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Full text of "Luise, Königin von Preussen, in ihren Briefen"

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JOHN AMORY LOWELL, 



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Köntgin pon Preufen 



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ii^rcn Briefen. 



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|)erau§c|egeben 



Don 



§u£iuj5 ^. ^raun. 



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fierltti^ 

Otto |)cn^e'g SSerlag. 
1888. 



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Q-tÄj !j-^C0.IO ' V^N f^'"^"^ -^'U 



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JUt. 16 18B8 



^IBRM<< 



Ct<:^a'<.lC fu^u^ 



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5lIIe [Redete öorbe^alten. 



£tu(i Don 5uUu< ecl( in SangenfaUa. 




öntg griebrid^ SBill^clm III. l^at c^ bc§ öftcrn au^^ 
gcfprod^en, ba§ c§ niemate einem Äünftler gelungen 
fei, bag Slntli^ feiner geliebten ©emal^Un naturgetreu auf 
ber Seintoanb »ieberjugeben. Unb in ber Sl^at, »er öer* 
möd^te e§ überl^aupt bie ganje ^olbfeligfett unb ^erjenS* 
gute, bie au§ ben blauen Slugen blidte; bie SBürbe, bie 
im SSerein mit ber Slnmutl^ auf ber Karen Stirn thronte; 
ben ©c^aW, ber in l^eitern ©tunben um bie fc^ön geformt 
ten Sippen fpielte; unb fpäterl^in ben burd^ fromme (Sx^ 
gebung in ben göttlichen SBitten unb unerfd^ütterlid^e §off^ 
nung auf eine beffere — menn auc^ ferne — S^'f^^f* 9^* 
abelten rül^renben Slu^brud be« ®ram§, be§ Summers, beS 
©d^merjeg um ba^ Unglüd be§ SSaterlanbeS — : mer öer^ 
möd^te eg bie Summe biefer (Sigenfc^aften, mit ber »ir 
bie förperlid^e Srfd^einung ber Äönigin im ©eifte auiS* 

in 



ftatten, in einem einzigen SBttbe unb Stugenblide feftju* 
Italien unb barjufteUcn ? 

Äonnte bcm crlaud^tcn ©emal^l, unb fann and) iebem 
Slad^geborenen, ber mit bem Sehen, Sieben unb Seiben ber 
l^ol^en grau unb 2)ulberin genauer befannt ift, bie Äunft 
beg 3Rater^ in biefer Sejte^ung nic^t genügen, fo befi^en 
»ir anbererfeitö in ben öon il^r gefc^riebenen unb auf unS 
gefommenen ©riefen ein um jo getreuere^ Slbbilb oon 
bem unöergänglic^en S^eil ber Königin, oon i^rem ®eift, 
öon il^rer ©eele • • . • 

2)er SSerfud^ ift l^iermit gemad^t, bie Sriefe ber Kö- 
nigin ju fommeln, ju einem ®anjen ju oereinen, (£§ ift 
beinahe in gebrängter ^rje bie Seben^befd^reibung ber 
unöergefelicl^en gürftin, oon il^r felbft öerfafet, bie un§ bie 
nad^folgenben Slätter liefern. SBir feigen ein l^armlofe^, 
fröl^lic^eS, treu^ergige^ Sinb, eine öon bem Streben nac^ 
Slugbilbung unb SSerooMommnung it)rer Seele erfüllte 
Jungfrau, eine treue g^eunbin, eine finblic^ ^ingebenbe 
S^od^ter unb (Snfelin, eine järtlic^e Sc^wefter, eine liebe* 
üofle, fürforglid^e, oufopferung^fä^ige unb allezeit Opfer* 
bereite ®attin unb 3Jiutter, eine fic^ it)rer l^ol^en pflichten* 
reid^en Stellung ooll bemühte Königin, eine fromme, gott* 
ergebene S^riftin — mit einem SBorte: ein SBefcn, bag, 
gefd^müdtt mit fo öielen S^ugenben, uniS afö JSrone i^re^ 

IV 



©cfcftlcd^t^ unb aU unübcrtrcffttd^eiS SSorbüb immerbar 
erfd^einen mug! 

SStelc ber ^icr mitgctl^etltcn SBricfe unb SBrud^ftüdfe 
oon folc^cn finb bereits — öoflftänbig ober auSjugiStoeife -— 
in Suchern unb ßcitfd^riften (leiber nid^t immer bud^ftaben^ 
getreu!) eingeln oeröffentlid^t. ^oä) ift eS mir auc^ ge^ 
(ungen, eine nid^t unbebeutenbe Slnja^I t)on bisher nod^ 
gänjlic^ unbefannten 2)ofumenten gum Slbbrud gu bringen. 
5)en freunblic^en ®ebern unb ©eberinnen, SBe^rben unb 
^^Jrioatperfonen, bie mic^ in biejen meinen SBeftrebungen 
unb 9iad^forfc^ungen unterftüfet, jage id^ hiermit für bag 
mir bettjiefene (£ntgegen!ommen meinen ^erglic^en 2)anf! 
Slber eS bürfte fein unberechtigter SBunjc^ ber Station fein, 
bie Sammlung ber Sriefe ber Königin immer üoüftänbigcr 
gu befifeen. 2)ie !oftbaren ©c^öfee biefer 2lrt, bie ^eutc 
nod^ in fürftlic^en, Btaat^^ unb ftäbtifc^en Slrc^ioen auf* 
bewahrt tnerben, finb ja ber Slad^tuelt unoerloren, @o* 
mit eis ftatt^aft unb angängig mirb man auc^ biefen 
2;^eil ber lanbeiSmütterüd^en §interlaffenfd^aft ber Königin 
uns bermaleinft nid^t vorenthalten, Slber bie ®efa^r ift 
nid^t auSgefc^loffen, ha^ biejenigen Sriefe, bie fid^ gegen- 
ttjärtig nod^ gerftreut im SSoIle oorfinben, ber SSernid^tung 
anl^eimfallen fönnten. !Den SBortlaut biefer alfo gilt eS 



junäd^ft gu fidlem: möd^te bod^ biefei 93u(^ überl^aupt ber 
SJiittelpunlt tocrben für aücS, toag fic^ an berglcid^cn 
fc^riftüd^cn Sunbgcbungcn ber Königin Suifc oon 5ßreu§cn 
bis \t%t noc^ crl^altcn l^at! 

©d^önebcrg bei 83 er I in, 
ben 18. Dftober 1887. 



VI 



|n|iilt5tie{]ei(l)n4 



Seite 
1 



auffäöc ber «Urii^effin Cuije. 

2. 9(n ^üljann SSil^elm Sld)t^amnicr in ^annftabt. 1793 . 6 

3. 5ln i^ren SBruber ©eorg. 1794 8 

4. 3ln Sodann SSill^elm Si^t^ammer. 1794 .... 10 

5. ^n t^ren Sßater. 1794 13 

6. ^n t^ren »ruber ©eorq. 1794 14 

7. 3ln i^ren »ruber ©eorg. 1794 15 

8. 5In i^ren »ruber ©eorg. 1795 16 

9. ?ln i^ren »ruber ©eorg. 1795 17 

10. ^n grau öon SBiefenl^ütten. 1796 18 

11. ^n i^ren »ruber ©eorg. 1797 21 

12. Hn i^ren »ater. 1797 22 

13. ^n ^rofeffor ^eibenreic^ in Seipaig. 1797 .... 23 

14. Hn i^ren »ruber ©eorg. 1798 24 

15. STn il^rcn »ruber ®eorg. 1798 25 

16. %n i^re ®ro6mutter, bie fianbgrftfm öon Reffen =3)armftabt. 
1798 26 

17. %n i^ren »ruber ®eorg. 1799 27 

18. «n bcn fianbrat^ grrei^erm öon »tnrfe. 1799 ... 28 

19. %x bcn ^eggs unb S)omainen*gflat^ öon 1800 . 30 

Xer ftSnig an bie ftdnigin. 1800. @. 31. 



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20. Sin 



21. 


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22. 


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23. 


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27. 


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28. 


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20. 


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30. 


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31. 


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32. 


Sin 


33. 


Sin 


34. 


Sin 


35. 


Sin 


36. 


Sin 


37. 


Sin 


38. 


Sin 


39. 


Sin 


40. 


Sin 


41. 


Sin 


42. 


Sin 



43. Sin 



©citc 

Scan ^aul griebri^ [Richter. 1800 .... 33 

gBibmunfl be8 2:ttan. — 3ean ^aul an bic ftöitigiii. 

il^rcn S3ruber (öeorg. 1801 36 

i^ren »ruber ©eorg. 1802 37 

i^rcn S3ruber ©eorg. 1803 38 

t^rcn »ruber öJeorg. 1803 39 

t^ren »ruber ®eorg. 1803 40 

i^ren »ruber ®eorg. 1803 42 

i^ren »ruber (Öeorg. 1803 44 

il)ren »ruber ©eorg. 1803 45 

i^ren »ruber ÖJeorg. 1804 46 

ben ©eneral ÖJrafen üon ÄalcfreuU). 1806 . . 48 

(Ueno ü&er bic ßöniflin. - 5)ie ftöntflin übet bie politifcfjf iJaflc. 
— i^Iut^t nad) Äönigaberg. 

i^ren »ater. 1807 51 

ben ^^rinjen ^ennann üon §ü^en5üUern = .§e(i)mgen. 1807 53 

i^ren »ruber ©eorg. 1807 54 

grau üon »erg. 1807 55 

©tein an ben ßönig. 

i^ren »ater. 1807 57 

il^ren »ruber öJeorg. 1807 63 

ben 9J?inifter üon §arbenberg. 1807 .... 73 

i^ren »ruber (Öeorg. 1807 74 

i^ren »oter. 1807 75 

i^ren »ater. 1807 80 

ben ^robft üon |)anftein in »erlin. 1807 ... 81 

i^re ©c^ttjefter fjrieberife. 1807 83 

2)te ftönigin in Xilfit. — Napoleon Aber bie teönifltn. 

fjrau üon »erg. 1807 85 

^arbenberg an @tein. — Sie ^cinaeffln ^utfe bon diabatmiU an 
Stein. — ®raf afinfenftein an Stein. — f^tau üon ©etg an 
Stein. — Stein an ben ftdnig. 



vm 



44. «n Srau oon »erg. 1807 89 

45. 9(n idten ajnib« ©eorg. 1807 91 

46. ?ln hen grei^erai uon SIein. 1807 loi 

47. «n Stau uon Serg. 1807 103 

48. An ben Steitierm uon Stein, 18l>7 lOÖ 

49. Mn grau nun »etg. 1807 .107 

HitlAcTlianing SImioIcorS gra'n Sieiii. 

50. flu i^ren Sniber Seorg. 1807 109 

öl. 9ln i^ven SBnibet ©eovfl, 1807 no 

52. 9(n ben IRogiftral uon Setlin, 1808 m 

Sei Vlafiilltiit Don lB;t1in nn >it ttlitigln, 

ü3. 9ln i^rm ffialet. 1808 113 

»tt HBnig an Mt fflflrflttiiiall Don »Imel. 1809. g, lu, 

54. ?[n bie ißrinjelfin Siuifc Bon SßtEufeen. 1808 . . .115 

55. an i^ten aSnter. 1800 119 

5«. Mn ben äricfiinntli «rficffnei-. 1808 120 

ü7, 9tn iliicn 'üniBcv (V>ma. 1808 122 

58, Sin ben ÄriegäralE» ®(^eper. 1808 i2:i 

£4e|tn(t an bfc ftlnlgin. 

59. 9<n iftte Srfinieftet ^rieberitc. 1808 .... 128 
fiO, 9(n ben ft'riegSrat^ ©dieffnec, 1808 130 

61. Hn i^ren aSater. 1808 132 

62. «n Srnu »on fflerg. 1808 13a 

63. 9(n ifiren ffialer, 1808 134 

64. 9(n i^ren aji-uber ©eorg. 1808 135 

65l 9(n t^ren aJofer. 1806 136 

66. «11 55tau »on fflerg. 1808 137 

67. 9(n ben ^rebiget Äubinnd. 1808 139 

C8, Sin ben ffriegSrolfi S(f)effuer. 1808 ui 

69. 9(n grau öon firiibener, 1808 142 

70. fln grau Don »erg. 1809 144 



71. "an i^rcn Sßater. 1809 .... 

72. §ln grau üon SBcrg. 1809 .... 

73. ^n i^rcn 5ßatcr. 1809 .... 

74. %n ben Ärieg^rat^ ©c^cffner. 1809 . 

75. 5ln i^rcn Sßater. 1809 . . . . 

76. ^n Srau öon SBcrg. 1809 .... 

77. 9In ben ÄriegSrat^ 8^cffner. 1809 

78. "an i^re ©c^ttjefter grieberife. 1809 . 

79. "an grau öon Serg. 1809 . 

80. ^n i^ren SBruber ©eorg. 1809 . 

81. ?rn i^ren »ruber ©eorg. 1809 

82. 9tn i^re ©c^ttjefter JJrieberife. 1809 .... 

%ex ftönifl an ben ÜKagifttot »on TOemel. 1809. ©. 173. 

83. 9ln ben 9Ragiftrat üon SBerltn. 1809 . . . . 

3)er gWagiftrat »on Öcritn an bie ßöntfltn. - «nfunft bc« 
niglit^cn ^ofe» in ©etlin. 

griebric^ SBaron be la 3Kotte gouque. 1810 

i^ren Sßater. 1810 

ben ^rinjen 2öü^e(m öon @oImg::S5vaunfeIg. 1810 

i^ren 5ßater. 1810 

ben 9]lagiftrat üon Königsberg. 1810 . 

Srt iUZagiftrat oon l^öiiigdbcT)) an bie Königin. 

i^ren S3ruber ®eorg. 1810 

i^ren Sßater. 1810 

i^ren »ruber ©eorg. 1810 

9<eife nac^ 92euftreltb- 

92. 9(n i^ren 5ßater. 1810 

Set Xob ber Stönigin. 



(Seite 
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174 



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177 
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182 
184 

186 
187 
188 



191 



(9fn 



1. 



^ Mademoiselle 
et tres cliere amie, 

Mie suis bien mortifie cliere amie, que ma derniere 
"^o Lettre ne vous soye point parvenü, j'espere que 
celle ci sera plus heureuse. Accepte je vous prie les 
voeux les plus sinceres de votre fldelle amie Louise, 
ä ce jour si interesan ä mon coeur, eelui qui vous ä 
vü n'aitre recevez ce petit coeui*, Gage de mon Amitie, 
vous surez surement que nous sommes d'un Age, et 
que vous aites mon aine d'un joui', les jours heureux, 
que nous avons passe ä Hannovre et a zelle, ne se- 
faceron jamais de ma Memoir et j'espere que vous 
resterer toujour ma bonne amie comme vous Tetiez 
alors. 

Aussi ai je vous prier de faire bien mes Compli- 
raens a Madame Pauli, et M'. d'Oulmstein, si eile 

1 
1 



veulle Wen se nesonvenir de moL et je voos prie de 
me croir k jamais votre 

affectione et 

tont avoue 

Louise de Me.^ 

3Rcm grrSuIein 
unb t^eucrftc greunbm. 
34 ^iw flö^ji j^crfnirfc^t, treuere Ji^^inibtn, baß mein Ic$tcr "Öricf 
roirflic^ nic^t angcfoinmcn ift, ic^ ^offe, baß bicfcr ic^igc glücflicbcr fein 
roirb. 9^c^incn Sie, bitte, bie aufricfttigften ^ünfc^ 3brcr treuen 
J5rte«nbtn fiuije ^u biefem meinem ^tjen fo wichtigen 2^ag, roelc^er 3ie 
f^at geboren roerben fe^en. (Empfangen Sie bie§ üeine öcr^ al» Untere 
^jfanb meiner gteunbfc^aft, Sie roerben fic^ erinnern, t>a% roir in einem 
%Ucx ftnb unb ba% Sie einen %aQ früher geboren würben aly ic^. 
^ic glürfli(^en Xage, rodele roir in ^annot»er unb (Eelle .^ufantmen 
tjerlebt ^aben, roerben niemals au§ meinem ÖJebäc^tniB fc^roinben, unb 
idf ^offc, ha% Sie immer meine gute greunbin bleiben roerben, roie 
Sie ed bamalS geroefen. 

^nd) erlaube ic^ mir Sie ju bitten, mic^ 3Kabame $auli unb 
Jipcrm t)on Oulmftein 5U empfehlen, roenn fie fic^ meiner noc^ erinnern 
rootlcn unb Sie bitte ic^, mic^ ftet§ ju galten für g^re 

roo^Igeroogenc unb 
getreue 
fiuife öon SJJecflenburg^. 

2)a^ Original bcfinbet fic^ im ^o^enjottemsSJJufeum ju SBerlin. 
3)er JBrlef, bud)ftabengetreu copirt, o^ne 5lbreffe, Ort unb 3)atum, ift 
roa()rfc^clnUc^ oon 3)armftabt au§ an eine greunbin in ^annoöer ge= 
richtet. 

3m i£)o!^en5olIem=9Kufeum roerben aud^ Sd)ul^efte ber ^rinjeffin 
aufbcroal)rt. 9Kbge eä öerftattet fein, einige felbftänbige ©ebanfen ber 
fürftllc^en Schülerin barauä ^ier mitjut^eilen : 

„QJicb guter ßJott ben frommen Sinn in mein ^erj, ba^ xdj fo 
bcnfc unb gcfinnt fei, roie 3)u eö bift unb ba§ meine Seele fo ebcl 
bciifc unb geneigt gegen alte fe^, roie S)u e§ bift. 9)Zein ^erj muffe 



nie öergeffen, iric reblid^ geftnnt auf attc 3Seife ^tiu mar unb bag idft 
iE)m gleid^gefinnt fet)n muffe, tuenn anbcrfe feine SBerl^eifeungen an mir 
in ßrfüttung gelten fottten. ©in jeber ®eban!e unb jebe 3(nfef|ung 
meiner SSünfc^e, bie ic^ für anbere l^ege, fet) rein unb ebel unb att 
meine Stbftd^t lauter unb aufrid^tig. 5ll§bann mirb bie befte ©inne§= 
art, momit ic^ für 3(nbere mid^ öermenbe mir felbft jum ®ett)inn ttjer^ 
htn unb ein frol^er SJJutl^ mid^ fterbenb nod^ tröften ttjenn idj S)einem 
@inn 3efu öfinlid^ gefinnt raar." 



„Um ©Ott ftet§ ju meinem greunbe ju ^aben, mitt ic^ mid^ be= 
ftreben, immer alle meine ^rSfte an^uftrengen, ben 3Sillen meinet 
(5Jotte§ in Erfüllung ^u bringen, niemals gegen feinen ^Bitten ^u r)ans 
beln, unb mid) ftet§ al§ ein gottmürbigeS il'inb ^u bemeifen. S)ie?- 
alles erflehe id^ mir Don ®ütt unb l^offe, ba^ id^ unter bem göttlichen 
33ei)ftanbe einen SSanbel fül)ren fann mit grüc^ten üor bem ^^errn, 
bann erft fann mic^ ©ott lieben wie fein Äinb." 



„Heber bie IX)ad?fam!eit über fid) felbft. 

.... @ie beftel)et ne^mlid^ barin : SSir muffen acl)t l)aben auf allen 
unfren |)anblungen, muffen tDüt)l jufel^cn ba^ mir feine üon unfren 
guten ©igenfc^aften, auf eine ober auf ber anbem §lrt üerlie^ren, unb 
befonberS aufmerfen, ha'^ mir ^u feiner @ünbe ober ju einer SSerfud^ung 
jur 8ünbe gerci^et merben, ol)ne ^u gleich bagegen gefajgt ^u fe^n. 
.^auptföd^lid^ muffen mir barauf fefien, ba^ mir im ganzen nid)t anbreS 
8inne§ merben, ba^ mir immer biefelben ©efinnungen liegen, unb be= 
galten, immer ber Stugenb getreu bleiben. 

&uit ©igenfd^aften muffen mir not^menbig befi^en, aber gute ©igen« 
fc^aften fiinnen aud^ fe^r leidet ücrlol)ren merben, menn nmn nicl)t Dor= 
fid^tig fie ju bemal^ren fud^t, benn ^um SBe^fpiel, ein reid^er Tlann 
^ätte öieleS ®olb unb @ilber, märe aber nid)t mac^fam barüber fo 
mürbe er nid^t nur o^ne bebenfen immer fort ausgeben, fonbem man 
fönte il)m aud^ beftel)len, o^ne bajg er ba^ minbefte baüon müfte. 
@ben fo ift eS mit unferer ^ugenb. Unüermerft fönnen mir, menn mir 
nid^t 9ted)enfc^aft oft mit un§ I)alten, unb rec^t genau auf unS fe^en, 
ber beften @tü^en unfrer 5tugenb üerluftig merben. S)urd) biefeS ober 
jenes leid^tfinnigeS 3öort ift eS fd^on möglich ba^ bie ^^ugenb ®efa^r 
lauft, unb burd^ eine 3Rinne (3Riene) ift ber ^^ugenb ju meilen fd^on 



QJefal^r begegnet, ^mä) SSad^famfeit allein wirb bie 2^ugenb be)d)ü^et, 
burc^ fie mirb fie erljalten, unb buvd) fie ben 9lei^ jur @ünbe ha^ ©e* 
fä^rüd^e benommen. S)ie 3Sacf)famfeit {el^en trir ba^er, tft allen 9JJen= 
fc^en fc^r nöl^ig, bcnen e§ nja^rer ©rnft ift, ®ut ^u fet)n unb p bleiben. 
3Sir muffen njegen unfrer Xugenb fe^r beforgt fc^n unb machen über 
un§ felbften, unb gute§ ©emiffen ju behalten bi§ an§ @nbe. 

(S^^riftuö empfelet biefe§ aud^ ganj au§brürf(ic^ feinen ©c^ülem, 
loenn @r faget: SSac^et unb betet ha}\ i^r ni^t in §(nfftct)tung fallet. 
Um bei) ber 3Sad^fam!eit über fid^ felbft aud^ fefte in jeber ^ugenb ju 
luerben ift e§ ein gan^ not^menbigeS ©rforbernijg, ba§ man feinen guten 
8inn ^u er^^alten fud)e. 2Bir l^aben menn e§ un§ rechter ©ruft ift ju 
einem guten ©inn unb SSer^alten ^u fommen l=ften§ biefe§ in Erfüllung 
^u bringen, ba^ mir bie Se^re Jesu rec^t fennen lernen unb au§ ber^ 
felben erlernen, nic^t nur ma§ öor ®ott red^t unb unred^t ift, fonbem 
auc^ mie liebenSmürbig ba^ ®ute unb mie ücrabfd^euung^mürbig ba§> 
S3i)fe ift. 

3Senn biefe§ ift, unb mir für auSgemad^t ma^r erfennen, bafj ba^ 
®ute nur allein unfer &iM fei), fo bemirfet biefcS in un§ bie fo er= 
münfd^te golge, nel^mlid^ aufrichtige Siebe pm ÖJuten, ober 9^el)gung 
für alles ma§ red)t ift unb ben unau§löfd^Iid)en $a^ gegen ba^ S8i)fe. 
Ol)ne biefeS fann fein SUlenfd) gut merben, unb fid^ 9^iemanb mit red^t 
gut nennen. 2Bir muffen un§ felbften ber grijfete eintrieb fe^n, unb 
nichts mirb un§ fräftiger bagu antreiben, al§ bie Siebe ju ®ütt, benn 
au§ Siebe ^u i^m, merben mir gemife alle§ gente tl^un, unb alle Saft 
lüirb un§ leidet fd^einen, bod^ muffen mir un§ nid)t §uDiel auf unfre 
Ärftfte oerlaffen. gemer muffen mir bie greunbfd^aftlid^e Sel)re Qefu 
jur ©anblung nel^men, bie un§ in atten ©tüdfen fo oiel 9?u^en fd^affet 
unb öomel^mlid^ auc^ ju §lufmunterungen im ®uten beiträgt. 

©ie meifet un§ nel)mlic^ ganj beutlid^ ben ©rfolg ben mir baüon 
l)aben menn mir red^t unb gut l^anbeln, fie meifet un§ auf bie fünftige 
S3elo!^nungen l^in, bie un§ oerl^eiffen finb, fo mir ben SBillen ©ottes^ 
t^un unb un§ ©lüdlid) mad)en, fie ftellet un§ aber aud^ alles bat- 
(Slcnb öor, baS auS ber ©ünbe l^erfomt unb mal)net unS marnenb 
bat»on ab." 



2 ^^Srin^effin ßulfe ^^(ugufte SSil^eünme Wmalte, geboren am 
10. m'dx^ 1776, mx ba§ fec^ftc Äinb be§ banmlö cil§ !urfurftlid)er gelb:= 
marfd^att ber Ijannoüerfc^en 5lrmee be§ ^Önig^ ÖJeorg III. öon @ng= 
lanb — feinet 8c^tt)ager§ — unb al§ ÖJeneraI=®ouüemeur be§ ^önig= 
reid^§ ^annoöer ju ^annoüer reftbirenben ^rinjen ^axl Don SJlecflen? 
bnrg=8treli|. (8ie^e 8eite 13 ^(nmertung 1.) 'iflad^ bem S^obe iftrer 
9Kutter brad^te bie ^rinäefftn mehrere i^rer Qugenbjal^re in 3)annftabt 
unter ber Ob^ut i^rer ©rojgmutter (fieC)e Seite 26 9Cniner!ung 1) ju 
unb oerlobte fi^ bortfelbft am 24. §rpril 1793 mit bem am 3.' ^tuguft 
1770 geborenen .tonprin^en fjriebric^ SSil^elm üon ^reufeen. 







2. 

(^n Sodann 5SiI^eIm Sic^t^ammer in S)amiftabt. *) 



ä) reiße mid^ Io§ üon jenem ^errlid^en Sud^e, lüeld^eg 
S^re ®üte mir üor einiger Stit gab um nid^t bloß S^nen 
meinen 2)anf nod^ einmal mitjut^eilen jonbern id^ füge 
bie Sitte ^ingu, mir ba§ S3ud^, SKenbelfo^n^ üon ber 
Unfterblid^feit ^ üon g^anffurt fommen gu laffen. Sie 
fönnen fid^ nid^t üorfteUen, wie je^r glüdlid^ mid^ ba^ 
Sud^ mad^t, bie Se^ren bie eg enthält finb fo ttjo^r, \o 
treffenb unb gut, baß e§ mir ein ttja^rer ©d^afe für meine 
©eele geworben ift. SJieine ©eele wünfd^t außerorbentlid^ 
fid^ gu bilben unb fid^ nü|Iid^e ffenntniffe ber ÜKenfd^en, 
be§ (Seiftet ber Vergangenen SBeHten gu fammeln. 3Ser* 
^elffen ©ie mir baju id^ bitte ©ie, Sd^ befd^äftige mid^ 
immer, aber wag ift eine SKonat^ * ©d^rif t, eine pbfdje 
3eid^nung, ober eine jd^öne ©onnatte für ben (Seift? Sg 
gerftreuet fie wo^I, aber giebt i^r feine ffrafft, benn fo 
gut wie ber Körper nid^t üon anfd^auen unb anhören leben 
fann ebenfogut fann bie ©eele feine gottfd^ritte machen 



6 



tocnn fic feinen ©toff junt 2)enfen ^at 3d^ üerbleibe 
cmig S^re greunbin Sutfe, 28ten Suni 1793. 



* Qol^ann SSill^elm Sic^tl^ammer, geiftlld^er gnfpeftor ju 
^armftabt. @r ^atte bte ^rinjeffm confirmirt. 

2 ^pbon ober über bte Unfterblid^fcit ber @eele, in brei ©efpröc^en. 
Berlin, 1767. 

3)ie SSermöI)Iung ber ^rinjeffin mit bem Äronprinjen fanb am 
24. S)ecember 1793 in Söerlin ftatt. 



3. 

(5fn i^ren ^^rubcr ÖJeorg. i) 
(3um 1794.) 



^r ^ tt)Qr fo unglüdltd^ borübcr, büß er jclbft afö 
ÜKann nic^t glaubte, eg überfielen ju fönnen. Slc^ lieber 
Sunge, ic^ bin außerorbentlid^ glädlid^ burc^ t^n ! @§ fcl^It 
meinem ©lüde nid^tg al§ ^erjlic^e S^^eilnal^me. Defter, 
tt)enn wir jo traulid^ beifammen fofeen unb er mir üorlag, 
unterbrach er [td^ fd^neU unb fagte: 2)ic^, bie au mein 
©lud unb meine ©eligfeit augmac^t, foH id) üerlaffen! 
Slc^ ©Ott, ttjie ^art! 2)ie fe^g SBoc^en, bie ic^ in 5ßo«=» 
bam mit S^nt jugebrad^t, toaxtn unftreitig bie glüdüd^ften 
meinet Seben^. ®anj o^ne ®ene unb Stilette, fo ganj 
nad^ feinem SSBiDen i)aV id) gelebt, unb id^ füllte ba^ 
®Iüd, fold^' ein Seben ju führen, nie lebhafter, aU tt)enn 
id^ t)on 83erlin Siad^rid^t befam: $eute ift großer SBaU, 
l^eute ift großem Soncert unb ©ouper ! Sld^ ba toax ici) f o 



8 



öcrgnügt, mid^ an bcr Seite meinet ÜKanneS ju finben in 
einer Sinonc^entije ^ nnb an^gef ämmtem ^aax ! 



* ©eorg griebrid^ Äarl 3ofe^^, @rb|)rin5 öon 9Jlecflenburgs@treIi^, 
geboren am 12. Stuguft 1779, ©rog^erjog feit bem 6. 9'ioöember 1816, 
gcftorben am 6. ©e^tembcr 1860. 

2 3)er 5^ron|)rin5; er l^atte ftd^ am 13. Wlai 1794 au§ SSeranlaffung 
ber |)oInifd^en Unrul^en jur 3(rmec nad^ $oIen begeben. 

3 ©infad^eS Äattunfleib ol^nc ©d^Ieppe unb ©amirung. 



9 



4. 

©an^^Souci, ben 28. 3um 1794 

[d^ l^abc burd^ einen 83rief, üon meiner @c^tt)e[ter 
2;^erefe* erfahren, baß ©ie, lieber §err Sid^t^amer, fel^r 
ffiranf tüaren nnb ^ort barnieber lagen, am i^ifeigen ©aBen** 
gieber. 2)er ttja^rme Slnt^eil, ben id^ an alleg ne^me^ 
tnafe 3i^nen angebet, üere^rung^ttjürbiger greunb, erlanbt 
mir nid^t biefen SSorfaH mit ©tiUfd^ttjeigen ju übergel^en, 
nm 3^nen anc^ tnirlüd^ einen Seweife üon meiner 2;i^eit 
na^me jn geben: unb benn aud^ befonber^ ttjünfc^te id^, 
je^t üon 3^nen felbft gu ^ören, ttjie e§ mit 3^rer öefee:» 
rnng ge^et, nnb ob Sie üoüfommen anf ben SBeg ber 
Sefeernng finb. 3d^ färbte fe^r, baß Sie fid^ 3^re Shanf** 
l^eit gel^olt ^aben, baburc^, ba§ Sie immer be^ 5;ag nnb 
be^ Siad^t, gefährliche Sranfe bejnc^t l^aben, nnb baß @ie^ 
jn fe^r bie ©timme, S^re^ mitleibigen $ergen§ gefolgt 
l^aben, o^ne anf 3^ren eigenen "S&o^l, genug bebac^t gu 
fe^n; benn ic^ tt)ei§ t^, nur gar gu fe^r, tt)ie unermübet, 

10 



Sic immer toarcn: ©ute^ ju t^un! 3^ bin üon S^rcr 
greunbjd^aft für mic^, überjeugt, bafe Sic mid^ gewiß, 
recl^t fel^r bebauert l^aben, be^ ber jd^redli^en 5;rennun9 
öon meinem 3Wann, Sie fönnen ficfi aber anci) ttjo^rlid^, 
feinen Segriff üon fold^ einem Slbfd^ieb mod^en, SBebenfe 
Sie, aber, nur biefen einzigen ©ebanfen, baß er mid^ unter 
lauter, grembe Seute gurüdf lieg, bie id^ nid^t fenne, mit 
bereu SaradEter, unb SSerbiubungen id^ eben fo menig 
befaut bin, a(§ bie Slbfid^ten, ttjoburd^ fie $anbeln. Sein 
greunb, fein Slat^geber ^abe ic^, idj bin ganj üerlaßen; 
benu @ie ttjiffen felbft, ttjie farc^ man mit ben 9la^men 
JJreunb, unb ttjie oorfid^tig man in ber SBa^I berjelben, 
fe^n muß. 35iefeg ift eine ße^re, bie ©ie mir fo öftere 
gegeben I)aben, unb bie id^ tief in meinem ^ergen, ge* 
fc^rieben I)abe. SJieine 3"P^^* ne^me id^ gum ®ebet, 
um SBeiß^eit unb SSerftanb, in bem idj mir nid^tg übefö 
bemugt bin, unb immer bie Slbfic^t üor Slugen ^abe, ®ut 
ju §anbeln; unb ber S^ugenb unb Sieligion, ewig treu 
ju bleiben. 

2)icfer 3Konat^, wirb Stjnen wo^I au4 re^t lebhaft 
erinnert ^aben, an ben Xag unferer Konfirmation S mir 
ift er nod^ fe^r wi^tig, unb ben löten ^aben wir ung 
ben gangen 5;ag, greberidfe^ unb ic^, mit frommen grr*' 
innerungen befc^äftigt. 3Wöd)te boc^ ein jeber, bie SBic^tig^ 
feit biefeg Xageg rec^t einfe^en, unb fo feft ent|c^Ioffen 
fc^n, alg ic^ e^ bin, immer met)r alle^ ba« in Srfüllung 
gu bringen, maß man ®ott gelobt gu fet)n. 3^ er)ud)e 



11 



@ie, ben $errn i^xtt)^ xtä)t fe^r üicie Complimente üon 

mir ju machen, fotoic aud^ bcn ^errn 9loterfen unb $crrn 

83aer. 3t|re Keine Xod^ter, tt)irb ftd^ tpol^l jd^toerlid^ triei^ 

ner nod^ entfinnen, fä^rt fie fort, S^nen nod^ immer üiele 

ßufriebenl^eit ju geben ? Sd^ wünfd^e eg 3^nen, fottjic aud^ 

baß Sie red^t überjeugt mären, üon meiner maleren unb 

aufrichtigen greunbfc^aft. 

Suife. 



1 %i)txt\t 93lat^ilbc ^^Cmalie, geboren am 5. 9(pri( 1772, t)cr= 
niäE)It am 25. 9Jiai 1789 mit bem am 22. gebruor 1770 geboreneu 
.tarl ^üejanber, bamal§ ©rbprin^, feit bem 13. S^iooember 1805 gürft 
oon S^um unb ^ajiö, SSitttoe feit bem 15. ^uli 1827, geftorben ju 
SfJümberg am 13. JJebruar 1839. 

2 5)en 10. Wax^ 1788. 

3 grieberife Caroline Sopl^ie 9C(ej:anbriue, i^re Sd^tucftcr, ge= 
boren am 2. m'dx^ 1778, oermft^lt am 26. 3)eccmber 1793 mit bem 
am 5. 9^ooember 1773 geborenen ^rinjen griebric^ Subiuig 6arl oon 
^reußcn, smeitem @o^ne ^Önig griebric^ 3SiIE)eIm II., bem 33rubcr 
be§ Äronpringen; 3Sittmc feit bem 28. 3)ecember 1796. Sic oennö^lte 
ftc^ tüicber am 10. S)ecember 1798 mit bem am 22. Oftober 1770 ge= 
borenen ^rin^ien JJriebrid^ SSill^elm üon ©o(m§5$8raunfeI§. 3nm 
älüeiten mal Sföitttuc feit bem 13. ^rprit 1814, ücrmä^Ite fie fid) am 
29. ^ai 1815 mit bem am 5. ^uni 1771 geborenen (Srnft 5(uguft 
^erjog oon (Sumberlanb, nac^mal§, feit bem 20. ^nni 1837, ,^önig Don 
^annoüer (geftorben am 28. 9?ooember 1851). Königin gt^ieberife ftarb 
am 29. ^uni 1841. 

* grei), ©ciftüd^er, einer ber Sefirer ber ^rinjeffin in S)annftabt. 
— 9?oterfen unb S3aer mögen mof|l ebenfalls @rf)u(männer ge= 
mefcu fein. 



12 



5. 

(^fn l^ren SBater.i) 
(^erbft 1794.) 



'er (Srbprinj üon SaffeP ift nid)t angenefim, 
ober unau^fte^Iid^ big gur SKöglid^feit, unb id^ fann lüdjt 
glauben, bofe er in 3^^^""!^ ^^^ ' ^i" bejonbere^ jüßeg unb 
glüdflid^eS 2)al)eim bereiten wirb. 



1 ^erjOQ 5tar( iiubiuitj griebrid^, geboren am 10. €!tüber 1741, 
Dennä^lt am 8. ©eptcmber 1768 mit bcr am 20. '^(uguft 1752 geborenen 
'ißrin^eifm griebcrife 5taroIme fiuijc üon .^effen=2)armftabt. Söittmer 
feit bem 22. 3Jiai 1782, oermill^Ite er ftd) luteber am 28. September 
1784 mit ber am 5. S'^ooember 1755 geborenen Sd^mefter feiner lier= 
ftorbenen öema^ltn, ^rinjeffin ßfjarlotte 3SiII)eImine (I()riftiane, 
geftorben am 12. 2)eccmber 1785. Seit bem 2. ^uni 1794, al§ 9?adf|= 
folger feine§ am 5. SJJai 1738 geborenen, unoennä()It gcftorbenen S3ni= 
ber§ 9(boIp^ griebrid^ TV., regierenber ^erjog oon 9D^edIenburg= 
Streli^i. ®rof]^er^og feit bem 17. guni 1815, geftorben am 6. SfJooember 
1816. 

2 SBil^elm, geboren am 28. ^uli 1777, nad)mal§ Äurfiirft 2BiI= 
I) c I m II. uon Reffen, geftorben am 20. S^^oüember 1847. 

* Seiner SBerlobten, ^^Srinjeffin grieberite (£^riftiane ^Xugufte, 
V^eboren am 1. 3Kai 1780, 2:od)ter ^i)nig§ griebric^ 3SiI^eIm II. 
üon ^reufeen (fie^c Seite 24 ^(nmerfung 1). — 3)te SBermätjlung fanb 
am 13. Scbniar 1797 ftatt. — ihirfürftin ^Xngufte ftarb am 19. Jye^ 
bruar 1841. 



13 



6. 

(9tn i^ren S3ruber ©eorg.) 
(§erbft 1794.) 



'ic Sluffen unb toir finb fe^r gut jufammen unb 
ÄQt^rind^en unb toir finb natürlid^ SBufenfrcunbe. Scft 
bin i^r jo gut, bem e^rlic^en ©efic^te, ba^ id) fie mit 
Ärät)enaugen »ergeben mödjte, benn [ie meint e§ gettjife 
nic^t e^rlid^ mit un§. ^ (Sott weiß, ob mein SKann lieber 
bei mir fein ttjirb, in ben ©tunben ber Slngft unb @cf|mer^ 
jen, bie mid^ im Dctober erttjorten . . . Unb 2)u ttjürbeft 
ein Äinb üon mir je^en unb ttjürbeft Xiä) freuen unb über 
ben ©ebanfen ladjen, ba§ ßuifc ein Sinb I)at. 



1 3)er ^i3nig unb ber ^fronprinj maren immer noc^ im gelbe; 
fie mo^ntcn ber ^Belagerung üon SSarjd^au bei. Äat^arina II., ^aiferin 
öon 9?uBtanb, jögerte, bem bebrängten |)reu6if(^en §eere ju §ilfc ju 
fommen. — 3(m 26. September 1794 fe^rten bie gürftlic^teiteu noc^ 
Söerliu äurücf. 



14 



7. 

(5(n i^ren S3ruber ®eorg.) 
(§erbft 1794) 




)(ii lieber ©eorge, tt)er beffer afö 2)u fönntc 
meine g^eube, meine SBonne — mein ©lüdE tl^eilen, tüenn 
id) 2)ir üon meinem Äinbe ^ fd^reiben fönnte ! So aber fann 
ic^ leiber nnr fagen: ®i^ tüar fd^ön! ÜKeine X^ränen 
erftidEen mid^. 3d^ mnrre nic^t. 3c^ trage mit Srgebung 
ben SBiUen ©otteg. 



1 3)q3 Ätnb, eine %oä)\tx, toax am 7. Oftober 1794 tobt jur SSelt 
gefommen. — 3)ic Äron^rinjefftn, im S3egriff über eine fleinc SSenbel^ 
treppe in bic 3iJnttier iljreä ®ema^(e§ tjinabäufteigen, würbe burd^ ben 
plö^Ud^en 3(nblicf cineö fremben §erm, ber it|r entgegentrat, berart 
crfc^rcdft, hal^ fic ftürjtc. S)er ^ofmarfc^all öon SUlaffott), in ber irr* 
t^ümlici^en ^nnal^me, ba^ bic ^errfd^aftcn bereite ausgefahren feien, 
^atte jenem erlaubt, ba§ fronprinjlid^e $alaiä ju befi^tigen. 



15 



8. 

(§(n it)ren $8ruber ©eorg.) 
(15. Octobei'i 1795.) 




[an l^at Xiä) fc^r gern in ©trelife, SSBiffc biefc 
Siebe tt)oI)I gu fc^äfeen, unb maä)t 2)ir ade ^erjen ju eigen» 
©laube mir, e§ ift ettt)ag ®ro§e§, üon feinen Untertl^anen 
geliebt ju fein. 



1 9(n biefem ^^nge tuurbe ber erfte ©o^n, griebrid^ SSill^eltn, 
geboren, 5lronprinä feit bem 16. 9'iooember 1798, nad^malö ^önig 
JVricbric^ Sföil^elnt IV., neftorben am 2. Sanuar 1801. 



1(5 



9, 

(^Sinter 1795.) 



• • • 



lc§ ftubirc nid^tg als ^ngtifi^, bin auf S3äIIcn, 
too id^ nid^t tatijc unb in ®efcüfi)aftcn, ttjo ic^ micft cn* 
nu^irc unb bod^ in bcr großen SBcIt. 8(dö, ic^ niöd^te, 
id^ ttjärc lieber in ber Weinen SBelt ! 2)a amüfire id^ mid^ 
beffer. S)enn finb toir einmal ganj aüein ju §auje be3 
SlbenbS unb trinfen 2;^ee in unferm Keinen Sirlel, lejen 
cttoa^ unb freuen un§ beö Meinen ©ngelS, bann bin id^ 
fo üergnügt, ba^ idj in meinem Seben nid^t möd^te an*» 
beri? fein! 



17 




10. 

(5ln fjrau öon SSiefenptten. ») 

* Berlin, ce 16. Jan vier 1796. 

peine eu-je le courage de soulever mes yeux 
et cependant je reprend du courage en sentent que 
j'ai lieu de me pleindre de vous; Oui oui, de Vous ma 
chere et bonne Wisenhuten, de Vous ma bonne Amie! 
Est-ce qu'une Amie ecrit ä une autre de la fagon 
comme Vous m'avez ecrit avec tant de Ceremonie^ 
surtout apres vous avoir prie de me traiter absolument 
comme Votre amie Louise, comme une personne poui* 
la qu'elle Vous avez de l'amitie; au lieu de cela je vois 
arriver une lettre comme Vous n'en ecriviez pas ä une 
personne que Vous n'avez jamais vü. S33ic tief mu§ td^ 
bc^ S^ncn gcfunfcn fe^n, ba @k crft fragen: barf id^ 
fprcd^cn. 

Si vous voulez ma chere amie que je croye reelle- 
ment que vous m'aimez encore et que Vous n'avez pas 
oublie 5 annee d'intimite sans compter ceux ou je vous 
aimais, mais ou j'etais trop petite et enfant pour pou- 
voir me compter sous le rang de Vos amies, sy vous 
n'avez pas oublie ces temps lieureux ou je vous voyai 
a Francfort, alors ecrivez moi une lettre, comme vous 
les ecriviez ä Louise de Mecklemboui-g. Le Coeur de 



18 



Louise de Prusse n'est pas Charge et aime et aimera 

eternellement ceux qiü lui on temoignez des bontes 

dans son enfance. Le Portrait que je Vous avoiz 

destines est achevez, mais c'est une sy grande horreur, 

que je ne puis vous l'envoyer; dans ce moment je me 

fais peindre, s'il reussit je vous promet que vous l'aurez 

bientot. J'espere que Mr. de Wiesenhuten se porte 

bien et qu'il ne m'a pas oubliez aussi que le eher petit 

Louis' je vous prie de leur faire bien mes compliments. 

La premiere fois que Vous verez Madame Goethe^, 

dite lui que Frederique (qui vous dite mille belle chose) 

et moi nous parlons souvent d'elle. Sy vous etes sou- 

vent Tobjet de nos conversation, je vous laisser deviner. 

Tout ce que j'ose Vous dire est que je vous airae de 

fond de mon Coeur et que je resterai eternellement 

Famie de mes amie. 

Louise. 



1 griebcrtfc Wlax^axtii)t Sf)arIotte greün öon ^iigef, geboren am 
7. 55ebruar 1766, üermnölt mit bem nm 22. ^(uguft 1759 geborenen 
SRcic^gfrciöcrm fjrtebric^ 9(uguft öonSiefen^ütten, föntglic^ tüiirttcm= 
bcrgifc^em ®encral=fiieutcnnnt unb ^rnbanten=§auptmann ; SBittme feit 
bcm 1. Sanuar 1823, geftorben nm 31. Januar 1827. — 3)ie t)on 5Siefen= 
^ütten marcn in grnnffurt unb Reffen =3)annftnbt reichbegütert unb 
mehrere berfelben begleiteten bort ^o^e ©tants^nmter. 3)a§ ©efc^Iec^t 
ift crlofc^en. 

2 33erlin, ben 16. ^anunr 1796. 
ÄQum ^atte ic^ ben 3D^ut^, meine ^ugen auf juf erlagen unb ben= 

nocfj faffc ic^ toieber 3Kut^, roeil id) fü()le, ba^ idj Urfat^e ^abc, über 
Sic ju fingen. 3^^ j^^ über Sie, meine treuere unb gute ^Siefcn^üttcn, 
über Sic, meine gute ^reunbin. Schreibt fo eine Jreunbin an Me 

2* 

19 



anbere, \vk ©ie mir gefc^rieben l^aben, mit fo üiel fjörmlid^fcit, über- 
bicS, nac^bem id) ©ie gebeten l^abe, mid^ üiJUig gu be^anbeln mic 3^rc 
fjreunbin Suife, iüie 3emanb, für meldten ©ie foüiel greunbfd)aft cm= 
pfinben; ftatt beffen fel^e id^ einen ^rief anfommen, iüie @ic il^n an 
3emanb gefc^rieben iüürben ^aben, ben ©ie niemals gefeiten. Sie tief 
mu§ iä) bet) Ql^nen gefunfen fet)n, ba ©ie crft fragen, barf ic^ f^)red^en. 
SBenn ©ie, meine treuere fjreunbin, moHen, ba^ irf) tüirflic^ glaube, 
©ie lieben mic^ nod^, unb ©ie {jaben fünf 3^^^^ innigfter greunbfd^aft 
nid^t üergeffen ol^ne biejenigen §u red^nen, roo id^ ©ie jjmar liebte, aber 
wo 16) aud) nodj ju flein unb guöiel Äinb mar, um mid) unter bie 3^^! 
il)rer fjreunbinnen red)nen ju fijnnen; menn ©ie biefer glüdElic^en 
Seiten nid)t uergeffen ^aben, ha id) ©ie in granffurt fal^, bann \djxtU 
ben ©ie mir einen ^rief, mie ©ie i^n an Suife öon SJiedflenburg ge^ 
fd^rieben ^aben mürben. ^a§> ^erj SuifenS öon ^reu^en ^at ftc^ nid^t 
geftnbert unb liebt unb mirb emiglid^ lieben alle, bie i^r in ber ^nb= 
l^eit ®üte bemiefen :^aben. 3)a§ S3ilb, meld^eS id^ 3^^^^^^ gugebac^t, 
ift fertig, aber e§ ift fo abfc^eulid^ gemorben, ba^ \dj e§ ^l^mn nid^t 
fd^iden fann; id^ laffe mid£) jejjt mieber malen, menn c§ gelingt, tjer^ 
fpred£)e id^ 3^"^"» ^oft ©ie e§ balb l^aben merbcn Qd^ ^offe, ba^ \x6) 
$err üon SBiefenptten mo^l befinbet unb ba^ er mid£) nic^t aud^ t5cr= 
gcffen l^at, mie ber liebe !leine Submig^: id£) bitte ©ie, il^nen meine beften 
Empfehlungen auöjuric^ten. ©obalb ©ie ^Jlabame ©oet^e* mieberfel^cn, 
fagen ©ie i^r, ba^ grieberife (meiere 3^"cn taufenb ©c^öneS fagt) unb 
id^ oft öon i^r reben. £h ©ie oft ber ©egenftanb unferer Unterhaltung 
finb, mijgen ©ie en*al^en. 5llle§ ma§ id^ ^i^ntn ^u fagen l^abe, ift, 
ba^ 16) ©ie Don ®runb meinet ^er^enS liebe unb bafi id^ emig bie 
greunbin meiner greunbinnen bleiben merbe. Suife. 

* 3n ben Xagen ber Krönung be§ ÄaiferS Seopolb II. (11. Cftobcr 
1790) l^atten bie ^rinjeffinnen Suife unb grieberüe, bie in Begleitung 
ber Sanbgräfin=®ro6mutter an^ 3)armftabt jur X^eilna^me an btn 
fjreftlid^feiten nac^ grantfurt gefommen maren, im |)aufe ber fjrau 
JTtatl) ©oetl^e gemo^nt unb 6ier juerft bcren S3e!anntfc^aft gemacht. 
3)a§ 5reunbfc^aft§t)er^ältnift blieb befte^cn. 



3)a§ Original biefe§ Briefe^ befinbet fid^ im S3cfiji bcS ^crm 
^lejanber 9Jie^er ßol^n 5U Berlin. 



20 



IL 

(5(n if)ren SBruber ®eorg.) 
(3anuar 1797.) 



• • • • 




=eincn SRann tu ®efaf|r ju tuiffen, i^n leiben 
ju feiert — t)a§ ift furi)tbar, unb niemalg tüerbe ii) biefe 
Reiten be^ Unglüd^ öergeffen. ^ 



^ $rin5 Subwig, ÖJema^I ber ^rinseffm grieberüe, mar m= 
folge eine§ §al§leiben§ nad^ fur§em ^anfenlager am 28. 3)ecember 
1790 geftorben. (£l)e noc^ bie S3ei)e§ung ftattgefunbeu, erfranfte ber 
^Ironprinj an bemfelben Seiben. ^aum mar biefer genefen, al§ am 
13. Sanuar 1797 \)a^ ^infc^eiben ber ^Sittwe griebridig be§ ©rogen, 
Äönigm ©lifabet^ d^riftine, geboren am 8. 9?oDember 1715, \>a^ 
VöniQÜ&ft §au§ auf§ neue in Trauer oerfe^te. 



21 



1*^ 

(^n i^rcn ^ater.) 
(16. 9?oöeniber 1797.) 



'er Söntg * ift feit ^eute 2Korgen neun Uf)r nic^^t 
mel^r. SBir armen Äinber lönnen i^n nur nod^ betoeinen* 
2)ie legten Za^t maren me^r aU fd^recHid^, meil man 
fürd^tete, er mürbe öor ©d^mergen ba^ S3emu§tfetn ücr*» 
lieren. ®ott möge feine ©eele aufnehmen unb meinem 
SKanne ^ in ber fd^meren Seben^arbeit, bic fc^merer i[t, aU 
toir 8(fle glauben, in ©naben beiftefjen! 



1 fJriebvid^SiU)elm II., geboren am 25. ©eptember 1744, als 
Sf^ad^folgcr fJriebrid^S be^ ÖJro^en, feinet O^eimS, Äönig feit bem 
17. 9(uciuft 1786. 

2 9?unmebr 5^önig gr icbridi 5SiH) elm III. 



22 



13. 

(^n ben ^rofeffor §eibcnreid^ §u Sci^j^ig. i) 
(enbe 1797.) 




lücrbing^ ift cg mein l^eigcftcr, mein licbftcr 
SBunjdö, meine Sinber ju tool^Iwoüenben 3Jtenfc^enfreunben 
ju bilbcn; anäf nö^re id) bie fro^e Hoffnung, biefen Qmd 
mdfi gu öerfcl^Ien. 



1 Sßcrfaffcr ber ,,®runbfö^c für ßJeift unb ^crj", nac^ 
bem iJrQnjöftfc^cn bcr9JiarquifcbcSambevt, Sei^)jig 1798, weld^cs^ 
S5ud6 er ber Königin übcrfanbte. 



23 



14. 

(9(n i^ven 33ruber ®eorg.) 
(©ommer 1798.) 



|in guter, tiebeüotler ÜJJann ift bod^ bcr ®runb^ 
ftcin alleg ®uten. ®er ©ebanfe, anbete glücMtd^ ju machen, 
mad^t mid^ glüdEIidö* §eute fef|e i(^ meine Sinber. ^ D Saft 
«nb greube! 



1 Mmlic^: 

^rin§ griebrid^ Sill^elm (fiel)e 6eite 16 5(nmerhtng 1); 

^rins griebrief) 5SiH)eIm Subiüig, geboren am 22.Wdxi 1797, 
t5ermäf)It am 11. Suni 1829 mit ber am 30. @e^)tember 1811 geborenen 
^rinjeffin 9Jiarie Suife ^lugufta datfiarine öon ©ac^fen = 5Seimar; 
tüurbe $rin§regent oon ^reufeen am 9. Oftober 1858 ; aU Sf^ad^folgcr 
tönigg griebrirfiSil^elm IV., feinet trüber«, Ä'önig oon «ßreu^en 
am 2. ganuar 1861, gefrönt am 18. Oftober 1861 ; beutfd)er Äaifer 
feit bem 18. Januar 1871 ; unb 

^$rin§efftn fjrieberife Suife 6t)arIotte Sil^elmine, geboren am 
13. 3ua 1798, üermcl^It am 13. 3uli 1817 al§ ^tlejanbra geobo^ 
romna mit bem am 6. 3"^i 1^96 geborenen ©rogfürften, nac^malS 
Äaifer 9H f o I a u § I. ^aiDlomitfd^ öon Siufelanb ; Sittme feit bem 
2. Wäx^ 1855, geftorben am 1. 5f?ooember 1860. 



24 



15. 

(9(n i^ren SBruber ©corq.) 
(9f?oöember 1798.) 



• * • • 



d) bin nid^t jur Königin geboren, ba^ glaube 
mir. ^od) ttjill ic^ gern ba§ Opfer werben, »enn nur 
fonft in ber S^^^fi^^ft wtal baburi^ tttoa^ (SuteS erreicht 
werben lann. 



25 



16. 

(5ln i^rc ©rofemutter, bie Saubgröfin tjon Reffen s3)armftQbt.i) 

(3uli 1798.) 



• . . . |jl(^ bin ie^t Königin, unb tooiS mid^ bobet am 
mctftcn freut, ift bic Hoffnung, bafe id^ nun meine 3Sof)U 
ff)akn nic^t mel^r fo ängftlid^ merbe gu gä^Ien braud^en. 



^ ajiarie Suife 5lIBcrtine, geborene Sleid^Sgräpn tjon fieinütgens 
ipeibeg^eims3)ad^Sburg, geboren am 16. SUJörj 1729, tjermä^It am 
15. SDiiftrj 1748 mit bcm am 11. ^uni 1722 geborenen ^rinjen ® eorge 
SSil^elm oon Reffen =3)armftabt; SSittwe feit 24. guni 1782, geftorben 
am 11. m'dxi 1818. 



26 



17. 

(5ln i^ren S3rubcr ®corg.) 
(Ttai 1799.) 



.... m^ ttjcrbc Slüc« antocnben, um o^nc S^Jong bic 
Siebe ber Untertl^anen burc^ ^öfltc^Ieit, Sw^^rf^^^^^^^i*' 
S)anlbarfcit, ba ttjo man S3etoeifc ber Siebe unb Sln^äng* 
lid^feit geben wirb, ju gewinnen unb ju öerbienen unb jo 
glaube ic^, werbe id^ mäfi o^ne Slu^en reifen.* 



* 3)a§ Äönig§^)aQr bcoBfid^tigte , eine 9leife nad^ ^Seftfden ju 
unternahmen. 



27 



18. 

(5ln bcn Sanbratt) grei^erm üon SSindCe.) 

^ot^batn, ben b. DItobcr 1799. 

;§ ift allerbtng^, mein lieber Sanbratl^ ö. Siincfe \ 
ju bebauern, bafe ic^ burdö i^^n «ngünftigen Slebel »er*» 
l^inbert toorben bin, bei ber Ueberfa^rt über bie SBejer^ 
brücfe eine ber fc^önften SRaturgegenben gu betrad^ten.* 
3nbeffen merb' id^ buri) bie, mir mittelft ©d^^^i^en^ öom 
14 t). 9R. t)on Sönen überjanbten Slnfid^ten ber meftfält^» 
fc^en 5ßforte gemiffermagen bafür entfc^äbigt. 2)ie 93etra(^* 
tung berfelben gett)ät)rt mir ba§ angenel^mfte SSergnügen; 
id^ fäume bal^er nid^t länger, S^nen für beren SDiitt^eilung 
l^iermit aufridötig ju banfen unb ju meiner ©rlenntlid^feit 
noc^ bie SSerfic^erung ju fügen, ia^ id) unauSgefe^t üer^ 
bleiben ttjerbe ^u^^ 

affectionirte Königin 
Suife. 

1 gricbrid^ Sil^elm Submig ^^üipp greifen; üon 58 in dt e. (Sol^n 
eines OSnabrüdEifc^en Sanbbroften, geboren ju 3Kinben am 23. 3)es 
cember 1774, nac^malS preu^ifd^er tüirflic^er ©e^eimrat^, Oberprftfibent 



28 



t)on Seftfafcn unb ^IKitglieb be§ @taat§rat]^§, geftorbcn am 2. 3)cs 
ccmber 1844. 

2 3)ic Slcifc naä) SSeftfalen (fic^c (Seite 27) mv am 25. 3Kai 
t)on ^otSbam au§ angetreten worbcn. gn SBeftfalcn l^atte ber Äönig 
über bic bortigen Sleghnenter ^cerfc^au gehalten. 3)ie Slürfreifc gcfdftal^ 
über 3)armftabt, §ilbburg^aufen, Gaffel, mi^tlm^^'6^t, SSil^elmgbab. 
^m 2. 3u(i iüo^ntcn bie ö^nifd^aften ber SSorfteHung bon ^^SÖaHen- 
ftctn§ ^ob" im |)oft^eater ju 5Seimar bei. 



29 



19. 

(^n ben Äneg§= unb S)omamcn=9latl) tjon *) 



jHlein §err Äricgc^^* unb Romainen *=9fiat^ üon .... 
©0 bereit 3cl^ and) fe^n ttJÜrbe, auf ba^ ©d^reiben üom 
9ten ÜJiärj 3f)nen etmas Stngene^meö ju ermeifen, fo bi^*^ 
ponirt ber Äöntg 3Jtein ®emaf)I boc^ über bic meiblidöcn 
©tiftg * ©teilen eben fo au^fc^tiefeenb, mt über bic männ^ 
liefen. Sd^ lann ba^er ©ie mit bem ©cjuc^e für jwe^ 
3^rer 5!öc^ter, nur an ©eine ÜJiaj|eftät üermeifen, inbcm 
auc^ gürbitten gang unjutäffig finb in ben SSer^Itniffen 
3^rer affectionirten Königin Sutfc* 

Serlin ben 23ten SWärj 1800. 



1 3)ag Original befinbet fic^ im SSefi^ ber ^ijniglic^en SBibliotl^ef 
äu ^Berlin. S)er Sf^amc be§ ^breffaten ift burc^ brittc §anb mit J^cujs 
unb Cuerftric^cn unfenntlic^ gemacht. 



30 



(3)er Äönig an bie Königin.) 

1 Potsdam, ce 31. Mars 1800. 

»'est avec r^signation qu'il faut savoir se soumettre k la vo- 
lonte divine. L'evfeneinent^ que vous venez de m'annoncer n'a pu 
nous surprendre, nous devions Tattendre et nous devons Pendurer 
avec courage. M^nagez votre sant^ et rend^s grace "k Dieu qu'il 
nous eonserve nos 3 ain^s^ .... Je me fiatte que vous serez assez 
contente de vos chambres d'ici. Adieu, au plaisir de vous voir ici 
ce soir. — 

C'est par un singulier hazard que j'ai du apprendre hier au soir 
la triste nouvelle que renfennoit votre . billet dans la meme chambre 
oü j^appris 5 mois plut tot que la petite ^toit n^e. 



1 «ßotöbam, ben 31. m'dx^ 1800. 

Ttit ©rgebung muffen mx un§ bem göttlid^en SöiHen ju unter* 
werfen lernen. 3)a§ ©reignife', welches 3)u mir foeben mitgetl^eilt, 
fonnte un§ nid^t überrafd^en. 2öir mußten e§ erwarten unb muffen e§ 
nun mit ©leid^mut^ ertragen, ©c^one 3)eine ©efunbl^eit unb ®ott fei 
gebanft, wenn er un§ xmfere brei 9(elteften 3 erl^ölt .... 3d^ fd^meic^ele 
mir, bai 3)u mit S)einer tjiefigen Söo^nung jufrieben fein wirft. Slbieu, 
auf ^Sieberfel^en ^eute 5lbenb ^ier. 



31 



@§ ift ein merftoürbtöcr SufoH, ha'^ id^ geftcm SlBenb bie trau* 
rige SSotfd^aft, tüeld^c S)cm SSiUet enthielt, in bcmfelBcn gi^wi^^ ^oibt 
tmp^ariQm muffen, in tüeld^em i^ fünf 2)'lonate frül^er öema^m, ha^ 
hit kleine geboren fei. 

* S)ie $rin§efftn fjrieberile, geboren ^u ^ot§bam am 14. Df* 
toBer 1799, toar am 30. m'dx^ 1800 geftorBen. 

3 ©ie^e ©eite 23 ^tnmerfung 1. 



S)a§ Original biefeS S5riefe§ befinbet ftd^ im SSefi^ be§ S5ud^:= 
l^änblcrS §erm Gilbert ßol^n p SSerlin. 



32 



20. 
(an geon «Paul fjriebrid^ 9^id^ter.i) 

©ang*©ouct, bcn 29. SDioi 1800. 

Ic^ l^Qbc S^rcn „%itan'* crl^oltcn unb boroug mit 
SSergnügen crjc^cn, bofe ©tc nodj immer fortfahren, 3^rc 
3eitgcnoffen mit SBo^rlieiten ju unterl^olten, bic in bem 
©emonbc romontifd^cr 3)ic^tfunft, mit welchem ©ie fie ju 
befleiben wiffen, i^re SBirfung gen)iB nid^t öerfc^Icn wer^ 
ben. S^r Qxoed, bie 9Jtenfcl^I|eit öon mond^er trüben SBoIfe 
ju befreien, ift jn fc^ön, aU bog ©ie il|n nid^t erreichen 
f ollten, nnb e§ n)irb mir bal^er and) eine grenbe fein, ©ie 
toä^renb S^reg ^ierfeing ju fc^en unb S^nen ju geigen, 
toic fe^r ic^ bin gf^^e wo^Ioffectionirte 
Suife. 

1 Geboren am 21. m'dv^ 1763 ju 5Q3unftebcI, geftorben am 14. ^o^ 
t)cmber 1825 ju S5al}reutl^. (Sr })attt feinen 9loman „Xitan", SBerlin 
1800—1803, 4S5(inbe, ,,ben üier fc^önen unb cbcln ©c^toeftern 
auf bem S^^ron", nämlic^ ber Königin Suife unb i^ren brei 
©c^mcftem, Gl^arlotteS X^erefe, gi^i^^erifc, gcmibmet. 3)ie 
SSibmung lautet: 



33 



„Vcx Craum ber XOahiviieit 

^)ßf)xobitt, 5lglaja, ©u^^rof^ne imb 2^alta fa^cn cinft in ha^ ir* 
bifc^c §cllbun!el ^emieber unb, niübe be§ eroig ^dttvn, aber falten 
DIt)m^o§, feinten fte ftd) herein unter bie Säolfen unferer @rbe, »o 
bk ©eele mel^r liebt, roei( fte me^r leibet, unb roo fte trüber, aber 
roämier ift. ©ie l^örten hit l^eiügen XÖne l^erauffteigen, mit roeld^en 
$oIt)§l)ttinia unfic^tbar bie tiefe bange (Srbe burc^manbelt, um un§ ju 
erquicfen unb ^u erl^eben; unb fte trauerten, bag i^r S^^ron fo roeit 
,abfte]^e üon ben ©eufjem ber ©ülflofen. 

S)a befc^Ioffen fie, btn (Srbenfc^Ieier p nehmen unb ftc^ einju* 
Üeiben in unfere ©cftalt. 6ie gingen üon bem OI^m^o§ ^erab, 5lmor 
unb 9lmorinnen unb fleine ©enien flogen i^nen f^ielenb nac^, unb 
unfere 9f?ac^tigallen flatterten i^nen au§ bem 9JJai entgegen. 

— ?(ber a(§ fte bie erftcn ^Blumen ber @rbe berührten unb nur 
©tral^Ien unb feine ©d^atten marfen: fo ^ob bie emfte Königin ber 
©Otter unb SWenfc^en, baö 6^idfal, ben ewigen S^pter auf unb fagte: 
ber Unfterblid)e tüirb fterblid^ auf ber (Srbe, unb jeber ÖJeift mirb ein 
gjlenfc^! — 

S)a würben fie 9Jlenjd^en unb ©^lueftem unb nannten ftc^ Suifc, 
6^ ar lütte, X^erefe, grieberife; bie ®enien imb ^(morinnen 
öermanbelten fic^ in i^re ^inber unb flogen i^nen in bie 3Kutterarmc, 
unb bie mütterlichen unb fc^toefterlic^en ^erjen fc^Iugen öoH neuer Siebe 
in einer großen Umarmung. Unb al§ bie wei^e fjal^ne be§ blüi^enben 
grü^Iing^ flatterte — unb menfc^Iid)ere X^ronen üor i^nen ftanben — 
unb aU fie, üon ber Siebe, ber ^armonita be§ Seben§, feiig =ertt)eid^t, 
fic^ unb bie glüdlid^en ^inber anblicften unb öerftummten tjor 2W 
unb 6elig!cit : fo fc^mebte unfic^tbar $oh)§i)mnia üorüber unb erfanntc 
fie unb gab i^nen bie Xöne, womit baö ^er^ Sieb' unb grcubc fagt 
unb giebt 

— Unb ber S^raum war geenbigt unb erfüllt ; er l^atte, wie immer, 
nac^ ber SBirtüc^teit unb bem SBad^en fic^ gebilbet. S)arum fei er ben 
t>ier fc^önen unb thtin Sc^toeftem gewei[)t, unb alleS, ma^ if)m im 
2;itan ä^nlid) ift, fei e§ aud)." 

3ean ^aul war ju jener 3cit :|)erfönlic^ in ^Berlin anwefenb. (£r ^attc 
Caroline ^lat)er, Xoc^ter bcö bortigen Xnbunal§rat^§ gleichen S^amen^, 



34 



Icnnen gelernt unb fic^ mit biefer üerlobt. 3)ie ^od^jeit fanb am 1. 3Jlai 

1801 ftatt. „Unfere geliebte Königin fanbte mir al§ §eirat]^s®efd^enl 

ein plbemeg 2^ee= unb Kaffee =@ert>ice, fo fc^ön, roie bie^anb, bie eS 

gab/' melbete Qean $aul unterm 2. 3)ecember 1800 an feinen fjreimb 

©leim. — 3)em legten iBanbe be§ „Xit an" fügte er foIgenbeS ©d^reiben 

an bie Königin bei: 

„ajJeiningen, ben 10. SJ^ai 1803. 

SSergeben 6ie, bag ber ^itan S^nen mit fo öielen anbem SSefen, 
bit weniger fjreube bringen, al§ Sachen, in ^1)xtm SBege entgegen^ 
!ommt. 3Köge er nic^t ju bem (Staub unb btn Unbcquemlic^feiten ber 
Steife gehören, fonbem üielme()r ^u einem furjcn SSergeffen berfelben 
Reifen unb ftatt ein 6tein im SBege, eine f leine fyelfenpartie am 
SBege fein. 3. «p. 5. Stifter." 



1 S^atlotte ©cotginc ßuifc -Jricberifc, geboren am 17. «Woöembcr 1769, ber* 
mäblt am 3. September 1785 mit bem am 29. ^prtl 1763 geborenen ^erjog f^rie« 
bri(6 Don ©ac^fen'^ilbburg^aufen, geftorben am 14. 972 at I8I8. — ^er ^erjog 
ftarb am 29. September 1834. 



8* 
35 



21. 

Cän i^ren iBruber ®corg.) 
(22. 3)ecember 1801.) 



Irinncrft 3)u 3)ic^ nod^ bcr gc^cr bc3 l^cutigcn 
Zage^ S n)ie banget)oII mir bad ^erj pochte afö td^ ben 
5£l^orcn S3crlin3 näl^cr fom unb alle bic fjrcubcn*» unb 
unb (S^renbejeugungen empfing, bie id) bamatö nod^ nid^t 
öerbiente. Sa lieber ^reunb, eg toax eine fe^erlic^e ©tunbe 
für mic^, atö id^ S3erling (Sinnjo^nerin toarb unb gleic^fam 
öon allen meinen Sieben, SItern, ®efd^n)iftem, greunben, 
lo^geriffen; aber nie n)erbe id^ biefe Slugenblidfe bereuen, 
ba ic^ l^ier fo gang unauSfprec^Iid^ gläcflid^ bin an ber 
©eite meinet in jebem Sinne red^tfc^affenen 9Rannei^ ! . . • 



3^re§ einäUfleä al§ SSraut in SSerlin, 1793. 



36 



22. 

{%n if)xtn iBruber ©eorg.) 
(3uni 1802.) 



• • • • 



'ic SDicmcIcr (Sntrcöuc^ toax göttlich unb bcibc 
SKonarc^cn lieben fid^ järtlic^ unb aufrichtig unb glcid^cn fid^ 
in i^rcn l^crrlic^en Orunbfä^en, in Oered^tigfeit, äRcnf^cn* 
liebe unb Siebe jum SBol^I unb jur Scförberung beiJ Outen* 
"änä) H)x ©efc^macf ift gleid^. 93iel (Sinfac^^eit, ^Q^ ber 
Sttifette, be^ (SeprängeS bed £önig§^ unb ^aifertl^roned. 
Sllleg ging emünfd^t unb gut unb n)irb immer fo gelten. 
iKein guter £önig lögt 2)ic^ grämen unb 2)ir taufenb 
©^öneg fügen. @r benahm fid^ toie ein (Sngel unb öer* 
breitet SntJ^uftQgmug. 



1 §lm 26. mal 1802 toarcn ber Äöntg unb bie Königin in bie oft* 
lid^en ^roüinjen abgereift. 3)ie 3^^!^^"^"^^"^"?* ii^ SKemel mit bent 
Äaifer ^Uejanber L öon Shiglanb (geboren am 23. 3)ecember 1777, 
geftorben am 1. 3)ecember 1825) bauerte t)om 10. bis IG. 3uni. 



37 



f. 



23. 

{%n türen SSruber ®eorg.) 
(grü^ja^r 1803.) 



• • • • 



^tun mal ein SBörtd^cn t)on mir. 3^ bin fo 
n)ol^I unb glücfHd^ naä) meinen äßod^en, qI^ man ed nur 
fe^n fonn. 9Rein Heineg S^öd^terd^en, Slley anbrinc ^elenc * 
genannt, ift fo i^übjcl^, fo fett, fo runb, afö ic^ eg nur 
toünfc^cn fann, unb bie 5ßocfen, bie [ie glüdflic^ überftanben 
l^at, geben mir nun nod^ einige ß^it bie gro^e 9lnnel^mlic^* 
feit, megen if)rer (Srl^altung unbejorgt ju fe^n. 6arP 
mar feit einiger 3cit franf, er ^at anfangt bag falte gieber 
gel^abt unb nun fränfelt er an ben Qixfjntn. (Sr ift bag 
fd^önftc meiner Äinber. Sf)arIotte ift je^r gro§, fanft unb 
gut unb il^re (Srjie^ung mirb nid^t fd^mer fein. SBil^cIm 
ift ein jel^r finget fomijd^eg Sinb, pojfirlic^ unb wifeig, 
babei über afle SÄa^en Iebf)aft, oft unbänbig aber fel^r 
gefc^eibt unb l^at ein guteg §erg. @r öerfprid^t t)iel unb 
mirb meine feigen Oebete nid^t unerfüllt laffen. 

» JJrieberifc SBil^elminc 9(Iejanbrine Wlam §elenc, geboren am 
23. JJebruar 1803, üenncl[)It am 25. mai 1822 mit bem am 15. @ep= 
tember 1800 geborenen QJroft^erjog $aul griebri^ üon 3JlccfIenburg= 
©c^tücrin, mtUvt feit bem 7. Wdx^ 1842. 

2 fjriebric^ Garl 5(Icjanber, geboren am 29. Quni 1801, geftorben 
am 21. Januar 1883. 



38 



24 

(5(n i^ren S5ruber öJecrg.) 
(e^arlottenburg, 13. iöJai 1803,) 



• • • • 



ftabt ju bcn ©^wcftcrn — SBill^cImgbQb — ^qUcIuiq^ ! * 



1 S5ic SReife bc§ föniglid^en ^aare§ ging über 9Wagbeburg, Erfurt, 
93Q^reut]^, ^Bamberg, §anau, 3)armftabt unb ^mud über 9Wü()l!)aufen, 
SJJagbeburg, Xangermünbe. 



39 



25. 

(5(n t^ren S5rubeif ®eorg.) 
(@ommer 1803.) 



ä) toax alfo wicbcr in ben glücflicl^cn ©cfilbcn, 
tüo toiv unjcrc ungetrübte Äinbl^eit unb Sugcnb jubra^ten. 
21^ ic^ fann cg 3)ir nic^t befd^reiben, mit welchen ©cfül^Ien 
id^ fic burd^Iebte ! S)oc^ jc^n)öre id) eg S)ir, bafe 3)u mit* 
ten unter un^ njorft, n)o bie t)ier S^toeftern waren, ba§ 
unfer Slu^ruf auiS unferen JSe^Ien gleich toax: @üü, mad 
finb tt)ir boc^ glücf lid^ ! SBäre Oeorge nur bei uni^ — e^ 
njäre öoUf ommen ! SBie oft beim 9lugjte^en in SBil^elmi^*' 
bob jagte mir bie ©d^abom^ eg fel^It Sliemanb mie bcr 
$crr (Srbprinj. 3)cr mad^t aUeg jd^öner unb Icbenbiger* 
3c^ fam ben 1. 3un^ nac^ ^ilbburgl^aufen. Unten om 
©c^Ioffe ftanben bie jmet) älteften ©d^njeftern ^ aUe Äinber, 
bie \id) nad) ber Steige an ^afö, ffleiber, $änbe unb 
©d^Ieppe l^ingen, \)a^ mar ein l^immlifd^er 9lnblicfl Ign 
Soburg \af) xä) bie Orofefürftin 9lnna. ' 3)ag ift ein bc* 
liciöjeg SBeib unb i^r Slnblicf ift ber größte SSormurf für 
ben ©onftantin* — 3n gürtl^ fanb id) grieberife. — 
3d^ glaube, mir empfanben in ben crften 9lugenbliden bci^ 
SBieberfelieng unb ber crften Umarmung ben gangen Um* 
fang bed UnglücfiS t)on einanber getrennt gemefen gu fein ; 



40 



bcnn fic meinte l^eftig, unb i^, ate fic mi6) aug i^ren 
Slrnten losliefe, toor beinolie o^nmäd^tig. Sd^ fanb fie \o 

gut unb ^bfc^ aU möglid^ grieberife ift mir in 

allem überlegen, aber meine Siugenb mad^t mic^ ftorf. 
2)en 16. waren mir in 3)armftabt — afle SSier in meinem 
SBagen. 2lUe 2:^ore, ©tragen^ (Sänge mit befannten Seu* 
ten angefüllt, ^offmann — ©traufe — Sid^tliammer. 9lfleg 
fanb fid^ mieber. 3)er Sanbgraf * einfach aber l^er jlid^. 3)ie 
alte SRätl^in am genfter ftrecfte beibe Slrme auS unb über 
ben Äopf. 3m SBagen jd^rie alleg: 9lc^ fiel^ 5ßapa fein 
§au§ — bem Onfel Sari jeing — bie öier Reffen unb 
fo big ang 5ßalaig, too S^^ränen mic^ erfticften unb fo 
aud^ beim au^fteigen im @cf)Iog. 3d^ lonnte nid^t fpred^en, 
aber beulen t^at id) — füljlen unb empfinben bag, toa^ 
man nid^t in SSorten au^fpric^t. 



1 Kammerfrau bcr Königin, ©c^roefter beS Berül^mten iBilbl^auer^ 
gleidjen 9'2amen§. 

2 e^arlotte unb S^erefe. 

3 ^rinjefftn Juliane Henriette Ulrife üon ©ac^jeusGoburgsSaal* 
fdb, geboren am 23. September 1781, üermcl^It aU 9(nna fjeobürowna 
am 26. gebruar 1796 mit bem am 8. 9Jlai 1779 geborenen ©roftfürften 
donftantin ß^ftfareioitjc^ öon [Ruglanb. 3)ie (£^e mar burc^ be§ 
©ro^fürften @c^ulb eine unglücflic^e unb tourbe am 1. '^{pül 1820 
getrennt. 2)er ©rogfürft üer^eirat^ete fic^ am 25. Wax 1820 roieberum 
unb ftarb am 27. guni 1831. ©roftfürftin ^nna ftarb ju Glfenau 
uttttjeit S5em am 1860. 

* fi u b 10 i g X., geboren am 14. ^uni 1753, Sanbgraf feit bem 
6. 'äpxxl 1790, erfter ®rof?()eräog feit bem 13. 5(uguft 1806, geftorben 
am 6. 9lpril 1830. 



41 



26. 

(%n il^ren trüber ®eorg.) 

(1803.) 



• • • • 



lOmbarb^ l^atte Sluftrage bed ^önigiS an ben 
SonfuI^ finbct i^n in Srüffcl, crl^iclt ben Qttigftcn Sricf, 
inbcm er ' fagt : * Madame de Lucchesini * etant anx eaux 
et m'ayant parle souvent des commissions de Modes de 
France pour Sa Majeste vous me permettrez de la su- 
pleer en son absence et de vous envoyer des Modes de 
dentelles de Bruxelles. — Sd^ pacfe aug unb finbe jtt)ölf 
^iltc unb Sonnet^, einen Sarton öoQ Slumen, einen 
Sarton mit einem '©pi^enfleibe üon ungeheurem SBert^c, 
ein \d)toaxit^ ©pi^enfleib unb ein SaHMeib in ©tal^I gc* 
[tieft - pompös! SBer I|ätte bag geglaubt??? 



1 



(©eburtöja^r unbefannt, geftorben ^u Berlin am 24. Sluguft 1822), 
tüar nacf) SBrüfjel gcfanbt, um mit S3ona^arte, bamal§ erftem ©onfui 
bcr fran^öfifc^en Dtc^ublif, p unterf)anbe(n. 3)a§ ®crüc^t ging fpftter, 
fiombarb jei üon SSonaparte mit 6000 9'2a^üleon§ für bic franjöfifc^en 
Sntercffen geiuonncn. 



42 



2 ißo^oleon iBona^arte, geboren ju %\acdo am 15. ^Cuguft 1769, 
crfter ©onfui ber franäi5ftfc^en Sle^ubli! feit bem 10. 9?ot)ember 1799, 
Äaifer ber granjofen feit bem 18. Wlai 1804, geftorben auf @t. §elena 
am 5. iöjQi 1821. 

3 SDer eonful. 

* 3)a fjrau öon Suc^efini fid^ im ^ai>t befinbet unb mir oft öon 
Sluftrftgen an SKobefad^en au§ g^anfreid^ für S^re SKajeftöt gef^rod^en 
l^at, fo erlauben @ie mir, fie in beren ^btoefen^eit ^u oertreten unb 
ginnen hit mobemften 53rüffeler ©pi^en ju überfenben. 

5 ®ema!^Iin be§ 9Jlard^efe ©irolamo Succ^efini. S)iefer, geboren 
ju Succa 1752, mar fd^on unter IJriebrid^ II. in ben :|)reu6ifc^en Staates 
bienft getreten unb öfters ^n biplomatifd^cn ©enbungen öerroanbt. 1806 
unterzeichnete er p ß^arlottenburg einen SBaffenftillftanb mit 9?apoIeon, 
imb na^m, ha ber ^önig benfclben nirf)t genehmigte, feinen OTfc^ieb. 
©r ftarb ju gloren^ am 19. Oftober 1825. 



43 



27. 

(an i^ren trüber ®eorg.) 
(6ommer 1803.) 



• • • • 



lir bcn ganjcn ©cjour * bcfd^rcibcn ift unmöglid^. 
@d gäbe ein gangem Slrd^it) unb giDeitend mangelt mir bie 
3eit 9lber bag mnfe i^ 3)ir bod^ fügen, bajj bie Statur 
^ier wirflid^ unbcjc^reibli^ \6)'6n unb gro§ ift unb bojj 
bag ba^reut^er Sanb im Oanjen göttlid^ ift — ein »al^rei^ 
Sben. 



1 5(ufentl^alt. — 3)te föniglid^cn §errfc^aftcn »aren in iBeglcitimg 
ber ^rinäeffm fjrleberüc t>on 6oIm§=i8raunfel8 jur Äur in ^flcjanber:* 
bab im §ic^telgebtrgc. 



44 



28. 

(5ln il^ren iBruber ©eorg.) 
(1803.) 



— ^nb lai^, unb lag \ bafe mir ^örcn unb @c{)cn 
öcrging. 

SBcfd^äftigung, bie nit öcroltct, 

3)ic langforn fd^afft, bod^ nie jcrftört, 

3)ic ju bcm S3au bcr (Swigf citcn 

Qtoax ©Qnbforn nur für ©Qnbforn rcid^t, 

^üd) t)on bcr großen ©d^ulb bcr Qtitzn 

SKinutcn — %aQt — Satire ftrcid^t.* 



1 3)ic Königin befd^öftigte ft^ ^ux gett, al§ fic bicfc geilen fc^rieb, 
it^x eifrig mit ber ©efd^id^te ÄaiferS Äarl V. 

2 ©d^iller, 3)ie gbeale. 



45 



29. 

(5(n i^ren SSruber ÖJeorg.^) 
(«ßotöbam, ?(pnI1804.) 



• • • • 



^^cr Sönig läfet 2)ir taufcnb ©ctjöncg jagen, 3)ir 
taufenbmal für 2)cincn Srief banfcn unb bcn Slntl^cil, bcn 
3)u an bcr bonne ville ^ i^rcr Oaflerie nintmft. @r banft 
S)ir l^crjlid) für bic 3Ru^c, bic 2)u unternehmen tniöft, 
n)egen ber fd^önen Slbgüffe unb öerorbnet bie Summe, bie 
S)u öorfc^Iägft, öon 5000 Jtjalern. $Rur bittet er S)i4 
erft eine Sifte gu fenben, öon all bem, xooi% !J)u fo gebac^t 
^aft, ^erjufdiaffen. S)a will er erft fef)en unb feigen laffen, 
bamit feine 2)oubIetten unnöt^ig l^erfommen. 3)u l^ingegen 
riditeft eg fo in 9iom ein, bafe man nur ju pfeiffen braucht, 
bamit bie lieben 5ßuppen (auf gut berlinifc^) fid^ ju be** 
megen anfangen unb fo nad^ unb nac^ il^ren feierlichen 
©injug^burd) ba§ Sranbenburger I^or in ber bonne ville 
fialten. Sd^ ^alte t% babei toie Sürgeri^ Seonore. 3c^ 
jiel^e ben JSommenben entgegen unb fd^mücfe mid^ baju 
mit grünen SReifern. SBie foü ic^ S)ir bie greube beweifen, 



46 



bic S)u mir mit bcn unöcrglcid^Iid^en ?a[tcn gcmad^t l^aft ! 
(Scfcl^cn — gcfd^aut unb gcgudft l^ab' id^ an il^ncn toic'n 
9iarr unb l^abe nid^t aufgel^ört, mic^ in baä gragmcnt bc§ 
2(c§fulap ju öcriicbcn* Oottlob, ba§ toebcr SSroton' noc^ 
^ufclanb * biefem gleichen* 3cl) l^ätte feine gefunbe ©tunbe 
mel^r unb i^re §ülfe müßte ftet§ um mic^ fein unb toad^en* 



1 3)er (Srbprinj befanb fic^ ju jener 3^^* ^^ Stallen. 

2 Berlin. 

3 3oJ)ann 5(nbrea§ SSraun, Seibarjt ber Königin, geboren ju 
Äoffel am 22. gebruar 1771, geftorben ju SSalter^^aufen bei öJot^a 
am 27. guli 1833. 

* e^riftopt) ^il^clm ^ufelanb, Seioarjt ber Königin, geboren 
ju Sangenfaija in ^^üringen am 12. 5(uguft 1762, einer ber benimm* 
tcften beutfd^en Sterjte, u. a. SSerfaffer be§ ^erfe§: „SJlafrobiotif ober 
bie Äunft, ba^ menfd^Iid^e Seben ju oerlängem" (Serlin, 1796). 3)en 
§lbel, ben ber ^önig in 3lnerfennung geleifteter S)ienfte if)m anbot, 
fd^lug er au§. ©eftorben au Berlin am 25. ^uguft 1836. 



47 




30. 

(an ben ©enerol öJrafen öon ^alcfreut^. *) 

Scrlin, bcn 16. ÜRärj 1806. 
aWein §err Ocncral! 

;?|Ic^ bin 3^ncn fcl^r öcrbunbcn, ba§ Sic SWir mit 
Syrern gefälligen ©einreiben öom 7. b. 9K. ben monatlichen 
^Rapport nebft ber SKang^^ unb Duartier^^Sifte SUieinei^ 3^rem 
SSefel^I untergebenen SRegimentg^ jugefenbet ^aben. ^df 
werbe biefe Siften gern ferner annehmen, unb ba 3cl^ nad^ 
S^rem münblic^en SSerfprec^en bem balbigen ©ingang bei^ 
Siegiment^buc^eg entgegenfe^en barf, fo glaube ^df für 
je^t aWeine S33ünfc^e auf baffelbe befc^ränfen ju mflffen, 
weil biefeg Sud^ SJtid^ roal^rfc^einlid^ öon aüen 5Rac^ricl^ten 
in Sejug auf baä ^Regiment Äenntni§ nel^men laffen wirb. 

Sd^ bin mit toal^rer Sichtung beg §errn ®enerafö 

tt)ol^Iaffectionirte Äönigin 
Suife. 

1 griebric^ ^bolf öJraf DonÄoIcfreutl), geboren gu ©otter^aufen 
bei Sangerl^aufen am 22. gebruar 1737, geftorben olS ®out»crncur 

48 



t)on SBcrlin am 10. 3uni 1818. "an ben Kriegen jener ßtit na^m er 
J)erüorragenben 5(nt^eil. 

2 S)ie Königin war burd^ eabinetSorbre Dom 5. Wdii% 1806 gn^ 
^aberin be§ ^Regimentes ber . S8Qt)reut]^sS)rQgoner geiüorben. 



5lm 4. Dftober 1806 Ratten ber Äönig unb bie Königin fi^ jur 
^rmee nad^ ©rfurt begeben, öon njo au§ unterm 9. ba§ ÄriegSmanifeft 
gegen S^a^oleon, Don griebrid^ oon ®en^ (geboren gu S8re§Iau am 
2. Tlax 1764, geftorben am 9. guni 1832) Derfafet, erlaffen n)urbe. 5ln 
bemfelben ^age J)atte ber berühmte ^ublicift eine tobienj bei ber 
Königin. (£r fc^reibt l^ierüber: 

„©d^on feit einem ^a^re prte ic^ beftänbige Üobpreifungen biefer 
gürftin; id^ toax ba^er gan^ barauf oorbereitet, fie anberö ju finben, 
als id) mir fie früher gebacftt. 3)ie feinen, erhabenen (£igenfrf)aften 
aber, bie fie roö^renb einer breioiertelftünbigen Unterhaltung jeben 
^ugenblicf entroidfelte, Ijatte id^ nicftt erwartet. iSie berat^frf)Iagte mit 
^rclcifion, ©elbftftftnbigfeit unb Energie, gu gleicher Qtit eine Ä^Iug^eit 
offenbarenb, bie ic^ felbft bei einem Wannt bewunberungSwürbig ge^ 
funben ^citte; unb bod^ geigte fie fid^ bei ^ttem, wa§ fie fagte, fo ooll 
tiefen ©efül^lS, ba^ man feinen ?XugenbIic! oergeffen fonnte, e§ fei ein 
weibliches ©emüt^, bem man ^ier Semunberung ^olle. S^ic^t ein Sort, 
ba^ nidji ^um 3wecfe gehörte — feine 9lef(ejion, feine öJefü^lSäujjerung, 
bie nid^t in DoKfommenfter Harmonie geftanben mit bem allgemeinen 
©egenftanbe ber 3)iScuffion, fo ba^ eine Kombination öon SSürbe, 
3Sof)ImolIen unb ©leganj, wie icft mid) etwa§ §let)nli(^em nie pöor 
entfinne, ba^^ ^^efultat war." 

%m (Snbe biefer Untenebung, fd)reibt ÖJen^ weiter, Ijabe bie ^ö= 
nigin gefagt: 

„®ott weife eS, bajj id^ nie über öffentliche togeIegenJ)eiten ju 
iRat^e gebogen worben bin unb aucft nie banad^ geftrebt ^abe. SSäre 
id^ je barum befragt worben, fo ^fttte ic^ — icft befenne e§ offen — für 
ben ^eg geftimmt, ba \ö) glaube, ba^ er not()wenbig war. Unfere 
Sage war fo fritifd^ geworben, ba^ wir auf alle ®efa^r J)in öcrpflid^tet 
waren, un§ l^erauSjuwicfeln, eS war bringenb not()wenbig, ben SBor^ 
würfen unb bem §8erbad)t, welchen man gegen unS ^egte, ein ©nbe ju 



49 



tttarficn. 5lu§ einem ^rtnjip ber ©l^re unb folglid^ bcr ^flid^t, tocit 
entfernt öon aller felbftfüd^ttgen SBered^nung, toaren totr^fotoeit id^ eS 
öerftel^e, berufen, jenen 2Seg einäufd^Iagen." 

^a(i) ber unglüdlirfien (Sd^lad^t bei Sena, 14. Oftober, trennte ftd^ 
ba^ föniglid^e $aar. S)te Königin feierte nad^ S3erltn jurüc! unb reifte 
am 18. Öftober — bie Äinber loaren ^ag§ juöor bereits üorau8gef(]^i(ft 
— über ©(j^toebt nad^ Äüftrin, hjofelbft fie am 20. mit bem Äönig 
toieber jufammentraf. Heber ©targarb, ©raubeuji, OrteUburg ging bie 
Steife bann nad^ Königsberg. 5(m 9. S)ecember bafelbft angelangt, 
loarb bit Königin oon einem l^eftigen Siieröenfieber befallen. 



50 



31. 

[%n i^ren Später.) 

Äönig^berg, bcn 5. 3anuar 1807. 

ald^ bin gum ©rftaunen too^I, mein befter SJater, unb 
erhole mic^ fc^neü. g§ ift ^eutc ber 26**^ Xag meiner 
Stranf^eit. 21 Zaqt bauerte ba§ afifreuse gieber. 9Sor 
jolc^er Äranf^eit bepte ®ott 3ebermann. 3cl) ^obe öiet 
gelitten, benn aüe^ Uebel fi|t in biefer firanf^eit in ben 
Sieröen. @in 5Rert}en=5ieber ift fürc^terlid^ unb ic^ i)aV e^ 
leidet gehabt. @o eben pacfc id^ mid^ nadf SJtemel. 3Kein 
SBagen ift ein S3ett geworben, ^ufelanb folgt mir aaf bem 
gufee, unb fo l^offe ic^ mit ©otteg ^ülfe in 4 2;Qgen ^in= 
jufommen. ^ ^d) liege ju güjsen ber @.'9K. *, bem D. @. ' 
üiel fd^öneg. ©eorge brüdfe ic^ an mein 4)erj unb bonfe 
i^m für jeine t^euren SBrief e, ©orl * ebenf ott^. 5)er grcun* 
bin 93.* toufenb fc^öne^. Adieu befter 9Sater. ®ott fegne 
Sie unb 3^r fianb. 3d^ bin emig 3^te treue 

Souife. 

1 2)ie Königin tarn am 8. in SWemel an. 

2 ©roBniQma (fief^e Seite 26, ^nmerfung 1). 

4* 

51 



3 Dnlel emft. — ©rnft ©ottlob 5tlbred^t, qSrins öon SJlecflen* 
burgsStreli^, jüngerer SBruber be§ regterenben ^erjog^, geboren am 
27. 3luguft 1742, ftarb unöermäfilt ju 9?euftrelife am 27. Januar 1814. 

* Äarl griebrid^ ^uguft, jüngfter @oJ)n be§ ^erjog^ ^arl öon 
3KedfIenburg=@treIi^ (fie^e @ette 13, 3lnmerfung 1) au§ feiner ^totittn 
(Sl^e, geboren am 30. S^ooember 1785, geftorben ju SSerlin am 21. (Btp^ 
tember 1837. 

5 grau oon SSerg, ©aroline' grieberife, geb. ©räfin ^äfeler. 3^r 
&tmai)i tüax Äöniglic^ ^reujjifdjer ÖJe^. Sufti^rat^, Sanbooigt bcr 
Udermar! unb 6enior be§ §oc^ftift§ §alberftabt. SSttthje feit 1789 
imb fel)r intim mit Königin Snife bcfreunbet, marb fte nac^mal§ Kammer? 
^errin am Sf^euftreliger |)of. ^adj bem Xobe ber Königin trat fie al§ 
Dberl^ofmeifterin in bie 3)ienfte ber ^erjogin öon ßumberlanb (fiel^e 
Seite 12, 5lnmerfung 3). @ie ftarb ^u Stepli^ am 15. S)ecember 1826, 
nac^bcm fie hjcnige SSod^en juöor il^r 66. Seben^jal^r öoHenbet l^atte. 



52 



32. 

(5(n bcn ^rinjen §emiann öon §o^enjoIIems§ed)mgen. ^) 

9ÄcmcI, b. 19. aRerfe 1807. 

d^ banfc 3^nen, lieber ^rinl für bag Slnbenfen 
tocld^eg Sie mir, be^ einem fo erfreulicfiem ©reic^niß, be=* 
toiefen. 3cl^ nel^me gewiß mit ber größten greube unb 
©onfbarfeit bie $ßatt|en ©teile S^re^ neugebo^renen ^nbe^ ^ 
an, unb tt)ünfc^e ia% eg für S^nen eine neue öuelle ber 
greube unb ®Iücfg tt)erben möge. Sd^ bebauere t|er|Iicf), 
bQ§ Sie bießirt unb leibet finb, unb t|offe 3^re bolbige 
Sefeerung ju pren. Serjei^en Sie baß ic^ fo fpät^ 2(nt== 
Worte, allein id^ bin öftere noc^ tjinfäflig unb fc^wac^, ob 
im ganjen bod^ wieber l^ergefteüt unb tt)ot|L Empfangen 
Sie bie Serfic^erung meiner innigften ^od^ac^tung mit 
ber id^ bin S^re affeftionirte 

greunbin Suife* 

(55ie ^)(breffe lautet:) 
ä Monsieur le PriDce de HohenzoUern, Capitaine 
au Bataillon de Stutterheim ä Königsberg. 

i ©eborcn am 2. guli 1777, öennä^It am 29. 3uli 1805 mit ber am 
19. 3uli 1782 geborenen greiin Caroline üon SS ei () er, geftorben aB 
Generalmajor unb dommanbeur ber ^loeitcn Sanbwe^rbrigabe ^u ^^anjig 
am 7. 9boember 1827. — ©eine SSittioe ftarb am 15. gebruar 1860. 

2 eine ^jjc^ter; Caroline ©meftine Sba, geboren am 9. Qa* 
nuar 1808. — 3)a§ ®efcf)lec]^t tft erlofd^en. 



^aö Original biefe§ SBriefeö befinbet ftc^ im ^ol^en^oüemsSKufeum 
ju ^Berlin. 

53 



33. 

(9(n tftren SSruber ©eorg.) 
(9Jl enteil, 6. ^t^ril 1807.) 



d) bin ganj ^ergeftellt aber nod^ nic^t üöQig njo^I 

— fel^r cmpfinblic^ für alle ©tntoirfungen ber Suft. 3)oi^ 
Älimo i[t fc^recflid^. ©i« unb ©d^nee. — Äein SSeild^en 
giebt e^ l^ier, bod) e^ grünt noc^ in meinem bergen unb 
meine 3ut)er[id)t ju ®ott ftirbt nic^t. SBenn 5)u fannft 
fo fc^idfe mir burd^ biefen SBeg rec^t üiele Sudler, benn 
ber SJtangel ift l^ier nic^t gu glauben, aber mein S3efter 

— balb, wenn S)u fannft, ein SBort beg Zxo^te^ üon 
meinem SJater, nur eine Qtxk feiner §anb wenn eä ge^t, 
bamit icft bie geliebten 3^9^ Wffen fann. 



i 9(m 8. 5l:|)ri( reifte bie Königin wieber non SKemel ab unb traf 
am 12. 5lpri( in itönitjöberg ein, wo fte in ber SSobnung if)rer Sd^mefter 
abftieg. 



54 



34. 

(^n iJrQU öon S3erg.) 
(ti)ntg§berg, mal 1807.) 



iie waren ja l^ier, wie ©tcin * fiel, toie er fo 
ganj untoürbig untergeben mujgte. ©ie toiffen ja, toit mid^ 
bag angriff, tt)ie id^ 2!^eil baran nat|m, wie öiel 2lngft 
wegen ber ^ol%tn id) auöftanb, wie ungufrieben ic^ mit 
aQem war. — 



1 §etnrirf) griebric^ ^arl Sfleid^Sfrei^err üom unb jum ©tetn, 
geboren ju S^affau am 27. Oftober 1757, :|)reii6ifd^er ©taotStnann. ^er 
Äönig l^atte unter bem (Sinflufe äufeerftcr ©ntrüftung über Steint 
SSiberftanb gegen bie ^u^fü^rung atter^Öd^fter $8e)'timmungen bem 
TOnifter in einem (Sriafe, Äönig^berg ben 3. Qanuar 1807, „auf gut 
S)eutfd^ feine SJleinung gefagt." 

S)arauf antwortete @tein an bemfelben 2^age: 

„eurer königlichen SJlajeftät ^Ker^öd^fte eabinetäorbrc 
d. d. 3. Sanuar a. c. ijaht xd) in bem ^(ugenblicfe erhalten, 
n)o ic^ mic^ ju einer in fet)r öielen §inficftten befrf)roef)r(ic]^en 
unb bebenflic^en Dleife nad^ SJlemel vorbereitet l^atte unb im 
^Begriff loar biefe 9?ad^t ab.^uge^en. 



55 



S)a |)üc]^ftbiefelbcn mid^ für einen 

„„n)ibcrf:|)enftigen, tro^igen, I)artnärfigen unb ungel^orfamen 
,„,@taat§biener anfeilen, ber auf fein ®enie Unb feine 2^alentc 
,,„pocftenb, totit entfernt ba§ SBefte be§ ©taat§ öor klugen p 
„„f)Qben nur burc^ Kapricen geleitet au§ Seibenfd^aft unb 
„„:|)erfi5nlic]^em ^afe l^anbelt''" 

unb idj gleichfalls überzeugt bin, ha^ 

„„bergleirf)en Staatsbeamte am allemad^t^eiltgften unb gc? 
,,„fö^rlic^ften für bie ^ufammen^altung beS ©anjen würcfen"" 

fo mu6 id) 

6. £. 3K. um meine 3)ienftentlaffung bitten, ber ic^ J)ier ent* 
gegenfe^e, ba ic^ unter biefen Umfttinben ben SSorfa^ not^ 
3Keme( ju gelten aufzugeben genötJ)igt bin. 

3. ganuar 1807. 

Stein.'' 

Hnbem ^agS er()ielt ©tein feine CSntlaffung. 



56 



35. 

(^Xn i^ren §8ater.) 

Königsberg, ben 15. ÜRai 1807. 

lefter SSater! S)ie Slbrcife be§ ®cneräl§ Blücher ^ 
giebt mir gottlob einmo^I eine fiebere ®elegent)eit, offene 
l^er|ig mit 3^nen ju reben. (Sott, tt)ie lange entbetirt' idi 
biefeg ®Iücf unb mie öiele^ ijaV icö 3^nen ju fagen ! 93ig 
jur britten SBod^e meinet Sranfenlager^ war jeber %a% 
mit einem neuen UnglüdE begleitet, baüon details nid^t 
möglich finb, tt)eil gottlob mein ©eböc^tnijs nic^t ^inreic^t, 
um fie Qufjujeid^nen, unb eg ein tt)Q^reg UnglüdE märe, 
njenn biefe (Srfc^ütterungen an^altenb fortmirfen fönnten. 
S)ie gewonnene ©c^Iac^t bei ^ßultu^f^ mar ba^ erfle 
glücflic^e ©reic^nife nac^ 3 ÜKonatt) fc^redElic^er Seiben; 
bie üiel entfc^eibenbere bei ^ßreujgifd^ (S^Iau* ba§ 
jmeite Olüd unb bie 2lnfunft unjereg matiren greunbeS, 
beg Äa^fer^ üon fRujglanb ^ bie britte glücflid^e Epoque. 
SRun iiaV iä) mieber ÜKutt), mit ber 3""^^^^ meiner 
:ptl5Jifc^en Kräfte netimen and) meine ©eelen Kräfte u. 



57 



Hoffnungen ju. S)ic ©d^Iod^t bei ®^Iau war fel^r iDtd^tig 
in itjren geigen» gre^Iicf) ^at man nid^t aflen SSortl^eil 
baüon gejogen, ben man fjätte jie^en fönnen, aQein bie 
granjofen pnb auf einer uner^rten SBeife gefc^lüäd^t, fie 
üerlol^ren tüenigften^ 30 2!aufenb 9Rann, unb bie Un^ 
betoeglid^feit, bie bei il^nen ift feit brei Wlonati^, ift lool^I 
ber fid^erfte SeweiS, ba§ fie fo gefd^mäd^t ftnb, baJ5 fte 
nidöt an neue Eroberung benfen lönnen. ®ner il^rer 
deserteurs, bie noc^ öon metireren begleitet waren, fagte 
mir, ba§ bie bataille üon S^Iau il^nen 40taufenb lobte 
unb Sleffirte gefoftet Ratten, u» bafe fie fc^Ied^terbingi^ 
nic^tö ju leben l^ätten unb mit bem größten ®Ienb aller 
2(rt ju fämpfen t)ätten. @o öiel ift fidler, ba§ fie ben 
aiuffen u. ^reufeen 18 5:aufenb 2:obte u. SBIeffirte gefoftet 
^at, u. bag Sönigöberg fürd^terlid^ ift wegen ber leibenten 
SJtenfc^en, bie überall nid^t get|en, fonbern fried£)en. 3)od^ 
bie gute Satiregjeit, ber $ßatriotiSmu§, ber fid) mit ber 
ermad&enben Statur in jebeg ^ßreujgen S3ruft wieber ein* 
finbet, hk activität, bie man btt) un^ ma^r nimt, bie 
©enbung beg vortrefflichen SBIüc^erg nad^ ^Jommern, adle 
bie reservebataillons , bie erft feit SJtonat^e organisirt 
finb, u. je|t, t^eifö oorgetien, ttjeil« fd^on gut gefod^ten 
tiaben, afle^ biefeg belebt mit »neuen Hoffnungen. STOel^r 
afö alleg biejg, bie t|errli(^e, ja mirflid^ göttliche 5^eunb* 
fc^aft beg fia^jerg u. fiönigg, ber fefte ®ang in ber Poli- 
tique, bie mieber einfefeung ^arbenbergg wirb uni^ greunbe, 
SSertrauen u. ^ot|e äc^tung üerfc^affen* 



58 



^a, bcftcr Sater, iä) bin überzeugt, cö wirb nod^ aQe§ 
gut ge^cn u. »ir werben ung noc^ einmal roieber glücfUc^ 
feigen* 5)ie Söelagerung öon Danzig* get|et gut, bie @in* 
»Dinner benetjmen fid^ unbegreiflich, bie ©olboten ^aben 
unbegreiflid^e Saften ju tragen, aber bie @inn)ot|ner geben 
il^nen SBein u. ^leifc^, um fie ju ftärfen. ©ie rooüen t)on 
feiner Uebergabe reben f)ören, lieber unter ©c^utt begraben 
werben, al§ Untreu an iijxem ffönig ^anbeln, ©benfo be* 
nimmt fic^ Graudenz ^ unb CoUberg ^ ©ottlob, ba§ man 
einmat)! »ieber auf e^rlic^e, i^rer ^ffic^t getreue SJtenfc^en 
ftöfet. Oott! maß ^aben mir für entfefelic^e (Erfahrungen 
gemacht, roaS für ÜJienfc^en l^aben wir fennen lernen. @o 
lange wir an ben geigen einer unglücflic^en ©c^Iacftt litten, 
fo mar iä) gefaxt, man t|at fd^on me^r ä^nlic^e gäUe ge* 
fe^en, u. mit ber Qtit fonnte man l^offen e^ mieber gut 
ju mad^en; aber aU bie infami ber URenjc^en mit in^ 
Spiel fam, ba mar id^, ic^ gcflet)' e^ troftlog. S)enn 
oon nun an tjörte alle SBerec^nung auf. S)ie feften ^Iä|e 
gingen burd^ geic^l^ett u. SJerratt) über, bie ung ©c^u^ 
u. bem Unglüd grenzen fe^en foüten. S)er comandant® 
t)atte bem Sönig in bie §anb oerfprod^en, Cüstrin alg 
e^rlic^er 9)iann unb ©olbat ju beffenbiren, u. 8 2!age barauf 

mar fie burd^ SSerratt) biejeg in bie 

§änbe beg geinbe^. — 

5)o(^ genug üon ben üergangenen greulen, roenben mir 
unfern 93lidE gu Oott, ju it)m, ber unfere ©c^idEfale lenft, 
ber uns nie öerlägt, menn mir i^n nic^t üerlaffen. 



59 



b. 17. 

3c^ tooUtc üiel rec^t öicl fd^rcibcn bcftcr SSater, attcin 
cg ift nidji möglic^. 3cl^ bcfam geftcrn bic ^lad^rid^t, ba| 
Alexandrine bie SJtafcrn bclämc, ^eutc jd^rcibt mir §uf* 
lonb, ba§ bie ÜJiafern toicber t)creinflegangen ftnb, u. ba§ 
ba^ ®ift bcr Äranclt)eit auf bie Sunge gefallen ift 95e=^ 
Ilemungen, feiten Stiege, ftarfeS Riebet, ein ant)altenber, 
trodfener ftarfer Ruften, machen ^uflanb fef)r beforgt. 3c^ 
ertjielt ben 93rief in bem ?lugenblidf, dg id) jur laufe, 
beg Ileinen Sllef anberiS ^ oon grieberife, in eine ®e|eQ|c^aft 
öon 50 5ßerfo^nen t)inau§ ge^en foUte. 5)ag Übermaß ber 
firäfte, bie ic^ anwanbe, um contenance ju galten, bie 
tiefe trauet u. angft meinet Öer|enJ3 l^aben mid^ fo an^» 
gegriffen, ba§ iä) nic^t met|r im ©tanbe bin ju fc^reiben. 
®. Blücher get|et morgen frül^ mit tage§ Slnbruc^ ttjed), 
u. ic^ fann nidjt met)r t)eute. — S)er König ift mit bem 
Äa^fer bei ber Armee, er gef)et in ein $ßaar 5:agen auf 
einige SBoc^en (14 2;age) nac^ SJtemel, bann jurücf jur 
Armee, u. bleibt be^ ber Armee fo lange mit bem Ä. 
Alexander, alg biefer bleibt. 2)iefe l^errlic^e ©inigfeit, auf 
unerfc^ütterlidje ®tanbt|aftigfeit im Unglücf gegrünbet, 
giebt bie fc^önfte /poffnung jur Stu^bauer. 9lur burd^ 
Sel^arrlic^feit tann man ©iegen, baüon ift nun alleg 
überjeugt. 



60 



^^^HardeDberg ^^ ä la tete des affaires, Zastrow ^^, n'est 
plus des affaires parceque sa vanite etait blessee d'etre 
le second. J'espere qu'on le chassera, car il y a 10 
raison pour une pour le desirer. 

3c^ Wffc Oroßmama bie §änbe järttilicl^ füfe' id^ meine 
»rüber unb Oncle ®rn[t. Sarig SBünfd^e \)aV xd) bem 
Äönig Qttg §er| gelegt. 3c^ rvax xtd)t glücflid^ btt) u. 
mit grieberüe. S33ie ic^ ^ier^er Um, toirb fie S^nen 
fd^reiben. 3cl^ fann nic^t met)r, George u. ©arl muffen 
mir eg ni<f|t übel nel^men bafe id^ nic^t fd^reibe, aber bie 

Urfac^e, bie Urfac^e SBie tief f^ai mic^ S^r 

?lnbenfen an b. 10. ÜKärj gerät)rt! id^ füffe S^nen bie 
§änbe für Stire ®nabe, u. ic^ !äffe ®9K u. bie 93rüber 
für i^re ®üte. 

SReine Singen, mein fiopf reichen nic^t met|r ju. Slnf 
Smig 3^r t^reueiS Äinb u. \ä) barf fagen St)re greunbin 

ßuife. 

®otteS ©eegen über ben beften 3Sater! 



^ (^ebJ)arb iJeberec^t uon SSI lieber, nacftmol^ gürft üon ^^nt)(:= 
ftabt, ber „Wlax\(ijaU SSorirftrtS" ber SBefreiungSfriege, geboren ^u Üloftorf 
am 16. 3)ecember 1742, geftorben p Äribloiüt^ in 6d)Iefien am 12. @ep= 
tember 1819. 

2 mn 26. 3)ecember 1806. S)ie SJuffen unter «gittgenftein ftanben 
gegen bie gran^ofen unter S^o^oleon. 

3 5tm 7. unb 8. gebruar 1807. 3)ie @c^Iacf)t — S^apoleon gegen 
ba§ nifftfc]^s|3reuJ5i|c^e |)eer unter S3ennigfen unb S^Sftocq — blieb 
unentf (Rieben. 



61 



* Äaifer 5Wejanber mx öom 2. hi&> 4. 5(^nl 1807 in Wtmtl beim 
Äönig genjefen. 

* S)er ©ommanbeur toar ©eneral üon ^aldreut]^. 
« Unter ©eneral (5;ourbiere. 

■^ Unter Oberftlieutnant öon ©neifenau. 

8 Cberft üon 3nger§Ieben. 

ö 5(Iej:anber griebricf) Subnjig ^rinj üon ©oIm§, geboren am 
12. 9K(ir,^ 1807, geftorben at§ töniglid^ preufeifcfter @eneraI=9Jiajor am 
20. gebruar 1867. 

10 |)arbenberg ift an ber ©pi^e ber ©efd^ftfte, g^f^*'^ if^ "if^* 
nie^r im 5)ienft, njeil feine (Sitelfeit üerle^t mar, ber gleite ju fein. 
Sd^ ^offe, man roirb i^n entfernen, benn e§ giebt 10 ©rünbe für einen, 
e§ 5u roünfd^en. 

11 5Dart 5(uguft gürft üon |)arbenberg, einer ber auggejeid^s 
netften preufeifrfjen Staatsmänner, geboren ^u (Sffenroba im ^an* 
nöüerifcf)en am 31. 9Jiai 1750, geftorben ju ®enua am 26. Si^oüem^ 
ber 1822. 

12 ^öniglic^ preu^ifc^er ®enera(=9)lajor, er roar mieber^olt 9Rinifter. 



02 



36. 

{Un i^ren 93ruber ©eorg) 

Königsberg, bcn 28. 9Kai 1807. 
SBefter ©corge! 

;§ läfet fic^ lua^r^aftig nic^t bejc^reibcn, iüqS ic^ bei 
bem !Durc^tefen Seiner ©riefe empfanb. laufenb S^^ränen 
floffen ©einer järttic^en Slnl^änglic^feit, ©einer Irene 
gegen mic^ unb unS, unb ben taufenb Seroeifen ber Siebe, 
bie man für ntic^ ^at. SJiein ^erj rief unaufhörlich bei 
jeber ©teile ber 9lrt: »o, tüie füg, fo geliebt ju 
mcrben,« me bie unglücflic^e 9Karie fü^lt ic^: »id; 

werbe t)iel geliebt.^^^ — — — 

3c^ l|offe, aUe2 enbet glücflic^; allein, befter ®eorge, 
eS giebt cinjelne SITioniente, ©reigniffe, gälle, tüo ber SKutl^ 
finft unb Sirauer' bie Seele bemciftert, unb fo ift ber 
jcfeige. ©anjig! ©anjig! ift ba^in, feit geftern in 
f r an jöfifc^cn Rauben!* in biefen üer^afeten, über aUeS 
gräglic^en |)änben. äJieine fc^öne Hoffnung t)or 14 lagen 
bem beften SSater fo frö^Iic^ ntitget^eilt, bal^in, auf baS 

63 



fc^redltd|[tc ba^in! SSltin c§ ift entfe^Itd|! S)er 5ßlafe toax 
gu retten, lüenn Söennigfcn' eine Heine S)it)erfton machte, 
um bie Slufmerffamfeit ber Sekgerer ju tl^eiten. @in Sieg 
tt)ärc il^m getoiß getoejcn, ba bie §aupt*8lrmec bc^ yia^ 
poleon außerorbentlic^ gefc^toäc^t roav, unb alfo ber fjcinb 
leichter afö je ju fd^Iagen getoefen toäre. SBennigjcn ^attc 
67 taujenb SKann tt)irMic^ jujammengejogen ben 14. Wtox, 
^at jroei Sage biüouafirt, Äaifer unb Äönig babei, in ber 
@rtt)artung ber 2)inge, bie ba fommen foUten, unb wie 
fie nun glaubten, e2 ginge to§, jo tt)urbc 3Jtax\d), jwar 
üKarfcft commanbirt, aber nic^t etwa jum attaquiren, Jon* 
bern jum retiriren, b. f). t)on ^eit^berg, tt)o bieje 8lrmec 
^ingeeitt roax, nacft 93arten[tein jurücf, roo ba^ ruffifd^e 
|)aupt''Duartier ift. 8lüc SKenfc^cn, tt)ie S)u benfen fannft, 
waren über folc^e equipee aufeer fic^, üon ben ©efröntcn 
bis jum gu^rfnec^t ^erab. 2)ie Apathie, wie ic^ eö noc^ 
nennen will, be§ Sennigfen täfet fic^ nic^t bejd^rciben, unb 
aße meine Hoffnungen auf ein rec^t glorreichem @n-bc 
muffen fc^winben, wenn nic^t ^ier große SSeränberungcn 
oorgenommen werben, ober wenn nic^t baS ®tücf un* 
begreifliche 2)ingc tjerüorbringt, SRefuItote ^erjaubcrt, 
welche ftärfer, mächtiger Wirten, ate bie 2)ummen begreifen 
unb üoübringen fönnen. Sennigfen fpric^t wieber oon 
einer entfc^eibenben affaire, bie er jwifc^en t|eute unb über* 
morgen tiefern wiü, ic^ glaube ober nic^t mel^r baran, 
glaube aber ftarf, baß übler SBiUe bie Ober^anb bei i^m 
l^at. @r l^at jwei ©c^lac^ten gewonnen, bie bewirften i^m 



64 



aUc Drbcn* bc§ 9fluififd|cn 9?eic^§ unb außer jcincr un^ 
crl^örtcn Gouverneur-Pension noc^ eine neue t)on 12 %an^ 
fenb 9?ubel. S)a§ i\t genug für ben SRenjc^en, ber jo 
Reifet, toeil er auf jtoci Seinen gel^t, beS^alb ober noc^ 
fein 9Kenf(^ ift ; benn berjenige, ber nic^t öon bem großen 
©cbanlen burc^brungen ift »3c^ fürd^te für bie SKenfc^^eit 
überhaupt, für bie g^ei^eit ber SBelt, (tt)o ^ßreußen nur 
ein St) eil baöon ift,) für ba^ ®Iücf, bie Unab^ängigleit 
ber lünftigen ©enerationen«, tt)er nic^t öon biefer SBa^r^ 
^eit ju bem ebelften enthusiasmus l^ingeriffen tt)irb, rid^tet 
nic^t^ aus — 0, ebter ®ntl)ufia§mug, tt)o bift 2)u ge^ 
blieben, too finb bie gelbtjerrn l^in, bie fic^ im 7 jäl^rigcn 
Ärieg unfterblic^ machten? — Sd^ bin oußer mir, ic^ ge* 
ftc^' e§, unb öieUeic^t fel^' ic^ ju fc^ioarj. 

(Sott tooUe e§. Slber benfe, füllte, begreife. 2)anjig 
l^at entje^Iic^ aJienfd^en gefoftet! ©anjig'S 93ürger Ijaben 
fic^ als braoe ^Patrioten ade aU äJienfd^en bemiefen, bie 
2;ruppen SBunber öon Sapferfeit unb SluSbauer aßer 2lrt 
betüiefen. 51 S!age unb SR'dd)tt unterm ©eme^r, e^renöoHe 
SuSfäüe aujgerbem gettian unb alle biefe Slnftrengung um 
nichts, belotint burc^ Capitulation! 2)0(^ gerecht mujg id) 
fein, audö mitten in meinem ©d^merj, bie Capitulation ift 
bie etjrenöoUfte, bie man fid^ benfen fann, mit Sing unb 
©ang mit armes unb bagages freier Slbjugl Äalfreutl^ 
^at alle @^re baöon. @r tjatte fein 5ßulöer me^r, unb 
ba tjört aUe§ ouf. Unb nur fo fonnt' fic^ bieS fürc^ter^ 
tic^e Sirauerfpiel enben. 



65 



yinn jurüd ju einem ttxoa^ tjciteren ©cgcnftanb. S)eine 
Sll^nung, baß grieberife förperUc^ vereint mit mir jein 
lüürbe, toenn ic^ Steinen Srief erhalten tonnte, id) richtig 
eingetroffen. 9Son bem 12^^" Slpril big je^t finb toir öcr*» 
eint, burc^ ben glücHic^ftcn Qn^aU ber SBelt. S)er SRuffifd^e 
Äaifer fam ben 2*^" nad) aWemet, toünfc^f bem Äönig unb 
mir bie ®arbe ju präfentiren, toit gingen ben 4*^" nad^ 
S^buüen ab, tarnen ben 5*^" an, bemunberten ben 6*^", 
7*^" bie ®arben, ben 8*^" unb 9*^^" rul^te ic^ mic^ au^, ben 
IQten ^.gi^^g \^^ j^ii ggjijii) mij) ggetter unb ©c^mu^ ringenb, 

ab, fam ben 12*^" l^ier an, tt)ot|nte bei g., fd^tief mit it|r 
in einem 3^"^^^^^ ^ör oüe momente mit unb bei it|r, 
lebte tt)irfUc^ fo glüdflic^ unb frol^, tt)ie man eS im je^igen 
Slugenblicfe fein fann, mit i^r unb burc^ fie. Oft fagt' 
id^ il^r jmar, ad^ ! ®ott, grieberife, ic^ feljc biefe gtücHid^e 
3eit nic^t ai^ Selol^nung »ergangener unglüdE*^ 
lieber 3^it^" ^^^ fonbern afö eine Duette ber ©tär*' 
lung ju neuen UnglüdEgföHen. Unb tt)ie toal^r l^ab' 
id^ gefagt! S)er Slnfang ift nun toieber gemacht, unb nun 
folgt gett)i6 nod^ t)iele§. ©taube be^l^atb nic^t, bajj mein 
®eift auf ber @rbe liegt, fo gebeugt, baß ic^ ben Äopf 
nid)t meljr lieben fann. 93ett)a]^re (Sott, 2Kutt|, ber 2Kut^ 
»erläßt mid^ nid)t. — S)aß aber eine ©eele, ein ®cmüt^, 
toie ba§ meine, aße^ tief unb tebfjaft empfinbet, ift natür- 
lic^, e§ ift feine nuance, bie id^ nic^t jergliebert empfinbe 
bis auf bie Ie|te; aber toenn einmal aUeg burd^gegangen, 
fo finbe ic^ mic^ auc^ tt)ieber. 



66 



|)cute äRorgen lag id) Seinen Srief unter ®otte2 
freiem ^immel. S)er Äönig »ar in 5ßiüau, um bie re- 
tranchements auf ber SZel^rung jU feigen unb bie ba 
liegenben ©d^toebifd^en unb ©ngtifc^en Srieg^'Sc^iffe, bie 
53Iüd|er unb fein Corps mitgenommen ^aben unb noc^ mit:= 
nehmen. 3c^ tüar it|m mit g-^ eine SKeile entgegengefa^ren; 
nac^ ^otftein, ein göttltcf)e§ 2anb^au§. tüa§ an bem 
^regel liegt unb eine ^errlidie 2lu§fic^t ^at. 2)orten festen 
mir un§ in eine Saube unb lafen 2)einen Srief, mit roet 
c^en ©mpfinbungen tä^t fic^ nidjt befc^reiben. Sltle bie fo 
intereffanten Seitagen üerfe^tten i^ren Srved nid^t. S)er 
58et^mann^ i^r Srief unb belicieufe^ ©djnupftud), Sff* 
lanb^^ Sleugerungen, atle§ biejeg — bie 9Serfe nic^t üer^ 
geffenb, l^at mir unau^fprec^lid^ öiel ®enu6 üerfc^afft. 
©Ott, mann mirb bie Qeit mieber!ommen, ba^ xd) biejen 
guten 3Renfdt|en münbtic^ unb glüdElidj, frei unb in allen 
gieren bafür banfen fann. S)ag finb gragen, mo allein 
nur ©Ott Slntmort geben fann, unb mag ber in feinem 
Siatl^fdtitufe befc^Ioffen l^at, ift ja aßen ein ©e^eimniß. S)ie 
©teile in meinem Srief öom üKärj, mo S)u Dic^ fo fetjr 
barüber freuft, ba^ tro^ beg Älima'g eg boc^ noc^ in 
meinem |)erjen grünte, fann ic^ leiber nidjt erneuern. 3m 
©egentljeil, aU bie l^errlic^en Slugfic^ten, bie mir l^atten, 
unb bie fein ^irngefpinft maren, finb fel^r üerminbert, mo 
nidtjt gefd^munben. S)er ©runb, bie 93afi§, morauf mir 
hofften, efiftirt freilidt) nodt), unb ift nic^t gering; eg ift 
nämlic^ bie ganje vortreffliche Siuffifc^e Slrmee bie einjige 



5* 



67 



i^rcr Slrt, too 9?ationaI*®ci[t öcrbunben mit einer Sapfer*= 
feit, bk feiner anbern eigen i[t, aUe^ üermag unb gewijs 
alles ausrichten ttjirb, toaS fie unternimmt. Slber geführt 
toiU fie fein, angeleitet unb rid^tig gebrandet, too biefer 
gilfirer aber ju finben i[t, i[t unS allen unbefannt. S)er 

Sieger öon ^ultuSf unb ^ßreug^^^S^lau ift ein ®ott 

toeijs noc^ tnaS aUeS au^erbem, aber bie SRufie, bie feit bem 
gten gebruar Ijerrfd^t, ift bod^ merftnürbig, baS ^infinfen 
2)anjig% wo and) nic^t ein glintenfd^u^ gefc^ol), baS 8lb^ 
tt)arten ber l^eimfeljrenben SorpS öon 31 tt), ©oult, 
Sefeböre^ unb ®ott tüeijs noc^ alleS toa^, welches bie 
Slrmee beS SJlapoleon, tt)ie Äalfreutl^ behauptet, um 40 tau^ 
fenb SKann ftärfer madjt, biefeö obtt)arten, um etmoS ju 
unternel^men, ift bod^ arg. S)enn benfe 15ir, ba^ jeit brei 
Siagen bie Siebe ift, bajg 93. ^ ettt)aS unternel)men tt)itl, unb 
bal5 gerabe Ijeute aüe bie franjöfifc^en 5;ruppen lieber 
gegen il^n fieran finb. Sc^ bin jtoar überjeugt, baß nic^t 
ia^ aUergeringfte oorgenommen tt)irb, benn an biefem 
Sirum lorum l^at er unS nun jd^on feit 4tet|alb SRonat 
gegängelt. SBaS au§ un§ werben wirb, weils ®ott. 2)0(^ 
gebe ic^ S)ir bie Ueberjeugung, baj3 gewife nid^tS gegen 
bie Sl^re ^ßreujgenS getl^an wirb, ©in ©eparot^g^ieben ift 
ein 2)ing, toa^ wir gar nic^t fennen. 3Rit bem Äaifer ift 
fo einer intimirt, in ben (Kabinetten oud^; wir tjaben unö 
fo mit Seib unb ©eef an ben guten Sngel üerfd^rieben 
(nic^t an ben ISoftor gauft wie 3-^® wollte), ba^ nichts 
in ber SBelt gejd^el^en fann, al§ mit i^m unb burc^ if|n. 



68 



S)tcfc Serul^igung gicbt mir bann firaft, »cnn aUcö in 
jd^ttjcrcn ©ciüittcrtootlen neben mir unb um midi ift, unb 
ber ©ebanfe, ber granj ben erften \o ftarl belebte, aU er 
and) im größten Unglüd toax, "Tout est perdu, hormis 
rhonneur, foü mid^ [tarf machen bi§ in ben %ob. **Mais 
je suis eloignee d'6tre de l'opinion de Mr. Panclos, ** 
aussi faut-il dire que lorsque le bon philosophe ecrivit 
sa Philosophie, le diable n'avait pas apparu encore aux 
hommes sous des formes humaines. ^* Ceci change 
beaucoup, et il ne dirait plus que le monde est le plus 
beau des mondes. Le climat de la Prusse au reste est 
plus detestable qu'on peut ue le dire. Aucun lilas n'a 
paru encore, Frederique et moi nous nous promenons 
en douilettes Weites et par 2 helles journees nous avons 
10 et 15 de froid et vent du nord. 

S)iefe§ aüeg tüäre nic^t§, toollte ®ott nur SSerftanb, 
guten SBiflen, ©nfic^t, Slu^bauer, ©rleuc^tung geben. De[t* 
reid) t|at ber @d|Iag gerührt, benn e§ ift in einer ax[i)aU 
tenben Stagnation, ©nglanb jä^tt noc^ immer, barüber 
geljen bie, bie nic^ti» me^r ju jäl^ten l^aben ju ©runbe» 
@d^tt)eben ttjiU t^ätig fein, bie Qdi tt)irb letjren, ob ba§ 
ßufammentreffen ber Umftänbe aüeg secondiren tt)irb. 
93etet für un^, ba§ ift aUeS, mag id^ fagen lann. S)er 
guten Serg taufenb fc^öneg. (Sott, mie merbe id) mid^ 
freuen, menn id) fie fe^en merbe. 2)er Äönig mirb, menn 
er einige bringenbe ®efd^äfte in 2RemeI abgetl^an I)at, nad^ 
Siitfit jum Äaifer ge^en, id^ bin bann frei unb fann t)iel 



69 



mit bcm 93art) " fein, fc^rcib' xf)m ba^, ba^ er balb fomme, 
bcnn ber Slufcntl^alt ift tüoI)I fcl^r precaire unb tüirb t)on 
bcm ®Iäd ober Unglücf feiner SBaffen abl^ängen. 3n 
jtoei Siagen ge^et ein ©d^iff ja tDüi)l, bod^ für 2)id^ für 
meine SBünfdje ge^el feinS, ba§ ©d^idfal mit ber eifcrncn 
^anb tjält aüe beinatie, bie id^ liebe. Sari" ift notirt 
unb fd^on gar öorgef erlagen, boc^ ®ott ipeijs wie ber 
Jeufel ^^ e§ galten wirb, ia bei H)m fein ®efe^ ^eilig ift 
nod^ gilt, ©onft tüirb äRajor gegen ÜJiajor geroed^felt, 
allein ba er 5ßrinj unb ber geliebten Ä. öon ?r. " ©ruber 

ift ift'§ bie 5^age. — 

3Bir finb aüe rec^t betrübt über ben %ob be§ Äron* 
prinjen öon ^oüanb; ic^ miU eine neue garbe erfinben, 
um ben l^olben QrvexQ ber Hoffnung aßer Safe ju be*' 
trauern. — 9Kanc^mat ladt)' id^ nod^, eg tüirb mir aber 
l^art eingefaljen. Adieu für l^eute. 2)en 30^^". 



1 2)ie Sorte ber 9JZaria Stuart (V. ^tufjug, 6. ^luf tritt) lauten: 

3cf) bin üiel 
©eftaffet tuorben, boc^ aud) Diel geliebt! 

2 3)an5ii3 l^atte fid) am 24. 9)lai ergeben muffen, ©eneral t?on 
^alcfreutl) mürbe für feine I)elbenmütf)ige SSert^eibigung jum ge(b= 
marfc^aE ernannt. 

3 Seinn 5(uguft X^eopf)iI Don S3ennigfen, geboren ju SBraun* 
fd^meig am 10. Februar 1745, nal)m aU l|)auptmann am legten gelb* 
jug be§ ©iebenjä^rigen ^riege§ 2:^eil. 1773 trat er in ba§ ruffifc^e 
|)eer ein. CSr tuar eine§ ber .^ftitpter ber SSerfd)tt)i3rung toiber 5faifer 
^aul unb trug bei ber (Srmorbung beffelben mefentlid) ,^um ©etingen 
beg 9(ttentat§ bei. 3i^f»^^9e ^^^ fiegreid)en @d^Iad)t bei ^ultu§! ernannte 



70 



il^n Äaifer ^lejanbcr am 1. ganuar 1807 jum Oberbefehle!) aber ber 
ruffifc^en §lmtee; geftorben ju |)annoöer am 3. Oftober 1826. 

* 3n einem 5lrmeebefe^t au§ jener geit unterjeid^net ftcf) S8en= 
nigfen alg »beS l^eiügen 5lnbreae=, 5ltejanber= 9?ett)§ft)s unb ^nnen= 
DrbenS, be§ ^eiligen ©eorgensOrben^ ber ämeiten Ätaffe, be§ l^eiligen 
3SIabimir=0rben§ ber gmeiten klaffe, unb be§ föniglirf) |)reu6ifci^en 
fd^toaräcn unb rotten ^tbler-OrbenS Dflitter». 

5 grieberife. 

ß grieberife 5(ugufte donrabine S3et^mann, berühmte beutfd^e 
6c^auf|)ielerin, geboren ju ®ot^a am 24. Qanuar 1766, geftorben ^u 
^Berlin 1814. 

'^ 3luguft 2BiU)elm 3f f (anb, geboren ju |)annot?er am 19. 5lpnl 
1759, ftarb al§ 5)ireftor be§ fönigli^en 9^ationaIt^eater§ gu S3erlin 
am 22. (5e|)tember 1814. ®r mar ber erfte beutfcf^e (5d)aufpie(er, ber 
einen ipreu^ijc^en Orben erl)iett. 

8 9Zet), ©oult, Sefebore, fransöfifd^e ajlarf^ölle. S)Ut) »ar 
öon 9?apoIeon nadj ber Kapitulation oon Utm, 1805, jum |)eräog oon 
(Sld^ingen, ©oult nact) bem 5rieben§fct)Iu6 oon Stilftt jum ^ergog üon 
S)almatien, unb fiefebore naä) bem burd^ i()n betoirften galt oon 
SJanjig jum |)er5og oon S)an5ig ernannt njorben. 

9 ^ennigfen. 

10 3öftrott). — S)ie Königin mitt gewife SJlep^ifto fagen. SSon 
gaftronj ging, jur Erlangung cine§ günftigen griebenöfd^Iuffe^, bamal§ 
bk Qbee au§, für ben Kronprinzen um bie fünf Qal^re alte Xod^ter 
Sudan S3onaparte§ an^uf) alten. 

'1 5tr(e§ ift verloren, nur bie @^re nid)t. 

12 5(ber iä) bin toeit baoon entfernt, ber 5(nfirf)t be§ §erm $ancto§ 
ju fein, aud) mu^ man fagen, bafe, aU^ ber gute ^^ilofopl^ feine ^^ilo* 
fopf)ie fd^rieb, ber Teufel htn SJlenfc^en nodj nidjt in SJlenfd^engeftalt ^^ 
erfd^ienen mar. 5)iefe§ änbert t»iel unb er mürbe nic^t me^r fagen, 
ba§ bie 38elt bie fd)önfte aller Selten fei. S)a§ Älima oon ^reufeen 



71 



übrigen^ ift aBfcf)euIid^er a(S man fagen fonn. 9?orf) blül)t fein fjlicbcr, 
fjrieberile wnb id^ gelten in toattirten SJlönteln f|)a5ieren unb auf jtoet 
fcf)önc Stagc l^abcn njir jetin unb fünfje^n mit groft unb Siiorbwinb. 

13 ©ine gigur in SßoItaireS Caudide. S)ie SSorte, auf weld^e fid^ 
bie ^leufeerungen ber Königin begiel^en, lauten: 

Tout est pour le mieux dans le meilleur des mondes possible* 
(9(ae§ ift auf§ S3efte befteüt in ber beften ber möglichen SSelten.) 

1* 9?apoleon . . . . ? 

^6 |)iema(]ft möre, vorüber anbere ^a^xi^ttn f eitlen, ber JBruber 
ber Königin in ©efangenfd^aft gerat^en gemefen. 

1'^ 5Inf|)ietung auf 9^a|)oIeDn . . . . ? 

^^ Königin Don ^reu^en. 



72 



37. 

(3ln btn SJlinifter |)arbenberg.) 
{mai 1807.) 



©eim nöd^maligen Sefen meinet Sriefeö an ben Äaifcr ^ 
bin id^ barübcr erfd^rodEen, bajg mein Sifer für bic gute 
@ad)t unb meine SSerftimmung gegen ben ©eneral 93en^ 
nigfen öiel jn offen unb ftarf auSgefproc^en finb ; id^ fenbe 
3^nen baö ©d^reiben jur ©infid^t unb toünfc^e S^re 9Kei:=^ 
nung über feinen Snl^alt ju tüiffen. 3d^ glaube tt)ai)x^ 
l^aftig, bafe eö fo nidjt get)t. Snbeffen toenn Sie ber ^n^ 
fid^t finb, ba^ e§ ben Äaifer nid^t üerbrießen unb nid^t 
me^r fdtiaben aU nüfeen toerbe, ba e§ eitoa^ gerabe ^erauS^ 
gefogt ift, unb bajs e§ mir bie greunbjc^aft beö Saifer^ 
nid^t entjiet|t, aud^ tt)enn er finbet, id^ foUte midt) lieber 
um meine eigenen Slngelegen^eiten fümmern; bann anbei 
mein ^etfd^aft jum SSerfiegeln be§ 93riefe§; tt)o nid^t, fo 
Verbrennen Sie it)n ober jc^idEen @ie i^n mir jurüdE» 

S^re greunbin 
Suife* 

Sagen Sie mir S^re offene 9Jteinung. 



^ 5l(ejanber öon Üiufelanb. S)ie Königin befd^toert ftd^ in bem 
Särief über bie läfftge ^rieg§fü^rung S3ennigfen§. 



73 



38. 

(5(n il^ren $8ruber ©eorg.) 
Cmtmtl^, 17. Sunt 1807.) 



• • • • 



Haube an un^, benn lüir glauben an ®ott unb 
bie Siugenb. Sn tt|r lebt unb füt|It ber eble 9Kenjcl^ unb \o 
erhält er fid^ griebe in feiner Sruft, tnenn beS ©c^icfjaK 
©türme über il)m frad^en, tüenn Äönigreid^e untergel^en, 
tt)enn ba^ Safter fiegt. Sc^ gebenfc aller berer, bic mid^ 
lieben, bie um mid^ toeinen. ®eorg, wie rul^ig ift e§ in 
mir! S)er $fönig tljut feine 5ßflid^t. @r erhält bie @t|re 
ber Station — bie Station e^rt i^n. ®iebt cS ettt)a3 
®röl5ere§ im UnglüdE? Slbieu! Sd^ füffe ber guten ®ro6^ 
mama bie $änbe, bie mid^ fegnen, bie mic^ bie S^ugenb 
lieben leierte. ®ott fegne fie bafür! @2 ift fein leerciJ 
ffiort 3c^ fönnte e^ oUen Srrenben in bie ©eelc rufen 
unb fie retten. 



1 S)er anrücfenben fJran§ojen megen I)atte bie Königin auf§ neue 
^önigöberg Derlaffen muffen. 9lm 2. Quni mar fie in SJlemel angelangt. 




39. 

(3(n i^ren S8ater.) 

Memel, ce 17. Juin 1807. 

Ht ber innigften SRü^rung unb unter taufenb %\)xäntn 
ber banfbarften 3öttlid|feit ^ab' ic^ S^ren 83rief üont 
3Jlonat Slpril gelefen. SBie Jofl id^ 3^nen banfen, be[ter 
järtUc^ftcr SSater, für bie bieten Seroeifc S^rer Siebe, Sl^rer 
§utb unb unbejd^reiblid^en 9Satergüte! SBeld^er Xro[t i[t 
bicfc^ nid^t für mid^ in meinen Seiben iinb njelc^e ©tär* 
fung! SBenn man fo geliebt mirb, fann man nie ganj 
ungtüdlic^ fein. — 3c^ l^abe jmei 9Konate fe^r öiet greube 
erlebt ; id) toax mit ber guten ^ta ^ oereint unb ^abe ba§ 
®Iücf ganj genoffen, gretlid^ l^att' ic^ bie Sl^nbung, ba^ 
e§ nid^t Selol^nung für vergangene Seiben xoav, bie 
mid^ fo fro^ gemad^t, fonbern, inbem mein |)erj fid) banfbar 
ju ©Ott tt)anbte, fo fü^If id^ beutlic^, ba§ e§ ©tärfung 
ju neuen Seiben fein foüte — unb — id^ f^aV mid^ 
nic^t geirrt! @§ ift lieber aufg neue ein ungel^eure^ 
UnglüdE unb Ungemac^ über un§ ge!ommen, unb mir ftetjen 



75 



auf bem ?unft, ba^ Äönigrcid^ ju öerlaffcn, — üicUeic^t 
auf immer — ; bebenlen Sie, toie mir babei ift; bod| bei 
©Ott befd^toöre ic^ Sie, öerfeunen Sie S^re 3;ocl^ter nid^t! 
(Slaubeu Sie ia uid^t, baJ3 Äteinmut^ mein §aupt beugt. 
3tt)ei Sroftgrünbe l^ab' id^, bie mic^ über aUeö ertjeben: 
ber erfte ift ber (Sebanfc, lüir finb fein Spiel be^ ©d^id^ 
fafö, fonbern tt)ir ftel^en in ©otteg ^anb unb bie SSor- 
fet)ung leitet un§; ber jmeite, toir geljen mit ©l^ren unter. 
S)er Äönig I)at betniefen, ber SBelt l^at er e§ bett)icfen, 
baj3 er nid)t ©dtjanbe, fonbern @t)re toiü. ^reujgen toodte 
nid^t freiwillig ©flaoen^Äetten tragen. 8lud^ nid^t einen 
©dtjritt ^at ber Äönig anberS ^anbeln lönnen, o^ne feinem 
S^arafter ungetreu unb an feinem SSolfe SSerrätl^er ju 
werben. SBie biefe§ ftärft fann nur S)er füllen, ben 
lüaljreg @^rgefül)l burdjftrömt. 2)od) nun jur ©ad^e. Seit 
bem 7. Suni ging 83ennigfen öor unb l^atte nur SSortl^eüe. 
15en 10*^" fam e§ ju einer wirf liefen bataille, ^ bie ganj 
ju unferm 9SortI)eiI auffiel unb wobei bie ^reul^cn 
fidö ungemein au^geid^neten. SBennigfen ftatt ©ebrauc^ 
baüon ju mad^en, ben geinb jU verfolgen, ging jurücf; 
ben 14*^" fam e^ ju einer bataille, ^ bie fjöc^ft unglücHid^ 
für il^n auffiel; feine linfe gfanfe warb genommen unb 
bie ©tabt grieblanb, woburd^ er feine retraite nefimen 
foUte, t)on ben ^^anjofen in 93ranb geftedEt. 2)urcö bicfe 
ungtüdElic^e ©c^Iac^t fam Sönig^berg in franjöftfc^c §änbe. 
— 93ennigfen fd^on in Silfit immer t)om geinbe »erfolgt 
nur nod^ 14 äJieiten üon t)ier, unb ic^ unb meine ffiinber 



76 



in ber SRotl^ttJcnbigfcit, üKcmcI balb ju ocrlaffen, fobalb al^ 
©efal^r ift. 2)cr Äaifcr öon Siußlanb war ben jtoci ©i^ 
birifc^cn inspectionen entgegen gegangen, el^e ber ©petafel 
ganj ausbrach, fo bag er noc^ nid^t jurüd t)on SSStUna 
ift. 2)er Sönig war bie Qtii gum Vergnügen ^te^er ge^ 
fommen, ^at aber nur ßeib getroffen wegen be^ Ungel^euern, 
toa^ \x6) begab. ®r wirb fic^ teieber mit beut Saifer oer^ 
einigen (er fifet neben mir unb fagt mir eben taufenb 
fd^öneg an meinen SSater), um bag weitere ju befd^üegen ; 
ic^ gel^e, fobalb bringenbe @efaf)r eintritt, nad^ Siiga. 
®ott wirb mir Reifen ben trüben Slugenbtid jU beftel^en, 
wo id) über bie ©renje meinet Sieid^g mufe. S)a wirb eg 
Äraft erforbern, aber id^ l^efte meinen S3Ii(f gen ^immel, 
öon ba alleg @ute unb Söfe fömmt, unb mein fefter 
©laube ift, er fd^idt nid^t mef)r, atS wir tragen fönnen. 
3lo6) einmal, befter SSater, wir ge^en unter mit @^ren, 
gead^tet unb gefd^äfet öon Stationen, unb werben ewig unb 
immer 5^eunbe ^aben, weil wir e^ oerbienen. S33ie ht^ 
rul^igenb biefer ©ebanfe ift, läfet fid^ nid^t fagen. Scft 
ertrage aUe^ mit einer folc^en Siul^c unb ©elaffenl^eit, bie 
nur Siu^e be^ ©ewiffeng unb reine ^i^öerfic^t geben !ann. 
J)egl^alb fein ©ie überzeugt, befter SSater, baß wir nie, 
nie gang unglüdftid^ fein fönnen, unb ba§ mand^er mit 
ffronen unb oom ©lud bebrüdt, nid^t fo frol^ ift, aU wir 
eg finb. ©Ott fd^enfe jebem ©uten ben j^xkitn in feiner 
SBruft unb er wirb nod^ immer Urfac^e gur ^^eube l^aben. 



77 



[ 



3loä) cin^ gu Syrern %xo\i, nämlid^, baß nie, nie ctipa^ 
t)on unserer ©cite gcfd^clicn iPtrb, ttja^ nid^t mit bcr 
[trcngften @l^re öcrträglid^ ift unb toa^ mit bem ©attjcn 
geltet. S)cnfcn Sic nid^t an cinjcinc ©rbärmlid^fcit. S)er 
Äönig [tcf)t mitten im Unglüd c^rttJÜrbig unb d^araftcr* 
groß ba. S)ag mirb auc^ Sie tröften, ba^ tüciß icft, \o 
tt)ie alle, bie mir anget)ören, ©eorge, Sari unb Dntel 
©rneft. 3ci^ lege mid^ ber guten ©roßmama ju 5öB^" 
unb bin auf eroig 3f)rc treu get)orfamfte, ©ie innig liebenbc 
3;oc^ter, unb (Sottlob, baß id^ e§ fagen barf, ba mid^ S^re 
@nabe bagu berechtigt, 3f)re greunbin 

Suifc. 



b. 24. Suni. 

9iod^ immer finb meine Sriefe l^ier, ujeil nid^t nur 
ber SBinb, fonbern ber Sturm contraire ift unb aUt^ 
§Iu§Iaufen ber ©d|iffe unmöglid) ift. 3d^. fc^ide Sinnen 
einen fidlem 33?enfd^en unb faf)re fort, be^l^atb SRac^rid^ten 
öon l)ier mitgut^eilen. Sennigfen ift l)inter ber 9Kcmet 
unb öon t)ier au§ machte er einen SBaffenftiUftanb auf 
4 SBod^en. Sg ift aüe^ öon ber grünen* ©cite fo ab* 
gefpannt, baß fie aüe nac^ bem Delä^eig äd^jen unb er 
mirb öermutf)tid^ i^nen unb un§ werben, nur erlaube man 
mir ju jUjeifeln, baß er jemals grüne unb blüt)c. — Oft* 
mafö Hart fid^ ber ^immel auf unb bie ©onne fd^eint, 
ujenn man trübet SBetter öermutl^et; eg fann aud^ ^icr 

78 



fein; nicmanb ttjünfd^t c^ fo tüte id^, bod^ SBünfd^c finb 

nod^ leine feften S3afen unb uoä) ipemger Siealität. SKfo 

aüt^ t)on bir bort oben, 2)u SSater ber ®üte! — SRein 

ßutrauen foH ntd^t »anfen, aber l^offen !ann td^ nic^t mel^r. 

3d^ berufe mid^ bemnad^ auf meinen Srief, e^ ift meine 

©eele, e§ ift mein ^erg. ©ie fennen mid^ gang, toenn ©ic 

il^n lefen, befter SSater. Sluf bem SBege beg Sied^tö leben, 

fterben, ja ujenn e^ fein mu§, S3rob unb ©alg effen, nie, 

nie ujerb' ic^ unglüdlid^ fein* SRur l^offen lann id^ nid^t 

mel^r. 2Ber fo tt)ie id^ öon feinem §immel ^eruntergeftürgt 

ift, fann nid^t mel^r ^offen. Äommt baS ®ute, o ! fein 

üKenfd^ ergreift, genießt, empfinbet e§ banfbar fo Xüit id), 

aber l^offen fann id^ nic^t mef)r. Sommt Unglüdf, fo fe^t 

eg mid^ auf SlugenblidEe in SSerujunberung, aber beugen 

fann eg mid^ nie, fobatb e^ nid^t üerbient ift. SRur Unred^t, 

nur Unjuoertöffigfeit beg @uten unferer ©eit^ bringt mid^ 

ju @rabe, ba fomm id^ nic^t l^in, benn mx fte^en l^od^. 

©el^en ©ie, befter SSater, fo fann ber geinb be§ SReufd^en 

nid^tg' über micft. S)er Äönig ift feit bem 19. mit bem 

Saifer öereint, feit geftern finb fie beibe in Xaurogen nur 

ein paar SJieilen üon S^ilfit, ujo Slapoteon ift. Sd^ bin 

gu Sliren güfeen gang bie 3^rige 

Suife. 

1 grieberife. 

2 söei |)eil§berg. 

3 33ei grieblanb. 
* 9luffifc^en. 



79 



40. 

(%n ii)xtn SSater.) 
{mtmtl, 12. guli 1807.) 



• • • • 



'er gricbe * ift gefd^Ioffen, ober um einen fc^merj* 
tid^en 5ßrei§. Unfere (Srenjen ujerben fünfttg nur bi^ jur 
@tbe gelten ; bennod^ tft ber Söntg größer aU fein SBiber* 
fac^er. SRadE) S^Iau ^ötte er einen öortl^eill^aften x^xititn 
mad^en fönnen, aber ba ^öttc er freiwillig mit bem böfen 
5ßringip untcrl^anbeln unb fid^ mit i^m öerbinben muffen 
— je^t ^at er unter^anbelt, gezwungen burd^ bic 3loÜ), 
unb toirb ftd^ nid^t mit if)m öerbinben. S)ag tt)irb Preußen 
einft Segen bringen! SBir finb moralifd^ frei geblieben; 
bag tüirb gur potitifd^en greifieit fül^ren- 3c^ bin gewiß, 
lieber SSater, 5ßreu§en wirb biefer fd^mä^tid^e grieben unb 
bie 9lrt unb SBeife, wie er gefd^loffen, wenn id^ eg aud^ 
nid^t erlebe, über furj ober lang ©egen bringen. Slud^ 
^ätte ber Sönig nad^ @^Iau einen treuen SlHiirten öerlaffen 
muffen, bag wollte er nid^t, ber bie Xreue unb SQSa^rl^eit 
felbft ift. 3lod) einmal : biefe ^anblung^weife be^ Äönig« 
wirb sprengen einft ©tüd bringen. !Dag ift mein fefter 
®Iaube. 



1 Qu ber 9Jlittemac^t§ftunbe üotn 9. auf ben 10. 3ult toax ber 
griebenSöertrag ju 2:ilfit unterjetd^net Sorben. 



80 



41. 

(5(n ben ^roibft |)anftem. i) 

üKcmct, 31. Sluguft 1807. 

Iriflung gum SBol^It^un toav oon jel^cr ein l^croor* 
ftec^enbcr 3^9 in bem S^araftcr ber berliner; nie aber 
f)at biefer [ic^ fd^öncr cntoidelt, at^ in bem eben beenbigtcn 
unglüdlid^en firiege unb burd^ bie t)on Sitten, tDürbiger 
^err 5ßrobft, angejeigte ©tiftung jum Untcrfialte, jur 
©Tjie^ung unb jum Unterrid^t unbcratöener Stnabcn öon 
armen noc^ lebenben ©ttern. gür SBaifen fe^It e^ nid^t 
an ©tiftungcn mand^crtci 2lrt, aber an §ilf§bebürftige au§ 
ber gcnonnten Stiaffe toar bi^fier noc^ nic^t gebadet. S)iefe 
Slnftalt oerbient ba^er allgemeinen 2)anf nnb Iebl)afte 
I^eitna^me. 

3c^ aber bin fe^r gerührt burd^ ben garten 93ett)ei§ 
oon Sichtung, Vertrauen unb Siebe, ben bie Stifter nac^ 
S^rem Schreiben öom 12. biefe^ ajionatö mir baburc^ ge= 
geben, bafe fte bie Stiftung nac^ meinem 5Ramen nennen * unb 
unter meinen ©d^u| ftellen moUen. ÜKit greuben ne^me id) 
nic^t nur beibed an, fonbern übernehme auc^ bie nad^ bem 
©tat auggemittelten Unter^altung^foften für oier äögünge, 

6 

81 



tnbcm ii) Sic, $crr 5ßrobft, crjud^c, jold^c augguttjö^lcn unb 
nod^ Snl^alt be^ Sieglemcntg ber ©tiftgorbnung tl^ncn einen 
SSormunb ju fe^en. Seifommenbe 100 ©tüd griebrtd^^b'or 
bitte id^ jur erften ©inrid^tung ber Slnftalt ju üernjcnben- 

S)er Shieg, ber \o oiet unöermeiblic^e^ Uebel über bic 
9lation brad^te, beren SanbeSmutter gu fein mein ©tolj 
ift, \)at qu6) manche fd^öne grud^t gur SReife gebrockt, unb 
für fo öiele^ Oute ben ©amen au^geftreut. bereinigen 
loir unö, i^n mit Sorgfalt gu pflegen, fo bürfen wir l)offen, 
ben aSertuft an SKac^t burd^ (Sewinn an Xugenb reic^* 
lid^ ju erfefeen. 

©ie, ^err 5ßrob[t, l^aben rebtic^ ba§ S^rige get^an, 
nad| biefem 3^^^^ l)injuleiten. SRel^rere S^rer ttJÜrbigen 
Slmt^brüber l^aben mit S^nen gewirft, ©ie ^aben baburc^ 
in ben Berlinern ben Oeift erwedt unb erl^alten, in wel* 
d^em allein man [id^ im Unglüd mit SBürbe betragen lann. 
S)aburd^ ift bag 95anb ber Siebe, melc^eS bie Station mit 
i^rem ^errfd^er oerbanb, nur um fo fefter gefnüpft worben^ 
fott)ie bie greube be^ SBieberfefienS, toonad^ bie ©el^nfud^t 
toec^felfeitig groß ift, befto reiner fein wirb. 

S^re 
wof)Iaffectionirte 
ßuife. 

©ottfrieb ^Tuguft Subwig üon |)anftcin, beutfd^cr St^cologc, 
ijreuBijc^er Oberconfiftorial^ unb @d)ulrat§, 3)om|)robft ju SBcrlm, 
geboren ju 9Jlagbeburg am 7. <Btpitmhu 1761, geftorben ju SBerlin 
am 25. gebruar 1821. 

2 fiuifenftiftung. 



82 



42. 

(5tn ifire @cf)tt)efter fjrieberife.) 
(©ommer 1807.) 




►q^ für ©d^rttte ic^ gctfian ^obe/ um 5ßrcu6cni8 
Sd^idEfal ju milbern, unb tote menig [ie mir gelungen 
finb, bog toeig bie SBelt; aber id^ toax fie alg licbenbe 
©Qttin bem tönig, at^ gärtlidtie 93?utter meinen Sinbern, 
als Königin meinem SBotfe fd^ulbig. 2)ag ©efü^t meine 
^flid^t erfüllt ju ^aben, ift mein einziger Sol^n. 



1 3)ie Königin Iiatte fic^ am 4. 3uli, bem SBerlangen ^apoiton^ 
entfiprec^enb, üon Wltmd au§ ipcrfönlic^ nad^ 2^ilftt Begeben, ttjo ftc^ 
bie 9Jlonarc^en aufhielten. Qn ^iftupönen, einem S)orfe bei 2:ilftt, 
na^m fie im ^farr^aufe SQ3ol^nung. Sßor ber am 6. Suli ftattgefim* 
benen erften ^Begegnung mit 9^a:poIeon jeid^nete bk Königin bort in 
i^r 2^agebuci^ ein: 

„SSa§ mid^ ba^ foftet, meig mein ®ott. 3)enn menn id^ gleid^ 
ben 9Jlann nid^t l^affe, fo fel^e id) il^n bod^ als ben an, ber ben i^önig 
unb fein fianb unglüdlic^ gemacht l^at. ©eine 2:alente bewunbere id^; 
aber feinen S^rafter, ber offenbar ^interliftig unb falfc^ ift, fann id^ 
nid^t lieben. §öflic^ unb artig gegen i^n ju fein mirb mir fd^itjer 

6* 

83 



lüerben; boc^ ba§ ©c^ttjere wirb einmal üon mir geforbcrt; D:pfcr ju 
bringen bin ic^ gemol^nt." — 

3)te |)offnimg ber Königin, bnrd^ i^rcn ©inflnj auf ^apoiton 
günftigere fJriebenSbebingungen ju eräiclen — „^rcujen aud^ nur ein 
3)orf 5U erl^alten" — Ratten \i^ nid^t erfüHt. 

Wm, 8. 3uli fc^rieb ^apoi^n feiner ©cmal^Iin, ber Äaifcrin 3o* 
fep^ine, t)on 2^ilfit au§: 

„3)ie Königin üon ^reujen ift in ber ^at l^öd^ft anmutl^ig, tjon 
bejaubember fjreunblic^feit gegen mid^. 3)od^ — id^ bin ein SBad^S* 
tuc^, über weld^e^ bie§ §llle§ nur itjeggleitet/' 



84 



43. 

(5(it fjrau t)on SSerg.) 
(©c|)tembcrl807.) 



• • • • 



Itcin fornntt^ unb mit if|m gc^t mir micbcr 

ettoag Sic^t auf. S)ocl^ ß^^^^ft 9^^^^ ^^ "i^t ^^"^ ®^I^^ 
ftönbigfeit, unb m ift biefe jcfet in bcr S33elt? SÄarfc^aa 
©oult ift ein entfe^tid^cr 9Kann, unb fä^rt er fo fort, fo 
l^ält er un^ gefangen l^ier in SDlemel — Saläre lang. 
5)enn er tf)ut toa^ er UJill, unb ift recftt gereift in ber 
©d^ule, bie if)n erjog. 



1 ^arbenberg hjar t)or ^Beginn ber ^ilfiter grIebenSunterVnbs 
lungert auf au^brüdlid^ften $8efef)l 9^a|)oIconS üom Äönig entlaffen U)or* 
ben. Sn biefer S^otl) luanbten fld^ ^Eer S3IidEc lüieber auf Stein, ber 
fic^ nad^ beut x^m ju tlieil genjorbenen ungnäbtgen ^bfc^ieb tief ge* 
fränft auf feine 33efi^ungen in S^affau jurüdge^ogen. S)ie ^rinjefftn 
Soutfe9labäitt)in, Stod^ter be§ ^rinjen gerbinanb t)on ^reugen, unb 
$arbenberg rid^teten, üom Äönig beauftragt, ha^ bringenbe (Srfuc^en 
an ©tein, bie fieitung ber ©efc^ftfte ujieber ju übemel^men. 

^arbenberg fc^rieb: „SOlu^it id) nid^t barauf rect)nen, bafe Sic 
jebe |3erfÖnIict)e Df^üdEfidjt bei ©eite fe^en werben, um bie SSefriebigung ju 



85 



l^aben htn (Staat ju retten, bem @ie feit gi^rer Sugenb il^re Gräfte 
gettjeil^t IiaBen? ©ie ftnb in ber X^at ber (Sinnige, auf htn aHe guten 
SBaterlanbSfreunbe il^re Hoffnung fe^en; würben @ie fic^ itjeigem, fic 
ju erfüllen? — ©§ ift üon ber größten SSic^tigfeit, ^a% ©ie fid^ ol^ne 
3ögem jum ^önig begeben. 3)ie erften 5(ugenblide itjerben bie größte 
Sorgfalt erforbem. 3)er ^önig wirb Ql^nen beftimmt fein ganje§ Sßers 
trauen fc^enfen, unb Q^nen bie Sorge für bie SSieberl^erftcHung be§ 
@taat§ mit ber SSa^I ber 9JiitteI unb ^erfonen überlaffen. Sßon bem 
U)a§ jtrifd^en Ql^nen beiben oorgefallen ift, feg niemals wieber hit 
[Rebe. S)er Äönig l^at burd^ ha^ Unglüc! t)iel gewonnen, unb feine 
§lu§bauer mad^t i^m @^re. treffen ©ie bit redete SSeife bie ®efd|äfte 
mit if)m ^u bel^anbeln, fo werben ©ie it)n ju Willem beftimmcn wa§ 
gut unb nü^Iic^ ift, mt mir biefeS ooHfommen gelungen war. SBer« 
meiben ©ie befonberS ba^ 5lnfe^en, if)n regieren ju motten, ©r befi^t 
bie gute (Stgenfd^afr^öiberfpruci^ ju ertragen unb benjenigen ju fc^ägen 
ber il^m bie SQ3aI)r^eit fagt, wenn e§ mit ber ©^rerbietung gefd^iel^t bie 
man bem fjürften f^ulbig ift, o^ne $8itter!eit unb au§ wat)rer Siebe 
für i^n unb feinen S)ienft." 

3)ie ^rinjeffin fct)rieb: „^on Qlinen ^offen wir Xroft unb 
SBergeffen ber Unbilben, welche ©ie oon un§ entfernt, unb beren fid^ 
p erinnern ©ie ju grogmüt^ig fei)n werben, ju einer ßtit wo berjcnige, 
welcher ©ie beleibigt l^at, nur nod^ gi^re ^^^eilnal^me unb ^l^re ^ülfe 
oerbient. könnten ©ie fic^ unfern ^Bitten ent^ie^en? könnten ©ie 
biefeg Sanb unglüdflid^ unb öerlaffen fe^en, unb i^m biefe STalente, 
biefe (Sinfic^ten oerweigem, bie attein un§ nod^ oon unferem tiaUt 
erlieben fönnen? ©arbenberg l^offt nur auf ©ie, er fte^t für feinen 
|)erm feine $)üffnung aU in S^nen, unb wenn ©ie un§ nid^t jurüdf* 
gegeben werben, wenn ©ie ben SSünfd^en berer ni(^t folgen, welche 
©ie oerlangen unb fle^entlid^ forbem, waS foH au3 biefer traurigen 
3u!unft werben ? — 3d^ gebe ju, ©ie aufforbem unfer Soo3 ju t^eilen, 
l^eigt ©ie ber größten O^jfer ftt^ig galten, unb man l^at 9iid^t§ getl^on 
um fte ju oerbienen; aber Q^re ©eck ift ju ebel, um ftd^ in biefem 
§lugenblic! ber S3eleibigungen p erinnern, unb ic^ tenne ©ie ju gut 
um nic^t oerfict)ert ju fct)n, ha'b wenn ©ie ^ier wären, ©ie o^ne SBe* 
benfen ^ur |)ilfe biefeg fo unglücfUd^en gürften fommen würben." 

®raf fjin teufte in, ber preußifc^e ©efanbte in SSien, fd^rieb: „@ie 
attein werben im ©taube fet)n, mit frftftigem 5(rm ba^ Ungeziefer ber 



86 



6elbftfüd^tigen, ber SBcrrätl^er, unb waS eben fo fc^Ied^t ift, ber S)umm= 
föpfe auSjurotten, weld^e ben ©taat bi§ in feine ©runblagcn unter:: 
graben l^aben nn\> bie üorjüglid^fte Urfac^e unfereg Sßerberben^ ftnb." 

fjrau üon S3erg fc^rieb in golge obiger SKittl^eilung ber Königin 
unterm 23. ©eiptember üon ^Berlin au§ an ©tein : ,,@eit 22 gal^ren 
bie x6) Sie fenne, folgte i^ 3^^^" immer mit ber ^^eilna^me meldte 
ein über fein gal^r^unbert erliabener G^arnfter einflößt; ©ic ^abtn il^n 
bcwiefen burd^ bie 'äxt wie ©ie eintoilligen ju unS äurüdjufel^ren. 
3e^t rul^en nUe unfere Hoffnungen auf 3^"^"; »eld^e Aufgabe einen 
©taat äu ergeben unb ju ftü^en, ber aEein eineg S^ageS tt)enigften§ 
t>a^ nörblid^e 3)eutfciölanb lüieber aufrid^ten unb bie ^ned^tfd^aft brechen 
fann, ujelc^e ba^ je^ige unb ba^ jufünftige ©efd^Iec^t entfittlid^t unb 
Derberbt, fiaffen @ie fid^ alfo bod^ nirf)t burc^ bie erften Unbequemlid^* 
feiten abftoßen ; irf) benfe mit gittern an bie SJlöglic^feit ha^ ©ie fid^ 

aufs neue entfernen fönnten 3c^ bitte ©ie fid^ ber Königin ju 

näl^em; wenn ©ie bie 9?ein^ett i^reS 3öefen§ fennen, fo werben ©ie 
i^r beiftimmen unb fie lieben, ©ie üerfd^mäl^t bie fleinen 9)littel weld^e 
i^re 9Jlad^t i^r geben fönnten, man muß fie um fo Ijö^er ad^ten. (S§ 
ift in bem ®efü^l i^rer ^flid^t al§ ©attin ba'^ fie fict) l^ingiebt unb 
aUe SfJeigungen unb SKeinungen be§ ^önig§ t^eilt, ba% fie biejenigen 
Dertlieibigte, welche er oertl^eibigte; fönnte man i^r barauS einen S8or= 
iDurf machen? Qnbeffen ift ba§ Unglüd ber 3eiten fo groß unb fo 
graufam gemefen, ba^ itjxt klugen über oiele 2)inge geöffnet finb. ©ie 
ift 9Kutter, unb bie gufunft i()re§ ©ol^ne§, i^rer ^inber fann fie nic^t 
gleichgültig laffen ; ba§u Ijttngt fie innig an i^rem 2anbt. S)ie Königin 
ift nic^t geeignet in ba^ ©in^elne ber SBerioaltung ein^jugefien, \va^ au6) 
im allgemeinen für bie grauen nicftt pa^i, benn e§ bringt fie in ju 
ijiele SBer^ältniffe unb fd^abct baburd^ o^ne irgenb einen Sßortljeil ber 
(Sinfact)^eit unb (SJIeic^mögigfeit be§ fiebenS, biefer £lueHe fo oieler 
Xugenben; aber bie Ä'Önigin muß eine ©tü^e finben; fie muß fie finben 
für jeben fittlic^en 3^^^^/ \^^ ©ic^erung ber Umgebung beS ^ÖnigS 
gegen SDlenfc^en bie feine unb beS fianbe§ SSol^lfabrt unb @^re in &t= 
fa^r bringen, für bit ©r^iel^ung i^re§ ©ol^ne§ unb für jeben g^^ec! 
ber bie SBürbe be§ ^öniglictien §aufe§ unb ba^ SSo^l be§ ©taateg ju 
crl^alten bient. ©el)en ©ie alfo biefe ©tü^e; (äffen ©ie fid^ burd^ bit 
erften Unbequemlid^feiten nid^t aufregen unb abftofeen. 3^r S3eruf ift, 
fid^ be§ (SJan^en ^u bemct(^tigen ; oerfennen ©ie biefen S3eruf nic^t. 

87 



Sic iuiffeit augerbem, bog man nur bann groge S)mge crrcid^t, tocnn 
man ^EeS öcreinfad^t, ^EeS auf eine Buellc, auf einen einzigen Ici= 
tenben ©runbfa^ jurücffül^rt. ©o wirb e§ aud^ Sinnen gelingen, unferc 
unglücflid^en Ueberbleibfel ju fammeln unb barauS eine neue Drbnimg 
ber 3)inge aufjufübren." 

3n @tein§ ©(^reiben an ben Äi5nig, in itjeld^em er fid^ jum SSiebets 
eintritt in ha^ SDlinifterium bereit erflärt, l^eifet eS: „Qn biefem §lugen= 
blic! be§ allgemeinen UnglücfS wäre e§ fe^r immoralifd^, feine eigene 
^erfönlid^feit in ?lnrec^nung ^u bringen, um fo me^r ba @ure SD'lajeftftt 
©elbft einen fo ^of)tn S3eU)eiS üon ©tanbliaftigfeit geben." 



88 



44 

(5(n grau üon 53crg.) 
(Kernel, @e|3tember 1807.) 




»ie cg un§ gcl^t, ift nid^t gu glauben, ©cftcrn 
erhielten loir 5Rac^ric^tcn üon Änobel^borf* quo 5ßarig, 
ttjo er bel^anbclt toirb rote ein Said, ©eine SSorfteflungen 
an 5RapoIeon ju bringen, ift i^m unmögticft, ba er nur 
einmal unb tt)ic öon ungefähr öorgelaffen tüurbe. 2)er 
$ßring öon öaben unb Sambacereg^ roaren im Qmmtx, 
unb SRapoleon ^at i^n aufgenommen roie ein Srümd^en 
SBrobt. 2)ie Umgebung 9lapoleon§ ift ebenfo geftempelt; 
unter anberen l^at S^ampagn^ ' gu Änobel^borf gefagt, 
„man merbe fe^en, roie ^ßreufeen fic^ je^t benel^men toürbe, 
^offentlid^ pbfcft nachgiebig gegen be^ itaiferS SBillen, — 
benn aüe ©d^ulb liege an un^, an unferm böfen SBiüen," 
obgleid^ ber gneben^traftat üorliegt! SRad^ unferm SSer* 
galten mürbe g^anfreic^g SSerfa^ren gegen un^^ für bie 
3ufunft eingerid^tet merben u. f. m. ©o mirb auc^ je^t 
ein 5:i|eil bon ©c^lefien noc^ fortgeriffen, ber unS boc^ 



89 



au^brüdlidö beim griebcnSabfcl^tug unter bem Sflamtn SReu^ 
fd^Iefien öorbe^alten war, unb afö Änobcföborf barübcr 
SBorftellungen machte, \)at Sfiampagn^ gejagt, eS ipäre ein 
@d^reibfef)Ier unb ein 3rrtl^um ! Sagen ©ie fetbft, ob i>a^ 
nid^t jum SSergmeifeln tft! 214 ^ein ®ott, toarum l^aft 
2)u ung öerlaffen! 2Bo bleibt benn Stein?* 2)ieg ift 
nod^ mein lefeter 2;roft; großen ^ergenö, umfaffenben 
©eifteg, meig er üieüeic^t Slu^mege, bie unS nod^ verborgen 
liegen! — 



i fjriebric^ SSil^eltn üon ^nobeUborf, geboren p SBerlin im 
Qal^re 1752, preujifd^er ®eneral=fiieutenant, toielfad^ ju biplomatifd^en 
SQiiffionen toermanbt, war nad) $ari^ ö^fci^idt, um günftigere SBe« 
bingungen bei 3(u§fül^rung ber fjrieben^beftimmungen ju erwitfen. 
©eftorben m Berlin am 19. 5rpril 1820. 

2 gean SacqueS 9iegi§ be ©ambac^r^S, geboren ju 9D'lont:peIIier 
am 18. Oftober 1753, au§ einer alten Suriftenfamilie ftammcnb, früher 
§n)eiter ßonful, nac^ 9^apoIeon§ ^^^ronbefteigung jum (Sr^fangler be§ 
9fieicf)§ ernannt, übte auf ben (SJang ber innem §rngelegen]^eiten bcn 
größten ©influg au§. ©eftorben ju' $ari§ am 5. WdJ% 1824. 

3 gean S3a^)tift 9^om|)fere be ©l^ampagnt), geboren ju Sftoanne 
in gorej am 4. ^Tuguft 1756, früher ©eeoffi^ier, 1804 SKinifter beS 
gnnem, 1807 äJ^inifter be§ ^leugem, 1808 jum |)eräog oon ©aborc 
erhoben, ©eftorben ju $ari§ am 3. 3uli 1834. 

* ©tein traf am 30. September in äJiemel ein unb Iiatte am fol« 
genben Stage ^tubien^ beim ^Önig. 9(m 2. Oftober erl^ielt er ben 
rotten 9(b(er=0rben. 



90 



45. 

(an i^reit SBruber ÖJeorg.) 

üKcmcI, bcn 7*^«, 8^"* 1807. 

feoben rüill id^ mid^ gerate nic^t, aber beiläufig mufe 
id^ boc^ jagen, ba^ eS erft 6 U^r frü^ ift, unb ba§, ba 
ber Courier ^eute frü^ fort foU nad^ S3erlin, id^ meinen 
Schlaf öerjd^eud^te, um @ud^ ein. paar SüUn ju fc^reiben. 
2)enn »enn eS jemanb üerbient, bafe man i^m Opfer bringt, 
fo ift e§ mol^I niemanb mel^r atS 2)u, beffen folianten id^ 
geftern um 6 Ul^r befam. 3!)er geftrige Sag mar fomplet 
einer öon benen, bie ba Reißen, fie gefaüen mir nid^t, bod^ 
nur äugerlic^, gottlob! @^ mürbe ben gangen 5:ag nid)t 
Xag, regnete nur einmal, unb alle äßenfc^en gingen in 
©tiefetn über bie ©trage, um nic^t jU öerfinfen, SBeiber 
unb iDiäbc^en. Sin fd^öner grauer ^immel, ber aüt S3Iidfe 
gen ^immet öerfc^euc^tc, eine lobten * ©titte, mit einem 
SBort, lieber ©eorge, fo eine ©e^nfuc^t nad^ Sriöfung auS 
^reufeen, bie bcinal^c in ^eimme^ ausartete, öertieg mid^ 
weniger aU jemals. S)a fam aber Sabfal bie j^üüt, 



91 



2 Couriere, bcr eine cttoag frül)cr mit 2 SBricfcn öom 
lieben Bary,* ber anbete mit beinern l^immtifd^en, unb 
ttjieber 2 95. t)on ber SBerg unb einem öon Il^ereje' au« 
Paris, oI)ne ßart jeincn gu öergeffen. S(^ toar gerabe bei 
SDlarianne*, aU iä) bicje @clö8|c befam, unb mußte mic^ 
alfo gcbulbcn bi§ nad^ $aufc, um biejeg aüeS gu savou- 
riren. * 5)a jd^crtc idö w^i<^ iii «^^iii Äämmertein, unb 
t)crbrad^tc ein paar ^crrlic^c ©tünbtein gang aOein, 3)er 
Sönig ging unb fam, aber ic^ lag fort unb ttjar red^t frol^. 
atfo taufcnb ©anl, beftcr George, für bein Sabfal, e« l^at 
l^errlii^ geroirlt. S)cinc Siebe unb beine 3"f^i^l>^"^^it ^^^ 
mir ift gewiß eine ber füßeften 93eIoI)nungen für bie liebenbe 
93ruft, unb gewiß, lieber ®eorge, bu lannft außer ©orgcn 
fein; id) ermübe gewiß nid^t. ©tein'S Snlunft be* 
rul^igt mic^ auf öiele SBeife, aber eg l^at benn aud^ fd^on 
böfe ©töße geloftet wegen Beyme.« ©iefer l^at ftd^ fel^r 
ebel benommen unb ben König um feinen Slbfd^ieb ani 
bem Äabinet gebeten. 5)a§ machte freiließ ber ©ad^e eine 
(Snbe, aber ben Jfönig fi^mergt e«; unb bann war bicfei^ 
bodö nic^t ein (Sntjc^Iuß unb eine ©ad^e, bie in einer 
©elunbe abgemacht war, unb bie ©elunben, bie bagwifc^en 
picf picf machten, waren ©rbftöße, bie oiel ©d^wefel unb 
böfe S)ünfte auswarfen. 3Rt\)x lann id^ nid^t fagen, an^^ 
malen lannft bu e§ bir aber bod^, unb fpred^en mit nie* 
manb al§ ber Serg unb ^apa, wenn bu wiüft S)abet 
bemerk ic^ noc^ ein«. 3c^ glaube, in SBerlin wirb man 
ben neuen Kammer -^räjibenten erft burd^ biefcn 



92 



Courier crfal^ren (er i[t nämtic^ an ©c^tcimfe' ©teile), 
jprec^e alfo lieber gar ntd^t baoon, bamit mtin 3lamt nic^t 
applaudirend, nic^t mifebilligcnb in biefer ©ac^e crfd^eine. 
SBenn nur ©tein in jeincn formen ^err i[t, unb immer 
weniger fein luill, afö er ift, bann geltet bic ©ac^e. Dis- 
sentiren nic^t disputiren « ift bie ^auptfac^e unb öiel ®e- 
bulb. 2)er Äönig l^ängt an fünfter elirerbietiger g^rm 
fel^r, unb Hardenberg ift einjig barin. Umftra^It öon 
2;ugenb trat er immer alö ein SSerflärter herein, machte 
feine SSorfteUungen mit einer Slrt, bafe ber König immer 
Äönig blieb, unb baö ift öiel. — 2)ie geftrigen Siac^ric^ten 
au^ Paris finb nii^t fo grau, roie gemö^nüd}, o^ne im 
geringften ^etl ju fein; aber baöOrau rü^rt fic^ etmaö 
f reunblic^er. S^eref e f c^reibt mir — ^ II me parait qu'en 
general il y a uu changement eu bien, 11 me semble 
qu'il y a plus de cordialite, et moi meme oii me traite 
avec plus de destinction depuis quelques jours. S)iefe 
felbe Semerfung mac^t aud| Knobeisdorf. 8l(^, George, 
2)u fannft nic^t glauben, roenn ein Sag nur nic^tö noc^ 
üblere bringt, aU ber t)or^ergel)enbe, mie man ba fc^on 
jufrieben ift. 3a e^ ift tüeit getommen. 3c^ flage nic^t 
me^r über bie folgen be^ fürchterlichen griebeng. 9lacf| 
folc^' einem unglüdEIic^en Kriege mufete man fic^ auf Opfer 
gefaxt machen, n)ir bracf|ten unerhörte; aber mir mußten 
ung unter ba§ eiferne ©c^idEfal beugen, unb jebe^ fuc^te 
Kraft ber ©eele, um bie nun einmal eingetretenen, not^^^ 
menbig gemorbenen Opfer ju bringen. 2)ocf| bie SBiüfür 



93 



jtt ertragen unb ein Spiet ber Saune ber SWarfd^äfle unb 
employes t)on granlrcid^ ju »erben, baju l^atte feiner, 
leiner mel)r Sraft, unb id) war biefe teilte Qüt nid^t tool^I, 
benn eS fam n^ieber t)iel infames {ufammen. 2)od^ tnenn 
fic^ ber graue Stumpen^® nur etma^ fanfter regt, bann 
lann e§ noc^ beffere läge geben, wenn man nur billig 
gegen ung ift fo gebe id) and) mein le^teS l^er ol^ne 
äRurren. ^dj öerjage nic^t für ba§ innere SBo^I beg 
ßanbe^, bag Slenb ift je^t o^ne ©renken, allein eg ift 
noc^ mandie Äraft unermactit, mand^e Queue nid^t auf^» 
getrau, bie bod) mo nic^t Segen, iod) ®rfa| bringen fanm 
Unb ber grofee Süieifter^^ ift ja bei un^, ber biefeg aüeiJ 
beleben fann unb roirb, ha ZaUnt unb SBiUe, ^aft unb 
gncrgie beifammen ift. — ffiann mir un^ übrigen^ in 
S3erUn mieberfe^en ? ba^ meig (Sott ! — unb bag lümmert 
mic^ in meiner je^igen Sage mel)r aU jjemate, benn nur 
Serlin ift gut ju foId)en expeditionen. 

5)u ge^ft nic^t nad^ Paris, auc^ ein S^roft, benn ic^ 
^abe bie Ueberjeugung, bag bie Sfteifen eigentlid^ nichts 
Reifen a(g ia^ fie t)ie( ®e(b foften; bod^ auf ber anbem 
©eite, fobatb man fie öon einem »erlangt, muß man fie 
nic^t augfd|Iagen, benn bie 83erul)igung, fic^ fagen gu 
fönnen „Su ^aft aUeg getrau" ift man f ic^ in ber l^eutigen 
3eit fi^ulbig, mo man nur öon inneren Capitalien lebt 
SBie oft, menn afleg l^icr öerjtoeifelte, trat id) auf unb 
bat, man möd^te mid^ nac^ Paris fd^id en, id^ fc^eue nid^tö, 
mag Sftec^t ift. ©tein fagt' ic^ biefe^ aud^ unb er antwortete 



94 



mir> nod^ nid^t! 2)ic ad^tung bcg Äaijcrg ift mir 
gctoife unb er jagt ftctg ®utcg unb Sicbcg üon mir. 
S^crcfcng Sricfc fagcn baffclbc. @r fclbft \pxa6) mit mir 
in Su^brücf cn, fagtc fic **»qui ont fait du bien ä mon 
coeur'', i^r Ic|ter öom 20*^" 7breii ^^^^ gcfdönebcn 
einen Slugenblicf nad) bec ^Jräfentation bei ber Äaiferin, 
XDO il)r bie njieber fagte — ^*je saisie cette occasion pour 
Vous rendre tout ce que Tlmp. m'a dit d'agreable sur 
Votre compte. L' Emp. m'a feile dit, m'a beaucoup 
parle de la Reine de Prusse : il dit qu'elle est la femme 
la plus aimable et la plus interessante et qu'il regrette 
bien de ne l'avoir pas connu plutot — S'il a eu des 
preventions, il en est bien revenu, et il a bien regrette 
que la politique a ete plus forte que sa volonte I — 
Voila la quintessence de ce qu'elle m'a dite et repetee 
de dififerentes manieres. SDieje Sleufeerungen gujammen* 
genommen geben mir ben Oebanfen, bafe feine ©itelleit 
gejd^meic^elt inxd) eine Stimme, bie mit S33ürbe unb 
Änftanb Siedet forbert, mit formen, bie feine Sinne 
befted^en, in bem reinften Sinn genommen, \>od) etma^ 
®uteg für ben König unb 6 üRißionen unglüdEIic^er üRen* 
fc^en l^eröorbringen lönntc. @g ift ein großer ©ntfc^Iuß 
unb eine Königin, bie felbft bittet, etloaö Uner^örteg! 
aber ic^ t^u' eg, fobalb id^ I)offen lann, nur tiwa^ ®uteö 
gu ftiften. — 

S)u forberft SRac^ric^ten öon meinen Äinbern: fie finb 
aUe lieb unb gut. grife giebt bie fd^önften Hoffnungen, 



95 



fein ^crj ift gut unb öicl ®cift unb SBißbcgicrbe; 'nur 
feine SJianicren finb nodj detestables^* unb erf orbern all' 
meine Strenge unb Slufnterffamleit; benn bag Sleufeere 
^at gar ju üiet ßi^W^w^^nJjöng mit bem Snnern, ©er 
lieber mit bem ©Qenbogen ftögt al^ mit ber §anb janft 
unb l^öfUdö (ttad^ Umftänben) fc^iebt, um etwag l^in^ 
roeg jU räumen ober jemanb aufmerifam jU mad^en 
u. f. m., ber ^at etroa^ ä\)nlxdjt^ in feinem Oemüt^, 
n)e((^eg * eine jc^öne Harmonie be^ Snnern eben fo 
unangenehm ftöret alö ein Slnftofe ber ®rajic äußere 
lic^ t>a^ 2luge o erlebt. ®Iaube mir, George, id) l^abe 
rei^t barüber nadigebac^t unb geprüft, grife empfinbet fel^r 
lebhaft; al§ ic^ oon lilfit jurücffam, fagf ic^ i^m fe^r 
bemegt: „^d) mitl ©ir einmal red|t umftänblic^ erjäl^Ien, 
melc^eg grofee Opfer ic^ bem Äönige, meinen lieben Äin* 
htm unb bem ßanbe gebracht f)abt, eiS ^at mir oiet Äraft 
gefoftet, aber @uer ®Iücf njar mir lieber, eS ift mir 
alleg — ", ba fing er fo an ju meinen, bafe er fic^ ben 
ganzen 2(benb nic^t erboten fonnte unb ganj in fic^ gefe^rt 
mar. @r muß früf) lernen, Dpf er, oon anbeten gebracht, 
ju mürbigen, bamit ber ®ntfd|lu6 mit i^m madife unb 
reife, auc^ SlUe^ ju t^un, roa^ rec^t ift. ffiil^elm auc^ 
flug unb gut, immer förperlid} fdimäc^lic^. Charlotte rein 
mie ®olb, gut, fanft, luftig, fo bafe @t. Louisens l^upte* 
Seuffeldien ^^ mir mandimal einfällt. Sari fo eine 8lrt 
mie gri|, nur je^t burc^ ber S3ocf*^ i^re Slufmerffamfeit 
fc^on get)obelter aU er. 3c^ unb ber Äönig nennen 



96 



Alexandrine la petite autocrate *®, bcnn fic l^at fo ctoag 
©Cjibirtcg *^ unb Siärrifc^cg aK ntöglid^. — 2)tc attc 
Voss *® ift immer bicjclbc, luftig, traurig uac^ Umftönben, 
fic f)at üicl über unjer Uuglücf gclitteu, beun fie l^at eiue 
Oeifteg^^SRegfamleit, bic bod^ toirHic^ unbegreipid^ ift für 
80 3at)re. 

2)a6 Äiejetüetter^* bir ein großer Iroft fein loürbe, 
bat)on toax id) fiberjeugt. @r toax Slugenjeuge unb alfo 
üon einem unbegreiflid^en Sntereffe für Slüe, bie Preussen, 
ben König unb mic^ lieben, ba er fo mand^eS meife, wa^ 
man nur fennen lann, wenn man mitten barin njar. Unb 
bennod^ muß man nodö fragenb fic^ felbft betaften, um ju 
ttjiffen, ob man e^ nod^ felbft ift, ober ob ein fantome 
ung aUe§ biefe^ öorfpiegelt ? ©o unbegreifliche S)inge 
^aben fidö jugetragen. 2)odö bie traurige SBirflid^feit ift 
ba unb atteftirt, e§ ift fo! 

3lod) e^e id^ ji^Iiefee, mufe idö 5)ir bod^ ben Iroft geben, 
ba^ id^ freier at^me, feit bie Sriefe aug Paris gelommen 
finb, bie iod) im Ion etxoa^ beffer ftimmen afö mt big 
jefet, n)o afle S^öne öerftimmt waren auf biejem Snftrument. 
Adieu, menn idj ^eute ber Berg nic^t fi^reibe, fo jeige il^r 
boc^ biejen 93rief, id) muß I^erefe l^eute noc^ einen tt)id^=» 
tigen 83rief jc^reiben, unb ba wirb benn wol)! ber Sourier 
fort ge^en o^ne weitere^, benn ic^ bin je^t fd^on matt. 
Adieu, liebfter bcfter Oeorge, fage bem Sari, iä) l^ätte 
bem Könige aüeö gejagt, wag 93ejug auf feine Sfteife ^ätte 
unb er foQte ru^ig fein. 6g bleibt bei ber Oarbe, rat^e 

7 

97 



aber barum gu fd^reiben. aSicüeid^t ttjcnn c^ lange baüerf, 

\tf)* id) @u(ft f)itx, öieUeidöt aber auc^ loirb man fanfter 

gegen ung unb loir feigen ung in Serlin. Unb bag loöre 

bod^ nod^ ettoag nad^ öielem J^^^terlic^en. Sc^ liege 

aüen SDlenfc^en gu güßen, brüde unb lüffe S)id^ unb bin 

emig S)eine 

Souije* 

» £ftü6ev. 

3 3)te gürftin üon 2:^um unb %a^x^ (fie^c (Seite 12 ^(nmerhing 1) 
l)atte fic^ nadf $art§ begeben, um bei S'JapoIeon für SBal^rung bcr 
I)iftorifc^en @ererf)t)ame ber 3fleic^§Ianbpoftmeifter einzutreten. 

» * ©emopn be§ ^ringen SBil^elm, britten S3ruber§ be§ Königs. 
(Siet)e ©eite 105 5lnmertung 1.) 

5 5D^it S3e^agen genießen. 

8 Äarl fjriebric^ S3et)me, geboren ju ÄiJnigSberg i. b. ^ieumarf 
am 10. 3uli 1765, preuf{ifd)er Staatsmann, feit 1798 föniglic^er ©a^ 
binetSrati^. ©r übte einen großen, oft oerl^ftngnifetiollen ©influß auf 
ben Äönig au§. ©tein ^atte bei Uebemal^me feineS neuen ^tmteS bie 
Entfernung S3e^me§ au§ ber Umgebung beS ÄiJnigS jur S3ebingung 
gemacht. S3et)me mürbe barauf^in jum ^rftftbenten be§ ^ammcrgeric^tS 
in S3erlin ernannt. ®eftorben ju ©tegli^ am 8. 3)ecember 1838. 

"^ S)e§ früheren Äammerpräfibenten. 

8 Erörtern, nic^t ftreiten. 

9 (S§ jeigt ftd) mir im allgemeinen ein SSed^fel jum beffem, e§ 
fc^eint mir, ba^ man me^r |)erälid)feit ^at unb mirf) felbft be^anbelt 
man feit einigen ^agen mit me^r 5lu§5eid)nung. 

10 ^jo^oleon . . . . ? S)ie ©räfin SßoB frf)reibt unterm 6. 3uli 1807 
nad^ i()rcr erften S3egegnung mit ^Japoleon über biefen: „Er ift auf* 
fallenb ()ä6nc^, ein bicfe§, aufgcbunfeneS, brauncS QJefidE|t, babei ift er 



98 



toxpviknt, ffein unb ganj ol^nc fjigur, feine großen runben Süigen ToUcn 
un^eimli^ uml^er, ber ?(ugbrud feiner 3ügc ift §ärte, er fielet auS »ie 
bie Qnfamation be§ ©rfolgg." 

" ©tetn. 

»2 3)ie meinem ^erjen »ol^Igetl^an l^oben. 

18 (geptember. 

i* 3c^ ne^me btefe Gelegenheit wai^x, um 3^nen alleö mitjut^eilen, 
n)a§ mir ber ^aifer angenehmes über ©ie gefagt ^at. S)er ^aifer, 
fagte fie mir, l^at mir üiel öon ber Königin üon ^reugen gefprod^en: 
er fagte, ba^ fie bie liebenSmürbigfte unb intereffantefte grau fei unb 
ha}i er fel^r bebauere, fie nic^t früher gefannt ^u ^aben. — SBenn Sßor= 
urt^ei(e beftanben Rotten, fo fei er baöon ^urücfgefommen unb e§ t^ue 
i§m fel^r leib, bafe bie ^oliti! ftftrfer aU fein SSiEe gewefen fei. S)aä 
ift bit |)auptfad)e beffen, U)a§ fie mir gefagt unb in üerfc^iebener SSeife 
mieber^olt i:)at 

15 5(bfcf)eulic^. 

16 $3a^rfc^einlic^ ift fiiermit ein f. g. Äartefianifd^eS Teufels 
cf)en gemeint, ein p jener Qtxt fe^r beliebtet ©pieljeug. 

17 S)ie Äinberfrau. 

'8 2)ie f leine ©elbft^errfcf)erin. 

19 ^eftimmteS. 

20 Sophie 2öil^e(mine S^arlotte Tlaiit üon Sßo6, ©eborene üon 
^^^annetui^ au§ bem §aufe ©diönfliefe, geboren ^u ^Berlin am 11. Wdx^ 
1729. 1740 würbe fie jur ^of= unb @taat§bame bti ber Königin 
©op^ie 5)ürot:^ea, ber SSittwe £önig§ griebrirf) 2SiIt)eIm I. ernannt. 
(Sie üermä^Ite \id) am 11. SJ^är^ 1751 mit ©ruft ^o^ann öon Sßofe 
auf (SJiewig, ©c^önau 2c. unb würbe SBittwc am 26. 3Jlai 1793. Ober:= 
^ofmeifterin ber Äronprinjeffin Suife feit bem 21. S)ecember beffelben 
Saures er^ob lönig griebric^ SBil^elm III. fie am 11. mäv^ 1800 
für fid^ unb it)re S)eScenben§ in bm erblid)en ©rafenftanb. — "üfladi) 

7* 

99 



beni Xobc ber Königin \)txlkf) if)x ber Äönig baS SBonb bcä fd^tüarjcn 
^Äblerorbcn^, eine Sluä^eid^nung, ber gufolge u. a. bie Söad^en für fic 
inä ©etüel^r treten mußten, unb ernannte fte jur Grande Gouvernante 
unb Oberauffel^erin ber Äöntglid^en ^rlnjen unb ^rinjeffinnen. (Bit 
ftarb am 31. 3)ecember 1814. Ql^re SJiemoiren erfd^ienen unter bem 
3:itel „^ieun unb fed^jig ^al^re am Ijreufeifc^en §ofe", ßei|)ä{g 1876. 

21 Qol^ann ©ottfrieb Äarl S^riftian Äiefettjetter, ^rofeffor am 
mebicinif^sc^irurgifd^en Kollegium (1766—1819). 



100 



46. 

(9tn ben greii^erm üon Stein.) 



'¥c 



oila ma Memoire, ©trcid^cn Sic, fcfecn @ic 
gu naä) SBeücbcn, id^ tocrbe fcl^r banibar jc^n. ^Renvoyez 
la moi bientöt et ne ries pas de fautes d'orthographe 
mais c'est plus fort que moi et je m'en facherai toute 
la vie Sans y remedier comme il faut. Pardon des 
peines que je Vous donne. 

m. ce 8* Louise. 

3(^ bcjd^tüörc Sic l^aben Sic nur gebulbt mit bcn 
crftcn ÜKonat^cn. S)cr Äönig l^ält gctoig jc^n SBort, 
Beyme lömt tücg aber crft in Scrlin. ' @o lange geben 
@ie naä). 2)Qg um gotte^miQen ba^ ®ute nid^t um 
3 SWonat^e Oebulbt u. Qtit über ben ^auffen falte. 



101 



Sd^ bcfd^tüöre ©ic um Äönig SSatcrIanb meine 
Äinber meiner jelbft wiflen barum. ©ebulbt. 
Suife. 

1 |)ier meine S)entfrf)rift. — 3)a§ „SJlemoire'' ber Königin mar 
eine fdE|riftItd^e S)arlegung tl^rer 3lnfid^ten unb $(ftne für bie ^ebung 
beS fittlid^en, religtöfen unb üaterlftnbifd^en ©inneS. 

2 ©enben ©ie eS mir halb jurüd unb ladjtti (Sie nidE|t über hk 
ort^ograp^lfd^en ^Jel^Ier, aber fte ftnb ftttrfer a(§ idj unb iä) »erbe mid^ 
mein ganzes Seben barüber ftrgem, o^ne i>a^ fic^ bteä änbem liege 
tt)ie e§ fic^ äftmte. SBergei^ung für hk SJlü^e, weld^c id^ ginnen öcr^ 
urfad^e. 

3 Um btn SBed^fel weniger auffallenb ju mad^en, füKte S5et)me 
nod^ einige Qtii ben ©onferenjen beimol^nen. 



102 



47. 

(?(n fjrou Don ^evg.) 

ajecmcl, 10. Oltober 1807. 

'tc legten Slnträgc ober öiclme^r ®efc|c, bie unS 
in einer förmlii^cn ßonöention jufamen, loarcn oon ber 
Slrt, bag ©tcin gum crften 3Ral wie ju ©tcin würbe. 2)ie 
©ontribution beträgt an 154 SKiflioncn; baöon foll ein 
S)ritte( jogleii^ baar be jal^It merben bie ^älfte. ber übrigen 
100, aljo 50 äßiüionen in $ßromeffen, bie anberc §älfte 
inxdj S)omainen * SSerfauf. Um genji^ ju fein, bafe bie 
ßa^tung^ * Sermine innegehalten merben, »erlangen bie 
granjofen al^ Unterpfanb fünf geftungen : ©raubeng, ®oI* 
berg (bie beibe fo tapfer gegen ben geinb öert^eibigt unb 
behauptet njorben), Stettin, Äüftrin unb ®Iogau. 5)iefe 
foUen mit 40,000 üRann franjöfifc^er 3;ruppen befegt tt)er* 
ben, worunter 10000 SKann ÄaüaQerie, bie ber Sönig 
einlleiben, bewaffnen unb ernäf)ren foü unb baju bie 
©umme öon jwölf äWitlionen I^ater anweifen. S)ie S)o» 
mainen beg Äönig§ im SKagbeburgifc^en unb SKärlifc^en 



103 



jtüifi^en bcr @Ibe unb ber Dbcr unb in Sommern foüen 
an yiapolton überlaffcn tücrben, bic er öemaltct unb auc^ 
t)crfc^enft, locnn er xoxü, um bic übrigen 50 ÜKiOioncn 
Iieraugjubringen. Scgrciftic^ ift, bag 40,000 3Rann nid|t 
?}ta| in bcn geftungen ^abcn ; e^ werben i^nen aljo Sanbe^^ 
gebiete angeroiefen loerben muffen, ober t)ielmef)r fte nel^men 
fie fic^ — toa^ bleibt bem König übrig? Unb wag bleibt 
er mitten in feinen Staaten ? ©iefeg, ba e§ nid^t annel)m=» 
bar ift, ju öerl^inbern, wirb öerfuc^t burdö bie ©enbung 
beg $ßrinjen SBil^elmS ber Slufträge ^at, bie öon Stein 
rebigirt finb. ®ottIob, bafe ©tein ^ier ift! S)ag ift ein 

SBeweig, bog un§ ®ott noc^ nid^t ganj üertaffen l^at. 

©0 ift unfere fürchterliche Sage, an weld^er Slüeg l^ier 
barnieber liegt. Sluc^ mic^ öerlä^t nun balb aüe Sraft, 
@g ift furchtbar, entje^lid^ ^art — befonberg ba eg un^ 
üerbient ift! üReine 3^^""?* ift bie allertrübfte ! SBenn 
wir nur Berlin behalten; aber manchmal pre^t mein 
aI)nung§t)oüeg ^erj ber ®ebanle, bafe er eg un^ aud^ 
nod^ entreißt unb ju ber §auptftabt eine^ anbern Äönig* 
reic^g mad^t. S)ann ^abe ic^ nur einen SBunfdö — ang* 
juwanbern, weit weg, al§ ^riöat^Seute ju leben unb ju 
öergeffen — womöglich! Sl(^ ®ott, wol^in ift eg mit 
^ßreufeen gefommen! SSerlaffen au^ ©c^wac^^eit — öer* 
folgt aug Uebermut^ — gefd^wöc^t burd^ Unglüd — fo 
muffen wir untergeben! ©aöar^^ i^at üerfic^ert, bag 
JRufelanbg aSerwenbung auc^ nid^t^ l^elfen würbe; l^at 
un§ aber ben guten ^aii) geben laffen, unfere Juwelen 



104 



unb Äoftbarfeiten ju öcröufecrn.^ — Un^ bic^ jagen ju 
bürf cn ! 



^ ^riitä griebrid^ 3SiI^e(m ©arl, Grübet be§ ÄÖnigä, geboren 
am 3. Suli 1783, üermä^It am 12. Januar 1804 mit ber am 14. Of= 
tober 1785 geborenen ^rinjefftn ?(malte SJlarie ?(nna (genannt SJlarianne) 
\)on §effen=^omburg ; SBittioer feit bem 14. ?(pril 1846, geftorben am 
28. (September 1851. Gr war nad^ $ari§ gefanbt, um, ba hk X^eue= 
rung in ben befe^ten ^roüinjen aufö l)öc^fte geftiegen, eine frül^ere 
Oiftumung be§ fianbe§ öon ben franjöfifd^en Gruppen ju erttJtrfen. 
%U aUt^ Sitten unb ^rcingen be§ ^rinjen nirf)tö ^alf, bot fogar er 
ftdE| felbft unb feine ©ema^Iin mit beren ©inoerftänbnife al§ ©eifeeln 
an bi§ jur oöEigen 3fi^iung. 

2 ^nna Qean 5D^arie Dflene ©aoari^, geboren ju SJlarcq im 3)e= 
partement ?(rbennen am 26. %pxxi 1774, franjöfifd^er ©eneral, nad^ 
ber @c^lad^t bei grieblanb ^um ^erjog öon 9looigo ernannt, ©out)er= 
neur t)on Oftpreu^en, fpöter ^olijeiminifter. ©eftorben am 2. 3uni 1833. 

•* ein ^albe§ Saftr fpäter, im 9(pril 1808, fc^rieb bie ©rftfin SSofe 
in i^r ^agebud^: 

„fieiber werben oon ^ag ju ^ag mel^r einfd^rcinfungen im fönig= 
lid^en ^auS^alte not^oenbig ; aurf) id^ oergid^te auf einen ^^eil meineö 
®el^a(te§; ad^, e§ ift ja nii^t anber§ möglirf)!" — 

„5ltte bie armen Offiziere, bie ^ier burc^fommen, finb je^t auf 
l^alben @olb gefegt unb e§ giebt oicle, bie auc^ nic^t ba^ §lllergeringfte 
oon (Solb me^r nehmen, ^an tuei^, bafe manche biefer treuen Dffi= 
giere ^o\^ §auen, um if)r 33rob ju oerbienen, ^(nbere bei ben ^Bauern 
in ber ^Birt^fd^aft unb auf bem gelbe arbeiten, nur um leben ^u fönnen^ 
ift ba^ nid^t ein graufameS ®efd^id?" — 

„3u ^ifd^e l^atten wir einen SfJiajor o. ©., loeld^er früher hti bem 
9tegiment be§ Äönig§ ftanb unb nun auf falben @oIb ift, wie bie 
SJleiften; a(ij\ unb er \af) au§, wie ber oertörperte junger — e§ ging 
mir burd^'ä -Serj!" — 



105 




48. 
(9ln ben grei^crm üon (^tein.) 

ajicmel 29. Oltobcr 1807. 

>cnn Sie nid|t ju öiel gu t^un l^abcn, ttjcnn bic 

böjcn S^ac^ric^tcn * öon Serlin * nii^t ßonf ercn jcn crf orbern 

ober gu faffenbe ©ntfc^tüffc 3^ncn abt)Qlten, jo tüünfd^te 

ic^ fel)r unb aufecrorbentlid^ ben S^roft ju ^aben, @ie um 

5 U^r gu .fpred^en. Süiitt^eilung beg ©d^nierjeg, bag Ur^ 

t^eit eine§ fingen, gefü^Iüoöen äKanneS ift üon unenblic^em 

aSert^. ®ott, tüo [inb mir, n)o^in ift e^ gelontmcn ! Unjer 

3;obegurtf)ei( ift gejproc^en. ^ ^ 

Souije. 



1 S)aru, S'jQpüleon^ SBeüüümäc^tigter, ^atte in S3erlm bie ^örtcften 
Jyorberungen gcftellt. 



106 



49. 

(5(n fjrau üon SBcrg.) 
(Oftober 1807.) 




>ic gtüdtid^ bin id^, bag Stein ^ tüicbcr ^icr ift; 
ja, fcitbcm id^ i^n wicbcr an bcr @pi|c bcr (Scfd^äftc ttjci§, 
ift cg mir, a(g fönnt' id^ mid^ ^ö^cr aufrid^tcn, unb al§ 
würbe mein forgcnjd^wercS ^aupt mir (cid^tcr ju tragen. 



1 Äauni fünfäef)n SKonatc fonntc @tcin feinem ^önig bienen. 
^apoUon erflärte ben SKinifter in 5lci^t unb S5ann. S)ag S)ecret lautet 
in ber Ueberfefeung: 

„^aiferlid^er Sefel^I. 

1. S)er iyjamen^ @tein (,le nomm^ Stein'), totld)tx Unrul^en in 
55)eutfci^Ianb ju erregen fud^t, ift ^wi^ geinbe granfreid^S unb be§ 
fHl^einbunbe^ erfiftrt. 

2. S)ie (SJüter, meldte ber befagte @tein, fei e§ in granfreid^, fei 
e§ in ben fiänbem be§ 9l^einbunbe§ befi^en möge, werben mit Sefd^Iag 
belegt. S)er befagte @tein mirb überall, tüo er burd^ unfere ober unfere 
Derbünbeten 2^ru|3pen erreid^t werben fann, perfönlid^ jur §aft gebrad^t. 

3n unferem Äaiferlid^en Sager oon SKabrib ben 16. S)ecember 1808. 

S^ZapoIeon." 



107 



(Stein mußte pfeifen, ba huxdj ben franjöfifd^en ©efonbten feine 
Auflieferung tjom ^önig verlangt tüurbe. 5(m 12. Januar 1809 öer^ 
lieg er ben pteufeifd^en SBoben unb begab fid^ äunöd^ft nad^ Oefterreid^, 
bann nad^ Shtfelanb. ©eine ©üter, bie feit 675 JJöT&t^en im SBeftJc 
berer üom @tein, würben im 3(uftrage '^apoUon^ confiScirt unb feine 
(Sd^loefter SKarianne al§ befangene nad^ ^arig gefd^Ie^jpt. 

SSon @tein ging nad^malS ber ©ebanfe ber euro^jöifd^en ?[d^t§s 
erflörung gegen S^ia^joleon au§. 

©r ftarb ju 9?affau am 20. Suli 1831. 

^aifer SBil^elm liefe i^m 1875 auf hm S)ön^off§<)Iat ju ^Berlin 
ein S)enfmal üon ©r^ fe^en. 



108 



50. 

(5ln i^ren SBrubcr ©eorg.i) 
(Oftober 1807.) 



• • • • 




cnn ©u ©clcgcnlicit I)aft, fo fagc bcm Äaifcr 
etoa^, unb tDenn ®u nid^t tDetgt, tDortn ba^ beftel^en tonne, 
fo fagc il^m nid^tö üon mir. 



1 ©rb^jrittä ®corg befanb fid^ ju jener 3^it in ^ari§, um mit 
5'jQ:|)oIcon über ben Eintritt 9JlecfIenburg§ in ben Sfll^einbunb ju unter* 
l^onbeln. 



109 



51. 

(5(n il^ren SBruber ©eorg.) 
(Sinter 1807.) 



^nb tücnn man nur ein @nbc abfegen fönntcl — 

ein @nb jiel all bicfcr Seiben ! Slber e^ giebt feines ! . . . • 



110 




52. 

(%x ben SKagiftrat üon SBcrIin.) 

^einc Ferren Dom äRagiftrat unb bcr gcgenmärtigen 

Obrigfeit bcr SRefibenj Serlin. Sic guten (Scfinnungcn, 

iDctc^c Sic für fid^ unb im Sfta^mcn bcr SBürgcrjc^aft in 

bcm S^euja^r^SBunfc^e öom 19*^" ö. ÜÄ.^ SKir äußern, ^abcn 

üRic^ je^r gerührt. 3c^ banfc S^nen aufrichtig bafür. 

5)ic SönigöStabt xod^ t§, wie roerti) fie mir jeberjcit war. 

2lbcr bic unglütflic^e Trennung ^at bic Sreuc unb Sin* 

I)änglicöfeit ber guten Sürger in i^rcm fc^önften Sid^te 

gcjcigt unb baburc^ aud^ 2Kein innigfteS SBo^tmoöen, ju 

bem fid^ ©anfbarfeit gefettet, noc^ ert)öl)et. 5)ie greube 

beö ttjec^felfeitifl fo fe^r erfe^nten SBieberJe^enö, objroar 

mit roe^mütt)iger ©rinnerung ber erbutbeten Seiben ge^ 

mifd^t, mirb barum nur befto ^er^Iid^er fe^n. 3c^ bin 

S^re SBütitaffectionirtc 
ajtemcl 3. 3an: 1808. g^jr^^ 

8ln bic |)crren öom Söiagiftrat unb ber gegenwärtigen 
©tabtObrigfeit ju Öertin. 



^ 2)crjeI6e lautet: 

3^re ma\t^tät bie Königin. 

3c jogember tin gebietcrifci^eS SSer^ängnife in (SrfüHung beS leb^af* 
teften unfcrer SSünfd^c ift, (Suerc Äöniglid^e SJiajeftät too^Ibel^alten 



111 



in bie dauern Sl^rer l^iefigen ^Refibenj unb in bic 9Jlittc ber treuen 
S3ett)o]^ner berfelben äutücücl^ren ju feigen, um fo crfreulid^er ift un§ 
jebe Gelegenheit, ?lllerl^öc^ft=2)enenfelben unfere (Sl^rfurd^t in ber QnU 
femung bejeugen ju fönnen, iüoju un§ je^t ber beüorftel^cnbe eintritt 
be§ 9^euen 3ci^i^e^ SSeranlaffung giebt. S)a§ mit nftd&ftem obgeiüid^ene 
3a]^r ^at ber ^rten Prüfungen fo tjiele für ©m. Äöniglid^e SJlajeftät 
mit fid^ geführt, bafe bie bei ©infd^reitung be§ Sf^euen Sal^reg fid^ un§ 
aufbringenbe Erinnerung an bie (Seelengröfee, mit weld^er @tt). SJlajeftät 
fold^e beftanben unb barin au^gebauert, un§ nid^t anber§ al§ mit in* 
nigfter 3lü^nmg erfüllen fann. 

^it merben mx aufhören, biefe§ id)öne unb erl^obene S3eifpiel, mit 
meldiem @iü. ^Jlajeftät un§ hierunter vorgegangen finb, ^u bemunbem 
unb p t)ere()ren. 

S)ie SSorftd^t fü^re ^tHerl^öd^ftbiefelben mit jebem Xagc htm Qkk 
S^rer cblen 93eftrebungen nnl^er, feegne Q^re Unternehmungen unb 
cr()alte un§ nodö longe ©to. SKajeftöt fo t^eureS Sebcn pm ©lüdE 
3^re§ aUerburd^Iaud^tigften ©ema^lS unb ^l^reS §o^en |)aufe8 fo mie 
3örer getreuen Untert^anen. S)ieö ift ber SBunfdt), ben mir für mx^ 
unb 9?amcn? aUer gutgcfinnten SWitbürger SerlinS ^ierburd^ au^U' 
brücfen un§ bie f^reifieit ncf)mcn, inbem loir in tieffter (g^rfurdjt erfterben 

©uerer ^öniglid^en ^ajeftät 

aHeruntert^clnigfte 

ber 3Jiagiftrat 

unb bie gegenioärtige Obrigfett ber @tabt Berlin. 

(Unterfdjriften.) 

55crlin ben 19. ^ej^ember 1807. 



!I^a^ Original bc^ ^^ricfc^ ber ,Stönigin befinbet fid^ im 9(rd&io be^ 
'iDJagiftraK^ uou ^^crlin. 



\V2 



53. 

(5)[n il^ren SSater.) 
{mmd, ^Tnfang 1808.) 



• • • • 




•er ^ aber bcn S^itfitcr ^rieben untcrfd^ricb, fann 
ntd^t mübe tDerben im ®utenl 



1 Äaifcr 3Kcjanber l^atte, glcid^fam a(§ (Entgelt für feine "^U 
fd^ulb an bcn für ^rcu^en fo unglüdlid&en SBebingungcn be§ fJriebenS- 
fc^Iuffe§ tjon iilfit ba§ ÄönigSpaar ju einem S3efud^ in ^etergburg 
eingelaben. 



8 

113 



(3)er ÄÖnig an bic SBürgcrfd^aft tjon Wltmd.) 

Jd^ banfe ber brauen unb guten Surgerfd^aft üon SDlemel für bie 
in ber heutigen SSorfteHung^ bei Gelegenheit 9Jletner beüorftel^enben 
5(breife nad^ Königsberg ^ fo ^erjlid^ geäußerten ©efül^Ic ber ^reue unb 
5(n]^änglid&!eit an 9Jleine ^erfon, SKeine ©emal^Iin unb 3JJein ganzes 
§au§. @o wie e§ unücrgefelici^ fel)n wirb, bafe 3JiemeI allein öon allen 
(Stäbten 3Jieine§ 9leid^g üon ben KriegSbrangfalen unmittelbar üerfd^ont 
geblieben; fo werbe aud^ Qd) Wdj ftetS banfbar erinnern, bag bie göttlid^e 
SSorfel^ung Tlid) unb 3Jieine gamilie ^ier eine greiftcltte finbcn liefe. 3)ie 
öielen unb rü^renben Seweife ber 2itht unb unerfd^ütterlid^en 2^reue, 
weld^e bie fämmtlic^en (Sinwo^ner biefer @tabt unb ©egenb 9Wir, felbft 
bei 5Cnnä^crung ber größten KriegeSgefal^r, gegeben, er^ö^en ben SSertl^ 
biefer (Erinnerung unb fid^cnt ber ©tabt SKein immerwäl^renbeg SSo^Is 
wollen. 3JJit JJreuben werbe Sd^ i^^^ Gelegenheit ergreifen, il^r fold^c^ 
tl^ätig ju bezeugen, a(§ Ql^r gnäbiger König 

SJJemel, ben 14. Qan. 1808. 

ijriebrid^ SSill^elm. 



1 ®te SSürgerfc^aft SBltmel» l^atte unter ftc^ bie Summe Don 1600 Z^aler ge« 
fammelt unb biefelbe bem IS5ni0 burc^ eine ®e)}utation überreichen laffen, mit ber 
IBitte, bie @)}enbe filr bie (Sintool^ner bed in ber 92&^e ßSnigdbergd belegenen 
abgebrannten Stäbtcbeng ^eiligenbeil ju oerwenben. 

2 ^m $lbenb bed 16. Januar traf ber ^of in Slönigdberg ein. 



114 




54. 

(9tn bie ^vinjeffin Sutfe Don ^reußcn.) 

Königsberg ce 2d Mars 1808. 

^ Ma tres chere Tante ! '^ 

Itoila trois Lettres devant raoi de Votre pari, dont 
Tune est toujours plus bonne que l'autre (pour raoi). 
Coment Vous faire parvenir chere Tante mes remerci- 
ments comme je le voudrois, pour vous persuader que 
je suis penetree de Vos bontes et que Vos attentions 
reiterees ont profondement emue mon Coeur remplie de 
gratitude. Veuilez recevoir quoique toujours bien foible- 
ment les expressions de ma plus parfaite reconnaissance 
et de joye, que Vos charraants cadeaux m'ont fait 
eprouver. La belle Tasse a fait Tadmiration generale et 
la palatine bleu qu' Elisa ^ portoit sur ses petits bras 
et avec la quelle eile a fait une entree de Salon digne 
d'etre citee, m'a dejä rendu d'eminent servize sous ces 
frimats glace. Que je languis apres le moment oü je 
pourois de bouche Vous reiterer tout le Sentiraents 

que je Vous porte, et Vous assurer de vive voix de 

s* 

115 




mon tendre attacliement qui ni finira qu' avec mes jours, 
c'est ainsi que je ne cesserai d'etre 

Ma tres chere Tante 
de Votre Altesse Royale 
la tres devouee 
Niece et Amie 
Louise. 
Le Prince * nous a donnez de bien grandes inquie- 
tudes, dieu mercies quelles ont ete en vain. Je ne lui 
en ai pas parlez ne sachant si peut-etre cela lui seroit 
desagreable. Ma joye de revoir mon Cousin est bien 
sincere, et je n'ai que le regrets de le savoir separe 
de Yous ma chere Tante ce qui doit Vous affliger. 

P. S. Quand on a tant de sujet de reconnoissance 
il est difflcile de ne pas en omettre sans le vouloir, voila 
mon cas ma chere Tante. L'autre jour en reglant 
mes comptes je parlais a ma Cousine * des chemises que 
j'avois a moi Vous apartenant. C'est alors seulement 
qu'elle m'informa ma chere Tante que Vous avez eu 
la bonte inflnie de me les donner. Je Vous en rends 
mille et million de grames et baise Vos cheres Mains en 
idee. II est impossible d'etre meilleur que Vous Petes 
ma chere Tante et plus reconnoissante que je le suis ä 
Vous pouviez seulment en etre bien persuadee. 

Vous n'avez pas d'idee le bien que ces chemises 
me fönt, car mon ligne est abime par les Voyages, et 



116 



c'est reellement un bienfait. Encor une fois je Vous 
en rends milles actions de grace. 

1 mtxm tl^eucrftc Zmttl^ 

§icr liegen brei Sriefe tjon ^^nm öor mir, öon benen ber eine immer 
gütiger (für mid^) ift al§ ber anbere. SBie foH x6) Sinnen, geliebte Xante, 
meinen S)anf jufommen laffen, ttjie id^ e§ tüünfc^te, um ©ie ju über= 
zeugen, bai xdj öon ^f^xtx ®üte burdftbrungen bin unb ha^ ^\)xt n)ieber= 
polten 5(ufmer!fam!eiten mein bonterfüIIteS ^tx^ tief bemegt l^oben. 
S^iel^men ©ie, bitte, bie, luenn aud) unüollfommenen 3(uSbrüde meiner 
üottfommenften 3)an!bQrteit unb JJreube entgegen, meldte S^re reijenben 
©efd^enfc mid^ M^^n empfinben laffen. 3)ie fd^önc Xaffc l^at allgemeine 
Settjunberung erregt, unb ber blaue ^el^umfiang, bcn fölifa ^ auf il^ren 
tieinen Firmen trug unb mit meld^em fie einen Eintritt in bie ©efeH* 
fc^aft erjielte, meldfter roürbig ift bemerft ^u lüerben, l^at mir fd^on 
au§gej^eid)nete 3)ienfte unter biefem eifigen |)immel erliefen. 5Bie id^ 
nac^ bem SWoment lec^je, mann id) münblid^ alle bie ©mpfinbungen, 
meldte id) für ©ie l^ege, mieberl^olen unb ^fjmn mit eigner ©timme 
meine äärtlid)fte ^In^ängüc^feit üerfidftem fann, meldte nur mit meinem 
Seben enbigen mirb. 3n biefer ÖJefinnung werbe ic^ nid^t auf^ijren 
,^u fein meiner liebften 2^ante ^öniglid^e §ol^eit 

fel^r ergebene 

^idjtt unb greunbin 

Suife. 

2)er "iprinä* I)at unS tjiel ©orge üerurfad^t, @ott fei S)anf, ha^ 
fie imifonft geiuefen! 3<^ ^^be nid)t mit il)m baüon gerebet, meil id) 
nidjt nm^te, ob e§ i^m üieHeid^t unangenel)m mcire. SJJeine greubc, 
meinen SSetter mieber ju feigen, ift fe^r aufrirf)tig, unb id& bebauere nur 
il^n tjon S'Öi^^üf meine treuere 2^ante, getrennt ju miffen, meil ©ie biefe§ 
betrüben mu^. 

P. S. SBenn man fo üiel Urfad^e jur 2)antbarteit I)at, ift e§ fc^mer, 
nid)t miber SSillen etnmS baüon ju übergeE)cn ; bie§ ift mein gaU, meine 
t[)euere 2^ante. ^'^eulid), al^ idft meine 3fiec^nungen orbnete, fprac^ id^ mit 
meiner ßouf ine ^ üon 3^nen gel^örenben |)emben, iüeld)e ic^ in $)änben 
f)abc. S)arauf^in t^eilte fie mir mit, ba^ ©ie, meine tl)eucre Xante, 
bie unenblid)e ÖJüte gefiabt l^aben, mir biefelben p fd^enfen. 3d^ fagc 
30nen bafür taufcnb unb miHiouen 2)an! unb füffc 3;f)rc t(}eueni 



117 



§önbc in ©ebanfen. @§ tft unmöqlicj^, beffer ju fein al8 @ic c§ finb, 
meine tl^euere Sante, unb banfbarcr olö id^ e§ 3^^"^^ ^^^^ fönnten 
@ie nur baüon überzeugt fein! 

©ie I)aben feine 5l^nung baüon, rnie angenel)m mir biefe §emben 
finb, benn meine SSäfd^e ift burc^ bie 3fleifen p grunbe gerid^tet unb 
eS ift ttjirflid) eine 2So^(tI)at. ^odi^maU fage id) Sinnen taufenbfftitigen 
2)anf bafür. 

3)a§ Original biefeS 93riefe§, o^ne Wbreffe, befinbet fld^ in ber 
königlichen 93ibIiot^ef ^u 93erlin. 3)ie SBa^rfc^einlid^teit f^jrid&t für fol« 
genbe ©rUiuterungen. 

2 ^rinjeffin %nna ©Itfabet^ Suife, j^iüeite ^od^ter be§ 9Karf= 
grafen griebric^ SBil^etm üon 93ranbenburg = 8c^tt)ebt , geboren am 
22. 5rpril 1738, üermö^lt am 27. September 1755 mit bem am 23. 9Kai 
1730 geborenen ^ringen 5(uguft gerbinanb oon ^reufeen, SBruberS 
Sriebrid^S be§ ©ro^en, SBittme feit bem 23. Tlai 1813; geftorben am 
10. gebruar 1820. — 2)a§ greife ©l^epaar maren bie einzigen 3JJit= 
glieber be§ tönig(icf)en |)aufeö, \>it n)ttE)renb ber SBefe^ung burc^ bie 
granjofen SBerlin nicf)t oerlaffen Ratten. 

3 ^rin^effin grieberüe ßuife 9)lart^a (£ l i f a b e 1 1^ , Xoc^ter be§ 
•ißrin^en 51 n ton ^einricf) üon Stab^iiuitt (fie^e 5(nmer!ung 5), geboren 
am 28. Oftober 1803, unuermä^It geftorben am 27. (September 1834. 

* ^rinji griebric^ 2SiU)cIm §einric^ 5(uguft üon ^reufeen, jüngfter 
6of)n be§ ^rin^en Jerbinanb (fie[)e 5lnmerfung 2), geboren am 19. ©ep? 
tember 1779. 2)er ^rin^ loar wenige ^age nac^ bem ©efec^t bei ©aal* 
felb, 10. Cftober 1806, in tueld^em fein Sruber SouiS fjerbinanb gc* 
fallen, unweit ^renj^lau in bie ©efangenfd^aft ber ^^anjofen geratften. 
©eine Söunbcn burfte er, eine befonbere SSergünftigung ^apolton^, im 
(Slteml)aufe au§l)cilen laffen, würbe aber bann mit anbem Äriegg? 
gefangenen nad^ granfreid) gebrad)t. 5(m 1. Wdx^ 1808 fam er mieber 
in 5?ijnig§berg an. ©cftorben am 19. ^uli 1843. 

5 ^rin^efftn grieberifc 5)orotf)ea Suifc ^^ilippine öon ^reufeen, 
Xod)ter be§ ^rin^en gerbinanb (fiel^e ^nmerfung 2), geboren am 
24. mal 1770, ocnnäl)lt am 17. Wdi^ 1796 mit bem am 13. guni 
1775 geborenen ^rin^en 51 n ton ^einrid) oon Stab^^iwiU, SSittme feit 
7. 9lpril 1833, geftorben am 7. 3)ecember 1836. 



118 



55. 

(5tn il^ren SSatcr.) 
(Äönig^bcrg, Wl'äx^ 1808.) 



jltletnc Heine Suife ^ ift toirftidö ein ©ngcl. @ie ift 

orbenttid^ \6)ön unb fo ru^ig, wie man fid^ bie SBcrftärten 
benft. 3^t S3Ii(f ift fü^ unb fd^ön — i^rc äuge fein unb 
angeneljin — mit einem SBorte, fie ift göttlic^. ®ott motte 
fie ung erl^alten. 



* Suife ^(ußuftc SSil^elmmc 5(inalic, geboren ju Königsberg am 
1. fjebruar 1808; bei il^rer ^aufe am 28. JJebruar ftanb Oft|)reu6en, 
vertreten burc^ 5lbgeorbnete ber ©tänbe, ^u ^atl^en. (Sie öermöl^Ite \iö) 
am 21. 9Jlai 1825 mit bem am 28. gebruar 1797 geborenen ^rinjen 
SBitftelm griebrid^ ßarl ber S^Jieberlanbe unb ftarb am 6. S)ecem= 
ber 1870. — ^rin^ JJriebrid) ftarb am 8. September 1881. 

3m 2;agebuc^ ber ©röfin üon SSofe finbet ftd^, SJlemel, 25. 9?o= 
üember 1807, folgenbe Eintragung : ,,(£in Courier !am ^eute auS ^ariS 
unb brad^te bie ^tntmort S^opoIconS. ®r üerfprici^t, bai bie Xruppm 
biefe ^roüinjen üerlaffen foHten, bie Königin fönne alSbann i^re SBod^en 
in Königsberg l^alten; nad^ Serlin braud^e fie beS^alb gar nic^t ju 
ge^en, ha§> fei nid^t nötl^ig. 

@r ift ein geroiffenlofer 93öfett)ic^t. 3(d^ unb biefe ©ei^el; biefer 
nieberträd)tige ^Jienfd^ barf unS für unb für unterbrüdfen unb quölen l" — 



119 



56. 

{Sün ben ^ricg§rat^ ©d^effncri.) 




tein lieber Rrieg^SRatl) ©d^äffner! 3c^ banfe Sinnen 
l^erfclic^ für bie mir überfd^itf ten Sudler ^ bic mir ein fe^r 
groge^ SSergnügen gemad^t tjaben. 3t)r Slnbenten an bem 
%aQ meiner Oeburt^ unb wie ©ie beßen gebadeten, ift 
mir red^t Xlieuer, weil id^ @ie red^t aufrid^tig fd^äfee. ©ic 
fagen mir in 3^rem S3riefe ba^ ©ie feinet meiner SBorte 
»ergeben ; \o werben ©ie fid| aud^ leidet befinnen bag id^ 
nie anberg rebe aU ic^ e§ meine unb baj5 SBatir^eit ben 
(Srunb meinet S^arafter^ au^mad^t 2)ie SSerfid^erung 
meiner ^od^ad^tung unb greunbjdöaft jo wie meiner innigen 
©anfbarfeit fann S^nen alfo nic^t jweiffel^aft bleiben, fo 
wie id^ immer je^n werbe 3t)re affeftionirte 

Äöniggberg, 11. üRärj 1808. 
Suife. 

1 Sol^ann ©eovi] ©d^effncv, geboren am 8. ^(uguft 1736 ju 
Königsberg, ©anbtbat beiber 9fiec^tc trat er 1757 qI8 @ecretair in bic 
3)ienfte be§ |)eräog§ Karl üon §olftein=S8ecf, biente freiwillig aU tjft^nrid^ 

120 



\)on 1760—1765 in ber ^)reu6ifd^en 5(rmec unter JJrtebrtc^ bcm ®ro^en 
unb erl^ielt barnad^ bie (Stellung eines (5ecretair§ bei ber Oflentfammer 
in Königsberg. 3itnt ÄriegS= unb (Steuerrat^ ernannt, war er feit 1767 
in ©umbinnen unb ^Jiarientüerber t^fttig. (Sin öon il^m al§ SBefd^im^fung 
erad^teter SBefd^eib ÄiJnigS gdebric^ 11. auf eine Eingabe bc§ ©teuer= 
coHegiumS — ber Ä^Önig tjatte ertlärt, ein S)ragoner gelte if)m me^r 
als jel^n Ä^riegSrättie — gab ©c^effner ttjiHfommene SSeranlaffung, feinen 
5(bfd^ieb ^u erbitten. 3)er Äi3nig genehmigte ba^ ©efud^, verweigerte 
\tho6) bie tjon ©d^effner gleichzeitig erbetene ^enfion mit bem eigen« 
l^önbigen SSermer!: 

,,^i^r 3!Küfte ber Teufel pia^m ha^ id& en Ü^riegSral^t pension 

gebe ba nodt} ©o öi^l brat) officierS o^ne üer©orgt ©ijnbt bie 

200 2;{)lr. meiere en ^nöaliben officier ju t)ertt)(illigen) JJr." 

©d^effner fiebelte -^unädift naä) S)an5ig, harrn in feine SSaterftabt 

Königsberg über; l^ier lebte er im Umgang mit Kant, ^ippd, §amann, 

StuerSroalb, ©d)rötter, SBorowStt) u. a. ©ine |)ofbame ber ^rinjeffin 

grieberife öon ©oImS=S5raunfelS, ^Hbertine öon fi^Sftocq, 3:od^tcr beS 

(SJeneralS, weld^er, als ©d&effnerS 3ugenbfreunb, hti biefem SSo^nung 

gefunben, war SSeranlaffung, ba% bie ^rinjeffin unb banad^ bie Königin 

fidft \>m ®reiS üorfteHen liefeen. — SSon ben ©rgebniffen ber fd^nft^ 

ftellerifd^en St^fttigteit ©c^effnerS liegen mel^rere S3ftnbe ®ebid^te, fowie 

eine ©elbftbiograp^ie (Sei^jig 1823) gebrudt tjor. 

2 Caractferes de La Bruyfere ou Les Moeurs de ce sifecle, unb 
Les caractferes de Theophraste, traduits du Grec par La Bruyfere. 
(1. Huflage $ariS 1687.) 

^aS Original biefeS SBriefeS befinbet fid^ im Königlichen ©taatS= 
ard)it) ju Königsberg. 



121 



57. 

(9ln i()ren SBruber ©eorg.) 
(Königsberg, fjru^ja^r 1808.) 



• • • • 




:an mug bie Uebertaue tapptn unb bad @c^tff 
bcr gfut^ überlaffen, fidö öuf ®ott t)cr(affen, tüo mcnfc^Itc^e 
^ilfe nu^Iog ift. 2)ie ©enbung SBUl^elmS toax einer ber 
coups desesperes. ^ ®3 blieb un2 afö einjigeS übrig unb 
bann? ^ört Slßeg auf — nun jo l^aben ttjir unS ntd^W 
üorgumerfen unb bie 9lad^tt)elt ttjirb uniJ rid^ten! 



1 SSerjiüeiflungSfci^ntte. — '^aä^ faft je^nmonatlid^cr 35cr^anblimg 
r)atte ^rinj SSil^eltn (fief)e @eite 105 ^Inmerfung 1) lüeitcr mdji^ hti 
Sf^a^joleon cneid^eu fönnen, al§ (SBertrag tjotn 8. ©e^tember 1808) cmc 
^erabfe^ung ber KriegSfci^ulb tjon 180 Millionen f^rancS auf 140 9KiU 
lionen. 



122 



58. 
(9(n bcn Ärieg^ratl^ ©d^effner.) 



»Uten ajiorgcn §err ©dö^ffn^^f 3^ loünjd^e, baß @ie 
ftc^ beffer befänbcn, lote idö- C^^ute fd^ic^c i^ S^nen btc 
4 unb 5. Sorlefung jurüdf, bie mir unan&\pxtd)lx(titn ®e^ 
n\x% üerfd^affen. Sonnt id^ nur einma^I jelber 5ßrofeffor 
©üüern* bafür banfen, aHein ic^ jd^äme mic^ gerabc ju 
S^nen ^erau^gefagt meiner Unioiffen^eit. 3d& empfinbe 
red^t tief bie fd^öne SBa^rl^eiten, auf ber fe^n ganzes 5ßrin* 
iip ru^t; unb boppe(t fü^f ic^ mid^ l^ingerißen, bie Sluf^^ 
gäbe meines fiebenS: mid^ mit Harem SBemufetfetjn jur 
innern Harmonie ju bilben nic^t ju üerfe^Ien, fonbern 
i^r gu genügen. 

SRed&t fd&abe ift, ba§ ik fc^öne ®ried&enSBeüt üoü Un* 
fd^ulb unb bie fräftige SRömerSBeUt nic^t ^at bauren !önnen, 
bie Qtit be§ SlbfaüS unb i^re 5Riebrigfeit f)ai mxdj ma^r* 
lic^ ergriffen, meil leiber bie jefeige i^r fe{)r gleicht. — 
SBoßten nur bie SKenfc^en bie Slugen nad^ innen menben, 
meßeid^t fänben fie noc^ ^aft baS ©claüen^od) ab* 
gufd|ütteln; aber t^un fie eS nic^t, fo fte{)en feine alte 



123 



SRitter auf, für ba« SRed^t, bcn ®(auben unb bic ßtcbc gu 
fömpfcm 9Jiit magrer Slnbac^t f niete id) in ®eban!en 
an beut Slltar ber 93urg Sapeüe unb bettete für be^ere 
Reiten ju bem Slümäditigen* ©riebe id^ fie aud^ nic^t 
mel^r, ge^t eg nur meinen Sinbern unb Hiird^ il^nen 
meinem Solf einmal tt)ol^(! 3dö toeife, bie ^^ten mad^en 
fidE) nidjt felbft, fonbern bie SDleufd^en mad^en bie 3^^^ 
be^megen foüen meine Sinber gute 9Jienfd|en merben, um 
tt)o^(t^ätig auf i^r Qeiialitx ju mirfen. — 

SBenn ic^ fo bie Cahiers anfe^e, tt)ie fie mit SSfe^ftift 
bejubelt finb, fo fdjäme id) midE) fc^on tüieber, loeil 9K. 
©tein fie jo lefen loirb. (£r fennt mid^ noc^ meniger atö 
(Sie, tt)a§ mirb er beulen. 2)ie ^^rogltifen meinet §er* 
jen^ faun ber nur ratzen, ber mid^ genau fennt* äJer^ 
gangen^eit, eigene (Erfahrungen unb ©d^idEjaale, ®egcn*» 
tuart, 3^^""f^ Hoffnung aße^ ^ab' ic^ barin angebeutet, 
unb ^ätt' e^ nod^ t)iel me^r getrau, tuügt id^ nic^t, ba^ 
außer 3f)nen noc^ Semanb fie je^e* 2)od^ einige 5^agen. 
SBelc^e Kriege nennt man bie punifc^en Sriege? ®ingen 
bieje alle gegen Karthago? ®ie ®racd)ijc^en Unruhen, 
midjt finb bie? SSerjei^en Sie, @ie ^aben eö mir aber 
erlaubt. S)ann bitt id) Sie, bie 4*^ SSorlef. aufjufd^Iagen, 
unb bie ßignen mo bie Sreujd)en fic^ befinben ju über^* 
lefen* S)ie Qtit, moöon er ba fpric^t, ift fie nic^t bie, 
xoddjt ©ümern ba§ 3^^*^^'*^^ ^^^ ®ermanen nennt? unb 
Xüo bie jc^öne eble SRittergeit ju i^rer ^öc^ften Stütze 
gebieten loar? 



124 



SBenn ber 9K. Stein bie §cfte gclefen Ijai, fo bitt 
ic^ @ic, jd^tcfcn Sic fie mir toicbcr. 3c^ blättrc bann l^in 
unb loieber, jerftrcuc mic^ fo l^erlid^ öon bcr brücfcnben 
©egenioart l^inmeg, mad^c mir bic angcftrtc^encn ©tcßen 
immer mcl^r ju eigen unb »ergeffe eS nid)t me^r, l^offe* 
i c^. Sd^ i^abe nod) eine ganje Seite ju lefen, bann mac^e 
ii) baS 5ßacfet ju. Slbieu bi§ — bal^in. 

§abe id) xtd)t üerftanben, fo löfete fic^ bag 3^^*^^^^ 
ber ®ermanen auf, meil fie me^r i^ren ©efü^Ien unb i^rer 
5ßl^anta[ie folgten, als bem SSerftanbe, ber (mie man jagt) 
richtiger mägt, ge^ör gaben, ^aben Sie bie gute unb 
fagen mir, maß §ierard|ie eigentlich ift, id^ ^abe feinen 
beutlid^en Segrif baöon* 

9lun ift eS ma^rlic^ gcnung, unb id^ l^ab' 3l^nen fc^ön 
mit 5^agen be(äftigt. grögt man aber nic^t, unb fd^ämt 
fid^ feiner Sinfaüt gegen 3eben, fo bleibt man immer bum. 
Unb ic^ ^affe entfe^Iic^ bie ©umreit* 3^re Sladöfid^t 
madjt alles mieber gut, unb {)eilet bie SBunben, bie id) 
f)zntt ber (Sitelfeit fd^Iug, bie ic^ gerne bem befferen 
opfere. Sie moüten mir nun nic^t baS 6**^ §efft fd^idfen, 
fonbern bie Sd^fufe^^reben. SBarum? 3c^ bin mit ^teunb* 
fd^afft unb §od)ad^tung Sl^re 

ben 20. Suni 1808 affeftionirte 

Hippels ©arten.« ßuife. 

Äönnen Sie morgen frü^ ju mir fommen, fo mxb eS 
midö freuen, bod^ lieber übermorgen. SBoüen Sie einen 



125 



SBagcn ^aben, fo fd^idfen Sic im !öntgl. Stau, iä) tocrbe 
bafür forgen, ba^ @ic einen befommen. 

1 Qol^ann ^U^elm ©iiöcrn, geboren gu Semgo am 3. 3anuar 
1775, feit 1796 Se^rer otn ©^mnarium jum ©rauen Älofter in SBerlin, 
•nac^ 1800 ©^mnafiolbirehor ju Si:^om unb (glbing, 1807 «ßrofeffor betr 
©efc^ic^te unb fiitteratur an ber Uniöerfität ju Königsberg, 1809» 
^reugifd^er &z% OberregierungSrat^ unb 3Äitglieb beS ^jreu^ifd^en 
®tootSrat^§, geftorben ^u ©erün am 2. €ftober 1829 olg 3)ireftor ber 
Unterric^t§=?lbt^ei(ung im geiftlid^en äJlinifterium. 

S)ie ÄiJnigin ]^ottc \)on ben SBorlefungen @üöem§ über hk „^U^ 
gemeine ©efdöid&te be§ neuem Europa" gef)i3rt, roeldje biefer im öer=^ 
gangenen SBinter gel^alten. SZamcntlid^ im |)inblicl auf hit ©r^ie^ung 
be§ itron^rin^en n)ünfd)te fie biefelben tennen ju lernen, ©d^effner 
fpielte in biefer 9lngelegen^eit ben SSermittler. 

2 |)i^pel§ ©arten mar ein nor bem ©teinbammer S^or ju ÄPÖnigS= 
berg auf ben fogenannten ,,|)uben" gelegenes, mit fd^attigen ^^Inlagen. 
üerfe^eneS Bauerngut, baS ebemalS ©igent^um beS am 23. ^pxii 1796 
tjerftorbenen als f)umoriftifci^en ©d^riftfteller befannten ©e^eimen ^egS^^ 
rat^S unb @tabt))rftftbenten ^^eobor QJottüeb öon ^ippd gemefen, unb 
ba^ ber ÄiJnig \)on bem berjeitigen ©eft^er, 9iegierungSrat^ Sufolt,. 
äum ©ommeraufent^alt für bie Königin gemietl^et. 



31 uf ben SBrief ber Königin ermiberte ©d^effner am 21. guni: 
„(Snj. K. 9Jl. 9iaergnftbigfteS (Schreiben (20. 3uni) erhielt ic^ als 
id^ eben mit ber 3)urd)fid^t ber bet)l. ©ümerufdien SBorlefungen befc^öftigt 
iüar. SSie wenig Sfted^t i^ahtn @. K. Wl. hodj barüber ju Hagen, baj 
8ie nirf)t ^lUeS ncrftünben. Qu ben Kunftroörtem unb Sl^ial^men ftedt 
ja nid^t bie ^ol)t nÜ5lid)e SBeiS^cit ber ©efd^id^te, aber wol^I in ber 
©rfenntniS beS ©eifteS ber ^erfonen unb |)anblungen, bie (Sinffu^ auf 
bie SScrönbemngen beS 9Jlenfd^engefd^Iec^tS gehabt l^aben, unb bie 
3()rem (Sinne unb ®efüf)l fo eigen ift, ba^ @ie öermittelft bcrfelben 
3^ren t)en:Iidöen ^ang jur innem Harmonie mit Semu^tfein auSbÜbcn 
würben, wenn @ie nur anl^altenb red^t emftlic^ eS mollten, unb fcft 
barauf beftftnben, ba^ alleS maS (Sie umgiebt burc^auS bie klugen 
nadj innen menben mü^te, bei) (Strafe Q^r unauSf^jrec^Uc^ cins^ 
nct)menbeS 9(ngcfid^t nid^t me^r ju fd^auen. 



126 



53ei öielen felbft lüid^tigen ©ntBc^rungen tft c§ öicl möglid^er glud^ 
lid^ ju merben, al§ bc^m guftrö^men aller ©enüffe, »enn bcr ®cift 
entfrembet tft ober bleibt öon ber feeligen Äinbfd^aft, bie @. 5?. aJJ. 
geiüiS befi^en, unb ber Ql^rem anbäd^tigen ®ebet^ für baS ^o^l 3^rer 
fönigt^en Äinber getüiS ©rl^örung fd^affen mufe. 

S)ie punifd^en Kriege lüurben in 3 3fleprifen öon ben fftömzm 

gegen ßart^ago geführt. 3m 2ten giftnjte |)annibal, im 3ten lüurbe 
ßort^ago jerftö^rt. 

3)ie ©rocd^en »aren 2 SBrüber au§ einem nome^men römifd^en 
Qiefd^lcd^t, it)re äJlutter mar bie berühmte ßornelio, bie einer anbem 
3fli5merin, bie iörc Äoftbarfeiten ju fe^en n)ünfrf)te, biefer il^re be^ben 
@i5t)ne öorftellte. ^JSe^bc ®racd|en maren ^öd^ft eble SRenfd^en, aber 
eine geiüiffer ejcentrifirenber ©tolj öerteitete fie ein tuenig ä la SJ^ira* 
beau ju ^anbeln, mandöe bem SSolf günftige ©efcjje, unter anbem ba§ 
über bie g(eirf)e ^ert^^eilung ber nieder in SSorfd^Iag ju bringen. S3e^be 
tonnten i^ren ^lan nid^t burd^fejj^en, fonbem öerlo^ren büxdj bie |)anb 
rol^er SSernjonbten ba§ fieben. 

3)a§ 3Sürt ^ierard^ie mirb am geiüötinlidöften nom ^riefter^ 
9iegtment unb =Orbnung gebraud^t, man bebient fid^ aber feiner aud^ 
bei) anberen Sftegierungöorbnungen mit S3et)fe^ung eine§ S8el)n)orte§; fo 
giebt e§ benn eine Hierarchie militaire, Hierarchie de police, de 
Justice u. f. tv. S)ie angefreujte ©teile möd^te mo^l nid^t ba^ QtiU 
alter ber Siittergeitblütl^e betreffen, fonbem eine Qdt, bie nur ejiftiren 
fann unb mirb unter einer Ä^önigtn wie @. 9Jl., bie burd^ ©inftd^t, 
WlnÜ) unb Seifpiel alleö 3f)r '&^nli(ij ftbel unb gemüt^lid^ ju mad^en 
gebo^ren ift. (Schabe ift e§ freijlid^ um bie ®ried^en= unb Sftbmermelt; 
ba aber @. Ä. 9Jl. fe^r gut getroffen i:}ahtn, ha^ burcö ju fein geioors 
bmt ®efüf)Ie unb burd^ ungezügelte ^^antafie=:S3ebürfniffe ha^ glüd= 
lid^fte geitalter ber ©ermanen aufgelöft fei), fo müßte bie jejäige geit 
um fo mef)r bamac^ ftreben bie ©infad^^eit ber ©riechen unb bie @tär!e 
ber Sftömer fid^ anzueignen. 

O allergnäbigfte ^i5nigin loaS finb @ie für ein ©c^mudf i^reg ®e= 
fc^lec^t§, lüie Unred^t t^un (Sie 3^rem ®eift; biefe SSerfid^erung !ann 
\^ fo wenig ju oft loieber^olen alö bie SSerfic^erung be§ tiefften ffit^ 
fpe!t§ mit bem id^ bin u. f. lo." 

S)aö Original be^ 95riefe§ ber Ä^önigin befinbet fic^ im ÄiJniglid^en 
©taat^^arc^io ju Äönig<^berg. 



127 



59. 

(9ln i()re ©c^roefter JJrieberite.) 
(^önig^berg, 3uni 1808.) 



aidö I^f^ P^ifeiB i^i^ ®efc^ic^tc unb lebe in ber SSer^ 

gangenl^eit, meil bie 3"'""ft "i^^ nie^r für mtd^ tft . . . . 
3c^ ^abe nun auc^ bie Sefanntfc^aft beS 5ßrofefforiJ 
©üoern gemad^t* 2)aS ^at mic^ in SSerlegen^cit gefe|t; 
benn ©üDern fagte mir ein fiob, oon bem ic^ fü^Ie, mie 
ttjcnig Derbient e« ift — fagte mir: mein Urt^eil über 
feine ©efd^id^te fei fo treffenb aU fd^meid^rf^öft für i^n. 
2)oc^ — untüiffenb, xoit id) bin, !ann nur bie aKajeftät, 
bie mid^ umgiebt, i^n über mein Urt{)ei( geblenbet ^aben, 
unb tief burc^brungen Don biefer Uebergeugung, l^abe ic^ 
oon feinem ®cift an fein ®emüt^ appeUirt — benn @e^ 
mixti) Ijat er — unb ic^ l^abe i^m barauf geontwortct, 
baß mein SeifaU unmöglich SBert^ für i^n, ben Senner 
fjaben fönne. 2)agegen möge ber @eban!e i^m einen Keinen 
@rfa^ gettjä^ren, baß er in biefer fd^recflid^en Qtxt be^ 



128 



UnglücfS unb ber X^ränen meinem müben ®et[te ani 
bem ClueQ ber Sßtffenfd^aft ein Sabfal üerfd^afft l^abe, tt)o« 
für ic^ i^m ftet« S)onf ttjiffen ttjerbe* @r l^at l^offentlidö 
terftanben, toaS iä) bamit fagen n^oQte — n)o nid^t, fo 
n)irb er n)ol^l üon ©d^effner l^ören bag Sßal^rl^eit mir 
über SllleiS gel^t, unb bag id^ biefe ald bie @eele eined 
©cfc^id^tögelel^rten anfe^e. 



9 

129 



60. 

(?ln ben ^eg^ratl^ ©d^effncr.) 
(Äönig§berg, ©ommcr 1808.) 



id^on tüteber einen Srief mit lauter Sitten, üon benen 
Sie mir aber bie erfte abfolut nicfit abfd^Iagen bürfen. 
SBenn @ie ju mir !ommen, fo fommen @ie in ©tiefein 
l^erau« unb nic^t in jarten ©trumpfen; id^ bitte: — ©te 
verleugnen ba^ Filter; ic^ aber liebe t^, be^^alb n^iQ tc^ 
ju S^rer Sr^altung beitragen, fo üiel id) fann. — 9lun 
fommt bad anbere ©equöle! $aben @ie bod^ bie @üte 
unb fd^Iagen @ie mir gu Siebe noc^mald bie ^efte \)on 
©üoern auf unb fe^en ©ie bie Sal^re^jal^Ien beim Anfang 
jebe« QciiaÜtx^ baneben* 2)ag ^^it^Iter ber ©riechen, 
feine 2)auer — tüo ber SSerfatt anfängt unb aQe8 aufhört, 
©0 auc^ ber SRömer unb bt& üielgctiebten ®ermanien8! — 
Unbejdöreiblid^ gütig mären ©ie, menn ©ie nod^ bie Slamen 
^tnjufe^en moüten, unter benen iebeiJ blül^te unb toellte. 
— 3c^ fd^itfe 3^nen jugleid^ bie fec^fte SSorlefung. ßieber 
ttjöre e« mir, menn ©üüern fie eigene bem SKiniftcr Stein 



130 



jufd^icfte; bcnn btcfc ift mit ©trtd^cn unb Slnmcrtungcn, 
als toenn ein @d)ulfnabc feinem ßcl^rcr ontoortct Slße§ 
toa^ iä) barauS gefd^Ioffen, toa^ id) gebadet i)abt, (ege id) 
bei* Sonnen @ie [ic^ baranö jnrcd^t finbcn unb eS an^* 
orbnen, fo ift e^ mir lieb, — unb nod^ lieber, ttjenn Sie 
olS gütiger fielirer ben ©d^ußnaben mal lieber berid^tigen 
tt)oßten unb mir au§ ®üte fagen, tt)o id) ganj fehlte, tt)o 
id^ red^t l^atte. 2)aju gel^ört aber, baß ®ie baS §eft 
ujieber mitbringen. 



9* 

131 



61. 

(3In i^ren 35ater.) 
(Äöniggberö, 7. guü 1808.) 



• • • • 




tütr nod^ nic^t einmal jur §älftc beiJ Irouerfptclc«, 
boS bie 3ithJ«ft ober ütelmel^r ba^ @nbe o^ne g^t^fw^f* 
für un8 fein tt)irb, gelongt finb 



132 



lJf.4j 



62. 

(Sin grau öon S3crg.) 
(8. guli 1808.) 



al(^ Ictbc unfägfid^* 5Rur ju oft foßen SSortoürfc 

gegen mic^ — gegen mtc^, bte td^, ttJte atloiJ bie SBelt, eine 
JBürbe üon ßciben tröge. SBaS fann id^ borouf onttüorten? 
* Je soupire et j'avale mes larmes. SSorgeftern üor einem 
Sa^re fiatte id^ meine erfte Unterrebung mit yiopokon, 
geftern üor einem 3a^re meine Ie|te mit i^m. Äc^, ttjeld^e 
Srinnernng! SBaö ic^ bo gelitten l^abe, — gelitten me^r 
nm Änbrer als nm meinetwillen! 3cl& toetnte, tc^ bot 
im Slamen bcr ßiebe unb Humanität, im Flamen 
unfcreöUnglücfg unb ber @efe|e, welche bieSBelt 
regieren. Unb id^ tt)or nur eine grau, ein fc^tüod^eiJ 
SBefen, unb boc^ erlauben über biefen SBiberjad^er 
fo arm unb matt on $erg! 



3c^ fcufgc unb öcrfc^Iucfc meine 2;^ränen. 



133 



63. 

(Äöntg^berg, 6ommer 1808.) 



aid^ lejc üicl unb benfc üicl, unb toennglcic^ üon 

ßctben unb fieibenbcn umringt, gtcbt eS läge, mit bcnen 
id) jufrieben bin, bcfonberö bann, mcnn ic^ ou8 bcn S5c* 
gcbcn^eitcn ber SSergangen{)eit, jelbft ben unglüdEIic^ftcn unb 
ücrJ^ängni^öonften, lerne, mie gerabe fie ba§ SRittel unb 
ber SBeg ju ®rö6erem, ju ber in ber §i^e gereiften lugenb, 
gettjorben finb. ®S ift ma^r, baß bie äRenfd^en unb bie 
©egenmart !etnen Slnt^eil baran ^aben ; in meinem Innern 
bereitet \id) atte8* 2)a3 93ebärfni§ in ^ol^en SSorbilbern 
ju leben, mar mir üon jefier eigen unb ge^rt ju meiner 
Statur- SSor aUen fingen ift eS bie g^eunbfc^aft bcg 
SönigS, fein ßi^trauen unb feine liebeüolle, jarte ^Begegnung, 
me(cl^e mein ®Iücf au^mad^en. 2)er JEönig ift l^erglicfter 
unb beffer aU je für mic^* ®ro6eS @Iücf unb große 
85eru{)igung nad^ lijä^riger @^e; mir finb unö neu ge» 
blieben unb unentbeJ^rUd^ gemorben. — 



134 



64. 

(3In i^ren SBrubcr ®corg.) 
öniöSbcrg, Sommer 1808.) 



31 d^ l^örc utib Icfe fleißig bic ©üücrnfd^cn §efte 

unb bin jc^t bei Sari bem ©roßen, ber bod^ eigentlich 
ber Stifter beö beutfd^en StxiaÜtxS ttjor; er ftel^t Icb^oft 
üor mir in aller feiner glänjenben ©rößc unb lapf erfeit; 
er jieljt mid^ lebhaft an, aber minber aU Xl^eoborid^. 
2)iefer ttjar ein ed^ter 2)eutfd^er unb feine ©ered^tigfeitiJ* 
liebe, bie ©erab^eit jeineö S^arafteri^, bie liefe feinet 
©emüt^d unb bie @rogmutI) feinet bergend gießen mid^ 
innig an ; bu »eifet marum junäc^ft. 2)er Sfiarafter Sarfö 
beiS ©rogen trägt fd)on bad @epräge bed ^ranfentl^umd, 
unb id) gefte^e, bie^ fd^redEt mic^ etwag ab. — 



135 



65. 

(Sin i^rcn «ater.) 
(Äi5nig§bcrg, (Sommer 1808.) 



• • . . IJim ©omtner lägt fid^ alle^ Unglücf el^er ertragen 
ote im §erbft unb SBinter, tüo e8 etüig regnet, öfle« tft 
fo feud^t unb n)ie ber Srbboben n^erben ade böfen @e^ 
banfen aufgerül^rt. 



136 



66. 

(5(n grau öon iBerg.) 
(Äöniggberg, 1808.) 



• • • • 




>ag fagcn Sic gu bcn 5Rac^rid&tcn au^ (Spanien*? 
©inb [ic nidjt ein neuer Singerjeig ber eifernen $anb, 
bie fdjtoer auf ber gebeugten Stirn Suropag rul^t? ein 
iparnenber ^i^ger geig nidjt auc^ für ung ? . . . — SRitten im 
^rieben feinen erften 93unbei8genoffen ju enttl^ronen! S)ie 
©aat ber Qmttxadit gu föen gtt)ifc^en Sater unb ©ol^n! 
2)en 3nfanten öom SSaterl^erjen gu reiben, il^n an^ bem 
SBater^aufe, an^ bem Saterlanbe gu öerjagen! — SBag 
l^aben tt)ir, tuir in unfrer Sage gu txxoaxttn? S)er un*' 
glücflic^e Äarl l^at nur gefc^rieben, toa^ ber Unerbittliche 
i^m in bie ^eber gefagt, l^at gefc^rieben, bag ^erbinanbiS 
©c^ulb eine moralifdie @d|eibett)anb aufgerichtet l^abe 
groifc^en Sater unb ©o^n. Slber toeffen §anb eg eigent^ 
lic^ war, bie biefe SBanb baute — fönnen ©ie barüber 
in 3^^if^I f^in ? Sc^ frage ©ie ! — Stc^, mein ®ott, wann 
fommt bie ä^it, wo bie §anb ht§ Ser^ängniffeiS enblic^ 



137 



bog aWcnc — 2Kcne, Sefcl an bicfc SRoucr fdircibt! 3d^ 
beflagc mtd| bcnnoc^ nic^t, baß meine Seben^tage in biefe 
UnglüdE^epoc^e fielen. SSieüeid^t gab mein 2)afein Äinbem 
ba§ Seben, bie einft jum SBol^I ber 2Kenfd|^eit beitragen 
n)erben. 



1 9'2a^)oIeon l^atte ^InfangS 1808 mitten im fjrieben mel^rere ^it>U 
fionen bie $t)renften überfc^reiten laffen. 3)er 9lu8bru^ bc8 feit lange 
göl^renben ftanbalöfen ©treited in ber fpanifd^en Äönigdfamüie bot t^m 
ben mittfornmenen ^Inlafe, fici& in bit f^)anif^en ^^ngelegcnl^citen ein« 
^umifd^en. Äarl IV., burc^ bie ^alaftreuolution uon ^Iranjuej, 19. SWärj 
1808, gezwungen ^u gunften feinet ©ol^neS JJerbinanb abjjubanfen, rief 
S'icipoleon nin SSeiftanb an. 3)iefer marf fi^ jum ©c^iebSri^ter auf 
unb Inb Sßatcr unb <Boi)n nad^ S8at)onne. ^ier mußten betbe aUc i^rc 
föniglid^en JHed^te an S'ia^joleon abtreten. 2)iefer ernannte barauf feinen 
iBruber Sofe^)^ ^um ^önig uon ©^janien. 



138 



67. 

{^n ben ^rcbigcr Äoblandf.O 



d) Ijabe ücrnommen, boß bcr ©arniücbcrmciflcr 2)a* 
mitfc^ am 28ftcn b. ÜR. feine fünf jigiöl^rige ^ocftjeit bc^ 
gelten mü unb baß Sie, fein ©eelforger, bie Sinfegnnng 
beg Subelpaareg öffentlich in ber fiirdie, nad| gefc^el^ener 
(Sinlabung ber gangen ®emeinbe, üerric^ten tpoüen. S)iefeiJ 
bett)eift mir, baß ber Sebcn^manbel biefeg 3ubeIpaareiJ 
SU ber S33ol^It^at einer fo langen ^Bereinigung auc^ nod^ 
bie beglüdEenbe Sichtung unb Siebe adjtunggtoert^er ÜKem 
fc^en gefeilt l^at, unb barum beauftrage ic^ Sit, biefen 
guten Seuten meine öoüfommenfte S^eilnalime gu begeigen, 
unb itjnen meinen lebhaften ©lücfrounfc^ ju biefer i^nen 
geworbenen ®nabe Sottet ju erfennen ju geben. 

Sin fo felteneg fiebenöereigniß biefen guten fieuten 
auc^ anberfeitig erfreulich gu macfjen, überfenbe icf| gugleid^ 
anliegenbeg ©efc^enf unb fiberlaffe 3l^nen, nad^ bcr näheren 
Äenntniß bcr SScr^öttniffe fie enttoeber unmittelbar bamit 



139 



ju erfreuen ober baöon il^nen einen crquidEenben unb bie 
greube erl^öl^enben ®enu§ on biefem S^oge ju »erfd^offen» 
3c^ bleibe 3l^re tt)o^Ioffectionirte Königin 

Suife. 

Äöniggberg, am 20. Sioöember 1808. 



^ gol^ann^einri^ ©tgiämunbÄo bland, ?Paftor an berSoutfen^ 
fir^e ^n 93erlin. 



140 



68. 
(Sin ben ^egörat^ ©^effner.) 




=ein §crr Äricgc^rat^ iSdicffner!* 2)a 3^rc Söittc 
um erfüOung bcr SBünfc^c bc^ 9lbmiraIitäti82)ircctor Älcmm 
üon @r. ÜJiQjcftöt bem Könige entfc^icbcn lücrbcn mvi% 
jo toünfdic 3c^r bafe Sic jolc^c unmittelbar on ©r. SRoje* 
ftät richten, unb \oU, t§ ÜKir angenehm fein, xotnn ber 
3ulö§igfeit berfelben feine ^inberniffe fid^ entgegenfteUen. 
^d) üerl^arre übrigen^ 3^re roo^Iaffectionirte Äönigin 

Suife. 

Königsberg, ben 27. 9ioöember 1808. 

?ln ben ÄriegSrat^ §errn ©c^effner alliier. 



1 Sc^effner l)Qtte fid^ bei ber Königin bafür ueriüanbt, bafe einem 
jeiner greunbe, bem 3lbmiraIitftt§s3)ireftor ^lemm, ber ©el^eimrat^^s 
titel t)erlie()en luerben möge. 

3)a§ Original biefeö SBriefeS befinbet fic^ im Äi5niglid^en Staate* 
Ärd)iu f^u Äönig^berg. 



141 



69. 

(9ln ^xau öon Ärübener.^) 
(töniggberg, 1808.) 



^rcm trefflichen §erjen bin ic^ ein Sefenntni^ 
fdjulbig, unb Sie lüerben t^, boöon bin ic^ überzeugt, mit 
5reubentl)ränen üerne^men. Sie ^Qben mic^ beffer gemod^t^ 
al§ ic^ tDQr. S^re Sprache ber SBa^rlieit, unfere Unter* 
I^Qltungen über ^Religion unb S^riftent^um l^aben ben 
tiefften SinbrudE l^intcrloffen. 3c^ öertiefte mic^ ernfter 
in bie 2)inge, beren S)Qfein unb SBcrt^ ic^ jWQr fd^on 
öor^er gefüllt, ober me^r gealjnt al^ gett)u§t l^abe. 3)iefe 
93etrad|tungen l^atten fel^r tröftlicfte Srgebniffe für mid^. 
3c^ trat näljer gu ®ott, mein ®Iaube ronxbt ftärfer, unb 
fo bin ic^ mitten im Unglücf, unter jQ^ofen Äränfungen 
unb Unbilben niemals o^ne S^roft geblieben, niemoW ganj 
unglüdEIic^ gett)efen. SRec^nen @ie bogu bie ®üte bei^ 
®otteg ber Siebe, roeldjer niemals mein §erj »erhärtete, 
t§ immer bem SBo^IttJoIIen unb ber Siebe für meine SRit* 
menfdöen jugänglic^ madite, immer mit bem 2)ronge er» 



142 



füllte, il^ncn ju l^clfcn unb nü^Iic^ ju tucrbcn. Sic he^ 
greifen, tote id) babei niemals gonj unglücfUc^ iDerben 
fann, inbem id) immer bie Duellen ber reinften greuben 
befige. 2Kit bem ©diarfblidE ber SBa^rl^eit ^abe id^ bie 
©itelfeit ber irbifc^en ©röfeen erfonnt, unb itjre Süchtig* 
feit im SSergleic^ mit ben l)immlifc^en ®ütern. So, id) 
bin gu einer ©eelenru^e unb ju einem inneren ^rieben 
gelangt, meldje mid^ ^offen kffen, bo^ id| mit ber ^^ffung 
unb S)emut^ einer eckten ßljriftin ofle gugungen ®otteg 
unb Qlle fieiben ertragen n^erbe, bie mir gu meiner 2äu* 
terung gefc^icft «werben. S)enn aug biefem ©tanbpunfte 
betrachte ic^ QÜe bie §eimfud|ungen , bie ung ^inieben 
beugen. — Sdö ^öbe mic^ roiebergefunben im ©eräufc^e 
ber SBelt. Sierfpreclöen ©ie mir, boß Sie immer mit ber 
Stimme ber SBolir^eit gu mir reben. 



1 3ulie öon Ärübener, Geborene uon Sßiettitgl^off, geboren gu 
dtiQa am 11. 9^ot)ember 1766, mit t)ier5ebn 3a^ren an ben rujfifcben 
®efanbten öon Ärübener öennö^It, jebod^ balb uon i^m gefd^icben, eine 
burc^ ©c^Ön^eit, religiiJJe unb ^jolitifc^e ©d^roftnuerei auSge5eid)netc 
grau. (Sie gemann 1814 auf Änifer 9Uejanber einen ungewöhnlichen 
(Sinflufe; fpäter !am fie mit beutfc^en unb fc^meijerifc^en SBe^örben 
megen ber üon i^r beroirften 5(ufregung ber untern SßoIfSflaffen in 
ßonflüt, mufete nac^ Sflufelanb ^urüdttel^ren unb ftarb ju Äarafu-SBafar 
in ber Ärimm am 13. 3)ecember 1824. 



143 



70. 

(9(n grau uoit iBcrg.) 
(ÄönigSbetfl, 12. gcbruar 1809.) 



....Hic^ bin gefommen, roie ic^ gegangen ! ^ 9lid^tö 
blenbet mic^ me^r, unb ic^ fage S^nen noc^ einmal: mein 
Sieic^ ift nic^t üon biefer SBett! 



1 5(m 27. ^ecember 1808 waren ber ÄPönig unb bic Königin, bcr 
frül^cm (Sinlabung bc§ ÄatferS 5(Iejanbcr folgenb, nad^ ^Petersburg 
abgereift unb bort glän^enb aufgenommen loorben. 3)er faifcrUt^ $of 
l^atte ^jrad^toolle gefte oeranftaltet. — Slm 10. gebruar 1809 wor ha^ 
föniglic^c ^aar in Äönigöberg loieber eingetroffen. 



144 



71. 

(^n i^ren SSater.) 
(Äönifl^^berg, Sebruar 1809.) 



IPon meiner ©emüt^^ftimmung fc^lüeige ic^, ba bic 
3eit geeignet ift, einen ju allem Sraurigcn mie öon felbft 
ju bringen. 3d| bin Quf SlüeiS gefaßt nur bie ®nabe 
®otte§ erljält mid^ ftarf, aber allein aud| nur bcr ®Iauben 
an i^n unb feine SSorfe^ung, benn auf bie ÜKenjc^en bau' 
ic^ gar nid^t mel^r! 



10 
145 



72. 

(5(n gi^au Don SBerg.) 
(£önio^^berg, 12. «märj 1809.) 



^d) ^abt ^eute toieber einen log erlebt, einen 

2;ag, too bie SBelt mit allen i^ren Sünben Quf mir liegt. 
3d^ bin fran!, unb id^ glaube, jo lange bie Sachen \o 
gelten, tt)erbe ic^ aud| nid^t tt)ieber genefen!^ 2)er Ärieg 
mit Deftreid^ tuirb lo^bred^en, ba^ tt)ei§ aüe S33ett, aber 
tt)ag @ie nic^t tuiffen unb tt)a§ mic^ bi^ in ben Sob be*« 
trübt, ba^ ift, ba^ SRußlanb burc^ feine neue SBerbinbung 
mit 5RapoIeon am ®nbe gar genöt^igt wirb, gemeinsam 
mit granfreic^ gegen Deftreic^ loSjufd^Iagen. Srmeffen 
Sie bie folgen, bie ba§ für un^ l^aben fann, ba§ tt)ir, 
wenn e^ tüirflidö fo weit fommt, mit ju biefer $ßartei über* 
ge^en muffen. $ßreu§en gegen Deftreic^ ! SEBaiS foll au^ 
5)eutfc^Ianb werben? 9lein, id^ fann e^ nic^t au8* 
fpredjen, toa^ idf fü^Ie, bie Sruft möchte eg mir jer* 
fprengen! Unb tt)ir ^ier in biefer SSerbannung, in biefem 
Älima, tt)0 aUe ©türme mutzen, entfernt üon attem ^tu 
mifc^en! D ®ott, ift e§ ber ^Prüfungen nod| nic^t genug? 

146 



ÜRein ©cburtiStag toax ein ©dircdEcn^tag für mid|! 
Slbenbö ein großem, glanjüoUeö gcft, bag bie ©tabt mir 
ju &)xtn gab, üor^cr ein rcidie« fro^c^ 2Kal^t im @d|to[fc 
— nein, tuie mic^ ha^ traurig gemacht ^at! 2)a§ §crj 
lüar mir gcrflcijd^t. Sc^ l^abc gelangt! — 3cl^ ^abe ge* 
lächelt! — ^äj \)aht bcn geftgebern 2lngcne^mc^ gejagt, 
id^ bin freunblic^ getüejen gegen alle SBelt, — unb idö 
tougte üor UnglüdE nic^t tt)o^in ! SBem tüirb 5ßreu§en über^^ 
3at)r geljiJren, ttjo^in tt)erben mir Sllle jerftreut fein! ®ott, 
aümäclötiger SSater, erbarme ^idjl 



1 5)ie Ä'önigin I)atte fic^ fcf)on mä^rcnb i^rc§ 5(ufent^alt§ in 
^eteit^burg leibenb nefü()lt. 



10* 

147 



73. 

("an \i)vm SSater.) 

K. ce 25. Mars 1809. 

Jre suis mieux que hier c'est pourquoi je me de- 
peche de Vous dii^e quelques mots par occasion süre. 
L'espoir renäit un peu dans mon sein de retoumer 
plutot (sans dire bientot) a Berlin qu'il ne paraissait 
d'abord. Si les forteresses sont reellement bcfe^t par 
des Saxons, ou meme par les Mecklenbourgois comme 
on le dit, alors le grand danger est passe pour 
Texistence du Koi, et une fois rAutriche aux mains 
avec la France et le theätre de la guerre decidement 
pas dans notre pays, alors je vois une possibilite de 
venir ä Berlin. Je ne puis rien que comme les 
choses tournent, je vois que la Prusse sera aneantie 
ou du moins toiijours dominee. II n'y a qu'un moyen, 
celui de la victoire des Autrichiens et leur bonheur 
soutenu par la mort du mauvais principe, alors chacun 
leur aidera surement, mais que de mais et si jusque 
lä. Promettez-moi seulement que si on nous chasse de 



148 



chez nous, de revenir me joindre que cela soit ou cela 
veuille. 

J'oublie par ces tristes raisonnements de Vous 
remercier de Votre tendresse contenu pour moi, qui 
s'est encore manifestee par Vos lettres ä Toccasion 

du 10. 

Louise. 

1 3c^ befinbe mic^ ^eute beffer al§ ßeftern, barum beeile ic^ mic^ 
3^nen burd) eine fiebere ÖJelegenfieit einige SBorte ju fagen. 3)ie ^off= 
nung, e^er (ol)ne p jagen balb) aU e§ öor^er ben ?lnfd^ein l^atte, nac^ 
^Berlin gurücfjufe^ren, kht ttjieber ein wenig auf in meiner ©ruft. 
SSenn bie geftungen njirflid) üon ben ©ac^fen ober felbft üon htn 
SJiecflenburgcm, njie man fagt, befe^t finb, bann tft bie grofee ÖJefa^r 
für bie ßjiften^ be§ ÄiJnigS üorüber, unb njenn erfi Cefterreid^ einmal 
mit granfreid) l)anbgemein, unb ber ^riegöfc^aupla^ beftimmt nic^t in 
unferm Sanbe fein mirb, fe^e i&j eine 3Jli)gIid^!eit, nac^ SBerlin ju 
fommen. ^d) fann bie 3)inge nur laufen laffen; id^ fe^e, ba^ ^reufeen 
aufgerieben ober minbeftenö unterjocht fein mirb. (So giebt bagegen 
nur ein SKittel, ber ©ieg ber Cefterreid^er unb i^r bauembeö &iM 
burd) ben Xob be§ bijfen ^rinsi))^, bann mirb guöeriftffig jeber fie 
unterftü^en, jebod) meldte SSenn unb 5lber finb noc^ bi^ ba^in. 58er= 
fpred)en @ie mir nur, ha^, menn man unö ^ier fortjagt, (Sie fommen, 
um mid) ab ju^olen, fattö e^^ fo meit fei ober fommen follte. 

3dö oergeffe über biefe traurigen SBetrad^tungen 3^nen ju banfen 
für Ql^re ^ärtlicfte fiiebe für mic^, bie fic^ nod) offenbart in Syrern 
©riefe bei öJelegen^eit beö 10. 



149 



74. 

(5(n ben ^rieg^ratE) ©c^effncr. 




►a§ tüerben Sic üon mir benfen, lieber §err ©c^eff* 
ner? S^r 58rief S^re SSerfe ^ finb ol^ne 2lntioort geblieben, 
unb bennodö f)aV id) fie red^t tief empfunben unb bin S^nen 
fe^r öielen 5)anf jc^ulbig. Sd^ \)aV e§ redit gut machen 
tüoßen unb f)aV e§ red^t f(J|Ied|t gemad^t. 9le^mUd| id) 
I)abe nid^t getDoüt, ia^ mein Secretarius jeine fteiffe Slnt^ 
iDort S^nen julommen foüte, iQJfirte fie be^^olb; bie 3cit 
®ebrac^ mir aber, um S^nen felbft ju banfen, unb fo finb 
@ie benu gang ol^ne 3^^^« ^^^ SJebeng unb be§ 3)Qnte 
geblieben. Urlauben Sie mir be^beS j|e§t nadijuljolen unb 
Sie ju bitten, mic^ einen biefer SÄorgen ju befuc^en. 9Son 
11 U^r an bin id) @i(J|tbar. 3c^ l^abe fe^r üiel SScr* 
gnügen gehabt, ben tt)ürbigen Sorof^f^ ^ fennen ju lernen, 
e§ ift ein braüer Iluger angenehmer 2Kann mit bem ic^ 
mid) lange mit üieler greube unb §er^Uc^feit unterl^ielt, 



150 



mir gu tDQl^rcr Erbauung. Seben @ie rcdjt SBol^I unb 
jtüciffcln Sie nid^t qu meiner magren Sld^tung. 

Ä., b. 2. Tlat) 1809. 

Sui|e. 



1 ^elc^e ©c^effner ber Königin am 10. Wdx^ ju i^rem unb am 
22. m'dx^ äiim ©eburtötag be§ grinsen SSil^elm gefanbt. Äurge 3eit 
tiorl^er l^atte ©d^effner Don ber .Königin ein ^etfd^aft jum ©ef^enf er* 
l^alten. 2)a§ eine ber QJebic^te, eine 5tnf))ielung l^ierauf, lautet : 

„2lm 22. 2r?er3 j(808 

Geburtstag be§ ^ringen ^il()elm üon ^reu^en öeranlafet burc^ ein 
$ettjcf)aft ber Königin, auf tüelc^em ein betraubter JHebftodt gefc^nitten 
ift mit ber Umfd^rift nic^t ü()ne ^^rönen. 

(E§ giebt ein fi3ftlici^e§, ein unnennbare^ (Seinen, 
2)a§, menn e§ gleid^ nic^t ol^ne Xf)ränen 
$Bct)m Sd^nitt be§ ©döicffalö bleibt, bod^ füffe grüd^te 

bringt, 
^em ^einftod gleid^, ber üon bem SSin^erfd^nitte 
9{n Stanfen abgefürjt fid^ um ben Oiebftoc! fc^Iingt: 
5Ser biefe§ 6el)nen§ ©cftmerj nie litte, 
gür b^n hlülj'n audj bie 93hmten nicf)t, 
^oDon ©ebulb bie fc^önften ©ränge fHd)t. 
2)er tauten JJreube fd)Icift \>a^ 8e^ncn 
9Kit feinen ftiti gemeinten Xl)rftnen 
3)ie ©d^Iacfcn ab, unb l^ilft i^r ju ber ^oUtur, 
3n ber i^r S8i(b fic^ ))o(i)]^cbrifd) fpiegelt: 
3)er 6cl)nfud^t 9ki§barfeit entfiegelt 
SKand^ XiefuerborgneS ber ^atnx, 
Unb ^ilft bem Reifte auf bie ©pur 
^e^ Glaubens, ber i()n neu beflügelt. 
(Sud)' aufgufd^mingen gur Unfterblid^feit, 
3n^3 Sanb, i^o ber ÖJefü()(e 3nnig!eit 



151 



^eiu SeibenSftunu ueniiag ju übcnoinben, 

SBcil burc^ ben ^ali^man: 3"f^icöen^cit 

(Sein red^tlirf) fiooS ein jeber ba lüirb finben. 
?(uci^ biefer Xacj, geliebte Königin, 
SSerging bir einft getoife nid^t o^ne X^ränen, 
9^id&t üt)n' ba§ föftlid^e, unnennbare (Seltnen! 
3)oci^ tüem uom Xraubenmnrf)^ be§ ©Uten, ©blen, 

@(JÖönen 

S)ie ©Otter \>tn fiirtrefflt^ften ©eminn 

3n fold^er Äinber fiefe brod^ten 

9JJuft auf ben 28eijen)^nitt be§ ©dfticffalS men'ger ad^ten 

Unb mit ftet§ regem SJJutl^ nur nad^ bcm ©inen tract)ten: 
3)a6 au§ bem fü^en Wlo}t ein ebler fc^i)ner SSein 
S)en SJJenfc^enl^er^en au§ ber fauem (Srbe 
3um @tär!en, Saben unb ©rfreun 
S)urd^ ^unft unb gleift getüonnen werbe." 

2 Subn)ig ©mft öon S3orouj§ft), geboren ju Äi)nig§berg am 
17. Suni 1740, bamal§ Oberconfiftorialrat^, feit bem 18. Januar 1816 
S3tfct)of in ^reuften, gcftorben ju 5^Önig§berg am 10. S'ioöember 1831. 



3)a§ Original be§ S3riefe§ ber 5lönigin befinbet ftd^ im Königs: 
lid^en (BtaatSarc^iö ju Königsberg. 



152 




75. 

i?(n if)ren SSater.) 
(tönig^bcvö, mal 1809.) 

öefter »ater! 

it ung ift cg au^S tüenn and) md)t für immer, 
boc^ für ie^t gür mein Sebcn ^offe ic^ nic^t« mc^r. 3c^ 
liabe mic^ ergeben, unb in biejer (Srgebung, in biefer %n^ 
flung beg ^immet^ bin ic^ jefet ru^ig unb in jotd)er 9iu^e, 
wenn auc^ nic^t irbijc^ glücfttc^, boc^, roa^ mc^r fagen mitt, 
geiftig glücffetig. (S§ wirb mir immer flarer, bafe ?lüe§ 
fo fommen mußte, wie e^ gefommen ift. S)ie göttliche 
SJorfe^ung leitet unöerfennbar neue SBelt^uftänbe ein, unb 
e^ foU eine anbere Orbnung ber S)inge roerben, ba bie 
atte fic^ überlebt i)at unb in fic^ felbft ate abgeftorben 
gufammenftürjt. SBir finb eingefc^Iafen auf ben Sorbeeren 
griebric^g beö ®rogen, welcher, ber ^err feinet So^r^ 
t)unbertg, eine neue Qnt fc^uf. SBir finb mit berfelben 
nic^t f ortgejc^ritten , beg^atb überflügelt fie un«. S)a« 
fielet 9liemanb Marer ein, aU ber Sönig. SRoä) eben ^atte 
ic^ mit i^m barüber eine lange Unterrebung, unb er jagte 

153 



in ftc^ gefeiert toieberl^olcntlic^ : bag mug aixd) bei un§ 
anberg toerben. 9luc^ bog S3efte unb Ucbcriegtcftc mx%^ 
lingt, unb ber franjöfifd^c ffaifcr ift tocnigfteng fc^Iaucr 
unb liftiger. S33enn bie 9?uffen unb bic 5ßreugcn tapfer 
tt)ie bie ßöroen gefod^ten l^atten, mußten tt)ir, toenn ani) 
md)i befiegt, bod^ bag gelb räumen, unb ber ^einb blieb 
im SJortl^eil. 3Jon i^m fönnen toir SJieleö lernen, unb e§ 
toirb nic^t öerloren fein, toog er getl^an unb ausgerichtet 
l^at. @§ märe Säfterung, ju fagen, ®ott fei mit i^m; 
aber offenbor ift er ein SBerfjeug in beS 8lümäd^tigen 
§anb, um ba§ Sllte, lüeld&eg fein ßeben mel^r l)at, baS 
aber mit btn Slufeenbingen feft öermac^fen ift, gu begraben. 
®emt§ mirb e§ beffer merben: ba^ öerbürgt ber ®Iaube 
an ba^ öottfommenfte SBefen. Slber eS fann nur gut 
merben in ber SBelt burc^ bie ®uten. S)eSl^aIb glaube 
ic^ aud^ nic^t, bag ber Saifer 9lapoIeon Söonaparte feft 
unb fieser auf feinem, je^t freiließ glängenbem 2;^ron ift. 
geft unb ru^tg ift nur allein SBa^rl^eit unb ®ered^tiflfeit, 
unb er ift nur politifd^, baS ^eigt Mug, unb er rid^tet ftc^ 
ntc^t nad^ emtgen ®eje^en, fonbern nad^ Umftänben, mie 
fie nun eben finb. Damit befledEt er feine 9?egierung mit 
öielen Ungerec^tigfeiten. @r meint eg nic^t reblid^ mit 
ber guten ©ac^e unb mit ben 3Kenfd^en. @r unb fein 
ungemeffener S^rgeij meint nur ftc^ felbft unb fein per* 
fönlic^eS Sntereffe. 3Kan muß i^n me^r bcmunbem, aK 
man i^n lieben fann. ®r ift öon feinem ®tüdf geblenbet, 
unb er meint 9lüeS ju vermögen. 2)abei ift er ol^ne 



154 



alle äRä^tgung. unb ruer nid^t 3Ka6 l^alten fann, öerlicrt 
bag Oleic^gctüid^t unb fällt. ^6) glaube feft an ®ott, 
alfo aud^ an ftttlic^e SBeltorbnung. S)iefe jel^e id^ in ber 
§errfd^aft ber ©emalt ntd^t; beS^alb bin ic^ in ber §off* 
nung, bag auf bie je^ige böfe- 3^it ^i^^ beffere folgen 
toirb. 2)iefe ^offen, toünfd^en unb erwarten otte beffern 
^ienfc^en, unb burd^ bie ßobrebner ber je^igen unb i^re§ 
großen gelben barf man fid^ nid^t irre mad^en laffen. 
•©ang unöerfennbar ift 9lüeö, tt)a§ gefc^el^en ift unb toa^ 
gefd^iel^t, nidit ba^ ße^te unb (Sntt, wie e^ njerben unb 
bleiben fotl, fonbern nur bie Sal^nung be§ SBege^ ju einem 
beffern ßitk l^in. 1)iefe§ Qid fd^eint aber in weiter ©nt* 
fernung gu liegen, toir werben eö mol^rfdieinlid) nic^t er== 
reid^t feigen unb barüber I)infterben. SBie ®ott mü ; SlQeg 
wie er will. 9lber icfi finbe Xroft, traft, 3Rutt| unb 
^eiterfeit in btefer Hoffnung, bie tief in meiner Seele 
liegt. Sft bod^ Sllleg in ber S33elt nur Uebergang! S33ir 
muffen burd^. Sorgen wir nur bafür, bag wir mit jebem 
2iage reifer unb beffer werben. 

§ier, lieber Sater! Ijaben Sie mein poIitifd^eS 
©laubengbefenntnig, fo gut ic^ aU eine '^xan e§ 
formen unb gufammenfefeen fann. SRag eg feine Süden 
I)aben, id^ befinbe mtd) wot)I babei; entfd^ulbigen Sie aber, 
bofe ic^ Sie bamit iet)ellige. Sie fe^en wenigften^ barau^, 
bafe Sie aud^ im UnglüdE eine fromme ergebene Xoc^ter 
t)aben, unb ba^ bie ©runbjä^e c^riftlid^er ®otte§furc^t, bie 
ic^ 3t|ren Belehrungen unb Sorem frommen Seifpiet t)er^ 



155 




banfe, i^rc %xixd)it getragen l^aben unb tragen werben, fo 
lange Obern in mir ift. 

@ern toerben Sie, lieber SSater, l^ören, ba§ bog Un* 
glüdE, Xöeidft^ un^ getroffen, in unfer eJ^elid^eg unb 
I)äugIidE|e§ßeben nid^t eingebrungen ift; öielme^r baff elbe 
befeftigt unb un^ noc^ tpert^er gemacht l^ot. ®er ffiönig, 
ber befte äJJenfd^, ift gütiger unb liebevoller, aU ie. Oft 
glaube ic^ in i^m ben ßieb^aber, ben ^Bräutigam ju fe^en. 
ajieljr in ^anblungen, wie er ift, ol^ in SBorten erfe^e 
ic^ bie Slufmerffamfeit, bie er in aßen ©tücfen für micft 
I|at, unb noc^ geftern fagte er fd^Iic^t unb einfod^, mit 
feinen treuen Singen mic^ anfetjenb, ju mir: »S)u, liebe 
Suife! bift mir im UnglüdE noc^ toert^er unb lieber ge* 
tüorben. 9lun meife ic^ an^ Srfal^rung, wai id) on ®ir 
I)abe. ajiag eg brausen [türmen — wenn e^ in unferer 
e^e nur gut SBetter ift unb bleibt. SBeil id) ©id^ fo 
Heb ^abe, ^abe id^ unfer jüngft geborene^ S^öd^terd^en 
Suife genannt. ÜKöge e^ eine ßuife werben.« — 93ig gu 
X^ränen rührte mic^ biefe ®üte. ®g ift mein ©tolj, 
meine g^^eube unb mein ®IfidE, bie Siebe unb 3"^'^^««* 
I)eit beö beften ÜKanne^ gu befi^en, unb weil ic^ il^n 
üon bergen wieber liebe, unb wir fo mit einanber 6ini^ 
finb, bag ber SBifle be« @inen auc^ ber SBiQe be8 Änbern 
ift, wirb e^ mir leicht, bieg glücflid^e ©inöerftänbniß, 
welches mit ben Sauren inniger geworben ift, gu erholten. 
SUiit einem SBorte, er gefällt mir in aüen ©tücten unb ic^ 
gefalle i^m, unb ung ift am wo^Iften, wenn wir gufommen 



156 



jtnb. 9Serjeit)en ©ie, lieber SSater, bo^ id^ bie« mit einer 
fleruiffen Slu^mrebigfeit fage; eö liegt barin ber funftloje 
Slu^brucf meine« ®Iücfe«, melc^ei^ Seinem auf ber SBelt 
märmer am ^ergen liegt, at« 3l)nen, befter, jörtlic^er 
Sßoter! ®egen anbere ÜKenfc^en, ouc^ bag l^abe ic^ oon 
bem Sönige gelernt, mag id) baöon nid^t fprec^en; e« ift 
genug, ba^ mir eö miffen. 

Unfere Äinber finb unfere ©c^ä^e, unb unfere 
^ugen rut)en öoü ^iifri^ben^eit unb Hoffnung auf i^nen. 
S)er Sronprinj ift öotter ßeben unb Oeift. @r ^at öor* 
^üglic^e Talente, bte glücHic^ entmicfelt unb gebilbet merben. 
(5r ift ma^r in allen feinen ©mpfinbungen unb SBorten, 
unb feine 8ebt)aftigfeit mac^t 3SerfteIlung unmöglich. Sr 
lernt mit öor^üglic^em (Srfolge ®efd)ic^te, unb ba« ®ro|e 
unb ®nit gietjt feinen ibealifc^en Sinn an fic^. gür ba« 
SBi^ige ^ot er oiel ©mpfänglic^feit, unb feine fomifc^en, 
überrajc^enben Sinfälle unterhatten un« fe^r angenehm. 
<£r pngt öorgüglid) an ber 3Kutter, unb er fonn nid^t 
reiner fein, al« er ift. 3c^ ^abe i^n fe^r lieb unb fprec^e 
oft mit i^m baoon, mie e§ fein mirb, mann er einmal 
Äönig ift. 

Unfer ©o^n SBü^etm (erlauben ©ie, el^rroürbiger 
®roBüater, bafe ic^ 3^re Snfel nac^ ber 9?ei^e 3^nen 
üorftelle) mirb, menn mid^ nid^t 2lQeg trügt, mie fein SSater, 
einfach, bieber unb öerftänbig. 8Iuc^ in feinem Äeufeern 
^ot er bie meifte 8le^nlid^feit mit i^m; nur mirb er, glaube 
ii), ni6)t fo fc^ön. ©ie fe^en, lieber SSater, ic^ bin nocft 



157 



in meinen SJiann öerliebt. Unfere lod^ter ß^arlotte ma6)t 
mir immer me^r greube; fie ift jtt)ar öerfd^Ioffen unb in 
fic^ gefeiert, verbirgt aber, mie i^r SSater, l^intcr einer 
fc^einbar falten ^ftQe ein marmeg, t^eilne^menbeg §erg* 
Scheinbar gleichgültig gel^t fie einher; ^at aber mel Siebe 
unb X^eilnal)me. 1)al^er fommt e§, bafe fie cttt)a« 9Sor* 
netjmeg in it)rem SBefen t)at. ©rl^ält fie ®ott om Seben, 
jo ai)r\t id) für fie eine glänjenbe ^i^fi^nft. Sari ift gut- 
müt^ig, fröf)tid), bieber unb talentDoU ; förperticft entmicfelt 
er fid) eben jo gut ai§ geiftig. @r i)at oft naioe Sinfätte^ 
bie ung jum Sachen reiben. (Sr ift l^eiter unb mifeig. ©ein 
unauft)örlic^e^ fragen fe^t mic^ oft in SJerlegen^eit, mcil 
ic^ e§ nidjt beantworten fann unb barf; boc^ jeigt eg oon 
SBifebegierbe — junjeilen, menn er fc^lau täc^ett, auc^ oon 
9leugierbe. (Sr mirb, ol^ne bie 3;t|eilna^me an bem SBo^I 
unb SBe{)e Slnberer ju oertieren, leidet unb fröf)Iic^ burd^i^ 
ßeben gc^en. — Unfere Xodjter Sllejonbrine ift, mie ÜKäb* 
c^en it|re§ SUter^ unb 9latureüg finb, anfd^miegenb unb 
finblid). ©ie jeigt eine richtige 2luffaffung«gobe, eine leb* 
t)afte ginbitbunggfraft unb fann oft ^erjlid^ lochen, gür 
ba« Somifc^e ^at fie t)ie( ©inn unb Smpfänglic^feit* @ie 
i)at Slnlage jum ©atirifc^en unb fielet bobei ernftl^aft aui^, 
boc^ fc^abet bag i^rer Oemütl^Iic^feit nic^t. SSon ber 
Meinen ßuife lägt fid^ noc^ nic^t« fagen. Sie l^at ha^ 
^rofil il|re§ reblidien 5Saterg unb bie Äugen be8 Äöntg«, 
nur ttxoa^ l^eller. ©ie ^eigt Suije ; möge fie i^rer 9[l^nfrau^ 
ber liebengmürbigen unb frommen ßuife öon Dronien, ber 



158 



toürbigen ®emal)Iin beg großen Äurfürftcn, ä^nlid^ 
tocrben. 

3)a l^abc iä) S^ncn, geliebter SSater, meine gattje 
©aflerie öorgefü^rt. ©ie toerben jagen: ba^ ift einmal 
eine in i^re Äinber öerUebte ÜKutter, bie an i^nen nur 
@ute§ fielet unb für itjre ÜJtängel unb g^^Ier feine Singen 
t|at. Unb in S33al|r^eit, böje Slnlagen, bie für bie 3iifiinft 
beforgt machten, finbe id^ an Slüen nic^t. Sie ^abtn, tt)ie 
anbere 3Renf(J)en!inber, auc^ itjre Unarten; aber biefe öer* 
lieren fic^ mit ber Qtxt, jo »ie fie öerftänbiger werben. 
Umftönbe unb 9Sert)äItniffe erjietjen ben üKenfc^en, unb 
für unfere Ä'inber mag e^ gut fein, ia^ fie bie ernfte 
(Seite be^ 2eben§ fcf)on in il^rer 3ugenb fennen lernen. 
S33ären fie im ©c^ooge bei8 Ueberfluffeg unb ber Söequem* 
lid^feit groB getoorben, fo mürben fie meinen, ba^ muffe 
fo fein. S)a§ eg aber anberg fommen fann, fe^en fie an 
bem ernften Slngefic^t i^reg SJater« unb an ber SBe^mut^ 
unb ben öftern X^ränen ber SJtutter. Söefonberg xdo\)U 
t^ätig ift eg bem Sronprinjen, bag er ba^ Unglücf fc^on 
als Süngling fennen lernt; er tt)irb bag ®Iücf, menn, mie 
ic^ tjoffe, fünftig für i^n eine beffere 3^it fommen toirb, 
um fo t)ö^er fc^ä^en unb um fo forgfältiger ben^al^ren. 
ÜJteine Sorgfalt ift meinen Sinbern getoibmet für unb für, 
unb id^ bitte ©Ott tägtic^ in meinem fie einfc^Iießenben 
Oebete, bafe er fie fegne unb feinen guten ®eift nid^t öon 
i^nen nef)men möge. ÜJiit bem trefflichen ^ufelanb f^m^» 
pat{)ifire ic^ aud^ in biefen ©tücfen. @r forgt nid^t blo^ 



159 



für bag p^^ftfc^e 3Bo^I meiner Sinbcr, anäj für ba§ gciftigc 
berfetben ift er bebad^t; unb ber biebere, freimütl^igc 
fBoxoXD^tt), ben ber ffiöntg gern fielet unb lieb f)at, ftarft 
barin. Sr^ält ®ott fie un^, fo erholt er meine beften 
©d^ö^e, bie TOemanb mir entreißen fann. So mag fommen, 
tt)a§ ba toiü, mit unb in ber Bereinigung mit unfern guten 
Sinbern tüerben tptr glücffelig fein. 

Sdö fc^reibc 3^ neu bieg, geliebter SSater, bamit Sie 
mit Beruhigung an un^ beulen. S^rem freunblic^en Än^ 
beuten empfehle ic^ meinen SJtann, and) unfere Äinber 
atte, bie bem ef)rtt)ürbigeu ®ro§t)Qter bie §önbe ffiffen; unb 
id^ bin unb id) bleibe, befter Bater, 3^re banfbare Slod^ter 
Suife. 

1 ®er Arien 5n)ijd)en Cefterreic^ unb fjranfreic^ ^atte am 17. 'Hpxii 
begonnen, "^(m 13. 9)lai war Napoleon bereite aU ©iener in SBicn 
eingebogen unb fd^on ücrfünbeten bie frnn^i3ftfd)en ©uKetini;, boö .^au8 
©abfiiburcj I)abe aufnc^ijrt ^u regieren. 3)er 9(ufftanb in Reffen unter 
9(nfü()runn be^J Cbcrftcn uon 2)örnbcrg, auf bie ^Vertreibung be§ 
5^i5nigrt Scrome ab^icknb, loar nüBglücft. "iDJajor Sd)iII mit feiner 
tapfem (Sd)aar, ber bie SlVoIfi5er()ebung bc^ niJrblic^en 3)eutf(^(Qnb 
jutücge bringen wollte, war in Stralfunb unter fran^öfifd^i ©äbeln 
gefallen. 

3u biefer 3cit f^rieb bie .^i)nigin, bie feit einigen "©od^cn Icibenb 
war, in i^r %a^tbudj: 

„. . . '^idj ©Ott, c^i ift uiel über niic^ ergangen ! 3)u ^ilfft aUcin 
— ic^ glaube an feine 3w^wnft auf (Srben me^r. ®ott rm% wo ic^ 
begraben werbe, fd)wcrli4 auf preuftifc^er (Srbe. Oeftcrrcicft fingt fein 
©d)Wanenlieb, unb bann '?lbe: ©ermania!'' 



160 



76. 

(9(n grau uon S3crg.) 
(^öttig§berg, Sommer 1809.) 



[d^ lefe je^t Sienl^arbt unb ©ertrub, ein 58ud^ für§ 
®oIt, oon ^ßepalojji K @§ ift mir tool^I in biefem ©d^toeiger 
3)orfe. SBärc ic^ mein eigener §err, jo fe^t' ic^ mic^ in 
meinen SSSagen unb roßte ju ^eftalojji in Die ©d^meij, 
um bem ebten 3Rann mit X^ränen in ben Singen unb mit 
einem ^önbebrucf ju banfen. SBie gut meint er t^ mit 
ber 9Kenfc^f)eit. 3a, in ber ÜKenfcl^f)eit Flamen banF ii) 
i^m! — (Sine ©teile in bem Sud^e gefiel mir befonber^, 
n)eil fie fo ma^r ift: Seiben unb (SIenb jinb OotteS 
©egen, toenn fie überftanben jinb! — ^a, in^ 
mitten meinet glenbS jage id^ fd^on: ©^ ift ®ottei8 ©egen! 
SBie öiel nätjer bin ic^ bei ®ott — tt)ie beutli^ finb 
meine ®efüf)Ie ju Gegriffen geujorben über bie Unfterblic^* 

11 

161 



feit ber ©celc. SRid^t o^ne Il^räncn fd^miljt ba^ fd^önc 
©iegcl — toic toa^r! 



1 3üf)ann |)entrici^ ^eftalojji, geboren ju ßürid^ am 12. Januar 
1746, berüf)mter ^äbagoge, geftorben ju S3rugg am 17. fjebruar 1827. 
3n feinem Sftoman „Sien^arbt unb ©ertrub" (SBafel 1781—1789 
4 58ftnbe) fud^te er nad^äuweifen, ha^ nur burc^ eine tief eingreifenbe SSer* 
befferung ber ©r^iel^ung, meldte bie ©efamtl^eit ber Prüfte unb 5(n* 
lagen ber ^nber entnjidfele unb ber guten ©efinnung fonjie bem I^Önncn 
ben SSorjug uor bem blojsen SBiffen gebe, ben Uebeln ber geit abju» 
l^elfen fei. S5er ©rfolg be§ SSer!e§ mar ein großartiger. 



162 



77. 
(5(n ben 5lneg§rat() Sc^effnev.) 



d) bQnfe 3f)nen red^t aufrichtig lieber §crr ©c^effncr 
für bie ®üte mit tücld^er Sie beforgt finb mir greube gu 
marfien. 2)a^ Slnbenten ebler ÜJienfc^en ift mir immer öon 
großem SBert^ gemefen ; bod^ jefet, bo id^ im Ungtücf bin, 
tüenn ba gute ebte äRenfifteu mir fagen unb betüeifen, ba^ 
fie mid) lieben mac^t eö einen fo too^It^ätigen tröftenben 
SinbrudE auf mid), baß id^ @ie inftänbigft bitte ber gtau 
t)on ber 5RedE ' ju fagen, ujie fetjr id^ i^r bonfe für bk 
2lrt, mit n^elc^er fie meiner gebac^t. Sntmer t|ab idi i^ren 
®eift unb i^r ®emütf), tt)eld^e§ in einem fo l^errlic^en @tn* 
flang lebt, geliebt unb gefd^ägt; and) biefeg toünfc^t id), 
bafe fie n^üßte. SBqS fie über ber Qdt fagt, mag id^ 
eigentlich lieber gar nic^t berü{)ren, ba meine Ueberjeugung 
bie traurigfte ift. 2)ie Srfd^einung ber ©eiffel ber S33ettt 
l)at gemig gro^e Qxotde; attein ic^ fe^e meber SSernunft 
nocf) 5Rec^tIid)fett, meber @ittlicf)feit nod) 9ieIigiofität burd^ 
bag über ung gefomne UnglüdE ern^edEt. $Rur große ©cenen 

11* 

163 



finb im ©tonbe, groge äSirfungen ^ert)or3ubringen, unb 
bolzet tDerben tiod^ groge Opfer fallen mfiffen, bamit 
ba^ Oute für ber SBeat bewirft toerbe. ®ie Oemfit^cr 
ftnb gu t)erprtet burd^ @goi^mud unb falfc^e Silbung, 
aU bag man l^offen bürfte, ba^ fte leicht ju erfd^üttem 
unb ju belfern toören, nur gro§e revolutionen fönnen 
unb ttjerben biefeö betotrfen. Sie fe^en, lieber ^err 
©d^effner, ba^ in benen jtoetj Sauren, bie ic^ Sie fenne, 
id^ bie aSeUt öon i^rer ernften Seite l^abe beobachten 
lernen. Srr id^ mic^ unb mirbi^ beffer mit ber SSSeUt, 
fo mirb eS mo^t fein 3Renfc^ mit ^eitrerm @inn unb bant 
borerm §erjen aufnehmen aU id^. 2;rift aber mein 
Sl^nben ein, bann ^off id^ auc^ bie ©tärfe gu bepften, 
bie aQein bem SRenfd^en toirb burc^ ©laube unb §in^ 
gebung. 

Ä., b. 24. Stuguft 3^re greunbin 

1809. Suife. 



1 eiifabetl) (£()ar(ottc (£onftanäc uon ber SRccfc, (ä^eborcne t)on 
3Jlebcm, beutfd)C (Bc^riftftencrin, geboren auf ©^loj ©d^önburg in 
Ä\irlanb am 20. mai 1754, öennft^It feit 1771 mit bem gfrci^crm 
9JJagnu§ öon ber fficdt, gcftorben ^u 3)re§ben am 13. ^tpxii 1833. 

JVrau uon ber Slecfe i^attc imtenti 2. 9(uguft 1809 Don gfron^brunn 
au§ einen S3nef an ©c^effner gerichtet, ben biefer ber J^önigin jur ®in« 
fid^t üorlegte. (S§ ^eißt barin: 

„2)a§ toaren feiige Reiten (1789). — 3)a feufjte ©uro^o no^ 
nict)t unter einem Soij^e, ba§ immer brücfenber werben »irb, nicrai 
SScnmnft unb JHed^tlic()feit nic^t erwad)en, um bem n^ütl^enben @tnnne 



164 



her SSerl^eerung einen 3)Qmm entgegenjufe^en; — fönnt' i^ ntic^ hod) 
äw S^i^ei^ Derfegen, unb bie l^olbc Königin wieberfel^en, bie td^ un* 
lüanbelbar liebe — fagen @ie ber un§ allen tl^euem Königin, bag mein 
$)crä i^r treu ergeben bleibt, benn fie l^at ein &tmüt^, ba§ geliebt ju 
werben öerbient unb toeId)eS ba§ SBebürfnig fül^It, anbem mertl^ ju 
fe^n. O, bag ict) biefe ^tuiidjt fjrau in ben jefet bebenflic^en S^ittn 
fprect)en fönnte, bie wa^rlid) fo bebenflict) ni^t wören, njenn biejenigen, 
bie bn§ ©Ute tDoÜen, frftftig an einanber l^ingen unb mit einanber 
tt)irften. ..." 

S)a§ Original be§ S3riefe§ ber Königin befinbet fi^ im Äönig= 
lid&en (Staat§arrf)it) ju ^önigäberg. 



165 



78. 

(9(n t^re Sc^mefter fjrieberife.) 
(Äi3nioÄbevg, 9(uguft 1809.) 



• • • • 



Erlaubt eg meine ©efunbl^eit, \o gelten toir bett 
12. nad^ Zittau, ©inge eö boc^ nad^ Serltn! S)al^in, bol^in 
möc^t' ic^ je^t jiel^n; e§ ift orbentlic^ ein ^eimtoel^, toa& 
mx6) ba^in treibt unb nad) meinem ß^arlottenburg. 



160 



79. 

(9(n gvou üon S3erg..) 
(^önigöberg, September 1809.) 



®aben @tc jd^on geprt, ber Äöntg l^at befohlen, 

bQ§ in ben ^rd^cn ©ebäc^tnifetQfeln ber um ba^ SSatcrIanb 
öerbtenten Ärieger aufgeftcöt luerbcn, jur ®I|rc ber Siebten, 
jur Sluggetc^nung ber Ueberlebenben unb gur SRac^eiferung 
ber — Snberen.^ ^a^ i[t ein gunfen me^r, qu^ bem 
mefleid^t bod) noä) bie gfamme ®otteg jd^Iagen fann, lüeld^e 
bie @ei§el ber SSöIfer oerjelirt. ^at e§ benn nic^t, tt)te in 
Spanien ^ quc^ in Sifrol fc^on gegünbet? ,,2luf ben Sergen 
ift bie greil^eit!"» klingt bieje ©teüe, bie id^ je^t erft 
öerftel^e, nic^t tt)ie eine ^45ropl^egei^ung, tt)enn Sie auf ba^ 
Hochgebirge blidfen, bag fic^ auf ben 9luf feinet ^ofer 
erhoben tjat? SBeld^ ein 9Rann, biefer 2lnbreag ^ofer.* 
@in Sauer tt)irb ein gelbl^err, unb tt)a§ für einer ! ©eine 
SKaffe - ®ebet ; fein Sunbe^genoffe - (Sott ! Sr fämpft 
mit gefalteten ^änben, fämpft mit gebeugten Änieen unb 
fd^Iägt tt)ie mit bem gtammenfc^merte be^ Stjerub^! Unb 



167 



biejeg treue ©c^tt)etjer*SSoIf, bQ§ meine ©eele fc^on aui^ 
^eftalojjii angetietmelt l^at. Sin ftinb an ®emüt^, tämpft 
t^ tüie bie 2;itanen mit geKftücfen, bie eS t)on feinen 
Sergen nieberroüt. ®ang n)ie in Spanien! ®ott, wenn 
bie 3cit ^^^ Sungfrau tt)ieberfäme, unb »enn ber fjeinb, 
ber böje geinb bod^ enblid^ übermunben würbe, überwunben 
burc^ bie nämliche ©ewalt, burc^ bie einft bie fjranfen, 
bag ÜKäbc^en öon CrleoniS an ber ©pi^e, il^ren ©rbfeinb 
and bem Sanbe fc^Iugen! 

9lc^, auc^ in meinem ©d^iUer I|ab' ic^ mieber unb wieber 
geiejen ! SBarum ließ er [ic^ nic^t nac^ JBerlin bewegen ? * 
SBarum mufete er fterben ? Ob ber 3)ic^ter beö Zeil and) 
öerblenbet werben, wie ber ®t](i)iiit^\äixtibtx ber (Sib* 
genoffen !^ SRein! SRein! ßefen ©ie nur bie ©teile: ,,5Ric^t8* 
Wärbig ift bie Station, bie nic^t itjr WltS fe^t an i^re 
@^re!''.^ Äann biefe ©teUe trägen? Unb ic^ fann nod^ 
fragen: warum er fterben mußte? SEBen ®ott lieb ^at in 
biefer 3^^*/ ^^^ nimmt er ju fic^! 



1 3)ie erftc biefer öeböd^tnifetafeln fteHtc am 24. ©eptcntber 1809 
bog erfte oft))reu6if(^e Qnfonteries^legimcnt in ber ©c^loftfirc^ ju 
Königsberg unter großer geierlid^feit auf. 

2 ilönig S^KP^f S'^opoIeonS SBruber, war öon ber SSoIfSpartcl unter 
5(nfü^rung be§ ©enerols S)u^ont qu§ ©ponien öerjogt morben. 

» Sci^iner, 3)ie SBraut üon SKeffina. 

♦ ^^(nbreoS Sgo^tx, geboren im ©aft^auö am ©anb bei @t fieon« 
l^arb im ^affei)crti)al am 22. Cftober 1767. Gr mar bie ©ccIe bc» 
2^i)roIer SSoIfSaufftanbeS. itricgSgefangcn, würbe er am 20. grebruar 
1810 in 9Kantua erfdjoffcn. 



168 



5 (BdjiUtx^ pthmxäxt Sage machte e§ i^m unmi5ölici& auf bie i^m 
im 3Jiai 1804 lüä^renb feiner ^nioefenl^eit in SBerlin öorgefd^Iaöenen 
SBebingungen für ben fjall feiner Ueberftebelung in bie ))reu6if(i^e ^aupt« 
ftabt eingugel^cn. 3)ie Unterl^anblungen, burd^ S3el}me gefül^rt, gelang* 
ten nici^t Dollftftnbig ^um ^(bfci^Iu^, ba @d)itter (geboren ju SDlarbad^ 
am 10. 5«ot)ember 1759) bereite am 5. ^ai 1805 ju 38eimar ftarb. 
Unterm 23. mai fc^rieb |)ufelanb an ©c^iller^ SBittme : 

„S)ie Königin, bit unbefd^reiblici^ üon biefem SSerluft gerührt mar, 
l^at mir ouSbrüdlici^ aufgetragen, 3t)nen i^re innigfte X^eilnal^me ju 
bezeugen, unb mie fe^r fte münfdöe, etmaS gu Q^rer !J:röftung unb 
§(uf^eitrung beitragen ju fönnen. — §atte nici^t ber SSeremigte btn 
$Ian, einen feiner @ö()ne bem Ärieg§bienfte ju mibmen? SSäre bieg, 
fo mürbe fic^ jegt bie befte öJelegenl^eit ba^u barbieten, unb idj mürbe 
©ie bitten, mir nur ein ^ort barüber gu f (^reiben." 

« Qo^anneC^ üon Füller, geboren ju ©d^^ff Raufen ben 3. Januar 
1752, berühmter öJefci^ici^töfci^reiber, feit 1804 |)iftoriogra))]^ be§ ^o^en* 
äoHemfci^en |)aufeö mit bem Xitel eine§ ©e^eimen £rieg§rat^S. @r 
foHte bie ©efc^ic^te fJriebrici^S be§ ©rofeen fd^reiben, lie^ fid^ jebod^ in* 
folge einer 1806 ju ^Berlin ftattgel^abten Unterrebung mit 9'2a))oleon öon 
biefem bemegen, in franjöfifd^e 3)ienfte überzutreten, ©r ftarb gu 
Gaffel am 29. SJ^ai 1809. — „3)ie ©efc^id^te ber fd^mei^erifc^en 
eibgenoffenfc^aft" erfcl)ien in 5 SBänbcn, fiei^jig 1786—1808. 

'^ ©deiner, S)ic Jungfrau öon Orleans, I. ^lufjug, 5. auftritt. 



169 



80. 

(9(n if)ren S3ruber ©eorcj.) 
(Äönig^berg, ©e^tember 1809.) 



Hld^ fann überl^aupt nic^tö fd^reiben, afö bag bic 

äReinutigen in ber "iPoIttif fo getJ^eilt finb, tt)ic anno 1805. 
3c^ roetp, tDQg tc^ mü, hod) c^ fommt nid)t^ ntc^r über 
meine ßippen, Da mein 9lat^ jo fürchterliche golgen gel^abt 
Sc^ tDeife jmar tt)ol^I, baß ic^ nic^t in ber ©ac^e ben 8(ui^* 
fc^Iac) gab, aUetn eS mirb mir boc^ fo tiorgefagt, a(d toäre 
e^ fo*^ S)ie geigen bemeine id^ oft — nid^t ober bai^ 
'iJrincip ber §anblung unb nic^t bie ^Qnblung felbft. 5Rte 
mürb' ic^ bereuen, mag @^re unb ©elbftgefül^I ^etligt, 
mot)I aber afleg anbere, roaS bog ©egentl^eil märe unb 
eben noc^ oiel jd^recflic^ere golgen ^aben mirb, nämlic^ 
ba^ über Sorbmerfen ber ©^naftie oljne ÜJiitleib ber @blen. 
^d) fe{|e feine 3"^""f* f^f meine Äinber. 

^ 8ief)C Seite 49. 



170 



.tiHri 




81. 

(5(n il^ren 93ruber ©eorq.) 
(Ä'önig«6erfl, 24. 9bt)einber 1809.) 



•enn id^ an bic unau^jpred^Iic^c greubc bcnfc, 
mic^ balb in biefem lieben Serlin ju miffen \ oereint mit 
einem großen 5;i^eif meiner gamilie, fo befomme id^ faft 
einen ^erjframpf. @g wirb einem gang elenb öor ©eligfeit, 
tDenn man baran benft. Qxüti SKomente finb eS oorne^m^* 
lic^, an bie ic^ nic^t benfen fann, ol^ne ba§ mir bie 2;i^ränen 
in bie 3lugen treten. 5)er eine, tt)enn ic^ jum erften 9RaIe 
bie S;i^ärme oon Öerlin tt)ieberfel^e unb bann, wenn öon 
ber 93rüdEe au^ mein SBagen linfg umbiegen tt)irb unb 
menn ic^ bie SRampe gum ^alaig {jinanfa^ren merbe. 3efet 
tt)eine ic^, inbem id) ba§ jc^reibe @ott — 2lflmäc^tiger 
ftärfe mic^, baß id^ unter ben öielen ©efü^Ien beS ®IüdfeS 
unb Unglücfeg nic^t erliege. Dag i[t mein einjigeö ®ebet 
i\x ©Ott! Unb f)abe ic^ nic^t Urfac^e baju? 3c^ finbe 
noc^ Slüeg \o, mie ic^ e« öerließ, unb SlfleS ift bod^ jo 

anberS ! SBie wirb ba^ werben * — meine armen 

Äinber unb bejonber^ Sllbrec^t', ber erft aug bem ©9 froc^. 



1 ^ic '^Ibvcifc üoit .^Önicj^berfl nad^ SBerlin war auf ben 15. ^es 
cembcr fefti]C)c|5t mürben. 

2 llntcnucfl^. (£^5 mar bereite ftreitge Äältc eingetreten. 

^ "ij^rin^ Jricbrid) ^cinrid) 5(Ibred)t, geboren ,^u Äönig§berg am 
4. Crtobcr 1809, gcftorben am 14. Cftober 1872. 

171 



82. 

(9ln i^re ©d^iüeftcr fjriebcrifc.) 
(Äönig§berfi, 3)cccmber 1809.) 



tt)crbe ic^ benn balb »icbcr in JBerlin fein 
unb jurüdfgcgcben fo öicicn treuen ©erjen, »elc^c mid^ 
lieben unb achten. SRir mxb t^ bei beut ©ebanten gang 
benommen öor greube, unb id^ öetfließc fo üiele Xl^rfinen 
l^ier, menn ic^ baran benfe, bag id^ ^üt§ auf bem nSm«' 
lid^en $(a^ finbe unb bod) MeiS fo ganj anberiS ift, ba| 
ic^ nic^t begreife, mt t^ bort »erben »irb. — ©c^toar je 
Sll^nungen ängftigen mid^; immer möchte ic^ allein l^inter 
meinem ©c^irmleuc^ter fifeen, mid^ meinen ®ebanfen über* 
laffen, id^ ^offe, eg foU anberiS »erben.».. 



172 



(^er Ä'önig on ben 50f?a(|iftrat Don 9WemeI.) 



feilte ^öniglidje SJiajeftät uon ^reufeen erfennen mit ()erälici^eni 
^SBüI)ItüulIen ben abermaligen SBemei? ber üoräügIid)en 5(nl)änglici^!eit, 
Jüeld^en 3f)re gute ©tabt Memel ^(Iler^ijci^ftbenfelben burc^ ben Sn^^It 
be§ auf SSeranlafjung ber bcuorfte^enben 9leife nad) SBcrün abgefogtcn 
(Bdjmbtm uom 9. hujus unb burc^ bie ^Jlbfenbung einer befonberen 
^Deputation gegeben t}at. ©eine ^ü^ajeftät geneigt, auf gute unb ftanb« 
^afte ©efinnungen ben gröfeten SSert^ ^n je^en, merben fid) ftetS mit 
inniger 5;^cilnat)me ber biebem ^eiüo^ner Memels erinnern unb er* 
muntern biefelben ^ierburd), in ben liberalen unb gemeinnü^igen Unter? 
net)mungen, meiere fie feit ©infü^rung ber ©täbte^Orbnung begonnen 
^aben, immer lebenbiger fort^ufci^reiten. 

Königsberg, hcn 13. 3)eäember 1809. 

griebric^ ©il^clm. 

^^(n ben ^agiftrat unb bie ©tabtoerorbneten ju Memel. 



^aÄ Original bcfinbet ftc^ im 5(rd)io be§ 3Kagiftrat« uon 3KemeI. 



173 



83. 

(9(n ben 93lai]i)trnt uoii 53crHn.) 




[eine ^erren! @ie finb überzeugt, baj3 ©el^njuc^t 
unb greube mitf) nac^ Serüit begleiten. S)ie jd^önfte @nt^ 
jd^äbigung für bie lange, jc^merglid^e Sirennung ift bie 
2lnl^ängli(^feit unb Siebe, tt)Oüon ic^ einen neuen rü^renben 
ffleroeig burc^ S^re fc^riftlic^e SSerfic^erung öom 5.* b. 3)?. 
öon ben guten treuen Sürgern SerlinS erholte. 9Jiit ^tx^ 
gnügen unb l^erjlic^er S)anfbarfeit nel^me ic^ ba« mir qu* 
gefünbigte ®ef($enf an, ha^ al§ Semei^ erprobter Siebe 
meinem |)erjen ftetg tl^euer unb burc^ ben erften ®ebraud^, 
tt)eld^en ic^ baüon machen merbe, oon unüergefelid^em 
SBertl)e je^n roirb, Smpfangen Sie alg roürbige 9te* 
präjentanten einer fo ac^tung^mertfien öürgerfc^aft meinen 
lebl^afteften S)anf, unb bezeugen Sie biejer folc^en mit ber 
SSerfid^erung, ba^ id^ ben Zaq mit Ungebulb ertt)arte unb 
unter bie feierlic^ften meinet SebenS jaulen werbe, ber 
mic^ in bie ÜKitte meiner guten treuen Serliner jurüdE- 



174 



fü^rt, unb an toeld^cm ic^ 3^ncn, meine Ferren, münblic^ 

bie Sld^tung unb bog lüo^Imoflcnbe Vertrauen betätigen 

fonn, tt)omit ic^ bin 

S^re gnäbige Königin 

ßuife. 

Sönig^berg, ben 11. 2)ecember 1809. 

2ln ben Süiagiftrat gu Serlin. 



i S)ic 3uWrift be§ 9Kagiftrat§ Don 33eran lautete: 
^cr regierenben Königin SKojeftät. 

5inerburc^lauc^tigfte ! 

5)ie I)ie)ige ^ürgerfc^aft f)oc^erfreuet über bie getüiffe Hoffnung 
i^ven tf)euerften ^önig unb i^re allgeliebtefte Königin noc^ einer longen 
fc^mer^^aften Trennung nun bolb wieber in bie biö^er üerttjoijete 9?efis 
b^n^ jurücfte^ren ju fe^en, wünfc^t jugleic^ i^re treue ^In^änglic^feit 
unb Siebe gegen t>a§> tiefüere^rte §errfc^er))aar auc^ baburd) erfennen 
geben ju bürfen, bofe fie i^rer angebeteten fianbeSmutter einen jmar 
nic^t prac^tüüUen aber mit ©efc^mad oerjierten 5Sagen nebft bem baju 
get)örigen auf gleiche 9(rt gearbeiteten $ferbe=®efc^irr mit ber e^rfurc^t§= 
üoHen 33itte barbietet, fic^ biefen geringen SSernei^ itjrer ^erjlic^en 9(n= 
^ängnd)!eit unb innigen tiefen Ergebenheit gnttbigft unb naci^fi(]^t§t)oII 
gefallen ju laffen. 

3Sir a(§ ba§ Organ ber @tabt unb SSürgerfc^aft galten un§ jeboc^ 
verpflichtet, '^i)vtx ^öniglid)en ^ajeftöt ^ieruon mit bem e^rerbietigften 
SBemerfen 5tn§eige ^u tbun, bafe bie SSürgerfc^aft jugleid) bit 9(bfic^t 
l^at, 5l((er()i3rf)ftberfelben bei ber beüorftc^enben 9lüdfe^r biefen SSagen 
burrf) eine Deputation ber ©tabtoerorbneten nad^ bem legten S)orfe^- 
oor Berlin entgegen^^ufc^iden unb allcruntert^änigft ^u bitten, ha^ 3^rc 
S£öniglld)e ^ajeftät geruf)en mögen |)i5(]^ftberü (Sinjug barin l^ierfelbft 
gu () alten. 

•iß^ir erbitten im§ über biefe wohlgemeinte ^bfid^t ber ^ieftgen 
S8ürgcrid)aft St)ro ^töniglic^e SKajeftät attcr^ulbrcid^fte ©enel^migimg 



175 



vorläufig al(enintevtf)(inigft imb erfterbcn mit ben ei)rfurd)t§t)olIften 
treueften ©eftnmmgen 

3I)ro Äöninnd)en 9Wajcftat 
ber l^iefige SO^ogiftrat. 
Berlin, am 5. December 1809. (ijolgcn Untcrfd&riftcn.) 



1 ®er 8ücgermeiftec 8äf(^tng mW neun SRagiftratSmitgliebern geleiteten 
am 22. Secem^ec benäSagen na(Q Seigenfee, bem ber norbOfllid^en ®cen)e bon 
S3eclin aunäc^ft gelegenen Socfe. Set SBagen, in ben SiebltngSfarben ber ftönigin, 
2iüa unb @ilber gehalten, toax bon fec^d fRappen gebogen. 

®egen Mittag traf baS ßönigSpaar in %Bei6enfee ein. 2)te Königin nebfi 
smeien i^rer ^tnber, ber ^rinjef fin Söarlotte unb bem ^rinaen Sari, i^rer 3tiditt, 
ber ^rinsefftn Ofrteberile, Sloc^ter beS ^ringen bon ®oIm8 « S3raunf eis, foMie bie 
Ober^ofmeiflerin Gräfin bon ^o% nahmen in bem %Bagen $Iag. Ser ftönig ftieg 
au $ferb. Sie 3:ru|)))en aui Berlin, ^otdbam, flfranffurt, SanbSberg unb ben 
CTantonnementd in $ommern bilbeten <BpaUir. Ser S^ron^rinj, $rtna %BiI^eIm unb 
$rina gfriebric^, @o^n bed tierftorbenen ^ringen £ubn)ig bon Preußen, marfc^irten 
mit fämmtUAen Offizieren »or bem erften Buge eines Bataillons beS SZegimentS 
®arbe gu ?!fu6. Unter tS^Iocfengeläute unb ftanonenbonner »urbe bie ftönigSfamilie 
in ber feftlid^ gef Amücften @tabt mit raufc^enbem 3ubel em))fangen. 9luf ber 82ampe 
beS Calais maren alle in Berlin anmefenben 9RitgIieber beS ßöniglid^en ^aufeS auc 
Begrfigung berfammelt. SBeinenb fant bie Königin i^rem Bater, ber bon 9{eu« 
ftrelij^ ^ecäbergeetlt mar, in bie SIrme. 



^a§ Original be§ ^öriefeÄ ber Königin befinbet fid) im §(rrf)iu be? 
ilD?agtftrat§ uon ^^erlin. 



176 



84 

(9(n Sfriebric^ SBaron be la SWottc fjouquc.*) 
(«crlin, 1810.) 



kxü\)xt t)on ber S^^eilnal^me, meiere bie guten @tn^ 
tüol^ncr Serling bei 3Reiner Retour auf fo mand^erie^ 
SBeife 9Rir bemiejen, empfinbe id^ lebl^aft aud^ bieientge, 
tüelc^e in bem aUegor. geftjpielc „Indra's SSerl^eigung" ^ 
oon 3^nen mir jugefommcn ift. 



1 ©cboren am 12. fjebruor 1777 ju SBranbenburg a. b. $QUeI, trat 
1794 al§ CEomett in bQ§ ^üraffiers^legtment beä fterjogS öon SBeimar, 
machte bcn a^^einfelb^ug mit, unb na^m nac^ feiner jmeiten SSer* 
I)eirat()ung ben 9lbfd)ieb, um fid^ lebiglid^ bcr Ausübung ber 3)ic^t!unft 
,^u wibmen. ©r ftorb am 23. Sanuar 1843. 

2 3m 33uc^^anbel ift ba§ 3reftfpiel nic^t erfc^icnen. 



12 

177 



85. 
(9(n i^ren SSater.) 



• • « • 



>ott jei eioig gelobt, bog meine S^od^ter tobt jur 
SBelt tarn, hk toäxt je^t im jed^^ge^nten Solare, fie toärc 
fünfjel^n 3al^r öier SRonat alt» ^ 

3m ®runbe ift e^ um blutige SCl^ränen gu loeinen^ 
baj5 e§ fomeit gefommen i'it mit ben aKenjd^en, mit bem 
Sommer auf Srben» 5)enfen @ie [ic^'ö nur red^t lebl^aft^ 
njenn mir in biefe SSerfud^ung^ gefommen toären! 9luf 
einer Seite alle ©mpfinbungen, bie bem SWenjd^en na* 
türlic^ finb, hk bem mütterlichen |)ergen fo natürlid^ finb, 
bieje Ratten unauft)örlic^ gefc^rieen — SRein! t^ue biefe 
Untl^at nid^t, mac^e bein Äinb nic^t geitlic^, öießeid^t 
aud^ emig unglücflic^. Unb mieber auf ber anbern ©eitc^ 
6 äRiflionen Untert^anen, bie mit einem 3a aug 3cimmer, 
(SIenb, 2;i^ränen [tatt 93rob in eine glüdflid^e Sage 
gefommen mären burd^ ein eingigeg ©efc^öpf, mag leibenb 
fic^ opferte. Senfen Sie ftd)'g nur rec^t lebhaft unb banfen 



178 



©Ott mit mir, bafe er bie Jen Ä c I c^ öor bcm guten Sönig 

unb mir I|at öorüber gelten (offen. 3a, ja, er legt bem 

aKeufd^en nid^t me^r auf, aK er tragen fann unb er l^at 

feine ©naben^^^anb ni^t t)on mir gebogen, bag fel^e id^ 

beutlid^ baran. S)eg §errn SBege finb feine SBege unb fein 

ajienfd) fann ben Slu^gang öorau^fel^en afö er. S)arum 

Vertrauen, finblid^e Eingebung in feine Siebe unb ba§ 

Sluge na(^ Oben, menn e§ l^ier bunfel ift. 

^ Je suis ä Vos pieds et Vous conjure de no pas parier 

ouvertement de ma nouvelle d'Autriche, mais de vouloir 

communiquer toute la lettre ä Frederique et d'en dire 

le contenu ä la grand'maman. ffirljalten ©ie mir ^i)Xt 

Siebe, befter SJater, @ie finb fo gut, fo gnäbig, bofe id^ 

nur öerbient biefer (Snabe öerluftig gelten fönnte, bie jefet 

mein (Slücf unb meinen ©tolj augmac^t. Smig ^\)x treu 

ergebenes Sinb 

Suife. 
93er lin, ben 20*^« fevrier 1810. 

^d) lüffe Frederique ^erglid^, fann aber nic^t fd^rciben 
^eute, weif id^ an 9iöpeP fc^reibe, getoig eine ^excuse 
valable. 



1 3ie^e Seite 15 3(nmcrfunfi 1. 

• 

2 Napoleon ^atte ftc^ öon feiner ©emal^Iin Sofep^inc, bie i^m 
5?acf)fommen)c^aft nid^t gemährte, Qtttttmt ©eine SBetoerbung um eine 
ruffifc^e öJroBfürftin toor öergeblic^ getoefen. Äaifer granj öon Oefter* 
reid) muftte feine ^^oci^ter SKorie fiuifc ber ^olitif aufopfern. 3)te 
öräfin SSoB fc^rieb unterm 20. fjebruar: „^ad^ (angcr Spannung 

12* 

179 



crl^ielt man l^cutc enblid^ bic officiellc ^ad^xid^t üon bcr bcüorftd^cnbcn 
§cirat^ S'^opoIconS mit einer Xod^ter bc8 ÄaiferS öon Oefterreic^. 3^ 
gefte^e, bieg ift nod^ tne^r al8 bcbaucmStoertl^ ober nur betrübenb! 
SBelcfie ®miebrigung !" Unb am 22. gebruar: „3)ie ©eiratl^ 92a^oIeon§ 
ift mirflic^ befinitit) abgemad^t. aJlarfd^att iBcrt^icr gc^t nad^ ^en, 
bie ©rjl^erjogin »irb burd^ ^rocuration getraut. — 9'icin, eS ift wirfs 
lid^ ju fd^redEIid^ !" 

2 gd^ liege ju S^ren Sü^en unb bitte @ie tnftänbigft öon meiner 
9'ieuigfeit auS Oefteneid^ nod) nid^t offen ju reben, aber meinen ganzen 
53rief fjrieberifen mitguttieilcn unb bcr ©rogmama htn gnl^alt ^u er* 
äcl^Ien. 

3 S'^apolcon. 

* SSolIgiltige (Sntfd^ulbigung. 



180 



86. 
(5ln htn springen SBil^cIm üon ©olmSsSöraimfcIg.) 



aRetn guter SBtl^elm!^ 

4 banfe 2)tr taufenb ntal^t, ba% 3)u mir gratußrft 
unb 3)td^ frcucft, bag ic^ tcbc* ' 

ga^re fort gut unb braö ju werben jur fjreube u. 
©eegen 3)einer ©Itern, baiS ift ba8 fc^önfte ©efc^enf totU 
d^ed 2)u 2)einer treuen Xante machen tannfi 

95. b. 14. aRärfe 1810. Suife. 

a Son Altesse 
Monsieur le Prince Guillaume de Solms-Braunfels. 



1 griebrid^SSill^cIm, «ßrinagu @oImg*5Braunfcl8 (fic^e @cite 12 
^Xnmcrfung 3), Qtbovtn am 30. 3)cccntbcr 1801, gcftorbcn am 12. @c|js 
tember 1868. 

S)o§ Original biefe« SBricfcS bcfinbct fid^ im Söcfif ©einer 3)urci§5 
lauert bcS gilrften QJeorg ju @oIm8sS8raimfelS. 



181 



87. 

(§ln i^ren SBater.) 
(Berlin, ma^ 1810.) 




!un muß id^ Icibcr öon ctttja^ rcbcn, tt)a3 tocmgcr 
erfreulich tft unb ujeniger befriebigeub, nämUd^, ic^ ^atte 
ba3 5ßroj|eft, nad^ ©treli^ am 16*^" ju fommen, allein bie 
Umftänbe, bie eingetreten finb, machen e^ mir jur 5ßfKd^t, 
nid^t öon meinem 5ßoften, ben ®ott mir angewiefen ^at, 
ju ttjeid^en unb feft barauf ju fte^en. 9iapoIeon tft ganj 
tott mit feinen gorberungen unb l^at unS aUe in ben 
tiefften Kummer geftürjt.* Sc^ fann unb barf in biefer 
Srifig ben Äönig nid^t öerlaffen; er ift fe^r unglüdEIid^ unb 
bebarf einer treuen Seele, auf bie er fid^ üerlaffen fann. 

9iur in ber ftrengften ©rfüüung meiner ^ßflid^ten fann 
id^ Stirer ganj ttjürbig fein unb in bem fd^önen Siamen 
S^re lod^ter ju fein, mic^ ttjürbig füllen. 

3c^ trage meinen Oefd^ttJiftern auf, ?ineS ju fagen, 
tt)ie eg ift unb tt)ie e§ fte{)t. 



182 



M 



e« ftel^t fc^Icd^t, ba§ ift ttja^r, Opfer unb ?lufopfcrung 
ift mein Seben. 



1 9^a|)oIcon l^atte fid^ lüiber ieben SSertrag bie uncrl^örteftcn Un= 
gcred^tigfeitcn erlaubt. ®r l^atte bcn 5fönig toon @adf|fcn, qI§ ©crjog 
t)on 2Barfc^au, gejjiüungen, fidfi bc§ im einmaligen @üb|)rcu6cn bcftnb= 
lid^en 8taat§cigcntf|um§ ^n bcmädf|tigcn. ®r l^atte bie |)reu6i|^e ©ee* 
l^onblung, bie SBerliner S5onf, bie ^ittmenfaffe, ba§ ^otSbamer ^aifen^ 
]^au§ unb oiele onbere Stiftungen il^rer Sänbereten unb Äa|)italien 
beroubt. ©tatt einer einzigen SÖ^ilttärftrafec, wie im ^ilfiter JJriebenSs 
tjertrag auSbebungen, mufete ^reu^en beren fieben für JJranfreic^^ unb 
feiner Sunbeögenoffen ^ntp^jenburdfi^üge unterl^alten, eine tjertragS* 
luibrige (Srmeiterung be§ JJreiftaatS 3)onäig jugeben, unb ber franjöfi* 
fd)en SBefagung in SÖ^agbeburg auf bem regten ©Ibufer einen 9flaum 
t)on 2000 klaftern überlaffen. (£r toer^e^Ite au^ feine TOp^t nid^t, 
bei ber erften fic^ barbietenben ©elegenl^eit ^reufeen übcrl^aupt ganj 
unb gar ju oemic^ten. 



183 



88. 
(Sin bcn SWagiftrat öon Königsberg, i) 

9§ro aRaieft&t bte Königin tuerben ftetö bantbar ©ic^ 
ber t)on bem SJ^agiftrate ju Königsberg in beugen fo 
mannigfaltig erhaltenen 93ett)eife ber S^^eilnal^me erinnern, 
^öd^ftbiefelben nehmen ba^er mit befto größerem SScr* 
gnügen bie erneuten SSerfid^erungen biefer Z^eilna^me, bei 
(Gelegenheit ^öd^ftbero bieSjä^rigen ®e6urt8fefte8 an unb 
tt)erben ftetS @ic^ freuen, bem SRagiftrate ^öc^ftil^re toof^U 
tt)o(Ienbe ®efinnungen bafür an ben 2:ag legen ju fönnen. 

SBerßn Suife. 

ben 28ten SKärj 1810. 



1 3)er aJlagiftrat öon Königsberg r)Qtte juöor foIgenbeS ©lücftounfc^ 
fd^reiben an bie Königin gerid^tet: 

3^ro SWqcftät 
«ßoftfrei. ber Königin 

in 
Berlin. 
Slllcrburd^Iaud^tigftc Königin ! 

Slllcrgnäbigfte SanbeSmutter ! 
3)ic im Saufe ber 3^it wiebcrfel^renbe Erinnerung an bcn fcft« 
liij^cn 3:ag ber ©eburt Euer Königlichen aWajeftöt giebt bcn ©ürgcm 



184 



Königsbergs abcnnalg eine, ftetg öon neuem erfel^nte, Gelegenheit, bie 
Seegenönjünfd^e für boS tl^eure SSol^l ©uer Äöniglid^en SKajeftät laut 
äu äußern, totldit i^re SBruft erfüllen. 

Sö^öge ®otteg SBorfel^ung (Suer Äöniglid^en SJlajeftät neue Seben^- 
tage mit grenjenlofer SSonne toie fie nur btn ©terbtid^en l^tenieben be= 
glücfen fann, frönen ! 3)ie8 ift ber au^ ber fjülle be^ ^erjenS bringenbe 
^unfc^, ben wir, al§ ein 0|)fer ber treueften Slnl^ängüd^feit unb Siebe 
^u bem beoorftefienben feftlid^en ^age im S^amen ber un§ anvertrauten 
Sürgerfci^aft ®uer Äöniglid^en SJlajeftät el^rerbictigft ^u fjü^en legen, 
in tieffter 3)eöotion erfterbenb 

(guer königlichen aWaieftöt 

Königsberg in ^reufeen aHeruntert^änigft 

ben 4. aWär^ 1810. 2)er SWagtftrat 



3^a§ Original be^ ©rlaffeS ber 5tönigin befinbet fid^ im 5lr(j^iö 
bc§ 3)iogiftratg öon Königsberg. 



185 



89. 

(S(n i^ren ©ruber.) 
(Berlin, Sunt 1810.) 



Ii6)t genug, bafe tt)tr mäd^tigc geinbc t)on au§cn 
^aben, bic unS tobten fönnen unb tt)oöen, bie un3 ängftigen^ 
quälen, nid^t genug baran, l^aben ttJtr innere geinbe bie 
ttJtr befämpfen muffen. 3ft e§ SgoiSmug — ift e8 SSer* 
rat^ — ift eS Sefuiteret — ift e^ Summl^eit ? 



186 



90, 

(?(n i^ren SSater.) 
(Berlin, 19. guni 1810.) 



Iben biefen Slugenblidf \)at mir bcr gute, üiel* 
•geliebte Söniq bte ©rlaubnife gegeben ju S^nen ju fom^ 
men befter ^-öater. Sd^ bin ganj toll/ muj5 ntid^ aber 
famnieln, ba mir ber Sönig eine äJlenge ?lufträge an Sie 
gegeben i)at SSlod) einmal, id& fomme — ben äJlontag 
fomme id), bleibe ben 5)ienftag unb üKittrood^ allein, bann 
fommt ber fiönig, bleibt ben 5)onnerftag unb g^^eitag, unb 
tt)ünfd|t ben ©onnabenb nac^ SR^einSberg ju getien, bleibt 
nod^ ben ©onntag bei 3^nen unb ge^t äJiontag ttJieber 
mit mir meg! ^aüeluja! SRit Ootteg ^ülfe mirb aße§ fo 
^ejc^e^en. 3cl^ {)abe nur ganj grob otine form ba§ jo 
{)ingefd|miert, meil ic^ füllte üor ©lilcf e« in Drbnung ju 
üergeffen. 



^ 3" ^er freubigen ©timmung, i^ren SSater lieber ju feigen, l^attc 
bte Äönißin am 17. Quni einen launigen ©rief, l^alb bcutfc^, f^aih fran= 
5öft)c^, an bie gürftin fiuije oon 9labjinjill, geborene ^rin^effin öon 
^^reufeen, gefd^rieben, ber folgenbe Unterfc^rift trägt: 

„Louise Wilhelmine Auguste Amalie Reine de Prasse, geborene 
^rin^effin oon aJlecflenburg, n^e le 10 mars 1776, f ba^ tociß iö) 
noc^ nic^t." 



187 




91. 

(5(n ifiren ©ruber ®eorg.) 
(^Berlin, 20. Sunt 1810.) 



'a ber SRej fommt, fo foftet eS mic^ ntd^tt al* 
t)ox @tubenauftt)Qrtung, tuaiS nid^t ju t^erad^ten tft, xotii idfy 
nun einmal fel^r generös bin. * Mais je suis une pauveresse. 
SBcnn ic^ nur bie ^albc aKiUion fi&ttt, btc bag ©c^Iaf* 
jimmer in Compiegne gcfoftct l^at, öon ber ÜJiarie Suife. 
*Mon ami je suis toU . . . • ^dj \)aV ®nd) ütel ju ücr* 
jä^Ie t^u ' . . . . ^alleluia ! 3n meinem Sopf fie^t e« auiS 
»ie in einem tüuminirten ®udEfaften. SlUe genfter mit 
gelben, rotten unb blauen SBor^ängen Pnb §ell erleudötet 
Slbieu — nun »iü id^ ©rofemama üernfinftig fc^reiben. 
- @ure Suife. 

1 Hbcr id^ bin eine Bettlerin. 

2 Sö^cin grcunb, id^ bin toll. 

3 3n bicfem @a^ co|)irt bie Äöniöin ben fübbeutfd^en 3)ialeft ü^ter 
©rofemutter, ber Sanbgröfin öon Reffen 5 2)armftQbt. 



188 



3m ^agebud^c bcr ©räfin öon ^o%, tocld^e bie Königin auf biefer 
IRcifc begleitete, Reifet e§: 

„25. 3uni. 

SSir reiften um 6 Ul^r frü:^ ab, bie Königin unb i(j^ im erften 
^agen, l^atten fieben dttlai^ öon Äöniglid^en ^ferben, eins öon ber 
ipoft unb jnjei öon ^f erben be§ ^erjogg öon aWerf(enburgs@trelig. 
3)en SJiorgen über tuar bie Königin fe^r l^eiter ; aber als wir unS ber 
(^renje nä:^erten, überfam fie |)Iöpdö eine rät^fel^afte ^raurigfeit. 
(Sinige 5(ugenblidEe »ar fte ganj oon berfelben übermannt unb faft bc* 
ängftigt, aber fie fafete fid^ xa\d} tuieber unb e§ ging vorüber. — Um 
snjölf U^r 9Jlittag§ maren mir in gürftenberg, mo bie ganje ©erjogs 
lid^e iJamilie aufeer ber JJrau ©ro^mutter jum (Empfang bcr Äönigin 
A)erfammelt mar unb ba^ SBieberfel^en mar fel^r ^erjlid^ unb fel^r rü^renb." 



®egen 5 U^r 9'?ad}mittag§ famen bie |)errfc()aften in ©treli^ an. 

grau oon Serg fd^reibt über bie Stnfunft: 

„^m ©ingange ber 8tabt begrüßte @ie ber SJiagiftrat, unb ber 
IBürgermeifter, begeiftert öon ber 9^(i^e ber königlichen grau, ipxadi, 
mt er mol nie juoor gefprod^en. 

3)ie ^öniginn faß in einem offenen 3Sagen: neben ^f^x ^})x e^r= 
iüürbiger S8ater mit entblößtem Raupte unb 3^nen gegenüber 3^re 
brei ©efd^mifter. ©o bemegte fic^ ber 2Bagen langfam fort, unb ber 
laute greubenruf ber Sö^enge raurbc burc^ bie ^^ränen ber l^e^ligften 
iRü^rung unterbrod^en, meiere i)a^ fc^önfte ©c^aufpiel, ba§ je biefe 
Stabt gefeiten, jebem 5luge unbemußt entlodte. SSer ben ©inbrudE, 
ben bie ©rfd^einung ber Königin mad)it, in SSorte faffen mill, ber ^at 
S^r 2Befen, 3^re l^immlifd^^ reine finblid^e SfJatur nidf|t begriffen. . . . 

?(m ©ingange be§ ©(^loffe§ mürbe bie Königin öon g^rer ®roß= 
mutter empfangen, ©ie Ratten fid^ feit bem Kriege nodft nid^t mieber 
gefefien, benn bie Sanbgröfin ^atte, megen i§re§ ^o^en ^llterS, ben 
^erjog ni(^t na^ SSerlin begleiten !Önnen, al§ er jum ©injuge feiner 
S^od^ter bortfjin gereift mar. 3)ie ÄÖniginn fprang auö bem ^agen 
in bie SHxmt S^^rer ©roßmutter, ber treuen ^flegerinn Q^rer i^nb^eit, 
unb beibe meinten ^eiße S^firänen ber greube, aber gemiß aud^ ber 
tiefften SSe^mut^ 

%m 27ften mar Cour; alleS mar öerfammelt; ba trat @ie l^erein, 
unb aüe 3SeIt füllte fid^ burd^ gieren 5lnblirf befriebigt, beruhigt. 3)ie 



189 



aWajeftnt, bie |)o^eit, bie Wilbt unb ^eiligfeit Ql^rcS ganzen SSefenS- 
finb burd^ 2Bortc nid^t ju bcfij^rcibcn. @ic fa^ qu8 tote eine ®e:prüftc 
unb beiüä^rt ©rfunbene, bie, mit bcr ©rbc fertig, nur nod^ bur$ bie 
Sanbe ber Siebe boran feftgel^alten wirb. 3<^ ^^^^ fi^ ^^^ fieben 
Sauren jule^t gefe^en; bomols tt)ar fie jünger, blü^enber, unb ntoci^te 
mandftem ?luge fc^ijner erfc^einen, mir tt)Qr fie erft jc^t üoHenbet. 3^re 
frönen ebeln güge trugen boS &t)px'dQt be§ tiefen fieibenS, imb menn 
@ie bie §(ugen gen ^immel fd^Iug, fo brürften fie, öielleid^t unwiH^ 
fü^rlid^, bie ©e^nfuc^t nad) ber ^eimat:^ qu§. @ie begrüßte mic§ wie 
eine alte SBefannte, unb alle 3f|re ^(eugerungen bezeugten 3^^^ JJ^ube, 
hti Syrern Sßater, in bem itreije S^rer gamilie ju fep. ^ad) ber 
Safel ftanb ic^ mit einigen 5)amen Q^rer notieren Sefanntfd^aft ju^ 
fammen; Sic trat ju un§, unb wir bewunberten S^re perlen. ,3«^^ 
liebe fie aucf) fe^r/ fogte ©ie, ,unb ^abe fie jurücfbe^alten, al§ e§ 
barauf anfam, meine SBrittanten ^injugeben. @ic pa^tn be^er für 
mxdj, benn fie bebeuten 5;^rönen, unb i^ tjdbt beren fo öiele üergoffen!' 
— ©ie geigte un§ barauf ba§ SBilb bc§ ÄönigS. ,(g8 ift ba§ äl^nlid^fte,. 
ba§ xdj beftße/ fe^te fie fjinju, , auc^ oerlägt e§ mici^ nie.' .... 

SUm folgenben ^age, bem 28ften Quni, fam ber ^önig, unb würbe 
oon ber Äöniginn mit folc^er greube empfangen, wie fie wol im e]^c= 
(id^en SSer^ftltniffe feiten met)r auf Xf)ronen gn finben ift. ©ie äußerte 
mehrmals, wie glücfUd^ ©ie felj, im §aufe 3^^^^ SBater§, al8 Xod^ter 
oom §aufe, al§ SÖ^edlenburgifc^e ^ringeffinn, ^Ijxm QJema^I ^u tm^ 
pfangen. — 3)ie fjamilie war in bem ßiwmer be§ ^erjogS üerfammelt ; 
luon ging, um bie ©d^Io^tird^e ju befe^en, unb bie 5?Öniginn, bie mit 
3I)rcm S3rubcr allein blieb, rief au§ oollcm ^erjen aug : fiieber ®eorge,. 
nun erft bin ic^ ganj glürflid^!" 



190 



92. 

(§(n tl^ren SSatcr.) 

^Mon chere pere! 

e suis bien heureuse aujourd'hui, comme Votre 
Alle et comme l'epouse du meilleur des epoux! 

Louise. 
Neu-Strelitz ce 28.» Juin 1810. 



1 SÖ^ein t^eurcr Sßater! 

gc^ bin fe^r glücfliij^ ^eute al§ Sl^re %o^Ux unb aU bic ®e» 
mo^Iin be§ bcftcn ber ©Regatten! ^ i» 

9?euftrelit, ben 28. gunt 1810. 

2 Hm ©d^reibttfd^ il^rcS SBotcrS gab bic Königin auf einem Heinen 
^latt ^o|)ier ben ©mpfinbungen be§ §(ugcnblirf8 in obigen 3^^^^" 
fc^riftlic^en §(u§bru(f. — ®egen Slbenb ful^ren bie fürftlid^en |)errs 
fc^aften nad^ ^of)tr\'Qkül^, bem ©ommerfi^ be8 ^erjogö (£arl. 

^ie ©rftfin Sßog begab fidfi jum SBefud^e i^re^ mit einer S^od^ter 
ber fjrau oon S3erg üermä^Iten ©nfelfo^neg fjelij öon SBofe nad^ beffen 
SBefi^ung ®ro6=@ien)i^. Hm frühen aWorgen beS 1. Qult em|)ftng bie 
Dber^ofmeifterin bort eine ©taffette beS ÄönigS mit ber bringenben 
9(ufforberung, foglei^ nac^ ^o^tn-Qkxi^ ju fommen, ba bie Königin 
plö^Iic^ crfranft fei : ,,3^ f anb", fc^reibt bie ®räfin SSofe, ,,bie Königin 
5U meinem ©c^rerfen fe^r oeränbert unb nadi) meiner Hnfic^t fel^r be^ 



191 



benfüd^ !ranf. @§ toax eine Sungcnentäünbung; ha^ fjicber fel^r ftort; 
man ^atte t^r jur 5(ber gelaffcn; nid^t bIo8 Idj, aud^ her Äönig tüar 
fcl^r crfd^rocfen unb bcforgt. ©ine SKcnge 3Kenfd^en lomcn fortgcfcjt 
au8 ©trelig, um SfJad^rid^tcn öon ber Königin ju l^abcn; idft ging ab 
imb ju in bem ^ranfenjimmer, l^atte eine nnglaublid^ fci^Ied^te, Qeine 
©tube, m ber eine entfe^Kd^e |)i^e toax unb fonb bie ©inrid^tungcn 
in bem wenig bewohnten |)Qufe überhaupt fel^r unöoIKommen unb un* 
genügenb." 

3)a fic^ ber 3wftQnb ber Königin nad^ 9J[u8fage beS ©trelijer §ofs 
arjteg |)ieronimi nid^t toerfc^Iimmerte, teerte ber Äönig am 9Korgen beS 
3. guli nadi S^orlottenburg jurürf, lüo er alsbalb gleid^foÜS erfronfte. 

3)Q§ SBefinben ber Königin tt)urbe üon ^ag ju Xog bebcnHid^er. 
S(m 16. 3uü um 12 Ul^r aWittagS würbe fie öon einem qualöoUcn 
S3ruftfram|)f befallen. 3)ie Gräfin SSog, bie fid^ furje 3«t juöor auf 
.il^r 3i^"i^^ begeben I)atte, würbe gerufen. „ . . . . id^ flog ju il^r/' 
fd^reibt fie weiter, „bie ganje fjomilie war im S^mmtx, aud^ ber Wc^t 
3)ie Königin fa:^ entftettt ou^ unb fd^ien ju erftidfen, id^ bebte öor 
8d^rec!en unb begriff nic^t, wie bieö neue Unglüdf fo plöjfid^ ^atte 
fommen fönnen! 3)er Einfall bauerte leiber jiemlid^ lange; id^ fd^idfte 
ben gelbiäger Tliiiitx an ben Äönig, bem i^ aßeS fd^rieb; aud^ ber 
?lrjt fd^rieb an |)eim (Äöniglid^er fieibarjt ju ^Berlin), er möd^te fo? 
gleid^ fommen unb nod^ einen Chirurgen mitbringen." 

9lm 19. 3uli 1810 oerfc^ieb bie Königin. Heber i^re legten ©tun* 
ben lefen wir in bem erwähnten Xagebud^e: 

„^c^, weld^' unglüdffeliger fürd^terli^er Xag. gd^ ^offte bie ganjc 
^a6)i oergebenS, ber ^önig werbe anfommen ; um 1 U^r ging id^ auf 
einen 9(ugenblic! in mein ßininter ; man rief midfi eilenb jurüdt, ha ber 
3uftanb ber 5fönigin jeben SJioment fd^Iimmer würbe; fie l^atte gar 
feinen ^tl^em ntel^r, bann f amen (Srbrec^en unb wieberl^olte D^nmac^ten. 
CSnblic^ gegen 5 UI)r fam ber Äönig, aber bie Königin l^atte bereits 
ben Xob ouf ber @tim gefd^rieben! — Unb bod^, wie em|)fing fie i^n? 
— mit weld&er JJreube umarmte unb filmte fie i^n unb er weinte bitter« 
lic^! — ber Ähronprinj unb ^rinj SSil^elm waren mit i^m gctommen; 
fo oiel bit arme Äönigin e§ nur oermoc^te, oerfud^te fie nod^ immer )U 
f|)re(^en; fie wollte fo gern immer nod^ jum Äönig rebcn, ad), unb pe 
fonnte c§ nic^t mefir ! — fo ging e§ fort unb fie würbe immer fd^wftc^. 
3)er Äönig fa^ auf bem ffianb be§ )8ette§ unb id^ fniete baöor; er 



192 



flickte bic erfnlteten |)änbe bcr Äöniqin ^u emärmen, bann r)ielt er bic 
eine unb leckte bie anberc in meine .§änbc, um ba^ x6) fie mann reiben 
joUtc. G§ war etwa neun U^r; bie 5fönigin ^atte i^ren ^opf fanft 
auf bie 8eite rt^^^^^Qt unb bit 9(ugen feft gen ^immel gerid^tet. ^t)Xt 
großen ')}iuc\tn weit geöffnet unb aufwärts blicfcnb, fagte fie: ,3(^ ftcrbe, 
3efu mad)' e§ leicf)t ! ' — 9(cf), \>a^ mar ein 5lugenblicf wie 9^iemanb 
if)n je üergi^t! gdö bat ben ilönig i^r hit klugen äujubriicfen, benn 
ber le^Ue 'i?(t[)em war entflogen! — 5lc(), ba§ ©d^luc^jen unb SSeincn 
be^o ungliicflicfjen Ä^önig§, ber Äinber unb Ziffer, \>it um^er fnieten war 
fd)rcfflid[). ^ie SSege 65otte§ finb unerforfrf)Ii(^ unb I)ei(ig, aber fie finb 
furditbar 5U ge^en. — 2)er Äönig, bie .^inber, ber Staat, %lit, ja 
51 Ü e , f)aben 9( U e § auf ber ^elt mit i^r öerloren. ^d) fprecf)e nid^t 
non mir — aber ac^, mein Unglücf ift gro^. 

20. 3uli. 
3cf) lebe nocf) tro^ meinet GJram^! — @ie ift faft gar nid^t üer? 
änbcrt; fie würbe geöffnet unb man fanb einen ^oIt)|)en im |)crjen, 
bie rcd)tc Sungc faft ^erftört, — fie ^ötte in jebem fjatt nur nod^ furj 
unb unter Seiben leben fönnen. 5)ie ^ter^jte fagen, ber ^olQp am 
^er^cn fei eine Jyülge ju großen unb anbaltenben Äummer^, — beffen 
bnt fie uiel, uiel gel)abt ! — ber arme ^önig ift in einer bum|)fen ^er? 
.^Riciflung, id) faft lange bei i()m, immer üon SfJeuem ge^t er ^u i^r 
bincin, — id) faffe e^5 nic^t, wie er fid^ jemals beruhigen unb faffen 
unb cv ertragen foü." 

^Hkbrcre ^a^re fpäter, am 8. ^uguft 1814, fc^reibt bie ®röfin 580^: 

„"iBenn id) 5urüdbIidEe auf mein üergangene^ fiebcn, fo jie^t S5ilb 

auf '-öilb an meiner Seele üorüber. 2Bie jung war id^, ba idj an ben 

.'pof fam 2)ann !am ba^ UnglüdE meiner t^euren |)crrfd^aften, 

bav Unglücf meinet SSaterlanbe^, ba^ \6) im Slut fc^wimmen fal^, — 
bic .Uned)tfd)aft unter ber graufamen $anb biefeS S8öfcwidf|t§, bcr 
5iuan,vg 3a[)re lang bie ©eifeel ber ^Kenfc^^eit gewefen ift. — 3ld^, unb 
bcr 'i^crluft meiner Königin! — in ber bittem ^t\t mufetc fie fterben, 
wo luir nod) in ber ©miebrigung feufjten unb gejjwungen bk SSer* 
biinbctcu unfcrey 3einbe§ fein mußten! — 9(I§ biefer (Sngel uon Äö* 
nigiu un^? cutriffen würbe, wie ertrug ic^ nur meinen ©dftmerj? — 
'^Idi, fie luar unüergleic^licö, eine grau Wie feine Slnberc! — 9fJac§ 
unb nad) battc fie fic^ burd^ eigene^ SBcmü^en fc^r fd^öne Äenntniffc 

13 

193 



eriDorben, fte befd^ttftigte fic^ üiel unb mit großem (Smft, unb nmndje 
unl^altbare Zx'anmt unb ^u ibcalc ?(uffaffungcn i^rcr crften Sugenb 
l^atte fic übcrttjunben unb bei @eitc gelegt, um mit flarcm SBlic! bie 
gorbcrungen ber SBirtticftfeit in§ ^^(uge ju foffen. 3Ber mit i^r lebte, 
mugte i^ren feltenen SSerftanb, itjx gernbe§ fidftereS Urt^eil bett)unbem, 
aber noc^ tuctt, todi me^r bie fRein^cit i^xt^ ^er^^enö unb bk tiefe 
JJriJmmigfcit i^rcr @eele. 3)em 5fönig bleibt boS SSerbienft, luel ^u 
i^rer emften inneren ©ntmicfelung beigetragen ^u !^aben, aber ha^ un? 
tjergleic^Iid^fte ^erj l)atte if|r ®ütt gegeben! — 2Bie l^ingebenb, tuie 
äftrtlid^ liebte fie il^ren SDlann unb if)re Äinber, unb ttjeldft ein unerje^ 
lid^er namenlofer SSerluft ift i^r %oh für SSeibe unb für ba§ ganje 
Sanb. Süd), unb tuaS luar fie mir 5(rmen — fönnte idi ba§ je mit 
SEBorten fagen! — 2Bie oft fiabe ic^ in ben Reiten, ttjo fie noc^ unfer 
©lücf unb unfer Xroft tuar, im ©tiflen ®ütt gebanft, mid) in meinem 
9X(ter an bie ©cite eine§ foId}en @ngel§ geführt ju l^aben!" 



Äijnig SJriebridft 3Sil^cIm III. ftarb am 7: guni 1840. 



fes^^Gy^ 




Berichtigung. 

Seite 13 Beile 3 o. u. ift anftatt 24 ju lefen 22. 
@eite 32 Beile 3 o. u. ift anftatt 23 ^u lefen 24. 



194 









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