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Full text of "Mammalia, Aves, Reptilia, Amphibia, Pisces"

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ie ‚Süsswasserfauna 
._ Deutschlands 


% 


Herausgegeben von 


A. BRAUER 


—_ HEFT: 
 MAMMALIA, AVES, REPTILIA, 
 AMPHIBIA, PISCES 


u bearbeitet von 
P.Matschie, A.Reichenow, 
G.Tornier P,Pappenheim 


Jena, Verlag von Gustav Fischer 


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EMITHSONIJM 


MAR 0.3 1986 
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SÜSSWASSERFAU NA 
DEUTSCHLANDS 


EINE EXKURSIONSFAUNA 


BEARBEITET VON 


rof. Dr. BÖHMIG (Graz), Prof. Dr. BRAUER (Berlin), Prof. Dr. 
9LLIN (Berlin), Prof. Dr. DAuı (Berlin), C. van DouUwE (Mün- 
en), Prof. Dr. von GRAFF (Graz), Dr. GRÜNBER@ (Berlin), Dr. 
ARTMEYER (Berlin), Prof. Dr. R. u. H. HEryMmons (Berlin), Prof. 
r. JÄGERSKIÖLD (Göteborg), Dr. JOHANSSON (Göteborg), Dr. KEIL- 
ACK (Berlin), Prof. Dr. KLAPALER (Karlin bei Prag), F. KOENIKE 
3remen), Dr. KuHrsAaTz (Danzig), Dr. v. Linstoew (Göttingen), 
r. LÜHE (Königsberg), Prof. MATSCHIE (Berlin), Prof. Dr. MICHAEL- 
N (Hamburg), Dr. NERESHEIMER (Wien), Dr. PAPPENHEIM (Berlin), 
'of. Dr. REICHENOW (Berlin), E. REITTER (Paskau), Dr. Rıs (Rheinau), 
of. Dr. THIELE (Berlin), Prof. Dr. TORNIER (Berlin), G. ULMER 
(Hamburg), Dr. VAvrA (Prag), Prof. Dr. WELTNER (Berlin) 


UND HERAUSGEGEBEN 
VON 


Prof. Dr. BRAUER (Berlin). 
HEFT 1: 
MAMMALIA, AVES, REPTILIA, AMPHIBIA, PISCES. 


N 


BEARBEITET VON 


12 MATSCHIE, A. REICHENOW, G. TORNIER, 
P. PAPPENHEIM. 


MIT 173 FIGUREN IM TEXT. 


VERLAG VON GUSTAV FISCHER, JENA 
: 1909. 


gn 


ALLE RECHTE VORBEHALTEN. 


Vorwort. 


In den letzten beiden Jahrzehnten ist die große Bedeutung, 
welche die Süßwasserfauna in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher 
Hinsicht verdient, mehr und mehr wie in anderen Ländern so auch 
in Deutschland erkannt worden, und der Staat, Vereine und Private 
sind durch Bewilligung von Mitteln, durch Gründung von Stationen 
und Instituten bemüht gewesen, die Erforschung der Süßwasserfauna 
zu fördern. Neben praktischen Fragen wie der Kenntnis der Lebens- 
weise und Lebensbedingungen der wirtschaftlich wichtigen Krebse 
und Fische, dem Nahrungswert der kleinen Tiere u. a. bilden rein 
wissenschaftliche, wie die Feststellung der Variabilität der Tiere 
unter verschiedenen Bedingungen, der Verbreitung der Glazialrelikte 
u. a. den Inhalt der Forschung. Welche Fragen man aber auch 
in Angriff nehmen mag, und ob man intensiver oder nur vorüber- 
gehend, um zu forschen oder um sich und andere zu unterrichten, 
der Süßwasserfauna sein Interesse zuwenden mag, immer wird sich 
die Notwendigkeit ergeben, die systematische Stellung der unter- 
suchten Formen zu ermitteln. Hierfür fehlte bisher jegliches, die 
ganze Süßwasserfauna zusammenfassende Werk. Wohl behandeln 
einige dieselbe, ich erinnere besonders an das Werk Lamperts 
„Das Leben der Binnengewässer‘‘, aber alle behandeln die Tiere 
nur mit Auswahl und berücksichtigen besonders die biologischen 
Verhältnisse der auffallenderen und bekannteren Formen. Diese 
Lücke soll dieses Werk auszufüllen suchen. Es soll ein wissen- 
schaftliches Bestimmungsbuch für die Süßwasserfauna Deutschlands 
sein. Es sind deshalb keine längeren anatomischen oder biologi- 
schen Beschreibungen gegeben, sondern Bestimmungstabellen und 
kurze, aber gut durchgearbeitete Diagnosen, die alle wichtigen morpho- 
logischen Charaktere, ferner wichtige biologische und faunistische 
Notizen enthalten. Zur Unterstützung des Textes sind möglichst 
viele Figuren gegeben, die zwar einfach gehalten sind, aber die 
für die Bestimmung in Betracht kommenden Merkmale zeigen. 
Neben der knappen Form, die den praktischen Gebrauch und die 
Übersichtlichkeit des Werkes erleichtern soll, wurde als Hauptaufgabe 
angesehen, dem gegenwärtigen Stande der Kenntnisse soweit als 
möglich gerecht zu werden und eine vollständige Zusammenstellung 
aller bisher beschriebenen deutschen Süßwassertiere zu geben. Die 
Durcharbeitung hat gezeigt, wie lückenhaft auf diesem Gebiete 
unsere Kenntnisse zum Teil noch sind, wieviel noch übrig bleibt, 
namentlich zur Erforschung der Larven und Jugendstadien. Diese 
Lücken auszufüllen überschreitet die Kräfte Einzelner. 
| Hier müssen viele mit helfen, und es würde als ein großer 
Erfolg des Werkes betrachtet und von den Bearbeitern mit großem 
Dank begrüßt werden, wenn die Benutzer den Herausgeber oder 
die einzelnen Bearbeiter der Gruppen auf Lücken aufmerksam 
machten und besonders durch Mitteilung eigener Beobachtungen 
oder durch Einsenden des Materials an der Verbesserung und Ver- 
vollständigung des Werkes mithelfen würden. 


IV Vorwort. 


Schwierig war die Frage, was unter „Süßwasserfauna“ zu 
verstehen sei. Es sind in dem Werk zu ihr sowohl die Tiere, welche 
in und auf dem Süßwasser leben, als auch diejenigen, welche an 
den Rändern der Teiche, Seen, Flüsse u. a. leben, aber nur solche 
welche zum Wasser in engster Beziehung stehen, gerechnet worden; 
dagegen sind solche, welche nur vorübergehend das Wasser oder 
seine Ränder aufsuchen, ausgeschlossen worden. In manchen Gruppen 
sind vielleicht Tiere mit behandelt worden, welche besser als Landtiere 
zu bewerten sind, aber ein Zuviel dürfte hier weniger schaden als 
ein Zuwenig. Lediglich praktische Gesichtspunkte sind maßgebend 
gewesen, wenn das hier behandelte Faunengebiet einstweilen auf 
das politische Deutschland beschränkt wurde. So wünschenswert 
es gewiß gewesen wäre, die Grenzen weiter zu stecken und die 
Süßwasserfauna mindestens von ganz Mitteleuropa zusammenzufassen, 
so mußte doch vorläufig von diesem Ziel Abstand genommen werden, 
um das Werk in absehbarer Zeit überhaupt zum Abschluß bringen 
zu können und um vor allem eine wesentliche Verschiedenheit und 
Ungleichartigkeit in der Bearbeitung zu vermeiden, die wegen der 
zum Teil noch sehr ungenügenden Kenntnis der Süßwasserfauna 
der nichtdeutschen Länder die unausbleibliche Folge gewesen wäre. 
Der dadurch erzielte Gewinn hätte in keinem Verhältnis zu dem 
großen Mehraufwand von Arbeit und Zeit gestanden. Es versteht 
sich von selbst, daß Formen, welche außerhalb Deutschlands, aber 
nahe seinen Grenzen gefunden sind und deren Vorkommen auch 
in Deutschland wahrscheinlich ist, mit berücksichtigt wurden. 

Unberücksichtigt ist vorläufig auch die Abteilung der Protozoen 
geblieben. Der Grund liegt darin, daß gute systematische Werke, 
z. B. diejenigen von Blochmann und Bütschli, bereits vorliegen, 
und weiter, daß von anderer Seite eine gründliche neue Durcharbeitung 
in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Später soll diese Lücke 
ausgefüllt werden. 

Zum Schluß drängt es mich, allen Mitarbeitern an diesem 
Werk meinen besten Dank zu sagen. Sie haben sich alle bemüht, 
rechtzeitig das zum Teil riesige Material zu bearbeiten und in 
meinem Sinne die große Aufgabe zu lösen. 

Nicht weniger danke ich aber dem Verleger. Er hat nicht 
nur alles getan, was zur Ausstattung des Werkes dienen konnte, 
sondern ist auch stets auf jeden Wunsch eingegangen und hat in 
jeder Weise mitgeholfen, das Zustandekommen des Werkes zu sichern, 
obwohl der Umfang weit über den Anschlag hinausgewachsen ist 


Berlin 1909. 


A. Brauer. 


I. Mammalia, Säugetiere. 
Von 
Prof. Paul Matschie (Berlin). 


(Mit 4 Abbildungen im Text.)) 


Übersicht der Ordnungen. 
la. Eine Flughaut (Fig. 1) ist zwischen dem Rumpfe und den 


| Gliedmaßen vorhanden. Chiroptera, Fledermäuse. 
1b. Keine Flughaut. 2. 
2a. 6 ungefähr gleich große Schneidezähne vorn in jedem 
Kiefer. Carnivora, Raubtiere. 


2b. 2 größere Schneidezähne vorn in jedem Kiefer, hinter 
denen man entweder kleinere Zähne oder eine breite Lücke 
sieht. 


3a. Die beiden vorderen Schneidezähne stehen nicht dicht 
nebeneinander; zwischen ihnen und den Backenzähnen 
sind kleinere Zähne vorhanden. Die Schnauze ist 
rüsselförmig über den Unterkiefer hinaus nach vorn 
verlängert. Insectivora, Insektenfresser. 
3b. Die beiden vorderen Schneidezähne stehen dicht neben- 
einander; zwischen ihnen und den Backenzähnen ist 
eine breite Lücke. Die Schnauze ist nicht über die 
Schneidezähne hinaus rüsselförmig verlängert. 
Rodentia, Nagetiere. 


Übersicht der Gattungen und Untergattungen. 


la. Der Schwanz ist in eine Flughaut (Fig. 1) eingeschlossen. 2. 

lb. Der Schwanz ist nicht in eine Flughaut eingeschlossen. 5. 

2. Nasenlöcher ohne Hautanhänge. Ohren voneinander ge- 

trennt, höchstens so lang wie .der Kopf. Hinter dem auf 

die kleinen Schneidezähne folgenden Eckzahne des Ober- 

kiefers jederseits 2 sehr kleine und ein etwas größerer ein- 

spitziger Zahn (Fig. 2). Hinterrand der Schwanzflughaut 

nicht stark gewimpert. Spornbein (5 in Fig. 1) ohne 
Hautlappen. 

Gatt. Leuconoe (Myotis), Wasserfledermäuse. 

3a. Ohrdeckel (a in Fig. 1) nach oben sehr verschmälert 

(Fig. 3a und 5). Unterarm höchstens 41 mm lang. 

Gaumen mit 7 Querfalten (Fig. 4a und 2). Flughaut 

an die Fußsohle angewachsen. 4. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 1 


2 Matschie, 


3b. Ohrdeckel (a in Fig. I) nach oben sehr wenig ver- 
schmälert (Fig. 3c). Unterarm mindestens 42 mm lang 
bei erwachsenen Tieren *). Gaumen mit 8 Querfalten 
(Fig. 4c). Flughaut nur bis zur Ferse angewachsen 
Untergatt. Comastes, Teichfledermaus (dasycneme). 


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4a. Spornbein (2 in Fig. 1) erreicht °/, des Abstandes 


der Schwanzspitze von der Ferse. Flughaut bis . 


zur Mitte der Fußsohle (c in Fig. 1) angewachsen. 
Ohrdeckel nicht über 6 mm lang. Außenrand des 
Ohres neben der Spitze (bei 5 in Fig. 3) ausgebaucht. 


Untergatt. Leuconoe, Wasserfledermaus 


(Daubentoni). 


*) Junge Fledermäuse erkennt man daran, daß die Eckzähne stark gekrümmt 
und sehr spitz sind, auch daß die Knochenkerne in den Endknorpeln der Finger 
noch nicht mit den Fingerknochen verwachsen sind und sich deutlich abheben. 


Mammalia. 3 


4b. Spornbein (2 in Fig. 1) erreicht nur die Hälfte des 
Abstandes der Schwanzspitze von der Ferse. Flug- 
haut bis zur Zehenwurzel (Z in Fig. 1) ange- 
wachsen. Ohrdeckel mindestens 6,5 mm lang. 
Außenrand des Ohres neben der Spitze fast gerad- 


linig. Untergatt. Selysius, Bartfledermaus 
(mystacinus). 
5a. Schwanz nicht kellenförmig. 6. 


5b. Schwanz kellenförmig. Gatt. Castor, Biber. 


6a. Vorderfüße vierzehig mit kurzer Daumen- 
warze. % 
6b. Vorderfüße fünfzehig. 8. 


b. Leuconoe 


nBie.y 93, 


a. Selvsius b. Leuconoe c. Comastes 


Fig. 4. 


Schwanz fast so lang wie der Körper. 
Ohr viel länger als die Haare des 
Kopfes. Sohle des Hinterfußes mit 

6 Wülsten, deren letzter langgestreckt 
und bogenförmig ist. Weibchen mit 

12 Saugwarzen. Gatt. Mus. 
Untergatt. Epimys, Wanderratte. 

‘b. Schwanz ungefähr halb so lang wie 
der Körper. Ohr nur so lang wie die 
Haare des Kopfes. Sohle des Hinter- 


1* 


4 Matschie, 


fußes mit 5 Wülsten. Weibchen mit 
S Saugwarzen. Gatt. Mierotus. 
Untergatt. Arvicola, Wasserratte. 


Sa. Schnauze spitz, in einen Rüssel 
verlängert. Pelz samtartig. Tiere, 
die kleiner sind als Mäuse. Vor- 
dere Schneidezähne zweispitzig. 
Außenrand der Fußsohle mit 
Borstensaum. Unter dem Schwanz- 
ende eine Leiste längerer starrer 
Haare; Oberseite des Schwanzes 
kurz behaart. 

Gatt. Neomys (Crossopus), 
Wasserspitzmaus. ‚ 


8b. Schnauze abgerundet. Schwanz 
dicht und lang behaart. Schneide- 
zähne nicht zweispitzig. Größer 
als das Wiesel. 9 


9a. Zehen durch volle Schwimm- 

häute, welche an den Hinter- 

beinen bis zum Nagelglied 

reichen, verbunden. Schwanz 

ungefähr von halber Körper- 

länge. Fußsohlen nackt, 

Oberlippeohne nackteFurche. 

. Gatt. Lutra, Fischotter. 


9b. Zehen nur durch kurze Binde- 
häute verbunden. Schwanz 
ungefähr '/, so lang wie der 
übrige Körper. Fußsohlen 
bis auf die Zehenballen und 
die Sohlenschwiele dicht be- 
haart. Oberlippe unter der 


nackten Nase mit nackter 


Furche; Unterlippeund Kinn, 
schmaler Oberlippenrand und 
breiter Fleck auf der Ober- 
lippe neben der Nase weiß. 

Gatt. Mustela. 
Untergatt. Lutreola, Nörz. 


Ordn. Chiroptera, Fledermäuse. 


Knochen der Mittelhand und des 2.—5. Fingers sehr verlängert. 
Zwischen ihnen, dem Rumpfe, den Hinterbeinen und dem Schwanze 
eine Flughaut, welche nur den Kopf, Hals, Daumen, die Zehen 
und zuweilen einen Teil der Hinterbeine freiläßt. Fußsohlen nach 
vorn, Knie nach hinten gerichtet. 


Unterordn. Microchiroptera, Kleinfledermäuse. 


Der Ohrrand bildet keinen vollständigen Ring; der 2. Finger 
ohne Krallenglied. 


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Mammalia. 5 


Fam. Vespertilionidae, Flattermäuse. 


Nasenlöcher nicht von Hautanhängen umgeben. Ohren mit 
Ohrdeckel. Endglied des Mittelfingers nur an der Wurzel ver- 
knöchert. Schwanz in die Flughaut ganz oder bis auf die äußerste 


je 
Spitze eingeschlossen. ER Schneidezähne jederseits. 


Unterfam. Myotinae, echte Fledermäuse. 


Ohren voneinander getrennt, ihr Vorderrand mit einem deut- 
lichen Lappen an der Wurzel. Ohrdeckel lang und gegen die 
Spitze allmählich verschmälert. 2. Glied des Mittelfingers höchstens 
doppelt so lang wie das 1. Schwanz höchstens so lang wie der 
übrige Körper. Spornbein ohne seitlichen Lappen. Jederseits zwei 
obere Zähne, paarweise, durch eine Lücke getrennt, dicht neben 


3 3 
den Eckzähnen, hinter denen jederseits 2 Lückenzähne und — 


Backenzähne stehen. Die ersten beiden Lückenzähne sind viel 
kleiner als der dritte. 


- Gatt. Leuconoe Boie, Wasserfledermäuse. 


Ohr höchstens so lang wie der Kopf; es reicht, angedrückt, 
nicht über die Schnauzenspitze hinaus, ist sehr dünnhäutig, mit 
der Spitze vom Kopfe abgebogen und hat höchstens 6 Querfalten. 
Hinterrand der Schwanzflughaut nicht dicht gewimpert. Außerste 
Schwanzspitze nicht in die Flughaut eingeschlossen. 

Über Europa und die gemäßigten Teile Asiens verbreitet. Jagen 
dicht über dem Wasser Fliegen, Mücken und andere kleine Kerfe. 
Es ist noch nicht genau festgestellt, ob und wie weit einige dieser 
Arten im Herbst und Frühjahr wandern. 


Untergatt. Leuconoe im engeren Sinne, Wasserfledermaus. 


Behaarung ziemlich kurz. Außenrand des Ohres über der 
Mitte eingebuchtet, dann ausgebuchtet und an der Spitze abge- 
rundet. -Ohrdeckel nicht über 6 mm lang, nach oben sehr ver- 
schmälert. Flughaut bis zur Mitte der Fußsohle angewachsen. Die 
Schwanzflughaut bildet an der Schwanzspitze einen spitzen Winkel; 
einzelne Haare ihrer. Oberfläche ragen über den Hinterrand hinaus. 
Spornbein unbehaart und lang; es erreicht ungefähr °/, des Ab- 
standes der Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 7 Quer- 
falten zwischen den Backenzähnen, von denen die ersten beiden 
und die letzte ungeteilt sind, die zweite in der Mitte geknickt ist 
(Fig. 45 auf Seite 3). Unterarm erwachsener Tiere (siehe * auf 
Seite 2) zwischen 34,5 und 41 mm lang. Ohr 13,5—15 mm, Ohr- 
deckel 5,5—6 mm, Fuß mit Krallen 9—11 mm lang. 


(L.) Daubentoni (Leisl.), fränkische Wasserfledermanus. 


Haare des Rückens an der Wurzel schwarzbraun, an der Spitze 
rötlichbraun, grau überflogen, diejenigen des Unterleibes an der 
Wurzel schwarz, an der Spitze schmutzigweiß. Alle übrigen Teile 


6 Matschie, 


rötlichbraun, schwarz überlaufen; nur der untere Teil der Ohren 
und Ohrdeckel gelblich. Flughäute hell graubraun. Nägel weiß. 
Das Weibchen (9) ist etwas heller und kleiner als das Männchen (Q). 
Unterarm 36 mm, Ohr 14—14,5 mm. Öhrdeckel 5,5—6 mm. Diese 
Beschreibung hat Leisler auf Wasserfledermäuse von Hanau am 
Main begründet. | 

Für Südbayern (Tegernsee, Eurasburg, Braunenberg) beschreiben 
Gemminger und Fahrer diese Fledermaus folgendermaßen: Die Farbe 
des Oberleibes bei ausgewachsenen Tieren ist gewöhnlich rötlichgrau, 
hie und da manchmal mit helleren Haarspitzen, des Unterleibes 
weißlichgrau, teilweise von den Seiten her gelbrötlich überlaufen. 
Jüngere Tiere oben mehr braungrau, unten graulichweiß ohne gelb- 
rötlichen Anflug. Rückenhaare am Grund graubraun, jene des 
Bauches braunschwarz. Flughaut bräunlichschwarz. Unterarm 
37 mm. Ohr 13,5 mm. Ohrdeckel 5,2 mm. Falls die Wasser- 
fledermaus des oberen Donaugebietes von derjenigen des Main- 
gebietes verschieden sein sollte, kommt für sie vielleicht der Name 
L. capucinellus Koch oder minutellus Koch, auf Tiere von Burg- 
lengenfeld begründet, in Frage. Von Berlin, Halle und Braun- _ 
schweig sind im Berliner Zoologischen Museum Wasserfledermäuse, 
deren Ohren sehr kurz (13,5 mm), deren Unterarme aber sehr lang 
sind (37”—40 mm), und zwar sowohl alte Z als 2. Vielleicht Z. 
Schinz! Brehm. Aus der Nähe von Berlin werden ebendort andere 
Tiere dieser Untergattung aufbewahrt, auch diese sowohl in alten 
& als ® vertreten, deren Ohren lang (14,5—15 mm) und deren 
Unterarme kurz sind (34,5—35 mm). 

Nur die Untersuchung recht vieler Wasserfledermäuse ver- 
schiedenen Alters und Geschlechts, in den verschiedensten Gegenden 
Deutschlands im Sommer und Winter gesammelt, kann Aufschluß 
darüber geben, ob in Deutschland die Wasserfledermaus allgemein 
sehr abändert oder ob sie in manchen Gegenden gewisse Merkmale 
besitzt, die sie in anderen nicht hat, ob sie wandert, ob das Sommer- 
kleid vom Winterkleid und wie das Jugendkleid vom Alterskleid 
sich unterscheidet. 

Sehr erwünscht für die Vergleichung mit den Stücken des 
Berliner Museums sind solche aus dem nördlichen und südlichen 
Ostpreußen, aus dem nördlichen Pommern, dem westlichen und 
östlichen Schleswig-Holstein. aus Friesland, Westfalen, der Rhein- 
provinz, Oberschlesien, dem östlichen Posen, dem Königreich Sachsen, 
Franken, Oberbayern, Baden und Elsaß-Lothringen. 


Untergatt. Selysius Bp., Bartfledermanus. 


Behaarung sehr lang. Außenrand des Ohres an der Mitte ein- 
gebuchtet und dann fast geradlinig bis zur abgerundeten Spitze. 
Ohrdeckel über 7” mm lang, nach oben sehr verschmälert und an 
der scharfen Spitze etwas nach außen gebogen. Flughaut bis zur 
Zehenwurzel angewachsen. Die Schwanzflughaut bildet an der 
Spitze mindestens einen rechten Winkel und ist am Rande kahl 
und unbehaart. Spornbein dünn ‚behaart; es erreicht nur die Hälfte 
des Abstandes der Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 7 Quer- 
falten zwischen den Backenzähnen, von denen die ersten 2 und die 
letzte ungeteilt sind. Die ersten beiden Querfalten haben fast 
gleiche Richtung. Unterarm erwachsener Tiere (siehe * auf S. 2) 


Mammalia. 7 


zwischen 32 und 35,5 mm lang. Ohr 13—15,5 mm. Öhrdeckel 
6,5—8,6 mm. Fuß mit Krallen 6,5—8S mm. “ 


(L.) mystacinus Leisl., fränkische Bartfledermaus. 


. Haare des Rückens schwarz, an der Spitze fahl, pur dicht an 
den Armen ohne helle Spitzen; diejenigen des Unterleibes an der 
Wurzel schwarz, an der Spitze weißlichgrau, am Halse und an den 
Armen ins Gelbliche spielend. Flughäute und Ohren schwärzlich. 
Nägel hornfarbig. Unterarm 32,7 mm. Ohr 13 mm.  Ohrdeckel 
8 mm. 

Leisler hat so die Bartfledermaus von Hanau am Main be- 
schrieben; ähnlich sind die unter dem Namen zzgricans von Koch 
aus dem Dilltale beschriebenen Stücke. Vielleicht gehört auch 
humeralis Baillon von Abbeville zu dieser Form; sie ist unten 
schmutzig weiß und hat braungraue Haarspitzen auf dem Rücken. 
Aus Nassau ist von Koch eine etwas größere Rasse als rwfofuscus 
beschrieben worden; sie soll sich durch rotbraun gespitzte Rücken- 
haare, hellbraun gespitzte Haare des Unterleibes und hell rauch- 
graue Flughäute unterscheiden. 

Eine andere, ebenfalls von Koch beschriebene Form aus dem 
Breisgau, die er axrexs nennt, soll auf dem Rücken rötlichgelbe, 
goldglänzende Haarspitzen, auf dem Unterleibe entschieden gelbe 
Haarspitzen und sehr helle, durchscheinende Flughäute und Ohren 
haben. 

Ferner hat Koch aus der Nähe von Regensburg an der Donau 
unter dem Namen Schrankii eine Bartfledermaus beschrieben, deren 
Rückenhaare glänzend fahlbraune Spitzen haben, deren Bauchhaare 
viel lichter gefärbt sind. Die Schultern sind dicht am Oberarm- 
gelenk schwarz. 

Gemminger und Fahrer nennen für Bartfledermäuse von 
Schleißheim die Farbe des Rückens fahlbraun, der Unterseite un- 
rein bräunlichgrau, längs den Seiten bräunlich angeflogen und er- 
wähnen den dunklen Schulterfleck. Unterarm 34 mm. Ohr 15,5 mm. 
Ohrdeckel 6,5 mm. Endlich hat Brehm aus der Nähe von Renthen- 
dorf in Thüringen zwei Formen als melanotus und stenotus abge- 
trennt, die ebenfalls noch genauer untersucht werden müßten. 

Auch für die Bartfledermaus gilt das oben auf S. 6 Gesagte. 


Untergatt. Comastes Fitz, Teichfledermaus. 


Behaarung ziemlich kurz. Außenrand des Ohres unter der 
Mitte etwas ausgebuchtet, über der Mitte bis unter die abgestutzte, 
etwas auswärts gebogene Spitze fast geradlinig. Ohrdeckel nach 
oben wenig verschmälert und an der Außenseite gegen die ab- 
gerundete Spitze etwas einwärts gebogen. Flughaut nur bis zur 
Ferse ausgewachsen. Die Schwanzflughaut bildet an der Spitze 
einen spitzen Winkel und ist am Rande kahl; nur einzelne Haare 
ihrer Oberfläche ragen über den Hinterrand. hinaus. Spornbein 
am Rande fein behaart, erreicht ungefähr °/, des Abstandes der 
Schwanzspitze von der Ferse. Gaumen mit 8 Querfalten zwischen 
den Backenzähnen, von denen die beiden vorderen und die letzte 
ungeteilt sind. Unterarm erwachsener Tiere (siehe Se, 
42—48 mm lang. Ohr 13—17,5 mm. Ohrdeckel 7,5—8 mm. Fuß 
mit Krallen 11—13 mm, 


8 Matschie, 


Die Teichfledermaus scheint im Winter in anderen Gegenden 
als im Sommer zu leben, sie überwintert in Kalkhöhlen. 


(C.) dasyeneme (Boie), ostjütländische Teichfledermaus. 


Haare des Rückens an der Wurzel schwarz, an der Spitze fahl; 
diejenigen des Unterleibes an der Wurzel schwarz, an der Spitze 
weißlichgrau. Flughäute hellbraun, längs der Körperseiten und 
der Innenseite der Beine dicht weißlich behaart. In der Jugend 
etwas dunkler. 

Unterarm 42,5 mm, Ohr 13 mm, Fuß mit Krallen 11,2 mm. 

Boie hat diese Fledermaus von Davbjerg bei Viborg in Jüt- 
land aus einer Kalkhöhle beschrieben. 

Aus den Niederlanden stammt C. Zöimnophilus (Temm.). Ihr 
Rücken ist dunkel mäusegrau, das P etwas rötlicher. Kinn, Wangen, 
Vorderhals und Unterseite weiß. Alle Haare mit schwarzem Grunde. 
Bauch rein weiß. Schultern aschgrau. Unterarm 42,5 mm. Eine 
Teichfledermaus des Berliner Zoologischen Museums aus Schlesien 
ohne genauere Fundortsangaben hat schwarzbraune Haarwurzeln, 
fahlbraunen Rücken und weißlichgraue Unterseite. Unterarm 
45 mm. Ohr 13,35 mm. Fuß mit Krallen 11,5 mm. 

Ein halbes Dutzend solcher Fledermäuse aus Sandomir an der 
Weichsel ist viel größer und dunkler. Unterarm 47,3—48 mm. 
Ohr 16,5—17,5 mm. Ohrdeckel 7,5—8 mm. Fuß mit Krallen 12 
bis 13 mm. 

Auch für die Teichfledermaus gilt das oben (S. 6) Gesagte. 
Nach Blasius soll sie in Gebirgen fehlen. Koch hat sie in den 
Höhlen der Kalkfelsen im Winterschlaf gefunden. 


Alle 3 Wasserfledermäuse sind vorläufig noch sehr wenig be- 
kannt; deshalb mögen alle diejenigen, welche Gelegenheit haben, 
diese Tiere zu beobachten und zu sammeln, dazu mitwirken, daß 
die Lebensgeschichte und die Kenntnis ihrer Rassen und Ab- 
änderungen möglichst gefördert werde. Für jede Nachricht und 
jede zur wissenschaftlichen Untersuchung an das Königliche Zoo- 
logische Museum in Berlin N 4, Invalidenstr. 43, eingesandte Fleder- 
maus wird der Verfasser dieser Übersicht herzlich dankbar sein. 


Ordn. Insectivora, Insektenfresser. 


Keine Flughaut. Zehen mit Krallen. Bei den deutschen Arten 
ist der Rumpf entweder mit Stacheln besetzt oder mit samtartiger 
Behaarung. Kopf spitz, rüsselförmig über den Unterkiefer hinaus 
verlängert. 


Fam. Sorieidae, Spitzmäuse. 


Tiere, die kleiner als die Hausmaus sind. Pelz samtartig. Vorder- 
füße fünfzehig, schlank, mit Krallen. Ohren kaum die Behaarung 
überragend. Jederseits im Oberkiefer vorn ein zweispitziger größerer 
Schneidezahn, dahinter 3-6 einspitzige kleine Zähne und 4 mehr- 
spitzige Zähne. 


| 
| 


de) 


Mammalia. 


Unterfam. Neomyinae, Wasserspitzmäuse. 


Der Außenrand der Fußsohle ist mit einem aus starren Borsten 
bestehenden Saume besetzt; unter dem im übrigen kurzhaarigen 
Schwanze eine kammförmige Leiste längerer Haare. Spitzen der 
Zähne, wenn sie nicht stark abgekaut sind, rotbraun. 


Gatt. Neomys Kaup 1829 (Crossopus Wagl. 1832), 


Wasserspitzmaus. 


Im Oberkiefer jederseits 9 Zähne, im Unterkiefer jederseits 
6 Zähne. Ohrmuschel unter der Behaarung versteckt. Schwanz 
ungefähr von der Länge des Rumpfes. 

Fleischfresser, leben von allerlei kleinem Getier, aber auch von 
Fröschen und Fischen, graben in Uferwandungen oder sumpfigem - 
Gelände lange Röhren mit zahlreichen Ausgangsöffnungen, tauchen 
gut, laufen auch gelegentlich auf dem Grunde des Wassers umher. 


N. fodiens (Pall. bei Schreber), märkische Wasser- 
spitzmaus. 


Rücken schwarzbraun mit purpurrötlichem Schimmer. Haar- 
wurzeln schiefergrau. Brust und Bauch weißgrau, ins Gelbliche 
spielend und mit Aschgrau gemischt. Hinter den Augen ein 
kleiner heller Fleck. Kopf und Rumpf 82 mm. Schwanz 62 mm. 

Bei Berlin von Pallas entdeckt. 

Aus Deutschland und den angrenzenden Teilen von Frank- 
reich, Holland und Dänemark sind bis jetzt 16 Arten von Wasser- 
spitzmäusen beschrieben worden. Aus diesen Beschreibungen lassen 
sich folgende Unterschiede erkennen: 


la. Unterseite weiß oder weißgrau: 2. 
1b. Unterseite schwarz, schwarzgrau oder braungrau. 8. 
2a. Oberseite mäusegrau. musculus Wagl. aus Bayern. 
2b. Oberseite schwarz, schwarzbraun oder schwarzgrau. 3. 


3a. Schwanz ungefähr halb so lang wie der übrige Körper. 4. 
3b. Schwanz ungefähr °/, der Länge des übrigen Körpers. 5. 
4a. Unterseite weiß. psilurus Wagl. aus Bayern. 
4b. Unterseite schmutzig rötlichgrau. 
amphibius Brehm aus der Nähe von Renthendort 
in Thüringen. 
5a. Oberseite schwarzbraun mit rötlichem Schein. 
fodiens Pall. von Berlin. 
5b. Oberseite samtschwarz. 6. 
6a. Unterseite weiß, Füße schwarz. 
nigripes Melchior aus Dänemark. 
6b. Unterseite weißgrau. 
7a. Ein schwarzer Fleck unter der Schwanz- 
wurzel. daubentoni Erxl. aus Burgund. 
7b. Kein schwarzer Fleck unter der Schwanz- 
wurzel. 

earinatus Herm. von Straßburg und 
natans, rivalis, fluviatilis, stagna- 
tilis Brehm von Renthendorf in 

Thüringen. 


10 Matschie, 


Sa. Ein weißer Kehlfleck, Unterseite schwarz. 
collaris Geoffr. von der Schelde- 
mündung. 

Sb. Kein weißer Kehlfleck, sondern die Kehle 
grau. 9. 
9a. Unterseite braungrau. 

remifer Geoffr. von Abbeville. 
Ib. Unterseite schwarzgrau. 10. 
10a. Ein weißer Strich von der Stirn 
zu den Nasenlöchern. 
lineatus Geoffr. von Paris. 
10b. Keine weiße Kopfbinde. 11. 
11a. Oberseite schwarzgrau. 
constrietus von Straß- 
burg. 
11b. Oberseite schwarzbraun. 
griseogularis Fitzin- 
ger von Chartres. 


Welche von diesen Formen als besondere Rassen angesprochen 
werden müssen, kann nur nach Vergleichung sehr vieler, in mög- 


lichst verschiedenen Teilen Deutschlands gesammelter Wasserspitz- 


mäuse entschieden werden. Vorläufig wissen wir noch nicht viel 
darüber, wie weit diese Tiere nach Alter, Geschlecht, Jahreszeit 
und Standort abändern und ob innerhalb Deutschlands mehrere 
geographische Rassen vorhanden sind. 


Ordn. Carnivora, Raubtiere. 


Keine Flughaut, Zehen mit Krallen. Rumpf niemals stachelig 
oder samtartig behaart. Kein Rüssel. 6 ungefähr gleich große 
Schneidezähne nebeneinander im Ober- und Unterkiefer. 


Fam. Mustelidae, marderartige Tiere. 


Beine kurz, fünfzehie. Schwanz nicht länger als der übrige 


Körper, niemals gebändert. Im Oberkiefer ist der letzte Backen- 
zahn größer als der dritte von hinten. Insgesamt jederseits 4—5 
obere und 4—6 untere Backenzähne hinter dem spitzen großen 
Eckzahn, niemals im Oberkiefer mehr Backenzähne als im Unter- 
kiefer. 


Unterfam. Mustelinae, Marder. 


Zehen ohne volle Schwimmhäute, höchstens mit kurzen Binde- 
häuten. Schwanzwurzel nicht verdickt. Letzter Backenzahn im 
Oberkiefer nicht mit rundlicher Kaufläche, sondern an dem vorderen 
und hinteren Rande ausgehöhlt. Sohlen der Hinterfüße bis auf die 
Zehenballen und die Sohlenschwiele dicht behaart. Zehen kurz. 
Keine weiße Bindenzeichnung auf dem Nacken oder Rücken. 


Gatt. Lutreola Wagn., Nörz. 


Kopf flach und breit; Oberlippe mit mittlerer Furche. Zehen 
durch eine kurze Spannhaut verbunden. Pelz glänzend wie beim 


24 ee 


Mammalia. ig: 


Fischotter. Schwanz ungefähr '/, so lang wie der übrige Körper. 
Im OÖberkiefer jederseits 4, im Unterkiefer 5 Backenzähne. Die 
unteren Vorderzähne stehen an den Schneiden in gleicher gerader 
Linie. 


L. lutreola L. Finnländischer Nörz. 


Gelblich schwarzbraun mit kürzeren gelblichen und längeren 
schwarzen Haaren. Scheitel ins Graue spielend durch eingemischte 
weiße Haare. Oberlippe neben der nackten Nase weiß bis zur 
Länge der Mundspalte, von dort bis zum Mundwinkel schmal weiß 
gerandet; diese weiße Färbung greift etwas über den Mundwinkel 
nach hinten über und bedeckt die Unterlippe und das Kinn bis 
4 mm hinter eine Linie, die beide Mundwinkel miteinander ver- 
bindet und springt in der Mitte des Kinnes bogenförmig noch etwas 
vor. Ohren und Unterwolle otterfarbig graubraun. Gesichtsseiten 
und Füße etwas dunkler als der Rumpf. Schwanz fast schwarz. 
Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 39 cm, Schwanz bis zu den 
Enden der längsten Haare der Schwanzspitze: 14 cm. 


Diese Beschreibung beruht auf einem bei Fredrickshamn zwischen 
Helsingfors und St. Petersburg am Finnischen Meerbusen erlegten 
Nörz des Berliner Zoologischen Museums. 


Ein Nörz aus der Nähe von Schwentainen in Ostpreußen, der am 
3. April 1909 erlegt worden ist und ebenfalls im Berliner Zoologischen 
Museum aufbewahrt wird, sieht wesentlich anders aus. Er ist viel 
größer, hat keinen gelblichbraunen, sondern einen graubraunen 
Anflug, tiefschwarzbraunes Gesicht und eisengraubraune Unterwolle. 

Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 41 cm. Schwanz bis 
zu den Enden der längsten Haare: 20 cm. 


Ein Nörz von Stoberau bei Brieg in Schlesien stimmt durch- 
aus mit der von Gloger gegebenen Beschreibung eines schlesischen 
Nörzes überein: „ziemlich gleichmäßig schön braun mit einem 
schwachen Goldschimner, an den Füßen etwas dunkler, am Vorder- 
kopfe, der auch etwas ins Graubräunliche spielt, bis hinter die 
Augen schon merklich, am Schwanzende bedeutend tiefer (hier 
wirklich dunkel- oder schwarzbraun) und an der Unterseite des 
Leibes kaum heller als auf dem Rücken; dagegen die Seiten des 
Halses gleich hinter den Ohren lichter und stark ins rein Gold- 
braune ziehend.“ Die weiße Färbung des Gesichts ist im wesent- 
lichen wie bei den beiden anderen Nörzen. Das Wollhaar ist licht- 
graubraun. 


Von der Nase bis zur Schwanzwurzel: 43 cm. Schwanz bis 
zu den Enden der längsten Haare: 21 cm. 


Ein weißer Halsfleck ist bei keinem dieser Tiere zu erkennen, 
wohl aber bei einem Nörz von der Wolga, der im Berliner Museum 
steht. 


Weitere Untersuchungen über die verschiedenen Kleider des 
Nörzes und darüber, ob mehrere Rassen in Deutschland und dem 
übrigen Europa unterschieden werden müssen, sind durchaus nötig. 
Besonders wichtige Merkmale werden nach den Erfahrungen, die 
man an amerikanischen Nörzen gemacht hat, die Körpergröße, das 
u von Schwanz- und Rumpflänge und die Färbung ab- 
geben. 


12 Matschie, 


Vereinzelt an Flußläufen und Seen, im Sumpf oder Rohr- 
dickicht; frißt allerlei Getier. Für Süddeutschland noch nicht 
nachgewiesen. 

Vom IIltis leicht dadurch zu unterscheiden, daß nur an den 
Lippen und dem Kinn eine weiße Zeichnung vorhanden ist und 
daß das Wollbaar in den Weichen nicht gelblichweiß, sondern 
graubraun ist. 


Unterfam. Lutrinae, Fischotter. 


Zehen mit Schwimmhäuten; Schwanzwurzel flach, viel breiter 
als das hintere Ende des Schwanzes. Körper sehr lang. Letzter 
oberer Zahn sehr breit und groß. Oberlippe unter der Nase ohne 
Furche. 


Gatt. Lutra Briss, Fischotter. 


Kopf sehr breit und flach. Schwanz ungefähr halb so lang 
wie der übrige Körper. Im Oberkiefer und Unterkiefer jederseits 
5 Backenzähne. Fußsohlen vorn nackt. Nasenmuffel am oberen 


Rande der Nasenlöcher und zwischen ihnen nackt. Schwimmhäute - 


bis zu den Nagelgliedern. ausgedehnt. 


L. Lutra L. 


Bis jetzt sind Fischottern aus verschiedenen Teilen Deutsch- 
lands noch nicht miteinander verglichen worden. Möglicherweise 
kommen aber bei uns mehrere Rassen vor, die voneinander recht 
verschieden sind; denn die in der Literatur befindlichen Beschrei- 
bungen weichen sehr voneinander ab. 

Bechstein erwähnt, daß thüringische Fischottern kastanien- 
braun oder dunkelbraun sind und lichtkaffeebraune Beine haben; 
ihre Kehle, Brust und Bauch sind graulich. Schreber nennt die 
Färbung hellkaffeebraun mit grauem Schein; die Stirn sei lichter, 
die Lippen noch blasser, die Backen und Kehle auf einem bräun- 
lichem Grunde weiß, Brust und Bauch aber bräunlich und weißlich 


scheinend. Er hat wohl Fischotter aus der Nähe von Erlangen - 


vor sich gehabt. 

Gemminger und Fahrer sagen, daß der Fischotter von Ober- 
bayern glänzend dunkelbraune Haare mit hellen Spitzen auf dem 
Rücken hat und daß seine Wangen und Unterseite weißlich sind, 
an den Seiten der Brust und des Bauches mit rostbräunlichen 
Haaren untermischt. Die Weibchen sollen heller, die Jungen dunkler 
sein. Im Alter werden die Haarspitzen gelblich und daher auch 
der Pelz heller. Bei Fischottern aus der Mark Brandenburg ist der 
Rücken lebhaft braun mit grauem Schein, Kinn und Kehle deut- 
lich abgesetzt weißgrau, der Scheitel nicht dunkler als der Rücken, 
der Schwanz halb so lang wie Kopf und Rumpf. 

Man achte besonders auf die Färbung des Rückens, des Kinnes, 
der Kopfseiten und der Kehle, auf die Länge des Schwanzes und 
suche festzustellen, welche Unterschiede Männchen, Weibchen und 
Junge haben, wie der Otter im höheren Alter aussieht, wie das 
Winterkleid sich vom Sommerkleid unterscheidet und ob in der- 
selben Gegend wesentlich verschieden gefärbte Tiere gleichen Ge- 
schlechts und gleichen Alters vorkommen. 

Leben an Flußläufen und jagen allerlei Wassertiere. 


Mammalia. i3 


Ordn. Rodentia, Nagetiere. 


Zwei große Schneidezähne stehen dicht nebeneinander vorn in 
jedem Kiefer und sind durch eine große Lücke von den Backen- 
zähnen getrennt. Eckzähne fehlen. Zehen mit Krallen oder Kuppen- 
nägeln. Keine Flughaut. 


Fam. Castoridae, Biber. 


Große plumpe Tiere mit kurzen Ohren und Beinen, fünfzehigen 
Füßen, platten breiten, zum größeren Teile mit Schuppen bedeckten 
Kellenschwanze und vollen Schwimmhäuten an den Hinterbeinen. 
4 Backenzähne jederseits, oben und unten. 


Gatt. Castor, Biber. 
Mit den Merkmalen der Familie. 


C. fiber L. 


In Deutschland nur noch an der Elbe und ihren Zuflüssen 
zwischen Magdeburg und Wittenberg in der Rasse: aldzicus Mtsch. 
Dieser Biber ist haselnußbraun oder, wenn man will, hellkastanien- 
braun. 


Fam. Muridae, mäuseartige Tiere. 


Vorderfüße vierzehig mit einer Daumenwarze, die einen Nagel 
trägt, Hinterfüße fünfzehig. Schwanz meist dünn behaart oder 
fast nackt. Niemals mehr als 3 Backenzähne jederseits. 


Unterfam. Murinae, Mäuse. 


Schwanz ziemlich lang, schuppig, geringelt, wenig behaart. 
Backenzähne mit Höckern. 


Gatt. Mus L.,, Maus. 


Schneidezähne glatt, die hinteren Backenzähne kleiner als die 
vorderen. Schnauze ziemlich spitz. Augen und Öhren groß. 
Schwanz fast nackt. 


Untergatt. Epimys Trouess., Ratten. 


Mäuse von Rattengröße mit langem Schwanze. © mit 12 Zitzen. 
Sohle des Hinterfußes mit 6 Wülsten. 


(E.) norvegieus Erxl., Wanderratte. 


Ohr kürzer als seine Entfernung vom Hinterrand des Auges. 
Schwanz kürzer als der übrige Körper. Rücken rötlich gelbgrau 
mit starker rostbrauner Beimischung, die auf dem Kopfe und 
Nacken weniger hervortritt und an den Körperseiten ganz ver- 
schwindet. Zwischen den an der Wurzel braungrauen, an der 
Spitze gelbbraunen Rückenhaaren stehen zahlreiche, viel längere 
schwarze Borsten. Die Körperseiten erscheinen bräunlich gelbgrau, 
durch die langen Borsten dunkelbraun gemischt. Unterseite und 
Füße grauweiß. Schwanz oben dunkelbraungrau, unten bräunlich- 
weiß mit 185—225 Schuppenringen. 


“ 


14 Matschie, 


weniger bräunlich, mehr grau mit hellerem Schwanz. — 

Schwärzliche Spielarten sind bekannt. Kopf und Rumpf bis 27 cm, 
Schwanz bis 20 cm lang. 

Allesfresser. Häufig an Flußufern, besonders gern in der Nähe 
menschlicher Wohnungen. 


Unterfam. Microtinae, Feldmäuse. 


Schwanz viel kürzer als der Rumpf, ziemlich dicht behaart, 
jedoch so, daß die Schuppenringe noch erkennbar sind. Backen- 
zähne mit glatten Schmelzschlingen. 


Gatt. Mierotus Schrank, Feldmaus. 


Schnauze kurz und dick; Ohren sehr kurz, nicht oder wenig 
über die Behaarung herausragend; Sohlen nackt. 


Untergatt. Arvicola Lac&p, Wühlratte. 


Schwanz ungefähr halb so lang wie der übrige Körper. Sohle 
des Hinterfußes mit 5 Wülsten. Ohr von der Behaarung verdeckt. 
Weibchen (2) mit 8 Zitzen. Erster Backenzahn des Unterkiefers 
mit 3 äußeren und 4 inneren Winkelfurchen hinter der abgerundeten, 
nur wenig abgeschnürten, vorderen Schmelzschlinge. 


(A.) terrestris L. 


Rückenhaare an der Wurzel bläulich schwarzgrau, an der Spitze 
braun; zwischen ihnen zahlreiche, längere schwarze Haare. Der 
Rücken erscheint so dunkelbraun, die Körperseiten und Wangen 
braun, die Unterseite rostbraungrau mit grauer Kehle, Aftergegend 
und Beinen. Die Haare der Unterseite sind am Grunde dunkel- 
grau. Schwanz oben schwärzlich, unten weißlich. Das Weibchen ($) 
ist auf der Unterseite heller, ohne bräunlichen Ton und hat eine 
rötliche Schwanzoberseite. 

Kopf und Rumpf bis 19 cm, Schwanz bis 10,5 em lang. 


Die Färbung ist nicht gleichmäßig. Blasius hat bei Braun- 


schweig hellbraungraue, bräunlichgraue, braungelblichgraue, grau- 
braune, rostbraune, schwarzbraune und schwarze Wasserratten ge- 
funden, im Harz hellrostbraune, gelblichgraue und braungraue, am 
Niederrhein dunkelbraune, schwarzbraune und bräunlichgraue. Vor- 
läufig wissen wir nocht nicht genügend, inwiefern Standort, Ge- 
schlecht und Alter die Färbung dieses Nagers beeinflussen und ob 
En ah Deutschlands mehrere geographische Rassen vorhanden 
sind. 

(A.) amphibius L. wird auf die am Wasser lebende Form ge- 
deutet, Zerrestris L. auf die in trockenen Gegenden vorkommende, 
DEREN L. auf die besonders in Sümpfen sich findende schwarze 

orm. 

Die erstere Form nennt man Wasserratte, die anderen Reut- 
maus oder Scheermaus. 

Allesfresser; graben und schwimmen gut, leben an Gewässern, 
in Sümpfen, aber auch auf trockenem Sande, im Feld und Wald. 
Sie werfen Erdhaufen auf, unter denen der Bau liegt, von welchem 
lange Röhren oft dicht unter dem Boden weithin laufen. 


-- a: a 


Aves, Vögel. 


Von 


Ant. Reichenow (Berlin). 
(Mit 40 Abbildungen im Text.) 


Schlüssel zum Bestimmen der Familien. 


I. Außenzehe länger als Mittelzehe. 


1: 


Alle 4 Zehen (auch die Hinterzehe) durch Schwimmhäute 
miteinander verbunden (Fig. 5). Phalacrocoracidae. 


2. Hinterzehe nicht mit der Innenzehe durch eine Schwimmhaut 


verbunden; Vorderzehen mit Schwimmhäuten (Fig. 6) oder 
Lappenhäuten (Fig. 9). Colymbidae. 


II. Außenzehe kürzer als Mittelzehe. 


IF 


Schwimmhäute zwischen den Zehen (Fig. 7). 
A. Schnabelränder mit Hornplättchen oder Leisten besetzt 


(Fig. 8). Anatidae. 
B. Keine Hornplättchen oder Leisten an den Schnabel- 
rändern. Laridae. 


Zehen mit Lappenhäuten oder mit kurzen Bindehäuten am 
Grunde, miteinander verwachsen oder unverbunden. 


A. Schnabel hakenförmig gebogen; Kralle der Innenzehe 
größer als die der Mittelzehe. Falconidae. 

B. Schnabel nicht hakenförmig gebogen; Kralle der Innen- 
zehe kleiner als die der Mittelzehe. 


a. Vorderzehen vollständig getrennt oder an der Wurzel 
durch kurze Hefthäute (wenigstens Außen- und Mittel- 
zehe) verbunden oder mit Lappenhäuten versehen 
(Fig. 10—12). 

a) Nasenlöcher den Schnabel durchbohrend. 
Rallidae. 
b) Nasenlöcher nicht den Schnabel durchbohrend. 


aa. Kralle der Mittelzehe am Innenrande kamm- 

artig eingeschnitten (Fig. 13). Ardeidae. 

bb. Kralle der Mittelzehe nicht kammartig einge- 
schnitten. 

aa) Sehr große Vögel; Läufe über 100 mm 

lang. Ciconiidae. 

bb) Kleine Vögel; Läufe unter 100 mm lang. 


16 Reichenow, ; 


a) Schnabel hart, von etwa Kopflänge oder 


darunter. Charadriidae. 
£) Schnabel dünn und biegsam, über Kopf- 
länge. Scolopacidae. 


Fig. 7. Zarus ridibundus. Fig. 8. Anas boschas. 


Fig. 9: Colymbus cristatus. Fig. 10. Fulica atra. 


Fig. 11. Phalaropus fulicartus. Fig. 12. Tofanus totanus. 


b. Vorderzehen (wenigstens Außen- und Mittelzehe) am 
Grunde miteinander verwachsen (Fig. 14 u. 15). 


2 Aves. 17 


a) Kralle der Hinterzehe kleiner als die der Mittel- 
zehe (Fig. 14). Alcedinidae. 
b) Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittel- 
zehe (Fig. 15). 
aa. Schnabelbreite am Grunde, von einem Schnabel- 
winkel zum andern in gerader Linie gemessen, 
deutlich größer als die Schnabellänge, von der 
Stirnbefiederung bis zur Spitze gemessen. 


Hirundinidae. 
bb. Schnabelbreite kleiner als Schnabellänge. 


Fig. 14, Alcedo ıspida. 


EEE zn 
2a N a 
SI 
6©.Kr. 
Fig. 15. Acrocephalus arundinaceus. Fig.-16. Mofacilla sulphurea. 
Ar 


A 


uaguımu? 


Fig. 17. Cinclus cinclus. 


aa) Schnabel pfriemenförmig, von der Stirn- 
befiederung bis zur Spitze gemessen doppelt 
so lang wie seine Höhe an der Stirn oder 
länger. 

a) Längste Armschwingen bei zusammen- 
gelegtem Fittich ebenso lang oder fast 
so lang wie die längsten Handschwingen 

- (Fig. 16). Motacillidae. 

ß) Längste Armschwingen viel kürzer als 

die längsten Handschwingen (Fig. 17). 

Sylviidae. 

bb) Schnabel konisch, nicht doppelt so lang 

wie hoch. Fringillidae. 
Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 2 


18 Reichenow, 


Colymbidae, Steißfüße. 


Unterschenkel bis zum Laufgelenk befiedert; Läufe seitlich zu- 
sammengedrückt, vorn und hinten schmal; Vorderzehen mit vollen 
Schwimmhäuten oder Lappenhäuten, 4. Zehe am längsten; Flügel 
kurz; Schwanzfedern sehr kurz oder ganz fehlend; Schnabel gerade, 


schmal und spitz. — Nähren sich von Fischen, Fröschen, Laich 
und Wasserinsekten. 
Mit vollen Schwimmhäuten (Fig. 6). Urinator. 
Mit Lappenhäuten (Fig. 9). Colymbus. 


Urinator Cuv., Seetaucher. 


In hochnordischen Ländern heimisch, südwärts bis Norwegen, 
Schottland und Nord-Rußland, nur eine Art auch im nordöstlichen 
Deutschland brütend, die anderen in Deutschland nur auf dem 
Zuge im Herbst oder Winter. 


I. Kehle grau, längs der Halsmitte ein rotbraunes Band. 
U. stellatus. 
II. Kehle schwarz. 
1. Oberkopf und Nacken grau. U. arcticus. 
2. Oberkopf und Nacken schwarz. U. imber. 
III. Kehle weiß oder mit Grau gemischt. 
1. Rücken weiß oder weißgrau gesprenkelt oder winkel- 


förmig gestrichelt. U. stellatus iuv. 
2. Rücken einfarbig schwarzbraun oder mit grauen Feder- 

säumen. 

a) Oberkopf und Nacken grau. U. arcticus iuv. 


b) Oberkopf und Nacken schwarz oder dunkelbraun. 
U. imber iuv. 


Urinator aretieus (L.), Polartaucher. 
Oberkopf und Nacken grau, auf den Kopfseiten in Rauchbraun 


übergehend; Kehle und Unterhals schwarz mit veilchenfarbenem 


Schimmer, Kehle von einem aus weißen Stricheln gebildeten Bande 
umsäumt; Halsseiten schwarz und weiß gestrichelt; Unterkörper 
vom Kropfe an weiß, Kropfseiten schwarz und weiß gestrichelt; 
Rücken, Flügel und Schwanz schwarz, jederseits des Vorderrückens 
ein kleinerer, auf den Schulterfedern ein größerer gitterförmig aus 
viereckigen weißen Feldern gebildeter Fleck, Flügeldecken mit 
rundlichen weißen Flecken; Schnabel schwarz. Länge*) etwa 
750 mm, Fittich**) 330 mm. — 9 etwas kleiner als &. 

Beim jungen Vogel sind.Oberkopf und Nacken fahl graubraun; 
ganze Unterseite weiß, Kropfseiten meistens graubraun gestrichelt; 
Rücken, Flügel und Schwanz dunkelbraun, oft mit helleren Feder- 
säumen; Schnabel bleigrau. — Ebenso sieht der alte Vogel im 
Herbstkleide aus; doch ist der Ton der Oberseite dunkler, der 
Schnabel schwärzlich. — Das Dunenjunge ist rauchbraun, unter- 
seits. blasser. 


” 


*) Von der Schnabelspitze bis zur Schwanzspitze des ausgestreckten Vogels 
gemessen. 

**) Zusammengefalteter Fittich vom Bug bis zum Ende der längsten Schwinge 
_ gemessen (siehe Anmerkung 8. 20). 


| 
£ 
| 
R 
. 


Aves. 19 


Brütet in Skandinavien, Finnland, Rußland und Nordasien, 
vereinzelt auch an Seen in Westpreußen und Hinterpommern, Mai 
bis Mitte Juni. Nest auf moorigem Untergrund, dicht am Wasser, 
nur aus einer flachen, mit wenigen Grashalmen ausgelegten Mulde 
bestehend, im Juni 2—3 walzenförmige, auf olivenbraunem Grunde 
dunkelgrau und schwarzbraun gefleckte Eier von 86 x 51,5 mm 
durehschnittlicher Größe. 


Urinator imber (Gunn.), Eistaucher. 


Kopf und Hals schwarz, ein weißer, schwarz gestrichelter Fleck 
jederseits des Halses und ein aus weißen Stricheln gebildetes Band 
hinter der Kehle; Unterkörper vom Kropfe an weiß, Kropfseiten 
schwarz und weiß gestrichelt; Rücken- und Schulterfedern auf 
schwarzem Grunde mit viereckigen weißen Flecken gitterförmig 
gezeichnet; Bürzel, Schwanz, Flügel und Weichen mit rundlichen 
weißen Flecken; Schnabel schwarz. Länge etwa 800, Fittich 350 mm. 
— Q etwas kleiner als Q. 

Beim jungen Vogel ist die ganze Oberseite schwarzbraun, 
Rücken- und Flügelfedern meist mit lichteren Säumen; Unterseite 
weiß; Schnabel bleigrau. — Ebenso ist das Herbstkleid des alten 
Vogels, aber dunkler, der Schnabel schwarz. 

Brütet im hohen Norden beider Erdhälften, in Europa süd- 
wärts bis Norwegen, wird im Winter, wo er bis zum Mittelmeer 
wandert, bisweilen auf dem Durchzuge in Deutschland beobachtet. 


Urinator stellatus (Brünn.), Nordseetaucher. 


Kopf- und Halsseiten und Kehle grau, längs der Mitte des Unter- 
halses, an der Kehle beginnend, ein rotbraunes Band, Oberkopf oft 
schwärzlich, am Hinterkopfe beginnend längs des Nackens ein aus 
schwarzem, oft etwas stahlglänzenden, seitlich weiß gesäumten 
Federn gebildetes Band; Rücken, Flügel und Schwanz schwarz, 
oft mit einzelnen weißen Tüpfelchen, Unterkörper weiß. Länge 
etwa 650, Fittich 300 mm. — 9 etwas kleiner als d. 

Im Jugendkleide sind Oberkopf und Nacken düster grau, oft 
fein weiß getüpfelt; Kopf- und Halsseiten grau; Rücken, Flügel 
und Schwanz dunkelbraun, mit weißen Fleckchen oder winkel- 
förmigen Strichen gezeichnet; ganze Unterseite weiß; Schnabel 
bleigrau. — Das Herbstkleid des alten Vogels gleicht dem Jugend- 
kleid, nur sind Kopf- und Halsseiten weiß. 

Brütet im hohen Norden beider Erdhälften, in Europa bis 
zum nördlichen Schottland, Skandinavien, Finnland und dem nörd- 
lichen Rußland, wandert im Winter bis zum Mittelmeer, auf dem 
Durchzuge auch in Deutschland. 


Colymbus L., Lappentaucher. 


Außer den Lappenhäuten kennzeichnen diese Gattung die 
fehlenden Schwanzfedern *), die platten nagelartigen Zehenkrallen, 
deren mittelster am Vorderrande kammartig gezähnelt ist, und die 
sägeartig vorspringenden Hornschildchen am Hinterrande des Laufes. 
— Nester aus Blättern und Rohrstengeln aufgeschichtet auf dem 


*) Wenigstens fehlen die starren Steuerfedern, wie sie andere Vögel haben, 
der letzte Schwanzwirbel trägt 2 Reihen kurzer weicher Federchen. 


2* 


20 Reichenow, 


Wasser schwimmend zwischen Schilf. 3—6 dickschalige, längliche 
weiße oder grünlichweise Eier, die im Laufe der Bebrütung durch 
die faulenden Pflanzenstoffe des Nestes bräunliche Färbung be- 
kommen. 


I. Fittich 150 mm oder darüber lang*). 


1. Unterhals rotbraun oder graubraun. C. grisegena. 
2. Unterhals_ weiß. 
a) Ganzer Schnabel rot oder rosa. C. eristatus. 
b) Schnabel schwarz, an der Wurzel des Unterkiefers gelb 
oder rötlichgelb. C. grisegena iuv. 
II. Fittich unter 150, aber über 110 mm lang. 
1. Unterhals rotbraun. | C. auritus. 
2. Unterhals schwarz. C. nigricollis. 
3. Unterhals weiß oder grau. 
a) Schnabel gerade. €. auritus. iuv. 


b) Schnabel an der Spitze aufwärts gebogen. 
C. nigricollis iuv. 
III. Fittich unter 110 mm lang. C. nigricans. 


Colymbus cristatus L., Haubensteißfuß (Fig. 18). 


Federn des Oberkopfes braunschwarz, die hinteren zu einer 
gabelförmig sich spaltenden Haube verlängert; Kopfseiten und 
Kehle weiß, von einem Kragen goldigrostbrauner, am Ende schwarzer 
Federn umsäumt;- 
Nacken dunkel grau- 
braun, übriger Hals 

weiß; Rücken 
schwarzbraun;Flügel 
dunkel graubraun, 
Armschwingen, klei- 
neFlügeldecken längs 
des oberen Flügel- 
randes und unterste 
Schulterfedern weiß; 
Unterkörper seiden- 
weiß, Weichen goldig- 
rostbraun; Schnabel 
rot; Füße grünlich; 
Augerotbraun. Län- 


ge etwa 550 mm, Fit- FE. 
tich 180—200 mm. — 
O kleiner als öl Fig. 18. Colymbus cristatus. 


Im Winterkleide sind die Oberkopffedern dunkelbraun, die 
Kragenfedern weiß, am Ende dunkelbraun, Weichen dunkelbraun 
anstatt rostbraun; brauner Zügelstrich; Schnabel blasser. — Das 
Jugendgefieder ist dem Winterkleide ähnlich, aber die Oberkopf- 
federn bilden keine Haube, der Wangenkragen fehlt ganz, die Kopf- 
seiten sind mit mehreren schwarzbraunen Längsbinden gezeichnet. — 
Das Dunenjunge ist an Kopf und Hals weiß mit braunschwarzen 


*) Unter „‚Fittich‘‘ ist der zusammengefaltete Flügel zu verstehen, dessen 
Beuge (Gelenkstelle zwischen Unterarm und Hand) ‚‚Bug‘‘ genannt wird. Die Ent- 
ae vom Bug bis zum Ende der längsten Schwinge ist die Fittichlänge (siehe 

ig. 43). 


Aves, 1 


Längsstreifen, der Streif auf dem Unterhals nach hinten gabelförmig 
sich teilend; Rücken schwarzbraun bis grauschwarz mit grauweiß- 
lichen Längsbinden, die bei zunehmendem Alter des Vogels ver- 
schwinden; Unterkörper weiß; Schnabel fleischfarben mit schwarzen 
Querbinden. 

Sommervogel auf größeren, von Schilf umgebenen Seen. Brut- 
zeit zweite Hälfte Mai und Juni, Zug März— April, Oktober bis 
November. Durchschnittliche Eiergröße 53 x 36 mm. 


Colymbus grisegena Bodd., Rothalssteißfuß. 


Oberkopf und die zu einer kurzen Haube verlängerten Genick- 
federn schwarz; Kopfseiten und Kehle silbergrau, durch einen 
weißen Strich von dem Schwarz des Oberkopfes getrennt; Hals 
rotbraun, längs des Nackens ein schwarzes Band; Rücken und 
Flügel schwarzbraun, äußere Armschwingen weiß; Unterkörper 
seidenweiß; Schnabel schwarz, an der Wurzel des Unterkiefers 
gelb; Füße grünlichgrau; Auge rotbraun. Länge etwa 450, Fittich 
170—190 mm. — Das ® gleicht dem d. 

Im Winter sind Oberkopf, Hals, Rücken und Flügel (mit 
Ausnahme der weißen Armschwingen) dunkelbraun bis schwarz- 
braun; Wangen, Kehle und Unterkörper weiß, Weichen dunkel- 
braun getüpfelt. — Beim jungen Vogel ist der Hals matt rotbraun, 
Kopfseiten und Kehle sind weiß mit schwarzbraunen Längsstreifen. 

Das Dunenjunge hat Kopf, Hals und Oberkörper schwarz mit 
weißen oder bräunlichweißen Längsbinden (eine breite auf der Mitte 
des Scheitels und Hinterkopfes); Mitte des Unterkörpers weiß; 
Schnabel fleischfarben mit schwarzen Querbinden. 

Sommervogel auf größeren, von Schilf und Rohr umgebenen 
Seen. Brutzeit Mai—Juni, Zug März—April und Oktober. Eier- 
größe 50 x 34 mm. 


Colymbus auritus L., Ohrensteißfuß (Fig. 19). 


Oberkopf, Kopfseiten mit den zu einer Art Kragen verlängerten 
hinteren Wangenfedern und’Kehle schwarz; ein Schläfenband, dessen 
hintere Federn zu Ohrbü- 
scheln verlängert sind, gold- 
braun, die längsten Federn 
der Öhrbüschel schwarz; 
Zügel, Unterhals und Wei- 
chen rotbraun; Rücken und 
Flügel schwarzbraun, Arm- 
schwingen mit Ausnahme 
der innersten weiß; Schnabel 
schwarz, Spitze und Wurzel 
des Unterkiefers gelb; Füße 
blaß grünlichgrau; Auge 
rot. Länge etwa 320 mm, 
Fittich 140—150 mm. — 
2 etwas kleiner als £. Fig. 19. Colymbus aurıkus. 

Im Winterkleide sind 
Oberkopf und Nacken wie der Rücken schwarzbraun, die Ohr- 
büschel fehlen; Kopfseiten und Kehle weiß; der folgende Unterhals 
graubraun; Kropf und Unterkörper weiß. 


29 Reichenow, 


Seltener Durchzugvogel. Brütet im Norden beider Erdhälften 
in Europa südwärts bis Skandinavien, Finnland, Nord-Rußland, 
wandert im Winter bis zum Mittelmeer. 


Colymbus nigricollis (Brehm), Schwarzhalssteißfuß 
(Fig. 20). 

Kopf, Hals und Rücken schwarz, auf Schläfen und Ohrgegend 
lange, haarartig zerschlissene Federn von strohgelber bis goldbrauner 
Farbe; Unterkörper seidenweiß, Weichen rotbraun; Flügel graubraun, 
Armschwingen mit Ausnahme der innersten weiß; Schnabel schwarz; 
Füße grünlichgrau, Zehenenden und Außenseite der Läufe schwärz- 
lich; Auge rot. Länge etwa 300 mm, Fittich 130—135 mm. — 
Q etwas kleiner als &. 

Das Winterkleid gleicht dem des ÖOhrensteißfußes, aber der an 
der Spitze aufwärts gebogene Schnabel macht die Art kenntlich. 


Fiese. 20. Colymbus nıgrteollis. 
g ä & 


Das Dunenjunge ist oberseits grauschwarz, längs des Kopfes 
und Nackens einige unterbrochene graue Längsstriche, auf dem 
Vorderrücken einige graue Fleckchen, Wangen weiß mit grau- 
schwarzen Längsstrichen; Unterhals weißgrau; Unterkörper weiß; 
Schnabel blaßgelblich mit 2 schwarzen Querbinden. 

Sommervogel auf schilfreichen Seen und mit Binsen bewachsenen 
Teichen. Brutzeit Mai—Juni, Zug März— April, Oktober— November. 
Eiergröße 43 x 29 mm. 


Colymbus nigriecans Scop., Zwergsteißfuß. 


Oberkopf, Nacken, Kae a Wangen und vordere Kehle schwarz; 
hintere Kopfseiten, Halsseiten und hintere Kehle rotbraun; Rücken, 
Flügel, Kropf und Körperseiten braunschwarz, Schwingen grau- 
braun, Armschwingen auf der Innenfahne weiß; Unterkörper fahl 
graubraun mit Seidenglanz, auf der Bauchmitte weiß oder auf 
seidenweißem Grunde schwarzbraun gefleckt; Schnabel schwarz, 
am Schnabelwinkel gelbgrünlich; Füße grünlichgrau, Außenseite 
der Läufe und Enden der Zehen schwärzlich; Auge rotbraun. 
Länge etwa 250 mm, Fittich 95—100 mm, — 9 wenig kleiner 


als &. 


Aves, 23 


Im Winterkleide ist die Oberseite schwarzbraun; Kopf- und 
Halsseiten, Unterhals, mit Ausnahme der weißen Kehle, und Weichen 
fahlbraun, häufig ein weißer Schläfenstreif; Unterkörper weiß. 

Das Dunenjunge hat Kopf, Hals und Oberkörper mit fahl 
rostbraunen und schwarzen Längsstreifen gezeichnet, der Unter- 
körper ist weiß; Schnabel rötlichweiß. 

Sommervogel auf stillen, mit Schilf und Binsen bewachsenen 
Teichen. Brutzeit zweite Hälfte Mai und Juni, Zug März—April, 
Oktober bis in den November. Eiergröße 38 x 26 mm. 


Laridae, Möwen. 


Unterer Teil des Unterschenkels unbefiedert; die 3 Vorderzehen 
mit vollen oder tief ausgeschnittenen Schwimmhäuten, Mittelzehe 
am längsten, Hinterzehe frei, hoch angesetzt und kurz; Flügel lang, 
angelegt bis zum Schwanzende reichend oder dieses überragend; 
Schnabel gerade mit hakenförmiger Spitze oder schwach säbel- 
förmig gebogen ohne Haken, keine Hornleisten an den Schnabel- 
rändern. — Nähren sieh von Fischen, Weichtieren und Insekten. 
Nester auf dem Boden in der Nähe des Wassers, locker aus Schilf- 
blättern und Rohrstengeln aufgeschichtet, oft nur mit wenigen 
Halmen ausgelegte Vertiefungen im Sande. 3—4 buntgefleckte Eier. 


I. Schnabel am Wurzeiteile gerade, an der Spitze hakig ge- 
bogen (Fig. 22); Abstand des vorderen Winkels der Nasen- 
löcher von der Schnabelspitze kürzer als der des hinteren 
Winkels der Nasenlöcher vom Winkel des Schnabelspaltes. 

Larus. 

II. Schnabel schwach säbelförmig gebogen, ohne deutlich abge- 

setzten Haken an der Spitze (Fig. 23); Abstand des vorderen 

Winkels der Nasenlöcher von der Schnabelspitze ebenso lang 

oder länger als der des hinteren Winkels der Nasenlöcher 
vom Winkel des Schnabelspaltes. 


1. Schwimmhäute, wenigstens die 
äußere, bis zum Krallengliede der 
Zehen reichend. Sterna. 

2. Schwimmhäute tief ausgeschnitten, 
die innere nur bis zum Ende des 
1. Gliedes der Innen- und Miittel- 
'zehe reichend, die äußere bis zum 
2. Gliede der Mittel- und Außenzehe Fig. 21. 

(Fig. 21). Hydrochelidon. Hydrochelidon nızra. 


Larus L, Fischmöwe. 


Schnabel mit deutlichem Haken an der Spitze; alle Schwanz- 
federn gleich lang. 


I. Fittich unter 250 mm lang. L. minutus. 
II. Fittich über 250 mm lang. 

1. Kopf braun. L. ridibundus. 

2. Kopf weiß oder teilweise braun gestrichelt oder gefleckt. 

a) Ein brauner oder grauer Ohrfleck. L. ridibundus. 


b) Ohrgegend rein weiß oder braun gestrichelt, L. canus, 


24 Reichenow, 


Larus ridibundus L., Lachmöwe (Fig. 22). 


Kopf und Kehle dunkelbraun mit weißem Augenlid; Hals, 
Unterkörper und Schwanz weiß; Rücken und Flügel grau; äußere 
Handschwingen weiß mit schwarzem Ende und Innensaum, innere 
grau mit schwarzem Ende; Schnabel und Füße rot. Länge 400 mm, 
Fittich 310—320 mm. 

ImWintersind Kopf 
und Kehle weiß, Ober- 
kopf grau verwaschen, 
vor dem Auge und auf 
der Ohrgegend ein grau- 
schwarzer Fleck. 

Beim jungen Vogel 
sind die Rückenfedern 
und Flügeldecken braun, 
blasser gesäumt; Ober- 
kopf blaßbraun; Kopf- 
seiten weiß, auf der 
Ohrgegend braur;; Kehle . 
weiß wie der Unterkörper; Fig. 22. Zarus ridibundus. 

Schwanz mit schwarz- 
brauner Endbinde; Schnabel blaß fleischfarben mit schwarzer Spitze; 
Füße blaß fleischfarben. 

Das Dunenjunge ist hellbraun oder gelbbraun, mit schwarzen 
Flecken auf Kopf und Oberseite. 

Sommervogel an Seen, einzeln überwinternd. Brutzeit Ende 
April bis Juni, Zug April, August— September. Gesellig nistend, 
2—3 Eier von 52x35 mm durchschnittl. Größe. 

Der Lachmöwe sehr ähnlich, nur durch tiefschwarzen anstatt 
braunen Kopf unterschieden ist die in Südeuropa und Nordafrika 
heimische schwarzköpfige Möwe, Zarus melanocephalus Natt., 
die einige Male in Süddeutschland erlegt wurde. 


Larus minutus Pall., Zwergmöve. 


Kopf und Kehle schwarz; Hals, Unterkörper und Schwanz 
weiß; Rücken und Flügel grau; Schwingen grau, am Innensaume 
dunkler, am Ende weiß; Schnabel und Füße rot. Länge etwa 
280 mm, Fittich 220 mm. 

Im Winter sind Kopf und Kehle weiß, Hinterkopf und Ohr- 
gegend grauschwarz verwaschen; Schnabel schwärzlich. 

Beim jungen Vogel sind Scheitel, Hinterkopf und Ohrgegend 
dunkelbraun, übriger Kopf und Kehle weiß; Rückenfedern und 
Flügeldecken dunkelbraun mit blasseren Säumen; äußere Hand- 
schwingen schwarz, auf der Innenfahne und am Endsaume weiß; 
Schwanzfedern mit schwarzbrauner Endbinde; Schnabel schwärzlich; 
Fuß blaß fleischfarben. 

Das Dunenjunge ähnelt dem von Z. rzdibundus, die Grundfarbe 
ist aber düsterer, namentlich die Unterseite grauer. 

Vereinzelt Brutvogel in Deutschland, Ost- und Westpreußen, 
öfter auf dem Strich im Herbst und Winter, sonst im südlichen 
und mittleren Rußland und im südlichen Sibirien brütend. Gesellig 
nistend, 2—4 Eier von 42x30 mm durchschnittl. Größe. 


Aves. 5 


Larus canus L., Sturmmöwe. 


Kopf, Hals, Unterkörper und. Schwanz weiß; Rücken und 
Flügel grau; äußere Handschwingen schwarz mit weißem Feld vor 
der schwarzen Spitze, an der Wurzel der Innenfahne grau, die 
folgenden grau mit schwarzem Ende und weißer Spitze, die inneren 
und Armschwingen grau mit weißem Ende; Schnabel an der Wurzel 
grau, am Ende gelb; Füße blaßgelblich. Länge etwa 440—480 mm, 
Fittich 360—-380 mm. 


Im Winter sind Hinterkopf und Nacken dunkel graubraun 
gefleckt; Füße blaßgrau. 


Der junge Vogel ist auf Oberkopf, Nacken, Rücken und Flügel- 
deeken braun mit blasseren Federsäumen; Schwingen dunkelbraun, 
auf der Innenfahne blasser; Schwanz mit dunkelbrauner Endbinde; 
Füße und Schnabel blaß fleischfarben, Schnabelspitze schwärzlich. 
Von dem sehr ähnlichen jungen Z. ridibundus leicht am Fehlen 
des braunen Ohrfleckes zu unterscheiden. 


Auf dem Strich im Herbst und Winter an Binnengewässern, 
an den Seeküsten brütend. 


Außer den 3 beschriebenen Arten streichen gelegentlich im 
Winter von den Küsten ins Binnenland Zerus argentatus Brünn., 
die Silbermöwe und Z. fuscus L., die Heringsmöwe, beide von be- 
deutender Größe, Fittich über 400 mm lang. Jene ist auf Rücken 
und Flügeln silbergrau, diese schwarzbraun oder schieferfarben; im 
Jugendkleide mit braunfleckigen Flügeln und Rücken sind beide 
einander aber sehr ähnlich, Z. fuscxs nur etwas dunkler. 


Als seltene, bisweilen ins Binnenland verschlagene Wintergäste 
sind ferner zu nennen: 

Xema sabinei (Sab.), Schwalbenmöve, kenntlich an dem 
gabelförmig ausgeschnittenen Schwanz. Bewohnt den hohen Norden. 


Rissa tridactyla (L.), Dreizehige Möwe, beider die Hinterzehe 
nur als kurzer Stummel ohne Kralle vorhanden ist oder ganz fehlt. 
Brütet in Nordeuropa. 


Auch die 4 nordischen Raubmöwen (Stercorarius Briss.), von der 
Gattung Zarus dadurch unterschieden, daß die Hornbedeckung des 
Schnabels aus verschiedenen Teilen besteht, die Horndecke des 
Hakens deutlich von der des übrigen Schnabels getrennt ist, werden 
im Winter bisweilen im Binnenlande angetroffen. Sie unterscheider 
sich folgendermaßen: 


I. Lauf wie Zehen schwärzlich. 
Fittich über 350 mm lang: 
Stercorarius skua (Brünn.), Große Raubmöwe. 
Fittich unter 340 mm lang: 
St. parasiticus (L.), Schmarotzer-Raubmöwe. 
II. Lauf grau, Zehen und Schwimmhäute wenigstens am Ende 
schwarz. 
Fittich über 330 mm lang: 
St. pomarinus (Tem.), Mittlere Raubmöwe. 
Fittich unter 330 mm lang: 
St. longicauda Vieill,. Langschwänzige Raubmöwe. 


26 Reichenow, 


Sterna L., Seeschwalbe. 


„ Schnabel schwach säbelförmig gebogen, mit einfacher Spitze, 
ohne Haken; volle Schwimmhäute ; Schwanz tief gabelförmig, äußerste 
Feder am längsten und lanzettförmig auslaufend. 


Sterna hirundo L., Flußseeschwalbe (Fig. 23). 


Oberkopf schwarz, auf dem Nacken spitz auslaufend; Rücken 
und Flügel grau; Kopfseiten und ganze Unterseite weiß; Schwingen 
grau,am Innensaume weiß; 
Schwanzfedern weiß, die 
äußeren auf der Außen- 
fahne grau; Schnabel und 
Füße rot, Schnabelspitze 
schwarz. Länge etwa 350 
bis 370 mm, Fittich 260 
bis 250 mm. 

RL Im Winterkleide ist dei 

ERS © Stirn weiß, Scheitel weiß 
N mit schwarzer Strichelung, 
nur Hinterkopf und Ge- 
Fig. 23. 'Sierna hirundo, nick schwarz, längs des 

oberen Flügelrandes ein 

schwarzgraues Band; Schnabel auch am Wurzelteile rötlichschwarz. 

Der junge Vogel ähnelt dem Vogel im Winterkleide; die 
Rückenfedern, oft auch die Stirnfedern, haben hellbraune Säume; 
Schnabelwurzel und Füße sind gelbrot. 

Beim Dunenjungen sind Kopf und Oberseite hellbraun, schwarz 
gefleckt, über Kehle und Wangen läuft. ein grauschwarzes Band, 
die Unterseite ist weiß. 

Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Mai—Juni, Zug 
April— Mai, Juli— August. Gesellig brütend, 2—3 Eier von 
40 >30 mm durchschnittlicher Größe. 


Sterna minuta L., Zwergseeschwalbe. 


Stirn und ganze Unterseite weiß; Scheitel, Hinterkopf, Genick 
und Zügelstrich schwarz; Rücken und Flügel grau; Füße und 
Schnabel rotgelb, Schnabelspitze schwärzlich. Länge etwa = bis 
240 mm, Fittich 170—175 mm. 

Im Winter geht das Weiß der Stirn etwas weiter bis zum 
Scheitel hinauf und der Schwanz ist grau verwaschen. 

Im Jugendkleide sind Stirn und Scheitel hellbräunlich, dieser 
schwarz gefleckt; die schwarzen Genickfedern hellbraun gesäumt; 
Rückenfedern und Flügeldecken hellbraun, mit schwarzer, den 
Mittelteil der Feder umsäumender und dem weißen Federsaum 
parallel laufender schwarzer Binde, kleine Flügeldecken schwarz- 
grau; Schnabel schwärzlich, nur an der Wurzel gelb. 

Das Dunenjunge ist oberseits blaßbräunlich oder bräunlichweiß, 
grauschwarz gefleckt, unterseits, auch an der Kehle, reichweiß. 

Vereinzelt Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Ende 
Mai und Juni, Zug Mai und August. Gesellig nistend, 2—3 Eier 
von 32 ><24 mm durchschnittlicher Größe. 


Aves. 97 


Hydrochelidon Boie. 


Schwanz wenig gabelförmig ausgerandet, äußerste Feder wenig 
oder kaum länger als die folgende und am Ende kaum verschmälert; 
Schwimmhäute tief ausgerandet, die innere nur bis zum Ende des 
1. Gliedes der Innen- und Mittelzehe, die äußere bis zum 2. Gliede 
der Mittelzehe reichend (Fig. 21). 


Hydrochelidon nigra (L.), Trauerseeschwalbe. 


Kopf und Hals tiefschwarz; Unterkörper schiefergrau bis grau- 
schwarz; Steiß und Unterschwanzdecken weiß; Rücken, Flügel und 
Schwanz grau (viel heller als der Unterkörper) ; Unterflügeldecken 
erauweiß; Schnabel schwarz; Füße düster rotbraun. Länge etwa 
340-250 mm, Fittich 205—215 mm, Läufe 14—17 mm. 

Beim © ist nur der Kopf tiefschwarz, der Unterhals aber wie 
der Unterkörper schiefergrau. 

Im Winterkleide sind Stirn, vordere Kopfseiten, Hals und 
Unterkörper weiß, nur Hinterkopf, Genick und hintere Kopfseiten 
schwarz; Füße braun. 

Der junge Vogel gleicht dem alten im Winterkleide, aber das 
Schwarz des Kopfes zieht ins Braune, die Färbung der Oberseite 
ist düsterer mit fahlbraunen Säumen, oberer Flügelrand schwarz- 
grau. 

Das Dunenjunge ist oberseits hellbraun mit schwarzen Binden 
und Flecken, Stirnband und Gesicht weiß, über die Kehle eine 
düsterbraune Binde, Kinn und Mitte des Unterkörpers weiß, Körper- 
seiten graubraun. 

Sommervogel an Seen und Flüssen. Brutzeit Ende Mai und 
Juni, Zug Mai und August. Gesellig nistend, 2—4 Eier von 
34 > 24,5 mm durchschnittlicher Größe. 


Hydrochelidon leucoptera (Schinz), Weißflügelige See- 
schwalbe. 


Von Z. nigra an dem schwarzen Rücken und dem weißen 
oberen Flügelrand leicht zu unterscheiden. Kopf, Hals, Rücken 
und Unterkörper schwarz; Schwanz, Ober- und Unterschwanzdecken 
weiß; Flügel grau, nur längs des oberen F lügelrandes weiß und 
auf den inneren Armschwingen fast schwarz; Schnabel düsterrötlich; 
Füße rot. Länge etwa 220—260 mm, Fittich 200—215 mm, Läufe 
19—-22 mm. 

Winter- und Jugendkleid ähneln dem von #7. mıgra; doch dient 
die Länge der Läufe als Unterscheidungsmerkmal. Die Füße sind 
im Winterkleide hochgelb, im Jugendkleide blaß fleischfarben. 


Seltener Gast in Deutschland, jedoch auch schon brütend ge- 
funden. Bewohnt Südeuropa, Nordafrika und das wärmere Asien. 


Eine dritte Art der Gattung, Aydrochelidon hybrida (Pall.), 
Weißbärtige Seeschwalbe, bewohnt Südeuropa und das süd- 
liche Asien und ist ebenfalls seltener Gast in Deutschland. Ober- 
kopf und Nacken sind schwarz; vordere Kehle, ein Band von der 
Schnabelwurzel über die Wange und längs der schwarzen Färbung 
des Nackens, Unterflügel- und Unterschwanzdecken weiß; übriges 


238 Reichenow, 


Gefieder grau, auf dem Bauche schieferschwarz; Schnabel und Füße 
rot. Länge etwa 250 mm, Fittich 225—240 mm, Läufe 20—22 mm. 

In dem den vorgenannten Arten sehr ähnlichen Winterkleide 
ist 7. Aybrida an der bedeutenderen Größe, insbesondere den 
längeren Flügeln und den roten Füßen und Schnabel zu unter- 
scheiden. 


Phalacrocoracidae, Flußscharben. 


Unterschenkel bis zum Laufgelenk befiedert; alle 4 Zehen 
durch Schwimmhäute miteinander verbunden, 4. Zehe deutlich 
länger als 3., Hinterzehe ebenso tief am Lauf angesetzt wie die 
vorderen, Kralle der Mittelzehe kammartig gezähnelt; Flügel kurz, 
kaum bis zur Schwanzwurzel reichend. 


Phalacrocorax carbo (L.), Kormoran (Fig. 24). 


Schwarz mit blaugrünem Schimmer; Schulterfedern und Flügel- 
decken bronzebraun, samtschwarz umsäumt; Wangen und vordere 
Kehle weiß; Schnabel wie die nackte Augengegend und das Kinn 
gelblich oder grünlich, Füße schwarz; Auge grün. Zur Fort- 
pflanzungszeit sind Kopf und der vordere Teil des Halses mit 
fadenförmigen weißen Federchen bedeckt, auf den Schenkelseiten 
ein Büschel zerschlissener weißer Federn. Länge etwa 750 mm, 
Fittich 330—330 mm. 


Fig. 24. Phalacrocorax carbo. 


Beim jungen Vogel sind Kopf, Hals und Rücken braun an- 
statt schwarz, die Mitte des Unterkörpers ist weiß. 


Das Nestjunge ist mit dunkelgrauem Flaum bedeckt, nackte 
Augengegend, Kinn und Schnabel sind blaß fleischfarben. 


Der Kormoran nistete früher in Deutschland kolonienweise auf 
höheren Bäumen in der Nähe von Seen und Flüssen im Mai, 
gegenwärtig ist er wegen seiner Schädlichkeit für die Fischwirt- 
schaft fast ausgerottet. Zug im April und September. Er nährt 
sich ausschließlich von Fischen, mit Vorliebe von Aalen, und da 
er ungemein gewandt schwimmt und taucht, vermag eine Kolonie 
innerhalb kurzer Zeit den Fischbestand eines Sees zu vernichten. 
Die aus Reisern erbauten Horste enthalten 3—4 längliche hell- 
blaue, mit einem dicken weißen Kalküberzug bedeckte Eier von 
63 x 38 mm durchschnittlicher Größe. 


Aves. 29 


Eine kleinere Art, halacrocorax pygmaeus (Pall.), Zwerg- 
scharbe, mit braunem Kopf und Hals, schwärzlichem Schnabel 
und Gesicht, Länge etwa 500—530 mm, Fittich 195—205 mm, be- 
wohnt Südeuropa und ist schon öfter in Deutschland erlegt. 


Ein dem Kormoran nahe stehender Vogel, Sula bassana (L.), 
Baßtölpel (L.), der die Küsten Schottlands, der Hebriden, Irlands 
u.a. ©. bewohnt, ist mehrfach in Deutschland erlegt worden. Er 
hat lange, bis zum Schwanzende reichende Flügel, die Außenzehe 
ist kürzer als die Mittelzehe. Das Gefieder ist beim alten Vogel 
weiß mit schwarzen Schwingen, beim jungen auf dunkelbraunem 
Grunde weiß getüpfelt. 


Mit dem Kormoran ist ferner der Pelikan, Zelecanus onocro- 
Zalus L., verwandt, der Südeuropa, Asien und Afrika bewohnt und 
sich gelegentlich nach Deutschland verirrt. Der große, an 180 cm 
lange Vogel ist durch einen weiten Hautsack am Schnabel gekenn- 
zeichnet. 


Anatidae, Enten. 


Unterster Teil des Unterschenkels unbefiedert; Schwimmhäute 
nur zwischen den Vorderzehen, Hinterzehe nicht mit diesen ver- 
bunden, hoch am Lauf angesetzt und kurz; Schnabel breit, mit 
einer knopf- oder nagelkopfartigen Hornplatte auf der flachen 
Spitze (Schnabelnagel) und mit einer Reihe horniger Plättchen an 
den Rändern. 


I. Zügelgegend nackt. Cygnus. 
II. Zügelgegend befiedert. 


1. Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie 
Mittelzehe (Fig. 25). 


Fig. 25. Nyroca fulıgula. Fig. 26. Anas guerquedula. 


A. Schnabel schmal, mehr als 3mal so lang wie seine Breite 
beim vorderen Winkel der Nasenlöcher oder hier kaum 
1O mm breit; Kiefer einander aufliegend, der obere nur 
wenig breiter als der untere. Mergus. 


B. Schnabel breit, von der Stirnbefiederung bis zur Spitze 
gemessen nicht 3mal so lang wie seine Breite, beim 
vorderen Winkel der Nasenlöcher über 10 mm breit; 
Unterkiefer vom Oberkiefer vollständig umschlossen. 


a. Stirn- und Wangenbefiederung im langen spitzen Winkel 
längs der Schnabelfirste oder der Schnabelseiten bis 
oder fast bis an die Nasenlöcher vorspringend. 

Somateria. 


30 Reichenow, 


b. Stirn- und Wangenbefiederung nicht im langen spitzen 

Winkel auf Firste oder Schnabelseiten vorspringend. 

Nyroca (Ozdemia). 

. Hinterzehe ohne breiten Hautsaum, Außenzehe deutlich 
kürzer als Mittelzehe (Fig. 26). 

A. Schnabelnagel so breit oder ziemlich so breit wie die 

Schnabelspitze (Fig. 27). Anser. 

B. Schnabelnagel viel schmäler (nicht halb so breit) wie die 

Schnabelspitze (Fig. 28). 


Fig. 27. Anser cinereus Fig. 28. Anas boschas. 


a. Schnabel an der Spitze etwa doppelt so breit wie an 
der Wurzel. Spatula. 
b. Schnabel an der Spitze ziemlich ebenso breit wie an 
der Wurzel oder unbedeutend breiter. 
a) Schwanz sehr kurz, keilförmig. Anas. 
ß) Schwanz nicht keilförmig, sondern gerade abge- 
stutzt, äußerste Feder so lang wie mittelste. 
aa. Schnabel und Füße rot. Tadorna. 
bb. Schnabel und Füße grau. Casarca. 


Mergus L., Säger. 


Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie 


Mittelzehe; Schnabel schmal, mehr als 3mal so lang wie seine 


Breite beim vorderen Winkel der Nasenlöcher oder hier kaum 
10 mm breit; Kiefer einander aufliegend, der obere nur wenig 
breiter als der untere. — Die Säger nähren sich vorzugsweise von 
Fischen und nisten in hohlen Bäumen oder alten Raubvogelhorsten, 
selten auf der Erde, und legen 10—15 glattschalige, glänzende, 
rahmfarbene bis gelbbräunliche Eier. 


-3 I. Füße und Schnabel grau. M. albellus. 
II. Füße und Schnabel rot. 
1. Kopf glänzend grünschwarz. 
A. Kropf reinweiß oder rosig wie die übrige Unterseite, un- 
gefleckt. M. merganser. 
B. Kropf dunkler gefärbt als die übrige Unterseite, auf 
hellbraunem oder rostbraunem Grunde schwarz gefleckt. 
M. serrator. 
2. Kopf braun. 
A. Fine schwarze Querbinde über den weißen Flügelfleck. 
M. serrator 9 u. iuv. 
B. Weißer Flügelfleck ohne schwarze Querbinde. 
M. merganser ? u. iuv. 


I 
BT ul ad > 


vu ı u 


Aves. 31 


Mergus merganser L., Gänsesäger (Fig. 29). 


Kopf und vorderer Teil des Halses schwarz mit grünem Glanz; 
übriger Teil des Halses und Unterkörper weiß, mehr oder weniger 
lachsfarben angehaucht; Rücken und innere Schulterfedern schwarz; 
Bürzel und Schwanz grau; Flügeldecken und Armschwingen weiß, 
diese meistens mit schwarzem Außensaum, Handschwingen schwarz 
oder schwarzbraun; Schnabel und Füße rot. Länge etwa 600 bis 
700 mm, Fittich 240—280 mm. 

Beim © und dem £ im Sommerkleide sind Kopf und vorderer 
Teil des Halses mit Ausnahme der weißen Kehle rotbraun, Ober- 
kopf fahler; Rücken, Flügeldecken und Schwanz grau; hinterer 


Fig. 29. Mergus merganser. — 


Teil des Halses und Unterkörper weiß, auf Kropf und Weichen 
grau verwaschen; Handschwingen schwarzbraun oder schiefergrau, 
äußere Armschwingen weiß, die inneren grau. 

Das Dunenjunge ist oberseits braun, auf dem Rücken mehr 
schwarzbraun, jederseits des Oberkörpers 3 rundliche weiße Flecke, 
einer auf dem Flügel, einer an der Bauchseite, ein dritter an der 
Seite des Bürzels. Kopf- und Halsseite rotbraun, weißer Zügel- 
strich; ganze Unterseite weiß. 

Jahresvogel in Norddeutschland, in Süddeutschland vereinzelt 
Wintergast, aber auch schon brütend gefunden. Brutzeit April bis 
Mai. Durchschnittliche Größe der Eier 68><46 mm. 


Mergus serrator L., Mittlerer Säger. 


Dem M. merganser ähnlich, aber kleiner, Kropf auf hellbraunem 
Grunde dunkel gefleckt; Bürzel und Körperseiten fein schwarz und 
weiß gewellt; Armschwingen und große Armdecken am Grunde 
schwarz, wodurch 2 schwarze Querbinden auf dem Flügel gebildet 
sind; die den angelegten Fittich deckenden Federn der vorderen 
Brustseite weiß mit schwarzer Umsäumung. Länge etwa 500 bis 
550 mm, Fittich 220—255 mm. 

Das £ im Sommerkleide unterscheidet sich von dem des 27. 
merganser außer der geringeren Größe durch eine schwarze Quer- 
binde über den weißen Flügelfleck. — Das © gleicht dem Z im 


39 Reichenow, 


Sommerkleide, doch sind Rücken, Flügeldecken und Schwanz nicht 
grau, sondern braun mit helleren Federsäumen. 

Das Dunenjunge gleicht dem von 47. merganser. 

Vereinzelt in den nördlichen Küstengebieten Deutschlands 
brütend, häufiger im Winter. Brutzeit Mai—Juni. Durchschnitt- 
liche Größe der Eier 65 x 43 mm. 


Mergus albellus L., Zwergsäger (Fig. 30). 


Weiß; vordere Wange, das Auge eingeschlossen, hintere Hauben- 
federn, Vorderrücken, eine Querbinde auf der Kropfseite, eine an- 
dere auf der Brustseite schwarz, Weichen fein grau oder schwarz 
gewellt; Schwanz grau; 
Flügel schwarz und 


bel und Füße grau. 
Länge etwa 400 bis 
450 mm, Fittich 190 
mm. 
Beim @ und & im 
Sommerkleid sindKopf 
und Nacken rotbraun, 
Oberkörper dunkel- 
grau, Körperseiten 
grau, Kropf grau ver- 
waschen. 

Vereinzelt Winter- 


osteuropa und Nord- 
Fig. 30. Mergus albellus, asıen. 


Somateria Leach, Eiderente. 


Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie die 
Mittelzehe; Schnabel an der Wurzel hoch, dem der Gänse ähnlich, 
Nagel die ganze Schnabelspitze einnehmend, Stirn- und Wangen- 
befiederung im langen spitzen Winkel auf Firste und Schnabel- 
seiten vorspringend. 


Somateria mollissima (L.), Eiderente. 


Oberkopf schwarz, längs der Scheitelmitte ein weißer Streif, 
Kopfseiten, Hals, Rücken, Schulterfedern und Flügeldecken weiß, 


hinter der Ohrgegend und im Genick hellgrün, Kropf lachsfarben 


angeflogen; Unterkörper, Schwingen und Schwanz schwarz. Länge 
etwa 600—650 mm, Fittich 300 mm. 
" en Q ist auf braunem Grunde schwarz gebändert und ge- 
eckt. 
Verirrte werden bisweilen im Herbst im Binnenlande in Deutsch- 
land beobachtet. Brütet an der Meeresküste in Nordeuropa süd- 
wärts bis Sylt. 


Nyroca Flem., Tauchente. 


Hinterzehe mit breitem Hautsaum; Außenzehe so lang wie die 
Mittelzehe; Schnabel breit, Schnabelnagel klein, nicht die Breite 


weiß gezeichnet; Schna- 


vogel. Brütet in Nord- 


un er a 


Aves. 33 


der Schnabelspitze einnehmend. Die Tauchenten unterscheiden sich 
im Leben von den Schwimmenten (s. Anas 8. 37) dadurch, daß sie 
beim Schwimmen tiefer einsinken, ferner sehr häufig untertauchen, 
um vom Grunde der Gewässer Nahrung zu holen. Ernährung und 
Brutgeschäft wie bei Azas. — Dieser Gattung steht die Gattung 
Ordemia Flem. sehr nahe, die sich nur dadurch unterscheidet, daß 
die männlichen Vögel auf der Wurzel der Schnabelfirste einen 
Höcker oder höckerartige Erhöhung haben (s. S. 37). 


I. Ganzer Schnabel rot oder rotbraun. N. rufina. 
II. Schnabel dunkelfarbig oder doch nur teilweise rot oder gelb. 

1. Füße rot oder gelb, Schwimmhäute schwärzlich. 
N. clangula. 

2. Füße schwärzlich, grau oder grünlich. 
A. Schnabel teilweise rot oder gelb. N. hyemalis, 
B. Schnabel ohne rote oder gelbe Zeichnung (nur der Nagel 
bisweilen gelblich). 


a. Weißer Flügelspiegel *), 


— 


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G.Kr. 


Fig. 31. Anas boschas. 


a) Kopf rotbraun. N. nyroca. 
b) Kopf dunkelbraun. 


aa. Stirn und vordere Wangen weiß. 


a) Mittlere Federn des Hinterkopfes einen 
Schopf bildend. N. fuligula 9 u. iuv. 
pP) Mittlere Federn des Hinterkopfes nicht 
länger als die übrigen. N. marila 9 u. iuv. 

bb. Kein Weiß an der Stirn. 


a) Mittlere Federn des Hinterkopfes einen 


Schopf bildend. N. fuligula 9 u. iuv. 
P) Mittlere Federn des Hinterkopfes nicht 
länger als die übrigen. N. nyroca iuv. 


c) Kopf schwarz. 


aa. Rücken einfarbig schwarz oder doch nur sehr 
fein und undeutlich heller gewellt. 

N. fuligula <. 

bb. Rücken schwarz und weiß gewellt oder grau 

und schwarzbraun gewellt. N. marila <&. 


b. Kein weißer Flügelspiegel. 


*) Unter „Spiegel‘‘ versteht man einen auffallend gefärbten, häufig metallisch 
glänzenden Flügelfleck, der durch auffallende Färbung der äußeren und mittleren 
Armschwingen gebildet wird (s. Fig. 31). 


Süßwasserfauna von Deutschland, Heft 1, 3 


34 Reichenow, 


aa. Kopfseiten braun oder rotbraun. N. ferina. 


bb. Kopfseiten weiß mit dunkelbraunem Ohrfleck. 
N. hyemalis iuv. 


Nyroca marila (L.), Bergente. 


Kopf und vorderer Teil des Halses schwarz mit grünem Stahl- 
elanz; hinterer Teil des Halses, Brust und vorderer Teil des 
Rückens schwarz; übriger Teil des Rückens und  Schulterfedern 
schwarz und weiß gewellt; Bauch weiß; Schenkel, Ober- und Unter- 
schwanzdecken und Schwanz schwarz; Flügeldecken auf braun- 
schwarzem Grunde fein weiß gewellt; Handschwingen schwarzbraun, 
die inneren auf der Außenfahne weiß, auf der Innenfahne blaß- 
braun, Armschwingen weiß mit schwarzbraunem Ende, die innersten 
schwarz; Schnabel und Füße grau, Schnabelspitze und Schwimm- 
häute schwarz. Länge etwa 450—500 mm, Fittich 200225 mm. 

Das © und g im Sommerkleide ist braun; Stirn, vordere 
Wange und Bauch weiß; Rücken, Schulterfedern und Flügeldecken 
auf dunkelbraunem Grunde fein (oft nur undeutlich) weißlich ge- 
wellt; Schwingen wie beim J. : 

Das Dunenjunge ist oberseits und auf dem Kropfe dunkel erd- 
braun, Wangen, Kehle und Unterkörper sind blaßbräunlich oder 
bräunlichweiß. 

Brütet in Nordeuropa, auf dem Zuge und im Winter an den 
Küsten, gelegentlich auch im Binnenlande; auch schon während 
des Sommers auf Binnenseen beobachtet. 


Nyroca fuligula (L.), Reiherente. 


Mit einer Haube zerschlissener Federn auf dem Kopfe. Kopf 
und vorderer Teil des Halses glänzend schwarz; übriger Teil des 
Halses bis zur Vorderbrust tief-, aber mattschwarz; Rücken, Flügel, 
Schwanz, Schenkel und Unterschwanzdecken braunschwarz, Rücken 
und Schulterfedern bisweilen sehr fein und undeutlich heller ge- 
wellt; Unterkörper weiß; Schwingen wie bei N. marzla; Schnabel 
und Füße grau, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa 400—450 mm, 
Fittich 190 mm. 

Das weibliche und Sommerkleid ähnelt sehr dem von N. mar:la, 
doch sind, abgesehen von der etwas geringeren Größe, Rücken und 
Schulterfedern einfarbig dunkelbraun oder doch nur sehr fein und 
undeutlich heller gewellt, insbesondere machen aber die Hauben- 
federn auf dem Kopfe die Art kenntlich. 

Das Dunenjunge ist braunschwarz; weißer Stirnfleck; kleiner 
weißer Fleck unter dem Auge; Unterseite gelblichweiß; Schnabel 
und Füße blaß bleigrau. 

Seltener Sommervogel in Norddeutschland, häufiger auf dem 
Durchzuge und im Winter. Brutzeit Mai—Juni, Zug März— April, 
Oktober—November. Die Eier sind trüb graugelblich und durch- 
schnittlich 58 > 41 mm groß. 


Nyroca ferina (L.), Tafelente. 


Kopf und Hals rotbraun; Nackenring, Kropf und Vorderbrust 
schwarz; Rücken, Schulterfedern und Körperseiten fein grau und 
weiß gewellt; Mitte des Unterkörpers weiß; Ober- und Unterschwanz- 


Aves. 35 


decken schwarz; Schwanz graubraun; Handschwingen fahl grau- 
braun, am Ende dunkler; Armschwingen grau mit weißem End- 
saum; Schnabel grau, an Wurzel, Spitze und Rändern schwarz; 
Füße grünlichgrau, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa 450 bis 
500 mm, Fittich 200—210 mm. 

Beim Q@ sind Kopf und Hals rötlichbraun; Kropf und Körper- 
seiten dunkelbraun, etwas ins Rostbräunliche ziehend; Bauchmitte 
bräunlichweiß, braun gefleckt; Oberkörper dunkelbraun, mehr oder 
weniger fein grau getüpfelt oder gewellt; Ober- und Unterschwanz- 
deeken schwarz; Flügel grau, die Flügeldecken fein weiß gewellt. 

Das & im Sommerkleide ähnelt dem 9, doch sind Rücken 
und Schulterfedern ähnlich wie im Winterkleide grau und weiß 
gewellt. 

Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, jederseits des Kör- 
pers drei .gelbliche Flecke, einer auf dem Flügel, einer auf der 
Bauchseite, der dritte an der Bürzelseite; Kopf- und Halsseiten 
und ganze Unterseite sind bräunlichgelb. 

Sommervogel, einzeln im Winter. Brutzeit zweite Hälfte Mai 
bis Anfang Juli. Die graugrünlichen Eier sind im Durchschnitt 
62 x43,5 mm groß. 


Nyroca rufina (Pall.), Kolbenente. 


Kopf und vorderer Teil des Halses rotbraun, die haubenartig 
verlängerten Federn des Oberkopfes blaß strohgelb; Nacken, hinterer 
Teil des Halses, Kropf und Brust, Mitte des Bauches, Ober- und 
Unterschwanzdecken schwarz; Bauchseiten weiß; Rücken, Schulter- 
federn und Flügel fahlbraun, die kleinsten Flügeldecken längs des 
oberen Flügelrandes weiß; Handschwingen und äußere Armschwingen 
weiß, am Ende dunkelbraun, die äußeren Handschwingen auch auf 
der Außenfahne dunkelbraun, innere Armschwingen grau; Schnabel 
rot; Füße rotbraun. Länge etwa 550 mm, Fittich 250—260 mm. 

Das Sommerkleid des Z ähnelt dem des 2. Dieses hat Ober- 
kopf und Nacken braun; Wangen, vordere Halsseiten und Kehle 
grauweiß; Kropf, Körperseiten und Oberkörper fahlbraun; Unter- 
körper weiß; Flügel wie beim g; Schnabel bräunlichrot; Füße 
trübgelb. 

Seltener Gast in Deutschland, aber einige Male brütend fest- 
gestellt. Brütet in Südeuropa, Nordafrika, Südwestasien. Die 
gelblichweißen Eier messen durchschnittlich 59,5 x 43 mm. 


Nyroca nyroca (Güld.), Moorente. . 


Kopf und Hals bis zur Brust rotbraun, mit schwarzem Hals- 
ring; Rücken, Schulterfedern und Schwanz braunschwarz; Flügel 
schwarzbraun, Schwingen weiß mit schwarzbraunem Ende, die 
äußeren auch auf der Außenfahne dunkelbraun; Bauehmitte und 
Unterschwanzdecken weiß, Weichen rostbraun, Steiß schwarzbraun; 
Auge weiß; Schnabel und Füße grau. Länge etwa 400 mm, 
Fittich 180 mm. 

Beim © und Z& im Sommerkleide sind Kopf und Hals rost- 
braun oder erdbraun, um den Schnabel meistens weißlich; hinterer 
Teil des Halses, Kropf und Körperseiten düsterer; Oberkörper und 
Flügel wie beim £; Bauch weiß, braun gefleckt; Steiß dunkeibraun; 
Unterschwanzdecken weiß. 

3* 


36 Reichenow, 


Sommervogel, in Westdeutschland seltener, in Süddeutschland 
vereinzelt überwinternd. Brutzeit Mai bis in den Juni. Zug März 


rer 


und Oktober. Eier rahmfarben, 55 x 40 mm groß. 


Nyroca .langula (L.), Schellente (Fig. 32). 


Kopf und Kehle schwarz mit grünem Glanz und weißem 
Wangenfleck; Hals und Unterkörper weiß; Rücken schwarz; die 
oberen Schulterfedern weiß mit schwarzem Längsstreif, die unteren 
schwarz; kleine Flügeldecken grauschwarz, die mittleren und großen 
weiß, zum. Teil an der Wurzel schwarzbraun, Handschwingen 
schwarzbraun, Armschwingen weiß; Schwanz schwarzbraun ; Schnabel 
schwärzlich; Füße goldgelb, Schwimmhäute schwarz. Länge etwa 
400—450 mm, Fittich 200—210 mm. 

Beim 9 sind Kopf 
und Kehle erdbraun, der 
folgende Teil des Halses 
und Unterkörper weiß; 
Kropf, Oberkörper und 
Weichen grau, der Bürzel 
schwärzlich; Schwanz grau- 
braun; kleine Flügeldecken 
grau, die mittleren schwarz, 
die großen Armdecken weiß 
mit schwarzem Endsaum, 
Handschwingen schwarz, 
Armschwingen weiß, die 
innersten schwarz. 

Das Dunenjunge ist 
oberseits und auf dem 

Fig. 32. Nyroca clangula. Kropfe schwarzbraun, jeder- 
seits des Körpers 3 weiße 
Flecke; Kehle, Wangen und Unterkörper weiß. 


Häufiger Durchzug- und Wintervogel, in Norddeutschland 


auch brütend. Brutzeit Mai—Juni, Zug März—April und Oktober 


bis November. Die :blaugrünlichen Eier messen durchschnittlich 
60 x 42 mm. 


Nyroca hyemalis (L.), Eisente. 


Oberkopf, Nacken, breites Halsband, die lanzettförmigen Schulter- 
federn und Unterkörper weiß; Gesicht und vordere Wangen blaß 
graubraun; Ohrgegend, Kropf und Vorderbrust schokoladenbraun; 
ein winkelförmiges schwarzes Band auf dem Vorderrücken zwischen 
dem weißen Halsband und den weißen Schulterfedern; Rücken, 
Bürzel und Flügel schwarz; die mittleren lanzettförmigen Schwanz- 
federn braunschwarz, die äußeren weiß, teilweise braun verwaschen; 
Schnabel an der Spitze orangegelb mit schwarzem Nagel, an der 
Wurzel schwarz; Füße grünlichgrau. Länge ohne die beiden 
mittelsten Schwanzfedern etwa 420 mm, Fittich 220-230 mm. 


Im Sommer sind Kopf, Hals und Rücken schwarz, die Kopf- 
seiten blaßbraun, ein Streif hinter dem Auge meistens weiß; Federn 
des Vorderrückens und Schulterfedern schwarz, breit hellbraun oder 
rostbraun umsäumt; Sehnabelspitze blaßrot. 


Aves. 37 


Beim 9 sind Oberkopf und Ohrgegend schwarzbraun; übriger 
Kopf und Hals und Unterkörper weiß, Kehle und Kropf oft 
dunkelbraun verwaschen; Schulterfedern und Federn des Vorder- 
rückens braun mit grauer Umsäumung; die mittelsten Schwanz- 
federn sind nicht verlängert. 

Vereinzelt auf dem Durchzuge im Binnenlande. Bewohnt den 
hohen Norden. 


Auf dem Durchzuge werden gelegentlich noch 2 Arten der 
Gattung Ordemia (siehe oben unter Gattung Nyroca) auch an Binnen- 
gewässern angetroffen, die beide in Nordeuropa brüten: 

Oidemia nigra (L.), Trauerente. Schwarz; Schnabel mit 
deutliehem Höcker auf der Firste, schwarz gefärbt mit rötlichgelbem 
Fleck auf dem Höcker; Füße grünschwarz. Fittich 235 mm. 9 
braun, an den Wangen und auf der Mitte des Unterkörpers 
weißlich. 

Oidemia fusca (L.), Samtente. Schwarz mit weißem Flügel- 
spiegel und Augenfleck; Schnabel nur mit schwacher höckerartiger 
Erhöhung an der Wurzel, gelb, Wurzel der Firste und Ränder 
schwarz; Füße rot, Schwimmhäute schwarz. Fittich 260 mm. Das 
© unterscheidet sich. von dem der O. zzgra durch weißen Flügel- 
spiegel. 


Spatula Boie, Löffelente. 


Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als 
Mittelzehe, Schnabel an ‚der Spitze etwa doppelt so breit wie an 
der Wurzel. 


Spatula elypeata (L.), Löffelente. 


Kopf und Hals metallisch schwarzgrün glänzend; hinterer Teil 
des Halses und Kropf weiß; Rücken schwarz; Schulterfedern weiß, 
die längsten blaugrau, zum Teil schwarz; Flügeldecken graublau; 
metallisch grün glänzender Flügelspiegel; Unterkörper rotbraun; 
Unterschwanzdecken schwarz; Schnabel dunkelgrau; Füße orange- 
rot. Länge etwa 480 mm, Fittich 230—260 mm. 

.- Das © ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt; 
Flügeldecken grau; grün glänzender Flügelspiegel; Schnabel grün- 
lich, gelbrot umsäumt; Füße ockergelb bis orangerot. 

Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, jederseits des Hinter- 
rückens ein weißes Band und ein weißer Fleck auf dem Flügel; 
bräunlichweißer Augenbrauen- und Schläfenstreif, darunter ein 
dunkelbrauner Strich durch das Auge, vordere Wange blaßbraun, 
auf der Ohrgegend bis zum Nacken ein bräunlichweißes Band, 
unten von einem braunen Band gesäumt; unterseits weiß, Kropf 
graubräunlich; Schnabel schwärzlich mit gelbem Nagel; Füße grau. 
-  Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, Oktober. Nest 
meistens im Schilf und Binsen versteckt. Eier rahmfarben, von 
53,5 = 37 mm durchschnittlicher Größe. 


Anas L., Schwimmente. 


Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als 
Mittelzehe; Schnabel an der Spitze ziemlich ebenso breit wie an 


38 Reichenow, 


der Wurzel oder unbedeutend breiter; Schwanz keilförmig. — Die 
Schwimmenten nähren sich von Pflanzenteilen, Sämereien, Insekten, 
Würmern, Schnecken, Laich, Fischehen und Kaulquappen. Sie 
bauen ihre mit Dunen ausgepolsterten Nester bald im Schilf und 
Rohr, bald am Ufer der Gewässer unter Gestrüpp, häufig auch in 
großer Entfernung vom Wasser auf dem Erdboden oder in Baum- 
höhlen und benutzen auch alte Raubvogelhorste. Die Zahl der 
meistens glattschaligen weißen, rahmfarbenen, grauen oder blau- 
grünlichen Eier schwankt zwischen 6 und 15. 


I. Füße rot oder gelb. 
1. Flügelspiegel blau glänzend, oben und unten schwarz 


und weiß gesäumt*). A. boschas. 
2. Flügelspiegel samtschwarz und weiß (davor beim & ein 


rotbrauner Fleck). A. strepera. 
II. Füße schwärzlich oder grau. 


1. Fittich über 220 mm lang. 
A. Unterkörper reinweiß. 


a. Kopf rotbraun, Oberkopfplatte weißgelb oder rost- 
elb. A. penelope d. 

b. Kopf erdbraun, oder auf hellbräunlichem oder rot- 
bräunlichem Grunde dunkelbraun gefleckt. 


a) Schnabel länger als 40 mm. A. acuta. 
b) Schnabel kürzer als 40 mm. 
A. penelope 2 u. iuv. 
B. Unterkörper auf weißem oder bräunlichweißem Grunde 
braun oder grau gefleckt oder gestrichelt. 
A. acuta 9 u. iuv. 
2. Fittich unter 220 mm lang. 


A. Flügelspiegel prächtig metallisch grün glänzend, außen 


und innen samtschwarz gesäumt. A. erecea. 
B. Flügelspiegel mattgrün glänzend. -A. querquedula. 
C. Kein Flügelspiegel. A. angustirostris. 


Anas boschas L., Stockente. 


Kopf und vorderer Teil des Halses erzgrün glänzend; weißer 
Halsring; Kropf kastanienrotbraun; Unterkörper grauweiß, fein 
dunkelgrau gewellt; Unter- und Oberschwanzdecken wie der Bürzel 
schwarz; Rücken braun; Schulterfedern grauweiß, fein grau ge- 
wellt, die äußeren rötlichbraun verwaschen; Flügel graubraun mit 
stahlblau bis purpurblau glänzendem, vorn und hinten von einer 
samtschwarzen und weißen Binde gesäumtem Spiegel; mittelste 
Schwanzfedern lockenartig aufwärts gebogen; Schnabel gelbgrün, 
Nagel schwarz; Füße orangerot. Länge etwa 550 mm, Fittich 
265—285 mm. 

Beim ® und dem & im Sommerkleide sind die Federn der 
Oberseite dunkelbraun mit hellbraunen Säumen; Kopf- und Hals- 
seiten und Unterkörper auf hellbraunem bis bräunlichweißem Grunde 
dunkelbraun gefleckt, Kropf oft rostbräunlich verwachsen; Kehle 
einfarbig bräunlichweiß; Flügelzeichnung wie beim d; Schnabel 
schwarzgrün. 


*) Erklärung der Bezeichnung ‚‚Spiegel‘‘ siehe S. 33, Fig. 31. 


| 
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Aves. 39 


Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, ein hellbrauner 
Fleck auf dem Flügel und ein zweiter auf der Bürzelseite; 
Kopfseiten und Kehle hellbraun, ein dunkler Strich durch das 
Auge; Unterkörper bräunlichweiß oder blaßbräunlich; Schnabel 
und Füße blaßrot. 

Häufigste Wildente in Deutschland, auf offenen Gewässern 
auch im Winter. Brutzeit zweite Hälfte April bis Juni. Zug März, 
Oktober— November. Die graulichen oder grünlichen Eier messen 
durchschnittlich 56 x 40 mm. 


Anas strepera L., Schnatterente. 


Kopf und Hals auf hellbraunem Grunde schwarzbraun gefleckt, 
Oberkopf und Nacken dunkler; Kropffedern braunschwarz mit kon- 
zentrischen weißen Binden; Oberkörper und Körperseiten dunkel- 
braun mit weißer Wellenzeichnung; Bürzel, Ober- und Unterschwanz- 
decken schwarz; Unterkörper weiß; auf dem Flügel ein rotbrauner, 
dahinter ein samtschwarzer und weißer Fleck; Schnabel grau; Füße 
orangegelb, Schwimmhäute schwärzlich. Länge etwa 500 mm, Fittich 
260—275 mm. 

Das $ und & im Sommerkleide ist auf hellbraunem Grunde 
dunkelbraun gefleckt; der rotbraune Flügelfleck fehlt oder ist nur 
angedeutet, der Flügelspiegel ist weiß und meistens nur außen 
samtschwarz gesäumt; Schnabel gelblich oder orangerötlich, auf 
der Firste bräunlich. 

Das Dunenjunge gleicht dem der Stockente. 

Sommervogel, in Norddeutschland selten. Brutzeit Mai bis 
Juni. Zug März—April, Oktober. Durchschnittliche Größe der 
gelbgrünlichen oder graugrünlichen Eier 56 x 40 mm. 


Anas penelope L., Pfeifente. 


Kopf und Hals rotbraun, Stirn und Scheitel gelblichweiß; 
Kropf weinfarben; Oberkörper und Weichen schwarz und weißgrau 
gewellt; großer weißer Flügelfleck, dahinter ein erzgrün glänzender, 
vorn und hinten samtschwarz gesäumter Spiegel; Füße und Schnabel 
grau, Schnabelspitze schwarz. Länge etwa 450 mm, Fittich 250 bis 
260 mm. 

Das 2 ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt, Unter- 
körper weiß, die Flügeldecken sind nicht weiß, sondern graubraun 
mit weißer Umsäumung; Schnabel und Füße grau. 

Beim & im Sommerkleide sind Kopf und Hals rotbraun, 
schwarz gefleckt; Kropf rotbraun mit schwarzer Querbindenzeich- 
nung; Körperseiten rotbraun, übriger Unterkörper weiß; Rücken- 
und Schulterfedern mit schwarzbraunem Mittelteil und rostbrauner 
Umsäumung; Flügel wie beim Winterkleide. 

Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun mit kleinem hell- 
braunem Fleck jederseits auf dem Flügel und einem zweiten auf 
der Bürzelseite; Kopf- und Halsseiten hellbraun; Unterseite weiß, 
Kropf blaßbräunlich; Schnabel grau mit gelbem Nagel; Füße grau. 

Durchzugvogel , vereinzelt im östlichen Norddeutschland auch 
brütend. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Oktober bis 
November. Die rd Eier messen 55x38 mm im Durch- 
schnitt. 


40 Reichenow, 


Anas acuta L., Spießente. 


Kopf und oberer Teil des Halses erdbraun; längs der Nacken- 
mitte ein schwarzes, jederseits weiß gesäumtes Band; hinterer Teil 
des Unterhalses und Unterkörper weiß; Körperseiten und Rücken 
fein schwarz und weißgrau gewellt; lanzettförmige Schulterfedern 
schwarz mit graubrauner Umsäumung; Flügel graubraun. mit matt 
kupfergrünlich oder rötlich schimmerndem, vorn blaß rostfarben, 
hinten weiß und innen schwarz gesäumtem Spiegel; mittelste. lan- 
zettförmige Schwanzfedern schwarz, die anderen braun; Unter- 
schwanzdecken schwarz, die äußeren mit weißer Außenfahne; 
Schnabel grau, an der Spitze schwärzlich; Füße grau. Länge etwa 
700 mm, Fittich 270—280 mm. 

Das © ist auf hellbraunem Grunde dunkelbraun gefleckt, die 
Rückenfedern sind dunkelbraun mit helleren Binden und Säumen; 
Schnabel und Füße grau; Flügelspiegel fahlbraun, vorn und hinten 
von einer schwarzen und weißen Binde gesäumt; keine lanzett- 
förmigen Schwanzfedern; Schwanz dunkelbraun mit weißer Binden- 
zeichnung. | 

Das d im Sommerkleide ähnelt dem 9, hat.aber dieselbe 
Flügelzeichnung wie im Winterkleide und schwarze lanzettförmige 
mittelste Schwanzfedern. «. 

Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun; Kopfseiten bräun- 
lichweiß mit einem dunkelbraunen Strich durch das Auge und 
einem zweiten längs der unteren Wange; Unterseite weiß, Kropf 
graubräunlich; Schnabel und Füße grau, Schnabelzahn gelb. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Okto- 
ber—November. Eier graugrünlich, im Durchschnitt 54><38 mm. 


Anas querquedula L., Knäkente (Fig. 33). 


Oberkopf braunschwarz, Stirn fein weißlich gestrichelt; ein 
weißes Band jederseits vom Auge längs Schläfen und Genickseiten; 
Kehle schwarz; Kopfseiten und oberer Teil des Halses auf rot- 
braunem Grunde weiß gestrichelt; Kropf und Vorderbrust auf 


schwarzer _Bindenzeich- 
nung; Unterkörper weiß, 
Unterbauch und Steiß 
mit feinen unterbrochenen 
grauen Querbinden, Wei- 
chen mit feinen zackigen 
schwarzen Wellenlinien, 

Unterschwanzdecken 
braun gefleckt; Federn 
des Oberkörpers schwarz- 
" braun mit graubrauner 

Fig. 33. Anas guerguedula. Umsäumung; innere 
Schulterfedern lanzettför- 
mig, schwarz mit grünem Glanz und weißem Schaftstrich; Flügel 
grau mit matt grünglänzendem, vorn und hinten weiß gesäumtem 
Spiegel; Schnabel schwarz; Füße grau. Länge etwa 400 mm, 
Fittich 185—195 mm. | 
Das © und Z im Sommerkleide ist auf Oberkopf und Rücken 
schwarzbraun, Rückenfedern heller gesäumt; Kopfseiten bräunlich- 


hellbraunem Grunde mit 


; 
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UT PR 


Aves. 41 


weiß, dunkelbraun gestrichelt, mit dunklem Augenstrich; Kehle 
weiß; Kropf auf hellbraunem Grunde mit dunkelbrauner Binden- 
zeichnung; Unterkörper weiß, Steiß fahlbraun gefleckt; Flügel wie 
beim & im Winterkleide. 

Das Dunenjunge gleicht dem der Stockente, nur sind Schnabel 
und Füße graulich. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, Oktober. 
Die rahmfarbenen Eier haben eine durchschn. Größe von 46x33 mm. 


Anas crecca L., Krickente (Fig. 34). 


Kopf und Hals rotbraun, auf der hinteren Kopfseite, das Auge 
einschließend, ein erzgrün glänzender Fleck, der sich an einem 
Bande jederseits längs der samtschwarzen Nackenmitte hinzieht, 
oben und unten von einer weißen Linie gesäumt, die längs des 
Zügels zur Wurzel des Oberkiefers verläuft; Rücken und Körper- 
seiten fein schwarz und weiß gewellt; Unterkörper weiß, Kropf 
bräunlichweiß mit rundlichen schwarzbraunen Flecken; Flügel grau- 
braun mit erzgrün 
glänzendem, vorn und 
hinten weiß oder rost- 
: farben, außen und 
innen samtschwarz ge- 

säumtem Spiegel; 
Schnabel schwärzlich ; 
Füße grau. Länge etwa 
370 mm, Fittich 185 
bis 190 mm. 

Das © und S im 
Sommerkleide ähnelt 
len gleichen Kleidern 
der A. guerquedula, ist = 
aber an dem prächtig Fig. 34. Anas crecca. 
grün glänzenden (bei 
diesem mattgrünen) und außen samtschwarz gesäumten Flügel- 
spiegel und braunen, nicht grauen Flügeldecken leicht zu unter- 
scheiden. ® 

Das Dunenjunge ist oberseits dunkelbraun, unterseits blaß- 
bräunlich,.Kopfseiten gelbbräunlich mit dunkelbraunem Strich durch 
das Auge, jederseits auf den Seiten des Oberkörpers 3 undeutliche 
helle Flecke; Schnabel und Füße grau, Schnabelzahn gelblich. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug März—April, Ok- 
tober— November. Eier rahmfarben, 45 x 32,5 mm. 


Anas angustirostris Mene&tr., Schmalschnabelente. 


Öberseits fahlbraun mit weißlichen Federsäumen, die auf den 
Schulterfedern die Form rundlicher Flecke annehmen; Wangen 
und Unterseite bräunlichweiß, auf Wangen und Kropf fahlbraun 
gelüpfelt; Weichen fahlbraun mit rundlichen weißen Flecken; 
Schnabel und Füße schwarz. Länge etwa 420 mm, Fittich 200 mm. 

Bewohnt Südeuropa, die Kanarischen Inseln, Nordafrika und 
das südwestliche Asien. Auf gelegentliches Vorkommen in Süd- 
deutschland ist zu achten. | 


49 Reichenow, 


Tadorna Flem., Höhlengans. 


Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als 
Mittelzehe; Schwanz gerade abgestutzt, die äußersten Federn so 
lang wie die mittelsten; Schnabel an der Spitze breiter als an der 
Wurzel, Schnabelnagel viel schmäler als die Schnabelspitze; Firste 
stark ausgehöhlt (konkav), Lamellen am Wurzelteil des Oberkiefers 
viel kleiner als am Spitzenteil; Schnabel und Füße rot; g mit 
kleinem Höcker auf der Schnabelwurzel. 


Tadorna tadorna (L.), Brandgans. 


Kopf und Hals schwarz, unten von einem weißen, auf dem 
Kropf verbreiterten Halsring begrenzt; Vorderrücken, Brustseiten 
und Brust rotbraun; Mitte des Unterkörpers schwarz; Unterschwanz- 
decken rostgelb; übriger Rücken und Unterkörper weiß; Schwanz 
weiß mit schwarzer Endbinde; Schulterfedern samtschwarz; Flügel- 
decken weiß; Handschwingen schwarzbraun, die äußeren Arm- 
schwingen auf der Außenfahne stahlgrün glänzend, die folgenden 
rotbraun, die innersten weiß; Schnabel zinnoberrot, an der Wurzel 
der Firste ein Höcker; Füße rosa. Länge etwa 600—650 mm, 
Fittich 300--330 mm. 

Das ® ist etwas kleiner und hat keinen Höcker an der Wurzel 
der Schnabelfirste. 

Beim jungen Vogel sind nur Kopf und oberster Teil des 
Nackens graubraun bis mattschwarz, die vorderen Wangen und 
Kehle sind weiß, das rotbraune Band über Vorderrücken und Brust 
fehlt, Rücken und Schulterfedern sind graubraun, Füße grau. 

Das Dunenjunge ist weiß, Scheitel, Hinterkopf und Nacken, 
ein Band längs der Rückenmitte, ein kreuzförmiges Querband von 
Flügel zu Flügel und ein Fleck jederseits auf den Weichen sind 
dunkelbraun. 

Sommervogel an den Küsten, einzeln auch im Winter. Auf 
dem Zuge gelegentlich im Binnenlande, aber auch schon an Binnen- 
seen in Norddeutschland brütend gefunden. Nistet in Erdhöhlen. 


„ Casarca Bp. Rostgans. 


Der Gattung Tadorna im allgemeinen gleichend, aber Schnabel 
an der Spitze nicht breiter als an der Wurzel, Lamellen des Ober- 
kiefers ebenso groß an der Wurzel wie an der Spitze, Firste nur 
ganz seicht ausgehöhlt; kein Höcker auf der Schnabelwurzel; 
Schnabel und Füße grau. 


Casarca casarca (L.), Rostgans. 


Kopf gelblichweiß, Kehle und vorderer Teil des Halses rost- 
gelb, unten von einem schwarzen Halsring begrenzt; hinterer Teil 
des Halses und Körper rotbraun; Oberschwanzdecken und Schwanz 
schwarz; Flügeldecken weiß; Handschwingen schwarz, äußere Arm- 
schwingen auf der Außenfahne bronzeglänzend, die folgenden rot- 
braun, die innersten ganz weiß; Schnabel und Füße grau. Länge 
etwa 550-600 mm, Fittich 335—370 mm. 

Dem etwas kleineren ® fehlt der schwarze Halsring. Bewohnt 
Südeuropa, Nordafrika, Südwest- und Mittelasien bis Japan, wurde 
wiederholt in Deutschland erlegt. 


a ae 


Aves. 43 


Anser Briss., Feldgans. 


Hinterzehe ohne breiten Hautsaum; Außenzehe kürzer als 
Mittelzehe; Lauf ganz, auch auf der Vorderseite, mit kleinen vier- 
bis sechsseitigen Schildchen bedeckt, während die vorgenannten 
Gattungen auf der Vorderseite des Laufes unten eine Reihe breiterer 
Quertafeln haben; Schnabelnagel fast so breit wie die Schnabel- 
spitze. — Nur 1 Gänseart kommt in Deutschland brütend vor. 
Da aber nordische Arten auf dem Zuge auch im Binnenlande und 
gelegentlich auch auf Gewässern angetroffen werden, so sind diese 
hier wenigstens im Schlüssel erwähnt. 


I. Ganzer Schnabel gelb. 


1. Fittich unter 380 mm Jang. A. erythropus*). 
2. Fittich 330 mm oder darüber lang. 


A. Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze ge- 


messen 60 mm oder darüber lang. A. anser. 
B. Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze 50 mm 
oder darunter lang. A. albifrons **). 


II. Schnabel teilweise schwarz. 


1. Schnabel schwarz mit einer gelbroten Querbinde. 
A. fabalis***). 
2. Größerer Teil des Schnabels gelbrot. A. arvensis’r). 


Anser anser (L.), Graugans. 


Graubraun; Rücken und Flügel dunkelbraun mit hellen Feder- 
säumen; Brust bisweilen schwarz gefleckt; Bauch und Steiß weiß; 
Schnabel gelb, nur der Nagel bisweilen grau; Füße trüb rosa. 
Länge etwa 800 mm, Fittich 450 mm. 

QO nur etwas kleiner als d. 

Das Dunenjunge ist oberseits grünlich braungrau oder düster 
olivengrün, Stirn, Kopfseiten, Nacken, Kropf- und Bauchseiten 
blasser, grüngelblich; Kehle und Unterkörper weißgelb. 

Sommervogel, in Süd- und Westdeutschland seltener oder nur 
auf-dem Zuge. Brutzeit Mitte April bis Juni. Zug Februar— März, 
August— September. — Die Graugänse nisten auf der Erde zwischen 
Schilf, Rohr und Weidengestrüpp an den Ufern der Gewässer, be- 
sonders gern auf stillen, dicht bewachsenen Inseln, oder auch ferner 
vom Wasser in Sümpfen. Die 5—10 glanzlosen weißen Eier messen 
im Durchschnitt 86x58 mm. Die Nahrung, die die Graugänse 
‚vorzugsweise auf dem Lande suchen, besteht in Gras und Klee, 
Wurzeln, Getreidekörnern und Hülsenfrüchten, doch auch in Wasser- 
linsen und anderen Wasserpflanzen, die sie „gründelnd‘“, indem sie 
Bau iber den Vorderleib in das Wasser tauchen, aus der Tiefe 

olen. 


Cygnus Behst.,, Schwan. 


Von den vorgenannten Gattungen der Enten durch nackte 
Zügelgegend unterschieden; Hals auffallend lang; Schwanz keil- 
förmig. 


*) Zwerggans. **) Bläßgans. ***) Saatgans. 7) Ackergans, 


44 Reichenow, 


Cygnus olor (Gm.), Höckerschwan. 


Weiß; Zügel, Höcker auf der Schnabelwurzel und Füße schwarz; 
Schnabel rot. 

Dem 2 fehlt der Höcker auf der Wurzel der Schnabelfirste, 
Der junge Vogel hat graubraunes Gefieder, grauen oder blaß fleisch- 
farbenen Schnabel und graue Füße. 

Das Dunenjunge ist grauweiß, Schnabel und Füße sind bleigrau. 

Vereinzelt in Norddeutschland brütend, häufiger im halbwilden 
Zustande. Brutzeit Mai. Der Schwan ernährt sich wie die Enten 


und baut sein großes Nest aus Rohr und Schilf an Fluß- und 


Seeufern. Die hellgrünen, mit einem weißen Kalküberzug bedeckten 
Eier messen 110>x74 mm. 


Charadriidae, Re genpfeifer. 


Keine Schwimmhäute; Vorderzehen nur am Grunde inch 
kurze Bindehaut verbunden oder ganz getrennt, Hinterzehe kurz 
oder ganz fehlend; unterer Teil des Unterschenkels unbefiedert; 
Schnabel in der Regel kurz, von etwa ee oder kürzer, ge- 


rade und hart (siehe unter Scolopacidae). Nähren 'sich von In- 

sekten, Würmern und Weichtieren, Iogen in flache, „mit wenigen 

Halmen ausgelegte Bodenvertiefungen 3—4 buntgefleckte Eier. 
Keine Hinterzehe. Charadrius dubius. 


Hinterzehe als kurzer Stummel vorhanden. 
Squatarola squatarola. 


Charadrius dubius Scop., Flußregenpfeifer (Fig. 35). 


Weißes Stirnband, vorn von einer schmalen, hinten von einer 
breiten schwarzen Binde gesäumt; schwarzes Band über Zügel, 
Auge und Öhrgegend; Kehle und Halsring weiß, dahinter ein 


Fig. 35. Charadrius dubius. 


schwarzer Halsring; Hinterkopf, Rücken und Flügel eraubraun; 
Unterkörper weiß; mittelste Schwanzfedern graubraun, am Ende 
schwarzbraun, die. folgenden mit weißem Ende, äußerste weiß mit 
schwarzbraunem Fleck auf der Innenfahne; Schnabel schwarz; 
Füße blaßgelb bis ockergelb. Länge etwa‘ 160190 mm, Fittich 
110—118 mm. 

Beim 2 sind die schwarzen Binden an Kopf und Hals matter 
und schmaler. 


} 


Aves. 45 


Der junge Vogel hat nur eine weiße, aber keine schwarzen 
Stirnbinden; Zügel und Ohrgegend sind schwarzbraun, der Hals- 
ring ebenfalls schwarzbraun anstatt schwarz. 

Beim Dunenjungen sind Oberkopf und Rücken grau und rost- 
gelb gemischt, Oberkopf hinten schwarz umsäumt; Stirn, Kopfseiten, 
Nacken und ganze Unterseite weiß, ein schwarzer Strich durch 
das Auge. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juli. Zug April, August—Sep- 
tember. 

- Nährt sich von Insekten, deren Larven und Würmern, legt 
auf sandigem Boden an Flüssen und Seen in einfache Vertiefungen 
ohne Unterlage 3—4 kegelförmige, glanzlose, auf bräunlichweißem 
oder blaßgelblichem Grunde schwarzbraun und grau gefleckte und 
getüpfelte Eier von 30 >22 mm durchschnittlicher Größe. 


Der dieser Art sehr ähnliche Sandregenpfeifer, Ch. hia- 
ticula L., ist etwas größer, Fittich 120—133 mm, der Schnabel ist 
an der Wurzel gelb, nur an der Spitze schwarz, die inneren Hand- 
schwingen haben einen weißen Streif auf der Mitte der Außenfahne 
längs des Schaftes, die inneren Armschwingen sind ganz oder zum 
größten Teil weiß. Er ist Sommervogel an den Seeküsten und 
wird vereinzelt auf dem Zuge in Binnenlande angetroffen. 


Squatarola squatarola (L.), Kiebitzregenpfeifer. 


Kopfseiten, Unterhals und Brust bis zum Bauche schwarz; 
Stirn, Augenbrauenstrich, seitliche Säumung des schwarzen Unter- 
halses, Weichen, Steiß und Unterschwanzdecken weiß; Rückenfedern 
und Flügeldecken schwarz oder schwarzbraun mit weißen Flecken; 
‚Schwanz dunkelbraun und weiß quergebändert; Schnabel schwarz; 
Füße grau. Länge etwa 270—310 mm, Fittich 195—205 mm. 

Das @ ist wenig kleiner als das Ö. 

Im Winter- und Jugendkleide ist der Vogel oberseits grau- 
braun mit weißlichen Federsäumen; Stirn, Kopfseiten und ganze 
Unterseite sind weiß. 

Brütet im hohen Norden, wird auf dem Zuge gelegentlich auch 
an Binnengewässern angetroffen. 


Bisweilen wird auf dem Zuge auch der Steinwälzer, Arenaria 
interpres (L.), ein nordeuropäischer, an den Küsten der Nord- und 
Ostsee nicht häufiger Sommervogel, an Binnengewässern beobachtet. 
Er ist an dem mit der Spitze etwas aufwärts gebogenen Schnabel 
kenntlich. Länge etwa 200—240 mm, Fittich 145--155 mm. 


Scolopacidae, Schnepfen. 


Schnabel dünn, stielförmig, biegsam, ohne scharfe Ränder, in 
der Regel länger als der Kopf; im übrigen der vorhergehenden 
Gattung gleichend. 


I. Vorderzehen mit lappigen, an den Zehengelenken etwas ein- 
geschnürten, die Wurzelteile der Zehen verbindenden Haut- 
säumen (s. Fig. 11). Phalaropus. 

II. Nur an der Wurzel der Vorderzehen eine kurze, aber deut- 
liche Bindehaut, meistens nur zwischen Außen- und Mittel- 
zehe (s. Fig. 12). 


46 Reichenow, 


l. Schwanz gerade abgestutzt oder schwach gerundet. 
Totanus. 
2. Nur die 4 mittelsten Schwanzfedern gleich lang, die an- 
deren stufig kürzer, Tringoides. 
III. Keine Bindehaut zwischen den Vorderzehen. Tringa. 


Phalaropus Briss., Wassertreter, 


Vorderzehen am Wurzelteile durch Bindehäute vereinigt, die 
nach dem Spitzenteile der Zehen in Lappenhäute übergehen; kurze 
Hinterzehe vorhanden. — Zwei Arten von Wassertretern, die den 
hohen Norden beider Erdhälften bewohnen, werden gelegentlich auf 
dem Zuge auf deutschen Binnengewässern angetroffen; an der 
Schnabelform sind beide, abgesehen von der Färbung, leicht zu 
unterscheiden: 


Phalaropus fulicarius (L.), Plattschnäbeliger Wassertreter. 


Schnabel an der Spitze breit und flach. Im Winter Stirn, 
Kopfseiten und ganze Unterseite weiß, Hinterkopf schwarz, Rücken 
grau. Fittich 125 mm. Im Sommer sind Oberkopf, vordere 
Wangen und Kinn schwarz, ganze Unterseite rotbraun. 


Phalaropus lobatus (L.), Schmalschnäbeliger Wassertreter. 


Schnabel schmal, in eine dünne Spitze auslaufend. Im Winter 
Stirn, Kopfseiten und Unterseite weiß, schwarzer Schläfenstreif, 
Rückenfedern schwarz mit fahlbrauner oder grauer Umsäumung. 
Im Sommer sind Kopf, Nacken und Rücken rauchschwarz, Hals- 
seiten rotbraun, Kehle und Unterkörper weiß, Kropf und Brust-: 
seiten düster bräunlichgrau. Fittich 105—115 mm. 


Tringa L., Strandläufer. 


Keine Bindehaut zwischen den Vorderzehen; Hinterzehe vor- 
handen. — Die Strandläufer brüten in Nordeuropa oder im hohen 
Norden, werden nur auf dem Durchzuge in Deutschland angetroffen 
und zwar außer der häufiger erscheinenden 7. minzxta nur aus- 
nahmsweise im Binnenlande. 


I. Fittich 150 mm oder darüber lang. T. canutus. 

II. Fittich unter 150 mm lang. 
1. Schnabel über 25 mm lang. | 

A. Oberschwanzdecken weiß und schwarz quergebändert 
oder reinweiß. T. ferruginea. 

B. Oberschwanzdecken schwarz mit grauen oder rost- 
farbenen Säumen, | 
a) Schnabel von der Stirnbeliederung bis zur Spitze 

gemessen über 33 mm. T. alpina. 

b). Schnabel unter 33 mm. T. Schinzi. 

Schnabel unter 25 mm lang. 

A. Außere Schwanzfedern fahl graubraun (wenigstens auf 
der Außenfahne, Innenfahne oft weiß); Lauflänge 
15 mm oder darüber. T. minuta. 


DD 


Aves. 47 


B. Äußere Schwanzfedern reinweiß- oder auf der Außen- 
fahne nur wenig graubräunlich verwaschen; Lauflänge 
17 mm oder darunter. T. Temmincki. 


Tringa minuta Leisl.,, Zwergstrandläufer. 


Winterkleid: oberseits graubraun, mehr oder weniger stark 
dunkel gefleckt, Bürzelfedern schwarzbraun, blasser gesäumt; Stirn- 
und Augenbrauenstreif, Wangen und ganze Unterseite weiß, die 
Kropfseiten graubraun verwaschen; brauner Zügelstrich; mittlere 
Öberschwanzdecken schwarz, seitliche weiß; Schwanzfedern blaß 
graubraun, auf der Innenfahne weiß mit weißem Schaft, die beiden 
mittelsten auf der Innenfahne schwarzbraun mit braunem Schaft; 
Sehnabel und Füße schwarz. Länge etwa 140—150 mm, Fittich 
95—100 mm, Läufe 15—21 mm, Schnabel in der Regel auch über 
18 mm. 

Im Sommer haben die Federn des Oberkopfes, Rückens und 
der Schultern schwarzen Mittelteil und breite rostfarbene Um- 
säumung; Nacken rostfarben mit feinen schwarzbraunen Flecken; 
Kropf und Brustseiten rostfarben verwaschen und fein schwarz- 
braun gefleekt; mittelste Schwanzfedern rostfarben umsäumt. 

Brütet im nördlichen Sibirien, auf dem Durchzuge an den 
Küsten und öfter auch im Binnenlande. 


Verbreitung und Maße der übrigen im Schlüssel angeführten 
Arten sind: 

Tringa Temmincki Leisl., Grauer Zwergstrandläufer. Größe 
des 7. ninuta, aber Schnabel und Läufe kürzer, 15—17 mm. 
Brütet im nördlichen Skandinavien; Nordrußland, Nordsibirien. 

Tringa ferruginea Brünn., Bogenschnäbeliger Strand- 
läufer. Länge etwa 200—230 mm, Fittich 125—135 mm. Brütet 
im hohen Norden. 

Tringa alpina L., Alpenstrandläufer. Länge. etwa 150 mm, 
Fittich 105—120 mm. Brütet in Lappland, Nordrußland, Nord- 
sibirien. 

Tringa Schinzi Brehm, Kleiner Alpenstrandläufer. Größe 
der vorgenannten, aber mit kürzerem Schnabel. Brütet an den 
Ostseeküsten, seltener an der Nordsee, sonst an den dänischen und 
südschwedischen Küsten und in den Östseeprovinzen. 

Tringa canutus L., Isländischer Strandläufer. Länge 
etwa 240 mm, Fittich 155—170 mm. Brütet im hohen Norden. 


Tringoides Bp., Uferläufer. 


Kurze Bindehaut zwischen Außen- und Mittelzehe; Hinterzehe 
vorhanden; Lauf nur so lang wie die Mittelzehe; Schwanz stufig, 
nur die 4 mittelsten Federn gleich lang, die anderen stufig kürzer, 
die äußerste mehr als 1 cm kürzer als die mittelsten. 


Tringoides hypoleucos (L.), Flußuferläufer (Fig. 36). 


Oberseits graubraun mit olivenfarbenem Glanz, die Federn des 
Rückens und der Schultern, Flügeldecken und Oberschwanzdecken 
mit einer schwärzlichen Binde vor dem helleren Endsaum_ (bis- 


48 Reichenow, 


weilen mehrere Binden); weißlicher Augenbrauen- und dunkler 
Zägelstrich; Halsseiten graubraun; Unterseite weiß, Kropffedern 
mit graubraunen Schaftstrichen; Schwanzfedern olivbraun, die 


mittelsten mit schwärzlichen Randflecken oder Querbinden am Ende, 


die folgenden noch mit weißer Spitze, die äußeren auf der Außen- 
fahne weiß mit braunen Querbinden, die äußersten auf beiden 
Fahnen weiß und braun quergebändert oder auf der Außenfahne 
ganz weiß; Schnabel schwarzbraun; Füße graulich. Länge 170 bis 
210 mm, Fittich 105—113 mm. 

Im Winter ist 
die Oberseite mehr 
einfarbig, die dunk- 
len und hellen 
Querbinden auf 
dem Oberkörper 
fehlen, aber die 
Rückenfedern zei- 
gen oft scharf ab- 
gesetzte dunkle 
Schaftstriche. . 

Das Dunenjunge 
ist oberseits heller 
und dunkler braun 

Rn und feinschwarz ge- 
Fig. 36. Tringordes hypolencos. tüpfelt, mit schwar- 
zem Bande längs 
der Mitte des Kopfes und Rückens; feiner schwarzer Strich durch 
das Auge; Unterseite weiß. 

Sommervogel, nährt sich von Insekten, Larven und Würmern, 
baut ein Nest aus Stengeln und Halmen an Flußufern im Grase 
oder unter Gestrüpp und legt 4 kegelförmige, auf rahmfarbenem 
bis blaß gelbbräunlichem Grunde rotbraun, grau und lila gefleckte 
Eier von 36 x 26 mm Größe. Zug April, August bis September, 
Brutzeit April bis Juni. 


Totanus Bchst., Wasserläufer. 


Kurze Bindehaut zwischen Außen- und Mittelzehe oder zwischen 
allen 3 Vorderzehen; Hinterzehe vorhanden; Lauf länger als Mittel- 
zehe; Schwanz gerade abgestutzt oder schwach gerundet. — Die 
Wasserläufer sind Bewohner von Bruchländern, an offenen Seen 
und Flüssen werden auch die in Deutschland nistenden Arten nur 
gelegentlich angetroffen. 

Von den vorkommenden Arten ist deshalb nur die häufigste 
genauer beschrieben, für die übrigen sind die unterscheidenden 
Kennzeichen im folgenden Schlüssel kurz angegeben. 


I. Füße rot oder gelb. ; 
1. Schnabel unter 48 mm lang. T. totanus. 
2. Schnabel über 50 mm lang. T. fuscus. 


1I. Füße grau oder grün. 
1. Schwanz an der Wüurzelhälfte reinweiß, an der Spitzen- 
hälfte breit schwarzbraun quergebändert; Fittich 135 bis 
150 mm, Schnabel 32—35 mm lang. - T. ochropus. 


PETE ERDE TREE WET 


Aves. 49 


2. Schwanz in seiner ganzen Länge (wenigstens die mittleren 
Federn) schwarz oder braun gebändert. 
A. Schnabel unter 35 mm lang. T. glareola. 
B. Schnabel über 35 mm lang. 
a) Fittich über 150 mm lang. T. littoreus. 
b) Fittich unter 150 mm lang. T. stagnatilis. 


Totanus totanus (L.), Rotschenkel. 


Oberseits graubraun, schwarzbraun gestrichelt und gefleckt, 
Bürzel weiß; Oberschwanzdecken und Schwanzfedern weiß und 
schwarzbraun quergebändert; Unterseite auf weißem Grunde braun 
gefleckt, am stärksten auf dem Kropfe, Bauchmitte reinweiß; 
Schnabel rot, an der Spitze schwärzlich; Füße rot. Länge etwa 
250—280 mm, Fittich 155—165 mm. Im Winter ist die Oberseite 
. einfarbig graubraun ohne dunkle Flecke; Unterseite meistens rein- 
weiß, nur der Kropf fein braun gestrichelt. 

Das Dunenjunge ist oberseits blaßgrau, stellenweise mit Rost- 
gelb gemischt, mit schwarzgrauer Bindenzeichnung, insbesondere 
fällt ein breiter tiefschwarzer, jederseits breit bräunlichweiß ge- 
säumter Streif auf dem Bürzel auf; Kopfseiten und Unterseite 
weiß, eine schwarze Linie vom Schnabel durch das Auge und über 
die Schläfe längs des Nackens. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April, September. 
Baut sein Nest am Wasser zwischen Schilfgras und Binsen oder 
auf Wiesen und legt 4 kegelförmige, auf rahmfarbenem oder gelb- 
bräunlichem Grunde schokoladenbraun und grau gefleckte Eier 
von 44x530,5 mm Größe. 


Totanus fuscus (I..), Dunkler Wasserläufer. Länge etwa 320 
bis 350 mm, Fittich 160—170 mm. Durchzugvogel. Brütet in 
Nordeuropa. 

Totanus littoreus (L.), Heller Wasserläufer. Länge 340— 360 mm, 
Fittich 180—195 mm. Durchzugvogel. Brütet in Nordeuropa. 


Totanus stagnatilis Bchst., Teichwasserläufer. Länge etwa 240 mm, 
Fittich 134—140 mm. Seltener Gast in Deutschland. Brütet in 
Südosteuropa und Westasien. 


Totanus ochropus (L.), Waldwasserläufer. Länge etwa 230 mm, 
Fittich 140—150 mm. Sommervogel. 

Totanus glareola (L.), Bruchwasserläufer. Länge etwa 210 mm, 
Fittich 122—130 mm. Sommervogel. 


Rallidae, Rallen. 


Zehen vollständig unverbunden, bisweilen mit schmalem Saum 
jederseits längs der ganzen Zehe oder mit Lappensäumen, die aber 
nicht am Grunde der Zehen miteinander verbunden sind wie bei 
den Lappentauchern (Colymdus) und Wassertretern (Phalaropus); 
unterster Teil des Unterschenkels unbefiedert; Schwanzfedern kurz 
und weich; Flügel kurz und gerundet; Nasenlöcher den Schnabel 
durchbohrend. — Die Rallen nähren sich sowohl von Pflanzen- 
stoffen wie von Insekten, Würmern, Fischbrut u. dgl., sind aber 
auch arge Nesträuber, die anderen Vögeln die Eier aussaufen. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft i. 4 


50 Reichenow, 


I. Lappenhäute an’ den Zehen (s. Fig. 10, S. 16). Fulica. 
II. Keine Lappenhäute an den Zehen. 
1. Schnabel so lang oder länger als Lauf. Rallus, 


2. Schnabel viel kürzer als Lauf. 


A. Mit Stirnplatte; Zehen mit schmalem Hautsaum jeder- 
seits längs der Sohle; Läufe über 40 mm lang. 

Gallinula. 

B. Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsaum; Läufe unter 

40 mm lang. Ortygometra. 


Fulica L., Wasserhuhn. 


Mit Stirnplatte; Zehen mit Lappenhäuten; Schnabel kürzer 
als Lauf; Lauf kaum so lang wie die Innenzehe; 2. und 3. Schwinge 
am längsten. 


Fulica atra L., Bläßhuhn (Fig. 37). 


Schiefergrau, Unterkörper blasser, bräunlichgrau, Kopf und 
Hals schwarz, die vorderen Armschwingen mit weißem Endsaum; 
Schnabel und Stirnplatte weiß oder rötlichweiß; Füße graugrün- 
lich. Länge etwa 370 bis 
400 mm, Fittich 205—220 mm. 

Beim jungen Vogel ist das 
Gefieder brauner, Wangen- und 
Kehlfedern haben weiße Säume, 
der Unterkörper ist weißgrau. 

Das Dunenjunge hat noch 
keine Stirnplatte, das Gefieder 
ist schwarz, die Kopf- und 
Halsdunen haben mennigrote 
oder goldgelbe Spitzen, die 
Haut des Oberkopfes ist rot, 
Schnabel an der Wurzel rot, 
an der Spitze weiß. 

Sommervogel, vereinzelt 

Fig. 37. ZFulica atra. auch im Winter auf offenen 

Gewässern. Brutzeit Mai bis 
in den Juni. Zug März, Oktober— November. Nest zwischen Rohr 
auf alten Rohrstoppeln aus Rohrstengeln, Schilf und Wasserpflanzen 
erbaut. 5—-9 längliche, auf hellbräunlichem Grunde schwarzbraun 
getüpfelte Eier von 535><36 mm durchschnittlicher Größe. 


Gallinula Briss., Teichhuhn. 


Mit Stirnplatte; Zehen mit einem schmalen Hautsaum jeder- 
seits längs der Sohle; Schnabel kürzer als Lauf; Lauf kürzer als 
Innenzehe; 2. und 3. Schwinge am längsten. 


Gallinula chloropus (L.), Grünfüßiges Teichhuhn. 


Kopf und Hals schieferschwarz; Unterkörper und Unterflügel- 
decken heller, schiefergrau, Weichen mit weißen Längsstreifen; Rücken 
und Flügel olivenbräunlich; mittlere Unterschwanzdecken schwarz, 
die seitlichen weiß; Flügeirand zum Teil weiß; Stirnplatte und 


Aves. 51 


Schnabel rot, Schnabelspitze gelb; Füße gelbgrün. Länge 260 bis 
330 mm, Fittich 160—185 mm. 

Beim. jungen Vogel sind Rücken und Flügel rostolivenbraun, 
Bürzel dunkler; Oberkopf und Nacken dunkelgraubraun; Kopf- 
und Halsseiten weiß und braun gemischt; Kehle und Mitte des 
Unterkörpers reinweiß, Kropf graulich, Körperseiten bräunlich; 
Schnabel und Stirnplatte schwarzgrün. 


Das Dunenjunge ist schwarz; Schnabel und schwach angedeutete 
Stirnplatte rot; Augengegend und Füße blaß fleischtarben. 


Sommervogel, vereinzelt überwinternd. Brutzeit Mitte Mai bis 
Ende Juni. Zug März— April, September— Oktober. Nest aus Schilf- 
blättern geflochten an Seeufern zwischen Rohr oder in Weiden- 
gestrüpp. 8—10 auf rahmfarbenem oder blaßbräunlichem Grunde 
rotbraun und grau getüpfelte Eier von 41>x28 mm durchschnittlicher 
Größe. 


Ortygometra Leach, Sumpfhuhn. 


Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsäume; Schnabel bedeutend 
kürzer als Innenzehe; Lauf deutlich kürzer als Mittelzehe; 2. und 
3. Schwinge am längsten. 


I. Fittich 90 mm oder darunter lang. O. pusilla. 
II. Fittich über 90 mm lang. 


1. Abstand zwischen den längsten Hand- und Armschwingen 
unter 25 mm; Unterhals auf grauem oder olivenfarbenem 
Grunde weiß gefleckt. O. porzana. 

2. Abstand zwischen den längsten Hand- und Armschwingen 
25 mm oder darüber; Unterhals einfarbig weiß oder grau. 

O. parva. 


Ortygometra porzana (L.), Tüpfelsumpfhuhn. 


Oberseits olivenbraun mit größeren schwarzen Flecken, gebildet 
durch die schwarzen Mittelteile der Federn, mit weißen, zum Teil 
schwarz gesäumten Strichen und kleineren weißen Flecken; breiter, 
an der Stirn beginnender Augenbrauenstreif, untere Wangen und 
Kehle grau; Zügel schieferschwarz; Augen- und Ohrengegend oliven- 
bräunlich; Halsseiten und Kropf olivenbraun mit weißen Flecken; 
Mitte des Unterkörpers weiß, Weichen olivenbraun mit weißen, 
schwarz gesäumten Querbinden;-Unterschwanzdecken blaß isabell- 
gelb; Schnabel gelb, an der Spitze bräunlich, an der Wurzel rötlich; 
Füße gelbgrün. Länge 210 mm, Fittich 110—11S mm. 

Das Q unterscheidet sich vom g durch matter grau gefärbte 
Kopfseiten und Kehle und sparsamere weiße Strichelung des Ge- 
fieders; Kropf und Halsseiten sind grauer. 

Das Dunenjunge ist schwarz, Schnabel und Füße sind rötlich- 
weiß. 

Sommervogel. Brutzeit Juni bis in den Juli. Zug April bis 
Mai, September. Nest locker aus Schilfblättern und Binsen erbaut 
an Seeufern auf Grasbüscheln zwischen dem Schilf. 8—12 Eier 
‘auf blaßbräunlichem Grunde rotbraun, grau und lila getüpfelt von 
33x23,5 mm durchschnittlicher Größe. 


4* 


52 Reichenow, 


Ortygometra pusilla (Pall.), Zwergsumpfhuhn. 


Oberseits gelbbraun bis rostbraun, Rücken- und Schulterfedern 
mit schwarzem Mittelteil und weißen Wischflecken; breite Augen- 
brauenbinde, Kopfseiten und Unterseite grau; Steiß, Weichen und 
Unterschwanzdecken schwarz und weiß gebändert; Unterflügel- 
decken schwarzgrau mit (oft undeutlichen) weißen Querbinden; 
Schnabel blaßgrün, an der Spitze schwärzlich; Füße graulich 
fleischfarben. Länge 150—180 mm, Fittich SO—90 mm. 


Das 9 ist unterseits blasser, die Mitte der Kehle oft reinweiß. 
Beim jungen Vogel sind die Kopfseiten weißlich; Ohrgegend gelb- 
braun; Kehle reinweiß; Kropf braun und weiß gebändert; Unter- 
körper schwarzgrau und weiß gebändert. 

Das Dunenjunge ist schwarz, Schnabel weiß, Füße rötlichweiß. 

Seltener Sommervogel im südlichen und mittleren Deutschland. 
'Brutzeit Mai bis Juni. Zug April—Mai, September. Nistet wie 
die vorgenannte Art. Die S—10 Eier sind auf rahmfarbenem oder 
blaßbräunlichkem Grunde dicht mit verwischten rostbräunlichen 
Flecken bedeckt und haben 27 >20 mm Größe. 


Ortygometra parva (Scop.), Kleines Sumpfhuhn. 


Oberseits gelbbraun, Rücken- und Schulterfedern mit schwarzem 
Mittelteil und mit weißen Wischflecken; breites Augenbrauenband, 
Kopiseiten und ganze Unterseite grau; Steiß und Unterschwanz- 
decken schieferschwarz mit weißen Querbinden; Unterflügeldecken 
dunkel graubraun; Schnabel grün, an der Wurzel rötlich; Füße 
grün. Länge etwa 180 mm, Fittich 100—103 mim. 

Beim 9 sind die Kopfseiten grau, aber die unteren Wangen 
und Kehle weiß, Kropf, Brust und Bauch rötlich isabellfarben. 
Beim jungen Vogel sind die Kopfseiten und der Vorderhals weiß, 
der Unterkörper ist braun und weiß gebändert; Schwingen und 
Flügeldecken haben weiße Flecke an den Enden. 

Das Dunenjunge ist schwarz mit weißem Schnabel und rötlich- 
weißen Füßen. 

Sommervogel. Brutzeit Mai bis Juni. Zug April—Mai, Sep- 
tember. Nistweise wie beim vorgenannten. Eier blasser als die 
von O. Pusılla, Grundfarbe heller, Fleckung schärfer hervortretend, 
30x22 mm groß. 


Rallus L., Wasserralle. 


Ohne Stirnplatte; Zehen ohne Hautsäume; Schnabel länger 
als Lauf; Lauf etwa so lang wie die Mittelzehe ohne Kralle; 2. bis 
5. Schwinge am längsten. 


Rallus aquaticus L., Wasserralle (Fig. 38). 


Oberseits auf olivengelbbraunem Grunde schwarz gefleckt; 
Kopfseiten und Unterseite grau; Steiß schwarz mit weißen Quer- 
binden und gelbbraunen Federspitzen; Unterschwanzdecken weiß; 
Zügel schwarz; Schnabel rot; Füße fleischfarben. Länge etwa 270 
bis 300 mm, Fittich 110—125 mm. 


Aves. 993 


Beim jungen Vogel ist die Kehle weiß; Kropf, Brust und 
Bauch sind weißlich. bräunlich oder grau verwaschen und mehr 
oder weniger deutlich mit kurzen dunklen Querbinden gezeichnet; 
Schnabel horn- 
braun, nur an der 
Wurzel des Unter- 
kiefers rot. 

Das Dunenjunge 
ist schwarz; Schna- 
bel und Füße röt- 
lich weiß. 

Sommervogel,ein- 
zeln auch im Win- 
ter; Brutzeit Mai 
bis Juni. Zug März 
bis April, Oktober 
bis November. Baut 
über Wasser oder 
Sumpfboden zwischen Schilf oder Weidengestrüpp ein lockeres 
Nest aus Schilfblättern und legt 6—10 auf weißem oder rahm- 
farbenem Grunde sparsam hellrotbraun und grau gefleckte oder 
getüpfelte Eier von 35,5>26 mm durchschnittlicher Größe. 


Fig. 38. Aallus aguatıcus. 


Ciconiidae, Störche. 


Schnabel hart, lang keilförmig, viel länger als der Kopf, Ober- 
kiefer ohn: deutliche Längsfurche, Schneiden nicht gezähnelt; Läufe 
mit sechsseitigen Schildchen bekleidet; Bindehäute zwischen allen 
3 Vorderzehen; Kralle der Mittelzehe nicht gezähnelt; im Flügel 
3. und 4. oder 3.—5. Schwinge am längsten. 


'iconia nigra (L.), Schwarzer Storch. 


Schwarzbraun mit prächtigem grünen, roten oder braunen 
Bronzeglanz, namentlich am Halse; Unterkörper und Unterschwanz- 
decken weiß; nackte Augengegend, Schnabel und Füße rot. Länge 
“etwa 1000 mm, -Fittich 520—550 mm. 

Der junge Vogel ist schwarzbraun; Kopf und Hals dunkel- 
braun mit helleren Federspitzen; Unterkörper weiß; Schnabel und 
Füße grünlich. B 
Sommervogel. Horstet einsam auf Bäumen im tiefen Walde. 

Brutzeit Mai bis Anfang Juni. Zug April, August. Die Eier 
sind reinweiß. 

[Während der Weiße Storch, Ciconia cıconia (L.), nicht als 
häufiger Besucher des Süßwassers gelten kann, da er auf Feldern. 
Wiesen und in Sümpfen seine Nahrung sucht, zeigt sich der 
Schwarze Storch öfter an Gewässern im Walde, um Fische und 
Lurche zu fangen.] 


Ardeidae, Reiher. 


Schneiden des harten, geraden Schnabels am Spitzenteile fein 
sägeartig gezähnelt und an der Spitze mit einem Zahnausschnitt 
versehen; vom Nasenloche auslaufend eine Längsfurche bis zur 


54 Reichenow, 


Mitte oder bis ?/, der Schnabellänge; Läufe vorn mit Gürteltafeln, 
die sich bisweilen in größere vierseitige Schilder auflösen, sonst mit 
sechsseitigen Schildchen bekleidet; nur die beiden äußeren Zehen 
durch Spannhaut verbunden; Kralle der Mittelzehe kammartig ge- 
zähnelt; im Flügel 1.—3. oder 4., oder aber 2.—3. oder 4. Schwinge 
am längsten. — Die Nahrung der Reiher besteht vorzugsweise in 
Fischen, die sie am Ufer der Gewässer lauernd oder im flachen 
Wasser watend durch plötzliches Vorschnellen des Schnabes er- 
beuten, nebenher in Amphibien, Mollusken, Würmern und Glieder- 
tieren. 


Außer den eingehender beschriebenen 3 ständigen Bewohnern 
der Süßwasser Deutschlands kommen gelegentlich noch 3 Arten 
vor, deren wichtigste Kennzeichen nur im folgenden Schlüssel an- 
gegeben sind. 

I. Gefieder reinweiß. Herodias alba. 

II. Gefieder nicht reinweiß. 

1. Schnabel über SO mm lang. 
A. Nacken grau oder weiß; Flügeldecken einfarbig grau. 
Ardea cinerea- 
B. Nacken schwarz oder rotbraun; Flügeldecken mit rost- 
farbenen oder rotbraunen Säumen. Ardea purpurea. 

2. Schnabel unter SO mm lang. 

A. Fittich über 240 mm lang. 

a) Mittelzehe über 100, Kralle der Hinterzehe 30 mm 


oder darüber lang. Botaurus stellaris. 

b) Mittelzehe unter 100, Kralle der Hinterzehe unter 
25 mm lang. Nyeticorax nyeticorax. 

B. Fittich unter 240 mm lang. Ardetta minuta. 


Botaurus stellaris (L.), Rohrdommel (Fig. 39). 


Oberkopf schwarz; ein schwarzer oder schwarzbrauner Bart- 
streif; Kopfseiten und Hals gelbbraun mit zackigen, schwarzen 


Fig. 39. Dofaurus stellarıs. 


Querbinden, Kehle weiß mit rostbraunem Mittelstreif, auch längs 
der Halsmitte ein Streif aus rostbraunen Längsflecken; Rücken- 


Aves. ‚55 


und Schulterfedern schwarz mit gelbbraunen Säumen, Querbinden 
und Flecken; Schwingen schieferschwarz mit rostfarbenen Quer- 
binden; Unterkörper blaß gelbbraun mit schwarzbraunen Längs- 
flecken, Weichen quergebändert; Schnabel, Zügel und Füße gelb- 
grün, Firsteund Schnabelspitze hornbraun. Länge etwa 650— 700 mm, 
Fittich 300—350 mm. 

Das 2 ist etwas kleiner als das d. 

Das Nestjunge ist mit rostgelbem Flaum bekleidet. 

Sommervogel, einzeln auch im Winter. Brutzeit Mai. Zug 
März— April, September— Oktober. Baut ihr Nest aus Rohrstengeln 
und Schilfgras im dichten Rohr auf Rohrstoppeln oder Schilfkufen, 
legt 3—5 blaß lehmfarbene oder graubräunliche Eier von 53x37 mm 
Größe. Die Stimme ist krächzend, der Paarungsruf, den das d 
besonders in der Nacht hören läßt, ein dumpfes Brüllen. 


Ardetta minuta (L.), Zwergrohrdommel. 


Oberkopf, Rücken, Schulterfedern, Oberschwanzdecken und 
Schwanz schwarz mit grünlichem Glanz; Kopfseiten, Hals und 
Unterkörper blaß ockergelb, die Kopf- und Halsseiten wie der 
Nacken mehr oder weniger grau verwaschen, Seiten der Kehle 
weiß, Bauchmitte und Unterschwanzdecken weiß, Brust- und 
Weichenfedern oft mit dunklen Schäften, Federn an den Brust- 
seiten schwarz mit ockergelber Umsäumung; Flügeldecken blaß 
ockergelb, die großen fast weiß; Schwingen schieferfarben; Schnabel 
gelb, Firste bräunlich; Füße gelbgrün. Länge etwa 320—380 mm, 
Fittich 140—150 mm. 

Bein @ ist nur der Oberkopf schwarz; Rücken- und Schulter- 
federn rotbraun mit schmaler gelbbrauner Umsäumung; Nacken 
erdbraun bis rotbraun; Unterhals weiß mit breiten ockergelben 
Längsflecken; Unterkörper auf ockergelblichem Grunde dunkel- 
braun gestrichelt; Federn der Brustseiten schwarzbraun mit ocker- 
gelber Umsäumung; Bauchmitte und Unterschwanzdecken weiß; 
Flügeldecken gelbbraun, die kleineren oft rotbräunlich; Schwingen 
schwarzbraun, die innersten rotbraun, die äußerste auf der Außen- 
fahne hell rotbraun. 

Junge Vögel ähneln dem 9, aber die Grundfarbe von Rücken- 
und Schulterfedern ist dunkelbraun, die gelbbraunen Säume sind 
breiter; Nacken erdbraun, etwas rostfarben verwaschen; Unterhals 
weiß mit gelbbraunen Flecken und schwarzbraunen Stricheln; 
Flügeldecken mit dunkelbraunem Mittelfleck. 

Das Nestjunge ist mit gelbgrauem Flaum bekleidet. 

'Sommervogel. Brutzeit Ende Mai bis Juli. Zug April bis 
Mai, September— Oktober. Das Nest, locker aus Weidenzweigen, 
Rohr und Schilfblättern erbaut, steht im Rohr meistens höher über 
dem Wasser, auch in Weiden- und Erlengebüsch. Die 4—: Eier 
sind weiß und haben eine durchschnittliche Größe von 35x26 mm. 


Ardea einerea L., Fischreiher. 


Mitte des Oberkopfes weiß, von einem breiten schwarzen Bande 
umsäumt, auch die langen bandförmigen Genickfedern schwarz 
Kopfseiten und Hals weiß, Mitte des Halses schwarz gefleckt, 
Nacken grau verwaschen; Rücken, Flügel und Schwanz grau; 
Brust, Schenkel und Unterschwanzdecken weiß; Bauch und Steiß 


56 Reichenow, 


in der Mitte weiß, seitlich schwarz, auch jederseits der Brust ein 
schwarzer Fleck; Schnabel gelb; Füße düster grünlich. Länge 
etwa 900--1000 mm, Fittich 440-—470 mm. 

Beim jungen Vogel ist der Oberkopf wie die ganze Oberseite 
grau; Unterkörper und Unterschwanzdecken weiß, Weichen grau. 

Sommervogel, einzeln auch im Winter an offenen Gewässern. 
Horstet kolonienweise auf hohen Bäumen und legt 3—6 hellgraue 
Eier von 60x43 mm durchschnittlicher Größe. Brutzeit April 
bis Mai. Zug März—-April, September— Oktober. 


Ardea purpurea L., Purpurreiher. Seltener Gast in Deutsch- 
land, vielleicht jedoch hin und wieder auch brütend. Bewohnt 
Südeuropa, Südwestasien, Afrika. 

Nycticorax nycticorax (L.), Nachtreiher. Seltener Gast in 
Deutschland, jedoch gelegentlich auch Brutvogel. Bewohnt Süd- 
europa, Mittel- und Südasien, Afrika. 

Herodias alba (L.), Silberreiher. Seltener Gast in Deutsch- 
land, jedoch gelegentlich auch brütend. Verbreitung wie beim Vor- 
hergehenden. 


Falconidae. 


Schnabel hakig gebogen, am Grunde von einer weichen Haut 
{Wachshaut) bedeckt, in der die Nasenlöcher liegen; Hinterzehe 
und Innenzehe auffallend stark, Innenzehe so lang oder länger als 
Außenzehe; Krallen stark gekrümmt und spitz, die der Innenzehe 
am stärksten; Zehen unverbunden oder mit kurzen Spannhäuten. 
— Bei allen Raubvögeln sind die ? größer als die J. 


I. Läufe auch auf der Vorderseite mit vier- oder sechsseitigen 
Schildehen bedeckt, deren Ränder sich oft schuppenartig 
übereinander schieben und der Laufdecke eine rauhe Be- 
schaffenheit geben, blau oder graublau. Pandion. 


II. Läufe vorn mit breiten Quertafeln oder ununterbrochener 
Hornschiene bedcckt, gelb. 
1. Schwanz gabelförmig ausgeschnitten. Milvus. 
2. Schwanz abgerundet. 
A. Schwanz kaum halb so lang wie der Flügel. 
Haliaetus. 
B. Schwanz von wenigstens */, der Flügellänge. Circus. 


/ 


Cireus Lac&p., Feldweihe. 


Lauf lang und verhältnismäßig dünn, bedeutend länger als die 
Mittelzehe, auf der Vorderseite mit Quertafeln, sonst mit vier- oder 
sechsseitigen Schildehen bekleidet; Schwanz am Ende schwach ge- 
rundet; die Wangenfedern bilden wie bei den Eulen eine kranz- 
artige Umsäumung des Gesichts. 


Circus aeruginosus (L.), Rohrweihe. 


Kopf und Hals auf blaß gelbbräunlichem oder gelbbräunlich- 
weißem Grunde dunkelbraun gestrichelt, Kehle fast ungestrichelt; 
Unterkörper rotbraun (bei sehr alten Vögeln weiß mit rotbraunem 


Aves. IT 


Anflug, Brust gestrichelt); Rücken und Schulterfedern dunkelbraun; 
Oberschwanzdecken und Unterflügeldecken weiß oder rostbräunlich- 
weiß; Schwanz grau oder bräunlichgrau, Wurzel und oft auch die 
Innensäume der Federn weiß; Schnabel schwarz, Wachshaut und 
Füße gelb. Länge etwa 470—500 mm, Fittich 330—430 mm. 

Der junge Vogel ist dunkel schokoladenbraun, Bauch und 
Hosen mehr ins Rostbraune ziehend; Oberkopf, Nacken und Kehle 
oder nur der Hinterkopf rostgelb; Wachshaut bläulichgrau. 

Im späteren Jugendkleide werden Oberkopf, Nacken und Kehle 
blasser, gelbbräunlichweiß, und ein rostgelber Fleck tritt auf der 
Brust hervor. 

Sommervogel, nistet im Schilf an der Erde auf Graskaupen. 
4—6 grünlichweiße Eier von 48><3S mm durchschnittlicher Größe. 
Nährt sich neben Insekten, Amphibien und kleinen Säugetieren 
vorzugsweise von Vögeln und deren Eiern. PBrutzeit Mai und 
Juni. Zug März— April, September—Oktober. 


Milvus Cuv., Milan. 


Lauf so lang oder wenig länger als Mittelzehe; auf der Vorder- 
seite mit Quertafeln, sonst mit sechsseitigen Schildchen bekleidet; 
die langen Flügel angelegt bis zum Schwanzende reichend; Schwanz 
am Ende gabelförmig ausgeschnitten. 


Milvus korschun (Gm.), Schwarzer Milan. 


Kopf und Hals auf grauem Grunde schwarzbraun gestrichelt; 
Körpergefieder braun, oberseits dunkler, unterseits ins Rotbraune 
ziehend und oft dunkel gestrichelt; Schwanz dunkelbraun mit un- 
‚deutlichen dunkleren Querbinden; Schnabel schwarz; Wachshaut 
und Füße gelb. Länge etwa 550—570 mm, Fittich 230—300 mm. 

Sommervogel, im Westen selten. Nährt sich vorzugsweise von 
Fischen, die er im Fluge niederschwenkend von der Wasserfläche 
aufnimmt, jagt aber auch Frösche, junge Vögel und kleine Säuge- 
tiere. Horstet auf Bäumen gern in der Nähe von Gewässern. Zug 
zweite Hälfte März und Anfang April, September— Oktober. Brut- 
zeit Mitte April bis Anfang Juni. 


Haliaetus Savig., Seeadler. 


Lauf etwa so lang wie die Mittelzehe, auf der Vorderseite mit 
-Quertafeln, sonst mit sechsseitigen Schildchen bekleidet: angelegte 
Flügel fast bis zum Schwanzende reichend; Schwanz abgerundet, 
kürzer als die Hälfte der Flügellänge. 


Haliaetus albieılla (L.), Seeadler. 


Braun, Kopf, Hals und Schwanz mit zunehmendem Alter 
'heller, im Alter Kopf und Hals bräunlichweiß, Schwanz reinweiß; 
‚Schnabel und Füße gelb. Länge S50—1000 mm, Fittich 620 bis 
‘670 mm. 

Der Seeadler ist jetzt in Deutschland sehr selten und als Brut- 
vogel nur noch in den Küstengebieten und vereinzelt an süßen 
‘Gewässern anzutreffen. Nährt sich vorzugsweise von Fischen, auf 
die er aus der Luft im jähen Fall ins Wasser niederstößt. Horstet 


58 Reichenow, 


auf Bäumen in der Nähe von Gewässern und an der Meeresküste. 
Brutzeit Ende März bis Mai. 


Pandion Sav., Fischadler. 


Lauf kürzer als Mittelzehe, auch auf der Vorderseite mit 
Schildchen bedeckt, deren Ränder sich oft schuppenartig über- 
einander schieben und der Laufdecke eine rauhe Beschaffenheit 
geben; Außenzehe nach außen wendbar; angelegte Flügel das 
Schwanzende überragend; Schwanz schwach gerundet, kaum halb 
so lang als der Flügel. 


Pandion haliaetus (L.), Fischadler. 


Kopf und Nacken weiß, mehr oder weniger dunkelbraun ge- 
strichelt und gefleckt, eine breite schwarzbraune Binde vom Auge 
längs Kopf- und Halsseite; Federn des Oberkörpers und Flügel- 
decken dunkelbraun mit bräunlichweißen Säumen; ganze Unterseite 
weiß, Kropf gelbbräunlich verwaschen und dunkelbraun gefleckt; 
Schnabel schwarz, Wachshaut und Füße blaugrau. Länge etwa 
600 mm, Fittich 470—500 mm. 

Das Jugendkleid ist oberseits dunkler, die weißlichen Feder- 
säume fehlen, Kopf und Nacken sind braun, mit Weiß gemischt. 

Sommervogel, im Westen selten. Frißt ausschließlich Fische, 
die er stoßtauchend fängt. Horstet auf hohen Bäumen in der Nähe 
von Gewässern. Brutzeit Mai. Zug April, September—Oktober. 


Alcedinidae, Eisvögel. 


Schnabel gerade, lang, schwertförmig; Läufe sehr kurz, Vorder- 
zehen stark miteinander verwachsen, Außenzehe bedeutend länger 
als Innenzehe, wenig kürzer als Mittelzehe, Kralle der Hinterzehe 
wesentlich kleiner als die der Mittelzehe; Schwanz sehr kurz. 


Alcedo ispida L., Eisvogel (Fig. 40). 
Rücken hell kobaltblau, Oberkopf, Schulterfedern und Flügel 


ddüsterer grünlichblau, Kopf und Flügeldecken hell gefleckt; Schwanz 


Fig. 40. Alcedo ıspıda. 


hellblau; ein rotbraunes Band über die Kopfseite bis zur Ohrgegend, 
dahinter ein seidenweißer Fleck auf der Halsseite; Kehle weiß; 


= Nor 


Aves, 59 


übrige Unterseite zimtbraun; Schnabel schwarz; Schnabelwurzel 
und Füße rot. Länge etwa 180 mm, Fittich 75—80 mm. 


Jahresvogel. Lebt an stillen mit Bäumen und Gebüsch be- 
wachsenen Ufern klarer Gewässer, nährt sich von Fischen, die er 
von einem Sitzzweige in das Wasser niederstoßend fängt, aber 
namentlich zur Brutzeit auch von Insekten, nistet in der zweiten 
. Hälfte April bis Anfang Juli in selbstgegrabenen oft metertielen 
‘ Höhlen an steilen Uferabfällen gern niedrig über dem Wasser. Das 
Ende der Niströhre ist zur Bruthöhle erweitert. Auf einer aus 
Gewöllen, den ausgespiehenen unverdauten Fischgräten und Insekten- 
resten bestehenden Unterlage liegen die 6—8 glänzenden weißen 
rundlichen Eier, die eine Durchschnittsgröße von 22,519 mm 
haben. 


Hirundinidae, Schwalben. 


Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel 
kurz, flach und breit, Rachen sehr weit; Füße auffallend klein; 
Flügel lang und spitz, nur 9 Handschwingen, 1. und 2. Schwinge 
am längsten. 


Riparia riparia (L.), Uferschwalbe. 


Oberseits braun, Stirnfedern meistens weißlich gesäumt, ein 
kurzer weißer Strich oberhalb des dunkelbraunen Zügelstrichs; 
Unterseite weiß, Brustseiten und Kropfband braun. Länge etwa 
120—130 mm, Fittich 100—110 mm. 

Beim jungen Vogel haben die Federn der Oberseite rostfarbene 
Säume. 

Sommervogel. Nistet in selbstgegrabenen, oft meterlangen 
Röhren im Lehm und Sand steiler Uferabfälle oder Erdabstürze 
von Hügeln, die nicht allzufern vom Wasser gelegen sind. Am 
Ende der Röhre steht das aus Halmen und Federn gebaute Nest 
und enthält 4—6 weiße Eier von 17x12,5 mm Größe. Fängt ihre 
in Insekten bestehende Nahrung verzugsweise über dem Wasser im 
Fluge. BrutzeitMitte Mai bis Juli. Zug Anfang Mai, August. 


Die beiden anderen deutschen Schwalbenarten, die man oft 
gemeinsam mit der Uferschwalbe über den Gewässern Insektenfang 
betreiben sieht, unterscheiden sich von dieser durch glänzend blau- 
schwarze Oberseite, bei der Mehlschwalbe, Delchon urbica (L.), 
sind Lauf und Zehen befiedert, bei der Rauchschwalbe, Zörundo 
rustica L., unbefiedert. 


Fringillidae, Finken. 


Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel 
kurz, konisch; nur 9 Handschwingen. — Nur 1 Art ist als Be- 
wohner der süßen Gewässer aufzufassen, weil sie gern an See- und 
Flußufern im Grase auf der Erde oder unter Weidengestrüpp nistet. 


Emberiza schoeniclus (L.),, Rohrammer (Fig. 41). 


Kopf und Kehle schwarz, ein weißer Streif jederseits vom 
Kinn unterhalb der Wange bis zum weißen Genickband; Rücken- 
federn und Flügeldecken schwarzbraun mit rostbrauner Umsäumung; 


60 Reichenow, 


Unterkörper weiß, die Körperseiten braun gestrichelt; Schwanzfedern 
schwarzbraun, die beiden mittelsten rostbraun gesäumt, die beiden 
äußersten jederseits zum größten 
Teil weiß. Länge etwa 150 mm, 
Fittich 70—75 mm. 

Beim Jim Herbst-und Winter- 
kleide, dem ? und dem jungen Vogel 
ist der Kopf auf braunem, rotbraun 
verwaschenen Grunde dunkel ge- 
strichelt, das weiße Genickband 
fehlt, dafür ist ein helles Schläfen- 
band vorhanden, der Wangenstreif 
ist. bräunlichweiß, die Kehle ist 
ebenfalls bräunlichweiß, schwärz- 
lich umsäumt. 

Sommervogel, im südlichen 
Deutschland bisweilen einzeln über- 
winternd. Brutzeit Ende April bis 
Juli. Zug März— April, September 
bis Oktober. Die 4--6 Eier sind 
auf bräunlichem oder graubräunlichem, oft ins Rötliche ziehendem 
Grunde mit schwarzbraunen Punkten und Kritzeln gezeichnet und 
messen 19 14,5 mm. 


Fig. 41. Zmberiza schoeniclus. 


Motacillidae, Stelzen. 


Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel 
dünn, pfriemenförmig, von der Stirnbefiederung bis zur Spitze ge- 
messen doppelt so lang wie seine Höhe an der Stirn oder länger; 
9 Handschwingen ; längste 
Armschwingen bei zu- 
sammengelegtem Fittich 
so lang wie die längsten 
Handschwingen. — Von 


Bewohner der süßen Ge- 
wässer. 


Motacilla boarula L., 
Graue Bachstelze 
(Fig. 42). 


Kopf und übrige Ober- 
seite bis zum Bürzel grau; 
Oberschwanzdecken _oli- 
®; vengelb; weißer Augen- 
brauenstreif;schwarzer Zü- 
gelstrich; Kehle schwarz, 
jederseits von einem weißen 
Bande gesäumt; Unterkörper und Unterschwanzdecken gelb; mitt- 
lere Schwanzfedern braunschwarz mit grauem und gelblichem 
Außensaum, die 3 äußeren weiß, 2. und 3. von außen auf der 
Außenfahne zum Teil braunschwarz. Länge etwa 180—190 mm, 
Fittich 80—87 mm. 


Fig. 42. Motacilla *boarula. 


den Stelzen ist nur 1 Art 


NL 0 ER BER 


Aves. 61 


Beim @ und dem & im Winterkleide haben die Kehlfedern 
weiße Säume, die das Schwarz der Kehle zum Teil verdecken, das 
Gelb des Unterkörpers ist blasser. 

Beim jungen Vogel ist das Grau der Oberseite bräunlicher, 
Kehle weiß, Kropf blaß gelbbräunlich. 

Sommervogel in Gebirgsländern, in der Ebene selten, einzeln 
überwinternd. Hält sich stets am Wasser, besonders an schnell 
fließenden Bächen auf, lebt von Insekten und baut ihr Nest am 
Ufer in Felsiöchern, unter Steinen, in Mauerlöchern oder unter 
Brücken. Die 5—6 Eier sind auf weißem, trübweißen oder grauem 
Grunde matt und fein gelbbräunlich, graubräunlich oder grau ge- 
fleckt und messen im Durchschnitt 19>< 14 mm. 


Syiviidae, Sänger. 


Kralle der Hinterzehe größer als die der Mittelzehe; Schnabel 
pfriemenförmig, mehr als doppelt so lang wie hoch an der Wurzel; 
längste Handschwingen bei zusammengelegtem Fittich um mehr als 
die Schnabellänge die längsten Armschwingen überragend. 


I. 10.deutliche Handschwingen, 1. so lang oder länger als die 

Handdecken. Cinclus. 

II. Nur 9 deutliche Handschwingen, weil die 1. bis auf ein ganz 
gen, & 

kurzes lanzettförmiges Federchen, das viel kürzer als die 

Handdecken ist, verkümmert (Fig. 45). Acrocephals. 


Fittichlänge 


Fig. 43. 


Cinelus Behst., Wasserschmätzer. 


10 deutliche Handschwingen, 1. so lang oder länger als die 
Handdecken; Schnabel schmal, seitlich zusammengedrückt; Schwanz 
kurz, wenig länger als die Hälfte des Flügels, gerade abgestutzt. 


inelus merula (J. C. Schäff.), Wasserschmätzer. 


Kopf und Nacken braun; Kehle und Kropf weiß; Rücken- 
| federn und Flügeldecken grau mit schwarzer Umsäumung; Brust 
‚ rotbraun; Bauch schwarzbraun, an den Weichen graulich. Länge 
ı etwa 170—180 mm, Fittich 90—95 mm. 


62 Reichenow, 


Jahresvogel an Gebirgsbächen, nährt sich von Wasserinsekten 
und kleinen Fischcehen, die er am Ufer, im Wasser watend oder 
unter Wasser schwimmend, fängt. Nest aus Moos gebaut in Fels- 
höhlen, Gemäuerlöchern, unter Brücken und Gewurzel. 4—6 glänzend 
weiße Eier von 25,5 x 18,5 mm durchschnittlicher Größe. 

Als Wintergast erscheint in Deutschland der Nordische 
Wasserschmätzer, Cinclus cinclus (L.), dadurch unterschieden, 
daß die Brust nicht rotbraun, sondern braunschwarz wie: der 
Bauch ist. 


Acrocephalus Naum., Rohrsänger. 


Nur 9 deutliche Handschwingen, weil die 1. bis auf ein ganz 
kurzes lanzettförmiges Federchen, das viel kürzer als die Hand- 
decken ist, verkümmert; Schnabel etwas flach gedrückt; Schwanz 
von mehr als °/, der Flügellänge, stark gerundet, äußerste Federn 
wesentlich kürzer als die mittelsten. 


I. Rücken dunkel gefleckt oder gestrichelt. 


A. Oberkopf gleichmäßig dunkel gestrichelt. 
A. schoenobaenus. 


B. Längs der Mitte des Oberkopfes ein breites gelbbraunes 


Band, jederseits desselben ein schwarzbraunes. 


A. aquaticus. 

Il. Rücken einfarbig, ungefleckt. 
A. Fittich über 75 mm lang. A. arundinaceus. 
nn ne A. streperus. 
B. Fittich unter 75 mm lang. | A. palustris. 


Acrocephalus arundinaceus (L.), Rohrdrossel. 


Oberseits graubraun, nach der Mauser im Herbst stark rost- 
gelbbraun verwaschen, weißer oder blaß gelbbräunlicher Augen- 
brauenstrich; Unterseite weiß, Bauch, Unterschwanz- und Unter- 
flügeldecken blaß rostgelblich verwaschen, nach der Mauser oft die 
ar Unterseite stark rostgelbbräunlich verwaschen. Länge etwa 


170—195 mm, Fittich 90-95 mm. 


Der durch sein Geschrei ‚„Karre-Karre-Kiek-Kiek“ auffallende - 
„Rohrsperling“ ist häufiger Sommervogel in den Rohrbeständen 


von See- und Flußufern. 


Das Nest wird in der Regel im Rohr, über dem Wasser, nur 


ausnahmsweise in Ufergebüsch aus Schilfgras fest gebaut, hat sehr 
tiefe Mulde und hängt an 3 oder 4 Rohrstengeln, die in die Seiten- 
wandung eingeflochten werden. Die 4—6 Eier sind auf blaßblauem 
Grunde stark ölbraun und grau gefleckt. Durchschnittliche Größe 
23x16 mm. Brutzeit Juni bis in den Juli. Zug Ende April 
und Anfang Mai, August. 


Acrocephalus streperus (Vieill.), Teichrohrsänger. 


Oberseits braun, besonders auf dem Bürzel ins Rostgelbräun- 


liche ziehend, heller Zügel- und Augenbrauenstrich; unterseits weiß, 
auf den Körperseiten, weniger auf Kropf und Unterschwanzdecken 
rostgelbbräunlich verwaschen. Länge etwa 125—135 mm, Fittich - 


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63-68 mm, Schnabel von der Stirnbefiederung bis zur Spitze 


14—15 mm. 


Aves. 63 


Sommervogel. Nistet im Rohr oder Ufergebüsch. Nest und 
Eier gleichen denen von A. arundinaceus, sind nur kleiner. Größe 
der Eier 15x 13,5 mm. Brut- und Zugzeiten wie beim Vor- 
genannten. 


Acrocephalus palustris (Bcehst.), Sumpfrohrsänger. 


Dem Vorgenannten ungemein ähnlich, aber oberseits mehr 
graubraun ins Olivenbräunliche ziehend, der Bürzel nicht rostgelb- 
bräunlich, sondern von derselben Farbe wie der Rücken; Schnabel 
etwas kürzer, 12—13 mm. Mehr als die Vögel selbst unterscheiden 
sich deren Eier. Bei 4A. s/rederus sind sie auf grünlichweißem 
Grunde dicht mit verwaschenen und ineinander fließenden ölbraunen 
Flecken bedeckt, bei 4. Zalustris auf hell grünlichblauem Grunde 
mit mehr einzeln stehenden und schärfer umgrenzten, meist rund- 
lichen, ölbraunen und grauen Flecken gezeichnet. Das Nest steht 
stets in Ufergebüsch, nicht über dem Wasser. 

Sommervogel. Brutzeit Ende Mai, Juni. Zug erste Hälfte 
Mai, September. 


Acrocephalus schoenobaenus (L.), Schilfrohrsänger (Fig. 44). 


Oberkopf auf graubraunem oder olivenbräunlichem Grunde 
schwarzbraun gestrichelt (die Strichel nach den Seiten zu dichter 
zusammengedrängt); übrige 
Oberseitebraun, bald grauer, 
bald mehr ins Rostbraune 
ziehend, trüb dunkel ge- 
fleckt und gestrichelt; Ober- 
schwanzdecken rostbräun- 
lich; weißer oder bräunlich- 
weißer Augenbrauenstrich; 
dunkler Strich durch Zügel 
und Auge, unterseits weiß, 
rostgelblich verwaschen. 
Länge etwa 120—135 mm, 
Fittich 63—70 mm. 

Sommervogel. Nest im Ufergebüsch, dem der anderen Schilf- 
sänger ähnlich. 5—6 Eier blaßbräunlich, dicht mit matten ver- 
waschenen dunkleren Flecken bedeckt, bisweilen mit einzelnen feinen 
schwarzen. Kritzeln.. Größe 17 x 13 mm. Brutzeit Mai—Juni. 
Zug zweite Hälfte April, September--Oktober. 


Fig. 44. Acrocephalus schoenobaenus. 


Acrocephalus aquaticus (Gm.), Binsenrohrsänger. 


Unterscheidet sich von dem Vorgenannten durch eine hellere, 
gelbbraune Grundfarbe der Oberseite und sehr dichte und breite 
braunschwarze Strichelung auf dem Rücken, besonders aber durch 
die Zeichnung des Oberkopfes: längs dessen Mitte verläuft ein gelb- 
bräunliches ungeflecktes Band und wird jederseits von einem breiten 
braunschwarzen Streif begrenzt. 

Sommervogel. Nest im Ufergebüsch oder hohen Grase. Eier 
denen von 4. schoenobaenus ähnlich, im allgemeinen aber etwas 
blasser. Brutzeit Ende Mai und Juni. Zug Ende April und Anfang 
Mai, August— September. 


il. Reptilia, Reptilien. 
Von 
Prof. Dr. &. Tornier (Berlin). 


|Mit 5 Abbildungen im Text. *)] 


l. Ordnung: Chelonia, Sehildkröten. 


Den Bau zeigt Fig. 45. Bei Druck auf Kopf, Hals oder Glied- 
maßen wird das zwischen den Weichteilen liegende Knochen- 
werk durchfühlbar. Der Rumpf ist an Rücken und Bauch gegen 
Zusammendrücken durch einen Knochenpanzer geschützt, der unter 


Hornplatten liegt. Kopf, Gliedmaßen und Schwanz sind unter den 
Knochenpanzer zurückziehbar. Mundränder von einem Horn- 
schnabel bekleidet. 

Nur eine Schildkröte ist einheimisch in Deutschland: 


*) Die Zeichnungen zu diesem Buchabschnitt und dem über Amphibien sind, 
soweit sie nicht vom Verfasser selbst herrühren, was dann im Text besonders be- 
merkt worden ist, den folgenden Schriften entnommen: Dürigen, Deutschlands 
Amphibien und Reptilien 1897; Gadow, Amphibia and Reptiles 1901; Schreiber, 
Herpetologia europaea 1875; Boulenger, The tailless Batrachians of Europe 1896; 
Leunis-Ludwig, Tierkunde 1883; Werner, Reptilien und Amphibien Öster- 
reich-Ungarns 1897. 


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Reptilien. 65 


Emys orbieularis L., Sumpfschildkröte (Fig. 45). 


Als Unterscheidungsmerkmale von anderen, vielleicht ausge- 
setzten Schildkröten seien für sie angegeben: Die Zehen an Vorder- 
und Hintergliedmaßen sind bekrallt, auseinanderspreizbar und durch 
Schwimmhaut verbunden. Rückenpanzer nur schwach gewölbt. 
Kopf ohne Schilder. Rücken- und Bauchschale beweglich mit- 
einander verbunden. Die Bauchschale besteht außerdem aus zwei 
beweglich miteinander verbundenen Stücken: Hals mit hellen (im 
Leben gelben) Flecken. Rückenschilder grauschwarz, mit gelben 
Strichen und Punkten versehen. 


2. Ordnung: Ophidia, Schlangen. 


Körper langgestreckt; sehr viel länger als sein Querschnitt; 
rein peitschenförmig, denn Gliedmaßen und Flossen fehlen. Ganzer 
Körper beschuppt. Unter dem Bauch nur eine Längsreihe aus 
Schuppen von beträchtlicher Größe. Der After bildet einen quer- 
gestellten Schlitz zwischen der Bauch- und Schwanzunterseite. 

Nur 2 einheimische Schlangen gehen ins Wasser; beide zur 
Gattung Zroprdonotus gehörig. — Gattungscharaktere für 7ropzido- 
notus (Fig. 46 u. 47) sind: Auf dem Kopf nur 9 Schilder. Von 
den Schuppen, die den oberen Mundrand umsäumen, stoßen einige 
unmittelbar an das Auge. Die Pupille ist rund. Die Rücken- 
schuppen bilden 19 Längsreihen und sind stark gekielt. 


Die Arteigenschaften der beiden 7roprdonotus sind: 


1. (Fig. 46.) Am oberen Mundrand entlang stehen 7 Ober- 
lippenschilder. An den Vorderrand des Auges stößt nur ein 
Schild; seinem Hinterrand dagegen liegen 2—4 (meist 3) 
kleine an. Das Tier geht nur bisweilen ins Wasser. 

Tropidonotus natrix L., Ringelnatter. 

2. (Fig. 47.) Am oberen Mundrand entlang stehen 8 Ober- 
lippenschilder. An den Vorderrand des Auges stoßen 2—3 
Schilder; an den Augenhinterrand 3—5. Das Tier lebt fast 
dauernd im Wasser. Fischfresser. 

Tropidonotus tessellatus Laur., Würfelnatter. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 5 


IV. Amphibia, Lurche. 


Von 
Prof. Dr. @. Tornier (Berlin). 
(Mit 125 Abbildungen im Text). 


1. Ordnung: Urodela, Schwanzlurche. 


Erwachsen von Gestalt wie Fig. 48, 1. Haut weich und ohne 
Schuppen; durch die Haut beim Zusammendrücken das darunter 
liegende Knochenwerk durchfühlbar. Vorn 4 Zehen, hinten 5. 
Augenlider fehlen. After am Anfang der Schwanzunterseite ein 
längsgestellter Schlitz. 


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Fig. 48. 


Bestimmungstabelle der erwachsenen Tiere: 


1. Schwanz drehrund. Rumpf schwarz und mit großen, hellen 
(im Leben gelben) Flecken versehen. [Dicht hinter jedem 
Auge die mächtige Aufwulstung einer Ohrdrüse. Die, bei 
geöffnetem Mund, am Munddach liegenden 2 Gaumenzahn- 
reihen sind s- förmig gekrümmt (Fig. 49)] *). 

Salamandra maculosa Laur., Feuersalamander. 


*) Die in dieser Bestimmungstabelle in eckige Klammern gesetzten Form- 
beschreibungen sind für das Bestimmen der Tiere nicht nötig; sie sind uur dazu 
da, um dem Bestimmer eine größere Sicherheit dafür zu geben, daß seine Arbeit 
das richtige traf. 


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Amphibien. 67 


2. Schwanz von rechts und links her platt zusammengedrückt, 
so daß er eine untere und obere Kante aufweist. [Gaumen- 
zähne in 2 geraden oder parallelen oder /\-förmigen Reihen 
angeordnet. | 

Fig. 49. 
(In Fig. 50 — an dem knöchernen Munddach des Kammmolchs Molge cristata 
Laur. — sind durch 1 die Oberkieferzähne bezeichnet, durch 2 die Gaumenzähne.) 


A. Bauchunterseite einfarbig, also ohne größere schwarze 
Flecken; (im Leben einfarbig rot) 


a) 


b) 


Kopfoberseite, zwischen Schnauzenspitze und Augen, 
ohne Längsfurchen. Die Rumpfseiten verfließen ohne 
Abgrenzung inden Rücken. Gaumen- 
zahnreihen am Munddach miteinan- 
der eine /\-förmige Figur bildend 
(Fig. 51). An der Kehle vor den 
Vordergliedmaßen gewöhnlich eine 
Hautquerfalte als Halsband. [Das 
& hat im Frühling zur Brunstzeit 
einen niedrigen Rückenkamm mit 
glattem Rand und mit schwarzen, 
senkrecht stehenden Flecken durch- 
setzt. Die Zehen am männlichen 
Hinterfuß sind bei der Brunst ohne 
Schwimmhaut.| Molge alpestris 

Laur., Bergmolch. 
Die Kopfoberseite, zwischen Schnauzenspitze und 
Augen, trägt 3 Längsfurchen. An der Kehle vor den 
Vordergliedmaßen keine Hautquerfalte als Halsband. 
Letztes Schwanzspitzenende als kleines Fädchen oder 
Zäckchen von Schwanz abgesetzt. Rücken und Körper- 
seiten setzen sich in einer Kante und gewöhnlich auch 
in der Färbung gegeneinander ab. Die Gaumenzahn- 
reihen (Fig. 52c) bilden 2, in ihrer vorderen Hälfte 
oft ziemlich gesonderte, nach rückwärts aber stets 
stark auseinander weichende Reihen, welche zusammen 
etwa die Form eines umgekehrten Y (4) oder weit 
geöffneten umgekehrten V (A) nachahmen. [2 im 


5* 


68 


Tornier, 


Frühling zur Brunstzeit mit einem wenig hohen, glatt- 
randigen Rückenwulst, der nicht von schwarzen Streifen 
durchsetzt ist, und mit lappenartigen Schwimmhäuten 
an den Hinterfußzehen (Fig. 52). Die äußerste 
Schwanzspitze dabei fadenartig verlängert (Fig. 52 a)]. 

Molge palmata Schn., Leistenmolch. 


B. Bauch auf hellem Grund mit größeren schwarzen Flecken 
(im Leben auf Rot schwarzfleckig). 


a) Haut körnig rauh; auf schwärzlicher Grundfarbe 


schwarze Tupfen oder ganz schwarz. Kopfoberseite von 
der Schnauzenspitze bis zu den Augen ohne Längs- 
furchen. Am Munddach die beiden Gaumenzahnreihen 
in ihrer ganzen Länge ziemlich gleichweit voneinander 
und zuweilen ganz schwach s-förmig (Fig. 50 u. 53). [d 
zur Brunstzeit im Frühling mit hohem Rückenkamm, der 
unregelmäßig gezackt, aber über der Schwanzwurzel 
unterbrochen ist (Fig. 48, 2). 
Hinterfußzehen auch dann 
ohne Schwimmhäute. ] 


Kammolch. 


b) Haut glatt; nicht körnig. 
Die Kopfoberseite, von der 
Schnauzenspitze bis zu den 
Augen, mit 3 Längsfurchen. 
Die beiden Gaumenzahn- 
reihen von ihrer Mitte nach 
hinten hin fortschreitend 
stärker auseinanderweichend 
(Fig. 54e). [g zur Brunst- 
zeit im Frühling mit hohem, 
zackigem Rückenkamm, der 
über der Schwanzwurzel und 
den Hintergliedmaßen keine 
Unterbrechung zeigt. An 

den Hinterfußzehen alsdann gelappte Schwimmhäute 

Fig. 545). Molge vulgaris Laur., Streifenmolch. 


Fig. 54. 


Molge cristata Laur., 


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Amphibien. 69 


Die Larven der Schwanzlurche (von Gestalt wie Originalfig.55) ver- 
lassen die Eierohne@lied- 
maßen, die dann aber 
bald hervorwachsen; sie 
haben dabei rechts und 
links am Hinterkopf 
lange äußere Kiemen- 
büschel; sind sonst aber 
bereits sehr ähnlich den 
Erwachsenen. Eine. Be- 
stimmungstabelle für sie 
ist bisher noch nicht 
aufgestellt. Die Vorder- 
gliedmaßen erscheinen 
zuerst; viel später die 
hinteren. Die Larven 
behalten die äußeren 
Kiemen bis zu ihrer 
Verwandlung zum Voll- 
tier bei. Fig. 55. 


2. Ordnung: Batrachia, Froschlurche. 


Jeder Froschlurch macht, von seiner Entwicklung im Ei beginnend, 
wo er (wie in Fig. 56, 1) in der Eischale inmitten des Fruchtwassers als 
Keimkugel schwimmt, bis zur 
Umwandlung in seine Endge- HL=F7 
stalt zahlreiche Entwicklungs- {N —I 
stufen durch. So verlassen wS E 
fast alle das Ei als Larven 
oder Kaulquappen, deren Kinn 
mit 2 Spinndrüsen bewaffnet 
ist, deren erhärtender Schleim- 
ausfluß zum Anheften des Tieres 
dient (Fig. 56, 2). Sie erhalten 
dann auch noch äußere Kiemen, 
d. h. verästelte Körperanhänge 
fürs Atmen (Fig. 56, 3). Beides 
geht darauf verloren und es 
treten dafür innere Kiemen auf, 
die von einer Hautfalte über- 
zogen werden, deren Kante 
zum Schluß mit der Bauch- 
haut verwächst und mit ihr 
dabei einen Hautschlauch aus- 
bildet, der Ausatemschlauch 
genannt werden muß, weil das 
vom Mund eingeatmete Atem- 
wasser durch ihn ins Freie ge- 
langt (Beleg: Fig. 56, 4 u. 5 und 
Fig. 88, oben, wo der Ausatem- Fig. 56. 
schlauch in der Mitte des 
Körpers liegt). Die Froschlarven erhalten dann zuerst die Hinter- 
beine (Fig. 56, 6); später auch die vorderen (Fig. 56, 7); verlieren 


70 Tornier, 


darauf den Schwanz (Fig. 56, 8) und werden endlich — während 

Veränderungen in allihren 

e 2 Organen platzgreifen — 

Ä zum geschlechtsreifenV oll- 

TG frosch (wie Fig. 57 einer 

= fe 2— ist). So wird eine ganze 

al ‚2 Reihe von Bestimmungs- 

h tabellen für sie nötig, die 
\ nunmehr folgen. 


Fig. 37. Fig. 58. 


A. Bestimmungstabelle der Vollfrösche (d. h. der 
Frösche in ihrer voll ausgereiften Endgestalt). 


Gestalt bei allen wie in Fig. 57. — Dann: 


I. Vorder- und Hinterfußzehen an den Spitzen tuchnadelknopt- 
artig zu runden Haftscheiben erweitert (Fig. 58: Unterseite 
eines Hinterfußes). [Von der Schnauzenspitze geht durch das 
Auge (Fig. 57) und weiter auf der Grenze zwischen Rücken 

und Rumpfseite ein schwarzer schmaler 

Längsstreifen entlang, der vor den Hinter- 

beinen eine gegen den Rücken hin aus- 

gebuchtete „Hüftschleife‘“ bildet. Bauch- 
haut körnig. Rücken glatt und einfarbig 

(im Leben am häufigsten einfarbig grün).] 

Hyla arborea L., Laubfrosch. 

II. Finger und Zehen bis zur Spitze hin 

langsam an Breite abnehmend; die 

Zehenspitzen also nicht tuchnadelknopf- 

artig verbreitert, sondern spitz- oder 

stumpfkegelig (wie z. B. in Fig. 61, rechts 

u. 65). 

l. An den Hinterfußzehen an der Unter- 
seite unter den Gelenken sind 
warzenartig hervorspringende Haut- 
höcker als Gelenkschwielen vorhanden 
(wie in den Fig. 61, rechts u. 65 z. B.). 
A. Die Rückenhaut durch ansehn- 

liche Drüsenhaufen wie mit großen 
Warzen überdeckt. Ein besonders 
großer Drüsenwulst, die Ohrdrüse, 
liegt kurz hinter den Augen (Fig. 
Fig. 59. 61, rechts: a). Bauchhaut körnig. 


| 
| 
| 


Amphibien. z1 


[Werden die plumpen Hintergliedmaßen nach vorn aus- 
gestreckt und an den Körper angelegt (wie es in Fig. 64 
mit der punktierten linken vorgemacht ist), so reichen sie 
mit dem Unterende des Unterschenkels (in Fig. 64: x) nur 
bis zum Hinterrand des Auges. Im Mund vorn oben am 
Munddach liegen zwischen den beiden inneren Nasenlöchern 


OMCHOMO 
00©& 


Fig. 60. 


(in Fig. 59, 1: zwischen den beiden obersten schwarzen 
Punkten, von welchen der eine mit 5 bezeichnet ist) keine 
2 Zahnhöckerchen (während solche in Fig. 59, 2 mit «a 


bezeichnet sind). — Die Zunge (Fig. 59, 1: @) ist am 
Innenrand (gegenüber c) ganzrandig und aufklappbar. Die 
Pupille (Fig. 60e) ist horizontal.| Gatt. Bufo. 


1) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 61 links) an 
den mittleren Gelenken ist nur je eine einzige Gelenk- 


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schwiele vorhanden. [Trommelfell (in Fig. 61 rechts: 
zwischen Auge und Öhrdrüse a der schwarze Kreis) 
ist halb so groß wie das Auge.] 
Bufo viridis Laur., Tupfenkröte. 
3) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 62 links) liegen 
unter den mittleren Gelenken je 2 Gelenkschwielen 
nebeneinander. Die Stirn zwischen den Augenlidern 
bedeutend breiter als ein oberes Augenlid. [Eine an- 
sehnliche Schwimmhaut zwischen den Zehen. Kein 
schmaler weißer Längsstreifen entlang der Mitte des 
Rückens. | Bufo vulgaris Laur., Graukröte. 


Tornier, 


3) Unter dem längsten Hinterfußzeh (Fig. 63) liegen 
unter den mittleren Gelenken je 2 Gelenkschwielen 
nebeneinander. Die Stirn zwischen den Augenlidern 
ist gewöhnlich schmäler oder nur höchstens ebenso breit 


wie ein oberes Augenlid. [Schwimmhaut zwischen den 
Hinterfußzehen nur ganz unbedeutend. Gewöhnlich 
ein weißer Längsstreifen entlang der Mitte des Rückens. 
Hintergliedmaße nicht oder nur wenig länger als Kopf 
und Rumpf zusammen.] 

Bufo calamita Laur., Kreuzkröte. 


B. Rücken und Bauchhaut glatt; nicht kön noch groß- 
warzig. [Die langen und schlanken Hintergiiedmaßen, 
nach vorn ausgestreckt und an den Körper angelegt, 
reichen mit dem Unterende des Unterschenkels über das 
Auge vor (wie in Fig. 64 bei x). Im Mund (Fig. 59, 2), 
oben am Gaumendach vorn, zwischen den inneren Nas- 
löchern (2), 2 kurze Zahn- 
gruppen (a) nebeneinander. 
Zunge am Hinterrand 
(gegenüber c) mit 2 Zip- 
feln und daselbst aufheb- 
bar.] Gatt. Rana. 


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Fig. 68. Fig. 61. 


1) Dicht hinter dem Auge, an und über dem kreisrunden 
Trommelfell, ein tief-dunkler Schläfenfleck. [Die 


BE a an a a nn a ui al an ni Lan. 


Amphibien. 13 


Hinterfußzehen sind nur am Ansatz durch Schwimm- 

haut verbunden; ihre Spitzen dagegen sind davon frei. 

Der Zwischenraum, der die Augenlider trennt, ist 

höchstens halb so breit wie ein oberes Augenlid.] 

a. Das Hinterbein, nach vorn ausgestreckt und am 
Körper entlang geführt, reicht mit dem Unterende 
seines Unterschenkels (Fig. 64: x) höchstens bis zur 
Schnauzenspitze. 

—+ Schnauze vorn abgestumpft. Der Höcker am 
Innenrande der Hinterfußsohle ist klein, weich 
und eiförmig und ohne Längskante in der Mitte; 
also oben abgerundet (Fig. 65). [Körperunter- 
seite rotbraun oder gelb gefleckt. Der Unter- 
schenkel ist beträchtlich kürzer als das ausge- 
streckte Vorderbein.] 

Rana temporaria L., Grasfrosch. 


Fig. 65. Fig. 66. 


—-+- Schnauze zugespitzt. Der Höcker an der Innen- 
seite der Hinterfußsohle ist groß und in der 
Mitte mit einer Längskante versehen (Fig. 66). 
|Körperunterseite weiß. Der Unterschenkel ist 
kürzer als die ausgestreckte Vordergliedmaße.] 

Rana arvalis Nilss (Moorfrosch). 
b. Das Hinterbein, nach vorn ausgestreckt und an den 
Körper angelegt, reicht mit seinem Unterschenkel- 
unterende über die Schnauzenspitze hinaus. [Das 
Trommeltell fast so groß wie das Auge. Die Körper- 
unterseite weiß. Die Unterschenkel fast so lang 
wie eine ausgestreckte Vordergliedmaße. Der 
Höcker am Innenrand der Hinterfußsohle ist an- 
sehnlich hoch, hart, und in der Mitte mit einer 
schwachen Längskante versehen. Der Kopf er- 
scheint plattgedrückt. 
Rana agilis Thomas, Springfrosch. 
4) Dicht hinter dem Auge, um und auf dem kreisrunden 
Trommelfell, kein tiefschwarzer Schläfenfleck. [Der 
Zwischenraum, der die Augenlider trennt, ist höchstens 
halb so breit wie ein oberes Augenlid.] 
Rana esculenta L., Wasserfrosch. 


74 Tornier, 


Zu Rana esculenta gehören 3 Varietäten: 


a) Werden die Hinterbeine (wie in Fig. 64 unten) 
senkrecht vom Körper abgestellt, so reichen die 
Enden der Unterschenkel (bei v) übereinandeı 
weg. Der Höcker (Fig. 67a) an der Innenseite 
der Fußsohle ist 2!/,—4mal in der Länge des 
kurzen Zehs enthalten, hinter dem er sitzt. 

Rana esculenta, ridibunda. 

b) Werden die Hinterbeine (wie in Fig. 64) senk- 
recht vom Körper abgestellt, so reichen die 
Enden der Unterschenkel (bei ») nicht bis zu- 
einander. 


— Der rundliche Höcker (Fig. 675) an der 
Innenseite der Fußwurzel ist nur 2—3mal 


Fig. 67. 
in der Länge des kurzen Zehs enthalten, 
hinter dem er sitzt. Rana esculenta, typica. 
--- Der rundliche Höcker an der Innenseite 
der Fußwurzel (Fig. 67c) ist nur 1'/,—2mal 
in der Länge des kurzen Zehs enthalten, 
hinter dem er sitzt; er ist also groß, und, 
außerdem hart, und in der Mitte fast scharf- 
kantig. Rana esculenta, lessonae. 
2. An den Hinterfußzehen an der Unterseite unter den Ge- 
lenken sind keine warzenartig hervortretenden Hautwülste, 

d. h. Gelenkschwielen, vorhanden. [Pupille bei Tageslicht 

ein senkrecht stehender Schlitz; oder mit 3 Ausbuchtungen 

versehen (wie in Fig. 60: a, 5 und e).] 

A. Bauch mit auffällig großen, tiefschwarzen, vielästigen 
Flecken besetzt. [Kopf und Rumpf von oben und unten 
stark platt zusammengedrückt. Kein Trommelfell. An 
der Hinterfußsohle an der Innenseite vor dem ersten Zeh 
nur ein winzig kleiner Fußsohlenhöcker. Am Munddach 
vorn zwischen den inneren Naslöchern 2 Gaumenzahn- 
reihen. Pupille wie Fig. 60.a.] Gatt. Bombinator. 


ad he io 


VERTRETEN a SE 


a) 


[2 


Amphibien. 7 


1) Beim lebenden Tier ist die Bauchgrundfarbe gelb. Der 
Unterschenkel ist so lang wie der Hinterfuß oder 
selbst etwas länger (wenn der Fuß gemessen wird vom 
Unterschenkelrand des kleinen Höckers, der der Fuß- 
sohle innen anliegt, bis zur Spitze des längsten Zehs). 
[Rückenhaut wird durch spitzige Warzen rauh. Rücken- 
haut ist meist einfarbig. & zur Paarungszeit, wenn 
es das @ umarmt, mit schwarzen hornigen Haft- 


Fig. 68. 


wülsten an der Innenseite des Unterarms (F ig. 68, 
links), an der Innenseite des ersten, zweiten und 
dritten Vorderfußzehs (ebenda), und an einem oder 
mehreren Hinterfußzehen unten (Fig. 68, rechts).] 
Bombinator pachypus Bonap., Berg-Unke. 
2) Beim lebenden Tier ist die Bauchgrundfarbe rot. Die 
großen schwarzen Flecken darin stehen dicht aneinander, 
neben winzigen weißen. Der Unterschenkel ist kürzer 
wie der Hinterfuß (dieser gemessen vom Unterschen- 
kelrand des kleinen Höckers an der Innenseite der 
Fußsohle bis zur Spitze des längsten Zchs). [Rücken- 
haut oben mit abgerundeten glatten Warzen und ge- 
wöhnlich mit dunklen Flecken. Zur Paarungszeit, 
wenn das Z das ® umarmt, sind nur am Unterarm 
an der Innenseite und an den 3 inneren Vorderfuß- 
zehen an der Innenseite rauhe Haftschwielen vor- 
handen; nicht aber am Hinterfuß.] 
Bombinator igneus Laur., Tal-Unke. 
B. An der Hinterfußsohle (Fig. 69) an der Innenseite eine 
mächtig große gelbbraune Hornschaufel, die von den 
Seiten her zu einer scharfen 
Kante zusammengedrückt ist. 
[Die Zehen sind bis zu den 
Spitzen durch Schwimmhaut 
verbunden. Die Bauchhaut 
hat nicht auffällig große, ver- 


ästelte, tiefschwarze Flecken. : 
Pupille im Licht und Spiritus \ | 
ein senkrechtstehender Schlitz \ 
(Fig. 60c). Trommelfell, als >> 
kreisrunde Scheibe dicht hin- G 
ter dem Auge, fehlt. Im Hand- 
teller nur 2 Höcker.] 

Pelobates fusceus Laur., Fig. 69. Fig. 70. 

Knoblauchskröte. 


C. Die Hinterfußzehen sind nicht bis zu den Spitzen, sondern 
nur am Ansatz durch Schwimmhaut verbunden. An den 


Tornier, 


Vorderfüßen liegen im Handteller (Fig. 70) 3 Hauthöcker 
in einer Querlinie nebeneinander. [Bauchhaut weiß. 
Pupille bei Licht ein senkrecht stehender schmaler Schlitz 
(Fig. 605). Trommelfell, als kreisrunde Scheibe dicht 
hinter dem Auge, auffällig deutlich. Der Höcker am 
Innenrand der Hinterfußsohle ist klein, weich, eiförmig 
und ohne scharfe Längskante in der Mitte.] 

Alytes obstetriecans Laur., Geburtshelferkröte. 


B. Bestimmungstabelle der Vollfrösche, wenn sie 


im Wasser laichen. 


I. Das £ umfaßt mit seinen Vorderbeinen das ? dicht vor den 


11. 


Hinterbeinen. Pelobates fusceus, Bombinator pachypus 
und igneus. 

Bei Alvtes geschieht es auch, aber auf dem Lande; und die 

Eier werden erst später ins Wasser gebracht. 

Das & umfaßt das © dicht hinter den Vorderbeinen und 

drückt dabei entweder seine Vorderfüße gegen die weibliche 

Bauchunterseite (Rana esculenta, arvalıs, temporaria und agzlıs 

und Dufo wiridis), oder die Vorderfüße des Z greifen in die 

Achsel des @ ein oder gegen den Rücken dicht über der 

Achsel (Zyla arborea, Bufo calamita und Bufo vulgaris). 


C. Bestimmungstabelle für Froscehlaich und Eier. 
I. Der Laich wird vom & an den Hinterbeinen getragen und 


erst dann ins Wasser gebracht, wenn die Jungen bereits _ 


weit entwickelt sind und ausschlüpfen 
können. Die Eier liegen einzeln hinter- 
einander und sind durch einen ganz 
dünnen Schleimstrang miteinander ver- 
bunden (Fig. 71). Alytes obstetricans. 

II. Die Eier liegen (Fig. 72) unregelmäßig 
in einem dicken Schleimband. [Die 

i Keimkugel ist anfangs oben dunkel- 
Fir. 74. braun oder schwarz, unten weiß; und 

1'/,—2'/, mm im Durchmesser.) 

: Pelobates fuscus. 


III. Die Eier liegen (Fig. 72) in 2 langen Schleimschnüren. [Die 


Keimkugel ist anfangs ganz dunkelbraun oder schwarz, oder 
hat einen weißen unteren Pol.) Gatt. Bufo. 


1. Die Eier liegen im Schleimstrang (Fig. 73, unten), solange 
dieser locker ist, in 3—4 Reihen nebeneinander; wird der 


u a ET 5 ck 


a 
A 


j 


Amphibien. 17 


Strang straffgezogen (Fig. 73, oben), sind nur 2 Eilängs- 
reihen darin. Keimkugel 1'/,—2 mm im Durchmesser. 
Bufo vulgaris. 
2. Im locker gelagerten Schleimstrang liegen die Eier in 
3—4 Reihen nebeneinander, im straffgezogenen in 2 Reihen. 
Keimkugel 1—1'/, mm im Durchmesser. Bufo viridis. 


3. Im locker gelagerten Schleimstrang liegen die Eier in 
2 Reihen; im straffgezogenen in einer Reihe. [Keim- 
kugeldurchmesser 1—1'/, mm. Bufo calamita. 

IV. Die Eier liegen in großen Schleimklumpen (Fig. 74 u. 75). 

[An der Keimkugel ist der obere Pol braun oder schwarz, 

der untere weiß oder gelblich. | 

1. Die Eischale mißt kurz vor dem Ausschlüpfen des Em- 
bryoe 3—4 mm im Durchmesser. Der Embryo ist gelb- 
lich. Die Keimkugel ist anfangs oben braun, unten 
gelblichweiß und 1'/, mm im Durchmesser (Fig. 74). 
| Hyla arborea. 


2. Die Eischale kurz vor dem Ausschlüpfen des Embryos 
ist ”—10 mm im Durchmesser. Der Embryo ist braun 
oder schwärzlich (Fig. 75). Gatt. Rana. 


78 Tornier, 


A. Die Keimkugel ist zur Hälfte oben braun oder schwärz- 
lich, unten gelblich oder weiß, oder der untere helle 
Fleck bedeckt wenigstens das untere Drittel. Die 
Eierklumpen liegen ‘im Wasser untergetaucht. 


1) Der Keimkugeldurchmesser ist 1'/,—2 mm. 
Rana esculenta und Rana arvalis. 
2) Der Keimkugeldurchmesser ist 2—3 mm. 
Rana agilis. 


B. Die Eier schwim- 
men im Wasser 
an der Oberfläche. 
Keimkugel an- 
fangs fast ganz 
schwarz, mit 
einem kleinen 
weißen unteren 
Pol und 2 EB 
3 mm Durch- 
messer. 

Rana tempo- 
raria. 


V. Die Eier (Fig. 76) 
werden einzeln oder 
in kleinen Gruppen 
zu 2—12 abgelegt. 


ist der obere Pol 
braun, der untere 
weiß oder gelblich. 
Die Keimkugel hat 
2 mm Durchmesser 

Bombinator' 


D. Bestimmungstabelle für die Froschlarven, 
wenn sie äußere Kiemen und Spinndrüsen auf- 
weisen. 


Gestalt wie in Kuie 56, 2 und 3; die Kopfunterseiten in Fig. 
78— 4. 

Es handelt sich dabei nur um Larven, die das Ei entweder 
gerade verlassen oder erst 1—2 Tage frei leben; und es kommen 
dabei nur 9 Froscharten in Betracht, da die Larven der Geburts- 
helferkröte (Alytes odstetricans) erst aus dem Ei kommen, wenn sie 
bereits als Larven höherer Ordnung mit Ausatemschlauch und 
inneren Kiemen versehen sind. 

Ferner ist das Bestimmen an Larven auf diesem Entwicklungs- 
stadium kaum möglich, denn dieselben sind nicht nur so klein, daß 
selbst 20fach vergrößernde Lupen zu ihrer Besichtigung kaum aus- 
reichen, sondern es verändern sich außerdem ihre Spinndrüsen, und 
“ damit das einzige für ihre Erkennung brauchbare Organ, wie ohne 
Übertreibung gesagt werden darf, in jeder Stunde ihres Daseins ganz 
wesentlich. Diese Tabelle ist deshalb auch nur dann zu be- 
nutzen, wenn derartige Larven bereits abgetötet in die Hände des 


E 
5 


An der Keimkugel _ 


Amphibien. 79 


Besitzers fallen; hat er sie dagegen lebend erhalten, so ist es am 
besten, sie in ein Gefäß trinkbaren Wassers zu tun und einige 
Tage darin zu lassen; sie verwandeln sich dann, ohne daß Fütterung 
oder sonstige Pflege notwendig ist, in Larven mit Ausatemschlauch 
und inneren Kiemen und sind nun sicher — wenn auch schwer E= 
zu bestimmen. 

Für die Bestimmung der Froschlarven im Höhenpunkt 1. 
Spinndrüsenentwicklung hat Johannes Thiele die nachfolgende, 
hier etwas veränderte Anleitung und die in Fig. 77 zusammenge- 
stellten Figuren gegeben: 

Bei Pelobates fuscus ist der Spinndrüsenapparat Y-förmig und 
seine Gabelspitzen ziehen am Körper des Tieres nach vorn bis 
zur Mundöffnung hin, die als halbmondförmiger Schlitz dazwischen 
liegt. 

Bei Zufo vulgaris ist der Spinndrüsenapparat V-förmig und 
seine Spitzen liegen dicht am Munde des Tieres. 

Bei Bufo wirid:s ist der Spinndrüsenapparat ebenfalls halb- 
mondförmig, aber seine Spitzen liegen weit vom Munde ab. 

Bei Rana rer za. und esczlenta bilden die Spinndrüsen unter 
dem Munde 2 voneinander fast oder ganz unabhängige Wülste, 
von denen jeder außerdem von einer Furche durchzogen wird. Die 
Wülste sind dabei längs-oval. 


Pelobates Bufo Bufo 


fuseus vulgarıs viridis 
m m a——m® a 
@ ® 
WW / @0 
Rana esou - Rana Hyla arborea Bombinator 
lonta agilis igneus 
Big. 4X. 


Auch bei ARana arvalis und agzlis bilden die Spinndrüsen unter 
dem Munde 2 voneinander unabhängige Wülste, die von je einer 
Furche durchzogen werden, die Wülste sind aber fast kreisförmig 
im Umriß. 

Bei Zyla arborea bilden die Spinndrüsen 2 gegeneinander selbst- 
ständige Wülste, die aber beide nicht von einer Furche durchzogen 
werden und neben dem Munde liegen. 

Bei Bombinator igneus endlich sind die Spinndrüsen 2 unter 
dem Munde dicht nebeneinander liegende und später sich ver- 
einigende einfache Wülste. 

Um nun ferner dem Sammler einen Begriff zu geben, wie sehr 
andererseits die Spinndrüsen jeder einzelnen Froschart im Verlauf 
ihrer Entwicklung und darauf folgenden Rückbildung ihre Form 
ändern, sind dieser Arbeit die nachfolgenden Figuren beigegeben. 


30 | Tornier, 


Fig. 78 stellt dabei die Mund- und Spinndrüsenentwicklung 
von Rana arvalis nach des Verfassers eigenen Beobachtungen dar. 


Se ZN WV) 


Fig. 78. ARana arvalıs. 


Fig. 79 enthält nach des Verfassers eigenen Beobachtungen 
2 Stadien aus der Spinndrüsenentwicklung von Rana temporaria, 


Fig. 79. Rana temporaria. | 


Amphibien. 81 


die — mit den entsprechenden von Rana arvalıs (Fig. 79, Bild 4 
und 5) verglichen — zeigen, wie die Spinndrüsen dieser beiden 
Froscharten im Höhepunkt ihrer Entwieklung durch Längenunter- 
schied voneinander abweichen. 


Fig. 80 gibt die Mund- und Spinndrüsenentwicklung von Zelo- 
bates fuscus nach Beobachtungen des Verfassers wieder. 


Pr 


Fig. 80. Pelobates fuscus. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 6 


83 Tornier, 


Fig. Sl zeigt die Spinndrüsen von Bufo vulgaris nach Thiele 
(Die kleinen Figuren neben den großen geben dabei die beobach- 
teten Tiere in der Originalgröße.) 


h 


Fig. 831. Dufo vulgarıs. 


Amphibien. 83 


Fig. 82 zeigt die Spinndrüsen von Zufo vir:dıs nach Thiele. 


Fig. 32. Dufo viridıis. 


Fig. 83 zeigt die Spinndrüsen von Dombinator igneus nach 
Götte. 


Fig. 3. Bombinator igneus. 


6* 


84 Tornier, 


Fig. 84 zeigt die Spinndrüsen von Zyla arborea nach Thiele. 


Fig. 84. Zyla arborea. 


E. Bestimmungstabelle der Froschlarven mit 
inneren Kiemen und Ausatemschlauch. 


Für die Bestimmung der Froschlarven in diesem Alter bei — 
nicht unbedingt nötiger — Mitberücksichtigung des Mundes sind 
eine scharfe — etwa 20fach vergrößernde — Lupe und die Kenntnis ° 
der Mundbildung dieser Tiere unentbehrlich. In Fig. 85 unten 
ist ein solcher Mund abgebildet: »z bezeichnet die Mundöffnung; 
ok den Ober-, «% den Unterkiefer; oZ/ ist die Oberlippe, die rings 
von einem gefranzten Saum umrandet ist; zZ ist die ebenso be- 
grenzte Unterlippe. Auf beiden Lippen stehen lange Zahnquer- 
wülste, auf welchen die Zähne in 2—3 Längsreihen angeordnet 
sein können. 


I. Ausatemschlauch in der Bauchmitte gelegen; After ebenfalls. 
Schwanzende abgerundet oder stumpf am Ende. [Der Mund 
ist ringsum (Fig. 85) von einem zackigen Saum umgeben, 
der aber zuweilen inmitten der Oberlippe ein wenig unter- 
brochen sein kann. In der Oberlippe 2 Zahnquerwülste; in 
der Unterlippe 3. In jedem Wulst stehen 2 oder 3 Zahn- 
reihen. | 


1. Ausatemschlauch näher der Schnauzenspitze als dem 
After. Der Schwanz wenigstens 1'/,mal so lang als der 
Körper, 2?/,—3!/, mal so lang als breit. Die durchsich- 


Bumer, 


Amphibien. 85 


tigen Schwanzborten ohne feine Linien, die sich kreuzen 


(Fig. 87). Alytes obstetricans. 
2. Ausatemschlauch liegt dem After näher als der Schnauzen- 


spitze. Der Schwanz nicht über 1'/,mal so lang wie der 


Körper; 2—2/, mal so lang als tief. [Die durchsichtigen 
| Schwanzborten mit feinen Linien, die sich kreuzen.) 


Fig. 86. 


A. Mund dreieckig (Fig. 86). 


Bombinator igneus. 
B. Mund elliptisch (Fig. 87), 


Bombinator pachypus 


86 Tornier, 5 ; 


II. Der Ausatemschlauch liegt auf der linken Körperseite. (In 


jedem Ober- und Unterlippenzahnwulst steht nur eine ein- 


zige Zahnlängsreihe.] 

1. Die  Afteröffnung 
(Fig. 88) ist nach 
unten gerichtet. 

A. Der Ausatem- 
schlauch (Fig. 88) 
steht nach hinten 
aufwärts. Der 
Schwanz . über- 
trifft den Körper 
1'!/,—2 mal. [Die 
Unterlippe mit 
gefranztem Rand. 
Auf Ober- wie 
Unterlippe je 4 
bis5 Zahnwülste.] 
(Fig. 88.) 

Pelobates 
fuscus. 


B. Der Ausatemschlauch ist schnurgerade nach hinten gerichtet. 
Der Schwanz am Ende abgerundet (Fig. S9). [Sowohl Ober- 
wie Unterlippe (Fig. 89) mit gefranzten Mundwinkeln. 
Oberlippe hat 2 Zahnwülste, Unterlippe 3.] Gatt. Bufo. 


l) Die Mundbreite we- 
nigstens gleich dem 
Augenzwischenraum 
oder größer. Der 
Augenzwischenraum 
ist 2mal so groß wie 
die Entfernung der 
Naslöcher voneinan- 
der. |Der unterste 


hat eine kleine Unter- 

brechung in der Mitte 
(Fig. 89).] 

Bnfo vulgaris. 

2) Der Mund fast so breit wie der Augenzwischen- 

raum,. Der Augenzwischenraum 1'/,mal so groß 


Oberlippenzahnwulst 


Amphibien. te, 


h wie die Entfernung der Naslöcher voneinander. 
[Der unterste Oberlippenzahnwulst in der Mitte 
mäßig weit durchbrochen (Fig. 90).] Bufo viridis. 


Br aaa “che, en F 
heine 2 


u 


I 


ur ee rm 
Fig. 89. Fig. 9%. 


3) Der Mund ist viel weniger breit als der Augen- 
zwischenraum. Der Augenzwischenraum ist fast 2mal 
so groß wie die Entfernung der Naslöcher voneinan- 
der. |Der untere Oberlippenzahnwulst i in der Mitte 
stark unterbrochen (Fig. 91).] Bufo ealamita. 

C. Die Afteröffnung ist nach rechts gerichtet. Der Aus- 
atemschlauch schaut rückwärts und nach oben. Die 

Unterlippe hat ausgefranzten Rand. 


Fig. 91. Fig. 92. 


1) Die Afteröffnung liegt über der unteren Schwanz- 
kante. Die obere Schwanzborte zieht auf dem 
Rücken weit nach vorn, fast bis zwischen die 
Augen. Die Augen liegen seitlich am Kopf und 
sind daher sowohl vom Bauch aus sichtbar wie 
vom Rücken. [Oberlippenzähne auf 2 Querwülsten, 
in der Unterlippe auf 3 (Fig. 92).] Hyla arborea. 

2) Die Afteröffnung liegt nahe der unteren Schwanz- 
kante. Die obere Schwanzborte endet vorn bereits 
gegenüber dem Ausatemschlauch, Die Augen liegen 
auf der Kopfoberseite. Gatt. Rana. 


85 Tornier, 


a. Die Oberlippe hat 2 oder 3 Zahnwülste. Die 
Unterlippe 3. 


a) Der Augenzwischenraum ist wenigstens 2mal 
so lang wie die Entfernung der Naslöcher 
voneinander und viel größer als die Mund: 
breite. Der Schwanz ist scharf zugespitzt 
und wenigstens 2mal so lang wie der Rumpf 
(Fig. 93). Rana esculenta. 


TNen! 


RE 
Fe 


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er. 


BE ee] 
Fe 


b) Der Augenzwischenraum ist nur wenig länger 


wie der Naslöcherzwischenraum oder wie die 


Mundbreite. Der Schwanz ist 1°/,—2mal 


so lang wie der Rumpf (Fig. 94). 
Rana arvalis. 


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Le A a 2 a iv EA Zac KT ae a ae Es Ze a la a ale tl ad Heat 


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Kai 2 2 Fe a De 0 an 


Amphibien. 89 


Die Oberlippe hat 3—5 Zahnquerwülste; an 
der Unterlippe sind 4. 


a) Der Schwanz endet stumpfspitzig und ist 
1'/,mal so lang wie der Rumpf. [Kein 
schwarzer Höcker auf dem OÖberkieferschna- 
bel (Fig. 95).] Rana temporaria. 


b) Der Schwanz endet scharf zugespitzt oder 
wenigstens spitz und ist 2mal so lang wie 
der Rumpf. [Augenzwischenraum wenigstens 
2mal in der Mundbreite oder im Naslöcher- 
zwischenraum. Gewöhnlich ein schwarzer 
Höcker auf dem Oberkieferschnabel (Fig. 96).] 

Rana agilis. 


V. Pisces (inkl. Cyclostomata), Fische. 


Von 
P. Pappenheim (Berlin). 
(Mit 76 Abbildungen im Text*). 


Vorbemerkung. 


In den im folgenden gegebenen Bestimmungstabellen und dem 
größten Teil der Beschreibungen ist der Versuch gemacht, die 
deutschen Süßwasserfische hauptsächlich nach äußeren Merkmalen 
zu charakterisieren, um eine Bestimmung ohne die viel schwierigere 
Benutzung anatomischer Charaktere zu ermöglichen. Von diesem 
Vorsatz wurde nur wenige Male, hauptsächlich bei den von den 
Salmoniden (Lachsen) handelnden Tabellen eine Ausnahme gemacht, 
weil es nicht möglich erschien, hier die Untergattungen und Arten 
ohne Zuhilfenahme der Morphologie des Vomer (Pflugscharbeins) 
zu begrenzen und in einer die Bestimmung ermöglichenden Weise 
zu charakterisieren. Dagegen hat das Eingehen auf die Anatomie 
des Schädels bei den Cypriniden (Karpfenfischen) nur den Zweck, 
eine hier verhältnismäßig leicht vorzunehmende Kontrolle der Gat- 
tungs- und Artbestimmungen auf anatomischer Grundlage zu er- 
möglichen. 


Die Kenntnisse von den Larven der einheimischen Fische sind 


auch heute noch zu lückenhaft, als daß es möglich gewesen wäre, 
diesem interessanten (Gebiet eine besondere Behandlung auf um- 
fassender Grundlage zu widmen. Doch wird man an mehreren 
Stellen Hinweise auf die larvale Entwicklung finden. 

Die Literatur wurde überall in weitgehendstem Maße, aber 
nicht ohne eine gründliche Kritik, benutzt, auch an Stellen, wo 
dies nicht besonders angegeben werden konnte, wie ja für ein im 
engsten Rahmen gehaltenes Taschenbuch selbstverständlich ist. 

Die beigegebenen Illustrationen sind zum überwiegenden Teile 
Originale. Auch da, wo sie in Anlehnung an vorhandene Vorlagen 
(so z. B. Möbius-Heincke, Östseefische) entstanden sind, be- 
ruhen sie durchweg auf erneuter kritischer Prüfung der natür- 
lichen Modelle, und es ist mir auch an dieser Stelle eine an- 
genehme Pflicht, Herrn Kunstmaler Paul Flanderky für seine 
verständnisvolle Arbeit und sein stets entgegenkommendes Eingehen 
auf mannigfache Wünsche bestens zu danken. 


*) Die Figuren sind von P, Flanderky gezeichnet. 


Pisces. 91 


I. Allgemeines, 


An einem Fisch von gewöhnlicher*) Gestalt unterscheidet man 
äußerlich folgende Teile: 1. den Kopf; 2. den Rumpf; 3. den 
Schwanz; 4. die Flossen. 


R R 


Br B 5 A s 


Fig. 97. Die äußeren Merkmale des Fisches. (Original.) 


Der Kopf (Fig. 97%) reicht vom vorderen Körperende bis an, 
an die Kiemenspalte (sö); der Rumpf (r) von da bis zum After (a) 
der Schwanz (s) von da bis zum hinteren Körperende. Die Flossen 
stehen auf dem Rücken (R), am Bauch (2), hinter den Kiemen- 
spalten an der Brust (Zr), hinter dem After (4) und am Schwanz (5). 

Am Kopf heißt der ganze vor den Augen liegende Teil ohne 
Unterkiefer „Schnauze“ (Fig. 98sckr), und man versteht unter 
„Schnauzenlänge“ den Ab- 
stand der Schnauzenspitze 
vom vorderen Augenrand. Auf 
der Oberseite der Schnauze 
stehen die Nasenlöcher (Fig. 
98 z), und zwar auf jeder Seite 
zwei nebeneinander, bei den 
einzelnen Arten in recht ver- 
schiedenen Abständen von- 
einander. 

Noch weiter nach vorn, 
nahe am Mundrand, finden 
sich öfters ein oder mehrere Fig. 98. Der Kopf (Original). 

Paare von „Bartfäden‘ oder 
„Barteln“ (Fig. 972); ebensolche können auch gegenüber, am Unter- 
kiefer, vorkommen. 


PU Ss 


N zd 


Mm ww vd 


*) Für Fische mit starken Abweichungen von der typischen Gestalt (z. B. 
die Neunaugen) haben diese Bezeichnungen natürlich nur eine eingeschränkte Gültig- 
keit, wie schon an Fig. 106 zu ersehen ist. 


92 Pappenheim, E 1 


Hinter den Nasenlöchern stehen die Augen. Man bezeichnet 
ihren Abstand voneinander als „Zwischenaugenraum“ und mißt ihn 
vom oberen Rande des einen Auges bis zu dem des anderen in der 
kürzesten Entfernung. Er bildet den besten Maßstab für die Be- 
urteilung der Kopfbreite. Hinter und unter den Augen liegen 
die „Wangen“ (Fig. 98w). Nach unten reichen sie etwa bis an die 
Mundwinkel; ihre hintere Grenze wird meist durch ein — nicht 
immer deutlich vortretendes — spangenartiges Knochenstück, den 
„Vordeckel“ (Fig. 98v@) bezeichnet, auf welchen dann der meist 
deutlich sichtbare, flache „Kiemendeckel“ (Fig. 98%d) folgt, der 
selbst noch in mehrere Teile gegliedert ist. 

Vorn an der Schnauze befindet sich die Mundöffnung (Fig. 98) 
bei den verschiedenen Arten in recht verschiedener Lage. Doch 
kann man für die Bestimmung 3 hauptsächliche Fälle der Mund- 
stellung unterscheiden, nämlich 1. endständig (Fig. 99a), 2. ober- 


® ® © 


a b 2 


Fig. 99. Mundstellung. « endständig, 5 oberständig, c unterständig. (Original.) 


ständig (Fig. 995), 3. unterständig (Fig. 99c), je nachdem die Maul 
spalte durch die Kopfspitze geht, oder oberhalb bzw. unterhalb 
derselben liegt. Im einzelnen finden sich hier zahlreiche Ab- 
stufungen und Übergänge. Der äußerste Fall einer unterständigen 
Mundstellung findet sich bei den Stören; hier liegt nämlich die 
Maulspalte in beträchtlicher Entfernung von der Schnauzenspitze 
auf der stark abgeflachten Unterseite des Kopfes. 

Unter ‚‚Kopflänge‘“ versteht man den Abstand der Schnauzen- 
spitze vom äußersten, d.h. am weitesten nach hinten gelegenen 
Punkt des Kiemendeckels. = 


Im Munde der Fische finden sich meist zahlreiche Zähne, bei 


den einzelnen Arten von verschiedenster Form, Größe, Zahl und 


Anordnung. Heben sich einzelne Zähne ganz besonders gegen die. 


übrigen durch ihre Länge ab, so daß man 2 Arten unterscheiden 
kann, so bezeichnet man erstere als „Hundszähne‘“. Sehr kleine, 
in großer Anzahl zu förmlichen Platten vereinigte und dicht bei- 
einander stehende Zähne tragen die Bezeichnung „Bürstenzähne“, 

Am Rumpf sind die auch sonst bei den übrigen Wirbeltieren 
angewandten Bezeichnungen wie „Rücken“, „Bauch“ usw. ohne 
weiteres verständlich. In einigen Fällen zeigt die Beschaffenheit des 
Bauches eine vom gewöhnlichen abweichende Bildung. Es kann 
nämlich bisweilen in der Mittellinie eine vom After nach vorn ver- 
laufende Kante ausgebildet sein, während sonst der Bauch meist 
sanft gerundet erscheint. 

Am Schwanz erfordert häufig die Beschaffenheit des soge- 


nannten „Schwanzstieles“ besondere Aufmerksamkeit. Es ist 


das der Teil des Schwanzes, der hinter dem Ende der Afterflosse 
(8. u.) und vor dem Anfang. der Schwanzflosse (s. u.) liegt und 
auch von der Rückenflosse — .wenn diese so weit nach hinten 


 Bauchflossen an der Kehle, 


Pisces. 93 


reicht — unbedeckt bleibt, also der gänzlich flossenfreie Schwanz- 
abschnitt (Fig. 97). 

Besonders ist das Verhältnis seiner Länge zur Höhe zu be- 
achten (im Profil zu messen). 

Von Flossen unterscheidet man — mit Ausnahme der Nenn- 
augen — stets zwei Arten. Die einen, die sogenannten „paarigen“ 
Flossen, entsprechen den Vorder- und Hinterbeinen der höheren 
Wirbeltiere und liegen dementsprechend in 2 Paaren symmetrisch 
auf beiden Körperseiten, das erste Paar — dem Schultergürtel ein- 
gelenkt — stets unmittelbar 
hinter den Kiemenspalten als 
„Brustflossen“ (Fig. 97 2r), 


‘ das zweite Paar — welches 


bisweilen fehlt — die ‚„Bauch- 
flossen“ (Fig. 97 3) gewöhn- 


lich weiter nach hinten am ern 
Bauch, aber immer vor der — Tr 


Afteröffnung (Fig. 97 a). Diese Papas. 
Lage der Bauchflossen heißt 
„bauchständig“ (Fig. 100a«) a 


und ist die häufigste. Doch 
kommeh, wenn auch seltener, 
noch 2 andere Lagen vor: die 
„brustständige“, wenn. diesel- 
ben nach vorn gerückt sind 
und unter den Brustflossen 
stehen (Fig. 1002) und die 
„kehlständige‘, wenn die 


also noch vor den Brustflossen, 
eingelenkt sind (Fig. 100.). 
Dementsprechend sitzen auch 
die Beckenknochen, an die die 
Bauchflossen angesetzt sind, am 
Bauch, an der Brust oder an 
der Kehle. Stets sind die 
Bauchflossen der rechten und pe 
linken Seite einander mehr ge- 
nähert als die weiter ausein- 

ander liegenden Brustflossen. E 


Die andere Art der Fisch- _. 
dere = Fig. 100. Lage der Bauchflossen. a bauch- 


flossen, die sogenannten „un- ständig, 5 brustständig, c kehlständig. 
paaren“, auch die „senk- (Original.) 
rechten‘ genannt, liegen ge- 
nau in der Symmetrieebene des Fischkörpers und sind nur einmal 
ausgebildet. Gewöhnlich kann man mehrere selbständige Abschnitte 
dieser Flossen unterscheiden: 

1 Die „Rückenflosse“ (Fig. 101 R) auf dem Rücken, in einigen 
Fällen in zwei einzelne, eine vordere (erste) und eine hintere (zweite) 


geteilt und dann als %, und Z, unterschieden. 


. 2. Die „Schwanzflosse“ (Fig. 101.5), meist '„gabelig“ d.h. 
mit mittlerem dreieckigem oder halbmondförmigem Ausschnitt am 
Hinterrande und einem — mehr ‘oder weniger ausgebildeten — 


‘oberen und einem unteren Lappen; seltener ist sie grade abgestutzt 


oder konvex zugerundet. 


94 Pappenheim, 


3. Die „Afterflosse“ (Fig. 101 4), unmittelbar hinter der 
Afteröffnung (Fig. 101a). 


R HF 


a A 
Fig. 101. Die senkrechten Flossen. (Original.) 


Außerdem kommt noch eine 4. Art von unpaaren Flossen vor, 
die sogenannte „Fettflosse‘“; sie liegt stets zwischen der Rücken- 
und der Schwanzflosse, etwa an Stelle einer zweiten Rückenflosse 
(Fig. 101 7). Bei unsern einheimi- 
schen Fischen ist sie stets strah- 
lenlos (s. u.). 

Jede Flosse (mit Ausnahme 
der Fettflosse) besteht aus einer 
doppelten Membran, welche von 
darin eingelagerten knorpeligen 
oder verknöcherten Stäbchen, den 
sogenannten „Flossenstrahlen“ ge- 
Fig. 102. Die verschiedenen Flossen- stützt wird. Bei diesen unter- 

strahlen: zu weiche, % harte. scheidet man weiche und harte 
Strahlen. Die weichen — auch 

„Gliederstrahlen“ genannt — (Fig. 102 w) setzen sich aus einzelnen, 
äußerst zahlreichen Stückchen zusammen, die geldrollenartig 
hintereinander gereiht sind. Sie bleiben daher stets biegsam. 
Meist sind sie überdies nach dem Ende zu gabelförmig verzweigt. 

Die harten Strahlen dagegen — auch „Stacheln“ genannt — 
(Fig. 102 %) bestehen meist aus einem Stück, sind stets unverzweigt 
und meist ganz starr. 

Die Zahl der Flossenstrahlen ist stets für die einzelnen Arten, 
mitunter sogar für die Gattungen und Familien annähernd kon- 
stant und bietet daher auch für die Bestimmung ein brauchbares 
Merkmal. Ist ihre Zahl sehr groß, so daß die Flosse einen großen 
Raum am Körper beansprucht, so nennt man die Flosse „lang“. 
„Verlängert“ heißt sie dagegen, wenn ihre Strahlen lang ausge- 
zogen sind. 

Da ein Teil der unpaaren Flossen häufig im Vorderteil aus 
harten, hinten aus weichen Strahlen besteht, so ergibt sich ein 
für die meisten Arten ziemlich konstantes Zahlenverhältnis. 

Die Haut der Fische ist selten ganz nackt, häufiger teil- 
weise oder vollständig mit Hartgebilden verschiedener Art und 
Gestalt bedeckt. Die meisten unserer Süßwasserfische tragen dach- 
ziegelartig übereinandergreifende Schuppen, die ausnahmsweise 


Pisces. 95 


sehr klein und dann schwer sichtbar sein können (z. B. beim Aal). 
Verhältnismäßig selten findet man statt der Schuppen große 
Knochenschilder ausgebildet (z. B. Stör, Stichling). 

Wenn Schuppen vorhanden 
sind, so sind sie stets — 
die einzige Ausnahme bildet 
der sogenannte ,Spiegel- 
karpfen“, — in regelmäßigen 
Längs- .und schiefen Quer- 7 
reihen angeordnet. Eine un- AM 
gefähr in der Mittellinie der 
beiden Körperseiten von der 
Kiemenspalte bis zum Beginn 
der Schwanzflosse verlaufende 
Schuppenreihe ist gewöhnlich 
durch eine ziemlich auffal- 


lende Reihe von Punkten, y 
die sogenannte „Seitenlinie“ 


A / 


\R 


Y 


j 


der Seitenlinien — ihre Zahl ’ On) 
bezeichnet man als „s2“ —, > 
sem Zweck (Fig. 103) die 


(Fig. 972), gekennzeichnet *). y ' N 
Für die Bestimmung der 
Arten benutzt man fast immer 
die durchbohrten Schuppen — y 
um in einfachster Weise die RN 

für die Charakterisirungdee TIFfTtirrtrtrrr 
Arten durch ihre Konstanz 
wertvolle Zahl der Schuppen- 

 Querreihen ‚Sch‘ festzu- 
stellen. Man beginnt zu die- URRK Y un 


Zählung mit der ersten durch- 
bohrten Schuppe an der 
 Kiemenspalte, um sie der 
Reihe nach (Fig. 103, 25—35) 
bis zur letzten durchbohrten 
Schuppe auf dem Schwanz- 
stiel durchzuführen. Nur 
wenn (z. B. bei Barschfischen) 
die Seitenlinie eine große Zahl ' [N AN I AN 
der Schuppenquerreihen über- V N 
springt, DE an die durch- AN NI N 


bohrten Schuppen nicht ein- III 
fach zur Feststellung der N 
Querreihen benutzen, sondern 


hat beide Werte festzustellen. 

DieZahlder Schuppenlängs- 

reihen stellt man fest, indem 

man die Zählung mit der 

ersten Schuppenreihe ober- Fig. 103. Das Zählen der Schuppenreihen am 
halb der Seitenlinie beginnt Fisch. (Original.) 

(und zwar an einer senk- 


*) Hier münden die Poren der ‚‚Seitenkanäle‘‘ nach außen, feiner, der Wahr- 
nehmung von Druckschwankungen des Wassers dienender Sinnesorgane. 


96 Pappenheini, 


recht unter dem Anfang der Rückenflosse gelegenen Schuppe, 
Fig. 103 bei »> 1 und nun die einzelnen Längsreihen aufwärts bis 
zur obersten Schuppenreihe, dicht am Anfang der Rückenflosse 
in senkrechter Richtung zählt. Man achte darauf, immer nur die 
Zahl der Reihen, nicht die im Ziekzack oder in schiefen Streifen 
angeordneten einzelnen Schuppen zu zählen, um Fehlerquellen zu 
vermeiden. Kennt man so die Zahl der Längsreihen oberhalb 
der Seitenlinie, so überspringt man diese und stellt in ähnlicher 
Weise die Zahl der Schuppenlängsreihen unterhalb der Seiten- 
linie fest. Zum Ausgangspunkt der Zählung wählt man hier die 
senkrecht über dem Anfang der Bauchflossen gelegene Schuppe der 
ersten Längsreihe unterhalb der Seitenlinie, und zählt nun die 
Reihen abwärts bis zur Wurzel der Bauchflosse. | 

In einigen wenigen Fällen zählt man danach außerdem noch 
die Schuppenreihen am Schwanzstiel in querer Richtung auf die 
gleiche Art. 

Auf diese Weise erhält man die sogenannte „Schuppenformel“ 
einer jeden Fischart. So z. B. für den Barsch: Sc» 17 &, d.h., der 
Barsch hat 17 Querschuppenreihen in der Seitenlinie, 6 Längs- 
reihen von Schuppen oberhalb und 5 unterhalb derselben. 

Da die Zahlen der; Flossenstrahlen in X und 4 gleichfalls für 
die Bestimmung wichtig sind, so schreibt man auch diese verkürzt 
(Beispiel: Barsch). 

R, 13—16; R, 1/14—16; A 2/7—10, d.h. die 1. Rückenflosse 
mit 13—16 harten Strahlen, die 2. Rückenflosse mit einem harten 
und 14—16 Gliederstrahlen dahinter; die Afterflosse mit 2 harten 
und 7—10 weichen Strahlen dahinter. 

Der Einfachheit halber werden diese beiden Werte ohne weitere 
Bezeichnungen in der Regel an die Spitze jeder Artbeschreibung 
gesetzt und zu einer einzigen „Formel“ vereinigt, so daß man z.B. 
für den Barsch erhält: 


R, 13-16, R, 1/1416; 4 2/7—10, Sch 17 &. 


Unter „Körperlänge“ ist im folgenden stets zu verstehen: Ab- 
stand der Schnauzen- (bzw. Unterkiefer-)spitze vom hinteren Ende 
der Seitenlinie (vor der Schwanzflosse am Ende des Schwanz- 
stieles). Unter „Körperhöhe“ der Abstand des Rückenflossenanfangs 
(Basis des ersten Rückenflossenstrahls) von der Bauchkante, ge- 
messen in einer zur Seitenlinie etwa senkrechten Richtung. 

Die Totallänge (z. B. bei den Größenangaben in Zentimetern) 
reicht bis zum Hinterende des mittelsten Strahls der Schwanzflossen. 


Bestimmungstabelle für die in Deutschland ver- 
tretenen Familien. 


I. Körper sehr auffallend in die Länge gezogen: schlangen- 
förmig. Keine gegabelte Schwanzflosse. Keine Bauch- 
flossen. Haut schlüpfrig glatt. 


A. Nur ein einziges Nasenloch mitten auf dem Kopf. Da- 
hinter rechts und links je 7 Kiemenlöcher. Auch die 
Brustflossen fehlen. Haut vollständig nackt. Maul auf 
auf der Unterseite. 

Fam. Petromyzonidae, Neunaugen, S. 101. 


FE 


Ill. 


Pisces. 97 


B. Zwei Paar Nasenlöcher, je eins rechts und links auf der 
Schnauze. Hinter den Augen auf jeder Seite nur eine 
Kiemenspalte, dahinter jederseits eine Brustflosse. Haut 
mit sehr kleinen, versteckten Schuppen. Maul an der 
Schnauzenspitze. Fam. Anguillidae, Aale, S. 172. 

Körper zu einer flachen Scheibe abgeplattet: blattförmig. 

Schwanzflosse rund abgestutzt. Bauchflossen vorhanden. Haut 

sehr zart beschuppt, stellenweise körnig bedornt. 

Fam. Pleuroneetidae, Plattfische, S. 188 (Fig. 172). 
Körper. nicht schlangen- oder blattförmig, sondern von ge- 
wöhnlicher (,Fisch-“) Form. Schwanzflosse meist gabel- 
förmig ausgeschnitten, seltener grade oder rund abgestutzt. 
Bauchflossen vorhanden. Haut vollständig beschuppt, oder 
doch stellenweise mit Schuppen oder Knochenschildern be- 
deckt, oder auch ganz nackt. 

A. Körper überall nackt, ohne jede Spur von Schuppen 
oder Knochenschildern. 

1. Kopf plattgedrückt, mit breitem Froschmaul. 

a) Lange Barteln am Mund. Bauchflossen bauch- 

ständig. Kiemendeckel ohne Stacheln. 
Fam. Siluridae, Welse, S. 170. 
b) Keine Barteln am Mund. Bauchflossen brust- 
ständig. Kiemendeckel mit Stacheln bewehrt. 

Fam. Cottidae, Groppen, S. 189. 

2. Kopf nicht plattgedrückt. Maul von gewöhnlicher 
Form, mit 4 Barteln. 

Lederkarpfen, siehe bei Cyprinus carpio, S. 132. 

B. Körper nicht überall nackt, stellenweise mit Knochen- 
platten oder Schuppen besetzt. 


1. Kopf vollständig mit Knochenplatten gepanzert. 
Schnauze auffallend verlängert, schaufel- oder schna- 
belartig. Körper auf der nackten Haut mit 5 Längs- 
reihen von Knochenschildern besetzt, wovon eine über 
den Rücken läuft. Maul ganz auf der Unterseite, rüssel- 
artig vorstülpbar. Fam. Acipenseridae, Störe, S. 104. 

2. Kopf nirgends mit Knochenplatten gepanzert. Schnauze 
nicht auffallend gestaltet. Körper auf der nackten 
Haut an den Seiten mit je einer Reihe großer Knochen- 
schilder, oder mit einer oder mehreren unregelmäßigen 
Reihen großer Schuppen, aber immer ohne Rücken- 
schilder. Maul an der Schnauzenspitze, nicht rüssel- 
artig vorstülpbar. 

a) Keine Barteln am Mund. Vor der Rückenflosse 
stehen 3—11 große isolierte Stacheln ohne zu- 
sammenhängenden Hautsaum. 

Fam. Gasterosteidae, Stichlinge, S. 175. 

b) Deutliche Barteln am Mund. Vor der Rücken- 
flosse keine isolierten Stacheln. 
Spiegelkarpfen, s. unter Cyprinus carpto, S. 132. 

€. Körper überall (meist) gleichmäßig beschuppt — nur 
selten mit sehr feinen und deshalb schwer sichtbaren 

Schuppen — doch stets ohne einzelne größere Schuppen 

oder Knochenschilder. 


Süßwasserfauna von Deutschland, Heft i. ( 


ee en rn mung 


98 


18 


Pappenheim, 


Schnauze entenschnabelartig breitgedrückt. 
Rückenflosse auffallend weit nach hinten verschoben. 


Fam. Esocidae, Hechte, S. 174. 


Schnauze nicht entenschnabelartig gestaltet. Rücken- 
flosse nicht auffallend nach hinten verschoben. 


a) 


b) 


Alle oder wenigstens die ersten 12 Strahlen der 
(vorderen) Rückenflosse sind harte, ungegliederte, 
unverzweigte Stacheln. 


aa) Afterflosse mit nur 1—2 Stacheln vor den 
weichen Strahlen. 

Fam. Percidae, Barsche, $. 179. 

bb) Afterflosse mit 3 Stacheln vor den weichen 

Strahlen. 

Fam. Centrarchidae, Sonnenfische, S. 186. 
Alle Flossenstrahlen sind weich, gegliedert und — 
meistens — nach der Spitze verzweigt; höchstens 
steht am Anfange der Rücken-, Brust-, Bauch- oder 
Afterflosse ein derber, gezähnelter Knochenstrahl. 


aa) Kein einziger harter Flossenstrahl in irgend 
einer Flosse vorhanden. Bauchflossen kehl- 
ständig. Ein einziger Bartel mitten am Kinn. 
Fam. Gadidae, Schellfische, S. 177. 

bb) Ein einzelner, harter Knochenstrahl am An- - 
fang der Brust- und Bauchflossen, häufig auch 

der Rücken- und Afterflosse. Bauchflossen in 
bauchständiger Lage. Wenn Barteln vorhanden 
sind, dann stets mindestens zwei. 


a) Eine Fettflosse vorhanden (zwischen Rücken- 
und Schwanzflosse); Barteln fehlen immer. 
Fam. Salmonidae, Lachse, S. 108. 

ß) Keine Fettflosse vorhanden. 


oa) Augen vorn und hinten mit Augen- 
lidern. Bauch mit einer — nach hinten 
gezähnelten — scharfen Kante. Ober- 
lippe in der Mitte tief eingekerbt; 
Barteln fehlen. 
Fam. Clupeidae, Heringe, S. 106. 
PP) Augen ohne Augenlider. Bauch nie 
mit einer sägeförmig gezähnten 
Kante. Oberlippe nie eingekerbt; Bar- 
teln vorhanden oder fehlen. 
Fam. Cyprinidae, Karpfenfische, 
S. 126. 


SD 
de) 


Pisces. 


Il. Systematischer Teil. 


Die deutschen Süßwasserfische gehören zu etwa 75 Arten, die 
sich auf 35 Gattungen und 14 Familien verteilen. In das System 
reihen sie sich in folgender Weise ein: 


Klasse Pisces. 
Unterklasse Cyelostomata. 
Ordnung Hyperoartia. 
Familie Petromyzonidae. 


Gattung Petromyzon, 1 Art. 
x Lampetra, 2 Arten. 


Unterklasse Teleostomata. 


Ordnung Chondrostei. 
Familie Acipenseridae. 
Gattung Acipenser, 2 Arten. 
Ordnung Teleostii. 
Unterordnung Malacopterygii. 
Familie Clupeidae. 
Gattung Clupea, 2 Arten. 
Familie Salmonidae. 
Gattung Trymallus, 1 Art. 
Coregonus, 9 Arten. 


r Osmerus, 1 Art. 
„ Salmo, 8 Arten. 


- Unterordnung Ostariophysi. 
Familie Cyprinidae. 
Unterfamilie Cyprininae. 
Gattung Cyprinus, 1 Art. 

Carassius, 1 Art. 
Tinca, 1 Art. 
B: Barbus, 2 Arten. 
s; Gobio, 2 Arten. 
= Rhodeus, 1 Art. 
„.  Adramis, 6 Arten. 
N Pelecus, 1 Art. 
4 Alburnus, 3 Arten. 
Y Aspius, 1 Art. 
r Lewcaspius, 1 Art. 
e Leuciscus, 9 Arten. 
x Chondrostoma, 2 Arten. 


Unterfamilie Cobitinae. 
Gattung Cobitis, 3 Arten. 


Ib) 


100 Pappenheim, 


Familie Siluridae. 
Gattung Szlurus, 1 Art. 
5 Amiurus, 1 Art. 
Unterordnung Apodes. 
Familie Anguillidae. 
Gattung Anguilla, 1 Art. 
Unterordnung Haplomi. 
Familie Esoecidae. 
Gattung Zsox, 1 Art. 
Unterordnung Gatosteomi. 
Familie Gastrosteidae. 
Gattung Gastrosteus, 2 Arten. 
Unterordnung Anacanthini. 
Familie Gadidae. 
Gattung Zotia, 1 Art. 
Unterordnung Acanthopterygii. 
Abteilung Perciformes. 
Familie Centrarchidae. 
Gattung Mecroßterus, 2 Arten. 
Familie Percidae. | 
Gattung Acerina, 2 Arten. 
h ZLucioperca, 2 Arten. 
4 Perca, 1 Art. 
$ Aspro, 2 Arten. 
Abteilung Zeorhombi. 
Familie Pleuronectidae. 
Gattung Pleuronectes, 1 Art. 
Abteilung Scleroparei. 
Familie Cottidae. 
Gattung Cozttus, 1 Art. 


Klasse Fische, Pisces. 


Wasserbewohnende, wechselwarme Wirbeltiere, mit medianen, 
unpaaren Flossensäumen (und meist paarigen Gliedmaßen, „Flossen‘‘), 
einfachem Herzen, einfachem Blutkreislauf und Kiemen während 
des ganzen Lebens; der Embryo ohne Amnion und Allantois. 


Unterklasse Cyclostomata, Rundmäuler. 


Mit kieferlosem Saugmund, einer einzigen Nasenöffnung, beutel- 
förmigen Kiemengängen, ohne Kiemendeckel und ohne paarige 
Flossen. Skelett knorpelig, keine Schwimmblase vorhanden. 


Ve 


Pisces. 101 


Von den beiden Gruppen — mit blinder („Hyperoartia“) oder 
nach dem Rachen geöffneter Nasenhöhle (,‚Hyperotreta‘“) in Deutsch- 
land nur die 


Ordnung Hyperoartia. 


Nur eine Familie mit dem anatomischen Charakter der Ord- 
nung: 


Fam. Petromyzonidae, Neunaugen. 


Außere Merkmale: Gestalt schlangenartig langgestreckt. 
Maul (beim erwachsenen Tiere) eine runde Saugscheibe mit Horn- 
zähnen. Auf beiden Seiten des Kopfes 7 Kiemenlöcher, davor je 
ein Auge (dieses nur beim ausgewachsenen Neunauge), dazwischen 
ganz nach vorn ein einziges Nasenloch (,„Neunaugen“). 2 Rücken- 
flossen, die hintere mit der abgestutzten Schwanzflosse zusammen- 
hängend. Keine Brust- und Bauchflossen. Haut nackt, schleimig 
glatt (vgl. Fig. 106). 


Geographische Verbreitung, Lebensweise, Entwick- 
lungsgeschichte: 


Meere und Süßwasser der nördlichen und südlichen Halbkugel, 
hauptsächlich innerhalb der gemäßigten Zone. Ein Teil der Arten 
geht in die Flußmündungen oder weiter hinauf und laicht stets im 
Süßwasser. Die einige Wochen nach der Eiablage aus dem Ei 
schlüpfenden Jungen — bei uns „Querder‘“ genannt — haben statt 
der Saugscheibe eine hufeisenförmige, fast von den überhängenden 
Lippen verdeckte Mundöffnung ohne Zähne und Zunge, unter der 
Haut versteckte, also äußerlich unsichtbare Augen und eine mit 
dem Schwanzflossensaum zusammenhängende Rückenflosse. Die 


h A 


Fig. 104. Verwandlung der Ammocoetes-Larve in Pefromyzon Planeri (nach 

v. Siebold). a Kopfende einer augenlosen Larve, von der Seite; 5 dasselbe von 

unten; c Kopfende einer älteren Larve (bereits mit Augen), die Oberlippe nach 

unten und rückwärts gezogen; d dasselbe, aber Augen größer, Kiemenlöcher ohne 

Längsfurche ; Ober- und Unterlippe beginnen zu verwachsen; e dasselbe von unten. 

“ Lippen bereits zu einer engen Mundöffnung verwachsen; g dieselbe Larve von 
unten; 7 Saugmund angelegt; z dieselbe Larve von unten. 


7 Kiemenöffnungen liegen in einer gemeinsamen Längsfurche (vgl. 
Fig. 104, die Entwicklung von Zetromyzon Planeri). Sie leben 
4—5 Jahre (bei der dargestellten Art) im Schlamm des Süßwassers 
eingewühlt und fressen niedere Wassertiere. — Früher hielt man 
sie für besondere Fischarten der „Gattung“ Ammocoetes, bis man 
(erst 1856) ihre allmähliche Umwandlung in typische „Neunaugen‘ 
kennen lernte. Die erwachsenen Tiere saugen lebende Fische an 


102 Pappenheim, 


u 


und graben sich mit ihrer raspelartig wirkenden Zunge in ihr 
Fleisch; doch sollen sie auch kleinere Wassertiere fressen. 


Die reifen Tiere sterben nach der Laichablage ab. 


Von den 9 existierenden Gattungen sind nur 2 in Deutsch- 
land vertreten. 


Schlüssel für die in Deutschland vorkommenden 
Gattungen und Arten. 


A. Anstelle des ÖOberkiefers nur ein großer, (gewöhnlich) in 
zwei Spitzen endigender Hornzahn (Fig. 105e). — Rücken 
und Seiten marmoriert Gatt. Petromyzon. 

Die einzige Art ist ?. marinus (Fig. 106). 

B. An Stelle des Oberkiefers eine halbmondförmige Hornplatte 
mit je einem vorragenden Zahn an beiden Enden (Fig. 1052 u.e). 
— Rücken und Seiten einfarbig dunkel. Gatt. Lampetra. 


M 
NS a ee 


a b £ 


Fig. 105. Die Hornzähne der deutschen Neunaugenarten. (Original.) a Pefromyzon 
marınus, b Lampetra fluviatilis; c Lampßetra Planeri. 


a) Beide Rückenflossen durch einen Zwischenraum ge- 
trennt. Zähne der Ober- und Unterkieferplatte spitz. 


Die zweite Rückenflosse deutlich dreieckig (Fig. 1052). 


L. fluviatilis (L.). 
b) Beide Rückenflossen berühren sich. Zähne der Kiefer- 
platten stumpf. Die zweite Rückenflosse oben abgerundet 


(Fig. 105e). L. Planeri (Bl.). 


Petromyzon. 


1. P. marinus L. 


Meerneunauge, Lamprete, Pricke, Meerpricke, großes 
Neunauge (Fig. 106). 


Mund kreisförmig, eine Saugscheibe bildend. Lippen wulstig, 
am Rande fein gefranst*). Saugplatte in der Mitte mit größeren, 
nach außen kleineren ein- oder zweispitzigen Hornzähnen in schiefer, 
reihenartiger Anordnung. Ein großer, fast immer zweispitziger Zahn 
an Stelle des Oberkiefers; statt des Unterkiefers eine bogenförmige, 
sieben- bis achtspitzige Zahnleiste (Fig. 105«). Dazwischen die 
wie ein Pumpenstengel wirkende Zunge, drei Zähne mit gezähnelten 
Kanten tragend. Die flach bogenförmige vordere Rückenflosse von 
der zweiten höheren durch einen weiten Zwischenraum getrennt. 


*) Können zusammengelegt werden und dann den Mund bis auf einen Längs- 
spalt verschließen, 


CE ni ia A u Le 2 nn 


Pisces. | 103 


Rücken und Seiten auf weißlichem Grunde schwarzbraun oder 
dunkelolivengrün marmoriert. Bauch einfarbig weiß. 
Wird bis 1 m lang. 


Ein Meeresbewohner der Nord- und Östseeküsten, steigt im 
Frühjahr in die Flüsse, um zu laichen (April). Legen die Eier in 


Fig. 106. Pefromyzon marıinus L. 


selbstverfertigte, von Steinen gereinigte Gruben. Die Fische gehen 
oft weit stromaufwärts (z. B. in der Havel bis Spandau, im Rhein 
bis Basel). Doch gelangen sie vielleicht soweit nur, wenn sie 
Gelegenheit finden, sich an besser schwimmende Meeresfische, z.B. 
Lachse und Maifische (vgl. S. 107 und 123) anzusaugen, wären dann 
also nur als Irrgäste zu betrachten. — Beobachtungen hierüber 
und über die Art der Fortpflanzung sind mitteilenswert. — Fehlt 
im Donaugebiet. 

Fleisch sehr geschätzt, doch schwer verdaulich; nur nach dem 
Laichen unschmackhaft. 


Lampetra. 


2. L. fluviatilis L. 


Flußneunauge, Pricke, Flußpricke, Neunauge, kleines 
Neunauge. 


Wie vorige Art, doch Zähne der Saugscheibe kreisförmig an- 
geordnet, die größten zweispitzig, zu je drei die innere Mundöffnung 
umgebend; am Rande eine einfache Reihe sehr kleiner Zähne. Eine 
halbmondförmige, jederseits mit einem starken, spitzen Zahn endende 
Hornleiste an Stelle des Oberkiefers, statt des Unterkiefers eine 
bogenförmige Leiste mit 6—7 sehr spitzen Zähnen, die mittleren 
fünf kleiner als die -- gewöhnlich zweispitzigen — äußeren 
(Fig. 1050). Zunge mit einer halbmondförmigen Hornleiste mit 
einem großen, spitzen Zahn in der Mitte und je 6 kleineren an 
den Seiten. Abstand der Rückenflossen voneinander wechselnd, 
ebenso die Höhe der hinteren. 

Gestalt namentlich nach hinten stärker seitlich zusammen- 
gedrückt als bei ?. marinus. 

Rücken gleichmäßig blaugrün mit Stahlglanz, Seiten schmutzig- 
gelb, Bauch silbrig glänzend. 

Wird nur bis zu 50 cm lang. 

Fressen Fische. Lebensweise sonst wie bei ?/, marinus, doch 
unternimmt diese Art weitere Wanderungen, im Frühjahr strom- 
auf bis in den Oberlauf der Flüsse, im Herbst stromab. Laichzeit 
Mai. Nach der Laichablage sterben die Tiere ab. 

Fleisch geschätzt. 


we Bu 


104 Pappenheim, 


3. L. Planeri (Bl.). 


Kleines Neunauge, kleine Pricke, Uhle, Bachneunauge, 
kleines Neunauge. 


Mund und Saugscheibe etwa wie bei Z. flzvzatzlis. Fine ein- 
fache Reihe sehr kleiner Zähne am Rande der Saugscheibe. An 
Stelle des Oberkiefers eine halbmondförmige Hornleiste mit je 
einem dicken stumpfen Zahn an beiden Enden. Statt des Unter- 
kiefers eine bogenförmige Leiste mit 7 abgestumpften Zähnen, die 
größten außen (Fig. 105c). Die zweite Rückenflosse beginnt un- 
mittelbar hinter der ersten. 

Färbung wie bei der vorigen Art. 

Größe schr schwankend, zwischen 20—30 em. 

Dauernd im Süßwasser, namentlich in kleinen Bächen (so z.B. 
früher in der Panke bei Berlin gefangen). 


Unterklasse Teleostomata, Kiefermäuler. 


Mit kiefertragendem Munde, paarigen Nasenhöhlen, 4 Paar 
kammförmigen Kiemen unter einem Kiemendeckel und je nur 
einer Kiemenspalte dahinter, mit paarigen und unpaaren Flossen, 
— Eine Schwimmblase vorhanden. 


Ordnung Chondrostei. 


Mit unvollständig verknöchertem Skelett, — Schädel und 


Wirbelsäule bleiben knorpelig —, schuppenloser, nur teilweise durch 


reihenweise angeordnete Knochenplatten bedeckter Haut. Schnauze 
die auf der Bauchseite angebrachte Mundspalte schnabelartig über- 


Fig. 107. Aecıpenser sturio L. 7 


ragend. Vor der Mundspalte 4 Bartfäden. Maul rüsselartig vor- 

stülpbar, zahnlos. Oberer Lappen der Schwanzflosse — in den das 

Ende der Wirbelsäule eintritt — auffallend verlängert (Fig. 107). 
In Deutschland nur eine einzige Familie. 


Fam. Acipenseridae, Störe. 


Über die ganze nördlich gemäßigte Zone verbreitet; im Meer 
und Süßwasser, woselbst die meisten Arten laichen; der unreife 
Laich im präparierten Zustand als ‚Kaviar‘ bekannt. Schwimm- 
blase liefert Fischleim. Stark im Rückgang. 


Gatt. Acipenser. 


Hat die geographische Verbreitung der Familie; Europa, Asien, 
Nordamerika. 


Pisces. 105 


Schlüssel zur Bestimmung der Arten. 


a) Knochenschilder in der Mittellinie der Körperseiten breit, 
27—37 an Zahl. Kiele der Rückenschilder mit je einer 
Spitze in der Mitte, nach vorn und hinten abfallend (Fig. 


RO IS 


Fig. 108. Rückenschilder. a vom Stör, 5 vom Sterlet. (Original). 


108«). Bartfäden ungefranst; Schnauze dreieckig abgeplattet, 
ziemlich stumpf *). A. sturio L., Stör (Fig. 107). 


Knochenschilder an den Körperseiten sehr schmal, 60—70 
an Zahl. Kiele der Rückenschilder mit einer Spitze am 
Hinterende, nur nach vorn abfallend (Fig. 108). Bart- 
fäden an ihrer Innenseite fein gefranst; Schnauze — meist“*) 
— sehr schmal und dann fast pfriemenförmig zugespitzt. 
A. ruthenus L., Sterlet. 


b 


— 


4. A. sturio L., Stör (Fig. 107). 
Gemeiner Stör. 


Mit den oben angegebenen Merkmalen. Rückenschilder meist 11 
(zwischen 10— 13); Seitenschilder 27—37; Bauchschilder 9—13. Fär- 
bung am Rücken bis hinunter zu den Seitenschildern blaugrau oder 
bräunlich, am Bauche weiß mit Silberglanz. Knochenschilder 
schmutzig weiß. 

Erreicht eine Länge von 5—5,50 m. 

Nord- und Ostsee, von wo aus er zum Laichen im Frühjahr 
— April, Mai — in die Flüsse steigt (z. B. Rhein, Elbe, Weichsel). 

Namentlich an der Elbe früher viel zur Kaviargewinnung 
(„Elbkaviar“) benutzt; ehemals viel häufiger, daher Versuche mit 
künstlicher Züchtung. 


5. A. ruthenus L., Sterlet. 


11—14 Rückenschilder, 60-70 Seitenschilder, 10—18 Bauch- 
schilder. An der Unterseite der Schnauze, vor den Barteln eine 
Mittelleiste mit 3 warzenartigen Erhebungen. Sonst mit den im 
‚Schlüssel angegebenen Merkmalen. 

Färbung ähnlich wie bei der vorigen Art, nur gewöhnlich 
dunkler. Augen mit Goldglanz. 

Selten bis 1 m lang. Hauptverbreitungsgebiet: die Zuflüsse 
des Schwarzen und Kaspischen ***) Meeres; Sibirien. Bei uns daher 
frei nur in der Donau, sehr selten. In Norddeutschland ist mehr- 


*) In der Jugend spitzer. 

**) Mit zunehmendem Alter wird die Schnauze stumpfer und flacher und da- 
dureh der Störschnauze ähnlicher ; doch findet man auch schon jugendliche Sterlette 
- mit fast dreieckiger und abgeflachter Schnauze, so daß dieses Merkmal bei der Be- 
stimmung Vorsicht erfordert. 

*#*) Neuerdings aus der Wolga in die Dwina und das weiße Meer eingewandert, 


106 Pappenheim, 


fach zu verschiedenen Zeiten seine Einbürgerung versucht worden, 
so z. B. schon durch Friedrich den Großen im Gierlandsee bei 
Stettin (Kr. Greifenhagen). 


Ordnung Teleostii. 


Mit ganz knöchernem Skelett, beschuppter, nackter oder teil- 
weise mit Knochenplatten (oder Schuppen) bedeckter Haut. — 
Oberer Lappen der Schwanzflosse nie auffallend verlängert. 


Unterordnung Malacopterygii. 


Außere Merkmale: Flossen weichstrahlig, stachellos. Bauch- 
flossen bauchständig. | 

In Deutschland nur die beiden Familien Cixpeidae und Sal- 
monidae. 


Fam. Clupeidae, Heringe. 


Außere Merkmale (der im deutschen Süßwasser vorkom- 
menden Arten): Körper stark von den Seiten zusammengedrückt, 
Bauch mit einer scharfen, hinten gezähnelten Kante (mit der Hand 
deutlich zu fühlen!). Keine Barteln, keine Fettflosse vorhanden 
Kopf nackt, Körper mit großen, dünnen Schuppen bedeckt, die 
leicht ausfallen. Maul beinahe, Zunge vollständig zahnlos. Kiemen- 
spalten auffallend weit (Fig. 109). Augen mit Lidern (vgl. S. 107). 


=> 


Fig. 109. C/upea finta (Cuv.). 


Anatomische Charaktere: Rippen meist unmittelbar an 
den Wirbelkörpern befestigt. Sehr grätenreich. Magen mit einem 
Blindsack; Pförtneranhänge zahlreich. Schwimmblase groß, mit 
Luftgang. 


Geographische Verbreitung und Lebensweise: Meeres- 
fische (Küstengewässer) aller gemäßigten und tropischen Zonen, 


viele Arten suchen zum Laichen das Süßwasser auf oder leben 
dauernd darin. 
In Deutschland nur die 


Gatt. Clupea. 


Die Bestimmung der 2 in unserm Süßwasser vorkommenden 
Arten wird durch die Vergleichung der Kiemendornen (auch 
„Reusenzähne“ genannt) an den Kiemenbögen sehr erleichtert. 
Zu diesem Zweck klappe man vorsichtig auf einer Seite die Kiemen- 
deckel zurück. Man sieht dann darunter die Kiemenbögen liegen. 


| 
| 
| 
| 
| 
. 


u  & 


a re ae a De 


Pisces. x 107 


Jeder einzelne trägt an seiner hinteren, konvexen Seite die — bei 
frischen Fischen vom Blut geröteten — Kiemenblättchen, an seiner 
vorderen, konkaven eine ganze Reihe von knöchernen „Kiemen- 
dornen“ (Fig. 110), auf deren Beschaffenheit und Zahl es bei der 
Artbestimmung ankommt. Man kann zur Erleichterung des Zählens 
einfach den ersten obersten Bogen vorsichtig oben oder unten ab- 
präparieren und herausklappen und nimmt dann an seinen Reusen- 
zähnen die Zählung vor. 


Schlüssel zum Bestimmen der Arten (vgl. Fig. 110). 


a) Kiemendornen sehr fein und lang, 99—118 an der hohlen 
Seite des 1. Kiemenbogens (Fig. 110«). — Der Fisch wird 
bis 70 cm lang. C. alosa (Cuv.), Alse. 

b) Kiemendornen kurz und dick, 39—43 am 1. Kiemenbogen 
(Fig. 1105). — Fisch nur bis 50 em lang. 

C. finta (Cuv.), Finte. 


ö. C. alosa (Ouv.). 
Alse, Maifisch, Mutterhering. 


Augen vorn und hinten mit knorpelartigen Augenlidern von 
halbmondförmiger Gestalt. Mundspalte bis fast hinter die Augen 
reichend. Oberer Mundrand in der Mitte tief ausgeschnitten. 
Kiemenbögen an ihrer hohlen Seite mit äußerst zahlreichen, 


Fig. 110. Der erste Kiemenbogen mit den Kiemendornen bei @ (Clupea alosa, 
db Clupea finta. (Oviginal.) 


sehr dicht stehenden, langen und dünnen Lamellen besetzt. 
Körper (vorn) ziemlich hoch; stark seitlich zusammengedrückt. 
Kinn — bei geschlossenem Maule — vorragend. Kiefer in der 
Jugend sehr fein bezahnt. Die scharfe Bauchkante namentlich 
nach hinten schneidend gesägt (mit der Hand fühlen!). Schuppen 
leicht abfallend, in der Mitte des Schwanzausschnittes in 2 Reihen 
dachziegelförmig zu je 2 langen — gleichfalls leicht abfallenden — 
Spornschuppen verklebt (vgl. Fig. 109). 


Färbung: Rücken olivengrün, mit Metallglanz. Kiemendeckel 
und Körperseiten goldglänzend. Hinter dem Kiemendeckel ein 
großer, dunkler „Schulterfleck“ mit olivengrünem Schimmer, da- 
hinter — nicht regelmäßig — 3—5 kleinere Flecke, nach hinten 


108 'Pappenheim, 


allmählich undeutlicher und im Alter ganz verschwindend. Flossen 
mehr oder weniger schwärzlich. 2 

Nordsee (doch auch westliche Ostsee); wandert im Mai (,Mai- 
fisch“) in Schwärmen die Flüsse aufwärts, um zu laichen (im Rhein 
bis Basel). 

Kann 70 cm Länge erreichen. 

Fleisch wohlschmeckend, aber grätenreich. 


7. C. finta (Cuv.), Finte (Fig. 109). 


Wie die vorige Art, aber Kiemenbögen an ihrer hohlen Seite 
mit nicht sehr zahlreichen, in Zwischenräumen stehenden, 
kurzen und verhältnismäßig dieken Fortsätzen besetzt. 

In der Regel mit 5—6 kleineren dunklen Flecken hinter dem 
Schulterfleck. 

Nur bis 50 em lang. 

Nord- und Ostsee; steigt erst 4 Wochen später als die vorige - 
Art (im Juni) in die Flüsse. 

In Deutschland (stellenweise) in geräuchertem Zustand als 
„Goldfisch“ bekannt. 


Fam. Salmonidae, Lachse. 


Äußere Merkmale: Eine kurze Fettflosse hinter der Rücken- 
flosse. Nie mit Barteln.. Bauch nie mit einer Kante, stets zu- 
gerundet. — Leib beschuppt, Kopf nackt (vgl. Fig. 115, 119 ff.). 


Anatomische Charaktere: Rippen unmittelbar an den Wirbel- 
körpern befestigt. Schwimmblase (bei den deutschen S.) groß, nicht - 
in mehrere Abschnitte geteilt. Darm mit zahlreichen Pförtner- 
anhängen. Die von den Eierstöcken abgelösten Eier gelangen sofort 
in die Leibeshöhle, da Eileiter fehlen. 


Geographische Verbreitung, Lebensweise, Brunst- 
charaktere: Meere und Süßwasser der nördlichen gemäßigten 
und kalten Zone. — Auch von den fast dauernd im Meer lebenden 
Arten laicht die große Mehrzahl im Süßwasser der Flußmündungen 
oder der Flüsse, teilweise sogar in ihren Oberläufen, wohin die 
geschlechtsreifen Individuen dann weite Wanderungen unternehmen. 
In der Brunstzeit erhalten beide Geschlechter eigentümliche Haut- 
wucherungen auf den Schuppen, die Männchen vielfach noch Ver- 
änderungen an der Schnauze und in der Farbe. Außerdem kommen 
bei mehreren Gattungen sterile Individuen vor, die sich außer 
an ihren verkümmerten inneren und äußeren Geschlechtsorganen 
noch an mehreren äußeren Merkmalen (dem Fehlen der Brunstkenn- 
zeichen, der Erhaltung der Jugendfarbe und jugendlichen Form der 
Schwanzflosse, reichlicher Fettentwieklung und lose eingebetteten 
Schuppen) leicht erkennen lassen. Wahrscheinlich handelt es sich 
hierbei um eine in ihren Ursachen bis in das Embryonalalter 
zurückreichende Hemmungsbildung. 


Bestimmungsschlüssel für die bei uns vorkom- 
menden Gattungen. 


A. Zunge zahnlos; Mundspalte klein. Maul zahnlos oder 
höchstens sehr schwach bezahnt: hr 


Pisces. 109 


I. Rückenflosse sehr lang, mit 19—24 Strahlen, doppelt so 
lang wie die Afterflosse; Schuppen festsitzend, Maul von 
gewöhnlicher Form (Fig. 111). Gatt. Thymallus Asche. 

In Deutschland nur eine Art. Th. thymallus (1.) 
II. Rückenflosse mäßig lang (14—17 Strahlen), ungefähr 
ebenso lang wie die Afterflosse; Schuppen leicht aus- 
fallend, Maul meist auffallend gestaltet (Fig. 115). 
Gatt. Coregonus, Maräne, Renken. 
B. Zunge bezahnt; Mund tief gespalten; Maul stets deutlich 
bezahnt: 

I. Unterkiefer vorstehend; Maulspalte oberständig. 

Gatt. Osmerus, Stirt. 
In Deutschland nur eine Art (Fig. 119). O. eperlanus L. 

II. Unterkiefer nicht vorstehend; 'Maulspalte nie oberständig 

(Fig. 122—124). Gatt. Salmo (im weiteren Sinne). 


Thymallus. 
Eine einzige Art. 


8. Th. thymallus (L.), (Fig. 111). 
Äsche, Asch. 


R 57/1417, A 3--4/9—10, Sch 86—88 


7—8 
9—10 
Rückenflosse sehr lang, bogenförmig abgerundet (im Profil), 
doppelt so lang wie die Afterflosse, der davorliegende Teil des 
Rückens eine fast schneidende Kante bildend. Scheitel etwas ab- 
geflacht. Mund breit, aber nicht tief gespalten — nur bis unter 
den Vorderrand der Augen reichend. Kiefer mit einer einfachen 
Reihe sehr schwacher und spitzer Zähne besetzt. Zunge zahnlos. 
Kehle schuppenlos, häufig auch von hier aus 2 nackte Haut- 
streifen rechts und links der Bauchmitte nach hinten ziehend. 


Fig. 111. Ziaymallus thymallus (L.) 


Farbe am Rücken graugrün, Seiten und Bauch silberweiß 
glänzend. Am Rücken und (nicht immer) auf den Körperseiten 
mehr oder weniger zahlreiche kleine grauschwärzliche runde Flecken, 
etwa von halber Schuppenhöhe. An den Seiten oft deutliche dunkle 
Längsstreifen. Brust- und Bauchflossen schmutzig gelbrot; Rücken-, 
_After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse violett; Rückenflosse 
mit purpurrotem Spiegel, von schwarzen Fleckenbinden durch- 


110 Pappenheim, 


Ar re 


zogen. Der ganze Körper goldiggrün irisierend, am stärksten in 


der Brunst. 


Bei ausgewachsenen 4 können die verlängerten letzten 


Rückenflossenstrahlen bis an die Fettflosse reichen. 


In klarem, schnell fließendem Wasser; in Norddeutschland 


seltener als im Süden. Ein sehr gefräßiger Raubfisch. 
Laicht März bis April, in dieser Zeit am Rücken und den 


Seiten mit schwartigen Wucherungen auf den Schuppen, die den 


sterilen Individuen fehlen. 


Coregonus. 


Maräne, Renke, Felchen. 


Körper etwas seitlich zusammengedrückt. Schuppen verhältnis- 
mäßig (d. h. für die Fam. Salmonid.) groß, leicht abfallend. Mund- 
spalte verhältnismäßig klein; Maul nur mit sehr feinen, vergäng- 
lichen Zähnen besetzt. Die kurze Rückenflosse beginnt dicht vor 


den Bauchflossen (vgl. Fig. 115). 
Körper stets ohne jede Flecke oder Punkte. 


Fressen ausschließlich kleine (bis mikroskopische) Wassertiere 
[daher keine Angelfische]. Leben stets in gleichalterigen Gesell- 


schaften zusammen. 


In der Laichzeit schwillt bei den Z der langschnauzigen 


Arten der Knorpel und das Bindegewebe der Schnauze mehr oder 
weniger stark an; bei beiden Geschlechtern aller Arten entwickelt 
sich auf den Körperseiten ein milchweißer Hautausschlag, indem 


jede Schuppe der ersten 3—4 Reihen ober- und unterhalb der 


Seitenlinie, schwächer die Schuppen der Seitenlinie selbst, eine 
Epithelverdickung in Form einer Mittellängsleiste erhält. Dadurch 


entsteht eine erhabene Längsstreifung auf den Körperseiten. 
Die Arten sind zum Teil 


schwierig zu unterscheiden. 
Man lasse sich nicht dazu 
verleiten, etwa auffallenden 


Abweichungen von der allge- 
& meinen Körperform, nament- 
lich in der Gestalt des 


a Rücken- oder Bauchprofils, 
eine Bedeutung beilegen zu 
wollen, da hier große Unter- 

d schiede vorkommen. So findet 


man innerhalb mehrerer Arten 

j (z. B. bei C. aldula) neben 

fe re Individuen mit der Grund- 
ERTL form (Fig. 1122) — Schnauzen- 

E spitze und Schwanzpartie in 

Fig. 112. Varianten der Körperform inner- der Körperachse gelegen, 
halb einer Coregonus-Art. Schema. (Ori- Rücken- und Bauchprofil an- 
ginal.) nähernd gleich gekrümmt, 
„spiegelkongruent‘“‘ — solche 

mit vollständig gerade durchgedrücktem Rücken und stark ge- 
bogenem Bauch (Fig. 1122), bei denen die Schnauzenspitze in die 
Rückenlinie tritt, daneben aber auch andere mit abgeflachtem 


En Lu nd male ae ale nn m 7 u a. 


Pisces. 


111 


Bauch (Fig. 112c) und stark gebogenem Rücken, bei denen die 
Schnauzenspitze und die Schwanzpartie in die Bauchlinie rücken. 


Möglicherweise handelt es sich in den beiden letztgenannten 
Fällen um — allerdings verhältnismäßig häufig auftretende — 
Pathologien, die vielleicht auf embryonale Verkrümmungen zurück- 
zuführen sind. 


Schlüssel für die Arten der Gattung Coregonus*). 


I. Unterkiefer mit seinem Kinn deutlich vorstehend (bildet das 
Vorderende des Kopfes), stark verschmälert, in einen Aus- 
der oberen Kieferknochen 


schnitt 


hineinpassend und von diesen schach- 
telartig eingehüllt. 
hältnismäßig tiefe Spalte bildend, 
diese schräg nach oben gerichtet 
(Untergatt. Argyrosomus, Fig. 113). 

C. albula L., Kleine Maräne. 

IT. Unterkiefer mit keinem Teile vor- 
stehend, nicht verschmälert, die obe- 


Maul eine ver- 


Fig. 113. Coregonus albula L. 


ren Kieferknochen ohne Ausschnitt Kopf. (Original.) 


für den ‘Unterkiefer. 


Maulspalte 


verhältnismäßig klein, nie schräg nach oben gerichtet. (Unter- 
gattung Coregonus im engeren Sinne.) 
A. Mundöffnung deutlich unterständig, stets von der vor- 


springenden Oberlippe und den Kieferknochen überragt 
(vgl. Fig. 114, 115, 116). 


1. 


Schnauze vorn in eine 
weiche, kegelförmig vor- 
springende, stark ver- 
längerteSpitzeausgezogen, 
diese etwa von der Länge 
der Maulbreite und von 
blaugrauer (bis schwärz- 
licher) Färbung (Fig. 114). 

C. oxyrhynchus L., 

Schnäpel. 

Schnauze ohne eine vor- 
gezogene weiche kegelför- 


Fig. 114. Coregonus oxyrhynchus | 
L. Kopf. (Original.) 


mige Spitze, aber doch mit schrägem Profil die Mund- 
öffnung überragend (wenn auch in verschiedener Weite, 
vgl. Fig. 115, 116). Kiemendornen ziemlich kurz, 20 
bis 30 auf dem ersten Kiemenbogen. 


a) Nur 20 Kiemendornen auf dem ersten Kiemen- 


bogen **). 


C. hiemalis Jur., Kilch. 


b) 22—30 Kiemendornen am ersten Kiemenbogen. 


l) Nur 22 Kiemendornen am ersten Bogen. 
C. fera Jur., Bodenrenke, Weißfelchen. 


*) Teilweise nach Nüßlin. 
**) Als Ausnahmen kommen auch 19 und 21 vor. 


(Fig. 115). 


112 Pappenheim, 


2) 24—26 Kiemendornen am ersten Bogen *). 


a) 100 und mehr Querreihen von Schuppen in 
der Seitenlinie. 
C. lavaretus L., Wandermaräne, Meer- 
maräne. 


ß) S4—95 Querreihen von Schuppen in der 
Seitenlinie. 
C. maraena (Bl.), Große Maräne, Madü- 
maräne (Fig. 116). 


Fig. 115. Coregonus fera Jur. 


B. Mundöffnung endständig, nicht von der Oberlippe oder 


den Kieferknochen überragt. Schnauze ziemlich genau 
senkrecht abgestutzt (Fig. 117). 


Die Afterflosse hat die Formel: 
1. 4 3—4/14—16. €. generosus Ptrs., Edelmaräne. 
2. A 4/11—12. 
a) Kiemendornen sehr verlängert, schlank, auffallend 
dicht aneinandergereiht, etwa 41 auf dem ersten 


er 


Fig. 116. Coregonus maraena Bl. Fig. 117. Coregonus wartmanni Bl. 
Kopf. (Original.) Kopf. (Original.) 


Bogen (untere Grenze 36, obere 44); Kopfrücken 

und Rücken dunkel, paarige Flossen hell, Kiemen- 
deckel pigmentiert. 

C. macrophthalmus Nüßl.,, Gangfisch. 

b) Kiemendornen kürzer, nicht sehr dicht gestellt, 

etwa 35 auf dem ersten Bogen (untere Grenze 34, 


*) Als Ausnahmen kommen auch 23 und 27—81 vor. 


LEE 


Pisces. 118 


TERN, 


obere 38); Kopfrücken und Rücken hell, paarige 
Flossen dunkel, ihre Endfelder tief geschwärzt, 
Kiemendecken pigmentlos. 

C. Wartmanni Bl., Blaufelchen (Fig. 117). 


Coregonus. 
9. €. albula L. (Fig. 113). 


Kleine Maräne, Maräne. 
7—9 
g 
Maulspalte oberständig, schief aufwärtsgerichtet; der Unter- 
kiefer mit seinem mehr oder weniger ausgeprägten Kinn vorstehend 
und in einen Ausschnitt der Oberlippe hineinpassend. Dadurch 
das Kopfprofil heringsähnlich. Kopflänge etwa 5mal in der 
Körperlänge enthalten. Die Seitenlinie vom Schwanz bis oberhalb 
der Brustflossenspitze ziemlich gerade, dann nach vorn aufsteigend. 
Rücken blaugrau, Seiten und Bauch silberglänzend. Rücken- 
und Schwanzflosse grau, Brust-, Bauch- und Afterflossen weißlich. 
Tiefenbewohner zahlreicher Landseen der norddeutschen Seen- 
platte, von Ostpreußen bis Holstein, südlick bis Niederschlesien 
Laicht November und Dezember, wandert dazu, oft schon Monate 
vorher, aus einem See in den andern. 
Erreicht nur 35 em Länge; wird meist in Heringsgröße ge- 
fangen. 


R 4/89; R 4/1112; Sch 82-84 


10. €. oxyrhyncehus L. (Fig. 114, Kopf; Fig. 118, Larven). 
Schnäpel, Schnepel. 


R 4/10; A 4/10—13. Sch 80—88 3 = 

Schnauze sehr weit über den Unterkiefer vorragend und nach 
vorn in eine weiche, kegeltörmige Spitze verlängert. Körper schlank, 
‚gestreckt. Schwanzstiel gedrungen. 

Färbung: Sei- 
ten und Bauch 
silberweiß, am 
Rücken blau- 
schwarz, ebenso 
sämtlicheFlossen. % 
Die Schnauzen- 
spitze blaugrau 
bis schwärzlich. 

Nordsee und 
westliche Ostsee. 
Laicht im Süß- 2. 

Wasser, wohin er Fig. 118. Larven von Coregonus oxyrhynchus L. 1. Frisch 

Ende Oktober bis ausgeschlüpft; natürl. Größe 11 mm. 2. 18 Tage alt; 

Anfang Novem- natürl. Größe 14 mm (nach €. J. Sundevall). 

ber in Scharen 

eintritt. Wandert die Flüsse nicht sehr weit aufwärts (selten bis 

zum Mittelrhein, Elbe bis Magdeburg, Weser bis Münden u. a.). 
Länge 20—50 cm. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 6) 


ER BE 


114 Pappenheim, 


Während der Laichzeit erhalten die Männchen einen starken, 
knotigen Hautausschlag auf 2 oberhalb und 3 unterhalb der Seiten- 
linie gelegenen Schuppenreihen. Diese Knötchen bilden auf den 
Schuppen erhabene Mittellinien; nach ihrem Schwinden bleiben zeit- 
weise Längsstreifen auf den Schuppen sichtbar. 


11. €. hiemalis. 
Kilch, Kropffelchen, Kirchfisch. 
. R 4/9 —13; A 4/9—13; Sch 18—90 —. 

Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab- 
gestutzt, die Unterlippe überragend, die Mundöffnung dadurch 
unterständig. Nur 20 kurze Kiemendornen am ersten Kiemen- 
bogen. Kopf nur 3'/,—3°/,mal in der Körperlänge enthalten. 

Färbung: Rücken blaß braungelb, nirgends schwärzlich ge- 
{rübt; Seiten, Bauch und Flossen blaß bräunlichgrau, nur die 
Ränder der Rücken- und Schwanzflosse, zuweilen auch die Spitzen 
der übrigen Flossen etwas angeschwärzt. 

Grundfisch des Boden- und Ammersees. (Doch zeichnet sich 
der Kilch des Bodensees durch verlängerte Brustflossen vor dem 
des Ammersees aus -— sie reichen, nach vorn umgeklappt, bei 
ersterem bis vorn an die Mundspalte, bei letzterem nur bis an 
die Mundwinkel.) Laicht Ende September— Oktober. 

Länge 20—35 cm. 


12...C.. fera. Jur. (Fig. 115). 

Bodenrenke, Sandfelchen, Weißfelchen, Adelfisch. 

—11 

RA/11; A 4/11—12; Sch 80—98 —.: 
Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab- 
gestutzt, den Unterkiefer überragend. Mundöffnung dadurch unter- 
ständig. 22 mäßig lange Kiemendornen am ersten Kiemenbogen. 
Kopf 3°/,—4mal in der Körperlänge enthalten. 
Rücken von blauschwarzer Färbung, doch diese nicht sehr tief 
auf die Seiten reichend; Seiten und Bauch silberweiß**). Flossen 
grau, oder an den Spitzen dunkler gefärbt. 
Grundfisch des Boden-, Würm- und Schliersees. Laicht Ende 
November an flacheren, steinigen -oder kiesigen Uferstellen (,„Sand- 
felchen‘“). In dieser Zeit mit Hautausschlag auf den Schuppen. 
Länge 40—60 cm. 


13. C. lavaretus L. 
Ostsee- oder Wandermaräne, Ostseeschnäpel. 


104-198 
R 3-4/10—11; 4 3-4/10—12; Sch 100-105 ——: 


Schnauze kurz und dick, schräg nach unten und hinten ab- 
gestutzt, den Unterkiefer überragend. Mundöffnung dadurch unter- 


*) Aus der Tiefe mit dem Netz hervorgezogen, sind die Kilche meist ‚‚trommel- 

süchtig‘‘, d. h. die Schwimmblase dehnt sich unter dem verminderten Druck stark 

aus und verursacht eine starke Vortreibung des Bauches (,,Kropffelchen‘‘), 
**) Daher am Bodensee ‚‚Weißfelchen‘‘ genannt. 


ne lllalnn Zum ld a dan u an Ama u ll a lila nl nl aan nn 2. 


N 


Pisces. 115 


- ständig. Schwanzstiel ziemlich schlank. 25—26 mäßig lange Kiemen- 


dornen am ersten Kiemenbogen. 

Rücken grau- oder blaugrün, Oberkopf bisweilen mit zahl- 
reichen kleinen schwarzen Flecken, die Seiten heller; Bauch silber- 
weiß. Sämtliche Flossen bläulichgrau, dunkel gesäumt, die Spitzen 
schwärzlich. 

Ostsee. Steigt im Herbst in die Haffe und Küstenseen der 
Ostsee, so z. B. das Kurische Haff, die Putziger Wiek, den Leba- 
see u. a: 


Länge 40—60 cm. 


14. C. maraena (Bl.) (Fig. 116). 
Große Maräne, Madümaräne. 
104—124 
8—10 
Schnauze wie bei voriger Art. Schwanzstiel auffallend plumper 
als bei der vorigen. Desgleichen die Schuppen größer und weniger 
zahlreich. Kiemendornen meist 25—26 am ersten Bogen, seltener 
23—24 oder sogar 27—29 (31!), von mäßiger Länge. 
Läßt sich an den größeren Schuppen, dem kürzeren und höheren, 
plumpen Schwanzstiel und der größeren Körperhöhe von dem ähn- 


lichen €. Zavaretus unterscheiden, mit dem sie augenscheinlich näher 
verwandt ist, als mit C. fera. 


Ein Tiefenfisch des Madüsees in Pommern, des Schaalsees in 
Mecklenburg und des Selentersees in Holstein*). Laicht Mitte No- 
vember bis Dezember an seichten Stellen. 


Länge bis 50 em, selten Individuen von 1 m Größe. 
Fleisch außerordentlich geschätzt. 


R 3-4/10—11; 4 34/1013; Sch 8495 


15. ©. Wartmanni (Bl.) (Fig. 117). 
Renke, Blaufelchen. 


9—10 


R 4/10—11; 4 4/11—12; Sch 83—95 


Kopf nach vorn stark verschmälert, in der Jugend überaus 
schlank, Schnauze niedrig, gestreckt und vorn senkrecht abgestutzt, 
nicht nach unten und hinten schräg abfallend. Mundöffnung genau 
oder fast genau endständig. Schwanzstiel gestreckt und niedrig. 
Kiemendornen ziemlich schlank (im Vergleich zur Zavaretus- ma- 
raena- fera-Gruppe), etwa 35 auf dem ersten Kiemenbogen **). Kopf- 
länge ist 4mal in der Körperlänge enthalten. 


Kopfrücken und Rücken hell, Seiten und Bauch silberglänzend. 
Paarige Flossen dunkel blauschwarz, ihre Endfelder tief geschwärzt, 


 Kiemendeckel und Wangen pigmentlos. 


*) Eine auf umfangreiches Material gestützte Vergleichung der Maränen dieser 
3 Seen steht noch aus. 
**) Untere Grenze 34, obere Grenze 38. 


s* 


116 Pappenheim, 


Tiefenfisch des Ober- und UÜberlinger Sees (Bodensee), des 
Rieg-, Staffel-- Ammer-, Starnberger Sees, des Chiem-, Tegern-, 
Kochel-, Walchen- und Eibsees. ' 

Länge 30—36 cm. 


16. €. generosus Ptrs. 
Edelmaräne. 
9—11 


9—10 
Körpergestalt und Kopf wie bei wartmannz, ebenso der Schwanz- 

stiel. Doch unterscheidet sich die Art leicht an ihren zahlreicheren 

[39-—40°*)] und deutlich längeren, noch schlankeren Kiemendornen, 


ihre größere Körperhöhe und ihre viel dichter gestellten Schuppen 
von dem nahe verwandten C. Wartmanni. 


Die größere Strahlenzahl in der Afterflosse gibt ein weiteres 
Merkmal. 

Farbe silberglänzend, auf dem Rücken bläulich. Oberseite des 
Kopfes schmutzig olivgrün mit zahlreichen kleineren dunklen Flecken, 
ebensolche auf der Rückenflosse in ihrem basalen Teil. Brustflossen 
an ihrem Außenrand, Bauchflossen an ihrem Ende, Afterflosse am 
Vorderende und Schwanzflosse am Rande geschwätrzt. s 

Pulssee bei Bernstein (Neumark), ebenso im Gorzyner und Alt- 
Görziger See (Kr. Birnbaum). 


Laicht Ende November bis Dezember. 
Fleisch wohlschmeckend. 


R 4/9—11; A 4/12—16: Sch 93—107 


17. C. macrophthalmus Nüsslin. 
Gangfisch. 


Unterscheidet sich in folgenden Merkmalen von der verwandten 
Art €. Wartmanni: Kopf größer und plumper, weniger nach vorn 
verengt und zugespitzt, mit — verhältnismäßig — größerem Auge. 

Kiemendornen länger und schlanker, dichter stehend und zahl- 
reicher, etwa 41 am ersten Kiemenbogen**). Kopf- und Körper- 
rücken intensiv dunkel pigmentiert, ebenso Wangen und Kiemen- 
deckel; Flossen farblos, nie mit geschwärzten — höchstens mattgrau 
gesäumten — Endfeldern; Brustflosse häufig weingelb. 


Meist 27 cm lang (im Durchschnitt). 


Im Bodensee weiter verbreitet als das Blaufelchen, welches 
im Untersee fehlt. Kein ausgesprochener Tiefenfisch. Laicht im 
fließenden Rheili zwischen Konstanz und Ermatingen im Novem- 
ber scharenweise auf sandigen Stellen. 


Osmerus. 
Eine einzige Art. 


*) Untere Grenze 37, obere 42, 
**) Untere Grenze 36, obere 44. 


Pisces. 117 


18. ©. eperlanus L. (Fig. 119). 
Stint [Seestint, kleiner Stint). 


R 3/78; 4 3/1113. 


Körper ziemlich langgestreckt, verhältnismäßig wenig zusammen- 
gedrückt. Unterkiefer sehr stark vorstehend. Maulspalte bis hinter 
das Auge reichend. Kiefer, Gaumen, Pflugscharbein, Zunge bezahnt, 
die beiden letzteren tragen die größten Zähne am Vorderende (Fig. 
1192). Seitenlinie nur auf den ersten S—10 
Schuppen ausgebildet. Schwanzflosse tief < ® 
ausgeschnitten, deutlich gabelförmig. Den 
sehr lose eingebetteten Schuppen fehlt der 
Silberbelag, wie auch der Haut an den 
meisten Stellen. 


Fig. 119. Osmerus eperlanus L. a Maul mit den Zähnen. 


Färbung Schwankungen unterworfen: Schnauze, Kopf und 
Rücken gewöhnlich blaugrau, die Seite mit einem metallisch glän- 
zenden Seitenstreifen. Körper stellenweise durchsichtig, so am 
Scheitel, Rücken, Bauch, Unterseite des Schwanzes. 

Gewöhnlich in der Tiefe größerer Binnenseen „kleiner Stint“, 
aber auch in der Nord- und Ostsee „großer Stint“. Zur Laichzeit 
scharenweise mehr in fließendes Wasser gehend und während dieser 
Wanderungen stellenweise Gegenstand des Massenfanges. 

In 2 Formvariationen auftretend: Der „große‘‘ oder Seestint 
ist heller und erreicht 30 cm Länge, der „kleine“ Stint ist etwas 
dunkler und erreicht nur 15 cm. 


Salmo. 


Schuppen klein, meist festsitzend*). Mundspalte sehr weit, 
mit zahlreichen, zum Teil kräftigen Zähnen auf den meisten 
Knochen und der Zunge. (Die Rückenflosse beginnt vor den Bauch- 
flossen, Fig. 100.a). 

Körper meist mit — oft zahlreichen — schwarzen oder roten 
Punkten und Flecken. Die Jungen außerdem noch mit je einer 
schwarzen Fleckenbinde an den Körperseiten (S—12 große, quer- 
ovale Flecke, ihr Pigment sitzt tiefer, unterhalb der Schuppen), die 
in der Regel bereits im zweiten Lebensjahr verschwindet. Schwanz- 
flosse in der Jugend stets deutlich gabelig; der anfangs scharf- 
winkelige Ausschnitt wird später allmählich flacher und verschwindet 
bei manchen Arten schließlich ganz. 


*) Doch vgl. S. 108, sterile Individuen, 
8 


118 Pappenheim, 


Die geschlechtsfähigen Z erhalten im Alter eine starke Verlänge- 
rungder Schnauzenknochen unddes Unterkiefers; letzterer krümmtsich 
allmählich hakenförmig nach oben und greift in eine Grube am Gaumen 
ein, so daß zuletzt dadurch das Schließen des Maules verhindert 
wird (Fig. 123). Außerdem entwickelt sich bei ihnen zur Laichzeit 
eine schwartige Hautwucherung auf den Schuppen des Hinter- 
rückens und der Unterseite des Schwanzes, wodurch die Schuppen 
allmählich in grubenartige Vertiefungen zu liegen kommen. Auch 
wird die Färbung des ganzen Körpers, namentlich mit zunehmen- 
dem Alter, prachtvoller als bei den ®, besonders gern treten am 
Bauch rote Töne auf. 

Bei mehreren Arten der Gattung kommen regelmäßig sterile 
Individuen vor, die sich außer durch den Mangel ausgebildeter 
Greschlechtsorgane auch schon äußerlich an sekundären Oharakteren 
erkennen lassen. (Vgl. hierüber das auf S. 108 und bei den ein- 
zelnen Arten Gesagte). 


a 


Fig. 120. Maul einer Forelle, geöffnet, um die Lage des Pflugscharbeins (Vomer) 
und seiner Zähne zu zeigen. z Zähne auf dem Pflugscharbein. Schema. (Original.) 


Außere Färbung überaus variabel, auch innerhalb der Indi- 
viduen eines Fundortes einer Art, und wahrscheinlich von einer 
Reihe verschiedener Faktoren beeinflußt (so z. B. vielleicht Tem- 
peratur, Licht, Bodenbeschaffenheit, Ernährungszustand u. a.). 

Dagegen scheint die Art der Nahrung ausschließlich auf die 
Farbe des Fleisches eine Wirkung auszuüben. 


Für die Unterscheidung der Arten leistet die Untersuchung des 


„Pflugscharbeins“ *) wichtige Dienste. Diesen Knochen findet man 
auf der Oberseite der Mundhöhle, in der Mittellinie des Gaumen- 
daches, gleich hinter der Oberlippe beginnend und gerade nach 
hinten verlaufend. Meist ist er schon ohne weiteres an seinen 
Zähnen (Fig. 120z) kenntlich. 


*) Dieser Knochen trägt seinen Namen bei den Fischen nicht ganz mit gutem 
Grunde. Dagegen ähnelt der entsprechende Knochen des menschlichen Schädels 
einigermaßen einer Pflugschar. 

Um ihn sichtbar zu machen, kocht man am besten den ganzen Schädel vor- 
sichtig und schält dann den Knochen heraus. Hat man nur einen Fisch zur 
Verfügung und will man den Kopf schonen, so kann man auch, bei einiger Übung 
im Präparieren, den Knochen ohne weiteres herauspräparieren, 


a u 0 u an 


a Pisces. 119 


Namentlich ist ihre Stellung und Verteilung für die Art- 

_ unterscheidung sehr wichtig. Stets unterscheidet man am frei 

_ präparierten Pflugscharbein (vgl. hierzu die Fig. 12la—d): 

1. Die „Platte“, d. i. sein vorderster, meist etwas verbreiterter 

- Teil. (In den Fig. oben gelegen.) Man beachte ihre Form, be- 

_ sonders am Hinterrande. Die auf der Platte stehenden Zähne 
bilden gewöhnlich mit den inneren Zähnen der oberen Kiefer- 
knochen — ‚„Gaumenzähne‘ — eine zusammenhängende Reihe. 

2. Den „Stiel“, d. i. sein hinterer Teil. (In den Fig. nach 
unten gerichtet.) Die hier stehenden Zähne bilden meist ein in 
der Mittellinie des Gaumens gerade nach hinten verlaufendes ein- 
- oder doppelreihiges Band. 


_ Bestimmungstabelle für die Untergattungen und 
| Arten der Gattung Salmo”). 


1. Pflugscharbein kurz, nur ganz vorn auf der höckerartig er- 
habenen „Platte“ mit Zähnen; sein „Stiel“ glatt, ohne Kiel 
und stets zahnlos (Fig. 121a). Schuppen außerordentlich 
klein (in 180—250 Querreihen). Schwanzflosse zeitlebens mit 
halbmondförmigem Ausschnitt. Untergatt. Salvelinus. 


Fig. 121. Pflugscharbein (Vomer) mit den Zähnen von a Salmo hucho, b Salmo 
salar, c Salmo fario, d Salmo trutta. (Original, etwa doppelte Naturgröße.) 


A. Weniger als 15 Reusenzähne”*) auf dem 1. Kiemenbogen. 
Kopf sehr langgestreckt. Körper ziemlich zylindrisch, an 
*) Im weitesten Sinne. 


**) Über ihre Lage und Präparation vgl. das auf S. 107 bei der Gattung C/upea 
Gesagte. 


a  E E— eu 


120 


II: 


III. 


Pappenheim, 


den Seiten oft mit schwarzen, nie mit roten Punkten. 
Der Stiel des Pflugscharbeins nur schwach ausgehöhlt, 
in der Mitte mit kurzer, dünner Leiste; der ganze Knochen 
sehr massiv (Fig. 121a). S. hucho L., Huchen. 

B. Mehr als 16 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen. Kopf 
nicht auffallend langgestreckt. Körper seitlich etwas zu- 
sammengedrückt, an den Seiten häufig mit hellen oder 
roten, nie mit schwarzen Punkten. Der Stiel des Pflug- 
scharbeins kahnförmig ausgehöhlt, ohne Mittelleiste; der 
ganze Knochen sehr zart und dünn. 


a) Mehr als 20 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen. 
S. salvelinus L., Saibling. 

b) Etwa 17 Reusenzähne auf dem 1. Kiemenbogen. 
S. fontinalis Mitch., amerikan. Bachsaiblinge. 


Pflugscharbein lang, die — abgerundet fünfeckige — Platte 
zeitlebens zahnlos; sein Stiel zart, mit einer schwachen 
niederen Mittelleiste, diese mit einer einfachen Reihe sehr 
schwacher Zähne, von denen meist nur ganz vorn einige er- 
halten bleiben, im Alter ganz zahnlos (Fig. 1215). Schuppen 
in 120—130 Querreihen. In der Regel über 17 Kiemen- 
dornen am 1. Kiemenbogen. Schwanzflosse im Alter obne 
Ausschnitt (Fig. 123 u. 123a). (Untergatt. Salmo [im eng. 
Sinne].) S. salar, Lachs. 
Pflugscharbein lang, die — mehr dreieckige — Platte mit meh- 
reren, im Alter teilweise ausfallenden Zähnen in querer Stel- 
lung; sein Stiel ziemlich massiv, mit einer starken, hohen 


Mittelleiste, diese mit starken, teilweise ausfallenden Zähnen 


in einfacher oder doppelter Reihe (Fig. 121cu.d). Schuppen 
in 120—130 Querreihen. In der Regel weniger als 17 Kiemen- 
dornen am 1. Kiemenbogen. Der spitze Ausschnitt der 


Schwanzflosse geht schon früh verloren. (Untergatt. Trutta.) 


A. Der Stiel des Pflugscharbeins trägt überall zwei — meist 

sehr deutliche — (Fig. 121c) (selten etwas unregelmäßige) 

- Reihen sehr starker Zähne. Korkeien fast immer mit 
roten Punkten (daneben auch schwarze). 


1. Körperseiten ausschließlich mit roten (und daneben 
häufig auch schwarzen) Punkten, meist mit hellen 
Umrandungen (Fig. 124). T. fario L., Forelle. 


2. Körperseiten mit roten Punkten und einem ebensolchen 
— in der Laichzeit irisierenden — Seitenbande. 

T. irideus Mitch., 

Amerikanische Regenbogenforelle. 


B. Der Stiel des Pflugscharbeins trägt meist vorn eine ein- 
fache Reihe oft abwechselnd nach links und rechts herüber- 
gebogener Zähne, die nach hinten oder nach vorn teilweise 
doppelt stehen können (sehr selten überall zweireihig). 
Körperseiten silbrig, nie mit roten, meist mit zahl- 
reichen schwarzen Punkten (Fig. 1214). 


Zwei sehr nahe verwandte Arten. 


l. T. trutta L., Meerforelle, Lachsforelle (Fig. 
1214, Pflugscharbein). | 


u 


Pisces. ; +21 


2. T. lacustris L., Seeforelle, Lachsforelle. 
Unterschiede s. im Text. 


Salvelinus. 
19. S. hucho (L.), (Fig. 122). 
Huchen, Huch, Rotfisch. 


R 4/9—10; A 4—5/7—9; Sch etwa 180. 


Körper gestreckt und etwas zylindrisch. Die Platte des massiven 
Pflugscharbeins mit 5—7 Zähnen in querer Stellung, die aber selten 
vollständig erhalten sind (Fig. 121a); sein Stiel mit kurzer, dünner, 
_ stets zahnloser Mittelleiste.e Unterkieferzähne stärker entwickelt 


Fig. 122. Salvelinus hucho (L.). 


als die der oberen Kieferränder. Schwanzflosse von gabelförmiger 
Form, auch bei vorgeschrittenerem Alter noch mit einem Ausschnitt. 

Rücken grau, Brust und Bauch silberweiß, an den Seiten all: 
mählich ineinander übergehend, bei älteren Exemplaren öfter mit 
rötlichem Schimmer. Rücken und Körperseiten mehr oder weniger 
mit schwarzen, eckigen Flecken besetzt, unter der Seitenlinie meist 
undeutlich. Flossen schmutzig weiß, ungefleckt; Rücken- und 
Schwanzflosse schwarz getrübt. 

Sehr gefräßiger Raubfisch; sehr spät geschlechtsreif. Wird 
bis 2 m lang; laicht März bis Mai an seichten, kiesigen Stellen. 
In dieser Zeit die d mit schwartenartigem Ausschlag. 

Nur im Donaugebiet. Liebt lebhaft strömendes Wasser. Wandert 
nie ins Meer. 


20. S. salvelinus (L.). 
Saibling, Salbling, Salmling, Rotforelle, Röteli, Ritter. 


R 3/9—10; 4 3/8—9; Sch etwa 190--220. 


Körpergestalt (Kopfform) sehr schwankend, in der Jugend und 
beim 2 gewöhnlich stumpfschnäuziger; bei alten g häufig der 
Unterkiefer in einen hakenförmigen Fortsatz verlängert, der in 
einen Ausschnitt der oberen Kiefer paßt.. Beim & Brust- und 
Bauchflossen meist etwas verlängert. 

Rücken meist blaugrau, nach den Seiten und dem Bauch all- 
mählich aufhellend. Der Bauch häufig orangerot, besonders in 
der Brunstzeit und beim 9. Körperseiten häufig mit runden, hellen 
Flecken, am Bauch in der Farbe des letzteren, mit zunehmendem 
Alter kleiner werdend; selten marmoriert. Rücken- und Schwanz- 


122 . Pappenheim, 


flosse dunkelgrau. Brust-, Bauch- und Afterflosse gelblich oder 
orangerot, am Vorderrand stets milchweiß gesäumt, dahinter oft 
schwärzlich getrübt. 

Altere Individuen zuweilen am Bauch und in der Kiemen- 
gegend schwarz pigmentiert. | 

Nur in den Alpenseen (z. B. Königssee, Schliersee u. a.) und 
einigen Seen der voralpinen Hochfläche (Ammersee, Starnberger 
See u. a.) in tieferem Wasser. & 

Selten über 60 cm lang. (Alte Olgemälde riesiger ‚S. im Jagd- 
schloß St. Bartholomä.) 

Auch sterile Exemplare kommen vor und sind den Fischern 
bekannt. 

Frißt hauptsächlich kleine Entomostraken (Daphniden und 
Cykiopiden). | 

Laicht Ende Oktober bis Dezember an kiesigen Stellen der 
von ihm bewohnten Seen. Wandert nicht. In dieser Zeit bei den 
Männchen Rücken und Bauch mit schwartenförmigen Haut- 
verdicekungen und orangerotem Bauch (s. o.) Fleisch sehr geschätzt. 


Hieran schließt sich der als eine Varietät des Saiblings auf- 
gefaßte 


S. salvelinus var. profundus Schillinger. 


Wird angeblich nur bis zu 16 cm lang; schon bei 10 cm ge- 
schlechtsreif. Unterscheidet sich vom eehten Saibling durch seine 
verhältnismäßig viel größeren Augen und den kurzen Kopf mit 
stumpfer Schnauze. 

Bisher — bei uns — nur aus dem Boden- und Ammersee be- 
kannt, wo er nur in Tiefen über 70 m vorkommen soll. 


Über den Bastard: S. salvelinus = S. ‚fontinalis Mitch. ‚Elsässer 
Saibling‘‘ siehe bei Salmo fontinalis. 


21. S. fontinalis Mitch. 


Amerikanischer Bachsaibling. 


om 


3 
R 379; A 3/67; Sch 230 ” 


Körpergestalt etwa wie bei voriger Art (den Unterschied in der 
Zahl der Kiemendornen siehe in der Bestimmungstabelle). Schwanz- 
flosse in der Jugend tief-, im Alter nur halbmondförmig aus- 
geschnitten. 

Farbe stark abändernd. In der Regel Körperseiten mit roten 
Flecken, diese stets kleiner als die Pupille. Rücken meist flecken- 
los, dafür verschieden stark mit Dunkelolivengrün oder Schwarz 
gemustert. Nach dem Bauch heller. Rücken- und Schwanzflosse 
düster gemustert. Bauch- und Brustflossen dunkel, vorn mit einem 
bleichen, meist orangefarbenen Bande mit dunklem Hintersaum. 
Bauch beim d mehr oder weniger rot. k 

Aus Nordamerika 1879 eingeführt und bei uns in Zucht- 
anstalten gezüchtet und ausgesetzt; hat sich an einzelnen Stellen, 
7. B. im Regierungsbezirk Kassel, im Regen, der Altmühl und zahl- 
reichen Gebirgsbächen Südbayerns bereits eingebürgert und pflanzt 
sich selbständig fort, z. B. im Barmsee am Wetterstein (886 m 
ü. d. M.). Liebt kühles Wasser. | 


Pisces. 123 


Laicht Mitte Oktober bis März in flachem, stark strömendem 
Wasser. 

Diese Art ist auf künstlichem Wege mit S. salvelinus gekreuzt. 
Der so entstandene Bastard „Elsässer Saibling“, Salmo salvelinus x 
Salmo fontinalis, ist wegen seiner Schnellwüchsigkeit ein beliebter 
Mastfisch der Züchtereien. 


Salmo. 
22. S. salar L. (Fig. 123 u. 123a). 
Lachs, Salm. 
R 3—4/9—11; A 3/7—8; Sch 120—130. 

Körper sehr in die Länge gezogen und seitlich etwas zusammen- 
gedrückt. Schnauze schmächtig und ziemlich lang vorgezogen. 
Die Platte des verhältnismäßig zarten Pflugscharbeins fünfeckig 
und stets zahnlos; sein Stiel sehr lang und dünn, mit einer 
niedrigen Längsleiste und einer einzigen Reihe*) von schwachen 
Zähnen darauf, diese von hinten nach vorn schon früh verloren 
sehend”*), allmählich fast ganz (Fig. 1212). Unterkieferzähne 
stärker entwickelt als die der Gaumen- und Pflugschargegend. 


Fig. 123. Salmo salar 1. 


Rücken blaugrau, Seiten silberig, 
(nicht immer) mit wenigen schwarzen 
Flecken besetzt. Unterseite mit Silber- 
glanz; Flossen dunkelgrau, Brust- und 
Bauchflossen in der Jugend heller. 

Wird bis 1,50 m lang. 

Nord- und Ostsee (NB. bei uns); 
steigt von da scharen weise in die Ströme 
bis zu ihren Quellflüssen, um zu laichen Fig. 123a. Kopf eines „Haken- 
(Rhein, Weser, Elbe, Oder, Weichsel, lachses‘“. 

Memel u. a.) und überwindet dabei 

springend selbst einige Meter hohe Hindernisse. Große Wasser- 
fälle (Rheinfall) und hohe Wehre können nicht überschritten werden. 
(Daher „Lachstreppen“ angelegt.) 

In der Wanderzeit dunkler gefärbt, die d häufig mit roten, 
im Alter zu Ziekzacklinien zusammenfließenden Flecken und mit 
purpurrotem „Bauch, Rücken und Flossen mit schwartigen Ver- 
diekungen. Altere $ mit verlängerter Schnauze und Unterkiefer, 
dieser hakenförmig aufwärts gebogen und in eine Grube der oberen 
Kiefer hineinpassend (Fig. 123«). „Hakenlachs.“ 

Sehr geschätzter Speisefisch. 


*) Ausnahmsweise stehen ganz vorn 2 Zähne nebeneinander. 
**) Ohne bleibende Zahnlücken zu hinterlassen. 


124 Pappenheim, 


Im Rückgang, daher Gegenstand künstlicher Fischzucht (Laich- 
brutanstalten). 


Trutta. 
23. T. fario (L.), (Fig. 124). 


Forelle, Föhre, Teich-, Bach-, Fluß-, Berg-, Stein-, 
Alp-, Weiß-, Schwarz-, Goldforelle. 


20—24 
20—22 


R 3—4/9—10; A 3/7—8; Sch 110—120 


3 


E: 


3 
Bi: 
E 
i 
. 


Körper gedrungen, mehr oder weniger zusammengedrückt. 


Schnauze kurz, sehr abgestumpft. Pflugscharbein mit kurzer, drei- 
eckiger Platte, diese mit 3—4 starken Zähnen am queren Hinter- 
rand. Sein Stiel sehr lang, mit doppelreihigen, sehr starken 
Zähnen (Fig. 121.). 

Färbung großen Schwankungen unterworfen und beim einzelnen 
Individuum sehr wechselnd: in der Regel Rücken olivengrün, Seiten 
gelbgrün, mit zahlreichen hell umrandeten, am Rücken schwarzen, 


zn 


Fig. 124. Trutta farıo (L.). 


.nach den Seiten roten Punkten. Unterseite mit messinggelbem 
Glanz. Bisweilen auch dunkle bis schwarze Exemplare (Gebirgsbäche). 
Kleinere Flüsse und Bäche mit klarem Wasser, namentlich im 
Gebirge. Sehr gefräßiger Raubfisch, fängt Insekten im Sprung 
über Wasser. Wandert nicht. Laicht Oktober bis Januar. 
Meist 20—-50 cm lang, selten bis 1 m erreichend. 
Neuerdings vielfach gezüchtet (künstliche „trockene“ Befruch- 
tung, Bruttröge). 


24. T. iridea (W. Gibb.). 
Amerikanische Regenbogenforelle. 


2] 
R 3/11; 43110; Sch 1350-150) 5.5 


Körperform etwa wie bei der vorigen Art. Pflugscharbein auf 
dem Stiel mit 2 deutlichen — wenn auch unregelmäßigen — Zahn- 
reihen. 

Farbe oben bläulich, an den Seiten silberig; oben gewöhnlich 
überall deutlich, wenn auch unregelmäßig gefleckt, ebenso an den 
Seiten und auf Rücken-, Schwanz- und Afterflosse, auf der Schwanz- 
flosse die Flecken am kleinsten. Bauch nahezu hell. Körperseiten 


mit rotem Längsband und Flecken, in der Laichzeit in allen 


Regenbogenfarben irisierend. 


Pisces. 125 


Bei uns aus Nordamerika in den S0er Jahren des vorigen 
Jahrhunderts eingeführt und gezüchtet. Stellenweise durch Aus- 
setzen von -Brut verwildert und eingebürgert; pflanzt sich selbst- 
ständig fort (z. B. in einigen Bächen Thüringens, in der Wesenitz 
bei Tharand, im Elsenzbach in U.-Baden, in der Postum, im 
Georgenbach bei Starnberg und an anderen Orten). 


23. D..trutta (L.). 
Meerforelle, Lachsforelle, Seeforelle. 
20—24 
11; 4 3/89; Ser 190 — 
18—20 

Körperform weniger schlank als beim Lachs. Schnauze kurz 
und abgestumpft. Die Platte des Pflugscharbeins kurz, dreieckig, 
der quere Hinterrand mit 3-—4, mit zunehmendem Alter teilweise 
ausfallenden Zähnen; sein Stiel sehr lang, flach ausgehöhlt, die 
starke Längsleiste mit einer einfachen Reihe ziemlich starker, von 
hinten nach vorn allmählich ausfallender Zähne; einige davon zu- 
weilen doppelt stehend, alle meist abwechselnd nach rechts und 
links übergebogen (Fig. 1217). Schwanzflosse nur in der ersten 
Jugend ausgeschnitten, schon früh gerade abgestutzt. 

Rücken blaugrau, Seiten silberig mit wenigen kleinen schwarzen 
Flecken (z. T. von X-Form) oder auch ganz ungefleckt, „Silberlachs“ 
(a. d. Ostsee). Rücken- und Schwanzfiosse dunkelgrau, die erstere 
mit wenigen schwarzen Flecken; Brust-, Bauch- und Afterflossen 
farblos ; bei älteren Individuen färben sich die Brustflossen all- 
mählich grau. 

Nord- und Ostsee; steigt zum Laichen in die Flüsse, aber bei 
weitem nicht so hoch hinauf wie der Lachs. Fehlt im Donau- 
gebiet. 

Wahrscheinlich bleiben bestimmte Individuen zeitlebens steril; 
sie sind von silberheller Färbung, behalten die gabelige Schwanz- 
flosse zeitlebens und haben sehr leicht abfallende Schuppen; als 
„unechter Lachs“, „Strandlachs‘‘ der preußischen Ostseeküsten bei 
den Fischern bekannt. Kommt nicht in die Haffe oder Flüsse 
von NO.- Deutschland (Weichsel, Memel); ist somit ein echter 
Meeresfisch. 


R 3/9 


26. T. lacustris (L.). 


Seeforelle, Lachsforelle, Grundforelle, Grundföhre, 
Illanke. 


Unterscheidet sich von der vorigen Art durch ein bis hinter 
die Augen gespaltenes Maul und abweichende Färbung. 

4 Der grün-.bis blaugraue Rücken ist mit zahlreichen schwarzen 
Tupfen besetzt, die silberigen Seiten tragen runde oder eckige 
schwarze Flecken in verschiedener Zahl, zuweilen orangegelb ge- 
 säumt. Junge Exemplare auch mit orangegelben Flecken. Bei 
_ älteren Individuen färben sich auch Brust-, Bauch- und Afterflossen 
grau, sonst Färbung wie bei /rxtta. 

Seen der Alpen und Voralpen (z. B. Bodensee, Chienisee, 


Walchensee, Tegernsee, Königssee, Hintersee u. a... Wandern Ende 
‚September bis Dezember in die einmündenden Flüsse, entwickeln 


126 Pappenheim, 


zu dieser Zeit Schwartenbildung und Schwarzfärbung am Bauch 
mit Goldglanz (,Goldlachs‘“) und laichen. 


Auch hier eine sterile Form ‚Schweb‘“- oder „Maiforellen“ ver- 
treten, mit schlankerer Gestalt, ausgeschnittener Schwanzflosse und 
silberigen Seiten, verlängerten paarigen Flossen und mit lose sitzen- 
den Schuppen. 


Unterordnung Ostariophysi. 


Außere Merkmale: Flossen stachellos, höchstens tragen die 
Rücken-, After- und Brustflossen an ihrem Vorderrand einen — 
durch Verschmelzung, der Glieder eines Gliederstrahles entstan- 
denen — Stachel (s. S. 94). 


Anatomische er An den stark umgestalteten 4 ersten 
Wirbeln findet sich eine Reihe kleiner Knöchelchen (,„Webersche 
Knochen‘“)*). Die Schwimmblase besitzt einen Luftgang nach dem 
Darme. 

In Deutschland nur die beiden Familien CyPrrnzdae, Karpfen- 
fische und Szluridae, Welse. 


Fam. Cyprinidae, Karpfenfische. 


Außere Merkmale: Mund zahnlos, die Maulspalte nur aus- 


nahmsweise bis unter das Auge reichend. Maul gewöhnlich etwas 
vorstülpbar. Kiemendeckelapparat gut entwickelt. Brustflossen 
ziemlich weit unten eingelenkt. Nie mit einer Fettflosse. Bauch- 
flossen bauchständig. Flossen meist stachellos; selten ein starker 


Stachel am Vorderrand der Rücken- und Afterflosse (siehe hierüber 


S. 130, 132 ff.). 
Anatomische Charaktere: Untere Schlundknochen halb- 


mondförmig, mit starken, in 1—3 Reihen angeordneten Zähnen 
bewaffnet. (Die oberen Schlundknochen fehlen.) Ihnen gegenüber 


ein mit einer Hornplatte bedeckter Knochenfortsatz an der Schädel- 


basis, der „Kauplatte“ **). Die vordersten 3—4 Wirbelkörper der 
Wirbelsäule bald mehr, bald weniger vollständig miteinander ver- 
wachsen, ohne eigentliche Rippen, dafür mit „Weberschen Knöchel- 


chen“. 

Rippen meist unmittelbar an den Wirbelkörpern befestigt, 
„sitzend“. 

Schwimmblase gut ausgebildet. 


Obwohl für die Bestimmung der zahlreichen Gattungen und 
Arten dieser großen Familie die Benutzung der äußeren Merk- 
male genügt, wurde trotzdem auf die Beschaffenheit der Schlund- 
knochen und -Zähne eingegangen, weil dieser anatomische Charakter 


hervorragend geeignet ist, auch in zweifelhaften Fällen eine sichere 


3 


Kontrolle bei der Bestimmung zu verbürgen; und dies dürfte bei 
seiner verhältnismäßig einfachen Benutzbarkeit um so mehr 


erwünscht sein. Man findet diese Knochen, wenn man (vgl. 


*) Wirken als Hebelmanometer bei Schwankungen des Gasdruckes der 
Schwimmblase, den sie so auf das Gehirn übertragen. 


**) Beim Karpfen unter dem Namen ‚‚Karpfenstein‘‘ bekannt. Vgl. auch 


Fig. 125, %p. 


Pisces. 127 


- Fig. 125) am Kopf eines Fisches *) dieser Familie auf einer Seite den 
 Kiemendeckel hochhebt und die nun zunächst sichtbar werdenden 
4 Kiemen mit ihren knöchernen Bögen (Fig. 125%: _4) der Reihe 
nach mit einem scharfen Messer abträgt**). Unter dem letzten 
Kiemen tragenden Knochenbogen liegen dann die ungefähr sichel- 
förmigen „Schlundknochen“, die von der linken und rechten Seite 
her zu einem Stück verwachsen sind, mit den ‚„Schlundzähnen“ 
nach innen, teilweise mit Zahnfleisch und Kiemenblättchen bedeckt. 
Man präpariert sie recht vorsichtig heraus und reinigt sie von dem 
anhaftenden Bindegewebe u. a., nötigenfalls durch — vorsichtiges — 
Kochen in Wasser***). Zu langes Kochen löst auch den Knochen- 
lem und die Zähne gehen dabei durch Ausfallen verloren. — Ihre 
Gestalt, Anordnung und Zahl ist sehr charakteristisch (siehe hierzu 
den Text mit den entsprechenden Fig. 127, 129 ff.). 


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Fig. 125. Die Lage der Schlundknochen bei einem Cypriniden. 
Sämtliche Kiemenbogen sind an ihrem oberen Ende abgeschnitten. Der erste — 


kb, — nach links vorn umgeklappt, der zweite bis vierte — Ad, _, — ganz abge- 
tragen, um den darunter liegenden ‚‚Schlundknochen‘‘ — scA/ —, den Träger der 
Schlundzähne (an seiner Innenseite) und die Kauplatte — #5 — freizulegen. 


Es ist zu beachten, daß diese Schlundzähne alljährlich regel- 
mäßig zur Laichzeit ausfallen und durch jungen Nachwuchs ersetzt: 
werden. Der Ersatz bildet sich in der Schleimhaut der Rachen- 
höhle dicht vor den alten Zähnen, insofern hier die neuen Zahn- 
kronen entstehen. Dagegen werden die neuen Zahn wurzeln 
anscheinend an den Schlundknochen gebildet, nachdem der alte 
Zahn mit seiner Wurzel ausgefallen ist. Während dieser ganzen 


*) Natürlich darf diese Operation nur an einem toten Fisch vorgenommen 
werden. 

**) Hat man mehrere frische Exemplare der gleichen Fischart zur Verfügung, 
so kann man auch, zur Erleichterung der Präparation, bei einem Fisch den Kopf 
etwas hinter dem Ansatz der Brustflossen abschneiden und vorsichtig in Wasser 
kochen. Dann lassen sich die Schlundknochen sehr leicht, auch von hinten, heraus- 

nehmen. Es gelingt dies bei einiger Vorsicht auch ohne weitere Vorbereitungen 
am ungekochten (oder in Alkohol konservierten) Fisch. Und bei größerer Übung 
wird sich das Herausnehmen der Schlundknochen auch ohne vorherige Abtragung 
der Kiemenbögen empfehlen. 
***) Man kann auch durch Anwendung chemischer Ingredienzien (z. B. ver- 
dünntes ‚‚Eau de Javelle‘) zu dem gleichen Ziele gelangen. Doch ist hierbei noch 
größere Vorsicht zu beachten. 


128 Pappenheim, 


Periode, also zur Laichzeit, pflegen die Fische nichts zu fressen, 
nachdem sie sich vorher gut gemästet haben. Untersucht man die 
Schlundknochen der Cypriniden vor Beendigung ihres Fortpflan- 
zungsgeschäftes, so kann man die scherbenförmigen Zahnkronen- 
anlagen der Ersatzzähne innerhalb der vom Zahnfleisch einge- 
schlossenen „Zahnsäckchen“ auf den verschiedensten Stufen der 
Entwicklung antreffen. 


Die £ der meisten Karpfenfische erhalten zur Brunstzeit ein 
ganz eigentümliches Aussehen, so daß solche Fische auch von den 
Fischern häufig mit besonderen Namen belegt werden. Dieser 
„Brunstcharakter‘‘ besteht in einem merkwürdigen warzenförmigen 
Hautausschlag hauptsächlich an Kopf und Schuppen. Jede dieser 
„Warzen“ entsteht aus einer Hornwucherung der Oberhaut*). Hin- 
sichtlich der Anordnung, Form und Zahl finden sich bei den ein- 
zelnen Gattungen und Arten erhebliche Unterschiede. 

Auch bei dieser Familie werden zwischen einigen, verschiedenen 
Untergattungen oder sogar Gattungen angehörenden Arten Bastarde 
gebildet. In einigen Fällen ist es sogar gelungen, durch künstliche 
Kreuzung der — sonst mehr oder weniger hypothetischen — Eltern 
die Bastardnatur auf experimenteller Grundlage zu bestätigen. Im 
einzelnen muß hier auf die systematische Besprechung der Arten 
verwiesen werden. 

Geographische Verbreitung: Weit verbreitete Süßwasser- 
fische — nur wenige Arten gehen ins Brack- oder Salzwasser; 
fehlen nur in Südamerika, Madagaskar, Papuasien und Austral- 
asien. 

Bei uns sind von den 4 Unterfamilien 2 vertreten. 


Sehlüssel zum Bestimmen der Unterfamilien der 


Cypriniden. 


I. Maul ganz ohne, seltener mit 2, höchstens 4 Bartfäden. 


Gestalt sehr verschieden, aber nie bandförmig langgezogen. 
Kopf niemals Spitzmaus-ähnlich. Kiemendeckel freiliegend, 
deutlich sichtbar. Schuppen meist sehr deutlich. — Be- 


wegungen des lebenden Tieres nicht schlangenartig. 


Unterfam. Cyprininae. 


II. Maul mit 6-10 Bartfäden; Gestalt in die Länge gestreckt, 
dabei verhältnismäßig niedrig, bisweilen deutlich bandförmig. 
Kopf Spitzmaus-artig verschmälert, oder, wenn abgestumpft, 
dann mit 10 Bartfäden am Maul. — Kiemendeckelapparat 


unter der Haut versteckt. Schuppen schwer sichtbar. — 


Bewegungen des lebenden Tieres schlangenartig. 
Unterfam. Cobitinae, Schmerlen (Schlammbeißer). 


Unterfam. Cyprininae. 


(Schwimmblase durch eine Einschnürung in eine vordere und 
eine hintere Blase zerlegt.) 


*) Morphologisch entspricht dem etwa bei uns die verdiekte Hornhaut an 
Hand und Fuß (,‚,Hühneraugen‘‘). 


4 


N 0 


2 


| 
| 


FH: 


Pisces. 2 


>) 


Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen. 


. Unterlippe hart, mit einer Hornscheide überzogen, die am 


Vorderrande mit einer scharfen, schneidenden Kante endigt. 
Maul ganz ausgeprägt unterständig; Schnauze dadurch nasen- 
artig vorspringend (vgl. Fig. 158). Gatt. Chondrostoma. 


Unterlippe weich, ohne scharfe Hornscheide; Maul endständig 
oder oberständig; wenn ausnahmsweise unterständig, dann nicht 
so deutlich und die Schnauze höchstens ganz schwach nasen- 
förmieg. 


A. Afterflosse sehr kurz, nur mit 5—6 weichen, gegabelten und 
gegliederten Strahlen (hinter den ungegliederten). 


a) Rückenflosse sehr lang, mit mehr als 12 weichen Strahlen, 
davor ein kräftiger, am Hinterrand gezähnter Stachel. 


1. 4 Bartfäden (das vordere Paar davon ziemlich klein). 
Lippen dick. Gatt. Cyprinus (Fig. 126). 
2. Keine Bartfäden. Lippen dünn. 
Gatt. Carassius (Fig. 128). 
b) Rückenflosse nicht besonders lang, mit nicht mehr als 
9 weichen Strahlen, ohne oder mit einem am Hinter- 
rande gesägten Stachel davor. 


1. 4 ziemlich lange Bartfäden, davon das vorderste, 
kleinere Paar an der Schnauzenspitze, das hintere, 
größere an den Mundwinkeln. Rückenflosse vorn mit 
Sägestachel. Die ziemlich tief ausgeschnittene Schwanz- 
flosse nie quergebändert. Beide Lippen diekwulstig. 
Körper ungefleckt. (Schuppen kleiner als bei 2.) 

Gatt. Barbus (Fig. 132). 

2. Nur 2 Bartfäden in den Mundwinkeln. Rückenflosse 
ohne gesägten Stachel. Die mäßig tief ausgeschnittene 
Schwanzflosse strichelförmig gebändert. Lippe nur 
an den Mundwinkeln schwach wulstig. Körper dunkel 
gefleckt bis einfarbig dunkel. (Schuppen größer als 
bei 1.) Gatt. Gobio (Fig. 134). 


B. Afterflosse nicht besonders kurz, mit 7—12 weichen, ge- 
gliederten Strahlen (hinter den ungegliederten). 


a) Afterflosse erstreckt sich nach vorn bis unter die Rücken- 
flosse. Körper sehr hoch, ziemlich stark seitlich zu- 
sammengedrückt, verhältnismäßig kurz. (Mitte der Seiten 
mit einem bis auf den Schwanzstiel reichenden grünen 
Längsstreifen.) Gatt. Rhodeus (Fig. 136). 


b) Afterflosse reicht nach vorn nicht bis unter die Rücken- 
flosse. Körper nicht sehr hoch oder besonders stark 
seitlich zusammengedrückt. 


l. 2 kurze Bartfäden in den Mundwinkeln. ° Schwanz- 
flosse nur mit ganz flach bogenförmigem Ausschnitt, 
alle andern Flossen mit konvexem freiem Rande. 
Schuppen außerordentlich klein (90—110 Querreihen), 
tief in die dicke schleimige Haut eingebettet. 

Gatt. Tinca (Fig. 130). 

2. Keine Bartfäden. Schwanzflosse stets mit deut- 
lichem, bisweilen recht tiefem Ausschnitt, die andern 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 9 


130 Pappenheim, | : 


Flossen sämtlich oder teilweise mit geradem oder 
konkavem freien Rande. (Nur ausnahmsweise alle 
Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse, konvex 
zugerundet — bei Zeuciscus phoxinus.) Schuppen meist 
ziemlich groß (40—60 Querreihen), seltener klein 
(80—90 Reihen), nie tief in die Haut eingebettet. 
Gatt. Leueiscus (i. weit. Sinne), 
(Fig. 149, 152, 154, 157). 
C. Afterflosse sehr lang, mindestens mit 13 weichen gegliederten 
Strahlen (hinter den ungegliederten). 


a) Rücken eine fast gerade Linie bildend. Brustflossen ganz _ 
ungewöhnlich lang. Seitenlinie mit merkwürdig unregel- 
mäßigen Knickungen. Bauchprofil gebogen, der ganze 
Bauch eine schneidende Kante bildend. | 

Gatt. Pelecus (Fig. 144). 

b) Rücken nie geradlinig. Brustflossen von gewöhnlicher 
Länge. Seitenlinie annähernd geradlinig, höchstens 
schwach gebogen (selten unvollständig ausgebildet). Bauch 
höchstens zwischen Bauch- und Afterflossen mit Kante. 


l. Seitenlinie unvollständig, höchstens auf den vordersten 
12 Schuppen ausgebildet. 
Gatt. Leucaspius (Fig. 148). 
3. Seitenlinie vollständig, bis auf den Schwanzstiel 
reichend. | 
a) Oberlippe mit Ausschnitt für den Unterkiefer (der 
mit seinem verdickten Kinn schachtelartig eingefügt 
ist). Körpergestalt ziemlich langgestreckt, niedrig. 


aa) Zwischen Bauch- und Afterflossen bildet der - 
Bauch eine Kante. Gatt. Alburnus (Fig. 145). 
ßß) Keine Bauchkante. Gatt. Aspius (Fig. 146). 
ß) Oberlippe ohne Ausschnitt für den Unterkiefer. 
Körpergestalt auffallend ‚hoch, sehr stark seitlich 
zusammengedrückt. 
Gatt. Abramis (Fig. 138, 139, 141). 


Cyprinus. . 
Mund endständig, mit 2 Paar Bartfäden an der Oberlippe. 
Rückenflosse lang, Afterflosse kurz, beide vorn mit einem starken, 
an seinem Hinterende gezähnten Knochenstachel *) (Fig. 126). | 
Jederseits 5 Schlundzähne mit flacher, mehrfach gefurchter 
Krone „Mahlzähne“ (Fig. 127), auf jeder Seite in 3 Reihen ange- 
ordnet (gewöhnlich zu 1/1/3—3/1/l). (Ihre Form außerordentlich 
konstant und charakteristisch.) 
In Deutschland nur eine Art. 


27. C. earpio L. (Fig. 126). 
Karpfen, Karpf. 
5—6 
R 3—4/17—22; A 3/9; Sch. 35—39 Fe 


a We a Te a > e 


*) Dieser ‚‚Stachel‘‘ besteht aus verschmolzenen Segmenten eines Glieder- 
strahles (s. S. 94), entspricht also morphologisch nicht den ungegliederten, ein- 
fachen Strahlen der Rückenflosse des Barsches oder anderer Acanthoßter. 


e | Pisces. 131 
= 


4 


eh 22, and 


Maul breit, von dicken Lippen eingefaßt. Die Oberlippe mit 
2 Paar Barteln, das vordere, kleinere oberhalb der Maulspalte, das 
hintere, stärkere und längere in den Mundwinkeln. Schwanzflosse 
mit tiefem, halbmondförmigem Ausschnitt. Der starke Knochen- 
strahl der Rücken- und Afterflosse grob gezähnt. 

Körperhöhe 2!/,—4mal in der Körperlänge. 


Fig. 126. Cyprinus carpio L. 


Gestalt großen Schwankungen unterworfen, von kurzen, hoch- 
rückigen, an die Karausche (s. d.) erinnernden Formen bis zu 


_ langgestreckten, niedrigen, etwas zylindrischen. 


zur Laichzeit am 


den Brustflossen mit 
weißen oder braunen 


sam fließende Ge- 


Färbung stark schwankend, von goldgelb bis blaugrün. In 
der Regel Lippen und Bauch gelblich, Rücken und Flossen blau- 
grau, die Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse zuweilen mit 
rötlichem Anflug. Schuppen oft mit schwärzlichem Fleck in der 
Mitte und nicht selten am Hinterrande schwarz eingefaßt. 

Laicht Mai bis 
August; Eier an 
Wasserpflanzen. & 


Kopf, den Seiten und 


Hautwarzen. 
Träge; bevorzugt 
stehende und lang- 


wässer mit schlam- 
migem Grunde; hier 
auch überwinternd 
(„Winterschlaf“). 
Wird 30—50, 
selten bis 150 cm 


Fig. 127. Cyprinus carpıo L. Schlundzähne. 


lang, bei 1—3, aus- (Natürl. Größe.) Original. 


nahmsweise etwa 
30 kg Gewicht. R : 
Bildet bei uns hauptsächlich Gegenstand der Züchtung in 


_ Teichen. Unter den zahlreichen verschiedenen Formen (die hoch- 


rückige „Galizier Rasse‘, die breitrückigen, gerundeten Formen der 
„böhmischen Rasse‘‘, der niedrige „Bauernkarpfen‘ u. a.) unter- 
scheidet man neben normal beschuppten 2 durch Rückbildung der 


9* 


132 Pappenheim, 


[n 


Beschuppung (? Pathologie) ausgezeichnete Formen — ohne scharfe 


gegenseitige Abgrenzung — nämlich: 
1. „Spiegelkarpfen“, mit wenigen, unverhältnismäßig großen 


und in unregelmäßigen Reihen angeordneten Schuppen („Cyprinus 


macrolepidotus“, „EC. rex cyprinorum‘). 

2. „Lederkarpfen“‘, ganz schuppenlos („Cvyprinus alepidotus“, 
„C. nudus“). 

Unter allen Formen kommen auch sterile*) männliche und 
weibliche Individuen vor (wahrscheinlich eine embryonale Hemmungs- 


bildung); diese Tatsache ist auch den Fischern und Fischhändlern 


bekannt (,„güste Karpfen“ in Nord-, „Laimer‘“‘ in Süddeutschland). 


Sie sind besonders wegen ihres zarten Fleisches geschätzt. Auf die 
mangelhafte Ausbildung der Geschlechtsorgane soll schon äußerlich | 


aus einer auffallenden Dünne in der Aftergegend zu schließen sein. 


Bildet Bastarde mit Carassius carassius (L.). Schlundzähne 
becher- oder spatelförmig 1/4—4/1, seltener 1/4—4 oder 1/1/4—4/1 


oder 1/1/4—4/1/l. Bartfäden sehr dünn und kurz, meist 4 2 an 


- 


der Oberlippe, 9 in den Mundwinkeln), seltener nur 2. 


el 


6 
RAT —18; 4 3/5—6; Sch 35—38 - 


rn | 


Schwanzflosse mit tiefem Ausschnitt. Lippen dünn. Diese 
„Karpfkarauschen‘“, ‚Gießen‘ (-Karpfen) wurden zuerst fälschlich 
für eine besondere Cyprznzden-Gattung gehalten. Ihre Bastardnatur 
konnte auch experimentell — künstliche Bastardierung — bestätigt 
werden. — Wegen ihres wenig geschätzten Geschmacks bei den 


Karpfenzüchtern verpönt. 


Carassius. 


Mund endständig, ohne Bartfäden an der Oberlippe. Rücken- 
flosse lang, Afterflosse kurz, beide vorn mit einem starken, an 
seinem Hinterrand gesägten Knochenstachel (Fig. 128). 


Fig. 128. Carassius carassius L. 


*) Schon Aristoteles bekannt! 


. 


4 


IE EEE ED 


1 


Laie ra a DB En 


Pisces. 133 


Jederseits 4 Schlundzähne, in einer Reihe angeordnet (4—4), 
die 3 hinteren spatelförmig mit flacher, einfach gefurchter Krone 
E (Fig. 129).- 

In Deutschland nur eine Art. 


BER ORENENNE  IN 


2 28. C. carassius (L.), (Fig. 128). 
Karausche, Gareisl. 

—8 
5—6 

Schnauze sehr stumpf, Maul eng, mit dünnen Lippen. Stirn 
sehr breit. Keine Barteln. Schwanzflosse nur schwach ausge- 
‚schnitten. Der starke Knochenstachel der Rücken- und Afterflosse 
fein gezähnt. 

Körperform außerordentlichen 
Schwankungen unterworfen; 2 ohne 
scharfe gegenseitige Abgrenzung auf- 
 tretende Hauptformen sind: 

l. Die sogenannte ‚Teichkarau- 
sche“. Körperhöhe 2mal oder öfter 
_ in der Körperlänge (ohne Schwanz- 
 flosse) enthalten. Brust- und Bauch- 
flossen an den Enden zugespitzt, von 
mäßiger Länge. Diese gestreckte Fig. 129. Carasstus carassıus 1. 
Form heißt in Norddeutschland sSchlundzähne (etwa doppelt ver- 
„Giebel“. größert). Original. 

2. Die sogenannte „Seekarausche“. 

- Körperhöhe höchstens 2mal in der Körperlänge (ohne Schwanz- 
 flosse) enthalten. Brust- und Bauchflossen an den Enden abge- 
_ rundet, kurz. Diese hochrückige Form heißt in Norddeutschland 
 „Karausche“. 

Gelegentlich kann die Seitenlinie teilweise fehlen, oder auch die 
_ Beschuppung stellenweise rückgebildet werden: „Spiegelkarausche‘“. 
Auch ‚„Goldkarauschen“ sind in der freien Natur gefunden worden; 

unsere „Goldfische‘“ stammen aus China. 

Färbung Schwankungen unterworfen, in der Regel Rücken 
_stahlgrün, Seiten und Bauch messinggelb, bald mehr oder weniger 
_ durch tiefer gelagertes Hautpigment dunkel getrübt. Flossen ge- 
schwärzt, häufig rötlich angeflogen. Meist ein dreieckiger schwarzer 
Fleck auf der Mitte des Schwanzstiels. 


Laicht Mai—Juni. Liebt stehendes Wasser. 
Länge meist nur 10—20 cm, selten bis zu 50 cm. 
Fleisch weniger geschätzt, als das des Karpfens. 


Über den Bastard Carassius carassius x CyPprinus carpio, die 
 Karpfkarausche, siehe das bei der vorigen Art Gesagte. 


723114917 4 355-8, Sch 3135 


1, En Zn 


NUR 


Tinea. 


Mund endständig, in den Mundwinkeln je ein kleiner Bartfaden. 
Rücken und Afterflosse ziemlich kurz, ohne Knochenstachel. 
Schuppen auffallend klein, .tief in die dicke, schleimige Oberhaut 
‚gebettet (Fig. 130). 


ae Frag 


134 Pappenheim, 


Schlundzähne keulenförmig, auf beiden Seiten in einfacher 
Reihe, meist 5—4 oder 4—5, selten 5—5, ihre Kauflächen mit 
einer Furche und meist an der inneren Ecke mit einem gegen die 


Kaufläche gekrüämmten Haken (Fig. 131). 
Bei uns nur eine Art vertreten. 


29. T. tinca (L.), (Fig. 130). 
| Schleihe, Schlei. 
30-32 


R 4/89; 4 3--4/6-7; Sch 95—100 


Schwanzflosse bildet einen sanft geschwungenen Bogen. 


Fig. 130. Tirca tinca L. 


Färbung schwankt stark, von hellgrün bis dunkel olivengrün, 
sogar schwärzlich. Flossen stets dunkel (rötlichbraun ins Violette). 
zuweilen tiefschwarz. Bauch heller. Schup- 
pen als goldglänzende Punkte durch die 
dicke und schleimige Haut durchschim- 


mernd. 
schwarzfleckige orangegelbe 


„Goldschlei‘“. 


Fig. 131. Zraca fıinca L. 
Schlundzähne (etwas vergr.). 


Winterschlaf. Laicht Mai—Juni. 
Länge 20—50 cm. 


Barbus. 


Körper meist nicht sehr hoch, annähernd zylindrisch. 
unterständig (oder auch endständig), meist 4 — seltener nur zwei 


2023 


Körper mäßig dick, Schwanzstiel verhältnismäßig sehr hoch. 
Alle Flossen mit abgerundeten Rändern, der Ausschnitt in 


Daneben wird, als Schmuckfisch, eine 
Kulturform gezüchtet (viel in Oberschlesien) 


Bei den 4 ist der erste gegliederte, 
aber ungeteilte Bauchflossenstrahl auffallend 
verbreitert, gebogen und verdickt. 

Original. Geschlechtscharakter tritt aber wahrschein- 

lich erst bei der ersten Geschlechtsreife auf. 
Bevorzugt stehende Gewässer mit moorigem Grunde; hält hier 


=. 


are a Pam 


PATENTE 


Pisces. 135 
oder keine — Bartfäden — ein Paar kleinerer an der Oberlippe 
neben der Schnauzenspitze, ein Paar größerer in den Mund- 
winkeln. — Rücken- und Afterflosse kurz, die Rückenflosse vorn 


Fig. 132. DBarbus barbus L. 


_ meist mit starkem, am Hinterrand gezähnten Knochenstachel*). 
Schuppen nach hinten stumpf zugespitzt, nach dem Schwanz zu 
an Größe zunehmend (Fig. 132). 
i Schlundzähne löffel- 
 förmig (am typischsten in 
_ allen 3 Reihen die hinter- 
_ sten beiden), jederseits 10, 
in 3 Reihen angeordnet: 
2/3/5 —5/3/2, mit kegel- 
- förmiger,nach hinten haken- 
 förmig umgebogener Spitze 
(Fig. 133). 
Von den überaus 
zahlreichen, über Europa, 
_ Asien und Afrika ver- 
_ breiteten Arten dieser Gat- 


Etung sind bei uns nur zwei pi, 133, Zaröus bardus L. Schlundzähne 
vertreten. (11/,mal vergrößert). Original. 


Bestimmungsschlüssel. 


a) Bartfäden sehr dick und plump. Lippen sehr dick, stark 

: wulstig. Rückenflossenstachel deutlich gesägt. Körper un- 
gefleckt, einfarbig; Afterflosse reicht, nach hinten ge- 
schlagen, nicht bis an die Schwanzflosse B. barbus (L.). 

b) Bartfäden ziemlich schlank. Lippen mäßig wulstig. Rücken- 
flossenstachel ungesägt. Körper mit großen schwarzen 


Flecken; auch die Flossen — mit Ausnahme der Bauch- 
flossen -—— ziemlich deutlich schwarzgefleckt. Afterflosse 
reicht, nach hinten geschlagen, bis an die Schwanzflosse. — 
Bei uns nur im Weichselgebiet. B. Petenyi Heck. 
30. Barbus barbus (L.). 
Barbe. 
11—12 
R 9; 4 3/5; Sch 58—60 
7 


136 Pappenheim, 


Er N 


Körper ziemlich langgestreckt, annähernd zylindrisch. Mund 
unterständig, mit dicken, wulstigen Lippen und 4 dicken Bartfäden 


an der Oberlippe, das längere Paar in den Mundwinkeln, das 
kürzere neben der Schnauzenspitze. Augen klein. Rückenflosse 
vorn mit einem am Hinterrand grob gesägten Knochenstachel. 
Schwanzflosse mit tiefem Ausschnitt. 


Kopflänge 4mal in der Körperlänge (ohne Schwanzflosse), 


Körperhöhe 5—5'/,mal darin enthalten. 


Färbung einfarbig, Rücken graugrünlich, Seiten heller, Bauch 
weißlich. Schuppen mit messinggelbem Glanz, häufig vorn ge- 


schwärzt und dadurch ein geflecktes oder gegittertes ] Muster bildend. 


Flossen mit Ausnahme der Rückenflosse blaßrot, die Schwanzflosse 
außerdem fein schwärzlich gesäumt, Rückenflosse einfarbig dunkel- 
grau; bisweilen an den Strahlen unregelmäßig marmoriert (ebenso 


auch an den anderen Flossen). 
Länge 30—70 cm. 


Flüsse und Seen, bevorzugt klares Wasser mit Strömung. Vor- 
wiegend nächtlicher Grundfisch; hält Winterschlaf (?). Laicht 
Mai— Juli in Zügen. d zur Brunstzeit auf dem Scheitel mit (nach 


hinten zu Leisten zusammenfließendem) körnigem Ausschlag. 


Fleisch grätig, wenig geschätzt. Der Genuß der Eier („Rogen“) 


soll Erbrechen und Durchfall verursachen. 


B. Petenyi Heck. 


Semling. 
11—12 
8—9 
Die sonstigen Unterschiede sind in dem Artenschlüssel ange- 
geben. 


Bleibt an Größe hinter der vorigen Art zurück; soll nur 25 cm 
Länge erreichen. 


R 3/8; 4 3/5; Sch 5560 


Ein Bewohner der Karpathengewässer; wahrscheinlich nur in 


den Karpathenzuflüssen der Oder und im obersten Weichselsebire 
Angaben über Vorkommen wertvoll. 


Gobio. 


Körper mehr oder weniger zylindrisch. Mund halbunterständig, 
ein Paar kurzer Bartfäden in den Mundwinkeln. Rücken- und 


Fig. 134. Gobio gobro L. 


Afterflosse kurz, ohne gesägten Knochenstachel am Vorderrand 


(Fig. 134). 


En 


A 


% 


DE a mn 
Bi 

FR 

" Pk Dun. 2" 


zähne“, jederseits in 2 Reihen angeordnet: 2 


an a ea BEE TI 


Pisces. 137 


Scehlundzähne mit starkem Haken endend (Fig. 135) „Fang- 


1 
2) 
J/ 


In Deutschland nur 2 Arten. 


Bestimmungsschlüssel. 


a) Bartfäden reichen zurückgelegt nur bis unter die Mitte des 
Auges; Körperhöhe 4'/,mal in der Körperlänge (ohne 
Schwanzflosse) enthalten, Kopflänge 
4mal. Augen an den Seiten der 
breiten Stirn. 

G. gobio (L.), (Fig. 134). 

b) Bartfäden reichen zurückgelegt bis 
an die Kiemenspalte; Körperhöhe 
5°?/,—bmal in der Körperlänge (ohne 
Schwanzflosse) enthalten, Kopflänge 
4'/,—4'/,mal. Augen nahe beieinander pi.. 135. Gobio gobio L. 
auf der schmalen Stirn. Schlundzähne (etwa 3mal 

G. uranoscopus Ag. vergrößert). Original. 


32. @. gobio (L.), (Fig. 134). 
Gründling, Greßling. 
4—5 


Körper ziemlich gestreckt, nach dem Schwanzstiel seitlich zu- 
sammengedrückt; die bald längere, bald kürzere Schnauze sehr 


6 
R 3/7; A 3/6; Sch A0—44 — 


stumpf und stark gewölbt, mit ziemlich kurzen Bartfäden in den 


- Mundwinkeln. 


Färbung an Scheitel und Rücken graugrün, mit vielen schwarzen 


“ Punkten und Flecken. Seiten und Bauch weiß mit Silberglanz. 
Oberhalb der geraden Seitenlinie auf jeder Körperseite 10—11 (sel- 
 tener 7—8) große, schwarze oder schwarzblaue Flecken, die zu 


einer Längsbinde zusammenfließen können. Flossen gelblich; 
Rücken- und Schwanzflosse mit gestrichelten braunen Querbinden, 


seltener auch die Brustflossen so (häufiger diese ganz braun). 


Oberhalb und unterhalb der Nasenlöcher ein nach der Schnauzen- 


spitze verlaufender schwärzlicher Streifen. Kiemendeckel und Ur- 
 sprungsstelle der Brustflossen angeschwärzt. 


Wird 10—15 cm lang. 

Grundfisch in stehendem und fließendem (Gewässer. Laicht 
Mai—Juni. Zu dieser Zeit viel dunkler und die $ mit feinkörnigem 
Hautausschlag auf dem Scheitel, den Rücken- und Seitenschuppen 


_ und der Oberseite der Brustflossenstrahlen. 


a 
Dre DE 


33. @. uranoscopus Ag. 
Steingreßling. 


iD} 
R 2/7; 4 25-6; Sch 40—42 


Körper sehr gestreckt und zylindrisch, Kopf und Rücken 
niedergedrückt, nach dem Schwanzstiel mehr rundlich. Schnauze 
breit, sehr schräg absteigend und mit dem abgeplatteten Unterkiefer 


138 Pappenheim, 


einen stumpfen Rand bildend. Bartfäden sehr lang, reichen fast 
bis an die Brustflossen. 


RUE, 


rare 


.r 


u u 


Oberseite grau, ungefleckt; statt der großen Seitenflecken fünf 
vom Hinterkopf bis zum Schwanz gleichmäßig verteilte, nur bis 


zur Seitenlinie herunterreichende schwarze Binden (die erste kann 


sehr schwach ausgebildet sein). Flossen gelblich, Rücken- und 
Schwanzflosse nur mit einer bis zwei braunen Fleckenbinden. 


Körper sonst weißlich. 
Erreicht nur 10 cm Länge. 
Bei uns nur in der Isar (München) und Salzach. 


Rhodeus. 


Körper kurz, hoch, stark seitlich zusammengedrückt. Mund 


balbunterständig. Rücken- und Afterflossen ziemlich lang, letztere 
reicht nach vorn bis unter die Rückenflosse. Seitenlinie sehr kurz. ° 


Schlundzähne messerförmig, jederseits in einfacher Reihe, zu 


9—n) angeordnet. Kronen seitlich zusammengedrückt, schräg ab- 
geschliffen, die Kauflächen länglich mit einfacher Längsfurche. 


Darm sehr lang, in 5 Umgängen spiralig gewunden und zu 
2 „Paketen‘‘ zusammengelegt. 
Nur eine einzige Art. 


34. Rh. amarus (Bl.), (Fig. 136). 
Bitterling. 


R 3/9—10; 4 3/9; Sch 34—38, quer 10—12. 


Seitenlinie nur auf den ersten 5— 6 Schuppen ausgebildet, dann 
ganz fehlend. Schuppen glatt, auffallend groß und breit. 

Färbung nach Geschlecht 

und Jahreszeit sehr ver- 


Laichzeit d und 9 gleich 
gefärbt. Rücken graugrün, 
Seiten silberglänzend, von 
der Mitte an bis an die 
Schwanzflosse mit einem 
grünen, glänzenden Längs- 
streifen. Flossen blaßrötlich, 


Fig. 136. Rrodeus amarus L. 


die Schwanzflosse an ihrer 
Wurzel geschwärzt. 
Brunstkleid: g in allen Regenbogenfarben metallisch glänzend, 


mit vorherrschend stahlblauem und violettem Schimmer, der smaragd- - 


grüne Seitenstreifen noch lebhatter; Brust und Bauch orangegelb. 
Rücken- und Afterflosse hochrot mit schwarzem Saume. Die Haut 
über der Oberlippe und vor den Augen mit warzenartigem, kreide- 


weißem Ausschlag in Form eines rundlichen Wulstes. © ohne 
auffallende Farben, aber mit einer langen, wurmförmigen Legeröhre 


vor der Afterflosse. 
Laicht Mai—Juni. Das 9 legt seine 3 mm großen Eier mit 


Hilfe seiner Legeröhre in die Kiemenblättchen der Muscheln (z. B. der 


schieden. Außerhalb der 


nur die Rückenflosse ganz, 


® | Pisces. 139 


- Unio- Arten), woselbst die Eier ihre ganze Entwicklung durch- 
_ machen. 
3 Vorwiegend Pflanzen-(Algen-) fresser. 

Wird 5—10 cm lang. 

Fleisch schmeckt sehr bitter (daher der Name). 


Abramis. 


Körper hoch, stark seitlich zusammengedrückt. Rückenflosse 
- kurz*), aber am Vorderrand etwas verlängert **), mit stark nach 
- hinten abfallendem oberen Rande. Afterflosse stets — meist be- 
- deutend — länger als die Rückenflosse. Schwanzflosse ausge- 
_ sprochen gabelförmig, mit tiefem Ausschnitt, die untere Spitze 
_ länger als die obere. Zwischen den Bauchflossen und der After- 
- flosse eine unbeschuppte, scharfe Kante. Schuppen am Vorder- 
rücken oberhalb des Hinterkopfes haarscheitelförmig angeordnet ”**) 
(vgl. Fig. 138, 139 u. 141). Uber die Schlundzähne vgl. das bei 
den Untergattungen Gesagte. 


Schlüssel zur Bestimmung der Arten. 


A. Afterflosse mit 36—45 gegabelten Tr), gegliederten T) Weich- 
strahlen. 


a) Seitenlinie mit 66— 73 Schuppen. Mundöffnung end- 
ständig. Maulspalte ziemlich groß, schief nach oben ge- 
richtet; Schnauzenprofil spitz. A. ballerus (L.), S. 140. 


b) Seitenlinie mit 49—52 Schuppen. Mundöffnung halb 
unterständig. Maulspalte sehr klein, gerade; Schnauzen- 
profil stumpf und abgerundet. 

A. sapa (Pall.), S. 140 (Fig. 138). 
B. Afterflosse mit 17—28 gegabelten, gegliederten r) Weich- 
strahlen. 

a) Afterflosse mit 23—28 Tr) gegabelten, gegliederten Weich- 

strahlen. Körper sehr hochrückig, Körperumriß fast 
eiförmig. Seitenlinie mit 51—57 Schuppen. Alle Flossen 
blaugrau. A. brama (L.), S. 141 (Fig. 139). 

b) Afterflosse mit 17—23 gegabelten, gegliederten Weich- 
strahlen; Brust- und Bauchflossen wenigstens teilweise 
selb oder rötlich. 


1. Afterflosse nur mit 17—20 Weichstrahlen. Mund aus- 
gesprochen unterständig, von der verdickten und ver- 
längerten Schnauze weit überragt. Seitenlinie mit 
58—61 Schuppen. Brust- und Bauchflossen blaßgelb. 

A. vimba (L.), S. 143 (Fig. 141). 


*) Vgl. Fig. 138, 139 ff. 
**) Vgl. die Fig. S. 141—144. 
. ***) Nicht immer sehr deutlich ausgeprägt. 

r) Über diese Bezeichnungen vgl. das S. 94 Gesagte. 
i rr) Leider bilden diese Zahlen hier keine absoluten Artmerkmale, insofern 
nämlich die oberen und unteren Variationen der Strahlenzahl (als sogen. ‚‚Schwellen- 
_ werte‘‘) bei den einzelnen Arten sich berühren oder sogar ineinandergreifen. Man 
hat also bei der Bestimmung auch andere Merkmale zu berücksichtigen und nötigen- 
falls die Artbeschreibungen mit heranzuziehen, 


140 Pappenheim, 


So) 


Aiterflosse mit 19—23 Weichstrahlen. Mund nur 
halb unterständig, von der abgerundeten Schnauze nur 


E 
4 


3 
E 


5, 
R 


wenig überragt. Seitenlinie mit 47—49 Schuppen. 


Brust- und Bauchflossen mit rötlicher Basis. — [Bildet 
wegen seiner eigentümlich zweireihig angeordneten 


(vgl. Fig. 143) Schlundzähne — zu 2/5—5/2 oder 


seltener 3/5—5/3 — die Untergatt. Blieca *)]. 


Untergatt. Abramis (i. eng. Sinn). 


B. björkna (L.). 


Hierher die Mehrzahl — 4 einheimische — der Arten (vgl. 


Fig. 158, 139, 141). 
Mit den äußeren Merkmalen der Gattung (s.. oben). 


Schlundzähne auf jeder Seite 5, in einfacher Reihe ange- 
ordnet (5—5), ihre Kronen seitlich zusammengedrückt und abge- 


schrägt, die Kauflächen schmal mit einer Längsfurche und vor 
ihrer Spitze mit einem Kerb (Fig. 137, 140, 142). 


35. A. ballerus (L.). 
Zope, Pleinzen. 


R 3/8—9; A 3/36—43; Sch 66—73 


14—15 
8—9 


Mund endständig, die ziemlich große Maulspalte schief nach - 


oben gerichtet. Schnauzenprofil zugespitzt. Ein Kinn deutlich. 


Körper stark seitlich zusammengedrückt, ziemlich gestreckt. Die 


außerordentlich lange Afterflosse beginnt 
unter dem Ende der Rückenflosse. Brust- 


flossen bis an die — kürzeren — Bauch- 
flossen reichend. 

Kopflänge 5mal, Körperhöhe 3!/, bis 
3”/,mal in der Körperlänge enthalten. 


einen dünnen Fortsatz verlängert. 


Schlundknochen (Fig. 137) außer- 
ordentlich schlank und zart, nach vorn in 


Fig. 137. Abramis ballerus Rücken bläulich, Seiten und Bauch - 
(L.). Schlundzähne (etwa  silberglänzend, mit einem Stich ins Gelbe. 


3mal vergrößert). Original. 


Brust- una Bauchflossen, Rücken- und After- 


flosse weißlich, alle schwärzlich gesäumt. 


Wird 20—25 cm lang. 


Mittlere und untere Donau (ob aber innerhalb Bayerns?) und 
Stromgebiet der Ost- und Nordsee, namentlich hier in den Unter- 
läufen der Flüsse, den Haffen, Küstenseen und auch der See selbst. 


Laicht April—Mai in den Flüssen. 


36. A. sapa (Pall.), (Fig. 138). 
Zobel, Pleinzen, Spitzpleinzen. 
10—11 


R 3/8; A 3/38—45; Sch 4952 Sg" 


Mund halb unterständig. Schnauze sehr stumpf und hoch, 


dick und abgerundet. Die kleine Maulspalte gerade. Kinn nicht 
*) Alle andern Arten gehören zu der durch einreihig angeordnete Schlund- 
zähne — zu 5—5 gestellt — charakterisierten Untergatt. „‚„Adramis‘‘ (i. eng. Sinn). 


| 4 


" 


3 


- 
Be 


Pisces. | 141 


E 
deutlich. Augen verhältnismäßig größer, als bei allen anderen 
_ Abramis-Arten. Körper noch stärker seitlich zusammengedrückt, 
_ wie bei der vorigen Art. Afterflosse außerordentlich lang, vor dem 
Ende der Rückenflosse beginnend. Schwanzflosse mit auffallend 
_ verlängerter unterer Spitze. Brustflossen die Wurzel der kürzeren 
- Bauchflossen überragend. 
Schlundknochen stehen nach Layer Form in der Mitte zwischen 
denen von A. brama (Fig. 140) und 4A. vimba (Fig. 142). 


=: 
I 
5 


| Rücken nur wenig dunkler als der übrige, silberweiß gefärbte 
Körper, überall mit atlasartigem Glanz. Alle Flossen weißlich, mit 
Ausnahme der Bauchflossen am Rande schwärzlich gesäumt. 
Wird höchstens etwa 28 cm lang. 

= Bei uns nur in der Donau (z. B. Regensburg, Donauwörth). 
% Laicht April—Mai. & zu dieser Zeit mit körnchenartigem, 
_ weißen Ausschlag am Hinterrand aller Schuppen (am Bauch 
 fehlend) und an den Strahlen der Brust- und Bauchflossen, ferner 


_ am Scheitel, Gesicht und Schnauze und dem Kiemendeckel. 


Fig. 138. Adramis sapa (Pall.). 


nr 
Yars 


37. A. brama (L.), (Fig. 139). 
Blei, Brachsen. 


= "R 3/9, A 3/2328; Sch 51—57 


Mund halb unterständig, Maulspalte verhältnismäßig kurz, 
_ etwas nach oben gerichtet. Schnauzenprofil stumpf, abgerundet. 
- Kinn nicht vortretend. Körper sehr hoch, stark seitlich zusammen- 
_ gedrückt. 

i Kopflänge 4!/,—4?/ mal, Körperhöhe etwa 2'/,mal in der 
_ Körperlänge enthalten. 

Schlundknochen (Fig. 140) langgestreckt, zerbrechlich, die 
 Fortsätze (vorn) sehr verlängert. Schlundzähne zart, zusammen- 
gedrückt, an den Kronen in stumpfe Haken auslaufend. 

3 Färbung am Rücken blaugrau bis braun, zur Laichzeit dunkel 
BE enzrün. Seiten heller, silbergrau oder bräunlich, zur Laichzeit 
mit goldgelbem Glanz. Alle Flossen dunkel, meist blaugrau, immer 


142 | Pappenheim, 


in der Körperfarbe. & zur Laichzeit mit anfangs weißlichem, 
später bernsteingelbem, warzigen Hautausschlag auf der Schnauze, 


Fig. 139. Abdramis brama (L.) 


Scheitel, Kiemendeckel und an den meisten Flossen (nie an der 
Rückenflosse): „Stein“- oder ‚„Dorn- 
brachsen“ (in Süddeutschland). 

Wird bis zu 60 cm lang. 

Gesellig lebender Fisch. Bewohnt 
die Flüsse und Seen von ganz 
Deutschland, mit Ausnahme der 
Alpenseen. 2 

Laicht Mai-Juni an seichten, 


Fig. 140. Abramis brama (L.). dicht bewachsenen Uferstellen. 


Schlundzähne (etwa doppelt ver- e : 
größert). Original. Bildet folgende Bastarde: 


R 


f & 
f i 4 = 
ji . 3 
S = a E 
2 we 
2 $53 u >: 4 
= 


a) Abramis brama x Blieca björkna (1.), „Güsterbrachsen‘“. 


R 3/8; A 3/20—25. Schlundzähne stets zweireihig, nämlich“ 
1/5—5/1l oder 1/5—5/2, oder 2/5—5/2 oder 2/5—5/1 und 5—5/1.° 
Augen ziemlich groß. Mundspalte sehr schief aufwärts. | 


; 2 N \ 
b) Abramis brama — Leuciscus rutilus L., ,„Pleinzen“, „Spitzpleinzen“. 


R 3/10; A 3/15—18. Schlundzähne meist einreihig, zu 5-5 
oder 6 (links) —5 (rechts), selten zweireihig: links 1/6—5 rechts oder 
1/5—5. Schlundzähne und -Knochen ähneln denen von Adr. vimba. 
Mund endständig, Schnauze abgestumpft. Rücken grüngrau, Bauch 
silberig. Rücken- und Schwanzflosse schwärzlich. Brust-, Bauch- 
und Afterflossen einfarbig hellgrau oder schmutziggelb mit schwarzem ; 
Anflug. Körper wenig hoch, seitlich mäßig zusammengedrückt. 


10—11 

Sch 45—54 Dan Laicht April; d mit weißlichem, knötchen- 
0) x 

förmigem Hautausschlag. — Donau, oberbayrische Seen, Rhein, 


Neckar, Elbe, Oder, Weichsel. Wurde früher für eine Nee 
Art angesehen: „Adramidopsis Leuckarti Heck.“ Soll (?) außerdem F 
Bastarde mit Scardinius erythrophthalmus bilden. 5 


Pisces. 143 


38. A. vimba (L.), (Fig. 141). 
Zährte, Rußnase. 


EN Bee N 

R 3/8; A 3/17 —20; Sch 58-61 ——- 

5-6 
Mund unterständig, Maulspalte verhältnismäßig kurz, nur 
sanft nach vorm ansteigend. Die verdiekte und verlängerte 


 Schnauzenspitze die Mundöffnune weit überragend, mit stumpf ge- 
-rundetem Profil. Kein Kinn sichtbar. Körper seitlich zusammen- 
gedrückt, gestreckt und verhältnismäßig niedrig. Die mäßig lange 
- Afterflosse beginnt erst hinter dem Ende der Rückenflosse. Die 
hinter der Rückenflosse stehenden Schuppen bilden einen deutlichen 


3 


7 Fig. 141. Adramiıs vımba (L.). 


 Längskiel. Die Brustflossen mit ihren Spitzen weit von den — 

nur wenig kürzeren — Bauchflossen entfernt. Die untere Spitze 
_ der gabelförmigen Schwanzflosse nur wenig länger als die obere. 

Kopflänge 4°/,,—4*/.mal, Körperhöhe 357, — 3%, mal in der 

Körperlänge enthalten. 

Schlundknochen (Fig. 142) sehr gedrungen; die Kronen der 
_ zusammengedrückten Zähne in stumpfe Haken auslaufend (wenn 
nicht abgenutzt). 

& Rücken, Kopf, Schnauze graublau, 
Brust, Bauch und Seiten silberweiß. Rücken- 
_ und Schwanzflosse sraublau, Brust-, Bauch- 
und Afterflosse blaßeelb, Brust- und After- 
flosse an der Wurzel mit orangegelbem 
_ Anflug, Afterflosse schwärzlich gesäumt. 
Im Hochzeitskleid der Rücken, Kopf mit E 

- Schnauze und Seiten bis weit unter die > 

_Seitenlinie tiefschwarz mit Seidenglanz. Fig.12. Abramisvimba(l.). 

Lippen, Kehle, Brust, Bauchkante und Sehlundzähne (etwas verer.). 

schmaler Streifen an der Unterseite des Original. 
Schwanzstieles intensiv orangerot, ebenso 
“die Brust-, Bauch- und die Afterflosse an der Basis, die andern 

_ geschwärzt. Die d außerdem mit dem üblichen Hautausschlag 

(vgl. die vorige Art). 

3 Wird bis zu 38 cm lang. 

Ei Fehlt im Rheingebiet und in allen südlichen (= alpinen) 
 Donauzuflüssen. 


144 Pappenheim, 


Laicht Ende Mai—Juni. In Norddeutschland steigt er zu 
dieser Zeit aus der Nord- und Ostsee in die Flüsse. 

Hierher gehört der etwas kleiner bleibende (meist nur 13—26 em 
erreichende) 


3Sa. A. melanops Heck. 
Seerüßling 

mit den gleichen Merkmalen, aber etwas kürzerer Schnauze Er 
cheint eine nicht wandernde Standform der vorigen Art darzu- 
stellen. 

Vorwiegend im Donaugebiet — bayrische Seen —, doch auch 
aus der Weser, Elbe, Oder und Weichsel bekannt. 

Aus dem Starnberger See wurden seinerzeit 2 Fische beschrieben, 
die vielleicht aus einer Kreuzung dieser Art mit (?) Zeueiscus rutilus 
stammen dürften. 


Untergatt. Blicca. 


Mit den äußeren Merkmalen der Gatt. Adramis (s. S. 139). 


Schlundzähne (Fig. 143) auf jeder Seite zweireihig ange- 
ordnet, meist zu 2/5—5/2, selten zu 3/5—5/3 stehend, die Zähne 
ü der inneren Reihe mit abgeschrägten Kronen 
und schmaler, einfach gefurchter Kaufläche 
mit einem Kerb vor ihrer Spitze. 

Die einzige Art ist 


39. B. björkna (L.) 
Güster, Blicke. 


Karers 9—10 
Fig. 143. Dlieca björkne ‘ R i 2, ET } E 
(L.). ds (ebaa R 3/8; 4A 3/19—23; Sch 44—48 a: 


1!/, mal vergr.). Original. ur 


Mund halb unterständig, Maulspalte 
ziemlich kurz, nur wenig nach vorn auf- 
steigend. Schnauze stumpf, mit abgerundetem Profil. Kinn nicht 
vortretend. Körper seitlich sehr zusammengedrückt, dabei sehr 
hoch (etwa wie bei A. drama). Die mäßig lange Afterflosse beginnt 
unter dem Ende der Rückenflosse. 


Die Brustflossen reichen mit ihren Spitzen nicht bis an die 
Wurzel der — gleich langen — Bauchflossen. Der untere Lappen 
der Schwanzflosse länger als der obere. 

Kopflänge 4'/,—4°/,mal, Körperhöhe 2°/ „—2*/,mal in der 
Körperlänge. 

Die gedrungenen Schlundknochen (Fig. 143) kürzer und breiter 
als die von A. drama. Die in 2 Reihen (s. oben) angeordneten 
Zähne seitlich zusammengedrückt, mit schmalen vertieften Kau- 
flächen, ihre abgeschrägten Kronen in Haken auslaufend. 


Rücken bräunlich, Seiten si!berglänzend. Alle Flossen dunkel- 
grau, die Brust-, Bauch- und Afterflosse mit rötlicher Wurzel, 
die Afterflosse sehr häufig mehr oder weniger schwarz gefärbt. 
Zuweilen Brust- und Bauchflossen fast ganz rot. In der Laichzeit 
Rücken und Seiten bis fast zur Bauchkante schwärzlich. Brust- 
und Bauchflossen ganz, Afterflosse an der Wurzel tief orangerot. 
Auch die schwärzliche Rücken- und Schwanzflosse mit rötlich 


Pisces. 145 


durehschimmerndem Grunde. Die g am Rücken und weniger 
_ deutlich auf dem Kiemendeckel und den Brustflossen mit Haut- 
ausschlag. - 

Wird nur wenig über 30 cm lang. 

Überall in ganz Deutschland in Flüssen und Seen. 
| Laicht im Juni in großen Gesellschaften an seichten, be- 
_ wachsenen Stellen. Ist schon bei 14 cm Länge geschlechtsreif. 
Über den Bastard Adramis Drama > Blicca björkna vgl. das 
bei A. brama (S. 142) Gesagte. 
Über angebliche Bastarde mit Zexciscus Meidingeri vgl. das bei 
_ diesem (S. 158) Gesagte. 
2 Über den Bastard Bdcca björkna = Leuciscus rutilus vgl. das 
bei Z. rutılus (S. 157) Gesagte. 

Über den Bastard Scardinius erythrophthalmus = Blicca björkna 
"vgl. das bei Scard. erythrophthalmus (S. 163) Gesagte. 


g 


Pelecus (Fig. 144). 


Körper langgestreckt, stark seitlich zusammengedrückt. Rücken 
_ fast genau geradlinig, der stark konvex gebogene Bauch eine scharfe- 
“Kante bildend. Mund oberständig, Maulspalte fast senkrecht gestellt. 

Kinn winkelig vortretend. Unterkiefer in die schachteldeckelartigen 
oberen Kiefer hineinpassend. Keine Bartfäden. Kiemenspalten sehr 
groß. Seitenlinie auffällig wellenförmig geknickt. Die kurze, stachel- 
lose Rückenflosse weit nach hinten gerückt, über dem Anfang der 


Fig. 144. ZPelecus cultratus (L.). 


langen Afterflosse. Die untere Spitze der tief gegabelten Schwanz- 
flosse länger als die obere. Die übermäßig langen Brustflossen 
1; säbelförmig- gebogen und spitz endigend. Schuppen ziemlich klein. 


Die schwachen, dünnen Schlundknochen mit zweireihig ange- 
ordneten Schlundzähnen, zu 2/5—5/2 stehend. Ihre Kronen mit 
6—7 tiefen Kerben und nach der Spitze in Haken auslaufend. 


Die einzige Art bei uns 


& 40. P. eultratus (L.) (Fig. 144). 
1: SE Ziege, Sichling. 

E Be 

5—6 
Äußere Merkmale bereits in der Gattungsdiagnose angegeben. 
- = Kopflänge 5°/,mal, Körperhöhe fast 5mal in der Körperlänge 


e nthalten. Rücken stahlbläu oder grünlich, Seiten und Bauch 
silberig mit rötlichem Schimmer. 


|  Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 10 


R 3/78; A 3/26—29; Sch 100—108 


146 Pappenheim, 


Wird bis 40 em lang. Im Süß-, Brack- und Seewasser, aus 
dem er in die Flüsse aufsteigt. 


Laicht Mai—Juli. 
Fleisch wenig geschätzt. 


Im Donaugebiet (Passau) sehr selten. In Norddeutschland ein 
Bewohner der östlichen Ostsee von Hela bis Memel; im frischen 
und kurischen Haff und in den Flußmündungen; ob früher weiter 
nach Westen verbreitet? — Steigt zum Laichen in die Flüsse. 


Alburnus (Fig. 145). 


Körper ziemlich gestreckt, seitlich zusammengedrückt. Mund 
oberständig oder endständig, Maulspalte schief aufwärts gerichtet. 
Kinn vortretend, der Unterkiefer in den schachteldeckelartigen 
oberen Kiefer hineinpassend. Keine Bartfäden. Die kurze Rücken- 
flosse hinter den Bauchflossen. Afterflosse ziemlich lang (vgl. 
S. 94). Bauch mit deutlicher Kante zwischen den Bauchflossen 


Fig. 145. Alburnus alburnus (L.). 


und der Afterflosse. Die untere Spitze der tief gegabelten Schwanz- 
flosse stärker ausgebildet und länger als die obere. Seitenlinie dem 
Bauch näher wie dem Rücken, deutlich nach unten durchgebogen. 


Schuppen mit auffallend starkem Silberglanz, leicht abfallend. 
Schlundzähne beiderseits zweireihig angeordnet, zu 2/5 —5/2. 


Schlüssel zur Bestimmung der Arten. 


a) Mundöffnung endständig, Mundspalte nur wenig schief ge- 
stellt; Seitenlinie oben und unten schwarz eingefaßt, darüber: 
eine breite, schwarze Längsbinde bis an die Schwanzflosse. 

A. bipunetatus (Bl.). 

b) Mundöffnung oberständig, Mundspalte schief nach oben ge- 
richtet. Seitenlinie ohne jede dunkle Einfassung. Keine 
schwärzliche Längsbinde. 


l. Kinn sehr stark vortretend. Mundspalte nicht übermäßig: 
schief gestellt. Afterflosse mit 14--16 gegliederten und! 
gegabelten Weichstrahlen. A. mento Ag. 


2. Kinn nur etwas vortretend. , Mundspalte sehr schief ge- 
stellt. Afterflosse mit 17—20 gegliederten und gegabelten' 
Weichstrahlen. A. alburnus (L.). 


Se. 


Pisces. 147 


41. A. bipunetatus (Bl.). 
Alandblecke, Breitblecke. 


Res 8574 3/15—17; Sch A751 RE 
4—5 
_ Körper seitlich zusammengedrückt, aber nur wenig gestreckt. 
Mundöffnung endständig, Mundspalte nur etwas schief gestellt. 
inn kaum verdickt und sehr wenig vorstehend. Kopflänge 4 bis 
4'/,mal, Körperhöhe 4mal in der Körperlänge enthalten. 


Schlundknochen nicht besonders schlank. Schlundzähne schlank, 
ihre Kronen abgerundet, in einen Haken auslaufend und ohne Kau- 
fiächen. 


Rücken bräunlich, Seiten und Bauch silberig. An der Grenze 
“des Rückens gegen die Seiten je ein breites, gerades, schwarzes 
Band. Seitenlinie oben und unten mit einem schmalen, schwärz- 
lichen, nahtförmigen Saum eingefaßt. Oft außerdem noch mit 
inem aus dreieckigen Flecken gebildeten dreifachen schwarzen 
Längsstreifen zwischen Rücken- und Seitenlinie, zuweilen auch 
ınterhalb der Seitenlinie mit einem ebensolchen. Brust-, Bauch- 
und Afterflossen am Grunde orangegelb. Alle Farben in der 
Brunstzeit außerordentlich lebhaft, außerhalb derselben zuweilen 
fast ganz verschwindend. 


Wird bis 11 cm lang. 


R Am Grunde fließender und stehender Gewässer durch ganz 
Deutschland verbreitet. 


Laicht Mai—Juni. 


42. A. mento Agass. 
Mai-Renke. 

9—10 

3—4 
Körper nur wenig seitlich zusammengedrückt, aber sehr lang- 
gestreckt. Mundöffnung oberständig, Mundspalte schief gestellt; 
das verdickte Kinn sehr stark vorragend. Kopflänge fast 5mal, 
' Körperhöhe ebenso oft in der Körperlänge enthalten. 
Schlundknochen mit sehr verlängerten vorderen Fortsätzen, 
bedeutend schlanker als bei den andern A.-Arten, auch 4. asprus. 
Kopf und Rücken dunkelgrün, mit stahlblauem Schimmer, 
‚Seiten hell silberglänzend mit Atlasglanz. Alle Flossen durch- 
‚scheinend, blaßrötlich oder grau; die Rücken- und Schwanzflosse 
schwärzlich gesäumt. 
E Wird über 25 cm lang. 
_ Liebt klares, kaltes Wasser mit steinigem Grunde: Ammer-, 
tarnberger-, Chiemsee. 

Laicht Mai-—Juni. g dann mit weißlichem Hautausschlag in 


Form zerstreuter kleiner Warzen am Scheitel, Kiemendeckel und 
Ippen, spärlicher auf dem Rücken. 


R2 


3/7—8; A 3/14—16; Sch 60—67 


10° 


RN 


148 Pappenheim, 


43. A. alburnus (L.), (Fig. 145). 
Ukelei, Laube. 
—9 
R 3/8; A 3/17—20; Sch 46—53 — re 
Körper seitlich zusammengedrückt, mehr oder weniger gestreckt. 
Mundöffnung oberständig, Maulspalte sehr schief gestellt. Kinn 
nur wenig verdickt und mehr oder weniger stark vorstehend. Kopf- 
länge 4'/,—Ö5mal, Körperhöhe 4'/,—4*/,mal in der Körperlänge 
enthalten. 
Schlundknochen schlanker als bei 4. bidunctatus, an Schlank- 
heit nur von denen der letzten Art übertroffen. Schlundzähne wie 
bei A. bipunctatus, aber mit sehr deutlich gekerbten Zähnen. 
Färbung großen Abänderungen unterworfen, in der Regel 
Rücken und Kopf oliven- oder blaugrün, ins Goldgelbe spielend 
oder zuweilen grasgrün, die Seiten stark silberglänzend, Bauch weiß. 
Rücken- und Schwanzflosse mit grauem Ton, die übrigen Flossen 
farblos, zuweilen Bauch- und Afterflossen orangegelb. 
Wird höchstens 15 cm lang (meist nur 11—12 cm). 


> | 00 


w 


Im stehenden und fließenden Wasser von ganz Deutschland, 


mit Ausnahme der Gebirgsbäche und Seen. 
Laicht Mai—Juni in großen Gesellschaften. 


Fleisch wertlos. Der Silberglanz der Schuppen (Guanin) zur 
Herstellung der für die Fabrikation künstlicher Perlen wichtigen 
„Essence d’Orient‘‘“ verwendet. 


Es kommen in der Natur folgende Bastarde vor: 


a) Alburnus alburnus x Blieca björkna 1. 
8 
R 3/8; A 3/19; Sch 47 = 


Schlundzähne 2/5—5/2. Das enge Maul endständig, wenig 
schief. Kein Ausschnitt in der Oberlippe. Körper kurz, hoch- 
rückig, stark zusammengedrückt. Bauch mit schuppenloser Kante, 
— Ziemlich häufig bei Berlin. Auch künstlich gezüchtet. 


b) Alburnus alburnus x Leuciscus rutihıs. 
R 3/11; 4 3/14. 
Schlundzähne 1/5--5. Kopf ükeleiähnlich, Mundspalte schief, 
Kinn etwas verdickt, greift in einen flachen Ausschnitt an der 


Oberlippe. Schwanzflosse mäßig ausgeschnitten. Schuppen größer 
und härter als bei A. aldurnus. — Sehr selten. 


E; 

c) Alburnus alburnus > Scardinius erythrophthalmus. | 
R 3/8; A 3/14. \ 

Schlundzähne 2/5—4/2, die größeren Zähne mit mehrmals ge- 
kerbten Kronen. Mundöffnung oberständig, Maulspalte sehı 
schief. Kinn etwas verdickt und wenig vorragend, in einen 
schwachen Ausschnitt an der Oberlippe eingreifend. Körper lang 


gestreckt, Rücken abgerundet. Afterflosse mit ausgeschnittene N 
Unterrande. Schwanzflosse mit längerem unteren Lappen. 


Pisces. 149 


Rücken blaugrün, Seiten silberglänzend mit blauem Schimmer, 
Bauch weiß, Rücken- und Schwanzflosse hellgrau mit schwach röt- 
lichem Anflug. Afterflosse weißlich, nach dem Ende hellrot. 


d) Alburnus alburnus — Leuciscus cephalus. 


(Früher für eine besondere Art „Alburnus dolabratus“ Holandre 
{ gehalten.) 

—8 

3—4 

E Schlundzähne zu 2/5—5/2, die Kronen der inneren Zähne 
mehrmals gekerbt. Mundöffnung endständig, Maulspalte schief, 
das etwas verdickte Kinn wenig vortretend, in eine Vertiefung an 
der Oberlippe hineinpassend. Körper langgestreckt, auf dem Rücken 
abgerundet, hinter den Bauchflossen seitlich zusammengedrückt. 

 — Rücken- und Schwanzflosse grau mit schwärzlichem Saum, 
‚Brust-, Bauch- und Afterflosse schmutzig blaßrot. Alle Schuppen 
am Hinterrand mit schwarzem, punktförmigem Saum, 

Mosel, Neckar, Donau, ? Mittelrhein. 

Meist 22—25 em lang. 

Laicht im Mai. 


R 3/89; A 3/10—16; Sch 45—54 


Eu: 


= 


Aspius (Fig. 146). 


- — Körper langgestreckt, dabei nur etwas seitlich zusammen- 


U 
S 
> 


5 


edrückt. Rücken und Bauch bis zu den Bauchflossen abgerundet, 


.. 


Fig. 146. Asptrus aspıus L. 

er. 

von da an bis zum After gekielt. Mundöffnung oberständig; 
Mundspalte sehr groß. Unterkiefer mit vorstehendem Kinn, seine 
Spitze schachtelartig in eine 
- Vertiefung der oberen Kie- 
fer eingreifend. Schuppen 
klein. 

_ Sehlundknochen (Fig. 
147)langgestreckt. Schlund- 
zähne jederseits in zwei 
Reihen, zu 3/5—5/3 ange- 
_ ordnet. Die Zahnkronen. 
ohne Kauflächen, unge- 
kerbt, in spitzen Haken 
endigend. ER: Fig. 147. Aspius aspius (L.). Schlundzähne 
€ Unsere einzige Art ıst e (natürl. Größe). Original. 


= 
BE 


150 Pappenheim, 


44. Aspins aspius (L.), (Fig. 146). 
Rapfen, Schied. 
—12 


4—5 


R 31-8; A 3/12—15; Sch ee 


Merkmale wie in der Gattungsdiagnose angegeben. | 

Kopflänge 4—4'/, „mal, Körperhöhe ebenso oft in der Körper- 
länge enthalten. — Augen verhältnismäßig klein. 

Rücken blaugrau, olivengrün bis stahlblau, Seiten und Bauch 
weiß, Rücken- und Schwanzflosse blaugrau, Brust-, Bauch- und 
Afterflosse außerdem mit rötlichem Anflug. 


Wird bis 90 cm lang. 


Raubfisch der größeren Flüsse und Seen von ganz Mittel- 
europa. Geht auch in die Haffe der großen norddeutschen Ströme. 


Laicht April—Mai in fließendem Wasser. Zu dieser Zeit die 
g mit dichtem, körnerartigem Hautausschlag in Form kleiner 
halbkugeliger Warzen an Kopf, Vorderrücken, Kiemendeckeln und 
Brustflossen, an den Schwanzschuppen zu Schwarten zusammen- 
fließend. | 


Leucaspius (Fig. 148). 


Körper mehr oder weniger gestreckt, etwas seitlich zusammen- 
gedrückt. Mundöffnung oberständig, Maulspalte steil aufwärts ge- 
richtet. Kinn etwas vorragend. Unterkieferspitze etwas in die 
oberen Kiefer hineingrei- 
fend. Rücken ziemlich ge- 
radlinig. Bauch zwischen 
Bauchflossen und After- 
flosse eine Kante bildend. 
Seitenlinie nur auf den 
ersten 8—12 Schuppen 
ausgebildet. 

Fig. 148. Zeucaspius delineatus (Heck.). Schlundknochen zart 
und schlank, ähnlich denen 
der Alburnus-Arten. Bezahnung großen Schwankungen ausgesetzt, 
da in einfacher oder doppelter "Reihe angeordnet. Die Innenreihe 
der Zähne meist zu 5(links)—4 (rechts) gestellt. Die Zahn- 
kronen der inneren Reihen zusammengedrückt, sägeförmig gekerbt, 
an den Spitzen hakenförmig umgebogen. 


Die einzige deutsche Art ist 


45. L. delineatus (Heck). 
Moderlieschen. 


R 3/8; A 3/11—13; Sch 44—48 u ; 

Merkmale wie in der Gattungsdiagnose angegeben. Körper 
form Schwankungen unterworfen. 

Kopflänge 3'/,mal, Körperhöhe 5mal in der Körperlänge ent- | 

halten. Brust- und Bauchflossen sehr kurz. Schwanzflosse tief 

ausgeschnitten, mit langen Spitzen. 4 


Pisces. 1» 


Färbung wechselnd, in der Regel Rücken grünlichgelb, Seiten 
 silberglänzend, mit je einem stahlblauen Längsstreifen, besonders 
- auf der hinteren Körperhälfte. Flossen sämtlich farblos. 
| Wird -nur 6—8, selten 9 cm lang. 
In langsam fließendem und stehendem Wasser. 
I Laicht April. In dieser Zeit eine wulstige Geschlechtspapille 
| hinter dem After. 

3 Soll Bastarde bilden. 


Leueiscus (i. weit. Sinn). 


Rücken- und Afterflosse kurz, beide ohne Knochenstachel am 
Vorderrand, Rückenflosse meist den Bauchflossen gegenüber (selten 
dahinter). Keine Bartfäden, Mund gewöhnlich, ohne auffallende 
 Bildungen. 

ä Schuppen in normaler Stellung (dachziegelartig einander deckend). 
Schlundzähne kegelförmig oder seitlich zusammengedrückt, mit 


= oder ohne Zähnelung auf den Kronen, jederseits in 2 oder — sel- 
tener — nur in einer Reihe angeordnet. Nach ihrer Beschaffenheit 


eine Reihe von Untergattungen gebildet. 


Schlüssel zur Bestimmung der Arten. 


I. Schuppen ganz außerordentlich klein, kaum mit bloßem 
Auge sichtbar, über SO Querreihen in der Seitenlinie bildend. 
Seitenlinie meist nur eine kurze Strecke hinter der Kiemen- 

‚spalte gut sichtbar, dann aufhörend und unregelmäßig unter- 

brochen. Alle Flossen, mit Ausnahme der Schwanzflosse, 

mit konvex gerundeten Rändern. [Seiten häufig schwärzlich 
marmoriert oder sogar mit breiter Fleckenbinde. Mitten auf 
dem Rücken meist ein schwarzer Längsstreifen vom Nacken 
bis zur Schwanzflosse, darunter beide Rückenseiten fast immer 
mit je einem goldglänzenden Längsstreifen.] 

L. phoxinus, S. 165. 

1I. Schuppen meist ziemlich groß, bisweilen kleiner, aber immer 

noch mit bloßem Auge gut sichtbar *), gewöhnlich nur 

40—60, selten 60—70 Querreihen in der Seitenlinie bildend. 

Seitenlinie über die ganzen Körperseiten laufend, nicht unter- 

brochen. 

A: Über 61 Schuppenreihen in der Seitenlinie. [Schwanz- 
flosse auffaliend stark entwickelt, mit langen Spitzen und 
tiefem Ausschnitt. Brustflossen ziemlich lang und zuge- 
spitzt. — Bei uns nur im Chiemsee und der Alz.] 

L. Meidingeri, S. 158. 

B. Weniger als 60 Schuppenreihen in der Seitenlinie. 


a) Afterflosse mit konvex abgerundetem Unterrande, die 
ganze Flosse mit sanft gerundeten Ecken ohne scharfe 
Winkel. 


1. Mundöffnung endständig. Kopf zwischen den 
Augen sehr breit, die Oberseite der Schnauze und 
die Stirn flachgedrückt. Maul auffallend breit, 


*) Von jungen, wenige Zentimeter langen Fischehen hierbei abgesehen ! 


152 


DD 


Pappenheim, 


Maulspalte sehr tief einschneidend, sehr schief ge- 


stellt. Schuppen groß, 44—46 Querreihen in der 
Seitenlinie. [Seiten nie mit einer breiten Längs- 


binde. | L. cephalus, S. 159 (Fig. 154). 


1 
4 
4 
\ 


Mundöffnung unterständig. Kopf zwischen den 


Augen mäßig breit, aber nicht flachgedrückt. Maul 
schmal, Maulspalte klein, fast wagerecht gestellt. 
Schuppen mäßig groß, 48-56 Querreihen in der 
Seitenlinie. [Seiten fast immer‘ mit einer breiten, 


u 


schwarzen Längsbinde vom Auge bis an die 


Schwanzflosse. Nur im Donaugebiet.] 
L. Agassizii, S. 161. 


b) Afterflosse mit konkav einspringendem oder gerade 
abgeschnittenem Unterrand, vorn und hinten mit 
scharfen Ecken, oder wenigstens hinten spitzwinkelig. 
Kopf nicht besonders breit, Stirn nie flachgedrückt. 
Maul nicht auffallend breit. 

Bauch zwischen den Bauchflossen und dem ei 

eine gleichmäßig scharfe, mit dachförmig geknickten 

Schuppen bedeckte Kante bildend. Mundspalte 

steil aufwärts gestellt, Unterkiefer ganz schräg 


% 


nach vorn aufsteigend. 


L. erythrophthalmus, S. 163 (Fig. 150). 
Bauch zwischen den Bauchflossen und dem After sanft 
gerundet (höchstens unmittelbar vor der Afterflosse 
kantig). Mundspalte wagerecht oder nur, wenig 


schräg aufwärts gestellt, der Unterkiefer höchstens 


etwas schräg ansteigend. 
a) Mundöffnung genau endständig. [In zweifel- 


haften Fällen, bei nur etwas unterständiger 


oder fast endständiger Stellung, ist die Be- 


schreibung von Z. leweciscus (8. 160) zu ver- 


gleichen.]| Wenigstens die Bauch- und After- 


flossen ausgesprochen rot, gelbrot oder matt- 


rosa, aber nicht blaßgelb. 


a0) Schuppen sehr groß, nur 42—45 Se | 
reihen in der Seitenlinie, höchstens 8 Längs- 
reihen zwischen der Wurzel des vordersten 


Rückenflossenstrahls und der Seitenlinie. 
L. rutilus, S. 153 (Fig. 152). 


ßß) Schuppen kleiner, zwischen 54—59 Quer- 
reihen in der Seitenlinie, mindestens neun 
Längsreihen zwischen der Wurzel des vor- 
dersten Rückenflossenstrahls und der Seiten- 


linie. L. idus, S. 158. 
ß) Mundöffnung unterständig, Schnauze über den 


Unterkiefer vorragend; in zweifelhaften Fällen 
wenigstens die Schnauze verdiekt und mit 


stumpfem Profil. 


aa) Afterflosse mit 11—12 gegabelten und ge- 
gliederten Weichstrahlen. Alle Schuppen 


mit prächtigem Metallglanz. Schwanzflosse 


Pisces. 153 


mit schwarzem Randsaum. |Nurım Donau- 

gebiet. | L. virgo, S. 157. 

BP) Afterflosse nur mit 8—9 gegabelten und 

gegliederten Weichstrahlen. Schuppen ohne 

Metallglanz. Schwanzflosse überall gleich- 
mäßig schwarzgrau getrübt. 

L. leueiscus, S. 160 (Fig. 156). 


: 


Um eine leichtere Kontrolle der Artbestimmung dieser Gattung 
zu ermöglichen, sind im Folgenden die Hauptmerkmale der ein- 
zelnen Arten in einer Übersicht zusammengestellt. Auch dürfte 
in jedem einzelnen Falle die Beschreibung der vermeintlichen Art 
einzusehen sein. 


Te 


2 (Tabelle s. S. 154 u. 155). 


Untergatt. Leueiscus (i. eng. Sinne). 


Schlundknochen sehr gedrungen. Schlundzähne (Fig. 150) auf 
beiden Seiten in einfacher Reihe angeordnet, links zu 6 oder 5, 
rechts stets zu 5 gestellt. Die vordersten Zahnkronen kegelförmig, 
die hinteren seitlich zusammengedrückt, mit abgeschrägten und an 
der Innenseite mit einem Haken endigenden Kauflächen. 


E- 3 deutsche Arten. 


zo 


Schlüssel zur Bestimmung der deutschen Arten. 


a) Seitenlinie mit 40—44 Schuppen. Mundöffnung endständig. 
L. rutilus. 

b) Seitenlinie mit 46-49 Schuppen. Mundöffnung unterständig. 
L. virgo. 

 e) Seitenlinie mit 62-67 Schuppen. Mundöffnung halb unter- 
E ständig. L. Meidingeri. 


F: 46. L. rutilus (L.), (Fig. 149). 

| Plötze, Rotauge. 
7—8 

R 3/9—11; 4 3/9—11; Sch 42—45 34 


Fig. 149. Zeueciseus rutilus (L.). 


er Mundöffnung endständig, Maulspalte ziemlich klein, etwas 
schräg aufwärts gerichtet. Schnauze ziemlich stumpf, meist von 


154 


Pappenheim, 


Gattung Leuciscus (.‚Weiß- 
Übersicht der 


Art- 


® . | .g8 " 
Beaichkung rutilus virgo ‚ Meidingeri ‚erythrophthalmus 
ii ! 

Auffallende |inicht vorhanden| Schuppen mit nicht Unterkiefer steil 
Zeichnungen, | | herrlichem vorhanden aufwärts ge- 
Farbe u. dgl., || | Metallglanz richtet; zwischen 

charakteristische | | Bauchflossen und 

Merkmale After eine schar- 

| fe Kante 
| 
| 
| | | 
ee FR | | > - Pe . 
 Mundöffnung endständig | unterständig | mehr unter- endständig 
| ständig als 
| | endständig | 
un an | DE a RE |: F 
Maulspalte klein, klein, ı klein, wenig klein, sehr schief, 
etwas schräg | wenig schräg | schräg steil aufwärts 
Br Dre aus | x 
Schnauze | stumpf, mehr stumpf abgerun-| stumpf, däbei | nicht besonders 
| oder weniger |det, aber nie ge- gewölbt und stumpf, 
| gedunsen | dunsen ; etwas | etwas aufge- | nicht gewölbt 
erscheinend | vorspringend trieben 
7. | . ee 
Körperform schwankend; ge- gestreckt, ziem-) sehr lang- mäßig gestreckt, 
-wöhnl. ziemlich | lich niedrig, gestreckt seitlich zusam- 
gestreckt, mäßig) seitlich zu- niedrig. fast | mengedrückt, 
| hochrückig, we- sammengedrückt| zylindrisch |mehr oder weni- 
nig seitlich zu- ger hochrückig 
sammengedrückt 3 
Schuppengröße sehr groß, groß klein sehr groß, ziem- 
und -formel 045 7—8 z Are 9—10 | lich hoch und 
42—45 34 44—49 - 62—6 56 ns 
—8 
40—43 - 
| = 
NE PEST ANTSAN SRD _ KA NEAR 1 
rücken- |auf rotem Grun- gesch wärzt grau auf rotem 
flosse de schwarz ge- Grunde dunkel 
trübt getrübt 
Afterflosse rot orangegelb blaßrot leuchtend rot 
ne | Rh > VE | Meran ä 
< Schwanz- anf rotem Grun- orangegelb u | grau leuchtend rot 
-i po ar 
Az) flosse de schwarz ge- schwarzem Saum 
2 : _ _ trübt 2 ER 
=1 Brustflossen rot ungefärbt grau | auf rotem 
5 | | Grunde dunkel 
a | | getrübt 
® | | 
en) er en. bi us Saat - 
‚2 | Bauchflossen rot ' orangegelb blaßrot leuchtend rot 
VE er 
Rücken | _ blaugri ün grünlich schwärzlich braungrün 
ä I 3° ER SERUN SR a 
Bauch silbrigweiß farblos weiß! messinggelb | 


Schlundzähne 


1 


Untergattung 


‚ in einfacher Reihe, zu 6 Kohler 
| die meisten seitlich zusammengedrückt, 


„Drückzähne‘“ 


Leueiscus 


=) links) 5 rechts; 


5/3, seitlich zu-| 
sammengedrückt 

und tief und | 
regelmäßig gesäg 


Scardinius 


Merkmale. 


Pisces. 


fische“) (im weit. Sinne). 


155 


idus 


cephalus  leueiscus 


Agassizii 


phoxinus 


_ nicht vorhanden 


Afterflosse mit |(Afterflosse wie 
konvex vorge- bei den anderen 
rundetem Arten, konkav 
Unterrand jausgeschnitten) 


| meist über der 
jorangegelben Sei- 


\teschwarze Binde 
vom Auge bis zur 
\ Schwanzflosse, 

| Afterflosse mit 
‚konvex vorgerun- 
detem Unterrand 


\tenlinie eine brei- 


Schuppen außer- 
ordentlich klein, 
kaum mit bloßem 
Auge sichtbar. 
Seitenlinie meist 
nur ganz vorn 
deutlich sichtbar 


endständig 


inter ständig od. 
halbunter ständ. 


endständig 


\ bis endständig, | 


mäßig groß, 
etwas schräg 


sehr groß u u. sehr ziemlich klein, 
breit; schräg fast wagerecht | 


| unterständig endständig 
klein, fast klein, etwas 
w ager echt schräg 


stumpf, im Profil mäßig | stumpf, meist | stumpf, mäßig stumpf, stark ge- 
abgerundet spitz; vor d. Au- gewölbt und | gewölbt, etwas |wölbt, nicht (oder 
gen sehr breit u.. vorragend vorragend ganz schwach) 
flachgedrückt vorragend 
I- — 3 Bu 
Br. : | | p 
mäßig gestreckt,| gestreckt, ziem- gestreckt, gestreckt, ziem- gestreckt, ziem- 


wenig seitlich 


lich niedrig, | mäßig hoch, 


lich niedrig, an- 


lich niedrig, 


zusammenge- etwas seitlich zusam- nähernd zylin- | fast zylindrisch 
- drückt, mäßig zylindrisch | mengedrückt drisch 
hochrückig | 
) 
ziemlich klein | groß groß mäßig groß auß Berordentlich 
und schmal 1-8 ı „1-8 s—10 klein 
E: 910 | 44-46 : : ee = 18 
er54—-59 ar > 80-0 — 
{ d4—5 14 
E auf rotem Grund dunkel, | grau, an der | schwärzlich ge- 
BI- schwärzlich ge- | schwärzlich | Wurzel orange- 'trübt, mit blaß- 
EI# trübt | gelb gelberGrundfarbe 
= z | nn = = = 
u rot  blaßgelb, zu- | farblos, an der | schwärzlich ge- 
© o | weilen Wurzel orange- |trübt, mit blaß- 
E = orangerot gelb 'gelberGrundfarbe 
> | & auf rotem Grund dunkel, | srau  schwärzlich ge- 
7 = ‚schwärzlich ge- | schwärzlich | trübt, mit blaß- 
Ts = trübt | gelberGrundfarbe 
2 SEITE = > er SIE X R 
1232 orangegelb blaßgelb, zuwei-) farblos, an der | blaßgelb, mit 
I ‚(schwärzlich ge-| len orangerot, | Wurzel orange- schwärzlichem 
13 trübt) selt.m.schwärz- gelb Außenrande 
\#3 SR lich. Vorderrand Ah. 
I= rot blaßgelb, zuwei-| farblos, an der | blaßgelb 
Js len orangerot |Wurz. orangegelb, x Ee 
schwarzblau schwarzgrün \schwarzblau (oftigrau(also ver hält- olivengrüi ün oder 
mit Stahlglanz)| nismäßig hell) | schmutziggrau 
weißlich silberweiß oder | gelblich oder rein weiß silbrig- oder 


goldgelb weißglänzend 


messingglänzend 


3 ‚beiderseits in 2 
Reihen zu 3/5— 
5/3, seitlich zu- | 

sammengedrückt 
‚und an der Spitze 
_ hakenförmig um- 
=) gebogen, 

_ „Fangzähne“ 


Idus 


beiderseits in 2 Reihen, zu 
2/3—5/2, seitlich zusammen- 
gedrückt und an der Spitze 
hakenförmig umgebogen, 
„Fangzähne‘‘ 


Squalius 


' beiderseits in 2 
reihen, zu 2/5—| 
14/2, s seitlich zu- 
sammengedrückt 
und an der Spitze 
‚hakenförmig um- 
gebogen, ‚‚Fang- 
| zähne‘: 


Telestes 


beiderseits in 2 
Reihen zu 2/5— 
4, /2; seltener 2/d— 
4/2, seitl. zusam- 
Imengedr. u.and. 
‚Spitze hakenför- 
mig umgebogen, 

„Fangzähne‘‘ 


Phoxinus 


N E 
156 Pappenheim, ; 

.. . ” .. a 
gedunsenem Aussehen. Körper etwas seitlich zusammengedrückt, 
ziemlich gestreckt und niedrig [doch kommen auch kurze und 
ziemlich hochrückige Formen vor). Schuppen groß. Rückenflosse 


über den Bauchflossen. Bauch ohne Kante. (Vgl. dagegen Nr. 53, 
S. 163.) 


Kopflänge 4'/, Körperhöhe 
etwa 3°/,—3'/,mal in der Körperlänge ent- 
halten (hier zeigen sich Schwankungen). 

Die frisch gewechselten {s. S. 127) und 
noch nicht abgekauten Schlundzähne (Fig. 
150) zeigen häufig eine mehrfache Kerbung 
an der Krone. Durch Abkauen entsteht 
hier eine rinnenartige Kaufläche und die 
Kerbung verschwindet nach und nach. 


Färbung großen Schwankungen unter- 

"Fig. 150. Zeuciscus rutilus Worfen. In der Regel Rücken blaugrün 
(L.). Schlundzähne (etwa (selten stahlblau), Seiten silberweiß glän- 
doppelt vergrößert). Original. Jong, selten gleichfalls stahlblau. Brust- 
und Bauchflossen zinnober- oder gelbrot*); 

Rücken- und Schwanzflosse auf gleichem Grunde schwärzlich ge-. 
trübt; bisweilen alle Flossen bleich. [Zuweilen alle Schuppen. 
dunkel gerandet.| | 


Auch das Auftreten einer roten Form ist in -der Weichsel 
und im Frischen Haff beobachtet. 


Wird bis 30 cm lang (gewöhnlich nur 18—24 ceni). 


Überall in ganz Deutschland. Die hochrückigen, kurzen und 
die niedrigen, langgestreckten Formen sind hier bisweilen lokalisiert. 


Fig. 150a. Larven von Leuciscus rutilus (L.). Nach C. J. Sundeyall. 


1. 7 Tage alt (nat. Größe 7,5 mm). 2. Ungefähr 37 Tage alt (nat. Größe 11,5 mm). 


Laicht April—Mai (Larven vgl. Fig. 150a.) g dann mit 
kleinen weißlichen Hautknötchen auf dem Scheitel und auf den 
Rückenschuppen, auch auf der inneren Fläche der Brustflossen. 


Über den Bastard Adramis brama x Leueiscus rutilus siehe das 
bei Adr. brama (8. 142) Gesagte.- 


*) Selten mehr karminrot. 


x 
a, re he 


Pisces. #97 


Über den Bastard Scardinzius ery N > Leuciscus 
rutilus vgl. das bei Scard. erythr. auf S. 164 Gesagte. 


‚ Bildet“mit ZZeca björkna den Packard: 


Leuctscus rutilus > Blicca björkna. 


Früher für eine besondere Art „Dlccopsis abramorutilus“ Jäckel 
* schalten. ) 


R 38/810; 4 3/1415. 

e Schlundzähne ein- oder zweireihig, zu 6—5/1, 1/6—5, 1/58 
"2,5—5/1, 1/5>—5/l oder auch 2/6—5/2, oder einreihig zu 6—5 oder 
5—5 angeordnet. 

Maul endständig. Vorderrücken abgeflacht und mit großen 


Schuppen dachziegelartig bedeckt. Bauch zwischen Bauchflossen 
‚und. After mit Kante, sehr selten schuppenlos. 


Rücken-, After- und Schwanzflosse hellgraugelblich oder hell- 
- bräunlich, Brust- und Bauchflossen zuweilen rötlichgelb. 

Wird etwa 24 cm lang. 

Altmühl, Wiseth,; aber auch im Niederrhein, in der Maas und 
- Mosel, in den Niederlanden und Belgien beobachtet. 


_ 


47. L. virgo Heck. 


Frauennerfling, -Fisch, Donaunertling. 


_ 


R 39—12, 4 3/11—12; Sch 4449 7 


Mundöffnung unterständig, Kopf klein und schmächtig, Maul- 
spalte ziemlich klein, schwach aufwärts gerichtet, Schnauze etwas 
- vorspringend, stumpf abgerundet [nie gedunsen erscheinend]. Körper 
-_ seitlich zusammengedrückt, gestreckt und nicht besonders hoch. 
- Schuppen groß, mit prächtigem Metallglanz. Die Rückenflosse 
über den Bauchflossen. 

Kopflänge etwa 5mal, Körperhöhe 3'/,mal in der Körperlänge 
_ enthalten. 

; Schlundknochen auffallend plump und eckig. Die Kronen der 
- frisch gewechselten, ungewöhnlich kräftigen hinteren Zähne mehr- 
_ fach gekerbt. 

4 Rücken grünlich, Seiten und Bauch farblos, überall mit 
 _metallisch glänzenden Schuppen von apfelgrüner oder himmel- 
blauer Farbe. Brustflossen meistens ungefärbt, Bauch-, After- und 
 Schwanzflosse orangegelb. Rückenflosse schwärzlich, Schwanzflosse 
schwarz gesäumt. Alle Farben zur Brunstzeit lebhafter. 

Wird bis 40 em lang (meist nur 25—30 cm). 

Laicht April—Mai. Zu dieser Zeit die g mit dornigem, an- 
_ fangs milchweißem, später wachsgelbem Hautausschlag auf Stirn, 
 Hinterhaupt, Zwischenaugenraum, Kiemendeckeln, hier und an den 
_ Körperseiten in Längsreıhen angeordnet; schwächer auf Rücken-, 
Schwanzflosse und der Innenfläche der Brustflossen. 

® Bei uns nur im Donaugebiet. 

Fleisch wenig geschätzt. 


158 Pappenheim, 


48. L. Meidingeri Heck. 
Frauenfisch. 
9—10 
5—6 
Maul halb unterständig, Kopf vorn abgestumpft, Maulspalte 
ziemlich klein, schwach aufwärts gerichtet, Schnauze gewölbt, auf- 
getrieben. Stirn auffallend breit. Körper fast zylindrisch und sehr 
langgestreckt. Schuppen klein. Rückenflosse über den Bauch- 
flossen. Schwanzflosse stark entwickelt. 
Kopflänge 4'/, mal, Körperhöhe 5 mal in der Körperlänge. 
Schlundknochen kräftig. Die plumpen Schlundzähne an den 


großen wulstigen Kronen ganz ohne Einkerbungen; der letzte und 
vorletzte Zahn bisweilen mit einem stumpfen Haken endigend. 

Rücken schwärzlichgrün, nach den Seiten allmählich heller. 
Rücken-, Schwanz- und die Brustflossen grau, Bauchflossen und 
Afterflosse mehr oder weniger blaßrot. 

Wird bis 68 cm lang. 

Laicht im Mai an flachen, kiesigen Stellen (der Alz, s. u.). 
In dieser Zeit die Z mit bernsteinfarbigem Hautausschlag in Form 
großer Dornen auf Scheitel, Rücken und Körperseiten, in der An- 
ordnung wie beim vorigen. | 

Ausschließlich bei uns Bewohner des Chiemsees, den er nur 
zur Laichzeit verläßt. | 

Soll Bastarde mit Dlcca björkna bilden. 


R 3/8—9; A 3/9—11; Sch. 62—67 


Untergatt. Idus. 


Schlundknochen (Fig. 151) ver- 
hältnismäßig schwach, aber gedrungen 
gebaut. Die starken und langen 
Schlundzähne auf jeder Seite in zwei 
Reihen angeordnet, zu 3/5—5/3 ge- 
stellt, von zylindrischer Form, ihre 
Kronen zusammengedrückt, aber ganz 
ohne Kerben, in ziemlich starke ge- 


en bogene Haken auslaufend. Keine 
Fig. 151. /dus ıdus (L.). eigentlichen Kauflächen. 
Schlundzähne (etwas vergrößert). i Hr; ’ 
Original. Die einzige deutsche Art ist 


49. I. idus (L.). 


Aland, Nerfling. 
9—10 
45 
Mundöffnung endständig, Maulspalte mäßig groß, etwas schief 
aufwärts gerichtet. Schnauze stumpf und abgerundet. Körper nur 
mäßig zusammengedrückt, ziemlich gestreckt. Schuppen ziemlich 
klein. Rückenflosse über den Bauchflossen. 
Kopflänge 4—4'/, mal, die Körperhöhe ungefähr 3mal in der 
Körperlänge enthalten. 


- 


R 3/8--9; A 3/9—-11; Sch 54—59 


Pisces. 159 


Die Augen verhältnismäßig klein. 
Rücken (bei den Erwachsenen) vom Scheitel bis zum Sehwanz 


E Grundfarbe, mit bläulichem Ton Hbereekk. In der Jugend 
die rote Färbung an Brust, Bauch- und Afterflosse greller, der 
Rücken mit Messingglanz. 


- Daneben, weniger häufig, eine orangegelbe Farbvarietät „Gold- 
orfe‘‘: hier ein Örangegelb an Stelle des Schwarzblau. Sämtliche 
> Flossen einfach orangegelb. (Als Zierfisch für Parks u. dgl. beliebt.) 


Wird 30-40 em lang. 

| Größere Flüsse und Seen von ganz Mitteleuropa. Geht auch 
ns Brackwasser und in die Ostsee. In Norddeutschland fehlt die 

„Gold“orfe. 

E Laicht April—Mai. <g zu dieser Zeit mit weißlichem Haut- 
‚ausschlag in Form vieler kleiner Warzen am Oberkopf, Kiemen- 

deckel, an Rücken- und Seitenschuppen und der Innenseite der 

- Brustflossen. 


Fleisch geschätzt. 


Untergatt. Squalius- 


4 Schlundknochen kräftig; die langen, mäßig starken Schlund- 
- zähne auf jeder Seite in zwei Reihen angeordnet, zu 2/5—5/2 ge- 
- stellt, von zylindrischer Form, seitlich zusammengedrückt. Kronen 
- gleichfalls zusammengedrückt, mit einigen seichten Kerben, an den 
Spitzen in scharfe Haken auslaufend (Fig. 153 u. 155). 


Zu dieser Untergattung gehören bei uns 2 Arten, die sich wie 
_ folgt unterscheiden lassen. 


Schlüssel. 


- a) Mundöffnung endständig. Seitenlinie mit 44—46 Schuppen- 
reihen. Afterflosse mit konvex vorspringendem Unter- 
rand. (Uber der Wurzel der Brustflossen nur ein wenig auf- 
fallendes,abgerundetes Stück vom Schlüsselbein sichtbar.) 

S. cephalus (Fig. 152). 
b) Mundöffnung unterständig. Seitenlinie mit 47—52 Schuppen- 
reihen. _Afterflosse mit konkav ausgeschnittenem Unter- 
rand. Uber der Wurzel der Brustflossen ein deutlicher, drei- 
eckig nach hinten vorgezogener, plattiger Vorsprung (ein Teil 
des Schlüsselbeins) sichtbar. S. leueiseus (Fig. 154). 


50. 8. cephalus (L.), (Fig. 152). 
Döbel, Dickkopf, Aitel. 


R 3/8; A 3/79; Sch : 


Mundöffnung endständig, Maulspalte an weit zurückreichend, 
sehr in die Breite gezogen und sehr schief gestellt; Schnauze flach- 
ee der ganze Kopf breit; Körper nur ganz wenig seitlich 


ee 


wur 


160 Pappenheim, 


zusammengedrückt, mehr zylindrisch (als bei der folgenden Art, 
deren Beschreibung zu vergleichen ist). 

Rücken rund, "die Afterflosse mit konvex vorgezogenem freien 
Rande. Schuppen groß. 

Kopflänge 4—4'/, mal, Körperhöhe 3°/, „—3°/,, mal in der Körper 
länge enthalten. z 

Schlundknochen (Fig. 153) sehr schlank; alle Zähne sehr lang, 
mit zuweilen schwach gekerbter Schneide vor der hakenförmig 


Fig. 152. Sgualius cephalus (1L.). 


nach oben gebogenen Spitze. — Rücken schwarzgrün, Seiten silber- 
weiß oder goldgelb glänzend. Alle Schuppen an der Wurzel und 
am Hinterrand schwarz eingefaßt, dadurch eine Netzzeichnung ent- 
stehend. Brustflossen orangegelb, mehr oder weniger schwarz ge- 
trübt. Alle andern Flossen mit mehr 
oder weniger roter Grundfarbe, 
Rücken- und Schwanzflosse außer- 
dem schwarz getrübt. 

Wird bis 60 cm lang. 

Gefräßiger Raubfisch, fast in 
allen Seen, Flüssen und Bächen von 
Mitteleuropa. 

Laicht Mai—Juni. d dann mit 
a er feinkörnigem Hautausschlag ähnlich 
Schlundzähne (etwa 11/, mal ver- wie bei EL ‚dus. 5 3 

größert). Original. Fleisch grätig und daher nicht 
beliebt. 

Bildet Bastarde mit Aldurnus alburnus, vgl. hierüber das bei 

diesem (S. 149) Gesagte. 


51. 8. leuciscus (L.), (Fig. 154). 


Häsling, Hasel. 


7—8 
R 3/7; A 3/89; Sch 47—52 For 


Mundöffnung unterständig, Maulspalte nicht besonders tief 
gehend und ziemlich schmal, fast wagerecht gestellt. Schnauze 
ziemlich stumpf (nicht immer), über die Mundöffnung vorragend 
und — mehr oder weniger stark — gewölbt, mit rundem Profil; 
der ganze Kopf verhältnismäßig schmal, Körper ziemlich gestreckt 


Pisces. 161 


Bi 
I 


nd deutlich seitlich zusammengedrückt, mehr hochrückig (als bei 
‘der vorhergehenden Art, deren Beschreibung zu vergleichen ist). 


Afterflosse mit schwach’ konkav ausgeschnittenem freien Rande, 
_ Über der Wurzel der Brustflossen *) das dreieckig nach De vor- 


E, 


Fig. 154. Sgaalius leuciscus (L.). 


gezogene Schlüsselbein (zu dem knöchernen Schultergürtel gehörig) 
- deutlich sichtbar. Schuppen mittelgroß. 


Kopflänge 4”/, —4*/, mal, Körperhöhe 3'!/,—3%/,mal in der 
- Körperlänge enthalten. 


| Schlundknochen (Fig. 155) weniger 
schlank als bei der vorigen Art. Die 
Zähne von der gleichen Form, bisweilen 
rechts (seltener auch links) zu 3/5 ge- 
stellt. 
Rücken schwarzblau, oft mit stahl- 
blauem Glanz, olivengrün angeflogen, 
Seiten und Bauch gelblich oder weiß- 
glänzend. Schuppen zuweilen am Se 
Grunde geschwärzt. Brust-, Bauch- und » n ee 
Afterflossen blaßgelb, zuweilen orange doppelt vergrößert). Original. 
rot, die Brustflossen bisweilen mit an- 
BE hwärztem Vorderrande. Rücken- und Schwanzflosse stets ge- 
schwärzt. 
Wird bis 20 cm lang. 
Fließendes und stehendes Wasser in ganz Mitteleuropa. 
€ Laicht März— April. Zu dieser Zeit die d mit weißem, kör- 
4 nigem Hautausschlag in Form feiner, dichtstehender Körner auf 


Schnauze, Scheitel, Stirn, Kiemendeckeln und an den Rändern 
_ aller Schuppen, sowie der Innenseite der Brust- und Bauchflossen. 


Fleisch wenig geschätzt, dagegen der Fisch stellenweise als 
- Köderfisch beliebt. 


Untergatt. Telestes. 


Je 


Schlundknochen gedrungen, die Schlundzähne auf jeder Seite 
in 2 Reihen angeordnet, zu 2/5—4/2 oder 2/4—5/2, seltener zu 
- 215—5/2 gestellt, die Zähne seitlich zusammengedrückt und an der 


*) Zugleich unmittelbar hinter der Kiemenspalte. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 11 


162 Pappenheim, 


Spitze hakenförmig umgebogen. Die Form der Zähne ähnlich wie 
bei der Untergattung Sgaxalıus; die mittleren Zähne der äußeren 
Reihen unterhalb der hakenförmigen Spitze zuweilen gezähnelt. 


Nur eine Art. 


52. T. Agassizii Val. 


Strömer. 
8—10 
a—5 

Mundöffnung unterständig, Maulspalte klein, fast wagerecht 
gestellt. Schnauze über der Maulspalte vorragend, mäßig gewölbt 
und stumpf. Körper gestreckt, annähernd zylindrisch. Schuppen 


klein (kleiner als bei S. Zeuciscus). Bückenflosse über den Bauch- 
flossen. 


Kopflänge 4'/, mal, Körperhöhe etwas über 4 mal in der Körper- 
länge enthalten. Augen mittelgroß. 


Rücken grau (also verhältnismäßig hell) mit stahlblauem Schiller. 
Seiten mit einer breiten schwarzen Binde oberhalb der Seitenlinie 
(diese nur im ‚Anfang kreuzend), von den Augen bis auf den 
Schwanzstiel reichend. Seiten darunter wie der Bauch reinweiß. 
Seitenlinie orangegelb (selten der gelbe Ton durch Schwarz gedeckt), 
ebenso der obere Kieferrand und auf den Kiemendeckeln. Wurzel 
der Brust-, Bauch-, Rücken- und Afterflosse gleichfalls orangegelb, 
die übrigen Teile der Flossen farblos, nur Rücken- nnd Schwanz- 
flosse grau. 


Wird meist nur 12—14, selten bis 18, sogar 24 cm lang. 


Laicht März— April; nach dieser Zeit blaßt häufig das schwarze 
Seitenband ab oder verschwindet ganz. 

Nur in schnellfließenden Seitenflüssen der Donau (Iller, Lech, 
Amper, Würm, Isar, Inn u. a.) und im Neckar. Fehlt in ganz 
Norddeutschland (Stromgebiet der Nord- und Ostsee). 


Bildet den Bastard: 


R 2/8; A 3/8—9; Sch 48—-56 


Telestes Agassizi X Chondrostoma nasus, „N äsling‘“ 


(früher für eine besondere Chondrostoma-Art „Ch. rysela“ Agass. 
gehalten). 


R 3/8—9; A 3,9—10; Sch 50 —60 u 

3—6 

Schlundknochen an ihrem oberen Fortsatz — Gelenkende — 

nicht verbreitert (wie bei Chondrostoma nasus), am Flügel vorn mehr 

oder weniger stark bogenförmig ausgeschnitten, der darauffolgende 

Außenrand buckelförmig ausgebogen. Schlundzähne einreihig, meist 

6—5, seltener 5—5. 

Mundöffnung unterständig, Mundspalte einen flachen Bogen 

bildend (ähnlich wie bei Chondrostoma nasus), Schnauze wenig vor- 
ragend, sehr stumpf abgerundet. Körper wenig gestreckt. 


Rücken schmutzig hellgrau, Seiten und Bauch weiß, überall 
mit Silberglanz, auf dem Rücken mit bläulichem, am Bauch mit 


Pisces. | 163 


- Messingglanz. Seiten mit einer schwarzen Binde vom Hinterkopf 
- bis zum Schwanz. Alle Flossen an ihrer Wurzel orangegelb, in 
| der Mitte mit rötlichem Spiegel, dieser an 
der Rücken- und Schwanzflosse schwärz- 
lich getrübt. 

Bisher nur aus Donau, Inn und Isar 
bekannt geworden. 


Wird 20—35 cm lang. 


Untergatt. Scardinius. 


OR Schlundknochen (Fig. 156) ziemlich 
 hthalmus(L.). Schlundzäihnhe schlank und zart. Schlundzähne auf 
_ (etwas vergrößert). Original. jeder Seite in zwei Reihen angeordnet, 
3 zu 3/5—5/3 gestellt, langgestreckt, nach 
. den Kronen stark seitlich zusammengedrückt; die Kronen regel- 
_ mäßig und tief gekerbt. 


Bei uns nur die Art: 


53. S. erythrophthalmus (L.). 
Rotfeder, Rotauge (Fig. 157) 


R 3/8—9; 4 3/10—12; Sch 40— a 
ä Mundöffnung endständig mit ziemlich stumpfer Schnauze, 
- Mundspalte steil nach vorn aufwärts gerichtet, ziemlich klein. 
Körper etwas seitlich zusammengedrückt, seine Höhe schwankend. 
Bauch mit einer scharfen, von dachförmigen Schuppen gebildeten 
Kante zwischen Bauchflossen und After. 


Fig. 157. Scardinius erythrophthalmus (L.). 


Kopflänge 4°/,—4*/,, Körperhöhe schwankend, in der Regel 
- 22), bis fast 3mal in der Körperlänge enthalten. 


Färbung Schwankungen unterworfen, in der Regel Rücken 
braungrün, Seiten glänzend messinggelb, Bauch weiß. Bauch-, 
_ After- und Schwanzflossen lebhaft karminrot, Brust- und Rücken- 
- flosse auf rötlichem Grund schwärzlich getrübt, „Rotflosser‘‘. 


71° 


164 Pappenheim, 


Es kommen helle Farbvarietäten vor, mit abgeblaßten Flossen, 
ebenso fast schwarze Individuen, die früher fälschlich als südliche, 
transalpine Spielart betrachtet wurden. 

Wird bis 30 em lang (selten). 

Grundfisch, mit Vorliebe in stehenden Gewässern (Altwässer), 
Seen mit schlammigem Grunde u. dgl. 

Laicht April—Mai, zu dieser Zeit alle Farben lebhafter. Z mit 
diehtem körnigem Hautausschlag auf Scheitel und Rückenschuppen, 
aber auch an der Innenseite der vorderen Brustflossenstrahlen. 

Fleisch nicht geschätzt. 


Bildet mit der Plötze den Bastard: 


Leuciscus rutilus x Scardinius erythrophthalmus. 
R 3/9—10; 4 3/11—12. 


Schlundzähne 5—5 oder 6—5, aber auch zweireihig 1—2/5— 
5/1—2 oder 1—2/6—5/1—2. Alle Zähne mit seitlich zusammen- 
gedrückten und auf der Innenseite tief gesägten Kronen. 

Mundöffnung endständig, Maulspalte entweder sehr schief — 
wie bei Scard. erythroßhthalmus — oder nur etwas schräg — wie 
bei Zexec. rutilus. — Bauch mit einer aus dachförmig geknickten 
Schuppen gebildeten Kante zwischen Bauchflossen und After. 
Schuppen wie bei Zeuc. rutilus. 

Färbung des Körpers wie bei Scard. erythrophthalmus, der 
Flossen wie bei Zeuc. rutılus. 

Die meisten der bisher beschriebenen Bastarde stammen aus 
der Altmühl. 


Über angebliche Bastarde mit Abramis brama vgl. das dm 
Gresagte (S. 142). 


Über den Bastard Scardinius erythrophthalmus > Alburnus 
alburnus vgl. das bei diesem (S. 148) Gesagte. 


Bildet ferner den auch bereits künstlich erzeugten Bastard: 


Scardinius ervythrophthalmus = Blicca björkna, „Leiter“. 


(Früher für eine besondere Art, Alicopsis erythrophthalmoides Jäckel, 
gehalten.) 


>) 
R 3/8; 4 3/14—16; Sch 41—-46 BR 


Schlundknochen schwächer und schlanker als bei Zlzeca björkna 
(vgl. die entsprechende Beschreibung S. 144), ihr vorderer Fortsatz 
mehr in die Länge gestreckt, der hintere stärker umgebogen. 
Schlundzähne 2/5—5/2, an ihren schräg abgestutzten Kronen mehr- 
mals schwach, aber doch deutlich gezähnt. 

Mundöffnung endständig, Maulspalte schief aufwärts ge- 
richtet. Schnauze verdickt und sehr abgestumpft. Körper hoch 
und seitlich etwas zusammengedrückt (ähnelt dem von Scard. ery- 
throphth.), Rücken etwas abgerundet. 

Rücken olivengrün, Seiten messinggelb, Rücken- und Schwanz- 
flosse dunkelgrau, Brust-, Bauch- und Afterflosse außerdem an der 
Wurzel rötlich, zuweilen "die ganzen Bauchflossen rot und auch die 
Schwanzflosse mit rötlichem Grunde. ? 

Wird 18--25 cm lang. Laichzeit April—Mai (?). 


es 


Pisces. 165 


In Deutschland im Donaugebiet (Altmühl, Donau bei Donau- 


4 wörth, Würm, Amper, Chiemsee) (außerdem in Salzburg) und vom 
- Rhein, Weser, Elbe, Oder und Weichsel bekannt geworden. 


Untergatt. Phoxinus. 
Schlundknochen mäßig lang. Schlundzähne auf jeder Seite in 


2 Reihen angeordnet, meist zu 2/5—4/2 oder 2/4—5/2, seltener zu 


2/4—4/2 gestellt. Zahnkronen seitlich zusammengedrückt, an der 


- Spitze in einen gebogenen Haken auslaufend. 


Die einzige deutsche Art ist 
54. .P. phoxinus (L.). 
Ellritze, Pfrilie. 
18 
R 3/7; A 3/7;-Sch 80-90 —- 
14 
Mundöffnung endständig, Maulspalte klein, ein klein wenig 


aufwärts gerichtet. Schnauze stumpf, steil aufsteigend und stark 
—  gewölbt. Körper ziemlich zylindrisch. Beschuppung außerordent- 


lich zart, die Schuppen auffallend klein, an vielen Stellen neben- 
einander liegend (ohne sich dachziegelartig zu decken!). Seiten- 
linie nur im Anfang deutlich, hinter der Mitte unregelmäßig unter- 


- brochen, auf dem Schwanzstiel gewöhnlich verschwindend. Rücken 


und Bauch in der Mitte meist ganz nackt. 


= _ Kopflänge 4—4'/,mal, Körperhöhe 5—5'/,mal in der Körper- 
länge enthalten. 


Färbung sehr großen Schwankungen unterworfen. In der 
Regel Rücken olivengrün oder schmutziggrau, mit vielen kleinen 


schwarzen Flecken mehr oder weniger getrübt, oft dadurch Zeich- 
_ nungen entstehend. Häufig Rücken in der Mittellinie mit schwarzen 


Längsstreifen vom Nacken bis zur Schwanzflosse, dieser zuweilen 


- in einzelnen Flecken aufgelöst oder ganz erloschen. Die übrigen 
Teile des Rückens häufig schwarz marmoriert. Seiten vielfach 
gleichmäßig oder in Form einer breiten Fleckenbinde schwarz- 
_ gefärbt. Auf beiden Rückenseiten von den Augen bis an die 


Schwanzflosse ein goldglänzender, unter der Haut durchscheinender 


 Längsstreif. Seiten und Bauch meist mit Messing-, seltener mit 
- Silberglanz. Alle Flossen mit blaßgelbem Grundton, auf Rücken-, 
- After- und Schwanzflosse und am Außenrand der‘ Brustfiossen 
schwarz getrübt. Lippen, Brust- und Bauchflossen an der Wurzel 
und die ganze Afterflosse oft lebhaft purpurrot, oft auch auf Kehle 


und Bauch, bisweilen auf der ganzen Unterseite so gefärbt. 
Wird nur bis 13 — meist nur 8—10 — cm lang. 
Bevorzugt klares, fließendes Wasser mit kiesigem Grunde, auch 


3 Bergseen. Geht in den Alpen (Funtensee im Steinernen Meer, 
2000 m) sehr hoch. 


Laicht Mai. Zu dieser Zeit beide Geschlechter mit spitz- 


F höckerigem Hautausschlag am Scheitel, die Schuppen überall am 


Hinterrand fein und dicht körnig gesäumt, auch die Innenseite der 


-  Brustflossenstrahlen mit körnigem Hautausschlag. 
Die Purpurfärbung an der Unterseite keine Hochzeitsfärbung‘! 


Beliebter Köderfisch (wo er häufig ist), stellenweise auch 


ie ‚Speisefisch, 


166 Pappenheim, 


Chondrostoma (Fig. 158). 


Die knorpelige Schnauze überragt die Unterlippe, daher Maul- 
spalte deutlich unterständig; vollkommen quer gestellt (Fig. 158). 
Kieferränder an Stelle weicher Lippen mit einer scharfkantigen 
harten, gelben Hornscheide überzogen. Rücken- und Afterflosse 
kurz. Keine Barteln. 


Fig. 158. Chondrostoma nasus (L.) Kopf. Fig. 159. Chondrostoma nasus (L.). 
a von der Seite, 5 von unten. Schlundzähne (etwa 1!/,mal vergr.). 
Original. 


Schlundzähne messerförmig, in einfacher Reihe zu 5—5, 
6—6 oder 7—7; seltener unregelmäßig. zu 6—5 oder 7—6; ihre 
Kronen lang und sehr stark seitlich zusammengedrückt, eine Zahn- - 
seite fast in ganzer Länge abgeschliffen (Fig. 159). 


Schlüssel für die Arten. - 


a) Maulspalte fast gerade (Fig. 158). Rückenflosse mit neun 
Gliederstrahlen. 57—62 Schuppen in der Seitenlinie. 
Ch. nasus (L.). 
b) Maulspalte halbkreisförmig. Rückenflosse mit 8 Glieder- 
strahlen. 52—56 Schuppen in der Seitenlinie. 
Ch. Genei Bp. 


55. Ch. nasus (L.). 
Nase. 
2 8-9 
R 3/9; A 3/10—11; Sch 57—62 Paar 

Schnauze sehr stark und kegelförmig vorragend. Die quere 
Mundspalte fast gerade, kaum etwas gebogen. Kinn fehlt ganz. 

Körper sehr langgestreckt, seine Höhe 5mal in der Körper- 
länge enthalten. 

Schlundzähne meist 6—6, seltener 6—7 oder 7—6. Der hintere, 
obere Fortsatz der beiden Schlundknochen an seinem Gelenkende 
stark entwickelt und häufig beiltörmig verbreitert (vgl. Fig. 159). 

Rücken schwärzlichgrün, Seiten und Bauch silberweiß. Rücken- 
flosse schwärzlich, alle übrigen mehr oder weniger gerötet, die 
Schwanzflosse außerdem oben und hinten schwarz gesäumt. Zur 
Laichzeit die Färbung intensiver; die Mundwinkel, die Nähte der 
Kiemendeckelstücke und die Gelenke der Brustflossen orangegelb; die 
Körperseiten vom Hinterkopf bis zum Schwanzende mit schwarzem 
Atlasglanz, der ganze Körper unter der Haut schwarzstreifig. Die 
d in dieser Zeit an Schnauze, Scheitel und auf den Kiemendeckeln 


Pisces. 167 


_ mit knötchenartigem Hautausschlag, bei den ist dieser Ausschlag 
_ nur vorn am Kopf und schwächer ausgebildet. 

B Flüsse und Seen, namentlich in Süddeutschland (Rhein- und 
 Donaugebiet). Laicht April—Mai in Scharen auf Kiesgrund. 

% Frißt mit Vorliebe Vegetabilien, kratzt Algen ab. Frisch Ge-, 
 fangene speien Schlamm aus (,‚Speier“). 

£ Länge 25—50 cm. 

Fleisch nicht sehr geschätzt. 

Über den Bastard Telestes Agassizi x Chondrostoma nasus N\gl. 
E das bei 7el. Agass. — 8. 162 — "Gesagte. 


56. Ch. Genei Bp. 
£ s—I 
2318, 43/8--9:,Sch-52 —56.- - : 
| u) 
Schnauze wenig vorragend, sehr stumpf abgerundet. Mund- 
- spalte einen flachen Bogen bildend. Kinn fehlt ganz. Körper 
noch gestreckter als bei Cr. rasıs, Körper 5°/,mal in der Total- 
länge enthalten. 
5: Schlundzähne meist 5--5, seltener 5—6 oder 6—5. Ihre Gestalt 
und die Schlundknochen wie bei Cr. nasus. 
Färbung etwa wie bei C%. nasıs. Eine dunkle Längsbinde 
oberhalb der Seitenlinie. 
Im Inn- und Rheingebiet. 


Unterfam. Cobitinae. 


(Schwimmblase in einen rechten und einen linken Abschnitt 
geteilt, von einer mit dem ersten Rückenwirbel zusammenhängen- 
den Knochenkapsel eingeschlossen. Haben die Fähigkeit, Luft ein- 
- zuschlucken und mit Hilfe der Darmschleimhaut zu resorbieren.) 


Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen und 
Arten. 


FA. Mund von:-10 Bartfäden umgeben. (Kein Knochenstachel unter 
dem Auge äußerlich sichtbar. Körper etwas aalartig, sehr 
gestreckt, nach vorn annähernd zylindrisch, nach hinten seitlich 
zusammengedrückt.) Misgurnus fossilis (Fig. 160). 
. Mund nur von 6 Bartfäden umgeben. 

a) | Paar längere Barteln in den Mundwinkeln, 4 kürzere an 
der Öberlippe. Kein Stachel unter dem Auge äußerlich 
sichtbar. Körper ziemlich zylindrisch, Schnauze ‚stumpf. 
Schwanzflosse gerade abgestutzt oder höchstens schwach aus- 
geschnitten. Nemachilus barbatula. 
Alle 6 Bartfäden gleichmäßig kurz. Unter dem Auge ein 
-— umklappbarer — Knochenstachel mit 2 Spitzen. Körper 
stark seitlich zusammengedrückt, Schnauze spitz. Schwanz- 
flosse AeTungel: Cobitis taenia. 


b 


— 


Anseai (Fig. 160). 


3 Körper langgestreckt, nach hinten deutlich seitlich zusammen- 
gedrückt, mit sehr kleinen, in der Haut verborgenen Schuppen. 


168 Pappenheim, 


ws ee 


Unter dem Auge kein Knochenstachel sichtbar (liest unter der 
Haut). 10—12 Bartfäden, davon 4 am Unterkiefer. Schwanzflosse 
am freien Rande abgerundet, ohne jede Spur eines Ausschnitts. 


Fig. 160. Meisgurnus fossilis (L.). 


Schlundknochen in der Mitte je einen hakenförmigen, ab- 
wärts und rückwärts gerichteten Fortsatz tragend, mit jederseits 12 
bis 14 einreihig angeordneten, seitlich zusammengedrückten Schlund- 
zähnen mit abgestumpften Spitzen (Fig. 161). 

Die einzige deutsche Art ist 


57. M. fossilis (L.). 
Schlammpeitzger, Bisgurre (Fig. 160). 
R 3/5—6; A 3/5. 


Fig. 161. een Mundöffnung unterständig, Maul klein 
es a orößenn (mit sehr beweglichen Kiefern und Lippen). 
Original. | Dicht über der Oberlippe 4 in fast gleichen 


Abständen stehende, ziemlich lange Bartfäden, 
je 1 längerer in beiden Mundwinkeln, 4 sehr kurze an der Unter- 
lippe. Augen klein, sehr hochsitzend. Körper sehr langgestreckt, 
nach vorn annähernd zylindrisch, nach hinten deutlich seitlich zu- 
sammengedrückt. Alle Flossen schwach ausgebildet und sehr kurz, 
mit abgerundeten Rändern. Schuppen sehr klein, rundlich, in dach- 
ziegelartiger Anordnung. Haut ungewöhnlich schlüpfrig. Seiten- 
linien fehlen. 

Rücken und Seiten ledergelb, Bauch orangegelb. Kopf, Kiemen- 
deckel, Rücken und Kopfseiten dicht mit schwarzbraunen Punkten 
besät, oft zu marmorierten Zeichnungen zusammenfließend. Seiten 
mit einer breiten, von den Augen bis auf den Schwanzstiel ver- 
laufenden schwarzbraunen Binde, häufig darüber und darunter je 
ein schmaler schwarzbrauner Längsstreifen. Bauch mehr oder 
weniger schwarzbraun punktiert. Rücken- und Schwanzflosse mit 
einer großen Anzahl schwarzbrauner runder Flecke, After-, Brust- 
und Bauchflossen zuweilen “schwarzbraun punktiert. 

Wird bis 30 cm lang. Be 

Lai®ht im Frühling nach Eintritt hohen Wasserstandes. Nur 
in stehenden, schlammigen Gewässern; meist am Grunde verborgen. 
Kann längere Zeit im Schlamm vergraben leben (,‚Trockenschlaf“, 
akzessorische Darmatmung,). 

Uber ganz Deutschland verbreitet. 


Nemachilus. 

Körper wenig gestreckt, ziemlich walzenförmig. Beschuppung 
teilweise oder vollständig rückgebildet. Kein Knochenstachel unter 
den Augen sichtbar (ein sehr kurzer und stumpfer Stachel liegt 
unter der Haut verborgen). Nur 6 Bartfäden, von ihnen keiner 


yon 
De ar 


2 
: 
2 


r E | Pisces. 169 


am Unterkiefer. Schwanzflosse ziemlich gerade abgestutzt, nur mit 
flachem, mittlerem Ausschnitt. 

Schlundknochen wie bei Afsgurnus, aber nur mit 8—10 
schlanken, scharf zugespitzten Schlundzähnen. 

- Die einzige deutsche Art dieser artenreichen, hauptsächlich 
paläarktischen Gattung ist 


58. N. barbatula (L.). 

Schmerle, Bartgrundel. 
R 3/7, 4 3/5. 

 _Mundöffnung unterständig, Maul nicht so klein wie bei 4 
Jossilis, dieht über der fleischigen Oberlippe. 4 mäßig Bi 
Bartfäden in gleichmäßigen Abständen an der Oberlippe, zwei 
ebenso lange in den Mundwinkeln. Augen klein, ziemlich hoch- 
sitzend. Körper annähernd zy lindrisch, wenig in die Länge ge- 
streckt. Flossen stärker und breiter als bei den beiden anderen 
deutschen Arten dieser Unterfamilie. Rückenflosse mit geradem 
"Rand, Afterflosse flach abgerundet. Beschuppung kümmerlich. 
Seiten mit Ausnahme der beiden Seitenlinien mit vereinzelten sehr 
kleinen, runden Schuppen besetzt, am Schwanz dichter stehend. 
Rücken und Bauch ganz nackt. Seitenlinien schuppenlos, aber 
deutlich. 
Rücken ‘und Seiten bis nahe zum Bauch mit dichten schwarz- 
grünen Punkten pigmentiert; stellenweise dadurch Marmorflecken 
gebildet. Seiten und Bauch schmutziggelb, oft selir blaß gefärbt. 
Rücken- und Schwanzflosse mit zahlreichen rechteckigen schwarzen 
Flecken, die blassen Brustflossen zuweilen an ihrer Oberseite schwarz 
gefleckt. Bauch- und Afterflosse blaßgelb und stets ungefleckt. 
Am Ende des Schwanzstieles vor der Schwanzflosse fast immer ein 
senkrechter schwarzer Bandstreifen. 
Wird nur 15 cm lang. 
Laicht in den Frühlingsmonaten. 
Ausschließlich in klarem, meist fließendem Wasser, auch an 
'Seeufern. Schwimmt gern über dem Grunde. 
‘Uber ganz Deutschland verbreitet. 


Cobitis. 
Körper gestreckt und seitlich sehr stark zusammengedrückt. 
Beschuppung überall vollständig, nur an den nur bis zu den Brust- 
flossen reichenden Seitenlinien fehlend. Unter dem Auge ein 
zurückschlagbarer, starker, doppelspitziger Knochenstachel. Nur 
6 äußerst kurze Bartfäden, davon keiner am Unterkiefer. Schwanz- 
flosse gerundet oder abgestutzt. 
Schlundknochen wie bei Mzsgurnus, aber nur mit 8—10 
‚schlanken, scharf zugespitzten Schlundzähnen. 
Die einzige deutsche Art ist 


59. C. taenia (L.). 
3 Steinpeitzger, Dorngrundel. 
Pe R 3/7; 4 3)5. 
Mundöffnung unterständig, die vorragende Schnauze nach vorn 
Mi 8 g, die vorrag ize ı 
zugespitzt. Kopf nach oben zu einer Kante verschmälert. 


| 


170 Pappenheim, | 


| 

Dicht über der Oberlippe 4, in den Mundwinkeln je 1 Bart- 
faden. Die fleischige, aber bartellose Unterlippe zweilappig. Die 
kleinen Augen bis dicht an die schmale Stirnkante hinaufgerückt. 
Dicht unter den Augen jederseits ein in eine Querspalte zurück-- 
legbarer, sehr beweglicher doppelspitziger Knochenstachel. Körper: 
sehr in die Länge gestreckt und dabei auffallend stark seitlich zu- 
sammengedrückt, fast bandförmig. Haut sehr schlüpfrig, aber 
überall mit kleinen, runden Schuppen besetzt; nur an den aber 
nicht über das Ende der Brustflossen hinausreichenden Seitenlinien 
nackt. Brust- und Bauchflossen außerordentlich schmal und kurz. 
Rücken-, After- und Schwanzflosse dagegen breiter, mit flach ab- 
gerundeten Rändern. 

Grundfarbe blaßgelb oder weißlich, Rücken und obere Hälfte 
der Seiten sehr fein braun punktiert. Rücken in der Mittellinie mit 
einer großfleckigen braunen Binde, bis an den Schwanz reichend 
und beiderseits von einer kleinfleckigen braunen Binde begleitet. 
Körperseiten je mit einer aus 12—17 sehr großen schwarzen Flecken 
bestehenden Binde geschmückt, darüber ein bläulicher Längsstreifen 
durch die Haut schimmernd. Kopf häufig jederseits mit 3 schmalen, 
aus dem Zusammenfließen vieler brauner Punkte gebildeten Streifen, 
vom Auge ausgehend, Rücken- und Schwanzflosse auf grauem 
Grunde fein schwarz punktiert, die übrigen Flossen blaß und un- 
gefleckt. Schwanzstiel am Ansatz der Schwanzflosse in der oberen 
Hälfte mit einem senkrechten, tiefschwarzen Streifen jederseits. 

Wird höchstens 10 cm lang. 

Stehendes und fließendes Wasser, meist verborgen lebend, in 
ganz Mitteleuropa. 

Laicht in den wärmeren Frühlingsmonaten. 


Fam. Siluridae. Welse. 


Außere Merkmale (der einheimischen Sil/ur:dae): Haut nackt, 
Maul mit langen Barteln an den Lippen und bürstenförmigen Zahn- 
polstern; nicht vorstülpbar. Rücken- und Brustflossen an ihrem 
Vorderrande mit einem starken Stachel, der aus der Verschmel- 
zung der Segmente eines Gliederstachels entstanden ist. 

Anatomische Merkmale: Rippen an den Querfortsätzen 
der Wirbelkörper befestigt. Schwimmblase gewöhnlich gut ent- 
wickelt, häufig mit seitlichen Ausstülpungen. Darm nie mit 
Pförtneranhängen. 

Geographische Verbreitung: Süßwasser (selten Seewasser) 
der tropischen und subtropischen Gebiete, nur spärlich innerhalb 
der gemäßigten Zone vertreten. Typische Bodenfische. 

In Deutschland nur 2 Gattungen, davon die eine in neuerer 
Zeit aus Nordamerika eingeführt. 


Bestimmungsschlüssel für die in Deutschland 
vorkommenden Gattungen und Arten. 


A) Nur eine auffallend kurze büschelförmige Rückenflosse. 
Keine Fettflosse ausgebildet. Afterflosse sehr lang, hängt mit 
der Schwanzflosse zusammen. Oberkieferbarteln auffallend lang, 
weit über Kopflänge. — (Nur eine Art, S. glanıs L., der ge- 
meine Wels.) Silurus (Fig. 162). 


3 Pisces. Tr4 


-B) 2 Flossen am Rücken, die zweite eine ‚„Fettflosse‘“ (strahlenlos, 
vgl. S. 94). Afterflosse mäßig groß, von der Schwanzflosse 
- durch einen weiten Zwischenraum getrennt. Oberkieferbarteln 
- nicht über Kopflänge. — (Nur eine aus Nordamerika einge- 
- — führte Art, A. rebulosus (Lsr.), Katzenwels.) Gatt. Ameiurus. 


Silurus. 
Einzige deutsche Art: 


60. 8. glanis L., Wels, Waller (Fig. 162). 
R 1/4; A 90-9. 


E Körper überall nackt. Kopf breitgedrückt, mit breitem Maul. 
Augen auffallend klein, über «den Mundwinkeln. Zähne klein, 
spitzig, sehr zahlreich, zu bürstenartigen Platten vereinigt. Ober- 
‚kiefer mit 2 über kopflangen Barteln, Unterkiefer mit 4 kürzeren. 
Rückenflosse auffallend kurz, stachellos, von büschelartiger Gestalt, 
in der Mitte zwischen 
Brust- und Bauch- 
flossen. Afterflosse auf- 
fallend lang, erstreckt 
sich nach hinten bis 
dicht an die rundlich 
abgestutzte Schwanz- 
flosse. 

Grauschwarz bis 
olivengrün, an den Sei- 
ten dunkler marmo- 
tiert. Bauch weißlich 
oder rötlich, dunkel 
_ marmoriert. Im Alter 
‚alle Flossen rötlich ge- 
 säumt. Fig. 162. Silurus glanis L. 

Kann 4 m Länge 

‚erreichen; ist die größte einheimische Fischart. 

2 Lebt am Grunde stehender oder mäßig fließender größerer 
"Gewässer; im Süden (Donaugebiet) häufiger. Gefräßig. Laichzeit 
Mai, Juni. 


Ameiurus. 
Einzige von Nordamerika eingeführte Art: 


61. A. nebulosus (Lsr.), 
Katzenwels, amerikanischer Zwergwels. 


Gestalt ziemlich kurz, bis zum Schwanzstiel annähernd zy- 
lindrisch, von da an deutlich seitlich zusammengedrückt. Körper- 
höhe 4——4!/, mal in der Korperlänge enthalten. Kopf ziemlich breit, 
mit stumpfer Schnauze. Maul etwas breit, die Oberlippe gewöhn- 
lieh, den Unterkiefer überragend. Oberlippenbarteln fast kopflang, 

ein zweites, sehr kurzes Paar unmittelbar vor den hinteren Nasen- 
löchern. Die beiden Bartelpaare an der Unterlippe etwa halb so 
lang wie die der Oberlippe. Zähne in Form von Bürstenzähnen, 


172 Pappenheim, k 

, 
in breiten Bändern angeordnet. Rückenflosse mit sehr kurzer 
Basis, die Strahlen länger als diese. Die kurze Fettflosse dahinter, 
aber schon näher an der Schwanzflosse. Brustflossen ziemlich 
klein, am Vorderrand mit einem kräftigen, hinten gezähnten Stachel. 
Bauchflossen etwa von gleicher Größe. Afterflosse mit verhältnis- 
mäßig langer Basis. Schwanzflosse abgestutzt, aber mit schwachem 
Ausschnitt. Seitenlinie gewöhnlich unvollständig. 

Färbung: dunkelgelblich braun, mehr oder weniger star 
wolkig getrübt, zuweilen gelblich oder auch nahezu schwarz. Bauch 
heller. 

Wird nur 30—45 cm lang. 

Speisefisch. | 

Ursprünglich in den großen Seen von Nordamerika und weiter 
südlich bis Texas und Florida, durch Züchtung auch in Amerika 
schon weiter verbreitet; 1885 in Deutschland eingeführt und ge- 
züchtet. 

Geiegentlich verwildert und frei in Flüssen gefangen. 


Unterordnung Apodes. 


Außere Merkmale: Körper schlangenartig ange 
Bauchflossen fehlen, alle andern ohne Stacheln. Schuppen ver- 
kümmert oder ganz fehlend, die nackte Haut schleimig. Rücken- 
und Afterflosse verschmelzen mit der zugespitzten Schwanzflosse 
zu einem einheitlichen Fiossensaum. 

Anatomische Charaktere: Wirbel überaus zahlreich (über 
200). Schwimmblase mit einem Luftgang nach dem Darm. Magen 
mit Blindsack. | 

Geographische Verbreitung: Meere und Süßwasser der 
gemäßigten und tropischen Zonen. Fleischfressende Bodenfische. 


In Deutschland nur die 


Fam. Anguillidae, Aale. 


Mit den Charakteren der Unterordnung. 
Nur eine Gattung: 


Anguilla. 
Die einzige deutsche Art ist: 


62. A. anguilla L. (Fig 163). 
Aal. 


Unterkiefer vorragend. Maul bis zu den kleinen Augen ge- 
spalten, mit fleischigen Lippen und zahlreichen, kleinen, dicht- 
stehenden Zähnen (,„Bürstenzähne‘‘) besetzt. Nasenlöcher weit 
getrennt, das hintere Paar unmittelbar vor den Augen, das vordere 
— in Form kurzer Röhren — dicht über der Oberlippe. Schnauzen- 
form großen Schwankungen unterworfen. Kiemendeckelapparat 
unter der Haut versteckt. Kiemenspalten eng, weit nach hinten 
gerückt, etwas unterhalb der unmittelbar folgenden Brustflossen. 
Rückenflosse weit hinter dem Kopf beginnend, Afterflosse um eine 
Kopfeslänge dahinter. Die länglich ovalen Schuppen sehr klein, 


j 
R 
B 
3 


Pisces. Ki 


verkümmert, und in doppelter Richtung unter rechten Winkeln 
ngeordnet, daher Zickzacklinien bildend. Seitenlinie deutlich sicht- 
bar, ihre Poren münden in kurzen, durch weite Zwischenräume 
- getrennten Röhrchen. Körper bis zum After zylindrisch, von da 
‚ab (in seitlicher Richtung) bandförmig zusammengedrückt. 


Fig. 163. Anguilla anguılla L. 


Färbung großen Schwankungen unterworfen, in der Regel 
_ oberseits dunkelgrün, auch ins Blauschwarze oder Graugelbe 
G Messingaal“) spielend, Bauch heller, blauweiß oder gelbweiß. 
Rücken- und Brustflossen in der Farbe des Rückens, Afterflosse 
wie der Bauch gefärbt. 
Sehr gefräßiger Raubfischh, am Grunde lebend. Bei uns im 
Stromgebiet der Nord- und Ostsee; dem Donaugebiet ganz fehlend. 
Fortpflanzung (Laichablage und Befruchtung) findet nicht im 
- Süßwasser statt, sondern in der Tiefsee — für unsere Flußaale im 
Ei lantischen Ozean sw. von Irland, jenseits der 1000 m-Linie, 
“nicht innerhalb der Ost- oder Nordsee. Die noch vor dem Beginn 
der Geschlechtsreife stehenden erwachsenen 2 wandern dazu im 
Spätsommer und Herbst — namentlich in dunklen Nächten — 
 scharenweise die Flüsse stromab und durch die Ost- oder Nordsee 


Be ON NOT 


D} 


Fig. 163a. Aallarven, sogenannte Zepfocephalus. 
1. Jüngeres, 2. älteres Stadium (in natürlicher Größe), 


in den Atlantischen Ozean. Die Z steigen nicht über den Unter- 
lauf der Ströme hinaus aufwärts. Aus den — noch unbekannten — 
Eiern schlüpfen oleanderblattförmige, durchsichtige Larven, die man 
früher für eine besondere F ischgattung „Leptocephalus“ hielt (Fig. 
163«). Sie erhalten erst bei 2—8 cm Länge die drehrunde Aal- 
gestalt und wandern nun scharenweise aus dem Meer in die Flüsse 
— in Frankreich ‚‚montee‘“ genannt —, bei uns im Februar und 
N März. 


174 Pappenheim, 


Unterordnung Haplomi. { 

£ 

(Gemeinsame äußere Merkmale lassen sich für diese Unter- 

ordnung nicht angeben. Die anatomischen Charaktere setzen größere 
osteologische Vorkenntnisse voraus. 


Geographische Verbreitung: Süßwasser aller Zonen, 


Tiefsee. ’ 
Von den 13 hierher gehörigen Familien bei uns nur die z 
Fam. Esocidae, Hechte (Fig. 164). 8 


Äußere Merkmale: Gestalt schlank. Schädel langgezogen, 
mit entenschnabelartig flachgedrückter Schnauze. Körper sen, 
— teilweise auch — Kopf beschuppt. Maul ohne Barteln, mit 
stark ausgebildeter Bezahnung auf fast allen Knochen. Kiemen- 
spalten sehr groß, bis an die Kehle reichend. Rückenflosse weit 
nach hinten gestellt, „auf dem Schwanz“, der Afterflosse gegen- 
über. Keine Fettflosse vorhanden. Seitenlinie stellenweise von 
undurchbohrten Schuppen unterbrochen. 

Anatomische Charaktere: Magen ohne Blindsack. 
Schwimmblase mit Luftgang nach dem Darm. Dieser ohne Pförtner- 
anhänge. 

Nur eine Gattung — Zsox — in wenigen Arten über die 
kalten und gemäßigten Zonen der nördlichen Halbkugel verbreitet 
(Europa, Asien, Nordamerika). | 


In Deutschland nur eine Art: 


63. Esox lueius L. (Fig. 164). 
Hecht. 
R 7-8/183—15; A 45/1213. 


Schnauze entenschnabelartig breitgedrückt. Maul tief gespalten, 
bis unter die Augen reichend. Zähne am Gaumen in bürsten- 
förmiger Anordnung, im Unterkiefer einzelne größere dolchförmige 
Fangzähne von ungleicher Größe. Unterkiefer etwas vorstehend. 
Rücken scheinbar in der Mitte etwas eingedrückt. Rücken- und 


. 


=. 


Fig. 164. Zsox Zueius L. 


die gegenüberliegende Afterflosse sehr weit nach hinten gerückt. 
An zahlreichen Körperstellen kanalartig durchbohrte Schuppen cz 
große Hautporen, solche namentlich am Kopf. 

Färbung: Farbe und Zeichnung stark schwankend. Rücken 
dunkel graugrün, Bauch weiß, mit kleinen schwarzen Punkten. 
Seiten oliven- bis gelbgrün marmoriert, mit gelben — in der 


- 


“ Pisces. 175 


Jugend Quer-, im Alter Längs- — Streifen (dazwischen ein Über- 
gangskleid. Brust- und Bauchflossen rotgelb, häufig grau an- 
geflogen. Rücken-, 
Schwanz- und After- 
flosseauf rotbraunem 
Grund unregelmäßig 
schwarz gefleckt. 


Sehr schnell- 
wüchsig; kann Meter- 
länge erreichen. 


Ein sehr ge- 
fräßiger Raubfisch, 
derhauptsächlich 
Fische frißt. 


Mehr in stehen- b 
Em, als fließendem 


asser, bis zu 1500 m 
Höhe gehend. 


| Laicht Februar £ 

bis April (Mai) scha- 

renweise an flachen, Fig. 164a. Larven von Zsox Zucius L. Nach CE. J. 
Sundevall. a 2 Tage alt (natürl. Größe 10 mm); 
bewachsenen Ufer- 5 11 Tage alt (natürl. Größe 15 mm); c 5-6 Wochen 
stellen. Der gelb- alt (natürl. Größe 20 mm). 


liche Laich in Klum- 

pen an Wasserpflanzen. (Larven s. Fig. 164a.) Farbe dann leb- 
hafter, metallisch glänzend. 

Als Speisefisch sehr geschätzt. 


IE FREIEN 


Unterordnung Gatosteomi. 


Gemeinsame äußere Merkmale lassen sich für die in dieser 
Gruppe vereinigten 11 Familien nicht angeben. 

Anatomische Charaktere: Schwimmblase, wenn überhaupt 
vorhanden, ohne Luftgang. Bauchflossen, wenn vorhanden, bauch- 
ständig, oder das Becken am Schultergürtel befestigt. 

Geographische Verbreitung: Meere und Süßwasser aller 
Zonen. 
Bei uns. nur vertreten durch die 


4 


RETTET 


Fam. Gastrosteidae, Stichlinge. 


Äußere Merkmale (Fig. 165): Mund endständig, mit Zähnen. 
RN kegel- oder etwas röhrenförmig. Statt des stachligen 
Teiles der Rückenflosse mehrere isolierte Stacheln. Statt der 
Bauchflossen jederseits ein freier Stachelstrahl mit höchstens 
2 weichen Strahlen dahinter. Statt der Schuppen tragen die Körper- 
seiten je eine Reihe großer Knochenschilder. 


_ Anatomische Charaktere: Kiemenapparat zeigt Rückbil- 
dungen. 


® Geographische Verbreitung: Süßwasser und Küsten- 
gewässer der nördlichen Halbkugel. 

Die einzige Gattung 

\ 


176. Pappenheim, 


Gastrosteus (Fig. 165) 


ist durch 2 Arten in unserer Fauna vertreten. 


Bestimmungsschlüssel für die beiden deutscher 
Arten der Gattung Gastrosteus. 


a) Vor der weichen Rückenflosse stehen nur 3, seltener 4*) einzeln 
Stacheln. ‘G. aculeatus 
b) Vor der weichen Rückenflosse stehen 7—11 einzelne Stacheln 
G. pungitius 
64. G. aculeatus (Fig. 165). 
(Großer) Stichling. 
R 3**)/11-12;-4 1/8. 


Körper stark seitlich zusammengedrückt; der Schwanzstie 
niedrig und dünn. Maulspalte schief aufwärts gerichtet und etwas 
oberständig. Mund mit feinen Bürstenzähnen. Vor der weicher 
Rückenflosse 3***) selbstän- 
dige, umlegbare Stacheln, deı 
erste über der Brustflossenbasi: 
eingelenkt; der zweite der läng- 
ste. Brustflossen am Hinter. 
rand gerade abgestutzt. Bauch 
flossen einem Knochenschilc 
Eee ee (Beckenknochen) aufsitzend 
ne ee RR — Sämtliche Stacheln durcl 

„Sperrgelenke“ fixierbar. — 
Körperseiten mit einer Reihe großer Knochenplatten gepanzert 

Färbung stark schwankend, in der Regel oben oliven- bis grau- 
grün oder blauschwarz; die Seiten heller, Bauch weiß, beide mit 
Silberglanz. In der Jugend die Seiten schwarz gebändert. In der 
Laichzeit die d am Rücken lebhaft hellgrün, Kehle, Brust, Bauch 
und Seiten lebhaft rotglänzend. Laicht April—Juni. dä bauen 
am Grunde ein kugelrundes Nest aus Pflanzenteilen u. dgl., etwa 
von Walnußgröße, worin mehrere ? den Laich ablegen, woraui 
dieser und die ausschlüpfenden Jungen vom g bewacht und durch 
Bisse verteidigt werden. Durch Schlagen mit den Flossen wird 
ein kontinuierlicher Wasserwechsel bewirkt. 

Wird 4—9 cm lang. 

Süß- und Brackwasser, gewöhnlich nahe dem Ufer. Auch ir 
der See, dicht an der Küste. Fehlt dem Donaugebiet vollständig 

Tritt in 2 durch UÜbergangsformen verbundenen Abarten auf 


a) G. aculeatus var. gymnurus (Ouv.). 
Schwanzstiel ohne Panzerung. Hauptsächlich nur im Süßwasser: 


| 


b) G. aculeatus var. trachurus (C. V.). 


Auch der Schwanzstiel mit Panzerplatten. Hauptsächlich nw 
im Brack- und Salzwasser. 


*) Etwa in 1°, der Fälle. 
**) Aber hier 3 "isolierte, nicht durch eine Membran verbundene Stacheln. 
***) Seltener 4. 


aa a 


Pisces. 177 


65. G. pungitius L. 
Zwergstichling, Kleiner Stichling. 
RB 10-11; 41/9211. 
Die Stacheln vor der weichen Rückenflosse fast von gleicher 
Größe, 9—11 an Zahl und, wenn aufgerichtet, dann abwechselnd 
nach rechts und links geneigt. Körperseiten stets ohne Panzer- 
platten. 

Gestalt gestreckter, niedriger als beim vorigen. Hochzeitskleid 
des d an der Unterseite sch warz. 

Wird nur 4—5 cm lang. (Kleinster deutscher Fisch.) Vor- 
kommen wie beim vorigen, doch auch im Donaugebiet. Auch hier 
die entsprechenden beiden Abarten; doch kann var. frachurus hier 
6 cm Länge erreichen. 


Unterordnung Anacanthini. 


Äußere Merkmale: Bauchflossen brust- oder kehlständig. 
Alle Flossen ohne Stacheln. 

Anatomische Charaktere: Schwimmblase ohne Luftgang. 
Beckenknochen dicht hinter dem Schulterblatt. Schwanzflosse voll- 
ständig symmetrisch. 

Geographische Verbreitung: Tiefsee und Meere der ge- 
mäßigten und kalten Zonen. 

Bei uns nur vertreten durch die - 


Fam. Gadidae, Schellfische (Fig. 166). 


Äußere Merkmale: Fast der ganze Rücken von’ den in 1 bis 
3 selbständige Teile gegliederten Rückenflossen eingenommen. Bauch- 
flossen sehr weit nach vorn gerückt. Afterflosse sehr lang oder 
gleichfalls in mehrere selbständige Teile zerlegt. Maul vorstreck- 
bar, bezahnt. Unterlippe meist mit einem Bartfaden. 

Anatomische Charaktere: Siehe die für die ganze Unter- 
ordnung angegebenen. 

Geographische Verbreitung: Meere der kalten und ge- 
mäßigten Zonen; Tiefsee. Nur eine einzige Art im Süßwasser. 


- Alle Arten karnivor. 


Im deutschen Süßwasser ist nur vertreten die 


Gatt. Lotta 
mit der einzigen Art 


66. L. lota (L.), (Fig. 166). 
Quappe, Rutte. 
R, 12—14, R, 70-75; A 65— 70. 


Körper gestreckt, annähernd zylindrisch. Schwanz seitlich zu- 
sammengedrückt. Vordere Rückenflosse sehr kurz, die zweite sehr 


*) Isolierte, nicht durch eine Membran verbundene Stacheln. 


Süßwasserfauna von Deutschland. Heft 1. 12 


178 Pappenheim, 


viel länger. Afterflosse beinahe von der gleichen Länge wie die 
hintere Rückenflosse.e Ein Bartfaden mitten am Kinn. Maul mit 
gleichmäßig kleinen Zähnen. Das vordere Paar der Nasenlöcher 


Fig. 166. Zozfa lota (L.). 


je mit einem kleinen Bartel. Bauchflossen kehlständig, unter der 
Kiemenspalte. Schuppen sehr klein und dicht stehend. 

Färbung auf Rücken und 
Seiten olivengrün, schwarz- 
braun wolkig gefleckt, ebenso 
die Flossen. Kehle und Bauch 
weißlich. 

Meist 30—50 cm lang. 

Sehr gefräßiger Raubfisch, 
am Grunde von Seen oder auch 
in Flüssen lebend. 

Laichzeit um den Monat 
Dezember, doch auch schon 


= ar November und bis März. 
6 (Larven vgl. Fig. 166.«.) 
Fig. 166a. Larven von Zoffa lofa (L.). Angeblich (?) findet eine 


a 8 Tage alt (natürl. Größe kaum über (äußere) Begattung der Ge- 


Rn TERN un oo en schlechter statt, wobei ein ver- 
Sundevall. bindendes Hautsekret abge- 


sondert werden soll. 
Mitteilungen hierüber, soweit sie auf eigenen Beobachtungen 
beruhen, wären erwünscht. 


Unterordnung Acanthopterygii. 


Außere Merkmale: Kiemendeckel gut entwickelt. Bauch- 
flossen brust- oder kehlständig. Kiemenspalte gewöhnlich weit; 
[wenn ausnahmsweise klein, dann vor oder über der Wurzel der 
Brustflosse.] Meistens mit spitzen, stechenden, unge- 
gliederten und unverzweigten Stacheln in der Rücken- und 
Afterflosse (vgl. S. 94). 

Anatomische Charaktere: Schwimmblase gewöhnlich ohne 
Luftgang. Schultergürtel am Schädel befestigt. Beckenknochen 
mehr oder weniger fest mit dem Schultergürtel verbunden. 

Bei uns sind 2 Abteilungen dieser formenreichen Gruppe ver- 
treten. 


Abteilung Perciformes. 


Außere Merkmale: Rückenflosse vorn mit einem gut ent- 
wickelten stacheligen Teil (ungegliederte, unverzweigte, stechende 
Flossenstacheln). Körper ziemlich oder sehr lang gestreckt, nicht 
immer stark seitlich zusammengedrückt. Bauchflossen brustständig. 


& ; | i ‚Pisces. 179 


Schuppen am Hinterrand (— freien Rand) gezähnelt (,Kamm- 

 schuppen‘“) oder glatt. 

E Anatomische Charaktere: Knochen des Schultergürtels 

gut entwickelt; Rabenschnabelbein (Coracozd) in der Mitte von 

_ einer Öffnung durchbrochen, mit einem Teil der verlängerten 
Handwurzelknochen in Verbindung stehend. 

Meist Meeresbewohner, verhältnismäßig wenig Formen im Süß- 

wasser. Fehlen nur der arktischen und antarktischen Region. 

Von den zahlreichen Familien (36) nur 2 in Deutschland ver- 

_ treten, davon die eine in neuester Zeit aus Nordamerika ein- 

geführt. 

Die unterscheidenden Merkmale gibt die Bestimmungs- 
tabelle auf S. 98, bei aa) und bb). 


Fam. Pereidae, Barschfische. 


Äußere Merkmale: Kiemendeckel gezähnelt oder bedornt. 
Der stachelige Teil der Rückenflosse gewöhnlich länger als der 
_ weiche. Afterflosse am Vorderrand mit 1—2 Stacheln. Mund 
nicht oder nur schwach vorstreckbar. Ein Teil der Kieferknochen 
_ und die Gaumenknochen mit Zähnen (vgl. Fig. 120). Schuppen 
_ am Hinterrand gezähnelt („Kammschuppen“). Keine Bartfäden. 

£ Anatomische Charaktere: Alle oder der größte Teil der 
Rippen an den Querfortsätzen der Wirbelkörper eingelenkt. 


_ amerika. Ausgesprochene Süßwasserfische, nur die Gattungen 
Lucioperca und Percarina gehen auch ins Salzwasser. 
Von 12 Gattungen sind nur 4 bei uns vertreten. 


Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen. 


- A. Nur eine Rückenflosse; auf den Kopfknochen zahlreiche kleine 
Grübchen *). Acerina (Fig. 171). 
- B. Zwei Rückenflossen (Kopfknochen ohne oder höchstens mit 
flachen Grübchen an der Unterseite). 
I. Unterkiefer mit 2 Arten von Zähnen besetzt, ‚‚Bürstenzähnen“ 
und „Hundszähnen“ (vgl. hierüber S. 92). 
Luciopereca (Fig. 168 u. 169). 
II. Unterkiefer nur mit einer Art von Zähnen, „Bürstenzähnen“, 
besetzt. 


a) Maul endständig. Die beiden Rückenflossen stoßen zu- 
sammen. Perca (Fig. 167). 


b) Maul unterständig. Die beiden Rückenflossen durch einen 
Zwischenraum getrennt. Aspro (Fig. 170). 


Perca (Fig. 167). 


Mundöffnung endständig. Maulspalte ziemlich groß, die Kiefer 
- vorstülpbar. Mund mit zahlreichen kleinen Bürstenzähnen besetzt, 
_ auch am Gaumen. Vordeckel (vgl. Fig. 98”@) grob gesägt, die 
' Zähne des Unterrandes nach vorn gerichtet. Kiemendeckel mit 


*) Hier liegen Schleimdrüsen und -Kanäle. 


12* 


Geographische Verbreitung: Europa, Westasien und Nord- 


ee 


180 Pappenhei m, 


einem starken Dorn endend (darunter mehrere schwächere Zähne) 

Die beiden Rückenflossen mehr oder weniger weit getrennt. 
Kiemendornen (vgl. S. 106/107, Fig. 110) mäßig groß oder kurz. 
Die einzige deutsche Art ist 


67. P. fluviatilis L. (Fig. 167). 
Barsch, Flußbarsch, gemeiner Barsch. 


R, 14—16, R, 2/13—15; 4 2/8—10; 58098 = 
. re 
Kopflänge **) 3!/,—4!/, mal, Körperhöhe 3—5 mal in der Körper- 
länge enthalten. Färbung messinggelb, ins Grünliche schillernd, 


0 
sı*) 58—67. 
0 


Fig. 167. Perca fluviatilis L. 


mit mehreren vom Rücken gegen den Bauch laufenden, schwärz- 
lichen Querbinden — die selten ganz fehlen oder doch undeutlich 
ausgeprägt sind — 
und mit blauschwar- 
zem Augenfleck am 
Ende der vorderen 
Rückentlosse.— Auch 
kommt eine zitronen- 
gelbe oder goldglän- 
zende Form vor. — 
Brustflossen gelb, 
Bauch- und After- 
flossen rot. 
b 16—18 Kiemen- 
Fig. 167a. Larven von Perca fuviatılis L. Nach dornen a unteren 
C. J. Sundevall. a 3 Tage alt (natürl. Größe etwas Abschnitt des vor- 
über 6 mm). 5 1 Monat alt (natürl. Größe 9 mm). dersten Kiemen- 
bogens (vgl. Fig.110). 

Wird meist nur 20—35 em, selten bis zu 70 cm lang. 

Sehr gefräßiger Raubfisch. Bewohnt Bäche, Flüsse und Seen 
von ganz Deutschland; fehlt aber gewissen Gebirgsseen und allen 
hochgelegenen Alpenseen. 

Laicht März—Mai in netzförmig untereinander verkleopten 
Schnüren an Steinen und Wasserpflanzen (Larven s. Fig. 167). 


*) Bezeichnet hier und im folgenden die Zahl der Poren der Seitenlinie ($7), 
die hinter der Zahl der Schuppenquerreihen erheblich zurückbleibt (vgl. S. 9). 

**) Man messe bis ans Ende des oberen Kiemendeckelstachels (den Hautlappen 
nicht mit). 


Pisces. 181 


Lucioperea. 


F Mundöffnung endständig oder etwas unterständig. Maulspalte 
groß, die Kiefer vorstülpbar. Mund mit kleinen „Bürstenzähnen“ 
in schmalen Bändern, auch am Gaumen; dazwischen einige größere, 
_ eckzahnähnliche „Hundszähne“. Kiemendeckel mit einem schwachen, 
_ undeutlichen Dorn endend; Vordeckel (vgl. Fig. 98) stark gezähnt, 
- die Zähne des Unterrandes nach vorn gerichtet. Die beiden Rücken- 
- flossen mehr oder weniger weit getrennt. Kiemendornen kurz, 
mäßig groß oder sehr lang (vgl. S. 106/107). 

; Für Deutschland kommen nur 2 Arten in Betracht. 


Schlüssel für die Arten. 


a) „Hundszähne“ (vgl. S. 92) sehr stark; namentlich an der 
Schnauzenspitze mehrere auffallend starke ‚„‚Eckzähne‘“, über die 
Bürstenzähne hinausragend. Wangen breit, fast ganz unbeschuppt, 
mit Silberglanz. Unterkiefer fast ganz in die oberen Kiefer hinein- 
passend. WVordeckel gerundet, ohne Winkel. Schuppen sehr 
klein, 130—150 in der Seitenlinie. L. lucioperca (Fig. 168). 
„Hundszähne‘“ wenig vorragend, alle Zähne gleichmäßiger an 
Größe, keine so deutlichen „Eckzähne“ ausgebildet. Wangen 
schmäler, namentlich oben dicht beschuppt, daher nur unten mit 
Silberglanz. Unterkiefer ebensoweit nach vorn reichend wie die 
oberen Kiefer, nur schlecht hineinpassend. Vordeckel mit scharfem 
Winkel. Schuppen ziemlich groß, 110—120 in der Seitenlinie. 

L. volgensis (Fig. 169). 


zZ 


68. L. lucioperca (L.) (Fig. 168). 
Zander, Amaul. 
| ... 13—16 
R, 13--15, %, 1—2/19—23, 4 2/11—12; Sch 132—150 —— 
j 30—35 
SI 80—9. 


Kopflänge 3!/,—3?/, mal, Körperhöhe 4'/,—5?/,mal in der 
Körperlänge enthalten. Körper niedrig und sehr in die Länge 
gezogen, annähernd zylindrisch, Kopf langgestreckt, ziemlich niedrig, 
 hechtähnlich. Wangengegend eine breite, ziemlich glatte, fast ganz 
 unbeschuppte, glänzende Fläche bildend. Zähne deutlich aus 
2 Arten bestehend, die großen „Hundszähne“ überragen die kleineren 
_  „Bürstenzähne“. Mundöffnung unterständig, der kleinere Unter- 
_ kiefer allseitig etwas von den größeren oberen Kiefern überragt. 
 Vordeckel einen geschwungenen Bogen bildend, ganz ohne scharfen 
- Winkel (vgl. Fig. 98v7 und Fig. 168). Kopf schmal. | 
 — Rücken und Seiten grünlichgrau, Bauch weißlich mit Silber- 
_ glanz. Braune, wolkig verwaschene Flecken vom Rücken nach den 
Seiten herabziehend, nur selten — bei den Jungen gewöhnlich 
zu 8-10 — in ziemlich regelmäßige Querbinden zusammenfließend. 
- Kopfseiten braun marmoriert, die Rückenflossen und zuweilen auch 
die Schwanzflosse zwischen den Strahlen auf grauem Grunde mit 
schwärzlichen, in die Länge gezogenen Flecken besetzt (öfter zu 5 
_ oder mehr Längsbinden zusammentretend). PBrust-, Bauch- und 
Afterflosse schmutziggelb. 


’ 


182 Pappenheim, 


Sehr gefräßiger Raubfisch. Wird bis 1 m lang. Bewohnt Flüsse | 


und Seen von ganz Nordostdeutschland; westlich bis zur Elbe. In 
Süddeutsehland nur in der Donau und im Ammersee heimisch. 


Fig. 168. Zuecroperca lucioperca (L.). 


Neuerdings vielfach gezüchtet. 
Fleisch sehr geschätzt. 
Laicht April bis Anfang Juni. 


69. L. volgensis (Pall.) (Fig. 169). 
Berschik, Wolgazander. 


Ta Ar RT 21912998 7509 0 Sr 
Sı 71-88. 


Kopflänge 3'/,——4 mal, Körperhöhe 4—4°/ mal in der Körper- 
länge enthalten. Körper nicht besonders langgestreckt, ziemlich 
hoch, dabei sehr deutlich seitlich zusammengedrückt, der Kopf 
breiter und höher als bei der vorigen Art, eher barschähnlich, wie 
die ganze Körperform. Wangengegend schmal, größtenteils be- 
schuppt, nur nach unten nackt und glänzend. Zähne annähernd 
gleichartig, die „Bürstenzähne‘“ nur undeutlich von größeren „Hunds- 


10—12 
Span! 


Fig. 169. Zueioßerca volgensts (Pall.). 


zähnen‘‘ überragt. Mundöffnung ziemlich endständig, Unterkiefer 


nicht von dem oberen überragt. Vordeckel einen scharfen Winkel 


bildend (vgl. Fig. 98v@ und Fig. 169). 


Färbung ähnlich wie bei der vorigen Art, doch die ”—9 schwärz- 
lichen Querbinden regelmäßiger und“ deutlicher, auch die fleckige | 


‚Stieifung der Rückenflossen und der Schw anzflosse kräftiger aus- 


geprägt. 
Größe und Lebensweise wie bei Z. /ucroperca. 


PB THU TEEI TE, 


Yu 
ae 


Fin 


Pisces. 183 


 — 8Südliches Rußland: Wolga, apa; Donau (hier bis in die 
March gehend [ob bis nach Bayern?]). Ob auch neuerdings im 
i Weichselgebiet und damit auch zur norddeutschen Fauna gehörig? 
7 Angaben über Vorkommen (NB. lebend, aber nicht als ein- 
_ geführter „Eisfisch“! auf dem Fischmarkt) erwünscht. 


Aspro. 


. Mundöffnung unterständig. Maulspalte ziemlich klein, Kiefer 
nur an’ den Seiten etwas vo orstülpbar. Mund mit Bürstenzähnen, 
_ auch am Gaumen. Kiemendeckel mit einem Dorn endigend. Vor- 
deckel (vgl. Fig. 98) hinten gesägt, sein Unterrand ganz glatt. 
Die beiden Rückenflossen deutlich en uns ungefähr gleich lang. 
- Afterflosse kurz (Fig. 170). 

E Kiemendornen (vgl. S. 106, 107) sehr Er 

In Deutschland nur 2 Arten. 


Schlüssel für die Arten. 


a) Vordere Rückenflosse mit 13 --15 Stacheln, die hintere mit 
18—20 Weichstrahlen. 95—108 Schuppen in der Seitenlinie. 
; A. zingel. 

b) Vordere Rückentlosse nur mit 8--9 Stacheln, die hintere mit 
12—13 Weichstrahlen. 8 Schuppen in der Seitenlinie. 
A. streber (Fig. 170). 


70. Aspro zingel (L.). 


Zingel. 
—8 
R, 13—15, %, 1/18—20; A 1—2/11—13; Sch 95—108 = 
an 22—25 | 
Sl 83—92. 


Kopflänge 3'/,—3”/,mal, Körperhöhe 6—7 mal in der Körper- 
länge enthalten. Kiemendeckel mit einem kräftigen Stachel, da- 
- runter gewöhnlich I oder 2 kleinere. Am Schultergürtel (Clavzezdla) 
2-4 Stacheln. Afterflosse von der gleichen Höhe wie die Rücken- 
- flossen. Bauch vollständig beschuppt. Schwanzstiel kurz und ge- 
 drungen. 

Grundfarbe braungelb, mit dunklen Flecken und 4 oft ver- 
_ waschenen schwärzlichen oder braunen, schief nach vorn gerichteten 
_ Querbändern; Bauch weiß. 

Wird bis 50 cm lang. 

Laicht April—Mai. 

Nur in der Donau, daneben auch in ihren großen Neben- 
 flüssen (Lech, Isar, Salzach, Naab, Regen). 


71. A. streber Sieb. (Fig. 170). 

Streber. 
re 2 
ER: 8-9, %,1/12—135 4 1/10—12; Sch 77—85 Ip) S2 70—81. 
.» Kopflänge 4—4!/, mal, Körperhöhe 6—9mal in der Körper- 
länge enthalten. Kiemendeckel mit nur einem starken Stachel. 
Am Schultergürtel (C/awiexla) nur ein starker Stachel. Afterflosse 


= £ £ 


184 Pappenheim, 


höher als die beiden Rückenflossen. Bauch am vorderen Teil nackt, 
hinten beschuppt. Schwanzstiel lang und sehr schmächtig. 

Grundfarbe braungelb, mit 4 oder 5 dunkelbraunen oder 
schwärzlichen schiefen Querbändern; Bauch weiß. Schnauze dunkel-\ 
braun. 


Fig. 170. Aspro streber Sieb. Ä Kopf von vorn. 


Wird nur bis 18 cm lang. 

Laicht März—-April. 

Seltener Fisch des Donaugebiets: Donau, Mindel, Naab, Regen, 
Salzach, Amper. 


Acerina (Fig. 171). 


Mundöffnung endständig, Maulspalte klein, Kiefer vorstülpbar. 
Mund mit Bürstenzähnen, keine oder nur spärliche am Gaumen. 
Kopf nackt, mit großen (Schleim-) Gruben in den Schädelknochen. 
Kiemendeckel mit einem Dorn endend. Vordeckel (vgl. Fig. 98 vd) 
bestachelt, die Stacheln am Unterrand nach vorn gerichtet. Nur 
eine Rückenflosse, vorn stachelig, hinten weich. Afterflosse kurz. 
Brust und Bauch mehr oder weniger schuppenlos. 

Kiemendornen kurz (vgl. Fig. 1102). 

2 deutsche Arten. 


Schlüssel. 


a) Schnauze nicht oder nur wenig länger als der Augen- 
durchmesser (Maximallänge). Rückenflosse mit 13— 16 Stacheln 
und 11—15 Weichstrahlen. Afterflosse dementsprechend 
2/5—6. A. cernua (Fig. 171). 

b) Schnauze wenigstens 1'/,mal so lang als der Augendurch- 
messer. Rückenflosse mit 17—19 Stacheln, 12--14 Weich- 
strahlen, Afterflosse 2/6—7. A. schraetser. 


72. A. cernua (L.), (Fig. 171). 
Kaulbarsch, Schroll. 


me: 

R 12-—16/11-—-15; A 2/5—6; Sch 65—75 Sn Ssı 3 —4. 

16—21 s 

Körper kurz und gedrungen. Schnauze stumpf. Kopflänge 
3—3'/,mal, Körperhöhe 3—4mal in der Körperlänge. Profil 
von der Rückenflosse zur Schnauzenspitze in einen Bogen absteigend, 
am Hinterkopf sanft eingebuchtet. Augendurchmesser (Maximum) 
ungefähr gleich der Schnauzenlänge. Oberkieferende unter dem 


Pisces. 185 


hinteren Nasenloch. Vordeckel mit 5—10 Stacheln am Hinter- 
- rand und 3 am Unterrand. Kiemendeckel mit einem kräftigen 
- Stachel. Schultergürtel (C/avzexla) mit einem oder mehreren Stacheln. 
Rücken und Seiten olivengrün bis braun, mit unregelmäßig 
- zerstreuten dunklen, stellenweise zu Längslinien verschmelzenden 
- Flecken und Punkten, die Seiten nach dem Bauche zu messinggelb, 
- Bauch weißlich, opalisierend, Kehle und Brust blaßrötlich. Rücken- 


Fig. 171. Acerina cernua (L.). 


und Schwanzflosse mit schwärzlichen Punktreihen. Brustflossen 
_ ungefleckt oder nur unregelmäßig punktiert, After-- und Bauch- 
- flossen weißlich, mit rötlichem Anfluge. 

Kann bis 20cm Länge erreichen. 

Alle Flußgebiete Mitteleuropas; in Norddeutschland häufiger. 
Fehlt den Alpengewässern. 

Laicht April—Mai. 

Beschuppung der Brust Variationen darbietend: zuweilen die 
ganze Brust unbeschuppt, häufiger nur teilweise beschuppt. 


73. A. schraetser (L.). 
Schrätzer, Schrätz. 


R 17—19/12—14; 42/67; Sch 6580 Er sı 55—62. 


Körper langgestreckt; Schnauze verlängert. Kopflänge 3'/, bis 
 3'/,mal, Körperhöhe 5—5'/,mal in der Körperlänge. Profil von 
der Rückenflosse zur Schnauzenspitze nahezu geradlinig absteigend. 
- Augendurchmesser (Maximum) nur !/,—”/, der Schnauzenlänge. 
_ Öberkieferende schon unter dem vorderen Nasenloch. Vordeckel 
_ mit 7—10 Stacheln am Hinterrande und 3—5 am unteren. Kiemen- 
deckel mit einem kräftigen Stachel. Schultergürtel (Clavicula) mit 
l oder 2 kräftigen Stacheln. 
Grundfarbe (zitronen-)gelb. Rücken olivengrün bis braun, die 
_ gelben Seiten mit 3 oder 4 schwärzlichen Längslinien (gelegentlich 
in Flecken aufgelöst). Der stachelige Teil der Rückenflosse mit 
 schwärzlichen Punktreihen auf weißlichem Grunde, der weich- 
strahlige und die Schwanzflosse nur mit kleineren schwarzen Punkten. 
Die übrigen Flossen mehr oder weniger gelb. 
Erreicht 20 em Länge oder noch etwas darüber. 
Nur im Donaugebiet; ausschließlich in fließendem Wasser. 
Laichzeit wie bei der vorigen Art. 


186 Pappenheim, 


Fam. Centrarchidae, Sonnenbarsche. 


Außere Merkmale: Sehr ähnlich der Gattung Zerca (siehe 
bei der vorigen Familie, Fig. 167). Kiemendeckel gezähnelt oder 
bedornt. Der stachelige Teil der Rückenflosse meist kürzer als der 
weiche, selten beide gleich lang. Afterflosse am Vorderrand mit 
3 oder mehr Stacheln. Mund etwas vorstreckbar. Schuppen am 
Hinterrand gezähnelt, „Kammschuppen‘“, oder glatt. Keine Bart- 
fäden. 

Anatomische Charaktere: Alle Rippen (mit Ausnahme des 
letzten oder der beiden letzten Paare) unmittelbar an den Wirbel- 
körpern, hinter den Querfortsätzen, eingelenkt. 

Die meisten Formen in Nordamerika, einige in Ost- und Süd- 
afrika, Australien (Nordküste) und den Inseln des Indischen und 
Großen Ozeans. 

2 Arten bei uns, ursprünglich als Speisefische aus Nordamerika 
lebend eingeführt. Heute bereits teilweise „wild‘“ vorkommend. 

Die beiden in Betracht kommenden Arten gehören zu der Gattung 


Micropterus. 


Mundöffnung oberständig. Unterkiefer vorstehend. Maul- 
spalte sehr groß, etwas schräg aufwärts gerichtet; die Kiefer vorstülp- 
bar. Mund und Gaumen mit zahlreichen, in breiten Bändern an- 
geordneten Bürstenzähnen (davon die inneren umklappbar). Zunge 
gewöhnlich zahnlos. Schädelknochen ohne auffallende Stachel- 
bildungen oder Zähnelungen, der Kopf größtenteils beschuppt. Zwei 
dicht aufeinanderfolgende Rückenflossen, die vordere, längere stachlig, 
die hintere, etwas kürzere weichstrahlig. Afterflosse ungefähr von 
der Länge der weichen Rückenflosse; vorn mit 3 (selten 4) Stacheln. 
Bauchflossen ziemlich genau unter den Brustflossen, mit einem 
starken Stachel am Vorderrand. Körper mehr oder weniger ge- 
streckt und stark seitlich zusammengedrückt. Schuppen mäßig 
groß oder klein, mit schwach gezähneltem Hinterrand. Kiemen- 
dornen verlängert und gut ausgebildet. 

Nordamerika. Die beiden Arten bei uns eingeführt. 


Schlüssel für die Bestimmung der Arten. 


a) Schuppen klein, in der Seitenlinie 72—85 Querreihen; 10 bis 
13 Längsreihen darüber, 22—32 darunter*). Wangen mit un- 
gefähr 17 Schuppenreihen. Maulspalte nicht übermäßig groß, 
die dreieckige Platte am Ende des ÖOberkiefers meist über den 
hinteren Augenrand hinausreichend. — Die jungen Fische ge- 
bändert oder gefleckt, aber nie mit schwarzem Seitenband. 

M. Dolomieu. 

) Schuppen sehr groß, in der Seitenlinie nur 65—70 Querreihen; 
7—8 Längsreihen darüber, 17—20 darunter. Wangen mit un- 
gefähr 10 Schuppenreihen. Maulspalte ganz ungewöhnlich groß, 
das dreieckig plattgedrückte Hinterende des Oberkiefers deutlich 
über den hinteren Augenrand hinausragend. — Die jungen 
Fische mit einem schwarzen Seitenband. M. salmoides. 


=. 


*) Über die Art der Zählung vgl. das auf S, 95 Gesagte. 


ana min N 


Pisces. 187 


74. M. Dolomieu Lac. 
(Amerikanischer) Schwarzbarsch. 
3 10—13 
IR, 9-10, X, 13—15; 4 3/11—12; Sch 72—85 - 

22—32 
- Kopflänge 2'/,—3'/,mal, Körperhöhe 2°?/,—3!/, mal in der 
Körperlänge enthalten. Augendurchmesser 5—6!/, mal in der Kopf- 
länge. Das dreieckige, hinten abgestutzte Hinterende des Öber- 
- kiefers. reicht bis unter die Pupille oder bis nahe unter den Hinter- 
 rand des Auges (bei alten Exemplaren noch etwas weiter). Wangen 
- dicht mit kleinen, in etwa 17 senkrechten Reihen angeordneten, die 
- Kiemendeckel mit großen Schuppen bedeckt. Der übrige Kopf 
_ nackt. Vordere (stachlige) Rückenflosse ein Stück hinter dem An- 
satz der Brustflossen beginnend, die hintere (weichstrahlige) nahezu 
von gleicher Länge. Beide Rückenflossen ziemlich schwach gegen- 
- einander abgesetzt (Profilumriß). Der fünfte Stachel der vorderen 
Rückenflosse der längste, etwa von '!/, Kopflänge. Die beiden 
- ersten Stacheln der Afterflosse sehr kurz. Die weichstrahlige 
_ Rücken- und die Afterflosse an ihrer Basis beschuppt. 
. Kiemendornen ziemlich lang und kräftig; 6—7 gut ausgebildete 
an der unteren Hälfte des vordersten Bogens (neben verkümmerten). 
Färbung großen Schwankungen unterw orfen: Grundfarbe golden, 
_ bronzen oder erün mit oder ohne dunklere Flecken. Zwei (mehr 
- oder weniger dentliche) schiefe dunkle Streifen auf jeder Kopfseite, 
- nach dem Vordeckel gerichtet. Die Jungen mit Flecken oder 
- dunklen senkrechten Binden. 
Wird bis etwa 45 cm lang. 
Heimat: Ursprünglich nur im Osten der Vereinigten Staaten 
- von Nordamerika (Gebiet der großen Seen, Mississippisystem), später 
_ weiter verbreitet, so südlich bis Carolina und Arkansas. Bevorzugt 
_ klares, kaltes, fließendes Wasser, aber keine reißenden Gebirgsbäche. 
1883 in Deutschland eingeführt und gezüchtet. 
Laicht bei uns Mai— Juni, mit Vorliebe über Geröll und groben 
- Kies in Tiefen bis zu 2 m. Die schüsselförmigen, bis 1 m großen 
Nester werden vom dg und ® abwechselnd bewacht, ebenso die in 
_ einem Schwarm zusammenhaltenden, zuerst farblosen Jungfische. 


UESLGTE US 


75. M. salmoides (Lac.). 
(Amerikanischer) Drelaan 


710, R, 12-13; A 310—11; Sch 65—70 en 15867. 
12 

E. Kopflänge 3-—-3!/, mal in der Körperlänge, ebenso die Körper- 
höhe. Augendurchmesser 5--7 mal in der Kopflänge, das auf- 
- fallend verbreiterte, abgestumpft dreieckige Hinterende des Ober- 
- kiefers reicht deutlich bis unter den hinteren Augenrand oder noch 
‘ weiter zurück (bei alten Exemplaren. Wangen mit 8—11 senk- 
- rechten Schuppenreihen. Auf den Kiemendeckeln größere Schuppen, 
- der übrige Kopf unbeschuppt. Vordere (stachelige) Rückenflosse 
_ unmittelbar hinter dem Ansatz der Brustflossen beginnend, die 
_ hintere (weichstrahlige) kürzer als die vordere. Beide Rückenflossen 
deutlich gegeneinander abgesetzt (Profilumriß). Der vorletzte 
Stachel der vorderen Rückenflosse viel kürzer als der letzte; der 
_ vierte oder fünfte der längste. 


188 Pappenheim, 


Kiemendornen länger als die Kiemenblättchen, 7 oder 8 an der 
unteren Hälfte des vordersten Bogens (daneben einige rückgebildete). 

Rücken olivengrün oder grün, mit oder ohne kleinere dunklere 
Flecken; Bauch silbrig. Zwei mehr oder weniger deutliche schiefe 
dunkle Streifen auf der Wange. Die Jungen mit einem schwärz- 
lichen Seitenbande oder einer Reihe von Flecken. 

Wird etwa 35 em lang, bisweilen aber bedeutend länger (auch 
als die vorige Art). 

Heimat: Nordamerika östlich der Rocky Mountains, südlich 
bis Texas und Mexiko; Seen, Flußmündungen und ruhiges Wasser. 

1883 in Deutschland eingeführt und gezüchtet. Heute bereits 
stellenweise verwildert (z. B. Barmsee im Wetterstein, 880 m). 

Laichzeit und -Weise ähnlich wie beim vorigen. Nester bis- 
weilen auf schlammigem Grunde mit Pflanzenteilen „gepflastert‘“. 


Abteilung Zeorhombi. 


Außere Merkmale: Körper seitlich sehr stark zusammen- 
gedrückt, fast blattförmig. Schwanzstiel auffallend verkürzt und 
niedrig. Kopf meist ganz unsymmetrisch, beide Augen auf einer 
Seite. Brustflossen klein. Maul vorstülpbar (vgl. Fig. 172). 

Anatomische Charaktere: Die Strahlen der Rücken- 
und Afterflosse sitzen auf enorm verlängerten, knöchernen Flossen- 
stützen *). 

In Deutschland nur durch die 


Fam. Pleuronectidae, Plattfische 
vertreten. 

Außere Merkmale: Beide Augen auf einer Seite. Rücken- 
und Afterflosse sehr lang, von ähnlicher Form und Ausdehnung, 
erstere bis auf den Kopf reichend, beide stachellos. Auch die 
Bauchflossen sehr klein (vgl. Fig. 172). 

Anatomische Charaktere: Keine Schwimmblase vorhanden. 

Geographische Verbreitung: Meeres- und Küstenfische 
aller Zonen; manche in der Tiefsee, wenige im Süßwasser. 

Im deutschen Süßwasser nur vertreten durch die Gattung 


Pleuronectes 
mit der Art 
76. P. flesus L. (Fig. 172). 
Flunder, Elbbutte. 
R 55—62; A 38—45. 

Beide Augen auf einer — meist der rechten — Seite. Schnauze 
gegen die Rückenkante scharf abgesetzt, Mundspalte klein, kaum 
bis zum Vorderrand des unteren Auges reichend. Letzteres steht 
weiter nach vorn als das obere; beide sind durch eine Knochenleiste 
getrennt, hinter welcher zahlreiche kleine Knochenhöcker folgen. 
Zähne nur wenig zusammengedrückt, eher kegelförmig. Der erste 
Strahl der Afterflosse ist ein kurzer, nach vorn gerichteter Stachel. 
Schuppen sehr klein, glatt. Sie liegen in flachen Gruben und be- 
rühren einander kaum. Seitenlinie ziemlich gerade, mit einem 


*) Bei der Flunder (fälschlich) auch Gräten genannt, 


ne ‘ 


Pisces. 189 


schwachen Bogen über der Brustflosse. Längs der Rücken- und 
_ Afterflosse und zu beiden Seiten der Seitenlinie stehen dornige 
' Warzen (umgebildete Schuppen); häufig sind sie über die ganze 
 Augenseite zerstreut. In der Regel finden sie sich auch auf der 
- blinden Seite. Vor der Schwanzflosse bleibt ein Teil des Schwanzes 
frei von Flossen „Schwanzstiel“ (vgl. S. 92). 


Färbung: Sehr veränderlich, in der Regel auf der Augen- 
- seite olivengrün bis bräunlich, selten mit rotbraunen oder gelbroten 


Fig. 172. Pleuronectes flesus 1. 


3 ; die blinde Seite gelblichweiß mit kleinen, schwarzen 
Pünktchen. Selten teilweise dunkel gefärbt (Pathologie). 

Länge 20—50 cm. 

Küstenfisch der Nord- und Ostsee. Geht mit Vorliebe in die 
'Flußmündungen (z. B. der Elbe, Ems u. a.). Steigt gelegentlich 
— namentlich auch jugendliche Individuen — die Flüsse weit auf- 
värts (z. B. bis in die Mosel). Kann lange im Süßwasser leben 
(z. B. Großes Meer bei Emden). 


Abteilung Scleroparei, Panzerwangen. 


Außere Kennzeichen: Bauchflossen brustständig. 
Anatomische Charaktere: Kiemenvordeckel mit den ver- 
breiterten Unteraugenknochen zu einem „Wangenpanzer‘“ ver- 
 schmolzen. 

_ Geographische Verbreitung: Meere aller Zonen, ein 
kleiner Teil auch im Süßwasser. 
In Deutschland ist nur eine einzige Familie (von 11 vorhan- 
denen) vertreten: 


Fam. Cottidae, Kaulköpfe (Fig. 173). 


Außere Merkmale: Kopf und Kiemendeckelapparat mit 
Stacheln bewehrt. Bauchflossen normal entwickelt (brustständig, 
8. 0.), einander sehr genähert, mit einem Stachel. Stachliger Teil 
der Rückenflosse kürzer als der weichstrahlige. Afterflosse ohne 
Stachel. Kiemenöffnungen sehr weit. 


190 - Pappenheim, 


Geographische Verbreitung: Meist Meeresfische (sollen 
Tiefsee), einige im Süßwasser der nördlichen Halbkugel (nur I Gas 3 
in der Antarktis). 

Bei uns ist nur vertreten die Gattung 


Cottus 
durch die einzige Art 


77. C. gobio L. (Fig. 173). 
Groppe, Koppe, Kaulkopf. 
RER 18; 41213, 
Körper keulenförmig, mit breitem, platten Kopfe. Maul breit 


gespalten, bis unter den Vorderrand der Augen reichend. Kiemen- 
deckel mit mehreren, zum Teil unter der Haut verborgenen Stacheln. 


rn a EN 


Fig. 173. Coffus gobio L. ÄK Kopf F 
von vorn. © 


Brustflossen sehr breit und lang fächerförmig abgerundet; Bauch- 
flossen sehr schmal und kurz, dicht beieinander und nur wenig 
hinter den Brustflossen eingelenkt, mit je einem Stachel und 4 weichen 
Strahlen dahin- 
ter. Afterflosse 
der zweiten Rük- 
kenflosse ähnlich, 
aber ganz stachel- 5 
los und kürzer. 

Schwanzflosse 
rund abgestutzt. 
Die vorderen Na- 

senöffnungen 
röhrenförmig aus- 
gezogen. — Haut 
nackt, ohne jede 
b Spur von Schup- | 
pen. | 


Fig. 173a. Larven von Coffus gobio L. Nach C. J. 
Sundevall. a 1 Tag alt (natürl. Größe S mm). 6 10 Tage 
; alt (natürl. Größe 9 mm). 


d mit sehr. 


und sehr breit gezogenem Maul, © spitzschnauziger und mit schmälerer 
Maulspalte. | 


Pisces. 191 


i Färbung sehr schwankend; meist bräunlich oder mehr ins 
_ Graue spielend mit zerstreuten schwärzlichen Punkten; diese häufig 
zu großen wolkigen Flecken oder Querbinden ineinanderfließend. 
Die Flossenstrahlen hell, die der Rücken-, Brust- und Schwanz- 
flossen stets, die der Afterflosse häufig mit unterbrochenen braunen 
Bändern; nur die Bauchflossen stets ungebändert. 

Länge 10—15 cm. 

Sehr gefräßiger Raubfisch; frißt auch Laich. In fließendem 
und stehendem Wasseı, geht auch in Gebirgsbäche. Auch in der 
Ostsee. Hält sich gern unter Steinen verborgen. 

Laicht März— April in Klumpen, besonders in Löchern zwischen 
Steinen, die vom g hartnäckig verteidigt werden, wie auch der 
mehrere Wochen lang bewachte Laich. Die Larven s. Fig. 173a. 


ä 


| 


Volkstümliche Namen der Süßwasserfische 
in Deutschland. 
(Nach H. Nitsche, „Die Süßwasserfische Deutschlands“, 1899.) 


Die Zahlen bezeichnen die Nummern der Fische in der im Text ein- 
gehaltenen Reihenfolge, nicht die Seitenzahlen! 


Nr.7 3] Nr. 
Mal 2 7: era Bär, Bärel 5 24 Pe 
Aalfisch‘, 2 1...u2022 .„ 2462. -Bärsch, -line „7.7 ee 
Aalputte =. 2.2... 2 2.2. 66 |: Balchen:- .. ». Ser 
Aalquappe . . ©..4 °2-:..066-4 Ballen: 7. 1. ee 
Aalraupe, -tappe “x... 2. »66. | Balte „=. 2.000 es 
Aalrutte 3 1.22.66) Bambeli „= „0, 5 Se 
Adelfelchen . Pas lb, N Bambel: glatte „oo m 
Älzeln . . 2 67 | Bambet:  . =. os er 
Äsche, Ascher 8.1 ‚Bampel,; glatte. 2.7 Ser 
Äsche (fälschlich Seh & 30, 55. |"Barbe, -, -n. . „Oo ge 
Ablına 2 ß 38. ‚|. .Barbine  ....... 72.20 So 
Agon, Agöne, Agune u 2 243 | "Barn . r HE 
Aitell . . 2750| Bars =. > 2,00, ee 
Aland, -er, Bent, Alat . 49, 50: | Barsch, ig - .. ©7 om 
Alandbleck = # „en 7er% SAL 1 Barsie en ee 
Albele ln. tar 2m43-ol Bartgrundel: 1.7 es er 
Mini rear Bauernkarpf(ien) . . . ...128 
Ale ...2..7 20.0.2 % 2:90. Beerschke ‘. .. Rs 
Klose... una 26 | SBeitzger 57° oA ee 
Alp. ea 50.) Berbert:..”. . pr 
Alpforelle een 2.23. Bergforelle z re ee 
Alse”? . us. Bra 6% Berseh 7 2 pr 
Alte, un 2... 0er 50: Berschik  - ea ee 
Altfisch «2. u >02. - 50 Berschling 7 ps 
Alm en ern 50 Berschke .ı 2 rer 
Alve.... 0... 2 na nd. | gBerster-  ..>) Ve | 
Alzeln ;: 20.2... 02.2 2267 | "Bersich = 2) 2 esse 
Amaul 0... 2° 02% 5568 1 Bertsch‘ „VEN 
Anbeß .>: 2. nenne. 67-1 Beställer 7. U sssH 
Angelfisch .- .... 12. -.2..2.B51.| Bigge . .... (ea 
Asch 2.2 00 mn 8] Bille“ er SE 
Auklege ... „©... 2041 |. Bisgurre 7 2. ea ee 
Bitterfisch _: . 2 Ser 
ans, u Era Bin er ADreriise ee 
Bachfarelle. 2 924, 23209833 Bitterrämpelchen , 
Bachneunauge -. 2 + ...08%. 3% ]- Bitterling. 2. 2 WE 
Bachsaibling, amerik. . : .- 21 | Blacke”... 07 Zus 


Bläke 
Blättle . 
Bläuer . 
Bläuling 
Blatteln 
Blaufelchen 
Blaulaß 
Blauling- 
Blaunase 
Blecke . 
Blei, -er, 
Biäiche : 


-ert 


Bleier, Fdechlich sch 


renze \ 
Blenke . 
Bley 
Bleyzer . 
Blicke 
Blieke 


Blieke, fälschlich nich 


Bodenrenke 
Börs : 
Börschling® 
Borbine 
Boretsch 
Bors 
Brachsen 
- Brachsmann 
-  Beachsmen 
_ Brächsmen 
 Bräse, -m . 
. Bratfisch 
E Brasen . 
 Brassen 
- Brassenpliten . 
_ Breden . 3 
 Breisen, Brelen- 
 Breitäsche ° 
- Breitbleck . 
- Breitfisch 


- Breitling 
Breitschädel 
 Bresem . 
 Bresen . 
_ Bressen 
 Bretzing 
 Brunhövd . . 
 Brunnenpfrill . 
- Budd 


E Breitfisch, fälschlich ch 


39, 


50, 


. 28, 


Süßwasserfauna von Deutschland. 


Pisces. 


43 | Büttling 
39 | Bundhecht 


37 | Bunke . 
15 | Burghofer|l 
41 Burlan . 
15 | Burretschel 
22 | Buthe 

15 | Butt 

38 

AD RDasenize 
37 | Debel, -rl . 
39 | Deihel SER 
46 | Dickkopf, "kopp . 
39 | Diebel . 
39 | Diebling 
37 Dirbel 

39 | Döbel 

39 | Döbel, 


43 | Döbel, weißer 
34 | Dörnling 

12 | Dolbn 

67 | Dolm \ 
67 , Donaukarpfe . 
30 | Donaulachs 


28 | Donaulauben . 
67 | Donaunerfling 
37 Donausalm 


37 | Dornbrachsen 
37 , Dorngrundel 


3% Dover 
37 | Dübel 
13 | Dübling 


37 Dünnbauch 
37 Düttelmann 


39 | Düvel 

2 

37 | Bdelmaräne 
10 | Egli 

41 Elbbutt 

13 | Elben . 

37 | Elblachs 

Tal Br sr 

50 | Ellering 
37 | Ellritze, -rize 
39: | Elke: 

37::| ‚Else; fälschlich 
37 | Elsrode 

46 | Elte 


54 | Eltfisch 


52 | Eltrschl 
67 | Eltze 

67 | Eltzer . 
67 | Erdfisch 


Heft 1. 


76, 


fälschlhieh ach 


720, 


>50; 


194 


Erfel 
Erfle 
Erling 


Fase 
Federäsche 
Felchen 
Ferchen 
Finke 

Finte 

Flinder 
Flinger . 
Flixe 

Flunder 
Flußaal 
Flußbarbe 
Flußbarsch 
Flußforelle 
Flußgründling 
Flußkarpf . 
Flußneunauge 
Flußpricke 
Flußschmerle 
Föhre . 
Fölchen 
Förm 

Förn ETRGRE 
Fogas, -asch . 
Fogosch 
Forelle . 


Pappenheim, 


4 


Forellenbarsch, amer 1 


Frauenfisch _. 


Frauenfisch, fälschlich 


Frauennerfling 
Fraufisch 
Friedfisch . 
Fürn 

Furn 


Gäfe 

Gängling 

Gänzling 
Er 
Gangfisch . . 5 
Gangfisch, fälschlich 
Gareisel a 
Garr 

Garrausche 
Garrusse 

Gase . 

Geibel . 

(eis 

Geiserze 


47, 
49, 


it; 
50, 58, 


. 49, 


Nr. 
49 
47 
54 


al 

8 
15 
26 

7 

7 
76 
76 
35 
76 
62 
30 
67 
23 
27 
32 

2 

2 
58 
23 
15 
53 
53 
68 
68 
23 
1) 
48 
55 
47 
47 
52 
93 
46 


98 
49 
49 
38 
17 
52 
28 

8 
28 
28 
43 
28 
43 


39 | 


Gelbauge 
Gengl 
Gentling 


| Gesenitz 


Giebel 
Gieben 
Giefen 
Giester 
Gievchen 
Gisitzer 


. Göhe 


Göse 

Goldfisch re 
Goldfisch . . 
Goldforelle, fälschlich 
Goldforelle 
Goldkarausche 
Goldkarpfen 
Goldlachs . 
Goldnerfling 
Goldorffe . . 
Goldschleihe 
Gräßling 

Grasaal i : 
Grasblecke, rotfedrige 
Grashecht . s 
Grasle 
Grasse . 
Grastaschel 
Graubutt 
Graunerfling 
Grelling 
Greppe 
Gresse . 
Greßling 
Gries 
Grieslaugeln 
Grimpe 
Grimpel 
Gringel 
Groppe 
Großkopf . 
Grtml ».-- 
Grümperl . 
Gründel 
Gründling . 
Grundel 
Grundföhre 
Grundforelle 
Gruppe 
Güster . 
Guratsch 
Güwchen 


Gurre 
Gurretfisch 


Haberfischl 
Hägling 
Hängling 
Häseli 
Häsling 
Hässel . 
Hawt., 
Hakenlachs 
Halbbrachsen 
Halbbressen 
Halberling 
Halbfelch . 
Halbfisch . 
Halbgareis 
Harr 
Hartkopf 
Hasel 


Hasel, fälschlich 


Haselung 
Haserle 
Hassel . 
Hauch . 
Hecht 
Heekt 
Helm 
Hengste 
Heunerling 
Heuch . 
Heuerling . 
Herbstlachs 
Hessel . 
Höcht 
Hörsel . 
Hork 
Huch, - 
Huech . 
Hüchl 
Hürling 


aeritausendfischl 


Hurch 


 Jese 
Jesen 
Jesenitz 
Ikelei 
Illanke . 
Inlanke 
_  Iuntling 
Jüster 


Pisces. 


45 


26 


26 
4) 


393. 


Kaiserfisch 
Kanov . 
Kappen 
Karras . 
Karatsche . 
Karausche 
Karausse 
Karpe 

Karpf 
Karpfen 
Karpfkarausche 
Karusche 
Karuske 
Karutze 
Kaulbarsch 
Kaulkopf 
Kaulquappe 
Kauschbarsch 
Kautzenkopf . 


| „Kieferwurm‘“ 
' Kilch, 


KRılps =. 
Kirch(en)fisch 
Kleinbreiser 
Kleinweißerl . 
Klesch . 
Ketzer 
Knilpse 
Knöpfling . 


' Koppe . 


Kotaschel . 
Kotbuckel 
Kotkarpfe . 
Kotplette . 
Kotscheberl 


' Krätzer 


„Kräuterling‘‘ 
Krassel 


ı Kresse, blaue 


Kressen 


ı Kreßling 
' Kröpfling . 


Kropffelchen . 
Krus i 
Krutsch 
Kühling 
„Kühling“ 
Kümmerer 
Kütteberschi . 
Kugelbarsch 
Kuhlbarsch 
Kulbauge . . 
Kulbersch, -ke 


196 


Kuleken 
Kummel 
Kuretschel 
Kurrpietsche . 
Kutt 


Lachs 


Lachs u Hörkind 


Lachsforelle 

Lachsforelle, auch 

Lachsapparre . 

Läge, -n 

Laimer 

Lamprete . 

Langbleck . 

Laschen 

Laß 

Lau . 

Laube 

Laube, gemeine . 
Br gestreifte . 

Lauben, -er 

Lauber . 

Laucken 

Lauel 

Lauge 2 

Laugel, -le 

Lauing . 

Laukel . 

Lederkarpfen . 

Leiken . : 

Liebe... \.. 

Lieschkarpfen® 

Luke, : 

Lutter- „Rümpfchen 


Mackel 
Madümaräne . 
Mähnre . 
Männe . 
Märzling 
Maiblecke . 
Maiferche . 


52, 


Pappenheim, 


"41,48, : 


Maifisch 6, ar ch 47, 48, 


Maiföhre 
Maiforelle . 
Mailachs 
Mailing 
Maipiere 
Mairenke 
Makrele 
Malinchen 
Maräne, große 
Maräne, kleine 


Marene . 

Marenken . i 
Marinchen. . - 
Mauergrundel . . » 
Mausefresser 
Meckel . 

Meerforelle 
Meermaräne 
Meernase 
Meerneunauge 
Meerpricke 


\ Meerpute 
' Messerfisch 


Messerkarpf 


ı Mienen . 
ı Milbe 
ı Miling - 


Milling . 
Minne 
Mißgurre 
Moderliesken, 
Modke . 
Mölenke 
Möliitz . 
Moere . 
Mönne . 
Mös . 


_ Mollfotz 


Mollinger 
Moorgrundel 
Moorkarpfen 
Mudchen 
Mudd . - 
Mühlkoppe 


ı Mülbe . 
| Müllerkopf 


Müllerkoppe 
Mülpe . 
Münne . - - 
Muhrgrundel . 
Mulbe 

Mulm . 
Mundfisch . 
Musebyter . 
Mutlosen 
Mutterhering - 
Mutterlose . 


Naaß 
Nägenooge 
Näsling. 
Näsling, auch . 


| Nagemaul . 


Br 


-Jieschen . 


Nase 
- Nase, auch 
Nefel 
Negenooge. 
Nerfling 
Nersling 
Nesen 
Nestling 


B, großes 
Bo kleines 


Neunen 
Neunhocker 
Nösling. 
Nordseeschnäpel . 
Nymphe 


Ocke . 
Ockelei . 
Öhrling . 
Ösling . 
Orfe 
Ostseeschnäpel 


Pagenfisch. 
Parme . 
Barpel‘. >. 
Peerschke . 
Peisker . 
Pennfisch . 
‚Perlfisch 
Perpel . 
Perschke 
Persing 
Pfaffenlaus 
Pfeiferl . 
Pfelle 
Pfrille 
ul“. ; 
Pfuhlfisch . 
Piek.. 
Piepaal . 
Piere 
Pietzker 
Pigge 
Pilie 

_  Pirschling . 
E Piske . 
Pissgurn 
 _Plätteln 
Plättken 
Plätze : 
Blattfisch ; ... , 


Neunauge, gemeines 


51.52, 


al 


47, 


Pisces. 


Nr. 
55 
38 
51 


2 | 


49 
53 
38 
43 


Pleinzen 

Pletz 

Pletzer . 
Pletten . 
Pliete 

Pliten 

Plötze 

Plötze, auch! 
Pörschke 
PBsch“t..* > 
Postknecht 
Pricke 

Prünke . 
Pulssee-Maräne 
Putaal 

Pute 


Quabbe 
Quappaal 
Quappe . 
Querder 
Quermaul . 
Quirre . 


| Raape . 
| Raapf . 
' Randel 


Rapen . 
Rapfen 

Rappe . 
Raubalet 


ı Rauigel . 
' Reckenzahn 


Redfisch 


Regenbogenforelle 


Reißfisch . 
Reißlaube 
Renke . 
Rerling 


' Rheinanke 


Rheinankel 
Rheinbraxen . 
Rheinlachs 


' Rheinlanken 
ı Rheinpricke 


Rheinsalm 


' Ridde 


Riedling 
Riedlingchen . 
Riemling 
Riesling 
Rindling 


 Rißling 


197 


Nr. 

5 36, 39 
46 

N: 

. 38, 39 

. 43, 39 
39 

46 

93 

67 


.. 66, 57 


2,8 


. 15, 26 


198 


Ritter 
Ritter, auch 
Rötel 
Rodde . 
Roddo . 
Röteli 
Rötling 
Rötzert ; 
Rohrkarpfen . 
Rotaltel 
Rotasche] . 
Rotauge 
Rotauge, auch 
Rotengele . 
Rotfeder 
Rotfisch 
Rotflößchen 
Rotflosse . 
Rotflosser 
Rotforelle . 
Rotkarpfen 
Rotoog 
Rotorfe 
Rotplieten 
Rotte, -l 
Rottelen 
Rotschiedel 
Rotschweif 
Rotzbarb 
Rotzbarsch 
Rotzkater . 
Rotzkober 
Rotzkolbe . 
Rotzwolf . 
Ruden . . 
Rümpfchen 
Rüßling 
Ruffolkh 
Ruget 
Ruppe . 
Rußnase 
Ruthe 
Rutte 
Ryserle 


Saalfisch 

Säbel 

Saibling 

Saibling, elsässer 
Salat. , 

Salbling 

Salm 

Salmen 


Pappenheim, 


Nr. | 
20 
44 
20. 
53 


Salmling 
Salmling, auch 
Sandat . 
Sandart } 
Sanddobel . 
Sandeberl . 
Sandel . 
Sander 
Sandbarsch 
Sandblecke 
Sandbutt 


| Sandfelchen 


Sandgangfisch 
Sandputtler 
Sannat . 
Sanner, -ert 
Sape 

Sauchen 
Schaden 
Schaiden 
Schait 
Schälseemaräne 
Schanl . 
Scharl 

Scharn . 
Schaulaugeln . 
Scheckhecht 
Scheiber 
Scheibpleinzen 
Scheid . 
Scheidel 
Sehiäd.h 
Schiedling . 
Schiegg 
Schiek . 
Schiel 

Schier 

Schill, =. = 
Schindel 
Schirm 
Schlaffke 
Schlammbeißer 
Schlammkarausche 
Schlammpeitzger 
Schlammpitscher . 
Schlei 
Schleiche 


' Schleichfisch 


Schleichkarpfen 
Schleie . 
Schleihe 
Schlein . PAR 
Behleysuui) an, 


. 37,36 


ei 


TE OYE tn, 77 


Schlickerbarsch 
Schlie 
Schlüpfling 
Schmardel . 
Schmarling 
Schmerl 
Schmerle 
Schmerling 
Schmirlitt . 
Schmurgel 
Schnabel 
Schnädel 


Schnäpel, ech ter 


Schnäpel, auch 
Schnappel . 
Schnattfisch 
Schnaz . 
Scheider 
Schneiderkarpfen 
Schneiderlein . 
Schnepel 
Schnesen 
Schniber 
Schnibpleinzen 
Schnieder . 


 _Schniederkarpen 


Schnöck 
Schnörgel . 
Schnok 


Bnsiterbarsch 


Schnottfisch 
Schnuck 
Schrätz, -er 
Schrätzel 
Schräzer 
Schraitzer . 
Schranzen . 
Schrasen 
Schratz 
Schratzen . 


 Schroll . 


Schütt . 


Schuppe 


Schuppert . 
Schuppfisch 


 Schuppenkarpfen 


Schußlaube 
Schußlaugel 
Schuster 


‚Schwarzrötel . 
Schwal . 


Schwale 


Eehwalltisch 


: 38) 


E 
28, 


Pisces. 

Nr.r3l 

72 | Schwarzbarsch, amerikan. 
29 | Schwarzbauch 
29  Schwarzforelle 
58 | Schwarzlachs . 
58 | Schwarznerfling 
58 | Schwarzreuterl 
98 | Schwebfährin . 
58 | Schwebförne . 
58 | Schwebforelle 
58 | Schweinchen . 
55 | Schweinsfisch 
51 | Schwertfisch . 
10 | Schwuppe . 
35 | Seebärstling 
55 | Seebarsch . 
50 | Seben 

67 | Seeferche 

43 | Seeförme 

34 | Seeforelle . . . 
43 | Seeforelle, auch . 
10 | Seekarausche . 
10 | Seekarpfen 
39 | Seekarpen . 
37 | Seelachs 

41 | Seelamprete 
34 | Seelauben . 
63 | Seelen . 

5l | Seemaräne . 
63 | Seepinkl 

72 | Seerüßling . 
51 | Seesaibling 
63 | Seeschiedl . 
73 | Seestichling 
73 | Seestint 

73 | Semling 

73 | Serben . 

62 | Sichel. .. . 
73 | Sichelfisch . 
Da. | Siehling u, 
7 \ Silberfelchen . 
72 | Silberfisch 

44 -| Silberlachs 

35 | Silberlauing 
50 | Silberling 

50 | Silberzehrte 
27 Sindel 

41 Slie . 

41 | Snepel.. 

29 | Snook 

20 | Sömer . 

46 | Sonnenfisch 
55 | Spalt 

55 | Spehlung 


29, 


oh 


243; 


..25, 


200 


Speier 
Speitzken . 
Spelt 

Speuzer ; 
Spiegelkarpfen 
Spierling 
Spindelfisch 
Spitzer . 
Spitzhassel 
Spitzlaube . 
Spitzpleinzen . 
Sporn 
Sprengling . 
Springer 
Springling . 
Sprönzling 
Stachelbauch . 
Stachel di butz 
Stachele . 
Stachelfisch 
Stachlinski 
Samm.. . 
Staffhering 
Staire 

Stalling 
Stechbüttel 
Stecherling 
Stechert‘. . 
Steckbedel . 
Steckbüdel . 
Steckelbars . 
Steckelstange . 
Steckling 
Steekerling . 
Steekling 
Steigbügel . 
Steinankerlaube 
Steinbeiß, -er. 
Steinbrachsen . 
Steinforelle 
Steingreßling . 
Steingrundel 


Steinkarauschen 


Steinkarpfel 
Steinkresse 
Steinkreßling . 
Steinlaube . 
Steinmappen 
Steinpeitzger . 
Steinpietzger 
Steinschmerl 
Sterlet 
Sterzling 


Pappenheim, 
Nr. | 
55 | Steuerbarsch 
22 | Stichbeutel. 
8 | Stichhassel . Re 
55 | Stichling, dreistacheliger 
See} “ gemeiner . 
54 | = großer. 
ls | > kleiner 
35 ix krauser 
51 | „ 
43 | Stichlinski . 
35 | Stickelbars . 
35 _| Stierl 
#8 || Stlling. . 
5l, 8 | Stint 
iR |. Skindt 
.. 8 | Stocklaugle 
..64, 65. | Stöhr 
64, 65 | Stör. 
. 64, 65 „ kleiner 
. 64, 65 | Störl 
. 51 | Strandlachs 
51 | Strauß . 
6  Streber . 
73 | Streifbarsch 
...08 | Streifling 
64, 65 | Strever . 
64, 65 , Strichzagel . 
. 64, 65 | Ströber 
. 64, 65 | Strömer 
64, 65 | Strömling . 
. 64, 65 | Strombütt . 
64, 65 | Stromforelle 
. 64, 65  Stromkarpfen . 
. 64, 65 | Strommaräne . 
. 64, 65 | Stronze . 
. 64, 65 | Struvbutt 
.. »js04F | Strummer: . 
59 | Stüben . 
37 Stürl 
23 Stuhr 
33 | Stuhrt 
58 | Sturbarsch 
28: Stall... 
28 | Sülberlaß : 
33 | Sumpfkarausche . 
33 | Sunnfisch . 
41 | Sunnfischl . 
39 | Sunnta . 
59 | Swina 
59 
59 | Tabarre 
5 | Tabelle 
15 | Tapar 


neunstacheliger . 


2 Pisces. 201 
E: 
i Ns Nr. 
- Teichforelle . 23 | Weserlachs 22 
: Teichkarpfen . 27  Weserkarpfen 50 
Thielemann 10. Wetling 54 
Tidelmann 10 | Wetterfisch 57 
} Tolben 77 | Wettergrundel 57 
Topar 49 | Wiek 43 
u Tork...:.. 72 | Wieting 43 
Trätschlaube 41  Windlauben 45 
_ Treische 66 | Wittfisch 34 
E Treusche 66 | "Wiölz >, 60 
 Trische 66  Wurmfisch 38 
Trüsche 6 
_ Trump . 25 | Zährte:. 3 
Trusche 66 | Zängel . 67 
Turzbull erszagel..): 71 
: ' Zahltisch 26 
Veckelei 43 | En 44 
B ander . 68 
Uhlen TE 5 
_ Ukelei . nn BE 
E Ukei ae 6 
Zant 68 
Untermaul 95 ..| Zehı 38 
Urban Se 
ehrte, auch 55 
Urt, 4g= Zei 
Urs | . 
; Zicke 46 
Ziege 40 
Wälin . . 60 | Zindel 70 
Waldforelle 23 | Zingel 70:74 
Waller. . 60 | Zink TORTE 
Wallerfisch 60 | Zinnfisch weht 
Wandermaräne 13.21 »Zint 703,71 
Wapper 331: Zitle . 58 
-  Warschinger 67 | Zirta 58 
Weber . 32.1 Asbelı ;. . 36 
 Weeberle 34 | Zobelpleinzen 39 
Weißbleier 51 | Zollfisch 9 
Weißer! _. 41 | Zope 35 
Weißfelchen . . 35 Zappa ENTER 
Weißfisch 39, 43, 48, 50, 51, 55. | Zörscheli - .1.....2. 2.2000 ara 
 Weißforelle . . 8,25: | Zumpel! 2. aussitaiale erg 
77,0 6 Zee Nr Are 
Wels nn N FORT Zubpeiia nl 2 TREE 
Besappe . . .... .,. ‘66 | Zwergstichling .. .. . itsuBh 
nut. 0.0... .0.5... 726 | Zwergwels, amerikanischern a Bull 


Abramidopsis Leuckarti . 


Abramis 
ballerus 
björkna 
brama . 
melanops . 
sapa 
vimba . 

Acanthoptery gii 

Acerina 
cernua . 
schraetser 

Acipenser 
-ruthenus . 
sturio ; 

Acipenseridae 

Acrocephalus 
aquaticus . 
arundinaceus 
palustris 
schoenobaenus 
streperus 

Alburnus . 
alburnus 
bipunctatus 
menlo:... 

Alcedinidae . 

Alcedo . 
ispida . 

Alytes obstetricans 

Ameiurus . 

— nebulosus 

Amphibia . 

Anacanthini. 

Anas 
acuta 
angustirostris 
boschas 
crecca . 
penelope 
querquedula . 
strepera 

Anatidae 


Register. 


Seite 


142 | Anguilla 
139 | Anguillidae . 


140 | Anser 

144 albifrons 
141 anser 

144 arvensis 
140 erythropus 
143 fabalis . 


178 | Apodes 
184 | Ardeidae 
184 | Ardetta cinerea 


185 minuta 5 55 
104 purpurea 
105 | Arenaria interpres 45 
105 | Argyrosomus „Sr 
104 | Arvicola 
62 | Aspius . 149 
63 | -©Saspius.. 150 
62 | Aspro 183 
63 streber 183 
63 zingel 183 
62 | Aves 
er Barbus 134 | 
re barbus 135 
ee Petenyi 136 
28 Batrachia . 69 
58 Blicca Er Sr 
-o | Bliccopsis erythrophthal- 
58 | P % 
moides . a 
171 Bombinator 7A, 78 
| igneus . 79,.09 
a |. pachypus . 75, 85 
177 Botaurus stellaris 54 
37 Bufo. ZH 2 
k calamita 72, TO AEr 
E viridis . 3 71. 77,87 
38 ' vulgaris . 71,77, 865 
41 | Carassius. 1323 
39 ı carassius . 1332 
40 | Carnivora. 10 
39 | Casarca. -.42 
29 casarca . 


423 


Castor 
fıber x 
fiber albicus . 


 Castoridae 


Catosteomi 


_ Centrarchidae 


Charadriidae 
Charadrius 
dubius . 


&%hiaticula 


Chelonia 
Chiroptera 


Chondrostei . 
Chondrostoma . 


Genei 
nasus 
Ciconiidae 
Ciconia. 
ciconia . 
nigra 
einclus. 
einclus . 
merula . 
Circus 
aeruginosus 


- Clupea . 


alosa 
finta 


| Clupeidae. 
E Eobitinae . 


Cobitis . 
taenia . . 
Colymbidae 
Colymbus.. 
auritus.. .N 
cristatus 
grisegena . 
nigricans 
nigricollis . 


 Comastes . 


Coregonus 
albula . 
fera 
generosus . 
hiemalis 
lavaretus 


macrophthalmus 


maraena .. . 
oxyrhynchus . 
Wartmanni 


 Cottidae 
- Cottus 


gobio 


Register. 203 
Seite Seite 
13 | Crossopus. 9 
13 | Cyclostomata 100 
13 | Cygnus., 43 
13 olor 44 
175 | Cyprinidae 126 
186 | Cyprininae 128 
44 | Cyprinus 130 
44 carpio . 130 
44 
45 | Delichon urbica . 59 
64 
4 | Emberiza schoenicus . . 59 
104 | Emys orbicularis 65 
166 | Epimys. 13 
166 | Esocidae 174 
166-| Esox'. 174 
53 lucius 174 
53 
53 | Falconidae 56 
53 | Fringillidae . 59 
61 |- Fulica 50 
62 atra . 50 
61 
56 |! Gadidae 177 
56 ! Gallinula 50 
106 chloropus . 50 
107 | Gobio 136 
108 gobio 137 
106 uranoscopus 137 
167 | Gastrosteidae 175 
169 | Gastrosteus 176 
169 aculeatus 176 
18 pungitius 177 
19 | 
21 | Haliaetus . 57 
20 albicilla 57 
21 | Haplomi 174 
22 | Herodias alba 56 
22  Hirundinidae 59 
7 -ı Firundo,rüstiea.. 59 
110 | Hydrochelidon.. 27 
113 |  hybrida 27 
114 | leucoptera . 27 
ES  amera, ehr 
114. Hyla’arborea 70:1 975.8 
114 | Hyperoartia . ER 
116 
115 | Zdus-. 158 
113 | Insectivora 8 
195 
189 | Lampetra . 102, 103 
190 fluviatilis . +#38:21083 
190 | Planeri. 104 


204 


Laridae. 
Larus 
argentatus. 
canus 
fuscus . 
minutus 
ridibundus 
Leucaspius 
delineatus . 
Beuciscus‘, 
Agassizi 
Gephalus =. (4iroa 
erythrophthalmus 
idus x 
leuciscus 
Meidingeri 
phoxinus 
rutilus . 
virgo 
Leuconoe . 
dasycneme 
Daubentoni 
mystacinus 
Lotta 
lota . 
Lucioperca 
lucioperca . 
volgensis 
Lutra 
lutra 
Lutreola 
lutreola 
Lutrinae 


Malacopterygii. 


Mammalia 
Mergus. 
albellus 
merganser . 
serrator 
Microchıroptera 
Micropterus . 
Dolomieu . 
salmoides . 
Microtinae 
Microtus 
amphibius . 
paludosus . 
terrestris 
Milvus 
korschun . 
Misgurnus 
fossilis . 


Register 
Seite | 
23 | Molge 
23 alpestris 
25 cristata . 
25 | palmata 
25 vulgaris 
24 | Motacilla boarul 
24 | Motacillidae. 
150 | Muridae 
150 | Murinae 
151 | Mus 
162 norvegicus. 
159 | Mustelidae 
163 | Mustelinae 
158 | Myotinae 
160 
158 | Nemachilus 
165 barbatula . 
153 | Neomyinae 
157 | Neomys 
5 |  amphibius. 
8- _ carinatus 
He collaris . 
7 . constrictus . 
177 Daubentoni 
177 fluviatilis 
181 fodiens . 
181 griseogularis 
182 lineatus 
12 | musculus 
12 | natans . 
10 |  nigripes 
11 psilurus 
12. remifer.. 
| rivalis . ee 
108). Isstagnalis" 7... 2 
l | Nycticorax nycticorax . 
30 | Nyroca. 
32 | _ clangula 
at ı ferina 
= fuligula 
4  hyemalis 
186 | marila . 
187 nyroca . 
187 rufina 
14 
14 | Oidemia 
14 fusca 
14 nigra 
14 Ophidia 
57 | Ortygometra 
57 parva 
167 porzana ar 
167 | Busilan. SS 


33, 


. 


Fe udn ul un an, # "u de Al al 24 1 nn ES a u a a 4 


Register 


- Seite 
Ösmerus 109, 116 
eperlanus . 117 
Ostariophysi 126 
Bendmon=..,.. .;..2>£13h0158 
haliaetus 58 
Pelecanus onuetotälus 29 
Pelecus. 145 
cultratus Sa RE: 
Bon teschuscus. 75, 76, 86 
Perca Art 
fluviatilis Bess SO 
Bee rn 17g 
Perciformes . 178 
Petromyzon 102 
marinus 102 
om yzonidae 101 
Phalacrocoracidae . . 28 
Phalacrocorax 28 
carbo IST, 28 
menden rn... 29 
Phalaropus 46 
fulicarius 46 
lobatus 46 
Phoxinus 165 
Pisces 4 90 
 Pleuronectes 188 
flesus B 185 
Br nectidae 188 
Rallidae Ps. Tr, 49 
ee en. 52 
aquaticus . 52 
 Rana ee Ka 1, 77, 87 
Bee. 09, 78, 89 
arvalis . . 73, 18, 88 
Freuen, 2.7. 132.78,:88 
esculenta lessonae i 74 
esculenta ridibunda ‘4 
esculenta typica . I. 
temporaria 73,=08..68 
Reptilia od 
Rhodeus 138 
amarus 138 
Riparia riparia 39 
Rissa tridactyla 25 
Rodentia 13 
Salamandra maculosa 66 
Salmo 1:7 
fario 124 
fontinalis . 122 
hucho . 121 


Salmo 
irideus . 
lacustris 
salar 
salvelinus 


salvelinus var. .. profundus ; 


trutta 
Salmonidae 
Salvelinus 
Scardinius 
Scleroparei 
Scolopacidae 
Selysius 
Siluridae 
Sılurus” 
glanis 
Somateria. 
mollissima 
Soricidae . 
Spatula 
clypeata 
Squalius 
Squatarola squatärola 
Stercorarius. 
longicauda 
parasiticus 
pomarinus 
skua 
Sterna 
hirundo 
minuta 


Sylviidaen 


Tadorna 
tadorna 
Teleostii 
' Teleostomata 
Telestes 
Thymallus 
thymallus . 
| Tinca 
tinca 
| Totanus 
fuscus . 
glareola 
Jittoreus 
ochropus 
stagnatilis 
| totanus 
| Tringa 
| alpina . 
| canutus 
ferruginea 


206 Register. 
Seite - 
Tringa "Urinator 
minuta FE A 28 arcticus 
Sehinzi" 72. 2... een imber 
Temmincki ......... Gele, stellatus AERO 
Eringoides: ..:.. aRslsresd7 aBradela sea 
hypoleucos . . . . 47 | LER 
2r6pidonotus:;. 57... 280409 Vespertilionidae 
natnız 4. "Seen EEE 
tessellatus” +... =. "se Kos el 
Zeorhombi 2 ul, 


ErUtta 2. Ne td 


Druck von Ant. Kämpfe, Jena. 


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