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Full text of "Hermann Mayer. Compendium der Neurologie und Psychiatrie. 9-13. Aufl. 1920"

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SS a een und Repetitorien: A E 2 


Dr. H Mayer ` Se, 


Compendium 


der 


eurologie und Psychiatrie 


9.—13. Auflage 


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- Speyers Compendien und Repetitorien: H 

>. Compendium 

Neurologie und Psychiatrie 
D Dr. H. Mayer. 


Neunte bis dreizehnte, vermehrte. und verbesserte Auflage, 


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Freiburg in Baden. 
Speyer A Kaerner, 
. Universitätsbuchhandlung 
1920. 


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Alle Rechte vo 


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: Gustavo Gi 


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Vorwort zur 1. Auflage. 
Alle diejenigen, welche, das vorliegende Compendium zum 
Studium oder zur zeitweiligen Orientierung benutzen wollen, muß 


ich auf zwei Dinge aufmerksam machen. 
Zunächst war es mir unmöglich, bei der Größe des hier in 


Angriff genommenen Gebietes die in Betracht kommenden Ver- 


. hältnisse der normalen Anatomie und Physiologie darzustellen. 


` Ich ‚empfehle es jedem Unkundigen dringend, die diesbezüglichen 


| Eon Kapitel in einem Lehrbuche der Anatomie, eventuell auch der . 
ee Physiologie, nachzulesen. 


"Des weiteren muß ich nachdrücklich betonen, daß nur der- 
jenige den speziellen Teil sowohl der Neurologie als auch der 
Psychiatrie verstehen kann, welcher zuvor den allgemeinen Teil 
studiert hat. Es sind in den speziellen Teilen stets Hinweise auf 
die allgemeinen Teile (in Klammern) gegeben, Hinweise, deren 
ausgiebige Benutzung ich angelegentlichst anraten möchte. 

Wer in diesem Sinne das Buch in Gebrauch nimmt, wird, 
so hoffe ich, manchen Nutzen davon haben. 


Berlin, im‘Juni 1906. | 
A, ` | Der Verfasser. 


 Vorwort zur 9.—1 


3. Auflage, 


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"= größen und‘ ‚ganzen ` dieselbe. geblieben; "nur in der. ‚Psychiatrie ` E 
“mußten ` größere: Änderungen. ‚vorgenommen: "werden, um ce er 
. modernen. ‚Anschauungen gerecht, zu ‚werden. EE R 

Berlin, ‚Oktober, 1919. ee, e SC, a EE SE S 


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SE Inhaltsübersicht.: 


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: 


I- N DEEN 


) Allgemeine Diagnostik der Ner venkr ankheiten 


A, Einleitung e 

B. Störungen der Motilität . 

C. Störungen der Sensibilität . 
D. Störungen der Reflexe 


. E. Diagnostische Verwertung der S Störungen der Motilität, dor Sensi- 


= bilität und der Reflexe 

F. Störungen der Koordination 

G. Blasen-, Mastdarm- und Genitalstörungen 
H. Störungen des Sehorganes . 


I. Störungen des Gehörs- und Bir 


K. Die Cerebrospinalflüssigkeit und ihre diagnostische Bodontung 


L. Allgemeine Atiologie . 
M. Gang der Untersuchung ` . 


Die Krankheiten des Rückenmarks . 
Einleitung . | 
A. Systemerkrankungen des Rückenmarkes 


 Tabes dorsalis .. 3 
Die hereditäre Ataxie . . . 
Die spastische Spinalparalyse 
Die progressiven Muskelatrophien 
Anhang: Myatonia congenita . 
_ Myasthenia gravis 
Myotonia congenita . 


Dic amyotrophische Lateralsklerose . 
Poliomyelitis anterior acuta . . 
Akute aufsteigende Spinalparalyse 


B. Die diffusen Erkrankungen des Rückenmarkes 


Syringomyelie 
Myclitis acuta 


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Kompressionserscheinungen bei. Spondylitis tubereülosa 
“Sclerosis nfiltiplex . . ee el er D eTe A 
| Meningoniyelitis syphilitica . in Ree E A 
) Pachymeningitis ceryicalis Vire e e, eer 
7 ppine bifida a a E Ee ee 
Dic Kr: ankheiten des Gehirns Se EE, Gel E 
"A Allgenieiner Toil 3 SN S SE e SEN EE ` 
Eeer De, e ge e eg E 
IL. Allgemeinetheinuingen oe e A ek 
. IM. Sprachstörungen ` . ee re E N 
| D Störungen der ‚Schrift an de a er Te e R 
V. Störungen des Handelns . Dei Buy SE 
‚VL ‚Störungen des Erkennens a ee ge 
B. Spezieller Teil E SE e is SE Ce 
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“ Apoplexia cerebri `, . 2. von. h 
Tumor cerebri sa, e s sn Ze an ee ee 
© _ - Himmabszeb `, . 2.7.00 ; ee 
, . Hydrocephalus . . . . DE a ne eh a 
d ‚ Henfiplegia spastica. infantilis FE ak ER 
| Diplegia spastica infantilis . > 2 2 2... E 
7 Die progressive Bulbärparalyse .. . ... bf 
' Pseudobulbärparalyse . . eer, Me Le er gë äi 


Lues cerebri . . .. » a Ee e e, 
Pachymeningitis haemorrhagica interna. u le 
Leptomeningitis acuta . 2: 2.20. | i 


 . Paralysis agitans. .. 2.0.2. f TE 
 Coimmötio cerebri Së et 3 j 
Die Krankheiten der peripheren Nerven a E EF e 
= Neoritik,, BE E ee = u: en 
` Polyneuritis alcoholica . Be e eer e E 
=- Bleineuritis ~ .. u oe ah A e e 
$  Polyneuritis postdiphtherica EN NEE 
IC Nenralgien . . e d EE Gë 


“TIT. Besondere Formen von Nervenlähmungen NEN 

LL Facialis-Lähmung `, 
“002, Plexus-Lähmung `, 
| a) Erbsche Tähniunsen, a 


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cz. D) Klumpkesche Lähmungen . `. es a 


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re ‚Lokalisierte. an Bee ee A 


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Die funktionellen Neurosen Daeg Ke 


Einleitung ee Be ee ee A 
‚Epilepsie . pm Ae E e E ee E 


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Morbus Basedowii 
Myxödem . . 
Tetanie 
. . Akromegalie . 
- Hemikranie (Migr äne) s 
i EE Neurosen . 


a). Akroparästhesien ; A 
b) Oedema eutis eircumscriptum 
o) Symmetrische Gangräen . 
d) Erythromelalgie ; 
e) Hemiatrophia facialis 


| Sklerodermie - 
ie. eier) 


H. Psychiatrie. 


g "A Allgemeiner Teil . 


` Funktionelle und organische Psychosen . 
-- Formen der psychischen Störungen 


I. Störungen der Empfindung . 
II. Störungen des Denkens 
III. Affektstörungen 
. IV. Störungen des Handelns 


| Dogenerafionszeichen ; r 
Gang der psychischen Untersuchung . 3 
Einteilung der Psychosen - 


B. Spezieller Teil 


Melancholie 
Manie 


Periodische nd EST Erkrankungen : 


‚1. Periodische Manie . . 
2. Periodische Melancholie 
3. Zirkuläres Irresein 


“  Periodische impulsive Zustände 
Paranoia in ie 5 


| “1. Paranoia chronica 'hallucinatoria 
= 2. Paranoia chronica simplex 
3. Paranoia acuta 3 


Amentia . . . 


e Delirien . A 
Alkoholpsychosen 

= : Morphinismus 
Dämmerzustände. . . ; 
Psychopathische Konstitutionen Ss 


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o a e Dementia secundaria .. . WEEE E 

SE E = x Ee  Dements praecox (Schizophrenie) ` EEE 


SE IV. Erblich degenetatiee psychopathische Konstitution E u 


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Ce S e Die für die Psychiatrie wichtigsten Paragraphen der 
Pe | ‚ Gesetzgebung ` en Man EE Ze 


"— Sek, $ Die i in. der Neurologie und Psychiatrie g gebräuchlichsten Arzweitnittel Ä 


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| Neurologie. 


e Allgemeine Diagnostik der Nervenkrankheiten. 


"A. Einleitung. 
Organische und funktionelle Nervenkrankheiten. 


Eine Erkrankung des Nervensystems kann organisch oder 


` ` funktionell sein. Organisch ist sie, wenn sie auf anatomisch nach- 


- weisbarer Grundlage beruht; funktionell ist sie, wenn sich ana- 
tomische Veränderungen nicht nachweisen lassen. Man muß jedoch 
annehmen, daß manchen funktionellen Erkrankungen ebenfalls 
materielle Veränderungen des Nervensystems zugrunde liegen; nur 
sind dieselben, sei es durch die Mangelhaftigkeit der Methoden 
"` oder aus anderen Gründen, nicht zu erkennen. Daher wird wohl 
. vieles, was heutzutage für funktionell gilt, in Zukunft unter die 
-organischen Erkrankungen einzureihen sein. 


Eine funktionelle Neurose darf nur diagnostiziert werden: 


1. wenn sich jede organische Nervenkrankheit ausschließen läßt, 
~ -. db wenn keine Symptome vorliegen, die eine funktionelle 
“ - Neurose überhaupt ausschließen (z. B. Entartungsreaktion der 
Muskeln, reflektorische Pupillenstarre etc.), 

2. wenn die krankhaften Symptome keinen Bestand haben, sondern 
häufigen Wechsel unterworfen sind oder bald völlig schwinden. 


| Eine besondere Stellung nehmen diejenigen Nervenkrankheiten 
ein, welche als Folge von Erkrankungen der Drüsen mit 
-innerer Sekretion zu betrachten sind. Hier ist bereits die 
-. Brücke zur Erklärung früher als rein funktionell aufgefaßter Nerven- 
 erkrankungen (wie Tetanie, Morbus Basedow etc.) durch den ver- 
Di Chemismus gefunden. | 


_ Direkte und indirekte Herdsymptome. 


| Die EH Herdsymptome entstehen durch die Zerstörung, 
‚ “welche der eigentliche Krankheitsherd bewirkt; sie sind daher 
- - stets dauernd. Die indirekten Herdsymptome entstehen durch die 
E "Schädigungen, welche der Kränkheitsherd auf das Gewebe der 
u M laye er, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl. 1 


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Um E ausübt a Sie snd meist vorüber- 
gehender Natur und können bald ganz oder teilweise zurückgehen; 
jedoch können sie auch zu bleibenden, also direkten Herdsymptomen 


werden, wie das z. B. bei dem allmählichen Wachstum eines SS ` S 


"Tumors vorkommt. 


Wesen ı und Sitz der Erkrankung. 


In der neurologischen Diagnostik ist es von ganz besonderer ` | 


. = “Wichtigkeit, nicht nur das Wesen der Krankheit, sondern ` auch 

` ‚möglichst genau iliren Sitz zu bestimmen. E 
1. Das Wesen der Krankheit geht hervor aus- EE oe 
- Momenten: Entstehung und Verlauf des Leidens (ob plötzlich. : ` 


oder schleichend), Beruf des Erkrankten (Bleilähmung, Alko- > 
holismus etc.), Vorausgehen von Infektionskrankheiten (besonders 3 


Syphilis) oder Bestehen von konstitutionellen Erkrankungen, 
und selbstverständlich aus den sonstigen objektiven Symptomen. 
Oft genügt jedoch schon allein die Diagnose des Sitzes, um 
das Wesen der Krankheit mit Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, 
da ‚erfahrungsgemäß gewisse- ee ‚bestinimte 


Gebiete des rk ‚bevorzugen (z. B. größere ! 
= Tuberkel im Kleinhirn). = 
2. Den Sitz der Krankheit zu bestimmen, ist wichtig, weil, je p> 


= nachdem ein wichtigeres oder unwichtigeres. Gebiet des Nerven- 


systems von der Erkrankung betroffen ist, der betreffende 
' Krankheitsherd von größerer oder geringerer Bedeutung für 


‘den Organismus ist. Es kann z. B. ‘ein recht großer Teil des 


Stirnhirns zerstört. werden, ohne daf besondere Funk UNRRA 
~ rungen auftreten. nn 
Zum Verständnis der meisten sa ist ös 


wichtig zu wissen, daß die das Nervensystem aufbauenden Neurone 


` (Ganglienzelle mit Neurit und Dendriten) nutritive Einheiten bilden, 
dh nur der mit der Nervenzelle in Verbindung stehende Nerv 
© -erhält sich, während der abgetrennte Teil sekundär degeneriert, 
Für den Muskel bilden die Ganglienzellen des Vorderhorns (resp. 


der Medulla oblongata und Pons) nutritive Zentren.. 
-= Für die Lokalisation eines Krankheitsherdes sind folgende 
Momente maßgebend, welche sich aus den Ge Eigen- 


'tümlichkeiten des N ervensystems ergeben: 

1. Die. ‚Kreuzungsverhältnisse gewisser Bahnen. Ke B. bedingt - x- 

. eine Verletzung der Pyramidenbahn oberhalb ihrer Kreuzung u 
eine Lähmung der en tgegengesetzten Köörperhälfte, unter- 


'halb-ihrer Kreuzung eine gleichseitige Lähmung. 


2% Die Zusammensetzung gewisser Bahnen aus zwei oder mehr 
 Nerveneinheiten (Neuronen). ` Z. B. bedingt eine Zerstörung 


" "ei goen KE, 


Or N 


der Preimidenbahh: welche bekanntlich das. zentrale Neu euron 


= der gesamten motorischen Leitungsbahn vorstellt, eine Degene- 


ration derselben. bis zu den Ganglienzellen im grauen Vorder- 
horn des Rückenmarks. Sitzt dagegen der zerstörende Herd im 
peripheren, motorischen Neuron, also im Vorderhorn oder im 
peripheren Nerven, so degenerieren Nerv und Muskel unter den 
Zeichen der degenerativen Atrophie: Schlaffe Lähmung, elek- 

. trische Entartungsreaktion, Volumsverminderung des Muskels. 
3. Die Größe der Entfernung zwischen verschiedenen Bahnen und 
zwischen Fasern derselben Bahn. Ein Herd, der in der Capsula 
- interna die gesamte motorische Pyramidenbahn zerstört, weil hier ` 


de Fasern sehr dicht beinander liegen, bedingt. die Lähmung k 


der ganzen anderseitigen Körperhälfte. Ein gleichgroßer Herd 
- in der Rinde würde vielleicht, weil hier die nervösen Elemente 
weiter auseinander liegen, nur die Lähmung einer Gesichts- 


N hälfte, eines Beines oder eines Armes bedingen. | 


` Lähmungs- und Reizerscheinungen. 
Die Funktion der nervösen Elemente kann krankhaft gesteigert 


7 oder krankhaft vermindert, beziehungsweise völlig aufgehoben sein. 

"In .ersterem Falle haben. wir es mit Reiz-, im letzteren Falle ‚mit 

. "Lähmungserscheinungen zutun. Reiz-und Lähmungserscheinungen. 

können die motorischen, die sensiblen, die sekretorischen, kurz 

. alle verschiedenen nervösen Fünktionen betrefien. Wir werden 
un in folgendem betrachten: | 


1. Die Störungen der Motilität, 
2.. Die Störungen der. Sensibilität. 
3. Die Störungen der Reflexe. 


o od Die Störungen der Koordination. 


+ 


B. Störungen der Motilität. 
I. Motorische Reizerscheinungen. 
a Fra Krämpfe (Hyperkinesis), 


Man er tonische und klonische Krämpfe, Tonische 
Krämpfe sind unwillkürliche Muskelkontraktionen von starker In- 


'. tensität und langer ‚Dauer, sie können von Minuten bis Wochen 


dauern. Die klonischen beruhen auf kurzdauernden, schnell 


i aufeinander folgenden Muskelkontraktionen. Klonische Krämpfe 
mit schüttelnden Bewegungen einer Extremität oder des ganzen 


Körpers heißen. Konvulsionen. 


` Ser, ` Vorkommen: ‚Physiologisch als Tremor. danis ee S 
% E Tremor alcoholicus, ferner als Tremor saturninus (chronische: : 
_. Bleivergiftung), bei Morphinismus, bei Neurasthenischen und Hyste- `; E 
- ` rischen; ferner bei Morbus Basedowii. Das Zittern bei Paralysis: =; 
© ©. agitans ist außer durch eine charakteristische Haltung der Hand = 
1 "`" " (Pillendrehen) dadurch ausgezeichnet, daß es bei willkürlichen ` E- 
| - ‚größeren Bewegungen aufhört. ` Umgekehrt tritt der sogenannte x: 
g  Intentionstremor gerade nur bei willkürlicher Bewegung ant, 8 
e ` und zwar gegen Ende der Bewegung; er kommt vor bei multipler | 2. 
Si ‚Sklerose, ‚seltener. ‚bei EES Ee Oe EE 
= D Fibrilläre Muskelzuckungen, E Ge E 
"eg ST Zuckungen einzelner. gröberer . oder feinerer Muskelbündel ` ek: S 
. - ohne Bewegungseffekt. Sie haben Ähnlichkeit mit dem Me F 


DR Be Nass 
` en 


Wi 


D Klonischei: Bei Epilépsie, cerebralen. Herderkrankungen, Myer Ze 


litis. transversa, Urämie und einigen Psychosen. - 


Se br Tonische:. Dei Ppilapeie. (Beginn des e bei Hysterie ` 


bei Tetanus etc: | 


Arten | der tonischen Krämpfe: H Á 


SE 1 eni — “Krampf der gesamten Körpermuskulatur. ee 
ER  Opisthotonius = ‚Krampf der Streckmuskeln des Aue und 


“Nackens. ` 


>83. Trismus = = Krampf der Kauneus. 
SE de 0 einzelner Muskeln ‚oder Muskelgruppen. ` 


B. Chorearische und athetonische Bewegungen, si ER 
: werden im u speziellen Teil beschrieben. (5. 71; Ge 


~ 


0% Tremor (Zittern). ` 


Der Tremör besteht: ‚aus ‘rhythmischen, Ge aufeinander” 


oe Zuckungen von geringer Exkursion. Man kann einen 
e ee statischen Tremor (in der Ruhe) und einen Sen > SH 
tremor (bei aktiven Bewegungen) unterscheiden. a Tremor .: en 
kann fein- uud grobschlägig sein. en 


'. ` flimmern beim Bieren (Untersuchung. im warmen, Raume (sp 


= beruhen meist auf degenerativen Veränderungen der Muskulatur. 


atrophie, gelegentlich bei Neurasthenie, 


"Vorkommen: Besonders bei der spinalen progressiven Sarl? 


"Vorkommen: ee u 


x X 
DN d 
LES GIE 0", 
véier NR "IC, 
ade. 


5 -. 


= CIL Motorische Lähmungserscheinungen. u 


de " Unter Lähmung versteht man einen Zustand, bei dem die 
ZS willkürliche Muskulatur durch den Willen nur in vermindertem . 


. Grade oder gar nicht mehr zur Kontraktion gebracht werden.kann. _ 
8 eer der willkürlichen Kontraktion heißt Parese, völlige E 
| SE ” -Aafhebung derselben Paralyse. 
rr DerSitzdes Krankheitsherdes, welcher « die motorische Lähmung 
- bewirkt, kann sich selbstverständlich an den verschiedensten Stellen 
der motorischen. Leitungsbahn befinden: 


1. In der Gehirnrinde =  Kortikale Lähmung, 
. 2. In der Pyramidenbahn. 
3. a) Im. grauen Vorderhorn des Rückenmarks. 
-` `b) Im Kern eines Hirnnerven = Nukleäre Lähmung, 
A. Im peripheren Nerv. 
5. Im Muskel = Myopathische Lähmung. 
Im Gebiete des Hirnnerven nennt man eine Lähmung nukleär, 
wenn der Kern betroffen ist, supranukleär, wenn das zentrale 
.. motorische Neuron (von der Hirnrinde bis zum Kern), und infra- 
rem wenn der peripherische motorische Neurit (im peripheren 
Nerven) betroffen ist. Ä 
Ist kein Krankheitsherd vorhanden, so. ist die Lähmuug 
= funktionell (Hysterie etc.). 


Verbreitung der Lähmung. 


:-_ 1. Hemiplegie = Lähmung einer Körperhälfte. 
2.2. Monoplegie = Lähmung einer Extremität oder einer Gesichts- 
~.e hälfte; man unterscheidet Monoplegia facialis, brachialis, 
Se cruralis. 
- - 3.. Paraplegie oder Diplegie = Lähmung beider Arme oder beider. 
>, Beine oder beider Gesichtshälften. 
LG Hemiplegia cruciata s. alternans = Lähmung der Extremi- | 
. täten der einen Seite mit gleichzeitiger Lähmung des N. facialis 
e" oder N. oculomotorius der anderen Seite. 
"A Lähmung einzelner Muskelgebiete. 
> > ` Ähnlich unterscheidet man auch: 
re Hemiparese, Paraparese etc. 


S ) Di Diagnostische Verwertung des Ausbreitungsgebietes. 


1. Die Lähmung einzelner Muskelgruppen, welche von demselben 
Nerven versorgt werden, spricht für eine Läsion des betreffenden 
peripheren Nerven; ebenso werden. bei der Zerstörung eines 
Plexus nur einzelne Muskelgruppen gelähmt, 


San Er 
DE WU, 


e E E 


Sie e e e SÉ ee TE Sr Se b 
x ` EE dE $ S . oo ZA S Ké D 
> S — ` -en 
` k S 3 dein, Si ie $ 


; 8. Monoplegie spricht. für eine 5 Afektion € der r Hirnrindė, da a hie = S 


die Zentren für Arm, Bein, Gesicht etc. isoliert- liegen bei. u. 


E ` Monoplegin cruralis denken: wir an: einen :Herd im obersten an 
"` Teil der ‘vorderen Zentralwindung, bei: Monoplegia brachialis - -> 


SE mm ‚mittleren Teil derselben, bei Monoplegia facialis: und Mono- SE 
EE E plegia facio-lingualis im untersten. Teil derselben, ` un 
es, ‚Hemiplegie spricht für-den Sitz .des Herdes in- der Capsula- an 


-> "interna, da hier die Fasern der gesamten Pyramidenbahn sehr `. a 
>... enge beieinander. liegen; in der Rinde würde ein. ‚erheblich . a. 


` größerer Herd nötig’ sein, um. Hemiplegie zu veranlassen. 


D A Paraplegie- spricht für Sitz des Herdes. im Rückenmark, weil =. 


E . hier die beiden grauen: Vorderhörner resp. die beiden Pyra- KE 
 midenbahnen nahe beieinander liegen. Totale Lähmung beider: `" 


SÉ Gesichtshälften. spricht für Erkrankung beider Facialiskerne Ee | 2 l 


| ij in der Medula oblongata. 


| ` Ge 5. Hemiplegia alternans ist dadurch möglich, daß der. Herd an Ss a d 
e ` ‚einer Stelle sitzt; eo sich die zentrale Bahn des Hirnnerven ` >- 


>. bereits gekreuzt hat, während die übrige Pyramidenbahn noch ` = 


SG -ungekreuzt verläuft. Gekreuzte Oculomotoriuslähmung spricht - =- 
. für Erkrankung eines Hirnschenkels (z. B. rechtsseitige Oculo- . 


E motoriuslähmung mit linksseitiger Extremitätenlähmung: bei ` `" 
Erkrankung des rechten Hirnschenkels); gekreuzte Facialis- ` ` 
= lälmung. Spricht für eine Lähmung. dès hinteren Pons. Be 


. ns Ge Lähmung geben Anhaltspunkte über. ‚die Art des Krank | SC 


Entstehung und Verlauf 


See  beottsberdes - 


| K LL. Akute EE ee ebe, ee re? SN 
E Progredienter Verlauf: Tumor, Abszeß, ; multiple Sklerose, gum-« S 


-möşe Hirnsyphilis, Solitärtuberkel. 


EN 


SE e Transitorischer ‘Verlauf: Dementia paralytica, Hysterie éte: i T E 


Se a S Prüfung der Muskeln auf aktive Bewegungen. 


a ichtemuskeln (durch Pfeifen, Stirnrunzeln etc.) zu bewegen. Bei o >- 
"`  Extremitätenlähmungen ist es.sehr wichtig, die grobe motorische > ` 
.. Kraft zu prüfen, indem der. Arzt der Bewegung einen ‘Widerstand. a 
entgegensetzt. Bei völliger Paralyse fallen die Pirene wenn -B 


` Man fordert den Patienten auf, die Extremität resp. die Ge, a 


a man ‚sie ER und wieder losläßt, ‚wie leblos neran; 


SR uns Geert Aufsehlüsse über den Sitz der Ge E | | 
als ihr Ausbreitungsgebiet: Die Lähmung kann entweder Kee EE 
| SEH schlaff or) sein. - Ek EE 


Die Art der Lähmung 


Le 


a): Spastisch nennt man eine en wenn ae passive Be- 
= weglichkeit: der Muskeln vermindert, der Muskeltonus erhöht 


ist, die Sehnenreflexe vorhanden und gesteigert sind. Bei 


 spastischer Lähmung sitzt die Erkrankung im zentralen moto- S 
rischen -Neuron (Rinde, Pyramidenbahn). 


S e b) Schlaff nennt man eine Lähmung, wenn die Muskeln Volums- 


_ verminderung (Atrophie), elektrische Entartungsreaktion zeigen 
. und schlaff sind (verminderter Tonus).. Die Sehnenreflexe sind ` 
-dabei aufgehoben. Bei atrophischer Lähmung sitzt die Er- 

 krankung im peripheren motorischen. Neuron, also entweder - 


-` im- grauen Vorderhorn des Rückenmarks (resp. im Kerne des 
,  ı,.Hirnnerven) oder im ‚peripheren Nerven. | 


= Beiden Hirnnerven ist analog eine supranukleäre ahnung | 
stets spastisch, dienukleäre sowie die infranukleäre atrophisch. 


Eine spastische Paraplegie spricht für Erkrankung der 


`  Pyramidenbahnen im Rückenmark, eine atrophische Paraplegie 


= dägegen für Erkrankungen der grauen Vorderhörner des Rücken- 
- marks. Sitzt ein Herd in der Intumescentia cervicalis, so kann 
er eine atrophische Lähmung beider Arme und en eine 
‚spastische Lähmung beider Beine bedingen. 


Bei Lähmung der Beine bildet sich ein charakteristischer 


E Gang aus. 


> a) Der paretische Gang: Gehbewegungen anea und müh- 
e sam, Schrittlänge verkürzt; liegt nur, was besonders häufig ist, ` 
, ~ eine (doppelseitige) Peroneuslähmung vor, so sinkt beim Erheben 
des Fußes die Fußspitze herab. Da das Bein dadurch verlängert 
wird, beugt der Patient dasselbe übertrieben in Hüfte und Knie- 
gelenk. Das Aufsetzen des Fußes verursacht zwei Geräusche. 
Der spastische Gang: Kleine, hüpfende Schritte; die Fußspitze ` 
klebt am Boden, das Knie ist meistens steif; dafür hebt der 
` Patient gewöhnlich das Becken auf der Seite des schwingenden 
_Beines, er beschreibt mit demselben einen kleinen Bogen. Über- 
wiegt an den Oberschenkeln der Spasmus der Adduktoren, so 
D ‚werden die Sonone; beim Geben 'gekreuzt. 


b 


IH. Störung des Tonus und der Ernährung. der 
| Muskulatur. 


al Störungen des Tonus äußern sich entweder in Hypertonie 
(Steigerung. des Muskeltonus) oder in Hypotonie (Ab- 


schwächung) desselben. PEN 


1. Hypertonie oder Spasmus des Muskels kommt zustande, 
SP wenn“ das I. oder zentrale, motorische Neuron beschädigt 


EE 
WW Ea Mah me an, 1, daß bei Being. gewisse, E 5 
. ‘Fasern zerstört sind, weil Sich neben dem erhöhten Tonus o 
i gesteigerte. Reflexe finden; Srs ee 
Prüfung auf Spasmus. Det Untersucher fühlt, a 


ne "wenn er mit den Muskeln des Patienten passive Bewegungen. e 


SC =. deutlichen Widerstand. 


` ausführen will; infolge der baue der Muskulatur. Ginen ` 


: 2. Hypotonie kommt EC wenn das Ir. oder. petipkiere,; SE 
` motorische Neuron geschädigt ist. Sie geht daher stets mit == 
` > einer Herabsetzung oder Aufhebung der Sehnenreflexe‘ 5: > 
. einher. Die Glieder zeigen infolge der Hypotonie eine... 
` - abnorm große, passive Beweglichkeit. In seltenen Fällen `. 
>: "findet man auch bei cerebralen Lähmungen auffallende: i 
; S ‚Schlaffheit der Muskulatur. P 
= Kontrakturen können sich bei länger LM ep S | 

` ` stischen sowie atrophischen Lähmungen entwickeln. Sie be ` 
stehen in einer dauernden Verkürzung des Muskels, welche. ` — 
. durch eine‘ anatomische Veränderung desselben (bindege- ` 
~: webige Entartung) entsteht. Bei spastischen Lähmungen `. — - . 

: verfallen meist die gelähmten Muskeln der Kontraktur, bei ` 

=:  atrophischen dagegen die Antagonisten der gelähmten : ~=- -` 
Muskeln („paralytische Kontraktur“). Durch Kontrakturen `" .- 

' erhält das gelähmte Glied eine fixierte Stellung; ; so entsteht - : ~ 
oft nach Hemiplegien eine Beugekontraktur im. Arm, eine == ` 
©  Streckkontraktur im Bein; Lähmnng des N. ulnaris führt . 
- durch Kontraktur im Muskelgebiete des N. radialis zur -~ 

.. »Klauenhandstellung, Lähmung des. N. ulnaris und: ` ` 
` medianus führt zur Predigerhand, atrophische Lähmung... ` 
. der Daumenmuskeln des Medianusgebiets zur Affenhand, `= > 
~. „ Lähmung des N. peroneus zur Spitzfußstellung durch ` e 
- Kontraktur der Wadenmuskulatur, umgekehrt Tibialieläh: en 
mung zu Krallen- und Hackenfußstellung. wen 


=) Störungen der Ernährung äußern sich entweder in Hyper- - SS 
daags (Zunahme der Muskelfasern) oder in Atrophie. : 


L 1. Hypertrophie der Muskeln. findet sich bei Myotonia Con- =. 
genita, ferner in dem einen gesunden Ben, wenn das. andere `. SC 

; Bein gelähmt ist. _ a 

. Prüfung auf Hypertrophie: Vermehrtes Volumen ` Se 
= de Muskulatur (Messung, Vergleich mit der anderen ES E 

SE: vermehrte grobe Kraft, große Härte. en, 

d Nicht zu verwechseln mit echter Hypertrophie ist die -~ SE 

| Pseudohypertrophie, bei welcher zwar das Muskelvolumen ` ` 
vermehrt ist, dagegen die grobe Kraft vermindert ist, weil hier : 


das größere Muskelvolumen in Wirklichkeit auf Fetteinlage- o 


eet SÉ E | 


¿ KS rung: beruht. Psendohypertrophie kommt bei Dystrophia 
musculorum progressiva vor. 


E 2. Die Atrophie zeigt mehrere Abaiten: 


“a: Die Inaktivitäts atrophie "besteht in einer sehr langsam 
<: eintretenden Volumsverminderung, welche bei allen lange 
, -untätigen Muskeln eintritt; die elektrische Erregbarkeit 
| ist dabei qualitativ nicht verändert, höchstens herabgesetzt. _ 

+ Be Die degenerative Atrophie besteht in einer erheblichen 
' -av histologischen Veränderung des Muskels. Der hochgradige 
-© Schwund des Muskels tritt sehr rasch ein, selbst wenn die 
 . Muskeln noch tätig sind. Die elektrische Erregbarkeit ist 
-~ ` dabei verändert (Entartungsreaktion; s. unten). Degene- 
~ -rative Atrophie findet sich bei- Erkrankungen des peri- 
_ pheren Neurons, sie geht daher mit Aufhebung der 
- „Reflexe und Hypotonie einher; oft befällt sie einzelne 

“Muskeln für sich (z. B. Daumenballen etc.). 
q. Die myopathische Atrophie findet sich bei Erkrankung ` 
- <, des Muskels ohne jegliche Erkrankung des Nervensystems. 
Der Muskel hat zwar geringeres Volumen, zeigt aber keine 
elektrische Entartungsreaktion. Sie tritt auf bei der 
`- . Dystrophia musculorum progressiva (in späteren Stadien). 
~ ò- Die arthröogene Atrophie entsteht bei schweren 
© Gelenkaffektionen (z. B. Atrophie des M. quadriceps bei 
a schweren Kniegelonksentzündungen). 


DN. Elektrische Entartungsreaktion. 


Die elektrische Entartungsreaktion (Ea R) ist das zuverläs- 
| ‚sigste Zeichen der degenerativen Atrophie; sie äußert sich darin, daß 


1, der Grad der Erregbarkeit des Nerven bzw. des Muskels, 


3 die Qualität der Reaktion 
g verändert sind. 


ad, 1. Die elektrische Erregbarkeit des Nerven ist sowohl 


für den faradischen als auch für den galvanischen Strom aufge- 


hoben. Am Muskel dagegen schwindet nur die Erregbarkeit für 
den faradischen Strom; die Erregbarkeit: für den  galvanischen 
. Strom jedoch ist in den ersten Stadien gesteigert, so daß viel. 
geringere Stromstärken, als für einen normalen Muskel nötig wären, 
. schon zur. Kontraktion führen. Später sinkt auch sie, ev. bis 


ZE zum Erlöschen. 


ad 2. Die durch den galvanischen Strom erzeugten Kontrak- 
-tionen sind qualitativ verändert. Die Zuckung ist nämlich träge 
(wurm för rm ig). Ferner trifft das sogenannte Zuckungsgesetz, 


10. EE i 


wie man es für den E E Muskel aufgestellt hat, für den S 


degenerierten Muskel nicht "mehr ZU ı 
Das Zuckungsgesetz für den normalen: Muskel take: 


Die geringere Stromstärke, welche geeignet ist, eine Zuckung `. ` 
zu erzielen, brauchen wir dann, wenn .wir bei der Schließung :. 


des galvanischen Stromes-mit der Kathode reizen (Kathoden- 


schließungszuckung = KS Z). Größere Stromstärken- sind- er- e 


forderlich zur Anodenschließungszuckung. (A S Z), noch größere 
zur Anodenöffnungszuckung (A O Z), die größten. endlich zur 
Kathodenöffnungszuckung (X 0O Z). Also alt Dr" den normalen 
Muskel das Schema: K SZ > (größer al) ASZ > AOZ 

> K'O Z. Dieses Zucekungsgesetz ist für den degenerierten 


Muskel derart verändert, daß sich A.S Z mit gleicher oder sogar S Er 


geringerer Stromstärke erhalten läßt als KS Z, also AS Z= oder 


-© >KSZ. Ebenso, was aber unwichtiger ist, KOZ=oder>AOZ. | 
| Die beschriebene Form der Entartungsreaktion heit komplette ` 


| Entartungsreaktion; sie findet sich in den prognostisch ungünsti- 


geren Fällen. In günstigeren Fällen findet sich die sogenannte : ` 

partielle Entartungsreaktion, bei welcher die Erregbarkeit des ` ~., 

„Nerven für faradischen. und: galvanischen Strom und die des ` 

Muskels für den faradischen Strom nicht aufgehoben, sondern. °- 
nur herabgesetzt sind, die Erregbarkeit für den galvanischen Strom 
~ jedoch sich ebenso verhält, wie bei der kompletten Entartungs- rn 

ës reaktion. “Wir habon also. folgende Schemata: Se 


L Komplette, Ea R. E SEN e 


Toradische Erregbarkeit -` Galvanische SE 


Nerv . | | > a Z — 
SCH? | o ! d erst erhöht — dann sinkend; . 
Muskel ` | — = a Zuckung; 


11. Par tielle Ea R. 


| Galvanische SE 


Faradische Erregbarkeit 


‚herabgesetzt. ee ‚herabgesetzt 


g Muskel 5 | | herabgesetzt | = RM ECK ECH 


- Das wichtigste und zuverliissigste Zeichen für die Ea, R ist die = | S | We 


träge Zuckung. - 


Vorkommen: Elektrische EE San sieh ba i ii u 
allen Erkrankungen des Ban motorischen N gurong, also. =. 


= S S 


E E re SE ER 


E SE 


| “bei allen rkrankungen der Vorderhörner, der vorderen Wurzeln ` 


“und des peripheren. Nerven. Sie geht deshalb einher mit den 


‚Einfache Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit findet 


Se auch. bei leichter peripherer Neue 


Wir lassen hier eine Übersicht über die Erkrankungen des . 


` peripheren. motorischen Neurons folgen. 


=a) Detra luceat der Vorderhörner. | 


1. Poliomyelitis anterior. 
2, Spinale progressive Muskelatrophie, 
3. Amyotrophische Lateralsklerose. 
4. Syringomyelie. =: 
5. Myelitis. 


-a 


6. Progressive Bulbärpar ges (Die Nervenkerne der Medulla 


oblongata entsprechen den Vorderhörnern.) 


b) Erkrankungen der vorderen Wurzeln: 
ł. Geschwülste der Wirbel. | 
u} Meningitis chronica (bei Syphilis). 

o Erkrankungen der peripheren Nerven: 


1. Traumatische 

. 2. Rheumatische ` ée 
"8. Toxische | Neuritis. 

EH Infektiöse 


V. Mechanische Erregbarkeit d Muskeln und Nerven. 
"ai Muskeln. 


$ 1. Beim Beklopfen eines Muskels: mit dem Perkussionshammer 
`: sieht man beim gesunden Menschen eine kurze Kontraktion. 


. Diese. mechanische Erregbarkeit ist gesteigert bei allen ` 


Nervenkrankheiten, bei denen eine allgemeine Erhöhung der 

Erregbarkeit des Nervensystems vorhanden ist: Neurasthenie, 

Hysterie, traumatische Neurose, Alkoholismus etc. 

2. Gesteigerte Kontraktionen von trägem Charakter erhält man 

„durch Beklopien solcher Muskeln, welche elektrische Entartungs- 
reaktion zeigen, und zwar im Stadium der galvanischen Über- 

` erregbarkeit (mechanische Entartungsreaktion.. ` ` S 


3. Erhöhte mechanische Erregbarkeit der Muskeln mit energisch 


‘  eintretender, aber langsam absinkender Kontraktion findet 
‚sich bei der Myotonia congenita. 


TER übrigen Zeichen der degenerativen Atrophie: ‚ Hypotonie und 
GE Volumenrerminderung ‚des Muskels. | 


GE sich bei .Inaktivitätsatrophie, primären Muskelerkrankungen und ` ` 


ee e 


SËCH 4 SE E ged “quere. Wülste, welche. =, 
` rein lokal. an der beklopften Stelle des Muskels auftreten ohne‘. ` 
! pathognomonische une „desgleichen die tellerin ga = 


ne 8 
l Se b) Nerven, 


` Klopft man. mit dem Perkussionshammer auf einen Ne vor 


CG B. N. ulnaris), so kann man bei: vielen Personen eine leichte 
 Suckong der entsprechenden Muskeln erzielen. Diese mechanische 
Erregbarkeit der Nerven, nicht aber der Muskeln, ist hochgradig 


gesteigert bei der Tetanie und Spasmophilie der Kinder. Bei We E 
diesen Krankheiten ruft das Beklopfen der Facialisäste eine_ ` 
Zuckung der mimischen Muskeln EE EE SE i nn 


/ 


D Störungen der Sensibilität. 


Die Sensibilität des Menschen weist bekanntlich zwei gege Se u 
Unterarten auf: Die Hautsensibilität und die tiefe a SEH 


K und ua 


I. Die Hautsensibilität, 


| Die Hautsensibilität zerfällt in mehrere Qualitäten: 


. 1. Tastempfindung oder Dee 
9. Schmerzempfindung. 
3 Temperaturempfindung. - 
4. Ortssinn oder Tokalisationsvermögen. 


1. Tastempfindung: Man prüft dieselbe, indem man die Haut a 


-an verschiedenen Stellen mit einem Wattebausch oder einem - Rn 


Pinsel leicht bestreicht; der Patient hat dabei die Augen ge- I i 
schlossen und jede Berührung mit „jetzt“ zu beantworten. ‚Die = BE 


' Störungen der Tastempfindung sind: 


a) Die Anästhesie = völlige Unempfindlichkeit gegen. Berühru ung 
bh Hypästhesie = Herabsetzung der Berührungsempfindlichkeit. 
c) Hyperästhesie = Steigerung der ‚Berührungsempfindlichkeit. 


Nach dem örtlichen Verhalten der Störung. der Tasta ; = 


empfindung unterscheidet man: 


a. Totale Anästhesie (des ganzen Körpers); ; ist enorm selten: 


H Hemianästhesie = Anästhesie einer Körperhälfte;. sie ` 
grenzt sich scharf in der Medianlinie des Körpers ab und: Sa 


- beteiligt meist die Schleimhäute in gleicher Weise. Sie ` "` 
kommt vor bei gewissen Herden Ge SE interna (am. eo 


csa J9 c 

=- hinteren Ende ihres hinteren Schenkels) und bei Hysterie, 

ferner bei halbseitigen Affektionen des Rückenmarks 
' (Halbseitenläsion). 

+. Paraanästhesie = Anästhesie beider Arme oder beider ` 

- Beine. Sie findet sich unter denselben Bedingungen wie 

die Paraplegie, also hauptsächlich bei Rückenmarks- 


erkrankungen;: aus dem Ausbreitungsgebiet von Para- 
- anästhesien kann man ziemlich genau auf den Sitz des 


` S .. Herdes schließen. 


ò. Anästhesie des Gebietes eines einzelnen peripheren 
Nerven spricht für eine isolierte Erkrankung desselben. 
es Anästhesie einzelner Extremitäten oder Abschnitte der- 
` -selben ohne motorische Lähmung spricht für Hysterie; 
bei dieser Erkrankung findet sich die Anästhesie oft in 
Form geometrischer Figuren (z. B. Manchettenform). 


S | Schmerzempfindung; man prüft dieselbe durch leichtes 


Stechen mit einer Nadel. Dem Grade der Störung nach unter- 
‚scheidet man Analgesie, Hypalgesie und Hyperalgesie. 
Die Störungen der Schmerzempfindung haben im großen 
ganzen dieselbe diagnostische Bedeutung wie diejenigen des 
. Tastsinns; wir verweisen daher auf das oben Gesagte. 


Leg 3. Temperaturempfindung ; man prüft dieselbe, indem man die 


Haut abwechselnd mit zwei Reagenzgläsern berührt, von denen 
das eine mit heißem, das andere mit kaltem Wasser gefüllt ist. 
. Aufhebung des Temperatursinnes nennt man Thermanästhesie. 


"4. Der Ortssinn oder das Lokalisationsvermögen wird geprüft, 


indem man den Kranken angeben läßt, an welcher Stelle er 
berührt worden ist. 


`>- Partielle oder dissoziierte Empfindungslähmung besteht 
darin, daß nicht alle, sondern nur einzelne Empfindungsqualitäten 


erloschen sind. So besteht z. B. bei der Hysterie oft Analgesie 


... für sich allein; bei der Syringomyelie findet sich Analgesie und 
i Thermanästhesie bei erhaltener Berührungsempfindung. Aufhebung 


` der Berührungsempfindung bei erhaltener Schmerzempfindlichkeit 


=- nennt man Anästhesia dolorosa. 


Verlangsamung der Empfindungsleitung findet sich haupt- 


` sächlich bei der ` Schmerzempfindung. Sie besteht darin, daß 
zwischen dem Reiz (Nadelstich) und der Schmerzempfindung eine 


abnorm lange Zeit vergeht; mitunter fühlt der Patient die Be- 


we rührung mit der Nadel sofort, den Schmerz dagegen erst nach 
. "einiger Zeit (Doppelempfindung). ‚Sie kommt vor bei Tabes, 


seltener bei Neuritis. Perverse Empfindung besteht darin, daß 
2 : B. kalt als warm und EE empfunden wird. 


| Polyästhesie beii do daß bei Berührung | mit einer SS 


Spitze zwei oder mehr gefühlt werden. 


Allocheirie: besteht darin, daß ein Reiz, den man an ner | Biet S 
Extremität appliziert, an entsprechender Stelle der anderen Ex- :; -> 
tremität.empfunden wird. Die Erscheinung findet sich sehr SE EEN 


| bei Au Mounn SEN EE und Hysterie. 


U. Die tiefe Sensibilität. 


ed. Die Lagvempfindung und. die Empfindung passiver Bewegungen 
wird geprüft, indem man z. B. die große Zehe zwischen Daumen 
` und Zeigefinger nimmt- und nun plantarwärts oder dorsalwärts 
<- -flektiert, wobei der Kranke bei geschlossenen Augen anzugeben 
- hat, welche Bewegung der Untersucher ausgeführt hat. ‘Stör ung 
: der Lageempfindung kommt hauptsächlich bei Tabes vor. 


man dem Patienten stereometrische Körper (Kugel, - Würfel, 
Pyramiden etc.) oder leicht erkennbare Gegenstände (Schlüssel, 
. - Knopf etc.) in die Hand.gibt und ihn die Natur des, Körpers 


"3. Die Stereognose (Sinn für das Körperliche) wird geprüft, indem 5 i | 


bestimmen läßt. ` Selbstverständlich konkurrieren hierbei ver- Se D 
0 schiedene Eimpfindungsqualitäten, besonders der Drucksinn, die ©: o.: 
en Lage- und Bewegungsempfindung. | En 


Vorkommen von Störungen: Erkrankungen der Rinde,. EN 


sammen mut Ataxie etc. 


um Subjektive Störungen der Empfindung. ° 


Die. subjektiven. Störungen der Empfindung kann man auch SE ` | 
Si ES sensible Reizerscheinungen bezeichnen.. Sie finden sich meist 7." 


bei Erkrankung peripherer Nerven und der hinteren Rücken- 


.- markswurzeln. Dagegen verlaufen reine Gehirn- und Rückenmarks- 


äffektionen meistens ohne sensible Reizerscheinungen (schmerzlos), 


u wofern nicht die Meningen in Mitleidenschaft‘ gezogen sind. 


1. Par ästhesien treten. als Gefühl von Taubsein, Pelzigsein, 
- Kribbeln, Ameisenlaufen, Stechen, Kälte, Hitze etc. auf. "Eine 
 . besondere Art von Parästhesie ist. das sogenannte Gürtelgefühl; 
` ep ist ein Gefühl von ‘Spannung. um die Brust, welches sich 
" bis zum Schmerz steigern kann. . Es findet sich besonders bei 


4 Tabes, Erkrankungen des Rückenmarks durch Kompression etc. = i: - | 


2 Spontane Schmerzen. 


a) Der neuralgische Schmerz tritt anfallsweise aat mit ee SEN i i ; 
oder längeren schmerzfreien Intervallen; er befällt das Ge T 


_ biet eines ‚oder mehrerer bestimmter Nerven. 


an 


, — 15° — 


Bi b) Die Rare etenden BEEN bei Tabes fahren „blitzartig“ | 
durch den Körper, besonders durch die unteren Extremitäten. 


E c) Rückenschmer zen "können beruhen auf 


o, Affektionen der Wirbelsäule (Caries ete. ), 
8. Muskelrheumatismus. | 
y. Affektionen des Rückenmarks (Tumoren, Tabes etc. ), 
2 Neurasthenie, ` 
gynäkologischen Affektionen. 


| o Kopfsehmerien (Cephal 8a). 


1. Der meningitische Kopfschmerz; bei der luetischen - 
Meningitis haben wir nächtlich exazerbierende Kopf- 
schmerzen. Beim Tumor cerebri kommt der Schmerz 
durch Zerrung der Dura zustande. 
9. Der neurasthenische Kopfschmerz, besonders in Form 
des. „Kopfdruckes*. 
. 3. Der hysterische Kopfschmerz, manchmal’ meseben 
auf dem Scheitel (Clavus hystericus). 
. Migräne (halbseitig). 
, Der neuralgische Kopfschmerz. 
. Der toxische Kopfschmerz (Vergiftung mit Blei, Alkohol, 
| Nikotin etc.; bei Autointoxikationen: Urämie, Diabetes). 
- 7. Der habituelle Kopfschmerz, beruhend auf erblicher 
. Disposition.. 
8. Der reflekto rische Kopfschmerz bei Erkrankungen be- 
` nachbarter Organe (Nase, Ohr, Kieferhöhlen, Zahncaries, 
 Hypermetrophie), bei Obstipation, EE ER Gra- 
vidität und Menstruation. 


ei Physiologische Vorgänge (Herzaktion, Darmperistaltik etc.) 
‚können bei Neurosen als Schmerzen wahrgenommen werden. 


GR 


D. Störungen der Reflexe. 
L Sehnenreflexe. 


Der Sehnenreflex äußert sich in einer Muskelzuckung, die 
durch einen die Sehne treffenden mechanischeu Reiz erzeugt wird. 
Der Reflexbogen, von dessen zu das Zustandekommen des 
Reflexes. abhängt, besteht aus: 


H Dem sensiblen Een N erven mit dem l 
'Spinalganglion. Centripetaler 
2. Der hinteren Wurzel. des Rückenmarks. Weg. 


WE? Da Reflexkollateralen. 


d 


. Der Ganglienzelle:: des grauen  Vorderhorns 


; SEIN E e ; 
= b 
Z G d GË e ý S TEE 
2 , er 
E Liege, 7 $ i 
SCH TE a 3 
SC 


Die widget Sehnenreflexe sind: 


(Reflexzentrum). > >» e | Oentrifugaler S SS 
. Dem motorischen Nerven. ` ee I El E en 
. Muskel. ds e de SÉ $ SE 


Der Patellarreflex. (Kniephänomen). Man erzeugt ihn indem: 


. man mit dem Perkussionshammer die Patellarsehne beklopft; : 
= es tritt dann normalerweise eine kurze Zuckung des M. qua- 7. 
.- "driceps ein.. Sehr wichtig ist bei der Prüfung die völlige Ent- 
` „spannung der Muskulatur. Man erreicht sie, indem man das ;: 
‘Bein. des in Rückenlage befindlichen Patienten in stumpfen `~- 
.. Winkel bringt und mit der linken Hand unterstützt, wobei man * - 
dem Patienten. aufträgt, völlig locker zu lassen; tut er das 
. nicht, so lenke man ihn ab durch ‚Gespräch‘ oder durch den 
-Jen drassikschen Handgriff: ` 


| ‘Man läßt den. Patienten. die Hände E falten und“: 
dann auf Kommando kräftig- auseinanderziehen: oder die freie ($. 
: Hand des Untersuchers drücken. Nur in seltenen Fällen günstig = 
-ist die Untersuchung, bei welcher der Patient, auf einem Tische E 
A sitzend, die Beine frei herabhängen. läßt. T A 
Der ` Patellarrefex. sani au ge NODEN ercheséënt oder BE: 


‚gesteigert sein. Ä 


1. Aufhebung (Wostphalsches. Zeichen), bzw.. Herabsetzung í 
des Patellärreflexes findet sich. bei Jeder Unterbrachune des 


© Reflexbogens, also: 


| SH a, Bei einer- Läsion des sönschlen Teils je: Reitebogehes 
‚Neuritisdes N. femoralis, Erkrankung aor hinteren Wurzeln 


‚und der Hinterstränge (Tabes). 


| ` Bei Erkrankung.des Reflexz entrum S (granes Vorderhorn: 
- in der.Höhe des 2. —4. Lumbalsegmentes): bei Myelitis, 


- progressiver .Muskelatrophie,: Poliomyelitis anterior. 


-T Bei Erkrankung des peripheren, motorischen Teils des 
. Reflexbogens, also: Neuritis und Erkrankung der vorderen 


-Wurzeln (Kompression durch‘ Tumoren): ` 


8 bom ‘tiefen Schlaf, Coma, Narkose, bei Hirndruck, gelegent- 


-lich bei Beberhaften Erkrankungen. 


2. Steigerung des Patellärreflexes gibt sich dadurch Kan dab 
de Kontraktion des M. quadriceps sehr lebhaft ist. - Bei 
_ hochgradiger Steigerung kann man den sogenannten Patellar- 
. klonus, eine Reihe rhythmischer Zuckungen des M: quadriceps, ` 
‘erzielen, wenn: man von: oben her die Patella mit Daumen - 
und "Zeigefinger umfaßt, sie plötzlich nach abwärts drängt 


und in er Stellung. ı unter leichtem N achgeben erhält. 


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- 1 — 


Steigerung des Patellarreflexes findet sich hauptsächlich 
bei allen Erkrankungen oberhalb des zugehörigen Reflex- 
bogens (oberhalb des. 2. Lumbalsegmentes), weil, wie man 
annimmt, die reflexhemmenden Fasern in der Pyramidenbahn 
in solchen Fällen zerstört sind. Sie findet sich ferner bei 
erhöhter - Erregbarkeit des Rückenmarks und des Nerven- 
systems, überhaupt. 


Der Patellarreflex ist also gesteigert: 


a. Durch Reizzustände in den Vorderhörnern des Rücken- 
marks: Strychninvergiftung, Tetanus etc. 


£. Bei Erkrankungen oberhalb des Reflexbogens: Läsion der 
Hirnrinde, der Pyramidenbahn, bei spastischer Spinal- 
paralyse, bei multipler Sklerose etc. 

q. Bei funktionellen Neurosen, besonders bei Hysterie und. 
Neurasthenie. Hier findet sich aber nie ein „unerschöpf- 
licher* gleichmäßiger Klonus. 


Der gekreuzte Adduktorenreflex besteht darin, 
daß bei dem Schlage auf die Patellarsehne sich die Ad- 
duktoren des gekreuzten Beines kontrahieren. Er ist ein 

. Zeichen einer Läsion der Pyramidenbahnen und gehört 
zur Gruppe der unten zu besprechenden „spastischen ` 
Reflexe“. 


b) Der Achillessehnenreflex wird geprüft, indem man den Fuß 


des Patienten bei mäßiger Beugung des Beines im Kniegelenk 

ergreift, die Fußspitze nach oben drängt und nun die Achilles- 
sehne beklopft. Es erfolgt dann eine Plantarflexion des Fußes. 
Noch leichter läßt sich meist. der Reflex auslösen, wenn man 
den ‚Patienten auf einem Stuhl, einem Tisch oder einem Bett 
in der Weise knien läßt, daß: die Füße am Stuhl- oder Tisch- 
rand schlaff herabhängen (am besten bei auseinandergespreizten 
Unterschenkeln und aneinandergepreßten Knien), und dann von 
oben die Acchillessehne beklopft. Steigerung dieses Reflexes 


äußert sich dadurch, daß das einmalige Beklopfen nicht eine 


Zuckung, sondern klonische Ziuckungen erzeugt: Fußklonus. 
Diesen erzielt man am leichtesten, wenn man den Fuß mit 
einer schnellen, energischen und doch elastischen Bewegung 
dorsal flektiert. Für den Achillessehnenreflex gelten dieselben . 
diagnostischen Gesichtspunkte wie für den Patellarreflex, nur 
daß sein Reflexzentrum tiefer liegt, nämlich im 1.—2. ` 
Sakralsegment. 


Der Tricepssehnenreflex wird aufgelöst, wenn man bei recht- ` 
winkeliger Armhaltung die Tricepssehne beklopft. 


Mayer, Compendium der Neurologie. 9.--13. Aufl. 9 


= 2 — 


JL Haut- und Schleimhautrefexe. 


"A Unter Hautreflexen. versteht man Muskelkontraktionen, welche 


durch einen. auf der Haut angebrachten Reiz hervorgerufen 
werden. Als-Reiz dient Kitzeln oder. Streichen mit dem stumpfen 


Ende eines Perkussionshammers o.ä. Sie sind von kaum ge- ` a 
. ringerer diagnostischer Bedeutung als die Sehnenreflexe. Für 
ihre Aufhebung und Steigerung gelten im großen und ganzen `. 


~ dieselben Gesetze, wie für die Sehnenreflexe. 


S 1. Erloschen sind die Hautreflexe: 
o Bei Unempfindlichkeit der Haut (Schwielen ebe), 


p. Bei Unterbrechung des Reflexbogens an irgend einer Stelle. ` 


SE r Bei myopathischer Lähmung. 


. Bei organischer Hemiplegie schwinden der Bauch- und | | 


Ge der Cremasterreflex auf der. gelähmten Seite. `. 
‚2. Gesteigert sind sie: | 


a. Bei Hyperästhesie der Haut. 
"H Bei Steigerung der Erregbarkeit der Vor derhörner. 
| cY. Bei Läsion oberhalb des Reflexbogens. 


a) Der Plantarreflex ‚wird durch Bastreichen der Fuß 
sohle hervorgerufen; er besteht gewöhnlich in einer ` 


=  Dorsalflexion des. Fußes, bei stärkeren Reizen sogar 
in einer Beugung des Beines in Hüfte und Kniegelenk 

Ä (Fluchtbewegung). An den Zehen erfolgt gleichzeitig 
normalerweise eine schnelle Plantarreflexion. 
Dagegen erfolgt eine langsame Dorsalflexion 

o der. großen Zehe bei Läsionen der Pyramidenbahn: 
Babinskisches Phänomen; dieses läßt sieh am besten 
auslösen, wenn man diè laterale Seite der Fußsohle 

von hinten. nach vorne bestreicht. Normal ist der 
„Babinski“ bei Kindern bis zum 2. Jahre. 


Das Oppenheimsche Zeichen findet sich our unter — 


pathologischen Verhältnissen, und zwar ebenfalls bei 
"Läsionen der Pyramidenbahn; streicht man kräftig 
= über die Innenfläche des Unterschenkels hinweg, so 


erfolgt eine Dorsalflexion des Fußes und der Zehen. 


- Die.folgenden beiden Reflexe sind zwar Knochen- 
reflexe, werden aber hier besprochen, weil sie dem 
Babinski- und Oppenheimschen Zeichen analog sind 
opd mit diesen zusammen, dem gekreuzten A dduktoren- 
reflex und den Kloni, die sogenannten „spastischen 
Reflexe“ bilden. . 
‚Das. Bechterew- Mendelsche Zeichen: Beklopft 


man den lateralen Teil des Fußrückens (Gegend des ` a 


— 19 — 


3, und 4. Metakarpale), so erfolgt beim Gesunden 
eine Dorsalflexion der Zehen, ber Läsion. der 

. Pyramidenbahn erfolgt jedoch Plan t ar fl exi on 
der Zehen, | 
Der Rossolimosche Zehenreflex: Schlägt man p ur 
-gegen die Vplarfläche der Zehen (flektiert diese also 
dorsalwärts), so tritt eine Beugung oder Spreizung der 


Zehen ein. Eskommt auch manchmal zu einer isolierten 


Abduktion der großen Zehe. 
Der Abdominalreflex (Bauchreflex): Streicht man 
. rasch quer über die Bauchhaut hinweg, so erfolgt 
. . eine Einziehung des Bauches durch Kontraktion der 
Bauchmuskeln; diagnostisch hat der Reflex außer 
- bei eingeitigem Fehlen Bedeutung: er fehlt oft als 
`  Frühsymptom der multiplen Sklerose. 

ol Der Gremasterreflex wird bei Männern dadurch aus- 
gelöst, daß man über die Innenfläche des Oberschenkels 
hinwegstreicht; es erfolgt dann durch Kontraktion . 
des M. cremaster eine brüske Aufwärtsbewegung des 
Hodens. Er darf nicht mit dem Skrotalreflex ver- ` 
wechselt werden, welcher auf einer trägen Kontraktion 
der Tunica dartos beruht. 


B. Schleimhautreflexe; fehlen besondere häufig bei Hysterie. 


ai Der Conjunctival-, resp. der Cornealreflex: Lidschluß bei 
Berührung der Conjunctiva oder der Cornea mit einem 
Nadelknopf vom äußeren Augenwinkel her, 

:b)-Lidreflex: Lidschluß bei plötzlicher Annäherung. 

c) Der "Würgreflex: Auf Reizung der hinteren Rachenwand 
entsteht eine Würgbewegung. 

e Der @aumenreflex: Berührt man die Uvula mit einem 
Spatel, so erfolgt eine Hebung des weichen Gaumens. Der 
Reflex kann schon bei Gesunden fehlen, insbesondere aber 
be Lähmung der Gaumenmuskulatur. 


w ` 


b 


E. Diagnostische Verwertung der Störungen der 
= Motilität, der Sensibilität und der Reflexe. 


1. Bei Fehlen der Patellarreflexe kommen vor allen Dingen 
Tabes, Neuritis und Myelitis lumbalis in Betracht. Die Diffe- 
rentialdiagnose wird mit Hilfe folgender Gesichtspunkte gestellt: 
Bei Tabes ist im Gegensatz zu den beiden anderen genannten 
Erkrankungen die grobe motorische Kraft erhalten, die 
Muskeln zeigen keine degenerative Atrophie. Bei Neuritis 


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ist im erer zur Tabes die: grobe EE Kraft: 
‚geschwächt oder Wë im TOPE zur‘ re fehlen! dë 


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= Muskelatrophie Poliomyelitis anterior, Sa und ka - E 


pression des Halsmarkes: (durch Spondylitis, Tumoren -etc.) in = z 


- Betracht. Progressive Muskelatrophie und Poliomyelitis lassen 
sich ausschließen, wenn Sensibilitätsstörungen vorhanden sind. 
 Esbleiben dann noch N euritis, Syringomyelie und Rückenmarks- 
= kompressionen. Be der Syringomyelie haben wir meist erhal- 
tenen Tastsinn, dagegen Analgesie und Thermanästhesie. Bei 


Neuritis entspricht die Anästhesie opd die Lähmung dem 2 Ga d 


betreffenden Nervengebiete; die erkrankten Nerven sind meist tr ` 
sehr druckempfind)ich. Bei Rückenmarkskompressionen bestehen : 
..... „meist Blasenstörungen und. spastische Parese der Beine. _ SN 
3. Bei atrophischer Lähmung an den Beinen kommen Neuritis, Èo 

© Poliomyelitis und Myelitis lumbalis in Betracht. Bei Polio- 
myelitis fehlen Sensibilitätsstörungen, bei Neuritis ` fehlen 
 Blasenstörungen. CS WEN 
.4. Die Halbseitenläsion des Rückenmärks (Brown-Séquik deche := - 
-© Lähmung) besteht darin, daß eine Querschnittshälfte des ` 
Rückenmarks zerstört. ist durch Verletzung, Entzündung oder 
Tumor. Es findet sich hierbei ein charakteristischer Symp- 


tomenkomplex: Auf der Seite des Krankheitsherdes motorische # ,- 


| ‘Lähmung, Störungen des Lagesinns und `Hyperästhesie der 
` Haut, dagegen findet sich auf der entgegengesetzten Körper- 
ks hälfte Thermanästhesie und Analgesie; also kurz, motorische 
Lähmung der einen. Körperhälfte mit Sensibilitäts- 
. störungen der anderen Körperhälfte sprechen für 
‚Halbseitenläsion. Die Erklärung für. diese Erscheinung 
liegt darin, daß die im ‚Hinterstrang verlaufenden sensiblen 
. Bahnen für den Lagesinn, zum Teil auch für den Tastsinn auf 
der gleichen Seite des Rückenmarks emporsteigen, auf welcher 
sie mit den hinteren Wurzeln eingetreten sind und sich erst ` 
in der Medulla oblongata kreuzen, wogegen die im Hinterhorn 
verlaufenden Bahnen für Temperatur- und Schmerzempfindung 
sich erst innerhalb des Rückenmarks: kreuzen, um my auf 
| ae BEE Seite en 


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F, Die Störungen der Koordination. 


Eine Bann ist koordiniert, wenn sie erfolgt it richtiger 
Auswahl der Muskeln, richtiger Intensität und Reihenfolge der 
Innervation. Koordinierte Bewegungen sind daher. nur möglich, 


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E ne wir während der Bewegun g von der ebe Daie: unserer 
. Glieder und dem iñ jedem Augenblick aufzuwendenden Maß von 


 Muskeltätigkeit Kenntnis haben ; diese Kenntnis vermitteln uns die | 


tiefe und die Hautsensibilität, z. T. auch der Gesichtssinn und ein 
- „besonderes Gleichgewichtsorgan, welches in den Bogengängen des ` 
` I.abyrinthes seinen Sitz hat. 

Daher nennen wir die Störungen sensorische, außer den 


i -cerebellaren, wo das Kleinhirn als Zentrum für das statische 
E Gleichgewicht in Betracht kommt. 


d Störungen der Koordination nennt man Ataxie. Sie äußert 
ich dan, daß die Bewegungen zu ausgiebig sind, und daß das 

` Ziel auf Umwegen erreicht wird: Schleudern der Beine beim Gehen, 
Danebengreifen beim Erfassen eines Gegenstandes. , 

| Da eine koordinierte Muskeltätigkeit sowohl zur Ausführuug 


- einer Bewegung als auch zur Festhaltung des Körpers oder der 


Gliedmaßen in einer bestimmten Stellung erforderlich ist, so unter- 
scheidet man dementsprechend eine: lokomotorische und eine 
.. „statische Ataxie. Ä 


Prüfungen auf Ataxie: 


L Wir lassen dem in Rückenlage befindlichen Patienten de Ex- 

` . tremität einfach erheben. Bei Ataxie wird nun das Bein nicht 
in der Vertikalebene, sondern unter mannigfachen, seitlichen 

 Ablenkungen in die Höhe gebracht, um dann mit Wucht herab- 
geworfen zu werden. 


2. Wir lassen die Hacke des einen Beines auf das Knie des 
anderen setzen. Bei Ataxie wird das Knie erst nach einigem - 
- Umbherfahren gefunden. 


3. Man läßt mit der Hand nach einem Gegenstand oder an die 

„eigene Nase etc. greifen, einen Kreis beschreiben u. dgl. m. 

Bei Ataxie fährt Patient daneben. 

4. Man läßt komplizierte Gangarten ausführen (Rückwärts- 

.. gehen etc.). | 

5. Rombergsches Phänomen: Läßt man den mit geschlossenen 
Füßen stehenden Patienten die Augen schließen und eventuell 
dazu den Kopf beugen, so tritt bei Ataxie starkes Schwanken 

. des Körpers auf. (Vorsicht vor Verwechslung mit neurasthe- 

..nischem Schwanken und Simulation ') 


D Der ataktische Gang: Das Bein wird unnötig hoch emporge- 

. schleudert und dann wieder mit solcher Wucht herabgeworfen, 

= daß es mit der Hacke auf den Boden stampft, wobei dos nie 

+ stark durchgedrückt wird. Der Gang ist breitbeinig und 

. unsicher. In höheren Graden der Ataxie gleicht der Gang 
einem Kriegstanz., 


Ki 


— 2 - 


Vorkommen der Ataxie. 


i Cerebrale Ataxie. 'Affektionen der Rinde, dés Pons, der ` 


`. Vierhügel; bei Rindenaffektionen haben wir außerdem Sprach- 


en Em . 


und Schreibstörungen sowie Apraxie (s. S. 67). ` 
, Spinale Ataxie. Bei Erkrankung der hinteren Waze EZ 
‚und der Hinterstränge: Tabes,  Querschnittsläsioneri Ge Es 


Rückenmarks. 


. Perip here Ataxie. Bei peripher er Neuritis (selten): ` | 
. Vestibuläre Ataxie. (S. unter Labyrinthstörungen.) 
. Eine besondere Art von Ataxie ist die ecerebellare Ataxie. 


Stehen und Gehen gleicht dem eines Betrunkenen, dagegen 


. . sind die Bewegungen der Beine im. Liegen ohne jede Koordi- | 
nationsstörung. Diese Form der Ataxie findet sich bei Er- -~ 
‚krankungen des Kleinhirns, besonders des Wurms. Daher ist : 
die Sensibilität bei der cerebellaren. Ataxie meist intakt. 


Das regelmäßige Abweichen des Ganges oder das Fallen 


~ nach einer Seite weist auf Kleinhirnataxie hin. Eine Folge 


. dieser Ataxie ist oft die Unfähigkeit, antagonistische Bewegungen 


schnell hintereinander auszuführen aloe) wie die 
des Klavierspielens u u.ä. u Sa 


- 


o Blasen-, Mastdarm- und Genitalstörungen. Z WH 


Im unteren Sakralmark liegen Reflexzentren für Blase, Mast- | 


darm und Genitalorgane.. 


8) Blasenstörungen. Bei Füllung der Blase wird E l 
`= -ein Reiz durch -die sensible Bahn auf das Reflexzentrum aus- ` =>. 
‘ geübt, und es erfolgt, wenn nicht der Willen (durch die: | 


Pyramidenbahn) den Reflex unterdrückt, eine Kontraktion des 


M. detrusor vesicae, während der M. sphincter vesicae. © ` 


der Blasenfüllung) und Ausschaltung des Willens, kurz, rein 
reflektorische, unwillkürliche Harnentleerung: Intermittie- 
rende Incontinentia urinae. Sie kommt vor bei Quer- 
schnittsläsionen des Rückenmarks, Myelitis, bei Kompression 
des Rückenmarks; bei Tabes, wenn hier die sensible Bahn 
nach dem Gehirn zu beschädigt ist. ` 

2. Zerstörung der Reflexzentren selbst (Myelitis etc.) 


f e dauernde ne des M. N und dauernde 


seinen gewöhnlich bestehenden Tonus verliert. Der Reflex: - ag 
kann willkürlich verstärkt und unterdrückt werden. S 


1.. Leitungsunterbrechung oberhalb des Reflex: Es 
zentrum bewirkt Fehlen des Blasendranges (des Gefühls 


STEE 


| Unerregbarkeit des. M. detrusor, daher beständiges Harn- À 
- träufeln: Kontinuierliche Inconfinehtia urinae. | 
3. Ist der sensible Teil des Reflexbogens zerstört (Tabes), 
=. so kann der-Reflex nicht ausgelöst werden, infolgedessen 
-:.  Damteerhaltung - Betentio 'urinae. Disselbe Wirkung hat 
2. = die Lähmung des M. detrusor ohne gleichzeitige Sphincter- 
-. tähmung. Infolge der Retention kann die Blase so stark 
ausgedehnt werden, daf: der Harn bei gefüllter Blase 
mechanisch abträufelt: Ischuria paradoxa. 
4. Enuresis nocturna: das Bettnässen ist eine funktionelle 
Erkrankung. Es findet sich bei Kindern mit nervöser Dis- 
position, bei Spina bifida DES beim Erwachsenen: bei 
‚ ‚nächtlicher Epilepsie. -E 


Bei Tabes können alle möglichen Formen SE Blasenstörungen | 


.- vorkommen; bei Myelitis findet sich Inkontinenz, wenn der mye- 


litische Herd oberhalb des Reflexzentrums sitzt, dagegen Retention, 
wenn er das Reflexzentrum selbst ergreift. Differentialdiagnostisch 
ist wichtig, daß bei Neuritis Blasenstörungen stets. fehlen, des- 


` gleichen bei reinen Vorderhornerkrankungen (Poliomyelitis etc.). 
‘ Bei Hysterie kann sich Retentio urinae, aber niemals Inkontinenz’ 
. finden. Bei dem echten epileptischen Anfall kommt unwillkürliche . ` 


Harnentleerung’ vor, dagegen nicht bei hysterischen Anfällen. 


b) Mastdarmstörungen äußern. sich- hauptsächlich in der Incon- 
'tinentia alvi, welche sich bei Tabes, Myelitis und Querdurch- 

| schnittsläsionen des Rückenmarks findet. 

| €) Genitalstörungen äußern sich hauptsächlich in der Impotentia 

` @veundi, welche auf eine Störung der Erektionsfähigkeit beruht. 

Die findet sich bei Zerstörung des Erektionszentrums selbst, 

. ferner bei Zerstörung der sensiblen Bahnen in den Hintersträngen, 
welche das Erektionszentrum mit dem Großhirn verbinden ` 

(Tabes). Reizung des Erektionszentrums bewirkt krankhaft an- 
dauernde Erektionen: Priapismus. Penis- und Olitor iskrisen 
treten- anfallsweise bei Tabes auf. 

| Vaginismus besteht in schmerzhafter Kontraktion des 
Constrictor cunni bei Hysterie. 


H. Störungen des Sehorgans. 
I. Pupillenstörungen. 


Wir untersuchen an den Pupillen : 


1. Die Weite; die Pupillen konnen abnorm eng oder Amor. 
weit sein. 


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H Be Pr DH x 2 ei 
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i "en"! i P Ei "` basas 
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Wë > a a) Miosis, Enge de Pupille: Sie an beruhen auf 


Reizung: des: M: sphincter' (versorgt, vom N. oculomotorius), 
aber auch auf Lähmung des M. dilatator- (versorgt vom 


_ Sympathicus).. “Sie findet sich bei Tabes, progressiver Para- 


lyse, Meningitis, Morphiumvergiftung, EE 


S . starken Rauchern und im tiefen Schlaf. ` ` 
bi Mydriäsis, abnorme Weite- der TH Kam. beruhen auf 


Lähmung des M. sphincter: oder Reizung des M. dilatator. 


- Glaukom, bei großen Schmerzen und großer Angst; im Coma, 
bei ‚Oscainwirkung, im epileptischen. Anfall. 


` Die Gleichheit beider Pupillen ist von geringer Wichtigkeit ° 


für die Diagnose, da schon bei Gesunden Pupillendifferenz 


bestehen kann. ‘Häufig beruht ungleiche Weite. der Pupillen 


:(Anisokorie) auf Refraktionsanomalie eines Auges; als krank- 


hafte Veränderung findet sie sich bei einseitigen Gehirnaffektionen 


aller Art, bei Tabes, . Paralyse, Läsion des ‚Halssympatbicus; 
ferner bei einseitiger. Oculomotoriuslähmung; im Migräneanfall 


` auf der Seite des "Kopfschmerzes weitere oder engere Pupillen. 
. Die Form der Pupillen. Die Pupillen sind normalerweise rund. 
 -Verziehungen der Pupillen kommen hauptsächlich bei Tabes 
opd Paralyse vor, .abgesehen von Augenkrankheiten. . ... 
. Die Reaktion der Pupillen hat die größte diagnostische Bè- 


deutung, da ihr Fehlen stets auf schwere Veränderungen des 
pen hinweist. Normalerweise mug sich die 


-. Pupille auf: 


ai Lichteinfali, "Dieser Reflex hat joleen Bahn. Von ds 


Retina wird der Reiz im N. opticus fortgeleitet und gelangt 
durch das Chiasma (partielle Kreuzung) und den Tractus- 
opticus zu den vorderen Vierhügeln etc., wird dann auf 
- bisher ooch unbekannter Bahn auf den Oculomotoriuskern 
' übertragen, von wo der Reiz in der Bahn des N. oculo- 
motorius zum M. sphincter pupillae gelangt. Da zwischen 
beiden Oculomotoriuskernen Verbindungen bestehen und die 

‚ Opticusfasern im Ohiasma nur eine partielle Kreuzung ein- 
gehen, so verengern sich normalerweise -die Pupillen beider 
Augen selbst dann, wenn nur in das eine Auge Licht ein- 
~ fällt: Konsensuelle Reaktion. Prüfung des Lichtrefle- 
xes: Man hält das eine Auge des Patienten mit dem Finger 
geschlossen, das andere wird‘ zunächst mit der Hand be- 
schattet und dann plötzlich durch schnelles Wegziehen der- 


selben beleuchtet. Die konsensuelle Reaktion prüft man, 


indem man die Pupille des einen Auges beobachtet, währ end 
man das andere abwechselnd belichtet und beschattet. Bei 


Sie findet sich bei Lähmung des N. oculomotorius, bei ` 


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| | nn | 95: —- 
. beiden. Prüfungen muß der Patient in die Ferne sehen, 


weil auch die Akkomodation und. die Konvergenz eine Ver, 
 engerung der Pupille bewirkt. 


Fehlt der Lichtreflex auch bei starker Beleuchtung, so besteht 
reflektorische Pupillenstarre oder kurz. Lichtstarre (Argyll- 
Robertsonsches Symptom). 


Vorkommen: Bei Lichtstarre (neben E kotaru 
reaktion) denken wir vor allem an zwei Krankheiten: Tabes und 
progressive Paralyse. Die beginnende Erkrankung kann sich 
statt in Lichtstarre auch in träger Reaktion dokumentieren. 
Die Lichtstarre ist stets ein organisches Symptom, sie. findet 
_ sich also nie bei Hysterie, Neurasthenie; ferner nie bei multipler 


N euritis etc. 


Binseittge "` reflektorische Pupillenstarre findet sich 
bei einseitiger Erkrankung des N. opticus oder des N. oculomo- 
torius. Reagiert die rechte Pupille normal, die linke jedoch nicht, 
so prüfen wir die konsensuelle Reaktion, indem wir die reagie-. 
rende rechte Pupille belichten; kontrahiert sich nun die linke, 
so ist ihre motorische Bahn intakt, der N. oculomotorius kommt 
also nicht in Betracht; kontrahiert sich die linke nicht, während 
sich gleichzeitig die. rechte auf Belichtung der linken kontrahiert, 
ao besteht eine linksseitige Erkrankung des N. oculomotorius. 


bh Akkomodation (M. ciliaris, versorgt vom N. oculomoto- 
:  rius) des Auges für die Nähe und Konvergenzbewegung 
‚der Augen bewirkt ebenfalls Verengerung der Pupille; diese 
Reaktion ist. oft erhalten, wenn der Lichtreflex fehlt. Man 
muß daher bei der Untersuchung der Lichtreaktion Akko- 
. modation und Konvergenz des Auges ausschalten. Bleibt 
die Verengerung der Pupille außer bei Lichtreiz auch bei 
Akkomodation- und Konvergenzbewegung aus, so spricht . 
dieser Befund zugunsten einer Lues cerebri: absolute 
Pupillenstarre. | 


II. Veränderungen an der Lidspalte. 


1. Im 8. Cervical- und 1. Dorsalsegment des Rückenmarks liegt 
das Centrum cilio-spinale. Von diesem verlaufen Fasern im 
Sympathicus zum Auge, wo sie drei glatte Muskeln versorgen: 
Den M. dilatator pupillae, den M. palpebralis superior, welcher 
das obere Augenlid verkürzt, und den M. orbitalis inferior, 
‘welcher über die Fissura orbitalis inferior hinwegzieht und den 
Augapfel nach vorn bewegt. Zerstörung des Centrum cilio- 
. spinale bewirkt daher Verengerung der Pupille,. Verengerung 
‘der Lidspalte und Zurücksinken (Relaps) des Bulbus; Reizung 


2a 
d des Zentrums bewirkt Erweiterung der Pupille,; Erweiterung 
= -der Lidspalte ‘und. stärkere: ‚Prominenz - des Bulbus‘ (Oeulo- 
> pupilläre Phänomene). 


2. Verengerung der Lidspalte a schlaffes Herabhängen des | f 


oberen Augenlides, Ptosis, findet sich bei Lähmung des M. 
`- ‚levator palpebrae superioris, welcher vom N. oculomotorius 

| innerviert wird, älso vor allem bei Läsionen. dieses Nerven oder 
. seines Kernes. Verengerung der : Lidspalte kann auch auf 
` Krampf des M. orbicularis oculi (N. facialis) beruhen. 
3. Erweiterung der Lidspalte, Lagophthalmus, tindet sich bei 
Lähmung: des M. orbicularis oculi (N. facialis). Der Ausdruck 
. Lagophthalmus (Hasenauge) kommt daher, . daß der Patient 
‘ auch im al das Auge nicht ganz schließt. - 


UL Die Augenbewegungen. 


E Lähmung der Augenmuskeln bewirkt: 


SE Ausfall oder Beschränkung. bestimmter . Augenbewegungen. 
ECH Döppelsehen, Diplopie. u | 

. 3." Strabismus. -. 

4. Abnorme Haltung des Kopfes. 


Zur Prüfung der Augenbewegungen lassen w wir den Patienten. 


Geck oben, nach unten und nach beiden Seiten blicken. ` 


. Augenmuskellähmungen haben je nach ihrer Ausbreitung 
eine verschiedene Bedeutung: ` | 


1. Lähmung mehrerer Muskeln eines Auges deutet auf die Basis 
cerebri hin (luetische Meningitis, Schädelbrüche), 


dE 2. Totale Lähmung der Muskeln an beiden Augen deutet auf 


Kernlähmung (Ophtkalmoplegia progressiva) hin. 


3. Konjugierte Deviation, welche auf Lähmung solcher Mus- 


-  -keln beruht, die konjugierte Augenbewegungen besorgen (z. B. 
. Lähmung: des rechten Rectus internus und gleichzeitig des 
linken ‘Rectus externus), findet. sich besonders bei frischen 
Herderkrankungen des Gehirns („der Kranke sieht seinen 
Herd an“). 
4. Oculomotoriuslähmung der einen und Extremitätenlähmung der 
anderen Seite deutet auf Läsion des Hirnschenkels (vgl. S. 6). 
5. Lähmung einzelner Muskeln: bei Tabes, ln Paralyse, 
luetischer Meningitis; nach Diphtherie. T 


Doppelbilder können gleichnamig oder gekreuzt : sein; gleich- 
namige Doppelbilder finden sich bei Strabismus convergens, ge- 
kreuzte bei Strabismus divergens. Monoculäre Diplopie (Doppel- 
sehen auf einem: Auge) findet sich, abgesehen von inneren Augen- 
erkrankungen, nur bei 2 Hystörie. 


= es 


Abime Haltung des Kopfes soll dem Patienten zum 
Ersatz für die mangelnde Funktion des betroffenen Muskels dienen; 


80 dreht z; B. ein Patient mit rechtsseitiger Abducenslähmung 


den Kopf nach rechts, um Gegenstände, welche sich rechts außen 
_ befinden, zu sehen. Lähmung aller Augenmuskeln bewirkt Ex- . 
-ophthalmus paralyticus, bei welchem der Bulbus aus der 


©  Augenhöhle prominiert. Ex ophthalmus findet sich außerdem 


vor allem bei Morbus Basedowii, ferner bei Geschwülsten hinter | 
dem Augapfel, bei Hydrocephalus etc. 


Nystagmus (Augenzittern) besteht in schnellen, klonischen ` 


E Bewegungen der Bulbi; er ist am deutlichsten beim Fixieren 


-~ eines Gegenstandes. Man unterscheidet horizontalen, vertikalen 
und Rotationsnystagmus. Er findet sich bei multipler Sklerose, 
` hereditärer Ataxie, Labyrinthstörungen, Herderkrankungen des 
= Gehirns und. Albinos nn von Augenerkrankungen). ` ` 


Bd? Sehstörungen. 


LL Störungen der Sehschärfe äußern sich in Amblyopie (Schwach- 
-` sichtigkeit) und Amaurose (Blindheit). Diese Sehstörungen 

' können beruhen auf Affektion des -Sehnerven, des Chiasma 

` Opticum, des Tractus opticus und des optischen Gehirnrinden- 
 bezirks (Sehzentrum). Die Pupillenreaktion ist bei der Amau- 
rose natürlich auch gestört. 


‚ Vorkommen: Hysterie (funktionell), Tabes en 
phie); bei Lues cerebri, bei chronischer Blei-, chronischer . 
Nikotin- und Alkoholvergiftung ‘(Neuritis optica); Urämie und 
Chininvergiftung (toxische Lähmung des Sehzentrums). 


2. Gesichtsfeldeinengung. 


a) Konzentrische Gesichtsfeldeinengung findet sich bei 
Hysterie und Sehnervenatrophie (Tabes etc.). 

"bh Zentrales Skotom findet sich bei multipler Sklerose und 

Intoxikationsamblyopie (Nikotin, Alkohol). 

c) Hemianopsie (halbseitiger Gesichtsfelddefekt auf jedem 
‚Auge). Sie bedingt hemianopische Pupillenstarre. 


a. Homonyme Hemianopsie besteht in einem Gesichts- 
felddefekt, der beiderseits identische Netzhautstellen be- 
trifft, also z. B. auf dem rechten Auge die temporale, 
-auf dem linken Auge die nasale Hälfte des Gesichts- 
 feldes. Sie beruht, da hinter dem Chiasma sich die 
Fasern von identischen Netzhautstellen zu je einem 
Tractus opticus vereinigen, auf Läsionen, welche die 
ee zwischen Chiasma und Rinde treffen ( (Erkrankung 


V 


- A Gë SE de "sët online SE sördeten: Vierhtigdl, der Seh- 2“, 
d : | EN E oder der : Rinde- deg ‚Hinterhauptlappens). Sr 
| et a Heteronyme Hemianopsie betrifft stets die tempo- ©: -> 
> SC S — ` ralen. Gesichtsfeldhälften, deren Fasern sich im Chiasma "` 

a ‘kreuzen; daher findet sich ‚diese bitemporale. Hemianopsie = 
I E Së bei Erkrankungen des ‚Chiasma un Meningitis Eo. 
o SEN . Geschwülste ‚der Hypophysis), N 
Br "Veränderungen. des Augenhintergrundes. SR 

SC i “Die: Stauungspapille äußert sich in ‚einer Prominenz und > 
e a "Rötung der Papille mit Verwaschung . ihrer Grenzen; in den u; 
o „leichteren. Graden bezeichnet man die Veränderung. als Neu." 


` ritis optica; das. Sehvermögen kann. dabei intakt sein, aber... 


S S Ko ‘auch bis: zu den. höchsten Graden gestört. sein.: Die Stauungs- we 

-'papille. ist: das Kardinalsymptom der Erhöhung des=:: 
RE ‘Hirndrucks. (Tamor gerebrn. Moonee Gebirnabszeß und: 
d  Bedrocephalus), SE 
EE E -Die Sehnervenatrophie it entweder ` eine sekin iak: dë: 
E = >. aus .Neuritis” optica oder, Stauungspapille hervorgegangene, SEN 
SE -oder eine primäre. Die primäre Atrophie äußert sich in einer z= 


ee Verfärbung , der Papille, deren Grenzen sich ~; 
“scharf abheben. Sie findet sich vor allem bei Tabes, Dementia <+- 
— paralyticà, seltener bei multipler Sklerose. ` = 
3 Die .retrobulbäre Neuritis äußert sich in- der Abblassung =. 
einer ‚Papillenhälfte (meist temporale Abblassung). Sie. 5. 


> findet. sich. bei zn und lte Gei 
Ko 3 ER EES Be E 


D Störungen des Gehör- uad Gleichgewichtsorgans. E 
A Störungen des Gehörs (Cochlear-Apparates). = 
N eben‘ der Prüfung des Sprachgehörs mit. Flüsterstimme E 

nd: Konversationssprache ` ist die Prüfung des Tongehörs mit — 


: "Blimmgabeln: wichtig. Hierbei sind folgende Versuche neur ologisch 
ne | 

Der Webersche Versuch: Wird eine Stimmgabel mit dem 
. Stiel auf die Medianlinie des Schädels ‚gesetzt, so hört der Nor- 
male den Ton in beiden Ohren gleichstark. Bei einseitiger 
‘ Erkrankung des inneren Ohres wird der Ton auf der. gesunden 
Seite gehört, ‚bei. einseitiger Mittelohrerkrankung "auf der» 
kranken. Deag 

Der Ririnesche Versuch: "Eine schwingende Stimmgabel 


SE 3 STERN i Dees A = = 
i E i 


He? 
EE EE 
rs vr RE 


CAT RG IK e 
De ` E 


3 
kl 


Eu wird auf. den Waärzenfortsatz bis.: zum Verklingen aufgesetzt. Wirda: | 


— 29 — 


dann rasch die Stimmgabel mit den Zinken zur Prüfung der 
“ Luftleitung an die Ohröffnung gehalten, so hört der Normale 
. den Ton wieder mehrere Sekunden erklingen. Es ist also Luft- 


leitung besser als Knochenleitung (positiver Rinne). Bei zen- 


aler Störung bleibt der Rinne positiv, negativ ist er bei Schä- 
_ digung der Luftleitung IRRE Die), | 


II. Störungen des Vestibularapparates. 


Neben den bei Besprechung der Ataxie genannten Methoden 
müssen geprüft werden: 

Auftreten von Nystagmus: Spontaner, kalorischer Dreh- 
Nystagmus. Der bei Erkrankungen des peripheren Endorgans auf- 


tretende Spontannystagmus ist stets eine Kombination von hori- 


zontalem und rotatorischem Nystagmus nach derselben Richtung. 


 Spritzt man bei aufrechter Kopfstellung das rechte Ohr mit 


ca. 20° kaltem Wasser aus, so tritt nach mehreren Sekunden 
Spritzens ein Nystagmus nach links auf. Bei 40—48° warmem 


Wasser tritt statt dessen ein Nystagmus nach rechts auf. Diese 


Nystagmusbewegungen kommen durch Endolymphbewegungen der > 


 . Labyrinthflüssigkeit zustande. 


Der Drehnystagmus wird auf einem Drehstuhl geprüft. 


Dreht man nach rechts, so entsteht beim Anhalten ein Nystagmus 


LOON 


nach links und umgekehrt. Die Prüfung ist besonders wichtig 


bei Unfallkranken mit Angabe von Schwindelgefühl. 


Zeigeversuch nach Barany: Zeigt man einem Normalen 
einen Gegenstand und läßt ihn bei geschlossenen Augen mit 
dem ausgestreckten Finger- darauf zeigen, so zeigt er fast stets 
nahezu richtig. Bei vestibulärem Nystagmus zeigt der Kranke 
nach der Richtung vorbei, die der Nystagmusrichtung entgegen- 


gesetzt ist. ` 


K. Die Cerebrospinalflüssigkeit und ihre 
| diagnostische Bedeutung. 


Indikationen zur Ausführung der Lumbalpunktion: 


Die Lumbalpunktion zu diagnostischen Zwecken ist indiziert 
bei allen Erkrankungen des Nervensystems, bei denen Menin- 
gitis, Lues oder Tumoren als ätiologische Faktoren in Frage . 
kommen, Sie bedeutet keinen schwerwiegenden Eingriff, wenn > 
sie sachgemäß ausgeführt wird. Therapeutisch ist sie indiziert 
bei Hydrocephalus, epidemischer Meningitis und anderen druck- 
steigernden Prozessen. 


e E R d d į "5 a a R 
S ` x t à a ei 8 - ` 
ge S Vë 


= Technik / der Weber £ | | 
© L Der Patient liegt auf der rechten oder der linken Seite, die 


> Beine dicht an den Körper DEES ‚so daß der Rücken 2 ` | 
' stark gekrümmt ist. ` Le EE 
. Desinfektion der T,öndengegend. 


DO 


É WW 3. Einstich. mit der (durch Mandrin MEN en Nadel , r SE u 


zwischen 3. und 4. Lendenwirbeldornfortsatz; ar Nadel mub 

dabei etwas kranialwärts gerichtet sein.’ `, AR 

d Man läßt 4—6 ccm Liquor ab, bei geringem Drucke noch , Se 
weniger, ` SE 
Der Patient muß nach dem Eingriff mindestens 12 Stunden ee 

| - lang strenge Betiruhe einhalten, ke e a ©: Ee 

l Man prüft auf: : 

. 1. den Druck, unter dem die Flüssigkeit auslänft; erhöht bei 

- -~ Meningitis, Tumor, Lues cerebrospinalis, progressiver Paralyse; 

= `, der normale Druck beträgt 60—150 mm Wasser. 

2. Pleocytose, Vermehrung der  Lymphozyten. Mehr als 4—6 

> dürfen nicht im cbmm. sein. ` 

3. Globulinréaktion (Nonte-Apelt): Eiweißfällung durch Am- 

= moniumsulfat, 

4. Wassermannsche Reaktion: positiv bei Lues cerebrospinalis, 

-  Tabes, ‚progressiver Paralyse. | 
5. en (Lange). 


E L. Allgemeine. ‚Ätislogie der Nervenkrankheiten. 
| L Das Trauma. 


SN . wielt eine große Rolle bei der Entstehung > von Nervenkrankheiten. 


a) Verletzung peripherer Nerven führt zu deren vorübergehender 
oder dauernder Lähmung. SE 
d b) Verletzung des, Zentralnersensystems durch Schädelbrüche, Se 
 Wirbelbrächée etc. ër, ` 
d Funktionelle Beschädigung des Nervensystemsi im allgem einen; 
Gehirnerschütterung, Nervenchok und als Folgezustand trau- 
matis che Neurose (Renten-Neurose D, 


IL Heredität. 


. Die Vererbung kaii gleichartig odèr ungleichartig sein; 

, e ist-sie, wenn die Vorfahren. an derselben. Krankheit 
‘gelitten haben. Gleichartige Heredität findet sich hauptsächlich 
. bei der hereditären Ataxie, ` der infantilen Muskelatrophie, der 


= VE 
i 


Be ai 


Myotonia DECH und bei einigen Psychosen (s. Psychiatrie). 


 Ungleichartige Heredität findet sich bei den Neurosen: Epilepsie, 


Hysterie, Neurasthenie, Migräne (bei Epilepsie und Migräne oft 
gleichartige Heredität). Alkoholismus, Psychosen und Blutsver- 
wandtschaft der Eltern bilden. oft ein schwer. belastendes Moment 
für E Kinder. 


IH. Die Syphilis  - 


kann in allen ihren Stadien (Primär-, Sekundär-, Tertiärstadium) 
Veränderungen am ‘peripheren: und: zentralen Nervensystem ver- 
ursachen: 


a) Erkrankungen der AT Nerven: Geen meist Se, | 
` bar bedingt durch Erkrankung benachbarter Organe, mit 
Vorliebe durch periostitische, komprimierende Schwellung 
. eines Knochenkanals, den der erkrankte Nerv passiert. 
` Bevorzugt sind die Augenmuskelnerven, der N. trigeminus, 
der N. facialis- (passiert den engen Canalis facialis), der _ 
‚N. acusticus, der N. ischiadicus und der N. peroneus. Die ` 
‚Erkrankung der peripheren Nerven kann bereits vor Aus- 
bruch der syphilitischen Roseola, in einigen Fällen schon 
6—7 Wochen nach der Infektion, Erscheinungen (Schmerzen, 
Lähmungen etc.) machen. 
b) Leptomeningitis syphilitica: tritt mit ‘Vorliebe in 
Lt Monaten bis 1!/, Jahren nach der Infektion auf, auch 
vor Ausbruch der allgemeinen Hauterscheinungen bei bis- 
her unbehandelter Syphilis: Prodromalstadium mit Kopf- 
schmerzen, Unruhe, schlechtem Schlaf, erhöhter Reizbarkeit 
und manchmal Kombination mit Erkrankung BEE 
Nerven. 
o Meningitis gummosa bedingt Kompression von. Hirn- ` 
`. nerven und Erkrankung des Chiasma opticum. 
. dq) Gummata im Gehirn machen die Erscheinungen eines 
Gehirntumörs. E 
ei @efäßerkrankungen mit deren Folgen: Gefäßzerreißung 
mit Blutungen, Thrombose: etc. Die Folgen hiervon sind: , 
.Erweichungsherde etc. ` 
” Í) Metasyphilitische oder besser: parasyphilitische Er- 
 krankungen sind solche, welche zwar durch den Syphilis- 
erreger hervorgerufen werden, bei denen aber die ‚spezifischen 
Heilmittel versagen, weil es sich entweder um ein von vorn- 
herein biologisch besonders beschaffenes oder um ein im 
Verlauf der Syphilis verändertes Syphilisvirus handelt oder 
` die Lokalisation der Spirochäten eine für die Medikation 
ungünstige ist: Tabes und progressive Paralyse. 


GE kann Ee 


SÉ können verursachen: 


we j S Lähmungen besonders Akkomodationslähmung des Auges, Läh- 
| "mung äußerer Augenmuskeln, Gaumensegellähmung und Lähmung 


= SS | ‚ulismus (Wurstvorgiftung). und nenn die er (Iniiuensey 


er ee häufig. Neuritiden und N euralgien; E besonders doppel- 


| EN 
DN. Die Tuberkulose 


SA ai -Tuberkulöse. 'Basilarmeningitis. | | l 

> b) Tuberkel im Gehirn, besonders i im Kleinhirn (ürsöheinungen 
- wie beim Hirntumor).. 

276) Wirbelerkrankungen EEN tuber SCH mit Kom- 

Bo EE des Rückehmarks, e 


ee E Infektionskrankheiten. Cen E 


ECH Meningitis‘ (Typhus, CHEN Zn 

-= b) Encephalitis (Influenza, EN Typhus. ete). 
ei Myelitis (Typhùs, sehr selten EE 
d Neuritis (Diphtherie: ete.). | 

Be Ki Chorea (bei Rheumatismus). 


Die Diphtherie ` insbesondere bedingt als höstdiphtherische 


des N. femoralis. Ähnliche Erscheinungen am Auge macht der Bo- 


Be VI. Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion: 


| a) Morbus Basedowii (Schilddrüsenerkrankung): 
b) Myxoedem (Hypofunktion oder Fehlen der Schilddrüse) GE 
el Tetanie (Hypofunktion der Epithelkörperchen). Eet e 
E Aktomegalie (trung. RE  Hypophysenfunktion). 


VIE Konstitutionskrankheiten. (Diabetes, Gicht) 


LG IT SES K 


o sange Ischias: durch ` Autointoxikation. 


e 


-VIIL Intoxikationen - Si 


| durch akes Gifte (Blei,. "Arsen, Quecksilber eta. ), dureh un 
.. Alkohol etc. bewirken hauptsächlich San, und geistige . =. o 
| ‚Störungen. | Ka GC 


IX. Neoplasmen, g 


A N abe: Einbolien ad sonstige Kompressionen bewirken ek 
däre EE ge o e S 


— 33 — 
M. Gang der Untersuchung. 


A, Anamnese, i 


Die Anamnese hat zu berücksichtigen: . 
. Heredität (Nervenkrankheiten der Eltern). 
. Frühere Krankheiten des Patienten (besonders Syphilis. Frage 
nach Aborten der Frau des Patienten resp. der Patientin selbst). 
. Exzesse (Alkoholismus, Morphinismus, Onanie etc.). 
. Beruf (Blei, Arsen, Schreiben etc.). 
. Beginn und Verlauf der jetzigen Krankheit. 
. Die zurzeit bestehenden subjektiven. Beschwerden und Angaben 
über Schlaf, Hunger, Durst, Verdauung, Blasen- und Genital- 
funktionen. 


Ze Kë Lo 


D Status präsens. 


I. Körperliche Erscheinung des Patienten: Größe, 
Knochenbau, Schädelkonfiguration, Muskeientwicklung, Fett- 
polster, Haarwuchs, äußeres Ohr (Degerierationszeichen), Gaumen 
(desgl.), Zähne (desgl.); Zunge (Belag, Bißwunden, Narben); Haut 
(Elastizität, Narben, Exantheme, Leukoderma syphiliticum etc.). 

II. Vegetative- Organe: Zirkulations-, Atmungs-, Ver- 
dauungs-, Geschlechtsorgane; Knochen (Rauhigkeiten der Tibia 
bei Lues). 

III. Augen: Pupillen (Weite, Gleichheit, Form, Reflexe), 
‚, Augenbewegungen (N. DL. IV. und VI.), Dorpelhitder, Lidspalte; 
Sehvermögen und Augenhintergrund (N. opticus). 

IV. Kopf: Beklopfen des Schädels (lokale Schmerzhaftig- 
‚ keit), Geruch (N. olfactorius), Sensibilität des Gesichtes (N. tri- 
geminus), Druckpunkte der Nervenaustritte (N. supraorbitalis, > 
infraorbitalis, mentalis), Muskulatur des Gesichtes (N. facialis), 
Gehör (N. acusticus), Geschmack (N. glossopharyngeus; süß, sauer, 
salzig, bitter), Zungenvorstrecken (N. hypoglossus, ob gerade vor- 
gestreckt, ob ruhig oder zitternd etc.); Sprache (Spontansprechen, 
Nachspr echen, Bezeichnen von Gegenständen vgl. S. 64); im Zu- 
sammenhang hiermit Schriftprobe u willkürliches Schreiben, 
Lesenlassen). | | 

V. Obere Extremität: 

. Muskelvolumen 

. Aktive und passive Beweglichkeit | Mötilität. . 

. Grobe motorische Kraft 

. Sensibilität (Berührung, Schmerz, Temperatur, Ortssinn, Lage- 
sinn). 

. Druckpunkte der Nervenstämme (besonders im Sulcus bicipi- 
talis internus). 
Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl. 3 


V oo — 


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d GN Koordination, 


SCH À CH Tremor der. Hände. 


"VL: Rumpf: - 


Gg D Bauchreflexe. 


2. Druckpunkte der Tassen a Ovarie« hei. EH 


SC 8. ee der Wirbeldornfortsätze Ba BB). 


VU. ‚Untere Extremität: ds 
1. — 5. wie bei der oberen: Extremität. ee 


6. Reflexe (Patellarreflex, Achillesschnenreflex, Plahtärrellex- ` 


spastische Reflexe, Cremasterreflex). 


7. Gang (spastisch, paretisch, ataktisch). S 
8. Rombergsches Schwanken. . `" | | Fe 
E ‚VII. Elektrische Untersuchung der Muskeln und >. 
ey Nerven: . Faradische, galvanische Erregbarkeit. © 
. IX. Untersuchung des u eventuell der Cere- "— 
Ke y Sé 


Krankheiten des Rückenmarks. 
E Einleitung. 


Lokalisation im Rückenmark: Das Rückenmark wird in 


ebensoviele Segmente eingeteilt, wie es Wurzelgebiete hat. Wir ` 
führen hier. die wichtigsten Segmente an, welche für Sensibilität, 
Reflexe und Muskeltätigkeit in Betracht kommen. ` 


d 


b 


Net 


C 


xr 


Die Segmentbezüge der sensiblen Nerven werden am 
besten aus Abbildungen größerer Atlanten ersehen. Bemerkt 
sei nur, daß der Medianus das 5.—7: ÜOervicalsegment, der 
Ulnaris das 8. Cervical- und das 1. Dorsalsegment in Anspruch 
nimmt. Am Rumpf sind die‘Segmentbezirke (1.—12. Dorsal- 
segment) gürtelförmig angeordnet, während sie an den Extremi- 
täten im allgemeinen Längsrichtung annehmen. 
Segmentbezüge der Muskeln: | 

Zwerchfell: 4. Cervicalsegment. 

Oberarmmuskulatur: 5. Cervical- bis 1. Dorsalsegment. 
Rücken- und Bauchmuskeln: 2.—12. Dorsalsegment. 
Beinmuskulatur: 1. Lumbal- bis 2. Sakralsegment. 
Dammuskulatur: 3.—5. Sakralsegment. 


Segmentbezüge der Rückenmarksreflexe: 


Centrum cilio-spinale (s. S, 25): 8. Cervical- und 1. Dorsalsegment. 
Bauchreflexe: 8.—12. Dorsalsegment. 

Cremasterreflex: 1.—3. Lumbalsegment. 

Patellarreflex: 2.—4. Lumbalsegment, 

Plantar- und Achillessehnenrefiex: 3. —5. Sakralsegment. 


Einteilung der Rückenmarkskrankheiten. 


Man teilt die Rückenmarkskrankheiten ein in: 


; Systeme rkrankungen: ergreifen gleichmäßig nur anatomisch 


und funktionell zusammengehörige Bahnen, Stränge oder Zentren. 


. Diffuse Erkrankungen: ergreifen einen Teil des Rücken- 


marksquerschnittes oder den ganzen Rückenmarksquerschnitt. 
Sie beruhen auf. Entzündung, Kompression, Tumor etc. 


EI 


36 re 
Erkrankungen der E E (Meningitis, Lues, 


Tuberkulose, Tumor etc.). Bei diesen Erkrankungen kommen 


Krämpfe). 


A Die Systemerkrankungen des Rückenmarks. 


Tabes dorsalis. 
Ätiologie. 
Syphilis ist immer die Ursache der Tabes. Zwischen der 


= syphilitischen Infektion und dem Ausbruch der Tabes pflegen meist 
mehrere Jahre zu vergehen (5—15 Jahre), in seltenen Fällen 
nur 1—2 Jahre. 


Vorkommen : Hauptsächlich im männlichen Geschlecht, 


infolge der Reizung der vorderen und hinteren Wurzeln meistens ` KN 
 Reizerscheinungen zustande (Schmerzen, Muskelsteifigkeit, ` 


weniger häufig beim weiblichen; meist im Alter von 39—45 >> 
-© Jahren; jedoch auch bei Greisen und Kindern, bei letzteren als ` ` 
| PE von angeborener Syphilis. 


Pathologische Anatomie. 


Der Syphiliserreger ist in Gewebsschnitten nachgewiesen; 


die durch ihn bei der Tabes hervorgerufenen Veränderungen sind: 


1. 


Graue D egen eration der Hinterstränge. Verschont 
bleiben von dieser Degeneration meist die ventralen Teile der 
Hinterstränge. In den unteren Teilen des Rückenmarks findet 


ei Sich meist eine Degeneration der Burdachschen Stränge, in 


== Strangzellen des Hinterhorns ziehen, ferner aber auch um die 


‚derjenigen Fasern, welche, aus den hinteren Wurzeln stam- 


. Degeneration der Hirnnerven. 


. Degeneration sensibler Hautnerven. 


den oberen Teilen eine Degeneration der Gollschen Stränge. 
Dies. beruht wohl darauf, daß die im Lendenmark mit den 
hinteren Wurzeln lateral eingetretenen Fasern der Burdachschen 


Stränge nach oben zu medianwärts konvergieren. 
. Die Degeneration der hinteren Wurzeln: wird von manchen 


Autoren als die primäre anatomische Veränderung aufgefaßt. 
Das Spinalganglion bleibt lange erhalten. - 


. Faserschwund in der grauen Substanz des Rückenmarks 


(Clarkesche Säulen, ‘Hinterhörner) beruht auf Degeneration 
mend, als Reflexkollateralen nach dem Vorderhorn und den 
Zellen der Clarkeschen Säulen enden. 


a) Opticus-Atrophie. 
b) Augenmuskelnerven. 


—. 37° — 


Im großen und ganzen kann man sagen, daß das erste (peri- 


pherische) sensible Neuron erkrankt ist. Den EES 
Ps meist - das Lumbalmark. 


Pupillenstarre, das Fehlen des Patellarreflexes und die: lanzinie- 


Symptome. 


Die Kardin alsymptome der Tabes sind: Die EEN 


renden Schmerzen. 


l. 


bh Einerseits Anästhesie und Hypästhesie, besonders auf der | 


I. Objektive Symptome. 


Reflektorische Pupillenstarre; dengen findet sich oft Miosis, 
Pupillendifferenz, Verziehung der Pupillen: die Konvergenz- 


reaktion der Pupillen ist meist erhalten. Die reflektorische 
| Pupillenstarre beruht auf einer Unterbrechung des Reflexbogens 


an bisher noch unbekannter Stelle. 


. Fehlen des Patellarreflexes; vor dem Patellarreflex ver- 


schwindet sehr oft der Achillessehnenreflex. 


Sensibilitätsstörungen: 


a) Analgesie tritt besonders an den unteren Extremitäten sehr 
früh auf. 


Brust in der Höhe der Brustwarzen (Hitzigsche Zone), 
anderseits Kältehyperästhesie. | 
c) Verlangsamung der Schmerzempfindung. 


d) Störung des Lagesinns; tritt gewöhnlich erst in späteren 


Stadien’ ein (vgl. S. 14). ` 
e) Unempfindlichkeit peripherer Nerven gegen Druck; be- 
sonders N. ulnaris am Ellbogengelenk: Ulnarisphänomen. 


Koordinationsstörungen: 
a) Ataktischer. Gang (vgl. S. 21). 


b) Rombergsches Schwanken (vgl. S. 21). Ä | 
Die fehlende Lageempfindung kann durch die Augen- 
kontrolle kompensiert werden. | 


Lähmungen: 
al Augenmuskellähmungen; meist ist der Abducens, oft aber 


auch der Oculomotorius gelähmt; in letzterem Falle häufig 
Ptosis. Die Folge der Augenmuskellähmung sind meist 
Doppelbilder. 


` b) Lähmung von Kehlkopfmuskein; am häufigsten ist die 


- Lähmung des M. crico-arytaenoideusposterior. Die 
Folgen dieser Lähmung sind: Inspiratorische Dyspnoe, ge- 
räuschvolle Inspiration. Bei der Spiegeluntersuchung findet 


EE EE EE ` de Ge Ge 
E 2 ` e Es 5 2 2 . Se ` M : E e Ge ) >; = EN Ge R ` SE SE E ; e SE 
EEN EN SEN Sisi Söinmbänd:t resp: ‘die gelähmten Stimm- 5: 
Po .bänder unbeweglich, nahe - der ‚Medianlinie. d Co 
` Eë Blason Mastdarm- and Genitalstörungen. = 
T a) Blasénstörungen:  Betentio urinae (im Beginn der Krankheit), `- 
2 Incontinentia urinaé. (in späteren Stadien) (rel. H. PA 
7 D) Incontinentia ali, nicht sehr häufig. ` RE, 


o Impotentia. coeundi, meist in. ‚späteren. Stadien. 


057: Störungen der Sinnesorgane; am wichtigsten ist hier 
ee die Atrophia’N.. optici, die zu Amplyopie und Amaurose 
=. führt, Die Atrophie. stellt sich oft Mas ein, ' 
- 8. Trophische Störungen. rer z = 
al Arthrop athien: Sie beruhen daf è serösen i Belonkorgäsier N 
mit atrophischen oder: -hypertrophischen Veränderungen der `... 
Gelenke. Die Schwellung entsteht plötzlich und schmerzlos; `. 
am meisten werden die Knie bevorzugt. Die Folgen der `". 
' Arthropathie sind oft. Spontanluxationen, ferner Defor- ~.. 
coa o > mitäten. der. Extremitäten, wie das Genu recurvatum. A 
re b) DasMalum perforans(Mal perforant du pied): ein tief- 
| E ' greifendes Geschwür, meist an der Fußsohle.. 
Gëss EI Die Osteoporose führt zu meist schmerzlosen Spontan- 
` frakturen des Schenkels, der Arme’ etc. 
KN Störungen im Trigeminüsgebiet: Schwund des Fettpolsters 
des Orbita, Keratitis neuroparalytica, spontaner Zahnausfall, er 
abnorme Brüchigkeit des euer Ion an a 


| Toa Krisen ` | si E 
` a) Gästrische Krisen: Anfälle von n heftigen Mägenschmerzen 


| E ale = mit starkem Erbrechen, das tagelang dauern kann. | : i 
© b) Kehlkopf- Krisen: Heftige Atemnot. mit krámpfhaften Kaes 
Hustenanfällen. = S 


o Darmkrisen: Kolikanfälle mit anordan Ehtleerungen: GC 
10. Tonus und motorische Kraft: "Meist ‘besteht Hypotonie' ` 


der Muskeln der befallenen Extremitäten mit Erschlaffung dE 
der Bänder; daher abnorme ae Beweglichkeit. | nn 
I. Subjektive Symptome, er | Gg 
mr Parästhesien: Taubsein, Kribbeln i in den Händen ‚oder Füßen. Se 
Eo Spontane: Schmerzen: nn 
| = ai Lanzinierende Schmerzen: nd: meistens ein. n Brenner GN 


der Tabes; sie 'sind:- heftig, blitzartig, von anfallsweisem `` 
Auftreten; siekönnen im ganzen Körper auftreten, bevorzugen ¿` 
„aber meistens die Beine. IN 
by Gürtelschmerz um die Brust. KH 8. E 


KS Schmerzen bei Krisen. | Ge Sg 
SEH 


son e EE ee 


=. Doppelbilder: E Amaurose. ` | | 
4. „Schwindel“ (wie sich die Patienten meistens ausdrücken) beruht 
< auf der Ataxie beim Gehen und Stehen. 


Verlauf: sehr chronisch (10—30.J ahre). Man GE 


tin neural giformes (präataktisches) Stadium (mit lanzinie- 


. renden Schmerzen). Es beruht aufReizerscheinungen der hinter en 
"Wurzeln. Die Reflexe sind hierbei meist erhöht. ` 
a Ein ataktisches Stadium. Se 
"3. Ein pseudoparalytisches, in dem de Kranke infolge seiner 
"Schwäche dauernd ans Bett gefesselt ist; eine echte Paralyse | 
besteht jedoch nicht. f 
l Statt der lainidi Schmerzen kann Euch jedes andere 
Symptom zuerst auftreten, z. B. gastrische Krisen, Opticus- 
. atröphie. etc. Die spinalen Symptome setzen meist an den 
. Beinen ein (Tabes inferior), seltener an den Armen mit er- 
` -haltenem Patellarreflex (Tabes superior). 
| Die häufigste Komplikation der Tabes ist die mit progressiver 
- Paralyse (Taboparalyse); häufig findet sich auch eine Kompli- 
Auen mit Aorteninsuffizienz oder Aortensklerose mit Aneurysma. 


Der Tod erfolgt an Marasmus oder an I im Anschluß 
ee an Uystitis und Pyelo-Nephritis. 


- Differentialdiagnose: SC? 


D Gegen Polyneuritis, besonders die‘ allahalische e (Pseudotabes 

:~alcoholica); diese hat mit der Tabes das Fehlen des Patellar- 

— reflexės und die Ataxie gemein. Bei der Neuritis ist jedoch eine 
-motorische Parese vorhanden, bei der Tabes nicht. Gegen 
Neuritis sprechen stets Blasenstörungen und Pupillenstarre. 


H 


Ef? Gegen Dementia paralytica; diese hat mit der Tabes die 


Pupillenstarre und das Fehlen des Patellarreflexes gemein. 
. . Für .Dementia paralytica entscheiden Intelligenzdefekt und 
 Sprachstörung. 
3. Gegen-Friedreichsche Krankheit; diese hat weder Pupillen- 
- starre noch Sensibilitätsstörungen, sonst ähnliche Symptome. 


Diagnostische Stützen: 


1. Cytodiagnose; es findet sich nämlich bei Tabes, | Dementia 

 paralłytica und Lues cerebrospinalis in dem durch Lumbal- 

.  punktion gewonnenen Liquor cerebrospinalis eine mehr oder 
:- weniger hochgradige Lymphocytose. 

2. Positive Globulinreaktion des Liquors (vgl. S. 30). 

3. Einen wichtigen Anhaltspunkt gibt auch die Wassermannsche 

‚Reaktion, die bei Tabes häufig positiv (70 °/, der Fälle), sowohl ` 

im -Serum wie im Liquor, ausfällt; positiv hauptsächlich bei 

niemals oder wenig spezifisch behandelten Fällen. Im Liquor 


ist. die pösitiye Reaktion häufiger: zu en als im Serum, 
- besonders “nach der Hauptmannschen Auswertungsmethode 
. (Untersuchung mit 0,2, 0,3, 0,4 und 0,5.cem = konzentriertem] 
; Liquor). 
A Goldsolreaktion: Past immer bei. Tabes pösitiv; die Liquor- 
Ä S Hao bis E ergeben meist eine stark positive 


` ‚Reaktion, d. h.. sie wandeln Dë: Fote, kolloidale Goldlösung 


in eine blauweiße um. 
Prognose: ungünstig, "Heilung ausgeschlossen; langjährigen 


l Gë Stillstand ist möglich. 


‘Therapie: rein symptomatisch. Bei Tabes incipiens ver- 


2 ‚suche. man eine vorsichtige Quecksilber- und Jodbehandlung, 


auch längere Zeit fortgesetzte Salvarsanbehandlung (wöchentlich 
- 0,15 bis 0,3 Neosalvarsan) kann ‚sorabergenende, Besserung oder 
$ Stillstand erzielen. | 

"Dës Fortschreiten des Kennkheiteprorösen sucht man zu 
_ verhindern durch kräftige Ernährung, Vermeidung von körper- 


. "lichen, geistigen ‚Anstrengungen, Aufregungen ‘und Exzessen in 


 baccho et venere. 

Die Ataxie. wird wirksam durch die Frenkelsche Übungs- 

| behan dlung bekämpft; man übt mit dem Patienten die einzelnen 

zum Gehen, Treppensteigen etc. nötigen Bewegungen sorgfältig ein. 
Gegen die Schmerzen verwendet man Antineuralgica und 

Narcotica; bei heftigen Magenkrisen eventuell Förstersche Ope- 

‚ration (Durchschneidung der hinteren Wurzeln). 

` Eine geringere Rolle spielen die elektrische Behandlung, 


die mechanische Behandlung (Massage), die Hydrotherapie und ` Se 


E | de >. Balneotherapie (Oeynhausen, N auheim, Wildbad). 


Die hereditäre Ataxie. 
(Fr iedreichsche Krankheit.) 


a i Ätiologie: Die Heredität kommt als Seite DEN in Be- 
tracht; die Kränkheit befällt meist mehrere Geschwister. | 
Beginn: sehr. schleichend in der Kindheit und in der Pu- 
bertät.. Oft wird sie nach einer Infektionskrankheit manifest. 
Pathologische Anatomie: Das Rückenmark ist im ganzen 
auffallend klein; oft wurde auch eine Entwicklungshemmung des 
Kleinhirns konstatiert.  Degeneriert sind die Hinterstränge, die 
Kleinhirnseitenstrangbahn (mit dem Nucleus dorsalis) und Pyra- 
- midenseitenstrangbahn. | 


Symptome: 
1. Ataxie der Beine, der Ba (beruhend . auf der Erkrankung 


der Hinterstränge). Die Sprache ist skandierend, verlangsamt 


"und undeutlich. 


e AU o 


SE Fehlen der. Ee (Unterbrechung des Reflexbogens 
~ — — im zantripetalen Teile). . 
= a Choreiforme Zuckungen des Kopfes, Nystagmus. Der Gang 
= > ist-unsicherer als bei Tabes. 'Hypotonie der Extremitäten. 
"A Deformitäten des Körpers: Kyphoskoliose der Wirbelsäule, 
Pes .varo-equinus, oft mit charakteristischer Verbiegung. der 
großen Zehe. 


Verlauf: sehr chronisch (30—40 Jahre). Die Ataxie ergreift 
. zuerst die Beine. _ 
Prognose: ungünstig. Heilung. ausgeschlossen. Tod durch 
‚Interkurrente: Leiden. 
Therapie: symptomatisch. Beete der Ataxie wie bei 
der Tabes dorsalis. Ss 


Die spastische Base 


. Ätiologie: unsicher. Verantwortlich wurden Trauma, Puer- 
perium, Syphilis, Bleivergiftung etc. gemacht. Ferner gibt es 

= eine hereditäre familiäre Form (v. Strümpell). 
| Pathologische Anatomie: Degeneration der Pyra- 
midenseitenstrangbahnen, also des zentralen motorischen 
Neurons. Bei der hereditären Form findet sich außerdem noch 
eine Degeneration der Kleinhirnseitenstrangbahnen und der Goll- 
schen Stränge. 
Die Symptome sind diejenigen der Erkrankung des zentralen 
motorischen Neurons. 


1. Spastische Paraplegie resp. Paraparese der Beine, in 
~- späteren Stadien auch der Arme; infolgedessen spastischer - 
- Gang GR" ` 

2. Rigidität (Hypertonie) der Muskulatur: daher Erschwerung 
passiver und aktiver Bewegungen. 

3. Steigerung der Sehnenreflexe: Patellarklonus, Fußklonus; 
das Babinskische Zehenphänomen und die übrigen spastischen 
Reflexe sind meist vorhanden. 

Die Muskulatur behält normales Volumen und normale 
elektrische Erregbarkeit; keine Sensibilitäts-, Blasen- oder 
Mastdarmstörungen. Nur. bei der hereditären Form finden 
sich in späteren Stadien geringe Gefühls- und Blasenstörungen. 


. Entstehung und Verlauf: Das Leiden tritt im 20. bis 
40. Lebensjahre auf und schreitet sehr langsam vorwärts; es 
kann 3—4 Dezennien bestehen. 
Differentialdiagnose: 


1. Gegen Herderkrankungen des Rückenmarks und des Gehirns: 
Myelitis, Rückenmarkskompression, multiple Sklerose, luetische 


E 


= S 
S Ta 


; Meningonyelitis; Hyäroedphälus ud sästische Gerebralpara: Fu 
ee Bei. allen diesen :Erkrankungen finden: sich neben den g>- 
Symptomen‘ der spastischen Lähmung meist, ‚noch: andere, bei. ` 

` den .erstgenannten. besonders Blasenstörungen. | on 
a ‚Gegen. Hysterie: Bei dieser entstehen die Tähmuniben i in Ae Sé 
Wei, Babinski - ist/nie vorhanden; im: übrigen. vgl. Hysterie. `". 
Wichtig ist die Prüfung der Wassermannschen Reaktion... :. 

. Prognose: vgl. Verlauf. ` = EB 
"Therapie: Da Lues diagnostisch or aisa aie EE 
erde man. Jodkalium.. ‘Sonst. ist die Therapie rein sympto- © - 


es matisch: Warme Bäder und: sanfte- Massage lindern. die Spasmen. {=~ 


DECKEN 
ZE i F I eg S SC . ` ` 


H 


Die progressiven , Muskelatrophien. 


g a ZE 
Kg DH 


S Die: progressiven . Muskelatrophien ‘haben. die gemeinsame ` 
 "Eigentümlichkeit, daß gie auf einer ‚Degeneration .des peripheren | 
"motorischen Neurons beruhen. Es sind also entweder die Ganglien- sn 


. ` žellen Dm. grauen Vorderhorn des Rückenmarks (spinale Form der 


cs Muskelatrophie) oder die, motorischen Fasern der = S 
. _ peripheren ‚Nerven le Form). ‚oder die Muskeln selbst =z": 
Së Grimäre, EE erkrankt.: | 


= nn 


r 


E: Die spinale Form. SE progressiven Muskelatrophie 
| (Type Duchenne-Aran). 


Ättolögle: unsicher. Manr nimmt eine kongoni Schwäche EE 
der später degensrierenden Bahnen an. Männer erkranken häu- 474. 
iger als Frauen. a 

"Pathologische. Ee EE der grauen Bi: 
Vordersäulen. (Atrophie. der Ganglienzellen) hauptsächlich im “=. 
'Cervikalmark, Sekundär degenerieren ‘diè vorderen. Wurzeln, die 
 Muskelnereen und. die Muskeln: selbst. Die Muskelatı ophie ist = 
`“ degenerativer Natur, d. h. die- Muskelsubstanz: zerfällt in eine 7 
 körnige und verfettete Masse (trübe Schwellung und Verfettung). ~; 

-Die Symptome: sind diejenigen der Erkrankung des peri- i>i: 


pheren. motorischen u also GE der. Ee en 
‚Atrophie (vgl. 8:9). . ae EE -i 
SE Atrophie der Ee, Bee S "e =. 
a) Atrophie der kleinen Handmuskeln: Ahfschung‘ des Thehar SE | 
‚(Daumenballem), Einsinken der Spatia interossea, Abflachung :: 

des Hypothenars (Kleinfingerballen); schwacher Händedruck: ZE 


` Krallenhandstellung, welche durch. die Lähmung der GE 
Mm, interossei. miktande, kommt (Wirkung der Mm. interse 


N 


— 8 — | 
` ossei: Geen der Finger, Beugung an der geed 
a Streckung der Mittel- und Endphalange), Affenhand. | 
° bi Atrophie des M. deltoideus. ` 
=. c) Atrophie "der DEES Körpermuskeln, am EES an ER 
) - Beinen. 
- 2. Fibrilläres Zittern ART in uch nicht atrophischen Muskeln. 
3 Die Reflexe sind an den Armen aufgehoben. 
4. Elektrische Entartungsreaktion. 


A "Verlauf: sehr schleichend. Beginn nicht vor dem 20. Lebens- 
Jahr. Der Muskelatrophie geht keine Lähmung voraus; die Muskel- ` 


l leistung ist proportional der Atrophie. Zuerst erkranken meist 
der Opponens pollicis und der Interosśeus primus, und zwar der 


rechten Hand. Dann wird allmählich die Muskulatur des Schulter- 
gürtels, besonders der M. deltoideus ergriffen. Später schließen 


= sich. die Vorderarmmuskeln und die Nackenmuskeln an. 


Der Tod erfolgt nach jahrelangem Bestehen der Krankheit 
durch Atmungslähmung (Erkrankung der Interkostalmuskeln und 


"` des Zwerchfells) oder durch die a mit progressiver 


Bulbärparalyse (vgl. S. 77). 


Differentialdiagnose: 


LL Gegen andere Erkrankungen des Besteet Syringomyelie, 
Pachymeningitis cervicalis hypertrophica, Spondylitis der unteren 
` Halswirbel; bei diesen Affektionen finden sich Störungen der 
Sensibilität, bei der Syringomyelie meist auch trophische 
` "Btörungen,. bei der Spondylitis Blasenstörungen und spastische 
` Paresen der Beine! 
`. 2. Gegen die einfachen (nicht progressiven) Beschäftigungs- 
atrophien, z. B. Atrophie des Daumenballens bei Wäsche- 
. rinnen. Diese Atrophie ist meist einseitig (rechtsseitig) und 
. von leichten. subjektiven (Parästhesien) und objektiven Sensi- 
bilitätsstörungen begleitet; e fehlt die Progression. 
Prognose: ungünstig. 
Therapie: machtlos. ` Elektrizität, methodische Massage. 


Die hereditäre resp. familiäre Form der spinalen pro- 
gressiven Muskelatrophie (Werdnig-Hoffmann) zeichnet sich 
- von der soeben beschriebenen aus: 


= 1. durch ihr familiäres Auftreten: oft bei mehreren Geschwistern, 
2. durch den Beginn: im 1. oder 2. Lebensjahre, 

3. durch den Verlauf: die Atrophie ergreift zuerst die Ober- 
schenkel-, Becken- und Rückenmuskulatur, erst später die 

"Extremitäten, 

4. durch ungünstigere Prognose; schnellere Progression, Tod in 
1—4 Jahren. BE 


Kä 


DL Die KSE beta der progressiven Muskel- 


Séi atrophie (Peronealtypus, Charcot-Marie). 
‚Ätiologie: Heredität. Männer erkr anken häufiger als Frauen. 


Dé Beginn im 2. Dezennium. 


‘S 


D Die primäre Myopathie, Dystrophia musculorum 


_ Nervensystem ist, intakt. Mikroskopisch findet man: Atrophie 


2 Hypertrophie und Pseudohyp ertro phie (beruhend auf Fett- 


rung der Kerne des Sarkolemms, W.ucherung von Fettgewebe 


3 Motorische Parese der befallenen Muskeln. Die noch erhaltene 


"‚Pathologische Anatomie: Degsneraken der peripheren 


~ Nerven. Daneben wurden jedoch auch Degenerationen der Spinal- 


ganglien, der vorderen Wurzeln, der grauen Vorders; äulen etc. 


‚beobachtet. 


` Symptome und Verlauf: Die Atr o p hie beginnt‘ symmetrisch 
an den Mm.peronei, extensor digitorum communis und den kleinen 


'Fußmuskeln. Es bildet sich infolgedessen ein Klumpfuß (Pes 
`- equino-varus) aus. Nach einigen Jahren werden die oberen Ex- 
'tremitäten ergriffen: zuerst die kleinen Handmuskeln, dann die 


Vorderarmmuskulatur Fibrilläres Zittern. Die Patellarreflexe 


` fehlen. -Elektrische 'Entartungsreaktion. Sensibilitätsstörungen 
(Schmerzen, Hypästhesie) sind vorhanden. Die Dauer des Lei- 


dens erstreckt sich über Dezennien. l 
Therapie: Der en ist Kan oder chirurgisch 
zu. behandeln. 


progressiva (Erb). 


u Ätiologie. Familiäres Auftreten. . Das männliche Geschlecht 
_ erkrankt häufiger als das weibliche; die Krankheit. befällt fast 
‘ „ausschließlich Kinder und jugendliche Personen. 


-Pathologische Anatomie: Reine Müskelerkrankung; das 
und teilweise Hypertrophie der einzelnen Muskelfasern, Vermeh- 


in den bindegewebigen Interstitien ‘des Muskels (Pseudohyper- 
trophia lipomatosa). 
| Die Querstreifung bleibt bis zuletzt erhalten. 


N 


Die ‚Symptome: 


I. Einfache, nicht degenerative Atropbie der Körpermuskulatur 
(vgl. S. 9). Quantitative Herabsetzung der elektrischen Erreg- 
barkeit, heine Entartungsreaktion.. 
wucherung) einiger Muskeln. 


Kraft entspricht der Menge der Muskelreste. 
4. Sehnenreflexe herabgesetzt. oder erloschen. 


~. 


Ap —_ 


5. Ausbreitungsgebiete der Erkrankung: 

. -  Rücken-, Glutaeal-, Oberschenkel- und Wadenmuskeln; in- 
folgedessen Lordose der Lendenwirbelsäule mit vorge- 
strecktem Bauch (Froschbauch), watschelnder Gang, Schwie- 
rigkeit, sich aufzurichten en mit den Händen 

| an den eigenen Beinen). - 
ß. Schultermuskulatur: lose Schultern; sie können bis zu den 

| Ohren hinaufgezogen werden, ` 
. 1. Gesichtsmuskulatur (selten), M. orbicularis oris und oculi. ` 

Verschont bleiben also die distalen Teile der Extre- 

mitäten, des M. deltoideus und der Mm. spinales. | 


Verlauf: sehr langsam (10—30 Jahre). Stillstand kommt vor. 
Tod an Atmungslähmung. Nach dem Verlauf unterscheidet man: 


= L. Die Pseudohypertrophie: beginnt im 4.—10. Lebensjahre. 


-Zuerst atrophieren die Rückenstrecker, die Glutaei und der 
Quadriceps; die Waden werden pseudohypertrophisch, manch- 
: mal auch die Glutaei und die Deltoidei. 

2. Die infantile Form: ebenfalls im frühen Kindesalter: pri- 
.  märe Beteiligung der Gesichtsmuskeln. 

3. Die juvenile Form: im Jünglingsalter; primäre Beteiligung 
der Schultermuskulatur. 


Differentialdiagnose: Von der Se Form der progres- 
siven Muskelatrophie unterscheidet sich diese Form durch: 


l. Das familiäre Auftreten. 

2. Den Beginn im Kindes- und Jünglingsalter. 

3. Die Kombination von Atrophie mit Hypertrophie, und Pseudo- 
'hypertrophie. . 

4. Das Ausbreitungsgebiet: Freibleiben der Hände und Füße. 

5. Fehlen. der elektrischen Enntartungsreaktion und der fibril- 
-lären Zuckungen. 


Prognose: vgl. Verlauf. 
"Therapie: Elektrizität, SSES aktive und Widerstands- 
~ gymnastik, Syctotheräpie: 


In einem gewissen Verwandtschaftsverhältnis zu den Myo- 
pathieen stehen folgende drei seltenere Krankheitsgruppen: 


I. Myatonia congenita (Oppenheim). 


Ätiologie: unbekannt. 

Pathologische Anatomie: sehr ähnlich den Befunden bei 
der Dy strophia musculorum progressiva. 

Symptome: enorme Muskelschlaftheit, Fehlen der Sehnen- 
phänomene, Bewegungsstörung, keine lokalisierte Muskelatrophie, 


CH i o e ` E Ge 


E e EE 


Le 


| d Heräbäötzung- E elektrischen rat ohne EaR, Keine : = ` sg 


| Progression,. sondern Neigung zur Besserung. 
| en Elektrizität. | 


rt Myasthenia g gravis: = 


| | Myasthenia gravis pseudoparalytica. 
(Myasthenische Bulbärparalyse). 


"Pathologische Anatomie: Es findet sich stets eine aper i u 


E cytäre Muskelinfiltration. 
| Die Symptome dieser Affektion be ganz dem Sym: ` 


a tomenkomplex *der progressiven Bulbärparalyse (vgl. S. 77). Nur 


handelt ep sich nicht um Lähmungen, sondern um vorübergehende, ` 


keln. Von besonderer Bedeutung ist die elektrische Reaktion 
der Muskeln: myasthenische Reaktion (MyaR); versetzt man 


UM 


` ` hochgradige Ermüdungszustände der verschiedensten Pe 5 


einen Muskel durch den faradischen Strom in Tetanus,: so werden = 


die Muskelkontraktionen sehr bald schwächer, um schließlich GR 


` ganz aufzuhören; nach :längeren Pausen zeigt sich jedoch wieder. S d 


-normale Erregbarkeit. 


Das Leiden ist ernst; der Tod kann plötzlich durch Arem: E | 


oder Schlinglähmung eintreten. 


Therapie: Vermeidung jeder Austen gung: leichte Gala Ge S ` 
sation. EE und EE sind en kontra- we 


Sa? indiziert. 


Myotonja congenita (Thomsensche Krankheit). 


Ätiologie: Heredität; meist bei mehreren Mitgliedern e Sg 


Familie. Beginn meist in’ der ersten Kindheit. 


Pathologische Anatomie: Hypertrophie, Kernvermehrung . x 


und Strukturveränderung an den E ‚Muskolfasern, 


` Symptome: S 


1, Muskelsteifigkeit bei willkürlichen ee welche. — 


"jedoch bei längerer Tätigkeit des Muskels aufhört; 

. hypervoluminöse Muskulatur; Ä 

. Steigerung der mechanischen Muskelerregbarkeit; | 

. die myotonische Reaktion (MyR). Die direkte -faradische 
Muskelerregbarkeit ist gesteigert; nach längerer Einwirkung 


A wm 


des ‚faradischen Stroines geht die en auf dies Bi 


al orm herab. 


~ > 


\ 


m. Myotonia congenita. Er "EN GE ge 


Se i 


E EE 
Prognose: günstig. Heilung ausgeschlossen, jedoch besteht 
keine Progression. | 
Therapie: leichte lokale Muskelfaradisation oder Seas 
nisation. 
Die amyotrophische Lateralsklerose gl 


Ätiologie: unbekannt. Kongenitale Anlage: (Strümpell). 
Beginn im mittleren Lebensalter. 


 Pathologische Anatomie: Degeneration N des zen- 


C Bee als auch des peripheren motorischen Neurons, also der 


Pyramidenbahnen und der Ganglienzellen der Vorderhörner 


8 mit den von ihnen ausgehenden motorischen Fasern. Entsprechend 


findet man im verlängerten Marke und der Brücke ebenfalls 
Atrophie der Pyramidenbahnen sowie der motorischen Hirnnerven- 
kerne (vgl. S. 5). 


Die Symptome sind amedai dem anatomischen Be- 
funde diejenigen der spastischen Parese (Erkrankung des zen- 
tralen Neurons) und der degenerativen Atrophie (Erkrankung 
des peripheren Neurons), also: | 


1. Parese der Muskulatur der Arme und der Beine. 

2. Atrophie der. Muskulatur, besonders der Arme. 

3. Rigidität der Muskeln, besonders an den Beinen; spastischer 
Gang. 

4. Sehnenreflexe gesteigert: Fußklonus; Babinski. 

5. Elektrische reale a nen an den Ärmen. 

6. Fibrilläres Zittern. | 

7. Freies Sensorium. 


Verlauf: Dauer 2—10 Jahre. Die atrophische Lähmung: 
befällt zuerst die oberen Extremitäten, besonders die Hände 
(Klauenhandstellung). An den Beinen ist die Lähmung anfangs 
rein spastisch, erst später gesellt sich die degenerative Atrophie 
hinzu. Die Reflexsteigerung: ist so lange erhalten, als Muskel- 
substanz erhalten ist. In dritter Linie stellen sich bulbäre 
Lähmungen (vgl. S. 78) ein: spastisch-atrophische Lähmungen 
der Lippen-, Zungen-, Gaumen-, Schling- und Kehlkopfmuskulatur. 


Prognose: ungünstig. Tod durch Atmungslähmung, Schling- 
lähmung (Schluckpneumonie) oder Erschöpfung. 


Therapie: machtlos. Gegen die Spasmen protrahierte, warme 
Bäder; gegen beginnende Schlinglähmung elektrische (galv.) Aus- 
lösung von Schluckbewegungen. Im Notfalle Ernährung durch 
den Magenschlauch. | 


"TE ĖĖĖĖĖĖŮĖĖ 


*) Eigentlich müßte sie „myatrophisch“ heißen. 


— 48 SS") 
) SD l | 
Poliomyelitis E acuta. 


Spinale Kinderläh mung (Heine-Medinsche Krankheit). - 


Ätiologie: wahrscheinlich eine Infektion von der Nase au | 


(Erreger von Flexner und Noguchi gezüchtet); gelegentlich epi- 
_ demisches Auftreten! Beginn meist im 2.—4. Lebensjahre. ` 


Pathologische Anatomie: Akute hämorrhagische Ent- : 8 


. zündung der grauen Vorderhörner des. Rückenmarks ` 
(rouge = grau, posàóç = Mark), die vielleicht auf embölischem 
.. Wege von der Art. spinalis anterior aus oder auf dem Wege der 
Lymphbahnen zustande kommt, N ach Ablauf. der Entzündung $ 

zeigt sich Atrophie der Vorderhörner mit sekundärer Wucherung ` 


der 


Neuroglia; das Vorderhorn erscheint makroskopisch ge- . 


. schrumpft. Die vorderen Wurzeln und die zugehörige Muskulatur 


. sind 


ebenfalls atrophisch. Die Entzündung hinterläßt jedoch 


nicht überall bleibende Veränderungen, sondern meist nur in der 
Hals- und Lendenanschwellung (Kerngebiete der Arm- und Bein- 


-  muskulatur)..  Ausnahmsweise können auch die Kerne motorischer. S 


Hirnnerven er krankt sein. 


-` Symptome: l | 


i Akutes Stadium (Dauer: "Stunden bis einige Tage): 


1. 
d 


b) Stadium nach Ablauf der Entzündung: Schlaffe Läh- = 


Hohes Fieber; Appetitlosigkeit, Erbrechen, Benommenheit ; u l 


Häufige Krämpfe. 
. Manchmal Schmerzen infolge Beteiligung der Meningen. 


mung und degenerative Atrophie der befallenen Muskeln 
(Fehlen der Reflexe, Entartungsreaktion etc.); meist einseitig. i 
o Bleibender Zustand (der sich nach Monaten manifestiert): 


1. 
2. 


Sehr selten ganze, häufiger teilweise Rückkehr zur Norm. 


ee Lähmungen: fast durchweg monoplegisch we a 


S. 5); am Beine meist Lähmung der Mm. peronei einerseits 


oder des M. tibialis anterior anderseits; am Arme meist ` Graes 
der M. deltoideus, der M. biceps, brachialis, brachioradialis, - Së 
. Sekundäre Kontrakturen: -z. B, ist der Pes equinovarus ` 


paralyticus (Lähmung der Peronei und der Extensoren) 
meist durch sekundäre Kontraktur der Wadenmuskeln fixiert, 


während der Des valgus paralyticus (Lähmung des Tibialis. E 


-  anticus) meist nicht fixiert ist. 


CV 


. Wachstumshemmung der betroffenen E Ee E 
; Deformitäten der Wirbelsäule (Skoliose, ordono) und der Sg 


‚Gelenke (Schlottergelenke). 


Verlauf: Die Erkrankung setzt plötzlich, meist aus TE ZE S 


Gesundheit heraus, mit Schüttelfrost, hohem Fieber, Kopf- und 
Gliederschmerz ein. Dieses fieberhafte Stadium dauert Stunden 


i 4 a 

'. bis Tage. Erst nach dessen Ablauf treten die Lähmungen auf. 
Diese haben anfangs ein sehr großes Ausbreitungsgebiet; nach 
einiger Zeit erfolgt Besserung; diejenigen Muskeln jedoch, welche 
noch nach einem Jahr gelähmt sind, bleiben meist dauernd gelähmt. 


Differentialdiagnose: 


ES .}. Gegen fieberhafte Knochenerkrankungen: Osteomyelitis, syphi- 


 —- litische Pseudoparalyse (Epiphysenlösung); hier sind die Be- 
wegungen durch die Schmerzen gehemmt, gegen passive Be- 
wegungen wird durch Muskelspannung Widerstand gesetzt; es 
besteht starke Druckschmerzhaftigkeit; Reflexe und elektrische 
Reaktion sind normal.. 


` 2, Gegen multiple Neuritis, welche ebenfalls schnell zu degenera- 


Heen Lähmungen führt; jedoch finden sich hier: 

o. ein langsameres Eintreten der Lähmungen, 

ß. Druckschmerzhaftigkeit der Nerven und Muskeln, größere 
Schmerzen bei Bewegung, 

. Gefühlsstörungen, 

, das Ausbr eitungsgebiet entspricht der peripherischen Inner- 
vation, nicht der spinalen (radikulären). 


| D Gegen die spinale, progressive Muskelatrophie spricht der 
plötzliche Beginn mit der sich schnell entwickelnden Lähmung. 


Prognose: quoad vitam günstig; quoad sanationem weniger 
günstig. Muskeln, in denen am Ende der ersten Woche komplette 
Entartungsreaktion hervortritt, bleiken meist dauernd betroffen. 


Therapie: ` 
a) Im akuten Stadium: Bettruhe, Ableitung auf den Darm, Dia- 
~ phorese (Darreichung heißer Getränke etc.), Salicylpräparate, 
Isolierung! | 
b) In späteren Stadien: Elektrizität, Gymnastik, Massage, Sol- 
bäder; orthopädische und chirur gische Maßnahmen (Tenoromie; 
Sehnentransplantation; Schienenapparate). | 
Eine seltenere Form der Erkrankung ist, die Poliomyelitis 
anterior acuta der Erwachsenen (Beginn bis zum 35. Lebens- 
Jahr) mit relativ günstigerer Prognose quoad sanationem. 


n 


Akute aufsteigende Spinalparalyse. 
| (Landrysche Krankheit.) 
Ätiologie: wahrscheinlich dieselbe wie bei der Kinderläh- 
mung. Beginn meist im mittleren Lebensalter. 
Symptome: 
. Starkes Unbehagen, Fieber, Kopfweh, N Al- 
buminurie und Milztumor. 
Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—13. Aufl. 4 


‚50. 


2. Schlaffe Chung: erst des ‘einen, dann des anderen Beine: 


‘Aufhebung der Reflexe etc. (vl. S.. Ae SE Lähmung 
der Rumpfmuskulatur. | 


| Verlauf: ‘Dauer 1—2 Wochen. Beginn mit allgemeinen 
‚Symptomen; dann -schlaffe Lähmungen, allmählich . von. unten 


nach oben ziehend. Tod durch Respirationsstilistand und bas =. | 


nun) (vgl. H. 291. e Dee 


Prognose: ungünstig; in seltenen Fällen Stillstand und Heilung. g- 


Differentialdiagnose: 
Gegen Polyneuritis: hierbei Bensibiliitsstärungen. 


u > ‚Salieylpräparate, Schmierkur, Elektrizität, 


B. Die diffusen Erkrankungen. des Rückenmarks. 


Die Syringomyelie. | 


Tundis fehlerhafte kongenitale Anlage. Beginn meistim ` 


mittleren Lebensalter. 


Pathologische. Anatomie: Röhrenartige Höhlenbildun g | 


(söpty& Röhre) im Rückenmark; bevorzugt sind Hals- und Brustm ark, 
und zwar meist ein oder beide Hinterhörner, seltener die Hinter- 
 stränge und die Vorderhörner; auch die Medulla oblongata kann 
ergriffen werden.- Den Ausgangspunkt bildet öfters das Halsmark. 
Die Höhlen sind von gewufhertem Gliagewebe umgeben. Die 
primäre Veränderung besteht nämlich in einer soliden Wucherung 
des Gliagewebes: Gliosis spinalis; innerhalb des gelösten 


- Tumors erfolgt später durch Gewebseinschmelzung die Höhlen- 


bildung. Nicht zu verwechseln ist die Syringomyelie mit der klinisch 
meist bedeutungslosen, einfachen Erweiterung des Zentr alkanals: 
der ae Ä | 


Symptome: 


1. Die partielle (dissoziierte) Empfin en sët S. 13) 
an den oberen Extremitäten, in der Hals- und Rumpfgegend: 
Schmerz- und Temperaturempfindung- sind erloschen, während 

. Berührungs- und Lageempfindung meist erhalten sind. Die 
Erscheinung beruht wohl: darauf, daf, die Schmerz- und Tempe- 
ratursinnesbahnen das Hinterhorn ‚durchziehen. 

2. Langsam fortschreitende degenerative Muskelatrophien 

(vgl. S. 9) der oberen Extremitäten; meist nicht symmetrisch. 
Ergriffen werden meist und zuerst die kleinen Handmuskeln; 
ep entwickelt sich Krallenhandstellung (vgl. S. 8). In 
vorgeschrittenen Fällen BEES sich noch. DB Paraparese 
der Beine hinzu. er 


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© 3. Trophische und vasomotorische Störungen. 
a, Veränderungen der Haut: Glanzhaut = glossyskin; Blasen. ` 
bildung, Geschwüre, Panaritien und Phlegmonen, welche 
zum Teil auf Verletzungen und Verbrennungen, infolge der 
Se Analgesie vernachlässigt, zurückzuführen sind. 
- Be Veränderungen der Knochen und der Gelenke: Spontanfrak- 
~. „turen, Arthropathien (vgl. S.38), Kyphoskoliose der Wirbelsäule 
durch einseitigen Schwund der Rückenmuskulatur. 


: 4. Häufig findet sich das oculo- pupilläre Phänomen (vgl. S. 26), 
-infolge der Zerstörung des Centrum cilio-spinale. ` 


Verlauf: sehr chronisch; er erstreckt sich über Jahrzehnte. 
Meist machen sich zuerst die sensiblen und trophischen Störungen ` 
der Haut geltend. Die Muskelatrophien beginnen meist an den 
“Händen. Der Tod erfolgt durch Decubitus mit anschließender 
- Sepsis, Atmungslähmung oder nn der Medulla oblongata: | 


infolge bulbärer Erscheinungen (vgl. S. 78). 


Differentialdiagnose: 


l. Gegen progressive Muskelatrophie und amyotrophische. 
Lateralsklerose; bei diesen fehlen die Sensibilitätsstörungen. 


2. Gegen Spad litik mit Kompression des Rückenmarks; hier 
ist die Empfindungslähmung meist nicht partiell; außerdem 
finden . sich spastische Paraplegie der Beine und frühzeitige - 

Blasenstörüungen. 


. Gegen Neuritis der Armnerven; hier treten Schmerzen in den 


' Vordergrund; die Anästhesie ist nicht partiell, sie entspricht 
dem Innervationsgebiete des peripheren Nerven. 


© 


u A Gegen Hysterie; hier fehlen die degenerativen Muskelatrophien: 


. . die Sinnesfunktionen sind an den Anästhesien meist beteiligt. 
` Im übrigen vgl. Hysterie. 


5. Gegen Lepra (mutilans); die Unterscheidung i ist besonders 
‘schwierig von einer besonderen Form der Syringomyelie, der 
. 808. Morvanschen Krankheit, bei welcher die Panaritien 
und die Verstümmelungen der Hände das Bild beherrschen. - 
Entscheidend ist der Nachweis von Lepraknoten und Lepra-/ 

. -bazillen; ferner positive Wassermannsche Reaktion und positive 
Komplementbindungsreaktion mit Lepromextrakten. 

6 Gegen Raynaudsche Krankheit (vgl. S. 110). 


Prognose : edd Heilung ausgeschlossen. Stillstand 
kommt vor. 


Therapie: : symptomatisch. Vermeidung ` von Verlene 
und Verbrennungen. 


— Dë 


Myelitis acuta. 


Ätiologie: Infektionen und Intoxikationen: Typhus, Influenza, 
Erysipel, Gonorrhoe, Pneumonie, Scarlatina eko: ee 


`- Leuchtgas-, Chloroformvergiftung u. a. H 
Pathologische Anatomie: Entzündung des Rü cken- 


marks. Es kann sich um einen einzigen Entzündungsherd oder 
um mehrere Herde (Myelitis disseminata) handeln; der Entzün- 
dungsherd nimmt den ganzen Querschnitt des Rückenmarks (Mpelitis 
transversa) oder nur einen Teil desselben ein. Makroskopisch zeigt 
sich die Rückenmarksubstanz gelblich rot verfärbt und mit diffusen 


kleinen Hämorrhagien durchsetzt; die weiße Substanz ist von der 


grauen nicht deutlich zu trennen; die Konsistenz ist weicher. 
Mikroskopisch. zeigt sich Zerfall der nervösen Substanz (Quellung 
der Achsenzylinder und der Markscheiden, Auftreten von Körnchen- 
zellen etc.). Sekundär stellt sich eine Wucherung der Neuroglia 
(Narbenbildung) und auf-und absteigende Degeneration ein (vgl. S. 2). 
.  Bakterienbefund: in verschiedenen Fällen verschieden ; 
Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken, Spirochaeten 


(Lues); auch scheinen die Toxine an sich Myelitiden erzeugen 3 


zu können. 


Symptome: 


a) Wir nehmen an, es handle sich um eine , Myelitis transversa 
mit dem Sitz im Brustmark, Myelitis dorsalis; wir finden: 

1. Spastische Paraplegie der Beine (vgl. S. 5); Babinski, 
Patellar- und Fußklonus; häufig spontane Zuckungen. 

2. Anästhesie für alle Reizqualitäten an den Beinen und am 
Rumpfe bis zu verschiedener Höhe; daher öfters Ataxie. 
An der oberen Begrenzung des anästhetischen Gebietes 
häufig Hyperästhesie und Gürtelschmerz. Im übrigen fehlen 
Schmerzen (vgl. S. 14), 

3. Incontinentia urinae et alvi (vgl. s: 22). 
4. Decubitus infolge der Anästhesie, vielleicht auch durch 
trophische Störungen, 


N b) ege lumbalis: 


. Schlaffe, degenerativ- EE Paraplegie der 
Beine (vgl. 8. 6). Ä 

2. Die Anästhesie reicht nur bis zur Teiklengegend: im übrigen 
ist alles wie bei Myelitis dorsalis. 


c) Myelitis cervicalis: 


1. Degenerativ-atrophische Paraplegie der Arme. 
2. Spastische Paraplegie der Beine. | 


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F: Anästhesie an Rumpf, Armen und Beinen. 
4. Eventuell das oculo-pupilläre Phänomen (vgl. S. 26). 
5. Respirationsnot (durch Beteiligung der Intercostalmuskeln); 
im- übrigen wie bei Myelitis dorsalis. 


Verlauf: Die Entstehung ist in der Regel akut; die Erkrankung 
erreicht innerhalb weniger Tage, während deren Fieber besteht, _ 
ihren Höhepunkt. Beginn. mit sensiblen und motorischen Reiz- | 
erscheinungen. Ausgang in Heilung, chronische Myelitis 
oder Tod durch Sepsis im Anschluß an Decubitus oder Pyelo- 
Nephritis. 


Differentialdiagnose: : 

I. Gegen Kompression des Rückenmarks durch Shondyikis, 
Tumoren etc.; hier bestehen meist Schmerzen; bei den ersteren 
die Zeichen der Wirbelerkrankungen (vgl. S. 54). 

2. Gegen gummöse Meningitis (vgl. S. 79). ` 


Prognose: zweifelhaft. Bei Göinerrioe ist sie günstig; je 
akuter die Entwicklung, desto’ günstiger ist meist der Verlauf: 
eine schlechte Vorbedeutung haben frühzeitiger Decubitus und 
Blasenstörung. 


Therapie: Bettruhe; wenn Lues trotz negativen Wassermanns 
nicht auszuschließen, Jodkali und Schmierkur; Salvarsan; Salizyl- - 
präparate; zur Vermeidung des Decubitus Luft- und Wasserkissen ; 
im übrigen ebenfalls EHS Behandlung. | 


Kompressionserscheinungen des Rückenmarks bei 
Spondylitis u. ä. | 


Atiologie: Abgesehen von der Spondylitis tuberculosa 
(Wirbelkaries, Malum Pottii) können in selteneren Fällen 
andere Affektionen der Wirbel [Carcinom (meist sekundär), Sarkom 
(meist primär), Lues] oder der Meningen (Tumoren etc.) eine Kom- 
pression des Rückenmarks herbeiführen. Von der Wirbelkaries 
werden am häufigsten Kinder, aber auch ältere Personen befallen. 


Pathologische Anatomie: Tuberkulöse Karies eines oder 
mehrerer Wirbelkörper. Lieblingssitz: Dorsalwirbel. Dieser kann 
zusammenbrechen; so entsteht eine spitzwinklige Kyphose: Gibbus, 
Pottscher Buck el. Zunächst werden die Rückenmarkswurzeln 
(Reizerscheinungen), später das Rückenmark selbst dem Drucke 
ausgesetzt. Die Folge ist der allmähliche Untergang der. nervösen 
Substanz. Oft wird jedoch nur ein Stauungsödem oder eine Ischämie 
hervorgerufen, die sich schließlich wieder zurückbilden können. 
Auch käsiger Eiter kann die Kompression bewirken. 


Geen E = Go | 
8 a) Symptome der Wirbelerkrankung: 


:1. Die Deformität der Wirbelsäule, der Gibbus (braucht jedoch‘ 


nicht mmer zu ‚bestehen). 
2. Lokale Schmerzen, welche den Patienten zwingen, bei 
. allen Bewegungen ` die Wirbelsäule steif zu halten: daher 
der. vorsichtige Gang und das charakteristische Aufstehen. 
83. Druckempfindlichkeit des erkrankten Wirbels (Per- 
. .kussion); die Schmerzhaftigkeit läßt sich auch feststellen, 
wenn man mit einem heißen Schwamme über die Wirbel- 
 säule hinwegfährt oder dem sitzenden Patienten auf den 
- Kopf drückt. 
4. Veränderung im. Röntgenbild (Štruktur- ünd Formver- 
| änderung). ` 


b) Symptome von seiten T Rückenmarkswurzeln: 


| 1. Ausstrahlende Schmerzen infolge der Affektion der 
hinteren Wurzeln: bei Kompression des Halsmarkes in beiden 
! Armen, des us Gürtelschmerz, des Lendenmarkes 
in’ beiden Beinen (ischiadische Schmerzen). 
2. Hypästhesie und Anästhesie, stellen sich später ein. 
3. Die Kompression der vorderen Wurzeln führt zu degene- 
` rativ-atrophischen Lähmungen. 


c) Symptome von seiten des Rückenmarkes selbst: diese SH nach 
dem Niveau der Erkrankung verschieden; wir nehmen als Beispiel 
eine Caries dorsalis (also eines Brustwirbels): 


1. Spastische Paraplegie der Beine; Babinski. etc. positiv 
(vgl. 8. 18). 
= Änästhesie an den Beinen und am Rumpfe bis zu ver- 
` schiedener Höhe; kann jedoch fehlen. | 
Su Gürtelschmerz. 
4. Blasen- und Eeer, 
d Trophische Störungen: Decubitus etc. 


Dei Karies der unteren Brustwirbelsäule (Kompression des 
` Lendenmarks) findet sich selbstverständlich degenerativ-atro- 
phische Lähmung der Beine, kein Gürtelschmerz; bei Karies 
der unteren Halswirbel: spastische Paraplegie ` der Beine und 
 degenerativ-atrophische der Arme; bei Karies der oberen Hals- 
wirbel: spastische Paraplegie der "Arme und Beine, Kane am 
| Kreuzbbein kommt nicht vor. 


_ Verlauf: sehr chronisch. Ausgang manchmal in Hera 
As Zustand kann stationär bleiben; Tod durch Decubitus mit 
anschließender Sepsis, Cystitis, Pyelo-Nephritis, allgemeine Miliar- 
tuberkulose. Bei Karies der oberen Halswirbel .- kann der Tod 


MN 


E E 


plötzlich durch Kompression : der Medulla. oblongata (Atmungs- 
zentrum) oder des Zentrums für den N. phrenicus Ge Cervical- 
segment) eintreten. 


Differentialdiagnose: een zu beriekeichägen die Myelitis, 
die gummöse Myelomeningitis, die multiple Sklerose; Neurasthenie 
und Hysterie (s.. diese): gegen diese beiden letzteren sind die 
spastischen Reflexe besonders wertvoll. | 


Prognose: nicht ungünstig in jugendlichem Alter. 


Therapie: Ruhigstellung (Bettruhe) und Extension der Wirbel- 
säule (Glissonsche Schwebe), Gipskorsett etc. Von chirurgischen 
Methoden seien erwähnt: die Lammektomie; das Braune 
Redressement Bach Calot. | 


Solerosia multiplex cerebrospinalis. | 
Die multiple Sklerose, disseminierte Sklerose. 


Ätiologie: unbekannt. 


Pathologische Anatomie: SEH Herde („Sclerose 
en plaques“) im ganzen Zentralnervensystem: Großhirn, Pons, ` 
Medulla oblongata und Rückenmark. Bevorzugt ist die weiße 
Substanz, aber auch die graue -bleibt nicht verschont. In den 
Herden selbst sind die Markscheiden der Nervenfasern geschwunden, 
die Achsenzylinder jedoch meist erhalten, die Glia ist gewuchert. 
Da die Achsenzylinder und die Ganglienzellen meist erhalten 
bleiben, so fehlt auch die sekundäre (auf oder absteigende) 
Degeneration der Nervenfasern, 


Symptome: Die Kardin alsymptome der ultiplen Shlarass 
sind: der Nystagmus, die skandierende Sprache, der 
Intentionstremor und die spastische Paraparese der Beine. 
l. Der Nystagmus (vgl. S. 29) tritt besonders ‘beim Blick nach 

der Seite in Form horizontaler Zuckungen des Auges auf. 

2, Die skandierende Sprache besteht darin, daß die Wortsilben 
durch Pausen voneinander getrennt werden; sie beruht wohl 
auf Herden in: der nen Hypopiosgusoam on au 
oblongata). 

3. Der Intentionstremor (vgl. S. 4) hat als charakteristische 
‚Merkmale, daß. er: . Ä 
a. in der Ruhe fehlt, | 
8B. nur am Ende einer aktiven E E eintritt, 

x. aus großen Schwankungen besteht. | 

4. Die spastische Paraparese der Beine (vgl.’S. 7) beruht 
auf Herden in den. Pyramidenseitenstrangbahnen. a 
Oppenheim etc. oft positiv. Ä Ä 


GE EE TE N 


ges 56 = 
5. Sehstör ungen (vgl. S. 29) bekoi auf Herden i im N. opticus: 
o Temporale Abblassung der Papille.- 
ß. Amblyopie. 
«+. Zentrales Skotom -und häufig Einengüung des Gesichtsfeldes 
mit Störungen des Farbensehens. 


6. Fehlen des Bauchreflexes ünd des Cremasterreflexes. 


Weniger häufige Symptome sind: Ataxie (Herde in den Hinter- 


. strängen), cerebellare Ataxie (Herde in den Kleinhirnseitenstrang- 


bahnen), apoplektiforme Anfälle (vgl. S. 70), Sensibilitätsstörungen, 
Blasenstörungen, Zwangslachen, Intelligenzdefekte. 
Verlauf: schleichend, von. jahrzehntelanger Dauer. Remis- 
sionen sind häufig. Der Tod erfolgt durch andere, interkurrente 


“Erkrankungen, manchmal durch Marasmus, Oystitis, Pyelonephritis, 


Decubitus. 

Differ entialdiagnose : Die gr Sklerose kann (ähnlich 
wie die progressive Paralyse und die Asien.) tast alle Erkran kungen 
des D Nervensystems nachahmen. 


1. Die progressive Par alyse hat mit der multiplen Sklerose 


die Sprachstörung, die apoplektiformen Anfälle, den Intelligenz- 

‘defekt und die spastische Paraparese gemein. J edoch ist 
bei progressiver Paralyse die Sprache nicht skandierend, der 
Intelligenzdefekt meist größer und von anderen psychischen 
Störungen ( Wahnvorstellungen etc.) begleitet. Pupillenstörungen, 
positive Serodiagnose sprechen für progressive Paralyse. 

2. Die Pseudo-Sklerose (Westphal), eine Erkrankung mit noch 
ungeklärtem anatomischen Befund, kann der multiplen Sklerose 
fast aufs Haar gleichen. Jedoch finden sich bei ihr meist 
schwerere psychische Störungen, kein Nystagmus, keine ophthal- 

..moskopisch nachweisbäre Veränderung des Opticus. 
Im übrigen berücksichtige man Tabes, Hysterie, spastische 

Spinalparalyse, chronische Myelitis, multiple Gummata, Blutungen. 

: Prognose: Heilung ausgeschlossen, Sullstand und zeitweise 

Besserung möglich. 

Therapie: Vermeidung körperlicher Anstrengungen, im übrigen 

Massage etc., aber mit Vorsicht. 


Moningo-myelitis syphilitica; Meningitis okee syphilitica 
gummosa; Lues spinalis. 


Ätiologie: Kongenitale oder acquirierte Syphilis; Beginn 
meist innerhalb der ersten sechs Jahre nach der Infektion. Die 
Erkrankungen gehören dem sekundären oder: tertiären Stadium an; 
im Sekundärstadium mit Vorliebe nacb ungenügender Salvarsan- 
behandlung als „Neurorezidiv“. E Ä 


E SE 


Pathologische Anatomie: 

1. Die weichen Rückenmarkshäute sind teils von speckigem, gal- 
lertigem, teils von fibrösem Gewebe durchsetzt, teils durch 
gefäßreiches Granulationsgewebe verdickt, teils miteinander ver- 
wachsen; an einzelnen Stellen finden sich Gummiknoten. Die 
in diese Bildungen eingebetteten Rückenmarkswurzeln sind häufig 
atrophisch. 

2. In das Rückenmark hinein sendet das syphilitische Granulations- 
gewebe seine Ausläufer, Gummiknoten verschiedener Form 
und Größe. | 

3. An den Gefäßen findet sich Verdickung der Wandung. oder 
völlige Obliteration (Arteriitis obliterans). Infolge davon ent- 
stehen Erweichungsherde im Rückenmark. | 

Symptome: 

l. Schmerzen im Rücken, Nacken und Kreuz; pflegen nachts 
zu exazerbieren; ferner Gürtelschmerz, neuralgiforme Schmerzen 
in den Extremitäten: sie beruhen alle auf der Reizung der 
hinteren Wurzeln durch die Meningitis. 

2. Atrophische Lähmungen, jedoch nur einzelner. Muskeln, 
da meist nur einzelne vordere Wurzelbündel geschädigt werden. 

3. Spastische Paresen der Extremitäten (vgl. S. 7) mit den 

verschiedensten Ausbreitungsgebieten: Paraparesen oder Hemi- 
plegien oder andere. 

. Blasen- und Mastdarmstörungen. 

. Sensibilitätsstörungen; häufig Parästhesien. 

. Ataxie, nicht selten (Pseudotabes syphilitica). 


Verlauf: chronisch. Heilung, Besserung und Stillstand 
kommen vor. Die wichtigste und häufigste Komplikation ist die 
mit Lues cerebri (vgl. 8. 79). 

Differentialdiagnostisch ist wichtig, daß die Symptome der 
Lues spinalis sehr unbeständig sind, verschwinden und bald wieder 
auftreten können, und daß sie meist auf mehrere Herde zurück- 
zuführen sind. Zu berücksichtigen sind die Myelitis, multiple 
Sklerose, Rückenmarkskompressionen etc. 


Von Bedeutung sind: 

1. Residuen einer erworbenen Lues, z. B. Leukoderma des Halses, 
Zerklüftung der Tonsillen, Knochenverdickungen, Erkrankung 
der Aorta etc. 

2. Residuen einer congenitalen Lues: Keratitis interstitialis, Schwer- 
hörigkeit, Zahndeformitäten (Hutchinsonsche Trias). 

3. Untersuchung des Serums und des Liquor cereprospinalis. 

x. Im Serum finden sich in 99 °/, der Fälle positive Wasser- 
mannsche Reaktion, wenn es sich um einen niemals 


on Ot Va 


L mm: 


| ge behandelten. 'Syphilitiker _handelt. Bei 

. behandelten Syphilitikern ergibt sich: trotz der manifesten 

Myelitis nur in ca.. 60—70 % der Fälle. positive W asser- 
_ mannsche Reaktion. 

8. Im Liquor cer ebrospinalis SE, sich in ca. 90 °/, der 
bisher niemals spezifisch behandelten Fälle positive Wasser- 
"mannsche Reaktion, positive Globulinreaktion (Nonne-Apelt), 
positive Pleozytose. ` 


Prognose: nicht unsre. Manchmal Heilung. Haben die 
Erscheinungen längere Zeit (viele Monate) bestanden, ‘so sind die 
- Aussichten ungünstiger. Rückfälle sind- häufig. In manchen Fällen 
ist der Verlauf progressiv und führt nach ‚einigen Monaten zum 
Tode.(galoppierende Syphilis). 


‚Therapie: Die Salvarsanthera pi ie leistet, hervorragende 
Gei Dienste, nur existiert noch kein allgemein anerkannter Beh andlungs- 
modus. Zu verwerfen sind subkutane und intramuskuläre Inj ektionen 
von Salvarsan, Bei Lues spinalis gebe man zuerst 0,2 g Salvarsan 


oder 0,3 Neosalvarsan intravenös. Nach 14 Tagen wiederhole ` 


man die intravenöse Injektion mit 0,4 g Salvarsan (= 0,6 g Neo- 
salvarsan). ` Dann gebe man noch in weiteren l4tägigen Abständen 
mindestens noch 4 intravenöse Infusionen zu 0,4 (0,6) e. Will 
man statt Altsalvarsan nur Neosalvarsan anwenden, so kann man 
auch - kürzere Zeitabstände (alle 8 Tage eine Injektion) wählen; 
man gebe mindestens 6 Salvarsan- oder N eosalvarsaninjektionen, 
womöglich 8—10. ` 
| Nach 8—14tägiger Pause beginnt man eine Qtuecksilberkur, 
entweder eine Schmierkur (4—5 g graue Salbe täglich) oder besser 
eine Injektionskur (Mercinol oder Hg. salicyl. oder Calomel). 
Eine besondere Form der Lues. spinalis ist die Erb sche 


syphilitische Spinalparalyse. Die kee denen ` 


der spastischen Spinalparalyse. 


` Verlauf: Es entwickeln sich langsam Schwächs und Steifigkeit 
‘ der Beine, spastischer Gang, Fußklonus, Blasenstörungen. Nicht 
befallen werden obere Extremitäten und | Hirnnerven. 


‚Pachymeningitis cervicalis hypertrophick. 


Ätiologie: meistens: Syphilis; vielleicht auch Alkoholismus. 
Pathologische Anatomie: Verdickung der Dura mater im 


= Gebiete des Halsmarkes; ul. er "Wurzeln und des 


Rückenmarkes selbst. 
Symptome: F 
. Sensible Reizerscheinungen EA der hinter: en Wurzeln); 
Schmerzen, Parästhesien und Hyperästhesien im Nacken, Hinter- 


ann E ee N e KA 


— 59 — 


kopf und an den Armen, hauptsächlich im Gebiete des N. ulnaris 
und medianus. Ferner Herpessruptionen, wie bei vielen Reiz- 
erscheinungen der hinteren Wurzeln.. Motorische Reizerschei- 
nungen: Zuckungen, Muskelspannungen. etc. 

2. Hypästhesie und Anästhesie in den nämlichen Bezirken. 

3. Degenerativ-atrophische Lähmungen im Gebiet des N. medianus 

| und ulnaris: an den kleinen Handmuskeln, den Finger- und ` 

Handbeugern. Infolgedessen pathognomonische Handstellung: 
Dorsalflexion im Handgelenk, Streckung der Grund-, Beugung 
der Mittel- und Endphalangen ‚(Lähmung der Interossei) : 
„Predigerhand*.. 

4. In späteren Stadien kommen Symptome von seiten des Rücken- 
marks hinzu: spastische Paresen, Blasenstörungen etc. 


Verlauf: sehr langsam ; jahrelange Dauer. Stillstand kommt vor. 
Differ entialdiagnose: Spondylitis (vgl. S. 53), Myelitis etc. 
Prognose: ernst. Heilung nicht ausgeschlossen. 


Therapie: Warme Bäder; galvanischer Strom; Jodpinselungen 
im Nacken. 


Spina bifida. 


` Pathologische Anatomie: Angeborene Spaltbildung der 
hinteren Wirbelbogen, hauptsächlich der Lendenwirbel und des 
Kreuzbeins - mit hernienartiger Vortreibung des Inhalts des 
. Wirbelkanals. - Häufigster Inhalt Arachnoidea und Cerbrospinal- 
flüssigkeit. Über die verschiedenen Abarten siehe die Lehrbücher 
der Pathologie. 


Krankheitsverlauf: Die Green, die anfänglich ohne 
Symptome besteht, wächst langsam und bewirkt Motilitäts- und . 
Sensibilititsstörungen der unteren Extremität, ferner Blasenstö- 
rungen (Enuresis nocturna, nächtliches Bettnässen) und Decubitus. 
Durch Platzen des Sackes und sekundäre Meningitis kann der 
Tod eintreten. | 


Therapie: Chirurgische EES 


Die Krankheiten des Gehirns. a / 
A. Allgemeiner Teil. 
ie Lokalisation und Zentren im Gehirn. 


A) Centra der Hirnrinde: 


H Centra für willkürliche Bewegung sind Zentral- und Para- . -> 
zentralwindungen: Facialisgebiet im unteren Drittel, Arm 
mm der Mitte, Bein im oberen Teil. Beugung und Str eckung 
einer Extremität haben getrennte Zentren. 
‘2. Motorisches Sprachzentrum (Broca): bei Rechtshändern in 
RN der 3. linken Stirnwindung; bei Linkshändern umgekehrt. 
3. Sensible Zentren fallen wahrscheinlich mit den inötorischen 
zusammen. Sie sind zugleich Sitz des Muskelsinns und 
der Stereognose ` ` 
A. Sensorielles Sprachzentrum (Wernicke): linke obere Schläfen- 
windung bei Rechtshändern. ng 
5. Zentrum für assoziierte Augenbewegung (bei Ausfall Deviation `". 
. conjugée): Gyrus angularis.. > 
6. Sehzentrum ` mediale Seite des Ockipitallanpend in der Um- 
~ gebung der Fissura calcarina und des Cuneus; bei Zerstörung: ` ` 
Homonyme Hemianopsie (vgl. S. 27). ` e 
. 7..Hörzentrum : oberste Schläfenwindung ` ` 36 
b) Stirnhirn.- Es ist wahrscheinlich Sitz der affektiven Sphäre. 


Bei Zerstörung oft: EE ‚Verandernngen; -Witzelsucht 
(Moria) etc. 


c) Centrum semiovale enthält Aodainn zur gegenüber- 
-liegenden Rinde und die zur Capsula interna ziehenden Bahnen 
(Stabkranz); bei Affektionen ähnliche Erscheinungen wie an 
der Rinde, jedoch ohne Konvulsionen. - 


d Capsula interna besitzt: 
1. einen vorderen Schenkel Ban Nucleus lentiformis und 
Nucleus caudatus), 
2, einen hinteren Schenkel (zwischen Nucleus lentiformis uwd. 2 
- Thalamus CE | ie 


ER 


ge BE g 


Die wichtigsten Bahnen verlaufen im hinteren Schenkel, 
und zwar von vorn nach hinten gesehen: Facilias, Hypo- _ 
glossus, Pyramidenbahn (Arm vorn, Bein hinten), sensible 
und sensorielle Bahnen. 


e) Hirnschenkel: Die Haube enthält die een, sensiblen 
Bahnen, der Fuß medial die Hirnnerven (Oculomotorius schon 
gekreuzt, Facialis ungekreuzt), lateral dieungekreuzte Pyramiden- 
bahn: bei Zerstörung: Hemiplegia alternans superior. 


f) Pins: dorsal in der Haube liegen die Kerne und Wurzelfasern 
der Gehirnnerven III—VII, ventral davon die ungekreuzte sen-- 
sorische Bahn, davon ventral die ungekreuzte motorische Bahn. 

er! Facialis, Abducens, Trigeminus sind schon gekreuzt; bei Pons- 

e erkr ankung: Hemiplegia alternans inferior ev. mit sensiblen 

| Störungen etc. 


Medulla oblongata: sie enthält dorsal die Kerne der Gehirn- 
nerven VIII— XII, ventral und lateral die ungekreuzten Bahnen . 
zwischen Gehirn und Peripherie. Wichtige Zentren sind: das 
Vaguszentrum (für Herz und Atmung), das Brech- und Schluck- 
zentrum, das Regulierungszentrum für Harnsekretion und 
Zuckerstoffwechsel (Claude-Bernard); bei Erkrankung kann 
plötzlicher Tod eintreten; Tumoren. etc. bewirken bulbäre 
Erscheinungen (vgl. S. 78). 

h) Kleinhirn: es ist das Zentrum für Gleichgewichkerhallung: 
daher steht es mit allen zur Erhaltung des Gleichgewichts 
nötigen Organen (Labyrinth, Auge etc.) in Verbindung. 


E) 


II. Allgemeinerscheinungen bei Hirnkrankheiten. 


1. Bewußtseinsstörungen ; man unterscheidet verschiedene Grade: 


a) Apathie: der Kranke nimmt keinen Anteil an den Vorgängen 
in seiner Umgebung. 

b) Somnolenz (Benommenheit): der Kranke ist leicht zu 
erwecken. . 

c) Sopor: der Kranke ist nur durch Se Sinnesreize zu 
erwecken. 

d) Koma: der Kranke ist gar nicht zu erwecken; die Reflexe 
sind dabei meist aufgehoben. 


In den höheren Graden der Bewußtseinsstörungen läßt der 
Kranke oft Harn und Kot unter sich. 
Bewußitseinsstörungen kommen vor: 


a) als plötzlich eintretende: bei Haemorrhagia cerebri 
(Apoplexzie), bei Embolie einer Hirnarterie, nach Traumen 
(Commotio cerebri), im epileptischen Anfall; 


2 E ECH Psychische Störungen: Stupor, Delirien etc. (vgl. S. 117). 
i 3. Kopfschmerz (vgl. S. 15). Bei Gehirnaffektionen entsteht der 


ER EE 


| ee: 62 

“o b) als allmählich” nern A Hirntumoren, Menin- 
;'gitis, bei schweren Infektionen, Intoxikationen und Auto- 
intoxikationen (ürämisches, diabetisches Koma); bei Anaemia 
cerebri (durch große Blutverluste); 


Kopfschmerz durch ‚Reizung der sensiblen Nerven der Hirn- 
 häute infolge von: ` | 


a) akuter oder chronischer Meningitis, 
` b) erhöhtem Hirndruck: Tumor cerebri, Hirnabszeß, Hydro- 
cephalus, 
6) Zirkulationsstörungen: Ka und Hyper aemia cerebri. 


4, Cerebrales Erbrechen: ist häufig mit dem Kopfschmerz ver- 
bunden. Um es diagnostisch zu verwerten, muß man selbst- 
“verständlich erst alle. anderen Krankheiten (Magenkatarrh, 
Infektionskrankheiten etc. ), welche von Erbrechen begleitet 
sind, ausschließen. Das cerebrale Erbrechen ist meist . ein 
Symptom des erhöhten Hirndrucks: bei akuter Menin- 
=. gitis, Tumor cerebri, Hirnabszeß, Commbotio terebri. Es ist 
-. charakterisiert: | 


ai durch die Leichtigkeit, mit der es, ‚erfölgt; - 

b) durch den Mangel von Begleiterscheinun gen (Masstschiner zen, 
©. Übelkeit, etc.); 

c) durch seine Unabhängigkeit von der Nahrungsaufnahme. 


5. Schwindel, Vertigo: stellt eine Störung des Gleichgewichts- 
`, gefühles dar. Er findet sich: 


a) bei Augenmuskellähmungen infolge der Diplopie; 
b) bei Ohrenaffektionen; bei. Magenerkrankungen; 
o bei Großhirnaffektionen: ‚Tumor, Abee, Arteriosklerose 
© “der Hirnarterien; ` 
d) bei Kleinhirnaffektionen: DE Sëtz indel: 
e) bei Neurosen (Hysterie, Epilepsie, Neurasthenie). 


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6. Veränderungen der Herztätigkeit entstehen durch Beteiligung -= ` 
.. des Vaguszentrums durch lokale Erkrankung der Medulla oblon- ; - 

gata (progressive Bulbärparalyse etc.) oder durch eine Steige- ~ 
rung. des Hirndrucks. | 


al ‚Pulsverlangsamung: entsteht durch Reizung des Vaguszen- — | 
trums infolge Hirndrucksteigerung (Meningitis, Tumor Hydro- GE 

= cephálus etc.). g 
bh Pulsbeschleunigung: ‚bei schwerer Schädigung des Vagus- 
, zentrums u... der M eto.: progressive Bul- 
| sea): a | Ze 


a pg — 


N 


. Schlaflosigkeit (Agrypnie): findet sich 
1. bei Schmerzen, quälendem Husten etc., 
2, bei N Eurarthenie, traumatischen Neurosen, Dementia 

senilis etc, l 
3. bei geistiger Überanstrengung. 


8. Der Menidresche Symptomenkomplex tritt SE auf bei. 
Affektionen des Ohrlabyrinthes (Haemorrhagien, Fraktur etc.), 
bei Lues, akuten Infektionskrankheiten, Chininintoxikationen etc. 

Er besteht aus: | 


1. echtem Schwindel (ev. vestibulare Ataxie), 
2. Ohrensausen, oft mit Schwerhörigkeit, 
SS. RK opfschmerz und Übelkeit. 


HI. Die Sprachstörungen. 
a) Artikulatorische Sprachstörungen. 


Ursache: Parese, Paralyse, Zittern, Krampf, Ataxie der 
Sprachmuskulatur (d. h. Lippen-, Zungen-, Kehlkopfmuskeln). 

Anarthrie heißt die Störung, wenn die Sprache völlig auf- 
gehoben ist oder nur in einem unverständlichen Lallen besteht 
(meist doppelseitige Sprachmuskellähmung); Dysarthrie, wenn 
die Sprache infolge mangelhafter Lautbildung undeutlich ist. 


Einseitige. Lähmung der Sprachmuskulatur bedingt nur im 
Anfang Störungen, welche später wieder ausgeglichen werden; 
sie finden sich bei: 

l. einseitigen Affektionen der Pyramidenbahn oberhalb der Me- 
dulla oblongata; 

2. einseitigen Affektionen der Sprachmuskelzentren der Hirn- 
vrinde; 

3. peripherer Facialis- und Hypoglossuslähmung. 


-  Doppelseitige Lähmung der Sprachmuskulatur beruht meistens 
auf Erkrankung der Medulla oblongata (= Bulbus) und des Pons; 
sie heißen daher auch „bulbäre“ Sprachstörungen. Sind die 
motorischen Hirnnervenkerne betroffen, so ist die Lähmung der 
Sprachmuskeln degenerativ-atrophisch: progressive Bulbärparalyse, 
amyotrophische Lateralsklerose; nicht viel seltener ist spastische 
Lähmung durch beiderseitige Läsionen der Rinde oder der Pyra- 
midenbahn: Pseudobulbärparalyse. 


Formen der artikulatorischen Sprachstörung: 


1. Skandierende Sprache: bei multipler Sklerose (S. 55). 
2. Näselnde Sprache (Rhinolalia aperta): bei Gaumensegel- 
lähmung (postdiphtherische Lähmung, Bulbärparalyse etc.). 


-— è — 


3. Bulbäre T -je nachdem Lippen, Zunge: oder Gaumen ` 

` gelähmt sind, ist die Lautbildung der I., II. ‚oder III. Arti- : 
kulationsstelle gestört. E 

4. Das Stottern ist eine rein funktionelle Störüng; beruht auf 
krampfhaften Muskelkontraktionen, welche die Sprachwerk- 


zeuge in einer zur Bildung eines Lautes erforderlichen Stellung ` ` 


festhalten. 


5. Stammeln (Dysarthria litteralis): undeutliche und uncharak- 


teristische Lautbildung infolge Nachlässigkeit (allen) im ` 
Alkoholrausch u. ä., bei .Imbezillen. 
6. Die hysterische Stummheit (Mutismus), mit normaler Beweg- 
lichkeit der Zungen- und Pippena guatis 


Prüfung der Sprache: 
1. Man läßt schwere Worte nächsprechen, z. B. dritte reitende 
Artilleriebrigade, Armeereorganisation, Dampfschiffschlepp- | 
'schiffahrtsgesellschaft etc. Oder man läßt den Patienten ein 
Gedicht hersagen (skandierende Sprache). 
2. Man prüft systematisch die einzelnen Buchstaben durch. 


b) Die aphasischen Störungen. 


Aphasie ist der Verlust der Fähigkeit, den Begrift in Wort 
und Schrift oder das Gesprochene und (@eschriebene in den Be- ~ 
griff umzusetzen. Bei aphasischen Störungen sind im großen ` 
und ganzen nur diese höheren Sprachfunktionen gestört: 
sie finden sich ausschließlich bei Erkrankungen des Gr oßhirns. 


Zur Sprachbildung kommen folgende Zentren in Betracht: 
1. Das motorische Sprachzentrum (Broca) (hinterer Teil der - 
dritten linken Stirnwindung); seine Zerstörung bewirkt moto- ` 
rische Aphasie bei erhaltenem Sprachverständnis. ae 
2. Das sensorische Sprachzentrum (Wernicke) (linke erste 


Schläfenwindung), Zentrum für Wortverständnis und Wort- ` | 8 | 


klangbilder; seine Zerstörung bewirkt sensorische Aphasie. 
Die Worte werden gehört, aber nicht verstanden (Worttaubheit). -~ 
3. Das Zentrum für die optische Objektvorstellung: im Occi- . `: 
pitallappen; seine Zerstörung bewirkt Seelenblindheit. Gegen- 
stände werden gesehen, aber nicht erkannt, trotz Kenntnis 
der Wortbezeichnung. Alexie nennt man den Verlust der 
Fähigkeit, das Geschriebene zu lesen (Wortblindheit). 
Prüfung auf Aphasie; man hat zu prüfen: 
1. Das Wortverständnis: Aufforderung, sich an die Nase: zu 
= fassen, einen Gegenstand aus mehreren herauszusuchen etc. 
2. Das Objektbezeichnen: willkürliche Sprache: Benen- 
nung vorgehaltener’ Gegenstände, Angabe von Alter etc. 


KORB TO raroa 


DE EEN 


s Das Nachsprechen. 

. Das Objekterkennen; Andeutung, welchen Zweck ein 
Gegenstand hat, durch Gebärden etc., z. B. Bleistift. 

E üfung der Schrift: Spontanes Schreiben, Kopieren und 
Diktatschreiben. 


Formen der Aphasie: Je nach dem Sitz des Krankheits- 
herdes gibt es verschiedene Formen der Aphasie; es können die 
Zentren selbst (kortikale Aphasie) oder die verbindenden Bahnen 
(transkortikale Aphasie) zerstört sein. Ä 


a) Kortikale, motorische Aphasie: 


. Wortverständnis: erhalten. 

. Willkürliche Sprache: gestört. . 
Nachsprechen: gestört. 
Objekterkennen: erhalten. 
Spontanes Schreiben: meist gestört. 
Diktatschreiben: meist gestört. 


b) Kortikale, sensorische Aphasie: 


. Wortverständnis: gestört. ` 

2. Willkürliche Sprache: erhalten. 
3. Nachsprechen: gestört. 

4. Objekterkennen: erhalten. 

5. Spontanes Schreiben: gestört. 
6. Diktatschreiben: gestört. 


HS © 


ot 


S pr o 9 


n 


Alltägliches (mechanisch!) kann spontan gut gesprochen ` 
werden; eine Unterhaltung ist jedoch schwer möglich. ‚Die er- 
haltene, willkürliche Sprache leidet dadurch, daß die sensorische 
Kontrolle fehlt; die Folgen hiervon sind: 


a. Verbale Paraphasie (sensorisch): der Gebrauch klang- 
verwandter, aber falscher Worte; 

8. litterale Paraphasie (motorisch): STEE Ent- 
stellung richtiger Worte durch verkehrte Lautbildung 
(„benser“ statt „besser“), 


Transkortikale, motorische Aphasie: beruht auf Zerstörung 
der Verbindungsbahn zwischen Hör- oder Seherinnerungs- 
sphäre (also Begriffszentrum) und motorischem Sprachzentrum 
(von einigen Autoren nicht anerkannt: Bonhöffer u. a.!). 


1. Wortverständnis: erhalten. 

2. Willkürliche Sprache: gestört. 

3. Nachsprechen: erhalten. 

4. Objekterkennen: erhalten oder gestört; wenn erhalten, 
so ist die verbindende Bahn von der Hörerinnerungs- 
sphäre zum motorischen Sprachzentrum zerstört. 

Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl, 5 


C 


St 


5. Spontanes. Schreiben: gestört. 
6. Diktatschreiben: erhalten. 


d Transkortikale, sensorische Aphasie: beruht auf Zerstörung 
der Verbindungsbahn zwischen Soherinnerungsphun, und Hör- 
erinnerungssphäfre. | i l 

LL Wortverständnis: gestört. 

2. Willkürliche Sprache: erhalten; i aber Paraphasie 
3. Nachsprechen: erhalten. _ 

4. Objekterkennen: erhalten. 

5. Spontanes Schreiben: erhalten, ae Paragraphie. 
6. Diktatschreiben: erhalten, alles aber ver ständnislos. 


Ätiologie der Aphasien: | 


ai Funktionelle: Schreck (Hysterie), reflektorisch (Würmer bei 
Kindern), Migräne, Erschöpfungszustände. Sie sind eigentlich 
nur Mutismen. | 
b) Toxische: akute Infektionskrankheiten (Pneumonie, Typhus, 
Scarlatina), Urämie, Öarcinomatose, Santoninvergiftung. Sie 
=. sind passagerer Art und ziemlich selten. 
c) Organische: Blutung, thrombotische oder embolische Er- 
weichung, Alesch Tumor, apa. Meningitis tuberculosa, 
Trauma. 


‚Verlauf: Ist die Schädigung der Zentren ‚nicht zu groß, 
Ä dann bilden sich die Aphasien zurück; der Wortschatz bleibt 
meist gestört. Viele. Kranken haben trotz Sprachunfähigkeit 
Sprechdrang. Sie wiederholen perseveratorisch die noch erhal- 


ur tenen Laute und Sätze (Logorrhoe). 


Prognose: richtet sich nach dem Grundleiden. Bei jugend- 
lichen Personen kann die rechte Hemisphäre für die zerstörte 
linke allmählich die zentralen Sprachfunktionen übernehmen. 


‚Therapie: richtet sich nach dem Grundleiden; im übrigen 
methodische ‚Sprachübungen. "A 


IV. Störungen. der Schrift. 
1. Unter Agraphie versteht man die Untähigkeit zu schreiben 


bei erhaltener Beweglichkeit des ‚Armes, Sie findet sich bei a 


den verschiedenen Aphasien. 
2. Man unterscheidet bei Störungen der Schreibbekeskhgs 
a) die atakfische Schrift: Die Buchstaben sind verschieden 
| groß, Rundung und Richtung sind gestört bei allen Koor- 
dinationsstörungen des Armes, 
b) die Zitterschrift: bei Trenor | 


WË WA E EE E GEES EE 


ze: 67, "ës, 


c) die paralytische Schrift (bei progressiver Paralyse). Die 
Schriftzüge sind unordentlich, zitternd und unsicher; Wörter 
und Buchstaben. werden ausgelassen; im späten Stadium 
nur noch unleserliches. Gekritzel, Ä 

d) Graphospasmus . (Schreibkrampf); es ist die Unfähigkeit, 

| länger zu schreiben. Die Schrift ist ausfahrend, zeigt Zitter- 
Katie und krampfhafte Rundung. 


V. Störungen des Handelns. 


Unter Apraxie versteht man folgende Funktionsstörung: 
‚Muskelgruppen (einer Extremität oder einer ganzen Körperseite) 
können nicht zu zweckmäßigen Handlungen gebraucht werden. 
Koordinationsstörungen fehlen hierbei, auch werden die Gegen- 
stände als solche begriffen. Man prüft besonders die erlernten 
Verknüpfungen elementarer Art (Zuknöpfen, Klopfen, Zigarre 
` anzünden). Der Kranke macht hierbei verkehrte, unzweckmäßige 
` Bewegungen, kommt in eine falsche Handlung hinein, wiederholt 

-oft die vorher ausgeübte Bewegung. 


Pathologische Anatomie: Da es sich um Singen der 
Verbindung des motorisch-sensorischen Zentrums der betreffenden 
Extremität mit der übrigen Hirnrinde handelt, so denkt man an 
Läsionen des Balkens (und auch des Scheitellappens), die auch 
oft zu finden sind. Hierbei zeigt sich, daß die Zentren der 
rechten Hemisphäre sich von denen der linken in einem gewissen 
Abhängigkeitsverhältnis befinden. 


VI. Störungen des Erkennens. 


Unter den agnostischen Störungen ist die häufigste die 
Seelenblindheit. Der Kranke sieht dabei zwar die Gegenstände, 


erkennt sie aber nicht als solche. 


Pathologische Anatomie: Es finden sich meist doppelseitige 
. Läsionen der Occipitallappen in den lateralen Partien (unter 
Schonung der Fissura calcarina). 


E) Spezieller Teil. 
Die Zirkulationsstörungen im Gehirn. 


a) Die akute EN N (Ohnmachtsanfall). 


Ätiologie: 

1. Schnell eintretende Blutleere des Gehirns: .Blutverluste, Ab- = 
= leitung des Blutes nach anderen Organen (Sturzgeburten, `. ` 
plötzliche Entleerung eines Ascites). = 
2. Hemmung der Blutzufuhr zum Gehirn: durch akute Herzschwäche., cl 
KX Krampf der kleinen Hirnarterien. 

an ervöse Einflüsse EES Schmerz, schlechte Luft). 


_ Symptome: : 

. Anfänglich ATE REN („Schwarzwerden vor den 
Augen“), dann Bewuĥtlosigkeit. ` ` 

. Haut blaß und kalt, oft schweißbedeckt. 

. Puls klein, beschleunigt. 

. Häufig Erbrechen. l 


Dauer: von einigen Minuten bis zu einer Stunde. 


Prognose: im allgemeinen günstig. Ein ungünstiges Zeichen 
sind allgemeine Konvulsionen, Lichtstarre der Pupillen bei völliger 
Erweiterung. Selten Tod bei. GEES E psychischer Erregung. 


Therapie: 

1. Sofortige Horizontallagerung des SES mit tief liegendem 
Kopfe. . | z. St 

Bei höheren Graden: i ee 
. Einwicklung. der Extremitäten von ainlen nach oben. fk 
. Hautreize: Besprengen mit kaltem Wasser, Faradisation etc. 
Excitantien: Kognak, Äther, Kampfer. 
. Einatmung von Amylnitrit, Essig etc. 


je 


A Gä N 


new 


b) Die chronische Hirnanämie, 
Ätiologie: Chlorose, perniziöse Anämie, Leukäinie etc. 


Symptome: Kopfschmerz, Schläfrigkeit mit häufigem Gähnen, 
rasche Ermüdbarkeit, Ohrensausen, Schwindelanfälle, manchmal 


— 69 — 


| Schlaflosigkeit, Oft treten die Symptome besonders morgens nach 
dem Aufstehen auf. | 

- Prognose: richtet sich nach dem Grundleiden. 

Therapie: richtet sich nach dem Grundleiden. 


c) Die akute a 


Ätiologie: 
1. Psychiche Erregung: Zorn etc. 
2. Klimakterium: klimakterische Wallungen. 
3. Neurosen: Hysterie, Neurasthenie (Masturbation !). 
4. Enge Halsþekleidung. | 
Symptome: Plötzliches Heißwerden des Gesichtes, Gesicht 
und Hals stark gerötet, Kopfschmerz, Schwindel, seltener Erbrechen, 
‚in schweren Fällen Bewußtseinsstörungen. 
Prognose: günstig. Dauer !/,—1 Stunde. Sehr selten Tod. 
Therapie: 
. Hochlagerung des. Oberkörpers. 
. Eisblase auf den Kopf. 
. Ableitung auf die Haut (heiße Hand- und Fußbäder, Senfteig). 
. Ableitung auf den Darm (Kalomel, Bitterwässer etc.). 
. Blutentziehung: Schröpfköpfe, A derlaf, 


Ot VS CO IN. Fe 


BS oeebiagts (Apoplexia) cerebri, Hirnblutung. 


Atiologie: Ruptur eines Gefäßes infolge Erkrankung seiner 
Wand durch Arteriosklerose oder syphilitische Entarteritis. 
Der Ruptur geht eine miliare Aneurysmenbildung voraus. Als 
auslösendes Moment wirkt oft eine vorübergehende Blutdruck- 
steigerung durch Muskelanstrengung, opulente Mahlzeit, Defä- 
kation etc. Begünstigt wird die Entstehung einer Hirnblutung 
durch dauernde Blutdrucksteigerung infolge Hypertrophie des 
linken Ventrikels bei chronischer Nephritis. Bevorzugt 
sind ältere Leute männlichen Geschlechts. Bei vereinzelten Apo- 
plexien bei jugendlichen Personen handelt es sich nach den 
modernsten Anschauungen um eine primäre, angeborene Blut- 
dr ucksteigerung (Hypertonie) mit sekundärer Veränderung kleinster 
Gefäße. 

Traumen können eine Apoplexie veranlassen, ohne den 
Schädel selbst zu verletzen. 


Pathologische Anatomie: Der Blutherd sieht je nach dem 
Alter verschieden aus; frisch ist er dunkelrot, er geht erst später ° 
in schwarz, braun und gelb bis blaßgelb über. Mikroskopisch‘ 
sieht man zahlreiche rote Blutkörperchen und einen Detritus zer- 


= 370. 2 


` fallener Nervenelemente. Dieser Detritus wird allmählich von - 


Körnchenzellen aufgenommen. Schließlich bleibt eine Narbe aus ` = 


gewuchertem Gliagewebe oder eine apoplektische Cyste mit 
 serösem Inhalt und gliöser Wandung zurück. 


| Sitz des Blutherdes. Bevorzugt ist das Corpus striatum, 
speziell die Capsula interna. In Betracht kommt hier ein 
Ast der Arteria fossae Sylvii, die Arteria strio-lenticularis, 
welche Streifenkörper und Linsenkern versorgt. Begünstigt wird 
die Blutung durch den rechtwinkligen Ursprung der Arterie und 
dadurch, daß sie Endarterie ist. 


Symptome: 
a) Der apoplektische Insult (Schlaganfall): Die frische Hemiplegie 
` zeigt schlaffe Lähmung mit Aufhebung aller Reflexe (Spasmen 
entwickeln sich erst später). 
- 1. Der Kranke stürzt plötzlich bewußtlos zu Boden. | 
2. Das apoplektische Koma: Bewußtlosigkeit; willkürliche ` 


‚Bewegungen sowie alle Empfindungen sind aufgehoben: Ham. | 


und Kot werden unwillkürlich entleert; der Puls ist gespannt 
und voll. Oft findet sich konjugierte Deviation (S. 26). Der 

 Mundwinkel hängt herab. Dieser Zustand dauert einige 
Stunden bis zwei Tage. ` l 


b) Restierender Zustand: 


1 .Spastische Hemiplegie der Extremitäten, des Facialis und 
--- Hypoglossus der dem Blutherde entgegengesetzten Körper- 
hälfte: Steigerung der Sehnenphänomene. Von der Lähmung 


wird nur der untere Teil der Facialismuskulatur betr offen i 


(verstrichene Gesichtsfalten). Die Zunge weicht beim Her- 
vorstrecken nach der gelähmten Seite ab: Die Hautreflexe 
sind eigentümlicherweise meist aufgehoben; häufig Babinski, 
Oppenheim etc. 

.2. Sekundäre Kontrakturen: Beugekontraktur des Armes 
und der Finger, Streckkontraktur des Beines; Spitzfußstellung.. 
Infolge derselben beschreibt der Patient beim Gehen meist 

- mit dem Fuße einen Halbbogen: Circumduktion (S. 7). 


c) Begleiterscheinungen: Sitzt der Herd nahe der Rinde, so 
zeigen sich meist motorische Reizerscheinungen, und zwar 


sowohl während des Insultes als auch während der Narben- `` 


bildung (postapoplektisch): 

1. Die Jacksonsche Epilepsie: Beginn mit Parästhesjen, dann 
halbseitige. tonische und klonische Krämpfe, welche jedoch 
nicht gleichzeitig die gelähmte Körperhälfte befallen, sondern 
hintereinander erst die Facialis-, dann die Arm- und zuletzt 
die Beinmuskulatur oder auch in umgekehrter Reihenfolge, 


ES 


2’ 


gemäß der EE, in der EE Diese 
postapoplektische Rindenepilepsie verläuft meist ohne Be- 
wußtseinsverlust. Sprachstörung bei linksseitigem Sitz der 

. Lähmung. 

2. Die Hemichorea postapoplectica: tritt besonders auf, wenn 
außer der Rinde auch die Verbindungsbahn zwischen Cere- 
 bellom und Thalamus opticus beteiligt ist. Es handelt sich 
um unwillkürliche, schleudernde und zappelnde Bewegungen 

| in den Gliedmaßen der betroffenen Körperhältfte. 

3. DieHemiathetosis postapoplectiea: unwillkürliche, langsame 
| Bewegungen (Knetbewegungen) der Finger und Zehen. Auch 
die Hemiathetosis deutet auf I CREER des obenerwähnten 
Faserzuges.. 


Verlauf: Der apoplektische Insult kann tödlich enden, so daß 
der Patient aus dem bewußtlosen Zustande nie mehr erwacht. 
Oft kehrt das Bewußtsein wieder, schwindet aber wieder durch 


` eine erneute Blutung. 


Die Lähmung besitzt anfangs stets einen größeren Umfang 
als später, vielleicht, weil die unverletzte Hemisphäre teilweise 
vikariierend eintritt. Defekte, welche sich nach dreiviertel Jahren 
noch nicht ausgeglichen haben, bleiben meist dauernd bestehen. 


 Differentialdiagnose: 


T; perae Embolie einer Hirnarterie: ı es besteht meist ein Herzfehler. _ 

2, Gees Thrombose: Hier erfolgt der Eintritt des Insultes mehr 
subakut, vorübergehende Schwächezustände gehen voraus. Die 
Gr undlage der Thrombose ist meist syphilitische Entarteriitis. 

3. Gegen die apoplektiformen Anfälle bei multipler Sklerose 
(S. 56). und Dementia paralytica: hier müssen die Anamnese 
und der weitere Verlauf entscheiden. 

4. Gegen akute Morp hiumintoxikation: die Pupillen sind 
ad maximum verengt. 

5. Gegen das urämische Koma: bei beiden Affektionen ist 
Albuminurie vorhanden. Diese entscheidet also nicht. Für 
Urämie sprechen Ödeme, Konvulsionen, Amaurose, Erbrechen etc. 

6. Gegen hysterische Schlafzustände: die Reflexe sind er- 
halten, Babinski fehlt. Diehysterische Hemiplegie verschont 
das Facialis- und Hypoglossusgebiet, Cremaster- und Bauchreflex 
sind erhalten, heim Gehen wird das Bein einfach (ohne Zirkum- 
duktion) nachgezogen. Außerdem finden sich meist Hoch andere 
hysterische Zeichen, 


Prognose: Eine ungünstigeV orbedeutung haben langdauerndes 
Koma, beträchtliches Absinken oder Steigerung der Temperatur. 
Im übrigen vgl. Verlauf. 


ge dE ST Laure Er ër H drei? Ba Më eg SE AT Ze, "ek "EE "II ET Ai, 
l . á GE GE deg ee, 
. ` å 49 ge 
D i N 


— 2 — 


= Therapie: Im Insult wird der Kranke vorsichtig in horizontale 
Lage mit leicht erhöhtem Kopfe gebracht unter Vermeidung eines 
längeren Transportes. Bei kräftigem Pulse Aderlaß. Eisblase. 
Sorge für regelmäßige Stuhlentleerung; Verhütung von Decubitus. 
Gegen die restierende Hemiplegie: nach Ablauf einiger 
Wochen passive Bewegungen, Elektrizität, Massage etc. 


ENT. gei 
D A Fi 
` än nn ae 
y 2 =. 8 Ei 8. 
a2 G d 


Bei syphilitischer "A Gologie (Wassermannsche Reaktion !) Sai 


antisyphilitische Kur. 


Tumor GE 


Ätiologie: unbekannt. Das Trauma soll eine Rolle spielen. 


Pathologische Anatomie: Die häufigsten GEBE 
des Gehirns sind: 


. 1. das Gliom: langsames, infiltratives Wachstum; meist in der 
Einzahl; 


92, das Sarkon entwickelt sich meist von den T TN und 


~ vom Schädel aus; es wächst rasch; meist in der Einzahl: 

3. das Syphilom (Gummigeschwulst): "geht meist von den weichen 
Hirnhäuten aus; sprunghaftes Wachstum mit regressiven Meta- 
morphosen ; meist in der Mehrzahl; 


‚4. der Solitärtuberkel: bevorzugt Hirnrinde, Brücke und Klein- ` 


hirn; meist in der Mehrzahl; Wachstum verschieden rasch; 


5. das metastatische Careinom (primäres Carcinom meist in .. 


der Mamma, den Lungen): wächst sehr schnell; oft multipel; 
6. Cysticerken und Echinokokken; 
7. Hypophysengeschwülste. Meist Adenome. 


Einfluß des Tumors auf das Gehirn: Die Gyri werden e 


abgeplattet, die Sulci verstreichen. Tumoren des Kleinhirns und 
der Vierhügelgegend bewirken Kompression der Vena magna 


Galeni, dadurch venöse Stauung und vermehrte Mranssndaken ve 


in die Ventrikel: Hydrocephalus inter nus acquisitus. 
Symptome: | 
a) Die Symptome der allgemeinen Hirndrucksteigerung: 


1. Kopfschmerz: äußerst heftig und anhaltend; manchmal 
ist der Schädel in der Gegend des Tumors beim. Beklopfen 
empfindlich. 


2. Stauungspapille: meist doppelseitig; oft geht ihr eine S i 


Neuritis optica voraus. 


3. Druckempfindlichkeit der Tr igeminusaustritts- E 


stellen, 

4. Erbrechen und Schwindel: besonders bei Tumoren der 
hinteren Schädelgrube. 

5. Bra d ykardie. (Pulsverlangsamung). 


— B — 
d SE SE E psychische Störungen. 
7. Echte epileptische Anfälle. | 


b) Herdsymptome: 


1. Jacksonsche Rindenepilepsie: bei Tamoren, welche 
die Hirnrinde beteiligen. 


2. Monoplegien: bei ebensolchen Tumoren. 
3. Hemiplegie: bei Beteiligung der Capsula interna. 
4. Hemiplegia alternans: bei Beteiligung eines Hirn- 
schenkels. | e 
. 5. Aphasien: bei Beteiligung des linken Stirn- resp. 
` Schläfenlappens. 


6. Störungen der Stereognose: bei Beteiligung der 
hinteren Zentralwindung. | 

7. Cerebellare Ataxie: bei Sitz im Kleinhirn. 

- 8 Hemichorea und Hemiathetose: hei Beteiligung der 

~ großen Gehirnganglien. 

o Nackenstarre und Genickschmerzen: bei Klein- 
hirntumor. 

10. Beteiligung der Gehirnnerven: bei basalem Sitz. 


Verlauf; chronisch. Dauer 1—4 Jahre. Oft bleiben die 
Tumoren lange latent, besonders bei Sitz im Stirnlappen. Durch 
Blutung in den Tumor (besonders bei Gliom) kann eine apoplexie- 
ähnliche Verschlimmerung eintreten. Allmählich nimmt die Som- 
nolenz bis zum tödlichen Koma zu. 


Differentialdiagnose hat zu berücksichtigen: Dementia para- 
lytica, multiple Sklerose, Hirnabszeß, umschriebene Meningitis. Die 
Unterscheidung ist meist leicht. Wasserm annsche Reaktion 
bei nichtsyphilitischem Tumor negativ. 


Prognose: ungünstig; nur hei den syphilitischen Geschwülsten 
relativ günstig. Spontanheilung ist bei Echinokokkus möglich. - 


Therapie: In jedem Falle antisyphilitische Therapie: 
Schmierkur (4—6 g pro die) und Jodkalium; bei negativem Er- 
folge und peripherem Sitze ist eine Op eration in Erwägung 
zu ziehen. Zur Druckentlastung bei inoperablen Tumoren: 


1. Lumbalpunktion kann lebensgefährlich werden bei gering 
dauerndem Erfolg; desgl. Ventrikelpunktion, 

2, Balkenstich nach Anton-Bramann bewirkt vorübergehende 
Milderung der Hirndruckerscheinungen. 

3. Entlastungstrepanation unter dem M. temporalis oder unter- 
halb des Kleinhirns. 


Gegen den Kopfschmerz Narkotika (Morphium etc. ), Ab- 
leitung auf; den Darm, heiße Fußbäder etc. 


ee E Zi 


EES Der Hirnabszeß. 
Atiologie: | 
1. Traumatisch: von einer infizierten Schädelwunde aus. 
2..Otitisch: im Anschluß an Mittelohreiterung oder an Eiterung 
(Karies) im Warzenfortsatz des Schläfenbeins; die V erschlep- 
pung der Eitererreger nach dem Gehirn vermitteln Lymph- 
bahnen, thrombosierte Venen oder die Scheiden der basalen 
` Hirnnerven. 

3. Rlrinogen: bei Riterung i in der N asenhöhle oder deren Neben- 
höhlen, die Verschleppung geschieht ebenso wie bei der otiti- 
schen Genese. 

. 4. Metastatische (embolisch, durch die arterielle Blutbahn): 
bei putrider Bronchitis, Lungenabszeß, Ve ulcerosa. 


_Pathologische Anatomie: 


L Zahl und Größe der Eiterherde: die traumatischen, otitischen 
und rhinogenen Abszesse sind meist solitär und groß; die 
 metastatischen multipel und klein. 

2. Sitz der Eiterherde: die traumatischen sitzen meist in der 
Nähe der Verletzung, die otitischen- im Schläfenlappen oder 
im Kleinhirn, die rhinogenen im Stirnlappen, die metastati- 
schen im Gebiet der Arteria fossae Sylvü. 

3. Beschaffenheit der Eiterherde: Im Eiter findet sich der Strepto- 
coccus und Staphylococcus: pyogenes, der Tuberkelbazillus, 
der Pneumococcus und andere. In der Umgebung frischer - 
Herde findet sich galbe Ödem, ältere Herde können sich 
abkapseln. 


Symptome: 

a) Allgemeinsymptome: 

‘1. Fieber: in vielen, besonders akuten Fällen. 

2. Schüttelfröste. 
bi Hirndrucksymptome Gel 8.61): E E 
wirkliche Stauungspapille (selten) etc. 

c) Herdsymptome (vgl. S. 1). | 
| Verlauf: sehr verschieden; manchmal in kurzer Zeit tödlich; 
oft findet sich ein monate- oder jahrelanges Latenzstadium; 
schließlich erfolgt der todhringende Durchbruch in die Gehirn- 
ventrikel oder in die Meningen. 


 Differentialdiagnose: 

1. Gegen Hirntumor: Für Abszeß sprechen Fieber, Schüttelfröste 
und das Bestehen der besagten ätiologischen Momente (Oti- 
tis etc.); Stauungspapille seltener als hei Tumor. 

2. Gegen Meningitis purulenta (vgl. S. 82). 


H 


S 


— TB — 


= Prognose: im ganzen | ungünstig. Nicht selten bringt die 

Operation (Trepanation) Heilung; sonst tödlicher Ausgang. 
Therapie: Wenn möglich, Entleerung des Eiters durch 

chirurgische Maßnahmen; sonst wie beim Hirntumor (vgl. S. 72). 


' Der idiopathische Hydrocephalus. 
` Der Wasserkopf. 


Ätiologie: unbekannt; meist angeboren. Syphilis und Alko- 
holismus der Eltern spielen vielleicht eine Rolle. | 


Pathologische Anatomie: 


1. Ansammlung zu großer Mengen von Üerebrospinalflüssigkeit 
in den Hirnventrikeln (Hydrocephalus internus) und im Sub- 

 arachnoidalraum (Hydrocephalus externus). 

2. Infolge des Drucks starke Verdünnung der Hirnsubstanz, Ab- 
plattung der Gert und Sulci. 

3. Schädelumfang enorm vermehrt; Schädelknochen verdünnt. 
Nähte und Fontanellen erweitert und abnorm lange offen. 
Prominenz der Stirn- und Scheitelbeine, Herabdrängung des 
Orbitaldaches und der Augen. 

Symptome: Ea | 

l. Perkussion: Schettern- Druckempfindlichkeit der Nähte. 

. Die Veränderungen des Schädels (s. oben). 

. Cerebrale Symptome: oft geistige Schwäche (Idiotie, Imbe- 
cillität, aber durchaus nicht immer [|Menzel!]) spastische Läh- 
mungen; manchmal Stauungspapille oder Neuritis optica; sel- 

toner Eirbrechen und Konvulsionen. 


DD 


os 


- 4. Sonstige körperliche Symptome: Stillstand des ‚Wachstums, 


Fettsuc ht, Zurückbleiben der Genitalentwicklung; sie alle sind 
bedinst durch Hypophysenpressung. - 


Verlauf: Der Hydrocephalus kann schon intrauterin bestehen 
und dann ein schweres Geburtshindernis abgeben. Oder er ent- 
wickelt sich in den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt. 
Der Tod erfolgt bei schweren Fällen in der frühesten Kindheit, 
es kann aber auch ein Alter von 2—3 Dezennien erreicht werden 
und leichtere Formen können bedeutend älter werden. 


Differentialdiagnose: 
. gegen Rachitis: hier fehlen Hirusymptome; 


2. gegen sog. erworbenen Hydrocephalus (durch Tumor, Menin- 
gitis etc.). 


Prognose: schlecht. 
Therapie: Punktion der Hirnventrikel und Lumbalpunktion 


— 


KC 


i bringen beat Erfolg. Im- übrigen Ableitung auf die E 


ka Ss Get und auf a Darm (Sarono: 


` Hemiplegia spastica infantilis: 
Oerebr ale Kinderlähmung. 
Ätiologie: EE 


1. Kongenital: EE bestehend. oder. durch Geburtstrauma ` 


. herbeigeführt. ` ` 
2. Infektionskrankheiten: LE Masern See Scharlach; 


diesen Fällen entsteht die Affektion durch Encephalitis : 


e meist im 1.—4. Lebensjahre. 


 Pathologische Anatomie: i 
a In frischen Fällen (Sitz in der motorischen Zone): 
Kë Hämorrhagien (nach Geburtstraumen). 


2. Embolische und thrombotische Erweichungen. 
3. Encephalitische Herde ‚der Rinde. | 


` b). In älteren Fällen (restierende Veränderungen): | 


. Narben aus Gliagewebe. 

‚Cysten (vgl. 8.70). `, 

-Porencephalie: lochartige Rindendefekte. 

. Diffuse lobäre Sklerose: Atrophie und gliöse Induration 
einer ganzen Gehirnhemisphäre oder mehrerer Gyri. 

à Absteigende Kee Ge Ee 


Keen 


e 


_ Symptome: | | 
a) Initialstadium hei infektiöser Grundlage (Dauer: ein 
bis mehrere Tage): Fieber, Erbrechen, Some 


b) Bleibender Zustand: 


1. Hemiplegie: anfangs schlaff, ie spästisch; in Ge- 

.. sicht, Arm und. Bein. = 

2..Motorische Reizerscheinungen: klonische Paie 

` ` athetotische Bewegungen in Fingern und Zehen (vgl. 8. 71). 
3 Intelligenzdefekte (Imbecillität ete.). 

4 Echte Epilepsie (vgl. S. n und | Rindenepilepsie 

| "gi S. 70). 


Verlauf: Nachdem die Koniko einige Tage gedauert 
haben, bildet sich die halbseitige Lähmung aus; nach einigen 
Wochen kann die Beweglichkeit im Bein bis zu gewissem Grade 
~ wiederkehren. Später stellen sich häufig Kontrakturen ein, 
verbunden mit Wachstumsstörungen. Die. epileptischen Anfälle 
schließen. sich gewöhnlich nach einem Jahre an. 


8 x 
` 
-\ ; 
\ 


BE de 53 2 Le 


— 7 — 


Differentialdiagnose: 


L Gegen Poliomyelitis anterior acuta: hier ist. die Läh- 
mung nicht spastisch, sondern degenerativ-atrophisch; der 
Facialis ist nie beteiligt. | 

2. Gegen andere Hemiplegien (apoplektische etc.): durch die 
Anamnese. 


Prognose: nicht ungünstig. Es kann ein sehr hohes Alter 
erreicht werden. 


Therapie: Im Initialstadium Eisblase auf den Kopf, Anti- 
pyretica; später Elektrizität, passive Bewegungen, Massage, 
Übungstherapie. u | 
R  Diplegia spastica infantilis. 

Atiologie: 

1. Frühgeburt mit fortdauernder Entwicklungshemmung der Pyra- 
midenbahnen: Littlesche Krankheit. 

2. Geburtstraumen, welche doppelseitige Meningealblutungen ver- 
ursachen: Gowerssche Lähmung. | 

3. Doppelseitige encephalitische Prozesse. 


Pathologische Anatomie: wie bei der un spastica 
infantilis, nur doppelseitig. 


Symptome: 


1. Spastische Paraparese oder Paraplegie der Beine und der 
Arme, manchmal nur der Beine. Charakteristische Bein- 
stellung: Spitzfußstellung, aneinander adduzierte Oberschenkel. 

2. Choreatische und athetotische Bewegungen. 

3. Intelligenzdefekte. | 


Differentialdiagnose, Prognose, Therapie vgl. spastische 
Spinalparalyse. Eventuell kann die Durchschneidung hinterer 
Rückenmarkswurzeln versucht werden (Foerstersche Operation). 


Die progressive Bulbärparalyse. - 


Ätiologie: unbekannt; Beginn im 5. und 6. Dezennium. 


Pathologische Anatomie: Degeneration der beider- 
seitigen motorischen Hirnnervenkerne in der Medulla 
oblongata (= Bulbus) und im Pons, also der Kerne des 
Facialis, Glossopharyngeus, Vagoaccessorius und des Hypoglossus, 
seltener des motorischen Trigeminus. Die Erkrankung ist dem- 
nach das Analogon zur progressiven spinalen Muskel- 
atrophie (vgl. S. 42), wie ja auch die Hirnnervenkerne den ` 
Vorderhornganglien entsprechen. 


sa g Se? 


Die Symptome: sind diejenigen einer symmetrischen dege- 
nerativ-atrophischen Lähmung der Zungen-, Gaumen-, 
Schlund-, -Kehlkopf- und Lippenmuskulatur. 

a) Die Lähmung der Zungenmuskulatur bewirkt: 
1. Atrophie und mangelhafte Beweglichkeit der Zunge. 
2. Sprachstörung (Dysarthrie und schließlich Anarthrie): die 
Worte werden undeutlich und verwaschen ausgesprochen, 
da die Zungenlaute (r, d, t etc.) leiden. 
3. Mangelhaftes Schlucken und Kauen. 


"bi Die Lähmung des Gaumensegels bewirkt: 


1. Herabhängen des Gaumensegels und dadurch mangelhaften 
Abschluß des Nasenrachenraumes; daher regurg gitieren 
Flüssigkeiten beim Schlucken durch die Nase. 

2. Näselnde Sprache. ` 


ei Die Lähmung der Schlundmuskulatur bewirkt: Schling- 
beschwerden (Dysphagie), es kann zu Fehlschlucken und in 
dessen Gefolge zu Schluckpneumonie kommen. 


d) Die Lähmung der Kehlkopfmuskulatur bewirkt: Stimm- 
bandlähmung und dadurch Heiserkeit und Aphonie; durch 
Unfähigkeit des Glottisverschlusses Störungen beim kräftigen 
Husten; Aspiriertes kann nicht ausgeworfen werden. 


ei Die Lähmung der Facialismuskulatur, und zwar meist 
nur der unteren, bewirkt: 

. Atrophie der Lippen. 

. Maskenartigen Gesichtsausdruck. 

. Unmöglichkeit des Pfeifens, Mundspitzens etc. 

. Abfließen des Mundspeichels. 

. Mangelhafte Bildung der Labiallaute (p, f und © c, e, u etc.). 


f) Ee der Pulsfrequenz (vgl. S. 62). 
` Verlauf: langsam progressiv; Dauer 1—3 Jahre. Beginn 


mit Artikulationsstörungen. Tod durch Inanition, Schluckpneu- 
monie oder Asphyzie (terminale Vegan). 


IA Dä bäi Fi 


Differentialdiagnose: 

1. Hämorrhagien, Thrombosen etc. der Medulla führen auch zu 
bulbären Erscheinungen, beginnen jedoch akut und befallen 
die langen Bahnen. 

2. Tumoren machen meist außer Sensibilitätsstörungen Augen- 
muskel- und Extremitätenlähmungen. . ` 

3. Gegen Pseudobulbärparalyse: Fehlen von Großhirnerschei- 
nungen. Zu 


Prognose: ungünstig. 


Ze ën Y 


Therapie: Ko | 
- 1. gegen: den Speichelfuß Atropin (0, 0005 ei: 
9. gegen die Schlinglähmung galvanische Auslösung von Schluck- 
REES eventuell PE durch die Schlundsonde. 


| Pseudobulbärparalyse. 


"Die Erscheinungen dieser Krankheit sind fast dieselben wie 
die der vorigen, Der Beginn ist aber nicht so akut und die ` 
.. Lähmungen sind nicht degenerativ-atrophisch. Denn sie beruhen 
auf Großhirnherden in den beiderseitigen Rindenzentren des 
Facials, Hypoglossus, motorischen Trigeminus und Vagoaccessorius. 
Oft besteht außerdem ein- oder doppelseitige Hemiplegie. 

‚Ätiologie: Arteriosklerose und Lues. . 

Pathologie: Es handelt sich meist um Kölgezustände der 
Atheromatose oder spezifischer Arteriitis: Erweichungsherde, 
Blutungen, Zysten u. ä. . 


Thesanie: } wie bei der vorher genannten Krankheit. 


-~ Lues cerebri. 
Meningoencephalitis syphilitica. 


Ätiologie: Syphilis; Auftreten meist innerhalb der ersten 
fünf Jahre nach der Infektion. 
Pathologische Anatomie: 

l. Endarteriitis syphilitica, besonders an den basalen 
Hirnarterien; als Folgeerscheinung Erweichungen in der Hirn- 
- substanz (Encephalomalacie). 

2. Syphilome (Gummigeschwülste) im Hemisphärenmarke. 

3. Gummöse Meningitis, meist an der Basis cerebri, 
manchmal aber auch an der Konvexität. Die sulzigen Schwarten 
ziehen mit Vorliebe das Chiasma opticum und die Augen- 
muskelnerven in Mitleidenschaft; öfters Übergreifen der lnt- 

- zündung auf das Gehirn. | 


Die Symptome sind durch ihre U nbeständig ‚keit aus- 
gezeichnet. 
a) Allgemeinsymptome (Drucksymptome): 
1. Kopfschmerz mit nächtlicher Exacerbation. 
2. Erbrechen, Schwindel und Bewußtseinsstörungen. 
b) Herdsymptome: 


1. Bei basaler gummöser Meningitis: Lähmung basaler Hirn- 
EE besonders der Augenmuskelnerven (vgl. S. 24— 26): 


SE es 


Pupillenstörungen, absolute Pupillenstarre (bei Licht- S Br 


einfall und Konyergenz), bitemporale Hemianopsie 
'(Chiasmaerkrankung), Strabismus, Amblyopie .etc.: 


Ophthalmoskopisch häufig Neuritis optica und Stau 


. ungspapille. = 
2. Bei Ergriffensein der Gehirnkonvesität: Rindenepilepsie, 

-= Monoplegie, Hemiplegie, Aphasie etc. Ä 

3. Bei Entarteritis syphilitica: häufige Insulte mit Hemiplegien ` 

| (plötzliche Gefäßverstopfung). | 

c) Psychische Symptome sind meist vorhanden: Intelligenzdefekte, ` 

Unlust und. ; Unfähigkeit zu anstrengender Denktätigkeit, ` ` 
Reizbarkeit. ` Ä = 
Verlauf: chronisch; mit Remissionen und Exacerbationen. - 


Manchmal plötzliche Verschlimmerung, die zu Koma und Tod 
führt. Meist besteht Komplikation mit Lues spinalis (vgl. S. 56). ` 


Differentialdiagnose: der Nachweis von Luesresiduen und. ` 
‘der. Ausfall der serologischen Untersuchung (vgl. S. 57) ` 


sind wichtig. ` 
1. Gegen echte Tumoren: hierbei sind die Symptome get A 
- meist Stauungspapille ; Wassermann negativ. | 
2. Gegen progressive Paralyse: sie führt zum vollständigen Zerfall ~ 


der Persönlichkeit. Die Lues cerebri hat keine Sprachstörungen. ~ 


Bei Paralyse meist nur reflektorische Pupillenstarre. 
Prognose: nicht ungünstig, besonders bei rechtzeitiger 


Therapie. Bestehen nur spezifische Veränderungen und noch ` 


keine Folgezustände (Atrophie, Erweichung etc. y so ist völlige- 


Heilung möglich. Die Neigung des Leidens zu Rückfällen trübt `. 


die Prognose. 


Therapie: antisyphilitisch; Salvarsan, Quecksilber und Jodkali. . - 
Prüfung des Lumbalpunktates vor und nach der Kur! Im übrigen 
Elektrizität, Massage, Hydro-, Balneotherapie etc. Über Salvarsan- 
therapie vgl. 5. 58. 


Pachymeningitis haemorrhagic interna. 


Ätiologie: Alcoholismus chronicus, Dementia paralytica ` 
und senilis, hämorrhagische Diathese, chronische Herz- und ` 
Nierenaffektionen. Männer erkranken häufiger als Frauen. 


Pathologische Anatomie: auf der Innenfläche der Dura be- 
finden sich geschichtete Membranen, die jüngsten (zu innerst) 
sind noch fibrinös, die älteren aus derbem Bindegewebe. - 
Zwischen den Lamellen befinden sich Blutsäcke, Durhäma- > 


-tome, welche die Größe, einer Faust erreichen können; sie sitzen `. 


‚meist an der Konvexität.- Das Gehirn ist komprimiert. 


Symptome: = 
1. Apoplektischer Insult: bei E Bluterguß, ' 
2. Motorische Reizerscheinungen : bei langsamem Bluterguß ; epi- 
leptische Krämpfe etc. 


3. Lähmungen: Hemiparesen, Déviation conjugée etc. 
4. Drucksymptome:. Kopfschmerz, Schwindel, Erbrechen. 


Verlauf: Das Koma kann plötzlich oder allmählich eintreten; 
oft hellt es sich auf, um sich bald wieder zu vertiefen. Der Tod . 
tritt in. kurzer Zeit oder auch nach längerem Bestehen ein; er 


kann in jedem Anfall erfolgen. Rezidive sind häufig. 


Differentialdiagnose: gegen Apoplexie (vgl. S. 69) häufig 
unmöglich; nur die Wiederholung der Anfälle en für Pachy- 


meningitis. 
Prognose: vgl. Verlauf. 
Therapie: wie bei Apoplexie (vgl. S. 69); eventuell operativo 


E Entfer nung des Hämatoms. 


Leptomeningitis acuta. 
Die akute Entzündung der weichen Hirnhäute. 


Wir müssen drei Formen unterscheiden: 


t, Leptomeningitis acuta purulenta. 
2. Meningitis cerebrospinalis epidemia: 
3 Meningitis tuberculosa. 


Ätiologie: 


Entzündungsherde der N achbarschaft; -die Verschleppung der 
Infektionserreger erfolgt direkt, durch die Lymphbahn oder 
die venöse Blutbahn (Thrombophlebitis und EE ESER 


1. infizierte Schädelwunden ; 

2. Erysipel der Kopfhaut; 

3. Otitis purulenta und Karies des Felsenbeins; ` 

4. Eiterungen in den Nasen-, Augen- und Stirnhöhlen ; 
5. Hirnabszeß (vgl. S. 74). 


Metastatische (arterielle) Verschleppung ` der Entzün- 

dungserreger: 

l. Tuberkulose; 

2. akute Infektionskrankheiten:: Pneumonie, Typhus, ulceröse 
Endokartitis, ‚Influenza, Pyämie etc. 


a 


st 


b 


— 


Primäre Infektion der Meningen: bei der epidemischen Cere- 
brospinalmeningitis. Die Eingangspforte bildet meist die 
Rachentonsille. Ä | 

Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl. 6 


© 


Sr 


_ Pathologische Anatomie: 
ai Bakterienbefund: In dem Liquor D und dem 


— 82 — 


“ Exsudat der Meningen finden sich Streptokokken, Stàphylo- 
kokken, Pneumokokken, der Meningococecus intracellularis (be- 
‘sonders bei der epidemischen Form) und der Tuberkelbazillus. 


b) Anatomische. Veränderungen: 
L Die tuberkulöse Meningitis: bevorzugt die@ehirnbasis; 


es finden sich: 
og. Serös-fibrinöses Exsudat in de weichen Hirnhäuten; 


B. miliare Tuberkel in der Umgebung der_basalen Hirn- 


arterien und der. Arteria fossae Silvii; | 

+. entzündlicher Hydrocephalus internus (vgl. S. 75) durch 
Exsudation in die Hirnventrikel. 

ô. Öfters zeigt das Gehirn Tuberkel, ‚Rundzelleninfiltration, 
kapillare Blutungen. 


. Die übrigen Meningitiden : bevorzugen die Konvexität; es 
“finden sich: 
a. eitriges Exsudat in den weichen Hirnhäuten; 


ß. entzündlicher Hydrocephalus internus ; 
+. Ergriffensein der Rückenmarkshäute bei der epide- 
mischen Form. Ä 


ER, 


-Sy mptome: 


a) Initiale Reizerscheinun g en  (Hirndrucksymptome): 


BC N Fei 


6. 
f; 
8. 


. Kopfschmerz und Nackenschmerz. 

. Bewußtseinstrübung (Delirien etc.). 

; Erbrechen und Schwindel. 

. Puls: im Beginn verlangsamt (Vagusreizung) später be- 


schleunigt (Vaguslähmung). 


; Die Nackenstarre (Öpisthotonus) und die Starre der 


übrigen‘ Körpermuskulatur; Kernigsches Symptom: die 
gebeugten Unterschenkel leisten der passiven Streckung 
Widerstand. Das Abdomen ist „kahnförgig eingezogen“. 
Steigerung der Reflexe. e 
Fyperästhesie der Haut. | 

Zuckungen. und Konvulsionen (Rindenreizung): Trismus 


(vgl. S. "A Gesichtszuckungen etc. 


b) Lähmungs erscheinungen: 


E? 


2. 


3. 


Lähmung basaler.Hirnnerven (besonders bei der ob kulösen 
Form): Augenmuskellähmungen (Ptosis, Strabismus, Pupillen- 
störungen), Facialislähmung. 

Rindenlähmung: Monoplegien, Hemiplegien, Aphasie, Hemi- 
anopsie. . 

Retentio oder- Incontinentia urinae et alvi. 


D H D 
. 
4 S P 
EE ET a EA EN EE EEN 


— 83 SN 
ei Fi eber: meist remittierend. ` 

~- d) Ophthalmoskopischer Befund: häufig Neuritis optica: 
Chorioidealtuberkel bei tubèrkulöser Meningitis. 


ei „Cri hydrencéphalique“: plötzliches Aufschreien in der Som- | 
= nolenz bei der kindlichen tuberkulösen Form. 


“Ver lauf: 


EN Tuberkulöse Meningitis: Beginn meist schleichend: tage- 
langes Prodromalstadium mit Kopfschmerz, Schwindel etc. ; 
später Bewußtseinstrübung ; Dauer meist zwei Wochen; Ausgang 

` fast immer tödlich durch Vaguslähmung. und Lähmung des 
Atmungszentrums. 

b) Die übrigen Formen: Beginn plötzlich; auf die Reizfolgen 
- schnell die Lähmungserscheinungen. Der Tod kann schon aach 
einigen Stunden eintreten; häufig dauert die Erkrankung zwei 
“Wochen und länger; besonders die epidemische Form kann 
-sich über Monate erstrecken. l 


| Differentialdiagnose: Für die Een ist die 
Lumbalpunktion (Quincke) von besonderer Wichtigkeit (vgl. 

S. 29), da sich in dem durch sie gewonnenen Liquor cerebrospinalis 
bei Meningitis reichliche Leukocyten und Bakterien finden. Die 
Wassermannsche Reaktion ist sowohl im Serum wieim'Liquornegativ. 
a) Unterscheidung von anderen Erkrankungen: 

1. Hirnabszeß ; 

2. Typhus und Pneumonie; 

3, Otitis acuta purulenta; 
A Urämie: hier bestehen Albuminurie, Ödeme ete. 


CN 


b) Unterscheidung der einzelnen Meningitisformen : 


1. Für die epidemische Form sprechen das Bestehen 
‚einer Epidemie, Herpes labialis, frühzeitiges Eintreten der 
 Nackenstarre. 

2.. Für die tuberkulöse Form sprechen: schleichender Beginn, 
kindliches Alter, basale Hirnnervenlähmung, Chorioideal- 
. tuberkel, Tuberkulose anderer Organe. 

3. Für die anderen (sekundären) Formen spricht das Bestehen 
von Entzündungsherden (vgl. Ätiologie). 


| Prognose: schlecht bei der tuberkulösen und sekundären Form. 
Be der epidemischen Form ist Heilung nicht selten (80—90°/, 
der Fälle); jedoch bleiben häufig Seh- und Hörstörungen, Lih 
‚ mungen, Intelligenzdefekte etc. zurück. ` 


Therapie: Eisblase auf den Kopf; Ableitung auf den Darm; 
Einreibung von grauer Salbe in die Nackengegend; Narkotika. 
Wiederholte Lumbalpunktion mit genügender Druckentlastung 


E E 


` schafft nicht nur vorübergehende Erleichterung, sondern bewirkt 

in der Mehrzahl der Fälle von Meningitis epidemica vollkommene 
.. Heilung. Von großem Wert ist auch: die intralumbale Behandlung: 
mit Meningokokkenserum. 8 | Es 


Paralysis agitans. 


Schüttellähmung. 


ap Ätiologie: Unbekannt. Einen Einfluß auf die Entstehung 
sollen körperliche und physische 'Traumen haben; nicht selten ist 


`  Heredität nachweisbar. Die Krankheit befällt meistens Männer 


nach. dem A0. Lebensjahre. ` 


Pathologische Anatomie: Veränderungen in -der Gegend des 
Linsenkerns ` (fraglich). | ; | 


Symptome: Sek 
ai Der Tremor (vgl. S. e irinse Sehwingungen, 4—5 


in der Sekunde, von geringer Exkursion; der Tremor befällt - GE 


zuerst die Hände und dann allmählich auch gen ganein Körper; 
. er ist ausgezeichnet: 
1. durch sein Fortbestehen in der Ruhe; ` 
‚2. durch die Gleichmäßigkeit der Bewegung; ` 
3. durch" das Aufhören bei aktiven Bewegungen; daher fühlen 
sich die Patienten beim Gehen meist wohler als beim ruhigen 
Sitzen oder Liegen; | 
4. durch seine Steigerung bei psychischer Erregung; 
5. durch die Form der Bewegung ale Münzenzählen); 
6. durch das Aufhören im Schlafe. 


| b) Die permanente Muskelsteifigkeit (Kontraktur i in Beuge- ` 
stellung) ist oft das einzige Symptom (Karolyi agitans sine . 
agitatione); sie gibt sich kund: . 


1; durch die Haltung des Patienten: Kopf nach vorn 
geneigt, gebückte Rumpfhaltung ; 

2. durch die maskenartige Starre. des Gösichts: 

3. durch die Erschwerung der passiven und aktiven 
Bewegungen; 

4. durch die Veränderung des O Ganges, welcher dem 
spastischen Gange sehr ähnlich ist: | 


oa Propulsion: der Patient kann im Gehen nicht plötzlich 
=,  haltmachen, weil er sonst vornüber stürzen würde; 


RB Retropulsion: wenn man den Patienten zieht, so läuft 


er so lange rückwärts, bis er irgendwo .Halt findet; 
„Y.-Lateropulsion:. entsprechend, aber selten; 
5. die Sehnenphänomene sind meist normal; . 
6. durch Veränderung der Sprache 


em ee 


Verlauf: sehr chronisch, aber progressiv; Dauer 5—20 Jahre. 
Das erste Symptom ist meistens das Zittern, und zwar stellt sich 
dieses am häufigsten zuerst im rechten Arm -ein. 


Differentialdiagnose : 


1. Gegen symptomatische Schüttellähmung (Paralysis agitans iosi 
hemiplegica): es besteht hierbei Muskelhypertonie mit gesteigerten 
Sehnenphänomenen. 


2. Gegen Tremor senilis: Fehlen der charakteristischen Haing, 


Verstärkung des Tremors bei aktiven Bewegungen. 


Prognose: gut. Heilung ist zwar ausgeschlossen, jedoch kann 
der Patient noch jahrelang ohne besondere Beschwerden leben. Der 
Tod erfolgt an interkurrenten Erkrankungen oder an Erschöpfung. 

Therapie: 

1. Medikamente: 
æ, Arsen; - | 

3, Scopolaminum (= Hyoscin) bydrobromicum und ebenso 

Duboisinum sulfuricum (4 dmg pro die subcutan) haben einen 

hervorragenden, wenn auch vorübergehenden Einfluß auf das 

Zittern und die Muskelsteifigkeit, 
~ Elektrische Bäder. 

3. Ruhe, Psychotherapie. 


— Fe 


Commotio cerebri. 


Ätiologie: Trauma (Fall auf den Kopf etc.). 


Pathologische Anatomie: Meist negativer Befund; die wich- 
tigsten Theorien zur Erklärung der Erscheinungen sind: , 


l. Molekulare Alterationen der Gehirnsubstanz. 

2, Mikroskopische Blutungen und Erweichungen in der Richtung 
des Stoßes. 

3. Mäßige Vermehrung des a cerebrospinalis. 


Symptome: 


1. Bewußitlosigkeit. 

2, Erbrechen. 

3. Spontaner gea, und Stuhlabgang. 

4. Zirkulations- und Respirationsstörungen. 

5. Nach Rückkehr des Bewußtseins: völlige Amnesie für die Vor- 
gänge vor (retrograd) und während des Unfalls. 

. Oefters Albuminurie und Glykosurie. 


Verlauf: Dauer des Komas einige Stunden bis 2 Tage; in 
anderen Fällen Tod im Koma. Die Symptome klingen allmählich 
ab. Recht häufig schließen sich Kommotionspsychosen und Läh- 
mungen an, 


m 


RB: 86 PARN 


Differentialdiagnose: 


1. Gegen Commotio spinalis: hierbei ans Bewüßtsdinektörune, i 


' häufig Anästhesien und Paraplegien. 


2. Gegen Contusio cerebri (Hirnquetschung) : hier stehen die ` 


Symptome einer lokalen Hirnläsion im Vordergrund. 


3. Gegen Chok: man versteht darunter die durch heftige Erregung 
des Nervensystems hervorgebrachte Hemmung der Or gan- und `; ` 
Gewebsfunktion (Gefäßsystem, Atmung etc.} infolge eines mehr 

oder minder heftigen Traumas. Die anne an den Unfall 


et erhalten. 


Prognose: Langdanerndes Koma ist ein schlechtes Zeichen; 
| sonst quoad vitam nicht ungünstig. 


Therapie: Ruhe, heiße Kataplasmen an die Füße: eventuell 
Kampfer etp. 


e, adi, nn, en E, A e Sale ni 


H Fe 


Die Krankheiten der peripheren Nerven: 
I. Die Neuritis. 


Nervenentzündung. l 
Ätiologie: | 


| en Sderrheunistische Nenritis; durch sog. „Erkältung“. 
. Sekundäre Neuritiden : 


a) Traumatische Neuritis: Direkte Verwundung des Nerven, 
Druck auf den Nerven durch Geschwülste, Knochenkallus, 
Halsrippen, Operationstisch bei Narkosen, dislozierte Gelenk- 
und Knochenteile bei-Frakturen und Luxationen, wiederholte 
Kompression des Nerven (Krückenlähmung, professionelle 
Parese bei Büglerinnen sto) 

b) Toxische: 


a. chronische Intoxikationen durch exogene Gifte: Blei, 
Alkohol (Schlafdrucklähmung des Radialis!), Arsenik etc.; 
hierhergehört auch die akute Fleischvergiftung (Botulismus); 

ß. Autointoxikationen: Diabetes, Gicht, Kachexie. 

c) Infektiöse: Diphtherie, Typhus, Influenza, Puerberalfieber; 
die Syphilis erzeugt gummöse Infiltration der Nerven. 


Pathologische Anatomie: Die Entzündung kann das Peri- 


neurium (Perineuritis), das interstitielle Gewebe (interstitielle Neu- 
ritis)und die Nervenfasern selbst (parenchymatöse Neuritis) ergreifen. 


a) Perineuritis: Erst Rötung und Schwellung, später seröse 


b` 


c) 2? 


Transsudation und entzündliche Infiltration des Perineuriums. 
Schließlich erfolgt fibröse Induration des Perineuriums, welche 
zu knotenförmigen Auftreibungen des. Nerven, Neuritis no- 
dosa, führen kann. í 

Neurrtis inter stitialis; dieselben Veränderungen im Zwi- 
schengewebe des Nerven. 

Neuritis parenchymatosa:. Degenerative Atrophie des 
Nerven; sie erfolgt sekundär durch den Druck und die 
Ernährungsstörungen, welche von der Perineuritis und der 
interstitiellen Neuritis bedingt sind, oder primär. Die Ver- 
änderungen sind dieselben wie bei der Durchschneidung eines 


EE 


‘Nerven: die Markscheide zerfällt in Schollen und Kugeln; > ` 
dann quillt und zerfällt der Achsenzylinder, während die ` 
| Kerne des Neurilemms sich vermehren. | = 
Als Regel ist anzusehen: Der motorische Nerv erkrankt WE 
Ee als der sensible. SW 


Lokalisation: d 
a) Mononeuritis: Neuritis eines einzelnen Nerven. = 
b) Polyneuritis oder multiple Neuritis: Neuritis mehrerer ~“ + 
Nerven; je nach der Natur der Noxe werden verschiedene 
Nervengebiete betroffen; so beyorzugt die Bleilähmung das ` 
< Radialisgebiet, ebenso die Schlaflähmung. (beim Rausch oder ` 
© harter Unterlage) durch Druck des. Nerven gegen den Hu- . 
' merus, die Diphtherielähmung die m die Typhus- - 7 
lähmung den N. ulgaris . etc. En 
Symptome: = 
a) Sensibilitätsstörungen: u gi 
, L Schmerzen im Verlaufe des Nerven: infolge der Erkran- `- . 
. „kung der Nervi nervorum im interstitiellen. Gewebe. T 
SÉ 2. Druckempfindlichkeit des Nervenstammes: spindel- _- 
' förmige Anschwellungen des Nerven sind bei Neuritis ` ` 
nodosa zu palpieren. 
3. Parästhesien: nur im Beginn. 
4. Hypästhesien und Anästhesien: im weiteren Verlauf; 
fehlen jedoch häufig. | Bos 
b) Motilitätsstörungen mit. den Zeichen der degener atig 
| atrophischen Lähmung: | EEN 
1. Paresen und Paralysen mit Muskelatrophie. 
: 2. Sehnenreflexe herabgesetzt oder aufgehoben. 
3. Elektrische Entartungsreaktion. no 
EI Trophische Störungen der Haut: Herpes zoster, Ausfall `" — 
oder Ergrauen der Haare, Glanzhaut. (glossy skin), Haaraus- - © 
fall, Nagelveränderungen etc.; jedoch nicht häufig. 
di Koordinationsstörungen (Ataxie): besonders bei Polyneuritis. 
| 2 Selten .Respirationsstörungen- etc.. durch Affektionen des 
N. vagus oder phrenicus. | 
Um die syphilitische Ätiologie. auszuschließen, versäume 
man nie, das Serum auf Wassermannsche Reaktion zu prüfen. 
Verlauf: Die. akute Neuritis kann in wenigen Wochen ab- 
_ heilen; ‘häufig jedoch geht sie in eine chronische Neuritis über. 
Prognose: günstig bei akuter "Entstehung, rheumatischer 
und infektiöser oder toxischer Ätiologie. Ein wichtiger Anhalts- ©- 
punkt für die Prognose ist der Ausfall. der Entartungsreaktion 2.7- 
8—14 Tage nach dem en Tritt keine Entartungs- -: 


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— 89 — 


reaktion auf, sọ geht die Lähmung sicher bald zurück; tritt nur 
partielle EE auf, so dauert die Heilung mehrere 
Wochen; tritt aber komplette Entartungsreaktion auf, so tritt 
entweder gar keine Heilung ein oder sie dauert Monate. 


Differentialdiagnose: Bei Verwundungen gegen völlige 
Durchtrennung des Nerven. Hier kann meist die elektrische 
Prüfung, oft aber nur die Nervenfreilegung entscheiden, die in 
solchen Fällen sich auch therapeutisch empfiehlt. 


Therapie: . 
a) Kausale Indikationen: 
1. Behebung eines auf den Nerven wirkenden Drucks; 
2. bei toxischer Neuritis: Entziehung des Alkohols, Fernhaltung 
von Blei; k | 
3. bei rheumatischer Neuritis: Schwitzprozeduren,. Salizylprä- 
parate; 
4. bei Diabetes, Gicht: diätetische Maßnahmen. 
b) Allgemeine Maßnahmen: 
1. Ruhigstellung der erkrankten Glieder; 
2. gegen die Schmerzen: Antineuralgica und Morphium; Gal- 
vanisation (Anode auf der erkrankten Stelle); 
3. nach einigen Wochen elektrische Behandlung: faradische 
und galvanische Reizung (Kathode); 
4. Massage, Gymnastik etc. in späteren Stadien; 
operative Nervendehnüung in ganz vera Leron Fällen. Nerven- 
freilegung (Kallus). 


It 
"e 


Polyneuritis 'alcoholica. 


Ätiologie: ‚Chronische Alkoholintoxikation; die Neuritis 
entsteht akut oder subakut im Anschluß an ein Delirium tremens 
oder an eine Erkältung oder Infektionskrankheit des Alkoholikers. 


Symptome: ` 
a) Sensibilitätsstörungen. 
b) a N ee 
. Die Paresen bevorzugen die Beine, seltener die Arme; die 
Füße sind oft in Spitzfußstellung (Lähmung der Nervi 
peronei); an den Armen wird meist nur. das Radialisgebiet 
betroffen; 
2. Patellar- und "Achillessehnenreflex herabgesetzt oder er- 
loschen; 
3. Entartun gsreaktion. 


| c) Koordinationsstörungen: häufig Ataxie wie bei SAUE 


(Pseudotabes alcoholica). 


on — 


di Trophische $ Stör ungen: Hyperhidrois und Ödeme an den 
Beinen: sind nicht selten. 


Begleiterscheinungen des Alcoholisraus chronicus: Tremor 
~ der Hände, psychische Störungen, Verlust. der Merkfähigkeit 
Dr Begebenheiten der allerjüngsten Vergangenheit (polyneu- 
 ritische Psychose Te Korsakowsche ll oder chronisches 
Delir), Vomitus matutinus etc. 


Verlauf: akut oder subakut; Dauer Wochen bis Monate. 
_ Differentialdiagnose: Eure 


1. gegen Tabes: mit der Tabes hat die alhöholische Polyneuritis 
die Sensibilitätsstörungen, das Fehlen der Reflexe und die 
` Ataxie gemein; gegen Tabes spricht die motorische Parese, 
für Tabes sprechen Pupillen- und Blasenstörungen und positive 
Wassermannsche Reaktion im Serum oder im Liquor; 

2 gegen Myelitis: hier meist Blasenstörungen. 


Prognose: günstig; meist Heilung, wenn auch manchmal 
"mit bleibenden Defekten; Rezidive kommen vor; selten Tod durch 


Zwerchfellslähmung bei stürmisch and Fallen (der Lan- 


' dryschen Paralyse ähnlich). 


_ Therapie: Entziehung des Alkohols: Elektrizität, warme 
Paar SE etc. 8 


. ` ` Bleineuritis. 


d Ätiologie: Chronische Bleivergiftung, hauptsächlich ge, 
berufliche Tätigkeit MSIE Lackierer SCH 

Symptome: ; 

-1. Die Sensibilität ist nicht gestört, 

2 Degenerativ-atrophische Lähmungen: 


a) im` Gebiet des N. radialis; verschont bleiben jedoch die 
| Mm. brachioradialis, supinator und triceps; 
bi viel seltener auch an den Beinen (Gebiet des N. peroneus). 


3. Begleiterscheinun gen: ‚Bleisaum, Bleikolik. 
4. a Erythrocyten im Blut. | 
“ Prognose: günstig, | N 


Therapie: J odkali innerlich 1—2 g pro die); Schwefel- 
bäder; Elektrizität, warme > Packungen etc... ` 


_Polyneuritis postdiphtherica. | 


| Ätiologie: Diphtherie; die. Polyneuritis. tritt 2—3 Wochen 
nach Aa der Krankheit auf. SO a 


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eet $ 
l.  Sensibilitätsstörungen pflegen zu. jehlen: 
Dr Motorische Störungen: 


a) Gaumensegellähmung mit ihren Folgeerscheinun gen: : näselnde 
Sprache ete. ` 

b) Augenmuskellähmungen: 

o Akkommodationslähmung: durch maus des M 

ciliaris; Nahesehen erschwert. 

8 Lähmung äußerer Augenmuskeln, meist nur des N. ab- 

© ducens. 

ei Seltener Ebene: der ZE 
Schlingbeschwerden. ` 

d Extremitätenlähmung, EN der unteren. 


CS 3. Störungen der Reflexe: der Patellarrefiex erlischt häufig, ohne 


daß Lähmung im Gebiet des N. femoralis zu bestehen braucht. 


-* Der Botulismus (Wur stvergiftung) kann dieselben Er- 
scheinungen machen. | 


 Progüöse: günstig. _ 
Therapie: Diphth erieserumin hießen Dosen (6000—8000 J. E.), 


| an der Ch’): Faradisation. 


I. Die N 


Ätiologie: fast dieselbe wie bei der Neuritis: 
1. Primär ‘oder rheumatisch. 


=> 2, Sekundär: 


ai Mechanisch: N En Periostitis, Geschwülste, Ampu- 
tationsneurome etc. 


wi b) Infektiös: besonders Influenza und Malaria; die Syphilis 


wirkt durch syphilitische Neuritis oder durch "periostitische 
 Verdickungen in den Knochenkanälen, in denen der Ne ere 
verläuft, oder durch gummöse Geschwülste. 
Bol Toxisch: Blei, Quecksilber, Arsenik, Alkohol etc. 
d Konstitutionell: neuropathische Konstitution (Hysterie 
etc.) Anämie, Diabetes, Gicht, Puerperium etc. 
e) Reflektorisch: bei Retroflexio uteri, ‚Wanderniere, Zahn- 
`- affektionen etc. 
Neuralgien treten meistens im mittleren. Lebensalter auf. 


- ‘Pathologische Anatomie: Die N euralgie ist keine funk- 
tionelle Erkrankung, wie man früher annahm. Rein anatomisch 
ist eine Grenze zwischen Neuritis und Neuralgie nicht zu ziehen. 
Die Neuralgie beruht auf leichter Neuritis oder Peri r.ewit 


| = 2 — 


E E wohl SE auf Zirkulationsstörungen -i jin einem sen, 


E siblen oder gemischten Nenten; 
Symptome: | 


.. 1. Der neuralgische Schmerz ist äusgezeichnet: 


œ. durch sein anfallsweises Auftr en 
' B. durch seine Heftigkeit; 
y. durch seine Ausbreitung längs eines ‚peripheren Nerven. 


| a Die erhöhte Druckempfindlichkeit des Nerven: besonders ` 


an der Austrittsstelle eines Nervenzweiges aus einem Knochen- `. 


kanal oder einer Fascie, Valleixsche Druckpunkte. 
3. Reflektorische Begleiterscheinungen: " Eë 


‘a. vasömotorische (Röte, Blässe der Haut); 
B. sekretorische (Tränenfluß, Schweißausbruch etc. J; 
x. motorische (Krämpfe etc.). 


| ` 4. Trophische Störungen. 


Verlauf: selten akut, oft monatelang und jahrelang mit ` 


schmerzfreien Intervallen. u SS 


-  Differentialdiagnose: 
1. gegen Neuritis: hier findet sich meist derna Re Muskel- 


` atrophie, Parese, Hypästhesie, Fehlen der Reflexe; der neu- . 
ritische ‚Schmerz ist kontinuierlich, nicht anfallsweise; de. 
Druckempfindlichkeit besteht im ganzen Verlauf des Ner ven, 2: 
nicht an besonderen Punkten; der Verlauf der Neuritis ist‘ 


akut, nicht chronisch; 


'beeinflußbar und halten sich nicht so genau an-die.Nervenbahn. 


a gegen hysterische Pseudoneuralgien: diese sind psychisch leicht E Ge: 


Man vergesse nicht die Prüfung .c der Wasserm annschen `. 


"Reaktion. 


= Prognose: richtet ich FR SE "Grundleiden. Besonders E 
hartnäckig sind Neuralgien im höheren Alter und bei neuro- 


= pathischer Konstitution. 
Therapie: 


1 KausaleIn ee Syphilis, mechanische Ur chen etc.; 
©- bei Malaria Chinin (1—2 g vor dem Anfall). 


"8 Symp tomatische Behandlun g: Ruhigstellung, Hydro- ` 
therapie, Antipyretika, Narkotika, Anoden galvanis ation (Anode "` 
auf den ‚erkrankten Nerven, Kathode auf einen indifferenten ` ` 


Punkt). ' | 
3.. Chirurgische E 


o, Neurektomie: Ausschneidung von N ervenstüicken; 
BN GE (blutig oder SE | 


(e 
OC: g D 


SÉ NEE 
(. Langesche Injektion von Hokain-Kochakle, Kochsalz allein 
oder Stovain in den erkrankten Nerven (15—-20 ccm für 
den Trigeminus, 65—90—100 ccm für den Ischiadicus). 
ö. Schlössersche Alkoholinjektion. 
Verschiedene Formen der Neuralgien: 


Vorbemerkung: An jedem sensiblen Nerven können Neur- 


\ 


algien auftreten. 
a) Marmbsmuniaralaie: : 


1. Ätiologie: Man achte außer auf oben ge Momente 
noch auf Erkrankungen der Zähne, der Nebenhöhlen; der 
Nase, der Augen und des Mittelohres,. 


Ze: Ausbreitungsgebiet: | 000, 


` 


a. Neuralgia ophthalmica (Ramus I), Druckpunkt am 
Foramen-supraorbitale; 

ß. Neuralgia supramaxillaris (Ramus II), Druckpunkt am 
= Foramen infraorbitale; | 
x. Neuralgia inframaxillaris (Ramus III), Druckpunkt am 

Foramen mentale. 


3. Symptomatisch ist die Einseitigkeit der Affektion wichtig. 


4. Therapeutisch ist neben oben Gresagtem in hartnäckigen 
Fällen die intrakranielle Resektion des Ganglion semi- 
lunare Gasseri in Betracht zu ziehen. 


b) Oceipitalneuralgie längs des M. occipitalis maj. 
c) Brachialneuralgie: Druckpunkte in der Fossa supraclavicu- 


laris, auf der Medialseite der Mitte des Oberarms, am Sulcus 
ulnaris des Ellbogens etc. 


d) Intereostalneuralgie: Druckpunkte sind der Veran 


e) 


(dicht neben der Wirbelsäule), der Lateralpunkt (in der Axillar- 
linie) und der Stermalpunkt (am Sternalrande). Häufig Herpes 
zoster. Die Affektion ist meist einseitig. - 

Differentialdiagnostisch kommen Pleuritis und Muskel- 
rheumatismus in Betracht. . 


Neuralgia ischiadica, Ischias: ` 
1. Atiologisch denke man außer obigem besonders an Kopro- - 
stase, Beckentumoren etc. Doppelseitige Ischias beruht oft 
auf Diabetes, Tabes, Lues, Gicht, Gonorrhoe etc. 
2. Druckpunkte: 
o. Am Rande des Os sacrum oder der unteren Lendenwirbel; 
B. Austrittsstelle aus dem Foramen ischiadicum majus (zwi- 
schen Tuber ischii und Trochanter major); 
y. am unteren Rande des Glutaeus maximus; 


— 1 — 
H in. de Kniekehle: 


e am Capitulum fibulae: (N. peroneus). 
3. Das Ischiasphänomen (Lasdguesches Symptom): Schmerz 
be Beugung des Beines in der Hüfte mit gestrecktem Unter- 
= schenkel; beruht auf der Dehnung der Nerven. 
14 Öfters Shoe ischiadica nach der gesunden Seite hin 
zur Entlastung der kranken. 
Differentialdiagnose : Gegen, Coxitis: hierbei treten die 
Schmerzen hauptsächlich bei Abduktion des Beines auf. 


f) Mastodynie, N euralgie der. Brustdrüse. 


` ei Coceygodynie. 


di Die Podalgien: H 
-L Achillodrmie: Schmerzen am Ansatz der Achillessehne, 
beruhen oft auf Bursitis; bei Gonorrhoe, Malaria, Gicht; 
2. Tarsalgie: Schmerzen und Druckempfindlichkeit des Tarsus; 
3. Metatarsalgie (Morton). | 
Differentialdiagnostisch berücksichtige man den Pod- 
: algien gegenüber: ` 
‚1. Plattfuß (Pes planus); ` | 
- 2. Neuritis; 
3. Hysterie und Neurasthenie. 


Neubildungen der peripheren Nerven (N eurome). 
Ätiologie: unbekannt; oft im Anschluß an Traumen (Ampu- 
tationen etc.). . | 


` Pathologische Anatomie: 


"1. Wahre Neurome: Neugebildete Nervenfasern (Amputations- 
neurome). - 
2. Falsche Neurome (besser Neurofibrom): "Ausenänder sprengung 


der Nervenfasern durch Wucherung des äußeren und inneren. 


Neurilemms. 


' Symptome: More aa Größe und Anzahl (bis ` 


3000) längs der peripheren Nerven. In seltenen Fällen neuralgische 
Schmerzen. Druckempfindlichkeit (Tubercula dolorosa), Paresen etc. 
Indolente Neurofibrome ‘der peripheren Enden sensibler Nerven 
mit Störungen des Knochenwachstums finden sich bei der Reck- 
linghausenschen Krankheit. Ä 


Prognose: quoad vitam günstig. 
Therapie: eventuell Exstirpation der Knoten. 


Se Ki m 


Besondere Formen von häufigen Nervenlähmungen. 


Da Die Faclalis-Lähmung: Prosopoplegie. 


. Genuin: Rheumatisch (Erkältung, Dorchnässung).. 
2. Symptomatisch: ` ` 


. a) durch Fortpflanzung einer Entzündung im Mittelohr "auf 
' den Nerven; | | | 


| b) durch Kompression der Nerven: 


a.. An der Schädelbasis: Blutung, Tumor, gummöse Meningitis; 
B. im Felsenbein (Canalis Fallopiae): tuberkulöse Caries, 
| syphilitische Periostitis (Wassermannsche Reaktion !). 
=- c) Traumatisch: Zangengeburt, Schädelfrakturen etc. 

‚Bei a und b ist der N. acusticus fast stets mitbeteiligt. 


Symptome: . ~- 


ai Die Lähmung des peripheren Nervus facialis (infr DE e 
- Lähmung) zeichnet sich aus: 
1. Durch Einseitigkeit: Monoplegia open | 
2. durch das Ausbreitungsgebiet: es ist die ganze ent- 
=>- sprechende Gesichtshälfte gelähmt; 

3. durch Entartungsreaktion. 


b) Die zentrale oder Paar Lähmung (vgl. S. CH E E 
sich aus: 


1. durch E E EE aber nur, wenn der Ursprung 
in der Brücke oder der Medulla oblongata sitzt; 

2. durch das Ausbreitungsgebiet bei einseitiger, zentraler 
.Lähmung; Stirn- und Augenpartie bleiben frei; nur 
die Lippen- und Wangenpartie and gelähmt: 

3. durch Fehlen der Entartungsreaktion. 


| c) Symptome der peripheren Lähmung: 


.1. Die gelähmte Stirnseite ist glatt und kann nicht ge- 
Tunzelt werden; 
2. das Auge ist "abnorm weit geöffnet und kann nicht ge- 
. schlossen werden: Lagophthalmus (vgl. S. 26); da die 
= Papilla lacrimalis nicht mehr durch den M. orbicularis oculi 
an das Auge angedrückt wird, so besteht Epiphora 
(Tränenfluß). Beim Versuch, das Lid zu schließen, dreht 
sich der Bulbus nach oben (Bellsches Phänomen); 
3. Nase: die Nasenspitze weicht nach der gesunden Seite ab, 
die Nasolabialfalte ist auf der kranken Seite verstrichen; 
4. Mund: der Mundwinkel hängt herab; der Mund ist im 


ganzen nach der gesunden Seite hin verzogen. Pfeifen ist 
: N ; 


Koch i 


— 


— 96 — 
"unmöglich. "Ein Licht kann nur Net ‚werden, wenn = 
es vor die gelähmte Seite gehalten wird; SW 

5. die Wange der ER a. bläht sich, beim Blasen >. 
| ‚stärker auf. ` | | | 


| Diagnostische Lokalisation: 


` 1. Die Untersuchung der supranukleären von der peripheren Läh- ©. 

` mung: Freibleiben des Stirnteils, Entartungsreaktion (s. oben); .- 
2. Läsion: unterhalb. des Foramen stylomastoideum ; Lähmung ` ` 
` sämtlicher Gesichtsmuskeln ; 


... 3. Läsion zwischen N. auricularis posterior und Chorda tympani: 


`. wie bei‘, außerdem noch Lähmung der äußeren Ohrmuskeln; 


i -< A Läsion zwischen Chorda tympani und N. stapedius: wie bei 3, 


aber noch Speichelsekretions- und Geschmacksstörung, letztere St 

auf den vorderen zwei Dritteln der Zunge; 

5. Läsion zwischen N. stapedius und Ganglion geniculi: wie.bei 4, - 
'» aber noch Gehörstörung (Lähmung des M. stäpedius); 

6. Läsion oberhalb des Ganglion geniculi: wie bei 5, es fehlt > ` 
aber die Geschmacksstörung;; ` außerdem findet: sich ` häufig ` ` 

. Störung der Tränensekretion ; Së 

7. Läsion an der Gehirnbasis: nl des N. facialis und des 
N. acusticus. | 


. Verlauf: Die Lähmung tritt meistens plötzlich ein; leichte ` 


Lähmungen bilden sich in einer oder einigen Wochen zurück, 


schwerere erst nach Monaten oder gar nicht. Bei schweren 

Lähmungen können sich später Kontrakturen ausbilden, derart, 
daß der Mund nach der gelähmten Seite verzogen erscheint: bei 
oberflächlicher Betrachtung kann jetzt die gesunde Seite für die 
gelähmte gehalten werden. Begleiterscheinung -dieser Kon- 


‘  trakturen sind häufig Krämpfe, Tic facial (vgl. S. 97) oder 
=  Mitbewegungen, z. B. beim Schließen des zu EE 


 Veräebong des Mundwinkels. 


Prognose: richtet sich nach dem Verhalten der Entartungs- 
reaktion. | | Dr 


Therapie : 


1. kausale Indikationen Syphilis: Sg Jod m A Quecksilber: s S 
 rheumatisch:. Salizyl und Schwitzprozeduren etc.); bei Lago- ` 
` pkthalmus Schutz des Auges; ` 
2. Elektrotherapie: erst nach Ablauf des akuten Stadiums. 
= -a G@alvanisch: konstant und. labil; 
B. faradisch: aber nur; wenn die Muskeln durch SC faradischen 
. Strom überhaupt erregbar sind und keine Gefahr von Kon- 
,  trakturen besteht. | 


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2. .'Plexuslähmungen. 


d a) Die Erbsche Lähmung des Plexus brachialis: 


1. Ätiologie: Verletzung des sog. Erbschen Punktes, 
welcher ca. 2 cm oberhalb der Clavicula am hinteren Rande 
i des M. sternocleidomastoideus liegt; dadurch Läsion des 5. und 
= _ 6.. Cervikalnerven; meistens bei Entbindungen (Entwicklung - 
der Arme), Clavicularfrakturen, durch Halsrippen etc.; | 
\..2.8ym ptome: gelähmt sind’ die Mm. deltoideus, brachialis 
=... internus, biceps, brachioradialis, supinator longus und brevis 
Ooa . ` und infraspinatus, also Muskeln, welche von verschiedenen 
=. Nerven, aber von gleichen Cervikalsegmenten vargonai 
` werden. | | 
E Die. .Klumpkesche Lähmung: 
1. Ätiologie: meist Geschwülste der Wirbelsäule, welche den 
8. Cervikal- und den 1. 'Thorakalnerven zerstören. 
--2. Symptome: gelähmt sind die kleinen Finger- und Hand- 
muskeln; Anästhesie meist im Gebiet des N. ulnaris; häufig 
oculo- pupilläre Symptome (vel. S. 26), aber nur bei 
` Schädigung der Wurzeln. E 


| EI Lokalisierte Muskelkrämpfe. 
1. Facialiskram p f (früher „Tic convulsiv“ genannt im 
. Gegensatz zum „Tic impulsif“). " 
Ätiologie: | 


>.” I. Reizung im Facialisgebiet (Rindenzentrum, Kern oder peripherer 

| Nerv) durch Erkältung, Affektionen des Ohres, der Schädel- 
basis etc. opd nach Facialislähmung. 

2. Reflektorische Erregung bei Trigeminusneuralgie, Zahncaries etc. 


Symptome: Die Bewegungen sind dauernd und nicht unter- 
drückbar im Gegensatz zu den eigentlichen Tic-Bewegungen dei 
Psychopathen, die enen mimischen Eindruck machen. Es kann 
der gesamte Facialis oder ein einzelner Ast ergriffen sein. 


Prognose: zweifelhaft. ` ` Ä 
Therapie: Beseitigung des Grundleidens, Elektrizität, 


e H Halsmuskelkrämpfe. 


Sind selten bei organischen Hirnerkrankungen. Auch hier 
ist die Differentialdiagnose gegenüber den psychogenen Tics wichtig. 


Mayer, Compendium der Neurologie. 9,—13, Aufl. 7 


Die funktionellen Neurosen. 


Einleitung. 


Zu den Semer Neurosen rechnet man: 
; die N eurasthenie, | k 


Vora 


Rnemnmern 


| = unbe- 
‚die Hysterie, DECH 
TATE schadet 
; die Epilepsie, ` Ä RE 
Ke einer noch 
die Chorea minor, 3 
ungeklärten 
; die Funktionsstörungen gewisser Blutgefäßdrüsen, RR 
. die vasomotorischen. Neurosen, i A 
. die Migräne, | | a | 
| Sos = Grundlage. 
den Tic impulsif. 0° 2 


E Von diesen Krankheiten zolten zwei, die Neurasthenie und 
Hysterie, nicht in diesem Abschnitte, sondern im psychiatrischen 
Teile dieses Buches besprochen werden. Wegen der Kombination 
von somatischen und psychischen Symptomen hat man diese beiden 
| N eurosen. auch als Psychoneurosen bezeichnet. 


Die Epilepsie. 


Ätiologie: 
Here dität, meist gleichartige Heredität; neuröpathische Kon- 
stitution ; x 
. Alkoholismus der Eltern oder des Patienten selbst; 
chronische, Bleivergiftung der ‚Eltern; 
akute Infektionskrankheiten: Scarlatina, Typhus etc. ; 
Syphilis ; 


Eo KI 


:6. reflektorisch: durch Traumen, N arben beliebigen Sitzes, welche 
einen Hautnerven reizen; Eingeweidewürmer etc. ; 
7. auslösende: Ursachen häufig: Menstruation, Puerperium. 


Beginn meist vor dem 20. Lebensjahre; nach dem 20. Lebens- 
jahre gilt die Bezeichnung Epilepsia tarda. diese wird-meist 
durch Alkoholismus hervorgerufen. 


Symptome: Die Epilepsie ist durch periodiki wiederkehrende 
Anfälle gekennzeichnet; die anfallsfreien Intervalle können 
‘Jahre, Monate, Tage und Stunden dauern: ` Die Anfälle selbst 
. »können verschiedener Natur sein; man unterscheidet: 


Ga Zë 


Ge 
A 


EC E 


> 1. den ` Größen Anfall oder die: Epilepsia major; 2 
2. das „Petit .Mal“ oder die Epilepsia mu 
3. die epileptischen Äquivalente. 


Wë Der große Anfall: Er kann. plötzlich ne oder durch 
Vorboten (Schwindel, Kopfdruck etc.) schon mehrere Stunden 
‘ vorher angekündigt werden. Oft geht jedoch dem Anfalle um ` 

einige Sekunden oder Minuten eine. Aura en) voraus. 
:.1. Die Aura kann sein:, Ä 


a. motorisch: Zuckungen einzelner "Muskeln, Kreislaufen, | 
>... Sprachstörungen; 
H sensibel: Parästhesien in der Extremität oder am um 

Schmerzen im Epigastrium;, 

- y. sensorisch: Hören eines Wortes, einer Melodie, Sehen 

-~ einer Landschaft, einer Tiergestalt, Funkensehen ; 

ö. vasomotorisch-sekretorisch: BEE Schweiß- 

-= ausbruch ; o 

Kë? psychisch: Unruhe, Reizbarkeit. Wr 


| a Der Krampfanfall: 


a. Plötzlich eintretende Bewußtlosigkeit; , dieses Saah 
ist von hervorragender pathognomonischer Bedeutung: 
n Më tonischer Krampf der Muskulatur; der plötzliche Ein- 
tritt. desselben auf dem Gebiete der Respirationsmuskulatur 
kann zu einem kurzen Schrei führen. Die Pupillen sind 
GER weitert und reaktionslos. Dieses tonische, Stadium dauert l 
. einige Sekunden; - 
"A klonische Zuckungen der Muskulakır folgen den 
- vorigen. Die klonischen Krämpfe der Kiefermuskeln 
führen häufig zum Zungenbiß, diejenigen der Extremi- 
täten zu Verletzungen an Händen und Füßen. 
5 In diesem Stadium tritt oft unwillkürliche Harn-, 
` Kot- und Samenentleerung, Pulsbeschleunigung ein, der 
Mund ist mit Schaum bedeckt, das Gesicht eyanotisch 
dorch Stauung, dadurch oft: konjunktivale Sugillationen. 
| Der Krampfanfall dauert eine halbe bis fünf Minuten. 
3. Postepileptisches Koma oder Schlaf. Nach dem Erwachen 
= aus diesem ‚häufig Kopfschmerz und Erbrechen. Über 
g postepileptische Geistesstörungen vgl. S. 157. | | 
4 Begleiterscheinungen des Anfalls: Sämtliche Reflexe sind 
erloschen ;. Cyanose des Gesichts. 
bi Das Petit Mal oder die Epilepsia minor: 
1. Die Bewußtseiässtörung. ist häufig das einzige Symptom. 
Die Bewußtseinsstörung dauert nur einige Sekunden; dos 
- Individuum tällt nicht hin: der Zustand zeigt sich als eine 


E 


Ge Entrücktheit: TA Gesicht ist. Kat, der Blick 
“starr, ins Leere gerichtet; 

2, manchmal geringe, klonische Zuckangen im Gesicht vnd 
den Extremitäten, | 


d Die Äquivalente des epileptischen Anfalls sind e 


Natur (vgl. 8. 157). 


= S H Der Allgemeinzustand des Epileptikers i in anfallstreiei Zeit: 
I. Charakteristisch ist die totale Amnesie für die Anfälle und 


- die Vorgänge während. derselben, welcher Art die Anfälle 
. auch sein mögen. Die apuepuker. wissen nür durch andere 
Personen von ihrer Krankheit; ` 


CH häufig finden sich Degenerationszeichen (Schädelmiß- 


-.  bildungen, vgl. S. 123); ` 
. 8. die Intelligenz kann intakt sein; häufig findet sich eine 


Abnahme der Intelligenz, wenn nicht gar Imbecillität, leichte 


- „ Reizbarkeit und eingeschränktes psychisches Gesichtsfeld: 
4. der Status epilepticus: kommt zustande, wenn sich die Anfälle 
.- in kurzer Zeit aufeinander folgen (z; B. mehrere Anfälle in 
. einer Nacht). Der Patient erlangt das Bewußtsein während 
` dieses Zustandes nicht wieder. Im Urin findet sich manchmal 


Eiweiß. und hyaline Zylinder. "Beträchtliche Temperatur- ` 
steigerung. Der :Tod tritt in der Hälfte- dieser Fälle ein. 


Verlauf: chronisch. Bei\längerem Bestehen der Krankheit 


l- 


.. “pflegen sich die Anfälle in immer kürzerer Zeit zu wiederholen. --. on 
` Eine Epilepsia nocturna kann lange Zeit unbemerkt bleiben. 


o Da 


e Differentialdiagnose: 


1 S 
2: 


gegen Ohnmacht (vgl. S. ep, SR 
gegen den hysterischen Anfall: Bei ‚diesem: ist die Licht- = 


reaktion der Pupillen stets vorhanden; der Zungenbiß und 


`- sonstige Verletzungen kommen, nicht vor; kein unwillkürlicher 
Harnabgang; die Dauer des Anfalls ist- meist eine längere 


| EN: Ätiolo gie; 


als die des epileptischen; manchmal läßt sich der hysterische >< Sa 


Anfall durch bestimmte : Eingriffe ‚(Ovarialdruck) künstlich 
"unterdrücken. und. hervorrufen; `. 

, gegen- symptomätische Epilepsie: Hirntumor (vgl. S. 72), 
Rindenepilepsie. (S. 70), Dementia paralytica ‘(S. 163). Der 
` Epileptiker scheint in der anfallsfreien Zeit normal zu sein, 


die anderen haben dauernde Symptome.’ An die symptoma- "-. 
tische Epilepsie denke man besonders, wenn die Anfälle zum 
ersten Male in reiferem. Alter auftreten; positive Wasser- 
mannsche Reaktion im Blutserum oder- im a spricht für 


ffe "kän iwv7t "e da wä OON "ER E Ee E e e A En EE en e 4n SE ea ES RT ee Ce ME? ës Zo 
anA: Di Les zl Geet Bas SE Et ai Ee EN ` ‘ t , l 
SH — ef ->i di e s 


| 101° — 


4. gegen Balladen es fehlt hier die. Piae der 
Zungenbiß, die postepileptische Verwirrtheit etc. ; u 

5, gegen Adams-Stokesche Krankheit: hier besteht während 
des Anfalls starke ere (20—30 Schläge), zuweilen 
Herzstillstand. ` 


Prognose: Heilung ie selten. Bei ehr früh get 
Fällen ist die Prognose: schlechter. Das Leben ist besonders , 
im Status epilepticus bedroht; der Tod kann: auch infolge schwerer 
Verletzungen, Erstickung etc. während des Anfalles eintreten. 


Therapie: | 
a) Außerhalb des Anfalls: | 


LL. Nahrung: Vermeidung aller ‚Reizmittel datie Kaffee, 
© Alkohol etc.); Fleisch ist nur in ı mäßigen Quantitäten erlaubt; | 
. `> 2, Medikamente: u 
- œ Bromsalze: 3—6 g pro die (bei Kindern 1— —4 g); ` 
: B. Atropin: 1—1'/, mg pro die; ` 
- 7. Opium: 0,1—0,2.g pro die; oft läßt man der 
Opiumbehandlung eine Brombehandlung fol- 
gen (Flechsigsche Kur). 
.. .6. Luminal 0,1—0,3 g 2—3mal pro die; | 
e Epileptol (Kondensationsprodukt der, Amidoameisen- 
©  säure) 15—50. Tropfen. 3mal pro die. 
3. Operai Behandlung nur bei EES nie bei 
genuiner Epilepsie. 


b) Im Anfalle: 


1. Beim Auftreten der Aura kann in manchen Fällen der 

Anfall noch koupiert werden; zeigt sich z. B. die Aura in 

Sch einer ‚Extremität, so gelingt dies durch feste Umschnürung 
derselben; auch 'energische Hautreize sollen so wirken; 

. 2. im Anfalle ist der Patient vor Verletzungen ` zu schützen; 

zwischen die Zähne Kork oder Gummi; 
3. im Status epilepticus: Chloralhydrat 3—4 g in Klystieren, ` 
Chloroform, Äther. 


veraltet! 


Anhan g. 
Pavor nocturnus. 


Er ist ein Symptom bei epileptischer, hysterischer, überhaupt 

` neuropathischer Konstitution, zuweilen auch bei Tonsillarhyper- 

“ plasie; die Erkrankung besteht in nächtlichem Aufschrecken bei 

>. völliger Bewußtseinsabwesenheit. Beginn 3.—10. Jahr; ver- 

- schwindet: mit der Pubertät. Das häufige Schlafsprechen (Som- 

niloquie) und Schlafwandeln sind auf das motorische Gebiet 
übertr agene Sraume 


= RL CTR 


ii. 


Die Chorea minor ‘sive infektiosa. 


a er Der Veitstanz.. 

Ätiologie: 

1. Der akute Gelenkr ‚heumatisnus, ER wenn dieser auch 

. eine Endocarditis herbeigeführt hat; er ist die häufigste, nach 
vielen die einzige Ursache .des Leidens.. RS rechnet da- 
‚her die Chorea zu den- SUDAN). | 


2. Affektstöße (Schreck etc.). | 
‚3. Schwangerschaft: Chorea gravidar um,. besonders im 3. bis 


5. Monat; vermutlich Intoxikation. 


em im: 5. 20. Lebensjahre; häufiger 1 bei Mädchen als 
bei Knaben. 


Sitz der et Schädigung der vom Kleinhirn durch 


_ die Brachia conjunctiva zum | Thalamus opticus z ziehenden Bahn. 


Symptome: u Er er 


a) Motorische Unr uhe:. ungewollte, lee zappelnde 


Bewegungen, die abwechselnd die verschiedensten Körper- 

gegenden in Aktion Ta aen nimmt auch die Zunge an den 

Bewegungen ` teil, resultiert eine Behinderung der 
Sprache ` Gë Ze 


Die Bewegungen sind: E e 


1. unwillkürlich; willkürlich nicht unter drückbar (ausgenommen 
"in chronischen Fällen); e 
2. koordiniert; i 
3. im Schlafe N STE | 
4. bei willkürlichen Bewegungen stärker, desgleichen bei Ge- 
mütsbewegungen; 
5. nicht anfallsweise (wie die epileptischen). 


b) Psychische Störungen: Labilität der Stimmung, Reizbar- 
keit und geistige Ermüdbarkeit.. Bei der Chorea der Erwach- 
senen bilden sich häufig Psychosen aus. 


' Verlauf: Daner 2—3 Monate; selten bis über 1 Jahr. 


Prognose: günstig. Meistens. Heilung; in den schwersten 


Formen können die allzu heftigen Muskelzuckungen durch un- 
"genügende Nahrungsaufnahme und ungenügenden Schlaf tödliche 


Erschöpfung herbeiführen. Die Chorea gravidarum endet in dem 


- vierten Teile aller Fälle tödlich, im allgemeinen überdauert sie 
die Entbindung nicht. Rezidive sind häufig. 


Ze ET E EE A 
Wë e A 
E ee 


E18 =. 


Difforentialdiagnose: | 
. Gegen die symptomatische Okoro 
a. die postapoplektische Hemichorea (vgl. N. 11); 
3. bei Hirntumoren (vgl. S. 72); | 
y. bei cerebraler Kinderlähmung (vgl. S. 76): hier EES sich 
stets Zeichen spastischer Parese. 
2. (zegen die hysterischen Formen: 
o, die Chorea major: unter diesem Namen werden die 
großen hysterischen Anfälle zusammengefaßt; 
3. die Chorea imitatoria: sie entsteht oft epidemieartig in 
Schulen; 
y. die Chorea electrica: mit "plitzartigen Zuckungen, wie 
bei elektrischer Reizung. 


3. Gegen die Chorea hereditaria sive ohronica progressiva: 
diese ist, wie der Name sagt, hereditär und progressiv; haupt- 
sächlich bei Erwachsenen; die Intelligenz nimmt bis. zur völ- 
ligen Demenz ab; Dauer Jahrzehinte;: Prognose schlecht. 


- Therapie: Ä 
1. Körperliche und geistige Ruhe; ‚Isolierung; in schweren Fällen 
= Bettruhe. 
2. Medikamente: 


a. Arsen: als Solutio Fowleri (dreimal täglich 3— 10 Tropfen, 
in allmählicher Steigerung); 
. Brom: bei gesteigerter Affekterregbarkeit; 
E onlann (0,0005) subkutan mit Morphium, sendi 
Chloral und Chloralamid: in schweren Fällen. 
3. Milde Hydrotherapie. 
4. Bei Chorea gravidarm: kommt die. künstliche Frühgeburt in 
Frage. 


pd 


A 


Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 
' a) Morbus Basedowii. 


Graves Disease, Goitre exophthalmique. 


Ätiologie: Wahrscheinlich Dysfunktion der Schilddrüse. 
Das Leiden entwickelt sich im Anschluß: an heftige Gemüts- 
bewegungen, schwächende Krankheiten, besonders bei neuro- 
pathisch veranlagten Individuen, durch Jodapplikation bei latentem 
Basedow, meist im mittleren Lebensalter; bei’ Frauen viel häu- 
tiger als bei Männern. 

Symptome: Die Kar ET des Morbus Base- 
dowii sind die Tachykardie, die Struma und der Exophthalmus - 
(„Merseburger Trias“). 


j: Die Tachykardie: ist. meist das erste Symptom; Pulsfrequenz 


S EN Die Strama: sie ist weich, gefäßreich, E end; die auf- 


| 3 : Der Exophthalmus beruht: vielleicht‘ auf Erweiter ung der 


. -B.-das Möbiussche Symptom: Unmöglichkeit, einen nahen 


.5. Der Tremor ar Hände: schnell jid feinschlägig, nicht 


u 6. Hyperhidrosis mit subjektiven Hitzegefühl. ` 


Kë 
© 8. Durchfälle. 


` 10. Schlechter Schlaf und: schlechte nn Ernährung trotz 


11. Öfters alimentäre Glykosurie. ur 
E Psychische Störungen: "Labilität der Dr Reizbar- 


_ Intermissionen. d | or 


‚Diarrhöen und Debilitas cordis erfolgen.. ` s 


"um | EC 


100-=180.- 


| gelegte ‚Hand fühlt manchmal ein Schwirren; sie beruht auf 
dauernde Erweiterung der. Schilddrüsengetäße. 


‘Gefäße der Orbita und einer Vermehrung des retrobulbären 

 Fettgewebes; er ist.meist doppelseitigt der Exophthalmus fehlt 
>m unvollkommen. entwickelten Ve H ore frustes). 
£. ‘Andere, "Augensymptome: 


o, das Graefesche: Symptom: Beim Blick be unten e 
- das ‚obere ‘Augenlid nicht mit, so daß ein Tail der Sklera 
‚oberhalb der Kornea sichtbar ‚wird; 


‚Gegenstand längere Zeit mit- beiden Augen zu fixieren 
~ (Konvergenzschwäche);, 


i i das Stellwa SE Symptom: da Lidschlag erfolgt abnorm. 
‚selten. ` 


unterdrückbar. 
. Dermographie: Übererregbarkeit der Hautgefi kënen ven. 


. Steigerung der co, Ausscheidung, . .also Erhöhung der Oxy- 
`- dationsprozesse; trotz normal ausgenuützter und genügender 
'- Nahrung unnormales Stoff- und Körpergleichgewicht. 


des häufigen Heißhungers (Bulimie). 


' keit, Unruhe, Zerstreutheit‘ etc., manchmal Psychosen ` (ma- 
| nisch-depressive Zustandsbilder). 


- Verlauf: chronisch; jahrelange Daner; Remissionen und 


Differontialdiagnose:. Die E E E auch bei 


N eurasthenie opd Hysterie vor, jedoch nicht ‘dauernd, sondern 
‚nur vorübergehend, ebenso der Händetremor. ‚Sonstige Verwechs- 


lungen sind nicht gut möglich. 


| Prognose: nicht nee, In ganz frischen Fällen ist 
Heilung nicht ‘ausgeschlossen. - Der Tod kann durch zu starke 


er RE, EEE A, 
4 SC, a, 
a 


Zär AA "Leier Y tn in 

3 OT. deg RA zm e GR] PL 
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SN 


N Fi 


tA CA 


2. 
3. 
4. 


— ło — 
Therapie; | 


. Körperliche und E Ruhe; Peychötherapie Ges Hypnosen). 
. Verbot von Kaffee, Tee, Nikotin etc., EE 


dafür Pflanzenkost. . 


. Milde EES (feuchte Einpackungen sol 
, Höhenluft. ` To 
Elektrotherapiė: | - 


\ 


o stabile Galvanisation des Sympathicus: Kathode 
(kleine Elektrode) zwischen Unterkieferrand und M. sterno- 
cleidomastoideus, Anode auf dem Nacken; 

ß. Faradisation: große Elektrode im Nacken, kleine ab- 
wechselnd Augengegend,: Schilddrüse, Herzgegend.. | 

+. Galvanische Durchströmung der Schilddrüse: die : 
Elektroden sitzen zu beiden Seiten der Drüse. - 


. Antithyreoidin (= Serum entkropfter Tiere). 
Operation: Strumektomie. 


b) Das Myxödem. 
Ätiologie: Hypofunktion resp. Fehlen der Schilddrüse. 


. endemisch: das Schilddrüsengewebe bei bestehender Struma 


ist geschwunden (Kretinismus); 

angeborene Aplasie der Schilddrüse; 
sporadisch: Schilddrüsenaplasie; 

totale Strumektomie: Kachexia strumipriva. 


Symptome: Sie sind den Symptomen "bei Basedow genau 


"` entgegengesetzt, also: Bradykardie, abnorme Trockenheit der 
Haut, Obstipation, Herabsetzung der Oxydationsprozesse etc. 


DD 


Besonders auffallend sind: 


„das: gedunsene Aussehen durch. die myxödematöse Hautschwel- 


lung “(Wachstumshemmung bei Kindern): 


. die Makroglossie; 
. die psychischen Veränderungen: 


a) Erwachsene: Intelligenzabnahme bis zur völligen Demenz; 
b) Kinder: Idiotie. ete. (vgl. S. 159). WS 


Prognose: bei richtiger Therapie günstig. 
Therapie: Schilddrüsenpräparate wirken überraschend: Thy- 


reoidinum siccatum (Erw. 0,1—0,2, Kind 0,03— 0,05) etc. 


| c) Die Tetanie. 
Ätiologie: Wahrscheinlich Schädigung der Epithelkörperchen 


(Glandulae parathyreoideae), sei es: 


106° Be 

-L im Anschluß an re Thfektionskrankhetten (Typhus, Cholera, 

© = Scharlach, Masern) oder an Intozikationen (Ergotin, Chloro- 
| torm, Alkohol IC ER 

‚ 2.:im Gefolge von Mean KIC 

` der Kinder, Magenektasie Erwachsener); , ` 

3. gemeinschaftlich mit Laryngospasmus, Eklampsie oder Ra- 

DE chitis. der Kinder (ob diese „Spasmophilie“ der Kinder eine 

Ef derartige Ätiologie hat, wird neuerdings bezweifelt *); 

4. nach Exstirpation“ € der N ebenschilddrüsen Tse parathyreo- 
priva), | 


e einzelnen Ländern tritt die Krankheit epidemisch auf. 
t Se erkranken. meist. Männer im Alter von 15—25 Jahren. 


St ` Symptome: een der > d 

al Im Anfall: "` EN ae 

= 1. :Tonische Muskelkrämpfe: Öberarme addiziert, Vorder- 
` arme und Hände gebeugt; Finger in Geburtshelferstellung 

„oder Schreibestellung, Beine gestreckt, Füße i in Varoequinus- 

‚stellung. | 

`- Der bilaterale Krampfanfa all dauert v von einigen Minuten 
eg zu mehreren Tagen. Das Bewußtsein. ist meist erhalten. 


Prodromal: Kopfschmerz, Übelkeit etc. 
a Parästhesien, 'reißende Schmerzen. 


b) Zwischen den Anfällen („spasmophiler Zustand“): 


1. Das Trousseausche Phänomen: Durch Kompression 
auf die Nervenstämme (Sulcus bicipitalis internus) kann 
. man künstlich einen’ Anfall auslösen. 


2: Das Chvosteksche Symptom: Durch leichtes Beklopfen 
von motorischen oder gemischten Nerven kann man Zuk- 
kungen aüslösen; das Symptom beruht also auf gesteigerter 
mechanischer Erregbarkeit der Nerven. Besonders läßt 
sich diese im Gebiet des N. facialis nachweisen: Faeialis- 
Phänomen (vgl. S. 12. >» N | 

3. Das Erbsche Symptom: Steigerung der galvanischen 
Erregbarkeit der motorischen Nerven, infolgedessen tritt 
.Kathodenschließungszuckung schon bei sehr geringer Strom- 
stärke auf und bei geringer Steigerung der Stromstärke 
Kathodenschließungstetanus. 


4. Das Höffmannsche Symptom: Steigerung der mecha- 
nischen und elektrischen a senpipler Ne erven. 


H 


D S. auch Kenn der indes von Dr. H. Mayer, 
4. Aufl, neu bearbeitet; von Dr. Erna Hoony-Hatien zZ. 


Am = x 


Verlauf: Dauer Tage eg Monate; Rückıälle E häufig. 
Es gibt chr onische Tale von Ge Dauer mit intermittie- 
rendem Verlauf. 


Differ entialdiagnose: gegen Hysterie: Hier sind. die toni- 
schen Muskelspannungen. meist einseitig, es fehlen - das Trous- 
seausche und das „Eibsche Phänomen: | 


Prognose: günstig. Das Leben ist nur gefährdet bei Pa- 
tienten, die an Magenektasie leiden, oder die eine Kropfexstir- 
pation durchgemacht haben, und bei Kindern, welche an Darm- 
katarrh oder Rachitis leiden. 


Therapie: C Ä | dë 

l. Behandlung der. Grundkrankheit (Magen-, N 
Rachitis etec.). - 

2. Bei Tetania parathyreopriva. Darreichung von. _ Nebenschild- 
drüsenpräparaten ‚oder Transplantation normaler Nebenschild- 
drüsen. 

3. SE Calcium lacticum (10°%,), Wärmezufuhr. 


d) Die Akromegalie. 


Ätiologie: Wahrscheinlich Hypersekretion ds vörderen, 
glandulären Hypophysenabschnittes, meist als Folge einer adeno- 
matösen Vergrößerung. en! der Hypophyse führt zur 
Dystrophia adiposo- EES 
Symptome: | 

Ver größerung distaler Teile (Hände, Füße, Nase, Kinn) 

V erdickung der Haut. 

Hypoplasie der Genitalien (Amenorrhoe, Impotenz). 

Erweiterung der Sella tureica im ‚Röntgenbild. 

Grlykosurie. ` 

. Zentrale Symptome: ere Schwindel, bitemporale 
Hemianopsie etc. (vgl. Hirntumor), Intelligenzdefekte. 


Verlauf: Dauer oft jahrzehntelang. Erstes Symptom meist 
Parästhesien und (Gliederschmerzen; Tod öfters unter den Zeichen 
eines Tumor cerebri. | | | | 

Tritt die Erkrankung vor der Verknöcherung der Epiphysen- 
knorpel ein, so kann es zum Riesenwuchse kommen. 

- Differentialdiagnose: gegen partiellen Riesenwuchs, Ar- 
thritis deformans. | | 


. Prognose: ungünstig, "Heilung ausgeschlossen. 


Therapie: Versuch mit Hypophysenextrakt, ev. Extraktion 
des Tumors (endonasal nach Schloffer). 


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Hemikrante.“ Mr 
$ Mi : 
| igräne. 
"Ätiologie: 


ER He redität, egen E 


o ; Überarbeitung, Exzesse, Be Wrücherikien der Nasen- 


schleimhaut sind- wohl ı nur als Gelegenheitsursachen zu . be- 
. trachten. E eg 


` Symptome: EE ER | 
T ‘Kopfschmerz (iellsicht. Sengen durch | Sympathicus- 
, Feizung);, dieser. ist: ` 
o, meist halbseitig; i 
= „B. anfallsweise; meist näch ee teen 
Tt: von 'stunden-. bis. tagelanger Dauer; `. 
- ; & stechend (kein Druckschmerz wie bei Neurasthenie); 
e von Appetitlosigkeit und "Erbrechen. begleitet; 
-& gewöhnlich von einer Aura eingeleitet (hemikranische 
‘Aura: Schwindel, Schläfrigkeit, Heißhunger). 


2. Das Erbrechen kann auf der Höbe des Anfalls oder 


. gegen Ende desselben ` eintreten. Bag 
EI Überempfindlichkeit gegen Sinnesreize (Licht, ‘Geräusche etc.). 
CG Das Flimmerskotom ist ‚gleichsam eine, Aura; es entsteht 


erst Flimmern vor den Augen, dann. eine lebhafte Licht- 
Segen, mit zackigen Figuren; es dauert einige Minuten, 


` Besondere Formen (meist miteinander gemischt): 


| a Hemicrania . angio-spastica: Auf der befallenen Seite: blasse, 


kühle Haut, vermehrte Salivation, Pupillenernätzer ung (Sym- 

` pathicusreizung). e 

2. Hemicrania sympathico-paralytica: Auf der befallenen Seite: 

~ „ gerötete, warme Haut, Pupillenverengung. i 

"A. Hemicrania ophtalmica mit  Flimmerskotom; Augenmuskel- 
„Pareeen, SE ) | 


Komplikationen: Die EH ist sehr oft assoziiert mit 


© N ee Hysterie oder Epilepsie; der epileptische Anfall 
SÉ kann sogar durch einen hemikranischen ersetzt, wer den 


 Differentialdiagnose: si 


d 3 Gegen . Tumor: hier- besteht een Ee 
` Stauungspapille, andauernder -Kopfschmerz etc. 
` 2. Gegen Urämie: hier besteht Albuminurie ste, 


| Prognose: quoad ‘sanationem ungünstig; bei Frauen ver- 
‚schwindet die Hemikranie zuweilen. im Klimakterium. 


== 109 =.. 7 


Therapie: | 


1. Kausale Indikationen: gegen Neurasthenie, Hysterie, Nasen- 


| affektionen etc. 


et 2. Im Anfall Bettruhe, Verdunklung des Zimmers, Migränin, | 


heilun "2 


Brom, Anodengalvanisation des Kopfes. 


‚3. Arsenkuren, Nitrogiyzerin, Levieo-Roncegnowasser ` werden 


-` empfohlen. 

Vasomotorische Neurosen. 
R a) Die Akroparästhesien. 

- "Atiologie: i | 
1. Klimakterium. 
2. Häufiges Hantieren in kalten Wasser (Waschfrauen). 
3. Neuropathische Diathese. 


Beginn meist nach dem 30. "Lebensjahr. Wahrscheinlich 


beruht: die Akroparästhesie auf Gefäßverengerungen infolge eines 
‚Reizzustandes in den vasomotorischen Zentren. 


Symptome: ausschließlich subjektiv; Parästhesien in 
Händen und Fingern. Häufig Schmerzen, welche andauernd | 


. bestehen. 


"Verlauf: chronisch. 
‚Prognose: quoad sanationem ungünstig; selten ‚Spontan- 


Differentialdiagnose: gegen EE Parästhesien 


f (Tabes, Hysterie, Raynaudsche Krankheit). 


Therapie: Arsen, Phosphor, Strychnin, Kison, lokale fara- 
dische Pinselungen, Wechselbäder. 


b) Oedema cutis circumscriptum (Quincke). 
' Angioneurotisches Ödem. 


Ätiologie: unbekannt; meistens bei jugendlichen Individuen. 
Vielleicht besteht Verwandtschaft mit gichtischer Diathese und 


Migräne. 


Symptome: Anfallsweise auftretende, ödematöse,: circum- 
scripte Anschwellungen, an den verschiedensten Stellen der Haut, 


‚manchmal auch der Schleimhäute. -Das Odem verschwindet meist 
innerhalb einiger Stunden wieder. Manchmal finden sich gastro- 


intestinale Störungen (Erbrechen etc.). Befällt das Ödem den 
Kehlkopf, so kann es von gefährlicher Bedeutung werden. 


Therapie: 
1. Allgemeine Behandlung (Diätänderung etc.). 


E 2.: Gefäßverengernde Mittel (Adrenalin, Atropin). 


3. Neuerdings wird frischer Schilddrüsensaft empfohlen. 


A 


E D 
Pen u u 
ei Die symmetrische Gangrän. Sé 
 Barnandsche Krankheit. | 


Ätiologie: re meistens bei jugendlichen Individuen 
weiblichen Geschlechts. . ; 


dä Symptome: Anfälle; man- - unterscheidet drei Etappen der 
Erkrankung: Ä 


1. Lokale Ischämis. der Finger en Parästhesien. ünd Schmerzen. 


`- 2, Lokale Cyanose-Asphyxie. 
3. Lokale, symmetrische Gangrän; das tote Gewebe grenzt sich 


ab. und wird im ‘Laufe: von einigen Monaten abgestoßen. 
` Differentialdiagnose: gegen diabetische, tabische, arterio- 


E sklerotische Gangrän u. a. 


Therapie: Schutz vor Kälte (Fousthandschahe)) milde Mas- 
sage, laue Bäder, | 
di Erythromelalgie. 


iome:  Danernde Rötung und Schwellung der Hände 


3 aind EuR verbunden mit starker Schmerzhaftigkeit. 


e) Hemiatrophia facialis- progressiya. 


Se Trophische Neurose. Symptome: langsam, fortschreitende 
.- Atrophie. der Knochen, Muskeln „ete. einer _„Qesichtshälfte bei 
es erhaltener Sensibilität. 


` Sklerodermie. ne 


Ätiologie: rette meistens, bei. Frauen.. 


Symptome: Sklerodermie kann ER Haut des ganzen Körpers 
befallen (Sklerodermia universalis) oder sie befällt nur die distalen 
Teile der Extremitäten (Sklerodermia distalis); ferner kann sie 
fleckweise auftreten. (en plaques). Die Haut ist weiß, oft bläu- 
lich, hart, schwer verschieblich, schwer faltbar; Beweglichkeit 
gehemmt.. Oft tritt eine Verkrüppelung der Finger ein (Sklero- 
dactylie). Die Sensibilität ist intakt,. was zur Unter scheidung 


.- von Syringomyelie wichtig. ist. 


"Prognose: ernst; Dauer: viele J ahre, bis mehrere Dezennien. 
| Therapie: Massage, Ichthyolbäder; subkutane Thiosinamin- 
| EE | 

| | | Der Tic (impulsif): 
Ätiologie: Neuropathische en Das Leiden be- 


2 giùnt oft in der Kindheit oder in der Pubertät. anne 
(Blinzeltic nach a u. ä.). 


u UL — 
Symptome: S , 
“1. Ruckartige Bewegungen, die an- Sat ganz. wie N 
.  willkürliche Bewegungen ablaufen, jedoch ohne adäquaten 
| psychischen Vorgang durch einen unwiderstehlichen Bewegungs- 
- trieb zwangsmäßig ausgelöst werden und sich in kürzeren oder 
längeren Intervallen immer in. derselben Weise wiederholen. 
2. Der Tic kann lokalisiert oder allgemein sein. Am häu- 
figsten sind Zuckungen der Gesichtsmuskeln (Augenblinzeln, 
Verziehen. des Mundes), Drehbewegungen des Kopfes nach 
einer Seite hin, Schulterbewegungen. _ 
3. Willkürliche Bewegung und Ablenkung der Geert 
wirken meist beruhigend (im Gegensatz zum Krampf). 


Prognose: quoad sanationem zweifelhaft. Oft bleibt das | 
Leiden während des ganzen Lebens bestehen; manchmal tritt 
nach jahrelanger Dauer ein.. Remissionen und Inter- 


- - missionen kommen vor. 


Therapie: E 


A ‘Hemmungsgymnastik, (nach Oppenheim): Üben im 
Ruhighalten des Körpers und der betroffenen Teile und in 
der Unterdrückung von an | 

2, Hypnose 

3. Eventuell Biompräparate. 


RE SE E SES chia tri e k 


x 


—n 


A Allgemeiner Teil. Es E 


> Fir eine Unterscheidung der. Geistes krankheiten (Psychosen) 
in organische ` und. funktionelle. gilt das im neurologischen Teil 
Gesagte. Auch hier galt lange vieles für funktionell, dessen 
anatomische oder chemische Grundlage man jetzt kennt. Früher 
. glaubte man, diese beiden Formen klinisch dadurch unterscheiden 
zu können, daß man bei. organischen. Formen. stets einen „Intel- 


ef 


E ` ligenzdefekt“ fände, bei funktionellen nie. Es gibt aber zweifel- 
Sé lose: SE Psychosen ohne solchen Defekt. 


"Die Formen der psychischen’ Störung. 
ER normale Mensch empfindet, denkt und handelt. Je 


E: nach der psychologischen Auffassung wird man unter „Denken“ 


nur den: Ablauf der Vorstellongen ` und. ihre: Verknüpfungen 
(„Ideenassoziationen*) ‘verstehen oder nach: der Wundtschen 
` Apperceptionspsychologie die Aufmerksamkeit‘ als besonderes 
 Seelenvermögen“hierbei: betrachten. Diese drei Tätigkeiten sind 
von- Lust-.oder Unlustgefühlen („Affekten“)- begleitet. “Gedächtnis 
und Urteilsfähigkeit ist eigentlich keine vom „Denken“ völlig zn 


trennende . Funktion, ‘man ‚hat aber jn "der. Psychiatrie ihre Stö- 


rungen als: Intelligenzdefekt meist gesöndert behandelt. 
- Wir prüfen also bei .Geisteskranken: 


ai die Störungen der Empfindung, BE 
"bh die Störungen des Denkens, 
`c) die Störungen des Handelns, 
d) die Störungen des Affekts, . 
| 2: die Störungen der Intelligenz. 


I. Die Störungen der Empfindung, 


Die Intensitätsstärungen der Empfindung. (Hyperästhesien, 
. ` Hypästhesien, Anästhesien) sind bereits in der „Neurologie“ be- 
sprochen (vgl. S.. 12 u.f.) Wir haben" hier zu betrachten die 
EEN Störungen d der Empfindung. Dese 


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— 13 — 


a) Halluzinationen. 


Fe Halluzinationen sind Empfindungen, welche ohne äußeren 
Reiz (Licht-, Schallreiz etc.) auftreten. 


1. Qualität der Halluzin ationen: Halluzinationen können 
auf allen Sinnesgebieten auftreten; man unterscheidet daher: 


o 


Gesichtshalluzinationen se Visionen: Funkensehen, 
Sehen von Landschaften, theatralischen Szenen etc.; die 


 gesehenen Gegenstände haben meist natürliche Größe; sie 


können aber auch Riesengröße haben oder umgekehrt auch 


- Miniaturbilder sein. Die Zahl der gesehenen Gegenstände 


kann auch verschieden sein; z. B. bei den alkoholistischen 
Psychosen (Delirium tremens etc.) wird meist ein Gewimmel 


von kleinen Tieren (Käfern, Mäusen. etc.) gesehen; 


.Gehörshalluzinationen: 


a. 
Blut etc. im Munde; 
. Ger uchshalluzinationen: Geruch von Blumen, Schwefel, 


OD 


dë 


a) Akoasmen: der Patient hört ohne äußeren Reiz Geräusche, 
Läuten, Donnen: ` ` 
b) Phoneme: Worte und Sätze werden gehört; sehr oft handelt 
es sich um verschiedene Stimmen, welche zu dem Patienten 
reden; die Stimmen können ganz leise sein oder auch laut; 
oft sind es rhythmische Sätze, z. B. du bist ein Narr, du 
bist ein Narr usf.; 
Geschmackshalluzinationen: Geschmack von Kot, 


Pech etec.; 


. Berührungs- oder haptische Halluzinationen: der 


Kranke empfindet einen Schlag oder einen Stich oder eine 


Umarmung, einen Koitus etc. Auch Empfindungen im Innern 
des Körpers können entstehen: vermeintliche Verlagerungen, 
Bewegungen der Eingeweide gehören dazu. 


. Kinästhetische Halluzinationen (halluzinierte 


Bewegungsempfindungen): der Kranke glaubt plötzlich, 
sein Arm werde gehoben, sein Bein werde gestreckt; er 
glaubt zu sprechen, ohne daß er es wirklich tut; er glaubt 
irgendwo hinabzufallen etc. 


2. Lokalisation der Halluzinationen. ` Die .halluzinierte 
Empfindung kann von dem Kranken in die Nähe oder in größere 
Entfernung projiziert werden. Visionen treten oft immer wieder 
an einer bestimmten Stelle des Gesichtsfeldes auf. Manchmal 
werden die Halluzinationen in das Innere des eigenen Körpers 
v erlegt, z. B. Stimmen im Leibe. 

3. E ntstehungsb edingungen. Bei manchen Patienten ist 
es nötig, daß sie. die Augen geschlossen halten, um Visionen 
Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Anfi, 8 


zu bekommen, bei anderen wieder. daß sie sie geöffnet haben. 
Sehr wichtig ist für das Zustandekommen von Akoasmen. oft 
die Aufmerksamkeit des Patienten; der Kranke hört Stimmen, 


sobald er hinhorcht. Blind Geborene haben niemals Visionen, - 
- taub Geborene niemals Akoasmen; erworbene Blindheit md E 


Taubheit dagegen schließen Halluzinationen nicht aus. Nicht 
selten . lassen. sich Halluzinationen dem Kranken direkt sug- 
gerieren (Delirium tremens!). | 


. Einfluß der Halluzinationen auf das Denken. Es 


ist von prinzipieller Wichtigkeit, ob der Halluzinant an die 
Wirklichkeit der Halluzination glaubt oder nicht. Ist er von 
der Wirklichkeit. der’ Halluzination überzeugt, so kann diese 
einen mächtigen Einfluß auf sein Denken und Handeln ausüben, 
z. B. kann eine Stimme, welche dem Patienten zu essen verbietet, 


ihn davon abhalten, Nahrung zu sich zu nehmen. Außerlich 


beobachtet man oft: Gespanntes Hinhorchen, AUPEN, Ab- 
wehrbewegungen etc. 


. Vorkommen der Halluzinationen: 
“a, Psychosen: besonders bei der Halırzinose: bei dieser finden 


sich häufig Visionen, während bei der chronischen Paranoia 
Akoasmen und andere Halluzinationen überwiegen; 

B. Neurosen: Hysterie, Chorea und Epilepsie. : Bei Hysterischen 
und Epileptischen handelt es sich oft um ganze Erlebnisse 
(wie im Traume des Gesunden); 

. Fieberzustände: sogenannte Fieberdelirien : ; 

. Intoxikationen: Opium, Alkohol Blei, Belladonna ete. ; 

. Inanition, Erschöpfung, SSES | 


m u 


b) Illusionen. 


Illusionen sind Empfindungen, die auf einem äußeren Reiz 


beruhen, ‘diesem äußeren Reiz jedoch nicht entsprechen. 


OL 


Gesichtsillusionen: Die Formen und die Farben eines 
Gegenstandes können dem Patienten verändert erscheinen; so 


können ihm die Gesichter der umgebenden Personen als höhnische 


Grimassen erscheinen, Die Objekte können auch vergrößert oder 
verkleinert erscheinen: illusionäre Makropsie und Mikropsie; 
diese finden sich hauptsächlich bei Epileptikern. 


‚ Gehörsillusionen: Unartikulierte Geräusche (Tritte, Scharren, 


Regen etc.) werden als Melodien oder Reden gehört. 


. Geruchs- und Geschmacksillusionen: Die Speisen 


können nach Kot schmecken, Blütenduft erscheint als Urin- 


‚geruch etc. 


EE E E 


4, Kinetise gë e Illusionen:  Ruhende Objekte scheinen sich 
zu bewegen. 
5. Illusionäre Organempfindüngen: Einfache Darmbewe- 
gungen werden als Kindsbewegungen aufgefaßt; einzelne 
Körperteile erscheinen dem Patienten schief oder verzogen. 


Im Einzelfall kann nicht immer scharf zwischen 


Halluzinationen und Illusionen unterschieden werden. 


Il. Die Störungen des Denkens. 
a) Die Störungen der Vorstellung. 


I. Wahnvorstellungen: sind falsche Vorstellungen, welche unkor- 
 rigierbar sind und sich meist auf die eigene Person des Patienten 
heziehen. Man unterscheidet hinsichtlich der Entstehung: 


O.. 


d 


= 


© 


IO 


primäre Wahnvorstellungen: tauchen meist im Anschluß an 
normale Empfindungen auf; 

halluzinatorische Wahnvorstellungen: entstehen auf Grund 
von Halluzinationen; wenn z. B. dem Kranken eine Stimme 
sagt, im Essen sei Gift, so kann ihm dadurch diese Wahn- 
vorstellung aufgedrängt werden; 


. logisch gefolgerte Wahnvorstellungen: schließen sich an 


andere Wahnvorstellungen mit großer Konsequenz an. 
Der Inhalt der Wahnvorstellungen kann verschieden sein: 


. Der Größenwahn: der Kranke hält sich für ein Genie, 


ein Werkzeug Gottes, einen Propheten, einen zweiten Napoleon, 
einen Krösus usw. Größenwahn findet sich häufig bei pro- 
.gressiver Paralyse, Manie und Paranoia. Oft verrät sich in. 
den Größenideen der Intelligenzdefekt, z. B. wenn sich die 
Größenideen vollständig widersprechen, der Kranke sich 
etwa kurz hintereinander für Gott, Gottes Sohn, Maria und 
andere hält. 


. Der Versündigungswahn: Der Kranke glaubt, eine 


. Sünde begangen zu haben und macht sich deshalb Vorwürfe; 
er findet sich hauptsächlich bei der Melancholie. 


. Die hypochondrische Wahnvorstellung: der Kranke 


glaubt an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, an Schwind- 
sucht, Rückenmarksschwindsucht, -Krebs usw., oder der 
Kranke glaubt, irgend ein Organ nicht mehr zu besitzen, 
keine Lunge, keinen Magen mehr zu haben, in seinen Adern 
fließe kein Blut mehr, sein Schlund sei verwachsen usw. ` 
Hypochondrische Wahnvorstellungen kommen hauptsächlich 
bei der Melancholie vor. 


. Verarmungswahn: hauptsächlich bei Melancholie. 
. Verfolgungswahn: schließt sich oft an andere Wahnideen 


H 116 EN 


"an. S0 Z. B. an den, Größenwahn; der Kranke glaubt, von 

` Feinden verfolgt zu werden, weil er sich für eine bedeutende 
Person hält. Bei Alkoholikern findet sich häufig der Eifer- 
suchtswahn. Verfolgungswahn findet sich hauptsächlich bei 
Paranoia. 


o. Zwangsvorstellungen. sind ebenfalls’ falsche Vorstellungen, die 


sich dem Kranken aufdrängen, trotzdem er selbst nicht an sie 
glaubt. Sie können zu Zwangshandlungen und Hemmungen 
- führen; sie finden sich hauptsächlich bei der Neurasthenie und 
anderen. 'psychopathischen Konstitutionen. Der Inhalt der 
Zwangsvorstellungen ist ein ganz verschiedener: 


a. Die Agoraphobie: ein Kranker, der über einen freien 
Platz gehen will, hält diesen plötzlich für ungeheuer groß 
und glaubt, nie über ihn hinüberkommen zu können. 

BR Die Klaustrophobie: macht sich in geschlossenen Räumen 

geltend; z. B. glaubt der Kranke im Theater, ein Feuer könne 


= qusbrechen und ihm der Ausweg versperrt werden, oder er 


fürchtet, plötzlich eine Notdurft verrichten zu müssen. 


y. Die Grüb elsucht (Folie. du doute): der Kranke fragt sich u u. 


beim Anblick eines einfachen Gegenstandes; warum ist der- 
"selbe so und nicht anders? 
ò. Die Zweifelsucht: der Kranke macht sich Gedanken, ob 
dieses oder jenes richtig getan ist La B. ob E Briefadresse 
Sa SES etc.). 


» Störungen der Tdeenassoziationen. 


Krankhafte Beschleunigung der Ideenassoziationen, Ideen- 
flucht. Die Kranken kommen beim Sprechen vom Eundertsten 
ins Tausendste (Logorrhoe); ein zufällig fallendes Wort fangen 
‚sie sogleich auf und ‘knüpfen daran die verschiedensten Vor- 


stellungen. Verknüpft mit dieser Ideenflucht ist meistens eine 


gesteigerte Erregbarkeit und verringerte ‚Haftfähigkeit der 
"Aufmerksamkeit: Hypervigilität oder Hyperprosexie. 
-Ideenflucht ‚findet sich, hauptsächlich bei Manischen. Unter 
Ideenflucht wird auch eine besondere Form der krankhaften 
Zusammenhanglosigkeit des Gedankenganges ohne Beschleuni- 
gung des Vorstellungsablaufs verstanden (Kraepelin). 

, Krankhafte Verlangsamung der Ideenassoziation, Denkhem- 


mung: der Kranke antwortet auf Fragen langsam oder gar 
“nicht. Vergesellschaftet. ist die Denkhemmung meist mit einer 


f Erschwerung, und Verlangsamung des Wiedererkennens, Apro- 
sexie; und mit motorischer Hemmung. Die motorische 
Hemmung äußert sich in einer Verlangsamung aller Bewegungen, 


die entweder - ihren Grund in~ einer Erschlaffung oder einer ZU p s 


— 17 — 


intensiven Spannung der Muskeln hat; im ersteren Falle begegnen 
passive Bewegungen keinem Widerstand, in letzterem Falle sind 
passive Bewegungen erschwert oder unmöglich: katatonische 
Spannung. 

Unter Stupor versteht man den Symptomenkomplex von 
Denkhemmung, Aprosexie und motorischer Hemmung. 

Die Denkhemmung kann sekundär oder primär sein. Die 
sekundäre Denkhemmung ist meistens durch Halluzinationen 
bedingt. Der Kranke hört z. B. eine Stimme, welche ihm 
zuruft, er müsse in einer ganz bestimmten Stellung beharren, 
ohne sich zu rühren. Die primäre Denkhemmung kommt 
hauptsächlich bei der Melancholie vor) 


3. Die Störungen des Zusammenhanges der Ideenassoziation, 
Dissoziation oder Inkohärenz: der Kranke gibt auf 
Fragen Antworten, die gar nicht passen, z. B. auf die Frage, 
wie alt er ist, gibt er seinen Beruf an. Dabei findet sich oft 
eine Störung des Wiedererkennens. Gegenstände und Personen 
werden verwechselt; der Kranke kann das Datum, seinen 
Aufenthaltsort, seine letzten Erlebnisse nicht angeben. Dieser 
Zustand speziell wird als Unorientiertheit bezeichnet. Diese 
ist meist von einer abnormen Gefühlsreaktion, der Ratlosigkeit, 
begleitet. Die Inkohärenz kann ebenfalls primär oder sekundär 
GE eten: | 


a. die primäre Inkohärenz ist die Grundlage der Schizophrenie 
(Bleuler). Die persönliche Einheit ist hier verloren gegangen, 
der Kranke: ist in psychische Komplexe gespalten ; 

ß. die sekundäre Inkohärenz kann bedingt sein durch hoch- 
gradige Ideenflucht, durch zu zahlreiche Halluzinationen und 
Wahnvorstellungen, durch starke Affektsteigerungen und 
durch Intelligenzdefekt. 


' Die ‚Richtung der Psychiatrie, die auf der Eer 
aufgebaut ist (Kraepelin, Bleuler etc.), unterscheidet: 


a) Abstumpfung der Aufmerksankeit (bei fortschreitender Verblödung); 
b) Sperrung der Aufmerksamkeit (bei Dementia praecox): die Kranken 
können Eindrücke wahrnehmen, „sperren“ sich aber gegen jede Be- 
einflussung ihres Denkens und Handelns durch diese Wahrnehmungen; 

c) Hemmung der Aufmerksamkeit ; 

d) krankhafte Bestimmbarkeit der Aufmerksamkeit (bei progressiver 
Paralyse und Altersblödsinn); - 

e) erhöhte Ablenkbarkeit der Aufmerksamkeit (Zerstreutheit, bei nervöser 
Ersehöpfung, Psychopathie und in schwereren Graden von Manie und 
anderen Agitationspsychosen). Eine wirkliche Hyperprosexie wird von 
Kraepelin nicht anerkannt; 

f) Fesselung der Aufmerksamkeit durch einzelne äußere oder innere 
Vorgänge, die für andere Wahrnehmungen unzugänglich macht (bei 
Melancholien, der „Zerstreutheit“ von Gelehrten). 


us — 


| "Bleibt « eine evoa ee und drängt. de? in Wort oder 
: Handlung immer wieder durch; so spricht man von Perseveration 
`. (s. auch Aphasie). Sie ist nicht zu verwechseln mit stereotyper 

Wiederholung desselben Wortes oder SESCH der Ver bigeration. 


SE? Der Intelligenzdefekt. 


Der Intelligenzdefekt äußert sich: 


1. in einem abnormen Mangel an Erinnerungsbildem (Ge- 
Ä dächtnisschwäche); 
2. in Urteilsschwäche; sie kann angeboren oder erw rorben sein; 


0, Verlust der. ethischen Begriffe. - . 
Der "erworbene ‚Intelligenzdefekt wird D E Een a 


W GER Um zu beurteilen, ob der Intelligenzdefekt an geboren 
oder erworben ist, muß man sich erkundigen, ob der Schwachsinn 
© erst im späteren Alter oder schon in der früheren Kindheit sich 


o geltend gemacht hat. Zur Beurteilung der Größe des Intelligenz- 


defektes. muß man sich darüber orientieren, welche Erziehung, 


i Schulbildung. usw. der. Patient genossen hat. 


. In schwereren Graden führt der Intelligenzdefekt infolge des 
Verlusts der Erinnerungsbilder : zur Inkohärenz. Die Gedächtnis- 
 schwäche kann sich auf Erlebnisse bie zu einem bestimmten Zeit- 

punkt (retrograd) erstrecken; zuerst schwindet das jüngst Erlebte. 
 Größenwahn und Schwachsinn sind die Perlischen Haupt- 
' symptome der EE zamıye 


Intelligenzprüfung. 
I. Gedächtnis (Retention): | 


p aj Schulwissen (Fragen ` aus der Geschichte, T 


‚schichte usw.) ; 
b) Erfahrungswissen: ` Welche Farbe hat eine 5-Pfennig- 
= marke? usw. E E SÉ 
ol Merkfähigkeit: | 
L Fragen nach jüngst Vergangenem: Was haben Die gestern 
getan? Wann haben wir uns zuletzt gesehen: ? 
2. Zahlenprobe: Man gibt- dem Patienten eine Rechenaufgabe 
GG BR, dann läßt man ihn 6 einstellige Zahlen nach- 
sprechen (z. B. 3, 5, 8, 7, 2, 6), dann richtet man an ihn 
‚irgend eine belanglose Frage und verlangt schließlich von 
ihm die Angabe der SES und, der vorgesprochenen 
2 ahlen, | | 5 


II. Vorstellungsinventar: 
a) Konkrete Vorstellungen: 


1. Benennenlassen: Körperteile (Arm, Bein usw.), Nahrungs- 
mitteı (Milch, Tee usw.), Gebrauchsgegenstände. 

2. Beschreibenlassen. 

3. Zeichnenlassen. 


b) Abstrakte Vorstellsmeen: 


l. Wiedererkennen eines Begriffs in einem vorer no Beispiel 
(Dankbarkeit, Lüge usw.).- 

2. Erfindenlassen eines Beispiels. : 

3. Definierenlassen: Was ist Rache? Was ist Lüge? 


c) Unterscheidung von Vorstellungen: Was ist der Unter- 
schied. zwischen | 
| Ochs und Pferd? 
‚Treppe und Leiter? 
Irrtum und Lüge? 


Ill. Kombination: 


Vorlegen zusammenhängender Abbildungen, z. B. Münchener 
Bilderbogen, Busch-Album usw. 
b) Nacherzählenlassen kleiner Erzählungen; Frage nach 
der Pointe (was kann man aus der Erzählung lernen? usw.). 
c) Ergänzungsmethoden: Bei der Ebbinghausschen Methode 
legt man dem Kranken einen Text vor, in welchem an ver- 
schiedenen Stellen Silben ausgelassen sind, die der Kranke zu 
ergänzen hat; z. B. Als ich mit — Mutter — die Stadt mon, 
da trafen — zwei usw. 


IV. Aufmerksamkeit (Tenazität): Abgesehen von der Beob- 
achtung des Patienten, wie er einer Erzählung folgt usw., ist von 
Wert die Bourdonsche Probe. Man legt dem Patienten einen 
sinnlosen Text vor und läßt ihn alle e oder i oder n ausstreichen. 
Dann gibt man ihm einen sinnvollen Text und stellt ihm die 
nämliche Aufgabe; hierbei kann man zugleich die Ablenkbarkeit 
(durch den Sinn des Textes) beobachten. 


ei 


NS 


Intelligenzprüfungsschema bei Kindern nach Binet-Simon. 


3 Jahre: 1. Mund, Auge, Nase zeigen. 
2. Nachsprechen von 6silbigen Sätzen und 
. zwei (einstelligen) Zahlen. 
. Beschreibung eines Bildes (Aufzählen der Teile). 
. Benennen vorgezeigter Gegenstände. 
. Wiedergabe von 3 Zahlen. 
. Angabe des Geschlechts. 
. Vergleichen zweier Linien. 


4 Jahre: 


A Dä bi cz Va Dä bi 


5 ‚Jahre: 


Va OO NG 


6 Jahre: 


T Jahre ; 


` 8 Jahre: 


9 Jahre: 


E? or "OE 


10 J ahre: 


un 


I 


A OO bi ki 


men 


EE 


> 190° 


Vergleichen zweier Kästchen - von verschiedenem 


Gewicht (3 und 12 g, 6 und .15 `g). 


.. Wiederholen von Sätzen mit 10 Silben. 
. 4 Gegenstände (Pfennige). abzählen. SE 
. Zusammensetzspiel (2 Dreiecke nach Vorlage zu : ` 

einem Rechteck zusammen). 
. Abzeichnen eines Quadrats. 


Rechts- und Linksunterscheiden: 

Vor- und N achmittagunterscheiden. 

. Angabe des Alters. 

. Ausführung dreier: gleichzeitiger Auftr: äge. 

. Wiederholung von Sätzen mit 16 Silben. 

. Ästhetische Vergleiche (Unterscheiden von schönen 


und häßlichen Bildern). 


. Definieren von Konkreten (Zweckangaben). 


, Beschreibung eines Bildes (Angabe der Einzel- 
- handlungen). 

 Bemerken von Lücken in Zeichnungen 
.-Abschreiben geschriebener Worte. 

; Abzählen von 13 Gegenständen Seen 

. Zahl der Finger angeben. | 

, Abzeichen eines Rhombus. 


Kenntnis von 4 Geldmünzen. 


‚ Wiederholen von 5 Zahlen. 


3mall Pfennig und 3mal 2 Pfennige zusammenzählen. 


. Kenntnis der 4 Hauptfarben. ` 
. Von 20-0 rückwärts zählen. 
„ Vergleichen zweier Gegenstände aus dem Gedächtnis. 


Angabe von Erinner ungen an Gelesenes (mindestens 


-2 Erinnerungen). 


ou — 


. Angabe desDatums mit Monat, J ahr nd Wochentag: 
' Aufsagen der Wochentage. j 
. Ordnen von 5 Kästchen nach dem Gewicht (3, 6, 


9, 12, 15 g). 


. 80 Pfennige auf 1 Mark Lett 


Definieren von Konkreten (Oberbegriff u. ä.). 


. Angabe von Erinnerungen an Gelesenes (mindestens 


6 Erinnerun gen). 


. Aufsagen der Monate. 

. Kenntnis sämtlicher Münzen. | 

. Bilden von 2 Sätzen-mit 3 gegebenen Worten. 

, -3 leichte Intelligenzfragen (was muß man tun, wenn 
man den ang EH a u, Kë e - 


we: 
d nn en 
FO A. TE =- A, 


y- 
/ e 
| | 


Ki 


= J = 


5 schwere Intelligenzfragen (was muß man tun, ehe 
man etwas Wichtiges unternimmt? u. ä.). 


1. Kritik absurder Sätze. 

2. Bilden eines Satzes mit 3 Worten. 

3. Finden von mindestens 60 Worten in 3 Minuten. 
4. Definieren von abstrakten Begriffen. 

5. Ordnen von Worten zu einem Satze.. 
1 
2 
3 
4 
5 


Qil 


11 Jahre: 


12 Jahre::1. Wiederholen von 7 Zahlen. 
. Wiederholen von Sätzen mit 26 Silben. 
. Finden von Reimen. 
. Ergänzung von lückenhaften Texten. 
5. Betrachten eines Bildes mit Erklärung des Gesamt- 
zusammenhanges. 


Es gilt diejenige Stufe als erreicht, in welcher zum ersten- 
mal ein Fehlresultat in einem Text auftritt. Sind außerdem noch 
mindestens 5 Aufgaben aus höheren Stufen gelöst, so wird ein 
Jahr hinzugerechnet, bei mindestens 10 Aufgaben 2 Jahre. 


MI. Die Affektstörungen. 


1. Die Depression oder die krankhafte Traurigkeit kann primär 
oder sekundär auftreten. 


a, Die sekundäre Depression entsteht durch Halluzinationen 
oder Wahnvorstellungen, welche Unlustgefühl (negative 
Gefühlstöne) erzeugen; z. B. kann die Depression eines 
Paranoikers durch den Verfolgungswahnsinn hervorgerufen 
sein. 

3. Primäre Depression stellt sich als eine gänzlich unmoti- 
vierte Traurigkeit dar. Ist die krankhafte Traurigkeit im 
Anschluß an ein entsprechendes Ereignis entstanden, so 
steht dennoch ihre Schwere und Dauer in einem Mißver- 
hältnis zu der Schwere des Unglücks; das ist z. B. der 
Fall, wenn jemand über den Tod einer ihm nahestehenden 
Person monatelang weint, die Nahrungsaufnahme verwei- 
gert usw. 

Die primäre Depression findet sich "hauptsächlich bei 
der Melancholie, ferner bei der hypochondrischen Form 
der Neurasthenie, häufig bei der progressiven Paralyse, im 
Prodromalstadium der Manie. 


2. Die krankhafte Angst; sie ist häufig mit eigentümlichen Sen- 
sationen verknüpft, z. B. Beklemmungsgefühl in der Herz- 
gegend (Präkordialangst), oder ein ähnliches Gefühl auf der 
Brust (Brustangst), im Kopf (Kopfangst), im Unterleib (Unter- 


-- 


SS 122 


SCH teste "Kann da Krie die ee nicht EEEN 
so äußert er gewöhnlich, die. Angst sitze überall. 
| „Oft. äußert sich die Angst‘ in den sogenannten geg 
| -bewegungen: der - Patient ringt die Hände, reibt sich die 
.- — Finger, manchmal. entsteht. sogar ein förmlicher Tremor einer 
` oder mehrerer Extremitäten. Einen solchen von Angstbewe- 
gungen begleiteten Zustand bezeichnet man auch als“ ängst- 
liche ‚Agitation. 
= Die Depression sowohl wie die Angst: bedingen ` nicht 
-selten eine - motorische Hemmung. Hemmung und Agitation 
können sich gegenseitig ablösen; daher: darf man z. B. der 
Hemmung‘ des Melancholikers nie trauen, weil sie sich plötz- 
lich in Agitation (Selbstmordversuch) verwandeln kann. 


| 83. Die krankhafte Heiterkeit oder Hyperthymie, Exaltation: 
© die primäre tritt unmotiviert auf, die sekundäre infolge von 


`` Halluzinationen. und Wahnvorstellungen, ‚die ein Lustgefühl 
(positive Gefühlstöne) erzeugen. 

Wa Die Hyperthymie führt meist zu einer hooren Un- 
ruhe, in leichteren Graden Übergeschäftigkeit, in schwereren 
Graden Tobsucht: Bewegungsdrang oder hyperthymische 
Agitation. Auf den Widerstand. der /mgebung reagiert der 
Patient meist mit Zornausbrüchen. ` | 
- . Die primäre Exaltation ist das Kardinalsymptom der 
Manie, sie findet sich aber auch im Verlaufe der Dementia 
'paralytica, -in der 'Rekonvaleszenz der Melancholie (reaktive 
' Hyperthymie); bei den sogenannten. zirkulären Psychosen 

wechseln Phasen primärer Exaltation und Phasen primärer 

>: Depression miteinander ab.: 

‘4. Krankhafte Apathie: der kaak kani über nichts mehr fr oh, 

aber auch über nichts mehr traurig sein, er hofft und fürchtet 

nichts mehr, das ganze Affektleben ist erloschen. Speziell bei 
dem erworbenen Schwachsinn kann die Apathie zu einer aus- 

„gesprochenen Charakterveränderung führen, indem der Kranke 
' Schamgefühl, Wahrheitsliebe, Rechtsgefühl verliert, da nur noch 
die niederen Gefühlsregungen vorhanden sind ver Fehlen aller 
| ethischen und ästhetischen Gefühle. | 


IV. Die Störungen des Handelns. 


| Man unterscheidet Willenshandlungen (Zweckbewegungen) 
So Ke Ausdrocksbeuegungen (mimische Bewegungen). 

. Störungen der Willenshandlungen können zustande kommen 
durch krankhafte Empfindungen, Vorstellungen und Affekte. 


a) Steigerung des Maßes und Tempos: motorische Agitation 
— a Err gung. 


ei ; 


—. 123 — 


hu Herabsetzung des Maßes und Tempos: krankhafte Willens- 
schwäche (Abulie) — motorischer Stupor. 


2. Motorische Hemmung und Erregung gemeinsam finden sich 
bei dem katatonischen Symptomenkoimplex. 


Einzelne Muskelgruppen sind abnorm gespannt, wodurch es 


"zu Haltungsstereotypieen kommen kann. Jeder äußeren Einwirkung 


wird Widerstand geleistet (Negativismus). Oder es kommt zur 


wächsernen Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), bei der jede 


— auch von dritter Seite bewirkte — Gtliederstellung ohne Er- 


müdungsempfindung lange Zeit beibehalten wird. 

Als m Se Reizerscheinungen sind die Bewegungsstereo- 
typieen anzusehen : einförmige, oft rhythmische Wiederholungen 
von Bewegungen. Das gleiche gilt von der Verbigeration, der 
dauernden raschen Wiederholung von Worten. 
| Dieser Symptomenkomplex ist immer verdächtig auf eine 
Dementia praecox in ihrer katatonen Form, findet sich aber 
vorübergehend auch bei anderen degenerativen Psychosen. 


Die Degenerationszeichen. 


Die Degenerationszeichen sind körperliche und seelische 
Zeichen, welche eine Störung in der Anlage und Entwicklung 
des Individuums verraten. Uber ihre pathognomonische Bedeutung 
sind die Anschauungen geteilt. Nur ihr gehäuftes Vorkommen 
ist diagnostisch wichtig. Wir unterscheiden: 


a) Anatomische Degenerationszeichen (die besonders SSES 


sind durch den Druck hervorgehoben): 


1.. Abnorme Schädelbildungen : Auffallende ivan des 
Schädels, Depressionen. Vorwölbungen usw. 

2. Abnorme Gaumenbildungen: Steiles Gaumengewölbe, ge- 
spaltene Uvula, Hasenscharte, Wolfsrachen usw. 

3. Finger- und Zehenabnormitäten: Syndaktylie (Verwachsung 
von Zehen), Polydaktylie (überzählige Finger oder nn) 
Spina bifida. 

4. Abnormitäten am Ohr: Verkümmerung der Fossa helicis, 

~- „angewachsenes Ohrläppchen, Spitze am Helix (fälschlich 
Darwinsche Spitze), abstehende Ohren. 

5. Abnormitäten des Haarwuchses: Ineinanderübergehen der 

Augenbrauen, vordere Haargrenze kann weit in die Stirne 
hineinreichen, Verdoppelung des Haarwirbels, Hypertri- 

_ chosis; Naevi, besonders im Gesicht, Polymastie (rudimentäre, 
überzählige Brustwarzen). 

6. Unregelmäßige Stellung der Zähne, Persistieren des Milch- 
gebisses. 


194 


CR _Abnormitäten der Genitalien: Fpispadie Hypospadie, Kryp- 
torchismus, -infantiler Uterus, verfrühtes Auftreten der 
Menstruation, Phimose, konträr-geschlechtlicher Habitus. 


bi Funktionelle Degenerationszeichen: y 


1.. Verspätetes Gehen- und ‚Sprechenlernen, Stottern, 

-2. Enuresis nocturna. _ 

3. Neigung zu 'Exzessen und Perrörsiklen.: 

‘4. Widerstandslosigkeit gegen Gifte, besonders gegen Alkohol. 


oi Stoffwechselkrankheiten als Degenerationszeichen: 


1. Harnsaure Diathese Sn 
2. Diabetes mellitus. = 
3. Gallensteine. . 

Als-Ursache der Mehrzahl der Steeg betrachtet man die 
angeborene Schwäche oder Degeneration des Nervensystems; das 
‚au slösende Moment bildet eine Infektion oder Intoxikation 
irgend einer Art: der Syphilitiker erkrankt, wie. viele annehmen, 
= vorzugsweise dann an (Tabes oder) Dementia paralytica, der Alko- 


` - holiker dann am chronischen Delirium, wenn er gleichzeitig eine ` 


. degenerative Konstitution besitzt, Auslösende Momente sind: 
‚1. endogene Gifte: 

Si a) physiologische. Stoffwechselprodükte  (Generationszeiten, 
 " Senium etc.); / 

| b) pathologische Stoffwechselprodukte (Diabetes, Gicht ete.); 
oi unbekannte Gifte (Epilepsie, Katatonie); 

2, exogene Gifte: Infektionen und Intoxikationen. 


Gang der psychischen Untersuchung. 


A. Anamnese. 


Die Anamnese hat man sowohl von dem Patienten selbst 
(subjektive Anamnese), als auch von dessen Umgebung (objektive 
Anamnese) zu erheben; die Anamnese hat zu berücksichtigen: 

1. Heredität: Psychosen, Nervenkrankheiten, Selbstmord, Syphilis, 
_  Trunksucht, Verbrechen, Verwandtschaftsehe- der Eltern; 

` 2, körperliche Entwicklung: Zeitpunkt des Laufenlernens, Schluß 
der Fontanellen, Dentitionsverhältnisse ; á 

. Schulbildung, Leistungen in der Senn, 

: berufliche Tätigkeit; 

~ eheliche Verhältnisse, sexueller Verkehr, bei Frauen Puerperien; 
. Gemüt, Charakter, N eigungen;. . 

frühere Erkrankungen (besonders Syphilis); 


ee rm 


gungen, Gemütserschütterungen, Alkoholismus, Nikotinismus; 
9. Entwicklung der jetzt bestehenden Psychose. 


‚sonstige Schädlichkeiten: geistige oder PA Überanstren- 


GE E E a . 
Ze Ae Zen 
ee E De 
m. au ag 


— 125 — . 


B. Psychischer Status praesens. 
I. Allgemeines Verhalten:. 


o Gesichtsausdruck, Mienenspiel, 

2. Sprechweise, 

~ 3. Handlungen: 

o. Spontane Bewegungen, 

ß. aufgetragene Bewegungen, 

+. Reaktion auf passive Bewegungen. 


II. Empfindungen: Halluzinationen und Illusionen; deren 
‘ Form, Farbe, Größe usw.; Feststellung, wie der Patient über die 
Wirklichkeit seiner Sinnestäuschungen denkt. 

HI. Affekte: Traurigkeit, Angst, Heiterkeit, Reizbarkeit; 
Frage, ob die Affektstörung dauernd besteht (Melancholie, Manie) 
oder nur mitunter auftritt (Neurasthenie, Hysterie). 

IV. Vorstellungen: . 
l. Prüfung auf Intelligenzdefekt: Schulkenntnisse, historische 
-= Fragen, Fragen nach Lebensschicksalen des Patienten; ethische 
| Begriffe; 
. 2. Prüfung der Merkfähigkeit: Fragen nach den Det Erleb- 
. nissen; Fähigkeit, sich mehrstellige Zahlen zu merken usw. 
EI Wahnvorstellungen. : 
V. Ideenassoziation: 
. Aufmerksamkeit (Teilnahmslosigkeit, Neugier); 
. Geschwindigkeit der Ideenassoziation ; 
. Orientiertheit: heutiges Datum, augenblicklicher Aufenthaltsort, 
Personen der Umgebung usw. 


E Zur Klinik der Geisteskranken: Die Geistes- und Gemüts- 
‚kranken zeigen sich uns in einem bestimmten Zustandsbild 
man versteht darunter die Summe der zu gegebener Zeit vorhandenen 
Krankheitssymptöme. Verschiedene Erkrankungen können 
ähnliche Zustandsbilder aufweisen (g. B. Depression kommt 
bei Melancholie, Paralyse etc. vor); aus dem Wechsel der Symptome 
und anderen Befunden erst läßt sich die u u stellen. 


_ 


U NI weg 


Einteilung der Psychosen. 


Die große Zahl der Psychosen wird von verschiedenen 
Psychiatern ganz verschieden eingeteilt. .Weder die pathologisch- 
anatomische, noch die ätiologische, noch die klinische Forschung 
. bieten heute eine sichere Grundlage für eine Einteilung. Man 
muß daher alle Hilfsmittel von diesen drei Seiten aus benutzen. 


a 


de 


H 


D Spezieller Teil, 


Su Melancholie. 
‚Symptome: 
Psychische Symptome : 


1. Depression, mänchmal -mit Angst verbunden. 


2. Denkhemmung: Erschwerung des Vorstellungsablaufes. 
3. Motorische Hemmung: Abulie (Unschlüssigkeit). 
4. Wahnvorstellungen: sind bei der. Melancholie Klein- 
heitsvorstellungen und Minderwertigkeitsv orstellungen: 
o, Versündigungswahn, 
B. Verarmungswahn, 
y. Krankheits- oder Hypochondrisoher \ Wahn. 


Somatische Symptome: 
1. Mangelhafter: Schlaf. 


SH 3. Schlechte Ernährung; Bette des Magens, Spei- 


 chelsekretion, Tränensekretiön (tränenloses Weinen) meist 
herabgesetzt: 


8, Respiration : meist verlarigsamt, nur bei Angstaffekten be- 


‚schleunigt. 
"Ätiologie :- Die Melancholie ist endoge Ursprungs; sie 


` kann vererbt sein: gleichartige Vererbung (Vater oder Mutter hat 


. ` L. 


2. 
g, 


meistens auch an Melancholie gelitten). 


Gelegenheitsursachen (auslösende Momente): 
Generationsvorgänge: Pubertät und Klimakterium werden am 
häufigsten befallen. 8 
Trauma. | 
Affektstöße : DEREN ee (Todesfälle, Geldverlust, 
Entlobung, ‘Verlobung, plötzliche Versetzung in andere Ver- 


 hältnisse); daneben kommen auch chronische Affektstöße in 


open 


Betracht (Kummer, Heimweh usw.); dagegen fast gar nicht per- 


akute (Schreck use). 

. Gravidität (Furcht wor der Entbindung). | 

. Neurosen: Neurasthenie, Hysterie, Epilepsie. 

. Chronischer Alkoholismus: führt zu schweren Formen der 


nn 


= E ` 
"Varietäten: 


u Hypochondris che Melancholi ie, von vielen Psychiatern 
auch einfach Hypochondrie genannt: Überwiegen der ypo- 
_ chondrischen Vorstellungen. ` 


` 2, Passive Melancholie: Depression ohne Angst. 
83. AktiveMelancholie oder Melancholia agitata: Depression 


mit Angst. 
A Stuporöse Melancholie oder Melancholia attonita: mit 
| katatonischen Zuständen. 
5. Hypomelancholie oder Melancholia simplex: leichte Form 
| der Melancholie, bei der nur Depression besteht. 
b. Apathische Melancholie: Mangel aller Affekte und Gefühl 
der Traurigkeit eben wegen dieses Mangels. 
7. Halluzinatorische Melancholie: selten; es bestehen Sinnes- 
täuschungen von geringer Lebhaftigkeit. 


Verlauf: Die Melancholie dauert 2—-6—8 Monate. ` Prodi: 
malstadium fehlt häufig, manchmal gehen gastrische Beschwerden, 
Reizbarkeit und Erschlaffung der Depression voraus. Häufig findet 
sich ein Nachstadium mit reaktiver Hyperthymie (Ausgelassenheit). 

Die Melancholie kann ausgehen: | e 
.in Heilung: in den meisten Fällen; 
. in chronische Melancholie; | 
, in Tod durch Selbstmord oder Nahrungsverweigerung; 
. in sekundäre Demenz {nur bei senilen Formen). 


Va, CO Ri ka 


Prognose: günstig: Rezidive sind ziemlich h äufig; ; es. 
gibt Fälle, in denen eine periodische Wiederholung der Melancholie 
vorkommt: periodische Melancholie, oft mit jahrelangen 
~ Intervallen. Vgl. auch manisch-depressives Irresein. 


Differentialdiagnose: 
1. gegen Neurasthenie: der Neurastheniker ist nur zeitweilig 
deprimiert, nicht kontinuierlich wie der Melancholiker; 
2. gegen Paranoia: 
o die Depression und Angst sind bei den Paranoikern Folge- 
zustände des Verfolgungswahnsinns; 
B. der Paranoiker beschwert sich über die Ungerechtigkeit der 
Verfolgung, der Melancholiker dagegen fühlt sich schuldig; 
3. gegen Dementia paralytica, senilis: bei diesen ist stets 
ein Intelligenzdefekt vorhanden; bei der Dementia paralytica 
außerdem noch somatische Symptome: Pupillenstarre, Sprach- 
störungen, positiver Wassermann usw. ` | 
4. gegen Dementia praecox (Hebephrenie): hier ist stets ein 
Mißverhältnis zwischen Vorstellungen und begleitenden A ffekten, 
oft sind auch Intelligenzstörungen im engeren Sinne zu finden. 


Die Verbrechën des Melancholikers unterliegen nicht dem Straf- 


ia Kee im Sinne des d 51 StGB. zu betrachten ist. 


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| "Therapie: | 
D Behandlung. E Melancholie. mit DER GC 
A. Aufnahme in geschlossene Anstalt wegen der Suizid- 7... 
| - gefahr; vor der ‘eventuellen Aufnahme genaue Aufsicht: ` "` 
o Verwahrung: der. Fenster und Türen; - ft 
" B. Fernhaltung. von Instrumenten (Messer, Schere); SSC 
‚0%. Verhütung des Erhängens. | Es 
2. ‚Absolute Bettruhe. >» we; | SE 
3. Opium: 3mal täglich 0,05 eigen. bis auf 0,3 in Pulvern 
oder Tct: Opii simpl..10—15° Tropfen. Opium hat bei 
- Melancholie selten Obstipation zur Folge; da das Opium ; - 
: die Salzsäuresekretion des Magens herabsetzt, so gibt man ; ` 
am besten gleichzeitig von einer Lösung von Acid. hydrochlor. ° ` 
"3,0::200,0 "2 Stunde nach jeder Mahlzeit einen Eßlöffel auf ` ` 
< ein Glas Wasser. ` ne 
A Hydropathische Einpackungen: abends 24°C. eine Stunde nn 
.: lang; bei Beschleunigung des Pulses muß die Einpackung + 
` abgebrochen werden. i | Se 
f b- Melancholie ohne Angst: 


En Bei ungünstiger Vermögenslage Binlieferung in eine ge- 
- schlossene Anstalt, bei günstiger in eine offene Privatanstalt; 

“ man vermeide möglichst. den Verbleib des Kranken in seiner 

eigenen Familie. \ 

' 2. Bettruhe an einem Teil des Tages. n 
‚3. Leichte körperliche Beschäftigung.  — — SEN 
4. Lektüre, aber keine humoristische. Ge See 

Stets denke man an die Suizidgefahr, besonders bei den 

 motorisch nicht gehemmten Kranken, und überzeuge sich durch 

j vorsichtiges Anfragen, ‚ob der Kranke mit _Selbstmordgedanken 

S umgeht. "a 

For ensische Bedeutung. We Melancholie: die Angstzustände 

| Ee ‚zu kriminellen Handlungen führen, zu Brandstiftungen, 
‚Kindsmord usw., auch kommt es vor, daß Melancholische sich = 
eines von einem anderen ausgeführten Verbrechens bezichtigen. `" 


gesetz, weil die Melancholie als: „krankhafte Störung der Geistes- 


| Zeg Manie: ` o SCH 
8 Symptomen: DS "Za $ En 
| LV Hyperthymie, e EEN ee Z E | en. Su 

- 2, Ideenflucht (Ablenkbarkeit. durch kleinste. Eindrücke); Eh: GE 
| ® Bewegungsdrang (Agitakio); ; "Rededrang « etc. ; en 


Wahnvorstellungen : Renommage, 'Größenideen; dabei bleibt 


meist ein geringes Krankheitsbewußtsein erhalten; 


. Hypervigilität (Hyperprosezie); 
, Schlaflosigkeit (Agrypnie). . 


Ätiologie: 


f 1. Geschlecht, bei dem weiblichen häufiger als bei dem männlichen. 
2. 
3. Heredität in der Mehrzahl der Fälle. . 


Alter: : bevorzugt i ist die Pubertätszeit und das mittlere Lebensalter. 


 Gelegenheitsursachen: perakute Affektstöße (Schreck, Zorn); 


 Generationszeiten, ‚Eintritt in eine neue Beschäftigung; Schwäche- 


k zustände nach erschöpfenden Krankheiten. (Entbindungen u), 


»BonH . 


pnn 


Varietäten: 


. Mania levis oder Hypomanie : es besteht nur eine mäßige 


Ausgelassenheit ohne Ablenkbarkeit; 


. Mania gravis: die motorische Agitation steigert sich zur Tobsucht 


(Mania furiosa). 
Verlauf: zeigt gewöhnlich - drei Stadien: 


. ein depressives Vorstadium : Dauer 2—8 Wochen; ` ` 
. das exaltierte Hauptstadium;. 
. ein depressives Nachstadium. 


Dauer der Manie GE 5 Monate. 
Ausgang: ze 


. Heilung: in 90°/, der Fälle; | 
. Tod: durch Herzschwäche, Verletzungen im Tobsuchtsanfall u usw.; 


sekundäre Demenz (sehr selten); 


b ; chronische Manie. 


Prognose: günstig;-die Kra nkheit neigt jedoch zu Rezidiven 


een insbesondere zu periodischem Verlauf (vgl. manisch-depressives 
Irrsein), 


- Differentialdiagnose: 


. Gegen normale ähnliche Charakterveränderungen: 


gegen diese spricht es, wenn sich der Symptomenkomplex ganz 
frisch entwickelt hat, und wenn Schlaflosigkeit besteht; 


. gegen Dementia paralytica und senilis: hier bestehen Intelligenz- 


defekt und bei der Dem..paralyt. meist somatische Symptome; 
ferner positive Wa R.; 


. gegen Amentia: hier sind Ideenflucht, "Bewegungsdrang und ` 


Exaltation sekundär bedingt ug abhängig von den Halluzi- 
nationen ; 


. gegen epileptische eet hier besteht nach 


dem Dämmerzustand Amnesie, während bei dem maniakalischen 
Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl. 9 


EH SC Dee 


-diš Erinnerung a an a Erlebnisse während der Krankheit er- 
halten bleibt; | | 
a Er ‚gegen Dementia praecox:s 8. Melancholie: 

- Therapie: M e Ek | 
` Einlieferung i in eine ges E Anstalt bei den schweren 
Bomen: in ganz leichten Fällen event. offene Anstalt; 

:2: Bettruhe: im. Einzelzimmer; ` `` 

3. "Einschränkung äußerer Sinnesreize: Verbot von Briefen und 
“Besuchen; =- ` 
. Drolongierte Bäder, de Dauerbäder. 
. Medikamente: in schweren Fällen.. | 


0. Bromsalze;; 


det. 3? 


St 8. Hyosein 0,5— | 1: mg. subkatan, bis. Ge täglich, am besten 


unter Zusatz. von ‚0,01 Morph. hydrochlor. 

y. Sulfonal, Trional o. ä. gegen Schlaflosigkeit. 
Ò. Ernährung: Vermeidung von Alkohol, Kaffee oder Tee; 
.. man gibt Milch und feingeschnittene Speisen. 


SC Forensische Bedeutung: "die: häufigsten kriminellen Hand- 
lungen: ‚sind Körperverletzung, Beleidigung, Notzucht, Widerstand 
Gegen die Staatsgewalt usw. Der Kranke ist nicht verantwortlich 


GE im Sirine des wo 


_Periodische und zirkuläre. Erkrankungen. 


Diese Erkrankungen: entstehen alle aus endogenen Ursachen. 


= S s SEN pelin kennt überhaupt nur ein „ manisch- depressives Irrsein“, 
'. wogegen Ziehen, Binswanger, Westphal die Einzelformen dieser 


| - Psychosen . aus prognostischen Gründen; beobächtet ` wissen wollen. 


T Die periodische Manie. - 


Verlauf: Es wechseln maniakalische‘ Stadien. Ken) mit Inter- 
-vallen (i) ab, schematisch: + i + i + i usw. 


ER 1. Die Anfälle können Wochen und. Monate, schienen nur Tage 


. dauern. Der maniakalische Anfall beginnt meist mit einem 
brüsken Ausbruch und endigt' mit. jähem Abschluß. Die ver- 
‘schiedenen Anfälle haben meist eine -fast photographische 
Ähnlichkeit, besonders in den ersten Symptomen; so begann 
a B. bei einer Patientin der maniakalische Anfall mit einer 
‚bei ihr ganz ungewöhnlichen EE (Bezahlung der 
-  Arztrechnung usw.).. 
2 Die Intervalle Kënnen von Wochen bis zu Jahren dauern. 
Sie sind meist lucid, d. h. frei von Krankheitssymptomen. In 
den an Stadien werden jedoch die Intervalle ES? durch 


` 
RA äer 


EC 131 gr, 


Reizbarkeit, Labilität der Stimmung und ‚Intelligenzdefekt | 
(Abstumpfung des EEN der ethischen und uacben | 
Gefühle). 


Die Symptome entsprechen denen der Mania gravis, häufiger 
der Hypomanie. 


Ätiologie: Erbliche Belastung. Beginn meist í in der Pubertät 


D und im Klimakterium. 


~ Prognose: Heilung in 10°/, der Fälle; ern) besteht 
die Affektion bis ans Lebensende | 

_ Differentialdiagnose: gegen einfache Manie. Die periodische | 
Manie zeigt: 
1. gleichmäßige: Wiederkehr nach Intervallen von bestimmter | 


Zeitdauer ; 
2. Fehlen. des depressiven Vorstadt 
3. Brüsker Ausbruch und Abschluß. 


Des Therapie: 
1. Ti Intervall : Vermeidung von Alkohol, Tabak, Kaffee usw. 
2. Bei drohendem Anfall kann man versuchen, diesen zu koupieren 
durch subkutane Injektionen von Hyoscin (0,5—1,0 mg, 2—3mal. 
täglich), oder Atropin (0,1—0,3 mg, 2—3mal täglich), unter 
langsamer Steigerung der Dosis auf.1 mg; gleichzeitig Bettruhe. 
Man kann auch innerlich Natrium bromat. 6—15 g pro die 
geben; letztere gibt man besonders bei der sog. periodischen 
(prae-)menstrualen M aiii; zwei Tage vor dem Eintritt der 
Menstruation. a 
For ensische Bedeutung: im Anfall ist stets E ES 
fähigkeit anzunehmen, im Intervall je nach der Lage des Falles. 


2. Die periodische Melancholie. 


| Verlauf: Es wechseln melancholische Stadien (—) mit Inter- 
vallen (@) ab; also: — 4. — i — i usw: 

, Die Symptome: sind. diejenigen der Hypomelancholie oder der 
Melancholia gravis. Inletzterem Falle kommen Suizidversuche,Deser- 
tionen vom Militär und ähnliche Angsthandlüngen vor. Bei manchen 
Patienten zeigt sich periodische Dipsomanie („Quartalsäufer“), 
indem sie ihre Angst durch Alkoholexzesse zu betäuben suchen. 

Ätiologie: erbliche Belastung. ; Beginn oft im Klimakterium. 

Prognose: Heilung selten. Tod durch Selbstmord häufig. 

Differentialdiagnose: gegen einfache Melancholie läßt sich 
nur durch die Anamnese feststellen. 

Therapie: im Anfall wie bei der einfachen Melancholie. 


` 


E ‚auch ‚fehlen, | 


. d ` ` B = vi SES SEN H Lo E e ES 
EEE RT ` $ : KR Aë t S ` t; GE E 
GC r“ Dar pE PR A Ze? SE x N 
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KSC: CR HENNEN GE $ K 
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4 ; ER E z > ` 3 ' D 


Neben. "Mischformen“ ‚von e nd 'melancholischen 


_ Zuständen. gibt es. fließende Übergänge zum. - SE 


8. manisch- depressiven oder zirkul ären Irrsein. 


Verlauf: es wechseln melancholisches Stadium (--), manisches 


Stadien (+). und Intervall a miteinander ab; SE Intervall kann 


also ` a usw., 
A EE, oder + —i+ — i +1 a 
T oder E HE E usw.: 
Die leichteren. Fälle werden auch als Zyko thymie bezeichnet. 


Ätiologie: schwere erbliche Belastung. Beginn meist in 
“der Pubertät. Die. Eikrankung ist viel häufiger als die einfache 
: Manie oder Melancholie, z- 


Prognose: dauernde Heilung sehr selten, der einzelne Anfall 
"heilt. aber meist restlos‘ ab.: | 


Ausgang: es kommt oft zu E Get Charakters 
‚And der affektiven Sphäre, bei Anfällen, die sehr rap aufeinander- 
folgen, auch zur _Verblödung. 


` Differentialdiagnose: gegen einfache Manie oder Melancholie 


‚durch die ‚Anamnese, im übrigen siehe. diese. ‚Erkrankungen. 


` Zum‘ manisch- depressiven Trresein ‚gehören die- meisten 


| ee ` periodischen impulsiven 3 Zustä ände, 
wie Kleptomanie; Dip somanie.u. a 


- Verlauf ond Symptome: Wir wollen ` nur di Dipsomanie 
E ins. Auge fassen:' der Kranke begeht‘ ganz unvorhergesehen 
die schwersten‘ ‚Alhoholexzesse, tagēè-: bis wochenlang; der Anfall 
‘endet plötzlich mit einem kritischen Schlaf. : Darauf folgt ein 
_ mehrtägiger Depressionszustand. Die Erinnerung für die Vorgänge 
nn des Anfalls ist meist. erhalten. 

Im: Intervall: verhält sich der Patient‘ ganz normal. 


Die Diff erentialdiagnose hat die Dämmerzustän de, die Psycho- 
u und traumatischen Neurosen zu: berücksichtigen. 


. Ätiologie: ‘neben der erblichen Belastun g wird von Kraepelin 


u a. epileptische Anlage betont, Bee 


Prognose: quoad sanationein ungünstig: -sekundär entsteht 
oft chronischer Alkoholismus. | | 


Therapie: im Anfall“ geschlossene Anstatt und Brom. 


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! — 133. SS 


` Paranoia (Verrücktheit). 


‚Alle Psychosen mit vorherrschenden Wahnideen (mit oder 


ohne Sinnestäuschungen) werden .noch von vielen Autoren als ` 


Paranoia bezeichnet. Die Existenz einer akuten Form wird von ` 
vielen bestritten, die Kraepelinsche Schule kennt auch die 
chronische Paranoia in dieser Ausdehnung nicht, sondern rechnet 


Gë ` de meisten Fälle (ohne vollkommene Erhaltung der Besonnienheit 


und der Ordnung des Gedankenganges) zu den paranoiden 
Formen der Dementia praecox (Schizophrenie). Nur - 
ganz wenige Fälle rechnet Kraepelin zur eigentlichen Paranoia, 
wo es sich „um die aus inneren Ursachen erfolgende, schleichend6 u 
Entwicklung eines dauernden, unerschütterlichen Wahnsystems . 

handelt, das mit vollkommener Erhaltung der Klarheit und Ordnung 
im Denken, Wollen und Handeln einhergeht“. Zwischen beiden 
Formen kennt er noch die p aranoiden Verblö dungen | 
(Par anhrenien). l 


1. Paranoia chronica. 
a) Paranoia chronica hallucinatoria. 
- Symptome: 


i. Sinn estäuschungen: Halluzinationen und Illusionen: es 
überwiegen die Akoasmen. Die Halluzinationen stellen sich 
nicht lawinenartig auf einmal ein wie bei der Amentia, sondern Ä 
ganz allmählich, gleichsam -tropfenweise. 

2. Wahnvorstellungen: Diese sind oft durch die Sinnes- 
täuschungen ` bedingt: Verfolgungsideen überwiegen, da auch 
die Halluzinationen meist eine feindliche Beziehung zu dem 
Patienten zeigen. 

3. Affektstörungen: die Affektlage . ist adäquat den Hallu- 
zinationen; sehr selten finden sich schwere sekundäre Affekt- 
störungen. 

4. Die Handlungen des Paranoikers sind oft gar nicht auffällig, 
nur selten ‚beobachtet man stuporöse oder agitierte Zustände, 
je nachdem hemmende oder agitierende Halluzinationen vor- 
herrschen. m 


Ätiologie : | | EN 
l. Die erbliche Belastung: spielt eine sehr große Rolle (bis 
90 °/, der Fälle). 
2. Als Hilfsursachen können wirken: Trauma, Vergiftung, Kampf 
ums Dasein (gemütliche Erregungen, Enttäuschungen). 


Verlauf: die chronische halluzinatorische Paranoia kann sich 
aus einer akuten entwickeln, meist jedoch entwickelt’ sie sich von 


bg Zë :Anfang-a an chroni. A diesen: Falle SE ës Halluzinationen 
-`` ganz allmählich ‚auf, anfangs oft in monatelangen Pausen. Erst 
` später treten dann ‘Wahnvorstellungen des verschiedensten Inhalts 
‚dazu. Diese :Wahnvorstellungen: bleiben. lange Zeit annähernd 
KE konstant und werden nur allmählich gemäß den neu hinzutretenden 
E Halluzinationen modifiziert. ` Intelligenzdefekte finden sich nicht. 
< Bemiesionen von. mehrmonatlicher Dauer. sind häufig, aber 
Be noch häufiger. sind akute Exazerbationen. © 


E Heilung sehr selten: NES ER 
2. Tödlicher Ausgang: ebenfalls st. 


Ze 


E ."Kausalindikationen: Entriehung: von Alkohol, Bekämpfung v von 


| e . Sans ao oder der. Wahnvorstellungen: Gewalttätigkeiten, 
n Mod usw. en, Er ist selbstyerständlich unzurechnungsfähig. 


"3. Affektstörungen: sind selten. SC? 
3. Sinnestäuschungen: sind ebenfalls selten und. spielen nur 


CH "a gegen Melancholie: vgl: S. 127; | 

2. gegen. Manie vgl. S. 129; E a e Eé 
gegen Dementia ce ja 

Se 4. gegen Dementia senilis : | Inteligenzdefkt 


= a Beschäftigung mit 4 körperlicher und geistiger Arbeit. 
+ 3. Stets Anstaltsaufnahme. l 


d EE KE 


Ausgänge: 


Prognose: quoad sanationem. ungünstig. 
Differentialdiagnose: 


. Therapie: 


Masturbation. 


. Forensische Bedeutung: der Poania kann infolge der 


nu Paranoia chronica simplex. 

Symptome: GER > ee 
1. Wahnvorstellungen: En sind att pri imär, also 
nicht durch Sinnestäuschungen hervorgerufen; zuerst finden sich 
nur unbestimmte Wahnvorstellungen, diese nehmen allmählich 
. bestimmtere- Gestalt an,:und schließlich ‘entsteht ein logisch 
geordnetes System von Wahnvorstellungen. Unter den Wahn- 
vorstellungen überwiegen- die Verfolgungs-'1 und Größenideen. 


= eine nebensächliche Rolle, ` ` 
å. Handlungen: infolge der Wahnvorstellungen begeht der 
Paranoiker die verschiedensten Handlungen; er strengt Prozesse 
gegen seine vermeintlichen Verfolger an, denunziert sie, schreibt 

‘ Briefe an Damen, von denen“er sich fälschlich geliebt g slaubt 
usw. Behr häufig: ist hierbei: die Queruliereng® Form: der 


\ 


GE E 


St EE Die Kranken SËTZ alle ` 


Gerichte und Behörden, mit denen . gie zu tun haben, der "` 


ungerechten Zurücksetzung ihrer Rechtsansprüche. In immer 
wiederholten umfangreichen Schriftstücken beharren sie in 
starrer Unbelehrbarkeit auf ihrem Wahn. 


Ätiologie: wie bei a. 


| Verlauf: 

LL. Pro Iromalstadium: mit unbestimmten Wahnvorstellungen : | 
das Benehmen der Umgebung fällt dem Kranken auf; er glaubt, | 
> man beobachte ihn schärfer usw. 
2. Das Stadium der bestimmten Wähnverstellensen: ent- 

wickelt sich.aus dem Prodromalstadium bald allmählich, bald 
plötzlich; er glaubt jetzt z. B., daß alle Menschen, auf der 
Straße, in Restaurants, ` kurz überall, ganz genau über ihn 
: Bescheid wissen und die Werkzeuge seiner Ronde sind. 
3. Das Stadium der Bildung eines Wahnsystems: zu den 
d Verfolgungsideen treten nun meist auch Größenideen; der 
Kranke wirft sich die Frage auf, weshalb man ihn verfolgt, 
‘und kommt zu dem Schlusse, daß er eine ganz besonders. 
wichtige Person sein müsse. Er glaubt z. B., man möchte ihn 
aus dem Wege räumen, weil er eventuell einen großen Ver- 7 
mögensanspruch erheben konnte: er glaubt, man will seine 
Ehe mit einer Fürstin hintertreiben. | 
4, Das Stadium der Pseudodemenz: die wahnbildende Kraft 
> ist erschöpft, der Kranke ist ganz apathisch geworden; dieses 
`. ` vierte Stadium ist selten. 
Prognose: quoad sanationem ungünstig; Remissionen und 
Stillstände kommen vor. 
 Differentialdiagnose : Wir wollen hier an einem Beispiel 
die Waähnvorstellungen. bei einigen Psychosen vergleichen: 
a) Der Paranoiker sagt: „Es liegt wie ein Stein vor meinem 
After, meine Feinde haben ihn irgendwie dahin gezaubert“; 
bi der Melancholiker sagt: „Es liegt wie ein Stein vor meinem 


After, aber ich habe dies Unglück mir durch meine Sünden - 


selbst zugezogen“ ; | 

c) der Paralytiker sagt: „Es liegt wie ein Stein vor meinem After, 
ich glaube, es ist ein großer Diamant.“ 

Man muß differentialdiagnostisch abgrenzen gegen: 

1. Paranoia hallucinatoria chronica: bei dieser bestehen 
meist von Anfang an Halluzinationen, welche oft erst sekundär 
die Wahnvorstellungen erzeugen. 

2. Dementia paralytica: hier bestehen Intelligenzdefekt und 
somatische ‚Symptome, positive Wassermannsche Reaktion. 


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SE E er ` DOEN - "e Ps na e 
` R SE GG SÉ S A ER g 


2 5 Physiologischos Mißtraue en and Ee Hoch- =: 
P diese sind: korrigierbar,..sie, beruhen bloß auf Irrtum. 2 
gibt’ aber zweifellos fließende Übergänge zur paranoischen 7. 
Persönlichkeit, ve ee 


` Therapie: ist für: die Heilung. vollig. aussichtslos: GH 
L "Stets Anstaltsaufnialime ` wegen der großen Gemeingefährlichkeit E 
der Kranken; '.-;- : pa 


Së ‚die. "Wälinvorstellungen. ignoriere : "man völlig; z. B. wenn- der GE . 
‚Kranke glaubt, im Essen sei Gift, so esse man, ohne Worte zu:27:= 


"verlieren, selbst..von dem. Essen; Een Be. 
3 körperliche Beschäftigung. ` BEER u 
-Forensische Bedeutung; die gleiche wie. bei Paranoia Kai: 
degt hallueinatoria.. ee: | SE 


A E Paranoia acuta.. 


Di Züstandsbild der akuten Paranoia (und auch der Amentia) = i 
Endet sich oft als Teilerscheinung der Hebephrenie, in vereinzelten 7" 
Fällen läßt sich ein’ selbständiges Krankheitsbild abgrenzen. ` $i 

- Symptome: zusäimmenhängende systematische Wahnideen, 
an die — gelegentlich indifferente — Stimmung meist entspricht 
Go 'acuta simplex).. Bei der Paranoia acuta hallucinatoria en 
“sind von vornherein viele Halluzinationen vorhanden, die Verwirtt- Ze 
‘heit dadurch größer. - ‚Orientierung und Auffassung sind gestört: - 2: 
Das motorische Verhalten wird durch die Halluzinationen beeinflußt - 
„und ‘wechselt. ‚von. der. stärksten. 1 Agitation bis zum E 


(eege? EN TI EN D 
e Ae Ee 
e WEE 


 Apoalogie- 

Sr Körperliche, and ssälische Schädigungsk. Blutverlust, -èn 
Unterernährung,, andauernde Sorgen, ‚geistige Überanstrengung, . = 
` Einzelhaft, Wochenbett, SN Sg 

E Chronischer. Alkoholismus” SCH andere Vergiftungen. SES 

ER gien Daktation. ` = E 

: Verlauf: Öfters‘ remittierend' und exacerbierend, ‚Dauer meist Ee Se 
` nur bs zu drei Monaten, . = i Be 
è Prognose: nicht ungünstig. Gm Gegensatze 2 zum par anoiden | SC 

 Sestddie der ‚Hebephrenie! Je = 
rc N, Brom. ` Coin, SR 

E ‚Amentia. ` E DEE ER 

(Akute halluzinatorische Verwirrtheit‘ Ss 

Red ME oE e 

1 Sinnestäus chungen: Ee EC Illusionen; es 2. 
Er die Visionen. Ein unbestimmtes Krankheits- SÉ 
bewußtsein ist oft- vorhanden, Co EE l a: 


On VW ob ` 


137 — 


Kate E und sprunghaft wechselnd; 


abhängig von dem Inhalt der Halluzinationen. 


. Motorisches Verhalten: ebenfalls verschieden je nachdem: 


Inhalt der Sinnestäuschungen, meist findet sich tobsüchtige 
Erregung und Agitation (Angst, Zorn, Fluchtversuche usw.); 
häufig ist auch motorische Hemmung, hauptsächlich in kata- 
tonischer Form. Manche Kranken machen wiederholt dieselben 
Bewegungen infolge immer wiederkehrender mg Halluzi- 
nationen: stereotype Bewegungen. 


. Unorientiertheit und Inkohärenz: besonders, wenn sich 


die Halluzinationen sehr häufen. 


. Wahnvorstellungen:' besonders Verfolgungsideen; zu einer 
logischen Systembildung kommt es nicht infolge des allzu häufigen 


Wechsels der Sinnestäuschungen. 


Ätiologie: en a 
. Puerperium: in der zweiten Hälfte der ersten und in der 
‘ ersten Hälfte der zweiten- Woche; ` 
, Erschöpfung: Blutverlust, Kachexie; 
. nach akuten Infektionskrankheiten: 
. Intoxikationen; 
. Trauma, Haftstrafe, gemütliche Erschütterungen. 


Verlauf: die Halluzinationen treten plötzlich in zahlloser 


Menge auf (lawinenartiger Beginn). Die Krankheit dauert 3—6—9 
Monate. Die Erinnerung an die Erlebnisse während der Krankheit. 
ist zwar erhalten, aber doch etwas lückenhaft. 


` Ausgänge: 


; Heilung: in einem Drittel geg Fälle; 
. Tod: in fast 20 °/, der Fälle infolge Erschöpfung durch Abstinenz, 


Selbstmord. usw.; 


. Übergang in chronischen Erregungszustand mit zunehmender 


Verblödung in vielen Fällen (besonders bei katatonischen 
Er scheinungen). 


Prognose: vgl. Verlauf. Es kommen auch periodische Fälle vor. 


Differentialdiagnose: 


Gegen Manie: die Manie verläuft im allgemeinen ohne Hallu- 
zinationen; wenn Halluzinationen bei ihr auftreten, so sind 
dennoch die manische Exaltation, Ideenflucht usw. ganz unab- 
hängig von den Halluzinationen; bei Beginn der Amentia 
bilden die Halluzinationen meist das erste Symptom, bei der 
Manie Exaltation und Ideenflucht. 

Gegen Melancholie: hier ist Depression primär; bei der 


Lé 


E ‚erst: später. Neist | 
20 02:78 Gegen Dementia Haralikion: bei‘ dia bestehen meist 
ei somatische ‚Symptome . ‘und - stets :der.:Intelligenzdefekt; die 
<- Anamnese ergibt ‚meist das "längere Vorausgehen von Zachen 
‘der: Urteilsschwäche; ferner‘: ‘positive Wa R. 


SE E des EE ‚Amnesie. 
- Therapie: - a SE 
Ziele A In eine , Anstalt; Ee 
: . 9. Bettruhe; ‚Däuerbäder;; ` EE 
"8. ständige ‚Überwachung: wegen. der z Selbstmordgehr und der 
2 Gemeingefährlichkeit; : 
D 4. Überernährung; ev: Ä Schlundsondenfütterung ; 
P. Medikamente: Trional, Veronal, Dial u: a.; Hyoscin ist geradezu 
-ze köntraindiziert, weil es Teicht auch bei Gesunden Halluzinationen 
... ‚hervorruft, nur bei: den ‚äußersten ‚Erregüngszuständen ist e$ 
o „anzuwenden: BERN IL 


EE z R E | ` Forensische Ee es EE Eet Tot- 
| "schlag usw. vor; der Kranke. ist, natürlich unverantwortlich. 


Kar: in 5 


oo ET bellit. 


“Bei an und chronischen Infektionskrenkiäiten werden akut 
‚ausbrechende psychische Störungen beobachtet, und zwar im Beginn 
des Fiebers (Fieber-Inkubations-In fekti onsdelirien) oder 
‚beim. A bklingen resp. nach Ablauf des Fiebers ‚D efervescenz- 
` Kollaps- -Inaņitionsdelirien). 


SCH - Ihr-Haupttypus gleicht: der akuten’ halklanatonsehen Ver- 
= arribet (Amentia, s.` ol Besonders: ‚häufig sind sie beim 
` Abdominaltypus Le Nervenfieber “), wo man bei Epidemien in 
: 4,5:°/, Geistesstörung beobachtet, ferner bei akutem Gelenkrheu- 
 matismus, ‘Chorea, Influenza. Die Höhe des Fiebers ist für die 
toxische Wirkung der Infektionsstoffe: nicht entscheidend. Beim 
“Fieberdelirium finden, sich Bewußtseinstrübung, Desorientiertheit, 
. Sinnestäuschungen, beim Kollapsdelirium traumhafte Verwirrtheit, 
- zahlreiche ‚unzusammenhängende. Halluzinationen, Wahnideen, 
 Bewegungsdrang. Der Verlauf. erstreckt sich von Tagen bis 


ou Monaten, Die Prognose richtet sich nach der Schwere ` 


Re der Erkrankung und ist ganz ‚ungünstig. beim Delirium acutum 
cn, SS eech Re ee 


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` = uns $ 
DIN F Ke 
Wi ` E Du z 
NW D ES t R 
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ko A Gegen Dämmerzustände: hier. besteht Analgesie; nach 


ee 139 SE 


| E T 


| | A 1. Der „pathologische“ Rausch (komplizierter 
e g ©. ,_ "atypischer Rausch). 


Atiologie: psychopatische Konstitution, Epilepsie, ‚Hysterie, 


S Sch ädelverletzungen u. 3. | 
2 Auslösende Ursachen: Affekte (z. B. E über Sistie- 


| See etc); sexuelle Exzesse, Infektionskrankheiten. 
~ Symptome: | | 

d ` Orientieriin gsverlust: | 

. Situationsverkennung mit erregt 


 Angstzusände (hierdurch. oft Gewaltakte); 
; Terminaler- Schlaf, darauf Amnesie für den Zustand. 


| er = 


En Dauer: ER Minuten bis: längstens eine Stunde. 


2. Der chronische Alkoholismus. 


l Ätiologie: | | 
.1. Angeborene Trunksucht: Ge EE Here- 
dität: Alkoholismus, Epilepsie ètc. der Eltern; | 
= 2. erworben: Beruf, Aufregungen, schlechtes Milieu, nes 
-3. die Trinkunsitten und Unterschätzung der Schädlichkeit des 
= ‚ständigen Alkoholgenusses. 


_ Symptome: Affektlage: Reizbarkeit, die sich hito zu Mißhand- ` 
‘lungen und anderen Delikten steigern kann. Ethische Defekte: 

 Arbeitsscheu, Vernachlässigung der Familie; Intelligenz- und 

= Merkdefekte, Herabsetzung der Arbeitskraft. 


'Somatisch:. Vomitus matutinus, Tremor manuum, Arterio- 


| SE Herzverfettung, Lebercirrhose etc. 


=. Therapie: Abstinenz, Eintritt i in Abstinenzvereine, Anstalts- 
| behandlung. 

= Die verschiedenen Quantitäten, oft ganz geringe Alköhol- 
mengen-schon können pathologische Erscheinungen hervorrufen; 
man unterscheidet: | | 


. den- pathologischen Rausch, 

. den alkoholischen Eifersuchtswahn, 

. die Dipsomanie (vgl. S. 132), 

. die akute Halluzinose der Trinker, 

. das Delirium tremens, 

. die Polyneuritis alkoholica (vgl. S. 89), 
„ die Korsakowsche Psychose (vgl. S. 142). 


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z ` SÉ PR g P : a 
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De D. Örtliche Orientierung, Kombinatións: id Merkfähigkeit: intakt SE 


E = Übergang zum Delirium‘ tremens oder zı zur “alkoholischen Demenz. 


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3, E ha der Trinker. 


HN Et WE 
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Dei “Alkoholist mißtraut: (oft infolge , eigener Impotenz) seiner 
"Frau. ‚(überall sieht er en ‚eines N Vide und läßt sich 
zu Gewalttaten: ‚hinreißen. 


P róg gnose: günstig‘ ba Alkohölentsichung hin Anstaltsbe- nn 


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handlung ‚Cave Dissimulation! - E 
` Therapie: Anstaltspfloge (schon z zum Schutze der RE, S 


Sue e GE e DE Sat 


Se 4 ‘Die akute, Hailüzinose der Trinker. SC 
SS Paranoia hallueinatoria acuta alooholica.. 3 EES 


Cëragpeeg- - E E SC 
1. Sinnestäuschungen : shar E akik Halluzina- 2 
z tionen.. von taktmäßigem Charakter; Inhalt: bedrohlich, EL 
ae | Visionen smd. von untergeordneter Bedeutung. $ n 

a "2. Affektlage: adäquat dem Inhalt. der Halluzinationen. 
` 83. Moötorisches Verhalten: éntspricht den Bewußtseinsstör ungen 
< v (Zorn, Angst, Suizid. sei, ` | BCE Ee 
:,,4..Schlaf:. gestört: ` ` sep e E PA, 

5 


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A 


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Ka 
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= Gedächtnis: gut. ` Der Kranke ist bdsonnen. Sr 
SS = Wähpvorstellung: Neigung ` zur Systematisierung. 


` Verlauf: ‘Dauer: Tage bis 2 Monate. : Prodromal häufig: 
i en ‘Kopfschmerz, . Erschwerung. des Denkens; plötzliches 
. Einsetzen der Gehörstäuschungen. . Die Erinnerung an die Hal- 
e luzinationen ist, u zu Einzelheiten erhalten. | 


ER ‚Ausgänge : SC MA SE G 
E Meist Heilung. ra nn Fu e 
9. Tod selten, Ser e Suizid. Bi: 


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; Prognose: - günstig bei Alkoholentziehung. | 
E D VER symptomatisch: Schlafmittel, Bäder etc.. 


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B, Das Delirium tremens. 


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`- Daş- Delirium tremens ist gleichsam eine perakute alkoholische = 


E, Halluzinose; es‘ _befällt ausschließlich ‚chronische Alkoholisten. d 
Symptome: Gef? : 

; l - ur 

1. Sinnestäuschungen: De Ee E 
a Halluzinationen : es überwiegen. SE optisien und taktilen. = 

Die Visionen. sind ausgezeichnet. ‚durch die zahllose Menge, =» 

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won Les I): _e° y: E SE GE PERS ERDE ES 8 


— 141 — 


die Beweglichkeit ‚und Rleinheit der visionären Figuren 
(Käfer, Mäuse usw.); ` 

b) Illusionen: Verkennung der Umgebung: der Kranke glaubt 
sich bei seiner Alltagsbeschäftigung, im Wirtshaus usw. 


2. Suggestibilität für Sinnestäuschungen: besonders Visionen lassen 
sich leicht erzeugen (Bulbusdruck); 

3. Merkfähigkeit: gestört; dafür “Verlegenheitskonfabulation. 
Gedächtnis: früher Erlebtes, geistiger Besitzstand lückenlos; 

4. Desorientiertheit und Inkohärenz: besonders glaubt der Delirant | 
überall, Bekannte zu erblicken; 

5. Wahnvorstellungen: schließen sich meist sekundär an die 
Sinnestäuschungen an; 

6. Bewegungs- und Beschäftigungsdrang ; Tremor der Hände, 
Füße und Zunge; 

l. profuse Hyperhidrosis, geringe Albuminurie, Schlaflosigkeit. 


Ätiologie: chronisches GE e 
(relegenheitsursachen : 


1. Somatische Erkrankungen: besonders Lungenentzündung, Blut- 
verluste, Phlegmonen, epileptische Anfälle etc 

2. plötzliche Änderung der Lebensweise: Entziehung des gewohnten 
Alkohols (durch Gefängniseinlieferung, Krankheit etc.), starker 
Alkoholexzeß. 


Man nimmtan, daß es sich um eine Autointoxikation handelt; | 
das durch Alkohol veränderte Gewebe kann das Toxin nicht mehr 
ausscheiden. | 


Verlauf: Dem Delirium gehen meist ne unruhiger 
Schlaf mit ängstlichen Träumen, Paraphasie etc. voraus; die Des- 
orientierung beginnt meist plötzlich, dauert im allgemeinen nicht 
länger als 4 Tage; es endet kritisch mit einem längeren. Schlaf. 
Für die Vorgänge während der Erkrankung besteht volle Erinnerung, 
die Wahnvorstellungen werden bald korrigiert; jedoch hält der 
Kranke oft noch lange Zeit an der Realität der Halluzinationen fest. 


Varietäten: abortives Delirium; es bestehen nur die Pro- 
dromalerscheinungen. m 
. Ausgänge: 
1. Dette in 90°, T Fälle; jedoch meist mit Defekt. 
2. Tod in 10°, der Fälle durch Herzschwäche, Verletzung oder 
durch die betreffende auslösende Erkankung. Neuerkrankungen 
sind sehr häufig, da die Kranken meist der Trunksucht ver- 


fallen sind. 
3. Übergang in das chronische Delir KR S. 142). 


Pr ognose: vel. Verlauf. 


ba géie E 


S , Feng SEN WD E u. ` SE 
e 3 Ss 2 Ss GT Ee We EE o, Ee EE fe FE ` t’ ei, di e ap a BE ae E Ee ee ? 
© d ` Ee e DÉI ne RE ` ANA a d v a Eai: 

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E i u ës SE . E o SR Dë SE 
SS v on 2. ne $ - Fe 2 SC 
D = RE EK t d SH Se fa b Sé SS N $ 
s s Se, ! ` 


SE  Differentialdiagnose: Ee KE ae SCH E S KE 
SN E -gegen alkoholische Halluzinöse: diese däuert beträchtlich länger; SS 
EEN es ‚gibt jedoch prötrahierte Formen des Deliriums, die mit kurz- 


` Bei letzterer bestehen: akustische Halluzination en, Orienlierihet 
‚und: Besonnenheit; 


S 2 gegen Dementia- Serchette EE enlscheidet die Anamnese, die 


> o -o somatischen Symptome, a St Wassermannsche Reaktion ~ 
Ke E der. Lumbalbefünd: Te y 
| ` Therapie: | Er 


ar Aufnähme in ein EE vier? in eind e Irrenanstalt; Ent- 


> = ` "A pe ‚eventuelle Herzschwäche: ‘Kaffee, Tee, Kampfer. 


= ` ziehung des Alkohols; ee a Sa 
9. Bettruhe im Einzelzimmer unter Aufsicht; ev. ‚prolongierte Bäder; >z: 
~ o 8r Medikamente: © ; 


oa), Hyoscin, Paräldehyd. ged täglich 45 g, | 
<. bi Trional und: Veronal (1—2). -Chloral: E man wegen 
der Herabsetzung des ‚Blutdrucks ; = 


.Forensische Bedeutung: es kommen bei den Alkoholp sychosen Ss EN 
„Körperverletzung, a. usw. vor; diè Kranken sind unver- E 


GE? SE 


` antwortlich. 8 
SE K 'Korsakowsche Psychose. = SE 
3  Ohřonisches Delirium. - SR SE 


"Ätiologie: “Chroniächer Alkoholismus; die schwereren Formë 
‘kommen besonders bei: Schnaps- und. Absinthtrinkern vor, meist =s: 
‚sekundär nach den verschiedensten Alkohölpsychosen. | 


Pathologische Anatomie: in den leichten. -Fällen oft gar 
keine Veränderung, in schwereren Fällen chronische Leptomeninsitis. 


` Symptome: die Kardinalsymptome: 'Merkdefekt, Unorientiert® =" 
"heit; Konfabulation (Korsakowscher Symptomenkomplex) kommen - 2. : 
‚auch bei vielen. ‚anderen an vor dr E O- EE E 
T nn 
L Intelli genzdefe kt: ` Gedächtnis. Ä und: Kurteilsschwächa: nn. 
besonders auffällig: ist in vielen Fällen: die Störung der o 
BS Merkf ähigkeit: die allerjüngsten Erlebnisse werden sofort mer 
" wieder vergessen, retrograde : "Amnesie; daher resultiert meist A." 
` völlige :Unorientiertheit und Verlegenheitsfabulation. SR 


Die Initiative ist herabgesetzt. Ne 

| Sa Affektsti ö r un (ës e n ‚gleichen dent enigen. der epileptis chen Da? 
Demenz > e 
3. H alluzin ati 0 n en finden sich sehr häufig. ee 


SÉ 13 — | 


4 wW. a h nvorst el © ungen goben ihren schwachsinnigen Cha- | 
rakter kund. z 
5. Körperliche Symptome: können in den leichteren Fällen 
fehlen ; meist ist die Demenz in den schwereren Fällen besonders 
mit der alkoholistischen Polyneuritis (vgl. S. 89) kompliziert. 
Daher wurden :diese Fälle auch als polyneuritische FE 
oder Korsakowsche Psychose bezeichnet. | 


. Verlauf: progressiv, solange- die Alkoholexzesse sahen: l 
bei Aufhören der Exzesse tritt meist Stillstand ein. 


Prognose: nicht ungünstig; Heilung mit bleibendem Intelligenz- 


S defekt ist möglich; der Tod kann durch andere Affektionen, welche‘ 


. der chronische Alkoholismus herbeiführt, eintreten: Pachymeningitis 
hämorrhagica interna, Thrombose einer Hirnarterie, Hirnblutung, 
Lebercirrhose, chronische Nephritis, Myodegeneratio cordis. 


Differentialdiagnose: hat besonders die Dementia paralytica 
zu berücksichtigen; für Dementia paralytica sprechen: Pupillen- 
starre, Hesitation im Sprechen, Blasen- und Mastdarmstörungen, 
A positive Wassermannsche Reaktion; Lumbalflüssigkeitsbefund und 

der weitere Verlauf (bei Dementia alcoholica Stillstand infolge 


der Behandlung). 


Therapie: 

1. Vollständige Re des E in geschlossener Anstalt; 
die Entziehung hat allmählich zu geschehen unter peinlicher 
Kontrolle der Herztätigkeit. | 

2. Nach Beendigung der Entziehung EES Überwachung während 
mindestens eines Jahres. 


Forensische Bedeutung: in den schwereren Fällen besteht 
Unzurechnungsfähigkeit und Geschäftsunfähigkeit. 


En SH Morphinismus und Cocainismus. 


| Atiologie: oft psychopathische Veranlagung. Angewöhnung - 
durch schmerzhafte Erkrankungen. Besonders häufig bei Arzten, 
Apothekern und ähnlichen Berufen. 


Symptome: schlechter Ernährungszustand, Miosis bei Mor- 
phinismus, Mydriasis bei Cocainismus, Impotenz, Amenorrhöe, 
leichte Ermüdbarkeit, sittliche Entartung (Lüge, Betrug, Urkunden-, 
Rezeptfälschungen). ` | 

Abstinenzerscheinungen: körperliche (Augenstörungen,Gähnen, 
Wadenkrämpfe, Neuralgien, Durchfälle) und psychische (Angst, 
Unruhe, Zerstreutheit, Arbeitsunfähigkeit). 


Prognose: Ausgang in Tod selten: Meist Rezidire! Endgültigo 
Heilung nur in 6—8°,,. | 2 


we 


Bee ; 


ers 


Therapie: onei mit korpkiuiminjektionen Nie dem GE 
S te, die Spritze überlassen: — Entziehungskur nur in ge: ` 
~oo schlossener Anstalt. Plötzliche oder. allmähliche Entziehung. : 
. Dabei kein Cocain, Päntopon, Alkohol. oder dergleichen! Achtung ` 
u auf ‚Herzschwäche. . 


e  Dämmerzustä nde. 


Ätiologie: Ätiologisch muß man verschiedene Dämmerzustände 
unterscheiden: +. | 


1. Epileptische e Gg 
3 Hysterische Dämmerzustände. ` d 
3. Toxische Dämmerzustände: Koöhlänogyd: Metalldämpfe. 
4. Mi grän e- -Dämmerzustände. — ~ 
Ri Traumatische Dämmerzustände. ` 


E „Symptome: Wir wollen uns als Beispiel an den epileptischen S ! 
 Dämmerzustand halten. Der epileptische Dämmerzustand tritt .. 


meist als Äquivalent des epileptischen Krampfanfalls auf; er kann 


aber auch präepileptisch oder postepileptisch sein. 


L Örtliche .und zeitliche Unorientiertheit und Inkohärenz; Miß- : = 
deutung der Situation durch ungenaue Auffassung; die Erinnerung :: 


an Vergangenes erscheint wie abgeschnitten. 


- Akoasmen. 


Ke 3.. Wahnvorstellungen : hauptsächlich Verfolgungs- und Größen- 


ideen. ` 

Affektstörungen: häufig abnormie Reizb arkeit, oft auch Angst. 
. Völlige Analgesie. ` 

Einengung des Gesichtsfeldes. 

. Haut- und. Schleimhautreflexe meist aufgehoben. 
Handlungen: 'es- kann Hemmung oder Agitation (epileptisches 
Delir) bestehen. Zu letzterem gehören: der periodische W ander- 
trieb der Kinder, gewisse Desertionen der Soldaten. das planlose 
Umherirren, Erwachsener a sexuelle perverse Akte. 


Verlaaf: e 


1. Jäher Ausbruch. 


2. Dauer: von Minuten bis zu einigen. Tain, ausnahmsweise 
- - dauert der Dämmerzustand Wochen und. "Monate: 


Ä 3. Jähes Ende des Zustandes. | 
4. Totale Amnesie für alle Vorgänge während des Dämmerzustandes 


und oft für Vorgänge in einem kürzeren Zeitraum vor diesem 
Zustand : retrograde Amnesie. 


. Prognose: nach dem Grundleiden. 


` 


> 


| 2. Halluzinationen: finden sich‘ häufig, sie sind sehr lebhaft, zeigen "` 
aber eine gewisse Monotonie. Es, überwiegen Visionen und | 


a WI DECKER CET 
kk D: Ee ee a 
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=. EE 
Therapie: 
. Aufnahme in. geschlossener Anstalt wegen der EE 
fährlichkeit.. 
2. Genaue Überwachung, womöglich durch zwei Personen. | 
3. Bei sehr starker Erregung Hyoscin. 


- Forensische Bedeutung: Strafhandlungen sind sehr häufig, 
in Betracht kommen besonders: Desertion vom Militär, Diebstahl, 


Exhibition, Notzucht usw. Es besteht Unzurechnungsfähigkeit, 


da ein Zustand der Bewußtlosigkeit SES ist. 


Psychopathische Könstitufiönen Psychoneurosen. 


Unter psychopathischen Konstitutionen oder Psychoneurosen 


:, verstehen wir Krankheitszustände, welche zwar psychische Abnor- ` 
mitäten zeigen, im allgemeinen aber sich nicht zu ausgesprochenen 


Psychosen entwickeln; dabei finden sich meist neuro-pathologische, 


‚ körperliche Begleitsymptome. Die betreffenden Patienten 
‚sind daher auch fast immer für ihre etwaigen Straf handlungen 


verantwortlich zu machen. 


I. Neurasthenie. 


Wesen der Krankheit: Die Neurasthenie stellt ein 
eine Bilanzstörun g des Nervensystems dar; der Neurastheniker 
gibt mehr Kraft aus, als er einnimmt; infolgedessen resultieren 
als Hauptsymptome auf psychischem und. körperlichem Gebiet: 


l. gesteigerte Reizbarkeit; 

2. gesteigerte .Ermüdbarkeit; 

3. Hyperästhesie (als deren Folge Agrypnie, Pollutionen usw.); 

4, Schmerzen und Parästhesien (Kopfdruck). 

Symptome: 

Körperliehe Symptome: 

. Kopfschmerz. 

. Schwindel. 

. Schlaflosigkeit. 

. Nervöse Dyspepsie: in einer großen Anzahl von Fällen; 

häufig auch Öbstipation. 

5. Störungen im Bereich der Siinesorgane: Blendungsgefühl, 
Flimmern vor den Augen, leichtes Ermüden beim Lesen 
(Asthenopie), Überempfindlichkeit gegen Geräusche. 

6. Sensibilitätsstörungen: 

a. Hyperästhesie gegen Kälte, Hitze, taktile und schmerz- 
hafte Reize. | 

Mayer, Compendium der Neurologie. 9.—18. Aufl. 10 


v 
St 


Poo 


Ek SÉ 


Kee Schmerzen : an sa verschiedensten Körperstellen: E a 
 Topalgien; besonders häufig im Rücken mit Druckempfind- =>. 


E lichkeit der ‚Wirbelkörper (Spinalirritation) ; die neur- 


 asthenischen Schmerzen sind aber niemals sehr heftig. 


Parästhesien:. besonders in den Füßen, Gefühl des Ein- 3 ` 


' geschlafenseins, häufig findet sich Pr aritua ani (Juckreiz ad l : 
am After),. aber auch Pruritus an den verschiedensten `=: 


 Körperstelen. ` Se | 


Ka M otilitätsstörungen: : 


o, 


D 


Schwäche (nicht Lähmung) und Ermüdbarkeit der gesamten °* ~ 
Körpermuskulatur; sie äubert sich beim Stehen, Gehen, ‘. 
Schreiben, Sprechen. F 
Tremor: derselbe ist schnell und feinschlägig, macht sich =. 
an der gespreizten Hand sowohl in der Ruhe als auch x SH 


bei Bewegungen geltend, besonders findet sich Tremor : `; 
“manuum und’ Tremor palpebrarum beim Augenschluß  - . 
. (Rosenbachsches Phänomen). - a 


Fibrilläre Zuckungen: ‘besonders im M. orbicularis oculi > 


und oris; sie-steigern sich bei psychischen Erregungen —.. 


und unter dem Einfluß der Kälte. e. 


8. Vas omotorisch e EE 


D. 


- „ cardie, welehe ohne besonderen Anlaß auftreten (Neur- 
asthenia cordis) ` 


ô. 


£. 


"mit einem Stifte, bewirken eine intensive und lange be- Ze: 
stehenbleibende Rötung der Haut; man kann auf diese =... 
Weise ganze Worte auf die Haut des Neurasthenikers ` Sch 
schreiben. SS 
 Beschwerden am De Herzklopfen, Präkordialangst; `. 
häufig besteht auch wirklich eine abnorme Beschleunigung %2: 
der Herztätigkeit, besonders bei Diätfehlern, geringen 

| 

í 


Hyperhidrosis, besonders. der Hände. 


Steigerung der- Sehnenphänomene; . dabei fehlen aber alle +°“ 


KEE Zeichen. 


SE 
e. Steigerung der mechanischen Müskel: nnd Nervenerreg- ne 
` barkeit. P TE 


Blutandrang nach dem Kopfe, lästiges Erröten ; infolge ` 
dieses. Symptoms bekommt der Neurastheniker "oft eine GE 
förmliche Errötungsangst. SE 
Dermographie: leichte Hautreize, z.B. Darüberfahren 


körperlichen Anstrengungen, seelischen Anstrengungen, 
sexuellem“ Verkehr; es gibt aber auch Anfälle von Tachy- 2: 


Quälonde Pulsationsgefühle: Im Hinterkopf, i im Epigastrium _ 
usw. TE 


147 = 


t. Trophis Ms Störungen: an den Haaren (vorzeiti gesErgrauen, 
Ausfall). | | 


. Blase: ist ın maachen Fällen abnorm reizbar, so daß 
geringe Urinmengen in der Blase genügen, um Harndrang 
hervorzurufen; die Folge hiervon ist häufiges Urinieren: 
Pollakurie. Manche Neurastheniker’können unter gewissen 
Verhältnissen, .z. B. in Gegenwart des Arztes, keinen Urin 
lassen: Harnstottern. 


10. Störungen auf sexuellem Gebiet: 


a, Tendenz zu sexuellen Phantasien. 

3. Masturbation: ist bald eine Ursache, bald eine Folge- 
erscheinung der Neurasthenie. 

1. Exzesse im Geschlechtsverkehr. Ä 

ö. Gehäufte Erektionen: sehr lang dauernde Erektionen 
nennt man Priapismen. | 

e. Pollutionen: sowohl im Wachen als auch im Schlafe. 

t. Spermatorrhoe: Abgang von Samen im Anschluß an die 
Harnentleerung oder Defäkation ohne begleitende Erektion 

und Orgasmus. | 

7. Impotenz: sie äußert sich in mangelhafter Erektion, ` 
vorzeitiger oder ausbleibender Ejakulation. 

d. Sexuelle Perversitäten: Befriedigung des Geschlechts- 
triebs auf unnatürlichem Wege: Päderastie, Sadismus 
(Grausamkeit gegen das geliebte Wesen), Exhibitionismus 
(Entblößung der Genitalien), Masochismus (Erduldung 
von Grausamkeiten), Flagellantismus usw. | 


b) en Symptome: 


. Affektstörungen: krankhafte Reizbarkeit, welche sich in 
neurasthenischem Ärger und neurasthenischem Zorn äußert. 
Der Unmut des Neurasthenikers richtet sich, meist gegen 
die Personen seiner Umgebung und gegen die äußeren Objekte, 
also ganz im Gegensatz zu der Traurigkeit des Melancholikers, 
welcher nur sich selbst anklagt. Ferner ist die Traurigkeit 
des Neurasthenikers nicht kontinuierlich, sondern wechselt 
mit Zuständen fröhlicher Laune ab. Auch Angstanfälle 
kommen vor (Nosophobie, Agoraphobie usw.). 


E 2. Vorstellungsstörungen:- 


t . œ. Mangel an Konzentrationsfähigkeit: Zwischenvor- 
"? stellungen oder gleichzeitige Empfindungen stören die 
= Aufmerksamkeit des Neurasthenikers. 


ß. Inkohärenz: der Patient vermag keinen Gedanken zu 
Ende zu denken, er verliert den Faden. 


Y Bald. en krankbafte: TEE bald ; 


-krankhafte Hemmung: der Ideenassoziation. 


8. Zwanksvorstellüngen: die, Be Formen sind ` 
. folgende: ` | 


e Mysophobie oder Berührings furcht (Délire dn: 
- ‚toucher); der Kranke glaubt, an seinem Körper oder an" 

` denibn umgebenden Gegenständen hafteSchmutz, erwäscht ` - 
:. „sich daher fast alle paar-Minuten aufs energischste und veri = 


meidet ängstlich jede Berührung mit einem Gegenstand. SR 


B. Agoraphobie oder Platzangst; vgl. S. EE 


EE zm. Aichmophobie; beim Anblick eines spitzen Instrumentes SE : 
(Messer usw.) glaubt der Patient jeden Augenblick, es. "` 


-> Könhe en Unglück. durch dasselbe entstehen. 

e Erythrophöbie; Furcht, zu erröten. 

=, a Kläustrophobie, vgl. S. 116: 
Sr @rübel- und Zweifelsucht, vgl. S. 116. 


e Die Zwangsvorstellung kann sekundär zu Angstaffekten 2 S 
SE ‘führen; die meisten Zwangsvorstellungen sind. mit mehr oder :: 


- 


minder starken Angstzuständen verbunden und werden daher auch a ! 


SE x als Phobien (Klaustrophobie usw. > bezeichnet, 


-Die Angst tritt auf: . 


könnte ’schmutzig gewesen sein;  -- 


nn ß. oder durch die Nichtbefolgung dessen, was die Zwangsvorstel- g = | 
‚Jung dem Patienten aufträgt; wenn z. B. der Patient die Vorstel- =. > 


| SC D entweder durch die ER ale solche, z. B. bei : SE? 
der Mysophobie durch den Gedanken, der berührte Gegenstand GE 


d lung hat, er müsse beim Spazierengehen sämtliche Straßenschilder — S S 


sich zu einem Angstzustand steigern. kann: 

ý. oder. schließlich vollständig unabhängig, losgelöst von der 
 Zwangsvorstellung. Als Beispiel hierfür gelte folgender Fall: Der 
„Patient, dessen Mutter übrigens an Sturmangst litt (sie glaubte 
"ze bei jedem Sturme, sterben zu müssen), hatte als Kind schon 


5 zählen, so kann, wenn er dies unterläßt oder glaubt, ein Schild `> -< 
‚nicht mitgezählt zu haben, ein Unlustgefühl auftreten, das . - 


Gewitterangst, insbesondere AngstvordemBlitz; in der Studenten- a : 


- zeit kam ihm beim Anblick jedes Hauses und jedes Baumes der - ` 5, l 
EH Gedanke, wie schrecklich es wäre, wenn. da plötzlich der Blitz - : 
: einschlüge; er prüfte däbher jedes Haus auf die Gegenwart eines .- 

"Blitzableiters. Später genügte schon. die bloße Vor stellung eines“. © 

Gewitters,. um einen schweren ‚Angstzustand auszulösen; E = 


' sogar das Lesen von Worten, die an „Blitz“ erinnern, wie o D 
„Besitz“ , „Schlitz“ usw., konnte einen Angstzustand hervorrufen. 


Schließlich traten die Angstzustände ohne jegliche äußere Ver- KR = 


anlassung selbständig in Form von Bauchangst auf. 


— 149 — 


E uoe een er fürchtet, ‚an 
Gehirnerweichung, Tabes,. Herzfehler zu leiden; - diese hypo- 


 chondrischen Vorstellungen können eine sekundäre Depression 
und Angst herbeiführen. S 


3. Handlungen. 
a, Entschlußunfähigkeit. 


A 


E Suizidversuche infolge DEES Vorstellungen‘ 


- und der .Angstaffekte. 


e S y- Herabsetzung: der Leistungsfähigkeit infolge der Ermüd- 


- "barkeit, ` 
ò. Wechsel in der Tätigkeit, Stellung, Beruf. 
e, Bei Zwangsvorstellungen: | 
<- a% Der Patient geht der Gelegenheit zum Entstehen der 
Zwangsvorstellung ängstlich aus dem Wege; der 
` Klaustrophobe geht in kein Theater, in kein Konzert, 
- - wenn es im geschlossenen Raume stattfindet, der 
i Aichmophobe verbannt alle spitzen Gegenstände aus 
E seinem Hause usw. 
B8. Die Zwangsvorstellungen führen zu Zwangsimpulsen 
~ und diese zu Zwangshandlungen; der Patient zählt in 
kurzen Zeitintervallen immer wieder seinen Bücherbe- 
stand, seine Kasse usw. Nur wenn die Zwangshandlung 
schwere Folgen haben würde (Tötung eines anderen, 
strafbare Handlungen usw.), dann wird sie gewöhnlich 
‘unterlassen. 


A Dis e E bleibt Ho aalten: Aih 


' die Zwangsvorstellungen empfindet der Kranke als etwas 
.Fremdes, das sich mit unwiderstehlicher Macht in seinen 
Ideenkreis einzwängt. 


' Ätiologie: 


. Erblichkeit: häufig Set, 
. Angeborene Disposition. 


'Gelegenheitsursachen: 


. Gemütsbewegungen. 

. Geistige UÜberanstrengung. | 

, Schwere Ernährungsstörungen: nach Blutverlust, schweren 
. Infektionskrankheiten . usw. 

e Intoxikationen : besonders GER TE Nikoti- 


nismus und Bleiintoxikation. 


. Sexuelle Exzesse und Masturbation ; ebenso auch abnormer 


geschlechtlicher Verkehr (Coitus interruptus usw.). 


. Trau ma: besonders Kisenbahnunfälle. 


J ` 


N 9. Depressive Form (konstitutionelle Depression) oder Hee E S 


r 


“150. 


Die N arten ee häufiger bei Männer als bei Frauen. 
ae kann in. jedem Lebensalter auftreten. 7 


E 

an. 
wo“ 
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Ed 

WS ER 
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Bé 
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CM 
ES 
E 
= 
PA 


Dé 


` Vorlauf: chronisch. “Im Anfang ‘überwiegen meistens die“ = 
körperlichen. ‘Symptome. und die krankhafte Reizbarkeit. Erst è 
‚später treten dann die‘ Assoziationsstörungen, : die Zwangs- und: 


| ‚hypochondrischen ie dazu. u: SE 
Coe Ausgänge: et a 
? l Heilung: in 20°. der Fälle. BE Mm . 
9. Chronische Neurasthenie : in. der Mehrzahl der Fälle. o 
83: Hypochondrische Melancholie. = GH 
ECH Hypochondrische Paranoia. CN SE GE 
Varietäten: 0020... | ; 


| S 1. Übergangsform zur a Hysterio-N eurasthenie: sehr häufig, > 


„besonders nach Traumen. 


a 


form zur Melancholie. 


8 Paränoische' Form: oder Übergangsform, zur. Paranoia. 


| i 4. gegen Hysterie: auf psychischem Gebiete besteht hier eine große == 


"Bb gegen Simulation: diese. Unterscheidung ist enorm schwer; man ? 


nn 


a irn Form. © | Vi 


-ob nicht ein organisches Leiden vorliegt, Man Hat auf psychischem ani 


9 gegen hypochondrische Paranoia: hier überwiegt von EEE. E 


Differentialdiagnose: die RE Et sollte mur Er 
BIS exclusionem gestellt werden. Man hat stets genau zu prüfen, — 


© Gebiete ‚abzugrenzen! ` = = i Sue 


Be "gegen hypochondrische Melancholie: "hieristäieDepressionprimäg Sg 
` und kontinuierlich, während der hypochondrische Neurastheniker ` D 


= Er nur infolge seiner Vorstellungen deprimiert ist und gelegentlich 7. : 


. beim .Nachlassen derselben ` ausgelassen lustig -sein kann; SE 


die wahnhafte Auslegung der Beobachtung. am eigenen Körper; Sn 


3, gegen. Dementia -paralytica: hier bestehen. meist schon früh u 


‚somatische Symptome, das: Krankheitsbewußtsein fehlt meistens, +.: 5 
-es besteht Intelligenzdefekt; Wassermannsche Reaktion i im Serum ;^ {. 
und Lumbalflüssigkeit positiv; ~ E 


> Labilität der Stimmung, große Suggestibilität; auf somatischem Ee 
` Gebiete bestehen Krampfanfälle, Lähmungen, Anästhesien usw.; ` ` 


"muß zur ‚Unterscheidung den ganzen Symptomenkomplex der 
-Neurasthenie in Betracht ‘ziehen. 


` Prognose: um so besser, je. kräftiger die Konstitution, um SSC 
‚so schlechter, je schwerer die erbliche Belastung, je weiter das... 


‚Leiden vorgeschritten ist, Nur. ausnahmsweise kommt es zum ‘5 
en and | be 


ee 


ER 


1. 


Bei Hi 


~l 


Ee 151 Gens 


Therapie: | "H | 
Die Psy chotherapie: ist bei weitem en a Faktor: 
man beachte dabei folgende Hauptpunkte: 


a) Man höre die Erzählung der Beschwerden mit Ruhe und 
Geduld an. 

b) Die objektive E muß sehr eingehend sein, damit 
man das Vertrauen des. Patienten . gewinnt. 

c) Der Arzt bleibe der Schilderung unbegründeter Beschwerden 


` oder hypochondrischer Ideen gegenüber stets ernst; jedes ` 


ungläubige Lächeln, jeder Spott kann den Patienten tief ver- 


letzen. Auch spreche man nicht von „Einbildung“ und ver. 


biete auch den Angehörigen, von einer Einbildung der Be- 


schwerden zu reden, ganz abgesehen davon, daß ja auch in ` 


Wirklichkeit von Einbildung nicht die Rede sein kann. 
d) Man mache dem Patienten klar, daß auf Grund der objektiven 


Untersuchung kein organisches Leiden vorliegt, sondern eine 


allgemeine, heilbare Nervenschwäche. 

e) Im weiteren Verlauf der Behandlung versuche man nicht, 
dem Patienten einzureden, es gehe ihm besser, wenn es ihm 
in der Tat nicht besser geht. 


Hebung des Ernährungszustandes. 


. Hydrotherapie. 


Elektrotherapie.- . 
Klimatische Kuren, Aufenthalt an der See. 


. Symptomatische Behandlung der Schlaflosigkeit, des Kopf- ` 


schmerzes, der Dyspepsie, .der Obstipation, . der Impotenz 
(Yohimbin) usw. 


. Therapie der Zwangsvorstellungen : - 


a) Behandlung in einem offenen Sanatorium. 


b) Stundenplan mit geeigneter Beschäftigung, an die sich die 


'Zwangsvorstellungen nicht anzuknüpfen pflegen. 

c) Später methodische Übungen, z. B. läßt man. einen Patienten 
mit Agoraphobie erst kleine, dann immer größere, freie 
Plätze allein überschreiten, ‚wobei der Arzt sich an das von 
dem Patienten zu erreichende Ende stellt. 

d) Bei Angstanfällen täglieh eine hydropathische Einpackung; 

eventuell Brom inñerlich. 

Viele Anhänger hat die psychoanalytische Methode 

Freuds. Freud glaubt, daß, wenn Vorstellungen, welche 

sich auf einen sexuellen Vorgang oder eine sexuelle Handlung 

der Kinderzeit beziehen, aus der Erinnerung des Individuums 
verdrängt werden, eben diese Vorstellungen sich in Zwangs- 
vorstellungen verwandeln können. Es handelt sich also darum, 
die ursprüngliche, der Amnesie anheimgefallene Vorstellung 


e, 


— 


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EE E SE von dieer Virstellung den Pataren zu =: SE 

‚befreien: Die Erfolge der Methode‘ sind noch zweifelhaft. ` 
u -Forensische Bedeutung: Infolge‘ der Ermüdbarkeit und des — 7 

E Mangels .an Aufmerksamkeit kommen ` Fahrlässigkeiten und Irr- $5: 
o= v tümer im. Dienste vor (Eisenbahnunglücke- USW. ), die Reizbarkeit 
kann zu :Diszipliņnarvergehen gegen militärische Vorgesetzte und zu‘ Ei 
a ‚ähnlichen Vergehen führen.: Der. N eurastheniker ist zurechnu Dë 
c: fähig, daher kommt 8 51 des Strafgesetzbuches nicht in Betracht; £- :.- 

. jedoch läßt sich die Zubilligung‘ mildernder Umstände ermöglichen: 
©; msehr seltenen Fällen ist ae RE wegen EE SE 
= „zuliasige. Er WW GE 


a > : Gg SE nu Hysterie. ee Be 


EE E E 


"Hysterische psychopathische Konstitution. 


A ` Wesen- der Krankheit: "alle bei der Hysterie auftretenden 
Erscheinungen sind psychogenen Ursprungs; daher sind sie sowohl 
- „durch die eigenen als auch durch fremde, suggerierte Vorstellungen `: 
ZU. beeinflussen, zu verändern. un zu `, Bee Daher sind 
u Hauptsymptome: a Ee 


— ` 1. Wechsel der Erscheinungen : os | | 
22. "Labilität‘ der ame (aimenhattigkeit) ; l 
> 8. Zerstreutheit ; D "TT SE Se 
E S Suggestibilität; es: ed = ET ee a: 
5 o5. Hyperphantasie. IR EE e. EE SE 
` Symptome: ._ Kat ee A an 
Ne "ai Psychische’ PER a Er, SE 
| SE Aff ektstörungen: Labilität der Simang, ein geringfügiger ` “ie 
“Anlaß kann denschwersten Affektausbruch hervorrufen. Anfalls- <> = 
‚weise: Angstzustähde, besonders” mit Druck. in der Herzgegend, Er 
| -> kommen vor. | : nn 
2 Halluzinationen und Illusionen, besonder. auf visionärem 2? 
` Gebiete, kommen manchmal vor. Die Erinnerung an diese... 
 "Sinnestäuschungen bleibt: meistens erhalten. 


3. Assoziationsstörungen: Ee LC E, 

o Mangel an Konzentrationsfähigkeit (Zöiktrenicheil) oe 

Br Hyperphantasie infolge Erinnerüngstäuschungen; z. B. erzählt 
der Hysterische die eigenen Erlebnisse meist völlig trans- 
_ formiert ` (Pseudologiä phantastica): 


4. Han dlungen: jäh wechselnde, : 'explosive Afekthändlungen 
überwiegen. :Das Handeln des Hysterischen ist nur überlegt 
‘und planvoll, wenn es Vorteile für seine eigene Person bringt, 
sonst nicht. Die Hysterischen suchen Aufmerksamkeit zu er- 


ET RE e 


er 153 


regen; sie fühlen sich leicht durch Eifersucht und andere | i 
b. 


Momente gekränkt opd zurückgesetzt. 


. Suggestibilität: diese ist die Grundlage der somatischen 
Symptome, besonders bedingt die Autosuggestion. psychische 
Lähmungen, psychogene Anästhesien und andere Symptome. 
Die Folge dieser Suggestibilität ist die Wandelbarkeit aller 
somatischen Erscheinungen; sie können ebenso plötzlich ver- 
schwinden, wie sie. entstanden sind, 


b) Körperliche Symptome (hysterische Stigmata): 
I. Sensibilitätsstörungen:. 


1. Anästhesie der Haut und der Schleimhäute: diese kann 
die verschiedensten Ausbreitungsgebiete haben: 


o, Hemianästhesie: Anästhesie einer ganzen Körper- 


hälfte; die Grenze schneidet scharf in der Mittellinie ab. - 
B. Gsömetrisch abgegrenzte Anästhesien: in Man-- 


schettenform, -Handschuhform, als sogenannte Kopf- 
haube, meist mit Grenzen, welche senkrecht zur Längs- 
achse der Extremität stehen (Amputationsgrenzen). 


y. Anästhesie en plaques (Heckweise in runden ` 


Bezirken). 
Oharakteristisch für die Anästhesie ist ihre Be- 
weglichkeit; so kann sie naċh einmaliger Anwendung 
” des faradischen Pinsels sofort verschwinden; durch Auf- 


legen eines Metalls auf die anästhetische Hauptpartie | 


gelingt es manchmal, die Anästhesie auf eine entspre- 
chende Stelle der anderen Körperhälfte zu übertragen: 

Transfert. Die Empfindungsstörung erstreckt sich 
auf alle Sinnesqualitäten; also es kann bloße 
Anästhesie, aber auch Analgesie, Thermanästhesie ang 
Lagesinnes störung bestehen. 


2. Hyperästhesien: sie beschränkt sich meistens auf 
umschriebene Bezirke (Druckpunkte: Inguinal-. [fälschlich 
Ovarie genannt], Mammillarpunkt, Wirbelsäule [Spinal- 
irritation]). 


3. Parästhesien: der verschiedensten Natur: besonders das 
Gefühl eines Kloßes im Halse, Glopus hystericus. 


4. Spontane Schmerzen: an den verschiedensten Stellen 
des Körpers, besonders charakteristisch ist der hysterische 
Kopfschmerz, welcher an umschriebener Stelle der Scheitel- 
oder Schläfengegend auftritt: hysterischer Clavus; 
charakteristisch für die hysterischen Schmerzen (hysterische 
Neur algie) ist oft ihre Halbseitigkeit. 


E S Se 


Bin Störungen i im: Bereiche ‚dar-Binnesorgenä 
St D'berempëndächkeit gegen .Lichtreiz. 


GE SC "2: Tdiosynkrasien' (übertriebene Abneigung gegen sonst: 


<. „angenehme Geruchs- und Geschmackseindrücke). 
- 38. Koonzentrische Einengung des Gesichtsfeldes. 
| GE ‚Hysterische Amaurose (Blindheit): dauert gewöhnlich 
nur kurze Zeit (Stunden > bis Tai E | 
H? ‘Hysterische Taubheit. 


Un, Störung der Reflexe: hängt mit der Aaa othesie zusammen; 
. daher ‚sind auch nur“die Hautreflexe und die Schleim- 
hautreflexe EE Während die ‚Sehnenreflexe normal 
oer gesteigert sind. Ä 


Ba Störungen der Motilität:] ws 
L E Krämpfe: | 


a, Wein-, Lach- und Schreikrämpfe. | 
. rn. Der. Singultus: krampfhaftes Rülpsen. 
"rt Stimmritzenkrampf: kann. zur Erstickungsnot führen. 
OR Oesöphagismus beim Schluckversuch. 


aD Die großen hysterischen Krampfanfälle, die grande 
et hystérie (Chorea major). < 
as Prodrome: NV örstimmung Anga ihi Globus usw. 
| H ‚Aura: folgt den Prodromen, Empfindung einer aus dem 
Magen oder dem. Unterleib aufsteigenden Kugel. ` 
rr ` o, Stadium des tonischen Krampfes: der Kranke fällt-zu 
ons Boden, ohne sich zu verletzen. | 
"E. Stadium der klönischen Zuckungen : hiermit verbinden 
sich - Bewegungen großen: Umfangs, Kontorsionen 
‘  - (Clownismus); meist werden dabei ganz bestimmte 
. ‚plastische Stellungen eingenommen: z. B. bildet der 
Kranke mit, seinem Körper einen Bogen, bei dem nur 
Kopf und Fersen den Boden berühren: Arc de cercle; 
oft werden auch leidenschaftliche Stellungen (attitudes 
| . Ypassionellés) eingenommen, die irgend einer starken 
` psychischen Erregung (Verzückung, Wut) entsprechen; 
~. kein Zungenbiß, erhaltene Pupillenteaktion. Dauer’ bis 
eine Stunde.: Ge 
Die großen hysterischen Krampfanfälle hinterlassen, 
besönders. wenn sie sich häufen, Amnesie. = 
Durch Druck auf gewisse Punkte. lassen sich Anfälle 
auslösen: hysterogene Zonen; ebenso lassen sich 
- Anfälle durch Druck auf bestimmte Punkte koupieren: 
‚hysterofrene Zonen; solche Zonen sind der Jugular- 
punkt, die-Mammillarpunkte, die Inguinalpunkte u. a. 


-~ . 


Kach" ee 


— 155 = 


4. Der hysterische Tremor: meistens schnellschlägig; er 
kann in der Ruhe und auch bei Bewegungen auftreten; 
meistens überdauert er die Bewegung; der Tremor kann 
so heftig sein, daß er in nes ap BEES 
(Kriegszitterer!). 


4. Hysterische „Lähmun gen‘. Sie beschränken: sich 
niemals auf einzelne Muskeln oder auf die von einem 
Nerven versorgten Muskeln, sondern auf ganze Gliedmaßen 

oder Körperteile. Es besteht nie degenerative Atrophie 
(keine Entartungsreaktion), höchstens nach längerem Be- 
‚stehen Inaktivitätsatrophie.- Die Lähmung geht manchmal 
plötzlich bei Schreckanfällen, Zornausbrücheu vorüber. 
Stets fehlen das Babinskische Zeichen und e übrigen . 


` spastischen Reflexe. 


Besondere Formen der Lähmung“: 


a. die Astasie: Unfähigkeit zu stehen bei normaler 
‚Beweglichkeit der Beine in der Rückenlage; 
ß. die Abasie: Unfähigkeit zu gehen trotz normaler 

Beweglichkeit der Beine in der Rückenlage; 

. Dysbasia hysterica: ein dem spastischen ähnlicher 
Gang, jedoch ohne Muskelsteifigkeit; 

ò. hysterische Aphonie; ` 

e. der hysterische Mutismus: Lähmung des gesamten 
Sprechapparates; in geringen Graden WEE 
Stottern. 

. Hysterische Kontrakturen: eine oder mehrere Ex- 
tremitäten sind in bestimmten Stellungen durch dauernde 
Muskelspannungen fixiert; am Bein besteht meist Streck- 
kontraktur, zuweilen auch "Beugekontraktur; in der Chloro- 
formnarkose entspannen sich die Muskeln sofort, und die 
Kontraktur läßt sich aufheben. Ebenso schwindet sie oft 
spontan nach psychischen Erregungen und durch Sug- 
gestion; charakteristisch ist, daß die Kontraktur willkürlich 
nachgeahmt werden kann. 


V. Vasomotorische Störungen sind im großen und ganzen 
dieselben wie bei der Neurasthenie. 


VI. Störungen der@eschlechtssphäre: Impotenz, Verirrungen 
des Geschlechtstriebs usw. Häufig, besonders bei Frauen, 
findet sich ein Mangel an Libido sexualis. 

Blase: Ischurie, tagelang minimale Harnmengen; Polyurie 
häufig infolge von Polydipsie. 


c) Die hypnoiden hysterischen Zustände behandeln wir gesondert, 
weil sich bei ihnen Bee und ra Symptome innig 


ech 


or 


156. 


Ze 


VSësiecht e Sie. finden sich Such oft bei der Dementia 


- EE sind also für beide "Erkrankungen nicht beweisend. 


u en ‚Katalep: sie: entwickelt sich. plötzlich infolge psychischer 


Se "Erregung. oder auch‘ ohne solche im periodischer Wiederkehr; 

es besteht DR 

$ a Floxibilitas cerea: di Eitromitäten behalten die ihnen 

"vom Arzt gegebenen Stellungen’ längere Zeit bei und bieten 

> 2 bei passiven Bewegungsversuchen einen geringen Widerstand; 
S D ‚Sensibilität und Haufreflexe ‚sind. Ge ebenso die 

>S »Sehleimhautreflexe; ` + 

Ce Ea ‚das Bewußtsein ist erhalten, jedoch ist der Kranke weder 

` ` der Sprache noch der Bewegungen mächtig. 


| ei Die Lethargie: der Kranke gleicht einem tief Schlafenden, 


„das Bewußtsein et also aufgehoben, die Sensibilität ist ebenfalls 
` aufgehoben, manchmal: lassen. sich jedoch Abwehrbewegungen 
auslösen; nach dem Anfall besteht totale Amnesie. 


22.3. Der hysterische Dämmerzustand oder Somnambulismus: <= 


CN vgl. bei: den Dämmerzuständen. e 144. 
| Ätiologie: : | 


SH e 1 Heredität, ‚meistens: REECH 
Be „a aligebarene oder.:erworbene Nervenschwächie. 


- -  Auslösende Ursachen: 
Ge de Starke Gemütsbewegungen; > ` 
2. Erkrankungen, welche. Brsohöpfmgszistände herbeiführen ; 


EE? Trauma. 


Der Beginn. pen EE in das- jugendliche. Alter und in de Ge 2 


; i *.Pubertätszeit; das weibliche Geschlecht ist besonders bevorzugt; 
ES nu den Rässen stellt die ‚jüdische ‚Rasse das.größte Kontingent. 


. Verlauf: ‚chronisch, mit großen Schwankungen. 


‚Prognose: quoad sänationem. ungünstig, nur die einzelnen 
Symptome schwinden leicht. ` | 


Differentialdiagnose ` ‚die Diagnose ist si nur per exclu- 


u a zu stellen ;' alle organischen Leiden müssen ausgeschlossen 
` werden, Man hat hauptsächlich Hirntumor, multiple Sklerose, 


' Epilepsie, Syringomyelie und noch viele andere zu berücksichtigen. 
. Näheres über die Differentialdiagnose, ist bei diesen Krankheiten 
nachzulesen. ` 


Therapie: À 


l. Psychotherapie; « spielt die Hannei ël S. 151. Event. 


-= Hyphosen, > 
2. kräftige. Ernährung, ` SE e 
3. lu sehr empfehlenswert, 


DL 


Sech ir 
e 


ana m 
7 SE ? 


4. passende Beschäftigung, | 2 
5. elektrische, hydropathische, ee Therapie, 
6. symptom: tische Therapie. 


Forensische Bedeutung: infolge der Affektstörungen können 
Beleidigungen, Verleumdüngen u. a. vorkommen. Es besteht ` 
Zurechnungsfähigkeit, jedoch läßt sich Zubilligung. mildernder 
Umstände ermöglichen. 

Zeugenaussagen und Denunziationen hysterischer Personen sind 


sehr vorsichtig aufzunehmen wegen der Erinnerungstäuschungen. 


III. Die epileptische psychopathische Konstitution. 


“Die epileptische psychopathische Konstitution äußert sich in 
der Reizbarkeit und in der Neigung zu Zornausbrüchen; fast immer 
besteht später ein fortschreitender tnte leende st Dementia 


EES 


Dementia epileptica. 


Ätiologie: die Dementia epileptica entwickelt sich meist bei 
den in früher Jugend entstandenen Fällen von genuiner Epilepsie, 


. besonders wenn die Anfälle‘ gehäuft auftreten. 


Pathologische Anatomie: makroskopisch findet man keine 


-Veränderungen ; mikroskopisch sind besonders die Ässoziationsfasern 


der Hirnrinde degeneriert, die Glia ist stark Bewachett, die Bann 


zellen sind zum Teil verändert. 


Symptome: 

1. Intelligenzdefekt: Gedächtnis und Merkfähigkeit geschädigt; 
Urteilsschwäche ausgeprägt. 

2, Affektstörungen: Neigung zu schweren Zornausbrüchen, | 
Furor epilepticus; die ethischen und ästhetischen Gefühle 
sind abgestümpft; das ganze Verhalten ist brutal. 

3. Handlungen: Zornhandlungen herrschen vor; die Lebensweise 
zeigt im übrigen pedantische BEES und. ‘Betonung von 
Äußerlichkeiten. 

3. Körperliche Symptome: in späteren Stadien verlernt der 
Kranke komplizierte Bewegungen, besonders geht die Geläufigkeit 
der Sprache verloren; häufig findet sich Hypalgesie. : 


Verlauf: progressiv; je häufiger die Anfälle, desto schneller 
nimmt die Verblödung zu. Gewöhnlich ist die Dauer nger als 
ein Jahrzehnt. 


Prognose: ungünstig. Der Tod erfolgt i im epileptischen Anfall, 
im Sfätus EES oder ‚durch interkurrente Erkrankungen. 


| Alkohol. 


"Therapie: an Se 
SR . Bekämpfung der SE Krampfapfille (vgl. S. ion; 
2 ‘Aufnahme in ne Anstalt bei großer EE zu 
 Zormaffekten. er | 


Forensische Bedeutung : E EE sind häufig; der 


` Krauke ist: unverantwortlich. ‚Die Zeugnisfähigkeit ist stark be- 


EE 


IV: Die erblich- E psyehopathische 
“ Konstitution. ` 


Hier EE am EE die: Gefühlsabnormitäten 
auf sexuellem Gebiet. Die Kranken verhalten sich nicht wie 


WS ‚andere “Personen ihres. Geschlechts; dies äußert sich 
| Er? konträrem Sexualgefühl oder Homosexualität. 


2- Sadismus: das Wollustgefühl ist von der Vorstellung der 
. Züchtigungen. oder Grausamkeiten gegen andere Personen ab- 


- „hängig; hierher: gehören der Lustmord und die Leichenschändung 


` (Nekrophilie). 


8 Masochismus: | ist das Gegenstück dèk Sadismus; das 


 Wollustgefühl ist von der Vorstellung der Mißhandlung durch 

` andere Personen abhängig; eine Abart ist die Ko prolagnie: 
‚die Beleckung der Genitalien; Urintrinken, sich in den Mund 
urinieren, sich .auf die Brust defäzieren lassen usw. 


u A .Fetischismus: das: Wollustgefühl ist nicht an den Anblick 


oder die Berührung: der Genitalien des anderen Geschlechts 


` gebunden, sondern an gewisse Körperteile, ‚Kleidungsstücke usw.; 


hierher gehören die sogenannten Zopfabschneider, die Schuh-, 
s die Wäschefetischisten. | 


"Das ‚Vorstellungsleben’ zeigt einen auffaliänden Mangel an 
'Ebenmaß. Die Begabung ist meistens einseitig; häufig finden sich 
künstlerische ‚Talente, hervorragendes GE während das 
EN Denken ‚mangelhaft sb... © 


k poo’ 


Das Handeln ist demgemäß durch völlige Unberechenbar- 
Reit. ausgezeichnet: impulsives Handeln (Augenblicksnatur). 
` Änderungen. auf moralischem “Gebiet bestehen ` ‚in: gemütlicher 


Stumpfheit, völliger Gleichgültigkeit usw. ~ 


Häufig finden En T und Intoleranz gegen 


"ondiko See es ech für die reisten auf sexuel- 
lem Gebiete vorkommenden Straf fhandlungen lee 


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~or; T: l e v Ke 
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V. Die traumatische psychopathische Konstitution. 
Diese zeigt im großen und ganzen neurasthenische, oft 
aber auch hysterische Symptome, die nicht durch das Trauma 


an und für sich, sondern durch Gemütserschütterung bedingt sind - 
(Eisenbahnunfälle [Railway-spine], Erdbeben etc.). | 


Symptome : Depression, Angst, Zerstreutheit, Energielosig- 
keit etc. 
Er Die traumatische Neurose ist nicht zu verwechseln mit trauma- 
< 4 tischen Psychosen’nach schweren Schädel- und Gehirnverletzungen 
S (Kommotionspsychose) und der traumatischen Epilepsie. 


Angeborener Schwachsinn. 


Man unterscheidet dr ei Gradedes BEES en Schwachsinns: 


. die Idiotie, . 

y die Imbecillität, 

3. die Debilität. 
Atiologie : 

. erbliche Belastung, 

. chronischer Alkoholismus der Eltern, 

. hereditäre Syphilis, 

. Kopftraumen : Verletzungen während der Geburt Aral die 
Zange oder infolge abnormer Enge des mütterlichen Beckens, 
Fall auf den Kopf usw., 

5. langdauernde Asphyxie während der Geburt, 
d Frühgeburt ; in diesen Fällen oft Komplikation mit der 
Littleschen Krankheit (vgl. S. 77), ` 
7. schwere Infektionskrankheiten (Masern usw.); besonders nach 
Herderkrankungen infolge dieser Infektionskrankheiten, in- 
folgedessen häufige Komplikation mit cerebraler Kinder- 
lähmung (vgl. S. 76), 
8. die Meningitis in allen ihren Formen, besonders aber die 
| chronische (Hydrocephalus externus und internus), 
9. Rachitis, 
10. Erkrankungen der Schilddrüse: hierher gehären Myxoedem 
und der Kretinismus (Vergrößerung oder Fehlen der Schild- 
drüse, Zwergwuchs, Verdickung der Haut). 


8 Pathologische Anatomie: 
> 1. Mangelhafte Gehirnentwicklung: 


" a) makroskopisch: Verschmälerung der Rinde, E EE 
der Hirnrinde, abnorme Kleinheit der Gen (Mikrogyrie); 
Verschmälerung der Marksubstanz; 


> UoN Fi 


i b) ee Verminderung å der Zahl der Ganglienzellen, 
.: abnorme Kleinheit' der Ganglienzellen, mangelhafte Ent- 
wickelung der ‚Assoziationsfasern; Neuroglia meist vermehrt. 


R 2. Meningitische Veränderungen, besonders bei Hydrocephalus. 


NW . 3. Mikrencephalie (abnorme Kleinheit des Gehirns); Fehlen ganzer 


Hirnteile (z, B, des Balkens). . 


-. A Veränderungen infolge von Horderkranking en: sekundäre Set 


Sklerose, Porencephalie (vgl. ER 76). usw. 


EN ; 5 Abnorme Schädelform: 


a) rachitischer Schädel: "starkes Voreprinden der Stirn- und 
` Scheitelhöcker, Verbreiterung der Nähte, Quadratform; 
en b). der hydrocephalische Schädel (vgl. S. 75); 
"ol der mikrocephale Schädel (Aztekentypus); 
di Kretinentypus: aufgeworfene Nase, tiefliegende Nasenwurzel, = ~ 
weiter Abstand zwischen den Augen, stärkes Vorspringen God? 
der Kiefer und der Jochbeine. a 


eg a, 


ur D Idiotie; wi 


A. Vo rstellungsstörungen: Mangel aller Erinnerungsbilder;  s- = 
der Farbensinn fehlt; es besteht Unfähigkeit zu zählen; ` ` 
‚es fehlen alle. sprachlichen Begriffe. 

2 Störungen der Ideenassoziation:. die Idioten erkennen 
` fast nichts wieder; es fehlen alle assoziativen Verknüpfungen; 

. Aufmerksamkeit und Interesse. an der äußer en Umgebung 

sind hochgradig gestört. 
a Affektstörungen: das ‚Schmerzgefühl. fehlt häufig; nur sz... 
der Hunger scheint Unlustgefühl auszulösen. Sättieung, das EE 
Sehen glänzender Gegenstände und sexuelle Erregungen `. "7 
können. von Lustgefühl begleitet sein. 

4. Störungen des Handelns: die Eßbewegungen sind fast 
= die einzigen komplizierten Handlungen, die der Idiot ausübt; = 

das Gehen erlernt'er meist nie: Manchmal tritt recht frühzeitig SE 

Masturbation auf. Häufig. sind stereölrpn WECKER E 

5. Körperliche Symptome: aoo 

o Degenerationszeichen (vgl. S. 123): sehr häufig STe R: °.-.., 
- „ Mißbildungen der Geschlechtsteile (Kryptor chismus, Hypo- 2: ... :: 
Ko Phimose).. © > ea 
ß. Die grobe motorische Kraft ist meist im allgemeinen ` ~ 
herabgesetzt: Hemiplegien oder Paraplegien werden häufig 
.. . beobachtet. 
y: Blasen- und Mastdarminkontinenz finden sich fast 7, 
stets. als Folge der völligen Gleichgültigkeit. ann 
ò. Br Anfälle: ‚sind häufig, wenn Herderkran- ~ `- 


` 


— ei 
kungen vorausgegangen sind, auch Jacksonsche 
Epilepsie (vgl. 8. 70). | 
c. Sehnenphänomene: oft gesteigert. 


t. Verdauungsstörungen: finden sich manchmal 
(vermehrte Speichelsekretion, Erbrechen; Kee 


b) Imbeeillität: 


O 
<x 


KL 
. Erinnerungsbildern; Personen erkennt er meist wieder; die 


Yer tellungen: der Imbecille besitzt eine große Zahl von 


Farben werden zum Teil erkannt, zum Teil jedoch nicht; 


das Zahlenverhältnis reicht selten über 6 oder 7 hinaus. 


= Feinere Unterscheidungen, z. B. verschiedener Hunderassen, 


Dt 


gelingen ihm nicht. Abstrakte Vorstellungen fehlen völlig 
(Ursache, Wirkung usw.). 


. Ideenassoziation: die Aufmerksamkeit ist ebenfalls gestört, 


besonders die dauernde Aufmerksamkeit. Das Rechnen wird . 
nurmangelhaftgelernt,fastnie Subtrahieren und Multiplizieren. 


~. Affekte: nicht selten erfolgen ganz motivlose Wutausbrüche; 


Steigerung der sexuellen Gefühlstöne; altruistische (ethische) 
Gefühle fehlen vollständig: dieser ethische Defekt wird von 
manchen Autoren als moral insanity bezeichnet; Mitleid, 
Dankbarkeit, Gerechtigkeitsgefühl verschwinden ganz neben 
dem |berwiegen der Rachsucht und der Schadenfreude. 
Diese Symptome findet man aber auch oft bei nicht imbecillen 
Psychopathen. - 


. Handlungen: Viele Imbecille' sind eds; einen Beruf 


zu ergreifen, jedoch nur in unselbständiger Stellung, da sich ` 
die Handlungen bloß auf Nachahmung der Handlungen 
anderer Personen beschränken. Sexuelle Exzesse kommen 
nicht selten vor (Päderastie, Sodomie, Tribadie usw.). Imbecille 
Mädchen ergeben sich manchmal sehr früh der Prostitution. 


. Körperliche Symptome: 


a, Mißbildungen: ähnlich wie bei der Idiotie. e 

ß. Die Sprache: ist oft durch Stammeln gestört. Das 
Sprechen wird spät erlernt. 5 

Y. -Die motorische Kraft: ist meist normal; das Gehen wird 
spät erlernt. 


~ 


Debilität:- 


(8 


Vorstellungen: alle k raten Begriffe sind normal 
erhalten; die Angaben über die eigenen Personalien werden | 
ganz ‚richtig gemacht. 


. Ideenassoziation: das Wiederärkennän von Personen und 


Gegenständen ist normal; dauernde Aufmerksamkeit und 
Konzentration sind jedoch ge stört. Die Bildung eines eigenen 


Mayer, Compendiüm der Neurologie. 9.—18. Aufl. 11 


12 


E fouer: eg völlig E soweit abstrakte Dinge in 
e Betracht kommen; die Urteile sind meistens von anderen 


Se Personen. entlebnt. ‚Das Rechnen: ist meist gut. Das Ge- 


"dächtnis- ist mangelhaft, daher ist die ‚Reproduktion von Er- 
- zählungen ‚notdürftig. . See 
3. Affekte; sind im ganzen. normal; -nur die altruistischen 
Be Gefühle sind. dürftig. vorkanden. ` `- 
"A Handlungen: sehr komplizierte: Handlungen sind möglich; 
der ethische Defekt verrät sich meist schon sehr früh durch 
| schamlose Onanie, Unordnung'in allen Dingen, Vernachlässi- 
gung der ` Kleidung, Neigung zum Lügen und Stehlen, 
-Unreinlichkeit usw. Die Debilität lenkt die Patienten oft 
"auf die Verbrecherlauf bahn (durch Schuldenmachen, Unter- 
ee Vagabondage use). 


Bi Körperliche EE fehlen meist, die Sprache ist ` 


normal. 


"Verlauf: zuerst fällt meist die Verspätung oder das Ausbleiben 

u EE Gehen- und Sprechenlernens auf; von Jahr zu Jahr wird 
"` das Zurückbleiben der Intelligenzentwickelung deutlicher. Der 
Schulunterricht wird unmöglich; abgesehen von der Debilität. Eine 
= Drogression des Intelligenzdefektes ist-nicht vorhanden. Sehr selten 
wird bei Idioten und schwer Imbecillen ein höheres. Alter erreicht. 


e Prognose: "Besserung. kann durch geeignete Behandlung und 
Erziehung eintreten, besonders günstig ist die Prognose bei Schild- 
 .drüsendefekten (Kretinismus), hereditärer Syphilis, Rachitis und 
leichtem Hydrocephalus; die ungünstigste Prognose geben diejenigen 
. Fälle, welche mit epileptischen - Anfällen oder mit Lähmungen 
kompliziert, sind, da ‚sie: Bau Da sind. 


| Differentialdiagnese: SE S 

"1. Gegen erworbene Psychosen: derch EE 

EI Abgrenzung’ der drei Formen des angeborenen Schwachsinns 

~ ` untereinander: die Grenzen sind nicht scharf; Idiotie ist 

= anzunehmen, wenn alle konkreten Erinnerungsbilder fehlen, : 
_ Imbecillität, wenn die‘feinere. Unterscheidung, konkreter Er- 
innerungsbilder unmöglich ist, Debilität, wenn nur die abstrakten 

"und ethischen Vorstellungen unentwickelt sind. Vegl. S. 119: 

_ ‚Intelligenzprüfung va Kindern. e 

Ee Therapie: DE CC WS , 

T a). Kausale Indikationn:' 0,000 
LL bei syphilitischer Ätiologie: Salvarsan, Ouscksilher 
und Jod; > > 
2. bei rachitischer Ätiolögie: ‚entsprechende Diät; Phospor- 

Lebertran ; A 


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3. bei th yreogener Aione (Kretinismus, Myýxoedem): 
Schilddrüsenpräparate, man achte jedoch auf die Gefahr 

` des Thyreoidismus. Die Erfolge sind meist glänzend ; | 

4. bei hydrocephaler Ätiologie: vgl. S.: 75. 


to KEE Behandlung: Anschauungs-, Kenne 
= keits-, Bewegungs-, ethischer Unterricht usw. Idioten und 
Imbecille bringt man am besten in einer Anstalt unter. Für 
debile Kinderexistieren die sogenannten „ärztlichen Pädagogien“. 
- An manchen Schulen ‚sogenannte: „Hilfsklassen“. 


EI Behandlung der körperlichen Erscheinungen: 
Lähmungen durch Massage, Elektrizität usw.; epileptische 


“Anfälle durch Brom usw. Die Diät hat Alkohol, Kaffee, ` 


Tee und. starke Gewürze zu vermeiden. 


. Forensische Bedeutung: Strafhandlungen sind besonders 
bei’ ‘Imbecillen sehr häufig; es kommen Diebstähle, Sittlichkeits- 
: verbrechen, Brandstiftungen, Todschlag u. a. vor; beim Militär 
- Disziplinarvergehen und Desertion. Die Debilität veranlaßt fast 


. ebenso häufig Strafhandlungen. Imbecillität schließt die Zurech- 
Se nungsfähigkeit stets aus, Debilität in vielen Fällen. 


` Zeugenaussagen und Denunziationen schwachsinniger Personen 


Sg sind Sell eiver nich mit Mißtrauen aufzunehmen. 


Paychosen, „die zu Schwachsinn führen. 
| 1. Dementia paralytica. 
Progressive Paralyse der Irren. ` 


Ätiologie: immer Syphilis. Der Ausbruch der Dementia 
 paralytica beginnt mehrere Jahre ag der Infektion. Die pro- 
gressive Paralyse ist als meta- oder besser parasyphilitische 
Krankheit aufzufassen. Neben der Syphilis kommen vielleicht 


| ‚noch prädisponierende Momente in Betracht: 


A. erbliche Belastung, vgl. EBEN TRUODSZEICEN S. 123, 
2. das männliche Geschlecht, | 

3. chronischer Alkoholismus, 7 

4. „geistige ‚Überanstrengung. 


Die ‘Annahme einer Lues nervosa ul à virus nerveux) 


_ wird von den meisten Autoren bestritten. 


Der Beginn der Krankheit fällt entsprechend der syphilitischen 


- Ursache meist in das vierte oder fünfte Dezennium des Lebens; 
bei hereditär Syphilitischen macht sich die Krankheit meist in der 
= ersten Hälfte des zweiten Lebensdezenniums geltend. 


Get 


ce sind Intelligenzdefekt, Sprachstörung und }. 


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` Pathologische Anatomie: we. se 


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Se, Sir Nadin 
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Spirochaetae pallidae sind i in der Hirnrindo und im Hirn- z S 
ee zu. finden. ° as 


Ge 'Leptomeningitis chronica: die äche Hirähänd, besonders ` ` 
- 'der-Konvexität, : erscheint weißlich .getrübt und verdickt, mit... 
der Hirnrinde fester. verwachsen als. normal: SE 
Atrophie: der :Größhirnrinde: äußert sich EE = 
durch Verschmälerung, ‚mikroskopisch durch: 
a. Verminderung und Veränderung der Ganglien- -= 
zellen: der Zellkern erscheint geschrumpft, die Nißlschen - . 
GE Tigroidkörper sind: nicht mehr ou erkennen; auch Ver- ` 


"kalkungen der Ganglienzellen kommen vor; 
, Schwund der Nervenfasern; -~ 
. Wucherung des Gliagewebes; 


. Herden; 


SIE kleine, bis miare Pao E Herde; S- 

Et Veränderung der Blutgefäße: die Gefäßwand ist verdickt; der :. 
perivaskuläre Lymphraum vollgepfropft mit Plasmazellen GE 

„und Lymphocyten („Gefäßmantel“ A | 

. Pachymeningitis 'hämorrhagica interna: findet sich in 
der Hälfte der ‘Fälle. (vgl. 8.80). 020.0 

, Erweiterung der Hirnventr ikel (Hydrocephalus internus), 

.. Ependymitis granularis. l 

D Schwund der äußeren Tangentialfasern, der Radialfasern und 

en -` Degeneration. von Hirnnerven.. | 


Sc? 


‘Symptome: die Kardinalsyiptöme. der progressiven 


reflektörische Pupillenstarre; 


1. 


zunehmende Gedächtnisschwäche ist meist das er "ste Zeichen A 


a) Psychische Symptome: 


Der Intelligenzdefekt: sowohl die Zahl Aë konkreten als 
auch der abstrakten Erinnerungsbilder nimmt stetig ab; diese 


. des Intelligenzdefektes. Zunehmende Urteilsschwächemacht 
"mit der Gedächtnisschwäche den Intelligenzdefekt aus. In den 


höheren Graden sind die leichtesten ‚Rechnungen nicht mehr 


Ke ausführbar. 


Die Merkfähigkeit ist k beeinträchtigt: E 
Zahlen, vorerzählte. Geschichten: und die jüngsten Erlebnisse 
werden rasch vergessen. Infolge des Intelligenzdefektes können 


' Zustände eintreten, welche eine Denkhemmung oder eine Ideen- 


flucht vortäuschen, Zi? S 


: Rundzellen- -Infiltration, teils "R teils in kleinen a 


— 165 


; Wahnvorstellungen: meist auf der Höhe der Krankheit ; | 
in der Mehrzahl finden sich Größenideen, weniger häufig 
hypochondrische und Verarmungsvorstellungen, manchmal 


auch Verfolgungswahn. Für alle diese Wahnvorstellungen 
ist der schwachsinnige Inhalt charakteristisch. Die Bildung 
von Wahnsystemen unterbleibt infolge des Intelligenzdefektes. 


. Sinnestäuschungen: am häufigsten sind haptische Halluzi- ` 
nationen und Akoasmen, daneben finden sich auch Visionen... 
. Affektstörungen: das Schmerzgefühl verschwindet sehr früh: ` 
Hypalgesie und Analgesie. ` Die sexuelle Wollust ist meist 


gesteigert. Die ethischen und ästhetischen Gefühle erlöschen 
sehr früh;. im übrigen finden sich krankhafte Reizbarkeit, 
Exaltation, Depression und Angst. Im Schlußstadium ver- 
schwinden die Affektstörungen; nur die Euphorie, eine 
unverhältnismäßig heitere Zufriedenheit, bleibt Ce zum Tode 
bestehen. Alle Affektstörungen ema durch ihre SE 


+ 


aus gezeichnet. | N 


b) Körperliche Symptome : u | 
. Reflektorische Pupillenstarre; in manchen Fällen findet 


sich nur träge Lichtreaktion. Verziehung und Ungleichheit 
der Pupillen ist häufig. 


. Sprachstörung: ist re N atur; charakteristisch ist ` 
die Hesitation (verzögertes Sprechen), das Silbenstolpern . 


und das Weglassen von Silben, z. B. Dampfschiffschleppfahrt 
statt Dampfschiffschleppschiffahrt. In höheren Graden wird 
die Sprache zu einem unverständlichen Lallen. | 


. Die Sehnenreflexe sind oft gesteigert; bei Komplikation 


mit Tabes (Taboparalyse) sind die Schnenreflexe auf beiden 
Seiten verschieden oder erloschen. 


. Sensibilitätsstörungen: 


o. E Analgesie und Hypalgesie; 
ß. subjektive: sehr häufig sind spontane Schmerzen, besonders 
Kopfschmerzen; bei REES lanzinierende Schmerzen. 


Motilitätsstörungen: 


a. Augenmuskellähmungen: die Anamnese ergibt infolge der- 
selben oft Doppelsehen; am häufigsten sind Lähmungen 
des Abducens uud des Oculomotorius ; 

. Lähmungen der Gesichtsmükulatur: Ptosis, Herabhängen 
einesMundwinkels, Verstrichensein dereinen Nasolabialfalte; 


"To 


i Hypoglossus-Lähmungen: die Zunge weicht oft nach der | 


gleichzeitig von Facialparese betroffenen ‚Seite ab; 
. Vibrieren der Lippen beim Zähnezeigen: 
. die grobe motorische Kraft der Extremitätenmuskulatur ist 


an OD 


e, 2 
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fast, Ee EE Besondere vorübergehende Hemi- 
` paresen sind. nicht selten. E 
"Für alle Lähmungen. ist ihre geringe Intensität und ihre 
~ Mlüchtigkeit, ‚charakteristisch. 


l Koordin ationsstörungen; änden sich meist erst in späteren 


. Stadien. 


"Kpoplektiforme. Anfälle (vgl. S 
"Epileptiforme Anfälle haben: meist a Typus der Jackson- 
schen Epilepsie (vgl. ` S. 70) 


o Tncontinentia alvi und. urinae im RT 
; Serum: positive Wassermannsche. Reaktion in fast allen 
` Fällen; durch Salvarsanbehandlung läßt. sich vorübergehend 


negative Reaktion erreichen, ohne daß darum eine Besserung 


des klinischen Verlaufes einzutreten: ‚braucht. 
RER | E 
SC ai "Wassermannsche Reaktion. stets poaa 


Lomb alflüssigkeit: 


Pe 


| "bh Globulinreaktion (Nonne- -Apelt) häufig positiv, 


< o stets ` ‘Pleocytose. 
_ Verlauf: erstreckt sich über 3 e J dee e SEH jedoch auch 


‚galoppirende Formen. 


Nicht, selten: lassen sich de Stadien ı unterscheiden: 
ein Pro domalstadium: der Kranke ist abnorm reizbar und 


D auffallend rührselig; die geistige Arbeit beginnt schwer zu 
fallen; das Gedächtnis läßt nach; der Charakter ändert sich; 
u: Gleichgültigkeit: gegen höhere Interessen: tritt hervor. Obj ektiv 
findet sich schon jetzt: manchmal Pupillenstarre oder Hypalgesie 
oder leichte Sprachstörung. | 

..Das Höhestadium: meist findet sich Exaltation mit Ideen- 
"Bucht und Bewegungsdrang; Größenideen und hochgradiger . 


. Schwachsinn sind deutlich ausgeprägt. Der Kranke macht sinn- 
lose, große W areneinkäufe, ungeheure Spekulationen, unternimmt 
` große Reisen usw. Häufig stellen sich‘ Tobsuchtsanfälle ein. 

Statt der Exaltation findet sich in manchen Fällen Depression 


mit Angstaffekten, Denkhemmung :und.motorischer Hemmung; 


daneben finden sich hypochondrische Wahnvorstellungen. Die 
ee können zum. Selbstmord führen. 


ve R emissionen, welche Wochen und viele Monate dauern kënnen, 


‚ Das Schlußstadium: ist durch die völlige Demenz charakte- 
“risiert;. meist findet sich eine leichte Euphorie. Der Kranke ist 


Sehr. charakteristisch sind für das ` Höhenstadium die 


an das Bett gefesselt;: da die Ba Ausfallserscheinungen 
sehr. entwickelt sind. 
| Besondere Formen sind die galoppierenden Paralysen, die 


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stationären Ben. und die Paralyse mit Herderkrankungen 
(Lissauersche Paralyse). 
Prognose: ungünstig; Heilung eet, Der Tod. 
erfolgt durch interkurrente Erkrankungen, Schluckpneumonie, 
Cystitis, Pyelonephritis, Dekubitus mit anschließender Sepsis oder 


durch allgemeinen Marasmus; manchmal erfolgt der Tod im ` 


apoplektiformen oder im epileptiformen Anfall. 
Differentialdiagnose: die Dementia paralytica kann fast jede 

Psychose nachahmen, daher ist die Feststellung des Intelligenz- 

defektes und: der organischen Symptome von besonderer 

Wichtigkeit. Verwechslungen sind insbesondere möglich mit: 

1. Neurasthenie. 

2. Manie, ` S 

3. Melancholie. | | 

4. Paranoia oder Dementia praecox. 

5, Multiple Sklerose: "e? 

6. Herderkrankungen. des Gebirns: Tumor cerebri, Apoplexie, 
Lues cerebri usw. 

7. Dementia senilis: diese beginnt Hat jenseits des 60. Lebens- 
jahres; nie finden sich bei ihr Pupillenstarre, hesitierende Sprache, 
Größenideen und Rückenmarkssymptome. 

8. Dementia alcoholica: hier fehlt der Pro grESEIYE Charakter des 
Verlaufs. 


Therapie: | 

1. Überführung in geschlossene Anstalt,  (Frühzeitige Entmün- 
digung!!) 

2. Im Brodrbinalstadium Versuch einer Quecksilberkur mit gleich- 
zeitiger Jodbehandlung, da Verwechslung mit Hirnsyphilis 
möglich ist. Eventuell auch Salvarsan. | 

8, Analog der Beobachtung, daß Besserungen bei gleichzeitigen 
fieberhaften Erkrankungen eintreten, versucht man jetzt künstlich 
Fieber zu erzeugen. Man verwendet Tuberculin in steigender 
Dosis bis 0,5. 

4. Im übrigen symptomatische Therapie. , 

Forensische Bedeutung: es kommen die verschiedensten 

Strafhandlungen vor, der Kranke ist selbstverständlich unzurech- 

nungsfähig; Entmündigung muß möglichst früh beantragt werden ~ 


2. Dementia senilis, Presbyophrenie. 


Ätiologie: 
1. Erbliche Belastung. 
2. Senile Involution: die Krankheit tritt meist erst nach dem 
60. Lebensjahre auf. 
3. Arteriosklerose. 


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 Pathologische_ Anatomie: ähnlich ` wie bei der Dementia: 


a nur fehlt die schwerere Degeneration von Nervenfasern 
“und die: zellige . Infiltration. der Lymphscheiden, auch keine 
. -Stäbchenzellen. Ferner finden ‚sich: drüsenartige kleine Herde 
„(Abbauprodukte). E e 


= - Symptome: . en, AE E 
| Sa Intelligenzdefekt: E besonders für das 
-  Jüngst, Vergangene; schwere’ Störung: der Merkfähigkeit; hoch- 
d  gradige Unotientiertheit, manchmalbeilebhafter Aufmerksamkeit; 
2 Wahnvorstellungen können fehlen, finden sich jedoch häufig. 
-Es überwiegen Verfolgungs- und hypochondrische Vor stellungen. 
Besonders.stark sind sie beim präsenilen B e ein träc htigungs- 
o. wahn.Kraepelins. ` 
8. Sinnestäuschungen: Hallanak wad Illusionen in der 
- , Hälfte der Fälle,. besonders nachts; Ein. DEE Krankheits- 
.  " bewußtsein ist meist vorhanden. ' S 
4, Affektstörungen: die Stimmung ist. sehn, 1äbil; besonders 
häufig sind Angstaffekte. ‚Die ‚ethischen. ‚Empfindungen sind 


Et 


ër Sr abgestumpft. B u 


+5. Handlungen: die Koike: irren "hesondeke: a ge E e 
` umher; infolge des Mangels der. ethischen Begriffe kommen 

` . Diebstähle,, Sittlichkeitsverbrechen u.a. vor. Häufig zeigt sich 
| ein. Sammeltrieb . (Sammeln von. ‚Papierschnitzeln usw.). 


Verlauf: ‚erstreckt. sich - über 3—10:Jahre; der Zustand 
Eet sich ganz allmählich, Remissionen kommen vor, aber 
`. “nicht so häufig wie bei der Dementia paralytica. Die Alzheimersche 
.- Krankheit macht ähnliche Symptome, entsteht aber auch präsenil. 
Dei ihr findet sich eine peraphasische Sprächstörung mit eigen- 
artigen Perseverationen.. ` 


Prognose: ungünstig; der. Tod erfolgt an senilem Marasmus, ` 


i Pneumonie; Selbstmord infolge der Angstaffekte. ` 


Differentialdiagnose: Verwechslungen sind möglich mit fast 
allen Psychosen, besonders mit der Dementia: paralytica. 


Therapie: genaue Überwachung; in schweren Fällen ge- 
schlossene Anstalt; symptomatische Behandlung. 


. Forensische Bedeutung: :-der Kranke ist für seine Straf- 
a... unveraniwortlich; Eintmündigung, ist, ‚indiziert. 


a Dementia arterio-sclerotica. 


Ätiologie: Arteriosklerose; ` besonders : hereditäre Arterio- 
 skleroëe, ` Die Krankheit tritt meist. vor dem, 60. Lebensjahre auf. 


Pathologische Anatomie : i ausgebreiteter Untergang des 
i e infolge der- ala aı EES E 


ge 169 "> 


besonders da Heinen‘ Gefäße, Außerdem finden sich kleine 
Blutungen und. Erweichungen. 


Symptome: gleichen denen der ge RES und ng: 


senilis; der Intelligenzdefekt entwickelt sich jedoch mehr schubweise: 
Es kommen schwere Verwirrtheits- und Angstzustände vor. Die ` 
Urteilsschwäche und der ethische Defekt sind nicht so deutlich 
ausgeprägt. Die Merkfähigkeitist erheblich gestört, das Krankheits- 
bewußtsein erhält sich sehr lange. | 

Auf körperlichem Gebiet, finden sich Tremor, Steigerung 
der Sehnenreflexe und Paresen; Sprachstörungen infolge. der 
Erweichungsherde in .den entsprechenden Gebieten (Pseudo- ` 
bulbärparalyse). = ~ 

Verlauf: erstreckt sich über 6— 12 J ahre; der Tod erfolgt 
häufig infolge eines hämorrhagischen Insults. Man kann arterio- 
sklerotische_Schwäche- und Verblödungszustände ln 


von einer postapoplektischen Demenz. 


asi 


E b) 1. nach Leptomeningitis acuta, 


'Differentialdiagnose: hat besonders Dementia paralyiica 


` und senilis zu berücksichtigen. 


Therapie: nur bei schweren Fällen ist er Anstalt 


f nötig, antiarteriosklerotisch, im übrigen wie bei Dementia senilis. 


4. Dementia secundaria 
a) nach Herderkrankungen : 


. Dementia ex apoplexia cerebri, 
. Dementia bei Tumor cerebri, 

. Dementia bei Hirnsyphilis, 

. Dementia bei multipler Sklerose, 
. Dementia bei lobärer Sklerose (Verblödung, Sprach- 
` störung, epiléptische Krämpfe bei Nee lan) und 
Gliawucherung); | Ä 


s. Neurologie; 


i 
Ä 


2. bei. chronischer Chorea (Huntington) ainiliare 


progressive Erkrankung mit Verblödung und choreatischn ` ` 


Zuckungen bei BEER degenerativen Hirnveränderungen). 


5. Dementia praecox (Schizophrenie). 
Ätiologie: : erbliche Belastung in 80°, der Fälle. - Die 


© Krankheit entwickelt sich meist zur Pubertätszeit oder bald 


"hinterher: häufiger bei männlichen Individuen als bei weiblichen. 


Pathologische Anatomie: noch ‚nicht genügend aufgeklärt; 
mikroskopisch finden sich geringfügige Veränderungen der 
Ganglienzellen, der Fasern und der Glia. 


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gr mptome: we 


k Intelligenzdefekt: CS Gedächtnis an sich ist gut. Legt 


man dem Kranken eine Rechenaufgabe vor, z. B. 3x 4, so 
erhält’ man meist die richtige Antwort, auf jede folgende Frage 
eech z: B. 3x5, gibt der Patient immer wieder dieselbe 
- Antwort: P erseveration... Ebenso gering wie der Gedächtnis- 
` defekt ist:der Defekt der Merkfähigkeit. 
Dagegen jet die Aufmerksamkeit beträchtlich geschädigt. 
„Die Ideenassoziationen sind hauptsächlich durch ihre 
Narr zur Perseveration "und ‚Stereotypien gekennzeichnet. 
Alle’ mündlichen und schriftlichen Außerungen strotzen von 
| © Wortwiederholungen, Pleonasmen, sinnlosen Wortverbindungen 
und: verwirrten. Vorstellungen; dabei ist der Phrasenkreis ein 
‚ganz ‚beschränkter. Stets besteht‘ Denkhemmung. 


2 Wahnvorstellungen:: kommen "häufig vor; hauptsächlich - 


EE eg und Verfolgungsvorstellungen, später auch 
sinnlose’ Größenideen. | 


B Atfektstörungen:. "schwere Apathie; im Beginn der 


"Krankheit oft Depression. 


A a kommen | ‚nur bei der paranoischen 
Varietät vor. ` Ss ) 

D Handlungen: vor - allem fällt die sogenannte hebephrene 
~ Abulie auf: die Kranken arbeiten nichts aus eigener Initiative; 
auf Ermahnung. hin arbeiten sie mit vielem Widerwillen 
mechanisch und kurze Zeit. ` 


‚Andere "Kranke nehmen den — ganzen Tag stereotype: 


Handlungen vor, sie laufen stundenlang im Kreise usw. 
‚ Diese stereotypen Handlungen können jahrelang unverändert 
bestehen; ebenso häufig sind stereotype Haltungen. 

Bei: schwerer motorischer Hemmung befindet sich der 
ganze Körper. in katatonischer Spannung, so daß passive 
Bewegungen auf einen energischen Widerstand stoßen. Dieser 
` Negativismus (vgl. S. 171) drückt sich auch in dem Ver- 
kriechen unter der Bettdecke, i in krankhaftem (eschlossenhalten 
der ‚Augen aus, 


Häufig. ist SE 
| o, Echolalie: GE E nieht irgend ein zufällig fallendes. 
. . Wort nach, das ihm besonders auffällt; 
H Echopraxie: der Kranke ahmt Bewegungen und Hand- 
Ce lungen nach. "` $ 
‚Oft kommen auch ae Stores vor, die zu 
KEEN Verbrechen, Körperverletzungen usw. führen. 


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| WR Körperliche Symptome: Analgesie, in den meisten Fällen. 


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Verlauf: im Anfang herrscht meist Depression vor; allmählich 
erlischt das Affektleben, so daß völlige Apathie übrig bleibt; 
dagegen bleiben Auffassung, Gedächtnis und Urteil relativ gut 
erhalten. In der Mehrzahl der Fälle wird der Intelligenzdefekt 
immer größer, in wenigen Fällen .bleibt er stabil. Häufig finden 
sich Remissionen. Meist ergibt sich ein völliger Zerfall der 
Persönlichkeit (Schizophrenie von. aio = — ich spalte). 


Varietäten: 
. Die Hebephrenie (das eigentliche J EN 
9. Die parandische Varietät: (Dementia paranoides) : 
herrschen Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen vor; die 
Hemmungen treten in den Hintergrund (s. auch Paranoia N. 
3. Die katatonische Varietät: die Hemmungen herrschen vor; 
Kranke spricht nicht und verweigert oft die Nahrung. 
. Katatonische Haltungen ; 
e stereotype Bewegungen; 
+. Negativismus: Widerstand gegen jede Anregung zu Be- 
wegungen oder zum Sprechen; der Patient führt weder auf- 
getragene Bewegungen aus, noch läßt er passive Bewegungen 
an sich vornehmen. 
ò Verbigeration: der Kranke wiöderholt Stunden . oder 
tagelang dieselben Worte oder Sätze. | 
4. Die zirkuläre Varietät: Wechsel von Harms und 
Erregung; in der Phase der Hemmung nimmt der Kranke 
irgend eine stereotype Haltung ein, in der Phase der EE 
führt er stereotype Handlungen aus. 


Prognose: ungünstig; Heilung EE Tod durch 
interkurrente Erkrankungen. 


Differ entialdiagnose: hat zu berieiihehigen Melancholie, 
Manie, Paranoia, Neurasthenie, Hysterie, periodische Psychosen, 
angebor enen, Schwachsinn, Dementia - paralytica und andere 
Hir nerkran kungen. 

Therapie: Aufnahme in geschlossene Anstalt; im übrigen 
symptomatisch. 

Forensische Bedeutung: die Beisharkant ma die Impulsivität 
des Schizophrenen können zu Strafhandlungen führen; der Patient 
ist unverantwortlich; Entmündigung ist anzuraten. 


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er 


= Diet für die Psychiatrie wichtigsten Paragraphen 


der deutschen Gesttzgebing, 
1. “Strafgesetzbuch: ` 


EES E? GD Eine bite Handlung je nicht vorhanden, a n:i. 
Ea ga der Täter zur Zeit der Begehung der Handlung sich - - 

.. ineinem Zustande der Bewußtlosigkeit oder krankhafter 

Soa Störung der Geistestätigkeit befand, durch welchen seine 

ES "Dreis Willensbestimmung' ausgeschlossen war. 


‘8.56. . Ein "Angeschuldigter, welcher zu einer Zeit, als er 


es das 12., aber ùicht das 18. Lebensjahr vollendet hatte, eine strafbare 
et Handlung begangen hat, ist freizusprechen, -wenn er bei Begehung 

©  ... derselben. die- zur Erkenntnis m ‚Strafbarkeit erforderliche 
Einsicht nicht besitzt: 


8 176, Absatz 2. -Mit Zuchthaus bis zu -10 Jahren wird 


Ee | bėstraft, ver eine in einem willenlosen oder bewußtlosen Zustande 


| "befindliche oder eine. geisteskranke Frauenspegson zum außer- 


| GE ; ehelichen. Beischlaf mißbraucht. 


1. Strafprözeßoränung: 


GH 


| e B6. Oiee sind zu vernehmen . ‚Per sonen, welche 


SC? wegen mangelnder Verstandesreife oder wegen ` Verstan desschwäche 
vondem Wesenund der Bedeutung des Eides keineVorstellung haben. 


81. Zur Vorbereitung eines Gutachtens über den Geistes- 
Zustand des Angeschuldigten kann das Gericht auf Antrag eines 


> Sachverständigen nach Anhörung des Verteidigers anor änen, daß ` . > 
~ der Angeschuldigte in eine‘ öffentliche Irrenanstalt gebracht und `; 


dort beobachtet werde. — Die Verwahrung in der Anstalt darf 


.. die Dauer von 6 Wochen nicht. übersteigen... 


In. Militärstrafgesetzbuch: 
8 49. Bei strafbaren Handlungen gegen. die Pflichten der 


. militärischen Unterordnung. sowie bei allen in Ausübung des 


Dienstes begangenen 'strafbaren Handlungen: bietet die selbst- 


verschuldete Trunkenheit nt Strafmilderungsgrund. 


ya 


ER 173 d 


IV. Bürgerliches Gesetzbuch: 


S 6. Entmündigt kann werden: 1. wer infolge von Geistes- 
krankheit oder Geistesschwäche seine Angelegenheiten nicht zu 
besorgen vermag usw. — 3. wer infolge von Trunksucht seine 


Angeleg genheiten nicht zu besorgen vermag oder sich oder seine 


Familie der Gefahr des Notstandes aussetzt oder die Sicherheit 
anderer gefährdet. 

Die Entmündigung ist wieder aufzuheben, wenn der Cind 
der Entmündigung wegfällt. 


8 104, Abs. 2. Geschäftsunfähig ist, wer sich in einem die 


T 5 freie. Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter 


‚ Störung der Geistestätigkeit befindet, sofern nicht der Zustand 


| — seiner Natur nach ein vorübergehender ist, 


- 8 1569, Ein Ehegatte kann auf Scheidung klagen, wenn der 
andere Ehegatte in Geisteskrankheit verfallen ist, die Krankheit 


während der Ehe mindestens drei Jahre gedauert und einen solchen 


Grad erreicht hat, daß die geistige Gemeinschaft zwischen den 
Ehegatten aufgehoben, auch jede Aussicht auf LE 
dieser Gemeinschaft ausgeschlossen ist. 


& 1910, Abs. 2 u. 3. Vermag ein Volljähriger, der nicht - 


unter Vormundschaft steht, infolge geistiger oder körperlicher 
Gebrechen einzelne seiner Angelegenheiten oder einen bestimmten 


Kreis seiner Angelegenheiten, insbesondere seine Vermögensange- 


legenheiten, nicht zu besorgen, so kann er für diese Angelegenheiten 
einen Pfleger erhalten. 

Die Pflegschaft darf nur mit Einwilligung- des Gebrechlichen- 
angeordnet werden, es sei. denn, daß eine Verständigung mit ihm 


ei nicht möglich ist. 


S 2229, Abs. 3. Wer wegen Geistesschwäche, E | 
oder Trunksucht entmündigt ist, kann ein Testament nicht errichten. 


- 


Die Unfähigkeit tritt schon mit der Stellung des ae ein, auf - 


Grund dessen die cn erfolgt. 


-Anhäng.: 


| Die i in der Neurologie und Psychiatrie gebräuchlichsten 


d | ‚Medikamente l 
Gunter teilweiser Benutzung von Rabows ‚Arzneiver ordnungen). 
I. Narcotica. Sec 

a) Allgemeine: . 


= > 


,  Soeten Bällaaonnae: 0,05 pro deel, 0, 15 pro die! (bei Koliken, 


' Tenesmus, Sphincterkrampf). 


ER Dionin = = Aethylmorphin. hydrochlgr.: 0, 03 pro dosi, 0,1 pro die! 
- -Duboisin. sulfuric.: 1/,—1 mg subcut. u..innerl. in einer Lösung 


von’ 0,01 : 10,0. (bei Paralysis 'agitans). ` 


_ Morphin.. hydrochlor. (oder. sulf.): 0 ‚03 Se dosi, 0,1 pro die! 


 subeutan 0,01—0,03. 


= Opium: Extract. Opii: 0,1 pro dosi, 0, 3 pro die! (bei Tenesmen 
= SS 02:in supposit.). Tinet: Opü simpl; 1,5-pro dosi, 5,0 pro die! 


(bei Melancholie 3 X tägl. 10 Tr., steigend bis 3 X tägl. 30 Tr.). 


e Pantopon (enthält die. Gesamtalkaloide des Opiums als salzsaure 


Salze): 1,0=5,0 Opium = 0,5: Morphin.-subcut. oder in Tabl. 


` Scopolamin hydrobromic. = Hyòscin hydrobromic.: 0,0005 pro dosi, 


‘0,0015 pro die! 'Wasserlösliches Alkaloid (bei Erregungs- 
Er subeutan !/,—1 mg in E von 0,01: 10, 0. 
Kombin: mit Morph:! ` | 


b) Schlafmittel. 


Adalin (Bromdiäthylacethylharnstoft) 0, = d o innenl Bei Neur- 


osen beliebt, sehr mildes Schlafmittel. 


Anylenhydrat = = tertiärer Amylalkobol: 4,0 pro Kost, 8,0 pro die! 


2,0 —3,0 innerl. 

Bromsalze:: Kal. bromat. 8,0; Natr. brom. Aime brom. āā 4,0, 
Aqu. dest. ad 200,0; 3X tägl. 1 ERI. (Mixt. nervina); Ähnlich 
'Erlenmeyers Bromwasser. 


een (a. Monobromisovalerianylharnstoft): 0,03—0,06 = 


1—2 Tabl. 


Chloralliydrat (Cl, CH[OH]): farblose, leicht lösliche, ~ bitter 


 schmeckende Kristalle, 3,0 -pro dosi, 6,0. pro die! Innerl. 
1 ‚0—2, 0 in wässeriger Lösung, am besten in Klysmen. 


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Sen Dial Ciba [Diallylbarbitursäure]: 0,1 = 7 Tabl.; oft kombin. 


E Luminal (Phenyl 


+. 


Codein. phosphor. 0,02—0, 08. 

‚ihylamonylharnstoff): 0,1—0,3 in Pulv. oder Tabl. 
-In größeren Dosen meist. nur bei Geisteskranken oder bei 
‚Epilepsie, 


Ä Medinal = GE (dösl.): 0,5—1,0. Sehr beliebtes Mittel. 
- Nirvanol (Phenyläthylhydantoin): 0, 5 in Tabl. 


KS "` Paraldehyd (CH,CHO),: farblose, scharf schmeckende, riechende 


. Flüssigkeit, 5,0 pro dosi, 10,0 pro die! Innerl. 2,0-5,0. Nur 
- noch in der Psychiatrie gebräuchlich. | 


= Sulfonal (Diäthylsulfondimethylmethan): 2,0 pro dosi, 4,0 pro die! 


0,5—1,5 in Pulvern (vgl. Paraldehyd). 


e S Trional = Methylsulfonal: 2,0 pro dosi, 4,0 pro die! A 5— ER 5 


in EECH (vgl. Paraldehyd). 


u Veronal (acid. diäthylbarbituric.): 0,75 pro dosi, 1,5 pro die! 


` Browsgise CH unter I. 


0,3—0,5 in Pulvern. Sehr häufig angewendetes Mittel (cave ` 
_ Schwindelgefühl am nächsten Tage!). 


u. Nervina. 


Dal s. unter I. EE un? | | 
gn gi Tinct. Valerian. aether. : mehrmals 10—15 Tropfen. 


S Acetanilid (Antifebrin) o H,NH.CH,CO: 0,05 pro dosi, 1,5 Deo die! 


0,2—0,5 innerl. (Migräne, Neural gien). 


d'Be (Pyrazolon Phenyldimethylio):: 2,0 pro dosi, 4,0 pro die! 


0,5—1,0 in Pulver oder Lösung. (N euralgien, Kopfschmerz). 


Se Aspirin (Acidum acethylosalicylicum): 0,5—1,0 in Pulv. oder Tabl. 


(Neuralgien). Novaspirin kombin. mit Methyleneitronensäure. 
Migränin = Antipyrin -+ Coffein + Zitronensäure: in Pulv. von 1,1. 


E - Natrium salicylicum: 0,5—1,0—10,0 pro die! | 
.  „Nitroglycerin (Trinitrin): 1 Tr. einer 1°/, alkohol. Lösung, steigend | 


bis 5—10 Tr. (Migräne). 


| = Phenacetin (Para-Acetphenetidin): 1, o pro dosi, 2 0 pro die! 


'0,5—1,0 (Neuralgien). 


SC Pyramidon (Pyrazolon - dimethylaminophenyldimethylicum) : 0,5 


pro dosi, 1,5 pro die! 0,3—0,5 in Pulrv. oder Lösung 93% 
. tägl. (Kopfschmerzen). 
Trigemin (Pyramidon + Buthylchloralhydrat): 0,2—0,5 in Pulv. 
- oder Tabl. (Neuralgien, Zahnschmerzen). 


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Es Abdominalretiex . 
` Achillessehnenreflex_ 
` Achillodynie . . 
 Adduktorenreflex, gokreuzter 17, 155 
 Affenhand . i 
‚Affektstörungen . 


Agoraphobie . 


Agraphie 


Akoasmen . 


. Akromegalie . 
 Akroparästhesien 


Alkoholneuritis . 
— psychosen . 
Allocheirie 


"Alzheimersche Kr ankheit 
- „Amaurose . map g 


Amblyopie 


 Amentia 


Amnesie 


— Anaemia cerebri. 
~. Anästhesie . 


Analgesie . 


.. Anamnese . . 


Anarthrie . . 
Angioneurotisches Öedem 


~ Angst 
- Apathie 


Aphasie 


 Apoplexia cerebri . 
.  Apraxie | 
> Arthropathien 


Astasie . 
Ataxie . 
— cerebellare 


— hereditäre . 


Athetose . . i 
Atrophie, degenerative d 


` — Inaktivitäts- . 
 — myopathische 


Atrophische Lähmung 
E : 


-Aura 


| uge 


u ayer, Compendium der Neurologie. 9.18. Aufl. 12 


Seite E | 
155 | Babinskisches Phänomen 
19 | Barany . . ; 
17-| Basedowsche Krankheit A 
.94 | Bechterew-Mendel . 
55 De ann 
43 | Binet-Simon . e 
121 | Blasenstörungen . 
116 | Bleineuritis 
66 | Butulismus 
113 Brown-Söquardsche Lähmung S 
107 | Bulbärparalyse . 
109 | 
89 | Centrum cilio-spinale . 
139 | Charcot-Marie 
14 | Chorea minor . 
168 | — major . 
97 | Circumduktion 
27 | Cocainismus 
186 | Commotio cerehri 
100, 156 | Conjunctivalreflex 
. . 68 | Cornealreflex . 
12 | Cremasterreflex . 
13 | Cytodiagnose . 
33 
63 | Dämmerzustände -. 
109 | Debilität ., 
121 Degenerationszeichen ; 
122 | Delirien 
64 | Delirium tremens ; : 
69 | Dementia arterio-sclerotica i 
67 | — paralytica .° 
38, Al | — praecox 
el — senilis 
21 | Demenz. ; 
22 | Denkhemmung 
" 40 | Depression . ..:, 
71 | Dermographie ° 
‘9 | Deviation, konjugierte g 
9 | Diplegia spastica infantilis . 
9 | Dipsomanie a 
7 | Dissoziation . DE 
28 | Dissoziierte Empfindungslähmung 13 
99 ` Doppelbilder‘. ; 26 


Seite. 


18 


29 


, 108 


18 
48 
119 
22 
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144 
159 
123 
138 
140 
168 
163 
169 
167 
118 
116 
121 
146 

26 

77 
132 
117 


è és — 


` Hautreflexe 


|- Hemichorea posano pieonga 


Hemisnästhesiet‘ ORT 
“Hemianopsie . .. ` ; 
Hemiathetösis E 


Hemikranie 
.Hemiplegie : . ; 
-Hemiplegia alternans N 


3 | —:spastica infantilis 


Hemmungsgymnastik . 
nen, er 
_Heredität BY 


| Hesitation . 


Hirnabszeß ; 

Hir ndrucksteiger ung ` 
“Huntingtonsche Chorea 

Hydro cephalus 


| Hydromy»lie . 


.Hypästhesie . 

"Hypalgesie `. 
Hyperaemia cerebri 
‚Hyperästhesie ` 

‚Hyperalgesie . . 
Hyperhidrosis ` . 
Hyperthymie . 

Hypertonie. 

Hypertrophie ~ - 

- Hypochondrie. .. ... . 127, 
Hypochondrische Vorstellung en 
-Hypòtonie T i. ; 
‚Hysterie: Gë ger ak Ai y 


E Enile 
'Ideenflucht . A f 
'Idiomuskuläre Kontr tion 
Idiotie . . 

Jendr assikschar Hande ri iff 
Illusionen `. 

'Imbeedlität i 
'Impotentia coeundi 
Incon'inentia - alvi 


— vesicae : . -< 


` Infranukleäre Lëns 
. Inköhärenz .,. 
 Intelligenzdefekt 
Intelligenzprüfüng.. ; 

E — bei Kindern . 

` Intentionstremor SE 
Ischias ee | 


NH ‚phänomen 
. Ischuria paradoxa. 


‚Katalepsic 5 WW 
‚Katatonie . `, 
"Katatone o Symptome 


; — ..178 
e E Seite |; 
Duchenne Aran er 42: 
Zen Durhämatom . Ko, AE -80.| 
-= Dysarthrie .. . ~. e, 6: 
EN Dystrophia musonlorum. SE 44 
a ’Echolalie eE y BH 
KS Entartungsreaktion, elektrische ag 
mechanische... o, H 
-- Enüresis nocturna `... ` 23 
- Entmündigung a 178 
Epilepsie, genùine . . 93: 1° 
| Rinlen,s. en. We. B. 
=: .— Jacksonsche .:. | u, 18. 
Epilenlsche psychopa- EMS 
- - thische Konstitution . 157 | 
Erbsche Lähmung e a ya 9 
. . Erbscher Punkt . el 97. 
.  Erblich degenerative Konstitution 158 
= Erbrechen, cerebrales . 62, 
o Brythromolalgie . . .. 110 
Euphorie... 2.2 20203... 16:| 
-= Exaltation . 2... 0.0.12 
` - Exhibitionismus. . ` .147 
SS Exophthalmus ` SE 2 103 
Se ‚Focisiielähmung . - 95 
` Facialisphänomen SR E 
` Fetischismus < 2 2 20.080.158 
 . ` Fibrilläre Zu-kungen er e 
Flechsigsche Kur . . . . . 101. 
 Flexibilitas oereg `, ... . u 156 
'.. Flimmerskotom . . v 108 
Frenkelsche Ubuúgsbehandlang 40 
` „Friedreichsche Krankheit . . "A0. 
: . Freudsche nn Lal 
z Fußklonus . ; 17 
ang, ataktischer > 21° 
— paretischer ee er 
= — spastischer ._ . . v2... T, 
Ä Gibbus : E 53 
 Gliosis spinalis . . ae 0l 
` @lobulinreaktion `... 80: 
2» Glossy-skin sw al g rd 
. @oldsolreaktion `... ` 20 
Gowerssche Lähmung ` | 
: Gräfe "eu. 106 
`.  Größenwahn ` EE ld, 
Grübelsucht ` Sr, ir, LIP 
Gürtelgefühl . Be , , Lé 
ees Haemorrhagia‘ cerebri E 
` "Halbseitenläsion . ee ei SE E 
Halluzinationen . : . Se KH 
, 1 


. 108 


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27 
71 
71 


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111 
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169 
75 
50 
12 
13 
69 
12 
12 

104 

122 

7 
8 
149 


‚127 


8 
152 


NËT 


 Morpbinismus ` 


e 


"rr Kernigschės Symptom. , 82 
` Kinderlähmung, de ; 48 ` 
=z = `— cerebrale > . : 76 
-> . Klaustrophobie . 116. 
= ..Kleptomanie ; 132 
` Klumpfuß . 44 
Klumpkesche Lähmung . 9 
Koma A 61 
. - Kompression den Rückenmarks 53 
= Kontraktur 8 
Koordination . 20 
Kopfschmerzen . . . ... 15 
.  Korsakoffsche Psyohose EE 142 ` 
| Krallenhand En k 42 
Krämpfe . .... 2... 3 
.  Kretinismus 160, 163 
Krisen i , . 88 
TEE "14 
 Lagophthalmus . e 26 
‚Landrysche Paralyse . 49 
 Lanzinierende Schmerzen `. 38 
Lasèguesches Symptom 94 
- Lateralsklerose, E 47 
Lepra mutilans . T 51 
Leptomeningitis . 81 
'Lethargie . ; Ce 156 
Lichtstarre, absolute = 25 
— reflektorische S 25 
Littlesche Krankheit . 77 
. Logorrhoe . i 66 
` Lues cerebri . 79 
` — spinalis. . bp 
Lumbalpunktion Su 
- Malum perforans 38 
— Pottü 583 
Manie 128 
Masochismus . 147 
- Mastodynie 94 
Melancholie SA 126 
| Mendel-Bechterew 18 
Meniere . . R 62 
Meningitis anie Zë CU 
— chronica , 80 
` Meningomyelitis syphilitica . KC 
Merkfähigkeit . . 118. 
-  Metasyphilitische ‘Erkrankungen 81 
Metetors;. 1 Béi 2, ‚94 
Migräne 108 
Miosis 24 
Möbius . . 104 
Monoplegie i 5. 
: Morbus Basedowii . 103 
148 


en EE e u nn ne une 


179 


- Seite ; 


` e ) Seite 
'Morvansche Krankheit 51 
Multiple Sklerose . ... “id 
‚Muskelatrophien, progressive _ . 42 
— neurotische Form . ie 44 
— spinale Form 22 
Mutismus i ; DÄ 
` Myasthenia gravis s 46 
Myatonia congenita . 45 


Mydriasis . . . . . i e Ba? 


Myelitis acuta . ; 52 
| Myotonia congenita -. 46 
Myxoedem 105 
Naroskior 174 
- Negativismus . Er kel 
Nervina. e e e er ID 
Neuralgien ve E 
Neurasthenie . 145 
Ä Neuritis 87 
-— optica . . 28. 
-— retrobulbäre Ki 
Neurome ne een, he EE 
Neurone . Ze e, 2 
.Neurosen, funktionelle 4 98 
— vasomotorische . . 109 
Neurorezidive d" ef er dë Ser e EH 
. Nukleäre Tanman E E 5 
Nystagmus 5 27, 29 
Oculo-pupilläres Phänomen . 26 


Oedema cutis circumscriptui É 


Ohnmacht. e, 68 


Opisthotonus ; 4, 82. 
Oppenheim 18, 45 
Pachymeningitis cervicalis 5 

— haemorrhagica 80 
Parästhesie EE 14 
Paralyse . 2.2 2 2 20. 5 
— progressive 163 
Paralysis agitans 84 
Paranoia acuta 136 
— chronica 133 
-` Pavaphasie 65 


Paraplegie . ; en 5 


Parasyphilitische hund 31 
Parese : . 5 
Partielle Empfindungslähmung IER 
Datollzzklezag . 16. 
— reflex 16 
Pavor nocturnus 101 
Perseveration . 170 
Perverse Empfindung . 13 
Perversitäten . 147 
-99 


Petit mal 


Posch 2.2 
 Plantarreflex . Gë a 
 Podalgien . . . 


= Poliomyelitis anterior acuta: d 
` ` Polyästhesie . . ir 


.  Polyneuritis © .. 
| Polyneuritische Psychose. 
Porencephalie . . . 
` Pottscher Buckel | 
` Dredigerhand . VE 


x Presbyophrenie . Ges EE , 
` Pseudobulbärparalyse . 


 Pseudodemeėnz f 
Pseudohyper trophie 


- - Pseudosklerose 


 Pseudotabes alcoholica 
8 — syphilitica . 
 Psychotheraj.ie 


>; ‚Ptosis 


. Pupillenstörungen. 


Quinckesches Ödem d 


` Rausch. ; 
u. . Rayuaudsche Krankheit - 


7 Reflexe ! .'. 2»... 
 Retentio urinae . e Ze 


i  Bhiuolalie . . sg 


Rinne `. 


) EE Phänomen É 


` ` Rossolimo . Ge 
Rückenschmerzen: 2 


P Sadisma: gen EE 
Schizophrenie . 


Së ` -Schleimhautreflexe . . -. 
` Seelenblindheit . S 


- Sehnenreflexe ... . 
Simulation. . 
“Sklerodermie . . . . 
Sklerose, lobäre. . . . 
— multiple . . .. 
Skotom . Se Sei 
Somnolenz `... 
Sopor . . 


Spasmus `... e a > 


Spastische Lähmung ` 
:— Reflexe Kar 
Spermatorrhoe. . ©. 


E 180 EE 


Gel Gs 
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= s Seite 7". 
173 |- Sa bifida SE ee E 
18: | 'Spinalparalyse, BT 412}: 
94 |‘ Spondylitis EE E 53°. 
48 | Sprache . .. .. e. GE 
14 | — skandierende . 55.: 
.89 | Status 'praesens `. 33 — 
142 ` SE SE — SR 
"6 | Biellwag vn éi SE 104 ` 
o 58. Stereognose ` . , H 14. SS 
8 Stereothypien ` < kaf 
167 | Stotten ` BA 
79 | Stupor . ... 117. —— 
-135 | Suggestion .. 153 si -- 
8, 45 | Supranukleäre Lähmung. 5. 3 
56 | Syinmetrische Gangrän 1102. 
89 | Benkope . ... .» 68... 
57 | .Syphilis . ... 1 
151° Synagomyelie. E D" 
26 | | ZS 
23 | Tabes dorsalis `... . wi 
fe Taboparalyse . o .... 392: 
109 Tarsalgie .. s. .. 2.020... nr HÄTT 
— 1 Tetanus. . ecr g. wri eoa A 
139. | Thomsen ee ee 
110 | Tie 97 - 
l 15 | Trauma . E | “ie 30%. 
283. |. Tr aumatische Konstitution ` 159. : 
SS 63 . Tremor Se: SE 4 Go 
28 | Trismus ` u SE d: 
21 | Tuberkulose `. a TB 
19 | Tumor- Bere l GE 
15 dE 
158 Unorientiiteit < 117 a 
Ste ` Velletesche Drickpunkte 92 = 
a7: | Verbigeration . ` 1718 
67 E 5 mo T 
We Vertigo. 2.0.0 62.:° 
01 Visionen DEG SC? 118 , x. 
110 | 
76. "Wahnvorstellüngen GE 115° Së a 
HBh Wassermannsche Röaktion 80 = CR 
iog | Weber se'i acu N% 28 x.. 
WIR Würgreflex e? A LK SN 
Zirkuläres Irresein - 182°" 2, 
NH | Zuckungsgesetz . F <% 
18: a lagen: e 148 - - 
147 | SEN Su SC 132 ~ 


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