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PURCHASED FOR THE
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
FROM THE
CANADA COUNCIL SPECIAL GRANT
FOR
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Leipzig,
bey Georg Joachim Goͤſchen. 1806.
Luſtſpiele des Terenz
freyer metriſcher Ueberſetzung—
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1. Die Brüder. 2. Die Mobhrin.
3. Der Selbſtpeiniger.
Leipzig,
bey Georg Joachim Goͤſchen. 1806.
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Perſonen.
Micio, ein Alter.
Demea, deſſen Bruder. Ein Alter.
Aeſchinus, Demeas älteſter Sohn. Micios Pflegeſohn.
Steſiphon, Aeſchinus Bruder. Demeas zweyter Sohn.
Soſtrata, die Mutter von Aeſchinus Geliebten.
Santhara, Soſtratas Vertraute.
Eine Sklavin, Cteſiphons Geliebte.
9 egto, ein Alter. Soſtratas Verwandter und Freund.
Syrus, Aeſchinus Diener.
Geta, Soſtratas Diener.
Sannio, ein Sklavenhändler und Kuppler.
Strato,
Dromo,
} Sklaven.
Parmeno,
eEtephanio,
Das Stuck ſpielt in Athen.
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Erklaͤrung der Kupfer,
In Weimar hat man bey der Vorſtellung des
Stuͤcks: Die Bruͤder, in der Figur des Micio, fo
viel die Erforderniſſe des Theaters zuließen, das
wirkliche Koſtuͤm eines wohlhabenden Athenienſiſchen
Bürgers benzubehalten geſucht, und daher helle Far—
ben zur Kleidung gewaͤhlt; ein weißes Unterkleid
und gelben Mantel, jenes mit Gold, dieſen mit Pur⸗
pur beſaumt. Die Sohlen ſind zierlich ebenfalls mit
rothen Baͤndern an die Fuͤße gebunden.
Um zu bezeichnen, daß Demea vom Lande kommt,
hat derſelbe anſtatt des Mantels einen Schafpelz
um; der gewöhnliche Reiſehuth hängt zuruͤckgewor⸗
fen auf dem Rüden, und das Unterkleid mit langen
Ermeln hat eine dunkle Farbe, jedoch iſt daſſelbe
ebenfalls mit Purpur beſaumt, um den vermoͤgen⸗
den Mann anzuzeigen. Der oben gekruͤmmte Stab, ö
welchen Demea in der Hand haͤlt, deutet, ſo wie
die kurzen Stiefeln, womit ſeine Fuͤße bekleidet ſind,
den Landmann an.
ö Die Geſichtsmasken dieſer beiden Figuren ſind
nicht dargeſtellt, weil die Schauſpieler bloße Naſen
erhalten hatten, damit ſie ſich gleichſam durch Fami—
lienaͤhnlichkeit dem Zuſchauer als Bruͤder ankuͤnden
möchten. Zu gleichem Zweck wendete man auch
daſſelbe Mittel bey den Soͤhnen des Demea, dem
Cteſiphon und dem Aeſchinus, an.
Die Kleidung des Syrus iſt ziemlich genau einer
komiſchen Maskenfigur nachgeahmt, welche in den
antiken Gemaͤlden des herkulaniſchen Muſeums vor—
kommt. Was die Geſichtsmaske betrifft, ſo war
dieſelbe, theils auf das Geſicht des Schauſpielers,
welcher den Syrus zu ſpielen hatte, berechnet, theils
zur Darſtellung der Charaktere erforderlich; man
waͤhlte deßwegen vorzuͤglich eine Halbmaske, damit
das bewegliche Mienenſpiel nicht verloren werde.
Der Sklavenhändler Sannio erhielt einen etwas
barbariſchen Anzug, ftreifiges Gewand, weite Bein-
kleider c., um damit feine Reiſen und Verkehr
nach fernen Gegenden anzudeuten. Zur Geſichts⸗
maske gaben aͤhnliche Gruͤnde, wie zu der des
Syrus, die Veranlaſſung.
Die Sklavin iſt kurz und leicht, ungefahr auf
die Weiſe einer Bacchantin bekleidet; nach griechi—
ſcher Sitte trägt fie das Haupt mit einem Schleyer
bedeckt. Die Lyra in ihrer Hand iſt ein Attribut,
welches ihr der Dichter in einer Stelle des Stuͤcks
beylegt.
Aeſchinus iſt angezogen wie die griechiſchen
Juͤnglinge auf den alten Monumenten überall dar⸗
geſtellt ſind.
Dieſem faſt ganz ahnlich war auch der Anzug
ſeines Bruders beſchaffen, und man hat es daher
für uͤberfluſſig gehalten, von demſelben eine Abbil⸗
dung zu liefern, ſo wie von den noch uͤbrigen Per⸗
ſonen des Stuͤcks, da fie ſich durch nichts beſon⸗
ders Merkwürdiges unterſcheiden.
n
BERN
BR ET Akt.
Die bleibende Dekoration iſt eine breite Gaſſe; im Hinter:
grunde quer vor, neben einander, ſtehen zwey Häuſer, wovon
das eine, größere, im antiken Stil verzierte, Mielo, das
andere, ärmlichere, Soſtratg bewohnt.
Erfie Scene,
Micio. Dann Strato.
*
Micio
tritt gedankenvoll aus feinem Haufe, und ruft nach der
Thür gewendet:
Strato!
Strato tritt heraus.
Micio zu Strato.
Er iſt vom Abendeſſen nicht
Nach Haus gekommen, Aeſchinus?
32 Die Brüder,
Strato zuckt die Achſeln, und verneint ee.
Micio.
Die Bothen
Die ich ihm ſandte, kehrten nicht zuruͤck?
Strato wie vorhin, und geht. ab.
Micio allein, tritt weiter vor.
Wenn einer außenbleibt, den du erwarteſt;
Geſcheh' ihm lieber was ein grillig Weib,
Als was der liebevolle Vater fuͤrchtet.
Die Eiferſuͤchtge ſieht den Mann im Arm
Der Liebe, beym Pokal, im Rauſch der Freude,
Indeß ſie einſam harrt und jede Luſt
Entbehrt. Doch vor des Vaters bangem Auge
Stehn tauſend Schreckenbilder. Ueberall
Schaut er in einen Abgrund von Gefahr.
Ein Sturz, ein Beinbruch — denkt er — haͤlt den
Sohn g
Zurück? Er ſchmachtet hilflos, liegt vom Froſt
Erſtarrt auf abgelegnem Wege? — Ach!
Ich bin nicht beſſer dran, als andre Vuͤter.
Erſter Akt. 9
1
Ein fremdes Kind, der Sohn des Bruders, macht
Mir gleichen Kummer. Mein ganzes Herz haͤngt an
Dem Knaben. Doch ſein rauher Vater iſt
Mir fremd und fern — wir ſtimmten nie zuſammen.
Mein fruͤhes Erbtheil war ein milder Sinn.
Die Stadt gefiel mir, ich geſellte mich
Zu frohen Leuten, war der Freude hold,
Und fand es beſſer keine Frau zu haben.
Doch er, der Bruder, niſtet auf dem Lande,
Lebt karg und kuͤmmerlich, hat volle Kaſten
Und ſorgt und klagt. — Er nahm ein Weib, bekam
Zwey Knaben, und der Erſtgeborne ward
Mein Pflegeſohn. Von Kindheit an erzog
Ich ihn. Ich halte ihn, ich liebe ihn
Wie meinen Sohn — und lebe nur fuͤr ihn.
Ich ſchenke, dulde, ſchone. Bin ihm nie
Ein ſtrenger Vater. Ich gewinne ihn
Durch Freundlichkeit. Die Luͤge iſt ihm fremd.
Ich weiß um alles was er thut, und nichts
Verhehlt er mir. Ich öffne fein Gefuͤhl
Zur Scham und Ehre. Treib ihn nie durch Zwang
An ſeine Pflicht. — Die Sanftmuth ſchilt mein
2 Bruder,
TER
10 Qie, DEU
Sie ärgert ihn. Wir liegen ſtets im Streit.
Er uͤberlaͤuft mich oft, und ſchnurrt mich an,
Daß ich ſo mild mit ſeinem Sohn verfahre. |
„Haſt du kein Auge? — fragt er muͤrriſch — Merkſt
Du nichts? Dein ſaubrer Pflegling haͤlt Maͤtreſſen,
Er zecht, er ſpielt, iſt koſtbar angekleidet.
Dem Allen ſiehſt du zu! Und obendrein
Schwelgt er aus deinem eignen Beutel.“ — So
Ereifert ſich der harte Mann. Er hält
Auf ſtrenge Zucht, erzwingt Gehorſam. Ich,
Will Liebe, Zuneigung. — Die Strenge ziemt
Dem Herrn: dem Vater nie. Der baut getroſt
Auf ſeiner Kinder eigne Tugend — und
Fahrt wohl dabey. Wer diefen Weg verſchmaͤht,
Verfehlt das Ziel — und darf an Kinderzucht
Nie Anſpruch machen. m
Demea tritt auf,
Micio.
Ah! ſie da. Mein Bruder.
Wie graͤmlich faltet er die finſtre Stirn. — 0
Der kommt gewiß um mir den Text zu lefen,
—
Eee 11
Zweyte Scene.
De mea. Mie i o.
Micio.
Willkommen! Bruder. Mich erfreut's, dich wohl
Zu ſehn. Wie gehts?
Demen.
Du kommſt mir eben recht.
Dich ſucht' ich uͤberall.
Micio.
Wie fo? beſieht ihn. Was fehlt dir?
Du ſiehſt ſo finſter aus.
Demen.
Das wundert dich?
Das fragſt du lange? Wahnt nicht Aeſchinus,
Der Taugenichts mein Sohn, in deinem Haufe ?
Micio zu ſich.
Das dacht ich! laut. Nun, was that er wieder?
12 Die Drüder.
Demea.
Was
Er that? Ein Burſch wie der, iſt alles fahig.
Ihn zügelt nichts, er fürchtet niemand, weiß
Von keiner Strafe. Ungezüchtigt hohnt ;
Er Sitte und Geſetz. — Der alten Schuld
Erwaͤhn' ich nicht: die ruht. Die Rede iſt
Von einem Buüͤbenſtuͤck der letzten Nacht.
Micio.
Und das beſtand? —
Demea.
In einem Frevel, der
Die ganze Stadt empört. Ein Haus hat er
Geſturmt. Ein Weibsbild, feine Buhlin, mit
Gewalt entführt. Den Herrn des Hauſes, wer
In Wurf ihm kam, bis auf den Tod gepruͤgelt.
Auf öffentlicher Straße ſpricht man laut
Von dieſer San Mund iſt voll
Davon, und Jeder ruft des Buben Namen
Mit Abſcheu aus. — Wie muſterhaft erſcheint
Sein Bruder gegen ihm, der wackre Juͤngling!
Ereiftieie een 13
Dem ift es Ernſt um feine Bildung. Still
Und eingezogen lebt er auf dem Lande.
Studirt, iſt ſparſam, maͤßig, und ein Freund
Beſcheidner Sitte. Hat man je von ihm
So was erlebt? — Doch ſchelt ich Aeſchinus,
So gilt es dir. Dir geb' ichs zum Gehoͤr,
Dem Vater — du verdirbſt den Buben.
Micio.
Ich
Verzeih dem unerfahrnen Manne, der
Die Welt nicht kennt; der ſirafbar findet, was
Er ſelbſt nie that.
Demea.
9
Was ſoll das heiſſen? Deutlich!
Micio.
Du ſiehſt durch deine Augen; ſtellſt dich nie
An andrer Platz. Fuͤrwahr! mir faͤllts nicht auf,
Wenn junge Leute trinken, lieben, ſchwaͤrmen.
Ein kleiner Unfug iſt kein Laſter; ein
Zerſchlagnes Thor kein Ungluͤck. — Sag mir nicht:
Wir waren beſſer; unſre Jugend hielt
14 Die Brüder.
Sich mehr in Schranken. — Bruder, das war kein
Verdienſt. Wir waren ehdem arme Schlucker;
Der Mangel hielt uns kurz. Das war der Grund
Der beſſern Sitte. — Gieb der Jugend Raum
Und Zeit. Mach deinem Sohn' das Leben leicht
Und froh. Denn biſt du todt, hat er mit Sehnen
Dein End' erharrt: ſo holt ers doppelt nach;
Und fpäte Thorheit, macht die Reue herber.
Demea.
Beym Jupiter! die Gleichmuth macht mich raſend. —
Dem Laſter ſperrſt du Thor und Thüren auf;
Du nimmſts in Schutz — und ruͤhmſt dich noch
damit?
Micio.
Was foll der Zwiſt? Die Sache iſt gemacht.
Du gabſt mir deinen Sohn. An Kindes Statt
Nahm ich ihn an — und nun iſt er der meine.
Was er verſchuldet, muß ich büßen. Stellt
Er Händel an: ich ſteh vorm Riß. Du ſagſt,
Er ſchmauſe, zeche, putze ſich? Nun wohl.
Das geht vom Meinen. Lauft er den Madchen nach:
*
Er ſt er Akt.
Das koſtet mir. Ich geb', ſo lang ich kann,
Und mag. Verſiegt der Quell: ſo ſchicken ihn
Die Maͤdchen fort. — Draͤugt er ſich in ein Haus,
Sprengt er ein Thor: was thuts? man ſtellt es her.
Zerriß er Kleider: die find leicht geflickt.
Man ſchenkt, erſetzt, und ſtopft der Leute Mund.
Wir find, Dank ſey's den Göttern! wohl bemittelt;
Mich wirfts nicht um, wenn er ein wenig lockert. —
Laß meinen Weg mich gehn. Mißfaͤllt er dir,
Gilt meine Einſicht nichts: ſo mag ein Dritter
Entſcheiden. Waͤhle wen du willſt. Ich weiß
Du ziehſt den Kuͤrzern.
Demea.
1 Du willſt mich belehren!
Bin ich nicht Vater? Stuͤnd' es dir nicht an
Von mir zu lernen, was ein Vater fen?
Micio.
Dein Recht ſchuf die Natur. Doch der Erzieher
Hat groͤßre Pflichten.
Demen.
Ey! du ſprichſt von Pflichten?
Von Kinderzucht? er lacht höhniſch.
15 Die Bren dete.
Mic io.
Den Ton verbitt' ich, Bruder.
Fahrſt du fo fort: fo find wir gleich geſchieden.
Demea.
So machſt du's immer. Nie hoͤrſt du mich an.
Micio.
Das alte Lied ift mir verhaßt.
Demen,
Ich fehis!
Der Vater forgt allein.
Micio.
Ich ſorge auch. —
Laß mir den einen Sohn; erzieh den andern.
Denn beyde deiner Obhut unterwerfen,
Heißt, den du mir gegeben wieder nehmen.
Demea.
Das that ich nie, das kam mir nie in Sinn.
Micio.
Ich nehm’e fo auf.
Erfier A t t. 17
Demea.
Nun wohl. So hab' ihn ganz!
Mach was du willſt. Werd' aus ihm was da will.
Verſchwend' er, praſſ' er, ſterb' er und verderb' er:
Ich frage nichts darnach; bekummre mich
um nichts. — Verdammen mich die Goͤtter,
N wenn —
Micio einfalend.
Selaſſen! Nicht gleich oben naus.
Demea.
a Wer macht
Den Kopf mir toll, als du? „Ich nähme dir
Den Sohn, den ich dir gab?“ Der Vorwurf
ſchmerzt!
Bin ich ein Fremdling? Hab' ich keine Stimme? —
Doch ſtill davon. Du willſt nicht hoͤren. Wohl! —
Du haſt dein Theil: ein Sohn iſt dein. Gluck zu.
Laß nur das Fruͤchtchen gehn. Es reift von ſelbſt.
Es kommt noch beſſer, denk an mich! — Ich geh.
Demea ab.
,
18 Die Brüder.
Dritte Seen
Micio allein.
Ganz wahr iſt die Geſchichte nicht. Allein
Auch halb nur wahr, verdrießt fie mich. — Dem
5 Bruder
Geſtand ichs nicht. Den Brauskopf kenn' ich laͤngſt.
Iſt er erzurnt: muß man die Stirn ihm biethen,
Noch lauter ſeyn als er. Dann fuͤgt er ſich
So gut ers kann — und ſchweigt. Hätt' ich ihm Recht
Gegeben, mit ihm geſchmaͤht, getobt: dann wär'
Das Wetter erſt recht los gebrochen. — Doch
Mir ſelbſt verhehl' ichs nicht, mit Aeſchinus
Bin ich ſehr unzufrieden, mehr als je.
Ich glaubte ihn auf beſſerm Weg'. Sein Wunſch,
Ihm eine Frau zu geben, naͤhrte mein
Vertrauen. Ich dachte bey mir ſelbſt: nun hat
Er ausgetobt, vom Ueberdruß geſaͤttigt,
Entſagt er ſelbſt der wilden Leidenfchaft.
So dacht ich. Doch es geht den alten Gang! —
Das Befte iſt, ich ſuche meinen Sohn,
Und frag' ihn ſelbſt. So komm' ich auf den Grund.
geht ab.
eG — —
er At
fe Seen
Aeſchinus. Parmeno. Eine Sklavin,
die eilend eintreten. Dann Sannio.
Sannio in der Tiefe des Theaters.
Holla! ihr Buͤrger. — Huͤlfe, Huͤlfe! Schuͤtzt
Die Unſchuld — Rettet! helft!
Aeſchinus zur Sklavin.
5 Bleib ruhig ſtehn,
Ganz ruhig. Fuͤrchte nichts. Hier biſt du ſicher.
Sannio zu ſich, indem er Aeſchinus ſieht.
Er iſts! — Ich tret' ihm keck in Weg.
—
20 Die Beuͤs er.
Aeſchinus zur Sklavin, die fliehen will.
Bleib hier!
Der feige Schelm hat ſeine Ladung ſchon:
Die zweyte höhlt er nicht.
Sannio zu Aeſchinus.
Ein Wort mit euch. —
Ihr kennt mich doch? Ich heiſſe Sannio;
Bin Sklavenhändler. Merkts euch. Seht mich recht
Drauf an.
Aeſchinus immer kalt und trocken.
Ich kenne dich.
——
Sannio.
So wißt noch mehr.
Ich bin ein Ehrenmann. Mich foppt man nicht
Umſonſt! Belangen werd' ich euch: Es kommt
Zum Spruch. Geſchlagen habt ihr mich: das wird
Beſchworen. — Auf glatte Worte geb' ich nichts;
Die ſpart. Reut euch die That: ſo war ſie ſchlecht.
Das zeugt fuͤr mich. Denn eure Schande hat mich
Geſchaͤndet. — Das müßt ihr zahlen!
SWEET TER 21
Aeſchinus zu Parmeno.
Parmeno!
Schließ auf Mach hurtig.
Sannio.
Richt vom Platz. Ich rath'
Euch Gutes!
Aeſchinus zum Mädchen
Seh voraus. Ich folge.
Sannio.
Nein!
Ihr bleibt. Ich laſſ euch nicht.
Aeſchinus zu Parmeno.
5 He! Parmeno,
Komm her. — Stell dich dem Schlingel da zur Seite.
Recht nah; noch naher. Wink' ich dir: fo gieb
Ihm eins aufs Ohr.
Sannio.
es Das will ich ſehn! Da bin
Ich auch dabey. , =
—
22 Die Brüder.
*
Aeſchinus zu Parmeno.
Hab' Acht! Die Fauſt geballt
Sannio, er faßt das Mädchen an.
Aeſchinus.
Was willſt du? Laß ſie los!
*
Parmeno ſchlägt Sannio.
Sannio.
Gewalt! Gewalt!
Aeſchinus.
Schweig ſtill! drohend. Du kennſt den Arm.
Sannio uu ſich. 5
Verdammter Handel!
Aeſchinus zu Parnıeno.
Du warſt zu raſch: Ich hatte nicht gewinkt.
Doch beſſer eifrig, als zu lau. zn Sannio: Bien ab!
Du haft dein Theil.
*
Sannio.
Ihr ſprecht im hohen Ton.
Send ihr hier König ? ene
um!
wie ite Ne. 23
Aeſchi nus.
c Waͤr' ichs nur! Dein Lohn
Entging dir nicht,
Sannio.
Habt ihr euch zu beklagen?
Aeſchinus.
Ich klage nicht.
San n io.
Ihr thut ſehr fremd.
Aeſchinus.
Wie anders ?
Sannio nähert ſich.
Ein Wort ins Ohr. — Sagt mir, ganz frey heraus,
Hab' ich euch je beſtohlen?
Aeſchinus.
{ Nein. Sonſt hingſt
Du laͤngſt am Galgen.
24 Die Bruder.
Sanniv lauter und trotzig. * 1
Nun! Mit welchem Recht'
Erfrecht ihr euch, das meine mir zu rauben?
Die Sklavin da, iſt mein. Sie koſtet mir
Mein Geld.
Aeſchinus.
Mach dich nicht patzig. Pack dich fort. —
Ein Mucks: fo ſchlepp' ich dich ins Haus, und laſſ
Dich tuchtig gerben. i
Sannio.
Bin ich euer Knecht?
Aeſchinus.
Gleich viel! Ich halte Wort. er geht auf ihn los.
Sannio weicht zurück.
Bleibt mir vom Leibe!
Reſpekt für das Geſetz!
Aeſchinus.
Was tollt der Bengel?
*
Zweyter Akt. 25
Sannio.
Ihr tollt; ich bad es aus. Ihr ſpielt den Tollen
Auf meine Rechnung.
Aeſchinus.
Still davon. Zur Sache!
Sannio.
Nun wohl. Ich bin dabey.
Aeſchinus.
So ſprich. Soll ich
Für dich den Sprecher machen?
Sannio.
Keineswegs.
Die Sache ſpricht fur ih. — Habt ein Gewiſſen;
Was recht und billig iſt.
Aeſchinus.
Der Lump von Kuppler,
Spricht vom Gewiſſen?
| Sannio.
a Mein Gewerb bey Seite!
Da hinkt mein Ruhm. Ich ſchwore falſch. Ich luͤge.
26 Die Bruder.
R
Verführ die Jugend. Bin die Peſt im Staat —
Was gehts euch an? Was that ich euch zu Leide?
Aeſchinus.
Du? mir zu Leide? — Unverfhämter Hund!
Sannio.
Bleibt bey der Klinge. — Die Rede war von mir,
Von meinem Schaden.
Aeſchinus.
Den verlang' ich nicht.
Verlieren ſollſt du nichts. — Das Maͤdchen koſtet
Dir zwanzig Minen Gold. Die zahl' ich dir,
Und wir ſind quitt. 8
Sannio. *
Mit nichten, Herr. Sie iſt
Mir gar nicht feil. — Wollt ihr mich zwingen ?
Aeſchinus. a
Nein.
Ich kauf ſſe nicht.
Sannio.
Ihr ſagtets ja vorhin ?
Zweyter Akt. 27
Aeſchinus.
Du lügſt. Ich ſage dir: das Mädchen iſt
Für niemand feil. Sie iſt ſo frey wie ich.
Ich mach ſie frey. — An dir iſt nun die Wahl.
Willſt du dein Geld: ſo ſprich. Willſt du Prozeß;
So klage. Mir gilts gleich. — Entſchließ dich kurz.
Ich geh. Er geht mit der Sklavin und Parmend ins Haus.
U
Z3weyte Scene.
Sann io allein.
Beym großen Jupiter! Das iſt
Zu toll — zum raſend werden iſts. Er ſtuͤrmt
Mein Haus, beraubt mich, ſchlaͤgt die Zähne mir,
In Hals; und was wird mir dafuͤr? — Ein Nichts!
Ein Spottgeboth! Er nimmt die Sklavin für
Den Preis, den ich bezahlte. Das rentirt
Mir ſchlecht. — Indeß, der alten Kundſchaft wegen,
Möcht' er fie haben. Doch zuvor mein Geld,
Mein bares ausgelegtes Geld! Ey ja!
Da kann ich paſſen. Hat er mich beym Wort,
So holt er Zeugen, ſchließt den Handel ab,
*
28 Die Brüder,
Und laßt mich ſtehn. Lauf ich der Zahlung nach,
So heißts: „Komm wieder! Frage morgen zu!
Gedulde dich!“ — Das muß ich leider! Wer
Mein Handwerk treibt, der lernt Geduld, der juckt
Sich hinterm Ohr, und ſchweigt. — Ich komm um
alles,
Ums Geld, ums Maͤdchen, und ſteh da, und mach
Die Rechnung ohne Wirth.
—
Dritte Seene.
Syrus. Sannio.
Syrus ſpricht ins Haus zu Aeſchinus.
Laßt mich gewaͤhren!
Der Burfh muß dran! Er ſchnappt nach feinen“
Gelde,
Und dankt euch obendrein. zu Sannio. Was hoͤr' ich,
Freund! 1090
Du lagſt im Streit mit meinem Herrn. Was gabs
denn?
Zweyter Abt,
*
De)
Sannio.
Zum Henker! Prügel gabs. Er ſchlug: ich trug
Die Pruͤgel.
Syrus.
Das war ſicher deine Schuld.
Sannio.
Wie ſo? Was ſollt' ich thun? b
Syrus.
Gefaͤllig ſeyn,
Die Hand ihm bieten. -
Sannio.
Ey, ich that noch mehr.
Den Ruͤcken bot ich dar. Die Backen gab
Ich Preis.
Syrus.
Verſteh mich beſſer! — Seinen Vortheil
Geſchickt verſchleudern, heißt auf Wucher leihn.
Sannio ſosttiſch. f
Die Sprache kenn' ich.
30 Die Brüder.
> Syrus.
Sey kein Tölpel! Druͤck
Ein Auge zu, ſteh ab von deinem Rechte.
Das bringt dir Zins auf Zins.
Sannio.
Bey mir gehts Zug
Fuͤr Zug. Fuͤrs Hoffen zahl' ich nichts.
Syrus.
Du biſt
Ein feiger Tropf. Die Jugend anzukirren,
Verſtehſt du ſchlecht.
Sannio.
Wohl dem, ders beſſer kann.
Ich bin nicht ſchlau. Mir lacht bar Geld, und was
Die Hand mir füllt das nenn’ ich mein — und trags
Nach Hauſe.
Syrus.
Poſſen! Kennt' ich dich nicht beſſer?
Gilts meinem Herrn, da ſind dir zwanzig Minen
Nur Kleinigkeit. — Und da du ohne dieß
Verreiſen willſt, ſo hats nicht Eit —
Zweyter Akt. 31
Sannio in fig.
Sch bin
Verloren!
Syrus fortſprechend.
Ein eignes Schiff haſt du gemiethet,
Es reich befrachtet. Deine Reiſe geht
Rach Cypern. — Gluͤck zur Fahrt! Komm bald zuruck,
Wir ſehn uns wieder.
Sannio.
> Mein! Sch reife nicht. zu ſich.
Die Schelme wußtens! darauf wars gemuͤnzt.
Syrus zu ſich.
Dem hab' ichs Bad gewaͤrmt.
Sannio feitwärte.
Was ſoll ich thun?
Nach Cypern muß ich. Alles iſt bereit,
Die Maͤdchen ſind am Bord, die Waare iſt
Gekauft. — Verſtreicht der Markt, ſo hab'
Ich klaren Schaden. Hier erlaur' ich nichts. —
Das Beſte iſt ich mach die Sache ab.
Veraltet ſie, dann iſts noch ſchlimmer.
32 Die Brüder.
Syrus laut,
Nun!
Du uͤberſchlägſt gewiß, was deine Ladung
Dir renten ſoll ?
Sannio.
Ich armer Schelm! Ich bin
Beraubt, gepluͤndert. Die ſchoͤnſte Sklavin hat
Dein Herr entführt, — Das war nicht recht.
Syrus leiſe.
Er giebts
Schon näher. laut. Ein Vorſchlag, Sannio. Du
| kampfſt
Mit Furcht und Hoffnung. Hier Gewinn, und da
Verluſt. — Greif nach der Mitte, theil die Zahlung —
Und nimm, ſtatt zwanzig Minen, zehn. Die borgt
Mein Herr, die haft du bar.
Sannio⸗
Der Unverſchämte!
Mich prellen will er? — Beulen ſchlug er mir;
Mein Kopf iſt braun und blau, und marktet noch!
Bezwackt mein Geld? f
Zweyter Akt. 33
Syrus.
Iſt das die Antwort? — Gut!
Ich geh. wil gehen.
Sannio hält ihn.
Nicht doch! Ein Wort — ein einzig Wort!
Zu dir geſprochen, Freund, das lange Hadern
Iſt meine Sache nicht. Ich denke: kurz
Davon, iſt beſſer als Prozeß. — Giebt mir
Dein Herr mein Geld, die zwanzig Minen, die
Das Maͤdchen koſtet, fo hab' er ſie. Ich bin
Bezahlt. — Vermeld' ihm das, legs ihm ans Herz,
Und — ſey mein Freund! drückt ihm die Bond-
Syrus. SE
Ich thu mein Beſtes.
Cteſiphon tritt auf.
Syrus zu fig.
Ah!
Der Bruder meines Herrn. — Der Glückliche!
Er weiß es ſchon. Er ſucht das Madchen, das
Wir fuͤr ihn raubten. f
34 Die Brüder.
Sannio bittend.
Syrus.
Syrus.
Nur Geduld.
Vierte Scene,
—
Cteſiphon. Die Vorigen.
Cteſiphon zu ſich.
Wer ſegnet nicht die unbekannte Hand
Die Huͤlfe bringt? Doch treffen wir den Freund
In unſerm Retter; dann iſt Dankbarkeit
Die hoͤchſte Wonne! — O! der edle Bruder!
Wie groß iſt feine Gute! Wie gering
Erſchein' ich mir! — Doch nein! mein Ruhm iſt fhon
Und neidenswerth. Der wuͤrdigſte der Bruͤder
Gehört mir an.
Syrus tritt näher zu ihm.
—
O! Cteſiphon.
3weyter Akt. 35
Cteſiphon.
O! Syrus,
Wo iſt mein Bruder?
Syrus.
Aeſchinus erwartet
Euch drin im Hauſe. 1
Cteſiphon.
Theurer Bruder!
Syrus feet fh unwiſſend.
*
5 Wie?
Was giebts?
Cteſiphon.
Das fragſt du noch? Er war mein Retter,
Mein Schutzgott. Daß ich lebe, iſt ſein Werk.
Sirus wie vorhin.
Was ihr mir ſagt! 1
Cteſiphon fortſprechend.
Ihn ſchreckte nichts. — Der Zorn
Des Vaters, die Gefahr, die Schande — Er
36 Die Bruder.
Trägt jede Schuld. Geräuſch. Doch ſtill! die Thür
geht auf.
Wer kommt?
Syrus.
Es iſt mein Herr.
Fuͤnfte Scene.
Aeſchin us. Die Vorigen.
Aeſchinus zu Syrus, aus der Thür ſprechend.
Wo iſt der Schlingel?
San nid.
Mich ſucht er. Bringt 3 mein Geld O weh!
Ich ſehe nichts.
Aeſchinus erblickt Cteſiphon.
Willkommen Bruder! Hor
Dein gut Geſchick. Dein Maͤdchen iſt gerettet. —
Doch wie! Du freuſt dich nicht? Noch immer traurig ?
*
Z wetyer Akt. 37
Cteſiphon.
Ich bin es nicht. Die Freude macht mich ſtill.
Geliebter! Beſter! Krone aller Bruͤder! —
O! daß ich enden duͤrfte! Doch mein Lob
Verſtummt in deiner Gegenwart. Wie leicht
Nahmſt du den lauten Dank für Schmeicheley ?
Aeſchinus.
Wie kindiſch! Sind wir uns fo fremd? Verſtehn
Wir uns nicht beſſer? — Doch die Heimlichkeit
Verdrießt mich. Mein Verdienſt iſt nichts! Ich half
Wo jeder helfen konnte. Zufall wars
Daß ichs erfuhr.
Cteſiphon.
Verzeih'! Aus Scham verhehlt'
Ich meine Liebe. g
Aeſchinus.
Schäme dich der Scham!
Der Poſſe halber wollteſt du entfliehn? —
Wie unbeſonnen!
Cteſiphon.
Ach! ich war 1 Thor.
38 Die Beider.
Aeſchinus zu Syrus.
Dein Auftrag, Syrus. Was ſagt Sannio ?
Syrus.
Nicht viel. Der iſt lammfromm.
Aeſchinus.
Ich geh zum Vater,
Und hohl das Geld. zu Steſiphon. Geh du indeß hinein.
Dein Mädchen harrt. er geht ab.
Sannio zupft Syrus.
Machs richtig. Red' ihm zu.
Syrus.
Sorg nicht. Du kriegſt dein Geld.
Sannio.
Die ganze Summe?
Syrus.
Natuͤrlich. Paß nur auf.
Sannio.
Ich gehe ſchon. er folgt Aeſchinuk.
Gehter Akt. 39
Cteſiphon zu Syrus.
He! Syrus. *
Syrus.
Was beliebt?
Cteſiphon.
Verhilf dem Schuft
Zu ſeinem Gelde. Reitzt ihn nicht. Verklagt
Er euch — erfuͤhrs mein Vater? Ach! ich waͤr
Verloren.
Syrus.
Dahin kommts nicht. Seyd ruhig. — Geht
Ins Haus. Machts euch bequem, und lagert euch
Auf weiche Pfuͤhle. Ich bereit' indeß |
Die leckre Mahlzeit.
Cteſiphon.
Recht ſo, Syrus. — Froh
Begann der Tag; und feſtlich ſoll er enden!
Beide ab.
40
Dritt! SPE
Erſte Scene.
Softirata, Canthara.
Softrata.
Das arme Kind! Ich zittre für die Folgen.
Canthara.
Ich ſegne ſie. Die Folgen ſind nach Wunſch.
Soſtrata.
Die nahe Niederkunft. Die Leiden! —
Canthara.
Ihr kennt
Sie ja. Ihr war't ja Mutter?
4 £
u DI a re re ah a a
Dur
ig ee er Aen. 4 -
S 0 ſtrat a.
Ach! wir ſind
Allein. Der Diener iſt verſchickt. Kein Rath,
Kein Beyſtand! — Aeſchinus verweilt. Wen ſend'
Ich ihm? Wer ruft ihn?
Canthara.
Der kommt ungerufen.
Soſtrata.
Er ſchuf den Jammer, er allein hat Troſt!
Canthara.
Verſchmerzt die Wunde. Theilt er doch die Schuld
Der Tochter. Iſt er doch ſo brav! — Bey ihm
Iſt ſie geborgen. Aeſchinus iſt reich,
Geehrt, von guter Abkunft. Seine Lieb'
Iſt ohne Falſch.
Soſtrata.
Ein freundliches Geſtirn
Erhalte ihn!
42 Die Beider.
Zweyte Scene.
Get a. Die Vorigen.
Geta zu ſich.
Weh uns! Wir ſind verloren!
Kein Schutz, kein Netter! Sine Welt von Troſt,
Kann uns nicht tröften. — Ach! die arme Frau,
Die gute Tochter. Alles Ungluͤck ſtuͤrzt
Auf ſie zuſammen: Armuth, Schmach, Verrath,
Gewalt und Schande. — Ha! verruchte Zeit,
Verworfne Menſchen. — Fluch, dem Boͤſewicht,
Dem Schaͤndlichen!
Soſtrata zu Canthara.
Was kommt ihn an? Was iſt
Sefhehn ?
Geta fortſprechend.
Sein Schwur iſt Meineid. Nichts iſt heilig —
Natur und Pflicht tritt er in Staub! 5 |
Dip. tutti Aen. 43
Soſtrata zu Canthara.
Ich faſſ
f 2
Ihn nicht.
Canthara.
Fur näher, gute Frau. — Hierher,
Geta ſortſprechend.
Die Sinne ſchwindeln mir. Ich berſte. — Ha!
Ergreif ich ſie in meinem Grimme: Welch
Ein Feſt! — Der Vater müßte bluten. Dem Sohne
Riff ich die Augen aus, brach' ihm den Hals.
Den Schuft von Diener, ſchluͤg' ich nieder, ſchleift
Ihn durch die Straßen. — Alle muͤßten dran!
Zerfleiſcht, zerfetzt, verſtuͤmmelt lägen fie
Zu meinen Füßen, — Doch was tob' ich hier?
Zu Soſtrata! Sie muß es wiſſen, er wil gehen.
Soſtrata ruft ihm nach.
Geta!
Geta im Gehen.
Ich hab kein Ohr. Ich kenne niemand.
44 Die Brüder,
P2
Soſtrata.
\ Hier
Iſt Soſtrata. {
Geta kommt zurück.
. Wo iſt ſie? — Ach ſeyd ihrs 1
Ich ſuchte euch. — Ihr Götter ſteht ihr bey!
letzteres zu ſich, doch laut.
Soſtrata.
Was iſis ?
Geta.
O Noth! o Jammer!
So ſt erat Pi
Welche Furcht?
Erhole dich.
Geta ſtockend.
Wir find —
Softrata.
Was find wir? Sprich!
Geta.
Verloren — vernichtet! 0
Dritter Akt.
Soſtrata.
Sage wie?
Geta.
Durch ihn.
Soſtrat a.
Durch wen?
Ge ta.
Durch Aeſchinus.
Soſtrata.
Was that er?
Geta.
Verſtößt fie — Reift ſich los von ihr.
Soſtrata.
Unmoglich!
Wie könnt' er es?
Beta,
Der falſche Bube liebt —
45
46 Die Brüder
*
Soſtrata ſchnell, beſtürzt.
Er liebt? —
Geta ſchnel.
Ein andres Maͤdchen.
jr Soſtrata.
Ewge Götter!
Geta.
Er hats nicht hehl. Am hellen Morgen raubt
Er ſie, und nahm ſie in ſein Haus.
Soſtrata.
Ich kanns
Nicht glauben. Nein! du irrſt.
Geta.
Ich war dabey;
Ich ſahs mit meinen eignen Augen.
Soſtrata. -
Nun!
Bricht er ſein Wort, ſo iſt kein Glaube mehr
Auf Erden. Wem darf man vertrauen? — Er war
Uns alles: Bruder, Sohn und Freund. Er ſchwur
Seit ten Akt. 47
Ihr ſeine Liebe; ohne ſie wollt' er
Nicht leben. Geſtern noch, gelobt' er ihr,
Des Vaters Wort und Segen zu erflehn.
Er nannte ſie ſein Weib — und nun, verläßt
Er ſie! ſie weint.
Geta.
Ihr weint? — Spart eure Thraͤnen. Denkt
Auf guten Rath. Was ſoll man thun? Was darf
Man thun?
Soſtrata.
Das Schweigen ziemte uns: Allein
Es fruchtet wenig.
Geta.
Immerhin! — Der Burſch
Taugt nichts. Entſagt ihm. Seine Lieb' iſt null,
Das liegt am Tage. — Steht er vor Gericht:
So macht er Flauſen, Lüge ſich los. Ihr ſeyd
Beſchimpft, die Tochter iſt beſchimpft. Und zwaͤng
Man ihn, fprach das Geſetz ihn ſchuldig. — Ich ſpraͤch
Ihn frey. — Drum beſſer, ſtill davon, ſo ſchlaͤft
Die Sache ein.
48 Die Brüder.
Soſtrata.
Das ſoll ſie nicht. Das will
Ich nicht.
Geta.
Was wollt ihr denn?
Soſtrata.
Ich klage.
Geta.
Nicht
So raſch. Bedenkt euch —
Soſtrata ſchnel.
Schlimmer kanns nicht werden.
Mein Kind wagt nichts. Ihr Gluͤck, ihr Erb', ihr
Brautſchatz,
War ihre Unſchuld. Das entehrte Madchen
Begehrt kein Freyer. — Seine Raͤnke ſcheu'
Ich nicht. Ich habe Zeugen. Den Ring den er
Ihr gab. Mein unbefleckt Gewiſſen. Nie
Both ich die Hand. Begehrte kein Geſchenk.
Verhieß ihm nichts. Kein glattes Wort hat ihn
DEREK ER Abt. 49
Beſtrickt. — Dieb iſt mein Stolz, und fo tret' ich
Getroſt vor jeden Richter. 5
Geta.
Wie ihr meint.
4
Soſtrata.
Geh ungeſaͤumt zu Hegio. Bericht'
Es ihm. Verhehl' ihm nichts. Der wackre Vetter
War meines Mannes Freund. Er ſchaͤtzt uns.
Gera zu ich, doch laut.
*
Thur
Er das? So thut ers wahrlich ganz allein!
8
Soſtrata zu Canthara.
Geh du zu meiner Tochter. Troͤſte ſie,
Berathe ſie. ale ab.
50 Die Brüder.
Dritte Scene.
De mea. Dann Syrus.
Demea allein. *
So iſts! Ich darf nicht zweifeln,
Mein ſaubres Söhnchen war dabey. — Der
Schleicher!
Laſſ' ich ihm Luft, gleich iſts geſchehn. Wo ſteckt
Er nur? In welchem Winkel ſuͤhlt er ſich
Herum? Sein Bruder kennt die Schliche, der hat
Ihn ſicher in den Klaun.
Syrus tritt auf. |
Demea.
Da kommt der Diener.
Ich frag' ihn. — Doch der war ihr Spiesgeſell.
Der Galgenſtrick ſteht mir nicht Rede. Ich muß
Ihn fangen. | |
Syrus zu ſich.
Das war ein Spaß! Der gute Vater
Weiß alles. Jeden Umſtand wollt' er hoͤren. —
Er lachte ſich halb todt.
iter Are: 51
Demea zu ſich.
Der alte Pinſel!
Syrus fortſprechend.
Er lobte uns. Er herzte ſeinen Sohn.
Er druckte mir die Hand.
Demea zu ſich.
Ins Tollhaus mit
Dem Narren!
Syrus ſfortſprechend.
Das Geld war da, wie nichts. Und wohl
Gezaͤhlt, noch ein Paar Minen druͤber — fuͤr mi ch.
Die ſollen ſchmecken! klopft den Bauch.
Demea zu ſſch.
Darauf kenn' ich ihn.
Das Geld verfrißt er redlich
Syrus ſieht Demen.
Ah! verzeiht.
Ich ſah euch nicht. — Wie gehts 7 Was macht ihr 7
Demen.
Ich
Bewundre euch. — Ich ſtaune.
52 Die Brüder.
Syrus.
* Jaa, bey uns
Gehts buͤgelhoch daher. nach dem Haufe. He! Dormio,
Dorm io mit komiſcher Eilfertigkeit.
Syrus zu Dormio.
Begieß die Braten. Schmor die Fiſche. — Fehlts
An Holz: wirf Speck ins Feuer. — Ruͤhrt euch!
Dormio lauft wieder ins Haus.
Demea.
„ Ihr
Verdammten Schwelger! Wo will das hinaus?
Syrus.
So frag' ich oft — ſehr oft. nach dem Hauſe.
f Stephanio! 3
Stephanio mit komiſcher Eilfertigkeit.
Syrus zu Stephanio.
Den Hecht ins Salz. Den Lachs in friſches Waſſer.
Verſudelt nichts. — Ich komme gleich.
Stephanio lauft wieder ins Haus. |
„
ter Air. 9
Demea.
Beym Himmel!
Das ganze Haus iſt im Komplot. — Mein Sohn
Iſt hin, er iſt verloren. Der arme Schelm!
Ich ſeh' es kommen. Eh mans denkt, ſitzt er
Im Elend nackt und bloß — und ſchneidet ſich
Die Gurgel ab.
Syrus.
Ihr ſeyd ein kluger Kopf.
Wir andre ſehn, was kam; doch ihr, ihr ſeht
Was kommen wird. — Das thu euch einer nach!
Demea.
Halts Maul. — Wo iſt die Dirne?
Syrus.
Hier im Haus.
Demea.
Sie wohnt bey ihm? Sie bleibt!
Syrus.
1 Ich ſteh fuͤr nichts.
Sehr moͤglich.
54 Die Brin den.
Demea.
Wie? Dem Graͤuel ſieht man zu! —
dein Bruder duldets?
Syrus.
Ja, da ſitzt der Knoten.
Der ſchwache Mann, der iſt ihm viel zu weich.
Demea.
Der Strohkopf. — Pfuy! Ich ſchäme mich für ihn,
Ich aͤrgre mich fuͤr ihn.
Syrus.
Fuͤrwahr! Betracht
Ich euch, und euren Bruder, welch ein Abſtand!
Ihr ſeyd ein Mann wie ſichs gebuͤhrt. Durchaus
Geſcheidt, bedächtig, feſt. Euch narrt man nicht;
Doch euer Bruder — iſt ein Schaf. Den ſteckt
Mein Herr in Sack, ſo oft er will.
Demen. |
Mir ſollt
Er kommen! — Jahre lang ſeh' ichs vorher
Was man im Schilde führt.
Dritter Akt. 55
Syrus.
Das weiß man. Ihr
Habt Augen wie ein Luchs.
Demea ſtent ſich vertraulich.
Das braucht es nicht.
Mein Sohn iſt wacker. Bleibt er ſo, ſo glaub
Ich ihn auf gutem Wege.
Syrus.
Ohne Zweifel.
Die Zucht macht alles. Kinder, ſind — ein Wachs,
Wie man ſie formt, ſo hat man ſie.
Demea ganz gleichgültig.
Da fällt
Mir eben bey — mein Sohn ging in die Stadt —
Wo iſt er?
Syrus keiſe.
Friſch gelogen! laut. Cteſiphon
Iſt lange fort. Er iſt auf eurem Gute. bey Seite
So trollt er ſich.
56 - Die Brüdern.
Demea.
Weißt du's gewiß?
Syrus. 0
Gewiß!
Ich gab ihm das Geleit. Er hatt' es eilig.
Demea höhniſch bitter.
Ich dacht' er ſtäke hier, beym — Bruder?
Syrus.
Nein.
Mit dem iſt's aus. Den ſieht er nicht mehr an.
Demen.
Wie fo?
Syrus.
Des Mädchens wegen. Etefiphon
War recht ergrimmt. Er ſchalt den Bruder kurz
Und lang, vor allen Leuten.
Demea mit innerer Zufriedenheit.
Wirklich! That
Er das?
ter Alte 57
Syrus.
Das will ich meinen! — Er ertappte ihn
Auf friſcher That. Der Kuppler ſtrich gerad
Das Geld in Seckel. — Da gings los. „Was machſt
Du da? unwuͤrdger Bruder! Du entehrſt
Dein ganz Geſchlecht. Du Baſtard!“
Demea immer vergnügter.
Braver Junge! —
Es ruͤhrt mich. er wiſcht ſich die Augen.
Syrus fortſprechend.
„Wie? Dein Geld verſchleuderſt du!
Und mehr! dein Gluck — dein Leben!“
Demea.
Gute Götter!
Erhaltet ihn. — Er ſchlaͤgt mir nach; er wird
Der Stolz von meinem Stamme.
Syrus.
Ganz gewiß.
Demea ſelbſtgefällig.
Der Burſch iſt jung. Doch fühl ihm auf den Zahn,
Er iſt geſattelt.
58 Die Brüder.
Syrus.
Wie anders? Alles hat
Er ja von euch.
Demea.
Ich thu das meine. Ich pa‘
Ihm auf; bemerke. Strauchelt er, gleich bin
Ich hinterdrein. — Ich ſtell ihm Muſter dar.
Schau in den Spiegel ſag' ich. Sieh! Das mußt
Du thun.
Syrus.
Ganz recht.
Demen.
Das mußt du meiden.
Syrus.
Schon!
Demen.
Das bringt dir Ruhm.
Syrus.
Vortrefflich! a
Dritter Akt⸗ 59
Demea.
Das macht Schande.
Syrus.
Ihr trefft den Fleck.
Demen.
Mit einem Wort —
S yrus ſchnell.
Verzeiht!
Mein Weg geht nach der Küche, — Jeder denkt
An ſeine Pflicht. Mir liegt der Lachs am Herzen;
Ihr ſorgt fuͤr gute Zucht. — Ich machs wie ihr.
Ich keif den ganzen Tag auf meine Leute.
„Das iſt verbrannt. Das iſt nicht ſauber. Hier
Fehlts Salz — ſo ſprech ich — Schaut in meine
Schüſſeln!
Beſpiegelt euch darin!“ — Ihr dankts mir nicht;
Das weiß ich. Unſre Wirthſchaft taugt nicht viel;
Ich geb es zu. — Indeß, man folgt dem Strom —
Und füllt den Krug, fo lang er halt. — Befehlt
Ihr ſonſt etwas 2
60 Die Brüder.
*
Deme a.
a Ich wollt ihr wuͤrdet klug —
Das wuͤnſch' ich euch.
Syrus.
Ihr geht auf euer Gut?
Demea.
Serades Weg's.
Syrus.
Ich lob' euch drum. Hier ſprecht
Ihr in den Wind. — Sie ſinds nicht werth. geht ab.
0 Demea alein.
Was thu'
Ich hier? Mein Sohn iſt fort. Die Sorge die
Mich trieb, iſt mir entnommen. — Der andre Sohn
Geht mir nichts an. Den hat der Bruder, der
Mag forgen. N
Hegio tritt auf.
Demea.
Wie? Wen ſeh ich? — Hegio,
Mein alter Freund, mein Spielgeſell? Er iſts,
—
Dritter Akt. 61
Der wackre Buͤrger! Seines gleichen macht
Sich rar. Das iſt ein Mann vom alten Schlage —
Beym Himmel! ſo ein Fund erfreut das Herz.
Da lebt man auf, und fuͤhlt ſich in der Welt. —
Ich muß ihn fprechen. er ſieht Geta und bleibt ſtehn.
Vierte Scene.
—
— —
Heg io. Get a. Demea.
Hegio zu Geta.
Dein Bericht regt mir
Die Galle. — Iſt es wirklich wahr?
Geta.
Verlaßt
Euch drauf.
Hegio.
Der ſchlechte Bube! Er entehrt
Den Ruhm des bravften Vaters.
* —
62 Die Ber under
Demea zu ſich.
Das gilt mir. —
Der Streich iſt ruchtbar. Dieſer fremde Mann
Ergrimmt daruͤber; doch mein Bruder ſchweigt,
Und duldets. — Haͤtt' ich Macht, ich bannt' ihn her,
Verſteckt' ihn wo; mit eignen Ohren ſollt'
Ers hören. ö
*
Hegio fortſprechend, zu Geta.
Nur Geduld! Man hats mit mir
Zu thun. — Es giebt Geſetze.
Geta ſchnell.
Macht ſie uns
Gewogen! Leiht der Ohnmacht eure Stimme. —
Ihr ſeyd uns Vater. Denkt der letzten Bitte
Des Freundes. Er empfahl ſie eurem Schutz;
Verlaßt ſie nicht.
Hegio.
Beym hohen Himmel! Nein.
Das werd' ich nie. Die Pflicht iſt heilig.
eitel Akt. 63
Demea nähert ſich.
Ich ruf'
Ihn an. zu Hegio. Freund Hegio! Ich gruͤſſe dich.
Hegio.
Sieh da! Willkommen in der Stadt! — Du kommſt
Mir recht nach Wunſch.
Demen.
Was bringſt du?
Hegio.
Schlimme Bothſchaft.
Dein aͤltſter Sohn, der Pflegling deines Bruders,
Zwingt mich zu klagen. Sein Benehmen macht
Ihm wenig Ehre.
Deme a.
Laß doch hoͤren.
Hegio.
Du
Erinnerſt dich des alten Simulus,
Des Freundes unſrer Jugend?
Be; Die Dede
Deme a.
Sollt' ich nicht?
Hegio.
Die Tochter diefes würdgen Mannes hat
Dein Sohn verführt,
Demea
ſprachlos für Zorn, ſtampft mit dem Fuße und will fort.
Hegio hält ihn zurück.
Wo willſt du hin? Bleib hier.
Das Aergſte folgt —
Demea.
Giebts etwas ger gers?
Hegio.
Leider! —
Den leichten Fehl verzieh man gern. Er iſt
Ein Menſch. Die Nacht, der Wein, die Leidenſchaft
Bethörten ihn. Auch reute ihn die That.
Er ging zur Mutter; er geſtand ſein Unrecht;
Verſoͤhnte fie durch Bitt' und Thränen — Und
ſchwur, |
er
Mitter Akt.. 65
Die Tochter ſey ſein Weib. Man glaubte ihm;
Man ſchwieg, man hoffte. — Nun iſt ſie entehrt.
Ihn ſichts nicht an. Er ſtiehlt ſich eine Dirne,
Nimmt ſie ins Haus, und die verlobte Braut
Laßt er im Stich.
Demen.
Iſts wirklich fo?
N Hegio.
Nicht anders.
Die Mutter ſagts; die Tochter hats nicht hehl;
Der Diener da bezeugts. Ich kenne ihn,
Ein wackrer Burſch, die Stütze feiner Herrſchaft.
Er iſt uns Buͤrge. Sperr' ihn ein; leg' ihn
In Feſſeln; er bleibt bey feiner Redet.
Geta.
Ja!
Ich laſſ' mich foltern. Fuͤhrt den Buben ber,
Ich ſags ihm ins Geſicht.
Dem ea zu ſich voll Aerger.
| Ich ſteh dabey;
Ich horse — Und wuͤrg' an meiner Schande!
66 Die Brüdern
9 egio.
Ein Wort
An dich. — Das Mädchen ift beſchimpft. Dein Sohn
Iſt ſchuldig. Du biſt Vater. Gieb dir ſelbſt
Den Ruhm das Recht aus Billigkeit zu uͤben,
Eh dirs geboten wird. — Verweigerſt du
Die Bitte, thuſt du keinen Schritt; fo tret'
Ich auf, des Maͤdchens Sache wird die meine,
Ich ſchaff ihr Recht. — Ihr Vater war mein Freund,
Mein Vetter. Redlich theilten wir, im Feld
Und in der Heimath, Kriegsgefahr und Mangel.
Der Sterbende empfahl mir Weib und Kind,
Und ſein verwaiſtes Haus iſt nun das meine.
Ich ſchuͤtze es. — Dieß iſt mein Entſchluß. Sprich!
Was willſt du thun?
Demea.
a Mein Bruder ſoll entſcheiden.
Was er beſchließt, das iſt mir recht. — Ich ſuch'
Ihn auf. er will gehen.
Hegio hält e
Noch eine Bitte, eh' ihr euch
Beſprecht. — Beherzigt eure Lage. Euch
eee Net. 67
Beguͤnſtigt alles: Reichthum, Stand und Anſehn.
Das ſtrengſte Recht, iſt Pflicht für euch.
Demea.
Ich geh
Zum Bruder. Was ihm billig duͤnkt, das ſoll
Geſchehn.
Hegio.
Leb wohl! — Ich geh zu Soſtrata,
Und troͤſte ſie. er geht mit Geta in Soſtratas Haus.
Demea aleln.
£ Dieb neue Bubenſtuͤck
Sah' ich vorher. — Wärs damit aus! Doch nein!
Er laßt nicht ab. Entwiſcht er heut, fo rennt
Er morgen an — und ſtuͤrzt noch tiefer ins
Verderben. Jetzt zum Bruder. An dem kuͤhl' ich
Mein Muͤthchen. Was mich wurmt, das ſoll er
ſchlucken! ab.
68
Vier t!
Erfte Scene
Cteſiphon. Syrus.
Cteſiphon.
Mein Vater, ſagſt du, waͤre fort?
Syrus.
Schon längft.
Cteſiphon.
Weißt du das gewiß ?
Syrus.
Ich ſteh dafur. Er ging
Schnurſtraks aufs Gut. — Den hetzt die Arbeit, der
Zerſchwitzt ſich dort, und denkt nicht an die Stadt.
—
iter Akt. 69
Cteſiphon.
Ich wollt' er legte ſich aufs Ohr. Und ſchlief —
Gefunden Schlafs — drey volle Tage, eh'
Er ſich erholte.
Syrus.
Schlafen ſollt' er mir,
Bis ich ihn weckte.
Cteſiphon.
Schoͤner Tag der Freude!
Er ende nie — ich will ihn ganz genießen. —
Läg das verwuͤnſchte Gut, doch Meilen weit
Von hier! da kaͤm die Nacht dem Vater auf
Den Hals, und hielt ihn feſt. Vermißt er mich,
So kommt er wieder, fragt mich aus — Was daun?
Syrus.
Fällt euch nichts bey? f
Cteſiphon.
Ich wüßte nichts.
Syrus.
| Kein Vorwand?
Ein Gaſtfreund, ein Klient, ein Zuſpruch?
70 Die Brüder,
Etefiphon. N
Und
Was haͤlfs?
Syrus.
*
Sehr viel. Man kam, man plauderte,
Man hielt euch auf.
Cteſiphon.
Das war gelogen. Nein!
Das geht nicht.
0 Syrus mit Nachdrück.
Es geht.
Cteſiphon.
Die Luͤge langt nicht aus.
Bey Nacht beſucht man niemand.
Syrus.
Schlimm genug!
Ein achter Freund, erprobt ſich Tag und Nacht. —
Seyd außer Sorgen. Nutzt die Zeit, und macht
Euch luſtig. Kommt der Alte; immerhin!
Wir kennen uns. Er tobe wie er will,
Ich mach ihn zahm. 5
eiter ARE.” 71
Cteſiphon.
Und wie?
Syrus.
Ich kraue ihn
Wo's ihm am kirrſten daͤucht.
Cteſiphon.
Wie meinſt du das?
Syrus.
Ich ſprech von euch. Ich ruͤhme euch Erheb'
Euch bis in Himmel.
Cteſiphon beſchämt.
Wie kannſt du das?
Syrus.
Gleichviel!
Es wirkt. Der Alte bläht ſich auf, er e
Die Augen gehn ihm über,
Demeas Stimme in der Ferne.
Syrus!
Syrus.
Still!
72 Die Brüder.
Cteſiphon.
Was giebts?
Syrus.
Ich ſprech vom Wolf Fr iſt er!
Cteſiphon. .
Wie? Mein Vater!
Syrus.
Leibhaftig.
Cteſiphon.
Was zu thun?
Syrus.
2 Geſchwind ins Haus. —
Ich bleib Ich halt' ihm Stand.
Cteſiphon im Gehen. 4
Verrath mich nicht.
Verlaͤugue mich — Ich war nicht hier.
Syrus treibt ihn fort.
Nur fort!
Vierter Akt. 73
— —
Z3weyte Seene.
Demea. Syrus. Cteſiphon in Micios
Hauſe hinter der Thür, von Syrus bedeckt.
Demea zu ſich.
Welch eine Noth! Den Bruder find' ich nicht;
Und einer, der von meinem Gute kommt,
Verſichert: Cteſiphon ſey nicht daſelbſt. —
Was fang' ich an? — Verdammte Lage!
—
Cteſiphon aus der Thür ſprechend.
Syrus!
Syrus.
Was giebts?
Cteſiphon.
Er ſucht mich?
Syrus.
Freylich. .
Cteſiphon.
Guͤtige Götter!
74 Dit Sr ver
” Syrus.
Nur ruhig.
Demea zu ſich.
Ein verhaßter Damon treibt -
Sein Spiel mit mir! Er ſchergt mir alles zu,
Das Schlimmſte kommt an mich, ich ſehs zuerſt;
Ich fühle zuerſt, ich bin der Erſte ders
Verkuͤndet.
Syrus leiſe. Spottend.
Ey! Er weiß um alles. — Nichts
Weiß er!
D emea nähert ſich Miclos Hauſe.
Noch ein Verſuch. Ich muß ihn ſprechen.
Cteſiphon zu Syrus.
Halt auf! Er bricht herein.
Syrus mit Zuverſicht.
Ich bin ja da.
Cteſiphon.
Du biſt ein Waghals. — Nein! ich kriech in Keller,
Ich ſperre zu. ö
ierten Akt. 75
Syrus.
Nun wohl. Iſts hier geheuer;
So kriecht heraus. ihm nachſpottend.
Demea ſieht Syrus. Zu ſich.
Da iſt der Schubbiack.
Syrus nach der Thür fprechend.
Verdammte Wirthſchaft! — Nein, ich leids nicht
länger!
Wer ift mein Herr? Wer darf mir das?
Demea zu ſich. .
Was hat
Der Schuft? Was belfert er? zu Syrus. He!
guter Freund.
Syrus verdrießlich und dann weinerlich.
Was Freund? — Mit mir iſts aus. Das iſt mein
Letztes!
Demea.
Was winſelſt du?
6 Die Brüder.
Syrus.
Zum Guckguck! Cteſiphon
FJuͤhrt gute Faͤuſte.
Demea.
Cteſiphon? ern
Syrus.
Er ſchlug
Mich windelweich — Das Maͤdchen ſchwimmt im
Blute.
Demea. N
Er ſchlug euch — Und warum?
Syrus.
Er iſt von Sinnen.
Das Maͤdchen, ſpricht er, hatte ich gekuppelt-.
Demea ferſchend.
Mein Sohn iſt ja nicht hier? Er ging aufs Gut?
Syrus ſtockend.
Ganz recht. Er — wollte gehn. Doch plotzlich fuhr
Der Rappel ihm in Kopf. Er — kam zuruck;
Merten Akt. 77
Ergrimmte ſich; und pruͤgelte drauf los. —
Der Unmenſch!
Demea zu ſich, aber laut und froh.
Wackrer Sohn! — Mein Ebenbild!
Du wirſt ein ganzer Mann.
Syrus.
Lobt ſeinen Arm;
Den Mann laßt weg. ü
Demea wie vorhin.
Recht brav, recht tapfer.
Syrus.
| Ey!
Die große That. Mit zweyen nimmt ers auf:
Den alten Knecht, das ſchwache Maͤdchen wuͤrgt
Er nieder — Ein tapferes Stuͤck!
Demea.
Er that ſein Amt.
Er kannte dich; der Kuppler ſteht dir an
Der Stirn. — Wo iſt mein Bruder?
78 Die Brüder.
Syrus trotzig. N
Nicht zu Haus.
Demea.
Wo ſonſt? Wo treff' ich ihn?
Syrus ihn neckend.
Ich weiß es. Doch —
Ich gebs nicht von mir.
Demea.
Schlingel! Nicht gedruckſt. —
Ich peitſch dire aus. Sag an,
5 Syrus.
Das Haus iſt mir
Bekannt; ſonſt nichts.
Demen.
Nenn mir den Ort, die Straße.
Syrus.
Ihr wißt das Forum? Der Minerva Tempel?
Die Saͤulengaͤnge?
erter Ake. 79
Demea.
Dumme Frage! Freylich.
Syrus mit konfuſen Pantomimen.
Da gehts vorbey. Gerade aus. — Es kommt
Ein Huͤgel; friſch hinan! Die Straße ſenkt ſich;
Ihr lauft Berg unter. — Rechts, ein kleiner Tempel,
Und dann ein Gäßchen —
Demea.
Welches Gäßchen?
Sühne...
\ Wißt
Ihrs nicht? Beym großen Feigenbaum.
*
Demea.
Ganz recht.
Syrus.
Da gehts quer durch —
Demea.
Es iſt kein Ausgang da!
80 Die Ver ü der
Syrus ſchlägt ſich vor die Stirn.
Ich Dummkopf! Wart — ich führ euch beſſer.
Kommt
Mit mir zuruͤck aufs Forum. — Nun irrt ihr nicht.
Ihr kennt den reichen Kautz TCratinus? Wißt
Sein Haus?
Demea
Das weiß ich.
Syrus haſtiger in Sprache und Pantomime.
Nun, das laßt ihr liegen. —
Ihr ſchlagt euch ſeitwaͤrts; folgt der Straße; dreht
Euch rechts; beym Venustempel, links herum —
Zur Pferdeſchwemme — Ihr ſeht ein Thor; und
dann
Ein Backhaus. Gegen uͤber wohnt ein Tiſchler —
Da trefft ihr ihn, da iſt er.
Demen. |
Was macht er da?
Syrus.
Er zahlt das Conto fuͤr die Ruhebettchen
In unſerm Saal.
Vertee Akt. 81
Demen.
Zu euren Saufgelagen.
Vortrefflich! zu ſich. Doch ich geh. Der Weg iſt
weit,
Ich muß mich tummeln. er gebt.
Syrus alein.
0 Lauf dir die Beine ab,
Du alter Goͤker! ſieht ihm nach. Er geht. Die Luft
iſt rein. —
Nun fehlt mein Herr. Wo bleibt er nur? — Das
Eſſen
Wird kalt. Ich hungre. — Nein! ich hungre
nicht.
Ich ſchneide an; ich koſte — fülle mir
Mein Becherchen. Und ſo verſtreicht die Zeit.
* geht ab.
Dritte Scene,
Mice id. e,
Micio.
Ihr macht mich ſchamroth. Euer Lob gebuͤhrt
Mir nicht. Ich thu was Pflicht und Ehre fordern.
Mein Sohn iſt ſtrafbar; ich vertret ihn nicht,
Ich zuͤrne nicht, wenn man ſein Unrecht zeiht. ——
Ein ſchwacher Vater ſchont fein Kind, und weißt
Die Klage von ſich; doch die Weichlichkeit
Sey fern von mir. 4
Hegio.
Ich kenn' euch: eure Denkart
Verbuͤrgte mein Vertraun. — Thut itzt ſo wohl
Und geht mit mir zur Mutter. Euer Wort f
Iſt tröͤſtlicher für fie aus eurem Munde. —
Heilt ihre Furcht, und klaͤrt den Irrthum auf.
Micio.
Von Herzen gern.
Bier Akt. 83
Hegio.
f Das arme Weib vergeht
Fur Gram. Der Kummer zehrt fie ab. — Muͤht euch
Der Weg; ſo tragts mir auf.
Micio.
Wir gehn zuſammen.
Hegio.
Ihr thut ein gutes Werk. — Wo Ungluͤck wohnt,
Da bruͤtet Argwohn. Der Bedraͤngte glaubt
Sich ausgeſtoßen, ſich zuruͤckgeſetzt, verachtet. —
Verſcheucht die Furcht. Bringt ihr den Troſt,
den ſie g
Bedarf. Ein Wort von euch, verſoͤhnt fie mit
Dem Sohne. N
Micio.
Kommt! geleitet mich zu ihr.
beide ab in Soſtratas Haus.
34 Die Brüder
—m —
Vierte Scene,
Aeſchinus alein.
Mir ſpringt das Herz. Ein Todesſchweiß netzt mir
Die Stirn. Der Schlag iſt hart! Die fremde
j Schuld
Wirft mich zu Boden. O! ich blinder Thor! —
Nun iſts geſchehn. Die Mutter glaubt mich ſchuldig.
Ich wußt es nicht. Won ungefähr ftoßt mir
Die Alte auf. Ich frag nach Pamphila —
Wie ſchrie das Weib mich an! „Mir aus den Augen!
Luͤgts Andern vor. Man kennt euch ſchon. Packt euch
Zu eurer Dirne!“ — Nun bekam ich Licht;
Ich ſchwieg; ich ſchonte meinen Bruder, und ließ
Die Plaudertaſche gehn. — Allein, was nun? —
Die Wahrheit ſelbſt, gewinnt mir nichts. Man
glaubt
Mir nicht. Ich war dabey, ich gab das Geld,
Ich hab das Maͤdchen. Alles klagt mich an. —
Haͤtt' ich dem Vater früher mich entdeckt,
Ihm meine Liebe frey bekannt; ſo waͤrs
Vierter Akt. 85
Verziehn — und Pamphilia wär laͤngſt mein
Weib.
Verwuͤnſchtes Zögern! Alles Unglück ſtammt
Daher. — Doch länger zaudr' ich nicht. Ein Schritt
Macht alles gut. Ich geh zur Mutter und erzähl‘
Ihr den Verlauf, und waſch mich rein. — Sie
ſchweigt;
Mein Bruder ift gedeckt. an Soſtratas Thür. Doch
wie! Ich bebe? —
Die Hand erſtarrt? — Ich feiger Knabe. Muthig!
er klopft.
Holla! Macht auf. klopft ſtärker. Freund Aeſchinus.—
Man kommt.
Die Thür geht auf. — Laß ſehn wers iſt ?
tritt zurück. —
86 Die Brüder.
Fuͤnfte Scene.
Micio. Aeſchinus.
N |
Micio in Soſtratas Haus fprechend.
Ein Mann
Ein Wort. — Die Sache iſt gemacht. Ich geh
Zu meinem Sohn, verkuͤnd' ihm meinen Willen,
Und bring' ihn her.
Aeſchinus zu ſch.
Mein Vater?
Micio erblickt Aeſchinus.
Aeſchinus!
Aeſchinus zu ſich,
Er hier? In dieſem Hauſe?
Micio.
Klopfteſt du? das folgende leiſe.
Er ſchweigt? Der Schelm haͤlt hinterm Berg'.
Komm an!
Ich nehm dich in die Klemme. laut. Nun wer klopfte?
Mer tet Ae. 87
Aeſchinus verlegen.
Ich nicht.
Miecio von nun an verſtellt.
Das dacht ich wohl. Was haͤtteſt du
Auch hier zu ſchaffen? leiſe. Er erroͤthet. — Schon!
Er fühlt ſein Unrecht.
Aeſchinus.
Sagt mir, beſter Vater,
Was bracht euch in dieß Haus?
Micio.
Ein fremd Geſchaͤft.
Ein Freund bat mich um meinen Beyſtand.
Aeſchinus ängſtlich. Neugierig.
Und
Worinn? wofuͤr?
Micio ganz gleichgültig.
Da in dem Hauſe wohnen
Zwey arme Frauenzimmer; — fremde Leute,
Du kennſt fie nicht; du haft fie nie geſehn.
38 Die Brüder.
Aeſchinus verlegen.
Schon gut.
Micio bedeutender.
Es iſt ein Maͤdchen und ihre Mutter.
Aeſchinus. en
Ich hoͤrs.
Micio. T
Des Maͤdchens Vater iſt geftorben,
Der Freund, von dem ich ſprach, iſt ihr Verwandter,
Ihr naͤchſter Vetter, und ein alt Geſetz
Verpflichtet ihn, die vaterloſe Waiſe
Zur Frau zu nehmen.
Götter!
Micio.
Fehlt dir was?
Aeſchinus.
O nein! Erzaͤhlt nur weiter.
Vierter Akt.
„
Micio.
So eben kommt
Der Vetter an. Er reiſte von Milet
Hierher, und fordert die Verwandte —
Aeſchinus beſtürzt.
Zur Frau? —
Er fuͤhrt ſie fort?
Micio.
Nicht anders! —
Aeſchinus.
Nach Milet?
Micio. x
In feine Heimath.
Aeſchinus bey Seite.
Wehe! — Wehe mir! nach einer Pauſe, laut.
Sie willigt ein? Die Mutter ſagt kein Wort?
Micio.
Die Mutter ſpricht von einer Liebſchaft — mit
wem?
90 Die Brüder.
Das weiß man nicht. Sie meint, die erfte Liebe
Hab' auch das erſte Recht. —
Aeſchinus ſchnell.
Wer zweifelt dran?
Micio.
Ich zweifle ſehr.
Aeſchinus bitter.
Was will der — Fremde?
Micio.
Er wird
Ihr Mann.
Aeſchinus.
Wie grauſam! — Nein! das wird er nie.
Micio.
Was hindert ihn?
Aeſchinus.
Die kalte Frage! Ich kenn'
Euch nicht. Wohnt kein Gefuͤhl in eurer Bruſt?
Find't treue Liebe kein Gehoͤr? — Ihr reißt
Vierter Akt. 91
Dem Ungluͤckſelgen die Geliebte aus
Den Armen !— führt fie fort.
Micio.
Du ſchwaͤrmſt! — Ein Buhle
Iſt ja kein Braͤutigam! Wer hat ſie ihm
Verlobt? Iſt ſie ſein Weib? — Gehoͤrt ſie nicht
Dem Vetter?
Aeſchinus.
Nein! ſein Recht iſt Trug! — Er kommt
Wer weiß woher, und wirbt um ihre Hand —
Wer ahndet das? Soll ein erwachſnes Mädchen
Zu Hauſe harren, bis ſo ein Vetter kommt? —
Ihr fühle es ſelbſt; ihr denkt wie ich. Verſtellt
Euch nicht. Beſchuͤtzt die gute Sache.
Micio,
Biſt
Du toll? Statt meinem Freund zu dienen, ſollt' ich
Dem Feind die Waffen leihen? Nein! mein Sohn.
Die Weiber ſind mir fremd. Der ganze Handel
Geht uns nichts an. — Komm mit mir, komm! —
N Doch wie?
Du weinſt? Was iſt dir?
*
92 Die Brüder.
Aeſchinus. 1
Ach! mein beſter Vater,
Um eurer Liebe willen hört mich an!
Micio in ſeiner ihm natürlichen Güte.
Ich weiß es ſchon; ich kenne deinen Kummer;
Und — nehm' ihn von dir.
Aeſchinus umfaßt feine Knle. 2
Beſter Vater! Scham
Und Reue beugen mich. Gleich eure Liebe
Dem Schmerz der unvertilgbar mich verzehrt! —
Micio.
Genug! Ich kenn dein Herz, es hat ſich nie
Verläugnet; doch aus Leichtſinn ſtrauchelſt du
Nur allzuoft! Erwaͤge dein Vergehn. -
Ein wackres Mädchen iſt entehrt. — Die Schuld
Iſt groß; doch menſchlich. Man verzeiht der
Jugend. —
Allein was ſprach dein Herz? Wie büßteft du
Dein Unrecht ab? Durch nichts. Dem Vater wards
Verhehlt. Ein Wunder ſollte mirs entdecken;
Ein Gott vom Himmel ſollte dir im Schlaf
Vierter Akt. 93
Das Maͤdchen freyn * Wie ſorglos! Wie
verblendet! —
Doch faſſe Muth. Sie ſey die deine. Nimm
Sie dir zur Frau.
Aeſchinus ſeufzt.
Ihr ſcherzt.
Micio.
Verlaß dich drauf.
Aeſchinus.
Wars moͤglich? Ach! Nur dieß mahl täuscht mich
| nicht.
dicio als Vorwurf.
Du zweifelſt noch?
Aeſchinus.
Die Größe meines Gluͤcks
Erſchuͤttert mich. Verzeiht! — Mein hoͤchſter
Wunſch
Duͤnkt mir ein Traum.
Micio.
Erfleh der Goͤtter Segen
Und hol die junge Frau.
94 Die Brüdern
Aeſchinus.
Noch heute?
Micio.
Heute.
Aeſchinus. ö
Sie wohnt bey euch?
Micio.
Natuͤrlich.
’ Aeſchinus.
Liebſter Vater!
Der Himmel ſchuͤtze euer Leben. Es iſt
Mir theurer als das meine.
Micio.
Doch nicht theurer
Als das dadrin ? zeigt auf Soſtratas Haus.
Aeſchinus.
Ich lieb' euch beide — Theilt
Mein Herz!
Micio.
Das waͤr zu viel.
Vierter Akt. 95
Aeſchinus beſorgt.
Und euer Freund
Der Vetter aus Milet? —
Micio lächelnd.
Der ging zu Schiff,
Den hat das Meer verſchlungen. — Sey getroſt!
Verrichte dein Gebet, und bringe die
Gewohnten Opfer.
Aeſchinus. *
Kraͤftiger ſind ſie
Aus eurer Hand. Erweicht die Himmliſchen,
Verſoͤhnt fie mir, erfleht mir ihren Segen.
Micio.
Mich rufen andre Pflichten. Saͤume nicht
Die deinen zu erfuͤllen. er geht in ſein Haus.
Aeſchinus ale.
Welch ein Vater!
Wie ſanft, wie ſchonend! Er beſchämt fürwahr
Den Freund und Bruder. So viel Güte wohne
In keines Freundes Bruſt. — Der gute Vater!
96 Die Bunde
Wie lohn' ichs ihm? Mein Herz iſt Dank und Liebe.
Ach! daß ich unbewußt ihn nie betruͤbte. —
Ich folge ihm. Er harrt zu Haus. Mein Saͤumen
Verzoͤgert nur mein Gluͤck. geht ins Haus.
Sechſte Scene.
Demen alein, keichend.
“ Ich bin gelähmt! —
Ich ſchnaufe kaum. — Von einem Thor zum andern
Hetzt er mich rum. Der Schuft! mit ſeinem
Tiſchler.
Ich fand ihn nicht. Den Bruder ſah kein
Menſch. —
Nun wank und weich ich nicht. Ich pflanz mich
vor
Die Thuͤr — und paſſ' ihm auf.
}
Vierter Akt.
Siebente Scene.
Deme a. Micio.
Micio ins Haus ſprechend.
5 Du biſt bereit,
Ich ſags ihr an. —
Demea in Miclo, haſtig.
Nun hab' ich dich!
Micio.
Was giebts?
Demea.
Sin neues Bubenſtuͤck — von ihm!
Micio immer gelaſſen.
Wie fo?
Demea.
Ein unerhoͤrtes, kapitales Laſter.
Micio.
Ich kann mirs denken.
98 Die Berber
Demea.
i — Du denkſt nichts. Du kennſt
Den Buben nicht. 0
Micio.
Ich weiß es.
Demea.
Du weißt nichts. —
Du meinſt die Dirne? Nein, ein unbeſcholtenes
Ehrſames Maͤdchen hat der Boͤſewicht
Verführt.
dicio. x
Ich weiß es.
Demea.
Und du ſchweigſt?
Micio. 0
5 Nun ja.
Was ſoll ich thun?
Demea.
Du tobſt nicht, raſeſt nicht?
Vierter Akt. 99
Micio.
Was hälfs? 8
Demen.
Das Maͤdchen ift bettelarm.
Micio.
So hör’ ich.
Demea.
Man dringt auf Heirath. Ohne Brautſchatz! Welch
Ein Schimpf!
Mieio.
Er hat die Braut.
Demen. -
Was wird daraus?
/ Micio.
Die Braut wird Frau — und wohnt bey ihm.
Demea. 2
| Hilf Himmel! —
Giebts denn kein Mittel?
100 Die, Brüder.
Micio.
Weißt du eins?
Demea.
5 So ruͤhr
Dich doch! Stell dich ergrimmt! Erboße dich —
Und ſey ein Menſch!
1 Micio.
Das Menſchliche if ſchon
Geſchehn. Ich hab das Madchen ihm verlobt,
Die Hochzeit folgt, und heute noch wird ſie
Sein Weib. “>
Demea.
Vortrefflich! — Juble noch! Mach dich
Recht breit! \
Micio.
Das thu' ich nicht. Ich fuͤge mich
In mein Geſchick; und murre nie. — Der Menſch
Thut ſeinen Wurf; das Schickſal lenkt die Würfel.
Gelingt er nicht; fo beſſert man durch Kunſt
Das wanfelmüchge Gluͤck.
Vierte et. 101
Demea.
Du beſſerſt ſchoͤn!
Durch deine Kunſt ſind zwanzig Minen Gold
Zum Guckguck. — Schaff die Dirne fort! — Sie iſt
Nichts werth — verſchenk ſie.
Micio.
Nein! das thu' ich nicht.
Demea.
Was wirds mit ihr?
. Micio.
Sie bleibt in meinem Hauſe.
Demea.
Die Kreatur in deinem Hauſe? — Mit
Der jungen Frau!
Micio.
Gewiß.
Demea.
Biſt du bey Sinnen?
Micio.
So hoff' ich.
102 Die Brüder.
Demea.
Nein! Die Narrheit geht zu weit.
Der alte Geck! — Was gilts? Das Maͤdchen ſticht
Ihn an! Sie ſpielt die Cither — ſingt ihm eins.
Micio.
Getroffen.
Demea mit bitterm Hohn.
Die Schwiegertochter lernts von ihr.
Sie — klimpert auch. Ne
Micio.
Kann ſeyn.
Demen.
2 Du fuͤhrſt den Reihen,
Springſt wie ein Bock.
Micio.
Vielleicht. Biſt du bey Laune,
So ſchließ dich an.
Demea.
Beym Jupiter! Du ſchaͤmſt
Dich nicht!
Dhechhiee. Akt. 103
Micio.
Was brömmelſt du? Heut gilts der Freude,
Es iſt ein Ehrentag. Dein Sohn hat Hochzeit. —
Ein froher Wirth macht frohe Gaͤſte. Klaͤr
Dich auf. — Ich hab Geſchäfte. Komm bald nach.
geht ab.
Demea allein, ſtellt ſich vor Mieios Haus.
Ein wahres Narrenneſt! Der Thron der Dummheit!
Die Freyſtatt aller Laſter! — Da ſitzt ein Weib
Mit leerer Hand, ein Cithermaͤdchen ſpielt
Zum Tanz, man ſchmaußt, man ſchwelgt. Mein
Sohn verſinkt
In Wolluſt, der Bruder wird zum Kinde. — Fort
Von hier! Die Luft verpeſtet mich. Der Zorn
Der Goͤtter ſcheucht mich fort.
Syrus taumelt ihm in den Weg.
104 Die Bruder.
Achte S ee!
Syrus. Demea.
Syrus im frohen leichten Rauſch. Die Zunge etwas
ſchwer. >
Das macht ich gut!
Mein Binchelchen iſt kugelrund! — Der Durſt
Iſt weg, ich ſpuͤrs; ich ſchwimme wie ein Fiſch.
wankt im Gehen.
Ich mach mir Motion.
Demea zu ſich.
Welch ein Spektakel!
Syrus bemerkt Demea.
Sieh da! mein Murrbaͤz. zu Demea. Ey! wo kommt
ihr her? —
Was will der alte Herr?
Demea.
Du Schurke!
Vier der Akt. 105
Syrus.
Verſtört mich nicht. m
Demen.
Verdammter Soͤffel! — Waͤrſt
Du meine.
Syrus.
Ich glaubs. Ihr waͤrt ein reicher Mann;
Ich half euch auf. '
N Demea.
Ans Kreuz mit dir, du Hund!
Syrus.
Gemach! N
Demea.
Der Lotterbube ſteckt das Haus
In Brand! — Man laͤuft zu Chor, man ſtuͤrmt,
und der
Verſoffne Schufft ſitzt beym Pokal — und jubelt.
S yrus will gehen.
Ein andermal.
*
106 Die Bruͤder.
Neunte Scene.
Der o mos Die Borigen.
Dromo zu Syrus.
Geſchwind zu Cteſiphon!
Er ſucht dich.
Syrus zu Dromo.
Still!
Demea.
Was hör’ ich? Cteſiphon!
Wo iſt er? N
Syrus.
Nirgends.
Demea packt Syrus an.
d He! du Schuft! Wo iſt
Mein Sohn?
Syrus trotig.
Ich weiß es nicht.
Vierter A ket. 107
Demea.
Er iſt bey euch!
Er nannt ihn ja. n
Syrus.
Ein andrer — kurz und dick,
Der kleine Cteſiphon, ſein Tiſchkompan —
Ihr kennt ihn ja?
Demea.
Es wird ſich zeigen. er will ins Haus.
Syrus vertritt ihm den Weg.
Bleibt!
Demea.
Zuruck!
Syrus.
Ich ſtehe feſt.
Demea ſchleudert ihn von der Thür weg.
ö Brich dir den Hals
Eujon! geht ins Haus.
ros Die Brüder.
Syrus.
Weg iſt er. — Ein ungelegner Gaſt!
Ein Störenfried! — Ich zieh mich ab — ſuch mir
Ein Winkelchen — nick ein — und laß es ſtuͤrmen.
geht gähnend ab.
109
Fünfter Akt.
Er ſte Scene.
Mi ci o. De we .
Micio ſpricht in Soſtratas Haus.
Saͤhlt feſt auf uns. Wir find bereit; wir kommen.
Demea kommt aus Micios Haus, ſchlägt die Thür zu.
icio zu ſich.
Gemach! Wer ſtuͤrzt fo plump aus meiner Thür ?
Demea uu ſich.
O! Höll und Himmel! — Wie ſchrey' ichs aus?
Wer iſt f
Der Herold meiner Schande?
110 Die Brüder.
Micio zu ſich.
i Er hats erfahren.
Das Ungewitter droht — Geſchwind zu Huͤlfe.
Demea ſieht Mielo.
Da ſteht der Unhold. zu Micio. Ha! Verderber.
Sin Sohn
War nicht genug? Du mordeſt beide!
Micio. 5
Fein
Gelaſſen! Maͤßge dich — und hör mich an.
Demea mit verbiſſenem Zorne.
Nun wohl! Ich — mäßige mich. Ich hoͤr dich an.
ſpöttifch.
Wir ſind ganz einig. Nicht? — Ein Sohn iſt dein,
Der andre mein. So wollteſt dus? So wars
Beredt?
. Micio.
Darüber ift kein Streit.
Demea beftig.
Doch ſteckt
Mein Sohn bey dir. Er zecht bey dir, du nimmſt
Fünfter Akt. 111
Ihn auf; froͤhnſt feinen Lüften — biſt fein Kuppler!
Haͤltſt du mir Wort? — Was kümmert dich mein
Sohn?
Sorg fuͤr den deinen!
Micio.
Du nimmſts zu ſtreng. Sey billig.
Das Sprichwort ſagt: „Kein Freund theilt mit
dem Freunde;
Ihr Gut iſt jedem eigen.“
Demea.
Das Spruͤchelchen
Kommt dir zu ſpaͤt.
Micio. -
Laß dich bedeuten, Bruder.
Dich ſchmerzt das Geld; der Aufwand deiner Soͤhne
Bekuͤmmert dich. — Die Sorge galt vordem.
Da lag die Laſt allein auf dir. Mein Beyſtand
War ungewiß. Nahm ich ein Weib, bekam
Ich Kinder; ſo fehlt' er dir. Doch hoffteſt du,
Aus eignen Mitteln, allem vorzuſtehn. —
Behaupte deine Kraft. Erwirb, erſpar,
So viel du kannſt. — Bereichre deine Erben;
—
112 Die Brüder.
Doch was der Zufall bringt, was unverhofft —
Ihr Erbtheil wird, das laß ſie frey genießen.
Der Oheim giebt — Du wirft nicht armer — und
Was uͤbrig bleibt, nimm für Gewinn.
*
Demea.
g Was Geld!
Die ſchlechte Zucht — Die zuͤgelloſen Sitten —
Micio.
Geduld! Ich komm darauf. — Ein raſches Urtheil
Iſt nie gerecht. Der Menſch irrt ſich am Menſchen.
Er mißt die That, und richtet nach dem Schein.
Das Herz, den Quell der That, muß man erforſchen;
Denn was den Einen ziert, entſtellt den Andern.
Was jener loͤblich thut, bringt dieſem Schande. —
Erſorſche deine Sohne, zieh’ ihr Herz
Zur ſtrengſten Rechenſchaft. Ich buͤrg' es dir
Bey jedem Schritt. Sie ſind lenkſamer als
Du meinſt; und unverdorbner als fie ſcheinen. —
Die Laſter, die du ruͤgſt, ſind Jugendfehler.
Das Alter ſchafft uns um. Der boͤſe Wirth
Wird ſparſam; der Verſchwender kommt zu Jahren,
Und — knickert. Unſre Weisheit iſt die Frucht
F uͤn fter Akt. 113
Der Zeit. Sie reift auch deinen Soͤhnen — verlaß
Dich drauf.
Demea. BEN
Verworfne Säge! Narrenwahn! —
Die Nachſicht führe ins Hoſpital.
Micio.
Genug
Davon! Bleib heute hier und ſey mein Gaſt.
Erheitre dich. x .
Demea. 2
Es ſey. Ich muß wohl — was
Ich muß. Doch morgen, ſo wies tagt, geh' ich
Aufs Land. Der Burſch muß mit!
Micio.
Noch eh' es tagt,
Wenus dir beliebt. Sey heut nur luſtig.
Demea.
g Die Dirne
Nehm' ich aufs Gut.
28
114 Die Brüder.
Micio.
Vortrefflich! — Nun entwiſcht
Dein Sohn dir nie. Er ſehnt ſich nicht hinweg. —
Halt nur das Madchen gut, machs ihr bequem.
Demea.
Das findet ſich. — Sie ſoll die Mühle drehn,
Am Heerde ſchwitzen; Ruß und Mehlſtaub ſoll
Sie tünchen; Mittags muß fie ſtoppeln gehn.
Die Sonne ſoll ſie braten, bis ſie welk
Und duͤrre wird, wie morſches Leder.
Micio. 5
N Recht! —
Haſt du ſie ſo; ſo pack ſie auf, bring ſie
Dem Sohn, und ſetz die Venus ihm vors Bett.
Demen.
Du lachſt mich aus? — Du haft gut lachen. Du
Nimmſt alles leicht. Das fuͤhl' ich leider!
Micio. 2
Still
Davon!
Fünfter Akt. 115
Demen.
Nun ja. Ich hoͤr ſchon auf.
Miclo.
Mir winkt
Das Feſt. Erfreue dich mit uns und folge.
er geht ins Haus.
Zweyte Scene.
Demen allein.
Vergebens baut der Menſch auf ſeinen Willen,
Sein ernſter Vorſatz, die gereifte Frucht
Geprüfter Denkart, wird ein Spiel der Zeit.
Die Lage ändert fh, und die Erfahrung
Bezeichnet ihm den neuen Lebensplan.
Sie ſchärft ſein Auge. Er erwaͤhlt, was er
Verwarf; und was ihm werth war, laͤßt er fahren. —
Dieß ſey mein Fall! — Ich mildre mein Gemuͤth;
Entſage der gewohnten rauhen Sitte;
Und zwinge mich ein andrer Mann zu ſcheinen.
Das leichte Beyſpiel ſtellt mein Bruder dar,
116 Die Brüder.
Er iſt geſellig, ſchickt ſich in die Welt,
Spricht nie ein hartes Wort, kommt jedermann
Mit Freundlichkeit zuvor. — Die Milde iſt
Bequem. Man macht ſich Freunde, und man liebt
Und lebt ſich ſelbſt am meiſten. — Ueberall
Hoͤr' ich des Bruders Lob. Mich rühmt kein
Menſch! —
Ich war ein ſtrenger, duͤſtrer, karger Landmann.
Ich floh die Welt; nahm mir ein Weib — die Noth
Begann! Ich zeugte Kinder — das Elend wuchs!
Mich labte kein Genuß. Mein ganzes Leben
War Muͤh und Schweiß. Ich darbte, ſparte für
Die Sohne — Was gewinn' ich? — Ihren Haß. — |
Mein Bruder legt die Hand in Schooß, muͤht ſich
Um nichts; und ihm wird jede Vaterfreude.
Die Soͤhne lieben ihn; mich fliehen ſie.
Sie haͤngen nur an ihm, fie beten für
Sein Leben; mir wuͤnſchen ſie den Tod. — Mein
Sohn
Iſt nicht mehr mein. Um leichten Preis hat er
Sein Herz erkauft. — Hier gilt ein Wettſtreit!
Wohl, !
Ich nehm’ ihn auf. Ich werde ſanft, gefällig.
F hn fte Akt. 117
Mein Aeußres ſchreckt nicht mehr. Die barſche
5 Zunge
Siebt glatte Worte. Kurz, ich zwing die Meinen
Zu gleicher Gunſt; und ſtech den Bruder aus.
Ich ſchenke drauf und drein, geb' alles hin. —
Gebrichts am Ende? Was kuͤmmerts mich? Ich bin
Der Aelteſte: ſo lang' ich lebe, wirds
Wohl reichen.
Dritte Scene.
Syrus. De me a.
Syrus. a
Herr Demea, verlauft euch nicht.
Der Bruder ſchickt mich her. 5
Demea mit 8 Freundlichkeit.
Sieh da! Freund Syrus.
Mein lieber Syrus, ſey gegrüßt — Was macht
Man Gutes? s
S yrus immer mißtrauiſch.
Alle wohl.
118 Die Brüder.
Demea zu ſich.
Es fließt mir gut.
„Mein lieber Syrus — Sey gegruͤßt. — Was macht
Man Guts?“ — Drey neue Phraſen in einem Zug.
zu Syrus.
Nur näher Freund! Du biſt ein braver Burſch.
Ich will dir wohl — ich ſchaͤtze dein Verdienſt.
Syrus.
Ich dank euch ſchoͤn. bey Seite. Hol ihn der Fuchs!
Demea.
Es iſt
Mein Ernſt. Du ſollſts zu ruͤhmen wiſſen.
Vierte Scene.
Get a. Die Vorige n
Geta ſpricht ins Haus zu Soſtrata.
Das waͤhrt
Zu lang! — Ich ſehe zu, wo Braͤutigam
Und Vater bleiben. ſieht Demea. Ach! Herr Demea,
Willkommen!
|
Fuͤnfter Akt. 119
Demea⸗
Habe Dank. — Dein Name, Freundchen?
Geta.
Geta.
Demen,
Ganz recht. Der wackre Geta. — Der
Vertraute feiner Herrſchaft. Zaͤhl' auf mich,
Ich lohne deinen Eifer.
Geta.
Allzuguͤtig.
Demea zu ſich.
Es geht nach Wunſch. Das Sklavenpack iſt ſchon
Gewonnen.
Sünfte Scene,
Ae ſchin us. Die Borigen.
Aeſchinus iu ſich. r N
Ach! ich ſterb für Ungeduld.
Man ſchmuͤckt das Feſt. Man ordnet an — Und fo
Verſtreicht der Tag. 8
Demea immer freundlich.
Wie gehts, mein Sohn?
8 Aeſchinus etwas betroffen.
Mein Vater?
Demea.
Ich ſelbſt. Dein guter liebevoller Vater. —
Ich komm zur Hochzeit. Hohl die junge Frau.
Was zoͤgerſt du, mein Sohn?
Aeſchinus.
| ” Ich treib' umſonſt.
Die Anſtalt fördert nicht. Es fehlt an Sängern —
An Taͤnzerinnen. —
Fünfter Akt. 121
Demea.
Hoͤre meinen Rath.
Aeſchinus.
Befehlt, mein Vater.
—
Demea.
Laß die Dudeley,
Das Brautgeleit, die Fackeltänze. — Faßt
Euch kurz! Reißt drin die Gartenmauer ein.
Aus beiden Haͤuſern wird ein Haus. Du hohlſt
Die junge Frau, die Schwiegermutter — mit Sack
Und Pack — Sie wohnen hier. Ein Dach, ein Heerd⸗
Ein Herz. Was meinſt du? ö
Aeſchinus.
Beſter Herzensvater!
Ihr ſeyd die Guͤte ſelbſt. 1
Demea zu ſich.
N Das ſchmeckt dem Buben.
Er ſchmeichelt mir. Ich bin „ſein Herzensvater“ —
Dem Bruder iſts ein Dienſt. Ich ſchaff' ihm Raum.
Er haͤuft die Gäſte; fretzt die halbe Stadt —
122 Aie Bride is
und frißt ſich arm. Nur zu! Ich helf dem
Schwelger. zu Syrus.
Was ſtehſt du hier? Die Hand ans Werk!
Syrus ungewiß, halb zu Mich.
Was ſoll
Ich thun?
Demen.
Einreißen ſollſt du. Mach geſchwind!
Syrus eilt ab.
Demea zu Aeſchinus.
Du Hohlft dein Weib, und führft fie her.
Geta.
Vergelts
Der Himmel! Ihr thut wohl an uns. Ihr ſeyd
Ein edler Mann.
Demen.
Ich bin gerecht — mehr nicht.
Nicht wahr, mein Sohn?
Aeſchinus.
Ich ſegne eure Gute,
Fünfter Akt. 123
*
Demen.
Mein Vorſchlag ift bequem. Die neue Frau
Zieht ſtill heruͤber — ohne Sang und Klang.
Aeſchinus.
Vortrefflich! Eure Anſtalt iſt die beſte.
Demea.
Wie immer, Die Thür geht auf. Ah! mein Bruder
N Micio.
Sechste Seene.
Micio. Demea. Ae ſchinus.
Micio ſpricht ins Haus zu Syrus.
Reißt ein; brecht ab; ich habe nichts dagegen.
ſieht Demea. t
Da iſt er ſelbſt. zu Demen. Haft du's befohlen,
Bruder?
—
Demea.
Befehl von mir. — Die Nachbarn ſchließen ſich
Nun näher an. Wir ſind ein Haus; wir ſind
124 Die Brüder,
* .
Verwandte. Das giebt neue Pflichten: Schutz,
Verpflegung, Beyſtand. Ihre Sorgen ſind
Die unſrigen. |
Aeſchinus.
Ihr beſter aller Vater!
Micio zu ſich.
Seltſamer Wechſel! — Was bedeutet das?
Demea zu Micio.
Die erſte Wohlthat gilt dem alten Oheim,
Dem wackern Hegio — Bring ihn zu Kräften,
Micio.
Wie das?
Demen.
Du haft ein Stuͤckchen Feld vorm Thor, —
Sieb ihm den Bettel hin!
icio.
Ein Bettel iſts
Juſt nicht. Das Stuͤckchen Feld mißt manche Hufe.
Fünfte: Ak. 125
Demen.
Um fo viel beſſer! Giebs ihm nur. — Er hat
Ein Recht auf unfre Großmuth: er iſt arm,
Er iſt mein Freund, die neue Schwiegertochter
Ehrt ihn als Vater. — Sagteſt du nicht oft:
„Das Alter hing am Geld? ſein groͤßter Fehler
Sey Knickerey?“ Beſtreite dieſen Satz,
Zeig uns das Gegentheil!
Micio mn ſich.
Ich muß es wohl,
Er zwingt mich. laut. Nun ich ſchenke Hegio
Die Aecker — wenn mein Sohn es will?
Aeſchinus beſchämt.
Mein Vater!
—
Demea.
Recht ſo! Du biſt mein wahrer Herzensbruder.
Micio verwundert und mißtrauiſch.
Mich freuts.
Demea zu ſich, ſeitwärts.
Es geht nach Wunſch! — Ich ſchlage ihn
Mit ſeinem eignen Schwerte.
Siebente Scene
Syrus. Demea. Micio. Aeſchinus,
und Cteſiphon, der am Ende der Seene erſcheint,
und neben ſeinen Bruder tritt.
Syrus zu Demea, im Eintreten.
Die Mauer liegt!
Der Weg iſt offen.
Demea.
Du gewandter Burſch! zu Micio.
Gieb ihm die Freyheit, Bruder. Mir zu Liebe.
Micio.
Wofür? Verdient er es?
Syrus zu Demen.
3 Großmuͤthger Herr!
Ihr ſorgt für einen alten Knecht. Ihr lohnt
Ihm fein Verdienſt; ich pflegte eure Soͤhne
Von Jugend an; mein treuer Rath verließ
Fünfter Akt. 127
Sie nie. — Wie manche gute Lehre kam
Durch mich?
Demea.
Man ſiehts. Die Arbeit lobt den Meiſter. —
Dein Ruhm geht weiter. Du verſorgſt die Kuͤche.
Schaffſt Maͤdchen an; beſchickſt die Tafel, eh'
Man hungert. Kurz, der Ausgelernteſte
Iſt gegen dich ein Stuͤmper.
Syrus.
Ey! wie ſpaßhaft! —
Nur zu! Es ſteht euch gut!
Demea zu Syrus.
Der flinke Syrus!
Heut ſuchte man ein Mädchen, er erfährts:
Gleich war fie ausgegattert. zu Micio. Lohn ihm das!
Gieb ein Exempel, mach gewandte Diener.
Dein Sohn begehrt fuͤr ihn die Freyheit.
Micio zu Aeſchinus.
| Sf
Es wahr?
128 Die Brüder.
Aeſchinus beſcheiden.
Es iſt mein Wunſch.
Micio.
Er foll fie haben. zu Syrus.
Tritt naͤher Syrus! die andern herbeygewinkten Sklaven
treten ein. Hier vor dieſen Zeugen,
Sof ich die Knechtſchaft. Du biſt frey gelaſſen. 3
Diefe Rede begleitet die Ceremonie der Freylaſſung.
Syrus zu Micio.
Zu große Gute! zu Demea. Euch, Herr Demea,
Dank' ich mein Gluͤck.
Demea zu Syrus.
Schon gut.
Aeſchinus zu Syrus.
Mich freuts von Herzen.
Syrus zu Allen.
Der Himmel ſegne jeden eurer Wuͤnſche!
Micio zu Syrus.
Dein Gluͤcksſtern bluͤht.
Fünfter Akt. 129
Demea.
Nicht ganz. Das Beſte fehlt.
Mit leerer Hand erwirbt man nichts. Wend ein
Stuͤck Geld an ihn.
—
Micio.
Dem Schelm, ein Kapital?
Demea.
Er zahlts zurück.
Syrus.
Auf Ehre.
Aeſchinus.
Wagts darauf.
Micio.
Ich wills beſchlafen.
Demea.
*
Nicht doch! Giebs ihm gleich.
Aeſchinus bittend.
Mein beſter Vater!
130 Die Brüder.
Micio verwundert.
Ich verſteh' euch nicht! zu Demen.
Was kommt dir an? Was ſoll die Freundlichkeit —
Dieß Uebermaß von Güte?
Demea.
Laß dir dienen. —
Du glaubſt, man liebe dich aus Neigung; weil
Du ſanft und billig biſt? Das traumſt du dir!
Man hangt der Schwachheit an. Der Mann,
der gern
Verzeiht, der alles duldet, immer ſchenkt;
Der iſt bequem — den ſucht man auf. Allein
Man liebt ihn nicht. zu Aeſchinus. Und nun ein
| Wort mit dir!
Euch jungen Burſchen bin ich uͤberall
Ein Dorn im Aug'; ihr weicht mir aus. Warum?
Weil ich das Kind bey ſeinem Namen nenne:
Das Schlechte, ſchlecht; das Tolle, thoͤricht. Das
Verſchnupft euch. — Nun, ich ſpaͤr' euch den
Verdruß.
Treibts wie ihr wollt, ich ſehe zu. — Indeß,
Kommt beßrer Rath euch einſt; bemeiſtert euch
.
Sünfter Akt. 131
Die Leidenſchaft; fuͤhlt ihr euch ſchwach; begehrt
Ihr fremde Kraft, fie zu befümpfen: fo kommt
Zu mir — ich bin der Mann dazu!
Aeſchinus.
Leiht uns
Die Hand, ſeyd unſer Fuͤhrer! — Darf ich auch
Ein Wort fuͤr meinen Bruder ſprechen? Was wird
Aus ihm und ſeiner Liebe?
Cteſiphon tritt näher.
Demen. z
Wenn ein Wunſch
Ihm gnuͤgt, und feſſelt: fo ſtehts gut mit ihm.
Ich laß das Maͤdchen frey, ſie wird ſein Weib,
Und wohnt bey ihm.
Micio.
Das war ein mildes Wort!
Es ging von Herzen. — Ja! nun trau' ich dir.
Du wirft ein andrer Mann; du biſt es ſchon. —
Wir ſtreiten uns nicht mehr. Wir bleiben Bruͤder!
ee
Ein Luſtſpiel nach Terenz
in fünf Akten.
Leipzig,
bey Georg Joachim Goͤſchen, 1806.
*
D
i
EB
(Eunuchus.)
— — — — — —
i
n.
Perfonen.
Caches, ein Alter.
Dhädrin, defen ältefter Sohn. Thais Liebhaber.
Chäten, deſſen jüngſter Sohn. Llebt Pamphila.
Parmeno, Laches Sclave. Der Vertraute beyder Söhne.
4 Thrafo, ein reicher Kriegsmann. Phädrias Nebenbuhler.
Gnatho, ein Schmarotzer. Thraſos Vertrauter.
Sanga, in Thraſos Gefolg.
Thais, Phädrias Geliebte.
Pythias,
Dorias, 8
Chremes, ein Jüngling edler Abkunft, auf dem Lande erzogen.
3 Thais vertraute Sclavinnen.
Antipho, Chäreas Freund.
Sophrona, Pamphilas Wärterin.
Stumme Perfonen.
Pamphila, Thais Selagvin. Sie wird als Chremes
Schweſter erkannt.
Strato,
Syricus, in Thraſos Gefolg. .
Donar,
Sclaven und Sclavinnen.
Das Stuck ſpielt in Athen,
— —
Erfier Ankot.
Erſte Scene.
Straße der Stadt. Rechts, Thais Haus. Dieſe Dekoration
bleibt durch alle Akte unverändert.
Phoͤdria. Parmeno.
Phaͤdria.
Die Thuͤr iſt offen. — Thais bietet mir
Die Hand; ſie ladet mich herein, ſie bittet.
Was ſoll ich thun? — Sie ſperrt mich aus, ſie
ruft
Mich her. Die Falſche! — Nein, ich duld' es
8 nicht.
Sie fleht umſonſt: ich thue keinen Schritt.
4 Die Mohrin.
Parmeno.
Ein braver Vorſatz — wenn er Stich hält. — Prüft
Euch wohl. Die ſchlaue Thais kennt das Spiel.
Gebt ihr euch bloß; ſo iſt ſie obenauf.
Sie macht euchs quitt. Ihr ruft: ſie hat kein Ohr.
Ihr fleht: ſie lacht euch aus. — Die Liebe neckt
Und trillt und hudelt euch, und faͤngt euch doch.
Man weiß wies fallt. Ihr kampelt euch, verſoͤhnt
Euch wieder — heute Krieg, und morgen Friede. —
Ihr kommt nicht durch. Ein falſches Thraͤnchen
macht
Euch zahm, ein glattes Wort lockt euch ins Netz.
Ph aͤdria.
Der Schimpf ſey fern! Ich ſehe den Verrath,
Ich kenne ihre Tuͤcke. Alles klagt
Sie an. — Umſonſt! Der wache Sinn iſt blind.
Ich haͤrme mich — und liebe meine Feſſeln!
Parmeno.
So kriecht ins alte Joch; gebt euch gefangen.
Bezahlt das Loͤſegeld — groß oder klein,
Gleichviel! — Entſchließt euch nur, und jammert
nicht. .
Wort
1 .
Erſter Akt.
a
Phaͤdria. \
Du raͤthſt es mir?
Parmeno.
0 Wie anders? Jeder ſchleppt
Sich durch die Welt: ein Thor bepackt ſich ſelbſt.
Euch hat die Liebe gut verſorgt; ihr habt
Die volle Ladung, nehmt fürlieb. Sieht Thals.
Doch ſtill!
ar
Da iſt fie.
Phaͤdria.
Wer?
Parmeno.
Die ſchoͤne Thais
Phaͤdria. 8
Thais!
Parmeno.
Sie ſelbſt; der Haͤgelſchlag, der unſre Saat
Verheert. i
—
6 Die Mohrin.
3Zweyte Scene.
Thais. Phaͤdria. Parmeno,
Thais
zu ſich, aus ihrem Hauſe heraustkretend.
Ich Ungluͤckſelge! — Phaͤdria
Verſchmaͤht mein Haus. Ich wieß ihn ab, die
Thuͤr
Verſchloß man ihm. Er zurnt mit mir; er glaubt
Mich treulos.
Phaͤdria mit halber Stimme.
Parmeno, mir bebt das Herz,
Ich zittre.
Parmeno auf Thais zeigend.
Friſch ans Feuer. Waͤrmt euch da.
Thais.
Du hier? mein theurer Phadria! Warum
So fern? warum nicht gleich herein? *
Erſter Akt. 7
Parmeno eise zu Phädrig.
Kein Wort
Von geſtern! lügts ihr ab.
Thais ihn ins Haus ladend.
Du zoͤgerſt?
Phaͤdria mit Bitterkeit.
1 K Weiß
Ichs doch! Dein Haus iſt immer offen. Der
Geliebte Freund geht aus und ein; iſt ſtets
Willkommen.
Thais.
Ohne Groll. Schlag ein! — Wir ſind
Verſoͤhnt. N
Relcht ihm die Hand.
Phaͤdria verweigert feine Hand.
Verſoͤhnt! — So leicht trägft du die Schuld?
O Thais, Thais! fühle ſie wie ich —
Doch nein! Gieb mir dein laues Herz: das meine
Iſt mir zur Qual!
8 Die Mohrin.
Thais.
Sey ruhig; fuͤrchte nichts.
Ich liebe dich. Der Einzigſte biſt du.
Verlegen, ſtockend.
Verzeih! Ich — war gezwungen. Zufall wars.
In — meiner Lage.
Parmeno foottend.
Armes Kind! Der Zufall
Verſchloß die Thuͤr. Aus bloßer Zaͤrtlichkeit
Schob ſie den Riegel vor.
Thais zu parmeno. 8
Wie hamiſch. Scham’
Dich was! Zu Phädrla. Geliebter Phaͤdria, leih mir
Dein Ohr. Hör’ ein Geheimniß, das ich lang
Verſchwieg; das ich dir heut entdecken wollte.
Phaͤdria. a
Ich hoͤre.
Thais auf Parmeno zeigend,
Schweigt der Burſch?
Er ke e A. bt. 9
Parmeno.
Er ſchweigt; und plaudert:
Wies fallt, — Was wahr iſt, das verwahr' ich
gut,
Das lockt mir niemand ab. Doch hinkts damit,
Sinds Fabeln, faule Fiſche; da platzts raus.
Ich fließe uͤber, bin ein loͤchrig Sieb. —
Verſuchts darauf; ihr ſeyd gewarnt.
Thais im erzählenden Ton.
Die Mutter,
Die mich geboren, war aus Samos, und
Zu Rhodus wohnte fie, |
Parmeno au fih, doch laut.
Kann ſeyn. Das wird
Verſchwiegen.
Thais.
Eines Tages brachte ihr
Ein unbekannter Mann ein Maͤdchen zum
Geſchenk, ein kleines Kind, aus Attika
Geraubt.
10 Die Mohrin.
Phaͤdria.
Wohl aus Athen? Ein Bürgerkind?
*
Thais. |
Vielleicht; man weiß es nicht. Das zarte Mädchen
Entſann ſich ſeiner Aeltern, nannte ſie
Mit Namen; ihre Heimath war vergeſſen.
Ein Raubſchiff brachte fie nach Rhodus, und
Zu Sunium war ſie an Bord gekommen
— So hörte man vom Kaper — Das Geſchenk
Erfreute meine Mutter. Sie gewann
Das Maͤdchen lieb, erzog ſie ſorgſam wie
Ihr eignes Kind: ſie galt fuͤr meine Schweſter. —
Das Schickſal trennte uns. Ich zog mit Thraſo,
Dem reichen Kriegsmann, nach Athen. Hier lebt'
Ich ſtill und unbekannt in ſeinem Hauſe.
Er ging nach Carien; und ließ mich hier. —
Was ich beſitze, kommt von ihm: er gab
Mir alles.
Parmeno.
Zweymahl unwahr. Das platzt raus!
Der Kriegsmann hatte Schwaͤger, ſchenkte nicht
Allein: wir botens beſſer.
Erfter Akt. 11
Thais zu Dakmens; unwillig.
Laß mich enden.
Zu Phädria,
Ich war allein. Wir ſahen uns. Dein Herz
Erwählte mich. Schmelchelnd. Die treuſte ne
Belohnte deine Liebe.
Phaͤdria.
Parmeno,
Du ſchweigſt?
Parmeno.
Ich plaudre!
Thais wie vorhin.
Still! — In Carien
Starb meine Mutter jungſt. Ihr Bruder kam
Herbey, und erbte ſie. Der Oheim liebt
Das Geld — Er fand die Pflegetochter. Sie
Iſt ſchoͤn, ſie tanzt und ſpielt die Zitter. Ihm
wars
Ein Fund. Er bot ſie feil, und hielt ſie hoch
Im Preis. — Mein Freund, der Kriegsmann,
war zugegen.
7 Die Mohrin.
Er ſah das Mädchen, kaufte fie, und kam
Mit ihr zuruck — Ihr Schickſal war ihm fremd —
Er wollte ſie zur Sclavin mir verehren.
Nun reut es ihn. Er friſtet ſein Versprechen
Iſt eiferſuͤchtig — und beſteht vor allem
Auf deinen Abſchied. Doch mich duͤnkt, er liebe
Die Sclavin. —
— Phaͤdria.
Giebt fie ihm Gehör?
Thais.
Sie ſchwoͤrt
Das Gegentheil. — O Phaͤdria! Mein Herz
Haͤngt an dem Maͤdchen. Sie gehoͤrt mir an;
Sie galt für meine Schweſter. Ihr Beſitz
Erbaut mein Gluck. Ich bin verlaſſen, kein
Befreundet Haus verſorgt mein Alter. Wird
Das Mädchen mein, erforſch' ich ihre Aeltern,
Erſtatt' ich ſie den Ihrigen dereinſt:
Das bringt mir Dank, dann hab' ich Freunde und
Verwandte. Bittend. Gönne mir den Troſt, und
z bring ;
Ein kleines Opfer mir aus Liebe.
„
5 Erſter Akt. 13
Phaͤdria mit Argwohn.
Welch
Ein Opfer? —
Thais.
Gieb dem Kriegsmann kurze Zeit
Den Vorzug, dulde ihn in meinem Hauſe:
Bis ich das Maͤdchen ihm entlocke. — Wie?
Du ſchweigſt?
Phaͤdria.
Verwegne! brauchts der Antwort?
Parmeno zn Phädria.
Brav!
Der Sieg iſt euer.
Phaͤdria bitter.
Saubres Maͤhrchen! „Ein
Verlornes Kind — ein Pflegeſchweſterchen,
Das ſeine Aeltern ſucht?“ Sags rund heraus:
„Du haſt den Abſchied; er wird aufgenommen.“
So iſts! Die Sclavin bringt Gefahr, du ſtellſt
Ihr nach; aus Furcht begehrſt du ſie.
171
—
14 Die Mohl in.
Thais.
4
Mein Wunſch
Iſt rein, die Eiferfucht hat keinen Theil
Daran.
Phaͤdria.
Der Kriegsmann iſt dir werth. —
Iſt er der beßre Werber? Thut er mirs
Zuvor? Ich draͤnge mich an deine Wuͤnſche,
Erlauſche jeden Wink.
Was ſonſt?
Du forderteſt
Ein Mohrenmaͤdchen: ich verſchaffte ſie,
Bezahlte funfzig Minen Gold — und nun
Iſt ſchnoͤder Hohn mein Dank!
Thais.
Halt ein, Geliebter.
Des Freundes Feindſchaft
wag'
Ich fordre nichts.
Ich nicht. Das Mädchen ſey vergeſſen.
Phaͤdria. i
| Wie?
„Des Freundes Feindſchaft wagſt du nicht?“ O!
ſpraͤchſt
er ſterr An. 73
Du Wahrheit! waͤr' dein Herz auf deinen Lippen.
Was thaͤt' ich nicht? was litt' ich nicht?
Parmeno zn ſich.
1
O weh!
Er haͤngt die Flügel, — Dacht' ichs doch.
Thais *
Du kennſt
Mein Herz. Hab' ich dich je getaͤuſcht? Verſagt'
Ich je, was du im Scherz begehrteſt? — Nur
Zwey Tage, Phaͤdria. Die kleine Bitte
Gewaͤhre mir.
Phaͤdria.
Zwey Tage“ — Geb' ich fie;
So willſt du zwanzig? 0
Thais.
Nein, zwey Tage ſind
Genug. — Doch wie du willſt.
Phaͤdria trocken, und beſtimmt.
Ich will nicht — nein!
—
16 Die Mohtin. U
Thais.
Nun wohl. — Das Einzige erfleh' ich nur —
Phaͤdria einfallend.
Dir zu gehorchen?
Thais.
Beſter Phaͤdria,
Die Liebe bittet: ſey gefällig.
Phaͤdria
mit erzwungener Reſignation.
Gut!
Ich geh'. — Ich geh' aufs Land; zergraͤme mich
Zwey Tage. Thais wills: ich bin gehorſam. —
He! Parmeno, bring' ihr die Mohrin, bring
Sie gleich.
Parmeno.
Ich eile.
Phaͤdria.
f Thais, lebe wohl —
Auf kurze Zeit. Ich geh'.
Thais.
1
FErſter Akt. 17
Thais.
So kalt beym Abſchied?
Haſt du mir nichts zu ſagen? Spricht kein Wunſch
Aus deiner Seele?
Phaͤdria.
Tauſende! — Vergiß
Mich nicht. Bewahre mir dein Herz. Sieh mich
Im Traum, im Wachen. Sehne dich nach mir.
Sey ganz die meine; liebe mich wie ich
Dich liebe. — Lebe wohl!
Geht ab, und blickt mit Sehnſucht auf Thais zurück.
Parmeno
ſpottet der Sehnſucht ſeines Herrn, und folgt ihm.
Thais alein. 0
—
Er ſchied mit Argwohn,
Sein Herz war nicht beruhigt. — Armer Freund! —
Er dauert mich. Das Opfer fallt ihm ſchwer.
Ein bofer Schatten trübt die lautre Abſicht.
Verzeih! Ich bürge die Gefahr. — Das Ziel
Iſt nah; des Mädchens Bruder iſt gefunden.
* 2
18 Die Mohrin.
Ein Juͤngling edler Abkunft. Sein Beſuch
Erwartet mich; ich eil' ihn zu empfangen.
Geht ins Haus ab.
g wey te r at:
Erſte Seene.
Phaͤdria. Parmen o.
Phaͤdria.
Bring' ihr die Sclavin. Tummle dich!
Parmeno laut.
Ich gehe.
Phaͤdria.
Mach fort!
Parmeno.
Ich eile.
20 Die Mohrin.
Phaͤdria.
g Bring ſie gleich! Wie oft
Befahl ich dirs?
Parmeno.
Geduld. — Der Seckel leert
Sich leicht. Das Geld geht fort, und kommt nicht
> wieder,
Ihr ſchenkt euch arm; ihr geht zu Grunde.
Phaͤdria.
Geld
Iſt Geld. Ich ſelber geh zu Grunde! Geh,
Bring’ ihr die Mohrenſclavin.
5 Parmeno.
ö Ich gehorche. —
Befehlt ihr mehr? 1
Phaͤdria.
Noch eins. Mach' das Geſchenk
Ihr wichtig. Sag' ein freundlich Wort dazu. —
Vertreib den Nebenbuhler. Draͤnge ihn
So viel du kannſt, und machs ihm ſauer.
3weyter Akt. 21
Parmeno.
> Das
Verſteht ſich! Sorgt fuͤr nichts.
s Phaͤdria.
Ich geh aufs Land,
Und harre.
Parmeno zuckt die Achſeln.
Leider!
Phaͤdria.
Zweifelſt du?
Parmeno.
Wie ſo?
Phaͤdria. F \
Du meinſt es reute mich? ich hielts nicht aus?
Ich kam’ zuruck?
Parmeno.
Zwey Tage heißen viel.
—
Die Nacht iſt lang. Kein Schlaf, kein Appetit. —
Der Kriegsmann ſpukt.
22 Die Mohrin.
Phaͤdria.
f Ich halte Wort. — Ich mach'
Mir Arbeit; nehm' ein hart Geſchaͤft zur Hand,
Betaͤube mir die Sinne.
Parmeno.
Hilft euch nichts!
Die Sorge zwingt den Schlaf. Ihr haͤrmt euch ab,
Und ſchwitzt. e
Phaͤdria.
Du kennſt mich nicht. — Ich fuͤhl mich ſtark.
Drey volle Tage wollt' ich harren.
Parmeno.
Wie?
Drey volle Tage? Fuͤhlt an euer Herz.
Phaͤdria.
Ich führ' es aus.
Geht ab.
Parmeno allein.
Gluck zu! — Die Krankheit ſitzt
Ihm tief. Er kennt ſich nicht: die Liebe macht
.
3weyter Akt. 23
Ihn faſeln. — Sonſt ein wackrer Juͤngling; ſtill
Und ſittlich. — Gnatho und Gefolg von fern. Ey ! ſieh
da, der fette Gnatho,
Der Tiſchkompan des Kriegers, ſein Schmarotzer.
Er bringt ein Maͤdchen — ein Geſchenk fuͤr Thais.
Betrachtet ſie.
Beym Jupiter! die Sclavin macht ſich gut:
So ſchoͤn wie Thais, ſchoͤner noch. — Die ſticht
Uns aus; ich ſteh beſchaͤmt mit meiner Schwarzen.
=
Z3Zweyte Scene.
\
Gnatho. Parmeno. Pamphila
als Sclavin, und eine alte Magd, folgen Gnatho,
Gnatho su ieh.
Das Gluͤck kennt feinen Mann! Der Thor erhaſcht
Es nie: dem Weiſen iſt es hold. Er faßt
Die Braut, und fuͤhrt ſie heim. — Das Beyſpiel ſah
Ich heut. Da kam ein Landsmann mir in Wurf,
Ein armer Schlucker: einſt ein Lebemann
Wie ich. Wie fand ich ihn! Veraltet, bleich,
2 en * N
— „ *
1 =
24 Die Mohrin.
Zerlumpt und ſchaͤbig — Welch ein Aufzug ? rief
Ich aus. „Mein Gluͤcksſtern, ſeufzt' er, iſt dahin!
Das Geld iſt fort. Die Freunde find entflohn.
Ich ſteh' allein und darbe!“ — Dummer Schuft!
Fuhr ich ihn an, und warf mich in die Bruſt, i
Was gilts: dein Kopf iſt hohler wie dein Beutel?
Betrachte mich! Ich ehre mein Gewerbe: *
Mein Bauch iſt rund, die Wange roth und voll, “
Das Kleid giebt reiche Falten. Nimm ein Benfpiel.
Ich habe nichts; und habe alles. Mir
Fehlt alles; und ich miſſe nichts. „Die Kunſt,
Sprach er, verſtand ich nie. Ich muͤhte mich
Umſonſt! Der Narr gelingt mir nicht. Ich bin
Kein Freund von Prügeln. 2 Poſſen, rief ich
aus.
Wo denkſt du hin? Die Zeiten ſind vorbey.
Die Kunſt rückt vor; wir pfeifen andre Stuͤckchen —
Der Geck iſt unſer Mann. Der narrt ſich ſelber;
Wir helfen ihm. Ich ſalbe ihm das Ohr,
Heiß' alles gut, bewundre alles. Lobt
Er was: ſo lob' ichs auch. Verwirft er was:
So reiß' ichs runter. — Krau die Narren wo
Sies juckt: ſo haſt du ſie.
Bwenter. Akt.
16)
Gı
Parmeno zn ſch.
Der Burſch iſt fein! i
Er füllt den Wanſt — und macht aus Tropfen,
g Thoren.
Gnatho wie vorlb in. ’
Wir plaudern fort, und kommen auf den Markt,
Da gabs Klienten ohne Zahl! Der Koch,
Der Becker, Fiſcher, Fleiſcher, Gaͤrtner — wer
Der Tafel dient — die alten Kunden und
Die neuen. Jeder gruͤßte mich, und lud
Mich in ſein Haus. Da kroch der Hungerdarm
Zu Kreutze, fuͤhlte ſich am Bauch, und rief:
„Sey du mein Prieſter! Nimm mich auf; füge
mich
In deinen Tempel.“ — Ich verſprachs, und nahm
Ihn mit.
Parmeno zu ſich.
Ein ſaubrer Prieſter.
Gnatho wis vorhin.
Nun zu Thais!
Ich bring' ihr das Geſchenk, und lade ſie
26 Die Mohrin. 5
Zum Eſſen. Sieht Darmeno. Ah! der Knecht des
Nebenbuhlers.
Der traͤge Schuft! Er haͤngt den Kopf, er
lauſcht. —
Noch ſtehn wir gut. — Ich will ihn foppen.
Parmeno zn ſih.
Schenkt
dur zu. Ihr angelt nichts; die Sclavin fängt
Sie nicht.
Gnatho zu Parmeno.
Freund Parmeno! Ich gruͤße dich.
Wie gehts?
Parmeno mit Wohlbehagen.
Man lebt.
Gnatho immer höhulſch.
Und lebt vergnuͤgt?
Parmeno.
Beyher.
Gnatho. f
Wir leben auch.
Zweyter Akt. 27
—
Parmeno.
Ich ſehs.
Gnatho.
Und aͤrgerſt dich.
Parmeno.
Bewahre!
Gnatho.
Biſt verdrießlich?
Parmeno. ;
Nicht doch!
Gnatho.
Hilft
Auch nichts. — Schau dieſe Sclavin an. Du biſt
Ein Kenner. Wie gefaͤllt ſie dir?
Parmeno.
Nicht uͤbel. Betrachtet fie.
Ein Maͤdchen wie ein Daus.
Gnatho.
f Nicht wahr? Zu ſich. Er ſtickt
Fir Wuth.
28 Die Mohrin.
Parmeno sure. 0
Der Tropf faͤhrt ab, und wundert fid),
Gnatho bohniſch.
Das Mädchen iſt für Thais. — Merkſt du was? —
Wir find galant: und man iſt dankbar.
Parmeno.
Wer
Zuletzt lacht, lacht am beſten. Prahle nur!
Wir wartens ab.
Gnatho.
Ergieb dich drein. Du kommſt
In Ruhe. Wachſt nicht mehr; zerlaufſt dich nicht.
Sechs volle Wochen ſollſt du feiern. — Ich
Meyns gut. 5
Parmeno ſchnel..
—
Mit mir?
Gnatho.
Die pure Freundſchaft.
Parmeno.
. Glaubs.
3Zweyter Akt. — 29
Gnatho. '
Verzeih! Ich ſtoͤre dich. Du haſt Geſchaͤfte?
Parmeno.
Ich ſtehe muͤßig.
a Gnatho pſpottend.
Nun! So oͤffne mir
Das Haus; verſchaff' mir Zutritt.
Parmeno.
Geh, der Paß
Iſt frey: die Sclavin hilft dir durch. .
Gnatho wie vorhin.
Haft du
Beſtellung? trags mir auf.
Parmeno.
ur Spielt eure Rolle! —
Die Thuͤr iſt offen. Schließt ſie ſich: ihr ſprengt
Sie nicht; und ſtießt ihr euch die Hoͤrner ab.
Gnatho
iſt halb abgegangen, ſieht zurück, und wendet ſich wieder
a zu Parmeno
Nun merk ichs erſt! Der Kautz ſteht Schildwach. Halt
30 Die Mohrin.
Dich gut. Laß niemand ein. Kommt ein Geſandter:
So blaſe Laͤrm. Gebt in Thais Haus.
Parmeno.
Ein platter Dieb. — Sein Witz
Iſt Hunger. Sieht Chärea. Ach! der junge Chaͤrea,
Der Bruder meines Herrn. — Er hat die Wache,
Und ſchwaͤrmt umher? Der Saußewind! Was will
Der Burſch? Wen ſucht er?
Dr 1. te Se
—_
Chaͤrea. Parmeno.
Chaͤrea ſuchend.
Nirgends find' ich ſie.
Verhaßtes Schickſal! — Wo verbirgt fie ſich?
Wo ſuch' ich ſie? Wer bringt mich auf die Spur?
Wer giebt mir Kundſchaft? — Nein! verloren iſt
Sie nicht; ich muß ſie finden. — Welch ein
Maͤdchen! —
Die Einzigſte!
3wenter Akt. 5X
Parmeno zu ſich.
Sieh da! Der Milchbart fuͤhlt
Sich auch? Er ſchwatzt von Liebe. — Armer
Vater!
Du dauerſt mich. Der treibts noch toller. Brennts
Bey dem; fo brennts dir uͤberm Kopf.
Chaͤrea zu ſich.
Verdammt!
Der Traͤumer hielt mich auf — Was braucht ichs?
Sieht Parmeno. Ah!
Der Knecht des Bruders. Zu ihm. Parmend! Will—
kommen,
Wie gehts.
Parmeno.
Das frag' ich euch. Ihr habt Verdruß.
Was fehlt euch?
Chaͤrea.
Alles! alles!
Parmeno.
Sagt doch.
32 Die Mohrin.
Chären.
Ah! —
Ich liebe.
Parmeno immer ſpottend.
Wirklich? 7
Chaͤrea.
Parmeno, du biſt
Mein Freund; du ſchwurſt es mir. Du ſagteſt oft:
„Mein guter Chaͤrea, ſucht euch ein Madchen,
Ein huͤbſches Maͤdchen. Ich verſchaff' es euch.“ —
Ich dankte dir. Ich füllte deine Kammer .
Mit Wein und Speiſe; ftahl das Beſte von
Des Vaters Tiſch, und bracht' es dir. Erkenm
Es itzt. Bewaͤhre dein Verſprechen.
{
Parmeno.
Schaͤker!
Chaͤrea.
Im Ernſt. Ich brauche dich: das Maͤdchen iſt
Gefunden.
—
Parmeno.
Ey!
Ch aͤ⸗
s weyter Akt. 33 -
Chärea. i
Die Stadt hat Feine die
Ihr gleicht.
Parmeno.
Das waͤre?
Chaͤrea.
Hier ſind ſchale Puppen;
Geſpindelt und geſtreckt, mit ſchmalen Huͤften —
Ein Windſtoß weht ſie weg. f
Parmeno.
Die Eurige?
Chaͤrea.
Ein Wunder an Geſtalt!
Parmeno.
Beſchreibt ſie doch.
Ch aͤ rea.
Gerundet, ſtammhaft, roth und voll.
Parmeno.
Ihr Alter?
3
—
34 Die Mohrin. 3
Chaͤrea.
Ihr Alter? — ſechzehn Jahr.
Parmeno.
Die volle Bluͤthe!
Chären.
Schaff' mir das Maͤdchen. Biete alles auf:
Gewalt, Geſchenke, Lift.
Parmeno.
Nun wohl. — Wem iſt
Sie denn?
Chaͤrea.
Ich weiß es nicht.
Parmeno.
. Wo kam ſie her?
Chaͤrea.
Ich kanns nicht ſagen.
Parmeno.
Wo wohnt ſie?
Zweyter Akt. 35
Chaͤrea.
Wüßt' ichs ſelbſt!
Parmeno.
Wo ſaht ihr fie?
Chaͤrea.
Auf freyer Straße.
Parmeno.
Wie
Entkam ſie euch?
Chaͤrea.
Aus Dummheit! — Unverhofft
Lauft mir das Gluͤck in Weg: ich gaff' es an;
Und laſſ' es fahren.
Parmeno.
Bloͤde!
Chaͤrea.
Schilt mich aus!
Verwuͤnſche mich!
Parmeno.
Wer hielt euch ab?
36 Die Mobhrim.
Chaͤrea.
Ein Freund
Des Vaters, der alte Archidemides —
Du wirſt ihn kennen?
Parmeno.
Sollt' ich nicht?
Chären. a
Der kam
Mir juſt in Weg!
Parmeno ſoottend.
Sehr ungelegen.
Chaͤrea.
f Nenn
Das Wort! Er war mein Damon, mein Ver⸗
derber! —
Ich ſprach ihn nie; ich brauch' ihn nicht; ich weich'
Ihm aus — Und heut, zur boͤſen Stunde, erwifcht
Er mich. Verdammter Zufall!
—
„2 armeno wie vorhin.
Zum verzweifeln!
—
3Zweyter Akt. 35
Chaͤrea.
Ich ſteh von fern. Er ſieht mich — ruft mich an:
„Freund Chaͤrea! ein Wort, ein einzig Wort.“
Ich bleibe ſtehn. Er hixt herbey; er ſchnauft,
Er lechzt, die Lippe ſchlottert. — Was beliebt?
„Am naͤchſten Morgen, ſpricht er, ſteh' ich vor
Gericht. Dein Vater iſt mein Anwald. Meld'
Es ihm; und heiß ihn kommen.“ — Das war alles;
Und brauchte Stunden! — Ich verlor das Maͤdchen. f
Ich ſuchte fie; und fand fie wieder. Sie
War hier, in dieſer Straße.
Parmeno n ſich.
Thais Sclavin —
Ich wette.
1 Shaͤrea.
Hier auf dieſem Platz.
Parmeno.
Wer war
Bey ihr?
Chaͤrea.
Ein dicker Mann und eine Alte.
38 Die Mohrin.
Parmeno zu ſch. 5
Sie iſts. Zu Chärea. Seyd gutes Muthes, Chären.
Ich ſehe Licht.
Chaͤrea.
Du traͤumſt.
Parmeno.
Im Gegentheil.
Chaͤrea.
Was ſiehſt du denn? Was weißt du?
Parmeno.
Ich weiß alles.
Ich kenn' ſie; ſah' ſie; finde ſie —
C h aͤre a einfallend.
Geſchwind!
Wo iſt ſie? Wo?
Parmeno.
Bey Thais. Euer Mädchen
Iſt ihre Sclavin. Sie empfing ſie zum
Geſchenk.
Zweyter Akt. 39
Chaͤrea.
Wer ſchenkt ſo koͤniglich? Wer iſt
Der reiche Werber?
Parmeno.
Thraſo iſts, der Kriegsmann,
Der Nebenbuhler eures Bruders.
Chaͤrea.
Schlimm
Für ihn! Das Spiel iſt ungleich.
Parmeno.
Man verſuchts.
Der Bruder greift ſich an: Er ſchenkt ihr heut
Ein Mohrenmaͤdchen, ſchwarz wie Ebenholz. —
Ich hol' fie her.
Chaͤrea.
Hierher? Wohnt Thais hier?
Parmeno.
In dieſem Haus. Zeigt aufs Haus.
Chaͤrea.
Das wußt' ich nicht. Ich ſah'
Sie nie. — Man preiſt ſie ſchoͤn.
40 Die Mohrin.
Parmeno.
Mit Recht.
Chaͤrea.
Mein Maͤdchen
Iſt doch die Schoͤnſte.
Parmeno.
Das verſteht ſich.
Chaͤrea. 0
Ruf
Sie her. Ich muß ſie ſehn, ich muß ſie ſprechen.
*
; Parmeno.
Geduld! Win gehn.
Chaͤrea.
Wo willſt du hin?
Parmeno.
Nach Hauſe.
Chären.
Wie?
Du dienft mir nicht? N
I
Zweyter Akt. 41
Parmeno.
Zuerſt dem Bruder; fein,
Geſchäft geht vor. Ich hol' die Mohrenſclavin,
Und bring fie Thais.
Chaͤrea.
Gluͤckliche Geſpielin!
Sie ſieht mein Mädchen, wohnt bey ihr, fie theilt
Ihr Lager. — Neidenswerthes Loos!
Parmeno.
RR. Was nuͤtzts
Der Sclavin? — nehmts ihr ab.
Chären.
Wie das?
Parmeno.
Stellt euch
An ihren Platz: ſpielt die Geſpielin.
Chaͤrea.
c Schoͤn!
Wie greif ichs an? Wie fuͤhr ichs aus?
—
42 Die Mohrinm.
Parmeno.
Ihr tauſcht
Die Kleider, mahlt euch ſchwarz, und ſeyd die
Mohrin.
Chaͤrea.
Ein kluger Rath.
Parmeno.
Ich fuͤhre euch zu Thais.
Chären. \
Vortrefflich!
Parmeno Chäreas Geſtalt muſternd.
Alles paßt ſich: Groͤße, Wuchs,
Das glatte Kinn.
Chaͤrea eis.
Wie anders?
Parmeno.
Thais kennt
Euch nicht — ein guter Umſtand.
Zweyter Akt. 43
Chaͤrea wie vorhin.
Nichts iſt leichter.
Schaff' Kleider, Farbe, fuͤhre mich zu Thais —
Ich eile.
Parmeno.
Wie? Ihr nehmts fuͤr Ernſt?
Chaͤrea.
Natuͤrlich.
Parmeno.
Ich fcherzte.
Chaͤrea.
4 Strohkopf!
a Parmeno.
Laßt euch warnen. Schont
Den armen Knecht. Ihr macht mein Ungluͤck!
Chären.
Marſch!
i Parmeno.
Ihr wagt zu viel.
/
44 Die Mohrin.
Chaͤrea.
Ich wage nichts.
Parmeno.
Ihr helft
Tuch durch. — Ich armer Schelm! ich zahl' die
- Zeche.
Chaͤrea.
Was ſperrſt du dich?
Parmeno. :
Es iſt ein ſchlechtes Stuͤckchen.
Chären.
Im Gegentheil. Die Welt heißt gut: die Lift
Iſt rühmlich. Thais hats verdient; ſie machts
Nicht beſſer.
Parmeno.
Wohl. Ihr ſteht vorn Riß?
Chären.
Ich ſteh'
Für Alles. f
Zweyter Akt. NT
Parmeno.
Euer Wille?
Chaͤrea mit Nachdruck.
Ich befehls,
Ich wills, ich zwinge dich; und ſprech' dich frey.
Parmeno.
Ein Wort ein Mann. — Ans Werk! Der Sieg iſt
unſer.
VBeyde ab.
Drifter...
Erſte Scene.
Thraſo. Gnatho. Dann Parmeno.
Thraſo.
Was ſagte Thais? Schildere mir ihren Dank.
4 G natho.
Ihr Dank war grenzenlos.
Thraſo. 1
Sie war entzuͤckt?
Gnatho.
Sie jubelte. N
Thraſo.
Sie fand die Sclavin ſchoͤn?
Dritte Et. 47
Gnatho.
Aus eurer Hand, wars eine Goͤttin. Sie
Stolziert damit — ſie nennt den Geber.
Parmeno 5
ſieht ſich um, und winkt nach der Thür.
Bleibt! —
Der Kriegsmann Thraſo.
Thraſo.
Mir fehlts nie. Ich geb'
Mit Anſtand. Die Manier — der Ton —
Gnatho ſchnel.
Bezaubern!
Thraſo.
Der Koͤnig dankt mir gern. Der kleinſte Dienſt
Verpflichtet ihn. — Er thuts nicht jedem.
Gnatho.
Nein,
Der Mann machts aus, der Kopf. — Verdienſt
5 hat jeder.
Ihr ſteigt, und merkt es kaum.
48 Die Mohrin.
— = h raſo mit Nachdruck.
Ganz recht.
Gnatho.
Der Koͤnig —
Thraſo eiafalend.
Iſt mein Patron. N
Gnatho.
Er liebt euch —
Thraſo. 5
Wie ſein Auge.
Ich bin ſein Feldherr, ſein Vertrauter.
Gnatho.
Herrlich!
Thraſo.
Bedarf man Rath — Erholung — giebts Ver⸗
druß —
Und Langeweile — du verſtehſt mich? —
Gna th o einfallend.
Ihr
Muͤßt dran. Der Koͤnig ſpricht mit euch; und hilft
Sich wieder. N
Thra:
Dritter kb. 49
Thraſo.
Wie du ſagſt. Wir ſind wie Freunde.
Wir ſpeiſen oft zuſammen: Er und ich —
Kein Dritter.
Gnatho.
Ah! Der König hat Geſchmack. —
Er zeigts.
Thraſo.
Nicht jeder paßt für ihn. — Der Fuͤrſt
Sucht ſeinen Mann.
Gnatho.
Er hat ihn ſchon. 25 Nach euch
Paßt keiner.
| Thraſo.
Man beneidet mich. Man fletſcht
Den Zahn. Ich geb' nichts drauf. — Doch neulich
wurd'
Ich wild. Der duͤrre Glabrio — er fuͤhrt
Die Elephanten — der Prahler foppte mich.
Was ſprach ich? „Armer Wicht! beſteig dein
2 5 Thier;
Zu Fuß biſt du ein Affe.“
4
50 Die Mohrin
Gnatho.
Brav! Der Pfeil
War ſpitz. — Was ſprach der Schaͤcher?
Thraſo.
g Er verſtummte.
| Gnatho.
Ich glaubs.
Parmeno zu ſich.
Der Speichellecker!
Thraſo.
5 Das war Scherz. —
Den jungen Creter kniep ich beſſer. Der
Verwindets nie. — Du weißt es noch? Ich habs
Erzaͤhlt.
Gnatho.
Noch nie. Erzählt, Zu ſich. Ein alt Geſchichtchen —
Und dumm.
Thraſo.
Hör zu. — Ich fand den jungen Schlaps
Bey einem Gaſtgelag. Er war mein Nachbar;
Dritter Akt. 51
Und links mein Mädchen. — Was geſchieht? Er
macht
Sich taͤppiſch, treibt den Narrn, und hoͤhnt mich
aus.
Da ſprach ich: „Haſenfuß! Dein Schaͤtzchen ſitzt
Im Kohl. Zieh ab! und wahr' die Ohren.“
Gna th o lacher d.
s Ha,
Ha, ha!
Thraſo.
Was lachſt du?
Gnatho.
Schoͤn, vortrefflich, witzig!
„Dein Schaͤtzchen ſitzt im Kohl.“ Das Bild iſt —
neu.
Thraſo mit Selbſtgefübl.
Von mir.
Gnatho.
Ein Dolchſtich. — Armer Creter! Nein,
Die Strafe war zu hart. f
52 Die Mohrin.
Parmeno zu ſcch.
Ich halts nicht aus!
Gnatho.
Wie half er ſich?
—
Thraſo.
Er kam nicht auf. Ein laut
Gelächter ſchlug ihn nieder. — Das gab Furcht:
Man traut mir nicht.
Gnatho:
Mit Recht. Ihr ſetzt euch in
Reſpekt.
Ihrafo.
Von etwas anderm. — Thais ſchmollt
Mit mir.
Gnatho.
Weswegen? f
Thraſo.
Sie iſt eiferſuͤchtig
Auf Pamphila. — Der Argwohn N mich.
Was ſag' ich ihre
DT TOR, At 53
Gnatho.
Kein Wort. — Beſtaͤrkt fie drin.
Thraſo.
Wie ſo? Warum?
Gnatho.
> Schwert gegen Schwert: Droht fie
Mit Phaͤdria; fo droht ihr mit der Sclavin.
Thraſo mit Pretention.
Ich merks.
Gnatho.
Spricht ſie von Phaͤdria; ſo ſprecht
Von Pamphila. Begehrt ſie ihn zum Gaſt;
So ſchickt nach ihr, und laßt ſie ſingen. — Das
ſchmerzt,
Und macht ſie muͤrbe.
Thraſo.
Waͤr ſie's nur! Mich duͤnkt
Sie — liebt mich nicht. Was meinſt du? Gnatho.
Gnatho.
54 Die Mohrin.
Geſchenke nimmt, ſich freut, und dankt: der
N liebt. —
Der Neid, die Eiferſucht — bedeuten Liebe.
Thraſo.
Du haſts! Mir fiels nicht bey.
Gnatho.
Ihr denkt ins Große;
Das Kleine bleibt für uns.
Zweyte Scene.
Thais. Thraſo. Gnatho. Par⸗
mend. Dann Chaͤrea als Mobrenſelgein.
Zuletzt Pythias.
Thais.
Des Kriegsmanns Stimme?
Sieht ihn. Bi:
Da iſt er ſelbſt. Nähert ſich. Freund Thraſo! ſeyd
willkommen.
arten Bit
Gr
1
Thraſo.
O ſchoͤnſte Thais! — Abgott aller Herzen.
Ich grüße dich. Nicht wahr, heut gelt' ich was?
Mein Morgengruß gefiel? das Zittermaͤdchen.
Parmeno zu ſich.
Kau's ihr recht vor! — Du Toͤlpel!
Thais.
l Mein Gefuͤhl
Waͤgt das Verdienſt.
Gnatho.
Was zögern wir? Zur Tafel!
Par meno zu ſich.
Zwey Spießgeſellen aus einem Ey.
Thais zu Thraſo.
Beliebt
Es euch? Ich folge.
Parmeno zu ſch.
Friſch heran! als kaͤm'
Ich eben, Laut. Schone Thais!
— *
56 Die Mohrin.
Thais verlegen,
Parmeno?
Parmeno.
Schon ausgegangen?
Thais.
Eben itzt.
Parmeno.
Wohin?
Thais zeigt auf Ihraſo.
Schweig ſtill! und ſieh —
Parmeno mit Eife.
Ich ſehs — und ſpreche laut. —
Die Sclavin iſt bereit: ſoll ich ſie bringen?
Thraſo zu Theis.
Die Zeit verſtreicht. Siebt die Hand. Ich bin dein
Fuͤhrer. Komm.
8 Parmeno tritt zwiſchen fie,
Verzeihung! Thais hat Geſchaͤfte: Ein
* —
Dritter At. 57
Paar Worte von meinem Herrn — und ein Geſchenk
An ſie.
Thraſo zu Gnatho.
Ein Bettel gegen meins.
Gnatho.
Ein Bettel.
Parmeno nach außen ruſend.
He da! — Wo ſeyd ihr? Fuͤhrt die Sclavin vor.
Chären
als Mohrenſclavin. Mehrere Sclaven, die dann abgehen.
Parmeno
zu Thais, indem er ihr Chäreg als Sclavin vorſtellt.
Betrachtet fie. — Das Mädchen ift weit her:
Aus Mohrenland.
Thraſo
zu Gnatho, die Sclavin verſpottend.
Von ſchlechter Race.
Gnatho oerächtlich.
a Ein
Baſtard. N
53 Die Mohrin.
Parmeno su Thais.
Gefaͤllt ſie euch?
Thais.
Nach Wunſch!
Parmeno.
Genug. —
Ein Dank waͤr' ſchon zu viel. Wir ſind beſcheiden.
Wir prahlen nicht, wir ſtreiten nicht: wie
Manche. —
Man lebt, und läßt die andern leben. Kommt
Der alte Freund — iſt er bequem: ſo laßt
Ihn ein. Braucht eure Freyheit.
T h raſo ſpottend.
Dumm wie Stroh.
Zu Snatho.
Ein ſchofler Diener!
Gnatho die Stimme erhebend.
Wie ſein Herr, der Schlucker!
Ein Reicher ſchafft' ihn ab, und ließ' ihn hängen,
. Dr i ieee Art 39
Parmeno zu Gnatho.
Du ſchlechter Schuft! Der Galgen mag dich nicht:
Sonſt hingſt du laͤngſt.
Thraſo zu Thais.
Was faumen wir?
2 h a i 8 .
* Sogleich. —
Ein klein Geſchaft im Haus: dann bin ich euer.
Geht mit der vermeinten Mohrin ab.
Thraſo zu Gnatho.
Ich geh voraus: du folgſt mit Thais.
Parmeno ſoottend.
Recht!
Der Arm fuͤhrts Schwert — kein Mädchen.
Thraſo. :
Arme Schaͤcher!
Der Herr ein Tropf: der Knecht ein Pinſel.
Gnatho lachend.
| Ha,
Ha, ha!
60 Die Mohrin.
Thraſo.
Was lachſt du?
Gnatho.
Witz auf Witz! Ich ſterb'
Vor lachen. Lacht. 2
Thais
mit Puthias wiederkommend. —
Gnatho ſieht Theis,
Ah! da iſt fie ſchon.
Thraſo zu Gnatho.
ö Mach dich
Voraus. Bereite alles. — Geh!
Gnatho.
Ich eile.
Geht ab.
Thais zu Pythias.
Du weißt was ich befahl. — Kommt Chremes
wieder;
So heiß ihn warten. Kann er nicht; ſo bring'
Dritter Akt. 61
Ihn zu mir. Schlaͤgt ers ab; fo lade ihn
Auf morgen. — Merks dir, Pythias!
Pythias.
Verlaßt
Euch drauf.
Thais. 2
Noch eins — das wichtigſte. Die Jungfrau
Bedient aufs Beſte. Laßt ſie nie allein. —
Bleibt huͤbſch zu Hauſe.
Thraſo
giebt Thais die Hand.
Komm! Zum Gefolg. Ihr folgt mir nach.
en
Shremes. Pythias. zuletzt Dorias.
Chremes allein.
Ich leb' im Traum. Die tolle Guͤte macht
Mich irr. — Ein Landmann bin ich; Thais kennt
62 Die Mohrin.
Mich kaum — und Both’ auf Bothe. Was
begehrt N
Das Weib? Was hat ſie vor? — Die Freund⸗
lichkeit
Iſt Liſt! — Sie lockte mich ins Haus; ich kam.
Sie ſpricht in Raͤthſeln; weiß geheime Dinge —
Ich beiß nicht an. — Man geht zu 71 55 Sie
wird
Geſprächig, legts mir nah’, und fragt mich hin
Und her. „Sind eure Aeltern beyde todt?“
— Schon laͤngſt. — „Ihr Gut bey Sunium,
9 lags nah
Am Meer?“ — Ganz nah. — Das Guͤtchen,
merkt' ich, ſtand
Ihr an. — „Und eure Schweſter? ſie entkam
Euch fruͤh? Wer war bey ihr? Woran erkennt
Man fie? — Was gilts: Sie ſpinnt ein Maͤhr⸗
chen aus,
Und ſplelt die Schweſter? — Das ſchlaͤgt fehl!
Die Todte
War ſechzehn Jahr; das Weib iſt mehr als
zwanzig. —
Heut ſchickt fie wieder. Nun gilts Ernſt! Erfahr
Dritter Met. 63
Ich nichts: fo ſieht fie mich am letzten. Ruft ins
| Haus. He!
Holla!
Pythias
kommt aus Thais Hauſe.
Wer ruft hier?
Chremes.
Chremes.
Pythias.
Dank den Göttern!
Seyd ihrs?
Chremes böyniſch.
Ihr dankt zu früh. Der Fang iſt mislich.
Pythias.
Die arme Thais. Eben ging ſie aus. —
Kommt morgen wieder. Thais bittet euch.
Chremes trocken.
Ich kann nicht.
Pythias zudrinaltcher.
Beſter, lieber Herr!
64 Die Mohrin.
Chremes.
ö Ich muß
Aufs Land.
Pythias.
Verſchiebt die Reiſe.
Chremes.
Nein! Ich will nicht.
Pythias faßt feine Hand.
Laßt euch erbitten.
Chremes macht ſich los.
Geh zum Henker!
Pythias.
Nun,
Iſts morgen nicht: fo ſucht fie auf, und feht
Sie heute.
C 5 remes.
Gut! Das kann geſchehen.
Pythias ruft ins Paus.
Dorias!
Do⸗
Dritter Akt. 65
Dorias kommt heraus.
Was ſoll ich?
Pythias zu Dorias.
Fuͤhre dieſen fremden Mann
In Thraſos Haus, und melde ihn bey Thais.
Sie geht ins Haus. Chremes folgt Dorias.
Vierte Scene.
Antipho.
Der Streich iſt toll! —
Ein Kreis von Freunden wuͤnſcht ein Gaſtgelag.
Man ſchießt zuſammen; jeder giebt den Ring
Zum Pfand, und Chärea will alles ordnen.
Der Ort, die Stunde, alles ward beſtimmt.
Man kommt zur Stelle: nichts iſt vorbereitet.
Er ſelbſt iſt nicht zu ſehn. — Die Freunde ſind
2 Erzürnt, Sie fenden mich, ihn aufzuſuchen.
Chaͤrea
als Mohrenſelavin, kommt aus Thais Hauſe.
Gr
66 Die Mohrin.
Antipho fieht die Erſcheinung.
Sieh da! Ein Mohrenmaͤdchen, aus Thais Haus. —
4
Was mag fie wollen? Zieht ſich ſeitwärts. |
r
F and fte S e u f
Chaͤrea. Antipho. \ |
Chaͤrea ö
tritt weiter vor, und ſieht ſich um. |
Niemand hier? — Kein Menſch. —
1
Es folgt mir niemand? — Keine Seel'. Ich bin
Allein. Die laute Freude ſtoͤrt kein Horcher. —
Zu füßes Loos! Der Erde hoͤchſtes Gluͤck
War mein! — Nun ſterb' ich gern: Dieß Maas
der Wonne .
Gehört dem Himmel. Sieht umher. Alles ſtill und
ode. —
Die Neugier ſchweigt. dan fragt mich nicht:
„Woher
Ich komme? Was ich will?“ Das tolle Kleid
Begafft kein Forſcher.
Dritte et; 67
Antipho zu ſich.
Machts dir Spaß: ich diene. Laut.
Freund Chärea! Was haſt du vor? Was ſoll
Die Kleidung? Biſt du naͤrriſch?
7
Chaͤrea.
Antipho!
Geliebter, beſter Freund!
Antipho.
Erklaͤre dich,
Ich bitte.
Chaͤrea.
Hoͤr' es — ich beſchwoͤre dich!
Antipho.
Nun wohl.
Chaͤrea.
Du kennſt die Freundin meines Bruders? -
Antipho.
Sie nennt ſich Thais?
Chaͤrea.
Eben die. — Die hat
68 Die Mohrin.
Ein Maͤdchen, ſchoͤn wie Venus Ein Geſchenk
Von fremder Hand. Ich ſah ſie heut; und ſtarb
Für Sehnſucht.
Antipho.
Weiter!
Chaͤrea. a
Schildern will ich nicht;
Du mußt ſie ſehen. — Ihr Beſitz war ſchwer.
Man huͤtet ſie. Das Haus iſt mir verſchloſſen.
Antipho.
Wie kamſt du ein?
Chaͤrea.
Durch Liſt. Mein Bruder hatte
Ein Mohrenmaͤdchen, ein Geſchenk fuͤr Thais.
Der Knecht des Bruders iſt mein Freund: er fand
Mir bey. a
Antipho.
Und wie?
Chaͤrea.
. Er gab mir dieß Gewand.
\
Dritten et. 69
Verſtellte mein Geſicht — und fuͤhrte mich
Zu Thais. *
Antipho.
Meiſterlich!
C h aͤrea. .
Ich kam ins Haus,
Sah die Geliebte, war in ihrer Nähe,
Und Thais wählte mich zu ihrem Wächter.
Antipho ſpottend.
Vortrefflich! 5
z Chaͤrea.
Sie ging aus; zu einem Gaſtmahl.
Antipho ſchnell.
Du Gluͤcklicher!
Chaͤrea.
Geduld! Die andern Maͤdchen
Bereiteten das Bad. Man rief die Jungfrau,
Und hieß mich harren.
Antipho.
Armer Schelm!
“70 Die Mohrin.
Chaͤrea.
Ich fand
Zerſtreuung. Meine Kammer zierten zwey ;
Gemälde, Jupiter, als Schwan bey Leda;
Und Danae. Der Gott des Donners war
Mein Held! Ich ſtand auf ſeinem Pfad, und pries
Das hohe Beyſpiel. — Das geliebte Maͤdchen
Verließ das Bad; die andern folgten ihr.
Man ſtreute Weihrauch, falbte ihre Haare,
Und brachte ſie zur Ruh.
Antipho.
; in?
1 Sie war allein?
Fr C h ä * E a +
Der Augenblick war kurz; doch reich an Wonne. —
Die holde Pamphila! Sie liebt mich, — ſie
Iſt mein. Ich will ſie rauben.
Antipho.
Das hat Zeit.
Wie ſtehts ums Gaſtmahl? hieltſt du Wort?
Dritter Abt. -
Chaͤrea.
Gewiß;
Es iſt bereitet.
Antipho.
Braver Burſch! — und wo?
Chaͤrea.
Bey Sofia, dem Freygelaßnen.
Antipho.
Komm!
Die Gaͤſte ſind verſammelt. Zieh dich um.
Chaͤrea.
Das kann ich nicht; ich darf nicht in mein Haus.
Der Vater kommt vom Land; und vor dem Bruder
Iſts ein Geheimniß. ß
Antipho.
Komm zu mir. Mein Haus
Iſt nah. Ich geb dir Kleider.
Cdhaͤrea lebhaft.
Antipho!
72 Die Mohrin.
Das Maͤdchen muß ich haben. Rathe mir;
Sey mir behuͤfflich.
Antipho ferteilend.
Komm! Wir ſprechen weiter.
Beyde gehen ab.
Vierter Aft.
\
Am Schluſſe des Zwiſchenſpiels, wo der Vorhang ſich wie-
der hebt, ſiebt man Chärea und Antipho, die ſich in Thais
Haus, durch eine Seitenthür, einſchleichen.
Erſte Scene.
Dorias
mit Thais Schmuck. Sie kommt von Thraſos Gaſtmahl,
wohin ſie den Chremes begleitete, zurück.
Der junge Chremes macht uns böfes Spiel!
Ich ſahs vorher. Der ungeladne Gaſt
Erzuͤrnte Thraſo. Thais wuͤnſchte ihn
An Tiſch. Der Kriegsmann zwang ſich; lud ihn ein;
Und barſcht für Eiferſucht. Der Fremde ſaß
Bey ihr, ſie ſprachen viel, und heimtich. Das
Ergrimmte ihn noch mehr; er ſann auf Rache.
ur
I
74 Die Mohrin.
„Man hole Pamphila! — rief er — ſie ſoll
Mir ſingen.“ Thais litt' es nicht und ſchwur
Darauf. Er bot die Stirn: der Streit ward
heftig. —
Sie rief mich, gab mir ihren Schmuck, und hieß
Mich fliehn. — Der Bruch iſt richtig. Sie entwiſcht
So bald ſie kann; und laͤßt den Kriegsmann laufen.
Seht in Thais Haus.
3weyte Scene.
Phaͤdria
tritt nach einiger Zeit eln.
Gedankenvoll ging ich aufs Gut. — Der Gram
Verfolgte mich. Ein Heer von Sorge lag
Auf meinem Weg. — Ich uͤberſchritt das Ziel;
ind ließ das Land im Ruͤcken. Murrend wand
Ich um. — Ich kam ans Thor, und uͤberſann
Mein Schickſal. — „Was beginn ich hier? ſprach ich,
Ich bin allein, ich quale mich. Wofuͤr? —
Ich meide Thais, ſpreche nicht mit ihr:
Vierter Akt. 75
Was thuts? — Die Liebe geitzt nach Troſt, mein
Auge \
Iſt frey; ich darf fie ſehn!“ — Und ſtracks
kehrt' ich
Nach geh Pythias von kerne. Pythias. Sie zuͤrnt,
ſie bebt?
Was iſt ihr? Dritt zurück.
Dritte Scene.
Phaͤdria. Pythias.
Pythias
zu ſich, aus Thais Hauſe kommend.
Schmach! Betrug und Schande!
Phaͤdria zu ſich.
Sie
Iſt außer ſich.
Pythias.
re Der freche Bube! — Ich
Zerfleiſche ihn!
76 Die Mohrin.
Dhäadria sufic.
Was iſt geſchehen?
Pythias.
Wer glaubts?
Wer denkts? — Der Streich entehrt uns alle!
Phaͤdria.
Welch
Ein Unfall? Nähert ſich. Pythias! Was giebts?
Pythias.
Ihr fragt?
Ihr ſchaͤmt euch nicht?
Phaͤdria.
Wofuͤr?
Pythias.
Verdammt ſey das
Geſchenk!
Phaͤdria.
Erklaͤre dich.
Pythias mit Nachdruck.
Die Mohrin — war
Ein Mann,
Vierter Akt. 77
Phaͤdria erſtaunt.
Ein Mann?
Pythias.
Ein Raͤuber wars.
Phaͤdria.
Du traͤumſt.
Pythias bitter.
Verſtellt euch nur! — Die Jungfrau weint und
jammert.
Phaͤd ria.
Was iſt ihr?
Pythias.
Wie? Ihr wuͤßtets nicht?
Phaͤdria.
Kein Wort,
Auf Ehr' und Leben.
Pythias.
Arme Pamphila!
es Die Mohrin.
Vierte Scene.
Phaͤdria. Pythias. Dorias.
Dorias
athemlos, aus Thais Hauſe kommend.
Er iſts! — Er wars! — Sie ſind verrathen.
Pythias.
Wer?
Dorias.
Die ganze Rotte —
Phaͤdria.
Deutlich.
Pythias.
Komm zu Athem —
Dorias minder haftig.
Der Freund ſtand Schildwach. Man umgab das
Haus;
Man ſprach; man fliſterte —
‘
Vierter Akt. 79
Phaͤdria ſchnel.
Ein Raub?
Entführung ?
Dorias.
Es galt der Jungfrau. — Chaͤrea we ſich
An ihre Kammer —
Phaͤdria ſchnel.
Chaͤrea?
Dorias.
N Er bat;
Er ſchwur; er drohte.
Pythias.
Der Verwegne!
Dorias.
N Ich
Belauſchte ihn. Er nannte ſich. Geſtand
Ihr alles.
Pythias.
Was ?
go Die Mohrim,
Dorias.
Er war die Mohrin. Er
Verfuͤhrte ſie. Die Liſt iſt laut.
Phaͤdria.
Mein Bruder?
Dorias.
Das Unglück kommt von ihm.
Pythias.
Der Schaͤndliche!
Phaͤdria.
Inmoͤglich.
Dorias.
Parmeno gab ihm die Kleider,
Und bracht' ihn Thais.
Phaͤdria zu sch. |
Sie verzeiht es nie!
Pythias.
Was that die Jungfrau?
2
o
Vierter Akt. 81
Dorias.
Sie verſchloß die Thür,
Und ſchrie um Huͤlfe.
P y th ias ſchnell.
Nun?
Dorias.
a Wir machten Laͤrm.
Die Raͤuber fluchten uns, und liefen.
Pythias.
Dank
Den Göttern!
Phaͤdria. 8
Schaͤndlicher Verrath! — Ich raͤch'
Euch alle. Seht ab.
Pythias nach einer Pauſe.
Phaͤdria hat keine Schuld;
Er ward betrogen. Parmeno ſtand im
Kompost.
Dorias.
Kein anderer.
82 Die Mohrin.
Pythias.
Der Schuft ſolls büßen! —
Was thun wir, Dorias? Entdecken wir
Die That? Verhehlen wirs?
Dorias.
Das Beſte iſt,
Du ſchweigſt; und weißt von nichts. Uns machts
Verdruß,
Und Thais aͤrgerts. Fragt fie nach der Mohrin;
So ſag, fie ſey entlaufen.
Pythias.
Wie du meinſt.
Sieht Chremes.
Iſt das nicht Chremes?
Dorias. {
Thais iſt nicht weit.
Pythias.
Wie ſo?
Dorias.
Sie folgt' ihm auf dem Fuß. Er war
Beym Gaſtmahl. Es gab Haͤndel —
Vierter Akt, 83
Pythias. |
Geh hinein, —
Ich hoͤrs von ihm.
Dorias geht ins Haus.
Chremes. Pythias.
Chremes etwas berauſcht.
Trau' euch der Fuchs! — Der Wein
Hat Feuer. Taumelt. Sachte! — Steh wer kann.
Ich nicht. — b
Ich ſchwanke. Taumelt. Pfuy! Sich zuſammenraffend.
Pythias.
Freund Chremes!
Chremes mit lüſternem Behagen.
f Pythias!
Wie ſchoͤn? Wie ſchmuck? :
84 Die Mohrin.
Pythias.
So freundlich? Ey! man kennt
Euch kaum.
Chremes lächelnd.
Der Wein, mein Schatz. Die guten Biſſen. —
Ein altes Sprichwort: Knurrt der Bauch; ſo darbt
Die Liebe! — Wo iſt Thais?
Pythias.
1 Wie? Sie folgt
Euch nicht? Wo iſt ſie?
Chremes.
Lange fort. — Es gab
Verdruß. Der Kriegsmann tobt.
Pythias.
Sie ließ euch dort?
Sie rief euch nicht?
Chremes nachſinnend.
Sie — winkte.
Pythias ..
Nun, das war
Genug. |
Vierter Akt. —
Chremes.
Ich dacht' es nicht. Der Kriegsmann half
Mir drauf. Er warf mich vor die Thuͤr!
Pythias ſieht Thais.
Da iſt
Sie ſelbſt.
Chrem es.
So ſpaͤt? Das wundert mich,
Sechste Scene.
Thais. Chremes. Pythias.
Thais zu ſich.
R Ich bin
Gefaßt. Verfolgt mich Thraſo, bricht er mir
Ins Haus; ſo gilts Gewalt. — Der plumpe Geck!
Sein Drohn iſt Wind. Ich ſchuͤtze Pamphila:
Er komme.
Chremes ſtszt fie an.
Sehr mich doch! Ich bin ſchon da.
86 Die Mohrin.
. Thais.
Das freut mich. Seyd willkommen.
Chremes.
Ihr kommt ſpaͤt.
Ihr ſtrittet euch.
Thais.
Um eurer Schweſter willen.
Die Sclavin Pamphila iſt eure Schweſter.
Ich zwang ſie Thraſo ab; und ſchuͤtzte ſie. —
Noch heut empfangt ihr fie aus meinen Händen,
Chremes.
Wo iſt ſie? wo?
Thais.
Bey mir.
Chremes.
Iſts möglich?
2 hais.
7
Verlorne Schweſter ward mit mir erzogen.
Das Schickſal trennte uns. Doch unverhofft
Vierter Akt. 87
Fand ich fie wieder. Thraſo kaufte fie
In Carien, und brachte fie hierher —
Chremes beſorgt.
Ihr guͤtgen Götter!
Thais.
Fuͤrchtet nichts. Ihr Ruhm
Iſt unbefleckt; die Jungfrau macht euch Ehre.
Chremes.
Der Himmel lohn' es euch.
Thais.
Seyd auf der Huth.
Der Kriegsmann ſtellt dem Madchen nach,
Er kommt hierher.
Chremes su fh.
Ich zittr' und bebe.
Thais zu pythlas.
Pythias,
Hol' das bewußte Kaͤſtchen. Zu Chremes. Pamphila
Iſt eure Schweſter: ich beweiſe es;
Das Zeugniß iſt in meiner Hand.
88 Die Mohrin.
Pythias
geht nach Thais Antwort ab.
Wo ſteht
Das Kaͤſtchen? 5
Thais ungeduldig.
Fragſt du noch? In meiner Kammer.
Chremes bänglig.
Wer kommt mit Thraſo? Hat er viel Gefolg?
Thais fottend.
Sinkt euch der Muth?
Chremes.
Der Muth? Kein Menſch iſt dreiſter!
Thais.
So hoff’ ichs.
Chremes.
Ich? ein feiger Schelm?
Thais.
Verzeiht. —
Wir ſind im Vortheil. Thraſo iſt ein Fremder.
Vierter Akt. 89
Er hat kein Anſehn, kein Gewicht. Kein Freund
Steht ihm zur Seite.
Chremes.
Deſto beſſer! — Weicht
Dem Handel aus. Die Ohnmacht ſchlaͤgt ſich ſelbſt:
Ein Kampf wär! Thorheit. — Geht hinein.
Verſchließt
Die Thuͤr. Ich ſchrey es aus; ich ſchaffe Leute,
Beſetz den Eingang. Will gehen.
—
Thais hält ihn zurück.
Bleibt.
Chremes.
Laßt mich gewähren.
Thais.
Es brauchts nicht. — Kommt der Kriegsmann an,
So ſagt wies iſt. Erkennt in Pamphila die
f Schweſter,
Und fordert ſie zuruͤck.
Pythias kommt mit dem Käſtchen.
Da iſt das Kaͤſtchen.
*
90 Die Mohrin.
Thais
glebt ihm das Käſtchen.
Braucht er Gewalt: ſo ſchleppt ihn vor den Richter:
Der wird euch ſchuͤtzen.
Chremes ängftlid.
Wird er das ?
Thais.
Nehmt euch
Zuſammen. Sprecht mit Nachdruck. i
Chremes
läßt den Mantel von der Schulter fallen, ohne es
zu merken.
Zaͤhlt darauf.
Thais zeigt auf den Mantel.
Der Mantel! nehmt ihn auf. Zu ſich. Ein ſchwacher
Schutz!
Ich ſtuͤtze ihn.
Thais und Chremes ziehen ſich zurück.
Vierter Akt. 91
Siebente Scene.
Thraſo. Gnatho. Sanga. Chremes.
Thais. Thraſos Gefolg.
Thraſo.
— Die Schmach zermalmt das Herz!
Komm naͤher, Gnatho. Hoͤre meinen Schwur:
Tod oder Rache!
Gnatho.
Brav.
Th raſo zum Gefolg.
Herbey ihr andern!
Syriskus, Donax, Strato.
Gnatho.
Aufgepaßt!
Thraſo.
Zuerſt ſtuͤrm' ich das Haus.
9% Die Mohrin.
Gnatho.
Ganz recht. *
Thraſo.
Dann hol'
Ich mir das Maͤdchen.
Gnatho.
Schoͤn.
Thraſo.
Und Thais kommt
In Feſſeln.
Gnatho.
Immer beſſer!
Thraſo.
Donar fuͤhrt
Den Sturm. Nimm deinen Hebel. — Strato, ſtell
Dich rechts. — Syriskus, links. Ihr deckt die
Flanken. 5 N
Wo iſt der Nachtrapp? Wo iſt Sanga?
Sanga mit einem großen Schwamm.
Hier,
Mein Feldherr.
Vierter Akt. 93
Thraſo.
Feige Memme! Was ſoll der Schwamm?
Dienſt du im Bade?
Sanga.
Nein. Ihr fordert Blut.
Die Streiter kennen euch. — Ich waſch die Wunden.
Thraſo.
Wo ſind die andern?
Sanga.
Wer? Zu Haus iſt keiner.
Thraſo zu Sanga.
Du biſt mein Hauptmann. Fuͤhr' den Zug. —
Ich tret'
Zuruͤck, und geb' das Zeichen.
Gnatho.
Weiſe Vorſicht!
Das Heer weiß ſeinen Platz. Ihr wacht fuͤrs
Ganze —
Und ſtellt euch ſicher.
94 Die Mohrin.
Thraſo.
Pyrrhus that es auch. Geht zurück.
Chremes zu Thais. f
Da habt ihrs! Sagt' ichs nicht? — Im Haus
waͤrt ihr
Geborgen.
Thais.
Bleibt. — Ich e meinen Mann:
Der Held im Panzer iſt ein armer Haſe.
Thraſo zu Gnatho.
Was thun wir? Gnatho!
Gnatho ſcherzend.
Ein Verhack gaͤb Spas —
Ein gutes Bollwerk. — Wir beſchlichen ſie;
Und jagten ſie wie Spreu.
Thraſo bemerkt Thais. |
Was ſeh ich? Thais.
Gnatho.
Friſch an! Gebt das Signal.
Vierter Akt. 95
Thraſo.
Gemach. — Man ſchont
Sein Volk. Ein gutes Wort find gute Statt. ‚ai,
Vielleicht bequemt fie fich ?
Gnatho.
Ihr ſeyd ein Kopf!
Die pure Weisheit.
Thraſo tritt zu Thais.
Thais! ſteht mir Rede.
Thais.
Sehr keck.
Thraſo.
Ich gab euch Pamphila. Was war
Der Preis? Was ward ihr ſchuldig?
Thais.
Unverſchaͤmter!
Thraſo erzürnt. A
Bin ich dein Narr? — Ein Fremder, ein Galan,
Faͤllt mir ins Haus: pflanzt ſich vor meine Naſe!
96 Die Mohrin.
Thais.
Was that er euch?
Thraſo.
Du fragſt? — Du lockteſt ihn;
Entliefſt mit ihm. War das Manier?
Thais kurz und trocken.
Mein Wille.
Thraſo.
Was wirds? Krieg' ich das Maͤdchen? — Sperrſt
du dich;
So ſchlag ich los.
Chremes sn Thrafo tretend.
Verwegner! — Ruͤhr' ſie an;
Krümm' ihr ein Haar: fo — Drohend.
Gna th o zu Chremes.
Muaͤßigt euch!
Thraſo zu Chremes.
Was willſt
Du mir? Das Mädchen nenn’ ich mein. f
Chre⸗
Vierter Akt. | 97
Chremes
durch Thais leiſe Zuſprache muthiger gemacht.
Du luͤgſt,
Du Schuft!
a Gnatho zu Chremes.
Ihr ſprecht euch um den Hals.
Chremes zu Snatho.
Halts Maul!
Zu Traſo. Ihr ringt nach Pruͤgeln. Gut! Merkt
euch den Platz:
Kein ganz Gebein ſchleppt ihr von dannen.
Gnatho zu Chremes.
Reitzt
Ihn nicht. Ihr ſeyd verloren!
Chremes zu Threſo.
Wahr dein Fell!
Gnatho zu Chremes.
Verwuͤnſchter Kneffer!
Thraſo.
5 — Was erfrechſt du dich?
Was kümmerts dich? — Wer biſt du?
Die Mohrin.
93
Chremes gelaſſen.
5 Hoͤrt mich an. —
Die Jungfrau die ihr heiſcht, iſt keine Sclavin.
Thraſo höhniſch.
Was ſonſt?
Chremes.
Sie iſt ein Buͤrgerkind.
Thraſo.
Wers glaubt?
Chremes.
Und meine Schweſter.
Thraſo oerächtlich.
Mah!
Chremes.
Ihr ſeyd gewarnt:
Macht keine Haͤndel. Zu Thais. Thais ſprecht ihm zu.
Kennt ſie das Kaͤſtchen;
Ich hol' die Waͤrterin.
Weiß ſie den Inhalt: dann iſts klar.
Thraſo.
Verdammt!
RE, 2 a RR
Mein Eigenthum iſt mein. Wer kann mirs rauben?
r
———
Vierter Akt. 99
Chremes.
Ich ſtreit' es ab.
Gnatho zu Thraſo.
Er ſchwankt. Er ſpricht von Zeugen. —
Laßt ihn; ihr kriegt das Maͤdchen.
T h raſo ruhiger.
Rede Thais.
Iſts Wahrheit, oder Luͤge?
Thais kurz, und trocken.
Fragt den Richter.
Geht mit Chremes ab.
Thraſo
nach einer Pauſe, zu Snatho.
Da ſtehn wir! — Was zu thun?
Gnatho
Mein Rath iſt — Friede.
Sie kommt von ſelber.
Thraſo.
Meinſt du?
oo Die Mohrin.
Gnatho.
Ganz gewiß.
Ihr Nein heißt Ja. Ein Weib hat keinen Willen.
Thraſo.
Geſprochen wie ein Mann!
Gnatho mit Eyrfurcht.
Was ſagt der Feldherr?
Thraſo mit Gravität,
Das Heer zieht ab.
Gnatho.
He! wackre Krieger, geht
Nach Hauſe; pflegt den Bauch.
Sanga zum Gefolge.
Die Kuͤche raucht —
Brecht auf!
Gnatho auf Sanga deutend.
Ein braver Burſch!
Thraſo im Abgehen.
Ihr andern, marſch!
*
AR RE et
2
een e
Thais. Pythias.
Thais.
Was papelſt du? „Ich weiß — ich glaub — ich
war
Vicht da.“ Verdammte Hexe, brauch das Maul!
Was iſts? Die Jungfrau weint. Die Mohrin iſt
Entlaufen. — Raus damit!
Pythias.
Ich armes Weib! Stockend—
Die Mohrin, ſagt man, war kein Mädchen,
ö Thais.
h Wie ?
102 Die Mohrinm.
Pythias.
Es war — ein Mann.
Thais.
Ein Mann? biſt du bey Sinnen?
Pythias.
Ich weiß es ſicher. ö
Thais.
Kennſt du ihn? Wer wars?
Pythias.
Der junge Chaͤrea.
Thais.
Der Bruder Phaͤdrias?
—
Pythias.
Derſelbe.
Thais.
Trug, Verlaͤumdung!
Pythias.
Glaubt es mir.
Fünfter Akt. 103
Thais.
Wie kam der her? was konnt' er wollen?
Pythias.
Denkt
Das Aergſte.
U
Thais beunruhigt.
Sprich!
Pythias.
Die arme Pamphila!
Thais.
Was iſt ihr?
Pythias.
Er verführte fie — Sie iſt
Entehrt.
Thais.
Du toͤdteſt mich! — Ich darf nicht zweifeln:
Das Maͤdchen ſchweigt — Ihr Auge ſchwimmt in
Thraͤnen.
Pythias.
Ich kann für nichts.
*
—
104 Die Mohrin.
Thais.
Mir aus den Augen! — Dir
Vertraut' ich ſie; ich band ſie dir ans Herz.
Pythias ſchneu.
Er war der Wächter: Ihr befahlt es ſo.
Thais zu ſich.
Den Wolf zum Hirten? Ich bethoͤrtes Weib!
Pythias ſieht Chärea.
Da iſt er ſelbſt.
7 Thais.
Wen ſiehſt du?
Pythias.
Chaͤrea.
Thais.
Wo iſt er?
Pythias.
Schaut euch um.
Thais.
Ich ſehe.
„
%
Fünfter Akt. 103
Pythias.
Greift
Ihn feſt. Ruft Huͤlfe.
Thais.
Biſt du toll?
Pythias auf Chärea deutend.
Er droht.
Die Augen funkeln ihm.
Thais.
Du traͤumſt.
Pythias wie vorhin.
Der Gang!
Die freche Miene!
— h a i 8 * u
Schweig.
Sie zlehen ſich zurück,
106 Die Mohrin.
Zweyte Scene.
Chaͤr ea. Thais. Pythias.
8 Chaͤrea zu fie.
Sie ſahen mich.
Die Alte ſprach mit Thais. — Immerhin! —
Verhehlen kann ichs nicht; ſie mag es wiſſen.
Thais zu Ehären.
Nur naher, junger Herr! Wir kennen uns.
Chaͤrea keck.
Viel Ehre.
Thais.
Wie? Ihr ſchaͤmt euch nicht.
Chaͤrea.
Wie ſo?
0 | Thais.
Das fragt ihr? — Fuürchtet meinen Zorn.
Fünfter Akt. 107
Chaͤrea.
Ihr ſcherzt.
Euch fürcht' ich nicht. J
Thais.
Wen ſonſt ?
C 5 ärea auf Pythias deutend.
Die Schlange da —
Sie ſchwaͤrzt mich an.
Pythias zu Charea.
Ihr luͤgts. Die That iſt ſchwarz:
Sie ſchaͤndet euch.
Ch area zu Thais.
Ein kleiner Fehltritt.
Pythias. N
Wie 2
Ein ehrſam Maͤdchen — eines Buͤrgers Tochter!
Chärea böbniſch.
Was ſchwatzt ihr? Pamphila, ein Buͤrgerskind? —
Und wohnt bey euch?
5 .
108 Die Mohrin,
Pythias drohend.
Verdammter Spoͤtter! Wart! —
Thais zu Pntrine.
Schweig fill! Zu Chärea. Sie ſagt die Wahrheit:
Pamphila
Iſt keine Sclavin.
Chaͤrea betreffen.
Nicht? — Das ſchlaͤgt mich nieder.
Thais.
Ihr raubt mir alles; Glück und Ruhe. Mein
Geſchick hing an dem Maͤdchen. Jeder Plan
Zerſtaͤubt. — Find' ich die Aeltern auf, erſtatt'
Ich fie den Ihrigen: was nuͤtzts? Sie iſt
Beſchimpft. Die Schande lohnt man nicht.
Ihr Dank
Bir’ Fluch. — Das kommt von euch,
Chaͤrea.
Das Ungluͤck iſt
Gemein; es fordert Freundſchaft. Hofft das Beſie.
N Thais.
So denk' ich auch. Ich füge eure Hoffnung.
—
8
Fünfter Abt. 109
Chaͤrea.
Verzeiht der Liebe! — Frevel war es nicht.
Thais.
Das weiß ich. Euer Herz iſt rein. Wie ſollt'
Ich zuͤrnen?
Chaͤrea.
Welche Großmuth! — Ach! wer liebt
Euch nicht.
Pythias zu Thais.
Gebt Acht: der Schelm macht Ernſt.
Th ais gebieteriſch.
g Schweig ſtill.
Chaͤrea zu Thais.
Ich fleh' um Beyſtand. Leiht mir euern Schutz.
Ich liebe Pamphila; ich haͤnge feſt
An ihr — fie wird mein Weib,
Thais.
Und euer Vater? —
Ch aͤ De lebhaft. PR
Er willigt ein. Die Buͤrgerin verſchmaͤht
Er nicht — er giebt ſie mir.
110 Die Mohrin.
Thais.
Verzieht ein wenig.
Ihr Bruder kommt hierher, und Sophrona,
Die Waͤrterin. Ihr ſollt das Zeugniß hoͤren.
Chaͤrea.
Ich bleibe.
Thais.
Geht ins Haus. Was ſtehen wir hier?
Chaͤrea.
Ich folge. 8
Pythias zu Thale.
Beſte Frau, wo denkt ihr hin?
Thais.
Wie ſo?
Pythias. „
Ein neu Spektakel!
Thais lächelnd.
. Thoͤrin.
Chaͤrea zu pytbias. N
Dir bang: bewache mich.
EN Fünfter Akt. 111
Pythias.
Bewacht euch ſelbſt. —
Fürs Hüten iſt geſorgt.
Thais fiebt Chremes.
Da kommt der Bruder.
Chaͤrea beunruhigt.
Ich bin verlegen.
Thais ſcherzend.
Schaͤmt ihr euch?
Chaͤreg bängliher.
Kommt mit.
Thais nöthigt ihn, vorauszugehn.
Ich folge. Zu pythias. Pythias, empfange ihn,
Und fuͤhr' ihn zu mir. Folgt Chärea ins Haus.
112 Die Mohrin.
Dritte Seen
Pythias. Chremes. Sophrona.
Pythias zu ſich.
g Thais iſt zu gut.
War’ ichs; mir ſollt' ers buͤßen!
Chremes zu Sophrona.
Rühr dich, Alte,
Sophrona.
Ich gehe ja.
Chremes.
So komm' vom Fleck!
Pythias zu Chremes⸗
Was ſagt
Die Waͤrterin? Erkannte ſie das Kaͤſtchen?
Chremes.
Beym erſten Blick. |
Pythias.
Iſt alles richtig?
Ehre
Nünftet Akt. 113
Chremes. |
Alles;
Ein jeder Umſtand. N
Pyt 5 ias.
Schoͤne Bothſchaft! — Geht,
Man harrt auf euch.
Chremes und Sophrona gehen ins Haus.
Pythias ſiebt Parmeno.
Da ſchleicht der ſaubre Finke.
Er denkt nichts Arges. Wart! dir koch' ich heiß.
Erſt hör’ ich Sophrona: dann gilts dem Schuft;
Den will ich knöchen! Eilt ins Haus.
Biete Seen e,
Parmeno allein.
Was macht Chaͤrea?
Die Neugier foltert mich: ich geh' umher
Und ſuche ihn. — Er ſtand am Ziel. Gelang
Die Liſt: ſo bin ich Meiſter. Ich erſann
Den Plan, half ihm ins Haus; das Maͤdchen iſt
8
.
114 Die Mohrin.,
In feiner Hand. Ein ſchweres Stuck! Fürs Geld,
Waͤrs Kinderſpiel. Er zahlte nichts. Er warb
Nicht lange. Alles ging nach Wunſch — und raſch.
Das fordert Dank: verſteht ſich baar, und wichtig.
Er waͤge mein Verdienſt, und zieh den Seckel. —
Wo bleibt er nur? der Ausgang ängftigt mich,
Ich ſorge. 5 N
Pythias zu fih, wiederkommend.
Ach! noch hier. — Der feige Schelm
Soll zittern! Laut. Entſetzlich! Grauſam! Uner⸗
hört! —
Der arme Juͤngling! — Fluch dem Kuppler!
Parmeno in fih,
Was
Iſt das? N
Pythias zu ſih.
Ein ſchrecklich Beyſpiel! Nein, ich ſehs
Nicht an: ich fliehe. i
Parmeno zu Bothtae.
a Pythias! Was iſts?
Wen ſtraft man?
Fünfter Akt. 113
Pythias.
Fragſt du noch? — Dein Werk, Verraͤther!
Du narrteſt uns: er buͤßt die That — du biſt
Sein Moͤrder.
Parmeno mit steigender Angſt.
Ich? erklaͤre dich.
Pythias.
Höre -zu.
Das Maͤdchen iſt von gutem Haus. Man kennt
Den Bruder.
Parmeno.
Du erſchreckſt mich.
Pythias.
Er iſt hier;
Er iſt ihr Rächer. Ach! der arme Juͤngling!
Parmeno.
Was that man ihm?
Pythias.
Gebunden liegt er drin.
„ Die Mohrin,
5 Parmeno.
Gebunden?
Pythias.
a Krumm und blutig. — Thais bat
Fuͤr ihn. Umſonſt! .
—
8 Parmeno ſchnen.
Der Unmenſch!
Pythias.
Ohn' Erbarmen.
Er lechzt nach Blut, ſchwoͤrt Tod und Rache.
Parmeno.
Was
Erfrecht er ſich?
Pythias.
Den Tollkopf kuͤmmert nichts.
Parmeno erzürnt und baſtig.
Ich zeig' es ihm! — Ich nenne meinen Mann.
Der Jüngling, daß ihrs wißt, iſt Laches Sohn,
Der Bruder meines Herrn.
Pythias verſtellt.
Ich ſtaune.
Fünfter Akt. 117
Parmeno.
Sag'
Es laut, verkuͤnd' es allen. Ich fordre ihn
Von euch. — Doch nein! ich fir’ ihn ſelbſt.
Pythias hält ihn auf.
Bleib hier,
Du wagſt zu viel. Sie kennen dich. — Du zahlſt
Das Bad, und hilfſt ihm nichts.
Parmeno.
Ich armer Schelm! —
Was ſoll ich thun? Sieht Laches. Sieh da! der
alte Vater.
Er kommt vom Land. — Erzaͤhl' ichs ihm?
Soll ichs
Verhehlen? Nein, er muß es wiſſen. Mir
Lohnts ſchlecht. Was thuts! Die Noth iſt da;
er kann
Uns helfen.
Pythias ihn hößnend.
Thu ſo wohl. Erzaͤhl' ihm alles.
Geht ins Haus.
118 Die Mohr in.
Sünfte Scene
— —
Laches. Parmeno.
Laches zu ſich.
Mein Landgut liegt bequem. Brauch' ich Zerſtreuung;
So geh' ich in die Stadt. Gefaͤllts mir nicht;
So ſuch' ich meine Hütte. Sieht parmeno. Da iſt
Parmeno.
Was lauert er?
Parmeno ſich näbernd.
Seyd ihrs. Willkommen Herr!
8 Laches.
Was machſt du hier? — Gieb Antwort!
Parmeno zn ſich.
Ach! die Furcht
Schnuͤrt mir die Kehle.
Laches.
Wie? du zitterſt? Sprich! —
Doch alles wohl!
Sunfter Alt. 119
Parmeno verlegen.
3 Erzuͤrnt euch nicht. — Die Sache
Bedeutet nichts. — Die Folgen ſah man nicht.
Wer denkt an alles?
Laches ungeduldig.
Komm zur Sache.
Parmeno wie vorhin.
Gleich.
Der äalteſte Sohn beſaß ein Mohrenmädchen —
Und gab ſie zum Geſchenk —
Laches ſchnel.
An wen ?
Parmeno. 5
An Thais.
Laches.
Er kaufte ſie? wie theuer?
Parmeno.
Funfzig Minen.
Laches.
Ich bin geſchlagen.
. .
120 Die Mohren.
Parmeno verlegen.
Euer juͤngſter Sohn —
Der liebt ein Cithermaͤdchen.
Laches.
Liebt der auch?
Der Laffe! — Ach! ein Ungluͤck jagt das andere.
Parmeno.
Er thats für ih. — Ich waſch' mich rein.
Laches.
Wer ſpricht
Von dir? — Du kriegſt dein Theil! — Erzaͤhle weiter.
Parmeno.
Das Maͤdchen wohnt bey Thais. Euer Sohn
Vermummte ſich; und kam als Mohrenſclavin
In Thais Haus.
Laches.
Mein Sohn, als Mohrenſclavin?
Parmeno.
Das ſchlimmſte kommt. Die Weiber kannten ihn —
Er liegt in Feſſeln.
Funfter Akt. 121
Laches.
8 Chaͤrea, in Feſſeln?
Parmeno.
Ihr Zorn iſt ſchrecklich. Ach! es ſchaudert mir!
Laches.
Verwegnes Packt! — Was ſteh' ich hier? Ich brech'
Hinein! Stürzt ins Haus.
Parmeno alein, nach einer Pauſe.
Nun hoͤrt ers ſelbſt. — Mir traͤumts von Pruͤgeln.
Nur zu. Ich rache mich: dem Weibsvolk wirds
Vicht beſſer. Der Alte paßt darauf — fein Groll
Hat Luft.
Sieht Pothias, und zieht ſich zurück.
122 Die Mohrin.
Sechste Scene
Pythias. Parmeno.
Pythias
mit ſchadenfrohem Lachen, zu ſich.
Der alte Narr! Ich ſeh' ihn noch
Wie patzig? Freſſen wollt' er uns. — Der war
Bedutzt!
Parmeno zu ſich.
Was hat das Weib?
Pythias zu ſich.
Zu Parmeno. —
Wo ſteckt der Pinſel?
Parmeno nähert ſich.
Pythias, was giebts?
Pythias ſpsttiſch lachend.
Ha, ha, ha, ha!
* —
rern
Fünfter Akt. 123
Parmeno.
Was lacht die Narrin?
Pythias wie vorhin.
Ha, ha! — Ich lach dich aus.
Parmeno.
Warum?
Pythlas mäßigt das Lachen.
Das fragt
Der Stoffel? — Fuͤhl dich an: Dein Kopf hat
Hoͤrner.
Was fuͤr ein Teufelslaͤrm? Warſt du beſeſſen? —
Der kluge Burſch! Ich ſprech' im Scherz: er
glaubts;
Und klatſchts dem Vater. Warte Schelm! dein
Brot
Iſt dir gebacken.
Parmeno. 7
Wie? die Schlange log
Mich an — und macht ſich luſtig?
124 Die Mohrin.
Pythias.
Verdienter Lohn!
Parmeno drohend.
Ich zahl dirs ab.
Pythias ſpottend.
Im Ernſt?
Parmeno.
In baarer Muͤnze.
Pythias ſpottend.
Du bleibſt mein Schuldner.
ſchon.
Der Vater traͤnkt dirs ein, der Sohn iſt grimmig. —
Du kommſt an Galgen.
Morgen haͤngſt du
*
Parmeno kläglich.
Ach! mein armes Leben.
Pythias.
Das ſind die Fruͤchte. Merks! die Mohrin macht
Dees quitt.
Geht ab.
—
Jönf ter Akt. 12
we
Parmeno zu ſich.
Ich blinder Thor? Ich ſtell die Falle —
Und tapp hinein.
Sieht Thraſo und tritt zurück.
Siebente Scene.
Gnatho. Thraſo. Parmeno,
als ſtumme Perſon. a
Gnatho.
Was thun wir, Thraſo? Was
Erwartet ihr?
Thraſo.
Mein Entſchluß iſt gefaßt.
Ich thu', was Thais will, und fordre nichts.
Gnatho.
Im Ernſt?
Thrafo.
Wie anders? — Omphale befahl
Dem Herkules; er diente ihr. — Ich duld'
Es auch.
126 Die Mohrin.
Gnatho.
Ein großes Vorbild! — Zu ih. Armer Tropf!
Dreh’ deine Spindel: Thais ſchlaͤgt den Takt: —
Sieht ſich um.
Sie kommen.
Thraſo
7 auf Chärea deutend, der mit Thals kommt.
Wer iſt das? Den ſah' ich nie.
Ein neuer Popanz!
Mahr?! en
Shaͤrea. Parmeno. Gnatho.
Thraſo. Phaͤdria, foäter,
Chären. |
Freude grenzt an Freude! —
Die Götter lieben mich. Sie fparten nichts.
Ihr Wink erhob mein Loos; der hoͤchſte Wunſch
Iſt mein! x
Fünfter Akt. 127
Parmeno nu ſich.
Was jubelt er?
Chaͤrea ſieht Parmeno.
O Parmeno!
Mein Freund, mein Troſt, mein Retter! Hoͤre mein
Entzuͤcken: Pamphila iſt frey, wie ich —
Iſt eine Buͤrgerin.
Parmen o mißtrauiſch.
Ich habs gehoͤrt.
Chaͤrea. 1
Sie wird mein Weib. Der Vater willigt ein.
Parmeno obne Mißtrauen.
Vortrefflich! — Zu ſich. Dank den Göttern!
Gnatho zu Thraſo, zurückſtehend.
Hoͤrt ihrs wohl?
Chären.
Mein Gluck umfaßt uns alle. Phaͤdria
Und Thais ſind ein Haus. Der Vater nimmt
Sie auf; ſie wohnt bey uns —
128 Die Mohrin.
Parmeno ſchnel.
Und bleibt dem Bruder?
ChHären.
Für immer.
Parmeno-
Schön! — Der Kriegsmann wiſcht das Maul,
Und wandert.
Chären.
Geh! hol' meinen Bruder. Ich
Verkünd' es ihm. 1
Parmeno.
Ich eile. Geht ab,
Thraſo zu Gnatho, zurückſtehend.
Gnatho!
Gnatho.
8 Was
Beliebt?
Thraſo beunruhigt und kleinlaut.
Wie iſt dir?
Gna⸗-
Fünfter Akt. 129
Gnatho.
Kalt und Warm,
Thraſo.
| Mir auch.
Mir ſchwant nichts Gutes! hab' ich Recht?
Gnatho.
Ich fuͤrcht' es.
Chaͤrea iu ſich.
Die Freude engt mein Herz! Wem ſoll ich danken?
Ruͤhm' ich den Freund? Erheb' ich meinen Muth?
Preis ich das Gluͤck? Wie lohn' ich meinem Vater? —
Der gute Alte! Segnet ihn ihr Götter, _
Schuͤtzt unſre Freude!
Phaͤdria zu ſich, im Eintreten.
Iſts ein Traum? — ein Wunder?
Ich hoͤr' es ſelbſt. — Wo iſt mein Bruder?
Chaͤrega.
Hier.
Phaͤdria eilt zu ihm hin.
Iſts moͤglich, Chaͤrea? — O, welch ein Gluͤck!
Wie freu' ich mich!
130 Die Mohrin.
Chaͤrea.
8 Dank deiner Thais! Sie
That alles. Wir verehren fies fie ift _
Ein Kleinod!
Phaͤdria.
Weiß ich nicht? Wer kennt ſie beſſer?
Thraſo zu Guatho.
Mit mir iſts aus!
1
Gnatho.
Schickt euch darein. Was hilfts?
Thraſo.
Die Hoffnung ſinkt: doch lieb' ich fie nur ſtaͤrker.
Hilf meiner Liebe. Zeige deinen Kopf,
Gnatho.
Nun wohl. Was ſoll ih thun?
Thraſo.
Verſchaff mir Zutritt,
Ein offnes Haus — font nichts — Wend' alles an:
Geſchenke, Bitten —
Fünfter Akt. 181
Gnatho zuckt die Achſeln.
Ja — Wenns geht?
Thraſo.
Wie ſollt'
Es nicht. Du mußt es wollen. — Fordre dreiſt:
Ich geb dir alles.
Gnatho.
Wirklich?
Thraſo.
Was du willſt.
SER Gnatho.
Nun wohl. So gebt mir freye Tafel. Ihr
Geht euren Weg: ich komme taͤglich und find'
Mein Plaͤtzchen.
Thraſo.
Zahlt darauf.
Gnatho.
> Ein Wort ein Mann. —
Ich rüſte mich.
132 Die Mohrin.
P 0 Adrian bemerkt die Sprechenden.
Was ſeh' ich? Thraſo?
Thraſo nähert ſich.
Seyd
Willkommen!
P h aͤdria
immer trocken und drohend.
Wie? — Wißt ihr von nichts!
Thraſo beſchelden. x
- Ich weiß —
Phaͤdria ſchnen.
Und wagt euch her?
Thraſo.
Ich leb' auf Großmuth.
Phaͤdria.
Irrt
Euch nicht. — Die Straße, Kriegsmann, iſt N
gefperrt.
Sagt was ihr wollt: ertapp' ich euch; fo fest
Es Prügel.
SunPuer Nee. 133
Gnatho zu phädria, als Vorwurf.
Ein hartes Wort.
Phaͤdria.
Es iſt geſprochen.
Gnatho wie vorhin.
Was ſoll das? Hoͤrt mich an.
Phaͤdria.
Nun wohl.
Gnatho zu Thraſo, ihn entfernend.
Stellt euch
Hierher. — Bleibt ſtehn. Nun mach' ichs richtig.
Zu den Andern. Hört
Mich an. Ich rede Wahrheit. — Was ich thu',
Das thu' ich mir. — Gefällt mein Vorſchlag,
> nützt
Er euch; ſo nehmt ihn an. — Der Trotz war
Thorheit. 8
*
Phaͤdria.
Was forderſt du?
134 . Die Mohrin. 1
Gnatho.
Ein leichter Vorſchlag. — Nehmt
Den Kriegsmann auf. Er kommt ins Haus — als
Freund —
Goͤnnt ihm dje Grille.
Phaͤdria.
Wie? den Nebenbuhler,
In Thais Haus?
Parmeno.
Waͤgt euern Vortheil. — Ihr
Braucht viel; lebt luſtig; Thais putzt ſich gern. —
Da fehlts am Beſten. Spannt den Kriegsmann vor:
Der hilft euch durch. Er giebt mit voller Hand.
Thut ſeinen Willen. — Ihr wagt nichts. Er iſt
Ein Narr, ein fauler Lümmel. Thais liebt
Ihn nicht. — Macht er ſich breit: ſo jagt ihn fort.
5 .
Phaͤdria zu Chäre.
Was meinſt du, Chaͤrea?
Chaͤrea.
Ein wahrer Fund!
Ich bins zufrieden.
Fünfter Akt. 135
Phaͤdria⸗
Sey es ſo!
* —
Gnatho.
Nach Wunſch. —
Nun kommts an mich.
Phaͤdria.
Laß hoͤren.
Chaͤrea.
Frey heraus!
Gnatho dbittend. 8
Ich werde grau. Mein Handwerk ſchmeckt mir nicht.
Nehmt mich ins Haus, und fuͤttert mich zu Todte.
Phaͤdria.
Du biſt der unſre.
Chaͤrea.
Wir veForgen dich.
Gnatho.
Der Kriegsmann lohnts. Ich hole meine Beute.
Auf Thraſo deutend.
Verſpeißt ihn; rupft ihn; lacht ihn aus. — Ich geb'
Ihn Preis.
136 Die Mohrin.
Chaͤrea.
Ich bin dabey.
P h Adria.
Er wills nicht beffer.
Gnatho su Phrase.
Laßt euern Poſten; naͤhert euch.
Thraſo tritt vor.
Wie ſtehts? —
Biſt du zu Rande?
Gnatho.
Sie verkannten euch.
Ich that mein Beſtes. — Ich ruͤhmte euern Werth,
Pries eure Thaten. Nun iſts richtig.
Thraſo.
2 Schoͤn!
Ich danke dir. — So geht mirs immer. Wer
Mich kennt, der laͤßt nicht von mir.
Gnatho ihn höhnend.
Bleibt dabey.
Wir kennen euch: Wir halten feſt. — Zur Tafel!
*
Der Selbſtpeiniger.
Ein Luſtſpiel n a ch Terenz
in fünf Akten.
Lei p 3 i gr
bey Georg Joachim Goͤſchen, 1806.
u | N 1 eh 4
Pf see A 7 A
w
6
Der Selbſtpeiniger.
(Heauton -timorumenos.)
Perſonen.
Menedemus, ein Alter.
Clinia, deſſen Sohn.
Chremes, ein Alter.
Clitipho, deſſen Sohn.
Antiphila, Chremes unbekannte Tochter. Clinias Geliebte.
Bacchis, Clitiphos Geliebte.
Syrus, Chremes Selave. Der Vertraute Clitiphos und N
CTClinias. |
Dromo, Menedemus Sclave.
Soſtrata, Chremes Frau.
Sophrona, Soſtratas Vertraute.
Gefolg der Baechis.
Das Stuck ſpielt lauf dem Lande,
ohnweit Athen.
E
Er ſter A kt.
Die bleibende Dekoration iſt eine ländliche Gegend. Im
Hintergrunde ſieht man Chremes Haus. Auf ber einen
Seite, rechts, wohnt Menedemus. Bloß die Thür ſeines
Hauſes iſt ſichtbar. Nebenan, Feld.
Erſte Scene,
Menedemus arbeitet im Feide. Dann Chremes.
Chremes |
ſieht der Arbeit zu, misbilligt fie durch ſtummes Mienenſplel,
* und näbert ſich dann.
*
Ihr treibts zu eifrig, guter Menedemus.
Menedemus arbeitet fort.
0 Der Selbſtpeiniger.
Chremes tritt noch näher.
Verzeiht! — Wir ſind ſeit kurzem Nachbarsleute,
Ich kenn' euch wenig: doch der Nachbarsmann
Gilt mir als Freund. Ich ſchaͤtze euch, ich will
Euch wohl; und ſprech' ein Wort aus freyem
Herzen.
Ihr ſeyd ein alter Mann. Das ſchönſte Gut
Iſt euer; keiner hats wie ihr. Was quält
Ihr euch? Schont eure Jahre. Fruͤh und ſpaͤt
Seyd ihr im Feld; ihr grabt, ihr hackt und
| buͤffelt. /
Die Arbeit ift zu hart, fie ziemt euch nicht.
Regt eure Knechte an, braucht fremde Arme:
Das lohnt ſich beſſer.
Menedemus
der, während dem Sprechen, immer fortarbeitet.
Wie? ihr paßt mir auf?
Ihr muſtert mich? Seyd ihr ſo muͤßig?
Chremes.
Was
Mir menſchlich duͤnkt, uͤb' ich als Menſch / und acht
Erſter Akt. 7
Es mir zur Pflicht. Ich warne euch, ich mahn'
Euch ab. Iſts recht gethan? fo folgt mir. Irrz
Ich mich? ſo lehrt mirs beſſer.
Menedemus.
Thut was euch
Beliebt: ich folge meiner Weiſe.
Chremes.
5 Wie?
Ihr peinigt euch aus freyem Willen?
Menedemus mit Nachdruck.
Ja,
4
Ich will es ſo.
Chremes.
Was draͤngt euch? Welche Schuld
Heiſcht dieſe ſtrenge Buͤßung?
Menedemus.
Ach! Er weint.
Chremes.
Ihr weint?
Nennt euren Kummer; ſagt mirs frey heraus.
8 Der Selbſtpeiniger.
Ich ſchaſſe Rath, ich tröſte euch. Mein Geld
Steht cuch zu Dienſten.
Menedemus.
Ihr beharrt darauf?
Ihr wollt es wiſſen?
Chremes.
Euch zu dienen; nicht
Aus Vorwitz.
Menedemus.
Hort mir zu.
Chremes
L ihn im Arbeiten unterbrechend.
Setzt ab! Gebt mir
Die Hacke.
Menedemus.
Nein! 7
Chremes greift nach der Hacke.
Was ſoll das? Ruht ein wenig.
Erſter Akt. 9
Menedemus eifriger arbeitend.
Mein Tagewerk geſtattet keine Raſt.
Chremes nimmt ihm die Hacke.
Ihr müßt.
Menuedemus mit Vorwurf.
Ihr zwingt mich?
Chremes
wägt die Hacke in der Hand.
Ach! das ſchwere Werkzeug!
Menedemus.
Für meine Buße viel zu leicht!
Chremes.
Erzählt.
0 Menedemus.
Nun wohl. — Ein hoffnungsvoller Juͤngling ift
Mein einzig Kind. Was ſag' ich? ach! er war
Es einſt, und lebt vielleicht nicht mehr.
Chremes.
Ihr wißt
Es nicht?
10 Der Selbſtpeiniger.
Menedemus.
Hort nur. — Ein armes Muͤtterchen
Zog von Corinth hierher mit ihrer Tochter.
Mein Sohn gewann die Fremde lieb, hielt mirs
Geheim, und ſann auf eine Heirath. Ich
Er uhrs. Ein guter Vater hätte ihn
Geſchont, fein krankes Herz durch Freundlichkeit
Gelenkt. Ich nicht: ich war ein Unmenſch. Tag
Zur Tag beſtürmt' ich ihn, und ſchalt ihn aus.
„Du Taugenichts! — fuhr ich ihn an — Du
8 Haft
Ein Mädchen, haͤltſt fie heimlich? Freyen willft
Du ſie? Daraus wird nichts. Entſag der Dirne!
Du kennſt mich, Clinia. Gehorchſt du mir;
So bin ich Vater: thuſt du's nicht; ſo hab'
Ich keinen Sohn. Die Traͤgheit macht dich luͤſtern;
Du biſt zu faul, zu muͤßig. Ich war jung
Wie du — und arm. Ans Lieben dacht' ich nie.
Ich regte mich. Ich nahm die Waffen, zog
Nach Aſien, gewann mir Ruhm und Gold,
Und ward ein Mann.“ — Die ernſten Worte hoͤrt'
Er oft. Er nahms zu Herzen; glaubte mir,
Und ging nach Aſien zum Heer des Koͤnigs.
Erfter Akt. 17
Chremes.
So ploͤtzlich?
Menedemus betrübt.
Ohne Abſchied. Vor drey Monden
Verließ er mich.
Chremes.
Ihr fehltet Beyde. Doch
Die Folgſamkeit ehrt euern Sohn; er zeigte
Ein lenkſam Herz.
Menedemus.
Ein Freund von ihm gab mir
Die Nachricht. Tief gebeugt trat ich ins Haus,
Und warf mich kummervoll auf einen Seſſel.
Das Hausgeſinde kam herbey. Man zog
Mich aus; bereitete das Bad; trug Wein
Und Speiſen auf, und polſterte das Lager.
Da dacht' ich bey mir ſelbſt: So viele Sclaven
Verſorgen mich allein? Ein Einzelner
Bewegt ein ganzes Haus? Was fuͤr ein Auf—
wand! —
Mein armer Sohn verwaiſt in fernem Lande;
12 Der Gelbftpeiniger. ’
Ihm mangelt alles! Seine Jugend heiſcht
Genuß, er hat ein Recht darauf, mehr Recht
Als ich. Ich harter Vater! er entbehrt
Was ich verwüͤſte. Nein! das darf ich nicht;
Das könnt' ich nie verbuͤßen. — Ich verſtieß
Mein einzig Kind. Ich ſtrafe mein Vergehn!
Sein Schickſal, ſprach ich, ſey das meine. Von
Nun an bau' ich das Feld; verdiene mir
Mein Brot mit eigner Hand. Kein Tagewerk
Sey mir zu ſchwer. Ich diene meinem Sohne,
Ich froͤhne ihm, ich bin ſein Knecht. Alsbald
Verkauft' ich alles: Haus und Hausgeraͤthe.
Die Sclaven fuͤhrt' ich auf den Markt und bot
Sie feil — die Feldarbeiter ausgenommen. —
Ich raffte alles auf; verließ die Stadt,
Und kaufte dieſe Aecker. Hier zerplack'
Ich mich mit ſaurer Arbeit. Lebe arm
Und elend, wie mein Sohn — und ſteh' ihm
gleich.
So buͤß' ich meine Schuld; mein Unrecht beugt
Mich minder. Kein Genuß, den Clinia
Nicht theilt, darf mich erfreun. — Laßt mir die
| Grille.
Erſter Akt. 73
Chremes.
Ich ehre fie. Ihr ſeyd ein milder Vater.
Wie anders? euer Sohn iſt brav. Ein Wort
Mit Sanftmuth haͤtte ihn gewonnen. Ihr
Verkanntet euch; ihr wart euch fremd. — Da ſaß
Der Fehler! Ihr verhehltet eure Liebe;
Er faßte kein Vertrauen; wußte nie
Was er euch galt — und ſchied aus Mißmuth.
Menedemus.
Wahr,
Sehr wahr! Die größte Schuld iſt mein.
Chremes.- 1
Vertraut
Der Zukunft. Eh' ihrs denkt kommt euer Sohn
Zuruͤck, gefund und wohlbehalten.
Menedemus.
Gebs
Der Himmel!
Chremes.
zahle darauf. — Wir feyern heut
Des Bachus Feſt. Kommt mit mir, ſeyd mein Gaſt.
14 Der Selbſtpeiniger.
Menedemus.
Ich darf nicht, nein.
Chremes.
Laßt euch erbitten. Machts
Euch götlich. Euer Sohn gönnt euch die Labung.
Thuts ih m zu Liebe.
Menedemus.
Nein. Ich ſchuf fein Elend.
Mir ziemet keine Freude.
Chremes.
Bleibts daben ?
Menedemus.
Ich kann nicht anders.
Chremes.
Nun. Lebt wohl.
Menedemus im Abgehen.
Ihr auch.
Chremes allein, nach einer Pauſe.
Der arme Schelm! er dauert mich. Ich that
Erſter Ak t. 15
Das meine. — Doch die Zeit ruͤckt vor; ich muß
Zu meinen Gaͤſten. Geräuſch. Ah! die Thür geht
auf.
Laßt ſehn wer kommt? Er zieht ſich zurück.
3 we y te Seen e
Clitipho. Chremes.
Clitiphs ſpricht ins Haus.
Fu Sey ruhig, Clinia.
Die Bothen find geſandt; fie kommen bald,
Sie bringen dir dein Mädchen, Troͤſte dich.
TChremes zu ſch. 7
Mein Sohn? er ſpricht mit jemand.
Clitipho ibn bemerkend. Zu ſich.
Ah! mein Vater.
Nach Wunſch. Laut. Ihr kommt mir wie gerufen.
Chremes.
Nun
— I
Was giebts?
16 Der Gelbftpeiniger.
Clitipho.
Ihr kennt den Nachbar Menedemus?
Chremes.
Ich kenne ihn —
Clitipho.
und wißt von ſeinem Sohnes
Chremes.
Er iſt in Aſien; ich habs gehört.
Clitipho lebhaft.
Der Sohn iſt hier, in eurem Hauſe.
Chremes froh, verwundert. *
Wirklich?
Clitipho.
So eben kam er an. Ich nahm ihn aus
Dem Schiff, und lud ihn her. Wir ſind uns
Freunde.
Chremes.
Willkommen Bothſchaft! — Waͤr' ſein Vater doch
- Mein
Erfter Akt. 17
Mein Gaſt: den hatt ich uͤberraſcht! Nun fehlt
Er mir. — Noch iſt es Zeit: ich ſchicke —
Clitipho ſchnel.
. Thut
Es nicht.
Chremes.
Was hindert mich?
Clitipho.
Schont meinen Freund.
Er ſcheut den Vater. Fuͤrchtet fuͤr ſein Maͤdchen,
Ob ſie ihn liebe. Das erforſcht er itzt. —
Sein Herz haͤngt feſt an ihr: um ihrentwillen
War er entflohn.
Chremes.
Man ſagte mirs.
Clitipho.
Sein Knecht
Iſt in der Stadt auf Kundſchaft, unſer Syrus
Begleitet ihn.
ID
18 Der Gelkftpeiniger.
Chremes. |
Was ſpricht der Juͤngling? Was
Beſchließt er?
Clitipho.
Nichts. Er klagt fein Ungluͤck.
Chremes.
Ungluͤck?
Was mangelt ihm? Er ſitzt dem Gluͤck im Schooße;
Hat Aeltern, Freunde, Vaterland, Vermögen;
Und ſchwatzt von Ungluͤck? Freylich wohl! Ihm
fehlts
An Weisheit. Wer die Guͤter kennt; der ſchaͤtzt
Sie auch: dem Thoren ſind ſie Gift.
x
Clitipho.
Ihr ſeyd
Zu ſtreng. Die größre Schuld trifft feinen Vater;
Der war zu rauh, zu hart. Er flieht vor ihm,
Er fuͤrchtet ſeine Hitze.
Chremes gutmüthig ſpottend.
Seine Hitze? Zu ſich.
Er ME" 19
Doch halt! Das Söhnchen fuͤrchtet ſich: recht gut!
Das macht ihn kirre. 0
Clitipho etwas beunruhigt.
Was beſchaͤftigt euch?
Chremes mit ernſt.
Du darfſt es wiſſen. Clinia hat Unrecht,
Sehr unrecht. That ſein Vater ihm zu viel:
So mußt' ers dulden. Wer den Aeltern trotzt,
Der trotzt mit Jedem; fuͤgt ſich nie, und bleibt
Ein Starrkopf. Folgſamkeit iſt Pflicht: die Pflicht
Gebührt dem Sohne. Ihr beſchwert euch oft,
Schreyt über Unrecht, nennt uns hart und grauſam.
Was thun wir denn? Wir zuͤgeln eure Luͤſte;
Sind lockrer Sitte feind; und geben ſpaͤrlich
— Aus Vorſicht — nicht aus Geiz. Ein ſtörriſches
Gemüth verkennt die gute Abſicht. Mn
Verfeindet ſich, man hadert mit den Aeltern;
Und buͤßt dafür. — Das Beyſpiel liegt vor Augen.
Der Kluge merkt darauf, und nimmts zur War—
nung. |
Nicht wahr, mein Sohn?
20 Der Selbſtpeiniger.
Clitipho nachläſſig im Ton.
5 O ja.
Chremes.
j Ich geh' ins Haus,
und muſtere die Speiſen. Komm bald nach;
Verlauf dich nicht! Geht ab.
Dritte Sten
Clitipho allein.
So ſind die Vaͤter! kalt
Und wunderlich. Sie tadeln alles. Wer
Kein Graukopf iſt; der iſt ein Taugenichts.
Wie ungerecht! — Bekomm' ich einen Sohn,
Dem mach' ichs leicht; ich werd' ein guter Vater.
Verſieht er was; ſo ſag' ichs ihm mit Glimpf,
Und damit gut! — Mein Alter grollt im Stillen;
Stellt mir ein Beyſpiel dar, und fenftert mich.
Verdammt! Ich kenn' ihn beſſer: Sitzt er beym
Pokal und ſchwatzt; da hoͤrt man manch Ge—
ſchichtchen. - |
Erſter Akt. 21
Er war. ein ſaubrer Hecht — und ſpricht von
Muſtern? N
Ich hoͤr' nicht drauf, er predigt tauben Ohren.
Was Bacchis ſpricht, das geht zu Herzen:
| „Bring
Mir was, mein Schatz! Verehr mir ein Ge—
ſchenk!“
Da werd' ich ſchamroth, ſinne hin und her,
Und fluche meiner Armuth. — Clinia
Iſt ſchlimm daran: doch neid' ich ihn. Er hat
Ein wackres fanftes Mädchen, Meine Bacchis
Iſt ſtolz, verſchwendriſch, ſpielt die große Dame;
Und ſchaͤlt mich aus. — Das Schenken hat ein
Ende;
Ich habe nichts, der Vater giebt mir nichts,
Und darfs nicht wiſſen. — Alles aͤngſtigt mich!
Geht ab.
—
30 ee RE
Erfte Scene
4
Clinia. Dann Clitipho.
Clinia allein.
Die traͤge Bothſchaft deutet ſchlimme Zeitung.
Mein Mädchen gab mich auf; fie iſt verſchwunden.
Verhaßte Reiſe! Alles bangt mein Herz:
Die Stadt, ihr Alter, die Verfuͤhrung — ja
Die eigne Mutter. Der iſt alles feil;
Sie haͤngt am Geld, und kuppelt.
Clitipho im Eintreten.
Clinia!
Clinia hört es nicht.
Ich Ungluͤckſelger!
%
Zweyter Akt. 23
Clitip ho näher tretend.
Sieh dich vor: daß keiner
Von deines Vaters Leuten dich erblickt.
Clinia.
Mich quaͤlen andre Sorgen. Der Verzug,
Die ſchlimme Bothſchaft.
Clitipho.
Warum ſchlimm? du kennſt
Sie nicht.
Clinia.
Was zoͤgert man? Das Gute kommt
Uns raſch.
Clitipho.
Der Weg hierher iſt weit. Man putzt
Sich erſt, hat allerley zu kramen. Das
Braucht Muße.
Clinia.
Eitler Troſt!
4 0
24 Der Selbſtpeiniger.
Clitipho ſich umſehend.
Erheitre dich!
Sie kommen ſchon — dein Knecht und unſer
Syrus.
Zweyte Scene,
Syrus. Dromo. Clinia. Clitipho.
Syrus
im Hintergrunde, zu Dromo.
Das iſt mein Anſchlag.
Dromo immer mit phlegma.
Ich verſteh.
Syrus.
Doch halt!
Wir plaudern da, und unfre Leutchen find
Noch weit zurück.
Clitipho zu Clinfe,
Sie bringen fi. Du hoͤrſts.
* 1 *
Zweyter Akt.
1
[971
Clinia.
Ich athme wieder! Beſter Clitipho.
Syrus ſeebt ſich um.
Kein Menſch zu ſehn, zu hören?
Dromo.
Iſts ein Wunder?
Ein ganzes Heer von Maͤgden ſchleppt ſie nach.
Clinia erſchrocken. Zu ſich. i
Ein Heer von Maͤgden? Gute Goͤtter! Zu Clitipho.
Sag,
Wer gab ihr die?
Clitipho.
Was weiß ichs?
Sy rus zu ſich.
Sie ſind ſchwer
Bepackt.
Clinia. uf
Ich bin des Todes!
Syrus fortſprechend.
Ganze Laſten
26 Der Gelbftpeiniger.
Von Schmuck und Kleidern — und allein? Die
Nacht
Iſt da; und niemand weiß den Weg. Die Eil
War dumm. He! Dromo, ſuch ſie auf, mach
hurtig. —
Was ſaͤumſt du?
Dromo gebt ab.
Clinia.
Wehe mir! Ich fuͤrchte alles!
Clitipho.
Was iſt dir wieder?
Clinia. e
Fragſt du noch? Mein Maͤdchen
Hat Sclaven, Kleider, Schmuck. — Ich ließ ſie
N 0 arm,
Mit einer Magd N und itzt fo reich, fo prachtig !
Clitipho.
Nun merk' ichs erſt.
Syrus zu ſich.
Was fuͤr ein Schwarm? Das Haus
8 wey der Akt. 27
Wird rappel- voll. Die werden ſchlucken! — Weh
Dem alten Vater! der faͤhrt ſchlimm dabey. —
Clinia zu ſich.
I Redlichkeit
Und Treue find dahin! Kein Opfer zaͤhmt
Die Falſche! Ich verbanne mich, ich irr'
Umher — Sie achtets nicht; ſie macht ſich frey;
Und buhlt nach feilen Schaͤtzen. Alles wagt'
Ich dran: Gewiſſen, Ehre, Pflicht. Der Vater
Fand kein Gehoͤr. Er kannte ihre Tuͤcke,
Er warnte mich. — Ich breche meine Feſſeln! —
Zu ſpaͤt! mein Vater dankts mir micht.
Syrus zu ſich, ihn bemerkend.
Ah ha!
Er hoͤrte das Geſpraͤch, und ſteckt im Irrthum.“
Laut. —
He, Clinia! Friſch auf! es ſteht nach Wunſch.
Antiphila war treu, ſie liebt euch noch.
Ich hab' Beweiſe.
Clinia.
Lindre meine Qual,
*
28 Der Gelbfipeiniger,
Beruhige mein Herz: dann bin ich gluͤcklich.
Was weißt du? Hurtig!
Syrus.
. Ihr muͤßt alles hoͤren.
Die Alte, die fuͤr ihre Mutter galt, R
Die ſtarb ohnlaͤngſt — das Weib war eine Fremde. —
So hört’ ich unterwegs; Antiphila
Vertraute es der Andern.
Clinia.
Wem? wer iſt
Die Andre?
Syrus.
Nur Geduld! ich komme drauf. —
Mein Kamerad Dromo führte mich vors Haus.
Er pochte an. Ein altes Muͤtterchen a
Trat an die Thuͤr, und ſchob den Riegel auf. |
Wir flugs hinein. Die Alte fperrte zu
Und ſetzte ſich an ihre Spindel. — Hier
Erprobte ſich die Sitte eures Maͤdchens;
Hier ſah man auf den Grund. Der raſche
Zuſpruch
Zwenyter Akt. 29
Sprach ihr das Wort. Wir fanden Haͤuslichkeit,
Und Armuth — das ſagt viel; zwey ſtarke Zeu—
gen. —
Sie ſaß am Weberſtuhl. Ein ſchwarz Gewand
Von Wolle war ihr Kleid; ſie trauerte
Um ihre Pflegerin. Von Gold und Schmuck
War nichts zu ſehn. Kein aufgemahlt Geſicht,
Kein Putz. Ihr Haar hing ſchlicht herab |
Um ihre Schultern.
Clinia.
Beſter Syrus! Sprich,
Iſts wirklich ſo? darf ich dir traun?
Syrus.
1 Gewiß.
Die Alte fuͤllte ihr die Spulen zum Einſchlag.
Ein andres Maͤdchen half der Arbeit. Die
Sah lumpig aus, ein wahrer Sudel.
Clitipho.
Heil
Dir, Clinia! Die Armuth buͤrgt dein Glück. ’
Antiphila war treu; kein Nebenbuhler
30 Der Gelbftpeiniger-
Stand dir im Weg. Die geben reichen Lohn,
Da ſetzts Geſchenke. Man beſticht das Haus;
Und bahnt den Weg zur Herrſchaft.
Clinia.
Beſter Syrus!
Erzähle weiter; alles was du weißt.
Ich fordre Wahrheit. — Wie benahm ſie ſich
Bey deiner Bothſchaft?
Syrus.
Ich vermeldete
Ihr eure Ankunft. Sie war außer ſich
Vor Freude; ſprang empor; die Spule fiel
Ihr aus der Hand; ein Strom von Thraͤnen floß
Aus ihren Augen. Kurz, ſie liebt euch noch;
Und das von Herzen. : “
Elinia.
Suͤßes Loos! Die Furcht
Entweicht; nun bin ich gluͤcklich!
Clitipho.
Wußt' ichs nicht?
Zweyter Akt. 31
Du forgteft ohne Grund. Zu Syrus. Nun Syrus,
ſag,
Wer iſt die Andre, die du nannteſt?
Syrus ſchalkbaft.
Merkt
Ihr nichts? Wir bringen eure Bacchis.
Clitipho.
Bacchis?
Was ſoll ſie hier?
Syrus.
Sie zieht in unſer Haus.
Clitipho.
Zu meinem Vater?
Syrus.
Freylich.
Clitipho.
Unverſchaͤmter!
Die Keckheit geht zu weit.
32 Der Selbſtpeiniger.
Syrus.
Was ſchaudert ihr?
Der Muth bewährt den Mann — die That.
Clitipho.
Du Waghals!
Wozu? Was kanns mir helfen? Jeder Zufall
Schlaͤgt mich zu Boden. Zu Clinia. Clinia, der
Menſch
Iſt raſend.
Syrus ſtockend.
Wenn — geſetzten Falles —
Clitipho mit Zorn.
Wenn?“
Der Fall iſt klar.
Syrus.
Gelaſſen!
Clinia zu Clitipho.
Hoͤre ihn!
Clitipho.
Es ſey.
Sy:
Zweyter Akt. 33
Syrus ſtockend. N
Die Sache — mein’ ich — fo zu ſagen —
Der Zweck. |
Clitipho.
Verdammter Schwaͤtzer! Ohne Umſchweif.
Clinia.
Zur Sache, Syrus, kurz.
Syrus wpikirt.
Herr Clitipho,
Ihr ſeyd verzweifelt grob. — Das leid' ein Andrer!
Clinia zu Clitipho.
Du mußt ihn hoͤren. Zu Syrus. Rede, Syrus.
Syrus böhniſch.
N Seht
Mir doch? Im wüͤnſchen ſeyd ihr flink. Ihr
wolln
Das Maͤdchen, braucht Geſchenke; habt kein Geld.
Da heißts: „Mach' Anſtalt, ſchaffe Rath, bring
her.“
34 Der Selbſtpeiniger.
Doch wagen wollt ihr nichts. Sehr ſchlau! Ihr
r ſagts,
Und damit Punktum. — So gehts nicht. Hier
ſind
Zwey Faͤlle: waͤhlt! Wollt ihr die Bacchis haben?
So folgt mir. Wollt ihr nicht? ſo gebt ſie auf. —
Das Wagſtuͤck iſt gering; der Anſchlag ſicher.
Die Bacchis kommt ins Haus; fie wohnt bey uns;
Ihr ſeht ſie täglich. — Dieß fürs erſte. Dann
Verſchaff' ich Geld, die tauſend Drachmen, die
Mich taub gefleht. Seyd ihr zufrieden?
Clitipho.
4
Wenn nur? —
Syrus.
Erharrt den Ausgang.
Clitipho.
Nun, ich fuͤge mich.
Was iſt dein Anſchlag? laß ihn hören.
Syrus. 2
Hoͤrt;
Und ſchreibts euch hinters Ohr. Von heute an,
3Zweyter Akt. 35
Wird eure Bacchis Clinias Geliebte.
Ihr gebt ſie ab: er tritt an eure Stelle.
Die Liſt verblendet euren Vater. Er
Nimmt Bacchis auf, und glaubt, ſie ſey die Liebſte
Von eurem Freunde.
Clitipho.
Dumme Poſſe! Clinia
Der hat ſein Maͤdchen: eine iſt zu viel.
Das machts noch ſchlimmer.
Syrus.
Nein. Antiphila
Tritt ab; die bringe ich zu eurer Mutter.
Clitipho.
Wozu? warum?
Syrus.
Aus tauſend Gruͤnden. Fragt
Ein andermal. — Die wahre Urſach iſt —
Clitipho einfalend.
Ein Narrenſtreich! Gefahr auf allen Seiten.
Sonſt nichts. Ich ſehe keinen Grund — der taugt.
36 Der Selbſtpeiniger.
Syrus.
Ihr fordert Vorſicht? Gut. Ich weiß ein Mittel,
Da geht ihr ſicher; keiner wagt dabey.
Clitipho erfreut.
So recht! das Mittel, Syrus?
Syrus mit Nackdeuck.
Ich kehr' um,
Und ſchick' die Maͤdchen nach der Stadt.
Clinia.
Was ſagſt du?
Clitipho.
Wo denkſt du hin?
x Syrus.
Ich denk' an eure Ruhe:
Ihr fuͤrchtet nichts und ſchlaft auf beyden Ohren.
Clitipho zu Eiinia.
Was thun wir, Clinia?
Clinia.
N Wer wagt, gewinnt.
Wir wollens wagen. 0
Swenter Akt. 37
Syrus wil abgehen.
Clitipho zu Clinta.
Iſts dir Ernſt? Zu Syrus. Bleib hier!
Syrus wie vorhin.
Folgt eurem Kopf. Es wird euch reun.
Clinia zu Clitipho.
Das Gluck
Iſt fluͤchtig: laß uns eilen.
Clitipho in Syrus.
Syrus! Syrus!
S yrus ohne ſich umzuſehen.
Ruft wie ihr wollt — es iſt zu ſpaͤt.
Clinia zu elitipho.
Ich bin
Entſchloſſen.
Clitipho.
Ich nicht minder. Zu Syrus. Syrus! Der
Verdammte Schlingel!
38 Der Selbſtpeiniger.
Syrus au fic,
Dem wirds warm! Laut. Was giebts?
Was ſoll ich?
Clitipho.
Bleiben ſollſt du. Biſt du taub?
Syrus näher tretend.
Da bin ich. Geh' ich, oder nicht? Das weiß
Der Henker.
Clitipho.
Beſter Syrus, dir vertrau'
Ich alles: Ehre, Liebe, Gluͤck. Mach was
Du willſt; ich laß dir freye Hand. — Nur nichts
Verpudelt. Merk dirs wohl.
Syrus.
Wozu die Gloſſe?
Wir gehn in gleiche Theile — ihr wie ich. —
Kommt Ungluͤck drein, ſo ſchilt man euch; fuͤr mich
Setzts Prügel. Ich verwahre meine Haut.
Verlaßt euch drauf. Thut ihr das eure, Bacchis
Spielt Clinias Geliebte: dabey bleibts.
3weyter Akt. 8
Clinia.
Du willſt es ſo? Nun wohl!
Clitipho.
Dank deiner Freundſchaft!
Clinia zu Syrus.
Sorg nur, daß Bacchis nichts vergakelt.
4 Syrus.
Die
Iſt ſchon geſtimmt.
Clitipho.
Und willigt ein?
Syrus.
Sehr gern.
Clitipho.
Ein wahres Wunder. Sie war gut gelaunt.
Die Stolze ſperrt ſich oft.
Syrus.
Die Rolle macht
Ihr Spaß; ſie nimmt ſie leicht — vielleicht zu
luftig,
—
40 Der Selbſtpeiniger.
Das muͤßt ihr hindern. Euer Vater iſt a
Ein Fuchs, ein feiner Finke. Sagt ihr das,
Das Schwerſte kommt an euch: ſeyd auf der Huth.
Kein Wink, kein Seitenblick, kein Haͤndedruck,
Kein Seufzer — nicht gemuckſt.
Clitipho.
Du ſollſt mich loben.
S yrus.
Nehmt euch zuſammen.
Clitipho.
Wundern ſollſt du dich.
Syrus
ſieht zurück, und erblickt den Zug.
Sie kommen. Dank den Goͤttern!
Clitipho entgegen eilend.
Hin zu ihr!
Syrus faßt ihn am Arm.
| Clitipho.
Was haͤltſt du mich?
Zwenten Akt. 41
Syrus.
Ihr fallt aus eurer Rolle.
Fuͤr euch kommt nichts; ihr habt kein Maͤdchen.
Clitipho.
Poſſen!
Das gilt beym Vater: aber hier? —
Syrus gelieteriſch.
Auch hier,
Auch itzo.
Clitipho.
Laß mich!
Syrus.
Nein!
Clitipho.
Ein Augenblickchen?
Syrus.
Ihr ſollt nicht.
Clitipho.
Sie zu gruͤßen.
42 Der Gelbfipeiniger.
Syrus.
Macht euch fort.
Das iſt das kluͤgſte.
Clitipho.
Nun, ich gehe ſchon.
Und Clinia?—
Syrus.
Der bleibt
Clitipho zu Elinin.
* Du Gluͤcklicher!
Syrus sicht ihn hinweg.
Baſcht ab! macht hurtig.
Clitipho geht ab.
Zwenter Akt. 43
x
Deitte Seen e.
Bacchis. Antiphila. Clinia. Syrus.
Mägde mit vielem Gepäck.
Bacchis im Eintreten zu Antiphtla.
Recht, Antiphila,
Du waͤhlſt das beſte Theil. Du biſt ſo ſchoͤn
Als weiſe. Wahre Liebe lohnt ſich ſelbſt.
Sie feſſelt einen Mann; giebt Herz um Herz —
Ein Bund fuͤrs ganze Leben.
Antiphila.
Seliges
Geſchick! Nur Clinia; und jeder Wunſch
Iſt mein!
Clinia zu ſich.
Die treue Seele! Alles war
Sin Traum — ein ſchwerer Traum! — er iſt vorüber.
Syrus zu ſich; ſpottend.
Wer weiß?
44 Der Selbſtpeiniger.
Clinia zu Syrus.
Die Sehnſucht todtet mich! Dem Gluck
So nah und ach! —
Syrus einfalend, ſpötliſch.
Der ſtrenge Vater!
Bacehis zu Antiphila.
f Sieh!
Wer iſt der Juͤngling? — Er betrachtet uns.
Antiphila ſieht Elinta.
Ihr Götter! — Stutze mich!
Sie ſinkt an Bacehis Bruſt.
Bacechis.
Was iſt dir?
Antiphila.
Mein Kopf! mir ſchwindelts.
Bacchis.
Du erſchreckſt mich.
3weyter Akt. 45
Antiphila rubiger; aufdlickend.
Seh'
Ich recht? Iſts Wahrheit? — iſts ein Traum?
Bacechis.
Wen ſiehſt du?
Clinia
faßt Antiphila in feine Arme.
Mein theures Maͤdchen!
Antiphila.
Tauſendmal willkommen!
Clinia.
Du lebſt? —
Antiphila.
Fur dich!
Clinia.
Du liebſt mich?
Antiphila.
Ueber alles!
40 Der Selbſtpeiniger.
Clinia
drückt ſie an ſeine Bruſt.
Mein Arm umfaßt mein Gluͤck!
Syrus
trennt die Umarmung. Zu Elinia.
Ein andermal. —
Mein Alter harrt auf euch. Macht euch hinein.
Er drängt ihn fort. Alle gehen in Chremes Haus ab.
Dit ter Akt:
Erſte Seene.
Chremes. Menedemus.
Chremes alein.
Der Tag bricht an. Ich geh zu meinem Nachbar,
Und poch' ihn raus. Sein Sohn iſt angekommen:
Das muß er wiſſen. Ich verkünd' es ihm,
Und bin der Erfte, ders ihm ſagt. — Der wird
Sich freun! — Sein Sohn verbot mirs zwar.“
5 Was thuts?
Was kanns ihm ſchaden? Menedemus iſt
Mein Freund; ich troͤſte ihn, ich bin ſein Beyſtand.
Die Söhne ſind ein Herz; ſie helfen ſich,
Sie ſtehn für einen Mann. Die Väter auch:
Ein Bundniß heiſcht das andere.
48 Der Selbſtpeiniger
Menedemus
zu ſich, aus ſeinem Hauſe tretend.
Nein, ſo ſchwer
Wie ich, tragt keiner feine Schuld! — Die Zeit
Bringt keinen Troſt — das Sprichwort luͤgts. —
Mein Schmerz
Steht feſt, der Gram um meinen Sohn erwacht
Mit mir, und waͤchſt mit jedem Morgen.
Chremes bemerkt ihn.
f Ah!
Er kommt. Ich naͤh're mich, und red' ihn an.
Laut.
Freund Menedemus, gute Bothſchaft!
Menedemus.
Wie?
Wißt ihr von meinem Sohne? hortet ihr
Von ihm?
Chremes.
Er lebt, iſt friſch und wohl.
Menedemus.
Wo iſt er?
Ehre:
Dritter Akt. 49
Chremes.
Bey mir, in meinem Haufe,
Menedemus.
Clinia?
Mein Clinia?
Chremes.
Nicht anders.
Menedemus.
Er iſt hier?
Chremes.
Ich ſags euch ja.
Menedemus wil fort. 2
Führt mich zu ihm! Ich muß
Ihn ſehn, ihn ſprechen.
Chremes Hält ibn zurück.
Bleibt! Er zeigt ſich nicht.
Er fürchtet euren Zorn. N
Menedemus gutumüthig.
Ihr kennt mich beſſer;
Ihr ſagtets ihm? 2
4
50 Der Selbſtpeiniger.
Chremes.
Bewahre!
Menedemus.
dicht? warum nicht?
—
Chremes.
Aus Vorſicht, Freund. Ihr gebt euch bloß, ihr
. ſeyd
Zu milde. 2
Menedemus.
Still davon! Ich war zu lang
Ein harter Vater.
Chremes. N
Ey! ihr wechſelt raſch.
Erſt knauſert ihr; nun gebt ihr alles —
Menedemus.
Seys!
Chremes.
Die Großmuth kommt zu ſpaͤt; ſie hilft euch nichts.
Menedem nus.
Wie ſo?
Dritt er Akt. 51
Chremes.
Die Liebſte eures Sohnes war
Einſt arm; fie brauchte wenig, nahm fuͤrlieb.
Da geiztet ihr, der Sohn ward weggepoltert. —
Nun iſts geſchehn. Das Maͤdchen war allein,
War jung, fand andre Werber, wurde reich,
Und ſpielt die große Dame. — Seht! ſo habt
Ihr ſie. Schenkt ihr ſo viel ihr wollt; ſie will
Noch mehr: ein Cröſus wird zum Bettler. —
Denkt
Euch nur! zwoͤlf Maͤgde ſchleppt ſie her. Ihr
Schmuck
Fuͤllt ganze Kaſten. Kleider ohne Zahl.
Die ſchaͤlt euch aus: ihr koͤnnts nicht geben.
Menedemus.
Sit
Das Mädchen hier in eurem Haufe?
Chremes.
Leider ! -
Mein Seckel ſpuͤrts. Ich gab ihr eine Mahlzeit;
Die zweyte frißt mich auf. — Die machts zu toll.
Sie nippt aus allen Flaſchen: nichts iſt recht.
52 Der Selbſtpeiniger.
Der Wein iſt ſchal, der herbe, der zu jung.
„Was ſuͤßes, Vaͤterchen, was ſtarkes. Hört
Ihrs wohl?“ Man lauft, man bringt, bricht
alles an,
Verwüſtet alles. Das war eine Nacht;
Ein kleines Pröbchen. Ihr müßt taglich dran:
Ein Gaſtmahl jagt das andre. Welch ein Aufwand!
Wie ſoll das enden? 5
Menedemus.
Fragt mich nicht. Mein Sohn
Verſchwende, praſſe, mache was er will:
Ich bin gefaßt. — Genug ich hab' ihn wieder.
Chremes.
Nur eine Bitte. Iſt der Vorſatz Ernſt;
So laßts nicht merken. Stellt euch hart, und
ſteckts
Ihm heimlich zu.
Menedemus.
Wie meint ihr das?
Chremes.
Gebt durch
Dritte Akt. 53
Die dritte Hand, durch Sclaven; nur nicht ſelbſt.
Laßt euch brav prellen — das gilt eins. Man
legts
Drauf an, ich ſahs. Sie fluͤſterten ſich ins Ohr,
Sie ſchmieden Plane. Syrus ſteckt bey Dromo,
Die Söhne pflegen Rath. Sie muͤnzens fein.
Laßt fie gewähren. Beſſer blind, als gütig.
Gebt eurem Sohne; doch verhehlt es ihm:
So ſchadets minder. Großmuth macht ihn keck;
Er baut darauf, und pocht auf eure Guͤte.
Der ſchwache Vater wird fein Spiel. Verſagt
Ihr etwas; ſo verdrießts das Soͤhnchen: braucht
Ihr Ernſt; ſo droht er euch, und will entlaufen.
Menedemus.
Sehr wahr. Ich ſeh' es ein; ich will euch
folgen. 1
Chremes.
Ich beßre euren Sohn. Laßt mich gewähren. -
Menedemus reicht ihm die Hand.
Die Hand darauf — fuͤr itzt, wie immer.
54 Der Gelbftpeiniger.
Chremes giebt ihm die Hand.
| Topp!
Es bleibt dabey. 1
Menedemus.
Nun wuͤnſcht' ich eins, wenns geht?
Chremes.
Was wuͤnſcht ihr? ſprecht.
Menedemus.
Ihr wißt die Plane, die
Man ſchmiedet. Sagt mirs kurz heraus: was ſoll
Ich thun? was fordert man? Ich ſehne mich
Nach meinem Sohne. Schont mich nicht; begehrt;
Braucht meinen Beutel.
Chremes.
Sorgt fuͤr nichts; das ſoll
Geſchehn. Ich ſprech' mit Syrus, der verſteht
Sein Handwerk. Sieht ſich um. Ah! da kommt der
a Gauner. Geht,
Laßt mich allein mit ihm.
Dritter Akt. 55
Menedemus in Abgehen.
Wir ſehn uns wieder?
Chremes.
Sewiß.
Menedemus geht ab.
Zweyte Scene
Ehre mes yr u
Syrus zu ſich.
Ich lauf die Beine ab, und bring
Kein Geld. Friſch an! es muß heraus, und laͤgs
An Ketten. |
Chremes zu fie.
Sagt' ichs nicht? der ſinnt auf Pfiffe.
Man haͤlts mit Syrus. Dromo iſt zu dumm.
Syrus in ſich— 8
Wer ſpricht? Sieht Chremes. O weh! er hoͤrte mich.
56 Der Gelbftpeiniger.
Chremes laut.
Syrus!
Syrus zu ſich. .
Verdammter Zufall!
Chremes.
Nun, was thuſt du hier?
Syrus laut.
Nicht viel. Ich ſeh' euch an, und wundre mich.
Ihr macht euch früh heraus? Schon ausgefchlafen ?
Chremes.
Wie ſo?
Syrus.
Die Nacht gings flott; ihr zechtet tapfer.
Chremes.
Du träumſt.
Syrus.
Nein, nein. Es ſchmeckte euch. — Ihr macht
Euch jung, ſeyd munter wie ein Hirſch.
Chremes mit Woblbehagen.
So wünſcht' ichs.
Dritter Akt. 57
Syrus.
Das Mädchen that euch wohl. Sie weiß zu leben.
Hat Witz.
Chremes.
O ja, da fehlts ihr nicht.
Syrus.
Beym Zevs!
Sie iſt nicht bitter.
Chremes.
Schoͤn genug.
Syrus ſchalkbaft.
Vor dem
Gabs ſchoͤne Maͤdchen. Doch, die Zeiten ſind
Vorbey; wir ſehn nichts beſſers. Clinia 1
Iſt jung, er find't das Maͤdchen ſchön, und ſtirbt
Für Liebe. Muß er nicht? Sein Vater ift
Ein Fils; er giebt ihm nichts. Zeigt auf Menedemus Haus.
Da wohnt der Knauſer.
Er hats vollauf, und knickert mit dem Sohne —
Aus Hunger lief er fort. Ihr werdets wiſſen?
58 Der Selbſtpeiniger.
Chremes.
Wie ſollt' ich nicht? — Zur Mühle mit dem
Schuft!
Syrus beunruhigt.
Wen meint ihr?
Chremes.
Fragſt du noch? den Knecht des Sohnes.
Sy rus in fie.
Was heißt das?
Chremes.
Dromo iſt zu faul.
Syrus mütztrauiſch.
Was ſollt'
Er thun?
Chremes.
uf Staufen fihnen, helfen fol
Der Träumer.
Syrus zu ſich.
Hör’ ich recht?
Drei t er Akt. 39
Chremes.
Sein Herr braucht Geld,
Er braucht Geſchenke. Beydes muß herbey.
Das hilft dem Sohn, und nutzt dem Vater; der
Verdankts ihm einſt.
Syrus.
Ihr ſpaßt?
Chremes.
Nein, nein. Er wars
Ihm ſchuldig.
Syrus.
Wie? den Vater prellen, das
Waͤr' recht?
Chremes.
Zur rechten Zeit, ifts Pflicht.
Syrus.
Vortrefflich!
Chremes.
Ein fruͤhes Mittel bricht die ſchwerſte Krankheit.
Hier ſaͤumte man, die Huͤlfe kam zu ſpaͤt.
60 Der Selbſtpeiniger.
Syrus zu ſch.
Scherz oder Ernſt? Friſch an! ich will es wagen.
Chremes.
Das Mädchen koſtet; Clinia iſt kahl.
Soll er entlaufen? Helfen muß der Knecht,
Den Alten prellen. Treib' ihn an.
Syrus.
Der Burſch
Iſt viel zu dumm; er zwingts nicht.
Chremes.
Hilf dem Toͤlpel,
Dem Herrn zu Liebe.
Syrus lebhaft.
Darf ich traun? Iſts Ernſt 7
8
N Chremes.
Wie anders?
Syrus mit Zutrauen. Prableriſch.
Mir iſts Kinderſpiel. Laßt mich
Nur dran; da bin ich Meiſter.
Dritter Akt. 61
Chremes.
Wackrer Syrus!
Du giltſt dein Geld.
Syrus.
Ich ſags frey raus. Was nutzt
Verſtellung?
Chremes.
Mach dich dran, es eilt.
*.
Syrus.
Nur eins —
Der Vorſicht halber — Merkt auf eure Rede.
Ihr ſprecht von Clinia: ich dreh das Blatt,
Und denk mir euren Sohn. Der Fall iſt möglid).
5 Chremes.
Das hoff’ ich nicht.
Syrus.
Ich auch nicht, nein. Ich weiß
Von nichts, vermuthe nichts. Man denkt ſichs nur.
Es fuͤgt ſich manches. Euer Sohn iſt jung.
-
62 Der Selbſtpeiniger.
Kommt ihr ans Bret; euch will ich rupfen.
Zahlt
Darauf.
Chremes.
Das wird ſich finden. Thu was ich
Befahl. Geht ab.
Sy rus alein, nach einer Pauſe.
Das kam gerufen. Beſſer ſprach
Kein Herr, und weiſer. — Friſch ans Werk! Er
5 ſpornt
Mich an, er ſtellt die Falle: faͤngt er ſich,
So mag ers haben. Geräuſch. Horch! die Thuͤr
geht auf.
Er kommt ſchon wieder?
Dritter Akt. 63
Dritte Scene.
Chremes. Clitipho. Syrus.
Chremes
zu Clitipho, mit dem er aus dem Hauſe kommt,
Clitipho, das heiß'
Ich ſchlecht; das ſchickt ſich nicht.
Clitipho.
Was that ich denn?
Chremes.
Du fragſt? Das Maͤdchen auf dem Schooße? Arm
In Arm? Des Freundes Liebſte! — Clinia
Verzeiht dirs nie.
Syrus zu ſcch.
Wir ſind verrathen!
Clitipho.
Nein,
Ihr irrt euch.
64 Der Selbſtpeiniger.
Chremes. 5
Schweig! Ich ſahs mit eignen Augen.
Wo blieb die Freundſchaft? wo das Gaſtrecht? Er
Vertraut ſich dir, du lockteſt ihn ins Haus:
Und zaͤhmſt dich nicht? Wie frech warſt du bey
Tiſch,
Wie toͤlpelhaft! |
Syrus.
Das thut der Wein.
Chremes._
Furwahr!
Ein Becher mehr; ſo kams zu Haͤndeln. Mir
War Angſt und bang. N
Clitipho.
Seyd unbeſorgt. Mein Freund
Kennt mich zu gut, er weiß ſich ſicher.
Chremes.
Seys!
Doch warſt du laͤſtig; du verſtoͤrteſt ſie.
Der dritte iſt zu viel: das merke dir.
. S y⸗
Dritter Akt. 65
Syrus leise zu Elitipho.
Da hort ihrs.
Clitipho ärgerlich, leiſe zu Syrus.
Schweig!
Syrus baut.
Das ſag' ich auch. Spottend. Ey ja!
Ihr machtets fein — Letzteres leiſe zu Clitipbo.
Clitipho ſtent ſich ſchuldig.
Was noͤrgelſt du?
Syrus haut.
Ihr hoͤrts
Nicht gern.
Clitipho wie vorhin.
n Ich ſchaͤme mich.
Chremes.
Und das mit Recht.
Syrus.
Mir wars ein Aerger—
66 Der Gelbftpeiniger.
Clitipho.
Mach' ein Ende.
Syrus. f
Wahr
Bleibt wahr: ich ſchone nicht.
Clitipho ſich vergeſſend.
Sie ſehen darf
Ich doch? ſie ſprechen?
Sy eus zu ſich.
O wie dumm!
Chremes.
5 f Das darfſt du;
Nur ſittſam.
Sy rus zu ſich.
Der verpfuſcht den Plan. Ich ſchaff'
Ihn fort. Zu Chremes. Verzeiht dem dreiſten Knecht.
Darf ich
Euch rathen?
Chremes.
Sprich. 7
Dritter Ak t. 67
S 0 russ zeigt auf Clitipho.
} Er darfs nicht hören, Heißt
Ihn gehn. \
Clitipho.
Wo ſoll ich hin?
Syrus feiner ſpottend.
Wohin ihr wollt.
Nur nicht danein. Zeigt auf des Vaters Haus.
Clitipho leiſe zu Syrus.
Ich berſte.
Syrus wie vorhin.
Geht ſpazieren,
Clitipho ärgerlich.
Wohin denn?
Syrus.
Dahin, dorthin. — Fehlts an Platz?
i Chremes in Elitipte.
Laß uns. |
6 Der Selbſtpeiniger.
Clitipho Life zu Syrus.
Der Bube treibt mich aus.
Syrus leise.
Ihr wollts
Nicht beſſer.
Clitipho
geht ab, indem er Syrus droht.
Vier ke Ge e
Syrus. Chremes,
Syrus.
Seht ihrs nun? der lernt die Spruͤnge.
Vermahnt ihn fleißig; paßt ihm auf.
Chremes.
Das werd' ich.
Syrus.
Er lernts von Clinia, das Beyſpiel macht
Ihn keck. Braucht euer Anſehn.
Dritter Akt. 69
Chremes.
Zahl darauf.
Syrus.
Ihr ſeyd ſein Mann: mir folgt er nicht.
Chremes.
Schon gut. —
Wie ſtehts um meinen Auftrag? Haſt du was?
Erſannſt du was?
Syrus.
Ihr meint den Schneller fuͤr
Den Alten?
Chremes.
Freylich.
Syrus.
Im Vertraun, mein Herr,
Ich habs. Zu ſich, ſpottend. Du zahlſt das Stuͤckchen.
Chremes.
Laß doch hoͤren.
Syrus.
Der Zufall bringts.
70 Der Selbſtpeiniger.
Chremes.
Wie ſo?
Syrus aufs Haus zeigend.
f Die Dirne drin
Iſt fein.
Chremes.
So ſcheints. E
Syrus.
Denkt euch den Pfiff. Hier wohnte
Ein Weib sbi ld von Athen mit ihrer Tochter.
Der lich fie — ſagt fie — tauſend Drachmen.
Chremes.
Nun?
Syrus.
Die Tochter war das Pfand. Die Alte ſtarb,
Und zahlte nicht. Nun iſt das Maͤdchen ihre;
Sie brachte ſie ins Haus.
Chremes.
Ich merks.
Arit tee Abt. 7
Syrus fortſprechend.
Sie iſt
Bey eurem Weibe.
Chremes.
4 Weiter!
Syrus.
Bacchis will
Ihr Geld. Sie dringt in Clinia, der ſoll
Das Maͤdchen kaufen. — Tauſend baare Drachmen,
Das iſt der Preis. f
Chremes.
Die fordert ſie?
Syrus.
f Nicht anders.
Sie laßt nichts nach. — Da dacht' ich fo —
Chremes ſchnel.
Was iſt
Dein Anſchlag? Sprich!
Syrus.
Ich geh zu Menedemus,
72 Der Selbſtpeiniger.
Ich ſage ihm: das Maͤdchen ſey geraubt,
Sey reich, von gutem Hauſe. Kurz, ich mach'
Ihm Luſt: er muß ſie kaufen.
Chremes.
Das ſchlaͤgt fehl.
Syrus.
Wie fo?
Chremes.
„Ich kauf fie nicht.“ Das ift die Antwort.
Syrus.
Ein ſaubrer Troſt.
Chremes.
Gleichviel. Zu ſich. Joh geb das Geld.
Syrus zu ſich.
Er beißt fhon an. Laut. „Gleichviel“ ſagt ihr?
Chremes nachläſſig im Ton.
Nicht nothig.
Syrus.
Wie ſo? ich faſſ' euch nicht.
Dritte At. 73
Chremes.
Du follft erfahren. Geräuſch.
Man ftort uns. Sieht fih um. Ah, da kommt mein
Weib.
Binde treten zurück.
i nfte Sten e.
Soſtrata. Chremes. Syrus. Sophrona.
Soſtrata
kommt aus dem Hauſe, und betrachtet einen Ring. Zu fih.
Der Ring
An ihrer Hand giebt volles Licht: es iſt
Derſelbe, den ich meiner Tochter gab. —
Die Fremde iſt mein Kind; ich bin es ſicher.
Chremes zu Syrus.
Was ſchwatzt das Weib?
Soſtrata
zu Sophrona, den Ring ihr zeigend.
Betracht' ihn noch einmal.
Erkennſt du ihn?
74 Der Gelbfipeiniger,
Sophrona.
Wie euch,
Soſtrata.
Bezeugſt du mirs?
Sophrona.
Mit tauſend Eiden.
Soſtrata.
Schoͤn. — Das Maͤdchen ſitzt
Im Bade. Geh hinein, und forſche weiter. |
Ich ſuche meinen Mann.
Sophrona gebt ad.
Syrus zu Chremes.
Sie will zu euch.
So eilig? fragt fie doch: vielleicht ein Ungluͤck?
Chremes gleichgültig.
Ich kenne ſie. Ein breit Gewaͤſch, und nichts
Dahinter.
Soſtrata fiebt Chremes.
Ah! Nähbert fih. Sieh da, mein theurer Mann!
*
Dritter Akt.
1
vi
Thremes nachſpottend.
Sieh da, mein theures Weib!
Soſtrat a immer verlegen.
Ich ſuchte dich.
Chremes.
Hier bin ich. Was beliebt?
Soſtrata.
Nur keinen Groll.
Ich bitte. — Zuͤrne nicht.
Chremes iu na.
Ein feiner Eingang!
Soſtrata.
Du biſt mein Mann.
Chremes balb laut.
Das fuͤhl' ich!
Soſtrata.
Dein Befehl
Iſt mein Geſetz.
0 1
76 Der Selbſtpeiniger.
Chremes.
Doch folgſt du nie.
Soſtrata.
Zu ſtreng
War dein Gebot; verzeih der bangen Mutter.
Syrus ſeitwärts.
Die dreht ſich.
Chremes ungeduldig.
Komm zur Sache! Faß dich kurz.
Soſtrata in erzäblenden Ton.
Vor achtzehn Jahren ſchenkt' ich dir ein Kind.
Furchtſam.
— Es war ein Maͤdchen. —
Shremes einfallnd.
Sie iſt todt; das weiß ich.
Soſtrata.
Sie lebt.
Chremes.
und du verſchwiegſt es mir?
Diiteer Akt. 77
Soſtrata.
Aus Furcht!
Chremes.
Vor wem?
Soſtrata.
Vor dir. Du wollteſt keine Tochter. —
„Bringſt du ein Maͤdchen — fhwurft du —
ſcheiden laſſ'
Ich mich. Das Mädchen ſetz' ich aus.“
Chremes.
Ich ſprachs
Im Zorn, im Rauſch. Das ſahſt du doch?
Soſtrata verlegen. er
Verzeih!
Ich war zu ſchwach. Der Schwur erſchreckte mich.
Ich ſagte dir, das Kind ſey todt — und that
Es von mir.
Chremes.
Weib! warſt du bey Sinnen?
Soſtrata.
Ach!
Mir fiels ſehr hart.
78 Der Gelbftpeiniger,
Chremes.
Wo kam das Mädchen hin?
Soſtrata.
In fremde Hand.
Chremes.
Das Kind ward ausgeſetzt?
Soſtrata.
Die Amme brachte es einer Freundin aus
Corinth, die eben hier war.
Chremes.
Immer dümmer!
Soſtrata.
Die Pflegerin verließ Athen, und nahm
Das Maͤdchen mit ſich.
Chremes.
Nannte man dem Weibe
Des Mädchens Aeltern?
Soſtrata.
Nein, ich wagt’ es nicht.
Dritter At 79
Chremes.
Wie unbeſonnen! Ohne Schrift und Merkmal?
Woran erkennſt du ſie? Wie weißt du, daß
Sie lebt?
Soſtrata nun lebhafter.
Das Zeugniß fand ſich heut. Ich ſah
Den Ring, den ich der Tochter gab.
Giebt ihm den Ring.
Chremes beſſeht ihn.
Wer trug
Den Ring?
Soſtrata.
Die Jungfrau, die mit Bacchis Fam,
Chremes.
Dieß Maͤdchen, unſre Tochter?
Soſtrata.
0 Ganz gewiß.
Sie trug den Ring, das Denkmal meiner Liebe,
Sie kam mit einer Fremden von Corinth.
Ich darf nicht zweifeln; alles trifft genau.
80 Der Selbſtpeiniger.
5 Chremes.
Wo iſt ſie?
Soſtrata.
Hier bey mir.
Chremes.
Ich will ſie ſprechen.
Soſtrata.
Erforſche ſie, beſtaͤrke meinen Glauben.
*
Chremes.
Wie hieß die Pflegerin?
Soſtrata. -
Philtere.
Syrus fe.
Goͤtter!
So hieß die Alte.
Chremes.
Komm.
Soſtrata.
Ich folge dir. Beude ab.
Sech s⸗
Dritte TEE 81
Sechste Scene,
Syrus allein.
Mit mir iſts aus! Der Feind umzingelt mich
Auf allen Seiten. Was erſinn' ich mir? —
Wie greif' ichs an? Sinnt nach. Der Vater ahndet
nichts;
Er traut mir noch. — Nur zu! Ich halts im
Dunkeln,
Und ſchluͤpfe durch. Das Geld erwiſch' ich nicht;
Der Fang geht Floͤten. Jammer ſchade! — Nein!
Ich gebs nicht auf. Der Alte muß mir dran.
Doch wie? Wo faſſ' ich ihn? Sinnend. Ich
daͤchte? — Nein,
Das geht nicht. — Oder ſo? — Auch nicht. Pauſe.
Triumph!
Ich habs! das Geld iſt mein; ich halts mit
Haͤnden.
82 Der Selbſtpeiniger.
Siebente Scene.
Clinia. Syrus.
Clinia zu ſich.
Mein Gluͤcksſtern ſteigt; ich hebe mich empor,
Kein Unfall kann mich ſchrecken. — Nun zum
Vater!
Ich ſeh' ihn ohne Furcht. Sein ſtrengſter Wille
Beſchraͤnke jeden Wunſch. N
Syrus au ſich.
Die Tochter iſt
Erkannt: er jubelt. Laut. Alles richtig?
C U i n i a 5 Er
Wie ?
Du weißt es ſchon? du hafıs vernommen?
Syrus immer untheilnehmend.
Freylich;
Ich hoͤrt' es ja! Ich war ja hier!
Dritter Akt. 83
Clinia
mit feiner Freude beſchäftigt.
O Himmel!
Syrus.
Euch gehts nach Wunſch.
Clinia.
Ihr Gluͤck iſt meine Wonne!
Das theure holde Maͤdchen! ſie verdient
Dieb ſchoͤne Loos.
Syrus nachläſſig.
Ich glaubs. Nachdrücklich. Wenns euch beliebt,
Von etwas anderm. Denkt an euren Freund.
Wie hilft man ihm? Was ſagt man ſeinem Vater?
Die Liebſchaft kommt ans Licht.
Clinia
entzückt, ohne zu hören was Syrus ſpelcht.
Ihr guͤtgen Goͤtter!
S yrus ungeduldig.
Beruhigt euch.
54 Der Selbſtpeiniger.
Clinia.
Antiphila iſt mein!
Sie wird mein Weib.
Syrus.
Ja doch. Laßt mich nur reden.
Clinia
dreht ihn, büpfend, mit ſich herum.
Sey luſtig, Syrus. — Spring! —
Syrus macht ſich los.
Laßt mich zufrieden!
Clinia im vorigen Entzücken.
Wir leben wie die Goͤtter!
Syrus ärgerlich.
- Ich gebs auf. —
Ich gehe.
Clinia.
Rede nur.
Syrus wil abgehen.
Was hilft mirs?
Orit iche Met. 85
Clinia ruhig und aufmerkend.
Bleib.
Ich hoͤre.
Syrus.
Nun, ich ſprach von Clitipho
Und ſeiner Lage. — Ihr verlaßt das Haus,
Die Bacchis bleibt; und gilt bey ſeinem Vater
Fur feine Liebſte.
Clinia nachdenklich.
2 Wahr! Was ſoll man thun?
Syrus.
Nehmt Bacchis mit. Fuͤhrt ſie zu eurem Vater:
So bleibts geheim, wie itzt.
Clinia.
Das waͤr' zu dreiſt,
Mit welcher Stirne naht' ich meinem Vater? —
Ich lieb' Antiphila, ich werb' um ſie:
Was könnt’ ich ſagen?
Syrus.
Lügen ſollt ihr nicht.
Ihr ſagt die Wahrheit, frey heraus, wies ſteht.
86 Der Selbſtpeiniger.
Clinia verwundert.
Iſt das dein Ecnſt?
Syrus beſtimmt.
Ihr ſprecht: Antiphila
Sf mein; und Clitipho liebt Bacchis.
1
Elinia.
Das
Iſt wahr, und leicht geſagt. — Für Chremes
? bleibts
Geheim — verſteht ſich. Das beding' 7 mir,
Ich bitte meinen Vater. N
Syrus.
Nichts verhehlt!
Er ſolls ihm ſagen, ohne Anſtand, rund
Heraus.
Clinia noch mehr verwundert.
1
Sprichſt du im Rauſch? biſt du bey Sinnen?
Du dienſt dem Clitipho, du willſt ihm helfen:
Und machſt fein Ungluͤck!
Syrus.
Fuͤrchtet nichts. Die Liſt
Iſt fein, ſehr fein — ein Meiſterſtreich — auf
Ehre.
Ich gebe reinen Wein, die lautre Wahrheit;
Und blende beyde Vater. Euer Alter
Find't keinen Glauben, Chremes lacht ihn aus.
Spricht er: „Dein Clitipho iſt Bacchis Liebſter“
So glaubt ers nicht, und ſchwuͤr' er Stein und
Bein.
Clinia.
Das fuͤrcht' ich eben. Chremes baut darauf;
Und weigert mir die Tochter. — Doch was fichts
Dich an? Du ſorgſt vor deinen Herrn; mir gehs
Wies will?
Syrus.
Zum Henker! ewig dauerts nicht,
Ein Tag; ſo iſts gethan.
Clinia.
Ein Tag iſt dir
Genug?
88 Der Selbſtpeiniger.
Syrus.
Hab' ich das Geld fuͤr Bacchis; dann
Wirds laut.
Clinia ſorglich.
Wenns Chremes früher wuͤßte? —
Syrus ärgerlich, mit Spott.
7 Wenn? —
doch ſteht der Himmel: wartet bis er fallt.
Clinia.
Ich fuͤrchte nur — ich ſorge —
Syrus.
Ohne Furcht!
Es liegt in euren Haͤnden. Drangt man euch;
So macht ihrs laut — und ſeyd geborgen.
Clinia.
Seys.
Bring Bacchis her, führ fie zu meinem Vater.
Ich bins zufrieden.
Dritter Akt. 89
Syrus ſieeht ſich um.
Ah da kommt ſie eben.
Beyde treten zurück.
Achte Scene.
m
Bacchis. Clinia. Syrus. Phrygia. Dromo.
Bacechis zu ſich, Meht ſich um.
Der Schuft von Syrus lockt mich her. Er ſagt,
Sein Herr ſey hier; verſpricht mir tauſend Drach—
men —
Und zeigt ſich nicht. Sein Herr iſt nicht zu finden.
Was gilts? er foppt uns beyde. Warte Schlingel,
Dein Rüden ſoll mirs büßen!
Clin ia zu Syrus.
Hoͤrſt du wohl?
Syrus.
O ja! Sie haͤlt mir Wort.
90 Der Selbſtpeiniger.
Bacchis zu Pyrygia.
Komm Phrygia!
Wir gehn nach Hauſe.
Syrus in Bacchis.
Bacchis! ſchoͤne Bacchis!
Ein einzig Wort.
Bacehis im Abgehen begriffen.
Wer ruft mir?
Syrus.
Syrus.
Bacchis kehrt zurück.
Ah!
Du ſaubrer Diener. Wo iſt Clitipho?
Syrus.
Er geht ſpazieren.
Bacchis.
Nicht genarrt! — Haſt du
Das Geld, die tauſend Drachmen?
Dritter HE‘: 91
Syrus.
Zaͤhlt darauf.
Bacchis.
Wo find' ichs?
Syrus
deutet auf Menedemus Haus.
Hier beyan.
Bacchis.
So ſchaffs herbey,
Und ſuche deinen Herrn.
Syrus verlegen.
Das Letzte macht
Sich leicht — Stockend. Das Erſte —
Bacıhis.
Nun? Was ſtockt der Gauner?
Syrus.
Nur eine Bitte.
Bacchis.
Sprich!
92 Der & etbftpeimiger.
Syrus. N;
Ihr zieht ſogleich
Mit Sack und Pack, mit allen euren Leuten,
In Menedemus Haus.
Bacchis.
Was denkt der Schlingel?
Bin ich dein Spielwerk ?
Syrus.
Thut was ich begehre:
Es geht nicht anders. Dort fang' ich das Geld,
Und zahle.
Bacchis.
Denk' an deinen Hals. Bethörſt
Du mich, ſo mußt du haͤngen.
Syrus.
Topp! ich wags
Darauf. 7
Bacchis,.
Und Clitipho?
Dritter Akt. 93
Syrus.
Der ſoll nicht fehlen.
Bacchis.
Nun wohl, ich gehe.
Syrus
zeigt auf, Menedemus Haus.
Hier hinein; das Haus
Iſt offen. N
Clinia führt Bacehis ins Haus.
Syrus N
zu Dromo, der Bacchis bis an die Hausthür geleitet.
Dromo!
Dromo mit dem gewohnten Phlegma.
Was ſolls ſeyn?
Syrus.
Komm her! —
Geſchwind.
Dro mo nähert ſich.
Da bin ich. 7
94 Der Selbſtpeiniger.
Syrus.
Führ den ganzen Troß
In deines Herren Haus.
Dromo.
Warum denn?
Syrus.
Frag
Ein andermal. Zu ſich. Die Laſt wär” abgewaͤlzt;
Die Schwelger ziehen ab. Was hilfts dem Alten?
Er ſparts im Haus: dort laͤßt mans laufen. —
Dromo!
Von allem was du weißt, da weißt du nichts,
Verſtanden?
Dromo ſehr phlegmatiſch.
Mir entlauft kein Wort. Seyd ruhig.
Beyde ab.
erer n
Erſte Seene.
Chremes. Dann Syrus.
Chremes
ſieht Bacchis Gefolg zu dem Nachbar wandern.
Da ziehn die Gaͤſte. Armer Menedemus!
Nun kommts an dich; das Ungluͤck kommt mit
g Haufen.
Gieb Acht! die zehren was — die ſaugen wie
Die Bienen. — Anfangs merkt ers nicht: ein Tag,
Zwey Tage, gehts. Er hat ſein Soͤhnchen wieder,
Und denkt an nichts. Doch lange kanns nicht
dauern.
Er ſieht den Aufwand; taͤglich Sauß und Brauß. —
95 Der Gelbftpeiniger.
Da kraut er ſich das Ohr; und wuͤnſcht das
Soͤhnchen
Zu allen Henkern.
Syrus .tritt ein.
Chremes ſieht ihn. Zu ſich.
Syrus. Wie gerufen.
Syrus zu ſich.
Ich mach mich an ihn!
Chremes.
cs Naͤher Syrus!
Syrus mit froher Miene.
Ah
Euch ſucht' ich eben.
Chremes ſchadenfrob.
Beißt der Alte an?
Syrus.
Seſagt; geſchehn! den hab' ich.
f Chre⸗
Vierter Akt. 97
Chremes.
Wackrer Burſch!
Komm her; ich muß dich ſtreicheln. Liebkoßt ihn.
Syrus
nachdem er durch Geſte gedankt hat.
Hoͤrt nur wie?
Ein Teufelspfiff! Ihr träumts nicht toller.
Chremes lächelnd.
Prahler!
Syrus.
Aufs Wort. — Ich ſtimmte Clinia. Der ſagt:
Die Bacchis fen die Liebſte eures Sohnes. Spottend-
— Das glaubt der Alte — Man verhehl' es euch,
Und er, als Freund, hab ſie ins Haus genommen.
Chremes.
Vortrefflich!
Syrus.
Duͤnkt euchs ſo?
Chremes. ö
Ein Meiſterſtuͤckchen!
7
98 Der Belbfipeiniger.
Syrus mit pratention.
Das Beſte kommt — die Wuͤrze! — Clinia
— Auf mein Geheiß — ſpricht ihm von eurer
Tochter;
Wie ſchoͤn fie fen; wie feurig er fie liebt;
Und fordert ſie zur Frau.
Chremes verwundert.
Antiphila?
Die eben angekommen?
Syrus.
Wie ich ſage.
Er ſchickt den Vater euch, fuͤr ihn zu werben.
Chremes mit Mißbiligung.
Wozu? warum?
Syrus.
Iſts euch zu hoch?
Chremes beſchelden.
i Ich fuͤrcht' es.
Vierter Akt. 9
Syrus.
So hoͤrt. Die Braut braucht Schmuck, Geſchmeide,
Kleider;
Die Hochzeit koſtet Geld —
Chremes ahndend.
Ah ha!
Syrus.
Da ruckt
Der Vater raus. Das Geld dazu —
Chremes elnfallnd.
Kriegt Bacchis?
Syrus.
Getroffen! Iſts fo recht?
Chremes gleichgültig.
Mach was du willſt. — Beſtimmt.
Die Tochter kriegt er nicht. Ich geb ſie nicht;
Verſprech ſie nicht.
Syrus.
Warum nicht?
100 Der Selbſtpeiniger.
Chremes.
Fragſt du noch?
Dem lockern Fittich?
Syrus.
Ihr verſteht mich falſch.
Ihr ſagts zum Schein; ihr ſtellt euch ſo.
Chremes.
Verſtellung
Iſt meine Sache nicht. Miſch deine Karten
So bunt du willſt, und laß mich außerm Spiel. —
Mein Wort iſt heilig; gab’ ichs Clinia,
So mußt’ ichs halten.
Syrus mit ueberredung. —
Was verſchluͤgs euch denn?
Chremes.
Schr viel. Ich denk nicht dran. c
Syrus wie vorhin.
Da dacht' ich anders.
Ich prüfte Clinia. Verliebt er ſich
Im Ernſt: fo baut man drauf. Der Pfiff war fein!
Vierter Akt. 101
Shremes nachläſſig im Ton.
O ja. N
Syrus.
Mein Plan war redlich, ohne Falſch.
Chremes.
Ich glaubs. Der meine ift es auch. Hilf ihn
Nur enden —
Syrus.
Herzlich gern.
Ehremes. |
Die Heirath laß
Bey Seite.
Syrus.
Wie ihr wollt. Man muß ſich helfen. —
Noch eins. Ich ſprach von Bacchis Forderung.
Sie
Verlangt das Geld, die Buͤrgſchaft eurer Tochter.
Nicht wahr, ihr loͤßt das Pfand? Ihr zahlt das
Suͤmmchen?
Sprecht nicht wie andre: „Was bekuͤmmerts mich?
102 Der Selbſtpeiniger. N
„Die Alte lieh das Geld, ich nicht. Wer kann
Mein Kind verpfaͤnden?“ Nehmts nicht ſo. Denn
wißt:
Das größte Recht, iſt oft das größte Unrecht.
Chremes.
So ſprech' ich nicht; die Denkart iſt mir fremd.
Syrus. .
Das wußt' ich wohl. Ihr ſeyd ein reicher Mann;
Euch iſts ein leichtes.
Chremes.
Weißt du was, ich hol
Das Geld, und brings ihr ſelber.
Syrus.
Gebts dem Sohne,
Der bringts ihr dann. 0
Chremes.
Warum der Sohn?
Syrus.
Das giebt
Verdacht; die Lüge haftet beſſer.
Vierter Akt. 103
Chremes.
Wie ſo?
Syrus.
Giebt er das Geld; fo ſieht es Menedemus,
Und zweifelt nicht, er ſey der Bacchis Liebſter.
Das will ich eben. Elitipho erſcheint. Ah! da iſt er
ſelbſt.
Seht nach dem Gelde, holt es her.
Chremes.
Ich eile. Geht ab.
Zweyte Scene.
Clitipho. Syrus.
Clitipho su nie.
Die kleinſte Muͤh, geht man mit Unluſt dran,
Wird uns zur Qual. Ein Weg von wenig Stunden
Erſchoͤpfte mich; mir ſchwanken alle Glieder. —
Was fruchtets mir? Ein neu Gebot treibt mich
Von dannen. Bacchis zeigt ſich nicht; ich ſeh
104 Der Gelbftpeiniger.
Sie nimmer! Bemerkt Syrus. Ah! verdammter
Schuft! Laͤgſt du
Im tiefſten Meer, du naſeweiſer Schlingel!
Mein Unglück iſt dein Werk.
Syrus.
Ich gebs zuruck.
Clitipho.
Was mengſt du dich in alles!
Syrus.
Irrt euch das?
Gut daß ichs weiß. Pikirt. Das Geld war ſchon
parat;
Das kann nun warten — was bekuͤmmerts mich?
Clitipho
mildert den Ton ſeiner Vorwürfe.
Du ſpotteſt meiner. Du bringſt Bacchis her;
Die Sehnſucht zehrt mich auf; und du verbirgſt
Sie mir? — Das muß mich ſchmerzen!
Syrus freundlich.
Seyd nur gut;
Ich bin es auch. — Wißt ihr wo Bacchis ift?
Vierter Akt. 105
Clitipho.
Bey uns, in unſerm Hauſe.
Syrus.
Nein.
Clitipho.
Wo ſonſt?
Syrus.
Bey Clinia.
Clitipho eiferfüchtig,
Was ſagſt du?
Syrus.
Fuͤrchtet nichts. —
Ihr geht zu ihr, und bringt die tauſend Drachmen.
f Clitipho.
Woher das Geld?
Syrus.
Von eurem Vaͤter.
Clitipho.
ie Spötter!
106 Der Gelbftpeiniger,
Syrus.
Im vollen Ernſt; es wird ſich zeigen.
Clitipho.
Wirklich?
Ich Gluͤcklichſter! — Mein beſter liebſter Syrus.
Syrus ſchaut nach der Hausthür.
Der Vater kommt. Er bringt das Geld. Zeigt kein
Erſtaunen; fragt nicht; thut was er befiehlt,
Und faßt euch kurz.
Dritter 8
Chremes. Clitipho. Syrus.
Chremes
feht ſich um. Einen Beutel mit Geld in der Hand.
Wo ſteckt denn Clitipho?
Syrus leiſe zu Clitirbo.
Sagt: „Hier, mein. Vater.“
Vierter Akt. 107
Clitipho laut.
N Hier, mein Vater, hier.
Chremes leiſe zu Syrus.
Weiß er um alles?
Syrus auch leiſe.
Obenhin — das meiſte.
Chremes
zu Clitipho, glebt ihm das Geld.
Da iſt das Geld — trags hin.
Syrus
leiſe zu Clitipho, der verlegen iſt.
Wie hölzern! Greift
Doch zu. a
Clitipho zu Ehremes. i
Ihr wollts. Gebt her. Nimmt das Geld.
Syrus keiſe zu Clitipbe.
Ihr folgt mir gleich.
Zu Chremes.
Erwartet uns. Wir kommen bald zuruck —
Syrus und Clitipho ab.
108 Der Selbſtpeiniger.
Vierte Scene.
Chremes.
Die tanfend Drachmen hat die Tochter weg.
Die rechn' ich nicht: das ſind Erziehungsgelder.
Zur Putz und Kleidungsſtüuͤcke brauchts ein gleiches.
Heirathet ſie; ſo kommt die Ausſtattung, f
Die baare Mitgift. Das macht zwey Talente,
Wenns reicht? — Die ungerechte tolle Sitte!
Ich geb das meine hin, was ich erworben:
Ein Schwiegerſohn verzehrts — und dankt mirs
kaum.
Fünfte Se e.
Menedem us. Chremes.
Menedemus ſrricht ins Haus.
Nun kenn' ich dich, mein Sohn. Du labſt mein Alter.
Du beſſerſt dich im Ernſt.
.
Vierter Akt. 109
€ U remes zu ſich, feiner ſpottend.
Der irrt ſich maͤchtig.
Menedemus wird Chremes gewahr.
Euch ſucht' ich eben.
Chremes.
Was beliebt?
Menedemus.
Mein Gluͤck,
Das Glück von meinem Sohne — alles liegt
In eurer Hand.
Chremes.
Was ſoll ich thun?
Menedemus.
Der Tag
War glücklich; eure Tochter iſt gefunden —
Chremes.
Nun ie
Menedemus.
Verſprecht fie meinem Sohne, gebt
Sie ihm zur Frau.
110 Der Gelbftpeiniger.
Chremes.
Ich ſtaune. Wie erſcheint
Ihe mir? a
Menedemus verwundert.
Erklaͤrt euch.
*
Chremes.
Habt ihr kein Gedaͤchtniß?
Ich ſagte euch: man ſchnappt nach eurem Gelde,
Man wird euch prellen.
Menedemus ohne Argwohn.
Ja, das ſagtet ihr.
Chremes.
Die Lift iſt reif; fie fegen an.
Menedemus.
Ihr irrt euch.
Das Maͤdchen drin, iſt eures Sohnes Liebſte.
Chremes.
So ſagen ſie; und ihr — ihr glaubts?
Vierten Net. 111
Menedemus.
Wie kann
Ich anders?
Chremes.
Clinia iſt ſchlau, er wirbt
Zum Schein. Verlaßt euch drauf. Bringt ihr
mein Jawort;
So braucht er Geld; zu Putz, Geſchmeide, Kleidern.
Er forderts dreiſt. Der Pfiff gilt eurem Beutel.
Menedemus bekommt Licht.
So iſts! Ich zweifle nicht. Das Geld bekommt
Die Bacchis.
Chremes.
Ganz gewiß.
Menedemus.
Ich freute mich
Zu früh! Was hilfts? Mein Sohn iſt wieder
mein;
Ich muß ihn ſchonen. Doch, was ſag' ich ihm?
Wie kleid' ichs ein? Er darf nicht merken, daß
Jehs merkte: das verdröoͤſſe ihn.
112 Der Selbſtpeiniger,
Chremes ſpottend.
Sehr gütig!
Menedemus.
Es iſt begonnen; end' es wie es kann —
Ich thu das meine. Helft mir nur.
C h remes mit innerem Hohn.
Sagt ihm,
Die Heirath ſey beſprochen. N
denedemus froh.
Darf ich das?
Was ſag' ich weiter?
Chremes wie vorhin.
Mir ſey alles recht,
Die Wahl, der Schwiegerſohn. Gebt ihm mein
Jawort —
Menedemus entzückt.
So wuͤnſcht' ichs eben.
Ehremes fottend.
Bringt die frohe Bothſchaft.
Das
Bier ter. AM: N 113
Das Soöͤhnchen lauert ſchon; es zupft euch. Gebt
Geſchwind; fo ſeyd ihrs los. — Das wollt ihr doch?
Menedemus.
Ich harre drauf.
Chremes.
Die Sprache andert ſich.
Man ſchenkt ſich müde. — Nur noch eins: Gebt nie
Mit Haufen; zaͤhlts ihm einzeln zu.
Menedemus.
Das ſoll
Geſchehn.
Chremes. a
Geht zu ihm. Seht was er verlangt,.
Braucht ihr mich weiter: fragt nur zu. Ich bin
Zu Hauſe.
Menedemus.
Was ich thu, das ſollt ihr wiſſen.
Hende gehen ab, jeder in fein Haus.
Fünfter Akt.
Erſte Seen e.
Menedemus. Chremes,
Menedemus allein.
Es giebt viel dumme Leute. Ich zum Beyſpiel,
Ich bin kein großes Licht, kein Spitzkopf, kein
Genie: verlangs auch nicht. Doch Nachbar Chremes,
Mein Rath, mein Helfersmann, mein Fuͤhrer, der
Steht uͤber mir. Fuͤr den giebts keinen Titel.
Du Stock! du Klotz! du Eſel, Pinſel, Büffel!
Das alles iſt zu wenig: ſeine Dummheit
Hat keinen Namen! —
Chremes
ſpricht ins Haus, indem er aus der Thür tritt.
Weib! laß dein Geplaͤrr.
Fümfter Alt. 115
Dein Kind iſt da: die Götter wiſſens ſchon.
ö Tritt vor.
Mein Sohn und Syrus bleiben lange aus.
Menedemus zu Ehremes,
Wer bleibt euch lange aus?
Chremes
immer ſpöttiſch; weil er glanbt, Menedemus ſey im
Irrthum.
Ah! Menedemus?
Wie ſtehts? Weiß Clinia die Antwort?
Menedemus
immer mit Zuverſicht auf ſeine beſſere Ueberzeugung.
Ja,
Ich habs vermeldet.
- Chremes.
Nun, wie nahm er ſich
Menedemus.
Er war recht froh: als waͤr die Heirath
Sein voller Ernſt.
116 Der GSelbftpeiniger.
Chremes lachend.
Ha ha, ha ha!
Menedemus.
Was lacht ihr?
Chremes (lächelnd.
Ich denk' an Syrus. Der verſchmitzte Schalk!
Menedemus.
So kenn' ich ihn.
Chremes.
Der Schelm ſtimmt jede Miene.
Menedemus.
Die Freude, meint ihr, fen Verſtellung?
Chremes.
Freylich.
8 Menedemus.
Ich dacht’ es auch.
Chremes.
Der Schlaukopf! — Sagt mir doch,
Was koſtet euch der Spaß? Am Fordern könnts
Fünfter Akt. 117
Nicht fehlen. Dromo ſprach für feinen Herrn.
Er heiſchte Kleider, Hausrath, Maͤgde, Schmuck —
Nicht wahr?
Menedemus.
Von alle dem kein Wort.
Chremes verwundert.
Er ſchwieg
Dazu? Und euer Sohn?
5 Menedemus.
Nicht eine Silbe.
Er bat mich bloß, ihn heut noch zu vermaͤhlen;
Das war die einzge Bitte.
Chremes noch verwunderter.
Ich erſtaune!
Und Syrus? was ſprach der?
Menedemus.
Er hielt ſich ruhig.
Chremes.
Wie kount' er das?
118 Der Selbſtpeiniger.
Menedemus.
Er wirds am beſten wiſſen. —
Doch euch, der alles weiß, auch eine Frage.
Sagt mir: Wer ſtimmte euren Sohn? Der iſt
Gut einſtudiert.
Chremes.
Wie ſo?
Menedemus.
Er fpielt fein Roͤllchen.
Iſt er bey Bacchis; jeder ſchwoͤrt darauf,
Er ſey der Liebling.
Chremes
von nun an immer verwunderker.
Was ihr ſagt?
Menedemus.
Man nedt,
Man drückt ſich. Kuͤſſe ohne Zahl. — Das iſt
Das mindſte.
Chremes.
Noch vertrauter?
Fünfte Abt 119
Menedemus.
Stundenlang
Sind ſie allein.
Chremes.
Mein Sohn und Bacchis?
Menedemus.
Ganz
Allein.
Chremes.
Und Clinia?
-
Menedemus.
Der dreht ſich weg.
Chremes.
Er ſiehts? er duldets?
denedemus.“
Ganz gelaſſen.
Chremes.
Nun
Iſts klar! Der Bube treibt fein Spiel! Er liebt
Das Mädchen. — Ich geſchlagner Mann!
220 Der Selbſtpeiniger.
Menedemus immer ſpottend.
Wie ſo?
Chremes.
Die Liebſchaft frißt mich auf.
Menedemus.
Wer weiß? Er ſtellt
Sich ſo, dem Freund zu Liebe.
Chremes.
Nein! Er haͤlts
Mit ihr, er liebt die Dirne.
Menedemus.
Kommt drauf an.
Chremes.
Ihr zweifelt noch? Wie litt' es Clinia? —
So lammfromm iſt kein Menſch.
Menedemus lacht ſpöttiſch.
Ha ha! ha ha!
Ich ſollts nicht merken!
Ehre m es mit ſteigendem Zorn.
Lacht ihr noch? Ich berſte!
Sunfte Akt. 121
Der Zorn erſtickt mich! — Doch Geduld; ich tränks
Ihm ein.
Menedemus.
Gelaſſen Freund: die Hitze ſchadet.
Ihr ſahts an mir.
Chremes.
Gleichviel! Ich raͤche mich.
Der Burſch ſolls buͤßen.
denedemus.
Schaͤmt euch was! — Ihr ſprecht |
Von Milde, predigt andern vor: und koͤnnt
Euch ſelbſt nicht rathen.
Chremes.
Sagt, was ſoll ich thun?
Menedemus.
Von allem was ich that, das Gegentheil.
Seyd liebreich, macht dem Sohn' ein Herz. Hoͤrt,
was 2
Er bittet, regt ihn ſelber an. Dann luͤgt
Er nicht, und lauft euch nie davon.
122 Der Selbſtpeiniger.
Chremes ſchnel.
Lauf er
Zum Henker! Macht’ ichs ihm ſo leicht, fo müßt
Ich betteln. Nein! der Rath taugt nichts.
denedemus.
Es wird
Sich zeigen. Lange zürnt ihr nicht: dann gebt
Ihr doch, und niemand hats euch Dank.
Chremes.
b Der Streich
Schmerzt mich zu ſehr!
Menedemus.
Thut was ihr wollt. — Wie ſtehts
Mit uns? Ich warb fuͤr Clinia. Bekommt
Er cure Tochter? — Habt ihr andre Plane;
So ſagt mirs.
Chremes.
Nein. Der Schwiegerſohn, und die
Verwandten ſind mir recht.
Sun: Akt. 123
Menedemus.
Was gebt ihr mit?
Was ſag' ich meinem Sohne? — Nun! ihr
ſchweigt?
Chremes nachdenklich.
Die Mitgift meint ihr?
Menedemus.
Freylich.
Chremes.
l Ach!
Menedemus.
erkennt
Uns nicht. Das Geld kommt nicht in Anſchlag.
Gebt 5
Was euch beliebt.
Chremes.
zun wohl. Nach meinen Kräften
Sind zwey Talente eben recht. — Doch eins
Als Bitte — mir und meinem Sohn zu Liebe —
Sagt jedermann, mein ganz Vermögen ſey
Der Tochter; ſie allein ſey meine Erbin.
124 Der Sri Mniger.
Menedemus.
Warum das alles?
Chremes fortſorechend. -
Wundert euch darüber.
Bedauert meinen Sohn. Fragt ihn: warum
Ichs thu?
Menedemus.
Das muß ich wohl! Ich ſelber weiß
Es nicht.
Chremes.
Der Burſch iſt liederlich. Ich mach'
Ihm Angſt; ich will ihn beſſern.
Menedemus.
Seht euch für!
Chremes.
Laßt mich gewähren.
1
Menedemus.
Machts nach eurem Sinne. —
Fünfter Abt. 123
Chremes.
Schickt euren Sohn, und holt die Braut nach Haufe,
Der meine kriegt ſein Theil, der Taugenichts! —
Dann kommts an Syrus.
Menedemus.
Nun ?
Chremes, Pantomime des Prügelns.
Der Galgenſtrick!
Den wilt ich ſtriegeln.
Menedemus geht in ſein Haus.
Ch remes allein, nach einer Pauſe.
Der verwegne Schuft!
Mich fo zu narren? — Ueberlegend. Doch, wer hat
die Schuld?
Kein andrer Menſch als ich. Ich brauchte ihn,
Bemengte mich mit ihm. Der Schelm hat mich
Im Sacke. — Schlechte Helfer, ſchlechter Lohn. —
Ich darf nicht ſchelten: ſchaͤmen muß ich mich.
Das weiß der Schuft; er tritt mir vors Geſicht,
Und fühle ſich ſicher. Das verdrießt mich nur!
126 Der Selbſtpeiniger.
Menedemus
tritt aus der Hausthür und ſpricht mit Elitiphe.
Chremes nieht ihn.
Da kommt er ſchon.
3Zweyte Seene.
Clitipho. Menedemus. Chremes. Syrus.
Clitipho
zu Menedemus. Nachdem beyde in der Ferne noch eine
Zeitlang mit einander ſprachen.
Was ſagt ihr, Menedemus?
Mein Vater ſtoͤßt mich aus? Verdien' ich das?
Iſt Leichtſinn ein Verbrechen?
denedemus.
8 Mein Gefuͤhl
Spricht euch das Wort. Ich ſehe keinen Grund.
Ihr buͤßts zu hart; die Strenge muß euch kranken.
Clit i p h o ſich umſehend. N
Mein Vater, ſagt ihr, waͤre hier?
Fünfter Akt. 122
Menedemus
zeigt auf Chremes, und geht dann ab.
Da iſt er.
Chremes.
Was klagſt du, Clitipho? Was ich gethan,
Iſt Vorſicht; weiter nichts. Ich kenne dich:
Du ſchwelgſt vom Tag, und laͤßt den nächften
ſorgen.
Da ſann ich drauf: wie du nicht darbſt; und das
Was dein iſt, nicht vergeudeſt. Beydem ſeh'
Ich vor. Ich geb dein Erbtheil deiner Schweſter;
Die ſorgt fuͤr dich. Was du bedarfſt, das ſoll
Dir werden: Kleider, Nahrung, Obdach.
Clitipho ſchmerzlich gebeugt.
Ach!
Chremes.
Viel beſſer fo, als daß es Bacchis kriegt.
Sy rus iu ſich.
Der Wirrwar iſt mein Werk!
Clitipho.
Wär’ ich doch todt!
128 Der Gelbfipeiniger,
Chremes.
Du Neuling! Lern' erſt leben.
Syrus
ſchüchtern, indem er ſich Chremes nähert.
Beſter Herr,
Darf ich?
Chremes.
Nur naͤher.
S yrns auf Schläge deutenb.
Wag' ich nichts?
Chremes.
So rede!
Syrus. 7 ö
Ihr ſeyd zu hart. Der Sohn hat keine Schuld.
Sch muß es buͤßen —
Chremes.
Was bekuͤmmerts dich?
Wer klagt dich an? — Du ziehſt in Frieden.
Syrus erſtaunt. a
Hör’
Chre⸗
Ich recht?
Fünfter Akt. 129
Chremes.
Ich trag' es keinem nach. Das ſey
-
Genug. Spart eure Worte, Geht raſch ab.
Syrus nach einer Pauſe.
Er iſt fort.
Haͤtt' ich ihn doch gefragt —
Clitipho ſchnel.
Nach wass
Syrus.
Woher
Ich eſſe? Ihr habts gut, ihr geht zur Schweſter;
Die fuͤttert euch.
Clitipho.
Dem Hunger kaum zu wehren?
Unſelges Schickſal!
Syrus.
Tröftet euch. Man hofft,
So lang man lebt. 5
Clitipho.
Was wäre meine Hoffnung?
9
130 Der Gelbfipeiniger. —
Syrus.
Recht lang zu hungern.
Clitipho.
Spare deine Poſſen!
Hilf meiner Lage; rathe, wenn du's kannſt? Bitter.
Da ſtockts bey dir!
Syrus.
Ich ſann ſchon lange drauf.
Und denke — Sinuend.
Clitipho einfalend.
Was denkſt du?
Syrus.
Es kommt ans Licht.
Clitipho.
Was kommt ans Licht?
Syrus
mit Wichtigkeit; um ſeiner Entdeckung mehr Werth
zu geben.
Die Urſach der Enterbung. —
Ihr ſeyd kein achtes Kind.
Fünfter Akt. 131
Clitipho erſchrocken.
Was ſagſt du da?
Biſt du bey Sinnen?
Syrus.
Denkt der Sache nach.
Ihr ward, an Kindes-Statt, der einzge Liebling.
Man war gefällig, alles ging euch hin.
Da kam die Tochter — nun wars aus. Man haſchs
Nach Vorwand, mutzt euch alles auf, und treibt
Euch aus dem Hauſe.
Clitipho.
i Ja, ſo iſts.
Syrus.
Der Zorn
Iſt Schein. So ſtraft kein Vater.
Clitipho.
Sicher nicht.
Syrus.
Die Mutter Halt ſich ſtill. Ihr Herz bleibt kalt.
Waͤrt ihr ihr Sohn: wie koͤnnt ſies dulden?
. *
132 Der Selbſtpeiniger.
Clitipho.
Du
Haſt Recht. — Was ſoll ich thun?
Syrus.
Geht auf den Grund,
Fragt nach der Wahrheit. Iſt der Argwohn falſch;
So regts ihr Mitleid. Iſt er wahr; ſo hoͤrt
Ihr doch, wer eure Aeltern ſind.
Clitipho.
Das will
Ich thun. Zuerſt zu meiner Mutter — und
Das gleich! Geht raſch ab.
Syrus allein.
Der Einfall kam mir wie gerufen.
Er hofft nichts mehr, und fürchtet alles. Das
Erweicht ſein Herz; er fuͤgt ſich ohne Murren,
Und ſöhnt den Vater aus. Sieht Chremes. Da
kommt der Alte.
Ich mach mich fort. Der Kautz hats hinterm Ohr;
Ich trau' ihm nicht. Eilt ab.
Fünfter Akt. 133
Dritte Scene,
Soſtrata. Chremes.
Soſtrata
mit Chremes im Wortwechſel begriſſen, tritt aus dem Hauſe.
Du Rabenvater du,
Dein Kind willſt du verſtoßen? Raſeſt du?
Biſt du beſeſſen?
Chremes.
Tobe nur. Du bleibſt
Im alten Gleiſe. Alles tadelft du.
Was thu ich denn? Weißt du warum ichs
thue? —
Kein Wort von allem.
7 Soſtrata.
Wie? Ich wüht es nicht? —
C h remes ungeduldig, einfallend.
O ja! du weißts genau. Spar deinen Senf!
134 Der Selbſtpeiniger.
Soſtrata.
Der Unhold hört mich nicht! Die Mutter ſoll
Nicht ſprechen?
Chremes.
Sprich — mein Entſchluß iſt genommen.
Soſtrata.
Dein Eutſchluß?
Chremes.
Wie ich ſage.
Soſtrata.
Herzensmaͤnnchen!
Was ſtellſt du an? Dein Sohn haͤlt ſich fuͤr unaͤcht,
Fur eingeſchoben.
Chremes ſpsttiſch lächelnd.
Eingeſchoben? Wirklich?
Soſtrata.
Er glaubt es ſteif und feſt. ’
Fünfter Akt. 135
Ehremes ihrer fpottend.
Vielleicht iſts wahr?
Geſtehs ihm nur.
Soſtrata erſchrocken. ;
Ihr gütgen Götter! Wie?
Verleugnen ſoll ich ihn? — mein Kind, das ich
Gebar!
Chremes.
Was thuts? Du zeigſt das Gegentheil,
So bald du willſt —
Soſtrata.
Wie meinſt du das?
Chr emes ihrer ſpottend.
Er iſt
Dein Ebenbild, dein wahres Conterfey.
Das Früchtchen kommt von dir — wer zweifelt
dran? \
Er muß dirs glauben. Sieht Clitipho. Ah! da ift - ”
i er felbft, —
Der haͤngt die Flügel,
136 Der Gelbftpeiniger,
Vierte Seene.
Clitipho. Soſtrata. Chremes.
Clitipho eilt auf Soſtrata zu.
Beſte Mutter, war
Ich je euch werth, galt ich in eurem Herzen
Zur euren Sohn; fo denkt der fruͤhern Liebe,
Und ſagt, aus Mitleid, wer ſind meine Aeltern?
Soſtrata.
Du, fremder Leute Kind? War das die Frage?
>
Clitipho ſehr ſchmerzlich.
Ich bin es ja!
Soſtrata.
Unſelger Argwohn! — Hier
Stehn beyde Aeltern; beyde zeugen dirs,
Du ſeyſt der unſre — Liebſt du mich, mein Sohn;
So zweifle nimmer.
Jünfter Akt. 137
C h remes rauh.
Scheuſt du meinen Zorn;
So beſſre dich, und aͤndre deine Sitten!
Clitipho sus Verlegenheit gedankenlos.
Worin, mein Vater?
Chremes.
Fragſt du noch? In allem.“
Du biſt ein Taugenichts, ein Wüftling, ein
Verſchwender —
Clitipho zu ſich, gebeugt von Reue.
Wahr!
Chremes. ö
Du fragſt nach deinen Aeltern?
Die haſt du. Suche was dir fehlt: Gehorſam,
Ehr deinen Vater. Schone ihm was er
Erfparte, Thuſt du das? — Du lügft mich an;
Biſt voller Pfiffe; fuͤhrſt die Buhle mir
Ins Haus. — Verdammte Frechheit!
Clitipho zu ic.
Wie verſoͤhn'
Ich ihn? Was ſoll ich thun?
138 Der Selbſtpeiniger.
Letzte Scene.
Menedemus, Chremes, Cfitipho,
Soſtrata. Am Schluß Syrus.
Menedemus
aus feinem Hauſe tretend. Zu ſich.
Ich geh zu Chremes. —
Er knoͤcht den armen Sohn. — Er machts zu
a arg: -
Ich ſtifte Frieden. Sieht die andern. Ah! da find'
ich ſie.
Chremes ſiebt ihn.
Die Braut iſt laͤngſt bereit: hol ſie nach Hauſe. —
Sie erbt mein ganz Vermoͤgen. Kommt herein,
Und macht es richtig.
Soſtrata.
Beſter lieber Mann,
Nur dieß nicht!
Fünfter Akt. 139
Clitipho. 8
Gnade, theurer Vater! Ich
Beſchwoͤre euch.
Menedemus.
Ich bitte auch. Verzeiht
Dem Sohne.
Chremes.
Soll mich Bacchis erben?
Menedemus.
Nein,
Das hindern wir.
Clitipho.
Verſtoßt ihr mich, ſo muß
Ich ſterben!
Soſtrata.
Beſter Herzensmann!
Menedemus.
Gebt nach;
Seyd nicht ſo ſtörriſch.
140 Der Gelbftpeiniger.
Chremes.
Muß ich doch. Ihr laßt
Nicht ab: was kann ich machen?
Menedemus. g
So iſts recht!
Chremes.
Nur eins: mein Sohn muß thun was ich befehle,
Clitipho.
Gebietet nur.
Chremes beſtimmt.
Du nimmſt ein Weib. \
Clitipho etwas betroffen.
Mein Vater —
Chremes erzürnt.
Du zoͤgerſt?
Menedemus.
Zahlt auf mich, er thuts.
Soſtrata leiſe zu Elitiphe.
Sag ja.
Fünfter Akt. 41
Clitipho.
Nun ja, mein Vater.
Chremes.
Endlich!
Soſtrata zu Clitipho.
Weißt du was,
Laß mir die Wahl. Ich kenn' ein huͤbſches Maͤdchen;
Die Tochter unſers Phanokrats.
Clitipho. 5
Was ſagt ihr?
Das breite Maul? Der Rothkopf ohne Naſe?
Zu Chremes. 7
Nur die nicht, beſter Vater.
Chremes.
Wie? du waͤhlſt
Noch lange? f
Soſtrata zu Clitipho.
Nun, es giebt noch andre Maͤdchen.
Clitipho.
Nehm' ich ein Weib: fo hab' ich ſchon gewählt.
—
142 Der Selbſtpeiniger,
ö Softrata.
Wen denn? F
Clitipho.
Des Archonides Tochter.
Soſtrata.
Schon!
Vortrefflich!
Chremes.
Mir iſts recht.
Clitipho zu chremes.
Noch eine Bitte.
Chremes.
Fuͤr wen? f
Clitipho
winkt Syrus herbey, der etwas früher eintrat.
Fuͤr Syrus. Ihr verzeiht ihm doch?
Nicht wahr?
Chremes
zu Syrus, der ihm zu Füßen fällt.
Der Ausgang ſpricht dich frey. Steh auf!
—
PA Terentius Afer, Publius
6758 Lustspiele des Terenz
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