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^Crt.CC6
CCÖ>Xi-y
Köntgin pon Preufen
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ii^rcn Briefen.
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|)erau§c|egeben
Don
§u£iuj5 ^. ^raun.
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fierltti^
Otto |)cn^e'g SSerlag.
1888.
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Q-tÄj !j-^C0.IO ' V^N f^'"^"^ -^'U
f,
JUt. 16 18B8
^IBRM<<
Ct<:^a'<.lC fu^u^
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5lIIe [Redete öorbe^alten.
£tu(i Don 5uUu< ecl( in SangenfaUa.
öntg griebrid^ SBill^clm III. l^at c^ bc§ öftcrn au^^
gcfprod^en, ba§ c§ niemate einem Äünftler gelungen
fei, bag Slntli^ feiner geliebten ©emal^Un naturgetreu auf
ber Seintoanb »ieberjugeben. Unb in ber Sl^at, »er öer*
möd^te e§ überl^aupt bie ganje ^olbfeligfett unb ^erjenS*
gute, bie au§ ben blauen Slugen blidte; bie SBürbe, bie
im SSerein mit ber Slnmutl^ auf ber Karen Stirn thronte;
ben ©c^aW, ber in l^eitern ©tunben um bie fc^ön geformt
ten Sippen fpielte; unb fpäterl^in ben burd^ fromme (Sx^
gebung in ben göttlichen SBitten unb unerfd^ütterlid^e §off^
nung auf eine beffere — menn auc^ ferne — S^'f^^f* 9^*
abelten rül^renben Slu^brud be« ®ram§, be§ Summers, beS
©d^merjeg um ba^ Unglüd be§ SSaterlanbeS — : mer öer^
möd^te eg bie Summe biefer (Sigenfc^aften, mit ber »ir
bie förperlid^e Srfd^einung ber Äönigin im ©eifte auiS*
in
ftatten, in einem einzigen SBttbe unb Stugenblide feftju*
Italien unb barjufteUcn ?
Äonnte bcm crlaud^tcn ©emal^l, unb fann and) iebem
Slad^geborenen, ber mit bem Sehen, Sieben unb Seiben ber
l^ol^en grau unb 2)ulberin genauer befannt ift, bie Äunft
beg 3Rater^ in biefer Sejte^ung nic^t genügen, fo befi^en
»ir anbererfeitö in ben öon il^r gefc^riebenen unb auf unS
gefommenen ©riefen ein um jo getreuere^ Slbbilb oon
bem unöergänglic^en S^eil ber Königin, oon i^rem ®eift,
öon il^rer ©eele • • . •
2)er SSerfud^ ift l^iermit gemad^t, bie Sriefe ber Kö-
nigin ju fommeln, ju einem ®anjen ju oereinen, (£§ ift
beinahe in gebrängter ^rje bie Seben^befd^reibung ber
unöergefelicl^en gürftin, oon il^r felbft öerfafet, bie un§ bie
nad^folgenben Slätter liefern. SBir feigen ein l^armlofe^,
fröl^lic^eS, treu^ergige^ Sinb, eine öon bem Streben nac^
Slugbilbung unb SSerooMommnung it)rer Seele erfüllte
Jungfrau, eine treue g^eunbin, eine finblic^ ^ingebenbe
S^od^ter unb (Snfelin, eine järtlic^e Sc^wefter, eine liebe*
üofle, fürforglid^e, oufopferung^fä^ige unb allezeit Opfer*
bereite ®attin unb 3Jiutter, eine fic^ it)rer l^ol^en pflichten*
reid^en Stellung ooll bemühte Königin, eine fromme, gott*
ergebene S^riftin — mit einem SBorte: ein SBefcn, bag,
gefd^müdtt mit fo öielen S^ugenben, uniS afö JSrone i^re^
IV
©cfcftlcd^t^ unb aU unübcrtrcffttd^eiS SSorbüb immerbar
erfd^einen mug!
SStelc ber ^icr mitgctl^etltcn SBricfe unb SBrud^ftüdfe
oon folc^cn finb bereits — öoflftänbig ober auSjugiStoeife -—
in Suchern unb ßcitfd^riften (leiber nid^t immer bud^ftaben^
getreu!) eingeln oeröffentlid^t. ^oä) ift eS mir auc^ ge^
(ungen, eine nid^t unbebeutenbe Slnja^I t)on bisher nod^
gänjlic^ unbefannten 2)ofumenten gum Slbbrud gu bringen.
5)en freunblic^en ®ebern unb ©eberinnen, SBe^rben unb
^^Jrioatperfonen, bie mic^ in biejen meinen SBeftrebungen
unb 9iad^forfc^ungen unterftüfet, jage id^ hiermit für bag
mir bettjiefene (£ntgegen!ommen meinen ^erglic^en 2)anf!
Slber eS bürfte fein unberechtigter SBunjc^ ber Station fein,
bie Sammlung ber Sriefe ber Königin immer üoüftänbigcr
gu befifeen. 2)ie !oftbaren ©c^öfee biefer 2lrt, bie ^eutc
nod^ in fürftlic^en, Btaat^^ unb ftäbtifc^en Slrc^ioen auf*
bewahrt tnerben, finb ja ber Slad^tuelt unoerloren, @o*
mit eis ftatt^aft unb angängig mirb man auc^ biefen
2;^eil ber lanbeiSmütterüd^en §interlaffenfd^aft ber Königin
uns bermaleinft nid^t vorenthalten, Slber bie ®efa^r ift
nid^t auSgefc^loffen, ha^ biejenigen Sriefe, bie fid^ gegen-
ttjärtig nod^ gerftreut im SSoIle oorfinben, ber SSernid^tung
anl^eimfallen fönnten. !Den SBortlaut biefer alfo gilt eS
junäd^ft gu fidlem: möd^te bod^ biefei 93u(^ überl^aupt ber
SJiittelpunlt tocrben für aücS, toag fic^ an berglcid^cn
fc^riftüd^cn Sunbgcbungcn ber Königin Suifc oon 5ßreu§cn
bis \t%t noc^ crl^altcn l^at!
©d^önebcrg bei 83 er I in,
ben 18. Dftober 1887.
VI
|n|iilt5tie{]ei(l)n4
Seite
1
auffäöc ber «Urii^effin Cuije.
2. 9(n ^üljann SSil^elm Sld)t^amnicr in ^annftabt. 1793 . 6
3. 5ln i^ren SBruber ©eorg. 1794 8
4. 3ln Sodann SSill^elm Si^t^ammer. 1794 .... 10
5. ^n t^ren Sßater. 1794 13
6. ^n t^ren »ruber ©eorq. 1794 14
7. 3ln i^ren »ruber ©eorg. 1794 15
8. 5In i^ren »ruber ©eorg. 1795 16
9. ?ln i^ren »ruber ©eorg. 1795 17
10. ^n grau öon SBiefenl^ütten. 1796 18
11. ^n i^ren »ruber ©eorg. 1797 21
12. Hn i^ren »ater. 1797 22
13. ^n ^rofeffor ^eibenreic^ in Seipaig. 1797 .... 23
14. Hn i^ren »ruber ©eorg. 1798 24
15. STn il^rcn »ruber ®eorg. 1798 25
16. %n i^re ®ro6mutter, bie fianbgrftfm öon Reffen =3)armftabt.
1798 26
17. %n i^ren »ruber ®eorg. 1799 27
18. «n bcn fianbrat^ grrei^erm öon »tnrfe. 1799 ... 28
19. %x bcn ^eggs unb S)omainen*gflat^ öon 1800 . 30
Xer ftSnig an bie ftdnigin. 1800. @. 31.
vn
20. Sin
21.
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22.
Sin
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30.
Sin
31.
Sin
32.
Sin
33.
Sin
34.
Sin
35.
Sin
36.
Sin
37.
Sin
38.
Sin
39.
Sin
40.
Sin
41.
Sin
42.
Sin
43. Sin
©citc
Scan ^aul griebri^ [Richter. 1800 .... 33
gBibmunfl be8 2:ttan. — 3ean ^aul an bic ftöitigiii.
il^rcn S3ruber (öeorg. 1801 36
i^ren »ruber ©eorg. 1802 37
i^rcn S3ruber ©eorg. 1803 38
t^rcn »ruber öJeorg. 1803 39
t^ren »ruber ®eorg. 1803 40
i^ren »ruber ®eorg. 1803 42
i^ren »ruber (Öeorg. 1803 44
il)ren »ruber ©eorg. 1803 45
i^ren »ruber ÖJeorg. 1804 46
ben ©eneral ÖJrafen üon ÄalcfreuU). 1806 . . 48
(Ueno ü&er bic ßöniflin. - 5)ie ftöntflin übet bie politifcfjf iJaflc.
— i^Iut^t nad) Äönigaberg.
i^ren »ater. 1807 51
ben ^^rinjen ^ennann üon §ü^en5üUern = .§e(i)mgen. 1807 53
i^ren »ruber ©eorg. 1807 54
grau üon »erg. 1807 55
©tein an ben ßönig.
i^ren »ater. 1807 57
il^ren »ruber öJeorg. 1807 63
ben 9J?inifter üon §arbenberg. 1807 .... 73
i^ren »ruber (Öeorg. 1807 74
i^ren »oter. 1807 75
i^ren »ater. 1807 80
ben ^robft üon |)anftein in »erlin. 1807 ... 81
i^re ©c^ttjefter fjrieberife. 1807 83
2)te ftönigin in Xilfit. — Napoleon Aber bie teönifltn.
fjrau üon »erg. 1807 85
^arbenberg an @tein. — Sie ^cinaeffln ^utfe bon diabatmiU an
Stein. — ®raf afinfenftein an Stein. — f^tau üon ©etg an
Stein. — Stein an ben ftdnig.
vm
44. «n Srau oon »erg. 1807 89
45. 9(n idten ajnib« ©eorg. 1807 91
46. ?ln hen grei^erai uon SIein. 1807 loi
47. «n Stau uon Serg. 1807 103
48. An ben Steitierm uon Stein, 18l>7 lOÖ
49. Mn grau nun »etg. 1807 .107
HitlAcTlianing SImioIcorS gra'n Sieiii.
50. flu i^ren Sniber Seorg. 1807 109
öl. 9ln i^ven SBnibet ©eovfl, 1807 no
52. 9(n ben IRogiftral uon Setlin, 1808 m
Sei Vlafiilltiit Don lB;t1in nn >it ttlitigln,
ü3. 9ln i^rm ffialet. 1808 113
»tt HBnig an Mt fflflrflttiiiall Don »Imel. 1809. g, lu,
54. ?[n bie ißrinjelfin Siuifc Bon SßtEufeen. 1808 . . .115
55. an i^ten aSnter. 1800 119
5«. Mn ben äricfiinntli «rficffnei-. 1808 120
ü7, 9tn iliicn 'üniBcv (V>ma. 1808 122
58, Sin ben ÄriegäralE» ®(^eper. 1808 i2:i
£4e|tn(t an bfc ftlnlgin.
59. 9<n iftte Srfinieftet ^rieberitc. 1808 .... 128
fiO, 9(n ben ft'riegSrat^ ©dieffnec, 1808 130
61. Hn i^ren aSater. 1808 132
62. «n Srnu »on fflerg. 1808 13a
63. 9(n ifiren ffialer, 1808 134
64. 9(n i^ren aji-uber ©eorg. 1808 135
65l 9(n t^ren aJofer. 1806 136
66. «11 55tau »on fflerg. 1808 137
67. 9(n ben ^rebiget Äubinnd. 1808 139
C8, Sin ben ffriegSrolfi S(f)effuer. 1808 ui
69. 9(n grau öon firiibener, 1808 142
70. fln grau Don »erg. 1809 144
71. "an i^rcn Sßater. 1809 ....
72. §ln grau üon SBcrg. 1809 ....
73. ^n i^rcn 5ßatcr. 1809 ....
74. %n ben Ärieg^rat^ ©c^cffner. 1809 .
75. 5ln i^rcn Sßater. 1809 . . . .
76. ^n Srau öon SBcrg. 1809 ....
77. 9In ben ÄriegSrat^ 8^cffner. 1809
78. "an i^re ©c^ttjefter grieberife. 1809 .
79. "an grau öon Serg. 1809 .
80. ^n i^ren SBruber ©eorg. 1809 .
81. ?rn i^ren »ruber ©eorg. 1809
82. 9tn i^re ©c^ttjefter JJrieberife. 1809 ....
%ex ftönifl an ben ÜKagifttot »on TOemel. 1809. ©. 173.
83. 9ln ben 9Ragiftrat üon SBerltn. 1809 . . . .
3)er gWagiftrat »on Öcritn an bie ßöntfltn. - «nfunft bc«
niglit^cn ^ofe» in ©etlin.
griebric^ SBaron be la 3Kotte gouque. 1810
i^ren Sßater. 1810
ben ^rinjen 2öü^e(m öon @oImg::S5vaunfeIg. 1810
i^ren 5ßater. 1810
ben 9]lagiftrat üon Königsberg. 1810 .
Srt iUZagiftrat oon l^öiiigdbcT)) an bie Königin.
i^ren S3ruber ®eorg. 1810
i^ren Sßater. 1810
i^ren »ruber ©eorg. 1810
9<eife nac^ 92euftreltb-
92. 9(n i^ren 5ßater. 1810
Set Xob ber Stönigin.
(Seite
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148
150
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174
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181
182
184
186
187
188
191
(9fn
1.
^ Mademoiselle
et tres cliere amie,
Mie suis bien mortifie cliere amie, que ma derniere
"^o Lettre ne vous soye point parvenü, j'espere que
celle ci sera plus heureuse. Accepte je vous prie les
voeux les plus sinceres de votre fldelle amie Louise,
ä ce jour si interesan ä mon coeur, eelui qui vous ä
vü n'aitre recevez ce petit coeui*, Gage de mon Amitie,
vous surez surement que nous sommes d'un Age, et
que vous aites mon aine d'un joui', les jours heureux,
que nous avons passe ä Hannovre et a zelle, ne se-
faceron jamais de ma Memoir et j'espere que vous
resterer toujour ma bonne amie comme vous Tetiez
alors.
Aussi ai je vous prier de faire bien mes Compli-
raens a Madame Pauli, et M'. d'Oulmstein, si eile
1
1
veulle Wen se nesonvenir de moL et je voos prie de
me croir k jamais votre
affectione et
tont avoue
Louise de Me.^
3Rcm grrSuIein
unb t^eucrftc greunbm.
34 ^iw flö^ji j^crfnirfc^t, treuere Ji^^inibtn, baß mein Ic$tcr "Öricf
roirflic^ nic^t angcfoinmcn ift, ic^ ^offe, baß bicfcr ic^igc glücflicbcr fein
roirb. 9^c^incn Sie, bitte, bie aufricfttigften ^ünfc^ 3brcr treuen
J5rte«nbtn fiuije ^u biefem meinem ^tjen fo wichtigen 2^ag, roelc^er 3ie
f^at geboren roerben fe^en. (Empfangen Sie bie§ üeine öcr^ al» Untere
^jfanb meiner gteunbfc^aft, Sie roerben fic^ erinnern, t>a% roir in einem
%Ucx ftnb unb ba% Sie einen %aQ früher geboren würben aly ic^.
^ic glürfli(^en Xage, rodele roir in ^annot»er unb (Eelle .^ufantmen
tjerlebt ^aben, roerben niemals au§ meinem ÖJebäc^tniB fc^roinben, unb
idf ^offc, ha% Sie immer meine gute greunbin bleiben roerben, roie
Sie ed bamalS geroefen.
^nd) erlaube ic^ mir Sie ju bitten, mic^ 3Kabame $auli unb
Jipcrm t)on Oulmftein 5U empfehlen, roenn fie fic^ meiner noc^ erinnern
rootlcn unb Sie bitte ic^, mic^ ftet§ ju galten für g^re
roo^Igeroogenc unb
getreue
fiuife öon SJJecflenburg^.
2)a^ Original bcfinbet fic^ im ^o^enjottemsSJJufeum ju SBerlin.
3)er JBrlef, bud)ftabengetreu copirt, o^ne 5lbreffe, Ort unb 3)atum, ift
roa()rfc^clnUc^ oon 3)armftabt au§ an eine greunbin in ^annoöer ge=
richtet.
3m i£)o!^en5olIem=9Kufeum roerben aud^ Sd)ul^efte ber ^rinjeffin
aufbcroal)rt. 9Kbge eä öerftattet fein, einige felbftänbige ©ebanfen ber
fürftllc^en Schülerin barauä ^ier mitjut^eilen :
„QJicb guter ßJott ben frommen Sinn in mein ^erj, ba^ xdj fo
bcnfc unb gcfinnt fei, roie 3)u eö bift unb ba§ meine Seele fo ebcl
bciifc unb geneigt gegen alte fe^, roie S)u e§ bift. 9)Zein ^erj muffe
nie öergeffen, iric reblid^ geftnnt auf attc 3Seife ^tiu mar unb bag idft
iE)m gleid^gefinnt fet)n muffe, tuenn anbcrfe feine SBerl^eifeungen an mir
in ßrfüttung gelten fottten. ©in jeber ®eban!e unb jebe 3(nfef|ung
meiner SSünfc^e, bie ic^ für anbere l^ege, fet) rein unb ebel unb att
meine Stbftd^t lauter unb aufrid^tig. 5ll§bann mirb bie befte ©inne§=
art, momit ic^ für 3(nbere mid^ öermenbe mir felbft jum ®ett)inn ttjer^
htn unb ein frol^er SJJutl^ mid^ fterbenb nod^ tröften ttjenn idj S)einem
@inn 3efu öfinlid^ gefinnt raar."
„Um ©Ott ftet§ ju meinem greunbe ju ^aben, mitt ic^ mid^ be=
ftreben, immer alle meine ^rSfte an^uftrengen, ben 3Sillen meinet
(5Jotte§ in Erfüllung ^u bringen, niemals gegen feinen ^Bitten ^u r)ans
beln, unb mid) ftet§ al§ ein gottmürbigeS il'inb ^u bemeifen. S)ie?-
alles erflehe id^ mir Don ®ütt unb l^offe, ba^ id^ unter bem göttlichen
33ei)ftanbe einen SSanbel fül)ren fann mit grüc^ten üor bem ^^errn,
bann erft fann mic^ ©ott lieben wie fein Äinb."
„Heber bie IX)ad?fam!eit über fid) felbft.
.... @ie beftel)et ne^mlid^ barin : SSir muffen acl)t l)aben auf allen
unfren |)anblungen, muffen tDüt)l jufel^cn ba^ mir feine üon unfren
guten ©igenfc^aften, auf eine ober auf ber anbem §lrt üerlie^ren, unb
befonberS aufmerfen, ha'^ mir ^u feiner @ünbe ober ju einer SSerfud^ung
jur 8ünbe gerci^et merben, ol)ne ^u gleich bagegen gefajgt ^u fe^n.
.^auptföd^lid^ muffen mir barauf fefien, ba^ mir im ganzen nid)t anbreS
8inne§ merben, ba^ mir immer biefelben ©efinnungen liegen, unb be=
galten, immer ber Stugenb getreu bleiben.
&uit ©igenfd^aften muffen mir not^menbig befi^en, aber gute ©igen«
fc^aften fiinnen aud^ fe^r leidet ücrlol)ren merben, menn nmn nicl)t Dor=
fid^tig fie ju bemal^ren fud^t, benn ^um SBe^fpiel, ein reid^er Tlann
^ätte öieleS ®olb unb @ilber, märe aber nid)t mac^fam barüber fo
mürbe er nid^t nur o^ne bebenfen immer fort ausgeben, fonbem man
fönte il)m aud^ beftel)len, o^ne bajg er ba^ minbefte baüon müfte.
@ben fo ift eS mit unferer ^ugenb. Unüermerft fönnen mir, menn mir
nid^t 9ted)enfc^aft oft mit un§ I)alten, unb rec^t genau auf unS fe^en,
ber beften @tü^en unfrer 5tugenb üerluftig merben. S)urd) biefeS ober
jenes leid^tfinnigeS 3öort ift eS fd^on möglich ba^ bie ^^ugenb ®efa^r
lauft, unb burd^ eine 3Rinne (3Riene) ift ber ^^ugenb ju meilen fd^on
QJefal^r begegnet, ^mä) SSad^famfeit allein wirb bie 2^ugenb be)d)ü^et,
burc^ fie mirb fie erljalten, unb buvd) fie ben 9lei^ jur @ünbe ha^ ©e*
fä^rüd^e benommen. S)ie 3Sacf)famfeit {el^en trir ba^er, tft allen 9JJen=
fc^en fc^r nöl^ig, bcnen e§ nja^rer ©rnft ift, ®ut ^u fet)n unb p bleiben.
3Sir muffen njegen unfrer Xugenb fe^r beforgt fc^n unb machen über
un§ felbften, unb gute§ ©emiffen ju behalten bi§ an§ @nbe.
(S^^riftuö empfelet biefe§ aud^ ganj au§brürf(ic^ feinen ©c^ülem,
loenn @r faget: SSac^et unb betet ha}\ i^r ni^t in §(nfftct)tung fallet.
Um bei) ber 3Sad^fam!eit über fid^ felbft aud^ fefte in jeber ^ugenb ju
luerben ift e§ ein gan^ not^menbigeS ©rforbernijg, ba§ man feinen guten
8inn ^u er^^alten fud)e. 2Bir l^aben menn e§ un§ rechter ©ruft ift ju
einem guten ©inn unb SSer^alten ^u fommen l=ften§ biefe§ in Erfüllung
^u bringen, ba^ mir bie Se^re Jesu rec^t fennen lernen unb au§ ber^
felben erlernen, nic^t nur ma§ öor ®ott red^t unb unred^t ift, fonbem
auc^ mie liebenSmürbig ba^ ®ute unb mie ücrabfd^euung^mürbig ba§>
S3i)fe ift.
3Senn biefe§ ift, unb mir für auSgemad^t ma^r erfennen, bafj ba^
®ute nur allein unfer &iM fei), fo bemirfet biefcS in un§ bie fo er=
münfd^te golge, nel^mlid^ aufrichtige Siebe pm ÖJuten, ober 9^el)gung
für alles ma§ red)t ift unb ben unau§löfd^Iid)en $a^ gegen ba^ S8i)fe.
Ol)ne biefeS fann fein SUlenfd) gut merben, unb fid^ 9^iemanb mit red^t
gut nennen. 2Bir muffen un§ felbften ber grijfete eintrieb fe^n, unb
nichts mirb un§ fräftiger bagu antreiben, al§ bie Siebe ju ®ütt, benn
au§ Siebe ^u i^m, merben mir gemife alle§ gente tl^un, unb alle Saft
lüirb un§ leidet fd^einen, bod^ muffen mir un§ nid)t §uDiel auf unfre
Ärftfte oerlaffen. gemer muffen mir bie greunbfd^aftlid^e Sel)re Qefu
jur ©anblung nel^men, bie un§ in atten ©tüdfen fo oiel 9?u^en fd^affet
unb öomel^mlid^ auc^ ju §lufmunterungen im ®uten beiträgt.
©ie meifet un§ nel)mlic^ ganj beutlid^ ben ©rfolg ben mir baüon
l)aben menn mir red^t unb gut l^anbeln, fie meifet un§ auf bie fünftige
S3elo!^nungen l^in, bie un§ oerl^eiffen finb, fo mir ben SBillen ©ottes^
t^un unb un§ ©lüdlid) mad)en, fie ftellet un§ aber aud^ alles bat-
(Slcnb öor, baS auS ber ©ünbe l^erfomt unb mal)net unS marnenb
bat»on ab."
2 ^^Srin^effin ßulfe ^^(ugufte SSil^eünme Wmalte, geboren am
10. m'dx^ 1776, mx ba§ fec^ftc Äinb be§ banmlö cil§ !urfurftlid)er gelb:=
marfd^att ber Ijannoüerfc^en 5lrmee be§ ^Önig^ ÖJeorg III. öon @ng=
lanb — feinet 8c^tt)ager§ — unb al§ ÖJeneraI=®ouüemeur be§ ^önig=
reid^§ ^annoöer ju ^annoüer reftbirenben ^rinjen ^axl Don SJlecflen?
bnrg=8treli|. (8ie^e 8eite 13 ^(nmertung 1.) 'iflad^ bem S^obe iftrer
9Kutter brad^te bie ^rinäefftn mehrere i^rer Qugenbjal^re in 3)annftabt
unter ber Ob^ut i^rer ©rojgmutter (fieC)e Seite 26 9Cniner!ung 1) ju
unb oerlobte fi^ bortfelbft am 24. §rpril 1793 mit bem am 3.' ^tuguft
1770 geborenen .tonprin^en fjriebric^ SSil^elm üon ^reufeen.
2.
(^n Sodann 5SiI^eIm Sic^t^ammer in S)amiftabt. *)
ä) reiße mid^ Io§ üon jenem ^errlid^en Sud^e, lüeld^eg
S^re ®üte mir üor einiger Stit gab um nid^t bloß S^nen
meinen 2)anf nod^ einmal mitjut^eilen jonbern id^ füge
bie Sitte ^ingu, mir ba§ S3ud^, SKenbelfo^n^ üon ber
Unfterblid^feit ^ üon g^anffurt fommen gu laffen. Sie
fönnen fid^ nid^t üorfteUen, wie je^r glüdlid^ mid^ ba^
Sud^ mad^t, bie Se^ren bie eg enthält finb fo ttjo^r, \o
treffenb unb gut, baß e§ mir ein ttja^rer ©d^afe für meine
©eele geworben ift. SJieine ©eele wünfd^t außerorbentlid^
fid^ gu bilben unb fid^ nü|Iid^e ffenntniffe ber ÜKenfd^en,
be§ (Seiftet ber Vergangenen SBeHten gu fammeln. 3Ser*
^elffen ©ie mir baju id^ bitte ©ie, Sd^ befd^äftige mid^
immer, aber wag ift eine SKonat^ * ©d^rif t, eine pbfdje
3eid^nung, ober eine jd^öne ©onnatte für ben (Seift? Sg
gerftreuet fie wo^I, aber giebt i^r feine ffrafft, benn fo
gut wie ber Körper nid^t üon anfd^auen unb anhören leben
fann ebenfogut fann bie ©eele feine gottfd^ritte machen
6
tocnn fic feinen ©toff junt 2)enfen ^at 3d^ üerbleibe
cmig S^re greunbin Sutfe, 28ten Suni 1793.
* Qol^ann SSill^elm Sic^tl^ammer, geiftlld^er gnfpeftor ju
^armftabt. @r ^atte bte ^rinjeffm confirmirt.
2 ^pbon ober über bte Unfterblid^fcit ber @eele, in brei ©efpröc^en.
Berlin, 1767.
3)ie SSermöI)Iung ber ^rinjeffin mit bem Äronprinjen fanb am
24. S)ecember 1793 in Söerlin ftatt.
3.
(5fn i^ren ^^rubcr ÖJeorg. i)
(3um 1794.)
^r ^ tt)Qr fo unglüdltd^ borübcr, büß er jclbft afö
ÜKann nic^t glaubte, eg überfielen ju fönnen. Slc^ lieber
Sunge, ic^ bin außerorbentlid^ glädlid^ burc^ t^n ! @§ fcl^It
meinem ©lüde nid^tg al§ ^erjlic^e S^^eilnal^me. Defter,
tt)enn wir jo traulid^ beifammen fofeen unb er mir üorlag,
unterbrach er [td^ fd^neU unb fagte: 2)ic^, bie au mein
©lud unb meine ©eligfeit augmac^t, foH id) üerlaffen!
Slc^ ©Ott, ttjie ^art! 2)ie fe^g SBoc^en, bie ic^ in 5ßo«=»
bam mit S^nt jugebrad^t, toaxtn unftreitig bie glüdüd^ften
meinet Seben^. ®anj o^ne ®ene unb Stilette, fo ganj
nad^ feinem SSBiDen i)aV id) gelebt, unb id^ füllte ba^
®Iüd, fold^' ein Seben ju führen, nie lebhafter, aU tt)enn
id^ t)on 83erlin Siad^rid^t befam: $eute ift großer SBaU,
l^eute ift großem Soncert unb ©ouper ! Sld^ ba toax ici) f o
8
öcrgnügt, mid^ an bcr Seite meinet ÜKanneS ju finben in
einer Sinonc^entije ^ nnb an^gef ämmtem ^aax !
* ©eorg griebrid^ Äarl 3ofe^^, @rb|)rin5 öon 9Jlecflenburgs@treIi^,
geboren am 12. Stuguft 1779, ©rog^erjog feit bem 6. 9'ioöember 1816,
gcftorben am 6. ©e^tembcr 1860.
2 3)er 5^ron|)rin5; er l^atte ftd^ am 13. Wlai 1794 au§ SSeranlaffung
ber |)oInifd^en Unrul^en jur 3(rmec nad^ $oIen begeben.
3 ©infad^eS Äattunfleib ol^nc ©d^Ieppe unb ©amirung.
9
4.
©an^^Souci, ben 28. 3um 1794
[d^ l^abc burd^ einen 83rief, üon meiner @c^tt)e[ter
2;^erefe* erfahren, baß ©ie, lieber §err Sid^t^amer, fel^r
ffiranf tüaren nnb ^ort barnieber lagen, am i^ifeigen ©aBen**
gieber. 2)er ttja^rme Slnt^eil, ben id^ an alleg ne^me^
tnafe 3i^nen angebet, üere^rung^ttjürbiger greunb, erlanbt
mir nid^t biefen SSorfaH mit ©tiUfd^ttjeigen ju übergel^en,
nm 3^nen anc^ tnirlüd^ einen Seweife üon meiner 2;i^eit
na^me jn geben: unb benn aud^ befonber^ ttjünfc^te id^,
je^t üon 3^nen felbft gu ^ören, ttjie e§ mit 3^rer öefee:»
rnng ge^et, nnb ob Sie üoüfommen anf ben SBeg ber
Sefeernng finb. 3d^ färbte fe^r, baß Sie fid^ 3^re Shanf**
l^eit gel^olt ^aben, baburc^, ba§ Sie immer be^ 5;ag nnb
be^ Siad^t, gefährliche Sranfe bejnc^t l^aben, nnb baß @ie^
jn fe^r bie ©timme, S^re^ mitleibigen $ergen§ gefolgt
l^aben, o^ne anf 3^ren eigenen "S&o^l, genug bebac^t gu
fe^n; benn ic^ tt)ei§ t^, nur gar gu fe^r, tt)ie unermübet,
10
Sic immer toarcn: ©ute^ ju t^un! 3^ bin üon S^rcr
greunbjd^aft für mic^, überjeugt, bafe Sic mid^ gewiß,
recl^t fel^r bebauert l^aben, be^ ber jd^redli^en 5;rennun9
öon meinem 3Wann, Sie fönnen ficfi aber anci) ttjo^rlid^,
feinen Segriff üon fold^ einem Slbfd^ieb mod^en, SBebenfe
Sie, aber, nur biefen einzigen ©ebanfen, baß er mid^ unter
lauter, grembe Seute gurüdf lieg, bie id^ nid^t fenne, mit
bereu SaradEter, unb SSerbiubungen id^ eben fo menig
befaut bin, a(§ bie Slbfid^ten, ttjoburd^ fie $anbeln. Sein
greunb, fein Slat^geber ^abe ic^, idj bin ganj üerlaßen;
benu @ie ttjiffen felbft, ttjie farc^ man mit ben 9la^men
JJreunb, unb ttjie oorfid^tig man in ber SBa^I berjelben,
fe^n muß. 35iefeg ift eine ße^re, bie ©ie mir fo öftere
gegeben I)aben, unb bie id^ tief in meinem ^ergen, ge*
fc^rieben I)abe. SJieine 3"P^^* ne^me id^ gum ®ebet,
um SBeiß^eit unb SSerftanb, in bem idj mir nid^tg übefö
bemugt bin, unb immer bie Slbfic^t üor Slugen ^abe, ®ut
ju §anbeln; unb ber S^ugenb unb Sieligion, ewig treu
ju bleiben.
2)icfer 3Konat^, wirb Stjnen wo^I au4 re^t lebhaft
erinnert ^aben, an ben Xag unferer Konfirmation S mir
ift er nod^ fe^r wi^tig, unb ben löten ^aben wir ung
ben gangen 5;ag, greberidfe^ unb ic^, mit frommen grr*'
innerungen befc^äftigt. 3Wöd)te boc^ ein jeber, bie SBic^tig^
feit biefeg Xageg rec^t einfe^en, unb fo feft ent|c^Ioffen
fc^n, alg ic^ e^ bin, immer met)r alle^ ba« in Srfüllung
gu bringen, maß man ®ott gelobt gu fet)n. 3^ er)ud)e
11
@ie, ben $errn i^xtt)^ xtä)t fe^r üicie Complimente üon
mir ju machen, fotoic aud^ bcn ^errn 9loterfen unb $crrn
83aer. 3t|re Keine Xod^ter, tt)irb ftd^ tpol^l jd^toerlid^ triei^
ner nod^ entfinnen, fä^rt fie fort, S^nen nod^ immer üiele
ßufriebenl^eit ju geben ? Sd^ wünfd^e eg 3^nen, fottjic aud^
baß Sie red^t überjeugt mären, üon meiner maleren unb
aufrichtigen greunbfc^aft.
Suife.
1 %i)txt\t 93lat^ilbc ^^Cmalie, geboren am 5. 9(pri( 1772, t)cr=
niäE)It am 25. 9Jiai 1789 mit bem am 22. gebruor 1770 geboreneu
.tarl ^üejanber, bamal§ ©rbprin^, feit bem 13. S^iooember 1805 gürft
oon S^um unb ^ajiö, SSitttoe feit bem 15. ^uli 1827, geftorben ju
SfJümberg am 13. JJebruar 1839.
2 5)en 10. Wax^ 1788.
3 grieberife Caroline Sopl^ie 9C(ej:anbriue, i^re Sd^tucftcr, ge=
boren am 2. m'dx^ 1778, oermft^lt am 26. 3)eccmber 1793 mit bem
am 5. 9^ooember 1773 geborenen ^rinjen griebric^ Subiuig 6arl oon
^reußcn, smeitem @o^ne ^Önig griebric^ 3SiIE)eIm II., bem 33rubcr
be§ Äronpringen; 3Sittmc feit bem 28. 3)ecember 1796. Sic oennö^lte
ftc^ tüicber am 10. S)ecember 1798 mit bem am 22. Oftober 1770 ge=
borenen ^rin^ien JJriebrid^ SSill^elm üon ©o(m§5$8raunfeI§. 3nm
älüeiten mal Sföitttuc feit bem 13. ^rprit 1814, ücrmä^Ite fie fid) am
29. ^ai 1815 mit bem am 5. ^uni 1771 geborenen (Srnft 5(uguft
^erjog oon (Sumberlanb, nac^mal§, feit bem 20. ^nni 1837, ,^önig Don
^annoüer (geftorben am 28. 9?ooember 1851). Königin gt^ieberife ftarb
am 29. ^uni 1841.
* grei), ©ciftüd^er, einer ber Sefirer ber ^rinjeffin in S)annftabt.
— 9?oterfen unb S3aer mögen mof|l ebenfalls @rf)u(männer ge=
mefcu fein.
12
5.
(^fn l^ren SBater.i)
(^erbft 1794.)
'er (Srbprinj üon SaffeP ift nid)t angenefim,
ober unau^fte^Iid^ big gur SKöglid^feit, unb id^ fann lüdjt
glauben, bofe er in 3^^^""!^ ^^^ ' ^i" bejonbere^ jüßeg unb
glüdflid^eS 2)al)eim bereiten wirb.
1 ^erjOQ 5tar( iiubiuitj griebrid^, geboren am 10. €!tüber 1741,
Dennä^lt am 8. ©eptcmber 1768 mit bcr am 20. '^(uguft 1752 geborenen
'ißrin^eifm griebcrife 5taroIme fiuijc üon .^effen=2)armftabt. Söittmer
feit bem 22. 3Jiai 1782, oermill^Ite er ftd) luteber am 28. September
1784 mit ber am 5. S'^ooember 1755 geborenen Sd^mefter feiner lier=
ftorbenen öema^ltn, ^rinjeffin ßfjarlotte 3SiII)eImine (I()riftiane,
geftorben am 12. 2)eccmber 1785. Seit bem 2. ^uni 1794, al§ 9?adf|=
folger feine§ am 5. SJJai 1738 geborenen, unoennä()It gcftorbenen S3ni=
ber§ 9(boIp^ griebrid^ TV., regierenber ^erjog oon 9D^edIenburg=
Streli^i. ®rof]^er^og feit bem 17. guni 1815, geftorben am 6. SfJooember
1816.
2 SBil^elm, geboren am 28. ^uli 1777, nad)mal§ Äurfiirft 2BiI=
I) c I m II. uon Reffen, geftorben am 20. S^^oüember 1847.
* Seiner SBerlobten, ^^Srinjeffin grieberite (£^riftiane ^Xugufte,
V^eboren am 1. 3Kai 1780, 2:od)ter ^i)nig§ griebric^ 3SiI^eIm II.
üon ^reufeen (fie^c Seite 24 ^(nmerfung 1). — 3)te SBermätjlung fanb
am 13. Scbniar 1797 ftatt. — ihirfürftin ^Xngufte ftarb am 19. Jye^
bruar 1841.
13
6.
(9tn i^ren S3ruber ©eorg.)
(§erbft 1794.)
'ic Sluffen unb toir finb fe^r gut jufammen unb
ÄQt^rind^en unb toir finb natürlid^ SBufenfrcunbe. Scft
bin i^r jo gut, bem e^rlic^en ©efic^te, ba^ id) fie mit
Ärät)enaugen »ergeben mödjte, benn [ie meint e§ gettjife
nic^t e^rlid^ mit un§. ^ (Sott weiß, ob mein SKann lieber
bei mir fein ttjirb, in ben ©tunben ber Slngft unb @cf|mer^
jen, bie mid^ im Dctober erttjorten . . . Unb 2)u ttjürbeft
ein Äinb üon mir je^en unb ttjürbeft Xiä) freuen unb über
ben ©ebanfen ladjen, ba§ ßuifc ein Sinb I)at.
1 3)er ^i3nig unb ber ^fronprinj maren immer noc^ im gelbe;
fie mo^ntcn ber ^Belagerung üon SSarjd^au bei. Äat^arina II., ^aiferin
öon 9?uBtanb, jögerte, bem bebrängten |)reu6if(^en §eere ju §ilfc ju
fommen. — 3(m 26. September 1794 fe^rten bie gürftlic^teiteu noc^
Söerliu äurücf.
14
7.
(5(n i^ren S3ruber ®eorg.)
(§erbft 1794)
)(ii lieber ©eorge, tt)er beffer afö 2)u fönntc
meine g^eube, meine SBonne — mein ©lüdE tl^eilen, tüenn
id) 2)ir üon meinem Äinbe ^ fd^reiben fönnte ! So aber fann
ic^ leiber nnr fagen: ®i^ tüar fd^ön! ÜKeine X^ränen
erftidEen mid^. 3d^ mnrre nic^t. 3c^ trage mit Srgebung
ben SBiUen ©otteg.
1 3)q3 Ätnb, eine %oä)\tx, toax am 7. Oftober 1794 tobt jur SSelt
gefommen. — 3)ic Äron^rinjefftn, im S3egriff über eine fleinc SSenbel^
treppe in bic 3iJnttier iljreä ®ema^(e§ tjinabäufteigen, würbe burd^ ben
plö^Ud^en 3(nblicf cineö fremben §erm, ber it|r entgegentrat, berart
crfc^rcdft, hal^ fic ftürjtc. S)er ^ofmarfc^all öon SUlaffott), in ber irr*
t^ümlici^en ^nnal^me, ba^ bic ^errfd^aftcn bereite ausgefahren feien,
^atte jenem erlaubt, ba§ fronprinjlid^e $alaiä ju befi^tigen.
15
8.
(§(n it)ren $8ruber ©eorg.)
(15. Octobei'i 1795.)
[an l^at Xiä) fc^r gern in ©trelife, SSBiffc biefc
Siebe tt)oI)I gu fc^äfeen, unb maä)t 2)ir ade ^erjen ju eigen»
©laube mir, e§ ift ettt)ag ®ro§e§, üon feinen Untertl^anen
geliebt ju fein.
1 9(n biefem ^^nge tuurbe ber erfte ©o^n, griebrid^ SSill^eltn,
geboren, 5lronprinä feit bem 16. 9'iooember 1798, nad^malö ^önig
JVricbric^ Sföil^elnt IV., neftorben am 2. Sanuar 1801.
1(5
9,
(^Sinter 1795.)
• • •
lc§ ftubirc nid^tg als ^ngtifi^, bin auf S3äIIcn,
too id^ nid^t tatijc unb in ®efcüfi)aftcn, ttjo ic^ micft cn*
nu^irc unb bod^ in bcr großen SBcIt. 8(dö, ic^ niöd^te,
id^ ttjärc lieber in ber Weinen SBelt ! 2)a amüfire id^ mid^
beffer. S)enn finb toir einmal ganj aüein ju §auje be3
SlbenbS unb trinfen 2;^ee in unferm Keinen Sirlel, lejen
cttoa^ unb freuen un§ beö Meinen ©ngelS, bann bin id^
fo üergnügt, ba^ idj in meinem Seben nid^t möd^te an*»
beri? fein!
17
10.
(5ln fjrau öon SSiefenptten. »)
* Berlin, ce 16. Jan vier 1796.
peine eu-je le courage de soulever mes yeux
et cependant je reprend du courage en sentent que
j'ai lieu de me pleindre de vous; Oui oui, de Vous ma
chere et bonne Wisenhuten, de Vous ma bonne Amie!
Est-ce qu'une Amie ecrit ä une autre de la fagon
comme Vous m'avez ecrit avec tant de Ceremonie^
surtout apres vous avoir prie de me traiter absolument
comme Votre amie Louise, comme une personne poui*
la qu'elle Vous avez de l'amitie; au lieu de cela je vois
arriver une lettre comme Vous n'en ecriviez pas ä une
personne que Vous n'avez jamais vü. S33ic tief mu§ td^
bc^ S^ncn gcfunfcn fe^n, ba @k crft fragen: barf id^
fprcd^cn.
Si vous voulez ma chere amie que je croye reelle-
ment que vous m'aimez encore et que Vous n'avez pas
oublie 5 annee d'intimite sans compter ceux ou je vous
aimais, mais ou j'etais trop petite et enfant pour pou-
voir me compter sous le rang de Vos amies, sy vous
n'avez pas oublie ces temps lieureux ou je vous voyai
a Francfort, alors ecrivez moi une lettre, comme vous
les ecriviez ä Louise de Mecklemboui-g. Le Coeur de
18
Louise de Prusse n'est pas Charge et aime et aimera
eternellement ceux qiü lui on temoignez des bontes
dans son enfance. Le Portrait que je Vous avoiz
destines est achevez, mais c'est une sy grande horreur,
que je ne puis vous l'envoyer; dans ce moment je me
fais peindre, s'il reussit je vous promet que vous l'aurez
bientot. J'espere que Mr. de Wiesenhuten se porte
bien et qu'il ne m'a pas oubliez aussi que le eher petit
Louis' je vous prie de leur faire bien mes compliments.
La premiere fois que Vous verez Madame Goethe^,
dite lui que Frederique (qui vous dite mille belle chose)
et moi nous parlons souvent d'elle. Sy vous etes sou-
vent Tobjet de nos conversation, je vous laisser deviner.
Tout ce que j'ose Vous dire est que je vous airae de
fond de mon Coeur et que je resterai eternellement
Famie de mes amie.
Louise.
1 griebcrtfc Wlax^axtii)t Sf)arIotte greün öon ^iigef, geboren am
7. 55ebruar 1766, üermnölt mit bem nm 22. ^(uguft 1759 geborenen
SRcic^gfrciöcrm fjrtebric^ 9(uguft öonSiefen^ütten, föntglic^ tüiirttcm=
bcrgifc^em ®encral=fiieutcnnnt unb ^rnbanten=§auptmann ; SBittme feit
bcm 1. Sanuar 1823, geftorben nm 31. Januar 1827. — 3)ie t)on 5Siefen=
^ütten marcn in grnnffurt unb Reffen =3)annftnbt reichbegütert unb
mehrere berfelben begleiteten bort ^o^e ©tants^nmter. 3)a§ ©efc^Iec^t
ift crlofc^en.
2 33erlin, ben 16. ^anunr 1796.
ÄQum ^atte ic^ ben 3D^ut^, meine ^ugen auf juf erlagen unb ben=
nocfj faffc ic^ toieber 3Kut^, roeil id) fü()le, ba^ idj Urfat^e ^abc, über
Sic ju fingen. 3^^ j^^ über Sie, meine treuere unb gute ^Siefcn^üttcn,
über Sic, meine gute ^reunbin. Schreibt fo eine Jreunbin an Me
2*
19
anbere, \vk ©ie mir gefc^rieben l^aben, mit fo üiel fjörmlid^fcit, über-
bicS, nac^bem id) ©ie gebeten l^abe, mid^ üiJUig gu be^anbeln mic 3^rc
fjreunbin Suife, iüie 3emanb, für meldten ©ie foüiel greunbfd)aft cm=
pfinben; ftatt beffen fel^e id^ einen ^rief anfommen, iüie @ic il^n an
3emanb gefc^rieben iüürben ^aben, ben ©ie niemals gefeiten. Sie tief
mu§ iä) bet) Ql^nen gefunfen fet)n, ba ©ie crft fragen, barf ic^ f^)red^en.
SBenn ©ie, meine treuere fjreunbin, moHen, ba^ irf) tüirflic^ glaube,
©ie lieben mic^ nod^, unb ©ie {jaben fünf 3^^^^ innigfter greunbfd^aft
nid^t üergeffen ol^ne biejenigen §u red^nen, roo id^ ©ie jjmar liebte, aber
wo 16) aud) nodj ju flein unb guöiel Äinb mar, um mid) unter bie 3^^!
il)rer fjreunbinnen red)nen ju fijnnen; menn ©ie biefer glüdElic^en
Seiten nid)t uergeffen ^aben, ha id) ©ie in granffurt fal^, bann \djxtU
ben ©ie mir einen ^rief, mie ©ie i^n an Suife öon SJiedflenburg ge^
fd^rieben ^aben mürben. ^a§> ^erj SuifenS öon ^reu^en ^at ftc^ nid^t
geftnbert unb liebt unb mirb emiglid^ lieben alle, bie i^r in ber ^nb=
l^eit ®üte bemiefen :^aben. 3)a§ S3ilb, meld^eS id^ 3^^^^^^ gugebac^t,
ift fertig, aber e§ ift fo abfc^eulid^ gemorben, ba^ \dj e§ ^l^mn nid^t
fd^iden fann; id^ laffe mid£) jejjt mieber malen, menn c§ gelingt, tjer^
fpred£)e id^ 3^"^"» ^oft ©ie e§ balb l^aben merbcn Qd^ ^offe, ba^ \x6)
$err üon SBiefenptten mo^l befinbet unb ba^ er mid£) nic^t aud^ t5cr=
gcffen l^at, mie ber liebe !leine Submig^: id£) bitte ©ie, il^nen meine beften
Empfehlungen auöjuric^ten. ©obalb ©ie ^Jlabame ©oet^e* mieberfel^cn,
fagen ©ie i^r, ba^ grieberife (meiere 3^"cn taufenb ©c^öneS fagt) unb
id^ oft öon i^r reben. £h ©ie oft ber ©egenftanb unferer Unterhaltung
finb, mijgen ©ie en*al^en. 5llle§ ma§ id^ ^i^ntn ^u fagen l^abe, ift,
ba^ 16) ©ie Don ®runb meinet ^er^enS liebe unb bafi id^ emig bie
greunbin meiner greunbinnen bleiben merbe. Suife.
* 3n ben Xagen ber Krönung be§ ÄaiferS Seopolb II. (11. Cftobcr
1790) l^atten bie ^rinjeffinnen Suife unb grieberüe, bie in Begleitung
ber Sanbgräfin=®ro6mutter an^ 3)armftabt jur X^eilna^me an btn
fjreftlid^feiten nac^ grantfurt gefommen maren, im |)aufe ber fjrau
JTtatl) ©oetl^e gemo^nt unb 6ier juerft bcren S3e!anntfc^aft gemacht.
3)a§ 5reunbfc^aft§t)er^ältnift blieb befte^cn.
3)a§ Original biefe§ Briefe^ befinbet fid^ im S3cfiji bcS ^crm
^lejanber 9Jie^er ßol^n 5U Berlin.
20
IL
(5(n if)ren SBruber ®eorg.)
(3anuar 1797.)
• • • •
=eincn SRann tu ®efaf|r ju tuiffen, i^n leiben
ju feiert — t)a§ ift furi)tbar, unb niemalg tüerbe ii) biefe
Reiten be^ Unglüd^ öergeffen. ^
^ $rin5 Subwig, ÖJema^I ber ^rinseffm grieberüe, mar m=
folge eine§ §al§leiben§ nad^ fur§em ^anfenlager am 28. 3)ecember
1790 geftorben. (£l)e noc^ bie S3ei)e§ung ftattgefunbeu, erfranfte ber
^Ironprinj an bemfelben Seiben. ^aum mar biefer genefen, al§ am
13. Sanuar 1797 \)a^ ^infc^eiben ber ^Sittwe griebridig be§ ©rogen,
Äönigm ©lifabet^ d^riftine, geboren am 8. 9?oDember 1715, \>a^
VöniQÜ&ft §au§ auf§ neue in Trauer oerfe^te.
21
1*^
(^n i^rcn ^ater.)
(16. 9?oöeniber 1797.)
'er Söntg * ift feit ^eute 2Korgen neun Uf)r nic^^t
mel^r. SBir armen Äinber lönnen i^n nur nod^ betoeinen*
2)ie legten Za^t maren me^r aU fd^recHid^, meil man
fürd^tete, er mürbe öor ©d^mergen ba^ S3emu§tfetn ücr*»
lieren. ®ott möge feine ©eele aufnehmen unb meinem
SKanne ^ in ber fd^meren Seben^arbeit, bic fc^merer i[t, aU
toir 8(fle glauben, in ©naben beiftefjen!
1 fJriebvid^SiU)elm II., geboren am 25. ©eptember 1744, als
Sf^ad^folgcr fJriebrid^S be^ ÖJro^en, feinet O^eimS, Äönig feit bem
17. 9(uciuft 1786.
2 9?unmebr 5^önig gr icbridi 5SiH) elm III.
22
13.
(^n ben ^rofeffor §eibcnreid^ §u Sci^j^ig. i)
(enbe 1797.)
lücrbing^ ift cg mein l^eigcftcr, mein licbftcr
SBunjdö, meine Sinber ju tool^Iwoüenben 3Jtenfc^enfreunben
ju bilbcn; anäf nö^re id) bie fro^e Hoffnung, biefen Qmd
mdfi gu öerfcl^Ien.
1 Sßcrfaffcr ber ,,®runbfö^c für ßJeift unb ^crj", nac^
bem iJrQnjöftfc^cn bcr9JiarquifcbcSambevt, Sei^)jig 1798, weld^cs^
S5ud6 er ber Königin übcrfanbte.
23
14.
(9(n i^ven 33ruber ®eorg.)
(©ommer 1798.)
|in guter, tiebeüotler ÜJJann ift bod^ bcr ®runb^
ftcin alleg ®uten. ®er ©ebanfe, anbete glücMtd^ ju machen,
mad^t mid^ glüdEIidö* §eute fef|e i(^ meine Sinber. ^ D Saft
«nb greube!
1 Mmlic^:
^rin§ griebrid^ Sill^elm (fiel)e 6eite 16 5(nmerhtng 1);
^rins griebrief) 5SiH)eIm Subiüig, geboren am 22.Wdxi 1797,
t5ermäf)It am 11. Suni 1829 mit ber am 30. @e^)tember 1811 geborenen
^rinjeffin 9Jiarie Suife ^lugufta datfiarine öon ©ac^fen = 5Seimar;
tüurbe $rin§regent oon ^reufeen am 9. Oftober 1858 ; aU Sf^ad^folgcr
tönigg griebrirfiSil^elm IV., feinet trüber«, Ä'önig oon «ßreu^en
am 2. ganuar 1861, gefrönt am 18. Oftober 1861 ; beutfd)er Äaifer
feit bem 18. Januar 1871 ; unb
^$rin§efftn fjrieberife Suife 6t)arIotte Sil^elmine, geboren am
13. 3ua 1798, üermcl^It am 13. 3uli 1817 al§ ^tlejanbra geobo^
romna mit bem am 6. 3"^i 1^96 geborenen ©rogfürften, nac^malS
Äaifer 9H f o I a u § I. ^aiDlomitfd^ öon Siufelanb ; Sittme feit bem
2. Wäx^ 1855, geftorben am 1. 5f?ooember 1860.
24
15.
(9(n i^ren SBruber ©corq.)
(9f?oöember 1798.)
• * • •
d) bin nid^t jur Königin geboren, ba^ glaube
mir. ^od) ttjill ic^ gern ba§ Opfer werben, »enn nur
fonft in ber S^^^fi^^ft wtal baburi^ tttoa^ (SuteS erreicht
werben lann.
25
16.
(5ln i^rc ©rofemutter, bie Saubgröfin tjon Reffen s3)armftQbt.i)
(3uli 1798.)
• . . . |jl(^ bin ie^t Königin, unb tooiS mid^ bobet am
mctftcn freut, ift bic Hoffnung, bafe id^ nun meine 3Sof)U
ff)akn nic^t mel^r fo ängftlid^ merbe gu gä^Ien braud^en.
^ ajiarie Suife 5lIBcrtine, geborene Sleid^Sgräpn tjon fieinütgens
ipeibeg^eims3)ad^Sburg, geboren am 16. SUJörj 1729, tjermä^It am
15. SDiiftrj 1748 mit bcm am 11. ^uni 1722 geborenen ^rinjen ® eorge
SSil^elm oon Reffen =3)armftabt; SSittwe feit 24. guni 1782, geftorben
am 11. m'dxi 1818.
26
17.
(5ln i^ren S3rubcr ®corg.)
(Ttai 1799.)
.... m^ ttjcrbc Slüc« antocnben, um o^nc S^Jong bic
Siebe ber Untertl^anen burc^ ^öfltc^Ieit, Sw^^rf^^^^^^^i*'
S)anlbarfcit, ba ttjo man S3etoeifc ber Siebe unb Sln^äng*
lid^feit geben wirb, ju gewinnen unb ju öerbienen unb jo
glaube ic^, werbe id^ mäfi o^ne Slu^en reifen.*
* 3)a§ Äönig§^)aQr bcoBfid^tigte , eine 9leife nad^ ^Seftfden ju
unternahmen.
27
18.
(5ln bcn Sanbratt) grei^erm üon SSindCe.)
^ot^batn, ben b. DItobcr 1799.
;§ ift allerbtng^, mein lieber Sanbratl^ ö. Siincfe \
ju bebauern, bafe ic^ burdö i^^n «ngünftigen Slebel »er*»
l^inbert toorben bin, bei ber Ueberfa^rt über bie SBejer^
brücfe eine ber fc^önften SRaturgegenben gu betrad^ten.*
3nbeffen merb' id^ buri) bie, mir mittelft ©d^^^i^en^ öom
14 t). 9R. t)on Sönen überjanbten Slnfid^ten ber meftfält^»
fc^en 5ßforte gemiffermagen bafür entfc^äbigt. 2)ie 93etra(^*
tung berfelben gett)ät)rt mir ba§ angenel^mfte SSergnügen;
id^ fäume bal^er nid^t länger, S^nen für beren SDiitt^eilung
l^iermit aufridötig ju banfen unb ju meiner ©rlenntlid^feit
noc^ bie SSerfic^erung ju fügen, ia^ id) unauSgefe^t üer^
bleiben ttjerbe ^u^^
affectionirte Königin
Suife.
1 gricbrid^ Sil^elm Submig ^^üipp greifen; üon 58 in dt e. (Sol^n
eines OSnabrüdEifc^en Sanbbroften, geboren ju 3Kinben am 23. 3)es
cember 1774, nac^malS preu^ifd^er tüirflic^er ©e^eimrat^, Oberprftfibent
28
t)on Seftfafcn unb ^IKitglieb be§ @taat§rat]^§, geftorbcn am 2. 3)cs
ccmber 1844.
2 3)ic Slcifc naä) SSeftfalen (fic^c (Seite 27) mv am 25. 3Kai
t)on ^otSbam au§ angetreten worbcn. gn SBeftfalcn l^atte ber Äönig
über bic bortigen Sleghnenter ^cerfc^au gehalten. 3)ie Slürfreifc gcfdftal^
über 3)armftabt, §ilbburg^aufen, Gaffel, mi^tlm^^'6^t, SSil^elmgbab.
^m 2. 3u(i iüo^ntcn bie ö^nifd^aften ber SSorfteHung bon ^^SÖaHen-
ftctn§ ^ob" im |)oft^eater ju 5Seimar bei.
29
19.
(^n ben Äneg§= unb S)omamcn=9latl) tjon *)
jHlein §err Äricgc^^* unb Romainen *=9fiat^ üon ....
©0 bereit 3cl^ and) fe^n ttJÜrbe, auf ba^ ©d^reiben üom
9ten ÜJiärj 3f)nen etmas Stngene^meö ju ermeifen, fo bi^*^
ponirt ber Äöntg 3Jtein ®emaf)I boc^ über bic meiblidöcn
©tiftg * ©teilen eben fo au^fc^tiefeenb, mt über bic männ^
liefen. Sd^ lann ba^er ©ie mit bem ©cjuc^e für jwe^
3^rer 5!öc^ter, nur an ©eine ÜJiaj|eftät üermeifen, inbcm
auc^ gürbitten gang unjutäffig finb in ben SSer^Itniffen
3^rer affectionirten Königin Sutfc*
Serlin ben 23ten SWärj 1800.
1 3)ag Original befinbet fic^ im SSefi^ ber ^ijniglic^en SBibliotl^ef
äu ^Berlin. S)er Sf^amc be§ ^breffaten ift burc^ brittc §anb mit J^cujs
unb Cuerftric^cn unfenntlic^ gemacht.
30
(3)er Äönig an bie Königin.)
1 Potsdam, ce 31. Mars 1800.
»'est avec r^signation qu'il faut savoir se soumettre k la vo-
lonte divine. L'evfeneinent^ que vous venez de m'annoncer n'a pu
nous surprendre, nous devions Tattendre et nous devons Pendurer
avec courage. M^nagez votre sant^ et rend^s grace "k Dieu qu'il
nous eonserve nos 3 ain^s^ .... Je me fiatte que vous serez assez
contente de vos chambres d'ici. Adieu, au plaisir de vous voir ici
ce soir. —
C'est par un singulier hazard que j'ai du apprendre hier au soir
la triste nouvelle que renfennoit votre . billet dans la meme chambre
oü j^appris 5 mois plut tot que la petite ^toit n^e.
1 «ßotöbam, ben 31. m'dx^ 1800.
Ttit ©rgebung muffen mx un§ bem göttlid^en SöiHen ju unter*
werfen lernen. 3)a§ ©reignife', welches 3)u mir foeben mitgetl^eilt,
fonnte un§ nid^t überrafd^en. 2öir mußten e§ erwarten unb muffen e§
nun mit ©leid^mut^ ertragen, ©c^one 3)eine ©efunbl^eit unb ®ott fei
gebanft, wenn er un§ xmfere brei 9(elteften 3 erl^ölt .... 3d^ fd^meic^ele
mir, bai 3)u mit S)einer tjiefigen Söo^nung jufrieben fein wirft. Slbieu,
auf ^Sieberfel^en ^eute 5lbenb ^ier.
31
@§ ift ein merftoürbtöcr SufoH, ha'^ id^ geftcm SlBenb bie trau*
rige SSotfd^aft, tüeld^c S)cm SSiUet enthielt, in bcmfelBcn gi^wi^^ ^oibt
tmp^ariQm muffen, in tüeld^em i^ fünf 2)'lonate frül^er öema^m, ha^
hit kleine geboren fei.
* S)ie $rin§efftn fjrieberile, geboren ^u ^ot§bam am 14. Df*
toBer 1799, toar am 30. m'dx^ 1800 geftorBen.
3 ©ie^e ©eite 23 ^tnmerfung 1.
S)a§ Original biefeS S5riefe§ befinbet ftd^ im SSefi^ be§ S5ud^:=
l^änblcrS §erm Gilbert ßol^n p SSerlin.
32
20.
(an geon «Paul fjriebrid^ 9^id^ter.i)
©ang*©ouct, bcn 29. SDioi 1800.
Ic^ l^Qbc S^rcn „%itan'* crl^oltcn unb boroug mit
SSergnügen crjc^cn, bofe ©tc nodj immer fortfahren, 3^rc
3eitgcnoffen mit SBo^rlieiten ju unterl^olten, bic in bem
©emonbc romontifd^cr 3)ic^tfunft, mit welchem ©ie fie ju
befleiben wiffen, i^re SBirfung gen)iB nid^t öerfc^Icn wer^
ben. S^r Qxoed, bie 9Jtenfcl^I|eit öon mond^er trüben SBoIfe
ju befreien, ift jn fc^ön, aU bog ©ie il|n nid^t erreichen
f ollten, nnb e§ n)irb mir bal^er and) eine grenbe fein, ©ie
toä^renb S^reg ^ierfeing ju fc^en unb S^nen ju geigen,
toic fe^r ic^ bin gf^^e wo^Ioffectionirte
Suife.
1 Geboren am 21. m'dv^ 1763 ju 5Q3unftebcI, geftorben am 14. ^o^
t)cmber 1825 ju S5al}reutl^. (Sr })attt feinen 9loman „Xitan", SBerlin
1800—1803, 4S5(inbe, ,,ben üier fc^önen unb cbcln ©c^toeftern
auf bem S^^ron", nämlic^ ber Königin Suife unb i^ren brei
©c^mcftem, Gl^arlotteS X^erefe, gi^i^^erifc, gcmibmet. 3)ie
SSibmung lautet:
33
„Vcx Craum ber XOahiviieit
^)ßf)xobitt, 5lglaja, ©u^^rof^ne imb 2^alta fa^cn cinft in ha^ ir*
bifc^c §cllbun!el ^emieber unb, niübe be§ eroig ^dttvn, aber falten
DIt)m^o§, feinten fte ftd) herein unter bie Säolfen unferer @rbe, »o
bk ©eele mel^r liebt, roei( fte me^r leibet, unb roo fte trüber, aber
roämier ift. ©ie l^örten hit l^eiügen XÖne l^erauffteigen, mit roeld^en
$oIt)§l)ttinia unfic^tbar bie tiefe bange (Srbe burc^manbelt, um un§ ju
erquicfen unb ^u erl^eben; unb fte trauerten, bag i^r S^^ron fo roeit
,abfte]^e üon ben ©eufjem ber ©ülflofen.
S)a befc^Ioffen fie, btn (Srbenfc^Ieier p nehmen unb ftc^ einju*
Üeiben in unfere ©cftalt. 6ie gingen üon bem OI^m^o§ ^erab, 5lmor
unb 9lmorinnen unb fleine ©enien flogen i^nen f^ielenb nac^, unb
unfere 9f?ac^tigallen flatterten i^nen au§ bem 9JJai entgegen.
— ?(ber a(§ fte bie erftcn ^Blumen ber @rbe berührten unb nur
©tral^Ien unb feine ©d^atten marfen: fo ^ob bie emfte Königin ber
©Otter unb SWenfc^en, baö 6^idfal, ben ewigen S^pter auf unb fagte:
ber Unfterblid)e tüirb fterblid^ auf ber (Srbe, unb jeber ÖJeift mirb ein
gjlenfc^! —
S)a würben fie 9Jlenjd^en unb ©^lueftem unb nannten ftc^ Suifc,
6^ ar lütte, X^erefe, grieberife; bie ®enien imb ^(morinnen
öermanbelten fic^ in i^re ^inber unb flogen i^nen in bie 3Kutterarmc,
unb bie mütterlichen unb fc^toefterlic^en ^erjen fc^Iugen öoH neuer Siebe
in einer großen Umarmung. Unb al§ bie wei^e fjal^ne be§ blüi^enben
grü^Iing^ flatterte — unb menfc^Iid)ere X^ronen üor i^nen ftanben —
unb aU fie, üon ber Siebe, ber ^armonita be§ Seben§, feiig =ertt)eid^t,
fic^ unb bie glüdlid^en ^inber anblicften unb öerftummten tjor 2W
unb 6elig!cit : fo fc^mebte unfic^tbar $oh)§i)mnia üorüber unb erfanntc
fie unb gab i^nen bie Xöne, womit baö ^er^ Sieb' unb grcubc fagt
unb giebt
— Unb ber S^raum war geenbigt unb erfüllt ; er l^atte, wie immer,
nac^ ber SBirtüc^teit unb bem SBad^en fic^ gebilbet. S)arum fei er ben
t>ier fc^önen unb thtin Sc^toeftem gewei[)t, unb alleS, ma^ if)m im
2;itan ä^nlid) ift, fei e§ aud)."
3ean ^aul war ju jener 3cit :|)erfönlic^ in ^Berlin anwefenb. (£r ^attc
Caroline ^lat)er, Xoc^ter bcö bortigen Xnbunal§rat^§ gleichen S^amen^,
34
Icnnen gelernt unb fic^ mit biefer üerlobt. 3)ie ^od^jeit fanb am 1. 3Jlai
1801 ftatt. „Unfere geliebte Königin fanbte mir al§ §eirat]^s®efd^enl
ein plbemeg 2^ee= unb Kaffee =@ert>ice, fo fc^ön, roie bie^anb, bie eS
gab/' melbete Qean $aul unterm 2. 3)ecember 1800 an feinen fjreimb
©leim. — 3)em legten iBanbe be§ „Xit an" fügte er foIgenbeS ©d^reiben
an bie Königin bei:
„ajJeiningen, ben 10. SJ^ai 1803.
SSergeben 6ie, bag ber ^itan S^nen mit fo öielen anbem SSefen,
bit weniger fjreube bringen, al§ Sachen, in ^1)xtm SBege entgegen^
!ommt. 3Köge er nic^t ju bem (Staub unb btn Unbcquemlic^feiten ber
Steife gehören, fonbem üielme()r ^u einem furjcn SSergeffen berfelben
Reifen unb ftatt ein 6tein im SBege, eine f leine fyelfenpartie am
SBege fein. 3. «p. 5. Stifter."
1 S^atlotte ©cotginc ßuifc -Jricberifc, geboren am 17. «Woöembcr 1769, ber*
mäblt am 3. September 1785 mit bem am 29. ^prtl 1763 geborenen ^erjog f^rie«
bri(6 Don ©ac^fen'^ilbburg^aufen, geftorben am 14. 972 at I8I8. — ^er ^erjog
ftarb am 29. September 1834.
8*
35
21.
Cän i^ren iBruber ®corg.)
(22. 3)ecember 1801.)
Irinncrft 3)u 3)ic^ nod^ bcr gc^cr bc3 l^cutigcn
Zage^ S n)ie banget)oII mir bad ^erj pochte afö td^ ben
5£l^orcn S3crlin3 näl^cr fom unb alle bic fjrcubcn*» unb
unb (S^renbejeugungen empfing, bie id) bamatö nod^ nid^t
öerbiente. Sa lieber ^reunb, eg toax eine fe^erlic^e ©tunbe
für mic^, atö id^ S3erling (Sinnjo^nerin toarb unb gleic^fam
öon allen meinen Sieben, SItern, ®efd^n)iftem, greunben,
lo^geriffen; aber nie n)erbe id^ biefe Slugenblidfe bereuen,
ba ic^ l^ier fo gang unauSfprec^Iid^ gläcflid^ bin an ber
©eite meinet in jebem Sinne red^tfc^affenen 9Rannei^ ! . . •
3^re§ einäUfleä al§ SSraut in SSerlin, 1793.
36
22.
{%n if)xtn iBruber ©eorg.)
(3uni 1802.)
• • • •
'ic SDicmcIcr (Sntrcöuc^ toax göttlich unb bcibc
SKonarc^cn lieben fid^ järtlic^ unb aufrichtig unb glcid^cn fid^
in i^rcn l^crrlic^en Orunbfä^en, in Oered^tigfeit, äRcnf^cn*
liebe unb Siebe jum SBol^I unb jur Scförberung beiJ Outen*
"änä) H)x ©efc^macf ift gleid^. 93iel (Sinfac^^eit, ^Q^ ber
Sttifette, be^ (SeprängeS bed £önig§^ unb ^aifertl^roned.
Sllleg ging emünfd^t unb gut unb n)irb immer fo gelten.
iKein guter £önig lögt 2)ic^ grämen unb 2)ir taufenb
©^öneg fügen. @r benahm fid^ toie ein (Sngel unb öer*
breitet SntJ^uftQgmug.
1 §lm 26. mal 1802 toarcn ber Äöntg unb bie Königin in bie oft*
lid^en ^roüinjen abgereift. 3)ie 3^^!^^"^"^^"^"?* ii^ SKemel mit bent
Äaifer ^Uejanber L öon Shiglanb (geboren am 23. 3)ecember 1777,
geftorben am 1. 3)ecember 1825) bauerte t)om 10. bis IG. 3uni.
37
f.
23.
{%n türen SSruber ®eorg.)
(grü^ja^r 1803.)
• • • •
^tun mal ein SBörtd^cn t)on mir. 3^ bin fo
n)ol^I unb glücfHd^ naä) meinen äßod^en, qI^ man ed nur
fe^n fonn. 9Rein Heineg S^öd^terd^en, Slley anbrinc ^elenc *
genannt, ift fo i^übjcl^, fo fett, fo runb, afö ic^ eg nur
toünfc^cn fann, unb bie 5ßocfen, bie [ie glüdflic^ überftanben
l^at, geben mir nun nod^ einige ß^it bie gro^e 9lnnel^mlic^*
feit, megen if)rer (Srl^altung unbejorgt ju fe^n. 6arP
mar feit einiger 3cit franf, er ^at anfangt bag falte gieber
gel^abt unb nun fränfelt er an ben Qixfjntn. (Sr ift bag
fd^önftc meiner Äinber. Sf)arIotte ift je^r gro§, fanft unb
gut unb il^re (Srjie^ung mirb nid^t fd^mer fein. SBil^cIm
ift ein jel^r finget fomijd^eg Sinb, pojfirlic^ unb wifeig,
babei über afle SÄa^en Iebf)aft, oft unbänbig aber fel^r
gefc^eibt unb l^at ein guteg §erg. @r öerfprid^t t)iel unb
mirb meine feigen Oebete nid^t unerfüllt laffen.
» JJrieberifc SBil^elminc 9(Iejanbrine Wlam §elenc, geboren am
23. JJebruar 1803, üenncl[)It am 25. mai 1822 mit bem am 15. @ep=
tember 1800 geborenen QJroft^erjog $aul griebri^ üon 3JlccfIenburg=
©c^tücrin, mtUvt feit bem 7. Wdx^ 1842.
2 fjriebric^ Garl 5(Icjanber, geboren am 29. Quni 1801, geftorben
am 21. Januar 1883.
38
24
(5(n i^ren S5ruber öJecrg.)
(e^arlottenburg, 13. iöJai 1803,)
• • • •
ftabt ju bcn ©^wcftcrn — SBill^cImgbQb — ^qUcIuiq^ ! *
1 S5ic SReife bc§ föniglid^en ^aare§ ging über 9Wagbeburg, Erfurt,
93Q^reut]^, ^Bamberg, §anau, 3)armftabt unb ^mud über 9Wü()l!)aufen,
SJJagbeburg, Xangermünbe.
39
25.
(5(n t^ren S5rubeif ®eorg.)
(@ommer 1803.)
ä) toax alfo wicbcr in ben glücflicl^cn ©cfilbcn,
tüo toiv unjcrc ungetrübte Äinbl^eit unb Sugcnb jubra^ten.
21^ ic^ fann cg 3)ir nic^t befd^reiben, mit welchen ©cfül^Ien
id^ fic burd^Iebte ! S)oc^ jc^n)öre id) eg S)ir, bafe 3)u mit*
ten unter un^ njorft, n)o bie t)ier S^toeftern waren, ba§
unfer Slu^ruf auiS unferen JSe^Ien gleich toax: @üü, mad
finb tt)ir boc^ glücf lid^ ! SBäre Oeorge nur bei uni^ — e^
njäre öoUf ommen ! SBie oft beim 9lugjte^en in SBil^elmi^*'
bob jagte mir bie ©d^abom^ eg fel^It Sliemanb mie bcr
$crr (Srbprinj. 3)cr mad^t aUeg jd^öner unb Icbenbiger*
3c^ fam ben 1. 3un^ nac^ ^ilbburgl^aufen. Unten om
©c^Ioffe ftanben bie jmet) älteften ©d^njeftern ^ aUe Äinber,
bie \id) nad) ber Steige an ^afö, ffleiber, $änbe unb
©d^Ieppe l^ingen, \)a^ mar ein l^immlifd^er 9lnblicfl Ign
Soburg \af) xä) bie Orofefürftin 9lnna. ' 3)ag ift ein bc*
liciöjeg SBeib unb i^r Slnblicf ift ber größte SSormurf für
ben ©onftantin* — 3n gürtl^ fanb id) grieberife. —
3d^ glaube, mir empfanben in ben crften 9lugenbliden bci^
SBieberfelieng unb ber crften Umarmung ben gangen Um*
fang bed UnglücfiS t)on einanber getrennt gemefen gu fein ;
40
bcnn fic meinte l^eftig, unb i^, ate fic mi6) aug i^ren
Slrnten losliefe, toor beinolie o^nmäd^tig. Sd^ fanb fie \o
gut unb ^bfc^ aU möglid^ grieberife ift mir in
allem überlegen, aber meine Siugenb mad^t mic^ ftorf.
2)en 16. waren mir in 3)armftabt — afle SSier in meinem
SBagen. 2lUe 2:^ore, ©tragen^ (Sänge mit befannten Seu*
ten angefüllt, ^offmann — ©traufe — Sid^tliammer. 9lfleg
fanb fid^ mieber. 3)er Sanbgraf * einfach aber l^er jlid^. 3)ie
alte SRätl^in am genfter ftrecfte beibe Slrme auS unb über
ben Äopf. 3m SBagen jd^rie alleg: 9lc^ fiel^ 5ßapa fein
§au§ — bem Onfel Sari jeing — bie öier Reffen unb
fo big ang 5ßalaig, too S^^ränen mic^ erfticften unb fo
aud^ beim au^fteigen im @cf)Iog. 3d^ lonnte nid^t fpred^en,
aber beulen t^at id) — füljlen unb empfinben bag, toa^
man nid^t in SSorten au^fpric^t.
1 Kammerfrau bcr Königin, ©c^roefter beS Berül^mten iBilbl^auer^
gleidjen 9'2amen§.
2 e^arlotte unb S^erefe.
3 ^rinjefftn Juliane Henriette Ulrife üon ©ac^jeusGoburgsSaal*
fdb, geboren am 23. September 1781, üermcl^It aU 9(nna fjeobürowna
am 26. gebruar 1796 mit bem am 8. 9Jlai 1779 geborenen ©roftfürften
donftantin ß^ftfareioitjc^ öon [Ruglanb. 3)ie (£^e mar burc^ be§
©ro^fürften @c^ulb eine unglücflic^e unb tourbe am 1. '^{pül 1820
getrennt. 2)er ©rogfürft üer^eirat^ete fic^ am 25. Wax 1820 roieberum
unb ftarb am 27. guni 1831. ©roftfürftin ^nna ftarb ju Glfenau
uttttjeit S5em am 1860.
* fi u b 10 i g X., geboren am 14. ^uni 1753, Sanbgraf feit bem
6. 'äpxxl 1790, erfter ®rof?()eräog feit bem 13. 5(uguft 1806, geftorben
am 6. 9lpril 1830.
41
26.
(%n il^ren trüber ®eorg.)
(1803.)
• • • •
lOmbarb^ l^atte Sluftrage bed ^önigiS an ben
SonfuI^ finbct i^n in Srüffcl, crl^iclt ben Qttigftcn Sricf,
inbcm er ' fagt : * Madame de Lucchesini * etant anx eaux
et m'ayant parle souvent des commissions de Modes de
France pour Sa Majeste vous me permettrez de la su-
pleer en son absence et de vous envoyer des Modes de
dentelles de Bruxelles. — Sd^ pacfe aug unb finbe jtt)ölf
^iltc unb Sonnet^, einen Sarton öoQ Slumen, einen
Sarton mit einem '©pi^enfleibe üon ungeheurem SBert^c,
ein \d)toaxit^ ©pi^enfleib unb ein SaHMeib in ©tal^I gc*
[tieft - pompös! SBer I|ätte bag geglaubt???
1
(©eburtöja^r unbefannt, geftorben ^u Berlin am 24. Sluguft 1822),
tüar nacf) SBrüfjel gcfanbt, um mit S3ona^arte, bamal§ erftem ©onfui
bcr fran^öfifc^en Dtc^ublif, p unterf)anbe(n. 3)a§ ®crüc^t ging fpftter,
fiombarb jei üon SSonaparte mit 6000 9'2a^üleon§ für bic franjöfifc^en
Sntercffen geiuonncn.
42
2 ißo^oleon iBona^arte, geboren ju %\acdo am 15. ^Cuguft 1769,
crfter ©onfui ber franäi5ftfc^en Sle^ubli! feit bem 10. 9?ot)ember 1799,
Äaifer ber granjofen feit bem 18. Wlai 1804, geftorben auf @t. §elena
am 5. iöjQi 1821.
3 SDer eonful.
* 3)a fjrau öon Suc^efini fid^ im ^ai>t befinbet unb mir oft öon
Sluftrftgen an SKobefad^en au§ g^anfreid^ für S^re SKajeftöt gef^rod^en
l^at, fo erlauben @ie mir, fie in beren ^btoefen^eit ^u oertreten unb
ginnen hit mobemften 53rüffeler ©pi^en ju überfenben.
5 ®ema!^Iin be§ 9Jlard^efe ©irolamo Succ^efini. S)iefer, geboren
ju Succa 1752, mar fd^on unter IJriebrid^ II. in ben :|)reu6ifc^en Staates
bienft getreten unb öfters ^n biplomatifd^cn ©enbungen öerroanbt. 1806
unterzeichnete er p ß^arlottenburg einen SBaffenftillftanb mit 9?apoIeon,
imb na^m, ha ber ^önig benfclben nirf)t genehmigte, feinen OTfc^ieb.
©r ftarb ju gloren^ am 19. Oftober 1825.
43
27.
(an i^ren trüber ®eorg.)
(6ommer 1803.)
• • • •
lir bcn ganjcn ©cjour * bcfd^rcibcn ift unmöglid^.
@d gäbe ein gangem Slrd^it) unb giDeitend mangelt mir bie
3eit 9lber bag mnfe i^ 3)ir bod^ fügen, bajj bie Statur
^ier wirflid^ unbcjc^reibli^ \6)'6n unb gro§ ift unb bojj
bag ba^reut^er Sanb im Oanjen göttlid^ ift — ein »al^rei^
Sben.
1 5(ufentl^alt. — 3)te föniglid^cn §errfc^aftcn »aren in iBeglcitimg
ber ^rinäeffm fjrleberüc t>on 6oIm§=i8raunfel8 jur Äur in ^flcjanber:*
bab im §ic^telgebtrgc.
44
28.
(5ln il^ren iBruber ©eorg.)
(1803.)
— ^nb lai^, unb lag \ bafe mir ^örcn unb @c{)cn
öcrging.
SBcfd^äftigung, bie nit öcroltct,
3)ic langforn fd^afft, bod^ nie jcrftört,
3)ic ju bcm S3au bcr (Swigf citcn
Qtoax ©Qnbforn nur für ©Qnbforn rcid^t,
^üd) t)on bcr großen ©d^ulb bcr Qtitzn
SKinutcn — %aQt — Satire ftrcid^t.*
1 3)ic Königin befd^öftigte ft^ ^ux gett, al§ fic bicfc geilen fc^rieb,
it^x eifrig mit ber ©efd^id^te ÄaiferS Äarl V.
2 ©d^iller, 3)ie gbeale.
45
29.
(5(n i^ren SSruber ÖJeorg.^)
(«ßotöbam, ?(pnI1804.)
• • • •
^^cr Sönig läfet 2)ir taufcnb ©ctjöncg jagen, 3)ir
taufenbmal für 2)cincn Srief banfcn unb bcn Slntl^cil, bcn
3)u an bcr bonne ville ^ i^rcr Oaflerie nintmft. @r banft
S)ir l^crjlid) für bic 3Ru^c, bic 2)u unternehmen tniöft,
n)egen ber fd^önen Slbgüffe unb öerorbnet bie Summe, bie
S)u öorfc^Iägft, öon 5000 Jtjalern. $Rur bittet er S)i4
erft eine Sifte gu fenben, öon all bem, xooi% !J)u fo gebac^t
^aft, ^erjufdiaffen. S)a will er erft fef)en unb feigen laffen,
bamit feine 2)oubIetten unnöt^ig l^erfommen. 3)u l^ingegen
riditeft eg fo in 9iom ein, bafe man nur ju pfeiffen braucht,
bamit bie lieben 5ßuppen (auf gut berlinifc^) fid^ ju be**
megen anfangen unb fo nad^ unb nac^ il^ren feierlichen
©injug^burd) ba§ Sranbenburger I^or in ber bonne ville
fialten. Sd^ ^alte t% babei toie Sürgeri^ Seonore. 3c^
jiel^e ben JSommenben entgegen unb fd^mücfe mid^ baju
mit grünen SReifern. SBie foü ic^ S)ir bie greube beweifen,
46
bic S)u mir mit bcn unöcrglcid^Iid^en ?a[tcn gcmad^t l^aft !
(Scfcl^cn — gcfd^aut unb gcgudft l^ab' id^ an il^ncn toic'n
9iarr unb l^abe nid^t aufgel^ört, mic^ in baä gragmcnt bc§
2(c§fulap ju öcriicbcn* Oottlob, ba§ toebcr SSroton' noc^
^ufclanb * biefem gleichen* 3cl) l^ätte feine gefunbe ©tunbe
mel^r unb i^re §ülfe müßte ftet§ um mic^ fein unb toad^en*
1 3)er (Srbprinj befanb fic^ ju jener 3^^* ^^ Stallen.
2 Berlin.
3 3oJ)ann 5(nbrea§ SSraun, Seibarjt ber Königin, geboren ju
Äoffel am 22. gebruar 1771, geftorben ju SSalter^^aufen bei öJot^a
am 27. guli 1833.
* e^riftopt) ^il^clm ^ufelanb, Seioarjt ber Königin, geboren
ju Sangenfaija in ^^üringen am 12. 5(uguft 1762, einer ber benimm*
tcften beutfd^en Sterjte, u. a. SSerfaffer be§ ^erfe§: „SJlafrobiotif ober
bie Äunft, ba^ menfd^Iid^e Seben ju oerlängem" (Serlin, 1796). 3)en
§lbel, ben ber ^önig in 3lnerfennung geleifteter S)ienfte if)m anbot,
fd^lug er au§. ©eftorben au Berlin am 25. ^uguft 1836.
47
30.
(an ben ©enerol öJrafen öon ^alcfreut^. *)
Scrlin, bcn 16. ÜRärj 1806.
aWein §err Ocncral!
;?|Ic^ bin 3^ncn fcl^r öcrbunbcn, ba§ Sic SWir mit
Syrern gefälligen ©einreiben öom 7. b. 9K. ben monatlichen
^Rapport nebft ber SKang^^ unb Duartier^^Sifte SUieinei^ 3^rem
SSefel^I untergebenen SRegimentg^ jugefenbet ^aben. ^df
werbe biefe Siften gern ferner annehmen, unb ba 3cl^ nad^
S^rem münblic^en SSerfprec^en bem balbigen ©ingang bei^
Siegiment^buc^eg entgegenfe^en barf, fo glaube ^df für
je^t aWeine S33ünfc^e auf baffelbe befc^ränfen ju mflffen,
weil biefeg Sud^ SJtid^ roal^rfc^einlid^ öon aüen 5Rac^ricl^ten
in Sejug auf baä ^Regiment Äenntni§ nel^men laffen wirb.
Sd^ bin mit toal^rer Sichtung beg §errn ®enerafö
tt)ol^Iaffectionirte Äönigin
Suife.
1 griebric^ ^bolf öJraf DonÄoIcfreutl), geboren gu ©otter^aufen
bei Sangerl^aufen am 22. gebruar 1737, geftorben olS ®out»crncur
48
t)on SBcrlin am 10. 3uni 1818. "an ben Kriegen jener ßtit na^m er
J)erüorragenben 5(nt^eil.
2 S)ie Königin war burd^ eabinetSorbre Dom 5. Wdii% 1806 gn^
^aberin be§ ^Regimentes ber . S8Qt)reut]^sS)rQgoner geiüorben.
5lm 4. Dftober 1806 Ratten ber Äönig unb bie Königin fi^ jur
^rmee nad^ ©rfurt begeben, öon njo au§ unterm 9. ba§ ÄriegSmanifeft
gegen S^a^oleon, Don griebrid^ oon ®en^ (geboren gu S8re§Iau am
2. Tlax 1764, geftorben am 9. guni 1832) Derfafet, erlaffen n)urbe. 5ln
bemfelben ^age J)atte ber berühmte ^ublicift eine tobienj bei ber
Königin. (£r fc^reibt l^ierüber:
„©d^on feit einem ^a^re prte ic^ beftänbige Üobpreifungen biefer
gürftin; id^ toax ba^er gan^ barauf oorbereitet, fie anberö ju finben,
als id) mir fie früher gebacftt. 3)ie feinen, erhabenen (£igenfrf)aften
aber, bie fie roö^renb einer breioiertelftünbigen Unterhaltung jeben
^ugenblicf entroidfelte, Ijatte id^ nicftt erwartet. iSie berat^frf)Iagte mit
^rclcifion, ©elbftftftnbigfeit unb Energie, gu gleicher Qtit eine Ä^Iug^eit
offenbarenb, bie ic^ felbft bei einem Wannt bewunberungSwürbig ge^
funben ^citte; unb bod^ geigte fie fid^ bei ^ttem, wa§ fie fagte, fo ooll
tiefen ©efül^lS, ba^ man feinen ?XugenbIic! oergeffen fonnte, e§ fei ein
weibliches ©emüt^, bem man ^ier Semunberung ^olle. S^ic^t ein Sort,
ba^ nidji ^um 3wecfe gehörte — feine 9lef(ejion, feine öJefü^lSäujjerung,
bie nid^t in DoKfommenfter Harmonie geftanben mit bem allgemeinen
©egenftanbe ber 3)iScuffion, fo ba^ eine Kombination öon SSürbe,
3Sof)ImolIen unb ©leganj, wie icft mid) etwa§ §let)nli(^em nie pöor
entfinne, ba^^ ^^efultat war."
%m (Snbe biefer Untenebung, fd)reibt ÖJen^ weiter, Ijabe bie ^ö=
nigin gefagt:
„®ott weife eS, bajj id^ nie über öffentliche togeIegenJ)eiten ju
iRat^e gebogen worben bin unb aucft nie banad^ geftrebt ^abe. SSäre
id^ je barum befragt worben, fo ^fttte ic^ — icft befenne e§ offen — für
ben ^eg geftimmt, ba \ö) glaube, ba^ er not()wenbig war. Unfere
Sage war fo fritifd^ geworben, ba^ wir auf alle ®efa^r J)in öcrpflid^tet
waren, un§ l^erauSjuwicfeln, eS war bringenb not()wenbig, ben SBor^
würfen unb bem §8erbad)t, welchen man gegen unS ^egte, ein ©nbe ju
49
tttarficn. 5lu§ einem ^rtnjip ber ©l^re unb folglid^ bcr ^flid^t, tocit
entfernt öon aller felbftfüd^ttgen SBered^nung, toaren totr^fotoeit id^ eS
öerftel^e, berufen, jenen 2Seg einäufd^Iagen."
^a(i) ber unglüdlirfien (Sd^lad^t bei Sena, 14. Oftober, trennte ftd^
ba^ föniglid^e $aar. S)te Königin feierte nad^ S3erltn jurüc! unb reifte
am 18. Öftober — bie Äinber loaren ^ag§ juöor bereits üorau8gef(]^i(ft
— über ©(j^toebt nad^ Äüftrin, hjofelbft fie am 20. mit bem Äönig
toieber jufammentraf. Heber ©targarb, ©raubeuji, OrteUburg ging bie
Steife bann nad^ Königsberg. 5(m 9. S)ecember bafelbft angelangt,
loarb bit Königin oon einem l^eftigen Siieröenfieber befallen.
50
31.
[%n i^ren Später.)
Äönig^berg, bcn 5. 3anuar 1807.
ald^ bin gum ©rftaunen too^I, mein befter SJater, unb
erhole mic^ fc^neü. g§ ift ^eutc ber 26**^ Xag meiner
Stranf^eit. 21 Zaqt bauerte ba§ afifreuse gieber. 9Sor
jolc^er Äranf^eit bepte ®ott 3ebermann. 3cl) ^obe öiet
gelitten, benn aüe^ Uebel fi|t in biefer firanf^eit in ben
Sieröen. @in 5Rert}en=5ieber ift fürc^terlid^ unb ic^ i)aV e^
leidet gehabt. @o eben pacfc id^ mid^ nadf SJtemel. 3Kein
SBagen ift ein S3ett geworben, ^ufelanb folgt mir aaf bem
gufee, unb fo l^offe ic^ mit ©otteg ^ülfe in 4 2;Qgen ^in=
jufommen. ^ ^d) liege ju güjsen ber @.'9K. *, bem D. @. '
üiel fd^öneg. ©eorge brüdfe ic^ an mein 4)erj unb bonfe
i^m für jeine t^euren SBrief e, ©orl * ebenf ott^. 5)er grcun*
bin 93.* toufenb fc^öne^. Adieu befter 9Sater. ®ott fegne
Sie unb 3^r fianb. 3d^ bin emig 3^te treue
Souife.
1 2)ie Königin tarn am 8. in SWemel an.
2 ©roBniQma (fief^e Seite 26, ^nmerfung 1).
4*
51
3 Dnlel emft. — ©rnft ©ottlob 5tlbred^t, qSrins öon SJlecflen*
burgsStreli^, jüngerer SBruber be§ regterenben ^erjog^, geboren am
27. 3luguft 1742, ftarb unöermäfilt ju 9?euftrelife am 27. Januar 1814.
* Äarl griebrid^ ^uguft, jüngfter @oJ)n be§ ^erjog^ ^arl öon
3KedfIenburg=@treIi^ (fie^e @ette 13, 3lnmerfung 1) au§ feiner ^totittn
(Sl^e, geboren am 30. S^ooember 1785, geftorben ju SSerlin am 21. (Btp^
tember 1837.
5 grau oon SSerg, ©aroline' grieberife, geb. ©räfin ^äfeler. 3^r
&tmai)i tüax Äöniglic^ ^reujjifdjer ÖJe^. Sufti^rat^, Sanbooigt bcr
Udermar! unb 6enior be§ §oc^ftift§ §alberftabt. SSttthje feit 1789
imb fel)r intim mit Königin Snife bcfreunbet, marb fte nac^mal§ Kammer?
^errin am Sf^euftreliger |)of. ^adj bem Xobe ber Königin trat fie al§
Dberl^ofmeifterin in bie 3)ienfte ber ^erjogin öon ßumberlanb (fiel^e
Seite 12, 5lnmerfung 3). @ie ftarb ^u Stepli^ am 15. S)ecember 1826,
nac^bcm fie hjcnige SSod^en juöor il^r 66. Seben^jal^r öoHenbet l^atte.
52
32.
(5(n bcn ^rinjen §emiann öon §o^enjoIIems§ed)mgen. ^)
9ÄcmcI, b. 19. aRerfe 1807.
d^ banfc 3^nen, lieber ^rinl für bag Slnbenfen
tocld^eg Sie mir, be^ einem fo erfreulicfiem ©reic^niß, be=*
toiefen. 3cl^ nel^me gewiß mit ber größten greube unb
©onfbarfeit bie $ßatt|en ©teile S^re^ neugebo^renen ^nbe^ ^
an, unb tt)ünfc^e ia% eg für S^nen eine neue öuelle ber
greube unb ®Iücfg tt)erben möge. Sd^ bebauere t|er|Iicf),
bQ§ Sie bießirt unb leibet finb, unb t|offe 3^re bolbige
Sefeerung ju pren. Serjei^en Sie baß ic^ fo fpät^ 2(nt==
Worte, allein id^ bin öftere noc^ tjinfäflig unb fc^wac^, ob
im ganjen bod^ wieber l^ergefteüt unb tt)ot|L Empfangen
Sie bie Serfic^erung meiner innigften ^od^ac^tung mit
ber id^ bin S^re affeftionirte
greunbin Suife*
(55ie ^)(breffe lautet:)
ä Monsieur le PriDce de HohenzoUern, Capitaine
au Bataillon de Stutterheim ä Königsberg.
i ©eborcn am 2. guli 1777, öennä^It am 29. 3uli 1805 mit ber am
19. 3uli 1782 geborenen greiin Caroline üon SS ei () er, geftorben aB
Generalmajor unb dommanbeur ber ^loeitcn Sanbwe^rbrigabe ^u ^^anjig
am 7. 9boember 1827. — ©eine SSittioe ftarb am 15. gebruar 1860.
2 eine ^jjc^ter; Caroline ©meftine Sba, geboren am 9. Qa*
nuar 1808. — 3)a§ ®efcf)lec]^t tft erlofd^en.
^aö Original biefe§ SBriefeö befinbet ftc^ im ^ol^en^oüemsSKufeum
ju ^Berlin.
53
33.
(9(n tftren SSruber ©eorg.)
(9Jl enteil, 6. ^t^ril 1807.)
d) bin ganj ^ergeftellt aber nod^ nic^t üöQig njo^I
— fel^r cmpfinblic^ für alle ©tntoirfungen ber Suft. 3)oi^
Älimo i[t fc^recflid^. ©i« unb ©d^nee. — Äein SSeild^en
giebt e^ l^ier, bod) e^ grünt noc^ in meinem bergen unb
meine 3ut)er[id)t ju ®ott ftirbt nic^t. SBenn 5)u fannft
fo fc^idfe mir burd^ biefen SBeg rec^t üiele Sudler, benn
ber SJtangel ift l^ier nic^t gu glauben, aber mein S3efter
— balb, wenn S)u fannft, ein SBort beg Zxo^te^ üon
meinem SJater, nur eine Qtxk feiner §anb wenn eä ge^t,
bamit icft bie geliebten 3^9^ Wffen fann.
i 9(m 8. 5l:|)ri( reifte bie Königin wieber non SKemel ab unb traf
am 12. 5lpri( in itönitjöberg ein, wo fte in ber SSobnung if)rer Sd^mefter
abftieg.
54
34.
(^n iJrQU öon S3erg.)
(ti)ntg§berg, mal 1807.)
iie waren ja l^ier, wie ©tcin * fiel, toie er fo
ganj untoürbig untergeben mujgte. ©ie toiffen ja, toit mid^
bag angriff, tt)ie id^ 2!^eil baran nat|m, wie öiel 2lngft
wegen ber ^ol%tn id) auöftanb, wie ungufrieben ic^ mit
aQem war. —
1 §etnrirf) griebric^ ^arl Sfleid^Sfrei^err üom unb jum ©tetn,
geboren ju S^affau am 27. Oftober 1757, :|)reii6ifd^er ©taotStnann. ^er
Äönig l^atte unter bem (Sinflufe äufeerftcr ©ntrüftung über Steint
SSiberftanb gegen bie ^u^fü^rung atter^Öd^fter $8e)'timmungen bem
TOnifter in einem (Sriafe, Äönig^berg ben 3. Qanuar 1807, „auf gut
S)eutfd^ feine SJleinung gefagt."
S)arauf antwortete @tein an bemfelben 2^age:
„eurer königlichen SJlajeftät ^Ker^öd^fte eabinetäorbrc
d. d. 3. Sanuar a. c. ijaht xd) in bem ^(ugenblicfe erhalten,
n)o ic^ mic^ ju einer in fet)r öielen §inficftten befrf)roef)r(ic]^en
unb bebenflic^en Dleife nad^ SJlemel vorbereitet l^atte unb im
^Begriff loar biefe 9?ad^t ab.^uge^en.
55
S)a |)üc]^ftbiefelbcn mid^ für einen
„„n)ibcrf:|)enftigen, tro^igen, I)artnärfigen unb ungel^orfamen
,„,@taat§biener anfeilen, ber auf fein ®enie Unb feine 2^alentc
,,„pocftenb, totit entfernt ba§ SBefte be§ ©taat§ öor klugen p
„„f)Qben nur burc^ Kapricen geleitet au§ Seibenfd^aft unb
„„:|)erfi5nlic]^em ^afe l^anbelt''"
unb idj gleichfalls überzeugt bin, ha^
„„bergleirf)en Staatsbeamte am allemad^t^eiltgften unb gc?
,,„fö^rlic^ften für bie ^ufammen^altung beS ©anjen würcfen""
fo mu6 id)
6. £. 3K. um meine 3)ienftentlaffung bitten, ber ic^ J)ier ent*
gegenfe^e, ba ic^ unter biefen Umfttinben ben SSorfa^ not^
3Keme( ju gelten aufzugeben genötJ)igt bin.
3. ganuar 1807.
Stein.''
Hnbem ^agS er()ielt ©tein feine CSntlaffung.
56
35.
(^Xn i^ren §8ater.)
Königsberg, ben 15. ÜRai 1807.
lefter SSater! S)ie Slbrcife be§ ®cneräl§ Blücher ^
giebt mir gottlob einmo^I eine fiebere ®elegent)eit, offene
l^er|ig mit 3^nen ju reben. (Sott, tt)ie lange entbetirt' idi
biefeg ®Iücf unb mie öiele^ ijaV icö 3^nen ju fagen ! 93ig
jur britten SBod^e meinet Sranfenlager^ war jeber %a%
mit einem neuen UnglüdE begleitet, baüon details nid^t
möglich finb, tt)eil gottlob mein ©eböc^tnijs nic^t ^inreic^t,
um fie Qufjujeid^nen, unb eg ein tt)Q^reg UnglüdE märe,
njenn biefe (Srfc^ütterungen an^altenb fortmirfen fönnten.
S)ie gewonnene ©c^Iac^t bei ^ßultu^f^ mar ba^ erfle
glücflic^e ©reic^nife nac^ 3 ÜKonatt) fc^redElic^er Seiben;
bie üiel entfc^eibenbere bei ^ßreujgifd^ (S^Iau* ba§
jmeite Olüd unb bie 2lnfunft unjereg matiren greunbeS,
beg Äa^fer^ üon fRujglanb ^ bie britte glücflid^e Epoque.
SRun iiaV iä) mieber ÜKutt), mit ber 3""^^^^ meiner
:ptl5Jifc^en Kräfte netimen and) meine ©eelen Kräfte u.
57
Hoffnungen ju. S)ic ©d^Iod^t bei ®^Iau war fel^r iDtd^tig
in itjren geigen» gre^Iicf) ^at man nid^t aflen SSortl^eil
baüon gejogen, ben man fjätte jie^en fönnen, aQein bie
granjofen pnb auf einer uner^rten SBeife gefc^lüäd^t, fie
üerlol^ren tüenigften^ 30 2!aufenb 9Rann, unb bie Un^
betoeglid^feit, bie bei il^nen ift feit brei Wlonati^, ift lool^I
ber fid^erfte SeweiS, ba§ fie fo gefd^mäd^t ftnb, baJ5 fte
nidöt an neue Eroberung benfen lönnen. ®ner il^rer
deserteurs, bie noc^ öon metireren begleitet waren, fagte
mir, ba§ bie bataille üon S^Iau il^nen 40taufenb lobte
unb Sleffirte gefoftet Ratten, u» bafe fie fc^Ied^terbingi^
nic^tö ju leben l^ätten unb mit bem größten ®Ienb aller
2(rt ju fämpfen t)ätten. @o öiel ift fidler, ba§ fie ben
aiuffen u. ^reufeen 18 5:aufenb 2:obte u. SBIeffirte gefoftet
^at, u. bag Sönigöberg fürd^terlid^ ift wegen ber leibenten
SJtenfc^en, bie überall nid^t get|en, fonbern fried£)en. 3)od^
bie gute Satiregjeit, ber $ßatriotiSmu§, ber fid) mit ber
ermad&enben Statur in jebeg ^ßreujgen S3ruft wieber ein*
finbet, hk activität, bie man btt) un^ ma^r nimt, bie
©enbung beg vortrefflichen SBIüc^erg nad^ ^Jommern, adle
bie reservebataillons , bie erft feit SJtonat^e organisirt
finb, u. je|t, t^eifö oorgetien, ttjeil« fd^on gut gefod^ten
tiaben, afle^ biefeg belebt mit »neuen Hoffnungen. STOel^r
afö alleg biejg, bie t|errli(^e, ja mirflid^ göttliche 5^eunb*
fc^aft beg fia^jerg u. fiönigg, ber fefte ®ang in ber Poli-
tique, bie mieber einfefeung ^arbenbergg wirb uni^ greunbe,
SSertrauen u. ^ot|e äc^tung üerfc^affen*
58
^a, bcftcr Sater, iä) bin überzeugt, cö wirb nod^ aQe§
gut ge^cn u. »ir werben ung noc^ einmal roieber glücfUc^
feigen* 5)ie Söelagerung öon Danzig* get|et gut, bie @in*
»Dinner benetjmen fid^ unbegreiflich, bie ©olboten ^aben
unbegreiflid^e Saften ju tragen, aber bie @inn)ot|ner geben
il^nen SBein u. ^leifc^, um fie ju ftärfen. ©ie rooüen t)on
feiner Uebergabe reben f)ören, lieber unter ©c^utt begraben
werben, al§ Untreu an iijxem ffönig ^anbeln, ©benfo be*
nimmt fic^ Graudenz ^ unb CoUberg ^ ©ottlob, ba§ man
einmat)! »ieber auf e^rlic^e, i^rer ^ffic^t getreue SJtenfc^en
ftöfet. Oott! maß ^aben mir für entfefelic^e (Erfahrungen
gemacht, roaS für ÜJienfc^en l^aben wir fennen lernen. @o
lange wir an ben geigen einer unglücflic^en ©c^Iacftt litten,
fo mar iä) gefaxt, man t|at fd^on me^r ä^nlic^e gäUe ge*
fe^en, u. mit ber Qtit fonnte man l^offen e^ mieber gut
ju mad^en; aber aU bie infami ber URenjc^en mit in^
Spiel fam, ba mar id^, ic^ gcflet)' e^ troftlog. S)enn
oon nun an tjörte alle SBerec^nung auf. S)ie feften ^Iä|e
gingen burd^ geic^l^ett u. SJerratt) über, bie ung ©c^u^
u. bem Unglüd grenzen fe^en foüten. S)er comandant®
t)atte bem Sönig in bie §anb oerfprod^en, Cüstrin alg
e^rlic^er 9)iann unb ©olbat ju beffenbiren, u. 8 2!age barauf
mar fie burd^ SSerratt) biejeg in bie
§änbe beg geinbe^. —
5)o(^ genug üon ben üergangenen greulen, roenben mir
unfern 93lidE gu Oott, ju it)m, ber unfere ©c^idEfale lenft,
ber uns nie öerlägt, menn mir i^n nic^t üerlaffen.
59
b. 17.
3c^ tooUtc üiel rec^t öicl fd^rcibcn bcftcr SSater, attcin
cg ift nidji möglic^. 3cl^ bcfam geftcrn bic ^lad^rid^t, ba|
Alexandrine bie SJtafcrn bclämc, ^eutc jd^rcibt mir §uf*
lonb, ba§ bie ÜJiafern toicber t)creinflegangen ftnb, u. ba§
ba^ ®ift bcr Äranclt)eit auf bie Sunge gefallen ift 95e=^
Ilemungen, feiten Stiege, ftarfeS Riebet, ein ant)altenber,
trodfener ftarfer Ruften, machen ^uflanb fef)r beforgt. 3c^
ertjielt ben 93rief in bem ?lugenblidf, dg id) jur laufe,
beg Ileinen Sllef anberiS ^ oon grieberife, in eine ®e|eQ|c^aft
öon 50 5ßerfo^nen t)inau§ ge^en foUte. 5)ag Übermaß ber
firäfte, bie ic^ anwanbe, um contenance ju galten, bie
tiefe trauet u. angft meinet Öer|enJ3 l^aben mid^ fo an^»
gegriffen, ba§ iä) nic^t met|r im ©tanbe bin ju fc^reiben.
®. Blücher get|et morgen frül^ mit tage§ Slnbruc^ ttjed),
u. ic^ fann nidjt met)r t)eute. — S)er König ift mit bem
Äa^fer bei ber Armee, er gef)et in ein $ßaar 5:agen auf
einige SBoc^en (14 2;age) nac^ SJtemel, bann jurücf jur
Armee, u. bleibt be^ ber Armee fo lange mit bem Ä.
Alexander, alg biefer bleibt. 2)iefe l^errlic^e ©inigfeit, auf
unerfc^ütterlidje ®tanbt|aftigfeit im Unglücf gegrünbet,
giebt bie fc^önfte /poffnung jur Stu^bauer. 9lur burd^
Sel^arrlic^feit tann man ©iegen, baüon ift nun alleg
überjeugt.
60
^^^HardeDberg ^^ ä la tete des affaires, Zastrow ^^, n'est
plus des affaires parceque sa vanite etait blessee d'etre
le second. J'espere qu'on le chassera, car il y a 10
raison pour une pour le desirer.
3c^ Wffc Oroßmama bie §änbe järttilicl^ füfe' id^ meine
»rüber unb Oncle ®rn[t. Sarig SBünfd^e \)aV xd) bem
Äönig Qttg §er| gelegt. 3c^ rvax xtd)t glücflid^ btt) u.
mit grieberüe. S33ie ic^ ^ier^er Um, toirb fie S^nen
fd^reiben. 3cl^ fann nic^t met)r, George u. ©arl muffen
mir eg ni<f|t übel nel^men bafe id^ nic^t fd^reibe, aber bie
Urfac^e, bie Urfac^e SBie tief f^ai mic^ S^r
?lnbenfen an b. 10. ÜKärj gerät)rt! id^ füffe S^nen bie
§änbe für Stire ®nabe, u. ic^ !äffe ®9K u. bie 93rüber
für i^re ®üte.
SReine Singen, mein fiopf reichen nic^t met|r ju. Slnf
Smig 3^r t^reueiS Äinb u. \ä) barf fagen St)re greunbin
ßuife.
®otteS ©eegen über ben beften 3Sater!
^ (^ebJ)arb iJeberec^t uon SSI lieber, nacftmol^ gürft üon ^^nt)(:=
ftabt, ber „Wlax\(ijaU SSorirftrtS" ber SBefreiungSfriege, geboren ^u Üloftorf
am 16. 3)ecember 1742, geftorben p Äribloiüt^ in 6d)Iefien am 12. @ep=
tember 1819.
2 mn 26. 3)ecember 1806. S)ie SJuffen unter «gittgenftein ftanben
gegen bie gran^ofen unter S^o^oleon.
3 5tm 7. unb 8. gebruar 1807. 3)ie @c^Iacf)t — S^apoleon gegen
ba§ nifftfc]^s|3reuJ5i|c^e |)eer unter S3ennigfen unb S^Sftocq — blieb
unentf (Rieben.
61
* Äaifer 5Wejanber mx öom 2. hi&> 4. 5(^nl 1807 in Wtmtl beim
Äönig genjefen.
* S)er ©ommanbeur toar ©eneral üon ^aldreut]^.
« Unter ©eneral (5;ourbiere.
■^ Unter Oberftlieutnant öon ©neifenau.
8 Cberft üon 3nger§Ieben.
ö 5(Iej:anber griebricf) Subnjig ^rinj üon ©oIm§, geboren am
12. 9K(ir,^ 1807, geftorben at§ töniglid^ preufeifcfter @eneraI=9Jiajor am
20. gebruar 1867.
10 |)arbenberg ift an ber ©pi^e ber ©efd^ftfte, g^f^*'^ if^ "if^*
nie^r im 5)ienft, njeil feine (Sitelfeit üerle^t mar, ber gleite ju fein.
Sd^ ^offe, man roirb i^n entfernen, benn e§ giebt 10 ©rünbe für einen,
e§ 5u roünfd^en.
11 5Dart 5(uguft gürft üon |)arbenberg, einer ber auggejeid^s
netften preufeifrfjen Staatsmänner, geboren ^u (Sffenroba im ^an*
nöüerifcf)en am 31. 9Jiai 1750, geftorben ju ®enua am 26. Si^oüem^
ber 1822.
12 ^öniglic^ preu^ifc^er ®enera(=9)lajor, er roar mieber^olt 9Rinifter.
02
36.
{Un i^ren 93ruber ©eorg)
Königsberg, bcn 28. 9Kai 1807.
SBefter ©corge!
;§ läfet fic^ lua^r^aftig nic^t bejc^reibcn, iüqS ic^ bei
bem !Durc^tefen Seiner ©riefe empfanb. laufenb S^^ränen
floffen ©einer järttic^en Slnl^änglic^feit, ©einer Irene
gegen mic^ unb unS, unb ben taufenb Seroeifen ber Siebe,
bie man für ntic^ ^at. SJiein ^erj rief unaufhörlich bei
jeber ©teile ber 9lrt: »o, tüie füg, fo geliebt ju
mcrben,« me bie unglücflic^e 9Karie fü^lt ic^: »id;
werbe t)iel geliebt.^^^ — — —
3c^ l|offe, aUe2 enbet glücflic^; allein, befter ®eorge,
eS giebt cinjelne SITioniente, ©reigniffe, gälle, tüo ber SKutl^
finft unb Sirauer' bie Seele bemciftert, unb fo ift ber
jcfeige. ©anjig! ©anjig! ift ba^in, feit geftern in
f r an jöfifc^cn Rauben!* in biefen üer^afeten, über aUeS
gräglic^en |)änben. äJieine fc^öne Hoffnung t)or 14 lagen
bem beften SSater fo frö^Iic^ ntitget^eilt, bal^in, auf baS
63
fc^redltd|[tc ba^in! SSltin c§ ift entfe^Itd|! S)er 5ßlafe toax
gu retten, lüenn Söennigfcn' eine Heine S)it)erfton machte,
um bie Slufmerffamfeit ber Sekgerer ju tl^eiten. @in Sieg
tt)ärc il^m getoiß getoejcn, ba bie §aupt*8lrmec bc^ yia^
poleon außerorbentlic^ gefc^toäc^t roav, unb alfo ber fjcinb
leichter afö je ju fd^Iagen getoefen toäre. SBennigjcn ^attc
67 taujenb SKann tt)irMic^ jujammengejogen ben 14. Wtox,
^at jroei Sage biüouafirt, Äaifer unb Äönig babei, in ber
@rtt)artung ber 2)inge, bie ba fommen foUten, unb wie
fie nun glaubten, e2 ginge to§, jo tt)urbc 3Jtax\d), jwar
üKarfcft commanbirt, aber nic^t etwa jum attaquiren, Jon*
bern jum retiriren, b. f). t)on ^eit^berg, tt)o bieje 8lrmec
^ingeeitt roax, nacft 93arten[tein jurücf, roo ba^ ruffifd^e
|)aupt''Duartier ift. 8lüc SKenfc^cn, tt)ie S)u benfen fannft,
waren über folc^e equipee aufeer fic^, üon ben ©efröntcn
bis jum gu^rfnec^t ^erab. 2)ie Apathie, wie ic^ eö noc^
nennen will, be§ Sennigfen täfet fic^ nic^t bejd^rciben, unb
aße meine Hoffnungen auf ein rec^t glorreichem @n-bc
muffen fc^winben, wenn nic^t ^ier große SSeränberungcn
oorgenommen werben, ober wenn nic^t baS ®tücf un*
begreifliche 2)ingc tjerüorbringt, SRefuItote ^erjaubcrt,
welche ftärfer, mächtiger Wirten, ate bie 2)ummen begreifen
unb üoübringen fönnen. Sennigfen fpric^t wieber oon
einer entfc^eibenben affaire, bie er jwifc^en t|eute unb über*
morgen tiefern wiü, ic^ glaube ober nic^t mel^r baran,
glaube aber ftarf, baß übler SBiUe bie Ober^anb bei i^m
l^at. @r l^at jwei ©c^lac^ten gewonnen, bie bewirften i^m
64
aUc Drbcn* bc§ 9fluififd|cn 9?eic^§ unb außer jcincr un^
crl^örtcn Gouverneur-Pension noc^ eine neue t)on 12 %an^
fenb 9?ubel. S)a§ i\t genug für ben SRenjc^en, ber jo
Reifet, toeil er auf jtoci Seinen gel^t, beS^alb ober noc^
fein 9Kenf(^ ift ; benn berjenige, ber nic^t öon bem großen
©cbanlen burc^brungen ift »3c^ fürd^te für bie SKenfc^^eit
überhaupt, für bie g^ei^eit ber SBelt, (tt)o ^ßreußen nur
ein St) eil baöon ift,) für ba^ ®Iücf, bie Unab^ängigleit
ber lünftigen ©enerationen«, tt)er nic^t öon biefer SBa^r^
^eit ju bem ebelften enthusiasmus l^ingeriffen tt)irb, rid^tet
nic^t^ aus — 0, ebter ®ntl)ufia§mug, tt)o bift 2)u ge^
blieben, too finb bie gelbtjerrn l^in, bie fic^ im 7 jäl^rigcn
Ärieg unfterblic^ machten? — Sd^ bin oußer mir, ic^ ge*
ftc^' e§, unb öieUeic^t fel^' ic^ ju fc^ioarj.
(Sott tooUe e§. Slber benfe, füllte, begreife. 2)anjig
l^at entje^Iic^ aJienfd^en gefoftet! ©anjig'S 93ürger Ijaben
fic^ als braoe ^Patrioten ade aU äJienfd^en bemiefen, bie
2;ruppen SBunber öon Sapferfeit unb SluSbauer aßer 2lrt
betüiefen. 51 S!age unb SR'dd)tt unterm ©eme^r, e^renöoHe
SuSfäüe aujgerbem gettian unb alle biefe Slnftrengung um
nichts, belotint burc^ Capitulation! 2)0(^ gerecht mujg id)
fein, audö mitten in meinem ©d^merj, bie Capitulation ift
bie etjrenöoUfte, bie man fid^ benfen fann, mit Sing unb
©ang mit armes unb bagages freier Slbjugl Äalfreutl^
^at alle @^re baöon. @r tjatte fein 5ßulöer me^r, unb
ba tjört aUe§ ouf. Unb nur fo fonnt' fic^ bieS fürc^ter^
tic^e Sirauerfpiel enben.
65
yinn jurüd ju einem ttxoa^ tjciteren ©cgcnftanb. S)eine
Sll^nung, baß grieberife förperUc^ vereint mit mir jein
lüürbe, toenn ic^ Steinen Srief erhalten tonnte, id) richtig
eingetroffen. 9Son bem 12^^" Slpril big je^t finb toir öcr*»
eint, burc^ ben glücHic^ftcn Qn^aU ber SBelt. S)er SRuffifd^e
Äaifer fam ben 2*^" nad) aWemet, toünfc^f bem Äönig unb
mir bie ®arbe ju präfentiren, toit gingen ben 4*^" nad^
S^buüen ab, tarnen ben 5*^" an, bemunberten ben 6*^",
7*^" bie ®arben, ben 8*^" unb 9*^^" rul^te ic^ mic^ au^, ben
IQten ^.gi^^g \^^ j^ii ggjijii) mij) ggetter unb ©c^mu^ ringenb,
ab, fam ben 12*^" l^ier an, tt)ot|nte bei g., fd^tief mit it|r
in einem 3^"^^^^^ ^ör oüe momente mit unb bei it|r,
lebte tt)irfUc^ fo glüdflic^ unb frol^, tt)ie man eS im je^igen
Slugenblicfe fein fann, mit i^r unb burc^ fie. Oft fagt'
id^ il^r jmar, ad^ ! ®ott, grieberife, ic^ feljc biefe gtücHid^e
3eit nic^t ai^ Selol^nung »ergangener unglüdE*^
lieber 3^it^" ^^^ fonbern afö eine Duette ber ©tär*'
lung ju neuen UnglüdEgföHen. Unb tt)ie toal^r l^ab'
id^ gefagt! S)er Slnfang ift nun toieber gemacht, unb nun
folgt gett)i6 nod^ t)iele§. ©taube be^l^atb nic^t, bajj mein
®eift auf ber @rbe liegt, fo gebeugt, baß ic^ ben Äopf
nid)t meljr lieben fann. 93ett)a]^re (Sott, 2Kutt|, ber 2Kut^
»erläßt mid^ nid)t. — S)aß aber eine ©eele, ein ®cmüt^,
toie ba§ meine, aße^ tief unb tebfjaft empfinbet, ift natür-
lic^, e§ ift feine nuance, bie id^ nic^t jergliebert empfinbe
bis auf bie Ie|te; aber toenn einmal aUeg burd^gegangen,
fo finbe ic^ mic^ auc^ tt)ieber.
66
|)cute äRorgen lag id) Seinen Srief unter ®otte2
freiem ^immel. S)er Äönig »ar in 5ßiüau, um bie re-
tranchements auf ber SZel^rung jU feigen unb bie ba
liegenben ©d^toebifd^en unb ©ngtifc^en Srieg^'Sc^iffe, bie
53Iüd|er unb fein Corps mitgenommen ^aben unb noc^ mit:=
nehmen. 3c^ tüar it|m mit g-^ eine SKeile entgegengefa^ren;
nac^ ^otftein, ein göttltcf)e§ 2anb^au§. tüa§ an bem
^regel liegt unb eine ^errlidie 2lu§fic^t ^at. 2)orten festen
mir un§ in eine Saube unb lafen 2)einen Srief, mit roet
c^en ©mpfinbungen tä^t fic^ nidjt befc^reiben. Sltle bie fo
intereffanten Seitagen üerfe^tten i^ren Srved nid^t. S)er
58et^mann^ i^r Srief unb belicieufe^ ©djnupftud), Sff*
lanb^^ Sleugerungen, atle§ biejeg — bie 9Serfe nic^t üer^
geffenb, l^at mir unau^fprec^lid^ öiel ®enu6 üerfc^afft.
©Ott, mann mirb bie Qeit mieber!ommen, ba^ xd) biejen
guten 3Renfdt|en münbtic^ unb glüdElidj, frei unb in allen
gieren bafür banfen fann. S)ag finb gragen, mo allein
nur ©Ott Slntmort geben fann, unb mag ber in feinem
Siatl^fdtitufe befc^Ioffen l^at, ift ja aßen ein ©e^eimniß. S)ie
©teile in meinem Srief öom üKärj, mo S)u Dic^ fo fetjr
barüber freuft, ba^ tro^ beg Älima'g eg boc^ noc^ in
meinem |)erjen grünte, fann ic^ leiber nidjt erneuern. 3m
©egentljeil, aU bie l^errlic^en Slugfic^ten, bie mir l^atten,
unb bie fein ^irngefpinft maren, finb fel^r üerminbert, mo
nidtjt gefd^munben. S)er ©runb, bie 93afi§, morauf mir
hofften, efiftirt freilidt) nodt), unb ift nic^t gering; eg ift
nämlic^ bie ganje vortreffliche Siuffifc^e Slrmee bie einjige
5*
67
i^rcr Slrt, too 9?ationaI*®ci[t öcrbunben mit einer Sapfer*=
feit, bk feiner anbern eigen i[t, aUe^ üermag unb gewijs
alles ausrichten ttjirb, toaS fie unternimmt. Slber geführt
toiU fie fein, angeleitet unb rid^tig gebrandet, too biefer
gilfirer aber ju finben i[t, i[t unS allen unbefannt. S)er
Sieger öon ^ultuSf unb ^ßreug^^^S^lau ift ein ®ott
toeijs noc^ tnaS aUeS au^erbem, aber bie SRufie, bie feit bem
gten gebruar Ijerrfd^t, ift bod^ merftnürbig, baS ^infinfen
2)anjig% wo and) nic^t ein glintenfd^u^ gefc^ol), baS 8lb^
tt)arten ber l^eimfeljrenben SorpS öon 31 tt), ©oult,
Sefeböre^ unb ®ott tüeijs noc^ alleS toa^, welches bie
Slrmee beS SJlapoleon, tt)ie Äalfreutl^ behauptet, um 40 tau^
fenb SKann ftärfer madjt, biefeö obtt)arten, um etmoS ju
unternel^men, ift bod^ arg. S)enn benfe 15ir, ba^ jeit brei
Siagen bie Siebe ift, bajg 93. ^ ettt)aS unternel)men tt)itl, unb
bal5 gerabe Ijeute aüe bie franjöfifc^en 5;ruppen lieber
gegen il^n fieran finb. Sc^ bin jtoar überjeugt, baß nic^t
ia^ aUergeringfte oorgenommen tt)irb, benn an biefem
Sirum lorum l^at er unS nun jd^on feit 4tet|alb SRonat
gegängelt. SBaS au§ un§ werben wirb, weils ®ott. 2)0(^
gebe ic^ S)ir bie Ueberjeugung, baj3 gewife nid^tS gegen
bie Sl^re ^ßreujgenS getl^an wirb, ©in ©eparot^g^ieben ift
ein 2)ing, toa^ wir gar nic^t fennen. 3Rit bem Äaifer ift
fo einer intimirt, in ben (Kabinetten oud^; wir tjaben unö
fo mit Seib unb ©eef an ben guten Sngel üerfd^rieben
(nic^t an ben ISoftor gauft wie 3-^® wollte), ba^ nichts
in ber SBelt gejd^el^en fann, al§ mit i^m unb burc^ if|n.
68
S)tcfc Serul^igung gicbt mir bann firaft, »cnn aUcö in
jd^ttjcrcn ©ciüittcrtootlen neben mir unb um midi ift, unb
ber ©ebanfe, ber granj ben erften \o ftarl belebte, aU er
and) im größten Unglüd toax, "Tout est perdu, hormis
rhonneur, foü mid^ [tarf machen bi§ in ben %ob. **Mais
je suis eloignee d'6tre de l'opinion de Mr. Panclos, **
aussi faut-il dire que lorsque le bon philosophe ecrivit
sa Philosophie, le diable n'avait pas apparu encore aux
hommes sous des formes humaines. ^* Ceci change
beaucoup, et il ne dirait plus que le monde est le plus
beau des mondes. Le climat de la Prusse au reste est
plus detestable qu'on peut ue le dire. Aucun lilas n'a
paru encore, Frederique et moi nous nous promenons
en douilettes Weites et par 2 helles journees nous avons
10 et 15 de froid et vent du nord.
S)iefe§ aüeg tüäre nic^t§, toollte ®ott nur SSerftanb,
guten SBiflen, ©nfic^t, Slu^bauer, ©rleuc^tung geben. De[t*
reid) t|at ber @d|Iag gerührt, benn e§ ift in einer ax[i)aU
tenben Stagnation, ©nglanb jä^tt noc^ immer, barüber
geljen bie, bie nic^ti» me^r ju jäl^ten l^aben ju ©runbe»
@d^tt)eben ttjiU t^ätig fein, bie Qdi tt)irb letjren, ob ba§
ßufammentreffen ber Umftänbe aüeg secondiren tt)irb.
93etet für un^, ba§ ift aUeS, mag id^ fagen lann. S)er
guten Serg taufenb fc^öneg. (Sott, mie merbe id) mid^
freuen, menn id) fie fe^en merbe. 2)er Äönig mirb, menn
er einige bringenbe ®efd^äfte in 2RemeI abgetl^an I)at, nad^
Siitfit jum Äaifer ge^en, id^ bin bann frei unb fann t)iel
69
mit bcm 93art) " fein, fc^rcib' xf)m ba^, ba^ er balb fomme,
bcnn ber Slufcntl^alt ift tüoI)I fcl^r precaire unb tüirb t)on
bcm ®Iäd ober Unglücf feiner SBaffen abl^ängen. 3n
jtoei Siagen ge^et ein ©d^iff ja tDüi)l, bod^ für 2)id^ für
meine SBünfdje ge^el feinS, ba§ ©d^idfal mit ber eifcrncn
^anb tjält aüe beinatie, bie id^ liebe. Sari" ift notirt
unb fd^on gar öorgef erlagen, boc^ ®ott ipeijs wie ber
Jeufel ^^ e§ galten wirb, ia bei H)m fein ®efe^ ^eilig ift
nod^ gilt, ©onft tüirb äRajor gegen ÜJiajor geroed^felt,
allein ba er 5ßrinj unb ber geliebten Ä. öon ?r. " ©ruber
ift ift'§ bie 5^age. —
3Bir finb aüe rec^t betrübt über ben %ob be§ Äron*
prinjen öon ^oüanb; ic^ miU eine neue garbe erfinben,
um ben l^olben QrvexQ ber Hoffnung aßer Safe ju be*'
trauern. — 9Kanc^mat ladt)' id^ nod^, eg tüirb mir aber
l^art eingefaljen. Adieu für l^eute. 2)en 30^^".
1 2)ie Sorte ber 9JZaria Stuart (V. ^tufjug, 6. ^luf tritt) lauten:
3cf) bin üiel
©eftaffet tuorben, boc^ aud) Diel geliebt!
2 3)an5ii3 l^atte fid) am 24. 9)lai ergeben muffen, ©eneral t?on
^alcfreutl) mürbe für feine I)elbenmütf)ige SSert^eibigung jum ge(b=
marfc^aE ernannt.
3 Seinn 5(uguft X^eopf)iI Don S3ennigfen, geboren ju SBraun*
fd^meig am 10. Februar 1745, nal)m aU l|)auptmann am legten gelb*
jug be§ ©iebenjä^rigen ^riege§ 2:^eil. 1773 trat er in ba§ ruffifc^e
|)eer ein. CSr tuar eine§ ber .^ftitpter ber SSerfd)tt)i3rung toiber 5faifer
^aul unb trug bei ber (Srmorbung beffelben mefentlid) ,^um ©etingen
beg 9(ttentat§ bei. 3i^f»^^9e ^^^ fiegreid)en @d^Iad)t bei ^ultu§! ernannte
70
il^n Äaifer ^lejanbcr am 1. ganuar 1807 jum Oberbefehle!) aber ber
ruffifc^en §lmtee; geftorben ju |)annoöer am 3. Oftober 1826.
* 3n einem 5lrmeebefe^t au§ jener geit unterjeid^net ftcf) S8en=
nigfen alg »beS l^eiügen 5lnbreae=, 5ltejanber= 9?ett)§ft)s unb ^nnen=
DrbenS, be§ ^eiligen ©eorgensOrben^ ber ämeiten Ätaffe, be§ l^eiligen
3SIabimir=0rben§ ber gmeiten klaffe, unb be§ föniglirf) |)reu6ifci^en
fd^toaräcn unb rotten ^tbler-OrbenS Dflitter».
5 grieberife.
ß grieberife 5(ugufte donrabine S3et^mann, berühmte beutfd^e
6c^auf|)ielerin, geboren ju ®ot^a am 24. Qanuar 1766, geftorben ^u
^Berlin 1814.
'^ 3luguft 2BiU)elm 3f f (anb, geboren ju |)annot?er am 19. 5lpnl
1759, ftarb al§ 5)ireftor be§ fönigli^en 9^ationaIt^eater§ gu S3erlin
am 22. (5e|)tember 1814. ®r mar ber erfte beutfcf^e (5d)aufpie(er, ber
einen ipreu^ijc^en Orben erl)iett.
8 9Zet), ©oult, Sefebore, fransöfifd^e ajlarf^ölle. S)Ut) »ar
öon 9?apoIeon nadj ber Kapitulation oon Utm, 1805, jum |)eräog oon
(Sld^ingen, ©oult nact) bem 5rieben§fct)Iu6 oon Stilftt jum ^ergog üon
S)almatien, unb fiefebore naä) bem burd^ i()n betoirften galt oon
SJanjig jum |)er5og oon S)an5ig ernannt njorben.
9 ^ennigfen.
10 3öftrott). — S)ie Königin mitt gewife SJlep^ifto fagen. SSon
gaftronj ging, jur Erlangung cine§ günftigen griebenöfd^Iuffe^, bamal§
bk Qbee au§, für ben Kronprinzen um bie fünf Qal^re alte Xod^ter
Sudan S3onaparte§ an^uf) alten.
'1 5tr(e§ ift verloren, nur bie @^re nid)t.
12 5(ber iä) bin toeit baoon entfernt, ber 5(nfirf)t be§ §erm $ancto§
ju fein, aud) mu^ man fagen, bafe, aU^ ber gute ^^ilofopl^ feine ^^ilo*
fopf)ie fd^rieb, ber Teufel htn SJlenfc^en nodj nidjt in SJlenfd^engeftalt ^^
erfd^ienen mar. 5)iefe§ änbert t»iel unb er mürbe nic^t me^r fagen,
ba§ bie 38elt bie fd)önfte aller Selten fei. S)a§ Älima oon ^reufeen
71
übrigen^ ift aBfcf)euIid^er a(S man fagen fonn. 9?orf) blül)t fein fjlicbcr,
fjrieberile wnb id^ gelten in toattirten SJlönteln f|)a5ieren unb auf jtoet
fcf)önc Stagc l^abcn njir jetin unb fünfje^n mit groft unb Siiorbwinb.
13 ©ine gigur in SßoItaireS Caudide. S)ie SSorte, auf weld^e fid^
bie ^leufeerungen ber Königin begiel^en, lauten:
Tout est pour le mieux dans le meilleur des mondes possible*
(9(ae§ ift auf§ S3efte befteüt in ber beften ber möglichen SSelten.)
1* 9?apoleon . . . . ?
^6 |)iema(]ft möre, vorüber anbere ^a^xi^ttn f eitlen, ber JBruber
ber Königin in ©efangenfd^aft gerat^en gemefen.
1'^ 5Inf|)ietung auf 9^a|)oIeDn . . . . ?
^^ Königin Don ^reu^en.
72
37.
(3ln btn SJlinifter |)arbenberg.)
{mai 1807.)
©eim nöd^maligen Sefen meinet Sriefeö an ben Äaifcr ^
bin id^ barübcr erfd^rodEen, bajg mein Sifer für bic gute
@ad)t unb meine SSerftimmung gegen ben ©eneral 93en^
nigfen öiel jn offen unb ftarf auSgefproc^en finb ; id^ fenbe
3^nen baö ©d^reiben jur ©infid^t unb toünfc^e S^re 9Kei:=^
nung über feinen Snl^alt ju tüiffen. 3d^ glaube tt)ai)x^
l^aftig, bafe eö fo nidjt get)t. Snbeffen toenn Sie ber ^n^
fid^t finb, ba^ e§ ben Äaifer nid^t üerbrießen unb nid^t
me^r fdtiaben aU nüfeen toerbe, ba e§ eitoa^ gerabe ^erauS^
gefogt ift, unb bajs e§ mir bie greunbjc^aft beö Saifer^
nid^t entjiet|t, aud^ tt)enn er finbet, id^ foUte midt) lieber
um meine eigenen Slngelegen^eiten fümmern; bann anbei
mein ^etfd^aft jum SSerfiegeln be§ 93riefe§; tt)o nid^t, fo
Verbrennen Sie it)n ober jc^idEen @ie i^n mir jurüdE»
S^re greunbin
Suife*
Sagen Sie mir S^re offene 9Jteinung.
^ 5l(ejanber öon Üiufelanb. S)ie Königin befd^toert ftd^ in bem
Särief über bie läfftge ^rieg§fü^rung S3ennigfen§.
73
38.
(5(n il^ren $8ruber ©eorg.)
Cmtmtl^, 17. Sunt 1807.)
• • • •
Haube an un^, benn lüir glauben an ®ott unb
bie Siugenb. Sn tt|r lebt unb füt|It ber eble 9Kenjcl^ unb \o
erhält er fid^ griebe in feiner Sruft, tnenn beS ©c^icfjaK
©türme über il)m frad^en, tüenn Äönigreid^e untergel^en,
tt)enn ba^ Safter fiegt. Sc^ gebenfc aller berer, bic mid^
lieben, bie um mid^ toeinen. ®eorg, wie rul^ig ift e§ in
mir! S)er $fönig tljut feine 5ßflid^t. @r erhält bie @t|re
ber Station — bie Station e^rt i^n. ®iebt cS ettt)a3
®röl5ere§ im UnglüdE? Slbieu! Sd^ füffe ber guten ®ro6^
mama bie $änbe, bie mid^ fegnen, bie mic^ bie S^ugenb
lieben leierte. ®ott fegne fie bafür! @2 ift fein leerciJ
ffiort 3c^ fönnte e^ oUen Srrenben in bie ©eelc rufen
unb fie retten.
1 S)er anrücfenben fJran§ojen megen I)atte bie Königin auf§ neue
^önigöberg Derlaffen muffen. 9lm 2. Quni mar fie in SJlemel angelangt.
39.
(3(n i^ren S8ater.)
Memel, ce 17. Juin 1807.
Ht ber innigften SRü^rung unb unter taufenb %\)xäntn
ber banfbarften 3öttlid|feit ^ab' ic^ S^ren 83rief üont
3Jlonat Slpril gelefen. SBie Jofl id^ 3^nen banfen, be[ter
järtUc^ftcr SSater, für bie bieten Seroeifc S^rer Siebe, Sl^rer
§utb unb unbejd^reiblid^en 9Satergüte! SBeld^er Xro[t i[t
bicfc^ nid^t für mid^ in meinen Seiben iinb njelc^e ©tär*
fung! SBenn man fo geliebt mirb, fann man nie ganj
ungtüdlic^ fein. — 3c^ l^abe jmei 9Konate fe^r öiet greube
erlebt ; id) toax mit ber guten ^ta ^ oereint unb ^abe ba§
®Iücf ganj genoffen, gretlid^ l^att' ic^ bie Sl^nbung, ba^
e§ nid^t Selol^nung für vergangene Seiben xoav, bie
mid^ fo fro^ gemad^t, fonbern, inbem mein |)erj fid) banfbar
ju ©Ott tt)anbte, fo fü^If id^ beutlic^, ba§ e§ ©tärfung
ju neuen Seiben fein foüte — unb — id^ f^aV mid^
nic^t geirrt! @§ ift lieber aufg neue ein ungel^eure^
UnglüdE unb Ungemac^ über un§ ge!ommen, unb mir ftetjen
75
auf bem ?unft, ba^ Äönigrcid^ ju öerlaffcn, — üicUeic^t
auf immer — ; bebenlen Sie, toie mir babei ift; bod| bei
©Ott befd^toöre ic^ Sie, öerfeunen Sie S^re 3;ocl^ter nid^t!
(Slaubeu Sie ia uid^t, baJ3 Äteinmut^ mein §aupt beugt.
3tt)ei Sroftgrünbe l^ab' id^, bie mic^ über aUeö ertjeben:
ber erfte ift ber (Sebanfc, lüir finb fein Spiel be^ ©d^id^
fafö, fonbern tt)ir ftel^en in ©otteg ^anb unb bie SSor-
fet)ung leitet un§; ber jmeite, toir geljen mit ©l^ren unter.
S)er Äönig I)at betniefen, ber SBelt l^at er e§ bett)icfen,
baj3 er nid)t ©dtjanbe, fonbern @t)re toiü. ^reujgen toodte
nid^t freiwillig ©flaoen^Äetten tragen. 8lud^ nid^t einen
©dtjritt ^at ber Äönig anberS ^anbeln lönnen, o^ne feinem
S^arafter ungetreu unb an feinem SSolfe SSerrätl^er ju
werben. SBie biefe§ ftärft fann nur S)er füllen, ben
lüaljreg @^rgefül)l burdjftrömt. 2)od) nun jur ©ad^e. Seit
bem 7. Suni ging 83ennigfen öor unb l^atte nur SSortl^eüe.
15en 10*^" fam e§ ju einer wirf liefen bataille, ^ bie ganj
ju unferm 9SortI)eiI auffiel unb wobei bie ^reul^cn
fidö ungemein au^geid^neten. SBennigfen ftatt ©ebrauc^
baüon ju mad^en, ben geinb jU verfolgen, ging jurücf;
ben 14*^" fam e^ ju einer bataille, ^ bie fjöc^ft unglücHid^
für il^n auffiel; feine linfe gfanfe warb genommen unb
bie ©tabt grieblanb, woburd^ er feine retraite nefimen
foUte, t)on ben ^^anjofen in 93ranb geftedEt. 2)urcö bicfe
ungtüdElic^e ©c^Iac^t fam Sönig^berg in franjöftfc^c §änbe.
— 93ennigfen fd^on in Silfit immer t)om geinbe »erfolgt
nur nod^ 14 äJieiten üon t)ier, unb ic^ unb meine ffiinber
76
in ber SRotl^ttJcnbigfcit, üKcmcI balb ju ocrlaffen, fobalb al^
©efal^r ift. 2)cr Äaifcr öon Siußlanb war ben jtoci ©i^
birifc^cn inspectionen entgegen gegangen, el^e ber ©petafel
ganj ausbrach, fo bag er noc^ nid^t jurüd t)on SSStUna
ift. 2)er Sönig war bie Qtii gum Vergnügen ^te^er ge^
fommen, ^at aber nur ßeib getroffen wegen be^ Ungel^euern,
toa^ \x6) begab. ®r wirb fic^ teieber mit beut Saifer oer^
einigen (er fifet neben mir unb fagt mir eben taufenb
fd^öneg an meinen SSater), um bag weitere ju befd^üegen ;
ic^ gel^e, fobalb bringenbe @efaf)r eintritt, nad^ Siiga.
®ott wirb mir Reifen ben trüben Slugenbtid jU beftel^en,
wo id) über bie ©renje meinet Sieid^g mufe. S)a wirb eg
Äraft erforbern, aber id^ l^efte meinen S3Ii(f gen ^immel,
öon ba alleg @ute unb Söfe fömmt, unb mein fefter
©laube ift, er fd^idt nid^t mef)r, atS wir tragen fönnen.
3lo6) einmal, befter SSater, wir ge^en unter mit @^ren,
gead^tet unb gefd^äfet öon Stationen, unb werben ewig unb
immer 5^eunbe ^aben, weil wir e^ oerbienen. S33ie ht^
rul^igenb biefer ©ebanfe ift, läfet fid^ nid^t fagen. Scft
ertrage aUe^ mit einer folc^en Siul^c unb ©elaffenl^eit, bie
nur Siu^e be^ ©ewiffeng unb reine ^i^öerfic^t geben !ann.
J)egl^alb fein ©ie überzeugt, befter SSater, baß wir nie,
nie gang unglüdftid^ fein fönnen, unb ba§ mand^er mit
ffronen unb oom ©lud bebrüdt, nid^t fo frol^ ift, aU wir
eg finb. ©Ott fd^enfe jebem ©uten ben j^xkitn in feiner
SBruft unb er wirb nod^ immer Urfac^e gur ^^eube l^aben.
77
[
3loä) cin^ gu Syrern %xo\i, nämlid^, baß nie, nie ctipa^
t)on unserer ©cite gcfd^clicn iPtrb, ttja^ nid^t mit bcr
[trcngften @l^re öcrträglid^ ift unb toa^ mit bem ©attjcn
geltet. S)cnfcn Sic nid^t an cinjcinc ©rbärmlid^fcit. S)er
Äönig [tcf)t mitten im Unglüd c^rttJÜrbig unb d^araftcr*
groß ba. S)ag mirb auc^ Sie tröften, ba^ tüciß icft, \o
tt)ie alle, bie mir anget)ören, ©eorge, Sari unb Dntel
©rneft. 3ci^ lege mid^ ber guten ©roßmama ju 5öB^"
unb bin auf eroig 3f)rc treu get)orfamfte, ©ie innig liebenbc
3;oc^ter, unb (Sottlob, baß id^ e§ fagen barf, ba mid^ S^re
@nabe bagu berechtigt, 3f)re greunbin
Suifc.
b. 24. Suni.
9iod^ immer finb meine Sriefe l^ier, ujeil nid^t nur
ber SBinb, fonbern ber Sturm contraire ift unb aUt^
§Iu§Iaufen ber ©d|iffe unmöglid) ift. 3d^. fc^ide Sinnen
einen fidlem 33?enfd^en unb faf)re fort, be^l^atb SRac^rid^ten
öon l)ier mitgut^eilen. Sennigfen ift l)inter ber 9Kcmet
unb öon t)ier au§ machte er einen SBaffenftiUftanb auf
4 SBod^en. Sg ift aüe^ öon ber grünen* ©cite fo ab*
gefpannt, baß fie aüe nac^ bem Delä^eig äd^jen unb er
mirb öermutf)tid^ i^nen unb un§ werben, nur erlaube man
mir ju jUjeifeln, baß er jemals grüne unb blüt)c. — Oft*
mafö Hart fid^ ber ^immel auf unb bie ©onne fd^eint,
ujenn man trübet SBetter öermutl^et; eg fann aud^ ^icr
78
fein; nicmanb ttjünfd^t c^ fo tüte id^, bod^ SBünfd^c finb
nod^ leine feften S3afen unb uoä) ipemger Siealität. SKfo
aüt^ t)on bir bort oben, 2)u SSater ber ®üte! — SRein
ßutrauen foH ntd^t »anfen, aber l^offen !ann td^ nic^t mel^r.
3d^ berufe mid^ bemnad^ auf meinen Srief, e^ ift meine
©eele, e§ ift mein ^erg. ©ie fennen mid^ gang, toenn ©ic
il^n lefen, befter SSater. Sluf bem SBege beg Sied^tö leben,
fterben, ja ujenn e^ fein mu§, S3rob unb ©alg effen, nie,
nie ujerb' ic^ unglüdlid^ fein* SRur l^offen lann id^ nid^t
mel^r. 2Ber fo tt)ie id^ öon feinem §immel ^eruntergeftürgt
ift, fann nid^t mel^r ^offen. Äommt baS ®ute, o ! fein
üKenfd^ ergreift, genießt, empfinbet e§ banfbar fo Xüit id),
aber l^offen fann id^ nic^t mef)r. Sommt Unglüdf, fo fe^t
eg mid^ auf SlugenblidEe in SSerujunberung, aber beugen
fann eg mid^ nie, fobatb e^ nid^t üerbient ift. SRur Unred^t,
nur Unjuoertöffigfeit beg @uten unferer ©eit^ bringt mid^
ju @rabe, ba fomm id^ nic^t l^in, benn mx fte^en l^od^.
©el^en ©ie, befter SSater, fo fann ber geinb be§ SReufd^en
nid^tg' über micft. S)er Äönig ift feit bem 19. mit bem
Saifer öereint, feit geftern finb fie beibe in Xaurogen nur
ein paar SJieilen üon S^ilfit, ujo Slapoteon ift. Sd^ bin
gu Sliren güfeen gang bie 3^rige
Suife.
1 grieberife.
2 söei |)eil§berg.
3 33ei grieblanb.
* 9luffifc^en.
79
40.
(%n ii)xtn SSater.)
{mtmtl, 12. guli 1807.)
• • • •
'er gricbe * ift gefd^Ioffen, ober um einen fc^merj*
tid^en 5ßrei§. Unfere (Srenjen ujerben fünfttg nur bi^ jur
@tbe gelten ; bennod^ tft ber Söntg größer aU fein SBiber*
fac^er. SRadE) S^Iau ^ötte er einen öortl^eill^aften x^xititn
mad^en fönnen, aber ba ^öttc er freiwillig mit bem böfen
5ßringip untcrl^anbeln unb fid^ mit i^m öerbinben muffen
— je^t ^at er unter^anbelt, gezwungen burd^ bic 3loÜ),
unb toirb ftd^ nid^t mit if)m öerbinben. S)ag tt)irb Preußen
einft Segen bringen! SBir finb moralifd^ frei geblieben;
bag tüirb gur potitifd^en greifieit fül^ren- 3c^ bin gewiß,
lieber SSater, 5ßreu§en wirb biefer fd^mä^tid^e grieben unb
bie 9lrt unb SBeife, wie er gefd^loffen, wenn id^ eg aud^
nid^t erlebe, über furj ober lang ©egen bringen. Slud^
^ätte ber Sönig nad^ @^Iau einen treuen SlHiirten öerlaffen
muffen, bag wollte er nid^t, ber bie Xreue unb SQSa^rl^eit
felbft ift. 3lod) einmal : biefe ^anblung^weife be^ Äönig«
wirb sprengen einft ©tüd bringen. !Dag ift mein fefter
®Iaube.
1 Qu ber 9Jlittemac^t§ftunbe üotn 9. auf ben 10. 3ult toax ber
griebenSöertrag ju 2:ilfit unterjetd^net Sorben.
80
41.
(5(n ben ^roibft |)anftem. i)
üKcmct, 31. Sluguft 1807.
Iriflung gum SBol^It^un toav oon jel^cr ein l^croor*
ftec^enbcr 3^9 in bem S^araftcr ber berliner; nie aber
f)at biefer [ic^ fd^öncr cntoidelt, at^ in bem eben beenbigtcn
unglüdlid^en firiege unb burd^ bie t)on Sitten, tDürbiger
^err 5ßrobft, angejeigte ©tiftung jum Untcrfialte, jur
©Tjie^ung unb jum Unterrid^t unbcratöener Stnabcn öon
armen noc^ lebenben ©ttern. gür SBaifen fe^It e^ nid^t
an ©tiftungcn mand^crtci 2lrt, aber an §ilf§bebürftige au§
ber gcnonnten Stiaffe toar bi^fier noc^ nic^t gebadet. S)iefe
Slnftalt oerbient ba^er allgemeinen 2)anf nnb Iebl)afte
I^eitna^me.
3c^ aber bin fe^r gerührt burd^ ben garten 93ett)ei§
oon Sichtung, Vertrauen unb Siebe, ben bie Stifter nac^
S^rem Schreiben öom 12. biefe^ ajionatö mir baburc^ ge=
geben, bafe fte bie Stiftung nac^ meinem 5Ramen nennen * unb
unter meinen ©d^u| ftellen moUen. ÜKit greuben ne^me id)
nic^t nur beibed an, fonbern übernehme auc^ bie nad^ bem
©tat auggemittelten Unter^altung^foften für oier äögünge,
6
81
tnbcm ii) Sic, $crr 5ßrobft, crjud^c, jold^c augguttjö^lcn unb
nod^ Snl^alt be^ Sieglemcntg ber ©tiftgorbnung tl^ncn einen
SSormunb ju fe^en. Seifommenbe 100 ©tüd griebrtd^^b'or
bitte id^ jur erften ©inrid^tung ber Slnftalt ju üernjcnben-
S)er Shieg, ber \o oiet unöermeiblic^e^ Uebel über bic
9lation brad^te, beren SanbeSmutter gu fein mein ©tolj
ift, \)at qu6) manche fd^öne grud^t gur SReife gebrockt, unb
für fo öiele^ Oute ben ©amen au^geftreut. bereinigen
loir unö, i^n mit Sorgfalt gu pflegen, fo bürfen wir l)offen,
ben aSertuft an SKac^t burd^ (Sewinn an Xugenb reic^*
lid^ ju erfefeen.
©ie, ^err 5ßrob[t, l^aben rebtic^ ba§ S^rige get^an,
nad| biefem 3^^^^ l)injuleiten. SRel^rere S^rer ttJÜrbigen
Slmt^brüber l^aben mit S^nen gewirft, ©ie ^aben baburc^
in ben Berlinern ben Oeift erwedt unb erl^alten, in wel*
d^em allein man [id^ im Unglüd mit SBürbe betragen lann.
S)aburd^ ift bag 95anb ber Siebe, melc^eS bie Station mit
i^rem ^errfd^er oerbanb, nur um fo fefter gefnüpft worben^
fott)ie bie greube be^ SBieberfefienS, toonad^ bie ©el^nfud^t
toec^felfeitig groß ift, befto reiner fein wirb.
S^re
wof)Iaffectionirte
ßuife.
©ottfrieb ^Tuguft Subwig üon |)anftcin, beutfd^cr St^cologc,
ijreuBijc^er Oberconfiftorial^ unb @d)ulrat§, 3)om|)robft ju SBcrlm,
geboren ju 9Jlagbeburg am 7. <Btpitmhu 1761, geftorben ju SBerlin
am 25. gebruar 1821.
2 fiuifenftiftung.
82
42.
(5tn ifire @cf)tt)efter fjrieberife.)
(©ommer 1807.)
►q^ für ©d^rttte ic^ gctfian ^obe/ um 5ßrcu6cni8
Sd^idEfal ju milbern, unb tote menig [ie mir gelungen
finb, bog toeig bie SBelt; aber id^ toax fie alg licbenbe
©Qttin bem tönig, at^ gärtlidtie 93?utter meinen Sinbern,
als Königin meinem SBotfe fd^ulbig. 2)ag ©efü^t meine
^flid^t erfüllt ju ^aben, ift mein einziger Sol^n.
1 3)ie Königin Iiatte fic^ am 4. 3uli, bem SBerlangen ^apoiton^
entfiprec^enb, üon Wltmd au§ ipcrfönlic^ nad^ 2^ilftt Begeben, ttjo ftc^
bie 9Jlonarc^en aufhielten. Qn ^iftupönen, einem S)orfe bei 2:ilftt,
na^m fie im ^farr^aufe SQ3ol^nung. Sßor ber am 6. Suli ftattgefim*
benen erften ^Begegnung mit 9^a:poIeon jeid^nete bk Königin bort in
i^r 2^agebuci^ ein:
„SSa§ mid^ ba^ foftet, meig mein ®ott. 3)enn menn id^ gleid^
ben 9Jlann nid^t l^affe, fo fel^e id) il^n bod^ als ben an, ber ben i^önig
unb fein fianb unglüdlic^ gemacht l^at. ©eine 2:alente bewunbere id^;
aber feinen S^rafter, ber offenbar ^interliftig unb falfc^ ift, fann id^
nid^t lieben. §öflic^ unb artig gegen i^n ju fein mirb mir fd^itjer
6*
83
lüerben; boc^ ba§ ©c^ttjere wirb einmal üon mir geforbcrt; D:pfcr ju
bringen bin ic^ gemol^nt." —
3)te |)offnimg ber Königin, bnrd^ i^rcn ©inflnj auf ^apoiton
günftigere fJriebenSbebingungen ju eräiclen — „^rcujen aud^ nur ein
3)orf 5U erl^alten" — Ratten \i^ nid^t erfüHt.
Wm, 8. 3uli fc^rieb ^apoi^n feiner ©cmal^Iin, ber Äaifcrin 3o*
fep^ine, t)on 2^ilfit au§:
„3)ie Königin üon ^reujen ift in ber ^at l^öd^ft anmutl^ig, tjon
bejaubember fjreunblic^feit gegen mid^. 3)od^ — id^ bin ein SBad^S*
tuc^, über weld^e^ bie§ §llle§ nur itjeggleitet/'
84
43.
(5(it fjrau t)on SSerg.)
(©c|)tembcrl807.)
• • • •
Itcin fornntt^ unb mit if|m gc^t mir micbcr
ettoag Sic^t auf. S)ocl^ ß^^^^ft 9^^^^ ^^ "i^t ^^"^ ®^I^^
ftönbigfeit, unb m ift biefe jcfet in bcr S33elt? SÄarfc^aa
©oult ift ein entfe^tid^cr 9Kann, unb fä^rt er fo fort, fo
l^ält er un^ gefangen l^ier in SDlemel — Saläre lang.
5)enn er tf)ut toa^ er UJill, unb ift recftt gereift in ber
©d^ule, bie if)n erjog.
1 ^arbenberg hjar t)or ^Beginn ber ^ilfiter grIebenSunterVnbs
lungert auf au^brüdlid^ften $8efef)l 9^a|)oIconS üom Äönig entlaffen U)or*
ben. Sn biefer S^otl) luanbten fld^ ^Eer S3IidEc lüieber auf Stein, ber
fic^ nad^ beut x^m ju tlieil genjorbenen ungnäbtgen ^bfc^ieb tief ge*
fränft auf feine 33efi^ungen in S^affau jurüdge^ogen. S)ie ^rinjefftn
Soutfe9labäitt)in, Stod^ter be§ ^rinjen gerbinanb t)on ^reugen, unb
$arbenberg rid^teten, üom Äönig beauftragt, ha^ bringenbe (Srfuc^en
an ©tein, bie fieitung ber ©efc^ftfte ujieber ju übemel^men.
^arbenberg fc^rieb: „SOlu^it id) nid^t barauf rect)nen, bafe Sic
jebe |3erfÖnIict)e Df^üdEfidjt bei ©eite fe^en werben, um bie SSefriebigung ju
85
l^aben htn (Staat ju retten, bem @ie feit gi^rer Sugenb il^re Gräfte
gettjeil^t IiaBen? ©ie ftnb in ber X^at ber (Sinnige, auf htn aHe guten
SBaterlanbSfreunbe il^re Hoffnung fe^en; würben @ie fic^ itjeigem, fic
ju erfüllen? — ©§ ift üon ber größten SSic^tigfeit, ^a% ©ie fid^ ol^ne
3ögem jum ^önig begeben. 3)ie erften 5(ugenblide itjerben bie größte
Sorgfalt erforbem. 3)er ^önig wirb Ql^nen beftimmt fein ganje§ Sßers
trauen fc^enfen, unb Q^nen bie Sorge für bie SSieberl^erftcHung be§
@taat§ mit ber SSa^I ber 9JiitteI unb ^erfonen überlaffen. Sßon bem
U)a§ jtrifd^en Ql^nen beiben oorgefallen ift, feg niemals wieber hit
[Rebe. S)er Äönig l^at burd^ ha^ Unglüc! t)iel gewonnen, unb feine
§lu§bauer mad^t i^m @^re. treffen ©ie bit redete SSeife bie ®efd|äfte
mit if)m ^u bel^anbeln, fo werben ©ie it)n ju Willem beftimmcn wa§
gut unb nü^Iic^ ift, mt mir biefeS ooHfommen gelungen war. SBer«
meiben ©ie befonberS ba^ 5lnfe^en, if)n regieren ju motten, ©r befi^t
bie gute (Stgenfd^afr^öiberfpruci^ ju ertragen unb benjenigen ju fc^ägen
ber il^m bie SQ3aI)r^eit fagt, wenn e§ mit ber ©^rerbietung gefd^iel^t bie
man bem fjürften f^ulbig ift, o^ne $8itter!eit unb au§ wat)rer Siebe
für i^n unb feinen S)ienft."
3)ie ^rinjeffin fct)rieb: „^on Qlinen ^offen wir Xroft unb
SBergeffen ber Unbilben, welche ©ie oon un§ entfernt, unb beren fid^
p erinnern ©ie ju grogmüt^ig fei)n werben, ju einer ßtit wo berjcnige,
welcher ©ie beleibigt l^at, nur nod^ gi^re ^^^eilnal^me unb ^l^re ^ülfe
oerbient. könnten ©ie fic^ unfern ^Bitten ent^ie^en? könnten ©ie
biefeg Sanb unglüdflid^ unb öerlaffen fe^en, unb i^m biefe STalente,
biefe (Sinfic^ten oerweigem, bie attein un§ nod^ oon unferem tiaUt
erlieben fönnen? ©arbenberg l^offt nur auf ©ie, er fte^t für feinen
|)erm feine $)üffnung aU in S^nen, unb wenn ©ie un§ nid^t jurüdf*
gegeben werben, wenn ©ie ben SSünfd^en berer ni(^t folgen, welche
©ie oerlangen unb fle^entlid^ forbem, waS foH au3 biefer traurigen
3u!unft werben ? — 3d^ gebe ju, ©ie aufforbem unfer Soo3 ju t^eilen,
l^eigt ©ie ber größten O^jfer ftt^ig galten, unb man l^at 9iid^t§ getl^on
um fte ju oerbienen; aber Q^re ©eck ift ju ebel, um ftd^ in biefem
§lugenblic! ber S3eleibigungen p erinnern, unb ic^ tenne ©ie ju gut
um nic^t oerfict)ert ju fct)n, ha'b wenn ©ie ^ier wären, ©ie o^ne SBe*
benfen ^ur |)ilfe biefeg fo unglücfUd^en gürften fommen würben."
®raf fjin teufte in, ber preußifc^e ©efanbte in SSien, fd^rieb: „@ie
attein werben im ©taube fet)n, mit frftftigem 5(rm ba^ Ungeziefer ber
86
6elbftfüd^tigen, ber SBcrrätl^er, unb waS eben fo fc^Ied^t ift, ber S)umm=
föpfe auSjurotten, weld^e ben ©taat bi§ in feine ©runblagcn unter::
graben l^aben nn\> bie üorjüglid^fte Urfac^e unfereg Sßerberben^ ftnb."
fjrau üon S3erg fc^rieb in golge obiger SKittl^eilung ber Königin
unterm 23. ©eiptember üon ^Berlin au§ an ©tein : ,,@eit 22 gal^ren
bie x6) Sie fenne, folgte i^ 3^^^" immer mit ber ^^eilna^me meldte
ein über fein gal^r^unbert erliabener G^arnfter einflößt; ©ic ^abtn il^n
bcwiefen burd^ bie 'äxt wie ©ie eintoilligen ju unS äurüdjufel^ren.
3e^t rul^en nUe unfere Hoffnungen auf 3^"^"; »eld^e Aufgabe einen
©taat äu ergeben unb ju ftü^en, ber aEein eineg S^ageS tt)enigften§
t>a^ nörblid^e 3)eutfciölanb lüieber aufrid^ten unb bie ^ned^tfd^aft brechen
fann, ujelc^e ba^ je^ige unb ba^ jufünftige ©efd^Iec^t entfittlid^t unb
Derberbt, fiaffen @ie fid^ alfo bod^ nirf)t burc^ bie erften Unbequemlid^*
feiten abftoßen ; irf) benfe mit gittern an bie SJlöglic^feit ha^ ©ie fid^
aufs neue entfernen fönnten 3c^ bitte ©ie fid^ ber Königin ju
näl^em; wenn ©ie bie 9?ein^ett i^reS 3öefen§ fennen, fo werben ©ie
i^r beiftimmen unb fie lieben, ©ie üerfd^mäl^t bie fleinen 9)littel weld^e
i^re 9Jlad^t i^r geben fönnten, man muß fie um fo Ijö^er ad^ten. (S§
ift in bem ®efü^l i^rer ^flid^t al§ ©attin ba'^ fie fict) l^ingiebt unb
aUe SfJeigungen unb SKeinungen be§ ^önig§ t^eilt, ba% fie biejenigen
Dertlieibigte, welche er oertl^eibigte; fönnte man i^r barauS einen S8or=
iDurf machen? Qnbeffen ift ba§ Unglüd ber 3eiten fo groß unb fo
graufam gemefen, ba^ itjxt klugen über oiele 2)inge geöffnet finb. ©ie
ift 9Kutter, unb bie gufunft i()re§ ©ol^ne§, i^rer ^inber fann fie nic^t
gleichgültig laffen ; ba§u Ijttngt fie innig an i^rem 2anbt. S)ie Königin
ift nic^t geeignet in ba^ ©in^elne ber SBerioaltung ein^jugefien, \va^ au6)
im allgemeinen für bie grauen nicftt pa^i, benn e§ bringt fie in ju
ijiele SBer^ältniffe unb fd^abct baburd^ o^ne irgenb einen Sßortljeil ber
(Sinfact)^eit unb (SJIeic^mögigfeit be§ fiebenS, biefer £lueHe fo oieler
Xugenben; aber bie Ä'Önigin muß eine ©tü^e finben; fie muß fie finben
für jeben fittlic^en 3^^^^/ \^^ ©ic^erung ber Umgebung beS ^ÖnigS
gegen SDlenfc^en bie feine unb beS fianbe§ SSol^lfabrt unb @^re in &t=
fa^r bringen, für bit ©r^iel^ung i^re§ ©ol^ne§ unb für jeben g^^ec!
ber bie SBürbe be§ ^öniglictien §aufe§ unb ba^ SSo^l be§ ©taateg ju
crl^alten bient. ©el)en ©ie alfo biefe ©tü^e; (äffen ©ie fid^ burd^ bit
erften Unbequemlid^feiten nid^t aufregen unb abftofeen. 3^r S3eruf ift,
fid^ be§ (SJan^en ^u bemct(^tigen ; oerfennen ©ie biefen S3eruf nic^t.
87
Sic iuiffeit augerbem, bog man nur bann groge S)mge crrcid^t, tocnn
man ^EeS öcreinfad^t, ^EeS auf eine Buellc, auf einen einzigen Ici=
tenben ©runbfa^ jurücffül^rt. ©o wirb e§ aud^ Sinnen gelingen, unferc
unglücflid^en Ueberbleibfel ju fammeln unb barauS eine neue Drbnimg
ber 3)inge aufjufübren."
3n @tein§ ©(^reiben an ben Äi5nig, in itjeld^em er fid^ jum SSiebets
eintritt in ha^ SDlinifterium bereit erflärt, l^eifet eS: „Qn biefem §lugen=
blic! be§ allgemeinen UnglücfS wäre e§ fe^r immoralifd^, feine eigene
^erfönlid^feit in ?lnrec^nung ^u bringen, um fo me^r ba @ure SD'lajeftftt
©elbft einen fo ^of)tn S3eU)eiS üon ©tanbliaftigfeit geben."
88
44
(5(n grau üon 53crg.)
(Kernel, @e|3tember 1807.)
»ie cg un§ gcl^t, ift nid^t gu glauben, ©cftcrn
erhielten loir 5Rac^ric^tcn üon Änobel^borf* quo 5ßarig,
ttjo er bel^anbclt toirb rote ein Said, ©eine SSorfteflungen
an 5RapoIeon ju bringen, ift i^m unmögticft, ba er nur
einmal unb tt)ic öon ungefähr öorgelaffen tüurbe. 2)er
$ßring öon öaben unb Sambacereg^ roaren im Qmmtx,
unb SRapoleon ^at i^n aufgenommen roie ein Srümd^en
SBrobt. 2)ie Umgebung 9lapoleon§ ift ebenfo geftempelt;
unter anberen l^at S^ampagn^ ' gu Änobel^borf gefagt,
„man merbe fe^en, roie ^ßreufeen fic^ je^t benel^men toürbe,
^offentlid^ pbfcft nachgiebig gegen be^ itaiferS SBillen, —
benn aüe ©d^ulb liege an un^, an unferm böfen SBiüen,"
obgleid^ ber gneben^traftat üorliegt! SRad^ unferm SSer*
galten mürbe g^anfreic^g SSerfa^ren gegen un^^ für bie
3ufunft eingerid^tet merben u. f. m. ©o mirb auc^ je^t
ein 5:i|eil bon ©c^lefien noc^ fortgeriffen, ber unS boc^
89
au^brüdlidö beim griebcnSabfcl^tug unter bem Sflamtn SReu^
fd^Iefien öorbe^alten war, unb afö Änobcföborf barübcr
SBorftellungen machte, \)at Sfiampagn^ gejagt, eS ipäre ein
@d^reibfef)Ier unb ein 3rrtl^um ! Sagen ©ie fetbft, ob i>a^
nid^t jum SSergmeifeln tft! 214 ^ein ®ott, toarum l^aft
2)u ung öerlaffen! 2Bo bleibt benn Stein?* 2)ieg ift
nod^ mein lefeter 2;roft; großen ^ergenö, umfaffenben
©eifteg, meig er üieüeic^t Slu^mege, bie unS nod^ verborgen
liegen! —
i fjriebric^ SSil^eltn üon ^nobeUborf, geboren p SBerlin im
Qal^re 1752, preujifd^er ®eneral=fiieutenant, toielfad^ ju biplomatifd^en
SQiiffionen toermanbt, war nad) $ari^ ö^fci^idt, um günftigere SBe«
bingungen bei 3(u§fül^rung ber fjrieben^beftimmungen ju erwitfen.
©eftorben m Berlin am 19. 5rpril 1820.
2 gean SacqueS 9iegi§ be ©ambac^r^S, geboren ju 9D'lont:peIIier
am 18. Oftober 1753, au§ einer alten Suriftenfamilie ftammcnb, früher
§n)eiter ßonful, nac^ 9^apoIeon§ ^^^ronbefteigung jum (Sr^fangler be§
9fieicf)§ ernannt, übte auf ben (SJang ber innem §rngelegen]^eiten bcn
größten ©influg au§. ©eftorben ju' $ari§ am 5. WdJ% 1824.
3 gean S3a^)tift 9^om|)fere be ©l^ampagnt), geboren ju Sftoanne
in gorej am 4. ^Tuguft 1756, früher ©eeoffi^ier, 1804 SKinifter beS
gnnem, 1807 äJ^inifter be§ ^leugem, 1808 jum |)eräog oon ©aborc
erhoben, ©eftorben ju $ari§ am 3. 3uli 1834.
* ©tein traf am 30. September in äJiemel ein unb Iiatte am fol«
genben Stage ^tubien^ beim ^Önig. 9(m 2. Oftober erl^ielt er ben
rotten 9(b(er=0rben.
90
45.
(an i^reit SBruber ÖJeorg.)
üKcmcI, bcn 7*^«, 8^"* 1807.
feoben rüill id^ mid^ gerate nic^t, aber beiläufig mufe
id^ boc^ jagen, ba^ eS erft 6 U^r frü^ ift, unb ba§, ba
ber Courier ^eute frü^ fort foU nad^ S3erlin, id^ meinen
Schlaf öerjd^eud^te, um @ud^ ein. paar SüUn ju fc^reiben.
2)enn »enn eS jemanb üerbient, bafe man i^m Opfer bringt,
fo ift e§ mol^I niemanb mel^r atS 2)u, beffen folianten id^
geftern um 6 Ul^r befam. 3!)er geftrige Sag mar fomplet
einer öon benen, bie ba Reißen, fie gefaüen mir nid^t, bod^
nur äugerlic^, gottlob! @^ mürbe ben gangen 5:ag nid)t
Xag, regnete nur einmal, unb alle äßenfc^en gingen in
©tiefetn über bie ©trage, um nic^t jU öerfinfen, SBeiber
unb iDiäbc^en. Sin fd^öner grauer ^immel, ber aüt S3Iidfe
gen ^immet öerfc^euc^tc, eine lobten * ©titte, mit einem
SBort, lieber ©eorge, fo eine ©e^nfuc^t nad^ Sriöfung auS
^reufeen, bie bcinal^c in ^eimme^ ausartete, öertieg mid^
weniger aU jemals. S)a fam aber Sabfal bie j^üüt,
91
2 Couriere, bcr eine cttoag frül)cr mit 2 SBricfcn öom
lieben Bary,* ber anbete mit beinern l^immtifd^en, unb
ttjieber 2 95. t)on ber SBerg unb einem öon Il^ereje' au«
Paris, oI)ne ßart jeincn gu öergeffen. S(^ toar gerabe bei
SDlarianne*, aU iä) bicje @clö8|c befam, unb mußte mic^
alfo gcbulbcn bi§ nad^ $aufc, um biejeg aüeS gu savou-
riren. * 5)a jd^crtc idö w^i<^ iii «^^iii Äämmertein, unb
t)crbrad^tc ein paar ^crrlic^c ©tünbtein gang aOein, 3)er
Sönig ging unb fam, aber ic^ lag fort unb ttjar red^t frol^.
atfo taufcnb ©anl, beftcr George, für bein Sabfal, e« l^at
l^errlii^ geroirlt. S)cinc Siebe unb beine 3"f^i^l>^"^^it ^^^
mir ift gewiß eine ber füßeften 93eIoI)nungen für bie liebenbe
93ruft, unb gewiß, lieber ®eorge, bu lannft außer ©orgcn
fein; id) ermübe gewiß nid^t. ©tein'S Snlunft be*
rul^igt mic^ auf öiele SBeife, aber eg l^at benn aud^ fd^on
böfe ©töße geloftet wegen Beyme.« ©iefer l^at ftd^ fel^r
ebel benommen unb ben König um feinen Slbfd^ieb ani
bem Äabinet gebeten. 5)a§ machte freiließ ber ©ad^e eine
(Snbe, aber ben Jfönig fi^mergt e«; unb bann war bicfei^
bodö nic^t ein (Sntjc^Iuß unb eine ©ad^e, bie in einer
©elunbe abgemacht war, unb bie ©elunben, bie bagwifc^en
picf picf machten, waren ©rbftöße, bie oiel ©d^wefel unb
böfe S)ünfte auswarfen. 3Rt\)x lann id^ nid^t fagen, an^^
malen lannft bu e§ bir aber bod^, unb fpred^en mit nie*
manb al§ ber Serg unb ^apa, wenn bu wiüft S)abet
bemerk ic^ noc^ ein«. 3c^ glaube, in SBerlin wirb man
ben neuen Kammer -^räjibenten erft burd^ biefcn
92
Courier crfal^ren (er i[t nämtic^ an ©c^tcimfe' ©teile),
jprec^e alfo lieber gar ntd^t baoon, bamit mtin 3lamt nic^t
applaudirend, nic^t mifebilligcnb in biefer ©ac^e crfd^eine.
SBenn nur ©tein in jeincn formen ^err i[t, unb immer
weniger fein luill, afö er ift, bann geltet bic ©ac^e. Dis-
sentiren nic^t disputiren « ift bie ^auptfac^e unb öiel ®e-
bulb. 2)er Äönig l^ängt an fünfter elirerbietiger g^rm
fel^r, unb Hardenberg ift einjig barin. Umftra^It öon
2;ugenb trat er immer alö ein SSerflärter herein, machte
feine SSorfteUungen mit einer Slrt, bafe ber König immer
Äönig blieb, unb baö ift öiel. — 2)ie geftrigen Siac^ric^ten
au^ Paris finb nii^t fo grau, roie gemö^nüd}, o^ne im
geringften ^etl ju fein; aber baöOrau rü^rt fic^ etmaö
f reunblic^er. S^eref e f c^reibt mir — ^ II me parait qu'en
general il y a uu changement eu bien, 11 me semble
qu'il y a plus de cordialite, et moi meme oii me traite
avec plus de destinction depuis quelques jours. S)iefe
felbe Semerfung mac^t aud| Knobeisdorf. 8l(^, George,
2)u fannft nic^t glauben, roenn ein Sag nur nic^tö noc^
üblere bringt, aU ber t)or^ergel)enbe, mie man ba fc^on
jufrieben ift. 3a e^ ift tüeit getommen. 3c^ flage nic^t
me^r über bie folgen be^ fürchterlichen griebeng. 9lacf|
folc^' einem unglüdEIic^en Kriege mufete man fic^ auf Opfer
gefaxt machen, n)ir bracf|ten unerhörte; aber mir mußten
ung unter ba§ eiferne ©c^idEfal beugen, unb jebe^ fuc^te
Kraft ber ©eele, um bie nun einmal eingetretenen, not^^^
menbig gemorbenen Opfer ju bringen. 2)ocf| bie SBiüfür
93
jtt ertragen unb ein Spiet ber Saune ber SWarfd^äfle unb
employes t)on granlrcid^ ju »erben, baju l^atte feiner,
leiner mel)r Sraft, unb id) war biefe teilte Qüt nid^t tool^I,
benn eS fam n^ieber t)iel infames {ufammen. 2)od^ tnenn
fic^ ber graue Stumpen^® nur etma^ fanfter regt, bann
lann e§ noc^ beffere läge geben, wenn man nur billig
gegen ung ift fo gebe id) and) mein le^teS l^er ol^ne
äRurren. ^dj öerjage nic^t für ba§ innere SBo^I beg
ßanbe^, bag Slenb ift je^t o^ne ©renken, allein eg ift
noc^ mandie Äraft unermactit, mand^e Queue nid^t auf^»
getrau, bie bod) mo nic^t Segen, iod) ®rfa| bringen fanm
Unb ber grofee Süieifter^^ ift ja bei un^, ber biefeg aüeiJ
beleben fann unb roirb, ha ZaUnt unb SBiUe, ^aft unb
gncrgie beifammen ift. — ffiann mir un^ übrigen^ in
S3erUn mieberfe^en ? ba^ meig (Sott ! — unb bag lümmert
mic^ in meiner je^igen Sage mel)r aU jjemate, benn nur
Serlin ift gut ju foId)en expeditionen.
5)u ge^ft nic^t nad^ Paris, auc^ ein S^roft, benn ic^
^abe bie Ueberjeugung, bag bie Sfteifen eigentlid^ nichts
Reifen a(g ia^ fie t)ie( ®e(b foften; bod^ auf ber anbem
©eite, fobatb man fie öon einem »erlangt, muß man fie
nic^t augfd|Iagen, benn bie 83erul)igung, fic^ fagen gu
fönnen „Su ^aft aUeg getrau" ift man f ic^ in ber l^eutigen
3eit fi^ulbig, mo man nur öon inneren Capitalien lebt
SBie oft, menn afleg l^icr öerjtoeifelte, trat id) auf unb
bat, man möd^te mid^ nac^ Paris fd^id en, id^ fc^eue nid^tö,
mag Sftec^t ift. ©tein fagt' ic^ biefe^ aud^ unb er antwortete
94
mir> nod^ nid^t! 2)ic ad^tung bcg Äaijcrg ift mir
gctoife unb er jagt ftctg ®utcg unb Sicbcg üon mir.
S^crcfcng Sricfc fagcn baffclbc. @r fclbft \pxa6) mit mir
in Su^brücf cn, fagtc fic **»qui ont fait du bien ä mon
coeur'', i^r Ic|ter öom 20*^" 7breii ^^^^ gcfdönebcn
einen Slugenblicf nad) bec ^Jräfentation bei ber Äaiferin,
XDO il)r bie njieber fagte — ^*je saisie cette occasion pour
Vous rendre tout ce que Tlmp. m'a dit d'agreable sur
Votre compte. L' Emp. m'a feile dit, m'a beaucoup
parle de la Reine de Prusse : il dit qu'elle est la femme
la plus aimable et la plus interessante et qu'il regrette
bien de ne l'avoir pas connu plutot — S'il a eu des
preventions, il en est bien revenu, et il a bien regrette
que la politique a ete plus forte que sa volonte I —
Voila la quintessence de ce qu'elle m'a dite et repetee
de dififerentes manieres. SDieje Sleufeerungen gujammen*
genommen geben mir ben Oebanfen, bafe feine ©itelleit
gejd^meic^elt inxd) eine Stimme, bie mit S33ürbe unb
Änftanb Siedet forbert, mit formen, bie feine Sinne
befted^en, in bem reinften Sinn genommen, \>od) etma^
®uteg für ben König unb 6 üRißionen unglüdEIic^er üRen*
fc^en l^eröorbringen lönntc. @g ift ein großer ©ntfc^Iuß
unb eine Königin, bie felbft bittet, etloaö Uner^örteg!
aber ic^ t^u' eg, fobalb id^ I)offen lann, nur tiwa^ ®uteö
gu ftiften. —
S)u forberft SRac^ric^ten öon meinen Äinbern: fie finb
aUe lieb unb gut. grife giebt bie fd^önften Hoffnungen,
95
fein ^crj ift gut unb öicl ®cift unb SBißbcgicrbe; 'nur
feine SJianicren finb nodj detestables^* unb erf orbern all'
meine Strenge unb Slufnterffamleit; benn bag Sleufeere
^at gar ju üiet ßi^W^w^^nJjöng mit bem Snnern, ©er
lieber mit bem ©Qenbogen ftögt al^ mit ber §anb janft
unb l^öfUdö (ttad^ Umftänben) fc^iebt, um etwag l^in^
roeg jU räumen ober jemanb aufmerifam jU mad^en
u. f. m., ber ^at etroa^ ä\)nlxdjt^ in feinem Oemüt^,
n)e((^eg * eine jc^öne Harmonie be^ Snnern eben fo
unangenehm ftöret alö ein Slnftofe ber ®rajic äußere
lic^ t>a^ 2luge o erlebt. ®Iaube mir, George, id) l^abe
rei^t barüber nadigebac^t unb geprüft, grife empfinbet fel^r
lebhaft; al§ ic^ oon lilfit jurücffam, fagf ic^ i^m fe^r
bemegt: „^d) mitl ©ir einmal red|t umftänblic^ erjäl^Ien,
melc^eg grofee Opfer ic^ bem Äönige, meinen lieben Äin*
htm unb bem ßanbe gebracht f)abt, eiS ^at mir oiet Äraft
gefoftet, aber @uer ®Iücf njar mir lieber, eS ift mir
alleg — ", ba fing er fo an ju meinen, bafe er fic^ ben
ganzen 2(benb nic^t erboten fonnte unb ganj in fic^ gefe^rt
mar. @r muß früf) lernen, Dpf er, oon anbeten gebracht,
ju mürbigen, bamit ber ®ntfd|lu6 mit i^m madife unb
reife, auc^ SlUe^ ju t^un, roa^ rec^t ift. ffiil^elm auc^
flug unb gut, immer förperlid} fdimäc^lic^. Charlotte rein
mie ®olb, gut, fanft, luftig, fo bafe @t. Louisens l^upte*
Seuffeldien ^^ mir mandimal einfällt. Sari fo eine 8lrt
mie gri|, nur je^t burc^ ber S3ocf*^ i^re Slufmerffamfeit
fc^on get)obelter aU er. 3c^ unb ber Äönig nennen
96
Alexandrine la petite autocrate *®, bcnn fic l^at fo ctoag
©Cjibirtcg *^ unb Siärrifc^cg aK ntöglid^. — 2)tc attc
Voss *® ift immer bicjclbc, luftig, traurig uac^ Umftönben,
fic f)at üicl über unjer Uuglücf gclitteu, beun fie l^at eiue
Oeifteg^^SRegfamleit, bic bod^ toirHic^ unbegreipid^ ift für
80 3at)re.
2)a6 Äiejetüetter^* bir ein großer Iroft fein loürbe,
bat)on toax id) fiberjeugt. @r toax Slugenjeuge unb alfo
üon einem unbegreiflid^en Sntereffe für Slüe, bie Preussen,
ben König unb mic^ lieben, ba er fo mand^eS meife, wa^
man nur fennen lann, wenn man mitten barin njar. Unb
bennod^ muß man nodö fragenb fic^ felbft betaften, um ju
ttjiffen, ob man e^ nod^ felbft ift, ober ob ein fantome
ung aUe§ biefe^ öorfpiegelt ? ©o unbegreifliche S)inge
^aben fidö jugetragen. 2)odö bie traurige SBirflid^feit ift
ba unb atteftirt, e§ ift fo!
3lod) e^e id^ ji^Iiefee, mufe idö 5)ir bod^ ben Iroft geben,
ba^ id^ freier at^me, feit bie Sriefe aug Paris gelommen
finb, bie iod) im Ion etxoa^ beffer ftimmen afö mt big
jefet, n)o afle S^öne öerftimmt waren auf biejem Snftrument.
Adieu, menn idj ^eute ber Berg nic^t fi^reibe, fo jeige il^r
boc^ biejen 93rief, id) muß I^erefe l^eute noc^ einen tt)id^=»
tigen 83rief jc^reiben, unb ba wirb benn wol)! ber Sourier
fort ge^en o^ne weitere^, benn ic^ bin je^t fd^on matt.
Adieu, liebfter bcfter Oeorge, fage bem Sari, iä) l^ätte
bem Könige aüeö gejagt, wag 93ejug auf feine Sfteife ^ätte
unb er foQte ru^ig fein. 6g bleibt bei ber Oarbe, rat^e
7
97
aber barum gu fd^reiben. aSicüeid^t ttjcnn c^ lange baüerf,
\tf)* id) @u(ft f)itx, öieUeidöt aber auc^ loirb man fanfter
gegen ung unb loir feigen ung in Serlin. Unb bag loöre
bod^ nod^ ettoag nad^ öielem J^^^terlic^en. Sc^ liege
aüen SDlenfc^en gu güßen, brüde unb lüffe S)id^ unb bin
emig S)eine
Souije*
» £ftü6ev.
3 3)te gürftin üon 2:^um unb %a^x^ (fie^c (Seite 12 ^(nmerhing 1)
l)atte fic^ nadf $art§ begeben, um bei S'JapoIeon für SBal^rung bcr
I)iftorifc^en @ererf)t)ame ber 3fleic^§Ianbpoftmeifter einzutreten.
» * ©emopn be§ ^ringen SBil^elm, britten S3ruber§ be§ Königs.
(Siet)e ©eite 105 5lnmertung 1.)
5 5D^it S3e^agen genießen.
8 Äarl fjriebric^ S3et)me, geboren ju ÄiJnigSberg i. b. ^ieumarf
am 10. 3uli 1765, preuf{ifd)er Staatsmann, feit 1798 föniglic^er ©a^
binetSrati^. ©r übte einen großen, oft oerl^ftngnifetiollen ©influß auf
ben Äönig au§. ©tein ^atte bei Uebemal^me feineS neuen ^tmteS bie
Entfernung S3e^me§ au§ ber Umgebung beS ÄiJnigS jur S3ebingung
gemacht. S3et)me mürbe barauf^in jum ^rftftbenten be§ ^ammcrgeric^tS
in S3erlin ernannt. ®eftorben ju ©tegli^ am 8. 3)ecember 1838.
"^ S)e§ früheren Äammerpräfibenten.
8 Erörtern, nic^t ftreiten.
9 (S§ jeigt ftd) mir im allgemeinen ein SSed^fel jum beffem, e§
fc^eint mir, ba^ man me^r |)erälid)feit ^at unb mirf) felbft be^anbelt
man feit einigen ^agen mit me^r 5lu§5eid)nung.
10 ^jo^oleon . . . . ? S)ie ©räfin SßoB frf)reibt unterm 6. 3uli 1807
nad^ i()rcr erften S3egegnung mit ^Japoleon über biefen: „Er ift auf*
fallenb ()ä6nc^, ein bicfe§, aufgcbunfeneS, brauncS QJefidE|t, babei ift er
98
toxpviknt, ffein unb ganj ol^nc fjigur, feine großen runben Süigen ToUcn
un^eimli^ uml^er, ber ?(ugbrud feiner 3ügc ift §ärte, er fielet auS »ie
bie Qnfamation be§ ©rfolgg."
" ©tetn.
»2 3)ie meinem ^erjen »ol^Igetl^an l^oben.
18 (geptember.
i* 3c^ ne^me btefe Gelegenheit wai^x, um 3^nen alleö mitjut^eilen,
n)a§ mir ber ^aifer angenehmes über ©ie gefagt ^at. S)er ^aifer,
fagte fie mir, l^at mir üiel öon ber Königin üon ^reugen gefprod^en:
er fagte, ba^ fie bie liebenSmürbigfte unb intereffantefte grau fei unb
ha}i er fel^r bebauere, fie nic^t früher gefannt ^u ^aben. — SBenn Sßor=
urt^ei(e beftanben Rotten, fo fei er baöon ^urücfgefommen unb e§ t^ue
i§m fel^r leib, bafe bie ^oliti! ftftrfer aU fein SSiEe gewefen fei. S)aä
ift bit |)auptfad)e beffen, U)a§ fie mir gefagt unb in üerfc^iebener SSeife
mieber^olt i:)at
15 5(bfcf)eulic^.
16 $3a^rfc^einlic^ ift fiiermit ein f. g. Äartefianifd^eS Teufels
cf)en gemeint, ein p jener Qtxt fe^r beliebtet ©pieljeug.
17 S)ie Äinberfrau.
'8 2)ie f leine ©elbft^errfcf)erin.
19 ^eftimmteS.
20 Sophie 2öil^e(mine S^arlotte Tlaiit üon Sßo6, ©eborene üon
^^^annetui^ au§ bem §aufe ©diönfliefe, geboren ^u ^Berlin am 11. Wdx^
1729. 1740 würbe fie jur ^of= unb @taat§bame bti ber Königin
©op^ie 5)ürot:^ea, ber SSittwe £önig§ griebrirf) 2SiIt)eIm I. ernannt.
(Sie üermä^Ite \id) am 11. SJ^är^ 1751 mit ©ruft ^o^ann öon Sßofe
auf (SJiewig, ©c^önau 2c. unb würbe SBittwc am 26. 3Jlai 1793. Ober:=
^ofmeifterin ber Äronprinjeffin Suife feit bem 21. S)ecember beffelben
Saures er^ob lönig griebric^ SBil^elm III. fie am 11. mäv^ 1800
für fid^ unb it)re S)eScenben§ in bm erblid)en ©rafenftanb. — "üfladi)
7*
99
beni Xobc ber Königin \)txlkf) if)x ber Äönig baS SBonb bcä fd^tüarjcn
^Äblerorbcn^, eine Sluä^eid^nung, ber gufolge u. a. bie Söad^en für fic
inä ©etüel^r treten mußten, unb ernannte fte jur Grande Gouvernante
unb Oberauffel^erin ber Äöntglid^en ^rlnjen unb ^rinjeffinnen. (Bit
ftarb am 31. 3)ecember 1814. Ql^re SJiemoiren erfd^ienen unter bem
3:itel „^ieun unb fed^jig ^al^re am Ijreufeifc^en §ofe", ßei|)ä{g 1876.
21 Qol^ann ©ottfrieb Äarl S^riftian Äiefettjetter, ^rofeffor am
mebicinif^sc^irurgifd^en Kollegium (1766—1819).
100
46.
(9tn ben greii^erm üon Stein.)
'¥c
oila ma Memoire, ©trcid^cn Sic, fcfecn @ic
gu naä) SBeücbcn, id^ tocrbe fcl^r banibar jc^n. ^Renvoyez
la moi bientöt et ne ries pas de fautes d'orthographe
mais c'est plus fort que moi et je m'en facherai toute
la vie Sans y remedier comme il faut. Pardon des
peines que je Vous donne.
m. ce 8* Louise.
3(^ bcjd^tüörc Sic l^aben Sic nur gebulbt mit bcn
crftcn ÜKonat^cn. S)cr Äönig l^ält gctoig jc^n SBort,
Beyme lömt tücg aber crft in Scrlin. ' @o lange geben
@ie naä). 2)Qg um gotte^miQen ba^ ®ute nid^t um
3 SWonat^e Oebulbt u. Qtit über ben ^auffen falte.
101
Sd^ bcfd^tüöre ©ic um Äönig SSatcrIanb meine
Äinber meiner jelbft wiflen barum. ©ebulbt.
Suife.
1 |)ier meine S)entfrf)rift. — 3)a§ „SJlemoire'' ber Königin mar
eine fdE|riftItd^e S)arlegung tl^rer 3lnfid^ten unb $(ftne für bie ^ebung
beS fittlid^en, religtöfen unb üaterlftnbifd^en ©inneS.
2 ©enben ©ie eS mir halb jurüd unb ladjtti (Sie nidE|t über hk
ort^ograp^lfd^en ^Jel^Ier, aber fte ftnb ftttrfer a(§ idj unb iä) »erbe mid^
mein ganzes Seben barüber ftrgem, o^ne i>a^ fic^ bteä änbem liege
tt)ie e§ fic^ äftmte. SBergei^ung für hk SJlü^e, weld^c id^ ginnen öcr^
urfad^e.
3 Um btn SBed^fel weniger auffallenb ju mad^en, füKte S5et)me
nod^ einige Qtii ben ©onferenjen beimol^nen.
102
47.
(?(n fjrou Don ^evg.)
ajecmcl, 10. Oltober 1807.
'tc legten Slnträgc ober öiclme^r ®efc|c, bie unS
in einer förmlii^cn ßonöention jufamen, loarcn oon ber
Slrt, bag ©tcin gum crften 3Ral wie ju ©tcin würbe. 2)ie
©ontribution beträgt an 154 SKiflioncn; baöon foll ein
S)ritte( jogleii^ baar be jal^It merben bie ^älfte. ber übrigen
100, aljo 50 äßiüionen in $ßromeffen, bie anberc §älfte
inxdj S)omainen * SSerfauf. Um genji^ ju fein, bafe bie
ßa^tung^ * Sermine innegehalten merben, »erlangen bie
granjofen al^ Unterpfanb fünf geftungen : ©raubeng, ®oI*
berg (bie beibe fo tapfer gegen ben geinb öert^eibigt unb
behauptet njorben), Stettin, Äüftrin unb ®Iogau. 5)iefe
foUen mit 40,000 üRann franjöfifc^er 3;ruppen befegt tt)er*
ben, worunter 10000 SKann ÄaüaQerie, bie ber Sönig
einlleiben, bewaffnen unb ernäf)ren foü unb baju bie
©umme öon jwölf äWitlionen I^ater anweifen. S)ie S)o»
mainen beg Äönig§ im SKagbeburgifc^en unb SKärlifc^en
103
jtüifi^en bcr @Ibe unb ber Dbcr unb in Sommern foüen
an yiapolton überlaffcn tücrben, bic er öemaltct unb auc^
t)crfc^enft, locnn er xoxü, um bic übrigen 50 ÜKiOioncn
Iieraugjubringen. Scgrciftic^ ift, bag 40,000 3Rann nid|t
?}ta| in bcn geftungen ^abcn ; e^ werben i^nen aljo Sanbe^^
gebiete angeroiefen loerben muffen, ober t)ielmef)r fte nel^men
fie fic^ — toa^ bleibt bem König übrig? Unb wag bleibt
er mitten in feinen Staaten ? ©iefeg, ba e§ nid^t annel)m=»
bar ift, ju öerl^inbern, wirb öerfuc^t burdö bie ©enbung
beg $ßrinjen SBil^elmS ber Slufträge ^at, bie öon Stein
rebigirt finb. ®ottIob, bafe ©tein ^ier ift! S)ag ift ein
SBeweig, bog un§ ®ott noc^ nid^t ganj üertaffen l^at.
©0 ift unfere fürchterliche Sage, an weld^er Slüeg l^ier
barnieber liegt. Sluc^ mic^ öerlä^t nun balb aüe Sraft,
@g ift furchtbar, entje^lid^ ^art — befonberg ba eg un^
üerbient ift! üReine 3^^""?* ift bie allertrübfte ! SBenn
wir nur Berlin behalten; aber manchmal pre^t mein
aI)nung§t)oüeg ^erj ber ®ebanle, bafe er eg un^ aud^
nod^ entreißt unb ju ber §auptftabt eine^ anbern Äönig*
reic^g mad^t. S)ann ^abe ic^ nur einen SBunfdö — ang*
juwanbern, weit weg, al§ ^riöat^Seute ju leben unb ju
öergeffen — womöglich! Sl(^ ®ott, wol^in ift eg mit
^ßreufeen gefommen! SSerlaffen au^ ©c^wac^^eit — öer*
folgt aug Uebermut^ — gefd^wöc^t burd^ Unglüd — fo
muffen wir untergeben! ©aöar^^ i^at üerfic^ert, bag
JRufelanbg aSerwenbung auc^ nid^t^ l^elfen würbe; l^at
un§ aber ben guten ^aii) geben laffen, unfere Juwelen
104
unb Äoftbarfeiten ju öcröufecrn.^ — Un^ bic^ jagen ju
bürf cn !
^ ^riitä griebrid^ 3SiI^e(m ©arl, Grübet be§ ÄÖnigä, geboren
am 3. Suli 1783, üermä^It am 12. Januar 1804 mit ber am 14. Of=
tober 1785 geborenen ^rinjefftn ?(malte SJlarie ?(nna (genannt SJlarianne)
\)on §effen=^omburg ; SBittioer feit bem 14. ?(pril 1846, geftorben am
28. (September 1851. Gr war nad^ $ari§ gefanbt, um, ba hk X^eue=
rung in ben befe^ten ^roüinjen aufö l)öc^fte geftiegen, eine frül^ere
Oiftumung be§ fianbe§ öon ben franjöfifd^en Gruppen ju erttJtrfen.
%U aUt^ Sitten unb ^rcingen be§ ^rinjen nirf)tö ^alf, bot fogar er
ftdE| felbft unb feine ©ema^Iin mit beren ©inoerftänbnife al§ ©eifeeln
an bi§ jur oöEigen 3fi^iung.
2 ^nna Qean 5D^arie Dflene ©aoari^, geboren ju SJlarcq im 3)e=
partement ?(rbennen am 26. %pxxi 1774, franjöfifd^er ©eneral, nad^
ber @c^lad^t bei grieblanb ^um ^erjog öon 9looigo ernannt, ©out)er=
neur t)on Oftpreu^en, fpöter ^olijeiminifter. ©eftorben am 2. 3uni 1833.
•* ein ^albe§ Saftr fpäter, im 9(pril 1808, fc^rieb bie ©rftfin SSofe
in i^r ^agebud^:
„fieiber werben oon ^ag ju ^ag mel^r einfd^rcinfungen im fönig=
lid^en ^auS^alte not^oenbig ; aurf) id^ oergid^te auf einen ^^eil meineö
®el^a(te§; ad^, e§ ift ja nii^t anber§ möglirf)!" —
„5ltte bie armen Offiziere, bie ^ier burc^fommen, finb je^t auf
l^alben @olb gefegt unb e§ giebt oicle, bie auc^ nic^t ba^ §lllergeringfte
oon (Solb me^r nehmen, ^an tuei^, bafe manche biefer treuen Dffi=
giere ^o\^ §auen, um if)r 33rob ju oerbienen, ^(nbere bei ben ^Bauern
in ber ^Birt^fd^aft unb auf bem gelbe arbeiten, nur um leben ^u fönnen^
ift ba^ nid^t ein graufameS ®efd^id?" —
„3u ^ifd^e l^atten wir einen SfJiajor o. ©., loeld^er früher hti bem
9tegiment be§ Äönig§ ftanb unb nun auf falben @oIb ift, wie bie
SJleiften; a(ij\ unb er \af) au§, wie ber oertörperte junger — e§ ging
mir burd^'ä -Serj!" —
105
48.
(9ln ben grei^crm üon (^tein.)
ajicmel 29. Oltobcr 1807.
>cnn Sie nid|t ju öiel gu t^un l^abcn, ttjcnn bic
böjcn S^ac^ric^tcn * öon Serlin * nii^t ßonf ercn jcn crf orbern
ober gu faffenbe ©ntfc^tüffc 3^ncn abt)Qlten, jo tüünfd^te
ic^ fel)r unb aufecrorbentlid^ ben S^roft ju ^aben, @ie um
5 U^r gu .fpred^en. Süiitt^eilung beg ©d^nierjeg, bag Ur^
t^eit eine§ fingen, gefü^Iüoöen äKanneS ift üon unenblic^em
aSert^. ®ott, tüo [inb mir, n)o^in ift e^ gelontmcn ! Unjer
3;obegurtf)ei( ift gejproc^en. ^ ^
Souije.
1 S)aru, S'jQpüleon^ SBeüüümäc^tigter, ^atte in S3erlm bie ^örtcften
Jyorberungen gcftellt.
106
49.
(5(n fjrau üon SBcrg.)
(Oftober 1807.)
>ic gtüdtid^ bin id^, bag Stein ^ tüicbcr ^icr ift;
ja, fcitbcm id^ i^n wicbcr an bcr @pi|c bcr (Scfd^äftc ttjci§,
ift cg mir, a(g fönnt' id^ mid^ ^ö^cr aufrid^tcn, unb al§
würbe mein forgcnjd^wercS ^aupt mir (cid^tcr ju tragen.
1 Äauni fünfäef)n SKonatc fonntc @tcin feinem ^önig bienen.
^apoUon erflärte ben SKinifter in 5lci^t unb S5ann. S)ag S)ecret lautet
in ber Ueberfefeung:
„^aiferlid^er Sefel^I.
1. S)er iyjamen^ @tein (,le nomm^ Stein'), totld)tx Unrul^en in
55)eutfci^Ianb ju erregen fud^t, ift ^wi^ geinbe granfreid^S unb be§
fHl^einbunbe^ erfiftrt.
2. S)ie (SJüter, meldte ber befagte @tein, fei e§ in granfreid^, fei
e§ in ben fiänbem be§ 9l^einbunbe§ befi^en möge, werben mit Sefd^Iag
belegt. S)er befagte @tein mirb überall, tüo er burd^ unfere ober unfere
Derbünbeten 2^ru|3pen erreid^t werben fann, perfönlid^ jur §aft gebrad^t.
3n unferem Äaiferlid^en Sager oon SKabrib ben 16. S)ecember 1808.
S^ZapoIeon."
107
(Stein mußte pfeifen, ba huxdj ben franjöfifd^en ©efonbten feine
Auflieferung tjom ^önig verlangt tüurbe. 5(m 12. Januar 1809 öer^
lieg er ben pteufeifd^en SBoben unb begab fid^ äunöd^ft nad^ Oefterreid^,
bann nad^ Shtfelanb. ©eine ©üter, bie feit 675 JJöT&t^en im SBeftJc
berer üom @tein, würben im 3(uftrage '^apoUon^ confiScirt unb feine
(Sd^loefter SKarianne al§ befangene nad^ ^arig gefd^Ie^jpt.
SSon @tein ging nad^malS ber ©ebanfe ber euro^jöifd^en ?[d^t§s
erflörung gegen S^ia^joleon au§.
©r ftarb ju 9?affau am 20. Suli 1831.
^aifer SBil^elm liefe i^m 1875 auf hm S)ön^off§<)Iat ju ^Berlin
ein S)enfmal üon ©r^ fe^en.
108
50.
(5ln i^ren SBrubcr ©eorg.i)
(Oftober 1807.)
• • • •
cnn ©u ©clcgcnlicit I)aft, fo fagc bcm Äaifcr
etoa^, unb tDenn ®u nid^t tDetgt, tDortn ba^ beftel^en tonne,
fo fagc il^m nid^tö üon mir.
1 ©rb^jrittä ®corg befanb fid^ ju jener 3^it in ^ari§, um mit
5'jQ:|)oIcon über ben Eintritt 9JlecfIenburg§ in ben Sfll^einbunb ju unter*
l^onbeln.
109
51.
(5(n il^ren SBruber ©eorg.)
(Sinter 1807.)
^nb tücnn man nur ein @nbc abfegen fönntcl —
ein @nb jiel all bicfcr Seiben ! Slber e^ giebt feines ! . . . •
110
52.
(%x ben SKagiftrat üon SBcrIin.)
^einc Ferren Dom äRagiftrat unb bcr gcgenmärtigen
Obrigfeit bcr SRefibenj Serlin. Sic guten (Scfinnungcn,
iDctc^c Sic für fid^ unb im Sfta^mcn bcr SBürgcrjc^aft in
bcm S^euja^r^SBunfc^e öom 19*^" ö. ÜÄ.^ SKir äußern, ^abcn
üRic^ je^r gerührt. 3c^ banfc S^nen aufrichtig bafür.
5)ic SönigöStabt xod^ t§, wie roerti) fie mir jeberjcit war.
2lbcr bic unglütflic^e Trennung ^at bic Sreuc unb Sin*
I)änglicöfeit ber guten Sürger in i^rcm fc^önften Sid^te
gcjcigt unb baburc^ aud^ 2Kein innigfteS SBo^tmoöen, ju
bem fid^ ©anfbarfeit gefettet, noc^ ert)öl)et. 5)ie greube
beö ttjec^felfeitifl fo fe^r erfe^nten SBieberJe^enö, objroar
mit roe^mütt)iger ©rinnerung ber erbutbeten Seiben ge^
mifd^t, mirb barum nur befto ^er^Iid^er fe^n. 3c^ bin
S^re SBütitaffectionirtc
ajtemcl 3. 3an: 1808. g^jr^^
8ln bic |)crren öom Söiagiftrat unb ber gegenwärtigen
©tabtObrigfeit ju Öertin.
^ 2)crjeI6e lautet:
3^re ma\t^tät bie Königin.
3c jogember tin gebietcrifci^eS SSer^ängnife in (SrfüHung beS leb^af*
teften unfcrer SSünfd^c ift, (Suerc Äöniglid^e SJiajeftät too^Ibel^alten
111
in bie dauern Sl^rer l^iefigen ^Refibenj unb in bic 9Jlittc ber treuen
S3ett)o]^ner berfelben äutücücl^ren ju feigen, um fo crfreulid^er ift un§
jebe Gelegenheit, ?lllerl^öc^ft=2)enenfelben unfere (Sl^rfurd^t in ber QnU
femung bejeugen ju fönnen, iüoju un§ je^t ber beüorftel^cnbe eintritt
be§ 9^euen 3ci^i^e^ SSeranlaffung giebt. S)a§ mit nftd&ftem obgeiüid^ene
3a]^r ^at ber ^rten Prüfungen fo tjiele für ©m. Äöniglid^e SJlajeftät
mit fid^ geführt, bafe bie bei ©infd^reitung be§ Sf^euen Sal^reg fid^ un§
aufbringenbe Erinnerung an bie (Seelengröfee, mit weld^er @tt). SJlajeftät
fold^e beftanben unb barin au^gebauert, un§ nid^t anber§ al§ mit in*
nigfter 3lü^nmg erfüllen fann.
^it merben mx aufhören, biefe§ id)öne unb erl^obene S3eifpiel, mit
meldiem @iü. ^Jlajeftät un§ hierunter vorgegangen finb, ^u bemunbem
unb p t)ere()ren.
S)ie SSorftd^t fü^re ^tHerl^öd^ftbiefelben mit jebem Xagc htm Qkk
S^rer cblen 93eftrebungen nnl^er, feegne Q^re Unternehmungen unb
cr()alte un§ nodö longe ©to. SKajeftöt fo t^eureS Sebcn pm ©lüdE
3^re§ aUerburd^Iaud^tigften ©ema^lS unb ^l^reS §o^en |)aufe8 fo mie
3örer getreuen Untert^anen. S)ieö ift ber SBunfdt), ben mir für mx^
unb 9?amcn? aUer gutgcfinnten SWitbürger SerlinS ^ierburd^ au^U'
brücfen un§ bie f^reifieit ncf)mcn, inbem loir in tieffter (g^rfurdjt erfterben
©uerer ^öniglid^en ^ajeftät
aHeruntert^clnigfte
ber 3Jiagiftrat
unb bie gegenioärtige Obrigfett ber @tabt Berlin.
(Unterfdjriften.)
55crlin ben 19. ^ej^ember 1807.
!I^a^ Original bc^ ^^ricfc^ ber ,Stönigin befinbet fid^ im 9(rd&io be^
'iDJagiftraK^ uou ^^crlin.
\V2
53.
(5)[n il^ren SSater.)
{mmd, ^Tnfang 1808.)
• • • •
•er ^ aber bcn S^itfitcr ^rieben untcrfd^ricb, fann
ntd^t mübe tDerben im ®utenl
1 Äaifcr 3Kcjanber l^atte, glcid^fam a(§ (Entgelt für feine "^U
fd^ulb an bcn für ^rcu^en fo unglüdlid&en SBebingungcn be§ fJriebenS-
fc^Iuffe§ tjon iilfit ba§ ÄönigSpaar ju einem S3efud^ in ^etergburg
eingelaben.
8
113
(3)er ÄÖnig an bic SBürgcrfd^aft tjon Wltmd.)
Jd^ banfe ber brauen unb guten Surgerfd^aft üon SDlemel für bie
in ber heutigen SSorfteHung^ bei Gelegenheit 9Jletner beüorftel^enben
5(breife nad^ Königsberg ^ fo ^erjlid^ geäußerten ©efül^Ic ber ^reue unb
5(n]^änglid&!eit an 9Jleine ^erfon, SKeine ©emal^Iin unb 3JJein ganzes
§au§. @o wie e§ unücrgefelici^ fel)n wirb, bafe 3JiemeI allein öon allen
(Stäbten 3Jieine§ 9leid^g üon ben KriegSbrangfalen unmittelbar üerfd^ont
geblieben; fo werbe aud^ Qd) Wdj ftetS banfbar erinnern, bag bie göttlid^e
SSorfel^ung Tlid) unb 3Jieine gamilie ^ier eine greiftcltte finbcn liefe. 3)ie
öielen unb rü^renben Seweife ber 2itht unb unerfd^ütterlid^en 2^reue,
weld^e bie fämmtlic^en (Sinwo^ner biefer @tabt unb ©egenb 9Wir, felbft
bei 5Cnnä^crung ber größten KriegeSgefal^r, gegeben, er^ö^en ben SSertl^
biefer (Erinnerung unb fid^cnt ber ©tabt SKein immerwäl^renbeg SSo^Is
wollen. 3JJit JJreuben werbe Sd^ i^^^ Gelegenheit ergreifen, il^r fold^c^
tl^ätig ju bezeugen, a(§ Ql^r gnäbiger König
SJJemel, ben 14. Qan. 1808.
ijriebrid^ SSill^elm.
1 ®te SSürgerfc^aft SBltmel» l^atte unter ftc^ bie Summe Don 1600 Z^aler ge«
fammelt unb biefelbe bem IS5ni0 burc^ eine ®e)}utation überreichen laffen, mit ber
IBitte, bie @)}enbe filr bie (Sintool^ner bed in ber 92&^e ßSnigdbergd belegenen
abgebrannten Stäbtcbeng ^eiligenbeil ju oerwenben.
2 ^m $lbenb bed 16. Januar traf ber ^of in Slönigdberg ein.
114
54.
(9tn bie ^vinjeffin Sutfe Don ^reußcn.)
Königsberg ce 2d Mars 1808.
^ Ma tres chere Tante ! '^
Itoila trois Lettres devant raoi de Votre pari, dont
Tune est toujours plus bonne que l'autre (pour raoi).
Coment Vous faire parvenir chere Tante mes remerci-
ments comme je le voudrois, pour vous persuader que
je suis penetree de Vos bontes et que Vos attentions
reiterees ont profondement emue mon Coeur remplie de
gratitude. Veuilez recevoir quoique toujours bien foible-
ment les expressions de ma plus parfaite reconnaissance
et de joye, que Vos charraants cadeaux m'ont fait
eprouver. La belle Tasse a fait Tadmiration generale et
la palatine bleu qu' Elisa ^ portoit sur ses petits bras
et avec la quelle eile a fait une entree de Salon digne
d'etre citee, m'a dejä rendu d'eminent servize sous ces
frimats glace. Que je languis apres le moment oü je
pourois de bouche Vous reiterer tout le Sentiraents
que je Vous porte, et Vous assurer de vive voix de
s*
115
mon tendre attacliement qui ni finira qu' avec mes jours,
c'est ainsi que je ne cesserai d'etre
Ma tres chere Tante
de Votre Altesse Royale
la tres devouee
Niece et Amie
Louise.
Le Prince * nous a donnez de bien grandes inquie-
tudes, dieu mercies quelles ont ete en vain. Je ne lui
en ai pas parlez ne sachant si peut-etre cela lui seroit
desagreable. Ma joye de revoir mon Cousin est bien
sincere, et je n'ai que le regrets de le savoir separe
de Yous ma chere Tante ce qui doit Vous affliger.
P. S. Quand on a tant de sujet de reconnoissance
il est difflcile de ne pas en omettre sans le vouloir, voila
mon cas ma chere Tante. L'autre jour en reglant
mes comptes je parlais a ma Cousine * des chemises que
j'avois a moi Vous apartenant. C'est alors seulement
qu'elle m'informa ma chere Tante que Vous avez eu
la bonte inflnie de me les donner. Je Vous en rends
mille et million de grames et baise Vos cheres Mains en
idee. II est impossible d'etre meilleur que Vous Petes
ma chere Tante et plus reconnoissante que je le suis ä
Vous pouviez seulment en etre bien persuadee.
Vous n'avez pas d'idee le bien que ces chemises
me fönt, car mon ligne est abime par les Voyages, et
116
c'est reellement un bienfait. Encor une fois je Vous
en rends milles actions de grace.
1 mtxm tl^eucrftc Zmttl^
§icr liegen brei Sriefe tjon ^^nm öor mir, öon benen ber eine immer
gütiger (für mid^) ift al§ ber anbere. SBie foH x6) Sinnen, geliebte Xante,
meinen S)anf jufommen laffen, ttjie id^ e§ tüünfc^te, um ©ie ju über=
zeugen, bai xdj öon ^f^xtx ®üte burdftbrungen bin unb ha^ ^\)xt n)ieber=
polten 5(ufmer!fam!eiten mein bonterfüIIteS ^tx^ tief bemegt l^oben.
S^iel^men ©ie, bitte, bie, luenn aud) unüollfommenen 3(uSbrüde meiner
üottfommenften 3)an!bQrteit unb JJreube entgegen, meldte S^re reijenben
©efd^enfc mid^ M^^n empfinben laffen. 3)ie fd^önc Xaffc l^at allgemeine
Settjunberung erregt, unb ber blaue ^el^umfiang, bcn fölifa ^ auf il^ren
tieinen Firmen trug unb mit meld^em fie einen Eintritt in bie ©efeH*
fc^aft erjielte, meldfter roürbig ift bemerft ^u lüerben, l^at mir fd^on
au§gej^eid)nete 3)ienfte unter biefem eifigen |)immel erliefen. 5Bie id^
nac^ bem SWoment lec^je, mann id) münblid^ alle bie ©mpfinbungen,
meldte id) für ©ie l^ege, mieberl^olen unb ^fjmn mit eigner ©timme
meine äärtlid)fte ^In^ängüc^feit üerfidftem fann, meldte nur mit meinem
Seben enbigen mirb. 3n biefer ÖJefinnung werbe ic^ nid^t auf^ijren
,^u fein meiner liebften 2^ante ^öniglid^e §ol^eit
fel^r ergebene
^idjtt unb greunbin
Suife.
2)er "iprinä* I)at unS tjiel ©orge üerurfad^t, @ott fei S)anf, ha^
fie imifonft geiuefen! 3<^ ^^be nid)t mit il)m baüon gerebet, meil id)
nidjt nm^te, ob e§ i^m üieHeid^t unangenel)m mcire. SJJeine greubc,
meinen SSetter mieber ju feigen, ift fe^r aufrirf)tig, unb id& bebauere nur
il^n tjon S'Öi^^üf meine treuere 2^ante, getrennt ju miffen, meil ©ie biefe§
betrüben mu^.
P. S. SBenn man fo üiel Urfad^e jur 2)antbarteit I)at, ift e§ fc^mer,
nid)t miber SSillen etnmS baüon ju übergeE)cn ; bie§ ift mein gaU, meine
t[)euere 2^ante. ^'^eulid), al^ idft meine 3fiec^nungen orbnete, fprac^ id^ mit
meiner ßouf ine ^ üon 3^nen gel^örenben |)emben, iüeld)e ic^ in $)änben
f)abc. S)arauf^in t^eilte fie mir mit, ba^ ©ie, meine tl)eucre Xante,
bie unenblid)e ÖJüte gefiabt l^aben, mir biefelben p fd^enfen. 3d^ fagc
30nen bafür taufcnb unb miHiouen 2)an! unb füffc 3;f)rc t(}eueni
117
§önbc in ©ebanfen. @§ tft unmöqlicj^, beffer ju fein al8 @ic c§ finb,
meine tl^euere Sante, unb banfbarcr olö id^ e§ 3^^"^^ ^^^^ fönnten
@ie nur baüon überzeugt fein!
©ie I)aben feine 5l^nung baüon, rnie angenel)m mir biefe §emben
finb, benn meine SSäfd^e ift burc^ bie 3fleifen p grunbe gerid^tet unb
eS ift ttjirflid) eine 2So^(tI)at. ^odi^maU fage id) Sinnen taufenbfftitigen
2)anf bafür.
3)a§ Original biefeS 93riefe§, o^ne Wbreffe, befinbet fld^ in ber
königlichen 93ibIiot^ef ^u 93erlin. 3)ie SBa^rfc^einlid^teit f^jrid&t für fol«
genbe ©rUiuterungen.
2 ^rinjeffin %nna ©Itfabet^ Suife, j^iüeite ^od^ter be§ 9Karf=
grafen griebric^ SBil^etm üon 93ranbenburg = 8c^tt)ebt , geboren am
22. 5rpril 1738, üermö^lt am 27. September 1755 mit bem am 23. 9Kai
1730 geborenen ^ringen 5(uguft gerbinanb oon ^reufeen, SBruberS
Sriebrid^S be§ ©ro^en, SBittme feit bem 23. Tlai 1813; geftorben am
10. gebruar 1820. — 2)a§ greife ©l^epaar maren bie einzigen 3JJit=
glieber be§ tönig(icf)en |)aufeö, \>it n)ttE)renb ber SBefe^ung burc^ bie
granjofen SBerlin nicf)t oerlaffen Ratten.
3 ^rin^effin grieberüe ßuife 9)lart^a (£ l i f a b e 1 1^ , Xoc^ter be§
•ißrin^en 51 n ton ^einricf) üon Stab^iiuitt (fie^e 5(nmer!ung 5), geboren
am 28. Oftober 1803, unuermä^It geftorben am 27. (September 1834.
* ^rinji griebric^ 2SiU)cIm §einric^ 5(uguft üon ^reufeen, jüngfter
6of)n be§ ^rin^en Jerbinanb (fie[)e 5lnmerfung 2), geboren am 19. ©ep?
tember 1779. 2)er ^rin^ loar wenige ^age nac^ bem ©efec^t bei ©aal*
felb, 10. Cftober 1806, in tueld^em fein Sruber SouiS fjerbinanb gc*
fallen, unweit ^renj^lau in bie ©efangenfd^aft ber ^^anjofen geratften.
©eine Söunbcn burfte er, eine befonbere SSergünftigung ^apolton^, im
(Slteml)aufe au§l)cilen laffen, würbe aber bann mit anbem Äriegg?
gefangenen nad^ granfreid) gebrad)t. 5(m 1. Wdx^ 1808 fam er mieber
in 5?ijnig§berg an. ©cftorben am 19. ^uli 1843.
5 ^rin^efftn grieberifc 5)orotf)ea Suifc ^^ilippine öon ^reufeen,
Xod)ter be§ ^rin^en gerbinanb (fiel^e ^nmerfung 2), geboren am
24. mal 1770, ocnnäl)lt am 17. Wdi^ 1796 mit bem am 13. guni
1775 geborenen ^rin^en 51 n ton ^einrid) oon Stab^^iwiU, SSittme feit
7. 9lpril 1833, geftorben am 7. 3)ecember 1836.
118
55.
(5tn il^ren SSatcr.)
(Äönig^bcrg, Wl'äx^ 1808.)
jltletnc Heine Suife ^ ift toirftidö ein ©ngcl. @ie ift
orbenttid^ \6)ön unb fo ru^ig, wie man fid^ bie SBcrftärten
benft. 3^t S3Ii(f ift fü^ unb fd^ön — i^rc äuge fein unb
angeneljin — mit einem SBorte, fie ift göttlic^. ®ott motte
fie ung erl^alten.
* Suife ^(ußuftc SSil^elmmc 5(inalic, geboren ju Königsberg am
1. fjebruar 1808; bei il^rer ^aufe am 28. JJebruar ftanb Oft|)reu6en,
vertreten burc^ 5lbgeorbnete ber ©tänbe, ^u ^atl^en. (Sie öermöl^Ite \iö)
am 21. 9Jlai 1825 mit bem am 28. gebruar 1797 geborenen ^rinjen
SBitftelm griebrid^ ßarl ber S^Jieberlanbe unb ftarb am 6. S)ecem=
ber 1870. — ^rin^ JJriebrid) ftarb am 8. September 1881.
3m 2;agebuc^ ber ©röfin üon SSofe finbet ftd^, SJlemel, 25. 9?o=
üember 1807, folgenbe Eintragung : ,,(£in Courier !am ^eute auS ^ariS
unb brad^te bie ^tntmort S^opoIconS. ®r üerfprici^t, bai bie Xruppm
biefe ^roüinjen üerlaffen foHten, bie Königin fönne alSbann i^re SBod^en
in Königsberg l^alten; nad^ Serlin braud^e fie beS^alb gar nic^t ju
ge^en, ha§> fei nid^t nötl^ig.
@r ift ein geroiffenlofer 93öfett)ic^t. 3(d^ unb biefe ©ei^el; biefer
nieberträd)tige ^Jienfd^ barf unS für unb für unterbrüdfen unb quölen l" —
119
56.
{Sün ben ^ricg§rat^ ©d^effncri.)
tein lieber Rrieg^SRatl) ©d^äffner! 3c^ banfe Sinnen
l^erfclic^ für bie mir überfd^itf ten Sudler ^ bic mir ein fe^r
groge^ SSergnügen gemad^t tjaben. 3t)r Slnbenten an bem
%aQ meiner Oeburt^ unb wie ©ie beßen gebadeten, ift
mir red^t Xlieuer, weil id^ @ie red^t aufrid^tig fd^äfee. ©ic
fagen mir in 3^rem S3riefe ba^ ©ie feinet meiner SBorte
»ergeben ; \o werben ©ie fid| aud^ leidet befinnen bag id^
nie anberg rebe aU ic^ e§ meine unb baj5 SBatir^eit ben
(Srunb meinet S^arafter^ au^mad^t 2)ie SSerfid^erung
meiner ^od^ad^tung unb greunbjdöaft jo wie meiner innigen
©anfbarfeit fann S^nen alfo nic^t jweiffel^aft bleiben, fo
wie id^ immer je^n werbe 3t)re affeftionirte
Äöniggberg, 11. üRärj 1808.
Suife.
1 Sol^ann ©eovi] ©d^effncv, geboren am 8. ^(uguft 1736 ju
Königsberg, ©anbtbat beiber 9fiec^tc trat er 1757 qI8 @ecretair in bic
3)ienfte be§ |)eräog§ Karl üon §olftein=S8ecf, biente freiwillig aU tjft^nrid^
120
\)on 1760—1765 in ber ^)reu6ifd^en 5(rmec unter JJrtebrtc^ bcm ®ro^en
unb erl^ielt barnad^ bie (Stellung eines (5ecretair§ bei ber Oflentfammer
in Königsberg. 3itnt ÄriegS= unb (Steuerrat^ ernannt, war er feit 1767
in ©umbinnen unb ^Jiarientüerber t^fttig. (Sin öon il^m al§ SBefd^im^fung
erad^teter SBefd^eib ÄiJnigS gdebric^ 11. auf eine Eingabe bc§ ©teuer=
coHegiumS — ber Ä^Önig tjatte ertlärt, ein S)ragoner gelte if)m me^r
als jel^n Ä^riegSrättie — gab ©c^effner ttjiHfommene SSeranlaffung, feinen
5(bfd^ieb ^u erbitten. 3)er Äi3nig genehmigte ba^ ©efud^, verweigerte
\tho6) bie tjon ©d^effner gleichzeitig erbetene ^enfion mit bem eigen«
l^önbigen SSermer!:
,,^i^r 3!Küfte ber Teufel pia^m ha^ id& en Ü^riegSral^t pension
gebe ba nodt} ©o öi^l brat) officierS o^ne üer©orgt ©ijnbt bie
200 2;{)lr. meiere en ^nöaliben officier ju t)ertt)(illigen) JJr."
©d^effner fiebelte -^unädift naä) S)an5ig, harrn in feine SSaterftabt
Königsberg über; l^ier lebte er im Umgang mit Kant, ^ippd, §amann,
StuerSroalb, ©d)rötter, SBorowStt) u. a. ©ine |)ofbame ber ^rinjeffin
grieberife öon ©oImS=S5raunfelS, ^Hbertine öon fi^Sftocq, 3:od^tcr beS
(SJeneralS, weld^er, als ©d&effnerS 3ugenbfreunb, hti biefem SSo^nung
gefunben, war SSeranlaffung, ba% bie ^rinjeffin unb banad^ bie Königin
fidft \>m ®reiS üorfteHen liefeen. — SSon ben ©rgebniffen ber fd^nft^
ftellerifd^en St^fttigteit ©c^effnerS liegen mel^rere S3ftnbe ®ebid^te, fowie
eine ©elbftbiograp^ie (Sei^jig 1823) gebrudt tjor.
2 Caractferes de La Bruyfere ou Les Moeurs de ce sifecle, unb
Les caractferes de Theophraste, traduits du Grec par La Bruyfere.
(1. Huflage $ariS 1687.)
^aS Original biefeS SBriefeS befinbet fid^ im Königlichen ©taatS=
ard)it) ju Königsberg.
121
57.
(9ln i()ren SBruber ©eorg.)
(Königsberg, fjru^ja^r 1808.)
• • • •
:an mug bie Uebertaue tapptn unb bad @c^tff
bcr gfut^ überlaffen, fidö öuf ®ott t)cr(affen, tüo mcnfc^Itc^e
^ilfe nu^Iog ift. 2)ie ©enbung SBUl^elmS toax einer ber
coups desesperes. ^ ®3 blieb un2 afö einjigeS übrig unb
bann? ^ört Slßeg auf — nun jo l^aben ttjir unS ntd^W
üorgumerfen unb bie 9lad^tt)elt ttjirb uniJ rid^ten!
1 SSerjiüeiflungSfci^ntte. — '^aä^ faft je^nmonatlid^cr 35cr^anblimg
r)atte ^rinj SSil^eltn (fief)e @eite 105 ^Inmerfung 1) lüeitcr mdji^ hti
Sf^a^joleon cneid^eu fönnen, al§ (SBertrag tjotn 8. ©e^tember 1808) cmc
^erabfe^ung ber KriegSfci^ulb tjon 180 Millionen f^rancS auf 140 9KiU
lionen.
122
58.
(9(n bcn Ärieg^ratl^ ©d^effner.)
»Uten ajiorgcn §err ©dö^ffn^^f 3^ loünjd^e, baß @ie
ftc^ beffer befänbcn, lote idö- C^^ute fd^ic^c i^ S^nen btc
4 unb 5. Sorlefung jurüdf, bie mir unan&\pxtd)lx(titn ®e^
n\x% üerfd^affen. Sonnt id^ nur einma^I jelber 5ßrofeffor
©üüern* bafür banfen, aHein ic^ jd^äme mic^ gerabc ju
S^nen ^erau^gefagt meiner Unioiffen^eit. 3d& empfinbe
red^t tief bie fd^öne SBa^rl^eiten, auf ber fe^n ganzes 5ßrin*
iip ru^t; unb boppe(t fü^f ic^ mid^ l^ingerißen, bie Sluf^^
gäbe meines fiebenS: mid^ mit Harem SBemufetfetjn jur
innern Harmonie ju bilben nic^t ju üerfe^Ien, fonbern
i^r gu genügen.
SRed&t fd&abe ift, ba§ ik fc^öne ®ried&enSBeüt üoü Un*
fd^ulb unb bie fräftige SRömerSBeUt nic^t ^at bauren !önnen,
bie Qtit be§ SlbfaüS unb i^re 5Riebrigfeit f)ai mxdj ma^r*
lic^ ergriffen, meil leiber bie jefeige i^r fe{)r gleicht. —
SBoßten nur bie SKenfc^en bie Slugen nad^ innen menben,
meßeid^t fänben fie noc^ ^aft baS ©claüen^od) ab*
gufd|ütteln; aber t^un fie eS nic^t, fo fte{)en feine alte
123
SRitter auf, für ba« SRed^t, bcn ®(auben unb bic ßtcbc gu
fömpfcm 9Jiit magrer Slnbac^t f niete id) in ®eban!en
an beut Slltar ber 93urg Sapeüe unb bettete für be^ere
Reiten ju bem Slümäditigen* ©riebe id^ fie aud^ nic^t
mel^r, ge^t eg nur meinen Sinbern unb Hiird^ il^nen
meinem Solf einmal tt)ol^(! 3dö toeife, bie ^^ten mad^en
fidE) nidjt felbft, fonbern bie SDleufd^en mad^en bie 3^^^
be^megen foüen meine Sinber gute 9Jienfd|en merben, um
tt)o^(t^ätig auf i^r Qeiialitx ju mirfen. —
SBenn ic^ fo bie Cahiers anfe^e, tt)ie fie mit SSfe^ftift
bejubelt finb, fo fdjäme id) midE) fc^on tüieber, loeil 9K.
©tein fie jo lefen loirb. (£r fennt mid^ noc^ meniger atö
(Sie, tt)a§ mirb er beulen. 2)ie ^^rogltifen meinet §er*
jen^ faun ber nur ratzen, ber mid^ genau fennt* äJer^
gangen^eit, eigene (Erfahrungen unb ©d^idEjaale, ®egcn*»
tuart, 3^^""f^ Hoffnung aße^ ^ab' ic^ barin angebeutet,
unb ^ätt' e^ nod^ t)iel me^r getrau, tuügt id^ nic^t, ba^
außer 3f)nen noc^ Semanb fie je^e* 2)od^ einige 5^agen.
SBelc^e Kriege nennt man bie punifc^en Sriege? ®ingen
bieje alle gegen Karthago? ®ie ®racd)ijc^en Unruhen,
midjt finb bie? SSerjei^en Sie, @ie ^aben eö mir aber
erlaubt. S)ann bitt id) Sie, bie 4*^ SSorlef. aufjufd^Iagen,
unb bie ßignen mo bie Sreujd)en fic^ befinben ju über^*
lefen* S)ie Qtit, moöon er ba fpric^t, ift fie nic^t bie,
xoddjt ©ümern ba§ 3^^*^^'*^^ ^^^ ®ermanen nennt? unb
Xüo bie jc^öne eble SRittergeit ju i^rer ^öc^ften Stütze
gebieten loar?
124
SBenn ber 9K. Stein bie §cfte gclefen Ijai, fo bitt
ic^ @ic, jd^tcfcn Sic fie mir toicbcr. 3c^ blättrc bann l^in
unb loieber, jerftrcuc mic^ fo l^erlid^ öon bcr brücfcnben
©egenioart l^inmeg, mad^c mir bic angcftrtc^encn ©tcßen
immer mcl^r ju eigen unb »ergeffe eS nid)t me^r, l^offe*
i c^. Sd^ i^abe nod) eine ganje Seite ju lefen, bann mac^e
ii) baS 5ßacfet ju. Slbieu bi§ — bal^in.
§abe id) xtd)t üerftanben, fo löfete fic^ bag 3^^*^^^^
ber ®ermanen auf, meil fie me^r i^ren ©efü^Ien unb i^rer
5ßl^anta[ie folgten, als bem SSerftanbe, ber (mie man jagt)
richtiger mägt, ge^ör gaben, ^aben Sie bie gute unb
fagen mir, maß §ierard|ie eigentlich ift, id^ ^abe feinen
beutlid^en Segrif baöon*
9lun ift eS ma^rlic^ gcnung, unb id^ l^ab' 3l^nen fc^ön
mit 5^agen be(äftigt. grögt man aber nic^t, unb fd^ämt
fid^ feiner Sinfaüt gegen 3eben, fo bleibt man immer bum.
Unb ic^ ^affe entfe^Iic^ bie ©umreit* 3^re Sladöfid^t
madjt alles mieber gut, unb {)eilet bie SBunben, bie id)
f)zntt ber (Sitelfeit fd^Iug, bie ic^ gerne bem befferen
opfere. Sie moüten mir nun nic^t baS 6**^ §efft fd^idfen,
fonbern bie Sd^fufe^^reben. SBarum? 3c^ bin mit ^teunb*
fd^afft unb §od)ad^tung Sl^re
ben 20. Suni 1808 affeftionirte
Hippels ©arten.« ßuife.
Äönnen Sie morgen frü^ ju mir fommen, fo mxb eS
midö freuen, bod^ lieber übermorgen. SBoüen Sie einen
125
SBagcn ^aben, fo fd^idfen Sic im !öntgl. Stau, iä) tocrbe
bafür forgen, ba^ @ic einen befommen.
1 Qol^ann ^U^elm ©iiöcrn, geboren gu Semgo am 3. 3anuar
1775, feit 1796 Se^rer otn ©^mnarium jum ©rauen Älofter in SBerlin,
•nac^ 1800 ©^mnafiolbirehor ju Si:^om unb (glbing, 1807 «ßrofeffor betr
©efc^ic^te unb fiitteratur an ber Uniöerfität ju Königsberg, 1809»
^reugifd^er &z% OberregierungSrat^ unb 3Äitglieb beS ^jreu^ifd^en
®tootSrat^§, geftorben ^u ©erün am 2. €ftober 1829 olg 3)ireftor ber
Unterric^t§=?lbt^ei(ung im geiftlid^en äJlinifterium.
S)ie ÄiJnigin ]^ottc \)on ben SBorlefungen @üöem§ über hk „^U^
gemeine ©efdöid&te be§ neuem Europa" gef)i3rt, roeldje biefer im öer=^
gangenen SBinter gel^alten. SZamcntlid^ im |)inblicl auf hit ©r^ie^ung
be§ itron^rin^en n)ünfd)te fie biefelben tennen ju lernen, ©d^effner
fpielte in biefer 9lngelegen^eit ben SSermittler.
2 |)i^pel§ ©arten mar ein nor bem ©teinbammer S^or ju ÄPÖnigS=
berg auf ben fogenannten ,,|)uben" gelegenes, mit fd^attigen ^^Inlagen.
üerfe^eneS Bauerngut, baS ebemalS ©igent^um beS am 23. ^pxii 1796
tjerftorbenen als f)umoriftifci^en ©d^riftfteller befannten ©e^eimen ^egS^^
rat^S unb @tabt))rftftbenten ^^eobor QJottüeb öon ^ippd gemefen, unb
ba^ ber ÄiJnig \)on bem berjeitigen ©eft^er, 9iegierungSrat^ Sufolt,.
äum ©ommeraufent^alt für bie Königin gemietl^et.
31 uf ben SBrief ber Königin ermiberte ©d^effner am 21. guni:
„(Snj. K. 9Jl. 9iaergnftbigfteS (Schreiben (20. 3uni) erhielt ic^ als
id^ eben mit ber 3)urd)fid^t ber bet)l. ©ümerufdien SBorlefungen befc^öftigt
iüar. SSie wenig Sfted^t i^ahtn @. K. Wl. hodj barüber ju Hagen, baj
8ie nirf)t ^lUeS ncrftünben. Qu ben Kunftroörtem unb Sl^ial^men ftedt
ja nid^t bie ^ol)t nÜ5lid)e SBeiS^cit ber ©efd^id^te, aber wol^I in ber
©rfenntniS beS ©eifteS ber ^erfonen unb |)anblungen, bie (Sinffu^ auf
bie SScrönbemngen beS 9Jlenfd^engefd^Iec^tS gehabt l^aben, unb bie
3()rem (Sinne unb ®efüf)l fo eigen ift, ba^ @ie öermittelft bcrfelben
3^ren t)en:Iidöen ^ang jur innem Harmonie mit Semu^tfein auSbÜbcn
würben, wenn @ie nur anl^altenb red^t emftlic^ eS mollten, unb fcft
barauf beftftnben, ba^ alleS maS (Sie umgiebt burc^auS bie klugen
nadj innen menben mü^te, bei) (Strafe Q^r unauSf^jrec^Uc^ cins^
nct)menbeS 9(ngcfid^t nid^t me^r ju fd^auen.
126
53ei öielen felbft lüid^tigen ©ntBc^rungen tft c§ öicl möglid^er glud^
lid^ ju merben, al§ bc^m guftrö^men aller ©enüffe, »enn bcr ®cift
entfrembet tft ober bleibt öon ber feeligen Äinbfd^aft, bie @. 5?. aJJ.
geiüiS befi^en, unb ber Ql^rem anbäd^tigen ®ebet^ für baS ^o^l 3^rer
fönigt^en Äinber getüiS ©rl^örung fd^affen mufe.
S)ie punifd^en Kriege lüurben in 3 3fleprifen öon ben fftömzm
gegen ßart^ago geführt. 3m 2ten giftnjte |)annibal, im 3ten lüurbe
ßort^ago jerftö^rt.
3)ie ©rocd^en »aren 2 SBrüber au§ einem nome^men römifd^en
Qiefd^lcd^t, it)re äJlutter mar bie berühmte ßornelio, bie einer anbem
3fli5merin, bie iörc Äoftbarfeiten ju fe^en n)ünfrf)te, biefer il^re be^ben
@i5t)ne öorftellte. ^JSe^bc ®racd|en maren ^öd^ft eble SRenfd^en, aber
eine geiüiffer ejcentrifirenber ©tolj öerteitete fie ein tuenig ä la SJ^ira*
beau ju ^anbeln, mandöe bem SSolf günftige ©efcjje, unter anbem ba§
über bie g(eirf)e ^ert^^eilung ber nieder in SSorfd^Iag ju bringen. S3e^be
tonnten i^ren ^lan nid^t burd^fejj^en, fonbem öerlo^ren büxdj bie |)anb
rol^er SSernjonbten ba§ fieben.
3)a§ 3Sürt ^ierard^ie mirb am geiüötinlidöften nom ^riefter^
9iegtment unb =Orbnung gebraud^t, man bebient fid^ aber feiner aud^
bei) anberen Sftegierungöorbnungen mit S3et)fe^ung eine§ S8el)n)orte§; fo
giebt e§ benn eine Hierarchie militaire, Hierarchie de police, de
Justice u. f. tv. S)ie angefreujte ©teile möd^te mo^l nid^t ba^ QtiU
alter ber Siittergeitblütl^e betreffen, fonbem eine Qdt, bie nur ejiftiren
fann unb mirb unter einer Ä^önigtn wie @. 9Jl., bie burd^ ©inftd^t,
WlnÜ) unb Seifpiel alleö 3f)r '&^nli(ij ftbel unb gemüt^lid^ ju mad^en
gebo^ren ift. (Schabe ift e§ freijlid^ um bie ®ried^en= unb Sftbmermelt;
ba aber @. Ä. 9Jl. fe^r gut getroffen i:}ahtn, ha^ burcö ju fein geioors
bmt ®efüf)Ie unb burd^ ungezügelte ^^antafie=:S3ebürfniffe ha^ glüd=
lid^fte geitalter ber ©ermanen aufgelöft fei), fo müßte bie jejäige geit
um fo mef)r bamac^ ftreben bie ©infad^^eit ber ©riechen unb bie @tär!e
ber Sftömer fid^ anzueignen.
O allergnäbigfte ^i5nigin loaS finb @ie für ein ©c^mudf i^reg ®e=
fc^lec^t§, lüie Unred^t t^un (Sie 3^rem ®eift; biefe SSerfid^erung !ann
\^ fo wenig ju oft loieber^olen alö bie SSerfic^erung be§ tiefften ffit^
fpe!t§ mit bem id^ bin u. f. lo."
S)aö Original be^ 95riefe§ ber Ä^önigin befinbet fic^ im ÄiJniglid^en
©taat^^arc^io ju Äönig<^berg.
127
59.
(9ln i()re ©c^roefter JJrieberite.)
(^önig^berg, 3uni 1808.)
aidö I^f^ P^ifeiB i^i^ ®efc^ic^tc unb lebe in ber SSer^
gangenl^eit, meil bie 3"'""ft "i^^ nie^r für mtd^ tft . . . .
3c^ ^abe nun auc^ bie Sefanntfc^aft beS 5ßrofefforiJ
©üoern gemad^t* 2)aS ^at mic^ in SSerlegen^cit gefe|t;
benn ©üDern fagte mir ein fiob, oon bem ic^ fü^Ie, mie
ttjcnig Derbient e« ift — fagte mir: mein Urt^eil über
feine ©efd^id^te fei fo treffenb aU fd^meid^rf^öft für i^n.
2)oc^ — untüiffenb, xoit id) bin, !ann nur bie aKajeftät,
bie mid^ umgiebt, i^n über mein Urt{)ei( geblenbet ^aben,
unb tief burc^brungen Don biefer Uebergeugung, l^abe ic^
oon feinem ®cift an fein ®emüt^ appeUirt — benn @e^
mixti) Ijat er — unb ic^ l^abe i^m barauf geontwortct,
baß mein SeifaU unmöglich SBert^ für i^n, ben Senner
fjaben fönne. 2)agegen möge ber @eban!e i^m einen Keinen
@rfa^ gettjä^ren, baß er in biefer fd^recflid^en Qtxt be^
128
UnglücfS unb ber X^ränen meinem müben ®et[te ani
bem ClueQ ber Sßtffenfd^aft ein Sabfal üerfd^afft l^abe, tt)o«
für ic^ i^m ftet« S)onf ttjiffen ttjerbe* @r l^at l^offentlidö
terftanben, toaS iä) bamit fagen n^oQte — n)o nid^t, fo
n)irb er n)ol^l üon ©d^effner l^ören bag Sßal^rl^eit mir
über SllleiS gel^t, unb bag id^ biefe ald bie @eele eined
©cfc^id^tögelel^rten anfe^e.
9
129
60.
(?ln ben ^eg^ratl^ ©d^effncr.)
(Äönig§berg, ©ommcr 1808.)
id^on tüteber einen Srief mit lauter Sitten, üon benen
Sie mir aber bie erfte abfolut nicfit abfd^Iagen bürfen.
SBenn @ie ju mir !ommen, fo fommen @ie in ©tiefein
l^erau« unb nic^t in jarten ©trumpfen; id^ bitte: — ©te
verleugnen ba^ Filter; ic^ aber liebe t^, be^^alb n^iQ tc^
ju S^rer Sr^altung beitragen, fo üiel id) fann. — 9lun
fommt bad anbere ©equöle! $aben @ie bod^ bie @üte
unb fd^Iagen @ie mir gu Siebe noc^mald bie ^efte \)on
©üoern auf unb fe^en ©ie bie Sal^re^jal^Ien beim Anfang
jebe« QciiaÜtx^ baneben* 2)ag ^^it^Iter ber ©riechen,
feine 2)auer — tüo ber SSerfatt anfängt unb aQe8 aufhört,
©0 auc^ ber SRömer unb bt& üielgctiebten ®ermanien8! —
Unbejdöreiblid^ gütig mären ©ie, menn ©ie nod^ bie Slamen
^tnjufe^en moüten, unter benen iebeiJ blül^te unb toellte.
— 3c^ fd^itfe 3^nen jugleid^ bie fec^fte SSorlefung. ßieber
ttjöre e« mir, menn ©üüern fie eigene bem SKiniftcr Stein
130
jufd^icfte; bcnn btcfc ift mit ©trtd^cn unb Slnmcrtungcn,
als toenn ein @d)ulfnabc feinem ßcl^rcr ontoortct Slße§
toa^ iä) barauS gefd^Ioffen, toa^ id) gebadet i)abt, (ege id)
bei* Sonnen @ie [ic^ baranö jnrcd^t finbcn unb eS an^*
orbnen, fo ift e^ mir lieb, — unb nod^ lieber, ttjenn Sie
olS gütiger fielirer ben ©d^ußnaben mal lieber berid^tigen
tt)oßten unb mir au§ ®üte fagen, tt)o id) ganj fehlte, tt)o
id^ red^t l^atte. 2)aju gel^ört aber, baß ®ie baS §eft
ujieber mitbringen.
9*
131
61.
(3In i^ren 35ater.)
(Äöniggberö, 7. guü 1808.)
• • • •
tütr nod^ nic^t einmal jur §älftc beiJ Irouerfptclc«,
boS bie 3ithJ«ft ober ütelmel^r ba^ @nbe o^ne g^t^fw^f*
für un8 fein tt)irb, gelongt finb
132
lJf.4j
62.
(Sin grau öon S3crg.)
(8. guli 1808.)
al(^ Ictbc unfägfid^* 5Rur ju oft foßen SSortoürfc
gegen mic^ — gegen mtc^, bte td^, ttJte atloiJ bie SBelt, eine
JBürbe üon ßciben tröge. SBaS fann id^ borouf onttüorten?
* Je soupire et j'avale mes larmes. SSorgeftern üor einem
Sa^re fiatte id^ meine erfte Unterrebung mit yiopokon,
geftern üor einem 3a^re meine Ie|te mit i^m. Äc^, ttjeld^e
Srinnernng! SBaö ic^ bo gelitten l^abe, — gelitten me^r
nm Änbrer als nm meinetwillen! 3cl& toetnte, tc^ bot
im Slamen bcr ßiebe unb Humanität, im Flamen
unfcreöUnglücfg unb ber @efe|e, welche bieSBelt
regieren. Unb id^ tt)or nur eine grau, ein fc^tüod^eiJ
SBefen, unb boc^ erlauben über biefen SBiberjad^er
fo arm unb matt on $erg!
3c^ fcufgc unb öcrfc^Iucfc meine 2;^ränen.
133
63.
(Äöntg^berg, 6ommer 1808.)
aid^ lejc üicl unb benfc üicl, unb toennglcic^ üon
ßctben unb fieibenbcn umringt, gtcbt eS läge, mit bcnen
id) jufrieben bin, bcfonberö bann, mcnn ic^ ou8 bcn S5c*
gcbcn^eitcn ber SSergangen{)eit, jelbft ben unglüdEIic^ftcn unb
ücrJ^ängni^öonften, lerne, mie gerabe fie ba§ SRittel unb
ber SBeg ju ®rö6erem, ju ber in ber §i^e gereiften lugenb,
gettjorben finb. ®S ift ma^r, baß bie äRenfd^en unb bie
©egenmart !etnen Slnt^eil baran ^aben ; in meinem Innern
bereitet \id) atte8* 2)a3 93ebärfni§ in ^ol^en SSorbilbern
ju leben, mar mir üon jefier eigen unb ge^rt ju meiner
Statur- SSor aUen fingen ift eS bie g^eunbfc^aft bcg
SönigS, fein ßi^trauen unb feine liebeüolle, jarte ^Begegnung,
me(cl^e mein ®Iücf au^mad^en. 2)er JEönig ift l^erglicfter
unb beffer aU je für mic^* ®ro6eS @Iücf unb große
85eru{)igung nad^ lijä^riger @^e; mir finb unö neu ge»
blieben unb unentbeJ^rUd^ gemorben. —
134
64.
(3In i^ren SBrubcr ®corg.)
öniöSbcrg, Sommer 1808.)
31 d^ l^örc utib Icfe fleißig bic ©üücrnfd^cn §efte
unb bin jc^t bei Sari bem ©roßen, ber bod^ eigentlich
ber Stifter beö beutfd^en StxiaÜtxS ttjor; er ftel^t Icb^oft
üor mir in aller feiner glänjenben ©rößc unb lapf erfeit;
er jieljt mid^ lebhaft an, aber minber aU Xl^eoborid^.
2)iefer ttjar ein ed^ter 2)eutfd^er unb feine ©ered^tigfeitiJ*
liebe, bie ©erab^eit jeineö S^arafteri^, bie liefe feinet
©emüt^d unb bie @rogmutI) feinet bergend gießen mid^
innig an ; bu »eifet marum junäc^ft. 2)er Sfiarafter Sarfö
beiS ©rogen trägt fd)on bad @epräge bed ^ranfentl^umd,
unb id) gefte^e, bie^ fd^redEt mic^ etwag ab. —
135
65.
(Sin i^rcn «ater.)
(Äi5nig§bcrg, (Sommer 1808.)
• • . . IJim ©omtner lägt fid^ alle^ Unglücf el^er ertragen
ote im §erbft unb SBinter, tüo e8 etüig regnet, öfle« tft
fo feud^t unb n)ie ber Srbboben n^erben ade böfen @e^
banfen aufgerül^rt.
136
66.
(5(n grau öon iBerg.)
(Äöniggberg, 1808.)
• • • •
>ag fagcn Sic gu bcn 5Rac^rid&tcn au^ (Spanien*?
©inb [ic nidjt ein neuer Singerjeig ber eifernen $anb,
bie fdjtoer auf ber gebeugten Stirn Suropag rul^t? ein
iparnenber ^i^ger geig nidjt auc^ für ung ? . . . — SRitten im
^rieben feinen erften 93unbei8genoffen ju enttl^ronen! S)ie
©aat ber Qmttxadit gu föen gtt)ifc^en Sater unb ©ol^n!
2)en 3nfanten öom SSaterl^erjen gu reiben, il^n an^ bem
SBater^aufe, an^ bem Saterlanbe gu öerjagen! — SBag
l^aben tt)ir, tuir in unfrer Sage gu txxoaxttn? S)er un*'
glücflic^e Äarl l^at nur gefc^rieben, toa^ ber Unerbittliche
i^m in bie ^eber gefagt, l^at gefc^rieben, bag ^erbinanbiS
©c^ulb eine moralifdie @d|eibett)anb aufgerichtet l^abe
groifc^en Sater unb ©o^n. Slber toeffen §anb eg eigent^
lic^ war, bie biefe SBanb baute — fönnen ©ie barüber
in 3^^if^I f^in ? Sc^ frage ©ie ! — Stc^, mein ®ott, wann
fommt bie ä^it, wo bie §anb ht§ Ser^ängniffeiS enblic^
137
bog aWcnc — 2Kcne, Sefcl an bicfc SRoucr fdircibt! 3d^
beflagc mtd| bcnnoc^ nic^t, baß meine Seben^tage in biefe
UnglüdE^epoc^e fielen. SSieüeid^t gab mein 2)afein Äinbem
ba§ Seben, bie einft jum SBol^I ber 2Kenfd|^eit beitragen
n)erben.
1 9'2a^)oIeon l^atte ^InfangS 1808 mitten im fjrieben mel^rere ^it>U
fionen bie $t)renften überfc^reiten laffen. 3)er 9lu8bru^ bc8 feit lange
göl^renben ftanbalöfen ©treited in ber fpanifd^en Äönigdfamüie bot t^m
ben mittfornmenen ^Inlafe, fici& in bit f^)anif^en ^^ngelegcnl^citen ein«
^umifd^en. Äarl IV., burc^ bie ^alaftreuolution uon ^Iranjuej, 19. SWärj
1808, gezwungen ^u gunften feinet ©ol^neS JJerbinanb abjjubanfen, rief
S'icipoleon nin SSeiftanb an. 3)iefer marf fi^ jum ©c^iebSri^ter auf
unb Inb Sßatcr unb <Boi)n nad^ S8at)onne. ^ier mußten betbe aUc i^rc
föniglid^en JHed^te an S'ia^joleon abtreten. 2)iefer ernannte barauf feinen
iBruber Sofe^)^ ^um ^önig uon ©^janien.
138
67.
{^n ben ^rcbigcr Äoblandf.O
d) Ijabe ücrnommen, boß bcr ©arniücbcrmciflcr 2)a*
mitfc^ am 28ftcn b. ÜR. feine fünf jigiöl^rige ^ocftjeit bc^
gelten mü unb baß Sie, fein ©eelforger, bie Sinfegnnng
beg Subelpaareg öffentlich in ber fiirdie, nad| gefc^el^ener
(Sinlabung ber gangen ®emeinbe, üerric^ten tpoüen. S)iefeiJ
bett)eift mir, baß ber Sebcn^manbel biefeg 3ubeIpaareiJ
SU ber S33ol^It^at einer fo langen ^Bereinigung auc^ nod^
bie beglüdEenbe Sichtung unb Siebe adjtunggtoert^er ÜKem
fc^en gefeilt l^at, unb barum beauftrage ic^ Sit, biefen
guten Seuten meine öoüfommenfte S^eilnalime gu begeigen,
unb itjnen meinen lebhaften ©lücfrounfc^ ju biefer i^nen
geworbenen ®nabe Sottet ju erfennen ju geben.
Sin fo felteneg fiebenöereigniß biefen guten fieuten
auc^ anberfeitig erfreulich gu macfjen, überfenbe icf| gugleid^
anliegenbeg ©efc^enf unb fiberlaffe 3l^nen, nad^ bcr näheren
Äenntniß bcr SScr^öttniffe fie enttoeber unmittelbar bamit
139
ju erfreuen ober baöon il^nen einen crquidEenben unb bie
greube erl^öl^enben ®enu§ on biefem S^oge ju »erfd^offen»
3c^ bleibe 3l^re tt)o^Ioffectionirte Königin
Suife.
Äöniggberg, am 20. Sioöember 1808.
^ gol^ann^einri^ ©tgiämunbÄo bland, ?Paftor an berSoutfen^
fir^e ^n 93erlin.
140
68.
(Sin ben ^egörat^ ©^effner.)
=ein §crr Äricgc^rat^ iSdicffner!* 2)a 3^rc Söittc
um erfüOung bcr SBünfc^c bc^ 9lbmiraIitäti82)ircctor Älcmm
üon @r. ÜJiQjcftöt bem Könige entfc^icbcn lücrbcn mvi%
jo toünfdic 3c^r bafe Sic jolc^c unmittelbar on ©r. SRoje*
ftät richten, unb \oU, t§ ÜKir angenehm fein, xotnn ber
3ulö§igfeit berfelben feine ^inberniffe fid^ entgegenfteUen.
^d) üerl^arre übrigen^ 3^re roo^Iaffectionirte Äönigin
Suife.
Königsberg, ben 27. 9ioöember 1808.
?ln ben ÄriegSrat^ §errn ©c^effner alliier.
1 Sc^effner l)Qtte fid^ bei ber Königin bafür ueriüanbt, bafe einem
jeiner greunbe, bem 3lbmiraIitftt§s3)ireftor ^lemm, ber ©el^eimrat^^s
titel t)erlie()en luerben möge.
3)a§ Original biefeö SBriefeS befinbet fic^ im Äi5niglid^en Staate*
Ärd)iu f^u Äönig^berg.
141
69.
(9ln ^xau öon Ärübener.^)
(töniggberg, 1808.)
^rcm trefflichen §erjen bin ic^ ein Sefenntni^
fdjulbig, unb Sie lüerben t^, boöon bin ic^ überzeugt, mit
5reubentl)ränen üerne^men. Sie ^Qben mic^ beffer gemod^t^
al§ ic^ tDQr. S^re Sprache ber SBa^rlieit, unfere Unter*
I^Qltungen über ^Religion unb S^riftent^um l^aben ben
tiefften SinbrudE l^intcrloffen. 3c^ öertiefte mic^ ernfter
in bie 2)inge, beren S)Qfein unb SBcrt^ ic^ jWQr fd^on
öor^er gefüllt, ober me^r gealjnt al^ gett)u§t l^abe. 3)iefe
93etrad|tungen l^atten fel^r tröftlicfte Srgebniffe für mid^.
3c^ trat näljer gu ®ott, mein ®Iaube ronxbt ftärfer, unb
fo bin ic^ mitten im Unglücf, unter jQ^ofen Äränfungen
unb Unbilben niemals o^ne S^roft geblieben, niemoW ganj
unglüdEIic^ gett)efen. SRec^nen @ie bogu bie ®üte bei^
®otteg ber Siebe, roeldjer niemals mein §erj »erhärtete,
t§ immer bem SBo^IttJoIIen unb ber Siebe für meine SRit*
menfdöen jugänglic^ madite, immer mit bem 2)ronge er»
142
füllte, il^ncn ju l^clfcn unb nü^Iic^ ju tucrbcn. Sic he^
greifen, tote id) babei niemals gonj unglücfUc^ iDerben
fann, inbem id) immer bie Duellen ber reinften greuben
befige. 2Kit bem ©diarfblidE ber SBa^rl^eit ^abe id^ bie
©itelfeit ber irbifc^en ©röfeen erfonnt, unb itjre Süchtig*
feit im SSergleic^ mit ben l)immlifc^en ®ütern. So, id)
bin gu einer ©eelenru^e unb ju einem inneren ^rieben
gelangt, meldje mid^ ^offen kffen, bo^ id| mit ber ^^ffung
unb S)emut^ einer eckten ßljriftin ofle gugungen ®otteg
unb Qlle fieiben ertragen n^erbe, bie mir gu meiner 2äu*
terung gefc^icft «werben. S)enn aug biefem ©tanbpunfte
betrachte ic^ QÜe bie §eimfud|ungen , bie ung ^inieben
beugen. — Sdö ^öbe mic^ roiebergefunben im ©eräufc^e
ber SBelt. Sierfpreclöen ©ie mir, boß Sie immer mit ber
Stimme ber SBolir^eit gu mir reben.
1 3ulie öon Ärübener, Geborene uon Sßiettitgl^off, geboren gu
dtiQa am 11. 9^ot)ember 1766, mit t)ier5ebn 3a^ren an ben rujfifcben
®efanbten öon Ärübener öennö^It, jebod^ balb uon i^m gefd^icben, eine
burc^ ©c^Ön^eit, religiiJJe unb ^jolitifc^e ©d^roftnuerei auSge5eid)netc
grau. (Sie gemann 1814 auf Änifer 9Uejanber einen ungewöhnlichen
(Sinflufe; fpäter !am fie mit beutfc^en unb fc^meijerifc^en SBe^örben
megen ber üon i^r beroirften 5(ufregung ber untern SßoIfSflaffen in
ßonflüt, mufete nac^ Sflufelanb ^urüdttel^ren unb ftarb ju Äarafu-SBafar
in ber Ärimm am 13. 3)ecember 1824.
143
70.
(9(n grau uoit iBcrg.)
(ÄönigSbetfl, 12. gcbruar 1809.)
....Hic^ bin gefommen, roie ic^ gegangen ! ^ 9lid^tö
blenbet mic^ me^r, unb ic^ fage S^nen noc^ einmal: mein
Sieic^ ift nic^t üon biefer SBett!
1 5(m 27. ^ecember 1808 waren ber ÄPönig unb bic Königin, bcr
frül^cm (Sinlabung bc§ ÄatferS 5(Iejanbcr folgenb, nad^ ^Petersburg
abgereift unb bort glän^enb aufgenommen loorben. 3)er faifcrUt^ $of
l^atte ^jrad^toolle gefte oeranftaltet. — Slm 10. gebruar 1809 wor ha^
föniglic^c ^aar in Äönigöberg loieber eingetroffen.
144
71.
(^n i^ren SSater.)
(Äönifl^^berg, Sebruar 1809.)
IPon meiner ©emüt^^ftimmung fc^lüeige ic^, ba bic
3eit geeignet ift, einen ju allem Sraurigcn mie öon felbft
ju bringen. 3d| bin Quf SlüeiS gefaßt nur bie ®nabe
®otte§ erljält mid^ ftarf, aber allein aud| nur bcr ®Iauben
an i^n unb feine SSorfe^ung, benn auf bie ÜKenjc^en bau'
ic^ gar nid^t mel^r!
10
145
72.
(5(n gi^au Don SBerg.)
(£önio^^berg, 12. «märj 1809.)
^d) ^abt ^eute toieber einen log erlebt, einen
2;ag, too bie SBelt mit allen i^ren Sünben Quf mir liegt.
3d^ bin fran!, unb id^ glaube, jo lange bie Sachen \o
gelten, tt)erbe ic^ aud| nid^t tt)ieber genefen!^ 2)er Ärieg
mit Deftreid^ tuirb lo^bred^en, ba^ tt)ei§ aüe S33ett, aber
tt)ag @ie nic^t tuiffen unb tt)a§ mic^ bi^ in ben Sob be*«
trübt, ba^ ift, ba^ SRußlanb burc^ feine neue SBerbinbung
mit 5RapoIeon am ®nbe gar genöt^igt wirb, gemeinsam
mit granfreic^ gegen Deftreic^ loSjufd^Iagen. Srmeffen
Sie bie folgen, bie ba§ für un^ l^aben fann, ba§ tt)ir,
wenn e^ tüirflidö fo weit fommt, mit ju biefer $ßartei über*
ge^en muffen. $ßreu§en gegen Deftreic^ ! SEBaiS foll au^
5)eutfc^Ianb werben? 9lein, id^ fann e^ nic^t au8*
fpredjen, toa^ idf fü^Ie, bie Sruft möchte eg mir jer*
fprengen! Unb tt)ir ^ier in biefer SSerbannung, in biefem
Älima, tt)0 aUe ©türme mutzen, entfernt üon attem ^tu
mifc^en! D ®ott, ift e§ ber ^Prüfungen nod| nic^t genug?
146
ÜRein ©cburtiStag toax ein ©dircdEcn^tag für mid|!
Slbenbö ein großem, glanjüoUeö gcft, bag bie ©tabt mir
ju &)xtn gab, üor^cr ein rcidie« fro^c^ 2Kal^t im @d|to[fc
— nein, tuie mic^ ha^ traurig gemacht ^at! 2)a§ §crj
lüar mir gcrflcijd^t. Sc^ l^abc gelangt! — 3cl^ ^abe ge*
lächelt! — ^äj \)aht bcn geftgebern 2lngcne^mc^ gejagt,
id^ bin freunblic^ getüejen gegen alle SBelt, — unb idö
tougte üor UnglüdE nic^t tt)o^in ! SBem tüirb 5ßreu§en über^^
3at)r geljiJren, ttjo^in tt)erben mir Sllle jerftreut fein! ®ott,
aümäclötiger SSater, erbarme ^idjl
1 5)ie Ä'önigin I)atte fic^ fcf)on mä^rcnb i^rc§ 5(ufent^alt§ in
^eteit^burg leibenb nefü()lt.
10*
147
73.
("an \i)vm SSater.)
K. ce 25. Mars 1809.
Jre suis mieux que hier c'est pourquoi je me de-
peche de Vous dii^e quelques mots par occasion süre.
L'espoir renäit un peu dans mon sein de retoumer
plutot (sans dire bientot) a Berlin qu'il ne paraissait
d'abord. Si les forteresses sont reellement bcfe^t par
des Saxons, ou meme par les Mecklenbourgois comme
on le dit, alors le grand danger est passe pour
Texistence du Koi, et une fois rAutriche aux mains
avec la France et le theätre de la guerre decidement
pas dans notre pays, alors je vois une possibilite de
venir ä Berlin. Je ne puis rien que comme les
choses tournent, je vois que la Prusse sera aneantie
ou du moins toiijours dominee. II n'y a qu'un moyen,
celui de la victoire des Autrichiens et leur bonheur
soutenu par la mort du mauvais principe, alors chacun
leur aidera surement, mais que de mais et si jusque
lä. Promettez-moi seulement que si on nous chasse de
148
chez nous, de revenir me joindre que cela soit ou cela
veuille.
J'oublie par ces tristes raisonnements de Vous
remercier de Votre tendresse contenu pour moi, qui
s'est encore manifestee par Vos lettres ä Toccasion
du 10.
Louise.
1 3c^ befinbe mic^ ^eute beffer al§ ßeftern, barum beeile ic^ mic^
3^nen burd) eine fiebere ÖJelegenfieit einige SBorte ju fagen. 3)ie ^off=
nung, e^er (ol)ne p jagen balb) aU e§ öor^er ben ?lnfd^ein l^atte, nac^
^Berlin gurücfjufe^ren, kht ttjieber ein wenig auf in meiner ©ruft.
SSenn bie geftungen njirflid) üon ben ©ac^fen ober felbft üon htn
SJiecflenburgcm, njie man fagt, befe^t finb, bann tft bie grofee ÖJefa^r
für bie ßjiften^ be§ ÄiJnigS üorüber, unb njenn erfi Cefterreid^ einmal
mit granfreid) l)anbgemein, unb ber ^riegöfc^aupla^ beftimmt nic^t in
unferm Sanbe fein mirb, fe^e i&j eine 3Jli)gIid^!eit, nac^ SBerlin ju
fommen. ^d) fann bie 3)inge nur laufen laffen; id^ fe^e, ba^ ^reufeen
aufgerieben ober minbeftenö unterjocht fein mirb. (So giebt bagegen
nur ein SKittel, ber ©ieg ber Cefterreid^er unb i^r bauembeö &iM
burd) ben Xob be§ bijfen ^rinsi))^, bann mirb guöeriftffig jeber fie
unterftü^en, jebod) meldte SSenn unb 5lber finb noc^ bi^ ba^in. 58er=
fpred)en @ie mir nur, ha^, menn man unö ^ier fortjagt, (Sie fommen,
um mid) ab ju^olen, fattö e^^ fo meit fei ober fommen follte.
3dö oergeffe über biefe traurigen SBetrad^tungen 3^nen ju banfen
für Ql^re ^ärtlicfte fiiebe für mic^, bie fic^ nod) offenbart in Syrern
©riefe bei öJelegen^eit beö 10.
149
74.
(5(n ben ^rieg^ratE) ©c^effncr.
►a§ tüerben Sic üon mir benfen, lieber §err ©c^eff*
ner? S^r 58rief S^re SSerfe ^ finb ol^ne 2lntioort geblieben,
unb bennodö f)aV id) fie red^t tief empfunben unb bin S^nen
fe^r öielen 5)anf jc^ulbig. Sd^ \)aV e§ redit gut machen
tüoßen unb f)aV e§ red^t f(J|Ied|t gemad^t. 9le^mUd| id)
I)abe nid^t getDoüt, ia^ mein Secretarius jeine fteiffe Slnt^
iDort S^nen julommen foüte, iQJfirte fie be^^olb; bie 3cit
®ebrac^ mir aber, um S^nen felbft ju banfen, unb fo finb
@ie benu gang ol^ne 3^^^« ^^^ SJebeng unb be§ 3)Qnte
geblieben. Urlauben Sie mir be^beS j|e§t nadijuljolen unb
Sie ju bitten, mic^ einen biefer SÄorgen ju befuc^en. 9Son
11 U^r an bin id) @i(J|tbar. 3c^ l^abe fe^r üiel SScr*
gnügen gehabt, ben tt)ürbigen Sorof^f^ ^ fennen ju lernen,
e§ ift ein braüer Iluger angenehmer 2Kann mit bem ic^
mid) lange mit üieler greube unb §er^Uc^feit unterl^ielt,
150
mir gu tDQl^rcr Erbauung. Seben @ie rcdjt SBol^I unb
jtüciffcln Sie nid^t qu meiner magren Sld^tung.
Ä., b. 2. Tlat) 1809.
Sui|e.
1 ^elc^e ©c^effner ber Königin am 10. Wdx^ ju i^rem unb am
22. m'dx^ äiim ©eburtötag be§ grinsen SSil^elm gefanbt. Äurge 3eit
tiorl^er l^atte ©d^effner Don ber .Königin ein ^etfd^aft jum ©ef^enf er*
l^alten. 2)a§ eine ber QJebic^te, eine 5tnf))ielung l^ierauf, lautet :
„2lm 22. 2r?er3 j(808
Geburtstag be§ ^ringen ^il()elm üon ^reu^en öeranlafet burc^ ein
$ettjcf)aft ber Königin, auf tüelc^em ein betraubter JHebftodt gefc^nitten
ift mit ber Umfd^rift nic^t ü()ne ^^rönen.
(E§ giebt ein fi3ftlici^e§, ein unnennbare^ (Seinen,
2)a§, menn e§ gleid^ nic^t ol^ne Xf)ränen
$Bct)m Sd^nitt be§ ©döicffalö bleibt, bod^ füffe grüd^te
bringt,
^em ^einftod gleid^, ber üon bem SSin^erfd^nitte
9{n Stanfen abgefürjt fid^ um ben Oiebftoc! fc^Iingt:
5Ser biefe§ 6el)nen§ ©cftmerj nie litte,
gür b^n hlülj'n audj bie 93hmten nicf)t,
^oDon ©ebulb bie fc^önften ©ränge fHd)t.
2)er tauten JJreube fd)Icift \>a^ 8e^ncn
9Kit feinen ftiti gemeinten Xl)rftnen
3)ie ©d^Iacfcn ab, unb l^ilft i^r ju ber ^oUtur,
3n ber i^r S8i(b fic^ ))o(i)]^cbrifd) fpiegelt:
3)er 6cl)nfud^t 9ki§barfeit entfiegelt
SKand^ XiefuerborgneS ber ^atnx,
Unb ^ilft bem Reifte auf bie ©pur
^e^ Glaubens, ber i()n neu beflügelt.
(Sud)' aufgufd^mingen gur Unfterblid^feit,
3n^3 Sanb, i^o ber ÖJefü()(e 3nnig!eit
151
^eiu SeibenSftunu ueniiag ju übcnoinben,
SBcil burc^ ben ^ali^man: 3"f^icöen^cit
(Sein red^tlirf) fiooS ein jeber ba lüirb finben.
?(uci^ biefer Xacj, geliebte Königin,
SSerging bir einft getoife nid^t o^ne X^ränen,
9^id&t üt)n' ba§ föftlid^e, unnennbare (Seltnen!
3)oci^ tüem uom Xraubenmnrf)^ be§ ©Uten, ©blen,
@(JÖönen
S)ie ©Otter \>tn fiirtrefflt^ften ©eminn
3n fold^er Äinber fiefe brod^ten
9JJuft auf ben 28eijen)^nitt be§ ©dfticffalS men'ger ad^ten
Unb mit ftet§ regem SJJutl^ nur nad^ bcm ©inen tract)ten:
3)a6 au§ bem fü^en Wlo}t ein ebler fc^i)ner SSein
S)en SJJenfc^enl^er^en au§ ber fauem (Srbe
3um @tär!en, Saben unb ©rfreun
S)urd^ ^unft unb gleift getüonnen werbe."
2 Subn)ig ©mft öon S3orouj§ft), geboren ju Äi)nig§berg am
17. Suni 1740, bamal§ Oberconfiftorialrat^, feit bem 18. Januar 1816
S3tfct)of in ^reuften, gcftorben ju 5^Önig§berg am 10. S'ioöember 1831.
3)a§ Original be§ S3riefe§ ber 5lönigin befinbet ftd^ im Königs:
lid^en (BtaatSarc^iö ju Königsberg.
152
75.
i?(n if)ren SSater.)
(tönig^bcvö, mal 1809.)
öefter »ater!
it ung ift cg au^S tüenn and) md)t für immer,
boc^ für ie^t gür mein Sebcn ^offe ic^ nic^t« mc^r. 3c^
liabe mic^ ergeben, unb in biejer (Srgebung, in biefer %n^
flung beg ^immet^ bin ic^ jefet ru^ig unb in jotd)er 9iu^e,
wenn auc^ nic^t irbijc^ glücfttc^, boc^, roa^ mc^r fagen mitt,
geiftig glücffetig. (S§ wirb mir immer flarer, bafe ?lüe§
fo fommen mußte, wie e^ gefommen ift. S)ie göttliche
SJorfe^ung leitet unöerfennbar neue SBelt^uftänbe ein, unb
e^ foU eine anbere Orbnung ber S)inge roerben, ba bie
atte fic^ überlebt i)at unb in fic^ felbft ate abgeftorben
gufammenftürjt. SBir finb eingefc^Iafen auf ben Sorbeeren
griebric^g beö ®rogen, welcher, ber ^err feinet So^r^
t)unbertg, eine neue Qnt fc^uf. SBir finb mit berfelben
nic^t f ortgejc^ritten , beg^atb überflügelt fie un«. S)a«
fielet 9liemanb Marer ein, aU ber Sönig. SRoä) eben ^atte
ic^ mit i^m barüber eine lange Unterrebung, unb er jagte
153
in ftc^ gefeiert toieberl^olcntlic^ : bag mug aixd) bei un§
anberg toerben. 9luc^ bog S3efte unb Ucbcriegtcftc mx%^
lingt, unb ber franjöfifd^c ffaifcr ift tocnigfteng fc^Iaucr
unb liftiger. S33enn bie 9?uffen unb bic 5ßreugcn tapfer
tt)ie bie ßöroen gefod^ten l^atten, mußten tt)ir, toenn ani)
md)i befiegt, bod^ bag gelb räumen, unb ber ^einb blieb
im SJortl^eil. 3Jon i^m fönnen toir SJieleö lernen, unb e§
toirb nic^t öerloren fein, toog er getl^an unb ausgerichtet
l^at. @§ märe Säfterung, ju fagen, ®ott fei mit i^m;
aber offenbor ift er ein SBerfjeug in beS 8lümäd^tigen
§anb, um ba§ Sllte, lüeld&eg fein ßeben mel^r l)at, baS
aber mit btn Slufeenbingen feft öermac^fen ift, gu begraben.
®emt§ mirb e§ beffer merben: ba^ öerbürgt ber ®Iaube
an ba^ öottfommenfte SBefen. Slber eS fann nur gut
merben in ber SBelt burc^ bie ®uten. S)eSl^aIb glaube
ic^ aud^ nic^t, bag ber Saifer 9lapoIeon Söonaparte feft
unb fieser auf feinem, je^t freiließ glängenbem 2;^ron ift.
geft unb ru^tg ift nur allein SBa^rl^eit unb ®ered^tiflfeit,
unb er ift nur politifd^, baS ^eigt Mug, unb er rid^tet ftc^
ntc^t nad^ emtgen ®eje^en, fonbern nad^ Umftänben, mie
fie nun eben finb. Damit befledEt er feine 9?egierung mit
öielen Ungerec^tigfeiten. @r meint eg nic^t reblid^ mit
ber guten ©ac^e unb mit ben 3Kenfd^en. @r unb fein
ungemeffener S^rgeij meint nur ftc^ felbft unb fein per*
fönlic^eS Sntereffe. 3Kan muß i^n me^r bcmunbem, aK
man i^n lieben fann. ®r ift öon feinem ®tüdf geblenbet,
unb er meint 9lüeS ju vermögen. 2)abei ift er ol^ne
154
alle äRä^tgung. unb ruer nid^t 3Ka6 l^alten fann, öerlicrt
bag Oleic^gctüid^t unb fällt. ^6) glaube feft an ®ott,
alfo aud^ an ftttlic^e SBeltorbnung. S)iefe jel^e id^ in ber
§errfd^aft ber ©emalt ntd^t; beS^alb bin ic^ in ber §off*
nung, bag auf bie je^ige böfe- 3^it ^i^^ beffere folgen
toirb. 2)iefe ^offen, toünfd^en unb erwarten otte beffern
^ienfc^en, unb burd^ bie ßobrebner ber je^igen unb i^re§
großen gelben barf man fid^ nid^t irre mad^en laffen.
•©ang unöerfennbar ift 9lüeö, tt)a§ gefc^el^en ift unb toa^
gefd^iel^t, nidit ba^ ße^te unb (Sntt, wie e^ njerben unb
bleiben fotl, fonbern nur bie Sal^nung be§ SBege^ ju einem
beffern ßitk l^in. 1)iefe§ Qid fd^eint aber in weiter ©nt*
fernung gu liegen, toir werben eö mol^rfdieinlid) nic^t er==
reid^t feigen unb barüber I)infterben. SBie ®ott mü ; SlQeg
wie er will. 9lber icfi finbe Xroft, traft, 3Rutt| unb
^eiterfeit in btefer Hoffnung, bie tief in meiner Seele
liegt. Sft bod^ Sllleg in ber S33elt nur Uebergang! S33ir
muffen burd^. Sorgen wir nur bafür, bag wir mit jebem
2iage reifer unb beffer werben.
§ier, lieber Sater! Ijaben Sie mein poIitifd^eS
©laubengbefenntnig, fo gut ic^ aU eine '^xan e§
formen unb gufammenfefeen fann. SRag eg feine Süden
I)aben, id^ befinbe mtd) wot)I babei; entfd^ulbigen Sie aber,
bofe ic^ Sie bamit iet)ellige. Sie fe^en wenigften^ barau^,
bafe Sie aud^ im UnglüdE eine fromme ergebene Xoc^ter
t)aben, unb ba^ bie ©runbjä^e c^riftlid^er ®otte§furc^t, bie
ic^ 3t|ren Belehrungen unb Sorem frommen Seifpiet t)er^
155
banfe, i^rc %xixd)it getragen l^aben unb tragen werben, fo
lange Obern in mir ift.
@ern toerben Sie, lieber SSater, l^ören, ba§ bog Un*
glüdE, Xöeidft^ un^ getroffen, in unfer eJ^elid^eg unb
I)äugIidE|e§ßeben nid^t eingebrungen ift; öielme^r baff elbe
befeftigt unb un^ noc^ tpert^er gemacht l^ot. ®er ffiönig,
ber befte äJJenfd^, ift gütiger unb liebevoller, aU ie. Oft
glaube ic^ in i^m ben ßieb^aber, ben ^Bräutigam ju fe^en.
ajieljr in ^anblungen, wie er ift, ol^ in SBorten erfe^e
ic^ bie Slufmerffamfeit, bie er in aßen ©tücfen für micft
I|at, unb noc^ geftern fagte er fd^Iic^t unb einfod^, mit
feinen treuen Singen mic^ anfetjenb, ju mir: »S)u, liebe
Suife! bift mir im UnglüdE noc^ toert^er unb lieber ge*
tüorben. 9lun meife ic^ an^ Srfal^rung, wai id) on ®ir
I)abe. ajiag eg brausen [türmen — wenn e^ in unferer
e^e nur gut SBetter ift unb bleibt. SBeil id) ©id^ fo
Heb ^abe, ^abe id^ unfer jüngft geborene^ S^öd^terd^en
Suife genannt. ÜKöge e^ eine ßuife werben.« — 93ig gu
X^ränen rührte mic^ biefe ®üte. ®g ift mein ©tolj,
meine g^^eube unb mein ®IfidE, bie Siebe unb 3"^'^^««*
I)eit beö beften ÜKanne^ gu befi^en, unb weil ic^ il^n
üon bergen wieber liebe, unb wir fo mit einanber 6ini^
finb, bag ber SBifle be« @inen auc^ ber SBiQe be8 Änbern
ift, wirb e^ mir leicht, bieg glücflid^e ©inöerftänbniß,
welches mit ben Sauren inniger geworben ift, gu erholten.
SUiit einem SBorte, er gefällt mir in aüen ©tücten unb ic^
gefalle i^m, unb ung ift am wo^Iften, wenn wir gufommen
156
jtnb. 9Serjeit)en ©ie, lieber SSater, bo^ id^ bie« mit einer
fleruiffen Slu^mrebigfeit fage; eö liegt barin ber funftloje
Slu^brucf meine« ®Iücfe«, melc^ei^ Seinem auf ber SBelt
märmer am ^ergen liegt, at« 3l)nen, befter, jörtlic^er
Sßoter! ®egen anbere ÜKenfc^en, ouc^ bag l^abe ic^ oon
bem Sönige gelernt, mag id) baöon nid^t fprec^en; e« ift
genug, ba^ mir eö miffen.
Unfere Äinber finb unfere ©c^ä^e, unb unfere
^ugen rut)en öoü ^iifri^ben^eit unb Hoffnung auf i^nen.
S)er Sronprinj ift öotter ßeben unb Oeift. @r ^at öor*
^üglic^e Talente, bte glücHic^ entmicfelt unb gebilbet merben.
(5r ift ma^r in allen feinen ©mpfinbungen unb SBorten,
unb feine 8ebt)aftigfeit mac^t 3SerfteIlung unmöglich. Sr
lernt mit öor^üglic^em (Srfolge ®efd)ic^te, unb ba« ®ro|e
unb ®nit gietjt feinen ibealifc^en Sinn an fic^. gür ba«
SBi^ige ^ot er oiel ©mpfänglic^feit, unb feine fomifc^en,
überrajc^enben Sinfälle unterhatten un« fe^r angenehm.
<£r pngt öorgüglid) an ber 3Kutter, unb er fonn nid^t
reiner fein, al« er ift. 3c^ ^abe i^n fe^r lieb unb fprec^e
oft mit i^m baoon, mie e§ fein mirb, mann er einmal
Äönig ift.
Unfer ©o^n SBü^etm (erlauben ©ie, el^rroürbiger
®roBüater, bafe ic^ 3^re Snfel nac^ ber 9?ei^e 3^nen
üorftelle) mirb, menn mid^ nid^t 2lQeg trügt, mie fein SSater,
einfach, bieber unb öerftänbig. 8Iuc^ in feinem Äeufeern
^ot er bie meifte 8le^nlid^feit mit i^m; nur mirb er, glaube
ii), ni6)t fo fc^ön. ©ie fe^en, lieber SSater, ic^ bin nocft
157
in meinen SJiann öerliebt. Unfere lod^ter ß^arlotte ma6)t
mir immer me^r greube; fie ift jtt)ar öerfd^Ioffen unb in
fic^ gefeiert, verbirgt aber, mie i^r SSater, l^intcr einer
fc^einbar falten ^ftQe ein marmeg, t^eilne^menbeg §erg*
Scheinbar gleichgültig gel^t fie einher; ^at aber mel Siebe
unb X^eilnal)me. 1)al^er fommt e§, bafe fie cttt)a« 9Sor*
netjmeg in it)rem SBefen t)at. ©rl^ält fie ®ott om Seben,
jo ai)r\t id) für fie eine glänjenbe ^i^fi^nft. Sari ift gut-
müt^ig, fröf)tid), bieber unb talentDoU ; förperticft entmicfelt
er fid) eben jo gut ai§ geiftig. @r i)at oft naioe Sinfätte^
bie ung jum Sachen reiben. (Sr ift l^eiter unb mifeig. ©ein
unauft)örlic^e^ fragen fe^t mic^ oft in SJerlegen^eit, mcil
ic^ e§ nidjt beantworten fann unb barf; boc^ jeigt eg oon
SBifebegierbe — junjeilen, menn er fc^lau täc^ett, auc^ oon
9leugierbe. (Sr mirb, ol^ne bie 3;t|eilna^me an bem SBo^I
unb SBe{)e Slnberer ju oertieren, leidet unb fröf)Iic^ burd^i^
ßeben gc^en. — Unfere Xodjter Sllejonbrine ift, mie ÜKäb*
c^en it|re§ SUter^ unb 9latureüg finb, anfd^miegenb unb
finblid). ©ie jeigt eine richtige 2luffaffung«gobe, eine leb*
t)afte ginbitbunggfraft unb fann oft ^erjlid^ lochen, gür
ba« Somifc^e ^at fie t)ie( ©inn unb Smpfänglic^feit* @ie
i)at Slnlage jum ©atirifc^en unb fielet bobei ernftl^aft aui^,
boc^ fc^abet bag i^rer Oemütl^Iic^feit nic^t. SSon ber
Meinen ßuife lägt fid^ noc^ nic^t« fagen. Sie l^at ha^
^rofil il|re§ reblidien 5Saterg unb bie Äugen be8 Äöntg«,
nur ttxoa^ l^eller. ©ie ^eigt Suije ; möge fie i^rer 9[l^nfrau^
ber liebengmürbigen unb frommen ßuife öon Dronien, ber
158
toürbigen ®emal)Iin beg großen Äurfürftcn, ä^nlid^
tocrben.
3)a l^abc iä) S^ncn, geliebter SSater, meine gattje
©aflerie öorgefü^rt. ©ie toerben jagen: ba^ ift einmal
eine in i^re Äinber öerUebte ÜKutter, bie an i^nen nur
@ute§ fielet unb für itjre ÜJtängel unb g^^Ier feine Singen
t|at. Unb in S33al|r^eit, böje Slnlagen, bie für bie 3iifiinft
beforgt machten, finbe id^ an Slüen nic^t. Sie ^abtn, tt)ie
anbere 3Renf(J)en!inber, auc^ itjre Unarten; aber biefe öer*
lieren fic^ mit ber Qtxt, jo »ie fie öerftänbiger werben.
Umftönbe unb 9Sert)äItniffe erjietjen ben üKenfc^en, unb
für unfere Ä'inber mag e^ gut fein, ia^ fie bie ernfte
(Seite be^ 2eben§ fcf)on in il^rer 3ugenb fennen lernen.
S33ären fie im ©c^ooge bei8 Ueberfluffeg unb ber Söequem*
lid^feit groB getoorben, fo mürben fie meinen, ba^ muffe
fo fein. S)a§ eg aber anberg fommen fann, fe^en fie an
bem ernften Slngefic^t i^reg SJater« unb an ber SBe^mut^
unb ben öftern X^ränen ber SJtutter. Söefonberg xdo\)U
t^ätig ift eg bem Sronprinjen, bag er ba^ Unglücf fc^on
als Süngling fennen lernt; er tt)irb bag ®Iücf, menn, mie
ic^ tjoffe, fünftig für i^n eine beffere 3^it fommen toirb,
um fo t)ö^er fc^ä^en unb um fo forgfältiger ben^al^ren.
ÜJteine Sorgfalt ift meinen Sinbern getoibmet für unb für,
unb id^ bitte ©Ott tägtic^ in meinem fie einfc^Iießenben
Oebete, bafe er fie fegne unb feinen guten ®eift nid^t öon
i^nen nef)men möge. ÜJiit bem trefflichen ^ufelanb f^m^»
pat{)ifire ic^ aud^ in biefen ©tücfen. @r forgt nid^t blo^
159
für bag p^^ftfc^e 3Bo^I meiner Sinbcr, anäj für ba§ gciftigc
berfetben ift er bebad^t; unb ber biebere, freimütl^igc
fBoxoXD^tt), ben ber ffiöntg gern fielet unb lieb f)at, ftarft
barin. Sr^ält ®ott fie un^, fo erholt er meine beften
©d^ö^e, bie TOemanb mir entreißen fann. So mag fommen,
tt)a§ ba toiü, mit unb in ber Bereinigung mit unfern guten
Sinbern tüerben tptr glücffelig fein.
Sdö fc^reibc 3^ neu bieg, geliebter SSater, bamit Sie
mit Beruhigung an un^ beulen. S^rem freunblic^en Än^
beuten empfehle ic^ meinen SJtann, and) unfere Äinber
atte, bie bem ef)rtt)ürbigeu ®ro§t)Qter bie §önbe ffiffen; unb
id^ bin unb id) bleibe, befter Bater, 3^re banfbare Slod^ter
Suife.
1 ®er Arien 5n)ijd)en Cefterreic^ unb fjranfreic^ ^atte am 17. 'Hpxii
begonnen, "^(m 13. 9)lai war Napoleon bereite aU ©iener in SBicn
eingebogen unb fd^on ücrfünbeten bie frnn^i3ftfd)en ©uKetini;, boö .^au8
©abfiiburcj I)abe aufnc^ijrt ^u regieren. 3)er 9(ufftanb in Reffen unter
9(nfü()runn be^J Cbcrftcn uon 2)örnbcrg, auf bie ^Vertreibung be§
5^i5nigrt Scrome ab^icknb, loar nüBglücft. "iDJajor Sd)iII mit feiner
tapfem (Sd)aar, ber bie SlVoIfi5er()ebung bc^ niJrblic^en 3)eutf(^(Qnb
jutücge bringen wollte, war in Stralfunb unter fran^öfifd^i ©äbeln
gefallen.
3u biefer 3cit f^rieb bie .^i)nigin, bie feit einigen "©od^cn Icibenb
war, in i^r %a^tbudj:
„. . . '^idj ©Ott, c^i ift uiel über niic^ ergangen ! 3)u ^ilfft aUcin
— ic^ glaube an feine 3w^wnft auf (Srben me^r. ®ott rm% wo ic^
begraben werbe, fd)wcrli4 auf preuftifc^er (Srbe. Oeftcrrcicft fingt fein
©d)Wanenlieb, unb bann '?lbe: ©ermania!''
160
76.
(9(n grau uon S3crg.)
(^öttig§berg, Sommer 1809.)
[d^ lefe je^t Sienl^arbt unb ©ertrub, ein 58ud^ für§
®oIt, oon ^ßepalojji K @§ ift mir tool^I in biefem ©d^toeiger
3)orfe. SBärc ic^ mein eigener §err, jo fe^t' ic^ mic^ in
meinen SSSagen unb roßte ju ^eftalojji in Die ©d^meij,
um bem ebten 3Rann mit X^ränen in ben Singen unb mit
einem ^önbebrucf ju banfen. SBie gut meint er t^ mit
ber 9Kenfc^f)eit. 3a, in ber ÜKenfcl^f)eit Flamen banF ii)
i^m! — (Sine ©teile in bem Sud^e gefiel mir befonber^,
n)eil fie fo ma^r ift: Seiben unb (SIenb jinb OotteS
©egen, toenn fie überftanben jinb! — ^a, in^
mitten meinet glenbS jage id^ fd^on: ©^ ift ®ottei8 ©egen!
SBie öiel nätjer bin ic^ bei ®ott — tt)ie beutli^ finb
meine ®efüf)Ie ju Gegriffen geujorben über bie Unfterblic^*
11
161
feit ber ©celc. SRid^t o^ne Il^räncn fd^miljt ba^ fd^önc
©iegcl — toic toa^r!
1 3üf)ann |)entrici^ ^eftalojji, geboren ju ßürid^ am 12. Januar
1746, berüf)mter ^äbagoge, geftorben ju S3rugg am 17. fjebruar 1827.
3n feinem Sftoman „Sien^arbt unb ©ertrub" (SBafel 1781—1789
4 58ftnbe) fud^te er nad^äuweifen, ha^ nur burc^ eine tief eingreifenbe SSer*
befferung ber ©r^iel^ung, meldte bie ©efamtl^eit ber Prüfte unb 5(n*
lagen ber ^nber entnjidfele unb ber guten ©efinnung fonjie bem I^Önncn
ben SSorjug uor bem blojsen SBiffen gebe, ben Uebeln ber geit abju»
l^elfen fei. S5er ©rfolg be§ SSer!e§ mar ein großartiger.
162
77.
(5(n ben 5lneg§rat() Sc^effnev.)
d) bQnfe 3f)nen red^t aufrichtig lieber §crr ©c^effncr
für bie ®üte mit tücld^er Sie beforgt finb mir greube gu
marfien. 2)a^ Slnbenten ebler ÜJienfc^en ift mir immer öon
großem SBert^ gemefen ; bod^ jefet, bo id^ im Ungtücf bin,
tüenn ba gute ebte äRenfifteu mir fagen unb betüeifen, ba^
fie mid) lieben mac^t eö einen fo too^It^ätigen tröftenben
SinbrudE auf mid), baß id^ @ie inftänbigft bitte ber gtau
t)on ber 5RedE ' ju fagen, ujie fetjr id^ i^r bonfe für bk
2lrt, mit n^elc^er fie meiner gebac^t. Sntmer t|ab idi i^ren
®eift unb i^r ®emütf), tt)eld^e§ in einem fo l^errlic^en @tn*
flang lebt, geliebt unb gefd^ägt; and) biefeg toünfc^t id),
bafe fie n^üßte. SBqS fie über ber Qdt fagt, mag id^
eigentlich lieber gar nic^t berü{)ren, ba meine Ueberjeugung
bie traurigfte ift. 2)ie Srfd^einung ber ©eiffel ber S33ettt
l)at gemig gro^e Qxotde; attein ic^ fe^e meber SSernunft
nocf) 5Rec^tIid)fett, meber @ittlicf)feit nod) 9ieIigiofität burd^
bag über ung gefomne UnglüdE ern^edEt. $Rur große ©cenen
11*
163
finb im ©tonbe, groge äSirfungen ^ert)or3ubringen, unb
bolzet tDerben tiod^ groge Opfer fallen mfiffen, bamit
ba^ Oute für ber SBeat bewirft toerbe. ®ie Oemfit^cr
ftnb gu t)erprtet burd^ @goi^mud unb falfc^e Silbung,
aU bag man l^offen bürfte, ba^ fte leicht ju erfd^üttem
unb ju belfern toören, nur gro§e revolutionen fönnen
unb ttjerben biefeö betotrfen. Sie fe^en, lieber ^err
©d^effner, ba^ in benen jtoetj Sauren, bie ic^ Sie fenne,
id^ bie aSeUt öon i^rer ernften Seite l^abe beobachten
lernen. Srr id^ mic^ unb mirbi^ beffer mit ber SSSeUt,
fo mirb eS mo^t fein 3Renfc^ mit ^eitrerm @inn unb bant
borerm §erjen aufnehmen aU id^. 2;rift aber mein
Sl^nben ein, bann ^off id^ auc^ bie ©tärfe gu bepften,
bie aQein bem SRenfd^en toirb burc^ ©laube unb §in^
gebung.
Ä., b. 24. Stuguft 3^re greunbin
1809. Suife.
1 eiifabetl) (£()ar(ottc (£onftanäc uon ber SRccfc, (ä^eborcne t)on
3Jlebcm, beutfd)C (Bc^riftftencrin, geboren auf ©^loj ©d^önburg in
Ä\irlanb am 20. mai 1754, öennft^It feit 1771 mit bem gfrci^crm
9JJagnu§ öon ber fficdt, gcftorben ^u 3)re§ben am 13. ^tpxii 1833.
JVrau uon ber Slecfe i^attc imtenti 2. 9(uguft 1809 Don gfron^brunn
au§ einen S3nef an ©c^effner gerichtet, ben biefer ber J^önigin jur ®in«
fid^t üorlegte. (S§ ^eißt barin:
„2)a§ toaren feiige Reiten (1789). — 3)a feufjte ©uro^o no^
nict)t unter einem Soij^e, ba§ immer brücfenber werben »irb, nicrai
SScnmnft unb JHed^tlic()feit nic^t erwad)en, um bem n^ütl^enben @tnnne
164
her SSerl^eerung einen 3)Qmm entgegenjufe^en; — fönnt' i^ ntic^ hod)
äw S^i^ei^ Derfegen, unb bie l^olbc Königin wieberfel^en, bie td^ un*
lüanbelbar liebe — fagen @ie ber un§ allen tl^euem Königin, bag mein
$)crä i^r treu ergeben bleibt, benn fie l^at ein &tmüt^, ba§ geliebt ju
werben öerbient unb toeId)eS ba§ SBebürfnig fül^It, anbem mertl^ ju
fe^n. O, bag ict) biefe ^tuiidjt fjrau in ben jefet bebenflic^en S^ittn
fprect)en fönnte, bie wa^rlid) fo bebenflict) ni^t wören, njenn biejenigen,
bie bn§ ©Ute tDoÜen, frftftig an einanber l^ingen unb mit einanber
tt)irften. ..."
S)a§ Original be§ S3riefe§ ber Königin befinbet fi^ im Äönig=
lid&en (Staat§arrf)it) ju ^önigäberg.
165
78.
(9(n t^re Sc^mefter fjrieberife.)
(Äi3nioÄbevg, 9(uguft 1809.)
• • • •
Erlaubt eg meine ©efunbl^eit, \o gelten toir bett
12. nad^ Zittau, ©inge eö boc^ nad^ Serltn! S)al^in, bol^in
möc^t' ic^ je^t jiel^n; e§ ift orbentlic^ ein ^eimtoel^, toa&
mx6) ba^in treibt unb nad) meinem ß^arlottenburg.
160
79.
(9(n gvou üon S3erg..)
(^önigöberg, September 1809.)
®aben @tc jd^on geprt, ber Äöntg l^at befohlen,
bQ§ in ben ^rd^cn ©ebäc^tnifetQfeln ber um ba^ SSatcrIanb
öerbtenten Ärieger aufgeftcöt luerbcn, jur ®I|rc ber Siebten,
jur Sluggetc^nung ber Ueberlebenben unb gur SRac^eiferung
ber — Snberen.^ ^a^ i[t ein gunfen me^r, qu^ bem
mefleid^t bod) noä) bie gfamme ®otteg jd^Iagen fann, lüeld^e
bie @ei§el ber SSöIfer oerjelirt. ^at e§ benn nic^t, tt)te in
Spanien ^ quc^ in Sifrol fc^on gegünbet? ,,2luf ben Sergen
ift bie greil^eit!"» klingt bieje ©teüe, bie id^ je^t erft
öerftel^e, nic^t tt)ie eine ^45ropl^egei^ung, tt)enn Sie auf ba^
Hochgebirge blidfen, bag fic^ auf ben 9luf feinet ^ofer
erhoben tjat? SBeld^ ein 9Rann, biefer 2lnbreag ^ofer.*
@in Sauer tt)irb ein gelbl^err, unb tt)a§ für einer ! ©eine
SKaffe - ®ebet ; fein Sunbe^genoffe - (Sott ! Sr fämpft
mit gefalteten ^änben, fämpft mit gebeugten Änieen unb
fd^Iägt tt)ie mit bem gtammenfc^merte be^ Stjerub^! Unb
167
biejeg treue ©c^tt)etjer*SSoIf, bQ§ meine ©eele fc^on aui^
^eftalojjii angetietmelt l^at. Sin ftinb an ®emüt^, tämpft
t^ tüie bie 2;itanen mit geKftücfen, bie eS t)on feinen
Sergen nieberroüt. ®ang n)ie in Spanien! ®ott, wenn
bie 3cit ^^^ Sungfrau tt)ieberfäme, unb »enn ber fjeinb,
ber böje geinb bod^ enblid^ übermunben würbe, überwunben
burc^ bie nämliche ©ewalt, burc^ bie einft bie fjranfen,
bag ÜKäbc^en öon CrleoniS an ber ©pi^e, il^ren ©rbfeinb
and bem Sanbe fc^Iugen!
9lc^, auc^ in meinem ©d^iUer I|ab' ic^ mieber unb wieber
geiejen ! SBarum ließ er [ic^ nic^t nac^ JBerlin bewegen ? *
SBarum mufete er fterben ? Ob ber 3)ic^ter beö Zeil and)
öerblenbet werben, wie ber ®t](i)iiit^\äixtibtx ber (Sib*
genoffen !^ SRein! SRein! ßefen ©ie nur bie ©teile: ,,5Ric^t8*
Wärbig ift bie Station, bie nic^t itjr WltS fe^t an i^re
@^re!''.^ Äann biefe ©teUe trägen? Unb ic^ fann nod^
fragen: warum er fterben mußte? SEBen ®ott lieb ^at in
biefer 3^^*/ ^^^ nimmt er ju fic^!
1 3)ie erftc biefer öeböd^tnifetafeln fteHtc am 24. ©eptcntber 1809
bog erfte oft))reu6if(^e Qnfonteries^legimcnt in ber ©c^loftfirc^ ju
Königsberg unter großer geierlid^feit auf.
2 ilönig S^KP^f S'^opoIeonS SBruber, war öon ber SSoIfSpartcl unter
5(nfü^rung be§ ©enerols S)u^ont qu§ ©ponien öerjogt morben.
» Sci^iner, 3)ie SBraut üon SKeffina.
♦ ^^(nbreoS Sgo^tx, geboren im ©aft^auö am ©anb bei @t fieon«
l^arb im ^affei)crti)al am 22. Cftober 1767. Gr mar bie ©ccIe bc»
2^i)roIer SSoIfSaufftanbeS. itricgSgefangcn, würbe er am 20. grebruar
1810 in 9Kantua erfdjoffcn.
168
5 (BdjiUtx^ pthmxäxt Sage machte e§ i^m unmi5ölici& auf bie i^m
im 3Jiai 1804 lüä^renb feiner ^nioefenl^eit in SBerlin öorgefd^Iaöenen
SBebingungen für ben fjall feiner Ueberftebelung in bie ))reu6if(i^e ^aupt«
ftabt eingugel^cn. 3)ie Unterl^anblungen, burd^ S3el}me gefül^rt, gelang*
ten nici^t Dollftftnbig ^um ^(bfci^Iu^, ba @d)itter (geboren ju SDlarbad^
am 10. 5«ot)ember 1759) bereite am 5. ^ai 1805 ju 38eimar ftarb.
Unterm 23. mai fc^rieb |)ufelanb an ©c^iller^ SBittme :
„S)ie Königin, bit unbefd^reiblici^ üon biefem SSerluft gerührt mar,
l^at mir ouSbrüdlici^ aufgetragen, 3t)nen i^re innigfte X^eilnal^me ju
bezeugen, unb mie fe^r fte münfdöe, etmaS gu Q^rer !J:röftung unb
§(uf^eitrung beitragen ju fönnen. — §atte nici^t ber SSeremigte btn
$Ian, einen feiner @ö()ne bem Ärieg§bienfte ju mibmen? SSäre bieg,
fo mürbe fic^ jegt bie befte öJelegenl^eit ba^u barbieten, unb idj mürbe
©ie bitten, mir nur ein ^ort barüber gu f (^reiben."
« Qo^anneC^ üon Füller, geboren ju ©d^^ff Raufen ben 3. Januar
1752, berühmter öJefci^ici^töfci^reiber, feit 1804 |)iftoriogra))]^ be§ ^o^en*
äoHemfci^en |)aufeö mit bem Xitel eine§ ©e^eimen £rieg§rat^S. @r
foHte bie ©efc^ic^te fJriebrici^S be§ ©rofeen fd^reiben, lie^ fid^ jebod^ in*
folge einer 1806 ju ^Berlin ftattgel^abten Unterrebung mit 9'2a))oleon öon
biefem bemegen, in franjöfifd^e 3)ienfte überzutreten, ©r ftarb gu
Gaffel am 29. SJ^ai 1809. — „3)ie ©efc^id^te ber fd^mei^erifc^en
eibgenoffenfc^aft" erfcl)ien in 5 SBänbcn, fiei^jig 1786—1808.
'^ ©deiner, S)ic Jungfrau öon Orleans, I. ^lufjug, 5. auftritt.
169
80.
(9(n if)ren S3ruber ©eorcj.)
(Äönig^berg, ©e^tember 1809.)
Hld^ fann überl^aupt nic^tö fd^reiben, afö bag bic
äReinutigen in ber "iPoIttif fo getJ^eilt finb, tt)ic anno 1805.
3c^ roetp, tDQg tc^ mü, hod) c^ fommt nid)t^ ntc^r über
meine ßippen, Da mein 9lat^ jo fürchterliche golgen gel^abt
Sc^ tDeife jmar tt)ol^I, baß ic^ nic^t in ber ©ac^e ben 8(ui^*
fc^Iac) gab, aUetn eS mirb mir boc^ fo tiorgefagt, a(d toäre
e^ fo*^ S)ie geigen bemeine id^ oft — nid^t ober bai^
'iJrincip ber §anblung unb nic^t bie ^Qnblung felbft. 5Rte
mürb' ic^ bereuen, mag @^re unb ©elbftgefül^I ^etligt,
mot)I aber afleg anbere, roaS bog ©egentl^eil märe unb
eben noc^ oiel jd^recflic^ere golgen ^aben mirb, nämlic^
ba^ über Sorbmerfen ber ©^naftie oljne ÜJiitleib ber @blen.
^d) fe{|e feine 3"^""f* f^f meine Äinber.
^ 8ief)C Seite 49.
170
.tiHri
81.
(5(n il^ren 93ruber ©eorq.)
(Ä'önig«6erfl, 24. 9bt)einber 1809.)
•enn id^ an bic unau^jpred^Iic^c greubc bcnfc,
mic^ balb in biefem lieben Serlin ju miffen \ oereint mit
einem großen 5;i^eif meiner gamilie, fo befomme id^ faft
einen ^erjframpf. @g wirb einem gang elenb öor ©eligfeit,
tDenn man baran benft. Qxüti SKomente finb eS oorne^m^*
lic^, an bie ic^ nic^t benfen fann, ol^ne ba§ mir bie 2;i^ränen
in bie 3lugen treten. 5)er eine, tt)enn ic^ jum erften 9RaIe
bie S;i^ärme oon Öerlin tt)ieberfel^e unb bann, wenn öon
ber 93rüdEe au^ mein SBagen linfg umbiegen tt)irb unb
menn ic^ bie SRampe gum ^alaig {jinanfa^ren merbe. 3efet
tt)eine ic^, inbem id) ba§ jc^reibe @ott — 2lflmäc^tiger
ftärfe mic^, baß id^ unter ben öielen ©efü^Ien beS ®IüdfeS
unb Unglücfeg nic^t erliege. Dag i[t mein einjigeö ®ebet
i\x ©Ott! Unb f)abe ic^ nic^t Urfac^e baju? 3c^ finbe
noc^ Slüeg \o, mie ic^ e« öerließ, unb SlfleS ift bod^ jo
anberS ! SBie wirb ba^ werben * — meine armen
Äinber unb bejonber^ Sllbrec^t', ber erft aug bem ©9 froc^.
1 ^ic '^Ibvcifc üoit .^Önicj^berfl nad^ SBerlin war auf ben 15. ^es
cembcr fefti]C)c|5t mürben.
2 llntcnucfl^. (£^5 mar bereite ftreitge Äältc eingetreten.
^ "ij^rin^ Jricbrid) ^cinrid) 5(Ibred)t, geboren ,^u Äönig§berg am
4. Crtobcr 1809, gcftorben am 14. Cftober 1872.
171
82.
(9ln i^re ©d^iüeftcr fjriebcrifc.)
(Äönig§berfi, 3)cccmber 1809.)
tt)crbe ic^ benn balb »icbcr in JBerlin fein
unb jurüdfgcgcben fo öicicn treuen ©erjen, »elc^c mid^
lieben unb achten. SRir mxb t^ bei beut ©ebanten gang
benommen öor greube, unb id^ öetfließc fo üiele Xl^rfinen
l^ier, menn ic^ baran benfe, bag id^ ^üt§ auf bem nSm«'
lid^en $(a^ finbe unb bod) MeiS fo ganj anberiS ift, ba|
ic^ nic^t begreife, mt t^ bort »erben »irb. — ©c^toar je
Sll^nungen ängftigen mid^; immer möchte ic^ allein l^inter
meinem ©c^irmleuc^ter fifeen, mid^ meinen ®ebanfen über*
laffen, id^ ^offe, eg foU anberiS »erben.»..
172
(^er Ä'önig on ben 50f?a(|iftrat Don 9WemeI.)
feilte ^öniglidje SJiajeftät uon ^reufeen erfennen mit ()erälici^eni
^SBüI)ItüulIen ben abermaligen SBemei? ber üoräügIid)en 5(nl)änglici^!eit,
Jüeld^en 3f)re gute ©tabt Memel ^(Iler^ijci^ftbenfelben burc^ ben Sn^^It
be§ auf SSeranlafjung ber bcuorfte^enben 9leife nad) SBcrün abgefogtcn
(Bdjmbtm uom 9. hujus unb burc^ bie ^Jlbfenbung einer befonberen
^Deputation gegeben t}at. ©eine ^ü^ajeftät geneigt, auf gute unb ftanb«
^afte ©efinnungen ben gröfeten SSert^ ^n je^en, merben fid) ftetS mit
inniger 5;^cilnat)me ber biebem ^eiüo^ner Memels erinnern unb er*
muntern biefelben ^ierburd), in ben liberalen unb gemeinnü^igen Unter?
net)mungen, meiere fie feit ©infü^rung ber ©täbte^Orbnung begonnen
^aben, immer lebenbiger fort^ufci^reiten.
Königsberg, hcn 13. 3)eäember 1809.
griebric^ ©il^clm.
^^(n ben ^agiftrat unb bie ©tabtoerorbneten ju Memel.
^aÄ Original bcfinbet ftc^ im 5(rd)io be§ 3Kagiftrat« uon 3KemeI.
173
83.
(9(n ben 93lai]i)trnt uoii 53crHn.)
[eine ^erren! @ie finb überzeugt, baj3 ©el^njuc^t
unb greube mitf) nac^ Serüit begleiten. S)ie jd^önfte @nt^
jd^äbigung für bie lange, jc^merglid^e Sirennung ift bie
2lnl^ängli(^feit unb Siebe, tt)Oüon ic^ einen neuen rü^renben
ffleroeig burc^ S^re fc^riftlic^e SSerfic^erung öom 5.* b. 3)?.
öon ben guten treuen Sürgern SerlinS erholte. 9Jiit ^tx^
gnügen unb l^erjlic^er S)anfbarfeit nel^me ic^ ba« mir qu*
gefünbigte ®ef($enf an, ha^ al§ Semei^ erprobter Siebe
meinem |)erjen ftetg tl^euer unb burc^ ben erften ®ebraud^,
tt)eld^en ic^ baüon machen merbe, oon unüergefelid^em
SBertl)e je^n roirb, Smpfangen Sie alg roürbige 9te*
präjentanten einer fo ac^tung^mertfien öürgerfc^aft meinen
lebl^afteften S)anf, unb bezeugen Sie biejer folc^en mit ber
SSerfid^erung, ba^ id^ ben Zaq mit Ungebulb ertt)arte unb
unter bie feierlic^ften meinet SebenS jaulen werbe, ber
mic^ in bie ÜKitte meiner guten treuen Serliner jurüdE-
174
fü^rt, unb an toeld^cm ic^ 3^ncn, meine Ferren, münblic^
bie Sld^tung unb bog lüo^Imoflcnbe Vertrauen betätigen
fonn, tt)omit ic^ bin
S^re gnäbige Königin
ßuife.
Sönig^berg, ben 11. 2)ecember 1809.
2ln ben Süiagiftrat gu Serlin.
i S)ic 3uWrift be§ 9Kagiftrat§ Don 33eran lautete:
^cr regierenben Königin SKojeftät.
5inerburc^lauc^tigfte !
5)ie I)ie)ige ^ürgerfc^aft f)oc^erfreuet über bie getüiffe Hoffnung
i^ven tf)euerften ^önig unb i^re allgeliebtefte Königin noc^ einer longen
fc^mer^^aften Trennung nun bolb wieber in bie biö^er üerttjoijete 9?efis
b^n^ jurücfte^ren ju fe^en, wünfc^t jugleic^ i^re treue ^In^änglic^feit
unb Siebe gegen t>a§> tiefüere^rte §errfc^er))aar auc^ baburd) erfennen
geben ju bürfen, bofe fie i^rer angebeteten fianbeSmutter einen jmar
nic^t prac^tüüUen aber mit ©efc^mad oerjierten 5Sagen nebft bem baju
get)örigen auf gleiche 9(rt gearbeiteten $ferbe=®efc^irr mit ber e^rfurc^t§=
üoHen 33itte barbietet, fic^ biefen geringen SSernei^ itjrer ^erjlic^en 9(n=
^ängnd)!eit unb innigen tiefen Ergebenheit gnttbigft unb naci^fi(]^t§t)oII
gefallen ju laffen.
3Sir a(§ ba§ Organ ber @tabt unb SSürgerfc^aft galten un§ jeboc^
verpflichtet, '^i)vtx ^öniglid)en ^ajeftöt ^ieruon mit bem e^rerbietigften
SBemerfen 5tn§eige ^u tbun, bafe bie SSürgerfc^aft jugleid) bit 9(bfic^t
l^at, 5l((er()i3rf)ftberfelben bei ber beüorftc^enben 9lüdfe^r biefen SSagen
burrf) eine Deputation ber ©tabtoerorbneten nad^ bem legten S)orfe^-
oor Berlin entgegen^^ufc^iden unb allcruntert^änigft ^u bitten, ha^ 3^rc
S£öniglld)e ^ajeftät geruf)en mögen |)i5(]^ftberü (Sinjug barin l^ierfelbft
gu () alten.
•iß^ir erbitten im§ über biefe wohlgemeinte ^bfid^t ber ^ieftgen
S8ürgcrid)aft St)ro ^töniglic^e SKajeftät attcr^ulbrcid^fte ©enel^migimg
175
vorläufig al(enintevtf)(inigft imb erfterbcn mit ben ei)rfurd)t§t)olIften
treueften ©eftnmmgen
3I)ro Äöninnd)en 9Wajcftat
ber l^iefige SO^ogiftrat.
Berlin, am 5. December 1809. (ijolgcn Untcrfd&riftcn.)
1 ®er 8ücgermeiftec 8äf(^tng mW neun SRagiftratSmitgliebern geleiteten
am 22. Secem^ec benäSagen na(Q Seigenfee, bem ber norbOfllid^en ®cen)e bon
S3eclin aunäc^ft gelegenen Socfe. Set SBagen, in ben SiebltngSfarben ber ftönigin,
2iüa unb @ilber gehalten, toax bon fec^d fRappen gebogen.
®egen Mittag traf baS ßönigSpaar in %Bei6enfee ein. 2)te Königin nebfi
smeien i^rer ^tnber, ber ^rinjef fin Söarlotte unb bem ^rinaen Sari, i^rer 3tiditt,
ber ^rinsefftn Ofrteberile, Sloc^ter beS ^ringen bon ®oIm8 « S3raunf eis, foMie bie
Ober^ofmeiflerin Gräfin bon ^o% nahmen in bem %Bagen $Iag. Ser ftönig ftieg
au $ferb. Sie 3:ru|)))en aui Berlin, ^otdbam, flfranffurt, SanbSberg unb ben
CTantonnementd in $ommern bilbeten <BpaUir. Ser S^ron^rinj, $rtna %BiI^eIm unb
$rina gfriebric^, @o^n bed tierftorbenen ^ringen £ubn)ig bon Preußen, marfc^irten
mit fämmtUAen Offizieren »or bem erften Buge eines Bataillons beS SZegimentS
®arbe gu ?!fu6. Unter tS^Iocfengeläute unb ftanonenbonner »urbe bie ftönigSfamilie
in ber feftlid^ gef Amücften @tabt mit raufc^enbem 3ubel em))fangen. 9luf ber 82ampe
beS Calais maren alle in Berlin anmefenben 9RitgIieber beS ßöniglid^en ^aufeS auc
Begrfigung berfammelt. SBeinenb fant bie Königin i^rem Bater, ber bon 9{eu«
ftrelij^ ^ecäbergeetlt mar, in bie SIrme.
^a§ Original be§ ^öriefeÄ ber Königin befinbet fid) im §(rrf)iu be?
ilD?agtftrat§ uon ^^erlin.
176
84
(9(n Sfriebric^ SBaron be la SWottc fjouquc.*)
(«crlin, 1810.)
kxü\)xt t)on ber S^^eilnal^me, meiere bie guten @tn^
tüol^ncr Serling bei 3Reiner Retour auf fo mand^erie^
SBeife 9Rir bemiejen, empfinbe id^ lebl^aft aud^ bieientge,
tüelc^e in bem aUegor. geftjpielc „Indra's SSerl^eigung" ^
oon 3^nen mir jugefommcn ift.
1 ©cboren am 12. fjebruor 1777 ju SBranbenburg a. b. $QUeI, trat
1794 al§ CEomett in bQ§ ^üraffiers^legtment beä fterjogS öon SBeimar,
machte bcn a^^einfelb^ug mit, unb na^m nac^ feiner jmeiten SSer*
I)eirat()ung ben 9lbfd)ieb, um fid^ lebiglid^ bcr Ausübung ber 3)ic^t!unft
,^u wibmen. ©r ftorb am 23. Sanuar 1843.
2 3m 33uc^^anbel ift ba§ 3reftfpiel nic^t erfc^icnen.
12
177
85.
(9(n i^ren SSater.)
• • « •
>ott jei eioig gelobt, bog meine S^od^ter tobt jur
SBelt tarn, hk toäxt je^t im jed^^ge^nten Solare, fie toärc
fünfjel^n 3al^r öier SRonat alt» ^
3m ®runbe ift e^ um blutige SCl^ränen gu loeinen^
baj5 e§ fomeit gefommen i'it mit ben aKenjd^en, mit bem
Sommer auf Srben» 5)enfen @ie [ic^'ö nur red^t lebl^aft^
njenn mir in biefe SSerfud^ung^ gefommen toären! 9luf
einer Seite alle ©mpfinbungen, bie bem SWenjd^en na*
türlic^ finb, hk bem mütterlichen |)ergen fo natürlid^ finb,
bieje Ratten unauft)örlic^ gefc^rieen — SRein! t^ue biefe
Untl^at nid^t, mac^e bein Äinb nic^t geitlic^, öießeid^t
aud^ emig unglücflic^. Unb mieber auf ber anbern ©eitc^
6 äRiflionen Untert^anen, bie mit einem 3a aug 3cimmer,
(SIenb, 2;i^ränen [tatt 93rob in eine glüdflid^e Sage
gefommen mären burd^ ein eingigeg ©efc^öpf, mag leibenb
fic^ opferte. Senfen Sie ftd)'g nur rec^t lebhaft unb banfen
178
©Ott mit mir, bafe er bie Jen Ä c I c^ öor bcm guten Sönig
unb mir I|at öorüber gelten (offen. 3a, ja, er legt bem
aKeufd^en nid^t me^r auf, aK er tragen fann unb er l^at
feine ©naben^^^anb ni^t t)on mir gebogen, bag fel^e id^
beutlid^ baran. S)eg §errn SBege finb feine SBege unb fein
ajienfd) fann ben Slu^gang öorau^fel^en afö er. S)arum
Vertrauen, finblid^e Eingebung in feine Siebe unb ba§
Sluge na(^ Oben, menn e§ l^ier bunfel ift.
^ Je suis ä Vos pieds et Vous conjure de no pas parier
ouvertement de ma nouvelle d'Autriche, mais de vouloir
communiquer toute la lettre ä Frederique et d'en dire
le contenu ä la grand'maman. ffirljalten ©ie mir ^i)Xt
Siebe, befter SJater, @ie finb fo gut, fo gnäbig, bofe id^
nur öerbient biefer (Snabe öerluftig gelten fönnte, bie jefet
mein (Slücf unb meinen ©tolj augmac^t. Smig ^\)x treu
ergebenes Sinb
Suife.
93er lin, ben 20*^« fevrier 1810.
^d) lüffe Frederique ^erglid^, fann aber nic^t fd^rciben
^eute, weif id^ an 9iöpeP fc^reibe, getoig eine ^excuse
valable.
1 3ie^e Seite 15 3(nmcrfunfi 1.
•
2 Napoleon ^atte ftc^ öon feiner ©emal^Iin Sofep^inc, bie i^m
5?acf)fommen)c^aft nid^t gemährte, Qtttttmt ©eine SBetoerbung um eine
ruffifc^e öJroBfürftin toor öergeblic^ getoefen. Äaifer granj öon Oefter*
reid) muftte feine ^^oci^ter SKorie fiuifc ber ^olitif aufopfern. 3)te
öräfin SSoB fc^rieb unterm 20. fjebruar: „^ad^ (angcr Spannung
12*
179
crl^ielt man l^cutc enblid^ bic officiellc ^ad^xid^t üon bcr bcüorftd^cnbcn
§cirat^ S'^opoIconS mit einer Xod^ter bc8 ÄaiferS öon Oefterreic^. 3^
gefte^e, bieg ift nod^ tne^r al8 bcbaucmStoertl^ ober nur betrübenb!
SBelcfie ®miebrigung !" Unb am 22. gebruar: „3)ie ©eiratl^ 92a^oIeon§
ift mirflic^ befinitit) abgemad^t. aJlarfd^att iBcrt^icr gc^t nad^ ^en,
bie ©rjl^erjogin »irb burd^ ^rocuration getraut. — 9'icin, eS ift wirfs
lid^ ju fd^redEIid^ !"
2 gd^ liege ju S^ren Sü^en unb bitte @ie tnftänbigft öon meiner
9'ieuigfeit auS Oefteneid^ nod) nid^t offen ju reben, aber meinen ganzen
53rief fjrieberifen mitguttieilcn unb bcr ©rogmama htn gnl^alt ^u er*
äcl^Ien.
3 S'^apolcon.
* SSolIgiltige (Sntfd^ulbigung.
180
86.
(5ln htn springen SBil^cIm üon ©olmSsSöraimfcIg.)
aRetn guter SBtl^elm!^
4 banfe 2)tr taufenb ntal^t, ba% 3)u mir gratußrft
unb 3)td^ frcucft, bag ic^ tcbc* '
ga^re fort gut unb braö ju werben jur fjreube u.
©eegen 3)einer ©Itern, baiS ift ba8 fc^önfte ©efc^enf totU
d^ed 2)u 2)einer treuen Xante machen tannfi
95. b. 14. aRärfe 1810. Suife.
a Son Altesse
Monsieur le Prince Guillaume de Solms-Braunfels.
1 griebrid^SSill^cIm, «ßrinagu @oImg*5Braunfcl8 (fic^e @cite 12
^Xnmcrfung 3), Qtbovtn am 30. 3)cccntbcr 1801, gcftorbcn am 12. @c|js
tember 1868.
S)o§ Original biefe« SBricfcS bcfinbct fid^ im Söcfif ©einer 3)urci§5
lauert bcS gilrften QJeorg ju @oIm8sS8raimfelS.
181
87.
(§ln i^ren SBater.)
(Berlin, ma^ 1810.)
!un muß id^ Icibcr öon ctttja^ rcbcn, tt)a3 tocmgcr
erfreulich tft unb ujeniger befriebigeub, nämUd^, ic^ ^atte
ba3 5ßroj|eft, nad^ ©treli^ am 16*^" ju fommen, allein bie
Umftänbe, bie eingetreten finb, machen e^ mir jur 5ßfKd^t,
nid^t öon meinem 5ßoften, ben ®ott mir angewiefen ^at,
ju ttjeid^en unb feft barauf ju fte^en. 9iapoIeon tft ganj
tott mit feinen gorberungen unb l^at unS aUe in ben
tiefften Kummer geftürjt.* Sc^ fann unb barf in biefer
Srifig ben Äönig nid^t öerlaffen; er ift fe^r unglüdEIid^ unb
bebarf einer treuen Seele, auf bie er fid^ üerlaffen fann.
9iur in ber ftrengften ©rfüüung meiner ^ßflid^ten fann
id^ Stirer ganj ttjürbig fein unb in bem fd^önen Siamen
S^re lod^ter ju fein, mic^ ttjürbig füllen.
3c^ trage meinen Oefd^ttJiftern auf, ?ineS ju fagen,
tt)ie eg ift unb tt)ie e§ fte{)t.
182
M
e« ftel^t fc^Icd^t, ba§ ift ttja^r, Opfer unb ?lufopfcrung
ift mein Seben.
1 9^a|)oIcon l^atte fid^ lüiber ieben SSertrag bie uncrl^örteftcn Un=
gcred^tigfeitcn erlaubt. ®r l^atte bcn 5fönig toon @adf|fcn, qI§ ©crjog
t)on 2Barfc^au, gejjiüungen, fidfi bc§ im einmaligen @üb|)rcu6cn bcftnb=
lid^en 8taat§cigcntf|um§ ^n bcmädf|tigcn. ®r l^atte bie |)reu6i|^e ©ee*
l^onblung, bie SBerliner S5onf, bie ^ittmenfaffe, ba§ ^otSbamer ^aifen^
]^au§ unb oiele onbere Stiftungen il^rer Sänbereten unb Äa|)italien
beroubt. ©tatt einer einzigen SÖ^ilttärftrafec, wie im ^ilfiter JJriebenSs
tjertrag auSbebungen, mufete ^reu^en beren fieben für JJranfreic^^ unb
feiner Sunbeögenoffen ^ntp^jenburdfi^üge unterl^alten, eine tjertragS*
luibrige (Srmeiterung be§ JJreiftaatS 3)onäig jugeben, unb ber franjöfi*
fd)en SBefagung in SÖ^agbeburg auf bem regten ©Ibufer einen 9flaum
t)on 2000 klaftern überlaffen. (£r toer^e^Ite au^ feine TOp^t nid^t,
bei ber erften fic^ barbietenben ©elegenl^eit ^reufeen übcrl^aupt ganj
unb gar ju oemic^ten.
183
88.
(Sin bcn SWagiftrat öon Königsberg, i)
9§ro aRaieft&t bte Königin tuerben ftetö bantbar ©ic^
ber t)on bem SJ^agiftrate ju Königsberg in beugen fo
mannigfaltig erhaltenen 93ett)eife ber S^^eilnal^me erinnern,
^öd^ftbiefelben nehmen ba^er mit befto größerem SScr*
gnügen bie erneuten SSerfid^erungen biefer Z^eilna^me, bei
(Gelegenheit ^öd^ftbero bieSjä^rigen ®e6urt8fefte8 an unb
tt)erben ftetS @ic^ freuen, bem SRagiftrate ^öc^ftil^re toof^U
tt)o(Ienbe ®efinnungen bafür an ben 2:ag legen ju fönnen.
SBerßn Suife.
ben 28ten SKärj 1810.
1 3)er aJlagiftrat öon Königsberg r)Qtte juöor foIgenbeS ©lücftounfc^
fd^reiben an bie Königin gerid^tet:
3^ro SWqcftät
«ßoftfrei. ber Königin
in
Berlin.
Slllcrburd^Iaud^tigftc Königin !
Slllcrgnäbigfte SanbeSmutter !
3)ic im Saufe ber 3^it wiebcrfel^renbe Erinnerung an bcn fcft«
liij^cn 3:ag ber ©eburt Euer Königlichen aWajeftöt giebt bcn ©ürgcm
184
Königsbergs abcnnalg eine, ftetg öon neuem erfel^nte, Gelegenheit, bie
Seegenönjünfd^e für boS tl^eure SSol^l ©uer Äöniglid^en SKajeftät laut
äu äußern, totldit i^re SBruft erfüllen.
Sö^öge ®otteg SBorfel^ung (Suer Äöniglid^en SJlajeftät neue Seben^-
tage mit grenjenlofer SSonne toie fie nur btn ©terbtid^en l^tenieben be=
glücfen fann, frönen ! 3)ie8 ift ber au^ ber fjülle be^ ^erjenS bringenbe
^unfc^, ben wir, al§ ein 0|)fer ber treueften Slnl^ängüd^feit unb Siebe
^u bem beoorftefienben feftlid^en ^age im S^amen ber un§ anvertrauten
Sürgerfci^aft ®uer Äöniglid^en SJlajeftät el^rerbictigft ^u fjü^en legen,
in tieffter 3)eöotion erfterbenb
(guer königlichen aWaieftöt
Königsberg in ^reufeen aHeruntert^änigft
ben 4. aWär^ 1810. 2)er SWagtftrat
3^a§ Original be^ ©rlaffeS ber 5tönigin befinbet fid^ im 5lr(j^iö
bc§ 3)iogiftratg öon Königsberg.
185
89.
(S(n i^ren ©ruber.)
(Berlin, Sunt 1810.)
Ii6)t genug, bafe tt)tr mäd^tigc geinbc t)on au§cn
^aben, bic unS tobten fönnen unb tt)oöen, bie un3 ängftigen^
quälen, nid^t genug baran, l^aben ttJtr innere geinbe bie
ttJtr befämpfen muffen. 3ft e§ SgoiSmug — ift e8 SSer*
rat^ — ift eS Sefuiteret — ift e^ Summl^eit ?
186
90,
(?(n i^ren SSater.)
(Berlin, 19. guni 1810.)
Iben biefen Slugenblidf \)at mir bcr gute, üiel*
•geliebte Söniq bte ©rlaubnife gegeben ju S^nen ju fom^
men befter ^-öater. Sd^ bin ganj toll/ muj5 ntid^ aber
famnieln, ba mir ber Sönig eine äJlenge ?lufträge an Sie
gegeben i)at SSlod) einmal, id& fomme — ben äJlontag
fomme id), bleibe ben 5)ienftag unb üKittrood^ allein, bann
fommt ber fiönig, bleibt ben 5)onnerftag unb g^^eitag, unb
tt)ünfd|t ben ©onnabenb nac^ SR^einSberg ju getien, bleibt
nod^ ben ©onntag bei 3^nen unb ge^t äJiontag ttJieber
mit mir meg! ^aüeluja! SRit Ootteg ^ülfe mirb aße§ fo
^ejc^e^en. 3cl^ {)abe nur ganj grob otine form ba§ jo
{)ingefd|miert, meil ic^ füllte üor ©lilcf e« in Drbnung ju
üergeffen.
^ 3" ^er freubigen ©timmung, i^ren SSater lieber ju feigen, l^attc
bte Äönißin am 17. Quni einen launigen ©rief, l^alb bcutfc^, f^aih fran=
5öft)c^, an bie gürftin fiuije oon 9labjinjill, geborene ^rin^effin öon
^^reufeen, gefd^rieben, ber folgenbe Unterfc^rift trägt:
„Louise Wilhelmine Auguste Amalie Reine de Prasse, geborene
^rin^effin oon aJlecflenburg, n^e le 10 mars 1776, f ba^ tociß iö)
noc^ nic^t."
187
91.
(5(n ifiren ©ruber ®eorg.)
(^Berlin, 20. Sunt 1810.)
'a ber SRej fommt, fo foftet eS mic^ ntd^tt al*
t)ox @tubenauftt)Qrtung, tuaiS nid^t ju t^erad^ten tft, xotii idfy
nun einmal fel^r generös bin. * Mais je suis une pauveresse.
SBcnn ic^ nur bie ^albc aKiUion fi&ttt, btc bag ©c^Iaf*
jimmer in Compiegne gcfoftct l^at, öon ber ÜJiarie Suife.
*Mon ami je suis toU . . . • ^dj \)aV ®nd) ütel ju ücr*
jä^Ie t^u ' . . . . ^alleluia ! 3n meinem Sopf fie^t e« auiS
»ie in einem tüuminirten ®udEfaften. SlUe genfter mit
gelben, rotten unb blauen SBor^ängen Pnb §ell erleudötet
Slbieu — nun »iü id^ ©rofemama üernfinftig fc^reiben.
- @ure Suife.
1 Hbcr id^ bin eine Bettlerin.
2 Sö^cin grcunb, id^ bin toll.
3 3n bicfem @a^ co|)irt bie Äöniöin ben fübbeutfd^en 3)ialeft ü^ter
©rofemutter, ber Sanbgröfin öon Reffen 5 2)armftQbt.
188
3m ^agebud^c bcr ©räfin öon ^o%, tocld^e bie Königin auf biefer
IRcifc begleitete, Reifet e§:
„25. 3uni.
SSir reiften um 6 Ul^r frü:^ ab, bie Königin unb i(j^ im erften
^agen, l^atten fieben dttlai^ öon Äöniglid^en ^ferben, eins öon ber
ipoft unb jnjei öon ^f erben be§ ^erjogg öon aWerf(enburgs@trelig.
3)en SJiorgen über tuar bie Königin fe^r l^eiter ; aber als wir unS ber
(^renje nä:^erten, überfam fie |)Iöpdö eine rät^fel^afte ^raurigfeit.
(Sinige 5(ugenblidEe »ar fte ganj oon berfelben übermannt unb faft bc*
ängftigt, aber fie fafete fid^ xa\d} tuieber unb e§ ging vorüber. — Um
snjölf U^r 9Jlittag§ maren mir in gürftenberg, mo bie ganje ©erjogs
lid^e iJamilie aufeer ber JJrau ©ro^mutter jum (Empfang bcr Äönigin
A)erfammelt mar unb ba^ SBieberfel^en mar fel^r ^erjlid^ unb fel^r rü^renb."
®egen 5 U^r 9'?ad}mittag§ famen bie |)errfc()aften in ©treli^ an.
grau oon Serg fd^reibt über bie Stnfunft:
„^m ©ingange ber 8tabt begrüßte @ie ber SJiagiftrat, unb ber
IBürgermeifter, begeiftert öon ber 9^(i^e ber königlichen grau, ipxadi,
mt er mol nie juoor gefprod^en.
3)ie ^öniginn faß in einem offenen 3Sagen: neben ^f^x ^})x e^r=
iüürbiger S8ater mit entblößtem Raupte unb 3^nen gegenüber 3^re
brei ©efd^mifter. ©o bemegte fic^ ber 2Bagen langfam fort, unb ber
laute greubenruf ber Sö^enge raurbc burc^ bie ^^ränen ber l^e^ligften
iRü^rung unterbrod^en, meiere i)a^ fc^önfte ©c^aufpiel, ba§ je biefe
Stabt gefeiten, jebem 5luge unbemußt entlodte. SSer ben ©inbrudE,
ben bie ©rfd^einung ber Königin mad)it, in SSorte faffen mill, ber ^at
S^r 2Befen, 3^re l^immlifd^^ reine finblid^e SfJatur nidf|t begriffen. . . .
?(m ©ingange be§ ©(^loffe§ mürbe bie Königin öon g^rer ®roß=
mutter empfangen, ©ie Ratten fid^ feit bem Kriege nodft nid^t mieber
gefefien, benn bie Sanbgröfin ^atte, megen i§re§ ^o^en ^llterS, ben
^erjog ni(^t na^ SSerlin begleiten !Önnen, al§ er jum ©injuge feiner
S^od^ter bortfjin gereift mar. 3)ie ÄÖniginn fprang auö bem ^agen
in bie SHxmt S^^rer ©roßmutter, ber treuen ^flegerinn Q^rer i^nb^eit,
unb beibe meinten ^eiße S^firänen ber greube, aber gemiß aud^ ber
tiefften SSe^mut^
%m 27ften mar Cour; alleS mar öerfammelt; ba trat @ie l^erein,
unb aüe 3SeIt füllte fid^ burd^ gieren 5lnblirf befriebigt, beruhigt. 3)ie
189
aWajeftnt, bie |)o^eit, bie Wilbt unb ^eiligfeit Ql^rcS ganzen SSefenS-
finb burd^ 2Bortc nid^t ju bcfij^rcibcn. @ic fa^ qu8 tote eine ®e:prüftc
unb beiüä^rt ©rfunbene, bie, mit bcr ©rbc fertig, nur nod^ bur$ bie
Sanbe ber Siebe boran feftgel^alten wirb. 3<^ ^^^^ fi^ ^^^ fieben
Sauren jule^t gefe^en; bomols tt)ar fie jünger, blü^enber, unb ntoci^te
mandftem ?luge fc^ijner erfc^einen, mir tt)Qr fie erft jc^t üoHenbet. 3^re
frönen ebeln güge trugen boS &t)px'dQt be§ tiefen fieibenS, imb menn
@ie bie §(ugen gen ^immel fd^Iug, fo brürften fie, öielleid^t unwiH^
fü^rlid^, bie ©e^nfuc^t nad) ber ^eimat:^ qu§. @ie begrüßte mic§ wie
eine alte SBefannte, unb alle 3f|re ^(eugerungen bezeugten 3^^^ JJ^ube,
hti Syrern Sßater, in bem itreije S^rer gamilie ju fep. ^ad) ber
Safel ftanb ic^ mit einigen 5)amen Q^rer notieren Sefanntfd^aft ju^
fammen; Sic trat ju un§, unb wir bewunberten S^re perlen. ,3«^^
liebe fie aucf) fe^r/ fogte ©ie, ,unb ^abe fie jurücfbe^alten, al§ e§
barauf anfam, meine SBrittanten ^injugeben. @ic pa^tn be^er für
mxdj, benn fie bebeuten 5;^rönen, unb i^ tjdbt beren fo öiele üergoffen!'
— ©ie geigte un§ barauf ba§ SBilb bc§ ÄönigS. ,(g8 ift ba§ äl^nlid^fte,.
ba§ xdj beftße/ fe^te fie fjinju, , auc^ oerlägt e§ mici^ nie.' ....
SUm folgenben ^age, bem 28ften Quni, fam ber ^önig, unb würbe
oon ber Äöniginn mit folc^er greube empfangen, wie fie wol im e]^c=
(id^en SSer^ftltniffe feiten met)r auf Xf)ronen gn finben ift. ©ie äußerte
mehrmals, wie glücfUd^ ©ie felj, im §aufe 3^^^^ SBater§, al8 Xod^ter
oom §aufe, al§ SÖ^edlenburgifc^e ^ringeffinn, ^Ijxm QJema^I ^u tm^
pfangen. — 3)ie fjamilie war in bem ßiwmer be§ ^erjogS üerfammelt ;
luon ging, um bie ©d^Io^tird^e ju befe^en, unb bie 5?Öniginn, bie mit
3I)rcm S3rubcr allein blieb, rief au§ oollcm ^erjen aug : fiieber ®eorge,.
nun erft bin ic^ ganj glürflid^!"
190
92.
(§(n tl^ren SSatcr.)
^Mon chere pere!
e suis bien heureuse aujourd'hui, comme Votre
Alle et comme l'epouse du meilleur des epoux!
Louise.
Neu-Strelitz ce 28.» Juin 1810.
1 SÖ^ein t^eurcr Sßater!
gc^ bin fe^r glücfliij^ ^eute al§ Sl^re %o^Ux unb aU bic ®e»
mo^Iin be§ bcftcn ber ©Regatten! ^ i»
9?euftrelit, ben 28. gunt 1810.
2 Hm ©d^reibttfd^ il^rcS SBotcrS gab bic Königin auf einem Heinen
^latt ^o|)ier ben ©mpfinbungen be§ §(ugcnblirf8 in obigen 3^^^^"
fc^riftlic^en §(u§bru(f. — ®egen Slbenb ful^ren bie fürftlid^en |)errs
fc^aften nad^ ^of)tr\'Qkül^, bem ©ommerfi^ be8 ^erjogö (£arl.
^ie ©rftfin Sßog begab fidfi jum SBefud^e i^re^ mit einer S^od^ter
ber fjrau oon S3erg üermä^Iten ©nfelfo^neg fjelij öon SBofe nad^ beffen
SBefi^ung ®ro6=@ien)i^. Hm frühen aWorgen beS 1. Qult em|)ftng bie
Dber^ofmeifterin bort eine ©taffette beS ÄönigS mit ber bringenben
9(ufforberung, foglei^ nac^ ^o^tn-Qkxi^ ju fommen, ba bie Königin
plö^Iic^ crfranft fei : ,,3^ f anb", fc^reibt bie ®räfin SSofe, ,,bie Königin
5U meinem ©c^rerfen fe^r oeränbert unb nadi) meiner Hnfic^t fel^r be^
191
benfüd^ !ranf. @§ toax eine Sungcnentäünbung; ha^ fjicber fel^r ftort;
man ^atte t^r jur 5(ber gelaffcn; nid^t bIo8 Idj, aud^ her Äönig tüar
fcl^r crfd^rocfen unb bcforgt. ©ine SKcnge 3Kenfd^en lomcn fortgcfcjt
au8 ©trelig, um SfJad^rid^tcn öon ber Königin ju l^abcn; idft ging ab
imb ju in bem ^ranfenjimmer, l^atte eine nnglaublid^ fci^Ied^te, Qeine
©tube, m ber eine entfe^Kd^e |)i^e toax unb fonb bie ©inrid^tungcn
in bem wenig bewohnten |)Qufe überhaupt fel^r unöoIKommen unb un*
genügenb."
3)a fic^ ber 3wftQnb ber Königin nad^ 9J[u8fage beS ©trelijer §ofs
arjteg |)ieronimi nid^t toerfc^Iimmerte, teerte ber Äönig am 9Korgen beS
3. guli nadi S^orlottenburg jurürf, lüo er alsbalb gleid^foÜS erfronfte.
3)Q§ SBefinben ber Königin tt)urbe üon ^ag ju Xog bebcnHid^er.
S(m 16. 3uü um 12 Ul^r aWittagS würbe fie öon einem qualöoUcn
S3ruftfram|)f befallen. 3)ie Gräfin SSog, bie fid^ furje 3«t juöor auf
.il^r 3i^"i^^ begeben I)atte, würbe gerufen. „ . . . . id^ flog ju il^r/'
fd^reibt fie weiter, „bie ganje fjomilie war im S^mmtx, aud^ ber Wc^t
3)ie Königin fa:^ entftettt ou^ unb fd^ien ju erftidfen, id^ bebte öor
8d^rec!en unb begriff nic^t, wie bieö neue Unglüdf fo plöjfid^ ^atte
fommen fönnen! 3)er Einfall bauerte leiber jiemlid^ lange; id^ fd^idfte
ben gelbiäger Tliiiitx an ben Äönig, bem i^ aßeS fd^rieb; aud^ ber
?lrjt fd^rieb an |)eim (Äöniglid^er fieibarjt ju ^Berlin), er möd^te fo?
gleid^ fommen unb nod^ einen Chirurgen mitbringen."
9lm 19. 3uli 1810 oerfc^ieb bie Königin. Heber i^re legten ©tun*
ben lefen wir in bem erwähnten Xagebud^e:
„^c^, weld^' unglüdffeliger fürd^terli^er Xag. gd^ ^offte bie ganjc
^a6)i oergebenS, ber ^önig werbe anfommen ; um 1 U^r ging id^ auf
einen 9(ugenblic! in mein ßininter ; man rief midfi eilenb jurüdt, ha ber
3uftanb ber 5fönigin jeben SJioment fd^Iimmer würbe; fie l^atte gar
feinen ^tl^em ntel^r, bann f amen (Srbrec^en unb wieberl^olte D^nmac^ten.
CSnblic^ gegen 5 UI)r fam ber Äönig, aber bie Königin l^atte bereits
ben Xob ouf ber @tim gefd^rieben! — Unb bod^, wie em|)fing fie i^n?
— mit weld&er JJreube umarmte unb filmte fie i^n unb er weinte bitter«
lic^! — ber Ähronprinj unb ^rinj SSil^elm waren mit i^m gctommen;
fo oiel bit arme Äönigin e§ nur oermoc^te, oerfud^te fie nod^ immer )U
f|)re(^en; fie wollte fo gern immer nod^ jum Äönig rebcn, ad), unb pe
fonnte c§ nic^t mefir ! — fo ging e§ fort unb fie würbe immer fd^wftc^.
3)er Äönig fa^ auf bem ffianb be§ )8ette§ unb id^ fniete baöor; er
192
flickte bic erfnlteten |)änbe bcr Äöniqin ^u emärmen, bann r)ielt er bic
eine unb leckte bie anberc in meine .§änbc, um ba^ x6) fie mann reiben
joUtc. G§ war etwa neun U^r; bie 5fönigin ^atte i^ren ^opf fanft
auf bie 8eite rt^^^^^Qt unb bit 9(ugen feft gen ^immel gerid^tet. ^t)Xt
großen ')}iuc\tn weit geöffnet unb aufwärts blicfcnb, fagte fie: ,3(^ ftcrbe,
3efu mad)' e§ leicf)t ! ' — 9(cf), \>a^ mar ein 5lugenblicf wie 9^iemanb
if)n je üergi^t! gdö bat ben ilönig i^r hit klugen äujubriicfen, benn
ber le^Ue 'i?(t[)em war entflogen! — 5lc(), ba§ ©d^luc^jen unb SSeincn
be^o ungliicflicfjen Ä^önig§, ber Äinber unb Ziffer, \>it um^er fnieten war
fd)rcfflid[). ^ie SSege 65otte§ finb unerforfrf)Ii(^ unb I)ei(ig, aber fie finb
furditbar 5U ge^en. — 2)er Äönig, bie .^inber, ber Staat, %lit, ja
51 Ü e , f)aben 9( U e § auf ber ^elt mit i^r öerloren. ^d) fprecf)e nid^t
non mir — aber ac^, mein Unglücf ift gro^.
20. 3uli.
3cf) lebe nocf) tro^ meinet GJram^! — @ie ift faft gar nid^t üer?
änbcrt; fie würbe geöffnet unb man fanb einen ^oIt)|)en im |)crjen,
bie rcd)tc Sungc faft ^erftört, — fie ^ötte in jebem fjatt nur nod^ furj
unb unter Seiben leben fönnen. 5)ie ^ter^jte fagen, ber ^olQp am
^er^cn fei eine Jyülge ju großen unb anbaltenben Äummer^, — beffen
bnt fie uiel, uiel gel)abt ! — ber arme ^önig ift in einer bum|)fen ^er?
.^Riciflung, id) faft lange bei i()m, immer üon SfJeuem ge^t er ^u i^r
bincin, — id) faffe e^5 nic^t, wie er fid^ jemals beruhigen unb faffen
unb cv ertragen foü."
^Hkbrcre ^a^re fpäter, am 8. ^uguft 1814, fc^reibt bie ®röfin 580^:
„"iBenn id) 5urüdbIidEe auf mein üergangene^ fiebcn, fo jie^t S5ilb
auf '-öilb an meiner Seele üorüber. 2Bie jung war id^, ba idj an ben
.'pof fam 2)ann !am ba^ UnglüdE meiner t^euren |)crrfd^aften,
bav Unglücf meinet SSaterlanbe^, ba^ \6) im Slut fc^wimmen fal^, —
bic .Uned)tfd)aft unter ber graufamen $anb biefeS S8öfcwidf|t§, bcr
5iuan,vg 3a[)re lang bie ©eifeel ber ^Kenfc^^eit gewefen ift. — 3ld^, unb
bcr 'i^crluft meiner Königin! — in ber bittem ^t\t mufetc fie fterben,
wo luir nod) in ber ©miebrigung feufjten unb gejjwungen bk SSer*
biinbctcu unfcrey 3einbe§ fein mußten! — 9(I§ biefer (Sngel uon Äö*
nigiu un^? cutriffen würbe, wie ertrug ic^ nur meinen ©dftmerj? —
'^Idi, fie luar unüergleic^licö, eine grau Wie feine Slnberc! — 9fJac§
unb nad) battc fie fic^ burd^ eigene^ SBcmü^en fc^r fd^öne Äenntniffc
13
193
eriDorben, fte befd^ttftigte fic^ üiel unb mit großem (Smft, unb nmndje
unl^altbare Zx'anmt unb ^u ibcalc ?(uffaffungcn i^rcr crften Sugenb
l^atte fic übcrttjunben unb bei @eitc gelegt, um mit flarcm SBlic! bie
gorbcrungen ber SBirtticftfeit in§ ^^(uge ju foffen. 3Ber mit i^r lebte,
mugte i^ren feltenen SSerftanb, itjx gernbe§ fidftereS Urt^eil bett)unbem,
aber noc^ tuctt, todi me^r bie fRein^cit i^xt^ ^er^^enö unb bk tiefe
JJriJmmigfcit i^rcr @eele. 3)em 5fönig bleibt boS SSerbienft, luel ^u
i^rer emften inneren ©ntmicfelung beigetragen ^u !^aben, aber ha^ un?
tjergleic^Iid^fte ^erj l)atte if|r ®ütt gegeben! — 2Bie l^ingebenb, tuie
äftrtlid^ liebte fie il^ren SDlann unb if)re Äinber, unb ttjeldft ein unerje^
lid^er namenlofer SSerluft ift i^r %oh für SSeibe unb für ba§ ganje
Sanb. Süd), unb tuaS luar fie mir 5(rmen — fönnte idi ba§ je mit
SEBorten fagen! — 2Bie oft fiabe ic^ in ben Reiten, ttjo fie noc^ unfer
©lücf unb unfer Xroft tuar, im ©tiflen ®ütt gebanft, mid) in meinem
9X(ter an bie ©cite eine§ foId}en @ngel§ geführt ju l^aben!"
Äijnig SJriebridft 3Sil^cIm III. ftarb am 7: guni 1840.
fes^^Gy^
Berichtigung.
Seite 13 Beile 3 o. u. ift anftatt 24 ju lefen 22.
@eite 32 Beile 3 o. u. ift anftatt 23 ^u lefen 24.
194
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