ie ‚Süsswasserfauna
._ Deutschlands
%
Herausgegeben von
A. BRAUER
—_ HEFT:
MAMMALIA, AVES, REPTILIA,
AMPHIBIA, PISCES
u bearbeitet von
P.Matschie, A.Reichenow,
G.Tornier P,Pappenheim
Jena, Verlag von Gustav Fischer
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Ed.
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EMITHSONIJM
MAR 0.3 1986
LIBRARIES
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Na DIE
SÜSSWASSERFAU NA
DEUTSCHLANDS
EINE EXKURSIONSFAUNA
BEARBEITET VON
rof. Dr. BÖHMIG (Graz), Prof. Dr. BRAUER (Berlin), Prof. Dr.
9LLIN (Berlin), Prof. Dr. DAuı (Berlin), C. van DouUwE (Mün-
en), Prof. Dr. von GRAFF (Graz), Dr. GRÜNBER@ (Berlin), Dr.
ARTMEYER (Berlin), Prof. Dr. R. u. H. HEryMmons (Berlin), Prof.
r. JÄGERSKIÖLD (Göteborg), Dr. JOHANSSON (Göteborg), Dr. KEIL-
ACK (Berlin), Prof. Dr. KLAPALER (Karlin bei Prag), F. KOENIKE
3remen), Dr. KuHrsAaTz (Danzig), Dr. v. Linstoew (Göttingen),
r. LÜHE (Königsberg), Prof. MATSCHIE (Berlin), Prof. Dr. MICHAEL-
N (Hamburg), Dr. NERESHEIMER (Wien), Dr. PAPPENHEIM (Berlin),
'of. Dr. REICHENOW (Berlin), E. REITTER (Paskau), Dr. Rıs (Rheinau),
of. Dr. THIELE (Berlin), Prof. Dr. TORNIER (Berlin), G. ULMER
(Hamburg), Dr. VAvrA (Prag), Prof. Dr. WELTNER (Berlin)
UND HERAUSGEGEBEN
VON
Prof. Dr. BRAUER (Berlin).
HEFT 1:
MAMMALIA, AVES, REPTILIA, AMPHIBIA, PISCES.
N
BEARBEITET VON
12 MATSCHIE, A. REICHENOW, G. TORNIER,
P. PAPPENHEIM.
MIT 173 FIGUREN IM TEXT.
VERLAG VON GUSTAV FISCHER, JENA
: 1909.
gn
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Vorwort.
In den letzten beiden Jahrzehnten ist die große Bedeutung,
welche die Süßwasserfauna in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher
Hinsicht verdient, mehr und mehr wie in anderen Ländern so auch
in Deutschland erkannt worden, und der Staat, Vereine und Private
sind durch Bewilligung von Mitteln, durch Gründung von Stationen
und Instituten bemüht gewesen, die Erforschung der Süßwasserfauna
zu fördern. Neben praktischen Fragen wie der Kenntnis der Lebens-
weise und Lebensbedingungen der wirtschaftlich wichtigen Krebse
und Fische, dem Nahrungswert der kleinen Tiere u. a. bilden rein
wissenschaftliche, wie die Feststellung der Variabilität der Tiere
unter verschiedenen Bedingungen, der Verbreitung der Glazialrelikte
u. a. den Inhalt der Forschung. Welche Fragen man aber auch
in Angriff nehmen mag, und ob man intensiver oder nur vorüber-
gehend, um zu forschen oder um sich und andere zu unterrichten,
der Süßwasserfauna sein Interesse zuwenden mag, immer wird sich
die Notwendigkeit ergeben, die systematische Stellung der unter-
suchten Formen zu ermitteln. Hierfür fehlte bisher jegliches, die
ganze Süßwasserfauna zusammenfassende Werk. Wohl behandeln
einige dieselbe, ich erinnere besonders an das Werk Lamperts
„Das Leben der Binnengewässer‘‘, aber alle behandeln die Tiere
nur mit Auswahl und berücksichtigen besonders die biologischen
Verhältnisse der auffallenderen und bekannteren Formen. Diese
Lücke soll dieses Werk auszufüllen suchen. Es soll ein wissen-
schaftliches Bestimmungsbuch für die Süßwasserfauna Deutschlands
sein. Es sind deshalb keine längeren anatomischen oder biologi-
schen Beschreibungen gegeben, sondern Bestimmungstabellen und
kurze, aber gut durchgearbeitete Diagnosen, die alle wichtigen morpho-
logischen Charaktere, ferner wichtige biologische und faunistische
Notizen enthalten. Zur Unterstützung des Textes sind möglichst
viele Figuren gegeben, die zwar einfach gehalten sind, aber die
für die Bestimmung in Betracht kommenden Merkmale zeigen.
Neben der knappen Form, die den praktischen Gebrauch und die
Übersichtlichkeit des Werkes erleichtern soll, wurde als Hauptaufgabe
angesehen, dem gegenwärtigen Stande der Kenntnisse soweit als
möglich gerecht zu werden und eine vollständige Zusammenstellung
aller bisher beschriebenen deutschen Süßwassertiere zu geben. Die
Durcharbeitung hat gezeigt, wie lückenhaft auf diesem Gebiete
unsere Kenntnisse zum Teil noch sind, wieviel noch übrig bleibt,
namentlich zur Erforschung der Larven und Jugendstadien. Diese
Lücken auszufüllen überschreitet die Kräfte Einzelner.
| Hier müssen viele mit helfen, und es würde als ein großer
Erfolg des Werkes betrachtet und von den Bearbeitern mit großem
Dank begrüßt werden, wenn die Benutzer den Herausgeber oder
die einzelnen Bearbeiter der Gruppen auf Lücken aufmerksam
machten und besonders durch Mitteilung eigener Beobachtungen
oder durch Einsenden des Materials an der Verbesserung und Ver-
vollständigung des Werkes mithelfen würden.
IV Vorwort.
Schwierig war die Frage, was unter „Süßwasserfauna“ zu
verstehen sei. Es sind in dem Werk zu ihr sowohl die Tiere, welche
in und auf dem Süßwasser leben, als auch diejenigen, welche an
den Rändern der Teiche, Seen, Flüsse u. a. leben, aber nur solche
welche zum Wasser in engster Beziehung stehen, gerechnet worden;
dagegen sind solche, welche nur vorübergehend das Wasser oder
seine Ränder aufsuchen, ausgeschlossen worden. In manchen Gruppen
sind vielleicht Tiere mit behandelt worden, welche besser als Landtiere
zu bewerten sind, aber ein Zuviel dürfte hier weniger schaden als
ein Zuwenig. Lediglich praktische Gesichtspunkte sind maßgebend
gewesen, wenn das hier behandelte Faunengebiet einstweilen auf
das politische Deutschland beschränkt wurde. So wünschenswert
es gewiß gewesen wäre, die Grenzen weiter zu stecken und die
Süßwasserfauna mindestens von ganz Mitteleuropa zusammenzufassen,
so mußte doch vorläufig von diesem Ziel Abstand genommen werden,
um das Werk in absehbarer Zeit überhaupt zum Abschluß bringen
zu können und um vor allem eine wesentliche Verschiedenheit und
Ungleichartigkeit in der Bearbeitung zu vermeiden, die wegen der
zum Teil noch sehr ungenügenden Kenntnis der Süßwasserfauna
der nichtdeutschen Länder die unausbleibliche Folge gewesen wäre.
Der dadurch erzielte Gewinn hätte in keinem Verhältnis zu dem
großen Mehraufwand von Arbeit und Zeit gestanden. Es versteht
sich von selbst, daß Formen, welche außerhalb Deutschlands, aber
nahe seinen Grenzen gefunden sind und deren Vorkommen auch
in Deutschland wahrscheinlich ist, mit berücksichtigt wurden.
Unberücksichtigt ist vorläufig auch die Abteilung der Protozoen
geblieben. Der Grund liegt darin, daß gute systematische Werke,
z. B. diejenigen von Blochmann und Bütschli, bereits vorliegen,
und weiter, daß von anderer Seite eine gründliche neue Durcharbeitung
in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Später soll diese Lücke
ausgefüllt werden.
Zum Schluß drängt es mich, allen Mitarbeitern an diesem
Werk meinen besten Dank zu sagen. Sie haben sich alle bemüht,
rechtzeitig das zum Teil riesige Material zu bearbeiten und in
meinem Sinne die große Aufgabe zu lösen.
Nicht weniger danke ich aber dem Verleger. Er hat nicht
nur alles getan, was zur Ausstattung des Werkes dienen konnte,
sondern ist auch stets auf jeden Wunsch eingegangen und hat in
jeder Weise mitgeholfen, das Zustandekommen des Werkes zu sichern,
obwohl der Umfang weit über den Anschlag hinausgewachsen ist
Berlin 1909.
A. Brauer.
I. Mammalia, Säugetiere.
Von
Prof. Paul Matschie (Berlin).
(Mit 4 Abbildungen im Text.))
Übersicht der Ordnungen.
la. Eine Flughaut (Fig. 1) ist zwischen dem Rumpfe und den
| Gliedmaßen vorhanden. Chiroptera, Fledermäuse.
1b. Keine Flughaut. 2.
2a. 6 ungefähr gleich große Schneidezähne vorn in jedem
Kiefer. Carnivora, Raubtiere.
2b. 2 größere Schneidezähne vorn in jedem Kiefer, hinter
denen man entweder kleinere Zähne oder eine breite Lücke
sieht.
3a. Die beiden vorderen Schneidezähne stehen nicht dicht
nebeneinander; zwischen ihnen und den Backenzähnen
sind kleinere Zähne vorhanden. Die Schnauze ist
rüsselförmig über den Unterkiefer hinaus nach vorn
verlängert. Insectivora, Insektenfresser.
3b. Die beiden vorderen Schneidezähne stehen dicht neben-
einander; zwischen ihnen und den Backenzähnen ist
eine breite Lücke. Die Schnauze ist nicht über die
Schneidezähne hinaus rüsselförmig verlängert.
Rodentia, Nagetiere.
Übersicht der Gattungen und Untergattungen.
la. Der Schwanz ist in eine Flughaut (Fig. 1) eingeschlossen. 2.
lb. Der Schwanz ist nicht in eine Flughaut eingeschlossen. 5.
2. Nasenlöcher ohne Hautanhänge. Ohren voneinander ge-
trennt, höchstens so lang wie .der Kopf. Hinter dem auf
die kleinen Schneidezähne folgenden Eckzahne des Ober-
kiefers jederseits 2 sehr kleine und ein etwas größerer ein-
spitziger Zahn (Fig. 2). Hinterrand der Schwanzflughaut
nicht stark gewimpert. Spornbein (5 in Fig. 1) ohne
Hautlappen.
Gatt. Leuconoe (Myotis), Wasserfledermäuse.
3a. Ohrdeckel (a in Fig. 1) nach oben sehr verschmälert
(Fig. 3a und 5). Unterarm höchstens 41 mm lang.
Gaumen mit 7 Querfalten (Fig. 4a und 2). Flughaut
an die Fußsohle angewachsen. 4.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 1
2 Matschie,
3b. Ohrdeckel (a in Fig. I) nach oben sehr wenig ver-
schmälert (Fig. 3c). Unterarm mindestens 42 mm lang
bei erwachsenen Tieren *). Gaumen mit 8 Querfalten
(Fig. 4c). Flughaut nur bis zur Ferse angewachsen
Untergatt. Comastes, Teichfledermaus (dasycneme).
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4a. Spornbein (2 in Fig. 1) erreicht °/, des Abstandes
der Schwanzspitze von der Ferse. Flughaut bis .
zur Mitte der Fußsohle (c in Fig. 1) angewachsen.
Ohrdeckel nicht über 6 mm lang. Außenrand des
Ohres neben der Spitze (bei 5 in Fig. 3) ausgebaucht.
Untergatt. Leuconoe, Wasserfledermaus
(Daubentoni).
*) Junge Fledermäuse erkennt man daran, daß die Eckzähne stark gekrümmt
und sehr spitz sind, auch daß die Knochenkerne in den Endknorpeln der Finger
noch nicht mit den Fingerknochen verwachsen sind und sich deutlich abheben.
Mammalia. 3
4b. Spornbein (2 in Fig. 1) erreicht nur die Hälfte des
Abstandes der Schwanzspitze von der Ferse. Flug-
haut bis zur Zehenwurzel (Z in Fig. 1) ange-
wachsen. Ohrdeckel mindestens 6,5 mm lang.
Außenrand des Ohres neben der Spitze fast gerad-
linig. Untergatt. Selysius, Bartfledermaus
(mystacinus).
5a. Schwanz nicht kellenförmig. 6.
5b. Schwanz kellenförmig. Gatt. Castor, Biber.
6a. Vorderfüße vierzehig mit kurzer Daumen-
warze. %
6b. Vorderfüße fünfzehig. 8.
b. Leuconoe
nBie.y 93,
a. Selvsius b. Leuconoe c. Comastes
Fig. 4.
Schwanz fast so lang wie der Körper.
Ohr viel länger als die Haare des
Kopfes. Sohle des Hinterfußes mit
6 Wülsten, deren letzter langgestreckt
und bogenförmig ist. Weibchen mit
12 Saugwarzen. Gatt. Mus.
Untergatt. Epimys, Wanderratte.
‘b. Schwanz ungefähr halb so lang wie
der Körper. Ohr nur so lang wie die
Haare des Kopfes. Sohle des Hinter-
1*
4 Matschie,
fußes mit 5 Wülsten. Weibchen mit
S Saugwarzen. Gatt. Mierotus.
Untergatt. Arvicola, Wasserratte.
Sa. Schnauze spitz, in einen Rüssel
verlängert. Pelz samtartig. Tiere,
die kleiner sind als Mäuse. Vor-
dere Schneidezähne zweispitzig.
Außenrand der Fußsohle mit
Borstensaum. Unter dem Schwanz-
ende eine Leiste längerer starrer
Haare; Oberseite des Schwanzes
kurz behaart.
Gatt. Neomys (Crossopus),
Wasserspitzmaus. ‚
8b. Schnauze abgerundet. Schwanz
dicht und lang behaart. Schneide-
zähne nicht zweispitzig. Größer
als das Wiesel. 9
9a. Zehen durch volle Schwimm-
häute, welche an den Hinter-
beinen bis zum Nagelglied
reichen, verbunden. Schwanz
ungefähr von halber Körper-
länge. Fußsohlen nackt,
Oberlippeohne nackteFurche.
. Gatt. Lutra, Fischotter.
9b. Zehen nur durch kurze Binde-
häute verbunden. Schwanz
ungefähr '/, so lang wie der
übrige Körper. Fußsohlen
bis auf die Zehenballen und
die Sohlenschwiele dicht be-
haart. Oberlippe unter der
nackten Nase mit nackter
Furche; Unterlippeund Kinn,
schmaler Oberlippenrand und
breiter Fleck auf der Ober-
lippe neben der Nase weiß.
Gatt. Mustela.
Untergatt. Lutreola, Nörz.
Ordn. Chiroptera, Fledermäuse.
Knochen der Mittelhand und des 2.—5. Fingers sehr verlängert.
Zwischen ihnen, dem Rumpfe, den Hinterbeinen und dem Schwanze
eine Flughaut, welche nur den Kopf, Hals, Daumen, die Zehen
und zuweilen einen Teil der Hinterbeine freiläßt. Fußsohlen nach
vorn, Knie nach hinten gerichtet.
Unterordn. Microchiroptera, Kleinfledermäuse.
Der Ohrrand bildet keinen vollständigen Ring; der 2. Finger
ohne Krallenglied.
u ee
= Ste re ee e-
.
a Me re
Mammalia. 5
Fam. Vespertilionidae, Flattermäuse.
Nasenlöcher nicht von Hautanhängen umgeben. Ohren mit
Ohrdeckel. Endglied des Mittelfingers nur an der Wurzel ver-
knöchert. Schwanz in die Flughaut ganz oder bis auf die äußerste
je
Spitze eingeschlossen. ER Schneidezähne jederseits.
Unterfam. Myotinae, echte Fledermäuse.
Ohren voneinander getrennt, ihr Vorderrand mit einem deut-
lichen Lappen an der Wurzel. Ohrdeckel lang und gegen die
Spitze allmählich verschmälert. 2. Glied des Mittelfingers höchstens
doppelt so lang wie das 1. Schwanz höchstens so lang wie der
übrige Körper. Spornbein ohne seitlichen Lappen. Jederseits zwei
obere Zähne, paarweise, durch eine Lücke getrennt, dicht neben
3 3
den Eckzähnen, hinter denen jederseits 2 Lückenzähne und —
Backenzähne stehen. Die ersten beiden Lückenzähne sind viel
kleiner als der dritte.
- Gatt. Leuconoe Boie, Wasserfledermäuse.
Ohr höchstens so lang wie der Kopf; es reicht, angedrückt,
nicht über die Schnauzenspitze hinaus, ist sehr dünnhäutig, mit
der Spitze vom Kopfe abgebogen und hat höchstens 6 Querfalten.
Hinterrand der Schwanzflughaut nicht dicht gewimpert. Außerste
Schwanzspitze nicht in die Flughaut eingeschlossen.
Über Europa und die gemäßigten Teile Asiens verbreitet. Jagen
dicht über dem Wasser Fliegen, Mücken und andere kleine Kerfe.
Es ist noch nicht genau festgestellt, ob und wie weit einige dieser
Arten im Herbst und Frühjahr wandern.
Untergatt. Leuconoe im engeren Sinne, Wasserfledermaus.
Behaarung ziemlich kurz. Außenrand des Ohres über der
Mitte eingebuchtet, dann ausgebuchtet und an der Spitze abge-
rundet. -Ohrdeckel nicht über 6 mm lang, nach oben sehr ver-
schmälert. Flughaut bis zur Mitte der Fußsohle angewachsen. Die
Schwanzflughaut bildet an der Schwanzspitze einen spitzen Winkel;
einzelne Haare ihrer. Oberfläche ragen über den Hinterrand hinaus.
Spornbein unbehaart und lang; es erreicht ungefähr °/, des Ab-
standes der Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 7 Quer-
falten zwischen den Backenzähnen, von denen die ersten beiden
und die letzte ungeteilt sind, die zweite in der Mitte geknickt ist
(Fig. 45 auf Seite 3). Unterarm erwachsener Tiere (siehe * auf
Seite 2) zwischen 34,5 und 41 mm lang. Ohr 13,5—15 mm, Ohr-
deckel 5,5—6 mm, Fuß mit Krallen 9—11 mm lang.
(L.) Daubentoni (Leisl.), fränkische Wasserfledermanus.
Haare des Rückens an der Wurzel schwarzbraun, an der Spitze
rötlichbraun, grau überflogen, diejenigen des Unterleibes an der
Wurzel schwarz, an der Spitze schmutzigweiß. Alle übrigen Teile
6 Matschie,
rötlichbraun, schwarz überlaufen; nur der untere Teil der Ohren
und Ohrdeckel gelblich. Flughäute hell graubraun. Nägel weiß.
Das Weibchen (9) ist etwas heller und kleiner als das Männchen (Q).
Unterarm 36 mm, Ohr 14—14,5 mm. Öhrdeckel 5,5—6 mm. Diese
Beschreibung hat Leisler auf Wasserfledermäuse von Hanau am
Main begründet. |
Für Südbayern (Tegernsee, Eurasburg, Braunenberg) beschreiben
Gemminger und Fahrer diese Fledermaus folgendermaßen: Die Farbe
des Oberleibes bei ausgewachsenen Tieren ist gewöhnlich rötlichgrau,
hie und da manchmal mit helleren Haarspitzen, des Unterleibes
weißlichgrau, teilweise von den Seiten her gelbrötlich überlaufen.
Jüngere Tiere oben mehr braungrau, unten graulichweiß ohne gelb-
rötlichen Anflug. Rückenhaare am Grund graubraun, jene des
Bauches braunschwarz. Flughaut bräunlichschwarz. Unterarm
37 mm. Ohr 13,5 mm. Ohrdeckel 5,2 mm. Falls die Wasser-
fledermaus des oberen Donaugebietes von derjenigen des Main-
gebietes verschieden sein sollte, kommt für sie vielleicht der Name
L. capucinellus Koch oder minutellus Koch, auf Tiere von Burg-
lengenfeld begründet, in Frage. Von Berlin, Halle und Braun- _
schweig sind im Berliner Zoologischen Museum Wasserfledermäuse,
deren Ohren sehr kurz (13,5 mm), deren Unterarme aber sehr lang
sind (37”—40 mm), und zwar sowohl alte Z als 2. Vielleicht Z.
Schinz! Brehm. Aus der Nähe von Berlin werden ebendort andere
Tiere dieser Untergattung aufbewahrt, auch diese sowohl in alten
& als ® vertreten, deren Ohren lang (14,5—15 mm) und deren
Unterarme kurz sind (34,5—35 mm).
Nur die Untersuchung recht vieler Wasserfledermäuse ver-
schiedenen Alters und Geschlechts, in den verschiedensten Gegenden
Deutschlands im Sommer und Winter gesammelt, kann Aufschluß
darüber geben, ob in Deutschland die Wasserfledermaus allgemein
sehr abändert oder ob sie in manchen Gegenden gewisse Merkmale
besitzt, die sie in anderen nicht hat, ob sie wandert, ob das Sommer-
kleid vom Winterkleid und wie das Jugendkleid vom Alterskleid
sich unterscheidet.
Sehr erwünscht für die Vergleichung mit den Stücken des
Berliner Museums sind solche aus dem nördlichen und südlichen
Ostpreußen, aus dem nördlichen Pommern, dem westlichen und
östlichen Schleswig-Holstein. aus Friesland, Westfalen, der Rhein-
provinz, Oberschlesien, dem östlichen Posen, dem Königreich Sachsen,
Franken, Oberbayern, Baden und Elsaß-Lothringen.
Untergatt. Selysius Bp., Bartfledermanus.
Behaarung sehr lang. Außenrand des Ohres an der Mitte ein-
gebuchtet und dann fast geradlinig bis zur abgerundeten Spitze.
Ohrdeckel über 7” mm lang, nach oben sehr verschmälert und an
der scharfen Spitze etwas nach außen gebogen. Flughaut bis zur
Zehenwurzel angewachsen. Die Schwanzflughaut bildet an der
Spitze mindestens einen rechten Winkel und ist am Rande kahl
und unbehaart. Spornbein dünn ‚behaart; es erreicht nur die Hälfte
des Abstandes der Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 7 Quer-
falten zwischen den Backenzähnen, von denen die ersten 2 und die
letzte ungeteilt sind. Die ersten beiden Querfalten haben fast
gleiche Richtung. Unterarm erwachsener Tiere (siehe * auf S. 2)
Mammalia. 7
zwischen 32 und 35,5 mm lang. Ohr 13—15,5 mm. Öhrdeckel
6,5—8,6 mm. Fuß mit Krallen 6,5—8S mm. “
(L.) mystacinus Leisl., fränkische Bartfledermaus.
. Haare des Rückens schwarz, an der Spitze fahl, pur dicht an
den Armen ohne helle Spitzen; diejenigen des Unterleibes an der
Wurzel schwarz, an der Spitze weißlichgrau, am Halse und an den
Armen ins Gelbliche spielend. Flughäute und Ohren schwärzlich.
Nägel hornfarbig. Unterarm 32,7 mm. Ohr 13 mm. Ohrdeckel
8 mm.
Leisler hat so die Bartfledermaus von Hanau am Main be-
schrieben; ähnlich sind die unter dem Namen zzgricans von Koch
aus dem Dilltale beschriebenen Stücke. Vielleicht gehört auch
humeralis Baillon von Abbeville zu dieser Form; sie ist unten
schmutzig weiß und hat braungraue Haarspitzen auf dem Rücken.
Aus Nassau ist von Koch eine etwas größere Rasse als rwfofuscus
beschrieben worden; sie soll sich durch rotbraun gespitzte Rücken-
haare, hellbraun gespitzte Haare des Unterleibes und hell rauch-
graue Flughäute unterscheiden.
Eine andere, ebenfalls von Koch beschriebene Form aus dem
Breisgau, die er axrexs nennt, soll auf dem Rücken rötlichgelbe,
goldglänzende Haarspitzen, auf dem Unterleibe entschieden gelbe
Haarspitzen und sehr helle, durchscheinende Flughäute und Ohren
haben.
Ferner hat Koch aus der Nähe von Regensburg an der Donau
unter dem Namen Schrankii eine Bartfledermaus beschrieben, deren
Rückenhaare glänzend fahlbraune Spitzen haben, deren Bauchhaare
viel lichter gefärbt sind. Die Schultern sind dicht am Oberarm-
gelenk schwarz.
Gemminger und Fahrer nennen für Bartfledermäuse von
Schleißheim die Farbe des Rückens fahlbraun, der Unterseite un-
rein bräunlichgrau, längs den Seiten bräunlich angeflogen und er-
wähnen den dunklen Schulterfleck. Unterarm 34 mm. Ohr 15,5 mm.
Ohrdeckel 6,5 mm. Endlich hat Brehm aus der Nähe von Renthen-
dorf in Thüringen zwei Formen als melanotus und stenotus abge-
trennt, die ebenfalls noch genauer untersucht werden müßten.
Auch für die Bartfledermaus gilt das oben auf S. 6 Gesagte.
Untergatt. Comastes Fitz, Teichfledermaus.
Behaarung ziemlich kurz. Außenrand des Ohres unter der
Mitte etwas ausgebuchtet, über der Mitte bis unter die abgestutzte,
etwas auswärts gebogene Spitze fast geradlinig. Ohrdeckel nach
oben wenig verschmälert und an der Außenseite gegen die ab-
gerundete Spitze etwas einwärts gebogen. Flughaut nur bis zur
Ferse ausgewachsen. Die Schwanzflughaut bildet an der Spitze
einen spitzen Winkel und ist am Rande kahl; nur einzelne Haare
ihrer Oberfläche ragen über den Hinterrand. hinaus. Spornbein
am Rande fein behaart, erreicht ungefähr °/, des Abstandes der
Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 8 Querfalten zwischen
den Backenzähnen, von denen die beiden vorderen und die letzte
ungeteilt sind. Unterarm erwachsener Tiere (siehe Se,
42—48 mm lang. Ohr 13—17,5 mm. Ohrdeckel 7,5—8 mm. Fuß
mit Krallen 11—13 mm,
8 Matschie,
Die Teichfledermaus scheint im Winter in anderen Gegenden
als im Sommer zu leben, sie überwintert in Kalkhöhlen.
(C.) dasyeneme (Boie), ostjütländische Teichfledermaus.
Haare des Rückens an der Wurzel schwarz, an der Spitze fahl;
diejenigen des Unterleibes an der Wurzel schwarz, an der Spitze
weißlichgrau. Flughäute hellbraun, längs der Körperseiten und
der Innenseite der Beine dicht weißlich behaart. In der Jugend
etwas dunkler.
Unterarm 42,5 mm, Ohr 13 mm, Fuß mit Krallen 11,2 mm.
Boie hat diese Fledermaus von Davbjerg bei Viborg in Jüt-
land aus einer Kalkhöhle beschrieben.
Aus den Niederlanden stammt C. Zöimnophilus (Temm.). Ihr
Rücken ist dunkel mäusegrau, das P etwas rötlicher. Kinn, Wangen,
Vorderhals und Unterseite weiß. Alle Haare mit schwarzem Grunde.
Bauch rein weiß. Schultern aschgrau. Unterarm 42,5 mm. Eine
Teichfledermaus des Berliner Zoologischen Museums aus Schlesien
ohne genauere Fundortsangaben hat schwarzbraune Haarwurzeln,
fahlbraunen Rücken und weißlichgraue Unterseite. Unterarm
45 mm. Ohr 13,35 mm. Fuß mit Krallen 11,5 mm.
Ein halbes Dutzend solcher Fledermäuse aus Sandomir an der
Weichsel ist viel größer und dunkler. Unterarm 47,3—48 mm.
Ohr 16,5—17,5 mm. Ohrdeckel 7,5—8 mm. Fuß mit Krallen 12
bis 13 mm.
Auch für die Teichfledermaus gilt das oben (S. 6) Gesagte.
Nach Blasius soll sie in Gebirgen fehlen. Koch hat sie in den
Höhlen der Kalkfelsen im Winterschlaf gefunden.
Alle 3 Wasserfledermäuse sind vorläufig noch sehr wenig be-
kannt; deshalb mögen alle diejenigen, welche Gelegenheit haben,
diese Tiere zu beobachten und zu sammeln, dazu mitwirken, daß
die Lebensgeschichte und die Kenntnis ihrer Rassen und Ab-
änderungen möglichst gefördert werde. Für jede Nachricht und
jede zur wissenschaftlichen Untersuchung an das Königliche Zoo-
logische Museum in Berlin N 4, Invalidenstr. 43, eingesandte Fleder-
maus wird der Verfasser dieser Übersicht herzlich dankbar sein.
Ordn. Insectivora, Insektenfresser.
Keine Flughaut. Zehen mit Krallen. Bei den deutschen Arten
ist der Rumpf entweder mit Stacheln besetzt oder mit samtartiger
Behaarung. Kopf spitz, rüsselförmig über den Unterkiefer hinaus
verlängert.
Fam. Sorieidae, Spitzmäuse.
Tiere, die kleiner als die Hausmaus sind. Pelz samtartig. Vorder-
füße fünfzehig, schlank, mit Krallen. Ohren kaum die Behaarung
überragend. Jederseits im Oberkiefer vorn ein zweispitziger größerer
Schneidezahn, dahinter 3-6 einspitzige kleine Zähne und 4 mehr-
spitzige Zähne.
|
|
de)
Mammalia.
Unterfam. Neomyinae, Wasserspitzmäuse.
Der Außenrand der Fußsohle ist mit einem aus starren Borsten
bestehenden Saume besetzt; unter dem im übrigen kurzhaarigen
Schwanze eine kammförmige Leiste längerer Haare. Spitzen der
Zähne, wenn sie nicht stark abgekaut sind, rotbraun.
Gatt. Neomys Kaup 1829 (Crossopus Wagl. 1832),
Wasserspitzmaus.
Im Oberkiefer jederseits 9 Zähne, im Unterkiefer jederseits
6 Zähne. Ohrmuschel unter der Behaarung versteckt. Schwanz
ungefähr von der Länge des Rumpfes.
Fleischfresser, leben von allerlei kleinem Getier, aber auch von
Fröschen und Fischen, graben in Uferwandungen oder sumpfigem -
Gelände lange Röhren mit zahlreichen Ausgangsöffnungen, tauchen
gut, laufen auch gelegentlich auf dem Grunde des Wassers umher.
N. fodiens (Pall. bei Schreber), märkische Wasser-
spitzmaus.
Rücken schwarzbraun mit purpurrötlichem Schimmer. Haar-
wurzeln schiefergrau. Brust und Bauch weißgrau, ins Gelbliche
spielend und mit Aschgrau gemischt. Hinter den Augen ein
kleiner heller Fleck. Kopf und Rumpf 82 mm. Schwanz 62 mm.
Bei Berlin von Pallas entdeckt.
Aus Deutschland und den angrenzenden Teilen von Frank-
reich, Holland und Dänemark sind bis jetzt 16 Arten von Wasser-
spitzmäusen beschrieben worden. Aus diesen Beschreibungen lassen
sich folgende Unterschiede erkennen:
la. Unterseite weiß oder weißgrau: 2.
1b. Unterseite schwarz, schwarzgrau oder braungrau. 8.
2a. Oberseite mäusegrau. musculus Wagl. aus Bayern.
2b. Oberseite schwarz, schwarzbraun oder schwarzgrau. 3.
3a. Schwanz ungefähr halb so lang wie der übrige Körper. 4.
3b. Schwanz ungefähr °/, der Länge des übrigen Körpers. 5.
4a. Unterseite weiß. psilurus Wagl. aus Bayern.
4b. Unterseite schmutzig rötlichgrau.
amphibius Brehm aus der Nähe von Renthendort
in Thüringen.
5a. Oberseite schwarzbraun mit rötlichem Schein.
fodiens Pall. von Berlin.
5b. Oberseite samtschwarz. 6.
6a. Unterseite weiß, Füße schwarz.
nigripes Melchior aus Dänemark.
6b. Unterseite weißgrau.
7a. Ein schwarzer Fleck unter der Schwanz-
wurzel. daubentoni Erxl. aus Burgund.
7b. Kein schwarzer Fleck unter der Schwanz-
wurzel.
earinatus Herm. von Straßburg und
natans, rivalis, fluviatilis, stagna-
tilis Brehm von Renthendorf in
Thüringen.
10 Matschie,
Sa. Ein weißer Kehlfleck, Unterseite schwarz.
collaris Geoffr. von der Schelde-
mündung.
Sb. Kein weißer Kehlfleck, sondern die Kehle
grau. 9.
9a. Unterseite braungrau.
remifer Geoffr. von Abbeville.
Ib. Unterseite schwarzgrau. 10.
10a. Ein weißer Strich von der Stirn
zu den Nasenlöchern.
lineatus Geoffr. von Paris.
10b. Keine weiße Kopfbinde. 11.
11a. Oberseite schwarzgrau.
constrietus von Straß-
burg.
11b. Oberseite schwarzbraun.
griseogularis Fitzin-
ger von Chartres.
Welche von diesen Formen als besondere Rassen angesprochen
werden müssen, kann nur nach Vergleichung sehr vieler, in mög-
lichst verschiedenen Teilen Deutschlands gesammelter Wasserspitz-
mäuse entschieden werden. Vorläufig wissen wir noch nicht viel
darüber, wie weit diese Tiere nach Alter, Geschlecht, Jahreszeit
und Standort abändern und ob innerhalb Deutschlands mehrere
geographische Rassen vorhanden sind.
Ordn. Carnivora, Raubtiere.
Keine Flughaut, Zehen mit Krallen. Rumpf niemals stachelig
oder samtartig behaart. Kein Rüssel. 6 ungefähr gleich große
Schneidezähne nebeneinander im Ober- und Unterkiefer.
Fam. Mustelidae, marderartige Tiere.
Beine kurz, fünfzehie. Schwanz nicht länger als der übrige
Körper, niemals gebändert. Im Oberkiefer ist der letzte Backen-
zahn größer als der dritte von hinten. Insgesamt jederseits 4—5
obere und 4—6 untere Backenzähne hinter dem spitzen großen
Eckzahn, niemals im Oberkiefer mehr Backenzähne als im Unter-
kiefer.
Unterfam. Mustelinae, Marder.
Zehen ohne volle Schwimmhäute, höchstens mit kurzen Binde-
häuten. Schwanzwurzel nicht verdickt. Letzter Backenzahn im
Oberkiefer nicht mit rundlicher Kaufläche, sondern an dem vorderen
und hinteren Rande ausgehöhlt. Sohlen der Hinterfüße bis auf die
Zehenballen und die Sohlenschwiele dicht behaart. Zehen kurz.
Keine weiße Bindenzeichnung auf dem Nacken oder Rücken.
Gatt. Lutreola Wagn., Nörz.
Kopf flach und breit; Oberlippe mit mittlerer Furche. Zehen
durch eine kurze Spannhaut verbunden. Pelz glänzend wie beim
24 ee
Mammalia. ig:
Fischotter. Schwanz ungefähr '/, so lang wie der übrige Körper.
Im OÖberkiefer jederseits 4, im Unterkiefer 5 Backenzähne. Die
unteren Vorderzähne stehen an den Schneiden in gleicher gerader
Linie.
L. lutreola L. Finnländischer Nörz.
Gelblich schwarzbraun mit kürzeren gelblichen und längeren
schwarzen Haaren. Scheitel ins Graue spielend durch eingemischte
weiße Haare. Oberlippe neben der nackten Nase weiß bis zur
Länge der Mundspalte, von dort bis zum Mundwinkel schmal weiß
gerandet; diese weiße Färbung greift etwas über den Mundwinkel
nach hinten über und bedeckt die Unterlippe und das Kinn bis
4 mm hinter eine Linie, die beide Mundwinkel miteinander ver-
bindet und springt in der Mitte des Kinnes bogenförmig noch etwas
vor. Ohren und Unterwolle otterfarbig graubraun. Gesichtsseiten
und Füße etwas dunkler als der Rumpf. Schwanz fast schwarz.
Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 39 cm, Schwanz bis zu den
Enden der längsten Haare der Schwanzspitze: 14 cm.
Diese Beschreibung beruht auf einem bei Fredrickshamn zwischen
Helsingfors und St. Petersburg am Finnischen Meerbusen erlegten
Nörz des Berliner Zoologischen Museums.
Ein Nörz aus der Nähe von Schwentainen in Ostpreußen, der am
3. April 1909 erlegt worden ist und ebenfalls im Berliner Zoologischen
Museum aufbewahrt wird, sieht wesentlich anders aus. Er ist viel
größer, hat keinen gelblichbraunen, sondern einen graubraunen
Anflug, tiefschwarzbraunes Gesicht und eisengraubraune Unterwolle.
Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 41 cm. Schwanz bis
zu den Enden der längsten Haare: 20 cm.
Ein Nörz von Stoberau bei Brieg in Schlesien stimmt durch-
aus mit der von Gloger gegebenen Beschreibung eines schlesischen
Nörzes überein: „ziemlich gleichmäßig schön braun mit einem
schwachen Goldschimner, an den Füßen etwas dunkler, am Vorder-
kopfe, der auch etwas ins Graubräunliche spielt, bis hinter die
Augen schon merklich, am Schwanzende bedeutend tiefer (hier
wirklich dunkel- oder schwarzbraun) und an der Unterseite des
Leibes kaum heller als auf dem Rücken; dagegen die Seiten des
Halses gleich hinter den Ohren lichter und stark ins rein Gold-
braune ziehend.“ Die weiße Färbung des Gesichts ist im wesent-
lichen wie bei den beiden anderen Nörzen. Das Wollhaar ist licht-
graubraun.
Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 43 cm. Schwanz bis
zu den Enden der längsten Haare: 21 cm.
Ein weißer Halsfleck ist bei keinem dieser Tiere zu erkennen,
wohl aber bei einem Nörz von der Wolga, der im Berliner Museum
steht.
Weitere Untersuchungen über die verschiedenen Kleider des
Nörzes und darüber, ob mehrere Rassen in Deutschland und dem
übrigen Europa unterschieden werden müssen, sind durchaus nötig.
Besonders wichtige Merkmale werden nach den Erfahrungen, die
man an amerikanischen Nörzen gemacht hat, die Körpergröße, das
u von Schwanz- und Rumpflänge und die Färbung ab-
geben.
12 Matschie,
Vereinzelt an Flußläufen und Seen, im Sumpf oder Rohr-
dickicht; frißt allerlei Getier. Für Süddeutschland noch nicht
nachgewiesen.
Vom IIltis leicht dadurch zu unterscheiden, daß nur an den
Lippen und dem Kinn eine weiße Zeichnung vorhanden ist und
daß das Wollbaar in den Weichen nicht gelblichweiß, sondern
graubraun ist.
Unterfam. Lutrinae, Fischotter.
Zehen mit Schwimmhäuten; Schwanzwurzel flach, viel breiter
als das hintere Ende des Schwanzes. Körper sehr lang. Letzter
oberer Zahn sehr breit und groß. Oberlippe unter der Nase ohne
Furche.
Gatt. Lutra Briss, Fischotter.
Kopf sehr breit und flach. Schwanz ungefähr halb so lang
wie der übrige Körper. Im Oberkiefer und Unterkiefer jederseits
5 Backenzähne. Fußsohlen vorn nackt. Nasenmuffel am oberen
Rande der Nasenlöcher und zwischen ihnen nackt. Schwimmhäute -
bis zu den Nagelgliedern. ausgedehnt.
L. Lutra L.
Bis jetzt sind Fischottern aus verschiedenen Teilen Deutsch-
lands noch nicht miteinander verglichen worden. Möglicherweise
kommen aber bei uns mehrere Rassen vor, die voneinander recht
verschieden sind; denn die in der Literatur befindlichen Beschrei-
bungen weichen sehr voneinander ab.
Bechstein erwähnt, daß thüringische Fischottern kastanien-
braun oder dunkelbraun sind und lichtkaffeebraune Beine haben;
ihre Kehle, Brust und Bauch sind graulich. Schreber nennt die
Färbung hellkaffeebraun mit grauem Schein; die Stirn sei lichter,
die Lippen noch blasser, die Backen und Kehle auf einem bräun-
lichem Grunde weiß, Brust und Bauch aber bräunlich und weißlich
scheinend. Er hat wohl Fischotter aus der Nähe von Erlangen -
vor sich gehabt.
Gemminger und Fahrer sagen, daß der Fischotter von Ober-
bayern glänzend dunkelbraune Haare mit hellen Spitzen auf dem
Rücken hat und daß seine Wangen und Unterseite weißlich sind,
an den Seiten der Brust und des Bauches mit rostbräunlichen
Haaren untermischt. Die Weibchen sollen heller, die Jungen dunkler
sein. Im Alter werden die Haarspitzen gelblich und daher auch
der Pelz heller. Bei Fischottern aus der Mark Brandenburg ist der
Rücken lebhaft braun mit grauem Schein, Kinn und Kehle deut-
lich abgesetzt weißgrau, der Scheitel nicht dunkler als der Rücken,
der Schwanz halb so lang wie Kopf und Rumpf.
Man achte besonders auf die Färbung des Rückens, des Kinnes,
der Kopfseiten und der Kehle, auf die Länge des Schwanzes und
suche festzustellen, welche Unterschiede Männchen, Weibchen und
Junge haben, wie der Otter im höheren Alter aussieht, wie das
Winterkleid sich vom Sommerkleid unterscheidet und ob in der-
selben Gegend wesentlich verschieden gefärbte Tiere gleichen Ge-
schlechts und gleichen Alters vorkommen.
Leben an Flußläufen und jagen allerlei Wassertiere.
Mammalia. i3
Ordn. Rodentia, Nagetiere.
Zwei große Schneidezähne stehen dicht nebeneinander vorn in
jedem Kiefer und sind durch eine große Lücke von den Backen-
zähnen getrennt. Eckzähne fehlen. Zehen mit Krallen oder Kuppen-
nägeln. Keine Flughaut.
Fam. Castoridae, Biber.
Große plumpe Tiere mit kurzen Ohren und Beinen, fünfzehigen
Füßen, platten breiten, zum größeren Teile mit Schuppen bedeckten
Kellenschwanze und vollen Schwimmhäuten an den Hinterbeinen.
4 Backenzähne jederseits, oben und unten.
Gatt. Castor, Biber.
Mit den Merkmalen der Familie.
C. fiber L.
In Deutschland nur noch an der Elbe und ihren Zuflüssen
zwischen Magdeburg und Wittenberg in der Rasse: aldzicus Mtsch.
Dieser Biber ist haselnußbraun oder, wenn man will, hellkastanien-
braun.
Fam. Muridae, mäuseartige Tiere.
Vorderfüße vierzehig mit einer Daumenwarze, die einen Nagel
trägt, Hinterfüße fünfzehig. Schwanz meist dünn behaart oder
fast nackt. Niemals mehr als 3 Backenzähne jederseits.
Unterfam. Murinae, Mäuse.
Schwanz ziemlich lang, schuppig, geringelt, wenig behaart.
Backenzähne mit Höckern.
Gatt. Mus L.,, Maus.
Schneidezähne glatt, die hinteren Backenzähne kleiner als die
vorderen. Schnauze ziemlich spitz. Augen und Öhren groß.
Schwanz fast nackt.
Untergatt. Epimys Trouess., Ratten.
Mäuse von Rattengröße mit langem Schwanze. © mit 12 Zitzen.
Sohle des Hinterfußes mit 6 Wülsten.
(E.) norvegieus Erxl., Wanderratte.
Ohr kürzer als seine Entfernung vom Hinterrand des Auges.
Schwanz kürzer als der übrige Körper. Rücken rötlich gelbgrau
mit starker rostbrauner Beimischung, die auf dem Kopfe und
Nacken weniger hervortritt und an den Körperseiten ganz ver-
schwindet. Zwischen den an der Wurzel braungrauen, an der
Spitze gelbbraunen Rückenhaaren stehen zahlreiche, viel längere
schwarze Borsten. Die Körperseiten erscheinen bräunlich gelbgrau,
durch die langen Borsten dunkelbraun gemischt. Unterseite und
Füße grauweiß. Schwanz oben dunkelbraungrau, unten bräunlich-
weiß mit 185—225 Schuppenringen.
“
14 Matschie,
weniger bräunlich, mehr grau mit hellerem Schwanz. —
Schwärzliche Spielarten sind bekannt. Kopf und Rumpf bis 27 cm,
Schwanz bis 20 cm lang.
Allesfresser. Häufig an Flußufern, besonders gern in der Nähe
menschlicher Wohnungen.
Unterfam. Microtinae, Feldmäuse.
Schwanz viel kürzer als der Rumpf, ziemlich dicht behaart,
jedoch so, daß die Schuppenringe noch erkennbar sind. Backen-
zähne mit glatten Schmelzschlingen.
Gatt. Mierotus Schrank, Feldmaus.
Schnauze kurz und dick; Ohren sehr kurz, nicht oder wenig
über die Behaarung herausragend; Sohlen nackt.
Untergatt. Arvicola Lac&p, Wühlratte.
Schwanz ungefähr halb so lang wie der übrige Körper. Sohle
des Hinterfußes mit 5 Wülsten. Ohr von der Behaarung verdeckt.
Weibchen (2) mit 8 Zitzen. Erster Backenzahn des Unterkiefers
mit 3 äußeren und 4 inneren Winkelfurchen hinter der abgerundeten,
nur wenig abgeschnürten, vorderen Schmelzschlinge.
(A.) terrestris L.
Rückenhaare an der Wurzel bläulich schwarzgrau, an der Spitze
braun; zwischen ihnen zahlreiche, längere schwarze Haare. Der
Rücken erscheint so dunkelbraun, die Körperseiten und Wangen
braun, die Unterseite rostbraungrau mit grauer Kehle, Aftergegend
und Beinen. Die Haare der Unterseite sind am Grunde dunkel-
grau. Schwanz oben schwärzlich, unten weißlich. Das Weibchen ($)
ist auf der Unterseite heller, ohne bräunlichen Ton und hat eine
rötliche Schwanzoberseite.
Kopf und Rumpf bis 19 cm, Schwanz bis 10,5 em lang.
Die Färbung ist nicht gleichmäßig. Blasius hat bei Braun-
schweig hellbraungraue, bräunlichgraue, braungelblichgraue, grau-
braune, rostbraune, schwarzbraune und schwarze Wasserratten ge-
funden, im Harz hellrostbraune, gelblichgraue und braungraue, am
Niederrhein dunkelbraune, schwarzbraune und bräunlichgraue. Vor-
läufig wissen wir nocht nicht genügend, inwiefern Standort, Ge-
schlecht und Alter die Färbung dieses Nagers beeinflussen und ob
En ah Deutschlands mehrere geographische Rassen vorhanden
sind.
(A.) amphibius L. wird auf die am Wasser lebende Form ge-
deutet, Zerrestris L. auf die in trockenen Gegenden vorkommende,
DEREN L. auf die besonders in Sümpfen sich findende schwarze
orm.
Die erstere Form nennt man Wasserratte, die anderen Reut-
maus oder Scheermaus.
Allesfresser; graben und schwimmen gut, leben an Gewässern,
in Sümpfen, aber auch auf trockenem Sande, im Feld und Wald.
Sie werfen Erdhaufen auf, unter denen der Bau liegt, von welchem
lange Röhren oft dicht unter dem Boden weithin laufen.
-- a: a
Aves, Vögel.
Von
Ant. Reichenow (Berlin).
(Mit 40 Abbildungen im Text.)
Schlüssel zum Bestimmen der Familien.
I. Außenzehe länger als Mittelzehe.
1:
Alle 4 Zehen (auch die Hinterzehe) durch Schwimmhäute
miteinander verbunden (Fig. 5). Phalacrocoracidae.
2. Hinterzehe nicht mit der Innenzehe durch eine Schwimmhaut
verbunden; Vorderzehen mit Schwimmhäuten (Fig. 6) oder
Lappenhäuten (Fig. 9). Colymbidae.
II. Außenzehe kürzer als Mittelzehe.
IF
Schwimmhäute zwischen den Zehen (Fig. 7).
A. Schnabelränder mit Hornplättchen oder Leisten besetzt
(Fig. 8). Anatidae.
B. Keine Hornplättchen oder Leisten an den Schnabel-
rändern. Laridae.
Zehen mit Lappenhäuten oder mit kurzen Bindehäuten am
Grunde, miteinander verwachsen oder unverbunden.
A. Schnabel hakenförmig gebogen; Kralle der Innenzehe
größer als die der Mittelzehe. Falconidae.
B. Schnabel nicht hakenförmig gebogen; Kralle der Innen-
zehe kleiner als die der Mittelzehe.
a. Vorderzehen vollständig getrennt oder an der Wurzel
durch kurze Hefthäute (wenigstens Außen- und Mittel-
zehe) verbunden oder mit Lappenhäuten versehen
(Fig. 10—12).
a) Nasenlöcher den Schnabel durchbohrend.
Rallidae.
b) Nasenlöcher nicht den Schnabel durchbohrend.
aa. Kralle der Mittelzehe am Innenrande kamm-
artig eingeschnitten (Fig. 13). Ardeidae.
bb. Kralle der Mittelzehe nicht kammartig einge-
schnitten.
aa) Sehr große Vögel; Läufe über 100 mm
lang. Ciconiidae.
bb) Kleine Vögel; Läufe unter 100 mm lang.
16 Reichenow, ;
a) Schnabel hart, von etwa Kopflänge oder
darunter. Charadriidae.
£) Schnabel dünn und biegsam, über Kopf-
länge. Scolopacidae.
Fig. 7. Zarus ridibundus. Fig. 8. Anas boschas.
Fig. 9: Colymbus cristatus. Fig. 10. Fulica atra.
Fig. 11. Phalaropus fulicartus. Fig. 12. Tofanus totanus.
b. Vorderzehen (wenigstens Außen- und Mittelzehe) am
Grunde miteinander verwachsen (Fig. 14 u. 15).
2 Aves. 17
a) Kralle der Hinterzehe kleiner als die der Mittel-
zehe (Fig. 14). Alcedinidae.
b) Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittel-
zehe (Fig. 15).
aa. Schnabelbreite am Grunde, von einem Schnabel-
winkel zum andern in gerader Linie gemessen,
deutlich größer als die Schnabellänge, von der
Stirnbefiederung bis zur Spitze gemessen.
Hirundinidae.
bb. Schnabelbreite kleiner als Schnabellänge.
Fig. 14, Alcedo ıspida.
EEE zn
2a N a
SI
6©.Kr.
Fig. 15. Acrocephalus arundinaceus. Fig.-16. Mofacilla sulphurea.
Ar
A
uaguımu?
Fig. 17. Cinclus cinclus.
aa) Schnabel pfriemenförmig, von der Stirn-
befiederung bis zur Spitze gemessen doppelt
so lang wie seine Höhe an der Stirn oder
länger.
a) Längste Armschwingen bei zusammen-
gelegtem Fittich ebenso lang oder fast
so lang wie die längsten Handschwingen
- (Fig. 16). Motacillidae.
ß) Längste Armschwingen viel kürzer als
die längsten Handschwingen (Fig. 17).
Sylviidae.
bb) Schnabel konisch, nicht doppelt so lang
wie hoch. Fringillidae.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 2
18 Reichenow,
Colymbidae, Steißfüße.
Unterschenkel bis zum Laufgelenk befiedert; Läufe seitlich zu-
sammengedrückt, vorn und hinten schmal; Vorderzehen mit vollen
Schwimmhäuten oder Lappenhäuten, 4. Zehe am längsten; Flügel
kurz; Schwanzfedern sehr kurz oder ganz fehlend; Schnabel gerade,
schmal und spitz. — Nähren sich von Fischen, Fröschen, Laich
und Wasserinsekten.
Mit vollen Schwimmhäuten (Fig. 6). Urinator.
Mit Lappenhäuten (Fig. 9). Colymbus.
Urinator Cuv., Seetaucher.
In hochnordischen Ländern heimisch, südwärts bis Norwegen,
Schottland und Nord-Rußland, nur eine Art auch im nordöstlichen
Deutschland brütend, die anderen in Deutschland nur auf dem
Zuge im Herbst oder Winter.
I. Kehle grau, längs der Halsmitte ein rotbraunes Band.
U. stellatus.
II. Kehle schwarz.
1. Oberkopf und Nacken grau. U. arcticus.
2. Oberkopf und Nacken schwarz. U. imber.
III. Kehle weiß oder mit Grau gemischt.
1. Rücken weiß oder weißgrau gesprenkelt oder winkel-
förmig gestrichelt. U. stellatus iuv.
2. Rücken einfarbig schwarzbraun oder mit grauen Feder-
säumen.
a) Oberkopf und Nacken grau. U. arcticus iuv.
b) Oberkopf und Nacken schwarz oder dunkelbraun.
U. imber iuv.
Urinator aretieus (L.), Polartaucher.
Oberkopf und Nacken grau, auf den Kopfseiten in Rauchbraun
übergehend; Kehle und Unterhals schwarz mit veilchenfarbenem
Schimmer, Kehle von einem aus weißen Stricheln gebildeten Bande
umsäumt; Halsseiten schwarz und weiß gestrichelt; Unterkörper
vom Kropfe an weiß, Kropfseiten schwarz und weiß gestrichelt;
Rücken, Flügel und Schwanz schwarz, jederseits des Vorderrückens
ein kleinerer, auf den Schulterfedern ein größerer gitterförmig aus
viereckigen weißen Feldern gebildeter Fleck, Flügeldecken mit
rundlichen weißen Flecken; Schnabel schwarz. Länge*) etwa
750 mm, Fittich**) 330 mm. — 9 etwas kleiner als &.
Beim jungen Vogel sind.Oberkopf und Nacken fahl graubraun;
ganze Unterseite weiß, Kropfseiten meistens graubraun gestrichelt;
Rücken, Flügel und Schwanz dunkelbraun, oft mit helleren Feder-
säumen; Schnabel bleigrau. — Ebenso sieht der alte Vogel im
Herbstkleide aus; doch ist der Ton der Oberseite dunkler, der
Schnabel schwärzlich. — Das Dunenjunge ist rauchbraun, unter-
seits. blasser.
”
*) Von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze des ausgestreckten Vogels
gemessen.
**) Zusammengefalteter Fittich vom Bug bis zum Ende der längsten Schwinge
_ gemessen (siehe Anmerkung 8. 20).
|
£
|
R
.
Aves. 19
Brütet in Skandinavien, Finnland, Rußland und Nordasien,
vereinzelt auch an Seen in Westpreußen und Hinterpommern, Mai
bis Mitte Juni. Nest auf moorigem Untergrund, dicht am Wasser,
nur aus einer flachen, mit wenigen Grashalmen ausgelegten Mulde
bestehend, im Juni 2—3 walzenförmige, auf olivenbraunem Grunde
dunkelgrau und schwarzbraun gefleckte Eier von 86 x 51,5 mm
durehschnittlicher Größe.
Urinator imber (Gunn.), Eistaucher.
Kopf und Hals schwarz, ein weißer, schwarz gestrichelter Fleck
jederseits des Halses und ein aus weißen Stricheln gebildetes Band
hinter der Kehle; Unterkörper vom Kropfe an weiß, Kropfseiten
schwarz und weiß gestrichelt; Rücken- und Schulterfedern auf
schwarzem Grunde mit viereckigen weißen Flecken gitterförmig
gezeichnet; Bürzel, Schwanz, Flügel und Weichen mit rundlichen
weißen Flecken; Schnabel schwarz. Länge etwa 800, Fittich 350 mm.
— Q etwas kleiner als Q.
Beim jungen Vogel ist die ganze Oberseite schwarzbraun,
Rücken- und Flügelfedern meist mit lichteren Säumen; Unterseite
weiß; Schnabel bleigrau. — Ebenso ist das Herbstkleid des alten
Vogels, aber dunkler, der Schnabel schwarz.
Brütet im hohen Norden beider Erdhälften, in Europa süd-
wärts bis Norwegen, wird im Winter, wo er bis zum Mittelmeer
wandert, bisweilen auf dem Durchzuge in Deutschland beobachtet.
Urinator stellatus (Brünn.), Nordseetaucher.
Kopf- und Halsseiten und Kehle grau, längs der Mitte des Unter-
halses, an der Kehle beginnend, ein rotbraunes Band, Oberkopf oft
schwärzlich, am Hinterkopfe beginnend längs des Nackens ein aus
schwarzem, oft etwas stahlglänzenden, seitlich weiß gesäumten
Federn gebildetes Band; Rücken, Flügel und Schwanz schwarz,
oft mit einzelnen weißen Tüpfelchen, Unterkörper weiß. Länge
etwa 650, Fittich 300 mm. — 9 etwas kleiner als d.
Im Jugendkleide sind Oberkopf und Nacken düster grau, oft
fein weiß getüpfelt; Kopf- und Halsseiten grau; Rücken, Flügel
und Schwanz dunkelbraun, mit weißen Fleckchen oder winkel-
förmigen Strichen gezeichnet; ganze Unterseite weiß; Schnabel
bleigrau. — Das Herbstkleid des alten Vogels gleicht dem Jugend-
kleid, nur sind Kopf- und Halsseiten weiß.
Brütet im hohen Norden beider Erdhälften, in Europa bis
zum nördlichen Schottland, Skandinavien, Finnland und dem nörd-
lichen Rußland, wandert im Winter bis zum Mittelmeer, auf dem
Durchzuge auch in Deutschland.
Colymbus L., Lappentaucher.
Außer den Lappenhäuten kennzeichnen diese Gattung die
fehlenden Schwanzfedern *), die platten nagelartigen Zehenkrallen,
deren mittelster am Vorderrande kammartig gezähnelt ist, und die
sägeartig vorspringenden Hornschildchen am Hinterrande des Laufes.
— Nester aus Blättern und Rohrstengeln aufgeschichtet auf dem
*) Wenigstens fehlen die starren Steuerfedern, wie sie andere Vögel haben,
der letzte Schwanzwirbel trägt 2 Reihen kurzer weicher Federchen.
2*
20 Reichenow,
Wasser schwimmend zwischen Schilf. 3—6 dickschalige, längliche
weiße oder grünlichweise Eier, die im Laufe der Bebrütung durch
die faulenden Pflanzenstoffe des Nestes bräunliche Färbung be-
kommen.
I. Fittich 150 mm oder darüber lang*).
1. Unterhals rotbraun oder graubraun. C. grisegena.
2. Unterhals_ weiß.
a) Ganzer Schnabel rot oder rosa. C. eristatus.
b) Schnabel schwarz, an der Wurzel des Unterkiefers gelb
oder rötlichgelb. C. grisegena iuv.
II. Fittich unter 150, aber über 110 mm lang.
1. Unterhals rotbraun. | C. auritus.
2. Unterhals schwarz. C. nigricollis.
3. Unterhals weiß oder grau.
a) Schnabel gerade. €. auritus. iuv.
b) Schnabel an der Spitze aufwärts gebogen.
C. nigricollis iuv.
III. Fittich unter 110 mm lang. C. nigricans.
Colymbus cristatus L., Haubensteißfuß (Fig. 18).
Federn des Oberkopfes braunschwarz, die hinteren zu einer
gabelförmig sich spaltenden Haube verlängert; Kopfseiten und
Kehle weiß, von einem Kragen goldigrostbrauner, am Ende schwarzer
Federn umsäumt;-
Nacken dunkel grau-
braun, übriger Hals
weiß; Rücken
schwarzbraun;Flügel
dunkel graubraun,
Armschwingen, klei-
neFlügeldecken längs
des oberen Flügel-
randes und unterste
Schulterfedern weiß;
Unterkörper seiden-
weiß, Weichen goldig-
rostbraun; Schnabel
rot; Füße grünlich;
Augerotbraun. Län-
ge etwa 550 mm, Fit- FE.
tich 180—200 mm. —
O kleiner als öl Fig. 18. Colymbus cristatus.
Im Winterkleide sind die Oberkopffedern dunkelbraun, die
Kragenfedern weiß, am Ende dunkelbraun, Weichen dunkelbraun
anstatt rostbraun; brauner Zügelstrich; Schnabel blasser. — Das
Jugendgefieder ist dem Winterkleide ähnlich, aber die Oberkopf-
federn bilden keine Haube, der Wangenkragen fehlt ganz, die Kopf-
seiten sind mit mehreren schwarzbraunen Längsbinden gezeichnet. —
Das Dunenjunge ist an Kopf und Hals weiß mit braunschwarzen
*) Unter „‚Fittich‘‘ ist der zusammengefaltete Flügel zu verstehen, dessen
Beuge (Gelenkstelle zwischen Unterarm und Hand) ‚‚Bug‘‘ genannt wird. Die Ent-
ae vom Bug bis zum Ende der längsten Schwinge ist die Fittichlänge (siehe
ig. 43).
Aves, 1
Längsstreifen, der Streif auf dem Unterhals nach hinten gabelförmig
sich teilend; Rücken schwarzbraun bis grauschwarz mit grauweiß-
lichen Längsbinden, die bei zunehmendem Alter des Vogels ver-
schwinden; Unterkörper weiß; Schnabel fleischfarben mit schwarzen
Querbinden.
Sommervogel auf größeren, von Schilf umgebenen Seen. Brut-
zeit zweite Hälfte Mai und Juni, Zug März— April, Oktober bis
November. Durchschnittliche Eiergröße 53 x 36 mm.
Colymbus grisegena Bodd., Rothalssteißfuß.
Oberkopf und die zu einer kurzen Haube verlängerten Genick-
federn schwarz; Kopfseiten und Kehle silbergrau, durch einen
weißen Strich von dem Schwarz des Oberkopfes getrennt; Hals
rotbraun, längs des Nackens ein schwarzes Band; Rücken und
Flügel schwarzbraun, äußere Armschwingen weiß; Unterkörper
seidenweiß; Schnabel schwarz, an der Wurzel des Unterkiefers
gelb; Füße grünlichgrau; Auge rotbraun. Länge etwa 450, Fittich
170—190 mm. — Das ® gleicht dem d.
Im Winter sind Oberkopf, Hals, Rücken und Flügel (mit
Ausnahme der weißen Armschwingen) dunkelbraun bis schwarz-
braun; Wangen, Kehle und Unterkörper weiß, Weichen dunkel-
braun getüpfelt. — Beim jungen Vogel ist der Hals matt rotbraun,
Kopfseiten und Kehle sind weiß mit schwarzbraunen Längsstreifen.
Das Dunenjunge hat Kopf, Hals und Oberkörper schwarz mit
weißen oder bräunlichweißen Längsbinden (eine breite auf der Mitte
des Scheitels und Hinterkopfes); Mitte des Unterkörpers weiß;
Schnabel fleischfarben mit schwarzen Querbinden.
Sommervogel auf größeren, von Schilf und Rohr umgebenen
Seen. Brutzeit Mai—Juni, Zug März—April und Oktober. Eier-
größe 50 x 34 mm.
Colymbus auritus L., Ohrensteißfuß (Fig. 19).
Oberkopf, Kopfseiten mit den zu einer Art Kragen verlängerten
hinteren Wangenfedern und’Kehle schwarz; ein Schläfenband, dessen
hintere Federn zu Ohrbü-
scheln verlängert sind, gold-
braun, die längsten Federn
der Öhrbüschel schwarz;
Zügel, Unterhals und Wei-
chen rotbraun; Rücken und
Flügel schwarzbraun, Arm-
schwingen mit Ausnahme
der innersten weiß; Schnabel
schwarz, Spitze und Wurzel
des Unterkiefers gelb; Füße
blaß grünlichgrau; Auge
rot. Länge etwa 320 mm,
Fittich 140—150 mm. —
2 etwas kleiner als £. Fig. 19. Colymbus aurıkus.
Im Winterkleide sind
Oberkopf und Nacken wie der Rücken schwarzbraun, die Ohr-
büschel fehlen; Kopfseiten und Kehle weiß; der folgende Unterhals
graubraun; Kropf und Unterkörper weiß.
29 Reichenow,
Seltener Durchzugvogel. Brütet im Norden beider Erdhälften
in Europa südwärts bis Skandinavien, Finnland, Nord-Rußland,
wandert im Winter bis zum Mittelmeer.
Colymbus nigricollis (Brehm), Schwarzhalssteißfuß
(Fig. 20).
Kopf, Hals und Rücken schwarz, auf Schläfen und Ohrgegend
lange, haarartig zerschlissene Federn von strohgelber bis goldbrauner
Farbe; Unterkörper seidenweiß, Weichen rotbraun; Flügel graubraun,
Armschwingen mit Ausnahme der innersten weiß; Schnabel schwarz;
Füße grünlichgrau, Zehenenden und Außenseite der Läufe schwärz-
lich; Auge rot. Länge etwa 300 mm, Fittich 130—135 mm. —
Q etwas kleiner als &.
Das Winterkleid gleicht dem des ÖOhrensteißfußes, aber der an
der Spitze aufwärts gebogene Schnabel macht die Art kenntlich.
Fiese. 20. Colymbus nıgrteollis.
g ä &
Das Dunenjunge ist oberseits grauschwarz, längs des Kopfes
und Nackens einige unterbrochene graue Längsstriche, auf dem
Vorderrücken einige graue Fleckchen, Wangen weiß mit grau-
schwarzen Längsstrichen; Unterhals weißgrau; Unterkörper weiß;
Schnabel blaßgelblich mit 2 schwarzen Querbinden.
Sommervogel auf schilfreichen Seen und mit Binsen bewachsenen
Teichen. Brutzeit Mai—Juni, Zug März— April, Oktober— November.
Eiergröße 43 x 29 mm.
Colymbus nigriecans Scop., Zwergsteißfuß.
Oberkopf, Nacken, Kae a Wangen und vordere Kehle schwarz;
hintere Kopfseiten, Halsseiten und hintere Kehle rotbraun; Rücken,
Flügel, Kropf und Körperseiten braunschwarz, Schwingen grau-
braun, Armschwingen auf der Innenfahne weiß; Unterkörper fahl
graubraun mit Seidenglanz, auf der Bauchmitte weiß oder auf
seidenweißem Grunde schwarzbraun gefleckt; Schnabel schwarz,
am Schnabelwinkel gelbgrünlich; Füße grünlichgrau, Außenseite
der Läufe und Enden der Zehen schwärzlich; Auge rotbraun.
Länge etwa 250 mm, Fittich 95—100 mm, — 9 wenig kleiner
als &.
Aves, 23
Im Winterkleide ist die Oberseite schwarzbraun; Kopf- und
Halsseiten, Unterhals, mit Ausnahme der weißen Kehle, und Weichen
fahlbraun, häufig ein weißer Schläfenstreif; Unterkörper weiß.
Das Dunenjunge hat Kopf, Hals und Oberkörper mit fahl
rostbraunen und schwarzen Längsstreifen gezeichnet, der Unter-
körper ist weiß; Schnabel rötlichweiß.
Sommervogel auf stillen, mit Schilf und Binsen bewachsenen
Teichen. Brutzeit zweite Hälfte Mai und Juni, Zug März—April,
Oktober bis in den November. Eiergröße 38 x 26 mm.
Laridae, Möwen.
Unterer Teil des Unterschenkels unbefiedert; die 3 Vorderzehen
mit vollen oder tief ausgeschnittenen Schwimmhäuten, Mittelzehe
am längsten, Hinterzehe frei, hoch angesetzt und kurz; Flügel lang,
angelegt bis zum Schwanzende reichend oder dieses überragend;
Schnabel gerade mit hakenförmiger Spitze oder schwach säbel-
förmig gebogen ohne Haken, keine Hornleisten an den Schnabel-
rändern. — Nähren sieh von Fischen, Weichtieren und Insekten.
Nester auf dem Boden in der Nähe des Wassers, locker aus Schilf-
blättern und Rohrstengeln aufgeschichtet, oft nur mit wenigen
Halmen ausgelegte Vertiefungen im Sande. 3—4 buntgefleckte Eier.
I. Schnabel am Wurzeiteile gerade, an der Spitze hakig ge-
bogen (Fig. 22); Abstand des vorderen Winkels der Nasen-
löcher von der Schnabelspitze kürzer als der des hinteren
Winkels der Nasenlöcher vom Winkel des Schnabelspaltes.
Larus.
II. Schnabel schwach säbelförmig gebogen, ohne deutlich abge-
setzten Haken an der Spitze (Fig. 23); Abstand des vorderen
Winkels der Nasenlöcher von der Schnabelspitze ebenso lang
oder länger als der des hinteren Winkels der Nasenlöcher
vom Winkel des Schnabelspaltes.
1. Schwimmhäute, wenigstens die
äußere, bis zum Krallengliede der
Zehen reichend. Sterna.
2. Schwimmhäute tief ausgeschnitten,
die innere nur bis zum Ende des
1. Gliedes der Innen- und Miittel-
'zehe reichend, die äußere bis zum
2. Gliede der Mittel- und Außenzehe Fig. 21.
(Fig. 21). Hydrochelidon. Hydrochelidon nızra.
Larus L, Fischmöwe.
Schnabel mit deutlichem Haken an der Spitze; alle Schwanz-
federn gleich lang.
I. Fittich unter 250 mm lang. L. minutus.
II. Fittich über 250 mm lang.
1. Kopf braun. L. ridibundus.
2. Kopf weiß oder teilweise braun gestrichelt oder gefleckt.
a) Ein brauner oder grauer Ohrfleck. L. ridibundus.
b) Ohrgegend rein weiß oder braun gestrichelt, L. canus,
24 Reichenow,
Larus ridibundus L., Lachmöwe (Fig. 22).
Kopf und Kehle dunkelbraun mit weißem Augenlid; Hals,
Unterkörper und Schwanz weiß; Rücken und Flügel grau; äußere
Handschwingen weiß mit schwarzem Ende und Innensaum, innere
grau mit schwarzem Ende; Schnabel und Füße rot. Länge 400 mm,
Fittich 310—320 mm.
ImWintersind Kopf
und Kehle weiß, Ober-
kopf grau verwaschen,
vor dem Auge und auf
der Ohrgegend ein grau-
schwarzer Fleck.
Beim jungen Vogel
sind die Rückenfedern
und Flügeldecken braun,
blasser gesäumt; Ober-
kopf blaßbraun; Kopf-
seiten weiß, auf der
Ohrgegend braur;; Kehle .
weiß wie der Unterkörper; Fig. 22. Zarus ridibundus.
Schwanz mit schwarz-
brauner Endbinde; Schnabel blaß fleischfarben mit schwarzer Spitze;
Füße blaß fleischfarben.
Das Dunenjunge ist hellbraun oder gelbbraun, mit schwarzen
Flecken auf Kopf und Oberseite.
Sommervogel an Seen, einzeln überwinternd. Brutzeit Ende
April bis Juni, Zug April, August— September. Gesellig nistend,
2—3 Eier von 52x35 mm durchschnittl. Größe.
Der Lachmöwe sehr ähnlich, nur durch tiefschwarzen anstatt
braunen Kopf unterschieden ist die in Südeuropa und Nordafrika
heimische schwarzköpfige Möwe, Zarus melanocephalus Natt.,
die einige Male in Süddeutschland erlegt wurde.
Larus minutus Pall., Zwergmöve.
Kopf und Kehle schwarz; Hals, Unterkörper und Schwanz
weiß; Rücken und Flügel grau; Schwingen grau, am Innensaume
dunkler, am Ende weiß; Schnabel und Füße rot. Länge etwa
280 mm, Fittich 220 mm.
Im Winter sind Kopf und Kehle weiß, Hinterkopf und Ohr-
gegend grauschwarz verwaschen; Schnabel schwärzlich.
Beim jungen Vogel sind Scheitel, Hinterkopf und Ohrgegend
dunkelbraun, übriger Kopf und Kehle weiß; Rückenfedern und
Flügeldecken dunkelbraun mit blasseren Säumen; äußere Hand-
schwingen schwarz, auf der Innenfahne und am Endsaume weiß;
Schwanzfedern mit schwarzbrauner Endbinde; Schnabel schwärzlich;
Fuß blaß fleischfarben.
Das Dunenjunge ähnelt dem von Z. rzdibundus, die Grundfarbe
ist aber düsterer, namentlich die Unterseite grauer.
Vereinzelt Brutvogel in Deutschland, Ost- und Westpreußen,
öfter auf dem Strich im Herbst und Winter, sonst im südlichen
und mittleren Rußland und im südlichen Sibirien brütend. Gesellig
nistend, 2—4 Eier von 42x30 mm durchschnittl. Größe.
Aves. 5
Larus canus L., Sturmmöwe.
Kopf, Hals, Unterkörper und. Schwanz weiß; Rücken und
Flügel grau; äußere Handschwingen schwarz mit weißem Feld vor
der schwarzen Spitze, an der Wurzel der Innenfahne grau, die
folgenden grau mit schwarzem Ende und weißer Spitze, die inneren
und Armschwingen grau mit weißem Ende; Schnabel an der Wurzel
grau, am Ende gelb; Füße blaßgelblich. Länge etwa 440—480 mm,
Fittich 360—-380 mm.
Im Winter sind Hinterkopf und Nacken dunkel graubraun
gefleckt; Füße blaßgrau.
Der junge Vogel ist auf Oberkopf, Nacken, Rücken und Flügel-
deeken braun mit blasseren Federsäumen; Schwingen dunkelbraun,
auf der Innenfahne blasser; Schwanz mit dunkelbrauner Endbinde;
Füße und Schnabel blaß fleischfarben, Schnabelspitze schwärzlich.
Von dem sehr ähnlichen jungen Z. ridibundus leicht am Fehlen
des braunen Ohrfleckes zu unterscheiden.
Auf dem Strich im Herbst und Winter an Binnengewässern,
an den Seeküsten brütend.
Außer den 3 beschriebenen Arten streichen gelegentlich im
Winter von den Küsten ins Binnenland Zerus argentatus Brünn.,
die Silbermöwe und Z. fuscus L., die Heringsmöwe, beide von be-
deutender Größe, Fittich über 400 mm lang. Jene ist auf Rücken
und Flügeln silbergrau, diese schwarzbraun oder schieferfarben; im
Jugendkleide mit braunfleckigen Flügeln und Rücken sind beide
einander aber sehr ähnlich, Z. fuscxs nur etwas dunkler.
Als seltene, bisweilen ins Binnenland verschlagene Wintergäste
sind ferner zu nennen:
Xema sabinei (Sab.), Schwalbenmöve, kenntlich an dem
gabelförmig ausgeschnittenen Schwanz. Bewohnt den hohen Norden.
Rissa tridactyla (L.), Dreizehige Möwe, beider die Hinterzehe
nur als kurzer Stummel ohne Kralle vorhanden ist oder ganz fehlt.
Brütet in Nordeuropa.
Auch die 4 nordischen Raubmöwen (Stercorarius Briss.), von der
Gattung Zarus dadurch unterschieden, daß die Hornbedeckung des
Schnabels aus verschiedenen Teilen besteht, die Horndecke des
Hakens deutlich von der des übrigen Schnabels getrennt ist, werden
im Winter bisweilen im Binnenlande angetroffen. Sie unterscheider
sich folgendermaßen:
I. Lauf wie Zehen schwärzlich.
Fittich über 350 mm lang:
Stercorarius skua (Brünn.), Große Raubmöwe.
Fittich unter 340 mm lang:
St. parasiticus (L.), Schmarotzer-Raubmöwe.
II. Lauf grau, Zehen und Schwimmhäute wenigstens am Ende
schwarz.
Fittich über 330 mm lang:
St. pomarinus (Tem.), Mittlere Raubmöwe.
Fittich unter 330 mm lang:
St. longicauda Vieill,. Langschwänzige Raubmöwe.
26 Reichenow,
Sterna L., Seeschwalbe.
„ Schnabel schwach säbelförmig gebogen, mit einfacher Spitze,
ohne Haken; volle Schwimmhäute ; Schwanz tief gabelförmig, äußerste
Feder am längsten und lanzettförmig auslaufend.
Sterna hirundo L., Flußseeschwalbe (Fig. 23).
Oberkopf schwarz, auf dem Nacken spitz auslaufend; Rücken
und Flügel grau; Kopfseiten und ganze Unterseite weiß; Schwingen
grau,am Innensaume weiß;
Schwanzfedern weiß, die
äußeren auf der Außen-
fahne grau; Schnabel und
Füße rot, Schnabelspitze
schwarz. Länge etwa 350
bis 370 mm, Fittich 260
bis 250 mm.
RL Im Winterkleide ist dei
ERS © Stirn weiß, Scheitel weiß
N mit schwarzer Strichelung,
nur Hinterkopf und Ge-
Fig. 23. 'Sierna hirundo, nick schwarz, längs des
oberen Flügelrandes ein
schwarzgraues Band; Schnabel auch am Wurzelteile rötlichschwarz.
Der junge Vogel ähnelt dem Vogel im Winterkleide; die
Rückenfedern, oft auch die Stirnfedern, haben hellbraune Säume;
Schnabelwurzel und Füße sind gelbrot.
Beim Dunenjungen sind Kopf und Oberseite hellbraun, schwarz
gefleckt, über Kehle und Wangen läuft. ein grauschwarzes Band,
die Unterseite ist weiß.
Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Mai—Juni, Zug
April— Mai, Juli— August. Gesellig brütend, 2—3 Eier von
40 >30 mm durchschnittlicher Größe.
Sterna minuta L., Zwergseeschwalbe.
Stirn und ganze Unterseite weiß; Scheitel, Hinterkopf, Genick
und Zügelstrich schwarz; Rücken und Flügel grau; Füße und
Schnabel rotgelb, Schnabelspitze schwärzlich. Länge etwa = bis
240 mm, Fittich 170—175 mm.
Im Winter geht das Weiß der Stirn etwas weiter bis zum
Scheitel hinauf und der Schwanz ist grau verwaschen.
Im Jugendkleide sind Stirn und Scheitel hellbräunlich, dieser
schwarz gefleckt; die schwarzen Genickfedern hellbraun gesäumt;
Rückenfedern und Flügeldecken hellbraun, mit schwarzer, den
Mittelteil der Feder umsäumender und dem weißen Federsaum
parallel laufender schwarzer Binde, kleine Flügeldecken schwarz-
grau; Schnabel schwärzlich, nur an der Wurzel gelb.
Das Dunenjunge ist oberseits blaßbräunlich oder bräunlichweiß,
grauschwarz gefleckt, unterseits, auch an der Kehle, reichweiß.
Vereinzelt Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Ende
Mai und Juni, Zug Mai und August. Gesellig nistend, 2—3 Eier
von 32 ><24 mm durchschnittlicher Größe.
Aves. 97
Hydrochelidon Boie.
Schwanz wenig gabelförmig ausgerandet, äußerste Feder wenig
oder kaum länger als die folgende und am Ende kaum verschmälert;
Schwimmhäute tief ausgerandet, die innere nur bis zum Ende des
1. Gliedes der Innen- und Mittelzehe, die äußere bis zum 2. Gliede
der Mittelzehe reichend (Fig. 21).
Hydrochelidon nigra (L.), Trauerseeschwalbe.
Kopf und Hals tiefschwarz; Unterkörper schiefergrau bis grau-
schwarz; Steiß und Unterschwanzdecken weiß; Rücken, Flügel und
Schwanz grau (viel heller als der Unterkörper) ; Unterflügeldecken
erauweiß; Schnabel schwarz; Füße düster rotbraun. Länge etwa
340-250 mm, Fittich 205—215 mm, Läufe 14—17 mm.
Beim © ist nur der Kopf tiefschwarz, der Unterhals aber wie
der Unterkörper schiefergrau.
Im Winterkleide sind Stirn, vordere Kopfseiten, Hals und
Unterkörper weiß, nur Hinterkopf, Genick und hintere Kopfseiten
schwarz; Füße braun.
Der junge Vogel gleicht dem alten im Winterkleide, aber das
Schwarz des Kopfes zieht ins Braune, die Färbung der Oberseite
ist düsterer mit fahlbraunen Säumen, oberer Flügelrand schwarz-
grau.
Das Dunenjunge ist oberseits hellbraun mit schwarzen Binden
und Flecken, Stirnband und Gesicht weiß, über die Kehle eine
düsterbraune Binde, Kinn und Mitte des Unterkörpers weiß, Körper-
seiten graubraun.
Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Ende Mai und
Juni, Zug Mai und August. Gesellig nistend, 2—4 Eier von
34 > 24,5 mm durchschnittlicher Größe.
Hydrochelidon leucoptera (Schinz), Weißflügelige See-
schwalbe.
Von Z. nigra an dem schwarzen Rücken und dem weißen
oberen Flügelrand leicht zu unterscheiden. Kopf, Hals, Rücken
und Unterkörper schwarz; Schwanz, Ober- und Unterschwanzdecken
weiß; Flügel grau, nur längs des oberen F lügelrandes weiß und
auf den inneren Armschwingen fast schwarz; Schnabel düsterrötlich;
Füße rot. Länge etwa 220—260 mm, Fittich 200—215 mm, Läufe
19—-22 mm.
Winter- und Jugendkleid ähneln dem von #7. mıgra; doch dient
die Länge der Läufe als Unterscheidungsmerkmal. Die Füße sind
im Winterkleide hochgelb, im Jugendkleide blaß fleischfarben.
Seltener Gast in Deutschland, jedoch auch schon brütend ge-
funden. Bewohnt Südeuropa, Nordafrika und das wärmere Asien.
Eine dritte Art der Gattung, Aydrochelidon hybrida (Pall.),
Weißbärtige Seeschwalbe, bewohnt Südeuropa und das süd-
liche Asien und ist ebenfalls seltener Gast in Deutschland. Ober-
kopf und Nacken sind schwarz; vordere Kehle, ein Band von der
Schnabelwurzel über die Wange und längs der schwarzen Färbung
des Nackens, Unterflügel- und Unterschwanzdecken weiß; übriges
238 Reichenow,
Gefieder grau, auf dem Bauche schieferschwarz; Schnabel und Füße
rot. Länge etwa 250 mm, Fittich 225—240 mm, Läufe 20—22 mm.
In dem den vorgenannten Arten sehr ähnlichen Winterkleide
ist 7. Aybrida an der bedeutenderen Größe, insbesondere den
längeren Flügeln und den roten Füßen und Schnabel zu unter-
scheiden.
Phalacrocoracidae, Flußscharben.
Unterschenkel bis zum Laufgelenk befiedert; alle 4 Zehen
durch Schwimmhäute miteinander verbunden, 4. Zehe deutlich
länger als 3., Hinterzehe ebenso tief am Lauf angesetzt wie die
vorderen, Kralle der Mittelzehe kammartig gezähnelt; Flügel kurz,
kaum bis zur Schwanzwurzel reichend.
Phalacrocorax carbo (L.), Kormoran (Fig. 24).
Schwarz mit blaugrünem Schimmer; Schulterfedern und Flügel-
decken bronzebraun, samtschwarz umsäumt; Wangen und vordere
Kehle weiß; Schnabel wie die nackte Augengegend und das Kinn
gelblich oder grünlich, Füße schwarz; Auge grün. Zur Fort-
pflanzungszeit sind Kopf und der vordere Teil des Halses mit
fadenförmigen weißen Federchen bedeckt, auf den Schenkelseiten
ein Büschel zerschlissener weißer Federn. Länge etwa 750 mm,
Fittich 330—330 mm.
Fig. 24. Phalacrocorax carbo.
Beim jungen Vogel sind Kopf, Hals und Rücken braun an-
statt schwarz, die Mitte des Unterkörpers ist weiß.
Das Nestjunge ist mit dunkelgrauem Flaum bedeckt, nackte
Augengegend, Kinn und Schnabel sind blaß fleischfarben.
Der Kormoran nistete früher in Deutschland kolonienweise auf
höheren Bäumen in der Nähe von Seen und Flüssen im Mai,
gegenwärtig ist er wegen seiner Schädlichkeit für die Fischwirt-
schaft fast ausgerottet. Zug im April und September. Er nährt
sich ausschließlich von Fischen, mit Vorliebe von Aalen, und da
er ungemein gewandt schwimmt und taucht, vermag eine Kolonie
innerhalb kurzer Zeit den Fischbestand eines Sees zu vernichten.
Die aus Reisern erbauten Horste enthalten 3—4 längliche hell-
blaue, mit einem dicken weißen Kalküberzug bedeckte Eier von
63 x 38 mm durchschnittlicher Größe.
Aves. 29
Eine kleinere Art, halacrocorax pygmaeus (Pall.), Zwerg-
scharbe, mit braunem Kopf und Hals, schwärzlichem Schnabel
und Gesicht, Länge etwa 500—530 mm, Fittich 195—205 mm, be-
wohnt Südeuropa und ist schon öfter in Deutschland erlegt.
Ein dem Kormoran nahe stehender Vogel, Sula bassana (L.),
Baßtölpel (L.), der die Küsten Schottlands, der Hebriden, Irlands
u.a. ©. bewohnt, ist mehrfach in Deutschland erlegt worden. Er
hat lange, bis zum Schwanzende reichende Flügel, die Außenzehe
ist kürzer als die Mittelzehe. Das Gefieder ist beim alten Vogel
weiß mit schwarzen Schwingen, beim jungen auf dunkelbraunem
Grunde weiß getüpfelt.
Mit dem Kormoran ist ferner der Pelikan, Zelecanus onocro-
Zalus L., verwandt, der Südeuropa, Asien und Afrika bewohnt und
sich gelegentlich nach Deutschland verirrt. Der große, an 180 cm
lange Vogel ist durch einen weiten Hautsack am Schnabel gekenn-
zeichnet.
Anatidae, Enten.
Unterster Teil des Unterschenkels unbefiedert; Schwimmhäute
nur zwischen den Vorderzehen, Hinterzehe nicht mit diesen ver-
bunden, hoch am Lauf angesetzt und kurz; Schnabel breit, mit
einer knopf- oder nagelkopfartigen Hornplatte auf der flachen
Spitze (Schnabelnagel) und mit einer Reihe horniger Plättchen an
den Rändern.
I. Zügelgegend nackt. Cygnus.
II. Zügelgegend befiedert.
1. Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie
Mittelzehe (Fig. 25).
Fig. 25. Nyroca fulıgula. Fig. 26. Anas guerquedula.
A. Schnabel schmal, mehr als 3mal so lang wie seine Breite
beim vorderen Winkel der Nasenlöcher oder hier kaum
1O mm breit; Kiefer einander aufliegend, der obere nur
wenig breiter als der untere. Mergus.
B. Schnabel breit, von der Stirnbefiederung bis zur Spitze
gemessen nicht 3mal so lang wie seine Breite, beim
vorderen Winkel der Nasenlöcher über 10 mm breit;
Unterkiefer vom Oberkiefer vollständig umschlossen.
a. Stirn- und Wangenbefiederung im langen spitzen Winkel
längs der Schnabelfirste oder der Schnabelseiten bis
oder fast bis an die Nasenlöcher vorspringend.
Somateria.
30 Reichenow,
b. Stirn- und Wangenbefiederung nicht im langen spitzen
Winkel auf Firste oder Schnabelseiten vorspringend.
Nyroca (Ozdemia).
. Hinterzehe ohne breiten Hautsaum, Außenzehe deutlich
kürzer als Mittelzehe (Fig. 26).
A. Schnabelnagel so breit oder ziemlich so breit wie die
Schnabelspitze (Fig. 27). Anser.
B. Schnabelnagel viel schmäler (nicht halb so breit) wie die
Schnabelspitze (Fig. 28).
Fig. 27. Anser cinereus Fig. 28. Anas boschas.
a. Schnabel an der Spitze etwa doppelt so breit wie an
der Wurzel. Spatula.
b. Schnabel an der Spitze ziemlich ebenso breit wie an
der Wurzel oder unbedeutend breiter.
a) Schwanz sehr kurz, keilförmig. Anas.
ß) Schwanz nicht keilförmig, sondern gerade abge-
stutzt, äußerste Feder so lang wie mittelste.
aa. Schnabel und Füße rot. Tadorna.
bb. Schnabel und Füße grau. Casarca.
Mergus L., Säger.
Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie
Mittelzehe; Schnabel schmal, mehr als 3mal so lang wie seine
Breite beim vorderen Winkel der Nasenlöcher oder hier kaum
10 mm breit; Kiefer einander aufliegend, der obere nur wenig
breiter als der untere. — Die Säger nähren sich vorzugsweise von
Fischen und nisten in hohlen Bäumen oder alten Raubvogelhorsten,
selten auf der Erde, und legen 10—15 glattschalige, glänzende,
rahmfarbene bis gelbbräunliche Eier.
-3 I. Füße und Schnabel grau. M. albellus.
II. Füße und Schnabel rot.
1. Kopf glänzend grünschwarz.
A. Kropf reinweiß oder rosig wie die übrige Unterseite, un-
gefleckt. M. merganser.
B. Kropf dunkler gefärbt als die übrige Unterseite, auf
hellbraunem oder rostbraunem Grunde schwarz gefleckt.
M. serrator.
2. Kopf braun.
A. Fine schwarze Querbinde über den weißen Flügelfleck.
M. serrator 9 u. iuv.
B. Weißer Flügelfleck ohne schwarze Querbinde.
M. merganser ? u. iuv.
I
BT ul ad >
vu ı u
Aves. 31
Mergus merganser L., Gänsesäger (Fig. 29).
Kopf und vorderer Teil des Halses schwarz mit grünem Glanz;
übriger Teil des Halses und Unterkörper weiß, mehr oder weniger
lachsfarben angehaucht; Rücken und innere Schulterfedern schwarz;
Bürzel und Schwanz grau; Flügeldecken und Armschwingen weiß,
diese meistens mit schwarzem Außensaum, Handschwingen schwarz
oder schwarzbraun; Schnabel und Füße rot. Länge etwa 600 bis
700 mm, Fittich 240—280 mm.
Beim © und dem £ im Sommerkleide sind Kopf und vorderer
Teil des Halses mit Ausnahme der weißen Kehle rotbraun, Ober-
kopf fahler; Rücken, Flügeldecken und Schwanz grau; hinterer
Fig. 29. Mergus merganser. —
Teil des Halses und Unterkörper weiß, auf Kropf und Weichen
grau verwaschen; Handschwingen schwarzbraun oder schiefergrau,
äußere Armschwingen weiß, die inneren grau.
Das Dunenjunge ist oberseits braun, auf dem Rücken mehr
schwarzbraun, jederseits des Oberkörpers 3 rundliche weiße Flecke,
einer auf dem Flügel, einer an der Bauchseite, ein dritter an der
Seite des Bürzels. Kopf- und Halsseite rotbraun, weißer Zügel-
strich; ganze Unterseite weiß.
Jahresvogel in Norddeutschland, in Süddeutschland vereinzelt
Wintergast, aber auch schon brütend gefunden. Brutzeit April bis
Mai. Durchschnittliche Größe der Eier 68><46 mm.
Mergus serrator L., Mittlerer Säger.
Dem M. merganser ähnlich, aber kleiner, Kropf auf hellbraunem
Grunde dunkel gefleckt; Bürzel und Körperseiten fein schwarz und
weiß gewellt; Armschwingen und große Armdecken am Grunde
schwarz, wodurch 2 schwarze Querbinden auf dem Flügel gebildet
sind; die den angelegten Fittich deckenden Federn der vorderen
Brustseite weiß mit schwarzer Umsäumung. Länge etwa 500 bis
550 mm, Fittich 220—255 mm.
Das £ im Sommerkleide unterscheidet sich von dem des 27.
merganser außer der geringeren Größe durch eine schwarze Quer-
binde über den weißen Flügelfleck. — Das © gleicht dem Z im
39 Reichenow,
Sommerkleide, doch sind Rücken, Flügeldecken und Schwanz nicht
grau, sondern braun mit helleren Federsäumen.
Das Dunenjunge gleicht dem von 47. merganser.
Vereinzelt in den nördlichen Küstengebieten Deutschlands
brütend, häufiger im Winter. Brutzeit Mai—Juni. Durchschnitt-
liche Größe der Eier 65 x 43 mm.
Mergus albellus L., Zwergsäger (Fig. 30).
Weiß; vordere Wange, das Auge eingeschlossen, hintere Hauben-
federn, Vorderrücken, eine Querbinde auf der Kropfseite, eine an-
dere auf der Brustseite schwarz, Weichen fein grau oder schwarz
gewellt; Schwanz grau;
Flügel schwarz und
bel und Füße grau.
Länge etwa 400 bis
450 mm, Fittich 190
mm.
Beim @ und & im
Sommerkleid sindKopf
und Nacken rotbraun,
Oberkörper dunkel-
grau, Körperseiten
grau, Kropf grau ver-
waschen.
Vereinzelt Winter-
osteuropa und Nord-
Fig. 30. Mergus albellus, asıen.
Somateria Leach, Eiderente.
Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie die
Mittelzehe; Schnabel an der Wurzel hoch, dem der Gänse ähnlich,
Nagel die ganze Schnabelspitze einnehmend, Stirn- und Wangen-
befiederung im langen spitzen Winkel auf Firste und Schnabel-
seiten vorspringend.
Somateria mollissima (L.), Eiderente.
Oberkopf schwarz, längs der Scheitelmitte ein weißer Streif,
Kopfseiten, Hals, Rücken, Schulterfedern und Flügeldecken weiß,
hinter der Ohrgegend und im Genick hellgrün, Kropf lachsfarben
angeflogen; Unterkörper, Schwingen und Schwanz schwarz. Länge
etwa 600—650 mm, Fittich 300 mm.
" en Q ist auf braunem Grunde schwarz gebändert und ge-
eckt.
Verirrte werden bisweilen im Herbst im Binnenlande in Deutsch-
land beobachtet. Brütet an der Meeresküste in Nordeuropa süd-
wärts bis Sylt.
Nyroca Flem., Tauchente.
Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie die
Mittelzehe; Schnabel breit, Schnabelnagel klein, nicht die Breite
weiß gezeichnet; Schna-
vogel. Brütet in Nord-
un er a
Aves. 33
der Schnabelspitze einnehmend. Die Tauchenten unterscheiden sich
im Leben von den Schwimmenten (s. Anas 8. 37) dadurch, daß sie
beim Schwimmen tiefer einsinken, ferner sehr häufig untertauchen,
um vom Grunde der Gewässer Nahrung zu holen. Ernährung und
Brutgeschäft wie bei Azas. — Dieser Gattung steht die Gattung
Ordemia Flem. sehr nahe, die sich nur dadurch unterscheidet, daß
die männlichen Vögel auf der Wurzel der Schnabelfirste einen
Höcker oder höckerartige Erhöhung haben (s. S. 37).
I. Ganzer Schnabel rot oder rotbraun. N. rufina.
II. Schnabel dunkelfarbig oder doch nur teilweise rot oder gelb.
1. Füße rot oder gelb, Schwimmhäute schwärzlich.
N. clangula.
2. Füße schwärzlich, grau oder grünlich.
A. Schnabel teilweise rot oder gelb. N. hyemalis,
B. Schnabel ohne rote oder gelbe Zeichnung (nur der Nagel
bisweilen gelblich).
a. Weißer Flügelspiegel *),
—
eg
>
SITE N SS
x
Sn
u
G.Kr.
Fig. 31. Anas boschas.
a) Kopf rotbraun. N. nyroca.
b) Kopf dunkelbraun.
aa. Stirn und vordere Wangen weiß.
a) Mittlere Federn des Hinterkopfes einen
Schopf bildend. N. fuligula 9 u. iuv.
pP) Mittlere Federn des Hinterkopfes nicht
länger als die übrigen. N. marila 9 u. iuv.
bb. Kein Weiß an der Stirn.
a) Mittlere Federn des Hinterkopfes einen
Schopf bildend. N. fuligula 9 u. iuv.
P) Mittlere Federn des Hinterkopfes nicht
länger als die übrigen. N. nyroca iuv.
c) Kopf schwarz.
aa. Rücken einfarbig schwarz oder doch nur sehr
fein und undeutlich heller gewellt.
N. fuligula <.
bb. Rücken schwarz und weiß gewellt oder grau
und schwarzbraun gewellt. N. marila <&.
b. Kein weißer Flügelspiegel.
*) Unter „Spiegel‘‘ versteht man einen auffallend gefärbten, häufig metallisch
glänzenden Flügelfleck, der durch auffallende Färbung der äußeren und mittleren
Armschwingen gebildet wird (s. Fig. 31).
Süßwasserfauna von Deutschland, Heft 1, 3
34 Reichenow,
aa. Kopfseiten braun oder rotbraun. N. ferina.
bb. Kopfseiten weiß mit dunkelbraunem Ohrfleck.
N. hyemalis iuv.
Nyroca marila (L.), Bergente.
Kopf und vorderer Teil des Halses schwarz mit grünem Stahl-
elanz; hinterer Teil des Halses, Brust und vorderer Teil des
Rückens schwarz; übriger Teil des Rückens und Schulterfedern
schwarz und weiß gewellt; Bauch weiß; Schenkel, Ober- und Unter-
schwanzdecken und Schwanz schwarz; Flügeldecken auf braun-
schwarzem Grunde fein weiß gewellt; Handschwingen schwarzbraun,
die inneren auf der Außenfahne weiß, auf der Innenfahne blaß-
braun, Armschwingen weiß mit schwarzbraunem Ende, die innersten
schwarz; Schnabel und Füße grau, Schnabelspitze und Schwimm-
häute schwarz. Länge etwa 450—500 mm, Fittich 200225 mm.
Das © und g im Sommerkleide ist braun; Stirn, vordere
Wange und Bauch weiß; Rücken, Schulterfedern und Flügeldecken
auf dunkelbraunem Grunde fein (oft nur undeutlich) weißlich ge-
wellt; Schwingen wie beim J. :
Das Dunenjunge ist oberseits und auf dem Kropfe dunkel erd-
braun, Wangen, Kehle und Unterkörper sind blaßbräunlich oder
bräunlichweiß.
Brütet in Nordeuropa, auf dem Zuge und im Winter an den
Küsten, gelegentlich auch im Binnenlande; auch schon während
des Sommers auf Binnenseen beobachtet.
Nyroca fuligula (L.), Reiherente.
Mit einer Haube zerschlissener Federn auf dem Kopfe. Kopf
und vorderer Teil des Halses glänzend schwarz; übriger Teil des
Halses bis zur Vorderbrust tief-, aber mattschwarz; Rücken, Flügel,
Schwanz, Schenkel und Unterschwanzdecken braunschwarz, Rücken
und Schulterfedern bisweilen sehr fein und undeutlich heller ge-
wellt; Unterkörper weiß; Schwingen wie bei N. marzla; Schnabel
und Füße grau, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa 400—450 mm,
Fittich 190 mm.
Das weibliche und Sommerkleid ähnelt sehr dem von N. mar:la,
doch sind, abgesehen von der etwas geringeren Größe, Rücken und
Schulterfedern einfarbig dunkelbraun oder doch nur sehr fein und
undeutlich heller gewellt, insbesondere machen aber die Hauben-
federn auf dem Kopfe die Art kenntlich.
Das Dunenjunge ist braunschwarz; weißer Stirnfleck; kleiner
weißer Fleck unter dem Auge; Unterseite gelblichweiß; Schnabel
und Füße blaß bleigrau.
Seltener Sommervogel in Norddeutschland, häufiger auf dem
Durchzuge und im Winter. Brutzeit Mai—Juni, Zug März— April,
Oktober—November. Die Eier sind trüb graugelblich und durch-
schnittlich 58 > 41 mm groß.
Nyroca ferina (L.), Tafelente.
Kopf und Hals rotbraun; Nackenring, Kropf und Vorderbrust
schwarz; Rücken, Schulterfedern und Körperseiten fein grau und
weiß gewellt; Mitte des Unterkörpers weiß; Ober- und Unterschwanz-
Aves. 35
decken schwarz; Schwanz graubraun; Handschwingen fahl grau-
braun, am Ende dunkler; Armschwingen grau mit weißem End-
saum; Schnabel grau, an Wurzel, Spitze und Rändern schwarz;
Füße grünlichgrau, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa 450 bis
500 mm, Fittich 200—210 mm.
Beim Q@ sind Kopf und Hals rötlichbraun; Kropf und Körper-
seiten dunkelbraun, etwas ins Rostbräunliche ziehend; Bauchmitte
bräunlichweiß, braun gefleckt; Oberkörper dunkelbraun, mehr oder
weniger fein grau getüpfelt oder gewellt; Ober- und Unterschwanz-
deeken schwarz; Flügel grau, die Flügeldecken fein weiß gewellt.
Das & im Sommerkleide ähnelt dem 9, doch sind Rücken
und Schulterfedern ähnlich wie im Winterkleide grau und weiß
gewellt.
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, jederseits des Kör-
pers drei .gelbliche Flecke, einer auf dem Flügel, einer auf der
Bauchseite, der dritte an der Bürzelseite; Kopf- und Halsseiten
und ganze Unterseite sind bräunlichgelb.
Sommervogel, einzeln im Winter. Brutzeit zweite Hälfte Mai
bis Anfang Juli. Die graugrünlichen Eier sind im Durchschnitt
62 x43,5 mm groß.
Nyroca rufina (Pall.), Kolbenente.
Kopf und vorderer Teil des Halses rotbraun, die haubenartig
verlängerten Federn des Oberkopfes blaß strohgelb; Nacken, hinterer
Teil des Halses, Kropf und Brust, Mitte des Bauches, Ober- und
Unterschwanzdecken schwarz; Bauchseiten weiß; Rücken, Schulter-
federn und Flügel fahlbraun, die kleinsten Flügeldecken längs des
oberen Flügelrandes weiß; Handschwingen und äußere Armschwingen
weiß, am Ende dunkelbraun, die äußeren Handschwingen auch auf
der Außenfahne dunkelbraun, innere Armschwingen grau; Schnabel
rot; Füße rotbraun. Länge etwa 550 mm, Fittich 250—260 mm.
Das Sommerkleid des Z ähnelt dem des 2. Dieses hat Ober-
kopf und Nacken braun; Wangen, vordere Halsseiten und Kehle
grauweiß; Kropf, Körperseiten und Oberkörper fahlbraun; Unter-
körper weiß; Flügel wie beim g; Schnabel bräunlichrot; Füße
trübgelb.
Seltener Gast in Deutschland, aber einige Male brütend fest-
gestellt. Brütet in Südeuropa, Nordafrika, Südwestasien. Die
gelblichweißen Eier messen durchschnittlich 59,5 x 43 mm.
Nyroca nyroca (Güld.), Moorente. .
Kopf und Hals bis zur Brust rotbraun, mit schwarzem Hals-
ring; Rücken, Schulterfedern und Schwanz braunschwarz; Flügel
schwarzbraun, Schwingen weiß mit schwarzbraunem Ende, die
äußeren auch auf der Außenfahne dunkelbraun; Bauehmitte und
Unterschwanzdecken weiß, Weichen rostbraun, Steiß schwarzbraun;
Auge weiß; Schnabel und Füße grau. Länge etwa 400 mm,
Fittich 180 mm.
Beim © und Z& im Sommerkleide sind Kopf und Hals rost-
braun oder erdbraun, um den Schnabel meistens weißlich; hinterer
Teil des Halses, Kropf und Körperseiten düsterer; Oberkörper und
Flügel wie beim £; Bauch weiß, braun gefleckt; Steiß dunkeibraun;
Unterschwanzdecken weiß.
3*
36 Reichenow,
Sommervogel, in Westdeutschland seltener, in Süddeutschland
vereinzelt überwinternd. Brutzeit Mai bis in den Juni. Zug März
rer
und Oktober. Eier rahmfarben, 55 x 40 mm groß.
Nyroca .langula (L.), Schellente (Fig. 32).
Kopf und Kehle schwarz mit grünem Glanz und weißem
Wangenfleck; Hals und Unterkörper weiß; Rücken schwarz; die
oberen Schulterfedern weiß mit schwarzem Längsstreif, die unteren
schwarz; kleine Flügeldecken grauschwarz, die mittleren und großen
weiß, zum. Teil an der Wurzel schwarzbraun, Handschwingen
schwarzbraun, Armschwingen weiß; Schwanz schwarzbraun ; Schnabel
schwärzlich; Füße goldgelb, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa
400—450 mm, Fittich 200—210 mm.
Beim 9 sind Kopf
und Kehle erdbraun, der
folgende Teil des Halses
und Unterkörper weiß;
Kropf, Oberkörper und
Weichen grau, der Bürzel
schwärzlich; Schwanz grau-
braun; kleine Flügeldecken
grau, die mittleren schwarz,
die großen Armdecken weiß
mit schwarzem Endsaum,
Handschwingen schwarz,
Armschwingen weiß, die
innersten schwarz.
Das Dunenjunge ist
oberseits und auf dem
Fig. 32. Nyroca clangula. Kropfe schwarzbraun, jeder-
seits des Körpers 3 weiße
Flecke; Kehle, Wangen und Unterkörper weiß.
Häufiger Durchzug- und Wintervogel, in Norddeutschland
auch brütend. Brutzeit Mai—Juni, Zug März—April und Oktober
bis November. Die :blaugrünlichen Eier messen durchschnittlich
60 x 42 mm.
Nyroca hyemalis (L.), Eisente.
Oberkopf, Nacken, breites Halsband, die lanzettförmigen Schulter-
federn und Unterkörper weiß; Gesicht und vordere Wangen blaß
graubraun; Ohrgegend, Kropf und Vorderbrust schokoladenbraun;
ein winkelförmiges schwarzes Band auf dem Vorderrücken zwischen
dem weißen Halsband und den weißen Schulterfedern; Rücken,
Bürzel und Flügel schwarz; die mittleren lanzettförmigen Schwanz-
federn braunschwarz, die äußeren weiß, teilweise braun verwaschen;
Schnabel an der Spitze orangegelb mit schwarzem Nagel, an der
Wurzel schwarz; Füße grünlichgrau. Länge ohne die beiden
mittelsten Schwanzfedern etwa 420 mm, Fittich 220-230 mm.
Im Sommer sind Kopf, Hals und Rücken schwarz, die Kopf-
seiten blaßbraun, ein Streif hinter dem Auge meistens weiß; Federn
des Vorderrückens und Schulterfedern schwarz, breit hellbraun oder
rostbraun umsäumt; Sehnabelspitze blaßrot.
Aves. 37
Beim 9 sind Oberkopf und Ohrgegend schwarzbraun; übriger
Kopf und Hals und Unterkörper weiß, Kehle und Kropf oft
dunkelbraun verwaschen; Schulterfedern und Federn des Vorder-
rückens braun mit grauer Umsäumung; die mittelsten Schwanz-
federn sind nicht verlängert.
Vereinzelt auf dem Durchzuge im Binnenlande. Bewohnt den
hohen Norden.
Auf dem Durchzuge werden gelegentlich noch 2 Arten der
Gattung Ordemia (siehe oben unter Gattung Nyroca) auch an Binnen-
gewässern angetroffen, die beide in Nordeuropa brüten:
Oidemia nigra (L.), Trauerente. Schwarz; Schnabel mit
deutliehem Höcker auf der Firste, schwarz gefärbt mit rötlichgelbem
Fleck auf dem Höcker; Füße grünschwarz. Fittich 235 mm. 9
braun, an den Wangen und auf der Mitte des Unterkörpers
weißlich.
Oidemia fusca (L.), Samtente. Schwarz mit weißem Flügel-
spiegel und Augenfleck; Schnabel nur mit schwacher höckerartiger
Erhöhung an der Wurzel, gelb, Wurzel der Firste und Ränder
schwarz; Füße rot, Schwimmhäute schwarz. Fittich 260 mm. Das
© unterscheidet sich. von dem der O. zzgra durch weißen Flügel-
spiegel.
Spatula Boie, Löffelente.
Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als
Mittelzehe, Schnabel an ‚der Spitze etwa doppelt so breit wie an
der Wurzel.
Spatula elypeata (L.), Löffelente.
Kopf und Hals metallisch schwarzgrün glänzend; hinterer Teil
des Halses und Kropf weiß; Rücken schwarz; Schulterfedern weiß,
die längsten blaugrau, zum Teil schwarz; Flügeldecken graublau;
metallisch grün glänzender Flügelspiegel; Unterkörper rotbraun;
Unterschwanzdecken schwarz; Schnabel dunkelgrau; Füße orange-
rot. Länge etwa 480 mm, Fittich 230—260 mm.
.- Das © ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt;
Flügeldecken grau; grün glänzender Flügelspiegel; Schnabel grün-
lich, gelbrot umsäumt; Füße ockergelb bis orangerot.
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, jederseits des Hinter-
rückens ein weißes Band und ein weißer Fleck auf dem Flügel;
bräunlichweißer Augenbrauen- und Schläfenstreif, darunter ein
dunkelbrauner Strich durch das Auge, vordere Wange blaßbraun,
auf der Ohrgegend bis zum Nacken ein bräunlichweißes Band,
unten von einem braunen Band gesäumt; unterseits weiß, Kropf
graubräunlich; Schnabel schwärzlich mit gelbem Nagel; Füße grau.
- Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, Oktober. Nest
meistens im Schilf und Binsen versteckt. Eier rahmfarben, von
53,5 = 37 mm durchschnittlicher Größe.
Anas L., Schwimmente.
Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als
Mittelzehe; Schnabel an der Spitze ziemlich ebenso breit wie an
38 Reichenow,
der Wurzel oder unbedeutend breiter; Schwanz keilförmig. — Die
Schwimmenten nähren sich von Pflanzenteilen, Sämereien, Insekten,
Würmern, Schnecken, Laich, Fischehen und Kaulquappen. Sie
bauen ihre mit Dunen ausgepolsterten Nester bald im Schilf und
Rohr, bald am Ufer der Gewässer unter Gestrüpp, häufig auch in
großer Entfernung vom Wasser auf dem Erdboden oder in Baum-
höhlen und benutzen auch alte Raubvogelhorste. Die Zahl der
meistens glattschaligen weißen, rahmfarbenen, grauen oder blau-
grünlichen Eier schwankt zwischen 6 und 15.
I. Füße rot oder gelb.
1. Flügelspiegel blau glänzend, oben und unten schwarz
und weiß gesäumt*). A. boschas.
2. Flügelspiegel samtschwarz und weiß (davor beim & ein
rotbrauner Fleck). A. strepera.
II. Füße schwärzlich oder grau.
1. Fittich über 220 mm lang.
A. Unterkörper reinweiß.
a. Kopf rotbraun, Oberkopfplatte weißgelb oder rost-
elb. A. penelope d.
b. Kopf erdbraun, oder auf hellbräunlichem oder rot-
bräunlichem Grunde dunkelbraun gefleckt.
a) Schnabel länger als 40 mm. A. acuta.
b) Schnabel kürzer als 40 mm.
A. penelope 2 u. iuv.
B. Unterkörper auf weißem oder bräunlichweißem Grunde
braun oder grau gefleckt oder gestrichelt.
A. acuta 9 u. iuv.
2. Fittich unter 220 mm lang.
A. Flügelspiegel prächtig metallisch grün glänzend, außen
und innen samtschwarz gesäumt. A. erecea.
B. Flügelspiegel mattgrün glänzend. -A. querquedula.
C. Kein Flügelspiegel. A. angustirostris.
Anas boschas L., Stockente.
Kopf und vorderer Teil des Halses erzgrün glänzend; weißer
Halsring; Kropf kastanienrotbraun; Unterkörper grauweiß, fein
dunkelgrau gewellt; Unter- und Oberschwanzdecken wie der Bürzel
schwarz; Rücken braun; Schulterfedern grauweiß, fein grau ge-
wellt, die äußeren rötlichbraun verwaschen; Flügel graubraun mit
stahlblau bis purpurblau glänzendem, vorn und hinten von einer
samtschwarzen und weißen Binde gesäumtem Spiegel; mittelste
Schwanzfedern lockenartig aufwärts gebogen; Schnabel gelbgrün,
Nagel schwarz; Füße orangerot. Länge etwa 550 mm, Fittich
265—285 mm.
Beim ® und dem & im Sommerkleide sind die Federn der
Oberseite dunkelbraun mit hellbraunen Säumen; Kopf- und Hals-
seiten und Unterkörper auf hellbraunem bis bräunlichweißem Grunde
dunkelbraun gefleckt, Kropf oft rostbräunlich verwachsen; Kehle
einfarbig bräunlichweiß; Flügelzeichnung wie beim d; Schnabel
schwarzgrün.
*) Erklärung der Bezeichnung ‚‚Spiegel‘‘ siehe S. 33, Fig. 31.
|
|
1
|
ee u ee ee Be a ee a at
ei. De u
aan.
Aves. 39
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, ein hellbrauner
Fleck auf dem Flügel und ein zweiter auf der Bürzelseite;
Kopfseiten und Kehle hellbraun, ein dunkler Strich durch das
Auge; Unterkörper bräunlichweiß oder blaßbräunlich; Schnabel
und Füße blaßrot.
Häufigste Wildente in Deutschland, auf offenen Gewässern
auch im Winter. Brutzeit zweite Hälfte April bis Juni. Zug März,
Oktober— November. Die graulichen oder grünlichen Eier messen
durchschnittlich 56 x 40 mm.
Anas strepera L., Schnatterente.
Kopf und Hals auf hellbraunem Grunde schwarzbraun gefleckt,
Oberkopf und Nacken dunkler; Kropffedern braunschwarz mit kon-
zentrischen weißen Binden; Oberkörper und Körperseiten dunkel-
braun mit weißer Wellenzeichnung; Bürzel, Ober- und Unterschwanz-
decken schwarz; Unterkörper weiß; auf dem Flügel ein rotbrauner,
dahinter ein samtschwarzer und weißer Fleck; Schnabel grau; Füße
orangegelb, Schwimmhäute schwärzlich. Länge etwa 500 mm, Fittich
260—275 mm.
Das $ und & im Sommerkleide ist auf hellbraunem Grunde
dunkelbraun gefleckt; der rotbraune Flügelfleck fehlt oder ist nur
angedeutet, der Flügelspiegel ist weiß und meistens nur außen
samtschwarz gesäumt; Schnabel gelblich oder orangerötlich, auf
der Firste bräunlich.
Das Dunenjunge gleicht dem der Stockente.
Sommervogel, in Norddeutschland selten. Brutzeit Mai bis
Juni. Zug März—April, Oktober. Durchschnittliche Größe der
gelbgrünlichen oder graugrünlichen Eier 56 x 40 mm.
Anas penelope L., Pfeifente.
Kopf und Hals rotbraun, Stirn und Scheitel gelblichweiß;
Kropf weinfarben; Oberkörper und Weichen schwarz und weißgrau
gewellt; großer weißer Flügelfleck, dahinter ein erzgrün glänzender,
vorn und hinten samtschwarz gesäumter Spiegel; Füße und Schnabel
grau, Schnabelspitze schwarz. Länge etwa 450 mm, Fittich 250 bis
260 mm.
Das 2 ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt, Unter-
körper weiß, die Flügeldecken sind nicht weiß, sondern graubraun
mit weißer Umsäumung; Schnabel und Füße grau.
Beim & im Sommerkleide sind Kopf und Hals rotbraun,
schwarz gefleckt; Kropf rotbraun mit schwarzer Querbindenzeich-
nung; Körperseiten rotbraun, übriger Unterkörper weiß; Rücken-
und Schulterfedern mit schwarzbraunem Mittelteil und rostbrauner
Umsäumung; Flügel wie beim Winterkleide.
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun mit kleinem hell-
braunem Fleck jederseits auf dem Flügel und einem zweiten auf
der Bürzelseite; Kopf- und Halsseiten hellbraun; Unterseite weiß,
Kropf blaßbräunlich; Schnabel grau mit gelbem Nagel; Füße grau.
Durchzugvogel , vereinzelt im östlichen Norddeutschland auch
brütend. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Oktober bis
November. Die rd Eier messen 55x38 mm im Durch-
schnitt.
40 Reichenow,
Anas acuta L., Spießente.
Kopf und oberer Teil des Halses erdbraun; längs der Nacken-
mitte ein schwarzes, jederseits weiß gesäumtes Band; hinterer Teil
des Unterhalses und Unterkörper weiß; Körperseiten und Rücken
fein schwarz und weißgrau gewellt; lanzettförmige Schulterfedern
schwarz mit graubrauner Umsäumung; Flügel graubraun. mit matt
kupfergrünlich oder rötlich schimmerndem, vorn blaß rostfarben,
hinten weiß und innen schwarz gesäumtem Spiegel; mittelste. lan-
zettförmige Schwanzfedern schwarz, die anderen braun; Unter-
schwanzdecken schwarz, die äußeren mit weißer Außenfahne;
Schnabel grau, an der Spitze schwärzlich; Füße grau. Länge etwa
700 mm, Fittich 270—280 mm.
Das © ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt, die
Rückenfedern sind dunkelbraun mit helleren Binden und Säumen;
Schnabel und Füße grau; Flügelspiegel fahlbraun, vorn und hinten
von einer schwarzen und weißen Binde gesäumt; keine lanzett-
förmigen Schwanzfedern; Schwanz dunkelbraun mit weißer Binden-
zeichnung. |
Das d im Sommerkleide ähnelt dem 9, hat.aber dieselbe
Flügelzeichnung wie im Winterkleide und schwarze lanzettförmige
mittelste Schwanzfedern. «.
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun; Kopfseiten bräun-
lichweiß mit einem dunkelbraunen Strich durch das Auge und
einem zweiten längs der unteren Wange; Unterseite weiß, Kropf
graubräunlich; Schnabel und Füße grau, Schnabelzahn gelb.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Okto-
ber—November. Eier graugrünlich, im Durchschnitt 54><38 mm.
Anas querquedula L., Knäkente (Fig. 33).
Oberkopf braunschwarz, Stirn fein weißlich gestrichelt; ein
weißes Band jederseits vom Auge längs Schläfen und Genickseiten;
Kehle schwarz; Kopfseiten und oberer Teil des Halses auf rot-
braunem Grunde weiß gestrichelt; Kropf und Vorderbrust auf
schwarzer _Bindenzeich-
nung; Unterkörper weiß,
Unterbauch und Steiß
mit feinen unterbrochenen
grauen Querbinden, Wei-
chen mit feinen zackigen
schwarzen Wellenlinien,
Unterschwanzdecken
braun gefleckt; Federn
des Oberkörpers schwarz-
" braun mit graubrauner
Fig. 33. Anas guerguedula. Umsäumung; innere
Schulterfedern lanzettför-
mig, schwarz mit grünem Glanz und weißem Schaftstrich; Flügel
grau mit matt grünglänzendem, vorn und hinten weiß gesäumtem
Spiegel; Schnabel schwarz; Füße grau. Länge etwa 400 mm,
Fittich 185—195 mm. |
Das © und Z im Sommerkleide ist auf Oberkopf und Rücken
schwarzbraun, Rückenfedern heller gesäumt; Kopfseiten bräunlich-
hellbraunem Grunde mit
;
3
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E
|
#
3
UT PR
Aves. 41
weiß, dunkelbraun gestrichelt, mit dunklem Augenstrich; Kehle
weiß; Kropf auf hellbraunem Grunde mit dunkelbrauner Binden-
zeichnung; Unterkörper weiß, Steiß fahlbraun gefleckt; Flügel wie
beim & im Winterkleide.
Das Dunenjunge gleicht dem der Stockente, nur sind Schnabel
und Füße graulich.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, Oktober.
Die rahmfarbenen Eier haben eine durchschn. Größe von 46x33 mm.
Anas crecca L., Krickente (Fig. 34).
Kopf und Hals rotbraun, auf der hinteren Kopfseite, das Auge
einschließend, ein erzgrün glänzender Fleck, der sich an einem
Bande jederseits längs der samtschwarzen Nackenmitte hinzieht,
oben und unten von einer weißen Linie gesäumt, die längs des
Zügels zur Wurzel des Oberkiefers verläuft; Rücken und Körper-
seiten fein schwarz und weiß gewellt; Unterkörper weiß, Kropf
bräunlichweiß mit rundlichen schwarzbraunen Flecken; Flügel grau-
braun mit erzgrün
glänzendem, vorn und
hinten weiß oder rost-
: farben, außen und
innen samtschwarz ge-
säumtem Spiegel;
Schnabel schwärzlich ;
Füße grau. Länge etwa
370 mm, Fittich 185
bis 190 mm.
Das © und S im
Sommerkleide ähnelt
len gleichen Kleidern
der A. guerquedula, ist =
aber an dem prächtig Fig. 34. Anas crecca.
grün glänzenden (bei
diesem mattgrünen) und außen samtschwarz gesäumten Flügel-
spiegel und braunen, nicht grauen Flügeldecken leicht zu unter-
scheiden. ®
Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, unterseits blaß-
bräunlich,.Kopfseiten gelbbräunlich mit dunkelbraunem Strich durch
das Auge, jederseits auf den Seiten des Oberkörpers 3 undeutliche
helle Flecke; Schnabel und Füße grau, Schnabelzahn gelblich.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Ok-
tober— November. Eier rahmfarben, 45 x 32,5 mm.
Anas angustirostris Mene&tr., Schmalschnabelente.
Öberseits fahlbraun mit weißlichen Federsäumen, die auf den
Schulterfedern die Form rundlicher Flecke annehmen; Wangen
und Unterseite bräunlichweiß, auf Wangen und Kropf fahlbraun
gelüpfelt; Weichen fahlbraun mit rundlichen weißen Flecken;
Schnabel und Füße schwarz. Länge etwa 420 mm, Fittich 200 mm.
Bewohnt Südeuropa, die Kanarischen Inseln, Nordafrika und
das südwestliche Asien. Auf gelegentliches Vorkommen in Süd-
deutschland ist zu achten. |
49 Reichenow,
Tadorna Flem., Höhlengans.
Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als
Mittelzehe; Schwanz gerade abgestutzt, die äußersten Federn so
lang wie die mittelsten; Schnabel an der Spitze breiter als an der
Wurzel, Schnabelnagel viel schmäler als die Schnabelspitze; Firste
stark ausgehöhlt (konkav), Lamellen am Wurzelteil des Oberkiefers
viel kleiner als am Spitzenteil; Schnabel und Füße rot; g mit
kleinem Höcker auf der Schnabelwurzel.
Tadorna tadorna (L.), Brandgans.
Kopf und Hals schwarz, unten von einem weißen, auf dem
Kropf verbreiterten Halsring begrenzt; Vorderrücken, Brustseiten
und Brust rotbraun; Mitte des Unterkörpers schwarz; Unterschwanz-
decken rostgelb; übriger Rücken und Unterkörper weiß; Schwanz
weiß mit schwarzer Endbinde; Schulterfedern samtschwarz; Flügel-
decken weiß; Handschwingen schwarzbraun, die äußeren Arm-
schwingen auf der Außenfahne stahlgrün glänzend, die folgenden
rotbraun, die innersten weiß; Schnabel zinnoberrot, an der Wurzel
der Firste ein Höcker; Füße rosa. Länge etwa 600—650 mm,
Fittich 300--330 mm.
Das ® ist etwas kleiner und hat keinen Höcker an der Wurzel
der Schnabelfirste.
Beim jungen Vogel sind nur Kopf und oberster Teil des
Nackens graubraun bis mattschwarz, die vorderen Wangen und
Kehle sind weiß, das rotbraune Band über Vorderrücken und Brust
fehlt, Rücken und Schulterfedern sind graubraun, Füße grau.
Das Dunenjunge ist weiß, Scheitel, Hinterkopf und Nacken,
ein Band längs der Rückenmitte, ein kreuzförmiges Querband von
Flügel zu Flügel und ein Fleck jederseits auf den Weichen sind
dunkelbraun.
Sommervogel an den Küsten, einzeln auch im Winter. Auf
dem Zuge gelegentlich im Binnenlande, aber auch schon an Binnen-
seen in Norddeutschland brütend gefunden. Nistet in Erdhöhlen.
„ Casarca Bp. Rostgans.
Der Gattung Tadorna im allgemeinen gleichend, aber Schnabel
an der Spitze nicht breiter als an der Wurzel, Lamellen des Ober-
kiefers ebenso groß an der Wurzel wie an der Spitze, Firste nur
ganz seicht ausgehöhlt; kein Höcker auf der Schnabelwurzel;
Schnabel und Füße grau.
Casarca casarca (L.), Rostgans.
Kopf gelblichweiß, Kehle und vorderer Teil des Halses rost-
gelb, unten von einem schwarzen Halsring begrenzt; hinterer Teil
des Halses und Körper rotbraun; Oberschwanzdecken und Schwanz
schwarz; Flügeldecken weiß; Handschwingen schwarz, äußere Arm-
schwingen auf der Außenfahne bronzeglänzend, die folgenden rot-
braun, die innersten ganz weiß; Schnabel und Füße grau. Länge
etwa 550-600 mm, Fittich 335—370 mm.
Dem etwas kleineren ® fehlt der schwarze Halsring. Bewohnt
Südeuropa, Nordafrika, Südwest- und Mittelasien bis Japan, wurde
wiederholt in Deutschland erlegt.
a ae
Aves. 43
Anser Briss., Feldgans.
Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als
Mittelzehe; Lauf ganz, auch auf der Vorderseite, mit kleinen vier-
bis sechsseitigen Schildchen bedeckt, während die vorgenannten
Gattungen auf der Vorderseite des Laufes unten eine Reihe breiterer
Quertafeln haben; Schnabelnagel fast so breit wie die Schnabel-
spitze. — Nur 1 Gänseart kommt in Deutschland brütend vor.
Da aber nordische Arten auf dem Zuge auch im Binnenlande und
gelegentlich auch auf Gewässern angetroffen werden, so sind diese
hier wenigstens im Schlüssel erwähnt.
I. Ganzer Schnabel gelb.
1. Fittich unter 380 mm Jang. A. erythropus*).
2. Fittich 330 mm oder darüber lang.
A. Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze ge-
messen 60 mm oder darüber lang. A. anser.
B. Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze 50 mm
oder darunter lang. A. albifrons **).
II. Schnabel teilweise schwarz.
1. Schnabel schwarz mit einer gelbroten Querbinde.
A. fabalis***).
2. Größerer Teil des Schnabels gelbrot. A. arvensis’r).
Anser anser (L.), Graugans.
Graubraun; Rücken und Flügel dunkelbraun mit hellen Feder-
säumen; Brust bisweilen schwarz gefleckt; Bauch und Steiß weiß;
Schnabel gelb, nur der Nagel bisweilen grau; Füße trüb rosa.
Länge etwa 800 mm, Fittich 450 mm.
QO nur etwas kleiner als d.
Das Dunenjunge ist oberseits grünlich braungrau oder düster
olivengrün, Stirn, Kopfseiten, Nacken, Kropf- und Bauchseiten
blasser, grüngelblich; Kehle und Unterkörper weißgelb.
Sommervogel, in Süd- und Westdeutschland seltener oder nur
auf-dem Zuge. Brutzeit Mitte April bis Juni. Zug Februar— März,
August— September. — Die Graugänse nisten auf der Erde zwischen
Schilf, Rohr und Weidengestrüpp an den Ufern der Gewässer, be-
sonders gern auf stillen, dicht bewachsenen Inseln, oder auch ferner
vom Wasser in Sümpfen. Die 5—10 glanzlosen weißen Eier messen
im Durchschnitt 86x58 mm. Die Nahrung, die die Graugänse
‚vorzugsweise auf dem Lande suchen, besteht in Gras und Klee,
Wurzeln, Getreidekörnern und Hülsenfrüchten, doch auch in Wasser-
linsen und anderen Wasserpflanzen, die sie „gründelnd‘“, indem sie
Bau iber den Vorderleib in das Wasser tauchen, aus der Tiefe
olen.
Cygnus Behst.,, Schwan.
Von den vorgenannten Gattungen der Enten durch nackte
Zügelgegend unterschieden; Hals auffallend lang; Schwanz keil-
förmig.
*) Zwerggans. **) Bläßgans. ***) Saatgans. 7) Ackergans,
44 Reichenow,
Cygnus olor (Gm.), Höckerschwan.
Weiß; Zügel, Höcker auf der Schnabelwurzel und Füße schwarz;
Schnabel rot.
Dem 2 fehlt der Höcker auf der Wurzel der Schnabelfirste,
Der junge Vogel hat graubraunes Gefieder, grauen oder blaß fleisch-
farbenen Schnabel und graue Füße.
Das Dunenjunge ist grauweiß, Schnabel und Füße sind bleigrau.
Vereinzelt in Norddeutschland brütend, häufiger im halbwilden
Zustande. Brutzeit Mai. Der Schwan ernährt sich wie die Enten
und baut sein großes Nest aus Rohr und Schilf an Fluß- und
Seeufern. Die hellgrünen, mit einem weißen Kalküberzug bedeckten
Eier messen 110>x74 mm.
Charadriidae, Re genpfeifer.
Keine Schwimmhäute; Vorderzehen nur am Grunde inch
kurze Bindehaut verbunden oder ganz getrennt, Hinterzehe kurz
oder ganz fehlend; unterer Teil des Unterschenkels unbefiedert;
Schnabel in der Regel kurz, von etwa ee oder kürzer, ge-
rade und hart (siehe unter Scolopacidae). Nähren 'sich von In-
sekten, Würmern und Weichtieren, Iogen in flache, „mit wenigen
Halmen ausgelegte Bodenvertiefungen 3—4 buntgefleckte Eier.
Keine Hinterzehe. Charadrius dubius.
Hinterzehe als kurzer Stummel vorhanden.
Squatarola squatarola.
Charadrius dubius Scop., Flußregenpfeifer (Fig. 35).
Weißes Stirnband, vorn von einer schmalen, hinten von einer
breiten schwarzen Binde gesäumt; schwarzes Band über Zügel,
Auge und Öhrgegend; Kehle und Halsring weiß, dahinter ein
Fig. 35. Charadrius dubius.
schwarzer Halsring; Hinterkopf, Rücken und Flügel eraubraun;
Unterkörper weiß; mittelste Schwanzfedern graubraun, am Ende
schwarzbraun, die. folgenden mit weißem Ende, äußerste weiß mit
schwarzbraunem Fleck auf der Innenfahne; Schnabel schwarz;
Füße blaßgelb bis ockergelb. Länge etwa‘ 160190 mm, Fittich
110—118 mm.
Beim 2 sind die schwarzen Binden an Kopf und Hals matter
und schmaler.
}
Aves. 45
Der junge Vogel hat nur eine weiße, aber keine schwarzen
Stirnbinden; Zügel und Ohrgegend sind schwarzbraun, der Hals-
ring ebenfalls schwarzbraun anstatt schwarz.
Beim Dunenjungen sind Oberkopf und Rücken grau und rost-
gelb gemischt, Oberkopf hinten schwarz umsäumt; Stirn, Kopfseiten,
Nacken und ganze Unterseite weiß, ein schwarzer Strich durch
das Auge.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juli. Zug April, August—Sep-
tember.
- Nährt sich von Insekten, deren Larven und Würmern, legt
auf sandigem Boden an Flüssen und Seen in einfache Vertiefungen
ohne Unterlage 3—4 kegelförmige, glanzlose, auf bräunlichweißem
oder blaßgelblichem Grunde schwarzbraun und grau gefleckte und
getüpfelte Eier von 30 >22 mm durchschnittlicher Größe.
Der dieser Art sehr ähnliche Sandregenpfeifer, Ch. hia-
ticula L., ist etwas größer, Fittich 120—133 mm, der Schnabel ist
an der Wurzel gelb, nur an der Spitze schwarz, die inneren Hand-
schwingen haben einen weißen Streif auf der Mitte der Außenfahne
längs des Schaftes, die inneren Armschwingen sind ganz oder zum
größten Teil weiß. Er ist Sommervogel an den Seeküsten und
wird vereinzelt auf dem Zuge in Binnenlande angetroffen.
Squatarola squatarola (L.), Kiebitzregenpfeifer.
Kopfseiten, Unterhals und Brust bis zum Bauche schwarz;
Stirn, Augenbrauenstrich, seitliche Säumung des schwarzen Unter-
halses, Weichen, Steiß und Unterschwanzdecken weiß; Rückenfedern
und Flügeldecken schwarz oder schwarzbraun mit weißen Flecken;
‚Schwanz dunkelbraun und weiß quergebändert; Schnabel schwarz;
Füße grau. Länge etwa 270—310 mm, Fittich 195—205 mm.
Das @ ist wenig kleiner als das Ö.
Im Winter- und Jugendkleide ist der Vogel oberseits grau-
braun mit weißlichen Federsäumen; Stirn, Kopfseiten und ganze
Unterseite sind weiß.
Brütet im hohen Norden, wird auf dem Zuge gelegentlich auch
an Binnengewässern angetroffen.
Bisweilen wird auf dem Zuge auch der Steinwälzer, Arenaria
interpres (L.), ein nordeuropäischer, an den Küsten der Nord- und
Ostsee nicht häufiger Sommervogel, an Binnengewässern beobachtet.
Er ist an dem mit der Spitze etwas aufwärts gebogenen Schnabel
kenntlich. Länge etwa 200—240 mm, Fittich 145--155 mm.
Scolopacidae, Schnepfen.
Schnabel dünn, stielförmig, biegsam, ohne scharfe Ränder, in
der Regel länger als der Kopf; im übrigen der vorhergehenden
Gattung gleichend.
I. Vorderzehen mit lappigen, an den Zehengelenken etwas ein-
geschnürten, die Wurzelteile der Zehen verbindenden Haut-
säumen (s. Fig. 11). Phalaropus.
II. Nur an der Wurzel der Vorderzehen eine kurze, aber deut-
liche Bindehaut, meistens nur zwischen Außen- und Mittel-
zehe (s. Fig. 12).
46 Reichenow,
l. Schwanz gerade abgestutzt oder schwach gerundet.
Totanus.
2. Nur die 4 mittelsten Schwanzfedern gleich lang, die an-
deren stufig kürzer, Tringoides.
III. Keine Bindehaut zwischen den Vorderzehen. Tringa.
Phalaropus Briss., Wassertreter,
Vorderzehen am Wurzelteile durch Bindehäute vereinigt, die
nach dem Spitzenteile der Zehen in Lappenhäute übergehen; kurze
Hinterzehe vorhanden. — Zwei Arten von Wassertretern, die den
hohen Norden beider Erdhälften bewohnen, werden gelegentlich auf
dem Zuge auf deutschen Binnengewässern angetroffen; an der
Schnabelform sind beide, abgesehen von der Färbung, leicht zu
unterscheiden:
Phalaropus fulicarius (L.), Plattschnäbeliger Wassertreter.
Schnabel an der Spitze breit und flach. Im Winter Stirn,
Kopfseiten und ganze Unterseite weiß, Hinterkopf schwarz, Rücken
grau. Fittich 125 mm. Im Sommer sind Oberkopf, vordere
Wangen und Kinn schwarz, ganze Unterseite rotbraun.
Phalaropus lobatus (L.), Schmalschnäbeliger Wassertreter.
Schnabel schmal, in eine dünne Spitze auslaufend. Im Winter
Stirn, Kopfseiten und Unterseite weiß, schwarzer Schläfenstreif,
Rückenfedern schwarz mit fahlbrauner oder grauer Umsäumung.
Im Sommer sind Kopf, Nacken und Rücken rauchschwarz, Hals-
seiten rotbraun, Kehle und Unterkörper weiß, Kropf und Brust-:
seiten düster bräunlichgrau. Fittich 105—115 mm.
Tringa L., Strandläufer.
Keine Bindehaut zwischen den Vorderzehen; Hinterzehe vor-
handen. — Die Strandläufer brüten in Nordeuropa oder im hohen
Norden, werden nur auf dem Durchzuge in Deutschland angetroffen
und zwar außer der häufiger erscheinenden 7. minzxta nur aus-
nahmsweise im Binnenlande.
I. Fittich 150 mm oder darüber lang. T. canutus.
II. Fittich unter 150 mm lang.
1. Schnabel über 25 mm lang. |
A. Oberschwanzdecken weiß und schwarz quergebändert
oder reinweiß. T. ferruginea.
B. Oberschwanzdecken schwarz mit grauen oder rost-
farbenen Säumen, |
a) Schnabel von der Stirnbeliederung bis zur Spitze
gemessen über 33 mm. T. alpina.
b). Schnabel unter 33 mm. T. Schinzi.
Schnabel unter 25 mm lang.
A. Außere Schwanzfedern fahl graubraun (wenigstens auf
der Außenfahne, Innenfahne oft weiß); Lauflänge
15 mm oder darüber. T. minuta.
DD
Aves. 47
B. Äußere Schwanzfedern reinweiß- oder auf der Außen-
fahne nur wenig graubräunlich verwaschen; Lauflänge
17 mm oder darunter. T. Temmincki.
Tringa minuta Leisl.,, Zwergstrandläufer.
Winterkleid: oberseits graubraun, mehr oder weniger stark
dunkel gefleckt, Bürzelfedern schwarzbraun, blasser gesäumt; Stirn-
und Augenbrauenstreif, Wangen und ganze Unterseite weiß, die
Kropfseiten graubraun verwaschen; brauner Zügelstrich; mittlere
Öberschwanzdecken schwarz, seitliche weiß; Schwanzfedern blaß
graubraun, auf der Innenfahne weiß mit weißem Schaft, die beiden
mittelsten auf der Innenfahne schwarzbraun mit braunem Schaft;
Sehnabel und Füße schwarz. Länge etwa 140—150 mm, Fittich
95—100 mm, Läufe 15—21 mm, Schnabel in der Regel auch über
18 mm.
Im Sommer haben die Federn des Oberkopfes, Rückens und
der Schultern schwarzen Mittelteil und breite rostfarbene Um-
säumung; Nacken rostfarben mit feinen schwarzbraunen Flecken;
Kropf und Brustseiten rostfarben verwaschen und fein schwarz-
braun gefleekt; mittelste Schwanzfedern rostfarben umsäumt.
Brütet im nördlichen Sibirien, auf dem Durchzuge an den
Küsten und öfter auch im Binnenlande.
Verbreitung und Maße der übrigen im Schlüssel angeführten
Arten sind:
Tringa Temmincki Leisl., Grauer Zwergstrandläufer. Größe
des 7. ninuta, aber Schnabel und Läufe kürzer, 15—17 mm.
Brütet im nördlichen Skandinavien; Nordrußland, Nordsibirien.
Tringa ferruginea Brünn., Bogenschnäbeliger Strand-
läufer. Länge etwa 200—230 mm, Fittich 125—135 mm. Brütet
im hohen Norden.
Tringa alpina L., Alpenstrandläufer. Länge. etwa 150 mm,
Fittich 105—120 mm. Brütet in Lappland, Nordrußland, Nord-
sibirien.
Tringa Schinzi Brehm, Kleiner Alpenstrandläufer. Größe
der vorgenannten, aber mit kürzerem Schnabel. Brütet an den
Ostseeküsten, seltener an der Nordsee, sonst an den dänischen und
südschwedischen Küsten und in den Östseeprovinzen.
Tringa canutus L., Isländischer Strandläufer. Länge
etwa 240 mm, Fittich 155—170 mm. Brütet im hohen Norden.
Tringoides Bp., Uferläufer.
Kurze Bindehaut zwischen Außen- und Mittelzehe; Hinterzehe
vorhanden; Lauf nur so lang wie die Mittelzehe; Schwanz stufig,
nur die 4 mittelsten Federn gleich lang, die anderen stufig kürzer,
die äußerste mehr als 1 cm kürzer als die mittelsten.
Tringoides hypoleucos (L.), Flußuferläufer (Fig. 36).
Oberseits graubraun mit olivenfarbenem Glanz, die Federn des
Rückens und der Schultern, Flügeldecken und Oberschwanzdecken
mit einer schwärzlichen Binde vor dem helleren Endsaum_ (bis-
48 Reichenow,
weilen mehrere Binden); weißlicher Augenbrauen- und dunkler
Zägelstrich; Halsseiten graubraun; Unterseite weiß, Kropffedern
mit graubraunen Schaftstrichen; Schwanzfedern olivbraun, die
mittelsten mit schwärzlichen Randflecken oder Querbinden am Ende,
die folgenden noch mit weißer Spitze, die äußeren auf der Außen-
fahne weiß mit braunen Querbinden, die äußersten auf beiden
Fahnen weiß und braun quergebändert oder auf der Außenfahne
ganz weiß; Schnabel schwarzbraun; Füße graulich. Länge 170 bis
210 mm, Fittich 105—113 mm.
Im Winter ist
die Oberseite mehr
einfarbig, die dunk-
len und hellen
Querbinden auf
dem Oberkörper
fehlen, aber die
Rückenfedern zei-
gen oft scharf ab-
gesetzte dunkle
Schaftstriche. .
Das Dunenjunge
ist oberseits heller
und dunkler braun
Rn und feinschwarz ge-
Fig. 36. Tringordes hypolencos. tüpfelt, mit schwar-
zem Bande längs
der Mitte des Kopfes und Rückens; feiner schwarzer Strich durch
das Auge; Unterseite weiß.
Sommervogel, nährt sich von Insekten, Larven und Würmern,
baut ein Nest aus Stengeln und Halmen an Flußufern im Grase
oder unter Gestrüpp und legt 4 kegelförmige, auf rahmfarbenem
bis blaß gelbbräunlichem Grunde rotbraun, grau und lila gefleckte
Eier von 36 x 26 mm Größe. Zug April, August bis September,
Brutzeit April bis Juni.
Totanus Bchst., Wasserläufer.
Kurze Bindehaut zwischen Außen- und Mittelzehe oder zwischen
allen 3 Vorderzehen; Hinterzehe vorhanden; Lauf länger als Mittel-
zehe; Schwanz gerade abgestutzt oder schwach gerundet. — Die
Wasserläufer sind Bewohner von Bruchländern, an offenen Seen
und Flüssen werden auch die in Deutschland nistenden Arten nur
gelegentlich angetroffen.
Von den vorkommenden Arten ist deshalb nur die häufigste
genauer beschrieben, für die übrigen sind die unterscheidenden
Kennzeichen im folgenden Schlüssel kurz angegeben.
I. Füße rot oder gelb. ;
1. Schnabel unter 48 mm lang. T. totanus.
2. Schnabel über 50 mm lang. T. fuscus.
1I. Füße grau oder grün.
1. Schwanz an der Wüurzelhälfte reinweiß, an der Spitzen-
hälfte breit schwarzbraun quergebändert; Fittich 135 bis
150 mm, Schnabel 32—35 mm lang. - T. ochropus.
PETE ERDE TREE WET
Aves. 49
2. Schwanz in seiner ganzen Länge (wenigstens die mittleren
Federn) schwarz oder braun gebändert.
A. Schnabel unter 35 mm lang. T. glareola.
B. Schnabel über 35 mm lang.
a) Fittich über 150 mm lang. T. littoreus.
b) Fittich unter 150 mm lang. T. stagnatilis.
Totanus totanus (L.), Rotschenkel.
Oberseits graubraun, schwarzbraun gestrichelt und gefleckt,
Bürzel weiß; Oberschwanzdecken und Schwanzfedern weiß und
schwarzbraun quergebändert; Unterseite auf weißem Grunde braun
gefleckt, am stärksten auf dem Kropfe, Bauchmitte reinweiß;
Schnabel rot, an der Spitze schwärzlich; Füße rot. Länge etwa
250—280 mm, Fittich 155—165 mm. Im Winter ist die Oberseite
. einfarbig graubraun ohne dunkle Flecke; Unterseite meistens rein-
weiß, nur der Kropf fein braun gestrichelt.
Das Dunenjunge ist oberseits blaßgrau, stellenweise mit Rost-
gelb gemischt, mit schwarzgrauer Bindenzeichnung, insbesondere
fällt ein breiter tiefschwarzer, jederseits breit bräunlichweiß ge-
säumter Streif auf dem Bürzel auf; Kopfseiten und Unterseite
weiß, eine schwarze Linie vom Schnabel durch das Auge und über
die Schläfe längs des Nackens.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, September.
Baut sein Nest am Wasser zwischen Schilfgras und Binsen oder
auf Wiesen und legt 4 kegelförmige, auf rahmfarbenem oder gelb-
bräunlichem Grunde schokoladenbraun und grau gefleckte Eier
von 44x530,5 mm Größe.
Totanus fuscus (I..), Dunkler Wasserläufer. Länge etwa 320
bis 350 mm, Fittich 160—170 mm. Durchzugvogel. Brütet in
Nordeuropa.
Totanus littoreus (L.), Heller Wasserläufer. Länge 340— 360 mm,
Fittich 180—195 mm. Durchzugvogel. Brütet in Nordeuropa.
Totanus stagnatilis Bchst., Teichwasserläufer. Länge etwa 240 mm,
Fittich 134—140 mm. Seltener Gast in Deutschland. Brütet in
Südosteuropa und Westasien.
Totanus ochropus (L.), Waldwasserläufer. Länge etwa 230 mm,
Fittich 140—150 mm. Sommervogel.
Totanus glareola (L.), Bruchwasserläufer. Länge etwa 210 mm,
Fittich 122—130 mm. Sommervogel.
Rallidae, Rallen.
Zehen vollständig unverbunden, bisweilen mit schmalem Saum
jederseits längs der ganzen Zehe oder mit Lappensäumen, die aber
nicht am Grunde der Zehen miteinander verbunden sind wie bei
den Lappentauchern (Colymdus) und Wassertretern (Phalaropus);
unterster Teil des Unterschenkels unbefiedert; Schwanzfedern kurz
und weich; Flügel kurz und gerundet; Nasenlöcher den Schnabel
durchbohrend. — Die Rallen nähren sich sowohl von Pflanzen-
stoffen wie von Insekten, Würmern, Fischbrut u. dgl., sind aber
auch arge Nesträuber, die anderen Vögeln die Eier aussaufen.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft i. 4
50 Reichenow,
I. Lappenhäute an’ den Zehen (s. Fig. 10, S. 16). Fulica.
II. Keine Lappenhäute an den Zehen.
1. Schnabel so lang oder länger als Lauf. Rallus,
2. Schnabel viel kürzer als Lauf.
A. Mit Stirnplatte; Zehen mit schmalem Hautsaum jeder-
seits längs der Sohle; Läufe über 40 mm lang.
Gallinula.
B. Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsaum; Läufe unter
40 mm lang. Ortygometra.
Fulica L., Wasserhuhn.
Mit Stirnplatte; Zehen mit Lappenhäuten; Schnabel kürzer
als Lauf; Lauf kaum so lang wie die Innenzehe; 2. und 3. Schwinge
am längsten.
Fulica atra L., Bläßhuhn (Fig. 37).
Schiefergrau, Unterkörper blasser, bräunlichgrau, Kopf und
Hals schwarz, die vorderen Armschwingen mit weißem Endsaum;
Schnabel und Stirnplatte weiß oder rötlichweiß; Füße graugrün-
lich. Länge etwa 370 bis
400 mm, Fittich 205—220 mm.
Beim jungen Vogel ist das
Gefieder brauner, Wangen- und
Kehlfedern haben weiße Säume,
der Unterkörper ist weißgrau.
Das Dunenjunge hat noch
keine Stirnplatte, das Gefieder
ist schwarz, die Kopf- und
Halsdunen haben mennigrote
oder goldgelbe Spitzen, die
Haut des Oberkopfes ist rot,
Schnabel an der Wurzel rot,
an der Spitze weiß.
Sommervogel, vereinzelt
Fig. 37. ZFulica atra. auch im Winter auf offenen
Gewässern. Brutzeit Mai bis
in den Juni. Zug März, Oktober— November. Nest zwischen Rohr
auf alten Rohrstoppeln aus Rohrstengeln, Schilf und Wasserpflanzen
erbaut. 5—-9 längliche, auf hellbräunlichem Grunde schwarzbraun
getüpfelte Eier von 535><36 mm durchschnittlicher Größe.
Gallinula Briss., Teichhuhn.
Mit Stirnplatte; Zehen mit einem schmalen Hautsaum jeder-
seits längs der Sohle; Schnabel kürzer als Lauf; Lauf kürzer als
Innenzehe; 2. und 3. Schwinge am längsten.
Gallinula chloropus (L.), Grünfüßiges Teichhuhn.
Kopf und Hals schieferschwarz; Unterkörper und Unterflügel-
decken heller, schiefergrau, Weichen mit weißen Längsstreifen; Rücken
und Flügel olivenbräunlich; mittlere Unterschwanzdecken schwarz,
die seitlichen weiß; Flügeirand zum Teil weiß; Stirnplatte und
Aves. 51
Schnabel rot, Schnabelspitze gelb; Füße gelbgrün. Länge 260 bis
330 mm, Fittich 160—185 mm.
Beim. jungen Vogel sind Rücken und Flügel rostolivenbraun,
Bürzel dunkler; Oberkopf und Nacken dunkelgraubraun; Kopf-
und Halsseiten weiß und braun gemischt; Kehle und Mitte des
Unterkörpers reinweiß, Kropf graulich, Körperseiten bräunlich;
Schnabel und Stirnplatte schwarzgrün.
Das Dunenjunge ist schwarz; Schnabel und schwach angedeutete
Stirnplatte rot; Augengegend und Füße blaß fleischtarben.
Sommervogel, vereinzelt überwinternd. Brutzeit Mitte Mai bis
Ende Juni. Zug März— April, September— Oktober. Nest aus Schilf-
blättern geflochten an Seeufern zwischen Rohr oder in Weiden-
gestrüpp. 8—10 auf rahmfarbenem oder blaßbräunlichem Grunde
rotbraun und grau getüpfelte Eier von 41>x28 mm durchschnittlicher
Größe.
Ortygometra Leach, Sumpfhuhn.
Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsäume; Schnabel bedeutend
kürzer als Innenzehe; Lauf deutlich kürzer als Mittelzehe; 2. und
3. Schwinge am längsten.
I. Fittich 90 mm oder darunter lang. O. pusilla.
II. Fittich über 90 mm lang.
1. Abstand zwischen den längsten Hand- und Armschwingen
unter 25 mm; Unterhals auf grauem oder olivenfarbenem
Grunde weiß gefleckt. O. porzana.
2. Abstand zwischen den längsten Hand- und Armschwingen
25 mm oder darüber; Unterhals einfarbig weiß oder grau.
O. parva.
Ortygometra porzana (L.), Tüpfelsumpfhuhn.
Oberseits olivenbraun mit größeren schwarzen Flecken, gebildet
durch die schwarzen Mittelteile der Federn, mit weißen, zum Teil
schwarz gesäumten Strichen und kleineren weißen Flecken; breiter,
an der Stirn beginnender Augenbrauenstreif, untere Wangen und
Kehle grau; Zügel schieferschwarz; Augen- und Ohrengegend oliven-
bräunlich; Halsseiten und Kropf olivenbraun mit weißen Flecken;
Mitte des Unterkörpers weiß, Weichen olivenbraun mit weißen,
schwarz gesäumten Querbinden;-Unterschwanzdecken blaß isabell-
gelb; Schnabel gelb, an der Spitze bräunlich, an der Wurzel rötlich;
Füße gelbgrün. Länge 210 mm, Fittich 110—11S mm.
Das Q unterscheidet sich vom g durch matter grau gefärbte
Kopfseiten und Kehle und sparsamere weiße Strichelung des Ge-
fieders; Kropf und Halsseiten sind grauer.
Das Dunenjunge ist schwarz, Schnabel und Füße sind rötlich-
weiß.
Sommervogel. Brutzeit Juni bis in den Juli. Zug April bis
Mai, September. Nest locker aus Schilfblättern und Binsen erbaut
an Seeufern auf Grasbüscheln zwischen dem Schilf. 8—12 Eier
‘auf blaßbräunlichem Grunde rotbraun, grau und lila getüpfelt von
33x23,5 mm durchschnittlicher Größe.
4*
52 Reichenow,
Ortygometra pusilla (Pall.), Zwergsumpfhuhn.
Oberseits gelbbraun bis rostbraun, Rücken- und Schulterfedern
mit schwarzem Mittelteil und weißen Wischflecken; breite Augen-
brauenbinde, Kopfseiten und Unterseite grau; Steiß, Weichen und
Unterschwanzdecken schwarz und weiß gebändert; Unterflügel-
decken schwarzgrau mit (oft undeutlichen) weißen Querbinden;
Schnabel blaßgrün, an der Spitze schwärzlich; Füße graulich
fleischfarben. Länge 150—180 mm, Fittich SO—90 mm.
Das 9 ist unterseits blasser, die Mitte der Kehle oft reinweiß.
Beim jungen Vogel sind die Kopfseiten weißlich; Ohrgegend gelb-
braun; Kehle reinweiß; Kropf braun und weiß gebändert; Unter-
körper schwarzgrau und weiß gebändert.
Das Dunenjunge ist schwarz, Schnabel weiß, Füße rötlichweiß.
Seltener Sommervogel im südlichen und mittleren Deutschland.
'Brutzeit Mai bis Juni. Zug April—Mai, September. Nistet wie
die vorgenannte Art. Die S—10 Eier sind auf rahmfarbenem oder
blaßbräunlichkem Grunde dicht mit verwischten rostbräunlichen
Flecken bedeckt und haben 27 >20 mm Größe.
Ortygometra parva (Scop.), Kleines Sumpfhuhn.
Oberseits gelbbraun, Rücken- und Schulterfedern mit schwarzem
Mittelteil und mit weißen Wischflecken; breites Augenbrauenband,
Kopiseiten und ganze Unterseite grau; Steiß und Unterschwanz-
decken schieferschwarz mit weißen Querbinden; Unterflügeldecken
dunkel graubraun; Schnabel grün, an der Wurzel rötlich; Füße
grün. Länge etwa 180 mm, Fittich 100—103 mim.
Beim 9 sind die Kopfseiten grau, aber die unteren Wangen
und Kehle weiß, Kropf, Brust und Bauch rötlich isabellfarben.
Beim jungen Vogel sind die Kopfseiten und der Vorderhals weiß,
der Unterkörper ist braun und weiß gebändert; Schwingen und
Flügeldecken haben weiße Flecke an den Enden.
Das Dunenjunge ist schwarz mit weißem Schnabel und rötlich-
weißen Füßen.
Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April—Mai, Sep-
tember. Nistweise wie beim vorgenannten. Eier blasser als die
von O. Pusılla, Grundfarbe heller, Fleckung schärfer hervortretend,
30x22 mm groß.
Rallus L., Wasserralle.
Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsäume; Schnabel länger
als Lauf; Lauf etwa so lang wie die Mittelzehe ohne Kralle; 2. bis
5. Schwinge am längsten.
Rallus aquaticus L., Wasserralle (Fig. 38).
Oberseits auf olivengelbbraunem Grunde schwarz gefleckt;
Kopfseiten und Unterseite grau; Steiß schwarz mit weißen Quer-
binden und gelbbraunen Federspitzen; Unterschwanzdecken weiß;
Zügel schwarz; Schnabel rot; Füße fleischfarben. Länge etwa 270
bis 300 mm, Fittich 110—125 mm.
Aves. 993
Beim jungen Vogel ist die Kehle weiß; Kropf, Brust und
Bauch sind weißlich. bräunlich oder grau verwaschen und mehr
oder weniger deutlich mit kurzen dunklen Querbinden gezeichnet;
Schnabel horn-
braun, nur an der
Wurzel des Unter-
kiefers rot.
Das Dunenjunge
ist schwarz; Schna-
bel und Füße röt-
lich weiß.
Sommervogel,ein-
zeln auch im Win-
ter; Brutzeit Mai
bis Juni. Zug März
bis April, Oktober
bis November. Baut
über Wasser oder
Sumpfboden zwischen Schilf oder Weidengestrüpp ein lockeres
Nest aus Schilfblättern und legt 6—10 auf weißem oder rahm-
farbenem Grunde sparsam hellrotbraun und grau gefleckte oder
getüpfelte Eier von 35,5>26 mm durchschnittlicher Größe.
Fig. 38. Aallus aguatıcus.
Ciconiidae, Störche.
Schnabel hart, lang keilförmig, viel länger als der Kopf, Ober-
kiefer ohn: deutliche Längsfurche, Schneiden nicht gezähnelt; Läufe
mit sechsseitigen Schildchen bekleidet; Bindehäute zwischen allen
3 Vorderzehen; Kralle der Mittelzehe nicht gezähnelt; im Flügel
3. und 4. oder 3.—5. Schwinge am längsten.
'iconia nigra (L.), Schwarzer Storch.
Schwarzbraun mit prächtigem grünen, roten oder braunen
Bronzeglanz, namentlich am Halse; Unterkörper und Unterschwanz-
decken weiß; nackte Augengegend, Schnabel und Füße rot. Länge
“etwa 1000 mm, -Fittich 520—550 mm.
Der junge Vogel ist schwarzbraun; Kopf und Hals dunkel-
braun mit helleren Federspitzen; Unterkörper weiß; Schnabel und
Füße grünlich. B
Sommervogel. Horstet einsam auf Bäumen im tiefen Walde.
Brutzeit Mai bis Anfang Juni. Zug April, August. Die Eier
sind reinweiß.
[Während der Weiße Storch, Ciconia cıconia (L.), nicht als
häufiger Besucher des Süßwassers gelten kann, da er auf Feldern.
Wiesen und in Sümpfen seine Nahrung sucht, zeigt sich der
Schwarze Storch öfter an Gewässern im Walde, um Fische und
Lurche zu fangen.]
Ardeidae, Reiher.
Schneiden des harten, geraden Schnabels am Spitzenteile fein
sägeartig gezähnelt und an der Spitze mit einem Zahnausschnitt
versehen; vom Nasenloche auslaufend eine Längsfurche bis zur
54 Reichenow,
Mitte oder bis ?/, der Schnabellänge; Läufe vorn mit Gürteltafeln,
die sich bisweilen in größere vierseitige Schilder auflösen, sonst mit
sechsseitigen Schildchen bekleidet; nur die beiden äußeren Zehen
durch Spannhaut verbunden; Kralle der Mittelzehe kammartig ge-
zähnelt; im Flügel 1.—3. oder 4., oder aber 2.—3. oder 4. Schwinge
am längsten. — Die Nahrung der Reiher besteht vorzugsweise in
Fischen, die sie am Ufer der Gewässer lauernd oder im flachen
Wasser watend durch plötzliches Vorschnellen des Schnabes er-
beuten, nebenher in Amphibien, Mollusken, Würmern und Glieder-
tieren.
Außer den eingehender beschriebenen 3 ständigen Bewohnern
der Süßwasser Deutschlands kommen gelegentlich noch 3 Arten
vor, deren wichtigste Kennzeichen nur im folgenden Schlüssel an-
gegeben sind.
I. Gefieder reinweiß. Herodias alba.
II. Gefieder nicht reinweiß.
1. Schnabel über SO mm lang.
A. Nacken grau oder weiß; Flügeldecken einfarbig grau.
Ardea cinerea-
B. Nacken schwarz oder rotbraun; Flügeldecken mit rost-
farbenen oder rotbraunen Säumen. Ardea purpurea.
2. Schnabel unter SO mm lang.
A. Fittich über 240 mm lang.
a) Mittelzehe über 100, Kralle der Hinterzehe 30 mm
oder darüber lang. Botaurus stellaris.
b) Mittelzehe unter 100, Kralle der Hinterzehe unter
25 mm lang. Nyeticorax nyeticorax.
B. Fittich unter 240 mm lang. Ardetta minuta.
Botaurus stellaris (L.), Rohrdommel (Fig. 39).
Oberkopf schwarz; ein schwarzer oder schwarzbrauner Bart-
streif; Kopfseiten und Hals gelbbraun mit zackigen, schwarzen
Fig. 39. Dofaurus stellarıs.
Querbinden, Kehle weiß mit rostbraunem Mittelstreif, auch längs
der Halsmitte ein Streif aus rostbraunen Längsflecken; Rücken-
Aves. ‚55
und Schulterfedern schwarz mit gelbbraunen Säumen, Querbinden
und Flecken; Schwingen schieferschwarz mit rostfarbenen Quer-
binden; Unterkörper blaß gelbbraun mit schwarzbraunen Längs-
flecken, Weichen quergebändert; Schnabel, Zügel und Füße gelb-
grün, Firsteund Schnabelspitze hornbraun. Länge etwa 650— 700 mm,
Fittich 300—350 mm.
Das 2 ist etwas kleiner als das d.
Das Nestjunge ist mit rostgelbem Flaum bekleidet.
Sommervogel, einzeln auch im Winter. Brutzeit Mai. Zug
März— April, September— Oktober. Baut ihr Nest aus Rohrstengeln
und Schilfgras im dichten Rohr auf Rohrstoppeln oder Schilfkufen,
legt 3—5 blaß lehmfarbene oder graubräunliche Eier von 53x37 mm
Größe. Die Stimme ist krächzend, der Paarungsruf, den das d
besonders in der Nacht hören läßt, ein dumpfes Brüllen.
Ardetta minuta (L.), Zwergrohrdommel.
Oberkopf, Rücken, Schulterfedern, Oberschwanzdecken und
Schwanz schwarz mit grünlichem Glanz; Kopfseiten, Hals und
Unterkörper blaß ockergelb, die Kopf- und Halsseiten wie der
Nacken mehr oder weniger grau verwaschen, Seiten der Kehle
weiß, Bauchmitte und Unterschwanzdecken weiß, Brust- und
Weichenfedern oft mit dunklen Schäften, Federn an den Brust-
seiten schwarz mit ockergelber Umsäumung; Flügeldecken blaß
ockergelb, die großen fast weiß; Schwingen schieferfarben; Schnabel
gelb, Firste bräunlich; Füße gelbgrün. Länge etwa 320—380 mm,
Fittich 140—150 mm.
Bein @ ist nur der Oberkopf schwarz; Rücken- und Schulter-
federn rotbraun mit schmaler gelbbrauner Umsäumung; Nacken
erdbraun bis rotbraun; Unterhals weiß mit breiten ockergelben
Längsflecken; Unterkörper auf ockergelblichem Grunde dunkel-
braun gestrichelt; Federn der Brustseiten schwarzbraun mit ocker-
gelber Umsäumung; Bauchmitte und Unterschwanzdecken weiß;
Flügeldecken gelbbraun, die kleineren oft rotbräunlich; Schwingen
schwarzbraun, die innersten rotbraun, die äußerste auf der Außen-
fahne hell rotbraun.
Junge Vögel ähneln dem 9, aber die Grundfarbe von Rücken-
und Schulterfedern ist dunkelbraun, die gelbbraunen Säume sind
breiter; Nacken erdbraun, etwas rostfarben verwaschen; Unterhals
weiß mit gelbbraunen Flecken und schwarzbraunen Stricheln;
Flügeldecken mit dunkelbraunem Mittelfleck.
Das Nestjunge ist mit gelbgrauem Flaum bekleidet.
'Sommervogel. Brutzeit Ende Mai bis Juli. Zug April bis
Mai, September— Oktober. Das Nest, locker aus Weidenzweigen,
Rohr und Schilfblättern erbaut, steht im Rohr meistens höher über
dem Wasser, auch in Weiden- und Erlengebüsch. Die 4—: Eier
sind weiß und haben eine durchschnittliche Größe von 35x26 mm.
Ardea einerea L., Fischreiher.
Mitte des Oberkopfes weiß, von einem breiten schwarzen Bande
umsäumt, auch die langen bandförmigen Genickfedern schwarz
Kopfseiten und Hals weiß, Mitte des Halses schwarz gefleckt,
Nacken grau verwaschen; Rücken, Flügel und Schwanz grau;
Brust, Schenkel und Unterschwanzdecken weiß; Bauch und Steiß
56 Reichenow,
in der Mitte weiß, seitlich schwarz, auch jederseits der Brust ein
schwarzer Fleck; Schnabel gelb; Füße düster grünlich. Länge
etwa 900--1000 mm, Fittich 440-—470 mm.
Beim jungen Vogel ist der Oberkopf wie die ganze Oberseite
grau; Unterkörper und Unterschwanzdecken weiß, Weichen grau.
Sommervogel, einzeln auch im Winter an offenen Gewässern.
Horstet kolonienweise auf hohen Bäumen und legt 3—6 hellgraue
Eier von 60x43 mm durchschnittlicher Größe. Brutzeit April
bis Mai. Zug März—-April, September— Oktober.
Ardea purpurea L., Purpurreiher. Seltener Gast in Deutsch-
land, vielleicht jedoch hin und wieder auch brütend. Bewohnt
Südeuropa, Südwestasien, Afrika.
Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Seltener Gast in
Deutschland, jedoch gelegentlich auch Brutvogel. Bewohnt Süd-
europa, Mittel- und Südasien, Afrika.
Herodias alba (L.), Silberreiher. Seltener Gast in Deutsch-
land, jedoch gelegentlich auch brütend. Verbreitung wie beim Vor-
hergehenden.
Falconidae.
Schnabel hakig gebogen, am Grunde von einer weichen Haut
{Wachshaut) bedeckt, in der die Nasenlöcher liegen; Hinterzehe
und Innenzehe auffallend stark, Innenzehe so lang oder länger als
Außenzehe; Krallen stark gekrümmt und spitz, die der Innenzehe
am stärksten; Zehen unverbunden oder mit kurzen Spannhäuten.
— Bei allen Raubvögeln sind die ? größer als die J.
I. Läufe auch auf der Vorderseite mit vier- oder sechsseitigen
Schildehen bedeckt, deren Ränder sich oft schuppenartig
übereinander schieben und der Laufdecke eine rauhe Be-
schaffenheit geben, blau oder graublau. Pandion.
II. Läufe vorn mit breiten Quertafeln oder ununterbrochener
Hornschiene bedcckt, gelb.
1. Schwanz gabelförmig ausgeschnitten. Milvus.
2. Schwanz abgerundet.
A. Schwanz kaum halb so lang wie der Flügel.
Haliaetus.
B. Schwanz von wenigstens */, der Flügellänge. Circus.
/
Cireus Lac&p., Feldweihe.
Lauf lang und verhältnismäßig dünn, bedeutend länger als die
Mittelzehe, auf der Vorderseite mit Quertafeln, sonst mit vier- oder
sechsseitigen Schildehen bekleidet; Schwanz am Ende schwach ge-
rundet; die Wangenfedern bilden wie bei den Eulen eine kranz-
artige Umsäumung des Gesichts.
Circus aeruginosus (L.), Rohrweihe.
Kopf und Hals auf blaß gelbbräunlichem oder gelbbräunlich-
weißem Grunde dunkelbraun gestrichelt, Kehle fast ungestrichelt;
Unterkörper rotbraun (bei sehr alten Vögeln weiß mit rotbraunem
Aves. IT
Anflug, Brust gestrichelt); Rücken und Schulterfedern dunkelbraun;
Oberschwanzdecken und Unterflügeldecken weiß oder rostbräunlich-
weiß; Schwanz grau oder bräunlichgrau, Wurzel und oft auch die
Innensäume der Federn weiß; Schnabel schwarz, Wachshaut und
Füße gelb. Länge etwa 470—500 mm, Fittich 330—430 mm.
Der junge Vogel ist dunkel schokoladenbraun, Bauch und
Hosen mehr ins Rostbraune ziehend; Oberkopf, Nacken und Kehle
oder nur der Hinterkopf rostgelb; Wachshaut bläulichgrau.
Im späteren Jugendkleide werden Oberkopf, Nacken und Kehle
blasser, gelbbräunlichweiß, und ein rostgelber Fleck tritt auf der
Brust hervor.
Sommervogel, nistet im Schilf an der Erde auf Graskaupen.
4—6 grünlichweiße Eier von 48><3S mm durchschnittlicher Größe.
Nährt sich neben Insekten, Amphibien und kleinen Säugetieren
vorzugsweise von Vögeln und deren Eiern. PBrutzeit Mai und
Juni. Zug März— April, September—Oktober.
Milvus Cuv., Milan.
Lauf so lang oder wenig länger als Mittelzehe; auf der Vorder-
seite mit Quertafeln, sonst mit sechsseitigen Schildchen bekleidet;
die langen Flügel angelegt bis zum Schwanzende reichend; Schwanz
am Ende gabelförmig ausgeschnitten.
Milvus korschun (Gm.), Schwarzer Milan.
Kopf und Hals auf grauem Grunde schwarzbraun gestrichelt;
Körpergefieder braun, oberseits dunkler, unterseits ins Rotbraune
ziehend und oft dunkel gestrichelt; Schwanz dunkelbraun mit un-
‚deutlichen dunkleren Querbinden; Schnabel schwarz; Wachshaut
und Füße gelb. Länge etwa 550—570 mm, Fittich 230—300 mm.
Sommervogel, im Westen selten. Nährt sich vorzugsweise von
Fischen, die er im Fluge niederschwenkend von der Wasserfläche
aufnimmt, jagt aber auch Frösche, junge Vögel und kleine Säuge-
tiere. Horstet auf Bäumen gern in der Nähe von Gewässern. Zug
zweite Hälfte März und Anfang April, September— Oktober. Brut-
zeit Mitte April bis Anfang Juni.
Haliaetus Savig., Seeadler.
Lauf etwa so lang wie die Mittelzehe, auf der Vorderseite mit
-Quertafeln, sonst mit sechsseitigen Schildchen bekleidet: angelegte
Flügel fast bis zum Schwanzende reichend; Schwanz abgerundet,
kürzer als die Hälfte der Flügellänge.
Haliaetus albieılla (L.), Seeadler.
Braun, Kopf, Hals und Schwanz mit zunehmendem Alter
'heller, im Alter Kopf und Hals bräunlichweiß, Schwanz reinweiß;
‚Schnabel und Füße gelb. Länge S50—1000 mm, Fittich 620 bis
‘670 mm.
Der Seeadler ist jetzt in Deutschland sehr selten und als Brut-
vogel nur noch in den Küstengebieten und vereinzelt an süßen
‘Gewässern anzutreffen. Nährt sich vorzugsweise von Fischen, auf
die er aus der Luft im jähen Fall ins Wasser niederstößt. Horstet
58 Reichenow,
auf Bäumen in der Nähe von Gewässern und an der Meeresküste.
Brutzeit Ende März bis Mai.
Pandion Sav., Fischadler.
Lauf kürzer als Mittelzehe, auch auf der Vorderseite mit
Schildchen bedeckt, deren Ränder sich oft schuppenartig über-
einander schieben und der Laufdecke eine rauhe Beschaffenheit
geben; Außenzehe nach außen wendbar; angelegte Flügel das
Schwanzende überragend; Schwanz schwach gerundet, kaum halb
so lang als der Flügel.
Pandion haliaetus (L.), Fischadler.
Kopf und Nacken weiß, mehr oder weniger dunkelbraun ge-
strichelt und gefleckt, eine breite schwarzbraune Binde vom Auge
längs Kopf- und Halsseite; Federn des Oberkörpers und Flügel-
decken dunkelbraun mit bräunlichweißen Säumen; ganze Unterseite
weiß, Kropf gelbbräunlich verwaschen und dunkelbraun gefleckt;
Schnabel schwarz, Wachshaut und Füße blaugrau. Länge etwa
600 mm, Fittich 470—500 mm.
Das Jugendkleid ist oberseits dunkler, die weißlichen Feder-
säume fehlen, Kopf und Nacken sind braun, mit Weiß gemischt.
Sommervogel, im Westen selten. Frißt ausschließlich Fische,
die er stoßtauchend fängt. Horstet auf hohen Bäumen in der Nähe
von Gewässern. Brutzeit Mai. Zug April, September—Oktober.
Alcedinidae, Eisvögel.
Schnabel gerade, lang, schwertförmig; Läufe sehr kurz, Vorder-
zehen stark miteinander verwachsen, Außenzehe bedeutend länger
als Innenzehe, wenig kürzer als Mittelzehe, Kralle der Hinterzehe
wesentlich kleiner als die der Mittelzehe; Schwanz sehr kurz.
Alcedo ispida L., Eisvogel (Fig. 40).
Rücken hell kobaltblau, Oberkopf, Schulterfedern und Flügel
ddüsterer grünlichblau, Kopf und Flügeldecken hell gefleckt; Schwanz
Fig. 40. Alcedo ıspıda.
hellblau; ein rotbraunes Band über die Kopfseite bis zur Ohrgegend,
dahinter ein seidenweißer Fleck auf der Halsseite; Kehle weiß;
= Nor
Aves, 59
übrige Unterseite zimtbraun; Schnabel schwarz; Schnabelwurzel
und Füße rot. Länge etwa 180 mm, Fittich 75—80 mm.
Jahresvogel. Lebt an stillen mit Bäumen und Gebüsch be-
wachsenen Ufern klarer Gewässer, nährt sich von Fischen, die er
von einem Sitzzweige in das Wasser niederstoßend fängt, aber
namentlich zur Brutzeit auch von Insekten, nistet in der zweiten
. Hälfte April bis Anfang Juli in selbstgegrabenen oft metertielen
‘ Höhlen an steilen Uferabfällen gern niedrig über dem Wasser. Das
Ende der Niströhre ist zur Bruthöhle erweitert. Auf einer aus
Gewöllen, den ausgespiehenen unverdauten Fischgräten und Insekten-
resten bestehenden Unterlage liegen die 6—8 glänzenden weißen
rundlichen Eier, die eine Durchschnittsgröße von 22,519 mm
haben.
Hirundinidae, Schwalben.
Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel
kurz, flach und breit, Rachen sehr weit; Füße auffallend klein;
Flügel lang und spitz, nur 9 Handschwingen, 1. und 2. Schwinge
am längsten.
Riparia riparia (L.), Uferschwalbe.
Oberseits braun, Stirnfedern meistens weißlich gesäumt, ein
kurzer weißer Strich oberhalb des dunkelbraunen Zügelstrichs;
Unterseite weiß, Brustseiten und Kropfband braun. Länge etwa
120—130 mm, Fittich 100—110 mm.
Beim jungen Vogel haben die Federn der Oberseite rostfarbene
Säume.
Sommervogel. Nistet in selbstgegrabenen, oft meterlangen
Röhren im Lehm und Sand steiler Uferabfälle oder Erdabstürze
von Hügeln, die nicht allzufern vom Wasser gelegen sind. Am
Ende der Röhre steht das aus Halmen und Federn gebaute Nest
und enthält 4—6 weiße Eier von 17x12,5 mm Größe. Fängt ihre
in Insekten bestehende Nahrung verzugsweise über dem Wasser im
Fluge. BrutzeitMitte Mai bis Juli. Zug Anfang Mai, August.
Die beiden anderen deutschen Schwalbenarten, die man oft
gemeinsam mit der Uferschwalbe über den Gewässern Insektenfang
betreiben sieht, unterscheiden sich von dieser durch glänzend blau-
schwarze Oberseite, bei der Mehlschwalbe, Delchon urbica (L.),
sind Lauf und Zehen befiedert, bei der Rauchschwalbe, Zörundo
rustica L., unbefiedert.
Fringillidae, Finken.
Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel
kurz, konisch; nur 9 Handschwingen. — Nur 1 Art ist als Be-
wohner der süßen Gewässer aufzufassen, weil sie gern an See- und
Flußufern im Grase auf der Erde oder unter Weidengestrüpp nistet.
Emberiza schoeniclus (L.),, Rohrammer (Fig. 41).
Kopf und Kehle schwarz, ein weißer Streif jederseits vom
Kinn unterhalb der Wange bis zum weißen Genickband; Rücken-
federn und Flügeldecken schwarzbraun mit rostbrauner Umsäumung;
60 Reichenow,
Unterkörper weiß, die Körperseiten braun gestrichelt; Schwanzfedern
schwarzbraun, die beiden mittelsten rostbraun gesäumt, die beiden
äußersten jederseits zum größten
Teil weiß. Länge etwa 150 mm,
Fittich 70—75 mm.
Beim Jim Herbst-und Winter-
kleide, dem ? und dem jungen Vogel
ist der Kopf auf braunem, rotbraun
verwaschenen Grunde dunkel ge-
strichelt, das weiße Genickband
fehlt, dafür ist ein helles Schläfen-
band vorhanden, der Wangenstreif
ist. bräunlichweiß, die Kehle ist
ebenfalls bräunlichweiß, schwärz-
lich umsäumt.
Sommervogel, im südlichen
Deutschland bisweilen einzeln über-
winternd. Brutzeit Ende April bis
Juli. Zug März— April, September
bis Oktober. Die 4--6 Eier sind
auf bräunlichem oder graubräunlichem, oft ins Rötliche ziehendem
Grunde mit schwarzbraunen Punkten und Kritzeln gezeichnet und
messen 19 14,5 mm.
Fig. 41. Zmberiza schoeniclus.
Motacillidae, Stelzen.
Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel
dünn, pfriemenförmig, von der Stirnbefiederung bis zur Spitze ge-
messen doppelt so lang wie seine Höhe an der Stirn oder länger;
9 Handschwingen ; längste
Armschwingen bei zu-
sammengelegtem Fittich
so lang wie die längsten
Handschwingen. — Von
Bewohner der süßen Ge-
wässer.
Motacilla boarula L.,
Graue Bachstelze
(Fig. 42).
Kopf und übrige Ober-
seite bis zum Bürzel grau;
Oberschwanzdecken _oli-
®; vengelb; weißer Augen-
brauenstreif;schwarzer Zü-
gelstrich; Kehle schwarz,
jederseits von einem weißen
Bande gesäumt; Unterkörper und Unterschwanzdecken gelb; mitt-
lere Schwanzfedern braunschwarz mit grauem und gelblichem
Außensaum, die 3 äußeren weiß, 2. und 3. von außen auf der
Außenfahne zum Teil braunschwarz. Länge etwa 180—190 mm,
Fittich 80—87 mm.
Fig. 42. Motacilla *boarula.
den Stelzen ist nur 1 Art
NL 0 ER BER
Aves. 61
Beim @ und dem & im Winterkleide haben die Kehlfedern
weiße Säume, die das Schwarz der Kehle zum Teil verdecken, das
Gelb des Unterkörpers ist blasser.
Beim jungen Vogel ist das Grau der Oberseite bräunlicher,
Kehle weiß, Kropf blaß gelbbräunlich.
Sommervogel in Gebirgsländern, in der Ebene selten, einzeln
überwinternd. Hält sich stets am Wasser, besonders an schnell
fließenden Bächen auf, lebt von Insekten und baut ihr Nest am
Ufer in Felsiöchern, unter Steinen, in Mauerlöchern oder unter
Brücken. Die 5—6 Eier sind auf weißem, trübweißen oder grauem
Grunde matt und fein gelbbräunlich, graubräunlich oder grau ge-
fleckt und messen im Durchschnitt 19>< 14 mm.
Syiviidae, Sänger.
Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel
pfriemenförmig, mehr als doppelt so lang wie hoch an der Wurzel;
längste Handschwingen bei zusammengelegtem Fittich um mehr als
die Schnabellänge die längsten Armschwingen überragend.
I. 10.deutliche Handschwingen, 1. so lang oder länger als die
Handdecken. Cinclus.
II. Nur 9 deutliche Handschwingen, weil die 1. bis auf ein ganz
gen, &
kurzes lanzettförmiges Federchen, das viel kürzer als die
Handdecken ist, verkümmert (Fig. 45). Acrocephals.
Fittichlänge
Fig. 43.
Cinelus Behst., Wasserschmätzer.
10 deutliche Handschwingen, 1. so lang oder länger als die
Handdecken; Schnabel schmal, seitlich zusammengedrückt; Schwanz
kurz, wenig länger als die Hälfte des Flügels, gerade abgestutzt.
inelus merula (J. C. Schäff.), Wasserschmätzer.
Kopf und Nacken braun; Kehle und Kropf weiß; Rücken-
| federn und Flügeldecken grau mit schwarzer Umsäumung; Brust
‚ rotbraun; Bauch schwarzbraun, an den Weichen graulich. Länge
ı etwa 170—180 mm, Fittich 90—95 mm.
62 Reichenow,
Jahresvogel an Gebirgsbächen, nährt sich von Wasserinsekten
und kleinen Fischcehen, die er am Ufer, im Wasser watend oder
unter Wasser schwimmend, fängt. Nest aus Moos gebaut in Fels-
höhlen, Gemäuerlöchern, unter Brücken und Gewurzel. 4—6 glänzend
weiße Eier von 25,5 x 18,5 mm durchschnittlicher Größe.
Als Wintergast erscheint in Deutschland der Nordische
Wasserschmätzer, Cinclus cinclus (L.), dadurch unterschieden,
daß die Brust nicht rotbraun, sondern braunschwarz wie: der
Bauch ist.
Acrocephalus Naum., Rohrsänger.
Nur 9 deutliche Handschwingen, weil die 1. bis auf ein ganz
kurzes lanzettförmiges Federchen, das viel kürzer als die Hand-
decken ist, verkümmert; Schnabel etwas flach gedrückt; Schwanz
von mehr als °/, der Flügellänge, stark gerundet, äußerste Federn
wesentlich kürzer als die mittelsten.
I. Rücken dunkel gefleckt oder gestrichelt.
A. Oberkopf gleichmäßig dunkel gestrichelt.
A. schoenobaenus.
B. Längs der Mitte des Oberkopfes ein breites gelbbraunes
Band, jederseits desselben ein schwarzbraunes.
A. aquaticus.
Il. Rücken einfarbig, ungefleckt.
A. Fittich über 75 mm lang. A. arundinaceus.
nn ne A. streperus.
B. Fittich unter 75 mm lang. | A. palustris.
Acrocephalus arundinaceus (L.), Rohrdrossel.
Oberseits graubraun, nach der Mauser im Herbst stark rost-
gelbbraun verwaschen, weißer oder blaß gelbbräunlicher Augen-
brauenstrich; Unterseite weiß, Bauch, Unterschwanz- und Unter-
flügeldecken blaß rostgelblich verwaschen, nach der Mauser oft die
ar Unterseite stark rostgelbbräunlich verwaschen. Länge etwa
170—195 mm, Fittich 90-95 mm.
Der durch sein Geschrei ‚„Karre-Karre-Kiek-Kiek“ auffallende -
„Rohrsperling“ ist häufiger Sommervogel in den Rohrbeständen
von See- und Flußufern.
Das Nest wird in der Regel im Rohr, über dem Wasser, nur
ausnahmsweise in Ufergebüsch aus Schilfgras fest gebaut, hat sehr
tiefe Mulde und hängt an 3 oder 4 Rohrstengeln, die in die Seiten-
wandung eingeflochten werden. Die 4—6 Eier sind auf blaßblauem
Grunde stark ölbraun und grau gefleckt. Durchschnittliche Größe
23x16 mm. Brutzeit Juni bis in den Juli. Zug Ende April
und Anfang Mai, August.
Acrocephalus streperus (Vieill.), Teichrohrsänger.
Oberseits braun, besonders auf dem Bürzel ins Rostgelbräun-
liche ziehend, heller Zügel- und Augenbrauenstrich; unterseits weiß,
auf den Körperseiten, weniger auf Kropf und Unterschwanzdecken
rostgelbbräunlich verwaschen. Länge etwa 125—135 mm, Fittich -
vr.
ZU ah 5 cd en
ö
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|
63-68 mm, Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze
14—15 mm.
Aves. 63
Sommervogel. Nistet im Rohr oder Ufergebüsch. Nest und
Eier gleichen denen von A. arundinaceus, sind nur kleiner. Größe
der Eier 15x 13,5 mm. Brut- und Zugzeiten wie beim Vor-
genannten.
Acrocephalus palustris (Bcehst.), Sumpfrohrsänger.
Dem Vorgenannten ungemein ähnlich, aber oberseits mehr
graubraun ins Olivenbräunliche ziehend, der Bürzel nicht rostgelb-
bräunlich, sondern von derselben Farbe wie der Rücken; Schnabel
etwas kürzer, 12—13 mm. Mehr als die Vögel selbst unterscheiden
sich deren Eier. Bei 4A. s/rederus sind sie auf grünlichweißem
Grunde dicht mit verwaschenen und ineinander fließenden ölbraunen
Flecken bedeckt, bei 4. Zalustris auf hell grünlichblauem Grunde
mit mehr einzeln stehenden und schärfer umgrenzten, meist rund-
lichen, ölbraunen und grauen Flecken gezeichnet. Das Nest steht
stets in Ufergebüsch, nicht über dem Wasser.
Sommervogel. Brutzeit Ende Mai, Juni. Zug erste Hälfte
Mai, September.
Acrocephalus schoenobaenus (L.), Schilfrohrsänger (Fig. 44).
Oberkopf auf graubraunem oder olivenbräunlichem Grunde
schwarzbraun gestrichelt (die Strichel nach den Seiten zu dichter
zusammengedrängt); übrige
Oberseitebraun, bald grauer,
bald mehr ins Rostbraune
ziehend, trüb dunkel ge-
fleckt und gestrichelt; Ober-
schwanzdecken rostbräun-
lich; weißer oder bräunlich-
weißer Augenbrauenstrich;
dunkler Strich durch Zügel
und Auge, unterseits weiß,
rostgelblich verwaschen.
Länge etwa 120—135 mm,
Fittich 63—70 mm.
Sommervogel. Nest im Ufergebüsch, dem der anderen Schilf-
sänger ähnlich. 5—6 Eier blaßbräunlich, dicht mit matten ver-
waschenen dunkleren Flecken bedeckt, bisweilen mit einzelnen feinen
schwarzen. Kritzeln.. Größe 17 x 13 mm. Brutzeit Mai—Juni.
Zug zweite Hälfte April, September--Oktober.
Fig. 44. Acrocephalus schoenobaenus.
Acrocephalus aquaticus (Gm.), Binsenrohrsänger.
Unterscheidet sich von dem Vorgenannten durch eine hellere,
gelbbraune Grundfarbe der Oberseite und sehr dichte und breite
braunschwarze Strichelung auf dem Rücken, besonders aber durch
die Zeichnung des Oberkopfes: längs dessen Mitte verläuft ein gelb-
bräunliches ungeflecktes Band und wird jederseits von einem breiten
braunschwarzen Streif begrenzt.
Sommervogel. Nest im Ufergebüsch oder hohen Grase. Eier
denen von 4. schoenobaenus ähnlich, im allgemeinen aber etwas
blasser. Brutzeit Ende Mai und Juni. Zug Ende April und Anfang
Mai, August— September.
il. Reptilia, Reptilien.
Von
Prof. Dr. &. Tornier (Berlin).
|Mit 5 Abbildungen im Text. *)]
l. Ordnung: Chelonia, Sehildkröten.
Den Bau zeigt Fig. 45. Bei Druck auf Kopf, Hals oder Glied-
maßen wird das zwischen den Weichteilen liegende Knochen-
werk durchfühlbar. Der Rumpf ist an Rücken und Bauch gegen
Zusammendrücken durch einen Knochenpanzer geschützt, der unter
Hornplatten liegt. Kopf, Gliedmaßen und Schwanz sind unter den
Knochenpanzer zurückziehbar. Mundränder von einem Horn-
schnabel bekleidet.
Nur eine Schildkröte ist einheimisch in Deutschland:
*) Die Zeichnungen zu diesem Buchabschnitt und dem über Amphibien sind,
soweit sie nicht vom Verfasser selbst herrühren, was dann im Text besonders be-
merkt worden ist, den folgenden Schriften entnommen: Dürigen, Deutschlands
Amphibien und Reptilien 1897; Gadow, Amphibia and Reptiles 1901; Schreiber,
Herpetologia europaea 1875; Boulenger, The tailless Batrachians of Europe 1896;
Leunis-Ludwig, Tierkunde 1883; Werner, Reptilien und Amphibien Öster-
reich-Ungarns 1897.
ee
a ne
Reptilien. 65
Emys orbieularis L., Sumpfschildkröte (Fig. 45).
Als Unterscheidungsmerkmale von anderen, vielleicht ausge-
setzten Schildkröten seien für sie angegeben: Die Zehen an Vorder-
und Hintergliedmaßen sind bekrallt, auseinanderspreizbar und durch
Schwimmhaut verbunden. Rückenpanzer nur schwach gewölbt.
Kopf ohne Schilder. Rücken- und Bauchschale beweglich mit-
einander verbunden. Die Bauchschale besteht außerdem aus zwei
beweglich miteinander verbundenen Stücken: Hals mit hellen (im
Leben gelben) Flecken. Rückenschilder grauschwarz, mit gelben
Strichen und Punkten versehen.
2. Ordnung: Ophidia, Schlangen.
Körper langgestreckt; sehr viel länger als sein Querschnitt;
rein peitschenförmig, denn Gliedmaßen und Flossen fehlen. Ganzer
Körper beschuppt. Unter dem Bauch nur eine Längsreihe aus
Schuppen von beträchtlicher Größe. Der After bildet einen quer-
gestellten Schlitz zwischen der Bauch- und Schwanzunterseite.
Nur 2 einheimische Schlangen gehen ins Wasser; beide zur
Gattung Zroprdonotus gehörig. — Gattungscharaktere für 7ropzido-
notus (Fig. 46 u. 47) sind: Auf dem Kopf nur 9 Schilder. Von
den Schuppen, die den oberen Mundrand umsäumen, stoßen einige
unmittelbar an das Auge. Die Pupille ist rund. Die Rücken-
schuppen bilden 19 Längsreihen und sind stark gekielt.
Die Arteigenschaften der beiden 7roprdonotus sind:
1. (Fig. 46.) Am oberen Mundrand entlang stehen 7 Ober-
lippenschilder. An den Vorderrand des Auges stößt nur ein
Schild; seinem Hinterrand dagegen liegen 2—4 (meist 3)
kleine an. Das Tier geht nur bisweilen ins Wasser.
Tropidonotus natrix L., Ringelnatter.
2. (Fig. 47.) Am oberen Mundrand entlang stehen 8 Ober-
lippenschilder. An den Vorderrand des Auges stoßen 2—3
Schilder; an den Augenhinterrand 3—5. Das Tier lebt fast
dauernd im Wasser. Fischfresser.
Tropidonotus tessellatus Laur., Würfelnatter.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 5
IV. Amphibia, Lurche.
Von
Prof. Dr. @. Tornier (Berlin).
(Mit 125 Abbildungen im Text).
1. Ordnung: Urodela, Schwanzlurche.
Erwachsen von Gestalt wie Fig. 48, 1. Haut weich und ohne
Schuppen; durch die Haut beim Zusammendrücken das darunter
liegende Knochenwerk durchfühlbar. Vorn 4 Zehen, hinten 5.
Augenlider fehlen. After am Anfang der Schwanzunterseite ein
längsgestellter Schlitz.
gl! a
ne
a Ber a Wr
= TUNRTE OR RER, 3
]
en N
en
Fig. 48.
Bestimmungstabelle der erwachsenen Tiere:
1. Schwanz drehrund. Rumpf schwarz und mit großen, hellen
(im Leben gelben) Flecken versehen. [Dicht hinter jedem
Auge die mächtige Aufwulstung einer Ohrdrüse. Die, bei
geöffnetem Mund, am Munddach liegenden 2 Gaumenzahn-
reihen sind s- förmig gekrümmt (Fig. 49)] *).
Salamandra maculosa Laur., Feuersalamander.
*) Die in dieser Bestimmungstabelle in eckige Klammern gesetzten Form-
beschreibungen sind für das Bestimmen der Tiere nicht nötig; sie sind uur dazu
da, um dem Bestimmer eine größere Sicherheit dafür zu geben, daß seine Arbeit
das richtige traf.
ai 3 Lan lan 2 nn Als u En 43 nn USA U 1 See ee
de, Zn tr a a
et ET =
Amphibien. 67
2. Schwanz von rechts und links her platt zusammengedrückt,
so daß er eine untere und obere Kante aufweist. [Gaumen-
zähne in 2 geraden oder parallelen oder /\-förmigen Reihen
angeordnet. |
Fig. 49.
(In Fig. 50 — an dem knöchernen Munddach des Kammmolchs Molge cristata
Laur. — sind durch 1 die Oberkieferzähne bezeichnet, durch 2 die Gaumenzähne.)
A. Bauchunterseite einfarbig, also ohne größere schwarze
Flecken; (im Leben einfarbig rot)
a)
b)
Kopfoberseite, zwischen Schnauzenspitze und Augen,
ohne Längsfurchen. Die Rumpfseiten verfließen ohne
Abgrenzung inden Rücken. Gaumen-
zahnreihen am Munddach miteinan-
der eine /\-förmige Figur bildend
(Fig. 51). An der Kehle vor den
Vordergliedmaßen gewöhnlich eine
Hautquerfalte als Halsband. [Das
& hat im Frühling zur Brunstzeit
einen niedrigen Rückenkamm mit
glattem Rand und mit schwarzen,
senkrecht stehenden Flecken durch-
setzt. Die Zehen am männlichen
Hinterfuß sind bei der Brunst ohne
Schwimmhaut.| Molge alpestris
Laur., Bergmolch.
Die Kopfoberseite, zwischen Schnauzenspitze und
Augen, trägt 3 Längsfurchen. An der Kehle vor den
Vordergliedmaßen keine Hautquerfalte als Halsband.
Letztes Schwanzspitzenende als kleines Fädchen oder
Zäckchen von Schwanz abgesetzt. Rücken und Körper-
seiten setzen sich in einer Kante und gewöhnlich auch
in der Färbung gegeneinander ab. Die Gaumenzahn-
reihen (Fig. 52c) bilden 2, in ihrer vorderen Hälfte
oft ziemlich gesonderte, nach rückwärts aber stets
stark auseinander weichende Reihen, welche zusammen
etwa die Form eines umgekehrten Y (4) oder weit
geöffneten umgekehrten V (A) nachahmen. [2 im
5*
68
Tornier,
Frühling zur Brunstzeit mit einem wenig hohen, glatt-
randigen Rückenwulst, der nicht von schwarzen Streifen
durchsetzt ist, und mit lappenartigen Schwimmhäuten
an den Hinterfußzehen (Fig. 52). Die äußerste
Schwanzspitze dabei fadenartig verlängert (Fig. 52 a)].
Molge palmata Schn., Leistenmolch.
B. Bauch auf hellem Grund mit größeren schwarzen Flecken
(im Leben auf Rot schwarzfleckig).
a) Haut körnig rauh; auf schwärzlicher Grundfarbe
schwarze Tupfen oder ganz schwarz. Kopfoberseite von
der Schnauzenspitze bis zu den Augen ohne Längs-
furchen. Am Munddach die beiden Gaumenzahnreihen
in ihrer ganzen Länge ziemlich gleichweit voneinander
und zuweilen ganz schwach s-förmig (Fig. 50 u. 53). [d
zur Brunstzeit im Frühling mit hohem Rückenkamm, der
unregelmäßig gezackt, aber über der Schwanzwurzel
unterbrochen ist (Fig. 48, 2).
Hinterfußzehen auch dann
ohne Schwimmhäute. ]
Kammolch.
b) Haut glatt; nicht körnig.
Die Kopfoberseite, von der
Schnauzenspitze bis zu den
Augen, mit 3 Längsfurchen.
Die beiden Gaumenzahn-
reihen von ihrer Mitte nach
hinten hin fortschreitend
stärker auseinanderweichend
(Fig. 54e). [g zur Brunst-
zeit im Frühling mit hohem,
zackigem Rückenkamm, der
über der Schwanzwurzel und
den Hintergliedmaßen keine
Unterbrechung zeigt. An
den Hinterfußzehen alsdann gelappte Schwimmhäute
Fig. 545). Molge vulgaris Laur., Streifenmolch.
Fig. 54.
Molge cristata Laur.,
a
u T 5 u Fa ne nd u UL LU ua a 5
1
|
|
Y
|
%
|
|
U REN
Amphibien. 69
Die Larven der Schwanzlurche (von Gestalt wie Originalfig.55) ver-
lassen die Eierohne@lied-
maßen, die dann aber
bald hervorwachsen; sie
haben dabei rechts und
links am Hinterkopf
lange äußere Kiemen-
büschel; sind sonst aber
bereits sehr ähnlich den
Erwachsenen. Eine. Be-
stimmungstabelle für sie
ist bisher noch nicht
aufgestellt. Die Vorder-
gliedmaßen erscheinen
zuerst; viel später die
hinteren. Die Larven
behalten die äußeren
Kiemen bis zu ihrer
Verwandlung zum Voll-
tier bei. Fig. 55.
2. Ordnung: Batrachia, Froschlurche.
Jeder Froschlurch macht, von seiner Entwicklung im Ei beginnend,
wo er (wie in Fig. 56, 1) in der Eischale inmitten des Fruchtwassers als
Keimkugel schwimmt, bis zur
Umwandlung in seine Endge- HL=F7
stalt zahlreiche Entwicklungs- {N —I
stufen durch. So verlassen wS E
fast alle das Ei als Larven
oder Kaulquappen, deren Kinn
mit 2 Spinndrüsen bewaffnet
ist, deren erhärtender Schleim-
ausfluß zum Anheften des Tieres
dient (Fig. 56, 2). Sie erhalten
dann auch noch äußere Kiemen,
d. h. verästelte Körperanhänge
fürs Atmen (Fig. 56, 3). Beides
geht darauf verloren und es
treten dafür innere Kiemen auf,
die von einer Hautfalte über-
zogen werden, deren Kante
zum Schluß mit der Bauch-
haut verwächst und mit ihr
dabei einen Hautschlauch aus-
bildet, der Ausatemschlauch
genannt werden muß, weil das
vom Mund eingeatmete Atem-
wasser durch ihn ins Freie ge-
langt (Beleg: Fig. 56, 4 u. 5 und
Fig. 88, oben, wo der Ausatem- Fig. 56.
schlauch in der Mitte des
Körpers liegt). Die Froschlarven erhalten dann zuerst die Hinter-
beine (Fig. 56, 6); später auch die vorderen (Fig. 56, 7); verlieren
70 Tornier,
darauf den Schwanz (Fig. 56, 8) und werden endlich — während
Veränderungen in allihren
e 2 Organen platzgreifen —
Ä zum geschlechtsreifenV oll-
TG frosch (wie Fig. 57 einer
= fe 2— ist). So wird eine ganze
al ‚2 Reihe von Bestimmungs-
h tabellen für sie nötig, die
\ nunmehr folgen.
Fig. 37. Fig. 58.
A. Bestimmungstabelle der Vollfrösche (d. h. der
Frösche in ihrer voll ausgereiften Endgestalt).
Gestalt bei allen wie in Fig. 57. — Dann:
I. Vorder- und Hinterfußzehen an den Spitzen tuchnadelknopt-
artig zu runden Haftscheiben erweitert (Fig. 58: Unterseite
eines Hinterfußes). [Von der Schnauzenspitze geht durch das
Auge (Fig. 57) und weiter auf der Grenze zwischen Rücken
und Rumpfseite ein schwarzer schmaler
Längsstreifen entlang, der vor den Hinter-
beinen eine gegen den Rücken hin aus-
gebuchtete „Hüftschleife‘“ bildet. Bauch-
haut körnig. Rücken glatt und einfarbig
(im Leben am häufigsten einfarbig grün).]
Hyla arborea L., Laubfrosch.
II. Finger und Zehen bis zur Spitze hin
langsam an Breite abnehmend; die
Zehenspitzen also nicht tuchnadelknopf-
artig verbreitert, sondern spitz- oder
stumpfkegelig (wie z. B. in Fig. 61, rechts
u. 65).
l. An den Hinterfußzehen an der Unter-
seite unter den Gelenken sind
warzenartig hervorspringende Haut-
höcker als Gelenkschwielen vorhanden
(wie in den Fig. 61, rechts u. 65 z. B.).
A. Die Rückenhaut durch ansehn-
liche Drüsenhaufen wie mit großen
Warzen überdeckt. Ein besonders
großer Drüsenwulst, die Ohrdrüse,
liegt kurz hinter den Augen (Fig.
Fig. 59. 61, rechts: a). Bauchhaut körnig.
|
|
|
Amphibien. z1
[Werden die plumpen Hintergliedmaßen nach vorn aus-
gestreckt und an den Körper angelegt (wie es in Fig. 64
mit der punktierten linken vorgemacht ist), so reichen sie
mit dem Unterende des Unterschenkels (in Fig. 64: x) nur
bis zum Hinterrand des Auges. Im Mund vorn oben am
Munddach liegen zwischen den beiden inneren Nasenlöchern
OMCHOMO
00©&
Fig. 60.
(in Fig. 59, 1: zwischen den beiden obersten schwarzen
Punkten, von welchen der eine mit 5 bezeichnet ist) keine
2 Zahnhöckerchen (während solche in Fig. 59, 2 mit «a
bezeichnet sind). — Die Zunge (Fig. 59, 1: @) ist am
Innenrand (gegenüber c) ganzrandig und aufklappbar. Die
Pupille (Fig. 60e) ist horizontal.| Gatt. Bufo.
1) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 61 links) an
den mittleren Gelenken ist nur je eine einzige Gelenk-
3 . .. B
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schwiele vorhanden. [Trommelfell (in Fig. 61 rechts:
zwischen Auge und Öhrdrüse a der schwarze Kreis)
ist halb so groß wie das Auge.]
Bufo viridis Laur., Tupfenkröte.
3) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 62 links) liegen
unter den mittleren Gelenken je 2 Gelenkschwielen
nebeneinander. Die Stirn zwischen den Augenlidern
bedeutend breiter als ein oberes Augenlid. [Eine an-
sehnliche Schwimmhaut zwischen den Zehen. Kein
schmaler weißer Längsstreifen entlang der Mitte des
Rückens. | Bufo vulgaris Laur., Graukröte.
Tornier,
3) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 63) liegen
unter den mittleren Gelenken je 2 Gelenkschwielen
nebeneinander. Die Stirn zwischen den Augenlidern
ist gewöhnlich schmäler oder nur höchstens ebenso breit
wie ein oberes Augenlid. [Schwimmhaut zwischen den
Hinterfußzehen nur ganz unbedeutend. Gewöhnlich
ein weißer Längsstreifen entlang der Mitte des Rückens.
Hintergliedmaße nicht oder nur wenig länger als Kopf
und Rumpf zusammen.]
Bufo calamita Laur., Kreuzkröte.
B. Rücken und Bauchhaut glatt; nicht kön noch groß-
warzig. [Die langen und schlanken Hintergiiedmaßen,
nach vorn ausgestreckt und an den Körper angelegt,
reichen mit dem Unterende des Unterschenkels über das
Auge vor (wie in Fig. 64 bei x). Im Mund (Fig. 59, 2),
oben am Gaumendach vorn, zwischen den inneren Nas-
löchern (2), 2 kurze Zahn-
gruppen (a) nebeneinander.
Zunge am Hinterrand
(gegenüber c) mit 2 Zip-
feln und daselbst aufheb-
bar.] Gatt. Rana.
|
|
Se a
ur hrn he sd ae ala 1a rn
u 2 ee
.,-...
-
..—.-
Fig. 68. Fig. 61.
1) Dicht hinter dem Auge, an und über dem kreisrunden
Trommelfell, ein tief-dunkler Schläfenfleck. [Die
BE a an a a nn a ui al an ni Lan.
Amphibien. 13
Hinterfußzehen sind nur am Ansatz durch Schwimm-
haut verbunden; ihre Spitzen dagegen sind davon frei.
Der Zwischenraum, der die Augenlider trennt, ist
höchstens halb so breit wie ein oberes Augenlid.]
a. Das Hinterbein, nach vorn ausgestreckt und am
Körper entlang geführt, reicht mit dem Unterende
seines Unterschenkels (Fig. 64: x) höchstens bis zur
Schnauzenspitze.
—+ Schnauze vorn abgestumpft. Der Höcker am
Innenrande der Hinterfußsohle ist klein, weich
und eiförmig und ohne Längskante in der Mitte;
also oben abgerundet (Fig. 65). [Körperunter-
seite rotbraun oder gelb gefleckt. Der Unter-
schenkel ist beträchtlich kürzer als das ausge-
streckte Vorderbein.]
Rana temporaria L., Grasfrosch.
Fig. 65. Fig. 66.
—-+- Schnauze zugespitzt. Der Höcker an der Innen-
seite der Hinterfußsohle ist groß und in der
Mitte mit einer Längskante versehen (Fig. 66).
|Körperunterseite weiß. Der Unterschenkel ist
kürzer als die ausgestreckte Vordergliedmaße.]
Rana arvalis Nilss (Moorfrosch).
b. Das Hinterbein, nach vorn ausgestreckt und an den
Körper angelegt, reicht mit seinem Unterschenkel-
unterende über die Schnauzenspitze hinaus. [Das
Trommeltell fast so groß wie das Auge. Die Körper-
unterseite weiß. Die Unterschenkel fast so lang
wie eine ausgestreckte Vordergliedmaße. Der
Höcker am Innenrand der Hinterfußsohle ist an-
sehnlich hoch, hart, und in der Mitte mit einer
schwachen Längskante versehen. Der Kopf er-
scheint plattgedrückt.
Rana agilis Thomas, Springfrosch.
4) Dicht hinter dem Auge, um und auf dem kreisrunden
Trommelfell, kein tiefschwarzer Schläfenfleck. [Der
Zwischenraum, der die Augenlider trennt, ist höchstens
halb so breit wie ein oberes Augenlid.]
Rana esculenta L., Wasserfrosch.
74 Tornier,
Zu Rana esculenta gehören 3 Varietäten:
a) Werden die Hinterbeine (wie in Fig. 64 unten)
senkrecht vom Körper abgestellt, so reichen die
Enden der Unterschenkel (bei v) übereinandeı
weg. Der Höcker (Fig. 67a) an der Innenseite
der Fußsohle ist 2!/,—4mal in der Länge des
kurzen Zehs enthalten, hinter dem er sitzt.
Rana esculenta, ridibunda.
b) Werden die Hinterbeine (wie in Fig. 64) senk-
recht vom Körper abgestellt, so reichen die
Enden der Unterschenkel (bei ») nicht bis zu-
einander.
— Der rundliche Höcker (Fig. 675) an der
Innenseite der Fußwurzel ist nur 2—3mal
Fig. 67.
in der Länge des kurzen Zehs enthalten,
hinter dem er sitzt. Rana esculenta, typica.
--- Der rundliche Höcker an der Innenseite
der Fußwurzel (Fig. 67c) ist nur 1'/,—2mal
in der Länge des kurzen Zehs enthalten,
hinter dem er sitzt; er ist also groß, und,
außerdem hart, und in der Mitte fast scharf-
kantig. Rana esculenta, lessonae.
2. An den Hinterfußzehen an der Unterseite unter den Ge-
lenken sind keine warzenartig hervortretenden Hautwülste,
d. h. Gelenkschwielen, vorhanden. [Pupille bei Tageslicht
ein senkrecht stehender Schlitz; oder mit 3 Ausbuchtungen
versehen (wie in Fig. 60: a, 5 und e).]
A. Bauch mit auffällig großen, tiefschwarzen, vielästigen
Flecken besetzt. [Kopf und Rumpf von oben und unten
stark platt zusammengedrückt. Kein Trommelfell. An
der Hinterfußsohle an der Innenseite vor dem ersten Zeh
nur ein winzig kleiner Fußsohlenhöcker. Am Munddach
vorn zwischen den inneren Naslöchern 2 Gaumenzahn-
reihen. Pupille wie Fig. 60.a.] Gatt. Bombinator.
ad he io
VERTRETEN a SE
a)
[2
Amphibien. 7
1) Beim lebenden Tier ist die Bauchgrundfarbe gelb. Der
Unterschenkel ist so lang wie der Hinterfuß oder
selbst etwas länger (wenn der Fuß gemessen wird vom
Unterschenkelrand des kleinen Höckers, der der Fuß-
sohle innen anliegt, bis zur Spitze des längsten Zehs).
[Rückenhaut wird durch spitzige Warzen rauh. Rücken-
haut ist meist einfarbig. & zur Paarungszeit, wenn
es das @ umarmt, mit schwarzen hornigen Haft-
Fig. 68.
wülsten an der Innenseite des Unterarms (F ig. 68,
links), an der Innenseite des ersten, zweiten und
dritten Vorderfußzehs (ebenda), und an einem oder
mehreren Hinterfußzehen unten (Fig. 68, rechts).]
Bombinator pachypus Bonap., Berg-Unke.
2) Beim lebenden Tier ist die Bauchgrundfarbe rot. Die
großen schwarzen Flecken darin stehen dicht aneinander,
neben winzigen weißen. Der Unterschenkel ist kürzer
wie der Hinterfuß (dieser gemessen vom Unterschen-
kelrand des kleinen Höckers an der Innenseite der
Fußsohle bis zur Spitze des längsten Zchs). [Rücken-
haut oben mit abgerundeten glatten Warzen und ge-
wöhnlich mit dunklen Flecken. Zur Paarungszeit,
wenn das Z das ® umarmt, sind nur am Unterarm
an der Innenseite und an den 3 inneren Vorderfuß-
zehen an der Innenseite rauhe Haftschwielen vor-
handen; nicht aber am Hinterfuß.]
Bombinator igneus Laur., Tal-Unke.
B. An der Hinterfußsohle (Fig. 69) an der Innenseite eine
mächtig große gelbbraune Hornschaufel, die von den
Seiten her zu einer scharfen
Kante zusammengedrückt ist.
[Die Zehen sind bis zu den
Spitzen durch Schwimmhaut
verbunden. Die Bauchhaut
hat nicht auffällig große, ver-
ästelte, tiefschwarze Flecken. :
Pupille im Licht und Spiritus \ |
ein senkrechtstehender Schlitz \
(Fig. 60c). Trommelfell, als >>
kreisrunde Scheibe dicht hin- G
ter dem Auge, fehlt. Im Hand-
teller nur 2 Höcker.]
Pelobates fusceus Laur., Fig. 69. Fig. 70.
Knoblauchskröte.
C. Die Hinterfußzehen sind nicht bis zu den Spitzen, sondern
nur am Ansatz durch Schwimmhaut verbunden. An den
Tornier,
Vorderfüßen liegen im Handteller (Fig. 70) 3 Hauthöcker
in einer Querlinie nebeneinander. [Bauchhaut weiß.
Pupille bei Licht ein senkrecht stehender schmaler Schlitz
(Fig. 605). Trommelfell, als kreisrunde Scheibe dicht
hinter dem Auge, auffällig deutlich. Der Höcker am
Innenrand der Hinterfußsohle ist klein, weich, eiförmig
und ohne scharfe Längskante in der Mitte.]
Alytes obstetriecans Laur., Geburtshelferkröte.
B. Bestimmungstabelle der Vollfrösche, wenn sie
im Wasser laichen.
I. Das £ umfaßt mit seinen Vorderbeinen das ? dicht vor den
11.
Hinterbeinen. Pelobates fusceus, Bombinator pachypus
und igneus.
Bei Alvtes geschieht es auch, aber auf dem Lande; und die
Eier werden erst später ins Wasser gebracht.
Das & umfaßt das © dicht hinter den Vorderbeinen und
drückt dabei entweder seine Vorderfüße gegen die weibliche
Bauchunterseite (Rana esculenta, arvalıs, temporaria und agzlıs
und Dufo wiridis), oder die Vorderfüße des Z greifen in die
Achsel des @ ein oder gegen den Rücken dicht über der
Achsel (Zyla arborea, Bufo calamita und Bufo vulgaris).
C. Bestimmungstabelle für Froscehlaich und Eier.
I. Der Laich wird vom & an den Hinterbeinen getragen und
erst dann ins Wasser gebracht, wenn die Jungen bereits _
weit entwickelt sind und ausschlüpfen
können. Die Eier liegen einzeln hinter-
einander und sind durch einen ganz
dünnen Schleimstrang miteinander ver-
bunden (Fig. 71). Alytes obstetricans.
II. Die Eier liegen (Fig. 72) unregelmäßig
in einem dicken Schleimband. [Die
i Keimkugel ist anfangs oben dunkel-
Fir. 74. braun oder schwarz, unten weiß; und
1'/,—2'/, mm im Durchmesser.)
: Pelobates fuscus.
III. Die Eier liegen (Fig. 72) in 2 langen Schleimschnüren. [Die
Keimkugel ist anfangs ganz dunkelbraun oder schwarz, oder
hat einen weißen unteren Pol.) Gatt. Bufo.
1. Die Eier liegen im Schleimstrang (Fig. 73, unten), solange
dieser locker ist, in 3—4 Reihen nebeneinander; wird der
u a ET 5 ck
a
A
j
Amphibien. 17
Strang straffgezogen (Fig. 73, oben), sind nur 2 Eilängs-
reihen darin. Keimkugel 1'/,—2 mm im Durchmesser.
Bufo vulgaris.
2. Im locker gelagerten Schleimstrang liegen die Eier in
3—4 Reihen nebeneinander, im straffgezogenen in 2 Reihen.
Keimkugel 1—1'/, mm im Durchmesser. Bufo viridis.
3. Im locker gelagerten Schleimstrang liegen die Eier in
2 Reihen; im straffgezogenen in einer Reihe. [Keim-
kugeldurchmesser 1—1'/, mm. Bufo calamita.
IV. Die Eier liegen in großen Schleimklumpen (Fig. 74 u. 75).
[An der Keimkugel ist der obere Pol braun oder schwarz,
der untere weiß oder gelblich. |
1. Die Eischale mißt kurz vor dem Ausschlüpfen des Em-
bryoe 3—4 mm im Durchmesser. Der Embryo ist gelb-
lich. Die Keimkugel ist anfangs oben braun, unten
gelblichweiß und 1'/, mm im Durchmesser (Fig. 74).
| Hyla arborea.
2. Die Eischale kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryos
ist ”—10 mm im Durchmesser. Der Embryo ist braun
oder schwärzlich (Fig. 75). Gatt. Rana.
78 Tornier,
A. Die Keimkugel ist zur Hälfte oben braun oder schwärz-
lich, unten gelblich oder weiß, oder der untere helle
Fleck bedeckt wenigstens das untere Drittel. Die
Eierklumpen liegen ‘im Wasser untergetaucht.
1) Der Keimkugeldurchmesser ist 1'/,—2 mm.
Rana esculenta und Rana arvalis.
2) Der Keimkugeldurchmesser ist 2—3 mm.
Rana agilis.
B. Die Eier schwim-
men im Wasser
an der Oberfläche.
Keimkugel an-
fangs fast ganz
schwarz, mit
einem kleinen
weißen unteren
Pol und 2 EB
3 mm Durch-
messer.
Rana tempo-
raria.
V. Die Eier (Fig. 76)
werden einzeln oder
in kleinen Gruppen
zu 2—12 abgelegt.
ist der obere Pol
braun, der untere
weiß oder gelblich.
Die Keimkugel hat
2 mm Durchmesser
Bombinator'
D. Bestimmungstabelle für die Froschlarven,
wenn sie äußere Kiemen und Spinndrüsen auf-
weisen.
Gestalt wie in Kuie 56, 2 und 3; die Kopfunterseiten in Fig.
78— 4.
Es handelt sich dabei nur um Larven, die das Ei entweder
gerade verlassen oder erst 1—2 Tage frei leben; und es kommen
dabei nur 9 Froscharten in Betracht, da die Larven der Geburts-
helferkröte (Alytes odstetricans) erst aus dem Ei kommen, wenn sie
bereits als Larven höherer Ordnung mit Ausatemschlauch und
inneren Kiemen versehen sind.
Ferner ist das Bestimmen an Larven auf diesem Entwicklungs-
stadium kaum möglich, denn dieselben sind nicht nur so klein, daß
selbst 20fach vergrößernde Lupen zu ihrer Besichtigung kaum aus-
reichen, sondern es verändern sich außerdem ihre Spinndrüsen, und
“ damit das einzige für ihre Erkennung brauchbare Organ, wie ohne
Übertreibung gesagt werden darf, in jeder Stunde ihres Daseins ganz
wesentlich. Diese Tabelle ist deshalb auch nur dann zu be-
nutzen, wenn derartige Larven bereits abgetötet in die Hände des
E
5
An der Keimkugel _
Amphibien. 79
Besitzers fallen; hat er sie dagegen lebend erhalten, so ist es am
besten, sie in ein Gefäß trinkbaren Wassers zu tun und einige
Tage darin zu lassen; sie verwandeln sich dann, ohne daß Fütterung
oder sonstige Pflege notwendig ist, in Larven mit Ausatemschlauch
und inneren Kiemen und sind nun sicher — wenn auch schwer E=
zu bestimmen.
Für die Bestimmung der Froschlarven im Höhenpunkt 1.
Spinndrüsenentwicklung hat Johannes Thiele die nachfolgende,
hier etwas veränderte Anleitung und die in Fig. 77 zusammenge-
stellten Figuren gegeben:
Bei Pelobates fuscus ist der Spinndrüsenapparat Y-förmig und
seine Gabelspitzen ziehen am Körper des Tieres nach vorn bis
zur Mundöffnung hin, die als halbmondförmiger Schlitz dazwischen
liegt.
Bei Zufo vulgaris ist der Spinndrüsenapparat V-förmig und
seine Spitzen liegen dicht am Munde des Tieres.
Bei Bufo wirid:s ist der Spinndrüsenapparat ebenfalls halb-
mondförmig, aber seine Spitzen liegen weit vom Munde ab.
Bei Rana rer za. und esczlenta bilden die Spinndrüsen unter
dem Munde 2 voneinander fast oder ganz unabhängige Wülste,
von denen jeder außerdem von einer Furche durchzogen wird. Die
Wülste sind dabei längs-oval.
Pelobates Bufo Bufo
fuseus vulgarıs viridis
m m a——m® a
@ ®
WW / @0
Rana esou - Rana Hyla arborea Bombinator
lonta agilis igneus
Big. 4X.
Auch bei ARana arvalis und agzlis bilden die Spinndrüsen unter
dem Munde 2 voneinander unabhängige Wülste, die von je einer
Furche durchzogen werden, die Wülste sind aber fast kreisförmig
im Umriß.
Bei Zyla arborea bilden die Spinndrüsen 2 gegeneinander selbst-
ständige Wülste, die aber beide nicht von einer Furche durchzogen
werden und neben dem Munde liegen.
Bei Bombinator igneus endlich sind die Spinndrüsen 2 unter
dem Munde dicht nebeneinander liegende und später sich ver-
einigende einfache Wülste.
Um nun ferner dem Sammler einen Begriff zu geben, wie sehr
andererseits die Spinndrüsen jeder einzelnen Froschart im Verlauf
ihrer Entwicklung und darauf folgenden Rückbildung ihre Form
ändern, sind dieser Arbeit die nachfolgenden Figuren beigegeben.
30 | Tornier,
Fig. 78 stellt dabei die Mund- und Spinndrüsenentwicklung
von Rana arvalis nach des Verfassers eigenen Beobachtungen dar.
Se ZN WV)
Fig. 78. ARana arvalıs.
Fig. 79 enthält nach des Verfassers eigenen Beobachtungen
2 Stadien aus der Spinndrüsenentwicklung von Rana temporaria,
Fig. 79. Rana temporaria. |
Amphibien. 81
die — mit den entsprechenden von Rana arvalıs (Fig. 79, Bild 4
und 5) verglichen — zeigen, wie die Spinndrüsen dieser beiden
Froscharten im Höhepunkt ihrer Entwieklung durch Längenunter-
schied voneinander abweichen.
Fig. 80 gibt die Mund- und Spinndrüsenentwicklung von Zelo-
bates fuscus nach Beobachtungen des Verfassers wieder.
Pr
Fig. 80. Pelobates fuscus.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 6
83 Tornier,
Fig. Sl zeigt die Spinndrüsen von Bufo vulgaris nach Thiele
(Die kleinen Figuren neben den großen geben dabei die beobach-
teten Tiere in der Originalgröße.)
h
Fig. 831. Dufo vulgarıs.
Amphibien. 83
Fig. 82 zeigt die Spinndrüsen von Zufo vir:dıs nach Thiele.
Fig. 32. Dufo viridıis.
Fig. 83 zeigt die Spinndrüsen von Dombinator igneus nach
Götte.
Fig. 3. Bombinator igneus.
6*
84 Tornier,
Fig. 84 zeigt die Spinndrüsen von Zyla arborea nach Thiele.
Fig. 84. Zyla arborea.
E. Bestimmungstabelle der Froschlarven mit
inneren Kiemen und Ausatemschlauch.
Für die Bestimmung der Froschlarven in diesem Alter bei —
nicht unbedingt nötiger — Mitberücksichtigung des Mundes sind
eine scharfe — etwa 20fach vergrößernde — Lupe und die Kenntnis °
der Mundbildung dieser Tiere unentbehrlich. In Fig. 85 unten
ist ein solcher Mund abgebildet: »z bezeichnet die Mundöffnung;
ok den Ober-, «% den Unterkiefer; oZ/ ist die Oberlippe, die rings
von einem gefranzten Saum umrandet ist; zZ ist die ebenso be-
grenzte Unterlippe. Auf beiden Lippen stehen lange Zahnquer-
wülste, auf welchen die Zähne in 2—3 Längsreihen angeordnet
sein können.
I. Ausatemschlauch in der Bauchmitte gelegen; After ebenfalls.
Schwanzende abgerundet oder stumpf am Ende. [Der Mund
ist ringsum (Fig. 85) von einem zackigen Saum umgeben,
der aber zuweilen inmitten der Oberlippe ein wenig unter-
brochen sein kann. In der Oberlippe 2 Zahnquerwülste; in
der Unterlippe 3. In jedem Wulst stehen 2 oder 3 Zahn-
reihen. |
1. Ausatemschlauch näher der Schnauzenspitze als dem
After. Der Schwanz wenigstens 1'/,mal so lang als der
Körper, 2?/,—3!/, mal so lang als breit. Die durchsich-
Bumer,
Amphibien. 85
tigen Schwanzborten ohne feine Linien, die sich kreuzen
(Fig. 87). Alytes obstetricans.
2. Ausatemschlauch liegt dem After näher als der Schnauzen-
spitze. Der Schwanz nicht über 1'/,mal so lang wie der
Körper; 2—2/, mal so lang als tief. [Die durchsichtigen
| Schwanzborten mit feinen Linien, die sich kreuzen.)
Fig. 86.
A. Mund dreieckig (Fig. 86).
Bombinator igneus.
B. Mund elliptisch (Fig. 87),
Bombinator pachypus
86 Tornier, 5 ;
II. Der Ausatemschlauch liegt auf der linken Körperseite. (In
jedem Ober- und Unterlippenzahnwulst steht nur eine ein-
zige Zahnlängsreihe.]
1. Die Afteröffnung
(Fig. 88) ist nach
unten gerichtet.
A. Der Ausatem-
schlauch (Fig. 88)
steht nach hinten
aufwärts. Der
Schwanz . über-
trifft den Körper
1'!/,—2 mal. [Die
Unterlippe mit
gefranztem Rand.
Auf Ober- wie
Unterlippe je 4
bis5 Zahnwülste.]
(Fig. 88.)
Pelobates
fuscus.
B. Der Ausatemschlauch ist schnurgerade nach hinten gerichtet.
Der Schwanz am Ende abgerundet (Fig. S9). [Sowohl Ober-
wie Unterlippe (Fig. 89) mit gefranzten Mundwinkeln.
Oberlippe hat 2 Zahnwülste, Unterlippe 3.] Gatt. Bufo.
l) Die Mundbreite we-
nigstens gleich dem
Augenzwischenraum
oder größer. Der
Augenzwischenraum
ist 2mal so groß wie
die Entfernung der
Naslöcher voneinan-
der. |Der unterste
hat eine kleine Unter-
brechung in der Mitte
(Fig. 89).]
Bnfo vulgaris.
2) Der Mund fast so breit wie der Augenzwischen-
raum,. Der Augenzwischenraum 1'/,mal so groß
Oberlippenzahnwulst
Amphibien. te,
h wie die Entfernung der Naslöcher voneinander.
[Der unterste Oberlippenzahnwulst in der Mitte
mäßig weit durchbrochen (Fig. 90).] Bufo viridis.
Br aaa “che, en F
heine 2
u
I
ur ee rm
Fig. 89. Fig. 9%.
3) Der Mund ist viel weniger breit als der Augen-
zwischenraum. Der Augenzwischenraum ist fast 2mal
so groß wie die Entfernung der Naslöcher voneinan-
der. |Der untere Oberlippenzahnwulst i in der Mitte
stark unterbrochen (Fig. 91).] Bufo ealamita.
C. Die Afteröffnung ist nach rechts gerichtet. Der Aus-
atemschlauch schaut rückwärts und nach oben. Die
Unterlippe hat ausgefranzten Rand.
Fig. 91. Fig. 92.
1) Die Afteröffnung liegt über der unteren Schwanz-
kante. Die obere Schwanzborte zieht auf dem
Rücken weit nach vorn, fast bis zwischen die
Augen. Die Augen liegen seitlich am Kopf und
sind daher sowohl vom Bauch aus sichtbar wie
vom Rücken. [Oberlippenzähne auf 2 Querwülsten,
in der Unterlippe auf 3 (Fig. 92).] Hyla arborea.
2) Die Afteröffnung liegt nahe der unteren Schwanz-
kante. Die obere Schwanzborte endet vorn bereits
gegenüber dem Ausatemschlauch, Die Augen liegen
auf der Kopfoberseite. Gatt. Rana.
85 Tornier,
a. Die Oberlippe hat 2 oder 3 Zahnwülste. Die
Unterlippe 3.
a) Der Augenzwischenraum ist wenigstens 2mal
so lang wie die Entfernung der Naslöcher
voneinander und viel größer als die Mund:
breite. Der Schwanz ist scharf zugespitzt
und wenigstens 2mal so lang wie der Rumpf
(Fig. 93). Rana esculenta.
TNen!
RE
Fe
Ä
er.
BE ee]
Fe
b) Der Augenzwischenraum ist nur wenig länger
wie der Naslöcherzwischenraum oder wie die
Mundbreite. Der Schwanz ist 1°/,—2mal
so lang wie der Rumpf (Fig. 94).
Rana arvalis.
- ROSS LET
N *
RE"
N
en
Le A a 2 a iv EA Zac KT ae a ae Es Ze a la a ale tl ad Heat
a en,
Kai 2 2 Fe a De 0 an
Amphibien. 89
Die Oberlippe hat 3—5 Zahnquerwülste; an
der Unterlippe sind 4.
a) Der Schwanz endet stumpfspitzig und ist
1'/,mal so lang wie der Rumpf. [Kein
schwarzer Höcker auf dem OÖberkieferschna-
bel (Fig. 95).] Rana temporaria.
b) Der Schwanz endet scharf zugespitzt oder
wenigstens spitz und ist 2mal so lang wie
der Rumpf. [Augenzwischenraum wenigstens
2mal in der Mundbreite oder im Naslöcher-
zwischenraum. Gewöhnlich ein schwarzer
Höcker auf dem Oberkieferschnabel (Fig. 96).]
Rana agilis.
V. Pisces (inkl. Cyclostomata), Fische.
Von
P. Pappenheim (Berlin).
(Mit 76 Abbildungen im Text*).
Vorbemerkung.
In den im folgenden gegebenen Bestimmungstabellen und dem
größten Teil der Beschreibungen ist der Versuch gemacht, die
deutschen Süßwasserfische hauptsächlich nach äußeren Merkmalen
zu charakterisieren, um eine Bestimmung ohne die viel schwierigere
Benutzung anatomischer Charaktere zu ermöglichen. Von diesem
Vorsatz wurde nur wenige Male, hauptsächlich bei den von den
Salmoniden (Lachsen) handelnden Tabellen eine Ausnahme gemacht,
weil es nicht möglich erschien, hier die Untergattungen und Arten
ohne Zuhilfenahme der Morphologie des Vomer (Pflugscharbeins)
zu begrenzen und in einer die Bestimmung ermöglichenden Weise
zu charakterisieren. Dagegen hat das Eingehen auf die Anatomie
des Schädels bei den Cypriniden (Karpfenfischen) nur den Zweck,
eine hier verhältnismäßig leicht vorzunehmende Kontrolle der Gat-
tungs- und Artbestimmungen auf anatomischer Grundlage zu er-
möglichen.
Die Kenntnisse von den Larven der einheimischen Fische sind
auch heute noch zu lückenhaft, als daß es möglich gewesen wäre,
diesem interessanten (Gebiet eine besondere Behandlung auf um-
fassender Grundlage zu widmen. Doch wird man an mehreren
Stellen Hinweise auf die larvale Entwicklung finden.
Die Literatur wurde überall in weitgehendstem Maße, aber
nicht ohne eine gründliche Kritik, benutzt, auch an Stellen, wo
dies nicht besonders angegeben werden konnte, wie ja für ein im
engsten Rahmen gehaltenes Taschenbuch selbstverständlich ist.
Die beigegebenen Illustrationen sind zum überwiegenden Teile
Originale. Auch da, wo sie in Anlehnung an vorhandene Vorlagen
(so z. B. Möbius-Heincke, Östseefische) entstanden sind, be-
ruhen sie durchweg auf erneuter kritischer Prüfung der natür-
lichen Modelle, und es ist mir auch an dieser Stelle eine an-
genehme Pflicht, Herrn Kunstmaler Paul Flanderky für seine
verständnisvolle Arbeit und sein stets entgegenkommendes Eingehen
auf mannigfache Wünsche bestens zu danken.
*) Die Figuren sind von P, Flanderky gezeichnet.
Pisces. 91
I. Allgemeines,
An einem Fisch von gewöhnlicher*) Gestalt unterscheidet man
äußerlich folgende Teile: 1. den Kopf; 2. den Rumpf; 3. den
Schwanz; 4. die Flossen.
R R
Br B 5 A s
Fig. 97. Die äußeren Merkmale des Fisches. (Original.)
Der Kopf (Fig. 97%) reicht vom vorderen Körperende bis an,
an die Kiemenspalte (sö); der Rumpf (r) von da bis zum After (a)
der Schwanz (s) von da bis zum hinteren Körperende. Die Flossen
stehen auf dem Rücken (R), am Bauch (2), hinter den Kiemen-
spalten an der Brust (Zr), hinter dem After (4) und am Schwanz (5).
Am Kopf heißt der ganze vor den Augen liegende Teil ohne
Unterkiefer „Schnauze“ (Fig. 98sckr), und man versteht unter
„Schnauzenlänge“ den Ab-
stand der Schnauzenspitze
vom vorderen Augenrand. Auf
der Oberseite der Schnauze
stehen die Nasenlöcher (Fig.
98 z), und zwar auf jeder Seite
zwei nebeneinander, bei den
einzelnen Arten in recht ver-
schiedenen Abständen von-
einander.
Noch weiter nach vorn,
nahe am Mundrand, finden
sich öfters ein oder mehrere Fig. 98. Der Kopf (Original).
Paare von „Bartfäden‘ oder
„Barteln“ (Fig. 972); ebensolche können auch gegenüber, am Unter-
kiefer, vorkommen.
PU Ss
N zd
Mm ww vd
*) Für Fische mit starken Abweichungen von der typischen Gestalt (z. B.
die Neunaugen) haben diese Bezeichnungen natürlich nur eine eingeschränkte Gültig-
keit, wie schon an Fig. 106 zu ersehen ist.
92 Pappenheim, E 1
Hinter den Nasenlöchern stehen die Augen. Man bezeichnet
ihren Abstand voneinander als „Zwischenaugenraum“ und mißt ihn
vom oberen Rande des einen Auges bis zu dem des anderen in der
kürzesten Entfernung. Er bildet den besten Maßstab für die Be-
urteilung der Kopfbreite. Hinter und unter den Augen liegen
die „Wangen“ (Fig. 98w). Nach unten reichen sie etwa bis an die
Mundwinkel; ihre hintere Grenze wird meist durch ein — nicht
immer deutlich vortretendes — spangenartiges Knochenstück, den
„Vordeckel“ (Fig. 98v@) bezeichnet, auf welchen dann der meist
deutlich sichtbare, flache „Kiemendeckel“ (Fig. 98%d) folgt, der
selbst noch in mehrere Teile gegliedert ist.
Vorn an der Schnauze befindet sich die Mundöffnung (Fig. 98)
bei den verschiedenen Arten in recht verschiedener Lage. Doch
kann man für die Bestimmung 3 hauptsächliche Fälle der Mund-
stellung unterscheiden, nämlich 1. endständig (Fig. 99a), 2. ober-
® ® ©
a b 2
Fig. 99. Mundstellung. « endständig, 5 oberständig, c unterständig. (Original.)
ständig (Fig. 995), 3. unterständig (Fig. 99c), je nachdem die Maul
spalte durch die Kopfspitze geht, oder oberhalb bzw. unterhalb
derselben liegt. Im einzelnen finden sich hier zahlreiche Ab-
stufungen und Übergänge. Der äußerste Fall einer unterständigen
Mundstellung findet sich bei den Stören; hier liegt nämlich die
Maulspalte in beträchtlicher Entfernung von der Schnauzenspitze
auf der stark abgeflachten Unterseite des Kopfes.
Unter ‚‚Kopflänge‘“ versteht man den Abstand der Schnauzen-
spitze vom äußersten, d.h. am weitesten nach hinten gelegenen
Punkt des Kiemendeckels. =
Im Munde der Fische finden sich meist zahlreiche Zähne, bei
den einzelnen Arten von verschiedenster Form, Größe, Zahl und
Anordnung. Heben sich einzelne Zähne ganz besonders gegen die.
übrigen durch ihre Länge ab, so daß man 2 Arten unterscheiden
kann, so bezeichnet man erstere als „Hundszähne‘“. Sehr kleine,
in großer Anzahl zu förmlichen Platten vereinigte und dicht bei-
einander stehende Zähne tragen die Bezeichnung „Bürstenzähne“,
Am Rumpf sind die auch sonst bei den übrigen Wirbeltieren
angewandten Bezeichnungen wie „Rücken“, „Bauch“ usw. ohne
weiteres verständlich. In einigen Fällen zeigt die Beschaffenheit des
Bauches eine vom gewöhnlichen abweichende Bildung. Es kann
nämlich bisweilen in der Mittellinie eine vom After nach vorn ver-
laufende Kante ausgebildet sein, während sonst der Bauch meist
sanft gerundet erscheint.
Am Schwanz erfordert häufig die Beschaffenheit des soge-
nannten „Schwanzstieles“ besondere Aufmerksamkeit. Es ist
das der Teil des Schwanzes, der hinter dem Ende der Afterflosse
(8. u.) und vor dem Anfang. der Schwanzflosse (s. u.) liegt und
auch von der Rückenflosse — .wenn diese so weit nach hinten
Bauchflossen an der Kehle,
Pisces. 93
reicht — unbedeckt bleibt, also der gänzlich flossenfreie Schwanz-
abschnitt (Fig. 97).
Besonders ist das Verhältnis seiner Länge zur Höhe zu be-
achten (im Profil zu messen).
Von Flossen unterscheidet man — mit Ausnahme der Nenn-
augen — stets zwei Arten. Die einen, die sogenannten „paarigen“
Flossen, entsprechen den Vorder- und Hinterbeinen der höheren
Wirbeltiere und liegen dementsprechend in 2 Paaren symmetrisch
auf beiden Körperseiten, das erste Paar — dem Schultergürtel ein-
gelenkt — stets unmittelbar
hinter den Kiemenspalten als
„Brustflossen“ (Fig. 97 2r),
‘ das zweite Paar — welches
bisweilen fehlt — die ‚„Bauch-
flossen“ (Fig. 97 3) gewöhn-
lich weiter nach hinten am ern
Bauch, aber immer vor der — Tr
Afteröffnung (Fig. 97 a). Diese Papas.
Lage der Bauchflossen heißt
„bauchständig“ (Fig. 100a«) a
und ist die häufigste. Doch
kommeh, wenn auch seltener,
noch 2 andere Lagen vor: die
„brustständige“, wenn. diesel-
ben nach vorn gerückt sind
und unter den Brustflossen
stehen (Fig. 1002) und die
„kehlständige‘, wenn die
also noch vor den Brustflossen,
eingelenkt sind (Fig. 100.).
Dementsprechend sitzen auch
die Beckenknochen, an die die
Bauchflossen angesetzt sind, am
Bauch, an der Brust oder an
der Kehle. Stets sind die
Bauchflossen der rechten und pe
linken Seite einander mehr ge-
nähert als die weiter ausein-
ander liegenden Brustflossen. E
Die andere Art der Fisch- _.
dere = Fig. 100. Lage der Bauchflossen. a bauch-
flossen, die sogenannten „un- ständig, 5 brustständig, c kehlständig.
paaren“, auch die „senk- (Original.)
rechten‘ genannt, liegen ge-
nau in der Symmetrieebene des Fischkörpers und sind nur einmal
ausgebildet. Gewöhnlich kann man mehrere selbständige Abschnitte
dieser Flossen unterscheiden:
1 Die „Rückenflosse“ (Fig. 101 R) auf dem Rücken, in einigen
Fällen in zwei einzelne, eine vordere (erste) und eine hintere (zweite)
geteilt und dann als %, und Z, unterschieden.
. 2. Die „Schwanzflosse“ (Fig. 101.5), meist '„gabelig“ d.h.
mit mittlerem dreieckigem oder halbmondförmigem Ausschnitt am
Hinterrande und einem — mehr ‘oder weniger ausgebildeten —
‘oberen und einem unteren Lappen; seltener ist sie grade abgestutzt
oder konvex zugerundet.
94 Pappenheim,
3. Die „Afterflosse“ (Fig. 101 4), unmittelbar hinter der
Afteröffnung (Fig. 101a).
R HF
a A
Fig. 101. Die senkrechten Flossen. (Original.)
Außerdem kommt noch eine 4. Art von unpaaren Flossen vor,
die sogenannte „Fettflosse‘“; sie liegt stets zwischen der Rücken-
und der Schwanzflosse, etwa an Stelle einer zweiten Rückenflosse
(Fig. 101 7). Bei unsern einheimi-
schen Fischen ist sie stets strah-
lenlos (s. u.).
Jede Flosse (mit Ausnahme
der Fettflosse) besteht aus einer
doppelten Membran, welche von
darin eingelagerten knorpeligen
oder verknöcherten Stäbchen, den
sogenannten „Flossenstrahlen“ ge-
Fig. 102. Die verschiedenen Flossen- stützt wird. Bei diesen unter-
strahlen: zu weiche, % harte. scheidet man weiche und harte
Strahlen. Die weichen — auch
„Gliederstrahlen“ genannt — (Fig. 102 w) setzen sich aus einzelnen,
äußerst zahlreichen Stückchen zusammen, die geldrollenartig
hintereinander gereiht sind. Sie bleiben daher stets biegsam.
Meist sind sie überdies nach dem Ende zu gabelförmig verzweigt.
Die harten Strahlen dagegen — auch „Stacheln“ genannt —
(Fig. 102 %) bestehen meist aus einem Stück, sind stets unverzweigt
und meist ganz starr.
Die Zahl der Flossenstrahlen ist stets für die einzelnen Arten,
mitunter sogar für die Gattungen und Familien annähernd kon-
stant und bietet daher auch für die Bestimmung ein brauchbares
Merkmal. Ist ihre Zahl sehr groß, so daß die Flosse einen großen
Raum am Körper beansprucht, so nennt man die Flosse „lang“.
„Verlängert“ heißt sie dagegen, wenn ihre Strahlen lang ausge-
zogen sind.
Da ein Teil der unpaaren Flossen häufig im Vorderteil aus
harten, hinten aus weichen Strahlen besteht, so ergibt sich ein
für die meisten Arten ziemlich konstantes Zahlenverhältnis.
Die Haut der Fische ist selten ganz nackt, häufiger teil-
weise oder vollständig mit Hartgebilden verschiedener Art und
Gestalt bedeckt. Die meisten unserer Süßwasserfische tragen dach-
ziegelartig übereinandergreifende Schuppen, die ausnahmsweise
Pisces. 95
sehr klein und dann schwer sichtbar sein können (z. B. beim Aal).
Verhältnismäßig selten findet man statt der Schuppen große
Knochenschilder ausgebildet (z. B. Stör, Stichling).
Wenn Schuppen vorhanden
sind, so sind sie stets —
die einzige Ausnahme bildet
der sogenannte ,Spiegel-
karpfen“, — in regelmäßigen
Längs- .und schiefen Quer- 7
reihen angeordnet. Eine un- AM
gefähr in der Mittellinie der
beiden Körperseiten von der
Kiemenspalte bis zum Beginn
der Schwanzflosse verlaufende
Schuppenreihe ist gewöhnlich
durch eine ziemlich auffal-
lende Reihe von Punkten, y
die sogenannte „Seitenlinie“
A /
\R
Y
j
der Seitenlinien — ihre Zahl ’ On)
bezeichnet man als „s2“ —, >
sem Zweck (Fig. 103) die
(Fig. 972), gekennzeichnet *). y ' N
Für die Bestimmung der
Arten benutzt man fast immer
die durchbohrten Schuppen — y
um in einfachster Weise die RN
für die Charakterisirungdee TIFfTtirrtrtrrr
Arten durch ihre Konstanz
wertvolle Zahl der Schuppen-
Querreihen ‚Sch‘ festzu-
stellen. Man beginnt zu die- URRK Y un
Zählung mit der ersten durch-
bohrten Schuppe an der
Kiemenspalte, um sie der
Reihe nach (Fig. 103, 25—35)
bis zur letzten durchbohrten
Schuppe auf dem Schwanz-
stiel durchzuführen. Nur
wenn (z. B. bei Barschfischen)
die Seitenlinie eine große Zahl ' [N AN I AN
der Schuppenquerreihen über- V N
springt, DE an die durch- AN NI N
bohrten Schuppen nicht ein- III
fach zur Feststellung der N
Querreihen benutzen, sondern
hat beide Werte festzustellen.
DieZahlder Schuppenlängs-
reihen stellt man fest, indem
man die Zählung mit der
ersten Schuppenreihe ober- Fig. 103. Das Zählen der Schuppenreihen am
halb der Seitenlinie beginnt Fisch. (Original.)
(und zwar an einer senk-
*) Hier münden die Poren der ‚‚Seitenkanäle‘‘ nach außen, feiner, der Wahr-
nehmung von Druckschwankungen des Wassers dienender Sinnesorgane.
96 Pappenheini,
recht unter dem Anfang der Rückenflosse gelegenen Schuppe,
Fig. 103 bei »> 1 und nun die einzelnen Längsreihen aufwärts bis
zur obersten Schuppenreihe, dicht am Anfang der Rückenflosse
in senkrechter Richtung zählt. Man achte darauf, immer nur die
Zahl der Reihen, nicht die im Ziekzack oder in schiefen Streifen
angeordneten einzelnen Schuppen zu zählen, um Fehlerquellen zu
vermeiden. Kennt man so die Zahl der Längsreihen oberhalb
der Seitenlinie, so überspringt man diese und stellt in ähnlicher
Weise die Zahl der Schuppenlängsreihen unterhalb der Seiten-
linie fest. Zum Ausgangspunkt der Zählung wählt man hier die
senkrecht über dem Anfang der Bauchflossen gelegene Schuppe der
ersten Längsreihe unterhalb der Seitenlinie, und zählt nun die
Reihen abwärts bis zur Wurzel der Bauchflosse. |
In einigen wenigen Fällen zählt man danach außerdem noch
die Schuppenreihen am Schwanzstiel in querer Richtung auf die
gleiche Art.
Auf diese Weise erhält man die sogenannte „Schuppenformel“
einer jeden Fischart. So z. B. für den Barsch: Sc» 17 &, d.h., der
Barsch hat 17 Querschuppenreihen in der Seitenlinie, 6 Längs-
reihen von Schuppen oberhalb und 5 unterhalb derselben.
Da die Zahlen der; Flossenstrahlen in X und 4 gleichfalls für
die Bestimmung wichtig sind, so schreibt man auch diese verkürzt
(Beispiel: Barsch).
R, 13—16; R, 1/14—16; A 2/7—10, d.h. die 1. Rückenflosse
mit 13—16 harten Strahlen, die 2. Rückenflosse mit einem harten
und 14—16 Gliederstrahlen dahinter; die Afterflosse mit 2 harten
und 7—10 weichen Strahlen dahinter.
Der Einfachheit halber werden diese beiden Werte ohne weitere
Bezeichnungen in der Regel an die Spitze jeder Artbeschreibung
gesetzt und zu einer einzigen „Formel“ vereinigt, so daß man z.B.
für den Barsch erhält:
R, 13-16, R, 1/1416; 4 2/7—10, Sch 17 &.
Unter „Körperlänge“ ist im folgenden stets zu verstehen: Ab-
stand der Schnauzen- (bzw. Unterkiefer-)spitze vom hinteren Ende
der Seitenlinie (vor der Schwanzflosse am Ende des Schwanz-
stieles). Unter „Körperhöhe“ der Abstand des Rückenflossenanfangs
(Basis des ersten Rückenflossenstrahls) von der Bauchkante, ge-
messen in einer zur Seitenlinie etwa senkrechten Richtung.
Die Totallänge (z. B. bei den Größenangaben in Zentimetern)
reicht bis zum Hinterende des mittelsten Strahls der Schwanzflossen.
Bestimmungstabelle für die in Deutschland ver-
tretenen Familien.
I. Körper sehr auffallend in die Länge gezogen: schlangen-
förmig. Keine gegabelte Schwanzflosse. Keine Bauch-
flossen. Haut schlüpfrig glatt.
A. Nur ein einziges Nasenloch mitten auf dem Kopf. Da-
hinter rechts und links je 7 Kiemenlöcher. Auch die
Brustflossen fehlen. Haut vollständig nackt. Maul auf
auf der Unterseite.
Fam. Petromyzonidae, Neunaugen, S. 101.
FE
Ill.
Pisces. 97
B. Zwei Paar Nasenlöcher, je eins rechts und links auf der
Schnauze. Hinter den Augen auf jeder Seite nur eine
Kiemenspalte, dahinter jederseits eine Brustflosse. Haut
mit sehr kleinen, versteckten Schuppen. Maul an der
Schnauzenspitze. Fam. Anguillidae, Aale, S. 172.
Körper zu einer flachen Scheibe abgeplattet: blattförmig.
Schwanzflosse rund abgestutzt. Bauchflossen vorhanden. Haut
sehr zart beschuppt, stellenweise körnig bedornt.
Fam. Pleuroneetidae, Plattfische, S. 188 (Fig. 172).
Körper. nicht schlangen- oder blattförmig, sondern von ge-
wöhnlicher (,Fisch-“) Form. Schwanzflosse meist gabel-
förmig ausgeschnitten, seltener grade oder rund abgestutzt.
Bauchflossen vorhanden. Haut vollständig beschuppt, oder
doch stellenweise mit Schuppen oder Knochenschildern be-
deckt, oder auch ganz nackt.
A. Körper überall nackt, ohne jede Spur von Schuppen
oder Knochenschildern.
1. Kopf plattgedrückt, mit breitem Froschmaul.
a) Lange Barteln am Mund. Bauchflossen bauch-
ständig. Kiemendeckel ohne Stacheln.
Fam. Siluridae, Welse, S. 170.
b) Keine Barteln am Mund. Bauchflossen brust-
ständig. Kiemendeckel mit Stacheln bewehrt.
Fam. Cottidae, Groppen, S. 189.
2. Kopf nicht plattgedrückt. Maul von gewöhnlicher
Form, mit 4 Barteln.
Lederkarpfen, siehe bei Cyprinus carpio, S. 132.
B. Körper nicht überall nackt, stellenweise mit Knochen-
platten oder Schuppen besetzt.
1. Kopf vollständig mit Knochenplatten gepanzert.
Schnauze auffallend verlängert, schaufel- oder schna-
belartig. Körper auf der nackten Haut mit 5 Längs-
reihen von Knochenschildern besetzt, wovon eine über
den Rücken läuft. Maul ganz auf der Unterseite, rüssel-
artig vorstülpbar. Fam. Acipenseridae, Störe, S. 104.
2. Kopf nirgends mit Knochenplatten gepanzert. Schnauze
nicht auffallend gestaltet. Körper auf der nackten
Haut an den Seiten mit je einer Reihe großer Knochen-
schilder, oder mit einer oder mehreren unregelmäßigen
Reihen großer Schuppen, aber immer ohne Rücken-
schilder. Maul an der Schnauzenspitze, nicht rüssel-
artig vorstülpbar.
a) Keine Barteln am Mund. Vor der Rückenflosse
stehen 3—11 große isolierte Stacheln ohne zu-
sammenhängenden Hautsaum.
Fam. Gasterosteidae, Stichlinge, S. 175.
b) Deutliche Barteln am Mund. Vor der Rücken-
flosse keine isolierten Stacheln.
Spiegelkarpfen, s. unter Cyprinus carpto, S. 132.
€. Körper überall (meist) gleichmäßig beschuppt — nur
selten mit sehr feinen und deshalb schwer sichtbaren
Schuppen — doch stets ohne einzelne größere Schuppen
oder Knochenschilder.
Süßwasserfauna von Deutschland, Heft i. (
ee en rn mung
98
18
Pappenheim,
Schnauze entenschnabelartig breitgedrückt.
Rückenflosse auffallend weit nach hinten verschoben.
Fam. Esocidae, Hechte, S. 174.
Schnauze nicht entenschnabelartig gestaltet. Rücken-
flosse nicht auffallend nach hinten verschoben.
a)
b)
Alle oder wenigstens die ersten 12 Strahlen der
(vorderen) Rückenflosse sind harte, ungegliederte,
unverzweigte Stacheln.
aa) Afterflosse mit nur 1—2 Stacheln vor den
weichen Strahlen.
Fam. Percidae, Barsche, $. 179.
bb) Afterflosse mit 3 Stacheln vor den weichen
Strahlen.
Fam. Centrarchidae, Sonnenfische, S. 186.
Alle Flossenstrahlen sind weich, gegliedert und —
meistens — nach der Spitze verzweigt; höchstens
steht am Anfange der Rücken-, Brust-, Bauch- oder
Afterflosse ein derber, gezähnelter Knochenstrahl.
aa) Kein einziger harter Flossenstrahl in irgend
einer Flosse vorhanden. Bauchflossen kehl-
ständig. Ein einziger Bartel mitten am Kinn.
Fam. Gadidae, Schellfische, S. 177.
bb) Ein einzelner, harter Knochenstrahl am An- -
fang der Brust- und Bauchflossen, häufig auch
der Rücken- und Afterflosse. Bauchflossen in
bauchständiger Lage. Wenn Barteln vorhanden
sind, dann stets mindestens zwei.
a) Eine Fettflosse vorhanden (zwischen Rücken-
und Schwanzflosse); Barteln fehlen immer.
Fam. Salmonidae, Lachse, S. 108.
ß) Keine Fettflosse vorhanden.
oa) Augen vorn und hinten mit Augen-
lidern. Bauch mit einer — nach hinten
gezähnelten — scharfen Kante. Ober-
lippe in der Mitte tief eingekerbt;
Barteln fehlen.
Fam. Clupeidae, Heringe, S. 106.
PP) Augen ohne Augenlider. Bauch nie
mit einer sägeförmig gezähnten
Kante. Oberlippe nie eingekerbt; Bar-
teln vorhanden oder fehlen.
Fam. Cyprinidae, Karpfenfische,
S. 126.
SD
de)
Pisces.
Il. Systematischer Teil.
Die deutschen Süßwasserfische gehören zu etwa 75 Arten, die
sich auf 35 Gattungen und 14 Familien verteilen. In das System
reihen sie sich in folgender Weise ein:
Klasse Pisces.
Unterklasse Cyelostomata.
Ordnung Hyperoartia.
Familie Petromyzonidae.
Gattung Petromyzon, 1 Art.
x Lampetra, 2 Arten.
Unterklasse Teleostomata.
Ordnung Chondrostei.
Familie Acipenseridae.
Gattung Acipenser, 2 Arten.
Ordnung Teleostii.
Unterordnung Malacopterygii.
Familie Clupeidae.
Gattung Clupea, 2 Arten.
Familie Salmonidae.
Gattung Trymallus, 1 Art.
Coregonus, 9 Arten.
r Osmerus, 1 Art.
„ Salmo, 8 Arten.
- Unterordnung Ostariophysi.
Familie Cyprinidae.
Unterfamilie Cyprininae.
Gattung Cyprinus, 1 Art.
Carassius, 1 Art.
Tinca, 1 Art.
B: Barbus, 2 Arten.
s; Gobio, 2 Arten.
= Rhodeus, 1 Art.
„. Adramis, 6 Arten.
N Pelecus, 1 Art.
4 Alburnus, 3 Arten.
Y Aspius, 1 Art.
r Lewcaspius, 1 Art.
e Leuciscus, 9 Arten.
x Chondrostoma, 2 Arten.
Unterfamilie Cobitinae.
Gattung Cobitis, 3 Arten.
Ib)
100 Pappenheim,
Familie Siluridae.
Gattung Szlurus, 1 Art.
5 Amiurus, 1 Art.
Unterordnung Apodes.
Familie Anguillidae.
Gattung Anguilla, 1 Art.
Unterordnung Haplomi.
Familie Esoecidae.
Gattung Zsox, 1 Art.
Unterordnung Gatosteomi.
Familie Gastrosteidae.
Gattung Gastrosteus, 2 Arten.
Unterordnung Anacanthini.
Familie Gadidae.
Gattung Zotia, 1 Art.
Unterordnung Acanthopterygii.
Abteilung Perciformes.
Familie Centrarchidae.
Gattung Mecroßterus, 2 Arten.
Familie Percidae. |
Gattung Acerina, 2 Arten.
h ZLucioperca, 2 Arten.
4 Perca, 1 Art.
$ Aspro, 2 Arten.
Abteilung Zeorhombi.
Familie Pleuronectidae.
Gattung Pleuronectes, 1 Art.
Abteilung Scleroparei.
Familie Cottidae.
Gattung Cozttus, 1 Art.
Klasse Fische, Pisces.
Wasserbewohnende, wechselwarme Wirbeltiere, mit medianen,
unpaaren Flossensäumen (und meist paarigen Gliedmaßen, „Flossen‘‘),
einfachem Herzen, einfachem Blutkreislauf und Kiemen während
des ganzen Lebens; der Embryo ohne Amnion und Allantois.
Unterklasse Cyclostomata, Rundmäuler.
Mit kieferlosem Saugmund, einer einzigen Nasenöffnung, beutel-
förmigen Kiemengängen, ohne Kiemendeckel und ohne paarige
Flossen. Skelett knorpelig, keine Schwimmblase vorhanden.
Ve
Pisces. 101
Von den beiden Gruppen — mit blinder („Hyperoartia“) oder
nach dem Rachen geöffneter Nasenhöhle (,‚Hyperotreta‘“) in Deutsch-
land nur die
Ordnung Hyperoartia.
Nur eine Familie mit dem anatomischen Charakter der Ord-
nung:
Fam. Petromyzonidae, Neunaugen.
Außere Merkmale: Gestalt schlangenartig langgestreckt.
Maul (beim erwachsenen Tiere) eine runde Saugscheibe mit Horn-
zähnen. Auf beiden Seiten des Kopfes 7 Kiemenlöcher, davor je
ein Auge (dieses nur beim ausgewachsenen Neunauge), dazwischen
ganz nach vorn ein einziges Nasenloch (,„Neunaugen“). 2 Rücken-
flossen, die hintere mit der abgestutzten Schwanzflosse zusammen-
hängend. Keine Brust- und Bauchflossen. Haut nackt, schleimig
glatt (vgl. Fig. 106).
Geographische Verbreitung, Lebensweise, Entwick-
lungsgeschichte:
Meere und Süßwasser der nördlichen und südlichen Halbkugel,
hauptsächlich innerhalb der gemäßigten Zone. Ein Teil der Arten
geht in die Flußmündungen oder weiter hinauf und laicht stets im
Süßwasser. Die einige Wochen nach der Eiablage aus dem Ei
schlüpfenden Jungen — bei uns „Querder‘“ genannt — haben statt
der Saugscheibe eine hufeisenförmige, fast von den überhängenden
Lippen verdeckte Mundöffnung ohne Zähne und Zunge, unter der
Haut versteckte, also äußerlich unsichtbare Augen und eine mit
dem Schwanzflossensaum zusammenhängende Rückenflosse. Die
h A
Fig. 104. Verwandlung der Ammocoetes-Larve in Pefromyzon Planeri (nach
v. Siebold). a Kopfende einer augenlosen Larve, von der Seite; 5 dasselbe von
unten; c Kopfende einer älteren Larve (bereits mit Augen), die Oberlippe nach
unten und rückwärts gezogen; d dasselbe, aber Augen größer, Kiemenlöcher ohne
Längsfurche ; Ober- und Unterlippe beginnen zu verwachsen; e dasselbe von unten.
“ Lippen bereits zu einer engen Mundöffnung verwachsen; g dieselbe Larve von
unten; 7 Saugmund angelegt; z dieselbe Larve von unten.
7 Kiemenöffnungen liegen in einer gemeinsamen Längsfurche (vgl.
Fig. 104, die Entwicklung von Zetromyzon Planeri). Sie leben
4—5 Jahre (bei der dargestellten Art) im Schlamm des Süßwassers
eingewühlt und fressen niedere Wassertiere. — Früher hielt man
sie für besondere Fischarten der „Gattung“ Ammocoetes, bis man
(erst 1856) ihre allmähliche Umwandlung in typische „Neunaugen‘
kennen lernte. Die erwachsenen Tiere saugen lebende Fische an
102 Pappenheim,
u
und graben sich mit ihrer raspelartig wirkenden Zunge in ihr
Fleisch; doch sollen sie auch kleinere Wassertiere fressen.
Die reifen Tiere sterben nach der Laichablage ab.
Von den 9 existierenden Gattungen sind nur 2 in Deutsch-
land vertreten.
Schlüssel für die in Deutschland vorkommenden
Gattungen und Arten.
A. Anstelle des ÖOberkiefers nur ein großer, (gewöhnlich) in
zwei Spitzen endigender Hornzahn (Fig. 105e). — Rücken
und Seiten marmoriert Gatt. Petromyzon.
Die einzige Art ist ?. marinus (Fig. 106).
B. An Stelle des Oberkiefers eine halbmondförmige Hornplatte
mit je einem vorragenden Zahn an beiden Enden (Fig. 1052 u.e).
— Rücken und Seiten einfarbig dunkel. Gatt. Lampetra.
M
NS a ee
a b £
Fig. 105. Die Hornzähne der deutschen Neunaugenarten. (Original.) a Pefromyzon
marınus, b Lampetra fluviatilis; c Lampßetra Planeri.
a) Beide Rückenflossen durch einen Zwischenraum ge-
trennt. Zähne der Ober- und Unterkieferplatte spitz.
Die zweite Rückenflosse deutlich dreieckig (Fig. 1052).
L. fluviatilis (L.).
b) Beide Rückenflossen berühren sich. Zähne der Kiefer-
platten stumpf. Die zweite Rückenflosse oben abgerundet
(Fig. 105e). L. Planeri (Bl.).
Petromyzon.
1. P. marinus L.
Meerneunauge, Lamprete, Pricke, Meerpricke, großes
Neunauge (Fig. 106).
Mund kreisförmig, eine Saugscheibe bildend. Lippen wulstig,
am Rande fein gefranst*). Saugplatte in der Mitte mit größeren,
nach außen kleineren ein- oder zweispitzigen Hornzähnen in schiefer,
reihenartiger Anordnung. Ein großer, fast immer zweispitziger Zahn
an Stelle des Oberkiefers; statt des Unterkiefers eine bogenförmige,
sieben- bis achtspitzige Zahnleiste (Fig. 105«). Dazwischen die
wie ein Pumpenstengel wirkende Zunge, drei Zähne mit gezähnelten
Kanten tragend. Die flach bogenförmige vordere Rückenflosse von
der zweiten höheren durch einen weiten Zwischenraum getrennt.
*) Können zusammengelegt werden und dann den Mund bis auf einen Längs-
spalt verschließen,
CE ni ia A u Le 2 nn
Pisces. | 103
Rücken und Seiten auf weißlichem Grunde schwarzbraun oder
dunkelolivengrün marmoriert. Bauch einfarbig weiß.
Wird bis 1 m lang.
Ein Meeresbewohner der Nord- und Östseeküsten, steigt im
Frühjahr in die Flüsse, um zu laichen (April). Legen die Eier in
Fig. 106. Pefromyzon marıinus L.
selbstverfertigte, von Steinen gereinigte Gruben. Die Fische gehen
oft weit stromaufwärts (z. B. in der Havel bis Spandau, im Rhein
bis Basel). Doch gelangen sie vielleicht soweit nur, wenn sie
Gelegenheit finden, sich an besser schwimmende Meeresfische, z.B.
Lachse und Maifische (vgl. S. 107 und 123) anzusaugen, wären dann
also nur als Irrgäste zu betrachten. — Beobachtungen hierüber
und über die Art der Fortpflanzung sind mitteilenswert. — Fehlt
im Donaugebiet.
Fleisch sehr geschätzt, doch schwer verdaulich; nur nach dem
Laichen unschmackhaft.
Lampetra.
2. L. fluviatilis L.
Flußneunauge, Pricke, Flußpricke, Neunauge, kleines
Neunauge.
Wie vorige Art, doch Zähne der Saugscheibe kreisförmig an-
geordnet, die größten zweispitzig, zu je drei die innere Mundöffnung
umgebend; am Rande eine einfache Reihe sehr kleiner Zähne. Eine
halbmondförmige, jederseits mit einem starken, spitzen Zahn endende
Hornleiste an Stelle des Oberkiefers, statt des Unterkiefers eine
bogenförmige Leiste mit 6—7 sehr spitzen Zähnen, die mittleren
fünf kleiner als die -- gewöhnlich zweispitzigen — äußeren
(Fig. 1050). Zunge mit einer halbmondförmigen Hornleiste mit
einem großen, spitzen Zahn in der Mitte und je 6 kleineren an
den Seiten. Abstand der Rückenflossen voneinander wechselnd,
ebenso die Höhe der hinteren.
Gestalt namentlich nach hinten stärker seitlich zusammen-
gedrückt als bei ?. marinus.
Rücken gleichmäßig blaugrün mit Stahlglanz, Seiten schmutzig-
gelb, Bauch silbrig glänzend.
Wird nur bis zu 50 cm lang.
Fressen Fische. Lebensweise sonst wie bei ?/, marinus, doch
unternimmt diese Art weitere Wanderungen, im Frühjahr strom-
auf bis in den Oberlauf der Flüsse, im Herbst stromab. Laichzeit
Mai. Nach der Laichablage sterben die Tiere ab.
Fleisch geschätzt.
we Bu
104 Pappenheim,
3. L. Planeri (Bl.).
Kleines Neunauge, kleine Pricke, Uhle, Bachneunauge,
kleines Neunauge.
Mund und Saugscheibe etwa wie bei Z. flzvzatzlis. Fine ein-
fache Reihe sehr kleiner Zähne am Rande der Saugscheibe. An
Stelle des Oberkiefers eine halbmondförmige Hornleiste mit je
einem dicken stumpfen Zahn an beiden Enden. Statt des Unter-
kiefers eine bogenförmige Leiste mit 7 abgestumpften Zähnen, die
größten außen (Fig. 105c). Die zweite Rückenflosse beginnt un-
mittelbar hinter der ersten.
Färbung wie bei der vorigen Art.
Größe schr schwankend, zwischen 20—30 em.
Dauernd im Süßwasser, namentlich in kleinen Bächen (so z.B.
früher in der Panke bei Berlin gefangen).
Unterklasse Teleostomata, Kiefermäuler.
Mit kiefertragendem Munde, paarigen Nasenhöhlen, 4 Paar
kammförmigen Kiemen unter einem Kiemendeckel und je nur
einer Kiemenspalte dahinter, mit paarigen und unpaaren Flossen,
— Eine Schwimmblase vorhanden.
Ordnung Chondrostei.
Mit unvollständig verknöchertem Skelett, — Schädel und
Wirbelsäule bleiben knorpelig —, schuppenloser, nur teilweise durch
reihenweise angeordnete Knochenplatten bedeckter Haut. Schnauze
die auf der Bauchseite angebrachte Mundspalte schnabelartig über-
Fig. 107. Aecıpenser sturio L. 7
ragend. Vor der Mundspalte 4 Bartfäden. Maul rüsselartig vor-
stülpbar, zahnlos. Oberer Lappen der Schwanzflosse — in den das
Ende der Wirbelsäule eintritt — auffallend verlängert (Fig. 107).
In Deutschland nur eine einzige Familie.
Fam. Acipenseridae, Störe.
Über die ganze nördlich gemäßigte Zone verbreitet; im Meer
und Süßwasser, woselbst die meisten Arten laichen; der unreife
Laich im präparierten Zustand als ‚Kaviar‘ bekannt. Schwimm-
blase liefert Fischleim. Stark im Rückgang.
Gatt. Acipenser.
Hat die geographische Verbreitung der Familie; Europa, Asien,
Nordamerika.
Pisces. 105
Schlüssel zur Bestimmung der Arten.
a) Knochenschilder in der Mittellinie der Körperseiten breit,
27—37 an Zahl. Kiele der Rückenschilder mit je einer
Spitze in der Mitte, nach vorn und hinten abfallend (Fig.
RO IS
Fig. 108. Rückenschilder. a vom Stör, 5 vom Sterlet. (Original).
108«). Bartfäden ungefranst; Schnauze dreieckig abgeplattet,
ziemlich stumpf *). A. sturio L., Stör (Fig. 107).
Knochenschilder an den Körperseiten sehr schmal, 60—70
an Zahl. Kiele der Rückenschilder mit einer Spitze am
Hinterende, nur nach vorn abfallend (Fig. 108). Bart-
fäden an ihrer Innenseite fein gefranst; Schnauze — meist“*)
— sehr schmal und dann fast pfriemenförmig zugespitzt.
A. ruthenus L., Sterlet.
b
—
4. A. sturio L., Stör (Fig. 107).
Gemeiner Stör.
Mit den oben angegebenen Merkmalen. Rückenschilder meist 11
(zwischen 10— 13); Seitenschilder 27—37; Bauchschilder 9—13. Fär-
bung am Rücken bis hinunter zu den Seitenschildern blaugrau oder
bräunlich, am Bauche weiß mit Silberglanz. Knochenschilder
schmutzig weiß.
Erreicht eine Länge von 5—5,50 m.
Nord- und Ostsee, von wo aus er zum Laichen im Frühjahr
— April, Mai — in die Flüsse steigt (z. B. Rhein, Elbe, Weichsel).
Namentlich an der Elbe früher viel zur Kaviargewinnung
(„Elbkaviar“) benutzt; ehemals viel häufiger, daher Versuche mit
künstlicher Züchtung.
5. A. ruthenus L., Sterlet.
11—14 Rückenschilder, 60-70 Seitenschilder, 10—18 Bauch-
schilder. An der Unterseite der Schnauze, vor den Barteln eine
Mittelleiste mit 3 warzenartigen Erhebungen. Sonst mit den im
‚Schlüssel angegebenen Merkmalen.
Färbung ähnlich wie bei der vorigen Art, nur gewöhnlich
dunkler. Augen mit Goldglanz.
Selten bis 1 m lang. Hauptverbreitungsgebiet: die Zuflüsse
des Schwarzen und Kaspischen ***) Meeres; Sibirien. Bei uns daher
frei nur in der Donau, sehr selten. In Norddeutschland ist mehr-
*) In der Jugend spitzer.
**) Mit zunehmendem Alter wird die Schnauze stumpfer und flacher und da-
dureh der Störschnauze ähnlicher ; doch findet man auch schon jugendliche Sterlette
- mit fast dreieckiger und abgeflachter Schnauze, so daß dieses Merkmal bei der Be-
stimmung Vorsicht erfordert.
*#*) Neuerdings aus der Wolga in die Dwina und das weiße Meer eingewandert,
106 Pappenheim,
fach zu verschiedenen Zeiten seine Einbürgerung versucht worden,
so z. B. schon durch Friedrich den Großen im Gierlandsee bei
Stettin (Kr. Greifenhagen).
Ordnung Teleostii.
Mit ganz knöchernem Skelett, beschuppter, nackter oder teil-
weise mit Knochenplatten (oder Schuppen) bedeckter Haut. —
Oberer Lappen der Schwanzflosse nie auffallend verlängert.
Unterordnung Malacopterygii.
Außere Merkmale: Flossen weichstrahlig, stachellos. Bauch-
flossen bauchständig. |
In Deutschland nur die beiden Familien Cixpeidae und Sal-
monidae.
Fam. Clupeidae, Heringe.
Außere Merkmale (der im deutschen Süßwasser vorkom-
menden Arten): Körper stark von den Seiten zusammengedrückt,
Bauch mit einer scharfen, hinten gezähnelten Kante (mit der Hand
deutlich zu fühlen!). Keine Barteln, keine Fettflosse vorhanden
Kopf nackt, Körper mit großen, dünnen Schuppen bedeckt, die
leicht ausfallen. Maul beinahe, Zunge vollständig zahnlos. Kiemen-
spalten auffallend weit (Fig. 109). Augen mit Lidern (vgl. S. 107).
=>
Fig. 109. C/upea finta (Cuv.).
Anatomische Charaktere: Rippen meist unmittelbar an
den Wirbelkörpern befestigt. Sehr grätenreich. Magen mit einem
Blindsack; Pförtneranhänge zahlreich. Schwimmblase groß, mit
Luftgang.
Geographische Verbreitung und Lebensweise: Meeres-
fische (Küstengewässer) aller gemäßigten und tropischen Zonen,
viele Arten suchen zum Laichen das Süßwasser auf oder leben
dauernd darin.
In Deutschland nur die
Gatt. Clupea.
Die Bestimmung der 2 in unserm Süßwasser vorkommenden
Arten wird durch die Vergleichung der Kiemendornen (auch
„Reusenzähne“ genannt) an den Kiemenbögen sehr erleichtert.
Zu diesem Zweck klappe man vorsichtig auf einer Seite die Kiemen-
deckel zurück. Man sieht dann darunter die Kiemenbögen liegen.
|
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|
|
|
.
u &
a re ae a De
Pisces. x 107
Jeder einzelne trägt an seiner hinteren, konvexen Seite die — bei
frischen Fischen vom Blut geröteten — Kiemenblättchen, an seiner
vorderen, konkaven eine ganze Reihe von knöchernen „Kiemen-
dornen“ (Fig. 110), auf deren Beschaffenheit und Zahl es bei der
Artbestimmung ankommt. Man kann zur Erleichterung des Zählens
einfach den ersten obersten Bogen vorsichtig oben oder unten ab-
präparieren und herausklappen und nimmt dann an seinen Reusen-
zähnen die Zählung vor.
Schlüssel zum Bestimmen der Arten (vgl. Fig. 110).
a) Kiemendornen sehr fein und lang, 99—118 an der hohlen
Seite des 1. Kiemenbogens (Fig. 110«). — Der Fisch wird
bis 70 cm lang. C. alosa (Cuv.), Alse.
b) Kiemendornen kurz und dick, 39—43 am 1. Kiemenbogen
(Fig. 1105). — Fisch nur bis 50 em lang.
C. finta (Cuv.), Finte.
ö. C. alosa (Ouv.).
Alse, Maifisch, Mutterhering.
Augen vorn und hinten mit knorpelartigen Augenlidern von
halbmondförmiger Gestalt. Mundspalte bis fast hinter die Augen
reichend. Oberer Mundrand in der Mitte tief ausgeschnitten.
Kiemenbögen an ihrer hohlen Seite mit äußerst zahlreichen,
Fig. 110. Der erste Kiemenbogen mit den Kiemendornen bei @ (Clupea alosa,
db Clupea finta. (Oviginal.)
sehr dicht stehenden, langen und dünnen Lamellen besetzt.
Körper (vorn) ziemlich hoch; stark seitlich zusammengedrückt.
Kinn — bei geschlossenem Maule — vorragend. Kiefer in der
Jugend sehr fein bezahnt. Die scharfe Bauchkante namentlich
nach hinten schneidend gesägt (mit der Hand fühlen!). Schuppen
leicht abfallend, in der Mitte des Schwanzausschnittes in 2 Reihen
dachziegelförmig zu je 2 langen — gleichfalls leicht abfallenden —
Spornschuppen verklebt (vgl. Fig. 109).
Färbung: Rücken olivengrün, mit Metallglanz. Kiemendeckel
und Körperseiten goldglänzend. Hinter dem Kiemendeckel ein
großer, dunkler „Schulterfleck“ mit olivengrünem Schimmer, da-
hinter — nicht regelmäßig — 3—5 kleinere Flecke, nach hinten
108 'Pappenheim,
allmählich undeutlicher und im Alter ganz verschwindend. Flossen
mehr oder weniger schwärzlich. 2
Nordsee (doch auch westliche Ostsee); wandert im Mai (,Mai-
fisch“) in Schwärmen die Flüsse aufwärts, um zu laichen (im Rhein
bis Basel).
Kann 70 cm Länge erreichen.
Fleisch wohlschmeckend, aber grätenreich.
7. C. finta (Cuv.), Finte (Fig. 109).
Wie die vorige Art, aber Kiemenbögen an ihrer hohlen Seite
mit nicht sehr zahlreichen, in Zwischenräumen stehenden,
kurzen und verhältnismäßig dieken Fortsätzen besetzt.
In der Regel mit 5—6 kleineren dunklen Flecken hinter dem
Schulterfleck.
Nur bis 50 em lang.
Nord- und Ostsee; steigt erst 4 Wochen später als die vorige -
Art (im Juni) in die Flüsse.
In Deutschland (stellenweise) in geräuchertem Zustand als
„Goldfisch“ bekannt.
Fam. Salmonidae, Lachse.
Äußere Merkmale: Eine kurze Fettflosse hinter der Rücken-
flosse. Nie mit Barteln.. Bauch nie mit einer Kante, stets zu-
gerundet. — Leib beschuppt, Kopf nackt (vgl. Fig. 115, 119 ff.).
Anatomische Charaktere: Rippen unmittelbar an den Wirbel-
körpern befestigt. Schwimmblase (bei den deutschen S.) groß, nicht -
in mehrere Abschnitte geteilt. Darm mit zahlreichen Pförtner-
anhängen. Die von den Eierstöcken abgelösten Eier gelangen sofort
in die Leibeshöhle, da Eileiter fehlen.
Geographische Verbreitung, Lebensweise, Brunst-
charaktere: Meere und Süßwasser der nördlichen gemäßigten
und kalten Zone. — Auch von den fast dauernd im Meer lebenden
Arten laicht die große Mehrzahl im Süßwasser der Flußmündungen
oder der Flüsse, teilweise sogar in ihren Oberläufen, wohin die
geschlechtsreifen Individuen dann weite Wanderungen unternehmen.
In der Brunstzeit erhalten beide Geschlechter eigentümliche Haut-
wucherungen auf den Schuppen, die Männchen vielfach noch Ver-
änderungen an der Schnauze und in der Farbe. Außerdem kommen
bei mehreren Gattungen sterile Individuen vor, die sich außer
an ihren verkümmerten inneren und äußeren Geschlechtsorganen
noch an mehreren äußeren Merkmalen (dem Fehlen der Brunstkenn-
zeichen, der Erhaltung der Jugendfarbe und jugendlichen Form der
Schwanzflosse, reichlicher Fettentwieklung und lose eingebetteten
Schuppen) leicht erkennen lassen. Wahrscheinlich handelt es sich
hierbei um eine in ihren Ursachen bis in das Embryonalalter
zurückreichende Hemmungsbildung.
Bestimmungsschlüssel für die bei uns vorkom-
menden Gattungen.
A. Zunge zahnlos; Mundspalte klein. Maul zahnlos oder
höchstens sehr schwach bezahnt: hr
Pisces. 109
I. Rückenflosse sehr lang, mit 19—24 Strahlen, doppelt so
lang wie die Afterflosse; Schuppen festsitzend, Maul von
gewöhnlicher Form (Fig. 111). Gatt. Thymallus Asche.
In Deutschland nur eine Art. Th. thymallus (1.)
II. Rückenflosse mäßig lang (14—17 Strahlen), ungefähr
ebenso lang wie die Afterflosse; Schuppen leicht aus-
fallend, Maul meist auffallend gestaltet (Fig. 115).
Gatt. Coregonus, Maräne, Renken.
B. Zunge bezahnt; Mund tief gespalten; Maul stets deutlich
bezahnt:
I. Unterkiefer vorstehend; Maulspalte oberständig.
Gatt. Osmerus, Stirt.
In Deutschland nur eine Art (Fig. 119). O. eperlanus L.
II. Unterkiefer nicht vorstehend; 'Maulspalte nie oberständig
(Fig. 122—124). Gatt. Salmo (im weiteren Sinne).
Thymallus.
Eine einzige Art.
8. Th. thymallus (L.), (Fig. 111).
Äsche, Asch.
R 57/1417, A 3--4/9—10, Sch 86—88
7—8
9—10
Rückenflosse sehr lang, bogenförmig abgerundet (im Profil),
doppelt so lang wie die Afterflosse, der davorliegende Teil des
Rückens eine fast schneidende Kante bildend. Scheitel etwas ab-
geflacht. Mund breit, aber nicht tief gespalten — nur bis unter
den Vorderrand der Augen reichend. Kiefer mit einer einfachen
Reihe sehr schwacher und spitzer Zähne besetzt. Zunge zahnlos.
Kehle schuppenlos, häufig auch von hier aus 2 nackte Haut-
streifen rechts und links der Bauchmitte nach hinten ziehend.
Fig. 111. Ziaymallus thymallus (L.)
Farbe am Rücken graugrün, Seiten und Bauch silberweiß
glänzend. Am Rücken und (nicht immer) auf den Körperseiten
mehr oder weniger zahlreiche kleine grauschwärzliche runde Flecken,
etwa von halber Schuppenhöhe. An den Seiten oft deutliche dunkle
Längsstreifen. Brust- und Bauchflossen schmutzig gelbrot; Rücken-,
_After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse violett; Rückenflosse
mit purpurrotem Spiegel, von schwarzen Fleckenbinden durch-
110 Pappenheim,
Ar re
zogen. Der ganze Körper goldiggrün irisierend, am stärksten in
der Brunst.
Bei ausgewachsenen 4 können die verlängerten letzten
Rückenflossenstrahlen bis an die Fettflosse reichen.
In klarem, schnell fließendem Wasser; in Norddeutschland
seltener als im Süden. Ein sehr gefräßiger Raubfisch.
Laicht März bis April, in dieser Zeit am Rücken und den
Seiten mit schwartigen Wucherungen auf den Schuppen, die den
sterilen Individuen fehlen.
Coregonus.
Maräne, Renke, Felchen.
Körper etwas seitlich zusammengedrückt. Schuppen verhältnis-
mäßig (d. h. für die Fam. Salmonid.) groß, leicht abfallend. Mund-
spalte verhältnismäßig klein; Maul nur mit sehr feinen, vergäng-
lichen Zähnen besetzt. Die kurze Rückenflosse beginnt dicht vor
den Bauchflossen (vgl. Fig. 115).
Körper stets ohne jede Flecke oder Punkte.
Fressen ausschließlich kleine (bis mikroskopische) Wassertiere
[daher keine Angelfische]. Leben stets in gleichalterigen Gesell-
schaften zusammen.
In der Laichzeit schwillt bei den Z der langschnauzigen
Arten der Knorpel und das Bindegewebe der Schnauze mehr oder
weniger stark an; bei beiden Geschlechtern aller Arten entwickelt
sich auf den Körperseiten ein milchweißer Hautausschlag, indem
jede Schuppe der ersten 3—4 Reihen ober- und unterhalb der
Seitenlinie, schwächer die Schuppen der Seitenlinie selbst, eine
Epithelverdickung in Form einer Mittellängsleiste erhält. Dadurch
entsteht eine erhabene Längsstreifung auf den Körperseiten.
Die Arten sind zum Teil
schwierig zu unterscheiden.
Man lasse sich nicht dazu
verleiten, etwa auffallenden
Abweichungen von der allge-
& meinen Körperform, nament-
lich in der Gestalt des
a Rücken- oder Bauchprofils,
eine Bedeutung beilegen zu
wollen, da hier große Unter-
d schiede vorkommen. So findet
man innerhalb mehrerer Arten
j (z. B. bei C. aldula) neben
fe re Individuen mit der Grund-
ERTL form (Fig. 1122) — Schnauzen-
E spitze und Schwanzpartie in
Fig. 112. Varianten der Körperform inner- der Körperachse gelegen,
halb einer Coregonus-Art. Schema. (Ori- Rücken- und Bauchprofil an-
ginal.) nähernd gleich gekrümmt,
„spiegelkongruent‘“‘ — solche
mit vollständig gerade durchgedrücktem Rücken und stark ge-
bogenem Bauch (Fig. 1122), bei denen die Schnauzenspitze in die
Rückenlinie tritt, daneben aber auch andere mit abgeflachtem
En Lu nd male ae ale nn m 7 u a.
Pisces.
111
Bauch (Fig. 112c) und stark gebogenem Rücken, bei denen die
Schnauzenspitze und die Schwanzpartie in die Bauchlinie rücken.
Möglicherweise handelt es sich in den beiden letztgenannten
Fällen um — allerdings verhältnismäßig häufig auftretende —
Pathologien, die vielleicht auf embryonale Verkrümmungen zurück-
zuführen sind.
Schlüssel für die Arten der Gattung Coregonus*).
I. Unterkiefer mit seinem Kinn deutlich vorstehend (bildet das
Vorderende des Kopfes), stark verschmälert, in einen Aus-
der oberen Kieferknochen
schnitt
hineinpassend und von diesen schach-
telartig eingehüllt.
hältnismäßig tiefe Spalte bildend,
diese schräg nach oben gerichtet
(Untergatt. Argyrosomus, Fig. 113).
C. albula L., Kleine Maräne.
IT. Unterkiefer mit keinem Teile vor-
stehend, nicht verschmälert, die obe-
Maul eine ver-
Fig. 113. Coregonus albula L.
ren Kieferknochen ohne Ausschnitt Kopf. (Original.)
für den ‘Unterkiefer.
Maulspalte
verhältnismäßig klein, nie schräg nach oben gerichtet. (Unter-
gattung Coregonus im engeren Sinne.)
A. Mundöffnung deutlich unterständig, stets von der vor-
springenden Oberlippe und den Kieferknochen überragt
(vgl. Fig. 114, 115, 116).
1.
Schnauze vorn in eine
weiche, kegelförmig vor-
springende, stark ver-
längerteSpitzeausgezogen,
diese etwa von der Länge
der Maulbreite und von
blaugrauer (bis schwärz-
licher) Färbung (Fig. 114).
C. oxyrhynchus L.,
Schnäpel.
Schnauze ohne eine vor-
gezogene weiche kegelför-
Fig. 114. Coregonus oxyrhynchus |
L. Kopf. (Original.)
mige Spitze, aber doch mit schrägem Profil die Mund-
öffnung überragend (wenn auch in verschiedener Weite,
vgl. Fig. 115, 116). Kiemendornen ziemlich kurz, 20
bis 30 auf dem ersten Kiemenbogen.
a) Nur 20 Kiemendornen auf dem ersten Kiemen-
bogen **).
C. hiemalis Jur., Kilch.
b) 22—30 Kiemendornen am ersten Kiemenbogen.
l) Nur 22 Kiemendornen am ersten Bogen.
C. fera Jur., Bodenrenke, Weißfelchen.
*) Teilweise nach Nüßlin.
**) Als Ausnahmen kommen auch 19 und 21 vor.
(Fig. 115).
112 Pappenheim,
2) 24—26 Kiemendornen am ersten Bogen *).
a) 100 und mehr Querreihen von Schuppen in
der Seitenlinie.
C. lavaretus L., Wandermaräne, Meer-
maräne.
ß) S4—95 Querreihen von Schuppen in der
Seitenlinie.
C. maraena (Bl.), Große Maräne, Madü-
maräne (Fig. 116).
Fig. 115. Coregonus fera Jur.
B. Mundöffnung endständig, nicht von der Oberlippe oder
den Kieferknochen überragt. Schnauze ziemlich genau
senkrecht abgestutzt (Fig. 117).
Die Afterflosse hat die Formel:
1. 4 3—4/14—16. €. generosus Ptrs., Edelmaräne.
2. A 4/11—12.
a) Kiemendornen sehr verlängert, schlank, auffallend
dicht aneinandergereiht, etwa 41 auf dem ersten
er
Fig. 116. Coregonus maraena Bl. Fig. 117. Coregonus wartmanni Bl.
Kopf. (Original.) Kopf. (Original.)
Bogen (untere Grenze 36, obere 44); Kopfrücken
und Rücken dunkel, paarige Flossen hell, Kiemen-
deckel pigmentiert.
C. macrophthalmus Nüßl.,, Gangfisch.
b) Kiemendornen kürzer, nicht sehr dicht gestellt,
etwa 35 auf dem ersten Bogen (untere Grenze 34,
*) Als Ausnahmen kommen auch 23 und 27—81 vor.
LEE
Pisces. 118
TERN,
obere 38); Kopfrücken und Rücken hell, paarige
Flossen dunkel, ihre Endfelder tief geschwärzt,
Kiemendecken pigmentlos.
C. Wartmanni Bl., Blaufelchen (Fig. 117).
Coregonus.
9. €. albula L. (Fig. 113).
Kleine Maräne, Maräne.
7—9
g
Maulspalte oberständig, schief aufwärtsgerichtet; der Unter-
kiefer mit seinem mehr oder weniger ausgeprägten Kinn vorstehend
und in einen Ausschnitt der Oberlippe hineinpassend. Dadurch
das Kopfprofil heringsähnlich. Kopflänge etwa 5mal in der
Körperlänge enthalten. Die Seitenlinie vom Schwanz bis oberhalb
der Brustflossenspitze ziemlich gerade, dann nach vorn aufsteigend.
Rücken blaugrau, Seiten und Bauch silberglänzend. Rücken-
und Schwanzflosse grau, Brust-, Bauch- und Afterflossen weißlich.
Tiefenbewohner zahlreicher Landseen der norddeutschen Seen-
platte, von Ostpreußen bis Holstein, südlick bis Niederschlesien
Laicht November und Dezember, wandert dazu, oft schon Monate
vorher, aus einem See in den andern.
Erreicht nur 35 em Länge; wird meist in Heringsgröße ge-
fangen.
R 4/89; R 4/1112; Sch 82-84
10. €. oxyrhyncehus L. (Fig. 114, Kopf; Fig. 118, Larven).
Schnäpel, Schnepel.
R 4/10; A 4/10—13. Sch 80—88 3 =
Schnauze sehr weit über den Unterkiefer vorragend und nach
vorn in eine weiche, kegeltörmige Spitze verlängert. Körper schlank,
‚gestreckt. Schwanzstiel gedrungen.
Färbung: Sei-
ten und Bauch
silberweiß, am
Rücken blau-
schwarz, ebenso
sämtlicheFlossen. %
Die Schnauzen-
spitze blaugrau
bis schwärzlich.
Nordsee und
westliche Ostsee.
Laicht im Süß- 2.
Wasser, wohin er Fig. 118. Larven von Coregonus oxyrhynchus L. 1. Frisch
Ende Oktober bis ausgeschlüpft; natürl. Größe 11 mm. 2. 18 Tage alt;
Anfang Novem- natürl. Größe 14 mm (nach €. J. Sundevall).
ber in Scharen
eintritt. Wandert die Flüsse nicht sehr weit aufwärts (selten bis
zum Mittelrhein, Elbe bis Magdeburg, Weser bis Münden u. a.).
Länge 20—50 cm.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 6)
ER BE
114 Pappenheim,
Während der Laichzeit erhalten die Männchen einen starken,
knotigen Hautausschlag auf 2 oberhalb und 3 unterhalb der Seiten-
linie gelegenen Schuppenreihen. Diese Knötchen bilden auf den
Schuppen erhabene Mittellinien; nach ihrem Schwinden bleiben zeit-
weise Längsstreifen auf den Schuppen sichtbar.
11. €. hiemalis.
Kilch, Kropffelchen, Kirchfisch.
. R 4/9 —13; A 4/9—13; Sch 18—90 —.
Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab-
gestutzt, die Unterlippe überragend, die Mundöffnung dadurch
unterständig. Nur 20 kurze Kiemendornen am ersten Kiemen-
bogen. Kopf nur 3'/,—3°/,mal in der Körperlänge enthalten.
Färbung: Rücken blaß braungelb, nirgends schwärzlich ge-
{rübt; Seiten, Bauch und Flossen blaß bräunlichgrau, nur die
Ränder der Rücken- und Schwanzflosse, zuweilen auch die Spitzen
der übrigen Flossen etwas angeschwärzt.
Grundfisch des Boden- und Ammersees. (Doch zeichnet sich
der Kilch des Bodensees durch verlängerte Brustflossen vor dem
des Ammersees aus -— sie reichen, nach vorn umgeklappt, bei
ersterem bis vorn an die Mundspalte, bei letzterem nur bis an
die Mundwinkel.) Laicht Ende September— Oktober.
Länge 20—35 cm.
12...C.. fera. Jur. (Fig. 115).
Bodenrenke, Sandfelchen, Weißfelchen, Adelfisch.
—11
RA/11; A 4/11—12; Sch 80—98 —.:
Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab-
gestutzt, den Unterkiefer überragend. Mundöffnung dadurch unter-
ständig. 22 mäßig lange Kiemendornen am ersten Kiemenbogen.
Kopf 3°/,—4mal in der Körperlänge enthalten.
Rücken von blauschwarzer Färbung, doch diese nicht sehr tief
auf die Seiten reichend; Seiten und Bauch silberweiß**). Flossen
grau, oder an den Spitzen dunkler gefärbt.
Grundfisch des Boden-, Würm- und Schliersees. Laicht Ende
November an flacheren, steinigen -oder kiesigen Uferstellen (,„Sand-
felchen‘“). In dieser Zeit mit Hautausschlag auf den Schuppen.
Länge 40—60 cm.
13. C. lavaretus L.
Ostsee- oder Wandermaräne, Ostseeschnäpel.
104-198
R 3-4/10—11; 4 3-4/10—12; Sch 100-105 ——:
Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab-
gestutzt, den Unterkiefer überragend. Mundöffnung dadurch unter-
*) Aus der Tiefe mit dem Netz hervorgezogen, sind die Kilche meist ‚‚trommel-
süchtig‘‘, d. h. die Schwimmblase dehnt sich unter dem verminderten Druck stark
aus und verursacht eine starke Vortreibung des Bauches (,,Kropffelchen‘‘),
**) Daher am Bodensee ‚‚Weißfelchen‘‘ genannt.
ne lllalnn Zum ld a dan u an Ama u ll a lila nl nl aan nn 2.
N
Pisces. 115
- ständig. Schwanzstiel ziemlich schlank. 25—26 mäßig lange Kiemen-
dornen am ersten Kiemenbogen.
Rücken grau- oder blaugrün, Oberkopf bisweilen mit zahl-
reichen kleinen schwarzen Flecken, die Seiten heller; Bauch silber-
weiß. Sämtliche Flossen bläulichgrau, dunkel gesäumt, die Spitzen
schwärzlich.
Ostsee. Steigt im Herbst in die Haffe und Küstenseen der
Ostsee, so z. B. das Kurische Haff, die Putziger Wiek, den Leba-
see u. a:
Länge 40—60 cm.
14. C. maraena (Bl.) (Fig. 116).
Große Maräne, Madümaräne.
104—124
8—10
Schnauze wie bei voriger Art. Schwanzstiel auffallend plumper
als bei der vorigen. Desgleichen die Schuppen größer und weniger
zahlreich. Kiemendornen meist 25—26 am ersten Bogen, seltener
23—24 oder sogar 27—29 (31!), von mäßiger Länge.
Läßt sich an den größeren Schuppen, dem kürzeren und höheren,
plumpen Schwanzstiel und der größeren Körperhöhe von dem ähn-
lichen €. Zavaretus unterscheiden, mit dem sie augenscheinlich näher
verwandt ist, als mit C. fera.
Ein Tiefenfisch des Madüsees in Pommern, des Schaalsees in
Mecklenburg und des Selentersees in Holstein*). Laicht Mitte No-
vember bis Dezember an seichten Stellen.
Länge bis 50 em, selten Individuen von 1 m Größe.
Fleisch außerordentlich geschätzt.
R 3-4/10—11; 4 34/1013; Sch 8495
15. ©. Wartmanni (Bl.) (Fig. 117).
Renke, Blaufelchen.
9—10
R 4/10—11; 4 4/11—12; Sch 83—95
Kopf nach vorn stark verschmälert, in der Jugend überaus
schlank, Schnauze niedrig, gestreckt und vorn senkrecht abgestutzt,
nicht nach unten und hinten schräg abfallend. Mundöffnung genau
oder fast genau endständig. Schwanzstiel gestreckt und niedrig.
Kiemendornen ziemlich schlank (im Vergleich zur Zavaretus- ma-
raena- fera-Gruppe), etwa 35 auf dem ersten Kiemenbogen **). Kopf-
länge ist 4mal in der Körperlänge enthalten.
Kopfrücken und Rücken hell, Seiten und Bauch silberglänzend.
Paarige Flossen dunkel blauschwarz, ihre Endfelder tief geschwärzt,
Kiemendeckel und Wangen pigmentlos.
*) Eine auf umfangreiches Material gestützte Vergleichung der Maränen dieser
3 Seen steht noch aus.
**) Untere Grenze 34, obere Grenze 38.
s*
116 Pappenheim,
Tiefenfisch des Ober- und UÜberlinger Sees (Bodensee), des
Rieg-, Staffel-- Ammer-, Starnberger Sees, des Chiem-, Tegern-,
Kochel-, Walchen- und Eibsees. '
Länge 30—36 cm.
16. €. generosus Ptrs.
Edelmaräne.
9—11
9—10
Körpergestalt und Kopf wie bei wartmannz, ebenso der Schwanz-
stiel. Doch unterscheidet sich die Art leicht an ihren zahlreicheren
[39-—40°*)] und deutlich längeren, noch schlankeren Kiemendornen,
ihre größere Körperhöhe und ihre viel dichter gestellten Schuppen
von dem nahe verwandten C. Wartmanni.
Die größere Strahlenzahl in der Afterflosse gibt ein weiteres
Merkmal.
Farbe silberglänzend, auf dem Rücken bläulich. Oberseite des
Kopfes schmutzig olivgrün mit zahlreichen kleineren dunklen Flecken,
ebensolche auf der Rückenflosse in ihrem basalen Teil. Brustflossen
an ihrem Außenrand, Bauchflossen an ihrem Ende, Afterflosse am
Vorderende und Schwanzflosse am Rande geschwätrzt. s
Pulssee bei Bernstein (Neumark), ebenso im Gorzyner und Alt-
Görziger See (Kr. Birnbaum).
Laicht Ende November bis Dezember.
Fleisch wohlschmeckend.
R 4/9—11; A 4/12—16: Sch 93—107
17. C. macrophthalmus Nüsslin.
Gangfisch.
Unterscheidet sich in folgenden Merkmalen von der verwandten
Art €. Wartmanni: Kopf größer und plumper, weniger nach vorn
verengt und zugespitzt, mit — verhältnismäßig — größerem Auge.
Kiemendornen länger und schlanker, dichter stehend und zahl-
reicher, etwa 41 am ersten Kiemenbogen**). Kopf- und Körper-
rücken intensiv dunkel pigmentiert, ebenso Wangen und Kiemen-
deckel; Flossen farblos, nie mit geschwärzten — höchstens mattgrau
gesäumten — Endfeldern; Brustflosse häufig weingelb.
Meist 27 cm lang (im Durchschnitt).
Im Bodensee weiter verbreitet als das Blaufelchen, welches
im Untersee fehlt. Kein ausgesprochener Tiefenfisch. Laicht im
fließenden Rheili zwischen Konstanz und Ermatingen im Novem-
ber scharenweise auf sandigen Stellen.
Osmerus.
Eine einzige Art.
*) Untere Grenze 37, obere 42,
**) Untere Grenze 36, obere 44.
Pisces. 117
18. ©. eperlanus L. (Fig. 119).
Stint [Seestint, kleiner Stint).
R 3/78; 4 3/1113.
Körper ziemlich langgestreckt, verhältnismäßig wenig zusammen-
gedrückt. Unterkiefer sehr stark vorstehend. Maulspalte bis hinter
das Auge reichend. Kiefer, Gaumen, Pflugscharbein, Zunge bezahnt,
die beiden letzteren tragen die größten Zähne am Vorderende (Fig.
1192). Seitenlinie nur auf den ersten S—10
Schuppen ausgebildet. Schwanzflosse tief < ®
ausgeschnitten, deutlich gabelförmig. Den
sehr lose eingebetteten Schuppen fehlt der
Silberbelag, wie auch der Haut an den
meisten Stellen.
Fig. 119. Osmerus eperlanus L. a Maul mit den Zähnen.
Färbung Schwankungen unterworfen: Schnauze, Kopf und
Rücken gewöhnlich blaugrau, die Seite mit einem metallisch glän-
zenden Seitenstreifen. Körper stellenweise durchsichtig, so am
Scheitel, Rücken, Bauch, Unterseite des Schwanzes.
Gewöhnlich in der Tiefe größerer Binnenseen „kleiner Stint“,
aber auch in der Nord- und Ostsee „großer Stint“. Zur Laichzeit
scharenweise mehr in fließendes Wasser gehend und während dieser
Wanderungen stellenweise Gegenstand des Massenfanges.
In 2 Formvariationen auftretend: Der „große‘‘ oder Seestint
ist heller und erreicht 30 cm Länge, der „kleine“ Stint ist etwas
dunkler und erreicht nur 15 cm.
Salmo.
Schuppen klein, meist festsitzend*). Mundspalte sehr weit,
mit zahlreichen, zum Teil kräftigen Zähnen auf den meisten
Knochen und der Zunge. (Die Rückenflosse beginnt vor den Bauch-
flossen, Fig. 100.a).
Körper meist mit — oft zahlreichen — schwarzen oder roten
Punkten und Flecken. Die Jungen außerdem noch mit je einer
schwarzen Fleckenbinde an den Körperseiten (S—12 große, quer-
ovale Flecke, ihr Pigment sitzt tiefer, unterhalb der Schuppen), die
in der Regel bereits im zweiten Lebensjahr verschwindet. Schwanz-
flosse in der Jugend stets deutlich gabelig; der anfangs scharf-
winkelige Ausschnitt wird später allmählich flacher und verschwindet
bei manchen Arten schließlich ganz.
*) Doch vgl. S. 108, sterile Individuen,
8
118 Pappenheim,
Die geschlechtsfähigen Z erhalten im Alter eine starke Verlänge-
rungder Schnauzenknochen unddes Unterkiefers; letzterer krümmtsich
allmählich hakenförmig nach oben und greift in eine Grube am Gaumen
ein, so daß zuletzt dadurch das Schließen des Maules verhindert
wird (Fig. 123). Außerdem entwickelt sich bei ihnen zur Laichzeit
eine schwartige Hautwucherung auf den Schuppen des Hinter-
rückens und der Unterseite des Schwanzes, wodurch die Schuppen
allmählich in grubenartige Vertiefungen zu liegen kommen. Auch
wird die Färbung des ganzen Körpers, namentlich mit zunehmen-
dem Alter, prachtvoller als bei den ®, besonders gern treten am
Bauch rote Töne auf.
Bei mehreren Arten der Gattung kommen regelmäßig sterile
Individuen vor, die sich außer durch den Mangel ausgebildeter
Greschlechtsorgane auch schon äußerlich an sekundären Oharakteren
erkennen lassen. (Vgl. hierüber das auf S. 108 und bei den ein-
zelnen Arten Gesagte).
a
Fig. 120. Maul einer Forelle, geöffnet, um die Lage des Pflugscharbeins (Vomer)
und seiner Zähne zu zeigen. z Zähne auf dem Pflugscharbein. Schema. (Original.)
Außere Färbung überaus variabel, auch innerhalb der Indi-
viduen eines Fundortes einer Art, und wahrscheinlich von einer
Reihe verschiedener Faktoren beeinflußt (so z. B. vielleicht Tem-
peratur, Licht, Bodenbeschaffenheit, Ernährungszustand u. a.).
Dagegen scheint die Art der Nahrung ausschließlich auf die
Farbe des Fleisches eine Wirkung auszuüben.
Für die Unterscheidung der Arten leistet die Untersuchung des
„Pflugscharbeins“ *) wichtige Dienste. Diesen Knochen findet man
auf der Oberseite der Mundhöhle, in der Mittellinie des Gaumen-
daches, gleich hinter der Oberlippe beginnend und gerade nach
hinten verlaufend. Meist ist er schon ohne weiteres an seinen
Zähnen (Fig. 120z) kenntlich.
*) Dieser Knochen trägt seinen Namen bei den Fischen nicht ganz mit gutem
Grunde. Dagegen ähnelt der entsprechende Knochen des menschlichen Schädels
einigermaßen einer Pflugschar.
Um ihn sichtbar zu machen, kocht man am besten den ganzen Schädel vor-
sichtig und schält dann den Knochen heraus. Hat man nur einen Fisch zur
Verfügung und will man den Kopf schonen, so kann man auch, bei einiger Übung
im Präparieren, den Knochen ohne weiteres herauspräparieren,
a u 0 u an
a Pisces. 119
Namentlich ist ihre Stellung und Verteilung für die Art-
_ unterscheidung sehr wichtig. Stets unterscheidet man am frei
_ präparierten Pflugscharbein (vgl. hierzu die Fig. 12la—d):
1. Die „Platte“, d. i. sein vorderster, meist etwas verbreiterter
- Teil. (In den Fig. oben gelegen.) Man beachte ihre Form, be-
_ sonders am Hinterrande. Die auf der Platte stehenden Zähne
bilden gewöhnlich mit den inneren Zähnen der oberen Kiefer-
knochen — ‚„Gaumenzähne‘ — eine zusammenhängende Reihe.
2. Den „Stiel“, d. i. sein hinterer Teil. (In den Fig. nach
unten gerichtet.) Die hier stehenden Zähne bilden meist ein in
der Mittellinie des Gaumens gerade nach hinten verlaufendes ein-
- oder doppelreihiges Band.
_ Bestimmungstabelle für die Untergattungen und
| Arten der Gattung Salmo”).
1. Pflugscharbein kurz, nur ganz vorn auf der höckerartig er-
habenen „Platte“ mit Zähnen; sein „Stiel“ glatt, ohne Kiel
und stets zahnlos (Fig. 121a). Schuppen außerordentlich
klein (in 180—250 Querreihen). Schwanzflosse zeitlebens mit
halbmondförmigem Ausschnitt. Untergatt. Salvelinus.
Fig. 121. Pflugscharbein (Vomer) mit den Zähnen von a Salmo hucho, b Salmo
salar, c Salmo fario, d Salmo trutta. (Original, etwa doppelte Naturgröße.)
A. Weniger als 15 Reusenzähne”*) auf dem 1. Kiemenbogen.
Kopf sehr langgestreckt. Körper ziemlich zylindrisch, an
*) Im weitesten Sinne.
**) Über ihre Lage und Präparation vgl. das auf S. 107 bei der Gattung C/upea
Gesagte.
a E E— eu
120
II:
III.
Pappenheim,
den Seiten oft mit schwarzen, nie mit roten Punkten.
Der Stiel des Pflugscharbeins nur schwach ausgehöhlt,
in der Mitte mit kurzer, dünner Leiste; der ganze Knochen
sehr massiv (Fig. 121a). S. hucho L., Huchen.
B. Mehr als 16 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen. Kopf
nicht auffallend langgestreckt. Körper seitlich etwas zu-
sammengedrückt, an den Seiten häufig mit hellen oder
roten, nie mit schwarzen Punkten. Der Stiel des Pflug-
scharbeins kahnförmig ausgehöhlt, ohne Mittelleiste; der
ganze Knochen sehr zart und dünn.
a) Mehr als 20 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen.
S. salvelinus L., Saibling.
b) Etwa 17 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen.
S. fontinalis Mitch., amerikan. Bachsaiblinge.
Pflugscharbein lang, die — abgerundet fünfeckige — Platte
zeitlebens zahnlos; sein Stiel zart, mit einer schwachen
niederen Mittelleiste, diese mit einer einfachen Reihe sehr
schwacher Zähne, von denen meist nur ganz vorn einige er-
halten bleiben, im Alter ganz zahnlos (Fig. 1215). Schuppen
in 120—130 Querreihen. In der Regel über 17 Kiemen-
dornen am 1. Kiemenbogen. Schwanzflosse im Alter obne
Ausschnitt (Fig. 123 u. 123a). (Untergatt. Salmo [im eng.
Sinne].) S. salar, Lachs.
Pflugscharbein lang, die — mehr dreieckige — Platte mit meh-
reren, im Alter teilweise ausfallenden Zähnen in querer Stel-
lung; sein Stiel ziemlich massiv, mit einer starken, hohen
Mittelleiste, diese mit starken, teilweise ausfallenden Zähnen
in einfacher oder doppelter Reihe (Fig. 121cu.d). Schuppen
in 120—130 Querreihen. In der Regel weniger als 17 Kiemen-
dornen am 1. Kiemenbogen. Der spitze Ausschnitt der
Schwanzflosse geht schon früh verloren. (Untergatt. Trutta.)
A. Der Stiel des Pflugscharbeins trägt überall zwei — meist
sehr deutliche — (Fig. 121c) (selten etwas unregelmäßige)
- Reihen sehr starker Zähne. Korkeien fast immer mit
roten Punkten (daneben auch schwarze).
1. Körperseiten ausschließlich mit roten (und daneben
häufig auch schwarzen) Punkten, meist mit hellen
Umrandungen (Fig. 124). T. fario L., Forelle.
2. Körperseiten mit roten Punkten und einem ebensolchen
— in der Laichzeit irisierenden — Seitenbande.
T. irideus Mitch.,
Amerikanische Regenbogenforelle.
B. Der Stiel des Pflugscharbeins trägt meist vorn eine ein-
fache Reihe oft abwechselnd nach links und rechts herüber-
gebogener Zähne, die nach hinten oder nach vorn teilweise
doppelt stehen können (sehr selten überall zweireihig).
Körperseiten silbrig, nie mit roten, meist mit zahl-
reichen schwarzen Punkten (Fig. 1214).
Zwei sehr nahe verwandte Arten.
l. T. trutta L., Meerforelle, Lachsforelle (Fig.
1214, Pflugscharbein). |
u
Pisces. ; +21
2. T. lacustris L., Seeforelle, Lachsforelle.
Unterschiede s. im Text.
Salvelinus.
19. S. hucho (L.), (Fig. 122).
Huchen, Huch, Rotfisch.
R 4/9—10; A 4—5/7—9; Sch etwa 180.
Körper gestreckt und etwas zylindrisch. Die Platte des massiven
Pflugscharbeins mit 5—7 Zähnen in querer Stellung, die aber selten
vollständig erhalten sind (Fig. 121a); sein Stiel mit kurzer, dünner,
_ stets zahnloser Mittelleiste.e Unterkieferzähne stärker entwickelt
Fig. 122. Salvelinus hucho (L.).
als die der oberen Kieferränder. Schwanzflosse von gabelförmiger
Form, auch bei vorgeschrittenerem Alter noch mit einem Ausschnitt.
Rücken grau, Brust und Bauch silberweiß, an den Seiten all:
mählich ineinander übergehend, bei älteren Exemplaren öfter mit
rötlichem Schimmer. Rücken und Körperseiten mehr oder weniger
mit schwarzen, eckigen Flecken besetzt, unter der Seitenlinie meist
undeutlich. Flossen schmutzig weiß, ungefleckt; Rücken- und
Schwanzflosse schwarz getrübt.
Sehr gefräßiger Raubfisch; sehr spät geschlechtsreif. Wird
bis 2 m lang; laicht März bis Mai an seichten, kiesigen Stellen.
In dieser Zeit die d mit schwartenartigem Ausschlag.
Nur im Donaugebiet. Liebt lebhaft strömendes Wasser. Wandert
nie ins Meer.
20. S. salvelinus (L.).
Saibling, Salbling, Salmling, Rotforelle, Röteli, Ritter.
R 3/9—10; 4 3/8—9; Sch etwa 190--220.
Körpergestalt (Kopfform) sehr schwankend, in der Jugend und
beim 2 gewöhnlich stumpfschnäuziger; bei alten g häufig der
Unterkiefer in einen hakenförmigen Fortsatz verlängert, der in
einen Ausschnitt der oberen Kiefer paßt.. Beim & Brust- und
Bauchflossen meist etwas verlängert.
Rücken meist blaugrau, nach den Seiten und dem Bauch all-
mählich aufhellend. Der Bauch häufig orangerot, besonders in
der Brunstzeit und beim 9. Körperseiten häufig mit runden, hellen
Flecken, am Bauch in der Farbe des letzteren, mit zunehmendem
Alter kleiner werdend; selten marmoriert. Rücken- und Schwanz-
122 . Pappenheim,
flosse dunkelgrau. Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich oder
orangerot, am Vorderrand stets milchweiß gesäumt, dahinter oft
schwärzlich getrübt.
Altere Individuen zuweilen am Bauch und in der Kiemen-
gegend schwarz pigmentiert. |
Nur in den Alpenseen (z. B. Königssee, Schliersee u. a.) und
einigen Seen der voralpinen Hochfläche (Ammersee, Starnberger
See u. a.) in tieferem Wasser. &
Selten über 60 cm lang. (Alte Olgemälde riesiger ‚S. im Jagd-
schloß St. Bartholomä.)
Auch sterile Exemplare kommen vor und sind den Fischern
bekannt.
Frißt hauptsächlich kleine Entomostraken (Daphniden und
Cykiopiden). |
Laicht Ende Oktober bis Dezember an kiesigen Stellen der
von ihm bewohnten Seen. Wandert nicht. In dieser Zeit bei den
Männchen Rücken und Bauch mit schwartenförmigen Haut-
verdicekungen und orangerotem Bauch (s. o.) Fleisch sehr geschätzt.
Hieran schließt sich der als eine Varietät des Saiblings auf-
gefaßte
S. salvelinus var. profundus Schillinger.
Wird angeblich nur bis zu 16 cm lang; schon bei 10 cm ge-
schlechtsreif. Unterscheidet sich vom eehten Saibling durch seine
verhältnismäßig viel größeren Augen und den kurzen Kopf mit
stumpfer Schnauze.
Bisher — bei uns — nur aus dem Boden- und Ammersee be-
kannt, wo er nur in Tiefen über 70 m vorkommen soll.
Über den Bastard: S. salvelinus = S. ‚fontinalis Mitch. ‚Elsässer
Saibling‘‘ siehe bei Salmo fontinalis.
21. S. fontinalis Mitch.
Amerikanischer Bachsaibling.
om
3
R 379; A 3/67; Sch 230 ”
Körpergestalt etwa wie bei voriger Art (den Unterschied in der
Zahl der Kiemendornen siehe in der Bestimmungstabelle). Schwanz-
flosse in der Jugend tief-, im Alter nur halbmondförmig aus-
geschnitten.
Farbe stark abändernd. In der Regel Körperseiten mit roten
Flecken, diese stets kleiner als die Pupille. Rücken meist flecken-
los, dafür verschieden stark mit Dunkelolivengrün oder Schwarz
gemustert. Nach dem Bauch heller. Rücken- und Schwanzflosse
düster gemustert. Bauch- und Brustflossen dunkel, vorn mit einem
bleichen, meist orangefarbenen Bande mit dunklem Hintersaum.
Bauch beim d mehr oder weniger rot. k
Aus Nordamerika 1879 eingeführt und bei uns in Zucht-
anstalten gezüchtet und ausgesetzt; hat sich an einzelnen Stellen,
7. B. im Regierungsbezirk Kassel, im Regen, der Altmühl und zahl-
reichen Gebirgsbächen Südbayerns bereits eingebürgert und pflanzt
sich selbständig fort, z. B. im Barmsee am Wetterstein (886 m
ü. d. M.). Liebt kühles Wasser. |
Pisces. 123
Laicht Mitte Oktober bis März in flachem, stark strömendem
Wasser.
Diese Art ist auf künstlichem Wege mit S. salvelinus gekreuzt.
Der so entstandene Bastard „Elsässer Saibling“, Salmo salvelinus x
Salmo fontinalis, ist wegen seiner Schnellwüchsigkeit ein beliebter
Mastfisch der Züchtereien.
Salmo.
22. S. salar L. (Fig. 123 u. 123a).
Lachs, Salm.
R 3—4/9—11; A 3/7—8; Sch 120—130.
Körper sehr in die Länge gezogen und seitlich etwas zusammen-
gedrückt. Schnauze schmächtig und ziemlich lang vorgezogen.
Die Platte des verhältnismäßig zarten Pflugscharbeins fünfeckig
und stets zahnlos; sein Stiel sehr lang und dünn, mit einer
niedrigen Längsleiste und einer einzigen Reihe*) von schwachen
Zähnen darauf, diese von hinten nach vorn schon früh verloren
sehend”*), allmählich fast ganz (Fig. 1212). Unterkieferzähne
stärker entwickelt als die der Gaumen- und Pflugschargegend.
Fig. 123. Salmo salar 1.
Rücken blaugrau, Seiten silberig,
(nicht immer) mit wenigen schwarzen
Flecken besetzt. Unterseite mit Silber-
glanz; Flossen dunkelgrau, Brust- und
Bauchflossen in der Jugend heller.
Wird bis 1,50 m lang.
Nord- und Ostsee (NB. bei uns);
steigt von da scharen weise in die Ströme
bis zu ihren Quellflüssen, um zu laichen Fig. 123a. Kopf eines „Haken-
(Rhein, Weser, Elbe, Oder, Weichsel, lachses‘“.
Memel u. a.) und überwindet dabei
springend selbst einige Meter hohe Hindernisse. Große Wasser-
fälle (Rheinfall) und hohe Wehre können nicht überschritten werden.
(Daher „Lachstreppen“ angelegt.)
In der Wanderzeit dunkler gefärbt, die d häufig mit roten,
im Alter zu Ziekzacklinien zusammenfließenden Flecken und mit
purpurrotem „Bauch, Rücken und Flossen mit schwartigen Ver-
diekungen. Altere $ mit verlängerter Schnauze und Unterkiefer,
dieser hakenförmig aufwärts gebogen und in eine Grube der oberen
Kiefer hineinpassend (Fig. 123«). „Hakenlachs.“
Sehr geschätzter Speisefisch.
*) Ausnahmsweise stehen ganz vorn 2 Zähne nebeneinander.
**) Ohne bleibende Zahnlücken zu hinterlassen.
124 Pappenheim,
Im Rückgang, daher Gegenstand künstlicher Fischzucht (Laich-
brutanstalten).
Trutta.
23. T. fario (L.), (Fig. 124).
Forelle, Föhre, Teich-, Bach-, Fluß-, Berg-, Stein-,
Alp-, Weiß-, Schwarz-, Goldforelle.
20—24
20—22
R 3—4/9—10; A 3/7—8; Sch 110—120
3
E:
3
Bi:
E
i
.
Körper gedrungen, mehr oder weniger zusammengedrückt.
Schnauze kurz, sehr abgestumpft. Pflugscharbein mit kurzer, drei-
eckiger Platte, diese mit 3—4 starken Zähnen am queren Hinter-
rand. Sein Stiel sehr lang, mit doppelreihigen, sehr starken
Zähnen (Fig. 121.).
Färbung großen Schwankungen unterworfen und beim einzelnen
Individuum sehr wechselnd: in der Regel Rücken olivengrün, Seiten
gelbgrün, mit zahlreichen hell umrandeten, am Rücken schwarzen,
zn
Fig. 124. Trutta farıo (L.).
.nach den Seiten roten Punkten. Unterseite mit messinggelbem
Glanz. Bisweilen auch dunkle bis schwarze Exemplare (Gebirgsbäche).
Kleinere Flüsse und Bäche mit klarem Wasser, namentlich im
Gebirge. Sehr gefräßiger Raubfisch, fängt Insekten im Sprung
über Wasser. Wandert nicht. Laicht Oktober bis Januar.
Meist 20—-50 cm lang, selten bis 1 m erreichend.
Neuerdings vielfach gezüchtet (künstliche „trockene“ Befruch-
tung, Bruttröge).
24. T. iridea (W. Gibb.).
Amerikanische Regenbogenforelle.
2]
R 3/11; 43110; Sch 1350-150) 5.5
Körperform etwa wie bei der vorigen Art. Pflugscharbein auf
dem Stiel mit 2 deutlichen — wenn auch unregelmäßigen — Zahn-
reihen.
Farbe oben bläulich, an den Seiten silberig; oben gewöhnlich
überall deutlich, wenn auch unregelmäßig gefleckt, ebenso an den
Seiten und auf Rücken-, Schwanz- und Afterflosse, auf der Schwanz-
flosse die Flecken am kleinsten. Bauch nahezu hell. Körperseiten
mit rotem Längsband und Flecken, in der Laichzeit in allen
Regenbogenfarben irisierend.
Pisces. 125
Bei uns aus Nordamerika in den S0er Jahren des vorigen
Jahrhunderts eingeführt und gezüchtet. Stellenweise durch Aus-
setzen von -Brut verwildert und eingebürgert; pflanzt sich selbst-
ständig fort (z. B. in einigen Bächen Thüringens, in der Wesenitz
bei Tharand, im Elsenzbach in U.-Baden, in der Postum, im
Georgenbach bei Starnberg und an anderen Orten).
23. D..trutta (L.).
Meerforelle, Lachsforelle, Seeforelle.
20—24
11; 4 3/89; Ser 190 —
18—20
Körperform weniger schlank als beim Lachs. Schnauze kurz
und abgestumpft. Die Platte des Pflugscharbeins kurz, dreieckig,
der quere Hinterrand mit 3-—4, mit zunehmendem Alter teilweise
ausfallenden Zähnen; sein Stiel sehr lang, flach ausgehöhlt, die
starke Längsleiste mit einer einfachen Reihe ziemlich starker, von
hinten nach vorn allmählich ausfallender Zähne; einige davon zu-
weilen doppelt stehend, alle meist abwechselnd nach rechts und
links übergebogen (Fig. 1217). Schwanzflosse nur in der ersten
Jugend ausgeschnitten, schon früh gerade abgestutzt.
Rücken blaugrau, Seiten silberig mit wenigen kleinen schwarzen
Flecken (z. T. von X-Form) oder auch ganz ungefleckt, „Silberlachs“
(a. d. Ostsee). Rücken- und Schwanzfiosse dunkelgrau, die erstere
mit wenigen schwarzen Flecken; Brust-, Bauch- und Afterflossen
farblos ; bei älteren Individuen färben sich die Brustflossen all-
mählich grau.
Nord- und Ostsee; steigt zum Laichen in die Flüsse, aber bei
weitem nicht so hoch hinauf wie der Lachs. Fehlt im Donau-
gebiet.
Wahrscheinlich bleiben bestimmte Individuen zeitlebens steril;
sie sind von silberheller Färbung, behalten die gabelige Schwanz-
flosse zeitlebens und haben sehr leicht abfallende Schuppen; als
„unechter Lachs“, „Strandlachs‘‘ der preußischen Ostseeküsten bei
den Fischern bekannt. Kommt nicht in die Haffe oder Flüsse
von NO.- Deutschland (Weichsel, Memel); ist somit ein echter
Meeresfisch.
R 3/9
26. T. lacustris (L.).
Seeforelle, Lachsforelle, Grundforelle, Grundföhre,
Illanke.
Unterscheidet sich von der vorigen Art durch ein bis hinter
die Augen gespaltenes Maul und abweichende Färbung.
4 Der grün-.bis blaugraue Rücken ist mit zahlreichen schwarzen
Tupfen besetzt, die silberigen Seiten tragen runde oder eckige
schwarze Flecken in verschiedener Zahl, zuweilen orangegelb ge-
säumt. Junge Exemplare auch mit orangegelben Flecken. Bei
_ älteren Individuen färben sich auch Brust-, Bauch- und Afterflossen
grau, sonst Färbung wie bei /rxtta.
Seen der Alpen und Voralpen (z. B. Bodensee, Chienisee,
Walchensee, Tegernsee, Königssee, Hintersee u. a... Wandern Ende
‚September bis Dezember in die einmündenden Flüsse, entwickeln
126 Pappenheim,
zu dieser Zeit Schwartenbildung und Schwarzfärbung am Bauch
mit Goldglanz (,Goldlachs‘“) und laichen.
Auch hier eine sterile Form ‚Schweb‘“- oder „Maiforellen“ ver-
treten, mit schlankerer Gestalt, ausgeschnittener Schwanzflosse und
silberigen Seiten, verlängerten paarigen Flossen und mit lose sitzen-
den Schuppen.
Unterordnung Ostariophysi.
Außere Merkmale: Flossen stachellos, höchstens tragen die
Rücken-, After- und Brustflossen an ihrem Vorderrand einen —
durch Verschmelzung, der Glieder eines Gliederstrahles entstan-
denen — Stachel (s. S. 94).
Anatomische er An den stark umgestalteten 4 ersten
Wirbeln findet sich eine Reihe kleiner Knöchelchen (,„Webersche
Knochen‘“)*). Die Schwimmblase besitzt einen Luftgang nach dem
Darme.
In Deutschland nur die beiden Familien CyPrrnzdae, Karpfen-
fische und Szluridae, Welse.
Fam. Cyprinidae, Karpfenfische.
Außere Merkmale: Mund zahnlos, die Maulspalte nur aus-
nahmsweise bis unter das Auge reichend. Maul gewöhnlich etwas
vorstülpbar. Kiemendeckelapparat gut entwickelt. Brustflossen
ziemlich weit unten eingelenkt. Nie mit einer Fettflosse. Bauch-
flossen bauchständig. Flossen meist stachellos; selten ein starker
Stachel am Vorderrand der Rücken- und Afterflosse (siehe hierüber
S. 130, 132 ff.).
Anatomische Charaktere: Untere Schlundknochen halb-
mondförmig, mit starken, in 1—3 Reihen angeordneten Zähnen
bewaffnet. (Die oberen Schlundknochen fehlen.) Ihnen gegenüber
ein mit einer Hornplatte bedeckter Knochenfortsatz an der Schädel-
basis, der „Kauplatte“ **). Die vordersten 3—4 Wirbelkörper der
Wirbelsäule bald mehr, bald weniger vollständig miteinander ver-
wachsen, ohne eigentliche Rippen, dafür mit „Weberschen Knöchel-
chen“.
Rippen meist unmittelbar an den Wirbelkörpern befestigt,
„sitzend“.
Schwimmblase gut ausgebildet.
Obwohl für die Bestimmung der zahlreichen Gattungen und
Arten dieser großen Familie die Benutzung der äußeren Merk-
male genügt, wurde trotzdem auf die Beschaffenheit der Schlund-
knochen und -Zähne eingegangen, weil dieser anatomische Charakter
hervorragend geeignet ist, auch in zweifelhaften Fällen eine sichere
3
Kontrolle bei der Bestimmung zu verbürgen; und dies dürfte bei
seiner verhältnismäßig einfachen Benutzbarkeit um so mehr
erwünscht sein. Man findet diese Knochen, wenn man (vgl.
*) Wirken als Hebelmanometer bei Schwankungen des Gasdruckes der
Schwimmblase, den sie so auf das Gehirn übertragen.
**) Beim Karpfen unter dem Namen ‚‚Karpfenstein‘‘ bekannt. Vgl. auch
Fig. 125, %p.
Pisces. 127
- Fig. 125) am Kopf eines Fisches *) dieser Familie auf einer Seite den
Kiemendeckel hochhebt und die nun zunächst sichtbar werdenden
4 Kiemen mit ihren knöchernen Bögen (Fig. 125%: _4) der Reihe
nach mit einem scharfen Messer abträgt**). Unter dem letzten
Kiemen tragenden Knochenbogen liegen dann die ungefähr sichel-
förmigen „Schlundknochen“, die von der linken und rechten Seite
her zu einem Stück verwachsen sind, mit den ‚„Schlundzähnen“
nach innen, teilweise mit Zahnfleisch und Kiemenblättchen bedeckt.
Man präpariert sie recht vorsichtig heraus und reinigt sie von dem
anhaftenden Bindegewebe u. a., nötigenfalls durch — vorsichtiges —
Kochen in Wasser***). Zu langes Kochen löst auch den Knochen-
lem und die Zähne gehen dabei durch Ausfallen verloren. — Ihre
Gestalt, Anordnung und Zahl ist sehr charakteristisch (siehe hierzu
den Text mit den entsprechenden Fig. 127, 129 ff.).
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Fig. 125. Die Lage der Schlundknochen bei einem Cypriniden.
Sämtliche Kiemenbogen sind an ihrem oberen Ende abgeschnitten. Der erste —
kb, — nach links vorn umgeklappt, der zweite bis vierte — Ad, _, — ganz abge-
tragen, um den darunter liegenden ‚‚Schlundknochen‘‘ — scA/ —, den Träger der
Schlundzähne (an seiner Innenseite) und die Kauplatte — #5 — freizulegen.
Es ist zu beachten, daß diese Schlundzähne alljährlich regel-
mäßig zur Laichzeit ausfallen und durch jungen Nachwuchs ersetzt:
werden. Der Ersatz bildet sich in der Schleimhaut der Rachen-
höhle dicht vor den alten Zähnen, insofern hier die neuen Zahn-
kronen entstehen. Dagegen werden die neuen Zahn wurzeln
anscheinend an den Schlundknochen gebildet, nachdem der alte
Zahn mit seiner Wurzel ausgefallen ist. Während dieser ganzen
*) Natürlich darf diese Operation nur an einem toten Fisch vorgenommen
werden.
**) Hat man mehrere frische Exemplare der gleichen Fischart zur Verfügung,
so kann man auch, zur Erleichterung der Präparation, bei einem Fisch den Kopf
etwas hinter dem Ansatz der Brustflossen abschneiden und vorsichtig in Wasser
kochen. Dann lassen sich die Schlundknochen sehr leicht, auch von hinten, heraus-
nehmen. Es gelingt dies bei einiger Vorsicht auch ohne weitere Vorbereitungen
am ungekochten (oder in Alkohol konservierten) Fisch. Und bei größerer Übung
wird sich das Herausnehmen der Schlundknochen auch ohne vorherige Abtragung
der Kiemenbögen empfehlen.
***) Man kann auch durch Anwendung chemischer Ingredienzien (z. B. ver-
dünntes ‚‚Eau de Javelle‘) zu dem gleichen Ziele gelangen. Doch ist hierbei noch
größere Vorsicht zu beachten.
128 Pappenheim,
Periode, also zur Laichzeit, pflegen die Fische nichts zu fressen,
nachdem sie sich vorher gut gemästet haben. Untersucht man die
Schlundknochen der Cypriniden vor Beendigung ihres Fortpflan-
zungsgeschäftes, so kann man die scherbenförmigen Zahnkronen-
anlagen der Ersatzzähne innerhalb der vom Zahnfleisch einge-
schlossenen „Zahnsäckchen“ auf den verschiedensten Stufen der
Entwicklung antreffen.
Die £ der meisten Karpfenfische erhalten zur Brunstzeit ein
ganz eigentümliches Aussehen, so daß solche Fische auch von den
Fischern häufig mit besonderen Namen belegt werden. Dieser
„Brunstcharakter‘‘ besteht in einem merkwürdigen warzenförmigen
Hautausschlag hauptsächlich an Kopf und Schuppen. Jede dieser
„Warzen“ entsteht aus einer Hornwucherung der Oberhaut*). Hin-
sichtlich der Anordnung, Form und Zahl finden sich bei den ein-
zelnen Gattungen und Arten erhebliche Unterschiede.
Auch bei dieser Familie werden zwischen einigen, verschiedenen
Untergattungen oder sogar Gattungen angehörenden Arten Bastarde
gebildet. In einigen Fällen ist es sogar gelungen, durch künstliche
Kreuzung der — sonst mehr oder weniger hypothetischen — Eltern
die Bastardnatur auf experimenteller Grundlage zu bestätigen. Im
einzelnen muß hier auf die systematische Besprechung der Arten
verwiesen werden.
Geographische Verbreitung: Weit verbreitete Süßwasser-
fische — nur wenige Arten gehen ins Brack- oder Salzwasser;
fehlen nur in Südamerika, Madagaskar, Papuasien und Austral-
asien.
Bei uns sind von den 4 Unterfamilien 2 vertreten.
Sehlüssel zum Bestimmen der Unterfamilien der
Cypriniden.
I. Maul ganz ohne, seltener mit 2, höchstens 4 Bartfäden.
Gestalt sehr verschieden, aber nie bandförmig langgezogen.
Kopf niemals Spitzmaus-ähnlich. Kiemendeckel freiliegend,
deutlich sichtbar. Schuppen meist sehr deutlich. — Be-
wegungen des lebenden Tieres nicht schlangenartig.
Unterfam. Cyprininae.
II. Maul mit 6-10 Bartfäden; Gestalt in die Länge gestreckt,
dabei verhältnismäßig niedrig, bisweilen deutlich bandförmig.
Kopf Spitzmaus-artig verschmälert, oder, wenn abgestumpft,
dann mit 10 Bartfäden am Maul. — Kiemendeckelapparat
unter der Haut versteckt. Schuppen schwer sichtbar. —
Bewegungen des lebenden Tieres schlangenartig.
Unterfam. Cobitinae, Schmerlen (Schlammbeißer).
Unterfam. Cyprininae.
(Schwimmblase durch eine Einschnürung in eine vordere und
eine hintere Blase zerlegt.)
*) Morphologisch entspricht dem etwa bei uns die verdiekte Hornhaut an
Hand und Fuß (,‚,Hühneraugen‘‘).
4
N 0
2
|
|
FH:
Pisces. 2
>)
Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen.
. Unterlippe hart, mit einer Hornscheide überzogen, die am
Vorderrande mit einer scharfen, schneidenden Kante endigt.
Maul ganz ausgeprägt unterständig; Schnauze dadurch nasen-
artig vorspringend (vgl. Fig. 158). Gatt. Chondrostoma.
Unterlippe weich, ohne scharfe Hornscheide; Maul endständig
oder oberständig; wenn ausnahmsweise unterständig, dann nicht
so deutlich und die Schnauze höchstens ganz schwach nasen-
förmieg.
A. Afterflosse sehr kurz, nur mit 5—6 weichen, gegabelten und
gegliederten Strahlen (hinter den ungegliederten).
a) Rückenflosse sehr lang, mit mehr als 12 weichen Strahlen,
davor ein kräftiger, am Hinterrand gezähnter Stachel.
1. 4 Bartfäden (das vordere Paar davon ziemlich klein).
Lippen dick. Gatt. Cyprinus (Fig. 126).
2. Keine Bartfäden. Lippen dünn.
Gatt. Carassius (Fig. 128).
b) Rückenflosse nicht besonders lang, mit nicht mehr als
9 weichen Strahlen, ohne oder mit einem am Hinter-
rande gesägten Stachel davor.
1. 4 ziemlich lange Bartfäden, davon das vorderste,
kleinere Paar an der Schnauzenspitze, das hintere,
größere an den Mundwinkeln. Rückenflosse vorn mit
Sägestachel. Die ziemlich tief ausgeschnittene Schwanz-
flosse nie quergebändert. Beide Lippen diekwulstig.
Körper ungefleckt. (Schuppen kleiner als bei 2.)
Gatt. Barbus (Fig. 132).
2. Nur 2 Bartfäden in den Mundwinkeln. Rückenflosse
ohne gesägten Stachel. Die mäßig tief ausgeschnittene
Schwanzflosse strichelförmig gebändert. Lippe nur
an den Mundwinkeln schwach wulstig. Körper dunkel
gefleckt bis einfarbig dunkel. (Schuppen größer als
bei 1.) Gatt. Gobio (Fig. 134).
B. Afterflosse nicht besonders kurz, mit 7—12 weichen, ge-
gliederten Strahlen (hinter den ungegliederten).
a) Afterflosse erstreckt sich nach vorn bis unter die Rücken-
flosse. Körper sehr hoch, ziemlich stark seitlich zu-
sammengedrückt, verhältnismäßig kurz. (Mitte der Seiten
mit einem bis auf den Schwanzstiel reichenden grünen
Längsstreifen.) Gatt. Rhodeus (Fig. 136).
b) Afterflosse reicht nach vorn nicht bis unter die Rücken-
flosse. Körper nicht sehr hoch oder besonders stark
seitlich zusammengedrückt.
l. 2 kurze Bartfäden in den Mundwinkeln. ° Schwanz-
flosse nur mit ganz flach bogenförmigem Ausschnitt,
alle andern Flossen mit konvexem freiem Rande.
Schuppen außerordentlich klein (90—110 Querreihen),
tief in die dicke schleimige Haut eingebettet.
Gatt. Tinca (Fig. 130).
2. Keine Bartfäden. Schwanzflosse stets mit deut-
lichem, bisweilen recht tiefem Ausschnitt, die andern
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 9
130 Pappenheim, | :
Flossen sämtlich oder teilweise mit geradem oder
konkavem freien Rande. (Nur ausnahmsweise alle
Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse, konvex
zugerundet — bei Zeuciscus phoxinus.) Schuppen meist
ziemlich groß (40—60 Querreihen), seltener klein
(80—90 Reihen), nie tief in die Haut eingebettet.
Gatt. Leueiscus (i. weit. Sinne),
(Fig. 149, 152, 154, 157).
C. Afterflosse sehr lang, mindestens mit 13 weichen gegliederten
Strahlen (hinter den ungegliederten).
a) Rücken eine fast gerade Linie bildend. Brustflossen ganz _
ungewöhnlich lang. Seitenlinie mit merkwürdig unregel-
mäßigen Knickungen. Bauchprofil gebogen, der ganze
Bauch eine schneidende Kante bildend. |
Gatt. Pelecus (Fig. 144).
b) Rücken nie geradlinig. Brustflossen von gewöhnlicher
Länge. Seitenlinie annähernd geradlinig, höchstens
schwach gebogen (selten unvollständig ausgebildet). Bauch
höchstens zwischen Bauch- und Afterflossen mit Kante.
l. Seitenlinie unvollständig, höchstens auf den vordersten
12 Schuppen ausgebildet.
Gatt. Leucaspius (Fig. 148).
3. Seitenlinie vollständig, bis auf den Schwanzstiel
reichend. |
a) Oberlippe mit Ausschnitt für den Unterkiefer (der
mit seinem verdickten Kinn schachtelartig eingefügt
ist). Körpergestalt ziemlich langgestreckt, niedrig.
aa) Zwischen Bauch- und Afterflossen bildet der -
Bauch eine Kante. Gatt. Alburnus (Fig. 145).
ßß) Keine Bauchkante. Gatt. Aspius (Fig. 146).
ß) Oberlippe ohne Ausschnitt für den Unterkiefer.
Körpergestalt auffallend ‚hoch, sehr stark seitlich
zusammengedrückt.
Gatt. Abramis (Fig. 138, 139, 141).
Cyprinus. .
Mund endständig, mit 2 Paar Bartfäden an der Oberlippe.
Rückenflosse lang, Afterflosse kurz, beide vorn mit einem starken,
an seinem Hinterende gezähnten Knochenstachel *) (Fig. 126). |
Jederseits 5 Schlundzähne mit flacher, mehrfach gefurchter
Krone „Mahlzähne“ (Fig. 127), auf jeder Seite in 3 Reihen ange-
ordnet (gewöhnlich zu 1/1/3—3/1/l). (Ihre Form außerordentlich
konstant und charakteristisch.)
In Deutschland nur eine Art.
27. C. earpio L. (Fig. 126).
Karpfen, Karpf.
5—6
R 3—4/17—22; A 3/9; Sch. 35—39 Fe
a We a Te a > e
*) Dieser ‚‚Stachel‘‘ besteht aus verschmolzenen Segmenten eines Glieder-
strahles (s. S. 94), entspricht also morphologisch nicht den ungegliederten, ein-
fachen Strahlen der Rückenflosse des Barsches oder anderer Acanthoßter.
e | Pisces. 131
=
4
eh 22, and
Maul breit, von dicken Lippen eingefaßt. Die Oberlippe mit
2 Paar Barteln, das vordere, kleinere oberhalb der Maulspalte, das
hintere, stärkere und längere in den Mundwinkeln. Schwanzflosse
mit tiefem, halbmondförmigem Ausschnitt. Der starke Knochen-
strahl der Rücken- und Afterflosse grob gezähnt.
Körperhöhe 2!/,—4mal in der Körperlänge.
Fig. 126. Cyprinus carpio L.
Gestalt großen Schwankungen unterworfen, von kurzen, hoch-
rückigen, an die Karausche (s. d.) erinnernden Formen bis zu
_ langgestreckten, niedrigen, etwas zylindrischen.
zur Laichzeit am
den Brustflossen mit
weißen oder braunen
sam fließende Ge-
Färbung stark schwankend, von goldgelb bis blaugrün. In
der Regel Lippen und Bauch gelblich, Rücken und Flossen blau-
grau, die Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse zuweilen mit
rötlichem Anflug. Schuppen oft mit schwärzlichem Fleck in der
Mitte und nicht selten am Hinterrande schwarz eingefaßt.
Laicht Mai bis
August; Eier an
Wasserpflanzen. &
Kopf, den Seiten und
Hautwarzen.
Träge; bevorzugt
stehende und lang-
wässer mit schlam-
migem Grunde; hier
auch überwinternd
(„Winterschlaf“).
Wird 30—50,
selten bis 150 cm
Fig. 127. Cyprinus carpıo L. Schlundzähne.
lang, bei 1—3, aus- (Natürl. Größe.) Original.
nahmsweise etwa
30 kg Gewicht. R :
Bildet bei uns hauptsächlich Gegenstand der Züchtung in
_ Teichen. Unter den zahlreichen verschiedenen Formen (die hoch-
rückige „Galizier Rasse‘, die breitrückigen, gerundeten Formen der
„böhmischen Rasse‘‘, der niedrige „Bauernkarpfen‘ u. a.) unter-
scheidet man neben normal beschuppten 2 durch Rückbildung der
9*
132 Pappenheim,
[n
Beschuppung (? Pathologie) ausgezeichnete Formen — ohne scharfe
gegenseitige Abgrenzung — nämlich:
1. „Spiegelkarpfen“, mit wenigen, unverhältnismäßig großen
und in unregelmäßigen Reihen angeordneten Schuppen („Cyprinus
macrolepidotus“, „EC. rex cyprinorum‘).
2. „Lederkarpfen“‘, ganz schuppenlos („Cvyprinus alepidotus“,
„C. nudus“).
Unter allen Formen kommen auch sterile*) männliche und
weibliche Individuen vor (wahrscheinlich eine embryonale Hemmungs-
bildung); diese Tatsache ist auch den Fischern und Fischhändlern
bekannt (,„güste Karpfen“ in Nord-, „Laimer‘“‘ in Süddeutschland).
Sie sind besonders wegen ihres zarten Fleisches geschätzt. Auf die
mangelhafte Ausbildung der Geschlechtsorgane soll schon äußerlich |
aus einer auffallenden Dünne in der Aftergegend zu schließen sein.
Bildet Bastarde mit Carassius carassius (L.). Schlundzähne
becher- oder spatelförmig 1/4—4/1, seltener 1/4—4 oder 1/1/4—4/1
oder 1/1/4—4/1/l. Bartfäden sehr dünn und kurz, meist 4 2 an
-
der Oberlippe, 9 in den Mundwinkeln), seltener nur 2.
el
6
RAT —18; 4 3/5—6; Sch 35—38 -
rn |
Schwanzflosse mit tiefem Ausschnitt. Lippen dünn. Diese
„Karpfkarauschen‘“, ‚Gießen‘ (-Karpfen) wurden zuerst fälschlich
für eine besondere Cyprznzden-Gattung gehalten. Ihre Bastardnatur
konnte auch experimentell — künstliche Bastardierung — bestätigt
werden. — Wegen ihres wenig geschätzten Geschmacks bei den
Karpfenzüchtern verpönt.
Carassius.
Mund endständig, ohne Bartfäden an der Oberlippe. Rücken-
flosse lang, Afterflosse kurz, beide vorn mit einem starken, an
seinem Hinterrand gesägten Knochenstachel (Fig. 128).
Fig. 128. Carassius carassius L.
*) Schon Aristoteles bekannt!
.
4
IE EEE ED
1
Laie ra a DB En
Pisces. 133
Jederseits 4 Schlundzähne, in einer Reihe angeordnet (4—4),
die 3 hinteren spatelförmig mit flacher, einfach gefurchter Krone
E (Fig. 129).-
In Deutschland nur eine Art.
BER ORENENNE IN
2 28. C. carassius (L.), (Fig. 128).
Karausche, Gareisl.
—8
5—6
Schnauze sehr stumpf, Maul eng, mit dünnen Lippen. Stirn
sehr breit. Keine Barteln. Schwanzflosse nur schwach ausge-
‚schnitten. Der starke Knochenstachel der Rücken- und Afterflosse
fein gezähnt.
Körperform außerordentlichen
Schwankungen unterworfen; 2 ohne
scharfe gegenseitige Abgrenzung auf-
tretende Hauptformen sind:
l. Die sogenannte ‚Teichkarau-
sche“. Körperhöhe 2mal oder öfter
_ in der Körperlänge (ohne Schwanz-
flosse) enthalten. Brust- und Bauch-
flossen an den Enden zugespitzt, von
mäßiger Länge. Diese gestreckte Fig. 129. Carasstus carassıus 1.
Form heißt in Norddeutschland sSchlundzähne (etwa doppelt ver-
„Giebel“. größert). Original.
2. Die sogenannte „Seekarausche“.
- Körperhöhe höchstens 2mal in der Körperlänge (ohne Schwanz-
flosse) enthalten. Brust- und Bauchflossen an den Enden abge-
_ rundet, kurz. Diese hochrückige Form heißt in Norddeutschland
„Karausche“.
Gelegentlich kann die Seitenlinie teilweise fehlen, oder auch die
_ Beschuppung stellenweise rückgebildet werden: „Spiegelkarausche‘“.
Auch ‚„Goldkarauschen“ sind in der freien Natur gefunden worden;
unsere „Goldfische‘“ stammen aus China.
Färbung Schwankungen unterworfen, in der Regel Rücken
_stahlgrün, Seiten und Bauch messinggelb, bald mehr oder weniger
_ durch tiefer gelagertes Hautpigment dunkel getrübt. Flossen ge-
schwärzt, häufig rötlich angeflogen. Meist ein dreieckiger schwarzer
Fleck auf der Mitte des Schwanzstiels.
Laicht Mai—Juni. Liebt stehendes Wasser.
Länge meist nur 10—20 cm, selten bis zu 50 cm.
Fleisch weniger geschätzt, als das des Karpfens.
Über den Bastard Carassius carassius x CyPprinus carpio, die
Karpfkarausche, siehe das bei der vorigen Art Gesagte.
723114917 4 355-8, Sch 3135
1, En Zn
NUR
Tinea.
Mund endständig, in den Mundwinkeln je ein kleiner Bartfaden.
Rücken und Afterflosse ziemlich kurz, ohne Knochenstachel.
Schuppen auffallend klein, .tief in die dicke, schleimige Oberhaut
‚gebettet (Fig. 130).
ae Frag
134 Pappenheim,
Schlundzähne keulenförmig, auf beiden Seiten in einfacher
Reihe, meist 5—4 oder 4—5, selten 5—5, ihre Kauflächen mit
einer Furche und meist an der inneren Ecke mit einem gegen die
Kaufläche gekrüämmten Haken (Fig. 131).
Bei uns nur eine Art vertreten.
29. T. tinca (L.), (Fig. 130).
| Schleihe, Schlei.
30-32
R 4/89; 4 3--4/6-7; Sch 95—100
Schwanzflosse bildet einen sanft geschwungenen Bogen.
Fig. 130. Tirca tinca L.
Färbung schwankt stark, von hellgrün bis dunkel olivengrün,
sogar schwärzlich. Flossen stets dunkel (rötlichbraun ins Violette).
zuweilen tiefschwarz. Bauch heller. Schup-
pen als goldglänzende Punkte durch die
dicke und schleimige Haut durchschim-
mernd.
schwarzfleckige orangegelbe
„Goldschlei‘“.
Fig. 131. Zraca fıinca L.
Schlundzähne (etwas vergr.).
Winterschlaf. Laicht Mai—Juni.
Länge 20—50 cm.
Barbus.
Körper meist nicht sehr hoch, annähernd zylindrisch.
unterständig (oder auch endständig), meist 4 — seltener nur zwei
2023
Körper mäßig dick, Schwanzstiel verhältnismäßig sehr hoch.
Alle Flossen mit abgerundeten Rändern, der Ausschnitt in
Daneben wird, als Schmuckfisch, eine
Kulturform gezüchtet (viel in Oberschlesien)
Bei den 4 ist der erste gegliederte,
aber ungeteilte Bauchflossenstrahl auffallend
verbreitert, gebogen und verdickt.
Original. Geschlechtscharakter tritt aber wahrschein-
lich erst bei der ersten Geschlechtsreife auf.
Bevorzugt stehende Gewässer mit moorigem Grunde; hält hier
=.
are a Pam
PATENTE
Pisces. 135
oder keine — Bartfäden — ein Paar kleinerer an der Oberlippe
neben der Schnauzenspitze, ein Paar größerer in den Mund-
winkeln. — Rücken- und Afterflosse kurz, die Rückenflosse vorn
Fig. 132. DBarbus barbus L.
_ meist mit starkem, am Hinterrand gezähnten Knochenstachel*).
Schuppen nach hinten stumpf zugespitzt, nach dem Schwanz zu
an Größe zunehmend (Fig. 132).
i Schlundzähne löffel-
förmig (am typischsten in
_ allen 3 Reihen die hinter-
_ sten beiden), jederseits 10,
in 3 Reihen angeordnet:
2/3/5 —5/3/2, mit kegel-
- förmiger,nach hinten haken-
förmig umgebogener Spitze
(Fig. 133).
Von den überaus
zahlreichen, über Europa,
_ Asien und Afrika ver-
_ breiteten Arten dieser Gat-
Etung sind bei uns nur zwei pi, 133, Zaröus bardus L. Schlundzähne
vertreten. (11/,mal vergrößert). Original.
Bestimmungsschlüssel.
a) Bartfäden sehr dick und plump. Lippen sehr dick, stark
: wulstig. Rückenflossenstachel deutlich gesägt. Körper un-
gefleckt, einfarbig; Afterflosse reicht, nach hinten ge-
schlagen, nicht bis an die Schwanzflosse B. barbus (L.).
b) Bartfäden ziemlich schlank. Lippen mäßig wulstig. Rücken-
flossenstachel ungesägt. Körper mit großen schwarzen
Flecken; auch die Flossen — mit Ausnahme der Bauch-
flossen -—— ziemlich deutlich schwarzgefleckt. Afterflosse
reicht, nach hinten geschlagen, bis an die Schwanzflosse. —
Bei uns nur im Weichselgebiet. B. Petenyi Heck.
30. Barbus barbus (L.).
Barbe.
11—12
R 9; 4 3/5; Sch 58—60
7
136 Pappenheim,
Er N
Körper ziemlich langgestreckt, annähernd zylindrisch. Mund
unterständig, mit dicken, wulstigen Lippen und 4 dicken Bartfäden
an der Oberlippe, das längere Paar in den Mundwinkeln, das
kürzere neben der Schnauzenspitze. Augen klein. Rückenflosse
vorn mit einem am Hinterrand grob gesägten Knochenstachel.
Schwanzflosse mit tiefem Ausschnitt.
Kopflänge 4mal in der Körperlänge (ohne Schwanzflosse),
Körperhöhe 5—5'/,mal darin enthalten.
Färbung einfarbig, Rücken graugrünlich, Seiten heller, Bauch
weißlich. Schuppen mit messinggelbem Glanz, häufig vorn ge-
schwärzt und dadurch ein geflecktes oder gegittertes ] Muster bildend.
Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse blaßrot, die Schwanzflosse
außerdem fein schwärzlich gesäumt, Rückenflosse einfarbig dunkel-
grau; bisweilen an den Strahlen unregelmäßig marmoriert (ebenso
auch an den anderen Flossen).
Länge 30—70 cm.
Flüsse und Seen, bevorzugt klares Wasser mit Strömung. Vor-
wiegend nächtlicher Grundfisch; hält Winterschlaf (?). Laicht
Mai— Juli in Zügen. d zur Brunstzeit auf dem Scheitel mit (nach
hinten zu Leisten zusammenfließendem) körnigem Ausschlag.
Fleisch grätig, wenig geschätzt. Der Genuß der Eier („Rogen“)
soll Erbrechen und Durchfall verursachen.
B. Petenyi Heck.
Semling.
11—12
8—9
Die sonstigen Unterschiede sind in dem Artenschlüssel ange-
geben.
Bleibt an Größe hinter der vorigen Art zurück; soll nur 25 cm
Länge erreichen.
R 3/8; 4 3/5; Sch 5560
Ein Bewohner der Karpathengewässer; wahrscheinlich nur in
den Karpathenzuflüssen der Oder und im obersten Weichselsebire
Angaben über Vorkommen wertvoll.
Gobio.
Körper mehr oder weniger zylindrisch. Mund halbunterständig,
ein Paar kurzer Bartfäden in den Mundwinkeln. Rücken- und
Fig. 134. Gobio gobro L.
Afterflosse kurz, ohne gesägten Knochenstachel am Vorderrand
(Fig. 134).
En
A
%
DE a mn
Bi
FR
" Pk Dun. 2"
zähne“, jederseits in 2 Reihen angeordnet: 2
an a ea BEE TI
Pisces. 137
Scehlundzähne mit starkem Haken endend (Fig. 135) „Fang-
1
2)
J/
In Deutschland nur 2 Arten.
Bestimmungsschlüssel.
a) Bartfäden reichen zurückgelegt nur bis unter die Mitte des
Auges; Körperhöhe 4'/,mal in der Körperlänge (ohne
Schwanzflosse) enthalten, Kopflänge
4mal. Augen an den Seiten der
breiten Stirn.
G. gobio (L.), (Fig. 134).
b) Bartfäden reichen zurückgelegt bis
an die Kiemenspalte; Körperhöhe
5°?/,—bmal in der Körperlänge (ohne
Schwanzflosse) enthalten, Kopflänge
4'/,—4'/,mal. Augen nahe beieinander pi.. 135. Gobio gobio L.
auf der schmalen Stirn. Schlundzähne (etwa 3mal
G. uranoscopus Ag. vergrößert). Original.
32. @. gobio (L.), (Fig. 134).
Gründling, Greßling.
4—5
Körper ziemlich gestreckt, nach dem Schwanzstiel seitlich zu-
sammengedrückt; die bald längere, bald kürzere Schnauze sehr
6
R 3/7; A 3/6; Sch A0—44 —
stumpf und stark gewölbt, mit ziemlich kurzen Bartfäden in den
- Mundwinkeln.
Färbung an Scheitel und Rücken graugrün, mit vielen schwarzen
“ Punkten und Flecken. Seiten und Bauch weiß mit Silberglanz.
Oberhalb der geraden Seitenlinie auf jeder Körperseite 10—11 (sel-
tener 7—8) große, schwarze oder schwarzblaue Flecken, die zu
einer Längsbinde zusammenfließen können. Flossen gelblich;
Rücken- und Schwanzflosse mit gestrichelten braunen Querbinden,
seltener auch die Brustflossen so (häufiger diese ganz braun).
Oberhalb und unterhalb der Nasenlöcher ein nach der Schnauzen-
spitze verlaufender schwärzlicher Streifen. Kiemendeckel und Ur-
sprungsstelle der Brustflossen angeschwärzt.
Wird 10—15 cm lang.
Grundfisch in stehendem und fließendem (Gewässer. Laicht
Mai—Juni. Zu dieser Zeit viel dunkler und die $ mit feinkörnigem
Hautausschlag auf dem Scheitel, den Rücken- und Seitenschuppen
_ und der Oberseite der Brustflossenstrahlen.
a
Dre DE
33. @. uranoscopus Ag.
Steingreßling.
iD}
R 2/7; 4 25-6; Sch 40—42
Körper sehr gestreckt und zylindrisch, Kopf und Rücken
niedergedrückt, nach dem Schwanzstiel mehr rundlich. Schnauze
breit, sehr schräg absteigend und mit dem abgeplatteten Unterkiefer
138 Pappenheim,
einen stumpfen Rand bildend. Bartfäden sehr lang, reichen fast
bis an die Brustflossen.
RUE,
rare
.r
u u
Oberseite grau, ungefleckt; statt der großen Seitenflecken fünf
vom Hinterkopf bis zum Schwanz gleichmäßig verteilte, nur bis
zur Seitenlinie herunterreichende schwarze Binden (die erste kann
sehr schwach ausgebildet sein). Flossen gelblich, Rücken- und
Schwanzflosse nur mit einer bis zwei braunen Fleckenbinden.
Körper sonst weißlich.
Erreicht nur 10 cm Länge.
Bei uns nur in der Isar (München) und Salzach.
Rhodeus.
Körper kurz, hoch, stark seitlich zusammengedrückt. Mund
balbunterständig. Rücken- und Afterflossen ziemlich lang, letztere
reicht nach vorn bis unter die Rückenflosse. Seitenlinie sehr kurz. °
Schlundzähne messerförmig, jederseits in einfacher Reihe, zu
9—n) angeordnet. Kronen seitlich zusammengedrückt, schräg ab-
geschliffen, die Kauflächen länglich mit einfacher Längsfurche.
Darm sehr lang, in 5 Umgängen spiralig gewunden und zu
2 „Paketen‘‘ zusammengelegt.
Nur eine einzige Art.
34. Rh. amarus (Bl.), (Fig. 136).
Bitterling.
R 3/9—10; 4 3/9; Sch 34—38, quer 10—12.
Seitenlinie nur auf den ersten 5— 6 Schuppen ausgebildet, dann
ganz fehlend. Schuppen glatt, auffallend groß und breit.
Färbung nach Geschlecht
und Jahreszeit sehr ver-
Laichzeit d und 9 gleich
gefärbt. Rücken graugrün,
Seiten silberglänzend, von
der Mitte an bis an die
Schwanzflosse mit einem
grünen, glänzenden Längs-
streifen. Flossen blaßrötlich,
Fig. 136. Rrodeus amarus L.
die Schwanzflosse an ihrer
Wurzel geschwärzt.
Brunstkleid: g in allen Regenbogenfarben metallisch glänzend,
mit vorherrschend stahlblauem und violettem Schimmer, der smaragd- -
grüne Seitenstreifen noch lebhatter; Brust und Bauch orangegelb.
Rücken- und Afterflosse hochrot mit schwarzem Saume. Die Haut
über der Oberlippe und vor den Augen mit warzenartigem, kreide-
weißem Ausschlag in Form eines rundlichen Wulstes. © ohne
auffallende Farben, aber mit einer langen, wurmförmigen Legeröhre
vor der Afterflosse.
Laicht Mai—Juni. Das 9 legt seine 3 mm großen Eier mit
Hilfe seiner Legeröhre in die Kiemenblättchen der Muscheln (z. B. der
schieden. Außerhalb der
nur die Rückenflosse ganz,
® | Pisces. 139
- Unio- Arten), woselbst die Eier ihre ganze Entwicklung durch-
_ machen.
3 Vorwiegend Pflanzen-(Algen-) fresser.
Wird 5—10 cm lang.
Fleisch schmeckt sehr bitter (daher der Name).
Abramis.
Körper hoch, stark seitlich zusammengedrückt. Rückenflosse
- kurz*), aber am Vorderrand etwas verlängert **), mit stark nach
- hinten abfallendem oberen Rande. Afterflosse stets — meist be-
- deutend — länger als die Rückenflosse. Schwanzflosse ausge-
_ sprochen gabelförmig, mit tiefem Ausschnitt, die untere Spitze
_ länger als die obere. Zwischen den Bauchflossen und der After-
- flosse eine unbeschuppte, scharfe Kante. Schuppen am Vorder-
rücken oberhalb des Hinterkopfes haarscheitelförmig angeordnet ”**)
(vgl. Fig. 138, 139 u. 141). Uber die Schlundzähne vgl. das bei
den Untergattungen Gesagte.
Schlüssel zur Bestimmung der Arten.
A. Afterflosse mit 36—45 gegabelten Tr), gegliederten T) Weich-
strahlen.
a) Seitenlinie mit 66— 73 Schuppen. Mundöffnung end-
ständig. Maulspalte ziemlich groß, schief nach oben ge-
richtet; Schnauzenprofil spitz. A. ballerus (L.), S. 140.
b) Seitenlinie mit 49—52 Schuppen. Mundöffnung halb
unterständig. Maulspalte sehr klein, gerade; Schnauzen-
profil stumpf und abgerundet.
A. sapa (Pall.), S. 140 (Fig. 138).
B. Afterflosse mit 17—28 gegabelten, gegliederten r) Weich-
strahlen.
a) Afterflosse mit 23—28 Tr) gegabelten, gegliederten Weich-
strahlen. Körper sehr hochrückig, Körperumriß fast
eiförmig. Seitenlinie mit 51—57 Schuppen. Alle Flossen
blaugrau. A. brama (L.), S. 141 (Fig. 139).
b) Afterflosse mit 17—23 gegabelten, gegliederten Weich-
strahlen; Brust- und Bauchflossen wenigstens teilweise
selb oder rötlich.
1. Afterflosse nur mit 17—20 Weichstrahlen. Mund aus-
gesprochen unterständig, von der verdickten und ver-
längerten Schnauze weit überragt. Seitenlinie mit
58—61 Schuppen. Brust- und Bauchflossen blaßgelb.
A. vimba (L.), S. 143 (Fig. 141).
*) Vgl. Fig. 138, 139 ff.
**) Vgl. die Fig. S. 141—144.
. ***) Nicht immer sehr deutlich ausgeprägt.
r) Über diese Bezeichnungen vgl. das S. 94 Gesagte.
i rr) Leider bilden diese Zahlen hier keine absoluten Artmerkmale, insofern
nämlich die oberen und unteren Variationen der Strahlenzahl (als sogen. ‚‚Schwellen-
_ werte‘‘) bei den einzelnen Arten sich berühren oder sogar ineinandergreifen. Man
hat also bei der Bestimmung auch andere Merkmale zu berücksichtigen und nötigen-
falls die Artbeschreibungen mit heranzuziehen,
140 Pappenheim,
So)
Aiterflosse mit 19—23 Weichstrahlen. Mund nur
halb unterständig, von der abgerundeten Schnauze nur
E
4
3
E
5,
R
wenig überragt. Seitenlinie mit 47—49 Schuppen.
Brust- und Bauchflossen mit rötlicher Basis. — [Bildet
wegen seiner eigentümlich zweireihig angeordneten
(vgl. Fig. 143) Schlundzähne — zu 2/5—5/2 oder
seltener 3/5—5/3 — die Untergatt. Blieca *)].
Untergatt. Abramis (i. eng. Sinn).
B. björkna (L.).
Hierher die Mehrzahl — 4 einheimische — der Arten (vgl.
Fig. 158, 139, 141).
Mit den äußeren Merkmalen der Gattung (s.. oben).
Schlundzähne auf jeder Seite 5, in einfacher Reihe ange-
ordnet (5—5), ihre Kronen seitlich zusammengedrückt und abge-
schrägt, die Kauflächen schmal mit einer Längsfurche und vor
ihrer Spitze mit einem Kerb (Fig. 137, 140, 142).
35. A. ballerus (L.).
Zope, Pleinzen.
R 3/8—9; A 3/36—43; Sch 66—73
14—15
8—9
Mund endständig, die ziemlich große Maulspalte schief nach -
oben gerichtet. Schnauzenprofil zugespitzt. Ein Kinn deutlich.
Körper stark seitlich zusammengedrückt, ziemlich gestreckt. Die
außerordentlich lange Afterflosse beginnt
unter dem Ende der Rückenflosse. Brust-
flossen bis an die — kürzeren — Bauch-
flossen reichend.
Kopflänge 5mal, Körperhöhe 3!/, bis
3”/,mal in der Körperlänge enthalten.
einen dünnen Fortsatz verlängert.
Schlundknochen (Fig. 137) außer-
ordentlich schlank und zart, nach vorn in
Fig. 137. Abramis ballerus Rücken bläulich, Seiten und Bauch -
(L.). Schlundzähne (etwa silberglänzend, mit einem Stich ins Gelbe.
3mal vergrößert). Original.
Brust- una Bauchflossen, Rücken- und After-
flosse weißlich, alle schwärzlich gesäumt.
Wird 20—25 cm lang.
Mittlere und untere Donau (ob aber innerhalb Bayerns?) und
Stromgebiet der Ost- und Nordsee, namentlich hier in den Unter-
läufen der Flüsse, den Haffen, Küstenseen und auch der See selbst.
Laicht April—Mai in den Flüssen.
36. A. sapa (Pall.), (Fig. 138).
Zobel, Pleinzen, Spitzpleinzen.
10—11
R 3/8; A 3/38—45; Sch 4952 Sg"
Mund halb unterständig. Schnauze sehr stumpf und hoch,
dick und abgerundet. Die kleine Maulspalte gerade. Kinn nicht
*) Alle andern Arten gehören zu der durch einreihig angeordnete Schlund-
zähne — zu 5—5 gestellt — charakterisierten Untergatt. „‚„Adramis‘‘ (i. eng. Sinn).
| 4
"
3
-
Be
Pisces. | 141
E
deutlich. Augen verhältnismäßig größer, als bei allen anderen
_ Abramis-Arten. Körper noch stärker seitlich zusammengedrückt,
_ wie bei der vorigen Art. Afterflosse außerordentlich lang, vor dem
Ende der Rückenflosse beginnend. Schwanzflosse mit auffallend
_ verlängerter unterer Spitze. Brustflossen die Wurzel der kürzeren
- Bauchflossen überragend.
Schlundknochen stehen nach Layer Form in der Mitte zwischen
denen von A. brama (Fig. 140) und 4A. vimba (Fig. 142).
=:
I
5
| Rücken nur wenig dunkler als der übrige, silberweiß gefärbte
Körper, überall mit atlasartigem Glanz. Alle Flossen weißlich, mit
Ausnahme der Bauchflossen am Rande schwärzlich gesäumt.
Wird höchstens etwa 28 cm lang.
= Bei uns nur in der Donau (z. B. Regensburg, Donauwörth).
% Laicht April—Mai. & zu dieser Zeit mit körnchenartigem,
_ weißen Ausschlag am Hinterrand aller Schuppen (am Bauch
fehlend) und an den Strahlen der Brust- und Bauchflossen, ferner
_ am Scheitel, Gesicht und Schnauze und dem Kiemendeckel.
Fig. 138. Adramis sapa (Pall.).
nr
Yars
37. A. brama (L.), (Fig. 139).
Blei, Brachsen.
= "R 3/9, A 3/2328; Sch 51—57
Mund halb unterständig, Maulspalte verhältnismäßig kurz,
_ etwas nach oben gerichtet. Schnauzenprofil stumpf, abgerundet.
- Kinn nicht vortretend. Körper sehr hoch, stark seitlich zusammen-
_ gedrückt.
i Kopflänge 4!/,—4?/ mal, Körperhöhe etwa 2'/,mal in der
_ Körperlänge enthalten.
Schlundknochen (Fig. 140) langgestreckt, zerbrechlich, die
Fortsätze (vorn) sehr verlängert. Schlundzähne zart, zusammen-
gedrückt, an den Kronen in stumpfe Haken auslaufend.
3 Färbung am Rücken blaugrau bis braun, zur Laichzeit dunkel
BE enzrün. Seiten heller, silbergrau oder bräunlich, zur Laichzeit
mit goldgelbem Glanz. Alle Flossen dunkel, meist blaugrau, immer
142 | Pappenheim,
in der Körperfarbe. & zur Laichzeit mit anfangs weißlichem,
später bernsteingelbem, warzigen Hautausschlag auf der Schnauze,
Fig. 139. Abdramis brama (L.)
Scheitel, Kiemendeckel und an den meisten Flossen (nie an der
Rückenflosse): „Stein“- oder ‚„Dorn-
brachsen“ (in Süddeutschland).
Wird bis zu 60 cm lang.
Gesellig lebender Fisch. Bewohnt
die Flüsse und Seen von ganz
Deutschland, mit Ausnahme der
Alpenseen. 2
Laicht Mai-Juni an seichten,
Fig. 140. Abramis brama (L.). dicht bewachsenen Uferstellen.
Schlundzähne (etwa doppelt ver- e :
größert). Original. Bildet folgende Bastarde:
R
f &
f i 4 =
ji . 3
S = a E
2 we
2 $53 u >: 4
=
a) Abramis brama x Blieca björkna (1.), „Güsterbrachsen‘“.
R 3/8; A 3/20—25. Schlundzähne stets zweireihig, nämlich“
1/5—5/1l oder 1/5—5/2, oder 2/5—5/2 oder 2/5—5/1 und 5—5/1.°
Augen ziemlich groß. Mundspalte sehr schief aufwärts. |
; 2 N \
b) Abramis brama — Leuciscus rutilus L., ,„Pleinzen“, „Spitzpleinzen“.
R 3/10; A 3/15—18. Schlundzähne meist einreihig, zu 5-5
oder 6 (links) —5 (rechts), selten zweireihig: links 1/6—5 rechts oder
1/5—5. Schlundzähne und -Knochen ähneln denen von Adr. vimba.
Mund endständig, Schnauze abgestumpft. Rücken grüngrau, Bauch
silberig. Rücken- und Schwanzflosse schwärzlich. Brust-, Bauch-
und Afterflossen einfarbig hellgrau oder schmutziggelb mit schwarzem ;
Anflug. Körper wenig hoch, seitlich mäßig zusammengedrückt.
10—11
Sch 45—54 Dan Laicht April; d mit weißlichem, knötchen-
0) x
förmigem Hautausschlag. — Donau, oberbayrische Seen, Rhein,
Neckar, Elbe, Oder, Weichsel. Wurde früher für eine Nee
Art angesehen: „Adramidopsis Leuckarti Heck.“ Soll (?) außerdem F
Bastarde mit Scardinius erythrophthalmus bilden. 5
Pisces. 143
38. A. vimba (L.), (Fig. 141).
Zährte, Rußnase.
EN Bee N
R 3/8; A 3/17 —20; Sch 58-61 ——-
5-6
Mund unterständig, Maulspalte verhältnismäßig kurz, nur
sanft nach vorm ansteigend. Die verdiekte und verlängerte
Schnauzenspitze die Mundöffnune weit überragend, mit stumpf ge-
-rundetem Profil. Kein Kinn sichtbar. Körper seitlich zusammen-
gedrückt, gestreckt und verhältnismäßig niedrig. Die mäßig lange
- Afterflosse beginnt erst hinter dem Ende der Rückenflosse. Die
hinter der Rückenflosse stehenden Schuppen bilden einen deutlichen
3
7 Fig. 141. Adramiıs vımba (L.).
Längskiel. Die Brustflossen mit ihren Spitzen weit von den —
nur wenig kürzeren — Bauchflossen entfernt. Die untere Spitze
_ der gabelförmigen Schwanzflosse nur wenig länger als die obere.
Kopflänge 4°/,,—4*/.mal, Körperhöhe 357, — 3%, mal in der
Körperlänge enthalten.
Schlundknochen (Fig. 142) sehr gedrungen; die Kronen der
_ zusammengedrückten Zähne in stumpfe Haken auslaufend (wenn
nicht abgenutzt).
& Rücken, Kopf, Schnauze graublau,
Brust, Bauch und Seiten silberweiß. Rücken-
_ und Schwanzflosse sraublau, Brust-, Bauch-
und Afterflosse blaßeelb, Brust- und After-
flosse an der Wurzel mit orangegelbem
_ Anflug, Afterflosse schwärzlich gesäumt.
Im Hochzeitskleid der Rücken, Kopf mit E
- Schnauze und Seiten bis weit unter die >
_Seitenlinie tiefschwarz mit Seidenglanz. Fig.12. Abramisvimba(l.).
Lippen, Kehle, Brust, Bauchkante und Sehlundzähne (etwas verer.).
schmaler Streifen an der Unterseite des Original.
Schwanzstieles intensiv orangerot, ebenso
“die Brust-, Bauch- und die Afterflosse an der Basis, die andern
_ geschwärzt. Die d außerdem mit dem üblichen Hautausschlag
(vgl. die vorige Art).
3 Wird bis zu 38 cm lang.
Ei Fehlt im Rheingebiet und in allen südlichen (= alpinen)
Donauzuflüssen.
144 Pappenheim,
Laicht Ende Mai—Juni. In Norddeutschland steigt er zu
dieser Zeit aus der Nord- und Ostsee in die Flüsse.
Hierher gehört der etwas kleiner bleibende (meist nur 13—26 em
erreichende)
3Sa. A. melanops Heck.
Seerüßling
mit den gleichen Merkmalen, aber etwas kürzerer Schnauze Er
cheint eine nicht wandernde Standform der vorigen Art darzu-
stellen.
Vorwiegend im Donaugebiet — bayrische Seen —, doch auch
aus der Weser, Elbe, Oder und Weichsel bekannt.
Aus dem Starnberger See wurden seinerzeit 2 Fische beschrieben,
die vielleicht aus einer Kreuzung dieser Art mit (?) Zeueiscus rutilus
stammen dürften.
Untergatt. Blicca.
Mit den äußeren Merkmalen der Gatt. Adramis (s. S. 139).
Schlundzähne (Fig. 143) auf jeder Seite zweireihig ange-
ordnet, meist zu 2/5—5/2, selten zu 3/5—5/3 stehend, die Zähne
ü der inneren Reihe mit abgeschrägten Kronen
und schmaler, einfach gefurchter Kaufläche
mit einem Kerb vor ihrer Spitze.
Die einzige Art ist
39. B. björkna (L.)
Güster, Blicke.
Karers 9—10
Fig. 143. Dlieca björkne ‘ R i 2, ET } E
(L.). ds (ebaa R 3/8; 4A 3/19—23; Sch 44—48 a:
1!/, mal vergr.). Original. ur
Mund halb unterständig, Maulspalte
ziemlich kurz, nur wenig nach vorn auf-
steigend. Schnauze stumpf, mit abgerundetem Profil. Kinn nicht
vortretend. Körper seitlich sehr zusammengedrückt, dabei sehr
hoch (etwa wie bei A. drama). Die mäßig lange Afterflosse beginnt
unter dem Ende der Rückenflosse.
Die Brustflossen reichen mit ihren Spitzen nicht bis an die
Wurzel der — gleich langen — Bauchflossen. Der untere Lappen
der Schwanzflosse länger als der obere.
Kopflänge 4'/,—4°/,mal, Körperhöhe 2°/ „—2*/,mal in der
Körperlänge.
Die gedrungenen Schlundknochen (Fig. 143) kürzer und breiter
als die von A. drama. Die in 2 Reihen (s. oben) angeordneten
Zähne seitlich zusammengedrückt, mit schmalen vertieften Kau-
flächen, ihre abgeschrägten Kronen in Haken auslaufend.
Rücken bräunlich, Seiten si!berglänzend. Alle Flossen dunkel-
grau, die Brust-, Bauch- und Afterflosse mit rötlicher Wurzel,
die Afterflosse sehr häufig mehr oder weniger schwarz gefärbt.
Zuweilen Brust- und Bauchflossen fast ganz rot. In der Laichzeit
Rücken und Seiten bis fast zur Bauchkante schwärzlich. Brust-
und Bauchflossen ganz, Afterflosse an der Wurzel tief orangerot.
Auch die schwärzliche Rücken- und Schwanzflosse mit rötlich
Pisces. 145
durehschimmerndem Grunde. Die g am Rücken und weniger
_ deutlich auf dem Kiemendeckel und den Brustflossen mit Haut-
ausschlag. -
Wird nur wenig über 30 cm lang.
Überall in ganz Deutschland in Flüssen und Seen.
| Laicht im Juni in großen Gesellschaften an seichten, be-
_ wachsenen Stellen. Ist schon bei 14 cm Länge geschlechtsreif.
Über den Bastard Adramis Drama > Blicca björkna vgl. das
bei A. brama (S. 142) Gesagte.
Über angebliche Bastarde mit Zexciscus Meidingeri vgl. das bei
_ diesem (S. 158) Gesagte.
2 Über den Bastard Bdcca björkna = Leuciscus rutilus vgl. das
bei Z. rutılus (S. 157) Gesagte.
Über den Bastard Scardinius erythrophthalmus = Blicca björkna
"vgl. das bei Scard. erythrophthalmus (S. 163) Gesagte.
g
Pelecus (Fig. 144).
Körper langgestreckt, stark seitlich zusammengedrückt. Rücken
_ fast genau geradlinig, der stark konvex gebogene Bauch eine scharfe-
“Kante bildend. Mund oberständig, Maulspalte fast senkrecht gestellt.
Kinn winkelig vortretend. Unterkiefer in die schachteldeckelartigen
oberen Kiefer hineinpassend. Keine Bartfäden. Kiemenspalten sehr
groß. Seitenlinie auffällig wellenförmig geknickt. Die kurze, stachel-
lose Rückenflosse weit nach hinten gerückt, über dem Anfang der
Fig. 144. ZPelecus cultratus (L.).
langen Afterflosse. Die untere Spitze der tief gegabelten Schwanz-
flosse länger als die obere. Die übermäßig langen Brustflossen
1; säbelförmig- gebogen und spitz endigend. Schuppen ziemlich klein.
Die schwachen, dünnen Schlundknochen mit zweireihig ange-
ordneten Schlundzähnen, zu 2/5—5/2 stehend. Ihre Kronen mit
6—7 tiefen Kerben und nach der Spitze in Haken auslaufend.
Die einzige Art bei uns
& 40. P. eultratus (L.) (Fig. 144).
1: SE Ziege, Sichling.
E Be
5—6
Äußere Merkmale bereits in der Gattungsdiagnose angegeben.
- = Kopflänge 5°/,mal, Körperhöhe fast 5mal in der Körperlänge
e nthalten. Rücken stahlbläu oder grünlich, Seiten und Bauch
silberig mit rötlichem Schimmer.
| Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 10
R 3/78; A 3/26—29; Sch 100—108
146 Pappenheim,
Wird bis 40 em lang. Im Süß-, Brack- und Seewasser, aus
dem er in die Flüsse aufsteigt.
Laicht Mai—Juli.
Fleisch wenig geschätzt.
Im Donaugebiet (Passau) sehr selten. In Norddeutschland ein
Bewohner der östlichen Ostsee von Hela bis Memel; im frischen
und kurischen Haff und in den Flußmündungen; ob früher weiter
nach Westen verbreitet? — Steigt zum Laichen in die Flüsse.
Alburnus (Fig. 145).
Körper ziemlich gestreckt, seitlich zusammengedrückt. Mund
oberständig oder endständig, Maulspalte schief aufwärts gerichtet.
Kinn vortretend, der Unterkiefer in den schachteldeckelartigen
oberen Kiefer hineinpassend. Keine Bartfäden. Die kurze Rücken-
flosse hinter den Bauchflossen. Afterflosse ziemlich lang (vgl.
S. 94). Bauch mit deutlicher Kante zwischen den Bauchflossen
Fig. 145. Alburnus alburnus (L.).
und der Afterflosse. Die untere Spitze der tief gegabelten Schwanz-
flosse stärker ausgebildet und länger als die obere. Seitenlinie dem
Bauch näher wie dem Rücken, deutlich nach unten durchgebogen.
Schuppen mit auffallend starkem Silberglanz, leicht abfallend.
Schlundzähne beiderseits zweireihig angeordnet, zu 2/5 —5/2.
Schlüssel zur Bestimmung der Arten.
a) Mundöffnung endständig, Mundspalte nur wenig schief ge-
stellt; Seitenlinie oben und unten schwarz eingefaßt, darüber:
eine breite, schwarze Längsbinde bis an die Schwanzflosse.
A. bipunetatus (Bl.).
b) Mundöffnung oberständig, Mundspalte schief nach oben ge-
richtet. Seitenlinie ohne jede dunkle Einfassung. Keine
schwärzliche Längsbinde.
l. Kinn sehr stark vortretend. Mundspalte nicht übermäßig:
schief gestellt. Afterflosse mit 14--16 gegliederten und!
gegabelten Weichstrahlen. A. mento Ag.
2. Kinn nur etwas vortretend. , Mundspalte sehr schief ge-
stellt. Afterflosse mit 17—20 gegliederten und gegabelten'
Weichstrahlen. A. alburnus (L.).
Se.
Pisces. 147
41. A. bipunetatus (Bl.).
Alandblecke, Breitblecke.
Res 8574 3/15—17; Sch A751 RE
4—5
_ Körper seitlich zusammengedrückt, aber nur wenig gestreckt.
Mundöffnung endständig, Mundspalte nur etwas schief gestellt.
inn kaum verdickt und sehr wenig vorstehend. Kopflänge 4 bis
4'/,mal, Körperhöhe 4mal in der Körperlänge enthalten.
Schlundknochen nicht besonders schlank. Schlundzähne schlank,
ihre Kronen abgerundet, in einen Haken auslaufend und ohne Kau-
fiächen.
Rücken bräunlich, Seiten und Bauch silberig. An der Grenze
“des Rückens gegen die Seiten je ein breites, gerades, schwarzes
Band. Seitenlinie oben und unten mit einem schmalen, schwärz-
lichen, nahtförmigen Saum eingefaßt. Oft außerdem noch mit
inem aus dreieckigen Flecken gebildeten dreifachen schwarzen
Längsstreifen zwischen Rücken- und Seitenlinie, zuweilen auch
ınterhalb der Seitenlinie mit einem ebensolchen. Brust-, Bauch-
und Afterflossen am Grunde orangegelb. Alle Farben in der
Brunstzeit außerordentlich lebhaft, außerhalb derselben zuweilen
fast ganz verschwindend.
Wird bis 11 cm lang.
R Am Grunde fließender und stehender Gewässer durch ganz
Deutschland verbreitet.
Laicht Mai—Juni.
42. A. mento Agass.
Mai-Renke.
9—10
3—4
Körper nur wenig seitlich zusammengedrückt, aber sehr lang-
gestreckt. Mundöffnung oberständig, Mundspalte schief gestellt;
das verdickte Kinn sehr stark vorragend. Kopflänge fast 5mal,
' Körperhöhe ebenso oft in der Körperlänge enthalten.
Schlundknochen mit sehr verlängerten vorderen Fortsätzen,
bedeutend schlanker als bei den andern A.-Arten, auch 4. asprus.
Kopf und Rücken dunkelgrün, mit stahlblauem Schimmer,
‚Seiten hell silberglänzend mit Atlasglanz. Alle Flossen durch-
‚scheinend, blaßrötlich oder grau; die Rücken- und Schwanzflosse
schwärzlich gesäumt.
E Wird über 25 cm lang.
_ Liebt klares, kaltes Wasser mit steinigem Grunde: Ammer-,
tarnberger-, Chiemsee.
Laicht Mai-—Juni. g dann mit weißlichem Hautausschlag in
Form zerstreuter kleiner Warzen am Scheitel, Kiemendeckel und
Ippen, spärlicher auf dem Rücken.
R2
3/7—8; A 3/14—16; Sch 60—67
10°
RN
148 Pappenheim,
43. A. alburnus (L.), (Fig. 145).
Ukelei, Laube.
—9
R 3/8; A 3/17—20; Sch 46—53 — re
Körper seitlich zusammengedrückt, mehr oder weniger gestreckt.
Mundöffnung oberständig, Maulspalte sehr schief gestellt. Kinn
nur wenig verdickt und mehr oder weniger stark vorstehend. Kopf-
länge 4'/,—Ö5mal, Körperhöhe 4'/,—4*/,mal in der Körperlänge
enthalten.
Schlundknochen schlanker als bei 4. bidunctatus, an Schlank-
heit nur von denen der letzten Art übertroffen. Schlundzähne wie
bei A. bipunctatus, aber mit sehr deutlich gekerbten Zähnen.
Färbung großen Abänderungen unterworfen, in der Regel
Rücken und Kopf oliven- oder blaugrün, ins Goldgelbe spielend
oder zuweilen grasgrün, die Seiten stark silberglänzend, Bauch weiß.
Rücken- und Schwanzflosse mit grauem Ton, die übrigen Flossen
farblos, zuweilen Bauch- und Afterflossen orangegelb.
Wird höchstens 15 cm lang (meist nur 11—12 cm).
> | 00
w
Im stehenden und fließenden Wasser von ganz Deutschland,
mit Ausnahme der Gebirgsbäche und Seen.
Laicht Mai—Juni in großen Gesellschaften.
Fleisch wertlos. Der Silberglanz der Schuppen (Guanin) zur
Herstellung der für die Fabrikation künstlicher Perlen wichtigen
„Essence d’Orient‘‘“ verwendet.
Es kommen in der Natur folgende Bastarde vor:
a) Alburnus alburnus x Blieca björkna 1.
8
R 3/8; A 3/19; Sch 47 =
Schlundzähne 2/5—5/2. Das enge Maul endständig, wenig
schief. Kein Ausschnitt in der Oberlippe. Körper kurz, hoch-
rückig, stark zusammengedrückt. Bauch mit schuppenloser Kante,
— Ziemlich häufig bei Berlin. Auch künstlich gezüchtet.
b) Alburnus alburnus x Leuciscus rutihıs.
R 3/11; 4 3/14.
Schlundzähne 1/5--5. Kopf ükeleiähnlich, Mundspalte schief,
Kinn etwas verdickt, greift in einen flachen Ausschnitt an der
Oberlippe. Schwanzflosse mäßig ausgeschnitten. Schuppen größer
und härter als bei A. aldurnus. — Sehr selten.
E;
c) Alburnus alburnus > Scardinius erythrophthalmus. |
R 3/8; A 3/14. \
Schlundzähne 2/5—4/2, die größeren Zähne mit mehrmals ge-
kerbten Kronen. Mundöffnung oberständig, Maulspalte sehı
schief. Kinn etwas verdickt und wenig vorragend, in einen
schwachen Ausschnitt an der Oberlippe eingreifend. Körper lang
gestreckt, Rücken abgerundet. Afterflosse mit ausgeschnittene N
Unterrande. Schwanzflosse mit längerem unteren Lappen.
Pisces. 149
Rücken blaugrün, Seiten silberglänzend mit blauem Schimmer,
Bauch weiß, Rücken- und Schwanzflosse hellgrau mit schwach röt-
lichem Anflug. Afterflosse weißlich, nach dem Ende hellrot.
d) Alburnus alburnus — Leuciscus cephalus.
(Früher für eine besondere Art „Alburnus dolabratus“ Holandre
{ gehalten.)
—8
3—4
E Schlundzähne zu 2/5—5/2, die Kronen der inneren Zähne
mehrmals gekerbt. Mundöffnung endständig, Maulspalte schief,
das etwas verdickte Kinn wenig vortretend, in eine Vertiefung an
der Oberlippe hineinpassend. Körper langgestreckt, auf dem Rücken
abgerundet, hinter den Bauchflossen seitlich zusammengedrückt.
— Rücken- und Schwanzflosse grau mit schwärzlichem Saum,
‚Brust-, Bauch- und Afterflosse schmutzig blaßrot. Alle Schuppen
am Hinterrand mit schwarzem, punktförmigem Saum,
Mosel, Neckar, Donau, ? Mittelrhein.
Meist 22—25 em lang.
Laicht im Mai.
R 3/89; A 3/10—16; Sch 45—54
Eu:
=
Aspius (Fig. 146).
- — Körper langgestreckt, dabei nur etwas seitlich zusammen-
U
S
>
5
edrückt. Rücken und Bauch bis zu den Bauchflossen abgerundet,
..
Fig. 146. Asptrus aspıus L.
er.
von da an bis zum After gekielt. Mundöffnung oberständig;
Mundspalte sehr groß. Unterkiefer mit vorstehendem Kinn, seine
Spitze schachtelartig in eine
- Vertiefung der oberen Kie-
fer eingreifend. Schuppen
klein.
_ Sehlundknochen (Fig.
147)langgestreckt. Schlund-
zähne jederseits in zwei
Reihen, zu 3/5—5/3 ange-
_ ordnet. Die Zahnkronen.
ohne Kauflächen, unge-
kerbt, in spitzen Haken
endigend. ER: Fig. 147. Aspius aspius (L.). Schlundzähne
€ Unsere einzige Art ıst e (natürl. Größe). Original.
=
BE
150 Pappenheim,
44. Aspins aspius (L.), (Fig. 146).
Rapfen, Schied.
—12
4—5
R 31-8; A 3/12—15; Sch ee
Merkmale wie in der Gattungsdiagnose angegeben. |
Kopflänge 4—4'/, „mal, Körperhöhe ebenso oft in der Körper-
länge enthalten. — Augen verhältnismäßig klein.
Rücken blaugrau, olivengrün bis stahlblau, Seiten und Bauch
weiß, Rücken- und Schwanzflosse blaugrau, Brust-, Bauch- und
Afterflosse außerdem mit rötlichem Anflug.
Wird bis 90 cm lang.
Raubfisch der größeren Flüsse und Seen von ganz Mittel-
europa. Geht auch in die Haffe der großen norddeutschen Ströme.
Laicht April—Mai in fließendem Wasser. Zu dieser Zeit die
g mit dichtem, körnerartigem Hautausschlag in Form kleiner
halbkugeliger Warzen an Kopf, Vorderrücken, Kiemendeckeln und
Brustflossen, an den Schwanzschuppen zu Schwarten zusammen-
fließend. |
Leucaspius (Fig. 148).
Körper mehr oder weniger gestreckt, etwas seitlich zusammen-
gedrückt. Mundöffnung oberständig, Maulspalte steil aufwärts ge-
richtet. Kinn etwas vorragend. Unterkieferspitze etwas in die
oberen Kiefer hineingrei-
fend. Rücken ziemlich ge-
radlinig. Bauch zwischen
Bauchflossen und After-
flosse eine Kante bildend.
Seitenlinie nur auf den
ersten 8—12 Schuppen
ausgebildet.
Fig. 148. Zeucaspius delineatus (Heck.). Schlundknochen zart
und schlank, ähnlich denen
der Alburnus-Arten. Bezahnung großen Schwankungen ausgesetzt,
da in einfacher oder doppelter "Reihe angeordnet. Die Innenreihe
der Zähne meist zu 5(links)—4 (rechts) gestellt. Die Zahn-
kronen der inneren Reihen zusammengedrückt, sägeförmig gekerbt,
an den Spitzen hakenförmig umgebogen.
Die einzige deutsche Art ist
45. L. delineatus (Heck).
Moderlieschen.
R 3/8; A 3/11—13; Sch 44—48 u ;
Merkmale wie in der Gattungsdiagnose angegeben. Körper
form Schwankungen unterworfen.
Kopflänge 3'/,mal, Körperhöhe 5mal in der Körperlänge ent- |
halten. Brust- und Bauchflossen sehr kurz. Schwanzflosse tief
ausgeschnitten, mit langen Spitzen. 4
Pisces. 1»
Färbung wechselnd, in der Regel Rücken grünlichgelb, Seiten
silberglänzend, mit je einem stahlblauen Längsstreifen, besonders
- auf der hinteren Körperhälfte. Flossen sämtlich farblos.
| Wird -nur 6—8, selten 9 cm lang.
In langsam fließendem und stehendem Wasser.
I Laicht April. In dieser Zeit eine wulstige Geschlechtspapille
| hinter dem After.
3 Soll Bastarde bilden.
Leueiscus (i. weit. Sinn).
Rücken- und Afterflosse kurz, beide ohne Knochenstachel am
Vorderrand, Rückenflosse meist den Bauchflossen gegenüber (selten
dahinter). Keine Bartfäden, Mund gewöhnlich, ohne auffallende
Bildungen.
ä Schuppen in normaler Stellung (dachziegelartig einander deckend).
Schlundzähne kegelförmig oder seitlich zusammengedrückt, mit
= oder ohne Zähnelung auf den Kronen, jederseits in 2 oder — sel-
tener — nur in einer Reihe angeordnet. Nach ihrer Beschaffenheit
eine Reihe von Untergattungen gebildet.
Schlüssel zur Bestimmung der Arten.
I. Schuppen ganz außerordentlich klein, kaum mit bloßem
Auge sichtbar, über SO Querreihen in der Seitenlinie bildend.
Seitenlinie meist nur eine kurze Strecke hinter der Kiemen-
‚spalte gut sichtbar, dann aufhörend und unregelmäßig unter-
brochen. Alle Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse,
mit konvex gerundeten Rändern. [Seiten häufig schwärzlich
marmoriert oder sogar mit breiter Fleckenbinde. Mitten auf
dem Rücken meist ein schwarzer Längsstreifen vom Nacken
bis zur Schwanzflosse, darunter beide Rückenseiten fast immer
mit je einem goldglänzenden Längsstreifen.]
L. phoxinus, S. 165.
1I. Schuppen meist ziemlich groß, bisweilen kleiner, aber immer
noch mit bloßem Auge gut sichtbar *), gewöhnlich nur
40—60, selten 60—70 Querreihen in der Seitenlinie bildend.
Seitenlinie über die ganzen Körperseiten laufend, nicht unter-
brochen.
A: Über 61 Schuppenreihen in der Seitenlinie. [Schwanz-
flosse auffaliend stark entwickelt, mit langen Spitzen und
tiefem Ausschnitt. Brustflossen ziemlich lang und zuge-
spitzt. — Bei uns nur im Chiemsee und der Alz.]
L. Meidingeri, S. 158.
B. Weniger als 60 Schuppenreihen in der Seitenlinie.
a) Afterflosse mit konvex abgerundetem Unterrande, die
ganze Flosse mit sanft gerundeten Ecken ohne scharfe
Winkel.
1. Mundöffnung endständig. Kopf zwischen den
Augen sehr breit, die Oberseite der Schnauze und
die Stirn flachgedrückt. Maul auffallend breit,
*) Von jungen, wenige Zentimeter langen Fischehen hierbei abgesehen !
152
DD
Pappenheim,
Maulspalte sehr tief einschneidend, sehr schief ge-
stellt. Schuppen groß, 44—46 Querreihen in der
Seitenlinie. [Seiten nie mit einer breiten Längs-
binde. | L. cephalus, S. 159 (Fig. 154).
1
4
4
\
Mundöffnung unterständig. Kopf zwischen den
Augen mäßig breit, aber nicht flachgedrückt. Maul
schmal, Maulspalte klein, fast wagerecht gestellt.
Schuppen mäßig groß, 48-56 Querreihen in der
Seitenlinie. [Seiten fast immer‘ mit einer breiten,
u
schwarzen Längsbinde vom Auge bis an die
Schwanzflosse. Nur im Donaugebiet.]
L. Agassizii, S. 161.
b) Afterflosse mit konkav einspringendem oder gerade
abgeschnittenem Unterrand, vorn und hinten mit
scharfen Ecken, oder wenigstens hinten spitzwinkelig.
Kopf nicht besonders breit, Stirn nie flachgedrückt.
Maul nicht auffallend breit.
Bauch zwischen den Bauchflossen und dem ei
eine gleichmäßig scharfe, mit dachförmig geknickten
Schuppen bedeckte Kante bildend. Mundspalte
steil aufwärts gestellt, Unterkiefer ganz schräg
%
nach vorn aufsteigend.
L. erythrophthalmus, S. 163 (Fig. 150).
Bauch zwischen den Bauchflossen und dem After sanft
gerundet (höchstens unmittelbar vor der Afterflosse
kantig). Mundspalte wagerecht oder nur, wenig
schräg aufwärts gestellt, der Unterkiefer höchstens
etwas schräg ansteigend.
a) Mundöffnung genau endständig. [In zweifel-
haften Fällen, bei nur etwas unterständiger
oder fast endständiger Stellung, ist die Be-
schreibung von Z. leweciscus (8. 160) zu ver-
gleichen.]| Wenigstens die Bauch- und After-
flossen ausgesprochen rot, gelbrot oder matt-
rosa, aber nicht blaßgelb.
a0) Schuppen sehr groß, nur 42—45 Se |
reihen in der Seitenlinie, höchstens 8 Längs-
reihen zwischen der Wurzel des vordersten
Rückenflossenstrahls und der Seitenlinie.
L. rutilus, S. 153 (Fig. 152).
ßß) Schuppen kleiner, zwischen 54—59 Quer-
reihen in der Seitenlinie, mindestens neun
Längsreihen zwischen der Wurzel des vor-
dersten Rückenflossenstrahls und der Seiten-
linie. L. idus, S. 158.
ß) Mundöffnung unterständig, Schnauze über den
Unterkiefer vorragend; in zweifelhaften Fällen
wenigstens die Schnauze verdiekt und mit
stumpfem Profil.
aa) Afterflosse mit 11—12 gegabelten und ge-
gliederten Weichstrahlen. Alle Schuppen
mit prächtigem Metallglanz. Schwanzflosse
Pisces. 153
mit schwarzem Randsaum. |Nurım Donau-
gebiet. | L. virgo, S. 157.
BP) Afterflosse nur mit 8—9 gegabelten und
gegliederten Weichstrahlen. Schuppen ohne
Metallglanz. Schwanzflosse überall gleich-
mäßig schwarzgrau getrübt.
L. leueiscus, S. 160 (Fig. 156).
:
Um eine leichtere Kontrolle der Artbestimmung dieser Gattung
zu ermöglichen, sind im Folgenden die Hauptmerkmale der ein-
zelnen Arten in einer Übersicht zusammengestellt. Auch dürfte
in jedem einzelnen Falle die Beschreibung der vermeintlichen Art
einzusehen sein.
Te
2 (Tabelle s. S. 154 u. 155).
Untergatt. Leueiscus (i. eng. Sinne).
Schlundknochen sehr gedrungen. Schlundzähne (Fig. 150) auf
beiden Seiten in einfacher Reihe angeordnet, links zu 6 oder 5,
rechts stets zu 5 gestellt. Die vordersten Zahnkronen kegelförmig,
die hinteren seitlich zusammengedrückt, mit abgeschrägten und an
der Innenseite mit einem Haken endigenden Kauflächen.
E- 3 deutsche Arten.
zo
Schlüssel zur Bestimmung der deutschen Arten.
a) Seitenlinie mit 40—44 Schuppen. Mundöffnung endständig.
L. rutilus.
b) Seitenlinie mit 46-49 Schuppen. Mundöffnung unterständig.
L. virgo.
e) Seitenlinie mit 62-67 Schuppen. Mundöffnung halb unter-
E ständig. L. Meidingeri.
F: 46. L. rutilus (L.), (Fig. 149).
| Plötze, Rotauge.
7—8
R 3/9—11; 4 3/9—11; Sch 42—45 34
Fig. 149. Zeueciseus rutilus (L.).
er Mundöffnung endständig, Maulspalte ziemlich klein, etwas
schräg aufwärts gerichtet. Schnauze ziemlich stumpf, meist von
154
Pappenheim,
Gattung Leuciscus (.‚Weiß-
Übersicht der
Art-
® . | .g8 "
Beaichkung rutilus virgo ‚ Meidingeri ‚erythrophthalmus
ii !
Auffallende |inicht vorhanden| Schuppen mit nicht Unterkiefer steil
Zeichnungen, | | herrlichem vorhanden aufwärts ge-
Farbe u. dgl., || | Metallglanz richtet; zwischen
charakteristische | | Bauchflossen und
Merkmale After eine schar-
| fe Kante
|
|
| | |
ee FR | | > - Pe .
Mundöffnung endständig | unterständig | mehr unter- endständig
| ständig als
| | endständig |
un an | DE a RE |: F
Maulspalte klein, klein, ı klein, wenig klein, sehr schief,
etwas schräg | wenig schräg | schräg steil aufwärts
Br Dre aus | x
Schnauze | stumpf, mehr stumpf abgerun-| stumpf, däbei | nicht besonders
| oder weniger |det, aber nie ge- gewölbt und stumpf,
| gedunsen | dunsen ; etwas | etwas aufge- | nicht gewölbt
erscheinend | vorspringend trieben
7. | . ee
Körperform schwankend; ge- gestreckt, ziem-) sehr lang- mäßig gestreckt,
-wöhnl. ziemlich | lich niedrig, gestreckt seitlich zusam-
gestreckt, mäßig) seitlich zu- niedrig. fast | mengedrückt,
| hochrückig, we- sammengedrückt| zylindrisch |mehr oder weni-
nig seitlich zu- ger hochrückig
sammengedrückt 3
Schuppengröße sehr groß, groß klein sehr groß, ziem-
und -formel 045 7—8 z Are 9—10 | lich hoch und
42—45 34 44—49 - 62—6 56 ns
—8
40—43 -
| =
NE PEST ANTSAN SRD _ KA NEAR 1
rücken- |auf rotem Grun- gesch wärzt grau auf rotem
flosse de schwarz ge- Grunde dunkel
trübt getrübt
Afterflosse rot orangegelb blaßrot leuchtend rot
ne | Rh > VE | Meran ä
< Schwanz- anf rotem Grun- orangegelb u | grau leuchtend rot
-i po ar
Az) flosse de schwarz ge- schwarzem Saum
2 : _ _ trübt 2 ER
=1 Brustflossen rot ungefärbt grau | auf rotem
5 | | Grunde dunkel
a | | getrübt
® | |
en) er en. bi us Saat -
‚2 | Bauchflossen rot ' orangegelb blaßrot leuchtend rot
VE er
Rücken | _ blaugri ün grünlich schwärzlich braungrün
ä I 3° ER SERUN SR a
Bauch silbrigweiß farblos weiß! messinggelb |
Schlundzähne
1
Untergattung
‚ in einfacher Reihe, zu 6 Kohler
| die meisten seitlich zusammengedrückt,
„Drückzähne‘“
Leueiscus
=) links) 5 rechts;
5/3, seitlich zu-|
sammengedrückt
und tief und |
regelmäßig gesäg
Scardinius
Merkmale.
Pisces.
fische“) (im weit. Sinne).
155
idus
cephalus leueiscus
Agassizii
phoxinus
_ nicht vorhanden
Afterflosse mit |(Afterflosse wie
konvex vorge- bei den anderen
rundetem Arten, konkav
Unterrand jausgeschnitten)
| meist über der
jorangegelben Sei-
\teschwarze Binde
vom Auge bis zur
\ Schwanzflosse,
| Afterflosse mit
‚konvex vorgerun-
detem Unterrand
\tenlinie eine brei-
Schuppen außer-
ordentlich klein,
kaum mit bloßem
Auge sichtbar.
Seitenlinie meist
nur ganz vorn
deutlich sichtbar
endständig
inter ständig od.
halbunter ständ.
endständig
\ bis endständig, |
mäßig groß,
etwas schräg
sehr groß u u. sehr ziemlich klein,
breit; schräg fast wagerecht |
| unterständig endständig
klein, fast klein, etwas
w ager echt schräg
stumpf, im Profil mäßig | stumpf, meist | stumpf, mäßig stumpf, stark ge-
abgerundet spitz; vor d. Au- gewölbt und | gewölbt, etwas |wölbt, nicht (oder
gen sehr breit u.. vorragend vorragend ganz schwach)
flachgedrückt vorragend
I- — 3 Bu
Br. : | | p
mäßig gestreckt,| gestreckt, ziem- gestreckt, gestreckt, ziem- gestreckt, ziem-
wenig seitlich
lich niedrig, | mäßig hoch,
lich niedrig, an-
lich niedrig,
zusammenge- etwas seitlich zusam- nähernd zylin- | fast zylindrisch
- drückt, mäßig zylindrisch | mengedrückt drisch
hochrückig |
)
ziemlich klein | groß groß mäßig groß auß Berordentlich
und schmal 1-8 ı „1-8 s—10 klein
E: 910 | 44-46 : : ee = 18
er54—-59 ar > 80-0 —
{ d4—5 14
E auf rotem Grund dunkel, | grau, an der | schwärzlich ge-
BI- schwärzlich ge- | schwärzlich | Wurzel orange- 'trübt, mit blaß-
EI# trübt | gelb gelberGrundfarbe
= z | nn = = =
u rot blaßgelb, zu- | farblos, an der | schwärzlich ge-
© o | weilen Wurzel orange- |trübt, mit blaß-
E = orangerot gelb 'gelberGrundfarbe
> | & auf rotem Grund dunkel, | srau schwärzlich ge-
7 = ‚schwärzlich ge- | schwärzlich | trübt, mit blaß-
Ts = trübt | gelberGrundfarbe
2 SEITE = > er SIE X R
1232 orangegelb blaßgelb, zuwei-) farblos, an der | blaßgelb, mit
I ‚(schwärzlich ge-| len orangerot, | Wurzel orange- schwärzlichem
13 trübt) selt.m.schwärz- gelb Außenrande
\#3 SR lich. Vorderrand Ah.
I= rot blaßgelb, zuwei-| farblos, an der | blaßgelb
Js len orangerot |Wurz. orangegelb, x Ee
schwarzblau schwarzgrün \schwarzblau (oftigrau(also ver hält- olivengrüi ün oder
mit Stahlglanz)| nismäßig hell) | schmutziggrau
weißlich silberweiß oder | gelblich oder rein weiß silbrig- oder
goldgelb weißglänzend
messingglänzend
3 ‚beiderseits in 2
Reihen zu 3/5—
5/3, seitlich zu- |
sammengedrückt
‚und an der Spitze
_ hakenförmig um-
=) gebogen,
_ „Fangzähne“
Idus
beiderseits in 2 Reihen, zu
2/3—5/2, seitlich zusammen-
gedrückt und an der Spitze
hakenförmig umgebogen,
„Fangzähne‘‘
Squalius
' beiderseits in 2
reihen, zu 2/5—|
14/2, s seitlich zu-
sammengedrückt
und an der Spitze
‚hakenförmig um-
gebogen, ‚‚Fang-
| zähne‘:
Telestes
beiderseits in 2
Reihen zu 2/5—
4, /2; seltener 2/d—
4/2, seitl. zusam-
Imengedr. u.and.
‚Spitze hakenför-
mig umgebogen,
„Fangzähne‘‘
Phoxinus
N E
156 Pappenheim, ;
.. . ” .. a
gedunsenem Aussehen. Körper etwas seitlich zusammengedrückt,
ziemlich gestreckt und niedrig [doch kommen auch kurze und
ziemlich hochrückige Formen vor). Schuppen groß. Rückenflosse
über den Bauchflossen. Bauch ohne Kante. (Vgl. dagegen Nr. 53,
S. 163.)
Kopflänge 4'/, Körperhöhe
etwa 3°/,—3'/,mal in der Körperlänge ent-
halten (hier zeigen sich Schwankungen).
Die frisch gewechselten {s. S. 127) und
noch nicht abgekauten Schlundzähne (Fig.
150) zeigen häufig eine mehrfache Kerbung
an der Krone. Durch Abkauen entsteht
hier eine rinnenartige Kaufläche und die
Kerbung verschwindet nach und nach.
Färbung großen Schwankungen unter-
"Fig. 150. Zeuciscus rutilus Worfen. In der Regel Rücken blaugrün
(L.). Schlundzähne (etwa (selten stahlblau), Seiten silberweiß glän-
doppelt vergrößert). Original. Jong, selten gleichfalls stahlblau. Brust-
und Bauchflossen zinnober- oder gelbrot*);
Rücken- und Schwanzflosse auf gleichem Grunde schwärzlich ge-.
trübt; bisweilen alle Flossen bleich. [Zuweilen alle Schuppen.
dunkel gerandet.| |
Auch das Auftreten einer roten Form ist in -der Weichsel
und im Frischen Haff beobachtet.
Wird bis 30 cm lang (gewöhnlich nur 18—24 ceni).
Überall in ganz Deutschland. Die hochrückigen, kurzen und
die niedrigen, langgestreckten Formen sind hier bisweilen lokalisiert.
Fig. 150a. Larven von Leuciscus rutilus (L.). Nach C. J. Sundeyall.
1. 7 Tage alt (nat. Größe 7,5 mm). 2. Ungefähr 37 Tage alt (nat. Größe 11,5 mm).
Laicht April—Mai (Larven vgl. Fig. 150a.) g dann mit
kleinen weißlichen Hautknötchen auf dem Scheitel und auf den
Rückenschuppen, auch auf der inneren Fläche der Brustflossen.
Über den Bastard Adramis brama x Leueiscus rutilus siehe das
bei Adr. brama (8. 142) Gesagte.-
*) Selten mehr karminrot.
x
a, re he
Pisces. #97
Über den Bastard Scardinzius ery N > Leuciscus
rutilus vgl. das bei Scard. erythr. auf S. 164 Gesagte.
‚ Bildet“mit ZZeca björkna den Packard:
Leuctscus rutilus > Blicca björkna.
Früher für eine besondere Art „Dlccopsis abramorutilus“ Jäckel
* schalten. )
R 38/810; 4 3/1415.
e Schlundzähne ein- oder zweireihig, zu 6—5/1, 1/6—5, 1/58
"2,5—5/1, 1/5>—5/l oder auch 2/6—5/2, oder einreihig zu 6—5 oder
5—5 angeordnet.
Maul endständig. Vorderrücken abgeflacht und mit großen
Schuppen dachziegelartig bedeckt. Bauch zwischen Bauchflossen
‚und. After mit Kante, sehr selten schuppenlos.
Rücken-, After- und Schwanzflosse hellgraugelblich oder hell-
- bräunlich, Brust- und Bauchflossen zuweilen rötlichgelb.
Wird etwa 24 cm lang.
Altmühl, Wiseth,; aber auch im Niederrhein, in der Maas und
- Mosel, in den Niederlanden und Belgien beobachtet.
_
47. L. virgo Heck.
Frauennerfling, -Fisch, Donaunertling.
_
R 39—12, 4 3/11—12; Sch 4449 7
Mundöffnung unterständig, Kopf klein und schmächtig, Maul-
spalte ziemlich klein, schwach aufwärts gerichtet, Schnauze etwas
- vorspringend, stumpf abgerundet [nie gedunsen erscheinend]. Körper
-_ seitlich zusammengedrückt, gestreckt und nicht besonders hoch.
- Schuppen groß, mit prächtigem Metallglanz. Die Rückenflosse
über den Bauchflossen.
Kopflänge etwa 5mal, Körperhöhe 3'/,mal in der Körperlänge
_ enthalten.
; Schlundknochen auffallend plump und eckig. Die Kronen der
- frisch gewechselten, ungewöhnlich kräftigen hinteren Zähne mehr-
_ fach gekerbt.
4 Rücken grünlich, Seiten und Bauch farblos, überall mit
_metallisch glänzenden Schuppen von apfelgrüner oder himmel-
blauer Farbe. Brustflossen meistens ungefärbt, Bauch-, After- und
Schwanzflosse orangegelb. Rückenflosse schwärzlich, Schwanzflosse
schwarz gesäumt. Alle Farben zur Brunstzeit lebhafter.
Wird bis 40 em lang (meist nur 25—30 cm).
Laicht April—Mai. Zu dieser Zeit die g mit dornigem, an-
_ fangs milchweißem, später wachsgelbem Hautausschlag auf Stirn,
Hinterhaupt, Zwischenaugenraum, Kiemendeckeln, hier und an den
_ Körperseiten in Längsreıhen angeordnet; schwächer auf Rücken-,
Schwanzflosse und der Innenfläche der Brustflossen.
® Bei uns nur im Donaugebiet.
Fleisch wenig geschätzt.
158 Pappenheim,
48. L. Meidingeri Heck.
Frauenfisch.
9—10
5—6
Maul halb unterständig, Kopf vorn abgestumpft, Maulspalte
ziemlich klein, schwach aufwärts gerichtet, Schnauze gewölbt, auf-
getrieben. Stirn auffallend breit. Körper fast zylindrisch und sehr
langgestreckt. Schuppen klein. Rückenflosse über den Bauch-
flossen. Schwanzflosse stark entwickelt.
Kopflänge 4'/, mal, Körperhöhe 5 mal in der Körperlänge.
Schlundknochen kräftig. Die plumpen Schlundzähne an den
großen wulstigen Kronen ganz ohne Einkerbungen; der letzte und
vorletzte Zahn bisweilen mit einem stumpfen Haken endigend.
Rücken schwärzlichgrün, nach den Seiten allmählich heller.
Rücken-, Schwanz- und die Brustflossen grau, Bauchflossen und
Afterflosse mehr oder weniger blaßrot.
Wird bis 68 cm lang.
Laicht im Mai an flachen, kiesigen Stellen (der Alz, s. u.).
In dieser Zeit die Z mit bernsteinfarbigem Hautausschlag in Form
großer Dornen auf Scheitel, Rücken und Körperseiten, in der An-
ordnung wie beim vorigen. |
Ausschließlich bei uns Bewohner des Chiemsees, den er nur
zur Laichzeit verläßt. |
Soll Bastarde mit Dlcca björkna bilden.
R 3/8—9; A 3/9—11; Sch. 62—67
Untergatt. Idus.
Schlundknochen (Fig. 151) ver-
hältnismäßig schwach, aber gedrungen
gebaut. Die starken und langen
Schlundzähne auf jeder Seite in zwei
Reihen angeordnet, zu 3/5—5/3 ge-
stellt, von zylindrischer Form, ihre
Kronen zusammengedrückt, aber ganz
ohne Kerben, in ziemlich starke ge-
en bogene Haken auslaufend. Keine
Fig. 151. /dus ıdus (L.). eigentlichen Kauflächen.
Schlundzähne (etwas vergrößert). i Hr; ’
Original. Die einzige deutsche Art ist
49. I. idus (L.).
Aland, Nerfling.
9—10
45
Mundöffnung endständig, Maulspalte mäßig groß, etwas schief
aufwärts gerichtet. Schnauze stumpf und abgerundet. Körper nur
mäßig zusammengedrückt, ziemlich gestreckt. Schuppen ziemlich
klein. Rückenflosse über den Bauchflossen.
Kopflänge 4—4'/, mal, die Körperhöhe ungefähr 3mal in der
Körperlänge enthalten.
-
R 3/8--9; A 3/9—-11; Sch 54—59
Pisces. 159
Die Augen verhältnismäßig klein.
Rücken (bei den Erwachsenen) vom Scheitel bis zum Sehwanz
E Grundfarbe, mit bläulichem Ton Hbereekk. In der Jugend
die rote Färbung an Brust, Bauch- und Afterflosse greller, der
Rücken mit Messingglanz.
- Daneben, weniger häufig, eine orangegelbe Farbvarietät „Gold-
orfe‘‘: hier ein Örangegelb an Stelle des Schwarzblau. Sämtliche
> Flossen einfach orangegelb. (Als Zierfisch für Parks u. dgl. beliebt.)
Wird 30-40 em lang.
| Größere Flüsse und Seen von ganz Mitteleuropa. Geht auch
ns Brackwasser und in die Ostsee. In Norddeutschland fehlt die
„Gold“orfe.
E Laicht April—Mai. <g zu dieser Zeit mit weißlichem Haut-
‚ausschlag in Form vieler kleiner Warzen am Oberkopf, Kiemen-
deckel, an Rücken- und Seitenschuppen und der Innenseite der
- Brustflossen.
Fleisch geschätzt.
Untergatt. Squalius-
4 Schlundknochen kräftig; die langen, mäßig starken Schlund-
- zähne auf jeder Seite in zwei Reihen angeordnet, zu 2/5—5/2 ge-
- stellt, von zylindrischer Form, seitlich zusammengedrückt. Kronen
- gleichfalls zusammengedrückt, mit einigen seichten Kerben, an den
Spitzen in scharfe Haken auslaufend (Fig. 153 u. 155).
Zu dieser Untergattung gehören bei uns 2 Arten, die sich wie
_ folgt unterscheiden lassen.
Schlüssel.
- a) Mundöffnung endständig. Seitenlinie mit 44—46 Schuppen-
reihen. Afterflosse mit konvex vorspringendem Unter-
rand. (Uber der Wurzel der Brustflossen nur ein wenig auf-
fallendes,abgerundetes Stück vom Schlüsselbein sichtbar.)
S. cephalus (Fig. 152).
b) Mundöffnung unterständig. Seitenlinie mit 47—52 Schuppen-
reihen. _Afterflosse mit konkav ausgeschnittenem Unter-
rand. Uber der Wurzel der Brustflossen ein deutlicher, drei-
eckig nach hinten vorgezogener, plattiger Vorsprung (ein Teil
des Schlüsselbeins) sichtbar. S. leueiseus (Fig. 154).
50. 8. cephalus (L.), (Fig. 152).
Döbel, Dickkopf, Aitel.
R 3/8; A 3/79; Sch :
Mundöffnung endständig, Maulspalte an weit zurückreichend,
sehr in die Breite gezogen und sehr schief gestellt; Schnauze flach-
ee der ganze Kopf breit; Körper nur ganz wenig seitlich
ee
wur
160 Pappenheim,
zusammengedrückt, mehr zylindrisch (als bei der folgenden Art,
deren Beschreibung zu vergleichen ist).
Rücken rund, "die Afterflosse mit konvex vorgezogenem freien
Rande. Schuppen groß.
Kopflänge 4—4'/, mal, Körperhöhe 3°/, „—3°/,, mal in der Körper
länge enthalten. z
Schlundknochen (Fig. 153) sehr schlank; alle Zähne sehr lang,
mit zuweilen schwach gekerbter Schneide vor der hakenförmig
Fig. 152. Sgualius cephalus (1L.).
nach oben gebogenen Spitze. — Rücken schwarzgrün, Seiten silber-
weiß oder goldgelb glänzend. Alle Schuppen an der Wurzel und
am Hinterrand schwarz eingefaßt, dadurch eine Netzzeichnung ent-
stehend. Brustflossen orangegelb, mehr oder weniger schwarz ge-
trübt. Alle andern Flossen mit mehr
oder weniger roter Grundfarbe,
Rücken- und Schwanzflosse außer-
dem schwarz getrübt.
Wird bis 60 cm lang.
Gefräßiger Raubfisch, fast in
allen Seen, Flüssen und Bächen von
Mitteleuropa.
Laicht Mai—Juni. d dann mit
a er feinkörnigem Hautausschlag ähnlich
Schlundzähne (etwa 11/, mal ver- wie bei EL ‚dus. 5 3
größert). Original. Fleisch grätig und daher nicht
beliebt.
Bildet Bastarde mit Aldurnus alburnus, vgl. hierüber das bei
diesem (S. 149) Gesagte.
51. 8. leuciscus (L.), (Fig. 154).
Häsling, Hasel.
7—8
R 3/7; A 3/89; Sch 47—52 For
Mundöffnung unterständig, Maulspalte nicht besonders tief
gehend und ziemlich schmal, fast wagerecht gestellt. Schnauze
ziemlich stumpf (nicht immer), über die Mundöffnung vorragend
und — mehr oder weniger stark — gewölbt, mit rundem Profil;
der ganze Kopf verhältnismäßig schmal, Körper ziemlich gestreckt
Pisces. 161
Bi
I
nd deutlich seitlich zusammengedrückt, mehr hochrückig (als bei
‘der vorhergehenden Art, deren Beschreibung zu vergleichen ist).
Afterflosse mit schwach’ konkav ausgeschnittenem freien Rande,
_ Über der Wurzel der Brustflossen *) das dreieckig nach De vor-
E,
Fig. 154. Sgaalius leuciscus (L.).
gezogene Schlüsselbein (zu dem knöchernen Schultergürtel gehörig)
- deutlich sichtbar. Schuppen mittelgroß.
Kopflänge 4”/, —4*/, mal, Körperhöhe 3'!/,—3%/,mal in der
- Körperlänge enthalten.
| Schlundknochen (Fig. 155) weniger
schlank als bei der vorigen Art. Die
Zähne von der gleichen Form, bisweilen
rechts (seltener auch links) zu 3/5 ge-
stellt.
Rücken schwarzblau, oft mit stahl-
blauem Glanz, olivengrün angeflogen,
Seiten und Bauch gelblich oder weiß-
glänzend. Schuppen zuweilen am Se
Grunde geschwärzt. Brust-, Bauch- und » n ee
Afterflossen blaßgelb, zuweilen orange doppelt vergrößert). Original.
rot, die Brustflossen bisweilen mit an-
BE hwärztem Vorderrande. Rücken- und Schwanzflosse stets ge-
schwärzt.
Wird bis 20 cm lang.
Fließendes und stehendes Wasser in ganz Mitteleuropa.
€ Laicht März— April. Zu dieser Zeit die d mit weißem, kör-
4 nigem Hautausschlag in Form feiner, dichtstehender Körner auf
Schnauze, Scheitel, Stirn, Kiemendeckeln und an den Rändern
_ aller Schuppen, sowie der Innenseite der Brust- und Bauchflossen.
Fleisch wenig geschätzt, dagegen der Fisch stellenweise als
- Köderfisch beliebt.
Untergatt. Telestes.
Je
Schlundknochen gedrungen, die Schlundzähne auf jeder Seite
in 2 Reihen angeordnet, zu 2/5—4/2 oder 2/4—5/2, seltener zu
- 215—5/2 gestellt, die Zähne seitlich zusammengedrückt und an der
*) Zugleich unmittelbar hinter der Kiemenspalte.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 11
162 Pappenheim,
Spitze hakenförmig umgebogen. Die Form der Zähne ähnlich wie
bei der Untergattung Sgaxalıus; die mittleren Zähne der äußeren
Reihen unterhalb der hakenförmigen Spitze zuweilen gezähnelt.
Nur eine Art.
52. T. Agassizii Val.
Strömer.
8—10
a—5
Mundöffnung unterständig, Maulspalte klein, fast wagerecht
gestellt. Schnauze über der Maulspalte vorragend, mäßig gewölbt
und stumpf. Körper gestreckt, annähernd zylindrisch. Schuppen
klein (kleiner als bei S. Zeuciscus). Bückenflosse über den Bauch-
flossen.
Kopflänge 4'/, mal, Körperhöhe etwas über 4 mal in der Körper-
länge enthalten. Augen mittelgroß.
Rücken grau (also verhältnismäßig hell) mit stahlblauem Schiller.
Seiten mit einer breiten schwarzen Binde oberhalb der Seitenlinie
(diese nur im ‚Anfang kreuzend), von den Augen bis auf den
Schwanzstiel reichend. Seiten darunter wie der Bauch reinweiß.
Seitenlinie orangegelb (selten der gelbe Ton durch Schwarz gedeckt),
ebenso der obere Kieferrand und auf den Kiemendeckeln. Wurzel
der Brust-, Bauch-, Rücken- und Afterflosse gleichfalls orangegelb,
die übrigen Teile der Flossen farblos, nur Rücken- nnd Schwanz-
flosse grau.
Wird meist nur 12—14, selten bis 18, sogar 24 cm lang.
Laicht März— April; nach dieser Zeit blaßt häufig das schwarze
Seitenband ab oder verschwindet ganz.
Nur in schnellfließenden Seitenflüssen der Donau (Iller, Lech,
Amper, Würm, Isar, Inn u. a.) und im Neckar. Fehlt in ganz
Norddeutschland (Stromgebiet der Nord- und Ostsee).
Bildet den Bastard:
R 2/8; A 3/8—9; Sch 48—-56
Telestes Agassizi X Chondrostoma nasus, „N äsling‘“
(früher für eine besondere Chondrostoma-Art „Ch. rysela“ Agass.
gehalten).
R 3/8—9; A 3,9—10; Sch 50 —60 u
3—6
Schlundknochen an ihrem oberen Fortsatz — Gelenkende —
nicht verbreitert (wie bei Chondrostoma nasus), am Flügel vorn mehr
oder weniger stark bogenförmig ausgeschnitten, der darauffolgende
Außenrand buckelförmig ausgebogen. Schlundzähne einreihig, meist
6—5, seltener 5—5.
Mundöffnung unterständig, Mundspalte einen flachen Bogen
bildend (ähnlich wie bei Chondrostoma nasus), Schnauze wenig vor-
ragend, sehr stumpf abgerundet. Körper wenig gestreckt.
Rücken schmutzig hellgrau, Seiten und Bauch weiß, überall
mit Silberglanz, auf dem Rücken mit bläulichem, am Bauch mit
Pisces. | 163
- Messingglanz. Seiten mit einer schwarzen Binde vom Hinterkopf
- bis zum Schwanz. Alle Flossen an ihrer Wurzel orangegelb, in
| der Mitte mit rötlichem Spiegel, dieser an
der Rücken- und Schwanzflosse schwärz-
lich getrübt.
Bisher nur aus Donau, Inn und Isar
bekannt geworden.
Wird 20—35 cm lang.
Untergatt. Scardinius.
OR Schlundknochen (Fig. 156) ziemlich
hthalmus(L.). Schlundzäihnhe schlank und zart. Schlundzähne auf
_ (etwas vergrößert). Original. jeder Seite in zwei Reihen angeordnet,
3 zu 3/5—5/3 gestellt, langgestreckt, nach
. den Kronen stark seitlich zusammengedrückt; die Kronen regel-
_ mäßig und tief gekerbt.
Bei uns nur die Art:
53. S. erythrophthalmus (L.).
Rotfeder, Rotauge (Fig. 157)
R 3/8—9; 4 3/10—12; Sch 40— a
ä Mundöffnung endständig mit ziemlich stumpfer Schnauze,
- Mundspalte steil nach vorn aufwärts gerichtet, ziemlich klein.
Körper etwas seitlich zusammengedrückt, seine Höhe schwankend.
Bauch mit einer scharfen, von dachförmigen Schuppen gebildeten
Kante zwischen Bauchflossen und After.
Fig. 157. Scardinius erythrophthalmus (L.).
Kopflänge 4°/,—4*/,, Körperhöhe schwankend, in der Regel
- 22), bis fast 3mal in der Körperlänge enthalten.
Färbung Schwankungen unterworfen, in der Regel Rücken
braungrün, Seiten glänzend messinggelb, Bauch weiß. Bauch-,
_ After- und Schwanzflossen lebhaft karminrot, Brust- und Rücken-
- flosse auf rötlichem Grund schwärzlich getrübt, „Rotflosser‘‘.
71°
164 Pappenheim,
Es kommen helle Farbvarietäten vor, mit abgeblaßten Flossen,
ebenso fast schwarze Individuen, die früher fälschlich als südliche,
transalpine Spielart betrachtet wurden.
Wird bis 30 em lang (selten).
Grundfisch, mit Vorliebe in stehenden Gewässern (Altwässer),
Seen mit schlammigem Grunde u. dgl.
Laicht April—Mai, zu dieser Zeit alle Farben lebhafter. Z mit
diehtem körnigem Hautausschlag auf Scheitel und Rückenschuppen,
aber auch an der Innenseite der vorderen Brustflossenstrahlen.
Fleisch nicht geschätzt.
Bildet mit der Plötze den Bastard:
Leuciscus rutilus x Scardinius erythrophthalmus.
R 3/9—10; 4 3/11—12.
Schlundzähne 5—5 oder 6—5, aber auch zweireihig 1—2/5—
5/1—2 oder 1—2/6—5/1—2. Alle Zähne mit seitlich zusammen-
gedrückten und auf der Innenseite tief gesägten Kronen.
Mundöffnung endständig, Maulspalte entweder sehr schief —
wie bei Scard. erythroßhthalmus — oder nur etwas schräg — wie
bei Zexec. rutilus. — Bauch mit einer aus dachförmig geknickten
Schuppen gebildeten Kante zwischen Bauchflossen und After.
Schuppen wie bei Zeuc. rutilus.
Färbung des Körpers wie bei Scard. erythrophthalmus, der
Flossen wie bei Zeuc. rutılus.
Die meisten der bisher beschriebenen Bastarde stammen aus
der Altmühl.
Über angebliche Bastarde mit Abramis brama vgl. das dm
Gresagte (S. 142).
Über den Bastard Scardinius erythrophthalmus > Alburnus
alburnus vgl. das bei diesem (S. 148) Gesagte.
Bildet ferner den auch bereits künstlich erzeugten Bastard:
Scardinius ervythrophthalmus = Blicca björkna, „Leiter“.
(Früher für eine besondere Art, Alicopsis erythrophthalmoides Jäckel,
gehalten.)
>)
R 3/8; 4 3/14—16; Sch 41—-46 BR
Schlundknochen schwächer und schlanker als bei Zlzeca björkna
(vgl. die entsprechende Beschreibung S. 144), ihr vorderer Fortsatz
mehr in die Länge gestreckt, der hintere stärker umgebogen.
Schlundzähne 2/5—5/2, an ihren schräg abgestutzten Kronen mehr-
mals schwach, aber doch deutlich gezähnt.
Mundöffnung endständig, Maulspalte schief aufwärts ge-
richtet. Schnauze verdickt und sehr abgestumpft. Körper hoch
und seitlich etwas zusammengedrückt (ähnelt dem von Scard. ery-
throphth.), Rücken etwas abgerundet.
Rücken olivengrün, Seiten messinggelb, Rücken- und Schwanz-
flosse dunkelgrau, Brust-, Bauch- und Afterflosse außerdem an der
Wurzel rötlich, zuweilen "die ganzen Bauchflossen rot und auch die
Schwanzflosse mit rötlichem Grunde. ?
Wird 18--25 cm lang. Laichzeit April—Mai (?).
es
Pisces. 165
In Deutschland im Donaugebiet (Altmühl, Donau bei Donau-
4 wörth, Würm, Amper, Chiemsee) (außerdem in Salzburg) und vom
- Rhein, Weser, Elbe, Oder und Weichsel bekannt geworden.
Untergatt. Phoxinus.
Schlundknochen mäßig lang. Schlundzähne auf jeder Seite in
2 Reihen angeordnet, meist zu 2/5—4/2 oder 2/4—5/2, seltener zu
2/4—4/2 gestellt. Zahnkronen seitlich zusammengedrückt, an der
- Spitze in einen gebogenen Haken auslaufend.
Die einzige deutsche Art ist
54. .P. phoxinus (L.).
Ellritze, Pfrilie.
18
R 3/7; A 3/7;-Sch 80-90 —-
14
Mundöffnung endständig, Maulspalte klein, ein klein wenig
aufwärts gerichtet. Schnauze stumpf, steil aufsteigend und stark
— gewölbt. Körper ziemlich zylindrisch. Beschuppung außerordent-
lich zart, die Schuppen auffallend klein, an vielen Stellen neben-
einander liegend (ohne sich dachziegelartig zu decken!). Seiten-
linie nur im Anfang deutlich, hinter der Mitte unregelmäßig unter-
- brochen, auf dem Schwanzstiel gewöhnlich verschwindend. Rücken
und Bauch in der Mitte meist ganz nackt.
= _ Kopflänge 4—4'/,mal, Körperhöhe 5—5'/,mal in der Körper-
länge enthalten.
Färbung sehr großen Schwankungen unterworfen. In der
Regel Rücken olivengrün oder schmutziggrau, mit vielen kleinen
schwarzen Flecken mehr oder weniger getrübt, oft dadurch Zeich-
_ nungen entstehend. Häufig Rücken in der Mittellinie mit schwarzen
Längsstreifen vom Nacken bis zur Schwanzflosse, dieser zuweilen
- in einzelnen Flecken aufgelöst oder ganz erloschen. Die übrigen
Teile des Rückens häufig schwarz marmoriert. Seiten vielfach
gleichmäßig oder in Form einer breiten Fleckenbinde schwarz-
_ gefärbt. Auf beiden Rückenseiten von den Augen bis an die
Schwanzflosse ein goldglänzender, unter der Haut durchscheinender
Längsstreif. Seiten und Bauch meist mit Messing-, seltener mit
- Silberglanz. Alle Flossen mit blaßgelbem Grundton, auf Rücken-,
- After- und Schwanzflosse und am Außenrand der‘ Brustfiossen
schwarz getrübt. Lippen, Brust- und Bauchflossen an der Wurzel
und die ganze Afterflosse oft lebhaft purpurrot, oft auch auf Kehle
und Bauch, bisweilen auf der ganzen Unterseite so gefärbt.
Wird nur bis 13 — meist nur 8—10 — cm lang.
Bevorzugt klares, fließendes Wasser mit kiesigem Grunde, auch
3 Bergseen. Geht in den Alpen (Funtensee im Steinernen Meer,
2000 m) sehr hoch.
Laicht Mai. Zu dieser Zeit beide Geschlechter mit spitz-
F höckerigem Hautausschlag am Scheitel, die Schuppen überall am
Hinterrand fein und dicht körnig gesäumt, auch die Innenseite der
- Brustflossenstrahlen mit körnigem Hautausschlag.
Die Purpurfärbung an der Unterseite keine Hochzeitsfärbung‘!
Beliebter Köderfisch (wo er häufig ist), stellenweise auch
ie ‚Speisefisch,
166 Pappenheim,
Chondrostoma (Fig. 158).
Die knorpelige Schnauze überragt die Unterlippe, daher Maul-
spalte deutlich unterständig; vollkommen quer gestellt (Fig. 158).
Kieferränder an Stelle weicher Lippen mit einer scharfkantigen
harten, gelben Hornscheide überzogen. Rücken- und Afterflosse
kurz. Keine Barteln.
Fig. 158. Chondrostoma nasus (L.) Kopf. Fig. 159. Chondrostoma nasus (L.).
a von der Seite, 5 von unten. Schlundzähne (etwa 1!/,mal vergr.).
Original.
Schlundzähne messerförmig, in einfacher Reihe zu 5—5,
6—6 oder 7—7; seltener unregelmäßig. zu 6—5 oder 7—6; ihre
Kronen lang und sehr stark seitlich zusammengedrückt, eine Zahn- -
seite fast in ganzer Länge abgeschliffen (Fig. 159).
Schlüssel für die Arten. -
a) Maulspalte fast gerade (Fig. 158). Rückenflosse mit neun
Gliederstrahlen. 57—62 Schuppen in der Seitenlinie.
Ch. nasus (L.).
b) Maulspalte halbkreisförmig. Rückenflosse mit 8 Glieder-
strahlen. 52—56 Schuppen in der Seitenlinie.
Ch. Genei Bp.
55. Ch. nasus (L.).
Nase.
2 8-9
R 3/9; A 3/10—11; Sch 57—62 Paar
Schnauze sehr stark und kegelförmig vorragend. Die quere
Mundspalte fast gerade, kaum etwas gebogen. Kinn fehlt ganz.
Körper sehr langgestreckt, seine Höhe 5mal in der Körper-
länge enthalten.
Schlundzähne meist 6—6, seltener 6—7 oder 7—6. Der hintere,
obere Fortsatz der beiden Schlundknochen an seinem Gelenkende
stark entwickelt und häufig beiltörmig verbreitert (vgl. Fig. 159).
Rücken schwärzlichgrün, Seiten und Bauch silberweiß. Rücken-
flosse schwärzlich, alle übrigen mehr oder weniger gerötet, die
Schwanzflosse außerdem oben und hinten schwarz gesäumt. Zur
Laichzeit die Färbung intensiver; die Mundwinkel, die Nähte der
Kiemendeckelstücke und die Gelenke der Brustflossen orangegelb; die
Körperseiten vom Hinterkopf bis zum Schwanzende mit schwarzem
Atlasglanz, der ganze Körper unter der Haut schwarzstreifig. Die
d in dieser Zeit an Schnauze, Scheitel und auf den Kiemendeckeln
Pisces. 167
_ mit knötchenartigem Hautausschlag, bei den ist dieser Ausschlag
_ nur vorn am Kopf und schwächer ausgebildet.
B Flüsse und Seen, namentlich in Süddeutschland (Rhein- und
Donaugebiet). Laicht April—Mai in Scharen auf Kiesgrund.
% Frißt mit Vorliebe Vegetabilien, kratzt Algen ab. Frisch Ge-,
fangene speien Schlamm aus (,‚Speier“).
£ Länge 25—50 cm.
Fleisch nicht sehr geschätzt.
Über den Bastard Telestes Agassizi x Chondrostoma nasus N\gl.
E das bei 7el. Agass. — 8. 162 — "Gesagte.
56. Ch. Genei Bp.
£ s—I
2318, 43/8--9:,Sch-52 —56.- - :
| u)
Schnauze wenig vorragend, sehr stumpf abgerundet. Mund-
- spalte einen flachen Bogen bildend. Kinn fehlt ganz. Körper
noch gestreckter als bei Cr. rasıs, Körper 5°/,mal in der Total-
länge enthalten.
5: Schlundzähne meist 5--5, seltener 5—6 oder 6—5. Ihre Gestalt
und die Schlundknochen wie bei Cr. nasus.
Färbung etwa wie bei C%. nasıs. Eine dunkle Längsbinde
oberhalb der Seitenlinie.
Im Inn- und Rheingebiet.
Unterfam. Cobitinae.
(Schwimmblase in einen rechten und einen linken Abschnitt
geteilt, von einer mit dem ersten Rückenwirbel zusammenhängen-
den Knochenkapsel eingeschlossen. Haben die Fähigkeit, Luft ein-
- zuschlucken und mit Hilfe der Darmschleimhaut zu resorbieren.)
Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen und
Arten.
FA. Mund von:-10 Bartfäden umgeben. (Kein Knochenstachel unter
dem Auge äußerlich sichtbar. Körper etwas aalartig, sehr
gestreckt, nach vorn annähernd zylindrisch, nach hinten seitlich
zusammengedrückt.) Misgurnus fossilis (Fig. 160).
. Mund nur von 6 Bartfäden umgeben.
a) | Paar längere Barteln in den Mundwinkeln, 4 kürzere an
der Öberlippe. Kein Stachel unter dem Auge äußerlich
sichtbar. Körper ziemlich zylindrisch, Schnauze ‚stumpf.
Schwanzflosse gerade abgestutzt oder höchstens schwach aus-
geschnitten. Nemachilus barbatula.
Alle 6 Bartfäden gleichmäßig kurz. Unter dem Auge ein
-— umklappbarer — Knochenstachel mit 2 Spitzen. Körper
stark seitlich zusammengedrückt, Schnauze spitz. Schwanz-
flosse AeTungel: Cobitis taenia.
b
—
Anseai (Fig. 160).
3 Körper langgestreckt, nach hinten deutlich seitlich zusammen-
gedrückt, mit sehr kleinen, in der Haut verborgenen Schuppen.
168 Pappenheim,
ws ee
Unter dem Auge kein Knochenstachel sichtbar (liest unter der
Haut). 10—12 Bartfäden, davon 4 am Unterkiefer. Schwanzflosse
am freien Rande abgerundet, ohne jede Spur eines Ausschnitts.
Fig. 160. Meisgurnus fossilis (L.).
Schlundknochen in der Mitte je einen hakenförmigen, ab-
wärts und rückwärts gerichteten Fortsatz tragend, mit jederseits 12
bis 14 einreihig angeordneten, seitlich zusammengedrückten Schlund-
zähnen mit abgestumpften Spitzen (Fig. 161).
Die einzige deutsche Art ist
57. M. fossilis (L.).
Schlammpeitzger, Bisgurre (Fig. 160).
R 3/5—6; A 3/5.
Fig. 161. een Mundöffnung unterständig, Maul klein
es a orößenn (mit sehr beweglichen Kiefern und Lippen).
Original. | Dicht über der Oberlippe 4 in fast gleichen
Abständen stehende, ziemlich lange Bartfäden,
je 1 längerer in beiden Mundwinkeln, 4 sehr kurze an der Unter-
lippe. Augen klein, sehr hochsitzend. Körper sehr langgestreckt,
nach vorn annähernd zylindrisch, nach hinten deutlich seitlich zu-
sammengedrückt. Alle Flossen schwach ausgebildet und sehr kurz,
mit abgerundeten Rändern. Schuppen sehr klein, rundlich, in dach-
ziegelartiger Anordnung. Haut ungewöhnlich schlüpfrig. Seiten-
linien fehlen.
Rücken und Seiten ledergelb, Bauch orangegelb. Kopf, Kiemen-
deckel, Rücken und Kopfseiten dicht mit schwarzbraunen Punkten
besät, oft zu marmorierten Zeichnungen zusammenfließend. Seiten
mit einer breiten, von den Augen bis auf den Schwanzstiel ver-
laufenden schwarzbraunen Binde, häufig darüber und darunter je
ein schmaler schwarzbrauner Längsstreifen. Bauch mehr oder
weniger schwarzbraun punktiert. Rücken- und Schwanzflosse mit
einer großen Anzahl schwarzbrauner runder Flecke, After-, Brust-
und Bauchflossen zuweilen “schwarzbraun punktiert.
Wird bis 30 cm lang. Be
Lai®ht im Frühling nach Eintritt hohen Wasserstandes. Nur
in stehenden, schlammigen Gewässern; meist am Grunde verborgen.
Kann längere Zeit im Schlamm vergraben leben (,‚Trockenschlaf“,
akzessorische Darmatmung,).
Uber ganz Deutschland verbreitet.
Nemachilus.
Körper wenig gestreckt, ziemlich walzenförmig. Beschuppung
teilweise oder vollständig rückgebildet. Kein Knochenstachel unter
den Augen sichtbar (ein sehr kurzer und stumpfer Stachel liegt
unter der Haut verborgen). Nur 6 Bartfäden, von ihnen keiner
yon
De ar
2
:
2
r E | Pisces. 169
am Unterkiefer. Schwanzflosse ziemlich gerade abgestutzt, nur mit
flachem, mittlerem Ausschnitt.
Schlundknochen wie bei Afsgurnus, aber nur mit 8—10
schlanken, scharf zugespitzten Schlundzähnen.
- Die einzige deutsche Art dieser artenreichen, hauptsächlich
paläarktischen Gattung ist
58. N. barbatula (L.).
Schmerle, Bartgrundel.
R 3/7, 4 3/5.
_Mundöffnung unterständig, Maul nicht so klein wie bei 4
Jossilis, dieht über der fleischigen Oberlippe. 4 mäßig Bi
Bartfäden in gleichmäßigen Abständen an der Oberlippe, zwei
ebenso lange in den Mundwinkeln. Augen klein, ziemlich hoch-
sitzend. Körper annähernd zy lindrisch, wenig in die Länge ge-
streckt. Flossen stärker und breiter als bei den beiden anderen
deutschen Arten dieser Unterfamilie. Rückenflosse mit geradem
"Rand, Afterflosse flach abgerundet. Beschuppung kümmerlich.
Seiten mit Ausnahme der beiden Seitenlinien mit vereinzelten sehr
kleinen, runden Schuppen besetzt, am Schwanz dichter stehend.
Rücken und Bauch ganz nackt. Seitenlinien schuppenlos, aber
deutlich.
Rücken ‘und Seiten bis nahe zum Bauch mit dichten schwarz-
grünen Punkten pigmentiert; stellenweise dadurch Marmorflecken
gebildet. Seiten und Bauch schmutziggelb, oft selir blaß gefärbt.
Rücken- und Schwanzflosse mit zahlreichen rechteckigen schwarzen
Flecken, die blassen Brustflossen zuweilen an ihrer Oberseite schwarz
gefleckt. Bauch- und Afterflosse blaßgelb und stets ungefleckt.
Am Ende des Schwanzstieles vor der Schwanzflosse fast immer ein
senkrechter schwarzer Bandstreifen.
Wird nur 15 cm lang.
Laicht in den Frühlingsmonaten.
Ausschließlich in klarem, meist fließendem Wasser, auch an
'Seeufern. Schwimmt gern über dem Grunde.
‘Uber ganz Deutschland verbreitet.
Cobitis.
Körper gestreckt und seitlich sehr stark zusammengedrückt.
Beschuppung überall vollständig, nur an den nur bis zu den Brust-
flossen reichenden Seitenlinien fehlend. Unter dem Auge ein
zurückschlagbarer, starker, doppelspitziger Knochenstachel. Nur
6 äußerst kurze Bartfäden, davon keiner am Unterkiefer. Schwanz-
flosse gerundet oder abgestutzt.
Schlundknochen wie bei Mzsgurnus, aber nur mit 8—10
‚schlanken, scharf zugespitzten Schlundzähnen.
Die einzige deutsche Art ist
59. C. taenia (L.).
3 Steinpeitzger, Dorngrundel.
Pe R 3/7; 4 3)5.
Mundöffnung unterständig, die vorragende Schnauze nach vorn
Mi 8 g, die vorrag ize ı
zugespitzt. Kopf nach oben zu einer Kante verschmälert.
|
170 Pappenheim, |
|
Dicht über der Oberlippe 4, in den Mundwinkeln je 1 Bart-
faden. Die fleischige, aber bartellose Unterlippe zweilappig. Die
kleinen Augen bis dicht an die schmale Stirnkante hinaufgerückt.
Dicht unter den Augen jederseits ein in eine Querspalte zurück--
legbarer, sehr beweglicher doppelspitziger Knochenstachel. Körper:
sehr in die Länge gestreckt und dabei auffallend stark seitlich zu-
sammengedrückt, fast bandförmig. Haut sehr schlüpfrig, aber
überall mit kleinen, runden Schuppen besetzt; nur an den aber
nicht über das Ende der Brustflossen hinausreichenden Seitenlinien
nackt. Brust- und Bauchflossen außerordentlich schmal und kurz.
Rücken-, After- und Schwanzflosse dagegen breiter, mit flach ab-
gerundeten Rändern.
Grundfarbe blaßgelb oder weißlich, Rücken und obere Hälfte
der Seiten sehr fein braun punktiert. Rücken in der Mittellinie mit
einer großfleckigen braunen Binde, bis an den Schwanz reichend
und beiderseits von einer kleinfleckigen braunen Binde begleitet.
Körperseiten je mit einer aus 12—17 sehr großen schwarzen Flecken
bestehenden Binde geschmückt, darüber ein bläulicher Längsstreifen
durch die Haut schimmernd. Kopf häufig jederseits mit 3 schmalen,
aus dem Zusammenfließen vieler brauner Punkte gebildeten Streifen,
vom Auge ausgehend, Rücken- und Schwanzflosse auf grauem
Grunde fein schwarz punktiert, die übrigen Flossen blaß und un-
gefleckt. Schwanzstiel am Ansatz der Schwanzflosse in der oberen
Hälfte mit einem senkrechten, tiefschwarzen Streifen jederseits.
Wird höchstens 10 cm lang.
Stehendes und fließendes Wasser, meist verborgen lebend, in
ganz Mitteleuropa.
Laicht in den wärmeren Frühlingsmonaten.
Fam. Siluridae. Welse.
Außere Merkmale (der einheimischen Sil/ur:dae): Haut nackt,
Maul mit langen Barteln an den Lippen und bürstenförmigen Zahn-
polstern; nicht vorstülpbar. Rücken- und Brustflossen an ihrem
Vorderrande mit einem starken Stachel, der aus der Verschmel-
zung der Segmente eines Gliederstachels entstanden ist.
Anatomische Merkmale: Rippen an den Querfortsätzen
der Wirbelkörper befestigt. Schwimmblase gewöhnlich gut ent-
wickelt, häufig mit seitlichen Ausstülpungen. Darm nie mit
Pförtneranhängen.
Geographische Verbreitung: Süßwasser (selten Seewasser)
der tropischen und subtropischen Gebiete, nur spärlich innerhalb
der gemäßigten Zone vertreten. Typische Bodenfische.
In Deutschland nur 2 Gattungen, davon die eine in neuerer
Zeit aus Nordamerika eingeführt.
Bestimmungsschlüssel für die in Deutschland
vorkommenden Gattungen und Arten.
A) Nur eine auffallend kurze büschelförmige Rückenflosse.
Keine Fettflosse ausgebildet. Afterflosse sehr lang, hängt mit
der Schwanzflosse zusammen. Oberkieferbarteln auffallend lang,
weit über Kopflänge. — (Nur eine Art, S. glanıs L., der ge-
meine Wels.) Silurus (Fig. 162).
3 Pisces. Tr4
-B) 2 Flossen am Rücken, die zweite eine ‚„Fettflosse‘“ (strahlenlos,
vgl. S. 94). Afterflosse mäßig groß, von der Schwanzflosse
- durch einen weiten Zwischenraum getrennt. Oberkieferbarteln
- nicht über Kopflänge. — (Nur eine aus Nordamerika einge-
- — führte Art, A. rebulosus (Lsr.), Katzenwels.) Gatt. Ameiurus.
Silurus.
Einzige deutsche Art:
60. 8. glanis L., Wels, Waller (Fig. 162).
R 1/4; A 90-9.
E Körper überall nackt. Kopf breitgedrückt, mit breitem Maul.
Augen auffallend klein, über «den Mundwinkeln. Zähne klein,
spitzig, sehr zahlreich, zu bürstenartigen Platten vereinigt. Ober-
‚kiefer mit 2 über kopflangen Barteln, Unterkiefer mit 4 kürzeren.
Rückenflosse auffallend kurz, stachellos, von büschelartiger Gestalt,
in der Mitte zwischen
Brust- und Bauch-
flossen. Afterflosse auf-
fallend lang, erstreckt
sich nach hinten bis
dicht an die rundlich
abgestutzte Schwanz-
flosse.
Grauschwarz bis
olivengrün, an den Sei-
ten dunkler marmo-
tiert. Bauch weißlich
oder rötlich, dunkel
_ marmoriert. Im Alter
‚alle Flossen rötlich ge-
säumt. Fig. 162. Silurus glanis L.
Kann 4 m Länge
‚erreichen; ist die größte einheimische Fischart.
2 Lebt am Grunde stehender oder mäßig fließender größerer
"Gewässer; im Süden (Donaugebiet) häufiger. Gefräßig. Laichzeit
Mai, Juni.
Ameiurus.
Einzige von Nordamerika eingeführte Art:
61. A. nebulosus (Lsr.),
Katzenwels, amerikanischer Zwergwels.
Gestalt ziemlich kurz, bis zum Schwanzstiel annähernd zy-
lindrisch, von da an deutlich seitlich zusammengedrückt. Körper-
höhe 4——4!/, mal in der Korperlänge enthalten. Kopf ziemlich breit,
mit stumpfer Schnauze. Maul etwas breit, die Oberlippe gewöhn-
lieh, den Unterkiefer überragend. Oberlippenbarteln fast kopflang,
ein zweites, sehr kurzes Paar unmittelbar vor den hinteren Nasen-
löchern. Die beiden Bartelpaare an der Unterlippe etwa halb so
lang wie die der Oberlippe. Zähne in Form von Bürstenzähnen,
172 Pappenheim, k
,
in breiten Bändern angeordnet. Rückenflosse mit sehr kurzer
Basis, die Strahlen länger als diese. Die kurze Fettflosse dahinter,
aber schon näher an der Schwanzflosse. Brustflossen ziemlich
klein, am Vorderrand mit einem kräftigen, hinten gezähnten Stachel.
Bauchflossen etwa von gleicher Größe. Afterflosse mit verhältnis-
mäßig langer Basis. Schwanzflosse abgestutzt, aber mit schwachem
Ausschnitt. Seitenlinie gewöhnlich unvollständig.
Färbung: dunkelgelblich braun, mehr oder weniger star
wolkig getrübt, zuweilen gelblich oder auch nahezu schwarz. Bauch
heller.
Wird nur 30—45 cm lang.
Speisefisch. |
Ursprünglich in den großen Seen von Nordamerika und weiter
südlich bis Texas und Florida, durch Züchtung auch in Amerika
schon weiter verbreitet; 1885 in Deutschland eingeführt und ge-
züchtet.
Geiegentlich verwildert und frei in Flüssen gefangen.
Unterordnung Apodes.
Außere Merkmale: Körper schlangenartig ange
Bauchflossen fehlen, alle andern ohne Stacheln. Schuppen ver-
kümmert oder ganz fehlend, die nackte Haut schleimig. Rücken-
und Afterflosse verschmelzen mit der zugespitzten Schwanzflosse
zu einem einheitlichen Fiossensaum.
Anatomische Charaktere: Wirbel überaus zahlreich (über
200). Schwimmblase mit einem Luftgang nach dem Darm. Magen
mit Blindsack. |
Geographische Verbreitung: Meere und Süßwasser der
gemäßigten und tropischen Zonen. Fleischfressende Bodenfische.
In Deutschland nur die
Fam. Anguillidae, Aale.
Mit den Charakteren der Unterordnung.
Nur eine Gattung:
Anguilla.
Die einzige deutsche Art ist:
62. A. anguilla L. (Fig 163).
Aal.
Unterkiefer vorragend. Maul bis zu den kleinen Augen ge-
spalten, mit fleischigen Lippen und zahlreichen, kleinen, dicht-
stehenden Zähnen (,„Bürstenzähne‘‘) besetzt. Nasenlöcher weit
getrennt, das hintere Paar unmittelbar vor den Augen, das vordere
— in Form kurzer Röhren — dicht über der Oberlippe. Schnauzen-
form großen Schwankungen unterworfen. Kiemendeckelapparat
unter der Haut versteckt. Kiemenspalten eng, weit nach hinten
gerückt, etwas unterhalb der unmittelbar folgenden Brustflossen.
Rückenflosse weit hinter dem Kopf beginnend, Afterflosse um eine
Kopfeslänge dahinter. Die länglich ovalen Schuppen sehr klein,
j
R
B
3
Pisces. Ki
verkümmert, und in doppelter Richtung unter rechten Winkeln
ngeordnet, daher Zickzacklinien bildend. Seitenlinie deutlich sicht-
bar, ihre Poren münden in kurzen, durch weite Zwischenräume
- getrennten Röhrchen. Körper bis zum After zylindrisch, von da
‚ab (in seitlicher Richtung) bandförmig zusammengedrückt.
Fig. 163. Anguilla anguılla L.
Färbung großen Schwankungen unterworfen, in der Regel
_ oberseits dunkelgrün, auch ins Blauschwarze oder Graugelbe
G Messingaal“) spielend, Bauch heller, blauweiß oder gelbweiß.
Rücken- und Brustflossen in der Farbe des Rückens, Afterflosse
wie der Bauch gefärbt.
Sehr gefräßiger Raubfischh, am Grunde lebend. Bei uns im
Stromgebiet der Nord- und Ostsee; dem Donaugebiet ganz fehlend.
Fortpflanzung (Laichablage und Befruchtung) findet nicht im
- Süßwasser statt, sondern in der Tiefsee — für unsere Flußaale im
Ei lantischen Ozean sw. von Irland, jenseits der 1000 m-Linie,
“nicht innerhalb der Ost- oder Nordsee. Die noch vor dem Beginn
der Geschlechtsreife stehenden erwachsenen 2 wandern dazu im
Spätsommer und Herbst — namentlich in dunklen Nächten —
scharenweise die Flüsse stromab und durch die Ost- oder Nordsee
Be ON NOT
D}
Fig. 163a. Aallarven, sogenannte Zepfocephalus.
1. Jüngeres, 2. älteres Stadium (in natürlicher Größe),
in den Atlantischen Ozean. Die Z steigen nicht über den Unter-
lauf der Ströme hinaus aufwärts. Aus den — noch unbekannten —
Eiern schlüpfen oleanderblattförmige, durchsichtige Larven, die man
früher für eine besondere F ischgattung „Leptocephalus“ hielt (Fig.
163«). Sie erhalten erst bei 2—8 cm Länge die drehrunde Aal-
gestalt und wandern nun scharenweise aus dem Meer in die Flüsse
— in Frankreich ‚‚montee‘“ genannt —, bei uns im Februar und
N März.
174 Pappenheim,
Unterordnung Haplomi. {
£
(Gemeinsame äußere Merkmale lassen sich für diese Unter-
ordnung nicht angeben. Die anatomischen Charaktere setzen größere
osteologische Vorkenntnisse voraus.
Geographische Verbreitung: Süßwasser aller Zonen,
Tiefsee. ’
Von den 13 hierher gehörigen Familien bei uns nur die z
Fam. Esocidae, Hechte (Fig. 164). 8
Äußere Merkmale: Gestalt schlank. Schädel langgezogen,
mit entenschnabelartig flachgedrückter Schnauze. Körper sen,
— teilweise auch — Kopf beschuppt. Maul ohne Barteln, mit
stark ausgebildeter Bezahnung auf fast allen Knochen. Kiemen-
spalten sehr groß, bis an die Kehle reichend. Rückenflosse weit
nach hinten gestellt, „auf dem Schwanz“, der Afterflosse gegen-
über. Keine Fettflosse vorhanden. Seitenlinie stellenweise von
undurchbohrten Schuppen unterbrochen.
Anatomische Charaktere: Magen ohne Blindsack.
Schwimmblase mit Luftgang nach dem Darm. Dieser ohne Pförtner-
anhänge.
Nur eine Gattung — Zsox — in wenigen Arten über die
kalten und gemäßigten Zonen der nördlichen Halbkugel verbreitet
(Europa, Asien, Nordamerika). |
In Deutschland nur eine Art:
63. Esox lueius L. (Fig. 164).
Hecht.
R 7-8/183—15; A 45/1213.
Schnauze entenschnabelartig breitgedrückt. Maul tief gespalten,
bis unter die Augen reichend. Zähne am Gaumen in bürsten-
förmiger Anordnung, im Unterkiefer einzelne größere dolchförmige
Fangzähne von ungleicher Größe. Unterkiefer etwas vorstehend.
Rücken scheinbar in der Mitte etwas eingedrückt. Rücken- und
.
=.
Fig. 164. Zsox Zueius L.
die gegenüberliegende Afterflosse sehr weit nach hinten gerückt.
An zahlreichen Körperstellen kanalartig durchbohrte Schuppen cz
große Hautporen, solche namentlich am Kopf.
Färbung: Farbe und Zeichnung stark schwankend. Rücken
dunkel graugrün, Bauch weiß, mit kleinen schwarzen Punkten.
Seiten oliven- bis gelbgrün marmoriert, mit gelben — in der
-
“ Pisces. 175
Jugend Quer-, im Alter Längs- — Streifen (dazwischen ein Über-
gangskleid. Brust- und Bauchflossen rotgelb, häufig grau an-
geflogen. Rücken-,
Schwanz- und After-
flosseauf rotbraunem
Grund unregelmäßig
schwarz gefleckt.
Sehr schnell-
wüchsig; kann Meter-
länge erreichen.
Ein sehr ge-
fräßiger Raubfisch,
derhauptsächlich
Fische frißt.
Mehr in stehen- b
Em, als fließendem
asser, bis zu 1500 m
Höhe gehend.
| Laicht Februar £
bis April (Mai) scha-
renweise an flachen, Fig. 164a. Larven von Zsox Zucius L. Nach CE. J.
Sundevall. a 2 Tage alt (natürl. Größe 10 mm);
bewachsenen Ufer- 5 11 Tage alt (natürl. Größe 15 mm); c 5-6 Wochen
stellen. Der gelb- alt (natürl. Größe 20 mm).
liche Laich in Klum-
pen an Wasserpflanzen. (Larven s. Fig. 164a.) Farbe dann leb-
hafter, metallisch glänzend.
Als Speisefisch sehr geschätzt.
IE FREIEN
Unterordnung Gatosteomi.
Gemeinsame äußere Merkmale lassen sich für die in dieser
Gruppe vereinigten 11 Familien nicht angeben.
Anatomische Charaktere: Schwimmblase, wenn überhaupt
vorhanden, ohne Luftgang. Bauchflossen, wenn vorhanden, bauch-
ständig, oder das Becken am Schultergürtel befestigt.
Geographische Verbreitung: Meere und Süßwasser aller
Zonen.
Bei uns. nur vertreten durch die
4
RETTET
Fam. Gastrosteidae, Stichlinge.
Äußere Merkmale (Fig. 165): Mund endständig, mit Zähnen.
RN kegel- oder etwas röhrenförmig. Statt des stachligen
Teiles der Rückenflosse mehrere isolierte Stacheln. Statt der
Bauchflossen jederseits ein freier Stachelstrahl mit höchstens
2 weichen Strahlen dahinter. Statt der Schuppen tragen die Körper-
seiten je eine Reihe großer Knochenschilder.
_ Anatomische Charaktere: Kiemenapparat zeigt Rückbil-
dungen.
® Geographische Verbreitung: Süßwasser und Küsten-
gewässer der nördlichen Halbkugel.
Die einzige Gattung
\
176. Pappenheim,
Gastrosteus (Fig. 165)
ist durch 2 Arten in unserer Fauna vertreten.
Bestimmungsschlüssel für die beiden deutscher
Arten der Gattung Gastrosteus.
a) Vor der weichen Rückenflosse stehen nur 3, seltener 4*) einzeln
Stacheln. ‘G. aculeatus
b) Vor der weichen Rückenflosse stehen 7—11 einzelne Stacheln
G. pungitius
64. G. aculeatus (Fig. 165).
(Großer) Stichling.
R 3**)/11-12;-4 1/8.
Körper stark seitlich zusammengedrückt; der Schwanzstie
niedrig und dünn. Maulspalte schief aufwärts gerichtet und etwas
oberständig. Mund mit feinen Bürstenzähnen. Vor der weicher
Rückenflosse 3***) selbstän-
dige, umlegbare Stacheln, deı
erste über der Brustflossenbasi:
eingelenkt; der zweite der läng-
ste. Brustflossen am Hinter.
rand gerade abgestutzt. Bauch
flossen einem Knochenschilc
Eee ee (Beckenknochen) aufsitzend
ne ee RR — Sämtliche Stacheln durcl
„Sperrgelenke“ fixierbar. —
Körperseiten mit einer Reihe großer Knochenplatten gepanzert
Färbung stark schwankend, in der Regel oben oliven- bis grau-
grün oder blauschwarz; die Seiten heller, Bauch weiß, beide mit
Silberglanz. In der Jugend die Seiten schwarz gebändert. In der
Laichzeit die d am Rücken lebhaft hellgrün, Kehle, Brust, Bauch
und Seiten lebhaft rotglänzend. Laicht April—Juni. dä bauen
am Grunde ein kugelrundes Nest aus Pflanzenteilen u. dgl., etwa
von Walnußgröße, worin mehrere ? den Laich ablegen, woraui
dieser und die ausschlüpfenden Jungen vom g bewacht und durch
Bisse verteidigt werden. Durch Schlagen mit den Flossen wird
ein kontinuierlicher Wasserwechsel bewirkt.
Wird 4—9 cm lang.
Süß- und Brackwasser, gewöhnlich nahe dem Ufer. Auch ir
der See, dicht an der Küste. Fehlt dem Donaugebiet vollständig
Tritt in 2 durch UÜbergangsformen verbundenen Abarten auf
a) G. aculeatus var. gymnurus (Ouv.).
Schwanzstiel ohne Panzerung. Hauptsächlich nur im Süßwasser:
|
b) G. aculeatus var. trachurus (C. V.).
Auch der Schwanzstiel mit Panzerplatten. Hauptsächlich nw
im Brack- und Salzwasser.
*) Etwa in 1°, der Fälle.
**) Aber hier 3 "isolierte, nicht durch eine Membran verbundene Stacheln.
***) Seltener 4.
aa a
Pisces. 177
65. G. pungitius L.
Zwergstichling, Kleiner Stichling.
RB 10-11; 41/9211.
Die Stacheln vor der weichen Rückenflosse fast von gleicher
Größe, 9—11 an Zahl und, wenn aufgerichtet, dann abwechselnd
nach rechts und links geneigt. Körperseiten stets ohne Panzer-
platten.
Gestalt gestreckter, niedriger als beim vorigen. Hochzeitskleid
des d an der Unterseite sch warz.
Wird nur 4—5 cm lang. (Kleinster deutscher Fisch.) Vor-
kommen wie beim vorigen, doch auch im Donaugebiet. Auch hier
die entsprechenden beiden Abarten; doch kann var. frachurus hier
6 cm Länge erreichen.
Unterordnung Anacanthini.
Äußere Merkmale: Bauchflossen brust- oder kehlständig.
Alle Flossen ohne Stacheln.
Anatomische Charaktere: Schwimmblase ohne Luftgang.
Beckenknochen dicht hinter dem Schulterblatt. Schwanzflosse voll-
ständig symmetrisch.
Geographische Verbreitung: Tiefsee und Meere der ge-
mäßigten und kalten Zonen.
Bei uns nur vertreten durch die -
Fam. Gadidae, Schellfische (Fig. 166).
Äußere Merkmale: Fast der ganze Rücken von’ den in 1 bis
3 selbständige Teile gegliederten Rückenflossen eingenommen. Bauch-
flossen sehr weit nach vorn gerückt. Afterflosse sehr lang oder
gleichfalls in mehrere selbständige Teile zerlegt. Maul vorstreck-
bar, bezahnt. Unterlippe meist mit einem Bartfaden.
Anatomische Charaktere: Siehe die für die ganze Unter-
ordnung angegebenen.
Geographische Verbreitung: Meere der kalten und ge-
mäßigten Zonen; Tiefsee. Nur eine einzige Art im Süßwasser.
- Alle Arten karnivor.
Im deutschen Süßwasser ist nur vertreten die
Gatt. Lotta
mit der einzigen Art
66. L. lota (L.), (Fig. 166).
Quappe, Rutte.
R, 12—14, R, 70-75; A 65— 70.
Körper gestreckt, annähernd zylindrisch. Schwanz seitlich zu-
sammengedrückt. Vordere Rückenflosse sehr kurz, die zweite sehr
*) Isolierte, nicht durch eine Membran verbundene Stacheln.
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 12
178 Pappenheim,
viel länger. Afterflosse beinahe von der gleichen Länge wie die
hintere Rückenflosse.e Ein Bartfaden mitten am Kinn. Maul mit
gleichmäßig kleinen Zähnen. Das vordere Paar der Nasenlöcher
Fig. 166. Zozfa lota (L.).
je mit einem kleinen Bartel. Bauchflossen kehlständig, unter der
Kiemenspalte. Schuppen sehr klein und dicht stehend.
Färbung auf Rücken und
Seiten olivengrün, schwarz-
braun wolkig gefleckt, ebenso
die Flossen. Kehle und Bauch
weißlich.
Meist 30—50 cm lang.
Sehr gefräßiger Raubfisch,
am Grunde von Seen oder auch
in Flüssen lebend.
Laichzeit um den Monat
Dezember, doch auch schon
= ar November und bis März.
6 (Larven vgl. Fig. 166.«.)
Fig. 166a. Larven von Zoffa lofa (L.). Angeblich (?) findet eine
a 8 Tage alt (natürl. Größe kaum über (äußere) Begattung der Ge-
Rn TERN un oo en schlechter statt, wobei ein ver-
Sundevall. bindendes Hautsekret abge-
sondert werden soll.
Mitteilungen hierüber, soweit sie auf eigenen Beobachtungen
beruhen, wären erwünscht.
Unterordnung Acanthopterygii.
Außere Merkmale: Kiemendeckel gut entwickelt. Bauch-
flossen brust- oder kehlständig. Kiemenspalte gewöhnlich weit;
[wenn ausnahmsweise klein, dann vor oder über der Wurzel der
Brustflosse.] Meistens mit spitzen, stechenden, unge-
gliederten und unverzweigten Stacheln in der Rücken- und
Afterflosse (vgl. S. 94).
Anatomische Charaktere: Schwimmblase gewöhnlich ohne
Luftgang. Schultergürtel am Schädel befestigt. Beckenknochen
mehr oder weniger fest mit dem Schultergürtel verbunden.
Bei uns sind 2 Abteilungen dieser formenreichen Gruppe ver-
treten.
Abteilung Perciformes.
Außere Merkmale: Rückenflosse vorn mit einem gut ent-
wickelten stacheligen Teil (ungegliederte, unverzweigte, stechende
Flossenstacheln). Körper ziemlich oder sehr lang gestreckt, nicht
immer stark seitlich zusammengedrückt. Bauchflossen brustständig.
& ; | i ‚Pisces. 179
Schuppen am Hinterrand (— freien Rand) gezähnelt (,Kamm-
schuppen‘“) oder glatt.
E Anatomische Charaktere: Knochen des Schultergürtels
gut entwickelt; Rabenschnabelbein (Coracozd) in der Mitte von
_ einer Öffnung durchbrochen, mit einem Teil der verlängerten
Handwurzelknochen in Verbindung stehend.
Meist Meeresbewohner, verhältnismäßig wenig Formen im Süß-
wasser. Fehlen nur der arktischen und antarktischen Region.
Von den zahlreichen Familien (36) nur 2 in Deutschland ver-
_ treten, davon die eine in neuester Zeit aus Nordamerika ein-
geführt.
Die unterscheidenden Merkmale gibt die Bestimmungs-
tabelle auf S. 98, bei aa) und bb).
Fam. Pereidae, Barschfische.
Äußere Merkmale: Kiemendeckel gezähnelt oder bedornt.
Der stachelige Teil der Rückenflosse gewöhnlich länger als der
_ weiche. Afterflosse am Vorderrand mit 1—2 Stacheln. Mund
nicht oder nur schwach vorstreckbar. Ein Teil der Kieferknochen
_ und die Gaumenknochen mit Zähnen (vgl. Fig. 120). Schuppen
_ am Hinterrand gezähnelt („Kammschuppen“). Keine Bartfäden.
£ Anatomische Charaktere: Alle oder der größte Teil der
Rippen an den Querfortsätzen der Wirbelkörper eingelenkt.
_ amerika. Ausgesprochene Süßwasserfische, nur die Gattungen
Lucioperca und Percarina gehen auch ins Salzwasser.
Von 12 Gattungen sind nur 4 bei uns vertreten.
Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen.
- A. Nur eine Rückenflosse; auf den Kopfknochen zahlreiche kleine
Grübchen *). Acerina (Fig. 171).
- B. Zwei Rückenflossen (Kopfknochen ohne oder höchstens mit
flachen Grübchen an der Unterseite).
I. Unterkiefer mit 2 Arten von Zähnen besetzt, ‚‚Bürstenzähnen“
und „Hundszähnen“ (vgl. hierüber S. 92).
Luciopereca (Fig. 168 u. 169).
II. Unterkiefer nur mit einer Art von Zähnen, „Bürstenzähnen“,
besetzt.
a) Maul endständig. Die beiden Rückenflossen stoßen zu-
sammen. Perca (Fig. 167).
b) Maul unterständig. Die beiden Rückenflossen durch einen
Zwischenraum getrennt. Aspro (Fig. 170).
Perca (Fig. 167).
Mundöffnung endständig. Maulspalte ziemlich groß, die Kiefer
- vorstülpbar. Mund mit zahlreichen kleinen Bürstenzähnen besetzt,
_ auch am Gaumen. Vordeckel (vgl. Fig. 98”@) grob gesägt, die
' Zähne des Unterrandes nach vorn gerichtet. Kiemendeckel mit
*) Hier liegen Schleimdrüsen und -Kanäle.
12*
Geographische Verbreitung: Europa, Westasien und Nord-
ee
180 Pappenhei m,
einem starken Dorn endend (darunter mehrere schwächere Zähne)
Die beiden Rückenflossen mehr oder weniger weit getrennt.
Kiemendornen (vgl. S. 106/107, Fig. 110) mäßig groß oder kurz.
Die einzige deutsche Art ist
67. P. fluviatilis L. (Fig. 167).
Barsch, Flußbarsch, gemeiner Barsch.
R, 14—16, R, 2/13—15; 4 2/8—10; 58098 =
. re
Kopflänge **) 3!/,—4!/, mal, Körperhöhe 3—5 mal in der Körper-
länge enthalten. Färbung messinggelb, ins Grünliche schillernd,
0
sı*) 58—67.
0
Fig. 167. Perca fluviatilis L.
mit mehreren vom Rücken gegen den Bauch laufenden, schwärz-
lichen Querbinden — die selten ganz fehlen oder doch undeutlich
ausgeprägt sind —
und mit blauschwar-
zem Augenfleck am
Ende der vorderen
Rückentlosse.— Auch
kommt eine zitronen-
gelbe oder goldglän-
zende Form vor. —
Brustflossen gelb,
Bauch- und After-
flossen rot.
b 16—18 Kiemen-
Fig. 167a. Larven von Perca fuviatılis L. Nach dornen a unteren
C. J. Sundevall. a 3 Tage alt (natürl. Größe etwas Abschnitt des vor-
über 6 mm). 5 1 Monat alt (natürl. Größe 9 mm). dersten Kiemen-
bogens (vgl. Fig.110).
Wird meist nur 20—35 em, selten bis zu 70 cm lang.
Sehr gefräßiger Raubfisch. Bewohnt Bäche, Flüsse und Seen
von ganz Deutschland; fehlt aber gewissen Gebirgsseen und allen
hochgelegenen Alpenseen.
Laicht März—Mai in netzförmig untereinander verkleopten
Schnüren an Steinen und Wasserpflanzen (Larven s. Fig. 167).
*) Bezeichnet hier und im folgenden die Zahl der Poren der Seitenlinie ($7),
die hinter der Zahl der Schuppenquerreihen erheblich zurückbleibt (vgl. S. 9).
**) Man messe bis ans Ende des oberen Kiemendeckelstachels (den Hautlappen
nicht mit).
Pisces. 181
Lucioperea.
F Mundöffnung endständig oder etwas unterständig. Maulspalte
groß, die Kiefer vorstülpbar. Mund mit kleinen „Bürstenzähnen“
in schmalen Bändern, auch am Gaumen; dazwischen einige größere,
_ eckzahnähnliche „Hundszähne“. Kiemendeckel mit einem schwachen,
_ undeutlichen Dorn endend; Vordeckel (vgl. Fig. 98) stark gezähnt,
- die Zähne des Unterrandes nach vorn gerichtet. Die beiden Rücken-
- flossen mehr oder weniger weit getrennt. Kiemendornen kurz,
mäßig groß oder sehr lang (vgl. S. 106/107).
; Für Deutschland kommen nur 2 Arten in Betracht.
Schlüssel für die Arten.
a) „Hundszähne“ (vgl. S. 92) sehr stark; namentlich an der
Schnauzenspitze mehrere auffallend starke ‚„‚Eckzähne‘“, über die
Bürstenzähne hinausragend. Wangen breit, fast ganz unbeschuppt,
mit Silberglanz. Unterkiefer fast ganz in die oberen Kiefer hinein-
passend. WVordeckel gerundet, ohne Winkel. Schuppen sehr
klein, 130—150 in der Seitenlinie. L. lucioperca (Fig. 168).
„Hundszähne‘“ wenig vorragend, alle Zähne gleichmäßiger an
Größe, keine so deutlichen „Eckzähne“ ausgebildet. Wangen
schmäler, namentlich oben dicht beschuppt, daher nur unten mit
Silberglanz. Unterkiefer ebensoweit nach vorn reichend wie die
oberen Kiefer, nur schlecht hineinpassend. Vordeckel mit scharfem
Winkel. Schuppen ziemlich groß, 110—120 in der Seitenlinie.
L. volgensis (Fig. 169).
zZ
68. L. lucioperca (L.) (Fig. 168).
Zander, Amaul.
| ... 13—16
R, 13--15, %, 1—2/19—23, 4 2/11—12; Sch 132—150 ——
j 30—35
SI 80—9.
Kopflänge 3!/,—3?/, mal, Körperhöhe 4'/,—5?/,mal in der
Körperlänge enthalten. Körper niedrig und sehr in die Länge
gezogen, annähernd zylindrisch, Kopf langgestreckt, ziemlich niedrig,
hechtähnlich. Wangengegend eine breite, ziemlich glatte, fast ganz
unbeschuppte, glänzende Fläche bildend. Zähne deutlich aus
2 Arten bestehend, die großen „Hundszähne“ überragen die kleineren
_ „Bürstenzähne“. Mundöffnung unterständig, der kleinere Unter-
_ kiefer allseitig etwas von den größeren oberen Kiefern überragt.
Vordeckel einen geschwungenen Bogen bildend, ganz ohne scharfen
- Winkel (vgl. Fig. 98v7 und Fig. 168). Kopf schmal. |
— Rücken und Seiten grünlichgrau, Bauch weißlich mit Silber-
_ glanz. Braune, wolkig verwaschene Flecken vom Rücken nach den
Seiten herabziehend, nur selten — bei den Jungen gewöhnlich
zu 8-10 — in ziemlich regelmäßige Querbinden zusammenfließend.
- Kopfseiten braun marmoriert, die Rückenflossen und zuweilen auch
die Schwanzflosse zwischen den Strahlen auf grauem Grunde mit
schwärzlichen, in die Länge gezogenen Flecken besetzt (öfter zu 5
_ oder mehr Längsbinden zusammentretend). PBrust-, Bauch- und
Afterflosse schmutziggelb.
’
182 Pappenheim,
Sehr gefräßiger Raubfisch. Wird bis 1 m lang. Bewohnt Flüsse |
und Seen von ganz Nordostdeutschland; westlich bis zur Elbe. In
Süddeutsehland nur in der Donau und im Ammersee heimisch.
Fig. 168. Zuecroperca lucioperca (L.).
Neuerdings vielfach gezüchtet.
Fleisch sehr geschätzt.
Laicht April bis Anfang Juni.
69. L. volgensis (Pall.) (Fig. 169).
Berschik, Wolgazander.
Ta Ar RT 21912998 7509 0 Sr
Sı 71-88.
Kopflänge 3'/,——4 mal, Körperhöhe 4—4°/ mal in der Körper-
länge enthalten. Körper nicht besonders langgestreckt, ziemlich
hoch, dabei sehr deutlich seitlich zusammengedrückt, der Kopf
breiter und höher als bei der vorigen Art, eher barschähnlich, wie
die ganze Körperform. Wangengegend schmal, größtenteils be-
schuppt, nur nach unten nackt und glänzend. Zähne annähernd
gleichartig, die „Bürstenzähne‘“ nur undeutlich von größeren „Hunds-
10—12
Span!
Fig. 169. Zueioßerca volgensts (Pall.).
zähnen‘‘ überragt. Mundöffnung ziemlich endständig, Unterkiefer
nicht von dem oberen überragt. Vordeckel einen scharfen Winkel
bildend (vgl. Fig. 98v@ und Fig. 169).
Färbung ähnlich wie bei der vorigen Art, doch die ”—9 schwärz-
lichen Querbinden regelmäßiger und“ deutlicher, auch die fleckige |
‚Stieifung der Rückenflossen und der Schw anzflosse kräftiger aus-
geprägt.
Größe und Lebensweise wie bei Z. /ucroperca.
PB THU TEEI TE,
Yu
ae
Fin
Pisces. 183
— 8Südliches Rußland: Wolga, apa; Donau (hier bis in die
March gehend [ob bis nach Bayern?]). Ob auch neuerdings im
i Weichselgebiet und damit auch zur norddeutschen Fauna gehörig?
7 Angaben über Vorkommen (NB. lebend, aber nicht als ein-
_ geführter „Eisfisch“! auf dem Fischmarkt) erwünscht.
Aspro.
. Mundöffnung unterständig. Maulspalte ziemlich klein, Kiefer
nur an’ den Seiten etwas vo orstülpbar. Mund mit Bürstenzähnen,
_ auch am Gaumen. Kiemendeckel mit einem Dorn endigend. Vor-
deckel (vgl. Fig. 98) hinten gesägt, sein Unterrand ganz glatt.
Die beiden Rückenflossen deutlich en uns ungefähr gleich lang.
- Afterflosse kurz (Fig. 170).
E Kiemendornen (vgl. S. 106, 107) sehr Er
In Deutschland nur 2 Arten.
Schlüssel für die Arten.
a) Vordere Rückenflosse mit 13 --15 Stacheln, die hintere mit
18—20 Weichstrahlen. 95—108 Schuppen in der Seitenlinie.
; A. zingel.
b) Vordere Rückentlosse nur mit 8--9 Stacheln, die hintere mit
12—13 Weichstrahlen. 8 Schuppen in der Seitenlinie.
A. streber (Fig. 170).
70. Aspro zingel (L.).
Zingel.
—8
R, 13—15, %, 1/18—20; A 1—2/11—13; Sch 95—108 =
an 22—25 |
Sl 83—92.
Kopflänge 3'/,—3”/,mal, Körperhöhe 6—7 mal in der Körper-
länge enthalten. Kiemendeckel mit einem kräftigen Stachel, da-
- runter gewöhnlich I oder 2 kleinere. Am Schultergürtel (Clavzezdla)
2-4 Stacheln. Afterflosse von der gleichen Höhe wie die Rücken-
- flossen. Bauch vollständig beschuppt. Schwanzstiel kurz und ge-
drungen.
Grundfarbe braungelb, mit dunklen Flecken und 4 oft ver-
_ waschenen schwärzlichen oder braunen, schief nach vorn gerichteten
_ Querbändern; Bauch weiß.
Wird bis 50 cm lang.
Laicht April—Mai.
Nur in der Donau, daneben auch in ihren großen Neben-
flüssen (Lech, Isar, Salzach, Naab, Regen).
71. A. streber Sieb. (Fig. 170).
Streber.
re 2
ER: 8-9, %,1/12—135 4 1/10—12; Sch 77—85 Ip) S2 70—81.
.» Kopflänge 4—4!/, mal, Körperhöhe 6—9mal in der Körper-
länge enthalten. Kiemendeckel mit nur einem starken Stachel.
Am Schultergürtel (C/awiexla) nur ein starker Stachel. Afterflosse
= £ £
184 Pappenheim,
höher als die beiden Rückenflossen. Bauch am vorderen Teil nackt,
hinten beschuppt. Schwanzstiel lang und sehr schmächtig.
Grundfarbe braungelb, mit 4 oder 5 dunkelbraunen oder
schwärzlichen schiefen Querbändern; Bauch weiß. Schnauze dunkel-\
braun.
Fig. 170. Aspro streber Sieb. Ä Kopf von vorn.
Wird nur bis 18 cm lang.
Laicht März—-April.
Seltener Fisch des Donaugebiets: Donau, Mindel, Naab, Regen,
Salzach, Amper.
Acerina (Fig. 171).
Mundöffnung endständig, Maulspalte klein, Kiefer vorstülpbar.
Mund mit Bürstenzähnen, keine oder nur spärliche am Gaumen.
Kopf nackt, mit großen (Schleim-) Gruben in den Schädelknochen.
Kiemendeckel mit einem Dorn endend. Vordeckel (vgl. Fig. 98 vd)
bestachelt, die Stacheln am Unterrand nach vorn gerichtet. Nur
eine Rückenflosse, vorn stachelig, hinten weich. Afterflosse kurz.
Brust und Bauch mehr oder weniger schuppenlos.
Kiemendornen kurz (vgl. Fig. 1102).
2 deutsche Arten.
Schlüssel.
a) Schnauze nicht oder nur wenig länger als der Augen-
durchmesser (Maximallänge). Rückenflosse mit 13— 16 Stacheln
und 11—15 Weichstrahlen. Afterflosse dementsprechend
2/5—6. A. cernua (Fig. 171).
b) Schnauze wenigstens 1'/,mal so lang als der Augendurch-
messer. Rückenflosse mit 17—19 Stacheln, 12--14 Weich-
strahlen, Afterflosse 2/6—7. A. schraetser.
72. A. cernua (L.), (Fig. 171).
Kaulbarsch, Schroll.
me:
R 12-—16/11-—-15; A 2/5—6; Sch 65—75 Sn Ssı 3 —4.
16—21 s
Körper kurz und gedrungen. Schnauze stumpf. Kopflänge
3—3'/,mal, Körperhöhe 3—4mal in der Körperlänge. Profil
von der Rückenflosse zur Schnauzenspitze in einen Bogen absteigend,
am Hinterkopf sanft eingebuchtet. Augendurchmesser (Maximum)
ungefähr gleich der Schnauzenlänge. Oberkieferende unter dem
Pisces. 185
hinteren Nasenloch. Vordeckel mit 5—10 Stacheln am Hinter-
- rand und 3 am Unterrand. Kiemendeckel mit einem kräftigen
- Stachel. Schultergürtel (C/avzexla) mit einem oder mehreren Stacheln.
Rücken und Seiten olivengrün bis braun, mit unregelmäßig
- zerstreuten dunklen, stellenweise zu Längslinien verschmelzenden
- Flecken und Punkten, die Seiten nach dem Bauche zu messinggelb,
- Bauch weißlich, opalisierend, Kehle und Brust blaßrötlich. Rücken-
Fig. 171. Acerina cernua (L.).
und Schwanzflosse mit schwärzlichen Punktreihen. Brustflossen
_ ungefleckt oder nur unregelmäßig punktiert, After-- und Bauch-
- flossen weißlich, mit rötlichem Anfluge.
Kann bis 20cm Länge erreichen.
Alle Flußgebiete Mitteleuropas; in Norddeutschland häufiger.
Fehlt den Alpengewässern.
Laicht April—Mai.
Beschuppung der Brust Variationen darbietend: zuweilen die
ganze Brust unbeschuppt, häufiger nur teilweise beschuppt.
73. A. schraetser (L.).
Schrätzer, Schrätz.
R 17—19/12—14; 42/67; Sch 6580 Er sı 55—62.
Körper langgestreckt; Schnauze verlängert. Kopflänge 3'/, bis
3'/,mal, Körperhöhe 5—5'/,mal in der Körperlänge. Profil von
der Rückenflosse zur Schnauzenspitze nahezu geradlinig absteigend.
- Augendurchmesser (Maximum) nur !/,—”/, der Schnauzenlänge.
_ Öberkieferende schon unter dem vorderen Nasenloch. Vordeckel
_ mit 7—10 Stacheln am Hinterrande und 3—5 am unteren. Kiemen-
deckel mit einem kräftigen Stachel. Schultergürtel (Clavicula) mit
l oder 2 kräftigen Stacheln.
Grundfarbe (zitronen-)gelb. Rücken olivengrün bis braun, die
_ gelben Seiten mit 3 oder 4 schwärzlichen Längslinien (gelegentlich
in Flecken aufgelöst). Der stachelige Teil der Rückenflosse mit
schwärzlichen Punktreihen auf weißlichem Grunde, der weich-
strahlige und die Schwanzflosse nur mit kleineren schwarzen Punkten.
Die übrigen Flossen mehr oder weniger gelb.
Erreicht 20 em Länge oder noch etwas darüber.
Nur im Donaugebiet; ausschließlich in fließendem Wasser.
Laichzeit wie bei der vorigen Art.
186 Pappenheim,
Fam. Centrarchidae, Sonnenbarsche.
Außere Merkmale: Sehr ähnlich der Gattung Zerca (siehe
bei der vorigen Familie, Fig. 167). Kiemendeckel gezähnelt oder
bedornt. Der stachelige Teil der Rückenflosse meist kürzer als der
weiche, selten beide gleich lang. Afterflosse am Vorderrand mit
3 oder mehr Stacheln. Mund etwas vorstreckbar. Schuppen am
Hinterrand gezähnelt, „Kammschuppen‘“, oder glatt. Keine Bart-
fäden.
Anatomische Charaktere: Alle Rippen (mit Ausnahme des
letzten oder der beiden letzten Paare) unmittelbar an den Wirbel-
körpern, hinter den Querfortsätzen, eingelenkt.
Die meisten Formen in Nordamerika, einige in Ost- und Süd-
afrika, Australien (Nordküste) und den Inseln des Indischen und
Großen Ozeans.
2 Arten bei uns, ursprünglich als Speisefische aus Nordamerika
lebend eingeführt. Heute bereits teilweise „wild‘“ vorkommend.
Die beiden in Betracht kommenden Arten gehören zu der Gattung
Micropterus.
Mundöffnung oberständig. Unterkiefer vorstehend. Maul-
spalte sehr groß, etwas schräg aufwärts gerichtet; die Kiefer vorstülp-
bar. Mund und Gaumen mit zahlreichen, in breiten Bändern an-
geordneten Bürstenzähnen (davon die inneren umklappbar). Zunge
gewöhnlich zahnlos. Schädelknochen ohne auffallende Stachel-
bildungen oder Zähnelungen, der Kopf größtenteils beschuppt. Zwei
dicht aufeinanderfolgende Rückenflossen, die vordere, längere stachlig,
die hintere, etwas kürzere weichstrahlig. Afterflosse ungefähr von
der Länge der weichen Rückenflosse; vorn mit 3 (selten 4) Stacheln.
Bauchflossen ziemlich genau unter den Brustflossen, mit einem
starken Stachel am Vorderrand. Körper mehr oder weniger ge-
streckt und stark seitlich zusammengedrückt. Schuppen mäßig
groß oder klein, mit schwach gezähneltem Hinterrand. Kiemen-
dornen verlängert und gut ausgebildet.
Nordamerika. Die beiden Arten bei uns eingeführt.
Schlüssel für die Bestimmung der Arten.
a) Schuppen klein, in der Seitenlinie 72—85 Querreihen; 10 bis
13 Längsreihen darüber, 22—32 darunter*). Wangen mit un-
gefähr 17 Schuppenreihen. Maulspalte nicht übermäßig groß,
die dreieckige Platte am Ende des ÖOberkiefers meist über den
hinteren Augenrand hinausreichend. — Die jungen Fische ge-
bändert oder gefleckt, aber nie mit schwarzem Seitenband.
M. Dolomieu.
) Schuppen sehr groß, in der Seitenlinie nur 65—70 Querreihen;
7—8 Längsreihen darüber, 17—20 darunter. Wangen mit un-
gefähr 10 Schuppenreihen. Maulspalte ganz ungewöhnlich groß,
das dreieckig plattgedrückte Hinterende des Oberkiefers deutlich
über den hinteren Augenrand hinausragend. — Die jungen
Fische mit einem schwarzen Seitenband. M. salmoides.
=.
*) Über die Art der Zählung vgl. das auf S, 95 Gesagte.
ana min N
Pisces. 187
74. M. Dolomieu Lac.
(Amerikanischer) Schwarzbarsch.
3 10—13
IR, 9-10, X, 13—15; 4 3/11—12; Sch 72—85 -
22—32
- Kopflänge 2'/,—3'/,mal, Körperhöhe 2°?/,—3!/, mal in der
Körperlänge enthalten. Augendurchmesser 5—6!/, mal in der Kopf-
länge. Das dreieckige, hinten abgestutzte Hinterende des Öber-
- kiefers. reicht bis unter die Pupille oder bis nahe unter den Hinter-
rand des Auges (bei alten Exemplaren noch etwas weiter). Wangen
- dicht mit kleinen, in etwa 17 senkrechten Reihen angeordneten, die
- Kiemendeckel mit großen Schuppen bedeckt. Der übrige Kopf
_ nackt. Vordere (stachlige) Rückenflosse ein Stück hinter dem An-
satz der Brustflossen beginnend, die hintere (weichstrahlige) nahezu
von gleicher Länge. Beide Rückenflossen ziemlich schwach gegen-
- einander abgesetzt (Profilumriß). Der fünfte Stachel der vorderen
Rückenflosse der längste, etwa von '!/, Kopflänge. Die beiden
- ersten Stacheln der Afterflosse sehr kurz. Die weichstrahlige
_ Rücken- und die Afterflosse an ihrer Basis beschuppt.
. Kiemendornen ziemlich lang und kräftig; 6—7 gut ausgebildete
an der unteren Hälfte des vordersten Bogens (neben verkümmerten).
Färbung großen Schwankungen unterw orfen: Grundfarbe golden,
_ bronzen oder erün mit oder ohne dunklere Flecken. Zwei (mehr
- oder weniger dentliche) schiefe dunkle Streifen auf jeder Kopfseite,
- nach dem Vordeckel gerichtet. Die Jungen mit Flecken oder
- dunklen senkrechten Binden.
Wird bis etwa 45 cm lang.
Heimat: Ursprünglich nur im Osten der Vereinigten Staaten
- von Nordamerika (Gebiet der großen Seen, Mississippisystem), später
_ weiter verbreitet, so südlich bis Carolina und Arkansas. Bevorzugt
_ klares, kaltes, fließendes Wasser, aber keine reißenden Gebirgsbäche.
1883 in Deutschland eingeführt und gezüchtet.
Laicht bei uns Mai— Juni, mit Vorliebe über Geröll und groben
- Kies in Tiefen bis zu 2 m. Die schüsselförmigen, bis 1 m großen
Nester werden vom dg und ® abwechselnd bewacht, ebenso die in
_ einem Schwarm zusammenhaltenden, zuerst farblosen Jungfische.
UESLGTE US
75. M. salmoides (Lac.).
(Amerikanischer) Drelaan
710, R, 12-13; A 310—11; Sch 65—70 en 15867.
12
E. Kopflänge 3-—-3!/, mal in der Körperlänge, ebenso die Körper-
höhe. Augendurchmesser 5--7 mal in der Kopflänge, das auf-
- fallend verbreiterte, abgestumpft dreieckige Hinterende des Ober-
- kiefers reicht deutlich bis unter den hinteren Augenrand oder noch
‘ weiter zurück (bei alten Exemplaren. Wangen mit 8—11 senk-
- rechten Schuppenreihen. Auf den Kiemendeckeln größere Schuppen,
- der übrige Kopf unbeschuppt. Vordere (stachelige) Rückenflosse
_ unmittelbar hinter dem Ansatz der Brustflossen beginnend, die
_ hintere (weichstrahlige) kürzer als die vordere. Beide Rückenflossen
deutlich gegeneinander abgesetzt (Profilumriß). Der vorletzte
Stachel der vorderen Rückenflosse viel kürzer als der letzte; der
_ vierte oder fünfte der längste.
188 Pappenheim,
Kiemendornen länger als die Kiemenblättchen, 7 oder 8 an der
unteren Hälfte des vordersten Bogens (daneben einige rückgebildete).
Rücken olivengrün oder grün, mit oder ohne kleinere dunklere
Flecken; Bauch silbrig. Zwei mehr oder weniger deutliche schiefe
dunkle Streifen auf der Wange. Die Jungen mit einem schwärz-
lichen Seitenbande oder einer Reihe von Flecken.
Wird etwa 35 em lang, bisweilen aber bedeutend länger (auch
als die vorige Art).
Heimat: Nordamerika östlich der Rocky Mountains, südlich
bis Texas und Mexiko; Seen, Flußmündungen und ruhiges Wasser.
1883 in Deutschland eingeführt und gezüchtet. Heute bereits
stellenweise verwildert (z. B. Barmsee im Wetterstein, 880 m).
Laichzeit und -Weise ähnlich wie beim vorigen. Nester bis-
weilen auf schlammigem Grunde mit Pflanzenteilen „gepflastert‘“.
Abteilung Zeorhombi.
Außere Merkmale: Körper seitlich sehr stark zusammen-
gedrückt, fast blattförmig. Schwanzstiel auffallend verkürzt und
niedrig. Kopf meist ganz unsymmetrisch, beide Augen auf einer
Seite. Brustflossen klein. Maul vorstülpbar (vgl. Fig. 172).
Anatomische Charaktere: Die Strahlen der Rücken-
und Afterflosse sitzen auf enorm verlängerten, knöchernen Flossen-
stützen *).
In Deutschland nur durch die
Fam. Pleuronectidae, Plattfische
vertreten.
Außere Merkmale: Beide Augen auf einer Seite. Rücken-
und Afterflosse sehr lang, von ähnlicher Form und Ausdehnung,
erstere bis auf den Kopf reichend, beide stachellos. Auch die
Bauchflossen sehr klein (vgl. Fig. 172).
Anatomische Charaktere: Keine Schwimmblase vorhanden.
Geographische Verbreitung: Meeres- und Küstenfische
aller Zonen; manche in der Tiefsee, wenige im Süßwasser.
Im deutschen Süßwasser nur vertreten durch die Gattung
Pleuronectes
mit der Art
76. P. flesus L. (Fig. 172).
Flunder, Elbbutte.
R 55—62; A 38—45.
Beide Augen auf einer — meist der rechten — Seite. Schnauze
gegen die Rückenkante scharf abgesetzt, Mundspalte klein, kaum
bis zum Vorderrand des unteren Auges reichend. Letzteres steht
weiter nach vorn als das obere; beide sind durch eine Knochenleiste
getrennt, hinter welcher zahlreiche kleine Knochenhöcker folgen.
Zähne nur wenig zusammengedrückt, eher kegelförmig. Der erste
Strahl der Afterflosse ist ein kurzer, nach vorn gerichteter Stachel.
Schuppen sehr klein, glatt. Sie liegen in flachen Gruben und be-
rühren einander kaum. Seitenlinie ziemlich gerade, mit einem
*) Bei der Flunder (fälschlich) auch Gräten genannt,
ne ‘
Pisces. 189
schwachen Bogen über der Brustflosse. Längs der Rücken- und
_ Afterflosse und zu beiden Seiten der Seitenlinie stehen dornige
' Warzen (umgebildete Schuppen); häufig sind sie über die ganze
Augenseite zerstreut. In der Regel finden sie sich auch auf der
- blinden Seite. Vor der Schwanzflosse bleibt ein Teil des Schwanzes
frei von Flossen „Schwanzstiel“ (vgl. S. 92).
Färbung: Sehr veränderlich, in der Regel auf der Augen-
- seite olivengrün bis bräunlich, selten mit rotbraunen oder gelbroten
Fig. 172. Pleuronectes flesus 1.
3 ; die blinde Seite gelblichweiß mit kleinen, schwarzen
Pünktchen. Selten teilweise dunkel gefärbt (Pathologie).
Länge 20—50 cm.
Küstenfisch der Nord- und Ostsee. Geht mit Vorliebe in die
'Flußmündungen (z. B. der Elbe, Ems u. a.). Steigt gelegentlich
— namentlich auch jugendliche Individuen — die Flüsse weit auf-
värts (z. B. bis in die Mosel). Kann lange im Süßwasser leben
(z. B. Großes Meer bei Emden).
Abteilung Scleroparei, Panzerwangen.
Außere Kennzeichen: Bauchflossen brustständig.
Anatomische Charaktere: Kiemenvordeckel mit den ver-
breiterten Unteraugenknochen zu einem „Wangenpanzer‘“ ver-
schmolzen.
_ Geographische Verbreitung: Meere aller Zonen, ein
kleiner Teil auch im Süßwasser.
In Deutschland ist nur eine einzige Familie (von 11 vorhan-
denen) vertreten:
Fam. Cottidae, Kaulköpfe (Fig. 173).
Außere Merkmale: Kopf und Kiemendeckelapparat mit
Stacheln bewehrt. Bauchflossen normal entwickelt (brustständig,
8. 0.), einander sehr genähert, mit einem Stachel. Stachliger Teil
der Rückenflosse kürzer als der weichstrahlige. Afterflosse ohne
Stachel. Kiemenöffnungen sehr weit.
190 - Pappenheim,
Geographische Verbreitung: Meist Meeresfische (sollen
Tiefsee), einige im Süßwasser der nördlichen Halbkugel (nur I Gas 3
in der Antarktis).
Bei uns ist nur vertreten die Gattung
Cottus
durch die einzige Art
77. C. gobio L. (Fig. 173).
Groppe, Koppe, Kaulkopf.
RER 18; 41213,
Körper keulenförmig, mit breitem, platten Kopfe. Maul breit
gespalten, bis unter den Vorderrand der Augen reichend. Kiemen-
deckel mit mehreren, zum Teil unter der Haut verborgenen Stacheln.
rn a EN
Fig. 173. Coffus gobio L. ÄK Kopf F
von vorn. ©
Brustflossen sehr breit und lang fächerförmig abgerundet; Bauch-
flossen sehr schmal und kurz, dicht beieinander und nur wenig
hinter den Brustflossen eingelenkt, mit je einem Stachel und 4 weichen
Strahlen dahin-
ter. Afterflosse
der zweiten Rük-
kenflosse ähnlich,
aber ganz stachel- 5
los und kürzer.
Schwanzflosse
rund abgestutzt.
Die vorderen Na-
senöffnungen
röhrenförmig aus-
gezogen. — Haut
nackt, ohne jede
b Spur von Schup- |
pen. |
Fig. 173a. Larven von Coffus gobio L. Nach C. J.
Sundevall. a 1 Tag alt (natürl. Größe S mm). 6 10 Tage
; alt (natürl. Größe 9 mm).
d mit sehr.
und sehr breit gezogenem Maul, © spitzschnauziger und mit schmälerer
Maulspalte. |
Pisces. 191
i Färbung sehr schwankend; meist bräunlich oder mehr ins
_ Graue spielend mit zerstreuten schwärzlichen Punkten; diese häufig
zu großen wolkigen Flecken oder Querbinden ineinanderfließend.
Die Flossenstrahlen hell, die der Rücken-, Brust- und Schwanz-
flossen stets, die der Afterflosse häufig mit unterbrochenen braunen
Bändern; nur die Bauchflossen stets ungebändert.
Länge 10—15 cm.
Sehr gefräßiger Raubfisch; frißt auch Laich. In fließendem
und stehendem Wasseı, geht auch in Gebirgsbäche. Auch in der
Ostsee. Hält sich gern unter Steinen verborgen.
Laicht März— April in Klumpen, besonders in Löchern zwischen
Steinen, die vom g hartnäckig verteidigt werden, wie auch der
mehrere Wochen lang bewachte Laich. Die Larven s. Fig. 173a.
ä
|
Volkstümliche Namen der Süßwasserfische
in Deutschland.
(Nach H. Nitsche, „Die Süßwasserfische Deutschlands“, 1899.)
Die Zahlen bezeichnen die Nummern der Fische in der im Text ein-
gehaltenen Reihenfolge, nicht die Seitenzahlen!
Nr.7 3] Nr.
Mal 2 7: era Bär, Bärel 5 24 Pe
Aalfisch‘, 2 1...u2022 .„ 2462. -Bärsch, -line „7.7 ee
Aalputte =. 2.2... 2 2.2. 66 |: Balchen:- .. ». Ser
Aalquappe . . ©..4 °2-:..066-4 Ballen: 7. 1. ee
Aalraupe, -tappe “x... 2. »66. | Balte „=. 2.000 es
Aalrutte 3 1.22.66) Bambeli „= „0, 5 Se
Adelfelchen . Pas lb, N Bambel: glatte „oo m
Älzeln . . 2 67 | Bambet: . =. os er
Äsche, Ascher 8.1 ‚Bampel,; glatte. 2.7 Ser
Äsche (fälschlich Seh & 30, 55. |"Barbe, -, -n. . „Oo ge
Ablına 2 ß 38. ‚|. .Barbine ....... 72.20 So
Agon, Agöne, Agune u 2 243 | "Barn . r HE
Aitell . . 2750| Bars =. > 2,00, ee
Aland, -er, Bent, Alat . 49, 50: | Barsch, ig - .. ©7 om
Alandbleck = # „en 7er% SAL 1 Barsie en ee
Albele ln. tar 2m43-ol Bartgrundel: 1.7 es er
Mini rear Bauernkarpf(ien) . . . ...128
Ale ...2..7 20.0.2 % 2:90. Beerschke ‘. .. Rs
Klose... una 26 | SBeitzger 57° oA ee
Alp. ea 50.) Berbert:..”. . pr
Alpforelle een 2.23. Bergforelle z re ee
Alse”? . us. Bra 6% Berseh 7 2 pr
Alte, un 2... 0er 50: Berschik - ea ee
Altfisch «2. u >02. - 50 Berschling 7 ps
Alm en ern 50 Berschke .ı 2 rer
Alve.... 0... 2 na nd. | gBerster- ..>) Ve |
Alzeln ;: 20.2... 02.2 2267 | "Bersich = 2) 2 esse
Amaul 0... 2° 02% 5568 1 Bertsch‘ „VEN
Anbeß .>: 2. nenne. 67-1 Beställer 7. U sssH
Angelfisch .- .... 12. -.2..2.B51.| Bigge . .... (ea
Asch 2.2 00 mn 8] Bille“ er SE
Auklege ... „©... 2041 |. Bisgurre 7 2. ea ee
Bitterfisch _: . 2 Ser
ans, u Era Bin er ADreriise ee
Bachfarelle. 2 924, 23209833 Bitterrämpelchen ,
Bachneunauge -. 2 + ...08%. 3% ]- Bitterling. 2. 2 WE
Bachsaibling, amerik. . : .- 21 | Blacke”... 07 Zus
Bläke
Blättle .
Bläuer .
Bläuling
Blatteln
Blaufelchen
Blaulaß
Blauling-
Blaunase
Blecke .
Blei, -er,
Biäiche :
-ert
Bleier, Fdechlich sch
renze \
Blenke .
Bley
Bleyzer .
Blicke
Blieke
Blieke, fälschlich nich
Bodenrenke
Börs :
Börschling®
Borbine
Boretsch
Bors
Brachsen
- Brachsmann
- Beachsmen
_ Brächsmen
Bräse, -m .
. Bratfisch
E Brasen .
Brassen
- Brassenpliten .
_ Breden . 3
Breisen, Brelen-
Breitäsche °
- Breitbleck .
- Breitfisch
- Breitling
Breitschädel
Bresem .
Bresen .
_ Bressen
Bretzing
Brunhövd . .
Brunnenpfrill .
- Budd
E Breitfisch, fälschlich ch
39,
50,
. 28,
Süßwasserfauna von Deutschland.
Pisces.
43 | Büttling
39 | Bundhecht
37 | Bunke .
15 | Burghofer|l
41 Burlan .
15 | Burretschel
22 | Buthe
15 | Butt
38
AD RDasenize
37 | Debel, -rl .
39 | Deihel SER
46 | Dickkopf, "kopp .
39 | Diebel .
39 | Diebling
37 Dirbel
39 | Döbel
39 | Döbel,
43 | Döbel, weißer
34 | Dörnling
12 | Dolbn
67 | Dolm \
67 , Donaukarpfe .
30 | Donaulachs
28 | Donaulauben .
67 | Donaunerfling
37 Donausalm
37 | Dornbrachsen
37 , Dorngrundel
3% Dover
37 | Dübel
13 | Dübling
37 Dünnbauch
37 Düttelmann
39 | Düvel
2
37 | Bdelmaräne
10 | Egli
41 Elbbutt
13 | Elben .
37 | Elblachs
Tal Br sr
50 | Ellering
37 | Ellritze, -rize
39: | Elke:
37::| ‚Else; fälschlich
37 | Elsrode
46 | Elte
54 | Eltfisch
52 | Eltrschl
67 | Eltze
67 | Eltzer .
67 | Erdfisch
Heft 1.
76,
fälschlhieh ach
720,
>50;
194
Erfel
Erfle
Erling
Fase
Federäsche
Felchen
Ferchen
Finke
Finte
Flinder
Flinger .
Flixe
Flunder
Flußaal
Flußbarbe
Flußbarsch
Flußforelle
Flußgründling
Flußkarpf .
Flußneunauge
Flußpricke
Flußschmerle
Föhre .
Fölchen
Förm
Förn ETRGRE
Fogas, -asch .
Fogosch
Forelle .
Pappenheim,
4
Forellenbarsch, amer 1
Frauenfisch _.
Frauenfisch, fälschlich
Frauennerfling
Fraufisch
Friedfisch .
Fürn
Furn
Gäfe
Gängling
Gänzling
Er
Gangfisch . . 5
Gangfisch, fälschlich
Gareisel a
Garr
Garrausche
Garrusse
Gase .
Geibel .
(eis
Geiserze
47,
49,
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50, 58,
. 49,
Nr.
49
47
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al
8
15
26
7
7
76
76
35
76
62
30
67
23
27
32
2
2
58
23
15
53
53
68
68
23
1)
48
55
47
47
52
93
46
98
49
49
38
17
52
28
8
28
28
43
28
43
39 |
Gelbauge
Gengl
Gentling
| Gesenitz
Giebel
Gieben
Giefen
Giester
Gievchen
Gisitzer
. Göhe
Göse
Goldfisch re
Goldfisch . .
Goldforelle, fälschlich
Goldforelle
Goldkarausche
Goldkarpfen
Goldlachs .
Goldnerfling
Goldorffe . .
Goldschleihe
Gräßling
Grasaal i :
Grasblecke, rotfedrige
Grashecht . s
Grasle
Grasse .
Grastaschel
Graubutt
Graunerfling
Grelling
Greppe
Gresse .
Greßling
Gries
Grieslaugeln
Grimpe
Grimpel
Gringel
Groppe
Großkopf .
Grtml ».--
Grümperl .
Gründel
Gründling .
Grundel
Grundföhre
Grundforelle
Gruppe
Güster .
Guratsch
Güwchen
Gurre
Gurretfisch
Haberfischl
Hägling
Hängling
Häseli
Häsling
Hässel .
Hawt.,
Hakenlachs
Halbbrachsen
Halbbressen
Halberling
Halbfelch .
Halbfisch .
Halbgareis
Harr
Hartkopf
Hasel
Hasel, fälschlich
Haselung
Haserle
Hassel .
Hauch .
Hecht
Heekt
Helm
Hengste
Heunerling
Heuch .
Heuerling .
Herbstlachs
Hessel .
Höcht
Hörsel .
Hork
Huch, -
Huech .
Hüchl
Hürling
aeritausendfischl
Hurch
Jese
Jesen
Jesenitz
Ikelei
Illanke .
Inlanke
_ Iuntling
Jüster
Pisces.
45
26
26
4)
393.
Kaiserfisch
Kanov .
Kappen
Karras .
Karatsche .
Karausche
Karausse
Karpe
Karpf
Karpfen
Karpfkarausche
Karusche
Karuske
Karutze
Kaulbarsch
Kaulkopf
Kaulquappe
Kauschbarsch
Kautzenkopf .
| „Kieferwurm‘“
' Kilch,
KRılps =.
Kirch(en)fisch
Kleinbreiser
Kleinweißerl .
Klesch .
Ketzer
Knilpse
Knöpfling .
' Koppe .
Kotaschel .
Kotbuckel
Kotkarpfe .
Kotplette .
Kotscheberl
' Krätzer
„Kräuterling‘‘
Krassel
ı Kresse, blaue
Kressen
ı Kreßling
' Kröpfling .
Kropffelchen .
Krus i
Krutsch
Kühling
„Kühling“
Kümmerer
Kütteberschi .
Kugelbarsch
Kuhlbarsch
Kulbauge . .
Kulbersch, -ke
196
Kuleken
Kummel
Kuretschel
Kurrpietsche .
Kutt
Lachs
Lachs u Hörkind
Lachsforelle
Lachsforelle, auch
Lachsapparre .
Läge, -n
Laimer
Lamprete .
Langbleck .
Laschen
Laß
Lau .
Laube
Laube, gemeine .
Br gestreifte .
Lauben, -er
Lauber .
Laucken
Lauel
Lauge 2
Laugel, -le
Lauing .
Laukel .
Lederkarpfen .
Leiken . :
Liebe... \..
Lieschkarpfen®
Luke, :
Lutter- „Rümpfchen
Mackel
Madümaräne .
Mähnre .
Männe .
Märzling
Maiblecke .
Maiferche .
52,
Pappenheim,
"41,48, :
Maifisch 6, ar ch 47, 48,
Maiföhre
Maiforelle .
Mailachs
Mailing
Maipiere
Mairenke
Makrele
Malinchen
Maräne, große
Maräne, kleine
Marene .
Marenken . i
Marinchen. . -
Mauergrundel . . »
Mausefresser
Meckel .
Meerforelle
Meermaräne
Meernase
Meerneunauge
Meerpricke
\ Meerpute
' Messerfisch
Messerkarpf
ı Mienen .
ı Milbe
ı Miling -
Milling .
Minne
Mißgurre
Moderliesken,
Modke .
Mölenke
Möliitz .
Moere .
Mönne .
Mös .
_ Mollfotz
Mollinger
Moorgrundel
Moorkarpfen
Mudchen
Mudd . -
Mühlkoppe
ı Mülbe .
| Müllerkopf
Müllerkoppe
Mülpe .
Münne . - -
Muhrgrundel .
Mulbe
Mulm .
Mundfisch .
Musebyter .
Mutlosen
Mutterhering -
Mutterlose .
Naaß
Nägenooge
Näsling.
Näsling, auch .
| Nagemaul .
Br
-Jieschen .
Nase
- Nase, auch
Nefel
Negenooge.
Nerfling
Nersling
Nesen
Nestling
B, großes
Bo kleines
Neunen
Neunhocker
Nösling.
Nordseeschnäpel .
Nymphe
Ocke .
Ockelei .
Öhrling .
Ösling .
Orfe
Ostseeschnäpel
Pagenfisch.
Parme .
Barpel‘. >.
Peerschke .
Peisker .
Pennfisch .
‚Perlfisch
Perpel .
Perschke
Persing
Pfaffenlaus
Pfeiferl .
Pfelle
Pfrille
ul“. ;
Pfuhlfisch .
Piek..
Piepaal .
Piere
Pietzker
Pigge
Pilie
_ Pirschling .
E Piske .
Pissgurn
_Plätteln
Plättken
Plätze :
Blattfisch ; ... ,
Neunauge, gemeines
51.52,
al
47,
Pisces.
Nr.
55
38
51
2 |
49
53
38
43
Pleinzen
Pletz
Pletzer .
Pletten .
Pliete
Pliten
Plötze
Plötze, auch!
Pörschke
PBsch“t..* >
Postknecht
Pricke
Prünke .
Pulssee-Maräne
Putaal
Pute
Quabbe
Quappaal
Quappe .
Querder
Quermaul .
Quirre .
| Raape .
| Raapf .
' Randel
Rapen .
Rapfen
Rappe .
Raubalet
ı Rauigel .
' Reckenzahn
Redfisch
Regenbogenforelle
Reißfisch .
Reißlaube
Renke .
Rerling
' Rheinanke
Rheinankel
Rheinbraxen .
Rheinlachs
' Rheinlanken
ı Rheinpricke
Rheinsalm
' Ridde
Riedling
Riedlingchen .
Riemling
Riesling
Rindling
Rißling
197
Nr.
5 36, 39
46
N:
. 38, 39
. 43, 39
39
46
93
67
.. 66, 57
2,8
. 15, 26
198
Ritter
Ritter, auch
Rötel
Rodde .
Roddo .
Röteli
Rötling
Rötzert ;
Rohrkarpfen .
Rotaltel
Rotasche] .
Rotauge
Rotauge, auch
Rotengele .
Rotfeder
Rotfisch
Rotflößchen
Rotflosse .
Rotflosser
Rotforelle .
Rotkarpfen
Rotoog
Rotorfe
Rotplieten
Rotte, -l
Rottelen
Rotschiedel
Rotschweif
Rotzbarb
Rotzbarsch
Rotzkater .
Rotzkober
Rotzkolbe .
Rotzwolf .
Ruden . .
Rümpfchen
Rüßling
Ruffolkh
Ruget
Ruppe .
Rußnase
Ruthe
Rutte
Ryserle
Saalfisch
Säbel
Saibling
Saibling, elsässer
Salat. ,
Salbling
Salm
Salmen
Pappenheim,
Nr. |
20
44
20.
53
Salmling
Salmling, auch
Sandat .
Sandart }
Sanddobel .
Sandeberl .
Sandel .
Sander
Sandbarsch
Sandblecke
Sandbutt
| Sandfelchen
Sandgangfisch
Sandputtler
Sannat .
Sanner, -ert
Sape
Sauchen
Schaden
Schaiden
Schait
Schälseemaräne
Schanl .
Scharl
Scharn .
Schaulaugeln .
Scheckhecht
Scheiber
Scheibpleinzen
Scheid .
Scheidel
Sehiäd.h
Schiedling .
Schiegg
Schiek .
Schiel
Schier
Schill, =. =
Schindel
Schirm
Schlaffke
Schlammbeißer
Schlammkarausche
Schlammpeitzger
Schlammpitscher .
Schlei
Schleiche
' Schleichfisch
Schleichkarpfen
Schleie .
Schleihe
Schlein . PAR
Behleysuui) an,
. 37,36
ei
TE OYE tn, 77
Schlickerbarsch
Schlie
Schlüpfling
Schmardel .
Schmarling
Schmerl
Schmerle
Schmerling
Schmirlitt .
Schmurgel
Schnabel
Schnädel
Schnäpel, ech ter
Schnäpel, auch
Schnappel .
Schnattfisch
Schnaz .
Scheider
Schneiderkarpfen
Schneiderlein .
Schnepel
Schnesen
Schniber
Schnibpleinzen
Schnieder .
_Schniederkarpen
Schnöck
Schnörgel .
Schnok
Bnsiterbarsch
Schnottfisch
Schnuck
Schrätz, -er
Schrätzel
Schräzer
Schraitzer .
Schranzen .
Schrasen
Schratz
Schratzen .
Schroll .
Schütt .
Schuppe
Schuppert .
Schuppfisch
Schuppenkarpfen
Schußlaube
Schußlaugel
Schuster
‚Schwarzrötel .
Schwal .
Schwale
Eehwalltisch
: 38)
E
28,
Pisces.
Nr.r3l
72 | Schwarzbarsch, amerikan.
29 | Schwarzbauch
29 Schwarzforelle
58 | Schwarzlachs .
58 | Schwarznerfling
58 | Schwarzreuterl
98 | Schwebfährin .
58 | Schwebförne .
58 | Schwebforelle
58 | Schweinchen .
55 | Schweinsfisch
51 | Schwertfisch .
10 | Schwuppe .
35 | Seebärstling
55 | Seebarsch .
50 | Seben
67 | Seeferche
43 | Seeförme
34 | Seeforelle . . .
43 | Seeforelle, auch .
10 | Seekarausche .
10 | Seekarpfen
39 | Seekarpen .
37 | Seelachs
41 | Seelamprete
34 | Seelauben .
63 | Seelen .
5l | Seemaräne .
63 | Seepinkl
72 | Seerüßling .
51 | Seesaibling
63 | Seeschiedl .
73 | Seestichling
73 | Seestint
73 | Semling
73 | Serben .
62 | Sichel. .. .
73 | Sichelfisch .
Da. | Siehling u,
7 \ Silberfelchen .
72 | Silberfisch
44 -| Silberlachs
35 | Silberlauing
50 | Silberling
50 | Silberzehrte
27 Sindel
41 Slie .
41 | Snepel..
29 | Snook
20 | Sömer .
46 | Sonnenfisch
55 | Spalt
55 | Spehlung
29,
oh
243;
..25,
200
Speier
Speitzken .
Spelt
Speuzer ;
Spiegelkarpfen
Spierling
Spindelfisch
Spitzer .
Spitzhassel
Spitzlaube .
Spitzpleinzen .
Sporn
Sprengling .
Springer
Springling .
Sprönzling
Stachelbauch .
Stachel di butz
Stachele .
Stachelfisch
Stachlinski
Samm.. .
Staffhering
Staire
Stalling
Stechbüttel
Stecherling
Stechert‘. .
Steckbedel .
Steckbüdel .
Steckelbars .
Steckelstange .
Steckling
Steekerling .
Steekling
Steigbügel .
Steinankerlaube
Steinbeiß, -er.
Steinbrachsen .
Steinforelle
Steingreßling .
Steingrundel
Steinkarauschen
Steinkarpfel
Steinkresse
Steinkreßling .
Steinlaube .
Steinmappen
Steinpeitzger .
Steinpietzger
Steinschmerl
Sterlet
Sterzling
Pappenheim,
Nr. |
55 | Steuerbarsch
22 | Stichbeutel.
8 | Stichhassel . Re
55 | Stichling, dreistacheliger
See} “ gemeiner .
54 | = großer.
ls | > kleiner
35 ix krauser
51 | „
43 | Stichlinski .
35 | Stickelbars .
35 _| Stierl
#8 || Stlling. .
5l, 8 | Stint
iR |. Skindt
.. 8 | Stocklaugle
..64, 65. | Stöhr
64, 65 | Stör.
. 64, 65 „ kleiner
. 64, 65 | Störl
. 51 | Strandlachs
51 | Strauß .
6 Streber .
73 | Streifbarsch
...08 | Streifling
64, 65 | Strever .
64, 65 , Strichzagel .
. 64, 65 | Ströber
. 64, 65 | Strömer
64, 65 | Strömling .
. 64, 65 | Strombütt .
64, 65 | Stromforelle
. 64, 65 Stromkarpfen .
. 64, 65 | Strommaräne .
. 64, 65 | Stronze .
. 64, 65 | Struvbutt
.. »js04F | Strummer: .
59 | Stüben .
37 Stürl
23 Stuhr
33 | Stuhrt
58 | Sturbarsch
28: Stall...
28 | Sülberlaß :
33 | Sumpfkarausche .
33 | Sunnfisch .
41 | Sunnfischl .
39 | Sunnta .
59 | Swina
59
59 | Tabarre
5 | Tabelle
15 | Tapar
neunstacheliger .
2 Pisces. 201
E:
i Ns Nr.
- Teichforelle . 23 | Weserlachs 22
: Teichkarpfen . 27 Weserkarpfen 50
Thielemann 10. Wetling 54
Tidelmann 10 | Wetterfisch 57
} Tolben 77 | Wettergrundel 57
Topar 49 | Wiek 43
u Tork...:.. 72 | Wieting 43
Trätschlaube 41 Windlauben 45
_ Treische 66 | Wittfisch 34
E Treusche 66 | "Wiölz >, 60
Trische 66 Wurmfisch 38
Trüsche 6
_ Trump . 25 | Zährte:. 3
Trusche 66 | Zängel . 67
Turzbull erszagel..): 71
: ' Zahltisch 26
Veckelei 43 | En 44
B ander . 68
Uhlen TE 5
_ Ukelei . nn BE
E Ukei ae 6
Zant 68
Untermaul 95 ..| Zehı 38
Urban Se
ehrte, auch 55
Urt, 4g= Zei
Urs | .
; Zicke 46
Ziege 40
Wälin . . 60 | Zindel 70
Waldforelle 23 | Zingel 70:74
Waller. . 60 | Zink TORTE
Wallerfisch 60 | Zinnfisch weht
Wandermaräne 13.21 »Zint 703,71
Wapper 331: Zitle . 58
- Warschinger 67 | Zirta 58
Weber . 32.1 Asbelı ;. . 36
Weeberle 34 | Zobelpleinzen 39
Weißbleier 51 | Zollfisch 9
Weißer! _. 41 | Zope 35
Weißfelchen . . 35 Zappa ENTER
Weißfisch 39, 43, 48, 50, 51, 55. | Zörscheli - .1.....2. 2.2000 ara
Weißforelle . . 8,25: | Zumpel! 2. aussitaiale erg
77,0 6 Zee Nr Are
Wels nn N FORT Zubpeiia nl 2 TREE
Besappe . . .... .,. ‘66 | Zwergstichling .. .. . itsuBh
nut. 0.0... .0.5... 726 | Zwergwels, amerikanischern a Bull
Abramidopsis Leuckarti .
Abramis
ballerus
björkna
brama .
melanops .
sapa
vimba .
Acanthoptery gii
Acerina
cernua .
schraetser
Acipenser
-ruthenus .
sturio ;
Acipenseridae
Acrocephalus
aquaticus .
arundinaceus
palustris
schoenobaenus
streperus
Alburnus .
alburnus
bipunctatus
menlo:...
Alcedinidae .
Alcedo .
ispida .
Alytes obstetricans
Ameiurus .
— nebulosus
Amphibia .
Anacanthini.
Anas
acuta
angustirostris
boschas
crecca .
penelope
querquedula .
strepera
Anatidae
Register.
Seite
142 | Anguilla
139 | Anguillidae .
140 | Anser
144 albifrons
141 anser
144 arvensis
140 erythropus
143 fabalis .
178 | Apodes
184 | Ardeidae
184 | Ardetta cinerea
185 minuta 5 55
104 purpurea
105 | Arenaria interpres 45
105 | Argyrosomus „Sr
104 | Arvicola
62 | Aspius . 149
63 | -©Saspius.. 150
62 | Aspro 183
63 streber 183
63 zingel 183
62 | Aves
er Barbus 134 |
re barbus 135
ee Petenyi 136
28 Batrachia . 69
58 Blicca Er Sr
-o | Bliccopsis erythrophthal-
58 | P %
moides . a
171 Bombinator 7A, 78
| igneus . 79,.09
a |. pachypus . 75, 85
177 Botaurus stellaris 54
37 Bufo. ZH 2
k calamita 72, TO AEr
E viridis . 3 71. 77,87
38 ' vulgaris . 71,77, 865
41 | Carassius. 1323
39 ı carassius . 1332
40 | Carnivora. 10
39 | Casarca. -.42
29 casarca .
423
Castor
fıber x
fiber albicus .
Castoridae
Catosteomi
_ Centrarchidae
Charadriidae
Charadrius
dubius .
&%hiaticula
Chelonia
Chiroptera
Chondrostei .
Chondrostoma .
Genei
nasus
Ciconiidae
Ciconia.
ciconia .
nigra
einclus.
einclus .
merula .
Circus
aeruginosus
- Clupea .
alosa
finta
| Clupeidae.
E Eobitinae .
Cobitis .
taenia . .
Colymbidae
Colymbus..
auritus.. .N
cristatus
grisegena .
nigricans
nigricollis .
Comastes .
Coregonus
albula .
fera
generosus .
hiemalis
lavaretus
macrophthalmus
maraena .. .
oxyrhynchus .
Wartmanni
Cottidae
- Cottus
gobio
Register. 203
Seite Seite
13 | Crossopus. 9
13 | Cyclostomata 100
13 | Cygnus., 43
13 olor 44
175 | Cyprinidae 126
186 | Cyprininae 128
44 | Cyprinus 130
44 carpio . 130
44
45 | Delichon urbica . 59
64
4 | Emberiza schoenicus . . 59
104 | Emys orbicularis 65
166 | Epimys. 13
166 | Esocidae 174
166-| Esox'. 174
53 lucius 174
53
53 | Falconidae 56
53 | Fringillidae . 59
61 |- Fulica 50
62 atra . 50
61
56 |! Gadidae 177
56 ! Gallinula 50
106 chloropus . 50
107 | Gobio 136
108 gobio 137
106 uranoscopus 137
167 | Gastrosteidae 175
169 | Gastrosteus 176
169 aculeatus 176
18 pungitius 177
19 |
21 | Haliaetus . 57
20 albicilla 57
21 | Haplomi 174
22 | Herodias alba 56
22 Hirundinidae 59
7 -ı Firundo,rüstiea.. 59
110 | Hydrochelidon.. 27
113 | hybrida 27
114 | leucoptera . 27
ES amera, ehr
114. Hyla’arborea 70:1 975.8
114 | Hyperoartia . ER
116
115 | Zdus-. 158
113 | Insectivora 8
195
189 | Lampetra . 102, 103
190 fluviatilis . +#38:21083
190 | Planeri. 104
204
Laridae.
Larus
argentatus.
canus
fuscus .
minutus
ridibundus
Leucaspius
delineatus .
Beuciscus‘,
Agassizi
Gephalus =. (4iroa
erythrophthalmus
idus x
leuciscus
Meidingeri
phoxinus
rutilus .
virgo
Leuconoe .
dasycneme
Daubentoni
mystacinus
Lotta
lota .
Lucioperca
lucioperca .
volgensis
Lutra
lutra
Lutreola
lutreola
Lutrinae
Malacopterygii.
Mammalia
Mergus.
albellus
merganser .
serrator
Microchıroptera
Micropterus .
Dolomieu .
salmoides .
Microtinae
Microtus
amphibius .
paludosus .
terrestris
Milvus
korschun .
Misgurnus
fossilis .
Register
Seite |
23 | Molge
23 alpestris
25 cristata .
25 | palmata
25 vulgaris
24 | Motacilla boarul
24 | Motacillidae.
150 | Muridae
150 | Murinae
151 | Mus
162 norvegicus.
159 | Mustelidae
163 | Mustelinae
158 | Myotinae
160
158 | Nemachilus
165 barbatula .
153 | Neomyinae
157 | Neomys
5 | amphibius.
8- _ carinatus
He collaris .
7 . constrictus .
177 Daubentoni
177 fluviatilis
181 fodiens .
181 griseogularis
182 lineatus
12 | musculus
12 | natans .
10 | nigripes
11 psilurus
12. remifer..
| rivalis . ee
108). Isstagnalis" 7... 2
l | Nycticorax nycticorax .
30 | Nyroca.
32 | _ clangula
at ı ferina
= fuligula
4 hyemalis
186 | marila .
187 nyroca .
187 rufina
14
14 | Oidemia
14 fusca
14 nigra
14 Ophidia
57 | Ortygometra
57 parva
167 porzana ar
167 | Busilan. SS
33,
.
Fe udn ul un an, # "u de Al al 24 1 nn ES a u a a 4
Register
- Seite
Ösmerus 109, 116
eperlanus . 117
Ostariophysi 126
Bendmon=..,.. .;..2>£13h0158
haliaetus 58
Pelecanus onuetotälus 29
Pelecus. 145
cultratus Sa RE:
Bon teschuscus. 75, 76, 86
Perca Art
fluviatilis Bess SO
Bee rn 17g
Perciformes . 178
Petromyzon 102
marinus 102
om yzonidae 101
Phalacrocoracidae . . 28
Phalacrocorax 28
carbo IST, 28
menden rn... 29
Phalaropus 46
fulicarius 46
lobatus 46
Phoxinus 165
Pisces 4 90
Pleuronectes 188
flesus B 185
Br nectidae 188
Rallidae Ps. Tr, 49
ee en. 52
aquaticus . 52
Rana ee Ka 1, 77, 87
Bee. 09, 78, 89
arvalis . . 73, 18, 88
Freuen, 2.7. 132.78,:88
esculenta lessonae i 74
esculenta ridibunda ‘4
esculenta typica . I.
temporaria 73,=08..68
Reptilia od
Rhodeus 138
amarus 138
Riparia riparia 39
Rissa tridactyla 25
Rodentia 13
Salamandra maculosa 66
Salmo 1:7
fario 124
fontinalis . 122
hucho . 121
Salmo
irideus .
lacustris
salar
salvelinus
salvelinus var. .. profundus ;
trutta
Salmonidae
Salvelinus
Scardinius
Scleroparei
Scolopacidae
Selysius
Siluridae
Sılurus”
glanis
Somateria.
mollissima
Soricidae .
Spatula
clypeata
Squalius
Squatarola squatärola
Stercorarius.
longicauda
parasiticus
pomarinus
skua
Sterna
hirundo
minuta
Sylviidaen
Tadorna
tadorna
Teleostii
' Teleostomata
Telestes
Thymallus
thymallus .
| Tinca
tinca
| Totanus
fuscus .
glareola
Jittoreus
ochropus
stagnatilis
| totanus
| Tringa
| alpina .
| canutus
ferruginea
206 Register.
Seite -
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