


1713. 

Die  Geschäfte  der  Oper  unter  Saiicrberg  gingen 
noch  immer  ziemlich  gut,  nur  wurden  seine  Verpflichtungen 
dadurch  erschwert,  dass  er  an  Sonn  -  und  Feiertagen  keine 
Vorstellungen  geben  durfte. 

1714 

gab  der  Marionetten -Principal  Drolage  mit  seiner  stummen 
Truppe  auf  dem  Anschariusmarkte  Vorstellungen. 

Eine  KomOdiantenbande  unter  Piincipal  Querges 
giebt  auf  dem  grossen  Neumarkte  Vorstellungen. 

1715. 

Gottfried  Prehauser,  ein  in  ganz  Deutschland 
berühmter  Hanswurst,  begann  seine  theatralische  Laufbahn. 

In  diesem  Jahr  erregten  zwei  berühmte  Schauspieler, 
die  Herren  Gründler  und  Tilly  die  Aufmerksamkeit 
Deutschlands. 

1710 
lebte  der  beste Pantalon,  Johann  Leinhaas.    Er  warder 
grösste  Komiker  seiner  Zeit  und  der  Vater  aller  Pantalone. 

In  einer  Bude  auf  dem  grossen  Neumarkt,  spielt 
Principal  Beck,  der  nebenbei  auch  Hanswurst  und  Zahn- 
arzt war. 

1717. 

Hamburg  wurde  in  diesem  Jahre  von  vielen  kleinen 
Banden  heimgesucht,  die  kaum  hier  angekommen,  auch 
schon  wieder  verschwanden.  Nur  zwei  Principale,  die 
Herren  Querges  und  Spillerbeil  habe  ich  aus  dem 
Actenstaub  herausgefunden,  wofür  ich  nach  eigener  Ueber- 
zeugung  aber  keinen  Ruhm  erwerben  werde. 


37 


1718. 

Sauerberg,  der  seit  eilf  Jahren  das  lecke  Operii- 
schiff  vor  Sturm  und  Klippen  glücklich  wahrte,  hat  nun 
beschlossen,  den  Hafen  der  Ruhe  zu  suchen. 

Die  Direction  übernimmt  Herr  J.  G.  Gumprec-ht. 

1719. 

Nach  langer  Zwischenzeit  kam  die  sächsische  Komö- 
dianten-Truppe unter  Prinzipal  Veitheim  wieder  nach 
Hamburg  und  gab  in  einer  grossen  Bude  auf  dem  Neumarkt 
Vorstellungen,  die  grossen  Zulauf  hatten. 

1790 

war    der    grosse    Konrad    Eckhof    in    Hamburg.      Ein 

Ereigniss,  gross  genug,  um  den  Inhalt  eines  ganzen  Jahres 

auszufüllen. 

17!»1 

spielte  Veitheim  zum  letzten  Male  in  Hamburg.  Die 
Königl.  polnischen  und  churfürstl.  sächsischen  Hof- Komö- 
dianten spielten  auf  dem  grossen  Neumarkte. 

1799 

trat  Gumprecht  von  seiner  Pachtung  zurück  und  die 
Direction  kam  an  die  Herren: 

Konferenzrath  v.  Ahlefeld, 

Graf  Otto  Karl  v.  Kallenberg, 

dem  engl.  Gesandten  Cyrill  v.  Wich, 

F.  C.  von  Wedderkop, 

und  S.  Desmercieres. 

1793. 

Mehrere  hamburger  Künstler  und  Gelehrte  nahmen  sich 
jetzt  der  Oper  an,  z.B.  Müller,  Mattheson  u.  Telemann. 


38 


Die  obigen  llnlernehmer  standen  mit  den  ersten 
Familien  in  genauer  Verbindung  und  interessirten  diese  für 
das  vaterstädtische  Singspiel.  Der  Vergleich,  den  der 
jetzige  Vorstand  mit  Herrn  Gump recht  geschlossen,  ging 
auf  6  Jahre,  zerriss  aber  schon  in  diesem  Jahr  und  ausser 
Herrn  v.  Ahlefeld,  zogen  sich  die  andern  Herren  diplo- 
matisch aus  der  Affaire. 

1794 

erscheinen  Hoch-  Ftirstl,  Würtembergische  Komödianten 
auf  eine  kurze  Zeit. 

Im  Juni  spielten  auch  die  Wiener-  Hochdeutschen 
Kaiserl.  Hof  -  Komödianten.  Der  Schauplatz  war:  voran 
auf  der   neuen  Walls trasse ,    in    der  grossen  Pforte. 

Die  Denn  er-  und  Spiegelbergische  Truppe  spielte 
hier  im  August  in  der  Fuhlentwiete,  dem  Bremer  Schlüssel 
gegenüber  in  einem  Privathause. 

17«5 

erschien  die  Förstersche  auserlesene  und  gewiss  remar- 
quable  hochdeutsche  Comödianlen-Compagnie.  Folgender 
Zettel  wird  als  eine  willkommene  Beigabe  betrachtet 
werden: 

Mit  gnädiger  Bewilligung  Einer  Hohen  Obrigkeit  werden 
heute ^  Dienstag^  als  am  19.  Junüj 

^uf  UteUr    tJorncl)men    ^e0fl)ren 
Die  allhier  anwesende  Hoch-Teutsche 

COmOEDIAMTEllI 

Allen    <;nrieusen    Liebhabern    Teutsch- Theatralischer    Piecen    auf 

einem  ganlz  neuen  Theatro,   mit  galanten  Kleidungen   und  Aus- 

zienmgen,  unter  einer  angenehmen  Inslrnmental-Music  untermischten 

Arien,  Balletten  und  Täntzen,  aufführen. 


39 


Eine  Torlfeff liehe  und  recht  sehens- würdige  Haupt -Action, 
BetietuU: 

pu  in  trm  ^^rljaoffe  Ufer  WoUnfi  nti'i^UU  Starke 

Oder 

Simson  und  Daelila^ 

Mit 

•Mrlequin,  einem  lustigen  Jfäger,  JULocheeit'JBitter 

und  intere*sirten  Muppler. 

Inhalt: 

Tugenden  und  Lasier  sind  die  Regleiter  des  Menschlichen 
Lebens,  doch  mit  diesem  Unterschied,  dass,  da  jene  uns  ein  Pharus 
sind,  welcher  uns  zur  Wohlfahrt  führet,  diese  im  Gegentheil  auf 
dem  grossen  Welt -Meer  zu  Syrenen  werden,  deren  Schmeicheleien, 
wie  lieblich  sie  auch  scheinen,  denen  bezauberlen  Ohren  einen 
gantz  gewissen  Weg  zu  ihrem  unvermeidlichen  Verderben  eröffnen. 
Die  Wahrheit  des  letztem  bestätliget  in  seiner  unglückseeligen 
Person  der  Israelitische  Hercules,  oder,  damit  wir  ihn  bey  seinen 
rechten  Nahmen  nennen,  Simson  ä  Israel.  Die  gantz  ungemeine 
und  fast  übernatürliche  Qualitaelen  dieses  Helden,  setzten  ihn 
sowohl  bei  seiner  eigenen  Nation,  als  auch  bei  den  angränlzenden 
Phüistern  in  solches  Ansehen,  dass  auch  die  blosse  Benennung 
seines  Nahmens  schon  capable  war,  einem  jeden,  der  ihn  sähe,  eine 
sonderbare  Ehrerbietigkeit  zu  inspiriren.  Hätte  nun  dieser  Simson 
in  denen  Schranken  der  Tugend,  den  Wandel  seines  Lebens  geführt, 
so  würde  er  das  Schloss  seiner  Glückseeligkeiten  auf  Marmor  und 
Diamant  gegründet  haben;  weil  er  aber  auf  die  Thorheit  der 
Wollust  verfiel,  und  nicht  glaubte  quod  sub  hac  herba  anguis 
laieret^  so  wusste  er  das  Labyrinth  seines  Untergangs  mit  eignen 
Händen  zu  bauen.  Die  Historie  davon  ist  jedermann  bekannt,  weil 
sie  aber  ihren  Circumslantiis  nach,  mehr  Well-  als  Geistl.  ist,  so 
haben   wir  uns  Theatralische  Freyheit  genommen,   die  Serieusile 


40 


der  Materie  mit  ein  und  anderer  Lustbarkeit  zu  produciren,  wovon 
der  Augenschein  hofrentlicli  das  gesuchte  Contentcmenl  geben  wird. 

Präsenlationes: 

1.  Simsons  Löwen  Kampf. 

2.  Des  erlegten  Löwens  Aas,  in  welchen  ein  Bienen  -  Schwärm 
und  Honig  gefunden  wird. 

3.  Wie  Simson,  vermittelst  zusammen  gebundenen  Füchsen,  das 
Korn  der  Philister  in  Brand  geslecket. 

4.  Die  Niederlage  der  Philister  durch  einen  Esels -Kinnbacken, 
aus  welchem  Wasser  springt. 

5.  Wie  Simson  die  beyden  Thiiren  an  dem  Stadt -Thor  zu  Gasa 
aushebet  und  davon  trägt. 

6.  Simson's  dreyfache  Stärck- Proben. 

7.  Dagons  Tempel,  welcher  einfällt,  und  alle  darinnen  befindliche 
Philister,  nebst  dem  Simson,  erschlägt. 

Ballette   und   Täntze. 
Solche  werden  im  Werke  selbst  zu  sehen  seyn. 
Nach  Endigung   der  Haupt -Action,    soll   eine   extra   lustige 
Nach-Comoedie  den  Beschluss  machen. 


Der  Schau -Platz  ist  in  der  Fuhlen-Twiete,  neben  dem  Bremer- 
Schlüssel  über,  in  der  grossen  Comödien-Bude,  nnd  wird  präcise 
um  5  Uhr  angefangen.  Der  beste  Platz  gilt  1  Mark,  der  andere 
Platz  8  Schilling,  und  der  letzte  Platz  4  Schilling. 


1796 

spielte  Principal  Hofmann  mit  seiner  Truppe  in  der 
Fuhlentwiete.  Sie  hatten  den  ersten  Schauspieler  von 
Bedeutung:  Kohlhardt  bei  sich. 

Den  15.  März  d.  J.  kaufte  sich  Herr  v.  Ahlefeld, 
der  seit  zwei  Jahren  allein  am  Ruder  übrig  geblieben, 
von  seinem  Contraet  los  und  die  Schott'schen  Erben, 
Gumprecht  und  Frau  übernahmen  die  Direction  der  Oper. 


41 


17^7 

übernahm  der  engl.  Gesandte  C.  v.  Wich  die  Oberaufsicht 
der  Direction  des  Opernhauses.  Es  hatten  sich  100  Sub- 
scribenten  zu  einem  Zuschuss  von  25  Thaler  ä  Person 
verpflichtet,  um  die  Oper  aufrecht  zu  erhalten. 

(Solche  Leute  hätten  wir  1846  auch  gebrauchen  können.) 

17Ä8 

kam  die  Neuberin  zum  ersten  Male  mit  ihrer  Truppe 
nach  Hamburg  und  spielte  in  der  neustädter  Fuhlentwiete. 
Unter  ihrem  Personal  befand  sich  der  berühmte  Kohlhardt 
und  die  Herren  Koch  und  Schönemann. 

Den  Direktions  -  Scepter  der  Oper  legte  Herr  v.  Wich 
nieder  und  durch  den  Abgang  der  Demoiselle  Monjo, 
einer  beliebten  Sängerin  und  des  Herrn  Riemschneider, 
eines  gefeierten  Sängers,  ward  das  Unternehmen  auf  einige 
Zeit  ganz  eingestellt. 

1799 
kam  die  Neuberin  zurück.    Bei  ihr  debutirte  Herr  Schröter. 
Die   Direktion    des    Opernhauses    übernahm   jetzt    die 
erste  Sängerin  Mad.  Kayser  und  begann   am  10.  October 
die  Vorstellungen. 

1730 
debutirte   bei   der  Neuberin  Herr  Schönemann;  auch 
finden   wir   unter   dem   Personal   die    Herren   Koch   und 
Suppig.    Die  Truppe  reiste  bald  wieder  ab   und   machte 
einer  andern  Platz. 

1731 

kam  die  Hoffmann'sche  Truppe  zurück  und  spielte  in 
der  neust.  Fuhlentwiete. 

Die  Oper  ruhte  wieder  auf  einige  Zeit. 


42 


1739 

spielte  die  Neuberin  auf  dem  grossen  Neumarkt  und 
machte  gute  Geschäfte. 

1733 

spielte  die  Ferdinand  Mü Herrsche  Truppe  in  der 
neust.  Fuhlentwiele. 

1734 

kam  Principal  Friese  mit  seiner  Truppe  und  hatte  viele 
gute  Schauspieler  bei  sich.  Das  Publikum  zeigte  rege 
Theilnahme,  weshalb  Friese  über  acht  Wochen  hier 
bestehen  konnte.    Nachfolgend  ein  Zettel  aus  dieser  Zeit: 

Vor   einem   Hoch -Edlen    und   Hoch -Weisen 
Mag^istrat 

turr  toät  nrih  "Prlt - berüi)mten  ^tabt  ^amb ur0 

wollen  zur  schuldigsten  Dancksaguns;  für  die  genossene  Gnade, 

einen  sehenswürdigen  musikalischen  Prologuni 

genannt: 

Oder: 

der  sich  mit  seinen  Jflusen  auf  dem  Berge  Parnasso 

za  Danic  bereitender 


Apollo. 


Nebst  einer  Staats-  und  Haupt -Aclion,  und  zwar  in  Poesie, 

betitull: 

JMer  bis  in  den  Vod  getreue,   begtändiffe,  und 

vor    das    Vaterland    streitend'    und    sterbende 

CATO 

aufführen, 
Die  allhie  anwesende  Hoch-Teutsche  Comödianlen. 


43 


Praesenlationes  sind  folgende: 
Erstlich  wird  sich  eine  überaus  sehenswürdige,  dem  Hohen 
Magistrat  zu  Ehren,  aufgerichtete  Ehren -Pforte  zeigen,  mit  schönen 
Architecturen  und  Statuen  gezierel,  neralich  an  der  einen  Seite 
die  Stärke,  und  an  der  andern  die  Tapferkeit:  Oben  auf  der 
Fronte -Spitze  die  Hoffnung  und  die  Gedult.  In  der  Mitte  des 
Portals  wird  mau  das  Hamburger  Wapen,  von  2  Löwen  gehalten, 
ilkiminirt  sehen.  Unter  dem  mittelsten  Bogen  wird  man  der 
beyden  präsidirenden  Herrn  Bürgermeistern,  und  an  den  beiden 
Seiten  unter  die  kleinen  Schwibbogen  wird  man  der  andern  beyden 
Herrn  Bürgermeistern  Magnif.  Magnif.  Magnif.  Magnificenzes,  von 
4  Engeln  in  Händen  haltende,  und  in  einander  geschlungene  Namen 
sehen,  welche  aus  Trompeten  blasen,  die  Worte:  Vivat,  Vivat. 

Bei  Eröffnung  des  Theatro  wird  man  6  illuminirte  Pyramiden, 
mit  überaus  artigen  Devisen,  in  Augenschein  nehmen:  auf  der  einen 
findet  sich  die  See -Fahrt  mit  vielen  Schiffen,  mit  der  Unterschrift, 
Pacem  fert  secum.  Auf  der  andern  das  Hamburgische  Rath-Hauss, 
darunter:  Recidit  quod  accipit.  Die  nechstfolgende,  auf  der  einen  eine 
Landschaft  mit  Sonnen  -  Schein  und  Regen,  und  der  Unterschrift: 
Benedictio  coeli  düat.  Auf  der  andern  einen  Lust-Garten  mit  einer 
darin  aufgerichteten  mit  Lorbeerzweigen  bewundenenSeule,  darunter, 
Utrumque.  Auf  den  2  letzleren  Pyramiden  sind  folgende  Devisen:  Auf 
der  einen  eine  Fonraine,  mit  der  Unterschrift:  Clara  aqua^  und  auf 
der  andern  ein  Küssen,  worauf  ein  Buch  lieget,  darunter:  VerbumDei. 
2)  Wird  sich  der  Berg  Pernassus  praesentiren,  worauf  der 
Apollo  mit  seiner  Chitarre,  und  an  jeder  Seite  3  Musen  sitzen  hat. 
Zur  Rechten  sitzet  die  Liebe  mit  zwei  Kindern,  zur  Linken  sieht 
man  die  Gerechtigkeit.  Oben  sieht  man  Jupiter  im  Gewölke  auf  einen 
schwarzen  Adler.  Welche  insgesamt  unter  Trompeten-  und  Pauken- 
Schall,  unter  einer  angenehmen  Music,  folgenden  Prologum  singen. 

Aria. 
Apollo.     Ihr  blitzende  Wolken,  ach  zieht  euch  zurücke, 

Nach  Rasen  und  Stürmen,  schickt  freudige  Blick>e, 

Durch  Fackeln,  die  den  Frieden  leuchten. 

Und  unsrc  Mauern  stets  erreichten. 

Die  müssen  uns  immer  und  ewig  verbleiben. 


44 


Auf,  auf,  ihr  Musen  auf, 

Vollfüliret  euren  Lauf, 

Wir  wollen  uns  ewig  in  Deniulh  verschreiben. 

Da  Capo. 
Recitativ. 

0  du  beglückle  Sladt,  du  Republic  auf  Erden, 

Kein  schon're  kan  ja  nicht  in  Teutschland  funden  werden, 

Was  deine  Mauren  hegt 

An  Weisheil  und  Regieren, 

An  See -Fahrt,  HandelsschafTl, 

An  Geist-  und  Welllichem,  und  was  du  in  dir  hast, 

Isl  alles  rühmenswerlh. 

Auch  die  Milice  die  dich  und  deinen  Wall  berühren, 

Der  Stab  auch  den  du  hast,  wirds  Regiment  wohl  fuhren, 

Zu  deiner  Sicherheit. 

Drum  lebe  Hamburg  wohl  mit  Fried  und  Freud  beglücket. 

Die  edle  Bürgerschafü  gehorsam  sich  auch  schicket. 

Die  werden  auch  die  Treu,  die  sie  einmal  geschworen. 

Nun  halten  fesliglich,  weil  sie  dazu  erkohren. 

Drum  rufle  ja  mit  mir  du  werthe  BürgerschalR, 

Es  grüne  Hamburg  stets,  Vivat,  Vivat,  Vival. 

Aria. 

Die  Liebe.    Die  Liebe  muss  hier  Iriumphiren, 

Weil  sie  Ruh  und  Ehre  zieren, 

Durch  der  Bürger  treue  Brust, 

Ihre  treu -gesinnte  Liebe. 

Sucht  durch  Fleiss  bemühte  Triebe, 

Nichts  als  Friede,  Ruh  und  Lust. 

Da  Capo. 
Recitativ. 

Die  Weisen,  die  uns  schützen  immer, 

Setzt  Jahre  über  Jahren  zu. 

Und  lass  der  Himmel  sie  doch  nimmer 

Erlangen  Nolh,  Gefahr  Unruh, 

Damit  sie  ihren  Unterthanen, 

Den  Weg  zur  Treue  bahnen. 

Auf  allen  ihren  Stegen, 


45 


Da  wünschet  man  aus  Lieb, 

Ihn'n  nichts  als  lauter  Segen. 

Man  wartet  schon  mit  eifrigem  Verlangen, 

Wie  man  doch  in  der  That, 

Den  hohen  Magistrat, 

Mag  jederzeit  mit  Danckbahrkeit  umfangen. 

Ja  selbst  die  Liebe  neigt  in  ünterthänigkeit 

Ihr  Haupt, 

Und  spricht  es  werd'  der  Weisen  Ruhm, 

Von  allen  ausgebreit. 

Aria. 

Justitia.    Was  kan  schöners  funden  werden, 
Als  das  Jus  auf  dieser  Erden, 
Hamburg  triumphirt  damit: 
Denn  da  straffl  man  nach  Gesetzen, 
Ohn's  Gewissen  zu  verletzten, 
Drum  wohl  Hamburg  leb  beglückt. 

Da  Capo. 
Recitativ. 

0  du  Wohl -Weiser  Rath,  du  Einigkeit  der  Erden, 

Es  muss  ja  unter  dir 

Des  Hamburgs  Ruhm  und  Zier, 

Die  Bürgerschafft, 

Niehmalen  uneins  werden. 

Wann  sie  in  ihrer  Nolh,  zu  dir  o  Magistrat 

Sich  wenden,  finden  sie  auch  würcklich  Rath  und  That. 

Denn  die  Gerechtigkeit  muss  hier  gehandhabt  werden, 

So  lange  Hamburg  steht,  so  lange  bleibt  der  Erden. 

Ich  wünsch  mit  vieler  Pflicht,  den  hohen  Magistrat, 

Und  ruf  das  Vivat  hoch. 

Lang  leb  in  Ruh  und  Fried,  dass  euch  kein  Feind  nicht  schad. 

Denn  kan  die  Handelung  mit  Freuden  sich  ausbreiten, 

Die  See -Fahrt  gehet  gut, 

Man  darf  mit  keinem  Bluth, 

Die  Sicherheit  zuvörderst  erst  erstreiten. 


46 


Ich  setze  noch  dazu, 

Leb  Hamburg  stets  in  Ruh, 

Der  Himmel  wolle  dich  doch  jederzeit  begleiten. 

Aria. 

Jupiter  auf   Herrsche  glücklich,  herrsche  lange 
dem  Adler.    Hamburgenser  Magistrat, 

Lass  den  Himmel  dir  nur  geben, 
Die  Gesundheil,  langes  Leben, 
Drum  so  rufft  man  in  der  Thal, 
Herrsche  glücklich,  herrsche  lange 
Hamburgenser  Magistrat. 

Da  Capo. 
Recitativ. 

Getreues  Volk,  Ihr  teutschen  Hamburgenser, 

Der  Weisen  Rath  und  unerschrockner  Muth 

Macht,  dass  sich  aller  Wuth 

Von  Euch  entfernt. 

Denn  der  ist  eu'r  Defenser. 

Das  macht,  dass  Hamburg  jetzt  florirt 

Mit  Palmen  ausgeziert. 

Und  einen  steten  Frieden  hegt, 

Dass  Jedermann  mit  Lust  und  Freuden  sich  bewegt. 

Drum  ruffet  Vivat  aus  mit  Macht, 

Lang  leb  die  Bürgerschaffl, 

Die  in  der  Republic  und  künfFlig  kommen  mag. 

Lebt  wohl,  und  lebt  vergnügt, 

Der  Himmel  geh  euch  stets  den  Sieg, 

Damit  ihr  allzumahl 

Könnts  wagen. 

Und  sagen: 

Die  Weisheit  schützt  uns  fest,  in  diesem  Freuden -Thal. 

ApoUo^  die  Liehe^  Justitia  und  Jupiter. 

Aria. 
Lass  Hamburg  gedeyen, 
Lass  Hamburg  sich  freuen, 


47 


Das  Hamburg  niuss  grünen, 

Wann  wir  es  bedienen.  :/: 

So  kan  es  ausbreiten  von  Seiten  zu  Seiten, 

So  kan  es  wohl  werden  auch  ohne  Beschwerden. 


Den  Beschluss  macht  ein  lustiges  Nach -Spiel  genannt 
Die  kostbare  liäclierlichkeit. 


1735 

kam  die  Neuberin  zurück  und  spielte  vom  18.  April  bis 
15.  December.  Für  die  damaligen  Verhältnisse  eine  sehr 
lange  Zeit.  Als  sich  aber  das  Glück  von  ihr  wandte,  und 
niedrige  Possen,  Uebertreibungen ,  Operngekreisch  dem 
regelmässigen  Wesen,  der  Hanswurst  der  Buden  sogar 
ihrem  sittigeren  vorgezogen  wurden,  da  verleitete  sie  ein 
gerechter  Unwille,  ihre  Vorwürfe  laut  werden  zu  lassen, 
weshalb  ihr  die  Hamburger  das  Prädicat  „einer  undank- 
baren stolzen  Frau"  dafür  gaben.  Sogar  auf  dem  letzten 
Zettel  vor  ihrer  Abreise  machte  sie  dieser  Empfindlichkeit 
Luft,  wofür  denn  auch  diese  letzte  Vorstellung  vom  Rathe 
verboten  wurde.    Der  Zettel,  der  vor  mir  liegt,  lautet. 

„Allen  denen, 
die  uns  oft  und  gern  gesehen  haben,    . 
die  uns  nicht  haben  sehen  können, 
die  uns  nicht  haben  sehen  dürfen,  und 
die  uns  nicht  haben  sehen  wollen, 
zu  Ehren  und  schuldigster  Dankbarkeit  etc.  ein  Vorspiel,  genannt: 
„Die  Umstände  der  Schauspielkunst  in  allen  vier  Jahreszeiten."  etc. 

Das  Denkwürdigste  aus  diesem  Theaterjahr,  ist  das 
hier  zuerst  gegebene  Trauerspiel  von  G.  Behrmann, 
„Tinioleoii,  der  Bürs^erireiiiid,*^  welches  grossen 
Beifall  fand. 


48 


1730 

spielte  (lieBeck'sche  Truppe,  (die  nachmalige  Was  ersehe.) 

1737 
musste  die  Oper  aus  Mangel  an  Unterstützung  den  Sommer 
«aufhören. 

Bartholomäus  Monza  und  dessen  Tochter  Mari 
brachten  die  Direction  an  sich. 

Die  N  e  u  b  e  r  i  n  kam  als  Hochfürstl.  Schleswigsche  Hof- 
Truppe  nach  Hamburg  und  spielte  in  der  neust.  Fuhlentwiete. 

Auf    dem    grossen    Neumarkt     lockten     französische 
Marionettenspieler  viele  Zuschauer  in  ihre  Bude. 

173S 

legte  Monza  die  Direction  nieder  und  die  Neuberin 
spielte  zum  ersten  Male  im  Opernhause  auf  dem  Gänse- 
markt.   Bei  ihr  debutirte  Herr  Hejderich. 

Principal  Lorenz   mit   der  hochfürstl.  weimar'schen 
Hof- Truppe.    Folgender  Zettel  datirt  von  daher: 

Mit  hoher  Obrigkeitlicher  Bewilligung 

Werden  heute  Montags  den  27,  January  1738 

Die  Hochrürstl.  Weinaarische 

Hof-Comoediaiiteii 

denen  respective  Liebhabern  teiitscher  Theatralischer  Schau -Spiele 

Eine  sehenswürdige  Staats -Action  vorstellen, 

Genannt: 

Der  auf  eine  seltsame  Art  triumphirende 

Tamerlan 

Oder: 


49 


Bey  der  Person 

Des  von  dem  Oipffel  des  Olücks  in  den  Abgrund 

der  Verzweiffelungf  gestürzten 

Ba;jazeth, 

Vorher  sehr  stolzen  endlich  aber  gedehmühtigten  Türkischen  Kaisers 

oder 

Per  uiHbiidje  ^rknuiit. 

Averlissement. 

Nichts  ist  wohl  in  der  Welt  unbeständiger  als  das  unbe- 
ständige Glück  selbst,  weil  es  öfters  gantz  unvermuthet  aus  einem 
Fürsten  einen  Sklaven  und  aus  einem  Bauren  einen  Edelmann 
machet;  Und  wer  heute  Kronen  trägt,  kan  öffters  des  morgenden 
Tages  nicht  eines  Pfennigs  Herr  seyn,  dieweil  sich  niemand  vor 
seinem  Ende  glücklich  preisen  kan. 

Eben   dieser  Worte  erinnerte  sich  ehemahlen  der  von  dem 

König    der  Perser   gefangene    und  zum  Holtz  Stoss    verdammte 

Lydier  König  Crösus,  dass  Solon  auf  Befragen :  Wer  wohl  auf  der 

Welt  der  Glückseligste  wäre?    die  Wahrheit  geredel,  wenn  er 

gesprochen : 

Nemo  ante  Obitum  beatus. 

Eben  ein  gleiches  siebet  man  an  dem  heute  in  unserer  Action 
vorkommenden  Bajazeth,  der  sich  gleichsam  gantz  hochmüthig 
einen  Herrn  der  Welt  nennete;  allein  ehe  ers  sich  versähe,  wurde 
er  aus  einem  so  grossen  Kayser  ein  Sclave,  ja  noch  weniger  als 
ein  Sclave  des  Tamerlans,  indem  er  auf  Befehl  desselben  in  einen 
eisernen  Kefig  mit  Ketten  geschlossen  zur  Schau  herumgeführet 
wurde,  worin  er  sich  denn  endlich  aus  Verzweifelung  getrieben 
den  stoltzen  Schedel  eingestossen. 

Und  dieses  ist  der  Grund,  worauf  unsere  heutige  Action 
beruhet. 

Was  aber  den  Tamerlan  betrift,  so  werden  seine  barbarische 
Thaten,  so  viel  es  der  Schauplatz  zulassen  will,  heute  einigermaassen 
vorstellig  gemacht  werden,  welcher  wegen  seiner  Grausamkeit,  da 

4 


50 


er  gleichsam  (wie  Allila)  eine  Blut -Feilsche  und  Züchtiger  der 
Tyrannen  genennel,  als  ein  Tyranne  selbst  seinen  Lohn  empfangen, 
indem  er  von  seinen  Anhängern  bald  aus  dem  Wege  geräumt 
worden. 

Die  Liebes -Intriguen  zwischen  ßajazeth  und  seiner  verlassenen 
Braut  Maecha,  die  ihm  als  ein  Narre  verkleidet  bis  in  das  Lager 
des  Tamerlans  unerkannt  gefolget,  werden  die  Pie^e  adouciren; 
weil  auf  diese  Weise  ein  Frauenzimmer  vor  heute  eine  luslige 
Person  vorstellet,  daher  auch  die  Comoedie  betitult  worden: 

Der  weibliche  Harlequin. 

Den  Beschluss  macht  ein  lustiges  Nach -Spiel. 


Die  Person  giebt  auf  dem  ersten  Platze  1  Mark  L.,  auf  dem 
mittlem  8  Schillinge,  und  auf  dem  letzten  Platze  4  Schillinge. 

Der  Anfang  ist  um  5  Uhr,  in  Hamburg  in   der  Fulen-Twiel 
im  Comoedien- Hause. 

nWohunn  Friedrich  JLorent». 


1739 

spielte    die  Neuberin   wieder   im    Opernhause.     Der  Lt. 
Bostel  sucht  die  welsche  Oper  wieder  einzuführen. 

Karl  von  Eckenberg,  genannt  der  starke  Mann, 
kündigt  sich  als  Seiltänzer,  Voltigirer  und  Luftspringer  an; 
doch  gab  er  auch  Schauspiele.  Seine  Bude  war  in  der 
Fuhlentwiete. 

1T40 

ward  die  italienische  Oper  unter  Mingotti  eröffnet.    Die 
besten  MitgUeder  waren: 

Md.  Franzeska  Kazzoni^   Kastrat  Giacomo  Zaghini^    G.  A. 

Cesari  und  Mariane  Pircher. 
Die  MüUer'sche  Truppe  spielte  in  der  neust.  Fuhlen- 
twiete und 


51 


1741 

im  Openihause  auf  dem  Gänsemarkl.  Dieses  Haus  war 
damals  von  der  zerrütteten  deutschen  Operngesellschafl 
und  von  der  Neuberin  aus  Mangel  an  Theilnahme  ge- 
räumt worden. 

Dieses  Jahr  ist  reich  an  wandernden  Truppen. 

Stoll,  Principal  der  Hessen -Casselschen  Hofakteurs 
gab  „extraordinaire  lustige  Aktiones." 

Eine  holländische  Truppe  gab  unter  grossem  Zulauf 
Vorstellungen  in  der  Fuhlentwiete.  Eine  französische 
Truppe  spielte  auf  dem  grossen  Neumarkt. 

Die  MüUer'sche  Truppe  wurde  von  der  Schöne- 
mann'sehen  abgelöst,  welche  auch  im  Opernhause  spielte. 
Unter  den  Mitghedern  finden  wir: 

Eckhof ^  Md.  Schröder  und  Äckermann, 

174» 

spielte  die  Truppe  der  Madame  Schröder  im  Opernhause. 

Mitglieder:  die  Herren  Ackermann^  Starke^  Uhlig^  Koch^  Schubert 
und  Heyderich;  die  Damen  Rudulphi^  Tumlerin  und  Wesler. 

1743 

trat  eine  lange  Pause  bei  der  italienischen  Oper  ein,  bis 
Ende  October  Pietro  Mingotti,  ein  Bruder  des  Direktors, 
mit  einer  starken  Gesellschaft  hinzukam. 

Mitglieder:  Rosa  Kosta^  Giovanna  Stella^  Angiolina  Romanik 
Regina  Yalentina^  Filippo  Finazzi^  Francesco  Avigoni^  Gine^ 
vra  Magagnoli^  Kaiini,,  Paul  Skalabrini^  Kapellmeister. 

Rosa  Kosta  glänzte  als  Stern  erster  Grösse  am 
italienischen  Opernhimmel. 

4  ' 


52 


1744 

am  3.  November  ward  F.  L.  Schröder  geboren. 

Zu  Anfang  dieses  Jahres  kam  P.  Mingott i  von  einem 
Ausflug  nach  Prag  wieder  nach  Hamburg. 

Die  Truppe  der  Md.  Schröder  spielte  im  Hof  von 
Holland. 

Der  starke  Mann,  v.  Eckenberg,  spielte  auch  wieder 
auf  dem  grossen  Neumarkt. 

1747 

kam  Mingotti  wieder  und  brachte  den  berühmten  Musik- 
direktor G^luck  mit. 

Im  Herbste  spielte  Schönemann  zuerst  im  Opernhause. 
Ausser  den  Mitgliedern  von  1742  waren  noch  engagirt: 
Eckhof,  Krüger  und  Starcke. 

174$ 

ward  auf  dem  grossen  Neumarkt  hinter  der  Hauptwache, 
(auch  eine  schöne  Gegend)  eine  grosse  Bretterbude  gebaut, 
worin  ,,Comedies  frangois  et  Italiens''''  gespielt  wurden. 
Nach  Abzug  dieser  Truppe  erschien  darin  der  berühmte 
Zauberkünstler  Nicolini,  mit  seinen  Kinderpantomimen 
und  erntete  Ehre,  Beifall  und  Geld,  obgleich  Lessing 
nach  Anschauung  einer  solchen  Vorstellung  aus  Leipzig 
schrieb:  „Es  hat  mir  so  wohl  gefallen,  dass  ich  niemals 
wieder  hinein  kommen  werde." 

Mingott i's  Oper  bestand  in  diesem  Jahr  aus  folgen- 
den Mitgliedern: 

Kapellmeister  Gluck,  Theresia  Turkotti,  Theresia  Pompeati, 
Maria  Masi,  Maria  Pircher,  Gaspera  Becheroni,  Ch.  v.  Hager, 
Antonio  Kosati,  Franziscus  Werner  und  Pellegrino  Gaggiotti. 
Gespielt  wurde  bis  zum  7.  December. 


53 


1740. 

Der  dänische  Kapellmeister  J.  A.  Scheibe  komponirt 
die  erste  deutsche  regelmässige  Oper: 
„Tliuisnelde.^^ 

t    Der  Schriftsteller  J.  E.  Schlegel  stirbt.    Die  Bühne 
verlor  viel  an  diesem  Mann. 

1750 

debütirte  Madame  Starck  bei  der  Schönemann 'sehen 
Truppe  im  Opernhause  und  fand  eine  sehr  gute  Aufnahme. 

1751 

f    starb  der  Schauspieler  und  Schriftsteller  Krüger  in 
Hamburg. 

Mingotti  kehrt  zurück  und  giebt  kurze  Zeit  ita- 
lienische Opern. 

Die  berühmte  „Prager  Compagnie"  liess  sich  in  den 
Sommermonaten  hier  sehen  und  begann  am  14.  Juni  ihre 
Vorstellungen  auf  dem  Neumarkt. 

175». 

Prinzipal  Reibehand  spielte  mit  einer  kleinen  Truppe 
in  der  neust.  Fuhlentwiete,  Mingotti  giebt  einige  italieni- 
sche Opern  auf  der  Bühne  bei  dem  Dragonerstall. 

1753. 

F.  L.  Schröder  spielt  in  Lüneburg  die  erste  Kinder- 
rolle. 

Principal  Kuniger  giebt  auf  dem  Neumarkt  Vorstel- 
lungen.   Bei  diesen  war  Schuch  Arlequin. 

In  diesem  Jahre  hauseten  auf  der  Bühne  neben  dem 
Dragonerstall  auch  italienische  Possenreisser, 


54 


Mingotti,  dessen  Geschäfte  in  der  letzten  Zeil  sehr 
sdüecht  gingen,  wagte  noch  einen  Versuch,  aber  ohne  Er- 
folg. Am  26.  JuH  wurden  die  Opern -Vorstellungen  gänz- 
lich geschlossen. 

Principal  Bigottini  giebt  im  kleinen  Comödienhause 
neben  dem  Dragonerslall  Vorstellungen. 
Mitglieder:  du  Londel,  Md.  Higottini^  Md.  Louviers^  Demoiselle 
Bibi,  Bigottini^  Tabori^  Girat d^  Neudin  u.  A.  m. 

Die  Schauspieler  der  Schönemann 'sehen  Gesellschaft 
errichteten  ein  Institut,  an  welchem  Eckhof  den  wärrasten 
Antheil  nahm.  Die  Schauspieler  kamen  an  gewissen  Wochen- 
lagen zusammen,  besprachen  und  belehrten  sich  wechsel- 
seitig über  ihre  Kunst  und  gewannen  dadurch  ihre  und  die 
Achtung  des  Publikums. 

1754. 

Schönemann  eröffnet  die  Bühne  am  Dragonerstall 
und  verbindet  sich  mit  P.  Mingotti. 

Lokatelli  eröffnet  das  Opernhaus  wieder. 
Mitglieder:   Johanna  della  Stella^  Ä.  Sami^  Th.  Alberes^  K.  und 

A.  Mast,  Manzi,  N.  Peretti^  M.  Potenza^  A.  Massa^  G.  Messieri. 
Die  Opernvorstellungen  wurden  am  IL  April  geschlossen. 

1735. 

Principal  Koch  spielte  mit  seiner  Gesellschaft  bei  dem 
Dragonerstall.     Unter  den  Mitgliedern  zeichneten  sich  aus: 
Md.   Ä'oc/t,   Dem.   Steinbrecher   und   Balletmeister   Mecour^ 
Md.  Klotzsch. 
Den  5.  September  reiste  die  Gesellschaft  wieder  ab. 

1756 

kam  Sc  buch  zurück   nach  Hamburg   und  spielte  bis  zum 
9.  Juni. 


55 


Im  Juli  eröffnete  Schönemann  die  Bühne  neben  dem 
Dragonerstall  wieder.  Folgende  Mitglieder  waren  Lieblinge 
des  Publikums: 

Eckhof ^  Md.  Starke  Herr  Stark  und  Dem.  Schulz. 

1757. 

Obige  Gesellschaft  löst  sich  auf  und  die  Herren  Eck- 
hof, Stark  und  Mirk  vereinten  sich  mit  den  Mitgliedern 
und  spielten  noch  kurze  Zeit  fort. 
Debüts:    die  Herren  Brandes,  Schröter  und  Martini. 

eröffnete  Principal  Koch  die  Vorstellungen  im  alten  Opern- 
hause. 

Mitglieder:  Herr  und  Madame  Eckhof.,  Herr  und  Mad.  Starke., 
Dem.  Reinerinn,  die  Herren  Fahricius,  Gantner .,  Martini, 
Herlitz,  Wülhöft,  Brück,  Brückner,  Brandes,  Dem.  Bluherinn. 

Die  Gesellschaft  spielte  bis  December. 
In  Altona  spielte  Direktor  Kirchhof. 

Mitglieder:  Herr  Stephanie,  Herr  Xemftc/ce  und  Frau,  herr  Hensel, 

Mad.  Schumannin,  Herr  Ämberg  und  Frau. 
Debüts:  die  Herren  Fabricius  und  Gantner. 

1759 

Ende  Februar  kam  Koch  mit  seiner  Gesellschaft  wieder 
nach  Hamburg  und  blieb  nunmehr  beständig  bis  zu  Ende 
des  Krieges,  das  heisst,  bis  in  die  Mitte  des  Jahres  1763, 
hier  und  gab  seine  Vorstellungen  im  alten  Opernhause. 
(Keine  Truppe  hatte  vorher  so  lange  hier  ausgedauert,  keine 
so  viel  Beifall  eingeerndtet,  keine  so  viel  Ehre  genossen 
und  keine  ist  so  sehr  vermisst  worden,  als  sie.) 

Schiebeier  verfertigte  die  Prologe  für  die  Gesell- 
schaft. 


56 


«,Der  Teufel  ist  los!'' 

Oper  von  Weiss  und  Stand  fuss,  wurde  in  diesem  Jahre 
zum  ersten  Male  gegeben. 

Herr  Brück,  als  Jobsen  Zeckel,  und  Demoiselle 
Steinbrecher,  als  Lene,  wurden  sehr  gelobt. 

170O. 

J.  C.  Bode,  Buchhändler  in  Hamburg,  übersetzt  für 
Koch  viele  Stücke  aus  dem  Englischen  und  Französischen, 
die  vielen  Beifall  ßnden. 

1761. 

f    Zu  Wien  starb  der  auch  hier  bekannte  Schauspieler 
Schröter, 
t    Der  ehemalige  Prinzipal  Kuniger  starb  zu  Itzehoe. 

1762. 

Wieland  übersetzt  sämmtliche  Werke  Shakespeare's. 
Die  Koch'sche  Gesellschaft  fängt  an,  die  Theilnahme  des 
Publikums  zu  verlieren. 

1763. 

Koch's  Direktion  hat  ihr  Ende  erreicht  und  die  Acker- 
mann 'sehe  Gesellschaft  eröffnet  ihre  Vorstellungen  im  alten 
Comödienhause  bei  dem  DragonerstaJl. 

1764. 

Ackermann  ist  der  eigentliche  Gründer  des  stehen- 
den Theaters  in  Hamburg. 

Mitglieder:  Ackermann  und  Frau  nebst  zwei  Töchtern,  sein  Stief- 
sohn F.  L.  Schröder^  Eckhof  und  Frau,  Schulz  und  dessen 
Mutter,  Dem.  Schulz^  Löwe^  Merk  und  Frau,  Kourti  und 
Frau,  ßöc/c,  Borchers^  Bensei. 


57 


Am  7.  December  wurden  bei  dem  Dragonerstall  die 
Vorstellungen  geschlossen  und  auf  dem  Kamp  im  Concerl- 
saale  eine  kleine  Hülfsbühne  eröffnet,  weil  Ackermann, 
den  Wünschen  des  Publikums  nachgebend,  ein  eigenes 
Schauspielhaus  bauen  Hess. 

1765. 

Das  neue  Ackermann 'sehe  Schauspielhaus  sollte  auf 
dem  Platze  des  alten,  der  Niederreissung  nun  völlig  wür- 
digen Opernhauses  stehn.  Mit  dem  Eigenthümer  des  Platzes, 
Willers,  ward  ein  vortheilhafter  Kontrakt  geschlossen. 
Das  Opernhaus,  welches  seine  87  Jahre  lang  zum  Tempel 
der  Kunst  gebraucht,  ward  dem  Boden  gleich  gemacht. 
Ein  Hamburger  Baumeister,  David  Fischer,  erbauete  auf 
Ackermann's  Kosten  ein  nicht  prächtiges,  aber  für  das 
Bedürfniss  hinlänglich  ansehnliches  Gebäude,  welches  auf 
jenem  Hinterplatze  an  der  Ostseite  des  Gänsemarkts  sich 
erhob.  Die  Zugänge,  welche  durch  den  Haupteingang  zu 
den  besonderen  Sitzplätzen  führten,  waren  zu  enge  und 
unbequem  angelegt.  Das  Gebäude  ward  59  Fuss  breit  und 
110  Fuss  lang,  das  Neben-  und  Angebäude  21  Fuss  lang 
und  48  Fuss  breit.  Die  Grundmauer  3  Fuss  9  Zoll  unter 
und  eben  so  hoch  über  der  Erde.  Die  Höhe  des  Stender- 
werks  bis  zum  Dachstuhle  29^  Fuss.  Das  Innere  bestand 
aus  der  55  Fuss  langen  und  eben  so  breiten  Bühne,  einem 
mit  Oefen  an  beiden  Seiten  versehenen  Orchester,  mit  Bän- 
ken besetztem,  schräg  laufenden  Parterre,  zwei  Reihen  Logen 
und  einer  Gallerie.  Der  gewölbte  Platfond  ward  mit  einem 
Sinnbilde  verziert.  Die  Oeifnung  des  Theaters  war  37  Fuss 
breit  und  27  Fuss  hoch.  In  sechs  Monaten  war  der  Bau 
angefangen  und  vollendet. 


58 


Ackermann  eröffnete  am  31.  Juli  vor  einer  glänzen- 
den Versammlung  mit  einem  von  Löwen  verfertigten  Vor- 
spiele „Die  Komödie  im  Tempel  der  Tugend",  Belloy's 
Trauerspiel  „Zelmire"  und  dem  Ballet  „Die  Kornerndte" 
das  neue  Theater.  Der  Erfolg  entsprach  leider  den  Erwar- 
tungen nicht,  die  Geschäfte  gingen  schlecht,  Neid  und  Ka- 
bale, diese  unzertrennlichen  Feinde  aller  Directoren,  wirkten 
nachlheilig  auf  sein  Unternehmen  und  schwächten  seine 
Willenskraft. 

1766. 

Neu  engagirt  wurden:  Herr  und  Madame  Hensel  und 
Herr  Abt. 

Herr  Abel  Seyler,  ein  um  Deutschlands  Theater  und 
dessen  Verbesserung  unsterblich  verdienter  Mann  und  der 
Kaufmann  Tillemann,  so  wie  die  Herren  Ochs,  Hiss 
und  Bubbers  vereinten  sich  zu  der  sehr  rühmlichen 
Absicht  ein  Nationaltheater  in  Hamburg  zu  stiften. 

Ackermann  befand  sich  in  solchen  Umständen,  dass 
er  ihnen  Haus,  Garderobe  etc.  überlassen  musste.  Folgendes 
waren  die  Bedingungen,  unter  denen  er  sein  Eigenthum 
überliess : 

1.  für  das  Haus,  Decorationen  und  Zubehör,  auf  10  Jahr, 
jährlich  tausend  Spec.  Ducaten, 

2.  20,000  Mark^für  die  Garderobe,   in  Terminen   abzu- 
zahlen, 

3.  von  den  Maskeraden  ein  Driltheil  für  Ackermann, 

4.  zweijährige  Kündigung, 

5.  3000  Dukaten  Pön  bei  Nichthaltung  der  Termine  und 
Rückfall  des  Ganzen  an  Ackermann, 

6.  1000  Dukaten  als  Pön   für  Ackermann,   wenn   er 
nachtheilig  gegen  die  Pächter  wirkte. 


59 


So  schloss  Ackermann  seine  erste  kummervolle 
Unternehmung. 

1767 

den  22.  April  wurde  das  Nationaltheater  eröffnet,  mit  „Olinl 

und  Sophronia"  und  zwei  Anreden  von  Herrn  Dusch. 
In  den  Zwischenacten  wurden  Simphonien  von  Herlel 

aufgeführt. 

Ein  vortreffliches  Ensemble  bildeten  die  Mitglieder: 
Eckhof^  Ackermann  (Eigenthümer  und  bisher  Director  des 
Theaters),  Dem.  Ackermann,  Herr  und  Md.  Hensel^  Herr 
Borchers,  Herr  Bock  und  Frau,  Herr  Garbrecht  und  Frau, 
Herr  Schmelz  und  Frau,  Md.  Löwen,  Md.  Mecour,  Dem. 
Feibrich,  Herr  Merschy  und  Frau,  Md.  Schultz,  die  Herren 
Meyer  und  Lambrecht  (Beide  geborne  Hamburger),  die  Herren 
Witthöft,  Günther  und  Hempel. 

Gastrolle:  Herr  Döbbelin  als  Zamor.    (Der  erste  Vorfall  eines 
Gastspiels  in  Hamburg). 

Der  grosse,  unsterbliche  liessiug^  wurde  nach  Ham- 
burg von  der  Direction  des  Theaters  berufen,  und  gab  am 
Eröffnungstage  die  Ankündigung  seiner  hamb.  Dramaturgie 
in's  Publikum. 

t    Am  22.  Mai  starb  zu  Wien   der   berühmte  Pantalon 
Leinhaas. 

176§. 

Schon  im  Monat  Mai  eilte  die  Unternehmung  so  gut 
wie  zur  Neige.  Die  Kasse  war  zuweilen  mit  sehr  lauten 
Gläubigern  umgeben;  die  Schauspieler  wurden  zu  gewissen 
Tagen  nach  gewissen  Aufzügen  bezahlt.  Eckhof  am 
Mittwochen,  Schröder  am  Montage  nach  dem  zweiten 
Aufzuge,  und  selbst  damit  wurde  nicht  Wort  gehalten. 
Die  Gesellschaft  wanderte  mit  Verlust  mehrerer  guten 
MitgUeder  nach  Hannover.     Herr   und  Madame  Brandes,. 


60 


die  kurze  Zeit  hier  engagirt  waren,  schlössen  sich 
ihr  an. 

Im  Sommer  kamen  Herr  Berg  er  und  Madame  Vink, 
zwei  in  der  Theatergeschichle  bekannte  und  beliebte  Inter- 
mezzisten  nach  Hamburg,  wo  sie,  unterstützt  durch  den 
Tenoristen  Liebich  und  Musikdirector  Frischmuth, 
im  KomOdienhause  ihre  Kunst  zum  Besten  gaben. 

Nach  ihnen  eröffnete  die  Seyler'sche  Gesellschaft 
ihre  Vorstellungen  auf  kurze  Zeit.  Unter  den  Mitgliedern 
befanden  sich: 

Eckhof ^  Herr  und  Md.  Hensel^   Md.  Löwen,  Md.  Mecour^ 
Dem.  Ackermann,  Herr  Borchers,  Herr  und  Md.  Brandes. 

1769. 

Das  Nationaltheater  hatte  aufgehört  und  diese  zu  so 
vielen  Erwartungen  berechtigende  Entreprise,  deren  Haupt- 
resultat Lessing's  unsterbliche  Dramaturgie  war  und 
blieb,  hatte  ein  trauriges  Ende  genommen. 

Im  Februar  kam  unterdessen  Was  er  mit  seiner  Truppe 
zu  einem  von  der  Noth  diktirten  kurzen  Besuche  nach 
Hamburg,  ohne  jedoch  irgend  einen  Eindruck  zu  hinter- 
lassen. 

Mitglieder:  Hr.  Engelmaier  und  Frau,  Md.  Eulenberg,  Hr.  Wol- 
landt,  Hr.  Lindner,  Hr.  Arnold,  Hr.  Ettinger  etc. 

Ihm  folgte  eine  Gesellschaft  französischer  Operisten 
unter  Leitung  des  bekannten  Hamon.  Wie  alles  Aus- 
ländische, erfreuten  sie  sich  grossen  Zulaufes,  doch  nur 
auf  kurze  Frist.  Zu  voreilig  wollte  man  abermals  auf 
Kosten  der  Fremden  die  vaterländische  Kunst  unterdrücken 
und  eröffnete  zu  dem  Ende  eine  Subscription  zu  Gunsten 
der  ersten.    Sie  blieb  erfolglos,  trotz  der  den  Hamburgern, 


61 


wie  den  Deutschen  im  Allgemeinen  und  schon  oft  gerügten 

Nationalschwäche,  dem  Fremdartigen  zu  huldigen. 

Den    21.    September   eröffnete   Ackermann    wieder 

seine  Bühne  mit  der  „Rache"  von  Young. 

Mitglieder:  Hr.  Borchers,  Md.  Mecour^  die  beiden  Dem.  Äcker- 
mann, Herr  Wolfram  und  Frau,  Herr  und  Md.  Schuck,  F.  L. 
Schröder  u.  s.  w. 

Am  19.  December  musste  geschlossen  werden. 

1770. 

Nachdem  die  französische  Gesellschaft  im  vorigen 
Jahre  nur  5  Vorstellungen  hatte  geben  dürfen,  eröffnete 
dieselbe  die  Oper  auf  dem  Gänsemarkte.  Die  Sängerinnen, 
Dem.  Klairval  und  Dem.  Lauberty,  so  wie  der  Sänger 
Borchardy,  fanden  vielen  Beifall. 

Eine  italienische  Gesellschaft  unter  J.  Bustelli  gab 
im  Concerthofe  einige  Vorstellungen.  Unter  den  Mitgliedern 
zeichneten  sich  besonders  aus: 

Md.  Kalori,  Dem.  Moreschi,  Dem.  Lodi  und  Hr.  Guardassoni. 

Am  17.  Juli  eröffnete  Seyler  die  Bühne  am  Dragoner- 
stall. Seine  Gesellschaft  war  jetzt  unstreitig  eine  der 
Besten  in  Deutschland. 

Mitglieder:  Eckhof  und  Frau,  Bock  und  Frau,  Brandes  und  Frau. 
Md.  Koch,  Hr.  Günther,  Hr.  Liebich,  Hr.  Mayer  und  Musik- 
direktor Schweizer. 

Bei  Seyler's  Gesellschaft  ward  zuerst  in  Deutschland 
Steiflieit  des  Geberdenspiels  entfernt  und  natürlicher  Con- 
versationston  eingeführt. 

Am  23.  August  wurde  geschlossen. 

Am  25.  September  kam  die  Ackermann' sehe  Gesell- 
schaft von  Braunschweig  zurück.  Neue  Mitglieder  waren: 
Hr.  Möller,  Hr.  Schröter,  Hr.  Labes,  Hr.  Reinicke  und  Frau. 


62 


Aitona, 

Am  31.  October  und  einige  Tage  spielte  Ackermann 
mit  seiner  Gesellschaft  (ausser  Schröder),  in  einem 
Wirthshause,  Sanssouci,  an  der  Pallmailie.  Den  3.  Decbr. 
reisten  sie  nach  Kiel. 

1771 

am  14.  Febr.  zum  ersten  Male:   „Die  Jagd"  von  Weisse. 

Während  Mad.  Mecour  zu  Seyler  ging,  kam  nun 
noch  Hr.  Brockmann,  Dem.  Rischar,  Hr.  J.E.Dauer 
und  Schwester,  sowie  Mad.  Vetter  neu  zur  Gesellschaft. 

Am  17.  Juni  kam  F.  L.  Schröder's  erstes  schrift- 
stellerisches Produkt  „Der  Arglistige"  auf  die  Bühne. 

Vom  22,  Juli  bis  3,  August  wurde  die  Bühne  der 
grossen  verheerenden  Wasserfluth  wegen  geschlossen. 

t  Den  Schluss  des  Jahres  sollte  ein  trauriges  Ereigniss 
bezeichnen.  Am  13.  Nov.  verschied  Ackermann.  Er  hatte 
am  11.  Sept.  seinen  unübertrefflichen  Kauzer  in  den  „Wer- 
bern" zuletzt  gespielt,  verwundete  sich  wenige  Tage  nachher 
am  Fussknöchel  (nicht  durch  einen  Fall,  wie  oft  behauptet 
wurde),  achtete  anfangs  nicht  darauf  und  behandelte  sich 
selbst.  Aerztliche  Hülfe  kam  zu  spät,  und  Ackermann's 
Weigerung,  sich  das  Bein  abnehmen  zu  lassen,  beschleunigte 
den  Tod. 

Nicht  allein  der  Künstler  ersten  Ranges,  der  Director, 
der  thätige  Mitarbeiter  an  der  Bühnenverbesserung,  auch 
der  Mensch,  Vater  und  Bürger  wurden  in  ihm  betrauert. 
Er  hinterliess  in  seiner  Familie  das  Abbild,  das  Muster  eines 
exemplarischen  Wandels,  und  wie  auch  Neid  und  Missgunst 
sie  verfolgten,  ihren  wohl   erworbenen  Ruf  zu  schmälern 


I 


63 


versuchten,  es  ist  ihnen  bis  auf  den  heutigen  Tag  nicht 
gelungen.  Schröder  setzte  Namens  seiner  Mutter  die  Di- 
rection,  die  er  schon  bei  Lebzeiten  Ackermann 's  mitge- 
führt, fort;  oft  hatte  er  Widerstand,  oft  Gehör  und  Eingang 
bei  ihm  gefunden. 

kam  die  Truppe  von  Schleswig  zurück. 

J.  Ch.  Bock  aus  Leipzig  wurde  als  Theaterdichter 
verschrieben  und  traf  Ende  April  hier  ein. 

Am  14.  Mai  ward  Lessing's 

,,C]inilia  ealotii'' 
zum  ersten  Male  gegeben. 

Besetzung. 

Prinz Herr  Brockmann. 

Emilie Dem.  Ackermann  d.  J. 

Orsina Dem.  Ackermann  d.  A. 

Odoardo .  Herr  Reinicke. 

Claudia    Mad.  Reinicke. 

Angelo .  Schröder. 

Madame  Ackermann  associirte  sich  mit  dem  welt- 
berühmten Zauberer,  dem  Pantomimenmeister  Nikolini, 
um  durch  seine  Macht  die  Zuschauer  stärker  an  das  Schau- 
spiel zu  zaubern. 

Decorationsmaler  Zimmermann  wurde  engagirt. 

Am  6.  Nov.  wurde  geschlossen  und  die  Truppe  ging 
nach  Lübeck. 

1773. 

Nikolini  blieb  zurück  und  gab  Ballette,  Concerle  und 
Pantomimen.  Die  Tänzer  Tanti  und  Frau  wurden  enga- 
girt. Bis  in  den  Jnnius  wurden  Schaustellungen  gegeben, 
aber  nun  fing  durch  den  Nebel  dieser  finstern  Episode  ein 


64 


Slrahl  von  Licht  zu  dämmern  an,  welclier  den  glänzenden 
Zeitpunkt  des  Theaters  im  Juli  verkündete.  Nikolini  ward 
verabschiedet  und  Mad.  Ackermann  eröffnete  unter  allei- 
niger Direction  am  21.  Juli  die  Bühne  wieder.  Der  Deco- 
rationsmaler Zimmermann  blieb  engagirt  und  neue  Mit- 
glieder waren: 

Herr  Kloss,  Ernst  und  Frau,  Böheim^  Lambrecht,  Schütz 
und  Ballelmeisler  Sakko. 

Mehrere  Stücke  wurden  mit  einem  seltenen  Ensemble, 
wir  möchten  sagen  Vollendung  gegeben.  Das  Publikum 
zeigte  einen  ungewöhnlichen  Enthusiasmus  für  sein  Theater, 
wie  nie  zuvor.  Bis  jetzt  war  dieses  Jahr  unstreitig  die 
glänzendste   Periode   des   Hamburger  Theaters*). 

Mit  Lessing's  „Freigeist"  und  einem  „ Fischweiber- 
ballet"  ward  am  30.  Decbr.  die  Bühne  geschlossen. 

1774. 

Ein  sehr  denkwürdiges  Jahr  in  Hamburgs  Theater- 
Geschichte. 

Die  Bühne  ward  am  3  Jan.  mit  „Minna  von  Barnhelm" 
wieder  eröffnet  und  bestand  das  Personal  aus  folgenden 
Mitgliedern : 

Dem.  Ackermann  d.  A erste  Liebhaberin. 

I,      Ackermann  d.  J, Soubretten. 

Mad.  Reinicke Mütter,  (eine  junge,  schöne  Frau.) 

Sakko Soubretten. 

.,      Schröder , Mütter. 

Vetter muntere  Liebhaberin. 

Herr  Schröder komische  Rollen. 

„     Reinicke joviale  und  zärtliche  Alte. 

r     Lambrecht zweite  Liebhaber. 

*)  Wird's  auch  wohl  bleiben,  Anders  ist  es  schon  oft  geworden, 
aber  noch  bis  jetzt  nicht  besser. 


«5 


Herr  Schütz Chevaliers  und  Gecken. 

„     Dauer Liebhaber  und  Stutzer. 

„     Klos Dümmlinge,  Bediente. 

u     E.  Böheim Nebenrollen. 


Am  28.  August  zum  ersten  Male: 

jClavigo"  von  Göthe. 


99' 


Besetzung: 

Beaumarchais Herr  Brockmann. 

Clavigo <'     Reinicke. 

Maria Dem.  Ch.  Ackermann. 

Carlos Herr  Schröder. 

Am  2.  December  letzte  diesjährige  Vorstellung.  Die 
Gesellschaft  reiste  kurze  Zeit  nach  Schleswig.  Hamon  fand 
sich  mit  einer  Truppe  französischer  Operisten  wieder  in 
Hamburg  ein  und  spielte  im  Acker  man  n'schen  Schauspiel- 
hause. 

Mitglieder:   die  Damen  Hamon.,  Elie-Gilly  und  Thenadry.,  die 
Herren  Gaillard,  Klairanson  und  Julien. 

1775 

am  17.  Januar  reiste  Hamon  mit  seiner  Truppe  ab. 

Am  13.  Februar  eröffnete  die  Ackermann 'sehe  Ge- 
sellschaft mit  einer  Rede,  dem  Drama  „die  englische 
Waise,"  „dem  Edelknaben"  und  einem  „Gärtner -Ballette" 
die  Bühne. 

Dem.  Betty  Reimers,  Tochter  eines  Hamburger 
Schornsteinfegers,  spielte  den  Edelknaben  mit  grossem  Bei- 
fall. Die  Osterzeit  machte  einen  Ausflug  nach  Schleswig 
nöthig,  doch  kehrte  die  Gesellschaft  im  April  schon  zurück. 
Am  19.  war  die  erste  Vorstellung  wieder. 

t    Am    10.  Mai   starb   Charlotte  Ackermann    und 
ward  am   14.  in  der  St.  Petrikirche  begraben.    Selten  ist 

5' 


66 


wohl  eine  Künsllerin  mit  so  vielem  Beileid  bestattet  worden, 
als  sie.  Die  Kunst  verlor  eine  hochbegabte  und  gebildete 
Jüngerin  in  ihr  und  ihre  Verwandten  und  Freunde  ein 
kindlich  treues  Herz.  Charlotten's  Körper  ward  in  der 
Bliithe  der  Jahre  der  Mutter  Erde  übergeben,  ihr  Geist  lebt 
in  dem  Andenken  der  Nachwelt. 

Nachdem  die  Gesellschaft  kurze  Zeit  in  Lübeck  gespielt, 
wurden  die  Vorstellungen  hier  wieder  am  10.  Juli  eröffnet. 

Im  Personale  hatte  sich  Vieles  geändert.  Ernst  ab- 
gedankt.    Quequo  engagirt.     Dauer  ging  nach  Gotha. 

Am  28.  Novbr.  kam  Mercier's  „Essighändler"  zuerst 
auf  die  Bühne. 

Ein  Herr  Feige  debutirte  und  wurde  gleich  wieder 
entlassen. 

Neu  engagirt:  Herr  und  Mad.  Heinzius,  Demoiselle 
Böschin,  Dem.  Agrikola,  Mad.  Kessel.  Herr  Tilly, 
Tänzer. 

Gross  war  keine  dieser  Acquisitionen  für  die  Bühne. 

1TT6 

am  8.  Februar  zum  ersten  Male  „Stella,"  von  Göthe. 

Am  22.  Februar  spielte  die  Ackermann'sche  Gesell- 
schaft in 

•Aitona 

in  einem  Privathause  in  der  Katharinenstrasse,  wo  sie  mit 
einer  von  Dr.  Unzer  verfertigten  Rede  und  mit  der  „Ma- 
riane"  die  Bühne  eröffnete. 

Bis  Ende  März  wurde  gespielt  und  dann  reiste  sie  nach 
Hannover. 

Anfang  April  kam  Hamon  mit  seiner  kaiserl.  königl. 
und  herzogl.  braunschweigischen  Truppe  wieder  nach  Ham- 
burg. 


i 


67 


Mitglieder:  Demoiselle  Jo/t>,  Mad.  Hamon^  Dainville,  Chaumon, 

Courcelle  <$rc. 
Debüt:    Demoiselle  Olivier  Desmazure. 

Gespielt  wurde  im  alten  ComOdienliause ,  neben  dem 
Dragonerstall. 

Von  einem  kleinen  Ausfluge  nach  Lübeck  zurückgekehrt 
wurden  hier  diese  Vorstellungen  am  16.  Aug.  geschlossen. 

Am  19.  Juni  spielte  die  Ackermann 'sehe  Gesellschaft 
schon  wieder  in  dem  Theater  auf  dem  Gänsemarkt. 
Neue  Mitglieder:  die  Herren  Bissing,  Raake  und  Grosse. 
Debüts:   die  Herren  Schmidt  und  Lampe. 

Den  6.  Septbr.  zum  ersten  Male  „Ariadne  auf  Naxos", 
von  Brandes  und  Ben  da.  QDas  erste  deutsche  musi- 
kalische Drama,^ 

Das  denkwürdigste  theatralische  Ereigniss  dieses  Jahres 
war  der  am  20.  Septbr.  zum  ersten  Male  gegebene 

««Haitilet^^  nach  Shakespeare  von  Schröder. 

Besetzung. 

König Herr  Reinicke. 

Königin Mad.  Reinicke. 

Hamlet Herr  Brockmßnn. 

Gustav .,     Lambrecht. 

Güldenstem Schütz. 

Geist u     Schröder. 

Ophelia Dem.  Ackermann. 

Mit  Recht  verdient  die  erste  Erscheinung  Shakespeares 
in  der  Tlieatergeschichte  hervorgehoben  zu  werden,  und 
Schröder's  Verdienst  um  dasselbe  wird  noch  auf  den 
Tag  zu  wenig  gewürdigt.  Der  vorsichtige  Schauspielvor- 
steher musste  mehr  den  Geschmack  seiner  Zuschauer  und 
seiner  Zeit,  als  den  seinigen  zu  Rathe  ziehen.  Dass  die 
Zeit  noch  nicht  reif  war,  Shakespeare  ungekümmert zu 

5  " 


68 


geniessen,  rechtfertigte  der  spätere  Versuch  mit  „Othello," 
sah  man  sich  doch,  und  sogar  im  Vaterlande  des  Dichters, 
zu  Aufopferungen  genOthigt,  die  noch  auf  den  Tag  beachtet 
werden,  und  sehr  oft  den  von  Schröder  vorgenommenen 
weil  nachstehen. 

Es  ist  eine  schreiende  Ungerechtigkeit,  dass  die  neuere 
Zeit  das  Verdienst  des  grossen  Mannes  in  dieser  Hinsicht 
schmälern  will,  mit  vornehmer  Verachtung  auf  dasselbe 
herabsieht  und  es  ganz  vergessen  will,  dass  er  es  war,  der 
es  wagte,  uns  mit  dem  brittischen  Heroen  bekannt  zu  machen. 

Den  26.  Novbr.  zum  ersten  Male: 

„Otliello,  IVIolir  von  Venedigs  ^^ 
Debüts:  Die  Tänzerin    Therese  Dekamp^  der  Tänzer  Konstantin^ 

Madame  Mecour. 
Kessel  und  Frau  und  Rathje  gingen  durch.*) 

Die  Gesellschaft  reiste  im  Decbr.  nach  Hannover. 

1777 

kam  Md.  Ackermann  im  April  nach  Hamburg  zurück. 

Rein  icke  und  Frau  halten  die  Gesellschaft  verlassen. 

Neu  engagirl  Md.  Stark. 
Debüts:  Hr.  Martini^  Md.  Kummer feld^  Hr.  Zindar^  Hr.  und  Md. 

Hentschel. 
Gastrolle:  Hr.  Bock  vom  golhaischen  Theater. 

Am  7.  Novbr.  zum  ersten  Male: 

„Der  Kaufmann  von  Venedig^** 

Schröder Shylok. 

Das  Orchester  ward  verstärkt  durch  den  Musikdirector 
Herrn  Reinhard  und  drei  geschickte  Virtuosen,  die 
Herren  Hattasch,  Ulrich  und  Baumbach. 


')  Der  erste  Sündenfall  dieser  Art  in  Hamburg. 


69 


Neu  ehgagirt  für  das  Schauspiel:  Herr  Keil  holz  und 

seine  zwei  Kinder. 

177§. 

t    Den  10.  Juni  starb  zu  Gotha  der  berühmte  Conrad 
Eckhof. 

Viele  Mitglieder  verliessen  die  Gesellschaft: 
Hr.  Brockmann,  Hr.  Schütz,  Md.  Mecour^  Hr.  Schmidt  und  Frau, 

Hr.  Tanti  und  Frau  und  Md.  Kummerfeld. 
Dem.  Ackermann  entsagte   dem  Theater    und  heirathele 
Dr.  Unzer  in  Altona. 
Debüts:  Hr.  und  Md.  Wothe  vom  Theater  zu  Slrelilz,  Hr.  Christ 

vom  döbblinschen  Theater,  Hr.  Henke.,  Hr.  und  Md.  Stegmann, 

Md.  Henke  geb.  Schick,  Hr.  Hellmuth,  die  Rinder  des  Com- 

ponisten  Benda. 
In  diesem  Jahre  wurden  viele  Kinderschauspiele  gegeben. 
Ein    Herr   Blache    liess    seine    mitgeführte    Jugend     in 
holländischen  Balletten  und  französischen  Comödien  auftreten 
und  fand  Beifall. 

Den  17.  Juli  zum  ersten  Male: 

mit  Musik  von  Stegmann. 

Schröder Lear. 

Am  2.  Decbr.  zum  ersten  Male: 

,,  Heinrich  O^" 

Schröder Falstaff. 

(in  Gotha  spielte  im  August  d.  J.  eine  Dame,  Md.  A  b  l 
den  Hamlet  als  Gast  was  ich  der  Curiosität  wegen  hier 
bemerke.) 

am  4.  Jan.  ward  die  Bühne  wieder  eröffnet. 

Kunst  und  Geschmack  der  hamburger  Bühne  nahm  in 
diesem  Jahr  mehr  und  mehr  ab. 


70 

Aüi  2.  Februar  debütirte  Hr.  J.  L.  Renschüb,  am 
6.  Febr.  Hr.  Fleck,  am  14.  Febr.  Hr.  und  Md.  Borchers. 

Am  3.  März  ward  geschlossen. 

Am  21.  Juli  zum  ersten  Male: 
„Hacbetli" 
mit  Bürger's  Hexenauflritten  und  Musik  von  Siegmann. 

Ostern  nahm  die 

Enlreprise  der  Actionislen 
ihren  Anfang. 

Der  engere  Ausschuss,  Vogt,  Greve  und  Hostel 
betrieben  das  Geschäft  der  Thealereinrichtung.  Bubbers 
führte  die  Direction. 

Mitglieder:  Schröder  und  Frau,  Stegmann  und  Frau,  Borchers 
und  Frau,  Renschub  und  Frau,  Klos  und  Frau,  Md.  Slarck^ 
Hr.  Fleck ^  Hr.  Lamprechi^  Hr.  Lampe ^  Dem.  Reimers,  die 
Familie  Keilholz,  Scholz  und  Frau,  Hr.  Beck,  Keller, 
Rosenthal,  von  Haak,  Quequo,  Bötticher,  Dem.  Frank. 
Debüts:  Hr.  Zukkarini,  Md.  Benda,  Dem.  Kress,  Musikdireclor 
Hr.  Benda. 

Am  29.  März  wurden  die  Vorstellungen  mit  „Julius 
von  Tarent'*  eröffnet. 

den  28.  Februar: 

,,itg:iieii  Beriiaueriii»^^ 

Albrechl Hr.  Schröder. 

Das  Publikum  von  der  Kraft,  Wahrheit  und  Schönheit 
seines  Spieles  hingerissen,  rief  nach  der  Vorstellung,  wie 
aus  einem  Munde:  Schröder!  Er  musste  hervor  und 
ward  mächtig  beklatscht.  —  Das  erste  Beispiel  des  Her- 
vorrufs  eines  Schauspielers  in  Hamburg. 


71 


Merkwürdig  war  der  9.  März,   der  Todes feier  des 
unsterblichen  Lessing  bestimmt. 

,,Eiiiilia  e^alotti'' 

ward  bei  vollem  Hause  gegeben.  Ein  Chor  von  Hr.  Hönike 
(Mitglied  des  Orchesters)  folgte,  worauf  Schröder  eine 
vom  Hamburger  Dr.  d 'Arien  verfertigte  Trauerrede  hielt. 

Ostern  ging  Schröder  mit  seiner  Frau  ab  und  ein 
Hr.  De  mm  er  wurde  engagirt. 

Die  Geschäfte  der  neuen  Entreprise  gingen  schlecht. 

Den  24.  März    übernahm   ein  Actionist,  Herr  H,   A. 
Dreyer  die  Direction. 

Als  Musikdirector  ward  Hr.  Hönike  angestellt. 
Debüts:  Hr.  ünzelmann^  Hr.  Pfeiffer^  Hr.  und  Md.  Eule. 

Neu  engagirt  für  AushülfsroUen : 
die  Herren  Henrichs^  Eichler  und  Butenop. 
Gäste:  Hr.  Seyler  und  Frau. 

Dreyer   sah  sich  auf  Ostern  d.  J.  genöthigt,   durch 
neue   Umformung   des   Theaterbestandes    sich    und    seiner 
Gasse  beizuhelfen. 
Debüts:    Hr.  P.  Müller  und  Frau,    Md.  Earl,  Hr.  Kunst   vom 

berliner  Theater. 
Ballet:   Sakko^  Balletmeister;   Solotänzerin:   Md.   Spozzi,  Dem. 
Gellin;  Solotänzer:  die  Herren  Spozzi^  Nuth^  Fauti^  Mangoldi 
und  Neuhauer;  10  Figuranlinnen. 
Im  October  kam  noch  der  Tänzer  Schlanzovsky  hinzu. 
Den  23.  Septbr.  zum  ersten  Male: 

9,I>ie  Räuber/^  von  Schiller. 

Besetzung  der  Hauptrollen: 

Maximilian Hr.  Fleck^ 

Carl ..    Zukkarini^ 


72 


Franz Hr.  Unzelmann^ 

A m  a l ia Md.  Borchers. 

Gäste:  Hr.  F.  L.  Schröder.,  Dem.  Döbbelin.,  Hr.  Böheim.,  Dem. 
Schüler. 

Schon  im  Mai  d.  J.  halle  im  Concerlsaaie  auf  dem 
Kamp  eine  französische  Comödianten  -  GeseHschaft  unter 
Direclion  des  Hrn.  Pinsarl,  ein  Thealer  errichlet  und 
das  Publikum  mit  Kinde rcomödien  abgefertigt. 

f    C.  F.  A  b  l  starb  zu  Bremen  und  wurde  in  der  Kloster- 
kirche begraben,  (die  Chronik  fügt  hinzu:  ehrenvoll.) 

Hamburg  blieb  vom  März  bis  im  Septbr.  ohne  Thealer. 
•M.itona. 

Die  Schleswiger  Hof- Gesellschaft  unter  Seyler  giebl 
in  dem  neu  erbauten  und  im  März  d.  J.  eingeweihten 
Comödienhause  Vorstellungen. 

Die  Dreyer'sche  Direclion  hörte  auf  und  Seyler 
pachtete  von  der  W^«  Ackermann  das  Schauspielhaus 
in  Hamburg  auf  sechs  Jahre. 

Am  1.  Septbr.  ward  die  Bühne  unter  Seyler's  Direc- 
lion eröffnet. 

Mitglieder.  Damen :  Seyler,  v.  Brunian.,  Diestel.,  Eule.,  Hartmann., 
Mattstedt  und  Weber;  Herren:  Bötticher.,  Diestel.,  Eide., 
Herdt.,  Hartmann.,  Keilholz.,  Klingmann.,  Klos.,  Löhrs, 
Mattstedt.,  Michaud.,  Rüdiger  und  Rögglen;  Musikdireclor: 
Hr.  Hönike;  Soufleur:  Hr.  Stephanie. 
Aufsehen  machte  am  26.  November  ein  vaterländisches 
Trauerspiel:  „Klaus  Storzenbecher",  von  Dr.  d'Arien. 

1794. 

t    Im    März     starb    der     hiei'     engagirle    Schauspieler 
Rögglen. 


73 


Neue  Mitglieder  bei  Seyler: 
Mad.  Hanke ^  Mad.  Borchers^  Herr  Zukkarini^  Herr  Michae- 
lis^ Signor  Bussoni,  Signora  Feraglioni. 
Gast:    F.  L.  Schröder. 

(Seyler,  an  dessen  Einsicht  es  nicht  lag,  dass  es  mit 
seiner  Unternehmung  schlecht  ging,  legte  die  Führung  nieder 
und  schloss  am  21.  Mai  seine  VorsteUungen.  Das  Theater 
war  seit  einiger  Zeit  nicht  blos  in  Verfall,  nein,  beinahe 
in  eine  Art  von  Verachtung  gesunken.) 

Seyier's  Nachfolger  waren: 

Klos  und  Zukkarini. 

Ausser  Löhrs,  Diestel  und  Frau  blieben  die  sämmt- 
liehen  Mitglieder  der  vorigen  üirection  dem  neuen  Unter- 
nehmen treu. 

Für  den  Decorationsmaler  Zimmermann  trat  Achter- 
kerich   ein.     Für   Souffleur  Stephanie:    Danköhler. 
Cassirer:  Herr  Holst. 
Debüts:   Mad.  Michaelis^  Herr  Normann ^  Mad.  Burchard^  Herr 

Arnold^  Herr  Dengele  Herr  Beck. 
Gäste:  Herr  und  Mad.  Lange  vom  Wiener  Theater,  Herr  Döbbelin. 

Am  5.  Nov.  ward  das  erste  Stück  von  Iffland: 

9,Verb]*eclieii  aus  Ulirisuclit^^ 

gegeben. 

Am  17.  Novbr.  neu  engagirt:  Dem.  Keilholz  d.  Ä. 

1785. 

Gäste:  Herr  Fleck^  vom  Berliner  Theater,    Herr  Brock,   vom 
Wiener  Theater. 

Am  24.  Februar  zum  ersten  Male: 
9,Die  Verschwörung;  des  Fiesko.** 

Neu  engagirt:  Dem.  Nätsch,  Mad.  Wallerstein,  Herr  Lambrecht. 
Musikdirecloren:  die  Herren  Hank  und  Hönike, 


74 


Zukkarini  trat  von  der  Direclion  zurück  und 
Brandes  und  Klos 
setzten  sie  fort. 
Debüt:    Dem.  Dahm. 

Schröder  hatte  das  Wiener  Nationallhealer  verlassen 
und  eine  eigene  Gesellschaft  engagirt,  mit  der  er  am  12.  Mai 
d.  J.  seine  Vorstellungen  in 

•Ait  ona 

eröffnete. 

Mitglieder:   Mad.  Schröder^  Mad.  Seiler^  Mad.  Borchers,  Mad. 
E%üe^  Frau  von  Brunian^  die  Herren  Zukkarini,  Klingmann, 
Eide,  Löhrs,  Michaud,  Kunst,  Bröckelmann. 
Debüts:  Dem.  Schwarzenfeld,  Mad.  Klingmann. 

(Ein  solcher  Verein  von  Künstlern  war  nie  wieder  in 
Altona,  und  nie  wird  wieder  eine  Gesellschaft  solche  Ge- 
schäfte machen;  das  Haus  war  jeden  Abend  von  Hambur- 
gern überfüllt.) 

Am  15.  Aug.  schloss  Schröder  die  Bühne  in  Altona. 
Am  13.  Juni  zum  ersten  Male  in  Hamburg: 
9,I>ie  Jä^ev^*  von  Iffland. 
Gast:  Herr  Iffland,  von  Mannheim. 
Debüts:  Herr  Keilholz,  Herr  Gallo,  Dem.  Keilholz,  Mad.  Gallo. 

1796. 

t  Am  13.  Mai  starb  Madame  Brandes. 
(^Die  Direclion  hört  auf.') 
Schröder's  schon  vor  Jahren  gefasste  Idee:  hier  ein 
gutes,  stehendes  Theater  zu  gründen,  reifte  zum  Entschluss, 
der  Entschluss  zur  Unternehmung.  Am  19.  April  ward  mit 
„Emilia  Galotti"  unter  Schröder's  Direclion  die  Ham- 
burger Bühne  eröffnet. 


75 


Mitglieder  und  deren  Fächer. 

F.  L.  Schröder Charakterrollen. 

Mad.  Schröder junge  Frauen. 

„      Seyler Heldinnen. 

.,     Borchers erste  Liebhaberinnen. 

Eule Liebhaberinnen. 

Frau  von  Brunian Alte. 

Dem.  Nätsch Soubretten. 

Mad.  Bissler komische  Alte. 

Dem.  Schwarzenfeld Mädchen  und  Knaben. 

Mad.  Dengel Aushülfsrollen. 

,/      Klingmann do. 

„     Michaelis Mütter. 

Herr  Zukkarini Charakterrollen. 

I,     Michaelis Stutzer. 

„     Dengel joviale  Alte. 

-.     Eule Komiker. 

r,     Kunst zweite  Liebhaber. 

n     Bröckelmann Bediente  und  Soldaten. 

»     Rosenberg kleine  Rollen. 

Wülmann \ 

„     Nätsch f 

„      ,        ,    r  /Nebenrollen. 

»     Borchers  d.  J l 

u     Kupfer 1 

Musikdirector Herr  Hönike. 

Decorationsmaler „     Lieder. 

Cassirer ,     Bartels. 

Garderobier „     Brätsch. 

Debüts:  Herr  Langerhans  und  Frau,  Dem.  Brandes,  Herr  Brandes, 
Herr  Maltausch. 

Gäste:  Herr  Rciwald,  vom  Berliner  Theater,  Herr  Beck,  vom  Mann- 
heimer Thealer. 

Am  10.  Oclober  wurde  zuerst  wieder  eine  Oper  ge- 
geben, worin  zwei  neue  Sänger,  Hen  Normann  und  Dem. 
Slockmann  auftreten. 


76 


t    Den  15  December  starb  Madame  Borchers. 
(In  diesem  Jahre  war  der  berühmte  Luflschiffer 
Blanchard 
in  Hamburg  und  unternahm  im  August  eine  Fahrt  von  der 
Sternschanze  aus,  die  sehr  glücklich  aushel.) 

1787. 
Debüts:  Dem.  Weber^  Herr  Grüner^  Dem.  Paulis  Herr  Ambrosch^ 
Herr  Schmidt^  die  Familie  Kalmes^  Mad.  Ambrosch  und  IVlad. 
Stark. 
Gäste:  Herr  Czechtizky,  Herr  Brockmann.,  Dem.  Merbitz, 

Am  8.  Juli  gab  die  Gesellschaft  in  Altona  eine  Vor- 
stellung. 

Am  30.  JuU  zum  ersten  Male: 

„Rtcliard  liöweiilierz.^^ 
Oper,  von  Gretry. 
Am  30.  Aug.  zum  ersten  Male: 

„Don  Carlos,*'  von  Schiller. 
(Es  wurden  abwechselnd  Vorstellungen  in  Altona  von 
dieser  Gesellschaft  gegeben.) 

1788. 

Neu  engagirt:    Herr  Reinicke.,  Herr  Petersen. 
Gast:    Herr  Stegmann. 

f    Am  12.  Juni  starb  Dem.  Minna  Brandes,  tief  be- 
trauert von  ihren  Collegen  und  zahlreichen  Freunden. 

In  Altona  wurden  wieder  zwölf  Vorstellungen  gegeben. 

1789. 

Neu  engagirt:  Herr  Jobel^  Herr  Schink.,  als  Theaterdichter. 
Gäste:  Herr  Zimdar  uad  Frau,  Herr  Lange  und  Frau. 
Am  17.  Juli  zum  ersten  Male: 
MlHensclieiiJiass  iiiid  Reue,**  von  Kotz  ebne. 


77 

Am  27.  Oclober  zum  ersten  Male: 
„Don  Juaii.^^ 

Oper,   von   Mozart. 
In  Altona  gab  Schröder  vom  6.  Janr.  bis  18.  Novbr. 
neunzehn  Vorstellungen. 

(Der  berühmte  Taschenspieler  Pinetti  gab  im  Drill- 
hause sehr  besuchte  Vorstellungen.) 

f    Der  frühere  Director  des  Actientheaters,  Bubbers, 
starb  in  Hamburg. 

1790. 

Das  Opernpersonal  wurde  entlassen,  ebenso  der  Musik- 
director  Hönike. 

Debüts:  EerrDiezel^  Herr Hagemann^  Dem.Wilken^  Herr Pleissner. 
Gäste:  Herr  Herbst^  Herr  Beschorst  und  Frau,  Med.  Schlenz. 

(Auf  den  30.  Oct.  ward  die  Neugier  des  Publikums 
auf  eine  seltsame  Kost  geladen,  durch  übertriebene  Anprei- 
sung in  den  Zeitungen  gereizt  und  schmählich  hintergangen. 

Charles  Lange, 
ein  obskurer  Fremdling,  vermass  sich,  unter  dem  Titel: 
^^Attic  amusements  or  the  union  of  Elocution  and 
Harmony'''' 
eine  Composition  für  Geist  und  Herz  in  zwei  Abtheilungen 
auf  der  Bühne  zu  geben  und  in  selbsleigener  Person  meh- 
rerer grosser  brittischer  Redner,  eines  Garrick,  Hender- 
son,  Scheridan  u.  A.  m.  Manier  zu  declamiren,  ihren 
Ton,  Ausdruck  und  Anstand  den  Hamburgern  nach-   und 
vorzuahmen.   Der  Erfolg  war,  dass  man  diesen  Baalspfaflfen 
der  Melpomene,  der  sich  bei  leidenschaftlichen  Stellen  die 
Lenden  fast  zerschlagen  hatte,  verhöhnte  und  auspfiff.) 


T8 


•Aitona, 

Nachdem  Schröder  13  Vorstellungen  gegeben,  ver- 
einigten sich  die  Herren  Klos  und  Butenop  mit  den 
Mitgliedern  Lohmayer,  Friebachs,  dem  Musikdirektor 
HOnike  und  gaben  mit  einer  schlechten  Truppe  85  Vor- 
stellungen. 

1791. 

Debüts  in  Hamburg:  Dem.  Jaime,  Dem.  S.  Boudet^  Dem.  Zukkarini^ 
Hr.  ÄaM,  Hr.   Werdy^  Hr.  Schwarz^  Hr.  Engelhardt^  Dem. 
Werner. 
Gäste:  Hr.  und  Md.  Bötticher. 

Am  4.  April  zum  ersten  Male: 

„Figaro's  HocIizeiV^  von  Mozart. 
Am   25.    und   26.  August   ward    wegen    des  Hand- 
werkeraufstandes die  Bühne  geschlossen  und  mehrere 
der  Schauspieler  traten  zur  nothfallsigen  Verlheidigung  der 
guten  Stadt  gegen  innere  Ruhestörer  mit  unter's  Gewehr. 

Am  18.  Septbr.  „Der  Vetter  von  Lissabon"  und  der 
„Essighändler."  Dieser  Abend  brachte  die  grösste  Einnahme, 
welche  Schröder  jemals  in  Hamburg  gemacht,  nemlich: 
1580  ^. 

Am  7.  Octbr.  zum  ersten  Male: 

„Die  beiden  kleinen  SSavoyarcien  ^^ 

Singspiel  von  d'Aleirac. 
Am  17.  Octbr.  zum  ersten  Male: 
5,  Oberon,** 
Oper  von  Wranitzky. 
Am  24.  Novbr.  zum  ersten  Male: 

9,Die  Hag^estolzen/^  von  Iffland. 
Am  28.  Decbr.  zum  ersten  Male: 
„Tarap," 
Singspiel  von  Salieri. 


79 


179» 

am  16.  April  zum  ersten  Male: 

9, Alte  und  neue  Zeit,^^  von  Iffland. 

Hr.  Herzfeld  trat  am  18.  April  zum  ersten  Male  als 
Fritz  Bötticher  im  „Kind  der  Liebe"  auf. 
Debüts:  Hr.  Vogel^  Hv.  Metzner ^  Md.  Engelhardt^  Hr,  Dittmarsch^ 

Hr.  Braun  und  Md.  Baschart, 

•MJtona, 

Eine  im  Juni  spielende  Truppe,  die  sich  „/es  pr  emier  es 
Sujets  de  la  Troupe  des  Comediens  frangois  de  S.  M. 
le  Roi  de  Suede^^  zu  sein  berühmte,  zog  eine  Menge 
Hamburger  dorthin. 

t  Am  14.  Octbr.  starb  Md.  Ackermann  im  TS^ten 
Jahre,  nach  einem  mühevoll  durchkämpften  Leben,  von 
dem  die  Geschichte  in  ihren  bedeutendsten  Epochen  Rechen- 
schaft giebt. 

Am  26.  October  zum  ersten  Male: 

„Viel  liärmeii  um  Melitis,^^ 
nach  Shakespeare. 

Am  5.  Decbr.  debutirte  Hr.  Stegmann  und  Frau, 
am  7.  Decbr.  Hr.  Reichart  und  Frau. 

Hr.  Ellenberger  nebst  Frau  und  Hr.  Silani  zeigten 
sich  in  Solo's  und  Pas  de  deux,  die  sie  mit  Beifall  tanzten. 

%     1793 

am  9.  Mai  fand  eine  musikalische  Akademie  zur  Gründung 
einer 

Pensions-Anstalt 
für  die  Mitglieder  der  Schröder'schen  Bühne  statt. 
Debüts:  Hr.  Rögeln  und  Frau,  Hr.  Hofmann. 

Am  25.  Septbr.  zum  ersten  Male: 
„Das  lüädclien  von  lüarienburg^,«^  vonKratter. 


80 


Am  25.  Oclbr.  zum  ersten  Male: 
Mitrniutli  und  £delsliin,*^  von  Kotzebue. 
Am  15.  Novbr.  zum  ersten  Male: 

„Die  Xauberfl^te,'^^  von  Mozart, 
f    Am  9.  Decbr.   starb   die  Schauspielerin  Md.  Engel- 
hard in  Hamburg. 

Am  22.  Decbr.  war  eine  musikalische  Akademie,  worin 
Md.  Bauer  eine  Sonate  auf  dem  Psalterion  vortrug  und 
die  Brüder  Romberg  ein  Duett  spielten. 

1704 

am  3.  Januar  zum  ersten  Male: 
„Die  Reise  nacli  der  S^tadV^  von  Iffland. 
Am  26.  März  zum  ersten  Male: 

„Grraf  Benjawsky,""^  von  Kotzebue. 
Gast:  Md.  Schick^  vom  berliner  Theater. 
Debüt:  Hr.  Bassist  Krug, 

Obwohl  die  Stimmung  wie  der  Besuch  des  Publikums 
stets  vorlheilhaft  für  die  Unternehmung  war,  so  vermochte 
jetzt  der  bessere  Theil  desselben  doch  die  Ansicht  nicht 
zu  unterdrücken,  das  Hamburger  Theater  sei  nicht  mehr, 
wie  es  gewesen.  Bedeutende  Verluste  im  Personal  halten 
stattgefunden  und  der  Erfolg  konnte  wohl  genügen,  doch 
nicht  vergessen  machen;  die  Auswahl  der  Stücke  sei  sehr 
abweichend  gegen  ehedem,  wofür  dem  Spektakel,  dem 
Aufputze  u.  s.  w.  zu  viel  Raum  gegeben  worden.  Schröder 
selbst  —  so  heisst  es  unter  Anderem  —  trete  nur  selten 
in  neuen  Rollen  auf;  eine  traurige  Wahrheit!  Bereits  im 
Herbste  vor  drei  Jahren,  als  er  den  Hofrath  in  Iffland 's 
„Hagestolzen"  einstudirte,  fühlte  er  empfindlich  die  auf- 
fallende Abnahme    seines   Gedächtnisses;   das  zunehmende 


81 


Hebel  nOthigte  ihn  auch,  mit  der  Uebernahme  neuer  Vor- 
würfe im  nächsten  Jahre  zu  schliessen. 
Aitana. 
Eine  Gesellschaft  englischer  Schauspieler  unter  Direction 
eines  Mr.  Williamson,  wie  es  hiess,  für  Amerika  be- 
stimmt und  durch  französische  Kaper  in  die  Elbe  gejagt, 
gab  seit  dem  10.  Novbr.  Vorstellungen.  Der  Vorsteher 
selbst  war  ein  gebildeter  Darsteller;  nächst  ihm  zeichnete 
sich  Miss  Fontanelle  und  Scrive  als  Buffo  aus. 

1795. 

Obige  Truppe  kam  von  Altona  nach  Hamburg  und 
gab  auf  dem  grossen  Neuenmarkte  in  einer  Bude  Vor- 
stellungen. 

Eine  französische  Gesellschaft  eröffnete  auf  einer  Hülfs- 
bühne  im  Concerthofe  ihre  Vorstellungen. 
Mitglieder  der   französischen  Truppe:  die  Familie  Mees^  Dem. 

Camille^  Dem.  Duquesnoi,  Adam^  Berganier  etc. 
Orchester: 

Musikdirector:. . .  Hr.  Paris, 

Violinisten: die  Hrn.  Tonnies,  Hartmann,  Graf, 

Oboisten die  Hrn.  F.  Hartmann,  Eschenbach, 

Clarinettislen :  . . .  die  Hrn.  Krause,  Bultos. 

Fagottisten: die  Hrn.  Schwenke,  Behls, 

Bratsche : Hr.  Suhr, 

Cellist: Hr.  Chiriau  gen.  Korwio. 

Flötisten : die  Hrn.  He,  Göriz  etc. 

Ihr  Repertoir  wies  eine  grosse  Abwechslung  nach  und 
wurde  besonders  von  niedlichen  Operetten  und  Vaudevilles 
belebt,  die  ein  gut  geführtes  und  eingeübtes  Orchester 
vortrefflich  unterstützte. 

Je  weniger  belohnend  die  Bemühungen  der  englischen 
Schauspieler  sich  auswiesen,   desto  erfolgreicher  steigerten 

6 


82 


sich  die  französischen.  Der  Raum  wurde  ihren  Begünsti- 
gungen bald  zu  eng,  und  so  entschloss  sich  ein  reicher 
Particulier  zum  Ankauf  eines  Grundstückes  auf  der  Dreh- 
bahn, zur  Errichtung  eines  anständigeren  und  geräumigeren 
Locales.  Schröder  dagegen  machte  seiner  Gesellschaft 
am  13.  April  bekannt,  dass  sie  über\s  Jahr  entlassen  sei. 

Am  6.  August  enthielten  die  Addresscomtoirnachrichten 
folgende  Anzeige  Schröder's: 

„Verschiedene  Ursachen  nothigen  mich,  auf  Ostern 
das  Theater  als  Schauspieler  zu  verlassen,  ich  wünsche 
zugleich  die  ganze  Unternehmung  auf  billige  Bedingungen 
abzugeben.    Da  bei   allen  guten  Bühnen  die  Contrakte 
um  Michaelis  geschlossen  werden,   so  ersuche  ich  Die- 
jenigen, welche  Neigung  zu  dieser  Unternehmung  haben, 
sich  vor  der  Zeit  zu  erklären.     Ich  darf  nicht  zweifeln, 
dass   auch  jetzt   so   wohlwollende  Männer   gegen   das 
vaterländische    Schauspiel    auftreten    werden,    als    im 
Jahre  1780." 
Niemand   meldete   sich;    dagegen    erhielt   Schröder 
am  14  August  ein  von  allen  Mitgliedern  der  Bühne  unter- 
zeichnetes Schreiben,  worin  sie  ihren  würdigen  Vorstand 
dringend  ersuchten,  von  seinem  Vorhaben  abzustehen,  wie 
sie  denn  bis  jetzt  gehofft  hätten,   dass  er  dies   schon  bei 
sich  selber  beschlossen.   Nun  aber  sähen  sie  sich  gedrungen, 
bei  aller  Achtung  für   seine  Gründe    darauf  hinzuweisen, 
wie    das  Wohl   seiner  Gesellschaft,    der  Rnhm   seines 
Theaters    durch  seinen  Abgang   gefährdet    werden   und 
der  beste  Wille  nicht  hinreichen  würde,   ihn   zu   ersetzen; 
sie  fügten  hinzu,  wie  sie  alles  thun  würden,  seinen  Wunsch 
nach  Ruhe  zu  befördern,   wenn  er  nur  ihr  Führer  bleiben 
wolle;   mindestens  möchte  er  den  Termin  seines  Austrittes 


83 


bis  dahin  verlängern,  wo  es  ihm  möglich  sein  könnte,  eine 
seiner   würdige  Direction   zu   organisiren. 

Am  7.  Oclbr.  erschien  folgende  öffentliche  Anzeige: 

„Da  sich  Niemand  zur  Uebernahme  des  Theaters 
gefunden  hat,  so  werde  ich  in  die  Nothwendigkeit  ver- 
setzt, es  fortzuführen.  Dadurch  wird  aber  der  Wunsch 
nicht  aufgehoben,  es  so  bald  als  möglich  aufzugeben. 
Jeder  Unternehmer,  dessen  Anerbiethungen  mir  dazu 
behülflich  sind,  diesen  Wunsch  früher  erfüllt  zu  sehen, 
wird  mir  zu  jeder  Stunde  willkommen  sein. 

F.  L.  Schröder." 
Man  kann  sich  die  verschiedenen  Auslegungen  denken, 
die  diese  Anzeige  fand:  —  „er  hat  sich  anders  besonnen'^ 
—  hiess  es  —  „unser  Theater  wird  nun  besser"  —  „das 
haben  wir  den  Franzosen  zu  danken,"  und  was  dergleichen 
mehr  war.  Wirklich  wurde  das  Repertoir  sehr  belebt,  denn 
nach  und  nach  erschienen:  „Er  mengt  sich  in  Alles,"  „Die 
Schachmaschine,"  „Das  Vermächtniss,"  „Die  Advokaten," 
„Der  Spieler,"  „Der  Graf  von  Burgund"  etc.;  an  Opern: 
„Die  Weinleese,"  „Der  Spiegelritter,"  „cosi  fan  tutli"  u. 
Ä.  ra. 

Gäste:  Hr.  und  Dem.  Koch  und  Md.  Lange,  vom  Wiener  Theater. 
Concerle  gaben:    die  Virtuosen  Tausch,  Eberl  und  der  blinde 
Dülon. 

Der  Bau  des  französischen  Theaters  auf  der  Drehbahn 
war  beendet  und  dasselbe  geschmackvoll  eingerichtet  und 
verziert,  so  wie  mit  schönen  Decorationen  gehörig  versehen. 
Am  9.  Oclober  wurde  es  mit  einem  Prologe.  „La  dispute 
des  artistes^  ou  la  louable  amhition!'^  und  der 

99^olrc^e  a  la  mode" 
unter  grossem  Jubel  und  Beifalle  eröffnet. 

6  * 


84 


Gast:   Md.  Chevalier^  vom  Ih^Mre  ilalien  zu  Paris. 
Im  deutschen  Theater  gastirle  Mad.  AI  brecht. 
Herr  Leo  wurde  engagirt. 

1790 

am  18.  März  spielte  Schröder  zum  letzten  Male  auf  seiner 
Buhne,  und  zwar  den  Odoardo  in  „Emilia  Galotti,"  mit 
der  er  sie  vor  11  Jahren  eröffnete. 

Debüts:    Hr.  Neumann ^  Hr.  Halbe^  Hr.  Müller^  Hr.  Böhlendorf^ 

Md.  Müller  und  Md.  Fiala. 
Gäste:  Md.  Lange ^  Hr.  Renner^  Tenorist  Eunicke^  Hr.  Beck  jr. 

und  Frau,  Bassist  Hübsch^  Hr.  XcM,  Hr.  La  Roche ^  sowie 

der  Italiener  Bianchi. 

Am  7.  April  beliebte  der  Rath  nach  dem  Bürgerschafts- 
beschlusse,  den  achten  Theil  von  jeder  reinen  Einnahme 
aller  öffentlichen  Vergnügungen  einzuziehen :  in  Folge  dieses 
Beschlusses  erhöhten  die  französichen  Schauspieler  ihre 
Preise  durchweg  mit  4  /?.  Schröder  beschränkte  dies 
auf  Parterre  und  Logen,  und  befreiete  nur  aus  Dankbarkeit 
sein  Galleriepublikum  von  der  Auflage. 

Am  26.  Novbr.  heirathete  Herz  fei  d  die  ältere  Dem. 
Stegmann  und  erhielt  zur  Ausstattung  eine  Vorstellung 
des  „Abällino"  am  30.  Decbr. 

Die  Geschwister  Löhrs  (nachmalige  Mad.  Meyer 
und  Rein  hold)  betraten  versuchsweise  die  Bühne. 

Unter  den  besonderen  Ereignissen  am  franz.  Theater 
ist  eine  Pflichtverletzung  gegen  Direction  und  Publikum 
von  Seiten  der  vergötterten  Mad.  Chevalier  anzuführen, 
die  zu  oft  erneueten  scandaleusen  Auftritten  Veranlassung 
gab.  Die  Dame  wurde  eines  Abends  auf  eine  noch  nicht 
erhörte  Weise  ausgepfiffen,  denn  zur  Erreichung  voUstän- 


85 


digster  Geniigthuung  hatten  sich  Viele,  die  mit  den  Backen 
nicht  auszureichen  dachten,  eine  Art  Kukuke  zugelegt  und 
an  die  Kniee  gebunden,  die  durch  Zusammenschlagung 
ihres  Effectes  nicht  verfehlten.  Man  verständigte  sich  jedoch 
bald  wieder  zu  gegenseitiger  Zufriedenheit.  Ferner  gelangten 
die  Actionisten  zu  der  ärgerlichen  Erfahrung,  dass  sie, 
mit  Ende  des  Augustmonates,  ihr  Capital  von  42,000  Mark 
bereits  eingebüsst  hatten;  vom  Septbr.  an  wurde  nun  nach 
der  früheren  Vereinigung  mit  den  Vorstellungen  fort- 
gefahren. 

1797. 

Ein  hochwichtiges  Jahr  für  die  Hamburger  Bühne. 
Um  seine  Ereignisse  ununterbrochen  an  einander  reihen  zu 
können,  möge  vorangehen,  was  sich  an  Zuwachs  der  Mit- 
glieder, an  Gastrollen,  bedeutenden  Neuigkeiten  u.  s.  w. 
ergeben.  Gewonnen  wurde  Hr.  Kirchner  als  Tenorist, 
der  bei  seinem  Debüt  gefiel.  Ferner  Hr.  Pleissner,  von 
der  Ungunst  seiner  Gegner  auf's  Neue  verfolgt  und  im 
September  wieder  verjagt,  und  abermals  unverdient, 
wie  früher.  Mad.  Lippert  und  Lange  sind  bereits 
erwähnt  worden;  Hr.  Cordemann  als  Liebhaber,  Herr 
und  Mad.  Gollmick  als  Tenorist  und  zweite  Sängerin 
(nach  einer  eigenmächtigen  Entfernung  des  Hrn.  Kirchner). 
Zur  grossen  Freude  des  Publikums  gab.  Md.  Unzelmann 
aus  Berlin  leider  nur  fünf  Gastrollen,  als  Gurli,  Nina, 
Josephine  (in  „Armuth  und  Edelsinn,")  Sophie  G,Aussleuer") 
und  Gilana  (in  den  „Arkadiern").  Sie  riss  zum  allge- 
meinen Beifall  hin  und  nur  in  der  Gurli  wollte  man  der 
Renner,  die  ihr  im  vorigen  Jahre  vorangegangen  war, 
den  Vorzug  geben,  freilich  auch  eine  Rivalin,  ihrer  würdig, 
deren    seltene   natürliche    und    künstlerische   Vorzüge    zu 


86 


sclinell  dem  Gedächtnisse  der  neuern  Zeil  entschwunden 
sind.  Es  wird  späterhin  Gelegenheit  geben,  auf  sie  zurück- 
zukommen. Mad.  Bissler  und  Tochter  (spätere  Mad. 
Gehlliaar)  gefielen,  Erstere  in  Mütterrollen,  Letztere  als 
naive  Liebhaberin.  Einen  grossen  C^'klus  von  Darstellungen 
gab  der  ehemalige  Liebling  der  Hamburger,  Klingemann 
aus  Wien.  Allgemeiner  Beifall  empfing  ihn,  obwohl  sich 
der  neuerstandene  Theil  des  Publikums  in  den  Enthusiasmus 
des  älteren  anfänglich  nicht  so  recht  finden  wollte,  und 
erst  nach  und  nach  mit  ihm  übereinstimmte.  Doch  seine 
Tochter  Betty  dagegen  vereinigte  aufs  Neue  alle  Theile 
zu  der  gerechtesten  Anerkennung  für  sich  wie  früher. 
Herr  Walter  als  Tenorist,  Ellmenreich  als  Buffo,  Bork 
als  Kammerjunker  im  „Kind  der  Liebe"  und  Grüner  im 
„schwarzen  Mann"  gefielen  mehr  und  minder;  der  Buffb 
hätte  wohl  grossere  Würdigung  verdient,  doch  erfordert 
dies  Fach,  mehr  als  jedes  andere,  eine  wechselseitige 
Befreundung  zwischen  Publikum  und  Darsteller.  An  Neuig- 
keiten sind  von  Iffland  „Leichter  Sinn"  und  „Erinnerung," 
von  Kolzebu e  „Ueble  Laune,"  „die  Corsen"  und  „die 
silberne  Hochzeit'^  anzuführen.  Gegen  letzteren  Autor  war 
die  Kritik  schon  sehr  rege  geworden,  aber  sie  vermochte 
dennoch  nicht  die  Stimme  des  Publikums  selbst  bei  offenbar 
misslungenen  Gaben,  von  ihm  abzuwenden.  „Jugendstreiche" 
nach  „Wild  oats"  von  O'Keefe  (das  Original  des  jetzt  so 
beliebten  Lustspiels  „Richard's  Wanderleben")  und  ,,Gleiches 
mit  Gleichem'*  von  Vogel,  sowie  das  abenteuerliche 
Trauerspiel,  „die  Maske"  (nicht  die  eiserne)  gefielen.  Die 
Oper  brachte:  „der  Milzsüchtige,"  „Euphrosine,"  (von  Paer) 
„das  unterbrochene  Opferfest,"  „theatralische  Abenteuer'' 
(von  Paesiello)  und  „die  Waldmänner." 


87 


Schröder  hatte  einen  Landsitz  (Reilingen  im  Hol- 
steinischen) angekauft,  der  ihm  um  so  werther  wurde, 
als  sich  seine  Frau,  deren  Gesundheit  sehr  litt,  dort  wohl 
gefiel,  und  er  hielt  sich  von  Zeit  zu  Zeit  daselbst  auf,  je 
nachdem  die  Geschäfte  und  die  Ausführung  seiner  Anord- 
nungen es  erlaubten,  welche  er  dem  von  der  Gesellschaft 
selbst  gewählten  Ausschusse,  den  Herren  Löhrs,  Langer- 
hans, Stegmann,  Herzfeld  und  Eule  übertrug.  Er 
sehnte  sich  nach  Ruhe,  die  ihm  wohl  zu  gönnen  war  nach 
der  Masse  von  Unannehmlichkeiten,  den  vielen  Kränkungen, 
die  er  zu  ertragen,  dem  Kampfe,  den  er  mit  der  Geschmacks- 
richtung, bei  dem  Bewusstsein,  stets  das  Bessere  zu 
wollen,  zu  bestehen  hatte.  Ausserdem  glaubte  er,  wäre 
es  auch  nur  durch  die  Begründung  des  Pensionsfonds,  die 
Herzen  seiner  Untergebenem  gewonnen  zu  haben,  doch 
konnte  er  sich  dessen  in  Wahrheit  nur  mit  wenigen  Aus- 
nahmen rühmen.  Vielmehr  trat  man  ihm  gegenwärtig  mit 
argen  Zumuthungen  entgegen,  ja  sogar  mittelmässige  Mit- 
glieder wagten  Anforderungen,  die  er  sich  selbst  nie 
erlaubt,  noch  je  von  bedeutenden  Künstlern  erduldet  hatte. 
Das  Theater  war  ihm  zuwider  geworden.  Behielt  er 
nun  die  Oberherrschaft,  so  war  es  unvermeidlich,  dass 
eben  all  die  Verdriesslichkeiten  wieder  über  ihn  kommen 
mussten,  die  sein  Gemülh  so  schwer  verletzten  und  die  er 
nicht  mehr  zu  ertragen  vermochte,  obwohl  er  sich  jeder, 
selbst  der  beschwerlichsten  Mühwaltung  gern  unterzog  und 
Arbeitsscheu  nimmer  kannte.  Da  seine  Versuche,  einen 
fremden  Nachfolger  zu  finden,  bisher  erfolglos  geblieben 
waren,  so  richtete  er  zu  dem  Ende  sein  Augenmerk  auf 
die  obengenannten  fünf  Herren  des  Ausschusses,  die  mit 
ihren  Familien  ohnehin  den  Kern  seines  Personals  bildeten. 


88 


Was  er  wohl  selbst  gegen  den  Einen  oder  den  Anderen 
empfand,  glaubte  er  unterdrücken,  gute  Eigenschaften  in 
die  Waagschale  legen  zu  müssen,  und  sah  er  ja  die  übrigen 
Mitglieder  gegen  Willkührlichkeiten  und  Abweichungen 
durch  seine  wohl  überlegten  Theatergesetze  geschützt.  Er 
versammelte  also  jene  Herren  um  sich  und  theilte  ihnen 
im  Vertrauen  die  Absicht  mit,  ihnen  die  Direction  gegen 
eine  Abgabe  von  zwölf  vom  Hundert  von  der  täglichen 
Eiimahme  (den  achten  Theil  für  die  Stadtkämmerei  unge- 
rechnet) auf  drei  Jahre  zu  verpachten,  dafern  sie  sich 
verpHichten  wollten,  seine  Bühnen-  und  Pensionsgesetze 
unverbrüchlich  aufrecht  zu  erhalten.  Nachdem  man  sich 
unter  einander  beralhen,  stand  man  nicht  an,  die  Bedin- 
gungen unter  den  obschwebenden  Verhältnissen  billig  zu 
finden,  ersuchte  Schröder  jedoch  abermals  und  dringend 
um  Beibehaltung  der  Oberführung,  was  er  aber  entschieden 
ablehnte.  Das  Geheimniss  blieb  inzwischen  bald  kein 
Geheimniss  mehr;  der  bevorstehende  Wechsel  wurde  hin 
und  her  besprochen,  und  einigen  Mitgliedern  der  Gesell- 
schaft gefiel  diese  Zukunft  ihrer  älteren  Genossen  nicht. 
Man  hatte  unter  sich  mit  grosser  Geschäftigkeit  dagegen 
gewirkt  und  geworben,  und  als  Schröder  endlich  eine 
mündliche  Anfrage,  „ob  er  jene  Uebertragung  der  Direction 
beabsichtige"  rund  heraus  bejahte,  erhielt  er  alsbald  eine 
Zuschrift  von  den  nachfolgenden  Mitgliedern  unterzeichnet: 
Hönike  und  Frau,  Reinhard  und  Frau,  Cordemann, 
Bau,  Laroche,  Petersen,  Michaud,  Hoffmann, 
Kupfer,  Böhlendorf,  Werdy,  Kirchner,  Louise 
Lange,  Fiala,  Leo,  Braun  und  F'rau,  Jaime,  Lippert. 
Sie  ersuchten  ihn  darin  dringend,  sich  ihnen  nicht  gänzlich 
zu  entziehen:  sei  dies  aber  nun  einmal  unwiderruflich  von 


89 


ihm  beschlossen,  so  appellirten  sie  an  das  ihnen  gegebene 
Versprechen,  „die  Direction  nur  in  gute  Hände  zu  über- 
geben, mit  denen  die  Mehrzahl  der  Gesellschaft  zufrieden 
sei;  ausserdem  trugen  sie  auf  eine  gänzliche  Revision  der 
Gesetze  des  Pensionsfonds  an. 

In  seiner  Antwort  bemerkte  Schröder:  „er  habe  zwar 
dem  Ausschuss  sein  Wort  zur  Uebergabe  der  Direction  ge- 
geben, könne  es  auch  für  sich  nicht  zurücknehmen;  wenn 
jedoch  die  respective  Gesellschaft  den  Ausschuss  bereden 
könne,  zurückzutreten,  so  wolle  er  den  dringenden  Bitten 
der  Unterschriebenen  nachgeben  und  ferner  ihr  Oberdi- 
rector  bleiben,  wiewohl  mit  der  Einschränkung,  dass  er 
alle  nur  mögliche  Ruhe  dadurch  erzielen  könne/^ 

Hierauf  unterzeichneten  die  säramtlichen  Mitglieder  ein 
von  den  Herren  Hönike,  Werdy,  Braun  und  Rein- 
hard an  sie  gesandtes  Circulair,  nach  welchem  sie  sich 
erklärten,  unter  Herrn  Schröder's  Oberdirection  sich  zu 
einer  vereinigten  Gesellschaft  formiren  zu  wollen,  und  sich 
anheischig  zu  machen,  mit  keiner  andern  Direction  in  Ver- 
bindung zu  treten. 

Der  Ausschuss  wurde  nun  versammelt,  um  seine  Er- 
klärung abzugeben,  und  da  er  verneinend  auf  jene  Zumu- 
thung  antwortete  und  sich  bestimmt  dahin  erklärte,  das 
Herrn  Schröder  gegebene  Wort  nicht  wieder  zurück- 
nehmen zu  können,  *)  so  wendeten  sich  die  Herren  Hönike, 
Rau,  Werdy,   Reinhard  und  Braun  im  Namen  obbe- 


*)  Herr  Lang  er  ha  ns  allein  setzte  hinzu,  dass,  wenn  die  Ge- 
sellseliafl  gegen  ihn  insbesondere  vielleicht  etwas  einzuwenden 
haben  sollte,  er  gern  aus  dieser  Verbindung  treten  wolle. 
Er  fübrle  dies  auch  wirklich,  jedoch  nur  für  kurze  Frist,  aus. 


90 


nanntcr  Mitglieder  noch  einmal  mit  einer  schriftlichen  Vor- 
stellung an  ihren  Director,  und  trugen  ihm  ihren  Entschluss 
vor,  sich  unter  seiner  Oberdirection  zu  einer  vereinigten 
Gesellschaft  bilden  zu  wollen;  Herr  Schröder  sollte  dann 
als  Oberdirector  einige  von  den  Fähigsten  und  Wohlgesinn- 
testen des  Ausschusses,  zu  welchen  die  übrige  Gesellschaft 
das  meiste  Vertrauen  habe,  zu  Regisseurs  wählen,  und 
Diesen,  so  wie  den  übrigen  bleibenden  Mitgliedern  des  Aus- 
schusses, für  die  innere  Führung  eine  ihrer  Mühwaltung  an- 
gemessene Gratification  bestimmen. 

Schröder  wies  in  seiner  Entgegnung  auf  Undank- 
barkeit und  Kränkung  hin,  erwähnte  der  Geschenke  und 
Gagenverbesserungen,  die  er  freiwillig  gespendet,  und  der 
Opfer,   die  er  dem  Pensionsfond  gebracht,*)  und  schloss 


')  In  einer  Berechnung,  welche  er  dem  Publikum  öffentlich  vor- 
legte, sagte  er  unter  Anderm:  „Man  beschuldigt  mich  des 
Geizes,  mich,  der  ich  seit  April  1796  an  Schauspieler  und 
andere  zum  Theater  gehörende  Personen  3800-^  verschenkt 
habe  (ohne  die  Gagenerhöhungen),  bei  welchen  ich  nur  an- 
führen will,  dass  vergangenen  Februar  (14  Monate  früher, 
als  es  Jemand  fordern  konnte)  Herr  Reinhard  25,  Herr 
Braun  25  und  Herr  Werdy  18^  monatliche  Zulage  er- 
hielten (Ersterer  hat  nun  jährlich  960,  Herr  Braun  940  und 
Herr  Werdy  600 «f);  ich,  der  ich  jede  Collekte  unterstütze, 
von  dessen  Thüren  kein  wahrhaft  Dürftiger  abgewiesen 
wird."  —  Den  Pensionsfond  betreffend,  bescheinigte  der 
Buchhalter  Löhrs,  dass  Herr  Schröder  zu  dem  geschenk- 
ten Betrag  der  gegebenen  Concerte  die  Selbsttragung  der 
Kosten  übernommen,  mithin  bis  zum  23.  Oclober  1797  in 
Summa  17,729  -^  6  ß  geopfert  halle,  den  Schaden  noch  un- 
berechnet, den  diese  Akademien  den  Monlagscinnahmen  und 
den  Opern  überhaupt  zugefügt  haben  mochten. 


91 


endlich  damit,  dass  er  das  Theater  nach  seinem  Gewissen 
in  keine  bessere  Hände  geben  könne,  und  es  würde  sich 
zur  gehörigen  Zeit  linden,  ob  die  Majorität  damit  zufrieden 
sei  oder  nicht. 

Ausser  einem  Briefe,  den  Herr  Werdy  nun  für  sich 
allein  an  Schröder  schrieb,  antworteten  die  Protestiren- 
den  in  einer  ausführlichen,  von  einem  Rechtsgelehrten  ver- 
fassten  Schrift,  und  unterschrieben  sie  (mit  Ausschluss  der 
Damen  Fiala  und  Lipperl  und  des  Herrn  Petersen} 
alle  eigenhändig,  zum  Beweise  ihrer  Genehmigung,  sowohl 
dieser,  als  der  vorhergegangenen  Schriften,  da  Schröder 
in  seinem  vorigen  Schreiben  den  Zweifel  geäussert  hatte, 
ob  ihre  vorhergehende  von  Herrn  Hönike  etc.  unterzeich- 
nete Vorstellung  von  den  Uebrigen  sei  gelesen  worden. 

Schröder  zog  in  seiner  Antwort  hierauf,  sehr  weis- 
lich, eine  Linie  zwischen  den  unterschriebenen  Mitgliedern 
und  sonderte  namentlich  Diejenigen  von  ihnen  ab,  welche 
erst  kurze  Zeit  und  nach  dem  3.  Oct.  1795  (dem  Datum 
des  gegebenen  Versprechens)  zu  seinem  Theater  gekommen 
und  nur  auf  halbjährige  oder  dreimonatliche  Aufsage  enga- 
girt  waren,  also  nichts  mit  der  Schrift  zu  schaffen  hätten, 
welche  er  zu  jener  Zeit  der  Gesellschaft  zugesandt  und 
also  auch  keine  Stimme  dabei  haben  könnten.  Schröder 
machte  daher  die  Majorität  der  mit  der  neuen  Direction 
Unzufriedenen  streitig,  berief  sich  auf  seine  Freiheit,  das 
Theater  behalten  zu  können  oder  nicht,  machte  einigen  der 
Unterschriebenen  verschiedene  Vorwürfe  über  Anmassungen, 
Vernachlässigungen  u.  s.  w.  und  schloss  endUch  damit, 
dass,  da  die  Sache  durch  Heftigkeit  und  Bitterkeit  eine 
solche  Wendung  genommen  hätte,  er  weit  eher  sein  Haus 
zuschliessen,  als  sich  den  Kränkungen  unterwerfen  wollte, 


92 


welche   ihn    nun    bei    der   Fortsetzung    unausbleiblich   er- 
warteten. 

In  der  Gegenantwort  stellten  die  protestirenden  Mit- 
glieder Herrn  Schröder  in  Rücksicht  der  Majorität  vor, 
dass  21  auf  alle  Fälle  mehr  als  5  wären,  die  fünf  Herren 
des  Ausschusses  mit  ihren  Frauen  nicht  mit  zu  rechnen 
seien,  die  Protestirenden  also  ganz  gewiss  die  Stimmen- 
mehrheit hätten,  dass  nicht  alle  Mitglieder  des  Ausschusses 
von  ihnen  förmlich  gewählt  wären ,  *)  dass  der  Ausschuss 
nur  Herrn  Schröder's  mündliches  Versprechen  hätte 
(bis  dahin  hatte,  nach  einer  Anmerkung  dieser  Schrift, 
Schröder  noch  keinen  förmlichen  Conlrakt  mit  dem  Aus- 
schusse geschlossen),  sie  aber  hätten  seine  Schrift  und  die 
Gesetze  für  sich;**)  des  Ausschusses  Verlust  wäre  ein  lu- 
crum  cessans^  der  ihrige  ein  damnumpositivum;  sie  trügen 
daher  in  den  verbindlichsten  für  Schröder  schmeichel- 
haftesten Bitten  auf  Frieden  an  und  verlangten  endlich  die 
Herren  Löhrs  und  Langerhans  zu  Directoren. 


')  In  einer  Note  der  Protestirenden  unter  Herrn  Schröder's 
Schrift  wird  aiisdrückhch  gesagt:  „Das  Resultat  der  Stimmen 
ward  uns  freilich  bekannt  gemacht,  aber  wir  wurden  nicht 
von  seiner  Richtigkeit  überzeugt.  Der  Souffleur  ging  mit 
kleinen  Zettelchen  herum,  worauf  man  den  Namen  Dessen, 
dem  man  seine  Stimme  gab,  schrieb.  Am  folgenden  Tage 
ward  uns  angezeigt,  Herr  Herzfeld  sei  gewählt."  Hegten 
sie  jedoch  ein  so  schimpfliches  Misslrauen,  weshalb  forderten 
sie  zur  Zeit  keine  gehörige  Aufsummung  der  Stimmen? 

)  ludern  nach  der  bei  dem  Sehr  öder 'sehen  Theater  bestimm- 
ten Regel  ein  von  der  Gesellschaft  unterschriebenes  Circular 
Gesetzeskraft  erhiell. 


93 


Hierauf  sandte  Schröder  eine  an  Herrn  Reinhard 
allein  überschriebene  ganz  kurze  Antwort,  des  Inhalts:  da 
Einer  von  den  zwei  vorgeschlagenen  Directoren  den  Antrag 
abgelehnt  habe,  *)  er  auf  diesen  Vorschlag  nicht  antworten 
könne,  und  imUebrigen  versichre,  der  Bestand  der  künftigen 
Unternehmung  werde  beweisen,  wie  er  den  rechten  Weg 
gewählt  habe. 

Nach  Empfang  dieses  Briefes  vereinigten  sich  nun 
zwar  zwölf  Mitglieder  **)  und  verpflichteten  sich  feierlich 
in  einer  von  ihnen  unterzeichneten  Schrift  mit  ihrem  Ehren- 
worte, sich  nie  einzeln  mit  dem  Schauspieldirector 
Schröder  oder  den  künftigen  Theater -Entrepreneurs 
seiner  Schaubühne  in  irgend  eine  Unterhandlung  wegen 
Engagement  einzulassen.***)  Da  sie  aber  sahen,  dass  die 
Uebergabe  der  Direction  an  den  Ausschuss  nicht  mehr  zu 
hintertreiben  sei,  da  es  ihnen  schwer  wurde,  die  Hamburger 
Bühne  und  Hamburg  zu  verlassen  f)  und  die  durch  die 
Pensionsanstall  gegründete  Hoffnung  auf  Unterstützung  im 
Alter  aufzugeben,  indem  Mehreren  von  ihnen  zu  den  zehn 


*)  Die  Prolestirenden  versichern  in  einer  Note,  dass  Herrn 
Langerhans  damals  nichts  sei  davon  bekannt  gemacht 
worden. 

**)  Die  Herren  Werdy,  Rau  mit  Frau,  Hönike  mit  Frau, 
Reinhard  mit  Frau,  Braun  mit  Frau,  Kirchner,  Mad. 
Lange,  Dem.  Jaime. 

***)  Dies  war  wohl  wie  es  der  Erfolg  gezeigt  hat,  etwas  zu  viel 
versprochen. 

+)  Einem  derselben  (Herrn  Reinhard)  besonders,  der  sogar 
nebenbei  ein  Handlungs-  und  Commissions- Etablissement 
errichtet  halle,  welches  ganz  gut  im  Aufschwünge  war. 


94 


Jahren,  als  der  nach  den  Gesetzen  zur  Pensionsfähigkeit 
festgesetzten  Zeit,  nur  noch  drei  Jahre  fehlten,  so  ent- 
schlossen sich  ohgenannte  Mitglieder,  von  der  neuen  Direction 
unter  gewissen  angegebenen  Bedingungen,  die  Zusicherung 
eines  dreijährigen  Engagements  zu  verlangen. 

Schröder  Hess  dies  an  den  Ausschuss  gelangen, 
und  dieser  schlug  in  seiner  Antwort  alle  Bedingungen,  so 
wie  einen  dreijährigen  Contrakt  ab,  da  seine  Contrakte 
wie  die  des  Herrn  Schröder  nur  auf  ein  Jahr  dauern 
sollten.  Die  Protestirenden  thaten  Verzicht  auf  die  übrigen 
gemachten  Bedingungen  und  verlangten  nur  von  Schröder 
unmittelbare  Zusicherung  eines  dreijährigen  Contractes,  da 
mehrere  Mitglieder  des  Ausschusses  sich  durch  Abschliessung 
eines  solchen  Contraktes  mit  ihm*)  die  Pensionsfähigkeit 
zugesichert  hatten,  und  sie,  die  Protestirenden,  diese  Zu- 
sicherung als  ein  Aequivalent  für  Herrn  Schröder's 
gebrochenes  Versprechen  zu  fordern  berechtigt  zu  sein 
glaubten;  es  schickten  daher  Nachbenannte  an  Herrn 
Schröder  nachfolgendes  Billet: 

Wir  unterschriebene  Mitglieder  Ihres  Theaters  er- 
suchen Ew.  Wohlgeboren,  uns  noch  heute  eine  katego- 
rische Antwort  zu  geben  und  darin  zu  bestimmen,  was 
für  ein  Aequivalent  dieselben  uns  für  Ihr  gegebenes 
Versprechen  geben  wollen.  Widrigenfalls  erklären  wir 
E.  W.  fest  und  unerschütterlich:  dass  wir  bis  nach 


0  Auch  dauert  die  ganze  Ablassung  des  Theaters  an  den  Aus- 
schuss nur  3  Jahr,  gegen  Abgabe  von  12pCt.  und  Schröder 
ist  es  nacliher  vorbehallen,  das  Theater  wieder  zu  über- 
nehmen. 


95 

erfolgler   Erklärung,   Ihr   Theater   nicht   be- 
treten werden.    Hamburg  etc.  etc. 

Reichard  u.  Frau,  Werdy,  Braun  u.  Frau, 

E.  Jaime,  J.  Krug.*) 

Es    erfolgte    hierauf   eine    abschlägige   Antwort,    und 

Herr  Reinhard,  aufgebracht  darüber  und  über  die  vielen 

vergeblich   gethanen    Schritte**)    zeigte    den   Abend    nach 


*)  Also  nur  sieben!  Soweit  war  die  Zahl  der  Verbündeten 
zusammen  geschmolzen.  Denn  Hr.  und  Md.  Hönike, 
Md.  Lange  und  Hr.  Rau  traten  zurück  und  Hr.  Kirchner 
verliess  das  Theater  ohne  den  Ausgang  der  Sache  abzuwarten. 

**)  Er  halle  es  unter  Anderm  sogar  für  gut  befunden,  nach  einer 
von  Schröder  veröffentlichten  Correspondenz  mit  ihm,  ohne 
Rücksicht  auf  seine  Collegen,  sich  zu  begnügen,  wenn 
ihm  nur  nebst  seiner  Frau  die  Aussicht  auf  Pension  gesichert 
würde.  Schröder  gab  auch  seine  Garantie,  dass  sie  in  3 
Jahren  nicht  abgedankt  werden  sollten,  wenn  sie  ihre  Pflich- 
ten erfüllten,  und  unterhandelte  deshalb  mit  der  zukünftigen 
Direction,  worauf  diese  Herrn  Reinhard  und  Frau  in  einem 
Briefe  erklärte,  dass  sie  sich,  auf  ein  Jahr  sie  zu  engagiren 
entschlossen,  und  zwar  mit  dem  jährlichen  Gehalle  von 
1050 ocf,  wogegen  sie  hoffte,  dass  sie,  Reinhard's,  mit 
guten  Gesinnungen  bei  ihr  bleiben,  die  Theatergesetze  willig 
erfüllen  und  den  jahrlichen  Contrakt  mit  diesen  wohlwollen- 
den Gesinnungen  unterzeichnen  würden,  wozu  sie  sie  den 
nächsten  Sonnabend  von  9  —  12  Uhr  in  ihre  Versammlung 
bei  Herrn  Löhrs,  als  dem  bestimmten  Zeitpunkte,  in  wel- 
chem sie  mil  den  Hierbleibenden  zu  contrahiren  wünschen, 
vorlud.  —  Herr  Reinhard  fand  hierin  eine  Art  von  Bellelei 
und  verlangte  in  seiner  Antwort  (vom  18.  October),  wenn 
es  der  künftigen  Direction  wirklich  Ernst  wäre,  sie  (Rein- 
hard's) hier  pensionsfähig  werden  zu  lassen,  den 
Contrakt  Tags  darauf  zur  Unterzeichnung  übersandt.    Der 


96 


dem  Schlüsse  des  Schauspiels,  „die  Maske,"  wo  er,  um 
das  Stück  des  folgenden  Tages  anzusagen,  hervorgetreten 
war,  dem  Publikum  an:  „Wenn  bis  morgen  die  zwischen 
der  Direction  und  einigen  Mitgliedern  entstandenen  Miss- 
helligkeiten gehoben  sein  würden  (welches  er  herzlich 
wünsche  und  hoffe),  so  würden  „die  Hagestolzen"  aufge- 
führt werden.  Sollten  gedachte  Misshelligkeiten  bis  dahin 
aber  nicht  beendigt  sein,  so  bäten  er  und  seine  mit  ihm 
vereinigten  Kameraden  das  verehrungswürdige  Publikum, 
sie  nicht  eher  zu  richten,  bis  es  ihre  Rechtfertigung  gehört 
haben  würde. 

Nun  erschien  Tags  darauf  fFreitag  den  20.)  statt  des 
Anschlagzettels  folgende  gedruckte  Anzeige  von  Schröder: 

Es  ist  heute  kein  Schauspiel;  weil,  anstatt  sich  an  die 
Obrigkeit  zu  wenden,  wenn  sie  eine  gerechte  Beschwerde 
gegen  mich  haben,  Herr  Krug,  Jungfer  Jaime,  Herr  und 
Frau  Reinhard,*)  Herr  Werdy,  Herr  und  Frau  Braun 
sich  weigern,  zu  spielen  und  das  Vergnügen  des  Publikums 
stören.  Kehren  sie  nicht  bis  Montag  zu  ihrer  Pflicht  zu- 
rück, so  soll  dem  Publikum  die  Ursache  ihres  Verfahrens 
dargelegt  werden,  welche  kein  Beweis  ewiger  Dankbarkeit 
ist,  deren  mich  die  Mehrsten  unter  ihnen  wiederholt  ver- 
sichert haben. 
Hamburg,  den  20.  October.  F.  L.  Schröder. 


Ausschiiss  schlug  aber  dies  in  einer  Antwort  des  Herrn  Löhrs 
an  Schröder  ab,  und  blieb  dabei,  dass  die  Conlrakte  den 
nächsten  Sonnabend  zu  der  bestimmten  Zeit  und  in  ihrer 
Versammlung  geschlossen  werden  müsslen. 

*)  Herr  Reinhard  hatte  den  Hofrath  und  Madame  Reinhard 
die  Pächterin  Linde  in  den  Hagestolzen. 


97 


Die  sieben  Mitglieder  Hessen  wenige  Stunden  darauf 
auch  eine  Erklärung  herumgehen,  worin  sie  im  Voraus  an- 
zeigten, dass  Herrn  Schröder's  unregelmässiges,  uner- 
laubtes Verfahren  gegen  sie  in  den  ersten  Tagen,  wohl 
dokumentirt,  öffentlich  erscheinen  solle. 

Schröder  wandte  sich  jetzt  an  die  Obrigkeit;  und 
auf  sein  Ansuchen  Hess  Herr  Prätor  Schulte  die  sieben 
Mitglieder  zu  sich  kommen  und  ermahnte  sie,  wiewohl 
vergeblich,  ihren  Entschluss  aufzugeben  und  ihren  Contrakt 
zu  erfüllen.  Sie  schickten  aber  hierauf  Herrn  Schröder 
nachstehendes  Billet: 

„Ew.  Wohlgeboren  erhalten  hier  die  Proposition, 
die  wir  auch  bei  Herrn  Senator  Schulte  gemacht 
haben.  Wollen  Sie  uns  für  Ihr  gebrochenes  Ver- 
sprechen eine  angemessene  Geldentschädigung 
geben,  so  werden  wir  bis  Ostern  unsere  Pflichten  eben 
so  streng  und  pünktlich  erfüllen,  als  bisher;  wir  er- 
warten bis  12  Uhr  im  Betreff  dieses  eine  bestimmte 
Antwort:  wie  viel  Dieselben  uns  zu  geben  geneigt  sind." 
Hamburg,  den  20.  October  (um  11  Uhr). 

Schröder  ertheilte  keine  Antwort  darauf  und  machte 
die  Sache  bei  dem  ältesten  Weddeherrn,  Herrn  Senator 
Westphalen,  anhängig,  vor  welchem,  Tags  darauf,  die 
Mitglieder  erscheinen  mussten.  Schröder  erschien  Krank- 
heits  halber  nicht.  — 

Auf  die  verschiedenen  Bemühungen   des  Richters,   die 

Sache   gütlich    beizulegen,    entschlossen    die    Sieben    sich 

endlich,  (den  24.  October)  folgenden  Vergleich  anzubieten: 

Dass  sie  nämhch  bereit  wären,  sogleich  ihre  Functionen 

wieder  anzutreten,   wenn  sich  Herr  Schröder,   noch 

7 


98 


denselben   Tag,    zu    einer    nur   einigermassen    billigen 

Geldentschädigung  verstehen  wollte. 
Schröder  antwortete  hierauf:  Um  seine  letzten  Monate 
in  Ruhe  hinzubringen  und  um  in  den  Vergnügen  des 
Publikums  jede  Störung  zu  heben,  sei  er  bereit  (obgleich 
mit  dem  tiefsten  Gefühl  der  Gerechtigkeit  in  dieser  Sache") 
jener  Verbindung  2100  -jj(  (also  Jedem  100  «f»)  in  die  Hände 
des  Herrn  Senator  Westphalen  zu  geben:  wenn  sie 
sich  vorher  anheischig  machten,  dem  Publikum  in  einer 
gedruckten  Nachricht  zu  erklären,  dass  sie  sich  übereilt 
haben.  *) 

Die  sieben  MitgUeder  verlangten  aber,  Jeder  600  .#, 
ehe  sie  das  Theater  beträten,  schlugen  die  öffentliche 
Erklärung  ab  und  verstanden  sich  blos  zu  einer  öffentlichen 
Anzeige :  dass  die  Sache  durch  Vermittelung  zu  beiderseitiger 
Zufriedenheit  geendet  sei.  Schröder  bestand  in  seiner 
Antwort  auf  eine  öffentliche  gedruckte  Erklärung  der 
Herren  Reinhard  u.  s.  w.,  dass  sie  gefehlt  hätten,  und 
verstand  sich  dagegen  nochmals  zu  den  2100  _^,  welche 
jedoch  bis  Ostern  deponirt  bleiben  müssten.  Wenn  aber 
jene  Erklärung  binnen  24  Stunden  nicht  erfolge,  so  glaube 
er  Recht  und  Billigkeit  auf  seiner  Seite  zu  haben,  wenn 
er  sie  nach  ihrem  gebrochenen  Contracte  sein  Theater 
nicht  wieder  betreten  lasse  und  auf  Ersatz  des 
Schadens    dringe,    den   sie   ihm    durch   ihren    unerhörten 


•*)  Da  von  der  Gegenparthei  zu  sehr  gezögert  wurde  und  dem 
Herrn  Reinhard  etc.  (was  sie  dem  Anscheine  nach  nicht 
leicht  vermuthen  konnten)  endlich  doch  die  Gennglhuung 
ward,  das  ihnen  Schröder  ein  Vergleichsquanlum  bot  (die 
Summe  Ihut  nichts  zur  Sache)  so  konnten  sie  wohl  bekennen, 
dass  sie  sich  übereilt  hatten. 


99 


Schritt  zufügten.  Die  sieben  Mitglieder  weigerten  sich 
anhaltend,  jene  Erklärung  zu  geben,  forderten  aber  jeder 
nur  400  _^.  Schröder  brach  nun  jede  weitere  Unter- 
handlung ab,  zahlte  ihnen  die  laufende  Gage  und  Hess  sie 
sein  Theater  nicht  wieder  betreten. 

In  dieser  Verwirrung  der  Angelegenheiten  sollte 
Schröder  von  der  alten  Mad.  Stark  einen  rührenden 
Beweis  von  Anhänglichkeit  erleben:  schon  im  Julimonate  war 
sie  wegen  Alterschwäche  und  Krankheit  bittend  darum  ein- 
gekoramen,  den  Tag  baldmöglichst  zu  bestimmen,  an  dem 
sie  zum  letzten  Male  auf  der  Bühne  erscheinen  dürfte. 
Am  20.  October  schrieb  sie  ihm,  dass  sie  unter  den 
gegenwärtigen  Umständen  alle  Kräfte  aufbieten  würde, 
damit  er  nicht  in  Verlegenheit  komme,  um  noch  bis 
Ostern  ihre  Pflichten  mit  gewohnter  Treue  zu  erfüllen. 
Schröder  nahm  ein  so  grossmüthiges  Anerbieten  natürlich 
nicht  an;  aber  auch  Mad.  Schröder  liess  sich,  trotz  ihrer 
Kränklichkeit,  nicht  abhalten,  sogleich  in  dem  Fache  älterer 
Frauen  und  Mütter  aufzutreten,  um  ein  ihr  heiliges  Recht 
geltend  zu  machen.  Im  Publikum  waren  die  Stimmen,  wie 
sich  voraussetzen  liess,  getheilt  und  eine  Reihe  jämmerlicher 
Controverse  tauchten  auf,  ohne  jedoch  im  Allgemeinen  zu 
verwirren.  Der  Gang  der  Verhandlungen,  die  gegenseitigen 
officiellen  Berichte  hatten  die  trüben  Quellen  und  die 
eigennützigen  Absichten  Derer,  die  jene  künstliche  Oppo- 
sition weckten,  zu  deutlich  an  den  Tag  gelegt.  Ohne  sich 
blenden  zu  lassen,  wo  in  der  Angelegenheit  von  jeder 
Seite  gefehlt  war,  konnte  man  am  Schlüsse  der  Verhandlung 
dennoch  nicht  umhin,  sich  auf  die  des  Unternehmers  zu 
wenden,  und  nahm  seine  Bitte  um  Nachsicht  für  den 
Augenbück  mit  Wohlwollen,   seine   Erklärung  jedoch,   er 


100 


werde  vom  Anfang  des  Decembers  bis  Ostern,  dem  genom- 
menen Abschiede  und  allen  Missdeutungen  zum  Trotz, 
denen  er  nicht  wohl  entgehen  könne,  selbst  wieder  als 
Schauspieler  zu  fungiren,  mit  Enthusiasmus  auf.  Bei  seinem 
ersten  Erscheinen,  vor  Beginnen  des  Schauspiels,  begrüsste 
ihn  ein  volles  Haus  und  ein  anhaltender  jubelnder  Zuruf, 
wobei  sich  ein  einziger  Pfeifenton '  kläglich  ausnahm  und 
auch  sogleich  erfolglos  verstummte.  Schröder  sagte 
ungeföhr:  „Für  die  abgegangenen  Mitglieder  habe  ich 
meinem  verehrungswürdigen  Publikum  Ersatz  versprochen. 
Hochachtung  und  Dankbarkeit  verpflichten  mich,  dem 
Wunsche  nach  Ruhe  zu  entsagen,  und  so  stehe  ich  denn 
unterstützt  von  dem  Eifer  der  Gesellschaft,  auf's  Neue  vor 
Ihnen,  so  viel  als  möglich  den  Verlust  zu  ersetzen." 

Erneueter  lärmender  Beifall.  —  Es  erfolgte  nun  die 
Darstellung  des  „Fähndrichs."  Die  französische  Schau- 
spielergesellschaft glaubte,  diesen  Tag  analogisiren  zu  müs- 
sen und  gab  die  drei  Stücke :  „  IPmpatient^^''  „  V Intendant 
comedien  malgre  lui'^  und  „LeDirecteur  dans  V Embarras.^'' 
Meyer  fügt  Th.  II,  S.  156  der  Biographie  hinzu:  „Wäre 
ihnen  daran  gelegen  gewesen,  eben  so  gerecht  als  witzig 
zu  erscheinen,  so  hätten  sie  „Le  Prejuge  vamcu''''  hinzu- 
fügen können."  Bis  Ende  des  März,  mit  dem  Schröder 
die  Unternehmung  schloss,  trat  er  bei  stets  gefülltem  Hause 
33  Mal  auf.  Seine  letzte  Rolle  war  Graf  Klingsberg  in  der 
„unglücklichen  Ehe/*  Er  beurlaubte  sich  mit  folgenden 
Worten: 

„Mein  theures  Publikum! 
Die  Pflicht,    welche   ich  Ihnen   als   Führer   dieser 
Bühne  schuldig  war,  rief  mich  zur  Kunst  zurück,  und 
nie    werde    ich    die    ehrenvolle   Aufnahme    vergessen. 


101 


welche  Sie  mir  in  diesen  Monaten  schenkten:  sie  er- 
weckte den  erstorbenen  Kunsttrieb  zu  neuem  Leben. 
Wären  nur  die  Kräfte  dem  Triebe  gleich!  Ich  trete 
heule  mit  frohem  Gefühle  von  einem  Platze  ab,  auf 
welchem  ich  sehr  unangenehme  Erfahrungen  gemacht 
habe,  und  empfehle  meine  Nachfolger  auf  dieser  be- 
schwerlichen Laufbahn  Ihrer  Gtite  und  Nachsicht.  Der 
Director  scheidet.  Der  Schauspieler  hofft,  dass  keine 
Verhältnisse  ihn  hindern  werden,  zuweilen  zu  Ihrem 
Vergnügen  beizutragen."  (Ist  im  Fache  des  Schauspielers 
nie  wieder  geschehen.)  „Mit  mir  empfiehlt  sich  Ihnen 
mein  gutes  Weib,  und  schmeichelt  sich,  im  Besitz  Ihres 
Wohlwollens  und  Ihrer  Achtung  zu  scheiden.  Mit  den 
reinsten  Dankgefühlen  ruft  sie  mit  mir:  Freiheit,  Ruhe 
und  Segen  über  Hamburg!" 

179§. 

Direction:  die  Herren  Eule,  LOhrs,  Langerhans, 
Stegmann  und  Herzfeld. 

Am  II.  April  wurde  mit  einem  musikalischen  Prologe: 
„Furcht  und  Hoffnung"  und  dem  neuen  Lustspiele  von 
Ziegler:  „Weltton  und  Herzensgüte"  eröffnet.  Das  Haus 
war  neu  und  geschmackvoll  decorirt,  und  gleiche  Sorgfalt 
ward  der  Darstellung  geschenkt. 

Mitglieder.  Ausschuss:  die  Herren  Leo  und  Hönike  (Musikdirec- 
lor),  die  Herren  Apel^  Ehlers^  Fischer^  Gollmik^  Tilly^  Kruse, 
Kupfer^  Leo^  Siegberg^  Solbrieg^  Stahl,  Wohlbrück  und  An- 
dere zu  Chor-  und  Nebenrollen;  die  Damen  Ernst  (Sängerin), 
Eule  und  Tochter,  Fiala,  Gollmik,  Herzfeld,  Hönike,  Kruse, 
Langerhans,  Löhrs,  Righini,  Osten,  Stegmann  und  zwei 
Tochter,  Tüly  und  Wohlbrück. 


102 


Gäste:   Herr  Brandt^   Regisseur  des  Frankfurter  Theaters,   Herr 
Lubenau. 

ITOO. 

Die  Bühne  verlor  Herrn  Fischer,  Mad.  Tilly,  Herrn 
Apel  und  Md.  Osten.    Auch  Lübenau  verliess  sie  wieder. 

Am  ]4.  Juni  trat  Herr  Steiger  als  Daliner  auf,  und 
wurde  bald  zum  Regisseur  ernannt. 
Debüts:  die  Herren  Lannius,  Schwarz  und  Rüzenfeldt,  Herr  und 

Mad.  Krickeherg. 
Güste:  die  Herren  Arresto^  Gern  und  Fischer. 

Von  Ostern  1798  bis  ]799  wurden  179,222^,  von 
1799  bis  1800  201,000  J  eingenommen,  während  Schrö- 
der's  grosste  Einnahme  sich  nur  auf  167,904_^  (im  letzten 
Jahre  seiner  Direction)  belaufen  hatte.  Schauspieler  und 
Publikum  wussten  zu  rechnen,  und  so  wurden  denn  auch 
einige  Stimmen  laut  über  zu  grosse  Sparsamkeit  in  Costü- 
men,  Decorationen  u.  s.  w.,  doch  blieben  sie  noch  in  ihren 
Gränzen,  da  Zulauf  und  Beifall  noch  gleichen  Schritt  mit 
einander  hielten.  Jedenfalls  hätte  dies  Präludium  der  Di- 
rection ein  Fingerzeig  sein  sollen,  dass  der  böse  Wille  nur 
darauf  wartete,  mindestens  an  den  Schein  von  gerechten 
Beschwerden  streifen  zu  können.  Als  sich  die  Nachricht 
verbreitete,  es  hätten  die  fünf  Herren  aufs  Neue  contrahirt, 
wunderte  man  sich  eben  nicht  darüber,  doch  wurde  auch 
von  vorurtheilsfreien  Stimmen  die  Hoffnung  ausgesprochen, 
dass  sich  die  Direction  nicht  verleiten  lassen  werde,  durch 
den  Erfolg  etwa  verblendet,  das  Kunstinstitut  zu  einer 
Finanzspeculation  herabzuwürdigen. 

ISOO. 

So  wäre  denn  nun  abermals  ein  bewegtes  Jahrhundert 
zurückgelegt  und  die  Zukunft  liegt  noch  theils  verschleiert 


103 


vor  unsern  Blicken.  Wir  wollen  sehen,  ob  sich  die  Ver- 
hältnisse der  hamburger  Bühne  und  die  der  Künstler  besser 
gestalten  werden  und  was  die  neue  Generation  zur  Auf- 
rechthaltung der  Ehre  ihres  von  Schröder  ererbten 
Institutes  beiträgt. 


Am  18.  April  gastirte  Schröder  (der  spätere  Gatte 
unserer  berühmten  Tragödin),  vom  Hoftheater  zu  Kassel, 
als  Don  Juan. 

Herr  und  Mad.  Hassloch  —  Letztere  schon  als 
Dem.  Keilholz  in  Hamburg  sehr  beliebt  —  Ersterer  als 
Tenorist,  wurde  für  die  Oper  gewonnen,  da  Kirchner 
allein  nicht  mehr  genügen  wollte,  der  in  komischen  Tenor- 
parthieen,  besonders  als  Herr  von  Salbader  oder  Heinzen- 
feld  im  „Sonntagskinde"  zu  sehr  gefallen  hatte,  um  nicht 
in  ernsten  Rollen,  besonders  bei  seiner  zierHchen  Figur 
und  gewöhnlichen  Süssigkeit,  an  sie  zu  mahnen.  Machte 
auch  Hr.  Hassloch  eben  kein  grosses  Glück,  so  trug  ihn 
doch  die  Frau,  die  neben  allen  ersten  Sopranparthieen  auch 
als  Eulalia,  Johanna  von  Montfaucon  u.  s.  w.  auftrat.  Um 
nicht  hinter  ihr  zurückzubleiben,  versuchte  er  sich  im 
Schauspiel  als  Peter  in  „Menschenhass  und  Reue." 

1§01. 

Am  1.  März  debütirte  Herr  Costenoble  als  Fritz 
in  „Weltton  und  Herzensgüte." 

Gäste:  Md.  WiUmann  (Sängerin)  aus  Wien,  Hr.  ßethmann  aus 
Berlin. 

In  den  musikalischen  Akademien  Hessen  sich  geschätzte 
Sänger  und  Sängerinnen  (z.  B.  Dem.  Schmalz  u.  A.) 
so  wie  mehrere  Virtuosen  hören:  Bernhard  Romberg 
entfaltete  schon  damals  sein  grosses  Talent  als  Violoncellist. 


104 


Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  das  französische  Theater 
nach  wie  vor  bestand.  Die  Chevalier,  Bergamin  und 
Andere  waren  zwar  abgegangen,  aber  man  rekrutirte  sich 
so  gut  man  konnte,  und  nicht  ohne  Glück. 

Am  8.  April  erschien  als  neuengagirtes  Mitgied  Herr 
Aresto.  Ihm  folgte  die  ebenfalls  bereits  angestellte 
Dem.  Mattiegzeck  vom  Hoftheater  zu  Weimar.  Wächst 
den  angeführten  Mitgliedern  traten  nach  und  nach  folgende 
ein:  Hr.  Riecke,  Hr.  Karschin,  Hr.  Karl  Leo  feigent- 
lich  Hatzfeld;  es  ist  derselbe  später  mit  Recht  berühmt 
gewordene  Leo,  auf  den  Hof  mann  so  lebhaft  hinwies, 
der  später  eine  Zierde  des  Apollotheaters  in  Hamburg  war 
und  so  traurig  in  oder  vielmehr  bei  Weimar  als  Selbst- 
mörder endete),  Md.  Carli,  Hr.  Apel,  Hr.  Denn  er 
und  Frau,  Md.  St  o  Im  er  s,  unsere  später  und  bis  auf  den 
heutigen  Tag  bewunderte  Sophia  Schröder,  Hr.  und 
Md.  Koch  und  Hr.  C.  Schwartz  (später  Mitglied  des 
k.  k.  Burgtheaters  in  Wien). 

Im  recitirenden  Schauspiele  erschienen  von  Schiller: 
,die  Jungfrau  von  Orleans"  und  „Maria  Stuart;"  von 
Kotz  ebne:  „Gustav  Wasa"  und  „Bayard;"  von  Iffland: 
„das  Vaterhaus"  und  „der  Fremde."  An  Opern  zeigten 
sich :  „der  Schornsteinfeger,"  „Lodoiska,"  „der  Corsar  aus 
Liebe"  und  „das  Donauweibchen."  Zur  grossen  Freude 
des  lachlustigen  Publikums  stellten  sich  auch  „die  Schwestern 
von  Prag"  wieder  ein,  nachdem  man  den  anstössigen 
Schneider  in  einen  Scheerenschleifer  verwandelt  hatte. 

Am  15.  bei  dem  zweiten  Debüt  der  Dem.  Mattiegzeck 
als  Leonore  im  „Apotheker  und  Doctor,"  machten  sich 
mehrere  Unzufriedene  laut  und  es  wurde  sogar  gepfiffen. 
Mit  Recht   lehnte    sich    der  bessere  Theil    des  Publikums 


105 


gegen  dies  ungerechte  Verfahren  auf,  doch  bemerkten  beide 
Theile  mit  Unwillen,  dass  auch  Hr.  Director  Stegmann 
im  Hintergrunde  das  Parterres  seinen  Tadel  über  den 
Vorfall  nicht  unterdrücken  konnte.  Der  Lärm  wurde 
ärger  und  die  ganze  Vorstellung  endlich  unterbrochen; 
man  drängte  die  Pfeifenden  aus  dem  Parterre,  wozu  sich 
leider  Lampenputzer,  Arbeitsleute  und  Statisten  des  Theaters, 
die  sich  unter  die  Menge  gemischt  hatten,  vereinigten. 
Mit  vollem  Grunde  erklärte  sich  hierüber  das  ganze 
Publikum  in  seinen  Rechten  gekränkt  und  im  höchsten 
Grade  beleidigt;  dergleichen  durfte  nicht  geschehen, 
und  selbst  in  der  Voraussetzung,  dass  die  Direction 
dieser  unerhörten  Eigenmächtigkeit  fremd  war,  hätte  sie 
jedenfalls  handelnd  einschreiten  müssen.  Statt  dessen  nahm 
sie  von  dem  ganzen  Vorfalle  keine  Notiz.  Ernste  Ent- 
schlüsse wurden  nun  gefasst  und  am  20.  ausgeführt.  Es 
sollte  „ Menschenhass  und  Reue"  gegeben  werden.  Das 
Parterre  war  ungewöhnlich,  der  erste  Rang  fast  nur  mit 
Männern  besetzt.  Die  nun  folgenden  Auftritte  sind  einer 
Broschüre:  „Ueber  das  Hamburger  Theater  und  die  Vor- 
fälle'' etc.  entlehnt  worden: 

„Die  grösste  Stille  herrschte,  bis  der  Vorhang  aufrollte 
und  das  ganz  einstimmige  Rufen  erscholl:  „die  Direction! 
die  Direction!"  Herzfeld  trat  allein  hervor  und  erst 
nach  langem  wiederholten  Rufen:  „die  ganze  Direction!" 
erschienen  einzeln  und  zögernd  die  übrigen  vier  Herren. 
Den  allgemeinen  Lärm  wusste  man  bald  zu  stillen,  und 
hierauf  las  ein  gewählter  Sprecher,  nicht  ohne  Unter- 
brechung der  Menge,  folgende  zwei  Aufsätze  vor: 

1)     „Das  Hamburger  Publikum,   äusserst  über  das  fort- 
dauernde schlechte  Betragen  der  Direction  des  hiesigen 


106 


deutschen  Theaters  aufgebracht,  welche  ohnerachtet 
deren  enormer  Einnahme  nichts  für  die  Verbesserung 
der  Buhne  thul,  sondern  sich  einzig  durch  die  über- 
triebenste Gewinnsucht  leiten  lässt,  glaubt  nun 
endlich  seiner  Langmuth  ein  Ziel  setzen  und  die 
Direction  in  die  Schranken  eines  ptlichtmässigeren 
Verhaltens  zurückweisen  zu  müssen.  Es  verlangt 
demnach  bestimmt  zu  wissen: 

Warum  so  viele  wichtige  Rollen  in  der  Oper 
sowie  im  Schauspiel  entweder  gar  nicht,  oder 
auch  so  äusserst  schlecht  besetzt  sind,  dass  unser 
Theater,  sonst  das  erste  in  Deutschland,  jetzt 
kaum  zu  den  mittelmässigen  gerechnet  werden 
kann?    Ferner: 

Warum  die  Direction  bei  Engagements  durch- 
aus eigenmächtig  verfährt  und  Mitglieder  förmlich 
engagirt,  ehe  sie  weiss,  ob  solche  dem  Publikum 
gefallen?    Und  endlich: 

Warum  hier  alle  neue  Stücke  später  als  an 
andern  Orten  —  selbst  das  uns  so  nahe  liegende 
Altona  nicht  ausgenommen  —  gegeben  werden.*) 
Doch  bevor  diese  Punkte  beantwortet  werden,  ver- 
langt das  Publikum  erst  zu  erfahren:  wie  die 
Direction,  als  am  verwichenen  Mittewochen  das 
Publikum  seinen  Willen  laut  werden  Hess,  sich 
erfrechen  konnte,  ihre  Untergebenen,  nämlich :  Licht- 
putzer und  anderes  dergleichen  Gesindel,  in's  Parterre 
zu  lassen,  um  sich  dem  gerechten  Tadel  des  Publi- 
kums thätlich  zu  widersetzen? 


')  Machen  es  heule  noch  ebenso. 


107 


Dieses   bis  jetzt   so    unerhörte   als    schändliche 
Verfahren   verdient   besonders    gerügt    zu    werden, 
und    Nichts   wird    das   Publikum    davon    abhalten, 
wenn  nicht  auf  der  Stelle  die  Direction  demselben 
die  förmlichste  Abbitte  thut. 
2)     Die  Hauptanklage  gegen  die  Direction   beruht    auf 
dem   Punkte,    dass    das  Versprechen,   welches   sie 
dem  Publikum   bei  Schröder's  Abgang  von   der 
Bühne  gab,    entweder  gar  nicht,    oder  doch  sehr 
mangelhaft  erfüllt  worden   ist.    Unsere  Opern   ver- 
dienen offenbar  unter  aller  Kritik  genannt  zu  werden; 
die  Garderobe  und  die  Decorationen   sind  nicht  so 
beschaffen,  wie  man  es  mit  Recht  erwarten  muss. 
Neue  Kleider  sieht  man  nur  an  den  Herren  Direc- 
toren  und  ihren  ehehchen  Hälften,   und  neue  Deco- 
rationen  sind   bei   uns   eben   so    häufig,    wie   die 
weissen  Raben,  etc.  etc." 
Ein  einstimmiges  Bravorufen  bewies,    dass  das  Vorge- 
lesene  nicht  die  Meinung  Einzelner,  sondern   des   ganzen 
versammelten   Publikums    war;    denn   auch    nicht   Einen 
hörte  man ,  der  darüber  unzufrieden  gewesen   wäre.    Die 
Hin-   und  Her-Reden   zwischen    dem  Publikum   und   den 
Directoren  findet  man  in  der  Beilage  des  14*«"  Stücks  und 
im   15*«"  Stück   der  „Annalen"   und  im   „raisonnirenden 
Theaterjournal"  Nr.  28   mehr  oder  minder  genau  aufge- 
zeichnet".  Zur  Zufriedenheit  des  Publikums  war  das  Resultat 
der  Proceduren,  dass  Stegmann  im  Namen  der  Direction 
für    die   geschehene   Beleidigung   Abbitte    that,    und    dem 
Publikum    durch   Herzfeld    das    feierliche   Versprechen 
gegeben    wurde,    dass    die  Direction    es   an  Nichts  fehlen 
lassen    wolle,    um    sich   dessen    Zufriedenheit   wieder    zu 


108 


verschaffen.     Sic    hat    also    durch    das   Versprechen,  der 
Besserung  die  Schuld  förmlich  eingestanden. 


Als  Gäste  traten  noch  Herr  Klingemann  aus  Wien, 

und  der  Italiener  B  i  a  n  c  h  i  auf.    Letzterer  ausser  in  seinen 

Intermezzen  auch  als  Leporello,   ein  Wagniss,   das  besser 
unterblieben  wäre. 

f  Wir  mtissen  dieses  Jahr  schon  wieder  mit  einer 
Trauerpost  eroffnen,  denn  am  26.  Febr.  starb  der  Director 
und  Schauspieler  J.  C.  Löhrs.  Seine  Verdienste  als  Dar- 
steller wurden  stets  anerkannt,  nicht  minder  der  streng 
rechtliche  Mann,  der  treue,  zärtliche  Familienvater. 

Am  14.  und  31.  März  wurden  Vorstellungen  zum 
Besten  der  WY®  Löhrs  und  des  Herrn  und  der  Madame 
Langerhans  gegeben,  welche  zugleich  Abschied  von  der 
Hamburger  Bühne  nahmen. 

Es  beginnt  jetzt  die  Direction  der  Herren:  Eule, 
Stegmann  und  Herzfeld. 

Dem.  Mattiegzeck,  die  Herren  Leo,  Riecke  und 
Karschin  verliessen  die  Bühne. 

Neu  engagirt:  Mad.  Costenoble. 

Den  6.  April  zum  ersten  Male:  „Die  deutschen  Klein- 
städter," von  Kotz  ebne.  Es  erschien  dies  vortreffliche, 
wenn  nicht  vortrefflichste  Lustspiel  des  Dichters,  hier  Posse 
genannt,  zu  sehr  erwünschter  Zeit  für  seinen  Ruhm,  der 
sich  durch  „die  kluge  Frau  im  Walde,"  „des  Teufels 
Lustschloss"  und  Consorten  eben  nicht  erhoben  halte. 
Besonders  glänzten  Eule  als  Stadtrichter  (den  Bürger- 
meister hatte  man  wohl  aus  Respect  vermieden)  und  Mad. 
F  i  a  1  a  als  Untersteuereinnehmerin. 


109 


Am  27.  April  debütirte  Hr.  und  Dem.  Ehrhard.  Am 
16.  Juni  Hr.  Miller,  Tenorist  vom  Schleswiger  Hoflheater, 
als  Murney  im  „Opferfest.*'  Nach  dieser  Oper  entfernte 
sich  heimlich  Mad.  Koch.  Die  Direction  war  ohne  erste 
Sängerin,  (Herr  Koch  —  ohne  Köchin). 

Am  9.  Juli  zum  ersten  Male:  „Turandot"  von  Schiller 
nach  Gozzi. 

Turandot Md.  Stolmers. 

Barak Hr.  Stegmann. 

Die  neue  Oper  „der  Wasserträger"  und  das  Singspiel 
„der   politische   Kannengiesser"   gefielen    und   waren    der 
Kasse  eine  ergiebige  Quelle. 
Gast:  Mad.  Canabich,  Churpfiilzische  Hofsängeriii. 
Debüts:   Mad.  Wohlbrück^  Herr  Herzinger  und  Mad.  Müller. 

Am  3.  Octbr.  gab  Carl  Maria  von  Weber  eine  musi- 
kalische Akademie,  als  Haydn's  Zögling  angekündigt.  Er 
liess  sich  in  mehren  Concerten  auf  dem  Piano  hören,  und 
unter  Anderm  führte  er  auch  ein  Terzett  aus  einer  komi- 
schen Oper  von  seiner  Composition:  „Peter  Schmoll  und 
seine  Nachbarn"  auf. 

Privilegirtes  Theater  zu  St.  Georg 

vor  Hamburg. 

Diese  Bühne  begann  im  September  d.  J.  unter  den 
günstigsten  Auspicien;  ihr  Eifer  und  Fleiss  wurde  anerkannt 
und  durch  Beifall  belohnt.  Ausserordentlich  war,  besonders 
an  den  ersten  Sonntagen,  der  Zulauf,  und  der  Besuch  dieses 
neuen  Theaters  gehörte  einige  Zeit,  bei  den  Vornehmsten, 
wie  bei  den  Geringen,  zur  Tagesordnung.  Statt  eines  im 
Anfange  ganz  kleinen  Lokals  musste  bald  ein  neues,  grösse- 
res, näher  am  Thore  gelegenes  Schauspielhaus  gebaut  werden. 


110 


Doch  gross  und  unbestreitbar  waren  auch,  bei  den  nicht 
forldauernden  vollen  Häusern,  die  Kosten  der  ersten  Ein- 
richtung und  der  Unterhaltung  eines  starken  Personals,  unter 
dem  allein  drei  Famiüen,  die  BrOkelmann'sche,  Han- 
sing'sehe  und  Engsti'sche,  mit  grosser  Gage  sich  be- 
fanden; nachdem  der  Reiz  der  Neuheit  (in  Hamburg  all- 
mächtig) verflogen,  nachdem  bald  Wetter  und  Weg,  bald 
andere  politische  Schauspiele  in  der  Gegend  vor  Ham- 
burg die  Besucher  abhielten  und  die  Einnahmen  bedeutend 
verminderten,  brachte  vollends  Uneinigkeit  und  Zwiespalt 
dies  Theater  dahin,  dass  es,  trotz  seiner  Bemühungen,  sich 
durch  Gastvorstellungen  in  Altona  und  späterhin  im  Ham- 
burgischen französischen  Schauspielhause  fortzuhelfen,  der 
Auflösung  immer  näher  kam  und  nur  noch  mit  einem  kleinen 
Personale  des  Sonntags  in  Vereinigung  Vorstellungen  geben 
konnte. 

Das  Repertoir  dieser  Bühne  bestand  grösslentheils  aus 
folgenden  Piegen:  der  travestirte  „Hamlet",  „Oberon", 
„Nixenreich",  „Hans  von  Zanow",  „Die  Versöhnung",  „Der 
Kannengiesser",  die  travestirten  „Hussiten  vor  Naumburg" 
u.  s.  w. 

1$03. 

Die  Bühne  verlor  die  Familie  Demmer,*)  Md.  Carli 
und  die  Herren  K o c h ,  **)  Schwarz  und  Apel. 
Debüts:   Herr  Schröder^  Herr  und  Mad.  Gley^  Herr  Böhler  und 
Frau,  Herr  Schwarz^  Mad.  WofUbrück^  Herr  Chiron  und  Frau, 
Herr  Rau^  Dem.  Ehrhard. 
Gastrolle:  Mad.  Köhl^  vom  Schleswiger  Hoftheater. 


*)  Sans  adieu! 
♦*)  Als  Fallit  cnllassen. 


i 


111 

Am  6.  März  zum  ersten  Male:  „Die  Braut  von  Messina" 
von  Schiller.  Mad.  Eule  und  Stollmers,  die  Herren 
Herzfeld  undArreslo  gaben  die  Hauptrollen  mit  grossem 
Glück. 

Zu  den  Debütanten  gehören  noch:  Herr  und  Dem. 
Hansing,  vom  Vorstadt-Theater  St.  Georg.*) 

Französisches  Theater 

auf  der  Drehbahn. 
Es  ist  nun  zv^ei  Jahre,  als  die,  ehemals  Brüsseler,  jetzt 
einheimische  Societät  und  Truppe  ihre  Bühne  für  ein 
halbes  Jahr  schloss,  um  es,  durch  Actionärs  unterstützt, 
durch  neue  Mitglieder  bereichert,  am  26.  August  vorigen 
Jahres  wieder  eröffnen  zu  können.  Neue,  von  dem  be- 
rühmten französischen  Decorationsmaler  le  Sueur  (der 
am  3.  Decbr.  v.  J.  in  einer  Feuersbrunst  sein  Leben  ein- 
büsste)  gemalte  Vorhänge  und  Decorationen,  ein  verändertes 
heiteres  Local  für  die  Zuschauer,  fesselten  auf  den  ersten 
Blick.  Erst  in  der  Folge  zeigte  sich  aber  die  innerliche 
wesentliche  Verbesserung.  Eine  Menge  neuer  Mitglieder 
und  zum  Theil  vorzüglicher  Artisten  und  Artistinnen  für 
die  Oper  waren  engagirt.  Die  Oper  ward  nach  dem  aus- 
drücklichen Wunsche  der  Actionisten  und  Abonnenten,  das 
Hauptziel,  dem  die  Societärs  nachzustreben  hatten.  Das 
eigentliche  Schauspiel  aber  und  das  Lustspiel  ging  fast 
leer   aus   und   an   ein  Trauerspiel   war  nicht  zu  denken. 


*)  Jetzt  würde  man,  um  der  Ehre  des  Instituts  nicht  zu  nahe 
zu  treten,  ein  solches  Gastspiel  nicht  zulassen,  und  doch 
lie.ql  die  eigentliche  Ehre  desselben  nur  in  der  Zeit,  wo  man 
üher  solche  kleinliche  Ansichten  erhaben  war. 


]12 


Diese  Bühne  also,  die  ehemals  in  allen  Gattungen  der 
Schauspielkunst  sich  auszeichnete,  ist  dermalen  bloss  als 
Opernbiihne  zu  betrachten  und  zu  beurtheilen  und  als 
diese  gehört  sie  allerdings  zu  den  ersten  in  Deutschland. 
Von  den  altern  Mitgliedern  waren  nur  folgende  geblieben: 

Adam^  Mees  (Künstler  im  wahrsten  Sinne  des  Worts)  Md. 

Mees^  Md.  Bonnet  nnd  Tochter,  AndrS,  Duclos^  Baltov^  der 

Balletmeister   Landais   und  Sohn,    Dem.   la  Chataigneraie^ 

Mercier  und  Bauch. 

An  neuen  Mitgliedern  für  die  Oper  erhielt  die  Bühne: 

Dem.  la  Croix^  Mds.  Foures^  Pitou^  Alexander  etc.,  Herren 
Demarthe^  Derubelle^  Bacheley^  Foures^  Alexander  und  Pitou. 

Dies  Personal,  mit  welchem  nun  auch  in  den  grossen 
Opern  alle  Rollen  zu  besetzen  waren,  zeichnete  sich  bald 
durch  ein  richtiges  und  lebhaftes  Zusammenspiel  aus,  und 
die  ehemals  in  Hamburg  beliebten  Pracht-  und  anderen 
Opern:  „die  Caravane,"  „Iphigenie,"  „Caverne'' ,>Panurge," 
die  ^,deux  Journees,^'  wurden  nebst  einigen  neuern,  als: 
„Orpheus"  und  „Euridice"  etc.  mit  Beifall  gegeben.  Unter 
den  kleinen  Singspielen  machte  „/a  Folie''^  das  mehrste 
Glück.  Einige  wenige  Vaudevillen  wurden  erhalten,  der 
„Sarron,"  ja  auch  „die  Dame  Anjot."  Mons.  Delcour, 
der  in  dem  neuen  Stücke,  „Theatromanie,"  mit  Beifall  auf- 
trat, war  eine  angenehme  neue  Erscheinung.  Unter  den 
Lustspielen,  deren  überhaupt  wenige  zum  Vorschein  kamen, 
ist  „Helvetius"  und  „/e  retour  du  mari''  gut  gegeben,  so 
wie:  „la  jeune  hotesse,^^  Moliöre,  Racine,  Des- 
to uch  es  und  Voltaire  sind  nicht  an  der  Tagesordnung. 
Von  Rousseau  hat  man  den  „devin  du  village^'  wieder 
neu  gemacht  und  Demarthe  (ein  Artist  von  ausgezeich- 
neten Talenten  in  Liebhaberrollen),  hat  ihn  in  der  Rolle 


113 


des  Colin  vorzüglich  gehoben.  In  den  ,,Visitandines''  hat 
Deru belle,  wie  im  ^.Deserteur'''  in  jener  den  Valet,  in 
dieser  den  Liebhaber  mit  Ruhm  gegeben.  An  einer  Posse 
Je  tableu  parlant  travesti"'  in  welcher  die  Damenrollen 
in  Mannerkleidern  und  die  Männerrollen  von  Damen  treff- 
lich ridikülisirt  wurden,  hat  das  lachlustige  Auditorium 
seine  Freude  gehabt.  Den  „Marquis  Tulipano"  hat  nicht 
blos  Paisiello's  treffliche  Musik,  sondern  Mees  Spiel 
in  der  Hauptrolle,  die  Lacroix,  Bonnet  und  Derubelle, 
sowie  den  Irato  Pitou's  Spiel,  ganz  besonders  dem  Publi- 
kum empfohlen.  Herr  und  Mad.  Pitou  haben  nach  kurzem 
Aufenthalte  die  Societät  verlassen ;  dahingegen  durch  Monsr. 
Sandais  und  Andres  Abgang  das  Ballet  einen  Stillstand 
bekam,  so  dass  im  vorigen  Jahre  bloss  Dem.  Engel  von 
Berlin  durch  einige  Gasttänze  und  eine  schöne  üppige 
Figur  die  hiesige  junge  Welt  entzücken  konnte.  Mit  ihr 
tanzte  zugleich  ein  Herr  Moser.  In  diesem  Jahr  hat  Herr 
und  Mad.  Amiral  und  Herr  Gigel  das  Ballet  wieder 
etwas  in  Gang  gebracht,  wobei  aber  Dem.  la  Chataigneraie 
immer  doch  das  Beste  thun  musste.  An  des  Herrn  Andrö 
Stelle  hatte  sich  inzwischen  ein  junger  Herr  Pierson  mit 
vielem  Glück  an  dessen  Rollen  gewagt,  und  erhält  sich  in 
deren  Besitz,  zur  Zufriedenheit  des  Publikums,  das  freilich 
noch  an  seinen  ehemaligen  Auguste  Chevalier  nebst 
dessen  Schwester,  und  der  liebenswürdigen  Dem.  Rose 
Colinet  denkt.  Uebrigens  sind  an  neuen  Mitgliedern  zur 
Societät  gekommen: 

Dem.  Chevrelle  und  die  Herren  Giral^  Tardy,  Guhlin,  Bour- 
dies^  Ihllemanier^  Eberhard  und  Dumon. 

Von  neuen  Opern  hat  „une  folie''  mit  Recht  eine  allgemeine 
Sensation   erregt,   sowie   ,,ma  tante  Äurore;''  später  „/e 

8 


114 


tresor  suppose^'  und  „Varbre  de  Diane ;^'  minder  Glück 
machte  „/e  vieux  chateau,''''  ^^Zoraime  et  Zulnar^''  und 
,,Don  Juan,^^  Ein  später  erschienenes  Spektakel -Pantomimen 
und  Feensttlck,  ^,Venfant  du  malheur,''^  unterhält  durch 
seine  Zauberei,  Gefecht  und  Tänze.  Der  übersetzte  „Roi 
Thedore  ä  Venise''''  gefiel  sowohl  durch  seine  trefflich 
bekannte  Musik,  als  durch  Spiel  und  Gesang. 

Man  zweifelte,  dass  bei  der  sichtbar  verminderten  An- 
zahl der  Fremden  und  bei  den,  die  genaueste  Oekonomie 
predigenden  Conjuncturen,  eine  neue  Subscribtion  zu  Stande 
kommen  möchte,  so  dass  allerdings  die  Auflösung,  oder 
sonst  eine  Veränderung  dieses  einst  so  glänzenden  Theaters 
nahe  bevorstehen  dürfte. 

1§04. 

Das  deutsche  Theater  verlor  die  Mitglieder:  Bö  hl  er 
und  Frau,  Hansing  und  Frau,  Aresto  und  Dem.  Ehr- 
hard  d.  Ä.,  welche  sich  ausser  der  Bühne  verehelichte. 

Debüt  des  Herrn  und  der  Madame  Schäfer.  (Bis  auf 
diesen  Tag  ist  Herr  Schäfer  noch  ein  hochgeachtetes  Mit- 
glied und  Opern-Regisseur  der  hiesigen  Bühne.  Er  ist  ein 
würdiger  Repräsentant  der  guten  alten  Schule  und  sein 
jedesmaliges  Erscheinen  erweckt  die  schönsten  Erinnerungen 
an  eine  zu  früh  dahingeschwundene  Vergangenheit). 
Ferner  debütirten:  Eerr  Rousseau^  DemoiseWe  A.  Stegmann  und 

Herr  und  Mad.  Kiel. 
Gastrollen:  Herr  Opitz,  Herr  Stahl,  Mad.  Fleck  aus  Berlin,  Mad. 
Junghans  und  Herr  Hinze. 

Mad.  Stolmers  verehelichte  sich  mit  dem  Sänger  und 
Schauspieler  Herrn  Schröder. 

Der  Gagenbetrag  kann  für's  Jahr,  incl.  des  Orchesters, 
auf  ungefähr  76,000  ^  gerechnet  werden.    Von  der  Ein- 


115 


nähme  erhält  ausserdem  der  ehemalige  Director,  Herr  Schrö- 
der,  den  12*en  und  die  Kammer  den  8'^"  Theil.  Die  dies- 
jährigen vier  Maskeraden  waren  (so  wie  auch  die  franzö- 
sischen) bei  weitem  nicht  so  einträglich,  wie  die  im  vorigen 
Jahre,  und  der  letzte  Sommer  machte  eine  grosse  Zubusse 
nölhig;  dahingegen  sind  die  Einnahmen  während  der  Herbst- 
und Wintermonate  (vorzüglich  diesmal  von  Aresto's 
„Soldaten"  und  Lessing*s  „Nathan  der  Weise")  desto  be- 
trächtlicher und  decken  nicht  nur  das  Soramer-Deficit  voll- 
kommen, sondern  bringen  auch  noch  eine  reichliche  Aus- 
beute für  die  Direction. 

Altonaer  National -Theater. 

Unternehmer  und  Director:  Herr  Dr.  Albrecht. 
Regisseur:  Herr  Miersch. 

Mitglieder.  Damen:  Mad.  Albreeht^  Spahn,  Engst ^  Breyiher^ 
Miersch  und  Fischer^  Dem.  Sübermann  und  Engst;  Herren: 
Miersch^  Spahn^  Weisschu^  Breyther^  Lyser^  Leyser^  Leistner ^ 
Lehner t^  Maske ^  Engste  Rhene^  Meyn^  Hanstein,  Walsleben 
und  Tiedemann. 

Die  neuesten  bedeutenden  Stücke  bei  dieser  Gesellschaft 
waren:  „Die  Hussiten  vor  Naumburg"  und  „Bayard",  welche 
mit  vorzüglichem  Beifall  und  bei  meist  vollen  Häusern  ge- 
geben werden.  Kleinere  Stücke:  „Incognito",  „Tochter 
Pharaonis"  etc.  gefielen. 

Abgegangen  sind:  Mad.  Lippert,  Herr  Ackermann, 
Herr  und  Mad.  Assmann,  Herr  Morhard,  und  Herr 
Thomas,  von  dem  sich  die  Bühne  noch  so  manche  schöne 
Früchte  versprechen  konnte,  ward  in  seiner  Blüthe  durch 
den  Tod  hin  weggerissen.    Ruhe  seiner  Asche! 

8  * 


116 

Zu  Anfang  dieses  Jahres  debütirten: 

Herr  und  Mail.  Quandt^  Herr  Stahl^  Dem.  Regler^  Herr  Han- 
stein^  Herr  Zwick^  Herr  und  Mad.  Fischer  und  Herr  Frühling. 

Al»j3fcgangcn:  Herr  und  Mad.  IFoAifcrücA;,  Herr  EAr/iard  und  Herr 
und  Mad.  Kiel. 

Am  7.  Mai  zu  Schiller's  Todtenfeier  wurde  die 
„Braut  von  Messina"  und  ein  Prolog  mit  Choren  gegeben. 

Gäste:  Herr  Iffland  in  17  Rollen,  Herr  Reinhard^  Herr  B\dlinger^ 
vom  Dessauer  Hoftheater. 

Ausser  „Fanchon"  hatte  die  Oper  in  diesem  Jahre 
nichts  Neues  von  Belang  geliefert,  worüber  man  mit  Recht 
Beschwerde  ftihrte,  wie  denn  überhaupt  den  Missstimmun- 
gen über  die  Verwaltung  grossere  Consistenz  gegeben  wurde, 
die  auch  zu  Schröder  gedrungen  waren  und  um  so  mehr 
von  ihm  beachtet  wurden,  als  er  sich  in  manchen  Dingen 
mit  dem  Publikum  einverstanden  erklären  musste.  Es  hatte 
sich  ein  neues  Project  ausgebildet,  das  nichts  weniger  als 
den  Bau  eines  neuen  deutschen  Schauspielhauses  und  die 
Begründung  einer  anderen  Direction  bezweckte.  An  der 
Spitze  des  Unternehmens  standen  die  Architecten  Masson 
und  Ram^e  und  sandten  sie  einen  ihrer  Verbündeten  zu 
Schröder,  ihn  mit  ihrem  Plan  bekannt  zu  machen.  Schrö- 
der antwortete  ihnen,  wie  er  allerdings  den  gerechten  Vor- 
würfen, die  man  der  derzeitigen  Direction  machte,  nicht 
fremd  sei,  und  seine  Pflicht,  die  Rücksichten  gegen  seine 
Familie  nicht  aus  den  Augen  setzen  und  zu  gehöriger  Zeit 
Aenderungen  mit  dem  Vorstand  trefTen  werde.  Bis  dies 
jedoch  gesetzlich  geschehen  könne,  habe  er  nur  über  genaue 
Erfüllung  der  Pflichten  gegen  ihn  und  die  Gesellschaft  zu 
wachen,  dagegen  sei  es  an  ihm,   sie  vor  jedem  Nachtheile 


117 


von  aussen  her  möglichst  zu  schützen.  Auf  keine  Weise 
werde  er  mindestens  hinterrücks  gegen  Leute  verfahren,  die 
sich  auf  sein  Wort  verliessen,  wie  er  sich  auf  das  ihre. 
Was  das  projectirte  Unternehmen  selbst  beträfe,  sei  er  über- 
zeugt, dass  zwei  auf  gleich  bedeutende  Stufe  gestellte 
Gesellschaften  in  Hamburg  nicht  neben  einander  bestehen 
könnten  und  eine  nothwendig  die  andere  zu  Grunde 
richten  werde. 

Das  neue  Unternehmen  zerfiel  bald  in  sich  selbst,  wozu 
die  politischen  Ereignisse  im  folgenden  Jahre  nicht  wenig 
beitrugen. 

ISOO 
am  22.  April  betrat  F.  L.  Schmidt,  als  Baron  Qualm  in 
der  zum  ersten  Male  gegebenen  „blinden  Liebe"  von 
Kotzebue  die  Hamburger  Bühne.  Grosse  Gewandtheit, 
Sicherheit  und  eine  scharfe  Charakteristik  in  den  verschie- 
densten Fächern  zeichneten  ihn  besonders  aus  und  erhoben 
ihn  bald  zu  den  vorzüglichsten  Schauspielern  des  Theaters. 
Eine  unübertreffliche  Leistung  war  sein  Dorfrichter  Adam 
im  „zerbrochenen  Krug." 

Am  9.  Mai  zum  Benefiz  für  Schill er's  Erben, 
„  Wilhelm  Teil "  mit  einem  von  Mad.  Herzfeld  gesproche- 
nen Prologe.  Nach  Abzug  des  achten  Theils  für  die 
Stadtkämmerei  wurden  1406  Mark  Courant  abgeliefert. 
Gäste:  Hr.  Mohrhardt  vom  Schleswiger  Hofthealer,  Hr.  C. 
Döbbelin^  Hr.  Feddersen  und  Hr.  Mentschel  als  Belmonte. 

Altonaer  Theater. 

Am  30.  Juli  entstand  im  Schauspielhause  während 
der  Aufführung  des  Singspiels  „die  schöne  Marketenderin" 
ein   Feuerauflauf,    der   von    der   Bühne   ausging   und    ein 


118 


solches  Gedränge  an  den  Ausgangsthüren  verursachte,  dass 
mehrere  Menschen  um's  Leben  kamen,  viele  beschädigt 
wurden.  

Am  22.  Seplbr.  eröffnete  Iffland  em  Gastspiel  in 
Hamburg  und  trat  in  20  verschiedenen  Rollen  mit  unge- 
heurem Beifall  auf. 

(Die  Kriegsunruhen  fangen  von  nun  an  auch  die  Ruhe 
Hamburgs  zu  gefährden.  Am  19.  November  rückten  die 
Franzosen  unter  Mortier  bei  uns  ein.) 

Die  Vorstellungen  im  Theater  blieben  ununterbrochen 
und  wurden  keine  ausserordentliche  Verfügungen  in  Betreff 
derselben  getroffen,  auch  zog  der  grösste  Theil  der  Besatzung 
am  30s'en  wieder  ab. 

An  Novitäten  erschienen  noch  „Cervantes  Portrait" 
von  Schmidt,  „Bianca  von  Torredo"  von  Th.  Hell, 
„die  Roseninsel,"  Oper  von  Stegmann,  „der  Sammtrock," 
„das  liebe  Dörfchen,",,  das  Strandrecht,"  „die  Sparbüchse," 
„die  Unvermählte,"  „die  Wegelagerer,"  Oper  von  Paer, 
Lafontaine's  „Irrungen"  und  Dr.  Wieland's  „üeber- 
raschung,"  sämmtlich  mit  Beifall. 

Herr  und  Md.  Quandt  und  Hr.  Stahl  verliessen  die 
Bühne;  der  Letztere  höchst  talentvolle  junge  Schauspieler 
sollte  dem  genussreichen  Hamburg  sein  frühes  Grab 
verdanken.  Er  starb  in  der  Blüthe  seines  Lebens  und 
Wirkens  schon  im  folgenden  Jahre. 

am  1.  Januar  durfte  zum  ersten  Male  am  Neujahrstage  ge- 
spielt werden. 


119 


Debüts:  flerr  und  Mad.  Gerber^  Herr  Haase,  Mad.  Mentschel^  als 
Baronin  im  „Spieler"  und  als  Toni  in  der  „Mohrin." 

Gäste:  Am  27.  April  Dem.  Maass  aus  Berlin.  Femer:  Herr  Gass- 
mann^  Herr  Pistor,  Herr  Hunnius^  Mad.  Marchetti  Fantozzi^ 
die  Tänzerin  Dem.  Schultz  und  die  Tänzer  Moser  und  Gas- 
parini^  vom  königl.  Theater  zu  Berlin. 

Am  7.  Sept.  eröffnete  die  Alles  besiegende  Beth mann 
(frühere  Unzelraann)  eine  Reihe  von  Triumphen. 

Am  9.  Sept.  trat  der  Tenorist  Klostermayer  als 
Gast  auf. 

Am  25.  Nov.  debütirten  Herr  Jacobi,  vom  Magde- 
burger Theater,  als  Wiburg  in  „Stille  Wasser  sind  tief" 
und  am  4.  Dec.  Mad.  Jacobi  als  Antoinette  in  „Weltton 
und  Herzensgüte".  —  Vor  der  Hand  entwickelte  Mad.  Ja- 
cobi nur  eine  sehr  anziehende  Persönlichkeit,  zu  der  sich 
jedoch  bei  ihrem  Gatten  eine  grössere  Befähigung  gesellte. 
Die  Natur  hat  wohl  selten  einen  Kunstjünger  reicher  mit 
ihren  Gaben  bedacht.  Eine  proportionirte  Figur,  ein  be- 
zauberndes Organ,  ein  ewig  junges  ausdrucksvolles  Gesicht, 
mit  einem  überaus  sprechenden  Augenpaare,  dabei  mit  einem 
Gemüthe  begabt,  dem  jedes  Schöne  mächtig  anklang  und 
das  wohl  nicht  mit  Unrecht  von  seinen  Verehrern  mit  einer 
Harmonie  verglichen  wurde;  wie  im  bürgerlichen  Leben 
eine  reine  Natürlichkeit,  erschien  er  auch  auf  der  Bühne,  gab 
sich,  ohne  viel  zu  grübeln,  wie  er  war,  und  blieb  jedem 
falschen  Gefühle  fremd.  Eine  rege  Empfänglichkeit  ersetzte 
bei  ihm  tiefes  Studium,  und  wie  der  geniale  Künstler  traf 
er  den  Nagel  auf  den  Kopf  oder  hieb  scharf  vorbei.  Er- 
staunen und  Bewunderung  musste  er  erregen,  wenn  er  sich 
dem  Fluge  seiner  Phantasie  unbekümmert  überliess  (wie 
z.  B.  als  Jaromir  in  der  „Ahnfrau"). 


120 

Personal-Bestand 
linier  der  Direclion:  Eule,  Siegmann  und  Herzfeld. 

Regisseur : Hr.  Steiger. 

Soiideur : .,    liarlow. 

Tliealcriiialer : ,     Maubert. 

Thcalermeistcr: Dittmer. 

Cassirer: ,    Bartels. 

Conlrolleuse: Md.  Lieder. 

Garderobiers : Hr.  Lippmann.,  Hr.  Bode^  Md.  Werkmeister. 

Losenmeisler : Hr.  Baumgarten.,  Hr.  Lendpratel. 

Thcalerdiener: N.  Fiebel. 

Mitglieder:  Herren:  Costenoble.,  Frühling^  Fischer^  Gley,  Gerber., 
Haase.,  Jacobi.,  Klostermeyer.,  Leo,  Lichtenheld,  Mentschel., 
Petersen.,  Rau,  Ritzenfeld,  Schäfer,  Schmidt,  Schröder  und 
Steiger.  ( Brämer,  Erdmann,  Lindhauer,  Straub cnmüller 
und  Walsleben  für  Chor  und  Nebenrollen.) 

Damen:  Md.  Costenoble,  Md.  Fiala,  Md.  Fischer,  Md. 
Gley,  Md.  Gerber,  Md.  Hönicke,  Md.  Jacobi.  Md.  Lahrs, 
Dem.  Christine  und  Sophie  Löhrs,  Md.  Mentschel,  Md. 
Lichtenheld,  Md.  Schäfer,  Md.  Schröder  und  Dem.  A.  Sieg- 
mann. 

KinderroUen:  Eduard  und  Henriette  Stegmann,  Caroline 
und  Johanna  Steiger. 

Orchester: 

Musikdireclor:. Hr.  Hönicke. 

Violinisten: die  Hrn.  Graf,  Löwe  und  Schütz. 

Cellist : Hr.  Liebau. 

Contra -Violonisl:..  Hr.  Kouba. 

Oboisten: die  Hrn.  A.  L.  Wollrabe  und  Lehmann. 

Clarineltislen: die  Hrn.  Düfauer  und  Gross. 

Flötisten: die  Hrn.  Sauermann  und  Pfund. 

.    Hornisten: die  Hrn.  Gebrüder  Zehn. 

FagoUisten: die  Hrn.  Behls  und  Oswald. 

Ausserdem  sind  noch  sieben  Ralhsmusikanlen  verpflichtet,  bei 
jeder  Vorstellung  die  Instrumente  zu  verstärken. 


121 


Pensionisten:   Md.   Starke  Hr.   Nätsch^   Hr.   Langerhans ^  Hr. 
Achterkirch  und  Hr.  Stockmann. 

Herr  Ernst  und  Herr  und  Mad.  Kühne  (Lenz) 
erschienen  als  Debütanten  in  einer  grossen  Reihe  von 
Darstellungen.  Mad.  Kühne,  geb.  Cassini,  bildete 
damals  mit  der  Bethmann  und  Renner  das  Triumvirat 
im  Gebiete  des  Lustspiels,  unbeschadet  ihrer  gesammten 
Verdienste  in  der  Tragödie,  zu  der  die  Renner  am 
wenigsten  befähigt  schien,  dagegen  gebührte  ihr  vielleicht 
der  Vorzug  in  den  rein  naiven  Rollen,  in  denen  sowohl 
die  Bethmann  als  Kühne  sich  des  geistigen  Ueber- 
gewichtes  und  der  Geschliffenheit  nicht  ganz  zu  enlschlagen 
wussten.  Zu  den  natürlichen  Anlagen  gesellte  sich  bei  ihr 
ein  höchst  gebildeter  Geist,  der  sie  in  die  tiefsten  Inten- 
tionen des  Dichters  eindringen  Hess,  und  sie  befähigte, 
ihn  nicht  selten  zu  verbessern,  dabei  geseUle  sich  zu  der 
kecksten  Lebhaftigkeit  ein  Takt  des  Schicklichen,  eine  Un- 
gezwungenheit in  den  feineren  Rollen  des  Lustspieles,  mit 
einem  Wort,  der  Ton  der  grossen  Welt,  dem  man  aber 
durchaus  nichts  Erborgtes  ansah,  ein  Vorzug,  den  sie  mit 
ihrem  Gatten  theilte.  Hr.  Kühne  imponirte  durch  seine 
schöne  Gestalt,  seine  geistige  Bildung  und  vornehme  Haltung; 
in  den  Rollen  jugendlicher  feuriger  Helden  war  ihm  sein 
etwas  polterndes  Organ,  das  oft  Undeutlichkeit  erzeugte,  im 
Wege.  Das  Engagement  dieses  vortrefflichen  Paares  erfreute 
sich  der  gerechtesten  Anerkennung  aller  Theaterfreunde. 

t    Am  10.  April  starb  der  Tenorist  Kirchner. 
Gäste:  Hr.  Gellertshof,  Dem.  Mebus,  Hr.  Lemke,   Hr.  Mengers- 
hausen  und  Hr.  Schlegel. 

t    Am  7.  JNovbr.  starb  Mad.  Stegmann. 


122 


l§O0. 

Mit  dem  Januar  nannte  sich  die  Unternehmung  zum 
ersten  Male  „Stadt  -  Theater"  auf  dem  Zettel. 

f  Am  4.  März  starb  in  Reilingen  im  Schröder* sehen 
Hause  die  pensionirte  treffliche  Künstlerin  Stark. 

f  Am  12.  April  erfolgte  das  Absterben  des  hochver- 
dienten Schauspielers  A n 1 0 n  Steiger,  der  einer  schweren, 
schmerzvollen,  von  seinen  Aerzten  leider  nicht  erforschten 
Krankheit  erlag.  Seine  vielfachen  Verdienste  als  Künstler 
sind  allgemein  anerkannt,  und  seine  unbestechbare  Recht- 
lichkeit, seine  biedere  Geradheit,  sein  vortreffliches  Herz 
erwarben  ihm  die  ungeheuchelte  Liebe  und  Achtung  aller 
seiner  Mitbürger,  Vorgesetzten  und  Collegen.  Eine  zahl- 
reiche Familie  beweinte  seinen  Tod.  Er  erreichte  ein 
Alter  von  53  Jahren  und  8  Tagen. 

Im  Monat  Mai  ging  Hr.  Klo  st  er  may  er  ab. 
f    Am  19.  Juli  starb  der  Bassist  Rau. 
f    Am  29.  August  starb  der  Musikdirector  HOnicke. 
Im  September  trat  Iffland  an  26  Abenden  in  Ham- 
burg auf  und  leider  zum  letzten  Male. 

Der  Bassist  Schaper,  vom  Kasseler  Hoftheater,  gab 
den  Sarastro  und  Osmin  nicht  ohne  Beifall,  missfiel  jedoch 
als  Axur  und  trat  nach  einigen  unzweideutigen  Zeichen 
der  Ungunst  mit  den  Worten  hervor:  „Wenn  ich  das 
Unglück  habe,  einem  verehrten  Publikum  zu  missfallen,  so 
kann  ich  Ihnen  zu  Ihrer  Beruhigung  versichern,  dass  dieses 
meine  letzte  Gastrolle  ist."    Man  applaudirte. 

Fernere    Gäste    waren:    Herr    Deny    vom    Berliner 
Theater,  Hr.  Fischer  und  Sohn. 
Herr  Höfler  wurde  engagirt. 


123 


Mit  dem  Schlüsse  des  Jahres  trat  Mad.  Löhrs  von 
der  Bühne  ab  und  in  den  Pensionsstand. 

Herr  Carl  Eule,  Sohn  des  Directors,  wurde  als  Mu- 
sikdirector  angestellt. 

Paer's  „Sargino,"  „Die  Sängerinnen  auf  dem  Lande" 
und  „Die  Schweizerfamilie*'  erwarben  sich  das  Bürgerrecht 
mit  ihrem  Erscheinen  auf  lange  Zeiten,  doch  wurde  es  auch 
Herrn  „Rochus  Pumpernickel"  nicht  entzogen. 

1§10. 

„Der  Direction  des  hiesigen  Theaters. 
Wohlgeborne  Herren! 

Sie  wünschten  im  Juli  vorigen  Jahres  zu  wissen, 
ob  ich  geneigt  sei,  Ihnen  das  Theater  noch  länger  zu 
lassen.    Ich  kann  Ihnen  jetzt  bestimmt  antworten. 

Nicht  ohne  Ursache  bemerkte  ich  damals  verschie- 
dene Dinge,  die  unserm  Contracte  entgegen  und  un- 
läugbar  dem  Werke  nachtheilig  sind.  Ich  glaubte, 
durch  die  Erinnerung  Abstellungen  zu  bewirken,  die 
Gesetze,  die  vorige  Ordnung  wieder  hergestellt  zu 
sehen;  meine  Erwartung  wurde  nicht  erfüllt.  Ich  will 
meine  Beschwerden  nicht  wiederholen,  aber  es  ist  nur 
zu  gewiss,  dass  das  Theater  mit  einem  verpachteten 
Stücke  Land,  in  den  letzten  Zeiten  der  Pachtung,  zu 
vergleichen  ist,  und  dass  Kraft  und  Kosten  erfordert 
werden,  es  wieder  herzustellen.  Und  wie  sehr  haben 
sich  andere  Umstände  geändert!  Ich  übergab  vor  12 
Jahren  das  Theater  fünf  thätigen  Familien.  Drei  Fa- 
milien sind  geblieben,  von  denen  die  mehrsten  GUeder 
sich  als  Darsteller  beinahe  ganz  zurückgezogen  haben. 
Dass  aber,   bei  der  traurigen  Lage  der  Stadt  und  der 


124 


daraus  unverbleiblichen  Verringerung  der  Einnahme, 
grosse  Thäligkeil  in  jeder  Art  nOlliig  ist,  werden 
Sie  zugestehen. 

Mein  damaliger  Entschluss  hat  Sie  gesegnet;  Sie 
haben  eine  Einnahme  gehabt,  die  man  kaum  für  mög- 
lich hielt,  und  nie  wieder  kommen  wird.  Wer  von 
Ihnen  nicht  so  viel  erspart  hat,  um  das  Theater  allen- 
falls entbehren  zu  können,  dessen  eigne  Schuld  ist  es, 
der  hat  nicht  an  die  Zukunft  gedacht.  Ich  freue  mich 
aufrichtig  Ihres  Wohlstandes,  ich  hätte  —  obgleich  die 
Kunst  nicht  unter  Ihnen  gewonnen  hat  —  um  meinet- 
willen an  keine  Aenderung  gedacht,  aber  meine  Fa- 
milie legt  mir  Pflichten  auf,  denen  ich  mich  —  beson- 
ders in  diesen  Zeiten  —  nicht  entziehen  kann,  und  ich 
bin  daher  genöthigt,  um  dieser  Familie  und  um  der 
Kunst  willen,  diese  Verpachtung  mit  dem  letzten  März 
nächsten  Jahres  aufzuheben. 

Ich  könnte  noch  jetzt,  vermöge  unsers  Contracts, 
auf  die  pünktliche  Handhabung  der  Gesetze,  auf  die 
Einsetzung  eines  Regisseurs,  auf  die  Wiederherstellung 
der  Maskeraden  (die  Sie  von  dem  Hause  entfernt  haben) 
bestehen,  ich  will  es  aber  nicht,  ich  will  es  Ihrer 
Billigkeit  überlassen,  was  Sie  zur  Aufrechthallung  des 
Theaters  und  der  Pensionskasse  (deren  Vernachlässi- 
gung mir  am  wehesten  gethan  hat)  in  dem  künftigen 
Jahre  verfügen  werden.  Dagegen  ersuche  ich  Sie  um 
die  Erfüllung  des  folgenden  Wunsches.  Viele  Deco- 
rationen bedürfen  einer  Auffrischung.  Der  Maler  geht 
seit  langer  Zeit  beinahe  müssig.  Halten  Sie  ihn  zu 
jener  Arbeit  an;  ich  will  die  Farben  u.  s.  w.  bezah- 
len.  So  können  Sie  dem  Ganzen  ohne  Schaden  dienen. 


125 


Es  ist  selten,  dass  bei  einer  Verpachtung  die  Tlieil- 
nelimer  friedlich  und  freundlich  scheiden;  lassen  Sie 
uns  zu  den  Ausnahmen  gehören.  Ich  erbitte  mir  von 
Ihnen,  der  Ordnung  wegen,  ein  paar  Zeilen,  dass  Sie 
meine  Aufkündigung  erhalten  haben,  und  bin  mit  der 
vollkommensten  Achtung 

Ihr 
Fried.  Ludw.  Schröder. 
Hamburg,  den  9.  März  1810. 

Dies  war  die  Aufkündigung  Schröder's. 

Wenige  Tage  vorher  enthielt  ein  Brief  vom  Professor 
Meyer  an  ihn  folgende  prophetischen  Worte: 

„Ueber  Ihre  üebernahme  des  Theaters  habe  ich 
durchaus  keine  Meinung  und  keinen  Wunsch.  Was 
Sie  auch  thun  mögen,  wird  Sie  gereuen  und  Ihnen 
Verdruss  verursachen.  Sie  haben  entschieden,  wenn 
Ihnen  Thätigkeit  Bedürfniss  ist.  Dagegen  sind  alle 
Worte  leere  Spreu." 

Schröder  war  indessen  viel  zu  weit  in  der  Aus- 
führung seines  Planes  vorgerückt,  um  von  ihm  lassen  zu 
können,  obwohl  sich  von  Monat  zu  Monat  die  Hindernisse 
mehrten;  doch  galt  das  Motto  bei  ihm:  „ncc  aspera  ter- 
rent!^''  Der  Tod  hatte  ihm  allerdings  Hönike,  Steiger 
und  Bau  geraubt,  Männer,  auf  deren  Treue  er  bauen  konnte, 
nun  aber  erklärte  auch  Stegmann  auf  das  Bestimmteste, 
sich  gänzlich  von  der  Bühne  zurück  zu  ziehen  und  seine 
Tochter  Amalia,  welche  sich  zur  Beschämung  Derer,  die 
sich  früher  gegen  ihren  Eintritt  auflehnten,  als  Sängerin 
sehr  werth  gemacht  hatte,  einer  anderen  Bühne  einverleiben 
zu  wollen. 


126 


Fast  noch  herber  traf  ihn  die  Anzeige,  dass  mit  dem 
Ablaufe  dieses  Theaterjahres  auch  das  Kühne'sche  Ehe- 
paar Hamburg  verlassen  musste.  Die  treffliche  Künstlerin 
litt  an  einem  Uebel,  dem  die  hamburger  Aerzte  vergeblich 
entgegenkämpflen;  Veränderung  des  Klimas  schien  ihr  am 
zuträglichsten,  und  wer  hätte  Hoffnungen  zerstören  mögen, 
denen  die  Kranke  fest  vertraute?  Beide  Theile  empfanden 
den  Verlust  wie  dessen  Nothwendigkeit  gleich  schmerzlich. 
Solche  Lücken  auszufüllen,  wurde  dem  Unternehmer 
schwer,  obwohl  auswärtige  Freunde,  namentlich  Iffland 
in  Berlin,  Werdy  in  Frankfurt,  Schwarz  in  Wien  und 
Lamprecht  in  München  ausserordentlich  thätig  für  ihn 
gewesen  waren.  Seine  überreichhaltige  eigene  Correspon- 
denz  liess  ebenfalls  günstige  Resultate  hoffen,  und  der 
Gewinn  Herzfeld's  als  leitender  Director  gewährte  ihm 
grosse  Beruhigung.  Schröder  lebte  in  freudiger  Hoffnung, 
sein  neues  Unternehmen  werde,  mit  Fleiss  und  Liebe  geführt, 
alle  ferneren  Hindernisse  beseitigen.  Da  sollte  ihn  ein 
unerwarteter  Gewaltstreich  enttäuschen  und  ganz  darnieder 
schlagen.  Es  war  die  Vereinigung  der  Eibmündung  mit 
Frankreich  (Decret  vom  13.  Decbr.),  die  darauf  folgende 
provisorische  Organisation  Hamburg's  (18.  Decbr.),  und 
endlich  die  Auflösung  des  Senats  der  bisherigen  freien 
Hansestadt  (13.  Febr.  k.  J.). 

Nur  die  PtHchten  gegen  seine  Familie  konnten  Schröder 
vermögen,  sich  mit  Ergebung  und  Standhaftigkeit  zu  waffnen 
und  sich  der  Abhängigkeil  der  französischen  Behörden  zu 
unterwerfen.  Wie  gern  hätte  er  für  seine  Person  die  schweren 
Ausgaben,  welche  das  Unternehmen  bereits  veranlasst  hatte, 
jenem  niederbeugenden  Gefühle  geopfert;  so  aber  that  er 
männlich,  was  er  tiber  sich  gewonnen  für  Pflicht  zu  halten. 


127 


Wie  belästigend  die  neuen  Verordnungen  auf  die  neue 
Geschäftsführung  wirkten,  wird  bei  ihrem  Beginnen  und 
während  der  Dauer  derselben  erwähnt  werden. 

1§11. 

Vom  17.  Febr.  an  las  man  auf  dem  Anschlagzettel: 
„Hamburgs  deutsches  Theater." 

Am  8.  März  eröffnete  Md.  Händel -Schütz,  zuweilen 
von  ihrer  Schülerin,  Dem.  Beck,  unterstützt,  eine  nam- 
hafte Reihe  von  Gastrollen,  denen  eine  gerechte  Aner- 
kennung nicht  fehlte,  wie  abweichend  auch  hin  und 
wieder  Auffassung  und  Behandlungsweise  einige  ihrer  Dar- 
stellungen von  früher  gesehenen  erschienen. 

„Merope",  in  einer  neueren  Uebersetzung  vorgeführt, 
gefiel  allgemein,  doch  sollte  die  Künstlerin  darin,  trotz  ihrer 
Vorzüglichkeit  einige  Monate  später  von  der  Schröder 
weit  übertroffen  werden.  Ausserdem  gab  Mad.  Händel, 
zu  grosser  Befriedigung  der  Kenner,  mimische  Darstellungen. 
Zu  bemerken  ist  noch,  dass  „Phädra"  zum  ersten  Male  auf 
der  Hamburger  Bühne  vorgeführt  wurde,  worin  nach  Herz- 
feld (Theseus)  besonders  Jacobi  als  Hyppolit  seine  Be- 
fähigung für  die  Tragödie  darlegte.  Dem.  Beck  Hess  in 
ihrem  Gastspiele  den  Einfluss  ihrer  Lehrerin  keinesweges 
verkennen,  doch  konnte  abgerechnete  Bemessenheit  den 
Mangel  wahren  Gefühles  nicht  ersetzen. 

In  der  Oper  erschien  Herr  Sehring  als  Gast  und 
wurde  engagirt. 

Vorübergehende  Erscheinungen  waren:  Herr  Schulz 
aus  Stettin,  so  wie  Mad.  de  Villers  aus  Dresden. 

Am  29.  März,  nach  der  Vorstellung  von  „Armuth  und 
Edelsinn",  hielt  Herzfeld,  Namens  der  Direction,  eine 
Dankrede. 


128 


Wir  kommen  jetzt  zu 
F.  L.  Schröder^ s  zweiter  Qund  letzter}  Unternehmung, 
Bestand  der  Gesellschaft. 

F.  L.  Schröder^  Eigenthümer  und  Unternehmer. 
Herr  Herzfeld^  Direclor. 
Aiisschuss:  die  Herren  Schröder^  Costenohle  und  Schäfer. 
Darstellende  Mitglieder: 
Herr  und  Mad.  Herzfeld^  Mad.  Hönikc^  Mad.  Fiala^  Dem. 
Sophie  und  Christine  Löhrs^  Herr  Lichtenheld  und  Frau,  Herr 
Ritzcnfeld^   Herr  Schröder  und  Frau,   Herr  Glcy  und  Frau, 
Herr  Costenohle  und  Frau,   Herr  Schäfer  und  Frau,   Mad. 
Fischer^  Herr  Schmidt  und  Tochter,   Herr  Mentschcl  und 
Frau,  Herr  Gerber  und  Frau,  Herr  Jacobi  und  Frau,  Herr 
Becker  d.  A    und  Frau,  Herr  Becker  d.  J.  und  Frau,  Herr 
Schrader  und  Frau,  Dem.  Fleck^  Herr  Krickeberg  und  Frau, 
Herr  Herzinger  und  Frau,  Herr  Schwarz^  Dem.  Gollmann^ 
Herr  Sehring ^  Herr  Wallbach ^  Herr  Ääder  und  Frau,  Dem. 
Engst  (s^endinni  Aschenbrenner) ^  DUs.  Caroline^  Johanna  und 
Antonie  Steiger  (Kinderrollen),  Dem.  Fölscher^  Dem.  öross- 
»laww,  die  Herren  Petersen^  Erdmann^  Straubenmüller^  Lind- 
hauer^  Günther,  Brämer^  Rebenstein  und  Haase. 

Musikdirector Herr  Eule. 

Erster  Violinist „     Graff. 

Achtzehn  Orchester -Mitglieder  und  sieben  Raths-Musici. 

Maler Herr  Maubert. 

Theatermeister <,     Dittmer. 

Souffleur ,     Barlow. 

Cassirer .' die  Herren  Bartels  und  Peper. 

Logenmeister Herr  Lendpratel  und  Frau  Baumgarten. 

Billelabnehmer n     Herzog.,  Frau  Kupfer  u.  s.  w. 

Im  August  erschien  Mad.  Schrock,  ehemalige  Fleck, 
aus  Berlin,  gleichen  Beifall  wie  früher  sich  erwerhend.  Sie 
führte  der  Hamburger  Bühne  in  ihrer  Tochter,  Louise 
Fleck  (nachmalige  Doctorin  Unzer),  ein  junges,  vielver- 


I 


129 


sprechendes  Talent  zu,  dem  Schröder,  nachdem  er  es 
gewonnen,  eine  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  widmete. 
Zwischen  diesem  Gastspiel,  und  im  Verein  mit  ihm,  trat 
Hr.  A.  Schwarz,  der  seine  Direction  in  Königsberg  nieder- 
gelegt hatte,  als  Nathan  mit  grossem  Beifalle  auf.  Auch 
ihn  wusste  Schröder  zu  erhalten,  und  so  blieb  der  treflT- 
liche  Künstler  (einen  durch  die  Belagerung  veranlassten 
fast  zweijährigen  Austritt  abgerechnet)  bis  zum  Jahre  1827 
eine  Zierde  des  Hamburger  Theaters.  Consequenz,  tiefes 
Eindringen  in  den  Geist  des  Dichters,  Reinheit,  Wahrheit 
und  Sittlichkeil  des  Gefühls,  dabei  eine  Gewissenhaftigkeit, 
wie  sie  vielleicht  nur  Schröder  nächst  ihm  besass,  erho- 
ben ihn  zur  ersten  Klasse  deutscher  Künstler. 

Nachdem  der  Tenorist  Meiselbach  zwei  Mal  beifällig 
aufgetreten  war,  verschaffte  das  Gastspiel  Stroh meyer's 
dem  Publikum  einen  seltenen  Genuss. 

t  Am  30.  Sept.  starb  der  ehemalige  Director  des  Ham- 
burger Theaters,  Herr  Langerhans,  in  Karlsruhe. 

t    Am  6.  Juli:  Herr  Fischer. 

Im  Decbr.  erschien  Herr  von  Seckendorff  (Patrick 
Peale)  als  Gast.  Er  gab  auch  mehrere  mimische  Dar- 
stellungen, und  entwickelte  in  ihnen,  von  seiner  Gattin 
und  den  Steiger'schen  Kindern  darin  unterstützt,  so  wie 
in  Vorlesungen  über  Declamation  und  Mimik,  anzuerken- 
nende und  gewürdigte  Verdienste.  Einen  kritischen  Streit 
mit  Professor  Zimmermann  in  den  nordischen  Miscellen 
hätte  er  klüger  gethan,  zu  vermeiden. 

Es  debütirten:  Herr  und  Mad.  Krickeberg.  In  der 
Theaterwelt  rühmlich  bekannt,  bedurften  sie  keiner  beson- 
deren Pi'üfung  ihres  Werthes. 

9 


130 


Herr  Schrader  und  Frau  (Letztere  noch  Anfängerin) 
waren  vom  Magdeburger  Theater  gewonnen.  Schrader 
gehörte  zu  Denen,  die  den  oft  zweifelhaften  vorangehenden 
Ruf  durchaus  rechtfertigten.  Seine  BassbufFo's,  Geizhälse, 
Pedanten,  Bauern  u.  s.  w.  erfreueten  sich  der  gerechtesten 
Anerkennung.  In  trockenen  komischen  Parthieen  hatte  er 
eine  seltene  Höhe  ei-reicht  und  ein  originelleres  Genrebild, 
wie  sein  Carl  in  der  „Reise  nach  der  Stadt",  möchte  wohl 
schwerlich  wieder  gefunden  werden. 

Herr  Raeder,  vom  Breslauer  Theater,  gefiel  in  ersten 
Tenorparthieen. 

Dem.  Aschen  Brenner  befriedigte  sehr  als  jugend- 
liche Sängerin  und  wurde  bald  ein  Liebling  des  Publikums. 

(Nach  einer  trefflichen  Zeichnung  von  Füger  wurde 
in  Dresden  (von  Mathaei)  ein  neuer  Vorhang  gemalt. 
Dieser  Vorhang  gab  zu  einer  so  drolligen,  als  ärgerlichen 
Anekdote  Anlass.  Einige  Monate  nach  der  Eröffnung  erhielt 
Herz  fei  d,  als  Director,  während  einer  Vorstellung  von 
der  französischen  Behörde  den  Befehl,  die  Beleuchtung  im 
Zuschauerräume  nach  dem  Schlüsse  nicht  verlöschen  zu 
lassen  und  sich  selbst  im  Parterre  einzufinden.  Nachdem 
sich  die  Zuschauer  entfernt  hatten,  sah  er  sich  dort  von 
mehreren  französischen  Beamten  umgeben:  sie  fixirten  sehr 
aufmerksam  den  Vorhang  und  besonders  eine  Stelle  des- 
selben; Herzfeld  wusste  nicht  welche  und  ahnte  nicht, 
wohin  die  Procedur  führen  sollte.  Nach  einer  geraumen 
Zeil  brachen  sie  fragmentarisch  in  ein  ,,owe  —  c^est  lui  — 
lui-meme  —  tout  crache'''  aus.  EndHch  erhielt  er  die 
Weisung,  bis  zum  morgenden  Abend,  der  auf  dem  Vor- 
hange mit  Füssen  getretenen  Figur  des  Lasters  ein  neues 
Angesicht  geben  zu  lassen,   da  man  durchaus  in  den  vor- 


131 


handenen  Zügen  eine  sprechende  Aehnlichkeit  mit  Napoleon 
aufgefunden  haben  wollte.  Dem  Befehle  wurde  Folge  ge- 
leistet, doch  musste  sich  das  arme,  unschuldige  Laster  der- 
selben Procedur  noch  öfter  unterwerfen,  denn  die  Grund- 
züge traten  stets  wieder  hervor  und  das  durch  die  ewige 
Ueberpinselung  gebräunte  Antlitz  gewann  nun  wirklich  eine 
Aehnhchkeit,  jedoch  geschah  dies  zu  einer  Zeit,  in  der 
andere  Behörden  nicht  so  aufmerksam  in  der  Aufspürung 
der  geheiligten  Züge  waren.  Schröder  verehrte  den  Fü- 
ger'sehen  Entwurf  seinem  Freunde  Böttiger  in  Dresden, 
der  auch  sein  Arbeitszimmer  mit  ihm  zierte.)  ^t 

Die  strenge  französische  Censur  beengte  die  neue  Unter- 
nehmung ungemein  und  die  mit  ihr  beauftragten  Herren 
Nick  und  Dr.  Röding  erhielten  für  die  Milde  und  Nach- 
sicht, die  sie  vorwalten  liessen,  sehr  bald  geschärftere  Be- 
fehle. Schon  der  Name  eines  verhassten  Autors  genügte 
zur  Ausmerzung  seiner  Produkte,  wie  denn  z.  B.  die  be- 
liebtesten Stücke  Schill  er 's  und  Kotzebue's  förmlich 
gestrichen  wurden.  „Maria  Stuart"  wurde  verboten,  weil 
es  in  England  spielte,  und  „Der  Brief  aus  Cadix,"  von 
Kotz  ebne,  wurde  zum  „Brief  aus  Marseille"  getauft.  Die 
Worte  Vaterland,  Vaterlandsliebe,  Freiheit,  Ty- 
rann, Unterdrückung  u.  s.  w.  raussten  unerbittlich 
gestrichen  werden,  und  was  der  Beengungen  noch  mehrere 
waren.  Sie,  die  auf  alle  Verhältnisse  des  bürgerlichen 
Verkehrs  und  der  Geschäfte  so  drückend  lagen,  hatten  be- 
greiflicherweise eine  dumpfe  Stimmung,  einen  Trübsinn  im 
Publikum  hervorgerufen,  der  um  so  feindlicher  der  ernsten 
Absicht  Schröder 's,  sein  Parterre  veredeln  zu  wollen, 
entgegentrat.  Wer  sich  dazu  entschloss,  das  Schauspiel  zu 
besuchen,    hoffte   Zerstreuung,    Vergessenheit   der   trüben 


132 


Gegenwart  zu  finden,  und  wahrlich,  die  Mehrzahl  der  neuen 
Stücke,  die  Schröder  vorführte,  waren  eben  nicht  ge- 
eignet, diese  Zwecke  zu  befördern,  selbst  wenn  sich  das 
Publikum  mit  einem  solchen  Erziehungsprozesse  jemals  hatte 
einverstanden  erklären  mögen.  Im  Anfange  duldete  man, 
duldete  aus  Pietät,  bald  aber  sprach  sich  die  vollständige 
Unzufriedenheit  lauter  aus.  —  Die  eingeführten  Kinder- 
Komödien,  wie  trefflich  sie  auch  gegeben  wurden,  fand 
man  bald  läppisch  —  kurz.  Alles  vereinigte  sich,  um 
Schröder  zur  Ueberzeugung  gelangen  zu  lassen,  dass  er 
nicht  nur  seine  Absicht  durchaus  verfehlt  habe,  sondern 
sie  ausserdem  mit  schweren  Kosten  werde  büssen  müssen, 
da  auch  der  überaus  heisse  Sommer  seinen  Einfluss  ge- 
waltig geltend  machte.  Jene  Zufälle  jedoch  abgerechnet, 
hätte  Schröder  aus  dem  Schatze  seiner  eigenen  Erfahrung 
belehrt  sein  sollen,  wie  vergeblich  stets  seine  Versuche 
waren,  dem  Strome  des  Zeitgeschmacks  gewaltsam  einen 
Damm  entgegen  zu  setzen,  wie  er  stets  nachgeben  müssen, 
um  wie  viel  eher  er  es  jetzt  musste,  da  sein  Publikum 
durch  die  bunteste  Abwechselung  verwöhnt  war. 

Kehren  wir  nun  zum  eigentlichen  Beginn  des  Unter- 
nehmens zurück. 

Die  erste  Vorstellung  unter  Schröder  war:  „Der 
erste  Eindruck"  und  „Selbstliebe." 

An  demselben  Tage,  den  1.  April,  überraschte  ihn  die 
Zusendung  einer  goldenen  und  zweier  silbernen  Abdrücke 
einer  Denkmünze,  die  von  Loos  in  Berlin  zu  seiner  Ehre 
geprägt  waren. 

Um  seine  Sorgen  etwas  zu  erleichtern,  wurden  ihm 
von  seiner  Behörde,  statt  der  Abgabe  des  achten  Theils 
von  jeder  Einnahme,  von  nun  an  10  pCt  zudictirt. 


133 


Der  16.  September  muss  durch  einen  ernstlichen  Vor- 
fall bezeichnet  werden.  Morgens  10  Uhr  kamen  zwei  Gens- 
d'armen  in  Schröder's  Behausung  am  Eingange  der 
A.  B.  C- Strasse,  mit  dem  Auftrage,  den  Eigenthumer  des 
deutschen  Theaters  zum  General  -  Gouverneur  nach  Wands- 
beck zu  führen.  Herr  Herzfeld,  der  eben  zugegen  oder 
herbeigerufen  war,  erklärte,  er  sei  als  Vorsteher  des 
Theaters  verbunden  und  bereit.  Alles,  was  dasselbe  betreffe, 
zu  vernehmen  und  zu  verantworten,  und  glaube,  der  Befehl 
gehe  ihn  an.  Die  Gensd*armes  erwiederten,  das  Verhält- 
niss  sei  ihnen  nicht  unbekannt,  aber  ihre  Vorschrift  betreffe 
ausdrücklich  Herrn  Schröder.  Dieser  fuhr  also  mit 
ihnen  nach  Wandsbeck,  wo  ihn  der  Prinz  von  Eckmühl 
unmuthig  empfing  und  ihm  verwies,  dass  er  sich  erlauben 
dürfe,  das  Publikum  gegen  die  Militair-Conscription  auf- 
zubringen. Schröder  konnte  durchaus  nicht  begreifen, 
wodurch  er  sich  diesen  Vorwurf  zugezogen  und  erfuhr  es 
mit  Erstaunen.  Ein  kleines  Kotz  ebne' sches  Lustspiel  mit 
Gesängen  von  Weigl,  „das  Dorf  im  Gebirge"  das  einzige 
fast,  welches  auffallendes  Glück  gemacht,  dreht  sich  um 
die  glückliche  Zurückkunft  eines  Gutsbesitzers  aus  dem 
Kriege,  der  von  den  Seinigen  nicht  gleich  erkannt  wird, 
weil  er  sich  verkleidet  und  Narben  ihn  entstellen.  Das 
Ganze  war  so  wenig  darauf  berechnet,  die  Zuschauer  vom 
Kriegsdienst  abzuschrecken,  dass  man  es  in  Wien  ausdrück- 
lich zum  Ausmarsch  der  Freiwilligen  bestimmt  hatte.  Auch 
lockte  die  ernsthafte  Handlung,  durch  Dr.  Engels  „Ge- 
burtstag" um  allen  Reiz  der  Neuheit  gebracht,  den  Zuspruch 
nicht,  sondern  Weigl's  gefälliger  Gesang  und  vor  Allem 
die  niedrig- komische  Rolle  eines  Schulmeisters,  der  unter 
der  Ruthe    seiner   Frau    steht    und    die   Schulkinder    nicht 


134 


genug  unter  der  seinigen  zu  halten  weiss,  um  ihrem 
GespOtte  zu  entgehen.  Dies  machte  Schröder  geltend 
und  gewann  dadurch  zwar  nicht  die  Freisprechung  des 
Lustspiels,  wohl  aber  die  seinige  von  dem  Verdachte  eines 
absichtlichen  Vergehens.  Richter  und  Vorgeladener  schieden 
freundlicher  und  beruhigter,  aber  in  ihren  Gesinnungen  so 
unvereinbar  von  einander,  als  sie  zusammen  gekommen 
waren. 

Am  18.  August  trat  Mad.  Becker  als  Myrha  auf  und 
wurde  mit  Beifall  überschüttet. 

Am  29.  October  tanzte  der  dreizehnjährige  Vestris 
aus  Paris,  zwei  Soli  mit  Beifall. 

Vom  19.  Novbr.  an  musste  das  Theater  auf  Befehl 
„Theater  auf  dem  Gänsemarkt"  getauft  werden. 

Am  1.  Decbr.  (auf  Schröder's  Kosten)  freies  Schau- 
spiel zur  Feier  der  Kaiserkrönung  Napoleon's. 

am  10.  Januar  „Titus." 

Md.  G%....Vitellia.  Md.  Becker. ..  .Sexlus, 

Der  Saal  war  überfüllt.  Als  nach  der  Winter'schen 
Introduction  beide  Sängerinnen  zum  Duett:  „Fordre,  befiehl, 
ich  folge,'*  erschienen,  ertönte  ein  endloser  Jubel.  Es 
war  ein  Versöhnungsfest  der  beiden  Primadonnen,  die  sich 
bis  jetzt  feindlich  und  neidisch  gegenüber  gestanden. 

Im  März  gastirte  Herr  W^erdy  von  Frankfurt  a.  M. 
als  Spieler,  Wiburg,  Hamlet  und  Savern  mit  verdientem 
Beifalle.  Als  Herr  Werdy  nach  dem  Schlüsse  der  Vor- 
stellung des  „Hamlet"  hervorgerufen  wurde,  dankte  er  in 
folgenden  Worten: 

„Schröder's  Leitung  und  Ihrer  gütigen  Nachsicht 
in  früherer  Zeit  verdanke  ich,  was  ich  bin;   haben  Sie 


135 


jetzt  gefunden,   dass  Sie  und   er  damals  gleiche   Güte 
nicht  an  einen  Unwürdigen  verschwendeten,  so  ist  das 
schönste  Ziel  meines  Hierseins  erreicht,'' 
Worte,   die  seiner  Bescheidenheil  und   seinem  Herzen   die 
grösste  Ehre  machten. 

Am  31.  März  letzte  Vorstellung  unter  Schröder' s 
Direction. 

Am  1.  April  war  Herzfeld  alleiniger  Director  und 
eröffnete  an  diesem  Tage  die  Unternehmung  mit  der  „Braut 
von  Messina,"  der  eine  von  Stegmann  neu  componirte 
Ouvertüre  voranging. 

Am  24.  April  zum  ersten  Male:  „Welcher  ist  mein 
Vetter?"  von  unserm  alten  würdigen  Dr.  Bärmann,  welches 
sehr  gefiel.  (Als  Bärmann,  damals  noch  ein  junger 
Mensch,  mit  seinem  Manuscript  zu  Schröder  kam,  sagte 
derselbe,  nach  Durchlesung,  „er  hat  Talent,  sei  er  tleissig, 
so  kann  aus  ihm  noch  was  werden"  und  wahrlich  wir 
haben  alle  Ursache  auf  das  Talent  und  den  Fleiss  unseres 
noch  kräftig  wirkenden  Landsmannes  stolz  zu  sein.) 

Am  8.  April  gastirte  Herr  Möglich  als  Sarastro, 
gefiel  und  wurde  engagirt. 

Am  20.  April  ward  auf  dem  Theater  der  Frau  Handje 
im  Hotel  de  Rome  auf  dem  Valentinskamp  zum  ersten 
Male  eine  Feenoper,  „die  Zauberzitter"  gegeben.  Von 
dieser  kleinen  Bühne  datirt  das  jetzt  so  emporgekommene 
Thalia  -  Theater. 

An  kleinen  Bühnen  waren  noch  die  des  Tanzlehrers 
Günther  im  Concerthofe,  den  ein  berüchtigter  Wirth, 
Borchers,  ablöste  und  die  des  Wirthes  Schlüter  auf 
dem  Gänsemarkt,  Ecke  des  Gerberhofes. 


136 


Am  28.  Mai  eröffnete  Mad.  Kühne  zur  grossen  Freude 
des  Publikums,  dem  sie  früher  angehörte,  eine  Reihe  von 
Gastrollen.  Unmittelbar  nach  diesem  lieben  Gaste  eröffnete 
Dem.  Schmalz  von  Berlin  einen  Cyclus  von  Gastdar- 
slellungen. 

iNachdcm  DirCctor  Meyer  aus  Stettin  den  Grafen 
Balken,  Mad.  Dittmarsch  Louise  in  „Kabale  und  Liebe," 
Herr  Dittmarsch  den  Anton  in  den  „Vormundschaften" 
gegeben  hatten,  eröffnete  die  Familie  Kobler  eine  Reihe 
von  26  pantomimischen  Ballels  und  Divertissements,  die 
sich  hier,  wie  überall  den  glänzendsten  Erfolg  erwarben; 
die  reizenden  beiden  jungen  Mädchen,  der  kraftvolle  und 
gewandte  Franz  Kobler  und  der  besonders  auch  als 
Pantomimiker  verdiente  Bernadelli  gaben  stets  ein  höchst 
gelungenes  und  unterhaltendes  Ganzes.  Sämmtliche  INamen 
der  Pantomimen  würden  zu  viel  Raum  einnehmen;  lustig 
nahm  sich  unter  Anderen  im  Personenverzeichniss  der 
„glücklichen  Wilden"  ein  alter  Wilder  aus,  den  man 
Durzenau  genannt  hatte;  es  mahnte  dies  an  eine  Anekdote, 
in  welcher  eine  Berlinerin,  die  sich  vergeblich  auf  einen, 
nach  ihrer  Meinung  italienischen  Concertgeber  besann, 
plötzlich  ausrief:  „gefunden  —  Kiesewetter  hiess  er.^* 

Eine  junge  reizende  Dame,  Dem.  Wreden,  trat  als 
Gurli  auf,  gefiel  und  wurde  engagirt. 

Am  9.  Septbr.  gastirte  Hr.  Spengler  als  Vater  Domi- 
nique, und  dessen  Gattin  als  Luise  Miller  mit  dem  besten 
Erfolg. 

t  Der  20.  Septbr.  war  ein  Trauerlag  für  die  Bühne 
und  für  Hamburg.  Frau  Caroline  Herzfeld,  geborne 
Stegmann,  verschied  schnell  und  unerwartet  im  36sten 
Jahre.     Selten  ist  eine  Theilnahme  allgemeiner,   unmöglich 


137 


tiefgefühller  gewesen.  Am  23.  wurde  sie  beerdigt  und 
eine  Todtenfeier  fand  an  demselben  Tage  auf  der  Bühne  statt. 

Am  6.  October  kehrten  Herr  und  Mad.  Gley  von 
ihrer  Urlaubsreise  zurück  und  wurden  bei  ihrem  Erscheinen 
freundlich  begrüsst. 

Am  20.  Octbr.  verehelichte  sich  Dem.  Christine 
Löhrs  mit  Herrn  Dr.  Rein  hold. 

Neue  Stücke:  „Katharina  von  Finnland,"  „der  „Dop- 
pelpapa," „Alfonso  der  Grosse,''  „der  Kapellmeister  von 
Venedig"  u.  s.  w. 

Gast:  Hr.  Cuno. 

1§13. 

Am  22.  Januar  zum  ersten  Male :  „Johann  von  Paris," 
von  Boieldieu.  Diese  liebliche  Musik  erregte  die  grösste 
Sensation  und  ist  diese  Oper  bis  auf  den  heutigen  Tag 
noch  sehr  beliebt. 

Dieses  Jahr  ist  das  reichste  an  Freuden  und  Leiden 
für  das  früher  so  glückliche  Hamburg.  Scheinbare  Erlösung 
vom  Joche  der  Franzosen,  erneuete  und  erhöhte,  bis  zur 
tiefsten  Erniedrigung  gesteigerte  Bedrückung  bei  ihrer 
Rückkehr.  Begreiflich,  dass  gewaltige  Ereignisse  den 
Bestand  der  Bühne  in  gleichem  Wechsel  trafen  und  den 
Muth  und  die  Ausdauer  des  Führers  wie  sämmtlicher 
Mitglieder  auf  harte  Proben  und  Entbehrungen  setzte. 
Viele  ertrugen  sie  geduldig,  Andere  glaubten  sich  ihnen 
und  dem  dräuenden  Ungemache  der  Belagerung  entziehen 
zu  müssen. 

Was  bisher  sorgfältig  verschwiegen  worden,  das 
Misslingen  des  franzosischen  Feldzuges  in  Russland,  konnte 
nun    für   Hamburg    nicht    länger    Geheimniss    bleiben    und 


138 


die  gedrücklen  Einwohner  wagten  es,  in  den  geheimsten 
Kammern  des  Herzens  die  frohe  Hoffnung  zu  einer  baldigen 
Erlösung  zu  schöpfen.  Die  niedere  Volksklasse,  durch 
eine  schwache  Besatzung  ermuthigt,  wurde  dreister  und 
hatte  ihr  besonderes  Augenmerk  auf  die  verhassten  Doua- 
niers  gerichtet.  Am  23.  Februar  entwickelte  sich  ein 
Tumult  am  Miliern thore,  der  rasch  anwuchs,  mit  Nieder- 
reissen  der  Douanen -Häuser,  Adler,  Schilder  und  Insignien 
sich  fortsetzte,  bis  dänische  Hülfs -Truppen  von  den  Fran- 
zosen requirirt,  in  Hamburg  einrückten.  Der  Tumult 
währte  noch  am  24«*«"  fort.  Nach  grosser  Anstrengung 
wurde  endlich  die  Ruhe  wieder  hergestellt,  wozu  die 
Cavallerie  der  Bürgergarde  das  ihrige  nicht  wenig  beitrug. 

Unaufhörlich  rüsteten  sich  die  Franzosen  zum  Abzüge, 
der  denn  auch  am  12.  März  —  leider  nur  auf  kurze 
Zeit  —  vollständig  unter  St.  Cyr  erfolgte,  nachdem  sie 
noch  mit  unerhörter  Grausamkeit  Füsilladen  vornahmen, 
denen  endlich  der  Maire,  Hr.  Abendroth,  durch  ent- 
schiedenes Entgegentreten  ein  Ziel  setzte. 

Der  Volksjubel  bei  dem  am  17.  März  erfolgten 
Einzüge  der  Russen  unter  Tetlenborn,  bei  der  Wieder- 
einsetzung des  Senats  und  der  Behörden  war  ohne  Beispiel, 
was  mir  gewiss  noch  viele  Augenzeugen  bekräftigen 
können. 

Am  18*®"  erschien  der  Obrist  Tettenborn  im  Theater, 
wo  „der  Russe  in  Deutschland"  und  der  „Kapellmeister 
von  Venedig"  gegeben  wurden.  Mad.  Schröder  trat  in 
dem  erstgenannten  Stücke,  mit  der  russischen  Cocarde 
geschmückt,  auf,  und  die  lauten  Freudenbezeugungen 
wollten  fast  kein  Ende  nehmen.  Im  Triumphe  wurde 
Tettenborn   aus  dem  Hause  getragen,   die  Pferde  aus- 


139 


gespannt,  der  Wagen  nach  dem  Gouvernementshause  ge- 
zogen, die  Stadt  ilhiminirt  u.  s.  w. 

Das  Repertoir  wurde  mit  „Wilhelm  Teil,"  „Wallen- 
sleins  Lager"  u.  s.  w.  geziert,  welches  letztere  mit  dem 
„Dorf  im  Gebirge"  zur  Krönungsfeier  des  russischen 
Kaisers,  am  24.  März,  gegeben  wurde. 

Am  3.  April  wurde  die  Einnahme  der  Vorstellung 
von  „Johanna  von  Montfaucon "  und  „Wallensteins  Lager" 
ohne  Kostenabzug  zur  Ausrüstung  unserer  braven  Vaterlands- 
vertheidiger  bestimmt.     Es  wurden  1031  -^  9  /?  abgeliefert. 

Im  April  verliessen  Herr  und  Mad.  Gley,  Herr  und 
Mad.  Räder,  so  wie  Herr  und  Mad.  Recker  die  ham- 
burger  Rühne. 

(Ein  polizeilicher  Refehl  untersagte  jegliches  Hervor- 
rufen der  Schauspieler  und  Schauspielerinnen.) 

Am  1.  Mai  hörte  man  eine  Kanonade.  Die  Franzosen 
waren  auf  dem  Finkwärder  gelandet.  Vom  9*®"  bis  zum 
Igten  ^ard  die  Rühne,  der  Kriegsunruhen  wegen,  geschlossen. 
Es  fanden  in  dieser  Frist  die  Gefechte  auf  der  Veddel, 
Wilhelmsburg  u.  s.  w.  statt,  während  Hamburg  in  ver- 
schiedenen Intervallen  beschossen  wurde.  Die  Schweden 
zogen  indessen  als  Hülfstruppen  mit  zwei  Rataillonen  ein. 
Am  Abend  des  22 «'^n^  um  10  Uhr  und  während  des  23«*«" 
wurde  die  Stadt  mit  Haubitzen  und  Granaten  beschossen, 
die  mehrfach  zündeten. 

Ende  May  verliess  uns  der  verdiente  Schwarz  und 
im  Juni  Herr  und  Mad.  Schröder  riebst  Herr  und  Mad. 
Gerber. 

Gewonnen  wurde  Herr  Ronhack,  als  Tenorist  und 
auch  einige  Monate  Herr  Macco  für  kleine  Rollen,  Solo- 
tänze und  zur  Arrangirung  kleiner  Rallette. 


140 


Als  der  traurige  Wendepunkt  kam,  der  Hamburg 
abermals  den  Unterdrückern  überlieferte,  der  Belagerungs- 
zustand eintrat,  versammelte  Herzfeld  die  Gesellschaft, 
erklarte,  dass  er  nur  die  halbe  Gage  zahlen  könne,  ver- 
pflichtete sich  eben  nicht,  bei  besseren  Zeilen  das  Fehlende 
nachzuzahlen,  versprach  aber  als  ehrlicher  Mann,  alles 
darin  zu  thun,  was  ihm  die  Zeitverhältnisse  sodann  erlauben 
würden.  Nachdem  Jeder  seine  Meinung  ausgesprochen, 
fehlte  Jacobi's  Erklärung  noch,  der  im  dumpfen  Brüten 
vor  sich  hinstarrte.  Herzfeld  rief  ihn  an  und  forderte 
ihn  auf,  sich  auszusprechen;  plötzlich  erwachend,  brach 
er  mit  dem  grössten  Ernste  in  die  Worte  Leporello's  aus; 
„Leib  und  Leben  für  meinen  Herrn,  aber  —  stumm  wie 
ein  Fisch."  Man  mussteJacobi  kennen,  um  zu  begreifen, 
dass  es  ihm  hier  keinesweges  um  einen  Spass  zu  thun 
war,  dass  er  vielmehr  sicher  vermeinte,  seine  innigsten 
Gefühle  ausgesprochen  zu  haben. 

Am  10.  August  wurde  freies  Schauspiel  zum  Geburls- 
feste Napoleon's  gegeben. 

Am  17.  Septbr.  erschien  zum  ersten  Male:  „Preciosa, 
das  Zigeunermädchen,"  von  P.  A.  Wolff. 

(Das  Stück  gefiel  nicht,  erst  in  der  viel  später  erschie- 
nenen Umarbeitung,  gehoben  durch  Weber's  bezaubernde 
Composition,  machte  es  so  bedeutendes  Glück.) 

Am  22.  Sept.  eröffnete  eine  französische  Gesellschaft, 
von  St.  Petersburg  kommend,  auf  dem  Theater  des  Gänse- 
markts eine  Reihe  von  eilf  Gasldarstellungen.  Die  Herren 
Durand,  Mainvielle,  Calais,  Duparey,  Mesdames 
Milien  und  Mainvielle  gefielen.  Nach  der  letzten  Vor- 
stellung übersiedelte  die  Gesellschaft  nach  dem  neu  deco- 
rirlen  Theater  auf  der  Drehbahn. 


141 


1§14. 

Bereits  im  November  wurde  die  Bank  auf  Befehl 
Davoust's  in  Beschlag  genommen,  im  December  die  Thore 
und  der  Hafen  geschlossen,  Jeder  mit  unerhörter  Grausam- 
keit aus  der  Stadt  gewiesen,  der  sich  nicht  auf  sechs 
Monate  verproviantiren  konnte;  die  Mitglieder  des  Theaters, 
welche  von  dem  barbarischen  Gesetz  verschont  blieben, 
empfingen  Brodscheine;  auch  warf  das  Gouvernement  8000 
Franken,  mit  Einbegriff  des  Militairabonnements  für  die 
beiden  Theater  aus,  doch  mussten  sie  abwechselnd  im 
deutschen  Theater  auf  dem  Gänsemarkt  ihre  Vorstellungen 
geben,  ein  jedes,  das  deutsche  wie  das  französische,  auf 
eigne  Rechnung  und  Gefahr.  So  begannen  die  Franzosen 
am  I.Januar  mit  „Les  deux  freres  ou  la Reconciliation''^ 
und  „Le5  Pretendus,''  Die  Deutschen  am  2*«"  mit  „Don  Juan." 

Während  ganz  Deutschland  bereits  frei  war,  Russen 
und  Deutsche  Hamburgs  Gränzen  umkreisten,  sollte  die 
unglückliche  bereits  so  schwer  geprüfte  Stadt  noch  immer 
unter  dem  Joche  seiner  Bedrücker  schmachten. 

Am  9.  Februar  wurde  die  Stadt  und  Harburg  ange- 
griffen, Generalmarsch  geschlagen  und  vom  Catharinenthurm 
Sturm  geläutet.  Das  Theater  wurde  geschlossen,  es  durfte 
auf  der  Strasse  kein  Mensch  sich  sehen  lassen. 

Am  9.  März  musste  Herzfeld  auf  Davoust's  Befehl 
einige  Siegesnachrichten  von  der  Bühne  ablesen,  und  der 
liebenswürdige  Herr  Statthalter  verschmähete  es  nicht,  von 
seiner  Loge  aus  auf  die  Bühne  zu  speien  und  ihm  „p/ws 
haut^  plus  hauf"^  wüthend  herabzurufen. 

Am  24.  März  starb  der  Graf  Chaban,  Staatsrath  und 
Finanzintendant;  die  Bühne  wurde  deshalb  auf  vier  Tage 
geschlossen. 


142 


t  Im  April  starb  der  berühmte  Iffland  in  Berlin. 
Bald  sollte  der  Leidenskelch  von  dem  gedrückten 
Hambnrg  geleert  sein  und  der  Becher  der  Freude  und  des 
frohen  Mulhes  in  allen  Kreisen  geschwungen  werden.  Bis 
zu  dem  am  31.  Mai  gegebenen  Festspiele  von  Schmidt: 
„Der  Tag  der  Erlösung,"  wurde  keine  Neuigkeit  mehr 
vorgeführt.  Mit  wenigen  Worten  mOgen  die  wichtigsten 
Ereignisse  dieser  beiden  Monate  angeführt  werden.  Am 
10.  April  verbreitete  sich  das  von  Altona  durch  die  Be- 
satzung selbst  herübergekommene  Gerücht  von  dem  bevor- 
stehenden Einzüge  der  Verbündeten  in  Paris.  Sonntags 
den  17^«",  an  welchem  Tage  die  letzte  Wegnahme  aus  der 
Bank  erfolgte,  wurde  in  den  Kirchengebeten  „für  alle 
Regenten  der  Erde"  der  Beistand  des  Höchsten  angerufen. 
Am  22«*«"  widersprach  Davoust  den  Gerüchten  in  einem 
Tagesbefehl,  wies  General  Benningsen's  Aufforderung 
zurück,  am  25«*®"  tonte  die  letzte  Kanonade  von  Harburg 
herüber  und  am  27«*«"  hörten  die  Fürbitten  für  Napoleon 
in  den  Kirchen  auf,  am  29.  April  wurde  die  Friedensfahne 
ausgesteckt  und  Ludwig  XVIIL  anerkannt.  Der  Maimonat 
ging  mit  den  nöthigen  Verhandlungen,  Uebergaben  u.  s.  w. 
hin,  doch  sah  Davoust  sich  schon  am  13*®»  gemüssigt, 
Hamburg  zu  verlassen  und  sein  Hauptquartier  in  der  Vor- 
stadt St.  Georg  zu  nehmen,  am  21«*®"  war  die  letzte 
französische  Vorstellung  im  Theater,  am  27«*®"  erste  Raths- 
versammlung,  am  29«*®"  wurden  die  Aussen  werke  von  den 
Russen  besetzt,  worauf  denn  am  31.  Mai  der  feierliche 
Einzug  der  russischen  Truppen  und  Bürgergardisten  untei" 
General  Benningsen  erfolgte.  Das  Theater  wurde  durch- 
weg mit  Blumenguirlanden  und  den  Büsten  Alexander's, 
Friedrich   Wilhelm 's   111.    u.  s.  w.    verziert   und  jenes 


143 


Festspiel  von  Schmidt:  „der  Tag  der  Erlösung,"  gegeben, 
welches  einen  unaussprechlichen  Eindruck  machte.  Die 
letzte  Scene  stellte  den  Hamburger  Hafen  vor.  Von  den 
Masten  wurden  Bänder  mit  dem  Hanseatenkreuze  geschmükt 
herabgelassen,  und  mit  den  Worten:  „Lasst  es  weiter 
gehen,  dass  alle  freien  Bürger  es  umschliesse,"  in's  Parterre 
geworfen  und  so  unter  dem  Jubel  der  Zuschauer  eine 
allgemeine  Kette  gebildet.  Es  wurde  dies  Festspiel  sehr 
oft  nach  Jahren  wiederholt  und  stets  gerne  gesehen. 

Die  erste  Sorge  Herz  fei  d 's  war  nun  dahin  gerichtet, 
den  Mitgliedern  die  restirenden  Gagen  zu  zahlen,  welches 
sofort  beschickt  wurde.  Das  Repertoir  wurde  mit  den  von 
Freiheit,  Mannessinn  und  Muth  athmenden  Dichtungen  belebt. 

Am  11.  Juni  wurde  eine  Gelegenheits-Dichtung:  „Friede^* 
von  Bärmann,  gegeben. 

Am  30.  Juni  wurde  zur  Feier  des  Einzuges  der  han- 
seatischen Legion,  auf  Verlangen  der  Obrigkeit,  „Der  Tag 
der  Erlösung"  und  „Das  Dorf  im  Gebirge"  gegeben. 
Gastrollen:  Dem.  Btisse  und  Herr  Häuser. 

Im  Juli  verliessen  Herr  Bonhack  und  Frau  Hamburg, 
wofür  der  Tenorist  Hähnle  und  Frau  eintraten,  der  am 
18.  als  Belmonte  mit  Beifall  auftrat. 

Die  Tochter  des  originellen  Souflleurs  Barlow,  der 
während  der  Belagerung  ausgewandert  und  einer  der  Ersten 
war,  die  mit  der  Sonne  der  Freiheit  zurückkehrten,  ver- 
suchte sich  als  Elsbeth  im  „Grafen  von  Burgund"  mit 
massigem  Erfolge. 

Herr  Carl  Unzer,  ein  Neffe  Schröder's^,  gab  den 
Balduin,  Otto  von  Witteisbach,  Abb^  de  l'Epc^e  und  wurde 
engagirt;  er  verrieth  ungewöhnliche  Anlagen,  denen  eine 
Ausbildung  fehlte,  zu  der  er  leider  nicht  gelangen  wollte. 


144 


(m  August  gastirte  Beschort  aus  Berlin.  Das  Publi- 
kum empfing  freundlich  den  wohlbekannten  und  beliebten 
Künstler,  der  seinerseits  den  schönsten  Beweis  von  der 
hohen  Ausbildung  der  Fähigkeiten  gab,  die  er  schon  als 
JUngling  den  Hamburgern  entwickelte. 

Ferner  debiitirten:  Herr  Habermehl  als  Sarastro, 
und  Herr  Krüger  (später  Gatte  der  Dem.  Aschenbren- 
ner), als  Fridolin,  Beide  mit  Anerkennung. 

Am  20.  Sept.  debütirte  Mad.  Becker,  als  Constanze; 
am  24.  Herr  Schwarz,  als  Oberförster;  am  27.  Herr 
Becker,  als  Baron  Pelz. 

Am  18.  Oct.,  zur  Feier  des  Tages:  „Deutsche  Treue" 
von  Klingemann. 

Am  4.  Nov.  traten  Herr  und  Mad.  Kühne  (Lenz)  zur 
grossen  Freude  des  Pubhkums  wieder  in  die  Reihe  der  en- 
gagirten  Mitglieder. 

Vorübergehend  sei  die  zweimalige  Aufführung  eines 
militairischen  Ballets;  „Die  Schlacht  bei  Leipzig"  erwähnt, 
ausgeführt  von  einem  Herrn  Buschenhauer  und  seiner 
Gesellschaft. 

Am  26.  November  „Der  Sturm  von  Magdeburg,"  von 
Schmidt. 

Herr  Gerber,  ehemaliges  Mitglied  der  Bühne,  gab  den 
Carl  Moor  und  Noch  Jemand  als  Gast. 

im  Januar  debütirte  beifällig  Herr  Wilhelm i,  als  Pedrillo. 

Im  Februar  gastirten:  Herr  v.  Holbein  und  Mad. 
Renner. 

Ende  März:  „Die  Vestalin"  von  Spontini. 


145 


Zugleich  endete  mit  dieser  Vorstellung  die,  an  Ereig- 
nissen so  reiche,  von  Herzfeld  auf  drei  Jahre  über- 
nommene Unternehmung;  sie  war  wohl  eine  glückliche 
zu  nennen,  denn  trotz  der  Belagerung  und  der  Tilgung 
aller  durch  sie  entstandenen  Reste,  warf  sie  einen  reinen 
Gewinn  von  mehr  als  40,000  Mark  ab. 

Herr  Habermehl,  sowie  Herr  und  Mad.  Kricke- 
berg verliessen  die  Hamburger  Bühne. 

Anfang  der  Direclion  der  Herren  Herzfeld  und 
Schmidt. 

Die  neue  Unternehmung  wurde  mit  der  ersten  Auf- 
führung von  Göthe's  „Egmont"  eingeweiht. 

Am  18.  April  trat  Gerstäcker,  bereits  angestellt, 
als  Tamino  auf.  Der  Enthusiasmus,  durch  den  Glockenton 
seiner  Stimme  hervorgebracht,  war  in  dieser  Hohe  noch 
nie  da  gewesen.  Leicht  konnte  Gerstäcker  als  Musiker 
übertroffen  werden,  wie  er  es  z.  B.  reichlich  von  Bader 
wurde,  aber  diese  Zaubertöne  haben  wir  doch  nie  wieder 
gehört.  Es  ist  unmöglich  dieser  seltenen  Kunsterscheinung 
in  der  Tonwelt  zu  erwähnen,  ohne  auch  des  Menschen 
Gerstäcker  zu  gedenken.  Obwohl  man  ihn  mit  Recht 
ein  von  der  Gunst  des  Publikums  verzogenes  Kind  nennen 
konnte,  so  Wieb  seine  kindliche  Gutmüthigkeit  nichts  desto 
weniger  ungetrübt;  er  ehrte  fremdes  Talent,  schenkte  dem 
recitirenden  Schauspiele  eine  grosse  Aufmerksamkeit,  Hess 
sich  gern  belehren  und  jede  Arroganz  war  ihm  fremd. 

Am  19.  als  am  Geburtstage  des  im  vorigen  Jahre  ver- 
ewigten Iffland's,  wurde  der  „Spieler"  gegeben,  dem 
eine  würdige  Todtenfeier  voranging.  Der  Betrag  der  Ein- 
nahme wurde  nach  Berhn  gesendet  und  dem  Vereine  zur 

10 


146 


Errichtung  eines  Denkmals  für  den  Verewigten  Übermacht; 
ein  Verein,  an  dessen  Spitze  sich  die  Bethmann  gestellt 
hatte. 

Im  Mai  gastirle  die  Familie  Veit  he  im  und  Madame 
Scholz,  vom  Breslauer  Theater;  im  Juni,  Mad.  und  Dem. 
Sebastiani,  vom  königl.  Theater  zu  Berlin. 

Am  12.  Juni  sang  Herr  Gloy  den  Jacob  in  „Joseph 
in  Egypten"  und  wurde  engagirt;  er  ist  noch  jetzt  ein 
beliebtes  Mitglied  des  Stadttheaters. 

Am  13.  Juni  begann  Mad.  Gley  ein  Gastspiel. 

Im  Juli  überraschte  die  berühmte  Milder-Haupt- 
mann  zum  ersten  Male  das  Hamburger  Publikum.  Die 
bezaubernde  Stimme,  deren  hohe  musikalische  Ausbildung, 
das  Verschmähen  aller  Verzierungen,  eine  bewunderns- 
würdige Klarheit  und  Sicherheit  erregten  die  gerechteste 
Anerkennung. 

Mit  dem  Ablaufe  dieses  Monats  wurde  das  lästige 
mündliche  Ankündigen  der  nächsten  Vorstellung  abgeschafft. 

Am  6.  August  sang  Mad.  Gerstäcker  den  Prosper 
in  der  Oper:  „Die  Wilden"  und  wurde  freundlich  auf- 
genommen. 

t  In  der  Nacht  vom  15.  bis  16.  August,  verschied  die 
gefeierte  Bethmann  in  Berlin.  Sie  sollte  ihren  treuen 
Freund  und  Kunstgenossen,  Iffland,  nicht  lange  überleben. 

Im  Sept.  betrat  Frau  Dr.  Unzer,  ehemalige  Louise 
Fleck,  als  Rosamunde  wieder  die  Bühne,  veranlasst  durch 
den  frühen  Tod  ihres  Gatten. 

Mitte  dieses  Monats  gastirten  Md.  Schmidt  und 
Hr.  Gassmann. 

f  Am  1.  October  starb  Mad.  Kühne.  Die  Liebe  Aller,  die 
sie  näher  zu  kennen,  bevorzugt  waren,  folgte  ihr  in's  Grab. 


147 


Am  4.  October  debülirle  Mad.  Marschall,  von  der 
Altonaer  Bühne  her  schon  vorlheilhaft  bekannt,  als  Ossa- 
kowa.  Wenn  auch  eben  nicht  in  diesem  Fache,  bildete 
sie  sich  nach  und  nach  für  komische  Alte  bis  zu  einer 
^ Vorzüglichkeit  heran,  die  selten  erreicht  wird  und  wozu 
ihr  eine  höchst  glückliche  Persönlichkeit  zu  Statten  kam. 
Ihre  Base  in  „Van  Dyk,"  Mutter  Marthe  im  „zerbrochenen 
Krug,"  gehören  zu  den  Kabinetsslücken,  die  nicht  leicht 
angetroffen  werden  und  die  fast  unleidliche  Nachbarin  in 
„Das  war  ich,"  wurde  durch  ihre  Behandlung  eine  der 
drolligsten  Erscheinungen  auf  der  Bühne. 

Dem.  Ritzenfeld  aus  Berlin  gab  einige  Gastrollen, 
sowie  HerrDr.  Ryge,  Mitglied  des  Copenhagener  Theaters, 
den  Oberförster. 

Am  18.  October  wurde,  zur  Feier  des  Tages,  ein 
Prolog  „Herrraann  und  Marbod,"  von  Aloys  Schreiber 
und  „Rudolph  von  Habsburg,"  von  Kotz  ebne  gegeben. 

Der  November  brachte  zwei  werthvolle,  bedeutende 
Neuigkeiten:  „die  Schuld,"  von  Müll n er  und  „die  blühende 
und  verblühte  Jungfrau,"  von  J.  v.  Voss.  Beide  Stücke 
wurden  vom  Beifalle  des  Publikums  gekrönt. 

Der  December- Monat  wurde  mit  der  Oper  „Adelheid 
von  Guesclin,"  von  Simon  Mayr,  eröffnet,  die  bei  sehr 
fleissiger  Ausführung  gefiel. 

Herr  Berthold,  bisheriger  erster  Bassist  des  Frank- 
furter Theaters,  debütirte  als  Sarastro,  Almaviva  und  Don 
Barbarossa  („Carlo  Fioras")  mit  grossem  Glücke. 

1§16. 

Eine  sehr  gelungene  Bearbeitung  Schmidt's  „die 
Neujahrsfeier,"    mit   einem    patriotischen    Neujahrswunsche 

10  ♦ 


148 


versehen,    der   am   Schlüsse    im  Publikum    gedruckt   aus- 
gestreut wurde,  eröffnete  den  Januarmonat. 

Herr  und  Mad.  Hähnle,  sowie  der  Bassist  Meyer 
gingen  ab. 

Mad.  iNeumann-Sessi  gastirte  und  riss  durch  ihren, 
Gesang  zu  allgemeiner  Bewunderung  hin.    In  zwei  gegebenen 
Concerten    wusste    sie    ihre   grossen    Verdienste    zu    noch 
höherer  Steigerung  zu  entfalten. 

Im  Februar  gastirte  Herr  Angely  vom  Konigsberger 
Theater.     Er  spielte  16  Rollen  mit  grossem  Beifall. 

Im  April  debütirten  Herr  und  Mad.  Rohloff. 

Am  26.  April  eröffnete  LudwigDevrient  zum  ersten 
Male  in  Hamburg  einen  Cyklus  von  21  Gastrollen.  Der 
geniale  Kunstler  erregte  Erstaunen  und  Bewunderung,  den 
zahlreichsten  Besuch  und  den  entschiedensten  Beifall. 

Herr  Kaselitz  vom  Berliner  Hoftheater  trat  inmitten 
des  Devrien tischen  Gastspieles  als  Ehrenmann  im  „Mag- 
netismus,'' Schulmeister  und  Tobias  Filz  auf,  ohne  eben 
anzusprechen. 

Am  22.  Mai  zum  ersten  Male  „Fidelio"  von  Beethoven. 
Die  grandiose,  höchst  schwer  wieder  zu  gebende  Compo- 
silion  erfreute  sich  einer  sehr  wtirdigen  Aufführung,  erwarb 
sich  jedoch  erst  nach  später  erneuten  Wiederaufführungen 
die  ihr  gebührende  vollständige  Anerkennung. 

Am  29.  Mai  debütirte  Hr.  Unzelmann  d.  J. 
Gäste:   Hr.  v.  Holbein ^  Md.  Renner,  Md.  Räder,  Dem.   Braun, 
vom  hannoverschen  Hoftheater  und  Md.  KiUüschgy. 

Der  Kammervirtuose  Schuppanzig  aus  Wien,  bekannt 
durch  sein  Talent,  wie  durch  seine  nahen  Verhältnisse  zu 
Beethoven  und  einst  zu  Haydn,  hatte  die  Musikfreunde 
schon  in  einem  Concerte  entzückt,    und   musste   auf  allge- 


149 


meines  Verlangen  „die  Schlacht  von  Vitoria*'   am  8.  Juli, 
im  Theater  von  ihm  dirigirt,  wiederholen. 

Im  Juli  gastirten  Herr  und  Mad.  Lembert  und  Dem. 
Voss. 

Im  August  nahmen  die  Gastrollen  des  berühmten 
Esslair  und  seiner  Gattin  die  Aufmerksamkeit  des  Zu- 
schauerkreises besonders  in  Anspruch.  Die  ausserordent- 
lichen Mittel  Herrn  Esslair's  verfehlten  nicht,  hier  wie 
überall  grosse  Wirkung  hervor  zu  bringen. 

t  Am  3.  September,  Mittags  um  1^  Uhr,  entschlief  zu 
einem  bessern  Leben  Friedrich  Ludwig  Schröder  im 
72«ten  Jahre  seines  Alters.  Was  er  der  Kunst  und  der 
Hamburger  Bühne  gewesen,  ist  in  diesen  Blättern  nieder- 
gelegt, aber  noch  lange  nicht  genug  gewürdigt.  Theil- 
nehmende  Leser,  die  über  seine  letzten  Tage  etwas  zu 
lesen  wünschen,  verweise  ich  auf  Meyer's  Biographie 
(Theil  2.  1.  Abth.  S.  341  u.  flgd.)  und  auf  Schmidt's 
dramaturgische  Aphorismen  (2.  Bändchen  1828.  S.  168). 
Am  28**®"  wurde  ein  Prolog  und  eine  Todtenfeier  von 
Schmidt  gegeben,  denen  die  Aufführung  des  „Vetters 
von  Lissabon"  folgte.  Der  Prolog  wurde  von  Schröder' s 
Nichte,  der  Frau  Doctorin  Unzer  gesprochen.  An  seinem 
Beerdigungstage,  am  7.  September,  blieb  die  Bühne  ge- 
schlossen. 

Am  3.  October  eröffnete  der  viel  bcsprochne  und 
berühmte  Komiker  Wurm  eine  Beihe  von  Gastrollen  und 
blieb  dem  ihm  vorangeeilten  Rufe  nichts  schuldig. 

Am  10.  Septbr.  trat  Hr.  Weiss,  vom  Magdeburger 
Theater,  als  Fallbring  auf,  gefiel  und  wurde  engagirt. 

Ein  junger  Mann,  Hr.  Finke,  versuchte  sich  als 
Bolton  und  Fritz  Böttcher  und  wurde  engagirt. 


150 


Am  21.  Seplbr.  wurde  der  bekannte  „Hund  des  Aubry" 
nach  dem  Franzosischen,  zum  ersten  Male  gegeben,  worin 
die  Lehrerin  und  Pflegerin  des  Helden,  Mad.  Brand,  die 
Wirthin  als  Gast  gab. 

Ein  Herr  Leissring,  der  sich  ein  Mitglied  des 
kaiserl.  Theaters  a.  d.  Wien  nannte,  ordnete  eine  mimische 
Darstellung  nach  bekannten  Kupferstichen  in  verschiedenen 
Bildern  an,  gab  auch  bei  einer  Wiederholung  den  „häus- 
lichen Zwist"  mit  seiner  Frau  dazu,  erregte  jedoch  nur 
eine  tlUchlige  Beachtung. 

Der  October  machte  uns  mit  der  Dem.  Schneider, 
Tochter  des  königl.  preuss.  Kammermusikus  A.  Schneider, 
bekannt,  welche  mit  Beifall  als  Emmeline  gastirte;  ebenso 
Herr  Jost,  vom  Stuttgarter  Hoflheater. 

Herr  und  Mad.  Dölle,  neuangagirte  Mitglieder  debü- 
tirten  als  Loredan  und  Camilla  mit  Anerkennung. 

Dem  allgemeinen  Wunsche  des  Publikums  zu  genügen, 
erneuete  Herr  Wurm  einen  abermaligen  Kreis  von  zwölf 
Gastrollen  und  veranlasste  dabei  die  erste  Vorstellung  von 
der  niedhchen  Oper:  „der  Sänger  und  der  Schneider." 

Am  13^«n  besuchte  Blücher  die  Vorstellung,  bei 
welcher  Gelegenheit  dem  greisen  Helden  ein  ungekünstelter 
Enthusiasmus  gezollt  wurde. 

Neu  engagirt  wurden  Herr  und  Mad.  Rohloff. 

Am  13.  December  erregte  Kleis t's  und  Holbein's 
„Kätchen  von  Heilbron"  allgemeinen  Enthusiasmus  und 
stempelten  es  zu  einem  geldbringenden  Reperloirstück. 

1S17. 

Nach  einem  am  5.  Januar  mit  Beifall  gegebenen  Lust- 
spiele   von    Schall:    „Trau,    schau,    wem?"    Hess    uns 


151 


Kotzebue  in  seinem  Lehrgedichte,  „der  Ruf"  einen  ganz 
eignen  Pillenversilberungsprocess  bewundern,  denn  er  hatte 
wohlweislich  bei  seiner  Abfassung  die  guten  Lehren  so 
reichlich  in  Zoten  gehüllt,  dass  man  fast  bis  zu  Ende  in 
Zweifel  blieb,  welche  Nutzanwendung  diese  ganz  eigne 
Didactik  im  Grunde  bezwecke. 

Herr  Fink  verliess  die  Bühne  und  Herr  Clausius 
wurde  für  ihn  engagirt. 

Herr  Orion  Julius,  Literat,  versuchte  sich  am 
21.  Januar  als  Baron  Stuhlbein  in  den  „Pagenstreichen" 
mit  entschiedenem  Unglücke. 

Im  März  gastirte  Tenorist  Ehlers. 

Sensation  erregte  „ Correggio "  von  Oehlenschläger, 
dagegen  missfiel  Zingarelli's  Oper:  „Romeo  und  Juliette" 
gänzlich. 

Den  10.  April  trat  Herr  Maurer  als  Carl  Moor  auf 
und  fand  Beifall. 

Den  12.  April  betrat  Herr  Mädel,  vom  Schleswiger 
Hoftheater,  als  Landjunker  von  Birken,  zum  ersten  Male 
die  Hamburger  Bühne  und  gefiel  allgemein.  Das  angeborne 
Talent  und  natürlicher  Humor  erwarben  Herrn  Mädel 
die  Gunst  des  Publikums  und  blieb  derselbe  lange  Jahre 
ein  beliebtes  Mitglied  des  Stadttheaters.  Er  starb  im 
kräftigen  Mannesalter  an  der  Cholera,  tief  betrauert  von 
seinen  CoUegen  und  zahlreichen  Freunden. 

Im  Mai  gaslirten  Frau  v.  Busch  und  Mad.  Heinemann. 

Sonntag  den  1.  Juni,  zur  Jahresfeier  der  Befreiung  Ham- 
burgs: „Der  Tag  der  Erlösung,"  Vorspiel  von  F.  L.  Schmidt. 
Personen: 
Ein  aller  hamburgischer  Bürgei  ...  Hr.  Schmidt.  . 
Seine  Wichle Dem.  Wreden. 


152 


Sein  Nachbar Hr.  Schäfer. 

Ein  Bürger- Gardist -  Herzfeld. 

Bürger. 
Landvolk. 

Ein  russischer n  ,  Hr.  Ritzenfeldt. 

Ein  Österreichischer . .    1  1  »  Lichtenheld. 

Ein  englischer j  \  «  Jacohi. 

Ein  preussischer f  1  »  Schrader. 

Ein  dänischer >  Malrose  <  »  Rehenstein. 

Ein  schwedischer l  i  -  Hollmann. 

Ein  holländischer \  I  .«  Brämer. 

Ein  spanischer |  f  -'  Gloy. 

Ein  hamburgischer  ...  \  '  Mädel. 

Das  kleine  Gelegenheitssllick  wurde  wieder  mit  allgemeinem 
Jubel  begriisst,  denn  die  Wunden  waren  noch  nicht  ver- 
narbt, die  die  Franzosen  unserer  Vaterstadt  geschlagen. 
Die  Bänder  mit  dem  Hanseatenkreuze  wurden  vertheilt, 
und  am  folgenden  Tage  konnte  man  viele  junge  Leute  mit 
diesem  leicht  erworbenen  Ehrenkreuze  durch  die  Strassen 
Stolziren  sehen. 

Im  Juni  und  Juli  gastirten:  Md.  Jagemann.,  Hr.  Strohmeier.,  Hr. 
Stein.,  Hr.  Wild.,  Md.  Ginetti.,  Solotänzerin  aus  Italien  und 
die  berühmte  Sängerin,  Md.  Neumann- Sessi. 

Am  7.  Juli  gab  ein  Herr  Thompson  mit  seiner  Gesell- 
schaft eine  VorsteHung  vom  Boxen  im  Apollo -Saale  und 
lockte  viele  Neugierige  an. 

Am  17.  Juli   zum  ersten  Male:    „Alexander  von  Solt- 
wedel,    oder:    der    Hansa    Begründung,"    vaterländisches 
Schauspiel  von   G.  N.  Bär  mann.     Gefiel   und   erlebte   in 
kurzer  Zeit  viele  Wiederholungen. 
Fernere  Gäste:  Md.  GosUr.,  Md.  Eberwein ^  Dem.  Betty  Pistor., 

Md.  Blum.,  Md.  Gervais^  Md.  Gehlhaar.,  Hr.  Fischer^  Frau 

t\  Patzkovska  und  Md.  Elmenreich. 


I 


153 


Am  4.  October  gab  Herr  A.  J.  Fischer,  königl. 
preuss.  Kammersänger,  ein  Concert  im  Apollo  -  Saale. 

Am  1.  Novbr.  Pantomimisch -plastische  Darstellungen, 
geordnet  von  Herrn  Petermann. 

Mad.  Schröder,  vom  K.K.Theater  zu  Wien,  erschien 
zu  grosser  Freude  ihrer  zahlreichen  Verehrer  als  Gast  in 
fast  allen  ihren  Force -Rollen  und  riss  durch  ihre  gross- 
artigen Darstellungen  zur  höchsten  Bewunderung  hin. 
Ganz  erklärlich,  dass  eine  Künstlerin,  auf  die  Deutschland 
stolz  sein  darf,  damals  in  ihrer  schönsten  ßlüthe,  den 
Kenner  und  Laien  mit  gleicher  Begeisterung  erfüllte. 

ISIS 

am  3.  Januar  trat  Mad.  Sessi  als  Pygmalion  auf. 

Am  9.  Januar  zum    ersten  Male  „Die  Horazier  und 
Gurazier,"  heroische  Oper  von  Cimarosa. 

Curatius Signora  M.  Sessi. 

Horatio Signora  Bellagara, 

Der  Ober -Augur Hr.  Reithmeier. 

Es  lebt  gewiss  noch  Mancher,  der  mit  Begeisterung  an  die 
Zeit  zurückdenkt,  wo  Mariana  Sessi  das  Hamburger 
Publikum  enthusiasmirte.  Obige  Oper  wurde  durch  Ma- 
rianen's  bezaubernden  Gesang  ein  Magnet  für  die  Gasse. 

Am  13.  Januar  debütirte  Dem.  Braun  als  „Mariane" 
mit  Beifall. 

Am  15*«»  zum  ersten  Male  „Die  glücklichen  Bettler," 
ein  Maskenspiel  von  Dr.  Bärmann. 

Am  18'®"  erfreute  uns  Herr  Bader  wieder  als  Johann 
von  Paris,  womit  derselbe  seinen  GastroUen-Cyclus  eröffnete. 

Am  20«*«"  Herr  Günther,  Cola,   als   erste  Gastrolle. 

Am  19.  Februar  debütirte  Herr  Carl  Lebrün  als 
Felix  Wahr  und  erndtete  reichen,  wohlverdienten  Beifall. 


154 


Wir  werden  später  auf  diesen  genialen  Künstler  zurück- 
kommen. 

Am  23«*«»  gaslirte  Mad.  Günther:  als  Frau  Wunschel. 

Am  6.  April  entzückte  uns  die  ausgezeichnete  Sängerin, 
Md.  Milder-Hauptmann  als  Emeline. 

Am  8.  Mai  Dem.  Gehlhar:  Elvira,  als  Gastrolle. 

Am  14*«"  gaben  der  königl.  würtembergische  Hof- 
Kapellmeister  J.  N.  Hummel  und  der  königl.  Kammer- 
Virtuos  N.  Krafft  ein  Concert  im  Apollo -Saale. 

Am  18*«"  sangen  Hr.  und  Mad.  Weixelbaum  in  den 
Zwischenacten  mehrere  Piecen  mit  Beifall. 

Am  21"*«"  gab  der  preuss.  Kammer -Virtuose  W.  Ga- 
brielsky  ein  Concert  im  Apollo -Saale 

Am  28«*«"  betrat  Herr  Marr  vom  Lübecker  Theater 
zum  ersten  Male  die  Hamburger  Bühne  als  Gast. 

Am  10.  Juni  trat  Dem.  Lindner,  vom  Theater  zu 
Frankfurt  a.  M.  zum  ersten  Male  auf.  Im  Apollo -Saale 
gab  der  Flöten -Virtuose  Herr  Dressler  ein  Concert. 

Am  19*«"  Mad.  Schrökh:  Maria  Stuart,  als  erste 
Gastrolle. 

Am  7.  Juli  Herr  Paulmann:  Franz  Moor,  als  erste 
Gastrolle. 

Am  13*«"  Herr  Molke:  Joseph,  als  Gast. 

Am  28«*«"  Herr  E  s  s  1  a  i  r :  König  Lear,  als  erste  Gastrolle. 

Am  14.  August  Herr  St  rohe:  Johann  von  Paris,  als  GasL 

Am  27«*«"  gastirte  Herr  Wurm  als  Schewa  und  Joel 
Freund  und  wurde,  wie  früher,  als  Liebling  des  Hamburger 
Publikums  empfangen. 

Am  8.  Octbr.  gab  Hr.  Böhner  ein  Concert  im 
Apollo- Saale. 


I 


155 


Am  30«*«°  gaben  die  königl.  baierschen  Ballettänzer 
ein  türkisches  Divertissement  im  Stadt -Theater. 

Am  1.  Decbr.  Dem.  Fischer:  Princessin  von  Navarra, 
als  erste  Gastrolle. 

Am  5*«"  Dem.  Henriette  und  Wilhelmine  Ra- 
di cke  als  Gäste. 

am  7.  Febr.  Mad.  de  Gregori,  Sängerin  aus  Rom,  sang 
einige  Arien  und  ein  komisches  Duett  mit  Herrn  Reith- 
meier  in  den  Zwischenacten. 

Am  2.  März,  Herr  Habermehl,  vom  königl.  Hoftheater 
zu  Hannover,  als  Gast, 

Am  15*«"  debütirte  die  liebliche  Dem.  Pohlmann, 
vom  Braunschweiger  National  -  Theater  als  Amenaide. 

Am  16*«»  zum  ersten  Male  „Claus  Störtebecker," 
Tragödie  von  Dr.  Bär  mann. 

Am  14.  April  debütirte  Hr.  Schmale,  vom  Casseler 
Hoftheater  als:  Eduard  Rapid. 

Am  19*«"  Herr  Gned,  vom  k.  k.  Theater  zu  Wien: 
Jacob,  als  erste  Gastrolle. 

Am  5.  Mai  eröffnete  Herr  Gern,  vom  königl.  Theater 
zu  Berlin  einen  Gastrollen -Cyclus. 

Am  10*«".  In  den  Zwischenacten  tanzten  Mad.  Gern 
und  Dem.  Gemmel  einige  Pas. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male  „Torquato  Tasso"  von  Gothe. 
Besetzung: 
Alphons  der  Zweite,  Herzog  von  Ferrara..  Hr.  Herzfeld. 
Leonore  von  Este,  Schwester  des  Herzogs.  Md.  Unzer. 

Leonore  Sanvitale Frau  Dr.  Reinhold. 

Torquato  Tasso Hr.  Jacobi. 

Antonio  Mo  nie  catino Hr.  Schmidt. 


156 


Am  20«*«°  tiat  Dem.  Wreden  zum  letzten  Male  als 
Maria  Stuart  auf  und  nahm  zugleich  für  immer  Abschied 
von  der  Bühne. 

Am  24«*«°  betrat  Herr  Kien  gel,  vom  Leipziger  Stadt- 
Theater,  als  Johann  von  Paris  die  Hamburger  Bühne,  als 
Gast.  Seit  Gerstäker's  Abgang  hatte  kein  Tenorist  sich 
solcher  Aufnahme  zu  erfreuen  und  die  Direction  versäumte 
nicht,  sogleich  Engagements  -  Unterhandlungen  mit  diesem 
ausgezeichneten  Sänger  anzuknüpfen,  die  denn  auch  später 
zu  grosser  Freude  des  Publikums  realisirt  wurden.  Herr 
Kien  gel  lebt  noch  jetzt  als  hochgeachteter  Gesanglehrer 
in  Hamburg  und  geniesst  die  allgemeine  Achtung. 

Am  3.  Juni  debütirte  Herr  Günther,  als  Schneider 
Kakadu  und  wirkte  drastisch  auf  die  Lachmuskeln  des 
Publikums  durch  sein  ausgezeichnetes  Talent. 

Am  4  *«°.  Tanz  -  Divertissement  der  königl,  schwedischen 
Tänzer  und  Tänzerinnen: 

Hr.  und  Md.  Ledet^  Hr.  Bürdet^  Dem.  Lundquist,  Hr.  Gabrie^ 
Md.  Brulo  und  Dem.  Brido. 

Am  16'«°  Herr  Angely,  als  Gast. 

Am  17*«"  Mad.  Günther:  Oberförsterin,  als  Debüt. 

Am  25«*«°  trug  Herr  Brandes  ein  Solo  auf  dem 
Violoncell  vor. 

Am  29«*«°  Herr  und  Mad.  Mejo,  vom  Erfurter  Theater: 
Pedrillo  und  Blondchen,  als  Gäste. 

Am  3.  Juli  betrat  der  grosse  Ludwig  Devrient 
die  Bühne  als  Gast. 

Am  11*«°  Hr.  Unzelmann  d.  Ä.,  als  GasL 

Am  12*«°  gab  Mad.  Catalani  ein  Concert  im  Apollo- 
Saale.    Entr^e  6  _^. 

Am  16*«°  sang  Mad.  Unzelmann  die  Constanze  als  Gast. 


157 


Am  19.  August  gastirte  Dem.  Schulz,  vom  Lübecker 
Theater. 

Am  7.  Septbr.  Dem.  Maass:  Maria  Stuart,  als  Gast. 

Am  6.  Ootbr.  Herr  Blum:  Don  Juan,  als  Gast. 

Am  14'«^  Herr  Wolter  eck,  vom  königl.  hannover- 
schen Theater:  Sarastro,  als  erste  Gastrolle,  Herr  Wol- 
tereck  entzückte  durch  seine  herrliche  Bassstimme  und 
durch  seine  schöne  Figur  das  Hamburger  Publikum  und 
der  Wunsch  ihn  hier  zu  fesseln,  ging  später  in  Erfüllung. 
Schade,  dass  ein  solcher  Künstler  sich  so  früh  von  der 
Bühne  zurückzog,  er  würde  noch  heute  manchen  soge- 
nannten Künstler  verdunkeln  können,  wenn  das  Vorurtheil 
nicht  eine  so  grosse  Rolle  bei  uns  spielte.  Herr  Woltereck 
hat  eine  Weinhandlung  und  Restauration  etablirt  und  die 
Elite  des  Publikums,  sowie  die  früheren  Collegen,  besuchen 
fleissig  ihren  einstigen  Liebling  und  Freund. 

Am  25«*«"  sang  Herr  Zink,  erster  Tenorist  der  königl. 
Hofbühne  zu  Kopenhagen,  eine  von  Dupuy  componirte 
Arie  in  den  Zwischenakten. 

Am  248*«»  betrat  Mad.  Woltereck  als  Base  in  „die 
böse  Nachbarin"  die  Bühne  als  Gast. 

Am  21.  Decbr.  spielte  der  junge  Otto  Gerken  aus 
Lüneburg  ein  Violin -Concert  von  Spohr. 

1§90 

Am  19.  Febr.  Frau  v.  Busch:  Elise  Valberg,  als  erste 
Gastrolle. 

Am  25.  März  hatte  Herr  Woltereck  sein  erstes 
Concert  im  Stadt -Theater,  dasselbe  unterstützten  die  Herren 
Sievers,  Graf,  Lebrun,  Gerstäcker,  Reitmeyer  und 
die  Damen  Graf  und  Lichtenheld. 


158 


Am  20.  April  sollte  Herr  Stolz,  vom  Breslauer  Theater, 
den  Anton  im  „Wasserträger"  als  erstes  Debüt  geben,  ver- 
schwand aber  vor  der  Vorstellung.  Dieser  Herr  Stotz 
hat  in  Breslau  eine  zahlreiche  Familie  zurückgelassen  und 
seine  Kinder  dem  grössten  Elende  preisgegeben,  ohne  jemals 
wieder  etwas  von  sich  hOren  zu  lassen.  Sein  Sohn  Alwin 
ist  jetzt  ein  beliebter  Schauspieler  des  Theaters  in  Breslau. 

Am  1.  Mai  gastirte  der  Liebling  der  Damen,  Herr 
Gersläcker,  als  Sargin  und  riss  durch  den  bezaubernden 
Schmelz  seiner  Stimme  zu  allgemeiner  Bewunderung  hin. 

Am  10*«"  Hr.  Hanstein,  als  Gast. 

Am  15*«»  Dem.  Schulz,  als  Gast. 

Am  24«*«"  Gastvorstellung  der  Tänzer: 
Volange^  Brvlo^  Weidner  und  Beauval. 

Am  6.  Juni  debutirte  der  brave  Tenorist  Kl  enget 
als  Arsir  in  „Tancred"  und  wurde  jubelnd  begrüssl. 

Am  8*«"  gastirte  Dem.  Neuendorf  als  Henriette  im 
„Schiffscapitain." 

Am  12*«"  Md.  Kl  enget  Margaretha,  als  Debüt. 

Am  19*«"  Herr  Hillebrand:  Mafferu,  als  Gast. 

Am  28«*«"  gastirte  Frau  v.  d.  K logen  als  Lenchen  in 
„Van  Dyk's  Landleben'^  und  errang  allgemeinen  Beifall 
und  Hervorruf. 

Am  11.  Juli  Herr  und  Mad.  Metzner,  vom  königl. 
Theater  zu  Dresden :  Leporello  und  Donna  Anna,  als  Gäste. 
Mad.  Metzner,  eine  ausgezeichnete  Sängerin,  verheirathete 
sich  später  mit  dem  Schauspieler,  Herrn  Damek  und  lebt 
jetzt  mit  ihrem  Gatten  in  Ottensen,  wo  sie  eine  Wirth- 
schaft  etablirt  haben.  Herr  Damek  giebt  den  Winter 
mitunter  theatralische  Vorstellungen,  die  von  Dilettanten 
ausgeführt,  sich  eines  zahlreichen  Besuchs  zu  erfreuen  haben. 


159 


Am  20«*«"  sang  Mad.  Sevelin,  erste  Sängerin  des 
königl.  Theaters  zu  Stockholm,  eine  Arie  von  Rossini. 

Am  25 «t^"  gastirte  der  Director  des  Lübecker  Theaters, 
Herr  Hinze. 

Am  29*'*°  sang  Dem.  Conrad  eine  Arie. 
Am  1.  August  gastirten  Herr  und  Mad.  Meyer. 
Am  3*®"  debütirte  Frau  v.  d.  Klo  gen  als  Elsbeth. 
Am  14*6»  Mad.  Luders:  Gertrude,  als  Gast. 
Am  19*e°  Herr  Wurm,  als  Gast. 
Am  6.  Septbr.  debütirte  Herr  Neumeier  als  Murney. 
Am  15*«»  zum  ersten  Male:  „Der  reisende  Schneider," 
Ballet  von  Weidner,   dargestellt  von   folgenden  Kindern: 
Nannette  Steiger^  Henriette  Graf^  Julie  und  Minna  Lichten- 
held^  Georg  Lieseke^  Theodor  Ritzenfeld  ^  Luis  Hünerjäger^ 
Carl  KÖhn,  Gustav  Ritzenfeld^  Ludwig  WoUrabe^  Carl  Malm- 
berg^  Wäding^  Gärke  und  Boje. 

Am  27.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Das  Bild,"  von 
Houwald. 

Am  29.  Decbr.  Herr  Maubert:  Plattkopf  und  Joel, 
als  Gast. 

am  13.  Januar  erste  Vorstellung  der  Kobler'schen  Tänzer- 
Gesellschaft. 

Am  4.  Febr.  zum  ersten  Male :  „Quatern,"  een  Buuren- 
spill  in  1  Act  un  in  plattdüdschen  Rymeln,  vam  Dr.  Bär- 
mann. Mit  diesem,  in  plattdeutscher  Mundart  ausgeführten 
Stücke,  hatte  unser  valerstädtischer  Dichter  einen  glück- 
lichen Wurf  gethan.  Schade,  dass  unsere  zu  Herzen 
dringende  Muttersprache  dem  gänzlichen  Verfall  so  nahe 
ist,  was  auch  wohl  Herrn  Bär  mann  bewegen  mag,  dieses 
reiche  Feld  nicht  viel  mehr  zu  bebauen. 


160 


Am  3.  April  gastirten  Herr  und  Mad.  Dölle. 

Am  12*«»  zum  ersten  Male:  „Don  Gutiere,"  Trauer- 
spiel von  West. 

Am  27«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Wittwe,*'  Trauer- 
spiel von  Kruse. 

Am  30**«"  Herr  Meyer:  Carl  Moor,  als  Gast. 

Am  18.  Mai  zum  ersten  Male:  „Ferdinand  Cortez/' 
Oper  von  Spontini. 

Am  23**«"  sang  Herr  Röckel  einige  Arien. 

Am  1.  Juni  Herr  Coro  et,  vom  Stadttheater  zu  Braun- 
scliweig:  Tamino,  als  erste  Gastrolle.  Dieser  von  der 
Natur  so  reich  begabte  und  ausgezeichnete  Tenorist  eroberte 
mit  unwiderstehlicher  Gew^alt  die  Herzen  aller  Hörer  und 
errang  einen  Sturm  von  Beifall,  wie  er  nur  dem  eminenten 
Talente  gezollt  werden  kann. 

Am  8.  Juni  gastirte  Mad.  Cornet  als  Sophie  in 
„Sargin"  aus  Gefälligkeit  für  die  kranke  Dem.  Po  hl  mann, 
um  nur  die  Gastrollen  ihres  Gatten  zu  befördern. 

Am  12*«"  Herr  und  Mad.  Neumann,  als  Gäste. 

Am  17*«"  Herr  Urban,  königl.  bairischer  Hof- Schau- 
spieler: Rudolph  in  „Hedwig,"  als  Gast. 

Am  11.  Juli  betrat  Herr  Adolph  Herzfeld  in  der 
Rolle  des  Hans  von  Birken  zum  ersten  Male  die  Bühne 
und  gefiel  allgemein.  Am  Schlüsse  gerufen,  erschien  er 
an  der  Hand  seines  würdigen  Vaters,  der  mit  bewegtem 
Herzen  ihn  der  ferneren  Nachsicht  des  Publikums  empfahl. 

Am  17*«"  gastirte  Herr  Keller. 

Am  28.  August  zum  ersten  Male:  „Götz  von  Berli- 
chingen,"  von  Göthe. 

Am  4.  Septbr.  Herr  Lemke:  Max  Piccolomini, 
als  Gast. 


161 


Am  8.  Oclbr.  zum  ersten  Male:  „Preciosa,"  romanli- 
sches  Schauspiel  von  P.  A.  Wolf,  Musik  von  C.  M.  von 
Weber. 

Am  208'«n.  Intermezzo  aus  Rossini's  „Barbier  von 
Sevilla,"  im  Costüm  und  in  italienischer  Sprache  dargestellt 
von  Dem.  Kainz  und  Herrn  Rockel. 

Am  soften  Mad.  Röckel:  Maria  Stuart,  als  Gast. 

Am  14.  Novbr.  Flöten -Concert  der  Mad.  George. 

Am  28^*^"  gastirte  der  Tenorist,  Herr  Alt,  als  Murney. 
Dieser  Herr  Alt  ist  derselbe,  von  dem  man  folgende 
Anekdote  erzählt:  Nach  der  Vorstellung  des  „Johann  von 
Paris"  in  Stettin  gerufen,  dankte  Herr  Alt  mit  den  Worten: 
„Sind  sie  entzückt,  bin  ich  beglückt!"  worauf  sofort  eine 
Stimme  auf  der  Gallerie  antwortete:  „de  Kerl  is  verrückt!" 
Uebrigens  war  Herr  Alt  für  mittlere  Bühnen  ein  sehr 
braver  Tenor. 

Am  28.  Decbr.  betrat  Dem.  Paasche  als  Constanze  zum 
ersten  Male  die  Bühne  und  fand,  durch  liebenswürdige  Per- 
sönlichkeit und  schöne  Stimme  ausgezeichnet,  reichen  Beifall. 

am   2.  Januar   gab   die  Declamatrice,   Mad.  Bachmann, 
die  Tony  als  Gastrolle. 

Der  5.  Febr.  wird  ein  ewig  denkwürdiger  Tag  in  den 
Annalen  des  Theaters  bleiben,  denn  „Der  Freischütz," 
Oper  von  Kind,  Musik  von  Carl  Maria  von  Weber, 
wurde  zum  ersten  Male  gegeben.  Die  Besetzung  war 
folgende : 

O  t  to k  a r ,  regierender  Graf Hr.  Schäfer. 

Cuno,  gräflicher  Erbförsler „    Gloy. 

Agathe,  seine  Tochter Dem.  Paasche. 

An  neben,  eine  junge  Verwandte  . .      u      Pohlmann. 

11 


162 


Caspar,  erster  i   ,.      .        ,        i  Hr.  Wollereck. 

i  Jiigcrbursche  . .  <  _.,       , 

Max,  zweiler      )  (     „    Elengel. 

Ein  Ereiiiil „    Reühmeyer. 

Kilian,  ein  reicher  Bauer Mädel. 

Eine  Brautjungfer Dem.  Neuendorff. 

Am  1.  März  debütirle  Herr  Grapow  als  Moligiiy. 

Am  S**"»  zum  ersten  Male:  „Prinz  Friedrich  von 
Homburg,"  Schauspiel  von  Heinrich  von  Kleist. 

Am  22«te"  betrat  Dem.  Frühwirlh  als  Phillis  zum 
ersten  Male  die  Bühne  und  wurde  beifällig  aufgenommen. 

Am  268tc"  zum  ersten  Male:  „Des  Königs  Befehl," 
Lustspiel  von  Carl  Töpfer.  Der  Verfasser  gab  den 
König  als  Gast.  Was  unser  vortrefflicher  Lustspiel -Dichter 
auch  als  Darsteller  leistete  blieb  nicht  hinter  jenem  zurück 
und  ist  nur  zu  bedauern,  dass  ein  solches  Talent  sich  so 
rasch  von  den  Brettern  zurückzog.  Herr  Töpfer  lebt 
und  wirkt  noch  jetzt  in  voller  Kraft  und  hat  durch  seinen 
ausgezeichneten  Unterricht  schon  manches  aufkeimende 
Talent  entwickeln  helfen. 

Am  23.  April  Mad.  Schröckh,  als  Gast. 

Am  soften  Mad.  Stich:  Chatinka,  als  erste  Gastrolle. 

Am  2.  März  Herr  und  Mad.  Stich,  als  Gäste. 

Am  8*«"  zum  ersten  Male:  „Romeo  und  Julie"  von 
Shakespeare,  übersetzt  von  SchlegeL 

Am  27.  Mai  zum  ersten  Male:  „Staberl's  Reise- 
abenteuer.    Herr  Walter:  Staberl,  als  Gast. 

Am  11.  Juni  hatten  wir  noch  einmal  den  Genuss, 
unsern  liebenswürdigen  Tenoristen,  Herrn  F.  Gerstäcker 
als  Sargin  zu  hören  und  einige  Tage  später  als  Johann 
von  Paris.  Sein  Abschied  von  Hamburg  war  ein  Tag  der 
Trauer.      Das  Publikum   musste   ahnen,    es  würde   seinen 


^% 


163 


Liebling  nicht  wieder  hören.  Nicht  allein  der  Künstler 
wurde  mit  Ehrenbezeugungen  entlassen,  es  war  der  Freund, 
dem  sich  alle  Herzen  zugewendet.  Gerstäcker  starb  in 
Cassel  im  zv/ei  und  dreissigsten  Jahre  seines  Lebens. 

Am  6.  Juli  zum  ersten  Male:  „7/  Fanatico  par  la 
MusicaJ''    Herr  Donati  und  Mad.  Ferro ni  als  Gäste. 

Am  16*«'»  Herr  von  Zahlhas:  Borotin,  als  Gast. 

Am  23«ten  Herr  Hellwig,  als  Gast. 

Am  9.  August  Ludwig  Devrient:  Schewa  und 
Fips,  als  Gast. 

Am  26.  gastirte  Frau  von  Trentinaglia. 

Am  278ten  Mad.  Frank:  Emmeline,  als  Gast. 

Am  12.  Sept.  Herr  Paul  mann,  als  Gast. 

Am  7.  Octbr.  Mad.  Schönberg er-Marconi:  Bel- 
monte,  als  Gast.  Diese  Sängerin,  mit  einer  ausgezeichneten 
Tenor -Stimme  begabt,  gefiel  allgemein  und  gab  einen 
grossen  Cyclus  von  Gastrollen.  Ihre  Tochter  Joseph  ine 
Marconi  gab  die  Margarethe  in  den  „Hagestolzen"  mit 
Beifall. 

Am  25  «*«»  Dem.  Schulz:  Princessin  v.  Navarra,  als  Gast. 

Am  2.  Novbr.  Concert  des  Herrn  Eduard  Grund 
im  Apollo -Saale. 

Am  13*«"  gab  unsere  Landsmännin  Dem.  Louise 
David  ein  Concert  im  Apollo -Saale. 

Am  21«*en  gab  Herr  Wilhelm  Toeche  ein  Concert 
im  Logen -Sjale  und  am  12.  Decbr.  Herr  Carl  Müller 
aus  Braunschweig. 

Am  19*«"  sang  Dem.  Langschwadt  eine  Arie  in 
den  Zwischenacten. 

Am  21«*«"  "gab  Herr  Mühlin g  vom  Schweriner  Hof- 
iheater  den  Sargin  als  Gast. 

11  * 


164 


1923 

am  14.  Januar  zum  ersten  Male:  „Medea,"  Trauerspiel  von 
Grillparzer.  Dem.  Charlotte  Pfeiffer:  Medea,  als 
Gast. 

Am  21«*«"  Dem.  Seebach:  Luise,  als  Gast. 

Am  27«*«"  wurde  die  Bühne  der  übergrossen  Kälte 
wegen  geschlossen. 

Am  29«*«"  gab  Herr  Schalk  ein  Concert  im  Apollo- 
Saale. 

Am  24.  Februar  gab  Herr  Hei  gel  den  Baron  Wiburg 
als  Gast. 

Am  18.  März  Dem.  Meyer:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  2.  April  gastirte  Herr  Jacob i  vom  Schweriner 
Hoftheater  als  Herr  v.  Crack  und  Kraft  und  getiel.  Herr 
Jacob i  war  eine  treue  Copie  des  berühmten  Komikers 
Wurm  und  errang  dadurch  den  Beifall  des  Publikums. 

Am  10*«"  gab  Herr  W.  Bürow,  Tenorsänger  und 
Guitarrist,  ein  Concert  im  Apollo  -  Saale. 

Am  18*«»  Herr  Maubert,  als  Gast. 

Am  3.  Mai  Mad.  Neu  mann,  als  Gast. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Nachtwandlerin," 
Oper  von  Blum. 

Am  23«*«"  Herr  Cornet:  Almaviva,  als  erste  Gastrolle. 

Am  6.  Juni  versuchte  sich  Herr  Orion  Julius  ein- 
mal wieder  in  einer  Rolle  und  nicht  ganz  so  unglücklich, 
wie  das  erste  Mal. 

Am  11*«"  Herr  Weymar,  vom  Schleswiger  Theater: 
Rolla,  als  Gast.  Dieser  talentvolle  Schauspieler  erhielt  hier 
erst  die  rechte  Weihe,  indem  der  Director  Schmidt  sich 
seiner  annahm   und   durch  seine  vortrefflichen  Lehren  ihn 


165 


zum  wahren  Künstler  bildete.  Weymar  starb  in  der 
Blüthe  seiner  Jahre,  in  seinem  Dresdener  Engagement,  be- 
trauert von  einer  liebenswürdigen  Gattin  (geb.  Dem. 
Steiger),  seinen  Kindern  und  zahlreichen  Freunden. 

Am  27«ten  Herr  Beils:  Murney,  als  Gast.    (Beifall.) 

Am  7.  JuU  Herr  Katzianer:  Hugo,  als  Gast. 

Am  9*en  Herr  Marr:  Franz  Moor. 

Am  16*«n  Dem.  Wagner  und  Herr  Wagner,  als  Gäste. 

Am  25«*«"  Herr  Sedlmayr:  Sarastro,  als  Gast. 

Am  308*«»  ]via(j^  Justine  Devrient,  geb.  Schröder, 
vom  Dresdener  Hoftheater:  Emmeline,  als  Gast. 

Herr  Devrient  gab  am  anderen  Tage  den  Max 
Piccolomini  als  Gast  und  beide  Künstler  hatten  sich  einer 
ausgezeichneten  Aufnahme  zu  erfreuen. 

Am  21sten  trat  Herr  Karsten,  Director  des  Theaters 
zu  Rotterdam,  als  Graf  von  Savern  auf. 

Der  September  brachte  uns  gleichfalls  zwei  angenehme 
Gäste,  Herrn  und  Mad.  Vespermann. 

Im  October  gastirten :  Mad.  Dertinger,  Dem.  Schulz, 
Mad.  Dötsch,  und  am  Sls*«»  wurde  zum  ersten  Male 
„Otliello,"  Oper  von  Rossini,  aufgeführt. 

Am  19.  Novbr.  Mad.  Fries:  Orsina,  als  Gast. 

Am  2l8ten  Herr  Fries:  Figaro,  als  Gast. 

Am  15.  Januar  betrat  Dem.  J.  Reithmeyer  als 
Agathe  zum  ersten  Male  die  Bühne  und  wurde  freundlich 
aufgemuntert. 

Am  16*«n  Frau  v.  Holt  ei,  geb.  Rogee:  Suschen, 
als  Gast. 


166 


Am  24.  Februar  Mad.  Nina  Cornega,  erste  Sangc- 
rinn  des  Theaters  St.  Carlo  zu  Neapel:  Rosine,  als  Gast. 

Am  2.  Mai  zum  ersten  Male:  „Liebe  kann  Alles," 
Lustspiel  nach  Shakespeare  von  Holbein. 

Am  6^«"  gab  Herr  Joseph  Wolfram  ein  Concert  im 
Apollo -Saale. 

Am  15»«°  Herr  Walter:  Staberl,  als  Gast. 

Am  278tcn  zum  ersten  Male:  „Die  Puppe,"  Lustspiel. 
Dem.  Constanze  le  Gaye:  Malchen,  als  Gast.  Dieselbe 
gefiel  durch  die  ungezwungene  Schalkhaftigkeit  und  Koket- 
terie, womit  sie  diese  Rolle  ausschmückte,  allgemein.  Bis 
jetzt  hatte  man  von  einem  Kinde  diese  Routine  noch  nicht 
erlebt,  weshalb  obige  kleine  Piege  auch  ein  Zugpflaster  für 
die  Kasse  wurde. 

Am  selben  Abend  gastirten  auch  die  älteren  Schwestern 
dieser  kleinen  Künstlerin:  Dem.  Julie  und  Adele  le 
Gaye  im  „Kalif  von  Bagdad. 

Am  1.  April  gab  Herr  Kulenkamp  ein  Concert  im 
Logensaale. 

Am  6ten  Dem.  Langschwadt,  vom  königl.  Theater 
zu  Hannover:  Agathe,  als  erste  Gastrolle. 

Am  28«ten  Herr  Rollberg,  vom  Danziger  Theater, 
als  Gast. 

Am  soften  Mad.  Horina:  Lady  Milfort,  als  Gast. 

Am  4.  Mad.  Lechner,  vom  Nürnberger  Theater: 
Vitellia,  als  Gast. 

Am  10»«°  Herr  Löwe,  vom  Manheimer  Theater: 
v.  Wallenfeld,  als  erste  Gastrolle. 

Am  18»«"  Herr  Rüthling,  vom  königL  Theater  zu 
Berlin:  Heinrich,  als  erste  Gastrolle. 


167 


Am  20«*«"  trat  die  Gesellschaft  des  Herrn  Lew  in  zum 
ersten  Male  auf. 

Am  26 8*«»  gab  Herr  Lehmann  ein  Declamalorium  im 
Logensaale, 

Am  2.  Juni  gab  Herr  Porth,  vom  Strelitzer  Hoftheater, 
den  Unbekannten    als  Gast. 

Am  10*«"  Violoncell - Concert  des  Herrn  Braun. 

Am  12*6"  Mad.  Braun:  Constance,  als  Gast. 

Am  14*«"  Herr  Löwe:  Philipp  Brock,  als  Gast. 

Am  25«*«"  Herr  La  Roche,  als  Gast. 

Am  1.  Juli  Dem.  Spitze  der,  vom  Theater  zu 
Münster:  Agathe,  Herr  Huray,  vom  Königsberger  Theater: 
Max,  und  Herr  La  Roche:  Caspar,  als  Gäste. 

Am  7*«"  Herr  Fries,  vom  Theater  zu  Münster:  Sarastro, 
als  erste  und  letzte  Gastrolle. 

Am  12*«"  gastirten  Herr  und  Mad.  Meck  als  Amtsrath 
und  Schrot  ohne  Beifall. 

Am  16*«»  Herr  Stein:  Hamlet,  als  Gast. 

Am  31«*«"  Herr  und  Mad.  Gebhardt,  als  Gäste. 

Am  3.  Septbr.  Mad.  Krüger  -  Aschen brenner, 
früher  ein  beliebtes  Miglied  unserer  Bühne,  trat  als  Ame- 
naide  mit  grossem  Beifall  auf.  Die  Kritik  zählt  sie  zu 
den  ersten  Gesangkünstlerinnen  Deutschlands.  Ihre  ange- 
nehme, volltönende  Stimme  ist  auf's  Vollkommenste  ausge- 
bildet. Wahrhaft  bezaubernd  ist  ihr  Vortrag  der  Recitative, 
die  durch  sie  einen  neuen  Reiz,  ein  achtes  dramatisches 
Leben  erhallen. 

Am  5.  Novbr.  Mad.  Louise  Hoppe,  als  Gast. 

Am  13*«"  gab  Herr  Iwan  Müller  ein  Concert  im 
Apollo -Saale. 


KiS 


Am  18 *<^"  sang  Herr  Quagliarini,  Mitglied  der 
italieiiisclieii  Oper  zu  Paris,  eine  Arie. 

•^It  ona 

#  Die  Gesellschaft  des  Herrn  Santo  befand  sich  jetzt 

in  Altona   und  bestand  dieselbe  aus  folgenden  Mitgliedern: 

Hr.  Mcissel^  Hr.  v.  Massow^  Hr.  Weher^  Hr.  Albini^  Hr. 
Schmidtgen,  Hr.  Walter,  Hr.  Jacobi,  Hr.  Nitschke,  Hr.  Adam, 
Md.  lieckcr^  Md.  Hofmeister,  Md.  Nitschke,  Dem.  Riese,  Md. 
Meisselbach,  D.  Breyter,  Minna  Hofmeister. 

Obige  Direction  zeichnete  sich  durch  Solidität  besonders 
aus,  weshalb  sie  auch  wohl  die  Einzige  war,  die  sich  eine 
lange  Reihe  von  Jahren  hier  halten  konnte. 

am  11.  Januar  sang  Herr  Siebert  den  Tancred  als  Gast 
und  erhielt  grossen  BeifaH.  Nach  circa  15  Jahren  konnte 
man  diesen  ausgezeichneten  Sänger  in  Leipzigs  Aubergen 
für  2  gGr.  boren.    Seltsamer  Schicksalswechsel! 

Am  28«te»  Md.  Waldmüller:  Tancred,  als  Gast. 

Am  29«*^"  gab  Herr  Ignaz  Moscheies  ein  Concert 
im  Apollo -Saale. 

Am  12.  Febr.  zum  Besten  der  Ueberschwemmten:  „Teil." 

Am  258tc»  Herr  Jost:  Fegesack,  als  Gast. 

Am  268t«"  j^gjie  jj^rr  Gloy  sein  erstes  Benefiz -Con- 
cert im  Stadttheater. 

Am  9.  März  HerrBlumenfeld:  Prima  Donna,  als  Gast. 

Am  6.  April  Herr  Jerrmann:  Franz  Moor,  als  Gast. 

Am  8*«"  Dem.  Kiel:  Prinzessin  von  Navarra,  als  Gast. 

Am  5.  Mai  Herr  und  Mad.  Spitzeder,  vom  konigl. 
riieater  zu  Berlin:  Osmin  und  Constanze,  als  Gäste. 


169 


Am  11*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Ochsenmenuett," 
Vaudeville.  Herr  Spitze  der:  Istock.  Die  grossartigste 
Leistung,  die  wir  in  diesem  Genre  jemals  sahen. 

Am  18*'"  Mad.  Becker:  Amenaide,  als  Gast. 

Am  2.  Juni  Dem.  Strenge:  Gurli,  als  Gast. 

Am  3*«"  Mad.  Mevius,  vom  Düsseldorfer  Theater: 
Lady  Milfort,  als  Gast. 

Am  10*^»  Herr  Albert,  vom  Casseler  Theater:  Max, 
als  Gast. 

Am  11  **^"  Herr  Ko  rn,  vom  Düsseldorfer  Theater,  als  Gast. 

Am  18*«"  gastirte  Herr  Gerber. 

Am  4.  Juli  Divertissement,  getanzt  von  dem  Personale 
des  königl.  Theaters  zu  Kopenhagen:  Herr  Larcher,  Dem. 
Pätges  und  Dem.  Möller. 

Am  5*«"  Mad.  Artur:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  7*«"  sang  Dem.  Sidonia  einige  Arien. 

Am  19*«"  Herr  Kirchner:  Graf  v.  d.  Mulde,  als  Gast. 

Am  29s*en  Herr  Marr:  Marinelli,  als  Gast. 

Am  6.  August  gastirte  Dem.  Sutorius. 

Am  12*«"  Herr  Gert  ig,  vom  Magdeburger  Theater: 
GottUeb  Koke,  als  Gast. 

Am  18*«"  Herr  Wurm,  als  Gast.  An  diesen  Namen 
knüpfen  sich  frohe  Rückerinnerungen  für  Alle,  die  diesen 
ausgezeichneten  Komiker  Gelegenheit  hatten  zu  bewundern. 
Leider  war  Herr  Wurm  als  Mensch  nicht  so  hochgeachtet, 
doch:  de  mortuis  nil  nisi  bene. 

Am  9.  Septbr.  sang  Mad.  Grün  bäum  die  Rosine. 

Am  22.  Octbr.  Herr  Düpree,  vom  Frankfurter 
Theater:  Riccaut  de  la  Marliniere,  als  Gast. 

Am  9.  Novbr.  Dem.  Wohlbrück:  Constanze,  als  GasL 

Am  12*«"  Herr  Rosner:  Almaviva,  als  Gast. 


170 


Am  14 ^^i»  gaben  die  Gebrüder  Bohrer  ein  Concert 
im  Apollo -Saale. 

Am  268^*^n  gab  Herr  L.  Lindenau,  El^ve  von  Spohr, 
ein  Concerl  im  Apollo -Saale. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Burg  Falkenstem," 
Oper  von  W.  Grund. 

mS.it  ona 

Herr  Director  Santo  mit  seiner  Gesellschaft. 

am  6.  Januar  gab  Herr  Bernhard  Romberg  ein  Concerl 
im  Apollo -Saale,  worin  der  tüchtige  Ciavier -Virtuose: 
Jacob  Schmitt  mitwirkte. 

Am  19^«"  Herr  Forli:  Barbier  Figaro,  als  Gast. 

Am  1.  Februar  ,,VAmante  burlato,''  Opera  Buffb, 
ausgeführt  von  den  italienischen  Sängern:  Signor  Cinelli, 
Signora  Cignelli  und  Signora  Riccardo. 

Am  6.  März  zum  ersten  Male:  „Der  Schnee,"  Oper 
von  Auber. 

Am  5.  April  Herr  und  Mad.  Com  et:  Licinius  und 
Julia,  als  Gäste.  Dieses  vortreffliche  Künstlerpaar  wurde 
für  die  Hamburger  Bühne  gewonnen. 

Am  22«*«'»  gastirte  Dem.  Bauer,  vom  Berliner  Hof- 
Tlieater. 

Der  Mai  brachte  wieder  viele  Gäste,  die  theilweise 
mit  Beifall  auftraten,  als: 

Md.  Schröder^  vom  Leipziger  Tliealer,  Dem.  Hanff\  Hr.  Musik- 
Aireclov  Gehring,  (Violin -Virtuose),  Hr.  Porth,  M^.  Miedke^ 
Hr.  Walter  und  Hr.  Pauli,  vom  Hoflheater  zu  Dresden. 

Am  10.  Juni  erste  Gastdarstellung  des  Herrn  Seydeimann 
vom  Hoftheater  zu  Cassel. 


^ 


171 


Am  208*«"  Herr  Angely,  vom  Königstädter  Theater, 
als  Gast. 

Am  2l8ten  Dem.  Roland:  Rosina,  als  erste  Gastrolle. 

Am  17.  Juli  Mad.  Schröder-Kunst  und  Dem.  A. 
Schröder:  Sappho  und  Melitta,  als  Gäste. 

Am  18*®"  trat  Herr  W.  Kunst  zum  ersten  Male  in 
seiner  Vaterstadt  als  Hamlet  auf.  Dieser  von  der  Natur 
mit  den  grossartigsten  Mitteln  verschwenderisch  bedachte 
Künstler  hatte  eine  Carriere  gemacht,  wie  sie  wohl  selten 
in  der  Theatergeschichte  einem  Kunstjünger  zu  Theil  ge- 
worden, ßei  der  kleinsten  Bühne  in  Hamburg  seine 
Laufbahn  beginnend,  brachte  es  Herr  Kunst  in  wenigen 
Jahren  zu  einer  Berühmtheit  im  Auslande,  dass  derselbe 
bei  der  ersten  Kunst -Anstalt  seiner  Vaterstadt  nun  als 
Gast  auftreten  konnte.  Der  Beifall  und  seine  Leistungen 
harmonirten,  denn  beide  waren  ausserordentlich. 

Am  248*«"  Dem.  Bachers,  als  Gast. 

Am  26«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Abenteuer  eines 
Tages",  komische  Oper  von  Mehul. 

Am  7.  August  Dem.  Kainz:  Rosine,  als  Gast. 

Am  9*«"  erste  Gastdarstellung  des  Herrn  Bauer. 

Am  17*«»  Herr  Wallbach:  Correggio,  als  Gast. 

Am  20«*«"  Herr  Jacobi,  vom  Lübecker  Theater,  als 
Gast. 

Am  2l8ten  Dem.  Scholz,  vom  Bremer  Theater,  als 
Gast. 

Am  1.  Sept.  Mad.  Birch-Pfeiffer:  Orsina,  als  Gast. 

Am  8*««  Herr  Weber,  vom  Königstädter  Theater  zu 
Berlin,  als  Gast. 

Am  21«*«"  Herr  Schubert,  als  GasL 


172 


Am  268ten  drei  Novitäten:  „Ein  Tag  Carls  des  V.,"  von 
Casteili,  „Staatspapiere,''  von  Dr.  Bärmann  und  „Ritler 
Roststaub"  von  Maltiz. 

Am  28.  Seplbr.  betrat  Herr  Carl  Schrader  in  der 
Parthie  des  Joseph  zum  ersten  Male  die  Bühne  und  wurde 
eugagirt.   Herr  Schrader  ist  jetzt  Hötel-Besitzer  in  Berlin. 

Am  9.  October  zum  ersten  Male:  „Der  Maurer,"  Oper 
von  Auber. 

Am  10*«"  Variationen  für  die  Flöte,  geblasen  von 
Herrn  Leitsch,    königl.    schwedischem  Kammer  -  Musikus. 

Am  13 te»  Dem.  Soostmann,  Luise  in  „Armuth  und 
Edelsinn"  als  erster  theatralischer  Versuch. 

Am  4.  Novbr.  Prolog  zur  Gedächtnissfeier  des  ver- 
ewigten Directors  J.  Herzfeld,  von  Dr.  Bärmann.  Die 
Kunst  und  insbesondere  die  Hamburger  Bühne  verlor  viel 
an  diesem  ausgezeichneten  Mann.  Herzfeld  hatte  im 
Geiste  Schröder's  die  Leitung  des  Institutes  fortgeführt 
und  sein  Verlust  brachte  die  nachtheiligsten  Folgen. 

Am  8*«"  und  9*^°  debütirten  Herr  und  Mad.  Jost. 

Zwei  neue  Stücke:  „Abu,"  vom  Freiherrn  v.  Lannoy 
und  „O'Connor,"  von  W.  Alexis  wurden  nach  der  ersten 
Aufführung  ad  acta  gelegt. 

Am  11.  Decbr.  Concert  des  Herrn  Moscheies. 

Am  14ten  Concert  des  Herrn  Hiller t  (Flötist). 

Am  22«ten  Dem  Eichhof,  als  Gast. 

9a.lt  ona> 

Direction  des  Herrn  Jacobi. 
Mitglieder:  Hr.  Neder,  Hr.  v.  Gaudy^  Hr.  Pohl^  Hr.  Gerlach^ 
Md.  Hausen^  Dem.  Strenge^  Md.  Jacobi,  Dem.  Müller  und 
Md.  Schultz. 


173 


i^t.   Pauli. 

Im  Hause  des  Herrn  Menk  (Hotel  de  Nelson)  gab 
eine  kleine  Truppe  theatralische  Vorstellungen. 

/St,  Georg, 

Theatralische  Vorstellungen  im  „Ritter  St.  Georg" 

ISST 

Am  9.  Januar  Mad.  Kraus-Wranitzky:  Prinzessin 
von  Navarra,  als  Gast. 

Am  23.  Februar  gastirte  Mad.  Walla. 

Am  28^*«"  zum  ersten  Male:  „Die  weisse  Frau/'  Oper 
von  Boieldieu. 

Am  1.  April  begann  die  neue  Direction  der  Herren 
Schmidt  und  Lebriin. 

Am  3*^"  debütirte  Herr  Köster,  vom  Theater  zu 
Bremen,  als  Daniel  im  „Majorat." 

Am  238ten  Dem.  Peche,  vom  Stadttheater  zu  Colin: 
Julie  in  „Romeo  und  Julie,''  als  Gast. 

Am  24«*^»  sangen  die  Geschw^ister  Rainer,  Natur- 
Sänger  aus  Fügen  im  Zillerthale  in  Tyrol,  mehrere  Natio- 
nallieder. 

Am  28«*^"  fand  das  Benefiz  des  hochgeachteten  Vete- 
ranen unserer  Bühne,  Herrn  Schwarz  statt,  der  als  Abbö 
de  TEp^e  zugleich  für  immer  Abschied  von  derselben  nahm. 

Am  1.  Mai  zum  ersten  Male :  „Die  Stimme  der  Natur," 
von  F.  L.  Schröder  und  ein  „Epilog,"  von  Dr.  Bär- 
mann. Diese  Vorstellung  war  die  Letzte  in  den  alten 
Räumen  des  Schauspielhauses  auf  dem  Gänsemarkt.  Dass 
mit  dem  Schluss  dieses  Hauses  auch  zugleich  ein  neuer 
Abschnitt  für  die  Bühnen- Verhältnisse  unserer  Vaterstadt 
begann,    ist   klar.     Die   alte    gute  Zeit   und   mit   ihr   die 


174 


Glanz-Periode  des  Stadttheaters  ist  verschwunden.  Obgleich 
für  das  volkreiche  Hamburg  der  Raum  zu  klein  war,  so 
wurde  doch  Grosses  darin  geleistet  und  die  Gebilde 
damaliger  Zeit  liegen  hinter  uns,  wie  die  Rückerinnerung 
eines  schonen  Traumes. 

Am  3.  Mai  war  die  erste  Vorstellung  in  dem  neuen 
Schauspielhause  in  der  Dammthorslrasse.  Die  Bühne  wurde 
eröffnet  mit  einem  Prologe  von  Prätzel  und  „Egmont," 
von  Gothe. 

Am 7*«" zum  ersten  Male:  „Jessonda,"  Oper  von  Spohr. 

Am  18*^"  debütirte  Herr  Albert  als  Johann  von  Paris. 

Am  26«*«"  debütirte  Dem.  Schröder  als  Rosine. 

Am  6.  Juni  erste  Gastrolle  der  Mad.  Schröder. 

Am  12*«°  Herr  Forst:  Mortimer,  als  Gast. 

Am  17*«°  Pas  de  trois,  getanzt  von  Herrn  K ob  1er, 
Dem.  J.  Kobler  und  Herrn  Selke;  mit  eigner  Begleitung 
der  Guitarre. 

Am  21«*«"  gaslirte  Herr  Schulz. 

Am  22«*«"  zum  ersten  Male:  „Mathilde  von  Chabraa," 
Oper  von  Rossini. 

Am  28«*«"  Concert  des  Herrn  Hierling  auf  der  Glas- 
glocken -  Harmonica. 

Am  12.  Juli  Herr  A.  Lortzing:  Carl  Ruf,  als  Gast. 
(Derselbe  der  später  als  Opern -Componist  so  berühmt 
geworden.) 

Am  19*«"  Herr  Rauscher:  Max,  als  erste  Gastrolle. 

Am  27«*«»  Mad.  Steinert:  Annchen,  als  Gast. 

Am  30«*«"  Herr  M  eis  sei,  vom  Lübecker  Theater, 
als  Gast. 

Am  1.  August  gastirte  Mad.  Nicola  als  Bertha,  im 
„Schnee." 


I 


175 


Am  8^^»  Herr  Babnigg:  Othello,  als  Gast. 

Am  18*'^"  Herr  Blumauer:  Oberförster,  als  Gast. 

Am  IQten  Mad.  Sonntag:  Maria  Stuart,  als  Gast. 

Am  20«*®'*  gastirte  Mad.  Seidler-Wranitzky. 

Am  2l8ten  gastirte  Dem.  Sonn  lag,  d.  J. 

Am  8.  Septbr.  trat  Herr  L.  Devrient  als  Kindlein 
und  Schewa  wieder  einmal  auf  und  enthusiasmirte  wie 
früher  seine  zahlreichen  Verehrer. 

Am  268ten  zum  ersten  Male:  „Marie,"  Oper  von 
Herold. 

Am  29«*®"  sang  Mad.  Folchini  einige  Arien. 

Am  15.  Novbr.  gastirte  Dem.  Wild. 

Am  21«*®"  Introduction  und  Variationen  für  zwei 
Posaunen,  geblasen  von  Herrn  Schmidt  und  Sohn. 

Am  29«t®n  Dem.  Gley:  Chatinka,  als  Gast. 

Am  12.  Decbr.  Dem.  Hanff:  Annchen,  als  Gast. 

Am  15*®"  zum  ersten  Male  „Hans  Sachs,"  Schauspiel 
von  Deinhardstein.  Die  Titelrolle  gab  Herr  Jacobi 
mit  grosser  Virtuosität  und  erhält  von  der  Schuhmacher- 
Gilde  als  Anerkennung  einen  schonen  silbernen  Pokal. 

Am  28«*®"  zum  ersten  Male:  „Armida,"  Oper  von 
Rossini. 

Am  11.  Januar  Md.  Lange:  Maria  Stuart  als  Gast. 

Am  25«*®"  sang  Dem.  Schlosser  den  Sextus  als  Gast. 

Am  9*®"  Concert  des  Herrn  Capellmeister  Krebs  im 
Stadttheater. 

Am  13*®"  zum  ersten  Male:  „Der  Lowe  von  Kurdistan," 
Drama  von  Herrn  von  Auffenberg. 

Am  26«*®»  zum  ersten  Male:  „Der  lustige  Schuster," 
Oper  von  Paer. 


176 


Am  3.  März  zum  ersten  Male:  „Belisar,"  Trauerspiel 
von  Ed.  V.  Schenk. 

Am  ö^c"  Concert  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  v.  Praun. 

Am  10.  April  Mad.  Haizinger:  Donna  Diana,  als  Gast. 

Am  12*«"  Herr  Haizinger:  Rodrigo,  als  Gast. 

Am  8.  Mai  debülirle  Mad.  Oldenburg  als  Kätchen. 

Am  12*«^"  Romanze  und  Polonaise  für  die  Harfe,  com- 
ponirt  und  vorgetragen  von  Mad.  Longhi  Moeser. 

Am  15*®"  zum  ersten  Male:  „Die  Schleichhändler,'' 
Posse  von  Raup  ach. 

Am  19**^"  Herr  E.  Devrient:  Fiesko,  als  Gast. 

Am  20«*en  Mad^  Devrient,  als  Gast. 

Am  9.  Juny  gastirte  Dem.  Steiger,  als  Lottchen. 

Am  10*«"  Dem.  Schweizer:  Desdemona,  als  Gast. 

Am  16*«"  eröffnete  Herr  V^ild  als  Othello  den  Cyclus 
seiner  Gastdarstellungen  und  bewährte  auf's  Neue  seinen 
Ruhm.  Selten  wird  man  diese  Kraft,  diesen  Wohllaut  der 
Stimme,  mit  solcher  Gediegenheit  des  Vortrags,  mit  diesem 
acht  dramatischen  Ausdrucke  vereinigt  finden.  Die  Auf- 
nahme des  Sängers  war  glänzend. 

Am  28«*«"  gastirte  Herr  Rettig. 

Am  1.  Juli  Dem.  Roland:  Rosine,  als  Gast. 

Am  18*«"  erste  Vorstellung  der  franzosischen  Gesell- 
schaft aus  Berlin. 

Am  23«*«"  Herr  Schwarz,  vom  k.  k.  Theater  zu 
Wien:  Lorenz  Stark,  als  erste  Gastrolle.  Herr  Schwarz 
ist  im  Besitze  eines  weichen,  deutlichen  Organs.  Sein 
Spiel  zeugt  von  Studium  und  ist  sehr  wohl  berechnet. 
Wahrheit  und  Charakteristik,  ohne  alle  Manier,  die  Kenn- 
zeichen der  guten  alten  Schule,  sind  bei  ihm  zu  finden, 
und  so   konnte  denn   der  einstimmige  Beifall   nur  gerecht 


177 


genannt  werden,  womit  das  Publikum  den  vor  26  Jahren 
von  uns  geschiedenen  Liebling  heute  wieder  bewillkommte. 

Am  24«*e°  zum  ersten  Male:  „Leonore,"  Schauspiel 
von  Holtey. 

Am  31«ten  Mad.  Hölken:  Emmeline,  als  Gast. 

Am  2.  August  Dem.  Reinhardt:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  S*«»»  Herr  Hölken:  Carl  Moor,  als  Gast. 

Am  26«ten  Mad.  Pann:  Bertha,  als  Gast. 

Am  28^*®"  ein  asiatisches  Divertissement,  ausgeführt 
von  der  königl.  Solo -Tänzerin,  Mad.  Hoguet-Vestris, 
Dem.  Ga Ister  und  Herr  Hoguet. 

Am  30 8*«°  zum  ersten  Male:  „Aloise,"  Oper  von 
Maurer. 

Am  10.  Septbr.  Dem.  Schneider:  Olga,  als  Gast. 

Am  18*^"  zum  ersten  Male:  „Hans  Kohlhas,"  Schau- 
spiel von  Maltiz. 

Am  208teii  Dem.  Kupfer:  Louise,  als  GasL 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Bürgerlreue,"  Schau- 
spiel von  Dr.  Bär  mann. 

Am  11.  October  Herr  Marr:  Franz  Moor,  als  Gast. 

Am  23«*eii  gastirte  Dem.  Wagner. 

Am  12.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Drei  Tage  aus  dem 
Leben  eines  Spielers,"  Drama  von  L.  Angely. 

Am  13ten  Herr  Schütz:  Graf  Essex,  als  GasL 

Am  30.  Decbr.  Dem.  Tibaldi:  Tancred,  als  Gast. 

•Altana. 

Direction  der  Herren  Hu  her  und  Delfendahl 

»t.  Pauli. 

Direction  des  Herrn  Hardt  im  Hotel  de  Nelson. 

12 


178 


1$90 

am  9.  Januar  debiilirte  Dem.  Gerstel. 

Am  15**^"  zum  ersten  Male:  „Oberon,"  Oper  von 
C.  M.  von  Weber. 

Am  23»»««»  Dem.  Herbst:  Olga,  und  Hr.  Braun- 
hof er:  Isidor,  als  Gäste. 

Am  318*«'»  Herr  Ger  lach:  Anton,  als  Gast. 

Am  6.  März  zum  ersten  Male:  „Kaiser  Friedrich  der 
Zweite,"  Trauerspiel  von  C.  Immer  mann. 

Am  24«*en  2unj  ersten  Male:  „Die  Stumme  von  Portici," 
Oper  von  Auber. 

Am  7.  April  Dem.  Lanz:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  278*«"  debütirte  Herr  E.  Devrient  als  Ferdinand 
in  „Kabale  und  Liebe." 

Am  14.  Mai  Dem.  Wolf:  Amalie,  als  Gast. 

Am  18*«»  Herr  Reben  stein:  Otto  von  Witteisbach, 
als  Gast. 

Am  19*«n  Mad.  Schröder- Devrient:  Emmeline, 
als  Gast. 

Am  2.  Juni  Herr  Babnigg:  Georg  Brown,  als  Gast. 

Am  5*«"  zum  ersten  Male:  „Der  beste  Ton,"  Lustspiel 
von  Dr.  C.  Töpfer. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Spion,"  Schauspiel 
von  Lewald. 

Am  258*«"  Dem.  Heinefetter:  Susanna,  als  Gast. 

Am  6.  Juli  debütirte  Herr  Lüders,  vom  Carlsruher 
Hoftheater  als  Ferdinand  in  „U.  A.  w.  g." 

Am  13*«"  gastirte  Dem.  Langschwadt. 

Am  228*«"  Tanz -Divertissement  von  Herrn  Jordan. 

Am  248*«°  Dem.  Groux:  Mjrrha,  als  Gast. 


179 


Am  16.  August.  Neue  lebende  Bilder,  ausgeführt  von 
den  ersten  Mitgliedern  des  Stadt -Theaters. 

Am  17.  Herr  Bader:  Joseph,  als  Gast. 

Am  24«"®'*  Dem.  Dunin:  Olga,  als  Gast. 

Am  11.  Septbr.  Herr  Wolff:  Oberförster,  als  Gast. 

Am  15'®"  Dem.  Wantuch:  Kunigunde,  als  Gast. 

Am  16*®"  gab  Herr  Julius  Miller  ein  Concert  im 
Logensaale. 

Am  24 8*®"  Herr  S.  Miller:  Titus,  als  Gast. 

Am  28«*®"  Debüt  der  Dem.  Constanze  le  Gaye, 

Am  20.  October  spielte  Herr  Mo  es  er  ein  Violin- 
Concert  im  Sladttheater. 

Am  16.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Das  Trauerspiel  in 
Tyrol,"  Drama  von  Carl  Immer  mann. 

Am  25«*®"  zum  ersten  Male:  „Der  Alpenkönig,"  Zauber- 
märchen von  Raimund. 

Am  2.  Decbr.  gab  Herr  Preumayr  ein  Fagott -Con- 
cert im  Apollo -Saale. 

Am  11*®"  zum  ersten  Male:  „Faust,"  Oper  von  Spohr. 

Am  18*®"  zum  ersten  Male:  „PfefFerrösel,"  Schauspiel 
von  ßirch-Pfeiffer. 

1§30 

am  4.  Februar  zum  ersten  Male:  „Sylva,"  Oper  von 
Krebs.  Herr  Capellmeister  Krebs,  berühmt  als  Lieder- 
Componist,  bewährte  seine  grosse  musikalische  Bedeutend- 
heit auch  in  obiger  Oper.  Durch  eine  Fülle  schöner  Me- 
lodien und  ausgezeichnete  Instrumentirung  ward  dieselbe 
eine  Lieblings -Oper  des  Publikums. 

Am  18*®"  zum  ersten  Male:  „Semiramis,"  Oper  von 
Rossini. 

12  * 


180 


Am  10.  März  zum  ersten  Male:  „Die  Braut,"  Oper 
von  Au  her. 

Am  16.  April  Herr  Devrient:  Ossipp,  als  Gast. 

Am  18 ^*'»  Herr  Devrient:  Franz  Moor,  als  Gast. 
(Während  der  Vorstellung  wurde  Herr  Devrient  unwohl 
und  Herr  Jost  spielte  die  Rolle  zu  Ende.) 

Am  23«ten  zum  ersten  Male:  „Die  beiden  Nächte," 
Oper  von  Boieldieu. 

Am  5.  Mai  Mad.  Höffert,  geb.  Devrient:  Porzia, 
als  Gast. 

Am  10**^"  Herr  Eduard  Devrient:  Figaro,   als  Gast. 

Am  11^^"  Herr  Dr.  Wagner:  Teil,  als  Gast. 

Am  22«ten  Mad.  Franchelti-Walzel:  Donna  Anna. 

Am  27«ten  Mad.  Schröder:  Isabella,  als  Gast. 

Am  28»**^"  gastirle  Herr  Breiting. 

Am  8.  Juni  Fräulein  v.  Schätzet:  Agathe,  als  Gast. 

Am  19*«»  war  das  erste  Concert  des  grossen  Violin- 
Virtuosen,  Herrn  Paganini. 

Am  10.  Juli  Dem.  Sieb  er  t:  Amenaide,  als  Gast. 

Am  5.  August  Herr  Just:  Zaganini  (Copie  des  be- 
rühmten Paganini),  als  Gast. 

Am  10*«"  Mad.  Hoffmann-Greis:  Myrrha,  als  Gast. 

Am  308*«»  Tanz -Divertissement  der  königl.  Tänzer: 
Dem.  Mees-St.  Romain,  Dem.  Varin  und  Herr  Stuhl- 
müll e  r. 

Am  4.  Septbr.  Herr  Ho  ff  mann:  Othello,  als  Gast. 

Am  11*«»  zum  ersten  Male:  „Fra  Diavolo,"  Oper  von 
A  u  b  e  r. 

Am  24«*«»  Dem.  Zrza:  Constanze,  als  Gast. 

Am  5.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Karl  XII.  auf  der 
Heimkehr,"  Lustspiel  von  Dr.  C.  TOpfer. 


181 


Am  16^^»  Dem.  Madler:  Amazilli,  als  Gast. 
Am  228ten  Dem.  Grünbaum;  Emmeline,  als  Gast. 
Am   6.   Novbr.  Dem.  Jacobi,    und  Herr  Lippach: 
Salome  und  Ernst  Traut,  als  erste  Versuche. 
Am  15^^"  sang  Henriette  Sonntag. 
Am  12.  Decbr.  Mad.  Schröder:  Sophie,  als  Gast. 
Am  20«*®"  zum  ersten  Male:  „Teil"  Oper  von  Rossini. 

1931 

am  28.  Januar  zum  ersten  Male:  „Richards  Wanderleben," 
Lustspiel  von  Kettel. 

Am  3.  Februar  Mad.  Pohl-Beisteiner:  Rosine,  als 
Gast. 

Am  15*®"  Mad.  Hillebrand:  Agathe,  als  GasL 

Am  3.  März  Herr  Hillebrand:  Mafferu,  als  Gast. 

Am  7*®«  Herr  Rott:  Wallenstein,  als  Gast. 

Am  248*®"  zum  ersten  Male:  „Moses,"  Oper  von  Rossini. 

Am  5.  April  Mad.  Schröder-Devrient:  Fidelio, 
als  Gast. 

Am  11*®"  Herr  Fehringer:  Klingsberg  d.  J.,  als  Gast. 

Am  13*®"  gastirten  Herr  und  Mad.  Schneider. 

Am  17*®"  Dem.  Te wissen:  Jenny,  als  Gast. 

Am  21«*®"  Mad.  J.  Schmidt  einige  Arien. 

Am  23«*®"  Concert  zum  Besten  des  Pensions  -  Vereins 
der  Orchester-Mitglieder  des  Stadt-Theaters,  im  Apollo-Saale. 

Am  28«*®"  zum  ersten  Male:  „König  Enzio,"  Trauer- 
spiel von  Raup  ach. 

Am  10.  Mai  Dem.  Gned:  Amenaide,  als  Gast. 

Am  18*®"  Concert  der  Sänger:  F.  Annato  und  P. 
Perechini  im  Stadt -Theater. 

Am  31«*®"  Herr  Wächter:  Don  Juan,  als  Gast. 


182 


Am  6.  Juni  Mad.  Üb  rieh,  Rosa,  als  Gast. 

Am  13^«"  erste  Gastrolle  der  Dem.  Höffert. 

Am  21«te»  Mad.  Walker:  Sophie,  als  Gast. 

Am  25«*«^"  Herr  Marr  als  Gast. 

Ära  26»^«°  Herr  Schütz,  als  Gast. 

Am  298*«"  zmu  ersten  Male:  „Faust,"  von  Göthe. 

Am  5.  Juli  Herr  Walker,  als  Gast. 

Am  12ten  Herr  A.  Herzfeld:  v.  d.  Husan,  als  Gast. 

Am  14*««»  trat  Herr  Hoppe  als  Gast  auf. 

Am  19*®"  gastirte  Mad.  Crelinger. 

Am  29«*«"  Herr  Dahn:  Anton,  als  Debüt. 

Am  5.  August  Frau  Dr.  Beuermann:  Preciosa,  als  Gast» 

Am  6*«»  Dem.  Groux:  Elvira,  als  Gast. 

Am  23«*«"  zum  ersten  Male:  „Das  Wunderglöckchen," 
Oper  von  Herold. 

Am  25"*«"  Mad.  Eggers:  Agathe,  als  Gast. 

Am  1.  Septbr.  „Der  Bauer  als  Millionair,"  worin  der 
geniale  Raimund  als  Gast  auftrat. 

Am  10«*«"  Mad.  Fischer:  Donna  Anna,  als  Gast. 

Am  1.  Octbr.  Nanette  Schechner;  Emmeline,  als 
Gast. 

Am  20«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Schwiegermutter," 
nach  dem  Französischen  von  Dr.  Bär  mann. 

Am  26«*«"  debütirte  Dem.  Caroline  Sutorius, 

Am  1»  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Das  Fräulein  vom 
See,"  Oper  von  Rossini. 

Am  7*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Mann  mit  der  eisernen 
Maske"  nach  dem  Französischen  von  Carl  Lebrun. 

Am  8*«"  Herr  H.  Seh  äffer,  ehemaliges  Mitglied  des 
deutschen  Theaters  in  Paris:  Joseph,  als  Gastrolle. 


183 

Am  16*6»  2um  ersten  Male:  „üemoiselle  Bock,"  Posse 
von  Mand. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Fächer,"  von  C. 
Blum. 

Am  25  «*en  zum  ersten  Male :  „Zampa,"  Oper  von  Her  old. 

Am  5.  Decbr.  Dem.  Leissring:  Zerline,  als  Gast. 

Am  13««"  Mad.  Walker:  Sophie,  als  Debüt. 

Am  14*«"  zum  ersten  Male:  „Freien  nach  Vorschrift," 
Lustspiel  von  Dr.  C.  Töpfer. 

Am  23»*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Templer  und  die 
Jüdin,"  Oper  von  Marschner. 

Am  28«*«"  Herr  Walker:  Rudolph,  als  Debüt. 

Nachdem  nun  eine  ziemliche  Anzahl  Gäste  und  Debü- 
tanten des  Stadt -Theaters  hier  ihren  Platz  gefunden,  will 
ich  vorläufig  darin  eine  kleine  Pause  eintreten  lassen  und 
zw  den  andern  Bühnen  mich  ein  wenig  wenden.  —  Dass 
Frau  Witlwe  Hand  je  im  Hotel  de  Rome  auf  dem  Valen- 
tinskamp früher  ihre  Vorstellungen  gab,  habe  ich  schon 
erwähnt.  Diese  kleine  Truppe  wusste  sich  bald  die  Gunst 
des  Publikums  zu  erwerben,  und  zwar  so,  dass  ihr  bald 
einige  bemittelte  Leute  hülfreich  beitraten  und  ein  ehemaliger 
Kaufmann,  Namens  Wiese,  hielt  das  Ganze  nicht  nur 
tüchtig  zusammen,  sondern  hob  es  auch  nach  und  nach. 
Die  Localität  wurde  verbessert,  geüblere  Mitglieder  von 
kleinen  auswärtigen  Bühnen  wurden  gewonnen,  bis  sich 
das  Theaterchen  ein  Publikum  heranbildete,  welches  sich 
nicht  wie  bei  dem  vorigen  des  Scandals  wegen  versammelte, 
vielmehr  sich  recht  bald  zufrieden  mit  dem  Gebotenen  er- 
klärte. Die  erste  französische  Occupation  zersprengte  zwar 
die   kleine  Truppe,    doch   fand   sie   sich   theilweise    nach 


184 


Jahresfrist  wieder  ein,  und  wusste  sich  auch  bahl,  wo  es 
fehlte,  zu  ergänzen.  Wiese,  nunmehriger  Curator  der 
Wittwe  Handje,  stellte  sich  aufs  Neue  an  die  Spitze  des 
Unternehmens,  das  sich  nach  und  nach  in  seiner  Art  immer 
mehr  consolidirte,  und  wusste  er  seiner  Curandin  sogar  im 
Jahre  1809  eine  förmliche  Concession  auszuwirken,  während 
anderen  Sollicitanten,  z.  B.  dem  Pächter  der  Bachushalle 
in  der  Bohmkenstrasse,  ähnliche  Vorstellungen  untersagt 
wurden.  Nachdem  sie  im  Jahre  1814  das  Hotel  de  Rome 
verlassen,  zog  sie  in  das  verwaiste  franzosische  Theater 
auf  der  Drehbahn  ein,  welches  nun  von  mehreren  wandern- 
den Gesellschaften,  z.  B.  von  der  des  Herrn  Bello  u.  A. 
benutzt  wurde,  bis  es  von  Herrn  B.  Meyer  im  Jahre  1817 
zur  Errichtung  des  Apollo -Theaters,  nachdem  er  sich  mit 
der  WZ^  Handje  abgefunden,  in  Anspruch  genommen 
ward.  Als  nun  im  Jahre  1818  das  Theater  in  der  Stein- 
strasse erbaut  war,  übersiedelte  sie  dorthin,  und  so  wurde 
auch  am  16.  December  d.  J.  die  Bühne  daselbst  unter  der 
Direction  eines  Herrn  Becker  eröffnet.  Ihn  löste  ein  Herr 
Müller  mit  seiner  Gesellschaft  ab,  dem  nach  geraumer 
Zeit  zwei  neue  Unternehmer,  die  Professoren  Kruse  und 
Susky,  letzterer  Maschinenmeister,  folgten.  Sie  beschränkten 
sich  auf  Kinderpantomimen,  die  jedoch  nur  ein  temporäres 
Interesse  zu  erwecken  vermochten.  Mehrere  Direclionen, 
unter  denen  die  Herren  Ritter,  Hoch  (jetzt  Director  des 
Elisium  Theaters  in  St.  Pauli),  Stiegmann,  Vorsmann 
(Mitglied  des  Thalia -Theaters)  u.  s.  w.  auftauchten  und 
eben  so  rasch  wieder  verschwanden,  bis  die  Eignerin  der 
Concession  die  Führung  des  Geschäftes  ihrem  Schwieger- 
sohne, dem  ehemaligen  Theatermeister  des  Stadttheaters, 
Cassmann,    übergab,    der   sich    nun    endlich    in   diesem 


185 


Jahr  (1831)  mit  Herrn  Maurice  verband,  von  welchem 
Augenblicke  an  dem  ganzen  Unternehmen  eine  festere 
Richtung  gegeben  wurde.  Das  anfänglich  kleine  Publikum 
wuchs  von  Jahr  zu  Jahr  an,  und  mit  ihm  die  Kräfte  und 
wahrhaft  besonnene  Umsicht  der  Unternehmer;  es  nennt 
sich  seit  einigen  Jahren  „Zweites  Theater"  und  giebt  in 
den  Sommermonaten  seine  Vorstellungen  in  dem  Tivoli 
der  Vorstadt  St.  Georg,  wo  bei  hellem  Tage  gespielt  wird. 
Hier  sitzen  die  lieben  Hamburger  bei  einer  Tasse  Thee  oder 
beim  Grog,  rauchen  ihre  Cigarre  und  lassen  sich  Comödie 
vorspielen.  Der  Eifer  der  Zuschauer  geht  so  weit,  dass 
bei  dem  grössten  Regenwetter  die  Schirme  aufgespannt 
werden,  der  Platz  aber  behauptet  wird.  Wenn  Herr 
Maurice  jetzt  ein  reicher  Mann  ist,  so  hat  er  diesen 
Reichthum  nur  dem  Sommertheater  zu  danken,  auf  welche 
Idee  ihn  drei  arme  Schauspieler  gebracht,  (die  aber  nicht 
reich  geworden)  die  noch  jetzt  mitunter  vor  dem  Theater 
zu  schauen  sind.  Dankbarkeit  ist  eine  schöne  Tugend!  — 
Nach  dem  Tode  des  Herrn  Cassmann  trat  dessen  Wittwe 
als  Theilnehmerin  des  Geschäftes  ein,  die  innere  Verwaltung 
jedoch  Herrn  Maurice  und  ihrem  ältesten  Sohne  über- 
lassend, wofür  ihr  die  Hälfte  der  Netto  -  Einnahme  ward. 
Das  Local  selbst,  der  Frau  Wittwe  Libbertz  gehörig,  hat 
die  Wittwe  Handje  in  Miethe,  deren  Aftermiether  wieder 
die  gegenwärtige  Direction  ist. 

In  der  Vorstadt  St.  Georg  besteht  ausserdem  noch  fin 
Theater  in  den  Wintermonaten  und  ein  anderes  in  St, 
Pauli  bei  Herrn  Tanzwirth  Menk. 

Von  den  Mitgliedern  die  bei  den  verschiedenen  Direc- 
tionen  in  der  Steinstrasse  engagirt  gewesen,  weiss  ich  nur 
noch  folgende  aufzufinden: 


186 


Hr.  Stiegmatin^  Hr.  und  Md.  Hausen^  Dem.  Erdmann ^  Hr. 
C.  Hechncr^  (seil  einigen  Jahren  VVirlh  hierselbst)  Hr.  Vorsmann 
und  Frau,  Hr.  Ritter  und  Frau,  Hr.  Behncke  und  Frau,  Ur.  Möller^ 
Hr.  Melcher^  Hr.  Querfeld^  Hr.  Gehrmann  ^  Hr.  Gomansky,  Hr. 
ira^fner,  Dem.  Backhaus y  Hr.  Gödemann^  Hr.  Becker,  Dem. 
Tf  a^ncr,  Dem.  Hartmann,  Md.  ScAiW  u.  A.  m. 

Stadttheater. 

Am  13.  Januar  zum  ersten  Male:  „Iwan,"  Schauspiel  von 
Wodomerius. 

Am  18*«°  zum  ersten  Male:  „Die  Zauberrose,"  Ballet 
von  Occiony,  ausgeführt  von  den  Wiener  Tänzern: 

Dem.  Wirdisch,  Hr.  Stiller,  Md.  Mehlig,  Hr.  Occiony,  Hr. 
Seeligmann,  Hr.  Fortner,  Dem.  Zinn  und  Dem.  Stiller. 

Am  31«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Liebestrank,"  Oper 
von  Auber. 

Am  6.  April  Concert  des  Herrn  Müller  und  Madame 
Müller-Gerson  im  Theater. 

Am  10*«»  Herr  H.  Schaffe r:  Tamino,  als  Debüt. 

Am  24«*«°  Herr  und  Mad»  Rosner:  Othello  und  Des- 
demona,  als  Gäste. 

Am  27«*«°  Herr  Föppel:  Figaro,  als  Gast. 

Am  30«*«°  Herr  Dr.  Wagner:  Wallenstein,  als  Gast. 

Am  5.  Mai  zum  ersten  Male:  „Die  Belagerung  von  Co- 
riihh,"  Oper  von  Rossini. 

Am  21«*«°  zum  ersten  Male:  „König  Kanut,"  Drama 
von  Dr.  Bärmann  und  „Albrecht  Dürer  in  Venedig,"  von 
E.  V.  Schenk. 

Am  26«*«°  zum  ersten  Male:  „Der  Berggeist,"  Oper 
von  Spohr. 


187 


Am  5.  Juni  Dem.  Lindner:  Susanne,  als  Gast. 

Am  6*««»  Dem.  Hildebrand:  Johanna  d'Arc,  als  Gast. 

Am  7*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Carneval  in  Venedig," 

Ballet. 

Personal:  Dem.  Scribani^  Herr  Purzpichler^  Herr  Groux^  Dem. 
Kurländer^  Herr  Carelle,  Herr  Klauss  und  Frau. 

Am  8*«"  Herr  Wiedemann:  Thomas,  als  Gast. 

In  den  Zwischenakten  Hessen  sich  Herr  Oury  auf  der 
Violine  und  Mad.  de  Belleville-Oury  auf  dem  Piano- 
forte  hören. 

Am  13*«"  Herr  Burmeister,  vom  Leipziger  Theater, 
als  Gast. 

Am  14*«"  Herr  Bolz  mann:  Carl  Ruf,  als  Gast. 

Am  15*«"  Herr  Ho  ff  mann:  Licinius,  als  Gast. 

Am  3.  Juli  Herr  Köhn:  Neokles,  als  ersten  theatrali- 
schen Versuch. 

Am  19*«"  Mad.  Unzelmann:  Juhe,  als  Gast. 

Am  27«*«"  zum  ersten  Male:  „Quäker  und  Tänzerin," 
Lustspiel  von  Stawinsky. 

Am  16.  Aug.  zum  ersten  Male:  „Der  Doppelgänger," 
Lustspiel  von  F.  v.  Holbein. 

Am  5.  Sept.  Herr  Raimund:  Wurzel,  als  Gast. 

Am  7*«"  zum  ersten  Male :  „Das  Singspiel  am  Fenster,*' 
Oper  von  Isouard. 

Am  1.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Gebrüder  Foster," 
Character-Gemälde  von  Dr.  C.  Töpfer. 

Am  8*«"  Dem.  Diemar:  Annchen,  als  Gast. 

Am  ]0*«"  Concert  für  die  Flöte,  geblasen  von  Herrn 
Belke. 

Am  15*«"  trat  auch  Dem.  Diemar  d.  J.  als  Gast  auf 
und  gefiel. 


188 


Am  25«*«"  zum  ersten  Male :  „Kaiser  Friedrich  und  sein 
Sohn,"  Tragödie  von  Raup  ach. 

Am  15.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Die  Comödie  der 
Irrungen,"  von  Shakespeare,  übersetzt  von  L.  Tiek. 

Am  20«*«'»  zum  ersten  Male:  „Robert  der  Teufel,"  Oper 
von  Giacomo  Meyerbeer. 

Am  6.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Garrick  in  Bristol," 
Lustspiel  von  Deinhardstein. 

Am  10*««»  Concerl  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Lafont. 

Am  21«*«"  sang  Herr  de  Vriigt  einige  holländische 
Arien  im  Theater. 

1933 
am  21  Janr.  zum  ersten  Male:    „König  Johann,"  Tragödie 
von  Shakespeare,  übertragen  von  Schlegel. 

Am  29«*«"  gab  es  drei  Neuigkeiten:  „Die  Schutzfrau," 
von  Kurländer,  „Der  Regenschirm,"  von  Holbein  und 
„Der  Staatsgefangene,"  von  Th.  Hell. 

Am  7.  Febr.  zum  ersten  Male :  „Euryanthe,"  Oper  von 
Carl  Maria  von  Weber. 

Am  18.  März  zum  ersten  Male:  „Maria  Petenbeck," 
Drama  von  Hol b ein. 

Am  27«*«°  zum  ersten  Male:  „Die  Seeräuber,"  Oper 
von  Bellini. 

Am  10.  April  Md.  Schröder-Devrient:  Euryanthe, 
als  Gast. 

Am  13*«"  Tanz -Divertissement,  ausgeführt  von  Denis. 
Amiot,  Dem.  Fendel  und  Herr  Purzpichler. 

Am  14.  Mai  Herr  E.  Devrient,  als  Gast. 

Am  16*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Scheidung,"  Lust- 
spiel von  Kettel. 

Am  17*«"  sang  Dem.  Fürst  einige  Arien. 


189 


Am  28^*^"  abermals  drei  Neuigkeiten:  „Die  Supplikan- 
ten in  Verwirrung,"  von  Herzenskorn,  „Acht  vernünftige 
Tage"  und  „Alle  fürchten  sich,"  Operette  von  Isouard. 

Der  Fleiss  der  Direktoren  Lebrün  und  Schmidt  ist 
unverkennbar,  denn  selten  haben  wir  so  viele  Novitäten 
vorgeführt  erhalten.  Was  auch  Neid  und  Missgunst  erfinden 
mochten,  um  unsern  Lebrün  zu  verdächtigen,  er  bewährte 
sich  als  tüchtiger  Direktor,  ohne  den  Darsteller  dabei  zu 
vernachlässigen. 

Am  1.  Juni  Herr  Vogt:  Masaniello,  als  Gast. 

Am  4ten  Dem.  Gneib,  Myrrha,  als  Gast. 

Am  6*en  Herr  Weymar:  Graf  Essex,  als  Gast. 

Am  25«*«'*  zum  ersten  Male:  „Jery  und  Bätely,"  Sing- 
spiel von  Göthe,  Musik  von  F.  Hart  mann. 

Am  28«*«»  Mad.  Pirscher:  Agathe,  als  Gast. 

Am  29 «te»  Herr  v.  Holtei:  Hans  Jürge  und  Thaddäus, 
als  Gast. 

Am  3.  Juli  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler aus  Berlin. 

Am  5*«»  Herr  Genast:  Don  Juan,  afe  Gast. 

Am  11*«»  zum  ersten  Male:  „Lorbeerbaum  und  Bettel- 
stab," von  Holtey.     Herr  Holtey:  Heinrich,  als  Gast. 

Am  18*«"  Herr  und  Mad.  Cornet:  Fra  Diavolo  und 
Lady,  als  Gäste. 

Am  26«*«n  zum  ersten  Male:  „Ein  Trauerspiel  in  Berlin," 
von  Holtey. 

Am  3.  August  Herr  B eurer:  Dikson,  als  Gast. 

Am  5*««  Concert  der  Mad.  D  ulken  und  des  Herrn  F. 
David. 

Am  16*«"  Fräulein  v.  Hagen:  Julie,  als  Gast. 

Am  27«*«°  Dem.  Henr.  Carl:  Donna  Anna,  als  Gast. 


190 


Am  7.  Septbr.  Dem.  Sonntag:  Myrrha,  als  Gast. 

Am  13**^"  zum  ersten  Male:  „Tage  der  Vorzeit,"  dra- 
matisches Gedicht  von  Dr.  G.  Döring. 

Am  20 8*«"  Concert  des  Pianisten  Theodor  Stein. 

Am  21"*«°  zum  ersten  Male:  „Der  erste  Schritt,"  von 
Fr.  V.  Weissen Ihurn  und  „Der  Knopf  am  Flausrock," 
Lustspiel  von  K.  Schall. 

Am  8.  Octbr.  hatten  wir  endlich  einmal  wieder  die 
Freude  eine  neue  Oper  von  unserm  Krebs  zu  hören.  Es 
war  „Agnes,"  welche  uns  das  Talent  des  berühmten  Com- 
ponisten  auf's  Neue  beurkundete.  Die  Hamburger  Bühne 
besitzt  an  diesem  ausgezeichneten  Mann  eine  Zierde,  dessen 
Werth  noch  lange  nicht  genug  gewürdigt  wird.  Herr  Ca- 
pellmeister  Krebs  mnss  sich  mit  allen  grossen  Männern 
trösten,  deren  Verdienste  auch  erst  anerkannt  wurden,  wenn 
wir  sie  —  verloren. 

Am  12*«°  Erste  Vorstellung  der  englischen  Schauspieler: 

iMr.  Ardner  ^   Mr.  Aubrey^  Mr.   Gann^    Mr.  Loncrain^  Mrs. 
Gann^  Mr.  Barrold  und  Mr.  Johnson. 

Am  16*«°  zum  ersten  Male:  „Hinko,"  Schauspiel  von 
Ch.  Birch-Pfeiffer. 

Am  31»*«°  Herr  Köllne-r:  Leporello,  als  Gast. 

Am  5.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Die  Falschmünzer," 
Oper  von  Au  her. 

Am  9*«°  Herr  Hessen:  Carl  Ruf,  als  Gast. 

Am  16*«°  zum  ersten  Male:  „Das  Testament  einer 
armen  Frau,"  Schauspiel  von  A.  Prix. 

Am  23«*«°  gastirte  Herr  Hegel. 

Am  27«*«"  „rA«5  evening  icill  he  acted  bij  the  Eng- 
lish  Company,  under  the  direction  of  Captain  Sivius^ 
(being   their   first    appearance  in    Germany)    Shakes- 


191 


peares  Comedy  of,,thc  Merchanl  of  Venice^'Qas  performed 
al  the  Theatre  Royal  London'): 

Persons: 

Shylock Mr.  Kean, 

Gratiano "  Vining. 

Antonio u  Chalk. 

ßassanio /-  Hughes, 

Launcelot  Gobbo ./  Hay. 

Old  Gobbo „  S.  Bennett, 

Duke  of  Venice „  Aslury, 

Solanio n  Grattau. 

Solarino „  Melville. 

Lorenzo //  Wingrove. 

Tnbal »,  Burton. 

Ballhazar „  Ryan. 

Portia Miss  Ellen  Tree. 

Nerissa ./  Emily  Graham. 

Jessica Mrs.  Wingrove. 

Diese  Schauspieler  fanden  Beifall,  obgleich  die  Mei- 
nung über  ihre  Leistungen  verschieden  waren.  Nach  un- 
serm  Begriff"  waren  sie  nicht  befähigt  genug,  uns  Stücke 
von  ihrem  grossen  Landsmann  vorzuführen  und  die  Be- 
rühmtheit hätten  Shakespeares  geniale  Werke  in  Deutsch- 
land nicht  erhalten,  wären  sie  zuerst  von  Engländern  uns 
vorgeführt.  Der  Reiz  der  Neuheil  wirkte  auch  hier  und 
die  Künstler  können  mit  ihrer  Aufnahme  zufrieden  sein. 

Am  3.  Decbr.  abermals  drei  Novitäten:  „Ewig,"  von 
Kurländer,  „Nach  Sonnenuntergang,"  von  G.  Lotz  und 
„König  und  Schauspieler,"  von  Harrys. 

Am  10*e»  zum  ersten  Male:  „Des  Adlers  Horst,''  Oper 
von  Gläser. 

Am  11 1«"  Concert  der  Gebrüder  Ganz. 

Am  lö*«»  gastirte  Fräulein  BesseL 


102 


1934. 

Am  8.  Januar  zum  ersten  Male:  „Bube  und  Dame," 
Lustspiel  von  Dr.  Töpfer. 

Am  22«t^n  Mr,  Hay  will  have  the  honour  of  pre- 
senting^  for  the  ßrst  time  in  Germany^  his  collection  of 
Anecdotes^  Portraits  and  Sketches  of  English  character: 
the  whole  foiinded  on  the  vcry  celebrated,^AT  HOME'''' 
delivered  by  Mr,  Matthews  in  London  and  Amerika 
with  unprecedented  success. 

Am  248^«"  zum  ersten  Male  „Die  Sohne  Eduards," 
Trauerspiel  von  Marr. 

Am  13.  Februar  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn 
Wallerstein. 

Am  20"^«'i  zum  ersten  Male:  „Der  Bergmönch,"  Oper 
von  Wolfram. 

Am  13.  März  zum  ersten  Male :  „Lumpacivagabundus," 
Zauberposse  von  Nestroy. 

Am  308ten  zum  ersten  Male:  „Ludovika,"  Oper  von 
Herold  und  Halevy. 

Am  3.  April  letzte  Vorstellung  des  Herrn  Alexander 
aus  Paris. 

Am  248ten  zum  ersten  Male:  „Das  graue  Männlein," 
Schauspiel  von  Eduard  Devrient. 

Am  6.  Mai  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Henry 
Vieuxtemps. 

Am  7*^"  Herr  Haizinger:  Belmonte,  als  Gast. 

Am  W^""  Mad.  Haizinger:  Donna  Diana,  als  Gast. 

Am  Uten  Herr  Stolz el:  Carl  Moor,  als  Gast. 

Am  23«ten  Dem.  Sostmann:  Christine,  als  Gast. 

Am  29«**'"  Herr  Engelbrecht:  Hans  Sachs,  als  Gast. 

Am  30«^«"  Mad.  Methfessel:  Agathe,  als  Gast. 


193 


Am  31«*®"  zum  ersten  Male:  „Liebe  und  Liebelei," 
Lustspiel  von  Dr.  Römer  und  „Das  Hotel  garni,"  Posse 
von  —  et). 

Im  Juni  gastirten  Herr  Marr,  Dem.  S.  Heinefetter 
und  Herr  Köhn.  Neu  war:  „Hans  Luft/'  Lustspiel  von 
C.  Lebrün. 

Am  1.  Juli  Herr  Wurda:  Max,  als  Gast. 

Am  2*®»  zum  ersten  Male:  „Lüge  und  Wahrheit," 
Lustspiel  von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen.  Die  hohe 
Verfasserin  hat  sich  mit  grossem  Glück  der  dramatischen 
Literatur  gewidmet;  seit  dem  Erscheinen  dieses  ersten  Pro- 
ductes  sind  schon  viele  neue  Arbeiten  aus  ihrer  Feder  er- 
schienen. Ein  leichter,  ungezwungener  Humor,  treffliche 
Charakteristik  und  fliessender  Dialog  zeichnen  diese  Stücke 
besonders  aus  und  verleihen  ihnen  einen  eignen  Reiz. 

Am  4*«"  Dem.  Meisselbach:  Julie,  als  Gast. 

Am  5*«"  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler aus  Berlin,  unter  Direktion  des  Herrn  Delcour. 

Am  20«*en  Dem.  Enghaus:  Johanna  d'Arc,  als  Gast. 

Am  31«*«»  Mad.  Schodel:  Rosa,  als  Gast. 

Am  1.  August  Mad.  Sophie  Schröder:  Sibylle, 
als  Gast. 

Am  4*«n  zum  ersten  Male:  „Marie  Tudor,"  Drama  von 
V.  Hugo,  übertragen  von  Forst. 

Am  6*6"  Dem.  Franchetti:  Rosine  und  Herr  Räder 
Figaro,  als  Gäste. 

Am  12*®»  zum  ersten  Male:  „Die  Günstlinge,"  Origi- 
nal-Schauspiel von  Charlotte  Birch-Pfeiffer. 

Am  22«*«°  zum  ersten  Male:  „Die  Krone  von  Cypern," 
Schauspiel  v^n  Schenck. 

Am  23«*«n  Dem.  Weinhold:  Myrrha,  als  Gast. 

13 


194 


Am  28«**^"  Herr  Zäiigl:  Hans  Sachs,  als  Gast. 

Am  5.  Septbr.  Herr  Hofmann:  Fra  Diavolo,  als  Gast. 

Am  7^«^»  Herr  BOrner:  Gluck,  als  Gast. 

Am  18*^°  „Die  Vestalin,"  Oper  vom  Ritter  von  S  p  o  n- 
tini.     Unter  des  Componisten  eigner  Leitung. 

Am  26«*«°  zum  ersten  Male:  „Graf  Ory,'*  Oper  von 
Rossini. 

Am  28«*«^"  Herr  Grunwald  machte  einen  Versuch  in 
der  Darstellungsweise  des  Bauchredners  Herrn  Alexander 
und  erndtete  grossen  Beifall. 

Am  30«**^"  Vorstellung  der  englischen  Schauspieler- 
Familie  Burton. 

Am  248^en  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Katharina  Ho- 
ward," Trauerspiel  von  Jerrmann. 

Am  29«*^°  zum  ersten  Male:  „Der  Maskenball,"  Oper 
von  Auber. 

Am  4.  Novbr.  Herr  U^tz:  Figaro,  als  Gast. 

Am  12*«"  Herr  Boden:  Jaromir,  als  Gast. 

Am  27sten  zum  ersten  Male:  „Romeo  und  Julie,"  Oper 
von  Bellini. 

Am  208*e»  Carl  Rappo's  athletisch -olympische  Aka- 
demie. 

1935. 

Am  7.  Januar  zum  ersten  Male:  „Pietro  Metaslasio," 
Tragödie  von  C.  Blum. 

Am  12*«»  zum  ersten  Male:  „Die  Einfalt  vom  Lande," 
Lustspiel  von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  28«*«»  zum  ersten  Male:  „Der  Nibelungen  Hort," 
Tragödie  von  Raup  ach. 

Am  14.  Februar  zum  ersten  Male:  „Michel  Perrin," 
Lustspiel  von  Th.  Hell. 


\ 


195 


Am  16*®»  zum  ersten  Male;  „Die  Unbekannte,"  Oper 
von  Bellini. 

Am  19**^"  zum  ersten  Male:  „Schloss  Greifenstein," 
Schauspiel  von  Ch.  Birch -Pfeiffer. 

Am  6.  März  gastirte  Dem.  Puck  vom  deutschen  Theater 
zu  Amsterdam,  als  Königin  der  Nacht. 

Am  10*®"  Concert  des  Guitarre- Virtuosen,  Herrn  F. 
Stoll. 

Am  16*®»  zum  ersten  Male:  „Norma,"  Oper  von  Bel- 
lini. Wenn  auch  die  neue  Richtung,  die  der  Componist 
dieser  Oper  eingeschlagen,  nicht  zu  vertheidigen  ist  —  denn 
es  bleibt  höchst  ärgerhch,  wenn  bei  dem  höchsten  Aus- 
bruch des  Schmerzes,  die  Worte  durch  Walzer -Melodieen 
begleitet  werden  —  so  hat  doch  dieselbe  grosse  Sensation 
erregt  und  ist  noch  heute  eine  Lieblingsoper  des  Publikums. 
Unsere  grössten  Sängerinnen:  Schröder -Devrient, 
Luzer,  Hasselt-Barth,  Sophie  Löwe,  Jenny  Lind 
*fcc.  zählen  die  Norma  zu  ihren  Parade-Partieen. 

Am  19*®»  zum  ersten  Male:  „König  Konradin,"  Tragö- 
die von  Raup  ach. 

Am  28^*®»  gab  die  Ciavier- Virtuosin  Clara  Wieck  im 
Theater  ein  Concert  und  entzückte  die  Hörer  durch  ihren 
kunstfertigen,  genialen  Vortrag. 

Am  2.  April  Herr  Baison,  vom  Danziger  Theater, 
gastirte  als  Hamlet  und  wurde  engagirt. 

Am  12*®"  zum  ersten  Male:  „Das  böse  Haus,"  Schau- 
spiel vom  Freiherrn  von  Auffenberg. 

Am  22«*®°  Mad.  Ch.  Birch-Pfeiffer,  als  Gast. 

Am  25«*®"  zum  ersten  Male:  „Johannes  Gutenberg," 
Schauspiel  von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

13  * 


196 


Am  4.  Mai  zum  ersten  Male:  „Der  Glöckner  von  Notre- 
Dame,"  Schauspiel  von  Ch.  Birch-Pfeiffer.  Beide  Stucke 
liefern  den  Beweis,  dass  die  Verfasserin  eine  sehr  talent- 
volle Schriftstellerin  ist  und  die  Btihne  kennt,  wie  so  leicht 
kein  Anderer.  Die  Schauspieler  sind  ihr  besonders  zu 
grossem  Dank  verpflichtet,  denn  es  lebt  kein  dramatischer 
Dichter  der  Gegenwart,  der  es  verstände,  so  viele  Glanz- 
rollen in  einem  Stücke  zu  vereinen. 

Am  9^«"  Herr  Breiting:  George  Brown,  als  Gast. 

Am  15*«"  „Das  Ritterwort,"  Herr  Jacob i  den  stum- 
men Ritter  als  letzte  Rolle.  Die  Direktion  hatte  dieses  Stück 
dem  scheidenden  Künstler  zum  Benefiz  bewilligt  und  die 
Fülle  des  Hauses  legte  den  Beweis  ab,  wie  gross  die  Liebe 
der  Hamburger  zu  einem  Manne  war,  der  die  schönste  Zeit 
seines  Lebens  ihnen  und  seinem  Beruf  geopfert.  Seit  Ja- 
cobi's  Abgang  von  der  Bühne  ist  es  noch  keinem  Lieb- 
haber gelungen,  so  die  Herzen  für  sich  zu  gewinnen;  denn 
was  früher  die  wahre  Ueberzeugung  jedes  Einzelnen  laut 
anerkannte,  ist  jetzt  nur  durch  übermässige  Lobhudeleien 
bezahlter  Recensenten  möglich  gemacht.  Der  Abschied  von 
der  Bühne  war  auch  der  vom  Leben,  denn  der  gefeierte 
Mann  starb  bald  nach  dieser  letzten  Rolle.  Sein  Andenken 
wird  ewig  unvergesslich  bleiben.  Seine  Gattin  lebt  noch 
jetzt  in  der  Zurückgezogenheit  bei  ihrem  Schwiegersohne, 
Herrn  Dahlström,  in  Hamburg. 

Am  16*«"  Dem.  Maschinka  Schneider,  als  Gast. 

Am  25«*«"  zum  ersten  Male:  „Drei  Frauen  auf  ein- 
mal," Lustspiel  von  A.  Cosmar.  In  den  Zwischenacten 
Violin-Concert  des  Herrn  J.  NageL 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Capricciosa,'*  Lustspiel 
von  Blum. 


197 


Am  2.  Juni  Mad.  Piehl:  Romeo,  als  Gast.  Die  Sän- 
gerin wurde  für  das  Stadttheater  gewonnen. 

Am  S*®"»  Herr  Seydelmann:  Nathan,  als  Gast. 

Am  4*«»  Herr  Wurda:  Othello,  als  Debüt. 

Am  15*««  Dem.  Höffert,  als  Gast. 

Am  16*6"  erste  Vorstellung  spanischer  National-Tänze, 
ausgeführt  von  den  ersten  Solo-Tänzern  des  Königl.  Hof- 
Theaters  zu  Madrid.  Herren:  Font  und  Campruvi.  — 
Damen:  Dubinon  und  Serral. 

Am  25«*«"  zum  ersten  Male:  „Das  Leben  eines  Ehr- 
geizigen," Drama  von  Marr. 

Am  2.  Juli  Dem.  J.  Reithmeier:  Emmeline,  als  ersten 
theatralischen  Versuch. 

Am  S*«**  erste  Kunst  -  Production  der  Gymnastiker 
Teschner,  Kretschy  und  Dornewass. 

Am  IS*«»^  zum  ersten  Male:  „Till  Eulenspiegel,"  Posse 
von  Weidmann. 

Am  22«*«»^  zum  ersten  Male:  „Das  goldene  Kreuz," 
Lustspiel  von  Harris. 

Am  27«*«'»  zum  ersten  Male:  „Lindane,"  Zauberposse 
von  Kugler. 

Am  7.  August  Herr  Meyer:  Don  Carlos,  als  Gast. 

Am  8*«"  Herr  U6tz:  Figaro,  als  Gast. 

Am  19*«»  zum  ersten  Male:  „Genoveva,"  Tragödie  von 
Raup  ach. 

Am  26«*«°  zum  ersten  Male :  „Das  Irrenhaus  zu  Dijon," 
Melodrama  von  Gläser. 

Am  2.  Septbr.  Herr  Döring:  Zolky  und  Carlos,  als 
Gast. 

Am  14*«»  zum  ersten  Male:  „Die  Gemahlin  proforma," 


198 


Lustspiel  von  Ahrbeck  und  „Endlich  hat  er  es  doch  gut 
gemacht,"  Lustspiel  von  Albini. 

Am  18^^"  zum  ersten  Male:  „Lestocq,"  Oper  von 
A  u  b  e  r. 

Am  5.  Octbr.  Gastdarstellung  der  Sängerin  Dem. 
Burghardt. 

Am  22^tcn  2um  ersten  Male:  „Herr  Hampelmann  im 
Eihvagen,"  Lustspiel  von  Malz. 

Am  268*6°  2um  ersten  Male:  „Vormund  und  Mündel," 
Schauspiel  von  Raup  ach. 

Am  7.  Novbr.  Mad.  Raeder:  Wiarda,  als  Gast. 

Am  12*6"  2um  ersten  Male:  „Liebe  hilft  zum  Recht," 
Lustspiel  von  West. 

Am  238*6n  zum  ersten  Male:  „Latude,"  Drama  von 
Engelken. 

Am  1,  Decbr.  Concert  der  Gebrüder  Eichhorn. 

Am  7*6°  zum  ersten  Male:  „Der  Zweikampf  auf  der 
Pfaifenwiese,"  Oper  von  Herold. 

Am  15*6°  Gesang- Vorträge  der  Mad.  Mees-Masi. 

Am  19*6°  zum  ersten  Male:  „Folgen  einer  Missheirath," 
Lustspiel  von  Gaste lli. 

Am  31"*6°  zum  ersten  Male:  „Bürgerlich  und  Roman- 
tisch," Lustspiel  von  Bauern  fei  d. 

1§30 

am  11.  Janr.  zum  ersten  Male :  „Eine  Hütte  und  sein  Herz," 
Lustspiel  von  Kurländer. 

Am  19*61»  Flöte n-Concert  vom  Herrn  Deckert. 

Am  22«*6n  Mad.  Mariane  Sessi:  Pygmalion,  als  Gast. 

Am  28«*6°  zum  ersten  Male:  „Die  Vorleserin,"  Schau- 
spiel von  Koch. 


199 


Am  4.  Februar  zum  ersten  Male:  „Die  Bastille,"  Lust- 
spiel von  Berger. 

Am  6*«"  Violoncell-Concert  des  Herrn  Louis  Huth. 

Am  19^®"  Concert  für  die  Clarinette,  geblasen  von 
Herrn  Heinr.  Bär  mann. 

Am  22«*«"»  zum  ersten  Male:  „Das  eherne  Pferd,"  Oper 
von  Auber. 

Am  25«*«»  zum  ersten  Male:  „Christine  von  Schweden," 
Drama  von  VogeL 

Am  2.  März  Dem.  FrancillaPixis:  Romeo,  als  Gast. 

Am  5*®»  Herr  Döring:  Franz  Moor,  als  Debüt. 

Am  15*«^»  zum  ersten  Male:  „Der  Oheim,"  Lustspiel 
von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  19*«»  Mad.  Döring,  geb.  Sutorius,  als  Gast. 

Am  20«*«"  Herr  Dahn:  Gaston,  als  Gast. 

Am  22»*«»  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn  Prof. 
Merk. 

Am  26«*«»  zum  ersten  Male:  „Die  Nachtwandlerin," 
Oper  von  Bellini. 

Am  4.  April  Herr  Ferd.  Raimund:  Fortunatus  Wur- 
zel, als  Gast. 

Am  18*«»  zum  ersten  Male:  „Der  Verschwender,"  Zau- 
berposse von  F.  Raimund. 

Am  20«*«»  gab  Herr  Fatscheck  ein  Harfen  -  Concert 
im  Theater. 

Am  23«*«»  zum  ersten  Male:  „Die  Braut  aus  der  Resi- 
denz," Lustspiel  von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  7.  Mai  Dem.  Rosenfeld:  Rosine,  als  Gast. 

Am»  12*«»  Concert  auf  dem  Holz-  und  Stroh-Instrument 
von  Herrn  Gusikow. 


200 


Am  13*«"  zum  ersten  Male:  „Witzigungen,"  Lustspiel 
von  Vogel. 

Am  25«*«"  Herr  Greenberg:  Jaromir,  als  Gast. 

Am  2.  Juni  Dem.  Wolf:  Sabine,  als  Gast. 

Am  4*e°  Dem.  Schmidt:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  6*«»  Concert  auf  der  lombardischen  Mandoline, 
ausgeführt  von  Herrn  Pietro  Vimercati. 

Am  7*«"  Dem.  Lüwe,  vom  k.  k.  Theater  zu  Wien: 
Isabelle,  als  Gast. 

Am  25«*p"  Mad.  Cornet  und  Mad.  Schmidtgen:  Sar- 
gin und  Sophie,  als  Gäste. 

Am  278*«"  2um  ersten  Male:  „Der  Pariser  Taugenichts," 
Lustspiel  von  Dr.  Toepfer. 

Am  28«*«"  Herr  Cornet,  Regisseur  der  Braunschwei- 
ger Hofbühne:  Canterelli,  als  Gast. 

Am  4.  Juli  zum  ersten  Male:  „Gasparo,"  Oper  von 
Cornet  und  Gomis. 

Am  14*«"  spanische  National -Tänze,  ausgeführt  von 
Herren  Font  und  Campruvi,  Madame  Dubinon  und 
Dem.  Serval. 

Am  19*«"  Dem.  Unald:  Emmeline,  als  ersten  theatra- 
lischen Versuch. 

Am  258*«"  Dem.  Stetter:  Giulietta,  als  Gast. 

Am  268*«"  Mad.  Sophie  Schröder:  Isabelle,  als  Gast. 

Am  2.  August  zum  ersten  Male :  „Die  Schroifensteiner," 
Schauspiel  von  Holbein. 

Am  13*«"  Herr  Moritz  Schröder:  Don  Cäsar,  als 
Gast. 

Am  16*«"  Herr  Rösicke:  Brenneke  und  Höhen,  als 
Gast. 

Am  25«*«"  Dem.  Hähnel:  Romeo,  als  Gast. 


I 


201 


Am  29«te"  Herr  Christel:  Lustig,  als  Gast. 

Am  Sl«*«"*  zum  ersten  Male:  „Der  dumme  Peter," 
Schauspiel  von  Holtei. 

Am  1.  Septbr.  russische  Nationalgesänge  und  Tänze 
im  Coslüm,  vorgetragen  von  Annalwanowna,  Maria 
Malwewna,  Matwei  Kristoga no witsch,  Fedor, 
Alexander  und  Nicolai  Matweitsch. 

Am  8*^»*  Concert  des  Violin- Virtuosen  Herrn  Charles 
Haumann. 

Am  12*en  ]y|a(j^  Hegel:  Maria  Stuart,  als  Gast. 

Am  13*«"  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler aus  BerUn,  unter  Direktion  des  Herrn  Delcour. 

Am  l?*««»  zum  ersten  Male:  „Die  gefährliche  Tante," 
Lustspiel  von  Albini. 

Am  2l8*en  jviad.  Christi ani:  Annchen,  als  Gast. 

Am  5.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Die  Schule  des  Lebens," 
Schauspiel  von  Raup  ach. 

Am  Uten  Concert  des  Walzer- Componisten  Herrn 
Strauss  aus  Wien. 

Am  17*«"  Herr  Hammermeister:  Templer,  als  Gast. 

Am  5.  Novbr.  zum  ersten  Male :  „Der  Landwirth,"  Lust- 
spiel von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  11*«"  Herr  Weylandt:  Gaston,  als  Gast. 

Am  12*«"  Clavier-Concert  von  Herrn  Döhler. 

Am  14*«"  Mad.  Matys:  Desdemona,  als  Gast. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Puritaner,"  Oper 
von  Bell  inj. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Buckelige,"  Schau- 
spiel von  Lenz. 

Am  28«*«"  zum  ersten  Male:  „Griseldis,"  dramatisches 
Gedicht  von  Halm. 


202 

\m  29"^cu  2uni  zwei  hundertsten  Male: 
,,Die  Zaiiberflöte,^^ 

Oper   von   W.   A.    Mozart. 

Besetzung: 

Saraslro Herr  Woltereck. 

Tamino >,     H.  Schäffer. 

Die  Königin  der  Macht Mad.  Matys  (als  Gast). 

Pamina -/      Walker. 

Papageno Herr  Uetz. 

Monoslatos ,     Menischcl. 

Erster      i  »     Dümon. 

Zweiter  >  Sprecher „     Hollmann  d.  J. 

Dritter    )  ,     Hollmann  d.  A. 

\  Mad.  Hesse. 


Drei  Damen   > Dem.  Grandjean  d.  A. 

)  Mad.  Hesse. 

\  ir     Christiani. 

Drei  Genien  > „     Zängl. 

)  r,      Krause. 

Ein  altes  Weib Dem.  Sutorius. 

Am  9.  Deebr.  zum  ersten  Male:  „Die  Fürstenbraut," 
Schauspiel  von  Am  alle,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  22sten  zum  ersten  Male:  „Die  Jüdin,"  Oper  von 
Halevy. 

Am  29 8^^»  zum  ersten  Male:  „Kean,"  Schauspiel  von 
B.  A.  Herr  mann. 

1937 

am  12.  Januar  zum  ersten  Male:  „Voltaires  Ferien,"  Lust- 
spiel von  B.  A.  Herrmann. 

Am  26«t«"  zum  ersten  Male:  „Das  Fräulein  vom  Lande," 
Lustspiel  von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  4.  Februar  Herr  Jacobi:  (Sohn  des  verstorbenen 
Mitgliedes  hiesiger  Bühne)  Landjunker,  als  Gast. 


203 


Am  14.  März  Violin-Concert  des  Herrn  Mittermayer 
und  Violoncell-Concert  des  Herrn  Menter. 

Am  29«*^"  zum  ersten  Male:  „Anna  Bolena,"  Oper  von 
Donizetti. 

Nachdem  die  gewöhnliche  Concurrenz  für  die  Bewer- 
bung um  die  Mitdirektion  des  Stadttheaters  ausgeschrieben, 
da  durch  den  Austritt  des  Herrn  Lebrün  eine  Vacanz 
eingetreten,  wurde  Herr  Mühling  gewählt  und  heisst  die 

Firma  jetzt: 

Schmidt  und  Mühling*). 

Am  1.  April  zum  ersten  Male:  „Rubens  in  Madrid," 
Schauspiel  von  Ch.  Birch -Pfeiffer. 

Am  S^^""  debütirte  Herr  Brüning  als  Anton  in  „Die 
Verwandtschaften." 

Am  5*«"  Dem.  Tomas elli:  Rosine,  als  Debüt. 

Am  11*^»»  Herr  v.  Lavallade:  Alamir,  als  Debüt. 

Am  12ten  Concert  der  Pianistin  Clara  Wieck. 

Am  IS^en  debütirte  Herr  Meyer. 

Am  20«ten  Mad.  Clane r:  Maria  Stuart,  als  Debüt. 

Am  22«*e»  Mad.  Schröder-Devrient:  Romeo,  als 
Gast. 

Am  28«^«»^  Dem.  Lammersdorf:  Röschen,  als  Debüt. 

Am  2.  Mai  Concert  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  J. 
Ghys. 

Am  6<«n  Concert  für  das  Ciavier,  vorgetragen  von  Herrn 
Hermann. 

Am  7*«»  Herr  Versing:  Teil,  als  Gast. 

Am  8^«»  Mad.  Vers  in g:  Klärchen,  als  Gast. 

Am  9t«n  Dem.  H  e  i  n  e  m  a  n  n :  Rosine,  als  ersten  theatra- 
lischen Versuch. 


0  Herr  Mühling  war  früher  Direktor  des  Theaters  in  Cöln. 


204 


Am  14^«"  zum  ersten  Male:  „Casanova,"  Lustspiel  von 
Carl  Lebi  ün. 

Am  268ten  ziini  ersten  Male:  „Maria  von  Medicis," 
Lustspiel  von  Berger. 

Am  27«^«'»  Mad.  Schubert:  Giulietta,  als  Gast. 

Am  3.  Juni:  zum  ersten  Male:  „Der  Minister  und 
der  Seidenliändler/'  Drama  von  Mar r.  —  Herr  Marr:  Ran- 
zau,  als  Gast. 

Am  11**'"  Herr  Frohn:  Lorenzo. 

Am  13*«"  Herr  Staudigl:  Bertram,  als  Gast. 

Am  17*6"  zum  ersten  Male:  „Kerker  und  Krone," 
Trauerspiel  vom  Baron  v.  Zedlitz. 

Am  228ten  zmxi  ersten  Male:  „Ben  David,*'  Schauspiel 
von  Bernhard  Neustadt. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Obrist  von  16  Jah- 
ren," Lustspiel  von  B.  A.  Herrmann. 

Am  1.  Juli:  Gastvorstellung  des  Herrn  und  der  Mad. 
G  i)  r  n  e  r. 

Am  14*6"  Herr  Hendrichs:  Hans  Sachs,  als  Gast. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male :  „Das  Schreckens-Gewebe," 
Posse  von  B.  A.  Herrmann  und  „Der  Dachdecker,*'  Posse 
von  Angely.  —  Herr  Beckmann,  als  Gast. 

Am  21«*«"  Herr  Eicke:  Zampa,  als  Gast. 

Am  25**«"  Herr  Schrader:  George  Brown,  als  Gast. 

Am  29«*«"  Mad.  Schröder-Devrient:  Norma,  als 
Gast. 

Am  5.  August  Herr  Costenoble:  Schewa,  als  Gast. 

Am  11*«»  Herr  Meyer:  Teil,  als  Gast. 

Am  15*«"  Mad.  Brüning,  als  Gast. 

Am  16*«"  Dem.  Knuth:  Agathe,  als  Gast. 


205 


Am  IQ*«"»  Dem.  Meister:  Klärchen,  als  ersten  theatra- 
lischen Versuch. 

Am  23«*«"  Herr  Cramolini:  Joseph,  als  Gast. 

Am  8.  Septbr.  zum  ersten  Male:  „Die  Hugonotten," 
Oper  von  Meyerbeer. 

Am  19*«"  Concert  der  Gebrüder  Mollenhauer. 

Am 28«*«"  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Sainton. 

Am  6.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Schloss  Caradec," 
Lustspiel  von  Dr.  C.  Toepfer. 

•M.lt  ona. 

Am  8.  October  wurde  die  Bühne,  unter  Direktion  der 
Herren  v.  Wedderkop  und  Hart,  eröffnet,  und  am 
7.  Januar  folgenden  Jahres  geschlossen. 

Stadt -Theater  in  Hamburg. 

Am  14.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Cabinets-Intriguen," 
Lustspiel  von  Zedlitz  und  „Lehr-,  Wehr- und  Nährsland," 
Lustspiel  von  Lebrün. 

Am  28«*«"  Mad.  Fischer-Maraffa:  Amine,  als  Gast. 

Am  31«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Postillon  von  Lon- 
jumeau,"  Oper  von  Adam. 

Am  16.  Novbr.  Dem.  Muzarelli:  Zerline  und  Herr 
Nu  seh:  Lorenzo  in  „Fra  Diavolo,"  als  Gäste. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Zurücksetzung,"  Lustspiel 
von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  25"*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Zögling,"  Lustspiel 
von  Amalia,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  27«*«»  Dem.  Hai  breiter:  Desdemona,  als  Gast. 

Am  5.  Decbr.  zum  ersten  Male :  „Die  Auswanderer  am 
Ohio,"  Lustspiel  von  Clem.  Gerke. 

Am  9*«"  Herr  Baumeister:  Ferdinand,  als  Gast. 


206 


Am  18^*^"  zum  ersten  Male:  „Der  Weltumsegier  wider 
Willen,"  Zauberposse  von  Raeder. 

Am  20«*«°  Herr  Koch:  Truffaldino,  als  Gast. 

Am  23«**^"  Mad.  Baumeister:  Emmeline,  als  Gast. 

Am  28«'«'»  Concerl  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  Ole 
Bull. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Ball  zu  Ellerbrunn," 
Lustspiel  von  Blum. 

am  1.  Januar  zum  ersten  Male:  „Der  Mägdekrieg,"  Drama 
von  t  t  t 

Am  3*«°  erste  Vorstellung  der  Gebrüder  Price  und 
Lehmann. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Herzogin  von  la  Val- 
liöre,"  Drama  von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Am  22«*«"  zum  ersten  Male:  „Das  Nachtlager  von  Gra- 
nada," Oper  von  Conradin  Kreutzer. 

Durch  diese  acht -deutsche  Composition  hat  sich  Herr 
Kreutzer  einen  fest  begründeten  Ruf  erworben,  der  nur 
dem  wahren  Verdienste  zuTheil  werden  kann.  Die  Musik 
ist  erhaben,  einfach  und  melodisch;  wir  begegnen  überall 
dem  deutschen  Charakter,  der  leider  jetzt  dem  verwöhnten 
Ohre  durch  die  überladene,  italienische  Musik  formlich 
fremd  geworden,  aber  um  so  angenehmer  überraschte. 

Am  31«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Geschwister,"  Lust- 
spiel von  Leutner. 

Am  10.  Februar  Concert  der  Dem.  Jap  ha  im  Apollo- 
Saale. 

Am  16*«"  zum  ersten  Male :  „Der  Militair-Befehl,"  Lust- 
spiel von  Koch. 


u 


207 


Am  22^ten  2um  ersten  Male:  „Die  Gesandtin,"  Oper 
von  Au  her. 

Am  1.  März  zum  ersten  Male:  „Das  Lob  der  Ein- 
tracht," Gar. täte,  gedichtet  von  Prätzel,  Musik  von  H. 
Schäffer. 

Am  2*««  zum  ersten  Male:  „Die  alte  und  die  junge 
Gräfin,"  Lustspiel  von  Raupach. 

Am  ö*^'»  Dem.  Lowe:  Amine,  als  Gast.  Die  ausge- 
zeichnete Künstlerin  leistet  nicht  nur  als  Sängerin  Meister- 
haftes, sondern  weiss  auch  ihrem  Spiel  eine  solche  Bedeu- 
tung zu  geben,  dass  jede  ihrer  Rollen,  abgesehen  von  dem 
Gesang,  als  selbstständige  KunstschOpfung  dasteht.  Dass 
ihre  Leistungen  allgemeinen  Enthusiasmus  erregen  mussten, 
bedarf  kaum  der  Erwähnung,  denn  daran  zweifeln,  hiesse 
dem  Hamburger  Publikum  allen  Sinn  für  das  Grosse  und 
Herrliche  absprechen. 

Am  9^«"  zum  ersten  Male:  „Der  Vater  der  Debütantin," 
Posse  von  B.  A.  Herrmann. 

Am  278*^»»  zum  ersten  Male:  „Des  Stranders  Tochter," 
Lustspiel  von  Treitschke.  —  Der  Verfasser,  k.  k.  Hof- 
theater-Oeconom,  starb  am  4.  Juni  1842  zu  Wien  in  seinem 
Qßstea  Lebensjahre  mit  Recht  allgemein  betrauert.  Sein 
vielseitiges  Talent,  seine  gründliche  und  gediegene  Bildung, 
seine  vorzüglichen  enlomologischen  Kenntnisse,  seine  an- 
sprechenden lyrischen  Productionen,  so  wie  nicht  minder 
sein  edler  Charakter,  erwarben  ihm  bei  Hohen  und  Niede- 
ren Achtung  und  Liebe  und  die  ehrenvollsten  Auszeichnun- 
gen. Als  Dichter  für  die  Bühne  ist  der  Verewigte  mannig- 
fach thätig  gewesen;  besonderes  Verdienst  erwarb  er  sich 
in  früherer  Zeit  durch  die  gelungenen  üebertragungen 
werthvoller  ausländischer  dramatischer  Werke.    Unter  diesen 


208 


sind  viele  Opern,  die  er  theils  zu  vorhandener  Musik  über- 
setzte, Iheils  ftir  deutsche  Tonsetzer  zur  Composition  be- 
arbeitete. Manche  der  Letzteren  waren  ihm  daher  ver- 
pflichtet, und  unter  diesen  auch  Beethoven,  welcher  die 
unsterbliche  Musik  seines  „Fidelio"  zu  der  von  Treitschke 
bearbeiteten  franzosischen  Operette  ^^Vamour  conjugal'''' 
schuf.  Am  6.  Juni,  Nachmittags  um  3  Uhr  fand  das  Leichen- 
begängniss  Treitschke 's  nach  dem  Ritus  der  evangelischen 
Kirche  statt,  wobei  die  Abtheilung  des  Bürgerregiments, 
deren  Hauptmann  er  gewesen,  ausrückte,  und  viele  Hunderte 
von  Freunden  und  Verehrern  des  Verblichenen  dem  Trauer- 
zuge folgten.  Ein  eigenes  Begräbniss  auf  dem  Hundsthurmer 
Friedhofe  umschliesst  die  irdische  Hülle  des  Dahingeschie 
denen,  dessen  Andenken  bei  Allen,  die  seine  schätzens- 
werthen  Eigenschaften  kannten,  fortwährend  in  Ehren 
bleiben  wird. 

Am  29«te»»  Violin -Concerl  des  11jährigen  A.  Moeser 
aus  Berlin. 

Am  8.  April  nahm  unser  ausgezeichneter  Tenorist,  Herr 
H.  Schäffer  in  Salieri's  herrlicher  Oper  „Tarar,"  in  der 
Titelrolle  von  der  Bühne  Abschied.  Schon  bei  seinem 
ersten  Erscheinen  äusserte  sich  die  allgemeine  Theilnahme 
durch  einen  lebhaften  Empfang  und  am  Schlüsse  ward  er 
stürmisch  gerufen.  Der  bescheidene  Künstler  dankte  in  an- 
gemessenen Worten  für  die  vielen  Beweise  der  Liebe  und 
Achtung,  die  ihm  während  der  sechs  Jahre  seines  hiesigen 
Engagements  zu  Theil  geworden  und  sprach  den  Wunsch 
aus,  dass  man  die  Zuneigung,  die  man  dem  Künstler  er- 
wiesen, auf  den  Bürger  dieser  Stadt  übergehen  lassen  möge. 
Herr  Schäffer  lebt  noch   heute   als  hochgeschätzter  Pri- 


209 


vatmann  in  unserer  Mitte,  und  ich  darf  wohl  hinzufugen, 
in  glücklichen  Verhältnissen. 

Am  15^*"  Herr  Hammermeister:  Don  Juan,  als 
Debüt. 

Am  16*«*»  Herr  Hoppö:  Figaro  und  Elias  Krumm,  als 
Debüt. 

Am  218*«'»  trat  der  frühere  Direktor  Carl  Lebrün 
wieder  einmal  als  Gast  auf  und  beurkundete  in  seinen 
Rollen  auf's  Neue,  wie  unersetzlich  sein  Verlust  für  die 
Bühne  ist.  Dass  der  langjährige  Liebling  mit  der  grössten 
Auszeichnung  empfangen  und  entlassen  wurde,  versteht  sich 
von  selbst.  Nun  ist  auch  er  hinüber  in  jene  Regionen,  wo 
die  Vertreter  des  einstig  klassischen  Stadttheaters  zu  einem 
neuen  Ensemble  sich  vereinen  und  gewiss  traurigen  Blickes 
auf  die  verwaiste  Kunst-Anstalt  herabsehen,  wo  selbst  die 
Spur  vormaliger  Grösse  bald  verschwunden  sein  wird. 


Carl  August  Lebrün,  in  Halbersladt  am  8.  October 
1792  geboren,  war  der  Sohn  des  französisch  -  reformirten 
Predigers  Lebrün  daselbst.  Der  Sänger  der  Urania, 
Tiedge,  hielt  ihn  zur  Taufe,  und  die  schöne  Epistel: 
,, An  Carl  Lebrün"  (siehe  die  ältere  Ausgabe  von  Tiedge's 
Werken)  bekundet  die  poelisch  religiöse  Weihe,  die  der 
Neugeborne  durch  den  trefflichen  Dichter  erhielt,  und  nach 
welcher  derselbe  zum  Prediger  bestimmt  war.  —  In  seinem 
dritten  Jahre  sandten  die  Eltern  den  sehr  schwächlichen 
Knaben  (er  war  lange  Zeit  von  der  englischen  Krankheit 
Irachüts']  bedroht)  in  das  gross -elterliche  Haus  nach 
Berlin,  um  ihn  hier  den  Händen  geschickter  Aerzte  zu  über- 
geben,  durch  deren  Hülfe  auch  die  Gefahr  glücklich   be- 

14 


210 


seitigt  wurde.  —  Nach  dem  Tode  seines  Vaters,  der  bald 
darauf  erfolgte,  kehrte  auch  die  Mutter  mit  den  Geschwistern 
('arl's  nach  Berlin  zurück,  und  seine  geistige  wie  körper- 
liche EntWickelung  fand  unter  den  Augen  und  der  zärtüch- 
slen  Fürsorge  dieser  geistvollen  und  trefflichen  Frau  statt, 
die  in  dem  hohen  Alter  von  76  Jahren  noch  den  Schmerz 
erleben  mussle,  den  Sohn  ihres  Herzens  zu  begraben.  Seine 
Schulbildung  war  eine  gut  geleitete  und  sorgfältige,  und 
unterstützt  durch  einen  scharfen  Verstand  und  eine  seltene 
Lebendigkeit  des  Geistes  ging  seine  Entwickelung  rasch 
und  günstig  von  Statten.  Mit  dieser  zugleich  trat  aber 
auch  aufs  schärfste  und  entschiedenste  die  Neigung  für 
die  dramatische  Kunst  und  deren  Ausübung  bei  ihm  her- 
vor, und  schon  der  Knabe  zeigte  Talent  und  Beruf  für  die- 
selbe. Das  Berhner  Hoftheater,  unter  Iffland's  Führung, 
stand  damals  im  Zenith  seiner  Grösse  und  die  bedeutend- 
sten Künstler  Deutschlands  glänzten  auf  demselben  in  ihrer 
vollen  Kraft.  So  oft  es  nur  möglich  war,  sich  den  hohen 
Genuss  der  Darstellungen  jenes  seltenen  Künstler -Vereins 
zu  verschaffen,  wurde  dies,  und  nicht  selten  unter  den 
schwierigsten  Umständen,  ja  mit  Opfern  mancher  Art  be- 
werkstelligt. Mit  jedem  Besuche  des  Theaters  wuchs  die 
Begeisterung  und  Leidenschaft  Lebrün*s  für  die  Schau- 
spielkunst; Versuche  auf  Liebhabertheatern  aller  Art  nährten 
im  Stillen  das  Feuer  in  seiner  Brust,  und  nach  allen  Rich- 
tungen hin  wurden  die  kühnsten  Proben  gewagt.  Iffland's 
Darstellung  des  Luther  in  Werner 's:  „Weihe  der  Kraft" 
entzlickte  in  jener  Zeit  das  Berliner  Publikum.  Lebrün, 
im  Chorrock  seines  Onkels,  recitirte  in  höchster  Begeiste- 
rung auf  einem  Liebhabertheater  den  Monolog  Luther's,  ehe 
er   vor  den  Wormser  Reichstag  tritt,  —  Doch  unter  allen 


211 


Künstlern  des  Berliner  Hoftheaters'  war  es  besonders  der 
treffliche  Beschort,  der  ihm  Muster  und  Vorbild  für  sein 
ganzes  Künstlerleben  wurde.  Der  feine  Humor  dieses  sel- 
tenen Künstlers,  verbunden  mit  der  höchsten  Eleganz  und 
Noblesse,  in  Ton  und  Haltung,  die  hinreissende,  Alles  ge- 
winnende Wahrheit  in  jeder  seiner  Darstellungen,  sowohl 
im  Lust-,  wie  im  Schau-  und  Trauerspiele,  wirkten  so  all- 
gewaltig auf  unsern  Carl,  dass  die  Eindrücke  jener  Zeit 
und  mit  diesen  die  herzliche,  aufrichtige  Verehrung  für  den 
gefeierten  Kunstveteran  ihn  durch  sein  ganzes  Leben  be- 
gleiteten, und  er  mit  Feuer  jede  Gelegenheit  ergriff,  dies 
laut  und  offen  zu  bekennen.  Dem  aufmerksamen  Zuschauer, 
der  beide  Künstler  auf  der  Bühne  gesehen,  wird  die  geistige 
Verwandtschaft  ihrer  Darstellungsweise  nicht  entgangen  sein. 
Als  der  Knabe  Lebrün  in  das  Jünglingsalter  getreten  und 
es  sich  um  seinen  künftigen  Lebensberuf  handelte,  beschloss 
die  Familie,  da  durch  des  Vaters  frühen  Tod  die  Mittel,  ihn 
den  höhern  akademischen  Studien  zu  widmen,  genommen 
waren,  ihn  dem  Kaufmannsstande  zu  übergeben,  und  er 
trat  in  das  Bijouteriegeschäft  seines  Onkels  als  Lehrling 
ein.  Hier,  wo  die  Arbeit  keine  übermässige  war,  gewann 
er  nur  noch  mehr  Zeit,  seiner  Lieblingsneigung  nachzu- 
hängen, Schauspiele  zu  lesen,  Rollen  zu  lernen,  und  sie 
auf  den  verschiedensten  Liebhabertheatern  mit  Glück  zu 
spielen.  —  Der  Schauspieler  Labes  vom  Hoftheater,  der 
den  talentvollen  Jüngling  mehrfach  in  seinen  Darstellungen 
auf  Privattheatern  gesehen,  und  dessen  geübtes  Auge  schon 
in  diesen  rohen  Anfängen  den  künftigen,  tüchtigen  Künst- 
ler herausgefunden  hatte,  bewirkte  durch  sein  Fürwort  bei 
der  Familie  die  endliche  Erlaubniss  derselben  zu  Lebrün*s 
völligem  üebertritt  zur  Bühne,  und  das  Dessauer  Hoftheater 

14* 


212 


nahm  ihn  im  Jahre  1809  als  Mitglied  auf.    Sein  dort  leben- 
der   Onkel,    Professor   am   Gymnasium,    Öffnete    ihm    sein 
Haus,    und   in  Kotzebue's    „Pagenstreichen"  betrat   der 
siebenzehnjährige  Jüngling  als  Paul  von  Husch  zum  ersten 
Male  eine  grössere  Bühne   mit  gutem  Erfolge.  —  Mittel, 
Regisseur  jener  Bühne  und  ein  trefflicher  Darsteller,  nahm 
sich  freundlich   und   wohlwollend   des  jungen,   lebhaft  für 
seine    Kunst    glühenden    Mannes    an,    und   des   erfahrenen 
Künstlers  Winke  und  Andeutungen  waren  von  grossem  und 
entschiedenem    Nutzen    für    den    lernbegierigen,    fleissigen 
Schüler.     Das  Dessauer  Hofthealer  gehörte  unstreitig  damals 
zu  den   besseren  Bühnen  jener  Zeit,    und  zählte  treffliche 
Darsteller  unter  seinen  Mitgliedern.     Im  Jahre  1810  lOs'te 
sich   dieses   wohlorganisirte  Institut,    leider   in  Folge    der 
drückenden  Zeitverhältnisse,  auf.     Der   kunstsinnige  Fürst 
Leopold  Friedrich  Franz  brachte  dies  Opfer  seiner  Lieb- 
lingsneigung dem  armen  bedrückten  Lande,  dessen  erstes 
Contingent  in  Spanien  aufgerieben,  jetzt  durch  ein  zweites 
ersetzt   werden    sollte,    und    nachdem    er   väterlich  seinen 
sämmtlichen  Schauspielern   anderweitige  Engagements  ver- 
schafft hatte,  entliess  er  mit  herzlichen  Worten  Diejenigen, 
die  ihm  so  manche  frohe  und  genussreiche  Stunde  der  Er- 
holung bereitet  halten.    Unser  Lebrün,  mit  dem  Drange, 
die  Welt  zu  sehen,   wählte  unter  mehreren  Bühnen   das 
entfernte  Memel,    und  nachdem  er  seine  Familie  in  Berlin 
besucht,    ging   er   heiteren    Sinnes,    von   Lebensmuth   und 
Wärme   für  seine  Kunst  durchglüht,    dem  fernen  Norden, 
ein  achtzehnjähriger  Jüngling,   entgegen.     Zwei  Jahre  war 
er  in  diesem  Engagement  und  bereisete  in  dieser  Zeit  mit 
der  Gesellschaft  Tilsit  und  die  russischen  Städte  Libau  und 
Milau.     Ueberall  fand  der  fleissige,  talentvolle  Schauspieler, 


213 


der  rüstig  in  seiner  Ausbildung  fortschritt,  die  ehrendste 
Anerkennung.  Auf,  wie  ausser  der  Bühne,  erfreute  und 
belebte  sein  gesunder,  frischer  Humor,  die  schöne  Natür- 
lichkeit seiner  Darstellungsweise  und  das  heilere,  fröhliche 
Leben,  das  seinen  Rollen  innewohnte.  Den  feingebildeten 
jungen  Mann  von  gutem  Ton  sah  man  gern  in  Gesellschaf- 
ten, und  die  besten  Häuser  öffneten  sich  ihm  gastfrei.  Ja, 
nach  späteren  Jahren  suchten  Bekannte  und  Freunde  aus 
jener  Zeit  den  alten  Liebling  in  Hamburg  wieder  auf,  wenn 
Reisen  sie  in  seine  Nähe  führten.  Das  rauhe  Clima  jener 
Städte  drohte  seiner  Gesundheit  nachtheilig  zu  werden  und 
zwang  ihn  im  Jahre  1812,  die  ihm  liebgewordene  Gegend 
zu  verlassen.  Er  folgte  einem  Rufe  des  Baron  Münch- 
hausen  nach  Würzburg,  der  später  die  Direktion  des 
dortigen  Theaters  in  Herrn  v.  Holbein's  Hände  nieder- 
legte und  hier  wurde  Lebrün  bereits  als  tüchtiger,  durch- 
gebildeter Darsteller  zu  den  ersten  Rollen  im  Schau-,  wie 
im  Lustspiele  mit  Glück  verwendet,  wiewohl  stets  das  Lust- 
spiel das  eigentliche  Feld  seiner  glänzendsten  Siege  war 
und  blieb.  Die  berühmte  Schauspielerin  Marie  Renner, 
eine  seltene  Zierde  der  deutschen  Schauspielkunst,  gehörte 
gleichzeitig  dieser  Bühne  an,  und  die  später  so  gefeierte 
Caroline  Lindner  betrat  in  jener  Zeit  in  Kotzebue's 
„Schutzgeist"  zuerst  die  Bühne.  Im  Jahre  1815  ging  er 
zu  D engler  nach  Mainz  und  von  hier  aus  gaslirte  er  be- 
reits mit  dem  glänzendsten  Erfolge  in  Frankfurt,  Cöln, 
Düsseldorf  und  Aachen.  Im  Jahre  1817  engagirte  er  sich 
bei  dem  neu  errichteten  Apollotheater  in  Hamburg.  Wie 
kurz  auch  der  Bestand  dieses  Theaters  war,  so  hatte  in 
dieser  geringen  Frist  sich  Lebrün  doch  bereits  zum  Lieb- 
linge des  Hamburger  Publikums  gemacht,  und  überall  kam 


214 


man  ihm  mit  Wohlwollen  und  Liebe  entgegen.  Am 
28.  August  1817  war  das  Apollotheater  (wie  schon  früher 
in  diesem  Buche  erwähnt)  eröffnet  worden,  und  am  1.  De- 
cember  desselben  Jahres  erfolgte  die  Insolvenzerklärung  des 
Unternehmers,  welche  eine  bedeutende  Anzahl  recht  tüch- 
tiger Schauspieler,  die  grösstentheils  süddeutschen  Bühnen 
angehört  hatten,  in  die  grOsste  Verlegenheit  brachte.  Es 
wurde  in  Vereinigung  gespielt,  um  sich  zu  erhalten,  und 
hier  trat  Lebrün's  rechtlicher  Sinn  und  ehrenwerther 
Charakter  im  schönsten  Lichte  hervor.  Mehrere  der  be- 
deutenderen Mitglieder  entzogen  sich  dem  Vereine  und 
traten  früher  in  andere  Verhältnisse.  Er  hielt  redlich  aus, 
spielte  täglich,  obgleich  er  ein  gutes  Engagement  in  Braun- 
schweig bei  Dr.  Klingemann  in  Händen  hatte,  bis  seine 
Kräfte  den  Anstrengungen  erlagen  und  er  auf  ein  langwie- 
riges Krankenlager  geworfen  wurde.  In  dieser  Zeit  hatte 
sich  die  Direktion  des  Stadttheaters  um  seinen  Besitz  be- 
müht und  nachdem  er  seine  Verpflichtungen  in  Braun- 
schweig rechtlich  gelöst,  trat  er  am  1.  Februar  1818  als 
Mitglied  des  Stadttheaters  sein  neues  Engagement  an.  Er 
debütirte,  von  seiner  Krankheit  genesen,  am  19.  desselben 
Monats  als  Felix  Wahr  in  Schmidt's  Lustspiel  „Der 
leichtsinnige  Lügner,"  und  am  23.  als  Adolf  Klingsberg  in 
„Die  beiden  Klingsberg."  Herzfeld,  der  so  viele  Jahre 
als  junger  Klingsberg  sein  Publikum  entzückt  hatte,  spielte 
zum  ersten  Male  den  alten  Klingsberg  neben  ihm.  Von 
nun  an  wurde  Lebrün  mit  jedem  Jahre  heimischer  und 
gefeierter  in  Hamburg,  und  Künstler  und  Publikum  fühlten 
täglich  mehr,  dass  eine  Trennung  Beider  kaum  mehr  mög- 
lich sei.  Herzfeld,  der  so  lange  Jahre  in  den  Rollen 
junger   Lebemänner   und   Elegants,    kecker  Wildfänge  und 


I 


215 


heiterer  Liebhaber,  der  feinen  Chevaliers  der  guten,  alten 
Schule  geglänzt  hatte,  fand  in  Lebrün  seinen  würdigen 
Erben,  und  mit  herzlichem  Wohlwollen  und  väterlicher 
Freude  an  dem  rüstigen  und  fleissigen  Künstler  legte  er  alle 
seine  Glanzrollen  früherer  Zeit  in  dessen  Hände  nieder.  — 
So  wuchs  Lebrün  in  der  Achtung  und  Liebe  des  Publi- 
kums, wie  seiner  Direktoren  und  Kunstgenossen,  als  Künstler 
wie  als  Mensch  gleich  geehrt,  mit  jedem  Jahre,  und  eilte 
einer  Meisterschaft  entgegen,  die  ihm  neben  den  ersten  und 
gediegensten  Künstlern  seinen  Ehrenplatz  anwies.  Seine 
Mussestunden  widmete  er  schon  seit  längerer  Zeit  drama- 
tischen Arbeiten.  Er  war  ein  überaus  glücklicher  und  ge- 
schickter Bearbeiter  französischer  Bühnenstücke  und  erinnert 
in  dieser  Beziehung  an  Kotzebu  e's  Gewandtheit  in  diesem 
Fache.  Bei  Kupferberg  in  Mainz  erschienen  nach  und 
nach  zehn  bis  zwölf  Bände  seiner  Lustspiele,  die  grössten- 
theils  ihren  Weg  über  alle  deutschen  Bühnen  und  fast 
immer  mit  Glück  gemacht  haben.  Unermüdet  thätig  an 
seiner  geistigen  Ausbildung  fortarbeitend,  war  er  in  keinem 
Gebiete  des  Wissens  fremd  und  sein  reger  und  lebendiger 
Geist  blieb  fortwährend  thätig,  neue  Kenntnisse  sich  zu 
erwerben.  Besonders  interessirte  neben  der  französischen 
Literatur  ihn  die  englische,  und  binnen  Kurzem  lernte  er 
in  Hamburg  diese  Sprache  bis  zu  derjenigen  Fertigkeit,  die 
seinem  Eifer  die  gefeierten  Dichterwerke  Englands  zugäng- 
lich machte.  Von  Hamburg  aus  gab  er  fast  in  jedem  Jahre 
auf  einer  der  grösseren  Bühnen  Deutschlands  Gastrollen, 
und  Berlin  sah  ihn  zu  öftern  Malen  mit  Vergnügen  auf 
seinem  Hoftheater.  Im  April  des  Jahres  1826  gastirte  er 
auf  dem  Hofburgtheater  in  Wien  mit  ausserordentlichem 
Beifalle,   und   ehrenvolle  Engagementsanlräge  für   ihn   und 


216 


seine  Gallin  {jm  Juli  1822  halle  er  sich  mil  Caroline 
Sleiger,  einer  Tochler  des  früheren  Regisseurs  Anton 
Steiger,  verheiralhel),  folgten  diesem  Gastspiele.  Liebe 
und  AnlUinglichkeit  für  Hamburg  Hessen  ihn  diese,  und  mit 
ihnen  bedeutende  und  glänzende  Yortheile,  ablehnen.  Am 
24.  October  desselben  Jahres  starb  Herz  feld.  Die  Actien- 
unternehmer  des  neuen  Theaters,  dessen  Bau  rasch  vor- 
schrilt,  trugen  Lebrün  die  Mildirektion  an,  und  Rück- 
sichten für  seine  Familie  Hessen  ihn  das  schwierige  Ge- 
schäft mit  Muth  und  Eifer  am  1.  April  1827  übernehmen. 
Zehn  Jahre,  bis  Ende  März  1837,  stand  er  als  Direktor, 
neben  F.  L.  Schmidt,  mit  regem,  edlen  Kunstsinne  dem 
Slatlheater  vor  und  wirkte  und  handelte  im  Geiste  des 
grossen  Schröder,  des  berühmten  Begründers  dieser  alt- 
ehrwürdigen, deutschen  Bühne,  so  viel  es  die  Zeit  mit 
ihren  wandelbaren  Verhältnissen  nur  irgend  gestattete. 
Obgleich  auch  oft  von  Neidern  angefeindet,  blieb  er  doch 
unermüdet  thätig  als  Darsteller  wie  als  Bühnenführer.  Nach 
seinem  freiwilligen  Rücktritte  von  der  Direktionsführung 
privalisirte  er  in  Hamburg,  meist  mit  dramatischen  Arbeiten 
sich  beschäftigend,  abwechselnd  auch  Kunstreisen  unter- 
nehmend. So  spielte  er  in  dieser  Zeit  in  Dresden,  Leipzig, 
Berlin,  Oldenburg,  Mainz,  Wiesbaden  und  Karlsruhe,  bis 
er  einer  schweren  Krankheit  erlag,  die  auf  eine  lange  Zeit 
seine  Thäligkeil  hemmte.  Noch  nicht  vöHig  genesen,  be- 
gleitete er  seine  Tochter  Antonie  nach  Riga  (wohin  diese 
cngaglrt  war)  und  zog  sich  durch  die  Anstrengungen  der 
Seereise  einen  so  bedeutenden  Rückfall  seines  Leidens  zu, 
dass  er  auf  mehrere  Jahre  völlig  gelähmt  an  den  Füssen, 
nur  auf  einem  Rollstuhle  sich  fortbewegen  konnte  und 
noch  dazu   mil   den  heftigsten  Schmerzen  in  den  leidenden 


217 


Theilen  zu  kämpfen  hatte.  Nichts  desto  weniger  verliess 
ihn  die  Kraft  und  Regsamkeit  seines  Geistes,  die  Frische 
und  Lebendigkeit  seines  Humors  nicht.  Mit  starkem  Muthe 
und  christlicher  Ergebung  ertrug  der  sonst  so  rüstige, 
lebendige  Mann  das  furchtbare  Geschick  und  suchte  und 
fand  Trost  und  Erholung  in  geistiger  Thätigkeit.  Die 
Frucht  dieser  seiner  Müsse  ist  eine  bis  zu  dem  Jahre  1816 
geflihrte,  höchst  vortreffliche  Geschichte  des  Stadttheaters, 
die  auch  mir  ein  willkommener  Leitfaden  zu  diesem  Buche 
war.  In  der  Nacht  vom  24.  zum  25.  Juli  1842  verschied 
unser  Lebrün  am  Nervenschlage,  in  den  Armen  der  Sei- 
nen, die  in  ihm  den  tretflichsten  Gatten  und  Vater,  den 
edelsten  Menschen  beweinen. 


Am   26«**^"   Dem.    Louise    Enghaus:    Tancred ,    als 
ersten  theatralischen  Versuch. 
^      Am  28«^«"  Herr  Stolte:  Joseph,  als  Gast. 

Am  1.  Mai  zum  ersten  Male;  „Vor  hundert  Jahi'en," 
Siltengemälde  von  Raup  ach. 

Am  2^^"  Mad.  Raeder  geb.  Woltereck:  Hannchen, 
als  ersten  theatralischen  Versuch. 

Am  9*«"  Herr  Emil  Devrient:  Hamlet,  als  Gast. 

Am  13*«n  zum  ersten  Male :  „Die  Leibrente,"  Schwank 
von  Maltitz.    Mad.  Devrient:  Sabine. 

Am  16^^»  zwei  Novitäten :  „Der  Hirsch,"  Lustspiel  von 
Blum  und  „Fröhlich,"  Singspiel  von  Wollheim  und 
Schneider. 

Am  228ten  Herr  Schrader:  Nadori,  als  Gast. 

Am  25"*^"  zum  ersten  Male:  „Vetter Heinrich,"  Schau- 
spiel von  Araalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 


218 


Am  26«*«'"  Concert  der  Geschwister  Miilder. 

Am  29"^«»  trat  der  beliebte  Schauspieler  Döring  zum 
letzten  Male  als  Doctor  Lowe  auf  und  wurde  während  der 
Vorstellung  mit  Beifall  überschüttet.  Leider  konnte  der 
Wunsch  des  Publikums,  Herrn  Döring  noch  lange  hier 
zu  behalten,  nicht  erfüllt  werden.  Dieser  geniale  Künstler 
ist  gegenwärtig  wohl  der  beste  Charakterspieler  Deutsch- 
lands. 

Am  SO«*«^"  Gastvorstellung  der  Solo -Tänzerin,  Dem. 
S  c  r  i  b  a  n  y. 

Am  9.  Juni  „Pas  de  trois  hongrois,"  ausgeführt  von 
Dem.  Scribany,  Dem.  Do b ritz  und  Herrn  Balletmeister 
Marquardt. 

Am  15*«"  Dem.  Denker:  Hedwig,  als  Gast. 

Am  16*«"  Mad.  Schröder:  Isabelle,  als  Gast. 

Am  23«t«"  zum  ersten  Male:  „Der  Bastard,"  Trauer- 
spiel von  Sylvester. 

Am  25«^«"  Herr  Albert,  früheres  Mitglied  des  Stadt- 
theaters: Fra  Diavolo,  als  Gast.  Herr  Albert  wurde  bei 
seinem  Erscheinen  mit  einem  nicht  enden  wollenden  Ap- 
plaus begrüsst,  welcher  sich  bei  jeder  Piece  wiederholte; 
der  brave  Sänger  ward  am  Schlüsse  der  Oper  stürmisch 
hervor  gerufen,  wofür  er,  sichtbar  bewegt,  mit  herzlichen 
Worten  dankte. 

Am  27«*«"  Herr  Irmer:  Kleomenes,  als  Gast. 

Am  30«*«"  Gastvorstellung  unseres  Landsmannes,  Herrn 
Marr. 

Am  6.  Juli  Dem.  Scott:  Romeo,  als  Gast. 

Am  18*«"    Herr  van  Br^e:  Ossip,  als  Gast. 

Am  20*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Gott  und  die  Baja- 
dere," Oper  mit  Ballet  von  Auber.    —   Dem.  Taglioni: 


219 


Zolo^,  als  Gast.  Die  ausdrucks-  und  anmuthsvolle  Panto- 
mime, die  Leichtigkeit  und  unbeschreibbare  Grazie  aller 
ihrer  Bewegungen,  der  unendliche  Zauber  der  Poesie,  der 
über  ihre  Stellungen  ausgegossen  ist,  erhoben  ihren  Tanz 
zu  der  höchsten  Bedeutsamkeit  und  zum  Vollendetsten,  was 
in  diesem  Zweige  der  schönen  Künste  geleistet  zu  werden 
vermag. 

Am  24«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  schöne  Lyoneserin," 
Lustspiel  von  Dr.  Bärmann. 

Am  t.  August  Herr  Ludwig  Löwe:  Garrick,  als 
Gast. 

Am  7*«"  Herr  Peters:  Windmüller,  als  Gast. 

Am  12*«°  Mad.  Ernst-Seidler:  Königin  der  Nacht, 
als  Gast. 

Am  16*«»  Concert  des  Violin- Virtuosen,  Herrn  Spars 
(jetzt  Concertmeister  im  Orchester  des  Stadttheaters). 

Am  21«*«"  Herr  Bussmeier:  Almaviva,  als  Gast. 

Am  23«*«»  Herr  Beichel:  Sarastro,  als  GasL 

Am  24«*«"  zum  ersten  Male :  „Verirrungen,"  Schauspiel 
von  E.  Devrient. 

Am  30«*«"  Fräulein  Charlotte  von  Hagen:  Corona, 
als  Gast. 

Am  4.  Septbr.  Mad.  Reichel:  Gräfin  in  „Figaro's 
Hochzeit,"  als  Gast. 

Am  7*«"  Dem.  Adami:  Annchen,  als  Gast. 

In  diesem  Monat  gastirten  im  Tivoli -Tlieater: 
Mad.  Struve  und  Herr  Heinrich  Wollrabe  mit  Beifall. 

Am  11*«"  Herr  Wolf:  Arnold,  als  Gast. 

Am  12*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Vater,"  Lustspiel  von 
Bauern  f  e  I  d. 


220 


Am  17*«"  Gastvorstellung  der  Mad.  C relinger  und 
Dem.  Berlha  und  Clara  Stich. 

Am  22"*«'»  Herr  Gen^e:  Gautier  und  Taddäus,  ats 
Gast,  Concert  der  Herren  Sontag  und  Graul. 

•/llt  on  a» 

Am  22.  Septbr.  eröffnete  Herr  An  hold  die  Buhne  in 
Altona  mit  der  Vorstellung  des  trefflichen  Lustspiels  von 
West:  „Donna  Diana."  Unter  den  Mitgliedern  wurden 
lobend  erwähnt: 

Mad.  Brüning-Seeherg^  Md.  Landt,  Dm.  Sulzei\  Dm.  Pless^ 
Mad.  Müller,  Dem.  Schnitzer  und  die  Herren:  Eichenwald, 
Koch,  Heinrich  Wollrabe,  Larronge,  Gomansky,  Hechner 
und  Müller. 

Am  27«*^»  Gastvorstellung  der  Tänzerin  Lucile  Grahn. 

Theater  der  Vorstadt  St.  Georg. 

Am  30.  September  wurde  diese  kleine  freundliche  Bühne 
unter  Direktion  desWirthes  Herrn  Steffen  wieder  eröffnet. 

Mitglieder:  die  Herren  Schulz,  Vollmer,  Schmidt,  Brauns,  Her- 
zinger.  Weiss  und  die  Damen  Apel,  Koch,  v.  Lüde  und 
Herzinger. 

Das  Theaterchen  erfreut  sich  reger  Theilnahme,  da  die 
Stücke  mitunter  von  recht  braven  Schauspielern,  die  ihr 
Schicksal  dahin  geführt,  executirt  werden. 

Stadt -Theater. 

Am  2.  Oclbr.  Herr  Binder:  Arnold,  als  Gast. 
Am  3*«n  zum  ersten  Male:  „Onkel  und  Nichte,"  Lust- 
spiel von  Charlotte  Birch- Pfeiffer. 


221 


Zweites  Theater. 

Schauplatz:  in  der  Steinstrasse. 

Am  3.  Novbr.  zur  Eröffnung  der  Winter -Saison: 
„Prolog,"  verfasst  von  Dr.  Wollheim  und  gesprochen  von 
Mad.  Struve.  Hierauf:  „Baron  Martin,"  worin  Herr 
Wilke  debütirte  und  „Der  Schatzgräber,"  worin  Herr 
R  a  t  h  den  Dorval  als  Gast  gab.  Dieser  Monat  brachte  noch 
folgende  Gäste: 

die  Herren  Ziegler ^  Wacker^  A.  Gaedecke,  Kläger^  und  die 
Damen  Albertine  und  Cäcüie  Vanaz, 

Am  3.  Novbr.  erste  Vorstellung  der  Ballettänzer-Gesell- 
schaft der  Gebrüder  Price. 

Am  4*en  zum  ersten  Male:  „9,  12,  47,"  Vaudeville- 
Posse  von  J.  David. 

Am  14*6"  Herr  Harry:  Brandor,  als  Debüt. 

Stadt -Theater. 

Am  9.  Octbr.  Herr  Cornet:  Fra  Diavolo,  als  Gast. 

Am  208ten  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn  Hein- 
rich Wolff. 

Am  228ten  2um  ersten  Male:  „Die  Landparthie  nach 
Königstein,"  Herr  Hassel:  Hampelmann,  als  Gast. 

Am  25«ten  zum  ersten  Male:  „Wilhelm  Kolmann,'' 
historisches  Gemälde  von  Gen^e. 

Am  26«ten  Dem.  Löwe:  Norma,  als  Gast. 

Am  6.  Novbr.  Fagott -Concert,  geblasen  von  Herrn 
B  i  e  1  i  n  g. 

Am  9ten  Dem.  Neu  mann:  Christine,  als  Gast. 


222 


Am  lO*«'»  Musikalische  Akademie  der  Familie  Lewy 
aus  Wien. 

Am  23«*«"  Clavier-Concerl  des  Herrn  Eber  wein. 

Am  26«tca  Herr  Bethge,  als  Gast. 

Am  298t<^n  Dem.  Freise-Sessi:  Amine,  als  Gast. 

Am  30**«°  Concert  des  Guitarre- Virtuosen  Herrn  Leg- 
nani. 

Am  3.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Die  Opfer  des 
Schweigens,"  dramatisches  Gedicht  von  Carl  Immer- 
mann. 

Am  5*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Liebestrank,"  Oper 
von  Donizetti. 

Am  8*«"  Gastvorstellung  der  Tänzer:  Herrn  und  Mad. 
Benoni  und  Dem.  Virginie. 

Am  9*«°  zum  ersten  Male:  „Das  Tagebuch,"  Lustspiel 
von  Bauernfeld. 

Am  15*«°  Herr  Haake:  Nathan,  als  Gast. 

Am  26«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Zauberdrache," 
Lustspiel  von  Bauernfeld. 

Am  28"*«°  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn  Ole 
BulL 

1939 

am  5*«°  Januar  machten  die  Dem.  Louise  und  Antoi- 
nette  Lebrün  als  Nina  und  Emmy  in  dem  Lustspiel  der 
Frau  von  Weissenthurn:  „Welche  ist  die  Braut ?"  ihren 
ersten  theatralischen  Versuch,  aber  an  diesem  Abend  betrat 
auch  deren  Mutter,  eine  allgemein  verehrte  Künstlerin,  die 
Bretter  wieder,  von  denen  ein  beklagenswerther  Unfall  sie 
wochenlang  entfernt  gehalten.  Mit  lautem  Jubel  wurde 
die  Gefeierte   von    dem   zahlreich   versammelten  Publikum 


i 


223 


begrüsst,  die  von  diesen  unverkennbaren  Zeiclien  der  Liebe 
und  Achtung  tief  ergriffen  ward.  Nachdem  während  der 
Vorstellung  fast  jede  Scene  der  Mad.  Lebrun  mit  lautem 
Applaus  begrüsst  worden,  ward  sie  am  Schlüsse  einstimmig 
gerufen  und  erschien  in  der  Mitte  ihrer  beiden  liebens- 
würdigen Töchter.  Mit  wehmuthsvoUen  Worten  sprach  sie 
ihren  Dank  aus  und  empfahl  ihre  Töchter  der  ferneren 
Nachsicht  des  Publikums.  Mad.  Lebrün  ist  noch  jetzt 
eine  schöne  Frau  und  ein  sehr  beliebtes  Mitglied  des  Stadt- 
Iheaters.  Möge  sie  der  Kunst  und  dem  Publikum  noch 
recht  lange  erhalten  bleiben,  dies  ist  gewiss  der  aufrichtige 
Wunsch  ihrer  zahlreichen  Verehrer. 

Am  7*en  zum  ersten  Male:  „Ein  Tag  Karl  Stuart  IL," 
Lustspiel  von  Zahlhas. 

Am  12*«"  Concert  des  Violin- Virtuosen  Herrn  Prosper 
Sainton. 

Am  löten  zum  ersten  Male:  „Guido  und  Ginevra," 
Oper  von  Halevy. 

Am  228ten  zwei  Novitäten:  „Vater  und  Vormund," 
Lustspiel  von  B.  A.  Herr  mann  und  „Die  seltene  Lieb- 
schaft," Lustspiel  von  Dr.  Römer. 

Am  25«*«°  erste  Gastvorstellung  des  Herrn  Carl  De- 
vrient  und  Clavier-Concert  der  Miss  Laidlaw. 

Am  6.  Februar  Herr  Reer:  Tebaldo,  als  Gast. 

Am  8*«»^  zum  ersten  Male:  „Der  Juwelier  von  Sl  Ja- 
mes," Drama  von  B.  A.  Herr  mann. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Denk'  an  Cäsar,"  Lust- 
spiel von  Raup  ach. 

Am  21»*e°  Dem.  Henschel:  Benjamin,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch. 


224 


Am  22«^«»  zum  ersten  Male:  „Die  Fremde,"  Schauspiel 
von  Frau  v.  Weissenthurn. 

Am  4.  März  zum  ersten  Male:  „Ruy  Blas,"  Schauspiel 
von  Lenz. 

Am  5*«"  Gastvorstellung  der  ausgezeichneten  Tänzerin 
Lucile  Grahn. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male :  „Der  Brauer  von  Preston,*^ 
Oper  von  Adam.  Herr  Com  et:  Daniel  Robinson,  als 
Gast. 

Am  1.  April  begrUssten  wir  einen  sehr  werthen  Gast, 
die  gefeierte  Mad.  Haizinger- Neumann,  auf  dem  Stadt- 
theater. Rauschender  Beifall  empfing  diese  treffliche  Künst- 
lerin und  begleitete  jede  ihrer  Scenen.  Dem.  Louise 
Neumann,  welche  Talent  verrieth,  gab  die  Ida  als  Gast 
und  wurde  mit  ihrer  Mutter  nach  dem  dritten  Act  wie  am 
Schlüsse  gerufen. 

Am  2*«"  trat  Herr  Haizinger,  dieser  ausgezeichnete 
Tenorist,  der  selbst  in  Paris  Furore  machte,  als  Gualtiero 
in  der  Bellini 'sehen  Oper:  „Die  Seeräuber"  auf,  und 
fand,  wie  es  sich  von  selbst  versteht,  eine  glänzende  Auf- 
nahme. 

Am  5*^"  Concert  des  Ciavier  -  Virtuosen ,  Herrn  A. 
Dreyschock. 

Am  6*«"  Dem.  Henschel:  Fatime,  als  Gast. 

Am  8ten  Dem.  Gned:  Rosine,  als  Gast. 

Am  22«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Lebensmüden,"  Lust- 
spiel von  Raup  ach. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male :  „Der  Adept,"  dramatisches 
Gedicht  von  Halm. 

Am  2.  Mai  Herr  Wild:  Sever,  als  Gast. 


225 


Am  7*®»  Mad.  Grösser:  Julia,  als  Gast. 

Am  13*6"  Mad.  Ussow:  Zerline,  als  Gast. 

Am  16*6"  Herr  Weiss:  Valentin  im  „Verschwender/' 
als  Gast. 

Am  17*6"  Herr  Poekh:  den  Jäger  im  „Nachtlager," 
als  Gast. 

Am  23«*6n  zum  ersten  Male:  „Fleck,"  Posse  von  B.  A. 
Herrmann. 

Am  248*6n  Herr  Dobrowsky:   Fra  Diavolo,  als  Gast. 

Am  28^*6°  Herr  Hölzel:  Richard,  als  Gast. 

Am  1.  Juni  Herr  Kunst:  Otto  von  Witteisbach,  als 
Gast. 

Am  2*6"  Herr  Schmezer:  Nemorino,  als  Gast. 

Am  5*6«  Fräulein  Charlotte  von  Hagen  spielte  bei 
ihrer  Durchreise  zwei  Rollen,  als  Gast. 

Am  13*6«»  zum  ersten  Male:  „Der  junge  Barde,"  Lust- 
spiel.   Herr  Kunst  Sohn:  Moritz,  als  Gast. 

Am  19*6»  (Jebütirte  der  lange  ersehnte,  erste  Liebhaber, 
Herr  Raison  und  wurde  mit  Enthusiasmus  begrüsst. 

Am  278*6"  Dem.  Lutz  er:  Adina,  als  Gast.  Diese  aus- 
gezeichnete Sängerin  entsprach  vollkommen  den  hochge- 
stellten Erwartungen,  und  ihr  Gastspiel  reiht  sich  den  schö- 
nen Erinnerungen  vergangener  Zeit  ehrenvoll  an. 

Am  6-  Juli  Gastrollen  des  Herrn  und  der  Mad. Ficht- 
ner, vom  k.  k.  Burgtheater  in  Wien. 

Am  16*6"  Herr  Quanter:  Ludwig  XL,  als  Gast. 

Am  248*6«  Herr  Ernst:  Rodrigo,  als  Gast. 

Am  298*6"  Herr  Rochsa,  erster  Harfenist  der  Königin 
von  England,  trug  drei  seiner  Compositionen  für  die  Harfe, 
nach  der  von  ihm  erfundenen  neuen  Manier,  nebst  den 
Basses  mötalliques  vor.    Mad.  Bishop  sang  einige  Arien. 

15 


226 


Am  31"^*^"  zum  ersten  Male:  „Die  Gönnerschaften,*' 
Lustspiel  von  Dr.  ROnier. 

Am  3.  August  Mad.  Sophia  Schröder:  Isabeila,  als 
Gast. 

Am  7»«"  Mad.  Com  et:  Romeo,  als  Gast. 

Am  10*«"  Herr  Peilegrini:  Don  Juan,  als  Gast. 

Am  16*«"  Herr  und  Mad.  Com  et,  als  Gäste. 

Am  22"*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Naturmensch,"  Lust- 
spiel von  Gerle  und  Hörn. 

Am  26«*«»  Mad.  Stöckel-Heinefetter:  Norma,  als 
Gast. 

Am  27«*«"  zum  ersten  Male:  „Eugen  Aram,"  Drama  von 
Rellstab. 

Am  2.  Septbr.  Gastdarstellung  des  Balleltänzers,  Herrn 
Stöckel. 

Am  8*«"  Herr  Köhler:  Tamino  und  Mad.  Pallesen: 
Königin  der  Nacht,  als  Gäste. 

Am  9*«"  Herr  Kunst:  Wallenstein,  als  Gast. 

Am  10*«"  Herr  Prawit:  erster  Bassist  vom  Theater  zu 
Breslau,  als  Gast. 

Am  19*«"  Herr  Kiel:  Nadori,  als  Gast. 

Am  23«*«"  Herr  Meaubert  gastirte  in  einigen  Rollen, 
erweckte  aber  nicht  die  Theilnahme  wie  in  frühern  Jahren. 

Am  25«*«"  Gastdarslellung  der  Mad.  Hysel. 

Am  27«*«"  Herr  Raeder,  vom  Theater  zu  Breslau:  den 
Jüngern  Wildenberg,  als  Gast. 

Der  junge  talentvolle  Schauspieler  ward  nach  beifälli- 
gem Gastspiel  sofort  engagirt  und  gewann  sich  die  Liebe 
des  Publicums  in  hohem  Grade.  So  angenehm  sein  Ver- 
hältniss  auch  hier  war,  so  trieb  doch  die  Sehnsucht  nach 
seinem  lieben  Schlesien  ihn  wieder  fort  von  hier,  er  ahnte 


227 


nicht,  dass  es  seine  letzte  Reise  sein  würde.  Nachdem  er 
kurze  Zeit  sein  neues  Engagement  in  Breslau  angetreten, 
ereilte  ihn  eine  Krankheit,  die  seinem  Leben  ein  Ende 
machte.  Der  Verewigte  hinterlässt  zahlreiche  Freunde  und 
Verehrer,  die  mit  V^ehmuth  an  den  zu  früh  Dahingeschie- 
denen zurück  denken. 

Am  7.  Octbr.  zum  ersten  Male:  „Der  Pflegevater," 
Schauspiel  von  Amalia,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  10*®°  Concerl  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  Rief- 
stahl. 

Am  ll^en  Gastvorstellung  des  Tenoristen,  Herrn  Man- 
tius,  vom  k.  Theater  zu  Berlin. 

Am  29^*«»  Concert  der  Herren  Heinrich  und  Her- 
mann Wolff. 

Am  Sl^te»  Gastvorstellung  der  Dem.  Koopmann.    > 

Am  4.  Novbr.  zum  ersten  Male: „Belisar,"  Oper  von 
Donizetti. 

Am  Qten  zum  ersten  Male:  „Der  Staatsminister,"  Lust- 
spiel von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Am  14*«»  Dem.  Weiss bach:  Griseldis,  als  GasL 

Am  16*6"  Concert  des  Violin-Virtuosen,  Herrn  Ernst. 

Am  IS*«"*  trat  der  beliebte  Komiker  Plock  sein  En- 
gagement an. 

Am  238*«"  zum  ersten  Male:  „Richard  Savage,"  Trauer- 
spiel von  Karl  Gutzkow. 

Der  talentvolle  Verfasser  hat  einen  glücklichen  Wurf 
mit  diesem  Stück  gemacht,  indem  es  fast  überall  mit  Bei- 
fall aufgeführt  worden.  Besonders  zeichnet  sich  die  edle 
bilderreiche  Sprache  darin  aus,  und  wenn  das  Ganze  büh- 
nenkundiger scenirt  wäre,  hätte  Gutzkow  etwas  Vollen- 
detes geliefert.    Ein  Hauptfehler  fast  aller  neuern  drama- 

15* 


228 


malischen  Schriflsleller  ist,  dass  sie  zu  wenig  mit  der  Bühne 
vertraut  sind  und  dadurch  manches  an  sich  schöne  Stück 
selbst  dem  Untergang  zuführen. 

Am  29«*®"  zum  ersten  Male:  „Czar  und  Zimmermann," 
Oper  von  Lortzing. 

Am  8.  Decbr.  Dem.  Ch.  Wilkens:  Annchen,  als 
ersten  theatralischen  Versuch. 

Am  12*c°  zum  ersten  Male:  „Frauenehre,"  Drama  von 
Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Am  3l8t«n  2um  ersten  Male:  „Die  gelbe  Rose,"  Posse 
von  B.  A.  Herr  mann  und  „Hahn  und  Hector,"  Lustspiel 
von  Raupach. 

Zweites  Theater. 

Schauplatz:  in  der  Steinstrasse. 

Am  31.  Januar:  Mad.  Bost:  Adele,  als  Gast. 

Am  4.  Februar:  Concert  des  Professors  Luigi  Leg- 
nani. 

Am  18*«"  Concert  des  Violin- Virtuosen,  Herrn  Pros- 
per  Saiton  aus  Paris. 

Am  7.  April  Herr  Carl  Rottmeyer:  Werther,  als 
Gast. 

Am  10*«"  Concert  für  die  Flöte,  geblasen  vom  Herrn 
Otto  Kressner. 

Vom  Mai  bis  October  spielt  die  Gesellschaft  auf  dem 
freundlichen  Tivoli-Tlieater,  vor  dem  Steinthore. 

Am  3.  Octbr.  Mad.  Köhler:  Rataplan,  als  Debüt. 

Am  24«*«"  erste  Gastvorstellung  des  renommirten  Ko- 
mikers, Herrn  L.  A.  Wohl  brück. 

Am  11.  Novbr.  erste  Vorstellung  der  Gesellschaft  des 
Herrn  Pietro  Bono. 


I 


229 


Theater  der  Vorstadt  St.  Georg, 

unter  Direction  des  Herrn  Steffen. 
Die  Gastdarstellungen  des  Literaten,  Herrn  Ludolph 
Schleier,  drängen  in  dieser  Saison  alle  übrigen  Produc- 
tionen  dieser  beliebten  kleinen  Bühne  in  den  Hintergrund. 
Das  hamburger  Publikum  strömt  in  Massen  hinaus,  um 
diesen  Helden  zu  bewundern.  Die  erste  Rolle  des  Herrn 
Schleier  war  der  Said  in  „Herr  und  Sclave,"  von  Zed- 
litz  und  die  letzte  der  Guido  in  Raupach's  „Corona  von 
Saluzzo."  Die  Direktion  stand  sich  am  besten  bei  diesem 
Geniestreich  des  sonst  so  vielseitig  gebildeten,  jetzt  ver- 
ewigten jungen  Mannes. 

Theater  der  Vorstadt  St.  Pauli. 

In  dieser  Vorstadt  bestehen  drei  Bühnen:   das  Theater 

bei  Herrn  Menk,  das  Elisium-Theater,  unter  Direktion  des 

Herrn  Hoch  und  das  Flammonia-Theater,  unter  Direktion 

des  Herrn  Allers. 

%M.lt  ona» 

Hier  hatte  Herr  Müller  Thaliens  Tempel  eröffnet  und 
machte  mit  einer  guten  Gesellschaft  kurze  Zeit  leidliche 
Geschäfte.  Dieser  Direktor,  unter  dem  Namen:  Franzosen- 
Müller,  bekannt,  ist  bei  den  verschiedenartigsten  Unterneh- 
mungen fast  immer  vom  Glück  begünstigt  gewesen  und  hätte 
auch  hier  gewiss  auf  längere  Zeit  jeder  Concurrenz  Trotz 
geboten,  wenn  nicht  ein  angeborner  leichter  Sinn  ihm  hem- 
mend in  den  Weg  getreten  wäre.  Der  Direktor  und  dessen 
Gattin,  eine  sehr  brave  Schauspielerin,  Herr  Christian 
Müller  und  Frau,  ruhmvoll  bekannt,  u.  A.  m.  bildeten  ein 
Ensemble,  wie  es  nur  bessere  Bühnen  aufzuweisen  haben, 
und  dennoch  scheiterte  diese  Entreprise,  nachdem  sie  kaum 
begonnen. 


230 


1$40 

am  18.  Januar  zum  ersten  Male:  „Johann  von  Braganza," 
Drama  von  Bahr  dt. 

Am  218*«'"  zum  ersten  Male:  „Der  Vampyr,"  Oper  von 
M  a  r  s  c  h  n  e  r. 

Am  258**^»  zum  ersten  Male:  „Noch  ist  es  Zeit,"  Schau- 
spiel von  A.  P. 

Am  30«^«"  Herr  Schreiber:  Johann  von  Paris,  als 
Gast. 

Am  31«*«"  zum  ersten  Male :  „Tasso's  Tod,"  Trauerspiel 
von  Raup  ach. 

Am  1.  Februar  Dem.  Julie  Herrmann:  Grelchen, 
als  ersten  theatralischen  Versuch. 

Am  3^«n  zum  ersten  Male:  „Die  Sclavin,'*  Drama  von 
B.  A.  Herrmann. 

Am  11**^"  Concert  der  Ciavier- Virtuosin,  Clara  Wieck. 

Am  14*^"  zum  ersten  Male:  „Shakspeare  in  der  Hei- 
math," Schauspiel  von  Holtey. 

Am  22«**^"  zum  ersten  Male:  „V^^erner,"  Schauspiel 
von  Karl  Gutzkow. 

Am  26«te"  Mad.  Fischer- Achten:  Donna  Anna,  als 
Gast. 

Am  11.  März  zum  ersten  Male:  „Julius  Cäsar,"  Tra- 
gödie von  Shakspeare. 

Am  14*«»»  Herr  Raeder:  van  Bett,  als  Gast. 

Am  28«*«"  Dem.  Therese  Elssler,  erste  Tänzerin 
vom  königl.  Theater  zu  Paris:  Zolo^,  als  Gast. 

Am  29«*«"  Herr  Josl:  Ludwig  XL,  als  GasL 

Am  11.  April  sang  Herr  Binder  einige  Arien  in  den 
Zwischenakten. 

Am  19*«"  Herr  Tichatscheck:  Raoul,  als  GasL 


231 


Am  20«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  verhängnissvolle 
Wette,"  Drama  von  Holbein. 

Am  2l8te>i  Dem.  Bauer:  Donna  Diana,  als  Gast. 

Am  27«*e»  Fräulein  v.  Baja:  Isabelle,  als  Gast. 

Am  29«*«°  Herr  Leithner:  Jäger  im  „Nachtlager," 
als  Gast. 

Am  8.  Mai  erste  Vorstellung  der  Dem.  Dolores 
Serval  und  des  Herrn  Campruvi,  erste  Tänzer  des 
königl.  Theaters  zu  Madrid. 

Am  11*«»    Herr  Seh  unk:  Elwin,  als  Gast. 

Am  2.  Juni  erste  Vorstellung  der  italienschen  Opern- 
Gesellschaft  unter  Direktion  des  Herrn  Marelli  aus  Mailand. 

Personaggi:  Sr.  Giuseppe  Paltrinieri^  Sigra.  Adelaide  Mazzo^ 
Sigr.  Luigi  De  Bezzi^  Sigr.  Gabriele  Bozzi^  Sigr.  Gaudenzio 
Tasca^  Sigra.  De  Bezzi. 

Am  3*«'»  zum  ersten  Male:  „Der  Majoratserbe,"  Lust- 
spiel von  Amalia,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  12*en  Mad.  v.  Hasselt-Barth:  Giulietta,  als 
Gast. 

Am  15*en  Concert  der  40  Bergsänger  aus  den  Ober- 
Pyrenäen. 

Am  18*«°  erste  Gastrolle  des  Herrn  Kettel  vom  Hof- 
theater zu  Braunschweig. 

Am  21«*«"  Gastrolle  der  Dem.  Schulz. 

Am  26«*«°  zum  ersten  Male:  „Marie  Louise  von  Orleans," 
Schauspiel  von  H.  v.  Zahlhas.  In  den  Zwischenakten 
Guitarre-Vorträge  von  Herrn  F.  Stoll. 

Am  6.  Juli  Gastdarstellung  der  Tänzer  Herrn  G as pa- 
ri ni  und  Dem.  Polin. 

Am  14*«°  Signor  Roppa:  Alamir,  als  Gast  bei  der 
italienischen  Oper. 


232 


Am  18*^"  zum  ersten  Male:  „Geheime  Leidenschaft," 
Drama  von  C.  Lebrün. 

Am  19*«»  unter  Leitung  des  Herrn  Kapellmeister 
Dr.  Spohr,  „Jessonda."    Herr  Beyer:  Nadori,  als  Debüt. 

Am  22«*«^"  Herr  Stoll:  Eleazar,  als  Gast. 

Am  23«*cn  2um  ersten  Male:  „Schwärmerei  nach  der 
Mode,"  Schauspiel  von  Blum. 

Am  248*«'»  Dem.  Stahl:  Annchen,  als  Gast. 

Am  31«*«"  Herr  Grunert:  Nathan,  als  Gast. 

Am  17.  August  zum  ersten  Male:  „Die  beiden  jungen 
Frauen,^*  Drama  von  Forst  und  Leulner. 

Am  19*«"   Gastrolle  der  Dem.  Schmidt. 

Am  3.  September  Dem.  Virginie:  Bajadere  Zolo^, 
als  Debüt. 

Am  4*«"  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler-Gesellschaft vom  königl.  Theater  zu  Berlin. 

Am  5*«"  Dem.  Fischer:  Gretchen,  als  Debüt. 

Am  8*«"  zum  ersten  Male:  „Frauen werlh,"  Drama  von 
Lenz. 

Am  14*«"  Dem.  Fritze:  Annchen,  als  Gast. 

Am  18*«°  zum  ersten  Male:  „Königin  für  einen  Tag," 
Oper  von  Adam. 

Am  7.  October  zum  ersten  Male:  „Der  Fabrikant," 
Schauspiel  von  Eduard  Devrient. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Flucht  nach  der 
Schweiz,"  Operette  von  F.  Kücken. 

Am  13*«"  Concert  des  Violin- Virtuosen  Herrn  G.  Kie- 
nin ger  aus  Wien. 

Am  22«*«"  Gesangvorträge  des  Herrn  de  Bezzi. 


233 


Am  S?«*«»  zum  ersten  Male:  „Das  circassische  Paar," 
Tragödie  von  —  Die  Lieder  des  Zigeunerknaben,  compo- 
nirt  vom  Kapellmeister  Krebs. 

Am  10.  November  Concert  des  Herrn  F.  Liszt. 

Am  12*«"  Dem.  Schlegel:  Ginevra,  als  Gast. 

Am  19*^»*  sang  Herr  de  Bezzi  den  Nemorino  in 
deutscher  Sprache. 

Am  238*e»  zum  ersten  Male:  „Der  reiche  Mann,"  Lust- 
spiel von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  1.  December  zum  ersten  Male:  „Judith,"  Tragödie 
von  HebbeL 

Am  8*«"  Herr  Hendrichs:  Don  Carlos,  als  Gast. 

Am  W«"*  zum  ersten  Male:  „Der  Heiraths-Antrag  auf 
Helgoland,"  Lustspiel  von  Schneider. 

Am  17*en  Fünf  Compositionen  des  Becker'schen  Rhein- 
liedes: „Sie  sollen  ihn  nicht  haben"  etc.,  von  den  Herren 
Grund,  Gross,  Krebs,  Marxsen  und  H.  Schäffer, 
wurden  von  dem  gesammten  Sängerpersonale  vorgetragen. 

Am  208*«'*  zum  ersten  Male:  „Scheiben-Toni,"  Schau- 
spiel von  Ch.  Birch-Peiffer. 

Am  29«*en  erste  Gastrolle  des  Herrn  W.  Kunst. 

Zweites  Theater. 

Am  1.  Januar  „Neujahrswünsche,"  Festspiel  von  H. 
Volgemann. 

Am  308*«"  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  F.  Eng  eh 

Am  28.  März  Herr  Gödemann:  Heimann  Levy,  als 
Gast. 

Am  19.  April  Herr  Haarbleicher  und  Dem.  Schmidt, 
als  Gäste. 


231 


Tivoli -Theater. 

Hier  finden  vom  1.  Mai  bis  30.  September  die  Sommer- 
Vorstellungen  im  Freien  statt,  unter  Direktion  der  Herren 
Ch.  Maurice  &  Comp.,  und  von  der  Gesellschaft  des 
Zweiten  Theaters. 

Fernere  Gäste  waren:  Dem.  Laddey,  Herr  Kurt, 
Herr  C.  Schütze,  Dem.  Bissler,  Dem.  Blumenthal, 
Herr  Busch,  Herr  Schmidt  und  Dem.  Richetti. 

Am  28.  November  zum  ersten  Male:  „Der  fliegende 
Holländer,"  Zauberposse  von  Dr.  Wollheim,  welche  be- 
deutende Sensation  erregte  und  noch  gegenwärtig  ein  Cassen- 
stück  der  Thalia-Bühne  ist. 

1S41. 

Am  7.  Januar  zum  ersten  Male:  „Tempora  mutantur," 
Lustspiel  von  Blum. 

Am  15^^»    Dem.  Schlegel:  Pamina,  als  Debüt. 

Am  2l8ten  2üm  ersten  Male:  „Patkul,"  Trauerspiel  von 
Karl  Gutzkow. 

Am  228*««»  erste  Vorstellung  der  Araber  aus  der  Wüste 
Sahara. 

Am  1.  Februar  zum  ersten  Male:  „Die  Märtyrer,"  Oper 
von  Donizetti. 

Am  9*en  2uni  ersten  Male:  „Der  Sohn  der  Wellen," 
Schauspiel  von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Am  25«**="  zum  ersten  Male:  „Die  Sclavin  in  goldnen 
Ketten,"  Drama  von  Dr.  G.  N.  Bär  mann. 

Am  2.  März  zum  ersten  Male :  „Der  Mulatte,"  Lustspiel 
von  Hell. 

Am  6*«^"  Herr  Wärlitz:  Almaviva,  als  Gast. 

Am  16*6"  Dem.  Widtun:  Agathe,  als  Gast. 


235 


Am  17*^°  zum  ersten  Male:  „Das  Glas  Wasser,"  Lust- 
spiel nach  Scribe,  von  Cosmar. 

Am  1.  April  begann  die  neue  Direktion  der  Herren 
Müliling  und  Cornet.  Letzterer  als  ausgezeichneter 
Sänger  und  Opern -Regisseur,  seit  Jahren  berühmt,  ergriff 
mit  Energie  und  glühender  Liebe  zur  Kunst  das  ihm  an- 
vertrauete  schwierige  Amt.  Leider  krönte  der  Erfolg  nicht 
seine  Bemühungen;  denn  nach  rastlosem  Streben  ist  jetzt  der 
Direktions -Scepter  seiner  Hand  entwunden  und  seine  Hoff- 
nung, das  Sehr  öder 'sehe  Institut  der  alten  Glanzperiode 
wieder  zuzuführen,  scheitert  an  Machinationen,  über  die  wir 
uns  später  deutlicher  aussprechen  werden. 

Am  3*^»  zum  ersten  Male:  „Wer  die  Liebe  hat,  führt 
die  Braut  heim,"  Lustspiel  von  Braun  au. 

Am  12*^"  Herr  Mantius:  George  Brown,  als  Gast. 

Am  13*^"  starb  der  Direktor  des  Stadtlheaters,  Herr 
Friedrich  Ludwig  Schmidt,  geboren  am  5.  August 
1772  in  Hannover.  Dem  verewigten  Meister  zu  Ehren  folgt 
hier  eine  kurze  Biographie,  welche  ich  dem  Wolff- 
schen  Almanach  entlehnt.  Nachdem  Schmidt  seiner  Nei- 
gung für  die  Bühne  durch  öftere  Theilnahme  an  Privat- 
schauspielen Folge  geleistet,  widmete  er  sich  ganz  der 
Kunst  und  betrat  in  Braunschweig  unter  Tilly's  Direktion, 
am  22.  Januar  1792,  als  Fedor  Ossakof  in  Babo's  „Stre- 
litzen"  zum  ersten  Male  öffentlich  die  Bühne.  Demnach 
war  Schmidt  fast  50  Jahre  lang  ausübender  Künstler. 

Nach  Costenoble's  Aussage  Qm  einem  Bruchstücke 
seiner  Biographie,  im  dritten  Bande  der  Lewald'schen 
Theaterrevue),  waren  Schmidt's  erste  Versuche  auf  der 
Tilly 'sehen  Bühne  von  keinem  günstigen  Erfolge  begleitet, 
und  mancher  „Unstern"  begleitete  ihn.  —    Er  verliess  bald 


236 


die  Tilly 'sehe  Truppe  und  ging  zu  Döbbelin  über,  der, 
eines  Helden  entbehrend,  ihm  den  „Abäliino"  in  dem  be- 
kannten Zschokke'schen  Schauspiele  anvertraute,  welche 
Rolle  seinen  künftigen  Ruf  begründete.  In  dieser  Zeit 
spielte  er  nicht  nur  in  Potsdam,  wo  die  Döbbelin'sche 
Gesellschaft  Vorstellungen  gab,  sondern  es  wurde  ihm  auch 
im  Jahre  1796  die  Vergünstigung  zu  Theil,  in  Berlin  zwei 
Mal  auftreten  zu  dürfen.  Am  15.  Februar  1796  gab  er 
auf  dem  königl.  National -Theater  den  van  der  Husen  in: 
„Armuth  und  Edelsinn,"  von  Kotz  ebne,  und  am  17.  den 
Anton  in  Iffland's  Schauspiel:  „Die  Jäger,"  als  Gast. 
Beide  Rollen  spielte  er  mit  Beifall,  doch  die  letztere  mit 
massigerem,  als  die  erstere. 

Unter  Iffland's  Direktion,  im  Jahre  1802,  spielte  er 
abermals  in  Berlin  den  Rath  Wallmann  in :  „Die  Aussteuer;" 
ob  Schmidt  in  dieser  Zeit  mehrere  Rollen  auf  der  Ber- 
liner Bühne  gab,  darüber  fehlen  die  näheren  Nachrichten. 
In  diese  Zeit  fällt  auch  sein,  von  ihm  selbst  in  seinen 
dramaturgischen  Berichten,  S.  196  höchst  anziehend  mitge- 
Iheilter  Besuch  bei  Engel. 

Neben  der  Leistung  des  Abällino  hatte  Schmidt  sich 
durch  einige  „halbgelungene"  theatralische  Schriften  eine 
Art  Ruf  begründet,  und  so  wurde  ihm  denn  das  Amt  eines 
Regisseurs  an  der  Bühne  zu  Magdeburg  anvertraut. 

In  dieser  Stellung  erwarb  er  sich  das  grosse  Verdienst, 
Lessing's  „Nathan"  zuerst  auf  die  deutsche  Bühne  zu 
bringen. 

Man  hatte  bisher  allgemein  an  der  Ausführbarkeit  die- 
ses Unternehmens  gezweifelt,  und  selbst  Schröder  hatte 
es  zur  Zeit  seiner  Bühnenführung  nicht  für  möglich  gehal- 


I 


237 


ten,  wiewohl  er  selbst  vielleicht  der  trefflichste  Repräsentant 
des  Nathan  gewesen  wäre,  und  in  späteren  Jahren  lebhaft 
bedauerte,  dass  er  die  Rolle  nicht  habe  spielen  können. 

Am  27.  August  1801  erschien  auf  der  Magdeburger 
Bühne,  unter  Schmidt 's  Regie,  der  selbst  den  Nathan 
spielte,  das  Stück  zum  ersten  Male  vor  dem  deutschen 
Publikum.  In  Berlin  ward  es  erst  am  10.  Februar  1802 
durch  Iffland  zur  Darstellung  gebracht.  Hören  wir 
Schmidt  selbst  über  diese  Epoche  seines  künstlerischen 
Lebens  und  Wirkens  in  seinen  dramaturgischen  Berichten, 
Seite  177.  —  „Auch  Lessing's  „Philotas,"  „der  Schatz" 
und  „Die  Juden"  wurden  um  jene  Zeit  von  mir  auf  die 
Bühne  Magdeburg's  gebracht,  dessen  kunstsinnige  Bewohner 
sie  mit  hohem  Interesse  aufnahmen,  und  die  sich,  nament- 
lich in  der  Epoche  von  1796  bis  1806,  als  ächte  Mäcenaten 
ihres  Theaters  bewährten.  Mir  ward  es  eine  lehrreiche 
Schule.  Zwar  standen  mir  nur  beschränkte  Mittel  zu  Ge- 
bote; aber  den  kleinen  künstlerischen  Verein  beseelte  all- 
seitig der  feurigste  Wille  für  seinen  Beruf.  Mehrere  Mit- 
glieder desselben  haben  ihn  auch  in  Hamburg  bewährt."  — 
Sonach  rechtfertigt  sich  auch  Costenoble's  Ausspruch 
über  diese  Epoche  in  Schmidt' s  Bühnenleben  vollkommen, 
wenn  er  sagt:  „Wenn  die  hochmögenden  Herren  dieses  Mal 
nicht  einen  Schuss  in's  Blaue  thaten,  so  konnte  man  füg- 
lich sagen,  dass  blinde  Hühner  ein  Korn  gefunden  hatten 
u.  s.  w."  —  Genug,  der  Wurf  gelang.  Schmidt  war  ein 
guter  und  wurde  später  ein  trefflicher  Bühnenvorsteher. 
Es  war  dies  im  Jahre  1796,  als  Costenoble  unsern 
Schmidt  als  Regisseur  in  Magdeburg  traf,  mithin  war 
ihm  also ,  als  noch  sehr  Jungem  Manne,  dieses  sehr  schwie- 
rige Amt  anvertraut. 


238 


Coslenoble's  Urlheil  ist  um  so  werlhvoller,  da  er 
selbst  ein  umsichtiger,  tüchtiger  Künstler,  und  sonst  eben 
nie  Schmidt's  Lobredner  war;  denn  eine  gewisse  unbe- 
hagliche Verstimmung  hat  jahrelang  unter  beiden  Kunstge- 
nossen obgewaltet  und  erst  im  letzten  Lebensjahre  Coste- 
noble's  ward  sie  ganz  beseitigt. 

Im  Jahre  1806  kam  Schmidt  von  Magdeburg  nach 
Hamburg  und  betrat  am  22.  April  als  Baron  Qualm  in 
Kotzebue's  zuerst  gegebenem  Lustspiel:  „Blinde  Liebe," 
und  in  einem  von  ihm  selbst  nach  dem  Französischen  be- 
arbeiteten, einactigen  Lustspiel:  „Nur  er  will  sprechen," 
als  Hurlering  zuerst  die  Bühne.  Er  ward  mit  lautem  Bei- 
fall hervorgerufen  und  dankte  im  Sinne  des  kleinen  Nach 
Spiels  mit  den  Worten:  „Nun  schweige  Mund  und  rede 
Herz:  Dank!"  Seine  folgenden  Debüts  waren:  Franz  Moor 
in:  „Die  Räuber"  und  Baron  Rückenmark  in  Kotzebue's 
„Organe  des  Gehirns."  —  Grosse  Gewandtheit,  Sicherheit 
und  eine  scharfe  Charakteristik  in  den  verschiedensten 
Fächern  des  bürgerlichen  Drama's,  des  höhern  Lustspiels 
und  auch  der  derben  Posse  zeichneten  ihn  besonders  aus 
und  erhoben  ihn  bald  zu  den  vorzüglichsteu  Mitgliedern 
des  Hamburger  Theaters.  Als  im  Jahre  1811  Schröder 
die  Direktion  des  Stadttheaters  wieder  übernahm,  übertrug 
er  Schmidt  die  Gesammt-Inspektion  der  Garderobe.  Das 
Jahr  darauf  legte  Schröder  die  Direktion  in  Herzfeld's 
Hände  und  empfahl  Diesem  Schmidt  zum  Regisseur,  welche 
Stellung  ihm  auch  zunächst  zu  Theil  wurde,  bis  im  Jahre 
1815  (am  1.  April)  Schröder  ihn  zum  Mildirektor  des 
Stadttheaters  neben  Herz  fei  d  ernannte.  Auf  dieser  Stelle, 
dem  eigentlichen  Felde  seines  Wirkens,  entwickelte  er  bald, 
bei  grosser  Bühnenkunde,  eine  rastlose  Thätigkeil  und  einen 


239 


höchst  gebildeten  Geschmack  und  bereicherte  das  Repertoire 
fortwährend  mit  den  vorzüglichsten  Erzeugnissen,  sowohl 
der  älteren  als  der  neuesten,  dramatischen  Literatur;  dabei 
verstand  er  es  trefflich.  Alles  zu  verjüngen  und  Neueres, 
wo  es  ihm  fehlte,  bühnengerecht  zu  gestalten. 

Diesen  grossen  Verdiensten  schlössen  sich  seine  Lehren 
als  Dramaturg  an,  die  vielen  Jüngern  reichlich  zu  statten 
kamen,  wenn  sie  ihn  verstanden  und  sich  mit  ihm  auf  gleiche 
Höhe  zu  heben  vermochten  —  oder,  richtiger  gesagt,  wenn 
sie  Geist  oder  Verstand  genug  besassen,  seine  haarscharfen 
und  bestimmt  ausgeprägten  künstlerischen  Intentionen  von 
seiner  Individualität  zu  trennen,  und  nur  jene  in  sich  auf- 
zunehmen und  zu  verarbeiten,  diese  aber  strenge  davon  zu 
sondern  und  zu  sichten. 

Durch  seinen  jugendlichen  Feuereifer,  der  ihn  selbst 
im  späten  Alter  nicht  verliess,  und  der  die  genährteste 
Indolenz  aus  ihren  Fugen  trieb,  wirkte  er  vor  Allem  mächtig 
auf  die  Rundung  und  das  Ineinandergreifen  der  Vorstellungen. 

In  das  Detail  seiner  einzelnen  Darstellungen  zu  gehen, 
zu  denen  viele  gehören,  denen  das  oft  gemissbrauchte  Prä- 
dikat „unerreicht"  gebührt,  fehlt  leider  hier  der  Raum. 
Es  ist  ihnen  stets  die  gerechteste  Würdigung  von  befugten 
Beurtheilern  geworden. 

Im  Mai  des  Jahres  1829  unternahm  der  damals  schon 
57jährige  Künstler  eine  Reise  nach  Wien,  und  gab  auf  dem 
k.  k.  Hofburgtheater  eine  Reihe  von  Gastdarstellungen,  in 
denen  er  sämmtlich  den  wohlverdienten  Beifall  des  kunst- 
sinnigen Publikums  der  Kaiserstadt  sich  erwarb.  Nament- 
lich geschah  dies  in  der  Rolle  des  alten  Junggesellen,  in 
dem  gleichnamigen  Stlicke  Schröder's,  die  er  auf  Be- 
gehren sogar  wiederholen  musste.     Aus  jener  Zeit  besitzen 


240 


wir  ein  treffliches,  überaus  ähnliches  Portrait  (in  Stein- 
druck), von  Kniehuber  nach  dem  Leben  gezeichnet,  das 
die  Züge  des  Entschlafenen  allen  seinen  Freunden  und  Ver- 
ehrern in  sprechender  Lebendigkeit  wiedergiebt.  Gewiss 
ein  schönes  und  werthes  Andenken  für  viele  seiner  Kunst- 
genossen. 

Als  im  October  1826  Herzfeld  starb,  trat  mit  dem 
1.  April  1827  LebrUn  als  Mitdireklor  an  dessen  Stelle, 
und  als  nach  10  Jahren  auch  Dieser  ausschied,  übernahm 
Mühling  die  Mitdirektion  des  Hamburger  Theaters  neben 
Schmidt.  Am  5.  April  1840  feierte  Schmidt  das  fünf 
und  zwanzigjährige  Jubiläum  seiner  Bühnenführung  in  Hani- 
burg.  Schmidt  blieb  noch  thätig  und  mitwirkend  bis 
zum  März  dieses  Jahres,  wo  er  denn  in  drei  seiner  Meister- 
rollen, als  ßaron  in:  „Die  Lästerschule,"  Hofrath  Wacker 
in:  „Das  Portrait  der  Mutter,"  und  in  seinem  bis  jetzt  noch 
unerreichten  Dorfrichter  Adam  in  Kl  eist's  „zerbrochenem 
Krug"  Abschied  von  seinem  geliebten  Hamburger  Publikum 
nahm,  dem  er  durch  35  Jahre  in  treuer  aufopfernder  An- 
hänglichkeit gelebt  hatte. 

Nur  wenige  Tage  nach  diesen  letzten,  freudigen  Er- 
schütterungen schied  er  von  hinnen.  Ein  Lungenschlag 
endete  sein  Leben  in  der  Frühstunde  des  13.  April.  Seine 
sämmtlichen  Schriften  sind  in  der  Bibliothek  der  schönen 
Wissenschaften  von  Enslin,  Berlin  bei  Enslin,  Seite  368, 
nachzulesen. 

Schmidt  bekundete  nicht  nur  als  Künstler  und  Ge- 
schäftsmann, sondern  auch  in  allen  übrigen  Lebensverhält- 
nissen den  feingebildeten  und  kenntnissreichen  Mann.  Sein 
Witz  hatte  epigrammatische  Schärfe;  seine  literarisch-kriti- 
schen Arbeiten  sind  nur  für  seine  Kunstgenossen  von  blei- 


I 


241 


bendem  Werthe  und  seine  dramatischen  Werke  sind  Eigen- 
llium  aller  namhaften  Bühnen  geworden.  Die  vielseitige 
Bildung,  die  er  sich  angeeignet  und  die  nicht  gewohnlichen 
Kenntnisse,  die  er  auch  in  manchen  andern,  nicht  streng 
zu  seinem  Berufe  gehörenden  Wissenschaften  besass,  ver- 
dienen eine  um  so  höhere  Achtung,  da  sie  nicht  das  Re- 
sultat früher  genossener,  ausgezeichneter  Schulbildung  waren, 
sondern  erst  später  durch  den  regsten  Eifer  und  unermüd- 
lichsten Fleiss  erworben  wurden. 

Was  Schmidt  seiner  Familie  und  seinen  Freunden 
war,  zu  erörtern,  liegt  ausser  dem  Zweck  dieser  biogra- 
phischen Umrisse;  jedoch,  indem  wir  mit  den  vom  Kunst- 
veteranen Schäfer  so  herzlich  und  ergreifend  am 31.  März 
gesprochenen  Worten:  „Ich  habe  Sie  einst  kommen  sehen 
und  sehe  Sie  jetzt  scheiden!"  schliessen,  können  wir  nicht 
umhin,  dem  Entschlafenen  das  Zeugniss  noch  mit  in's  Grab 
zu  geben,  dass  er  sich  stets  als  Mensch,  im  schönsten  Sinne 
des  Wortes,  bewährt  hat. 

Der  wohlverdiente  Lorbeerkranz,  der  am  letzten  Abend 
seines  Wirkens  den  greisen  Künstler  zierte,  schmückte  sei- 
nen Sarg  und  sank  mit  ihm  in  die  Gruft.  Sein  Name  lebt 
aber  fort,  nicht  allein  in  Hamburg's  Kunstgeschichte,  son- 
dern er  bleibt  in  der  gesammten  deutschen  Bühnenkunst 
in  ehrendem  Andenken  für  alle  Zeiten. 


Am  13.  April  Herr  Busch  (Kiekebusch):  Lustig, 
als  Gast. 

Am  18*en  Matrosentanz,  ausgeführt  von  Herrn  Benoni, 
den  Damen  Behrens,  Rott  und  dem  Balletcorps. 

Am  21«tei»  zum  ersten  Male:  „Pantoffel  und  Degen," 
Lustspiel  von  Holbein.  —  Dem.  Rubenow,  als  Gast. 

]6 


242 


Am  3.  Mai  Gedächtniss- Feier  für  den  verewigten  Di- 
r€;J<lor  F.  L.  Schmidt. 

Am  5*«"  Mad.  Fischer-Achten,  Herr  Poekh  und 
Herr  Schmezer,  als  Gäste. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Viola,"  Lustspiel  von 
Deinhardstein. 

Am  14^«"  Herr  Hagen:  Tamino,  als  Gast. 

Am  15*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Verläumdung,"  Lust- 
spiel von  B.  A.  Herr  mann. 

Am  24**«"  zum  ersten  Male:  „Der  Aufruhr  im  Serail," 
Zauberposse  von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  26«*«"  Herr  Sc  bloss:  Almaviva,  als  GasL 

Am  3.  Juni  zum  ersten  Male:  „Die  beiden  Aerzte," 
Lustspiel  von  ßaumann. 

Am  15*«"  Dem.  Li  IIa  Löwe:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  17*«"  zum  ersten  Male:  „Jarvis, "  Schauspiel  von 
HelL 

Am  21«*«"  Dem.  J.  Herrmann:  Pfeffer-Rösel,  als  GasL 

Am  29«*«"  gaben  die  Schauspieler  und  Sänger  vom 
Theater  Rennaissance  in  Paris,  unter  Direktion  der  Herren 
Levasseur  und  Minard,  bei  ihrer  Durchreise  eine  Gast- 
Vorstellung. 

Am  3.  Juli  zum  ersten  Male:  „Das  Geheimniss  des 
grauen  Hauses,"  Lustspiel  von  Nestroy.  Herr  Neslroy: 
Blasius,  als  Gast. 

Am  4*«"  Mad.  Schröder-Devrienl:Norma,  als  GasL 

Am  5*«"  zum  ersten  Male :  „Der  Talisman,"  Posse  von 
Nestroy. 

Am  10*«"  Herr  Anschütz:  Don  Juan,  als  Gast. 

Am  12*«"   sang  Mad.  Duflol-Maillard  einige  Arien. 

Am  22«*«"  Herr  Fenske:  August,  als  GasL 


243 


Am  23«»«"  Herr  Hesse:  van  Bett  und  Mad.  Fritze: 
Witlwe  Brown,  als  Gäste. 

Am  24«ten  Epste  Gastdarstellung  der  königl.  Solo-Tän- 
zer vom  Hoftheater  zu  Berlin.  Herr  und  Mad.  Taglioni, 
Dem.  Galster  und  Herr  S  tu  Im  aller. 

Am  29«*«»  Concert  des  Herrn  Franz  Liszt. 

Am  5.  August  zum  ersten  Male:  „Don  Juan  von  Oe- 
sterreich,"  historisches  Gemälde  von  Dr.  G.  N.  Bär  mann. 

Am  14ten  zum  ersten  Male:  „Macbeth/*  Oper  von 
Chelard. 

Am  18*«"  Herr  Steinmüller:  den  Jäger  im  „Nacht- 
lager," als  Gast. 

Am  24«t«»  Herr  Tichatschek:  Raoul,  als  Gast. 

Am  7.  Septbr.:  Herr  Franke:  Johann  von  Paris,  als 
Gast. 

Am  9*«n  Herr  EdmUller:  Mengler,  als  Gast. 

Am  20«t«»  zum  ersten  Male:  „Das  Marmorherz/- Volks- 
mährchen  von  Haffner. 

Am  2l8t«n  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Prüm  e. 

Am  228ten  Herr  Beck:  Guido,  als  Gast. 

Am  27«*«»  Darstellung  des  Herrn  Philippe  in  der 
Physik  und  Magie. 

Am  28«*«»  Dem.  Jagemann:  Agathe,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch.    Dem.  Eichbaum:  Annchen,  als  Gast. 

Am  29«*«»  zum  ersten  Male:  „Bruder  Kain,"  Schauspiel 
von  H.  Smidt. 

Am  30«*«»  zum  50jährigen  Jubiläum:  „Die  Zauberflöte," 
Oper  von  Mozart.  Diese  Oper  wurde  am  30.  September 
1791  in  Wien,  unter  Mozart's  Leitung,  zum  ersten  Male 
gegeben. 

Am  2.  Octbr.  Herr  v.  Lehmann:   Valentin,  als  Gast. 

16  * 


244 


Am  8*«»  zum  ersten  Male:  „Ich  bleibe  ledig,"  Lust- 
spiel von  Blum.     Dem.  A.  Lebrün:  Carolina,  als  Debüt. 

Am  9^®"  sollte  „Die  Judin"  gegeben  werden,  worin 
der  Tenorist  Beck  den  Leopold  als  Gast  geben  sollte,  sich 
aber  durch  seine  heimliche  Entfernung  seiner  Verpflichtung 
entzog. 

Am  11*^"  Dem.  Reichet:  Johanna,  als  Gast. 

Am  13**^"  zum  ersten  Male:  „Die  neue  Fanchon,"  Schau- 
spiel mit  Gesang  von  Friedrich.    Musik  von  H.  Schaff  er. 

Am  15*«»  Herr  v.  Kaier:  Sir  Georges,  als  Gast. 

Am  20«*«°  zum  ersten  Male :  „Die  Favoritin,"  Oper  von 
Donizetti. 

Am  25«*«"  zum  ersten  Male :  „Die  Schule  der  Reichen," 
Schauspiel  von  Gutzkow. 

Am  7.  Novbr. :  Herr  Lehmann:  George  Brown,  als 
Gast. 

Am  15*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Tochter  des  Advo- 
caten,"  Schauspiel  von  B.  A.  Herrmann  und  „Lorenz  und 
seine  Schwester,"  Vaudeville  von  Friedrich. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Die  beiden  Schlitzen," 
Oper  von  Lortzing. 

Am  22«*«"  Herr  Arndt:  Simeon,  als  Gast. 

Am  25«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Invaliden,"  Lustspiel 
von  Friedrich  und  Concert  des  Violin-Virtuosen,  Herrn 
Remmers. 

Am  28«*«"  ist  ein  trefflicher  Mensch,  ein  seltener,  aus- 
gezeichneter Künstler  von  der  Erde  geschieden,  und  um  so 
tiefer  und  schmerzlicher  wird  von  seinen  trauernden  Freun- 
den sein  Verlust  empfunden,  als  er  nicht  am  Ziele  einer 
rühmlich  durchlaufenen  Bahn,  sondern  inmitten  derselben 
im  kräftigsten  Mannesaller  hinweggenommen  worden. 


245 


Ludwig  Ferdinand  Pauli  ging  am  heutigen  Tage 
hinüber  zu  einem  bessern  Sein.  Kunst  und  Leben  durften 
mit  Recht  noch  des  Schönen  und  Herriichen  viel  von  ihm 
erwarten;  denn  in  jeder  neuen  Schöpfung  seines  Talentes 
und  Fleisses  bekundete  sich  auch  ein  neuer  Fortschritt  auf 
der  Bahn  des  ächten  Kunststrebens.  Frei  von  jeder  Manier, 
der  Wahrheit  Sohn  im  Leben,  wie  auf  der  Bühne,  voll 
reinster  Begeisterung  für  seine  Kunst,  schuf  er  seine  Ge- 
bilde, und  entzückte,  riss  hin  zur  Bewunderung  den  fein- 
sten, gebildetsten  Kenner  im  ersten  Range,  wie  den  rohe- 
sten  Besucher  des  letzten  Platzes.  So  gelang  es  ihm  auch, 
in  jeder  andern  Umgebung  auf  allen  namhaften,  deutschen 
Bühnen,  vor  jedem  fremden  Publikum,  durch  die  Kraft  und 
Wahrheit  seiner  Darstellungen  dieselben  Erfolge  sich  zu 
sichern,  gleich  denen  auf  der  heimischen  Bühne,  der  er 
angehörte,  deren  Stolz  und  Zierde  er  war,  vor  dem  fein- 
fühlenden Publikum  Dresden's,  dessen  zwanzigjähriger  ge- 
feierter Liebling  er  zu  sein  das  Glück  halte.  Sein  Anden- 
ken wird  fortleben  in  den  Herzen  der  Seinen,  in  dem  Ge- 
dächtniss  und  der  Liebe  seiner  Freunde,  unauslöschlich,  wie 
sein  edler  Sinn,  sein  treues  biederes  Gemüth,  sein  warmes 
liebendes  Herz  es  verdienten.  Der  Kunstgeschichte  des 
Dresdener  Hoftheaters  bleibt  es  vorbehalten,  der  Nachwelt 
zu  sagen,  welchen  Künstler  sie  an  Ludwig  Ferdinand 
Pauli  besessen. 

Am  6.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Dom  Sebastian," 
dramatisches  Original -Gedicht  von  Dr.  Wollheim. 

Am  29«ten  zmn  ersten  Male:  „Treue  Liebe,"  Schau- 
spiel von  Eduard  Devrient. 


246 


Zweites  Theater. 

Am  20.  Februar  gaslirle  Herr  Löwenberg. 

Am  28.  März  gaslirte  Dem.  B essler. 

Am  24.  April  sang  Herr  Bauer  einige  Arien  in  den 
Zvvischenaclen. 

Am  4.  Octbr.  debütirle  Dem.  Auerbach. 

Am  21«'«"  Dem.  Fritze:  Anna,  als  ersten  theatralischen 
Versuch. 

Am  10.  Novbr.  Dem.  Ostermeyer:  Mathilde,  als 
Debiil. 

Am  25»<eii  j)ein.  Mädel;  Clementine,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch. 

Urania -Theater  in  St.  Pauli. 

Das  von  den  Herren  Menk  und  Laudy  neu  erbauete 
Theater  der  Vorstadt  St.  Pauli,  Urania,  wurde  am  30.  Mai 
d.  J.,  unter  Direktion  des  Herrn  Carl  Schütze,  mit  einem 
eigends  dazu  von  Herrn  Dr.  G.  N.  Bär  mann  gedichteten 
Prolog  „Urania's  Weihe"  und  dem  Schauspiel  „Die  Schule 
des  Lebens,"  von  Raupach,  eröffnet.  Den  Bestrebungen 
des  Herrn  Schütze,  in  der  Theaterwelt  als  tüchtiger  Di- 
rektor bekannt,  gelang  es,  mit  den  vereinten  Bemühungen 
der  ersten  Mitglieder  seiner  Bühne,  diesem  Theater  binnen 
kurzer  Zeit  einen  ehrenvollen  Standpunkt  anzuweisen.  Grosse 
Schauspiele,  Opern,  Lustspiele  und  Wiener  Gesangspossen 
wechseln  zweckmässig  mit  einander  ab.  Das  Interesse, 
welches  sich  gleich  zu  Anfang  von  Seiten  des  Publikums 
für  dieses  neue  Institut  äusserte,  wusste  Herr  Schütze 
fortwährend  rege  zu  erhallen,  und  er  versteht  es,  dem 
Publikum  stets  neue  Impulse  zur  Theilnahme  zu  geben. 


I 


247 


Mitglieder: 
Direktor:  Hr.  Carl  Schütze.  —  Regisseur:  Hr.  Reichenbach.  — 
Musikdirektor:  Hr.  Kleinschmidt.  —  Theater-Aerzle:  Hr.  Dr.  Kuh- 
lenschmidt und  Hr.  Dr.  Schuher.  —  Rechtsconsulenten:  Hr.  Procu- 
rator  Lübbers  und  Hr.  Dr.  jur.  Hertz.  —  Theater -inspeclor:  Hr. 
Lange.  —  Inspicient :  Hr.  Schmidt.  —  Orchestercalcant :  Hr.  Sauer- 
l)rei.  —  Theateruieister:  Hr.  Brinkmann.  —  Cassirer:  Hr.  Schrö- 
'^ßY.  —  Soufleur:  Hr.  Meyer.  Soufleuse:  Dem.  Grone.  —  Theater- 
diener: Jacob  Sachs  und  C.  Woide.  —  Hr.  Behrens  und  Frau,  Hr. 
Busch.,  Hr.  Gasten^  Hr.  Degen.,  Hr.  Dietrich.,  Hr.  Geissler.,  Hr. 
Haarbleicher  und  Frau,  Hr.  Herget .  Hr.  Knorr.,  Hr.  Lange ^  Hr. 
Podesta<,  Hr.  Reinhard.,  \\i\  Schmidt.,  Hr.  Schönberg.,  Hr.  Seitler., 
Hr.  Wennock  und  Hr.  Werlitz.  Mad.  Goedecke^  Dem.  Krüger, 
Dem.  Beckmann,  Dem.  Liscke,  Dem.  Münster,  Dem.  Paget,  Mad. 
Reichenbach,  Mad.  Seitler,  Mad.  Schütze  und  Dem.  Wiegand. 

Garderobe-  und  sonstiges  Personal. 
Beim  Billet-Verkauf:  Hr.  ScAröder  und  Hr.  Sc/tiü^^r. —Zweiler 
Theatermeiser:  Hr.  Xwdde  und  vier  Gehülfen.  —  Tischler:  Hr. 
Meyer.  —  Garderobier:  Hr.  Schwarz,  mit  drei  Gehüifen.  Gardero- 
biere: Mad.  Geissler,  nebst  zwei  Gehülfinnen.  —  Thealerfriseur: 
Hr.  Stöhr,  mit  zwei  Gehulfen.  —  Beleuchtungs-Inspector:  Hr.  Lange, 
mit  zwei  Gehülfen.  —  Requisiteur:  Hr.  Geissler.  —  Vier  Zettel- 
träger.  —  Zwei  Logenschliesser.  —  Acht  Billetabnehmer. 

Theater  in  der  Vorstadt  St.  Georg. 

Unternehmer  und  Direktor:  Heir  H.  L.  N.  Krohn. 

Regisseur:  Hr.  Schmidt.  —  Musikdirektor:  Hr.  Hausen.  — 
Inspector:  Hr.  Weiss.  —  Soufleur:  Hr.  Wrede.  —  Theatermeister 
und  Decorateur:  die  Herren  Lay  und  Spargel.  —  Friseur:  Hr. 
Ludolphi. 

Mitglieder. 

Herren:  Ahe^  Brauns,  Herzinger^  Leitig,  Köster,  Meyer, 
Schmidt,  Scholz,  Schrapp,  Schröder,  Struve,  Weiss.  Damen: 
Dem.  Berger,  Mad.  Brauns,  Dem.  Kramer,  Dem.  Lampe,  Dem. 
Meyer,  Mad.  Michaelis,  Dem.  Moll  und  Mad.  Rottmeier. 


248 


•/SLlt  ona. 

Hier  spielte  die  Gesellschaft  des  Herrn  Direktor  Schütze 
mit  dem  Personal  des  Urania-Theaters  in  St.  Pauli. 

am  3.  Januar  Dem.  Sabine  Heinefetter:  Romeo,  als 
Gast. 

Am  15^«"  zum  ersten  Male:  „Der  König  wider  Willen," 
Lustspiel  von  ß.  A.  Herrmann  und  „Die  Mönche,"  Lust- 
spiel von  Ten  eil i. 

Am  24«^en  2um  ersten  Male  „Kaufmann  und  Seefahrer," 
Lustspiel  von  Smidt. 

Am  27«^«"  zum  ersten  Male:  „Aschenbrödel,"  Oper  von 
Rossini. 

Am  14.  Februar  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn 
Molique. 

Am  15ten  Dem.  Unald:  Giulietta,  als  Gast. 

Am  16*®"  zum  ersten  Male:  „Steffen  Langer,"  Schau- 
spiel von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

Am  7.  März  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn  Ole 
BulL 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Liebesfesseln,"  Lustspiel 
von  Cosmar. 

Am  16*6"  jiep,.  Andröe:  Rudolph,  im  „Landwirth," 
als  Gast. 

Am  19*6"  zum  ersten  Male:  „Farinelli,"  Schauspiel 
von  Friedrich. 

Am  28«*«°  Herr  Raeder:  Van  Bett,  als  Gast. 

Am  9.  April  Dem.  Bertha  Stich:  Julie,  als  Debüt. 

Am  14*6"  Pas  ^q  deux,  getanzt  von  Dem.  Virgin ie 
und  Herrn  Maximilien,  Solotänzer  vom  Conservatoire 
de  l'op^ra  in  Paris,  als  Debüt. 


249 


Am  15*«"  Dem.  Francilla  Pixis:  Romeo,  als  Gast. 

Am  17*«"  Herr  Scholz:  Alonzo,  als  Gast. 

Am  19*«"  Herr  Hirschberg:  Gustav,  als  Gast. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male:  „Tilly's  Tod,"  dramatisches 
Gedicht  von  Dr.  Wollheim. 

Am  26«*«"  zum  ersten  Male:  „Van  Brück,  Rentier," 
Lustspiel  von  C.  Lebriin. 

Am  27«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Kerker  von  Edin- 
burg,"  Oper  von  Ricci. 

Am  5.  Mai  „Norma."  Diese  Vorstellung  fand  wegen 
Ueberhandnahme  des  grossen  Brandes  nicht  mehr  statt.  Bis 
zum  18*«"  blieb  die  Bühne  geschlossen. 

Während  dieser  theatralischen  Pause  ergreife  ich  die 
Gelegenheit,  den  Hergang  dieser  unheilvollen  Momente  dieser 
liirchterlichen  Katastrophe  dem  Leser  vorzuführen.  Morgens 
1  Uhr  am  5.  Mai,  entzündete  sich  in  einem  Hause  der 
Deichstrasse  der  Brand  und  fand  in  den  benachbarten  Spei- 
chern so  reiche  Nahrung,  dass  die  weit  und  breit  berühmten 
Löschanslalten  und  die  kräftigsten,  rastlosesten  Anstrengun- 
gen ihrer  Beamten  es  nicht  vermochten  seinen  Ausbruch 
zu  hemmen.  Die  seit  vier  Wochen  herrschende  Trockenheit 
hatte  das  Holz  werk  der  Häuser  ausgedorrt,  die  Fleete 
waren  theils  durch  Ebbe,  theils  durch  niedrigen  Stand  der 
Elbe  fast  wasserleer,  so  dass  die  Spritzenschläuche  ver- 
schlammten; Oele,  Spirituosa,  deren  reichliche  Vorräthe  in 
den  Speichern  aufgehäuft  lagen,  gaben  immer  neue  Nah- 
rung, und  so  schritt  das  Feuermeer  in  unaufhaltsamer  Eile 
von  Minute  zu  Minute  weiter,  ergriff  die  Steintwiete,  die 
ganze  Ostseite  vom  Rödingsmarkte,  die  Grütztwiete  und 
den  Hopfenmarkt.  Gegen  Mittag  begann  man,  nachdem 
der  Brand  schon  über  zehn  Stunden  geraset  halte,  einzelne 


250 


Häuser  durch  Pulver  in  die  Luft  zu  sprengen;  aber  ver- 
gebens. Die  Nicolaikirche  mit  ihrem  Thurme,  deren  nahe 
Gefahr  noch  Niemand  ahnete,  hatte  sogar  unter  der  kupfer- 
nen Verkleidung  in  ihrem  Holzwerke  Feuer  gefangen  und 
schon  um  1  Uhr  züngelten  an  verschiedenen  Stellen  die 
rolhen  Flammen  hervor.  Der  Thurm  brannte  ganz  aus  und 
stürzte  gegen  4i  Uhr  Nachmittags,  theils  in  sich  selbst  zu- 
sammen, theils  auf  das  Dach  der  Kirche,  theils  seitwärts 
nach  dem  Hopfenmarkte  zu,  von  welcher  der  Brand  den 
Thurm  zuerst  erfasste.  Einzelne  Trümmer  stürzten  später, 
von  Zeit  zu  Zeit  nach,  und  gierig  verbreitete  sich  nun  die 
Flamme  durch  die  Kirche,  wo  sie  Alles,  bis  auf  den  Grund 
verzehrte.     Die  Kirche  war  1164  erbaut. 

Bei  einbrechender  Dämmerung  zeigte  sich  weit  und 
breit  am  Himmel  der  grauenerregende  Umfang  der  entsetz- 
lichen Gluth,  und  erfüllte  alle  Herzen  mit  gerechter  Be- 
sorgniss,  mit  drückender  Angst,  die  aber  bereits  vom  Un- 
glücke Getroffenen  zogen  in  langen  Trauerzügen  aus  den 
Thoren,  mehr  oder  weniger  von  ihrer  geretteten  Habe  mit 
sich  führend,  während  mit  neuer  Wuth  die  rasende  Flamme 
unauflialtsam  ihre  Schreckensbahn  verfolgte.  Von  der 
Nicolaikirche  und  den  in  ihrer  Nähe  befindlichen  Häusern 
wendete  sich  die  Feuersbrunst  nach  der  Neuenburg,  und 
wüthete  die  ganze  Nacht  in  der  Bohnenstrasse,  wo  sie  auch 
die  frühere  Börsenhalle  in  Asche  legte;  immer  in  nördlicher 
Richtung  fortschreitend,  durch  starken  Wind,  welcher  nach 
und  nach  aufgekommen,  zu  neuer  Thätigkeit  angepeitscht, 
ergriff  sie  die  Mühlenbrücke,  den  grossen  und  kleinen 
Burstah.  Das  alte  ehrwürdige  Rathhaus  musste  in  die  Luft 
gesprengt  werden,  um  die  Bank  zu  reiten.  Leider  brachte 
auch  der  Freitag  nicht  den  leisesten  Hoffnungsschimmer  der 


251 


Rettung  aus  dieser  allgemeinen  Bedrängniss.  Die  alte  Börse, 
welche  nach  langjährigen  treuen,  und  für  Hamburg  so  er- 
spriesslichen  Diensten,  ihre  ehrenvolle  Versetzung  in  den 
Ruhestand  nicht  lange  überleben  sollte,  sank  in  Asche.  Ihr 
folgte  das  Commercium;  mehrere  Häuser  vom  Ness,  die 
gi'osse  Bäckerstrasse,  das  Eimbeck'sche  Haus,  ein  Theil  vom 
Dornbusch  und  der  Pelzerstrasse,  die  Filterstrasse,  ein  Theil 
des  Fischmarkts  und  der  Schmiedestrasse,  mit  Ausnahme 
des  neuen  Schulgebäudes,  der  Berg,  die  grosse  und  kleine 
Johannisstrasse,  die  Knochenhauerstrasse,  der  breite  Giebel, 
der  Adolphsplatz,  wo  jedoch  durch  die  umsichtige  Leitung 
des  Herrn  Smidl  die  neue  Börse  verschont  blieb;  die 
Schauenburgerstrasse,  die  Stavenpforte,  der  Plan,  der  Mönke- 
damm,  die  alte  Wallstrasse,  der  Graskeller,  ein  grosser  Theil 
des  Neuenwalles,  wo  jedoch  Stadt-  und  Posthaus  gerettet 
wurden,  der  Scheelengang  und  Voglerswall,  die  Südseite 
der  grossen  Bleichen,  die  kleine  Königsstrasse  und  die  Ecke 
der  grossen  Königsstrasse  wurden  während  des  zweiten 
Schreckenstages  ein  Raub  der  Flammen.  Auch  der  trübe 
Sonnenstrahl,  welcher  den  Anbruch  des  dritten  Tages  ver- 
kündete, war  noch  kein  Hoffnungsschimmer  für  die  so 
schwer  heimgesuchte  Stadt;  denn  die  unersättliche  Brunst 
suchte  noch  immer  neue  Nahrung,  brach  sich  noch  immer 
Bahn  durch  die  unversehrt  gebliebenen,  doch  grösstentheils 
verlassenen  Häuserreihen,  vernichtete  die  Häuser  bei  der 
Kunst  und  die  Bergstrasse.  Vergebens  suchte  die  von  Stade 
zu  Hülfe  herbeigeeilte,  königl.  Hannoversche  Artillerie,  mit 
einer  Batterie  Zwölfpfünder  die  Häuser  am  Berge  nieder- 
zuschiessen,  um  die  St.  Petrikirche  gegen  die  immer  näher 
wogende  Feuerfluth  zu  schützen,  die  herrliche  Pyramide 
des  Thurms   brannte  bis   auf  das  Mauerwerk  nieder.     Die 


252 


grosse  und  kleine  Paulstrasse,  die  Raboisen,  die  Zuchthaus- 
slrasse, das  Zuchthaus,  Spinnhaus,  die  Häuser  beim  Alster- 
thore,  der  llolzdamui,  das  Detenlionshaus,  die  Schachtsirasse, 
die  Rosenslrasse ,  der  Pferdemarkt,  eine  Seite  der  Rreiten- 
strasse,  die  Gertrudenkirche  mit  Umgebung,  die  kurze 
Twiele,  die  Wassertwiete ,  der  Neueweg  und  die  Lihen- 
strasse  sanken  theils  am  Sonnabend  und  der  darauffolgen- 
den Nacht  in  Asche,  theils  standen  sie  noch  am  Morgen 
des  Sonntags,  den  8.  d.  M.  in  hellen  Flammen.  Aber  die 
Vernichtungswuth  des  Elements  war  erschöpft,  das  gräss- 
liche  Schauspiel  sollte  seinen  Endpunkt  finden.  Durch  die 
muthig  ausdauernde,  angestrengte  Thätigkeit  der  einheimi- 
schen und  nachbarlich  befreundeten  Hülfeleistung,  war  es 
möglich,  die  sinkende  Gewalt  der  Flamme  zu  zügeln  und  sie 
gegen  Mittag  desselben  Tages  gänzlich  zu  bezwingen.  Am 
Holzdamm  hatte  sie,  nach  dessen  Vernichtung,  ihr  schreck- 
liches Ziel  erreicht!  —  Richten  wir  unsern  Rlick  von  den 
bei  dem  grossen  Brande  Dahingeschiedenen  auf  die  Lebenden, 
welche  dem  Unheile  mit  dem  ganzen  oder  theilweisen  Ver- 
lust ihrer  Habe  entronnen,  so  wird  gewiss  das  Herz  jedes 
fühlenden  Menschen  von  dem  tiefsten  Mitleid  ergriffen 
werden.  Unermesslichen  Schaden  hat  Hamburg  erlitten, 
Staats-  und  Privateigenthum,  viele  Millionen  werth,  hat  die 
Flamme  verzehrt.  Doch  Hamburg  ruft  nun  aus  frei  auf- 
athmender  Brust:  „Es  ist  überstanden!'* 


Am  18*en  ^j  Joseph  in  Egypten. "  Der  ganze  Ertrag 
der  Einnahme  ohne  Abzug  der  Kosten,  wurde  den  Abge- 
brannten überwiesen.  Bei  dieser  Gelegenheit  muss  erwähnt 
werden,    dass    auswärtige  Bühnen   ihren    hülfsbedürftigen 


253 


CoUegen  in  Hamburg  reichliche  Geld-Unterstützungen  zuge- 
sendet haben,  welche  aber  von  diesen  refüsirt  wurden. 

Am  20^*«"  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler-Gesellschaft unter  Direktion  des  Herrn  J.  Keim, 
ersten  Komiker  vom  Gymnase  dramatique  zu  Paris. 

Mitglieder:  Hr.  Kelm^  Hr.  Falter^  Hr.  Rosambeau^  Dem.  Äntonia^ 
Mad.  Monet,  Dem.  C  Talier^  Dem.  Alexandrine^  Br,  Georges^ 
Dem.  Leonie^  Mad.  Seu  und  Hr.  Adrien. 

Am  27«ten  Dem.  Jazed^:  Elvira,  als  Gast. 
Am  3.  Juni  zum  ersten  Male:  „Moliöre/^  Lustspiel 
von  B.  A.  Herrmann. 

Am  10**^»  zum  ersten  Male:  „Die  Regimentstochler, " 
Oper  von  Donizetti. 

Am  228t«"  zum  ersten  Male:  „Der  schwarze  Domino," 
Oper  von  Auber. 

Am  23«*^"  Herr  Grunert:  Franz  Moor,  als  Gast. 

Am  29sten  zum  ersten  Male:  „Die  Weihe  der  Kraft," 
dramatisches  Gedicht  von  Werner. 

Am  soften  Herr  Lehr,  vom  Hoftheater  zu  Hannover: 
Caspar,  als  Gast. 

Am  5.  Juli  Herr  Breiting:  Robert,  als  Gast. 

Am  27«tea  Herr  Albresch:  Raoul,  als  Gast. 

Am  soften  zum  ersten  Male:  „Die  Handwerker,"  Schau- 
spiel von  W.  Friedrich. 

Am  3.  August  Dem.  Hei  gel:  Griseldis,  als  Gast. 

Am  6ten  Herr  Richter:  Hinko,  als  Gast. 

Am  Uten  Herr  Oeser:  van  Bett,  als  Gast. 

Am  13*«"  zum  ersten  Male:  „Industrie  und  Herz," 
Lustspiel  von  Bauernfeld. 


254 


Am  14*«^"  Morgens  11^  Uhr,  „Gedächtnissfeier"  für 
den  verstorbenen  Direktor  Carl  Lebrün.  Dichtung  von 
Prälzel,  Musik  von  C.  Krebs. 

Am  18^^*«  Mad.  Fi  seh  er- Achten:  Susanne,  als  Gast. 

Am  19*^"  erste  Vorstellung  des  Herrn  Balletmeister 
,1.  Fenzl,  mit  seiner  Familie  und  seinen  Zöglingen. 

Am  22»ten  GasldarsteHung  der  Dem.  Auguste  Nielsen, 
erste  Solo-Tänzerin  des  kOnigl.  Theaters  zu  Kopenhagen. 

Am  5.  Septbr.  zum  ersten  Male:  „Der  Sohn  der  Wild- 
niss,"  dramatisches  Gedicht  von  Fr.  Halm. 

Am  8*^"  Herr  Bert  hold:  van  Bett,  als  Gast. 

Am  lO'«"  zum  ersten  Male:  „ Casanova, ''  Oper  von 
A.  Lortzing. 

Am  16'«»»  Mad.  Stöckel-Heinefetter:  Norma,  als 
Gast. 

Am  17^«"  zum  ersten  Male:  „Der  galante  Abb^,"  Lust- 
spiel von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  12*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Backenstreich," 
Lustspiel  von  C.  Lebrün. 

Am  3.  October  zum  ersten  Male:  „Doctor  Wespe," 
Lustspiel  von  R.  Benedix.      * 

Am  9*®"  Herr  Damke:  Tamino,  als  Gast. 

Am  IS*«"  Herr  Hesse:  Baptist,  als  Gast 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Die  deutsche  Brautfahrt." 
Lustspiel  von  Dr.  Freitag. 

Am  20«*«"  Dem.  Weber:  Johanna  d'Arc,  als  Gast. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Krondiamanten," 
Oper  von  Auber. 

Am  5.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Einen  Jux  will  er 
sich  machen,"  Posse  von  Nestroy. 


255 


Am  10'*^"  Herr  Schirm  er:  CEl^ve  des  Herrn  Dr.  C. 
Toepfer)  den  König  in  „des  Königs  Befehl,"  als  ersten 
theatralischen  Versuch.  Herr  Feldmann:  den  französi- 
sehen  Dichter,  als  Gast. 

Am  12*^"   Herr  Lohmeyer:  Herr  v.  Crack,  als  Gast. 

Am  14^^"  zum  ersten  Male:  „Dornen  und  Lorbeern/^ 
Drama  von  Friedrich  und  die  „Memoiren  des  Teufels," 
Lustspiel  von  B.  A.  Herrmann. 

Am  17^6"  Herr  Nerking:  Ernst  Hellwald,  als  Gast. 

Am  19^^"  zum  ersten  Male:  „Das  Portrait  der  Gelieb- 
ten," Lustspiel  von  Feld  mann. 

Am  2l8ten  Divertissement  für  die  Oboe,  geblasen  von 
Herrn  Trinne,  Mitglied  des  Orschesters.  Dieser  junge 
talentvolle  Mann  ist  leider  schon  jetzt  (am  20.  Juni  1846) 
an  einer  unheilbaren  Krankheit  gestorben. 

Am  26«t^n  Herr  Grunert:  Nathan,  als  Debüt. 

Am  10.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Linda  von  Cha- 
mouny,"  Oper  von  Donizetti. 

Am  12*^"  Mad.  Walker  und  Dem  Unald:  Norma 
und  Adalgisa,  als  Gäste. 

Am  W^^  zum  ersten  Male:  „König  und  Bauer,"  Lust- 
spiel von  Halm. 

Am  29«te"  zum  ersten  Male:  „Karl  von  Bourbon, " 
Tragödie  von  Prulz. 

Zweites  Theater. 

Am  29.  März  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler, unter  Direktion  des  Herrn  Lemodre  Chamb^ry 
und  Röal. 

Am  11.  April  Dem.  Rotl:  Clärchen,  als  ersten  theatra- 
lischen Versuch. 


256 


Am  3.  Oclbr.  Dem.  Hälinel:  Mirandolina ,  als  Debüt. 

Am  ö**""  Mad.  Julius:  Salome,  als  Debül. 

Am  9^«"  Herr  Julius  und  Dem.  Breu,  als  Debütanten. 

Am  IS'«"»   Herr  Boy:  Honau,  als  Debüt. 

Am  5.  Novbr.  erste  französische  Vorstellung,  unter 
Direktion  der  Dem.  Ys  und  Herrn  Co n stanz. 

Am  O**'"  Dem.  Behrens:  Ralaplan,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch. 

1§43. 

Am  1.  Januar:  „Deutsche  Theaterschau,"  von  den  ersten 
Versuchen  der  dramatischen  Schauspielkunst  an  bis  zu 
unseren  Tagen. 

1.  „Des  Türken  Faslnachtspil,"  von  Hans  Schnepperer  ge- 
nannt Rosenplüt. 

2.  „Der  ßawren  Rnechl  will  zwo  Frawen  han,"  von  Hans 
Sachs. 

3.  „Absurda  Coniodia,"  Schimpfspiel  von  Andreas  Gryphius. 

4.  „Sylva,"  Schäferspiel  von  Geliert. 

5.  Scenen  aus:  „Nathan,"  von  Lessing, 

6.  Scenen  aus  „Egmonl,"  von  Goethe^  und 

7.  „Wallensteins  Lager,"  von  Schiller, 

Am  5*®"  Gastdarstellung  der  französischen  Schauspieler: 

Mr.  Duruisel,  Mr.  Constant^  Mlle.  Eleontine^  Mad.  Provence^ 
MUe.  St.  r*,  Mad.  Constant^  Mr.  Deschamps^  Mr.  Poligny. 

Ouvertüre  für  das  grosse  Orchester  zu  „Tordenskjoid," 
und  Ouvertüre  zu  Tegner's:  „ Frithjofs-Sage, '•  componirt 
und  dirigirt  von  Siegfried  Salomon. 

Am  7*^"  neu  einstudirt:  „Verbrechen  aus  Ehrsucht.'^ 
Das  Publikum  war  enthusiasmirt.  Herr  Lenz,  (der  nun 
bald  für  immer  von  der  Bühne  Abschied  nimmt)  errang 
vorzugsweise   den  Preis   des  Abends.    Der  Obercommissair 


257 


ist  unter  seinen  Händen  eine  so  ausgezeichnete  Rolle,  wie 
kein  Künstler  im  deutschen  Vaterlande  sie  ihm  nachspielen 
dürfte.  Dreimaliger  Hervorruf,  selbst  bei  offener  Scene, 
lohnte  seinen  Anstrengungen  und  die  treffliche  Unterstützung 
der  übrigen  Mitglieder. 

Am  14*«»  zum  ersten  Male:  „Die  Tochter,"  Drama  von 
Friedrich. 

Am  25sten  erstes  Concert  des  Violin  -  Virtuosen  Herrn 
Ernst.  Schon  bei  Nennung  des  Namens  Ernst  dürfte 
der  sachverständige  Leser  hinlänglich  orientirt  sein.  Nie- 
mand, der  Bildung  in  diesem  Fach  beansprucht,  versäumte 
es  wohl,  diesen  Heros  wenigstens  nur  einmal  zu  hören. 
Jede  Passage,  auf  seinem  Instrumente  von  dem  Künstler 
vorgetragen,  ist  ein  vollständig  abgeschlossener  Genuss. 
Ernst  wurde  von  den  Matadoren  unserer  musikalischen 
Welt,  denen  sich  auch  eine  Zahl  Kunstfreunde  und  Laien 
angeschlossen  hatte,  in  Erwägung  der  Verdienste,  welche 
sich  der  Künstler  um  unser  schwergeprüftes  Hamburg  er- 
warb, mit  einem  kaum  endenwollenden  Jubel  begrüsst. 
Zunächst  erhielten  seine  sämmtlichen  Vorträge,  eine  Fülle 
von  Poesie,  zärtliche,  klagende,  auch  grandiose  Scenen 
enthaltend,  die  lebhaftesten  Zeichen  gerechter  Anerkennung. 

Am  288ten  Mad.  Schodel,  Lucrezia  Borgia,  als  Gast. 
Die  Künstlerin  wurde  freundlich  begrüsst,  und  vermissten 
wir  auch  den  Schmelz  einer  jugendlichen  Stimme  und  so- 
mit die  Eleganz  derselben,  die  Mad.  Schodel  vor  einem 
Decennium  in  den  Opern:  „Agnes,"  „Blaubart,*^  ect.  ent- 
faltete, so  ist  andrerseits  der  echtdramatische  Vortrag  um 
so  angenehmer,  und  eine  ausserordentliche  Routine  im 
Spiel  charakterisirt  den  durch  eine  vortreffliche  Schule 
ausgebildeten  Gesang. 

17 


258 


Am  2.  Februar  zum  ersten  Male:  „Nacht  und  Morgen," 
Drama  von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

\m  23«^«"  zum  ersten  Male:  „Der  Sohn  der  Elfen,*' 
dramatisches  Märchen  von  Dr.  Wollheim.  Musik  von 
A.  M.  Canthal. 

Am  8.  März  Herr  Kunst:  Karl  Moor,  als  Gast. 

Am  22"*"'  grosses  Vocal-  und  Instrumental  -  Concert 
unter  Leitung  des  Herrn  Hector  Berlioz  (von  Paris). 

Am  31«*«"  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Ernst. 

Am  1.  April  Gastvorstellung  der  italienischen  Sänger: 
Ferarö,  Paltrinieri,  Torre  und  Rocca. 

Am  3*«"  zum  ersten  Male:  „Ein  weisses  Blatt,"  Schau- 
spiel von  Karl  Gutzkov^. 

Am  4*«"  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Th.  Döhler. 

Am  9*«"  Herr  Lehr,  vom  königl.  Hoftheater  zu  Hanno- 
ver: „Robert  der  Teufel,''  als  Debüt.  Dieser  Künstler  ist 
noch  heute  ein  beliebter  Sänger,  und  verdient  mit  Recht 
die  Anerkennung,  die  seiner  schönen  Stimme  und  seinem 
Talente  gezollt  wird. 

Am  14*«"  zum  Besten  des  Kirchenbaues  von  St  Petri 
und  St.  Nicolai,  zum  ersten  Male:  „Stabat  mater,"  geistli- 
ches Oratorium  von  Rossini. 

Am  20«*«"  Dem.  Bröge:  Preciosa,  als  Gast. 

Am  22«*«»  zum  ersten  Male:  „Der  Corporal,"  Posse 
von  Friedrich. 

Am  26«*«n  Mad.  Lehr:  Franziska,  als  Debüt. 

Am  30«*«"  Dem.  Beer  (Eleve  der  Mad.  Cornet): 
Vitellia,  als  ersten  theatralischen  Versuch. 

Am  3.  Mai  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Hauser 
aus  Wien. 

Am  5*«"  Gastdarstellung  der  Tänzer-Familie  Kobler. 


259 


Am  7'®"  erste  Gastvorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler unter  Direktion  der  Herren  Armand  und  Hubert. 
Mitglieder:  Mrs.  Briel^  Bonnamy^  Vincent^  Hebert-Massi,  Blum^ 
Adolphe  lind  Bosquir.   MUe.  Armand^  Hebert-Massi^  Olivier, 
Theodorine  und  Blanchard. 

Am  10*^"  Herr  Baison:  Hamlet,  als  Gast. 

Am  17*«"  Herr  B  ras  sin:  Don  Juan,  als  Gast. 

Am  25«*«»  zum  ersten  Male:  „Coriolan,"  Trauerspiel 
von  Shakespeare.     Frei  bearbeitet  von  Baison. 

Am  26^*«"  Herr  Kaps:  Nemorino,  als  Gast. 

Am  1.  Juni  Herr  Emmerich  und  Herr  Marder: 
Jacob  und  Simeon,  als  Gäste. 

Am  4*«"  Herr  Wrede:  Faust,  als  Gast. 

Am  5*en  zum  ersten  Male:  „Der  verkaufte  Schlaf," 
Zauberposse  von  Haffner. 

Am  7*«»  Dem.  Capitain:  Valentine,  als  Gast. 

Am  8*«»  zum  ersten  Male:  „Der  erste  Waffengang," 
Lustspiel  von  F.  Heine. 

Am  24«*«"  erste  Gastvorstellung  des  königl.  ßalletmeisters 
Herrn  Bournonville  und  der  Solo-Tänzer  des  königl. Hof- 
theaters zu  Kopenhagen,  im  Verein  mit  Dem.  Maria,  erster 
Tänzerin  der  Academie  Royal  in  Paris. 

Am  268t«n  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Dr.  Fr. 
Liszt  und  Herrn  Ciabatta,  Mitglied  der  Academie  filhar- 
monica  zu  Rom. 

Am  29«te"  zum  ersten  Male:  „Jacquard,"  Charakter- 
Gemälde  von  W.  Friedrich. 

Am  6.  Juli  Herr  Mantius:  Nemorino,  als  Gast. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Vater  Hiob,"  Drama  von 
Börnstein, 

Am  12*«"  Humoristische  Vorlesung  von  M.  G.  Saphir. 

17  ' 


260 


Am  15*«"  zum  ersten  Male :  „  Die  Frau  im  Hause, " 
Lustspiel  von  A.  P. 

Am  21«*«"  Amalie  Hallenstein:  Christel,  als  Gast. 

Am  20**«"  zum  ersten  Male :  „Das  Ehrenwort,"  Schau- 
spiel von  B.  A.  Herr  mann. 

Am  1.  August  Herr  Wiedemann:  Almaviva,  als  Gast. 

Am  6*«"  Herr  Stritt:  Masaniello,  als  Gast. 

Am  16*«"  Mad.  Grabov^sky:  Parthenia,  als  Gast. 

Am  19*«"  in  den  Zwischenakten  wurden  zwei  neue 
Walzer,  componirt  von  Herrn  J.  Kappelhöfer,  aufgeführt. 

Am  21"*«"  Herr  Tichatscheck:  Robert,  als  Gast. 

Am  28«*e"  Dem.  Weissbach:  JuHe,  als  Gast. 

Am  29«*«"  Dem.  Lilla  Löwe:  Donna  Diana,  als  Gast. 

Am  8.  Septbr.  Dem.  Walter:  Romeo,  als  Gast 

Am  10*«"  Herr  Brassin:  Richard  Forth,  als  Debüt. 

Am  11*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Müllerin  von  Marli," 
Operrette  von  Maurer. 

Am  13*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Steckbrief,"  Lust- 
spiel von  R.  Benedix. 

Am  26«*«"  Concert  des  Violin- Virtuosen  Herrn  Bazzini 
aus  Mailand. 

Am  30«*«"  erste  Gastdarsteliung  der  Dem.  Fanny 
Eis  1er  und  der  Dem.  Bethge,  Solotänzerin  des  königl. 
Theaters  zu  Berlin. 

Am  10.  Octbr.  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn 
Ole  BuH. 

Am  11*«"  zum  ersten  Male:  „Ein  Brief,"  Schauspiel 
von  Ch.  Bi  rch-Pfeiffer. 

Am  19*«"  Dem.  Schröder:  Donna  Anna,  als  Gast. 

Am  28«*«"  Mad.  Janik:  Norma,  als  Gast. 

Am  31»*«"  Herr  Mende:  Anton,  als  Gast. 


261 


Am  4.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Der  Feen-See,^'  Oper 
von  Auber.  Dem.  Delechaux,  vom  Odeon -Theater  zu 
Paris:  Leygene,  als  Debüt. 

Am  e*«*»  Herr  Kaiser:  Wallenstein,  als  Gast. 

Am  7*®«*  Dem.  Evers:  Norma,  als  Gast. 

Am  258*^"  zum  ersten  Male:  „Kakadu,"  Posse  mit  Ge- 
sang von  Blum.  Concert  des  Violin  -  Virtuosen  Herrn 
ßallin. 

Am  28«*«»  Herr  Deahna:  Kalb,  als  Gast. 

Am  29«t«n  Concert  des  Violin -Virtuosen  Herrn  Will- 
mers. 

Am  4.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Das  Leben  ein  Traum," 
Märchen  von  Grillparzer. 

Am  7*e»  Herr  Perlgrund:  Rodrigo,  als  Gast. 

Am  9*«»  zum  ersten  Male:  „Der  Wildschtitz , "  Oper 
von  Lortzing. 

Am  13*en  Herr  Döring:  Schewa  und  Zolki,  als  Gast. 

Am  15*e»  zum  ersten  Male :  „Mutter  und  Sohn,"  Schau- 
spiel von  Ch.  ßirch-Pfeiffer.  Mad.  Birch-Peiffer; 
Generalin,  als  Gast. 

Am  19*«n  Herr  Wallner:  Valentin,  als  Gast. 

Am  278ten  zum  ersten  Male:  „Die  Schule  der  Armen," 
Schauspiel  von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Thalia -Theater. 

Im  Monat  Mai  v.  J.  starb  die  Witlwe  Hand  je.  Die 
Erben  derselben,  so  wie  der  Direktor  Herr  Maurice,  be- 
warben sich  bei  dem  hochweisen  Senat  um  die  erledigte 
Concession.  Die  Solidität  welche  Herr  Maurice  während 
der  eilflährigen  Pachtzeit  stets  bewiesen  hatte  und  beson- 
ders das  Glück,  welches  seinen  Unternehmungen  zur  Seite 


262 


stand,  bestimmte  den  Senat,  die  Concession  an  denselben 
übergehen  zu  lassen;  den  Erben  der  Wwe.  Handje  wurde 
eine  von  Herrn  Maurice  zu  zahlende  Entschädigungs- 
summe zuerkannt,  deren  Betrag  der  Senat  bestimmte.  Weil 
jedoch  das  alte  Theaterlokal  wegen  der  feuergefährlichen 
Lage  Besorgniss  erregte,  so  wurde  Herrn  Maurice  bei 
Ertheilung  der  Concession  gleichzeitig  die  Bedingung  ge- 
stellt, ein  neues  Theater  auf  einem  freien  Platze  zu  erbauen, 
eine  Bedingung,  welche  mit  dem  schon  längst  gehegten 
Wunsche  des  Herrn  Maurice  vollkommen  übereinstimmte. 
So  ist  nun  binnen  Jahresfrist  das  Thalia -Theater  auf  dem 
Pferde  -  Markte  erbaut.  Der  Platz  worauf  das  Gebäude 
ruht,  hat  75  Fuss  Fronte  und  180  Fuss'Tiefe.  Das  Theater 
ist  sehr  geschmackvoll  eingerichtet  und  entspricht  den  ge- 
hegten Erwartungen  vollkommen.  Der  Kosten -Aufwand 
wird  auf  200,000  _^  Bco.  angeschlagen  —  ein  bedeutendes 
Capital  ftir  einen  Privat-Unlernehmer,  der  ausserdem  noch 
mit  mancherlei  Beschränkungen,  in  BetrelF  des  Repertoirs 
zu  kämpfen,  und  allerhand  andere  Hindernisse  zu-  beseiti- 
gen hat*).  Herr  Maurice  setzte  sich  mit  schriftstellern- 
den  Talenten  in  Verbindung,  die  ihm  ein  eigenthümliches 
Repertoir  bildeten.  Die  grosse  Oper  und  dass  höhere 
ernste  Drama  ist  von  seiner  Bühne  ausgeschlossen,  dafür 
werden  aber  viele  Bearbeitungen  aus  dem  Französichen, 
durch  Herrn  Friedrich  übertragen,  dem  genügsamen 
Publikum  vorgeführt.  Bleiben  nun  auch  die  deutschen 
Originalstücke  von  dem  Repertorium  des  Herrn  Maurice 
fort,  so  sucht  er  dafür  deutsche  Künstler  ersten  Ranges  an- 
zuziehen,  und  sowohl  Berlin  als  Wien  sendet  die  besten 


••)  Sind  beseitigt.     Was  der  Versland  nicht  konnte,   bewirkte 
das  Geld. 


263 


Repräsentanten  ihrer  Hofbtihnen,  um  auf  dem  Thalia-Theater 
Gastrollen  zu  geben.  Wenn  ich  nun  dieses  Letztere  als 
eine  Thatsache  anführe,  die  dem  Spekulalionsgeiste  des 
Herrn  Maurice  alle  Ehre  macht,  so  kann  ich  doch  nicht 
mit  jenen  Künstlern  einverstanden  sein,  die  in  einer  Stadt 
an  einer  zweiten  Bühne  gastiren  und  sich  einem  Publikum 
nur  in  unbedeutenden  Stücken  zeigen,  während  es  ihnen 
vergönnt  wäre,  ihre  Kunst  in  Meisterwerken  im  schönsten 
Lichte  auf  der  ersten  Bühne  glänzen  zu  lassen. 

Urania -Theater  in  St.  Pauli. 

Direktion  der  Herren  Peter  so  n  und  G.  Laudy. 

Elisium- Theater  in  St.  Pauli. 

Direktion  des  Herrn  Hoch. 

Hammonia- Theater  in  St.  Pauli. 

Direktion  des  Herrn  All  er s. 
Obige   drei  Theater  der  besuchten  Vorstadt,    erfüllen 
vollkommen  ihren  Zweck  und  jedes  in  seiner  Art  trägt  zur 
Belustigung  des  grossen  Haufens  nach  Kräften  bei. 

1§44 

Am  3.  Januar  Dem.  Evers:  Lucrezia  Borgia,  als  GasL 

Am  6^*^»  Herr  Vollmer:  Honau,  als  Gast. 

Am  8*^*»  zum  ersten  Male :  „Zopf  und  Schwert,''  Histo- 
risches Lustspiel  von  Karl  Gutzkow. 

Am  ll^en  zum  ersten  Male:  „Des  Teufels  Antheil," 
Oper  von  Auber. 

Am  208ten  Concert  für  Ventil-Trompete,  geblasen  von 
Herrn  F.  Sachsse,  königl.  Hannoverschen  Stabs-Trompeter. 

Am  29«t«"  zum  ersten  Male:  „Die  Bernsteinhexe, '^ 
Schauspiel  von  H.  Laube. 


264 


Am  30«*«"  Dem.  Bräutigam:  Annchen,  als  Gast. 

Am  8.  Februar  zum  ersten  Male:  „Ein  Sommernachts- 
iraum,"  nach  Shakespeare,  von  Schlegel,  Musik  von 
Mendelsohn-Bartholdi. 

Am  15*«"  zum  ersten  Male :  „Besser  früher  als  später,'^ 
Lustspiel  von  Heine. 

Am  17*«"  Herr  Asher:  Rudolph  im  „Landwirth,"  als 
Gast. 

Am  28'*«"  zum  ersten  Male:  „Thomas  Thyrnau,"  Schau- 
spiel von  Ch.  Birch-Pfeiffer.  Mad.  Birch-Pfeiffer: 
Maria  Theresia,  als  Gast. 

Am  6.  März  Herr  Moriani  und  Dem.  Rosetti: 
Arthur  und  Elvira,  als  Gäste. 

Am  1]*«"  zum  ersten  Male:  „Aus  den  Geheimnissen 
von  Paris,"  mit  Benutzung  des  Eugen  Sue' sehen  Romans, 
von  Dr.  Frank. 

Am  21«*«"  zum  ersten  Male:  „Cola  Rienzi,'^  Oper  von 
Richard  Wagner.  Unter  persönlicher  Leitung  des 
Componisten. 

Am  23«*«"  zum  ersten  Male:  „Christoph  und  Renata," 
Lustspiel  von  Blum. 

Am  26«*«"  Dem.  Thöne:  Johanna  d'Arc,  als  GasL 

Am  30«*«"  Herr  Liphart:  Hinko,  als  Gast. 

Am  8.  April  zum  ersten  Male:  „Ritter  Don  Quixote," 
Posse  von  G.  Raeder. 

Am  11*«"  Herr  Beckmann:  Windmüller,  als  Gast. 
Freudig  ward  dieser  geniale  Künstler  vom  Publikum  be- 
grüsst  und  wurde  dasselbe  aufs  Neue  durch  seine  trockene 
Komik  und  drastischen  Humor  enthusiasmirt.  Wahrlich  es 
ist  nicht  zu  viel  gesagt,  wenn  ich  behaupte:  Deutschland 
hat  nur  einen  Beckmann  aufzuweisen. 


265 


Am  14*^"  zum  ersten  Male:  „33  Minuten  in  Grünberg," 
Vaudeville  von  Angely.  Herr  Beckmann:  Jeremias  Kla- 
gesanft, als  Gast. 

Am  18^«»  Concert  der  Violin-Virtuosinnen  DUs.  Therese 
und  Maria  Milanollo. 

Am  21«*«°  Herr  Hirsch:  Figaro,  als  Gast. 

Am  228*®"  ziijn  ersten  Male:  „Eduard  aus  der  Vor- 
stadt," Drama  mit  Gesang  von  W.  Friedrich,  Musik  von 
A.  M.  Canthal. 

Am  25«*®»  zum  Benefiz  des  Herrn  Lenz:  „Die  Advo- 
katen." Herr  Lenz:  Zimmermeister  Klarenbach,  als  letzte 
Rolle. 

Abermals  haben  wir  den  Abgang  eines  alten  Künstlers 
zu  beklagen,  der  an  dem  heutigen  Tage  seinen  feierlichen 
Abschied  nahm.  Die  Vorstellung  hatte,  wie  zu  erwarten 
war,  so  viele  Kunstfreunde  angezogen,  dass  kein  Platz  leer 
geblieben  war.  Man  wusste,  dass  es  sich  um  ein  Schau- 
spiel und  ein  Nachspiel  handeln  würde,  deren  liefen  Ein- 
druck einen  wehmüthigen,  aber  erhebenden  Nachklang  haben 
müsse.  Die  Haupttheilnahme  und  Aufmerksamkeit  fesselte 
natürlich  Lenz  als  Zimmermeister  Klarenbach.  Diese  Rolle 
gab  er  mit  der  unvergleichlichsten  Naturtreue  und  Wahr- 
heit. Der  Beifall  war  enthusiastisch  und  allgemein.  Man 
rief  den  trefflichen  Künstler  bei  offner  Scene,  nach  jedem 
Aufzuge  und  am  Schlüsse  des  Stückes  stürmisch  hervor. 
Seine  herzliche,  vor  Erschütterung  stockend  gesprochene 
Dankrede  erregte  neuerdings  jubelvollen  Applaus,  der  erst 
durch  das  Erscheinen  der  Herren  Mühlin g  und  Cornet, 
mit  dem  ganzen,  festlich  costümirten  Theaterpersonale, 
unterbrochen  ward.  Eine  feierliche  Stille  herrschte.  Nach 
einer   eindringlichen    Anrede    des    Herrn   Mühling    nahm 


266 


Herr  Gloy  das  Wort  und  drückte  in  Versen  die  Empfin- 
dungen aller  CoUegen  bei  dem  Scheiden  eines  in  jeder 
Hinsiclil  so  aclilungswertlicn  Kunstgenossen  aus  und  Herr 
Schäfer  überreichte  Diesem  einen  Lorbeerkranz.  Die 
Umarmung  zwischen  Herrn  Schäfer  und  Herrn  Lenz, 
(Schwiegervater  und  Schwiegersohn)  erregte  einen  Sturm 
von  Applaus.  Lenz  dankte,  auf  das  Tiefste  gerührt,  und 
sämmtliche  Damen  und  Herren  der  Bühne  umringten  ihn 
mit  Kränzen  und  Guirlanden,  während  der  Vorhang  fieL 

Dieser  schöne  feierliche  Abschiedsabend  wird,  wie  der 
warme  Schmelz  der  Abendsonne,  auf  das  Privatleben  des 
Künstlers  den  heitern  Schein  der  Freude  werfen  und  ihn 
mit  Zufriedenheit  auf  eine  Laufbahn  blicken  lassen,  die  so 
ehrenvoll  schloss.  Der  Name  Lenz  wird  für  ewige  Zeiten 
in  den  Annalen  des  Theaters  an  einen  Meister  in  der  Schau- 
spielkunst erinnern. 

Am  27«*«"  Herr  Gerstel:  Doctor  ßartolo,  als  Gast. 
Der  in  der  Theaterwelt  berühmte  und  allgemein  beliebte 
Buffo  wurde  für  das  Sladttheater  engagirt  und  schwang 
sich  bald  zum  Liebling  des  Hamburger  Publikums  empor. 

Am  30«*«»  Dem.  Löwe:  Donna  Anna,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch. 

Am  3.  Mai  zum  ersten  Male;  „Lucia  von  Laramer- 
moor,'*  Oper  von  Donizetti. 

Am  9*«°  Herr  Bottichen  Don  Juan,  als  Gast. 

Am  16*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Invalide,"  Lustspiel 
von  Blum. 

Am  18*«"  Herr  Hesse:  Cedric,  als  Gast. 

Am  20»*«"  Herr  Vogel  und  Herr  und  Mad.  Dahn, 
als  Gäste. 


267 


Am  238tcn  zum  ersten  Male:  „Mary,  Max  und  Michel," 
komische  Oper  von  Blum.  Herr  Schmidt:  Michel,  als 
Gast. 

Am  248ten  Dem.  Brock:  Margarethe,  als  Gast. 

Am  28»*^"  zum  ersten  Male:  „Der  Liebestrank,"  Posse 
von  R.  Benedix. 

Am  1.  Juni:  Vorstellung  des  Herrn  Bosco  in  der  ägyp- 
tischen Magie. 

Am  2*«"  Herr  Dräxler:  Sarastro,  als  Gast. 

Am  S*®**  erste  Gastdarstellung  der  Solo-Tänzerin,  Dem. 
Wagon  und  der  Dem.  Quandt,  als  Preciosa. 

Am  13*«^  zum  ersten  Male:  „Die  Stieftochter,"  Lust- 
spiel von  Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  27«*^"  Improvisation  der  Mad.  Leonhard-Lyser. 

Am  6.  Juli  zum  ersten  Male:  „Cromwell's  Ende," 
Trauerspiel  von  Raupach. 

Am  7*<^»  zum  ersten  Male:  „Zum  treuen  Schäfer,"  Oper 
von  Adam. 

Am  11'®»  erste  Gastdarstellung  der  Solo-Tänzerin,  Dem. 
L.  Weiss. 

Am  W®"  Herr  Chrudimsky:  Othello,  als  Gast. 

Am  17'®»  zum  ersten  Male:  „Der  verwunschene  Prinz," 
Lustspiel  von  Plötz. 

Am  20«'®"  Frau  v.  Wasovviez:  Carona,  als  Gast. 

Am  25s'en  zum  ersten  Male:  „Die  Rückkehr  in's  Dörf- 
chen," Liederspiel  von  Blum,  mit  Melodieen  von  C.  M.  v. 
Weber. 

Am  27«'®»  zum  ersten  Male:  „Antigone,"  von  Sopho- 
kles. Uebersetzl  von  Donner.  Musik  von  Mendelsohn- 
Bartholdy. 

Am  30«'®»  Herr  Breuer:  ingomar,  als  Gast. 


268 


Am  3.  August  erste  Vorstellung  von  Döbler's  „Dis- 
solving  Views."  Dem.  Jazed^  debütirte  an  diesem  Abend 
als  Adine  im  „Liebestrank.'^ 

Am  4*®"  zum  ersten  Male :  „  Der  Zerrissene , "  Posse 
von  Neslroy. 

Am  5^«"  Herr  Tichatscheck:  George  Brown,  als 
Gast. 

Am  19*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Chevalier  und  der 
treue  Diener,*'  Lustspiel  von  Wilhelmi. 

Am  23«*«»  Dem.  Leitner:  Recha,  als  Gast. 

Am  29«*«"  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler, unter  Direktion  des  Herrn  Delcour. 

Am  10.  Septbr.  Concert  des  Violin -Virtuosen,  Herrn 
Bazzini. 

Am  13*«»  Herr  Peretti:  Rafael  d'Estuniga,  als  Gast. 

Am  16*«"  Herr  Baison:  Hamlet,  als  Debüt. 

Am  18*«"  zum  ersten  Male:  „Er  geht  aufs  Land,"  Lust- 
spiel von  Robert. 

Am  21»*«"  zum  ersten  Male:  „Moritz  von  Sachsen," 
Trauerspiel  von  Prutz. 

Am  25«*«"  Gastdarstellung  der  Solo -Tänzerin,  Dem. 
Chevalier. 

Am  5.  Octbr. :  Gastvorstellung  des  Herrn  Risley  und 
Söhne. 

Am  14*«"  Dem.  Stephanie:  Margarethe,  als  Gast. 

Am  20«*«"  zum  ersten  Male:  „Der  Mörder,"  Posse  von 
Amalie,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  22«*«"  Concert  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  Rief- 
stahl. 

Am  23«*«"  zum  ersten  Male:  „Pugatscheff,"  Drama  von 
Gutzkow. 


269 


Am  26«^«»  Herr  Hei  dt:  Sarastro,  als  Gast. 

Am  3l8*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Sirene,"  Oper  von 
A  u  b  e  r. 

Am  3.  Ncvbr.  die  Feier  des  hundertjährigen  Geburts- 
tages von  Friedrich  Ludwig  Schröder  im  Stadttheater. 

Der  Gründer  des  altehrwürdigen  Stadttheaters  zu  Ham- 
burg, F.  L.  Schröder,  wurde  zu  Schwerin,  in  der  Nacht 
des  3.  Novembers  im  Jahre  1744  geboren.  Dies  gab  der 
Direktion  dieses  Theaters  die  genügendste  Veranlassung,  das 
Andenken  des  grössten  dramatischen  Künstlers  seiner  Zeit, 
ja  aller  Zeiten,  des  würdigen  und  trefflichen  Menschen, 
und  des  Stifters  ihrer  Bühne  auf  eine  erhebende  Weise 
öffentlich  zu  feiern.  Es  wurde  daher  bei  festlicher  Be- 
leuchtung des  Zuschauerraums  an  diesem  Tage  dargestellt: 
„Der  Vetter  aus  Lissabon,"  bürgerliches  Familiengemälde 
(und  einziges  Originalschauspiel)  in  drei  Akten,  von  F.  L. 
Schröder;  hierauf;  „Die Trauer,"  Lustspiel  in  einem  Akt, 
von  F.  L.  Schröder;  zum  Schlüsse:  „Die  Weihe  der  Er- 
innerung," scenischer  Epilog  von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 
Diese  Festvorstellung  gewann  in  sofern  eine  historische  Be- 
deutung, als  sie  dem  zahlreich  versammelten  Auditorium 
durch  erhebende  Erinnerungen  an  den  trefflichen  Altmeister 
und  zugleich  in  jener  Schreckenszeit  der  französischen  Oc- 
cupation,  schwer  geprüften  Bürger  Hamburgs,  durch  die 
lebendige  Erinnerung  an  denselben  eine  seltene  Feier  be- 
reitete. Die  Anordnung  sowohl  als  die  würdige  Ausführung 
der  Darstellung  fand  aber  auch  eine  beifällige  Anerkennung 
und  Aufnahme.  Die  Wahl  der  beiden  Stücke  von  Schrö- 
der war  ganz  im  Sinne  der  Feier  und  mit  aller  der  Um- 
sicht getroffen,  welche  der  Würde  des  Tages  angemessen, 
indem  sie  die  Glanzpunkte  der  Sc hröder'schen  Wirksam- 


270 


keit  bezeichnete,  welche  durch  tiefe  Bühnenkenntniss,  scharfe 
Berechnung  des  Effectes,  wahre  Charakteristik,  strenge  und 
correcle  Zeichnung,  mit  Beimischung  des  volksthümlichen 
Humors,  auf  das  moralische  Gefühl  des  kleinen  Bürger- 
slaates  einen  dauernden  segensreichen  Einfluss  geübt,  und 
noch  in  dem  einfach,  gesunden  Sinne  des  Volkes  fortlebt. 

Es  mag  hier  am  rechten  Orte  sein,  anzuführen,  dass 
sich  die  geachteisten  Kritiker  Hamburg's  und  selbst  der  Ver- 
fasser des  nachfolgenden  Epilogs  darüber  frei  ausgesprochen, 
dass  das  grosse  Verdienst  Schröder's  leider  bei  dessem 
Leben  nicht  nach  Recht  und  Billigkeit  anerkannt,  und  erst 
nach  seinem  Tode  völlig  gewürdigt  worden  sei. 

Demnach  haben  die  Direktion  und  Mitglieder  des  Ham- 
burger Stadttheaters  sich  nur  selbst  geehrt,  indem  sie  solche 
Wahrheiten  rein  und  ungeschmückt  an  diesem  Ehrentag 
öffentlich  aussprachen,  und  die  Meisterschaft  des  Gründers 
der  Hamburger  Bühne  dem  Gedächtniss  der  heutigen  Gene- 
ration wieder  vorzuführen  suchten. 

Die  l¥eihe  der  Erinnerung'. 

(Cin  fffttifdier  Epilog 

von 
Dr.  G.  iV.  Bärmann ^  mit  Musik  von  C.  Krebs. 

Personen: 

Die  Muse  der  Schauspielkunst Mad.  Lenz. 

Der  Regisseur  der  Bühne Herr  Grunert. 

Erster  Sprecher  ,>     Herr  Schäfer. 

Zweiter  Sprecher        u     Herr  G  loy. 

Erste  Sprecherin         r/     Mad.  Lebrün. 

Zweite  Sprecherin      /,      Mad.  Fischer. 

Sterne:  ]ßU  |3ut)ne  lots  ^amburfler  ^tat>ttl)faUr0. 
^fit:  Pft  ^ben^  De»  3.  UTooember  1844. 


271 


Erste  Scene. 

(Waldgegend   im  Halbdunkel.     Inmitten  des  Hintergrundes  eine  kronlose, 
abgestorbene  Eiche.) 

Regisseur. 

Ist  mein  ersehntes  Ziel  noch  zu  erreichen? 

—  Beengter  Busen,  du  bejah'st  es  kaum, 

Ein  banges  Vorgefühl  will  mich  bcschleichen  — 
Erweckt's  dir  jener  abgestorb'ne  Baum? 
Wohl  hab'  ich  über  Kunst  und  Kimstlerleben, 
In  treuem  Eifer  sorglich  nachgedacht:  — 
Was  fand  ich  aus:  Nur  was  sich  oft  ergeben: 
Den  hellen  Sonnentag  vertrieb  die  Nacht; 
Vor  kaltem  Herbst  verstummten  Sommerlieder, 
Schnee  wollte  blühn'den  Rasen  Uberziehn  — 
Enlschwund'nes  Grosses  kekrle  nimmer  wieder, 
So  dass  zuletzt  es  uns  als  Traum  erschien. 

—  Das  Neue  will  oft,  wie  mit  Sturms  Gewalten, 
Dem  würd'gen  Alten  ein  Zerstörer  sein; 

An  heit'ren  Lebens  heitersten  Gestalten 

Soll  dann  kein  Tiefgefühl  sich  mehr  erfreu'n; 

Ob  gern  die  alle  Eich'  auch  Blätter  triebe. 

Vollkräftig  noch,  wie  jüngster  Baum  sie  trägt  - 

Gebricht's  der  Zeit  alsdann  am  Geist  der  Liebe, 

Wird  doch  die  Axt  an  altem  Baum  gelegt: 

Betrübend  Spiegelbild  der  Zeit!    Die  Geister 

Des  Schwindens  und  Entsteh'ns  sind  zwar  d'rin  wach; 

Doch,  o!  nicht  folget  heimgegang'nem  Meisler 

Im  Lebenslhal  gleich  neuer  Meister  nach. 

Warum  soll  alles  Lied  denn  eh'r  verklingen, 

Als  bis,  von  aller  Musen  Geist  durchglüh't. 

Die  neue  Sängerwelt  auf  Ruhmesschwingen 

Empor  sich  hebt,  im  neu'slen  bess'ren  Lied? 

Und,  ach!  wenn  gar  sich  unberufne  Stimmen 

Des  Chors  bemeislern,  der  im  Kunslhain  schallt: 

Da  will  der  letzte  HoHhungsslern  verglimmen. 

Und  Schönes  bebt  vor  arger  Trolzgewalt. 


272 

—  0  Edler,  Du,  der  Du  vor  hundert  Jahren 

Zum  Heile  deutscher  Kunst  das  Licht  erblickt  — 

Süll  Dein  Werk  auch  den  Fluch  der  Zeit  erfahren? 

Dein  Künsllersegen  —  vvürd'  er  uns  entrückt? 

Soll  all  das  Grosse,  das  Du  schufst,  verschwinden? 

Mein  Meisler  Schröder,  wirst  auch  Du  zum  Traum? 

Will  sich  die  Axt  zu  Deinen  Wurzeln  finden, 

Als  wärst  Du  kronlos-abgestorb'ner  Baum? 

(Musik  hinter  der  Sceiie,  in  welcher  das  von  weiland  P.  L.  Schröder 

componirte  Matthisson'sche  Lied:    „Wenn  ich  einst  das  Ziel  errungen 

habe"  etc.  verklingt.) 

Horch!  —  welche  Klänge  säuseln  hoch  in  Lüften? 
Horch!  Meisler  Schröder's  Klänge  sind  es  —  Ha! 
Wie  wird  mir? 
(Harfenmusik  —  Wolken  überziehen  den  Hintergrund.) 
Mich  umwallt's  mit  Frühlingsdüften  — 
Ich  fühl's,  mir  ist  die  heil'ge  Muse  nah!  — 
Sein  Lied,  des  Meisters  Lied  —  noch  nicht  verklungen. 
Will  es  für  Hamhurg's  Bühnenkünstler  sein! 
Hat  er  als  Künstler  doch  sein  Ziel  errungen  — 
Hochheil'ge  Kunst,  sei  jenes  Ziel  auch  mein! 

Zweite  Scene. 
Hie  Muse.    Re^sseur. 

(Inmitten  der  Schleierwolken,  dicht  über  dem  Baume,  wird  die  Muse,  im 

Arme  die  bekränzte  gold'ne  Lyra,  sichtbar;  die  Harfenklänge  gehen 

nachher  in  den  aUgemeinen  Chor  über). 

Hase. 

Nicht  Täuschung  waltet!    Hör'  in  Schröder's  Klängen, 

Wie  sein  erhab'ner  Genius  zu  Dir  spricht! 

Doch  preist  die  deutsche  Bühn'  in  Hochgesängen 

Den  edlen  Meister,  der  da  lebt  im  Licht. 

Noch  lodert,  wenn  auch  Afterkritik  meistert. 

In  achtem  Bühnenkünstler  acht  Gefühl! 

Wen  Wahrheit  in  der  Kunst,  gleich  Dir,  begeistert. 

Der  dringt  gewiss,  wie  Schröder  einst,  zum  Ziel. 

Wer  denkt  und  glaubt  an  Krittlersucht-Vergiftung? 


I 


273 

Weg,  edler  iMime,  mit  so  bösem  Traum! 

Wie  wähnst  Du,  Sehr  öd  er 's  ruhmgekrönle  Stiftung 

Erschiene  je  als  abgestorb'ner  Baum! 

Blick  um  Dich!    Nicht  im  Dunkel  sieh  Dich  weilen! 

Der  Muse  Huldblick  ist  Dir  ja  vergönnt. 

(Die  ganze  Bühne  wird  hell.    Die  Seitenflügel  gestalten  sich  zu  Säulen 

eines  antiken  Saales;  der  Baum  verwandelt  sich  in  ein  Piedestal,  welches 

die  Büste  des  Gefeierten  [kolossal]  trägt.) 

Der  Fuss  des  Postamentes  zeigt  die  erleuchtete  Inischrift,  welche  au 
seinem  Grabmonumente  steht: 

„Dem  Freunde  der  Wahrheit  und  des  Rechts^ 
Dem  Förderer  menschlichen  Glückes, 
Dem  unerreichten  Künstler.'''' 

niuse  (fortfahrend) 
Schau'  um  Dich!    Sieh'  der  Bühne  feste  Säulen, 
Und  ihres  edlen  Gründers  Monument! 

Dritte  Scene. 

Torige.     AUg^emeiner  Chor. 

Chor  0»nter  der  Scene). 
Den  ünvergesslichen,  den  Biedern, 
Den  grössten  Meister  uns'rer  Kunst  — 
0  feiert  ihn  in  heil'gen  Liedern! 
O  feiert  hoch  ihn  durch  der  Muse  Gunst! 

Aluse. 

Horch!  wie  vereint  die  wackern  Kunstgenossen 

Mit  Feiersange  diesem  Denkstein  nah'n. 

Ist  ein  Jahrhundert  deutsam  doch  verflossen! 

Blick'  um  Dich,  neue  Weihe  zu  empfah'n. 

Was  sich  im  Wort  nur  mangelhaft  lässt  schildern  — 

Denn  Grosses  fasst  nicht  stets  ein  kleiner  Raum  — 

Durchdring'  auch  Dich  hier  in  Erinn'rungbildern 

Der  Bühne.    Wahrheit  ward  noch  nie  zum  Traum! 

(Die  Muse  verschwindet.    Der  Hintergrund  der  Bühne  zeigt,  hinter  dem 
Denksteine,  den  Prospect  des  antiken  Saals). 

18 


274 


Vierte  Scene. 

Keifisseur.    SHmmtliche  MitjB^liefler, 

(^von    denen   die   Redenden  ihren  Platz    im   Vordergründe,    während  des 
Chorgesanges  einnehmen). 

Chorgesangf 

Cauf  der  Bühne,  beim  Eintreten). 
Den  ünvergesslichen,  den  Biedern, 
Den  grössten  Meister  uns'rer  Kunst  — 
0  feiert  ihn  in  heil'gen  Liedern! 
0  feiert  hoch  ihn  durch  der  Muse  Gunst. 

£rster  Sprecher, 

Ja,  schwell'  Erinn'rung  unser  Aller  Busen, 
An  unsers  Meisters  hunderljähr'gem  Fest. 
War  er  doch  würd'ger  Liebling  aller  Musen  — 
Von  ihm  kein  edler  Schauspielkünstler  lässt! 

Z-weiter  Sprecher. 

Hell  strahlt  es  uns  aus  der  Erinn'rung  Spiegel, 
Wie  Schröder  sich  Verdiensteskränze  wob, 
Dass  ihn  der  Ruhmesgöltin  hehrer  Flügel 
Empor  zum  Kreis  der  Licht-Erkor'nen  hob. 
£riste  Sprecherin. 
Wie  schön  durch  ihn  das  höh're  Lustspiel  glänzte! 
Wir  seh'ns  im  „Ring,"  an  Klingsberg's  Schelmerei. 

WiTFcite  Sprecherin. 
Ein  reicher  Kelch,  der  sprudelnd  sich  kredenzte, 
Sogar  dem  neck'schen  „Geist  auf  der  Bastei." 

forste  Sprecherin. 
Wohl  lebte  Schröder's  Luslspielbühn'  als  Prasser; 
Sie  schwelgt  in  holden  Musengaben,  traun! 

Zweite  Sprecherin. 
„Gewendet  Blatt"  und  „stille  tiefe  Wasser"  — 
O  Luslspielsbilder  köstlich  anzuschau'n  — 

Xlrste  Sprecherin. 
Charakter  mit  des  Witzes  Spiel  verbunden,  — 
Wie  reicht'  uns  Schröder's  Muse  das  so  schön! 


275 

Zweite  S^precherin. 

Und  sinnreich  stets  ward's  von  ihm  aufgefunden, 
Wie's  deutlich  an  „Viel  Lärm  um  Nichts"  zu  sehn! 

Erster  Sprecher, 

Wie  hoch  er  den  erhab'nen  Dritten  schätzte, 
Hat  er  im  schönsten  Glänze  dargethan. 

Regisseur. 

Denn  Künstler  war  er,  wo  er  übersetzte, 

Und  Hess  zuerst  uns  Shakspeare's  Werk  empfah'n. 

Erster  Sprecher. 

Als  Erster,  der  des  „Hamlet"  sich  erkühnte. 
Bracht'  er  nicht  Worte  —  Worte  —  Worte  blos  — 

Regisseur  und  alle  Sprecher  und  Sprecherinnen. 

Er  war,  dass  Kleinstes  ihm  wie  Grösstes  diente. 
Im  Grossen  Grösster,  und  im  Kleinsten  gross! 

Regisseur. 

O  wen  erfüllt'  es  nicht  mit  süssen  Schmerzen, 

Wenn  er  als  „Lear"  das  Schreckensfluchwort  sprach  — 

Erste  Sprecherin. 

Und  dann,  als  Greis  ein  Kind,  am  Kindesherzen 
Cordeliens,  der  Himmlisch-Reinen,  lag! 

Erster  Sprecher. 

Wie  er  selbst  Kühnstes  auf  die  Bühne  brachte. 
Stellt'  Adelheid  von  Sal'sbury  uns  dar. 
So  wie's  ein  König  wollt',  ein  Dichter  dachte; 
Und  „honi  soit  qui  mal  y  pense"  fürwahr! 

Z-weite  Sprecherin. 

Wie  wusst'  er  Sitte  mit  dem  Scherz  zu  einen! 

Zweiter  Sprecher. 

Sein  „Fallstaff"  zeigt's  und  dessen  Wirthin  —  ja! 

Regisseur. 
Was  AfterkritUer  auch  dagegen  meinen; 
Der  Scherz  lebt  noch,  doch  auch  die  Sitt'  ist  da! 

18  * 


276 

aweiter  Sprecher. 

Den  heilern  Missversland  im  Spiel  der  Liebe, 
Wie  bracht'  er  ihn  im  kunslgereehlen  Tanz; 
Wie  flochl  er  sich  in  seinem  „Apfeldiebe" 
Zugleich  des  Dichlers  und  des  Tänzers  Kranz! 
Mit  Lust  der  niedern  Komik  ich  gedenke, 
Noch  zeigt  „die  Trauer"  sie  im  neck'schen  Paar  — 
Im  Volklon  sprach's,  und  seine  herz'gen  Schwanke, 
Entnommen  waren  sie  dem  Volk  fürwahr! 

drste  Spreeherln. 

Wie  dacht'  und  schrieb  und  wirkt  er  doch  mit  Liebe, 
Für  Kunst  und  Volk! 

Zweiter  SIpreclier. 

Ein  wahrer  Volksmann,  er! 

Krster  Sprecher. 

Wie  kannt'  er  seine  Zeit  und  ihr  Gelriebe! 

Zweiter  Sprecher. 

Und  wer  glich  ihm  als  Menschenkenner  —  wer? 

Regisseur. 

Doch  sah'  er  häufig  unverdient  bescholten, 

Geschmäht  sein  Thun  —  o  bilt'res  Erdenloos! 

D'rum  frage  keiner  je,  was  er  gegolten, 

Bevor  der  Tod  ihn  legt  in  Tellus  Schooss. 

Bei  Lebenszeit,  wie  er  auch  möge  ringen. 

Wird  Keiner  allgemeinen  Beifall  schau'n; 

Erst  sterb'  er  —  und  vielleicht  wird's  dann  gelingen, 

Dass  ihm  die  Enkel  Monumente  bau'n. 

ESrster  Sprecher. 

Und  doch  war  Schröder  Freund  von  allen  Biedern! 

£rste  Sprecherin. 

Doch  übt  er  Wohlthat  selbst  am  schltmmsen  Feind! 

Zweite  Sprecherin. 

Doch  wussf  er  Edles  immer  zu  erwiedern! 


277 

Reg^isseur. 

Doch  hat  er's  treu  mit  Kunst  und  Volk  gemeint! 

Erster  Sprecher. 

Welch  sciiönes  Vorbild  war  im  Brüderkreise 
Sein  still'res  Wirken,  sein  verschwieg'nes  Thun! 

Zureite  Sprecherin. 

Wie  seh'n  wir  noch  im  geisleskräfl'gen  Greise 
Den  Künstler  an  der  Muse  Herzen  ruh'n! 

Krste  Sprecherin. 

Wie  strebt'  er  rastlos,  And'rer  Glück  zu  gründen! 

'A-weite  Sprecherin. 

Wie  hat  er's  oft  im  Schauspiel  uns  gemalt. 

Regisisenr. 

Sein  Essigschubkarr'n  wird  wohl  nie  verschwinden, 
So  lange  Bürgerglück  in  Hamburg  strahlt. 
Genug  der  Fülle  von  Erinn'rungsbildern! 

(Wolken  umziehen  den  Hintergrund,   so  dass  die  Verwandlung  vorgehen 

kann.} 

Welch  heil'rer  Zukunft  Pforten  thun  sich  auf! 
Wie  sanft  will  Schroffes  in  der  Zeit  sich  mildern! 
Wie  winkt  uns  Allen  schönster  Künstlerlauf! 
Wie  wird  nur  Edles  stets  in  den  Bezirken 
Von  Hamburg's  Staditheater  herrschend  sein! 
Wenn  wir  im  Geist  des  grossen  Stifters  wirken, 
Zeigt  unser  Thun  sich  wahrlich  nicht  als  klein. 
0  Segen,  Segen  der  ErinnVungsweihe! 
Sie  schlingt  um  uns  ein  hold  Geschwisterband. 
Sie  festigt  in  uns  reinste  Lieb'  und  Treue 
Zur  edeln  Kunst,  der  wir  uns  zugewandt. 

(Der  Hintergrund  öflTnet  sich;  man  erblickt  den  Tempel  des  Ruhms  in 

Rogengewölk;    die   Muse  auf  einer  der  Wolken.     Rings  um  dieselbe 

Genien.    Leise  Musik,  die  dann  in  den  Schlusschor  übergeht.) 


278 


Fünfte  Scene. 
Vorig^e.    Hie  JHuse. 

Alle  Mitglieder 
(während  die  Verwandlung  vor  sich  geht,  knieend}. 
Ja,  ja,  wir  fühlen  der  Erinn'ruug  Weihe! 
Mit  neuer  Eilers-Gluth  sie  uns  durchbebt. 
Dem  Künstler  Heil,  der  so  in  Lieb'  und  Treue 
Der  Kunsl,  wie  Friedrich  Ludwig  Schröder,  lebt! 

Muse. 

Bei  heil'ger  Gluth,  womit  die  Kunst  durchdringet  — 

Ihr  Jünger,  auf!  CAUe  erheben  sich)  und  strebt  dem  Meisler  nach! 

Uekriinzl  sein  Bild  —  O^ie  Bekränzung  erfolgt)  Euch  ward  dazu  die 

Weihe! 
Begeht  sein  Fest  mit  Jubelsang  und  Tanz! 
Der  wahren  Kunst  bewahret  Lieb'  und  Treue  — 
Erfüllter  Pflicht  wird  stets  des  Lohnes  Kranz! 

CZwölf  Genien  schweben  herab;  zwei  davon  mit  einem  liorbeer- 

kranz   über  dem  Haupt  der  Büste.    Das  BaUetcorps  uratanzt  das 

Monument.) 

Allgemeiner  Chor. 

Wir  feiern  den  Meister  mit  Jubelgesang, 

Da  edelste  Weihe  die  Jünger  durchdrang. 

Auch  schweb'  unser  Opfer  zu  Wolken  empor, 

Dank,  Dank,  Dank  sei  Dir  o  Muse!    Dank,  Dank,  ja  Dank  Dir,  im 

Chor! 
Heil,  Heil  uns'rer  Bühne,  sie  strahle  im  Glanz!  — 
Sie  schmückt  unsern  Meister  mit  ewigem  Kranz!  — 


Am  13.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Lady  Ellen," 
Lustspiel  von  L.  Mühlbach. 

Am  20«te"  zum  ersten  Male:  „Monaldeschi,"  Tragödie 
von  Laube. 

Am  22«*eD  zum  ersten  Male:  „Don  Pasquale,"  Oper 
von  Donizetti. 


279 

Am  4.  Decbr.  zum  ersten  Male:  „Mutter  und  Tochter," 
Schauspiel  von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

Am  löte»»  zum  ersten  Male:  „Der  verwünschte  Brief," 
Posse  von  Lehnard. 

Am  218*«'»  zum  ersten  Male:  „König  und  Citherschlä- 
gerin,"  Schauspiel  von  Dr.  G.  N.  Bärmann. 

Am  29«*«"  Dem.  Jacques:  Pamina,  als  ersten  theatrali- 
schen Versuch. 

Am  30«*«»  zum  ersten  Male:  „Allessandro  Stradella," 
Oper  von  Flotow. 

Thalia -Theater. 

Am  6.  Januar  Herr  Wallner:  Windmüller,  als  Gast. 

Am  16*«"  Concert  des  Violin-Virtuosen  Herrn  Müller. 

Am  268*«n  Concert  des  Hannoverschen  Stabs-Trompeters 
Herrn  Sachse. 

Am  15.  Februar  zum  ersten  Male :  „Die  neue  Fanchon," 
Schauspiel  mit  Gesang  von  Friedrich.  Musik  von  H. 
Schäffer. 

Am  17*«"  Gastdarstellung  der  Solo -Tänzerin  Dem.  J. 
Bertin. 

Am  20«*«"  Herr  Schlögell:  Fröhlich,  als  Gast. 

Am  16.  März  Mad.  Schreiber-St.  Georges:  Vi- 
comte,  als  Gast. 

Am  11.  April  Herr  G.  Raeder  vom  Hoftheater  zu 
Dresden,  Herr  Edmüller  vom  Altonaer  Theater  und 
Herr  v.  Lehmann  vom  hiesigen  Stadttheater,  als  Gäste. 

Am  19*«"  erste  Gastdarstellung  des  Solo-Tänzers  Herrn 
Rathgeber. 

Am  24«*«"  Dem.  Wassmann:  Nina,  als  DebüL 

Am  3.  Mai  Herr  Hassel:  Pudding,  als  Gast. 


280 


Am  7^«»  Herr  Diegelmann:  Eulenspiegel,  als  Gast. 

Am  4.  Juni  Mad.  Peroni-Glasbrenner:  Marga- 
rellia,  als  Gast. 

Am  2.  Juli  Vorstellung  des  Herrn  B  o  s  c  o  in  der  Magie. 
Herr  Kläger,  als  Gast. 

Am  12»«»  Herr  Edmüller:  Fröhlich,  als  Gast. 

Am  12»«°  Herr  Gomansky,  Karl  Ruf,  als  Gast. 

Am  19»«"  Herr  Dietrich;  Schulmeister,  als  Gast. 

Am  24«»«n  Dem.  L.  Hofer  und  Herr  Ludwig  Woll- 
rabe: Pariser  Taugenichts   und  General  Morin,  als  Gäste. 

Am  9.  August  erste  Darstellung  der  optischen  Nebel- 
bilder des  Herrn  Professor  Bück. 

Am  10»«»  Dem  C.  Hei  gel:  Marie,  als  Gast. 

Am  13»«»  Herr  W.  Kunst:  Morin,  als  Gast. 

Am  25«»«"  debütirte  der  Regisseur  Herr  Vogel. 

Am  30»»«»  Herr  Scholz:  Augustin,  als  Gast. 

Am  21.  Septbr.  erste  Vorstellung  der  französischen 
Schauspieler  aus  Berlin. 

Am  2.  Octbr.  Herr  Baum,  als  Gast. 

Am  2l8»ei  Herr  Gern:  Schelle,  als  Gast. 

Am  3.  Novbr.  feierte  die  Direktion  Schröder's  hun- 
tertjährigem  Geburtstag  auf  eine  ehrende  und  sinnige  Weise, 
durch  die  Aufführung  des  Schröder'schen  Lustspiels 
„Das  Portrait  der  Mutter,"  welchem  ein  von  Dr.  G.  N. 
Bär  mann  verfasster  Prolog  voranging. 

Am  14»«"  Herr  B  u  r  m  e  i  s  t  e  r :  Abbö  de  l'^p^e,  als  Gast. 

Am  29«»«"  Herr  J.  Schramm:  Michel  Perrin,  als  Gast. 

Am  10.  Dec.  Vorstellung  des  Herrn  K.  Christ  ei  nicke. 

Am  11*«°  Herr  Reinhardt:  Emmerling  als  Debüt. 

Am  20«»«»  zum  ersten  Male:  „Graf  Irun, "  Schauspiel 
von  Friedrich. 


281 


9M.lt  ona 

Direktor  und  Unternehmer:  Herr  Engelhard l. 

Das  Theater  wurde  wegen  des  Neubaus  im  Innern,  von 
Mille  des  Monats  Mai  bis  zur  Mille  des  Septembers  ge- 
schlossen und  den  15.  mit  dem  Vaudeville  „Die  beiden 
Waisen,"  von  Blum,  welchem  ein  von  A.  Flor  gedichteter 
Prolog  voranging,  wieder  eröffnet. 

Actien- Theater  der  Vorstadt  St.  Pauli. 

Das  vor  mehreren  Jahren  in  der  belebtesten  Vorstadt 
Hamburg's  erbauete  Theater,  ursprünglich  „Urania"  be- 
nannt, welches  unter  verschiedenen  Direktionen  das  gleiche 
Schicksal  nicht  bestehen  zu  können  theilte,  ist  seit  Monat 
Mai  dieses  Jahres  von  einer  Gesellschaft  Actionaire  gekauft 
und  nach  einem  vorgenommenen  Neubau,  neuer  Decorirung 
und  zweckmässiger  Einrichtung  der  Zuschauerräume  so- 
wohl, wie  der  Buhne,  am  23.  Mai  unter  Leitung  des  von 
dem  Comit^  erwählten  technischen  Direktors,  Herrn  Landt, 
eröffnet. 

Elisium- Theater  der  Vorstadt  St.  Pauli. 

Direktor:  Herr  C.  Hoch. 
Regisseur:  Hr.  Feldmayer.  —  Inspicient:  Hr.  Zimmermann.  — 
Soufleuse:  Mad.  Fischer. 

Unter  den  Mitgliedern  zeichnen  sich  aus: 
Hr.  Ärend.,  Hr.  Carli^  Hr.  Remier^  Dem.  Arendt  Dlls.  Hansen, 
Mad.  Zink  und  iMad.  Feldmayer. 

Theater  der  Vorstadt  St.  Georg. 

Direktor:  Herr  S  tef  fe  n,  führt  gleichzeitig  eine  Schenke 
und  Billard.  —  Regisseur:  Herr  Schmidt  etc.  etc. 

Mit  Ausnahme  des  Dienstags  und  Sonnabends  finden 
täglich  Vorstellungen  stall. 


282 


1§45. 

Am  1.  Januar  zum  ersten  Male:  „Adam  und  Eva," 
Lustspiel  von  Carl. 

Am  16'«"  zum  ersten  Male:  „Der  letzte  Maure,"  Tra- 
gödie von  Dr.  Wo  11  he  im. 

Am  2*2»t«»  Mad.  Spatz  er- Gen  tiluomo:  Valentine, 
als  Gast. 

Am  278te»  zum  ersten  Male:  „Die  Marquise  von  Vil- 
lette,"  Schauspiel  von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

Am  4.  Februar  Mad.  Krüger-Fürlh:  Lucrezia  Bor- 
gia,  als  Gast. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Das  Urbild  des Tartütfe," 
Lustspiel  von  Gutzkow. 

Am  15*«"  zum  ersten  Male:  „Adolph  von  Nassau," 
Oper  von  Mar  sehn  er. 

Am  3.  Mai  zum  ersten  Male :  „Der  König  amiisirt  sich," 
Schauspiel  von  V.  Hugo. 

Am  4*«"  Dem.  Jacques:  Gebriele,  als  Debüt. 

Am  7*«"  Abendunlerhaltung  der  Dlls.  Laura  Ernst, 
Jacob sen  und  der  erblindeten  Pauline  Brauns. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Ein  deutscher  Krieger," 
Schauspiel  von  Bauern fe Id. 

Am  15*«"  Concerl  des  Violin-Virtuosen,  Herrn  Pr um e. 

Am  24»*«"  zum  ersten  Male:  „Herr  Mannecke,"  Posse 
von  Heine. 

Am  29«*«"  Dem.  Jenny  Lind,  königlich  schwedische 
Hof- Sängerin:  Norma,  als  erste  Gastrolle.  Eine  schöne 
Stimme,  kunstgerechter  Gesang  und  ein  gewisses  Etwas, 
man  möchte  es  Sphärentöne  nennen,  bezaubern  den  Hörer, 
reissen  den  Kenner  und  Laien  zur  Bewunderung  hin.  — 
Dem.    Lind   (überall   „Schwedische  Nachtigall"  genannt) 


283 


niinnil  gegenwärtig  den  ersten  Platz  unter  den  Sängerinnen 
ein  *}. 

Am  3.  April:  Dem.  Novack:  Hedwig,  als  Gast. 

Am  8*®"  zum  ersten  Male:  „Ein  nächtliches  Abenteuer," 
Lustspiel  von  Koch  und  „Doctor  Robin,"  Lustspiel  von 
Gohler. 

Am  11*^"  Concert  des  Violin-Virtuosen,  Herrn  Camillo 
Sivori. 

Am  13^^"  Gastdarstellung  der  gymnastischen  Künstler 
und  Tänzer,  vom  Drurylane  Theater  zu  London,  Herren 
Smith,  Taylor,  Kemp  und  Hollyoack. 

Am  löten  Dem.  Bayer:  Gabriele  von  Belle -Isle,  als 
Gast. 

Am  28«*^"  zum  ersten  Male:  „Undine,"  Oper  von  Al- 
bert Lortzing,  unter  persönlicher  Leitung  des  Compo- 
nisten. 

Am  1.  Mai:  zum  ersten  Male:  „Struensee, "  Tragödie 
von  Laube. 

Am  9ten  Herr  Haimer:  „Jäger  im  Nachtlager,"  als 
Gast. 

Am  13*«"  Dem.  Clara  Stich:  Isaura,  als  Gast.  Herr 
Schneider:  Ramiro,  als  Debüt. 

Am  l?*««»  erste  Gastdarstellung  der  italienischen  Opern- 
Gesellschaft. 

Mitglieder:  Sigr.  Ambrogi^  Sigr.  Rosi^  Sigr.  Guinti^  Sigr.  Be- 
nedetti^  Sigr.  Paltrinieri^  Sigr.  Crivelli^  Sigra.  Riccü^  Sigra. 
Vignöla^  Sigra.  Boeri,  Sigra.  Moltini^  Sigra.  Yietti  und 
Sigr.  Boeri. 


■)  Gegenwärlig  1846  wieder  bei  dem  Stadllhealer  gaslirend,  erhält 
Dem.  Lind  für  jeden  Abend  ein  Honorar  von  lOO  Fr.d'or. 


284 


Am  18^«"  Dem.  Beer:  Agathe,  als  Gasl. 

Am  3.  Juni  zum  ersten  Male:  „Mariana,"  Schauspiel 
von  Treitzchkc. 

Am  6<^'"  Sigra.  del  Carmen  Montenegro:  Lucrezia 
und  Sigr.  Millrovicci:  Don  Alfonso,  als  Gäste  bei  der 
italienischen  Oper. 

Am  10^*""  Gastdarstellung  der  kaiserl.  Solo-Tänzer  Dem. 
Adrian ova  und  Herrn  Frederic. 

Am  Jl*«^^"  Sigra.  d'Alberti  und  Sigr.  Mei:  Desdemona 
und  Othello,  als  Gäste. 

Am  228^*»  zum  ersten  Male:  „Zwei  Tage  aus  dem  Le- 
ben eines  Fürsten,"  Lustspiel  von  Dein  hartstein. 

Am  5.  Juli  Dem.  Tuczek:  Amine,  als  Gast. 

Am  6*®»  Dem  Enghaus:  Jahanna  d'Arc,  als  Gast. 

Am  21«^^"  Herr  Härtinger:  Raoul  v.  Nangis,  als  Gasl. 

Am  248^*^»  zum  ersten  Male:  „Die  CoUecte,"  Lustspiel 
von  Kaiser. 

Am  11.  August  Fest-Concert  am  Tage  der  Enthüllung 
der  Beethoven-Statue  zu  Bonn. 

Am  13*«"  Fräulein  v.  Marra:  Adina,  als  Gast. 

Am  14*«"  zum  ersten  Male:  „Die  Müllerin  von  Burgos." 

Am  228*«»  2um  ersten  Male:  „Der  Brief  aus  der  Schweiz," 
Lustspiel  von  Amalia,  Prinzessin  von  Sachsen. 

Am  6.  Septbr.  Dem.  Wilhelmi:  Johanna  d'Arc,  als 
Gast. 

Am  12*«"  zum  ersten  Male:  „Die  vier  Haimonskinder," 
Oper  von  Balfe. 

Am  13*«"  Dem.  Gäde:  Lady  Milfort,  als  GasL 

Am  17*«"  Gastdarstellung  der  Solo-Tänzer  Dem  Fanny 
('  e  i"  r  i  1 0  und  Herrn  St.  Leo  n. 

Am  18*«"  Dem.  Arthur:  Kunigunde,  als  Gasl. 


285 


Am  29«t^"  zum  ersten  Male:  „Der  Sohn  des  Fürsten/' 

Am  4.  Octbr. :  Declamatorische  Vorträge  von  Sophie 
Schröder  und  zum  ersten  Male:  „Alles  durch  die  Frauen," 
Lustspiel  von  Herrmann. 

Am  9*«"  Mad.  Schäfer  (geb.  Reithmeyer):  Fidelio, 
als  Gast.     Herr  Wilhelmi:  Elias  Krumm,  als  Gast. 

Am  11*®"  zum  ersten  Male:  „Der  Schwiegersohn  eines 
Millionairs,''  von  Lembert. 

Am  228*««»  Mad.  Crelinger:  Maria  Stuart,  als  Gast. 

Am  25»*®"  Concert  des  Herrn  Jacob  Eben,  Virtuosen 
auf  dem  Holz-  und  Stroh-Instrumente,  und  Clavier-Concert, 
gespielt  von  dem  7jährigen  kleinen  Brassin. 

Am  29«*®"  zum  ersten  Male:  „Nabucodonosor,"  Oper 
von  Verdi. 

Am  7.  Novbr.:  Mad.  Palm-Spatzer:  Valentine,  als  Gast. 

Am  8*®"  zum  ersten  Male:  „Der  Ruf,"  Lustspiel  von 
Benedix. 

Am  12*®"  Dem.  Erck:  Klara  und  Dem.  Beneke: 
Christine,  als  Gäste. 

Am  17*®"  zum  ersten  Male:  „Graf  Waltron,"  militairi- 
sches  Drama  von  Ch.  Birch-Pfeiffer. 

Am  26«*®"  zum  ersten  Male:  „Die  öffentliche  Meinung," 
Lustspiel  von  Baison.  Herr  Döring:  Buschmann,  als  Gast. 

Am  1.  Decbr.  Fräulein  v.  Ostermann:  Johanna,  als 
ersten  theatralischen  Versuch. 

Am  5*®"  Gastdarstellung  aus  dem  Gebiete  der  unterhal- 
tenden Physik  des  Herrn  Figer. 

Am  7*®"  zum  ersten  Male:  „Keine  Jesuiten  mehr," 
Lustspiel  von  Dr.  Schubar. 

Am  10*®»  zum  ersten  Male:  „Ein  Arzt,"  Lustspiel  von 
Wage  s. 


286 


Am  13^«"  zum  ersten  Male:  „Abraham,"  Drama  von 
Castelli  und  Seyfried.  Die  Schlachlscene  ausgeführt 
von  der  Kunstreiter-Gesellschaft  des  Herrn  Gautier. 

Am  16^*^"  zum  ersten  Male:  „Der  Schierlingstrank," 
Lustspiel  von  Friedrich. 

Am  19*«"  zum  ersten  Male:  „Ein  Freundschafts -Bünd- 
niss,"  Lustspiel  von  Feldraann. 

Am  23«**^"  zum  ersten  Male:  „Die  Matrosen,"  Oper 
von  F.  V.  Flotow. 

Am  29«*«"  zum  ersten  Male:  „Anna  von  Oestreich,*' 
Schauspiel  von  Ch.  Birch -Pfeiffer. 


(Da  ich  mit  Ostern  nächsten  Jahres  diese  thealrahsche  Chronologie 
schiiesse,  so  folgt  hier  der  Personal-Bestand  sämmllicher  Bühnen.) 

Stadt -Theater. 

Direktion:  die  Herren  J.  Mühling  und  J.  Com  et. 

Rechtskonsulent:  Herr  C.  Ä.  Dämmert^  Dr.  jur. 
Theaterarzl:  Herr  Dr.  Ph.  Schmidt.  Wundarzt:  Herr  Dr.  H.  Prösch. 
Regisseur  der  Oper:  Herr  Schäfer, 
Regisseur  des  Schauspiels:  Herr  Grunert. 
Ausschuss-IVlitglieder:  die  Herren  Schäfer,  Gloy  und  Wurda. 
Musikdireklion :  Herr  Kapellmeister  C.  Krebs.,  Herr  Spars. 
Erster  Theatermaler:  Herr  D^herhes.,  zweiter:  Herr  Witte. 
Maschinenmeister:  Herr  Händel.,  Theatermeister:  Herr  Schröder. 
Zwölf  engagirte  Gehülfen.    Vier  Beleuchter. 
Kassenwesen. 

Kassirer:  Hr.   Treusein  d.  ä.,  Hr.    Treusein  d.  j.  —  Kassen- 
Controlleure:   Hr.  Holm.,   Hr.  Kalkbrenner,  Hr.  Schradiek.  —  Elf 
Billet- Abnehmer.  —  Drei  Logenschliesser  sammt  drei  Gehiilfen.  — 
Inspektion. 

Haus-  und  Theater-Inspektor:  Hr.  Gertig.  —  Kassen  Inspekto- 
ren: Hr.  Albrecht ^   Hr.   Kalkbrenner.  —  Beleuchtungs- Inspektor: 


287 


Hr.  Meyer.  —  Comparsen- Inspektor:  Hr.  Linden.  —  Bühnen -In- 
spektor: Hr.  Feldmann.  —  Castellan:  Ur.  Bruh7is.  —  Requisiteurs: 
Hr  Möller.,  Hr.  Müller  und  zwei  Gehülfen.  —  Bibliothek-Inspektor: 
Hr.  V.  Hanno,  —  Souffleur  des  Schauspiels:  Hr.  Neumann,  der 
Oper:  Hr.  Franke. 

Darstellende  Mitglieder. 
Herren : 

Baison.,  erste  Liebhaber  und  jugendliche  Helden.  —  Bost,  erste 
und  zweite  Bass-  und  BassbufToparthien.  —  Brassin^  erste  Barilon- 
parthien.  —  Brüning.,  Bonvivant,  komische  Rollen.  —  Frohn.,  kleine 
Parlhien  in  der  Oper  und  Schauspiel,  Chor.  —  Gerste^  BassbufTo- 
parthien, komische  Rollen  im  Schauspiel.  —  Gloy.,  Alte,  komische 
Charakterrollen  in  Oper  und  Schauspiel.  —  v.  Gogh.,  zweite  Lieb- 
haber, Naturburschen.  —  Grunert^  erste  Intriguants,  Väter,  fein 
komische  und  serieuse  Charakterrollen.  —  Hermann^  kleine  Par- 
lhien in  Oper  und  Schauspiel.  —  Hesse,  serieuse  und  komische 
Väter,  Charakterrollen.  —  Hollmann  d.  ä.,  zweite  Parthien  in  der 
Oper,  wie  im  Schauspiel.  —  Kaps.,  erste  Tenorparthien.  —  Köster^ 
kleine  komische  Rollen.  —  Lehr^  erste  Bassparthien.  —  Linden., 
zweite  Rollen,  Chor.  —  Löwe^  Alte,  Intriguants,  Chor.  —  Peretti., 
Tenorparthien.  —  Schäfer.,  erste  und  zweite  Väter.  —  H.  Schnei- 
der., erste  und  zweite  Liebhaber.  —  Wiemann.,  kleine  Rollen  in 
Oper  und  Schauspiel,  Chor.  -  Wilhelmi,  Intriguants,  jugendliche 
Rollen.  —  Wurda,  erste  Tenorparthien.  —  Fehringer.,  Helden  und 
Väter. 

Damen: 

Dem.  Arthur,  erste  und  zweite  Liebhaberinnen.  —  Dem. 
Beneke,  zweite  jugendliche  Liebhaberinnen  und  Soubretten.  — 
Dem.  Bräutigam,  Soubretten  in  Oper  und  Schauspiel.  —  Dem. 
Eichbaum,  erste  Soubretten  in  Oper  und  Schauspiel.  —  Dem.  Adel- 
heid Erck.,  erste  und  zweite  Liebhaberinnen,  junge  Frauen.  —  Mad. 
Fehringer,  erste  heroische  und  sentimentale  Gesangparthien.  — 
Mad.  Fischer,  Mütter  in  Oper  und  Schauspiel.  -  Dem  Jacques, 
erste  und  zweite  jugendliche  Gesangparthien.  —  Dem.  JazedS, 
erste  colorirte  Gesangparthien.  —  Mad.  Klengel,  Alte,  zweite 
Mütterrollen.  —  Mad.  Lebrün,  Anslandsdamen.  —  Mad  Lehr,  Da- 


288 


men  und  Liebhaberinnen.  —  Dem.  Lücke  ^  zweite  Rollen  in  Oper 

und  Schauspiel.  —  Dem.  Schott^  kleine  Rollen.  —  Dem.  Sostviann., 

Auslands-  und  MiilteiTollen.  —  Dem.  Stephanie^  erste  Liebhaberin. 

—  Dem.  Wilhelmi^  erste  Liebhaberin  und  Heldin.  — 

Kinderrollen: 

Hertha  und  Julius  Zissig^  J.  Firmin. 

Balletpersonale: 

Ralletmeisler:  Hr.  Teile.  —  Solotänzer:  Hr.  Maximilian  Con- 

stant.  —  Zweite  Tänzer:  Hr.  Feldmann.,  Hr.  Wüpper. 

Sololänzerinnen:    Dem.    Chevalier^    Dem.    Delechaux,    Dem. 

Müller,  —  Figurantinnen:   Dem.  Corends.,  Dem.  Grosse  /. ,  Dem. 

Grosse  II.,  Dem.  Hahne ^  Dem.  Middendorf.,  Dem.  Pepiaro.,  Dem. 

Rühmann.,  Dem.  Schaaf.,  Dem.  Scholz.,  Dem.  Schott  d.  j.    Zehn 

Elevinnen. 

Chorpersonale: 

Chordirektor:  Hr.  Schäfer.  —  Correpetilor:  Hr.  Kleinschmidt. 
Chorsänger,  die  Herren :  Englert,  Frohn^  Gerkens.,  v.  Hanno.,  Holl- 
mann I,  und  //. ,  Köster.,  Leubner.,  Linden.,  Löwe^  Mentschel, 
Mosen,  Peltz^  Ritzenfeldt  I.  und  //.,  Sachs.,  Wesser  und  Wiemann. 

Chorsängerinnen:  Dem.  Bading.,  Dem.  Berg,  Dem.  Beyer,  Mad. 
Frohn,  Dem.  Gross,  Dem.  Grünwald,  Mad.  Heissner,  Dem.  Hinke, 
Dem.  Junge,  Dem.  Lichtenheld,  Mad.  Linden,  Mad.  Löwe,  Dem. 
Lücke,  Dem.  Meyer,  Dem.  Morche,  Dem.  Rolle,  Dem  Schott,  Dem. 
Sostmann  und  Dem.  Zehe. 

Bei  grossen  Opern  wird  das  Chorpersonale  durch  funfundzwan  - 
zig  Militairsänger  verstärkt. 

Orchesterpersonale. 

Dirigent:  Hr.  Kapellmeister  Kreis.  Concertmeister!  Hr.  Spars, 
Correpetilor:  Hr.  Kleinschmidt. 

Musiker. 

Violinisten:  die  Herren  Ballin,  Beer,  Birgfeld,  Goltermann, 
Graff,  Huth,  Kayser,  Kappelhöfer  d.j.  Löwenberg,  Meyer,  Peter- 
sen und  Spars.  Bratschisten:  die  Herren  Otterot,  Steinhardt  und 
Helung.  Violoncellisten:  die  Herren  Burgwardt,  Liebau  und  Ka- 
biejus.  Conlrabassislen:  die  Herren  Poeker,  Risch  und  Heyer. 
Harfenisl:  Hr.  Schaller.   Flötisten:  die  Herren  Canthal  und  Mozen. 


289 


Clarinelten:  die  Herren  Schramm  d.j.  imA  Süssmilch.  Hautboisten: 
die  Herren  JVawcÄ  und  WoUrabe'^)  d.  ä.  Fagottisten:  die  Herren: 
Bcrthold  und  Wollrabe  d.  j,  Hornisten:  die  Herren  Boers^  Genzen 
d.  ä.,  Genzen  d.j.  und  Kupfer.  Trompeter:  die  Herren:  Kuhnert 
und  Werner.  Posaunisten:  die  Herren  Brettschneider  und  Kappcl- 
höfer  d.  ä.  Paucken:  Hr.  Fricke.  Ophiciide:  Hr.  Thun.  Grosse 
Trommel:  Hr.  Schulte.  Becken:  Hr.  Kleinschmidt.  Militair-Trom- 
mel:  Hr.  Erhard. 

Clavier-Slimmer:  Hr.  Andresen. 

Die  Herren  Direktoren  Mühlin g  und  Cornet  haben 
ihren  Pachtcontraet  am  1.  April  d.  J.  gekündigt,  um  am 
1.  April  1847  auszutreten,  weil  sie  der  überhandnehmenden 
Concurrenz  wegen,  den  zur  Erhaltung  dieses  Kunstinstitutes 
nöthigen  Etat  von  circa  140,000  Thlr.  preuss.  Court,  nicht 
mehr  aufzubringen  im  Stande  seien.  Deshalb  hat  das  Co- 
mit^  der  Stadt- Theater -Actionisten  eine  Aufforderung  an 
Alle  —  auch  an  Nichtkünstler  oder  Sachkundige  **)  er- 
lassen, welche  die  Pacht  und  die  Direktion  zu  übernehmen 
Neigung  haben  ***). 

Thalia -Theater. 

Am  9.  Januar  Herr  Schirm  er:  Karl  XII.,  als  Gast. 

Am  25^*«"  zum  ersten  Male :  „Louise  ßernard,"  Schau- 
spiel von  B.  A.  Herrmann. 

Am  30«ten  zum  ersten  Male:  „Lady  Harriet,"  Vaudeville 
von  Friedrich.    Musik  von  Stiegmann. 

Am  27.  Februar  zum  ersten  Male:  „Aus  dem  Leben 
zweier  Sängerinnen,"  Liederposse  von  Ewald. 


*)  Ist  bis  Anfang  nächsten  Jahres  1847  /unfzig  Jahre  engagirtes 

Mitglied. 
**)  Ganz  im  Sinne  Schröder's  gehandelt. 
***)  Siehe  Theater-Krisis  von  1846  in  diesem  Buche. 

19 


290 


Am  28"*®"  Clavier-Concerl  der  zwOlfjälirigen  Henriette 
Zick. 

Am  2.  April  Herr  J.  Meyer:  Alsdorf:  als  Gast 

Am  ll*»^"  erste  Gastdarslellung  des  Herrn  Hendrichs, 
früher  Mitglied  des  Stadttheaters. 

Am  IS'«"'  zum  ersten  Male:  „Werner/'  Schauspiel  von 
Karl  Gutzkow. 

Am  27«<<'"  zum  ersten  Male:  „Eduard  aus  der  Vor- 
stadt," Drama  mit  Gesang  von  Friedrich.  Musik  von 
A.  M.  Canthal. 

Am  5.  Mai  Herr  Louis  Schneider:  Mauser,  als  Gast.*) 

Am  12**^"  zum  ersten  Male:  „Wie  denken  Sie  darüber/' 
Posse  von  R.  Hahn. 

Am  16*®^  zwei  Genrebilder  in  spanischer,  französischer 
und  deutscher  Sprache,  von  L.  Schneider,  ausgeführt  in 
Dialog,  Gesang  und  Tanz  von  L.  Schneider  und  der 
königl.  Tänzerin  Dem.  Schulz. 

Am  27«ten  Herr  Peters:  Purzel,  als  Gast. 

Am  Sitten  Mad.  Goltermann:  Nettchen,  als  Gast. 

Am  7.  Juni  erste  Vorstellung  der  französischen  Schau- 
spieler unter  Direktion  des  Herrn  F au  göre. 

Am  8*®"  Gastdarstellung  des  Fräulein  C.  v.  Hagen. 

Am  10*«"  Herr  Baumeister:  Jacob,  als  Gast. 

Am  16*en  Herr  Carl  Müller;  Lieutenant  Born,  als 
Debüt. 

Am  19*®"  erste  Darstellung  der  optischen  Nebelbilder 
von  Professor  La  seh  Ott. 

Am  1.  Juli  Gastrolle  des  Herrn  Jenke,  vom  Hoftheater 
zu  Oldenburg. 


*)  Derselbe,  der  in  der  Theater-Krisis  eine  Hauptrolle  mitspielt. 


291 


Am  2*en  Herr  C.  La  Roche:  Lorenz  Kindlein,  als  Gast. 

Am  7*^^*  Gesang- Vorträge  der  italienischen  Sänger: 
Sigr.  Vielti,  Moltini,  Benedetti,  Meli  und  Crivelli. 

Am  ll*e»Dem  A.  Miller:  Charlotte  Cloquier,  als  Gast. 

Am  13*^»  zum  ersten  Male:  „Der  reiche  Mann,"  Lust- 
spiel von  Dr.  C.  Toepfer. 

Am  23«*^'*  erste  Vorstellung  der  englischen  Schauspieler, 
unter  Direktion  des  Mr.  Davenport» 
Mitglieder:   M'i^s.  Davenport,  Mrs.  Walton^  Mr.  Bailey^  Bourke^ 

Benson^  Marsden^  Grey^  Walton  und  Thomson. 

Am  25«*^"  Mad.  Günther-Bachmann:  Vicomte  v, 
Letoriöres,  als  Gast. 

Am  298ten  Herr  Günther:  Trouillon,  als  Gast. 

Am  8.  August  Herr  Scholz  und  Herr  Grois  als 
Gäste. 

Am  15*®^  erste  Gastrolle  des  Herrn  Pohl. 

Am  22«*«»  Dem  Koven:  Pfeffer-ROsel,  als  ersten  thea- 
tralischen Versuch. 

Am  3.  Septbr.  Herr  F.  Seh  rader:  Schelle  und  Pfeffer, 
als  Debüt. 

Am  21«ten  2Qni  ersten  Male:  „Eines  Hochzeitstages 
Fatalitäten,"  Lustspiel  von  W.  Adel. 

Am  22«*en  Dem  Krüger:  Margarethe,  als  Debüt. 
Clavier-Concert  des  kleinen  siebenjährigen  Louis  Brassin, 
Sohn  des  bei  dem  Stadttheater  engagirten  beliebten  Bari- 
tonisten. 

Am  15.  Octbr.  Gastdarstellung  der  Solo-Tänzerin  Dem. 
Chevalier. 

Am  21«ten  Herr  Hessen:  Baron  Ringelstern,  als  Gast. 

Am  26«t«n  zum  ersten  Male:  „Die  Auferstandene,"  von 
Adami. 

19  * 


292 


Am  1.  Novbr.  zum  ersten  Male:  „Der  ewige  Jude/' 
dramatisches  Gemälde  von  Carlschmidl  fCarl  Schmidt). 

Am  S*«"  erste  Vorstellung  der  Tänzer- Gesellschaft  des 
Herrn  Lehmann. 

Am  12*«"  erste  Gastdarstellung  der  Signora  Alboni. 

Am  20*«"  zum  ersten  Male:  „Sesenheim, '*  Lustspiel 
von  Christern. 

Am  22«*«"  Herr  Strampfer:   Hans  Sachs,  als  Debüt. 

Personal-Bestand. 

Direktor  und  Eigenthiimer:  H'err  Ch.  S.  Maurice. 

Regisseur:  Hr.  Meyer.  —  Musikdirektor:  Hr.  Stiegmann.  — 
Chordireklor:  Hr.  Kissner.  —  Soufleurs:  die  Hrn.  Hentschel  und 
Arnstedt.  —  Maschinenmeister  und  Decoralionsmaler:  Hr.  Gcbcl.  — 
Decorationsmaler:  Hr.  Lucas.  —  Thealermeisler:  Hr.  Spitz.  — 
Garderobier:  Hr.  Schultz  nebst  drei  Gehülfen.  —  Kassirer:  die  Hrn. 
Bremer.,  Krauss  und  IV.  Wörmer.  —  Beleuchter:  Hr.  Koch  nebst 
drei  Gehülfen.  —  Zwei  Conlrolleure.  -—  Zehn  Billetabnehmer  — 
Sechs  Thealerarbeiter.  —  Zwei  Illuminateure.  —  Drei  Tischler.  — 
Thealerarzl:  Hr.  Dr.  Rambach.  —  Rechtsconsulent  Hr  Dr.  jur. 
J.  C.  Knauth. 

Darstellende  Mitglieder. 
Herren : 

Birkhaum.,  komische  Rollen.  Czaschke.,  Väter.  Gomansky,  erste 
jugendliche  Liebhaber,  Bonvivants.  Goppe.,  erste  und  zweite  Lieb- 
haber. Günther,  Hellwig  und  Holtz  Aushülfsrollen.  Kissner,  Väter. 
Kronenberg,  Laubell,  Mantel  und  Marowsky,  Aushülfsrollen.  Au- 
gust Meyer,*)  niedrig  komische  Rollen.  Lud.  Meyer,  Väter  und 
Charakterrollen,  Müller,  erste  Liebhaber.  E.  Schrader,  jugendlich- 
komische Charakterrollen,  Chevaliers,  Dümmlinge.  F.  Schrader. 
komische  Rollen.  Schramm,  erste  Intriguanls.  Schritt,  Väter, 
Wiener  Localrollen.  Vorsmann,  Locaiparthien.  Walzer,  Aushülfs- 
rollen.    Wilke,  erste  komische-  und  Charakterrollen. 


*)  Ein  langjähriges  beliebtes  Mitglied  dieser  Bühne. 


293 


Damen: 
Dem.  Albert  und  Dem.  Ganz,  AushülfsroUen,  Chor.  Dem. 
Graff,  drille  Liebhaberinnen.  Dem  Cäsarine  Heigel,  •')  erste  Lieb- 
haberinnen. Mad.  Hentschel,  Chor.  Dem.  Herrmann,  ersle  jugend- 
liche Liebhaberinnen,  Soubrellen.  Dem.  Höfer,  ersle  jugendliche 
Liebhaberinnen,  Wiener  Lokalparlhien.  Mad.  Hübsch,  Anslands- 
damen,  Heldenmütler.  Mad.  Kissner-  Scheurich,  ersle  Soubrellen. 
Dem.  Krüger,  zweite  Liebhaberinnen.  Mad.  Meixner,  Müller. 
Dem  Ostermeyer  L  und  IL  Dem.  Rott  (Tänzerin),  Dem.  Yorsmanu, 
AushülfsroUen.  Mad.  Vorsmann,  liomische  Alle,  Miiller.  Dem. 
Walzer,  Chor.  Dem.  Wassmann,  drille  Liebhaberinnen.  Mad. 
Wilke,  Liebhaberinnen.  Acht  Herren  und  acht  Damen  für  den 
Chorgesang. 

Actien- Theater  in  der  Vorstadt  St.  Pauli. 

Comilö. 

Präses:  Hr.  C.  Stall,  Vicepräses:  Hr.  Laudi.  Protokollisl: 
Hr.  S.  Wörmer.  Kassenverwaller:  Hr.  Schnörkel.  Comile'-Mitglie- 
der:  die  Hrn.  Beckmann,  Billerbeck,  Siegler,  Stelzer  und  Zoder. 

Technischer  Direktor:  Hr.  //.  X.  Bartels  (führt  gleichzeitig  die 
Regie).    Musikdirektor:  Hr  Schmidt.    Secretair  und  Inspicienl:  Hr. 
Schunk.    Soufleur:  Hr.  Stephan.    Thealermeisler  und  Decorations- 
maler: Hr.  Geissler  mit  fünf  Gehülfen.  Garderobier:  Hr.  Baste  mit 
zwei  Gehülfen.  Garderobiere:  Mad.  Geissler  mit  einer  Gehülfin.  Fri- 
seur: Hr.  Wolf.   Thealerdiener:  Jacob  Sachs.  Ein  Garderobelräger. 
Kassewesen. 
Erster  Kassirer:   Hr.  Lüders.    Zweiler  Kassirer:  Hr.   Breuell. 
Kontrolleur:  Hr.  Burkhard,    Acht  Billetabnehmer. 
Theaterarzt:   Hr.  Dr.   Tempel,  sen. 
Darstellende  Mitglieder. 
Herren : 
Ahrens,  Amberg,  Dahm,  Feistmantel,  Hennies,  Heidrich,  Jäger, 
Koch,  Lichtenheld,  Mädel,  Meixner,  Müller,  Rocco,  Schiemang, 
Schmidt,  Schmuck  und  Werner. 


')  Seit  kurzer  Zeit  verehelichte  Mad.  Gomansky. 


294 


Damen : 
Dem.   BastS^    Mad.   Dahm^   Mad.    Geisselbrecht   und   Tochter, 
Fraul.  V.  Geringer,  Dem.  Kossei ^  Mad.  Lichtenheld^  Mad.  Metzke, 
Dem.  Meyer,   Dem.  Scitützc,   Mad.  Schütze,   Mad.  Stephan,  Dem. 
}yinl(jer.  (Tünzerin.) 

Kinderrollen: 
£'mi7,  Heinrich,  Auguste  und  G^eor^f  Schütze. 

Am  5.  Mai  d.  J.  wurde  die  Buhoe  unter  Leitung  des 
leclinischen  Direktors  Herrn  Bartels  mit  einem  Prologe 
„Das  Theater  im  Feenreich,"  von  F.  Volkmann,  und  dem 
Lustspiele  „Feurige  Kohlen"  von  Fr.  Adami  eröffnet.  Der 
zahlreiche  Zuspruch  von  Seiten  des  Publikums,  lässt  an 
dem  ferneren  Bestehen  dieses  Unternehmens  nicht  mehr 
zweifeln.  Sowohl  Direktion  als  Mitglieder  streben,  Erstere 
durch  ein  gutes  zeitgemässes  Repertoir,  Letztere  durch  ein 
gerundetes  Zusammenspiel  dahin,  dass  das  Actien -Theater 
einen  ehrenvollen  Standpunkt  in  der  Theaterwelt  einnehme. 

Theater  in  der  Vorstadt  St.  Georg. 

Eigenlhümer  und  Direktor:  Herr  A.  F.  Steffen. 

Regisseur:  Hr.  Schmidt C Sackmann ).  Musikdirektor:  Hr.  Hau- 
sen. Garderobe-Inspeclor:  Hr.  Weiss.  Soufleur:  Hr.  Wrede.  Deco- 
rationsmaler: Hr.  Ley  mit  zwei  Gehülfen.  Theatermeister  Hr.  Spar- 
gel mit  vier  Gehülfen.  Garderobier:  Hr.  Vogel  mit  zwei  Gehülfen. 
Garderobieren:  Mad.  Schmidt,  Dem.  Wendt.  Friseur:  Hr.  Ludolphi 
mit  zwei  Gehülfen.  Logenschliesser:  Hr.  Heun.  Controlleurs:  Hr. 
Hofmann,  Mad.  Hcwn.  Kassirer:  Hr.  Muchau.  Inspector  Hr.  MwWer. 
Drei  Billelabnehmer. 

Darstellende  Personen. 
Herren : 

liecker,  Aushülfsrollen.  Bergen,  Liebhaber,  Charakterrollen. 
Bieter,  erste  Tenorparlhien,  Naturburschen.  Brauns,  komische 
Parthicn   im   Sing-   und  Lustspiele.     Dietzel,  gesetzte   Liebhaber 


295 


Köckert  und  Leitzig,  AushüUsroIlen.  Reinecke^  Dümmlinge,  komi- 
sche Rollen.  Schmidt^  Charakterrollen.  Schwalbach^  Väter,  Intri- 
guants.  Stegau^  Diener,  alle  Militairs.  Weiss ^  erste  komische 
Parlhien.     Wraske^  Väter  und  Helden,  Bassparlhien  im  Singspiele. 

Damen : 

iMad.  Bieter^  erste  Parthien  im  Singspiele  und  Vaudeville.  Mad. 

Brauns^  Anstandsdamen.   Dem.  Grefe^  erste  Liebhaberinnen.    Dem. 

Krüger^  Jugendliche  Liebhaberinnen.    Dem.  Lange^  muntere  Rollen. 

Denis.  A.  und  C.  Möller^  Nebenrollen.    Mad.  Rottmayer^  komische 

Alte.    Mad.  Wraske^  junge  Mädchen  und  Liebhaberinnen. 

Kinderrollen: 

X.  Rottmayer,  A.  Brauns  und  J.  Steffen. 

Elisium- Theater  in  der  Vorstadt  St.  Pauli, 

Direktor:   Herr  C.  Hoch,  führt  gleichzeitig  die  Regie 
des  Schauspiels. 

Regisseur  der  Oper:  Hr.  Brosda.  Inspicient:  Hr.  Zimmermann, 
Soufleuse:  Mad.  Fischer,  Decorationsmaler:  Hr.  Wegener.  Ein 
Theatermeister  mit  zwei  Gehülfen.  Zwei  Zettelträger.  Zwei  Be- 
leuchter. 

Darstellende  Mitglieder. 
Herren : 
Bosansky,  Brosda,  Dannenberg,  Darmer,  Edelhardt,  Henrici, 
Hoch,  Jäger,  Koch,  Runge,  Sandvoss  und  Simon. 

Damen: 
Dem.   Ahrendt,   Dem.    Arens,   Dem.  Borchardt  d.  ä.,   Dem. 
Borchardt  d.j.,  Mad.  Dannenberg,  Mad.  Fischer.  Dem.  Hausen  d.  ä.. 
Dem.  Hausen  d.  j..  Dem.  Hohmann,  Dem.  Mayer  und  Mad.  Munk. 

Altonaer-Stadttlieater. 

Direktor:  Herr  Engelhardt.    Stellvertretender  Direk- 
tor: Herr  Graf  Carl  v.  Hahn  (par  honneur). 

Regisseur:  Hr.  Geissler.  Inspicient:  Hr.  Ludwig.  Soufleur: 
Hr.  Hettelschmidt.  Musikdirektor:  Ev.  Kressner.  Orschesterdirigent: 
Hr.  Dameck.    Thealerdiener:  Hr.  Krüss. 


296 


Rechtseonsulenl:  Hr.  Dr.  jnr.  Held.   Thcalcrarzl :  Hr.  Dr.  med. 

Schub  art. 

Kasscnbcainte. 

Kassirer:   Hr.  //.  Müller.    Ein  Conlrollcur  und  neun  Billelab- 

nelimer. 

Inspeclions-  und  Garderoben-Personale. 

Inspeclor  und  Decoralionsmaler:  Hr.  Reissner.    Beleuchlungs- 

Inspector:  Hr.  Coldilz  nebsl  drei  Gehülfen.    Garderobe -Inspeclor: 

Hr.  Ilcgahl  nebst  zwei  Gehülfen.  Thcalermeisler:  Hr.  Scimohr  nebsl 

zwölf  Gehülfen.    Garderobiere:  Mad.  Renner.   Friseur:  Hr.  BauchL 

Darstellende  Mitglieder. 

Herren: 

Agte.,  Brandt.,  Engelhardt.,  Feitscher,  Geissler.,  Liedtke,  Loose., 

Ludioig^  Rausch.,  Reissner.,  Schmidt.,  Valentin  und  ^Veirauch. 

Damen: 

Dem.  Achilles.,   Mad.  Agte.,  Mad.  Baum.,  Mad.  Brandt.,  Dem. 

Bussdorff,  Mad.  Müller^  Mad.  Plock.,  Mad.  Reissner.,  Dem.  Schmidt 

und  Mad.   Weirauch. 

Kinderrollen. 

C.  Agte.,  M.  Hettelschmidt. 

Das  Orchester  besieht  aus  zehn   engagirlen  Mitgliedern  und 

wird  nach  Erforderniss  verstärkt. 

Abgegangen. 

Hr.  Schmale,  Hr.  Neuher,  Friiul.  v.  Geringer,  Hr.  Schütz,  Hr. 

Bernhardy,  Hr.  Meissner,  Hr.  Ilildebrandt,  Dem.  Grone  und  Dem. 

Kroll. 

Als  Gäste  traten  auf: 

Hr.  Baum,  vom  Thalia-Theater  in  Hamburg:  Mephistopheles.  — 

Hr.  Bergen:   Rath  Presser;   Elias   Krum;   Heimann  Levy.  —    Hr. 

Bernhardy:  Cäsar  Freimann,  in  „Er  muss  aufs  Land."  —    Hr. 

Börner :  Spartacus,  in  „Die  Heirath  vor  der  Trommel."  —    Hr. 

Baison,  vom  Sladttheater  zu  Hamburg:  Egmont.  —    Hr.  Diegel- 

mann,   vom  Theater  St.  Pauly  bei  Hamburg:  Feuerfuchs;  Herr  v. 

Fett.  —   Hr.  Hendrichs,  vom  königl:  Theater  zu  Berlin:  Bruno,  in 

„Mutter  und  Sohn."  —   Hr.  Herrmann :  Herr  v.  Hupfer,  in  „Stadt 

und  Land."  —    Dem.  Krüger,  vom  Stadttheater  zu  Stettin:  Evi, 

in  „Der  verwunschene  Prinz;"  „Kätchen  v.  Heilbron;"  Marie,  in 


297 


„Die  neue  Fanchon;"  —  Lenchen,  in  „Fest  der  Handwerker."  — 
Dem.  Herrmann,  vom  Thalia-Theater  in  Hamburg:  Marielte.  — 
Dem.  A.  Lebrün,  vom  Sladttheater  in  Hamburg:  Franziska,  in 
„Mutler  und  Sohn."  —  Hr.  Fr.  Meyer:  RoUa,  in  „Dornen  und 
Lorbeer."  —  Hr.  Paetsch,  vom  Stadttheater  in  Hamburg:  Bruno, 
in  „Mutler  und  Sohn."  —  Hr.  Schneider:  Mephistopheles;  Lord 
Lilburne;  Amtsrath  Herber;  Thomas  Fosler.  —  Hr.  Schütz:  Lud- 
wig XL;  Streng,  in  „Der  Steckbrief;"  Bambetto,  in  „Der  lustige 
Rath."  —  Hr.  L.  Wollräbe:  Jarvis;  Teil;  Percival;  Olto  v.  Wit- 
lelsbach;  Marquis  Posa;  Graf  Wetter  v.  Strahl.  —  Dem.  Jenny 
Lind  sang  einige  Arien,  schwedische  und  deutsche  Lieder.  —  Hr. 
Balletmeister  Rathgeber,  vom  Hoftheater  zu  Rassel,  tanzte  mit  Dem. 
Meinke  vier  Mal. 

Die  Gymnastiker  Smith,   Taylor,   Kemp  und  Hollyoak  gaben 
vier  Vorstellungen. 

Dienstags  und  Freitags  giebt  die  Gesellschaft  Vorstel- 
lung in  Glückstadt.  In  Altona  sind  die  gewöhnlichen  Spiel- 
tage: Sonntag,  Montag,  Mittwoch  und  Donnerstag. 

1946. 

Am  1.  Januar  Dem.  Rivola:  Agathe,  als  Gast. 

Am  10*«"  zum  ersten  Male:  „Marie -Anne,"  Schauspiel 
nach  dem  Französischen  von  Börnstein. 

Am  16*e«  Concert  des  Ciavier- Virtuosen,  Herrn  Rubin- 
stein. 

Am  27«ten  Concert  des  Violin -Virtuosen,  Herrn  Botl. 

Am  31«ten  „Don  Juan"  (mit  den  Original -Recilaliven 
und  dem  Schluss  Sextett). 

Am  2.  Februar  zum  ersten  Male:  „Gottsched  und  Gel- 
iert," Lustspiel  von  Laube. 

Am  8.  März  zum  ersten  Male:  „Ludwig  der  Vierzehnte 
und  sein  Hof,"  Lustspiel  von  Fr.  v.  Zahlhas.  Variationen 
für  Trompete,  geblasen  von  Herrn  Kuhnert. 


298 


Am  9'«"  zum  ersten  Male :  „Der  Guilarrenspieler,"  Oper 
von  Halevy. 

Am  14*«"  Herr  Tichatsheck:  Raoul,  als  Gast. 

Am  15*''"  zum  ersten  Male:  „Tartüffc  der  Jüngere," 
Lustspiel  von  Heinrich. 

Am  16*«"  Herr  Günther:  Octavio,  als  Gast. 

Am  20«*«»  Herr  Galster:  Marcel  und  Pedro,  als  Gast 
(ist  engagirt). 

Mit  dem  1.  April  endet  das  eigentliche  Theaterjahr, 
weshalb  ich  hier  meine  Notizen-Sammlung  schliessen  muss. 
Das  Interessanteste  neuerer  Zeit  bildet  die  diesjährige  Theater- 
Krisis,  der  ich  einen  besondern  Abschnitt  gewidmet.  Bei 
den  verschiedenen  Bühnen  hat  sich  eine  grosse  Thätigkeit 
in  allen  Zweigen  der  Verwaltung  herausgestellt;  man  ist 
nicht  allein  bei  der  Vorführung  von  Novitäten  stehen  ge- 
blieben, man  hat  auch  dem  Einstudiren  älterer  Stücke  eine 
höchst  nöthige  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Carl  Lebrün 
sagt,  und  mit  Recht:  „Die  Anforderungen  steigern  sich  von 
„Tage  zu  Tage.  Mit  ihrer  Befriedigung  wächst  der  Durst; 
„und  während  wir  nun  nicht  recht  zu  wissen  scheinen,  wo 
„hinaus  wir  eigentlich  wollen,  erschallt  von  allen  Seiten 
„der  Ausspruch,  das  deutsche  Theater  liege  in  den  letzten 
„Zügen.  Dazu  ist  es  denn  wohl  zu  jung.  Scheint  es  doch 
„vielmehr,  als  sei  es  über  seine  Kräfte  und  zu  hastig  vor- 
„geschritten,  als  sehe  es  sich  zu  einem  „Halt"  gezwungen 
„und  die  Nothwendigkeit  zu  Rückschritten  liege  am  Tage, 
„um  wieder  zu  einem  Ruhepunkte  zu  gelangen,  von  dem 
„aus  sich  aufs  Neue,  jedoch  besonnener  und  sicherer, 
„wieder  vorwärts  schreiten  lasse." 


4 
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i 


JVichl  mit  Unrecht  wurde  diese  mit  der  Hydra  ver- 
glichen, deren  Kopfe  sich  verdoppeln,  jemehr  man  sich  be- 
müht, den  rechten  in's  Auge  zu  fassen ;  sie  war  in  mancher 
Beziehung  dem  Banianbaume  nicht  unähnlich,  dessen  Zweige 
sich  zur  Erde  senkend,  immer  neue  Wurzeln  bilden.  Bei 
der  Aufmerksamkeit,  welche  in  unsern  Tagen  der  drama- 
tischen Kunst  von  manchen  Seiten  her  zugewendet  wird, 
mag  es  nicht  auffallend  erscheinen,  wenn  ein  in  Bezug  auf 
die  hamburgischen  Theater -Verhältnisse  neuerlich  einwir- 
kendes Ereigniss  auch  in  weiteren  Kreisen  Berücksichtigung 
fand  und  sogar  neben  den  wichtigsten  Tagesfragen  in  den 
Spalten  der  politischen  Blätter  abgehandelt  wurde. 

Der  Tendenz  dieses  Buches  gemäss,  glauben  wir  am 
Besten  zu  thun,  wenn  wir  eine  Zusammenstellung  der  Ar- 
tikel liefern,  die  für  und  gegen  die  verschiedenen  Combi- 
nationen  gedruckt  erschienen,  um  so  dem  Leser  eine  un- 
parlheiische  Uebersicht  in  der  Sache  zu  verschaffen,  und 
zwar  namentlich  durch  theilweise  Mittheilung  der  Haupt- 
Aufsätze,  welche  die  „Nachrichten^'  brachten.  Vorbemerkt 
muss  indess  werden,  dass  die  bisherigen  Direktoren  des 
Stadllheaters,  die  Herren  Cornet  und  Mühling,  bei  den 
Actionairen,  denen  das  Haus  gehört,  um  eine  Ermässigung 


302 


der  Pachtsumnie  ein  gekommen  waren  und  gedroht  halten, 
im  Verweigerungsfalle  dieses  Gesuches  von  der  Direktion 
abzutreten.  Später  nahmen  sie  diese  Aufkündigung  zurück 
und  wollten  zu  Gunsten  dessen  abtreten,  der  ihnen  das  In- 
ventarium  zu  einem  von  ihnen  bestimmten  Preise  abkaufen 
würde;  wenn  diese  Bedingung  sich  aber  nicht  erfüllte,  die 
Direktion  in  der  frühern  Art  fortzuführen.  Die  Comit^  der 
Actionaire  wollte  jedoch  zu  einer  Ermässigung  des  Pachtes 
sich  nicht  verstehen  und  die  Kündigung  wurde  angenommen. 
Man  schrieb  das  Theater  aus  und  nun  begannen  die  Um- 
triebe und  Partheikämpfe.  Bevor  wir  nun  zu  den  Annoncen 
schreiten,  erlauben  wir  uns  einige  Betrachtungen  im  Allge- 
meinen. 

Zunächst  liegt  die  Frage:  wie  kommt  es,  dass  so  Viele 
von  der  Ehre  des  Institutes  sprechen  und  worin  ist  diese 
Ehre  zu  suchen?  Der  alte  Satz:  „Jeder  ehrt  sich  durch 
sich  selbst/'  findet  hier  auch  wohl  eine  richtige  Anwen- 
dung. Zu  Schönemann's  und  Schröder's  Zeiten  war 
die  Glanzperiode  der  Hamburger  Bühne  in  künstlerischer 
Beziehung,  wovon  wir  vor  circa  20  Jahren  noch  einen 
kleinen  Nachgeschmack  hatten.  Seit  dieser  Zeit  aber  ist  die 
Bühne  schon  an  viele  Pächter  übergegangen,  die  weder  die 
vergangene  Zeit  hervorzaubern,  noch  die  gegenwärtige  zu- 
frieden stellen  konnten.  Nach  meiner  Ansicht  liegt  es  nicht 
in  der  Persönlichkeit  des  Mannes,  der  das  Ruder  lenkt, 
sondern  in  der  Thatkraft  desselben.  Es  ist  nicht  zu  ver- 
zeihen, mit  welcher  Nonchalance  das  arme  verwais'te  Schau- 
spiel behandelt  wird,  die  Herren  bedenken  nicht,  dass  eben 
hierin  die  Ehre  des  Institutes  liegt,  wenn  dasselbe  gepflegt 
und  befördert  wird.  Was  soll  die  Bühne  anders  sein  als 
eine  Bildungs-Anstalt!     0!  du  meia  Gott,  wie  ist  es  mög- 


303 


lieh,  das  Volk  durch  Opern  zu  bilden?  Jeder  gute  Keim, 
der  noch  im  Menschen  verborgen  liegt,  wird  dadurch  ge- 
waltsam unterdrückt.  Die  Oper  reizt  die  Sinne  mächtig  an 
und  fordert  gewissermaasen  den  Leichtsinn  in  die  Schranken, 
während  das  Schauspiel  geeignet  ist,  den  gesunden  Kern 
des  Volkes  vor  Fäulniss  zu  wahren  und  den  Geist  zu  er- 
starken. Der  Direktor  ist  der  Reformator  des  guten  Ge- 
schmacks theatralischer  Kunstgenüsse  und  nur  er  trägt  die 
Schuld,  wenn  das  Publikum  durch  schülerhafte  Aufführun- 
gen classischer  Werke  den  Magen  davon  verdorben.  Das 
Publikum  kommt  mir  vor,  wie  ein  verdorbenes  Kind,  das 
geleitet  sein  will.  Eine  langjährige  Erfahrung  hat  mich 
belehrt,  wie  es  immer  nur  an  der  Leitung  des  Bühnenvor- 
standes gelegen,  ob  das  Publikum  entwöhnt  oder  ge- 
wöhnt wurde,  das  Schauspiel  zu  besuchen.  Die  grösste 
Hauptsache  ist  immer,  für  eine  exacte  Darstellung  zu  sor- 
gen, richtige  Vertheilung  der  Rollen,  gehörige  strenge 
Proben,  so  werden  Dichter  und  Darsteller  den  gewünsch- 
ten Eindruck  nicht  verfehlen.  Die  Direktion  kann  freilich 
nicht  für  alle  Fächer  gute  Schauspieler  engagiren,  sie 
kann  aber  doch  den  Minderbegabten  durch  richtige  Anwei- 
sung und  Stellung  die  Gunst  des  Publikums  erringen  helfen. 
Mit  wie  unendlich  vielen  Sorgen  hat  der  Schauspieler  zu 
kämpfen,  um  nur  einen  einigermaassen  erträglichen  Stand- 
punkt in  der  menschlichen  Gesellschaft  einzunehmen.  Der 
Künstler  in  einer  ewigen  Aufregung  lebend,  zerrüttet  nicht 
allein  seine  physischen  Kräfte  vor  der  Zeit,  nein!  auch  der 
Geist  erschlafft,  ehe  er  entkräftet.  Käme  es  dahin,  dass  die 
Bühne  überall  eine  Staats -Anstalt  würde,  so  würden  sich 
nicht  allein  die  bürgerlichen  Verhältnisse  des  Künstlers 
besser,  geordneter  gestalten,  sie  würden  auch  dem  grossen 


304 


StaatskOrper  angehörend,  sich  dieses  Vortheils  würdig  zu 
machen  suchen.  —  Beginnen  wir  nun  die  erwähnten  Aufsätze 
mit  einem  der  ersten,  der  in  den  „Wöchentlichen  Nachrich- 
ten" erschien: 

Ein  Wort  zur  Zelt 
l>ci  den  jetzigen  Theaterzuständen. 

Es  sind  jetzt  25  Jahre,  dass  die  gebildeten  Kunst- 
freunde Hamburgs  zu  fühlen  anfingen,  dass  das  hölzerne 
Schauspielhaus  am  Gänsemarkt,  die  darin  wallende  unan- 
sehnliche Oper,  das  fast  nur  auf  Iffland  und  Kotz  ebne 
beschränkte  Schauspiel  den  Anforderungen  der  Zeit  in  einer 
Welt-  und  Handelsstadt,  der  Grösse  und  der  Ehre  der  Stadt 
nicht  mehr  entspreche.  Es  vereinigten  sich,  —  wesentlich 
auf  Betrieb  eines  wackern  Bürgers,  —  200  Actionaire  aus 
dem  Kaufmanns-  und  Gelehrtenstande  zu  dem  Bau  eines 
neuen  Schauspielhauses,  in  der  Absicht,  ein  patriotisches, 
dem  Staate  Ehre,  den  Bürgern  Erwerb  bringendes  Werk 
zu  schatfen.  Diese  Actionaire  erhielten  für  ihr  Capital  4  pCt. 
Zinse,  den  Vortheil  eines  bestimmten  Sitzplatzes  im  ersten 
Rang  oder  Parquet,  zu  dem  Preise  von  150  -^  Crt.  für  ca. 
341  Vorstellungen  pr.  Jahr,  oder  das  Recht,  diesen  Vor- 
theil für  25  —  30-^  zu  verkaufen,  falls  sie  selbst  keinen 
Gebrauch  von  demselben  machten.  Seit  sechs  Jahren  hat 
man  die  Zinse  auf  3  pCt.  Courant  von  Banco  herabgesetzt, 
um  das  Grund-Capital  alljährlich  um  3000  _^  ßco.  zu  ver- 
bessern. 

In  den  Händen  dieser  ersten,  edel  und  patriotisch  zu- 
sammengetretenen Actionaire  befinden  sich  jetzt  nur  noch 
etwa  zwei  Fünftheile  jener  Actien ,  die  übrigen  wurden  an 
den  Markt  gebracht  und  zu  7.50  bis  800.^  verkauft,  man 
erhielt  also  im  glücklichen  Falle  für  750-j)(Bco.  eine  Zinse 


I 


305 


von  40  _^  Crl.,  einen  Platz  im  ersten  Rang  um  50  -^  billiger 
als  jeder  andere  Abonnent,  oder  25^  für  das  Actien-Abon- 
nementsrecht  und  hatte  vollkommene  Sicherheit  für  sein  Ca- 
pital, da  diesem  neuen  Schauspielhause  auch  die  Concession, 
dramatische  Vorstellungen  zu  geben,  zugewendet  ward. 

Während  das  Beispiel  aller  Städte  ohne  Ausnahme 
nachweiset,  dass  Theater -Actionaire  von  jeher  Opfer  brin- 
gen mussten,  weil  ein  solches,  wenn  man  grosse  classische 
Opern,  Schau-  und  Trauerspiele  verlangt,  sich  nicht  durch 
sich  selbst  allein  bezahlt  (wie  die  Beispiele  von  Frank- 
furt a.  M.^  Braunschweig ^  Bremen^  Biga^  Prag ^  Bor- 
deaux^ Lyon,  Marseille  zeigen),  hat  man  hier  mit  den 
Theater-Actien  ein  gutes  Geschäft  gemacht  und  das  hiesige 
Theater  entbehrt  jeder  Unterstützung,  wie  sie  die  auswär- 
tigen Theater  von  Regierungswegen  geniessen.  Das  lag  denn 
freilich  und  konnte  nicht  liegen  in  dem  Sinne  der  ursprüng- 
lichen Actionaire,  —  wie  man  wohlmeinend  erinnern  darf. 

Jetzt  soll  nun,  —  sicherem  Vernehmen  nach,  —  das 
Stadttheater  auf  dem  bestehenden  hohen  Fuss  nicht  mehr 
zu  erhalten  sein,  weil  eine  schädHche  Concurrenz  an  meh- 
reren Stellen  einen  bedeutenden  Theil  der  demselben  noth- 
w endigen  Einnahmen  absorbirte,  und  weil  die  auswärtigen 
reich  dotirlen  Hof-Theater  alle  gute  Künstler  um  das  Dop- 
pelte vertheuern  und  durch  Gehalte  von  3  —  4000  r^  die- 
selben an  sich  locken  und  fesseln. 

Dabei  wird  nun  diejenige  Klasse  der  Einwohner,  welche 
Gallerie,  Parterre  und  zweiten  Rang  besuchen  und  früher 
dem  Stadttheater  über  drei  Fünftheile  zur  Erhaltung  bei- 
steuerte, jetzt  durch  aller  Arten  angepriesene,  zum  Theil 
wohlfeilere  Vergnügungen  angezogen,  das  Abonnement  der 
200  Actionisten   übersteigt  die  Summe   von  30,000  ^  Crt. 

20 


306 


pro  Aniiü  nicht,  und  es  entsieht  im  Interesse  der  Kunst 
und  der  Ehre  Hamburg's  die  ernste  Frage:  „Wie  ist  der 
Bestand  eines  Kunst -Institutes,  welches  durchschnittlich 
350,000-^  Crt.  erfordert,  zu  erhalten,''  oder: 

„Soll  das  Hamburger  Stadttheater  jetzt  eine  Stufe  nie- 
driger, in  secundairer  Stellung,  verbleiben  und  kann  es  in 
solcher  neben  den  anderen  Theatern,  die  kleinere  Admini- 
strationskosten und  kleinere  Eintrittspreise  haben,  für  sich 
allein  bestehen?'* 

Das  letzte  dürfte  wahrlich  nicht  im  Interesse  der  Thea- 
terfreunde liegen,  denn  mittelmässige  Theater  haben  wir 
bereits  im  Ueberfluss  in  Hamburg,  jedermann  wird  viel- 
mehr wünschen,  dass  das  Theater  besser  werde,  oder  min- 
destens bleibe  wie  es  ist,  da  die  Vergleichung  mit  auswär- 
tigen Hoftheatern  dem  Unsrigen  nicht  schadet,  dasselbe  viel- 
mehr seinen  Standpunkt  gehalten  hat.  Will  man  das  Thea- 
ter hier  freilich  nicht  in  dieser  Comparation  beurtheilen, 
so  verlangt  man  unmögliches. 

Wenn  man  nun  aber  annimmt,  dass  die  eigentliche 
Mittelklasse  der  Bürger  zur  Erhaltung  des  jetzt  noch  ehren- 
voll dastehenden  Theaters  drei  Fünftheile  beisteuert,  sollte 
man  da  nicht  der  Hoffnung  Raum  geben,  dass  die  Herren 
Actionaire  aus  den  reicheren  Ständen,  eingedenk  der  ur- 
sprünglichen moralischen  Verpflichtung  gegen  ihre  Mit- 
bürger, vermittelnd  einschreiten  würden,  um  das  Institut 
einigermassen  zu  sichern;  oder  sollte  man  annehmen,  dass 
alles,  was  geschehen  kann,  das  sei,  dass  eine  Concurrenz 
um  einen  wohlfeileren  Pächter  ausgeschrieben  würde,  und 
man  nach  Belieben  unter  den  Concurrenten  wählen  wolle, 
um  die  Zinsen  des  Grund -Capitals  der  Actien  zu  sichern, 
und  gewisse  Theater-Eintritts-Vortheile  zu  behalten. 


307 


Diese  Frage  sollte  hier  nur  angedeutet  werden,  um 
den  verschiedenen  Ansichten  Raum  zu  geben  und  Entwicke- 
lung.  Alle  Berichte  aus  der  Fremde  gehen  dahin,  dass 
überall  die  Ansprüche  der  Künstler  sowohl  als  der  Zu- 
schauer gesteigert  sind,  —  es  kann  die  Zeit  kommen,  dass 
man  ohne  Opfer  zu  bringen,  ein  ehrenhaftes  Theater  hier 
erhalten  kann,  aber  rücksichtslos  wäre  es  doch,  ein  be- 
stehendes Theater  geringer  Differenz  wegen  zu  gefährden, 
oder  ohne  Grund  es  fallen  zu  lassen. 

War  also  die  rasche  Ausschreibung  einer  Theaterdirek- 
tions-Concurrenz  nothwendig,  so  war  sie  ein  nothwendiger 
Fehler;  schon  deshalb,  weil  die  Presse  seit  Entstehung  des 
Thalia-Theaters  nichts  Angelegentlicheres  zu  thun  hatte,  als 
die  Leistungen  und  Einnahmen  desselben  möglichst  zu  er- 
heben und  auszupreisen,  so  dass  jeder  Concurrent  für  das 
Sladttheater  vor  einem  solchen  Rival  zurückschrecken  musste. 
Deshalb  ist  es  kein  Wunder,  dass,  wie  jetzt  notorisch  ist, 
kein  besonders  befähigter  und  dabei  mit  reichen  Geldmitteln 
versehener  Concurrent  sich  gemeldet  hat,  sondern  nur  ge- 
wöhnliche Theater-Speculanten  von  Provinzial-Theatern. 

Bei  der  langen  Zeit  von  zwei  Jahren  hätte  man  von 
der  Concurrenz -Ausschreibung  leicht  Veranlassung  nehmen 
dürfen,  den  financiellen  Stand  des  Theaters  genau  in's  Auge 
zu  nehmen,  dann  den  Actien- Verein  und  den  grossen  Mit- 
telstand des  Publikums  für  dasselbe  zu  interessiren  und  die 
Sache  unseres  Theaters  einigermassen  nationell  zu  machen. 
Ein  Versuch  der  Art  ist  nicht  gemacht  und  das  Ergebniss 
ist,  der  Ruin  des  Stadttheater -Credites,  in  den  Augen  aus- 
wärtiger Uebernehmer.  Freilich  hatte  die  Comit^  bei  ge- 
kündigter Pacht  keine  directe  Verpflichtung  ihren  Com- 
mittenten    gegenüber,    etwas    anderes   zu   thun,    als 

20  * 


308 


neue  Pächter  zu  suchen,  aber  die  Wahl  unter  den  Concur- 
renten  setzt  sie,  dem  Publikum  gegenüber,  einer 
grossen  Verantwortlichkeit  aus,  weil  durch  diese  das  Wohl 
und  Wehe  der  Kunst,  des  einzigen  Kunst -Institutes  von 
Hamburg  entschieden  wird,  welches  uns  um  so  mehr  am 
Herzen  liegen  muss,  als  für  blosse  Belustigung  andere  Lo- 
kale genug  vorhanden  sind,  an  welche  die  Kritik  keine  An- 
sprüche erhebt.  Die  Anmeldung  des  Thalia-Theater-Unter- 
nehmers, in  Verbindung  mit  dem  bekannten  und  beliebten 
Komiker,  Herrn  Schneider  von  Berlin,  hat  zur  Paralisi- 
rung  der  beeinträchtigenden  Concurrenz,  der  Idee  das  Da- 
sein gegeben,  das  ganze  Hamburgische  Theaterwesen  in  eine 
Hand  zu  legen,  —  womit  dann  die  vor  wenigen  Jahren 
so  sehr  angepriesene  Verfügung  der  Behörden,  im  Interesse 
der  Kunst  und  des  Publikums  erlassen,  vernichtet  wäre. 

Ohne  nach  der  Kunstbürgschaft  dieser  Combination  zu 
fragen,  ohne  die  Inconsequenz  der  jetzigen  Aufhebung  des 
Concurrenz -Principes  in  dieser  Beziehung  zu  urgiren,  ja 
ohne  Rücksicht  auf  die  Möglichkeit  etwelcher  pecuniairen 
Garantie,  möchte  man,  vom  bürgerlichen  Gesichtspunkte 
ausgehend,  unwillkürlich  an  die  Verlegung  der  Alster-Bade- 
anstalt  in  die  Mitte  der  Alster  hinein  erinnert  werden,  und 
diese  solcher  Maassnahme  gleichstellen.  Denn  die  Ge- 
stattung der  Uebernahme  des  ganzen  Theaterwesens  auf 
zehn  oder  zwanzig  Jahre,  in  einer  Stadt  von  150,000  Ein- 
wohnern, in  dieser  Art,  gliche  der  Creirung  eines  Monopols, 
dem  der  Bürgersinn  im  Freistaate  widerspricht. 

Sollte  man  in  Hamburg  nicht  1000  Personen  aller  Klas- 
sen und  Stände  vereinigen  können  zu  diesem  Zwecke,  soll- 
ten diese  nicht  geneigt  sein,  einen  Ausschuss  von  20  —  25 
Personen  zu  wählen,  denen  monatlich  Bilance  und  Einnahme 


I 


309 


und  Ausgabe  vorgelegt,  der  Repertoir- Entwurf  und  die 
Uebersicht  besonderer  Vorkommnisse  mitgetheilt  würde. 
Zur  Vereinfachung  könnte  d^r  Ausschuss  eine  kleine  Comit^ 
wählen,  so  dass  der  grössere  Ausschuss  oder  das  Ganze 
nur  selten  von  dieser  convocirt  würde.  Das  höchste  einer 
Beisteuer  würde,  da  das  Institut  sich  und  seine  Führer 
immer  selbst  erhalten  hat,  vielleicht  in  die  Bedingung  ein- 
gekleidet werden  können,  das  jedes  Vereins -Mitglied,  im 
Falle  eines  Ausfalles,  für  sechs  besonders  gewählte 
Vorstellungen  das  Theater  zu  besuchen  sich  verbände,  und 
dafür  mit  etwa  10^  Crt.  subscribirte.  Die  Direktoren  er- 
hielten für  ihre  Mühwaltung  ein  Fixum  und  die  Verzin- 
sung ihres  verwendeten  Betrieb  -  Capitals ,  trügen  das  Ri- 
sico,  falls  über  diese  Subscribtions- Betrage  hinaus  der 
Schaden  sich  beliefe,  und  der  muthmassliche  Ueberschuss 
würde  für  alle  Eventualitäten  als  Reservefond  angelegt  und 
die  Zinsen  dem  Pensionsfond  überwiesen,  namentlich  um  im 
Stande  zu  sein,  einzelne  Pensionen  für  Künstler  erster 
Klasse  erhöhen  zu  können. 

Es  scheint  aber  auf  anderem  Wege  geholfen  werden 
zu  können,  das  Stadttheater  müsste  aufhören,  Gegen- 
stand der  Speculation  zu  sein.  So  lange  man  im 
Publikum  glaubt,  dieser  oder  jener  Künstler  wird  nicht 
engagirt,  weil  die  Direktion  lucriren  und  nicht  bezahlen 
will,  so  lange  das  Publikum  den  vollen  Theaterhausstand 
und  das  Budget  nicht  kennt,  so  lange  wird  es  misstrauisch 
bleiben  und  sein  Wohlwollen  der  Anstalt  nicht  zuwenden. 
Es  müsste  deshalb  —  in  zeitgemässer  Weise  —  ein  Thea- 
ter-Verein constituirl  werden,  der  sich  die  Aufgabe  stellte, 
das  Stadttheater  als  nationelles  Kunst- Institut  aufrecht  zu 
erhalten,  zu  überwachen,  zu  conlrolliren  den  Pensionsfond 


310 


linier  Aufsicht  zu  nelimen  und  zu  schützen.  Man  sollte 
denken,  dass  dann  auch  das  Vertrauen,  ohne  das  kein 
Theater  bestehen  kann,  sich  einstellen  würde. 

Kin  solcher  Verein,  zu  dessen  Constituirung  hier  nur 
Andeutung  und  Impuls  im  Interesse  des  Ganzen  gegeben 
werden  soll,  brauchte  nur  fünf,  höchstens  zehn  Jahre  zu 
dauern,  da  in  dieser  Zeit  und  bei  dem  eintretenden  grösse- 
ren bürgerlichen  Interesse  der  Theaterbesuch  und  die  Lust 
am  Theater  sich  mehren  müsste,  und  eine  Verpflichtung  zu 
einem  Maximo  von  10  o*^  Crt.  für  sechs  Vorstellungen  wäre 
wahrlich  zur  Förderung  eines  acht  patriotischen  Unterneh- 
mens und  ehrenhafte  Haltung  unseres  Hamburgischen  Stadt- 
theaters nicht  zu  gross  zu  nennen. 

Sollte  ein  Plan  dieser  Art  nicht  gescheuter  sein,  als 
die  Vornahme  einer  Wahl,  die  w  ir  vielleicht  zwanzig  Jahre 
lang  zu  beklagen  hätten,  gleichwie  wir  schon  die  fehler- 
hafte Eintheihing  des  Hauses  und  dessen  Akustik  bedauern. 


Die  erste,  grössere  Debatte,  die  sich  bald  nach  diesem 
Aufsatze  in  demselben  Blatte  entspann,  entschied  sich  für 
die  Combination:  Maurice  und  Louis  Schneider  i« 
Berlin.  Da  wir  später  aber  ersehen  werden,  dass  Letzterer 
von  der  Mitübernahme  des  Stadttheaters  plötzlich  zurück- 
trat, so  können  wir  aus  den  mitzutheilenden  Aufsätzen  das 
ihn  Betreffende  wohl  füglich  ausmerzen  und  weglassen.  Die 
Debatte  lautet: 

Theater  «  Zustände. 

Es  hat  vielleicht  seit  Jahren  kein  anderer  Gegenstand 
das   allgemeine   Interesse  so   sehr  in  Anspruch  genommen, 


311 


als  die  bevorstehende  Möglichkeit  eines  Direklions wech- 
seis am  Stadtthealer ,  und  Dank  sei  es  dem  Streben  nach 
Oeffentlichkeit,  kein  Gegenstand  ist  wohl  mehr  von  der 
Presse  ausgebeutet  und  nach  vielen  Seiten  hin  erörtert  wor- 
den, als  die  Direktionsfrage.  Jede  Zeitschrift,  jedes 
Tagesblatt  öffnete  zur  Debatte  über  diese  Angelegenheit  die 
Spalten;  und  das  ist  gut  —  denn  nur  nach  reiflicher  Er- 
wägung von  allen  Seiten,  nach  ausführlicher  Besprechung 
aller  Punkte,  kann  ein  erfreuliches  End- Resultat  erzielt 
werden.  So  wollen  denn  auch  wir  nicht  anstehen,  unsere 
Ansicht  frei  und  unumwunden  hier  nieder  zu  legen,  einige 
der  erschienenen  Artikel  näher  zu  beleuchten  und  dann  der 
betreffenden   Comit^   zuzurufen:  Prüfet  Alles   —  und  das 

Beste  behaltet. 

Es  ist  die  Ansicht  ausgesprochen  worden,  dass  mit  den 
hiesigen  Theater-Actien  ein  sehr  vortheilhafles  Geschäft  be- 
trieben würde,  während  das  Beispiel  aller  Städte  ohne  Aus- 
nahme nachweiset,  wie  Theater-Actionaire  von  jeher  Opfer 
bringen  mussten,  um  ein  Kunstinstitut  zu  erhalten.  Das  ist 
unbestreitbar  richtig,  nur  vergisst  man,  dass  jene  Männer 
wirklich  Theater-Actionaire  waren,  das  heisst,  ein 
Verein  von  Actionisten,  welche  die  Direktion  führten,  jeden 
Ausfall  in  den  Einnahmen  und  Ausgaben  deckten  und  das 
Geschäft  für  eigenes  R  i  s  i  c  o,  für  eigene  Rechnung  leite- 
ten. Solche  Theater-Actionaire  haben  allerdings  nicht  allein 
bedeutende  Einbussen  erlitten,  sondern  sahen  sich  fast 
überall  genöthigt,  das  Unternehmen  ganz  eingehen  zu  lassen. 
Es  ist  dies  eine  bekannte  Thatsache,  welche  wir  weiter 
unten  ausführlicher  besprechen  und  durch  Beweise  belegen 
werden.  Ein  Anderes  ist  es  mit  den  Actien-Vereinen,  welche 
aus  ihren  Fonds   nur  ein  Theatergebäude   aufführen  Hessen 


312 


und  dasselbe  verpachteten,  um  aus  dem  Pachtzins  ihre  In- 
teressen zu  ziehen;  —  diese  haben  nicht  allein  keinen 
Schaden  erlitten,  sondern  überall  sich  ganz  wohl  befunden. 
Beispielsweise  führen  wir  das  Sladttheater  zu  Coln  an,  für 
welches  der  Direktor  eine  Miethe  von  4500  «^  zahlen  muss 
und  dadurch  dem  Actien- Verein,  ohne  anderweitige  Vor- 
theile  zu  rechnen,  sein  angelegtes  Capital  mit  6  pCt.  ver- 
zinset. Wenn  daher  andern  Orts  mit  Theater -Actien  kein 
schlechtes  Geschäft  gemacht  wird,  warum  will  man  es 
hier  Orts  einen  Vorwurf  sein  lassen,  wenn  —  man  damit 
gute  Zinsen  erlangt. 

Man  behauptet:  das  Stadttheater  kann  sich  auf  dem 
bestehenden  Fusse  nicht  erhalten,  weil  eine  schädliche 
Concurrenz  demselben  einen  bedeutenden  Theil  seiner 
Einnahmen  absorbire,  und  weil  auswärtige  Hofbühnen  alle 
gute  Künstler  um  das  Doppelte  vertheuern.  —  Darauf  er- 
widern wir:  es  ist  eine  ausgemachte  Thatsache,  dass  bereits 
früher  und  namentlich  vor  vier  Jahren,  als  das  Thalia- 
Theater  noch  nicht  existirte,  die  einzige  bedeu- 
tende Concurrenz  mithin  noch  nicht  stattfand,  dieselben 
Klagen  von  „nicht  bestehen  können"  laut  wurden,  ja  mit 
noch  schwärzeren  Farben  geschildert  wurden,  als  dies  heute 
der  Fall  ist;  und  nur  die  sehr  grossen  Einnahmen,  welche 
plötzlich  ein  Stück  (die  neue  Fanchon)  brachte,  konnten 
die  Direktion  bewegen,  die  Führung  des  Theaters  nicht  da- 
mals schon  niederzulegen.  Die  Hofthealer  waren  ehemals 
so  gut  wie  jetzt  im  Stande,  durch  sehr  grosse  Gehalte  gute 
Künstler  zu  acquiriren;  dennoch  hatte  Hamburg  in  früheren 
Zeiten  ein  Kunstpersonal,  auf  das  es  wohl  mindestens  eben 
so  stolz,  sein  konnte,  als  auf  sein  jetziges  und  dürfte  der 
Beweis   nicht  schwer  zu   führen   sein,    dass    der  Etat  des 


313 


Staditheaters  in  den  Jahren  1837  —  1842 bedeutend  grösser 
war  als  in  diesem  Augenblick.  —  Beide  obenerwähnten 
Gründe  müssen  also  in  sich  zerfallen  und  wenn  die  Herren 
Mühling  und  Cornet  wirklich  die  Absicht  hegen,  die 
Direktion  nicht  fortzuführen,  so  kann  wohl  weder  die  Con- 
currenz  des  Thalia-Theaters  noch  eine  auswärtige  Hofbühne 

die  Schuld  davon  tragen. 

Es  ist  auch  gesagt  worden:  die  Presse  habe  seit  Ent- 
stehung des  Thalia -Theaters  nichts  Angelegentlicheres  zu 
thun  gehabt,  als  die  Leistungen  und  Einnahmen  des- 
selben, möglichst  zu  erheben  und  auszupreisen,  so  dass 
jeder  Concurrent  für  das  Stadttheater  vor  einem  solchen 
Rival  zurückschrecken  muss.  —  Ob  die  Presse  weniger 
gerecht  gegen  die  Leistungen  der  neuen  Bühne,  als  gegen 
die  der  älteren  ist,  wollen  wir,  obgleich  wir  stark  daran 
zweifeln,  nicht  näher  erörtern;  jeder  urtheilsfähige  Leser, 
der  die  Besprechungen  über  die  Leistungen  beider  Theater 
verfolgt  hat,  mag  sich  selbst  darüber  seine  Meinung  bilden; 
so  viel  ist  aber  notorisch,  dass  Concurrenten  für  das 
Staditheater  nicht  zurück  geschreckt  sind,  denn  es  haben 
sich,  wie  die  öffentlichen  Blätter  melden,  mehre  höchst 
achtbare  Männer  zur  Direktionsübernahme  gemeldet, 
Männer,  deren  Namen  einen  sehr  guten  Klang  haben 
und  die  mit  Geldmitteln  wohl  hinlänglich  versehen  sind. 
Wenn  diese  Männer  früher  der  Leitung  von  Provinz-Bühnen 
vorstanden,  so  ist  es  ungerecht,  ihnen  daraus  einen  Vor- 
wurf zu  machen.  Dass  man  ein  sehr  achtbarer  Mann 
und  tüchtiger  Theater-Direktor  sein  kann,  selbst  wenn 
man  nur  eine  Provinzialbühne  geleitet  hat,  beweis't  wohl 
das  Beispiel  des  Herrn  Mühling,  der  vor  seiner, jetzigen 
Stellung  auch  nur  Direktor  einer  Provinzialbühne  war. 


314 


Uebeihaupt  scheint  uns  die  ganze  Concurrenz  um  das 
Stadllliealer  selir  illusorisch,  da  von  Seiten  der  abtretenden 
Herren  Direktoren  die  in  den  Pachtbedingnngen  nicht  vor- 
konnnende  Forderung  gestellt  ist,  das  alte  Inventariuni  mit 
zu  übernehmen  und  dieser  Forderung  Seitens  der  Comit^ 
aus  Billigkeitsrücksichten  nicht  entgegentreten  wird.  Unse- 
res Dafürhaltens  kann  kein  Unternehmer  sich  finden,  der 
auf  die  Bedingung  eingeht,  160  —  180,000  ^  dafür  zu  zah- 
len. Ein  solcher  Fall  ist  auch,  so  viel  uns  bekannt,  bei 
andern  Bühnen  bis  jetzt  nicht  vorgekommen.  Jeder  Direk- 
tor hat  einen  Apparat  nöthig;  jedes  Theater  muss  seine 
Garderobe,  Bibliothek,  Decoration,  Requisiten  etc.  haben; 
der  Direktor  muss  sein  Betriebskapital  dazu  verwenden,  er 
kann  sonst  nicht  existiren;  er  zieht  während  seiner  Direk- 
tionsführung den  Nutzen  davon,  und  muss  nach  Niederlegung 
derselben  den  eventuellen  Schaden  tragen.  Wenn  die  Herren 
M.  und  C.  eine  sehr  grosse  Summe  bei  Antritt  der  Direk- 
tion ihren  Vorgängern  bezahlt  haben,  so  kauften  sie  dafür 
(wie  auch  der  Artikel  im  Freischütz  richtig  bemerkt)  nicht 
allein  Garderobe,  Decorationen  etc.  sondern  sie 
kauften  das  Recht  der  Concession,  das  ihre  Vorgänger 
erwarben,  denselben  ab,  sie  erkauften  das  Recht,  theatra- 
lische Vorstellungen  geben  zu  dürfen,  sie  erkauften  jeden 
möglichen  Gewinn,  der  ihnen  aus  der  Geschäftsübernahme 
erwachsen  konnte.  —  Jetzt  erkauft  der  neue  Unternehmer 
von  der  Co  mite,  welcher  die  alte  Direktion  freiwillig 
und  wiederholt  gekündigt  hat,  das  Recht  der  Concession, 
das  Recht  auf  Gewinn  und  Verlust  zu  speculiren. 
Wir  sagen  mit  Vorbedacht:  speculiren,  denn  auch  Schrö- 
der, H/erzfeld,  Schmidt,  Lebrün,  Mühling  specu- 
lirlen.    Nur  Kunst-Institute,  die  aus  der  Kasse  eines  Fürsten 


315 


dotirt  sind,  die  von  ihm  erhalten  werden,  können  nach 
Wunsch  oder  Laune  des  Erhalters  geleitet  werden; 
Privat -Unternehmungen,  welche  von  der  Theilnahme  des 
Publikums  abhängig  sind,  müssen  speculiren,  und  Spe- 
culation  eines  neuen  Direktors  muss  es  sein,  dass  er,  wenn 
er  nicht  im  Stande  ist  zu  sehr  gemässigtem  Preise 
das  Inventarium  seines  Vorgängers  zu  erwerben,  um  zu 
dem  vorhandenen  Alten  sehr  viel  Neues  anzuschaffen, 
lieber  das  ganze  Inventarium  neu  anfertigen  zu 
lassen,  welches  er  ohne  Zweifel  für  die  Summe  beschaffen 
kann,  die  hier  für  Altes  und  Abgenutztes  gefordert 
wird.  —  Nach  diesem  Princip  handelte  Hr.  Dr.  Schmidt 
bei  Antritt  seiner  Direktion  in  Leipzig  und  Herr  Ringel- 
hardt  war  genöthigt  seine  kostbare  Garderobe  etc.  zu 
behalten;  eben  wie  Herr  Mühling  seinen  reichen  und 
glänzenden  Apparat  aus  Köln  nach  Hamburg  mitnehmen 
musste,  da  sein  Nachfolger  ihm  denselben  nicht  abnehmen 
wollte.  Auch  in  Mainz  war  Herr  Remie  genöthigt  seine 
schöne  Garderobe  einzupacken,  da  sein  Nachfolger  Herr 
Löwe,  es  vorzog,  neue  Effecten  anzuschaffen.  Es  ist 
überall  so  gehalten  worden;  nur  in  Hamburg  stellt  man 
eine  Bedingung  die  unausführbar  ist.  —  Ist  also  die  Direk- 
tion des  Stadttheaters  nicht  ohne  Mitübernahme  des  Inven- 
tars (zu  dem  geforderten  enormen  Preise)  zu  erlangen,  so 
dürfte  auch  wohl  Niemand  sich  finden,  der  den  gegen- 
wärtigen Herren  Direktoren  in  den  Weg  träte  und  also  ist 
die  Ausschreibung  der  Concurrenz  —  nur  illusorisch.  — 

Man  hat  gesagt:  der  mögliche  Fall,  die  Comit^  könne 
den  Herren  Maurice  und  Schneider  die  Direktion  über- 
liagen,  heisse  das  Kunstwesen  monopolisiren.  Man  fragt 
nach  den  Kunstbürgschaflen  dieser  Combination  und  zugleich 


316 


nach  pecunairer  Garantie.  —  Nach  unserem  Bedünken  ga- 
ranliren  für  Beides  die  Namen  der  Genannten.  —  Herrn 
Maurice  wird  man  das  Prädicat  eines  äusserst  prakti- 
schen, umsiclitif^en  und  tliaiigen  Geschäftsmannes  wohl  nicht 
streitig  machen  w  ollen,  da  er  als  Direktor  des  Thalia-Theaters 
das  Problem  gelOs't  hat,  in  dem  kurzen  Zeiträume  von  zwei 
Jahren,  seine  Bühne  dergestalt  zu  organisiren,  dass  dieselbe 
im  In-  und  Ausland  als  geachtetes  Kunst -Institut  dasteht, 
dass  das  Publikum,  welches  die  Hallen  des  Stadttheaters 
besuchte,  mit  Vergnügen  in  den  Räumen  dieses  freundli- 
chen Musentempels  sich  heimisch  fühlt,  und  dass  die  ersten 
Künstler  sich  zum  Gastspiel  auf  diese  Bühne  drängen. 
Wer  die  Schwierigkeiten  kennt,  die  dem  Emporblühen 
einer  neu  begründeten  Bühne  entgegenstehen,  wird  es  auch 
erkennen,  was  Herr  Maurice  geleistet,  indem  er  in  so 
kurzer  Zeit  dem  so  lange  bestehenden  Stadttheater  einen 
gefürchteten  Rivalen  geschaffen  hat.  —  Wir  halten  uns 
überzeugt,  dass  die  Herren  Maurice  und  Schneider  es 
als  Ehrensache  betrachten  würden,  der  Stadt  Hamburg 
eine  Kunstanstalt  zu  geben,  welche  ruhmwürdig  in  der 
Reihe  der  ersten  Bühnen  Deutschlands  ihren  Platz  einnimmt. 
Es  könnte  alsdann  allein  der  tragischen  Muse  im 
Stadttheater  gehuldigt  werden.  Das  Trauerspiel,  das 
höhere  Drama,  das  grosse  Schauspiel,  die  serieuse 
und  komische  Oper,  das  Ballet,  v^ürden  hier  vorzugs- 
weise floriren,  wälirend  die  Räume  des  freundlichen  Thalia- 
Theaters  der  leichten  französischen  Operette,  dem  feinen 
Lustspiel,  dem  Vaudeville  und  der  Posse  geöffnet 
bleiben.  Wir  stehen  nicht  an  es  auszusprechen,  dass  aus 
einer  solchen  Combinalion  der  Kunst  Vorlheil  erwachsen  — 
und  dem  Pubiikinn  die  höchsten  Genüsse   dargeboten  wer- 


I 


317 


den  konnten  —  Genüsse,  wie  in  Wien  und  Paris,  da  alsdann 
hier  wie  dort  jedes  Genre  auf  seinem  eigenen  Grund 
und  Boden  tloriren  würde. 

Es  wird  endlich  auch  der  Vorschlag  gemacht,  dass 
sich  1000  Personen  aller  Klassen  und  Stände  vereinigen 
mochten,  jährlich  einen  Beitrag  von  10«^  in  die  Theater- 
Gasse  zu  zahlen;  dass  aus  diesen  1000  Personen  20  —  25 
gewählt  werden  sollten,  welche  eine  Comitd  repräsentiren, 
der  monatlich  Bilanz,  Einnahme  und  .Ausgabe  vorgelegt, 
so  wie  der  Repertoir-Entwurf  und  die  Uebersicht  aller  be- 
sondern Vorkommnisse  mitgetheilt  würde,  oder  die  (mit 
dürren  Worten)  eine  vollständige  Theater-Comitö  bildeten, 
die  den  Direktor  in  Gage  nehmen,  und  „ihr  Wort"  mit 
zureden  hätte.  —  Von  allen  Uebeln,  die  Mas  Stadttheater 
betreffen  könnten,  wäre  die  Ausführung  dieses  Vorschlages 
—  das  schlimmste  und  Gott  möge  das  Theater,  auf  dem 
einst  Schröder  gewirkt  —  vor  solchem  Unglück  bewah- 
ren. Die  Erfahrung  aller  Zeiten  und  aller  Orten  hat  ge- 
lehrt, dass  eine  „mit  Sitz  und  Stimme  berechtigte"  Theater- 
Comit^  der  Uebel  grösstes  ist  und  keine  ist  bis  dato 
probehaltig  befunden  worden.  —  Die  Sitzungen  einer 
Theater  -  Comit^  glichen  stets  einem  polnischen  Reichstage 
und  das  Ende  jeder  Bühne,  der  eine  solche  Comitö  vor- 
stand, war  der  Ruin  des  Unternehmers.  Herr  Mühling 
hat  selbst  die  Dornenkrone  eines  technischen  Direktors 
bei  einer  Theater- Actien-Comite  getragen  und  wird  nicht 
anstehen  das  hier  Gesagte  zu  bekräftigen.  Die  vereinigten 
Actionaire  von  Aachen  und  Köln  setzten  während  etwa  acht 
Wochen  an  10,000  4)  z»,  dann  musste  das  Unternehmen 
auf-  und  Herrn  Mühling  in  Pacht  gegeben  werden.  Die 
Actien- Direktion    des    königst.  Theater   in   Berlin,    welche 


318 


während  fünf  Jahre  sieben  Mal  gewechselt  wurde,  verspe- 
(Uilirte  von  1824^ — 1829,  während  der  glänzendsten  Theater- 
Epoche  die  je  in  Berlin  existirle,  ihr  ganzes  grosses 
Capital,  und  hätte  Herr  Cerf  nicht  energisch  eingegriffen, 
indem  er  für  eigene  Rechnung  und  Gefahr  die  Direktion 
übernahm  (und  später  auch  sechszehn  Jahre  lang  führte) 
so  hätte  im  Herbst  1829  der  Bankerott  erklärt  werden 
müssen.  —  Das  Theater  zu  Frankfurt  a/M.  kostete  seinen 
Actionairen  jährlich  grosse  Summen  und  drohte  den- 
noch zu  sinken,  bis  die  Actionaire  so  gescheut  waren,  es 
den  Herren  Guhr,  Malss  und  Meck  zu  überlassen,  die 
sich  jetzt  recht  gut  dabei  stehen.  —  In  Bremen  wurde 
vor  ganz  kurzer  Zeit  ein  Actien-Theater  errichtet  und  jetzt 
schon  ist  es  dem  Herrn  Engelken  zur  Pacht  angeboten 
worden,  da  es  sich  sonst  nicht  mehr  halten  kann.  Vor 
unsern  Augen  lehrt  uns  das  Theater  zu  St.  Pauli,  wenn 
gleich  im  Kleinen,  was  eine  Comit^-Verwaltung  sagen  will. 

Welche  Fata  hat  dies  kleine  Theater  schon  erlebt 

auch  dort  ist  die  einzige  Rettung:  Verwaltung.  —  Wir 
wären  im  Stande,  noch  die  Bühnen  zu  Breslau,  Riga  etc. 
anzuführen  —  doch  das  Gesagte  wird  genügen.  —  Selbst 
ein  mittelmässiger  Direktor  könnte  dem  Stadttheater  nicht 
so  gefährlich  werden,  als  eine  Theater-Comit^  mit  der  Be- 
rechtigung, die  Leitung  zu  führen  —  oder  auch  nur  zu 
überwachen.  Soll  für  das  Stadttheater  durchaus  eine  pecu- 
naire  Unterstützung  beschafft  werden,  so  würden  wir  eher 
vorschlagen,  eine  Sammlung  wie  für  den  Nicolai-Kirchenbau 
zu  veranstalten,  dieselbe  der  Direktion  pure  zu  übergeben; 
ihr  die  Verwendung  überlassend,  sie  nicht  aber  von  der 
Laune  und  der  Willkühr  einer  verwaltenden  Theater-Comit«^ 
abhängig  zu  machen.  —  — 


319 

N  , 

Darauf  erschien  in  No.  21  der  „Nachrichten"  die  fol- 
gende Engegnung: 

Errata 

im  Artikel  „^^cnter-^uetanöc"  No.  17  d.  W.  G.  N. 

Es  wird  von  einer  Seite  her  —  der  Gehör  verlangen- 
den altera  pars  in  hiesigen  und  auswärtigen  Blättern  dar- 
gestellt, dass  die  Direktionswahl  schon  im  Stillen  beseitigt 
und  nur  noch  illusorisches  Manoeuvre  sei.  Einsender  kann, 
nach  officieller  Erkundigung,  die  Insinuation  auf's  ernst- 
lichste widersprechen,  und  es  scheint  ihm  auch,  als  ob  die 
Behelligung  des  Publikums  mit  der  damit  in  Verbindung 
gebrachten  Inventariumsache ,  weil  diese  Privatsache,  eine 
durchaus  ungehörige  sei.  Um  aber  auch  hierin  aufzuklären, 
diene  zur  Nachricht,  dass  beim  Eintritt  der  Herren  Miih- 
1  i  n  g  und  C  o  r  n  e  t  diese  ebenfalls  gegen  die  grossen  Inven- 
tariumskosten  protestirten,  unter  Anführung  derselben  Gründe, 
die  man  andererseits  vorlegt,  dass  sie  aber  dennoch  das  In- 
ventarium  in  Bausch  und  Bogen  ohne  Untersuchung  als  Ga- 
rantie für  Führung  und  Mielhe  für  die  Concession  als 
Einkaufs  summe  bezahlen  mussten.  Für  den  Eintre- 
tenden ist  es  nun  gewiss  gleich,  ob  diese  Concession  oder 
die  Anwartschaft  auf  dieselbe  von  der  Comitd  oder  von 
dem  vorigen  Direktor  verkauft  wird.  Die  schon  im  ältesten 
Rechte  gegründete,  in  Hamburg  nie  verkannte  Äequkas  gab 
aber  die  Beruhigung,  dass  auch  jetzt  die  Concession  nicht 
anders  wie  ehemals  vergeben  werden  würde,  zumal  die 
Herren  Mühling  und  Cornet  im  guten  Glauben  und  vor 
der  später  erstandenen  Concurrenz  sich  solchergestalt  ein- 
kaufen mussten  und  nichts  verschuldet  haben,  dass  sie, 
jetzt  in  ihrer  Führung  unvorhergesehenermaassen  beein- 
trächtigt,  bedingungsweise  kündigen  mussten.    Also:  es 


320 


ist  nicht  eigenllich  vom  liiventarkaufpreise  die  Rede,  der 
nur  nominell  figurirl,  sondern  wesentlich  von  der  Ein- 
kauf- und  Ablösungssumme  zur  Erwerbung  der  Di- 
rektion. 

Erstes  Erratum.  Es  ist  deshalb  die  Ausschreibung 
der  Concurrenz  nicht  illusorisch,  weil  die  Concurrenten 
um  die  Ablösungssumme  feilschen,  denn  es  handelt  sich  um 
nichts  als  das  Mehr  oder  Weniger  der  Ablösung.  Auch 
haben  sich,  wie  man  erfährt,  bereits  Käufer  gemeldet, 
welche  Hamburg  vor  einer  Dictatur  und  General -Direktion 
des  ganzen  hiesigen  Theaterwesens,  gegen  welche  der  Bür- 
gersinn nun  einmal  entschieden  auftritt,  schützen. 

Zweites  Erratum,  Die  Erfahrung  aller  Zeiten  hat 
nicht  gelehrt,  dass  eine  mit  Sitz  und  Stimme  berechtigte 
Theater-Comitö  „der  Uebel  grösstes  ist."  Braunschweig 
hatte  von  1817  bis  1827  als  bezahlten  artistischen  Direktor 
den  Dr.  Klinge  mann  unter  und  neben  einer  Comilö. 
Sowohl  die  Verwaltung,  als  die  artistische  Leilung  wiesen 
es  aus,  dass  diese  Verwaltung  die  beste  öconomische  und 
nationale  war.  Dieser  Zeit  und  dem  in  ihr  gewonnenen 
Vertrauen  verdankt  Braunschweig  noch  jetzt  sein  beliebtes 
Theater.  Dass  mit  solcher  Verwaltung  auch  Missbrauch 
getrieben  werden  kann,  beweiset  nichts,  eben  so  wenig  als 
ein  solcher,  eintretend,  in  allgemeinen  democratischen  oder 
constitutionellen  Regierungen  ihren  Werth  bestimmen  würde. 

Drittes  Erratum.     Den    Etat    des    Stadttheaters    be- 
treffend, dieser  war  nach  officieller  Aufgabe: 
1827  an  Gagen,  Beneficen  und  Orchester  4  179,299.  13;^ 
1837  do.  d  .  do.        „  201,000.  14  „ 

1844/45      do.  do.  do.  und 

Spielhonorar  „  236,822.  2^  „ 


321 


Von  1837  bis  1842  existirte  keine  hiesige  Concurrenz 
und  dennoch  wuchs  der  Gagen -Etat  so  hoch,  dass  die 
Furcht  der  Direktion  keine  ungegründete  genannt  werden 
konnte.  In  den  zehn  Jahren  1827  —  1837  stieg  der  Gagen- 
Etat  um  21,701  ^  l  ß,  in  den  letzten  sieben  Jahren  um 
35,821  ^4^/?.  Eine  Folge  des  von  Hofrath  Küstner 
eingeführten  Corruptions-Systems. 

Viertes  Er  rat  um.  Mit  Namen  leistet  man  keine 
Bürgschaft,  weder  in  artistischer  noch  in  pecuniairer  Bezie- 
hung, sie  geben  höchstens  Zutrauen,  dennoch  sind  sie  nun 
einmal  von  der  anderen  Seite  genannt.  Nur  die  Erfahrung 
aus  einer  wirklich  viele  Jahre  geführten  Direktion  und  Ca- 
pitalien  garantiren.  Herr  Schneider  hat  bis  jetzt  nie  eine 
Direktion  geführt,  Herr  Maurice  aber  hat  nur  bewiesen 
(was  die  Herren  Carl  und  Pokorny  in  München  und 
Wien  auch  bewiesen),  dass  man  mit  kleinen  auf  die  Masse 
speculirenden  Theatern,  bei  geringen  Eintrittspreisen,  einem 
grösseren  Kunst  -  Institute ,  mit  grösseren  Kosten  und  mit 
grösseren  Kunstansprüchen  schaden  könne,  wenn  man  alle 
Mittel  herbeizieht,  nicht  aber,  dass  er  ein  besseres  Theater 
—  quantitativ  und  qualitativ  —  herstellen  könne,  als  das 
Stadttheater  gegenwärtig  ist.  Aus  der  für  ihn  geäusserten 
Klage,  dass  man  für  ein  altes  Inventarium  nicht  so  grosse 
Summen  geben  könne,  weil  man  durch  ein  neu  geschaifenes 
mehr  Geld  zu  gewinnen  im  Stande  sei,  geht  eben  die  Art 
und  Weise  hervor  die  Carl  und  Pokorny  ausbeuteten, 
durch  Aeusserlichkeiten  und  Flitterstaat  auf  den  Materialis- 
mus des  Publikums  zu  speculiren.  Will  man  unserer  Mei- 
nung nach  —  die  Theater -Sache  nicht  absichtlich  ver- 
wirren, wie  das  die  vagen  Behauptungen  des  Artikels: 
„Theater -Zustände"   bezwecken,    da  sie    entweder   nichts 

21 


322 


beweisen  oder  irrig  aufgestellt  sind,  so  bleibe  man  bei  der 
Sache  stehen  ohne  direct  die  gegenwärtige  und  zukünftige 
Direktion  hineinzumischen. 

Die  Sache  ist  aber  die:  wird,  bei  der  andererseits  ver- 
fochtenen  Direktions-Combination,  die  Kunst  und  das  Publi- 
kum in  einem  oder  höchstens  zwei  Jahren  (nachdem  der 
erste  Rausch  über  schöne  Decorationen,  Costüme  etc.  ver- 
schlafen ist)  durch  ein  Theater -Monopol  eine  würdigere 
Kunstanstalt,  ein  höheres  Vergnügen,  eine  grössere  Abwech- 
selung haben,  oder  dürfte  das  ganze  Publikum  dann  den 
egoistischen  Berechnungen  einer  allmächtigen  Bühnen -Dic- 
latur  anheim  fallen,  die  sich  mit  dem  Flor  des  Thalia-Thea- 
ters endigen  und  sehr  bald  schon  das  neue  Schauspielhaus 
seinem  Schicksale  Preis  geben  würde. 

Wo  mit  Behauptungen  und  irrigen  Angaben  gefochten  wird, 
da  kann  man  wohl  der  Furcht  Raum  geben,  dass  das,  was 
heute  plausibel  gemacht,  nach  5  Jahren  beklagt  werden  wird. 
E. 

Inmitten  dieser  Partheikämpfe,  die  von  fast  allen  Blät- 
tern mit  mehr  oder  minderer  Ruhe  geführt  wurden,  mach- 
ten die  wuthtobenden  Aufsätze  mit  H  u.  s.  w.  bezeichnet, 
welche  von  Zeit  zu  Zeit  wie  Oel  in's  Feuer  gegossen  wer- 
den sollten,  eine  fast  erheiternde  Wirkung.  Wir  haben 
nicht  mehr  Raum  genug,  auch  diese  Annoncen  mitzutheilen, 
vielmehr  müssen  wir  uns,  um  das  H  doch  nicht  ganz 
entschlüpfen  zu  lassen,  auf  folgende  Zuschrift  beschränken, 
welche  aus  der  eigenen  Steindruckerei  des  Herrn  Hertz 
in  vielen  hundert  Exemplaren  hervorging. 

Uiientg^eldliclie  ilLb§chrift. 

Nach  dem  Plan  der,  im  Jahre  1822  errichteten,  Actien- 
Gesellschaft  zum  Bau  des  neuen  Schauspielhauses  heisst  es 


I 


323 


in  den  Artikeln  1,  7  und  19  unter  Anderem:  „Der  Zweck 
dieser  Vereinigung  ist,  ein  neues,  den  Bedürfnissen  ent- 
sprechendes Schauspielhaus  zu  erbauen,  und  fortdauernd 
zu  erhalten."  —  „Die  Comit^  ist  ermächtigt  alle  Massre- 
geln zur  Erlangung  des  neuen  Schauspielhauses 
zu  ergreifen,  deshalb  alle  Contracte  zu  schliessen,  und 
überhaupt  alles  zu  thun,  was  die  ihnen  aufgetragene 
Verwaltung  mit  sich  bringt."  —  „Der  Actionisten  und 
der  Comitö  Verhällniss  zur  Direktion  ist  nur  das  eines 
Vermiethers  zum  Miether."  —  In  einer  in  No.  275 
der  w.  g.  Nachrichten  erlassenen  Aufforderung  seitens  der 
Comite  der  Actionaire  des  Stadttheaters   (?  — )   heisst 

es  aber  unter  Anderem: Es  werden  daher  diejenigen 

welche  vom  I.April  1847  die  Pacht  und  die  Direktion 

(!?)  zu  übernehmen  geneigt  sind,  eingeladen  etc. 

Abschrift  der  Bedingungen,  unter  denen  die  Comit^  zu  con- 
trahiren  bereit  ist,  kann  gegen  Erstattung  der  Co- 
pialien  den  Pachtlustigen  zugestellt  werden  ect. 

Hierauf  schrieb  der  Unterzeichnete: 
j^n  bie  lablif^e  Cumite  trer  -SVcttonatre  tuft  ^tatitt[)caUxs. 

Bevor  man  sich  geneigt  fühlen  kann,  auf  Ihre  ge- 
ehrte Einladung  in  den  gestrigen  Nachrichten  einzuge- 
hen, bedarf  es  wohl  mindestens  einer  Einsicht  in  die 
Bedingungen  unter  denen  nach  Ihrer  freien  Wahl  con- 
trahirt  werden  soll,  und  ich  bitte  daher,  mir  solche 
gegen  Erstattung  der  Copialien  gefälligst  zustellen  zu 
lassen. 

Hochachtungsvoll  ergebenst 
]ft,  'S.  Mertz, 

Die  darauf  am  25.  Novbr.  erfolgte  Autwort  lautet: 

21  * 


324 


Herrn  Jfl.  S.  Miert^. 

Da  die  Verhältnisse  der  Comit^  nicht  gestatten 
wollen  mit  anderen,  als  wirklichen  Bewerbern  über 
die  Pacht  des  Staditheaters  in  Verhandlungen  zu 
treten,  so  bedauert  sie  Ihnen  die  gewünschte  Abschrift 
der  Pachtbedingungen  nicht  ertheilen  zu  können. 

Pic  (JTomitc  tfev  ^ctxanaxxe  Ires  <$'tat>ttl)eatfr0. 

Am  26«^*'"  erwiderte  ich  wie  folgt: 

In  Erwiderung  Ihres  geehrten  Schreibens  vom  25«*^" 
kann  ich,  aller  Ihrer  hohen  Einsichten  gebührenden 
Achtung  unbeschadet,  nicht  begreifen,  wie  Sie  aus 
meiner  Anmeldung  haben  ersehen  mögen,  dass  ich 
kein  wirklicher  Bewerber  um  die  ausgebotene  Pacht 
des  Stadttheaters  sei?,  und  da  mehrere  Actien-Inhaber, 
denen  ich  beide  Schreiben  vorgelegt,  in  denselben  keine 
Veranlassung  zu  solcher  Vermuthung  gefunden  haben, 
so  kann  und  mag  ich  gegen  Ihr,  eben  so  unbilliges 
als  eigenmächtiges  Verfahren,  zu  meiner  Genugthuung 
nichts  weiter  thun,  als  das  Gesehene  so  viel  als  mög- 
lich zu  veröffentlichen. 

Mit  Achtung  ergebenst 
JfM,  S.  MMcTtz, 

Nach  alle  dem  sollte  man  wohl  mit  Recht  schliessen 
dürfen,  dass  es  der  Comit^  mit  einer  anderweitigen  Ver- 
pachtung überall  nicht  Ernst  sei,  dass  vielmehr  die  Herren 
Mühling  und  Cornet  sich  bewegen  (hört!  hört!!) 
lassen  werden,  die  Direktion  ferner  zu  behalten,  in  wel- 
chem Falle  es  dem  Unterzeichneten  nur  angenehm  sein 
kann,  seine  wirkliche  Bewerbung  sofort  aufgegeben 
zu  haben.  H. 


325 


Trotz  aller  solcher  Umtriebe  fiel  die  Wahl  in  der 
Versammlung  der  Actionaire,  am  26.  Februar  1846,  mit 
76  Stimmen  auf  die  Herren  Maurice  und  Schneider. 
Die  Herren  Mühling  und  Raison  (da  Herr  Com  et 
freiwillig  zurückgetreten  war)  bekamen  43,  die  Herren 
Gloy  und  Wurda  10  Stimmen. 

Da  mit  einem  Male  erfolgte  der  Rücktritt  des  Herrn 
Schneider.  Auf  dringendes  Ansuchen  des  Königs  in 
einer  persönlichen  Audienz,  entschloss  er  sich,  in  Berlin 
zu  bleiben.  Ohne  uns  hier  näher  über  die  Gründe  und 
Gesinnung  solcher  Ablehnung  auslassen  zu  wollen,  möchten 
wir  nur  beweisen,  dass  nun  gerade  eine  friedliche  Lösung 
der  so  verwickelt  gewordenen  Frage  ganz  nahe  lag. 

Unbestreitbar  festzustellen  war  zuförderst  die  Grund- 
lage, dass  Herr  Maurice,  nun  nachdem  er  und  Schnei- 
der mit  so  glänzender  Majorität  gewählt  worden,  nun 
nachdem  das  Vorhaben  so  weit  gediehen  und  für  ihn  durch 
den  weiten  Kreis  der  Besprechung,  den  es  gefunden,  zur 
Ehrensache  gesteigert  worden,  doch  unmöglich  von  der 
mühsam  und  redlich  errungenen  Höhe  herabgestürzt  wer- 
den konnte,  weil  sein  Freund  Schneider  (wir  wollen 
annehmen  durch  die  Verhältnisse,  deren  Sclaven  wir  ja 
Alle  sind,  geboten)  sein  Manneswort  gebrochen.  Das  wäre 
doch  die  schreiendste  Ungerechtigkeit  gegen  einen,  in  jeder 
Beziehung  achtungswerlhen  Mitbürger,  der  Alles  einsetzte, 
weil  es  einem  ehrenvollen  Emporschritte  galt,  ja,  nicht 
achtend  all'  der  unverdienten  Kränkungen,  die  einmal  jedem 
Fortstreben  hemmend  in  den  Weg  treten,  selbst  da  noch 
zu  den  humansten  Vergünstigungen  sich  verstand,  als  die 
sich  ihm  entgegenstellenden  Hemmnisse  so  ganz  und  gar 
günstig  für  ihn  beseitigt  waren,  und  der,   obgleich  er  das 


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Ungewiller  von  ferne  heranziehen  sah,  bis  zum  letzten 
Augenblicke  mit  edlem  Eifer  für  das  begonnene  Werk 
durchdrungen  war  und  auch  durchdrungen  l)leiben  wird. 
Ihm  jetzt  das  Recht  auf  die  neue  Leitung  absprechen  zu 
wollen,  hiesse  ja  dem  schwankenden  Charakter,  der  Un- 
nulnnlichkeit  das  Wort  reden,  und  wäre  es  in  solchem 
Falle  klug  und  gerathen,  auf  Umwegen  eine  vielleicht  lebens- 
länglich glänzende  Stellung  sich  zu  erringen  und  dann,  die 
Arglosigkeit  und  Gutmüthigkeit  eines  Freundes  missbrau- 
chend, diesen,  mitten  im  wildbewegten  Sturme,  seinem 
Schicksale  zu  überlassen. 

Mehr  aber  noch  in  seinen  Ansprüchen  bestärkt,  wurde 
Herr  Maurice  durch  seine  f von  Herrn  Schneider  selbst 
gewünschte)  Vereinbarung  mit  Herrn  Bai  so  n,  einem  Manne 
und  Künstler,  für  den  sich,  als  er  so  urplötzlich  zur  Direk- 
lionswahl  sich  meldete,  Publikum  und  Presse  so  unbedingt 
günstig  aussprachen  und  durch  dessen  Mittheilnahme  nun 
ja  schon  gleich,  der  vielfach  —  und  wohl  mit  Recht  ge- 
machte —  Vorwurf  wegfiel,  dass  man  einem  Fremdling 
in  unserer  Mitte,  einem  Manne,  der  anderswo  sein  glän- 
zendes Auskommen  habe,  den  Vorzug  vor  hiesigen  Familien- 
vätern eingeräumt,  die  doch  wohl  das  erste  und  beste  Recht 
auf  die  neue  Erwerbsquelle  gehabt  hätten.  Aber  auch  die 
Corabination  Mühling  und  Raison,  die  bei  Abstimmung 
der  Actionaire  ein,  den  Verhältnissen  nach  günstiges  Re- 
sultat erzielte,  war  durch  die  Bewerbung  des  Letzteren 
mit  einem  Schlage  vernichtet;  Herr  Com  et  schied  frei- 
willig aus  und  die  übrigen  Anmeldungen  hatten  sich  so 
wenigen  Anklanges  zu  erfreuen,  dass  an  eine  Wiederauf- 
nahme ihrer  Anträge  kaum  zu  denken  war,  abgesehen 
davon,   dass   das   Unternehmen   dadurch  am  Ende  so  weit 


I 


327 


in  die  Länge  gezogen  worden  wäre,  dass  die  neue  Direktion 
die  vielfach  nölhigen  Vorbereitungen  bis  Ostern  1847  nicht 
mehr  treffen  konnte,  und  somit  die  ganze  Existenz  des 
Theaters  bedroht  gewesen. 

Am  16.  Mai  wurde  zur  neuen  Wahl  geschritten.  Es 
entspannen  sich  dabei  lebhafte  Debatten.  Herr  Dr.  Heck- 
scher sprach  gegen  die  Vereinbarung,  Herr  Dr.  Knauth 
für  dieselbe.  Herr  Dr.  Eden,  der  Anwalt  der  abgehenden 
Direktion,  trug  um  Verlängerung  des  bestehenden  Contractes 
bis  Ostern  1848  an  und  als  diese  Proposition  abgelehnt 
wurde,  übergab  er  ein  Schreiben  des  Herrn  Mühling, 
worin  dieser  seinen  Rücktritt  von  der  Bewerbung  anzeigte. 
Es  wurde  nun  zur  Ballotage  geschritten  und  die  Herren 
Maurice  und  Baison  erhielten  84,  die  Herren  Wurda 
und  Marr  27  Stimmen. 

Die  Herren  Maurice  und  Baison  sind  nun  also,  von 
Ostern  1847  an,  vorläufig  auf  zehn  Jahre,  Direktoren  des 
Hamburger  Stadttheaters. 


328 


Berichtig' II 11  g*. 


Mad.  Com  et,  geb.  Exner,  sang  im  Juni  1821  die 
Sophie  im  Sargino  —  nicht  die  jetzige  Frau  des  Herrn 
Cornet,  welche  als  Dem.  Kiel  im  Jahre  1825  als  Sar- 
gino zum  ersten  Male,  in  dem  Alter  von  16  Jahren,  in 
Hamburg  debütirte.  Mad.  Cornet,  geb.  Exner,  war 
Altistm  und  starb  1823.  Mad.  Cornet,  geb.  Kiel,  hei- 
rathete  1826  im  März  und  kam  als  solche  in  das  Engage- 
ment nach  Hamburg. 


CONRAD  MÜLLERS  Blichdruckerei. 


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